Kommentarserie 1953 zusammengefasst

Einige Stichworte (Auswahl):

Weihnachtsbaum, Impfung, Radium, Rassentrennung, WBBR, Hislop

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Vor sechzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Januar 2013 00:09
Wieder mal: der ach so „schlimme" Weihnachtsbaum

Unter der Überschrift „Der vollständige Kreis", hält der „Wachtturm" vom 1. 1. 1953 eine Notiz auch seinerseits für wiedergebenswert, welche dem Tenor nach, alle, außerhalb der Zeugen Jehovas, in das Raster „Heiden" einreiht. Im konkreten Fall nimmt der WT Anstoß an dem kulturellen Brauch des Weihnachtsbaumes. Offenbar geht er von der Prämisse aus, der Mensch sei um der Gesetze willen da. Und nicht die Gesetze um des Menschen willen.

Natürlich gibt es vielerlei kulturelle Bräuche, die sich auch andernorts wiederfinden. Beispiel, dass von den Zeugen Jehovas auch verpönte Rauchen, welches wohl von den Indianern abgeschaut wurde. Und wenn heute die Kartoffel ein weit verbreitetes Nahrungsmittel ist; dann darf daran erinnert werden. Zu Zeiten Jesu war sie es noch nicht. Aber seit den Zeiten eines Kolumbus zusehends. Insofern ist es müßig nachzuweisen, dass auch der Weihnachtsbaum eine vielfältige Geschichte hat.

Der „Wachtturm" schreibt:

„Die Geschichte des Weihnachtsbaumes hat sich nun wie ein Kreis vollständig geschlossen. Die Heiden gebrauchten ihn zuerst bei Wintersonnenwendfestlichkeiten. Jene, die sich 'Christen' n a n n t e n nahmen sich keine Zeit, um die Heiden wirklich zu bekehren, die sie an sich zogen, sie gaben lediglich ihren verderbten Zeremonien einen christlichen Namen. Die Heiden waren zufriedengestellt und ebenso die 'Christen', auch wenn das Wintersonnenwendfest zu einer Jahreszeit gefeiert wurde, zu welcher Christus gar nicht geboren sein konnte. Heute glauben Kommunisten wie die zur Zeit der Urkirche lebenden sogenannten Christen, daß es nicht notwendig sei, sich den Volksbräuchen entgegenzustellen, seien sie richtig oder falsch. So vollzogen sie nur einen Namenswechsel.

Weiter im WT-Zitat

Gemäß 'Romanian News' vom 3. Februar 1952 lautet der neue Name die 'Winterbaumfeier' oder das 'Winterfest'. Bukarest hatte einen Winterbaum von ungefähr 20 m Höhe, geschmückt mit 'Tausenden von Lichtern, Lametta, Goldkugeln und Metallglöckchen'. Eine 'Märchenstadt' wurde aufgebaut, wobei 'Vater Frost auf einem riesigen Schild mit Gaben kommend', gemalt war. Mit dem mit Lichtern und Flitter geschmückten Nadelbaum und 'Vater Frost' der die Gaben gibt, ist der christliche Name beseitigt worden und ein nichtchristliches Fest zu seinem heidnischen Ursprung zurückgekehrt."

Zum Auftakt der deutschen „Erwachet!"-Ausgabe
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Januar 2013 00:15
Mit der Ausgabe vom 8. Januar 1953 erschien auch in Deutschland, erstmals nach 1945, die Zeitschrift „Erwachet!". In deren Impressum als 1. Jahrgang ausgewiesen. Hingegen in der Schweiz war „Erwachet!" als Nachfolgezeitschrift des „Trost" ohne Unterbrechung herausgekommen. Folgerichtig wird der Schweizer Jahrgang 1953 von „Erwachet!" im Impressum als der 31. Jahrgang bezeichnet. Verantwortete in der Schweiz damals Franz Zürcher das „Erwachet!" Presserechtlich; so war in Deutschland nunmehr Erich Frost, dafür im Impressum angegeben. Erschien auch 1953 in der Schweiz „Erwachet!" noch im alten DIN A4 Format mit 16 Seiten pro Ausgabe; so hatte die deutsche Ausgabe hingegen schon das nachfolgende A5 Format mit 32 Seiten, pro Ausgabe (bis 2012).

Auch inhaltlich unterschieden sich beide Ausgabe zum fraglichen Zeitpunkt. Einige wenige Artikel gab es zwar zeitgleich. Aber etliche andere eben nicht.
Die deutsche Ausgabe von „Erwachet!" beginnt denn auch mit einem „Grundsatzartikel" unter der Überschrift: „Wache auf, Welt!". An gleicher Stelle findet man in der Schweizer Ausgabe einen Artikel über die Schwierigkeiten, welche Jehovas Zeugen in der kanadischen Provinz Quebeck hatten.

Die Tendenz des deutschen Grundsatzartikels ist klar. Wieder einmal, mehr indirekt, auf dem „Endzeitklavier" zu spielen. So liest man in ihm beispielsweise die nachfolgenden Ausführungen:

„Viele in der Welt, die sich nur mit untergeordneten Dingen beschäftigen liegen tief im Schlafe, wenn es um das Wichtigste geht. Krieg in Korea! Das erfährt die ganze Welt im Nu. Erfährt sie aber auch, warum der Krieg nicht verhindert wurde? Wissen die Millionen streitbarer Kämpfer dieses Krieges oder der vergangenen Krieg, wofür sie gekämpft, gelitten und geblutet haben? Zweimal in einer einzigen Generation erlebte die Menschheit in Gestalt eines Weltkrieges Katastrophen im wahrsten Sinne des Wortes, Weiß sie aber auch warum?"

In diesem Stil geht es weiter. Die Tendenz ist wohl klar. Die Weltereignisse in das Endzeitheorien-Prokrustesbett der Zeugen Jehovas hineinzuzwängen.

Eine Mordsreligion
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Januar 2013 02:37
Vor sechzig Jahren
„Alle Götter der Nationen sind Götzen"; so titelt der „Wachtturm" schon im einleitenden Artikel seiner Ausgabe vom 15. 1. 1953.
Derart siegesgewiss, liest man in der Schweizer Ausgabe der datumsgleichen Ausgabe des „Wachtturms", den allerdings nicht in der Wiesbadener Ausgabe des WT mit übernommenen Satz:

„Dass die Watchtower Society dem Akt der Wassertaufe Gewicht und Bedeutung zumisst, geht schon aus dem Umstand hervor, dass nur jene, die ihren Akt der Hingabe an Gott symbolisiert haben, zur Entgegennahme eines persönlichen Exemplars des Büchleins 'Rat über theokratische Organisation für Jehovas' Zeugen berechtigt sind."

Aber auch die Wiesbadener Ausgabe des WT hat es „in sich"; etwa wenn in Auslegung des „Mannes in Linnen" aus dem Bibelbuch Hesekiel ausgeführt wird:

„Nachdem der Mann in Linnen ausgesandt worden war, wurde den sechs Männern mit den Mordwerkzeugen geboten: 'Gehet hinter ihm her durch die Stadt und schlaget; euer Auge schone nicht und erbarmet euch nicht. Mordet bis zur Vertilgung Greise, Jünglinge und Jungfrauen und Kinder und Weiber! Aber nahet euch niemandem, an welchem das Zeichen ist; und bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen."

Und um das Maß voll zu machen kommentiert der WT weiter:

„Warum müssen aber auch kleine Kinder den Zorn der Scharfrichter Jehovas erleiden? Weil die Bibel zeigt, daß Kinder, die noch nicht das Alter der Verantwortlichkeit erreicht haben, das Geschick ihrer Eltern teilen. Gott schonte weder Säuglinge noch kleine Kinder in der Zeit der Flut ..."

Da der „Wachtturm" sich nun schon mal so in Mordrausch hineingeredet, meint er wohl das auch noch gleich auf die „unsicheren Kantonisten" aus den eigenen Reihen übertragen zu sollen. Und so findet man denn in dieser WT-Ausgabe (sowohl der Deutschen als auch der Schweizer) in der Leserfragenrubrik Ausführungen darüber, wie sich denn Zeugen Jehovas-Eltern gegenüber ihren leiblichen Kindern verhalten sollten, denen die WTG-Organisation einen Gemeinschaftsentzug auferlegt hat.
Und darin findet man auch die „flotten" Sätze:

„Wir leben heute nicht unter theokratischen Nationen, wo solche Glieder unserer Familiengemeinschaft im Fleische ausgerottet werden können. ...
Da uns durch die Gesetze der weltlichen Nationen ... Schranken auferlegt sind, können wir nur bis zu einem gewissen Grade gegen Abgefallene Schritte unternehmen ..."

Schon diese Diktion macht deutlich, wessen Geistes Kind die WTG ist. Abfall von ihren Doktrinen ist demnach todeswürdig; und bedauernd müssen die WT-Schreiber registrieren; sie können das materiell nicht umsetzen. Können sie es wirklich nicht? Auch Psychoterror kann man sehr wohl diesem Kontext zuordnen, und da legt sich die WTG-Organisation wahrlich keine Schranken auf.

Zu weiterem, diese WT-Ausgabe betreffendem; siehe auch:
Wachtturm vom 15. 1. 1953

Olympische Spiele
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Januar 2013 01:05
Vor sechzig Jahren
In zwei Artikeln geht „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 1. 1953 auf die Olympischen Sommerspiele des Jahres 1952 in Helsinki (Finnland) ein. In einem dieser Berichte wird auch auf die Instrumentalisierung im kalten Krieg zwischen Ost und West hingewiesen. „Erwachet!" kann es sich denn auch nicht versagen, ihrem „Lieblingsfeind" gegenüber, dem US-Senator McCarthy, einen Pfeil abzusenden. Warum er denn die Teilnahme der USA an diesen Spielen nicht verhindert habe. Wie er denn die „Verbrüderungen" in Form der Gratulation der unterlegenen Athleten den Siegern gegenüber kommentiere, fragt „Erwachet!" da sinngemäß. Es ist offensichtlich, dass dies für „Erwachet!" eine willkommene Chance der „Abrechunung" mit dem USA-Falken McCarthy. einmal mehr ist.

Vermag man das im Kontext des Antikommunismusklima der USA durchaus nachzuvollziehen, so ist indes der zweite diesbezügliche Artikel noch aufschlussreicher. Da kann es sich „Erwachet!" nicht versagen, wieder einmal die „heidnischen Wurzeln", als Schreckgespenst für die Zeugen Jehovas, der Olympischen Spiele herauszustellen.
So belehrt „Erwachet!":

„Es ist nichts Überraschendes, wenn man erfährt, daß diese Spiele heidnischen Ursprungs sind. Die Griechen hielten mindestens seit dem Jahre 776 v. Chr. jedes vierte Jahr, zur Zeit des Vollmondes im August, auf dem 'heiligen' Feld von Olympia zu Ehren des Zeus, ihres höchsten Gottes, große athletische Spiele ab. Hierzu kamen religiöse Opfer und Prozessionen. Das prächtigste Schauspiel bot die Verehrung des olympischen Feuers und das Tragen desselben auf die Spielfelder.
Die Olympischen Spiele von Helsinki bildeten in dieser Beziehung keine Ausnahme."

Es ist offensichtlich, dass „Erwachet!" nicht sonderlich viel „Sympathie" für die Olympischen Spiele hat. Der Vorwurf „Zeiträuber" zu sein, ist da noch das „mildeste". Diese Zeit sollte man doch lieber für den Predigtdienst verwenden, so jede zweite Zeile „zwischen den Zeilen" im „Erwachet!"-Bericht. Und so schließt den jener Artikel mit dem kaum anders erwarteten Satz:

„Auch legen sie (die Zeugen Jehovas) der Athletik nicht zu viel Bedeutung bei auf Kosten wertvollerer Dinge. Sie stimmen mit dem Apostel überein, der schrieb: 'Denn körperliche Übung ist zu wenigem nützlich, aber Gottergebenheit ist nützlich zu allen Dingen, da sie eine Verheißung auf jetziges und kommendes Leben in sich bringt.'"

Australien
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Februar 2013 06:19
Über die religiöse Konkurrenz meint der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 2. 1953 die Aussage tätigen zu können:

„Sie verbünden sich mit den Modernisten und Evolutionisten durch ihre Unterstützung der Regierungen dieser Welt als der 'obigkeitlichen Gewalten', die in Römer 13: 1-3 erwähnt sind, als ob die tierischen Totalitätsregierungen und die korrupten Demokratien von Gott ordiniert seien."

Wer von dem Sendungsbewusstsein vorstehender Thesen durchdrungen ist, der mag vielerlei Widrigkeiten dafür in Kauf nehmen, für diesen „scharfkantigen Diamanten" wie es Eugen Kogon mal formulierte. Man sah das in Hitlerdeutschland und der „DDR". Aber auch unter völlig anderen Konstellationen zeitigt dieses Sendungsbewusstsein schon merkwürdige Resultate. Ein Beispiel von Zeugen Jehovas-Missionaren aus Australien, wird in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 2. 1953 zum besten gegeben. Man liest dort unter anderem:

„Unser Feld zur Ausübung unseres Dienstes war eine Stadt in den Tropen von Queensland, Australien. Wir nahmen ein Zelt mit für den Fall, daß wir kein Quartier fänden; und nachdem sämtliche Möglichkeiten erschöpft waren - wir hatten festgestellt, daß dort nicht nur die Wohnraumfrage akut war, sondern auch ein großes Vorurteil gegen Jehovas Zeugen herrschte - schickten wir uns darein, weiterhin in unserem Zelt zu wohnen. Alles verlief in unserem Lager ganz gut, wie wir es nicht besser hätten erwarten können, bis nach neun Monaten der Februar herankam und die Winterregen-Periode ihren Höhepunkt erreichte. Und wenn es in den Tropen regnet, dann gießt es. Es ist nur eine Angelegenheit von Minuten, bis jeder Riß im Boden, jede Gosse, jeder Abfluß und jede Dachrinne überfließen und die Stadt sich in einen einzigen See verwandelt.

Löchriges Zelt

Unser Zelt konnte, nachdem die Sonne seit so vielen Monaten darauf gebrannt hatte, dem einfach nicht standhalten, und es dauerte nicht lange, bis das Wasser überall hereinfloß und wir dadurch gezwungen wurden, in eine alte Eisenhütte zu ziehen, nachdem alles, was wir besaßen, völlig durchnäßt war. Da es weiter vom Himmel herabgoß, begannen die Flüsse zu steigen, und Flutwarnungen wurden durch das Radio gegeben.

140 Stunden Narrendienst

Nachdem wir zwei Tage lang in unserem 'Heim' zugebracht hatten, kamen wir zu dem Schluß, daß, wenn wir unsere Quote von 140 Stunden für den Monat als Vollzeitdiener erreichen wollten, wir uns auf den Weg machen müßten. Wir brachen auf und wanderten eine halbe Meile, bis wir auf Wasser stießen, das etwa ein Fuß tief war und das wir ungefähr drei Meilen weit zu durchwaten hatten, bis wir zu dem Ort kamen, in dem wir unsere Predigttätigkeit fortsetzen wollten. Wir stellten auf unserem Rückweg fest, daß das Wasser um einen halben Fuß gestiegen war. Nachdem dieser Zustand mehrere Tage angehalten hatte, kam uns plötzlich der Gedanke, den Eisenbahnschienen entlang zu gehen; da aber die Wasser beständig stiegen, bedeutete dies, fast eine halbe Meile durch drei Fuß tiefes Wasser zu gehen, bevor wir überhaupt die Eisenbahnlinie erreichen würden; es bedeutete weiter, daß wir am Ende unserer drei Meilen langen Strecke auf dem Wege zur Stadt erneut durch Wasser vorstoßen müßten, um in unser Gebiet zu gelangen. Es nahm zwei Stunden in Anspruch, den Weg in beiden Richtungen zurückzulegen.

Schlangen

Die Wanderung längs der Eisenbahnlinie war an den ersten Tagen nicht so schlimm: als aber die Wasser noch weiter stiegen und das Land meilenweit überschwemmt wurde, kam das Kriechzeug, das nach trockenen Stellen Ausschau hielt, auf dieselbe Idee, die wir hatten und nahm auch seinen Weg längs der Eisenbahn. Da kamen zu Hunderten - braune und schwarze Schlangen, Klapperschlangen und Todesnattern; rote Bäuche und gelbe Bäuche; einige waren nur einen halben Fuß lang, andere dagegen sechs Fuß; einige waren dünn wie ein Wurm, andere dagegen so dick wie dein Arm. Sie glitten durchs Wasser, bis sie ihren Kopf gerade auf die Schiene legen konnten. Da die Schiene glatt war, konnten sie den anderen Teil ihres schleimigen Körpers nicht hinaufziehen.

Zwei Wochen lang gingen wir immer eine halbe Meile durch das Wasser, um auf die Eisenbahnlinie zu gelangen, wanderten dann drei Meilen auf ihr entlang, töteten im Gehen Schlangen, und gingen dann wieder durch drei Fuß tiefes Wasser fast einen Kilometer weit, um in unser Gebiet zu kommen. Nach Ablauf von zwei Wochen lagen dort längs des Weges so viele tote Schlangen, daß es schwierig war, die toten von den lebendigen zu unterscheiden. Wir mußten also sehr vorsichtig sein. Gerade bevor die Flut nachzulassen begann, gingen unserem Nachbarn die Vorräte aus, und er mußte in die Stadt fahren. Er hatte sein Boot repariert und rief über das Wasser, um uns zu fragen, ob wir eine Fahrt mitmachen wollten. Wir waren nur zu froh, sein Angebot anzunehmen, da wir jetzt von diesem Weg schon ziemlich müde zu werden begannen.

Stinkendes Wasser

Wir ruderten an jenem Tage vier Meilen über Farmzäune, durch Straßen und Hinterhöfe zur Stadt. Der Gestank des Wassers war stark genug, die Himmel zu erreichen. Während wir unter den Bäumen dahinruderten, sahen wir, daß ihre Wipfel voller Schlangen waren, die von den Zweigen herabhingen, und wir hofften nur, daß sie oben bleiben möchten.

Moskitos

Das Leben während jener Tage in unserem Lager ließ auch sehr zu wünschen übrig. Die ganze Zeit hielten uns die Wasser eingeschlossen, bis nur einige Quadratmeter des trockenen Landes zwischen uns und dem Wasser übrigblieben. Demzufolge hatten wir auch dort mit nur allem erdenklichen Kriechzeug, wie Schlangen aller Art, Fröschen, Ratten, Mäusen usw., zu kämpfen. Bei Nacht mußten wir unsere Moskitonnetze ganz dicht um unsere Betten befestigen, andernfalls würden wir das Kriechzeug in unseren Kleidern gefunden haben. Und wie war das Land schwarz von Moskitos! Manchmal waren sie trotz des Gebrauchs des Zerstäubers fast unerträglich!

Boykott in Venlo (Holland)
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Februar 2013 07:13
Vor sechzig Jahren
Die Schweizer Ausgabe des „Erwachet!" berichtet in ihrer Ausgabe vom 8. 2. 1953 über Boykottaktionen, die seitens der katholischen Kirche gegen Zeugen Jehovas in der holländischen Stadt Venlo (Provinz Limburg) unternommen wurden. Die deutsche Ausgabe von „Erwachet!" hat diesen Artikel dann, in der Ausgabe vom 22. 2.1953 abgedruckt.
Laut diesem Bericht beabsichtigten die Zeugen Jehovas in der Zeit vom 31. 5 bis 1. 6. 1952 in Venlo eine ihrer Kreisversammlungen durchzuführen. Zu diesem Zweck wurde von ihnen der Saal in einem zentral gelegenen Hotel angemietet. Nachdem katholische Kreise davon Wind bekommen hatten, setzten sie den Hotelbesitzer unter Druck, der daraufhin von seinem Vermietungsvertrag zurücktrat. In einem Schreiben an den WTG Kreisdiener (ja „Diener". Heute geben sich diese Herrschaften mit solch einer Bezeichnung nicht mehr ab. Heute wollen sie als mindestes, als „Aufseher" gelten).
In einem Schreiben an den vorgenannten WTG-Funktionär wurde zur Erklärung ausgeführt:

„Von vielen Seiten, von Vereinigungen und Gesellschaften, sind uns Beschwerden grundsätzlicher Art zugegangen, weil wir unsern Saal Ihrer Gesellschaft zur Verfügung stellen, um an den genannten Tagen eine Versammlung darin abzuhalten. Obschon die Gründe der erwähnten Vereinigungen nicht die meinigen sind, so muss ich doch, wie ich die Sache auch immer vom finanziellen und objektiven Standpunkt aus anschaue, die Wünsche unserer religiösen Gesellschaften berücksichtigen. Ich muss Ihnen daher leider mitteilen, dass ich Ihnen, angesichts dieser Erklärungen der Geistlichkeit und der Einwände prinzipieller Art der hiesigen Kirchenbehörden und sozialen Kreise, den Saal nicht überlassen kann."

Als Alternative mühte sich die WTG nun ein großes Zelt anzumieten, dass auf einem den holländischen Bahnen gehörenden Grundstück aufgestellt wurde. Die genannten Boykotteure indes gaben nicht auf. Bei ihrer Quartiersuche gelang es den Zeugen Jehovas lediglich einige leere Zimmer zu bekommen. Beabsichtigt war, die mit Strohsäcken als Schlafgelegenheit zu versehen. Auch hierbei wieder das Resultat. Kurz vor „Toresschluß" zog die Firma, welche die Strohsäcke liefern sollte, ihre Lieferbereitschaft zurück.

Weitere Boykottmaßnahmen:

„Ein Metzger, der sich bereit erklärt hatte, für das Buffet zu kochen, besann sich ebenfalls anders. Auch die Leute vom Schwimmbad, mit denen eine Vereinbarung für die Taufe getroffen worden war, hielten diese nicht ein. Omnibusse, die gemietet waren, um die Zeugen Jehovas nach dem Versammlungsort zu bringen, wurden ebenfalls abgesagt."
„Aber der Ruf der katholischen Aktiönler: 'Wir wollen keine Versammlung der Zeugen Jehovas im katholischen Venlo!' verstummte nicht. Jehovas Zeugen, die von Haus zu Haus gingen, wurden von Jugendlichen angepöbelt, und jenen, die auf der Straße Zeitschriften anboten, riss man diese aus den Händen und zerfetzte sie vor ihren Augen. Es wurde auch mit dem Niederreissen des Zeltes, dem Auflösen der Versammlung mit Gewalt und mit Stinkbomben gedroht."

„Erwachet!" schreibt weiter:

Jedenfalls gewann man den Eindruck, dass Schwierigkeiten im Anzug seien."

Dazu gehörte offenbar auch:

„Das in der Zeitung 'Dagblad voor Noord Limburg' veröffentlichte Protesttelegramm des 'Katholischen Venlo' an die holländischen Bahnen, das folgenden Wortlaut hatte:
'Katholisches Venlo, das Aufsichtskomitee der katholischen Organisationen von Venlo, bedauert sehr, dass Ihre Direktion das Stattfinden der Versammlung der Zeugen Jehovas ermöglichte. Die 45.000 Katholiken von Venlo bringen Ihnen ihre Entrüstung zum Ausdruck und möchten Sie davon in Kenntnis setzen, dass sie sich in ihrem religiösen Empfinden verletzt fühlen.'
Gerade neben diesem Protest veröffentlichte die Zeitung auch folgende herausfordernde Warnung der Geistlichkeit:
'Die katholische Geistlichkeit von Venlo ersucht uns, darauf aufmerksam zu machen, dass es den Katholiken auch aus Gewissensgründen verboten ist, Versammlungen der Zeugen Jehovas zu besuchen und ihnen für ihre Versammlungen irgendwelche Unterstützung zu gewähren.'

Aus der 'Gazet van Limburg' erfuhr man, dass 'in einer am Samstagnachmittag abgehaltenen Versammlung, an der Vertreter aller Schichten der katholischen Bevölkerung teilnahmen, beschlossen wurde, dafür sorgen zu wollen, dass der auf Sonntagnachmittag drei Uhr angesetzte öffentliche Vortrag nicht stattfinden könne'. Was tat der Bürgermeister, als er von diesen Absichten Wind bekam? …
(ge)brauchte er seine Autorität, um diese Pläne auf gesetzlichem Wege durchzuführen und die Arbeit für diese feigen Verschwörer zu tun. Am Abend desselben Tages erklärte er, dass der angekündigte öffentliche Vortrag der Zeugen Jehovas nur als geschlossene Veranstaltung abgehalten werden dürfe."

Weiter:

„Am Sonntagnachmittag erschienen etwa zwanzig formierte Polizisten und rund vierzig Detektive auf dem Schauplatz, um dafür zu sorgen, dass der Entscheid des Bürgermeisters durchgeführt werde und um irgendwelche Unruhen zu unterdrücken. Einige Meter vom Zelteingang entfernt, an der Grenze des Grundstückes, sammelte sich eine etwa 1000köpfige Menge von Neugierigen und Personen an, die den Vortrag hören wollten; die meisten davon waren jedoch nur Lärmmacher, die gekommen waren, um die Versammlung zu stören. Sobald der Redner zu sprechen begann, fing die Menge an zu brüllen, zu klatschen und religiöse Lieder sowie Gassenhauer zu singen und verlangte, dass man die Lautstärke des Lautsprechers vermindere, weil man den Redner natürlich auch ausserhalb der Zeltwände hören konnte. Offenbar glaubten die Polizeibeamten und der anwesende Bürgermeister, der Pöbelhaufe besitze grössere Rechte als die versammelten Christen, und befahlen den Verantwortlichen des Versammlungskomitees, den Lautsprecher leiser einzustellen. Während der ersten fünfzehn Minuten gingen daher die Worte des Redners in dem Gebrüll der fanatischen Menge unter …"

Impfung - „Vergewaltigung des ewigen Bundes, den Gott nach der Sintflut mit Noah schloss"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Februar 2013 00:22
Vor sechzig Jahren
In der seinerzeitigen Zeugen Jehovas-Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter", konnte man in deren Schweizer Ausgabe vom 1. 8. 1931 unter der Überschrift „Die Heiligkeit des menschlichen Blutes (Eine Begründung, warum das Impfen unbiblisch ist)", einem mit Ch. A. P. gezeichneten Artikel, unter anderem lesen. Unbeschadet dessen, dass dieser Artikel namentlich gezeichnet war, bleibt erst einmal der Umstand bestehen. Er erschien in einer offiziellen Zeitschrift der Zeugen Jehovas. Die vorgetragene Meinung des „Ch. A. P" wurde nicht etwa durch ein entgegengesetztes redaktionelles Votum „entkräftet". Ganz im Gegenteil. Der zeitgenössische Leser jenes Artikels konnte (und sollte) nur einen Gesamteindruck gewinnen. Auch das „Goldene Zeitalter" schließt sich diesem Votum an. „Ch. A. P." spricht das aus, was auch das „Goldene Zeitalter" meint.

In besagtem Votum liest man unter anderem:

„da heute so viel über das Impfen diskutiert wird, drängt es mich auch etwas über dieses grosse Übel zu schreiben. Das Impfgesetz kann keinesfalls ein gerechtes Gesetz sein. Jeder Vater und jede Mutter sollte ein Recht haben darüber zu bestimmen, was mit dem Körper ihres Kindes geschehen soll. Das Impfgesetz beraubt jedoch die Väter und Mutter dieses Rechtes. Das ist eine Sklaverei, die nicht viel hinter der zurücksteht, mit der man einst die Negerkinder verkaufte.

Die Impfung ist eine direkte Vergewaltigung des ewigen Bundes, den Gott nach der Sintflut mit Noah schloss. …
Zwei Dinge sind es, die Gott in diesem Bunde dem Menschen zu tun verbietet. Das eine ist, dass er nicht das Blut der Tiere geniessen soll, und das andere, dass er nicht das Blut seiner Mitmenschen vergiessen darf. … Da auch das Tier in diesem Bund eingeschlossen war, sollte auch sein Blut in gleicher Weise vergossen werden. Jeder vernünftig denkende Mensch wird sich sagen, dass es nicht der Genuss des Blutes an sich war, wogegen Jehova Einspruch erhob, sondern sein Verbot richtete sich gegen das Mischen tierischem Blutes mit Menschenblut. …

Der Mensch hat nicht nur ungesetzmäsig das Blut seiner Mitmenschen vergossen, sondern er hat auch ungesetzmässig das Blut der Tiere mit Giften verdorben und dieses unter der Bezeichnung Lymphe und Gegengift in direkte Verbindung mit dem Blute von Menschen gebracht. Das ist meiner Meinung nach eine Übertretung der göttlichen Gesetze der schlimmsten Art und dass es von Gott gemissbilligt wird, lesen wir in Jesaja 24:5 …

Zweifellos gibt es viele Menschen, die diese Übertretung des göttlichen Gesetzes zu rechtfertigen suchen. Wer aber das Gesetz Gottes auch nur in etwa übertritt und seine Handlungsweise zu rechtfertigen sucht, ist in den Augen Gottes noch viel verantwortlicher als jemand, der ein Unrecht begeht und es hinterher offen eingesteht. …

In den Tagen Noahs wurde das Blut der Menschen mit fremdem unnatürlichem Blute vermischt, was die Missbilligung Gottes hervorrief und das Verderben des Menschen, wie der Tiere durch die Sintflut.
Unmittelbar nach der Flut schloss Gott seinen ewigen Bund mit Noah, der besagte, dass seine Übertretung ein ähnliches Verderben, wie das durch die Flut über das Menschengeschlecht bringen würde. … und es ist die ernste Pflicht eines jeden, der die Bibel kennt, seine Mitmenschen vor der Übertretung dieses Gesetzes zu warnen. …"

Über sich selbst berichtet vorgenannter Artikelschreiber dann noch:

„Dennoch bin ich schweren Verfolgungen ausgesetzt, weil ich mich unerbittlich dagegen gewehrt habe, dass mein siebenjähriger Sohn geimpft werde. Ich will mir nicht die göttliche Ungnade zuziehen. Und es gibt kein Gesetz in der Bibel, dass mich rechtfertigt, wenn ich dieses grosse Unrecht beginge. Wenn es wirklich so wäre, dass der Mensch das göttliche Gesetz übertreten müsste, um seinen Zustand zu bessern, so würde das beweisen, dass das Gesetz Gottes ein ungerechtes Gesetz wäre, das gegen seinen Urheber zeugt. Aber niemals hat die Impfung ein menschliches Leben gerettet, niemals hat sie die Blattern Krankheit verhindert. …

Der Mensch, der ein Geschäft daraus macht, Menschenblut mit ekelhaftem Stoff, der vom Tierblut genommen wird, zu verunreinigen, macht sich des grössten Verbrechens schuldig, das man nur begehen kann. Es ist noch nicht bekannt, welche Leiden diese Handlungen nach sich ziehen werden. Gott gebe, dass die Menschen aufwachen mögen und über diese Sache nachdenken lernen."

