Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise (1922) -

GZ 1. 10. 1922

In dem 1988 erschienenen WTG-Buch „Die Offenbarung — Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe!" wird gejubelt:
„Jener Heuschreckenschwarm war überglücklich, als auf dem Kongreß im Jahre 1919 die neue Zeitschrift The Golden Age (Das Goldene Zeitalter) angekündigt wurde. Die Zeitschrift erschien alle zwei Wochen und hatte den Zweck, das Zeugnis zu verschärfen. In der Ausgabe Nr. 27 vom 29. September 1920 wurde die Doppelzüngigkeit der Geistlichkeit bloßgestellt, die sie bei der Verfolgung der Bibelforscher in den Vereinigten Staaten in der Zeit von 1918/19 bewies. In den 1920er und 1930er Jahren wurde die Geistlichkeit noch weiter durch die Zeitschrift Das Goldene Zeitalter gequält, indem darin Artikel und Karikaturen veröffentlicht wurden, die ihre raffinierte Einmischung in die Politik bloßstellten - besonders die Verträge zwischen der katholischen Hierarchie und den faschistischen und nationalsozialistischen Diktatoren. "

Es war in der Tat der entscheidende Schachzug von Rutherford, sechs Monate nach seiner 1919er Haftentlassung aus dem Gefängnis, mittels dieser zusätzlichen Zeitschrift zum „Wachtturm", den Auflösungserscheinungen seiner Organisation Paroli zu bieten.
Mit ihrer Redaktion war Clayton J. Woodworth beauftragt. Jener Woodworth der schon maßgeblich an der Gestaltung des Bandes sieben der „Schriftstudien" mitgewirkt, dessen plötzliche Veröffentlichung, ohne das die Mehrheit der übrigen WTG-Funktionäre im voraus darüber eingeweiht war, wie eine „Bombe" wirkte. Eine gezielte Bombe mag man noch hinzufügen. Bewirkte das doch auch, dass Rutherford jene aus der Organisation hinausdrängen konnte, die nicht vorbehaltlos sich ihm unterordneten. Die da noch die Ambition hatten, auch ein Wörtchen mitzureden. Mit diesem Coup hatte sich Rutherford eine papstgleiche Machtposition geschaffen. Ersichtlich auch daran, dass fast alle nachfolgenden WTG-Bücher und Broschüren während seiner Präsidentschaft, nur mit seinem Verfassernamen „glänzten".

In Deutschland sollte dann das „Goldene Zeitalter" kurz vor „Toresschluß" im Jahre 1933 eine Auflagenhöhe von 420.000 Exemplaren erreichen (die ist aber dem heutigen WTG-Funktionär W. noch nicht hoch genug, denn er will in einer seiner Texte gar wissen. Es seien sogar 430.000 Exemplare gewesen). Egal ob 420.000 oder 430.000. Zur gleichen Zeit betrug die deutsche gedruckte „Wachtturm"-Auflage 70.000 Exemplare. Und das bei einer Zahl von 19.000 deutschen ZJ-Verkündigern im Jahre 1933, die man mit Zuzählung der aktiven Sympathisanten dann in heutiger Lesart, etwa bei G., auf 25.000 insgesamt, zu dieser Zeit aufstockte.

Schon diese Zahlen machen deutlich, dass man dem „Goldenen Zeitalter" in der Zeugen Jehovas-Geschichte einen hohen Stellenwert zumessen muss.

An Eigenlob lies man es auch nicht mangeln. So etwa in der Ausgabe vom 1. 11. 1922, wo man meinte zu wissen
"Manche zählen das 'Goldene Zeitalter' zu den bedeutensten literarischen Produkten der Neuzeit. "

Schon in seiner berühmt-berüchtigten Schrift von den „Millionen jetzt Lebender, die da nie sterben würden" gebrauchte Rutherford den Passus:
„Dies ist das. Goldene Zeitalter, von dem die Propheten prophezeit haben, und von welchem der Psalmist sang; und heute ist es das Vorrecht des Erforscher's des: göttlichen Wortes, mit dem Auge des Glaubens zu sehen, das wir gerade an den Pforten dieser gesegneten Zeit stehen (Laßt uns aufblicken und unsere Häupter emporheben, die Befreiung steht vor der Tür!)"

Auch die WTG-Traktatserie „Der Schriftforscher", die im wesentlichen Aussagen von Russell zusammenfasste hatte schon in ihrer Nr. 24 interpretiert:
„Die Zeiten der Nationen sind abgelaufen - das goldene Zeitalter ist angebrochen "

Davor schon, im „Schriftforscher" Nr. 9 war zu lesen:
„Das goldene Zeitalter bricht an
Sogar die heidnischen Dichter sangen von dem goldenen Zeitalter, das kommen würde. Wahrscheinlich haben sie diesen Gedanken aus den hebräischen, heiligen Schriften genommen, und ganz wahrscheinlich erkannten sie in gewissem Grade, daß ein gnädiger Gott nicht für immer eine Herrschaft der Sünde und des Todes zulassen konnte, sondern dass er irgendwie zu irgendeiner Zeit und durch irgendein Werkzeug der Erde Segnungen bringen würde an Stelle des Fluches.
"

Das dürfte wohl der Hintergrund für diese Titelwahl bilden. Russells 1914-Datum war in seiner Ursprungserwartung gescheitert. Die Vertröstungen und Verschiebungen auf 1918 ebenfalls. Indem nun plakativ der Begriff des „Goldenen Zeitalters" herausgestellt wurde, wird der Anhängerschaft zugleich aber auch suggeriert, die Endzeit-Naherwartung besteht fort. Flankierend von Rutherford dann auch noch mit der Verkündigung des 1925 Datums bestätigt. Auch und besonders in den Zeilen des „Goldenen Zeitalters".

