„Dr. Eisenbart"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. April 2012 01:25
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
„Dr. Eisenbart:

"Ich bin der Doktor Eisenbart, kurier die Leute auf meine Art. Kann machen, das Blinde wieder geh'n, und Lahme wieder seh'n".

Wie mag es wohl kommen, dass ausgerechnet dieser Spruch mir beim lesen des „Goldenen Zeitalters" (Ausgabe vom 1. 4. 1927) in den Sinn kam? Nun denn wenn ein, wie er sich denn selbst so nennt „Facharzt für Biologische Heilkunst", noch dazu unter Angabe seinen vollen Anschrift (München, Theresienstr. ...) sich auf vollen drei Druckseiten in der genannten GZ-Ausgabe verbreiten darf, dann ist das wohl selbst für GZ-Verhältnisse als ungewöhnlich zu bezeichnen, obwohl man da bereits einiges gewohnt ist.
Die im „Goldenen Zeitalter" mit enthaltene konkrete Hausnummer der Anschrift, wird hier nicht mit übernommen, da es gewisse Webseiten gibt, welche das Internet gezielt nach Adressdaten durchforsten.
Was nun weis dieser Dr. Erwin Hof, seinem geneigten Publikum via „Goldenes Zeitalter" mitzuteilen? Unter der Überschrift „Was, wie und wieviel esse ich?" hat er offenbar ein besonderes Patentrezept mitzuteilen. In einem Wort zusammenfassbar, für die er allerdings erheblich mehr Worte benötigt, heißt dieses Zauberwort:
Fastenkur.

Es ist zwar nicht nachweisbar, dass er nun direkt Wasser predigen und selbst Wein saufen würde. Aber auch er versäumt es nicht, sich bei seinen Ausführungen die berühmten Hintertürchen mit einzubauen. Zum Beispiel mit dem Satz:

„Da nur die Lebenskraft heilt, so ist es ohne weiteres klar, daß durch das Fasten wohl jede Krankheit, nicht aber jeder Kranke heilbar ist."

Bei solchen Thesen lässt dann wohl sein „Vetter", der eingangs genannte „Dr. Eisenbart" grüßen.
Wie man das auch vom sonstigen „Kleingedruckten" in mit riesigen Reklamelettern versehenen Verträgen kennt, gibt es auch bei diesem „biologischen Heilkünstler" das „Kleingedruckte". Etwa mit dem Satz:

„Ist der Mensch bereits zu alt, aber seine Lebenskraft infolge Lebensschwäche, schwerer Kämpfe oder Leiden aus anderen Gründen bereits zum größten Teile verbraucht und der mit Gift und Unrat durchseuchte Körper damit schon morsch und schwach, so reicht entweder die Lebenskraft zu einer so tiefgehenden Reinigungskur, wie sie das Fasten ist, nicht mehr aus, oder der vermorschte Körper bricht unter der Flut der durch sie eingeschmolzenen Krankheitsgifte zusammen. Die Fastenkur muß also, soll sie nicht enttäuschen, mit weiser Überlegung angewendet werden, d. h. also nur auf Rat und Anordnung von erfahrener Seite."

Ob jener „biologische Heilkünstler" indes dabei wirklich der geeignete Ratgeber ist? Die diesbezüglichen Zweifel wollen immer noch nicht weichen.
Selbst für den Personenkreis, die von vorgenannten Hintertürchen noch nicht mit erfasst sind, hat er offenbar vorgesorgt. So weis er etwa zu belehren:

„Da der Fastende in den seltensten Fällen alle zur richtigen Durchführung der Kur unerläßlichen Voraussetzungen (richtige Pflege, Gelegenheit zu Luft- und Sonnenbädern, Massage, Wärme- und Wasserbehandlung, reine, frische Luft usw.) zu Hause vorfindet, so ist der Sanatoriumsaufenthalt dringend zu empfehlen."

Es würde denn überhaupt nicht verwundern, wenn denn in der Praxis dieses „biologischen Heilkünstlers" gleich auch noch die „geeignet" erscheinenden Sanatorien mit vermittelt würden (und das wohl kaum ohne Honorar).

Allerdings muss dieser Wunderdoktor einräumen, dass wohl nicht in allen Fällen sein Patentrezept wirklich das geeignete ist. Aber er glaubt in bestimmten Fällen durchaus „punkten" zu können. Etwa in dem:

„Was die Syphilis anbetrifft, so ist nach meiner (d. h. der Meinung dieses „biologischen Heilkünstlers") Anschauung diese Krankheit durch keine andere Heilmethode, auch keine andere biologische, so rasch und gründlich zu heilen wie durch das Fasten."

Er meint weiter sich mit der Aussage ins Rampenlicht stellen zu sollen:

„Ich habe Knochentuberkulosen, die 10, 15 und 20 mal ohne Erfolg operiert worden waren, mit e i n e r Fastenkur und Dauerumstellung auf Rohkost in einigen Wochen dauernd geheilt."

(aber auch bei diesem Satz gibt es dann noch ein Hintertürchen, denn er setzt sich wie folgt fort:)

„Soweit ich sie allerdings noch heilen konnte, denn die zerschnittenen Sehnen und Nerven und die daraus entstandenen Lähmungen und Versteifungen konnte ich nicht mehr beseitigen."

Ob denn ausgerechnet Syphillis-Kranke im relevantem Umfange mit zu den Lesern des „Goldenen Zeitalters" gehörten, mag man berechtigterweise anzweifeln.

Aber allein schon das mit voller Adressen-Angabe im GZ dieser „biologische Heilkünstler" sich selbst darstellen konnte, spricht Bände. Und vieles spricht dafür, dass mittels dieses Artikels seine Praxis einen nicht unwesentlichen Aufschwung erfuhr. Die aufnahmebereite „richtige" Klientel hat er ohne Frage sich dazu ausgewählt!

Übrigens, es blieb nicht nur bei jenem Artikel in der GZ Ausgabe vom 1. 4. 27.
Die GZ-Redaktion war offenbar von seinen Ausführungen dermaßen angetan, das sie ihm noch in zwei weiteren GZ-Ausgaben Raum zur Darstellung seiner „biologischen Heilkunst" gewährte.
In diesen beiden anderen Artikel war etwa auch dieses zu lesen:

Ein eher müdes Nachwort seitens der GZ-Redaktion gab es zwar auch


Dann mache man sich mal so einen Reim auch auf seine nachfolgende Aussage:

Siehe bei Bedarf auch:
Goldene Zeitalter 1. 4. 1927

Goldenes Zeitalter 15. 7. 1927
Goldene Zeitalter 1. 8. 1927

Nochmals „Dr. Eisenbart"

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 13. Juni 2012 00:30
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Eigentlich  springt  ein Beitrag in dieser Ausgabe, besonders ins Auge.
Nachdem er sich schon im „Goldenen Zeitalter" vom 1. 4. 1927, mit voller Adressenangabe, wirkungsvoll als „Facharzt für Biologische Heilkunst" vorstellen konnte, war es diesem „Dr. Eisenbart" (pardon: Dr. Erwin Hof), dank der wohlwollenden Unterstützung der GZ-Redaktion, vergönnt, sich erneut in der GZ-Ausgabe vom 15. 6. 1927, wirkungsvoll in Szene zu setzen: Diesmal sogar über vier Druckseiten verteilt (S. 197 - 200). Bei seinem „Antrittsbesuch" hatte er sich noch mit drei Druckseiten begnügen müssen. Die Bewilligung von immer mehr Druckraum, zeigt denn auch, dass die GZ-Redaktion ihren „Star" auch entsprechend zu würdigen wusste.

Wusste er bei seinem Einstiegs-Artikel sich beispielsweise als Helfer für Syphilis-Kranke zu outen. Und wusste er für selbige eine auf dem ersten Blick etwas ungewöhnliches Heilmittel anzupreisen. Nämlich eine zünftige Fastenkur.
So lies er damals allerdings die Frage unbeantwortet, ob denn alle so von ihm verarzten Syphilis-Kranken wirklich (auch) unter chronischem Übergewicht leiden. Da kann dann ja eine Fastenkur als nachvollziehbares Rezept in der Tat gelten. Sollte indes ein „Spindeldürrer" Syphilis-Kranker in seiner Praxis auftauchen. Ob er dem dann auch eine Fastenkur verordnete? Diese Frage blieb leider unbeantwortet.

Im Bewusstsein, bei seiner angesprochenen Klientel via GZ, bereits ein „mächtigen Stein im Brett zu haben", geht es also in der GZ-Ausgabe vom 15. 6. 1927 mit seinen Ratschlägen weiter.
Und die GZ-Redaktion als solches, lässt denn auch keinen Zweifel, wo sie denn in diesen und ähnlichen Fragen steht. Denn sie bewilligt diesem „Dr. Eisenbart" (pardon: der hiess ja anders. Aber das wurde ja schon gesagt), ein eigenes würdevolles Nachwort zu seinen Ausführungen. Und in selbigem verbreitet sie sich auch mit dem Satz:

„Wir sind der absoluten Überzeugung, daß die Zukunft der Naturheilkunde gehört ..."

Da haben sich also die rechten Partner gesucht und gefunden.
„Dr. Eisenbart" (alias Dr. Erwin Hof) ist aber offenbar ein vorsichtiger Mann, denn wiederum baut er in seine Ausführungen seine bereits bekannte salvatorische Klausel mit ein:

„Ich behaupte, daß jede Krankheit heilbar ist, wohl zu beachten, jede Krankheit, nicht jeder Kranke!"

Das könnte wohl sein Stammvater, der „Dr. Eisenbart", auch nicht besser gesagt haben, denn zu dessen Künsten gehörte es ja auch Blinde gehend zu machen, und Lahme sehend.

Es ist offenkundig, dass die Dr. Hof's und Co, welche sich auch mit dem Umstand herumschlagen müssen, dass ihre Dienstleistungen nicht von allen Krankenkassen anerkannt und bezahlt werden. Sie also ihre Patienten selbst und direkt zur Kasse bitten müssen (in nicht wenigen Fällen). Das bei denen durchaus so etwas wie Neid auf die an den Krankenkassen-Krippen sitzende Schulmedizin aufkommt. Auch dieser Dr. Hof blieb offensichtlich vor diesem Frust nicht verschont.
Wie bei ihm und seinesgleichen zu erwarten, spart er denn nicht an Plattitüden. An Sätzen, welche in nicht wenigen Fällen auch die Schulmedizin zu unterschreiben vermag.

So weis er beispielsweise mitzuteilen:

„Weiterhin sind es die Genußgifte Alkohol und Tabak, die in hohem Maße gefäßschädigend wirken."

Wird das von der Schulmedizin „bestritten"? Wohl kaum.
Zu seinen auch von der Schulmedizin bestätigten Plattitüden gehört dann wohl auch der Satz:

„Auch jede dauernde körperliche und geistige Überanstrengungen, dann Kummer, Leid, Ärger, Sorgen, kurz alle psychischen Aufregungen, durch die das Kreislaufsystem ständig aufgepeitscht und zu anormalen Mehrleistungen gezwungen wird, führen ebenfalls zur frühzeitigen Schwächung und Abnutzung der Gefäße und ihrer Verkalkung."

Bestreitet diesen Satz nun die Schulmedizin? Wohl kaum. Wer solcherlei Plattitüden nochmals, Honorarpflichtig, gesagt bekommen möchte, kann dies natürlich tun. Davon leben ja die „Dr. Hof's und Co" und in der Regel leben sie davon wohl nicht schlecht.

Seinen Frust über die Schulmedizin lässt dieser Dr. Hof dann eher in Nebensätzen durchklingen.
Etwa in dem:

„Ist es nicht eine Schmach, daß in einer Zeit, in der mit größter Tatkraft alle in unserem Volke vorhandenen Kräfte gesammelt und erhalten werden müßten und in der in inmitten aller Volksschichten auch kraftvoll für dieses Hochziel gearbeitet wird, sich im Hartmannsbund, ein Bund von Ärzten zusammengeschlossen hat g e g e n die Abstinenzbewegung?"

Und das interpretiert er dann so:

„Und dann wundert man sich auf Seiten der Staatsmedizin, wenn das Volk in Massen ihr entflieht und zur Volksmedizin übergeht? - Nicht aus Bosheit, Dummheit oder mangelhafter Gesetzgebung ist die Volksmedizin entstanden, sondern aus tiefster Not des Volkes heraus, weil die offizielle Hüterin der Volksgesundheit, die Staatsmedizin, eben so mannigfaltig versagte. Nur wenn der Schmied nichts taugt, geht man zum Schmiedel. Hochmütig und gehässig erklärt die Staatsmedizin jeden, der mit nicht anerkannten Heilmethoden oder ohne Approbation zu heilen wagt, trotz glänzendster Erfolge für einen Kurpfuscher. Ich sage: Ein Kurpfuscher ist der, der eine Kur verpfuscht. Ob er approbiert ist oder nicht, oder mit einer Methode heilt, die von der rückständigen, auf einer ganz falschen Weltanschauung aufbauenden Staatsmedizin noch nicht erfaßt worden ist, das spielt dabei keine Rolle."

Da hatte also die „Schulmedizin" das gesagt bekommen, was sie sich „hinter den Spiegel stecken kann". Sie sei eben „Rückständig". Wahrscheinlich wohl auch, weil die Hof'sche Fastenkur gegen Syphilis immer noch nicht Eingang in die offiziellen Medizinlehrbücher gefunden hat.
Ein Glück für diesen Dr. Hof, dass er da im „Goldenen Zeitalter" den geeigneten Partner gefunden hat, wo er sich denn auch mal ausweinen darf!

Das Thema nun, dass dieser „Dr. Eisenbart" in dieser GZ-Ausgabe im besonderen aufgenommen hat, ist das der Arterienverkalkung, mit ihren schlimmen Folgewirkungen, wie etwa Schlaganfällen und ähnlichem.
In diesem Kontext weis er mitzuteilen:

„Die Schulmedizin erklärt die Arterienverkalkung für eine unvermeidliche Kultur- und Alterskrankheit, der sie hilflos gegenübersteht."

Dieses „hilflos" ist dann wohl für diesen Dr. Hof der geeignete Aufhänger, um so Betroffene denn möglichst in seine Praxis zu lotsen.

Interessant ist dann wohl, was er denn seinerseits empfiehlt, da er sich ja der Schulmedizin überlegen fühlt. Dieses Repertoire das er dabei vorträgt, erweckt allerdings den Eindruck ziemlich einsilbig zu sein.
Etwa wenn er schreibt:

„Ja bei noch jungen und lebenskräftigen Individuen

[Man beachte schon diese Einschränkung: jung und lebenskräftig]

kann sogar eine Rückbildung der Verkalkung erfolgen durch strenge Meidung aller Genuß- und Ernährungsgifte, Anregung des Stoffwechsels durch Wasseranwendungen, Luft- und Sonnenbädern (die aber nur unter ärztlicher Aufsicht zu nehmen sind) und ganz besonders durch eine zeitweise völlige Entlastung des Kreislaufes durch eine unter ärztlicher Aufsicht oder Anordnung zu machende Fasten- oder Frischfruchtkur bei völliger Enthaltung von jeglicher körperlichen oder geistigen Arbeitsleistung."

