Robert Voigt
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 21. März 2012 01:05
Im Zeitspiegel
Robert Voigt

Nun also kam auch „Die Aussicht" in ihrer Februar-Ausgabe 1912 nicht darum herum, ein paar "deutliche" Worte zum Fall des Publizisten Robert Voigt aus Einbeck (Süd-Niedersachsen) zu äußern. Die Wikipedia etwa notiert auch:

"1351 werden die ersten Exporte des Einbecker Bieres belegt."

Noch einen besonderes Export-Event hatte jene Stadt (zumindest zeitweilig vorm ersten Weltkrieg) und das war eben besagter Herr Voigt. Zwar kein Schuster dem Berufe nach, wie das für einem Wilhelm Voigt als Namensvetter galt. Gleichwohl ein Ideologie-Schuster, der wie gesagt, selbst der "Aussicht" es verunmöglichte, ihn mit Schweigen zu übergehen, was denn ja wohl die eleganteste Antwort auf ihn gewesen wäre.

Ideologie-Schuster, diese Vokabel erscheint mir auch deshalb angebracht, dieweil es mit der geistigen "Selbständigkeit" des Herrn Voigt wohl nicht nicht allzuweit her war.
Was seinen Mentor einem gewissen "Johannes Walther" (Pseudonym für Walter Küppers, ein Pfarrer im Dienst der altkatholischen Kirche in Ostpreußen anbelangt, der seine kümmerlichen Reste an Gemeindegliedern, durch Übertritt zur evangelischen Kirche im Jahre 1925 dann dort mit einbrachte), so war besagter Küppers dem Voigt in der Tat um Längen voraus. Voigt teilte auch keine wesentliche These mit, die man nicht auch schon bei Küppers extrahieren konnte.
Der gewaltige Unterschied zwischen beiden Herren ist dann wohl der.
Küppers im Besitze eines Doktortitels, hatte sicherlich einen größeren Wissensradius, und auch erheblich mehr publiziert. Bei Küppers verschwinden die anfechtbaren Thesen eher im Meere des Wortgeklingels.

Man kennt dass ja auch von einem Herrn Russell. Nur mit einer Broschüre oder einem Zeitschriftenaufsatz etwa mit dem Titel "Von 1874 nach 1914" gab der sich auch nicht ab. Auch der kredenzte sein Gewäsch letztendlich auch verteilt in sechs voluminösen Bänden.
Ähnlich auch Küpppers. Wer alles von Küppers lesen will (einschließlich seiner Aufsätze in Zeitschriften), der muss viel, sehr viel Zeit investieren. Von den technischen Problem der "Erreichbarkeit" dabei erst gar nicht zu reden. Nun hat die Stadt Berlin mit ihrer Staatsbibliothek vielleicht gegenüber anderen Städten, den Vorteil. Man kann dort noch einiges (wenn auch nicht alles) von Küppers sichten.

Küppers bediente mit seinen anfechtbaren Thesen, insbesondere eine Klientel. Die Klientel der religiösen Narren. Die aber waren schon mal angesichts der Weitläufigkeit von Küppers, sowohl materiell wie geistig überfordert.
In diese sich da nun auftuende Marktlücke, trat besonders Voigt ein. Er sorgte dafür, dass die Narren, auch Narrengerecht das serviert bekamen, was bei Küppers eher zerredet daher kam.

Wenn man so will, kann man zum Vergleich auch eine Detailaussage aus dem berühmt-berüchtigten 1975-Vortrag des Konrad Franke mit heranziehen. In selbigen meinte Franke ja auch mit einflechten zu sollen:

"Und als ich einmal mit einigen jungen Brüdern darüber sprach, da sagte der eine zu mir: Ach, weißt du, Bruder Franke, ich weiß nicht, ob man das so deutlich sagen kann, wie Du das sagst. Denn stell dir mal vor, die alte Schwester sowieso, die geht jetzt von Haus zu Haus, und die wird das nicht so ausdrücken, wie du das sagst, und die wird nun sagen 75, 75, 75 und 75! Und was das unter Umständen für die Organisation für eine Schmach bringen könnte!"

In zwei speziellen Schriften widmete sich Voigt vorsätzlich dieser Aufgabe sich Schmach einzuhandeln.
Die eine mit dem Titel:

"Sturm-Signale der nahenden Weltereignisse"

1911 erschienen, und die andere betitelt:

"Letzter Warnungsruf zu den im März 1912 hereinbrechenden Großen Weltereignissen"

eben im Jahre 1912 "zeitgerecht" erschienen.
Sein Mentor Küppers indes musste nach dem verstreichen der angekündigten "großen Weltereignisse" allerdings einräumen:

"Königsberg, den 26. März 1912
Teure Geschwister im Herrn!
Seit Donnerstag den 21. (März) kommen wir uns vor wie die Jünglinge im Feuerofen.
Von allen Seiten erfahren wir, daß unsere Freunde, ebenso wie Voigt und wir, ganz unerschüttert stehen in ihrer Hoffnung auf den Herrn."

Unerschüttert meinte also Herr Kueppers zu sein, und diese Aussage muss man ihm sogar abnehmen. Dann abnehmen, berücksichtigt man seinen weiteren Werdegang.
Nach dem 21. 3. 1912 Datum hatten zwar beide Herren erst mal eine Durststrecke der Häme zu überstehen. Die geistige "Kapazität" des Voigt dürfte auch nicht ausgereicht haben, um sich von der wieder zu erholen. Anders Küppers. Zwar nicht 1912, dann aber eben 1914, brach ein tatsächlicher Weltkrieg aus. Der wiederum ermöglichte es Küppers eine neue Saite anzuschlagen.
Was die Alldeutschen mit ihrer "nur ein Siegfrieden ist möglich" These, in säkularisierter Form verkündeten. Das offeriert nun Küppers in einem theologischen Kleide von größter Demagogie. Wer auf dem Alldeutschen Zug zu der Zeit mit aufsprang, und das tat Küppers, der konnte durchaus sich an der Geschäfts-Oberfläche wieder finden.
Und so sind denn die "Altkatholischen" Zeitschriften jener Jahre voll von der Küpper'schen Ergüssen. Nach seinen 1912-Thesen fragte zu der Zeit kein Hahn, "der etwas zu sagen hatte" mehr; warum eigentlich?
Siehe dazu:
Kriegsprediger Küppers

