Kriegs-Prediger Küppers

(Ergänzung zu Kueppers.pdf )

Auf den von Russell maßgeblich beeinflussten Altkatholischen Pfarrer Walter Küppers (alias Johannes Walther) wurde in einem eigenen Kapitel schon näher eingegangen. Siehe dazu:

Kueppers.pdf

Furore machte er besonders durch sein Endzeitdatum 1912. Da wollte er „etwas genauer" sein als Russell. Unbußfertig hielt er - modifiziert - auch nach dem Scheitern seiner Datenspekulation weiter an ähnlichen Thesen fest. Aufwind bekam er dann durch den Ersten Weltkrieg. Je länger, je mehr, entwickelte er sich zum ausgesprochenen Chauvinisten, zum Kriegshetzer. Letztendlich muss diese Geisteshaltung in den Kontext eingeordnet werden, sein Scheitern als Endzeitprophet nicht echt eingestehen zu wollen. Dann nach jedem Strohhalm greifend, und seine Chance als „Kanonenpastor" in der zeitgeschichtlichen Situation sehend. Was immer man den Bibelforschern in Sachen Wehrdienst im ersten Weltkrieg auch vorhalten mag. Das eine muss man schon sagen. Im Vergleich zum ausgesprochenen Kriegshetzer Küppers waren sie doch „Waisenknaben". Diese Relation muss man schon sehen und auch aussprechen.

Diverse endzeitlich orientierte Bücher unter dem Pseudonym-Namen „Johannes Walther" wurden von Küppers publiziert. Ein solches war auch das 1911 erschienene „Wie Gott Wort hält. Ouvertüren zur Weltgeschichte". Im wissenschaftlichen Bibliothekswesen heute nur noch schwer auftreibbar. Die Deutsche Bücherei in Leipzig hat erst ab 1913 Sammlungsbeginn; und lässt alles davor liegende „außen vor". Die Berliner Staatsbibliothek hatte zwar früher mal dieses Buch, muss es aber dem Bereich Kriegsverluste zuordnen. Lediglich in der Bibliothek des Evangelischen Oberkirchenrates in Stuttgart soll ein Exemplar davon noch nachweisbar sein. Letztere ist aber nicht dem Leihverkehr der wissenschaftlichen Bibliotheken regulär angeschlossen.

Dieses Buch repräsentiert insbesondere eine Zusammenfassung von Aufsätzen, die Küppers davor bereits in der Zeitschrift „Das Prophetische Wort" Hrsg. von Ernst F. Stroeter, publiziert hatte.

Zu letzterem kann man vergleichen:

19102Israel

War Küppers ideologisch auch stark von Russell beeinflusst, so behielt er doch in organisatorischer Beziehung, seine Unabhängigkeit von Russell bei. Er nahm zwar dessen Gedankengänge auf. Sich aber mit „Haut und Haaren" diesem organisatorisch zu verkaufen; dass war mit ihm nicht zu machen. Dabei spielt sicherlich auch eine Rolle, dass Küppers vor seiner „Russellzeit" bereits über einen Doktortitel verfügte, und eben ein Pfarramt in der altkatholischen Kirche zu Königsberg versah. Ohne Not wollte er letzteres offensichtlich nicht aufgeben.

Nachstehend seien seine „Ouvertüren" einmal etwas vorgestellt.

Als Motto stellt er seinem Buch den Bibelspruch aus Amos 3, 7; 4, 13 voran:

„Der Herr tut nichts, er offenbare denn sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten; er zeigt den Menschen an, was er im Sinne hat."

Unschwer zu erraten, dass Küppers sich offenbar in Kontinuität zu den „Propheten" wähnt.

Im Vorwort wird dann erwähnt, der Inhalt des Buches sei bereits in den Jahren 1907 bis 1909 in der Ströter'schen Zeitschrift „Das Prophetische Wort" erschienen und habe dort großen Anklang gefunden.

In Anlehnung an Russell's Pyramidentheorie (ohne etwaige „Urheberrechte" sonderlich zu reflektieren) findet man dann die These (S. 82):

„Also zur Zeit der Wiederkunft Christi soll in Ägypten ein Steindenkmal als Zeuge für den neuen König der Erde dastehen. Es soll nicht erst gebaut werden, sondern schon dastehen, während Ägypten noch nicht dem Herrn gehört."

Und weiter (S. 83):

„Tatsächlich steht nun solch ein Steinzeuge für den Herrn schon seit Jahrtausenden an dem so eigenartig bezeichnten Platze, ohne daß die Menschheit es gewußt hat."

Und nachdem er sich dann in weiteren Spekulationen zum Thema verliert, meint er dann (S. 87):

„Auf Grund der so gewonnenen Jahreszahl für die Erbauung haben dann gläubige Forscher auf Melchisedech als den Erbauer dieses göttlichen Wunderwerkes geraten; denn erstens lebte Melchisedech um diese Zeit, und zweitens herrschten damals in Unterägypten semitische Könige, die sog. Hyksos, zu denen Melchisedech leicht in naher Beziehung gestanden haben könnte."

Auf Seite 91 leitet er dann aus seinen Pyramidendaten konkrete Endzeitdaten ab. Bemerkenswert, der Vorbesitzer dieses antiquarisch erworbenen Buches, hat genau diese Daten unlesbar gemacht!

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Aus anderen Küpper'schen Veröffentlichungen kann man diese unlesbar gemachten Daten aber genauer spezifizieren; nämlich März 1912 „Entrückung" und dreieinhalb Jahre später „gegen Ende des Jahres 1915 liegt der Hauptendpunkt der 'Zeit der Heiden', der aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Wiederkunft Christi und der Aufrichtung seines Reiches zusammenfallen wird."

Das nachträgliche unlesbar machen dieser Spekulationen erweist sich als „witzlos". Vergleicht man diese Ausführungen mit den parallelen Ausführungen im „Prophetischen Wort" 1909 S. 83f. ist dort eindeutig das Jahr 1912 genannt. Der Zeitschriften-Herausgeber Ströter hatte es auch nicht gestrichen, lediglich seinerseits eine Fußnote angefügt:

„Zu dieser, wie zu allen ähnlichen Berechnungen der Zeit für die Entrückung der Gemeine setzen wir ein ernstes Fragezeichen."

Offenbar ließ Küppers sich von diesem „Fragezeichen" aber nicht sonderlich beeindrucken, denn er druckt ja dieses Spekulationsdatum in seinem selbst verantworteten Buche wieder mit ab.

Und auch Ströter muss sich vorhalten lassen, in Sachen Küppers nur sehr halbherzig agiert zu haben. Er gewährte diesem weiter in seiner Zeitschrift eine Tribüne zur Selbstdarstellung. So konnte sich Küppers noch im Jahre 1911 unter der Überschrift „Prophetische Geschichte" in der Zeitschrift „Das prophetische Wort (1911 S. 19f.) wie folgt unwidersprochen verbreiten:

„Es ist den Lesern dieser Blätter gewiß zum Teil bekannt, daß vielfach in den Kreisen der Gläubigen um 1915 eine große Sammlung Israels in seiner ihm für ewig zugesprochenen Heimat Palästina erwartet wird; denn allerhand Tatsachen sprechen dafür, daß dann 'die Zeit der Heiden', von der bei Luk. 21, 24 die Rede ist, ihr Ende finden soll. Wir können hier auf diesen Punkt nicht näher eingehen; wir können nur darauf hinweisen, daß allem Anschein nach die 'Zeit der Heiden' die Zeit der Weltreiche ist, von der wir schon in Nummer 2-4 des Jahrgangs 1909 auf Grund von Dan. Kap. 2 hier haben handeln dürfen. In unserem Werke über 'Gottes Weltregierung' ist dieses Thema weiter ausgeführt, und zwar ist dabei ganz besonders hingewiesen ... sodaß die Zeit der Heiden als eine Zeit von 7 x 360 = 2520 Jahren bezeichnet werden kann. ...

Im Jahre 1915 werden nun wiederum 2520 Jahre, also sieben 'Zeiten' seit einer zweiten großen Katastrophe über das Volk des Alten Bundes verflossen sein ...

Eine Epoche, die in den nächsten Jahren, in der Zeit von 1912 bis 1934 ihr Ende erreichen muß und wird, um einer neuen, sehr viel besseren, der Zeit der Herrschaft Christi, die Hand zu reichen. ...

Diese von Bismarck und Kaiser Wilhelm I. heraufgeführte letzte Glanz- und Gnadenzeit muß demnach 1912 ihr erstes und 1915 ein noch entscheidenderes Ende erreichen."

Und das ganze dann noch angereichert mit diversen Reklamehinweisen auf die Küpper'schen Bücher.

Besonders ab 1916 (nach einer zeitweiligen „Durststrecke" verursacht durch seine Datenspekulationen), bekam Küppers dann die Chance sich „stilgerecht" im „Altkatholischen Volksblatt" zu produzieren. Letzteres hatte zwar schon zuvor eine ständige Rubrik „Kriegsbetrachtungen".

Diese wiederum darf man ihm zuordnen. Dafür spricht seine eigene Angabe in seiner Schrift „Der Weltkrieg in biblischer Beleuchtung" (S. 10), er habe im Sommer 1915, zwölf Abhandlungen im „Altkatholischen Volksblatt" zum Thema Krieg publiziert. Noch wagte es die Redaktion des „Altkatholischen Volksblattes" allerdings 1915 nicht, den Verfasser der „Kriegsbetrachtungen" namentlich auszuweisen.

Immerhin gab es in der Ausgabe vom 7. 5. 1915 solch eine „Kriegsbetrachtung" über Psalm 110".

In ihr las man:

„'Herrsche inmitten deiner Feinde' oder, wie Wutterich übersetzt: 'Tritt an dein Reich inmitten deiner Feinde'. Jesus wird uns hier nicht geschildert als Priester und Lehrer, sondern als königlicher Herrscher, geradezu als Feldherr.

Und haben wir nicht erlebt, dass Jesus Christus, der König der Gerechtigkeit, der zu Rechten Gottes sitzt, mit ihnen ist, um Königreiche zu zerschmettern? Er hat uns Lüttich, Namur, Mauberge und Antwerpen und damit Belgien und den Norden von Frankreich in die Hand gegeben, er war mit uns bei Tannenberg und an den masurischen Seen, bei Lodz und in den Karpathen, als sich die Wagenberge der russischen Heeresmacht erst nach Westen auf Schlesien zu und dann nach Süden zu dahin wälzten. Serbien liegt in den letzten Zügen, und Russland und Frankreich ächzen unter der Last des Krieges, ja, selbst das stolze England spürt von Tag zu Tag mehr, dass es sich diesmal stark verrechnet hat.