Erneut kam die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" in ihrer Ausgabe vom 1. 3. 1932 auf das Thema zu sprechen. Unter der Überschrift „Das Blut von Mensch und Tier" ist darin zu lesen:

„Die sogenannten ‚Wissenschaftler' unserer Tage haben in ihrem Bestreben, Jehova Gott bei allen ihren Berechnungen auszulassen, und alles Mögliche zu tun, um Schmach auf seinen Namen zu häufen, eine verzweifelte Anstrengung gemacht die Theorie aufzustellen, dass es nicht nur keinen stofflichen Unterschied zwischen dem Blute der Menschen und der Tiere gibt, sondern, dass sie sogar das Recht haben, beide miteinander zu vermischen, wie es ihnen beliebt. Das ist jedoch nicht der Fall.

Der Artikel von Charles Pattilo aus Virginia über die Heiligkeit des menschlichen Blutes, die in Nummer 213 des ‚Goldenen Zeitalters' erschien, zeigt einen ganz neuen Standpunkt. Wenn es unbiblisch ist, menschliches Blut zu verunreinigen, wie es nach dem Artikel Pattilos zu sein scheint, kann man mit Sicherheit erwarten, dass die Männer, die mit ihren Impfungen und Serumeinspritzungen bisher auf wenig Widerstand gestossen sind, plötzlich einem ganzen Heer solcher gegenüber stehen werden, die ihnen aus Gewissensgründen Widerstand leisten, und die sich von den Gesetzen des Buches der Bücher leiten lassen und dabei auf den Schutz seines Autors, Jehova Gottes vertrauen. …

Bisher haben wir geglaubt, dass obiges Verbot gegeben worden ist, weil eine solche Handlung unnatürlich und bestialisch ist. Es scheint aber noch ein tieferer Grund dafür vorhanden zu sein. Das Blut des Menschen ist heilig. Es darf nicht verderbt werden, indem es mit dem Blute eines anderen Geschöpfes vermischt wird, sei es nun auf die direkte … Art oder auf die abscheuliche Methode der Serumeinspritzungen oder auch durch Nahrung. …

Von anderen ist bereits schon die Anklage erhoben worden, dass dieses in Unordnungbringen des menschlichen Blutstromes und das Vermischen der menschlichen Blutzellen mit anderen Blutzellen, der Grund zu einer Menge von Krankheiten und Leiden (zum Beispiel Krebs gelegt wird. … Wenn, Gott seinem Volke ausdrücklich verbot, mit dem Blute geschlachteter Tiere irgendetwas anderes zu tun als es auf die Erde zu giessen, welches Recht haben dann Menschen, das Blut künstlich krankgemachter Tiere direkt in den Blutstrom ihrer Mitmenschen zu leiten?
Wenn man sich einmal mit diesem Gegenstand beschäftigt, ist man überrascht wie zahlreich und wie dringend Instruktionen sind, die den Israeliten unter Androhung von schweren Strafen verbieten, Blut zu essen. …
Sehr wahrscheinlich besteht eine Verbindung zwischen der Vergewaltigung des menschlichen Blutes und dem Dämonismus. …

Möge sich niemand belügen, dass dieses Gesetz, das den Juden gegeben wurde, jetzt keine Anwendung mehr habe. Es ist sehr bemerkenswert, dass im neuen Testament zur gleichen Zeit als der heilige Geist durch die Apostel erklärte, die Nationen seien frei vom Joche der Bescheidung auch das Enthalten von Blut geboten und der Genuss von Blut auf eine Stelle mit Götzendienst und Hurerei gestellt wurde. … Das lässt vermuten, dass viel der Sittenlosigkeit auf sexuellem Gebiet unserer Zeit auf die beständige und leichtfertige Übertretung des göttlichen Gebotes, Menschenblut niemals mit Tierblut zu mischen, zurückzuführen ist. Sobald Zellen eines fremden Blutes durch die Adern eines Menschen laufen, ist dieser nicht mehr normal, sondern ermangelt des Gleichgewichtes, das zur Selbstbeherrschung erforderlich ist."

Im Kontext der besonderen Affinität der Bibelforscher/Zeugen Jehovas für das Heilpraktikertum (außerhalb der Schulmedizin mit indirekten Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Wenngleich man heute der Schulmedizin nicht mehr ganz so krass negativ gegenübersteht wie in früheren Jahrzehnten).
Man vergleiche Beispielhaft die Begünstigung des Heilpraktikers Erwin Hof durch das "Goldene Zeitalter"
Mysnip.128884
Erinnert sei auch an die Episode, wie WTG-Funktionär Fred Franz (in der Knorr-Ära) mal "auflief", dieweil er im Gegensatz zu Knorr, nicht über gültige Impfzeugnisse (bei einer Auslandsreise) verfügte. Man geht sicher nicht fehl, unterstellt man, jener dem Franz zum Verhängnis gewordene Umstand, hatte einer seiner Ursachen in der WTG-gezüchteten Abscheu gegen das Impfen.
Da war Knorr indes schon cleverer. Der hatte diese Skrupel nicht (mehr).
Siehe dazu auch:
Parsimony.23587

Wenn schon der Name Fred Franz in den Mund genommen wird, darf zugleich auch an seine Propagierung einer "Weintraubenkur" als vermeintliches Wundermittel erinnert werden. (In der Rutherford-Ära).
Weintraubenkur

Solche "Blüten" haben letztendlich ihre tiefere Wurzel in der WTG-Begünstigung der Heilpraktikerzene, zu jener Zeit.
Und noch etwas "tiefer analysiert" entpuppt sich, als eine Wurzel dabei (man kann es auch bei den Texten des Herr Pattilo nachlesen, die These "man solle Gott nicht ins Handwerk pfuschen".
Gerade aber der Schulmedizin wird von den Fans der Heilpraktikerszene der Vorhalt gemacht, solche "Gott ins Handwerk-Pfuscher" zu sein, was auch der Fakt der Impfgegnerschaft belegt. Zur Herstellung der Impfseren wird ja gemäß den Fans der Heilpraktikerszene, prächtig mit Blut "herumgepanscht" was denn für sie ausreichender Abscheugrund ist.
Impfgegnerschaft oder auch Agitationskampagnen gegen Aluminiumgeschirr sind dann durchaus ähnlich gelagerte Falle.
Im Kontext dieser „Gesamtgemengelage" hatten vorstehende Voten schon einiges Gewicht. Gelegentlich wurde das Thema Impfgegnerschaft in den Zeitschriften der Zeugen Jehovas vor 1945, weiterhin aufgenommen und kultiviert.
Es ist Demagogie, entweder aus Unwissenheit oder mit Vorsatz, angesichts dieses historischen Hintergrundes sich so darzustellen, als hätte das Thema Impfgegnerschaft, die Zeugen Jehovas nie in besonderem Maße erreicht.

Im Jahre 1998 veröffentlichte, die über keine eigene Zeugen Jehovas-Sozialisation verfügende Autorin Sigrid Raquet ihr Buch „Keine Angst vor Zeugen Jehovas". Darin schrieb sie auch (mehr in der beiläufigen Form (S. 37, 38):

„Über zwanzig Jahre lang war z. B. Impfung bei Jehovas Zeugen verboten. Wer kann sagen, wie viele Krankheiten oder sogar Todesfälle es durch diese Vorschrift der Wachtturmgesellschaft gab? Wo Impfungen per Gesetz vorgeschrieben waren, sind sie wohl oftmals durch gefälschte Bescheinigungen umgangen worden, denn wie sonst hätten z. B. Missionare der Wachtturmgesellschaft in bestimmte tropische Länder reisen können? Auf einen Leserbrief zur Frage der Organtransplantation im amerikanischen ‚Watchtower' vom 15. 11. 67 antwortete der ‚treue und verständige Sklave', Gott verbiete diese, sie seien vergleichbar mit Kannibalismus. Auch hier musste man einen Angehörigen lieber sterben lassen als einer Transplantation zuzustimmen. Im Jahre 1980 (15. 06. 80) hatte er dann auf eine Leserfrage im ‚Wachtturm' geantwortet: ‚Ob man sich Gewebe oder Knochen eines anderen Menschen einpflanzen darf, muß jeder Zeuge Jehovas in Übereinstimmung mit seinem Gewissen entscheiden.' Als ob man von der vorherigen offiziellen Aussage des ‚treuen und verständigen Sklaven', Transplantation sei Kannibalismus, gar nichts wüsste, schreibt man: ‚Einige Christen mögen der Auffassung sein, es sei Kannibalismus, wenn man Gewebe oder Körperteile eines anderen Menschen in den eigenen Körper aufnimmt …'"

Unter prinzipiellem Verschweigen und Nichtreflektierung der vorher zitierten Voten aus dem „Goldenen Zeitalter", nahmen nun Jehovas Zeugen, durch ihr Sprachrohr, den Rechtsanwalt Pikl an dem Umstand Anstoß, dass sich in dem Text von Frau Raquet auch die Vokabel „Verbot" vorfindet. In Advokatenschläue meint man zu wissen. Formaljuristisch sei das ja gar kein Verbot. Und dieses Wissen wollte Advokat Pikl in Form einer strafbewehrten Unterlassungserklärung vom Juli 1999 noch mit einem Bruttobetrag von 717,17 DM „vergoldet" wissen.
Wer da unseriöser agierte. Etwa Frau Raquet oder die WTG via Sprachrohr Pikl, darüber mag denn sich jeder so seine eigenen Gedanken machen. Meine Meinung dazu ist:
Pikl hat durch das verschweigen einer wesentlichen Faktenlage, durch seine Interpretation, diese Faktenlage hätte es gar „gar nicht gegeben", selbst den Tatbestand der unseriösen Nötigung erfüllt.

Pikl meint sich besonders auf eine im „Wachtturm" vom 15. 2. 1953 veröffentlichte Leserfrage berufen zu können. Die zitiert er wie folgt:

„Auf die Frage ‚Verletzt eine Impfung das Gesetz Gottes, das verbiet, Blut in unser Körpersystem aufzunehmen?' wurde auszugsweise gesagt:
‚In der Impfangelegenheit muß der einzelne selbst Entscheidungen treffen, wenn er diesem Problem gegenübersteht."

Nochmals rückblickend. Frau Raquet hat, und dass kann auch Pikl nicht bestreiten, die Impfgegnerschaft der Zeugen Jehovas auf rund zwei Jahrzehnte beziffert. Wie bereits festgestellt, stammen die ersten relevanten Voten dazu, von Anfang der dreißiger Jahre. Die von Pikl bemühte WT-Leserfrage, war faktisch das erste offizielle Abrücken in der veröffentlichten WT-Literatur von der früheren Position in der Frage. Es ist auch bezeichnend, dass in jener Leserfrage, ebenfalls, keinerlei, auch nur andeutungsweiser Hinweis auf die früheren Voten zum Thema im „Goldenen Zeitalter" enthalten ist. Dieses Verschweigen wesentlicher Tatbestände, ist durchaus nicht untypisch für Zeugen Jehovas. Es äußert sich unter anderem auch bei einem anderen „Reizthema", der sogenannten „theokratischen Kriegslist", bei der ähnliches feststellbar ist.

Nachstehend zur Abrundung des Gesamtbildes noch, die von Pikl bemühte Leserfrage in ihrem vollem Wortlaut:

„Verletzt eine Impfung das Gesetz Gottes, das verbietet, Blut in unser Körpersystem aufzunehmen? –
G. C. North Carolina

In der Impfangelegenheit muß der einzelne selbst Entscheidungen treffen, wenn er diesem Problem gegenübersteht. Er übernimmt auch die Folgen für seine Stellungnahme und Handlungsweise im Falle einer zwangsweisen Impfung, wenn er dabei nach seinem Gewissen und Verständnis handelt über das, was im Interesse guter Gesundheit und Förderung des Werkes Gottes ist. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, gesetzlich in die Angelegenheit hineingezogen zu werden oder die Verantwortung für den Ausgang eines Falles zu übernehmen.

Es scheint uns nach Betrachtung dieser Angelegenheit keine Verletzung des ewigen Bundes zu sein, der mit Noah geschlossen wurde und in 1. Mose 9:4 niedergeschrieben ist. Es steht auch nicht mit Gottes gebot in 3. Mose 17:10-14 im Widerspruch. Ganz gewiß kann vernünftigerweise oder schriftgemäß nicht gefolgert und bewiesen werden, dass durch Impfung die betreffende Person entweder Blut ist oder trinkt und es als Nahrung verzehrt oder eine Bluttransfusion erhält. Impfung hat keine Verwandtschaft oder irgendeine Ähnlichkeit mit der Mischheirat zwischen himmlischen ‚Söhnen Gottes' und den Töchtern der Menschen, wie es in 1. Mose 6: 1-4 beschrieben wird. Auch kann es nicht in dieselbe Art eingestuft werden, die in 3. Mose 18:23,24 beschrieben ist und die Vermengung der Menschen mit Tieren verbietet. Es hat nichts mit Geschlechtsbeziehungen zu tun.

Somit scheint also jeder Einwand gegen die Impfung aus der Schrift zu fehlen. Der einzige passende Einwand, den einige erheben könnten, würde sich auf das Gebiet der Gesundheitsgefahren beziehen, die damit verbunden sind. Oder man möchte sein Blut von Krankheitsstoffen frei halten, die aus fremder Quelle kommen, sei dies nun aus einer tierischen oder menschlichen Wunde. Medizinische Wissenschaft erhebt in der Tat den Anspruch, dass die Impfung den Aufbau der Lebenskraft des Blutes zur Folge hat, um der Krankheit zu widerstehen gegen die eine Person geimpft ist. Aber das ist natürlich eine Frage, die der Entscheidung des einzelnen überlassen bleibt und was er für sich als den Willen Jehovas betrachtet.

Wir geben die obenangeführte Auskunft nur auf Wunsch, übernehmen aber keine Verantwortung für die Entscheidung und Handlungsweise, die der Leser einschlägt."

Zusätzlich ergänzend noch die beiden Artikel aus dem „Goldenen Zeitalter"
Den, der in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 8. 1931 publiziert wurde, gab es davor schon in der Magdeburger Ausgabe vom 15. 7. 1931 (Dort die Seite 218).
Als Reprobeleg wird hier allerdings die Schweizer Ausgabe genutzt: (Dort die Seiten 236, 237)

Der Artikel in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1932 lässt sich indes nur dort (Seite 79, 80) nachweisen.

Ohne das jetzt selber zu verifizieren, ist davon auszugehen, beide Artikel dürften sich auch im Englischsprachigen „Golden Age" ermitteln lassen.
Man vergleiche den Jahrgang 1931 des „Golden Age" nutzt man eine Suchfunktion selbigen und lässt den Begriff „Vaccination" aufspüren, bekommt man einige Hinweise. So etwa in der „Golden Age"-Nummer 297 (4. 2. 1931). Dort den Artikel
„The Blood of Man and Beast"
Schon in den ersten Zeilen selbigen begegnet man dem famosen, bereits bekannten Charles A. Pattilo
Gefolgt von zwei weiteren thematischen Artikeln (Seite 291 - 300) was denn als Stichprobe ausreichen mag und sich durch weitere ähnliche Artikel noch ergänzen ließe.

Die WTG-seitig inkriminierte Passage aus dem Buch der Frau Raquet, entpuppt sich beim näheren Hinsehen, als „Banalität hoch zehn". Ganze zwei Textzeilen war Frau Raquet der relevante Tatbestand Wert (Seite 37 unten). Bei denen kann man allenfalls die Vokabel „Verbot" monieren. Ob dies dann die künstlichen Aufbauschung wert ist, wie sie dann tatsächlich erfolgte, ist doch sehr die Frage.
Siehe dazu auch nachstehend die Seite 37/38 aus dem Raquet-Buch um den Kontext zu verdeutlichen. Sowie einer älteren Internet-Datei entnommen, die Seite 1 des diesbezüglichen Pikl-Schreibens. Wer so agiert, der hat es wohl besonders nötig!

Impfgegner-Dokumentation

Was die inkriminierte Vokabel "Verbot" anbelangt, ist es doch wohl nicht mehr als wie Recht und billig zu fordern, dabei "auf dem Teppich zu bleiben."
Umgangsprachlich lässt sich diese Vokabel auch andernorts nachweisen.
Ein geschichtliches Beispiel.
Der Katholik Max Heimbucher formulierte in einem Zeitschriftenaufsatz (Jahrgang 1923 der "Theologisch-praktischen Quartalsschrift" S. 249f.) auch den Satz:

"Die Methodisten verbieten ihren Glaubensgenossen das Tragen goldenen Schmuckes und kostbarer Kleider, sowie die Annahme irdischer Schätze."

Ob besagte Methodisten mit dieser Charakterisierung sich sachgerecht beschrieben sahen, mag man eher bezweifeln.
Gleichwohl kommt darin auch die Vokabel "Verbot" mit vor. Ob der Heimbucher indes in der Lage gewesen wäre, für diese seine Aussage, ein tatsächliches de jure Verbot vorweisen zu können, darf wohl mit Recht bezweifelt werden.
Gleichwohl ist nicht bekannt, dass die Methodisten wegen dieser Aussage, ihrerseits den Kadi bemüht hätten.
Selbst würde man unterstellen, Heimbucher hatte mit seiner Charakterisierung recht, könnte man als Kontrast dazu auf die Romane von Friedrich Gerstäcker "Die Regulatoren von Arkansas" und "Die Flusspiraten des Missisippi" verweisen, in der just besagte Methodisten als die Hauptpersonen herausgestellt werden. Und Gerstäcker ließ es sich angelegen sein, dabei besonders den Grad ihrer bodenlosen Heuchelei herauszuarbeiten!
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,122282,122547#msg-122547
Also gilt es bei der Bewertung unliebsamer Aussagen auch immer die Verhältnismäßigkeit zu beachten.
Die WTG-Funktionäre und ihr Sprachrohr Pikl, haben letzteres garantiert nicht getan!

Exkurs:
Eine dem Karl Marx zugeschriebene Aussage:

"Luther hat allerdings die Knechtschaft aus Devotion besiegt, weil er die Knechtschaft als Überzeugung an ihre Stelle gesetzt hat. Er hat den Glauben an die Autorität gebrochen, weil er die Autorität des Glaubens restauriert hat. Er hat die Pfaffen in Laien verwandelt, weil er die Laien in Pfaffen verwandelt hat. Er hat die Menschen von der äußeren Religiosität befreit, weil er die Religiosität zum inneren Menschen gemacht hat. Er hat den Leib von der Kette emanzipiert, weil er das Herz in Ketten gelegt."

http://www.filmzentrale.com/rezis/lutherdke.htm

Eine solche Charakterisierung trifft für neuzeitlichere Religionen, auch besonders für die Zeugen Jehovas zu. Beispielhaft (auch) auf dem Felde der Impfgegnerschaft!

„Geldgierige Grubenarbeiter"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Februar 2013 03:02
Vor sechzig Jahren
Wenn der „Spiegel" oder ein anderes Nachrichtenmagazin den nachfolgenden Artikel zeitgenössisch veröffentlicht hätte, dann gäbe es da sicherlich nicht viel zu mokieren. Offensichtlich ist aber, dass der Adressat, die DDR, über seinem Inhalt wohl kaum erfreut gewesen sein dürfte. Aber er wurde in einer Zeugen Jehovas-Zeitschrift, dem „Erwachet!" in dessen Ausgabe vom 22. 2. 1953 veröffentlicht.

Es fragt sich doch sehr, ob es spezifische Aufgabe einer Religionsgemeinchaft ist, sich derart „aus dem Fenster zu hängen". Und wenn man diese Frage bejahen sollte, wäre weiter zu fragen, ob man wirklich über die Gegenreaktion darauf „verwundert" sein muss?

„Erwachet!" schrieb in genannter Ausgabe unter anderem:

„Wir alle haben von diesem Metall (Uran) viel gehört und gelesen - von seinen Merkmalen, seinem Gewicht und seiner Strahlung usw. im natürlichen Vorkommen oder in reiner Form. Hat es dich schon gewundert, wie es dort aussieht, wo das Uranerz abgebaut wird? Leser im Westen, denen die Wirkung die es auf die Demokratie gehabt hat, mehr oder weniger bewußt ist, interessieren sich vielleicht, zu erfahren, welche Spuren es bei der kommunistisch beeinflußten Bevölkerung hinterlassen hat. Dann folgt uns hinter den Eisernen Vorhang, um im Erzgebirge in Sachsen etwas Umschau zu halten.

Weiter im Zitat:

Früher hat der Arzt einem Rheumakranken oder Gelähmten vielleicht einen Kuraufenthalt im Radiumbad Oberschlema (im Erzgebirge) verschrieben. Heute jedoch kann man nicht einmal mehr ein Bahnbillet nach jenem Orte lösen. Am Fahrkartenschalter wird man gefragt: 'Trägt Ihre Identitätskarte einen russischen Stempel? Nein? Dann tut es mir leid, aber ich kann Ihnen keine Fahrkarte geben - dies ist Sperrgebiet. Versuchen sie es bei der Kommandantur, vielleicht erhalten Sie dort eine Bewilligung zum Betreten dieser Zone.'
Man begibt sich dann zur Kommandantur mit dem Gefühl, es sei sowieso umsonst. Ist man dort, wird dieses Gefühl bestätigt. 'Was wollen Sie dort?' Wird man gefragt. 'Arbeiten Sie dort? Es nützt nichts, dorthin zu gehen, wenn Sie krank sind. Es gibt dort nichts für Sie.' Dann macht man sich so seine Gedanken über diese Geheimniskrämerei. Man hat natürlich in der Zeitung die vielen Berichte gelesen, wonach das kommunistische Regime das Uran ausschließlich zu friedlichen Zwecken verwende, zu Sprengarbeiten und für neue Heilverfahren der Medizin. Aber nur weil man sich die Gegend, wo Uranerz abgebaut wird, ansehen möchte, muß man sich einem regelrechten Kreuzverhör unterziehen. Jedenfalls wäre einer ein Narr, wenn er jenes Gebiet ohne Bewilligung betreten oder sich auf irgendeiner Hauptstraße nach dem Erzgebirge begeben wollte. Der einzige Weg, den nur ein Waghals einschlagen mag, führt durch das freie Feld.

Rückblick

Wer diese Gegend von früher her, als sie noch bessere Tage sah, kennt, wäre von den hier vorangegangenen Veränderungen schmerzlich berührt. Die herrlichen Wälder sind verschwunden. Zahlreiche Rohrleitungen von einem halben Meter Durchmesser, die kreuz und quer über die Felder laufen, verbinden eine Preßluftstation mit der anderen. Das Landschaftsbild ist verunstaltet mit Hochspannungsleitungen, die nur provisorisch an Holzstangen befestigt sind. Auf den Feldern, die früher angebaut wurden, türmen sich jetzt pyramidenförmige Steinhaufen. Es gibt bei jedem Dorf Dutzende von diesen, die Namen tragen wie 'Grube 32, 33, 34, 35' usw. Morgen mögen sich andere Steinhaufen erheben, wo heute noch angepflanzt wird. Neue Bahnlinien sind gebaut, Tunnels gegraben und Häuser abgerissen worden, aber nicht etwa, weil sie alt wären, denn auch schöne Landhäuser traf dieses Schicksal. Sie sind der 'Neuen Ordnung' hinderlich gewesen - dem Fortschritt natürlich, und zwar in Richtung auf eine 'Friedenswirtschaft'.

Beamte versuchen den Neugierigen davon zu überzeugen, daß das 'Cafe Höhenblick' und das 'Haus Waldesruh', als diese noch Kur- und Erholungsstätten waren, nie einem wahrhaft friedlichen Zwecke gedient haben. Erst heute dienen sie einem solchen, denn das 'Cafe Höhenblick' ist in ein Motorenhaus und das 'Haus Waldesruh' in ein Verwaltungsgebäude umgewandelt worden. Das Radiumbad, in dem einst viele Gäste aus aller Welt Heilung suchten, ist in eine Pumpstation umgebaut worden, wo ein rötlich-brauner Schlamm an die Erdoberfläche gefördert wird. Das Volk nennt dieses Radiumbad jetzt allgemein nicht mehr Oberschlema, sondern sarkastisch 'Oberschlammbach'. Und es ist dieser Bezeichnung auch würdig. Wo der Reisende früher gut unterhaltene Straßen vorfand, sieht er jetzt Staub, Schmutz und Schlamm. Sogar die gepflasterten Straßen sind so hoch mit Dreck bedeckt, daß man bei Regenwetter bis zu den Knöcheln darin versinkt. In diesem Gebiet kommt man nicht aus ohne Gummistiefel, wenn man viel gehen muß. Es wäre aber nicht richtig, zu sagen oder zu folgern, daß nichts gebaut werde. Neue Häuser und ganze Dörfer erstehen, aber es sind alles Zweckbauten, die der Schönheit und des Komfortes entbehren. Sie sehen barackenähnlich aus und sind billig und unsorgfältig gebaut.

Diese Hast sowie ihr Weggefährte, die Unachtsamkeit, können überall festgestellt werden. Hört ein Fußgänger hinter sich einen Lastwagen herandonnern, muß er im nächsten Graben Deckung suchen, wenn ihm das Leben lieb ist. Der Lastwagenführer wird nach seinen Leistungen entlöhnt, je mehr Fuhren, desto größer der Lohn. Das Reisen mit der Eisenbahn ist jedoch angenehmer geworden. Noch vor zwei Jahren sind die Grubenarbeiter in überfüllten Zügen zur Arbeit gefahren. Wer sich damals nicht mehr in die Wagen zwängen konnte, stand auf dem Trittbrett, auf den Puffern oder kletterte auf das Wagendach. Einige zwängten sich in die Gepäcknetze, andere drängten sich sogar auf die Plattform der Lokomotive! Für den Schaffner war es besser, zu schweigen, sonst wäre nur eine Schlägerei entstanden.
'Wir müssen zu unserer Schicht antreten … Wir haben es eilig', verteidigten sich die Arbeiter. 'Wer Zeit zum Warten hat, soll den nächsten Zug nehmen.' Wollte der Schaffner Ordnung machen, so leisteten sie Widerstand und drohten, den Zug zu besetzen und selber zu führen. Darauf dampfte der Zug mit seiner grotesken Ladung davon. Was kümmerte es die GELDGIERIGEN GRUBENARBEITER

[Hervorhebung redaktionell. Nicht im Original],

daß in einer einzigen Woche auf einer 18 Kilometer langen Strecke fünfzehn Personen verletzt wurden! Einige verloren ein Bein oder einen Arm: sie hatten eben keine Zeit zur Vorsicht. Sie mußten zu den Gruben, der großen 'Friedenswaffe' Uran und ihrem Geld. …"

Vielleicht muss bei vorzitierter Polemik auch dem Umstand Rechnung getragen werden, dass wie das Rutherford-Buch "Die Harfe Gottes" formulierte:

"seien einige derer genannt, die seit 1874 ans Licht gekommen sind, als weiterer Beweis der Gegenwart des Herrn seit jener Zeit, wie folgt: Additionsmaschinen, Aluminium,
antiseptische Chirurgie, automatische Bahnkuppelung, automatische Pflüge, Automobile, bewegliche Bilder, drahtlose
Telegraphie, dunkelstes Afrika, Dynamit, Eisenbahnsignale,
elektrische Eisenbahnen, elektrische Schweissmethoden,
Erntemaschinen, Eskalatoren, feuerlose Kochapparate, Gasmaschinen, Göttlicher Plan der Z
eitalter, Induktions-Motoren, Korrespondenz-Schulen, künstliche Farben, Leuchtgas, Luftschiffe, Nordpol, Panamakanal, Pasteursche Schutzimpfung, RADIUM

[Hervorhebung redaktionell. Nicht im Original]

Rahm-Separatoren, rauchloses Pulver, riesenhohe Geschäftsgebäude, Röntgen-Strahlen, Schreibmaschine, Schuhnähmaschine, Setzmaschine, Sprechmaschine, Stacheldraht, Streichholzmaschine, Südpol, Telephon, Untergrundbahn, Unterseeboote, Vakuum-Teppichreiniger, Zelluloid, Zweiräder."

Im "Goldenen Zeitalter" der zwanziger Jahre lassen sich beispielsweise - als Zitierung aus externen Quellen - auch Jubelgesangs-Artikel über die wundersame Wirkung des Radium nachweisen. Und da (in den Jahren vor 1945) auch einige Kurorte im Erzgebirge auf diesen Zug mit aufgesprungen waren. Und zu den Begünstigern solcher "Events" auch die den Bibelforschern nahestehende Heilpraktikerszene gehörte. Da kann man es im gewissen Rahmen nachvollziehen, wenn nun die sowjetische Brachialpolitik, nach 1945, diesen Tendenzen einen Strich durch die Rechnung machte; das darüber der Frust, namentlich aus Zeugen Jehovas-Kreisen, sich dann auch in solchen Stellungnahmen äußert, wie der, die hier zitiert wurde!
En Beispiel diesbezüglicher WTG-Publizistik:
(„Goldenes Zeitalter", Magdeburg, 15. 5. 1923)

Geist des Murrens
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. März 2013 04:32
Vor sechzig Jahren
„Den Geist des Murrens verscheuchend", dieser Thematik widmet sich der „Wachtturm" vom 1. 3. 1953 im besonderem Maße. In in den diesbezüglichen Ausführungen findet man dann auch Sätze wie die:

„Bisweilen sehen wir hier oder dort in der Organisation jemand, der in die Welt zurückgleitet. Wie kommt dies? …
Der Grund ist einfach. Der Betreffende hat aufgehört zu predigen."