Natürlich war die genannte maximale Auflagehöhe der deutschen Ausgabe von mehr als 400.000 anfänglich noch nicht gegeben. Das entwickelte sich erst allmählich. Aber schon relativ früh, richteten die Bibelforscherkritiker ihr Augenmerk sehr wohl auf die ins politische übergehende WTG-Verkündigung ihres Mediums „GZ".

Der Katholik und Konfessionskundler Konrad Algermissen etwa, meinte in einer seiner frühen Schriften dazu. Und die Wiedergabe des Algermissen'schen Votums bedeutet nicht, dass ich es mir zu eigen machen würde. Das ich mit Algermissen nicht konform gehe, kann man auch umfänglich in dem Buch „Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" entnehmen. Gleichwohl ist das Votum von Algermissen ein Beleg dafür, wie denn diese WTG-Verkündigung auf der Gegenseite „angekommen" ist.

Algermissen meinte damals noch (in späteren Veröffentlichungen hat auch er diese Aussage noch teilweise abgeschwächt):
„Neu ist die Zeitschrift „Das goldene Zeitalter", die sich mit der Herrlichkeit des Messianischen Königreiches befaßt. Ist schon das Zusammengehen der „Ernsten Bibelforscher" mit dem Freimaurertum bezeichnend genug, so ist vielleicht noch charakteristischer ihre Freundschaft mit den Spartakisten in den letzten Jahren. „In den Tagen der Rosenheimer Räteregierung im Jahre 1919 erfreuten sich die „Ernsten Bibelforscher" der besonderen Gunst der Spartakisten, die den Hauptteil der Versammlungsbesucher stellten und an dem Herunterreißen von Staat und Kirche helle Freude hatten. Diese Bibelforscher- Versammlungen wurden zu regelrechten Verbrüderungskundgebungen zwischen den „Ernsten Bibelforschern" und Bolschewisten" Schon damals schrieb eine deutsche Zeitung: „Die „Ernsten Bibelforscher" sind die Schrittmacher des Bolschewismus" Eine andere Zeitung schrieb: „Jeder Rappen für die Bibelforscher ist Judasgeld, das benutzt wird zur Förderung der Weltrevolution. Mit solchem Christentums- und staatsfeindlichen Treiben dieser jüdisch- freimaurerisch- bolschewistischen Sekte hat sich in der Nachkriegszeit, besonders in der Schweiz und in Deutschland, eine Art der Propaganda verbunden, die die „Ernsten Bibelforscher" als eine wahre Landplage und geistige Volksseuche erscheinen lässt ".

Erschien in den USA das „Golden Age" bereits seit Oktober 1919; so allerdings noch nicht auch in Deutschland. Erst im Oktober 1922 erschien in der Schweiz eine erste deutschsprachige Ausgabe davon. Aber immer noch nicht in Deutschland. Der frühere Start in der Schweiz ist wohl insbesondere der grassierenden Inflation in Deutschland, als Folgewirkung des Weltkrieges zuzuschreiben, die auch für andere Presseorgane eine akute Existenzgefährdung darstellte. In der Schweiz waren damals die wirtschaftlichen Gegebenheiten für den GZ-Start erheblich günstiger. Dort hatte man eher die Möglichkeit, die tatsächlichen Druckkosten durch den Verkaufspreis hereinzubekommen. In Deutschland hingegen machte die Inflation einen Strich durch die Rechnung. Als dann ab April 1923 auch in Deutschland das „Goldene Zeitalter" erschien, ist dieser Start ganz offensichtlich nur durch entsprechende Anschubfinanzierung aus den USA möglich geworden.

Nicht nur die Starttermine sind unterschiedlich. Auch der Inhalt der frühen Ausgaben des GZ ist variierend. Es sind diverse Artikel nachweisbar, die wechselseitig entweder nicht in der deutschen oder Schweizer Ausgabe vorhanden sind. Desweiteren Artikel zwar in beiden Ausgaben enthalten, aber zu unterschiedlichen Terminen erscheinend. Eine Angleichung zwischen deutscher und Schweizer Ausgabe des GZ erfolgte erst zu späteren Zeiten. Sie trifft mit Sicherheit noch nicht auf das Jahr 1922/23 zu.

Das Impressum der Ausgabe vom 1. 10. 1922 der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" nennt folgende Namen:
Direktion: E. Zaugg
Redaktion: K. E. Häberli
Redaktions-Mitarbeiter
Dr. jur. & phil. O. Stenz
Amtsgerichtsrat Dr. jur. A. Mütze
Polizei-Bauingenieur Dr. phil. M. Karl
Schriftsteller Paul Gehrhard
Kunstmaler und Plastiker: A. Hornecker.

Alsdann in Barmen am 1. 4. 1923 die erste deutsche Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" erschien, lass man in dessen Impressum:
Hauptschriftleitung: P. J. G. Balzereit, Barmen
Redaktions-Mitarbeiter Dr. jur. O. Stenz
Amtsgerichtsrat Dr. jur. A. Mütze
Polizei-Bauingenieur Dr. phil. M. Karl
Schriftsteller Paul Gehrhard.

Insbesondere bei dem vorgeblichen „Schriftsteller Paul Gehrhard" handelt es sich um ein Pseudonym für Balzereit, worüber an anderer Stelle weiteres bereits ausgeführt ist.

Angesichts der Bedeutung des „Goldenen Zeitalters" für die Zeugen Jehovas-Geschichte, soll in lockeren Abständen, einmal eine „Zeitreise" unternommen werden, um zu verdeutlichen, was die damals Lebenden als „aktuelle Wahrheit" von der WTG-Organisation serviert bekamen.