Ist unsere Deutung unseres Psalms die richtige, dann wird es ohne Zweifel so kommen. Gott ist am Werk und was er angefangen, das wird er auch vollenden trotz aller Macht und List die ihm entgegensteht."

Die Ausgabe vom 28. 5. 1915 enthält dann eine „Kriegsbetrachtung" über Joel 2, 1-11

In ihr ist zu lesen:

"An diesem 'Tage' das heißt in dieser Zeit, soll ein Volk vor allen anderen dastehen als ein Werkzeug Gottes, ein Volk das 'gleich dem Morgenrot' das heißt wie eines neuen Tages Anfang 'sich über die Berge breitet, ein großes, mächtiges Volk, desgleichen nicht gewesen ist von Ewigkeit her und auch in zukünftigen Zeiten nicht mehr sein wird' (V 2).

Als dieses Volk kann wenn wir heute um uns sehen und wenn wir glauben, dass das, was wir erleben, das göttliche Gericht ist über die Kulturentwickelung der letzten zwei Jahrtausende, wohl nur das deutsche Volk in Frage kommen.

Es ist etwas Gewaltiges denken zu dürfen, dass unser Volksheer unser 'Volk in Waffen' Sein Kriegsvolk und Sein Heerlager ist das heißt das Werkzeug des Allmächtigen zur Vollstreckung des Gerichts, zu dem die Völker trotz ihrer Kultur, ja vielfach gerade infolge ihrer so genannten 'Kultur' jetzt wirklich reif geworden sind. Oder sollen etwa England und Frankreich und Russland Sünden noch immer höher wachsen? Soll diesen himmelschreienden Wesen nach wieder eine neue Frist gesetzt werden, um sich in noch entsetzlicheren Tücken und Lasten zu offenbaren? Nein, und abermals nein, wir können nur hoffen und dürfen hoffen, dass diesmal die Entscheidung fällt, und das es in kurzem heißen wird:

Der Weltkrieg, dieser Gipfel der bisherigen Geschichte hat sich an ihnen und so manchen anderen Volke, das eines Sinnes ist mit ihnen, erwiesen als das Weltgericht, als das Gericht, indem sie nicht bestanden haben, sondern verbrannten das heißt mit Schimpf und Schande vor Gottes Macht im Feuer des Brandes, den wir erleben zusammenbrechen.

'Ja, groß ist der Tag des Herrn und sehr schrecklich! Wer kann ihn ertragen?'"

Die Ausgabe vom 4. 6. 1915 titelt:

3. Kriegs Betrachtung über Esther 3, 7ff.

... und dann kommt eins nach dem andern, bis schließlich sich Haman an den Galgen gehängt (Kap. 7) und der Befehl erlassen wird (Kap. 8) daß sich die Juden an dem zu ihrem Untergang bestimmten Tage zusammentun und gegen ihre Feinde verteidigen dürfen. Wohl war die Aussicht zur Verteidigung ohne Anbetracht der vielen Feinde und bei der Zerstreuung des Volkes in all den vielen Städten nur sehr gering, indes auch dazu gab Gott Gnade.

Als der bestimmte Tag herangekommen und als die Feinde der Juden ihr Gut an sich zu bringen dachten, da wurden nicht die Juden, sondern Gegenteil und 75.000 von ihren Feinden erwürgt, und seitdem nahmen die Juden im persischen Reich eine ziemlich geachtete Stellung ein. Noch heute wird zum Andenken an diese entscheidende Wendung durch Gottes Fügung vier Wochen vor Ostern das so genannte Purimfest gefeiert.

Ist das nicht wie ein Trost für uns in dieser schweren Zeit? Ist König Eduard von England nicht ein moderner Haman? Sein Neffe, unser Kaiser, wollte sich vor ihm und seiner Seegewalt und seinem Geld nicht beugen. Er hatte den Mut, im Aufblick zu Gott, sich eine eigene Flotte zu bauen, um unter ihrem Schutz auch England aufrecht gegenüberstehen zu können. Und was ist die Folge? Habsucht und Rache verbunden sich wie damals gegen ein friedliches Volk das keinem Böses wollte, um es für immer endgültig zu beseitigen."

Die Ausgabe vom 18. 6. 1915 enthält eine "Kriegsbetrachtung" über Psalm 35

"Das wir uns stille zum Kriege rüsteten, um ihren Überfall auf jeden Fall die Spitze bieten zu können, das ist in aller Augen das größte deutsche Verbrechen, der schrecklichste 'Militarismus', der ein für alle Male gebrochen werden muss, damit die Welt endlich zur Ruhe kommt vor Deutschlands Waffen. Und als sie nun das ungeheure Bündnis gegen uns zustande gebracht, und als dann endlich im August die lang ersehnte Stunde des Überfalls gekommen, war das nicht ganz so, wie der es David schilderte aus seiner eigenen Erfahrung?"

In der Ausgabe vom 25. 6. 1915 liest man in der "Kriegsbetrachtung" über Psalm 46

"Ich bin in meiner Jugend durchaus nicht sonderlich preußisch gesinnt gewesen, doch mit der Zeit bin ich es geworden und jetzt in diesen Weltkriege mehr als je.

Denn wenn es jetzt nicht zur Entscheidung kommt, das heißt zu einen Sieg, der eine Auflehnung gegen die neue Ordnung für lange Zeit unmöglich macht, dann würde gleich noch diesem Krieg ein Rüsten anheben, das alles Dagewesene weit übertreffen und noch viel größere Gefahren als die bisherigen für alle Welt heraufbeschwören würde. Der deutsche Sieg allein, und zwar ein vollgültiger, allumfassender Sieg der deutschen Waffen wird für die Welt den Frieden bringen, den Gottes Wort verheißt. Was dann noch fehlt zum vollen Friedensreich, das wird Gott selber machen, wie - das ist seine Sache."

Die Ausgabe vom 9. 7. 1915 titelt "Kriegsbetrachtung" über Joh. 15, 1-8.

"Mehr als 10 Monate währt nun der große Krieg bereits, und immer ist noch nicht abzusehen, wie und wann dem großen Blutvergießen, dem größten, dass je auf Erden war, ein Ziel gesetzt werden soll. Unser Trost aber inmitten dieses Jammers ist der, dass Gott auf unserer Seite ist und schließlich uns den Sieg verleihen wird, und zwar erstens darum, weil ohne jeden Zweifel das Recht allein auf unserer Seite ist, und zweitens darum, weil mit uns jedwedes Recht und Treu und Glauben von dieser Erde verschwinden würden. Die Dinge liegen tatsächlich so, dass ohne einen deutschen Sieg die sogenannte sittliche Weltordnung aus allen Fugen gehen würde.

Gottlob, das wir allen Grund haben, zu glauben, dass über uns als Volk das große Wort gilt: 'Jegliche Rebe aber die Frucht bringt, reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringe.' Wir haben's wahrlich nötig, in dieser Art gereinigt oder geläutert zu werden, und ganz Europa und die Welt haben's nötig von manchen Unkraut befreit zu werden, damit das andere mehr Frucht und besserer Frucht bringen als bisher."

Die Ausgabe vom 30. 7. 1915 widmet sich als "Kriegsbetrachtung" über Jes. 36,1 - 22

"Jedenfalls ist es nach Jesaja überhaupt nicht mehr zu einer wirklichen Belagerung Jerusalems gekommen, weil ehe ein Pfeil in die Stadt fiel, in einer Nacht einer Nacht 185.000 Mann des großen Heeres dahinstarben, so dass ein solcher Schrecken über Sanherib kam, dass er sich aufmachte und mit dem Rest der Truppe nach Hause ging.

So hat Gott oft, wenn es in seinem Rat beschlossen war, den Schwachen, die auf ihn vertrauten und im Vertrauen auf in das äußerste wagten, auch gegen große Übermacht geholfen. Nicht nur die Bibel ist voll solcher Ereignisse, auch die sonstige Welt und Kriegsgeschichte ist voll davon, und zwar so voll davon, das es mir töricht erschiene, hier aus der ungeheuren Fülle Beispiele anzuführen.

Der ganze bisherige Verlauf des großen Krieges, den wir erleben, ist eine Kette von immer neuen Wunderhilfen Gottes gegen eine Übermacht von Feinden schlimmster Art. Monat für Monat hat sich Sieg an Sieg gefügt."

Die Ausgabe vom 13. 8. 1915 widmet sich als "Kriegsbetrachtung" Lukas 24, 13 - 35

"Der Abschnitt, den wir heute betrachten wollen, erzählt uns, wie zwei Jünger Jesu am Tage der Auferstehung ihres Meisters, sich auf dem Wege nach Emmaus befanden und ganz und gar nicht wissen, wie sie die tief in ihr Leben eingreifenden Ereignisse der letzten Tage sich deuten sollen. Sie hatten das größte Ereignis der Weltgeschichte, das Erscheinen des seit Jahrhunderten ja seit Jahrtausenden verheißenen Messias erlebt, sie hatten seine Wunder selbst gesehen und überhaupt in naher persönlicher Beziehung zu ihm gestanden. Sie hatten gehört, wie er vor seiner Kreuzung und Auferstehung gesprochen hatte als von etwas, das kommen musste, weil er das Lamm Gottes war, das sterben sollte für die Sünden der Welt, wie bei Jesaja 53 von ihn geschrieben stand. Doch da in ihren Messiaserwartungen kein Raum für ein Sterben des Messias, so hatten sie von alledem nichts wissen wollen und standen nun, nachdem sie die Erfüllung erlebt hatten ratloser dar als je zuvor.

Genauso, wie es damals den Jüngern ging, so ergeht es heute der Christenheit. Wir wissen alle, dass in der Schrift die Rede ist von einem großen umfassenderen Gericht über alle Völker, von einem Brand und 'Untergang' der Welt.