Mit dieser WTG-Einschätzung wird zugleich auch deutlich, dass der ineffektive Predigtdienst sehr wohl eine Funktion wahrnimmt; zumindest die: Der Selbsteinschwörung auf die WTG-Organisation; der Selbstsuggestion also.

Als einen weiteren wichtigen Kardinalsatz kann man auch den ansehen:

„Manchmal legen unsere Brüder in demokratischen Ländern, wo es noch Redefreiheit gibt, nicht so viel Eifer an den Tag, indem sie von Haus zu Haus gehen, wie die Verkündiger, die in Ländern leben, wo fortgesetzt Opposition herrscht."

Auch dazu muss man wohl sagen: Die WTG müht sich auch ihrerseits „redlich", dass dieses Oppositionsklima (durchaus aus unterschiedlichen Motiven gespeist), nicht „austrocknet". In dem Buch von Marley Cole beispielsweise, lässt sie sich denn prompt auch bescheinigen, dass die Förderung gewisser Verfolgungssituationen, durchaus mit zu ihrem Kalkül gehört.

Bezeichnend auch noch die Diktion einer Leserfrage in dieser WT-Ausgabe. In ihrer Antwort darauf betont die WTG zwar, dass sie keineswegs Talmudartige Detailvorschriften zu erlassen gedenkt. Aber immerhin schon die Fragestellung an sich spricht Bände. Da wird angefragt:

„In welchem Ausmaß muß eine Frau ihrem Manne untertan sein? Zum Beispiel hat eine Schwester in ihrem Heim überall Pflanzen aufgestellt, und der Mann sagt, wenn sie ihm richtig untertan wäre, würde sie diese forttun. Eine weitere Ehefrau ladet jemand zum Mittagessen ein, ohne den Mann zu befragen, und er erhebt Einspruch dagegen, weil er nichts davon gewußt habe. Ferner korrigiert eine Frau ihren Mann anläßlich eines Studiums, und er protestiert gegen ihr Vorgehen. Die jüdischen Frauen müssen sich unter den Vorschriften des Talmuds sehr erniedrigt gefühlt haben. Müssen wir als Schwestern, die in der Wahrheit sind, jetzt gleich empfinden?"

Unter anderem: Griechenland ...
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. März 2013 05:16
Vor sechzig Jahren
Gelesen in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 3. 1953

„Joh. Foster Dulles, der neue amerikanische Außenminister, erklärte am 14. April 1952 in Philadelphia, die USA seien noch nie seit ihrer Gründung so unbeliebt, isoliert und in größerer Gefahr gewesen als heute. …

Und weiter:

Dr. Herbert Hitchen von der Ersten Unitarier-Kirche von Buffalo erklärte am 22. April 1951, daß sich freiheitsliebende Völker der ganzen Welt gegen die Vereinigten Staaten gewandt haben, weil diese Franco-Spanien unterstützten und in Griechenland die Macht nicht in die Hände der tapferen Freiheitskämpfer legten, sondern sie der korrupten und schwächlichen, herrschenden Klasse der oberen Zehntausend, die das Volk ausgebeutet und in Armut gestürzt hat, übertrugen. …

[Einfügung: Dann vergleiche man mal die Tagespolitischen Meldungen, welche sich heutzutage mit dem Namen Griechenland zu verbinden pflegen!
Weiter im Zitat:]

Mit folgender Erklärung traf er mitten ins Schwarze: „Wir sind es uns und unseren Mitmenschen schuldig, die eine große Tatsache im Sinn zu behalten, daß sich die gefährliche Irrlehre des Kommunismus vorwiegend deshalb in der Welt ausbreitet, weil Armut, menschenunwürdige Verhältnisse und soziale Ungerechtigkeit das Los von zwei Dritteln der Erdbevölkerung sind. Der Kommunismus aber nützt das aus und verspricht Nahrung und Obdach, während wir immer mehr nur vom Nutzen der Demokratie reden, und anstatt unseren Worten die Tat folgen zu lassen und die Möglichkeit zu einem menschenwürdigen Dasein zu schaffen, wonach sich diese sehnen, versorgen wir sie mit Waffen." …

Es ist klar, daß eine tyrannische Regierung, deren Macht im Schwinden ist, ihre Machtmittel in erster Linie dazu verwendet, ihre Gegner im Lande zu erledigen; und nun ist es Tatsache, daß amerikanische Dollar nicht nur „gute" Regierungen stützen, sondern irgendwelche Regimes, die den gegenwärtigen Feind bekämpfen, ohne Rücksicht auf ihre Regierungsmethoden. Dem war so, als die USA, den Kommunismus unterstützten, während dieser mit dem Nazismus im Kriege lag, UND HEUTE HELFEN SIE ANDEREN TOTALITÄREN REGIERUNGEN AN DER MACHT ZU BLEIBEN

[Hervorhebung redaktionell, nicht im Original],

wenn sich diese verpflichten, den Kommunismus zu bekämpfen. Als Tito mit dem gegenwärtigen Feind brach, spielte es keine Rolle, ob sein Volk ihn wünschte oder nicht.
Die Zeitschrift 'Life' schrieb: „Gerade jetzt ist er auf unserer Seite und ein Gegner Stalins. Deshalb unterstützen ihn die amerikanischen Steuerzahler. Er erhielt in zwei Jahren wirtschaftliche und militaristische Hilfe im Wert von mehr als 200 Millionen Dollar, und wahrscheinlich wird er noch mehr erhalten." 'Life' nannte ihn nicht einen „Freund, sondern einen Verbündeten", und erklärte: „Die Weltkoalition gegen den Imperialismus des Kreml kann sich nicht politische Einheitlichkeit zum Ziele setzen. Die USA, die die führende Nation in dieser Koalition sind, müssen lernen, mit wunderlichen Hausgenossen, zu denen sie nicht die geringste Liebe empfinden, zusammen zu leben. Von diesen ist Tito nicht viel wunderlicher als Franco oder Ibn Saud."

Ergänzend wäre noch anzumerken, dass auch die WTG ein Teil dieser verhassten USA-Politik ist.

WTG-Verteidigung der Sklaverei
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. März 2013 03:00
Vor sechzig Jahren
In der „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 3. 1953 (Schweizer Ausgabe; Ausgabe Wiesbaden 1. 4) ragt einmal die „Gummiband-Auslegung" in Sachen Generation hervor.
Siehe dazu: 19532Generation
Zum anderen ein „Theokratische Sklaven" überschriebener Artikel. Das mit dem Sklaven-Dasein kann man in der WTG-Organisation fast wörtlich nehmen. Speiübel kann einem werden, liest man diesen „Eiertanz", wie da noch im 20. Jahrhundert „Entschuldigungsgründe" für die Sklaverei, die auch das Urchristentum nicht abgeschafft hatte, gesucht und „gefunden" werden. Nachstehend mal die einleitende Seite dieses Artikels, mit den für die Zeugen typischen Textunterstreichungen.

Sklaven.jpg

„Fliegende Untertassen"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. März 2013 01:52
Vor sechzig Jahren
Einen Niederschlag der Hysterie in gewissen Medien über angebliche „fliegende Untertassen" begegnet man auch in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 3. 1953.
Da in Sicht der WTG Esoterik, und dazu gehört auch das angesprochen Thema, als „Glaubenskonkurrenz" gewertet wird, hat auch sie keine sonderliche Verwendung für Thesen dieser Art. Wenn es um Glaubensvermittlung geht, beliebt die WTG das „Geschäft" alleine betreiben zu wollen. Da stören Konkurrenzthesen eher. Da aber eine gewisse Öffentlichkeitswirksamkeit dieser Konkurrenzthesen zu registrieren war, kommt sie nicht ganz umhin, auch einmal dazu Stellung zu nehmen.

Sie zieht sich dabei auf die Position zurück:

„Eines ist sicher, daß führende Wissenschaftler und Militärs um Theorien nicht verlegen sind. Es mag sich herausstellen, daß die geheimnisvollen Untertassen durch ein Naturphänomen oder ein optisches Phänomen bewirkt werden; oder gemäß der Theorie … können sie von Lichtfeflexen hervorgerufene Luftspiegelungen sein; oder elektrische Entladungen in der oberen Atmosphäre; ungewöhnliche Meteoriten, oder die Folge einer neuen Position im Universum, wie einige behaupten. Was sie auch sein mögen, so bleibt die Tatsache bestehen, daß noch nicht genau festgestellt wurde, was die Leute sehen."

http://de.wikipedia.org/wiki/Fliegende_Untertasse

Vor sechzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. April 2013 05:27

Wie das hypnotisierte Kaninchen auf die WTG-Schlange starren

„Es gibt einen wohlbekannten Grundsatz: Man kann alles beweisen, wenn man von der falschen Voraussetzung ausgeht."

Gelesen im „Wachtturm" vom 1. 4. 1953. Dort in dem Zusammenhang eingeordnet, als Widerlegung der Feuerhöllenlehre. Dazu titelt der WT „Fordert der gesunde Sinn ein Fegefeuer?" und muss sich dann im laufe seiner Ausführungen, zu obiger Einlassung durchringen.
Das war dem WT sicherlich nicht angenehm zugeben zu müssen, geht man von einer anderen Grundsatzposition aus, könnte man zu dem seiner Meinung nach falschen Ergebnis gelangen. Es gäbe denn eine „Feuerhölle".

Dieses Theologengezänk soll hier nicht weiter thematisiert werden. Viel wichtiger erscheint eine andere Aussage in der gleichen „Wachtturm"-Ausgabe. Da liest man den Satz:

„Weder irgendwelche Personen noch Nationen dürfen es sich herausnehmen, den Versuch zur Besserung der gegenwärtigen Welt zu machen. … Gott selbst ist es, der die Befreiung für das Volk herbeiführt."

Im Klartext: Zugunsten der verlogenen, diverse male schon gescheiterten Endzeittheorien der WTG-Organisation, solle die Menschheit wie das hypnotisierte Kaninchen auf die WTG-Schlange starren, um von ihr gefressen zu werden. Das ist doch des Pudels Kern dieser Aussage. In der Tat kann man dazu nur sagen:

„Man kann alles beweisen, wenn man von der falschen Voraussetzung ausgeht."

Mormonen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. April 2013 00:20
Vor sechzig Jahren
Neben einem auf Brasilien bezüglichen Artikel („Kampf den Roeteln) auf den schon früher eingegangen wurde (siehe dazu: 19532Roeteln
ragen in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 4. 1953 insbesondere die Artikel über das Buch „Mormon" und die mit ihm verbundene „Kirche Jesu Christi Heiligen der letzten Tage" (landläufig als Mormonen bekannt) hervor (in der Schweizer Ausgabe ist dieser Artikel in der Ausgabe vom 22. 4. 53 enthalten).
Wie bei den Bibelforscher/Zeugen Jehovas, ist auch bei den Mormonen ihre US-amerikanische Wurzel bemerkenswert. Zwar traten die Mormonen schon zeitlich früher auf den Plan. Und noch heute ist zu registrieren. Im „Zahlenkampf der Giganten" haben die Mormonen immer noch „die Nase vorn", im Vergleich zu den Zeugen Jehovas, in absoluten Zahlen gerechnet. Indes im Detail betrachtet gewinnt man schon ein anderes Bild. Sind die Mormonen (im Jahre 2010 auf etwa 14 Millionen beziffert) zwar zahlreicher als die Zeugen Jehovas, so gilt das aber schon nicht mehr nur bezogen auf Europa. Wesentliche Stütze für die Mormonenzahlen sind und bleiben die USA (dort eine typische Mittelklassenreligion). Letzteres kann man so verallgemeinert, auf die Zeugen Jehovas nicht übertragen.

Der Konkurrenzkampf zwischen Mormonen und Zeugen Jehovas spielt sich daher, nach wie vor, in inneramerikanischen Gefilden ab. Von diesem Konkurrenzkampf sind auch die Ausführungen des „Erwachet!" geprägt. Schon einleitend stellt die WTG ein redaktionelles Vorwort voran, in dem es heißt:

„Die Religionsfreiheit schließt auch das Recht ein, sich über Lehren offen auszusprechen, darzutun, warum man mit denen eines anderen nicht einig gehen kann, und nach der Wahrheit zu forschen. Ehrliche Kritik schadet nie, auch bedeutet eine offene Aussprache nicht Unduldsamkeit …"

Zu dieser „Sonntagsrede" wäre schon mal anzumerken, dass die WTG auf sich selbst bezogen, dass nicht gelten lassen will.

Im Detail liest man in den WTG-Ausführungen dann noch:

„Die Schaff-Herzog Encyclopedia (Band 8, Seite 11, 12) sagt über den Vater von Smith:
'Er verdiente sich ab und zu Geld durch Wahrsagen und den Verkauf von Segnungen. Die Mutter des Propheten … glaubte fest an übernatürliche Visionen, Erscheinungen und Träume sowie an Glaubensheilungen … Diese Tatsache sind nicht ohne Bedeutung für das Verständnis von Smiths Persönlichkeit und Werk.'
Sie sagt auch, daß Martin Harris, 'die erste Person, die ein aktives Interesse an der Goldenen Bibel zeigte, immer ein Träumer und Fanatiker gewesen und überzeugt war, daß er den Mond besucht hatte. Diese Erklärung über die Einstellung der Familie Smith Erscheinungen und Träumen gegenüber, wird durch das Buch 'Joseph Smith, the Prophet' von Lucy Smith, seiner eigenen Mutter, vollauf bestätigt."

Weiter schreibt „Erwachet!":

„Die Mitglieder der 'Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage', besser bekannt unter dem Namen Mormonen, glauben aufrichtig, ihre Religion sei göttlich inspiriert, und die Verfolgungen, denen sie in der Vergangenheit ausgesetzt waren, bewirken, daß sie jeder Kritik gegenüber sehr empfindlich sind. Es ist nicht unsere Absicht, jemand lächerlich zu machen, jemandes Intelligenz, den Fleiß, die Aufrichtigkeit oder die Werke der Nächstenliebe in Frage zu stellen, alles Dinge, die die Mormonen in nicht geringem Ausmaße aufzuweisen haben, sondern zu einer Prüfung der Lehre anzuregen."

In dieser vermeintlichen Lehrprüfung findet man dann auch solche Punkte aufgelistet wie: Das seitens der Mormonen auch der Glaube an weiterlebende Seelen bestände. Ein Punkt schon mal wo Mormonismus und Bibelforschertum, sich wie Feuer und Wasser gegenüberstehen.

Exkurs:
Im Jahre 1947 publizierte der Österreichische Katholik Josef Casper in der dortigen Zeitschrift "Wort und Wahrheit. Monatsschrift für Religion und Kultur" unter dem Titel "Freikirchen und Sekten in Österreich" eine Überblicksdarstellung über selbige.
Casper's Buch „Sekten, Seher, Betrüger", hatte ich schon mal, wenn auch nur beiläufig mit gestreift, in
Jonak.

Casper spannt seinen Bogen weit aus. Auch Gruppen die andernorts als "Freikirchen" bezeichnet werden, sind in seiner Darstellung mit inbegriffen.
Während man andernorts dicke Bücher wälzen muß, um sich zum Thema sachkundiger zu machen, etwa das des Kurt Hutten "Seher Grübler Enthusiasten" und dabei festzustellen hat, aber der Bereich sogenannter "Freikirchen" wird von Hutten in seiner Darstellung ausgespart, so hat Casper diese Skrupel sicherlich nicht.
Es ist schon bemerkenswert, den Bereich der „Freikirchen" spart Hutten in seiner Publizistik aus. Dafür gab es dann kirchlicherseits, etwa zur gleichen Zeit andere Bücher. So beispielhaft eines mit dem Titel: „Viele Glieder - ein Leib". Der wesentliche Unterschied, letzteres Buch enthält nur Selbstdarstellungen. Das hätten die Sekten sicherlich auch gerne so gehabt, sich in Hutten's Buch in Form von Selbstdarstellungen verkaufen zu können. Eine Selbstdarstellung bietet ja immer die Chance, kritisches unter den Tisch fallen zu laßen. Die Gnade einer Selbstdarstellung, indes gewährt ihnen Hutten nicht. Fallweise nimmt er sich auch die Freiheit Kritik zu formulieren. Nichts da also mit dem Traum einer weichgespülten Selbstdarstellung.
Da ist sein Österreichischer Kollege Casper indes aus anderem Holze geschnitzt.
Alles Nichtkatholische wird in seiner Lesart, ohne wenn und aber dem Bereich der Sekten zugeschlagen. Das einzigste was auch er auch unberücksichtigt läßt wären dann etwa Religionsformen wie Islam, Budhismus, Hinduismus usw.
Auch eine durchaus sachgerechte Vokabel, wie Betrüger, die Casper in seinem Titel mit verwendet, findet man bei Hutten nicht. Auch ein Zeichen seiner fallweise Weichspülertechnologie!
Wenn man sich auf den Standpunkt stellt, nicht numerische große Zahlen, können darüber entscheiden was Sekte sei und was nicht, so würde ich allerdings auch die katholische Kirche, keineswegs "nur" die "Freikirchen", im Gegensatz zu Casper, durchaus in jenes von Casper gewählte Raster mit einordnen. Den Beweis inwieweit denn ausgerechnet die nun "besser" sein soll, hat aus meiner Sicht Casper nicht erbracht.
Es war davon die Rede, Casper hat es geschafft, seine Überblicksdarstellung auf die Größe eines Zeitschriftenaufsatzes zu bringen. Einerseits referiert er vielerlei Gruppen, andererseits muß er aber auch dem Grundsatz, dass in der Kürze die Würze liegen kann, Rechnung tragen.
Als Nichtmormone und Nichtkatholik, erscheint mir in dieser Überblicksdarstellung auch besonders seine Darstellung der Mormonen beachtlich. Sie sei im nachfolgenden, einmal kommentarlos zitiert.

„Seltsame Ausprägungen christliches Sektentums sind bei den Mormonen festzustellen. Der Gründer der Mormonen, Josef Smith, ein leidender und suchender, grüblerischer Mensch, will 1827 eine Offenbarung des Engels Moroni empfangen haben, die auf goldenen Platten unter dem Hügel Cumorale vergraben gewesen sein soll. Moroni habe sie ihm gezeigt und erzählt, daß er der Sohn Mormons, eines Propheten sei. Auf den Platten will Smith mit einer besonderen Brille, die ihm Moroni gegeben habe. gelesen haben, daß die Juden einst nach ihrer assyrischen Gefangenschaft nach Amerika ausgewandert seien. Dort hätten sie sich in die bösen Lamaniten (Indianer) und
frommen Rephiten gespalten. Den Rephiten hätte Christus 40 Tage nach seiner Auferstehung im Staate New York gepredigt, und hier seine wahre Kirche gegründet. Im 4. Jahrhundert nach Christus aber hätten die Lamaniten die Rephiten
durch Kriege aufgerieben. Die einzigen überlebenden dieses christlichen Stammes seien Mormon und sein Sohn Moroni gewesen. Mormon habe die Geschichte der einzigen wahren Kirche der Rephiten auf den erwähnten goldenen Platten aufgeschrieben.
1830 gründete der geisteskranke Josef Smith die Kirche Jesu Christi der „Heiligen der letzten Tage", wie sich die Mormonen nennen. Das Treiben der „Heiligen der letzten Tage" erregte aber peinliches Aufsehen und brachte ihnen staatliche Verfolgung ein. Unter großen Strapazen gelangten sie auf Fluchtwegen an den Salzsee, wo sie im Staate Utah die Salt Lake City mit einer Universität und dem großen Mormonentempel der 13.500 Sitzplätze ausweist gründeten. Neben manchen christlichen Elementen weisen die „Heiligen der letzten Tage" auch viel Paganes auf. Die Polygamie, die sie patriarchalische Ehen nennen. ist für sie charakteristisch. Nach ihrer Lehre können nur Frauen die einem „Heiligen der letzten Tage" angehören, gerettet werden."

Laodicäerbrief
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. April 2013 00:19
Vor sechzig Jahren
In einem Internettext gelesen:
alt.geschichte-chronologie.de/l2-wahl/l2-autoren/l3-Uwe-Topper/Topper-6.html

„Der Laodicäerbrief des Paulus, der nach Fachleuten neun Jahrhunderte quasi als Wort Gottes gegolten hatte, wird nun aussortiert. Wieso nur 9 Jahrhunderte, wenn er im 1. Jahrhundert (nämlich durch Paulus) geschrieben wurde und im 15. aussortiert wird? Weil man ihn erst aus dem berühmten Kodex von Fulda von 546 kennt.
Und das besagt, daß auch dieser so wichtige Bibel-Kodex Fälschungen enthält.
Aufklärende Theologen wollten ja schon damals, im 15. Jh., die unlösbaren Probleme der Glaubenslehre vereinfachen, indem sie zahlreiche Briefe des Paulus aus dem Kanon ausschieden. Ich nenne nur Jakob Thomas von Gaeta und Erasmus von Rotterdam. Am Ende widerriefen sie ihre kühnen Entwürfe. Nicht aus besserer Einsicht sondern aus Angst .... Erst Luther nimmt sich da mehr Freiheiten heraus, wenn auch nicht allzu viele. Seine Schriftgläubigkeit ist fast noch penetranter als die Traditionstreue der römischen Kirche".

Da begegnet man ihm also, dem „Laodicäerbrief". Indes wer heutige Bibelausgaben aufschlägt, hat zu registrieren: Fehlanzeige.
Auch die WTG wurde einmal mit diesem Umstand konfrontiert. Und in Form einer Leserbriefbeantwortung im „Wachtturm" vom 15. 4. 1953 versucht sie sich wie folgt daraus zu winden:

„Das zu einer Zeit tatsächlich ein Brief an die Laodicäer existierte, scheint Kolosser 4:16 zu bestätigen. Haben wir ihn heute? Oder besitzen wir eine Kopie davon? Vielleicht haben wir sie, vielleicht auch nicht. Er mag inspiriert gewesen sein oder auch nicht. Wenn er aber nicht inspiriert war, so bedeutet dies doch nicht, daß er falsch war, ebensowenig als irgendwelche Erklärungen, die wir heute abgeben, notwendigerweise falsch sein müssen, bloß weil sie nicht inspiriert sind. Eine Erklärung kann absolut wahr sein, auch wenn sie nicht inspiriert ist. Wenn also der Brief an die Laodicäer nicht inspiriert war, so macht ihn dies noch nicht zu einem falschen Briefe. Allein die Tatsache, daß er im Bibelkanon nicht enthalten ist, zeigt nicht, daß er falsch war. Er wurde nicht darin aufgenommen, weil er zweifellos für uns heute nicht nötig ist; andere Briefe, die darin enthalten sind, mögen dieselben Punkte für uns behandeln. Ihn einverleiben, hätte vielleicht eine unnötige Verdopplung bedeutet. …"

Japan
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. April 2013 07:35
Vor sechzig Jahren
Über die auch bewegte Geschichte der Zeugen Jehovas in Japan, kann man etwas im „Erwachet!" (Ausgabe Wiesbaden) vom 22. 4. 1953 lesen. Danach eröffnete die WTG im Jahre 1927 ein Zweigbüro in Tokio. Ihre Verkündigerzahl wurde für 1928 schon auf 75 beziffert. Der erste Rückschlag erfolgte 1933, mit der Beschlagnahme eines Teiles des WTG-Besitzes (als ausländischem Eigentum). Die Folge, bis 1938 stieg die Verkündigerzahl auf nur 110 an.

„Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 konfiszierte die Regierung dann alles, was der Gesellschaft gehörte, und verhaftete den Leiter des Zweigbüros und einige Mitarbeiter. Während des ganzen Krieges wurden Jehovas Zeugen in Japan und Korea verfolgt, verhaftet und eingesperrt. Viele von ihnen wurden in den Gefängnissen und Konzentrationslagern furchtbar mißhandelt. Als sie im Jahre 1945 freigelassen wurden, vermochte der frühere Leiter des Werkes die Arbeit nicht mehr zu übernehmen, weil die fortgesetzte schlechte Behandlung im Gefängnis seine geistige und körperliche Gesundheit untergraben hatte und auch seines hohen Alters wegen."

Die WTG mühte sich dann darum, ihre Gileadmissionare ins Land zu schicken, was aber erst 1948 gelang. Dieses Jahr kann man als eigentliches Startdatum der Zeugen Jehovas in Japan daher bezeichnen. Ersichtlich auch daran, dass ihre Durchschnitts-Verkündigerzahl im Jahre 1949 auf 9 beziffert wird. Es gelang aber, sie bis 1950 schon wieder auf 106 zu steigern. Die 10.000er Marke wurde dann 1971 erreicht. Die 100.000 Mark im Jahre 1985. 200.000 dann ein Jahrzehnt später. Der Höhepunkt war im Jahre 1998 erreicht mit einer Durchschnitts-Verkündigerzahl von 222.912. Damit war der „Gipfel" erreicht, denn für 2012 wurde die Verkündigerzahl mit etwa 217.000 beziffert.

Marktwert: Waffe im kalten Krieg
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Mai 2013 01:54
Vor sechzig Jahren
Der "Wachtturm" zitiert in seiner Ausgabe vom 1. 5. 1953:

"In seinem 'Book of Martyrs' (Buch der Märtyrer) erklärt Dr. John Fox, warum die Urchristen so heftig verfolgt wurden. Er sagt, die Römer seien dafür bekannt gewesen, daß sie die Leute nicht verfolgten wegen ihrer Religion; dennoch habe fast von Beginn der Verbreitung des Christentums an die Verfolgung begonnen und sei ganz erbarmungslos betrieben worden. Sich auf Dr. Mosheim beziehend, sagt er, dies sei der Haltung zuzuschreiben gewesen, die die Christen an den Tag gelegt hätten. Sie wollten nicht teilhaben an den Religionen des Reiches, an der Ahnenverehrung oder dem Kaiserkult. Im Gegenteil hielten sie sich davon fern und sprachen gegen die Abscheulichkeiten des heidnischen Gottesdienstes … Einige Reichsherrscher gedachten zuerst, das Christentum als einen Teil ihrer privaten Religionen anzunehmen - und sie hatten vieler solcher -; als sie dann aber feststellten, daß das Christentum allein und über den anderen stand und nicht mit anderen Religionen mitmachen wollte, wandten sie sich schnell davon ab und begannen die Verfolgungen. Dr. Fox sagt, dies sei der Grund, weshalb die Verfolgung eingesetzt habe."

Dieses Zitat bringt der WT nicht ohne Bedacht, charakterisiert es doch zugleich auch die eigene Politik, der die WTG folgt. Etliche Zeitzeugen bestätigen das auch. Etwa William Schnell, der in seinem Buch "Dreissig Jahre Sklave des Wachtturms" mit herausarbeitete, dass es Politik der WTG sei, die Zeugen in ihrer Umwelt verhasst zu machen. Selbst der Zeugen Jehovas-Autor Marley Cole zitiert eine Aussage, dass Märtyrertum der "Same der Kirche" sei. Und bestätigt wird das selbst von Leuten wie Raymond Franz, der im Blick auf Malawi und Mexiko eine solche doppelbödige Politik auch konstatiert.

Man weis: Das Urchristentum blieb nicht immer selbiges. Es pflegte später zu "verweltlichen", und wie es dann soweit war, konnten die handelnden Kirchenfunktionäre es nicht eilig genug haben, mit dem Staat ins Bett zu gehen. Die KdöR-Frage lässt grüßen! Aber es ist blauäugig zu übersehen, dass Religionsgemeinschaften von diesem Strickmuster, zugleich auch eine scharfe Waffe im kalten Krieg sein können. Analysiert man die Konflikte der Zeugen Jehovas sowohl in Hitler- als auch in Ostdeutschland, stellt man sehr schnell fest: Die Verweigerungshaltung ist das entscheidende Element dieser Konflikte.
Jene Regime riefen nach "Staatsbürgern" und sie erfuhren nur eines: Die Verweigerung.
Im Kontext des von den USA forcierten tatsächlichen kalten Krieges, passte eine solche Konzeption sehr wohl in dieses Szenario hinein. Und auch die WTG ist sich dieses ihres "Marktwertes" sehr wohl bewusst.

In der gleichen zitierten WT-Ausgabe teilt sie dann auch euphorisch mit:

"Schaut euch einmal die Vergangenheit der katholischen, lutherischen und orthodoxen Kirchen von Osteuropa näher an. Sie verfehlen, dem gottlosen Kommunismus standzuhalten. Unter Druck gestellt, sind sie bereit, beim kommunistischen Programm mitzumachen, so daß sie selbst von ihren Kanzeln aus den Kommunismus predigen. Und sie sind bereit, Abkommen zu unterzeichnen, um mit den Kommunisten zusammen zu arbeiten. Sie denken, daß, wenn sie dies nicht täten, ihre Kirchen geschlossen würden, was auch wohl geschehen könnte.

Am 17. August 1952 gab das Staatsdepartment in Washington eine Studie über die Taktiken heraus, durch welche die kommunistischen Regierungen 'die Jugend einfangen und die Kirchen an den Staat ketten in ihrem Feldzug der Unterdrückung der Religion'. 'Dieses Ziel ist in Rumänien, Albanien und Ungarn teilweise erreicht worden', so heißt es darin. 'In der Tschechoslowakei ist in dieser Richtung ein gewisser Fortschritt gemacht worden. In Polen ist die Regierung nicht erfolgreich gewesen …'

Wenn Kirchenorganisationen unter Staatskontrolle gebracht werden, so sagt die Studie, 'kommen die Ernennungen zu kirchlichen Posten, vom höchsten bis zum niedrigsten, vom Staate oder von Organisationen, die vom Staate anerkennt werden'.

