Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Balzereit's "Kulturfragen"

"Kultur-Fragen" mit dem Untertitel "Aus autorisierter Quelle" nennt sich eine 16seitige Broschüre (ohne Jahresangabe, die aber dem Jahre 1925 zuzuordnen ist), herausgegeben von einem gewissen "Paul Gehrhard". Der taucht auch als ständiger Mitarbeiter im Impressum des WTG-eigenen "Goldenen Zeitalters" auf. Die WTG selbst unterrichtet darüber, dass es sich dabei um niemand anders als den deutschen WTG-Chef Paul Balzereit handelt, der diesen Namen mit als eines seiner Pseudonyme benutzte. So etwa wenn sie in ihrem Deutschland-Jahrbuch-Bericht Balzereit vorhält:

"Auch materialistische Wünsche begannen in ihm aufzusteigen. Balzereit hatte gern Gedichte geschrieben und sie in der Zeitschrift 'Das Goldene Zeitalter' unter dem Pseudonym Paul Gerhard veröffentlicht, und nun hatte er ein Buch geschrieben und in Leipzig veröffentlicht. Dieses Buch wurde dann von den Versammlungen, die die wahren Umstände nicht kannten, mit in die Liste der zu verbreitenden Literatur aufgenommen, was Bruder Balzereit natürlich beachtliche finanzielle Vorteile einbrachte. Er ließ vor dem Bethel auch einen Tennisplatz anlegen, nicht so sehr zum Nutzen der gesamten Familie, sondern vielmehr zum eigenen Gebrauch."

Hier ist die WTG schon mal ungenau, wenn sie das Balzereit-Pseudonym mit Gerhard wiedergibt. Wie man sich mittels des Titelblattes überzeugen kann, fehlt da schon einmal ein "h"

Weitere Ungenauigkeit, in jenem Leipziger Verlag, namens Sternverlag, erschien von Balzereit nicht nur eine, sondern zwei Schriften. Eine davon unter dem Pseudonym "P. B. Gotthilf" (in zweiter umgearbeiteter Auflage dann unter dem Verfassernamen Ludwig Hado) hatte den reißerischen Titel: "Die größte Geheimmacht der Welt". Jonak v. Freyenwald hat sich in seinem in der Nazizeit erschienenen ZJ-Buch näher mit ihr auseinandergesetzt. Offenbar tippt die WTG mit ihrer zuvor zitierten Aussage in erster Linie auf die Geheimmacht-Schrift. Sie kann hier jetzt nicht der Gegenstand näherer Betrachtung sein. Details zu ihr kann man der "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" S. 478 - 486 entnehmen.

Vielmehr soll es in erster Linie hier um die vermeintlichen "Kultur-Fragen" gehen.

Der Titel deutet es schon an, es ist eine ins Weinerliche gehende zeitgenössische WTG-Verteidigung, gegen vermeintlich oder auch tatsächlich falsche Beschuldigungen. Zwei Verteidigungsaspekte ragen dabei heraus. Einmal der Komplex: Unterstellung von gegnerischer Seite, die Bibelforscher würden von den Juden/Freimauerrn finanziert. Und zweitens die Unterstellung, welche die Bibelforscher in die kommunistische Ecke stellt. Auch hier der Hinweis; es kann nicht um die Wiederholung dessen gehen, was in Auseinandersetzung mit diesen Fragen bereits in der "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" bereits ausgeführt wurde. Dort angefangen von Seite 136f. wird zu diesen Finanzierungsunterstellungen detailliert Stellung genommen. Und das ich jene Unterstellungen gleichfalls entschieden zurückweise, welche die Bibelforscher als Marionetten der Freimaurer darstellen, eine in den Verschwörungsgläubigen Kreisen bevorzugte These, dürfte sich vielleicht auch schon herumgesprochen haben, zumindest bei jenen, die meine Webseite im Detail kennen.

