Der vorangegangene Jahrgang Kommentarserie 1911

Vor Einhundert Jahren

Im "Wachtturm" 1912 gelesen

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)

Alfred Zimmer, Titanic, William Booth, Subtile Formen des „zur Kasse bittens", Balkankrieg, Hero von Ahlften, 20. März 1912, Maschinenstürmer (Ludditen)

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... Aber hatte Geschäftssinn
Der „Wachtturm" vom Januar 1912 jubelt.
Gelegentlich von sechs öffentlichen Vorträgen in Stuttgart, Freudenstadt (Schwarzwald), Mülhausen (Elsaß) und Basel (Schweiz) seien jeweils etwa 350 Zuhörer (einmal sogar 600) anwesend gewesen, was man als „Die Ernte ist groß" interpretiert.
Im Gegensatz dazu steht dann wohl die Angabe in dergleichen WT-Ausgabe, man habe eine Reihe von Namen jetzt von der WT-Versandliste wieder streichen müssen, dieweil die einfach nicht die Abonnementsgebühren zahlten, oder ein sonstiges Lebenszeichen von sich gäben. „Großzügig" wie man sei, wird aber darauf verwiesen, Arme könnten den WT auch umsonst erhalten. Nur sei dann ein alljährlicher Offenbarungseid gegenüber den WT vonnöten, das man arm sei, oder noch immer arm. Wer dieses Prozedere dann nicht jährlich wiederholt, findet sich dann ganz schnell, unter den Streichkandidaten von der WT-Versandliste wieder.

Dieses „umsonst" wird dann in der Februar-Ausgabe 1912 (S. 20), dann noch dahingehend eingeschränkt „auf Kredit" erhältlich". Ergo, sollte sich die wirtschaftliche Lage des Bestellers noch mal verbessern, wird die Rückzahlung (mit Zins- und Zinseszins) erwartetet.
Bezüglich der Russell`schen „Schriftstudien" wird diese Vorkehrung für die Armen schon mal deutlich eingeschränkt. Die gäbe es nur leihweise dann, einen Band nach dem anderen. Das heisst es sei erst mal die Zurücksendung des bereits erhaltenen Bandes vonnöten, bevor es den nächsten geben könne!

Dieselbe WT-Ausgabe meint dann des langen und breiten sich mit dem Apostel Judas zu beschäftigen. Man meint zu wissen, der war wohl bei den Jüngern Jesu der Kassenverwalter.
Aber, so rekapituliert der WT weiter: „Aber Judas hatte Geschäftssinn..."
Angesichts der vorzitierten Einlassungen des WT wäre dann wohl noch die ergänzende Frage an selbigen zu richten:
„Nur Judas ...???"

Eine ganze Druckseite ist dem WT in dieser Ausgabe dann noch eine eigene Spendenanimierung unter der Überschrift „Deine 'Gute Hoffnung' 1912" wert, welche unter anderem mit dem Satz „glänzt":

„Ich will mich bemühen, Euch (der WTG) am Ende jedes Vierteljahres per Postanweisung (oder auf sonst bequeme Weise) einzusenden, was ich für diese Zwecke werde zurückgelegt haben."

Nicht genug damit, gibt es eine Seite weiter noch die Animierung, private Geschenkabbonnements bei der WTG zu bestellen, die der Sponsor bezahlt.

„Schreibe bitte recht deutlich und gib an, auf wie lange die Abonnements gelten sollen. Den Betrag decken wir aus Deinem Beitrag zur 'Guten Hoffnung'".

Und unübersehbar räumt der WT auch für diese Anmierung eine halbe Druckseite an Platz ein. Platz für den Eintrag von sieben Namen, nebst zugehörigen Adressen ist da vorgesehen.
Die andere halbe Druckseite ist dann Reklameinseraten für WTG-Schriften vorbehalten.
Also allein zwei geschäftlich orientierte Druckseiten in dieser WT-Ausgabe von 16 Seiten Umfang.

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)

„Die Aussicht" Januar 1912

Im Vorfeld der für den 12. Januar 1912 vorgesehenen Reichtstagswahlen, analysiert die „Freiburger Zeitung" vom 10. 1. 1912 das Wählerverhalten in den Wahlen seit 1871. Einerseits habe sich die Zahl der Wahlberechtigten in diesem Zeitraum vermehr. Aber weitaus aufschlußreicher dürfte sein, wer in dieser Gemengelage die jeweils meisten Stimmen bei einer Wahl, auf sich vereinigen konnte.
Danach hätte im Jahre 1871 die Partei der Nationalliberalen die meisten Stimmen auf sich vereinigt.
Bei der Wahl von 1878 habe dann de katholische Zentrumspartei diese Position eingenommen.
1887 gelang es den Nationalliberalen noch einmal (zum letzten mal) die meisten Stimmen zu kassieren. Von 1881 an war wieder das Zentrum vorne.
Und ab 1890 bekamen dann sowohl Nationalliberale als auch Zentrum einen Denkzettel, indem nunmehr die Sozialdemokratie (erstmals) die meisten Stimmen kassierte.
Das wiederum bedeutete ja nicht, dass sie auch die tatsächliche politische Macht ergreifen konnten. Man kennt es ja auch aus der Gegenwart. Finden sich andere Parteien dann zu einer Koalition zusammen, regieren letztendlich die, welche isoliert betrachtet, keineswegs die meisten Stimmen erzielten.

Weitere Parteien und ihre Zahlen werden in dem Artikel auch mit genannt. Wen es interessieren sollte, kann das dann ja selber nachlesen.
Bezüglich der Sozialdemokratie wird dann weiter konstatiert:

„Von 1890 geht es (mit ihr) in ungewöhnlicher Progression aufwärts."

Letztlich begegnet man diesem (damaligen) „sozialdemokratischen Schock" (für die anderen Parteien) auch im Schrifttum von Russell. Letzterer thematisiert die „Schockerfahrungen" auch und besonders in Band 4 seiner „Schriftstudien".
Viele der anderen Parteien trachteten danach, diese zunehmende Bedeutung der Sozialdemokratie wieder rückgängig zu machen. Manche gingen da krass vor, wie etwa Bismarck mit seinen Sozialistengesetzen. Andere hingegen zogen die etwas geschmeidigere Tour vor. Zu letzteren darf man getrost auch Russell zählen; etwa mit seiner „salbungsvollen" These. Der himmlische König (Christus) würde ja deren Prinzipien auch verwenden. Nur eben für die Gegenwart seien sie laut diesem salbungsvollen Predigern, ungeeignet.
Also, auf „leisen Pfoten" kommt die „schleichende Katze" Russell daher, und betreibt unterm Strich, auch die Interessen der Konservativen.

Passend zur Einstimmung auf die Wahl inserierte dann am 12. 1. der „Evangelische Arbeiter-Verein" in seinem Vereinslokal einen Vortrag, der von einem Herrn Hauptlehrer Oehler bestritten wird.
Selbiger hat sich dann als Thema auserkoren:

„Die Schlacht bei Belfort".

Und genannter „frommer" Verein verabsäumt es auch nicht in seinem Inserat mit hinzuzufügen, dass zahlreicher Besuch dieser Veranstaltung erwartet wird. Und das auch Gäste willkommen seien.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=10a1&year=1912&month=01&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=12b&year=1912&month=01&project=3&anzahl=4

Bild entnommen der „Freiburger Zeitung" vom 29. 1. 1912

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=29b&year=1912&month=01&project=3&anzahl=4

In Vorbereitung des „Frisch-fröhlichen Krieges" für den sich laut programmatischer Werbeauskunft, auch der letztendlich siegreiche Kandidat (Stichwahl war noch vonnöten) in Freiburg, anläßlich der Reichstagswahlen, mit verwandte.
Ein Herr Gerhard von Schulze-Gaevernitz
Bemerkenswert auch die Angabe in der Wikipedia zu ihm:
Professor für Volkswirtschaft an der Universität Freiburg im Breisgau wo er 1896 Ordinarius wurde. Nach seiner Emeritierung trat er den Quäkern bei.