'Nur jene Priester, die sich dem Kommunismus gegenüber als loyal oder freundlich erwiesen haben, haben irgendwelche Aussicht, gewählt zu werden. Oft wird der Stoff zu Predigten und Vorträgen vom Staate geliefert und auch die weitere Tätigkeit in Verbindung mit den Kirchgemeindegliedern von ihm bestimmt.'" - 'Post', Boston, vom 18. August 1952.

Dann belobigt sich die WTG:

Wie ganz anders sind wahre christliche Evangeliumsdiener. Jehovas Zeugen sind in Osteuropa in allen kommunistischen Ländern verboten. Sie werden sich nicht vor der Herrschaft von Diktatoren niederbeugen und den Kommunismus als die Hoffnung für das Volk predigen."

Damit das alles im Sinne der kalten Krieg Strategen auch funktioniert, ist eines noch vor allem wichtig. Die Anfüllung der Handelnden mit illusorischem Gedankengut. Genau diese Funktion nimmt die WTG in vielfältiger Weise wahr!

Wünschelrute
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Mai 2013 00:12
Vor sechzig Jahren
Wenn "Erwachet!" sich des Themas Wünschelrute annimmt, so in seiner Ausgabe vom 8. 5. 1953, dann kann man wohl schon im voraus erahnen, was als Endergebnis dabei präsentiert wird. Vermeintlich dämonische Wirksamkeit. Trotz dieser Sachlage sucht "Erwachet!" aber auch den "naturwissenschaftlichen Grundlagen" dabei mit nachzugehen. Insofern sind diese Ausführungen durchaus als interessant einstufbar. Hätte man vor einigen Jahrhunderten, als es noch keinen elektrischen Strom gab, dessen umfassende Verbreitung einmal vorhergesagt, wäre wohl - damals - vielfach die Reaktion nur ungläubiges Staunen gewesen. Dennoch hat die Technik ihren diesbezüglichen Siegeszug vollzogen. Und dies ohne sich dabei auf die WTG-Interpretationen zu stützen, die mittels an den Haaren herbeigezogenen Bibel-Auslegungen oder besser Verzerrungen, gar das Radio in der Bibel "vorhergesagt" wähnten.

Es hat in der Tat seine Zeit gedauert, bis die Menschheit, um im Bilde zu bleiben, elektrischen Strom nutzen konnte. Die Urchristen konnten davon nur träumen, wenn denn überhaupt. Auch als es noch keine umfassende Schulmedizin gab, mühten sich afrikanische Medizinmänner, manchmal sogar mit Erfolg, um große und kleine Wehwechen. Insofern kann man das Thema Wünschelrute wohl ebenfalls auf die archaische Stufe afrikanischer Medizinmänner stellen. Einer metaphysischen Verklärung als "Dämonenwirksamkeit" bedarf es dabei sicherlich nicht.
"Erwachet!" schrieb:

ÜBER wenige Probleme ist so viel gestritten worden, ohne zu einem Schluß zu kommen, wie über die Frage, ob man mit der Wünschelrute unterirdisches Wasser auffinden könne oder nicht. Mit der Herausgabe des Buches Henry Gross and His Dowsing Rod von dem Novellisten Kenneth Roberts, das eine spiritistische Verteidigung der Vergöttlichung des Wassers darstellt, entflammte die jahrhundertealte Streitfrage von neuem. Was aber ist die Wünschelrute eigentlich? Warum wird sie weiter verwendet trotz des Fortschrittes der Wissenschaft? Besitzt der Rutengänger eine göttliche "Gabe"? Finden Christen in der Bibel einen Beweis dafür, daß man sie verwenden darf?

Weiter „Erwachet!"

Die Wünschelrute wird auch Zauberrute genannt, und die Person, die sich ihrer bedient, ist der Rutengänger. Die Wünschelrute, die heute meist verwendet wird, ist ein gegabelter Haselnußzweig, eine Weide oder ein Pfirsichbaumzweig. Weniger gebräuchlich sind spiraliger Draht, Uhrenfedern und an einer Schnur aufgehängte Flaschen mit "Chemikalien". Die Rutengänger halten die Wünschelrute gewöhnlich an den beiden Gabelenden, so daß die Spitze nach oben zeigt. Die Rute wird unter Spannung gesetzt und die leiseste Muskeltätigkeit des Unterarms genügt, um zu bewirken, daß sich der Zweig nach unten dreht. Wenn der Rutengänger unterirdisches Wasser sucht, geht er langsam in derselben Richtung über das Land und hält die Wünschelrute direkt vor sich. Aufmerksam beobachtet er die nach oben zeigende Spitze in Erwartung eines Ausschlages. Wenn der Rutengänger über Grundwasser anlangt, soll sich die Rutenspitze nach unten drehen und direkt auf den Ort hinweisen, wo unterirdisches Wasser zu finden sei.

Geschichtliches über die Wünschelrute

Die Wünschelrute hat schon eine lange Vergangenheit. Herodot schreibt, daß sie schon die Perser, die Skythen und die Meder verwendet hätten; und Marco Polo berichtet, daß man sich ihrer im ganzen Orient bediente. Aber der Gabelzweig, die heute verwendete Wünschelrute, scheint ungefähr in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts in Deutschland in Gebrauch gekommen zu sein. Es gibt viele deutsche Erzählungen über die Wünschelrute, von denen wir die folgende wiedergeben:

"Wenn sie auf dem Altar gelegen hat und über sie eine heilige Messe gelesen worden ist, kann die Rute von Protestanten benutzt werden. Wenn diese Zeremonien vorbei sind, werden die Gabeln in die Hand genommen und die Worte ausgesprochen: ,Wünschelrute, ich beschwöre dich beim Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes.' Dann wird sie Geld und Wasser anzeigen. Die Einwohner von Klausthal im Harz glauben, daß eine Rute aus einer Fichte das Vorkommen von Erzen anzeigt." (Water-Divining, von Theodore Besterman, Seiten 188, 189)

Die deutschen Grubengebiete, wahrscheinlich das Erzgebirge, scheinen die Wiege der Wünschelrute zu sein. Vom Erzgebirge sagt Webster's Geographical Dictionary, es sei "lange ein Bollwerk des Heidentums" gewesen.
Deutsche Grubenarbeiter, die in England Beschäftigung fanden, verpflanzten die Wünschelrute auch auf jenes Inselreich. Zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts war die Wünschelrute in ganz Europa verbreitet und rief überall einen nicht geringen Meinungsstreit hervor. In kirchlichen Kreisen wurde darüber besonders heftig hin und her gestritten, als Martin Luther im Jahre 1518 erklärte, ihre Verwendung sei eine Verletzung des ersten Gebotes. Der Jesuit Gaspard Schott verurteilte sie im Jahre 1659 als ein vom Teufel beherrschtes Mittel, änderte aber später seine Meinung. Andere religiöse Autoritäten gaben ihr den kirchlichen Segen. Aber die Wünschelrute, obschon heftig umstritten, fand nicht nur in Deutschlan
d und England, sondern bald auch in den Vereinigten Staaten ihre Verbreitung, wo sie noch häufig, besonders zum Aufspüren von Wasseradern, verwendet wird.

Wie wirkt sie?

Heute lautet die brennende Frage immer noch: Nach welchen Grundsätzen wirkt die Wünschelrute? In den meisten Fällen kann der Rutengänger selbst nicht einmal sagen, warum sich der Zweig in seinen Händen dreht. Seine ganze Erklärung lautet, eine unbekannte Kraft ziehe die Wünschelrute da, wo es unterirdisches Wasser gebe, nach unten. Ist der Grund für diese unsicheren Erklärungen in folgender Feststellung der Encyclopaedia Britannica zu finden, in der es unter dem Stichwort "Wünschelrute" heißt:

"Die besten Rutengänger sind immer mehr oder weniger ungebildete Menschen gewesen, die einer einfachen Beschäftigung nachgingen"?

Nein, denn gebildete Rutengänger geben keine bessere Erklärung ab, obschon die ihre "wissenschaftlicher" klingt. Einige sagen:

"Das Wasser wirkt auf den Zweig wie der Magnet auf das Eisen."

Andere behaupten, daß das Ausschlagen der Rute etwas zu tun habe mit "elektrischem Strom", der aus dem Wasser durch ihre Körper in den Zweig fließe und den Rutenausschlag bewirke. Es ist interessant, die Ansicht der Wissenschaft über diese Theorien zu vernehmen.

"Nach dem Urteil maßgebender Geologen ist es unmöglich, daß Veränderungen in den elektromagnetischen Feldern, hervorgerufen durch das Vorhandensein von Grundwasser, registriert werden können durch Muskelreaktionen des Rutengängers." (Scientific Monthly, September 1952)

Der bekannte französische Physiologe und Nobelpreisträger Charles Richet schloß jede Möglichkeit von "Elektrizität" oder "Wasser-Magnetismus" als Ursache für die Rutenausschläge aus, als er erklärte:

"Die Bewegungen der Rute sind das Ergebnis einer vom Unterbewußtsein ausgehenden Muskeltätigkeit der Person, die die Rute hält." - Henry Gross and His Dowsing Rad, Kapitel 2.

Viele Wissenschaftler stimmen darin überein, daß die unbekannte Kraft in der Wünschelrute nicht in der Rute selber liege. Schon die Tatsache, daß die Ruten aus allen möglichen natürlichen und künstlichen Stoffen verfertigt sind, sollte genügen, um zu zeigen, daß der Erfolg beim Rutengehen nicht der Rute zuzuschreiben ist. Die Rute schlägt nur dann aus, wenn sie von einer bestimmten Person getragen wird.

Wie lautet das Urteil der Geologen über die Wünschelrute? Die meisten lehnen sie als sicheres Mittel zum Aufsuchen von Wasser ab ! J. W . Gregory schreibt in Waterdivining:

"Die Experten für Wasserversorgung, die geologische Erhebungen anstellen, haben oft über Rutengänger Bericht erstattet, aber soviel ich weiß, lehnen sie alle die Wünschelrute ab."

In einem Bericht der amerikanischen Regierung (Water Supply Paper 416) in der Broschüre The Divining Rod, a History of Water Witchin (Die Wünschelrute, eine Geschichte über das Wassersuchen mit der Zauberrute) heißt es :

"Allen Fragestellern gibt das geologische statistische Amt von Amerika daher den Rat, kein Geld auszugeben für die Dienste eines ,Rutengängers`… um auf diese Art unterirdisches Wasser zu suchen."

Öfters erfolgreich

Da der Meinungsstreit sich nicht nur um die Frage dreht, wie die Rute wirke, sondern auch darum, ob sie überhaupt wirke, haben einige Fachleute begonnen, eine Statistik über die Erfolge der Rutengänger zu führen. Eine Kommission, die Bewilligungen zum Graben von Brunnen erteilt, sammelte alle Angaben über die in Neu-Südwales (Australien) vom Jahre 1918 bis zum Jahre 1939 gebohrten Brunnen. Von 1753 Brunnen, die auf Grund von Rutenausschlägen gegraben wurden, erwiesen sich 257 als vollständige Fehlschläge. Von 1675 Brunnen, die nicht auf Grund der Wünschelrute gegraben wurden, erwiesen sich 126 als Fehlschläge. Nach diesem Bericht kommt es nicht so sehr darauf an, ob ein Brunnen auf Grund der Wünschelrute gegraben wird oder nicht; jedenfalls gäbe es offenbar weniger Fehlschläge, wenn das Wasser mit anderen Methoden als mit der Wünschelrute gesucht würde, was andeutet, daß der gesunde Menschenverstand doch noch etwas verläßlicher ist.

Wenn ein Brunnen, der mittels einer Wünschelrute gefunden wurde, ein Erfolg ist, wird das oft durch Zeitungen bekanntgemacht, die sich weit und breit auf der Suche nach Sensationen befinden. Der Geologe, der das Land nach Brunnen absucht und dabei erfolgreich ist, erhält keinen Lorbeer in den Zeitungen als erfolgreicher Wünschelrutengänger. Denn ein Geologe sollte das ,ja wissen. Darum ist die aufgebauschte Bekanntgabe von Brunnen, die erfolgreich durch Wünschelruten gefunden wurden, eine Tatsache, die man beachten sollte. Jedoch stimmen Wissenschaftler mit dem veröffentlichten Erfolg der Wünschelruten in dieser Weise überein:

"In einer feucht-warmen Gegend sind die Aussichten, einen ertragreichen Brunnen zu finden, so gut, daß von zehn Bohrungen neun erfolgreich sind." (Geology of Engineers, Joseph M. Trefethen)

Somit ist die allgemeine Übereinstimmung der wissenschaftlichen Meinung in der Zeitschrift Scientific Monthly vom September 1952 gut zusammengefaßt:

Es ist schwierig, die Schlußfolgerung zu vermeiden, daß das Suchen nach Wasser mit der Wünschelrute keine erfahrungsgemäß zuverlässige Methode ist, um Untergrundvorräte von Wasser festzustellen."

Besitzt der Rutengänger eine göttliche Gabe?

Ein wichtiger Grund, warum sich die Wünschelrute so lange gehalten hat, ist der weitverbreitete Glaube, daß sie Mose schon verwendet habe, weil es heißt:

"Und Mose erhob seine Hand und schlug den Felsen mit seinem Stabe zweimal; da kam viel Wasser heraus." (4. Mose 20:11)

Mit diesem Text versuchte man zu beweisen, daß Mose der erste Rutengänger gewesen sei. Aber war er das? Wenn Mose der erste Rutengänger gewesen wäre und sich seine Gabe auf andere vererbt hätte, dann müßten die Rutengänger heute das Wunder, welches Mose tat, auch ausführen und Wasser aus einem Felsen hervorströmen lassen können. Nein, Mose war kein Rutengänger, noch benützte er eine Wünschelrute. Seine Rute oder sein Stab versinnbildete lediglich die Autorität als Führer Israels, die Jehova ihm gegeben hatte, so wie der Stab Aarons, welcher sproßte, ein Sinnbild der priesterlichen Gewalt über Israel war, die Jehova ihm verliehen hatte. Es war Jehova Gott gewesen, der seinem auserwählten Volke auf wunderbare Weise Wasser beschafft hatte. - 4. Mose 20:12.

Die meisten heutigen Rutengänger glauben, ihre "Gabe" stamme von Gott. Wenn dies aber eine "Gabe" Gottes wäre, so wäre es verwunderlich, daß auch Atheisten und Heiden erfolgreich waren mit der Wünschelrute! Ferner wird uns eine weitere Erklärung des Nobelpreisträgers Charles Richet helfen, die Quelle dieser unbekannten Kraft und dieser "Gabe" zu erkennen; er sagt:

"im Grunde genommen ist dies dasselbe Phänomen wie das automatische Schreiben, Gespräche mittels des Psychographen (Schreibapparat, durch den die Geister der Spiritisten angeblich ihre Offenbarungen kundgeben) und andere ähnliche Dinge; das heißt, es sind unwillkürliche und vom Unterbewußtsein ausgehende Muskelbewegungen, die zusammen wirken. Diese vorn Unterbewußtsein ausgehende Synthese ist manchmal so beharrlich, daß man ganz gut an die Vermittlung durch eine andere Persönlichkeit glauben könnte."

Es kann nicht anders sein, als daß wir beginnen, die starke Ähnlichkeit zwischen der Wünschelrute und dem dämonenkontrollierten Psychographen zu bemerken; die Heftigkeit der Rutenausschläge gleicht auch Wirkungen, die von Medien erzielt werden.

"Was wir beachten wollen, ist die Analogie zwischen diesem Phänomen und den heftigen Bewegungen eines tanzenden Tisches",

erklärte Professor Richet weiter,

"Bewegungen von unwiderstehlicher Kraft, wenn ein gutes Medium seine Hände über den Tisch hält, diesen aber kaum berührt… Es wäre interessant, methodisch zu untersuchen, ob Rutengänger auch als Medien brauchbar sind, die Tische rücken können, und umgekehrt, ob Medien, die Tische rücken können, auch Rutengänger sein könnten. Diese neue Frage wäre einer Untersuchung wohl wert." - Henry Gross and His Dowsing Rod, Kapitel 2.

Als Beispiel dieser ungestümen Kraft beachte man, was geschah, als Jesus einen Menschen von einem Dämon befreite: "Und der unreine Geist zerrte ihn und rief mit lauter Stimme und fuhr von ihm aus." (Markus 1:26) Man vergleiche jene krampfhafte Reaktion mit der Erfahrung einer erfolgreichen Rutengängerin. Evelyn Penrose sagt, wenn sie nach Öl suche, erhalte sie als erstes Anzeichen von Öl einen heftigen Stich in die Fußsohlen, wie mit einem glühenden Messer. Wenn sie über dem Öl angelangt sei, bewege sich die Rute so heftig, daß sie herumgewirbelt werde wie eine Marionette und sich kaum auf den Füßen halten könne. Evelyn Penrose beschreibt die "Gabe", die ihr Vater besaß, und sagt weiter :

"Obgleich er sehr stark war, habe ich die Rute in seinen Händen mit derartiger Gewalt sich drehen sehen, daß die Borke abging, aber er konnte das Drehen nicht verhindern. Ich bin nicht stark genug, die Rute so zu halten, daß die Borke abging, aber die Haut ging statt dessen von meinen Händen ab." - Henry Gross and His Dowsing Rod, Kapitel 3.

Um unsere Untersuchung über die Ähnlichkeit zwischen der Wünschelrute und dem Psychographen fortzusetzen, wollen wir uns wieder Kenneth Roberts' Buch über den erfolgreichsten Rutengänger Amerikas, betitelt Henry Gross and His Dowsing Rad (Henry Gross und seine Wünschelrute), zuwenden. Henry Gross hat mit Erfolg aus der "Ferne" Wasser mit der Wünschelrute aufgefunden, indem er, während er sich in Neuengland aufhielt, auf einer Karte von Bermuda mit der Wünschelrute Wasser suchte. Verwendet er anstatt einer Wünschelrute ein Pendel, so kann er bewirken, daß es aufhört zu schwingen, wenn er zu ihm spricht. "Dann entdeckte er, daß er ein Pendel in der Hand irgendeiner Person zum Stillstehen bringen konnte - aber nicht indem er ihm laut befahl, anzuhalten, sondern einfach nur mit, seinem Willen."

Darüber hinaus beantwortet die Rute von Gross jede an sie gerichtete Frage, wie zum Beispiel: Wird es am nächsten Samstag regnen? oder: Werden wir mit Rußland bis in einem Jahr Krieg haben? Diese bemerkenswerten Kräfte können nicht einem grünen Zweig innewohnen! Nicht einmal der Mensch kann die Zukunft vorhersagen, es sei denn, daß Geistgeschöpfe es ihm eingeben. Nach der wissenschaftlichen Auffassung über das Rutengehen ist dieses nahe verwandt mit Dämonismus, es beruhe nämlich auf "einem abnormen psychologischen Zustand des Rutengängers, analog zu Hellseherei". - Encyclopedia Americana 'unter "Wünschelrute".

Die Tatsache, daß die Wünschelrute zum Wahrsagen verwendet werden kann, macht folgenden Bericht aus der Bibel sehr passend:

"Es geschah aber, als wir zum Gebet gingen, daß uns eine gewisse Magd begegnete, die einen Wahrsagergeist hatte, welche ihren Herren vielen Gewinn brachte durch Wahrsagen." (Apostelgeschichte 16:16)

Als der Apostel Paulus dem Mädchen den Dämon austrieb, verlor es die "Gabe" des Wahrsagens!
Aus dem Vorangehenden ergeben sich demnach folgende Tatsachen: 1. Die Wünschelrute ist heidnischen Ursprungs; 2. Mose war nicht der erste Rutengänger; 3. Die "Gabe", Wasser aufzufinden mit der Wünschelrute, stammt nicht von Jehova Gott; 4. Die Wünschelrute in der Hand einer Person mit einer solchen "Gabe", kann mehr tun, als nur Wasser auffinden; 5. Die unbekannte Kraft der Wünschelrute ähnelt stark der jener bösen Geister, von denen die Bibel spricht, und 6. Die Ursache der Rutenausschläge und die mannigfaltigen Wirkungen der Wunschelrute reihen sie in dieselbe Familie ein, zu der der Psychograph und die Medien gehören.

Siehe auch
GZ Zeitreise 1925
Dort etwa ab: 19. Februar 2010 01:37

Ghana
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Mai 2013 00:11
Vor sechzig Jahren
Im Wachtturm vom 15. 5. 1953 beklagt sich die WTG darüber, dass den WTG-Funktionären N. H. Knorr und M. G. Henschel die Einreise nach Ghana (damals noch Goldküste genannt) kurzfristig ohne nähere Detailbegründung, verweigert wurde. Noch im Jahre 1948 hatten genannte Herren dort einreisen können. Der Unterschied liegt wohl darin. Für 1948 wurde die Zahl der ZJ-Verkündiger auf 735 beziffert. Also einer nicht sonderlich ins Gewicht fallenden Größenordnung. Für August 1952 hingegen nennt die WTG schon eine Zahl von 4446 Verkündigern.

Hatte man 1948 die Zeugen Jehovas auf Behördenebene wohl kaum wahrgenommen, so dürfte das 1952 schon etwas anders ausgesehen haben, was sich auch aus dem Faktum der vorgenannten Restriktion ergibt. In späteren Jahren sollte dann die Flaggengrußkontroverse bei Schulkindern, worüber „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 4. 1967 berichtet, auch in Ghana, noch eine gewisse Rolle spielen. Offenbar wurde schon 1952 das sich anbahnende Konfliktpotential, dass man auch in Malawi extensisv studieren kann, erahnt.

Die WTG forderte nun in der genannten WT-Ausgabe ihre Anhängerschaft auf, die Behörden in Ghana mit Protestbriefen zu bombardieren. Die WTG stellt diese Vorgänge, laut Artikelüberschrift in den Kontext „religiöser Parteilichkeit". Die mag in der Tat da mit hinein gespielt haben. Spätestens seit dem Fall Malawi indes wurde vor aller Welt deutlich, dass es das Nicht-Staatsbürgerliche Verhalten der WTG-Geführten ist, was als die Wurzel vieler diesbezüglicher Konflikte anzusprechen ist.

Einen Niederschlag dessen findet man auch in einer beiläufigen Anmerkung des 1967er ZJ-Jahrbuches, welches schreibt:

„Jehovas Zeugen in Ghana erlebten während des vergangenen Dienstjahres viele äußerst schwierige Verhältnisse. Die frühere Regierung wurde gestürzt, und dies brachte bis zu einem bestimmten Grad eine Befreiung für das Volk. Es war jedoch auch offensichtlich, daß eine ganze Anzahl Brüder es zugelassen hatten, daß durch die Härten im täglichen Leben, die durch den wirtschaftlichen Ruin des Landes über sie kamen, ihre geistige Vision unklar wurde, und das bewirkte, daß sie nicht mehr ausharrten."

Der Tschechoslowakische Staat schlägt hart zu!
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Mai 2013 05:01
Vor sechzig Jahren
"Zeugen Jehovas in Prag zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt", liest man in der Schweizer Ausgabe des "Erwachet!" (auch Ausgabe Wiesbaden) in der Folge vom 22. 5. 1953.
Im Detail schriebt "Erwachet!"

"Am 27. März wurden von einem Prager Distriktgerichtshof acht Zeugen Jehovas zu fünf bis achtzehn Jahren Gefängnis verurteilt. Die kommunistische Justiz wirft ihnen 'staatsfeindliche Tätigkeit' vor, die in folgendem bestanden haben soll: Aufforderung an andere, die [kommunistischen] Friedensbewegungen zu ignorieren, den Massenorganisationen fernzubleiben und nicht an den Verteidigungsmassnahmen des Staates teilzunehmen. Vergehen gegen das im Jahre 1949 durch den Staat erlassene Verbot der Zeugen Jehovas und Verbindung mit ihren amerikanischen Glaubensbrüdern in New York durch Vermittlung eines Schweizers, der im Jahre 1951 in Polen als amerikanischer Spion entlarvt worden sei."

In seinem Kommentar zu diesem Vorgang führt "Erwachet!" dann unter anderem noch aus:

"Dieses Gerichtsurteil ... reiht sich an viele, viele andere schamlose Prozesse an, die in den vergangenen Jahren in Ostdeutschland, Polen, Ungarn und Rumänien gegen Jehovas Zeugen stattgefunden haben und zufolge welcher heute mehrere Tausend ... in den Gefängnissen, Arbeits- und Konzentrationslager dieser vom Kommunismus beherrschten Länder schmachten. Der Prager Prozess ist eine weitere Erfüllung der Worte Jesu: 'Ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen', aber: 'Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heissen. Glückselig die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel.'"

Mit anderen Worten: Seitens der WTG werden diese Vorgänge noch zu allem Überfluss metaphysisch verklärt.

Was aber soll man dazu sagen, wenn die gleiche "Erwachet!"-Ausgabe schon auf der Titelseite, an oberster Stelle mit der schreienden Schlagzeile aufmacht:

"Wird Indien kommunistisch?
Der Kommunismus schlägt Kapital aus Indiens Ernährungsproblem"

.Das ist doch wohl im Kontext der Tragödien im Ostblock, nichts anderes als wie zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen - seitens der WTG!

Rundumschläge
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Juni 2013 00:41
Vor sechzig Jahren
Den Satz konnten (und haben) sich die Kommunisten sicherlich „hinter den Spiegel gesteckt", wenn sie denn im „Wachtturm" vom 1. 6. 1953 von „'roten' Kommunistenbonzen hinter dem Eisernen Vorhang" lasen.
Im Zusammenhang zitiert:

„Ihre großen Religionsführer haben mit den politischen, militärischen und kommerziellen Herrschern der Welt offen die Hure gespielt. Dies haben sie getan, indem sie antichristliche Pläne zur Weltbeherrschung (Unternehmen wie Völkerbund und Vereinte Nationen) unterstützten, indem sie Zusammenarbeits-Abkommen und Konkordate mit rücksichtslosen weltlichen Diktatoren (Hitler, Mussolini) eingingen und Treueide ablegten gegenüber gesetzlosen Herrschern dieser Welt ('roten' Kommunistenbonzen hinter dem Eisernen Vorhang), als ob solche Weltmenschen die 'obrigkeitlichen Gewalten' wären, denen Christen gehorchen müßten."

Nun mag es in Stammtischkreisen durchaus üblich sein, von jenen die nicht zur eigenen Klientel gehören, abwertend als von „Bonzen" zu reden. Es ist aber auch offenkundig, das eine solche Wortwahl schon den Tatbestand der Schmähkritik erfüllt. Nun sei der WTG „zugute" gehalten, dass ihr diese Bemerkung eher beiläufig und nicht mit vorsätzlichem Bedacht herausgerutscht ist. Entschuldigen tut dies im konkreten Fall allerdings wenig, denn zugleich wurde von ihr auch der Kontext genannt, indem das eingeordnet werden muss. Der Nichtanerkennung nicht genehmer Regime als „Obrigkeit" gemäß Römer 13 durch die Zeugen Jehovas.

Bekamen wie eben zitiert, die Kommunisten „ihr Fett weg", so sollte in dergleichen WT-Ausgabe ein weiterer Rundumschlag auch die USA selbst treffen. Jener einleitende Artikel sagt einiges über das kirchenpolitische Klima in den USA aus. Das dabei sich die WTG auch auf die Seite der Kritiker stellte, ist offenbar wohl bloß dem Umstand zuzuschreiben, dass sie bei einer „Kuchenverteilung" sich selbst nicht so recht berücksichtigt, sprich benachteiligt sieht. Diesen Frust läßt sie nun freien Lauf. Hätte sie selbst von dem „Kuchen" entsprechend partizipieren können, wäre das sicherlich für die WTG kein Thema gewesen. In der genannten WT-Ausgabe liest man auch:
Und nun die USA

Gewisse protestantische Geistliche der Vereinigten Staaten leisten dem Grundsatz, Kirche und Staat zu trennen, viel Lippendienst. Sie klagen jedes Durchbrechen dieser Wand seitens anderer laut an. wie z. B. die Absicht des ehemaligen Präsidenten Truman, einen Gesandten zum Vatikan zu entsenden. Aber respektieren sie jene Trennungswand zwischen Kirche und Staat, wenn ihre eigenen Interessen mit einer solchen Einstellung in Konflikt geraten? Sie tun es nicht. Das Programm der „Freigegebenen Zeit"', auf Grund dessen Schulkinder von den öffentlichen Schulen befreit sind. damit sie irgendwo anders Unterricht erhalten können, ist ein treffendes Beispiel hierfür. Dieses Programm durchbricht die Trennwand, insofern es die Staatsmaschinerie des Schulzwanges benutzt, Klassen für religiöse Organisationen einzurichten.

