"Ich bin der Doktor Eisenbart, kurier die Leute auf meine Art. Kann machen, das Blinde wieder geh'n, und Lahme wieder seh'n".
Wie mag es wohl kommen, dass ausgerechnet dieser Spruch mir beim lesen des
„Goldenen Zeitalters" (Ausgabe vom 1. 4. 1927) in den Sinn kam? Nun denn wenn
ein, wie er sich denn selbst so nennt „Facharzt für Biologische Heilkunst",
noch dazu unter Angabe seinen vollen Anschrift (München, Theresienstr. ...)
sich auf vollen drei Druckseiten in der genannten GZ-Ausgabe verbreiten darf,
dann ist das wohl selbst für GZ-Verhältnisse als ungewöhnlich zu bezeichnen,
obwohl man da bereits einiges gewohnt ist.
Die im „Goldenen Zeitalter" mit enthaltene konkrete Hausnummer der
Anschrift, wird hier nicht mit übernommen, da es gewisse Webseiten gibt,
welche das Internet gezielt nach Adressdaten durchforsten.
Was nun weis dieser Dr. Erwin Hof, seinem geneigten Publikum via „Goldenes
Zeitalter" mitzuteilen? Unter der Überschrift „Was, wie und wieviel esse ich?"
hat er offenbar ein besonderes Patentrezept mitzuteilen. In einem Wort
zusammenfassbar, für die er allerdings erheblich mehr Worte benötigt, heißt
dieses Zauberwort:
Fastenkur.
Es ist zwar nicht nachweisbar, dass er nun direkt Wasser predigen und selbst
Wein saufen würde. Aber auch er versäumt es nicht, sich bei seinen
Ausführungen die berühmten Hintertürchen mit einzubauen. Zum Beispiel mit dem
Satz:
„Da nur die Lebenskraft heilt, so ist es ohne weiteres klar, daß durch das Fasten wohl jede Krankheit, nicht aber jeder Kranke heilbar ist."
Bei solchen Thesen lässt dann wohl sein „Vetter", der eingangs genannte
„Dr. Eisenbart" grüßen.
Wie man das auch vom sonstigen „Kleingedruckten" in mit riesigen
Reklamelettern versehenen Verträgen kennt, gibt es auch bei diesem
„biologischen Heilkünstler" das „Kleingedruckte". Etwa mit dem Satz:
„Ist der Mensch bereits zu alt, aber seine Lebenskraft infolge Lebensschwäche, schwerer Kämpfe oder Leiden aus anderen Gründen bereits zum größten Teile verbraucht und der mit Gift und Unrat durchseuchte Körper damit schon morsch und schwach, so reicht entweder die Lebenskraft zu einer so tiefgehenden Reinigungskur, wie sie das Fasten ist, nicht mehr aus, oder der vermorschte Körper bricht unter der Flut der durch sie eingeschmolzenen Krankheitsgifte zusammen. Die Fastenkur muß also, soll sie nicht enttäuschen, mit weiser Überlegung angewendet werden, d. h. also nur auf Rat und Anordnung von erfahrener Seite."
Ob jener „biologische Heilkünstler" indes dabei wirklich der geeignete
Ratgeber ist? Die diesbezüglichen Zweifel wollen immer noch nicht weichen.
Selbst für den Personenkreis, die von vorgenannten Hintertürchen noch nicht
mit erfasst sind, hat er offenbar vorgesorgt. So weis er etwa zu belehren:
„Da der Fastende in den seltensten Fällen alle zur richtigen Durchführung der Kur unerläßlichen Voraussetzungen (richtige Pflege, Gelegenheit zu Luft- und Sonnenbädern, Massage, Wärme- und Wasserbehandlung, reine, frische Luft usw.) zu Hause vorfindet, so ist der Sanatoriumsaufenthalt dringend zu empfehlen."
Es würde denn überhaupt nicht verwundern, wenn denn in der Praxis dieses
„biologischen Heilkünstlers" gleich auch noch die „geeignet" erscheinenden
Sanatorien mit vermittelt würden (und das wohl kaum ohne Honorar).
Allerdings muss dieser Wunderdoktor einräumen, dass wohl nicht in allen Fällen
sein Patentrezept wirklich das geeignete ist. Aber er glaubt in bestimmten
Fällen durchaus „punkten" zu können. Etwa in dem:
„Was die Syphilis anbetrifft, so ist nach meiner (d. h. der Meinung dieses „biologischen Heilkünstlers") Anschauung diese Krankheit durch keine andere Heilmethode, auch keine andere biologische, so rasch und gründlich zu heilen wie durch das Fasten."
Er meint weiter sich mit der Aussage ins Rampenlicht stellen zu sollen:
„Ich habe Knochentuberkulosen, die 10, 15 und 20 mal ohne Erfolg operiert worden waren, mit e i n e r Fastenkur und Dauerumstellung auf Rohkost in einigen Wochen dauernd geheilt."
(aber auch bei diesem Satz gibt es dann noch ein Hintertürchen, denn er setzt sich wie folgt fort:)
„Soweit ich sie allerdings noch heilen konnte, denn die zerschnittenen Sehnen und Nerven und die daraus entstandenen Lähmungen und Versteifungen konnte ich nicht mehr beseitigen."
Ob denn ausgerechnet Syphillis-Kranke im relevantem Umfange mit zu den
Lesern des „Goldenen Zeitalters" gehörten, mag man berechtigterweise
anzweifeln.
Aber allein schon das mit voller Adressen-Angabe im GZ dieser „biologische
Heilkünstler" sich selbst darstellen konnte, spricht Bände. Und vieles spricht
dafür, dass mittels dieses Artikels seine Praxis einen nicht unwesentlichen
Aufschwung erfuhr. Die aufnahmebereite „richtige" Klientel hat er ohne Frage
sich dazu ausgewählt!
Übrigens, es blieb nicht nur bei jenem Artikel in der GZ Ausgabe vom 1. 4. 27.
Die GZ-Redaktion war offenbar von seinen Ausführungen dermaßen angetan, das
sie ihm noch in zwei weiteren GZ-Ausgaben Raum zur Darstellung seiner
„biologischen Heilkunst" gewährte.
In diesen beiden anderen Artikel war etwa auch dieses zu lesen:
Ein eher müdes Nachwort seitens der GZ-Redaktion gab es zwar auch
Dann mache man sich mal so einen Reim auch auf seine nachfolgende Aussage:
Siehe bei Bedarf auch:
Goldene Zeitalter
1. 4. 1927
Goldenes Zeitalter
15. 7. 1927
Goldene Zeitalter
1. 8. 1927
Nochmals „Dr. Eisenbart"
„Wir sind der absoluten Überzeugung, daß die Zukunft der Naturheilkunde gehört ..."
Da haben sich also die rechten Partner gesucht und gefunden.
„Dr. Eisenbart" (alias Dr. Erwin Hof) ist aber offenbar ein vorsichtiger Mann,
denn wiederum baut er in seine Ausführungen seine bereits bekannte
salvatorische Klausel mit ein:
„Ich behaupte, daß jede Krankheit heilbar ist, wohl zu beachten, jede Krankheit, nicht jeder Kranke!"
Das könnte wohl sein Stammvater, der „Dr. Eisenbart", auch nicht besser
gesagt haben, denn zu dessen Künsten gehörte es ja auch Blinde gehend zu
machen, und Lahme sehend.
Es ist offenkundig, dass die Dr. Hof's und Co, welche sich auch mit dem
Umstand herumschlagen müssen, dass ihre Dienstleistungen nicht von allen
Krankenkassen anerkannt und bezahlt werden. Sie also ihre Patienten selbst und
direkt zur Kasse bitten müssen (in nicht wenigen Fällen). Das bei denen
durchaus so etwas wie Neid auf die an den Krankenkassen-Krippen sitzende
Schulmedizin aufkommt. Auch dieser Dr. Hof blieb offensichtlich vor diesem
Frust nicht verschont.
Wie bei ihm und seinesgleichen zu erwarten, spart er denn nicht an
Plattitüden. An Sätzen, welche in nicht wenigen Fällen auch die Schulmedizin
zu unterschreiben vermag.
So weis er beispielsweise mitzuteilen:
„Weiterhin sind es die Genußgifte Alkohol und Tabak, die in hohem Maße gefäßschädigend wirken."
Wird das von der Schulmedizin „bestritten"? Wohl kaum.
Zu seinen auch von der Schulmedizin bestätigten Plattitüden gehört dann wohl
auch der Satz:
„Auch jede dauernde körperliche und geistige Überanstrengungen, dann Kummer, Leid, Ärger, Sorgen, kurz alle psychischen Aufregungen, durch die das Kreislaufsystem ständig aufgepeitscht und zu anormalen Mehrleistungen gezwungen wird, führen ebenfalls zur frühzeitigen Schwächung und Abnutzung der Gefäße und ihrer Verkalkung."
Bestreitet diesen Satz nun die Schulmedizin? Wohl kaum. Wer solcherlei
Plattitüden nochmals, Honorarpflichtig, gesagt bekommen möchte, kann dies
natürlich tun. Davon leben ja die „Dr. Hof's und Co" und in der Regel leben
sie davon wohl nicht schlecht.
Seinen Frust über die Schulmedizin lässt dieser Dr. Hof dann eher in
Nebensätzen durchklingen.
Etwa in dem:
„Ist es nicht eine Schmach, daß in einer Zeit, in der mit größter Tatkraft alle in unserem Volke vorhandenen Kräfte gesammelt und erhalten werden müßten und in der in inmitten aller Volksschichten auch kraftvoll für dieses Hochziel gearbeitet wird, sich im Hartmannsbund, ein Bund von Ärzten zusammengeschlossen hat g e g e n die Abstinenzbewegung?"
Und das interpretiert er dann so:
„Und dann wundert man sich auf Seiten der Staatsmedizin, wenn das Volk in Massen ihr entflieht und zur Volksmedizin übergeht? - Nicht aus Bosheit, Dummheit oder mangelhafter Gesetzgebung ist die Volksmedizin entstanden, sondern aus tiefster Not des Volkes heraus, weil die offizielle Hüterin der Volksgesundheit, die Staatsmedizin, eben so mannigfaltig versagte. Nur wenn der Schmied nichts taugt, geht man zum Schmiedel. Hochmütig und gehässig erklärt die Staatsmedizin jeden, der mit nicht anerkannten Heilmethoden oder ohne Approbation zu heilen wagt, trotz glänzendster Erfolge für einen Kurpfuscher. Ich sage: Ein Kurpfuscher ist der, der eine Kur verpfuscht. Ob er approbiert ist oder nicht, oder mit einer Methode heilt, die von der rückständigen, auf einer ganz falschen Weltanschauung aufbauenden Staatsmedizin noch nicht erfaßt worden ist, das spielt dabei keine Rolle."
Da hatte also die „Schulmedizin" das gesagt bekommen, was sie sich „hinter
den Spiegel stecken kann". Sie sei eben „Rückständig". Wahrscheinlich wohl
auch, weil die Hof'sche Fastenkur gegen Syphilis immer noch nicht Eingang in
die offiziellen Medizinlehrbücher gefunden hat.
Ein Glück für diesen Dr. Hof, dass er da im „Goldenen Zeitalter" den
geeigneten Partner gefunden hat, wo er sich denn auch mal ausweinen darf!
Das Thema nun, dass dieser „Dr. Eisenbart" in dieser GZ-Ausgabe im besonderen
aufgenommen hat, ist das der Arterienverkalkung, mit ihren schlimmen
Folgewirkungen, wie etwa Schlaganfällen und ähnlichem.
In diesem Kontext weis er mitzuteilen:
„Die Schulmedizin erklärt die Arterienverkalkung für eine unvermeidliche Kultur- und Alterskrankheit, der sie hilflos gegenübersteht."
Dieses „hilflos" ist dann wohl für diesen Dr. Hof der geeignete Aufhänger,
um so Betroffene denn möglichst in seine Praxis zu lotsen.
Interessant ist dann wohl, was er denn seinerseits empfiehlt, da er sich ja
der Schulmedizin überlegen fühlt. Dieses Repertoire das er dabei vorträgt,
erweckt allerdings den Eindruck ziemlich einsilbig zu sein.
Etwa wenn er schreibt:
„Ja bei noch jungen und lebenskräftigen Individuen
[Man beachte schon diese Einschränkung: jung und lebenskräftig]
kann sogar eine Rückbildung der Verkalkung erfolgen durch strenge Meidung aller Genuß- und Ernährungsgifte, Anregung des Stoffwechsels durch Wasseranwendungen, Luft- und Sonnenbädern (die aber nur unter ärztlicher Aufsicht zu nehmen sind) und ganz besonders durch eine zeitweise völlige Entlastung des Kreislaufes durch eine unter ärztlicher Aufsicht oder Anordnung zu machende Fasten- oder Frischfruchtkur bei völliger Enthaltung von jeglicher körperlichen oder geistigen Arbeitsleistung."
Damit dürfte er dann wieder mal sein Patentrezept postuliert haben, dass er
schon Syphiliskranken empfahl. Eine Fastenkur, möglichst unter den
Rahmenbedingungen eines Sanatoriums.