Das mit den Quäkern war dann aber erst in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Möglicherweise auch als Folge der verspäteten Erkenntnis; dass mit dem Krieg hat zwar geklappt. Nur eben nicht mit dem „frisch-fröhlichen".

... Weniger als 36 Monate
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. Februar 2012 06:10
Vor Einhundert Jahren
... Weniger als 36 Monate
Es zwar nur eine Kurznotiz im „Wachtturm" vom Februar 1912, jedoch in der Substanz durchaus der Rubrik „Inhaltsschwer" zuzuordnen. Da wird also über eine Versammlung von WTG-Hörigen in der Westfälischen Stadt Siegen berichtet. Und das ganze meint man dann noch mit der Angabe „würzen" zu können:

„Noch weniger als 36 Monate, und wir glauben, daß ein „Sturm" des Mißverständnisses und der Entrüstung die kleine Herde von der Erde wegfegen wird ... „Getötet nach dem Fleische, in demselben „Nu" aber lebendig gemacht nach dem Geiste."

Da kann man wohl dazu nur sagen:
Erstens kam es anders, und zweitens als man dachte (glaubte).

Zu den Russell'schen Events, basierend auf seiner These der Verschärfung des Kampfes zwischen Kapital und Arbeit, gehört dann wohl auch seine Empfehlung:

„Solchen, die mit der Möglichkeit von Streiks usw. rechnen, möchten wir empfehlen, daß sie, soweit es vom Standpunkt ihrer Mittel durchführbar ist, sich gut mit Kohlen und haltbarem Proviant wie Hafergrütze, getrockneten Bohnen usw. versorgen  (S. 24)
Weiter liest man in dieser Ausgabe des WT eine Danksagung des deutschen WT Redakteurs O. A. Koetitz für erhaltene „Segenswünsche und Grüße zu seinem 40. Geburtstag."
Das war damals eben noch möglich, ein Rutherford, der solches Brauchtum dann kippte, saß ja noch nicht am Ruder.

In einem von Russell abgefaßten Jahresrückblick über das Jahr 1911 liest man auch die Sätze:

„Wir haben mit Bedauern wahrgenommen, daß einige der lieben Kolporteure ihr besonderes Werk verlassen und sich dem Klassenausdehnungswerk zugewendet haben."

Und weiter:

„Die Klassenausdehnung ist ausgezeichnet für solche Versammlungen, welche mehr Talent der öffentlichen Redegabe haben, als sie bedürfen - Brüder, welche sich nicht mit der Kolportage befassen können. Für solche, welche Zeit zur Kolportage haben, empfehlen wird diesen Zweig des Dienstes immer noch als den besten und nützlichsten."

Das mag dann ja optisch gesehen, eine „geschraubte Redeweise" sein. Indes der Kern ist wohl klar. Russell steht jenen, die da meinen eine Rednergabe zu haben, und sich entsprechend zu produzieren pflegen, eher skeptisch gegenüber. Er meint, die sollten doch lieber als seine Buchverkäufer, weiterhin vorrangig agieren!

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung; auf einen Artikel dieser „Aussichts"-Ausgabe komme ich am 21. 3. noch näher zu sprechen)

„Die Aussicht" Februar 1912

Wie man im Jahre 1912 zum „Spion" deklariert werden konnte, ist einem Gerichtsbericht in der „Freiburger Zeitung" vom 11. 2. 1912 entnehmbar.
Ort der Handlung England. Just dorthin war ein Deutscher eingereist, und dem wurde vorgehalten „sich an verbotenen Plätzen aufgehalten und versucht zu haben, sich über die Kohlenvorräte in Portsmouth (England) Aufklärung zu verschaffen,"
Das ganze war den urteilenden Richtern dann eine Strafe von drei Jahre Gefängnis wert. Selbige meinten aber auch, sie könnten den so Angeklagten bis zu sieben Jahre Gefängnis verpassen.
Der Angeklagte indes bezeichnete sich selbst als unschuldig.
Gemäß seiner Version sei er aus Gesundheitsrücksichten von Deutschland nach England eingereist. „Vor seiner Abreise aus Deutschland seien ihm von deutschen Kohlenhändlern fünf Prozent Provision versprochen worden für Geschäfte, die er diesen im Falle eines Streikes im Kohlenbergbau verschaffe."
Versteht man den Bericht richtig, dann wähnten also deutsche Kohlenhändler, er könne im Falle eines Streikes im deutschen Kohlenbergbau, quasi dann die Lieferung von Kohlen aus England vermitteln, was sie sich dann genannte Provision wert sein lassen wollten.
Nun ist aber nicht mit überliefert, ob es denn tatsächlich zu der Zeit einen Streik im deutschen Kohlenbergbau gab.
Weil der Angeklagte offenbar in Witterung der fünf Prozent Provision auffällig wurde, wähnte man den Tatbestand der „Spionage" wahrzunehmen. Man meinte weiter, die Informationen die da offenbar gesammelt wurden, könnten den Feinden Englands im Kriegsfall von Nutzen sein. Das dieser „Kohlenvermittler" doch eigentlich nur deutschen Händlern Geschäfte vermitteln wollte, für den Fall eines Streikausfalles, wird in dieser Lesart gleich zur Spionage für den Kriegsfall hochstilisiert.

Man vergleiche dazu auch die Meldung der „Freiburger Zeitung" vom 11. 3. 1912
„Streik für das Ruhrgebiet beschlossen." Ergo lag ein realer Hintergrund vor.

Ach ja wie war das noch mal mit den Gebietskarten der Zeugen Jehovas für ihren Predigtdienst in der DDR die Zeit vor 1950 betreffend?
Ein Schelm, der da gewisse Parallelen wahrnimmt!

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=11a1&year=1912&month=02&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=11a1&year=1912&month=03&project=3&anzahl=4

Eine Ersatz-Höllenlehre
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. März 2012 03:17
Vor Einhundert Jahren
Eine Ersatz-Höllenlehre

Regierungssekretär a. D. Alfred Zimmer aus Dresden, beliebte via im „Wachtturm" vom März 1912 veröffentlichten Leserbrief seine „Bestürzung über offene Parteinahme" zum Ausdruck zu bringen.
Siehe dazu:
Herr Zimmer ist bestürzt

Das er und Seinesgleichen, nichts mit der zeitgenössischen Sozialdemokratie „am Hut hatten", verwundert nicht. Das trifft übrigens auch für weite Teile, der über weite Bereiche, stockreaktionären übrigen Religionsindustrie zu.
Das Rezept dieser Herrschaften lautet ja „bete und arbeite".
Oder auch Gott habe die Standesstruktur der Menschheit gewollt. Ihr zufolge ist selbstredend den Funktionären der Religionsindustrie eine bessere Position zugedacht, als wie dem nur zu niederem tauglichen „Pöbel".
Auch Jenseitsverkäufer Zimmer, segelt ja letztendlich auf dieser Welle.
Trotz seiner Jenseitsverkäufer-Talente, die ihn offenbar in WTG-Sicht dazu befähigten, der Berlin-Wilmersdorfer Veranstaltung vom Juni 1933 zu präsidieren, sollte auch er dann noch in Konflikt mit dem Naziregime gelangen. Da halt ihm auch seine „bete und arbeite"-These für die anderen nicht.
Man vergleiche zu letzterem Aspekt auch

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,46316,49712#msg-49712

Eintrag vom 23. März 2010 03:50

Also meint der „Wachtturm" vom März 1912 zu wissen:

„Aber die Beschuldigung, die man gegen den Allmächtigen erhebt, indem man behauptet, daß er die Katastrophen auf der Erde herbeiführt, erscheint noch sehr gering im Vergleich zu der allgemeinen Lehre der Christenheit, daß Gott für den größten Teil der Menschen im voraus, d. H. schon vor Grundlegung der Welt, eine ewige Qual - die schrecklichste Katastrophe die man sich denken kann - überlegt und beschlossen habe.
Orkane, Erdbeben, Epidemien würden barmherzig und freundlich sein im Vergleiche zu solchen teuflischen Plänen und Vorbereitungen, wie sie dem Herrn von der großen Mehrheit seiner Kinder zug
eschrieben werden, die noch unter dem Aberglauben der Unwissenheit und Blindheit des „finsteren Mittelalters" und seiner Glaubensbekenntnisse stehen."