Offensichtlich handelt es sich bei dieser Streitfrage nicht bloß darum, ob für religiösen Unterricht Vorsorge getroffen werden soll oder nicht, da die Geistlichen, die das Programm der „Freigegebenen Zeit" fördern, nicht befriedigt sind, wenn die Schulen eine Stunde früher aus sind, so daß jene, die es wünschen, sich zu Religions-Häusern zum Empfang von Unterricht begeben können; denn sie wissen sehr gut, daß sie sich nicht auf die Kinder verlassen können, die freiwillig zu den Orten gehen sollten, wo solche Klassen geführt werden. Nur um die Schule zu schwänzen, werden sich die Kinder religiösem Unterricht unterwerfen. Auf diese Weise haben wir eine Einheit von Kirche und Staat, indem der Staat Unterrichtsklassen für die Kirche schafft. Die Geistlichen predigen anderen Trennung von Kirche und Staat: doch setzen sie dies in die Tat um? Sie tun es nicht. …

Ein „schiefes" Programm

Das Programm der „Freigegebenen Zeit" bestraft alle, die religiöse Klassen nicht besuchen, insofern, als aller lebensnotwendiger Unterricht eingestellt wird, so daß jene, die die religiösen Klassen besuchen, nichts vermissen werden. So steht die Sache: entweder religiösen Unterricht nehmen oder eine Stunde verschwenden. Wenn die Mehrheit der Schüler den religiösen Unterricht nähme, so würde es wirklich eine Ungerechtigkeit bedeuten und der Schaden wäre alles andere als unwesentlich. Aber was sollen wir sagen, wenn 90 Prozent der Schüler eine Stunde verschwenden müssen, so daß 10 Prozent den Nutzen religiösen Unterrichts während der Unterrichtszeit haben können, wie es in Chicago, Illinois, der Fall ist; oder wenn 98 Prozent eine Stunde verschwenden müssen, so daß zwei Prozent durch diese Einrichtung Nutzen ziehen können, wie es in einer Grundschule in Westchester Land im Staate New York der Fall ist, wo von 500 Schülern nur 10 den religiösen Unterricht besuchen? Mit welchen Argumenten kann man es rechtfertigen, daß 490 Schüler eine Stunde verschwenden, nur damit 10 andere den Vorzug des Programms der „Freigegebenen Zeit" haben können?

Weiter die Klage

In vielen Fällen haben sich die Einwände der Eltern als nutzlos erwiesen. Der Druck seitens der Geistlichkeit ist so groß, dass Schulbehörden, Schulleiter und Rektoren Angst haben, die Lage abzuändern, und nicht einmal Schullehrer wagen sich über die Sache zu äußern. …

Daß das Programm der „Freigegebenen Zeit" die Moral verbessert, ist fraglich. Zuverlässige Statistiken zeigen, daß etwa vierzig Prozent der Schüler, die für religiösen Unterricht frei bekommen, verfehlen, sich dementsprechend zu benehmen. Und wenn wir die Zeit in Betracht ziehen, die gebraucht wird, um von der Schule zu der Stätte zu gehen, wo religiöser Unterricht erteilt wird, bleiben nur 30 oder 45 Minuten von einer Stunde übrig. Wieviel von religiösen Grundsätzen und Lehren kann in 30 bis 45 Minuten pro Woche gelehrt werden ?

Angesichts solcher Tatsachen nahm die letzte Sitzung des Weißen Hauses, bei der im Dezember 1950 über Kinder und über die Jugend beraten wurde und an der 4 620 Delegierte teilnahmen, die Dreiviertel der Gesamtbevölkerung der Vereinigten Staaten vertraten, mit einer Zwei-zu-Eins-Stimme die folgende Resolution an:

„Da wir erkennen, daß Wissen und Verständnis über religiöse und ethische Auffassungen für die Entwicklung geistiger Werte als wesentlich gilt und daß nichts von größerer Bedeutung für die Moral und geistige Gesundheit unserer Nation ist als das Werk religiöser Erziehung in unseren Heimen und Familien und unserer Belehrungen durch die organisierte Religion, bekräftigen wir nichtsdestoweniger streng den Grundsatz der Trennung von Kirche und Staat, der der Schlüssel zu unserer amerikanischen Demokratie ist, und erklären uns unentwegt gegen die Benutzung öffentlicher Schulen direkt oder indirekt für religiöse Erziehungszwecke."

Mrs. Agnes E. Meyer, eine prominente Erzieherin aus den Vereinigten Staaten, die das Vorhergehende kommentierte, hatte das Folgende im ‚Atlantic Monthly', Ausgabe vom März 1952, zu sagen:

„Das Kind wäre seiner vollen Entwicklung beraubt, wenn es in seinen jungen Jahren keine Anleitung gegenüber der Anerkennung der religiösen Ansichten über das Leben erhielte. Aber die Lehre, um wirksam zu sein, muß im Heim und im Familienleben in Zusammenarbeit mit den Kirchen durchgeführt werden. Da die Kirchen in ihrer vernehmlichen Mission die Familie zu stärken und die Kinder während ihres für Eindrücke höchst empfindlichen und formbaren Alters zu erreichen, gefehlt haben, suchen sie jetzt den Weg abzukürzen durch das Programm der ‚Freigegebenen Zeit', welches über Nacht die moralischen Schäden der Kinder, die während der ganzen Kindheit vernachlässigt wurden, heilen soll."

Weiter der WTG-Kommentar:

Die soeben erwähnte Tatsache wird durch den Nachrichtenartikel unterstrichen, der in dem New Yorker ‚Journal- American' vom 8. November 1952 erschien, wonach ein achtjähriger Knabe in Newport, England seinen 17 Tage alten Bruder mit einer Milchflasche tötete.

Die Abhilfe für Jugendverbrechen liegt nicht darin, daß die Geistlichkeit das eine sagt, und das andere tut; sie liegt nicht in dem unchristlichen und undemokratischen Programm der „Freigegebenen Zeit" …

Kleinbürgeridylle
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Juni 2013 02:21
Vor sechzig Jahren
Ein "idyllisches" Bild zeichnet "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 6. 1953:
Gemäß dieser Milchmädchenlogik sei es so gewesen:

"Vor hundert Jahren führten die Menschen ein viel zufriedeneres Leben. Sie waren ihr eigenes Herr und Meister, denn sie waren Gewerbetreibende mit eigener Werkstatt oder Geschäft ..."

Wichtig erscheint "Erwachet!" auch die Aussage:

"Die Bibel galt als das Buch der Bücher, dessen Urheber Gott war. Sie wurde gelesen, man glaubte daran und ihre Grundsätze wurden hochgehalten."

An dieser Kleinbürgeridylle stört schon mal die Verallgemeinerung auf "die Menschen". "Erwachet!" das im weiteren Verlauf seiner Ausführungen speziell auf die Verhältnisse in den USA bezug nimmt, verschweigt zum Beispiel schamhaft, dass es in den Südstaaten der USA zu dem von ihm apostrophierten Zeitpunkt noch kaum überwundene Negersklaverei gab, um nur ein Beispiel zu nennen. Jene Sklaven werden wohl kaum die rührselige "Erwachet!"-Story sich zu eigen gemacht haben.

Notierenswert, mit erhobenem Zeigefinger erscheint "Erwachet!" auch:

"Eine der bemerkenswertesten und überraschendsten Veränderungen war die Emanzipation der Frauen. Technische Errungenschaften trugen viel zur Erleichterung ihrer Arbeit bei. Ihr grösster Triumph kam jedoch am Ende des Ersten Weltkrieges, als sie das Stimmrecht in Amerika und Großbritannien erhielten; das Beispiel dieser Länder machte in andern Nationen schnell Schule."

Im weiteren Verlauf der Ausführungen werden dann Korruptionsfälle und ähnlich unerfreuliche Beispiele genannt, um immer wieder das verstimmte Lied zu spielen: Vor hundert Jahren war alles "besser".

Ein Stimmungsbild aus der vermeintlich „guten alten Zeit"

Rassentrennung Made in WTG
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Juni 2013 05:32
Vor sechzig Jahren
Nachdem WTG-Präsident N. H. Knorr, auf einer seiner Inspektionsreisen in Afrika in der Goldküste (jetzt Ghana) und in Nigeria, die Einreiseerlaubnis verweigert wurde, musste er kurzfristig umdisponieren. Sein nächstes Ziel war nunmehr Südafrika. Telegrafisch sich vorankündigend fand sich zum angekündigten Ankunftstermin ein staatliches Empfangskomitee auf dem Flugplatz ein. Allein, dieses Komitee musste unverrichteter Dinge wieder umkehren, denn der erwartete Gast traf zum anvisierten Termin nicht ein. Die Planung von Monrovia nach Johannesburg (Südafrika) fliegen zu können, ging offenbar mangels einer nicht vorhandenen Direktverbindung, nicht auf. Und so konnte Knorr sein Ziel erst mit viertägiger Verspätung erreichen.

Balsam für seine Seele. Auch zu diesem verspäteten Termin fand sich das Begrüßungskomitee wieder ein. Mit den politischen Realitäten in Südafrika konfrontiert, schreibt Knorr dann im "Wachtturm" vom 15. 6. 1953:

"Eines der großen Probleme in Südafrika ist das der Rassenabsonderung, die als 'Apartheid' bekannt ist. Die Gesetze verlangen, daß Afrikaner, Farbige (Mischlinge) und Europäer (Weiße) in besonderen Sälen zusammenkommen, und es werden von der Regierung nun alle Anstrengungen gemacht diese drei getrennt zu halten, auch in Städten und Dörfern. Dadurch wurde es nötig, daß wir drei besondere Versammlungen abhielten."

Instruierte der "Wachtturm" seine Leser dahingehend, anlässlich der Einreiseverweigerung für Knorr in einige afrikanische Länder, die betreffenden Regierungen mit saftigen Protestbriefen zu bedenken, wie man dies auch aus anderen Anlässen bereits kennt (etwa in Hitlerdeutschland). So war für die WTG (auch später weiterhin) die 'Apartheid' kein Thema. Sie fügte sich dem, auch dann wenn sie gezwungen war, ihre damals nicht übermäßig große Anhängerschaft, in drei unökonomische Versammlungen aufzusplitten. Diese Mehrkosten wurden klaglos hingenommen. Auch der moralische Aspekt der Sache, war nie für die WTG ein Anlass, etwa diesbezüglichen Regierungen durch Protestbriefe näher zu treten. Die konnten in diesem Punkt schalten und walten wie sie denn wollten. Die WTG zählte nie zu ihren potenten Kritikern.

Das kommentarlose Hinnehmen der Rassentrennung wird auch im "Wachtturm" vom 1. 7. 1953 dokumentiert, wenn man darin über einen Kongress in Johannesburg (Südafrika) liest:

"Natürlich mußten wir die Rassentrennung (Apartheid) berücksichtigen. Die Europäer befanden sich auf einer Tribüne direkt vor dem Podium. Die Nichteuropäer hatten ihre Abteilung seitwärts davon. Die Afrikaner hielten den größeren Teil der Tribünen auf der abgelegenen Seite besetzt."

Vorauseilender Gehorsam
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Juni 2013 07:10
Vor sechzig Jahren
Über das innenpolitische Klima in den USA, dass durchaus auch Auswirkungen auf die Zeugen Jehovas-Führung hatte; im Sinne des "vorauseilenden Gehorsams", liest man in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 6. 1953 (Schweizer Ausgabe) in der Rubrik "Wir beobachten die Welt", dass nachfolgende:

"Man wird sich noch erinnern, wie vorletzten Winter der tapfere dänische Kapitän Carlsen tagelang allein auf der sinkenden 'Flying Enterprise' ausgehalten hatte. Er wollte nur seinen alten Eltern das Land zeigen, das ihn auf so unvergessliche Weise als Helden begrüsst und gefeiert hatte. Er lud sie für den Sommer nach Amerika ein. Aber er hatte nicht mit der unerbittlichen Strenge des Einwanderungsbüros gerechnet, das seinen Plan vereitelte und den alten Leuten in unmissverständlicher Weise zu verstehen gab, dass ihre Anwesenheit in den Vereinigten Staaten unerwünscht sei. Und der Grund zu solch harter Massnahme gegenüber dem Mann, dem noch vor kurzem die Begeisterung der ganzen Nation gegolten hatte? Man hatte in Erfahrung gebracht, dass der nahezu siebzigjährige Vater Carlsen in seiner Jugend der Kommunistischen Partei angehört hatte!

In England erzählt man sich über diese überspitzte Haltung der USA-Behörden auch noch schmunzelnd nachfolgende Anekdote:

'Ein britischer USA-Besucher wird von einem amerikanischen Einwanderungsbeamten ausgefragt:
Beamter: Waren Sie jemals in Russland?
Besucher: Ja.
Beamter: Zu welchem Zwecke?
Besucher: Um Stalin zu besuchen.
Beamter: War es ein gesellschaftlicher oder ein politischer Besuch?
Besucher: Es war ein politischer Besuch.
Beamter: Machten Sie damals gemeinsame Sache mit Stalin?
Besucher: Ja. Ich half ihm nach Kräften.
Beamter: Brauchte er diese Hilfe?
Besucher: Sehr dringend!
Beamter: Treten Sie für irgendeine Regierungsform ein, die sich mit den Prinzipien des Amerikanertums nicht verträgt?
Besucher: Ja. Ich bin überzeugter Anhänger des monarchistischen Prinzips.
Beamter: Sie scheinen ein sehr zweifelhaftes Individuum zu sein. Wir werden Sie nach Ellis Island (Einwanderungslager) verbringen, während wir Ihren Fall beim britischen Geheimdienst überprüfen. Name und Adresse, bitte!
Besucher: Winston Churchill, Downing Street 10, London."

Vor sechzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Juli 2013 02:43

„Haltet den Dieb!"
Wieder einmal setzt der "Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 7. 1953 einen "Nebelvorhang", indem er scheinheilig fragt:

"Ist die Watch Tower Bible and Tract Society [Wachturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft] Gottes Weib oder seine universelle Organisation? Wir antworten: Nein. Besteht die Religion, für die wir eintreten, aus den Lehren der Zeugen Jehovas? Wir antworten wiederum: Nein. Die Watch Tower Bible and Tract Society ist nur ein Werkzeug, das von der Neuen-Welt-Gesellschaft benutzt wird, das wir lieben und das in der Belehrung des Volkes Gottes wunderbar gesegnet wird. Die Religion, die wir befürworten und predigen, ist die Anbetung Gottes gemäß der Bibel!"

In der Praxis erweist sich eine solche Aussage als "päpstlicher als der Papst". Es wird als undiskutierbar vorausgesetzt und suggeriert; die Weltsicht und Lebensauffassung der Zeugen Jehovas sei "Anbetung gemäß der Bibel". Das andere ebenfalls "gemäß der Bibel" zu anderen, teilweise konträren Auffassungen gelangen, wird nicht reflektiert. In der Praxis ist es weiter die WTG, welche die Bibel in für ihre Anhängerschaft undiskutierenswerter Weise fest auslegt. Jegliche Individualität ist dabei verpönt. Angesichts dieses Vergleiches zwischen Theorie und Praxis ergibt sich die Schlussfolgerung.

Hier schreit wieder einmal der Dieb: "Haltet den Dieb!"

Kriegsverluste
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Juli 2013 05:36
Vor sechzig Jahren
"Erwachet!" schreibt in seiner Ausgabe vom 8. 7. 1953:

"Menschenverluste zweier Weltkriege.
Unter obigem Titel veröffentlichte Prof. Dr. H. Arntz, Bonn, im 'Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung' eine Darstellung, der folgende Ziffern entnommen sind:

Für den Ersten Weltkrieg von 1914 - 1918 wurden die Gesamtverluste auf 9.700.000 Tote errechnet. Aufschlußreich ist die Tatsache, daß heute noch 100.000 deutsche Soldaten des Ersten Weltkrieges als 'vermißt' gelten.

Der Zweite Weltkrieg hat diese Ziffern versechsfacht. Allerdings beruhen die Zahlen teilweise auf Schätzungen. Für Deutschland gibt Prof. Arntz folgende Daten:

Die Wehrmacht hat 3.050.000 Tote zu beklagen. Davon wurden (bis Ende Oktober 1946) 1.650.000 als tot beurkundet. Von den 1.600.000 als vermißt Gemeldeten sind nach Ansicht der Sachverständigen 400.000 gefallen und 800.000 in der Gefangenschaft gestorben.

Die deutsche Zivilbevölkerung verlor durch den Luftkrieg schätzungsweise 500.000 Menschen. Diese Zahl enthält jedoch nur die Toten der späteren vier Besatzungszonen, nicht eingerechnet die abgetrennten Gebiete. Nach Unterlagen des amerikanischen State Department forderte aber zum Beispiel allein der Luftangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 250.000 Todesopfer. Weit höher sind aber die Verluste, die die deutsche Zivilbevölkerung der Ostprovinzen bei ihrer Vertreibung in den Jahren 1944-1946 erlitt: 1.500.000 werden als verschollen gemeldet, die wohl zum größten Teil als tot anzusehen sind. Dazu sind noch 1 Million Deutsche aus den Oststaaten umgekommen oder in die Sowjetunion verschleppt worden.

Ziffern über die Verluste der übrigen Welt zu geben, ist nicht sehr leicht, da vor allem die Angaben aus der Sowjetunion fehlen. Immerhin hat der russische Oberst Kalinov, der bis 1949 im sowjetischen Hauptquartier in Berlin war und somit Zugang zu verschiedenen Dokumenten hatte, 13.600.000 Tote allein für die Sowjetunion angegeben. Dazu kommen noch die Verluste der russischen Zivilbevölkerung, welche am 13. März 1946 von Stalin auf 7 Millionen Menschen beziffert wurden. Die Gesamtverluste der Sowjetunion dürften somit etwa 20 Millionen betragen. - Zum Schlusse macht Prof. Arntz die Feststellung,

daß die Gesamtverluste im Zweiten Weltkrieg sich auf ungefähr 55 Million Tote belaufen."

Anzumerken wäre noch, dass weder der erste noch der zweite Weltkrieg, allen WTG-Unkenrufen zum Trotz, dem großen "Zampano" dazu bewegen konnte, seinen nicht endenden "Mittagsschlaf" zu beenden. Wie auch, vielleicht hat ihn selbst schon das Schicksal erwischt, dass er auch allen anderen zugedacht. Das Schicksal der Vergänglichkeit!

Vorherbestimmung
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Juli 2013 03:31
Vor sechzig Jahren
Mit einer Lehre der Konkurrenzreligionen setzt sich die „Wachtturm„-Ausgabe vom 15. 7. 1953 auseinander. Dazu schreibt der „Wachtturm":

„Indem aber viele Religionisten die Vorherbestimmung (Prädestination) predigen und erklären, das Geschick des einzelnen sei schon vor der Geburt von Gott festgelegt, sagen sie, Gott sei parteiisch. … Die Vorherbestimmung wird in einem gewissen Sinne in 5. Mose 4:19 angedeutet, in dem Text, wo Jehova sein Bundesvolk warnte: 'Und daß du deine Augen nicht zum Himmel erhebest und die Sonne und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels, sehest und verleitet werdest und dich vor ihnen bücktest und ihnen dienest.' Unter den ehemaligen heidnischen Religionen war es allgemein Brauch, aus den Himmelskörpern Götter zu machen, diese anzubeten und zu behaupten, daß das Geschick der Menschen von diesen Göttern oder Himmelskörpern geleitet werde. Dies wird auffallend dargetan durch Jehovas Worte an die babylonischen Sterngucker: 'Du bist müde geworden durch die Menge deiner Beratungen. sie mögen doch auftreten und dich retten, die Himmelszerleger, die Sternebeschauer, welche jeden Neumond kundtun, was [welches Schicksal, AU] über dich kommen wird!' (Jes. 47:13) Man zerlegte den Himmel in zwölf Teile, einen für jeden Monat, und je nach dem Monat oder der Stellung der Sterne zur Zeit der Geburt eines Menschen wurde dessen Lebenslauf bestimmt. Man glaubte, daß die Sternengötter mehr oder weniger das Leben vorherbestimmten. Die heidnischen Religionen der Griechen wie der Römer betrachteten die Himmelskörper als Götter, und die gegenwärtigen Namen der Planeten entstammen der römischen Mythologie."

Weiter in die Geschichte zurückgehend urteilt der „Wachtturm" über die Pharisäer zur Zeit Jesu:

„Diese glaubten nicht an die Vorherbestimmung durch die Sternengötter der Heiden, glaubten aber, daß Jehova das Leben der Menschen so bestimme. … Der hervorragende jüdische Geschichtschreiber Josephus sagt uns: 'Die Pharisäer schreiben … alle Handlungen der Menschen, teils der göttlichen Einwirkung [dem Schicksal oder der Vorsehung] … teils der Gottheit zu, rechtschaffen zu handeln oder nicht, liege, sagen sie, größtenteils in der Menschen Macht, doch sei die göttliche Einwirkung [das Schicksal] … zu allem beförderlich.' 'Wenn sie behaupten, alles geschehe nach einem bestimmten Schicksal, so wollen sie damit dem menschlichen Willen nicht das Vermögen absprechen, sich selbst zu bestimmen, sondern lehren, es habe Gott gefallen, die Macht des Schicksals und die menschliche Vernunft zusammen wirken zu lassen, so daß jeder es nach seinem Belieben mit dem Laster oder der Tugend halten könne [oder nach engl. Übers.: da es ihre Auffassung ist, daß es Gott gefallen habe, eine Veranlagung zu erschaffen, durch die das getan wird, was er will, doch so, daß der Wille des Menschen tugendhaft oder lasterhaft handeln kann].' ('Vom jüdischen Kriege', Buch II, Kapitel VIII, Abschn. 14; 'Jüdische Altertümer', Buch XVIII, Kapitel I, Abschn. 3)."

Weiter notiert der WT:

„Den Fußstapfen der Pharisäer folgend, behauptete der hervorragende römisch-katholische Heilige Augustinus, 'daß die Gnade ein innerliches Wirken Gottes an denen sei, die zu retten er plane, wobei er nicht nur die Kraft, sondern auch den Willen, das gute zu tun, verleihe. Die Tatsache, daß etwas gerettet und andere verlorengehen, schrieb er dem Willen Gottes zu. Daher seine Lehren der absoluten Vorherbestimmung, der Erlösung [partikulare Erlösung] und der besonderen, unwiderstechlichen Gnade. Die Verwerfung oder 'Reprobation' - so gestand er zu - stütze sich auf eine vorauszusehende Schuld. Anscheinend ohne sich der Ungerechtigkeit bewußt zu werden, verneinte er aber die Anwendbarkeit desselben Prinzips auf die Erwählung.
Im Jahre 529 wurde das Lehrsystem des Augustinus von der Synode von Arausio (Orange) als Kirchenlehre festgelegt, aber die Reaktion wieder die zwar streng logische, doch wesentlich unmoralische Natur seines Dogmas trat immer wieder zutage.' …"

Einen Blick auf dem Islam werfend führt der WT an:

„Während derselben allgemeinen Zeitspanne lehrte eine andere Religion Fatalismus und Vorherbestimmung und verwendete Schrifttexte zu ihrer Stütze: 'Niemand stirbt ohne Allahs Erlaubnis gemäß dem [für das Leben] Termine setzenden Buche.' 'Einige von ihnen leitete Allah [Gott] recht, und anderen war der Irrtum bestimmt …Doch Allah [Gott] leitet die nicht, welche er irreführen will.' 'Kein Unheil geschieht auf Erden oder euch, das nicht in einem Buche stünde, bevor 'wir' es geschehen ließen. Solches ist Allah leicht.' 'Dies ist [wahrlich] eine Ermahnung, und wer da will, der nimmt zu seinem Herrn einen Weg. Doch könnt ihr ihn nicht wollen, es sei denn, daß Allah will. Allah ist wissend und weise. Er führt, wen er will, in seine Barmherzigkeit.' (Sure 3:139; 16:38,39; 37:22; 76:29,31 …)"

Allmählich zur Reformationszeit überleitend, liest man:

„In der Gärungszeit der Reformation kam das Thema der Vorherbestimmung von neuem ins Leben, und während der 1530er Jahre und der zwei darauffolgenden Jahrzehnte beherrschte Johann Calvin das Forum als der Verfechter der absoluten Vorherbestimmung, nicht nur derjenigen, die gerettet werden, sondern auch jener, die verlorengehen. Wiederum verurteilte die Römische Kirche diese Ansichten, gleichwie sie dies siebenhundert Jahre früher getan hatte, als der sächsische Mönch Gottschalk dafür eingetreten war. "

Einen Blick nach Großbritannien werfend liest man:

„Indes kam hundert Jahre später aus der Synode, die als die Westminster Synode bekannt wurde, das zur Hauptsache calvinistische Glaubensbekenntnis heraus, welches im Jahre 1646 vom Britischen Parlament angenommen wurde, um das Glaubensbekenntnis der englischen Kirche und die Lehrgrundlage von fast allen gegenwärtigen presbyterianischen Kirchen zu werden. Durch die Puritaner wurde die Lehre von der Vorherbestimmung über ganz Neu-England verbreitet, und durch die Gruppe holländischer Reformierter und andere presbyterianische Gruppen wurde sie durch die meisten Staaten von Mittel- und Westamerika getragen. Heute sind die hervorragendsten Befürworter der Lehre Presbyterianer, obwohl viele der neuzeitlichen Kirchengemeinschaften dieses besonderen Glaubens ihre Ansichten gemäßigt und die strenge Lehre verwässert haben."

Fassen wir zusammen. Die Vorherbestimmungslehre, sowohl im „Heidentum", in der Esoterik und in Teilen des Christentums fröhlichen Urstand feiernd, wird von der WTG abgelehnt. Dieser Ablehnung ist beizupflichten.

Allerdings, reflektiert diese WT-Ausgabe, wie generell insgesamt die WTG-Lehre nicht, dass auch sie in besonderem Maße eine Form der Vorherbestimmung huldigen, Namentlich jener, welche soziale Passivität zum Maße aller Dinge erklärt, da „nur" Gott, die Probleme dieser Welt lösen soll - am Sankt Nimmerleinstag!

New York 1953
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Juli 2013 08:15
Vor sechzig Jahren
Anlässlich ihres Kongresses im Yankee-Stadion von New York in der Zeit vom 19. bis 26. 7. 1953 zudem die WTG auch gezielt Besucher aus anderen Ländern eingeladen hatte. Anlässlich dessen brachte sie in ihren Publikationen auch einige "flankierende" Artikel. So etwa über das New Yorker U-Bahn-Netz und anderes mehr. Dem Bereich "flankierende" Artikel ist offenbar auch die "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 7. 1953 gewidmet die über eine ganz spezielle Schattenseite berichtet.

Formal hat die WTG damit nichts zu tun. Sie berichtet nur. Das sei nicht in Abrede gestellt. Indes ist es durchaus auch ein Signal dafür, in welchem Gesamtrahmen die WTG-Verkündigung sich bewegt. Die Frage ist weiter: Gibt es nur materiell orientiertes Verbrechertum? Was ist mit den Ideologieverkäufern Marke Illusion?! Stellt man letztere Frage auch (die WTG stellt sie nicht), bekommt das ganze schon ein anderes Gesicht. Die Frage wäre auch nach dem tatsächlichen Finanzgebaren der WTG-Funktionäre zu stellen. Insbesondere ihre individuellen Aufbesserungen ihres theoretisch niedrigen Gehaltes, durch "Sponsoring"; unter dem Motto: "Das sind doch nur Geschenke".

Ihren Artikel versah die WTG mit dem Untertitel: "Ein Bericht, der sich wie ein Schundroman liest". In der Tat, im Gesamtkontext der WTG-Geschichte, passt dieser Untertitel auch auf diese Geschichtsklitterorganisation.

Aber natürlich, kann sie in ihrem Artikel, der nachstehend etwas näher vorgestellt werden soll, sich in der Rolle des Biedermannes sonnen.
"Wir waren es nicht - Adolf Hitler war es". Den Spruch kennt man auch aus einem anderen Kulturkreis zur genüge.
"Erwachet!" berichtet:

VIELE Leser werden diesen Bericht kaum glauben können. Weil sie ehrliche Menschen sind, denken sie, andere seien es auch. Doch was hier folgt, ist weder erfunden noch das Phantasieprodukt eines Kriminalromanschriftstellers noch der Drehbuchentwurf zu einem Schundfilm noch ein aufgebauschter Presseskandal. Sondern was hier folgt, ist das erschütternde Bild der Situation auf den New Yorker Piers, das durch eine Untersuchung enthüllt wurde. Unheimliche Gestalten haben sich im reichsten Hafen der Welt ein Territorium geschaffen, wo dem Gesetz Hohn gesprochen und das Leben gering geachtet wird. Ihre Anführer sitzen oft in der Tinte, aber nie im Gefängnis; ihre Organisation ist so mächtig, daß die Zeitschrift 'Time' schrieb, es sei fraglich, ob man sie je ausrotten könne. Hier verschließt die Furcht vor einem gewaltsamen Tode den Mund ehrlicher Männer; hier sind ungeklärte Morde und "tödlich verlaufende Unglücksfälle" unter jenen, die aus der Reihe tanzen, zu zahlreich, als daß man leicht darüber hinweggehen könnte; ausgebeutete Hafenarbeiter beklagen sich selten beim Bezirksanwalt, aus Furcht, als unbekannte Leiche aus dem Hudson gezogen werden. Gouverneur Dewey nannte das Gangsterunwesen im New Yorker Hafen "die Nuß, die man während fünfzig Jahren vergeblich zu knacken versuchte"; doch diese Mißstände gehen auch den Leser etwas an, weil von allen Gütern, die durch den größten Hafen der Welt verfrachtet werden, ein Teil als Tribut an diese Gangster geht.

Diese Gaunereien werden unterstützt von den Gewerkschaften, von den Schiffsgesellschaften schweigend in Kauf genommen und von der Polizei so gut wie unbeachtet gelassen. Sie umfassen gefälschte Lohnlisten, Darlehensbetrug, sogenannte "Kickbacks" (Rückzahlung eines Teiles des Lohnes an den Vormann), Rauschgifthandel, "freiwillige Zuwendungen", direkte Erpressung und Bestechung im großen Ausmaß. All das zusammen ergibt phantastische "Einnahmen" für die "Bosse", die über die verschiedenen Hafengebiete herrschen. In der 'National Police Gazette' vom Januar wurden folgende Worte eines New Yorker Bundespolizisten zitiert:

"Solange ein Strafregister die beste Empfehlung für eine Anstellung im Hafen ist, wird das Verbrechen die wichtigste Handelsware sein, die in diesem Hafen umgeschlagen wird … Diese ungehinderte Aufnahme von Verbrechern in die Reihen unserer Gegner steigert ihre Zahl, so daß sie gegenüber der Handvoll Bundespolizisten und anderer Hüter des Gesetzes, die gegen sie eingesetzt werden können, eine starke Übermacht bilden."