Ich befinde mich somit in der ungewohnten Situation, in diesen geschichtlichen Auseinandersetzungen, weitgehend der WTG und nicht ihren antisemitischen und deutschchristlichen Gegnern Recht geben zu müssen. Dennoch bin ich auch in der Gegenwart als Zeugen Jehovas-Kritiker bekannt. Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch aussieht, muss ein solcher keineswegs sein. Den Schlüssel zu den sich daraus ableitenden Problemen sehe ich in dem Satz: Die Progressiven von gestern - Die Konservativen von heute.

Ähnliche Erstarrungserscheinungen kennt man ja auch andernorts. Man denke nur an die hehren Ziele kommunistisch orientierter Kreise und vergleiche sie mit ihrer Alltagspraxis, nachdem sie dann die Macht usurpiert hatten.

Da jene "Gehrhard"-Schrift heutzutage nur noch sehr schwer greifbar ist, vielleicht ein paar Auszüge aus ihr:

Um was für „Kulturfragen" handelt es sich bei „Gehrhard"? Sie werden schon deutlich wenn auf der Umschlaginnenseite ausgeführt wird:

„Die Unterzeichneten erklären gerne. … Infolge jahrelanger Beobachtung auch der innersten Vorgänge der Bibelforscherbewegung und durch jahrelange Beziehungen zu vielen Gliedern Ernster Bibelforscher können wir nach bestem Wissen und Gewissen die Versicherung abgeben, dass alle Versuche, die die Ziele und Aufgaben der Vereinigung anders darstellen als sie in dem Büchlein (der Gehrhard-Schrift) geschildert werden, nicht der Wahrheit entsprechen und nur Ausflüsse gegnerischer Strömungen sind, die die Arbeit der Bibelforscher verächtlich machen sollen."

Als Unterzeichner werden dann genannt:

Alfred Zimmer, Regierungssekretär a. D.

Hofrat Dr. Stenz, Rechtsanwalt und Notar

Dr. A. Mütze, Amtsgerichtsrat

Dr. phil. M. Karl, Polizei-Oberingenieur

H. von Ahlften, engl. Korrespondent.

Schon diese Einleitung macht deutlich, dass Balzereit dazu alle ihm zur Verfügung stehenden „Hofschranzen" mobilisiert hatte.

Schwer zu schaffen machte den zeitgenössischen Bibelforschern der Vorwurf von gegnerischer Seite, bei ihnen handle es sich eigentlich nur um verkappte Kommunisten. Das weist nun "Gehrhard" entschieden zurück und verweist in geschönten Worten dazu auf den politischen Abstinenzgrundsatz der Bibelforscher, motiviert und verklärt in den Endzeit-Naherwartungen. So schreibt er zu diesem Punkt beispielsweise:

"Kein Bibelforscher beteiligt sich irgendwie an irgendwelchen politischen Dingen. Der Grund hierfür ist darin zu sehen, dass Bibelforscher mit Bezug auf die Erde keine Wünsche irgendwelcher Art für sich selbst haben, sondern sie haben nur den Wunsch, ihre Pflicht und Schuldigkeit in der Familie, dem Geschäft, der Arbeit und der menschlichen Gesellschaft zu tun, und zwar noch mehr und gewissenhafter als andere Menschen. Sie wünschen 'der Obrigkeit die Gewalt über sie hat', einerlei welcher Form sie immer sei, untertan zu sein und ihren Mitmenschen alle mögliche Hilfe, schuldige Achtung und Zusammenarbeit entgegenzubringen."

Hier fällt schon mal auf, dass da noch von der Obrigkeitslehre von vor 1929 ausgegangen wird. Weiter geht's bei "Gehrhard" mit den Worten:

"Nie und in keiner Weise werden sie sich bereit finden, irgendeinen Menschen ein Leid zuzufügen oder einen Menschen zu töten. (2. Mose 20:13). An den besonderen Wünschen der verschiedensten politischen Parteien sind sie auch deshalb völlig uninteressiert, weil sie nur eines wünschen, nämlich dass alle Menschen glücklich werden möchten, und weil sie ferner erkennen, dass dies nicht kommen kann, durch Politik, sondern nur dadurch, dass die ganze Menschheit zu Gott zurückgeführt wird."