Er hat aber noch mehr solcher Rezepte auf Lager. Etwa auch das:
„Wer geschlechtlich abstinent zu leben vermag, der lasse sich von der Behauptung, dies sei ungesund, nicht irreleiten. Im Gegenteil: Geschlechtskrafteinsparung ist Lebenskrafteinsparung ... Der Mensch sollte sich doch in dieser Beziehung eigentlich nicht unter das Tier stellen, bei dem nur einmal im Jahr die Brunst auftritt, und in der Tat ist durch eine gift- und reizfreie mäßige Ernährung und sonstige gesundheitsmäßige Ernährung dieser Zustand alsbald wieder zu erreichen."
„Alsbald wieder zu erreichen", nochmals diesen Satzteil wiederholt. Ob denn
dieser Wunderdoktor selber schon sein so postuliertes Ziel erreicht hat,
darüber aber lässt er den Leser dann doch im Unklaren, was denn wiederum
verdächtig, an seine bereits zitierte Polemik gegen den Hartmannbund erinnert.
Der Satz. Arzt heile dich erst mal selbst, hat offenbar für diesen Dr. Hof nur
sehr eingeschränkte Bedeutung.
Einige Auszüge aus der Artikelserie im Magdeburger „Goldenen Zeitalter" des
Jahres 1927, dieses Dr. Erwin Hof (S. 107, 189, 235)
Versteht man es richtig, so scheint Abstinenz, auf den unterschiedlichsten
Ebenen, ein besonderes Rezept dieses Dr. Erwin Hof zu sein. Daher darf man es
wohl als kaum „unerwartet" bezeichnen, wenn er auch ausdrücklich den Tabak mit
in seinen diesbezüglichen Katalog aufgenommen hat.
Nun dürfte wohl bekannt sein, dass auch die Schulmedizin das Rauchen als ein
möglichst zu unterlassendes Übel bewertet. Insofern ist die Originalität
dieses Dr. Hof den Aspekt des Rauchens betreffend, eher als gering
einzuschätzen.
Indem er aber dieses Thema mit aufnimmt, sagt er ja nichts falsches. In der
Ausgabe vom 1. 7. 1927, gewährt ihm daher das „Goldene Zeitalter" wieder
umfänglichen Druckraum zum Thema Rauchen. Seinen „Starcharakter", wieder mit
der vollen Angabe seiner Anschrift, unterstreichend.
Da das strikte ablehnen des Rauchens, auch mit zu den heutigen Grundsätzen der
Zeugen Jehovas gehört, kann man auch diesen „Die Tabakseuche" überschriebenen
Artikel, als eine frühe Wurzel dazu bewerten. Seine wesentlichen Ausführungen
seien im nachfolgenden vorgestellt.
„Im selben Maße, wie der
Alkoholkonsum durch den Krieg zurückging, stieg der Verbrauch eines
anderen, nicht minder verderblichen Giftes, des Tabaks. Wer da meint, das
Rauchen sei ein harmloses Vergnügen, befindet sich in schwerem Irrtum. Der
Tabak, der erst im 16. Jahrhundertz aus Amerika nach Europa gebracht und
anfangs als schädliche Giftpflanze auf das heftigste bekämpft wurde, kann
wohl keinen bewußtlosen Rauschzustand, wie der Alkohol, hervorrufen; die
in ihm enthaltenen und beim Konsum entstehenden Gifte haben jedoch bei
regelmäßigem Genuß eine nicht minder, Kraft und Gesundheit vernichtende
Wirkung, wie er. Das weiß heute jeder Arzt, der es wirklich ernst mit
seinem Berufe meint. Vor allem ist das im Tabakrauch und -saftenthaltene
Alkaloid, das Nikotin, ein schweres Gift, das an Virulenz der hochgiftigen
Blausäure gleichkommt und infolge dessen bei dauernder Zufuhr den
Organismus auf das schwerste schädigt. Schon auf die bloße Haut gebundene
Tabakblätter haben bei Schmugglern zu den schwersten
Vergiftungserscheinungen geführt. Die Indianer benützen konzentrierten
Tabaksaft zum Vergiften ihrer Pfeilspitzen. 1 - 2 Tropfen töten Kaninchen,
2 - 3 Hunde. Beim Menschen genügt ein Tropfen Nikotin, um die schwersten
Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Außer Nikotin enthält der
Tabakrauch als weitere, sehr giftige Bestandteile das Kohlenoxydgas,
Pyridinblasen und Blausäure, die letztere in zwar geringen, aber doch noch
schädlich wirkenden Mengen. Alle diese Gifte gelangen beim Rauchen, zum
Teil zusammen mit der Atmungsluft in der Lunge, zum Teil mit dem Speichel,
der verschluckt und im Magendarmkanal aufgesogen wird, indirekt in die
Blutbahn, werden vom Blute zusammen mit dem Närmaterial in alle Organe,
Gewebe und Zellen getragen, wo sie - vor allem in den lebenswichtigen,
zarten Gehirn- und Nervenzellen - ihre verhängnisvolle, den ganzen
Zellstoffwechsel und damit die Zellfunktion lähmende und verändernde
Wirkung ausüben. (Ein jeder Zigarettenraucher kennt die sofortige, lähmend
und schwächend im ganzen Körper sich bemerkbar machende Wirkung seiner
nüchtern, mit tiefen Lungenzügen gerauchten Morgenzigarette.)
Funktionsuntüchtigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen krank machende
Einflüsse, besonders gegen feindliche Bazillen aller Zellen und der
einzelnen Organe sind die Folgen der chronischen Tabakvergiftung bei
gewohnheitsmäßigem Rauchen. Bei den ersten Rauchversuchen sucht sich der
Körper durch Erbrechen, Schweißausbrüche, Stuhlentleerung usw. rasch und
restlos der ihm aufgezwungenen Gifte wieder zu entledigen. Bald jedoch
erlahmt diese seine natürliche Abwehrkraft. Er erliegt der Flut der
Tabakgifte und zieht sich in die zweite Abwehrstellung zurück, in der er
sich mit den gegebenen, nicht zu ändernden Verhältnissen durch Einlagerung
der Gifte und Anpassung an ihr Vorhandensein so gut es geht, abfindet.
Damit ist der Anfang zur chronischen Tabakvergiftung und Tabakflucht mit
all ihren schweren Folgen von körperlichem und geistigen Siechtum und
Frühtod gemacht.
Vor allem schädigen und lähmen die Tabakgifte die lebenswichtigen Organe:
Gehirn und Nerven, ohne die ein gesundes Leben und vollwertiges Arbeiten
des ganzen Körpers nicht möglich ist. Gerade in der heutigen Zeit mit
ihrem nervenzerrütenden Berufs-, Geschlechts- und Nachtleben ist der Tabak
ein doppelt verheerend wirkendes Gehirn- und Nervengift. In zweiter Linie
ist der Tabak ein schweres Herzgift, sowohl direkt durch Schädigung des
Herzmuskels und der Gefäßwände, als auch indirekt, durch die lähmende
Wirkung auf die Herzinnervation, deren Folgen allgemeiner Gefäßkrampf,
Herzlähmung, Herzkrämpfe, Herzarhytmie usw. sind. Besonders ist der durch
den chronischen Gefäßkrampf erzeugte, ständig zu hohe Blutdruck
gefährlich, da er auf die Dauer zur Arterienverkalkung mit ihren schweren
Folgeerscheinungen führt. Schwere Störungen der Magen- und Darmtätigkeit,
sowie Schädigungen des Lungengewebes sind ebenfalls direkte und indirekte
Folgen des Rauchens.
Die schwerste Gefahr beim gewohnheitsmäßigem Tabakgenuß liegt jedoch in
der durch die Tabakgifte herbeigeführten allgemeinen Schwäche und
Widerstandsunfähigkeit aller Zellen und Organe, die jeder
Bakterieninvasion den denkbar besten Boden bieten und dadurch zur
Hauptursache infektiöser Erkrankungen werden. Nicht der zellfeindliche
Bazillus ist bei der Infektionskrankheit der Hauptfeind, sondern die
geschwächte Körperanlage, derzufolge die in jedem gesunden, normal
funktionierenden Organismus sofort mit durchschlagendem Erfolge in Aktion
tretenden Abwehrkräfte nicht mehr vorhanden sind, sodaß er rettungslos dem
Massenansturm der in wenigen Stunden sich zu Millionen vermehrenden
feindlichen Bazillen unterliegt.
So wird der Tabak, sowohl allein, als vor allem im Verein mit den anderen,
in gleicher Weise die Widerstandskraft des Körpers zerstörenden
Kulturschäden: Alkohol, Mietskaserne, Geschlechtskraftvergeudung,
einseitige und überanstrengende Berufstätigkeit, Fleisch- und Küchenkost,
Mangel an Körperbewegung, Nachtleben usw. zur Grund und Mitursache einer
großen Anzahl von akuten und chronischen Krankheiten. Krebs, vor allem
Magen-, Darm-, Kehlkopf-, Zungenkrebs, schwere Seh- und Gehörstörungen
(vor allem durch Verkalkung der entsprechenden lebenswichtigen Arterien
und schwere Schädigung der Innervation), Hautkrankheiten aller Art,
Vereiterung der verschiedenen Kopfhöhlen, Erkrankungen des Gehirns,
Blutarmut mit allen ihren schweren Folgen, geschlechtliche Impotenz durch
Degeneration der Hoden, das ganze Heer der nervösen Störungen, von den
Ausfallerscheinungen und der Gedächtnisschwäche bis zu den schwersten
Neurosen und Hysterie und endlich das nicht minder große Heer der
Infektionskrankheiten, vor allem die Tuberkulose mit ihren verschiedenen
Formen, dann die Lungenentzündung, Grippe usw. sind die Folgen der durch
die Tabkgifte entstandenen Widerstandsunfähigkeit des Organismus.
Durch das Tabakrauchen wird nicht nur der Raucher selbst geschädigt,
sondern auch seine Umgebung. Die gemachten Erfahrungen und angestellten
Untersuchungen mit Kindern nikotinsüchtiger Väter haben klar und
einwandfrei bewiesen, daß der Aufenthalt in Räumen, in denen geraucht
wird, fast ebenso gesundheitsschädlich wirkt, wie das Rauchen selbst. Die
schwersten chronischen Erkrankungen von Kindern, deren Väter täglich zu
Hause rauchten und deren rasche und völlige Ausheilung nach Aufhören der
chronischen Tabakvergiftung sind schlagende Beweise hierfür. Schwer wird
in dieser Hinsicht unbewußt, infolge mangelnder Aufklärung, an unserer
heranwachsenden Jugend gesündigt. Es ist hier nicht möglich, näher auf die
wissenschaftlichen Forschungsergebnisse über die gesundheitsverheerende
Wirkung des Tabakgenusses einzugehen. Wer sich dafür interessiert, den
verweise ich an die einschlägige, sehr gute Lektüre des Verlages des
„Bundes Deutscher Tabakgegner."
Die schlimmste Art des Tabakgenusses ist das Zigarettenrauchen, bei dem
der Rauch tief in die Lungen eingesogen wird, wodurch seine Gifte in
großen Mengen direkt in den Lungenbläschen vom Blute absorbiert werden.
Riesengroß sind die Verluste an Gesundheit und Kraft, die die immer
mächtiger anschwellende Nikotinseuche in unserem Volke, insbesondere unter
der Jugend anrichtet. In der Früh das erste und am Abend das letzte ist
die Zigarette. 10, 20, 30, 40, 60, 80 bis 100 Stück beträgt der
Tageskonsum eines gewohnheitsmäßigen Zigarettenrauchers; dabei berechnet
sich bei einer 6,5 g schweren Zigarette der Nikotingehalt auf 4,5 mg und
die bei ihrer Verbrennung entstehende Kohlenoxydmenge auf 18 cbcm. Sogar
beim Baden im Wasser wird geraucht. Das Schlimmste ist, daß auch unsere
Frauen und Mädchen in immer größerer Zahl der Körper und Geist
zerrüttenden Seuche anheimfallen. Was soll für eine Nachkommenschaft
entstehen, wenn nicht nur der väterliche Samen, sondern auch das
mütterliche Ei durch Tabakgifte auf das schwerste geschädigt und das
werdende Kind im Mutterleibe, während seiner ganzen Entwicklung, von dem
nikotinverseuchten Mutterblute durchkreist und der Säugling mit
nikotinvergifteter Muttermilch genährt wird? Eine öffentlich rauchende
Frau wirkt auf mich immer abstoßend. Nicht nur in den Lokalen, sondern
auch schon auf der Straße rauchen manche Frauen und nicht nur Zigaretten,
sondern sogar Zigarren und Pfeifen. Ich danke für eine Frau, die mit der
Zigarette im Munde lutschend und spukend auf der Straße neben mir
herqualmt und Tabakwolken paffend mir in der Wohnung die Luft verdirbt,
und vor allem danke ich für eine Mutter, die meine Kinder in ihrem Leibe
und mit ihrer Milch vergiftet und dann zu Sichtum und Frühtod verdammt.