Aber kehren wir mehr zu Voigt zurück. Sein Fall wurde schon mal wie folgt zusammengefasst:

tKüppers hatte auch einen speziellen Jünger namens Robert Voigt gefunden. Dieser Voigt war von den Küpper'schen Thesen so angetan, dass er im Selbstverlag dazu auch eine einschlägige Schrift verbreitete. [43] In einem Brief an Küppers berichtet er über die Resonanz darauf:
"Ich habe Ihre sämtlichen Bücher und Schriften gelesen und habe dieselben auch viel verkauft und verbreitet und dadurch viel Verkennung und Kampf geerntet. Man warnt jetzt viel vor mir; denn, sagt man, was wird das für ein Fiasko, wenn es sich nicht erfüllt!
Denn wird das Wort Gottes noch mehr ignoriert werden. So und so ähnlich klingt es. Ich darf deshalb in unserer Gemeinde auch keine Versammlungen mehr halten, damit ich nicht die Lehre noch mehr verbreite und noch mehr Menschen verführe. ... Es wurde mir gesagt und zwar von lieben Brüdern, die einen Evangelisten haben und die ich sehr schätze, das Buch sei gut, nur hätte ich den Walther nicht darin reden lassen sollen. Nun, mein lieber Bruder im Herrn, das darf uns nicht irre machen. Wir werden es stets erfahren, dass die Wahrheit verkannt und bekämpft wird. Die Zeit ist da; das wurde mir schon seit Jahren klar. Mir und meiner Familie ist es eine wirkliche Herzensfreude, dass er bald kommt. Was diese Freude und Sehnsucht in sich schließt, dass weiß nur der, der Ihn wirklich erwartet." [44]

In seinen Buch "Sturmsignale der nahenden Wiederkunft" hatte dieser R.
Voigt in der Tat den Küppers zitiert und auch den entscheidenden Satz hinzugefügt:
"Und darum dürfen wir 1912 entscheidende Daten erwarten, d. h. die
'Entrückung', soweit (sagt) Johannes Walther." [45]

Damit hatte sich auch Voigt auf ein abschüssiges Gleis begeben. Er hatte sich zum Sprachrohr des Küppers degradiert. Die Schrift "Sturmsignale" war in dieser Hinsicht noch relativ harmlos. Aber ein Jahr später verbreitete er dann einen "letzten Warnungsruf zu den im März 1912 hereinbrechenden großen Weltereignissen", der an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig ließ.

In ihm konnte man lesen:
"Nur wenige Wochen noch! Am 21. März 1912 wird es dem Herrn über Leben und Tod gefallen, die durch seinen Opfertod Erkauften, Geretteten und auf Ihn Wartenden heimzuholen in seine Herrlichkeit, um nach Verlauf der großen Schreckenszeit im Jahre 1915 mit ihnen zu erscheinen und zu regieren über alle Völker tausend Jahre." [46]

Voigt setzt dann noch folgendes drauf:
"Lieber Leser! Du wirst den Kopf schütteln über das ... was ich dir in diesem Schriftchen als ganz bestimmte Tatsachen vor Augen stelle. Du wirst nach den Regeln der modernen Menschen, auch des modernen Christenmenschen, die Tatsache, dass unser hochgelobter Heiland die wahren Gläubigen am 21. März 1912 zu sich in seine Herrlichkeit hinrücken wird, als eine Utopie und den, der dies geschrieben hat, als einen Narren betrachten.
Viele, vielleicht die meisten der Schriftgelehrten und Pharisäer, werden dich mit überlegener Miene warnen, wie sie es früher je und je getan haben und dich bestärken in deiner vorgefassten Meinung, man könne und dürfe das nicht wissen. Doch im Auftrag meines Gottes habe ich dies zu schreiben, ob du es annimmst oder nicht, ist Deine, nicht meine Sache. Was auch der Haufe gegen mich reden wird, ich habe, ähnlich wie einst Gideon, eine klare, bestimmte dreifache Antwort von Gott erhalten, nicht durch Visionen oder Träume, sondern durch Zeichen, die ich von Gott mir erbeten habe, und die mir Gott zu Tatsachen hat werden lassen. " [47]

Er schließt mit dem Ausruf: "Ich bin mir vollkommen bewusst, was es bedeutet, diesen letzten Posaunenstoss zu tun. Indes für mich gibt's keine bange Frage, auch nicht das Wort "Fiasko" mehr. Ich stehe und falle mit dem 21. März 1912." [48]

Wie bereits angemerkt, hatte Voigt seine Schrift "Sturmsignale" im Selbstverlag herausgegeben und finanziert. Ihm lag naturgemäß daran, dass er seine verauslagten Druckkosten wieder hereinbekam und nicht auf diesen Büchern sitzenblieb. Wenn Voigt auch davon redet, dass er sich von Gott Zeichen erbeten habe und diese auch bekommen habe, dann ist es nicht uninteressant sich diese "Zeichen" einmal näher anzusehen.

In seinen eigenen Worten:
"Ich bin gewiss kein Gelehrter; doch als ich durch die wiederholte Lektüre der Schriften von Joh. Walther allmählich aus der alten Schule herausgekommen war, da sagte ich eines Abends zu meinem Gott: 'Herr, wenn es wirklich wahr ist, dass Du am 21. März kommen willst und wenn Du willst, dass ich auch das noch öffentlich vertrete, dann will ich das daran erkennen, wenn morgen ein Paket und drei kleine Sendungen von meinen 'Sturmsignalen' nach Norden abzuschicken sind.'
Zwei Tage waren überhaupt keine Bestellungen gekommen, doch gerade am nächsten Tage war gerade das, was ich erbeten hatte, und zwar in der Richtung nach Norden, abzuschicken!

Dann sagte ich: 'Lieber Herr, ich bin noch nicht ganz sicher. Es hätte Zufall sein können. Wenn morgen drei Sendungen nun nach Süden gehen, dann bin ich sicherer.'
Und wirklich, den anderen Tag waren nur drei Sendungen nach Süden zu schicken, sonst weiter nichts den ganzen Tag, auch keine Sendung nach einer anderen Richtung. Dann war ich soweit sicher, dass Gott mir nun in seiner Gnade das Siegel nur noch einmal aufdrücken sollte. Ich bat ihn, es mir nicht als Versuchung anzurechnen und nochmals Antwort zu geben, und zwar innerhalb vierzehn Tagen eine Seele zu schenken, die durch mein Zeugnis zu Gott geführt, sich ihres Heils in Christo freut und mir das sagt. Auch dieses dritte Zeugnis gab Gott in Gnaden, und zwar nicht nur die erbetene Seele, sondern gleich sieben oder acht. Da hielt ich es für meine Pflicht, dies Schriftchen zu schreiben. Schweigen und Zagen wäre jetzt Sünde gewesen." [49]

Nun kam also wie bereits notiert, auch die "Aussicht" nicht darum herum, eine paar Worte zu diesem Herrn Robert Voigt zu verlieren. Diese für die "Aussicht" eher delikate Aufgabe, übernahm der dortige Mitarbeiter K. J. Lüthi-Tschanz, auch so eine "schillernde Figur".
Lüthi-Tschanz, nach eigenem Bekunden wollte er mal Missionar werden. Die große Armut im Elternhaus ließ eine Realisierung dieser Pläne nicht zu. Und so wurde er Buchdrucker. Aber Ehrgeiz genug hatte er, dass dies nicht die Endstation seines beruflichen Weges war. Namentlich gelang es ihm eine Stellung in der Schweizerischen Landesbibliothek zu Bern zu erhalten. Und dort ist er geschichtlich gesehen, besonders für das von ihm geleitete Gutenberg-Museum aktiv geworden. In den Jahren des ersten Weltkrieges, gelang es ihm, namentlich in Deutschland, eine umfängliche Bibelsammlung, für vergleichsweise wenig Geld, zusammen zu kaufen. Letztendlich wurde diese Sammlung dann der Schweizerischen Landesbibliothek vermacht.
Aber 1912 war es noch nicht ganz so weit. Jedoch darf man diesen Hintergrund bei Lüthi-Tschanz keineswegs ausblenden. Um 1912 war er halt noch mit dem "Aussichts"-Kreis liiert.
Und daher nahm er in der Aussicht" auch zu dem Robert Voigt Stellung. In seinem Votum konnte man auch lesen:

"Warnung vor falscher Prophetie.
In jüngster Zeit schwirrt ein schwarzumrandeter "Letzter Warnungsruf" in gläubigen Kreisen umher, worinnen ihnen zu beweisen versucht wird, daß am 21. März 1912 "es dem Herrn über Leben und Tod gefallen wird, die durch Seinen Opfertod Erkauften, Geretteten und auf Ihn Wartenden heimzuholen in Seine Herrlichkeit, um nach Verlauf der großen Schreckenszeit im Jahre 1915 mit ihnen zu erscheinen und zu regieren über alle Völker tausend Jahre."
Verfaßt ist dieses sonderbare Schriftchen von R. Voigt, dem Verfasser der "Sturmsignale" und anderer Schriften. Ich habe es soeben gelesen und bedaure lebhaft, daß es erstens: einen bestimmten Tag nennt, zweitens, daß der Verfasser drei Zeichen gefordert hat darüber und drittens, daß der Mensch Joh. Walther so stark in den Vordergrund gerückt worden ist."

Lüthi meint weiter:

"Das ist sehr schade bei dem an sich nur zu berechtigten Warnungsrufe, der so manches enthält, das wir Geschwister in der Schweiz und anderswo ohne weiteres unterschreiben, d. H. ähnliche Gedanken haben betreffend der hochernsten Zeit, in welcher wir leben."

Damit bringt er letztendlich zum Ausdruck, dass namentlich seine Kreise, letztendlich von ähnlichen Gedanken bestimmt sind. Nur schmeckt es ihm nicht, sich auf ein festes Datum im Sinne eines 21. 3. 1912 "festnageln" zu lassen.
Er möchte es lieber mit der unverbindlichen "Wisch-waschi-Methode" halten, ähnliches zu sagen, um im Ernstfall sich auf das Hintertürchen zurückziehen zu können. Aber wir haben es so nicht gesagt.

Auch Lüthi kam nicht umhin, eine Gedankenassoziation zu dem Schuster Voigt anzustellen. Bei ihm liest sich dass dann so:

"Der Schuhmacher Voigt hat in der Hauptmann's Uniform den guten Köpenicker weiß gemacht, auf "höhern Befehl" im Rathaus zu Köpenick "Kassensturz" machen zu müssen und nun sein Namensvetter R. Voigt gibt vor in betreff seines Warnungsrufes: "Im Auftrage meines Gottes habe ich dies zu schreiben."
Das ist eine Ungeheuerlichkeit, an welche die Gläubigen nicht glauben werden, welche den Heilsplan Gottes an der Menschheit im untrüglichen Worte Gottes kennen lernten, nicht aus sich selbst, sondern durch die Gnade und Barmherzigkeit unseres Herrn und Heilandes zu den sich erwählten Kindern des Glaubens.

Am 21. März 1912 nächsthin sollen also nach diesem Prophetenwort die Glieder der Auswahl ihrem hochgelobten Erlöser entgegengerückt werden! Gewiß, das ist eine kurze Zeit und wer freute sich nicht unter den "Geehrten Gottes", aus all dem ausbrechenden Elend auf der Erde sicher geborgen heimkehren zu dürfen in die ewigen Hütten Gottes? An Sehnsucht danach fehlt es den wahrhaft Gläubigen nicht und wer weiß, ob nicht gerade an diesem Tage einer unserer lieben Brüder heimkehren darf. Ja, es wäre eine Freudenbotschaft für ihn, wie es eine Trauerbotschaft würde sein für seine Zurückgelassenen!

Aber seien wir doch vernünftig auch in diesem Stücke und lassen wir uns durch keine Daten vom nüchternen Glauben abbringen. Gewiß hat Gott seine bestimmte Zeitrechnung und das Ende dieses Zeitalters wird auf Tag und Stunde eintreten! Die Seinen werden es wissen im Momente, wo das Ende kommt, dafür sorgt der in sie ausgegossene Heilige Geist!
Wann dies geschehen wird, wissen wir aber nicht - vermöge unserer Unvollkommenheit als Menschen - und ich glaube, dazu gehört auch Voigt.
Es ist auch nicht nötig, daß wir Tag und Stunde wissen, sondern es ist genug, wenn wir durch die Erleuchtung des Geistes Gottes durch Jesum die große Nähe des neuen Zeitalters und damit der Heimkehr der Kinder des Lichtes an den sich häufenden Zeichen erkennen und - wo wir können - darauf mit ganzem Ernst hinweisen! Gebe Gott, daß wir uns alle auf diesen Tag willig vorbereiten lassen durch Heiligung, ohne welche niemand den Herrn sehen wird! Für die Menschen und wohl auch für die Engel gilt heute noch sowohl Markus 13,32, als auch Apostelgesch. 1,7, trotz der gegenteiligen Behauptung Voigts (Seite 13) und ohne in Widerspruch zu geraten mit 1. Thess. 5,4; denn eben der Geist Gottes wird dafür sorgen, daß der Tag die Kinder des Lichtes nicht wie ein Dieb in der Nacht überfallen wird. Er läßt sie die Nähe fühlen und erhält sie umso wachsamer, trotzdem sie weder Tag noch Stunde zum voraus wissen."

Auch das muss Lüthi einräumen:

"Wer den Warnungsruf Voigts gelesen hat, wird peinlich überrascht durch die dreimalige Zeichenforderung zum Beweise für die von Walther vorhergesagten Daten (21. März 1912 und das Jahr 1915). Das machen nüchterne Christen nicht für Dinge, die einen fehlbaren Menschen nicht direkt angehen. Es ist doch gewiß genug, wenn der Heiland selbst nun Tag und Stunde weiß, die Gott festgesetzt hat (Offbg. 1,1). Durch solche läppische Zeichen, deren drittes nicht einmal mit dem Erbetenen stimmte, wie sie Voigt erbeten, wird der Menschheit sicher nicht eine solche Weltumwälzung angezeigt. Solches zu glauben, wäre für mich Aberglauben; denn Gott ist nicht ein Mensch, der allenfalls auf solche Beweismittel greift. ..."

