Heilsarmee
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. November 2011 01:04
Im Zeitspiegel
Heilsarmee
"Klinkenputzen" als allein dominierendes Wesenselement, ist für christlich orientierte Strömungen, keineswegs zwangsläufig.
Das es durchaus auch anders gehen kann, davon kündet auch eine Meldung der "Freiburger Zeitung" vom 23. 11. 1931, die Heilsarmee betreffend.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=23a1&year=1931&month=11&project=3&anzahl=4

Nun mag man vielleicht Naserümpfend sagen: Teufelsinsel - was soll es? Die sind sicherlich nicht der "Nabel der Welt."
Dann sei doch mal ein Blick in die Kirchengeschichte getan.

Die "Herrnhuter" eine Freikirche, hierzulande numerisch weniger bedeutend (was analog sicherlich auch auf die Heilsarmee zutrifft).
Besagte "Herrnhuter" machten in ihrer Blütezeit (die sicherlich der Vergangenheit angehört) auch durch spektakuläre Missionsunternehmungen von sich reden (spektakulär zumindest für damalige Zeitgenossen).

Da war einmal ihre 1732 bei den Negersklaven Westindiens begonnene Mission. Die waren dort aber von Hause aus nicht ansässig, sondern kamen von Deutschland nach dorthin.
Im gleichen "Zeitfernster" liegt auch die Herrnhuter Mission bei den Eskimos im Jahre 1733 an der Grönländischen Küste.
Nun mag bei letzterem die Versuchung vorhanden sein, das zynische Bonmot zu bemühen:
Na ja, vielleicht wollten sie den Eskimos Kühlschränke verkaufen. Ein Blick in die Technikgeschichte indes kann belehren, dass dies kaum stimmig sein kann.
Egal ob bei den Missionierten den nun ein "Bedarf" dafür Bestand oder nicht, mühten sie sich zumindest "Bedarf" zu erzeugen.

Die Zitierung des Beispiels der Heilsarmee sei allerdings nicht in dem Sinne verstanden, als würde die generell "bejubelt". Auch da kann man einiges anders, durchaus kritisch sehen.
Stellvertretend dazu noch ein Zitat aus Ernst Kalb (Hrsg.) "Kirchen und Sekten der Gegenwart" (1. Aufl. 1905);

"Was will die Heilsarmee? ... Nötige sie hereinzukommen, heißt es den Massen gegenüber. Da muß man die Sentimentalität aufgeben und auch in religiösen Dingen praktisch werden.
Auch in der Religion sind einfach die Geschäftsgrundsätze anzuwenden: Was Erfolg verspricht, ist angebracht, einerlei ob's kirchlichen Gewohnheit entspricht oder nicht. Wenn das Lärmen und Trommeln und das militärische Treiben die Masse anzieht, warum soll man es nicht anwenden?
Der General (Booth) hat übrigens noch einen andern Grund für die Anwendung militärischer Formen.
Er ist en angesagter Feind alles irgendwie demokratischen Kirchentums. Daher komme die Unbrauchbarkeit der meisten Kirchen, weil da die Schafe bei der Wahl der Hirten mitzureden haben. So hat er ein absolutistisches monarchisches Regiment eingeführt.
Kein Papst und kein Jesuitengeneral hat eine so unbeschränkte Herrschaft, wie General Booth. Er ernennt sämtliche Offiziere nach eigenem Gutdünken, wobei die leitenden Stellen stets mit Gliedern der Familie Booth besetzt werden, er verfügt über das Vermögen der Armee, über Heiraten, Versetzungen, Entlassungen - eine Macht, die fast einzig dasteht in der Kirchengeschichte."

Leo Colze notiert in seiner gleichfalls 1905 erschienenen Studie mit dem Titel: "Die Heilsarmee und ihre soziale Arbeit"

"Die Heilsarmee ist heute zum Teil nichts anderes als ein riesiges geschäftliches Institut. Ein Rundgang durch das internationale Hauptquartier in der Queen Viktoria Street zu London gibt uns darüber Aufklärung. Wir erhalten die Gewissheit, dass die Leiter der Armee nicht nur hervorragende Seelenkenner, sondern auch enorm umsichtige Geschäftsleute sein müssen. Der riesige Gebäudekomplex bietet den Ressorts der Gesamtverwaltung der Armee Platz, aber beherbergt auch noch folgende von ihren Anstalten:
1) Die Lebensversicherungsgesellschaft
2) Eine Feuerversicherung
Nach einer Bilanz des Verwaltungsberichtes für das Geschäftsjahr 1901/1902 betrugen die Einnahmen dieser beiden geschäftlichen Institute:
2291880 Mark bei einem Reingewinn von 538840 Mark, während
3) Die Bank mit ihren 20 auf alle Bezirke Londons verteilten Filialen einen Umsatz von drei Millionen verzeichnen konnte, dem ferner viertausend anvertraute Depots zur Seite stehen.
Beide Institute, die Versicherungsgesellschaften und das Bankhaus beschäftigen an zweihundert Beamte, von denen weitaus der grösste Teil Angehörige der Armee sind. Der gesamte Betrieb wird natürlich von besonders designierten Offizieren überwacht und geleitet. -
Aus dem Verlage und dem Buchhandel wird ebenfalls ein beträchtlicher Gewinn erzielt.
Es erscheinen in eigenem Verlage 58 Zeitschriften bei einer Gesamtauflage von 1000000 pro Woche. Ausser diesen Anstalten hat die Armee noch zahlreiche Fabriken. Alle Gebrauchsgegenstände z. B. werden in eigenen Werkstätten hergestellt, die mit eigenen Arbeitskräften besetzt sind.
Docks an der Themse, Dampfsägewerke, Dampftischlereien, Möbel- und Polsterwarenfabriken u. a. m. gehören zu diesem Ressort."

