Der vorangegangene Jahrgang: Kommentarserie 1912

Vor Einhundert Jahren

Im "Wachtturm" 1913 gelesen

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)

Albert Riedel (siehe zu diesem auch den  Jahrgang 1911), Friedrich Bösenberg, C. Kapitz, Rosinensaft, J. F. Rutherford, kaiserliche Jubiläumsspende für die Missionen, Karl Wellershaus, Emil Lanz, wissenschaftliche Bibliotheken

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Vor Einhundert Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 07. Januar 2013 02:24
Wasser nach beiden Seiten tragend

Unter der Überschrift „Fragen über die Disziplin in den Versammlungen" (in der Rubrik Leserbriefe) des „Wachtturms" vom Januar 1913, müht sich C. T. Russell eine etwas diffizile Frage zu „entschärfen".
Da wird also angefragt, was zu tun sei, sollte der Fall eintreten, dass in einer örtlichen Versammlung, auch noch Zusammenkünfte außerhalb des Standardprogrammes durchgeführt werden.
Russell sucht nun mit dem „Wasser nach beiden Seiten tragen" dabei sein Heil.
Schroff ein Nein zu solcherlei Bestrebungen zu sagen, wagt er nicht. Andererseits lässt er aber auch durchblicken, sonderlich begeistert von solcherlei separatistischen Tendenzen, ist er auch nicht.
Er müht sich es so darzustellen, eigentlich könne doch gar kein Anlass vorhanden sein, außerhalb des von der WTG vorgegebenen Programmes, noch Zusatzveranstaltungen durchzuführen.
Er unterstellt nun nicht, dass diese Art von Veranstaltungen grundsätzlich seinen Intentionen zuwiderlaufen würden; aber er wittert schon mal Opposition in solcherlei Bestrebungen.
Sein Versuch „Wasser nach beiden Seiten zu tragen" äußert sich dann auch in solchen Sätzen wie den (bei dem man allerdings rückfragen kann, ob er denn das Papier wert war, auf dem er gedruckt wurde).
Wenn er formal einräumen muss:

„Wir sollten daran festhalten, daß der Herr keinem von uns das Recht gegeben hat, sein Werk zu beaufsichtigen, noch einem anderen zu verbieten, das Evangelium zu predigen."

Oder auch den:

„Nicht die Ältesten, sondern die Gemeinde oder Versammlung hat zu bestimmen, welche Versammlungen durchgeführt werden."

Das waren wohl Töne, welche man von der heutigen WTG garantiert nicht mehr vernehmen wird!
Sein Heil sieht er dann in der These, dass seien dann doch wohl bloß Mißverständnisse, und daran gekoppelt die Empfehlung pro Tag „12 Seiten oder mehr" aus seinen „Schriftstudien" zu lesen


Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" Januar 1913

„Ihr Schicksal steht in den Sternen" tönt wieder mal das Inserat eines Dummheits-Verkäufers in der „Freiburger Zeitung" vom 5. Januar 1913
Wer den diese Belehrung wünscht, solle für 20 Pfennig Postporto nach eine Adresse in England schreiben, und damit es sich „lohnt" auch noch 50 Pfennig Rückporto beilegen; nebst Geburtsdatum ect. Dann wird ihm versprochen, seinen gewünschten Dummheitskonsum zugesandt zu bekommen.
Sollten die Erwartungen sich nicht erfüllen. Der Rechtsweg ist wohl ausgeschlossen. Schon mal dergestalt vorgebeugt, dass Unbedarfte in Deutschland angesprochen, gleichwohl aber noch ein ausländisches Land mit ins Spiel gebracht wird.


http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=05r2&year=1913&month=01&project=3&anzahl=4

Inserat-Wiederholung am
12. 1. 1913; 19. 1. 1913; 26.1. 1913
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=12r3&year=1913&month=01&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=19r3&year=1913&month=01&project=3&anzahl=2 [Auswertung auf den Monat Januar 1913 begrenzt]
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=26a2&year=1913&month=01&project=3&anzahl=4

Einen Tag später, am 6. 1. 1913 preisen einige Adventistenprediger, aus Deutschland und der Schweiz, unter ihnen, der im späteren Weltkrieg durch eine Unterwürdigkeitsadresse bekannt gewordene H. Schuberth, in Sachen Wehrdienst , im gleichen Blatt fünf beabsichtigte Vorträge an.
Als Themen werden genannt:
„Die Zeichen der Zeit und ihre Bedeutung zum Weltende"
„Der Balkankrieg und die Bibel"
„Christi Wiederkunft und was damit verbunden ist"
„Das kommende Reich was es ist und wo es aufgerichtet"
„Gewissensfreiheit einst und jetzt"


http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=06r2&year=1913&month=01&project=3&anzahl=4

Und weil das Geschäft im Sinne der Veranstalter gut lief, gab es dann quasi als Zugabe, noch einen sechsten Vortrag.
Dessen Titel:
„Die Geschichte dieser Welt, in der Hl. Schrift vorausgesagt"

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=12r2&year=1913&month=01&project=3&anzahl=4

Wie man sieht wähnen Verkäufer eine bestimmten Spezies, bei allen Unterschieden im Detail, in der Gegend um Freiburg „fette Beute" einfahren zu können!

Das Geschäft weitet sich aus
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. Februar 2013 00:40
Vor Einhundert Jahren
In einer ziemlich weitschweifigen Abhandlung im „Wachtturm" vom Februar 1913, orientiert Russell auf den Aspekt „Zeit gewinnen".
Seine vollmundige 1914-These erweitert er nun dahingehend, „vielleicht" könnte es aber auch „erst 1915" soweit sein. Als Kostprobe, die diesbezüglichen Schlusssätze jenes WT-Artikels

„Lautes Singen im einsamen Wald" soll dann wohl „Kraft geben". Diesem Motto huldigt offenbar auch der Leserbriefschreiber Albert Riedel aus dem Vogtland, dessen „Gesang" der „Wachtturm" vom Februar 1913 mit abdruckt.
Herr Riedel weis der erfreuten „Wachtturm"-Gemeinde Mitteilung über eine Monatsversammlung zu machen (mutmaßlich von ihm selber geleitet), wo die Große Pyramide in Ägypten der Hauptgegenstand der Ausführungen war.
Mag Herr Riedel zu dem Zeitpunkt sich zwar noch im Einklang mit der offiziellen WTG-Linie befunden haben, so war auch in seinem Falle (wie auch in dem etlicher anderer) noch nicht „aller Tage Abend".
Zu Riedel siehe auch:

Mysnip.114819
Zu diesen anderen gehörte dann auch der Samuel Lauper , damaliger WTG-Fürst für die Schweiz, dessen Jubelbericht der „Wachtturm" vom Januar 1913 abdruckte.
In späteren, nicht mehr WTG-konformen Zeiten, begegnet man dann den Lauper auch als Herausgeber des (deutschsprachigen) Ablegers der Oppositionszeitschrift (noch heute in den USA erscheinend) „The Herald of Christ's Kingdom".
Und im Jahrgang 1924 des deutschsprachigen „Herold ..." kann man unter anderem auch die Bezugsadresse vernehmen.
Entweder bei Lauper in der Schweiz, oder aber in Deutschland bei

„Albert Riedel in Reichenbach. i.Vogtl., Ackerstraße 15"

So ändern sich halt die Zeiten!
Jubilierend freut sich der „Wachtturm" vom Februar 1913 die Mitteilung machen zu können, dass der „Volksbote" ein Wochenblatt in Strehlen (Schlesien) erscheinend, sich nunmehr bereit erklärt habe, Russells „Wöchentliche Predigten" mit abzudrucken.
Und weiter liest man in WT:
Der Abonnementspreis für drei Monate betrage nur 50 Pfennig. Daher sollten die WT-Leser nicht nur ein Exemplar für sich selber bestellen

„sondern womöglich noch ein zweites oder mehr um den Aufsatz blau angestrichen ihren Freunden zum lesen anbieten zu können."

Bestellungen sollten via WT erfolgen; und auch das vergisst letzterer nicht noch mit hinzuzufügen:

„Auch für Freunde und Bekannte kann abonniert werden."

In der Juni-Ausgabe 1913 des „Wachtturms" kann man dann lesen, dass ein Bestellscheint für den „Volksboten" dieser WT-Ausgabe beigelegt sei. Und man versäumt es nicht hinzuzufügen:

„Wir hoffen, daß die Geschwister reichlichen Gebrauch davon machen werden ..."

Zu diesem Thema wurde früher schon mal zusammengefasst;

„Letzteres Blatt war in der Frühzeit des "zweite Standbein" der Russell-Anhänger in Deutschland. Veröffentlichte es doch Woche für Woche (auf kommerzieller Basis) die "Predigten" von Russell. Da hatte sich sozusagen eine Zweckgemeinschaft zusammen gefunden. Das Blatt, ansonsten eher dem Bereich Provinz-Blatt zuzuordnen, und ums wirtschaftliche Überleben kämpfend, sicherte sich mit dieser regelmäßigen Russell-Kolumne weitere, dringend benötigte Abonnenten.

Siehe zu diesem Thema auch:
19162Volksbote
Mysnip.10523

Je länger je mehr, spielte im Fall des „Volksboten" dann noch der Fall des Friedrich Bösenberg mit hinein. Zu letzterem wurde dann schon mal notiert:

In der Ausgabe vom 17. Juli 1915 war im "Volksboten" folgendes Inserat enthalten
"Botschafter für den Haushalt des Glaubens. Unter diesem Titel geben eine Anzahl deutscher Bibelforscher ein neues Monatsblatt für Schrifterkenntnis und Leben in der Heiligung heraus, dessen erste Nummer der heutigen Gesamtauflage des Volksboten beigelegt ist. Der Inhalt ist gediegen, die Aufsätze, die durchweg recht anregend und leichtverständlich geschrieben sind, behandeln u. a. ...Verleger ist Friedrich Bösenberg, Berlin NW 21, Wilhelmshavenerstr. 47. Wir machen unsere Leser auf diese gute Monatsschrift empfehlend aufmerksam."