Damit dürfte er dann wieder mal sein Patentrezept postuliert haben, dass er schon Syphiliskranken empfahl. Eine Fastenkur, möglichst unter den Rahmenbedingungen eines Sanatoriums.

Er hat aber noch mehr solcher Rezepte auf Lager. Etwa auch das:

„Wer geschlechtlich abstinent zu leben vermag, der lasse sich von der Behauptung, dies sei ungesund, nicht irreleiten. Im Gegenteil: Geschlechtskrafteinsparung ist Lebenskrafteinsparung ... Der Mensch sollte sich doch in dieser Beziehung eigentlich nicht unter das Tier stellen, bei dem nur einmal im Jahr die Brunst auftritt, und in der Tat ist durch eine gift- und reizfreie mäßige Ernährung und sonstige gesundheitsmäßige Ernährung dieser Zustand alsbald wieder zu erreichen."

„Alsbald wieder zu erreichen", nochmals diesen Satzteil wiederholt. Ob denn dieser Wunderdoktor selber schon sein so postuliertes Ziel erreicht hat, darüber aber lässt er den Leser dann doch im Unklaren, was denn wiederum verdächtig, an seine bereits zitierte Polemik gegen den Hartmannbund erinnert. Der Satz. Arzt heile dich erst mal selbst, hat offenbar für diesen Dr. Hof nur sehr eingeschränkte Bedeutung.
Einige Auszüge aus der Artikelserie im Magdeburger „Goldenen Zeitalter" des Jahres 1927, dieses Dr. Erwin Hof (S. 107, 189, 235)

Versteht man es richtig, so scheint Abstinenz, auf den unterschiedlichsten Ebenen, ein besonderes Rezept dieses Dr. Erwin Hof zu sein. Daher darf man es wohl als kaum „unerwartet" bezeichnen, wenn er auch ausdrücklich den Tabak mit in seinen diesbezüglichen Katalog aufgenommen hat.
Nun dürfte wohl bekannt sein, dass auch die Schulmedizin das Rauchen als ein möglichst zu unterlassendes Übel bewertet. Insofern ist die Originalität dieses Dr. Hof den Aspekt des Rauchens betreffend, eher als gering einzuschätzen.
Indem er aber dieses Thema mit aufnimmt, sagt er ja nichts falsches. In der Ausgabe vom 1. 7. 1927, gewährt ihm daher das „Goldene Zeitalter" wieder umfänglichen Druckraum zum Thema Rauchen. Seinen „Starcharakter", wieder mit der vollen Angabe seiner Anschrift, unterstreichend.

Da das strikte ablehnen des Rauchens, auch mit zu den heutigen Grundsätzen der Zeugen Jehovas gehört, kann man auch diesen „Die Tabakseuche" überschriebenen Artikel, als eine frühe Wurzel dazu bewerten. Seine wesentlichen Ausführungen seien im nachfolgenden vorgestellt.

„Im selben Maße, wie der Alkoholkonsum durch den Krieg zurückging, stieg der Verbrauch eines anderen, nicht minder verderblichen Giftes, des Tabaks. Wer da meint, das Rauchen sei ein harmloses Vergnügen, befindet sich in schwerem Irrtum. Der Tabak, der erst im 16. Jahrhundertz aus Amerika nach Europa gebracht und anfangs als schädliche Giftpflanze auf das heftigste bekämpft wurde, kann wohl keinen bewußtlosen Rauschzustand, wie der Alkohol, hervorrufen; die in ihm enthaltenen und beim Konsum entstehenden Gifte haben jedoch bei regelmäßigem Genuß eine nicht minder, Kraft und Gesundheit vernichtende Wirkung, wie er. Das weiß heute jeder Arzt, der es wirklich ernst mit seinem Berufe meint. Vor allem ist das im Tabakrauch und -saftenthaltene Alkaloid, das Nikotin, ein schweres Gift, das an Virulenz der hochgiftigen Blausäure gleichkommt und infolge dessen bei dauernder Zufuhr den Organismus auf das schwerste schädigt. Schon auf die bloße Haut gebundene Tabakblätter haben bei Schmugglern zu den schwersten Vergiftungserscheinungen geführt. Die Indianer benützen konzentrierten Tabaksaft zum Vergiften ihrer Pfeilspitzen. 1 - 2 Tropfen töten Kaninchen, 2 - 3 Hunde. Beim Menschen genügt ein Tropfen Nikotin, um die schwersten Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Außer Nikotin enthält der Tabakrauch als weitere, sehr giftige Bestandteile das Kohlenoxydgas, Pyridinblasen und Blausäure, die letztere in zwar geringen, aber doch noch schädlich wirkenden Mengen. Alle diese Gifte gelangen beim Rauchen, zum Teil zusammen mit der Atmungsluft in der Lunge, zum Teil mit dem Speichel, der verschluckt und im Magendarmkanal aufgesogen wird, indirekt in die Blutbahn, werden vom Blute zusammen mit dem Närmaterial in alle Organe, Gewebe und Zellen getragen, wo sie - vor allem in den lebenswichtigen, zarten Gehirn- und Nervenzellen - ihre verhängnisvolle, den ganzen Zellstoffwechsel und damit die Zellfunktion lähmende und verändernde Wirkung ausüben. (Ein jeder Zigarettenraucher kennt die sofortige, lähmend und schwächend im ganzen Körper sich bemerkbar machende Wirkung seiner nüchtern, mit tiefen Lungenzügen gerauchten Morgenzigarette.) Funktionsuntüchtigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen krank machende Einflüsse, besonders gegen feindliche Bazillen aller Zellen und der einzelnen Organe sind die Folgen der chronischen Tabakvergiftung bei gewohnheitsmäßigem Rauchen. Bei den ersten Rauchversuchen sucht sich der Körper durch Erbrechen, Schweißausbrüche, Stuhlentleerung usw. rasch und restlos der ihm aufgezwungenen Gifte wieder zu entledigen. Bald jedoch erlahmt diese seine natürliche Abwehrkraft. Er erliegt der Flut der Tabakgifte und zieht sich in die zweite Abwehrstellung zurück, in der er sich mit den gegebenen, nicht zu ändernden Verhältnissen durch Einlagerung der Gifte und Anpassung an ihr Vorhandensein so gut es geht, abfindet. Damit ist der Anfang zur chronischen Tabakvergiftung und Tabakflucht mit all ihren schweren Folgen von körperlichem und geistigen Siechtum und Frühtod gemacht.

Vor allem schädigen und lähmen die Tabakgifte die lebenswichtigen Organe: Gehirn und Nerven, ohne die ein gesundes Leben und vollwertiges Arbeiten des ganzen Körpers nicht möglich ist. Gerade in der heutigen Zeit mit ihrem nervenzerrütenden Berufs-, Geschlechts- und Nachtleben ist der Tabak ein doppelt verheerend wirkendes Gehirn- und Nervengift. In zweiter Linie ist der Tabak ein schweres Herzgift, sowohl direkt durch Schädigung des Herzmuskels und der Gefäßwände, als auch indirekt, durch die lähmende Wirkung auf die Herzinnervation, deren Folgen allgemeiner Gefäßkrampf, Herzlähmung, Herzkrämpfe, Herzarhytmie usw. sind. Besonders ist der durch den chronischen Gefäßkrampf erzeugte, ständig zu hohe Blutdruck gefährlich, da er auf die Dauer zur Arterienverkalkung mit ihren schweren Folgeerscheinungen führt. Schwere Störungen der Magen- und Darmtätigkeit, sowie Schädigungen des Lungengewebes sind ebenfalls direkte und indirekte Folgen des Rauchens.

Die schwerste Gefahr beim gewohnheitsmäßigem Tabakgenuß liegt jedoch in der durch die Tabakgifte herbeigeführten allgemeinen Schwäche und Widerstandsunfähigkeit aller Zellen und Organe, die jeder Bakterieninvasion den denkbar besten Boden bieten und dadurch zur Hauptursache infektiöser Erkrankungen werden. Nicht der zellfeindliche Bazillus ist bei der Infektionskrankheit der Hauptfeind, sondern die geschwächte Körperanlage, derzufolge die in jedem gesunden, normal funktionierenden Organismus sofort mit durchschlagendem Erfolge in Aktion tretenden Abwehrkräfte nicht mehr vorhanden sind, sodaß er rettungslos dem Massenansturm der in wenigen Stunden sich zu Millionen vermehrenden feindlichen Bazillen unterliegt.

So wird der Tabak, sowohl allein, als vor allem im Verein mit den anderen, in gleicher Weise die Widerstandskraft des Körpers zerstörenden Kulturschäden: Alkohol, Mietskaserne, Geschlechtskraftvergeudung, einseitige und überanstrengende Berufstätigkeit, Fleisch- und Küchenkost, Mangel an Körperbewegung, Nachtleben usw. zur Grund und Mitursache einer großen Anzahl von akuten und chronischen Krankheiten. Krebs, vor allem Magen-, Darm-, Kehlkopf-, Zungenkrebs, schwere Seh- und Gehörstörungen (vor allem durch Verkalkung der entsprechenden lebenswichtigen Arterien und schwere Schädigung der Innervation), Hautkrankheiten aller Art, Vereiterung der verschiedenen Kopfhöhlen, Erkrankungen des Gehirns, Blutarmut mit allen ihren schweren Folgen, geschlechtliche Impotenz durch Degeneration der Hoden, das ganze Heer der nervösen Störungen, von den Ausfallerscheinungen und der Gedächtnisschwäche bis zu den schwersten Neurosen und Hysterie und endlich das nicht minder große Heer der Infektionskrankheiten, vor allem die Tuberkulose mit ihren verschiedenen Formen, dann die Lungenentzündung, Grippe usw. sind die Folgen der durch die Tabkgifte entstandenen Widerstandsunfähigkeit des Organismus.

Durch das Tabakrauchen wird nicht nur der Raucher selbst geschädigt, sondern auch seine Umgebung. Die gemachten Erfahrungen und angestellten Untersuchungen mit Kindern nikotinsüchtiger Väter haben klar und einwandfrei bewiesen, daß der Aufenthalt in Räumen, in denen geraucht wird, fast ebenso gesundheitsschädlich wirkt, wie das Rauchen selbst. Die schwersten chronischen Erkrankungen von Kindern, deren Väter täglich zu Hause rauchten und deren rasche und völlige Ausheilung nach Aufhören der chronischen Tabakvergiftung sind schlagende Beweise hierfür. Schwer wird in dieser Hinsicht unbewußt, infolge mangelnder Aufklärung, an unserer heranwachsenden Jugend gesündigt. Es ist hier nicht möglich, näher auf die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse über die gesundheitsverheerende Wirkung des Tabakgenusses einzugehen. Wer sich dafür interessiert, den verweise ich an die einschlägige, sehr gute Lektüre des Verlages des „Bundes Deutscher Tabakgegner."

Die schlimmste Art des Tabakgenusses ist das Zigarettenrauchen, bei dem der Rauch tief in die Lungen eingesogen wird, wodurch seine Gifte in großen Mengen direkt in den Lungenbläschen vom Blute absorbiert werden.

Riesengroß sind die Verluste an Gesundheit und Kraft, die die immer mächtiger anschwellende Nikotinseuche in unserem Volke, insbesondere unter der Jugend anrichtet. In der Früh das erste und am Abend das letzte ist die Zigarette. 10, 20, 30, 40, 60, 80 bis 100 Stück beträgt der Tageskonsum eines gewohnheitsmäßigen Zigarettenrauchers; dabei berechnet sich bei einer 6,5 g schweren Zigarette der Nikotingehalt auf 4,5 mg und die bei ihrer Verbrennung entstehende Kohlenoxydmenge auf 18 cbcm. Sogar beim Baden im Wasser wird geraucht. Das Schlimmste ist, daß auch unsere Frauen und Mädchen in immer größerer Zahl der Körper und Geist zerrüttenden Seuche anheimfallen. Was soll für eine Nachkommenschaft entstehen, wenn nicht nur der väterliche Samen, sondern auch das mütterliche Ei durch Tabakgifte auf das schwerste geschädigt und das werdende Kind im Mutterleibe, während seiner ganzen Entwicklung, von dem nikotinverseuchten Mutterblute durchkreist und der Säugling mit nikotinvergifteter Muttermilch genährt wird? Eine öffentlich rauchende Frau wirkt auf mich immer abstoßend. Nicht nur in den Lokalen, sondern auch schon auf der Straße rauchen manche Frauen und nicht nur Zigaretten, sondern sogar Zigarren und Pfeifen. Ich danke für eine Frau, die mit der Zigarette im Munde lutschend und spukend auf der Straße neben mir herqualmt und Tabakwolken paffend mir in der Wohnung die Luft verdirbt, und vor allem danke ich für eine Mutter, die meine Kinder in ihrem Leibe und mit ihrer Milch vergiftet und dann zu Sichtum und Frühtod verdammt.

„Mäßiges Rauchen schadet nicht." Mäßigkeitsphrasen dienen nur zur Beschönigung und als Deckmantel für Schwäche und Genußgier. Es gibt keine Mäßigkeit bei Betäubungsgiften! Wo ist die Grenze zwischen schädlich und nicht schädlich beim Rauchen oder den übrigen Genußgiften? Der eine geht an den Folgen zweijährigen Zigarettengenusses zugrunde, der andere raucht mit 80 Jahren noch seine Pfeife! Die ererbte Körperanlage, die Art des Berufes, die Zahl der anderen Kulturschäden, die sozialen Verhältnisse usw. sind wichtige individuelle Komponenten bei der Tabakschädigung, die die Festsetzung einer allgemeinen Schädlichkeitsgrenze nie zulassen.

Zu den gesundheitlichen Schädigungen kommen die schweren moralischen und wirtschaftlichen Nachteile des Tabakgenusses noch hinzu. Daß eine so schwere, Kraft und Gesundheit zerstörende, chronische Vergiftung, wie das gewohnheitsmäßige Rauchen, auch die moralischen Kräfte und das natürliche Anstandsgefühl im Menschen schwächt, ihn unter Umständen sogar träge, minderwertig und ungezogen macht, ist eine theoretisch wie praktisch bewiesene Tatsache. Ein jeder kennt z. b. die Nikotinlümmel, jene jungen Flegel, die rücksichtslos ihrer Umgebung ihren stinkenden Tabaksqualm ins Gesicht blasen, die glimmende Asche ihrer Pfeife oder Zigarette ihrer Nachbarschaft auf die Kleider abstreifen, die aufgerauchten Stummel, ohne sie auszulöschen, unter den Tisch oder auf den Aschenteller werfen, in der Eisenbahn im Nichtraucherabteil rauchen und die dagegen protestierenden Mitreisenden schließlich noch verspotten oder auf das gemeinste beschimpfen.