Der bereits genannte Ernst Kalb, arbeitet den Manchesterkapitalistischen Charakter der Heilsarmee, auch noch mit nachfolgendem Zitat heraus:

"In einer Schrift: Hinter den Kulissen der H. A.", herausgegeben von einem Verein ehemaliger H. A. Offiziere, wird gegen die Armeeleitung u. A. der Vorwurf der Unbarmherzigkeit gegen kranke Offiziere erhoben.
Bedenklich ist jedenfalls in der "Frage und Antwort über die H. A. von General B." der Satz:
"Manchmal ist es vollkommen richtig, aus den Reihen auszutreten, z. B.
a) wenn der Gesundheitszustand der Arbeit nicht angemessen erscheint;
b) wenn der Gatte oder die Gattin des Offiziers in der Gesundheit gänzlich herunter sind" ...
(Heißt's da nicht: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen).
Darum seien von den 450 Offizieren nur ca 30 länger als 10 Jahre und 50 - 60 länger als 5 Jahre im Dienst der H. A.
Den 450 Offizieren stehen mindestens 1500 Exoffiziere gegenüber.

Da fühlt man sich, abgesehen von einigen Abweichungen im Detail, sogleich auch an die ebenfalls Manchesterkapitalistischen Zeugen Jehovas erinnert.
Was beide Gruppen (wenn auch mehr indirekt) eint, ist das aufbauen Potemkinscher Fassaden.
Von außen schön anzusehen. Ein Blick hinter die Fassade indes, offenbart Erschreckendes!

Am Rande vermerkt.
Eine Programmschrift von Booth, im Bestand der Berliner Staatsbibliothek, zeichnete sich schon vor einigen Jahren, wo ich sie dort mal eingesehen hatte, durch massiven Papierzerfall aus.
Dieser an sich traurige Umstand hatte zur Folge, dass es sie jetzt auch in einer Online-Variante gibt.
Aber auch das darf gesagt werden. Deutsche Bibliotheken "verschlafen" weiterhin die Zukunft, und überlassen Google weiterhin den Vortritt.
Vereinzelt zu registrierende "Schwalben", künden somit keineswegs von "einem Sommer".

http://www.zvdd.de/dms/load/met/?PPN=PPN658119079

 

William Booth aka „Heilsarmee"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. August 2012 04:47
Vor Einhundert Jahren
Unter der Überschrift „Apostolische Nachfolge nicht biblisch", kommt der „Wachtturm" vom August 1912, auch einmal auf den Herrn Papst in Rom zu sprechen, auch wenn er ihn nicht namentlich erwähnt. Das der WT nun nicht sonderlich gut auf den Herrn Papst zu sprechen sein würde, überrascht ja überhaupt nicht. Am bemerkenswerten ist vielleicht jene Passage, mit der jener WT-Artikel ausklingt. Da meint man beklagen zu müssen:
„Ach! daß die Protestanten in diesem Augenblick zögern! daß viele der Großen und Gelehrten unter ihnen über göttliche Inspiration spotten! Ach! Protestanten hören von „höheren Kritikern", daß Jesus und die Apostel ohne Zweifel verführt waren, als sie Zitate aus den Schriften des Alten Testaments machten und sie Moses, Jesaja & zuschrieben, denn die höheren Kritiker sind weiser (?) als Jesus und die Apostel."

Ob denn besagte „höhere Kritiker" sich wirklich so verbreitet haben, wie der WT wähnt es wahrzunehmen, wird allerdings weder am Einzelfall von grundsätzlich belegt.
Aber sicher ist auch, dass besagte „höhere Kritiker" keinesfalls die Datenspekulationen des Russell teilten. Insofern ist es richtig festgestellt, dass eine unüberbrückbare Kluft zwischen beiden Lagern besteht.

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" August 1912

Am 20. 8. 1912 war der Gründer der „Heilsarmee" William Booth verstorben.
Unter der Überschrift „General Booths Leben und Wirken", gibt es in der „Freiburger Zeitung" vom 23. 8, 1912 einen Bericht über den Begründer der „Heilsarmee".