Mit der Publizierung dieses Inserates entsprach die Redaktion des "Volksboten" ihrer Gepflogenheit auf kommerzieller Basis, religiöse Beiträge zu veröffentlichen. Nicht das inhaltliche, sondern eben nur die Zahlungskräftigkeit bildeten dabei das Kriterium. Auf dieser Grundlage veröffentlichte ja auch die Wachtturmgesellschaft Woche für Woche dort die Russellschen Predigten.

Nicht nur das, ab der Ausgabe vom 25. April 1914 ging sie noch dazu über, im "Volksboten" eine zusätzliche Rubrik einzurichten (gleichfalls auf kommerzieller Basis). Titel "Biblischer Fragekasten für Alle." Mit dem Untertitel: "Alle Anfragen richte man an das Bibelhaus Barmen, Unterdörnerstraße 76."

So war also die Ankündigung der Bösenbergschen Zeitschrift, aus Sicht der Redaktion des "Volksboten" nur ein kleines "Konkurrenzmittelchen", um das Geschäft weiter zu beleben. Aus der Sicht der Wachtturmgesellschaft stellte sich die Sachlage allerdings anders da.

Ihre Reaktion darauf war, dass sie mit sofortiger Wirkung, ihre bis dahin gepflegte Rubrik "Biblischer Fragekasten für Alle" einstellte, um damit den "Volksboten" für diese Unbotmäßigkeit zu bestrafen. In der Ausgabe vom 31. Juli 1915 veröffentlichte sie dann im "Volksboten" ihr in höflichem Diplomatendeutsch gehaltenes kommerzielles
Gegeninserat mit den Worten:
"Bibelforscher zur gefälligen Beachtung!!
Um den verschiedenen Anfragen, betreffend die diesem Blatte beigelegte Monatsschrift Der Botschafter gerecht zu werden, möchten wir auf diesem Wege mitteilen, dass weder die Wachtturm Bibel und Traktat-Gesellschaft, noch die Vereinigung ernster Bibelforscher, Barmen, oder die Berliner Ortsgruppe der I.V.E.B. für das Erscheinen genannten Blattes verantwortlich sind. Alle diesbezüglichen Anfragen sollen daher direkt an den Herausgeber: Friedrich Bösenberg, Berlin, gerichtet werden.
Wachtturm, Bibel und Traktat-Gesellschaft."


Die Kontroverse ging allerdings weiter.
In der Ausgabe vom 17. Juni 1916 konnte man z. B. im "Volksboten" lesen:
"Wie uns der Wachtturm berichtete, sind die Russellschen Predigten aus Amerika nicht mehr erhältlich. Dieser jedenfalls durch den Krieg verursachte Umstand trifft den Wachtturm ebenso wie den Volksboten. Um aber die durch Pastor Russell bekannt gewordene Wahrheit über den Plan Gottes nach wie vor im Volksboten zum Ausdruck zu bringen, haben wir uns die geschätzte Mitarbeit eines ernsten Bibelforschers in Deutschland gesichert. Alle anderen Nachrichten sind irreführend.
Die Geschäftsstelle des Volksboten".


In der darauffolgenden Ausgabe vom 24. 6. 1916 konnte man im Impressum des "Volksboten" erstmals lesen:
"Verantwortlich für den religiösen Teil: Fr. Bösenberg, Berlin, Wilhelmshavenerstr. 47."
In der Ausgabe vom 1. Juli 1916 inserierte Bösenberg dann im "Volksboten" seine Broschüre "Gottes ewiger Liebes-Ratschluß. Eine umfassende Darstellung des göttlichen Planes der Zeitalter in 7 Kapiteln auf der Grundlage der Russellschen Schriftstudien. 55 Seiten mit 1. Zeitalterkarte."

In ihr konnte man u. a. auch den Satz lesen:
"So scheint der heilige Geist anzudeuten, dass das fünfzigste Jahrtausend für die Erde zu einem großen Jubeljahr werden soll, und das nun bald anbrechende Jahrtausend, der jüngste Tag, das Zeitalter des jüngsten Gerichtes ist, bestimmt dieses große göttliche Jubeljahr mit seinen ewigen Segnungen einzuleiten." [39]

Allerdings sollte Bösenbergs Mitwirkung am "Volksboten" nicht von allzu langer Dauer sein. Die Wachtturmgesellschaft, war für den "Volksboten", der faktisch ein Provinzblatt darstellte und hart an der Schwelle der wirtschaftlichen Existenz stand, doch finanzkräftiger.
Das er sich als einzigste deutsche Wochenzeitung darauf eingelassen hatte, den Bibelforschern eine ständige Tribüne zu bieten, hatte nur einen Grund: Money.

Man erhoffte sich eine zum Überleben notwendige Auflagensteigerung, und die Rechnung schien auch aufzugehen. Ohne die Abonnenten aus Bibelforscherkreisen, sähe es um seine wirtschaftliche Existenz schlecht aus. Nun "befehdeten" sich dort Bösenberg und die WTG mit wechselndem Ergebnis. Letztlich zeigte sich jedoch, dass die WTG den finanzkräftigeren Atem dort hatte. [40]
So machte denn der "Volksbote" in der Ausgabe vom 29. Juli 1916 schon die Mitteilung:
"An unsere christlichen Leser. Eventuell von nächster Nummer ab werden
im christlichen Teil wieder Russellsche Predigten abgedruckt."


Ab der Ausgabe vom 5. August 1916, war dann im Impressum des "Volksboten" der Name des Friedrich Bösenberg nicht mehr enthalten. In der Ausgabe vom 27. Januar 1917, in der Rubrik "Briefkasten der Schriftleitung" wurde bezugnehmend auf eine Leseranfrage über die Schrift "Gottes ewiger Liebes-Ratschluss" als Antwort kurz und knapp
Ausgeführt:
"Herrn O. Dathe in Leipzig-Schönfeld. Der Verfasser Bösenberg, Berlin, z. Zt. im Felde."
In der Ausgabe vom 23. Februar 1918 taucht dann im Impressum erstmals die Mitteilung auf:
"Für die Predigt verantwortlich: Wachtturm, Bibel und Traktat- Geellschaft Barmen, Unterdörnerstrasse 76."

Immerhin, Bösenberg machte noch weiterhin von sich reden. In der Ausgabe vom 16. November 1918 war folgendes Inserat veröffentlicht:
"Bibelforscher! Der Botschafter veröffentlicht in seiner neuesten Nummer einen sehr wichtigen Brief, des ausführenden Komitees des I.V.E.B. in Brooklyn, von welchem alle deutschen Geschwister Kenntnis nehmen sollten ..."

Dieser Brief und seine Kommentierung im "Botschafter" ist in der Tat in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich. Er ist in der Ausgabe vom 15. November 1918 des "Botschafter für den Haushalt des Glaubens" enthalten und sei hier nachstehend dokumentiert:

"Untertan der Obrigkeit.
Unter der Überschrift Lasset uns Vorbilder sein in geduldiger Ergebung veröffentlicht der Wachtturm in Brooklyn folgenden, sehr beherzigenswerten Brief:

An das teure Volk des Herrn!
Gnade und Friede sei euch vermehrt durch unsern Herrn Jesum Christum!
Wir wissen wohl, wie begierig Euch Lieben danach verlangt, von unsern eingekerkerten Brüdern Nachricht durch die Spalten des W.T. zu erlangen. Wir hofften in der Lage zu sein, einige Briefe in Druck geben zu können, sind indessen nach gepflogener Beratung zu der Ansicht gelangt, dass es besser ist, hiervon Abstand zu nehmen.
Wir bitten Euch daher, Eure Seelen in Geduld zu fassen. Wir halten dafür, dass die teuren Schafe des Herrn zu ihrer Ermutigung und geistlichen Erbauung den regelmäßigen Besuch des W.T. nötig haben, und wir möchten nur das drucken lassen, was diesem Zwecke dienlich ist und nebenbei die Forderungen des Spionagegesetzes erfüllt. Dadurch wird auch der leiseste Schein einer Gegnerschaft gegen die unter schwerem Drucke befindliche Regierung vermieden.

Manches in ganz unschuldiger Absicht Geschriebene und Gesagte, dass in normalen Zeiten durchaus einwandfrei wäre, möchte dem gegenwärtigen Interesse der Regierung schädlich sein; wir aber wünschen nicht, die Regierung in der Verfolgung irgend eines ihrer Pläne, die sich aus der Teilnahme an dem großen Kriege ergeben, zu behindern. Diese Pläne der Notwendigkeit stecken auch unserm Werk Grenzen. Diese Beschränkungen mögen solchen hart erscheinen, die nicht gewohnt sind, sich Grenzen stecken zu lassen; lassen uns aber daran gedenken, dass dies nicht nur die I.V.E.B. betrifft, sondern auch auf jeden Einzelnen und auf jede andere Organisation Anwendung findet.
Lasset uns bestrebt sein, Vorbilder zu sein in geduldiger Ergebung ohne Murren! Kein Zweifel, der Herr lässt die Erfahrungen zu um uns alle zu prüfen. Wir sind überzeugt, dass Ihr Euch keine Vorstellung von den Schwierigkeiten machen könnt, die das ausübende Komitee umgeben, und wir möchten Euch daran erinnern, dass uns die Erfahrung fehlt.
Daher auch die Notwendigkeit größerer Sorgfalt unsererseits und Eurer liebenden Teilnahme und Gebete. Eure Grüße und Versicherungen Eurer Mitwirkung schätzen wir sehr und möchten Euch daraufhin die Zusicherung geben, dass wir willig und bereit sind, uns den Landesgesetzen zu fügen, damit Ihr fortgesetzt den W.T. erhaltet.