Wie jeder weiß, braucht der Tabak besten Getreideboden, wenn er gedeihen soll. Viele Tausende von Hektar fettesten Ackerlandes werden zur Erzeugung dieser, die Volkskraft und Gesundheit verwüstenden Giftpflanze vergeudet, während das Volk hungert und unsere Kinder und Alten verhungern. Es ist ja nur natürlich, daß die Tabakindustrie mit allen Mitteln ihre im Kriege erzwungene glänzende Geschäftslage zu erhalten sucht. Mit unsinnigsten Behauptungen wird dem Volk weisgemacht, welcher Segen es für das Volksganze sei, wenn durch einen hohen Tabakkonsum eine möglichst große Anzahl Arbeiter „Brot" und der Staat viel Steuern bekomme. Nicht Brotbeschaffung, sondern Brotvernichtung bedeutet die Tabakindustrie mit ihrer Boden- und Arbeitskraftvergeudung; und was der Staat durch den Tabakkonsum an Steuern einnimmt, das büßt er (beim Alkohol ist das gleiche der Fall), hundertfach wieder ein durch die durch den Tabak verursachten Verluste an Volkskraft und Volksgesundheit und die Aufwendung für Kranken-, Irren-, Armen-, Erziehungs- und Zuchthäusern, in denen die direkt und indirekt Nikotin- oder Alkoholgeschädigten untergebracht werden müssen. 500 Millionen Goldmark hat das Volk schon im Frieden in Rauch aufgehen lassen. Heute ist der Tabakverbrauch auf ein Vielfaches des Friedenskonsums gestiegen. Hier liegen, wie auch im Alkohol- und Fleischgenusse, die Quellen großer Armut und mancher Leiden.

Nach diesen eher medizinischen Aspekten, leitet er dann auf weltanschauliche um und fragt:

Warum rauchen die Menschen eigentlich? Vier Gründe sind es, die Männern wie Frauen dieses Gift in die Hand zwingen. Einmal die Gott- und Seelenlosigkeit unserer materialistischen Weltanschauung, dann das wirtschaftliche äußere Elend, ferner die aus ihr sich ergebende innere Not und „last least", die Suggestion.

In einer Zeit, die Gott durch wissenschaftliche Beweise aus der Welt schaffte, ist es nur natürlich, daß ein rohes, rein animalisch sich äußerndes Genuß- und Triebleben zum höchsten Lebenszweck wurde. „Nach diesem Leben das Nichts." Also her, mit allen Genüssen, die dieses Jammertal zu bieten vermag und so viel von ihnen, als Körper und Geldbeutel aushalten! Man kostet nicht mehr klug einen Genuß nach dem anderen, sondern in wahnwitziger Gier stopft man, um sich über die innere Leere und Armut hinwegzutäuschen, alle nur möglichen Genüsse zu gleicher Zeit in sich hinein. Mit vollem Magen, auf dem Tische das volle Bier- oder Weinglas, die Zigarette im Munde, den neuesten Gassenhauer in den Ohren, in einem zotigen Witzblatt oder einer Schundzeitschrift lesend, oder einen zweifelhaften Film betrachtend oder ähnlich genießt heute mancher Großstädter!

Vor allem aber ist es die Not, die den Menschen die Betäubungsgifte aufdrängt. „Wer Sorgen hat, hat auch Tabak", können wir frei nach Wilhelm Busch zitieren.

Armut, Siechtum, Arbeitslosigkeit, Wohnungselend und anderes sind oft Hauptursachen für den Tabakgenuß und je schwächer der Mensch von Natur aus ist, desto leichter und lieber greift er nach der Betäubung, die ihm ja so freigebig überall in unbegrenzten Mengen angeboten wird. - Aber noch mehr wie die äußere Not zwingt die innere zur Betäubung mit Tabak und Alkohol. All den ungezählten Tausenden, die die wirtschaftliche Not in Berufe gedrängt, die sie nur mit Widerwillen ausüben und das große Heer der unglücklich Verheirateten - die die Kurzsichtigkeit begingen, in einer Vernunft- und Geldheirat Erlösung aus drückender Lage zu erwarten, und nun an der Seite eines ungeliebten, sie nicht verstehenden Menschen hungern, ja, verhungern, ihnen ist der Tabak Lebensbedürfnis geworden, für kurze Zeit zwar Vergessen bringend, aber gleichzeitig in ihnen auch die Kraft, erlösende Änderung zu schaffen, immer mehr zerstörend.

Berufs- und Eheelend sind nach meinen ärztlichen Erfahrungen auch die Hauptursachen für das Überhandnehmen des Tabakgenusses bei Frauen und Mädchen. Die Not zwingt die Frau brutal in die Arbeitsfront oder zur Ehe ohne Liebe und entzieht sie ihrem ureigensten Berufe der tief und treu liebenden Gattin und Mutter; darum greift auch sie heute zum Betäubungsgift und zwar zum Tabak, weil er von den beiden bei uns gebräuchlichsten das anständigere ist.

Daß schließlich auch die suggestive Wirkung der rauchenden Umgebung ein mächtiger Faktor für die Ausbreitung der Tabakseuche ist, daran zweifelt keiner, der die unheimliche Kraft der Suggestion kennt. Ihr fallen alle die kritik- und urteilsunfähigen Herdenmenschen, (die ja unsere seelenmordende, alles Individuelle brutal zerstörende, moderne Erziehungsmethode und Arbeitsweise in Massen züchtet), die alles, auch das Unsinnigste und Naturwidrigste gedankenlos nachmachen, zum Opfer.

Was wird gegen die Tabakseuche getan? So gut wie garnichts! Gleichmütig sieht man der Zerrüttung der Volkskraft durch sie zu. Jeder darf seinem Körper Nikotin einverleiben, so viel er nur will. Das Gehen auf dem Bahnkörper, das Baden an tiefen Stellen, das Abspringen von der Trambahn usw. wird polizeilich wegen der damit verbundenen Lebensgefahr verboten. Die tödlichen Gifte, Alkohol und Tabak, die darf jeder in unbegrenzten Mengen verkonsumieren und sich, seine Umgebung und seine Nachkommenschaft damit zu Grunde richten. Den ernsthaften Bestrebungen der Wenigen, denen der Nikotinlutscher, nicht das klare Denken trüben und das Gewissen einlullen konnte, der verheerenden Wirkung des Tabakgenusses Einhalt zu tun, fällt man mit dem Zetergeschrei über „Vergewaltigung des Selbstbestimmungsrechtes und der persönlichen Freiheit" und der banalen Feststellung, daß alle Kulturvölker rauchen, in die Arme.

Das einzige, was man gegen die Tabakseuche unternommen hat, ist ein Rauchverbot für die Jugend, um den in den Entwicklungsjahren durch alle schädlichen Einflüsse besonders gefährdeten Organismus zu schützen. Den zartesten und empfindlichsten Kindeskörper aber, den männlichen Samenfaden, das mütterliche Ei und den im Mutterleibe wachsenden Fötus, den läßt man die nikotinsüchtigen Eltern ruhig vergiften. Welche Gedankenlosigkeit und Oberflächlichkeit! Und was wird mit dem Rauchverbote für die Jugend erreicht? Meist das Gegenteil! Es möge nur jeder an die eigene Knabenzeit zurück denken. Wäre es nicht verboten gewesen, hätte keiner je daran gedacht, die stinkenden, entsetzlich schlecht schmeckenden und das schwerste Übelsein hervorrufenden Zigaretten zu rauchen. Aber da der Lehrer, der Arzt, der Pfarrer, der Bürgermeister, der Vater, kurzum alle imponierenden Männer rauchten, erschien es uns als der Inbegriff höchster Männlichkeit, das Rauchen vertragen zu können. Und ein ganzer Mann zu sein, danach strebt als Junge (leider vielmehr als in späteren Jahren) ein jeder.

Ja, ihr Erzieher, Priester, Ärzte und Väter, solange ihr mit dem Nikotinträger von morgens bis abends herumlauft, solange werdet ihr der Jugend weder durch Prügel, noch durch schöne Worte vom heimlichen Rauchen abhalten. Aber sobald ihr selbst nicht mehr mit der Pfeife im Munde hinter dem Bierkruge sitzt (und somit dem Nachwuchs nicht weiter das Bild des rauchenden und trinkenden Vaters und Lehrers als Inbegriff höchster Männlichkeit vor Augen schwebt, sind alle Rauch- und Trinkverbote für die Jugend überflüssig geworden.

Das schlimmste beim Nikotingenuß ist, wie bei allen Betäubungsgiften, die Gewöhnung. Ist der Organismus erst durch und durch mit Nikotin durchtränkt, dann wird die Unnatur zum zwingenden Bedürfnis. Wie dem Säufer der Schnaps, dem Morphinisten das Morphium, so wird dem Raucher das Nikotin unentbehrliches Bedürfnis, für dessen Befriedigung er Gesundeit, Familienglück, Ehre und Freiheit aufs Spiel setzt. Auf der tiefsten Stufe der Tabakverelendung steht der Nikotinlump, dem nicht mehr das Rauchen, sondern nur noch das Trinken des im Wassersacke der Pfeife sich ansammelnden Tabaksaftes die nötige Beruhigung für seine zerrütteten Nerven gewährt.

Wir kommt es, daß der Raucher nicht mehr auf das Tabakgift verzichten kann? Sobald der durch Nikotin hervorgerufene angenehme Zustand der Betäubung einige Zeit nach Einstellen des Rauchens aufhört, macht sich ein immer stärker werdendes Unbehagen und Schwächegefühl bemerkbar. Unterbleibt das Rauchen länger, so beginnt der Körper alsbald mit der Entspeicherung der in ihm eingelagerten Tabakgifte und dieses Losreißen der Giftmoleküle aus dem Zellverbande, besonders aus dem Verbande der empfindlichen Gehirn und Nervenzellen, erzeugt im Verein mit dem Fehlen des gewohnten Betäubungszustandes, die bis zu Krämpfen und Delirien sich steigernden unerträglichen Entwöhnungserscheinungen, die bis zur völligen Reinigung auszuhalten keiner der durch jahrelangen Tabakgenuß zerrütteten, energielos gewordenen Raucher die Kraft mehr hat.

Man raucht nicht nur den Tabak, sondern man kaut und schnupft ihn auch. Die gesundheitlichen Schädigungen gewohnheitsmäßigen Tabakschnupfens und kauens stehen hinter denen des Rauchens nicht zurück.

Auf, ihr deutschen Ärzte und Erzieher, die ihr euch der ebenso hohen, wie tiefernsten und schweren Aufgabe, die die heutige Zeit schwerster innerer und äußerer Not gerade von euch fordert, bewußt seid, werft kraftvoll den Tabaklutscher für immer beiseite! Männer braucht unser Volk so bitter notwendig, Männer mit klarem Kopfe und mit durch keine Gifte geschwächten Kräften, gesunde, körperlich hochstehende, durch innere Gebundenheit wahrhaft freie Männer! Sonst gehen wir ruhmlos unter, nicht an unseren äußeren Feinden, sondern an unseren inneren."

„Dr. Eisenbart" - III
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise

Wieder mal, bekommt „Dr. Eisenbart" (pardon, der heisst ja Dr. Erwin Hof und nennt sich „Facharzt für biologische Heilkunst") unter voller Angabe seiner Anschrift in München, in der GZ-Ausgabe vom 15. 7. 1927, die Möglichkeit, sich auf drei Druckseiten des GZ, wirkungsvoll in Szene zu setzen. „Die wahren Ursachen der Erkältungen, ihre Heilung und Verhütung", titelt er diesmal. Interessiert nimmt man das zur Kenntnis, denn wohl kaum jemand dürften Erkältungskrankheiten bisher erspart gewesen sein. Und wenn da einer in diesem Kontext auch die Worte „Heilung und Verhütung" mit in den Mund nimmt, kann er wohl gewiss sein, dass man ihm aufmerksam zuhört.

Schon einleitend weis er zu postulieren:

„Wir leben in einer Zeit der Umwälzung. Bisher für unmöglich gehaltene Wahrheiten entpuppen sich durch den Fortschritt unserer Erkenntnis als falsch und müssen neuen weichen. Auch in der Medizin zeigt sich ein mächtiges Gären. Alte Dogmen und Heilmethoden müssen verschwinden, weil neue, bessere sie verdrängen."

Zu Zeiten dieses Dr. Hof hatten die Zeugen Jehovas zwar noch nicht ihre „Theokratische Predigtdienstschule", aber den in diesen Kursen mit vorgesehenen Bewertungspunkt, Interesse zu erwecken, hat dieser „Dr. Eisenbart" sicherlich mit Bravour gemeistert.

Er weis dann seine Leserschaft mit dem weiteren markigen Satz zu „beeindrucken":

„Krankheit ist Lebenshemmung"

Welcher Kranke würde das wohl bezweifeln?
Seine Alltagserfahrungen bestätigen das doch nur allzu genau. Nur muss man um diese Binsenweisheit gesagt zu bekommen, dazu unbedingt einen „Facharzt für biologische Heilkunst" konsultieren? Da wollen die Zweifel, ob denn dieses notwendig sei, einfach nicht weichen.

Gleichwohl gehört Diagnostik auch mit zum ärztlichen Standard-Repertoire. Also billigen wir Dr. Hof zu, er hat „richtig diagnostiziert".

Also halten wir uns nicht länger mit der Diagnose auf, sondern fragen mehr: Welche Empfehlungen leitet er nun aus selbiger ab?

Offenbar auch die:

„Bisher hat man bei den Infektionskrankheiten den Bazillus für die Ursache gehalten. Kein fortschrittlicher Arzt wird dies heute mehr tun. Die wahre Ursache bei jeder Infektion ist die durch andere Störungen hervorgerufene Schwäche und krankhafte Veränderung in bestimmten Organen und Zellverbänden, auf Grund derer sich der Bazillus einnisten und sein Leben behaupten kann. Die Infektionskrankheit ist ein Lebenskampf zwischen Mensch und Bazillus."

Mit letzterem Satz hat er dann wohl seine Diagnostik beendet. Er weis also (man kennt das ja schon von seinen Santoriumsempfehlungen) zu empfehlen, eine möglichst gesunde Lebensführung zu praktizieren, damit im Fall der Fälle, die Bazillen eben nicht siegreich seien.

Dies kommt dann vielleicht auch in seinem Satz zum Ausdruck:

„Ich behaupte, nicht Kälte und Luftzug sind die wahren Ursachen der sogenannten Erkältungen, sondern unsere falsche, den Körper mit Gift und Unrat füllende und dadurch siech und schwach machende unnatürliche Lebensweise."

Zu seinen Binsenweisheiten gehört dann auch die:

„Wie einem Arbeiter zur Durchführung seines täglichen Arbeitspensums eine abgegrenzte Menge Kraft zur Verfügung steht, nach deren Verbrauch er ermüdet und zu weiterer Arbeitsleistung untauglich wird, so verfügt auch der Organismus über eine tägliche abgegrenzte Menge Kraft zur Erhaltung der Stoffwechselbilanz, deren Größe von der ererbten Anlage, dem Alter, der bereits verbrauchten Lebenskraft, dem momentanen Gesundheitszustand, dem beruflichen Kräfteverbrauch usw. abhängt. Ist sie erschöpft und mit ihr die Leistungsfähigkeit der Zellen und Organe zur Durchführung des Stoffwechsels, dann stauen sich die Abfallschlacken in ihnen und machen sie krank."