Dann kommt Lüthi aber doch nicht umhin, auch das eigene "Eingemachte" anzusprechen. Er meint diese Klippe wie folgt "meistern" zu können:

"Aber - werden mir liebe, langjährige Leser der "Aussicht" mit Recht erwidern - hat denn nicht selbst die "Aussicht" das Jahr 1914/15 als den Zeitpunkt des Anbruches des Tausendjährigen Reiches genannt auf Grund der Zahlen in der Bibel und daran geknüpften chronologischen Berechnungen von gottesfürchtigen Männern, deren Resultate annähernd übereinstimmen?
Gewiß ist das des öftern geschehen und ich schätze die Meinungsäußerung jener Brüder, soweit sie aus den genannten Zahlen nicht ein "unfehlbares Dogma" gemacht haben, d. H. bei allem Fleiß zum Studium der in der Schrift vorhandenen und nach der Schrift erlaubten Chronologie die menschliche Unzulänglichkeit im irdischen Zustande zur genauen Feststellung der göttlichen Zeitrechnung nicht außer Acht gelassen haben."

Obwohl das im Prinzip ideologische Brüder sind meint sich Lüthi von den gar zu närrischen Narren wie folgt absetzen zu können:

"Unangenehm muß es schließlich jeden Leser vom "letzten Warnungsruf" berühren, daß Voigt den religiösen Schriftsteller Joh. Walther stärker in den Vordergrund gerückt hat, als die Heilige Schrift selbst."

Küppers seinerseits meint er allen verbalen Verbeugungen zum Trotz, dann vorhalten zu müssen:

"Woher hat er den Beweis, daß die Zahlen von Guiness die richtigen sind? Warum hat er denn nicht konsequent seine Zahlen gebraucht, wenn doch Zahlen aufgeführt sein müssen? Überall in der Broschüre wird der Name Walther uns genannt! Mich dünkt, die Gläubigen haben jetzt besseres zu tun als über jeden neuen Kommentar gierig herzufallen und dabei es am direktem Schriftstudium mangeln zu lassen."

Was seine Guiness betreffende Andeutung mit anbelangt, so kann man zu deren Vertiefung auch vergleichen:
Mysnip.43090

Er fasst sein Urteil mit dem Satz zusammen:

"Ein Schriftchen, das neben vielen lesenswerten Sachen es für nötig findet, spiritistische Urteile über die nächste Zukunft und sonstige Zahlenmanöver (Seiten 14 und 15) aufzutischen, halte ich der Verbreitung nicht wert, und das erst nicht, wenn der Schreiber behauptet (Seite 2):
... Gott steht auf meiner Seite und ich auf seiner Seit"; "... Für mich gibt's keine bange Frage, auch nicht das Wort "Fiasko" mehr". Da möchte man eher verwundert fragen: "Wer bist Du?" und "Was hältst Du von Dir selbst?"

Noch eine Geistesverwandte Zeitschrift, und zwar der in der Schweiz erscheinende "Weissagungsfreund" kam nicht umhin sich mit dieser Küppers-Voigt'schen Hysterie auseinander zu setzen. Und zwar in der März 1912-Ausgabe genannten Blattes.
Auch hier wieder das altbekannte "Strickmuster"; man möchte sich den Pelz waschen, dabei aber nicht nass werden. Man schwimmt auf ähnlicher Wellenlänge, sieht sich nur dann in die Ecke gedrängt, lässt sich diese "Wellenlänge" auch mit konkreten Daten in personifizierter Form belegen. Diese konkreten Daten sind auch dem "Weissagungsfreund" nicht geheuer.
Der Redakteur jenes "Weissagungsfreund", Samuel Limbach, hatte etwa mal eine Schrift mit dem Titel publiziert: "Was hat der gegenwärtige Krieg uns zu sagen?". Dessen Vorwort ist datiert auf Anfang September 1914.

Zwar verneint er darin, einen buchstäblichen Untergang der Erde, und wähnt, sie würde mindestens noch 1000 Jahre existieren.
Andererseits meint er aber auch postulieren zu müssen:"

Dieser europäische Krieg, dessen Charakter in Matth. 24,7 so schlagend gezeichnet ist, ist der Anfang der Endzeit. Wie lange dieser Krieg, dieses Toben der Meereswellen gegeneinander andauert, das wissen wir nicht. Nur das glauben wir, daß sein politisches Resultat die zehn Zehenreiche des Endes sein werden, von denen in Dan. 2 und 7 zu lesen ist.
Ob sie sofort als Folge des jetzigen Krieges klar dastehen werden, oder ob noch weitere Wehen diese politische Geburt vollenden müssen, das wagen wir nicht zu entscheiden."
(S. 64)

Ausgehend von dieser These sieht er wohl seinen "Joker" in der Aussage;

"Wie lange denn die antichristliche Zeit währt, das wissen wir genau, nämlich 3 ½ Jahre, oder 42 Monate, oder 1260 Tage."

Wobei wiederum die Feststellung zu treffen wäre, so weit auseinander sind die genannten Herren dann doch wohl nicht. Er stört sich eben nur daran dass die Küppers und Voigt konkrete Daten nannten. Er selbst sagt dann ähnliches, halt ohne Datumsangabe!
Er meint sich bezüglich Voigt wie folgt aus der Situation herauszuwinden zu sollen:

"Nur wenige Wochen noch!
"Am 21. März 1912 wird es dem Herrn über Leben und Tod gefallen, die durch sein Opfertod erkauften geretteten und auf ihn Wartenden heimzuholen in seine Herrlichkeit. ..."
So steht wörtlich zu lesen auf der zweiten Umschlagseite einer Broschüre die den Titel trägt "Letzter Warnungsruf". Drei Seiten des Umschlag sind schwarz umrandet und mit Grabkreuzen geschmückt. Wenn dieser Nummer des Weissagungsfreund in die Hände der Leser kommt, sind es nur noch etwa drei Wochen bis zum 21. März und dann so versichern uns Joh. Walther wie R. Voigt dann findet die Entrückung der Gläubigen statt. Und was wollt wir lieber als die beiden - und noch manch andern, die sich ihnen anschließen - hätten recht."

Aber auch der "Weissagungsfreund" wähnt in genannter Suppe einige Haare vorzufinden. Selbige beschreibt er aus seiner Sicht so:

"Mit großen Eifer beschuldigt der Verfasser nebst den großen Kirchenkörpern auch die geschickten Leiter unserer Gemeinschaften und Gemeinden", der Zugehörigkeit zu Laodicäa und der Teilnahme an der Lauheit dieser Gemeinden. Da der Schreiber dieses Zeilen im Büchlein mit Namen genannt ist, unter in den Warnern vor dem Rechnen, und da dieses Warnen vom Verfasser beinah als ein Majetstätsverbrechen angesehen und beurteilt wird, so darf ich wohl noch ein Wort brüderlicher Liebe an ihn und alle Leser seiner Schriften richten.
Nur noch drei kurze Erdenwochen, dann wird jeder selbst urteilen können, ob wir unrecht haben mit unseren "ich kann nicht anders" oder ob der Verfasser "gefallen" ist mit dem 21. März 1912" wie er selbst so zuversichtlich sagt "Ich stehe und falle mit dem 21. März 1912".