Wir verbleiben in herzlicher christlicher Liebe, Eure Brüder und Diener im Herrn. Ausübendes Komitee."
[41]

Bemerkenswert ist auch noch der Kommentar, den der "Botschafter ..." diesem Brief zuteil werden ließ:
"Wir haben den in vorstehendem Briefe gekennzeichneten Standpunkt des Gehorsams gegenüber der von Gott verordneten weltlichen Obrigkeit in den Spalten des Botschafters von Anbeginn an als den biblischen vertreten und freuen uns aufrichtig, dass auch unsere lieben Freunde der Vereinigung Ernster Bibelforscher nunmehr zu der Einsicht gekommen sind, dass ihre bisherige Gegnerschaft gegen den Staat aus einem falschen Verständnis der Schrift entstanden ist.

Es ist ja bedauerlich, dass so furchtbar harte Strafen erforderlich waren (sieben leitende Brüder in Amerika waren zu je 20 Jahren Zuchthaus verurteilt), weil sie die Politik der Regierung bekämpften, um diese Einsicht zu bewirken und wir möchten nur herzlich wünschen, dass alle Kinder Gottes in allen Staaten sich um des Gewissens willen der Obrigkeit unterordnen und fügen.
Das ist sicherlich nicht immer leicht, und wir können sehr wohl die Gefühle der lieben Brüder verstehen, die unter der erzwungenen Teilnahme am Kriege leiden und seufzen. [42]
Trost und Halt bietet allein die Gewissheit: euer himmlischer Vater weiß, was ihr bedürft. Mag es uns noch so schwer fallen: wir dürfen nicht widerstreben, solange nicht von uns Zuwiderhandeln gegen Gottes klares Wort verlangt wird. Wir haben uns von den Dingen dieser Welt unbefleckt zu erhalten, sie aber nicht zu bekämpfen."
[43]

Immerhin sah sich die deutsche Wachtturmgesellschaft genötigt, mehr widerwillig, zu der Publizierung des Briefes durch den "Botschafter" Stellung zu nehmen. Sie tat es auch in der Form eines Gegeninserates im "Volksboten" vom 30. 11. 1918:
"Um Verwirrungen vorzubeugen, sehen wir uns genötigt, mit Bezug auf
den in Nr. 46 des Volksboten erschienenen Hinweis des Botschafters auf einen sehr wichtigen Brief des ausführenden Komitees der I.V.E.B. In Brooklyn, die Aufmerksamkeit derjenigen deutschen Geschwister, denen die Tendenz des Botschafters als einer Gegenschrift gegen das Organ der Vereinigung Ernster Bibelforscher Deutschlands, den Wachtturm nicht bekannt sein sollte, darauf zu lenken, dass dieser Hinweis ersichtlich nur der Empfehlung des Botschafters dienen sollte.
Wachtturm, Bibel und Traktat-Gesellschaft Barmen."


Immerhin konnte Bösenberg seine Schriften weiterhin im "Volksboten" inserieren. Ein Beispiel dafür ist die Ausgabe vom 9. November 1918. Darin wurde angekündigt
"Soeben erschienen! Die Offenbarung Jesu Christi. F. Bösenberg. ...
Wer ein Verständnis darüber zu erlangen begehrt, wie sich die nahe Zukunft gestalten wird, der lese diese Schrift, die in gleicher Weise das Herz wie den Verstand befriedigt. Nach dem Urteil ernster Christen das Allerbeste, was je geschrieben wurde."


Auch in der Ausgabe vom 14. 12. 1918 wurde dieses Buch mit überschwänglichen Worten angepriesen:
"Die gewaltigen Herolde der Weltgeschichte gehen dem König des Weltalls voraus. Daher sich jedes Gotteskind jetzt richtet auf sein Kommen und einen klaren Einblick in das prophetische Wort bekommt, ist das wichtigste. Eine wesentliche Hilfe dazu bildet das Buch 'Die Offenbarung Jesu Christi. ...' Das Buch macht den Eindruck einer vom heiligen Geist durchleuchteten Darstellung, welche die Epochen der
letzten Zeit mit größter Schärfe zeichnet."
[44]

In seiner "Offenbarung Jesu Christi" vertritt Bösenberg die Auffassung:
"Gewiss ist es nicht verwerflich, sondern nur erfreulich, wenn die gewaltigen kriegerischen Ereignisse der letzten Jahre die Augen vieler auf die Offenbarung hinlenkten und den Wunsch erweckten, in deren Sinnbildern biblisch begründete Klarheit zu erhalten über die Frage, wie nahe oder ferne die Wiederkunft unseres Herrn ist." [45]

Nach Bösenberg stellt sich die Sachlage wie folgt dar:
"Können wir daran zweifeln, dass der erste Sturmwind, der politische, schon losgelassen ist und als der Wirbelsturm des jetzigen Weltkrieges begonnen hat, die Erde zu beschädigen? Ihm wird als zweiter mit Notwendigkeit das furchtbarste wirtschaftliche Elend folgen, dass die Menschheit so gesehen hat, ein Zusammenbruch aller wirtschaftlichen, industriellen und Handelsbeziehungen mit weltweiter Hungersnot.
Als dritten Wind haben wir gewaltige soziale Umwälzungen zu erwarten, von denen die Zustände in Russland ein Vorspiel sind, eine grundstürzende Änderung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnungen und Einrichtungen und vielleicht in direkter Verbindung damit werden große religiöse Verfolgungen stattfinden unter Lösung der bisherigen Beziehungen zwischen Staat und Kirche die Loslösung der Völker vom Christentum mit dem Endergebnis des Sturzes und der endgültigen Vernichtung des großen Babel"
[46]

In Kontinuität mit seinem "Meister Russell" verkündet auch Bösenberg:
"Weltverbesserungs-Gedanken sollten uns fern liegen, da wir wissen, dass der himmlische Vater die gründliche Verbesserung und Erneuerung der Welt dem kommenden Königreiche seines geliebten Sohnes vorbehalten hat." [47]

Ausgehend von dieser These verbreitet sich Bösenberg gleichfalls in Geschichtspessimismus: "Aber wenn auch wirklich auf diese Art aus dem gegenwärtigen Weltkriege ein allgemeiner Weltfriede hervorgehen sollte, so wird er doch kein wahrer Friede sein. Die Schrift hat wiederholt in Aussicht gestellt, dass die Menschen wohl sagen werden:
Friede! Friede! - und ist doch kein Friede.
Das war schon der Fall, bevor dieser große Kriegsbrand aus dem gefüllten Pulverfass herausbrach. Die Menschheit bewies durch ihr ganzes Leben und Treiben, dass sie den Friedenszustand trotz der immer stärker werdenden Rüstungen der Völker für dauernd hielt. Friede! Friede! war ihre Losung - und es wahr doch in Wahrheit kein Friede, sondern vielmehr ein kaum noch zu ertragendes Rüsten auf den Krieg."
[48]

Nachdem der braune Spuk über Deutschland hereingebrochen war, in dessen Ergebnis bekanntlich auch die Zeugen Jehovas mit verboten wurden, blieb das auch nicht ohne Konsequenzen für Bösenberg und seinen "Botschafter". In einem Rundschreiben vom August 1933 musste der Botschafterverlag mitteilen:
"Durch Verfügung des Württ. Innenministeriums vom 22. Juli und des Berliner Geheimen Staatspolizeiamtes vom 31. Juli wurde: der Botschafter beschlagnahmt und eingezogen, weil sein Inhalt geeignet ist, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gefährden.
Wohl sind wir überzeugt, dass hier entweder eine unlautere Denunziation oder ein Missverständnis obwalten muss, da der B(otschafter) in Übereinstimmung mit dem Worte Gottes stets zur Unterordnung mit den Obrigkeiten wie auch zur Fürbitte für dieselben gemahnt, aber noch nie Politik getrieben und sich am Parteiwesen beteiligt hat. Br. B(ösenberg) hat dementsprechend auch das Innenministerium ersucht, das Verbot zurückzunehmen, allerdings bisher ohne Erfolg."
[49]

Bösenberg bemühte sich zu retten, was zu retten ist. Immerhin gelang es ihm, ab November 1933 seine Zeitschrift unter dem (geringfügig modifizierten) Titel "Seid heilig! Botschafter für den Haushalt des Glaubens", wieder weiter herausgeben zu können.

Die Zeugen Jehovas jener Zeit, erkannten bekanntlich nicht die weltlichen Obrigkeiten als verbindliche Autorität an, und auf dieser Basis waren sie sehr schnell in Konflikt mit dem braunen Regime geraten. Bösenberg hingegen, konnte sich durch betonten Hinweis auf die biblische Obrigkeitslehre, wieder aus der Verbotssituation herauswinden. So hebt er z. B. ausdrücklich hervor:
"Für Christen ist jede Obrigkeit ohne Ausnahme, die Gewalt über uns hat, von Gott verordnet, und ihr haben wir untertan zu sein, ihr Gehorsam zu leisten in allen Stücken, wo es nicht gegen Glaube und Gewissen geht, gegen den klaren Willen Gottes. Nicht an sich sind die staatlichen Gewalten der verschiedenen Völker von Gott, nicht sind sie vom heiligen Geist erfüllte Obrigkeiten, die etwa eine Art Gottesreich bilden.

Sie sind unter einander grundverschieden, mögen sie demokratisch sein oder monarchistisch oder diktatorisch oder kommunistisch. Trotz dieser Verschiedenheiten ist Gottes Volk ihnen allen unterworfen und muss sich unter ihnen in Glauben und Ausharren bewahren bis ans Ende.
Das galt ebenso unter den grausamen römischen Kaisern, unter einem Nero, wie es galt in den Zeiten der Mittelalter oder unter der Regierung des letzten deutschen Kaisers; es galt ebenso unter den Regierungen der seit 1918 verflossenen Jahre, unter einem sozialdemokratischen Reichspräsidenten, einem Zentrumskanzler, wie es heute gilt unter dem Regiment der nationalen Regierung.