Sorry „Dr. Eisenbart". Sind sie denn wirklich der Meinung, dass ihre vorzitierten Aussagen wirklich so „revolutionär" wären. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es irgendeinen Schulmediziner gäbe, der solche Empfehlungen zu einer möglichst gesunden Lebensführung prinzipiell in Frage stellen würde. Und sie selbst nennen ja auch kein solch abschreckendes Beispiel beim Namen.
Schon bei ihren Fastenkuren-Empfehlungen, möglichst unter Sanatoriums-Rahmenbedingungen, dürfte doch wohl deutlich sein. Es ist eben nicht jedem vergönnt, solch ideale Umweltbedingungen zu genießen. Das kann zwar auch ein „Dr. Eisenbart" nicht ändern. Gleichwohl muss man es doch wohl mit aussprechen. Was ist aber nun, wenn einer, dem solche idealen Rahmenbedingungen nicht vergönnt sind, eben aus diesem Grunde, auch tatsächlich krank wird? Was für „Rezepte" hat denn dieser „Dr. Eisenbart" für den nun???

Da offenbart sich dann aber eines. Eine gähnende Leere. Es ist eigentlich etwas zu wenig, nur sagen zu können (sinngemäß): „Halte dich warm und gesund". Gut, wer das noch nicht wusste, den kann man das natürlich sagen. Und mancher bedarf eben des ausdrücklichen Hinweises und der Wiederholung dessen, was wichtig ist. Nimmt die Heilpraktikerzene diese Aufgabe wahr, tut sie sicherlich nichts verkehrtes.

Seine „Philosophie" in Sachen Erkältungen, bringt dieser Dr. Hof auch in den Sätzen zum Ausdruck:

„Alles Geschehen im Körper ist weise und zweckvoll. Auch die Krankheit hat ihren tiefen Sinn. In ihr sucht sich der Körper der Störungen in seinem Betriebe zu entledigen, oder wenn dies nicht geht, die Funktionen er erkrankten Organe durch die der gesunden zu ersetzen. So ist auch der Sinn der Erkältung, die infolge Versagens der natürlichen Ausscheidungsorgane: Nieren, Darm, Lunge, Haut, auf die gewöhnliche Weise nicht entfernbaren Gifte durch Entzündung eines größeren Schleimhautkomplexes unter Eiterbildung auszustoßen. Wer sich beobachtet, kann bemerken, wie energisch und auf wie weise Art z. B. die Bronchien allen in sie gelangenden Ruß und Staub wieder ausstoßen. Sofort nach Eindringen der Fremdkörper werden sie von den Schleimzellen der Bronchialschleimhaut ausgeschiedenen glasigzähen Schleim abgefangen und eingehüllt. Hat die Schleimbildung einen die Atmung hemmenden Umfang erreicht, so wird der ganze Schleim- und Schmutzklumpen durch einen Hustenstoß hinausbefördert."

Seine eigentliche „Rezeptur" beschränkt sich dann wohl auf den Satz:

„Als ich früher noch in dem Wahne lebte, es gehöre zur Manneswürde, täglich ein erkleckliches Quantum Alkohol und Nikotin zu verkonsumieren, da hatte ich nicht nur im Winter regelmäßig einen sechs Monate dauernden Bronchialkatarrh, sondern litt auch im Sommer ständig unter Erkältungen. Heute, da ich schon seit Jahren Genußgiftabstinent und Rohköstler bin, kenne ich keine Erkältungen mehr. Ich bin 46 Jahre alt, von muskulösem Körper und nehme es mit jedem jungen Menschen in jedem Sport auf."

Zu seinen Platitüden gehört dann wohl auch der Satz:

„Ganz verkehrt halte ich bei den heutigen großstädtischen Luftverhältnissen in den Privatwohnungen, wie an den Arbeits- und Vergnügungsstätten den Rat, sich gegen die frische Luft abzusperren."

Aus seinen sonstigen Empfehlungen kann man dann wohl den in dem Wort zusammenfassbaren Rat herauslesen: „Abhärten". Nun soll es ja Leute geben, die im Winter beispielsweise in Eis-Seen einzutauchen pflegen. Die erfüllen dann gewissermaßen eine seiner Kriterien. Wer sich denn mit solcher Art Weisheiten in der in Rede stehenden Sache „beglückt" sieht, der mag es ja so halten. Andere indes können sich des Eindruckes nicht erwehren. Würde alle Ärzte, auch die Schulmediziner, nur auf diesem „Niveau" vor sich herdümpeln, sähe es heute noch auf der Gesundheitsebene, ziemlich düster aus!

Im Impressum der (Magdeburger) Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" so auch in der Ausgabe vom 1. 8. 1927, kann man auch den Satz lesen:

„Nicht verwendete Manuskripte ohne Rückporto werden nicht zurückgesandt".

Offenbar hat dieses Verdikt diesen Dr. Erwin Hof wohl kaum je ernsthaft getroffen. Denn schon wieder, in der GZ-Ausgabe vom 1. 8. 1927, darf er eine neue Variante seine Platitüden präsentieren. Wiederum mit voller Adressenangabe, was man wohl nicht zu unrecht, als massive geschäftliche Begünstigung bewerten darf.

„Entstehung, Heilung und Verhütung von Infektionskrankheiten"

, so lautet sein heutiges Thema. Selbiges nutzt er aber wieder schamlos aus, um seine massiven Breitseiten gegen die Schulmedizin abzufeuern. Etwa mit den Sätzen:

„Alles Leben ist Kampf, muß Kampf sein, denn ohne Kampf keine Auslese und ohne Auslese kein Fortschritt. ...
Zwei Richtungen sind es vor allem, die sich in der Heilkunst scharf gegenüberstehen: Die Staatsmedizin und die Psychiatrie oder Naturheilkunst."

An nebulösen Hintertürchen lässt er es auch diesmal nicht mangeln. Etwa in dem Satz:

„Krankheit ist der Ergebniszustand bestmöglichster Selbstregulierung der durch physische und psychische Störungen entstandenen Funktionsstörungen im Organismus."

Seine Rezeptur beschränkt sich denn auch auf eine „möglichst gesunde Lebensführung". Dazu rechnet er dann wohl auch:

„Die Ernährung soll in der Hauptsache vegetarisch und nicht zu eiweißreich sein."

Mit von der Schulmedizin Fallweise verwendeten Medikamenten hat er prinzipiell nichts am Hut, wofür denn auch der Satz steht:

„Wenn dergestalt die Schar der Ärzte Deutschlands in ihrer Gesamtheit im Reichs- und Landtage und einzeln in ihren ärztlichen Wirkungskreisen für eine naturgemäße Ernährungs-, Wohn- Arbeits- und Vergnügungsweise und eine großzügige Bodenreform energisch kämpfen würden, würden sie unserem Volke gesundheitlich tausendmal mehr nützen, als mit allen Medikamenten und kunstreichen Operationen, mit denen ja doch nur in den seltensten Fällen wirkliche, d. h. Wiedererkrankung unmöglich machende Heilung, sondern nur eine zeitweilige Hilfeleistung erreicht wird."

Summa summarum. Ein guter Arzt der Gesunden erklären kann, wie sie denn möglichst weiter gesund bleiben können. Wem solche Binsenweisheiten sein in der Praxis fälliges Honorar wert sind, der mag es ja so halten. Ob er indes tatsächlich Kranken wirklich hilfreich ist. Die Zweifel diesbezüglich, sind keineswegs ausgeräumt!

Übrigens ein User meinte andernorts am 12.04.2010, 19:39 bezüglich dieses Dr. Erwin Hof auch zu wissen, nachdem er seinen Satz zitiert:

„Ich (Erwin Hof) bin 46 Jahre alt, von muskulösen Körper und nehme es mit jedem jungen Menschen in jedem Sport auf.".

Sein Kommentar dazu:

„Dr. Erwin Hof verstarb kurze Zeit darauf im Jahr 1928. Er erreichte mit 47 Jahren selbst für damalige Verhältnisse ein unterdurchschnittliches Lebensalter. Woran er gestorben ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Ein Jahr vorher schriebe er noch dies:
Zitat von GZ vom 15. Juli 1927, S. 218-219
„Ich bin 46 Jahre alt, von muskulösen Körper und nehme es mit jedem jungen Menschen in jedem Sport auf."

http://forum.sektenausstieg.net/showthread.php?11518-ZJ-und-Medizin/page4&highlight=Erwin

Also meinerseits kann ich ja die genannte Todesnachricht weder bestätigen noch dementieren. Sollte sie zutreffend sein, dürfte sie ein zusätzliches Schlaglicht sein. Der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek weist zu ihm die Lebensdaten 1881 - 1928 aus. Ergo wird die genannte Angabe auch stimmen.

Rohkost

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. September 2012 00:41
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise

Wieder mal - man hat fast schon darauf gewartet - darf sich der zeitgenössische „Medizinstar" der Bibelforscher, wiederum mit voller Adressenangabe; über volle drei Druckseiten, in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 9. 1927, wirkungsvoll in Szene setzen. Das Thema das er diesmal zu referieren gedenkt, besteht aus einem Wort: Rohkost.

Nun denn wenn einer solch eine Ernährungsform praktizieren will, mag er es ja so halten. Allenfalls stellt sich die Frage, ob er damit nicht zugleich gewisse Mangelerscheinungen provoziert. So wie es unterschiedliche Menschen gibt. Solche mit Untergewicht und solche mit Übergewicht, kann man da wohl schwerlich eine generalisierende These aufstellen. Was für den einen gut ist, muss es nicht zwangsläufig auch für den anderen sein.

Da muss man dann wohl schon auf die Individualumstände, etwas genauer hinschauen.

Da alle freilebenden Tiere Rohköstler seien (? Eine These über die auch noch zu streiten wäre) , meint er nun zu wissen:

„Und, o Wunder, keine einzige von all den unzähligen schweren, akuten und chronischen, nervösen und ansteckenden Krankheiten, die der Kulturmenschheit das Leben zur Qual und die Erde zur Hölle machen, finden wir bei den freilebenden Tieren."

Das wird erst mal als Behauptung in den Raum gestellt; wobei bei unsereins eher leise Zweifel zu dieser These zurückbleiben.
Also nebst seiner schon früher referierten Fastenkur,

„möglichst unter Sanatoriumsbedingungen"

, offeriert er nun die Rohkost als zweiten wundersamen „Geheimtipp".
Aber, falls nun einer seine Empfehlungen zu wörtlich nehmen sollte. Auch für diesen Fall hat er dann seine sattsam bekannte salvatorische Klausel mit eingebaut. Im Kontext dieses Themas lautet sie bei ihm dann so:

„Nie und nimmer maße ich mir an zu behaupten, daß das, was ich hier sage „die Wahrheit" sei. Es ist lediglich meine ureigenste, auf genauester Prüfung aller vorhandenen, einschlägigen wissenschaftlichen Anschauungen wissenschaftlichen Anschauungen, sowie langjährigen, an mir und Hunderten von kranken und gesunden Menschen gemachten praktischen Erfahrungen herauskristallisierte Meinung über die menschliche Ernährung, sonst weiter nichts."

Die Befindlichkeit seiner Klientel trifft er sicherlich mit solchen Sätzen wie:

„Ein jeder, nicht dem Arznei- und Operierwahne verfallene Arzt weiß, welche große Rolle die Früchte-Rohkost in der Heilkunst spielt."

Wer wollte als Kranker nicht den Strohhalm ergreifen, wenn einer da verspricht, es ginge auch

„ohne Arznei- und Operierwahn."

So gesehen, wäre wohl die gesamte Schulmedizin eine einzige „Ressourcenvergeudung". „Früchte-Rohkost" soll es ja angeblich auch tun.
Ob indes solche archaische Rolle rückwärts, wirklich der Weisheit letzter Schluss ist, wirkt auch angesichts der diversen salvatorischen Klauseln, dieses „biologischen Heilkünstlers" mehr als fragwürdig.

Ein anderer aus dieser Szene, sicherlich nicht untypisch.

Gelernter Maurer, dann brachten ihn die widrigen Umtände des Naziregimes, als Zeugen Jehovas in die Hitlerschen KZ.

Dort offenbar absolvierte er sein Studium der Heilkunst.

Derart ausgebildet, fühlte er sich nach 1945 berufen, als Heilpraktiker zu fungieren.

Über mangelnden Zulauf - wohl namentlich auch aus dem Bereich seiner Glaubensgeschwister - brauchte er sich wohl nicht zu beklagen.

Offenbar florierten seine Geschäfte. Man vergleiche etwa diese von ihm selbst veröffentlichte Foto

Weiter mit den "Mitteilungen des Dr. Eisenbart" via seiner Haus- und Hofpostille "Das Goldene Zeitalter"
Rollin Jones
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. April 2014 08:06
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Weil das GZ gerade schon mal bei Erfindungen angelangt ist, auf welche „die Welt wartete", stellt die GZ-Ausgabe vom 1. 4. 1929, noch einen zweiten Erfinder vor. Einen Dr. med. Rollin Jones im sonnigen Kalifornien wohnhaft. Und wo es sonnig ist, da soll ja auch der Weinanbau prächtig gedeihen. Und siehe da „Erfinder" Rollin Jones kam da auf eine Idee.

Die Krebskrankheit - sicherlich eine Geißel der Menschheit, und Sonnengereifter Wein. Das ganze zu einer prächtigen Symbiose zusammengewürfelt, sich einer geeigneten Multiplikator-Plattform, namens „Goldenes Zeitalter" bedienend, und schon ist sie fertig die „epochemachende Entdeckung".

Nur wie das in der bösen Welt so ist. Die klassische Schulmedizin, will immer noch nicht Ja und Amen zu diesem Weintraubenkur-Rezept sagen.


Das aber, wie man auch aus anderen Beispielen zur Genüge weis, hat die Stammleserschaft des „Goldenen Zeitalters" noch nie sonderlich gekümmert.
19302Weintraubenkur
„Dr. Eisenbart" bekommt Konkurrenz 
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. Juli 2014 02:27
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
Da wird wohl selbst der „Dr. Eisenbart" sich noch im Grabe vor Neid umdrehen. Besagter „Dr. Eisenbart" war ja bekanntermaßen jener „Wunderdoktor" der da machen konnte, dass Blinde wieder gehen, und Lahme wieder sehen.
Selbst der wird wohl „vor Neid erblassen", könnte er erfahren, über welche „Allerweltweisheit" auf dem Gebiete Gesundheitsratschläge, die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 7. 1929 (Ausgabe Magdeburg 15. 7. 1929) wieder einmal berichtete. Letzteres führte aus:

„Professor Arnold Ehret, der vor einigen Jahren durch einen Unglücksfall ums Leben kam, hatte den richtigen Gedanken, wenn er sagte, daß es nur eine Krankheit gebe, und diese sei die zehn Pfund unausgeschiedene überflüssige Materie, die fast jeder Mensch sein Leben lang mit sich herumtrage.
Ehret war der erste, der den Gedanken aussprach, daß die weiße Rasse eine unnatürliche, und kranke sei. Er sagt:

"Vor allen Dingen fehlt uns das farbige Pigment der Haut, infolge eines Mangels an färbenden Mineralsalzen, und zweitens ist das Blut beständig mit weißen Blutkörperchen, Mucus oder Schleim genannt, überfüllt, und daher kommt das weiße Aussehen des ganzen Körpers. Die Poren der Haut eines weißen Menschen sind mit weißem vertrocknetem Schleim verstopft, und sein ganzes System ist inwendig und auswendig damit angefüllt. Kein Wunder, daß er weiß, blaß und kränklich aussieht. Jedermann weiß, daß große Blässe ein schlechtes Zeichen für die Gesundheit des Menschen ist.