Nun wie es damals zur Zeit der Emmausjünger, althergebrachte, angeblich auf die Bibel aufgebaute und darum herrschende Anschauungen gab, die ganz und gar nicht biblisch waren, so ist's auch heute noch. Sie wussten nur von einen Messias der wunderbar vom Himmel kommen sollte, um unverzüglich von Jerusalem aus sein Reich auf Erden aufzurichten, und erst allmählich, auch nach der Himmelfahrt und der Ausgießung des heiligen Geistes wurde es ihnen klar, dass der Messias nach der Schrift als Mensch geboren und dann gekreuzigt werden, auferstehen und gen Himmel fahren musste um erst nach langer Zeit, nachdem seine Jünger von ihm gepredigt haben würden vor allen Völkern der Erde, in Herrlichkeit sein Reich der Ordnung und Gerechtigkeit auf Erden aufzurichten. Genau so hat die Christenheit sich seit Jahrhunderten mit abenteuerlichen Weltuntergangsgebilden gequält.

Entweder also die Bibel widerspricht sich, oder aber die Brand- und Untergangsstellen müssen so gedeutet werden, wie sie in jenem Geschichtsbuch und jeder Zeitung gemeint sind und auch von jedermann ohne Deutung verstanden werden.

Wenn aber dem so ist, dann steht die Christenheit von heute genauso da wie einst die Jünger auf ihren Gang nach Emmaus. Wie oft hört man die Frage: Wie kann Gott so etwas nur zulassen? Wir hatten's doch so herrlich weit gebracht mit unserer Kultur? Wir hofften ein jeder durch die Ausbreitung der Macht seiner Kirche, durch innere und äußere Mission, durch Aufklärung und Erziehung zur Pflege des Schönen, durch Friedenskongresse und Botschafterkonferenzen das Reich des Friedens und der Gerechtigkeit auf Erden aufzurichten. Nun aber ist das alles zerschellt, zertreten ist die Arbeit von der Jahrhunderten, und jeder sagt, wir ebenso wie unsere Feinde: Es kann nicht Frieden werden bevor der Feind zerschmettert ist.

Es musste so kommen. denn wie die babylonische, die griechische und die römische Kulturwelt unterging, so musste auch die so genannte moderner Kultur, da sie nichts wesentliches anderes ist als die genannten alten Kulturen, ein göttliches Gericht erleben. Und da das Christentum in allen seinen Formen als griechisch-katholische, als römisch-katholische und als protestantische Christenheit, mit dieser Weltkultur verrenkt, verwachsen und verquickt ist, so muss es zu einem gründlichen Zerreißen, Zerschmettern und zerspringen zu einem Schmelzen und versinken der alten Ordnung kommen, bevor 'der neue Himmel und die neue Erde' erstehen können, in denen wirkliche Gerechtigkeit und wahrer Frieden, nicht nur vorübergehend Waffenstillstand herrschen.

War etwa diese Welt so, wie sie war, verbesserungsfähig? Hätte Gott seine ärztliche Kunst etwa daran bekunden sollen, dass er ein rosafarbenes Pflaster über all die giftigen Eiterherde klebte, die jetzt so geöffnet vor uns liegen?

So konnte es nicht weitergehen, das wissen wir jetzt, nachdem die Eiterherde geöffnet sind, ganz klar und deutlich. Viel Eiter hat sich auch in unserm Volk gezeigt und zeigt sich täglich neu, doch der bisherige Verlauf des großen Operation gibt uns die frohe Zuversicht, dass Gottes Messer mehr und mehr zu unseren Nachbarn hin sich wendet. Ihr innerstes Gefüge erweist sich mehr und mehr als morsch und reif für das Messer, so dass wir hoffen dürfen, dass unser Organismus erhalten werden kann, damit von ihm aus sich der Heilsprozess der Menschheit neu entfalte. Gerade uns gedachten sie alle zu vernichten. Es schien nur eine Kleinigkeit zu sein und musste alle menschlichen Wahrscheinlichkeit nach in allerkürzester Frist gelingen. Gott aber hat seine Hand über uns ausgebreitet und uns gemacht zu einem Fels im Meer, indem sie allesamt zerschellen und zerscheitern.

Die Welt muss dieses alles leiden, um dadurch einzugehen in ihre verheißene Herrlichkeit, so wie einst Jesus leiden musste, um dadurch einzugehen in seine Herrlichkeit."

In der Ausgabe vom 20. 8. 1915 ist die "Kriegsbetrachtung" über Matth. 7,15 - 21

"Und war nicht England allen 'liberal' Gesinnten das Ideal politischer Freiheit? Amerika und England - wie oft sind sie dem deutschen Volke vorgehalten worden in Zeitungsartikel und großen politischen Reden als Muster wahrhaft moderner Staatsverfassung! Wie haben sie sich selbst in dieser Hinsicht als Propheten gefühlt und über alle Maßen verächtlich herabgeblickt auf das zurückgebliebenen Preußen und das von Preußen 'geknechte' 'rückständige' Deutschland! Wie hat man englische Romane bei uns verschlungen und englisch amerikanische Gemeinschaftswesen bei uns gefeiert bewundert und nachgeahmt! Ja, wahrlich es tut uns not, in dieser Hinsicht das Wort zu bedenken: 'Hütet euch vor den falschen Propheten, die zu euch kommen in Schafskleidern, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.' Jetzt ist der Welt ans Licht gekommen und schimpft auf allen Kabeln der Welt, dass ihm das Lamm das Wasser trübt. Jetzt sehen wir die Früchte der von uns bewunderten Kultur. Darum hütet euch!

Gott hat schon viele Völker ausgerodet als unfruchtbaren Bäume und sie im Feuer seiner Gerichte zu Asche verbrannt. So wollten unsere Feinde jetzt mit uns verfahren. Gott aber scheint anders beschlossen zu haben. Er hat die Schrecken des Krieges ins Land unser Feinde getragen und staunend dürfen wir betrachten, wie über ihnen sich zusammenzieht, was sie uns zugedacht. Gott hat etwas Großes angefangen, er wird es ohne Zweifel auch groß zu Ende führen. Das Wunder, dass er bisher an uns gewirkt hat, ist schon so groß, dass bis auf den heutigen Tag die sogenannte Neutralen noch immer nicht glauben können, dass Gott imstande sein wird es durchzuführen. Einmal so sagen sie durchweg und nicht ohne Grund, muss Deutschlands Kraft erlahmen, wenn England weiter alle Zufuhr zu verhindern sucht, dann aber haben seine Gegner doch gesiegt, auch wenn sie militärisch bisher unterlegen sind.

Wir aber dürfen sagen: Der Gott der bisher mit uns war, er wird auch weiter mit uns sein.

Er wusste, dass dieser Krieg an Sprengstoffen Massen erfordern würde, wie wir sie niemals hätten anfertigen können mit dem Bau der uns im Lande vorhanden Salpetermengen. Kein Mensch hat einen solchen Massenverbrauch erwartet und dafür Sorge getragen. Gott aber hat vor Jahren einen Erfinder den Weg gewiesen, wie man Stickstoff aus der Luft herausziehen und in Salpeter verwandeln kann; nun haben wir Salpeter genug, nicht nur zu Sprengstoffen, sondern auch zu künstlichen Düngemittel für unser Felder. Ist das nicht auch ein Wunder? Gewiss, es gibt noch immer Stoffe genug, die wir nicht machen können; doch Gott hat ja auch noch Macht genug wenn's Zeit ist, Halt zu rufen über das Getriebe und trotz des Gummis des Kupfers und aller Baumwolle über die unser Feinde frei walten und verfügen, um ihnen wahrzumachen, dass jeglicher Baum der keine gute Frucht mehr bringt ins Feuer muss."

Die Ausgabe vom 10. 12. 1915 mit ihrer "Kriegsbetrachtung" über 2. Chron. 20, 1 - 26 schreibt:

"Es war ums Jahr 900 vor Chr. geb. da lebte in Jerusalem ein König mit Namen Josaphat. Er hatte in seinem Wirken eine gewisse Ähnlichkeit mit unserem Kaiser.

Was tat nun Josaphat? Er tat dasselbe, was unser Kaiser tat, als man ihn tückisch von allen Seiten überfiel. Er setzte sein Vertrauen auf Gott und setzte einen großen Buß- und Bettag an für sein ganzes Reich.

Und wie ist's Josaphat ergangen in diesem anscheinlich aussichtslosen Kampf, zu dem ihn seine Feinde zwingen und in den ohne diesen Aufblick zu Gott er von vornherein als aussichtslos hätte aufgeben müssen? Gott ließ ihm sagen: 'Ihr sollt euch nicht fürchten noch verzagen vor diesem großen Haufen; denn der Kampf ist nicht eure, sondern Gottes Sache!

Und während sie so sagten, ohne dass sie es merkten, tat Gott das was er tun wollte, um ihnen zu helfen. Die Ammoniter und Moabiter hatten gemeinsam von Osten her die Grenze überschritten, und als sie nun den Edomitern ihren Verbündeten begegneten, scheint es durch irgendeinen Irrtum dahin gekommen zu sein, dass sie einander für Feinde hielten, in Kampf gerieten und nicht mehr zur Besinnung kamen bis Edom aufgerieben war.

Dieses unerwartete Missgeschick scheint dann die Ursache geworden worden zu sein, dass auch die Ammoniter und Moabiter in Streit gerieten und sich nun ebenfalls sei's um die Beute oder sonst aus irgend einem Grunde, bekämpften, bis sich beide selbst aufgerieben hatten. So kam es, dass, als Josaphat zur Stelle kam, die Schlacht bereits geschlagen und nur noch die Beute aufzulesen war.

Noch ist ja freilich die Entscheidung nicht gefallen, noch schwankt das Zünglein an der Waage hin und her, doch trotzdem können wir schon heute sagen. Gott hat den Glauben seiner Knechte unseres Kaisers wie einst den Glauben seines Knechtes Josaphat mit einem großen unerhörten Wunder beantwortet.

Ist es nicht ein Wunder, dass wir noch leben, trotz all der Aushungerungspläne unsere Feinde? Kein Mensch auf Erden hat eine Ahnung gehabt von dem ungeheuren Bedarf an Sprengstoffen, den dieser Krieg von Tag zu Tag in immer steigenden Maße erfordert. Hätten wir jemals vom Weltmeer abgeschnitten, den dazu erforderlichen Vorrat von Salpeter zusammenbringen können, wenn Gott nicht einem Menschen vor etlichen Jahren den großen Gedanken ins Herz gegeben hätte, wie man den in der Luft vorhandenen Stickstoff dazu verwenden könnte? Ist das nicht wunderbar? Wären wir nicht ohne dieses Wunder längst verloren?