Auch wenn bekannt ist, dass die Bekämpfung der Höllenlehre, eines der besonderen Anliegen Russells ist, und die kommt ja auch in vorstehendem Zitat mit zum Ausdruck.

So gilt es weiter feststzustellen. Ein „Copyright" auf deren Bekämpfung hat er sicherlich nicht.
Die namhaftesten Auch-Bekämpfer jener Lehre, sind dann wohl eher in Nichtchristlichen Kreisen zu suchen.
Man vergleiche etwa
Pech Schwefel und Kolophonium

Der weitere wesentliche Unterschied: Die WTG hat für die Höllenlehre einen adäquaten Ersatz, in Form ihrer Harmagedontheorie, die in ihrem Drohcharakter nicht im mindestens jener Höllenlehre nachsteht
Siehe etwa
Tagebuch eines Harmagedon-Überlebenden

Mehr noch die WTG nutzt ihre variierte Höllen/Harmagedontheorie als billiges, zu billiges Aushängeschild, um gleich den Pharisäern mit himmelswärts gerichteter Nase, an dem Unglück in dieser Welt vorüber zu gehen. Individualausnahmen bestätigen dabei durchaus diese Regel.
Schon zu Russells Zeiten lassen sich diesbezügliche Vorhalte nachweisen.
„Die Gesellschaft wurde der Schmach preisgegeben ..."

Und auch in den nachfolgenden Jahrzehnten, hat sich daran nichts prinzipielles geändert.
So gesehen ist die Funktionärsschicht der WTG ein extremer Egoistenclub, extremer als so manch anderes Beispiel, das es da sicherlich auch gibt.

Im weiteren Verlauf jenes WT-Artikels der da insbesondere das Thema behandelt, warum Gott nicht bei vielerlei Not- und Unglücksituationen helfe, und der in der Sache eher zerredet, denn antwortet, was sicherlich auch für weite Teile der übrigen Religionsindustrie zutreffend ist.
In Gesamtheit zu diesem Gewäsch, das eigentlich noch nicht mal das Papier wert ist, auf dem es gedruckt ist, wäre kurz aber prägnant zu wiederholen.
Die Philosophen und Religionen haben die Welt nur auf unterschiedliche Weise erklärt.
Eine Ente mehr dabei, setzte auch die WTG-Religion auf den Ententeich.
Dies jedoch ist in Gesamtheit dahingehen zu werten:
Gewogen - und für zu leicht befunden!

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" März 1912

Gelesen in einem Artikel „100 Jahre Gasbeleuchtung" der „Freiburger Zeitung" vom 15. 3. 1912
In ihm unter anderem die Detailsätze:

„Die Kölnische Zeitung' führte sieben Gründe gegen die Neuerung an.
... Einen theologischen: Das Gaslicht wolle den Weltenplan hofmeistern, der die Finsternis der Nacht vorsehe ...
Überdies würde die helle Beleuchtung abends zu längerem Verweilen auf der Straße verlocken und werde daher eine Vermehrung der Erkältungskrankheiten zur Folge haben ...
Das Grauen vor der Finsternis, das manchen Schwachen vor der Sünde bewahre, müsse schwinden und Trunksucht und Unzucht würden gefördert werden ..."

Vielleicht auch noch dies:
In Referierung eines Buches berichtet die „Freiburger Zeitung" vom 28. 3. 1912 unter der Überschrift „Gegen die Elektrifizierung der Eisenbahnen".
Was den betreffenden Autor bei seinen Ausführungen besonders umtreibt, sind namentlich militärische Überlegungen. Er wähnt jedenfalls, unter militärischen Gesichtspunkten, seien mit Dampflokomotiven betriebene Züge, nicht so gefährdet wie etwa elektrisch betriebene Eisenbahnen.
Es ist schon auffällig, wie da in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, immer wieder militärische Aspekte in den Vordergrund gestellt werden.
Da ist dann wohl ein Flottenverein, mit seiner Zweigstelle auch in Freiburg, der ebenfalls via Inserate kräftigst die Kriegstrommel rührte, ebenfalls diesem Kontext zuortbar.
Würde etwa in Hamburg ein Flottenverein agieren, könnte man ja sagen. Na ja, das Meer ist halt nicht weit.
Aber auch in Freiburg machte solch ein Flottenverein, verschiedentlich von sich reden.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=15b&year=1912&month=03&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=28b&year=1912&month=03&project=3&anzahl=4

Untergang der Titanic
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 14. April 2012 00:09
Vor Einhundert Jahren

Unter der Überschrift „Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann" meint der „Wachtturm" vom April 1912 beklagen zu müssen:

„Mit der vorigen Nummer des Wachtturms haben wir ein Probeexemplar der Broschüre über die Evolutionstheorie versandt und dabei auf die Broschüren über die Wiederkunft Christi und den Spiritismus und über das Gesetz aufmerksam gemacht. Wir sind etwas enttäuscht darüber, daß bis jetzt so wenig Bestellungen darauf eingegangen sind."

Ach ja, mag man dazu nur sagen. Amerikanische Werbemethoden wurden schon mal als die Kunst definiert, dem Kunden Dinge zu verkaufen, die er eigentlich gar nicht braucht.
Siehe:
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=11b3&year=1930&month=07&project=3&anzahl=6
Sollte also auch die WTG eine auf dieser Linie liegende Erfahrung sammeln, ist das sicherlich nicht als ungewöhnlich bezeichenbar.
Der „Wachtturm" wäre nicht der „Wachtturm", würde er diese Klage nicht gleichzeitig mit der Animierung an die Linientreuen Anhänger verknüpfen, doch möglichst viele Broschüren auf eigene Kosten zu erwerben, zum „verleihen" oder verschenken. Es werden also alle Hebel in Bewegung gesetzt, auf das vor allem die Kasse der WTG stimme.
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" April 1912

Über den Untergang der „Titanic" berichtet die „Freiburger Zeitung" zeitnah ab ihrer Ausgabe vom 16. 4. 1912.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=16a2&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=16b&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=17a1&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=17b&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=18a1&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=19a1&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=20a1&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=21r2&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=22a2&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=22b&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=24a1&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=25a1&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=27a3&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=28b&year=1912&month=04&project=3&anzahl=4

Siehe auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,31513,31513#msg-31513

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,16902,17103#msg-17103

Ferner auch der Bericht (20 Jahre später) in der „Freiburger Zeitung" vom 12. 3. 1932

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=12b2&year=1932&month=04&project=3&anzahl=4

Freiburg contra Abstinenzler
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 14. Mai 2012 03:51
Vor Einhundert Jahren
Freiburg contra Abstinenzler

Also lamentiert der „Wachtturm" vom Mai 1912 wieder einmal:

„Man wäre wohl berechtigt, zu fragen: Wenn Gott gegen die Menschheit so fürsorglich ist und seine menschlichen Geschöpfe so hoch geehrt hat, warum hat er nicht eine noch bessere Vorbereitung für sie in der Welt getroffen? Warum sind sie den ungünstigen Verhältnissen unterworfen, unter denen sie jetzt leben? Warum gibt es Unglück, Schmerz, Seufzen, Weinen und Sterben? Warum gibt es Stürme, Unwetter, Zyklone, Orkane, Hungersnöte, Dürren und Pestillenzen - warum das alles, wenn Gott für uns als seine Geschöpfe sorgt?"