Als ich mit meinem Freunde bei einer schleimfreien Kost monatelang in einem Luft- und Sonnenbad zubrachte, sahen wir aus wie die Indianer und alle Leute glaubten wir gehörten einer anderen Rasse an. Dieser Zustand rührte zweifellos von der großen Anzahl roter Blutkörperchen und dem Mangel an weißen her. Ich kann genau beobachten, wie mein Körper einen Schein von Blässe bekommt, wenn ich am Tage vorher ein Stück Brot gegessen habe."

Um uns einen Begriff davon machen zu können, was wir mit uns herumtragen, nachdem wir eine sorgfältig zubereitete, kostspielige, appetitanregende und ungesunde Mahlzeit zu uns genommen haben, schlägt uns Professor Ehret vor einmal folgendes Rezept zu versuchen:

"Das nächste Mal, wenn Sie wieder vor Ihrem Sonntagsessen sitzen, lassen Sie sich eine zweite Portion von allem was Sie essen, in einen Kochtopf tun, genau dasselbe Quantum, was Sie sonst essen und trinken. Rühren Sie es gut um; und stellen es auf einen Ofen, wo Sie es für eine halbe Stunde bei Blutwärme erhalten. Dann decken Sie den Topf zu und lassen es über Nacht stehen. Wenn Sie am nächsten Morgen den Deckel von dem Topfe heben, wird Sie eine Überraschung erwarten, die Ihnen den Appetit vergehen läßt"

Wie alle, die sich besonders mit der Frage der Ausscheidung befaßt haben, bekehrte sich Professor Ehret zu der Nahrung, die im Garten Eden für den vollkommenen Menschen vorgesehen war, [Hervorhebung nicht im Original]

und er sagte von Fleischnahrung:

"Sobald ein Tier getötet ist, befindet sich das Fleisch mehr, oder weniger in der Verwesung. Dann wird es noch dem zerstörenden Prozeß des Kochens ausgesetzt. Kein fleischfressendes Tier würde von gekochtem Fleische leben können. Die Tiere müssen es frisch und roh mit Blut und Knochen fressen. „

Unsere Aufmerksamkeit darauf lenkend, daß kein Tier Nahrung zu sich nimmt, wenn es krank ist, nur der Mensch, sagt Ehret:

"Wenige wissen, wie schrecklich unsauber das Innere des Körpers durch die lebenslange Gewohnheit, zehnmal mehr als nötig zu essen, aussieht. Wenn der Durchschnittsesser, auch wenn er sich in sogenannter "vollkommener Gesundheit" befindet, drei oder vier Tage fastet, strömt sein Atem,, sein ganzer Körper, wie seine Ausscheidung einen ekelhaften Geruch aus, der beweist, daß sein Körper durchweg mit verfaulten, schlechten Stoffen angefüllt ist, die auf keine andere Weise hineingekommen sind, als durch das Essen. Dieser angehäufte und sich beständig mehrende Unrat ist seine latente, "unbekannte" Krankheit, und wenn die Natur durch irgend einen Anstoß etwas von dieser schlechten Masse ausscheiden will, was man allgemein "Krankheit" nennt, so sucht man diese Krankheit zu "heilen", anstatt mit essen aufzuhören und zu fasten, um die Ursache der Krankheit nicht noch zu vermehren."

Obwohl Professor Ehret viel vom Fasten hält und an sich und andern oft Fastenkuren mit gutem Erfolg durchgeführt hat, empfiehlt er doch sich einer solchen Kur nur mit Vorsicht und unter Aufsicht zu unterwerfen, da sie falsch angewendet, zum Tode führen kann.
Er sagt:

"Wenn ein Patient während seines Lebens jemals Medikamente zu sich genommen hat, die gleich dem Abfall der Nahrung im Körper aufgespeichert sind, kann sein Zustand leicht sehr ernst, wenn nicht gar gefährlich werden, wenn diese Gifte beim erstmaligen Fasten in den Blutkreislauf eintreten. Es kann geschehen, daß Herzklopfen, Kopfschmerzen und Nervosität einsetzen und in manchen Fällen Schlaflosigkeit. Ich habe gesehen, daß Patienten Medikamente ausschieden, die sie vor vierzig Jahren eingenommen hatten. Ein Mann, der bisher von einseitiger Fleischkost gelebt hatte, unterbrach sein Fasten nach einer Woche, indem er Datteln aß, und mußte an der Wirkung sterben. Ein Mann, der über sechzig Jahre alt war, fastete 28 Tage (eine zu lange Zeit). Seine erste Mahlzeit bestand dann in der Hauptsache aus gekochten Kartoffeln. Er wurde so krank, daß sich eine Operation nötig machte, und bei dieser zeigte es sich daß die Kartoffeln in den Darmfalten in dickem klebrigem Schleim stecken geblieben waren. Es mußte ein Stück Darm herausgeschnitten werden, und der Patient starb bei der Operation.
Im ersten Falle hatten sich bei diesem ausschließlichen Fleischesser während seines Fastens schreckliche Gifte im Magen gelöst, die sich mit dem konzentrierten Fruchtzucker der Datteln vermischten, was eine so starke Gärung mit kohlensauren und anderen Gasen hervorrief, daß der Patient die Erschütterung nicht überstehen konnte.
Im zweiten Falle hatte der Mann entschieden zu lange für sein Alter gefastet, ohne sich in der richtigen Weise darauf vorbereitet zu haben.

Professor Ehret glaubt, daß die Wirkung von Rohkost wie ein Besen auf den Schleim in den Gedärmen wirkt, während eine Milchdiät den Därmen vollständige Ruhe verleiht und einige der Verstopfungen ausscheiden hilft. Nachdem er in seinem Buche eine Liste aller Gemüse und Früchte, die er als zuträgliche Nahrung des Menschen empfiehlt, aufgeführt hat, sagt Prof. Ehret:

"Wer immer ohne Erfahrung zu dieser Diät übergeht, wird, gleichviel, ob er gesund oder krank ist, enttäuscht sein und seinen Glauben an den Nutzen der Rohkost verlieren, sobald sich Krisen einstellen, das heißt, wenn eines Tages eine große Menge unverdauter Stoffe, Schleim, Unrat und andere Gifte in die Zirkulation aufgenommen werden und eine große Ausscheidung eintritt. Das ruft gleichzeitig eine große, fast unbezwingbare Gier nach der gewohnten falschen Nahrung hervor. Dies kommt daher, weil die Natur durch die Zirkulation den Abfall dieser Speisen ausscheidet und wenn dieser in den Kreislauf des Körpers eintritt, wird die Gier erregt.

Die idealste und gleichzeitig naturgemäßes Lebensweise ist, während der entsprechenden Jahreszeit nur von einer Art Frucht zu essen. Wenn man diese Diät eine Zeitlang durchgeführt hat, wird man bald merken, daß man sich gesättigter und besser ernährt fühlt als wenn man alle Arten von Früchten durcheinander ißt. Wenn man sich nicht wohl dabei fühlt, ist der Grund der, daß man zuviel gelösten Schleim und wahrscheinlich alte Medikamente in sich hat, die in den Kreislauf eingetreten sind. Dann sollte man ein paar Tage lang nur gekochtes Gemüse essen und damit die Ausscheidung vermindern."

Sehr vernünftig erscheint uns auch, wenn Professor Ehret weiter sagt, man sollte sich den Körper als einen Mechanismus aus einer gummiartigen Substanz denken, der Zeit seines Lebens durch zuviel Essen übermäßig ausgedehnt worden ist Daher wird die Funktion des Organismus beständig durch einen unnatürlichen, übermäßigen Druck des Blutes und der Gewebe behindert. Sobald man mit essen aufhört, weicht dieser Druck, die Zugänge zu dem Kreislauf ziehen sich zusammen, das Blut wird konzentrierter, und das überflüssige Wasser wird ausgeschieden. Das geschieht während der ersten Tage und der Fastende wird sich sehr wohl befinden. Dann aber, wenn der Durchmesser der Zugänge immer kleiner wird, werden die Hemmungen für den Kreislauf stärker; denn das Blut muß durch viele Teile des Körpers gehen, besonders in die Gewebe, bis der klebrige Schleim überall verdrängt ist und sich von den inneren Wänden gelöst hat. Mit anderen Worten, der Blutstrom muß den Schleim und die Gifte überwinden, lösen und zur Ausscheidung in die Nieren tragen. Eines Tages wird sich also der fastende Patient schwach fühlen - das ist, wenn der Unrat in den Blutkreislauf aufgenommen wird - er wird unruhig schlafen, und schlecht träumen. Dann wird zweifellos eine Beunruhigung und Zweifel an der Richtigkeit der Methode eintreten, die davon herrührt, daß Gifte mit dem Blutstrom durch das Gehirn gehen ...

Man vergleiche ergänzend auch den Bericht zur GZ-Ausgabe vom 15. 10. 1923
Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise 1923

„Eine gewöhnliche Erkältung"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. Juli 2014 03:42
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Man ist ja schon vom „Goldenen Zeitalter" einiges gewöhnt, an Begünstigung des Heilpraktiker-Milieu.
Die Schweizer Ausgabe selbigen, vom 15. 7. 1929 (Ausgabe Magdeburg 15. 9. 1929), bietet wieder mal eine „Spitzenleistung", diesbezüglich. Nicht selten zeigt sich, das zwischen religiöser und medizinischer Quacksalberei, der Weg kurz, ziemlich kurz ist.
Was das GZ in Sachen Erkältungskrankheiten, so von sich gibt, läuft ja auf ein altbekanntes Strickmuster hinaus.
Fort mit der Schulmedizin, Dafür die Heilpraktikerszene auf den Thron erheben.
Man liest in genannter GZ-Ausgabe:

Eine gewöhnliche Erkältung
Von Dr. med. E. Cutler
In einer amerikanischen Zeitung vom 11. Januar 1928 steht auf der ersten Seite in fettgedruckter Überschrift: "Die Wissenschaft bietet ein Vermögen für die Auffindung eines Heilmittels gegen Erkältung! Der John Hopkins - Universität wurde heute eine Spende von 195.000 Dollars zur Erforschung des Ursprungs, der Natur und der möglichen Heilung einer gewöhnlichen Erkältung ausgesetzt. Die Spende, John Able-Fond genannt, wurde von der chemischen Vereinigung gemacht.
Das ist in Übereinstimmung mit der Aussage eines Arztes aus Chicago, der sagte:

"Wir müssen offen bekennen, daß wir nicht einmal eine gewöhnliche Erkältung heilen können"

Und dazu kommentiert dieser GZ-Autor:
„Ist es nicht seltsam, daß uns die Ärzte nach fünfzigjähriger Arbeit an der Keimtheorie, wobei hunderte von verschiedenen Arten von Keimen benannt und hunderte von Mitteln zum Töten der Keime hergestellt worden sind, immer noch erzählen, daß die Krankheiten durch Keime verursacht werden?
Nach ihrem kurzsichtigen Urteil wird darum eine Erkältung durch Keime verursacht; und doch ist nach Jahrtausende langem Suchen noch kein Mittel gefunden worden, womit die Keime, die zu einer gewöhnlichen Erkältung führen, hätten getötet werden können. In welcher Richtung werden nun wohl Forschungen unternommen, wenn diese durch eine so große Summe unterstützt werden? Vielleicht haben wir wieder eine neue Art von Medizin zu erwarten, die innerlich oder äußerlich angewendet oder direkt dem Blutkreislauf eingeimpft werden soll, vielleicht ein neues Mittel, das inhaliert wird, wie solche durch die Zeitungen schon so viel empfohlen werden. Aber sicherlich wird keiner der Forscher verkündigen, was ich behaupte, nämlich daß eine gewöhnliche Erkältung überhaupt nicht durch Keime verursacht wird, noch je verursacht worden ist oder es werden wird.

Sie wird verursacht durch den schmutzigen, sauren und vergifteten Zustand unseres Fleisches und Blutes, den unsere schlechten Lebensgewohnheiten hervorgerufen haben. Flüssigkeiten zum Einreihen und Medizin können ebensogut auf das Lampengestell oder einen anderen Gegenstand gegossen werden. Dort werden sie ebensogut tun und weniger Schaden anrichten, es sei denn wir entfernen erst die Ursache, das heißt unsere tägliche Vergewaltigung der Naturgesetze (die Gesetze des Schöpfers) durch unsere üblen Gewohnheiten.

Mit üblen Gewohnheiten meine ich nicht das, was man gewöhnlich als solche bezeichnet, wie schlechte Ausdrücke, Unaufrichtigkeit, Klatsch etc. sondern ich meine die üble Gewohnheit, der Kräfte beraubte Speisen zu essen, wie weißes Mehl, gebläuten Zucker, polierten Reis etc., Kaffee, Tee, Kakao zu trinken, die Speisen ungenügend zu kauen und sie durch Getränke hinunterzuspülen. Man darf vor, nach und während der Mahlzeit trinken, aber niemals die Speisen damit hinunterspülen.

Oft geschieht es auch, daß an sich gesunde Speisen genossen werden, aber bei falscher Zusammenstellung. So ist es zum Beispiel eine sehr üble Angewohnheit bei einer Mahlzeit Stärke und Eiweiß oder Stärke und Säure oder Milch und Fleisch zu essen.
Ich kann Ihnen für 1.95 Dollars anstatt für 195.000 die Ursache für Erkältung angeben und ebenfalls, wie eine solche zu heilen ist.
Wenn sich bei unseren Schulkindern Halsentzündung zeigt, wird ein Abstrich des Belags an das Gesundheitsamt geschickt, und wenn dort ein Keim gefunden wird, der gewöhnlich in dem zu finden ist, was sie Diphteritis nennen, behaupten sie, dieser Keim hätte die Halsentzündung verursacht. Eine solche Behauptung ist ebensowenig berechtigt, wie wenn ich sagen würde, daß die Geier an dem Aas, das sie fressen, schuld sind, oder daß die Fliegen den Misthaufen, den sie umschwirren, verursacht hätten.
Das nächste, was das Gesundheitsamt tut, ist, daß jedes Kind Gegengift bekommt. Es werden dann alle untersucht die mit dem kranken Kinde in nahe Berührung gekommen sind, und alle, bei denen ein Keim, der sich gewöhnlich bei Diphteritiskranken zeigt, zu finden ist, werden als Diphteritisträger bezeichnet. Das bedeutet, daß sie, trotz dem sie sich wohl fühlen und fieberfrei sind, als für ihre Mitmenschen gefährlich bezeichnet werden. Lehrer oder Kinder, die das Pech haben, daß bei ihnen ein solcher Keim gefunden wird« werden sofort isoliert, bis sich die Art ihres Schleims geändert hat. Dann verändert sich auch der Charakter dieser Keime oder sie verschwinden.

Dr. Rosenow von der Mayo-Klinik verwandelte eine Art von Keimen in die andere und dann wieder in die ursprüngliche Art zurück, einfach indem er das Medium veränderte, in dem sie wuchsen. Dasselbe Experiment wurde auch in Deutschland und Frankreich gemacht und damit der positive Beweis erbracht, daß der Charakter der Keime von der Beschaffenheit des Bodens abhängt, auf dem sie wachsen, oder von dem Zustand des Individuums.

