http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=23a1&year=1931&month=11&project=3&anzahl=4
Nun mag man vielleicht Naserümpfend sagen: Teufelsinsel - was soll es? Die
sind sicherlich nicht der "Nabel der Welt."
Dann sei doch mal ein Blick in die Kirchengeschichte getan.
Die "Herrnhuter" eine Freikirche, hierzulande numerisch weniger bedeutend (was
analog sicherlich auch auf die Heilsarmee zutrifft).
Besagte "Herrnhuter" machten in ihrer Blütezeit (die sicherlich der
Vergangenheit angehört) auch durch spektakuläre Missionsunternehmungen von
sich reden (spektakulär zumindest für damalige Zeitgenossen).
Da war einmal ihre 1732 bei den Negersklaven Westindiens begonnene Mission.
Die waren dort aber von Hause aus nicht ansässig, sondern kamen von
Deutschland nach dorthin.
Im gleichen "Zeitfernster" liegt auch die Herrnhuter Mission bei den Eskimos
im Jahre 1733 an der Grönländischen Küste.
Nun mag bei letzterem die Versuchung vorhanden sein, das zynische Bonmot zu
bemühen:
Na ja, vielleicht wollten sie den Eskimos Kühlschränke verkaufen. Ein Blick in
die Technikgeschichte indes kann belehren, dass dies kaum stimmig sein kann.
Egal ob bei den Missionierten den nun ein "Bedarf" dafür Bestand oder nicht,
mühten sie sich zumindest "Bedarf" zu erzeugen.
Die Zitierung des Beispiels der Heilsarmee sei allerdings nicht in dem Sinne
verstanden, als würde die generell "bejubelt". Auch da kann man einiges
anders, durchaus kritisch sehen.
Stellvertretend dazu noch ein Zitat aus Ernst Kalb (Hrsg.) "Kirchen und Sekten
der Gegenwart" (1. Aufl. 1905);
"Was will die Heilsarmee? ... Nötige sie
hereinzukommen, heißt es den Massen gegenüber. Da muß man die
Sentimentalität aufgeben und auch in religiösen Dingen praktisch werden.
Auch in der Religion sind einfach die Geschäftsgrundsätze anzuwenden: Was
Erfolg verspricht, ist angebracht, einerlei ob's kirchlichen Gewohnheit
entspricht oder nicht. Wenn das Lärmen und Trommeln und das militärische
Treiben die Masse anzieht, warum soll man es nicht anwenden?
Der General (Booth) hat übrigens noch einen andern Grund für die Anwendung
militärischer Formen.
Er ist en angesagter Feind alles irgendwie demokratischen Kirchentums.
Daher komme die Unbrauchbarkeit der meisten Kirchen, weil da die Schafe
bei der Wahl der Hirten mitzureden haben. So hat er ein absolutistisches
monarchisches Regiment eingeführt.
Kein Papst und kein Jesuitengeneral hat eine so unbeschränkte Herrschaft,
wie General Booth. Er ernennt sämtliche Offiziere nach eigenem Gutdünken,
wobei die leitenden Stellen stets mit Gliedern der Familie Booth besetzt
werden, er verfügt über das Vermögen der Armee, über Heiraten,
Versetzungen, Entlassungen - eine Macht, die fast einzig dasteht in der
Kirchengeschichte."
Leo Colze notiert in seiner gleichfalls 1905 erschienenen Studie mit dem Titel: "Die Heilsarmee und ihre soziale Arbeit"
"Die Heilsarmee ist heute zum Teil nichts anderes
als ein riesiges geschäftliches Institut. Ein Rundgang durch das
internationale Hauptquartier in der Queen Viktoria Street zu London gibt
uns darüber Aufklärung. Wir erhalten die Gewissheit, dass die Leiter der
Armee nicht nur hervorragende Seelenkenner, sondern auch enorm umsichtige
Geschäftsleute sein müssen. Der riesige Gebäudekomplex bietet den Ressorts
der Gesamtverwaltung der Armee Platz, aber beherbergt auch noch folgende
von ihren Anstalten:
1) Die Lebensversicherungsgesellschaft
2) Eine Feuerversicherung
Nach einer Bilanz des Verwaltungsberichtes für das Geschäftsjahr 1901/1902
betrugen die Einnahmen dieser beiden geschäftlichen Institute:
2291880 Mark bei einem Reingewinn von 538840 Mark, während
3) Die Bank mit ihren 20 auf alle Bezirke Londons verteilten Filialen
einen Umsatz von drei Millionen verzeichnen konnte, dem ferner viertausend
anvertraute Depots zur Seite stehen.