„Mäßiges Rauchen schadet nicht." Mäßigkeitsphrasen dienen nur zur
Beschönigung und als Deckmantel für Schwäche und Genußgier. Es gibt keine
Mäßigkeit bei Betäubungsgiften! Wo ist die Grenze zwischen schädlich und
nicht schädlich beim Rauchen oder den übrigen Genußgiften? Der eine geht
an den Folgen zweijährigen Zigarettengenusses zugrunde, der andere raucht
mit 80 Jahren noch seine Pfeife! Die ererbte Körperanlage, die Art des
Berufes, die Zahl der anderen Kulturschäden, die sozialen Verhältnisse
usw. sind wichtige individuelle Komponenten bei der Tabakschädigung, die
die Festsetzung einer allgemeinen Schädlichkeitsgrenze nie zulassen.
Zu den gesundheitlichen Schädigungen kommen die schweren moralischen und
wirtschaftlichen Nachteile des Tabakgenusses noch hinzu. Daß eine so
schwere, Kraft und Gesundheit zerstörende, chronische Vergiftung, wie das
gewohnheitsmäßige Rauchen, auch die moralischen Kräfte und das natürliche
Anstandsgefühl im Menschen schwächt, ihn unter Umständen sogar träge,
minderwertig und ungezogen macht, ist eine theoretisch wie praktisch
bewiesene Tatsache. Ein jeder kennt z. b. die Nikotinlümmel, jene jungen
Flegel, die rücksichtslos ihrer Umgebung ihren stinkenden Tabaksqualm ins
Gesicht blasen, die glimmende Asche ihrer Pfeife oder Zigarette ihrer
Nachbarschaft auf die Kleider abstreifen, die aufgerauchten Stummel, ohne
sie auszulöschen, unter den Tisch oder auf den Aschenteller werfen, in der
Eisenbahn im Nichtraucherabteil rauchen und die dagegen protestierenden
Mitreisenden schließlich noch verspotten oder auf das gemeinste
beschimpfen.
Wie jeder weiß, braucht der Tabak besten Getreideboden, wenn er gedeihen
soll. Viele Tausende von Hektar fettesten Ackerlandes werden zur Erzeugung
dieser, die Volkskraft und Gesundheit verwüstenden Giftpflanze vergeudet,
während das Volk hungert und unsere Kinder und Alten verhungern. Es ist ja
nur natürlich, daß die Tabakindustrie mit allen Mitteln ihre im Kriege
erzwungene glänzende Geschäftslage zu erhalten sucht. Mit unsinnigsten
Behauptungen wird dem Volk weisgemacht, welcher Segen es für das
Volksganze sei, wenn durch einen hohen Tabakkonsum eine möglichst große
Anzahl Arbeiter „Brot" und der Staat viel Steuern bekomme. Nicht
Brotbeschaffung, sondern Brotvernichtung bedeutet die Tabakindustrie mit
ihrer Boden- und Arbeitskraftvergeudung; und was der Staat durch den
Tabakkonsum an Steuern einnimmt, das büßt er (beim Alkohol ist das gleiche
der Fall), hundertfach wieder ein durch die durch den Tabak verursachten
Verluste an Volkskraft und Volksgesundheit und die Aufwendung für
Kranken-, Irren-, Armen-, Erziehungs- und Zuchthäusern, in denen die
direkt und indirekt Nikotin- oder Alkoholgeschädigten untergebracht werden
müssen. 500 Millionen Goldmark hat das Volk schon im Frieden in Rauch
aufgehen lassen. Heute ist der Tabakverbrauch auf ein Vielfaches des
Friedenskonsums gestiegen. Hier liegen, wie auch im Alkohol- und
Fleischgenusse, die Quellen großer Armut und mancher Leiden.
Nach diesen eher medizinischen Aspekten, leitet er dann auf weltanschauliche um und fragt:
Warum rauchen die Menschen
eigentlich? Vier Gründe sind es, die Männern wie Frauen dieses Gift in die
Hand zwingen. Einmal die Gott- und Seelenlosigkeit unserer
materialistischen Weltanschauung, dann das wirtschaftliche äußere Elend,
ferner die aus ihr sich ergebende innere Not und „last least", die
Suggestion.
In einer Zeit, die Gott durch wissenschaftliche Beweise aus der Welt
schaffte, ist es nur natürlich, daß ein rohes, rein animalisch sich
äußerndes Genuß- und Triebleben zum höchsten Lebenszweck wurde. „Nach
diesem Leben das Nichts." Also her, mit allen Genüssen, die dieses
Jammertal zu bieten vermag und so viel von ihnen, als Körper und
Geldbeutel aushalten! Man kostet nicht mehr klug einen Genuß nach dem
anderen, sondern in wahnwitziger Gier stopft man, um sich über die innere
Leere und Armut hinwegzutäuschen, alle nur möglichen Genüsse zu gleicher
Zeit in sich hinein. Mit vollem Magen, auf dem Tische das volle Bier- oder
Weinglas, die Zigarette im Munde, den neuesten Gassenhauer in den Ohren,
in einem zotigen Witzblatt oder einer Schundzeitschrift lesend, oder einen
zweifelhaften Film betrachtend oder ähnlich genießt heute mancher
Großstädter!
Vor allem aber ist es die Not, die den Menschen die Betäubungsgifte
aufdrängt. „Wer Sorgen hat, hat auch Tabak", können wir frei nach Wilhelm
Busch zitieren.
Armut, Siechtum, Arbeitslosigkeit, Wohnungselend und anderes sind oft
Hauptursachen für den Tabakgenuß und je schwächer der Mensch von Natur aus
ist, desto leichter und lieber greift er nach der Betäubung, die ihm ja so
freigebig überall in unbegrenzten Mengen angeboten wird. - Aber noch mehr
wie die äußere Not zwingt die innere zur Betäubung mit Tabak und Alkohol.
All den ungezählten Tausenden, die die wirtschaftliche Not in Berufe
gedrängt, die sie nur mit Widerwillen ausüben und das große Heer der
unglücklich Verheirateten - die die Kurzsichtigkeit begingen, in einer
Vernunft- und Geldheirat Erlösung aus drückender Lage zu erwarten, und nun
an der Seite eines ungeliebten, sie nicht verstehenden Menschen hungern,
ja, verhungern, ihnen ist der Tabak Lebensbedürfnis geworden, für kurze
Zeit zwar Vergessen bringend, aber gleichzeitig in ihnen auch die Kraft,
erlösende Änderung zu schaffen, immer mehr zerstörend.
Berufs- und Eheelend sind nach meinen ärztlichen Erfahrungen auch die
Hauptursachen für das Überhandnehmen des Tabakgenusses bei Frauen und
Mädchen. Die Not zwingt die Frau brutal in die Arbeitsfront oder zur Ehe
ohne Liebe und entzieht sie ihrem ureigensten Berufe der tief und treu
liebenden Gattin und Mutter; darum greift auch sie heute zum
Betäubungsgift und zwar zum Tabak, weil er von den beiden bei uns
gebräuchlichsten das anständigere ist.
Daß schließlich auch die suggestive Wirkung der rauchenden Umgebung ein
mächtiger Faktor für die Ausbreitung der Tabakseuche ist, daran zweifelt
keiner, der die unheimliche Kraft der Suggestion kennt. Ihr fallen alle
die kritik- und urteilsunfähigen Herdenmenschen, (die ja unsere
seelenmordende, alles Individuelle brutal zerstörende, moderne
Erziehungsmethode und Arbeitsweise in Massen züchtet), die alles, auch das
Unsinnigste und Naturwidrigste gedankenlos nachmachen, zum Opfer.
Was wird gegen die Tabakseuche getan? So gut wie garnichts! Gleichmütig
sieht man der Zerrüttung der Volkskraft durch sie zu. Jeder darf seinem
Körper Nikotin einverleiben, so viel er nur will. Das Gehen auf dem
Bahnkörper, das Baden an tiefen Stellen, das Abspringen von der Trambahn
usw. wird polizeilich wegen der damit verbundenen Lebensgefahr verboten.
Die tödlichen Gifte, Alkohol und Tabak, die darf jeder in unbegrenzten
Mengen verkonsumieren und sich, seine Umgebung und seine Nachkommenschaft
damit zu Grunde richten. Den ernsthaften Bestrebungen der Wenigen, denen
der Nikotinlutscher, nicht das klare Denken trüben und das Gewissen
einlullen konnte, der verheerenden Wirkung des Tabakgenusses Einhalt zu
tun, fällt man mit dem Zetergeschrei über „Vergewaltigung des
Selbstbestimmungsrechtes und der persönlichen Freiheit" und der banalen
Feststellung, daß alle Kulturvölker rauchen, in die Arme.
Das einzige, was man gegen die Tabakseuche unternommen hat, ist ein
Rauchverbot für die Jugend, um den in den Entwicklungsjahren durch alle
schädlichen Einflüsse besonders gefährdeten Organismus zu schützen. Den
zartesten und empfindlichsten Kindeskörper aber, den männlichen
Samenfaden, das mütterliche Ei und den im Mutterleibe wachsenden Fötus,
den läßt man die nikotinsüchtigen Eltern ruhig vergiften. Welche
Gedankenlosigkeit und Oberflächlichkeit! Und was wird mit dem Rauchverbote
für die Jugend erreicht? Meist das Gegenteil! Es möge nur jeder an die
eigene Knabenzeit zurück denken. Wäre es nicht verboten gewesen, hätte
keiner je daran gedacht, die stinkenden, entsetzlich schlecht schmeckenden
und das schwerste Übelsein hervorrufenden Zigaretten zu rauchen. Aber da
der Lehrer, der Arzt, der Pfarrer, der Bürgermeister, der Vater, kurzum
alle imponierenden Männer rauchten, erschien es uns als der Inbegriff
höchster Männlichkeit, das Rauchen vertragen zu können. Und ein ganzer
Mann zu sein, danach strebt als Junge (leider vielmehr als in späteren
Jahren) ein jeder.
Ja, ihr Erzieher, Priester, Ärzte und Väter, solange ihr mit dem
Nikotinträger von morgens bis abends herumlauft, solange werdet ihr der
Jugend weder durch Prügel, noch durch schöne Worte vom heimlichen Rauchen
abhalten. Aber sobald ihr selbst nicht mehr mit der Pfeife im Munde hinter
dem Bierkruge sitzt (und somit dem Nachwuchs nicht weiter das Bild des
rauchenden und trinkenden Vaters und Lehrers als Inbegriff höchster
Männlichkeit vor Augen schwebt, sind alle Rauch- und Trinkverbote für die
Jugend überflüssig geworden.
Das schlimmste beim Nikotingenuß ist, wie bei allen Betäubungsgiften, die
Gewöhnung. Ist der Organismus erst durch und durch mit Nikotin
durchtränkt, dann wird die Unnatur zum zwingenden Bedürfnis. Wie dem
Säufer der Schnaps, dem Morphinisten das Morphium, so wird dem Raucher das
Nikotin unentbehrliches Bedürfnis, für dessen Befriedigung er Gesundeit,
Familienglück, Ehre und Freiheit aufs Spiel setzt. Auf der tiefsten Stufe
der Tabakverelendung steht der Nikotinlump, dem nicht mehr das Rauchen,
sondern nur noch das Trinken des im Wassersacke der Pfeife sich
ansammelnden Tabaksaftes die nötige Beruhigung für seine zerrütteten
Nerven gewährt.
Wir kommt es, daß der Raucher nicht mehr auf das Tabakgift verzichten
kann? Sobald der durch Nikotin hervorgerufene angenehme Zustand der
Betäubung einige Zeit nach Einstellen des Rauchens aufhört, macht sich ein
immer stärker werdendes Unbehagen und Schwächegefühl bemerkbar.
Unterbleibt das Rauchen länger, so beginnt der Körper alsbald mit der
Entspeicherung der in ihm eingelagerten Tabakgifte und dieses Losreißen
der Giftmoleküle aus dem Zellverbande, besonders aus dem Verbande der
empfindlichen Gehirn und Nervenzellen, erzeugt im Verein mit dem Fehlen
des gewohnten Betäubungszustandes, die bis zu Krämpfen und Delirien sich
steigernden unerträglichen Entwöhnungserscheinungen, die bis zur völligen
Reinigung auszuhalten keiner der durch jahrelangen Tabakgenuß zerrütteten,
energielos gewordenen Raucher die Kraft mehr hat.
Man raucht nicht nur den Tabak, sondern man kaut und schnupft ihn auch.
Die gesundheitlichen Schädigungen gewohnheitsmäßigen Tabakschnupfens und
kauens stehen hinter denen des Rauchens nicht zurück.
Auf, ihr deutschen Ärzte und Erzieher, die ihr euch der ebenso hohen, wie
tiefernsten und schweren Aufgabe, die die heutige Zeit schwerster innerer
und äußerer Not gerade von euch fordert, bewußt seid, werft kraftvoll den
Tabaklutscher für immer beiseite! Männer braucht unser Volk so bitter
notwendig, Männer mit klarem Kopfe und mit durch keine Gifte geschwächten
Kräften, gesunde, körperlich hochstehende, durch innere Gebundenheit
wahrhaft freie Männer! Sonst gehen wir ruhmlos unter, nicht an unseren
äußeren Feinden, sondern an unseren inneren."