Gottes Heilige sind für das Tun und Lassen der Obrigkeiten, die über sie Gewalt haben, nicht verantwortlich. Sie haben die Obrigkeiten weder zu loben noch zu tadeln. Sie werden alles Gute dankbar anerkennen und im übrigen untertan sein, Gehorsam leisten auch für die Könige und alle Obrigkeiten, Fürbitte tun nachdem Willen Gottes."
[50]

Bei der Beurteilung Bösenbergs, wie auch anderer von der WTG separierter Bibelforscher begegnet man bei den entsprechenden Anlässen, immer wieder der schon von ihrem Meister Russell gepflegten Naherwartung, jeweils auf die aktuelle Situation bezogen.

Wohl sah sich auch Bösenberg genötigt zu der Aussage:
"Es sind diese chronologischen Berechnungen, durch welche sich viele treue Kinder Gottes haben bestechen und blenden lassen, inzwischen mit den darauf aufgebauten Schlüssen als unhaltbar erwiesen und durch die Tatsachen widerlegt worden." [51]

Das hinderte ihn jedoch nicht daran, in die entsprechenden religiösen Spekulationen für die Jahre 1933/34 mit einzusteigen. Insbesondere seine 1933 erschienene Schrift "Das Kommen Jesu in Weissagung und Erfüllung" ist ein Beleg dafür. Darin unterstellt er, dass die in den Russellschen "Schriftstudien" enthaltenen Berechnungen, letztlich nur auf den schon früher veröffentlichten Berechnungen des Engländer Grattan Guinneß beruhen würden. [52]
Neben Russell hätte sich besonders noch der Walter Küppers (alias Johannes Walther), die Guinneßschen Berechnungen zu eigen gemacht. Für Bösenberg war nun die erneute Beschäftigung mit den Ausführungen von Küppers Anlass dazu, sich in weiteren Spekulationen zu ergehen. Er stellt insbesondere heraus, dass gemäß dem Trio Guinneß, Russell, Küppers, im Jahre 606 v. u. Z. die angebliche "sieben Zeiten" Periode begonnen hätte. Die These von Bösenberg dazu nun ist:
"Damals führte sie in 19 Jahren (= 19 Jahre nach 1914) mit dem Jahre 587 zur Zerstörung der Stadt Jerusalems und des Tempels. Was werden die Jahre 1933/1934, genau sieben Zeiten danach, bringen? ...
Ob dieses Jahr eben das bringen wird, was die einen erwarten, die anderen mit allen Mitteln herbeizuführen streben, als den letzten Anker ihrer oft betrogenen Hoffnung: den gewaltsamen Umsturz aller bestehenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ordnung, die Weltrevolution?
Soviel ist gewiss, dass in diesem Jahre nicht nur die biblische Zeitrechnung, sondern auch das menschliche Vermögen, eine auch nur einigermaßen befriedigende Ordnung der staatlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse herbeizuführen am Ende sind.
Das ist für das Volk Gottes ein starker Ansporn, aufs äußerste wachsam und nüchtern zu sein, und sich bereit zu machen dem Kommenden zu begegnen, auf den die Heiligen aller Jahrhunderte voll liebender Sehnsucht gewartet haben."
[53]

Zu Bösenberg siehe auch;
Friedrich Bösenberg: Annäherung an ein Thema

Das Alternativprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Februar 1913

Das Geschäft des Dummheitsverkaufes, welches offenbar allerprächtigst läuft und läuft und läuft, setzt sich auch im Monat Februar 1913 fort, wofür wieder mal die bereits bekannten Inserate zeugen, das „Schicksal in den Sternen geschrieben stehe."
So in der Ausgabe der „Freiburger Zeitung" vom 2. 2.; 9. 2.; 16. 2. 1913


http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=02r2&year=1913&month=02&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=09r3&year=1913&month=02&project=3&anzahl=2

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=16r3&year=1913&month=02&project=3&anzahl=3

Verschiedentlich sind mir bei der Auswertung der „Freiburger Zeitung" dieses Zeitraumes, auch Inserate aufgefallen, welche zu Veranstaltungen in den „Germaniasälen" in Freiburg einluden.
Jeweils unterzeichnet von einem C. Kapitz.
Ich habe mir nun die Fälle wo das so zutreffend ist, nicht notiert; aber es waren nicht wenige solcher Fälle.
Bis auf weiteres kann ich mit dem genannten Namen auch nichts weiteres anfangen.
Stutzig aber machten mich schon verschiedentlich die Themen, die da offeriert wurden.
So auch in der Ausgabe der „Freiburger Zeitung" vom 17. 2. 1913.
Da wird offeriert, verbunden mit der Angabe „Eintritt frei für Jedermann", das Thema „Wo sind die Toten?", das davor liegende Inserat desgleichen Inserenten hatte das Thema „Drei Welten". Auch weitere Inserate schürten den Verdacht, entweder Bibelforscher-Kreisen zugehörig oder Adventistenkreisen. Die Frage muss einstweilen unbeantwortet bleiben. Aber vorgenannter Verdacht besteht, und ergab sich schon bei verschiedenen Anlässen!

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=17a2&year=1913&month=02&project=3&anzahl=4

„Erklärung und Aufruf" ist überschrieben ein großformatiges Inserat der „Freiburger" Zeitung vom 18. 2. 1913 auf welches auch hier hingewiesen sei, mit der Anmerkung, man sollte es tatsächlich auch lesen.
In der heutigen politischen Landschaft gibt es ja auch eine politische Partei, welche sich FDP nennt. Dieser Name ist dann wohl aber mehr oder weniger erst nach 1945 eingeführt worden.
Indes ähnlich gestimmte Kreise gab es auch schon in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Grundsätzlich würde ich diesen (auch der heutigen FDP) den Anspruch absprechen, vielleicht gar „Volkspartei" zu sein, Lobbyisten-Partei ja, aber keine „Volks"partei.
Immerhin hat es in den Kreisen der damaligen „Nationalliberalen Partei" und zugehörige Abzweigungen, damals gewisse - eher antiklerikale Tendenzen - wovon auch dieses Inserat kündet.
Indes, die heutige FDP ist davon mittlerweile, auch Lichtjahre entfernt!


http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=18b&year=1913&month=02&project=3&anzahl=4

Salbungsvolle Worte
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. März 2013 00:13
Vor Einhundert Jahren
Salbungsvolle Worte weis der „Wachtturm" vom März 1913 wieder mal mitzuteilen. Schon damals wäre die Frage angebracht gewesen, ob sie denn überhaupt das Papier Wert gewesen sind, auf dem sie dann ja mal gedruckt wurden. Und selbst wenn man dieser These nicht zustimmen mag, bleibt das Faktum bestehen, dass gemessen an den heutigen Verhältnissen derselben Organisation, dass wohl Meldungen von einem „fremden Stern" waren.

Derselben Rubrik darf man wohl auch die damalige Technikeuphorie zuordnen, welche man auch in derselben WT-Ausgabe begegnen kann.

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" März 1913

Dem Bericht über eine salbungsvolle kirchliche „Wegerklärungs-Veranstaltung", konnte man in der „Freiburger Zeitung" vom 6. 3. 1913 „bewundern", wer es denn mag, oder „auskotzen", wer den die gegenteilige Bewertung vorzieht.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=06b&year=1913&month=03&project=3&anzahl=4

Rosinensaft
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 03. April 2013 03:46
Vor Einhundert Jahren
Wunden sollen weh tun. Und so „beleckt" denn Russell seine Wunden, angesichts des Umstandes, dass er einen Prozess gegen die Brooklyner Zeitung „The Eagle" verloren hatte, worüber der deutsche „Wachtturm" vom April 1913 berichtet, und worauf schon früher eingegangen wurde.

Die Gesellschaft wurde der Schmach preisgegeben

So so, Rosinensaft soll also auch möglich sein, weis der „Wachtturm" vom April 1913 in einem Artikel bezüglich des Gedächtnismahles mitzuteilen.
Es wird zwar keineswegs als Dogma erklärt, gleichwohl dürfte heutigen Zeugen Jehovas jenes Detail eher unbekannt sein. Das wiederum spricht dafür, dass sich dass dann wohl eben nicht durchgesetzt hat.

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" April 1914

Aus dem Inseratenangebot der „Freiburger Zeitung" im Monat April 1913
Eine Vorlesung der Heilsarmee.
Ob da wohl die „Interessenten Schlange standen"?
Oder wer es etwas anders haben will, konnte dann ja vielleicht sein „Glück" bei einem Referat über die Indische Fakir-Lehre versuchen. Beispiel-Erwähnung ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Sonst musste man wohl noch den „Graphologen" erwähnen, der durch Auswertung von Schriftproben wähnt Erkenntnisse zu gewinnen, welche selbst die hartgesottesten Astrologen, welche selbiges zwar nicht aus Schriftproben, dafür aber „aus den Sternen lesen" zu können wähnen, wohl vor Neid erblassen ließ, ob dieser zusätzlichen Konkurrenz. Auf Verlinkungen, mit Ausnahme der Indischen Fakir-Lehre, mag denn ja verzichtet werden.


http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=17a2&year=1913&month=04&project=3&anzahl=4

Noch zwei Jahre
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. Mai 2013 01:58
Vor Einhundert Jahren
Noch zwei Jahre

Mit der Detailangabe, Übersetzung aus dem Englischen W. T. vom 15. November 1912, versucht sich der deutsche WT in seiner Mai Ausgabe 1913, als Kolporteur eines Jubel-Gedichtes welches da suggeriert:

„Noch zwei Jahre noch, dann soll ich sehn
Den Herrn den ich im Glauben schau"

Nun auch bei diesem „Patent-Narren" dürften wohl die vermeintlichen zwei Jahre, etwas länger ausgefallen sein, sofern man das Faktum „Bekanntschaft mit dem Herrn", - dann aber im Schützengraben - ausschließen will.