Die Kehle eines solchen "Trägers" kann in weniger als 48 Stunden von den Diphteritiskeimen gereinigt sein, wenn durch eine gründliche Ausscheidung das Blut gereinigt wird. Reines Blut wird alle Schleimteilchen aus dem Körper ausscheiden in dem Diphteritis oder irgend welche andere Keime leben können. Am sichersten werden die Keime durch die Ausscheidungen des Körpers getötet, die von dem reinen Blut ausgestoßen werden. Sie gedeihen im Unrat, und darum ist es notwendig, daß sich der Mensch rein erhält, rein an Körper und Geist und seiner Umgebung.

Darum müssen zuerst die Menschen darüber belehrt werden, welches ihre üblen Gewohnheiten sind und wie sie ihre Körper von faulen Giften, von denen ihr ganzes Fleisch durchdrungen wird, reinigen können. Dann wird die Natur, als das einzige Hilfsmittel die Krankheit heilen. Die einzige Hilfe, die wir dabei leisten können, ist, daß wir die säuernden Gifte aus dem Blute und den Geweben treiben.

Man sollte niemals erwarten, sich eine Heilkur für eine Erkältung oder irgend eine andere Krankheit kaufen zu können. Solche Kuren sind um keinen Preis erhältlich, es sei denn um den Preis einiger Bemühungen, die wir selbst machen. Nur durch Blutreinigung kann eine Krankheit geheilt werden. Wenn man über unsere schlechten Gewohnheiten belehrt wird, erhält man auch Belehrung darüber, wie wir unser Blut reinigen und es rein halten können, das heißt was wir essen und was wir nicht essen sollen. Eine richtige Ernährungsweise ist das Geheimnis einer beständigen Gesundheit, aber erst nachdem man das Blut gereinigt hat. Es ist wirklich der Mühe wert.

Der anormale Zustand des Blutes ist, wenn es alkalisch, das heißt laugenhaft ist, ein Zeichen dafür, daß es Säuren und Gifte enthält. Und dann setzt von der Geburt bis zum Tode eine Krisis nach der anderen ein, die wir Erkältung, Masern, Grippe, Asthma, Rheumatismus, Zuckerkrankheit etc. nennen.
Die einzig rationelle Behandlung einer Erkältung oder anderer Krankheiten ist durch richtige Ausscheidung den vergifteten Körper von dem vergifteten Blute zu reinigen und die Erkältung, sowie alle anderen Krankheiten werden verschwinden.

Ich kann zum Beispiel einen Kranken wegen einer gewöhnlichen Erkältung oder wegen chronischer Magenbeschwerden behandeln, der zugleich zuckerkrank ist. Indem der Körper von den Giften gereinigt wird und ihm die Mineralien zugeführt werden, die das gesäuerte und alkalische Blut und die Gewebe neutralisieren, wird auch der Zucker verschwinden, auch wenn ich nichts davon weiß, daß der Patient zuckerkrank ist. Es ist also durchaus nicht nötig einen Patienten Tage, Wochen oder Monate lang zur Beobachtung in ein Krankenhaus zu bringen. Wenn man die Grundursache aller Krankheit kennt und weiß, wie man die Gifte aus dem Körper bringen kann, kann jeder zu dem Gesundheitszustand, der für seinen Körper der normale ist, gebracht werden, wenn er sich nur ein wenig Mühe geben wird, selbst mitzuhelfen.

Mit der Erkenntnis, wie wir richtig zu leben haben, kommt ein Gefühl des Selbstvertrauens, eine Befreiung von dem Gefühl des Alterns und der Hilflosigkeit durch Kranksein. Mit diesem Verständnis wird ein gewisses Loslösen von den Gepflogenheiten und Gewohnheiten der Allgemeinheit Hand in Hand gehen. Es ist nicht Launenhaftigkeit oder Wunderlichkeit, sondern die Erkenntnis, daß man mehr vom Leben haben kann, um dem Leben mehr zu geben, wenn man eine andere Lebensweise als die anderen einschlägt. Es wird uns nichts ausmachen, ob wir belächelt werden und die Macht der Gewohnheit wird uns nichts anhaben, wenn wir wissend sind"

Anmerkungen zu Chiropraktik

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. September 2012 06:28
Vor fünfzig Jahren
Ein von 1845 - 1913 lebender Amerikaner namens Daniel David Palmer sei der Begründer der Chiropraktik weis ein Artikel der Wikipedia mitzuteilen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Chiropraktik
Und in ihm auch der Detailsatz:

„In einem Übersichtsartikel zur Chiropraktik kommt im Mai 2008 der Leiter der Abteilung für Naturheilkunde der englischen Universität von Exeter und Plymouth, Edzard Ernst, nach Durchsicht wissenschaftlicher Artikel zum Thema zum Schluss,

dass die Chiropraktik auf mystischen Konzepten basiere. Außerdem würden die grundlegenden Konzepte der Chiropraktik wie Subluxation und die spinale Manipulation nicht auf solid science (= „fundierter Wissenschaft") basieren."

Dieser Art von Kritik ficht offenbar die Schreiber der WTG-Zeitschrift „Erwachet!" nicht sonderlich an. Und so begegnet man in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 9. 1962 einem fünf Druckseiten umfassenden Artikel, welcher suggeriert, besagte Chiropraktik sei „eine Kunst und eine Wissenschaft".
Auch dieser Artikel ist wieder mal mit Salvatorischen Klauseln „gesegnet"
http://de.wikipedia.org/wiki/Salvatorische_Klausel
Zwar räumt man ein (in einer Fußnote) es gäbe keine unfehlbaren Heilmethoden. Aber außer dieser Formalie rührt man allerprächtigst die Werbetrommel.
Etwa mit der Behauptung viele Patienten von Chiropraktikern seien erst dort gelandet, nachdem sie allerhand andere Heilversuche als unbefriedigend hinter sich hatten.
Oder auch der Behauptung es sei ein System welches ohne Verwendung von Medikamenten auskomme.
Zu den salvatorischen Klauseln in jenem „Erwachet!"-Artikel gehört dann wohl auch die:

„Er (der Chriropraktiker) wird seine Patienten an andere Spezialisten überweisen, wenn ihr Leiden nicht durch chiropraktische Behandlung zu beheben oder wenn seine Untersuchungen ergebnislos verlaufen."

Ob denn jene eben zitierte salvatorische Klausel in der Praxis tatsächlich greift, darf getrost mit einem Fragezeichen versehen bleiben.
Auch das teilt jener „Erwachet!"-Artikel noch mit (bezogen auf die USA)

„Das Unterrichts- und Schulgeld (für die Ausbildung zum Chiropraktor) beträgt in der Regel 2000 bis 2700 Dollar. Nach einigen Jahren Tätigkeit verdient ein Chiropraktor durchschnittlich 10000 bis 15000 Dollar im Jahr."

Insgesamt überwiegen die Lobgesangs-Aspekte in jenem Artikel.
Eher als Formalie indes muss jener Artikel mit einräumen:

„Über die Chiropraktik schreibt dieser Verband (Amerikanische Ärzteverband):

„Diese Kurpfuscherei ist der Volksgesundheit nicht förderlich, und ihre Anerkennung ist bestimmt nicht in ihrem Interesse."

Trotz dieser Einlassung endet jener „Erwachet!"-Artikel mit der eigenen redaktionellen Forderung:

„Auf dem Gebiet der Heilkunde sollte die gleiche Freiheit herrschen wie auf dem Gebiet der Religion."

Auch dieser WTG-seitige Artikel setzt also die generelle Begünstigung der Heilpraktikerszene durch die WTG fort, wofür es auch noch etliche andere Beispiele gibt.
Auch entlarvend dieser „Erwachet!"-Satz:

„Ein guter Chiropraktor ist stolz auf seinem Beruf. Er entschuldigt sich nicht, weil er kein Mediziner ist."

Letzteren Detailsatz sollte man sich nochmals auf der „Zunge zergehen lassen":

„Weil er kein Mediziner ist."

Wieder mal begegnet man - mehr in der indirekten Form - in der „Erwachet!" Ausgabe vom 22. 3. 1966 einer Begünstigung der sogenannten „Chiropraktik".
Kritiker letzterer sind nach wie vor der Meinung, sie basiert auf

„mystischen Konzepten"
Damit ist dann die Erkenntnis, es gäbe auch Zusammenhänge zwischen seelischen und körperlichen Beschwerden, keineswegs wiederlegt. Insoweit mag als Nischenfunktion in speziellen Fällen, auch die Chiropraktik ihren begrenzten Sinn haben.
Ursprünglich ist selbige dann wohl besonders bei Rückenbeschwerden relativ erfolgreich angetreten. Gleich einer Krake indes, versucht man sich zum

„Allheilmittel"  hochzustilisieren.
Problematisch wird es bei „Grenzüberschreitungen".
Eine These der Chiropraktik, von ihr begünstigt, möglichst ohne Medikamente auszukommen. Erreicht diese These im Einzelfall den Rang eines Dogmas, wird es kritisch.
„Was kann man tun gegen Asthma?" titelt ein Artikel in der genannten „Erwachet!"-Ausgabe. Als eine „abgemilderte" Form selbigen wird auch der „Heuschnupfen" eingeschätzt. Insoweit besteht in der Beschreibung der Symptome die da auftreten, kein Dissenz.
Aber man muss als grundsätzliche Kritik jenem Artikel vorhalten, er beschreibt, offeriert einige Allgemeinplätze, kann aber letztendlich auch kein „Patentrezept" offerieren. Dazu kann man dann berechtigt einwenden, auch andere haben kein „Patentrezept". Eher hat man da den Eindruck, da wird „im Nebel herumgestochert" in der Hoffnung ein „blindes Huhn findet auch mal ein Korn."
Zum Artkelabschluss muss „Erwachet!" auch notieren. Es wäre

„kein einfaches Leiden, sonst gäbe es nicht so viele verschiedene Meinungen über seine Ursache, auch würden die Ärzte sowie andere Heilpraktiker nicht so viele verschiedene Heilmethoden empfehlen."

Diese wesentliche Erkenntnis bestätigt dann das "Herumstochern im Nebel". Auch „Erwachet!" sieht sich nicht in der Lage begründet, einer Variante eindeutig den Vorzug zu geben. Dennoch votiert es dafür

"gegenüber den verschiedenen Heilmethoden aufgeschlossen zu sein, sie zu probieren"

Und das versäumt man nicht hinzuzufügen

„denen den Vorzug zu geben, die mit möglichst wenig Medikamenten auskommen."

So findet man in jenem Artikel auch ein beliebtes Argument der Heilpraktikerszene, welche Nahrungsmittel der Kranke vermeiden solle. Er kann dann ja seine diesbezüglichen Diätversuche in den verschiedensten Kombinationen fortsetzen. Hat er am Ende keinen Zustand wirksamer Linderung erreicht, weiter im „Nebel herumstochern".
Vielleicht war dann die Ausgangsposition, erst mal ein Vertreter der Schulmedizin. Indes der Kranke sieht in dessen Behandlungsmethoden nicht den erhofften Effekt, ergo geht die Suche weiter, bei den verschiedenen Stationen der Heilpraktikerszene, sofern er sich deren Alimentierung als nicht von den Krankenkassen bezahlt (meistens) leisten kann.
Schlussendlich mag er dann sogar bei einem Chiropraktor landen, für den in diesem Artikel auch mit dem Sätzen geworben wird.

„Die Konstitutionstherapie kann als Zankapfel bezeichnet werden zwischen der Schulmedizin, die die Krankheiten als Einzelerscheinung betrachtet, und den Heilverfahren, die alle Krankheiten als mit der Konstitution zusammenhängend betrachten. Allerdings bekennt sich die Medizin zur Konstitutionstherapie, indem sie die 'physikalische Medizin' anerkennt. Diese wird als Krankenbehandlung mit physikalischen Mitteln (im Gegensatz zur Chemotherapie) definiert. Die Hauptformen dieser Therapie sind: Wärme-, Wasser-, Bewegungs- und Beschäftigungsatherapie, Massage usw.
Diese Auffassung ist ähnlich wie die Auffassung der Chiropraktik. Die Chriropraktik betrachtet Asthma als eine Krankheit, die den ganzen Körper betrifft und die direkt mit dem Nervensystem zu tun hat. Die Chiropraktik behauptet, daß es für den Asthmatiker nichts Besseres gebe als chiropraktische Behandlungen ..."

Also liefert auch dieser Artikel wieder einmal das Beispiel einer Begünstigung der Heilpraktikerszene. Die WTG trägt also wieder mal zu deren finanzieller Taschenfüllung bei. Mag dann der „richtige" ausgewählt sein, der im Individualfall für den Kranken „als blindes Huhn des Korn" gefunden hat, mag der Patient Glück gehabt haben. Einiges spricht dafür das dieses „Glück" dann nicht mehr gepachtet ist, als wie bei der Schulmedizin.
Die Vollmundigkeit wie ausgerechnet der Chiropraktik dabei eine Vorzugsstellung eingeräumt wird, verlässt wohl kaum die Glaubensebene. Glauben kann man viel. Und nicht wenige halten es für notwendig den Begriff Glauben durch den Hinweis zu ergänzen, er sei aber kein Wissen!

Man vergleiche auch die Jubelmeldung des "Erwachet!! vom 8. 10. 1966 ("Passend" in einer sogenannten "Sonderausgabe" präsentiert:

"Auszeichnung für 'Erwachet!'

Am 21. Mai dieses Jahres wurde anläßlich einer Versammlung der Chiropraktoren-Vereinigung des Staates New York eine Auszeichnung verliehen. Wie der Wortführer erklärte, wurde die Auszeichnung keiner Einzelperson, sondern einer inzternationalen Organisation von Menschen verliehen. ... Die in Teakholz eingefaßte Kuperplatte, die einem als Vertreter der 'Watchtower Bible and Tract Society anwesenden Zeugen Jehovas überreicht wurde hat folgenden Wortlaut:

'Überreicht (der Radaktion) der Zeitschrift 'Erwachet!' in Anerkennung ihres uneigennützigen und vorurteilslosen Journalismus, der sich dem Recht und der Gerechtigkeit verschrieben hat und dem Menschlichen und Geistigen den Vorrang vor den materiellen Werten des Lebens einräumt."

Da nun der Chiropraktik, selbst seitens der amerikanischen Ärztevereinigung der Wind des Widerstandes entgegenweht; und da die Begünstiger selbiger nicht selten im Zeugen Jehovas-Milieu angesiedelt sind (nicht nur - aber eben auch). Und da namentlich bei publizistischen WTG-Voten in Sachen Chiropraktik, sich deren „Daumen in Richtung Begünstigung neigt", besonders perfid in der Form der Einräumung von Widerstand gegen jenes mystisch-inspirierte Verfahren, aber gleichzeitig als Quintessenz empfehlend, es doch mal auch damit zu versuchen. Und wenn dann nach finanzieller Taschenleerung der so Gebeutelte feststellt. Es war dann doch wohl nichts. Angesichts dieser Gemengelage kommt die WTG-Politik des „Wasser tragens nach beiden Seiten", nicht umhin, gelegentlich über den Widerstand gegen jenes mystisch-inspirierte Verfahren zu berichten. Immer das Prinzip dabei beachtend „zu Waschen ohne dabei nass werden zu wollen".
Ein solches Beispiel liefert wieder einmal die „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 5. 1967. Dort muss die „Erwachet!"-Redaktion selber die Frage stellen, was ihr sicherlich einige Überwindung gekostet hat:
„Der Chiropraktiker - Scharlatan oder Heiler?"
Als „Königsweg" wähnt die WTG sich dann auf die Linie zurückziehen zu können:

„Die Chiropraktik hat ihre Vorzüge; sie hat aber auch ihre Grenzen."
Und weiter man müsse einräumen, sie sei  „nicht das Heilverfahren, als ob sie allen anderen überlegen wäre."