Tatsache ist auf jeden Fall, dass wir ein ungeheures Wunder, das größte der bisherigen Geschichte erleben. Es wäre undenkbar, wenn wir dafür nicht täglich danken wollten. Es wäre gedankenlos, wenn wir nicht täglich in alledem, die Macht unseres Gottes bewundern wollten."

Waren die "Kriegsbetrachtungen" im Jahrgang 1915 des "Altkatholischen Volksblattes" ohne Verfasserangabe publiziert; so trat nun 1916 der Wandel ein, dass Küppers für seine Ausführungen auch namentlich in Erscheinung trat. So beginnt etwa in der Ausgabe vom 30. 6. 1916 eine namentlich mit Dr. Walther Küppers gezeichnete Artikelserie mit der Überschrift „Wo Gott hinaus will. Politische Betrachtungen".

So verbreitet er sich unter anderem etwa in der Ausgabe des „Altkatholischen Volksblattes vom 1. 9. 1916 (S. 277ff.) wie folgt:

„Ich kenne einen Bibelforscher, der seit etwa zwei Jahren einen sehr merkwürdigen, sehr preußischen und sehr politischen Gedanken hegt, einen Gedanken, der möglicherweise durch den Verlauf des Krieges bestätigt werden könnte.

Das einzige, was den Gedanken in Frage stellen könnte, wäre der schließliche Sieg unserer Feinde. Da wir an dem jedoch nicht glauben, sondern die Zuversicht haben, daß Gott das, was er angefangen hat, auch wird vollenden wollen, so scheint mir nichts im Wege zu stehen, auch diesen eigenartigen Gedanken im Anschluß an das vorige noch darzulegen.

Man tut der Bibel nämlich unrecht, wenn man sich denkt, sie sei nur für das kirchliche Leben, und höchstens nebenbei zur sog. 'Erbauung' bestimmt. Sie ist fürs Leben, für die Welt bestimmt, wie es so mancher jetzt im Anschluß an ihre vielen kriegerischen Teile, vor allem angesichts der der markigen Kriegspsalmen Davids erst neu erleben muss. Man hat oft gesagt, dass diese Psalmen seit dem Erscheinen Christi gar nicht mehr recht hineingehörten in die Heilige Schrift, nun aber zeigt sich, dass sie doch noch wertvoll, ja sehr viel zeitgemäßer sind als die gesamte durchschnittliche Erbauungsliteratur, in der man nichts von Ihnen wissen wollte.

Auch das Buch Daniel gehört zu diesen Stücken, die man am liebsten, wenn das nur möglich wäre, endgültig aus der Bibel entfernt hätte, so wie einst Luther den Jakobusbrief gern aus ihr ausgeschaltet hätte. Indes die Bibel so scheinbar lose sie zusammenhängt, hat doch ein ungewöhnlich festes Gefüge noch nicht ein Steinchen hat man das bisher endgültig aus ihr lösen können was das so vielfach angefochtene Buch Daniel betrifft, so haben wir schon in einer der ersten unserer Betrachtungen auf die Bedeutung hingewiesen, die es in unseren Tagen durch den Verlauf der hohen Politik, oder sagen wir lieber der große Weltbegebenheiten, gewinnen könnte. Wir haben gehört, dass dieses Buch dem alten römischen Reich im Laufe der letzten 1500 Jahre hervorgewachsenen europäischen Staatsverbandes verheißt, und ferner, dass darauf ein neues, fünftes, alle bisherigen an Macht und Bedeutung weit überragendes Weltreich entstehen und dass dieses neue Reich im Gegensatz zu den bisherigen vier Weltreichen für alle Völker als ein Segen sich erweisen soll.

Auch über die Art der Entstehung dieses neuen Reiches gibt uns die Bibel einen Fingerzeig und eben dieser Punkt ist der, den wir betrachten wollen, weil es sich dabei um den Kernpunkt des ganzen heutigen Weltgeschehens handelt.

Denn dieses neue Weltreich soll durchaus nicht wie in einem Märchen vom Himmel herunterfallen, vielmehr auf ganz natürliche Weise langsam aus den bestehenden hervorwachsen, wie es eben im Bereich der hohen Politik auch gar nicht anders möglich ist. Ein Stein, so lesen wir bei Daniel Kapitel 2 V 34,35 und 45 wird losgerissen oder löst sich los 'ohne Hände' von einem Berge, wächst dann allmählich an, zertrümmert die bestehenden Reiche und ist zum Schlusse selbst ein Berg, d. h. ein Reich, nämlich das verheißene große fünfte Weltreich.

Bleibt es dagegen bei dem Morgen- und Abendland verbundenen Machtbereich, das zu zerstören die notgedrungene unedle Aufgabe unser Feinde ist, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, wie sie an dieser Aufgabe sich verbluten werden. Dass sich das ganze Angesicht der Erde dann ändern, und zwar vollkommen ändern wird, ist selbstverständlich, und ebenso selbstverständlich ist es, dass ihnen allen, das heißt den Völkern der Erde, dann nur noch ein politisches Vorbild bleiben würden, nämlich Brandenburg-Preußen-Deutschland, der Stein, der im Verlauf der Jahrhunderte langsam, doch schließlich immer schneller zu einem Berge sich gestaltete und eben dadurch allen Völkern sowohl zum Gericht wie zum Segen ward, nicht weil er selbst es wollte, sondern weil Gott es seit Jahrtausenden so geplant, auch dunkel angekündigt und schließlich in dem Wunderwerk des ungeheuren Krieges genau so durchgeführt hat."

In der Ausgabe vom 8. 9, 1916 liest man dann in der entsprechenden Betrachtung auch die Sätze

"Kurzum, ein wahrer Segen kann uns nun einmal dieser Krieg nur werden, wenn er so durch- und ausgefochten wird, dass nachher nicht noch einmal solch schreckliches Gewitter nötig wird. Jedes andere Ende des Krieges währe ein namenloses Unglück, nicht nur für uns sondern für die ganze Menschheit.

So wie es war, so konnte es nicht bleiben, darüber waren sich schon vor dem Kriege alle tiefer Denkende sich einig. Wenn es dagegen so geworden wäre, wie unsere Feinde durch diesen Krieg die Welt sich zu gestalten gedachten, dann hätte das Leben auf Erden nicht nur uns, sondern auch unsern Feinden nicht wahrhaft Wert und Hoffnungsvolles mehr bieten können, den alles wahre Leben wäre dann rettungslos versunken in einen Willkürzustand ohnegleichen. Wir mögen uns drehen und wenden, soviel wir wollen, es bleibt kein Ausweg für die Menschheit außer einen, dass wir durchhalten, ob wir dabei mehr oder weniger erschöpft werden, ob wir zu Vegetariern oder zu Insassen eines vollendeten Polizeistaates oder sonst etwas uns noch Verborgenem werden, ist völlig einerlei.

Darüber hat nur Gott zu entscheiden, das wird sich finden. Klar ist, dass mit uns alle Welt verloren ist, wenn wir verzagen. Wir müssen durchhalten, dadurch allein kann eine Wandlung sich vollziehen. Die Art der Wandlung liegt in Gottes Hand. Wir sind das Werkzeug. Solange wir durchhalten, das heißt solange wir von Gott als Werkzeug uns gebrauchen lassen, solange bringt jeder Tag aufs Neue bisher nicht vorgesehene Veränderungen, so ist wie bei der allmählichen Verbutterung der Sahne ein Tröpfchen Fett sich langsam aber immer fester ans andere schmiegt. Alle diese vielen, unausgesetzten Änderungen aber, die unser Wehren und Wirken in diesem Krieg tagaus tagein hervorbringt, sie eben ergeben schließlich jene große Weltenwende, die zu erleben nun einmal unser großes Vorrecht ist, um dass man uns dereinst beneiden wird. Wie wir im Einzelnen uns diese Weltenwende denken können, darüber wäre viel zu sagen, doch da es meistens anders kommt, als wir es uns denken, so ist es besser darüber zu schweigen als zu reden.

Aufmerksam zu machen auf das, was Gott vorhaben könnte und hinzuweisen auf Wege die er dabei zu gehen scheint, dass war der Zweck diese Aufsätze. Wenn das bisher dazu gesagte nicht dienlich war, dann würden weiter Erörterungen ermüden. Wer aber aufmerksam geworden ist, der wird ja selbst den weiteren Verlauf verfolgen, und einmal werden wir es dann ja alle sehen, wo Gott hinaus will mit den großen, noch immer größer werdenden Krieg, an dem vorläufig noch kein Ende abzusehen ist."

In der Ausgabe vom 13. 10. 1916 hat der Küppers-Artikel die Überschrift: "Sind wir ein auserwähltes Volk

Darin heißt es:

"Kurzum, dass wie ein auserwähltes Volk im biblischen nicht im englischen Sinne (!) bisher gewesen sind, ist eine Tatsache, die man verkennen, beiseite schieben, bekämpfen und leugnen, doch nicht aus der Welt schaffen kann. Sie ist von unseren Glauben und Meinen vollkommen unabhängig. Sie würde bestehen bleiben, ja vielleicht erst aller Welt aufleuchten, wenn wir jetzt untergingen. Ob freilich Gottes Ratschluss dahin geht, das wir dieses auserwählte Werkzeug seiner Gnade auch ferner bleiben sollen, die Frage kann nur die Geschichte beantworten; die Antwort darauf können wir nicht geben, die müssen wir abwarten."

Um dieses "sind wir ein auserwähltes Volk", dass sei zur Ehre der Leserschaft des "Altkatholischen Volksblattes" gesagt, entspann sich noch in den nachfolgenden Ausgaben eine Kontroverse des Inhaltes, dass keineswegs alle Leser mit Küppers übereinstimmten. Von der Redaktion aber alsbald, nach zwei drei Wortmeldungen, wieder abgewürgt. Aus dem redaktionellen Votum dabei kann man durchaus den Schluss ziehen. Die Redaktion des "Altkatholischen Volksblattes" stimmte, soweit es insbesondere politische Inhalte der Küpper'schen Aussagen anbelangte, mit diesem weitgehend überein.