„Wir leben in einer Zeit der Umwälzung. Bisher für unmöglich gehaltene Wahrheiten entpuppen sich durch den Fortschritt unserer Erkenntnis als falsch und müssen neuen weichen. Auch in der Medizin zeigt sich ein mächtiges Gären. Alte Dogmen und Heilmethoden müssen verschwinden, weil neue, bessere sie verdrängen."
Zu Zeiten dieses Dr. Hof hatten die Zeugen Jehovas zwar noch nicht
ihre „Theokratische Predigtdienstschule", aber den in diesen Kursen
mit vorgesehenen Bewertungspunkt, Interesse zu erwecken, hat dieser
„Dr. Eisenbart" sicherlich mit Bravour gemeistert.
Er weis dann seine Leserschaft mit dem weiteren markigen Satz zu
„beeindrucken":
„Krankheit ist Lebenshemmung"
Welcher Kranke würde das wohl bezweifeln?
Seine Alltagserfahrungen bestätigen das doch nur allzu genau. Nur muss
man um diese Binsenweisheit gesagt zu bekommen, dazu unbedingt einen
„Facharzt für biologische Heilkunst" konsultieren? Da wollen die
Zweifel, ob denn dieses notwendig sei, einfach nicht weichen.
Gleichwohl gehört Diagnostik auch mit zum ärztlichen
Standard-Repertoire. Also billigen wir Dr. Hof zu, er hat „richtig
diagnostiziert".
Also halten wir uns nicht länger mit der Diagnose auf, sondern fragen
mehr: Welche Empfehlungen leitet er nun aus selbiger ab?
Offenbar auch die:
„Bisher hat man bei den Infektionskrankheiten den Bazillus für die Ursache gehalten. Kein fortschrittlicher Arzt wird dies heute mehr tun. Die wahre Ursache bei jeder Infektion ist die durch andere Störungen hervorgerufene Schwäche und krankhafte Veränderung in bestimmten Organen und Zellverbänden, auf Grund derer sich der Bazillus einnisten und sein Leben behaupten kann. Die Infektionskrankheit ist ein Lebenskampf zwischen Mensch und Bazillus."
Mit letzterem Satz hat er dann wohl seine Diagnostik beendet. Er
weis also (man kennt das ja schon von seinen Santoriumsempfehlungen)
zu empfehlen, eine möglichst gesunde Lebensführung zu praktizieren,
damit im Fall der Fälle, die Bazillen eben nicht siegreich seien.
Dies kommt dann vielleicht auch in seinem Satz zum Ausdruck:
„Ich behaupte, nicht Kälte und Luftzug sind die wahren Ursachen der sogenannten Erkältungen, sondern unsere falsche, den Körper mit Gift und Unrat füllende und dadurch siech und schwach machende unnatürliche Lebensweise."
Zu seinen Binsenweisheiten gehört dann auch die:
„Wie einem Arbeiter zur Durchführung seines täglichen Arbeitspensums eine abgegrenzte Menge Kraft zur Verfügung steht, nach deren Verbrauch er ermüdet und zu weiterer Arbeitsleistung untauglich wird, so verfügt auch der Organismus über eine tägliche abgegrenzte Menge Kraft zur Erhaltung der Stoffwechselbilanz, deren Größe von der ererbten Anlage, dem Alter, der bereits verbrauchten Lebenskraft, dem momentanen Gesundheitszustand, dem beruflichen Kräfteverbrauch usw. abhängt. Ist sie erschöpft und mit ihr die Leistungsfähigkeit der Zellen und Organe zur Durchführung des Stoffwechsels, dann stauen sich die Abfallschlacken in ihnen und machen sie krank."
Sorry „Dr. Eisenbart". Sind sie denn wirklich der Meinung, dass
ihre vorzitierten Aussagen wirklich so „revolutionär" wären. Ich kann
mir nur schwer vorstellen, dass es irgendeinen Schulmediziner gäbe,
der solche Empfehlungen zu einer möglichst gesunden Lebensführung
prinzipiell in Frage stellen würde. Und sie selbst nennen ja auch kein
solch abschreckendes Beispiel beim Namen.
Schon bei ihren Fastenkuren-Empfehlungen, möglichst unter
Sanatoriums-Rahmenbedingungen, dürfte doch wohl deutlich sein. Es ist
eben nicht jedem vergönnt, solch ideale Umweltbedingungen zu genießen.
Das kann zwar auch ein „Dr. Eisenbart" nicht ändern. Gleichwohl muss
man es doch wohl mit aussprechen. Was ist aber nun, wenn einer, dem
solche idealen Rahmenbedingungen nicht vergönnt sind, eben aus diesem
Grunde, auch tatsächlich krank wird? Was für „Rezepte" hat denn dieser
„Dr. Eisenbart" für den nun???
Da offenbart sich dann aber eines. Eine gähnende Leere. Es ist
eigentlich etwas zu wenig, nur sagen zu können (sinngemäß): „Halte
dich warm und gesund". Gut, wer das noch nicht wusste, den kann man
das natürlich sagen. Und mancher bedarf eben des ausdrücklichen
Hinweises und der Wiederholung dessen, was wichtig ist. Nimmt die
Heilpraktikerzene diese Aufgabe wahr, tut sie sicherlich nichts
verkehrtes.
Seine „Philosophie" in Sachen Erkältungen, bringt dieser Dr. Hof auch
in den Sätzen zum Ausdruck:
„Alles Geschehen im Körper ist weise und zweckvoll. Auch die Krankheit hat ihren tiefen Sinn. In ihr sucht sich der Körper der Störungen in seinem Betriebe zu entledigen, oder wenn dies nicht geht, die Funktionen er erkrankten Organe durch die der gesunden zu ersetzen. So ist auch der Sinn der Erkältung, die infolge Versagens der natürlichen Ausscheidungsorgane: Nieren, Darm, Lunge, Haut, auf die gewöhnliche Weise nicht entfernbaren Gifte durch Entzündung eines größeren Schleimhautkomplexes unter Eiterbildung auszustoßen. Wer sich beobachtet, kann bemerken, wie energisch und auf wie weise Art z. B. die Bronchien allen in sie gelangenden Ruß und Staub wieder ausstoßen. Sofort nach Eindringen der Fremdkörper werden sie von den Schleimzellen der Bronchialschleimhaut ausgeschiedenen glasigzähen Schleim abgefangen und eingehüllt. Hat die Schleimbildung einen die Atmung hemmenden Umfang erreicht, so wird der ganze Schleim- und Schmutzklumpen durch einen Hustenstoß hinausbefördert."
Seine eigentliche „Rezeptur" beschränkt sich dann wohl auf den Satz:
„Als ich früher noch in dem Wahne lebte, es gehöre zur Manneswürde, täglich ein erkleckliches Quantum Alkohol und Nikotin zu verkonsumieren, da hatte ich nicht nur im Winter regelmäßig einen sechs Monate dauernden Bronchialkatarrh, sondern litt auch im Sommer ständig unter Erkältungen. Heute, da ich schon seit Jahren Genußgiftabstinent und Rohköstler bin, kenne ich keine Erkältungen mehr. Ich bin 46 Jahre alt, von muskulösem Körper und nehme es mit jedem jungen Menschen in jedem Sport auf."
Zu seinen Platitüden gehört dann wohl auch der Satz:
„Ganz verkehrt halte ich bei den heutigen großstädtischen Luftverhältnissen in den Privatwohnungen, wie an den Arbeits- und Vergnügungsstätten den Rat, sich gegen die frische Luft abzusperren."
Aus seinen sonstigen Empfehlungen kann man dann wohl den in dem
Wort zusammenfassbaren Rat herauslesen: „Abhärten". Nun soll es ja
Leute geben, die im Winter beispielsweise in Eis-Seen einzutauchen
pflegen. Die erfüllen dann gewissermaßen eine seiner Kriterien. Wer
sich denn mit solcher Art Weisheiten in der in Rede stehenden Sache
„beglückt" sieht, der mag es ja so halten. Andere indes können sich
des Eindruckes nicht erwehren. Würde alle Ärzte, auch die
Schulmediziner, nur auf diesem „Niveau" vor sich herdümpeln, sähe es
heute noch auf der Gesundheitsebene, ziemlich düster aus!
Im Impressum der (Magdeburger) Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" so
auch in der Ausgabe vom 1. 8. 1927, kann man auch den Satz lesen:
„Nicht verwendete Manuskripte ohne Rückporto werden nicht zurückgesandt".
Offenbar hat dieses Verdikt diesen Dr. Erwin Hof wohl kaum je ernsthaft getroffen. Denn schon wieder, in der GZ-Ausgabe vom 1. 8. 1927, darf er eine neue Variante seine Platitüden präsentieren. Wiederum mit voller Adressenangabe, was man wohl nicht zu unrecht, als massive geschäftliche Begünstigung bewerten darf.
„Entstehung, Heilung und Verhütung von Infektionskrankheiten"
, so lautet sein heutiges Thema. Selbiges nutzt er aber wieder schamlos aus, um seine massiven Breitseiten gegen die Schulmedizin abzufeuern. Etwa mit den Sätzen:
„Alles Leben ist Kampf,
muß Kampf sein, denn ohne Kampf keine Auslese und ohne Auslese
kein Fortschritt. ...
Zwei Richtungen sind es vor allem, die sich in der Heilkunst
scharf gegenüberstehen: Die Staatsmedizin und die Psychiatrie oder
Naturheilkunst."
An nebulösen Hintertürchen lässt er es auch diesmal nicht mangeln. Etwa in dem Satz:
„Krankheit ist der Ergebniszustand bestmöglichster Selbstregulierung der durch physische und psychische Störungen entstandenen Funktionsstörungen im Organismus."
Seine Rezeptur beschränkt sich denn auch auf eine „möglichst gesunde Lebensführung". Dazu rechnet er dann wohl auch:
„Die Ernährung soll in der Hauptsache vegetarisch und nicht zu eiweißreich sein."
Mit von der Schulmedizin Fallweise verwendeten Medikamenten hat er prinzipiell nichts am Hut, wofür denn auch der Satz steht:
„Wenn dergestalt die Schar der Ärzte Deutschlands in ihrer Gesamtheit im Reichs- und Landtage und einzeln in ihren ärztlichen Wirkungskreisen für eine naturgemäße Ernährungs-, Wohn- Arbeits- und Vergnügungsweise und eine großzügige Bodenreform energisch kämpfen würden, würden sie unserem Volke gesundheitlich tausendmal mehr nützen, als mit allen Medikamenten und kunstreichen Operationen, mit denen ja doch nur in den seltensten Fällen wirkliche, d. h. Wiedererkrankung unmöglich machende Heilung, sondern nur eine zeitweilige Hilfeleistung erreicht wird."
Summa summarum. Ein guter Arzt der Gesunden erklären kann, wie sie
denn möglichst weiter gesund bleiben können. Wem solche
Binsenweisheiten sein in der Praxis fälliges Honorar wert sind, der
mag es ja so halten. Ob er indes tatsächlich Kranken wirklich
hilfreich ist. Die Zweifel diesbezüglich, sind keineswegs ausgeräumt!
Übrigens ein User meinte andernorts am 12.04.2010, 19:39 bezüglich
dieses Dr. Erwin Hof auch zu wissen, nachdem er seinen Satz zitiert:
„Ich (Erwin Hof) bin 46 Jahre alt, von muskulösen Körper und nehme es mit jedem jungen Menschen in jedem Sport auf.".
Sein Kommentar dazu:
„Dr. Erwin Hof verstarb kurze Zeit darauf im Jahr 1928. Er erreichte mit 47 Jahren selbst für damalige Verhältnisse ein unterdurchschnittliches Lebensalter. Woran er gestorben ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Ein Jahr vorher schriebe er noch dies:
Zitat von GZ vom 15. Juli 1927, S. 218-219
„Ich bin 46 Jahre alt, von muskulösen Körper und nehme es mit jedem jungen
Menschen in jedem Sport auf."
http://forum.sektenausstieg.net/showthread.php?11518-ZJ-und-Medizin/page4&highlight=Erwin
Also meinerseits kann ich ja die genannte Todesnachricht weder bestätigen noch dementieren. Sollte sie zutreffend sein, dürfte sie ein zusätzliches Schlaglicht sein. Der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek weist zu ihm die Lebensdaten 1881 - 1928 aus. Ergo wird die genannte Angabe auch stimmen.
Rohkost
„Und, o Wunder, keine einzige von all den unzähligen schweren, akuten und chronischen, nervösen und ansteckenden Krankheiten, die der Kulturmenschheit das Leben zur Qual und die Erde zur Hölle machen, finden wir bei den freilebenden Tieren."
Das wird erst mal als Behauptung in den Raum gestellt; wobei bei unsereins
eher leise Zweifel zu dieser These zurückbleiben.
Also nebst seiner schon früher referierten Fastenkur,
„möglichst unter Sanatoriumsbedingungen"
, offeriert er nun die Rohkost als zweiten wundersamen „Geheimtipp".