Einer ganzen Reihe von Leserbriefschreibern (unter ihnen einige Namen, welchen in der WTG-Geschichte durchaus eine gewisse Rolle spielten, kann man in dieser WTG-Ausgabe auch noch begegnen. Sie alle nahmen auf eine „Hauptversammlung" in Barmen 1913 bezug.
Den Gipfel an Devotismus dürfte dabei wohl der nicht unbekannte
Friedrich Boesenberg erreicht haben.
Angesichts der
Niederlage Russells im Prozess mit der Brooklyner Zeitung „The Eagle" fühlt sich nun Bösenberg dazu auserkoren eine „Resolution" vorzulegen (selbstredend einstimmig angenommen dann), welche Russell bescheinigt, er habe ja auf diese Art und Weise für Jesu Namen gelitten.
Auch in der Juni-Ausgabe 1913 des „Wachtturms" begegnet man dem Namen des Friedrich Bösenberg. Diesmal im Kontext einer in Berlin veranstalteten „Tagesversammlung", über die er im üblichen WT-Jubelstil berichtet.


Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Mai 1913

Auch die „Freiburger Zeitung" hält Hundertjährige Rückschau.
In ihrer Ausgabe vom 14. 5. 1913 berichtet sie, wie Einhundert Jahre früher (also 1813) sich die Stadt Berlin auf einen Anmarsch der Franzosen vorbereitet. Lange Jahrzehnte galt Frankreich bei den Alldeutschen - Deutschnationalen - Hitleristen quasi als „Erbfeind". Zur Forcierung der Feindschaft, trugen dann allerdings beide Seiten mit bei (keineswegs nur „eine"). Ein Mosaiksteinchen auf dieser abschüssigen Bahn, ist dann eben auch der genannte Bericht. Namentlich die verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich, fanden dann ihre umfängliche Reflektierung in den Schulbüchern deutscher Schulkinder. Wer da die einzelnen Schlachtdaten und ihre vermeintlichen „Helden" herunterrattern konnte, der war der „Gute", auch wenn er das Geschehen vielleicht nicht selbst verstand. Spätestens als diese „Guten" sich dann in den Schützengräben des ersten Weltkrieges wiederfanden, hatten sie dann ja noch die Chance zum nachträglichen auffüllen ihrer Wissenslücken.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=14a2&year=1913&month=05&project=3&anzahl=4

„Der Schwindel und seine Physiologie" titelt ein Bericht in der „Freiburger Zeitung" vom 15. 5. 1913.
Wohl eher ungewollt ist er zugleich ein Beleg für Doppeldeutigkeiten in der deutschen Sprache. Die meisten werden bei der Vokabel „Schwindel" eher an Unwahrheiten denken.

Hier aber in diesem Bericht ist eine andere Art von Schwindel gemeint, die eher dem Bereich der Medizin, oder etwa als Veranschaulichungsbeispiel, etwa dem Aspekt Höhentauglichkeit und ähnliches zuortbar ist.


http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=15a1&year=1913&month=05&project=3&anzahl=4

Herr Rutherford verlautbart sich
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 06. Juni 2013 00:08
Vor Einhundert Jahren
Herr Rutherford verlautbart sich

Ein Herr J. F. Rutherford, wird der „Wachturm-Gemeinde", wohl so ziemlich mit das erste Mal, in der „Wachtturm"-Ausgabe vom Juni 1913 in der Form eines eigenen Beitrages vorgestellt.
Die „Wachtturm"-Ausgabe vom September 1912 teilte davor schon hoch erfreut mit, vom 4. - 18. September 1913 werde Herr Rutherford in Deutschland und der Schweiz, eine Vortragstournee absolvieren.
Was weis Herr Rutherford nun in der Juni-Ausgabe 1913 des WT mitzuteilen? Nun offenbar dieses. Fühlt sich ein kleiner Bibelforscher in seiner Ehre verletzt, möge er nicht unbedingt zu dessen „Wiederherstellung" die weltlichen Gerichte bemühen. Las man in der Mai-Ausgabe 1913 des deutschen WT noch, der Herr Bösenberg habe im Kontext der Niederlage Russells gegenüber der Brooklyner Zeitung „The Eagle"; und Bösenberg und Co beliebten, das in Form einer „Resolution", als Leiden um Christi willen zu deuten, so schlägt Herr Rutherford, in derselben Sache, schon mal ganz andere Töne an.
In seiner Sicht könne darauf nur in der Form reagiert werden, dass Russell versuche vor weltlichen Gerichten, einen materiellen Schadensersatzanspruch durchzusetzen. Wenn auch dieses Ansinnen letztendlich für Russell und Advokat Rutherford negativ ausging, verteidigt dennoch Rutherford die Einschaltung der weltlichen Gerichte. Nichts da mehr mit „Leiden um Christi willen"!

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" Juni 1913

„Daß Fränklin den Tyrannen nicht nur das Szepter, sondern auch dem Himmel den Blitz entriß, ist vielfach die wissenschaftliche Tatsache, deren Kenntnis am weitesten verbreitet ist" , schreibt die „Freiburger Zeitung" vom 9. Juni 1913, in einem Beitrag, welcher noch einige weitere Fakten zum Thema Gewitter zusammenfasst.
Gott indes - als überflüssig - wird in diesen Ausführungen nicht mit erwähnt.


http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=09b&year=1913&month=06&project=3&anzahl=4

Bezüglich der für den 18. Oktober 1913 terminierten Einweihung des Leipziger Völkerschlachtdenkmals, brachte die „Freiburger Zeitung" vom 17. Juni 1913 bereits einen Vorbericht.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=17b&year=1913&month=06&project=3&anzahl=4

Jenes Völkerschlachtdenkmal spielte dann auch noch in der Zeugen Jehovas-Geschichte eine gewisse Rolle; dergestalt als Erweiterung der Russellschen Pyramidentheorien.
Siehe dazu unter anderem
Der geeichte Narr Wilhelm Burmester

Mysnip.26783 Auch
19222Voelkerschlachtdenkmal

„Es könnte sein - oder auch nicht!"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. Juli 2013 01:02
Vor Einhundert Jahren
„Es könnte sein - oder auch nicht!"
Dem „Eiertanz" welchen in späteren Jahren ein Fred W. Franz mit seinem Slogan „Es könnte sein - doch wir sagen das nicht" veranstaltete, kann man schon im „Wachtturm" vom Juli 1913 beobachten. Er hat somit System. Offenbar bekam Russell nun allmählich „kalte Füße" und sucht in dieser Ausgabe gegenzusteuern.
Ergo belehrt diese WT-Ausgabe:

„Daß es sehr unklug sei zu raten, was dieses oder das nächste Jahr usw. eintreten wird."

Wie wahr mag man da zunächst nur sagen, würde man andere etwas vollmundigere Aussagen davor, außer Betracht lassen.
Namentlich erwies sich bereits zu diesem Zeitpunkt die vorher getätigte Aussage, welche auch dem Jahre 1910 eine Art „Heilsgeschichtlichen Rang" (vor Tisch) andichtete, bereits als Schrott. Ursprünglich sollte 1910 eine Art „Beginn" sein und 1914 dann die „Krönung". Da seine Betörten aber bereits die Außerkraftsetzung der 1910-These klaglos hinnahmen, hatte Russell die Gewissheit, die Betörten, werden noch ganz andere Kröten klaglos herunterschlucken, wie es denn ja auch geschehen ist.
Zur 1910-These siehe auch die
Jahrgangsdatei 1910 (Dort mehr am Textende).
Immerhin sah sich der „windende glitschige Aal" namens Russell doch nochmals genötigt, den Schrott der 1910-These, in dieser WT-Ausgabe anzusprechen. Das las sich dann so:

Nachdem er seiner Leserschaft die 1910-These so nochmals kredenzt hatte, erweitert der WT selbiges dann auch noch für die 1914-These, immer ein klares „Ja ja" oder „Nein nein" vermeidend.

„Wir haben keinen Grund, das Datum und die damit verbundenen Überzeugungen geringer zu werten"

liest man als nächstes dazu. Ergo wird das „Feuerchen unter der brodelnden Suppe" nicht ausgemacht; allenfalls seine Stärke etwas reduziert.
Gleich darauf aber das „Feuerchen wieder etwas angeheizt mit der Aussage:

„Obgleich nur anderthalb Jahre zur Vollendung der großen Dinge in dem Werke übrigbleiben."

Damit hatte jeder Einfaltspinsel schwarz auf weiß vor sich zu lesen, was er denn gerne lesen mochte.

Das Alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" Juli 1913

Eine Variante des „am deutschen Wesen solle die Welt genesen" kann man in der „Freiburger Zeitung" vom 12. Juli 1913 bewundern.
Jubilierend wird berichtet, über 3 Millionen seien für eine „Jubiläumsspende für die evangelischen Missionen" eingegangen. Und es sei beschlossene Sache, dass seine Majestät der Kaiser höchstpersönlich, über deren Verteilung dann entscheiden werde. Zwar nicht im Text mit erwähnt, gleichwohl dann der kaiserliche Impetus dabei.
Geld bekommt zu allererst derjenige, der dem Grundsatz wirkungsvoll zu entsprechen vermag.
Früher hatten die Missonierten das Land. Jetzt aber haben sie die Bibel und die kaiserlichen Satrapen dafür das Land.


http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=12a3&year=1913&month=07&project=3&anzahl=4

Nicht mit im Text erwähnt auch der Umstand. Zu den so Begünstigten gehörte dann auch die Gemeinschaft der „Siebenten Tags-Adventisten". Die waren zwar im Inland weniger gut gelitten, aber ihre Relevanz auf den „Missionsfeldern" entging wohl auch dem kaiserlichen Auge nicht.
Der adventistische Autor Gerhard Padderatz umschreibt das in seinem Buch aus dem Jahre 1978 „Conradi und Hamburg" mit den blumigen Worten:

„Sicher scheint jedoch zu sein, daß das Kolonialamt der Reichsregierung empfahl, den Antrag Conradis auf Genehmigung zur Eröffnung der adventistischen Mission in Deutsch-Ostafrika stattzugeben."