Welches sind die Kosten dieses Unwesens? Sie betragen jährlich 350 Millionen Dollar oder ungefähr 5% des Gesamtwertes aller Güter, die in diesem Hafen umgeschlagen werden. Jedes Jahr werden Güter im Werte von mindestens 60 Millionen Dollar gestohlen, und die jährlichen Ausgaben für das Laden und Löschen der Schiffsfrachten sind infolge dieser unsauberen Machenschaften 15 bis 20 Millionen Dollar höher. Auch andere unsaubere Geschäfte blühen. Die Untersuchungen der "New York Crime Commission" im vergangenen Dezember und Januar zerrten die traurigen Verhältnisse ins Blickfeld der Öffentlichkeit, doch wurde wahrscheinlich erst ein kleiner Teil aufgedeckt. Sie zeigten, daß der Hafen ein Ort für Mörder und Schwindler ist, wo Repressalien so wenig Staub aufwirbeln wie der Tod einer Fliege; wo Wächter es nicht wagen, eine Verhaftung vorzunehmen; wo ganze Wagenladungen von Waren verschwinden und wo ein ehemaliger Sträfling leicht Arbeit findet.

Der Leser bezweifelt vielleicht, daß der erstreckende, im Schatten der größten Bauten der Welt liegende New Yorker Hafen ein friedlicher Ort zu sein. Das Auge erblickt nicht die geringsten Anzeichen seiner heimtückischen Beherrscher, noch Spuren davon, wie leicht sie ihre Feinde für immer zum Schweigen bringen können.

Als die Untersuchungen, die zur Aufdeckung dieser Situation beitrugen, begannen, protestierten prompt über 1000 Hafenarbeiter, aber nicht etwa gegen ihre Arbeitgeber, sondern gegen die Untersuchung. Sie glaubten, der Hafen befinde sich außerhalb der Reichweite des Gesetzes, und es ist auch lange so gewesen!

Die besorgniserregenden Tatsachen, die diese Untersuchung enthüllten, sollten jeden biederen Bürger, der glaubt, alles sei in bester Ordnung und fast jedermann sei ehrlich, ernüchtern. Es folgen einige Beispiele:

Schiffsgesellschaften mußten bis 4.000 Dollar jährlich an Löhnen für nicht vorhandene Angestellte auszahlen; der "patriotische" Streik vom Jahre 1950, der sich gegen das Ausladen russischer Pelze richtete, war alles andere als patriotisch, denn er wurde ausgelöst durch diese Gangster, die von den Importeuren 70.000 Dollar erpressen wollten, und sobald diese das Geld bezahlten, wurden die Pelze ausgeladen. Die Piers stellten derart ertragreiche Jagdgründe für die Gangster dar, daß drei Detektiven von Jersey City 85.000 Dollar angeboten wurden, wenn sie die Hafenpolizei während eines Jahres daran hindern würden, die Banditen in der Militär-Hafenstation Claremont zu belästigen und 75.000 Dollar im Jahr während der Dauer dieser gesetzwidrigen Tätigkeit. Auch andere Personen nahmen und gaben Bestechungsgelder. Frank W. Nolan, der Präsident der größten Ladefirma Amerikas, gab zu, daß seine Firma in den vergangenen fünf Jahren beinahe eine halbe Million Dollar für "Gratifikationen" ausbezahlt habe. Damit wurden die Verantwortlichen von Schifffahrtsgesellschaften, Vertreter der Unterwelt und Gewerkschaftsleute und andere, deren Mithilfe wichtig war, bestochen.

Der Leser bezweifelt vielleicht, daß der Hafen einen so großen Gewinn abwerfe, daß sich solche Summen lohnen. Mickey Bowers ein ehemaliger Bankräuber, bezweifelte dies auch, und nahm ums Jahr 1940 nur widerwillig die Arbeit in der Zweigstelle 824, der sogenannten "Pistolen-Zweigstelle" der Internationalen Hafenarbeiter-Gewerkschaft auf, weil er dachte, es schaue dabei nicht viel heraus. Fette Gewinne, die ihm Darlehensbetrug, Glücksspiele und Diebereien eintrugen, sowie ungesetzliche Tätigkeit in Verbindung mit dem Güterumschlag änderten bald seine Meinung. Die scheinbar ruhigen West Side-Piers, wo die größten Luxusdampfer der Welt anlegen, welche sein Arbeitsfeld sind, wurden ein Hoheitsgebiet des Diebstahls, der Schwindeleien und Morde genannt.

Die Aussagen, die Frances (Buster) Smith, der gegenwärtig eine Gefängnisstrafe verbüßt, am 22. Januar machte, lesen sich wie ein billiger Unterweltsroman. Im Jahre 1935 habe er beschlossen, Pier 59, wo die italienischen Dampfer anlegen, "zu übernehmen". Die Arbeiter, die bis dahin dort ihr Brot verdient hatten, "wußten, was geschehen würde"; wenn sie nicht gingen; und so gingen sie eben. Smith und seine Spießgesellen zogen jeden Samstag die Ladegebühren ein; als er von der Crime Commission gefragt wurde, ob er für dieses Geld auch gearbeitet habe, blickte er die Frager nur erstaunt an. Als er später von der Polizei gesucht wurde (dies geschah öfters), soll er sich nach seinen eigenen, unter Eid gemachten Aussagen in Cliffside Park (New Yersey) unter dem Schutz des Polizeichefs Frank Borrell (der immer noch im Amte ist und behauptet, er kenne Smith nicht) versteckt gehalten haben. Borell habe ihn dann wissen lassen, daß die Bundespolizei ihm auf den Fersen sei, und ihm geraten, die Stadt zu verlassen.

Das Banditentum des New Yorker Hafens könnte nicht so gedeihen, wenn die Beamten nicht ein Auge zudrücken würden. Es wurden im Verlaufe der Untersuchungen verschiedene Namen genannt. Am 16. Dezember hörte die Kommission Aussagen, die zeigten, daß der "Reform"-Bürgermeister John V. Kenny von Jersey City ein Gönner und Teilhaber berüchtigter Desperados war und das Banditentum energisch schützte. Er wurde angeklagt, er habe einheimische Banditen gegen Eindringlinge verteidigt, als diese versuchten, die Militär-Hafenstation Claremont in Jersey City zu übernehmen. Der Bürgermeister erklärte am Fernsehsender, er sei angeschwärzt worden wie der tschechische "Erzbischof Stepinac". (Wenn er den jugoslawischen meinte, dann gibt es viele Leute, die der Auffassung sind, daß Stepinac wirklich mit den Nazis zusammen gearbeitet hat.) Anfangs Januar kündigte er den Piervertrag der Ladegesellschaft John W. McGrath als Strafe, weil McGrath ausgesagt hatte, dem Schwiegersohn des Bürgermeisters Bestechungsgelder ausbezahlt habe. Der Bürgermeister ist der Meinung, unanständige Aussagen wie diese seien nicht "fair".

Führende Männer der Unterwelt haben auch mit New Yorker Bürgermeistern und Politikern auf sehr gutem Fuß gestanden, und die Tatsache, daß das Banditentum im New Yorker Hafen unter den Augen der Behörden so üppig gedieh, zeigt, wie groß die Macht dieser Männer sein muß. Als ein junger Strolch einmal gesucht wurde, weil er auf dem Pier der Cunard Line in Manhattan geplündert hatte, wurde ein Streik ausgelöst, bis sich die Schiffsgesellschaft bereit erklärt hatte, die Anklage fallen zu lassen. Als zehn Tonnen Stahl von einem Pier verschwanden, wurde dies als "ein äußerst bemerkenswerter Diebstahl" bezeichnet. Der Präsident der Dockarbeiter-Gewerkschaft, Joseph P. Ryan, gab beim Verhör zu, daß er im Jahre 1948 mit einem Hafenarbeiterstreik gedroht habe, weil Gewerkschaftsbeamte verhört worden seien wegen eines noch immer ungeklärten Mordes. Am 28. Januar sagten Pierwächter aus, daß es nutzlos sei, versuchen zu wollen, den Warendiebstahl zu verhindern; Grund: Prügelstrafen, Bedrohung des Lebens und Druck. Dies ist kein Angriff auf die Gewerkschaften, von seiten der Gewerkschaft. Ein Wächter, der von einem nächtlichen Eindringling verhauen wurde, reichte gegen diesen Klage ein, zog sie aber schließlich wieder zurück, weil "die Hafen-Banditen solche Verbindungen mit den Gerichten haben". Er fügte noch bei, "damals war ich noch nicht lange im Hafen tätig. Hätte ich damals gewußt, was ich heute weiß, so hätte ich mir nicht die Mühe genommen, den Mann vor Gericht zu bringen".

Die Gewerkschaften waren nicht nur in diese Gaunereien verwickelt, sondern sie fischten noch in einem anderen Teich im Trüben. Die Hundertausende von Dollar, die einige von ihnen als Beiträge einzogen, wurden selten auf das Bankkonto einbezahlt, fast nie verbucht und manchmal überhaupt nirgends notiert. Alex DiBrizzi, ein Gewerkschaftsführer von Staten Island, "verlor" seine Geschäftsbücher, als die "Crime Commission" sie nachprüfen wollte. Obschon er jährlich mehr als 30.000 Dollar einzog, hatte er nie ein Bankguthaben dafür gehabt; und es blieb ihm jeden Monat so wenig übrig, daß das Wenige im Hause des Kasssierers "in einer Ziervase" aufbewahrt wurde. Der Kassierer der berüchtigten Zweigstelle der Gewerkschaft in Manhattan gab zu, daß auch er nie ein Bankkonto hatte und daß er zwischen den Gewerkschaftsgeldern und seinem Geld keinen Unterschied machte. Der Präsident der Hafenarbeiter-Gewerkschaft, Joseph P. Ryan gab am 30. Januar zu, daß er in den vergangenen fünf Jahren den Geldern seiner Gewerkschaft den Betrag von 271.097 Dollar entnommen habe und auch, daß er die "privaten Gelder", die Schiffahrtsgesellschaften und Ladefirmen bezahlten, in seine eigene Tasche steckte. Er sah kein Unrecht darin, Geld von den Arbeitgebern und der Gewerkschaft, deren Interessen er wahren sollte, für private Zwecke zu verwenden. …

Das WTG-Patentrezept
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. August 2013 03:00
Vor sechzig Jahren
"Demut in der Organisation", so eine Zwischenüberschrift im "Wachtturm" vom 1. 8. 1953.

"Demut wird dem ergebenen Diener Gottes die Organisation Jehovas erkennen helfen, seine Vorkehrung, Dinge auf Erden zu tun, und sie wird ihm behilflich sein, zu erkennen, daß er nur durch sein Verbleiben in der Organisation, durch die Bewahrung seiner Lauterkeit, durch Treue gegenüber Jehova vor jedem Schaden behütet wird. Sie wird ihm helfen, seinen rechten Platz in der Organisation zu bewahren und im Einklang mit ihr zu wirken."

Das dürfte dann wohl so eine Art Patentrezept der WTG sein. Nicht die Erziehung des mündigen Bürgers, sondern solche, die sich vor ihr in den Staub werfen, sind in ihrer Sicht gefragt. Man kennt dieses "Patentrezept" auch andernorts. Da redet man dann vom Kadavergehorsam. Genau das, was auch die WTG verlangt. Andernorts offenbart sich das beispielsweise in der katholische Kirche, das Priesteramtskandidaten, welche die Weihe für ihr erstrebtes Amt erhalten, sich im buchstäblichen Sinne in den Staub vor ihren Vorgesetzten werfen. Oder wenn in kommunistischen Kreisen der nicht hinterfragbare Slogan: "Die Partei, die Partei - hat immer recht" Usus war, liegt das auf der gleichen Ebene.

Ob sich einer symbolisch nur in den Staub wirft, ist dabei eher banal. Jene Variante, welche diese Mechanismen via "Demut" einzuschleifen pflegt, ist da vielleicht noch die gefährlichere auf dem Wege ins Rückwärts!

das Prinzip der Bibel
geschrieben von:  der einzig wahre Bauer
Datum: 02. August 2013 10:16
seit Moses ist dies das Prinzup der Bibel:

Gehorsam - Demut = machen was gewollt wird

Der religiöse Überbau sorgt nur für die Verklärung und dient der Manipulation des menschlichen Verstandes.

Jehovas Zeugen manipulieren in der gleichen Weise mit religiöser Verklärung den Verstand der Menschen

Moses hat mit der von ihm verkündeten Lehre das Volk nur unterwürfig, willig und gehorsam halten wollen. Anbetung war nur ein vorgegaukeltes Ziel. Dahinter stand MACHT. Macht über Menschen. Fällt der Glaube an Gott, fällt die Macht über die geistig versklavten Menschen.

Wer sonst als Moses hat die Bibellehre verkündet? Niemand!

Den Israeliten war der von Moses verkündete Glauben unbekannt - bis er von Moses verkündet wurde.

Die Israeliten kannten weder Jehova noch eine seiner sonstigen Glaubenslehren. ALLES wurde ihnen von Moses beigebracht. Der von Moses propagierte Gott war für die Israletien ein unbekannter Gott gewesen

Die Verkündung:
"Der Gott eurer Vorväter"
aha, da war einer der verkündete Neuigkeiten "ich weiß was was ihr nicht wisst!"
... und das war im Falle von Moses ein Gott, von dem Moses dem Volk seine Geschichte erzählte. ...

http://www.gimpelfang.de/forum/viewtopic.php?f=4&t=65

Wer war Moses?
http://www.gimpelfang.de/forum/viewforum.php?f=30

dein Weg aus geistiger Versklavung!
http://www.gimpelfang.de/forum/viewtopic.php?f=30&t=67
Re: Das WTG-Patentrezept
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 02. August 2013 16:38Drahbeck
Vor sechzig Jahren
"Demut in der Organisation", so eine Zwischenüberschrift im "Wachtturm" vom 1. 8. 1953.

"Demut wird dem ergebenen Diener Gottes die Organisation Jehovas erkennen helfen, seine Vorkehrung, Dinge auf Erden zu tun, und sie wird ihm behilflich sein, zu erkennen, daß er nur durch sein Verbleiben in der Organisation, durch die Bewahrung seiner Lauterkeit, durch Treue gegenüber Jehova vor jedem Schaden behütet wird. Sie wird ihm helfen, seinen rechten Platz in der Organisation zu bewahren und im Einklang mit ihr zu wirken."

Vor dreißig Jahren

IN DER ANBETUNG DES ALLEIN WAHREN GOTTES VEREINT (1983) Seite 131
Dann hilft uns Jehova durch biblische Schriften und durch Zusammenkünfte seiner sichtbaren Organisation, zu erkennen, wie wir die Unterweisung anwenden können.
Werden wir demütig anerkennen, daß wir diese Unterweisung persönlich benötigen ..
.

Kenia
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. August 2013 02:18
Vor sechzig Jahren
Differenzierungen sind oftmals nicht jedermanns Sache. Auch Journalisten sind von dieser Kritik nicht ausgenommen. Da hatte einer von ihnen zu einem Rundumschlag ausgeholt, indem er in der "Wochen-Zeitung" (Zürich) einen Artikel veröffentlichen ließ unter der plakativen Überschrift

"USA-Sekte als Urheber der Mau Mau, worin er die Zeugen Jehovas für den barbarischen Terrorismus verantwortlich macht, der gegenwärtig in Kenia herrscht."

Siehe zum Thema auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mau-Mau-Krieg

Allerdings auch das wird man sagen müssen. Auch die Zeugen Jehovas zahlten mit gleicher undifferenzierter Münze zurück. Zu letzterem siehe:
19552Kommunismus

Immerhin hatte die WTG bei der Widerlegung der gegen sie gerichteten Anschuldigungen, ein leichtes Heimspiel. Konnte sie doch in ihrer "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 8. 1953 darauf verweisen, dass die Mau Mau in Kenia seit etwa 1948 erst, in Erscheinung getreten seien. Und konnte sie als Antwort darauf feststellen:

"Wie dem auch sei, so muß festgestellt werden, daß bis zum Jahre 1950 überhaupt kein Zeuge Jehovas in Kenia war. Heute gibt es dort deren vier: drei Engländer und eine Holländerin!"

Offenbar hatte der fragliche Journalist die Vorgänge um die Kitawala-Bewegung in anderen afrikanischen Staaten, in Ansätzen mitbekommen, und sie dann pauschal - ohne sich um die Details zu kümmern, auch auf Kenia übertragen. Eine solche Form von "Journalistik" muss naturgemäß scheitern.

Haben Mau Mau und Kitwawala naturgemäß direkt miteinander nichts gemein; so bleibt doch der Tatbestand bestehen, dass auch die Kitawala (etwa Mwana Lesa) keineswegs Helden der Demokratie waren. Da wurde auch mit Mord unter dem Firmenschild Religion gearbeitet, ähnlich wie im Falle Mau Mau. Dennoch sind und bleiben das zwei verschiedene linke Schuh, die vorne und hinten nicht zusammen passen.

Differenziert und umfassend den Fall Kitwawala darzustellen, indem die WTG geschichtlich gesehen, durchaus mitverwoben ist (zumindest zur Zeit Russells'). Diese Erwartung wird in der vorgenannten "Erwachet!"-Ausgabe auch enttäuscht. Immerhin kam die WTG nicht ganz daran vorbei, wenigstens in dürren Worten, etwas zum Fall Kitawala anzudeuten.
Das liest sich in WTG-Sicht dann so:

"Gegen Ende 1924 begann das Büro der Zeugen Jehovas im Kapland Berichte zu erhalten, wonach Eingeborenenbewegungen in Njassaland und Rhodesien sich des Namens 'Wachtower' bedienten und antisoziale Lehren und Gebräuche propagierten, die sowohl der `Heiligen Schrift widersprechen wie auch den Belehrungen, die in den biblischen Hilfsmitteln und Schriften der Zeugen Jehovas enthalten sind. Nachdem eine Untersuchung vorgenommen worden war, schrieb der Vorsteher des Büros der Zeugen Jehovas einen Brief an die Regierungen von Njassaland und Rhodesien, worin er unter anderem erklärte: 'Wir können uns nicht mit dieser Bewegung ('Watchtower') identifizieren. Sie handelt in absolutem Widerspruch mit den Lehren unserer Gesellschaft. Wenn Ihre Regierungen dieser Bewegung, die sich unrechtmäßig des Namens 'Watchtower' bedient hat, die Weiterexistenz ermöglichen, so werden sie dies auf eigene Verantwortung hin tun. Jene Bewegung wird von uns in keiner Form irgendwie unterstützt oder gefördert.' In der Folge wurde von den Regierungsbeamten offiziell festgestellt, daß die Watch Tower Bible and Tract Society und die Zeugen Jehovas nichts mit den damaligen Unruhen in den Gebieten der Kupfermienen zu tun hatten."

Bezüglich weiteres zum Thema Kitawala siehe auch:
CVTower
19362Kitawala

Ägypten, Libyen, Algerien
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. August 2013 02:16
Vor sechzig Jahren
Ägypten, Libyen, Algerien. Drei Länder, über die man Detailberichte in den neueren ZJ-Jahrbüchern vergeblich sucht. Man könnte noch eine Reihe anderer arabischer Länder nennen, für die ähnliches zutrifft. Offenbar werden sie seitens der WTG pauschal der Sammelrubrik "andere Länder" oder Verbotsländer zugeordnet, und nicht einzeln aufgeführt. Das alles bedeutet nicht, dass die WTG nicht versucht, auch dort Fuß zu fassen. Über die eingangs genannten drei Länder findet man einen Bericht im "Wachtturm" vom 15. 8. 1953.
Ihm zufolge stattete WTG-Präsident Knorr mit seinem Sekretär M. G. Henschel, höchstpersönlich diesen Ländern einen Besuch ab.

Danach habe Henschel in Kairo (Ägypten) vor 92 Zeugen Jehovas gesprochen und bei einem öffentlichen Vortrag seien sogar 182 anwesend gewesen.
Knorr seinerseits reiste nach Alexandria.

"kamen die verschiedenen Versammlungen, die französische, arabische und griechische in Alexandria zusammen, und ich sprach durch zwei Dolmetscher zu ihnen, von denen der eine Griechisch und Französisch und der andere Arabisch sprach. Anwesend waren 257 Personen, viel mehr, als ich vor fünf Jahren bedient hatte."

Die letzte Jahrbuchmäßig belegte Zahl für Ägypten ist die das Jahr 1961 betreffend. Damals wurden dort 458 Verkündiger angegeben.

Die nächste Stippvisite führte Knorr nach Algier (Algerien), wo er sich aber nur auf einen Stamm von 13 Zeugen Jehovas stützen konnte. Immerhin gelang es ihm für einen öffentlichen Vortrag maximal 39 Anwesende zusammenzutrommeln.
Am 8. 3. 1970 notierte „Erwachet!" dann:

„Algier weist Zeugen Jehovas aus
Nach Mitteilung der Zeitung 'El Moudhajid' hat die algerische Regierung 15 ausländische Zeugen Jehovas des Landes verwiesen. Jehovas Zeugen wurden von diesem Blatt als „prozionistisches subversives Unternehmen" bezeichnet. Es wurde behauptet, daß die Missionare eine subversive Organisation gründen wollten, die den Einfluß ausländischer zionistischer Kreise in Algerien ausbreiten sollte."

Henschel, der nach Tripolis (Libyen) fuhr konnte 19 ZJ-Verkündiger registrieren; und beim öffentlichen Vortrag eine Maximalzahl von 27 Anwesende.
In Libyen „dümpelteten" die Jahrbuchzahlen auch so vor sich hin. „Spitzenwert" war dann offenbar 1990, mit einer Durchchschnittsverkündigerzahl von 12. Im Jahre 1999 wurden noch 2 angegeben. Danach zog man es offenbar vor, Libyen aus der Berichterstattung jener Länder herauszunehmen, über die Detailzahlen veröffentlicht werden.

Falkenland USA
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. August 2013 03:18
Vor sechzig Jahren
Was "Erwachet!" notierenswert erschien; so in etwa könnte man jenen Bericht in der Ausgabe vom 22. 8. 1953 betiteln.
Ist der "Stummfilmkönig" Charlie Chaplin ein geborenes Thema für die Zeugen Jehovas? Doch wohl eher nicht, sollte man meinen. In der genannten "Erwachet!"-Ausgabe wird man eines besseren belehrt. Da war Charlie Chaplin also in die Schlagzeilen der amerikanischen Presse geraten, und auch "Erwachet!" verabsäumt es nicht, seine Leserschaft über diesen Umstand zu informieren. Nicht das es etwa über seinen berühmten, auf Hitler bezogenen Film "Der große Diktator" berichten wollte. Einen solchen Bericht sucht man in "Erwachet!" und auch in der Vorgängerzeitschrift "Trost" vergebens.
"Erwachet!" begnügt sich mit einer "Nummer kleiner".

Der Grund ist offenkundig. Auch Chaplin war in das Inquisitionsklima der USA hineingeraten, dass sich auch mit dem Namen McCarthy festmachen lässt. McCarthy seinerseits lässt sich wiederum in den "Stall" Katholizismus zuordnen. Der blindwütige Antikommunismus der da gepflegt wurde in diesen Kreisen, unterschied in der Tat nicht zwischen "Freund und Feind". Auch die WTG musste es bitter am eigenen Leibe erfahren, und konnte sich nur durch einen "Befreiungsschlag", durch das überlaufen auf die Seite der militanten Antikommunisten, aus dieser für sie misslichen Lage befreien. Aber die Verletzung der Wunden, die da (auch) ihr beigebracht wurde, saß tief.

Und nun registriert sie: Siehe da, auch Chaplin hat im Falkenland USA ähnliche Probleme. "Geteiltes Leid ist halbes Leid" sagte sich wohl auch die WTG und unterrichtete via "Erwachet!" ihre Leserschaft wie folgt:

"Viele amerikanische Zeitungen berichten von zunehmenden Übergriffen auf die freie Meinungsäußerung, obschon viele Leute, die diese Artikel lasen, diese Tatsache wahrscheinlich nicht einmal inne wurden. Diese Berichte befassten sich mit dem Versuch der Amerikanischen Legion, die Aufführung des Charlie-Chaplin-Filmes "Limelight" (Rampenlicht) in Amerika zu verhindern. Obschon der Boykott durch die Legion offenbar nur in vereinzelten Fällen erfolgreich war, wird doch dadurch, dass einige Lichtspielhäuser ihrem Druck nachgaben, die Freiheit vieler amerikanischer Bürger beschnitten.

Die Legion bekämpft diesen Film nicht darum, weil er irgendeinen "Ismus" propagiert, denn er hat gar nichts mit Politik zu tun. Der Angriff scheint sich daher gegen Chaplin selber zu richten. Dies geht auch aus einer vom Landesführer der amerikanischen Legion abgegebenen Erklärung hervor, wonach die fraglichen Lichtspielhäuser in Übereinstimmung mit der offiziellen Auffassung der Legion "den Film nicht bringen, bis die vom Justizdepartement geführten Untersuchungen in Verbindung mit der Erteilung einer Bewilligung zur Einreise in die Vereinigten Staaten an Herrn Chaplin abgeschlossen seien." Die Amerikanische Legion scheint einem übertriebenen Patriotismus zu huldigen, der eine Person als schuldig stempelt, solange ihre Unschuld nicht nachgewiesen ist!

Allerdings stimmt es, dass Chaplin nicht amerikanischer Bürger werden will. Hat das aber irgend etwas zu tun mit dem Film "Limelight"? Und jene amerikanischen Künstler, die England oder ein anderes europäisches Land zu ihrer zweiten Heimat machten, und in einigen Fällen sogar Bürger jener Länder wurden? Niemand hat sich darüber aufgeregt, noch wurde jemand deswegen verleumdet. Wer ist also unamerikanisch? Die 'New York Times' nannte kürzlich die Versuche der Amerikanischen Legion, die Lichtspielhäuser an der Westküste zum Boykott des Filmes "Limelight" zu bewegen, "unamerikanisch".

Herr Chaplin gab am 9. April in Genf seine amerikanische Einreisebewilligung mit den Worten zurück:

"Ich bin verleumdet und in ein falsches Licht gestellt worden … Ich werde daher meinen Wohnsitz nicht mehr in den Vereinigten Staaten aufschlagen."

In London sagte er:

"Hollywood ist der Gedankenzensur und den illegalen Druckmethoden gewisser Kreise erlegen. Dies aber bedeutet das Ende der amerikanischen Filmindustrie und ihres weltweiten Einflusses. Ich fürchte, Hollywood wird eher wieder um mich froh sein als ich um Hollywood."

Chaplin wollte wahrscheinlich sagen: Sollten diese Kreise weiter nach diesen unamerikanischen Methoden arbeiten, so werden gewisse amerikanische Freiheiten bald aussterben!"

Ihr Sklaven, gehorchet
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. September 2013 00:09
Vor sechzig Jahren
Sowohl im Hinblick auf die Anpassung der WTG an die Apartheid in Südafrika oder die Rassentrennung (zum damaligen Zeitpunkt) in den Südstaaten der USA, als auch im Hinblick auf ähnliche Konfliktlagen, nimmt der "Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 9. 1953 dazu Stellung. Einleitend wird der Herrenrassentheorie eines Hitler eine Absage erteilt. Aber wenn es um eine neuzeitlichere "Nagelprobe" geht, etwa die genannte Apartheid, dann knickt die WTG auf voller Linie ein. Das gemäß ihrer Grundsatzthese, alle Probleme dieser Welt möge bitteschön Gott lösen - am "Sankt Nimmerleinstag". Wer das ernst meint, und das ist im Falle der WTG-Religion so, den interessieren Mißstände nur als "Hintergrundfolie" zum "weißmalen" der eigenen Ideologie. An der Beseitigung solcher Mißstände sich aktiv beteiligen? Jede andere Organisation wohl ja, nicht aber die WTG-Organisation. Und so verkündet sie denn in der genannten WT-Ausgabe:

"Während in den Augen Gottes und Gemmas seinem Verfahren mit seinen gesalbten Söhnen im Leibe Christi alle im gleichen Verhältnis stehen, werden doch im gegenwärtigen bösen System der Dinge gewisse Klassenunterschiede und Einteilungen gemacht und oft durch die Gesetze eines Landes erzwungen. Solch gesetzliche Maßstäbe anzuerkennen, bedeutet auf seiten der Christen keinen Kompromiss gegenüber Gottes Gesetz. Eher beherzigt er dadurch die weitere Ermahnung des Paulus: 'Ihr Sklaven, gehorchet denen, die nach dem Fleische eure Herren sind, mit Furcht und Zittern, in Aufrichtigkeit eurer Herzen, wie dem Christus, nicht mit Augendienerei als Menschengefällige, sondern als Christi Sklaven, die den Willen Gottes mit ganzer Seele tun. Seid Sklaven mit guten Neigungen, als Jehova und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass jeder, was irgend er Gutes tun mag, von Jehova zurückerhalten wird, er sei Sklave oder Freier. Ihr Meister tut dasselbe gegen sie und lässt das Drohen, da ihr wisst, dass sowohl euer wie ihr Herr in den Himmeln ist, und dass es bei ihm keine Parteilichkeit gibt.' - Eph. 6: 5-9, NW.

Ungeachtet also, welche Einschränkungen der Tätigkeit und welche unterschiedliche Behandlung auch immer von weltlichen Regierungen verlangt werden mögen, werden Jehovas Zeugen dies nicht zu einer Streitfrage machen, da sie wissen, dass die Regelung sozialer Ungerechtigkeiten nicht ihr Auftrag ist."

Nordrhodesien (aka Sambia)
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. September 2013 00:23
Vor sechzig Jahren
Sambia, Teil der früheren britischen Kolonie Nordrhodesien, an Malawi, Angola, Moçambique, Tansania, Simbabwe sowie Republik Kongo grenzend, alles bekanntlich auch Brennpunkt in der WTG-Geschichte. Besagtes Sambia seit 1964 als Staat unabhängig. Über eben dieses Nordrhodesien liest man einiges in der „Erwachet!„-Ausgabe vom 8. 9. 1953. So schreibt „Erwachet!"