Und als vermeintliche „Antwort" dazu wird auf die Bibel - selbstredend in der eigenen Auslegungsvariante - verwiesen.
Andere bemühen dann wohl das gleiche „Antworts-Orakel-Buch", kommen aber offenbar zu grundlegend anderen „Resultaten". Etwa in der Form einer Feuerhölle, eines „Fegefeuers" zur „Läuterung" und ähnlicher „Errungenschaften". Die wiederum haben nicht selten das Charakteristikum, dass diejenigen die da auf diesen verstimmten Klavier ihre Jaultöne erzeugen, vor allem einen Ton erzeugen. Die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen, um sie auf dieser Basis prächtig ausbeuten zu können.
Sicherlich gibt es Variationen bei dieser Technologie. Was für den einen die „Feuerhölle" ist für den anderen das „Harmagedon".
Das Geschäft mit der Angst läuft bei allen gleichermaßen gut. ...

Also tönt die gleiche WT-Ausgabe weiter:

Dazu mag man dann ja nur eines sagen. Und dann vergleiche man die tatsächliche Realität damit, und man findet nicht selten die schreiendsten Widersprüche dazu!

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" Mai 1912

Über das Leipziger Völkerschlachtdenkmal, berichtet ein Artikel in der „Freiburger Zeitung" vom 8. 5. 1912.
Zeitweilig spielte selbiges auch eine gewisse Rolle in der Zeugen Jehovas-Geschichte.

Siehe dazu:
19222Voelkerschlachtdenkmal

und auch:
Forunsarchiv 301

Dort aber mehr in der zweiten Hälfte dieser Zusammenfassung.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=08b1&year=1912&month=05&project=3&anzahl=4

Krieg in Freiburg wäre sicherlich eine nicht umpassende Zusammenfassung.
Just in dieser Schwarzwald-Stadt, fand nun laut „Freiburger Zeitung" vom 28. 5. 1912, der 8. Deutsche Abstinententag statt.
Schon Tage vorher hatten sich die verfeindeten Lager via Zeitungsinserate eine Schlacht gegenseitig geliefert, die sich auf der eigentlichen Veranstaltung, dann noch in Tumulten fortsetzte. Genannte „Freiburger Zeitung" versucht nun von der Position des „neutralen Dritten", jene Veranstaltung zu referieren, und ist dabei auch „ganz hin- und hergerissen".
Einerseits wirbt man damit, Fremdenverkehr akquirieren zu wollen, anderseits ist dann aber offenbar nicht jeder Gast willkommen, namentlich wenn seine Anreise im Kontext genannten Reizthemas steht.
Charakteristisch für die Schlachten die da geschlagen wurden, mag dann wohl auch jener Satz in der Berichterstattung der „Freiburger Zeitung" sein:
„Um Freiburg herum wüchsen jährlich 300.000 Hektoliter Wein im Werte von 10 bis 15 Millionen Mark. Die ganze Gegend stehe unter dem Einfluß des Weinbaues, dessen etwaiger Rückgang die schwersten Schädigungen hervorrufen könne."
Selbst Tage nach Beendigung jenes Spektakulums setzte sich die Krieg (nunmehr „nur") auf der publizistischen Ebene fort. Da war offenbar in ein Wespennest gestochen worden, dass so schnell nicht mehr zur Ruhe zurückfand.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=28a2&year=1912&month=05&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=28y&year=1912&month=05&project=3&anzahl=2
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=29y&year=1912&month=05&project=3&anzahl=8
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=31a4&year=1912&month=05&project=3&anzahl=2
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=01a2&year=1912&month=06&project=3&anzahl=4
Http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=01a4&year=1912&month=06&project=3&anzahl=4
„Balsam" für die beschädigten Seelen war dann offenbar, dass just in der Versammlungsstätte wo der Abstinentenbund tagte, dann noch eine entsprechende Gegenveranstaltung zelebriert wurde.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=03a1&year=1912&month=06&project=3&anzahl=4

Fast wie die Kindertaufe
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. Juni 2012 00:14
Vor Einhundert Jahren
Gelesen im „Wachtturm" vom Juni 1912

Nun kann man fragen, hat sich das denn wirklich so in der WTG-Religion durchgesetzt?
Da muss man wohl sagen, nicht unbedingt.
Gleichwohl erweckt jene Aussage schon den Eindruck, einer Variation dessen, was man andernorts als Kindertaufe kennt.
Und die dahinter stehende Tendenz der Vereinnahmung von noch Unmündigen, besteht wohl weiter, in Vergangenheit und Gegenwart!

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" Juni 1912

Inserat in der „Freiburger Zeitung" vom 9. 6. 1912 des verschiedentlich schon mal auffällig gewordenen „Deutschen Flottenverein. Bezirksverein Freiburg i. Br."
Diesmal meinen die Herrschaften „Maschinengewehre im Schnellfeuer, vorführen" zu sollen.
Da damit gewisse Unkosten verbunden sind beträgt der Eintrittspreis 50 Pfg.
Aber Kinder unter 10 Jahren brauchen nur 25 Pfg. Eintritt zu zahlen.
Und weil man schon beim rabbatieren ist.
25 Pf. auch nur für Arbeiter und Arbeiterinnen und Unterbeamte, unter der Voraussetzung, die werden durch ihren Arbeitgeber bezw. vorgesetzte Behörde dorthin beordert.
Wundert man sich angesichts dieses Waffengeklirr darüber, dass man auf dergleichen Zeitungsseite auch ein Inserat eines Jenseitsakrobaten vorfindet?
Letzterer hatte übrigens auch die Tage davor schon, mächtig in diesem Blatt inseriert.
Diesmal hat er sich als Thema auserkoren:
„Wie weit an der Weltenuhr?
Friedensreich oder Weltkrieg?"
Der aber macht es im Gegensatz zum Flottenverein mit kostenfreiem Eintritt. (Adventist, auch wenn das im Inserat selbst verschwiegen wird. Das mit dem inserieren ging dann in den nachfolgenden Tagen noch munter weiter. Und da war dann auch eines mit dem Thema:
„ ... Wann enden die 2300 Tage?" Das wiederum ist als adventistische „Spezialstrecke" bekannt). Oder auch solche Themen wurden da offeriert (21. 6) wie „Was sagt die heilige Schrift über die Türkei?"
Er wird auch so auf seine Kosten kommen, dass kennt man ja zur Genüge. Denn „kostenfrei" pflegt in der allerseltensten Fällen auch „umsonst" zu sein. Die Rechnung ist dann halt etwas kunstvoller verpackt als beim Flottenverein.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=09r1&year=1912&month=06&project=3&anzahl=4

Charakteristisch ist dann wohl auch noch die nachfolgende Notiz aus der „Freiburger Zeitung" vom 15. 7. 1912:
„Herr Hauptlehrer Bossert in Gundelfingen erhielt, wie uns mitgeteilt wird, das Ehrenwart-Diplom nebst Ehrenzeichen des deutschen Flottenvereins. -
Der Besuch der ... Kriegsmarine-Ausstellung war aus Stadt und Land sehr gut und hat offenbar dem Zwecke der Ausstellung, das Verständnis für unsere Kriegsflotte zu fördern und auszubreiten, in vollstem Maße entsprochen. Dafür sprechen auch, wie uns weiter mitgeteilt wird, die zahlreichen Einzeichnungen neuer Mitglieder des deutschen Flottenvereins in die Listen, die im Ausstellungslokale auflagen.
Eintrittskarten wurden 26.950 gelöst. In Karlsruhe dagegen, wo die Ausstellung sich z. Zt. befindet, läßt deren Besuch bis jetzt leider sehr zu wünschen übrig."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=15b&year=1912&month=07&project=3&anzahl=4

http://www.youtube.com/watch?v=cA0bFBa_7h8

http://www.youtube.com/watch?v=JSeh9sq3bv4&feature=related

WTG-Sightseeing-Tour
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. Juli 2012 05:32
Vor Einhundert Jahren

