Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Bestürzt über offene Parteinahme

In der Märzausgabe 1912 veröffentlichte der "Wachtturm" auch einen Leserbrief des "Ober-Bibelforscher" Alfred Zimmer aus Dresden. Zimmer gehörte offensichtlich zu den Honoratioren der Bibelforscher. Er sollte später noch verschiedentlich in der WTG-Literatur genannt werden. Jeweils im Kontext der Herausstreichung seiner beruflichen Stellung, zusammen mit einigen anderen dieses Schlages:

"Alfred Zimmer, Regierungssekretär a. D.

Hofrat Dr. Stenz, Rechtsanwalt und Notar

Dr. A. Mütze, Amtsgerichtsrat

Dr. phil. M. Karl, Polizei-Oberingenieur

H. von Ahlften, engl. Korrespondent. "

Regierungssekretär Zimmer ließ sich also im "Wachtturm" mit den Worten verlautbaren:

"Eine Gefahr, lieber Bruder, glaube ich, besteht jetzt für die Versammlungen auch darin, daß die Wellen des politischen Kampfes der Parteien, wenn auch nur ein wenig, zu uns herein dringen können, wie wir die Erfahrung gemacht haben. Die Nachfolger des Herrn entstammen ja allermeist den sozial wenig begünstigten Klassen, so daß die Gefahr der Parteinahme für die Sozialdemokratie eine naheliegende ist, besonders wenn der Geist Gottes das Herz noch nicht völlig erfüllt und das Verständnis der Prinzipien der Gerechtigkeit noch mangelhaft ist.

Welch eine falsche Auffassung können dann leicht die von uns erlangen, die jetzt noch Gewalt über uns haben, und unter deren Schutze, als von Gott zugelassen, wir jetzt noch ein stilles, tätiges und Gott wohlgefälliges Leben führen können! … Wäre es nicht gut, wenn einmal recht deutlich auf unsere Stellung im Kampfe der Parteien hingewiesen würde, was auch der Stellung der einsichtsvollen Geschwister guten Rückhalt bringen würde. Ich muß gestehen, ich war bestürzt, als sich hier einmal eine offene Parteinahme für die Partei des Umsturzes gelegentlich einiger Bemerkungen des vortragenden Bruders über die Reichstagswahlen kundgab. Ich habe die Geschwister aufs entschiedenste zurückgewiesen, daß wir ermahnen sollen, sich der bestehenden Ordnung zu fügen und geduldig zu warten, bis der Herr das Mangelhafte durch vollkommene ersetzen wird. Wir haben keine Sympathie mit dem namenlosen Unglück herbeiführenden Partei, die wir gleichwohl als Werkzeug Gottes erkennen."

1911er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

 

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