Weitere Folgen, als Serie sind vorgesehen. Im wesentlichen beschränkt auf die deutschen Ausgaben. Aber auch deren Mutterausgabe, das „Golden Age" macht die Tendenz klar. So schon in einer der ersten Ausgaben (29. 10. 1919), mit der betont politisch zu nennenden Thematik-Auswahl.

Später legte sich das amerikanische „Golden Age" noch eine eigene, ständig in den frühen Jahren verwandte Titelseite mit symbolhaften Karikaturen zu. In ihr fällt besonders die Einflechtung des „Kampfes zwischen Kapital und Arbeit" auf, den zwar schon Russell thematisiert hatte, die aber nun in dieser Titelseite erneut fröhlichen Urstand feierte. Womit deutlich wird; wie Rutherford agierte.
Weg vom „Halleluja-Verein". Hin zu einer Kampftruppe. Wofür kämpfte sie? Für das imaginäre „Königreich Gottes", wie man meinte. In Wahrheit ein Selbstbeschäftigungsverein, zur Sicherung und Ausweitung der Funktionärsposten jener, die von dieser „frommen" Lüge zu leben pflegen!

Die Zielgruppe des GZ war klar. Die "Müseligen und Beladenen". Heutzutage registriert man nicht selten bei den Zeugen Jehovas hierzulande, aber auch (nicht zuletzt) in der Ex-ZJ-Szene, gewissen Mittelstandsphänomenen. Besonders krasse Exemplare unter ihnen träumen gar davon mit "Steuerschlupfländern" (sei es die Schweiz oder anderswo) liebäugeln zu können. Denen spreche ich es aber ab, überhaupt noch eine nennenswerte Beziehung zur ZJ-Thematik zu haben. Allenfalls noch dergestalt, dass engere Familienangehörige von ihnen, mit der ZJ-Ideologie noch infiziert sind. Wäre dieser Umstand nicht gegeben, würden sich selbige wahrscheinlich in einer Partei, die da mal mit dem Slogan auftrat "Partei der Besserverdienenden" zu sein, besonders gut aufgehoben fühlen.

Nun Reisende soll man nicht aufhalten. Ergo halte auch ich niemand von der vorgenannten "Sorte" auf. Aber das selbige die ZJ-Frage wirklich erfasst hätten, stelle ich schon mehr als in Frage. So kann man beispielsweise im ersten Leitartikel, der ersten deutschen GZ-Ausgabe auch die Sätze lesen:

"Es gibt heute mehr betrübte Herzen in der Welt als zu irgendeiner früheren Zeit. Der Krieg mit seinen Folgeerscheinungen hat die Völker bis aufs Blut erschöpft und verheerende Epidemien haben die Zahl der Opfer verdoppelt. In wenigen Jahren sind Millionen zugrunde gegangen, und Millionen betrauern ihren Verlust.

Die Lebenskosten steigen vielerorts. Die Arbeitslosigkeit nimmt überhand. Wirkliche Not und Hunger starren vielen ins Gesicht. Beinahe in allen Zweigen der Industrie wird gestreikt, oder es stehen Streiks vor dem Ausbruch. Der Handel ist lahmgelegt. Überall herrscht Unruhe. Alle Völker ohne Ausnahme sind in schweren politischen, finanziellen und sozialen Sorgen wie nie zuvor. Täglich tauchen neue Probleme und Schwierigkeiten auf, deren Lösung jenseits des menschlichen Machtbereiches zu liegen scheint."

Und das Rezept der WTG dafür:
Opium (religiöses Opium)! Eine besonders massive Dosierung selbigen, lieferte dann das "Goldene Zeitalter"!

Natürlich hat man zu konstatieren, dass die soziologische Struktur der heutigen Zeugen Jehovas in diesem Lande, nicht unbedingt mit den zuvor skizzierten soziologischen "Unterschichten" deckungsgleich ist. Teilweise befinden sich unter ihren Neuzugängen auch ausgesprochene "Mittelstands-Exemplare". Wenn zwar nicht immer solche dem tatsächlichem Sein nach, so doch nicht selten solche dem Habitus, dem Anspruch nach. Kurz gefasst: Auch für den Mittelstand gibt es ein breites Religionsangebot, (wo er auch nach kräften gemolken werden kann). Angefangen von Scientology, über Bhagwan, bis eben wegen der massiven Werbearbeit, fallweise auch bei den Zeugen Jehovas.
Jenen, die da auf ihrer "sprituellen Suche" sind, und sich fallweise auch bei den Zeugen Jehovas verirren, muss dennoch gesagt werden. Sie sind n i c h t der Nabel der Welt, auch wenn sie sich so fühlen und vielfach auch gerieren.

Ein exemplarisches Beispiel dafür ist meines Erachtens der Forenuser "David" alias "Rene", welche auch zeitweise, eigene (manchmal ziemlich oft wechselnde) Foren betrieb. Derzeit dem Vernehmen nach; als „neuen Ersatz", sogar mit einem „neuen Spielzeug" namens TV Langenfeld, wohl nicht unwesentlich involviert. Diese hohe Wechselfreudigkeit hat in seinem Fall durchaus symbolische Bedeutung. Zu seiner Biographie gehört denn auch wohl, zeitweise der WTG schon mal ade gesagt zu haben. Dann aber in dieser Phase seines Lebens überhaupt nicht zurecht gekommen zu sein. Jedenfalls nicht sinnvoll zurecht gekommen zu sein. Folgerichtig kehrte er reumutig und Speichelleckend zur WTG zurück. Selbigem "David" habe ich mal bescheinigt: Hätte es das Schicksal so gefügt, anstatt mit den Zeugen, eben mir der Bhagwan oder Scientology-Gruppe in Verbindung gekommen zu sein. Er hätte auch dort sein "Heil" gesucht. Und er wäre auch dort "auf die Schnauze" gefallen. Es gibt halt Leute, welche meinen - ohne links eine Krücke und rechts eine Krücke - können sie ihre Wohnung nicht verlassen und auf die Strasse gehen. Sie benötigen immer einen der ihnen sagt "wo es lang zu gehen habe". Eigentlich kann man die eigentlich nur bedauern. Egal ob verhinderte spirituelle Sucher a la "David" oder auch das gibt es a la Flister. Sie mögen sich als Nabel der Welt sehen, sind es aber tatsächlich doch nicht.