Was wäre eine Religion in Gründung ohne eine zünftige Sightseeing-Tour?
Offenbar bemühte sich die frühe WTG auch diesbezüglichen „Bedürfnissen" zu entsprechen.
So erfährt man in der Juli-Ausgabe 1912 des „Wachtturms", am Sonntag den 21. Juli (1912) wollen 50 WTG-Hörige aus London und Umgebung, nach Paris reisen. Weniger um dort eventuell einen Stadtbummel zu machen, dafür um so mehr, um dort WTG-Literatur zu verteilen. Von sonderlichen Erfolg indes, scheint jenes Unternehmen nicht gekrönt zu sein, nimmt man zur Kenntnis, das für 1928 die Zahl der WTG-Hörigen, immer noch in Frankreich, auf eher magere 450 veranschlagt werden.
Und in der „Frühzeit" waren es besonders in Frankreich tätige polnische Bergarbeiter, welche zur WTG konvertierten. Weniger die eigentlich „Einheimischen". Man kann es schon so deuten, „Entwurzelte" waren (auch dort) ihr Reservoir; denn um als Bergarbeiter von Polen nach Frankreich auszuwandern; da kann schon unterstellt werden:
Wirtschaftliche Notsituationen liegen dem als wesentlicher Motivationsfaktor zugrunde.
Nun hofft genannte WT-Ausgabe, dieser Sightseeing-Tour könnten sich ja vielleicht auch noch ein paar WTG-Hörige aus Deutschland und der Schweiz anschliessen. Bis zum Beweis des Gegenteils wäre da wohl eher zu unterstellen. Wenn, dann überhaupt nur in mikroskopischer Größenordnung.

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" Juli 1912

Auf dieses Inserat „wartete dann wohl die Welt"???
„Freiburger Zeitung" 4. 7. 1912

Möglicherweise auch auf dieses:
„Freiburger Zeitung" 30. 7. 1912

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=30a2&year=1912&month=07&project=3&anzahl=4

William Booth aka „Heilsarmee"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. August 2012 04:47
Vor Einhundert Jahren
Unter der Überschrift „Apostolische Nachfolge nicht biblisch", kommt der „Wachtturm" vom August 1912, auch einmal auf den Herrn Papst in Rom zu sprechen, auch wenn er ihn nicht namentlich erwähnt. Das der WT nun nicht sonderlich gut auf den Herrn Papst zu sprechen sein würde, überrascht ja überhaupt nicht. Am bemerkenswerten ist vielleicht jene Passage, mit der jener WT-Artikel ausklingt. Da meint man beklagen zu müssen:

„Ach! daß die Protestanten in diesem Augenblick zögern! daß viele der Großen und Gelehrten unter ihnen über göttliche Inspiration spotten! Ach! Protestanten hören von „höheren Kritikern", daß Jesus und die Apostel ohne Zweifel verführt waren, als sie Zitate aus den Schriften des Alten Testaments machten und sie Moses, Jesaja & zuschrieben, denn die höheren Kritiker sind weiser (?) als Jesus und die Apostel."

Ob denn besagte „höhere Kritiker" sich wirklich so verbreitet haben, wie der WT wähnt es wahrzunehmen, wird allerdings weder am Einzelfall von grundsätzlich belegt.
Aber sicher ist auch, dass besagte „höhere Kritiker" keinesfalls die Datenspekulationen des Russell teilten. Insofern ist es richtig festgestellt, dass eine unüberbrückbare Kluft zwischen beiden Lagern besteht.

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" August 1912

Am 20. 8. 1912 war der Gründer der „Heilsarmee" William Booth verstorben.
Unter der Überschrift „General Booths Leben und Wirken", gibt es in der „Freiburger Zeitung" vom 23. 8, 1912 einen Bericht über den Begründer der „Heilsarmee".

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=23a2&year=1912&month=08&project=3&anzahl=4

Ergänzend, ohne inhaltliche Bewertung noch der Hinweis auf den Volltext eines 1913 erschienen thematischen Buches
P. A. Clasen „Der Salutismus"

http://www.archive.org/stream/dersalutismusein00clasuoft/dersalutismusein00clasuoft_djvu.txt
Aus ihm vielleicht einige charakteristische Sätze:

„Der Sozialismus ist ein erklärter Feind der Heilsarmee,... und die Heilsarmee ist ein erklärter Feind des Sozialismus. William Booth hat immer gegen den Sozialismus gesprochen und geschrieben."

Oder auch den:

„Das Buch "Darkest England" (Im dunkelsten England) hatte einen Riesenerfolg. Aber auch die Gegnerschaft blieb nicht aus, merkwürdigerweise unter Hegemonie eines Mannes, der sich bisher nicht um die Heilsarmee gekümmert hatte, nämlich von dem als Naturforscher, Physiologen, Darwianer und Bekämpfer der orthodoxen-englischen Hochkirche bekannten Professor T(homas) H(enry) Huxley, 1825-1895 ...
Noch im November wurden ihm von einem Freunde 10.000 Mark für den General zur Verfügung gestellt, wenn er dessen Werk billige. Das sagt Dr. R. Tille (Vorwort), und es wurde für Huxley der Anlaß zu einem gründlichen Studium der Heilsarmee.
Nun, mit der Gründlichkeit kann es nicht weit her sein, selbst wenn Huxley seine Vorlesungen aufgegeben und Tag und Nacht studiert hat; denn schon am 1. Dezember teilte er durch die Times, welche das Wort "General" immer noch in Anführungsstrichen druckten, dem Freunde sein Gutachten mit: "Für 50 Pfennig Gutes und für l Mark Übles".

„Nicht die Abneigung gegen das "korybantische", sondern überhaupt gegen alles positive Christentum, ist der tiefste Grund für Huxleys Stellungnahme. Kardinal Manning schrieb damals, er habe nicht die Geduld gehabt, Huxleys Briefe - im ganzen 12, der letzte vom 22. Januar 1891 - zu lesen; daß Menschen mitten in London verhungerten, sei gewiß und er verstehe nicht, wie man jemand hindernd in den Weg treten könne, der es unternähme, solchen Leuten Nahrung und Hilfe zu spenden."

Siehe zu dem mitgenannten Huxley auch:

http://de.wikiquote.org/wiki/Thomas_Henry_Huxley

Thematisch auch:
Mysnip.118288

Hugo Efferoth

Subtile Formen des „zur Kasse bittens"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 14. September 2012 01:55
Vor Einhundert Jahren
Auch (schon) Russell konnte offenbar der Versuchung nicht widerstehen, seine Hörigen zur totalen Verausgabung zu animieren. Einem Beispiel dazu kann man in der „Wachtturm"-Ausgabe vom September 1912 begegnen, wo er sich berufen fühlte, nachfolgende Episode zum „besten" zu geben. Er schreibt:

Da war ein Herr, mit dem der Verfasser einst sehr intim verkehrte; wir waren wie Brüder. Eines Tages sagte er:

„Bruder Russell, ich würde in der Tat gern hinausgehen in des Herrn Werk und irgendeinen Dienst für die Wahrheit verrichten, aber ich habe eine Frau, und ich verstehe, daß der Herr mich verantwortlich hält für die Sorge für sie. Ich kann nicht daran denken, hinauszugehen und sie in Abhängigkeit zu lassen. Aber wenn der Herr in seiner Vorsehung mir jemals Geld senden sollte, so daß ich gehen könnte, ohne daß meine Frau ernstlich darunter leidet, so würde ich mich freuen, auszugehen und das Evangelium zu verkündigen."

Der Herr nahm ihn beim Wort. Er war damals Buchhalter; aber der Herr öffnete ihm den Weg, durch den Tod eines Mitgliedes der Firma, so daß er einer der Hauptteilhaber in dieser Firma wurde. Ohne jede Bemühung hatte er so viel finanziellen Vorteil, daß er bald mindestens eine halbe Million Dollar besaß.
Eines Tages sagten wir zu ihm:

„Bruder, wir haben eine sehr ernste Sache, die uns tief bedrückt." ...
„Sage mir, was es ist", antwortete er. Wir sagten: „Lieber Bruder, wir möchten deine Aufmerksamkeit auf etwas richten, nämlich auf das, was du vor einigen Jahren sagtest, als du arm warest." ...

Mit Tränen in den Augen antwortete er:

„Bruder Russell, ich bin so an mein Geschäft gebunden - Hand und Fuß -, daß es jetzt unmöglich sein würde." ...