Beide Institute, die Versicherungsgesellschaften und das Bankhaus
beschäftigen an zweihundert Beamte, von denen weitaus der grösste Teil
Angehörige der Armee sind. Der gesamte Betrieb wird natürlich von
besonders designierten Offizieren überwacht und geleitet. -
Aus dem Verlage und dem Buchhandel wird ebenfalls ein beträchtlicher
Gewinn erzielt.
Es erscheinen in eigenem Verlage 58 Zeitschriften bei einer Gesamtauflage
von 1000000 pro Woche. Ausser diesen Anstalten hat die Armee noch
zahlreiche Fabriken. Alle Gebrauchsgegenstände z. B. werden in eigenen
Werkstätten hergestellt, die mit eigenen Arbeitskräften besetzt sind.
Docks an der Themse, Dampfsägewerke, Dampftischlereien, Möbel- und
Polsterwarenfabriken u. a. m. gehören zu diesem Ressort."
Der bereits genannte Ernst Kalb, arbeitet den Manchesterkapitalistischen Charakter der Heilsarmee, auch noch mit nachfolgendem Zitat heraus:
"In einer Schrift: Hinter den Kulissen der H. A.",
herausgegeben von einem Verein ehemaliger H. A. Offiziere, wird gegen die
Armeeleitung u. A. der Vorwurf der Unbarmherzigkeit gegen kranke Offiziere
erhoben.
Bedenklich ist jedenfalls in der "Frage und Antwort über die H. A. von
General B." der Satz:
"Manchmal ist es vollkommen richtig, aus den Reihen auszutreten, z. B.
a) wenn der Gesundheitszustand der Arbeit nicht angemessen erscheint;
b) wenn der Gatte oder die Gattin des Offiziers in der Gesundheit gänzlich
herunter sind" ...
(Heißt's da nicht: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann
gehen).
Darum seien von den 450 Offizieren nur ca 30 länger als 10 Jahre und 50 -
60 länger als 5 Jahre im Dienst der H. A.
Den 450 Offizieren stehen mindestens 1500 Exoffiziere gegenüber.
Da fühlt man sich, abgesehen von einigen Abweichungen im Detail, sogleich
auch an die ebenfalls Manchesterkapitalistischen Zeugen Jehovas erinnert.
Was beide Gruppen (wenn auch mehr indirekt) eint, ist das aufbauen
Potemkinscher Fassaden.
Von außen schön anzusehen. Ein Blick hinter die Fassade indes, offenbart
Erschreckendes!
Am Rande vermerkt.
Eine Programmschrift von Booth, im Bestand der Berliner Staatsbibliothek,
zeichnete sich schon vor einigen Jahren, wo ich sie dort mal eingesehen hatte,
durch massiven Papierzerfall aus.
Dieser an sich traurige Umstand hatte zur Folge, dass es sie jetzt auch in
einer Online-Variante gibt.
Aber auch das darf gesagt werden. Deutsche Bibliotheken "verschlafen"
weiterhin die Zukunft, und überlassen Google weiterhin den Vortritt.
Vereinzelt zu registrierende "Schwalben", künden somit keineswegs von "einem
Sommer".
http://www.zvdd.de/dms/load/met/?PPN=PPN658119079
Ob denn besagte „höhere Kritiker" sich wirklich so verbreitet haben, wie
der WT wähnt es wahrzunehmen, wird allerdings weder am Einzelfall von
grundsätzlich belegt.