Noch ist der Mittelstand bei den Zeugen hierzulande relativ stark. Noch .... Die Zuwachsraten, namentlich aus dem fremdsprachigem Bevölkerungsanteil in Deutschland, bei den Zeugen belegen. Das letzte Wort ist zu dieser soziologischen Struktur in der Phase der Hartz IV-Errungenschaften, noch nicht gesprochen. Und im internationalem Kontext, unter Einbeziehung der "Dritte Welt"-Länder, war dieses Mittelstandsphänomen bei den Zeugen noch nie ausschlaggebendes Kriterium. Sicherlich, mag mag auf den von Barios de Chungara geschilderten Fall solcher örtlichen Mittelstandsdominanz hinweisen. Das sind dann aber die, welche in der WTG-Organisation relative Führungsposten örtlicher Ärt (Älteste) innehaben. Gegängelt vom Puppenspieler in Brooklyn. Die WTG-Ideologie in Gesamtheit ist sicherlich nicht auf sie zugeschnitten, in Vergangenheit und Gegenwart. Und jenen, die da ihr vermeintlich "sprituelles Suchen" als den Nabel der Welt missdeuten, muss weiterhin gsagt werden. Bei Scientology oder Bhagwan, wäret ihr wahrscheinlich "besser" aufgehoben.
Parsimony.22346

Parsimony.23581

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Geschrieben von Drahbeck am 21. Oktober 2007 07:09:19:

Als Antwort auf:  geschrieben von Drahbeck am 05. Oktober 2007 18:41:05:

Das GZ meinte in dieser Ausgabe:
„Wenn die Geistlichkeit, die Politik, der Sozialismus oder Kommunismus befriedigende Zustände auf Erden zu schaffen vermöchten, dann hätte es keinen solch furchtbaren Krieg gegeben, und die Weltwirtschaft stünde nicht vor dem Ruin".

Da kann man wohl dazu nur sagen. Dieses These belegt nur eines, wie es ein namhafter Analytiker auch schon mal feststellte: Religion ist zugleich auch „Seufzer der bedrängten Kreatur". Dergleiche Analytiker ging weiter und sagte auch, dass es nicht so sehr auf „Erklärungstheorien" ankäme, von denen die Menschheitsgeschichte voll, übervoll ist. Worauf es ankäme wäre diese „beste aller Welten" zu verändern.

Auch die WTG lässt es in dieser GZ-Ausgabe beim "erklären" (oder interpretieren) bewenden. Charakteristisch dafür ihre beiläufige Streifung des "Nadelöhr"-Themas, zu dem es ja durchaus unterschiedliche, konträre Erklärungen gibt. Auch in der WTG-Geschichte. Hier aber in dieser GZ-Ausgabe, besteht die diesbezügliche Auslegung nur in der Wiederholung dessen, was schon Russell zu diesem Thema schrieb. Das genannte "Goldene Zeitalter" schreibt:

"Der große Nazarener sagte vor 1900 Jahren, daß eher ein Kamel durch das Nadelöhr zu gehen vermöchte als ein Reicher in das Himmelreich. Er hatte bei diesem Ausspruch jenes kleine Seitentor in der Mauer Jerusalems im Sinne, welches Nädelöhr genannt wurde. Dort fanden verspätete Wanderer noch Einlaß, nachdem das Haupttor für die Dauer der Nacht geschlossen worden war. Aber wenn ein Kamel jenes kleine Tor passieren wollte dann mußte es zuerst von seinen Lasten befreit werden und niederknieend, rutschend wurde es dann durch das Nadelöhr hindurchgezwängt. "

Man vergleiche zu diesem Thema auch: Wie das Nadelöhr sich wandelte

Hier wiederum muss nach dem Stellenwert der Religion gefragt werden. Einige von ihnen haben auch eine beachtliche karitative Komponente entwickelt. Das sei durchaus anerkannt. Nicht zu jenen indes gehört die WTG-Religion, deren Hauptkomponente Organisationsegoistisches Handeln, und „vertrösten" auf den Sankt Nimmerleinstag darstellt. Der gleiche Analytiker (er konnte die WTG-Religion noch nicht kennen) sprach es deutlich aus, was diese Form des Philosophieersatzes darstellt.
„Opium für das Volk"
Mit auf Platz eins der diesbezüglichen Rauschgiftdealer steht die WTG-Religion!
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Geschrieben von Drahbeck am 06. November 2007 06:38:43:

Als Antwort auf:  geschrieben von Drahbeck am 21. Oktober 2007 07:09:19:

In dieser Ausgabe liest man folgende Frage und ihre Beantwortung:
Frage:
Man hört jetzt soviel von der Wiederherstellung Palästinas und der Sammlung der Juden nach Palästina. Wie denken Sie hierüber?