Wir haben kein Verlangen, sein Richter zu sein, aber wir sind geneigt zu denken, daß dieser liebe Bruder nicht in das Königreich einging."

Bei jenem eben zitierten Fall reichte es Russell nicht aus, ihn nur wie vorbeschrieben „madig" zu machen. Nein, er fühlte sich offenbar auch dazu berufen dann noch wie folgt „nachzulegen":

„Im Fall dieses Bruders wissen wir natürlich nicht, welches seines Herzens Gesinnung war, denn wir sind nicht fähig zu urteilen. Aber er verließ uns und schloß sich der Presbyterianerkirche an. Später ging er zu der Christlichen Allianz über und versuchte, an Glaubensheilungen zu glauben und sie auszuüben, obwohl er viel Erkenntnis der Wahrheit nach dieser Richtung gehabt hatte. Nachdem er mit Glaubensheilungen usw. vorangegangen war, hatte er mehrere Krankheitsanfälle und mußte einen Arzt rufen, trotz Glaubensheilungen. Schließlich starb er nach schwerer Krankheit, die mehrere Wochen dauerte."

Weil er schon mal dabei ist „Schreckenszenarios" aufzumalen, fühlt sich Russell bemüßigt, seinem „geneigten" Publikum, gleich noch einen anderen Fall mit zu kredenzen. Das liest sich dann so:

„Ein Bruder, der in einer gewissen Stadt lebte, erhielt die Wahrheit und freute sich sehr darin. Er fand einen anderen Bruder, mit welchem er gern zusammenkam und über die frohe Botschaft redete. Er schien den rechten Geist zu zeigen, ganz für die Wahrheit bereit ...
Aber seine Frau war sehr unwillig. Sie widerstand ihm und sagte;
„Wähle zwischen deiner Religion und mir; du kannst nicht beide haben." Sie stellte ihm die Frage sehr bestimmt; und er wählte seine Frau. Kurz darnach als die Geschichte uns erzählt wurde, brachte offenbar der Herr den armen Bruder dahin, daß er seine Wahl sehr bereute. Er zog sich eine Art ekelhafte Krankheit zu und mitten in seinem furchtbaren Leiden verließ ihn sein Weib."

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" September 1912

Drei zeitgenössische Kongressberichte im Spiegel der „Freiburger Zeitung"
In der Ausgabe vom 10. 9. 1912 der über den 23. Internationalen Eucharistischen Kongress, abgehalten in Wien. Von 70.000 festen Besuchern ist die Rede und von einer „Entfaltung eines Pompes, der an die berühmten Konzilien des Mittelalters erinnere."
„Passenderweise" habe Kaiser Franz Joseph I. das Protektorat über jene Veranstaltung übernommen. Es ist weiter davon die Rede, dass die hohen Kirchenfürsten aus der ganzen Welt „in noch nie dagewesener Anzahl erscheinen."

Gemessen an diesem Bericht, ist der in derselben Ausgabe lesbare Bericht über die 6. Hauptversammlung des Deutschen Monistenbundes, eher in die Rubrik „kümmerlich" einortbar. Mit dem genannten Prunk konnten die selbstredend nicht konkurrieren.
Die Herren vom „Euchristischen" dürfte es wohl auch nicht sonderlich berührt haben, dass auf genannten Monistentag auch die Meinung vertreten wurde:

„Der Redner verwarf die christliche Lehre daß Mangel und Armut die Quelle der Tugend und des reinen Denkens sei"

Nun muss man zu der schillernden Vokabel „Monismus" noch hinzufügen. Erst 1906 begründet; geistesgeschichtlich dem Bereich des Freidenkertums zuortbar.
Aber Freidenkertum muss nicht zwangsläufig Freidenkertum sein. Da gibt es auch gewisse Schattierungen.
Die Monisten repräsentierten da eher den bürgerlichen Flügel, welche nicht selten die Nase zu rümpfen pflegten über die „proletarischen" Freidenker, und aus diesem Gefühl heraus, etwa „besseres" als der „Pöbel" zu sein, schon mal es vorzogen ihren eigenen Laden aufzumachen.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=10a3&year=1912&month=09&project=3&anzahl=2
Da ist es doch schon mal aufschlußreich, dass einige Tage vorher, besagte „Freiburger Zeitung" auch einen Bericht über den in München am 3. September 1912 durchgeführten 16. Internationalen Freidenkerkongress brachte.
Sonderlich umfänglich ist der Bericht über die Münchner Veranstaltung aber nicht. Die „Eucharistischen" werden ihn ohnehin, durch Nicht-Zur-Kenntnisnahme, kommentiert haben. Ihr eigener Prunk gestattet es eben auf die herabzusehen, die eben nicht über solchen Prunk verfügen.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=06a3&year=1912&month=09&project=3&anzahl=2

Der Balkankrieg und seine theologische Ausdeutung
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 06. Oktober 2012 06:36
Vor Einhundert Jahren
Der „Wachtturm" vom Oktober 1912 (Artikel „Ausblicke vom Wacht-Turm") verkündet erneut:

„Unsere Leser wissen besser, als die meisten Menschen, was die gegenwärtige soziale Unruhe bedeutet. ... Beständig wird die Unruhe größer, die die Bibel vorausgesagt hat für die gegenwärtige Zeit - die Ernte dieses Zeitalters. Viele kennen unsere Erwartungen für Oktober 1914 - daß um diese Zeit die große Drangsal mit voller Kraft einsetzen und das soziale Gebäude mit dem Besen der Vernichtung hinwegfegen wird."

Und weiter Originalton „Wachtturm":

„Wir haben von Anfang an darauf hingewiesen, daß die Welt voll von Selbstsucht, die gegenwärtige Zivilisation zertrümmern wird, und daß Gott, der Bibel zufolge, diese große Drangsalszeit - Anarchie, Verwirrung - als ein Mittel zu einem Zweck gebrauchen wird, um zu seiner Zeit auf den Ruinen der höchsten Zivilisation, die die Welt je gekannt hat, und die durch die Selbstsucht der Menschen zertrümmert werden wird, das Königreich des Messias aufzurichten."

Nun wird man dem WT sicherlich dahingehend zustimmen müssen, dass sein „Bauchgefühl" das die extreme Selbstsucht
(nicht zuletzt sondern möglicherweise vor allem von „God's own Country" namens USA praktiziert. Mit Sicherheit aber eben nicht nur von diesen),
dass diese extreme Selbstsucht letztendlich nur in ein „Ende mit Schrecken" hineinführen kann (was man dann ja auch im Weltkrieg erleben musste). Das „Bauchgefühl" des Unbehagens dass da der WT artikuliert ist sicherlich berechtigt.
Nicht berechtigt hingegen ist die Illusion, angesichts dessen würde der große Zampano aus seinem nicht endenden Tiefschlaf erwachen.
Da hat schon ein Nietzsche zu recht festgestellt.
Gott ist wohl tot, was sich spätestens zu Zeiten der brennenden Auschwitzöfen erneut bestätigen sollte.
Nun kann man Nietzsche gegenüber den berechtigten Vorhalt haben. Der plädiert letztendlich für den Sozialdarwinismus, für zusätzliche Verschärfung der Selbstsucht.
Diesen Vorhalt würde ich mich persönlich durchaus anschließen.
Dann stellt sich die Frage letztendlich so.
Nietzsche kann kein „Ersatzgott" sein. Ihn gilt es partiell auch kritisch zu werten.
Man muss ihn also schon genauer „auf die hurtigen Finger sehen".
Dieses genauer Hinsehen beinhaltet aber auch, dass er in der Beschreibung der „Ist-Zustände" einen durchaus klaren Blick hatte!

Auch noch so ein bezeichnender Satz in jenem WT-Artikel:

„Reiche Leute haben Universitäten und Schulen große Summen vermacht, um Unglauben und Evolution zu lehren. Und nun sind dieselben Leute entsetzt und verwundert, daß das Volk, dessen Glaube zerstört worden ist durch Höhere Kritik und Evolutionslehren, keinen Glauben mehr an Gottes Wort hat, noch an Gottes Vorsehung, und entschlossen ist, die Dinge in die eigene Hand zu nehmen."