Und weiter S. Limbach, der Herausgeber des "Weissagungsfreund":

"Und nun zunächst ein Wort der Liebe an Bruder Voigt. Lieber Bruder, glauben Sie wirklich, dass ihres Herrn Geschäfte besorgen, wenn sie anfangen zu schlagen ihre Mitknechte. Sie werfen alles in einen Topf, die gleichgültige Welt, die Gottfeindlichen Spötter und die Brüder in Christo, die ihre Rechnung nicht glauben annehmen zu können. Wir sagen nicht: Mein Herr kommt noch lange nicht, sondern wir sagen mit voller Zuversicht: Der Herr ist nahe!
Wir verachten nicht die prophetischen Zahlen, aber wir nehmen die Zahlenangaben wörtlich, wie sie dastehen und machen nicht aus Tagen Jahre, wie sie, weil wir uns gebunden erachten ans Wort. Wir sprechen nicht irrendenden Brüdern den rechten Glaubensstand ab, wie Sie es uns gegenüber tun, weil wir ihnen nicht nachfolgen können, sondern unseres Herrn Wort festhalten: "Zeit und Stunde weiß niemand" und "Es gebührt euch nicht zu wissen Zeiträume und Zeitpunkte." Wohl aber glauben wir, dass in der letzten Zeit viele großen Verstand finden werden in den Zahlenangaben, in der übrigen Weissagung, und das dann gerade die Zahlenangaben von großen Wert sein werden ..."

Sein vermeintlich salomonisches Urteil lautet dann weiter:

"Und wenn sie uns Inkonsequenz vorwerfen, weil wir sagen: "Der Herr kann heute kommen", und weil wir doch nicht glauben dass er am 21. März kommt, so antworte ich: Wann und wo habe ich gesagt dass der Herr heute kommen könne? Sie sagen doch, ich nicht, denn ich kann nicht glauben an die geheime Entrückung vor der Trübsal, weil ich sie nicht finde in meiner Bibel. ...

Wenn wie sie glauben, Johannes. Walther ein besonders treuer Knecht ist, so wird sein Herr ihn entweder legitimieren am 21 März 1912, oder aber wenn er trotzdem irrt, ihn vom Irrtum seines Weges zurechtbringen. Aber dass wir an seine Rechnungen deshalb nicht glauben, weil wir ihn nicht kennen, oder weil er kein anerkannter Führer unter den Gläubigen ist, das liebe Bruder, ist eine unwahre und ungerechte Beschuldigung. Ebenso ist es nicht brüderlich uns zu charakterisieren als Werkzeuge Satans, der jetzt unter dem Deckmantel der Vorsicht die Kinder Gottes von der Wahrheit behüten will (S. 11).

Es ist unwahr und ungerecht war das sie uns in die Schuhe schieben, wir hätten Walthers Schriften kaum oder gar nicht gelesen "weil wir es nicht wagen, mit ernsten eigenen Prüfen an das Gebiet heranzutreten."
Lieber Bruder, wir wagen sogar trotz ihrer drei Gideonszeichen, Ihnen zu sagen: Sie irren auch darin. Es ist unwahr und ungerecht, wenn Sie behaupten wir warnen, weil es zum guten Ton gehört, zu warnen (S. 12).
Sie sagen: Krieg, offene Empörung und dergleichen mehr darf noch nicht sein, das darf erst sein, wenn die Entrückung stattgefunden hat (S. 17). Trotz ihren Unterstrichenem "darf" glauben wir dennoch dem Wort unseres Herrn mehr. ...
Weil das nun unser ganz klarer und gewisser Glaubensgegenstand ist, so bitten wir Sie - in der Liebe, die wir auch zu ihnen haben, um des Herrn willen - besinnen Sie sich noch einmal, ehe sie mit dem 21. März 1912 fallen.
Damit wende ich mich aber nun an die Leser von Voigts Schrift wie an die Leser des Weissagungsfreund.
Lieber Brüder, wenn wir bestimmt glauben, Johannes Walther und R. Voigt sich dennoch getäuscht und die Gemeinde des Herrn verwirrt haben:
Er kommt doch wieder!
Mögen noch Hunderte von ihnen falsch rechnen Er kommt doch wieder! ..."

Und auch eine politische Spitze verbindet Limbach mit seinem Votum

"Lass uns wachen und ebenso last uns festhalten trotz allem und allem. Er kommt wieder! Er kommt bald!
Die Kirche sofern und soweit sie jetzt mit der gottfeindlichen Sozialdemokratie buhlt und ihren Greueltrank den Massen bringt, statt dem edlen Wein göttlicher Wahrheit wird auch durch die Sozialdemokratie fallen."

Damit dürfte er, obwohl in der Schweiz wohnhaft, auch wiederum mit den deutschen Alldeutschen auf ähnlicher Wellenlänge schwimmen, die ja gleichfalls die Sozialdemokratie als ein zeitgenössisches "Krebsgeschwür" bewerteten.

Eine dritte zeitgenössische geistesverwandte Zeitschrift namens "Das Prophetische Wort" ist noch mit zu benennen. In ihr ist schon mal auffällig, dass der Robert Voigt in ihr nicht genannt wird. Gleichwohl kam diese von E. F. Stroeter herausgegebene Zeitschrift nicht darum herum, auch auf den dubiosen 21. März 1912 zu sprechen zu kommen.
Auffällig, Stroeter hält sich da kurz, sehr kurz, namentlich im Vergleich zu den Voten der "Aussicht" oder des "Weissagungsfreundes". Und diese Wortkargheit hat auch eine ganz spezifische Ursache. Indem es Stroeter war, der dem Küppers in seiner Zeitschrift eine Tribüne bot, wie sie Küppers zu der Zeit andernorts nicht bekam.
Wesentliche Passagen der Küpper'schen Bücher waren bereits als Vorabdruck im "Prophetischen Wort" erschienen.
Nur wie sich das ganze nun auf die Engführung auf den 21. 3. 1912 zuspitzte, da wurde diese Zuspitzung, dann auch dem Stroeter, spät, ziemlich spät, noch unheimlich.
Ströter meint sich nun in der Form einer Fragenbeantwortung aus der Schlinge ziehen zu können. In der Februar-Ausgabe 1912 des "Prophetischen Wortes" liest man dazu:

"Fragekasten
Wie ist Ihre Stellung zu der Bestimmtheit, mit welcher Johannes Walther in seiner neuesten Schrift "Auf Gottes Wunderwegen" sich berufen glaubt zu verkündigen, daß die Entrückung der Gläubigen geschehen wird vom 20. auf den 21. März 1912?
Antwort:
Wir beklagen dieselbe tief als eine sehr bedenkliche Entgleisung des uns so teuren Bruders und Mitarbeiter. Wir lehnen seine "Weissagung" entschieden ab. Aber wir lassen nicht ab, zu bitten, daß dem teuren Bruder eine sehr gefährliche innere Katastrophe erspart bleiben möge, wenn nun der 21. März 1912 vorübergehen sollte ohne die Erfüllung seiner Vorhersagung. Alle, die ihn lieben und schätzen gelernt wegen seiner köstlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Schriftdeutung, werden uns darin gewiß unterstützen. Der Bruder steht vor einem Zusammenbruch, wenn er sich täuschen sollte."