Antwort:
Es ist in der Tat charakteristisch, zu sehen, wie in den letzten Jahren in Palästina eine bemerkenswerte Änderung im Gegensatz zu den bisherigen Verhältnissen eingetreten ist. Das Land, das bis dahin völlig verödet, unwirtlich und scheinbar vor jedem Fortschritt verschlossen dalag, scheint mit einenmal wie über Nacht zu einem Wunderlande zu werden. Die modernsten Errungenschaften unserer Tage finden in diesem bis dahin unter einem Fluche liegenden Lande ihren Einzug. Elektrizität, Ausnutzung von Wasserkräften, Anlage großer Fabrikunternehmungen, Bauten von Schulen, Straßenbahnen, Einrichtung von Automobillinien, Anlegung von Verkehrsstraßen usw. scheinen in der Tat zu zeigen, daß für dieses Land ein Auferstehungsmorgen gekommen ist. Für irgendjemand, der nicht gewohnt war, die Zeugnisse der Bibel ernst zu nehmen, muß es überraschend wirken, zu sehen, daß das, was der große Lehrer und Fürst des Friedens, Jesus, vor 1800 Jahren sagte, als für das Ende des Zeitalters in Frage kommend, nun mit einenmale seine Erfüllung findet.

Er sprach in einem Bilde vom Volke Israel, als von einem Feigenbaum, wenn er sagte: „Lernet ein Gleichnis, wenn seine Zweige weich werden, so ist dies ein Zeichen, daß der Sommer nahe ist." Wenn wir diesen Ausspruch richtig verstehen, so soll er sagen, daß wenn die Wiederherstellung des Volkes Israel in Palästina beginnt - das Wiederausschlagen des Feigenbaumes - so sei dies der Beweis dafür, daß der Sommer nahe ist, wo auch die übrigen Bäume alle anderen Völker der Erde, grüne Früchte neuen kommenden Lebens hervorbringen werden. Es ist undenkbar und höchst überraschend, zu sehen, daß auch in diesem Falle jenes alte ehrwürdige Buch, die Bibel, recht bekommt; aller menschlichen Philosophie, Politik, Voraussicht und staatsmännischer Weisheit zum Trotz, betonte sie seit Jahrtausenden, daß das Volk Israel einmal wieder nach Palästina gesammelt werde, und heute nun, wo alle Zeichen der Zeit so deutlich zeigen, daß ein Zeitalterwechsel und damit der Anbruch einer neuen Zeit gekommen ist, sehen wir diese Worte in Erfüllung gehen. Wir möchten dem Fragesteller antworten, daß wir sicher sind, daß diese Aussprüche der Schrift sich völlig erfüllen werden.

Geschrieben von Drahbeck am 07. November 2007 06:48:28:

Als Antwort auf:  geschrieben von Drahbeck am 06. November 2007 06:38:43:

In einem Artikel über Astronomie, auch in dieser GZ-Ausgabe, findet sich auch der Satz:
"Sofern die Plejaden, wie in Kreisen der Bibelkenner angenommen wird, der Zentralsitz der Allmacht Gottes oder gleichsam der Zentralsitz seiner Herrschaft sind, ist diese Konstellation unseres besonderen tiefen und ehrfurchtsvollen Interesses würde. "
Dazu kann man auch vergleichen:
Parsimony.9460

Parsimony.9551

Da man sich schon in der "Tugend" des Spekulierens übt, offeriert man desweiteren die sogenannte Ringtheorie für die Entstehung der Erde. Und als "Highlight" lässt man selbige mit der Aussage ausklingen:
"Es gibt Gelehrte, welche in diesem Zusammenhang behaupten, daß in Kürze der oben besprochene elektrische Ring ebenfalls einstürzen werde, und daß dann durch dessen Einsturz in wenigen Jahren Gärung, Mikroben und Parasiten zerstört und Pflanzen und Tiere außerordentlich begünstigt würden."

Und weiter: "Dürfen wir nicht annehmen, daß der große Lenker des Universums all diese Dinge vorbereitet hat, um zur gegebenen, von ihm vorgesehenen Zeit, auch auf unserem Planeten Zustände zu schaffen, die dem Menschen ein ideales und glückliches Dasein ermöglichen?"

Siehe dazu auch:
Ringtheorie I

Ringtheorie II
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Geschrieben von Drahbeck am 21. November 2007 06:01:01:

Als Antwort auf:  geschrieben von Drahbeck am 07. November 2007 06:48:28:

In der Rubrik „Kurze Chronik nennenswerter Tagesereignisse" hält das GZ folgendes für notierenswert:
„Am 8. November wurde im sterbenden Petersburg zur Feier des Jahrestages der russischen Revolution eine große Parade veranstaltet und in verschiedenen Reden der festen Überzeugung Ausdruck verliehen, daß sich die rote Revolution bald über die ganze Erde erstrecken werde. Die deutschen Delegierten gaben bekannt, daß in Deutschland schon in nächster Zeit eine solche ausbrechen werde. "

In der Rubrik "Frage-Kasten" wird angefragt:
"Kann man ein guter Mensch und Christ sein, wenn man sich wesentlich nur an das Neue Testament hält? "

Und weiter der Fragesteller:
"Manches im Alten Testament scheint mir fast unfaßbar, teils unwesentlich, teils abstoßend.
Z. B. daß die Urmenschen gottähnliche, beinahe vollkommene Menschen waren, da doch laut Berichten und Museen dieselben ganz schiefe Schädel aufwiesen und wie Tiere lebten von rohem Fleisch um Mark erledigter Tiere. Oder daß Noah in seine Arche (wohl ohne die Wasser- und Luftbewohner) 1 Paar aufnahm, also auch aus Wüsten, Dschungeln, Urwäldern, arktischen Gebieten, von den gefährlichsten und riesigsten mit genug entsprechendem Futter, die Millionen Insekten etc. - ferner die vielen Beispiele von Unzucht, Grausamkeit, Lug und Trug im Volke Gottes.
"

Wie wohl zu erwarten war, zieht sich das GZ dazu auf die Linie zurück:
"Sogenannte anstössige Erzählungen, Beispiele von Unzucht usw. sind nach dem Grundsatze "dem Reinen ist alles rein" keine Veranlassung zum Ärgernis. "
zumindest für die GZ-Schreiberlinge und Geistesverwandte.