„Im Jahre 1946 gab es dort nur 4.798 Zeugen Jehovas, aber im Jahre 1952 beteiligten sich 20.282 an der Aufgabe, anderen von Gottes Königreich zu erzählen. Das bedeutet einen Zeugen auf je 85 Einwohner."

Bei letzterer Zahl einmal innehaltend ist festzustellen, dass - mit Schwankungen - etwa um 1972 - ein Verhältnis gar von 1 zu 80 erreicht werden konnte. Im Vergleich der internationalen Flächenstaaten, ein absoluter Spitzenwert und wie man las, in der Substanz schon relativ früh erreicht.
Im Jahre 2003 lag dieses Verhältnis dann immer noch bei 1 zu 93. Zwar eine gewisse Abflachung andeutend, dennoch nach wie vor beachtlich.
Zur zitierten „Erwachet!„-Ausgabe zurückkehrend, liest man weiter dort:

„In fünf Dörfern sind beinahe alle Einwohner Evangeliumsdiener oder Menschen guten Willens."

Weiter notiert „Erwachet!":

„Das Bild von Nordrhodesien wäre jedoch nicht vollständig, wenn nicht auch etwas über die Opposition, der Jehovas Zeugen begegnen, gesagt würde. Zum Beispiel wurde von den sogenannten 'weißen Vätern' eine Ciwemba-Broschüre veröffentlicht, die eine heftige Schmähschrift gegen die Zeugen darstellt und worin die meisten Schwierigkeiten im Lande, angefangen bei den Krankheiten einzelner Personen bis zu den Dürrezeiten, den Zeugen Jehovas zur Last gelegt werden. Auch kam es vereinzelt vor, daß sie ihre Schäfchen aufstachelten, gewalttätig gegen das Werk der Zeugen Jehovas vorzugehen. Als mit Strafverfolgung gedroht wurde, hörte diese Hetzerei jedoch auf."

Bezüglich der neueren Geschichte in Sambia siehe auch:
Sambia

Noch etwas gilt es in dieser „Erwachet!"-Ausgabe zu notieren.
Unter der Überschrift "Steinerne Zeugen" müht sich die WTG einige Fakten im Kampf zwischen Anhängern der Schöpfungslehre und Anhängern des Evolutionsgedankens darzubieten. „Haupttrumph" der diesbezüglichen WTG-Argumentation ist. Es habe schon früh relativ hohe Kulturen gegeben. Das Staunen darüber soll nun in die Bahn gelenkt werden. Wenn diese „Hochkulturen" später wieder abgesackt seien, so könne diese nicht übereinstimmen mit der Annahme eine „kontinuierlichen Höherentwicklung".
Auf den diesbezüglichen Streit soll hier nicht näher eingegangen werden; da es neben den Positionen der klassischen Schöpfungslehre und der Evolutionslehre, auch noch die des Deismus gibt, welcher in der Substanz sagt: Es kann so oder auch anders gewesen sein. Wichtig ist nicht das, was ungeklärt, bzw. kritisch hinterfragbar wäre. Wichtig ist was per Ratio (nicht per Glauben) als relativ gesichert gilt.

In ihrer diesbezüglichen Argumentation kommt die WTG auch auf die große Pyramide zu Ägypten zu sprechen. Bekanntlich war schon Russell von ihr fasziniert und baute sie in sein System mit ein. Rutherford allerdings, musste dann in späteren Jahren, dieser Pyramiden-Euphorie den endgültigen Laufpass geben. Und so gehört denn die Russell'sche Pyramidenlehre nicht mehr zum Bestand der heutigen Zeugen Jehovas (wie auch einiges andere noch). In ihren Pyramidenausführungen in der genannten „Erwachet!"-Ausgabe verschweigt die WTG ihren eigenen diesbezüglichen Part vollends. Aber das ist bei der Lügenorganisation Zeugen Jehovas ohnehin nichts „neues". Interessant sind die Pyramiden-Ausführungen aber dennoch. Vermitteln sie doch einen Einblick in jene Gedankenwelt, die da einst zu ihrer religiösen Überhöhung führte.
Zum Thema Pyramiden liest man in dieser „Erwachet!"-Ausgabe:

„P. J. Wiseman behauptet in seinem Buche 'New Discoveries in Babylonia About Genesis (Neue Entdeckungen in Babylon über das 1. Buch Mose): 'Die Zivilisation hat bald nach der Flut einen Höhepunkt erreicht, von dem sie später zurückgesunken ist. Anstatt der vermuteten äusserst langsamen Entwicklung hat es sich gezeigt, dass die Kunst, wir könnten auch sagen Wissenschaft, plötzlich auf der Welt erschienen ist." Zum Beispiel: Von den achtzig Königsgräbern in Ägypten, die die Form einer Pyramide haben, ist die Cheospyramide die grösste und bedeutendste. Ganz besonders bemerkenswert sind nun die Beziehungen zwischen Mathematik und Technik, die sich gerade an dieser Pyramide ergeben, und mit denen sich schon im 17. Jahrhundert der englische Physiker Isaac Newton beschäftigt hatte, die aber erst im Laufe des vorigen Jahrhunderts in weiterem Umfange gelöst worden sind.
Albert Neuburger schreibt in seinem Buche 'Technik des Altertums': 'Die Beziehungen zwischen Mathematik und Technik beweisen, dass die alten Ägypter erstaunliche mathematische und astronomische Kenntnisse hatten, die sie mit ihren hervorragendsten Monumentalbauten in die engsten Beziehungen zu bringen verstanden.'
Die vier Seiten der Pyramide sind genau nach den vier Himmelsrichtungen gestellt, was nach der Meinung einiger den Zweck hatte, die Zeit der Tagundnachtgleichen zu bestimmen. Neuburger schreibt auch, dass die Erbauer der Pyramide das Verhältnis zwischen dem Umfang und dem Durchmesser eines Kreises, die berühmte Zahl pie (= 3,14159…), die von dem holländischen Mathematiker Ludolf van Ceulen im 16. Jahrhundert berechnet wurde, bereits vor Jahrtausenden nicht nur gekannt, sondern auch in der Technik verwendet haben.

Die heutige Astronomie lehrt, dass das Sonnenjahr unserer Erde 365,2422 Tage hat. Die Erbauer der Pyramide kannten die genaue Länge des Sonnenjahres bis auf den Zehntel einer Sekunde. Es tritt klar zutage, dass die Männer, die den Plan zu dieser Pyramide machten, ihre Steine zubereiteten, so dass sie vollkommen passten, und den Transport von mehr als 2 ½ Millionen Mauerwerk organisierten, vollentwickelte Menschen mit aussergewöhnlicher Fähigkeit, Erfindergeist und meisterhaftem Können gewesen sein mussten."

Distanzierung von der Umwelt
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. September 2013 01:23
Vor sechzig Jahren
Der Rubrik "Distanzierung von der Umwelt" ist auch die nachfolgende Leserfrage und ihre Beantwortung, im "Wachtturm" vom 15. 9. 1953 zuzuordnen, die hier kommentarlos wiedergegeben sei.

"Ist es am Platze, auf jemandes Gesundheit zu trinken oder auf Gott oder Christus oder das Königreich anzustoßen? - J. S., Pennsylvanien.
Bisweilen wird auf etwas angestoßen, und Anwesende fühlen sich verpflichtet, mitzumachen. Dieser Brauch wurzelt weit zurück im Heidentum. Die Babylonier erhoben Trinksprüche auf ihre Götter, und die Sache endete damit, daß sie sich betranken. Die Bibel enthält einen Bericht über einen solchen Fall. Im Jahre 539 v. Chr. ordnete Belsazar an, daß die heiligen Gefäße des Tempeldienstes der Hebräer hervorgeholt werden möchten, und er sowie die Gesellen seines Trinkgelages "tranken Wein und rühmten die Götter". (Dan. 5: 1-49 Solche Trinksprüche zu erheben oder so anzustoßen, ist in keiner Weise zu vergleichen mit den Trankopfern, die Jehova Gott für seinen Tempeldienst vorschrieb. Wenn die Griechen Unterhaltungsanlässe gaben und sich dabei betranken, geschah es aus religiösen Gründen; sie tranken in langen Zügen, um ihre heidnischen Götter zu ehren. Nach den Griechen folgten die Römer mit ähnlichen heidnischen Religionsbräuchen, wobei sie auf die Götter anstießen. Natürlich hatten sie so viele Götter, daß jeder betrunken war, bevor das Ritual endete. Auch auf menschlichen Helden stieß man an.

Bevor sich die Skandinavier zu Christus bekehrten, kamen auch sie zu Zechgelagen zusammen und erhoben Trinksprüche auf Odin, Njord und Frey. Christlichen Missionaren gelang es nicht, diese Bräuche abzuschaffen, sondern man wechselte in den Trinksprüchen zur "Ehrung" Gottes und Christi und verschiedener Schutzheiliger hinüber, um so Rettung für seine Seele zu erlangen. Der künftige Zustand der Seligkeit war nach ihrer Ansicht mit beständigem Trinken und vieler Berauschung verbunden. Jehova Gott und Christus Jesus werden nicht damit geehrt, daß man heidnische Trinksitten auf sie oder Menschen überträgt. Gottes Wort, die Bibel, belehrt uns über den Weg, wie wir ihn ehren können, und wir fügen über diesen Punkt seinem Worte nichts hinzu, und besonders nicht, wenn die Beifügung von heidnischen Bräuchen herkommt. Wenn wir diesen Brauch des Anstoßens, zusammen mit vielen anderen unzulässigen Bräuchen, meiden, mögen wir den Weltmenschen als engherzig erscheinen. Und wenn auch? Vergessen wir doch nie, auch nicht für einen Augenblick, daß unser christlicher 'enger' Weg uns zur Rettung führt, gleichwie der 'breite' Weg der Welt sie ihrem Verderben entgegenführt."

WBBR
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. September 2013 02:17
Vor sechzig Jahren
1957 sah sich die WTG genötigt ihre eigene Radiostation WBBR aufzugeben. Indes noch 1953 feierte man sich diesbezüglich in der „Erwachet!„-Ausgabe vom 22. 9. 1953 in einem „Hier spricht der Neue-Welt-Sender WBBR" überschriebenen Artikel. Mit der nachfolgenden Darstellung bejubelte man sich darin:

„Die WBBR-Programme gefallen fielen Hörern. Leichte Musik von Schallplatten erfreut jene Hörer, die dem Jazz und schwerer Musik abhold sind. Die Wachtturm-Orgel, die sich im größten der drei Studios befindet, erfüllt viele Wohnzimmer mit herrlicher Musik. Beliebt ist auch der aus 20 Sängern bestehende Chor des Wachtturm-Senders, dessen Lieder zum Preise Jehovas erklingen. Im Nachrichtenraum des WBBR werden die neuesten Nachrichten vom Internationalen Nachrichten-Dienst registriert und im Programm 'Wir beobachten die Welt' an die Hörer übermittelt. Darbietungen von allgemeinem Interesse wie 'Die Stunde der Frau', 'Neues über Bodenbearbeitung und Ernährung' und 'Verkehr und Sicherheit' bringen viel Lehrreiches über das Haushalten, die Bodenbearbeitung und Sicherheit auf der Straße usw.

WBBR ist als ein der Belehrung dienender Sender konzessioniert, und diesen Zweck erfüllt er auch durch viele lehrreiche Programme. Diese sind jedoch nicht trocken, formell oder überspannt, sondern ungezwungen, interessant, praktisch, zeitgemäß und reichhaltig. …

Diese Programme sind genußreich infolge der Abwechslung und Belehrung, die sie bieten. Jeder Tag wird begonnen mit der Besprechung eines Bibeltextes im Programmpunkt 'Gedanken zum Tage'. Die Sonntagmorgen-Diskussion ist eine Besprechung aktueller Themen von Personen, die den Standpunkt eines Wissenschaftlers, eines Katholiken usw. einnehmen. Junge Evangeliumsdiener aus ganz Amerika werden eingeladen, um als Gäste im Programm 'Ein junger Evangeliumsdiener spricht' mitzuwirken. Die Werktagssendung 'Am Frühstückstisch', in der das Mikrophon das Gespräch eines jungverheirateten Paares belauscht, verfolgen viele Hörer mit Interesse. Um 19 Uhr ist es Zeit für das 'Heimbibelstudium'; die Hörer werden eingeladen, sich mit einer Familie zu versammeln, die Gottes Wort betrachtet. Die Mitwirkenden, die gewisse Charaktere darstellen, gestalten das Studium lebendig durch ihre Fragen und Argumente und deren Beantwortung oder Widerlegung.

Vor sechzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Oktober 2013 03:59

Kitawala und Mau Mau
Auf eine in WTG-Sicht „Falschdarstellung" kommt der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 10. 1953 zu sprechen. In einigen afrikanischen Staaten gab es die religiös-politische "Kitawala"-Bewegung, die Elemente der Russell-Bewegung aufgenommen, aber außer WTG-Kontrolle geraten war. Nun gab es in dem afrikanischen Staat Kenia eine gleichfalls religiös-politische Bewegung als „Mau Mau" einige Schlagzeilen machend. In unzulässiger Vereinfachung, wurde offenbar Kitawala und Mau Mau gleichgesetzt. Das ist in der Tat unzulässig. Beide Gruppierungen haben weder etwas untereinander noch mit der WTG gemein. Über diese Sensationsberichterstattung ohne ausreichend recherchiertem Hintergrund notierte genannter WT:

„Im Parlament von Kapstadt wurde von einem Abgeordneten die Erklärung abgegeben, die Wachtturm-Bewegung sei für die Mau-Mau-Greuel in Kenia, Ostafrika verantwortlich. Als Quelle dieser Meldung wurde auf etwas verwiesen, was in der Londoner Zeitschrift 'The Twentieth Century' vom Januar 1953 unter dem Titel 'Hintergrund der Mau Mau' erschienen war.
Der Artikel besagt:

'Bewegungen, die 'Politik' und 'Religion' miteinander verknüpfen, sind nichts Neues in Afrika, wo der Unterschied im Stamme sowieso unbekannt ist … Jedenfalls haben die Kultgemeinschaften derart zugenommen, daß ein hoher katholischer Würdenträger kürzlich in einem Privatgespräch - und zwar nicht nur scherzweise - erklärte, daß der allfällige Erbe aller Zeitalter in Afrika die Wachtturm-Bewegung sein werde. Diese letztere Erscheinung, vielleicht die weitestverbreitete politisch-religiöse Bewegung der Gegenwart, ist verknüpft, wie so viele, mit einer Quelle in Amerika, in diesem Fall mit Richter Rutherford, dem New Yorker Gründer der Zeugen Jehovas, dessen englische Anhänger man an allen Wochenenden beim Verkauf von Flugschriften auf den grauen Straßentrottoirs irgendeiner englischen Provinzstadt sehen kann. Auch sie, gleich den Afrikanern, möchten sich hervortun, um den Behörden und Großen dieser Welt eins zu versetzen … Diese Bewegungen stammen alle entweder vom Protestantismus her oder werden unter 'deranines' (Entwurzelten) ausgebreitet. Es scheint in der katholischen Welt weniger Bewegungen von dieser Art zu geben, vielleicht wegen des überragenden Symbolismus des Katholizismus, seines weniger aktiven Bildungswesens und seiner überlegenen Psychologie, wodurch er nicht so oft gegen den hauptsächlichen Abstoßblock des protestantischen Afrikas, die Vielweiberei anrennt.'

Unter dem Datum des 24. Februar 1953 sagte die Zeitung 'Cape Argus' unter dem Titel 'Watch Tower' folgendes:

'Es war ans Licht gekommen, daß der Grund der Unruhe in Kenia bei der Wachtturm-Bewegung von Amerika zu suchen war. Die Organisation hatte ihre Literatur weitgehend in Kenia und in Rhodesien verbreitet. Die Behörden untersuchen nun die Sache.' …

Erschien später die Sonderausgabe der Zeitschrift 'Life' vom 4. Mai 1953 mit ihrem langen Artikel über 'Afrika'. Auf Seite 126, unter dem Titel 'Halbüberzeugte Bekehrte' sagte der Schreiber folgendes:

'Selbst das Christentum, das wir ihnen gegeben haben, scheint etwas Oberflächliches zu sein. Ich habe gefunden, daß mit Ausnahme jener, die von den Katholiken geschult waren, die Missionen nicht befriedigende oder vertrauenswürdige Bekehrte hervorgebracht zu haben scheinen. Dies ist wenigstens die Meinung unter jenen, die Missionsjungen beschäftigt haben. Ich kann keine Erklärung abgeben, ausgenommen jene vielleicht, daß der Eingeborene schnell erfaßt, daß der Weiße selten das ausübt, was er predigt. Und es genügt wohl kaum, einen Jungen zu lehren, Hymnen zu singen und die Bibel zu lesen, und die Mädchen, ihre anmutige Nacktheit mit Röcklein zuzudecken und dann zu erwarten, daß ihnen die christlichen Tugenden der Nächstenliebe und Ehrlichkeit unverzüglich eingeprägt seien.'

Dann, auf Seite 178, flicht dieselbe Ausgabe des 'Life' in ihrem redaktionellem Artikel über 'Amerikaner und Afrika' folgende Bemerkung ein:

Von den USA-Missionen in Afrika sind Jehovas Zeugen nicht die am wenigsten Einflußreichen, und ihr Evangelium, weit davon entfernt, die 'Zivilisation' zu fördern, unterstützt die ärgsten Phantasiegebilde der Afrikaner."

Zu letzterer Aussage von „Life". Siehe auch:
ForumsarchivA51

Mürzzuschlag
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Oktober 2013 05:55
Vor sechzig Jahren
Der USA-Falke McCarthy, bekannt geworden (um die überspitzte WTG-Formulierung zu benutzen), wer rote Limonade verkaufe, ist deshalb schon ein politischer Roter. Besagter Herr hatte es der WTG auch angetan; „verdankte" sie doch seinem Wirken auch, in die kommunistische Ecke in den USA gestellt zu werden.
Immer wenn die WTG den Namen McCarthy las, der für sie gleichsam zum „roten Tuch für den Stier" geworden, verabsäumte sie es nicht, auch ihren „Senf" dazu zu geben. Und das selbst in Situationen, die vordergründig keine direkte Beziehung zum Falken McCarthy hatten.

Einem solchen Beispiel begegnet man auch in der „Erwachet!„-Ausgabe vom 8. 10. 1953. Dort wurde ein Pressebericht aufgespießt und genüsslich zitiert, worin zwar auch der Name McCarthy mit vorkam, der aber in der Sache sich nicht auf die USA bezog.
Unter der Überschrift „Deutsche Wahlkampf-Methoden" berichtet „Erwachet!":

„… Nicht der Geist Hitlers, aber der Geist McCarthys geht in Deutschland um", schreibt der Bonner Korrespondent der Baseler 'National-Zeitung' (3. 9. 53). „Obgleich ein Adenauer gewiss nichts mit einem McCarthy zu tun haben möchte, so erinnert doch manches was auf seiten der Regierungsparteien in diesem Wahlkampf geschah, sehr stark an die von dem amerikanischen Senator benutzten Methoden … Bedenklich ist es weiter, daß auch die Katholische Kirche diesmal in äußerst massiver Weise in den Wahlkampf eingegriffen hat. Daß die Priester von der Kanzel herab die Wähler auffordern, für die CDU zu stimmen, mag zwar noch angehen, aber wenn ein Pater die SPD und die FDP als 'Lügner und Mörder' bezeichnet, oder wenn katholische Geistliche mit 'Stoßtrupps' versuchen, SPD-Kundgebungen zu stören, oder wenn ein Kaplan die SPD mit der NSDAP gleichstellt, oder wenn ein Dekan '10 Gebote der SPD' von der Kanzel verliest, darunter: 'Du sollst töten und abtreiben; Du darfst stehlen, Du sollst lügen und schwindeln, besonders vor der Wahl' - nun dann ist der Weg zum Kleriko-Faschismus nicht mehr allzuweit …"

Noch eine weitere Pressemeldung, die „Erwachet!" notierenswert erscheint, ist in dieser Ausgabe herausragend. Formal verteidigt sich dabei „Erwachet!" gegen eine „Falschdarstellung". Dem Buchstaben nach, war das sicherlich eine Falschdarstellung. Das ist unstrittig. Ob es dem Geist nach indes auch so ist? Da bleiben doch einige Zweifel zurück.
„Erwachet!" schreibt:

„… (das) Jehovas Zeugen erneut Gegenstand einer Flut von Pressemeldungen wurden, diesmal aber in weniger wohlwollendem Sinne.
Jehovas Zeugen brachten ein ganzes Dorf durcheinander - Jehovas Zeugen predigten Weltende - Weltuntergang blieb aus - Verschenkte Vermögen, enttäuschte Frauen und viel Freibier - Aufregung in Mürzzuschlag - Protest mußte helfen"; so und ähnlich wurde in sensationellen Schlagzeilen 'berichtet', daß in Mürzzuschlag in Österreich Jehovas Zeugen den Weltuntergang für den 20. August angekündigt und die Einwohner ihnen (überraschenderweise!) Glauben geschenkt hätten. Phantasievoll wurde geschildert, wie die Dorfbewohner sich in alle erdenklichen Untugenden gestürzt hatten, vom Verjubeln der Ersparnisse über Zechgelage bis zu Betrug und Ehebruch. Eine sorgfältige Untersuchung ergab jedoch einwandfrei, - daß die ganze Geschichte von A bis Z erfunden war. Weder hatten Jehovas Zeugen einen Weltuntergang prophezeit, und dann noch auf Tag und Stunde, noch wußte irgendein Bewohner Mürzzuschlags etwas von den angeblichen Vorgängen. Das erklärt, warum die Meldung vom 20. August bis 8. September brauchte, um von Mürzzuschlag bis Wien zu gelangen, von wo aus sie ihren Lauf durch den deutschen Blätterwald nahm. Es braucht anscheinend viel Zeit eine solch ausgewachsene, fette Zeitungsente richtig auszubrüten und großzuziehen. Zahlreiche Zeitungen brachten den „Bericht" zwar auch, ließen aber von sich aus die Behauptung weg, daß es sich um Jehovas Zeugen gehandelt habe …"

Konflikte auf den Philippinen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Oktober 2013 04:58
Vor sechzig Jahren
"Die Geister die man rief, wird man nicht mehr los", mag man als Kommentar zur "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 10. 1953 nur sagen.
Euphorisch notierte der WT darin:

"Das 'Jahrbuch der Zeugen Jehovas' 1953 (engl.) berichtet uns, daß trotz all der Hindernisse die Anzahl der Diener für Jehova während des Jahres 1952 um 33 Prozent gegenüber dem Vorjahre gewachsen ist.
Dies ist aber nicht nur in Ostdeutschland der Fall. Das Werk in der Dominikanischen Republik wuchs trotz einer heftigen Verfolgung, bei der einmal mehr als ein Drittel von Jehovas Dienern während des vergangenen Jahres im Gefängnis war. Auch in Jugoslawien wurde trotz Verfolgung, Verboten und Einkerkerungen ein Wachstum verzeichnet. Und in Polen hinter dem Eisernen Vorhang erlebte man in den vergangenen Jahren ein erstaunliches Wachstum, obgleich keine öffentliche Tätigkeit erlaubt ist und viele Zeugen im Gefängnis sind …"

Das alles ist wohl nur möglich, wenn ein Klima des Fanatismus vorherrschend ist. Letzteres wird man wohl bestätigen müssen, wobei die Endzeit-Naherwartung dabei mit das wesentliche Element ist. Sicherlich kann man nicht sagen; dass dies nur auf die Ostblockstaaten zutreffend war. Es war auch andernorts so. Das Spezifikum der Ostblockstaaten mag lediglich zusätzlich noch gewesen sein, dass politische Oppositionshaltung in "religiöse" Stigmen umformatiert, hierbei maßgeblich noch mit hinein spielten.

Aber dem Klima des Fanatismus, begegnet man in den zeitgenössischen Zeugen Jehovas-Versammlungen auch andernorts. Und dort wird dieser Fanatismus, selbst der WTG schon unheimlich. In der gleichen "Wachtturm"-Ausgabe liest man auch diesbezügliche Beispiele. Sie werden von der WTG getadelt, dass ist unbestritten. Das aber sie überhaupt erst zustande gekommen sind. Das ist das wesentliche, wenn man nicht nur Oberflächenkosmetik betreiben, sondern auch zu den Wurzeln vordringen will.

Mit Missvergnügen berichtet die WTG von den Philippinen:

"In Gerona, Tarlac, sollten am Sonntag, dem 15. März 1953, die Zeugen Jehovas den Öffentlichen Hörsaal für ihren öffentlichen Vortrag benutzen und hatten die schriftliche Genehmigung reichlich im voraus dazu erhalten. Indes wurde etwas später dem Exekutivkomitee des Stadtfestes von Gerona zur Abwicklung eines Programmes von Volkstänzen die Genehmigung erteilt, dasselbe Gebäude zur selben Zeit von 13 - 18 Uhr zu benutzen. Als am Sonntagnachmittag entdeckt wurde, daß der Saal vom Festkomitee gebraucht werde, suchte man mit dem Bürgermeister Fühlung zu nehmen. Er war zur Zeit nicht in der Stadt, hatte aber seinem Sekretär den Bescheid hinterlassen, daß die Zeugen ihre Versammlung nach einem anderen Ort verlegen sollten, obwohl man sie vorher von diesem Wechsel nicht unterrichtet hatte. Angesichts der Tatsache, daß die Brüder die Genehmigung in Händen hatten, schritten sie dazu, den öffentlichen Vortrag im Saale abzuhalten.

Bei ihrer Ankunft fanden sie, daß eine Eintrittsgebühr erhoben wurde, und das Fest der Volkstänze war in vollem Schwunge. Lautsprecher waren aufgestellt usw. Die Zeugen baten die verantwortlichen Personen, sie möchten ihr Programm beenden und ihre Ausrüstung fortschaffen, da die Zeit für den öffentlichen Vortrag heranrücke, und sie wiesen die Erlaubnis vor, die sie zur Benutzung des Gebäudes ermächtigte. Der Vorsitzende der Veranstaltung erklärte, auch er besitze eine Genehmigung für das Fest der Volkstänze, doch konnte er sie nicht vorweisen. Nachdem er sich geweigert hatte, die Bühne freizugeben, wurden die Saalordner der Zeugen Jehovas vom Prediger, der den Vortrag halten sollte gebeten, die Ausrüstung fortzuschaffen und die Bühne für den Vortrag zu räumen, und das taten sie

Gerade dann erschien der Bürgermeister der, sehr aufgebracht über das, was vorging war. Er hielt eine kurze Ansprache, worin er bemerkte, er sei der Stadtvater, und daher sollten alle ihm gehorchen. Dann hieß er die Zeugen, die Versammlung nach einem anderen Ort zu verlegen. Als er sah, daß sie entschlossen waren, den Vortrag abzuhalten, zog er einen Revolver, schoß in die Luft und trat den Zeugen mit der Frage entgegen: 'Wer unter euch wagt es, mich herauszufordern?' Seine Äußerung wurde aber ignoriert, der Redner wurde eingeführt, und er begann seinen Vortrag. Der Chef der Bundespolizei bedrohte den Redner ebenfalls mit einem Revolver; ein Maschinengewehr wurde aufgestellt, das gegen den Redner gerichtet wurde, und die Stadtpolizei erschien mit Gewehren, die zum Gebrauch geladen waren. Trotz all dieser Schaustellung von Waffen bewahrte der Redner sein Vertrauen und Gleichgewicht und setzte den Vortrag fort. Saalordner der Zeugen hielten den Bürgermeister und auch andere ab, die sich nach vorn begeben wollten, um den Redner mit Gewalt zu unterbrechen, und erhielten für ihre Mühe einige Schläge von denen, die sie angreifen wollten.

Als letzte Bemühung wurde die Lautsprecheranlage abgestellt, aber der Redner sprach einfach lauter und setzte seine Rede fort. Am Schluß desselben näherte sich der Bürgermeister dem Redner und entschuldigte sich dafür, daß er heftig geworden sei und einen der Saalordner geschlagen habe. …"

Offenbar gehen Konflikte dieser Art nicht immer so glimpflich aus, wie vorstehender Bericht das suggerierte. Gleichfalls von den Philippinen liest man in dergleichen WT-Ausgabe noch:

"In Barrio San Jose, Dumalag, Capiz, waren am 12. November 1952 Brüder zu einem öffentlichen Vortrag in Verbindung mit einer dreitägigen Versammlung zusammengekommen, als eine Pöbelrotte, die die Zeugen an Zahl weit übertraf, sich näherte und verlangte, daß sich die Versammlung zerstreue. Polizisten waren nicht zugegen. Die Rotte wurde angeführt vom Bruder des Bürgermeisters, der Erlaubnis zur Abhaltung der Veranstaltung gegeben hatte, und unter dem Mob befand sich auch jemand, der zuvor mit den Zeugen vereinbart hatte, daß sie etwas von seinem Grundstück benutzen dürften.

Obwohl derjenige, der den Vortrag halten sollte, den Rädelsführer nicht überreden konnte, Jehovas Zeugen unbelästigt zu lassen, bestand er auf seinen verfassungsmäßigen Rechten und setzte seinen Vortrag fort. Da die Rotte sah, daß die Zeugen nicht nachgeben wollten, geriet sie in wilde Erregung, stürmten den Ort und trieb die Zeugen fort, nicht nur von der Versammlungsstelle, sondern auch aus der Stadt hinaus, ja weithin in die Hügel der Umgebung. Dort wanderten die Zeugen zwei Tage lang umher, bis sie schließlich Kalibo, den nächsten Ort, erreichten. Die Pöbelrotte vernichtete sämtliche Literatur und drang sogar in die Häuser der Zeugen des Ortes ein und zertrümmerte ihre Möbel."