Auch bei diesen Satz könnte man kommentierend etwa auf einen Bismarck hinweisen, mit dem Slogan „Die Religion müsse dem Volke erhalten bleiben". Vor allem dem Volke, denn die oberen Zehntausend pflegen ja nicht selten einer anderen Form von Religion zu frönen, namens Money. Einige der oberen Zehntausend mögen zwar (auch) den Kulturersatz-Charakter der Religion besonders schätzen.

Dann haben sie eben auch keine Skrupel zwei Religionen zugleich zu praktizieren. Gleichwohl soll es unter den oberen Zehntausend auch solche geben, die sich mit einer Religion dann zufrieden gaben. Und in dem Wettrennen der Religionsangebote, hat dann wohl die Money-Religion die Nase vorn.
Aber eben und speziell dem Volke solle die Religion als Opiat, als Verdummungsmittel erhalten bleiben, stellte schon Bismarck programmatisch fest. Und den Verdummungscharakter kann man dann ja auch ausdrücklich bestätigen.
Nur war der Aktionsradius eines Herrn Bismarck, sicherlich zeitlich und regional begrenzt.
Dieselben Geschäfte indes betreibt dann auch ein Herr Russell, indem er dazu beiträgt, dass äußere Religionsformen, die durch „Zaubersprüche" etwa im Stile „Transsubstantiation" sich zunehmend als hohl erweisen, durch eine Religionsform der „Verkettung des Herzens" zu ersetzen, tatkräftig befördern hilft.

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" Oktober 1912

Im Herbst 1912 ist der Ausbruch eines Balkankrieges zu verzeichnen.
Siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Balkankriege
Auch für religiöse Eschatologie-Phantasten war der "Wasser auf die Mühlen".
Namentlich für den Walter Küppers alias Johannes Walther
Sein Endzeitdatum 21. März 1912 ging ja in die Binsen.
Mit Ausbruch des Balkankrieges wähnte Küppers wieder Oberwasser zu haben.
Die Freiburger" Zeitung vom 9. 10. 1912 (und auch andere Tage), kam auch auf diesen Krieg zu sprechen.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=09b&year=1912&month=10&project=3&anzahl=4

Hero von Ahlften
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 12. November 2012 02:17
Vor Einhundert Jahren
In der Herrberger-Datei
wurde er bereits mit erwähnt, der Herr Hero v. Ahlften aus Hamburg.
Nochmals die jetzt interessierende Passage daraus:

„Übrigens sollte der "englische Korrespondent" von Ahlften, wie er sich selbst nannte, auch noch Bekanntschaft für sieben Wochen mit Nazigefängnissen machen (im Jahre 1934). Darüber berichtet G(arbe):

"In Hamburg war im Juni 1934 der Leiter der dortigen IBV-Jugendgruppe verhaftet worden, weil er in einem Brief an das Zentraleuropäische Büro in Bern, der von der Zensurstelle Frankfurt am Main angehalten wurde, 'einige nüchterne nackte Tatsachen über Wahl-Methoden der Nationalsozialisten' geschrieben hatte. Da er für sein Schreiben die Initialen H. v. A. benutzt hatte, nahm die Gestapo auch den Vorsitzenden der am 15. Juli des Vorjahres verbotenen Norddeutschen Bibelforschervereinigung, Hero von Ahlften, für sieben Wochen in Haft."

Die Balzereit-Administration, zu der Zeit noch weiter den Schmusekurs mit den Nazis verfolgend, war über diese Wendung der Dinge nicht glücklich, und ließ ihn wie eine heiße Kartoffel fallen. Kaum war v. Ahlften jedoch wieder frei, schrieb er, der "englische Korrespondent" einen geharnischten Protestbrief an Rutherford. Aber auch die Gegenseite hielt es so. Rutherford konnte sich anfänglich nicht so recht entscheiden, wem er denn nun recht geben solle. Offenbar war sein "salomonischer" Beschluss. Wer am aktivsten und für ihn Rutherford am überzeugendsten, die WTG-Interessen vertrete, der ist "sein" Mann. Damit neigte sich wohl auf der Rutherford'schen Waage, der Daumen zu ungunsten des v. Ahlften. Indirekt kann man dies auch darin ablesen, wenn man in der WTG CD-Rom den Suchbegriff Ahlften eingibt, und keinerlei Ergebnis geliefert bekommt.
Offenbar gehörte nun auch v. Ahlften zu denjenigen vor und nach ihm, die eine gewisse Zeit für die WTG nützlich, dann aber nicht mehr und somit auch zu Unpersonen wurden."

Also auf der offiziellen WTG-CD-ROM welche das offizielle WTG-Schrifttum ab 1970 wiedergibt, ist dieser Name nirgends verzeichnet. Man kann weiter gehen und diesen Zeitraum durchaus bis ab 1945, wenn man will sogar bis zum Zeitraum ab 1933 erweitern. Das aus dem Grunde, dieweil die WTG CD-ROM zwar ab 1970 anfängt, gleichwohl auch Belegstellen nachweist aus dem Zeitraum ab 1945, sofern eine gewisse Relevanz im Einzelfall unterstellt werden kann.
Und die Erweiterung bis auf 1933 auch deshalb, dieweil dieser Name auch nicht in den Schweizer Ausgaben des WTG-Schrifttums, welches ja weiter gedruckt wurde, dort auftaucht.

Nun mag man sagen, er wird doch aber Randmäßig erwähnt, etwa bei Garbe, etwa bei Herrberger und Wrobel. Dieser Umstand wird ja auch nicht bestritten. Es wird lediglich festgestellt, dass im offiziellen WTG-Schrifttum, einschließlich ihrer Deutschland bezüglichen Geschichtsberichte, kein Platz für ihn vorhanden ist.
Ist er also ein „Niemand" über den auszuschweigen angemessen ist? Das wird man ja wohl kaum sagen können, zumal ihm ja ein Funktionärsposten für die überhastet begründete „Norddeutsche Bibelforschervereinigung" (in welcher nur arische Deutsche Sitz und Stimme hätten, als Morgengabe an die Nazis, in Hitlerdeutschland, kurz vor Beginn des dortigen Gesamtverbotes) offenbar bestimmt war.

Unter diesem Gesichtspunkt ist es sicherlich nicht uninteressant zu registrieren, dass man seinem Namen bereits in der „Wachtturm"-Ausgabe vom November 1912 begegnen kann.
Dort wird offiziell zu einer Hauptversammlung in Hamburg vom 17. - 20. November jenes Jahres eingeladen, für Interessenten aus Nah und Fern.
Und da dann namentlich die aus Fern auch Unterkunft benötigen würden, boten sich die damals etwa 30 Bibelforscher in Hamburg an, solche Quartiere auch zur Verfügung zu stellen. Aber man ahnt, dass wird dann wohl nicht ausreichen.
Und deshalb wird an die etwas Bemittelteren appelliert, auch mit kostenpflichtigen Quartieren, etwa in Pensionen vorlieb zu nehmen.
Das alles erfordert zeitlichen Vorlauf und auch einen Organisator, welcher das alles in die Hand nimmt
Und so wird denn in jener WTG-Ausgabe dieser Herr v. Ahlften mit seiner Anschrift in Hamburg (Neuer Steinweg 94) genannt, an welchen sich die Interessierten bezüglich dieses „Events" im Vorfeld halten sollten.
In der „Wachtturm"-Ausgabe vom Dezember 1912, gab es dann einen von diesem Hero von Ahlften unterzeichneten Bericht über jene Veranstaltung. Letzterer meinte auch mit dem Satz „glänzen" zu können:

„Wir appellieren an jeden Geistlichen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in der Lokalzeitung seines Distrikts eine von ihm unterzeichnete Erklärung zu veröffentlichen, dahingehend, ob er an einen buchstäblichen Feuer- und Schwefelsee, als einen Ort oder Zustand ewiger Qual der Gottlosen glaubt ..."