Bezüglich Noah meint man zu wissen:

"Wenn jemand Schwierigkeiten hat, anzunehmen, daß unmöglich alle Tiere in die Arche aufgenommen werden konnten, so tut man wohl daran, sich zu erinnern, daß mit der Sintflut viele Tiere ausstarben, weil der Schöpfer, eine neue Zeitperiode voraussehend, mit dem Ende der alten Welt-Entwicklungsperiode auch das Ende mancher Lebewesen als zweckdienlich beschlossen hatte. "

Und weiter geht es mit dem Satzteil: "Der Glaube wird verstehen ..."

Tja so ist das mit der Religion. Glauben ist ihr A und O. Ohne Glauben ist sie wie der Fisch ohne Wasser. Glauben hat nur den Nachteil, eben nicht mit bewiesenen Tatsachen zwangsläufig "identisch" zu sein. Mit einem ist allerdings Glauben ziemlich oft tatsächlich identisch. Mit Wunschdenken, Schlaraffenländer und Wolkenckuchsheimen. Egal ob in den "Plejaden" oder banal auf der Erde durch das sich selbst in die Tasche lügen!

Es sei einfach, was man will. "So einfach" ist das!

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Geschrieben von Drahbeck am 13. Dezember 2007 13:32:38:

Als Antwort auf:  geschrieben von Drahbeck am 21. November 2007 06:01:01:

Einer Geschichte, von der man nicht so recht weis, was man von ihr halten soll begegnet man im „Goldenen Zeitalter" vom 1. 12. 1922. In Deutschland erschien ja das „Goldene Zeitalter" zu der Zeit noch nicht. Indes nachdem es auch dort zu erscheinen begonnen hatte, bekamen auch die deutschen Leser, mit der entsprechenden Zeitverzögerung, diese Geschichte noch serviert (Deutsche Ausgabe Madeburg vom 15. 9. 1923).

„Der Wunderdoktor Schwarz" , so ihre Überschrift. Und zu wundern gibt es allerdings einiges. Aufgezogen im Stile einer Science fiction-Erzählung, erfahrt man in ihr unter anderem das nachfolgend „Wunderliche":
„Eines Tages" so lässt der GZ-Schreiber wissen „hatte ich auf der Straße, die durch eine Anzahl Wagen gesperrt war, einen kleinen Aufenthalt und entdeckte dabei beim zufälligen Umherblicken über mir an einem Hause ein Schild mit der Aufschrift: "Freie Konsultation - Dr. Schwarz." Genauer hinblickend las ich noch: "Spezialist". Erstaunt fragte ich mich, ob hier wirklich die Kranken umsonst geheilt würden oder was es wohl mit diesen freien Konsultationen des Doktors für eine Bewandtnis haben möchte.

Was für Patienten mögen ihn wohl besuchen? Ich will etwas warten und sehen. Ich ließ meinen Wagen näher fahren, um die Türe 603 ins Auge zu fassen. Nicht lange brauchte ich warten, um festzustellen, daß tatsächlich viele sich in dieses Haus begaben, Arme und Reiche, Junge und Alte, Blinde, Lahme und Krüppel.

Ich überlegte bei mir selbst und sagte mir: "Dieser Sache willst du näher auf den Grund gehen; die Heilmethode dieses Arztes willst du kennen lernen, und kurz entschlossen steige ich aus meinem Wagen und gehe mit den andern Patienten auch in das Haus hinein." In dem geräumigen und schon ziemlich angefüllten Wartezimmer mußte ich warten, und um keine Zeit zu verlieren, begann ich sogleich meine Untersuchung dieser für mich erstaunlichen Sache und bat kühn einen Patienten nach dem andern um Auskunft. Ohne Ausnahme erklärten mir alle, daß sie, ehe sie von Dr. Schwarz gehört hätten, von allen möglichen Krankheiten heimgesucht und von Schmerzen gefoltert worden seien, wodurch das Leben ihnen zur Qual wurde. "Hilft er euch denn nun?", fragte ich. Bereitwilligst erzählten sie, welche Hilfe ihnen durch die Behandlung bereits schon zuteil geworden sei. Alle Zeugnisse und Berichte dieser Menschen grenzten direkt ans Wunderbare.

Ich hörte zu bis eine Pflegerin erschien und sagte: "Der Doktor wartet auf Sie." Nun führte sie mich in einen anderen Raum und während sie mich zum Sitzen einlud, trat der Erwartete - ein würdiger, freundlicher Herr - grüßend zu mir hin. "Herr Dr. Schwarz", redete ich ihn an, "durch Zufall erblickte ich das Schild an Ihrem Hause und weil ich so viele Leute hineingehen sah, ging ich mit ihnen. Bitte, gestatten Sie mir eine Frage: Worin besteht Ihr Geheimnis? Haben Sie etwa eine neue Entdeckung gemacht? Wurden Ihnen die so lange gesuchten, aber nie gefundenen Lebensquellen gezeigt?"

Mir die Hand schüttelnd, lächelte der Doktor und sprach:
"Auf solchen Ruhm erhebe ich keinen Anspruch; die von mir benutzte Heilkraft ist so alt wie die Schöpfung selber, sie heißt: ,Jehovas Blitze". Diese infolge des göttlichen Mißfallens solange verborgen gehaltene Kraft stand schon längst zur Verfügung, aber um der Sünde der Menschen willen kam das Feuer des göttlichen Zornes hernieder."
Mein Erstaunen wurde bei diesen Worten noch größer und Dr. Schwarz fuhr fort:

"In vergangenen Zeiträumen fürchtete der Mensch diese Kraft; er hätte sich wohl nie träumen lassen, daß Gott ihm eines Tages gestatten werde, sich dieselbe gewissermaßen vom Himmel herunter zu holen, um sie in seinen Dienst zu stellen, sodaß sie sowohl zum Guten als auch zum Bösen benutzt werden kann; heute nun ist diese Kraft gezügelt und muß sich dem Willen des Genies fügen.