Das ist dann die Einlassung „vor Tisch". „Nach Tisch" indes, wenn betörte in solcherlei Praxis gelost worden sind, und das Prinzip der finanziellen Melkung beginnt, wird nicht selten von deren Profiteuren ein gegenteiliger Eindruck erweckt, um das finanzielle melken, solange wie möglich, am laufen zu halten. Begünstiger dieser Gemengelage, ohne Zweifel auch die WTG.

Ergänzend kann noch festgestellt werden .
Die WTG-Begünstigung der Heilpraktikerszene, ist keineswegs „nur" auf die Zeit nach 1945 beschränkt. Schon davor ist ähnliches feststellbar.
In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 6. 1931 gab es bereits einen Jubel-Artikel darüber mit der Überschrift: „Die Heilwissenschaft auf neuem Wege".
Ebenfalls im Schweizer „Goldenen Zeitalter" vom 1. 3. 1932 wurde die rührselige Geschichte verkündet:

„Eine amerikanische Zeitschrift berichtet von einem kleinen Mädchen aus dem Staate New York, das nach der Diagnose zweier Ärzte und eines Spezialisten an bulbar paralysis erkrankt und von den Ärzten aufgegeben war. Der Tod sollte nach der Ansicht der Ärzte binnen zwei Stunden eintreten. Die Eltern riefen aber zwei Chiropraktiker, die drei Tage und zwei Nächte bei dem Kinde blieben und es vollkommen wieder herstellten. Als es sich herausstellte, das das Kind genesen würde, wurde über das Haus Quarantäne verhängt. Man wollte damit die beiden Chiropraktiker fernhalten, die die Diagnose der Ärzte lügen straften. Aber sie kamen trotzdem, um das Kind zu retten, obwohl ihnen eine Gefängnisstrafe dafür bevorstand."
Zu notieren wäre noch, dass die WTG-Begünstigung der Chiropraktik, sich auch in der „Erwachet!-Ausgabe vom 8. 12. 1962 fortsetzt.
Dort begegnet man erneut einem parteiischen Artikel zu dem Thema unter der Überschrift „Entferne zuerst den Balken!"
Einleitend wird berichtet:

„Gegenwärtig führt die Amerikanische Ärztevereinigung einen Kampf gegen die Chiropraktik."

Bei dieser Feststellung indes lässt man es nicht bewenden, sondern geht seitens „Erwachet!" zum Gegenangriff über. Unter Hinweis auf Presseartikel, welche von der „Erwachet!"-Redaktion offenbar minutiös gesammelt wurden, werden der klassischen Schulmedizin alle ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Fehler vorgehalten, soweit selbige dann in Presseartikeln ihren Niederschlag gefunden haben. Es ist also ein negatives Argumentationsmuster. Selbst wenn unterstellt wird, die zitierten Fehler der Schulmedizin seien in der Praxis so eingetreten, ist damit noch nicht der Positiv-Beweis für besagte Chiropraktik erbracht. Genau das aber suggeriert jener „Erwachet!"-Artikel.
Offenbar warf besagte Amerikanische Ärztevereinigung der Chiropraktik (vielleicht etwas zu pauschal vor):

„Diese Leute sind nicht durch die ärztliche Standesmoral gebunden. Viele gewährten Rabatte, zahlten 'Kickbacks' (eine Art Schmiergeld) und machten vertragsgebundene Arbeiten, für die Honorare festgesetzt waren."

Jedenfalls kann man nicht feststellen, dass die Anwürfe der Amerikanischen Ärztevereinigung gegen die Chiropraktik, seitens „Erwachet!" widerlegt würden. Statt dessen geht man zum Gegenangriff über, und wähnt, der Gegenangriff allein, würde besagte Chiropraktik entlasten. Ein durch und durch parteiisches Agieren!

Es zeigt sich immer wieder die verdächtige Nähe, zwischen religiösen und medizinischen Quacksalbern!

Beispielhaft ein sechsseitiger „Erwachet!"-Artikel. Schon dieser Umfang ist bemerkenswert, welche diese Zeugen Jehovas-Zeitschrift diesem Thema widmet. Seine Tendenz „Wasser tragen nach beiden Seiten". Nachstehend die erste und letzte Seite jenes Artikels.

Wieder mal Chiropraktik

Wieder mal nutzt die „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 7. 1967, die Chance die Reklametrommel für die sogenannte „Chiropraktik" zu rühren. Diesmal muss ein fünf Druckseiten umfassender Artikel herhalten, betitelt: „Hoher Blutdruck - und was man dagegen tun kann".
Nun ist das Thema sicherlich eines, welches auch die Schulmedizin beschäftigt, und wo sie - fallweise - entsprechende Behandlungsformen zur Anwendung bringt.
Indes vergesse man nicht die Ausgangsbasis. Den nicht bestätigen Anspruch der „Chiropraktik" prinzipiell ohne Medikamente auskommen zu können.
Und wenn der Leser jenes „Erwachet!"-Artikels sich nun die Frage stellt, was ist den nun die Quintessenz jener „Erwachet!"-Ausführungen, springt ein Satz besonders ins Auge:
„Ferner wird der Bluthochdruck durch Maipulationen, wie sie der Chiropraktiker ausführt behandelt."

Wörtlich von „Erwachet!" mit verwandte Vokabel „Manipulationen"!

Auch solche Allerweltweisheiten wie Knoblauchkur findet man in diesem Artikel. Ihre Erfahrungen mit besagter Knoblauchkur, hat dann Esther Fieber, in ihrem Zeugen Jehovas bezüglichen Buch näher beschrieben.
Summa summarum. Irgend welche medikamentöse Hilfestellungen erachten die Verfasser jenes „Erwachet!"-Artikels offenbar als überflüssig. Für die reichen also die Manipulationen der „Chiropraktiker" als „Heilmittel" auch in diesem Falle, aus.
Nun mag es Grenzfälle geben, wo besagter Bluthochdruck noch nicht sonderlich gravierend ist. „Frisst" ein solcher also in rauen Mengen Knoblauch, kann wohl nicht sonderlich viel schief geben. Dabei dürfte die finanzielle Taschenfüllung der Chiropraktiker wohl der wesentliche Effekt sein.
Indes aus Schulmedizinischer Sicht, kann solcherlei „Behandlung" wohl kaum befriedigen!
Mysnip.128884

Praxis-Erfahrungen im Zeugen Jehovas-Milieu mit der Heilpraktiker-Szene

Siehe etwa das  Buch von Margarete Huber "Mißbraucht, benutzt und weggeworfen im Namen Jehovas". Dort das Kapitel "Der Sündenfall"; S. 124 - 126).

Auch die in der Schweiz erschienene Übersetzung des Buches von Valerie Tomsett mit dem Titel: „Befreit vom Wachtturm" zitiert (vordem etwa 1971 bereits Englischsprachig erschienen) berichtet analoges. Gegenstand der Handlung ist nicht Deutschland sondern England. Gleichwohl sind die darin enthaltenen Passagen, mit einigen Abstrichen, auch auf die Verhältnisse hierzulande übertragbar.
Darin gibt es auch die Passage:

„Während jener Zeit behandelten mich mehrere Medien und Heilpraktiker und auch einige, die sich Chiropraktiker und Osteopathen nannten. Meine Eltern zahlten diesen Schwindlern ein kleines Vermögen, aber mein Asthma blieb trotz Versprechungen einer Heilung."

Oder auch dieser Passus in jenem Buch:

„Ich muß aber gestehen, daß uns der Spiritismus trotz allem faszinierte. Da vor zwanzig oder dreißig Jahren die Medizin nur wenig oder gar keine Hilfe gegen Asthma zu bringen vermochte, schienen der Spiritismus und das Übernatürliche die einzige Hoffnung auf Gesundung zu sein.
Mein erster Heilpraktiker war uns von einem Freund unserer Familie empfohlen worden. Er nannte sich «Chiropraktiker» - das Wort Spiritismus fiel nicht —, doch nach der eigentlichen Behandlung erzählte er uns stundenlang von seinen Kontakten zu der anderen Welt. Er hatte die Angewohnheit, die Lebensdauer seiner Zuhörer vorauszusagen - er behauptete, er selbst würde das 92. Lebensjahr erreichen, während ich es nur auf kurze vierzehn Jahre bringen sollte.
Hingegen versicherten andere Hellseher meiner Mutter, sie brauche sich keine Sorgen zu machen, denn trotz meiner sehr schweren Krankheit wäre ich ein Beispiel dafür, daß «angeschlagene Schüsseln am längsten hielten."

Als weiterer Kontrast zum Thema sei noch Beispielhaft sei aus einem Rundschreiben der Bayerischen Politischen Polizei vom 21. 4. 1936 zitiert (auch von dem seinerzeitigen WTG-Funktionär Wrobel schon mal zitiert).
Selbiges verlautbarte:

„Nach einer Mitteilung der Staatspolizeistelle Magdeburg sollen ehemalige Mitglieder und Anhänger dar verbotenen Internationalen Bibelforschervereinigung zur Tarnung illegaler Aufbaubestrebungen Vorbereitungen treffen und zu diesem Zweck Heilinstitute für Chiropraktik und Osteopathie eröffnen.
Wie hier festgestellt wurde, hat ein früherer Anhänger der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher aus Magdeburg tatsächlich in München ein derartiges Institut errichtet. Die eingeleitete Überwachung muß erst ergeben, ob das hiesige Institut als illegales Aufbauinstrument der Ernsten Bibelforscher anzusehen ist. Es ist umgehend anher zu berichten, ob dort Heilinstitute für Chiropraktik und Osteapathie neuerdings zur Anmeldung gelangt und die Inhaber als Ernste Bibelforscher dort bereits in Erscheinung getreten sind. In allen Fällen sind die Personalien der in Betracht kommenden Heilpraktiker anzugeben und deren Betrieb zu überwachen.
Soferne die Überwachung Anhaltspunkte für eine illegale Weiterführung der verbotenen Bibelforschervereinigung ergibt, ist in einer dort für geeignet erscheinenden Weise gegen die Beteiligten vorzugehen. ..."

Hingewiesen sei noch auf einen Englischsprachigen Text (mal im Internet aufgegabelt) der in der Substanz wohl davon kündet, die WTG habe sich (in den USA) ein Schadenersatzverfahren eingehandelt, und dabei spielten in ihrem Dienste befindliche Chiropraktoren auch eine gewisse Rolle:

New York Daily News
Jehovah's loses comp case
BY JESS WISLOSKI and ADAM LISBERG
DAILY NEWS WRITERS
Friday, January 6th, 2006

A 46-year-old woman who devoted her life to the Jehovah's Witnesses said she was forced to move from their Brooklyn compound after she was seriously injured while serving the church.

But a judge's ruling this week that she is entitled to worker's compensation payments could end up costing the church millions of dollars.

Brenda Upton and her husband, Michael, took a vow of poverty and moved to the Witnesses' Brooklyn headquarters in 1998 to work as chiropractors for other church members.

She injured her spine while running to catch a bus at an upstate church compound later that year.

"They take wonderful care of you up to a point, and then you're on your own," Upton said. "That's why we wound up going to court."

She said she suffered debilitating nerve injuries that have left her barely able to carry a laundry basket. The church took care of her medical care until 2001, when she and her husband were asked to leave and were given a $79,000 stipend.


But Workers' Compensation Law Judge Stephen Goldstein ruled Wednesday that Upton is entitled to $400 a week in workers' compensation payments.

"I'm finding they were not religious volunteers," Goldstein said. "They were engaged, particularly Dr. Brenda Upton, in a number of work-like activities."

The Witnesses vowed to appeal the ruling, saying Upton and the other 5,800 Witnesses who live and work in the church's New York operations are volunteers, not employees.
But if the decision stands, the Witnesses - and other religious organizations - could potentially face millions of dollars in workers' compensation insurance premiums and payments, said church lawyer John Miller.

"It'll pretty much put religious orders out of business," Miller said. "It would certainly impact whether we would ever want to continue operations" in New York.
The church owns about 40 properties in downtown Brooklyn and has plans to build a huge new structure on a vacant lot.

Miller would not speculate how the workers' compensation case would affect those plans.

"We don't have a spiritual conflict," said Upton, who has moved with her husband to Washington State.

"Our problem all along has been medical-legal. We are still active Jehovah's Witnesses
."
www.nydailynews.com/boroughs/story/380379p-323000c.html
Siehe auch
http://www.sektenausstieg.net/read/1119


Man vergleiche auch den Albert Abrams gewidmeten Artikel der vormals Esowatch, der dort in einer früheren Fassung jenes Textes (jetzt aber wohl nicht mehr) auch der Chiropraktik zugeordnet wird.
http://psiram.com/ge/index.php/Albert_Abrams
Siehe thematisch dortselbst auch:
http://psiram.com/ge/index.php/Chiropraktik
Besagter Herr Abrams ist in der Tat, in der Zeugen Jehovas-Geschichte, kein "Unbekannter".
Man vergleiche als Kontrast auch eine Meldung aus der "Freiburger Zeitung" vom 28. 10. 1932.
Dort besonders "aufschlußreich", die angewandte "Diagnosetechnik" zur Feststellung der Krankheit und ihrer Behandlung. "Durch Untersuchung von Haarbüscheln".