Aber, falls nun einer seine Empfehlungen zu wörtlich nehmen sollte. Auch für
diesen Fall hat er dann seine sattsam bekannte salvatorische Klausel mit
eingebaut. Im Kontext dieses Themas lautet sie bei ihm dann so:
„Nie und nimmer maße ich mir an zu behaupten, daß das, was ich hier sage „die Wahrheit" sei. Es ist lediglich meine ureigenste, auf genauester Prüfung aller vorhandenen, einschlägigen wissenschaftlichen Anschauungen wissenschaftlichen Anschauungen, sowie langjährigen, an mir und Hunderten von kranken und gesunden Menschen gemachten praktischen Erfahrungen herauskristallisierte Meinung über die menschliche Ernährung, sonst weiter nichts."
Die Befindlichkeit seiner Klientel trifft er sicherlich mit solchen Sätzen wie:
„Ein jeder, nicht dem Arznei- und Operierwahne verfallene Arzt weiß, welche große Rolle die Früchte-Rohkost in der Heilkunst spielt."
Wer wollte als Kranker nicht den Strohhalm ergreifen, wenn einer da verspricht, es ginge auch
„ohne Arznei- und Operierwahn."
So gesehen, wäre wohl die gesamte Schulmedizin eine einzige
„Ressourcenvergeudung". „Früchte-Rohkost" soll es ja angeblich auch tun.
Ob indes solche archaische Rolle rückwärts, wirklich der Weisheit letzter
Schluss ist, wirkt auch angesichts der diversen salvatorischen Klauseln,
dieses „biologischen Heilkünstlers" mehr als fragwürdig.
Ein anderer aus dieser Szene, sicherlich nicht untypisch.
Gelernter Maurer, dann brachten ihn die widrigen Umtände des Naziregimes, als Zeugen Jehovas in die Hitlerschen KZ.
Dort offenbar absolvierte er sein Studium der Heilkunst.
Derart ausgebildet, fühlte er sich nach 1945 berufen, als Heilpraktiker zu fungieren.
Über mangelnden Zulauf - wohl namentlich auch aus dem Bereich seiner Glaubensgeschwister - brauchte er sich wohl nicht zu beklagen.
Offenbar florierten seine Geschäfte. Man vergleiche etwa diese von ihm selbst veröffentlichte Foto
"Vor allen Dingen fehlt uns das farbige Pigment der
Haut, infolge eines Mangels an färbenden Mineralsalzen, und zweitens ist das
Blut beständig mit weißen Blutkörperchen, Mucus oder Schleim genannt,
überfüllt, und daher kommt das weiße Aussehen des ganzen Körpers. Die Poren
der Haut eines weißen Menschen sind mit weißem vertrocknetem Schleim
verstopft, und sein ganzes System ist inwendig und auswendig damit
angefüllt. Kein Wunder, daß er weiß, blaß und kränklich aussieht. Jedermann
weiß, daß große Blässe ein schlechtes Zeichen für die Gesundheit des
Menschen ist.
Als ich mit meinem Freunde bei einer schleimfreien Kost monatelang in einem
Luft- und Sonnenbad zubrachte, sahen wir aus wie die Indianer und alle Leute
glaubten wir gehörten einer anderen Rasse an. Dieser Zustand rührte
zweifellos von der großen Anzahl roter Blutkörperchen und dem Mangel an
weißen her. Ich kann genau beobachten, wie mein Körper einen Schein von
Blässe bekommt, wenn ich am Tage vorher ein Stück Brot gegessen habe."
Um uns einen Begriff davon machen zu können, was wir mit uns herumtragen, nachdem wir eine sorgfältig zubereitete, kostspielige, appetitanregende und ungesunde Mahlzeit zu uns genommen haben, schlägt uns Professor Ehret vor einmal folgendes Rezept zu versuchen:
"Das nächste Mal, wenn Sie wieder vor Ihrem Sonntagsessen sitzen, lassen Sie sich eine zweite Portion von allem was Sie essen, in einen Kochtopf tun, genau dasselbe Quantum, was Sie sonst essen und trinken. Rühren Sie es gut um; und stellen es auf einen Ofen, wo Sie es für eine halbe Stunde bei Blutwärme erhalten. Dann decken Sie den Topf zu und lassen es über Nacht stehen. Wenn Sie am nächsten Morgen den Deckel von dem Topfe heben, wird Sie eine Überraschung erwarten, die Ihnen den Appetit vergehen läßt"
Wie alle, die sich besonders mit der Frage der Ausscheidung befaßt haben, bekehrte sich Professor Ehret zu der Nahrung, die im Garten Eden für den vollkommenen Menschen vorgesehen war, [Hervorhebung nicht im Original]
und er sagte von Fleischnahrung:
"Sobald ein Tier getötet ist, befindet sich das Fleisch mehr, oder weniger in der Verwesung. Dann wird es noch dem zerstörenden Prozeß des Kochens ausgesetzt. Kein fleischfressendes Tier würde von gekochtem Fleische leben können. Die Tiere müssen es frisch und roh mit Blut und Knochen fressen. „
Unsere Aufmerksamkeit darauf lenkend, daß kein Tier Nahrung zu sich nimmt, wenn es krank ist, nur der Mensch, sagt Ehret:
"Wenige wissen, wie schrecklich unsauber das Innere des Körpers durch die lebenslange Gewohnheit, zehnmal mehr als nötig zu essen, aussieht. Wenn der Durchschnittsesser, auch wenn er sich in sogenannter "vollkommener Gesundheit" befindet, drei oder vier Tage fastet, strömt sein Atem,, sein ganzer Körper, wie seine Ausscheidung einen ekelhaften Geruch aus, der beweist, daß sein Körper durchweg mit verfaulten, schlechten Stoffen angefüllt ist, die auf keine andere Weise hineingekommen sind, als durch das Essen. Dieser angehäufte und sich beständig mehrende Unrat ist seine latente, "unbekannte" Krankheit, und wenn die Natur durch irgend einen Anstoß etwas von dieser schlechten Masse ausscheiden will, was man allgemein "Krankheit" nennt, so sucht man diese Krankheit zu "heilen", anstatt mit essen aufzuhören und zu fasten, um die Ursache der Krankheit nicht noch zu vermehren."
Obwohl Professor Ehret
viel vom Fasten hält und an sich und andern oft Fastenkuren mit gutem Erfolg
durchgeführt hat, empfiehlt er doch sich einer solchen Kur nur mit Vorsicht
und unter Aufsicht zu unterwerfen, da sie falsch angewendet, zum Tode führen
kann.
Er sagt:
"Wenn ein Patient während seines Lebens
jemals Medikamente zu sich genommen hat, die gleich dem Abfall der Nahrung
im Körper aufgespeichert sind, kann sein Zustand leicht sehr ernst, wenn
nicht gar gefährlich werden, wenn diese Gifte beim erstmaligen Fasten in den
Blutkreislauf eintreten. Es kann geschehen, daß Herzklopfen, Kopfschmerzen
und Nervosität einsetzen und in manchen Fällen Schlaflosigkeit. Ich habe
gesehen, daß Patienten Medikamente ausschieden, die sie vor vierzig Jahren
eingenommen hatten. Ein Mann, der bisher von einseitiger Fleischkost gelebt
hatte, unterbrach sein Fasten nach einer Woche, indem er Datteln aß, und
mußte an der Wirkung sterben. Ein Mann, der über sechzig Jahre alt war,
fastete 28 Tage (eine zu lange Zeit). Seine erste Mahlzeit bestand dann in
der Hauptsache aus gekochten Kartoffeln. Er wurde so krank, daß sich eine
Operation nötig machte, und bei dieser zeigte es sich daß die Kartoffeln in
den Darmfalten in dickem klebrigem Schleim stecken geblieben waren. Es mußte
ein Stück Darm herausgeschnitten werden, und der Patient starb bei der
Operation.
Im ersten Falle hatten sich bei diesem ausschließlichen Fleischesser während
seines Fastens schreckliche Gifte im Magen gelöst, die sich mit dem
konzentrierten Fruchtzucker der Datteln vermischten, was eine so starke
Gärung mit kohlensauren und anderen Gasen hervorrief, daß der Patient die
Erschütterung nicht überstehen konnte.
Im zweiten Falle hatte der Mann entschieden zu lange für sein Alter
gefastet, ohne sich in der richtigen Weise darauf vorbereitet zu haben.
Professor Ehret glaubt, daß die Wirkung von Rohkost wie ein Besen auf den Schleim in den Gedärmen wirkt, während eine Milchdiät den Därmen vollständige Ruhe verleiht und einige der Verstopfungen ausscheiden hilft. Nachdem er in seinem Buche eine Liste aller Gemüse und Früchte, die er als zuträgliche Nahrung des Menschen empfiehlt, aufgeführt hat, sagt Prof. Ehret:
"Wer immer ohne Erfahrung zu dieser Diät
übergeht, wird, gleichviel, ob er gesund oder krank ist, enttäuscht sein und
seinen Glauben an den Nutzen der Rohkost verlieren, sobald sich Krisen
einstellen, das heißt, wenn eines Tages eine große Menge unverdauter Stoffe,
Schleim, Unrat und andere Gifte in die Zirkulation aufgenommen werden und
eine große Ausscheidung eintritt. Das ruft gleichzeitig eine große, fast
unbezwingbare Gier nach der gewohnten falschen Nahrung hervor. Dies kommt
daher, weil die Natur durch die Zirkulation den Abfall dieser Speisen
ausscheidet und wenn dieser in den Kreislauf des Körpers eintritt, wird die
Gier erregt.
Die idealste und gleichzeitig naturgemäßes Lebensweise ist, während der
entsprechenden Jahreszeit nur von einer Art Frucht zu essen. Wenn man diese
Diät eine Zeitlang durchgeführt hat, wird man bald merken, daß man sich
gesättigter und besser ernährt fühlt als wenn man alle Arten von Früchten
durcheinander ißt. Wenn man sich nicht wohl dabei fühlt, ist der Grund der,
daß man zuviel gelösten Schleim und wahrscheinlich alte Medikamente in sich
hat, die in den Kreislauf eingetreten sind. Dann sollte man ein paar Tage
lang nur gekochtes Gemüse essen und damit die Ausscheidung vermindern."
Sehr vernünftig erscheint uns auch, wenn Professor Ehret weiter sagt, man sollte sich den Körper als einen Mechanismus aus einer gummiartigen Substanz denken, der Zeit seines Lebens durch zuviel Essen übermäßig ausgedehnt worden ist Daher wird die Funktion des Organismus beständig durch einen unnatürlichen, übermäßigen Druck des Blutes und der Gewebe behindert. Sobald man mit essen aufhört, weicht dieser Druck, die Zugänge zu dem Kreislauf ziehen sich zusammen, das Blut wird konzentrierter, und das überflüssige Wasser wird ausgeschieden. Das geschieht während der ersten Tage und der Fastende wird sich sehr wohl befinden. Dann aber, wenn der Durchmesser der Zugänge immer kleiner wird, werden die Hemmungen für den Kreislauf stärker; denn das Blut muß durch viele Teile des Körpers gehen, besonders in die Gewebe, bis der klebrige Schleim überall verdrängt ist und sich von den inneren Wänden gelöst hat. Mit anderen Worten, der Blutstrom muß den Schleim und die Gifte überwinden, lösen und zur Ausscheidung in die Nieren tragen. Eines Tages wird sich also der fastende Patient schwach fühlen - das ist, wenn der Unrat in den Blutkreislauf aufgenommen wird - er wird unruhig schlafen, und schlecht träumen. Dann wird zweifellos eine Beunruhigung und Zweifel an der Richtigkeit der Methode eintreten, die davon herrührt, daß Gifte mit dem Blutstrom durch das Gehirn gehen ...
Man vergleiche ergänzend auch den Bericht zur GZ-Ausgabe vom 15. 10. 1923
Im Goldenen
Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise 1923
"Wir müssen offen bekennen, daß wir nicht einmal eine gewöhnliche Erkältung heilen können"
Und dazu kommentiert dieser GZ-Autor:
Anmerkungen zu Chiropraktik
„In einem Übersichtsartikel zur Chiropraktik kommt im Mai 2008 der Leiter der Abteilung für Naturheilkunde der englischen Universität von Exeter und Plymouth, Edzard Ernst, nach Durchsicht wissenschaftlicher Artikel zum Thema zum Schluss,
dass die Chiropraktik auf mystischen Konzepten basiere. Außerdem würden die grundlegenden Konzepte der Chiropraktik wie Subluxation und die spinale Manipulation nicht auf solid science (= „fundierter Wissenschaft") basieren."
Dieser Art von Kritik ficht offenbar die Schreiber der WTG-Zeitschrift
„Erwachet!" nicht sonderlich an. Und so begegnet man in der „Erwachet!"-Ausgabe
vom 22. 9. 1962 einem fünf Druckseiten umfassenden Artikel, welcher
suggeriert, besagte Chiropraktik sei „eine Kunst und eine Wissenschaft".
Auch dieser Artikel ist wieder mal mit Salvatorischen Klauseln „gesegnet"
http://de.wikipedia.org/wiki/Salvatorische_Klausel
Zwar räumt man ein (in einer Fußnote) es gäbe keine unfehlbaren Heilmethoden.
Aber außer dieser Formalie rührt man allerprächtigst die Werbetrommel.