Und weiter. Besagtes Kolonialamt teilte dann den Adventisten mit, ihre dortige Mission solle auf die gleiche rechtliche Stufe gestellt werden, wie die anderer dort vertretener Missionen.
Das war zumindest erst mal ein Imagegewinn. In Deutschland gab es zu der Zeit ja noch eine Staatskirche. Im fernen Ostafrika hingegen galten, diese juristischen Zurücksetzungen nicht mehr. Da „war man schon was". Und sollte das den Konkurrenzkirchen nicht sonderlich „schmecken". Ihr Pech - jedenfalls dort!
Weiter Padderatz:

„Doch damit nicht genug: Die staatliche Anerkennung der adventistischen Afrika-Mission brachte der Gemeinde in einem Fall, wie schon angedeutet, sogar eine beträchtliche Spende ein. Dieser Geldbetrag kam aus einer Quelle, von der bis zu diesem Zeitpunkt wohl kein Adventist in Deutschland eine Unterstützung erwartet hätte: dem Staat..."

Padderatz merkt weiter an, sogar die eigenen eher bescheidenen Hoffnungen auf eine finanzielle Unterstützung, wurden dann in der Praxis noch übertroffen, als im Endergebnis feststand, die Adventisten bekommen 50.000 Mark aus der genannten Schatulle. Das es soviel werden würde, hatten sie selbst davor nicht zu hoffen gewagt!

Und wie das nicht selten so zu sein pflegt:
„Eine Hand wäscht die andere".
Als erstes gehörte nunmehr die vereinzelt in der Vorkriegszeit nachweisbaren adventistischen Wehrdienstverweigerungen, zur Vergangenheit.
Siehe etwa den Fall des Adventisten Naumann.

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,89649,95140#msg-95140
Eintrag vom 07. März 2011 04:07
Jetzt wehte halt ein anderer Wind
Diesen „Waschvorgang" beschreibt der adventistische Autor Thomas R. Steininger in seinem 1993 erschienenen Buch „Konfession und Sozialisation. Adventistische Identität zwischen Fundamentalismus und Postmoderne", dann so:
„Bereits unmittelbar nach Beginn der (Welt)Krieges, der von den Adventisten wie alles andere auch, religiös interpretiert wurde, warb der adventistische Verlag für eine Broschüre in der der Krieg erklärt wurde. 'Der europäische Krieg ist ein Gottesgericht und eine göttliche Zuchtrute damit die Völker Gottes sich zu ihrem Herrn kehren möchten."

Und weiter Steininger:
„In Feldpostbriefen, die im 'Zionswächter' (eine adventistische Zeitschrift) regelmäßig veröffentlicht wurden, spiegelte sich die unheilige Vermischung aus religiösem Bewußtsein und Kriegsdienst."

Der Geschäftemacher sind viele (mit oder ohne religiösen Touch) mag man als Kommentar nur zu jenem nachfolgenden Ínserat sagen, aus der „Freiburger Zeitung" vom 15. 7. 1913
 

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=15a3&year=1913&month=07&project=3&anzahl=2

Ein Auszug aus den „Schriftstudien"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. August 2013 06:12
Vor Einhundert Jahren
Ungewöhnlicherweise kommt der „Wachtturm" vom August 1913, anstatt der Standardmäßigen 16 Seiten mit 24 Seiten daher.
Zur Begründung wird ausgeführt
„Über das Thema: Das Ende dieses Zeitalters und die Hoffnung auf das Friedensreich Christi" auf Erden, seien seit Ostern (1913) in vielen größeren Städten Deutschlands öffentliche Vorträge veranstaltet worden.

Quasi als flankierende Werbemaßnahme, habe man sich entschlossen, in dieser WT-Ausgabe vier Kapitel aus Band I der Russell'schen „Schriftstudien" erneut nachzudrucken.
Hingewiesen wird aber als „Wink mit dem Zaunpfahl" aber auch darauf, Band I der Russell'schen „Schriftstudien" enthalte aber 16 Kapitel. Ergo gibt man sich der Hoffnung hin, durch diesen Teildruck von vier Kapiteln, vielleicht der Umsatz mit besagtem Band I weiter steigern zu können.

Kredenzt werden dann das 13. Kapitel „Die Reiche dieser Welt"
In ihm wird unter anderem die These postuliert, der Mensch könne sich nicht selbst erfolgreich regieren. Ergo müsse es Gott tun (auch wenn nicht ausgesprochen, so doch de facto) am „Sankt Nimmerleinstag".
Russell ist noch weit entfernt von der schroffen Redeweise eines J. F. Rutherford. Er spart nicht an „salbungsvollen Worten", aus denen jeder das herauslesen kann, was er denn gerne möchte. Indes in der grundsätzlichen Destruktivität, veranschaulicht an vorgenannter These, liegt er auch mit Rutherford auf ähnlicher Wellenlänge.
Beim Reizthema Obrigkeitslehre, liegt er noch auf der konventionellen christlichen Linie, die dann erst von Rutherford verändert wurde.
Indes Russell meint noch:

Jesus und die Apostel haben sich den irdischen Machthabern in keiner Weise entgegengestellt.

Ergo halte man es ebenso.
Diese Passivität als Programm, war ja zu jener Zeit lediglich von der politischen Kraft der (damaligen) Sozialdemokratie in Frage gestellt. Letztendlich fällt Russell mit seinen Thesen, dieser in den Rücken, und bemüht sich nach dem Motto getrennt marschieren, gemeinsam schlagen, im Chorus mit anderen politischen konservativen Kräften, deren Motto da ist.
Die gegenwärtige Welt sei „die beste aller Welten", eben jene konservativen Kräfte zu stärken. Daran ändert auch das Russell'sche Lippenbekenntnis eines bevorstehenden Unterganges der Reiche dieser Welt, als Muster ohne Wert, überhaupt nichts.
Signifikant auch die Russellthese in diesem Kapitel:

„Ihre Aufgabe ist nicht, der Welt beizustehen, ihre jetzige Lage zu verbessern, noch mit ihren jetzigen Angelegenheiten irgend etwas zu tun zu haben."

Die Untergangsthese nahmen und nehmen konservative Kreise ohnehin nicht ernst. Die wird von ihnen in der Rubrik zulässiger Narrenfreiheit abgebucht. Was sie jedoch sehr wohl zu schätzen wissen (als politische Münze) ist die skizzierte politische Selbstentmannung. Sehen das konservative Kräfte in Europa vielleicht nicht immer in aller Schärfe.
Die Oberkonservativen in den USA, sehen es garantiert und hätscheln daher konsequenterweise auch ihr Erfüllungsnarrenkind der WTG-Religion wo immer es nur geht!
Auch das als nächstes abgedruckte 14. Kapitel „Das Königreich Gottes" liegt auf dieser Wellenlänge.

Namentlich indem dieser Detailabdruck mit dem genannten 13 Kapitel beginnt, offerierte sich die zeitgenössische WTG der Öffentlichkeit gegenüber als kriechender Hund den Machthabern gegenüber. Ein Programm das sie im alsbald ausbrechenden ersten Weltkrieg, dann auch konsequenterweise weiter fortsetzte.
Auch Konservative müssen registrieren, ihr System vermeintlicher „heiler Welt" erweist sich als löchrig. In der Konsequenz sind sie alsbald schon auf der Suche nach Buhmännern.
Man hat es auch besonders in Deutschland in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg so erlebt, indem sich die von den Braunauer repräsentierten Kräfte als zunehmend marktbeherrschend erwiesen. Ein Buhmann gehörte mit zum festen Programm der „Braunauer" - „der Jude".
Hier wiederum das Charakteristikum das man im genannten 14. Kapitel auch die Russellthese las:

„Die irdische Phase des Königreiches, so sehen wir, wird israelitisch sein."
Nun offenbart sich mittels dieser These der „Fluch der bösen Narrentat". Eine solche These war für die Nazis in keiner Weise akzeptabel. Konsequenterweise machten sie und ihre Vorläufer, darum mit als die ersten politischen Kräfte, in der Zeit nach Ende des Weltkrieges, Front gegen die WTG-Religion. Kirchliche Schleppenträger waren dabei wahrlich bedeutungslos. Die eigentliche Meinungsführerschaft, muss dabei den Deutschnationalen/Nazis zugesprochen werden.
Zwar warf Rutherford dann jene These auch noch auf den Müllhaufen. Allein dies geschah zeitlich zu spät, um die aus genannter These sich ableitende Feindschaft, noch nennenswert eliminieren zu können.
Im mit abgedruckten 15. Kapitel „Der Tag Jehovas" werden dann die noch heute bekannten Harmagedon-Theorien der WTG entwickelt.
Für politisch-konservative Kreise rangieren die (abgesehen von vereinzelten Sonntagsreden als Muster ohne Wert) in der Rubrik zulässiges Narrentum, das jene Kräfte für sich selber bei weitem nicht ernst nehmen. Aber es auch zubilligen, Narren müssen halt ihren Narrenspielball haben - was soll's?!
In jenem Kapitel wird der „Kampf zwischen Kapital und Arbeit", welchen Russell, dann nochmals im 4. Band seiner „Schriftstudien" thematisierte, besonders hervorgehoben.


Dazu wiederum müssen zwei Fragen gestellt werden.
Frage 1: Zustandsbeschreibung.- Antwort: weitgehend sachlich.
Frage 2: Abgeleitete „politische Rezepte"? Jedenfalls wenn den solche überhaupt extrahierbar sind, dann sind es „Rezepte", welche der zeitgenössischen Sozialdemokratie den Dolchstoß in den Rücken versetzen sollen, zumindest in jenen Kreise, welche für die Russellverkündigung ansprechbar sind.
Markant dann wohl auch der Satz in jenem Kapitel:

„Die Anstrengungen der Massen, sich aus dem Griff des Kapitals und der Maschinen zu befreien, wird eine zu vorzeitige sein ..."