Eine weitere Zeitschrift der altkatholischen Kirche nennt sich "Deutscher Merkur". Auch sie brachte ( nach Küppers eigenen Angaben) im Jahre 1915 gleichfalls einige Küpper'sche Kriegsaufsätze.

In der Ausgabe vom 21. Mai 1915 des "Deutschen Merkur" ist ein "Der Krieg und die Kultur" überschriebenen Aufsatz enthalten. Darin liest man:

"'Die Weltgeschichte ist das Weltgericht'. Dieses Wort erweist sich heute mehr als je als eine große tiefe Wahrheit. Die sogenannte 'Kultur' hat schon manches Gericht erlebt, doch das gegenwärtige scheint alle bisherigen noch übertreffen zu sollen.

Es war ein Segen für Deutschland und die Welt, dass Hermann der Cherusker die Römer schlug und Deutschland vor der Alleinherrschaft dieser Kultur bewahrte, und wir müssen Gott danken, dass er die deutschen Stämme benutzte, um schließlich dieser ganzen römischen Herrlichkeit ein Ende zu machen. Die Weltgeschichte war auch da das Weltgericht, das heißt die Inkraftsetzung des göttlichen Urteils gewogen und zu leicht befunden.

Auch die deutschen Angelsachsen in England, die unter Alfred dem Großen ums Jahr 900 noch einen trefflichen deutschen Staat gebildet hatten, kamen durch den aus Frankreich herübergkommenen Wilhelm den Eroberer unter den Bann der lateinischen Sprache, wenn auch nicht ganz so wie die in Spanien und Galizien eingewanderten Stämme der Westgoten, der Burgunder und der Franken. Dazu kam dann die Herrschaft Roms, die sich im Papsttum neu verjüngte und zwar aufgrund eines völligen Missverstehen der biblischen Offenbarungswelt. Das Papsttum herrschte im Namen Christi, aber in einem Geiste, der dem der Schrift durchweg entgegengesetzt war. Und als dann durch die Reformation der Wahn des Papsttum für viele aufgedeckt wurde, da wurde wiederum der biblische Freiheitsgedanke die Grundlage all jener unglückseligen und wirren Freiheitsbegriffe, an denen seit den Tagen der großen französischen Revolution die ganze Welt erkrankt ist.

Frankreich und England galten bei uns, auch bei uns Deutschen, bis vor den Krieg durchweg als diejenigen Länder, in denen sich die allgemeine europäische Kultur bisher am höchsten entwickelt hatte. Man sah zu ihnen auf und ahmte sie nach. In Nordamerika aber war man schon über diese Vorbilder erhaben. Man wähnte sich berufen, aus dem Gemisch der alten europäischen Kultur nun eine neue, höhere Kultur hervorzubringen, und zwar vermittelst der gemischten aller Sprachen, der englischen. Doch nun, gottlob, erleben wir das Gericht der Weltgeschichte an dieser vielgefeierten Kultur. Noch freilich ist ja abzuwarten, wie das Gericht sich weiterhin gestalten wird, doch so viel ist schon sicher. England und Frankreich sind als Kulturträger gerichtet. Sie sind gewogen und zu leicht befunden worden. Das lehrt uns jeden Tag ein Blick in die Zeitung aufs neue. Als Kulturstaaten können sie nur noch in Anführungszeichen bezeichnet werden, d. h. als sogenannte Kulturstaaten oder als "Kulturstaaten", an dem man sehen kann, wie sehr die viel gepriesene "Kultur" nur noch Lack und Firnis ist.

Man sagt wohl: Schabe den Russen und der Satan kommt zum Vorschein. Jetzt wird die englische und die französische Kultur solch eines weltgeschichtlichen Prozedur unterzogen, und was kommt dabei zum Vorschein? Eine Antwort ist wohl nicht nötig, sie wurde auch zu lang werden. Doch wenn man sich ganz kurz fassen wollte, so gäbe es nur ein Wort, das den ganzen Inhalt umfasst - Satan, denn der kommt zum Vorschein und zwar in einer Weise, wie er noch niemals sich geoffenbart hat, solange es Menschen gibt.

Und was Amerika angeht das sich nicht nur, wie alle Kulturvölker über das barbarische Deutschland, sonder sogar noch über Frankreich und England erhoben dünkte und heute noch dünkt, so fängt der Krieg da auch schon an die Schleier zu lüften. Wir wollen über diesen Punkt vorläufig schweigen und abwarten, was der Verlauf dieses Krieges noch weiterhin ans Licht bringen wird.

Soviel steht jedenfalls schon fest, dass nämlich auch Amerika als Kulturland gewogen und zu leicht befunden ist. Es wäre viel darüber zu sagen, und es wäre überhaupt noch viel zu sagen über die Hohlheit dessen, was man bisher mit dem blendenden Namen "Kultur" bedeckt hat. Indes wollten wir hier nur eine Anregung geben und müssen es dem Leser überlassen, sich an Hand der Tagesereignisse selbst klar darüber zu werden, dass wir die große lang verheißene Zeit erleben, in der Gericht gehalten wird über das Ergebnis einer Kulturentwicklung von mehr als 2000 Jahren."

Die Ausgabe des deutschen Merkur vom 4.6.1915 titelt "Der Krieg und die Religionen".

Darin verbreitet er sich wie folgt:

"Eine besondere Eigenart des großen Krieges, den wir erleben, ist die, dass alle Religionen der Erde an ihm beteiligt sind. Es kämpfen auf unserer Seite ein protestantischer und ein katholischer Kaiser gemeinsam mit dem Sultan gegen ein protestantisches Königreich, zwei römisch-katholische und drei griechisch-katholische Staaten und einen altheidnischen Staat. Bisher war durchweg eine Religionsform die angreifende und eine andere die angegriffene, so dass stets mehr oder weniger offen oder versteckt ein Religionskrieg vorlag.

Als es dann christliche Staaten gab, gab's bald auch blutige Kriege zwischen ihnen einerseits und mohammedanischen Heeren andererseits. Seit dem Auftreten Mohammeds im Jahr 622 tobt dieses Ringen unausgesetzt bis in die heutige Zeit. Bis zum Jahre 732 (Schlacht bei Tours und Poitiers) währte das Vordringen der Mohammedaner im Westen, dann kam der Gegenstoß der christlichen Heere, der erst im Jahre 1492 durch die Einnahme Granadas durch die Spanier für Westeuropa zu einem Abschluss kam. Dazwischen liegen die Kreuzzüge mit ihren schweren Opfern und der im Jahre 1453 erfolgte Sieg des Islam über Konstantinopel und das dortige oströmische Kaisertum.

Dann folgte von Osten her das vordringen der Türken gegen Wien, dem erst im Jahr 1683 ein Ziel gesetzt wird, worauf dann wiederum der Gegensatz der christlichen Heere unter Prinz Eugen die Türken bis über die Donau zurückwirft.

Nun kommt die Zeit der russischen 'Kreuzzüge' gegen den Halbmond, der zur Begründung der Donaufürstentümer führte, und schließlich haben wir noch selbst im Jahr 1912 den Kreuzzug dieser Balkanstaaten erlebt, der bei Tschatatdscha zum stehen kam.

Zu dieser Kette von Kriegen tritt eine andere Reihe, die mit der Zeit Karls des Großen beginnt, es sind die Bekehrungskriege, durch die sich christliche Fürsten heidnische Länder unterwerfen.

Eine dritte Art christlicher Religionskriege sind die Ketzerkriege. Sie sind eine Folge der mittelalterlichen Machtstellung des Papsttums. Die ersten blutigen Kriege dieser Art sind die Albigenserkriege. Es folgen ihnen die ebenso blutigen Kriege gegen die Waldenser, die schrecklichen Hussitenkriege und schließlich die fürchterlichen Jahrhunderte währenden Verursuche des Papsttum und der ihm ergebenen Fürsten zur Ausrottung der Reformation. Die ganze Geschichte der letzten vier Jahrhunderte ist nur von diesen Standpunkt aus zu verstehen.

Die erste Periode dieser Kämpfe reicht bis zum Ende des dreißigjährigen Krieges. Wo irgend Protestanten waren, da waren auch katholische Mächte mit blutigen Ernst geschäftig, sie auszurotten. Nach dem dreißigjährigen Krieg nahm diese Kriegsführung etwas andere Formen an. Man kämpfte weniger gegen die Protestanten als gegen die protestantischen Staaten, und zwar vor allem gegen Brandenburg-Preußen, dass sich je länger je mehr zur wichtigsten Festung des Protestantismus entfaltete. Um dazu auch die protestantischen Staaten heranzuziehen, ward Preußen als besonderer Kulturfeindlich oder als 'barbarisch', ja als gemeingefährlich hingestellt, und damit war die Parole gefunden, mit der man ganz Europa im siebenjährigen Krieg gegen Friedrich den Großen zusammenbrachte.

Als Preußens Macht trotz dieses Ansturms statt kleiner immer größer wurde, galt außer allgemeiner Barbarei auch eine die ganze Welt bedrohende wilde Eroberungssucht als einer der Grundcharakterzüge des preußischen Wesens. Und als dann 1866 und 1870 die beiden größten katholischen Mächte, Österreich-Ungarn und Frankreich, an diesem Preußen zu Schanden wurden, und gar katholische Staaten wie Bayern, sich unter Preußens Leitung stellten, ja als dies Preußen gar noch das katholische Österreich und die Türkei mit unter seine Fittiche nahm, um sich mit ihnen zu erhalten, da mussten wie wir's jetzt erleben, sämtliche Völker der Erde, die gelben und die schwarzen mit eingeschlossen, zur Rettung ihrer Freiheit zu einem verzweifelten Kampfe aufgefordert werden, um Preußens 'Militarismus' endlich und ein für alle Mal aus der Geschichte der Menschheit ausrotten.