Aller "guten Dinge" sind dann in diesem Falle wohl vier. Es gab noch eine weitere bekannte Zeitschrift, welche sich bemüßigt sah, auf vorgenanntes Thema einzugehen. Und zwar die Zeitschrift der deutschen Baptisten, namens "Der Wahrheitsfreund". In deren Jahrgang 1911 (S. 404f.) konnte die dortige geneigte Leserschaft vernehmen:

"Der 21. März 1912.
In er letzten Zeit ist in gläubigen Kreisen außerordentlich viel über die Offenbarung Johannis sowie über das nahe Kommen des Herrn geschrieben worden. Besonderes Aufsehen erregte ein Dr. Küppers, der unter dem Decknamen Johannes Walther schreibt. Er gefällt sich besonders stark in Berechnungen. So hat er herausgefunden, daß der 21. März 1912 der Tag sein werde, an welchem der Herr Jesus wiederkommt, um die Seinen zu sich in die Luft zu entrücken.
Das wird gewiss vielen eine Überraschung sein. Die meisten werden zweifelnd den Kopf schütteln. Andererseits ist es angenehm, daß es einen so kurzen Termin hat, da wird man ja nur noch ein kleines Vierteljahr zu warten brauchen, um zu sehen, ob er recht hat oder nicht."

Dann räumt genannte Zeitschrift ein:

"Wir haben weder seine beiden großen Bücher "Gottes Weltregierung" und "Wie Gott Wort hält ..." noch auch die kleine Broschüre, welches das erstere empfehlen soll, gelesen. Die Zahlen taten es uns von vornherein an.
Aber mit Interesse haben wir gelesen, wie sich der Evangelist H. Dallmeyer in dem Blatte der Gemeinschaftsbewegung "Auf der Warte" mit einem angehenden Doktor über dies Buch auseinandersetzt. Nachfolgendes wird auch unsere Leser interessieren."

Und dann wird entsprechend zitiert:

"Ich kann Ihnen aber sagen, daß es mir schwer geworden ist, durch die vierzehn Seiten der Broschüre hindurchzukommen. Ich will hier die Anfangssätze der Schrift hersetzen. Sie lauten:
"Trotz aller fehlgeschlagenen Berechnungen und trotz aller Warnungen haben wir den Mut, mit voller Ruhe und Sicherheit im Frühjahr 1912 die Entrückung zu erwarten. Wir sind der Überzeugung, daß bis auf diesen Zeitpunkt noch Friede herrschen wird, daß aber dann, sobald die Entrückung geschehen ist, die große Drangsalszeit beginnen wird, von der im Worte Gottes soviel und mit so ernsten Worten die Rede ist.
Auf Grund des Wortes Gottes sind wir ferner der Überzeugung, daß diese Drangsalszeit im Jahre 1915, d. h. nach einer Dauer von 3 ½ Jahren auf ihren Höhepunkt gelangt sein wird, und daß alsdann der Herr samt allen seinen seit 1912 verklärten Heiligen erscheinen wird, um endlich hier auf dieser Erde das lang verheißene herrliche messianische Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufzurichten."
Sie teilen mir nun in Ihrem Schreiben mit, fährt Dallmeyer fort, daß Johannes Walther in seinem neu erscheinenden Buch "Auf Gottes Wunderwegen" voraussichtlich bekanntgeben wird, daß "wahrscheinlich der 21. März 1912 die Entrückung bringen wird."

Dann wird im folgenden einiges aus dem Küpper'schen Schrifttum rezipiert:

"Als von Ihnen gemeinte Broschüre kann nur die "Das Jahr 1912 und seine Bedeutung für die Gläubigen" in Frage kommen.
1) Auf Seite 2 der Broschüre findet sich eine besondere Annonce, die auf das Buch "Gottes Weltregierung" hinweist.
2) Jeden Punkt in der Broschüre beginnt der Verfasser mit den Worten:
"In unserem Werke über "Gottes Weltregierung" usw.
3) Auf Seite 15 schreibt der Verfasser folgendes:
"Wir möchten ferner noch hingewiesen haben auf ein sehr wunderbares Zeugnis, das wir der großen Pyramide von Gizeh, dem Steindenkmal Gottes in Ägyptenland (Jes. 19, 12) entnehmen können. In einem Buche, das unter dem Titel "Wie Gott Wort hält, Ouvertüren zur Weltgeschichte" aus unserer Feder erschienen ist, ist näheres davon gesagt; hier soll davon nicht weiter die Rede sein, da dieses Zeugnis, so beachtenswert es ist, für sich allein in keiner Weise zwingend ist, vielmehr nur als Ergänzung und Bestätigung für anderweitig schon gesicherte biblische Masse in Frage kommen kann. Dazu kommt noch ein anderes, besonders schwerwiegendes Zeugnis, das wir in einem besonderen Buche besprechen müssen. Das Buch hat unter dem Titel "Die letzten vier Jahrhunderte im Lichte der Bibel" so eben zu erscheinen begonnen, und für den Verfasser ist das, was dort behandelt wird, das festeste unter den äußeren Gründen für seinen Glauben, daß bis zum Jahre 1912 noch Friede herrschen, dann aber alles drunter und drüber gehen wird. Doch alle diese äußern Gründe, so schwer sie ins Gewicht fallen, sie würden nicht genügt haben, uns solche Zuversicht zu geben, daß wir den Mut hätten, vor jedermann für 1912 als Jahr der Entrückung einzutreten; dazu bedurfte es noch eines ganz besonderen Eingreifen Gottes in des Verfassers Lebensweg ..."

Und nach diesen Zitaten fügt dann der "Wahrheitszeuge" seinerseits als redaktionelles Schlusswort an:

"Wir sind doch durch die Zungenbewegung gerade genug angeführt worden, wir möchten nicht noch einmal auf "neue Erfindungen" hineinfallen."

Dennoch muss sich auch die Redaktion des "Der Wahrheitszeuge" sagen lassen, dass ihr Gedächtnis offenbar etwas kurzatmig ausgeprägt ist.
Just im selben Jahrgang des "Wahrheitsfreundes" (S. 280) gab es nämlich davor, ein offenbar auf kommerzieller Basis aufgenommenes Buchinserat. Mag man entschuldigend anerkennen. Genannte Redaktion habe ja jenes Büchlein vorab überhaupt nicht selbst gelesen, welches der Inserent da angepriesen haben will; so ist das zwar anzuerkennen. Gleichwohl kann man durchaus auch die Frage stellen. Warum wurde jenes Büchlein just auch in dieser Zeitschrift inseriert? Weil doch wohl der Inserent sich Hoffnung machte, dort eben die geeignete Zielgruppe vorzufinden!
Und wenn die Redaktion jenes Blattes besagtes Inserat ohne Federlesen durchwinkte, spricht dass nicht unbedingt für deren Kompetenz.
Besagtes Inserat lautete:

"Neu!
Sturmsignale nahender Weltereignisse
Oder: Die immer deutlicher werdenden Zeichen des Kommens Jesu Christi!
Für Gläubige und Ungläubige.
84 Seiten a 60 Pfg. Wiederverkäufer hoher Rabatt
Rob. Voigt, Selbstverlag, Einbeck"