Im mit abgedruckten 16. Kapitel, betitelt „Schlußgedanken" leitet Russell dann allmählich zu seinen Thesen über (1914 ect.) mittels dessen er in der Öffentlichkeit besonders Furore machte, und welche es dann im zweiten Band „Schriftstudien" besonders auswalzt.
Unabhängig davon, ist sein „politisches Programm" besonders in jenen Kapiteln greifbar, welche eben in dieser WT-Ausgabe als Sonderdruck präsentiert wurden.


Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" August 1913

Ein Kommentar der „Freiburger Zeitung" vom 10. August 1913 beginnt mit den einleitenden Sätzen:
„Zehn Monate hat der mörderische Kampf auf dem Balkan gedauert ..."

Just jener Balkankrieg war dann auch Wasser auf die Mühlen jener, welche mittels „Anzeichenbeweise" das nahe Weltende gekommen wähnten.
Über Weltendeähnliche - dann vom Menschen aber selbst geschaffene - Zustände, kann man durchaus berechtigt disputieren. Auch im Falle des Balkankrieges. Was der Mensch sät wird er auch ernten.
Jene „Anzeichenbeweis-Apostel" indes wollen mehr. Zum Beispiel eine „Entrückung" aus der irdischen Trübsal. Genau das ist eben der springende Punkt, das eigentliche Narrentum hoch zehn mal hoch zehn mal hoch zehn!
In Vergangenheit, Gegenwart, möglicherweise auch in Zukunft.
Es ist eine ideologische Sackgasse der mit Entschiedenheit zu widersprechen ist. Damals und auch heute!

Man vergleiche dazu auch die Kommentare der
„Die Aussicht" Ausgabe Juni 1913
und
"Die Aussicht" August 1913

Wenn hingegen der „Wachtturm" nicht im gleichen Umfange darauf zu sprechen kam, so wohl deshalb, dieweil sich seine Hauptredaktion in den USA befindet. Und aus USA-Sicht erschütterte jener Krieg „im fernen Europa" nicht im gleichen Umfange, als dies aus europäischer Sicht der Fall war.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=10a1&year=1913&month=08&project=3&anzahl=4

Karl Wellershaus
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 11. September 2013 00:16
Vor Einhundert Jahren
Karl Wellershaus

Herr Karl Wellershaus, stellt sich als Leserbriefschreiber im „Wachtturm" vom September 1913 vor. Was weis Herr Wellershaus seiner andächtig lauschenden Gemeinde diesmal mitzuteilen? Offenbar dieses. Er redet den deutschen WT-Redakteur Koetitz einleitend namentlich an, und dann legt Herr Wellershaus so „richtig los". Er teilt mit:

„Es ist Dir bekannt, lieber Bruder, daß ich vor zwei Jahren ½ Pfund Wunderweizen von Barmen bekommen habe. Derselbe hat sich im vorigen Jahre bis zu 31 Ähren entwickelt als höchste Entwicklung."

Aber so Wellershaus weiter;

„Da in Amerika ein ganz anderes Klima ist, wie hier, liegt es nahe, daß, wenn der Wunderweizen sich an das Klima gewöhnen würde, er ertragreicher werden würde."

A ja das Klima also, das nur als Zwischenbemerkung. Ein Herr Wellershaus gibt selbstredend nicht so schnell auf, und so teilt er über seine nachfolgenden Versuche noch mit:

„Der Weizen im vorigen Jahre hatte eine höchste Höhe von 75 cm. Im diesen Jahre ist er 1 m bis 1,30 m hoch, die Halme sind dicker, die Ähren rund und voll und die Bestockung ist wesentlich größer als im vorigen Jahre."

Bis zu 70 Ähren als höchste Bestockung meint er wahrzunehmen.
„Da in diesem Jahre in Wermelskirchen eine landwirtschaftliche Ausstellung sei", so Wellershaus weiter, beabsichtige er den Wunderweiten dort auszustellen.

Nun muss man ja wohl einräumen, vom Zeitpunkt jenes Leserbriefes, bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges, war es dann ja so übermäßig lange nicht mehr. Und mit dem Kriegsausbruch hatte man sicherlich auch in Wermelskirchen, nunmehr andere Sorgen, als wie den Wellershaus'schen Wunderweizen. Insofern mögen äußere Umstände als gewichtig einschätzbar sein. Indes irgendwann war dann ja jene schlimme Zeit auch vorüber. Indes von einer Neu-Auferstehung des Wunderweizens ist dann nicht mehr die Rede. Ergo hat sich dann dieses Wunder wohl dauerhaft erledigt, obwohl auch noch nach 1913, weitere WTG-Publizierungen zum Thema Wunderweizen noch nachweisbar sind.

Siehe unter anderem:
19232Wunderweizen
19082Wunderweizen
GZ Zeitreise 23
19132Schmach

Und zu Herrn Wellershaus auch noch:

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,70367,81766#msg-81766
07. Oktober 2010 00:27
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,91329,96645#msg-96645
25. März 2011 06:43
Dort der Detail-Abschnitt:

„Man vergleiche auch den nachfolgenden Artikel aus der Ausgabe vom 20. 3. 1921 ("Die Heilbronner und der Weltuntergang") welcher auch eine frühe Zitierung des damaligen WTG-Funktionärs Wellershaus enthält."

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" September 1913

Auf diesen in der „Freiburger Zeitung" vom 18. 9. 1913 inserierten öffentlichen Vortrag „wartete"? dann wohl die „Freiburger Welt".
Thema: „Das ... Wiedersehen im Himmel".

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=18a1&year=1913&month=09&project=3&anzahl=4

Emil Lanz
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. Oktober 2013 06:24
Vor Einhundert Jahren
Emil Lanz
Ein Bericht über Rutherford's Europatournee wird im „Wachtturm" vom Oktober 1913 gegeben. Der Unterzeichner jenes Berichtes, der Zahnarzt Dr. Emil Lanz.
Er meint auch über die Station Bern, dieser Tournee mit erwähnen zu sollen:

„Unser dortiger, lieber und geschätzter Freund, Herr Gerichtspräsident K ... (Namensabkürzung von Lanz vorgenommen),

hatte die Freundlichkeit und zugleich den Mut, Br. Rutherford und mich dem Publikum vorzustellen."

Offenbar nahm Lanz die Funktion eines Begleiters (und Übersetzer) auf dieser Tournee wahr. Für die mit enthaltene Station Dresden, werden 7- 8000 Besucher genannt, was die Spitzenposition darstellt. Keine andere Stadt, welche mit im Tourneeplan Berücksichtigung fand, hatte mehr Anwesende aufzuweisen.
Gefolgt von Stuttgart: 4000
Berlin: 3000
Hamburg und Elberfeld je 2500 und weitere Stationen mit niedrigeren Zahlen.
Lanz redet in seinem Bericht auch noch von seinem bevorstehenden Umzug nach Basel und meint, sich dann noch mehr dem „Erntewerk" widmen zu können.
Aber auch im Falle Lanz war noch nicht „aller Tage Abend".
Zwar kann man dem Namen des Emil Lanz bereits im Jahrgang 1904 der „Aussicht" begegnen, was dann wiederum bedeutet, auch er ist dann noch mit wehenden Fahnen zur WTG übergelaufen. Höhepunkt seiner WTG-Karriere dann offenbar jene Jahre 1913/14.
An die Redaktion einer Konkurrenz-Zeitschrift mit dem Titel „Weissagungs-Freund", richtete besagter Lanz noch ein Protestschreiben, wegen der vermeintlich verletzten Ehre seines Gurus C. T. Russell:

„Basel den 20. März 1914
Herrn Prediger S. Limbach
Herausgeber des "Weissagungs-Freund Zürich."
Und selbiges war dann unterzeichnet mit:
„Gezeichnet Dr. Emil Lanz
Präsident des Schweiz. Zweiges der I.V.E.B."

Aber spätestens im Jahre 1916, war dann das Schisma auch des Lanz, mit der WTG perfekt.
Siehe dazu:
19252Schweizer

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,168932,174225#msg-174225
30. September 2013 01:40

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" Oktober 1913

Der Grundsteinlegung für die Deutsche Bücherei in Leipzig, widmet die „Freiburger Zeitung" vom 16. 10. 1913 einen Artikel.
Nicht in ihm ausgeführt, gleichwohl relevant, das unwürdige Gezerre davor.
Die Preussische Staatsbibliothek in Berlin, davor schon länger bestehend, hatte es unter Leitung ihres damaligen Bibliotheksdirektors Adolf v. Harnack abgelehnt, ihr Prinzip der Auswahl-Erwerbung abzulegen. Dogma in Berlin war, nur was als „relevant" bewertet wird, sammelt sie. Jedoch grundsätzlich wird keine Vollständigkeit des Erwerbes angestrebt.
Skurille Überreste solcher Dogmatik kann man noch heute in den Katalogen der Berliner Stabi „bewundern". Die sogenannten NR-Signaturen (Nebenreihen). Sofern ihr Bestand noch vorhanden (etliches wurde Opfer der Kriegsverluste des zweiten Weltkrieges), wurden Russells „Schriftstudien" beispielsweise, auch dieser „Nebenreihe" zugeordnet. Das für die frühe Bibelforscherbewegung relevante „Beröer-Buch" etwa, hat (und hatte) auch die Berliner Stabi nicht.
Für die neugegründete Deutsche Bücherei hingegen galt und gilt das Ziel der Vollständigkeit (zwar auch nicht immer erreicht; zumindest aber als Ziel festgelegt). Wiederum mit dem Manko. Ab Stichjahr 1913. Davor liegende Erscheinungsjahre bleiben auch in Leipzig „außen vor".
Von einer wirklichen Nationalbibliothek ist man in Deutschland, nach wie vor Lichtjahre entfernt. Gelten die genannten Harnack'schen Restriktionen so zwar nicht mehr, sind neue relevante Restriktionen hinzugekommen, als da sind. Drastisch finanziell beschnittene Erwerbungsetats im Bibliothekswesen.
Immerhin, das sei eingeräumt, stellte die Gründung der Deutschen Bücherei einen gewichtigen Schritt dar, in Richtung einer tatsächlichen deutschen Nationalbibliothek.