Das ist das tragischkomische Ende der durch das Papsttum aufgebrachten Ketzerkriege. Das Papsttum, das bisher stets wusste, auf welcher Seite es stand, weiß jetzt mit einem Male selbst nicht mehr, wem es den Sieg in diesen Ringen wünschen soll. Heute kennt man die Welt kaum wieder, so hat sich in dieser Hinsicht alles geändert. Von einem Gegensatz zwischen katholischen und evangelischen Soldaten im Felde sowohl wie in den Lazaretten ist keine Rede mehr. Die evangelischen Gemeindeblätter sind kaum von den katholischen zu unterscheiden. Was diesen Krieg angeht, sind sie sich völlig einig. Preußen und Österreicher kämpfen Schulter an Schulter in einem Geist, gleichviel ob's gegen die katholische Franzosen oder gegen die evangelischen Engländer oder gegen die orthodoxen Russen geht. Ja, an den Dardanellen kämpfen in gleicher Einmütigkeit katholische evangelische Deutsche mit muselmanischen Kameraden gegen die Angehörigen aller Religionen der Erde. Das Papsttum ist zum ersten Mal in seiner Geschichte politisch vollkommen kaltgestellt, es weiß nicht, was es denken soll und wenn es unterstützen soll. So etwas ist bis heute nicht dagewesen und welche Folgen das hat, ist gar nicht abzusehen.

Und dann der Mohammedanismus. Nach langer Zeit ist nun von neuen der Heilige Krieg erklärt worden, aber wohlgemerkt nicht gegen alle 'Giauss', das heißt die Christen als solche, sondern gegen Russland, England und Frankreich und anderseits einen katholischen und protestantischen Kaiser! Ist das religionsgeschichtlich nicht fast wie ein dreieckiges Viereck ?

Dass alles sind Tatsachen von unabsehbarer Tragweite. Denken wir nur, um noch ein Beispiel anzuführen, an die christliche Heidenmission. Ob die nach diesem Kriege in der bisherigen Art überhaupt noch fortgeführt werden kann? Man müsste sehr naiv sein, um diese Frage mit einem schlichten Ja beantworten zu können. Denn über diesen beispiellosen Krieg der "Christen" werden die "Heiden" sich nach und nach auch ihre Gedanken machen, und sehr zu Gunsten des 'Christentums' oder der 'Christenheit' im allgemeinen werden diese Betrachtung auf jeden Fall nicht ausfallen. Soll man etwa dann versuchen, den Heiden klar zu machen, dass zwischen englischen und dem deutschen Christentum ein tiefgehender Unterschied besteht, ein Unterschied, den bisher weder die Engländer noch die Deutschen herausgefunden haben?

Kurzum, wie und wohin wir uns auch immer wenden mögen, die Frage nach dem Wert oder Unwert der Konfessionen oder Religionen sieht sich durch den Verlauf dieses Krieges vor Probleme gestellt, deren Beantwortung noch sehr viel Mühe machen wird. Was wir erleben ist eben offenbar ein Gericht nicht nur über die Kulturwelt, sondern auch über die Religionen und Konfessionen der Erde. Was Gott durch diese unerhörten Vorgänger noch alles ans Licht bringen wird, wer will das wissen? Jedenfalls ist es höchst wahrscheinlich, dass nicht nur auf politischen, sondern auch auf religiösem Gebiet durch diesen Krieg sehr große Veränderungen hervorgebracht werden sollen; und ich denke, traurig brauchen wir darüber nicht zu sein. Denn 'siehe es war sehr gut' - das kann man von den bisherigen Zuständen wahrlich nicht sagen.

In der Ausgabe vom 18.6. 1915 reflektierte er über "Der Krieg und die Religion der Zukunft"

"Der Krieg den wir erleben, ist ohne Zweifel eine reine Machtfrage, und doch, ja, gerade dadurch ist er ein für die Religion der Zukunft, ja, für die Zukunft der Religion überhaupt entscheidendes Ereignis.

Wir erinnern uns wohl alle noch des Burenkrieges. Es war für England eine reine Machtfrage. Sollten die beiden Kleinstaaten der Oranjefreistaat und Transvaal, dem großen englischen Weltreich und seinen Interessen trotzen können?

Für uns aber, für die Buren war's eine religiöse Frage. Sollte Gott so fragten wir und so fragten die Buren, sollte Gott im Himmel zulassen können, dass dieser Raubzug Englands gelingt, und das die tapferen Buren, die einen so guten Anfang gemacht hatten, zum Schluss doch als Besiegte die Waffen strecken mussten? Mit verhaltenen Atem haben Tausende, nein Millionen damals auf Gottes Hilfe für die Buren gewartet; und dass diese Hilfe ausblieb, dass Englands Niedertracht siegte, das war für alle diese Wartenden ein religiöses Erlebnis erster Ordnung. Der letzte Rest ihres Glaubens an eine göttliche Weltregierung brach damals zusammen.

'Machtfragen', so sagten sie sich daraufhin, 'sind Machtfragen. Macht geht vor Recht daran; ist leider nichts zu ändern, und falls es dann noch einen Gott geben sollte, so hält es es jedenfalls nicht für nötig oder aber er ist gar nicht im Stande, in die natürliche Entwicklung solcher Fragen entscheidend einzugreifen. Er läßt den Dingen ihren Lauf. Wunder geschehen nicht und sind wohl auch nie geschehen.'

Das ist der Standpunkt des sog. Deismus, dessen anerkannte Heimat das England des 18. Jahrhunderts ist. Und in der Tat, nichts ist so dazu angetan, diese Auffassung zu bekräftigen, als die Geschichte Englands im Laufe der letzten zwei oder drei Jahrhunderte.

Wie sich diese Auffassung im Laufe der Zeit eben aufgrund der unanfechtbaren englischen Erfolge, in allen Kulturländern der Erde verbreitet hat, weiß jeder der Welt und Menschen kennt. Wer anders denkt gilt allenthalben als Phantast oder Idealist und muss sich damit abfinden, daß er als rückständig angesehen werden. Und wer verstehen will, warum die ganze Welt, wie dieser Kriege erwiesen hat, mit solcher Selbstverständlichkeit auf Seiten England steht, der wird immer diese Herrschaft des Deismus im Denken aller Kulturvölker ins Auge fassen müssen. Thron und Altar sind nach deistischer Auffassung nur Überbleibsel einer alten, endgültig der Vergangenheit angehörenden Auffassungsweise.

Nur als 'Symbole', um mit der Freimaurersprache zu reden, das heißt als eine Art Paradeuniform, sind sie noch lebensfähig. Wer sie dagegen ernst nimmt, wer an ein Königtum von Gottes Gnaden oder an einen allmächtigen Gott, den Gott der Bibel glaubt, kann selber nicht mehr ernst genommen werden, oder aber - falls er noch Macht und Einfluss hat, muss er bekämpft werden offen oder heimlich, mit guten oder schlechten Mitteln. Sonst wäre ja der Deismus und seine Herrschaft ja in Gefahr. Nur von diesen deistischen Standpunkt aus, auf dem durchweg die eigentliche sogenannte Kulturwelt steht, ist der absonderliche Hass der Völker gegen den preußischen 'Militarismus' und alles, was damit zusammenhängt, recht zu verstehen.

Bei all diesen Plänen hat selbstverständlich, das ist das eigentliche Wesen des Deismus, der Gott der Bibel, der doch veraltet ist, nicht im entferntesten mit dreinzureden, und eben darin liegt die große religiöse Bedeutung dieses Krieges, den wir erleben. Nach menschlicher Berechnung, das heißt von Gottes etwaiger Stellungnahmen ganz abgesehen, war diesem Anschlag gegen Preußen der Sieg gewiss. Ein Risiko war ausgeschlossen. So haben sie's alle das heißt sämtliche Teilnehmer an diesen Überfall, mitsamt den sämtlichen Neutralen auch aufgefasst. Den wenn wieder aller Erwarten die militärische Widerstandskraft Deutschland etwa hinziehen sollte, so trat ja die Belagerung Deutschland durch England Meerbeherrschende Flotte in Kraft, und deren Ausgang war doch über jeden Zweifel erhaben, Zumal wenn auch Italien deistisch dachte.

Was konnte Deutschlands Recht bedeuten gegen alle Macht der Welt? Es musste unterliegen und damit wäre, das dürfen wir nicht vergessen, der englische Deismus und die mit ihm verbundene religiöse Heuchelei, die unbestrittene und unbestreitbare Religion der Zukunft geworden. Denn schrecklicher und umfassender als diesmal, ist ohne Zweifel der alte Gegensatz zwischen Recht und Macht noch nie zu Tage getreten. Wenn nun auch diesmal wieder, wie schon so oft Macht über Recht gehen sollte, dann wäre tatsächlich für das Recht kein Raum auf diese Erde mehr. Dann wäre endgültig der Beweis geliefert, dass Gott entweder nicht existiert oder aber zum mindesten wieder der Deismus lehrt, nicht willens oder nicht fähig ist, machtvoll in die Entscheidung irdischer Machtfragen mit einzugreifen.

Wir preußischen 'Militaristen', oder sagen wir lieber, die nicht vom englischen Deismus mit Angegriffenen, mehr oder weniger noch biblisch denkenden Christen, wir stehen auf den Standpunkt, dass es Gottes Wille war, dass Preußen im siebenjährigen Krieg dem Ansturm von Europa nicht erlag, dass ferner an Preußen selbst ein Napoleon zuschanden wurde, trotz all seiner Macht. Wir glauben ferner, dass Gott es war, der einen Bismarck uns erweckte, um durch ihn Schleswig-Holstein dem Deutschtum zu erhalten und dadurch eine deutsche Seemacht erst wieder zu ermöglichen, um ferner Preußen endgültig über Österreich zu stellen und dadurch auch die bisher so Preußenfeindlichen süddeutschen Staaten mit Preußen zu verbinden und daraus schließlich im Jahr 1870 Deutschland, wie man mit Recht sagt. in den Sattel zu heben.

Wir sehen in dem allen einen Plan von Gott zum Segen nicht nur für Deutschland, sondern für Menschheit überhaupt. Wir haben auch jetzt den Kaiser und seine bisher so gesegnete Regierung als ein Gnadengeschenk Gottes angesehen und eben darum dürfen wir in diesem Krieg ein Ringen unserer Feinde gegen Gott und Gottes Pläne, ein Werk der Hölle sehen. Wir glauben, dass Gott es war, der durch den Sieg der Reformation die Weltherrschaft des Papsttums brach. Wir glauben auch, dass Gottes war, der schließlich den siebenjährigen Krieg zu Preußens Gunsten und zu Ungunsten der päpstlichen Machte entschied, und zwar in dem Augenblick, als Friedrich der Große sich sagte, dass er mit seiner Macht nun wirklich ganz und gar zu Ende sei.