Der Mensch gebraucht sie, Räder zu treiben, Wagen zu fahren, aus Finsternis Licht zu machen; sie gibt ihm Flügel, um hoch in der Luft Länder und Meere zu durcheilen. Wenn Winterstürme daherbrausen und Weg und Steg mit Schnee und Eis bedeckt ist, so läßt das Genie Wärme ins Haus hineinströmen wie zur Sommerzeit. Sie hört ihres Meisters Stimme von weitem, weder Zeit noch Raum vermag ihre Schritte aufzuhalten bis selbst die Nordpolbewohner sich mit denen vom Südpol unterhalten können.

Während langer arbeitsreicher Jahre mühte sich der Mensch ab und trug unter Seufzen seine Lasten, die für ihn so schwer waren, daß sie an seiner Lebenskraft zehrten, die Gestalt niederbeugten und die Augen trübten.

EinesTages aber kam das Genie und sprach: Jetzt bin ich da, um dich Armen, Müden, frei zu machen; nun will ich dein Sklave sein. Leg all deine Lasten auf meine Schultern. Und wo nun seither Räder laufen, Hämmer schlagen, Weberschiffchen summen usw., steht das Genie an der Arbeit, indes der Mensch zusieht und träumt, das Goldene Zeitalter sei gekommen.

Das Genie aber, mein Herr, welches mir zu Gebote steht - sagte Dr. Schwarz - muß seine Kraft in den Dienst der Kranken stellen. Der erste Teil seiner Aufgabe besteht darin, die geheime Ursache der Krankheit aufzudecken. Dieser Röntgenstrahlen-Apparat bewirkt dies aufs gründlichste.
Nachdem die von der Krankheit verursachte Verheerung festgestellt ist, nimmt der Arzt mit geschickter Hand das Genie zu Hilfe; es setzt die große Kraft in Tätigkeit, solange, bis die Heilung erfolgt ist und Glück und Freude wieder Einkehr halten. Gerne zeige und erkläre ich Ihnen einige der von mir angewandten Methoden.

Hier ist das neue elektrische Bad. Von allen seinen Wänden beleuchten heilsame Strahlen den gleichsam wie in einem goldenen Nebel ruhig daliegenden Patienten, wobei Licht und Wärme mit ihrer ausströmenden, reinigenden, schmerzlindernden und belebenden Kraft die Gesundheit wiederherstellen. Bei Nerven- und Rheumatismusleidenden bewirkt die öftere Anwendung dieses Verfahrens in kurzer Zeit Heilung. Diese Behandlung übt einen belebenden Reiz auf die Haut aus, jagt das Blut in schnellem Tempo durch die Adern, bis Nerven und Muskeln die Kraft spüren und der ganze Körper heiß wird.

Hier, dieser Sauerstoffapparat erzeugt jenes höchst notwendige Element der Luft, dessen Wohlgeruch und wohltätige Wirkung wir sonst nur im Schatten der Nadelhölzer oder auf Berghöhen genießen können. Es ist dies ein sehr angenehmes, die Spannkraft erhöhendes Heilverfahren.
In den Lungen vereinigt sich der Sauerstoff mit dem mit Abfallstoffen aus dem ganzen Körper beladenen und daher träge fließenden Blut, welches gereinigt wird, sodaß es wieder munter und eilig durch die Adern pulsieren kann, überall wo es durchströmt, aufbauend und wiederherstellend wirkend.

Jetzt, bitte, setzen Sie sich einen Augenblick in den Stuhl hier und nehmen Sie diese Elektroden in Ihre Hände.Wenn dann der elektrische Strom durch Ihren Körper flutet, will ich versuchen, Ihnen das große Werk, welches das Genie verrichtet, verständlich zu machen. Es ist die wunderbarste Methode, die bis heute bekannt wurde, um den Körper von Krankheit zu befreien. Auf jede Drüse - ob groß .oder klein - übt dieser Apparat seine Zauberwirkung aus, denn jede gibt an das eilig durchströmende Blut ihren Beitrag ab. Die Sauerstoffzufuhr treibt Ströme von Nerven und Gewebe zerstörenden Giften durch die Lungen, Nieren und die Haut aus. Auf die sympathischen Nerven, die Magen, Lungen und Herz kontrollieren, legt das Genie gleicherweise seine Meisterhand, indem es diesen Organen neue Kräfte spendet; und aus dem Blut - der Quelle des Lebens - werden Gifte und Bakterien ausgeschieden.

Kein Patient, der auf diesem Stuhl hier sitzt, ahnt wohl die Stärke des durch seinen Körper flutenden elektrischen Stromes, denn er fühlt dabei nicht die geringste Erschütterung; er kann denselben einzig an der Wärme seiner Hand oder, wenn der Arzt ihn berührt, an den bläulichen, aufleuchtenden Funken wahrnehmen
Wünschen Sie besondere örtliche Behandlung, so werden durch diese sogenannten Morton-Wellen gute Resultate erzielt. Dieser Apparat hier ist bei Bestrahlungsbehandlung,
und jener bei Vibrationsmassage anzuwenden, besondes bei Rückenmarkleiden usw.; noch viele andere Anwendungen gibt es, für jedes Leiden ein bestimmtes Verfahren.

Es gibt, nur ganz wenige Krankheiten, die wir nicht lindern können, aber sehr viele, die wir gänzlich heilen; wenn die Zeit es Ihnen erlaubt, erzähle ich Ihnen noch mehr."