Er „liebte doch alle Menschen"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Oktober 2013 00:18
Vor sechzig Jahren
In der Endphase der "DDR", machte dessen Staatssicherheitsminister im "Parlament" (Volkskammer) mit einer Rede Furore, die je nach Standpunkt geeignet war, Lachsalven oder auch das Gegenteil davon zu produzieren.
"Ich liebe doch alle Menschen. Ich liebe doch alle …" tönte da der Herr Mielke.
So, so, mag man dazu nur sagen. Wer diese vorgebliche "Liebe" in der Praxis erfuhr, wird da wohl andere Vokabeln dafür verwenden.
An vorstehendem fühlt man sich unwillkürlich erinnert, wenn man in "Erwachet!" vom 22. 10. 1953 die nachfolgende Ausführung über die "Liebe" der Zeugen Jehovas liest:

"Ein Abonnent schreibt: 'Gestern machte ich einen Nachbesuch bei einem Mann, der sich erkundigte: 'Was denken Sie über die Katholiken?' Ich frage ihn: 'Was halten Sie von ihnen?' Er antwortete: 'Nun, ich weiß nicht, aber ich hörte, daß Jehovas Zeugen sie hassen.' Darauf erwiderte ich: 'Ich will Ihnen sagen, was wir wirklich von ihnen denken. Wir lieben sie so sehr, daß wir von Haus zu Haus gehen, Stunde um Stunde, Tag für Tag, Jahr um Jahr in jedem Lande auf der Erde, um ihnen von Gottes Königreich zu erzählen und sie auf den Weg hinweisen, den sie einschlagen möchten, um ewig in Glück zu leben, und dies trotz all der Dinge, die sie oder irgend jemand sonst uns deswegen antun mögen. Lieben Sie so sehr?"

Re: American Standard Bibel
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02.11.13 05:17
Vor sechzig Jahren
Anläßlich der "Freigabe" der sogenannten "Neuen Welt Übersetzung" der Bibel, durch die Zeugen Jehovas, die in Etappen erfolgte. Zuerst das sogenannte "Neue Testament" (alias "Christlich Griechische Schriften"). Später das sogenannte "Alte Testament" (alias "Hebräische Schriften"); diese wiederum in Etappen "freigegeben". Anläßlich einer solchen "Freigabe" hielt WTG-Präsident N. H. Knorr, am 22. 7. 1953 im New Yorker Yankee-Stadion einen Vortrag, der denn prompt auch in der (deutschen) Ausgabe des "Wachtturms" vom 1. 11. 1953 nachgedruckt wurde.
Was zu erwarten war, trat ein. Besonders ging Knorr auf die Verwendung des Namens Jehova in dieser Übersetzung ein. Dabei konnte er es sich nicht versagen, zu kritisieren, dass eine andere Bibelübersetzung, die American Standard Bibel, in einer kürzlichen Neuausgabe, diesen Namen nicht mehr wie früher, auch verwandte.

Dazu zitiert er einiges aus deren Vorwort, bezüglich dieser Entscheidung. Für Knorr ist das ein Sakrileg. Indes mögen die Ausführungen für sich selbst sprechen. Der "Wachtturm" zitiert:

"In Abschnitt 17 des Vorworts dieser neuen Übersetzung vom Jahre 1952 legt das Komitee seinen Grund für diesen Entscheid dar. Durch seine Äußerungen über den göttlichen Namen gibt dieses Vorwort das Komitee der 'Amerikanischen Standard'-Bibel ganz der Lächerlichkeit preis. Abschnitt 17 lautet:

Eine größere Abweichung von der Verfahrensweise der Amerikanischen Standard-Übersetzung ist die Wiedergabe des göttlichen Namens, des 'Tetragrammatons'. Die Amerikanische Standard-Bibel gebrauchte das Wort 'Jehova'; die King-James Bibel hatte dieses Wort an vier Stellen gebraucht; doch in allen anderen Fällen (ausgenommen in drei, wo es als Teil eines Eigennamens stand) verwendete sie das in Kapitälchen gedruckte englische Wort LORD, d. H. HERR (oder in gewissen Fällen GOTT). Die jetzige revidierte Ausgabe kehrt zur Verfahrensweise der King-James-Bibel zurück, die dem Beispiel der alten griechischen und lateinischen Übersetzer und dem seit langem eingeführten Brauch beim Lesen der Hebräischen Schriften in der Synagoge folgt. Während es fast, wenn nicht ganz sicher ist, daß der Name ursprünglich 'Jahwe' ausgesprochen wurde, so wurde diese Aussprache doch nicht angegeben, als die Massoreten den konsonantischen hebräischen Text mit Vokalzeichen versahen ... Aus zwei Gründen ist das Komitee zum vertrauteren Brauch der King-James-Bibel zurückgekehrt:
1.) Das Wort 'Jehova' stellt nicht genau irgendeine im Hebräischen je gebrauchte Form des Namens dar; und
2.) der Gebrauch irgendeinen Eigennamens für den einen und einzigen Gott, als ob es andere Götter gäbe, von denen er unterschieden werden müßte, wurde im Judaismus vor der christlichen Ära aufgegeben und ist ganz unpassend für den universellen Glauben der christlichen Kirche.

Geschrieben von Drahbeck am 08. November 2003 21:05:40:

In der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 11. 1953 gibt es auch einen Artikel mit der Überschrift:
"Die Zeitschrift 'Life' verunglimpft christliche Missionare."
Offenbar hatte genannte Zeitschrift in ihrer Ausgabe vom 4. 5. 1953 einen Artikel über die Zeugen Jehovas in Afrika publiziert, in dem sich auch der Satz vorfand, daß das Evangelium der Zeugen Jehovas "weit davon entfernt (sei), die 'Zivilisation' zu fördern, (und) die schlimmsten Utopien der Afrikaner unterstützt."
Daraufhin richtete namens der WTG deren Funktionär und persönlicher Sekretär von N. H. Knorr, der Milton G. Henschel einen Protestbrief an "Life", mit der Bitte, selbige möge diesen Brief dann auch veröffentlichen. Das aber lehnte "Life" ab. Darum veröffentlichte die WTG ihrerseits in genannter Erwachet!-Ausgabe diese Korrespondenz.

Bezugenehmend auf die Zeugen Jehovas in Nordrhodesien rühmt Henschel:
"Diese Afrikaner Nordrhodesiens treiben keine Politik ... noch kämpfen sie für eines der vielen Programme zur Erlangung der Autonomie."
Weiter Henschel:
"Mir ist nicht entgangen, daß sich in Afrika Gewitterwolken zusammenziehen, aber ich weiß, daß die Regierungen nichts zu fürchten haben von den Zeugen Jehovas, denn Jehovas Zeugen haben nichts zu tun mit der Mau-Mau-Bewegung oder ähnlichen Terroristengruppen."

In ihrer Antwort an Henschel schrieb "Life" dann:
"Der Kerngedanke unserer Ausführungen in Life dreht sich um die Tatsache, daß es im afrikanischen Volk gärt, und daß ein gemeinsames Ziel notwendig sei, dem die Verwaltungen und das Volk Afrikas tätig und auferbauend entgegenstreben müssen. In ihrem Brief sagen Sie: 'Diese Afrikaner treiben keine Politik ... noch kämpfen sie für eines der vielen Programme zur Erlangung der Autonomie...' Genau in diesem Punkt gehen unsere Meinungen auseinander . ... Auch wir glauben wie die Zeugen Jehovas an die Lehren Jesu Christi, aber nach unserer Meinung müssen diese Grundsätze in allem was unser Leben betrifft, befolgt werden, wozu auch die Teilnahme an Politik gehört."

In ihrem Kommentar dazu äußert dann die WTG:
"Glaubt 'Life' im Ernst, daß die europäische Kolonialherrschaft oder südafrikanische Regime Missionare ermuntern werde, bei den Afrikanern den Wunsch nach Autonomie zu wecken? Wie lange dürften Missionare in Afrika bleiben, die das tun würden?"

Dieser Disput macht deutlich, wo die WTG politisch steht. Auf Seiten der konservativen Kräfte. Man kann ihre Position mit der im Urchristentum vergleichen, wo auch die Parole ausgegeben würde, die Sklaven möglich gefälligst weiter Sklaven bleiben!

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Geschrieben von Drahbeck am 15. November 2003 08:46:10:

Als Antwort auf: geschrieben von Drahbeck am 08. November 2003 21:05:40:

WTG-Präsident N. H. Knorr beliebte am Samstag den 25. Juli 1953 im New Yorker Yankee-Stadion, anlässlich des Kongresses der Zeugen Jehovas, einen "ellenlangen" Vortrag zu halten. Damit jene die dabei eingeschlafen sein sollten (mit offenen Augen), die Chance bekämen das ganze noch einmal zu "verdauen", wurde dieser Vortrag, in zwei Teile aufgepsplittet, auch in der deutschen Wachtturm-Ausgabe vom 15. 11. 1953 nochmals nachgedruckt.

Im Prinzip ging es Mister Knorr eigentlich nur um eines. Um die Anpreisung des auf diesem Kongress "freigegebenen" Buches "Neue Himmel und eine neue Erde". Viele Worte wurden dabei geredet, wenig Substanz enthaltend.
Der Völkerbund, dem durch Japans Austritt Anfang 1933, gefolgt von Hitlerdeutschland Ende 1933, der "Todesstoß" verpasst wurde, ist für Knorr, insbesondere in der Form seines Nachfolgers, der UN, wieder der Buhmann. Dabei fühlt sich Knorr zum "Propheten" berufen und verkündet vollmundig:

"Heute ist die Organisation der Vereinten Nationen, als Nachfolgerin des Völkerbundes, die achte einer Reihe von Weltmächten".
Mehr noch, Knorr meint zu wissen:
"Das Zeichen des Herannahens der Schlacht von Harmagedon erhebt sich nun vor unseren Augen ...Wenn das symbolische Tier und seine Hörner sich gegen die Hure, das System der organisierten Religion wenden, so zeigt dies an, daß der "Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen, begonnen hat."

Im Jahre 66 n. Chr. seien die Christen die in Jerusalem und Judäa wohnten, von dort weggezogen und entgingen so der Vernichtung durch die Römer. Und dabei lässt Knorr durchblicken die Warnung datiere von Jahre 33 n. Chr. an. Also 34 Jahre später. Diese "34 Jahre" wagt er zwar nicht direkt auf die Neuzeit zu übertragen. Aber indirekt schon lässt er dies der Tendenz nach, doch anklingen.

Was Knorr da als so nah herangereift wähnte, war so "nah", dass er darüber inzwischen verstorben

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Geschrieben von Drahbeck am 22. November 2003 06:50:52:

Als Antwort auf: geschrieben von Drahbeck am 15. November 2003 08:46:10:

Sind Jehovas Zeugen kommerzielle Hausierer? Diese Frage stellte sich auch in der Schweiz, besonders in den Jahren von 1948 bis 1953. Zu insgesamt elf Gerichtsfällen kam es in diesem Zeitraum aus jenem Grund, über die "Erwachet!" vom 22. 11. 1953 berichtet.
Offenbar handhabte die Schweiz Hausierergesetze von jeher etwas restriktiver als andernorts. Das wird schon daran deutlich, dass man in der Schweiz genannten Zeitraumes, beim "Predigtdienst" die Literatur "kostenlos" abgab; während in anderen Ländern zur gleichen Zeit die Angabe eines festen Verkaufspreises üblich war.
Allerdings ganz "kostenlos" war es doch nicht. Man sagte dem Wohnungsinhaber schon, wenn er es "wünsche" könne er selbstverständlich eine Spende nach eigenem Ermessen für die WTG-Literatur geben. Und man zierte sich auch nicht, die dann ohne viel Federlesen entgegenzunehmen. Also doch kommerziell, nur etwas geschickter verklausuliert, argwöhnten daraufhin einige. Und in der Folge kam es zu diesen elf Gerichtsprozessen.

Deren Ergebnis war ambivalent. "Erwachet!" schreibt:
"Die Bilanz dieses fünfjährigen Rechtskampfes ergibt ... Von diesen elf Fällen wurden acht von den Bezirksgerichten zugunsten der Zeugen Jehovas entschieden, drei zu ihren Ungunsten ... Vier von diesen elf Fällen wurden an das Obergericht weitergeleitet, wobei dieses Gericht in drei Fällen gegen, im vierten Falle zugunsten der Zeugen Jehovas entschied."

Nun kam "Kommissar Zufall" den Zeugen Jehovas zu Hilfe. Wie bereits ausgeführt, hatte das Obergericht in drei Fällen hintereinander immer zu ungunsten der Zeugen Jehovas entschieden. Ein neuer, vierter Fall, war vor jenem Gericht im Jahre 1953 anhängig.
"Und nun geschah das Unerwartete", schreibt "Erwachet!"
"Das Obergericht, in neuer Zusammensetzung der Richter, ... kam am 26. Januar 1953 zum Schluß, daß in der zur Frage stehenden Tätigkeit kein Hausieren erblickt werden könne und daß der Prediger nicht mit einem kommerziellen Ziel gearbeitet habe. Der Einspruch des Staatsanwaltes wurde also abgewiesen."

Dieser Sieg, nun wieder Geld für ihre Literatur kassieren zu dürfen, auch von denen, die sich nicht zu den Zeugen Jehovas zählen, ist es der WTG wert, ihn in einem eigens dazu geschriebenen "Erwachet!"-Artikel zu feiern. Wie man weiß, haben diese WTG-Artikel, eine weltweite, weit über die Schweiz hinausgehende Verbreitung. Damit macht die WTG einmal mehr deutlich, was ihr neuralgischer Nerv ist.

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Dezember 2003 07:43:56:

Als Antwort auf: geschrieben von Drahbeck am 22. November 2003 06:50:52:

Anlässlich des Kongresses der Zeugen Jehovas in New York im Jahre 1953, gab es auch eine spezielle Veranstaltung nur für die Kreis- und Bezirksdiener (wie man damals noch sagte. Später wurden dann aus den Dienern "Aufseher". Vielleicht hat man nicht unbedingt an KZ-Aufseher gedacht. Aber die Wahl des Titels legt eine solche Gedankenassoziation durchaus nahe). Tenor der von N. H. Knorr geleiteten Zusammenkunft war, wie man am günstigsten Kontakte zu Pressevertretern herstellt, welche Fehler man dabei vermeiden sollte usw. Offenbar glaubte Knorr dabei auch einen ganz speziellen Fachmann mit zur Hand zu haben. Den laut "Wachtturm" vom 1. 12. 1953 waren es dem Marley Cole vorbehalte, anlässlich dieser Zusammenkunft über "die Methoden der Fühlungnahme mit Redaktionen" zu referieren.

Jener Kongress von 1953 erstrahlte wieder einmal mit "neuem Licht". Unter der Überschrift "Die Neue-Welt-Gesellschaft vom fernen Norden her angegriffen" liest man etwas zur Auslegung des biblischen Begriffes "Gog von Magog". Alsbald wurde den Zeugen Jehovas eingetrichtert. Nicht wie früher ein konkret benannter Gegner sei dieser Gog. Sondern einer der mehr nebulösen Art. Das 1958 in Deutsch erschienene WTG-Buch "Auch du kannst Harmagedon überleben und in Gottes neue Welt gelangen", greift diese Auslegung auf. Sinn der Verkündigung auf dem 1953er Kongress war es, die vorher personifizierten WTG-Auslegungen zu diesem Thema, zu den Akten zu legen. Über die Vorgeschichte dieser Doktrin berichtet die genannte "Wachtturm"-Ausgabe:

"Die Neue-Welt-Gesellschaft ist lange mit der Watch Tower Bible and Tract Society verbunden gewesen, die sich seit Jahren für das Thema Gog interessiert und es zu verstehen gesucht hat. Schon im Jahre 1897 veröffentlichte die Watch Tower Society den vierten Band der 'Schriftstudien', der zuerst den Titel trug 'Der Tag der Rache', der aber später in den Titel 'Der Krieg von Harmagedon' umgewandelt wurde. Im 11. Kapitel dieses Buches wurde dargelegt, dass die im Lande Palästina wiederhergestellte Nation Israel das Ziel des Angriffs Gogs sein werde, und auf Seite 554 (engl. Ausgabe) heisst es: 'Israel wird schliesslich von Heerscharen unbarmherziger Plünderer belagert werden, die vom Propheten als die Horden von Gog und Magog (Hes. 38) bezeichnet werden, und gross wird die Bedrängnis des wehrlosen Israel sein.' (deutsch siehe S. 429).
Über dreissig Jahre später wurden die biblischen Prophezeiungen im Lichte der seit dem Jahr 1914 eingetretenen Ereignisse weiter geprüft, wodurch enthüllt wurde, dass nicht die Israeliten nach dem Fleische, sondern die Christen, die inwendig Israeliten, geistige Israeliten sind, das Volk seien, das die Zielscheibe des Angriffs Gogs vom fernen Norden her werden soll.
Im Jahre 1932 veröffentlichte die Watch Tower Society den 2. Band eines Werkes, betitelt 'Rechtfertigung' … brachte es über die Frage, wer Gog sei, auf Seite 311 folgende Schlussfolgerung ihn betreffend:
'Gog ist einer der Fürsten der Organisation Satans; er ist natürlich für menschliche Augen unsichtbar und hat möglicherweise die Macht, sich in Menschengestalt zu verkörpern. Das Land Magog stellt bildlich das geistige oder unsichtbare Reich Satans dar und schliesst Gog und alle sündigen Engel innerhalb seiner Abteilung in der Satansorganisation ein, und diese 'herrschen über die ganze Erde.'"

Im Jahre 1996 schrieb dann die Zeitschrift „Unser Königreichsdienst" dazu: Gog sei ein Symbol für die Regierungen dieser Welt. Eng verbunden damit die Auslegung über den „König des Nordens", den man in der Nach-Hitler-Zeit, bis etwa 1990 mit der Sowjetunion identifizierte.

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Dezember 2003 05:38:56:

Als Antwort auf: geschrieben von Drahbeck am 01. Dezember 2003 07:43:56:

"Erwachet!" vom 8. Dezember 1953 berichtet besonders über den "Neue-Welt-Kongress der Zeugen Jehovas" in New York des Jahres 1953. Auch deutschsprachig liegt dazu ein bemerkenswertes Dokument vor, dass Buch des Marley Cole, dessen Hauptinhalt ja der Lobgesang auf diesen Kongress ist. Der seinerzeit noch aktive Webseitenbetreiber Roland F. war davon noch so angetan, dass er gar das Cole-Buch für seine Webseite einscannte (inzwischen hat er es wieder gelöscht). Den kurzfristig existierenden "Corona-Verlag" (derzeit auch nicht mehr aktiv), muss man wohl im gleichen Atemzug nennen.

Nachdem die erste Auflage des Cole-Buches schon lange nicht mehr lieferbar ist, veranstaltete Corona gar noch eine Reprint-Ausgabe davon. Wer gehofft haben sollte, das zweite Cole-Buch "Triumphant Kingdom" (das nie ins Deutsche übersetzt wurde), konnte in der Corona-Ausgabe zumindest teilweise Verwendung finden, sah sich allerdings enttäuscht.
Corona bot Cole Nr. 1 unverändert an. Der einzigste Unterschied ist der, dass der Satz nicht mit der ersten Auflage harmonisiert, sodass bestimmte Passagen, bei ihrer Zitierung, sich jeweils auf unterschiedlichen Seiten befinden

"Erwachet!" rühmt dass beim Kongress maximal 165.289 Personen anwesend gewesen seien; davon rund 22.000 nichtamerikanische Zeugen aus 95 Ländern.
Eine solche Riesen-Mammut-Veranstaltung, anstatt vieler etwas kleinerer gestrickter, erinnert doch sehr an die Praktiken gewisser Diktaturen, die da an Nationalfeiertagen große Militärparaden vor sich defilieren lassen. Sie haben offenbar solcherart der "Bestätigung" notwendig. Und wie man sieht, offenbar nicht nur diese politischen Diktaturen!

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Dezember 2003 07:37:36:

Als Antwort auf: geschrieben von Drahbeck am 08. Dezember 2003 05:38:56:

131.419 Kongressbesucher sollen laut "Wachtturm" vom 15. Dezember 1953 "andächtig" gelauscht haben, bezüglich dessen was der WTG-Vizepräsident F. W. Franz meinte seiner Zuhörerschaft mitteilen zu sollen. Böse Zungen indes sind eher geneigt kommentierend dazu zu sagen: "Der Berg kreiste - und gebar noch nicht mal ein Mäuslein".
Das alles beeindruckt die WTG natürlich nicht.
Damit in ihrer Lesart noch mehr dem Franz'schen Wortschwall (ohne Substanz) die andächtige Reverenz erweisen; druckte die deutsche "Wachtturm"-Ausgabe in obiger Nummer, den Franz-Artikel noch einmal ab. Als "Studienartikel" versteht sich. Wo käme denn die WTG hin, würden die Auslassungen nichtssagender Art, nicht zugleich noch als "Studienartikel" verkauft werden.

Im Prinzip ging es Franz nur um eines. Wieder einmal auf dem "Endzeitklavier" zu spielen. Als Einstieg für sein "Katzenkonzert" bemühte er eine Bibelstelle aus Haggai 2:6,7:
"Denn so spricht Jehova der Heerscharen: Noch einmal, eine kleine Weile ist es, da werde ich den Himmel erschüttern und die Erde und das Meer und das Trockene. Und ich werde alle Nationen erschüttern; und das Ersehnte aller Nationen wird kommen, und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht Jehova der Heerscharen."

Man ahnt es schon. Franz wähnt die "kleine Weile" wieder einmal als "ganz nah". "Gut" mag man sagen. Das taten doch auch schon die ersten Christen. Das Hoffen und Harren, bis zum Sankt Nimmerleinstag ist doch ihr Metier. Ohne dieses Hoffen und Harren, gäbe es doch überhaupt kein Christentum mehr; weil seine endzeitliche Substanz sich als gegenstandslos erwiesen. Franz war nicht der erste, und sicherlich auch nicht der letzte, der das Hoffen und Harren kultiviert. Und nebulös genug hat er es doch 1953 noch gehandhabt. Von 1975 wollte er damals doch noch nichts wissen. Und was soll's heute. Auch heute will man nichts mehr von 1975 wissen. Heute hat man sich doch wieder auf die Nebelmasche des Hoffen und Harren zurückgezogen. Im übrigen steht man doch mit solchen Thesen nicht allein auf dem Religionsparkett.

Das ist wohl war. Hoffen und Harren-Verkäufer kann man auch andernorts zur Genüge begegnen. Im ausstellen ungedeckter Schecks übertrumpfen sie sich förmlich. Lässt man 1975 mal außer Betracht, ist die WTG doch auch nur einer dieser windigen "Glücks"verkäufer. Das alles ist wahr.

Dennoch einen Unterschied gilt es zu benennen. Franz rühmt sich in seiner Ansprache auch noch des folgenden:
"Da Jehovas Zeugen unter dem Befehl stehen, diese Kriegsproklamation an alle Nationen ergehen zu lassen, können und werden sie nicht mit irgendeiner Pazifistenorganisation zusammen gehen, die die nationalen Regierungen anspornt, im Namen des Christentums vom Kriege abzustehen. Jehovas Zeugen werden der Abrüstungsresolution die von der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 8. April dieses Jahres unter der trügerischen Behauptung gefaßt worden ist, sie wirke auf einen dauernden Frieden unter den weltlichen Nationen hin, keine Unterstützung leihen. Dies zu tun wäre fürs erste nutzlos, und fürs zweite stände es, was noch wichtiger ist, im Gegensatz zu Jehovas Befehl an seine Zeugen."

Damit hat Franz die Politik der WTG offengelegt. Die Politik eines faktischen Kriegshetzers im Namen des Hoffen und Harrens!

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Geschrieben von Drahbeck am 22. Dezember 2003 04:33:12:

Als Antwort auf: geschrieben von Drahbeck am 15. Dezember 2003 07:37:36:

Fast Zeitsynchron zum Jahreswechsel, offeriert die "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 12. 1953 einen auf das Weihnachtsfest bezüglichen Artikel. Man meint zu wissen, dieses Fest wurzele im Heidentum und mittelalterlichen Sagen. Weiter:
"Wenn Gott gewünscht hätte, daß dieser Tag gefeiert würde, hätte er dies aufzeichnen lassen; die Bibel spricht jedoch nur an zwei Stellen von Geburtstagsfeiern, und jedesmal sind es solche von heidnischen Herrschern."
Ein besonderer Kronzeuge dabei ist für die WTG auch der Alexander Hislop (1807 - 1865), mit seinem Buch (wie die WTG titelt ) "The two Babylons". Seit 1997 liegt es auch in deutscher Übersetzung vor, mit einem Vorwort versehen, dass auf die tendenziöse Verwertung des Hislop'schen Ausführungen durch die Zeugen Jehovas, nicht sonderlich gut zu sprechen ist. Das Vorwort bescheinigt Hislop weiter, "dass der etymologische (sprachgeschichtliche) Anteil seiner Beweisführung zum Teil weit hergeholt oder konstruiert erscheint."
Eine Variante davon, neben der Buchausgabe aus dem CLV-Verlag, gibt es jetzt offenbar auch im Internet.

In der Tat, ist Hislops Buch wohl in erster Linie eine Kampfschrift gegen die katholische Kirche, die bekanntlich auch in freikirchlichen Kreisen entsprechenden Widerspruch findet, und die meinten jenen Widerspruch bei Hislop schon ausführlicher begründet, vorzufinden. Der Titel der deutschen Übersetzung lautet denn auch, in Wiedergabe dieser Intention:
"Von Babylon nach Rom. Der Ursprung der römisch-katholischen Religion".

Ein Rezensent bei Amazon.de äusserte über dieses Buch:
Die Beweisführung in diesem Buch ist unhistorisch, nicht nachvollziehbar und in keinster Weise mehr nachzuprüfen. Bei dem Versuch die Katholische Kirche als "Babylonische Mysterienreligion" darzustellen, schießt Hislop manche Eigentore. So wird sogar das Kreuz als heidnisch dargestellt. Bezeichnenderweise geben die Herausgeber im Vorwort zu, daß das Werk von diversen Sekten mißbraucht worden ist (Zeugen Jehovas etc.).
Das Werk von Ralph Woodrow sollten diejenigen lesen, die meinen es bei Hislop mit einem ernsthaften historischen Werk zu tun haben. Die "Beweisführung" Hislops wird gründlich und systematisch widerlegt. Historische Wahrheit war und ist keine Stärke der fundamentalistischen Sekten, die die Verbreitung dieses Werkes fördern. Hauptsache der Papst ist der Antichrist!

Ein weiteres dortiges Urteil äußert:
Dieses Buch hat nur einen Zweck: Die römisch-katholische Kirche als heidnische Religion mit babylonischen Wurzeln darzustellen. Ein sehr dickes Buch mit Behauptungen und Fußnoten, die der Leser nicht nachvollziehen kann, sondern nur glauben muß. Das Buch stammt aus dem 19. Jhd. aus England, wo eine extreme anti-katholische Stimmung geherrscht hat. Eine populäre Form dieses Buches hat Ralph Woodrow geschrieben. Nach gründlicher Recherche hat dieser Autor seine und auch die Ansichten Hislops als grundlegend falsch angesehen und einen Widerruf ("The Babylon Connection?") geschrieben. Dies ist umso erstaunlicher, da es sich um einen Fundamentalisten gehandelt hat, die ja nur selten ihre Meinung ändern. Wer dieses Buch für bare Münze nimmt ist an echter Geschichte nicht interessiert. Ein Buch zur Bestätigung von bestehenden und unhaltbaren Vorurteilen.

Wenn die WTG Hislop als Historiker verkauft, dann war wohl auch ein Martin Luther ein "Historiker". Tatsächliche Historiker bescheinigen beiden Persönlichkeiten indes, dass sie genau jenes eben nicht gewesen sind. Unbeschadet ihrer Verdienste auf anderen Feldern.

Nun kann allerdings die WTG zu Recht darauf verweisen, nicht nur Hislop hat behauptet, das Weihnachtsfest habe heidnische Wurzeln. Es wäre meines Erachtens auch müßig, dass im Detail bestreiten zu wollen. Es ist mittlerweile ein kultureller Brauch geworden. Genauso wie für die WTG die Verwendung des Jehova-Namen kultureller Brauch ist, und sie sich davor scheut, sich etwa in "Jahwes Zeugen" umzubenennen. Ebenso scheuen sich die Kirchen am Weihnachtsbrauch grundlegende Kritik zu üben. Im Prinzip haben somit beide Parteien, ihre jeweiligen (unterschiedlichen) "Leichen im Keller".

Dies wird auch deutlich durch die in der gleichen "Erwachet!"-Ausgabe abgedruckte Polemik gegen den Karneval. Man liest da beispielsweise:
"Beim letzten Karneval stauten sich auf den Straßen längs des Rheins mehr als drei Millionen Menschen, um an dem Fest und Vergnügtsein teilzunehmen. Protestanten wie auch Katholiken schlossen sich der wilden Lustbarkeit an. Die deutsche Strenge gab dem ungestümen Gelächter, der Musik und dem Tanzen nach. Die ganze Atmosphäre erschien fast wie hypnotisch, denn die Massen waren wie hingerissen und standen völlig unter dem Fastnachtseinfluß …"

In beiden Fällen: Weihnachten und Karneval, wird man wohl sagen können. Da wirkt eine gehörige Portion Neid im Hintergrund mit. Beide "kulturellen Bräuche" vermögen Menschen durchaus in gewissem Umfang zu mobilisieren. Es ist sogar ein faktischer Posten der sich in Euro und Cent beziffern ließe. Diese Mobilisierung hätte die WTG natürlich gerne auf ihre Mühlen geleitet gesehen. Weil das so eben nicht klappt, deshalb diese Neidthesen.

http://www.eisbaerle.de/uebersetz.htm

1953

Kommentarsrie 1952

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