Am 18 Januar 1762, also am preußischen Königstage, schrieb Friedrich einem seiner Freunde, das Schauspiel, dass Europa nun schon seit Jahren gespannt verfolge, sei nun soweit gediehen, dass es als Trauerspiel mit dem Tode der Helden sein Ende nehmen müsse. Und siehe da, am nächsten Tage erscheint ein Bote und meldet ihn den Tod der Kaiserin von Russland und damit war die Thronbesteigung eines seiner größten Verehrer, Peters III.

Das russische Heer war damit aus einem Gegner sein Verbündeter geworden, und diese Wendung durch Gottes Fügung, gab alsbald den Ausschlag zu Preußens endgültigen Sieg über die verbündeten Mächte des europäischen Festlandes.

Auch bei den Befreiungskriegen vor hundert Jahren, wissen wir von Wendungen mancher Art, die wir im Ernst auf den lebendigen Gott zurückzuführen, von dem nicht 'symbolisch' oder 'bildlich' im Sinne einer Redensart, sondern vollen Sinne des Wortes sagen:

Er war mit uns.

Er wollte nicht, dass Deutschland unterging, er wollte Deutschland retten durch Preußen, und an dem stolzen Korsen wollte er, nachdem er ihn zu seinen Zwecken benutzt hatte, ein Beispiel seiner Macht und Gerechtigkeit entstehen lassen.

Wir glauben auch mit Kaiser Wilhelm I. an die Schlacht bei Sedan als 'eine Wendung durch Gottes Fügung' und mit ihm sehen wir ferner in jenem weltgeschichtlichen Akt vom 18. Januar 1871 im Schloss zu Versailles die göttliche Vergeltung für das, was Ludwig der XIV, der Erbauer dieses Schlosses, einst Friedrich Wilhelm, dem großen Kurfürsten, hatte antun dürfen. Und weil wir solches glauben, weil wir an einen Gott glauben, wie ihn die Bibel lehrt, an einen Gott, der mächtiger ist als alle Machtmittel der Erde, an einen Gott, der auch die Bomben und Granaten zu lenken weis, an einen Gott, der 1806 die jetzt berühmt gewordene österreichische Gewehrkugel nicht durch den Kopf, wohl aber mitten durch den Helm des jungen Hindenburg fahren ließ, darum glauben wir doch mit unserm Kaiser, dass Gott diesen Krieg und alle seine Schrecken unter anderem auch dazu hat hereinbrechen lassen, um zu beweisen, dass alle Macht der Erde an ihm zerschellen muss, wenn sie sich ihm nicht unterordnet.

Ein entscheidender Sieg unserer Waffen in diesem Krieg, dem größten aller Zeiten, wäre darum nicht nur ein weltgeschichtlicher Schlag gegen Frankreich, England und Russland, sondern auch eine göttliche Bestätigung der eben geschilderten, wo man so sagen darf. Biblisch-preußischen Geschichtsauffassung und eben dadurch ein entscheidender Schlag gegen den ganzen, zur Zeit die Welt beherrschenden Deismus. Es wäre ein neuer, großer und starker geschichtlicher Beweis für das Dasein eines allmächtigen Gottes, des Gottes der Bibel, der wohl aus guten Gründen zeitweilig Macht vor Recht ergehen lassen kann, der aber nie die Zügel der Weltregierung aus seiner Hand gibt und unter allen Umständen Herr bleibt in seiner Schöpfung. In diesem Sinne hat der Krieg, den wir erleben, eine große Bedeutung für die Zukunft der Religion überhaupt für die Gestaltung der Religion der Zukunft

Die Ausgabe vom 2. 7. 1915 titelt "Der Krieg und das Papsttum"

"Von etwa und 1300 an ging's aber dann Stufe zu Stufe abwärts mit dieser merkwürdigsten aller Weltmächte. Der erste Stoß war die das plötzlich eintretende Abhängigkeit von Frankreich, das sich seit 1300 in wachsendem Maße des Papsttum zu bemächtigen strebte. Dann setzen die Reformkonzilien von Konstanz und von Basel dem Papsttum zu und schließlich kam als größter Stoß die deutsche Reformation.

Die Niederlage Preußens aber war immer das Ziel der päpstlichen Politik. Doch dieses Ziel ward nicht erreicht im Gegenteil, Preußens Bedeutung nahm zu und in den katholischen Staaten trat nunmehr ein höchst bedenklicher Geist des allgemeines Unglaubens zu Tage, so dass die Macht des Papsttums innerlich stets abnahm, wenn sie auch äußerlich in mancher Hinsicht wieder sichtbare Erfolge errang.

In den für die Geschichte des Papsttum außerordentlich bedeutungsvollen Jahre 1866 und 1870 ward dann noch einmal, erst von Wien und dann von Paris aus, ein heftiger Stoß gegen Preußen unternommen, doch beide Male nicht vergeblich, sondern mit einem für das Papsttum geradezu verhängnisvollen Erfolg. Die beiden katholischen Großmächte brachen vor Preußen zusammen, Preußen wurde stärker als es je zu werden gehofft hatte, und überdies ging er gerade von diesen beiden Verwicklungen die Macht des italienischen Königtums hervor, dass 1870 durch Eroberung Roms dem Papste seine Residenz und seinen Staat und damit den letzten Rest seiner einstigen politischen Unabhängigkeit nahm. Die Lage des Papstes war von da ab ähnlich des Fürsten von Monaco in Frankreich.

Er hätte ein Stück Land so groß, daß seine nötigsten Bauten, Straßen und Gärten darauf Platz fanden, ein Gnadengehalt der italienischen Regierung ward ihm, und ein unmittelbarer und freier Postverkehr mit aller Welt gesichert. Wenn auch der Papst dieses sogenannte Garantiegesetz der italienischen Regierung nicht anerkannte, und das ihm zugebilligte Gehalt nicht annahm, er hat doch bis auf diesen Tag von diesem Garantiegesetz, von der Gnade der italienischen Regierung gelebt.

Nun hat auch dieser Zustand nach 45jähriger Dauer ein Ende erreicht. Die Freiheit der Beziehung des Papstes zur Welt um ihn her hat völlig aufgehört. Das ist ein unerhörtes Ereignis in der Geschichte des Papsttum. Der preußische, der bayerische und der Österreiche-ungarische Gesandte beim Vatikan haben gleichzeitig mit dem Vertreter beim Quirinal, d. h. beim König von Italien, die Rückreise in ihrer Heimat angetreten. Und die Vertreter des Papstes in München und Wien, die sogenannten päpstlichen Nuntien, sind völlig abgeschnitten von ihrem Herrn, dem Papste. Die italienische Regelung läßt nur noch offene Briefe und zwar solche Briefe durch, die in einer vorgeschriebenen Sprache verfasst sind. Lateinische Briefe sind zum Beispiel verboten. Kurzum das Garantiegesetz ist praktisch aufgehoben, der Papst ist faktische Untertan des Königs von Italien.

Gewiss, der jetzige und auch der vorige Papst sind persönlich unschuldig an diesem Kriege, aber Tatsache bleibt doch, dass England und Russland, im Verein mit Frankreich und Serbien das unternommen, was in der päpstlichen Diplomatie seit 1701 stets angestrebt worden ist, nämlich die endgültige Niederwerfung Preußens.

Gelänge dieser Plan so wäre es aus mit treuem Glauben auf Erden, dann würden fortan nur noch offene Niedertracht und ganz brutale Gewalt das Zepter führen, und für das Papsttum wäre dann kein Platz mehr unter den Völkern der Erde. Siegt aber Preußen und mit ihm Deutschland, Österreich-Ungarn und die Türkei, dann - nun, wir wollen nicht prophezeien, denn wir glauben fest an diesen Sieg. Jedenfalls ist dann nicht einzusehen, wie ein Kollegium von italienischen französischen und spanischen Prälaten mit einem Italiener an der Spitze für deutsche Katholiken noch sehr verehrungswürdig sein könnte, und wie der tiefe Riß, der zwischen Rom und Deutschland nun einmal eingetreten ist, dann wieder heilen soll, zumal das Papsttum in Folge seiner Unfehlbarkeit sich nie mehr wandeln kann.

Kurzum, wir sehen jetzt nach einem rund sechshundertjährigen fortdauernden Niedergang des Papsttums ganz plötzlich eine neue Stufe dieser Abwärtsentwicklung und zwar eine so bedenkliche Entwicklung der Lage, dass deren Folgen zur Zeit noch gar nicht abzusehen sind."

Die Ausgabe von 16. 7. 1915 titelt "Der Krieg und der Islam".

"Unseren Blick auf den Islam richten, zumal derselbe von manchen nicht ohne Grund gewissermaßen als einen Zwillingsbruder des Papsttums bezeichnet wird. Denn tatsächlich kann man behaupten, dass beide nicht nur gleich alt, sondern auch im Wesen sehr ähnlich sind.

Im 13. Jahrhundert erstieg das Papsttum anerkanntermaßen den Gipfel seiner Macht, von dem es offensichtlich erst herunter musste, als sich um 1700 der Niedergang des Sonnenkönigtums in Frankreich bemerkbar machte. In diesen vier Jahrhunderten, von 1300 - 1700, erreichte auch der Islam den Höhepunkt seiner politischen Machtstellung. Seitdem stand ganz Europa 200 Jahre lang vor der Gefahr, dem Islam zu erliegen. Schon 1529 ward Wien von den Türken belagert, und noch immer 1683, also Jahrzehnte nach dem dreißigjährigen Kriege, war Wien, die Hauptstadt des heiligen römischen Reiches Deutscher Nation, von neuem in Gefahr, das Schicksal Konstantinopels zu teilen. Luther liebte es geradezu, den Papst und den Türken als die zwei größten Feinde der Menschheit hinzustellen und um Bewahrung vor ihnen zu beten. Erst um 1700 begann es dann mit beiden Mächten sehr stark bergab zu gehen.

Die Wallfahrt nach Mekka, eine der wichtigsten Lebensfragen der Islams, ist nun durch diesen Krieg ganz ebenso infrage gestellt wie die Verbindung mit Rom für die Katholiken.

Diese Abschnürung der Gläubigen von ihrem religiösen Mittelpunkt ist ebenso wie die beim Papsttum nun erfolgte Abschnürung etwas geschichtlich niemals Dagewesenes, ein Ereignis, dessen Tragweite noch gar nicht abzusehen ist, gleichviel wie sich der Krieg in seinen weiteren Verlauf auch noch gestalten mag."