Der Rubrik „unwürdiges Gezerre" würde ich auch die neuzeitliche Baupolitik der Berliner Stabi zuordnen. Wie schon angedeutet hinterließ der zweite Weltkrieg schwere Schäden. Ein Opfer sein pompös ausgestaltetes Hauptlesesaal. Zu DDR-Zeiten hatte man auch nicht die Absicht, den je wieder neu zu errichten. Ausreichend Lesesaalplätze ließen sich in dem großen Gebäude auch andernorts aquirieren. Ergo errichtete man auf dieser Grundfläche des alten Hauptlesesaales Büchermagazine. Nicht unbedingt einen „Schönheitspreis" erheischend, aber eben für die Funktion durchaus zweckmäßig.
Apropos Nochmals Leseplätze. Eine meiner erster Erfahrungen nach der deutschen Wiedervereinigung, und damit verbunden auch der Nutzung der Westberliner Staatsbibliothek (in der „Potsdamer Straße", die in Osten „Unter den Linden") war der. Sofern man nicht frühmorgens, (einschließlich der Öffnungszeit am Samstag) sich schon vor Öffnungsbeginn dort einfand, somit zu den ersten gehörte, die ins Gebäude strömten, hatte man keine Chance mehr einen Lesesaalplatz zu ergattern. Nur eine halbe Stunde später war dieses Ansinnen nahezu aussichtslos. Eine solche Überfüllung habe ich zu Ostzeiten im Hause „Unter den Linden" nie erlebt. Dort bekam man in der Regel immer noch in einem der vielen Lesesäle (deren es mehrere gab) einen Platz.

Im Hause „Unter den Linden" war zu Ostzeiten übrigens auch die Universitätsbibliothek der Humboldt Universität mit untergebracht. Letztere bekan dann zu Westzeiten, einen eigenen Neubau. Und was wussten Presseberichte dazu zu berichten? Das gleiche Dilemma in Sachen Lesesaalplätze dort. Auch dort die Überfüllung als permanenter Dauerzustand. Es hätte sich die Chance geboten, im Zusammenhang mit dem Umbau des Hauses „Unter den Linden", auch die angespannte Lesesaalplatz-Situation zu entschärfen. Dazu hätte es allerdings Architekten benötigt, für die Funktionalität das oberste Gebot gewesen wäre.
Dann kam die deutsche Wiedervereinigung. Und nun befanden einige machtvolle Herrschaften, der alte Lesesaal (kaum auf der Höhe heutiger Ansprüche eines Bibliotheksbetriebes sich befindend) (im Hause „Unter den Linden") müsse wieder hergestellt werden - als Museum. Vom Museum redete man zwar nicht, faktisch ist es aber ein solches.
Erste Maßnahme in dem unwürdigen Gezerre, Abriss der zu DDR-Zeiten errichteten Büchermagazine.
Und wohin den nun mit deren Inhalt?
Notgedrungen wurden Außenmagazine - dreißig Kilometer vom eigentlichen Bibliotheksgebäude entfernt angemietet. Nur diese Hallen waren ja ursprünglich überhaupt nicht für diese Art von Nutzung vorgesehen. Am Standort des Außenmagazins kann man auch keine Bücher einsehen. Das ist nach wie vor nur am eigentlichen Bibliotheksstandort möglich.
Da müssen also dort gelagerte Bücher jeweils durch halb Berlin bei einer Bestellung, hin- und hergefahren werden.
Den für diese Entscheidung Verantwortlichen, würde ich einen Orden verpassen wollen.
Den „Schildbürgerorden fünfter Klasse". Oder wenn möglich, noch ein paar Stufen tiefer.
Das inzwischen das Thema Digitalisierung aufgekommen ist, haben diese Schildbürger selbstredend auch nur eher getrieben, aber nicht aus eigener Einsicht mitbekommen,

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=16b&year=1913&month=10&project=3&anzahl=4
Neueste „Errungenschaft" der Museums-Wiederhersteller. Der zur Ostzeiten eingerichtete GLS-Lesesaal (Lesesaal für Gesellschaftswissenschaftliche Literatur, in dem ich selbst auch etliches „Sitzefleisch" abgesessen hatte) wurde geschleift. Nun mag der in der Tat nicht das Non plus ultra gewesen sein, was ja nicht bestritten sei. Indes von wirklich zeitgemäßen Bibliotheks-Interieur sind die Museums-Wiederhersteller wohl weiterhin Lichtjahre entfernt.
Es ist das alte Lied. Wenn Architekten wähnen, Zweckmäßigkeit ist uninteressant. Ihnen geht es nur um ihr Renomee als Kaiser-Königs-Architekten. Fallweise wird dann auch schon mal vor Gericht gestritten, wenn diese Kaiser-Königs-Architekten, sich nicht genügend hoffiert sehen. Egal ob in Hamburg bei der dortigen Elb-Philarmonie, in Brandenburg beim Flughafen, oder eben in Berlin auch bei der Staatsoper. Aber eben nicht nur dort, sondern eben auch im Falle Staatsbibliothek. Dabei war Berlin in ihren Falle schon mal dergestalt begünstigt, dass vor dem Mauerfall in Westberlin schon mal ein Neubau errichtet wurde. Jetzt hat also die Berliner Staatsbibliothek zwei Häuser (nach der deutschen Wiedervereinigung) den Witz der Außenmagazine hätte man sich durchaus ersparen können. Wenn Funktionalität aber nicht Restaurierung alter kaiserlicher Herrlichkeit angesagt gewesen wäre.
Davon haben die Museums-Wiederhersteller in Architektenkreisen, dann wohl nicht sonderlich viel gehalten.
Den geht es nur um ihren Renomee-Namen als Architekten. Die Nutzer jener Bibliothek werden von denen als lästige nicht vermeidbare Zugabe behandelt.

www.berliner-zeitung.de/berlin/alte-staatsbibliothek-die-zerstoerung-schreitet-voran,10809148,23657268.html
Re: Ernüchterung

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. November 2013 02:26
Vor Einhundert Jahren

„Wie wir hören" , teilt der „Wachtturm" vom November 1913 mit,

„ist in diesem Vierteljahr, die Anzahl der von seiten unserer Geschwister und Freunde bei der Post bestellten Abonnements auf die in Strehlen (Schlesien) erscheinende Wochenzeitung „Der Volksbote" mit den wöchentlichen Predigten von Bruder Russell wesentlich kleiner als man hätte erwarten sollen."

Klagen der Art, lassen sich verschiedentlich nachweisen. Besagter „Volksbote" eher der Rubrik „Provinzblatt" zuortbar, musste um seine wirtschaftliche Existenz kämpfen. Das er sich darauf einließ - gegen Money - Russell-Predigten abzudrucken (als so ziemlich einzigstes Blatt im deutschen Sprachraum), ist sicherlich in seiner Hoffnung begründet, damit seine desolate Auflagenhöhe stärken zu können.
Und nun die Ernüchterung. Es wurde wohl nichts aus dem „großen Geschäft."
Einerseits spielt dabei eine Rolle, dass die zu der Zeit vorhandenen deutschsprachigen WTG-Hörigen, sich in überschaubarer Größenordnung bewegten. Und dann darf deren soziale Struktur sicherlich so gedeutet werden. Die gehörten keineswegs zu denen, welche von sich sagen konnten:
„Geld spielt keine Rolle". So mancher der WTG-Hörigen musste hart kalkulieren. Und das bekam dann eben auch besagter „Volksbote" zu spüren!


Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" November 1913

Ein Inserat der „Freiburger Zeitung" vom 9. November 1913, offeriert als Vortragsangebot die „Indische Fakirlehre". Ob denn die Besucher jenes Vortages indes, anschließend in Massen zum Hinduismus übergetreten wären ist allerdings nicht bekannt geworden.
Die Wikipedia notiert zum Thema unter anderem:
„In Europa bekannt wurden Fakire durch das Fakirbrett resp. Fakirbett, eine Liegestatt aus großen Zimmermannsnägeln. Das große Erstaunen der Bevölkerung, wenn sich der Fakir ohne Verletzung von diesem "Bett" erhob, ist allerdings auf ein einfaches physikalisches Prinzip zurückzuführen, wonach sich die Gesamt "Gewichtskraft" relativ gleichmäßig auf sehr viele Nägel verteilt und eine Wunde daher nahezu ausgeschlossen ist, falls genügend Nägel vorhanden sind und das Gewicht des Fakirs niedrig genug ist."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=09a1&year=1913&month=11&project=3&anzahl=4

„Irgend ein Fehler"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. Dezember 2013 00:07
Vor Einhundert Jahren

Also belehrt der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom Dezember 1913 erneut:

Bemerkenswert trotz allem wenn und aber in diesem Gewäsch, auch der Satz:

„Wenn daher die Kirche im Jahre 1915 (Herauswahl) noch im Fleische sein sollte, so würden wir annehmen, daß wir irgendeinen Fehler gemacht haben."

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)

„Die Aussicht" Dezember 1913
Der Jahrgang 1913 der „Aussicht"

Einige Varianten von Weihnachts-Aberglauben (auch solchen für Neujahr) offeriert in einem zusammenfassenden Artikel vom 24. 12. 1913 die „Freiburger Zeitung".
Da geht es dann hüh und hott lang"


http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=24b1&year=1913&month=12&project=3&anzahl=4

Mysnip.180205

1913er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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