(Auch im „Wachtturm" Jahrgang 1922 taucht denn sein Name nochmals auf).
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" November 1912

Zumindest „Büchernarren" (andere wohl weitaus weniger), werden eine Meldung der „Freiburger Zeitung" vom 7. 11. 1912 mit der Überschrift „Die Bibliothek der Hagia Sophia in Konstantinopel" der Rubrik „Interessant" zuordnen.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=07a1&year=1912&month=11&project=3&anzahl=4

Wir glauben - oder - wir wollen glauben!
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 10. Dezember 2012 08:24
Vor Einhundert Jahren
Also tönte der „Wachtturm" vom Dezember 1912:

„Wir glauben, daß das Jahr 1915 noch wunderbarer sein wird, als das gegenwärtige.
Wir glauben völlig, daß das Jahr 1914 das Ende der Zeiten der Heiden sein wird, denn wir können nicht den geringsten Irrtum in unserer Bibel-Chronologie finden. Aber wir nehmen keine Unfehlbarkeit in Anspruch. Irren ist menschlich, Wenn also der Vater zuläßt, daß wir in bezug auf sein Wort in dieser Sache irren, so wird es ohne Zweifel einen großen Segen für uns haben. Und wenn es geschehen sollte, daß das Jahr 1914 nicht den Schluß der Zeiten der Heiden bringt, so würden wir doch noch glauben, daß die Zeit nicht sehr fern sein könnte, denn je näher wir dieser Zeit kommen, umso deutlicher sehen wir die Erfüllung der Dinge, von welchen die Schrift sagt, daß sie dann geschehen."

Aus der Fülle diesbezüglicher Beispiele sei nur das am Ende des zweiten Weltkrieges genannt, der eben (wieder mal) nicht in das heiß ersehnte „Harmagedon" ausgemündet war, und die flapsige WTG-Antwort an die WTG-Betörten:
Zeit wird nie zu lang wenn man zu tun hat. Haben wir etwa nichts mehr zu tun?!

Und dann vergleiche man mal dazu die WTG-These, nach der, diejenigen die da den 1975-WTG-Endzeitspinner Fred W. Franz auf einem WTG-Kongress vielleicht mal erlebten (als Jugendliche) noch zu jener ominösen „nicht vergehenden Generation" gehören würden.
Hoffen und Harren hält einige zum Narren. Ganz besonders viele Narren gibt es da offenbar in WTG-Gefilden!

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" Dezember 1912

Auf einige Aspekte des Jahrganges 1912 der „Die Aussicht" sei nochmals hingewiesen.
Die Februar-Ausgabe (S. 916f.) offeriert unter der Überschrift „Warnung vor falscher Prophetie" eine Stellungnahme zu der abenteuerlichen Endzeitthese des Robert Voigt (21. 3. 1912). Eher getrieben, denn aus eigener Einsicht handeln, setzt man sich damit auseinander.
Siehe auch Mysnip.127161
wo auf die Stellungnahme der „Aussicht" und einiger weiterer Geistesverwandter Blätter dazu eingegangen wird.
In der April-Ausgabe 1912 gab es seitens der „Aussicht" erneut eine Stellungnahme dazu. Diesmal versucht man das ganze eher auf die Schiene des Lächerlichen abzubiegen. Ob man denn wirkliche „Lehren" aus dem Fall gezogen hat, dürfte eher zweifelhaft sein. Das besagter Robert Voigt nicht zum Kreis der „Aussicht" gehörte, ist ja blos ein äußerer Glücksumstand für diese gewesen. Von seinem geistigen Level hätte er auch gut in diesen Kreis mit hineingepasst, wie auch umgekehrt.
In der April-Stellungnahme formulierte man dann (S. 935):

„Der 20. März ist wie ein anderer Tag verlaufen. Unser erhöhter Heiland ist nicht aus seiner unsichtbaren Gegenwart herausgetreten und die Jünger Walthers und Voigts sind um eine Enttäuschung reicher."

Dann wird aus der in Deutschland erschienenen Schwester-Zeitschrift „Beiträge zum Schriftverständnis" des Friedrich Kunkel, die dortige Stellungnahme zu diesem für diese Kreise eher delikaten Thema zitiert.
In ihr auch die Sätze:

„Bekanntlich hatte ein Königsberger Schriftsteller für den 21. März die sichtbare Wiederkunft des Heilandes und die Entrückung der Heiligen vorausgesagt.
Letztere sollten am 20. plötzlich verwandelt werden, nachdem sie ihre irdischen Angelegenheiten noch geordnet hätten. Die ganze Angelegenheit sollte sich in ca. 2 Stunden - 10 bis 12 Uhr abends - abwickeln.
Das diese neue Lehre Anhänger finden würde, war ja vorauszusehen"

meint man dann weiter:

„Zumal sie von gläubigen Christen ausging und mit Bestimmtheit als biblisch hingestellt war."

So ist das also, weil diese Narren gläubige Christen waren, was sicherlich nicht zu bestreiten wäre, entschuldigen andere Halb- bzw. Ganz-Narren, ihre geistigen Brüder, dieweil die sich eben etwas „zu weit aus dem Fenster gehängt hatten".
Noch so ein bemerkenswerter Satz:

„Zumal unserer Meinung nach, andere gläubige Gemeinschaften hier am Orte nicht mit einem Wort hervortraten, um zu bezeugen, ob sie diese Bibelauslegung als wahr oder unwahr gelten ließen."

Auch dieses genannte Schweigen, ist durchaus als charakteristisch zu bezeichnen. „Schlau" war man erst, nachdem man auf die „Fresse gefallen war". Dann aber wieder das Trauerspiel dazu nach dem Motto.
„Ich war es doch nicht - Adolf Hitler war es".
Tatsächlich regte man sich doch, und organisierte im Vorfeld des 21. März 1912 eine Gegenveranstaltung. Selbige fand eine ungewöhnlich große Resonanz. Die angemietete Räumlichkeit in einer Schule war dann total überfüllt. Ein Umstand, denn die Veranstalter zuvor, noch nie kennen gelernt hatten!
Aber auch diesen bemerkenswerten Satz gibt es in dieser Berichterstattung noch;

„Andererseits können wir nicht verschweigen, daß viele sogenannte Gläubige uns durch dieses Hervortreten noch feindlicher gesinnt worden sind."

Und letzterer Satz sagt dann wohl mehr als „tausend Worte". Man sollte sich mal über besagte Gläubige, die da noch feindlicher wurden, dieweil ihnen im Vorfeld des 21. 3. 1912 schon mal ihre Illusionen zerstört wurden, durchaus tiefere Gedanken machen!

Der Jahrgang 1912 der "Die Aussicht"

In einer eher unscheinbaren Kurznotiz erfährt man in der „Freiburger Zeitung" vom 13. 12. 1912, der russische Minister des Innern habe die deutsche Satirezeitschrift „Simplizissimus" mit einem Verbot belegt. Da keine näheren Angaben dazu erfolgten, kann man über die Ursache nur spekulieren.
In Russland dürfte der Verbreitungsgrad jenes Blattes sich ohnehin in überschaubarer Großenordnung bewegt haben. Das da so scharf mit Kanonen auf Spatzen geschoßen wurde, lässt dann ja tief blicken. Da muss den russischen Herrschaften offenbar etwas besonders auf den Magen geschlagen sein.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=13b&year=1912&month=12&project=3&anzahl=4

Ein Artikel in der „Freiburger Zeitung vom 23. 12. 1912, berichtet über die Ludditen-Bewegung in England

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=23b&year=1912&month=12&project=3&anzahl=4

Als „Weihnachtsgeschenk" an die Freiburger, haben die Adventisten den Balkankrieg entdeckt. Es wäre ja auch (fast) verwunderlich, würde man sich einen zünftigen Krieg vor den eigenen Karren gespannt, entgehen lassen.

„Freiburger Zeitung" 24. 12. 1912
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=24a2&year=1912&month=12&project=3&anzahl=4

1912er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte

Kommentarserie 1913

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