(Reproduzierung des Inserats nach einer Variante der „Freiburger Zeitung")
Man vergleiche thematisch auch, wie ein die Gegend um Freiburg erschütterndes Erdbeben im Jahre 1911, just dazu genutzt wurde die Werbetrommel für die genannte Voigt'sche Narrenschrift zu rühren. Womit die Frage offen bleibt, wer wohl die größeren Narren sind. Der Voigt oder seine geschäftstüchtigen Vermarkter!
„Freiburger Zeitung" vom 18. 11. 1911
Serie Vor Einhundert Jahren
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,89649,114819#msg-114819
04. November 2011 00:25
Exkurs:
Im Gegensatz zu Voigt suchte sich Küppers alias Johannes Walther, bei seinen anfechtbaren Thesen etwas mehr bedeckt zu halten.
Exemplarisch veranschaulichbar auch an seinem 1910 erschienenen Buche „Gottes Weltregierung
Für Gläubige und Ungläubige aus Gottes Wort erklärt"
(in zwei Teilen erschienen. Teil I und II weisen jeweils separate Seitenzählungen auf).
In ihm kann man beispielsweise die These lesen:

„Eine gewisse Wahrscheinlichkeit für 1912 als Jahr der Entrückung ergibt sich uns schon da, zumal wenn wir bedenken, daß nach Kap. 11, 9-11 die Zeit der Drangsal 3 ½ Jahre währen soll. Ein solcher Zwischenraum liegt nämlich erstens zwischen Frühjahr 609 v. Chr., der Schlacht bei Megiddo, in der Josia fiel und Israel in Nechas Hände fiel, und der gegen Ende des Jahres 606 v. Chr. Geb. erfolgten Einnahme Jerusalems durch den in diesem Jahre durch Nabopolassar zum Mitregenten ernannten Nebukadnezar. Derselbe Zeitraum liegt aber auch zweitens zwischen dem Siege der Reformation im Frühjahr 1552 und der im Herbst des Jahres 1555 erfolgten Ratifizierung des Augsburger Religionsfriedens Von 609/6 v. Chr. an aber reichen sieben "Zeiten" bis 1912/15 n. Chr., wogegen eine "Zeit" von 1552/55 an auf ganz dieselben Jahre, nämlich auch auf 1912/15 reicht.
Dazu kommt, daß die große Pyramide, das wunderbare "Steindenkmal Gottes in Egypterland" (Jes. 19,19) uns auch auf 1912, und zwar auf März des Jahres als Zeitpunkt der Entrückung weist."
(Weltregierung Teil II S. 257).

Auch mit den sattsam bekannten Anzeichenbeweisen hält es Küppers.
Dafür steht zum Beispiel seine Aussage:

„Denn wir sind der Meinung, daß 1912, wenn sieben Zeiten seit der Schlacht bei Megiddo und seit dem Tode Josias vergangen sein werden, die Ruhm und segensreiche Regierung der Wilhelminischen Epoche ein Ende nehmen wird, so wie 609 v. Chr. die letzte Gnadenzeit Jerusalems ein Ende nahm, und ferner, daß von Deutschland aus alsdann ein Weltkrieg und der große revolutionäre Umsturz und alles, was damit zusammenhängt, sich über die Welt verbreiten wird. Denn so wie damals, als seit dem Falle Samarias (720 v. Chr.) 2520 Jahre verflossen waren, von Frankreich aus sich über Europa eine Katastrophe verbreitete, so scheint jetzt, wo bald 2520 Jahre seit dem Gericht an Juda und Jerusalem verflossen sein werden, Deutschland zu jener traurigen Führerrolle berufen zu sein, die damals Frankreich übernahm."

Weiter Küppers in seiner Interpretation:

„Ist nicht trotz all der ernsten Warnungen und all den liebevollen Mahnungen des Kaisers, der sich, wie einst Josia, dem unheilvollen Strom der Zeit mit aller Macht entgegengestemmt, jetzt grade Deutschland der Mittelpunkt des revolutionären Geistes unserer Zeit. Es ist der Ausgangspunkt und auch der Brennpunkt der modernen Bibelkritik, die heute fast in allen Kirchen der Welt mehr oder weniger zum Siege durchgedrungen ist. Es ist der Ausgangspunkt und auch der Brennpunkt aller sozialdemokratischen Verhetzung unserer Tage. Es ist das Hauptexportland für die pornographische, die antikirchliche und antimonarchistische Literatur der Welt. Ja man kann sagen, in keinem Lande gilt der absolute Unglaube als etwas so selbstverständliches, in keinem Lande ist die Presse und die gesamte Bürgerschaft so über jede Achtung vor dem Glauben an einen persönlichen Gott und seine Offenbarung erhaben, wie grade in Deutschland. Kolporteure, die schon in anderen Ländern christliche Schriften feilgeboten haben, sind vielfach ganz entsetzt, wie sie mit einem Male behandelt werden, wenn sie in eine deutsche Großstadt kommen und ob wohl irgend ein Land sich gegen einen Herrscher wie Kaiser Wilhelm II. so absolut verstecken würde, wie Deutschland es doch tut?" (Weltregierung Teil II S. 201)

Obwohl er einerseits ein aus seiner Sicht Schreckensgemälde aufzeichnet, und wähnt nur die wunderbare angedachte „Entrückung" könne daraus erlösen, so versäumt er es doch nicht, sich die berühmten Hintertürchen einzubauen.
Das liest sich bei ihm dann etwa so:

„Vielleicht ist 1915 das Jahr der Wiederkunft und der Aufrichtung des Reiches in Jerusalem, indes auch 1923 und 1934 kämen dafür immerhin noch in Betracht; denn 598 v. Chr. erfolgte die zweite Einnahme Jerusalems durch Nebukadnazar und die Wegführung Ezechiels und der größten Masse des Volkes, während erst 587 Tempel und Palast in Flammen aufgingen.
Über 1934 hinaus ist jedenfalls eine Verlängerung der Zeit der Heiden nicht weiter denkbar. Bis dahin muß das Volk der Heiligen im Vollbesitz der Macht und Ehre sein, die ihm verheißen ist." 
(Weltregierung Teil I S. 51)

Ein Jahr später in seinem „Auf Gottes Wunderwegen. Die Geschichte meiner Berufung" liest man indes vollmundig:

"Sei getrost und fürchte dich nicht. Ich bin mit dir. Ich habe dich berufen, zu verkünden, daß nun gewiß das Ende kommt, "daß bis zum Jahre 1912 noch Friede herrschen, dann aber, nach erfolgter Entrückung, die Katastrophe kommen wird, vor der ich meine Gläubigen bewahren will. Ja, auch den Tag darfst du verkündigen, es wird geschehen vom 20. zum 21. März."
Das ist in allerkürzester Form der Inhalt dieses Werkes. Die Bürgschaft für die Richtigkeit liegt in der über alle Maßen wunderbaren und ohne Gott nicht zu erklärenden, ganz neuen Art und Weise, durch die Gott dem Verfasser dies alles zur Gewißheit werden ließ. Gott ist ihm nicht erschienen und hat ihm keinen Engel gesandt, doch Er hat Licht auf Licht vor des Verfassers Auge angezündet, und die Gesamtheit aller dieser Lichter ergibt in Flammenschrift die obigen drei Worte.
Tatsache ist, daß wir nicht der Verfasser, sondern nur der Schreiber dessen sind, was hier geschrieben steht."
 