Man vergleiche dazu die Angabe in den "Jubel-Artikeln" der "Goldenen Zeitalters" über den Quacksalber Abrams, und dessen Diagnostik.
Unter anderem den Satz:
"Ungläubigen, die bezweifeln, daß das Blut derartige Enthüllungen gestatte, erwidert Dr. Abrams ungefähr folgendes: ... Ebenso genügt ein Blutstropfen, um das Ganze zu beurteilen ... Bei dieser Methode ist die Gegenwart des Patienten zur Feststellung der Krankheit also überflüssig. Er kann Tausende von Meilen von seinem Diagnostiker (Krankheitsbestimmer) entfernt sein; alles was er dabei zu tun hat, ist die Sendung einer Blutprobe in die Klinik. Das Eintrocknen des Blutes auf dem Wege zum Arzt ändert nichts an der Sache ... Das vielseitige Ausfragen des Patienten über Beschwerden und Symptome durch den Arzt und die oft irreführenden Antworten des Patienten fallen ebenfalls weg, weil der Bluttropfen zuverlässigere Auskunft erteilt. "Irgend eine Person kann als Versuchsobjekt verwendet werden."
Und in einer einzigen ... Prozedur würden zugleich „mehrere Dutzend verschiedene Blutproben zur Untersuchung gelangen".
Das muss man sich mal rekapitulieren. Diese Blutproben sind zudem noch anonymisiert. Das Personal des „Arztes" führt zwar Buch darüber, welche Blutprobe welcher Person gehört, um sie mit dem „Resultat" dann noch „beglücken" zu können. Indes weis der „Wunderdoktor" bei seiner „Untersuchung" nicht, welche Blutprobe, welcher Person zuzuordnen sei! ...
Und weiter:
„Vor kurzem kündigte nun Dr. Abrams an, er habe endlich einen Apparat, den er "Oszillophon" nennt, erfunden, der die Versuchsperson vollständig ersetze. "
Siehe auch den Kommentar zur „Erwachett"-Ausgabe vom 8. 7. 1948 welche ebenfalls schon das Loblied der Chiropraktik sang.
In
Kommentarserie1948
Dort unterm Datum 09. Juli 2008 05:53

Esther Fieber berichtet in ihrem Buch "Im ´Paradies der grassfressenden Löwen", auch diese Erfahrung:

Als Kind beobachtete Esther auch, wie ihre Eltern sich im Sog diese Szene befanden. Wie in ihrem Buch ausgeführt, in der Endphase ihres Berichtes vernimmt man auch von einem Immobilienbesitzer, auf dessen Grundstück ein Königreichssaal der Zeugen Jehovas sich befindet. Den betreffenden Besitzer ereilte zwar auch mal der Umstand, zeitweilig von den Zeugen Jehovas ausgeschlosssen worden zu sein (Stichwort rigide Sexualmoral). Indes bekam er alsbald die Vorzugsbehandlung, dass in seinem Falle „beide Augen, nebst Hühneraugen" zugedrückt wurden. Der Königreichssaal auf seinem Grundstück spricht auch für die Nutznießung der WTG durch solche Typen. Sein Geschäft florierte offenbar. Mitnutznießer dieses Umstandes, wie auch aus anderen ähnlichen Fällen bekannt ist, war halt die WTG-Religion.

Für die sogenannten „Chiropraktiker" wurde WTG-seitig verschiedentlich schon mal die Werbetrommel gerührt. .
Insoweit braucht man nicht verwundert zu sein, auch in Schweizer ZJ-Kreisen solchen „Künstlern" zu begegnen. Es mag Fälle geben, wo deren Massagetechnologie sinnvoll sein mag. Indes in der Praxis werden solche Typen nicht selten als „Allheilkünstler" gehandelt, auch dann, wenn auf Grund der Krankheitsbilder sie fehl am Platze sind.
Jedenfalls bekam der Vater der Esther es auch mit einem solchen „Künstler" zu tun. Dazu vernimmt man in ihrem Bericht:
„Ein Glaubensbruder, der regelmäßig und unangemeldet immer wieder den Weg zu uns fand, bestritt seinen Lebensunterhalt als Chiropraktiker. Mein Vater war im Fokus dieses Bruders. Jedes Mal verband er seinen Besuch mit einer Behandlung. Mein Vater versuchte mit allen möglichen Ausreden, diesen Behandlungen zu entgehen. Das nützte ihm nicht viel, selbst in den Stall folgte ihm Bruder Oman hartnäckig.
Bruder Oman stellte fest, dass er das Innenleben meines Vaters in den Senkel bringen müsse. Ausreden meines Vaters, dass sein Wohlbefinden sehr gut sei und seine Knochen überall dort, wo sie hingehörten, nützten ihm gar nichts. Mein Vater entkam den Behandlungen nicht. Im Schlafzimmer der Eltern, wohin sich Oman und der Vater verzogen hatten, hörten wir mehrmals laute Schmerzensschreie des Vaters.
Nach einer dieser Behandlungen hinkte mein Vater und er beklagte sich am Mittagstisch, Bruder Oman habe dafür, dass er ihn geklopft habe, so nannte mein Vater diese Behandlung, einen enorm großen Betrag verlangt. Natürlich ohne Quittung oder sonstigen Aufzeichnungen seiner Behandlung, was doch auch unüblich sei. Nun tue ihm alles weh und er habe Schmerzen, klagte mein Vater, vorher sei das nicht so gewesen. Mein Vater schien mir ehrlich und tief verärgert. Die Mutter war flink zur Stelle und legte ihm Pflaster mit Franzbranntwein und sonstigen Hausmittelchen und Seelentröstern auf.
Ein Glaubensbruder, der in unserer Nähe wohnte, wurde ebenfalls vom Chiropraktiker Oman regelmäßig behandelt. Als dieser etwa ein Jahr später an Rückenmarkkrebs erkrankte ... behandelte ihn Oman trotzdem weiter. Selbst im letzten Stadium, wenige Tage vor seinem Tod, berichtete meine Mutter, dass der arme kranke Mann fürchterliche Schmerzen bei der finalen Behandlung durch den Chiropraktiker hatte."

Offenbar gab es noch mehr Typen, auf der Ebene „Hilfskräfte" der Heilpraktikereszene, mit der die Familie der Esther es zu tun bekam. Wenn schon die Stars der Heilpraktikerszene „erfolgreich" agierten, dann wollten einige weibliche Jüngerinnen selbiger, denen nicht nachstehen. Auch mit solchen Typen bekam jene Familie es noch zu tun.
Jene Jüngerin aqurierte in der Folge dann auch noch den Vater als Verkäufer ihrer Wundermittel.
Bevor es soweit war dann noch dieser Bericht:
„Sie kam eines Tages mit einer Flasche an, deren Inhalt etwas Besonderes
enthalten müsste. Geheimnisvoll erklärte sie, dass diese Tropfen nur
an speziellen Testpersonen abgegeben würden. Sie nannte die wässrige Flüssigkeit Weckamin-Tropfen.
Dieses Mittel verhalf unserem Vater tatsächlich zu Flügeln. Jeden Morgen schluckte er diese Medizin zusammen mit etwas Wasser in den nüchternen
Magen.
Mich hatte die säuerliche Schwester unglücklicherweise auch im Visier. Schwester Scherer stellte die Diagnose, dass ich ein komisches Kind sei. Obschon sie keine Kinder hatte, war sie in meinem Fall überzeugt, dass ich unbedingt medikamentös behandelt werden müsste. Sie sprach von einem sehr komischen Geruch, der bei einem so kleinen Kind ungewöhnlich sei, mich umwabere ständig der Geruch von Urin.
Im Gegensatz zu meinem Vater, der nach Meinung von Schwester Scherer mehr Power benötigte, müsste ich ruhiggestellt werden, sie sprach im Zusammenhang mit meinem Gestank, den ich unglücklicherweise verströmte, von frühreif und abartig. Mir ging es ähnlich wie hyperaktiven Kindern, denen man heute ein Medikament verabreicht, das sie ruhigstellen soll. Obschon ich noch klein war, begriff ich, dass die Mutter ihr widersprach. Sie sagte, dass ich im Gegenteil sehr ruhig sei, auch als Baby nie geweint hätte. Ein so ruhiges Kind wie ich sei selten, meinte sie. Die anderen beiden seien komplett anders gewesen. Mir wurden, trotz des Einwandes meiner Mutter, Tropfen zwangseingeflößt. Sie hielt meinen Kopf und zwängte mir das Zeug rein. Nach Einnahme dieses Medikamentes müsste ich auf Anweisung der resoluten Schwester ins Bett. Dort starrte ich stundenlang an die Decke, beobachtete die Fliegen, die dort herumflogen und bei jeder Gelegenheit die Vorderbeine aneinander rieben. Das fiel mir möglicherweise nur auf, weil ich am helllichten Tag ins Bett verbannt wurde und nicht schlafen konnte."

Auch dieses noch:
„Auch unser Ernährungsplan wurde durch die Schwester nachhaltig beeinflusst. Zum Beispiel riet sie, dass wir unbedingt Löwenzahnsalat essen
sollten. Unsere Mutter war sofort hellauf begeistert von diesem Vorschlag, doch unser Vater grummelte, er wolle nichts essen was Kühe fressen. Er meinte, es gäbe doch so viele gesunde und zivilisierte Salatsorten, dass man nicht Kuhfutter auftischen müsste.
Trotzdem, Schwester Scherer schaffte den Salat heran und setzte sich durch.
Mit dem Hinweis, dass dieser Löwenzahnsalat die Eigenschaft habe zu entschlacken und den Blutkreislauf zu beleben, landete das Zeug auf unseren Tellern.
So richtig entschlackt hatte uns dieser Löwenzahnsalat aber nicht.
Im Gegenteil, die Wiese, auf der das Kraut geerntet wurde, war kurz zuvor
mit Gülle gedüngt worden. Das Resultat war, dass wir uns Fadenwürmer einhandelten.
Unsere Fadenwürmer wiederum wurden, auf Verschreibung von Schwester Scherer, mit Knoblauchmilch bekämpft. Dazu legte man Knoblauchzehen in Milch ein und müsste diese dann schluckweise trinken!
So würden die Würmer das Weite suchen, versicherte uns Schwester Scherer.
Das taten die Würmer aber nicht sofort und die Knoblauchmilch verhalf mir
auch nicht gerade zu einem besseren Duft."

Ein weiterer Kommentar der Autorin zu diesen Aspekten:
„Unsere Mutter machte jeden Blödsinn mit, den diese Frau befahl, ein klarer Hinweis darauf, wie manipulierbar und somit verletzlich sie war und wie wenig Widerstand sie gegen Dinge bot, die sie selbst nicht wirklich wollte. Sie war ein ideales Opfer, um von einer Sekte vereinnahmt zu werden."

Mehr noch:
„Eine weitere Empfehlung unserer Ratgeberin befolgte meine Mutter ebenfalls. Meine Mutter trank ihren eigenen Urin! Schwester Scherer nannte das die Eigentherapie. ... Schwester Scherer kannte nichts, was nicht hätte geheilt werden können mit dieser Methode...."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=28b3&year=1932&month=10&project=3&anzahl=4

Ein Satz der mir gefallen hat ...

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 03. Januar 2009 12:24

Von Racoon bei „Infolink"
Nun sind meine Individal-Erfahrungen diesbezüglich nicht deckungsgleich, aber ähnlich.
Die „Heil"praktiker-Szene aus dem ZJ-Umfeld habe ich dann ja auch kennen gelernt.
Und kennengelernt, wie Ostgeld zum damaligen horrenden Kurs 1 zu 5 in Westberlin umgetauscht wurde, um nutzlose Tees und anderes mehr, von dieser Szene zu erwerben. Und das stellte unter den damaligen Rahmenbedingungen ein erhebliches Opfer dar. Die Finanz"kraft" vor 1961 war keineswegs vergleichbar zwischen Ost und West. Einen Rabat bekamen aber auch die betörten Ostler nicht.
Geholfen hat es eigentlich nur einem, dieser Szene.

Ich finde es schon bemerkenswert, wie Nutznießer dieser Szene sich da auch bei Infolink herausfordernd tummeln.
Wohltuend ist da, wenn sie denn auch mal etwa von German oder Racoon verdientes Kontra bekommen:
Nun also noch das Racoon-Zitat::

Hier mal ein Erfahrungsbericht zum Thema Homöopathie vs. Schulmedizin:
Als Kind litt ich unter ständigen Infekten der oberen Atemwege, war matt und war körperlich nicht belastbar. Meine Mutter schleifte mich von einem Heilpraktiker zum nächsten, war mit mir bei allen möglichen Homöopathen. Ich schluckte Globuli, irgendwelche übelriechende und grausem schmeckende Tropfen, bekam diverse Spritzen usw. Kurzum - ich kam in den zweifelhaften Genuß der kompletten Bandbreite der alternativen Medizin. Nur geholfen hat es nicht.

Als ich 16 war ging ich gegen den Willen meiner Mutter zu einem Schulmediziner, weil ich die Faxen dicke hatte. Der nahm sich Zeit für eine vernünftige Anamnese und äußerte ziemlich schnell die Vermutung, dass das Problem nicht in einem schwachen Immunsystem zu suchen sei (dagegen wurde ich bis dahin von den diversen Homöopathen und Heilpraktikern behandelt) und vermutete stattdessen eine Allergie. Also nahm er Blut ab und ließ auf IgE testen. Das Ergebnis war eindeutig (der Wert war deutlich erhöht) und ich bekam eine entsprechende, schulmedizinische Behandlung. Schon nach sehr kurzer Zeit stellte sich eine Besserung ein und durch gezielte De-Sensibilisierung in den folgenden Jahren bin ich mittlerweile völlig beschwerdefrei und muss auch keine Medikamente mehr einnehmen.

Würde ich eine überschlägige Rechnung anstellen, wie viel Geld meine Mutter diesen Heil-Quacksalbern im Laufe der Jahrzehnte in den Rachen gestopft hat, ohne dass sie jemals von ihren Zipperlein befreit worden wäre, dann würde die sich ergebende Summe ausreichen um ein schönes Haus im Grünen nebst groszügigem Grundstück zu erwerben.

Niemand kann mir weißmachen, dass in der sog. "alternativen Medizin" nicht genauso Profitinteressen vorhanden sind wie in der hier so viel gescholtenen Pharmaindustrie. Es gehört schon eine gehörige Portion Heuchelei dazu, mit dem Finger auf das Pharmakartell zu zeigen, während man selbst genauso daran verdient.

Geschrieben von:  Drahbeck

Datum: 27. März 2009 17:19

Sorry,
ich verändere die „Marktwirtschaft" nicht.
Darüber braucht nicht lamentiert zu werden.
Aber eine subjektive Meinung habe ich dann ja „gelegentlich" auch
Zum Beispiel bei in nachfolgendem Link

www.mercateo.com/kw/pulsamed/pulsamed.html

dargestellten Angeboten. (Stand zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen).

Ich sage nichts weiter dazu. Insider wissen das ohnehin einzuordnen, einschließlich gewisser „Schleppenträger" an die da (zumindest zeitweise) auch zu denken ist.

Das ich kein sonderlicher Freund der Heilpraktikerszene und verwandtem bin, dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben.
Letztendlich ist das Beispiel auch diesem Kontext zuzuordnen.
Man vergleiche zur Vertiefung dieses Kontextes beispielsweise mal:

Medizinische Okkultisten

Mein subjektives Gefühl dazu?

Das des kotzens müssen!

Siehe auch:

"IGg-Test heißt diese Methode"

Bericht einer Fernsehsendung. In Forumsarchiv A132

www.allergologenverband-brandenburg.de/index.php?option=com_content&view=article&id=35%3Aallergologenverbaende-warnen-vor-unserioesem-test-auf-igg&catid=8&Itemid=104

www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/nahrungsmittelallergien-igg-tests-sind-in-der-regel-sinnlos-a-886980.html

www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/allergien/article/808307/lebensmittelallergie-igg-test-weiterhin-nicht-anerkannt.html

Dubiose Thesen der Bibelforscher-Szene zum Theme Krebsheilung (auch da offenbart sich die Scharlatanerie auf der ganzen Linie, wenn etwa inhaltliche Anleihen bei den Wünschelrutengängern vorgenommen werden, die da vermeintliche unterirdische Wasserströme diagnostizieren. Wäre es nicht so ernst könnte man fast über solche Scharlatenerie-Ergüsse "lachen". Aber eben nur fast!"

http://de.wikipedia.org/wiki/Scharlatan

Parsimony.15351

Noch einer aus der Heilpraktikerszene

"Dr. Eisenbart" teilt in einer Sprechstunde seinen Patienten (kostenpflichtig) mit

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