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=23a2&year=1912&month=08&project=3&anzahl=4

Ergänzend, ohne inhaltliche Bewertung noch der Hinweis auf den Volltext eines 1913 erschienen thematischen Buches
P. A. Clasen „Der Salutismus"

http://www.archive.org/stream/dersalutismusein00clasuoft/dersalutismusein00clasuoft_djvu.txt
Aus ihm vielleicht einige charakteristische Sätze:

„Der Sozialismus ist ein erklärter Feind der Heilsarmee,... und die Heilsarmee ist ein erklärter Feind des Sozialismus. William Booth hat immer gegen den Sozialismus gesprochen und geschrieben."

Oder auch den:

„Das Buch "Darkest England" (Im dunkelsten England) hatte einen Riesenerfolg. Aber auch die Gegnerschaft blieb nicht aus, merkwürdigerweise unter Hegemonie eines Mannes, der sich bisher nicht um die Heilsarmee gekümmert hatte, nämlich von dem als Naturforscher, Physiologen, Darwianer und Bekämpfer der orthodoxen-englischen Hochkirche bekannten Professor T(homas) H(enry) Huxley, 1825-1895 ...
Noch im November wurden ihm von einem Freunde 10.000 Mark für den General zur Verfügung gestellt, wenn er dessen Werk billige. Das sagt Dr. R. Tille (Vorwort), und es wurde für Huxley der Anlaß zu einem gründlichen Studium der Heilsarmee.
Nun, mit der Gründlichkeit kann es nicht weit her sein, selbst wenn Huxley seine Vorlesungen aufgegeben und Tag und Nacht studiert hat; denn schon am 1. Dezember teilte er durch die Times, welche das Wort "General" immer noch in Anführungsstrichen druckten, dem Freunde sein Gutachten mit: "Für 50 Pfennig Gutes und für l Mark Übles".

„Nicht die Abneigung gegen das "korybantische", sondern überhaupt gegen alles positive Christentum, ist der tiefste Grund für Huxleys Stellungnahme. Kardinal Manning schrieb damals, er habe nicht die Geduld gehabt, Huxleys Briefe - im ganzen 12, der letzte vom 22. Januar 1891 - zu lesen; daß Menschen mitten in London verhungerten, sei gewiß und er verstehe nicht, wie man jemand hindernd in den Weg treten könne, der es unternähme, solchen Leuten Nahrung und Hilfe zu spenden."

Siehe zu dem mitgenannten Huxley auch:

http://de.wikiquote.org/wiki/Thomas_Henry_Huxley

Thematisch auch:

Hugo Efferoth

Siehe unter anderem auch:

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck 
Datum: 10. April 2009 06:30
Gelesen in der "Freiburger Zeitung" vom 10. 4. 1929
Bei den deutschen Mitgliedern der Heilsarmee bestand seit jeher Unzufriedenheit darüber, daß nur etwa 30 Prozent der Einnahmen aus Sammlungen in Deutschland verblieben, während der Rest der Hauptorganisation in London zufloß. Man wollte den gesamten Ertrag der deutschen Sammlung für notleidende Deutsche sicherstellen. Deshalb verließ eine Anzahl Mitglieder vor einigen Jahren die Hauptorganisation ... 

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=10b3&year=1929&month=04&project=3&anzahl=4

Eine Presse-Meldung die „Heilsarmee" betreffend, in der „Freiburger Zeitung" vom 9. 1. 1929

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=09a1&year=1929&month=01&project=3&anzahl=4

Die Fortsetzung der Meldung gibt es dann in der „Freiburger Zeitung" am 11. 1. 1929
(Seite 1 weiter unten die Meldung)

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=11b1&year=1929&month=01&project=3&anzahl=4

Fortsetzung
Freiburger Zeitung
17. 1. 1929
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=17b1&year=1929&month=01&project=3&anzahl=4
und
18. 1. 1929
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=18a1&year=1929&month=01&project=3&anzahl=4

Noch eine Fortsetzung
Freiburger Zeitung
27. 1. 1929

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=27r1&year=1929&month=01&project=3&anzahl=4

Weitere Fortsetzung am 14. 2. 1929

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=14a1&year=1929&month=02&project=3&anzahl=4

Die einen versuchen es mit Esoterik: Die anderen mit Allah
geschrieben von:  Drahbeck 
Datum: 21. Juni 2008 11:08
Von den Zeugen Jehovas zur Heilsarmee.

...
Es sei nur ein numerischer Hinweis gestattet.
Die derzeitige Mitgliederzahl der Heilarmee in Deutschland wird auf etwa 2.500 beziffert (Selbstdarstellung.) Siehe etwa:
heilsarmee-ost.org/html/tc-interview.html

Nicht Selbstdarstellende Voten veranschlagen etwas niedriger.
Scheinbar ist dann wohl Litauen für diese Freikirche auch besonders interessant, was man dem Umstand entnehmen kann, dass eine Webseite selbiger sich auf Deutschland und Litauen bezieht.
www.heilsarmee.de/nhq/public/index.php

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,6782,6875#msg-6875

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