Die Ausgabe von 13. 8. 1915 titelte "Der Krieg und die Weltwirtschaft"

"In den bisherigen fünf Aufsätzen haben wir die Bedeutung des großen Krieges, den wir erleben, für Religion und Kultur im allgemeinen und das Papsttum und Islam im besonderen betrachtet.

Vor dem Kriege gab es vier Geldmächte, von deren Geldüberfluss das wirtschaftliche Leben der Welt abhing, Es waren dies England, die anerkannte Beherrscherin der Meere, und Frankreich der sogenannte Bankier der Welt, dann folgte Deutschland mit seiner seit 25 Jahren geradezu märchenhaft aufblühenden Volkswirtschaft und schließlich die Vereinigten Staaten von Nordamerika, das Land der so genannten unbegrenzten Möglichkeiten.

Diese vier Länder allein hatten Geld übrig, alle andern mussten, wenn außergewöhnliche Ausgaben an sie herantraten von ihnen leihen und waren infolgedessen an sie verschuldet. Die Hauptursache dieser außerordentlichen Ausgaben war das Rüstungsfieber, das allenthalben um sich griff, und das seit 1912 in ein ganz neues akutes, und lebensgefährliches Stadium getreten war.

Der 1. Oktober des Jahres 1912, der Tag, an dem der Zaunkönig von Europa, der türkischen Regierung den Krieg erklärte, war an der Börse aller Länder ein so genannter schwarzer Tag. Denn alle Börsen der ganzen Welt und mit ihnen alle großen Geschäftsleute erkannten nun, dass sich das Barometer der Welt scharf auf 'schlecht Wetter' wendete. Das Weltkriegsthema war seit jenem Tage das Thema aller Zeitungen und aller großer Unternehmen. Wird es zum großen Kriege, zum Weltbrand, kommen oder nicht, das war die Frage, die jedermann bei jeder großen Unternehmung sich stellen musste. Ein allgemeines stocken in Handel und Gewerbe machte sich geltend, die Atmosphäre wurde schwül und schwüler, und es begann ein Rüsten, wie es die Welt noch nicht erlebt und nicht für möglich gehalten hatte. Das aber hatte wiederum zur Folge, dass auch die vier genannten Geldgeber der Welt von nun ab für die anderen Staaten und vor allem für rein friedliche Anlagen kein Geld mehr übrig hatten, so dass der wirtschaftliche Blutumlauf der Welt, sich nur noch unter schwerem Stockungen vollzog zu. Die Bankrotte häuften sich an allen Enden der Welt und Riesenkapitalien verloren langsam ihren Wert.

Nur Deutschlands Geldmacht nahm noch ständig zu, und eben dieser Zustand war eins der wichtigsten Glieder in der sehr langen Kette von Gründen, durch die der Krieg heraufbeschworen wurde. Denn nur durch den geplanten Krieg schien das Verhängnis sich noch abwenden zu lassen. England war in Gefahr von Deutschland überholt und in die zweite Linie gedrängt zu werden, Frankreich und Russland aber standen geradezu vor einen großen Bankrott.

Nun ist der Krieg seit Jahresfrist entbrannt, und was ist Erfolg? Vorläufig ist der Zweck, um dessentwillen der Krieg begonnen wurde, in keiner Weise erreicht, und wenn auch noch das Ende nicht abzusehen ist, so dürfen wir doch auf Grund dessen, was Gott bisher getan hat, von einer Linie sprechen, in der der Krieg nach Gottes willen verlaufen zu sollen scheint. Demnach aber müssen wir sagen, dass allem Anschein nach der Ratschluß Gottes dahin geht, dass unsere Feinde nicht nur nicht zu ihrem Ziele gelangen sollen, vielmehr im Gegenteil nur um so tiefer in das hineingeraten, dem sie entgehen wollten.

In Börsenkreisen wird dies Problem behandelt, man ahnt Zusammenbrüche, wie nie ein Mensch bisher sie ahnen konnte. Der entweder - und dass es äußerst unwahrscheinlich - unsere Gegner siegen und zwingen uns, die Milliarden von jährlichen Zinsen aufzubringen, ohne die ihre Wirtschaft in der bisherigen Weise nicht fortzuführen ist, oder aber wir siegen oder - keiner siegt, dann geht die ganze bisherige Geldwirtschaft unserer Feinde und überhaupt der Welt unweigerlich zu Grunde. Die Zinsen sind dann unbezahlbar, die Kapitalien verloren. Auch Deutschland würde selbstverständlich davon betroffen werden, denn von der Welt im Ganzen ist unsere Wirtschaft nicht zu trennen. Doch wenn wir innerhalb des eigenen Landes und außerdem indem von unseren Truppen besetzen fremden Länderteilen nur Ordnung und Gesetz aufrechterhalten können, dass heißt wenn unser Heer das Feld behauptet und selbst in Zucht und Ordnung bleibt, dann kann auch solch ein allgemeiner Bankrott uns nicht erschüttern, denn wo Gesetz und Ordnung herrschen, da kann man immer leben, und alle Schäden können dabei heilen.

Ob aber unsere Feinde solch einem Bankrott erleben konnten, ohne dass ihre Obrigkeit dabei zuschanden wird, die Frage wird man schwerlich bejahen können. Kurzum, die Weltgeschichte, die sich so oft als das Weltgericht erwiesen hat, scheint diesmal auszumünden in ein Gericht, wie es die Welt bisher noch nie erlebt hat. Ja, wahrlich, die Weltgeschichte ist das Weltgericht Gottes, dass Er, der Richter in diesen allgemeinen Gericht durch unseren Sieg ein Denkmal seiner Gnade vor aller Welt scheint abbauen zu wollen. Denn unverdiente Gnade ist, wenn das Gericht so enden sollte, wie wir es vorderhand uns denken ja hoffen und auch glauben dürfen."

Die Ausgabe vom 5. 11. 1915 titelt "Der Krieg und unsere Zuversicht"

"In diesem Sinne hat auch der in weiten Kreisen bekannte Schriftsteller Chamberlain, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebt und ähnlich wie Ganghoffer wegen seiner 'Kriegsaufsätze' vom Kaiser das Eiserne Kreuz erhielt, in jenen Tagen in einen neuen Aufsatz sich geäußert ('Die Zuversicht' bei Bruckmann in München).

Nichts desto weniger aber erkühnt er sich, die große Wahrheit auszusprechen, dass er 'auf diesen Planeten infolge jahrtausende langer Entwicklung dahin gekommen ist, dass Deutschland ein Werkzeug Gottes, ein unentbehrliches und unersetzliches Werkzeug Gottes geworden ist.'

'Keine Überzeugung' sagt er 'hege ich fester und heiliger als die, dass die höhere Kultur der Menschheit an die Verbreitung der deutschen Sprache geknüpft ist. Dazu aber, so führte er weiter aus, 'ist es unerlässlich, dass sich das Deutsche Reich zum führenden Weltstaat entwickelt'.

'Die deutsche Sprache' sagt er mit Schiller, 'wird die Welt beherrschen'.

In einem besonders sehr lesenswerten Aufsatz über die deutsche Sprache (Kriegsaufsätze Nr. 3) wird dieser Gedanke in sehr beachtenswerter Weise begründet.

Wie sehr sich diese Gedanken mit unseren in diesem Blatt erschienen Kriegsaufsätzen und den im Volksblatt erschienen Kriegsbetrachtungen decken, braucht hier nicht erst bezeugt zu werden.

Kurzum, biblisch gefasst sagt Chamberlain nichts anderes als dies:

Wir stehen vor einer Offenbarung Gottes, die alles frühere weit hinter sich lässt. Wenn sich die Weltgeschichte als das Weltgericht erweisen soll, dann kann dieser einzige Krieg nicht anders enden, als mit der in der Schrift verheißen großen Katastrophe Satans und mit der dadurch ermöglichten Aufrüstung das lang verheißenen Friedensreiches.

Dies lang verheißene Reich des Friedens aber scheint tatsächlich Gott in unseren Tagen durch Deutschland aufzurichten begonnen zu haben. Ob diese biblisch ernsthaft zu begründete Anschauung tatsächlich wahr oder eine irrtümliche Meinung ist, darüber kann natürlich nur Gott selber durch den Fortgang der Entwicklung das Urteil fällen.

Wir können vorderhand nur meinen, hoffen, glauben und im Glauben handeln. Auf jeden Fall aber bewegt sich dann, was wir in diesem Glauben tun, auf ganz derselben Linie, auf die unsere klar und selbstverständliche Pflicht als Deutsche vor Gott und unserem Gewissen auch schon ganz ohne all dies hinweist; und dieser Harmonie zwischen unverkennbarer Notwendigkeit und Pflicht auf der einen Seite und Idealismus Bibelglauben und geschichtlicher Entwicklung auf der anderen Seite ist überaus beachtenswert.

Auch die Kreuzigung war Satans Werk und wieder musste Satan damit Gottes Plänen dienen. Es wird es auch diesmal sein, und das ist der sicherste Grund für unsere Zuversicht.

Ob denn der Herr Küppers, ähnlich wie der von ihm zitierte Herr Chamberlain, ein "Eisernes Kreuz" als Orden für seine Kriegsaufsätze erhalten, ist nicht überliefert. Jedenfalls das er sich in dem Sinne mühte, kann man unschwer erkennen.

Meines Erachtens ist Herr Küppers durchaus exemplarisch. Gut herausgearbeitet hat er meines Erachtens den Aspekt "Deismus". Wer seine These nicht zu teilen vermag, dass weltgeschichtliche Vorgänge "identisch mit göttlichem Handeln" seien, wird von ihm in die Ecke des Satans gestellt. Ob denn genau diese Geisteshaltung in den Nachfolgekreisen des Christentums "heutiger Prägung" schon "überwunden" wäre, erscheint mir mehr als zweifelhaft. Was da als vermeintlich "göttliches Handeln" interpretiert wird, erweist sich als ziemlich beliebig.

Wenn es denn ein Weltgericht in der Form der Weltgeschichte gibt, dann allenfalls nicht zuletzt über die gescheiterten "Bibelchronologie-Zauberer-aus-dem-Hut-Künstler", und ihre nachfolgenden "als wäre nie etwas gewesen" Erklärungen!

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