Etwa mit der Behauptung viele Patienten von Chiropraktikern seien erst dort
gelandet, nachdem sie allerhand andere Heilversuche als unbefriedigend hinter
sich hatten.
Oder auch der Behauptung es sei ein System welches ohne Verwendung von
Medikamenten auskomme.
Zu den salvatorischen Klauseln in jenem „Erwachet!"-Artikel gehört dann wohl
auch die:
„Er (der Chriropraktiker) wird seine Patienten an andere Spezialisten überweisen, wenn ihr Leiden nicht durch chiropraktische Behandlung zu beheben oder wenn seine Untersuchungen ergebnislos verlaufen."
Ob denn jene eben zitierte salvatorische Klausel in der Praxis tatsächlich
greift, darf getrost mit einem Fragezeichen versehen bleiben.
Auch das teilt jener „Erwachet!"-Artikel noch mit (bezogen auf die USA)
„Das Unterrichts- und Schulgeld (für die Ausbildung zum Chiropraktor) beträgt in der Regel 2000 bis 2700 Dollar. Nach einigen Jahren Tätigkeit verdient ein Chiropraktor durchschnittlich 10000 bis 15000 Dollar im Jahr."
Insgesamt überwiegen die Lobgesangs-Aspekte in jenem Artikel.
Eher als Formalie indes muss jener Artikel mit einräumen:
„Über die Chiropraktik schreibt dieser Verband (Amerikanische Ärzteverband):
„Diese Kurpfuscherei ist der Volksgesundheit nicht förderlich, und ihre Anerkennung ist bestimmt nicht in ihrem Interesse."
Trotz dieser Einlassung endet jener „Erwachet!"-Artikel mit der eigenen redaktionellen Forderung:
„Auf dem Gebiet der Heilkunde sollte die gleiche Freiheit herrschen wie auf dem Gebiet der Religion."
Auch dieser WTG-seitige Artikel setzt also die generelle Begünstigung der
Heilpraktikerszene durch die WTG fort, wofür es auch noch etliche andere
Beispiele gibt.
Auch entlarvend dieser „Erwachet!"-Satz:
„Ein guter Chiropraktor ist stolz auf seinem Beruf. Er entschuldigt sich nicht, weil er kein Mediziner ist."
Letzteren Detailsatz sollte man sich nochmals auf der „Zunge zergehen lassen":
„Weil er kein Mediziner ist."
„mystischen Konzepten"
Damit ist dann die Erkenntnis, es gäbe auch
Zusammenhänge zwischen seelischen und körperlichen Beschwerden,
keineswegs wiederlegt. Insoweit mag als Nischenfunktion in
speziellen Fällen, auch die Chiropraktik ihren begrenzten Sinn
haben.
Ursprünglich ist selbige dann wohl besonders bei Rückenbeschwerden
relativ erfolgreich angetreten. Gleich einer Krake indes, versucht
man sich zum
„Allheilmittel"
hochzustilisieren.
Problematisch wird es bei „Grenzüberschreitungen".
Eine These der Chiropraktik, von ihr begünstigt, möglichst ohne
Medikamente auszukommen. Erreicht diese These im Einzelfall den Rang
eines Dogmas, wird es kritisch.
„Was kann man tun gegen Asthma?" titelt ein Artikel in der genannten
„Erwachet!"-Ausgabe. Als eine „abgemilderte" Form selbigen wird auch
der „Heuschnupfen" eingeschätzt. Insoweit besteht in der
Beschreibung der Symptome die da auftreten, kein Dissenz.
Aber man muss als grundsätzliche Kritik jenem Artikel vorhalten, er
beschreibt, offeriert einige Allgemeinplätze, kann aber letztendlich
auch kein „Patentrezept" offerieren. Dazu kann man dann berechtigt
einwenden, auch andere haben kein „Patentrezept". Eher hat man da
den Eindruck, da wird „im Nebel herumgestochert" in der Hoffnung ein
„blindes Huhn findet auch mal ein Korn."
Zum Artkelabschluss muss „Erwachet!" auch notieren. Es wäre
„kein einfaches Leiden, sonst gäbe es nicht so viele verschiedene Meinungen über seine Ursache, auch würden die Ärzte sowie andere Heilpraktiker nicht so viele verschiedene Heilmethoden empfehlen."
Diese wesentliche Erkenntnis bestätigt dann das "Herumstochern im Nebel". Auch „Erwachet!" sieht sich nicht in der Lage begründet, einer Variante eindeutig den Vorzug zu geben. Dennoch votiert es dafür
"gegenüber den verschiedenen Heilmethoden aufgeschlossen zu sein, sie zu probieren"
Und das versäumt man nicht hinzuzufügen
„denen den Vorzug zu geben, die mit möglichst wenig Medikamenten auskommen."
So findet man in jenem Artikel auch ein beliebtes
Argument der Heilpraktikerszene, welche Nahrungsmittel der Kranke
vermeiden solle. Er kann dann ja seine diesbezüglichen Diätversuche
in den verschiedensten Kombinationen fortsetzen. Hat er am Ende
keinen Zustand wirksamer Linderung erreicht, weiter im „Nebel
herumstochern".
Vielleicht war dann die Ausgangsposition, erst mal ein Vertreter der
Schulmedizin. Indes der Kranke sieht in dessen Behandlungsmethoden
nicht den erhofften Effekt, ergo geht die Suche weiter, bei den
verschiedenen Stationen der Heilpraktikerszene, sofern er sich deren
Alimentierung als nicht von den Krankenkassen bezahlt (meistens)
leisten kann.
Schlussendlich mag er dann sogar bei einem Chiropraktor landen, für
den in diesem Artikel auch mit dem Sätzen geworben wird.
„Die Konstitutionstherapie kann als
Zankapfel bezeichnet werden zwischen der Schulmedizin, die die
Krankheiten als Einzelerscheinung betrachtet, und den Heilverfahren,
die alle Krankheiten als mit der Konstitution zusammenhängend
betrachten. Allerdings bekennt sich die Medizin zur
Konstitutionstherapie, indem sie die 'physikalische Medizin'
anerkennt. Diese wird als Krankenbehandlung mit physikalischen
Mitteln (im Gegensatz zur Chemotherapie) definiert. Die Hauptformen
dieser Therapie sind: Wärme-, Wasser-, Bewegungs- und
Beschäftigungsatherapie, Massage usw.
Diese Auffassung ist ähnlich wie die Auffassung der Chiropraktik.
Die Chriropraktik betrachtet Asthma als eine Krankheit, die den
ganzen Körper betrifft und die direkt mit dem Nervensystem zu tun
hat. Die Chiropraktik behauptet, daß es für den Asthmatiker nichts
Besseres gebe als chiropraktische Behandlungen ..."
Also liefert auch dieser Artikel wieder einmal das
Beispiel einer Begünstigung der Heilpraktikerszene. Die WTG trägt
also wieder mal zu deren finanzieller Taschenfüllung bei. Mag dann
der „richtige" ausgewählt sein, der im Individualfall für den
Kranken „als blindes Huhn des Korn" gefunden hat, mag der Patient
Glück gehabt haben. Einiges spricht dafür das dieses „Glück" dann
nicht mehr gepachtet ist, als wie bei der Schulmedizin.
Die Vollmundigkeit wie ausgerechnet der Chiropraktik dabei eine
Vorzugsstellung eingeräumt wird, verlässt wohl kaum die
Glaubensebene. Glauben kann man viel. Und nicht wenige halten es für
notwendig den Begriff Glauben durch den Hinweis zu ergänzen, er sei
aber kein Wissen!
Man vergleiche auch die Jubelmeldung des "Erwachet!! vom 8. 10. 1966 ("Passend" in einer sogenannten "Sonderausgabe" präsentiert:
"Auszeichnung für 'Erwachet!'
Am 21. Mai dieses Jahres wurde anläßlich einer Versammlung der Chiropraktoren-Vereinigung des Staates New York eine Auszeichnung verliehen. Wie der Wortführer erklärte, wurde die Auszeichnung keiner Einzelperson, sondern einer inzternationalen Organisation von Menschen verliehen. ... Die in Teakholz eingefaßte Kuperplatte, die einem als Vertreter der 'Watchtower Bible and Tract Society anwesenden Zeugen Jehovas überreicht wurde hat folgenden Wortlaut:
'Überreicht (der Radaktion) der Zeitschrift 'Erwachet!' in Anerkennung ihres uneigennützigen und vorurteilslosen Journalismus, der sich dem Recht und der Gerechtigkeit verschrieben hat und dem Menschlichen und Geistigen den Vorrang vor den materiellen Werten des Lebens einräumt."
„Die
Chiropraktik hat ihre Vorzüge; sie hat aber auch ihre Grenzen."
Und weiter man müsse einräumen, sie sei
„nicht das
Heilverfahren, als ob sie allen anderen überlegen wäre."
Das ist dann die Einlassung „vor Tisch". „Nach Tisch" indes, wenn betörte in solcherlei Praxis gelost worden sind, und das Prinzip der finanziellen Melkung beginnt, wird nicht selten von deren Profiteuren ein gegenteiliger Eindruck erweckt, um das finanzielle melken, solange wie möglich, am laufen zu halten. Begünstiger dieser Gemengelage, ohne Zweifel auch die WTG.
Ergänzend kann noch festgestellt werden .
Die WTG-Begünstigung der Heilpraktikerszene, ist keineswegs „nur" auf die Zeit
nach 1945 beschränkt. Schon davor ist ähnliches feststellbar.
In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 6. 1931 gab es
bereits einen Jubel-Artikel darüber mit der Überschrift: „Die Heilwissenschaft
auf neuem Wege".
Ebenfalls im Schweizer „Goldenen Zeitalter" vom 1. 3. 1932 wurde die
rührselige Geschichte verkündet:
„Eine amerikanische Zeitschrift
berichtet von einem kleinen Mädchen aus dem Staate New York, das nach der
Diagnose zweier Ärzte und eines Spezialisten an bulbar paralysis erkrankt
und von den Ärzten aufgegeben war. Der Tod sollte nach der Ansicht der
Ärzte binnen zwei Stunden eintreten. Die Eltern riefen aber zwei
Chiropraktiker, die drei Tage und zwei Nächte bei dem Kinde blieben und es
vollkommen wieder herstellten. Als es sich herausstellte, das das Kind
genesen würde, wurde über das Haus Quarantäne verhängt. Man wollte damit
die beiden Chiropraktiker fernhalten, die die Diagnose der Ärzte lügen
straften. Aber sie kamen trotzdem, um das Kind zu retten, obwohl ihnen
eine Gefängnisstrafe dafür bevorstand."
Zu notieren wäre noch, dass die WTG-Begünstigung der Chiropraktik, sich auch
in der „Erwachet!-Ausgabe vom 8. 12. 1962 fortsetzt.
Dort begegnet man erneut einem parteiischen Artikel zu dem Thema unter der
Überschrift „Entferne zuerst den Balken!"
Einleitend wird berichtet:
„Gegenwärtig führt die Amerikanische Ärztevereinigung einen Kampf gegen die Chiropraktik."
Bei dieser Feststellung indes lässt man es nicht bewenden, sondern geht
seitens „Erwachet!" zum Gegenangriff über. Unter Hinweis auf Presseartikel,
welche von der „Erwachet!"-Redaktion offenbar minutiös gesammelt wurden,
werden der klassischen Schulmedizin alle ihre tatsächlichen oder
vermeintlichen Fehler vorgehalten, soweit selbige dann in Presseartikeln ihren
Niederschlag gefunden haben. Es ist also ein negatives Argumentationsmuster.
Selbst wenn unterstellt wird, die zitierten Fehler der Schulmedizin seien in
der Praxis so eingetreten, ist damit noch nicht der Positiv-Beweis für besagte
Chiropraktik erbracht. Genau das aber suggeriert jener „Erwachet!"-Artikel.
Offenbar warf besagte Amerikanische Ärztevereinigung der Chiropraktik
(vielleicht etwas zu pauschal vor):
„Diese Leute sind nicht durch die ärztliche Standesmoral gebunden. Viele gewährten Rabatte, zahlten 'Kickbacks' (eine Art Schmiergeld) und machten vertragsgebundene Arbeiten, für die Honorare festgesetzt waren."
Jedenfalls kann man nicht feststellen, dass die Anwürfe der Amerikanischen
Ärztevereinigung gegen die Chiropraktik, seitens „Erwachet!" widerlegt würden.
Statt dessen geht man zum Gegenangriff über, und wähnt, der Gegenangriff
allein, würde besagte Chiropraktik entlasten. Ein durch und durch parteiisches
Agieren!
Es zeigt sich immer wieder die verdächtige Nähe, zwischen religiösen und
medizinischen Quacksalbern!
Beispielhaft ein sechsseitiger „Erwachet!"-Artikel. Schon dieser Umfang ist bemerkenswert, welche diese Zeugen Jehovas-Zeitschrift diesem Thema widmet. Seine Tendenz „Wasser tragen nach beiden Seiten". Nachstehend die erste und letzte Seite jenes Artikels.