(Wunderwege Band I S. 4)

Auch seine ebenfalls 1911 erschienene Separatschrift mit dem Titel: „Das Jahr 1912 und seine Bedeutung für die Gläubigen" atmet diesem Geist, wenn in ihr schon einleitend ausgeführt wird:

„Trotz aller fehlgeschlagenen Berechnungen und trotz aller Warnungen haben wir den Mut, mit voller Ruhe und Sicherheit im Frühjahr 1912 die Entrückung zu erwarten. Wir sind der Überzeugung, daß bis auf diesen Zeitpunkt noch Friede herrschen wird, daß aber dann, sobald die Entrückung geschehen ist, die große Drangsalszeit beginnen wird, von der im Worte Gottes so viel und mit so ernsten Worten die Rede ist.
Auf Grund des Wortes Gottes sind wir ferner der Überzeugung, daß diese Drangsalszeit im Jahre 1915, d. h. noch einer Dauer von 3 1/2 Jahren auf ihren Höhepunkt gelangt sein wird und daß alsdann der Herr samt allen seinen seit 1912 verklärten Heiligen erscheinen wird, um endlich hier auf dieser Erde das lang verheißene herrliche messianische Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufzurichten."
 
(S. 3)

Und letztere Vollmundigkeit ist dann namentlich von dem Voigt auch übernommen worden.

Was nun die etwas mehr etablierten theologischen Kreise anbelangt, so ist eine Buchbesprechung im 54. Jg. 1912 der „Pastoralblätter" exemplarisch (S. 579f). Küppers („Walthers") Buch „Gottes Weltregierung, für Gläubige und Ungläubige aus Gottes Wort erklärt" ist dort Gegenstand der Besprechung. Indes einen Hinweis auf die auf 1912 zugespitzten Thesen, werden die Leser jener Zeitschrift dort wohl kaum vorgefunden haben. Man zieht sich dort auf die Linie zurück, etwas mehr allgemein gehalten zu kritisieren.
Etwa in der Form:

„Gegen diese Berechnung läßt sich nun so manches einwenden, z. B. Woher weiß der Verf., daß die Thronbesteigung Nabonassors (als Anfang des babylonischen Reiches und daher auch der Ausgangspunkt der ganzen Berechnung) ausgerechnet am 26. Febr. 747 v. Chr. und die Abdankung des letzten römischen Kaiser Romulus Augustus am 22. Aug. 476 n. Chr. stattgefunden hat?"

Es werden also insbesondere seine historischen Daten der Kritik unterworfen. Diese Kritik wird zwar nebulös erweitert auf die Küpper'sche These in der Endzeit sich zu wähnen. Das aber eher im Sinne den Pelz waschen zu wollen, ohne dabei nass zu werden.
Man hält Küppers im weiteren vor, der Bibelspruch vom Predigen des Reiches Gottes auf der ganzen Welt, habe sich aber so noch nicht erfüllt. Da gäbe es halt noch „Lücken".
Und damit ist für diese Zeitschrift der Fall Küppers „abgefrühstückt" und der Übergang zur Tagesordnung angesagt, auf der dann allerdings, für Küppers kein weiterer Platz mehr vorhanden ist.


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In der April-Ausgabe 1912  gab es seitens der „Aussicht" erneut eine Stellungnahme dazu. Diesmal versucht man das ganze eher auf die Schiene des Lächerlichen abzubiegen. Ob man denn wirkliche „Lehren" aus dem Fall gezogen hat, dürfte eher zweifelhaft sein. Das besagter Robert Voigt nicht zum Kreis der „Aussicht" gehörte, ist ja blos ein äußerer Glücksumstand für diese gewesen. Von seinem geistigen Level hätte er auch gut in diesen Kreis mit hineingepasst, wie auch umgekehrt.

In der April-Stellungnahme formulierte man dann (S. 935):

„Der 20. März ist wie ein anderer Tag verlaufen. Unser erhöhter Heiland ist nicht aus seiner unsichtbaren Gegenwart herausgetreten und die Jünger Walthers und Voigts sind um eine Enttäuschung reicher."

Dann wird aus der in Deutschland erschienenen Schwester-Zeitschrift „Beiträge zum Schriftverständnis" des Friedrich Kunkel, die dortige Stellungnahme zu diesem für diese Kreise eher delikaten Thema zitiert.

In ihr auch die Sätze:

„Bekanntlich hatte ein Königsberger Schriftsteller für den 21. März die sichtbare Wiederkunft des Heilandes und die Entrückung der Heiligen vorausgesagt.

Letztere sollten am 20. plötzlich verwandelt werden, nachdem sie ihre irdischen Angelegenheiten noch geordnet hätten. Die ganze Angelegenheit sollte sich in ca. 2 Stunden - 10 bis 12 Uhr abends - abwickeln.

Das diese neue Lehre Anhänger finden würde, war ja vorauszusehen"

meint man dann weiter:

„Zumal sie von gläubigen Christen ausging und mit Bestimmtheit als biblisch hingestellt war."

So ist das also, weil diese Narren gläubige Christen waren, was sicherlich nicht zu bestreiten wäre, entschuldigen andere Halb- bzw. Ganz-Narren, ihre geistigen Brüder, dieweil die sich eben etwas „zu weit aus dem Fenster gehängt hatten".

Noch so ein bemerkenswerter Satz:

„Zumal unserer Meinung nach, andere gläubige Gemeinschaften hier am Orte nicht mit einem Wort hervortraten, um zu bezeugen, ob sie diese Bibelauslegung als wahr oder unwahr gelten ließen."

Auch dieses genannte Schweigen, ist durchaus als charakteristisch zu bezeichnen. „Schlau" war man erst, nachdem man auf die „Fresse gefallen war". Dann aber wieder das Trauerspiel dazu nach dem Motto.

„Ich war es doch nicht - Adolf Hitler war es".

Tatsächlich regte man sich doch, und organisierte im Vorfeld des 21. März 1912 eine Gegenveranstaltung. Selbige fand eine ungewöhnlich große Resonanz. Die angemietete Räumlichkeit in einer Schule war dann total überfüllt. Ein Umstand, denn die Veranstalter zuvor, noch nie kennen gelernt hatten!

Aber auch diesen bemerkenswerten Satz gibt es in dieser Berichterstattung noch;

„Andererseits können wir nicht verschweigen, daß viele sogenannte Gläubige uns durch dieses Hervortreten noch feindlicher gesinnt worden sind."

Und letzterer Satz sagt dann wohl mehr als „tausend Worte". Man sollte sich mal über besagte Gläubige, die da noch feindlicher wurden, dieweil ihnen im Vorfeld des 21. 3. 1912 schon mal ihre Illusionen zerstört wurden, durchaus tiefere Gedanken machen!

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