So gingen wir miteinander von einem Apparat zum ändern, ich mit Interesse, und er voller, Begeisterung und sichtlich erfreut darüber, mir die Vorzüge seiner Heilmethoden zu zeigen. Dr. Schwarz hat auch eine ganz vorzügliche Hilfe. Aufmerksam verfolgte ich die Arbeit dieser weißgekleideten Pflegerin, die fröhlich ihrer Pflicht oblag, indem sie mit geschickter, feiner Hand durch Massage usw. Schmerzen linderte und Erleichterung verschaffte. Wo sie auch sein mochte - am Schreibtisch, auf der Treppe, oben oder unten in den Krankenzimmern, sie folgte, wenn Hilfe nötig war, dem schwächsten Rufe. Ich mußte sie einfach lieb gewinnen.

"Was Sie hier tun, Herr Doktor", sagte ich, "verdient das höchste Lob". "O, ich bin auch gut belohnt", erwiderte er, "und sicher glauben Sie mit mir, daß die zukünftigen Ärzte der Erde ,Doktoren der Elektrizität' sein werden, nicht wahr?"

"O sicherlich wird Elektrizität stets eine wirksame Hilfe auf allen Gebieten leisten", erwiderte ich, "aber dennoch, was wird alle, selbst die ernsteste menschliche Anstrengung bedeuten im Vergleich zu allen Leiden, die auf unserem Geschlechte lasten?" ...

"Ich bin überzeugt, daß Sie sich freuen werden, wenn ich Ihnen jetzt von etwas noch Vorzüglicherem als den zukünftigen 'Doktoren der Elektrizität' erzähle. Gewiß, Sie haben die neueste, aber doch noch nicht die endgültig letzte Methode; denn erst nach ihnen werden diejenigen aufstehen, die die Erde durch jetzt unbekannte Mächte und Kräfte tatsächlich zu einem Paradies umwandeln werden. ..."

Diese Geschichte bekamen allen Ernstes die Leser des GZ serviert. Angesichts solcher Stories wundert man sich dann auch nicht mehr, wenn gerade auch die Bibelforscher, mit Nachwirkungen bei den Zeugen Jehovas bis zur Gegenwart, nur so von Verachtung für die Schulmedizin strotzen; zugleich aber mit das zahlungswilligste Publikum für die sogenannte Heilpraktikerszene darstellen.

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Geschrieben von Drahbeck am 21. Dezember 2007 14:03:00:

Als Antwort auf:  geschrieben von Drahbeck am 13. Dezember 2007 13:32:38:

In der Rubrik „Frage-Kasten" (GZ 15. 12. 22) liest man unter anderem:
„Den Glaubensbekenntniszwang verpönen Sie glücklicherweise als Wurzel vieler Übel. Was ist überhaupt richtig, alles persönliche Denken und Wollen zu unterdrücken, um nur zu glauben als ein wahres Kind Gottes - oder womöglich die jungen Menschen aus der Denkfaulheit zum lebendigen, selbstständigen Denken anzuhalten und viel Energie in ihnen zu entwickeln, um das als recht und gut Erkannte auch zu tun, ohne Rücksicht auf andere Autoritäten, als das gut entwickelte Gewissen?

Als Lehrer bekam ich stets den Eindruck: Es käme alles viel besser, wenn die Einzelnen und Völker zum Denken und tatkräftigen Handeln gebracht werden könnten, besonders gegenüber dem Aberglauben, Brauch und Modeschwindel, dem Jesuitismus, Militarismus, Kommunismus etc. Dem gegenüber betonen unsere Evangelisten die Notwendigkeit, das eigene Ich ganz als gottwidrige, sogenannte Vernunft zu vernichten und nur demütig zu glauben, weil alles menschliche Wissen nichtig und hinderlich sei. Und doch werden sie kaum bezwecken das Volk zu verdummen und gewissenlosen Führern auszuliefern."

Soweit die abgedruckte Frage. Dazu muss man dann doch wohl sagen. Der Herr Lehrer, der da als Fragesteller auftrat, hat sich wohl in der Adresse geirrt. Jedenfalls dann, wenn er auf der Suche nach jemand sein sollte, der seinen Gedankengängen zugänglich ist. Natürlich fühlte sich das GZ geehrt, durch die eingangs gemachte Aussage „Glaubensbekenntniszwang" abzulehnen. Wie das so ist, wenn viel „Honig um die Backen geschmiert" wird, so auch in diesem Falle. Der so Geehrte wagt es nicht so recht zu widersprechen. Er möchte wohl, traut sich aber nicht, weil er dem „Honigverschmierer" nicht verprellen möchte. Also kommt ein Gestammel von Antwort heraus, dass vor allem ein Kriterium hat. Wie die Katze um den heißen Brei herumschleichen, ihn jedoch nicht direkt zu berühren!

Auch das GZ schmiert nun dem Herrn Lehrer „kräftig Honig um die Backen". „Wie recht er doch hätte". Dabei meint man in Wahrheit das Gegenteil, traut sich nur nicht es auch so auszusprechen. „Demütig zu glauben", diese Vokabel hatte der Herr Lehrer in seinem Statement auch wortwörtlich gebraucht. Und wenn er denn in der Lage gewesen sein sollte, die Honigtünche von der Substanz zu trennen, so wird ihm als Echo genau diese Vokabel in der GZ-Antwort entgegengehallt sein. Etwas anderes als wie einfach nur zu fordern, „demütig zu glauben", vermag auch das GZ nicht zu offerieren.

Der Herr Lehrer hatte sicherlich eine interessante Frage gestellt. Eines indes wird auch er wohl noch zu lernen haben. An welche Adresse man Fragen solcher Art sinnvoller Weise richtet, und an welche eben nicht!

1922

Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise (1923)


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