Wieder mal Chiropraktik
Wieder mal nutzt die „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 7. 1967, die Chance die
Reklametrommel für die sogenannte „Chiropraktik" zu rühren. Diesmal muss ein
fünf Druckseiten umfassender Artikel herhalten, betitelt: „Hoher Blutdruck -
und was man dagegen tun kann".
Nun ist das Thema sicherlich eines, welches auch die Schulmedizin beschäftigt,
und wo sie - fallweise - entsprechende Behandlungsformen zur Anwendung bringt.
Indes vergesse man nicht die Ausgangsbasis. Den nicht bestätigen Anspruch der
„Chiropraktik" prinzipiell ohne Medikamente auskommen zu können.
Und wenn der Leser jenes „Erwachet!"-Artikels sich nun die Frage stellt, was
ist den nun die Quintessenz jener „Erwachet!"-Ausführungen, springt ein Satz
besonders ins Auge:
„Ferner wird der Bluthochdruck durch
Maipulationen, wie sie der Chiropraktiker ausführt behandelt."
Wörtlich von „Erwachet!" mit verwandte Vokabel „Manipulationen"!
Auch solche Allerweltweisheiten wie Knoblauchkur findet man in diesem Artikel.
Ihre Erfahrungen mit besagter Knoblauchkur, hat dann
Esther Fieber, in ihrem Zeugen Jehovas bezüglichen Buch näher
beschrieben.
Summa summarum. Irgend welche medikamentöse Hilfestellungen erachten die
Verfasser jenes „Erwachet!"-Artikels offenbar als überflüssig. Für die reichen
also die Manipulationen der „Chiropraktiker" als „Heilmittel" auch in diesem
Falle, aus.
Nun mag es Grenzfälle geben, wo besagter Bluthochdruck noch nicht sonderlich
gravierend ist. „Frisst" ein solcher also in rauen Mengen Knoblauch, kann wohl
nicht sonderlich viel schief geben. Dabei dürfte die finanzielle
Taschenfüllung der Chiropraktiker wohl der wesentliche Effekt sein.
Indes aus Schulmedizinischer Sicht, kann solcherlei „Behandlung" wohl kaum
befriedigen!
Mysnip.128884
Praxis-Erfahrungen im Zeugen Jehovas-Milieu mit der Heilpraktiker-Szene
Siehe etwa das Buch von Margarete Huber "Mißbraucht, benutzt und weggeworfen im Namen Jehovas". Dort das Kapitel "Der Sündenfall"; S. 124 - 126).
Auch die in der Schweiz erschienene Übersetzung des
Buches von Valerie Tomsett mit dem Titel: „Befreit vom Wachtturm" zitiert
(vordem etwa 1971 bereits Englischsprachig erschienen) berichtet analoges.
Gegenstand der Handlung ist nicht Deutschland sondern England. Gleichwohl sind die darin
enthaltenen Passagen, mit einigen Abstrichen, auch auf die Verhältnisse
hierzulande übertragbar.
Darin gibt es auch die Passage:
„Während jener Zeit behandelten mich mehrere Medien und Heilpraktiker und auch einige, die sich Chiropraktiker und Osteopathen nannten. Meine Eltern zahlten diesen Schwindlern ein kleines Vermögen, aber mein Asthma blieb trotz Versprechungen einer Heilung."
Oder auch dieser Passus in jenem Buch:
„Ich muß aber gestehen, daß uns
der Spiritismus trotz allem faszinierte. Da vor zwanzig oder dreißig
Jahren die Medizin nur wenig oder gar keine Hilfe gegen Asthma zu bringen
vermochte, schienen der Spiritismus und das Übernatürliche die einzige
Hoffnung auf Gesundung zu sein.
Mein erster Heilpraktiker war uns von einem Freund unserer Familie
empfohlen worden. Er nannte sich «Chiropraktiker» - das Wort Spiritismus
fiel nicht —, doch nach der eigentlichen Behandlung erzählte er uns
stundenlang von seinen Kontakten zu der anderen Welt. Er hatte die
Angewohnheit, die Lebensdauer seiner Zuhörer vorauszusagen - er
behauptete, er selbst würde das 92. Lebensjahr erreichen, während ich es
nur auf kurze vierzehn Jahre bringen sollte.
Hingegen versicherten andere Hellseher meiner Mutter, sie brauche sich
keine Sorgen zu machen, denn trotz meiner sehr schweren Krankheit wäre ich
ein Beispiel dafür, daß «angeschlagene Schüsseln am längsten hielten."
Als weiterer Kontrast zum Thema sei noch Beispielhaft sei aus einem
Rundschreiben der Bayerischen Politischen Polizei vom 21. 4. 1936 zitiert
(auch von dem seinerzeitigen WTG-Funktionär Wrobel schon mal zitiert).
Selbiges verlautbarte:
„Nach einer Mitteilung der
Staatspolizeistelle Magdeburg sollen ehemalige Mitglieder und Anhänger dar
verbotenen Internationalen Bibelforschervereinigung zur Tarnung illegaler
Aufbaubestrebungen Vorbereitungen treffen und zu diesem Zweck
Heilinstitute für Chiropraktik und Osteopathie eröffnen.
Wie hier festgestellt wurde, hat ein früherer Anhänger der Internationalen
Vereinigung Ernster Bibelforscher aus Magdeburg tatsächlich in München ein
derartiges Institut errichtet. Die eingeleitete Überwachung muß erst
ergeben, ob das hiesige Institut als illegales Aufbauinstrument der
Ernsten Bibelforscher anzusehen ist. Es ist umgehend anher zu berichten,
ob dort Heilinstitute für Chiropraktik und Osteapathie neuerdings zur
Anmeldung gelangt und die Inhaber als Ernste Bibelforscher dort bereits in
Erscheinung getreten sind. In allen Fällen sind die Personalien der in
Betracht kommenden Heilpraktiker anzugeben und deren Betrieb zu
überwachen.
Soferne die Überwachung Anhaltspunkte für eine illegale Weiterführung der
verbotenen Bibelforschervereinigung ergibt, ist in einer dort für geeignet
erscheinenden Weise gegen die Beteiligten vorzugehen. ..."
Hingewiesen sei noch auf einen Englischsprachigen Text (mal im Internet aufgegabelt) der in der Substanz wohl davon kündet, die WTG habe sich (in den USA) ein Schadenersatzverfahren eingehandelt, und dabei spielten in ihrem Dienste befindliche Chiropraktoren auch eine gewisse Rolle:
New York Daily News
Jehovah's loses comp case
BY JESS WISLOSKI and ADAM LISBERG
DAILY NEWS WRITERS
Friday, January 6th, 2006
A 46-year-old woman who devoted her life to the Jehovah's Witnesses said she
was forced to move from their Brooklyn compound after she was seriously
injured while serving the church.
But a judge's ruling this week that she is entitled to worker's compensation
payments could end up costing the church millions of dollars.
Brenda Upton and her husband, Michael, took a vow of poverty and moved to the
Witnesses' Brooklyn headquarters in 1998 to work as chiropractors for other
church members.
She injured her spine while running to catch a bus at an upstate church
compound later that year.
"They take wonderful care of you up to a point, and then you're on your own,"
Upton said. "That's why we wound up going to court."
She said she suffered debilitating nerve injuries that have left her barely
able to carry a laundry basket. The church took care of her medical care until
2001, when she and her husband were asked to leave and were given a $79,000
stipend.
But Workers' Compensation Law Judge Stephen Goldstein ruled Wednesday that
Upton is entitled to $400 a week in workers' compensation payments.
"I'm finding they were not religious volunteers," Goldstein said. "They were
engaged, particularly Dr. Brenda Upton, in a number of work-like activities."
The Witnesses vowed to appeal the ruling, saying Upton and the other 5,800
Witnesses who live and work in the church's New York operations are volunteers,
not employees.
But if the decision stands, the Witnesses - and other religious organizations
- could potentially face millions of dollars in workers' compensation
insurance premiums and payments, said church lawyer John Miller.
"It'll pretty much put religious orders out of business," Miller said. "It
would certainly impact whether we would ever want to continue operations" in
New York.
The church owns about 40 properties in downtown Brooklyn and has plans to
build a huge new structure on a vacant lot.
Miller would not speculate how the workers' compensation case would affect
those plans.
"We don't have a spiritual conflict," said Upton, who has moved with her
husband to Washington State.
"Our problem all along has been medical-legal. We are still active Jehovah's
Witnesses."
www.nydailynews.com/boroughs/story/380379p-323000c.html
Siehe auch
http://www.sektenausstieg.net/read/1119
Man vergleiche auch den Albert Abrams gewidmeten Artikel der vormals Esowatch,
der dort in einer früheren Fassung jenes Textes (jetzt aber wohl nicht mehr)
auch der Chiropraktik zugeordnet wird.
http://psiram.com/ge/index.php/Albert_Abrams
Siehe thematisch dortselbst auch:
http://psiram.com/ge/index.php/Chiropraktik
Besagter Herr Abrams ist in der Tat, in der Zeugen Jehovas-Geschichte, kein
"Unbekannter".
Man vergleiche als Kontrast auch eine Meldung aus der "Freiburger Zeitung" vom
28. 10. 1932.
Dort besonders "aufschlußreich", die angewandte "Diagnosetechnik" zur
Feststellung der Krankheit und ihrer Behandlung. "Durch Untersuchung von
Haarbüscheln".
Man vergleiche dazu die Angabe in den "Jubel-Artikeln" der "Goldenen
Zeitalters" über den Quacksalber Abrams, und dessen Diagnostik.
Unter anderem den Satz:
"Ungläubigen, die bezweifeln, daß das Blut derartige Enthüllungen gestatte,
erwidert Dr. Abrams ungefähr folgendes: ... Ebenso genügt ein Blutstropfen, um
das Ganze zu beurteilen ... Bei dieser Methode ist die Gegenwart des Patienten
zur Feststellung der Krankheit also überflüssig. Er kann Tausende von Meilen
von seinem Diagnostiker (Krankheitsbestimmer) entfernt sein; alles was er
dabei zu tun hat, ist die Sendung einer Blutprobe in die Klinik. Das
Eintrocknen des Blutes auf dem Wege zum Arzt ändert nichts an der Sache ...
Das vielseitige Ausfragen des Patienten über Beschwerden und Symptome durch
den Arzt und die oft irreführenden Antworten des Patienten fallen ebenfalls
weg, weil der Bluttropfen zuverlässigere Auskunft erteilt. "Irgend eine Person
kann als Versuchsobjekt verwendet werden."
Und in einer einzigen ... Prozedur würden zugleich „mehrere Dutzend
verschiedene Blutproben zur Untersuchung gelangen".
Das muss man sich mal rekapitulieren. Diese Blutproben sind zudem noch
anonymisiert. Das Personal des „Arztes" führt zwar Buch darüber, welche
Blutprobe welcher Person gehört, um sie mit dem „Resultat" dann noch
„beglücken" zu können. Indes weis der „Wunderdoktor" bei seiner „Untersuchung"
nicht, welche Blutprobe, welcher Person zuzuordnen sei! ...
Und weiter:
„Vor kurzem kündigte nun Dr. Abrams an, er habe endlich einen Apparat, den er
"Oszillophon" nennt, erfunden, der die Versuchsperson vollständig ersetze. "
Siehe auch den Kommentar zur „Erwachett"-Ausgabe vom 8. 7. 1948 welche
ebenfalls schon das Loblied der Chiropraktik sang.
In
Kommentarserie1948
Dort unterm Datum 09. Juli 2008 05:53
Esther Fieber berichtet in ihrem Buch "Im ´Paradies der grassfressenden Löwen", auch diese Erfahrung:
Als Kind beobachtete Esther auch, wie ihre Eltern sich
im Sog diese Szene befanden. Wie in ihrem Buch ausgeführt, in der
Endphase ihres Berichtes vernimmt man auch von einem
Immobilienbesitzer, auf dessen Grundstück ein Königreichssaal der
Zeugen Jehovas sich befindet. Den betreffenden Besitzer ereilte zwar
auch mal der Umstand, zeitweilig von den Zeugen Jehovas
ausgeschlosssen worden zu sein (Stichwort rigide Sexualmoral). Indes
bekam er alsbald die Vorzugsbehandlung, dass in seinem Falle „beide
Augen, nebst Hühneraugen" zugedrückt wurden. Der Königreichssaal auf
seinem Grundstück spricht auch für die Nutznießung der WTG durch
solche Typen. Sein Geschäft florierte offenbar. Mitnutznießer dieses
Umstandes, wie auch aus anderen ähnlichen Fällen bekannt ist, war halt
die WTG-Religion.
Für die sogenannten „Chiropraktiker" wurde WTG-seitig verschiedentlich
schon mal die Werbetrommel gerührt. .
Insoweit braucht man nicht verwundert zu sein, auch in Schweizer
ZJ-Kreisen solchen „Künstlern" zu begegnen. Es mag Fälle geben, wo
deren Massagetechnologie sinnvoll sein mag. Indes in der Praxis werden
solche Typen nicht selten als „Allheilkünstler" gehandelt, auch dann,
wenn auf Grund der Krankheitsbilder sie fehl am Platze sind.