Aber sicher ist auch, dass besagte „höhere Kritiker" keinesfalls die
Datenspekulationen des Russell teilten. Insofern ist es richtig
festgestellt, dass eine unüberbrückbare Kluft zwischen beiden Lagern
besteht.
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
„Die Aussicht" August
1912
Am 20. 8. 1912 war der Gründer der „Heilsarmee" William Booth verstorben.
Unter der Überschrift „General Booths Leben und Wirken", gibt es in der
„Freiburger Zeitung" vom 23. 8, 1912 einen Bericht über den Begründer der
„Heilsarmee".
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=23a2&year=1912&month=08&project=3&anzahl=4
Ergänzend, ohne inhaltliche Bewertung noch der Hinweis auf den Volltext
eines 1913 erschienen thematischen Buches
P. A. Clasen „Der Salutismus"
http://www.archive.org/stream/dersalutismusein00clasuoft/dersalutismusein00clasuoft_djvu.txt
Aus ihm vielleicht einige charakteristische Sätze:
„Der Sozialismus ist ein erklärter Feind der Heilsarmee,... und die Heilsarmee ist ein erklärter Feind des Sozialismus. William Booth hat immer gegen den Sozialismus gesprochen und geschrieben."
Oder auch den:
„Das Buch "Darkest England"
(Im dunkelsten England) hatte einen Riesenerfolg. Aber auch die
Gegnerschaft blieb nicht aus, merkwürdigerweise unter Hegemonie eines
Mannes, der sich bisher nicht um die Heilsarmee gekümmert hatte, nämlich
von dem als Naturforscher, Physiologen, Darwianer und Bekämpfer der
orthodoxen-englischen Hochkirche bekannten Professor T(homas) H(enry)
Huxley, 1825-1895 ...
Noch im November wurden ihm von einem Freunde 10.000 Mark für den
General zur Verfügung gestellt, wenn er dessen Werk billige. Das sagt
Dr. R. Tille (Vorwort), und es wurde für Huxley der Anlaß zu einem
gründlichen Studium der Heilsarmee.
Nun, mit der Gründlichkeit kann es nicht weit her sein, selbst wenn
Huxley seine Vorlesungen aufgegeben und Tag und Nacht studiert hat; denn
schon am 1. Dezember teilte er durch die Times, welche das Wort
"General" immer noch in Anführungsstrichen druckten, dem Freunde sein
Gutachten mit: "Für 50 Pfennig Gutes und für l Mark Übles".
„Nicht die Abneigung gegen das "korybantische", sondern überhaupt gegen
alles positive Christentum, ist der tiefste Grund für Huxleys
Stellungnahme. Kardinal Manning schrieb damals, er habe nicht die Geduld
gehabt, Huxleys Briefe - im ganzen 12, der letzte vom 22. Januar 1891 -
zu lesen; daß Menschen mitten in London verhungerten, sei gewiß und er
verstehe nicht, wie man jemand hindernd in den Weg treten könne, der es
unternähme, solchen Leuten Nahrung und Hilfe zu spenden."
Siehe zu dem mitgenannten Huxley auch:
http://de.wikiquote.org/wiki/Thomas_Henry_Huxley
Thematisch auch:
Hugo Efferoth
Siehe unter anderem auch:
Eine Presse-Meldung die „Heilsarmee" betreffend, in der „Freiburger Zeitung"
vom 9. 1. 1929
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=09a1&year=1929&month=01&project=3&anzahl=4
Die Fortsetzung der Meldung gibt es dann in der „Freiburger Zeitung" am 11. 1.
1929
(Seite 1 weiter unten die Meldung)
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=11b1&year=1929&month=01&project=3&anzahl=4
Fortsetzung
Freiburger Zeitung
17. 1. 1929
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=17b1&year=1929&month=01&project=3&anzahl=4
und
18. 1. 1929
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=18a1&year=1929&month=01&project=3&anzahl=4
Noch eine Fortsetzung
Freiburger Zeitung
27. 1. 1929
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=27r1&year=1929&month=01&project=3&anzahl=4
Weitere Fortsetzung am 14. 2. 1929
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=14a1&year=1929&month=02&project=3&anzahl=4