Jedenfalls bekam der Vater der Esther es auch mit einem solchen
„Künstler" zu tun. Dazu vernimmt man in ihrem Bericht:
„Ein Glaubensbruder, der regelmäßig und
unangemeldet immer wieder den Weg zu uns fand, bestritt seinen
Lebensunterhalt als Chiropraktiker. Mein Vater war im Fokus dieses
Bruders. Jedes Mal verband er seinen Besuch mit einer Behandlung. Mein
Vater versuchte mit allen möglichen Ausreden, diesen Behandlungen zu
entgehen. Das nützte ihm nicht viel, selbst in den Stall folgte ihm
Bruder Oman hartnäckig.
Bruder Oman stellte fest, dass er das Innenleben meines Vaters in den
Senkel bringen müsse. Ausreden meines Vaters, dass sein Wohlbefinden
sehr gut sei und seine Knochen überall dort, wo sie hingehörten,
nützten ihm gar nichts. Mein Vater entkam den Behandlungen nicht. Im
Schlafzimmer der Eltern, wohin sich Oman und der Vater verzogen
hatten, hörten wir mehrmals laute Schmerzensschreie des Vaters.
Nach einer dieser Behandlungen hinkte mein Vater und er beklagte sich
am Mittagstisch, Bruder Oman habe dafür, dass er ihn geklopft habe, so
nannte mein Vater diese Behandlung, einen enorm großen Betrag
verlangt. Natürlich ohne Quittung oder sonstigen Aufzeichnungen seiner
Behandlung, was doch auch unüblich sei. Nun tue ihm alles weh und er
habe Schmerzen, klagte mein Vater, vorher sei das nicht so gewesen.
Mein Vater schien mir ehrlich und tief verärgert. Die Mutter war flink
zur Stelle und legte ihm Pflaster mit Franzbranntwein und sonstigen
Hausmittelchen und Seelentröstern auf.
Ein Glaubensbruder, der in unserer Nähe wohnte, wurde ebenfalls vom
Chiropraktiker Oman regelmäßig behandelt. Als dieser etwa ein Jahr
später an Rückenmarkkrebs erkrankte ... behandelte ihn Oman trotzdem
weiter. Selbst im letzten Stadium, wenige Tage vor seinem Tod,
berichtete meine Mutter, dass der arme kranke Mann fürchterliche
Schmerzen bei der finalen Behandlung durch den Chiropraktiker hatte."
Offenbar gab es noch mehr Typen, auf der Ebene
„Hilfskräfte" der Heilpraktikereszene, mit der die Familie der Esther
es zu tun bekam. Wenn schon die Stars der Heilpraktikerszene
„erfolgreich" agierten, dann wollten einige weibliche Jüngerinnen
selbiger, denen nicht nachstehen. Auch mit solchen Typen bekam jene
Familie es noch zu tun.
Jene Jüngerin aqurierte in der Folge dann auch noch den Vater als
Verkäufer ihrer Wundermittel.
Bevor es soweit war dann noch dieser Bericht:
„Sie kam eines Tages mit einer Flasche an,
deren Inhalt etwas Besonderes
enthalten müsste. Geheimnisvoll erklärte sie, dass diese Tropfen nur
an speziellen Testpersonen abgegeben würden. Sie nannte die wässrige
Flüssigkeit Weckamin-Tropfen.
Dieses Mittel verhalf unserem Vater tatsächlich zu Flügeln. Jeden
Morgen schluckte er diese Medizin zusammen mit etwas Wasser in den
nüchternen
Magen.
Mich hatte die säuerliche Schwester unglücklicherweise auch im Visier.
Schwester Scherer stellte die Diagnose, dass ich ein komisches Kind
sei. Obschon sie keine Kinder hatte, war sie in meinem Fall überzeugt,
dass ich unbedingt medikamentös behandelt werden müsste. Sie sprach
von einem sehr komischen Geruch, der bei einem so kleinen Kind
ungewöhnlich sei, mich umwabere ständig der Geruch von Urin.
Im Gegensatz zu meinem Vater, der nach Meinung von Schwester Scherer
mehr Power benötigte, müsste ich ruhiggestellt werden, sie sprach im
Zusammenhang mit meinem Gestank, den ich unglücklicherweise
verströmte, von frühreif und abartig. Mir ging es ähnlich wie
hyperaktiven Kindern, denen man heute ein Medikament verabreicht, das
sie ruhigstellen soll. Obschon ich noch klein war, begriff ich, dass
die Mutter ihr widersprach. Sie sagte, dass ich im Gegenteil sehr
ruhig sei, auch als Baby nie geweint hätte. Ein so ruhiges Kind wie
ich sei selten, meinte sie. Die anderen beiden seien komplett anders
gewesen. Mir wurden, trotz des Einwandes meiner Mutter, Tropfen
zwangseingeflößt. Sie hielt meinen Kopf und zwängte mir das Zeug rein.
Nach Einnahme dieses Medikamentes müsste ich auf Anweisung der
resoluten Schwester ins Bett. Dort starrte ich stundenlang an die
Decke, beobachtete die Fliegen, die dort herumflogen und bei jeder
Gelegenheit die Vorderbeine aneinander rieben. Das fiel mir
möglicherweise nur auf, weil ich am helllichten Tag ins Bett verbannt
wurde und nicht schlafen konnte."
Auch dieses noch:
„Auch unser Ernährungsplan wurde durch die
Schwester nachhaltig beeinflusst. Zum Beispiel riet sie, dass wir
unbedingt Löwenzahnsalat essen
sollten. Unsere Mutter war sofort hellauf begeistert von diesem
Vorschlag, doch unser Vater grummelte, er wolle nichts essen was Kühe
fressen. Er meinte, es gäbe doch so viele gesunde und zivilisierte
Salatsorten, dass man nicht Kuhfutter auftischen müsste.
Trotzdem, Schwester Scherer schaffte den Salat heran und setzte sich
durch.
Mit dem Hinweis, dass dieser Löwenzahnsalat die Eigenschaft habe zu
entschlacken und den Blutkreislauf zu beleben, landete das Zeug auf
unseren Tellern.
So richtig entschlackt hatte uns dieser Löwenzahnsalat aber nicht.
Im Gegenteil, die Wiese, auf der das Kraut geerntet wurde, war kurz
zuvor
mit Gülle gedüngt worden. Das Resultat war, dass wir uns Fadenwürmer
einhandelten.
Unsere Fadenwürmer wiederum wurden, auf Verschreibung von Schwester
Scherer, mit Knoblauchmilch bekämpft. Dazu legte man Knoblauchzehen in
Milch ein und müsste diese dann schluckweise trinken!
So würden die Würmer das Weite suchen, versicherte uns Schwester
Scherer.
Das taten die Würmer aber nicht sofort und die Knoblauchmilch verhalf
mir
auch nicht gerade zu einem besseren Duft."
Ein weiterer Kommentar der Autorin zu diesen Aspekten:
„Unsere Mutter machte jeden Blödsinn mit,
den diese Frau befahl, ein klarer Hinweis darauf, wie manipulierbar
und somit verletzlich sie war und wie wenig Widerstand sie gegen Dinge
bot, die sie selbst nicht wirklich wollte. Sie war ein ideales Opfer,
um von einer Sekte vereinnahmt zu werden."
Mehr noch:
„Eine weitere Empfehlung unserer
Ratgeberin befolgte meine Mutter ebenfalls. Meine Mutter trank ihren
eigenen Urin! Schwester Scherer nannte das die Eigentherapie. ...
Schwester Scherer kannte nichts, was nicht hätte geheilt werden können
mit dieser Methode...."
Ein Satz der mir gefallen hat ...
geschrieben von:
DrahbeckDatum: 03. Januar 2009 12:24
Von Racoon bei „Infolink"
Nun sind meine Individal-Erfahrungen diesbezüglich nicht deckungsgleich, aber
ähnlich.
Die „Heil"praktiker-Szene aus dem ZJ-Umfeld habe ich dann ja auch kennen
gelernt.
Und kennengelernt, wie Ostgeld zum damaligen horrenden Kurs 1 zu 5 in Westberlin
umgetauscht wurde, um nutzlose Tees und anderes mehr, von dieser Szene zu
erwerben. Und das stellte unter den damaligen Rahmenbedingungen ein erhebliches
Opfer dar. Die Finanz"kraft" vor 1961 war keineswegs vergleichbar zwischen Ost
und West. Einen Rabat bekamen aber auch die betörten Ostler nicht.
Geholfen hat es eigentlich nur einem, dieser Szene.
Ich finde es schon bemerkenswert, wie Nutznießer dieser Szene sich da auch bei
Infolink herausfordernd tummeln.
Wohltuend ist da, wenn sie denn auch mal etwa von German oder Racoon verdientes
Kontra bekommen:
Nun also noch das Racoon-Zitat::
Hier mal ein Erfahrungsbericht zum Thema Homöopathie vs.
Schulmedizin:
Als Kind litt ich unter ständigen Infekten der oberen Atemwege, war matt und war
körperlich nicht belastbar. Meine Mutter schleifte mich von einem Heilpraktiker
zum nächsten, war mit mir bei allen möglichen Homöopathen. Ich schluckte Globuli,
irgendwelche übelriechende und grausem schmeckende Tropfen, bekam diverse
Spritzen usw. Kurzum - ich kam in den zweifelhaften Genuß der kompletten
Bandbreite der alternativen Medizin. Nur geholfen hat es nicht.
Als ich 16 war ging ich gegen den Willen meiner Mutter zu einem Schulmediziner,
weil ich die Faxen dicke hatte. Der nahm sich Zeit für eine vernünftige Anamnese
und äußerte ziemlich schnell die Vermutung, dass das Problem nicht in einem
schwachen Immunsystem zu suchen sei (dagegen wurde ich bis dahin von den
diversen Homöopathen und Heilpraktikern behandelt) und vermutete stattdessen
eine Allergie. Also nahm er Blut ab und ließ auf IgE testen. Das Ergebnis war
eindeutig (der Wert war deutlich erhöht) und ich bekam eine entsprechende,
schulmedizinische Behandlung. Schon nach sehr kurzer Zeit stellte sich eine
Besserung ein und durch gezielte De-Sensibilisierung in den folgenden Jahren bin
ich mittlerweile völlig beschwerdefrei und muss auch keine Medikamente mehr
einnehmen.
Würde ich eine überschlägige Rechnung anstellen, wie viel Geld meine Mutter
diesen Heil-Quacksalbern im Laufe der Jahrzehnte in den Rachen gestopft hat,
ohne dass sie jemals von ihren Zipperlein befreit worden wäre, dann würde die
sich ergebende Summe ausreichen um ein schönes Haus im Grünen nebst groszügigem
Grundstück zu erwerben.
Niemand kann mir weißmachen, dass in der sog. "alternativen Medizin" nicht
genauso Profitinteressen vorhanden sind wie in der hier so viel gescholtenen
Pharmaindustrie. Es gehört schon eine gehörige Portion Heuchelei dazu, mit dem
Finger auf das Pharmakartell zu zeigen, während man selbst genauso daran
verdient.
Geschrieben von: Drahbeck
Datum: 27. März 2009 17:19
Sorry,
ich verändere die Marktwirtschaft" nicht.
Darüber braucht nicht lamentiert zu werden.
Aber eine subjektive Meinung habe ich dann ja gelegentlich" auch
Zum Beispiel bei in nachfolgendem Link
www.mercateo.com/kw/pulsamed/pulsamed.html
dargestellten Angeboten. (Stand zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen).
Ich sage nichts weiter dazu. Insider wissen das ohnehin einzuordnen, einschließlich
gewisser Schleppenträger" an die da (zumindest zeitweise) auch zu denken ist.
Das ich kein sonderlicher Freund der Heilpraktikerszene und verwandtem bin, dürfte sich
ja mittlerweile herumgesprochen haben.
Letztendlich ist das Beispiel auch diesem Kontext zuzuordnen.
Man vergleiche zur Vertiefung dieses Kontextes beispielsweise mal:
Medizinische Okkultisten
Mein subjektives Gefühl dazu?
Das des kotzens müssen!
Siehe auch:
"IGg-Test heißt diese Methode"
Bericht einer Fernsehsendung. In Forumsarchiv A132
www.allergologenverband-brandenburg.de/index.php?option=com_content&view=article&id=35%3Aallergologenverbaende-warnen-vor-unserioesem-test-auf-igg&catid=8&Itemid=104
www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/nahrungsmittelallergien-igg-tests-sind-in-der-regel-sinnlos-a-886980.html
www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/allergien/article/808307/lebensmittelallergie-igg-test-weiterhin-nicht-anerkannt.html
Dubiose Thesen der Bibelforscher-Szene zum Theme Krebsheilung (auch da offenbart sich die Scharlatanerie auf der ganzen Linie, wenn etwa inhaltliche Anleihen bei den Wünschelrutengängern vorgenommen werden, die da vermeintliche unterirdische Wasserströme diagnostizieren. Wäre es nicht so ernst könnte man fast über solche Scharlatenerie-Ergüsse "lachen". Aber eben nur fast!"
http://de.wikipedia.org/wiki/Scharlatan
Noch einer aus der Heilpraktikerszene
"Dr. Eisenbart" teilt in einer Sprechstunde seinen Patienten (kostenpflichtig) mit