Das ist dann ja wohl die typische Milchmädchenlogik, wie sie hier offeriert wird. Blickt mal alle schön himmelwärts und mit politischen Programmen, ihrem Für und Wider auseinanderzusetzen, sei überflüssig. Das eine solche Grundhaltung unweigerlich zu Konflikten führen musste, zeigte sich dann schon 1931 in Bayern mit dem dortigen Verbot von Bibelforscherschriften, und erweitert 1933 dann im ganzen Naziregime.

"Gehrhard" verteidigt sich dann weiter mit den Worten:

"Wenn Bibelforscher heute auf die Fehlschläge der verschiedensten politischen, kirchlichen und anderen Bestrebungen aufmerksam machen, dann geschieht dies nicht, um zu kritisieren, sondern nur, um so nachdrucksvoller betonen zu können, dass einzig und allein völlige Umkehr der Menschen zu Gott und seinem Wort der Wahrheit die Welt retten und segnen kann."

In diesem Kontext glaubt Balzereit sich auch persönlich verteidigen zu müssen. Zitat:

„Ohne jede Begründung wird heute verleumderischer Weise behauptet, Bibelforscher seien geheime Bolschewisten, die versuchten, die Autorität des Staates zu unterminieren. Auf dem Wege dieser neuen ungerechten Verleumdung allen anderen voran geht Lic. P. Bräunlich, welcher die unverantwortliche Unwahrheit verbreitet, der Leiter der Bibelforscherbewegung in Deutschland sei während des Krieges Hafenarbeiter in Kiel gewesen."

Balzereit verteidigt sich dazu mit den Worten: „Wahrheit ist, dass dieser erstens überhaupt nie Hafenarbeiter war, und zweitens bereits seit dem Jahre 1910 im Dienste der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft stand. Weiter behauptet der Erstgenannte, Herr Balzereit sei Mitglied des Soldatenrates gewesen. Wahrheit dagegen ist, dass Herr Balzereit kein Soldat war, auch während des ganzen Krieges immer als 'dauernd untauglich' ausgemustert war und niemals irgend einer politischen Partei, gewerkschaftlichen oder ähnlichen Bewegung angehörte. Einer christlichen Familie entstammend, und in diesem Sinne erzogen, allezeit ein gläubiger Mensch, bekam er mit dem 20. Jahre (1906) die erste Fühlung mit der Bibelforscherbewegung und hat seit dieser Zeit, ebenso wie dies vorher der Fall war, mit Politik oder ähnlichem nie irgend etwas, auch nicht das Geringste, zu tun gehabt."

Und was den besonders in der Luft liegenden Vorwurf "verkappte Kommunisten" zu sein, verteidigt er sich mit den Worten:

"In bezug auf den völlig unberechtigten Vorwurf kommunistischer Tendenz stellen wir dem verehrlichen Leser dieser Zeilen auf Wunsch gern ein Traktat zur Verfügung, herausgegeben von der Vereinigung Ernster Bibelforscher im Jahre 1912, darstellend einen Auszug aus Band IV der Schriftstudien, betitelt 'Kommunismus und die Bibel', worin gezeigt wird, dass die Bibel den Kommunismus und also auch den Bolschewismus als für die Menschen in ihrem gesunkenen Zustand vollständig unausführbar durchaus ablehnt."

Zu dem Komplex Finanzierungsfrage und Unterstellung in Richtung Freimaurerei liest man in dieser "Gehrhard"-Schrift:

"Um den Leser mit der Opferfreudigkeit der Bibelforscher bekannt zu machen, sei hier noch mitgeteilt, dass der Abschluss des Jahres 1924 dem Bibelhaus als der Zentralstelle eine Unterbilanz von 498.33,06 und des Jahres 1925 eine Unterbilanz von M. 725.405,69 buchmäßig nachweisbar erbrachte. Diese durch die billige Literatur, Freiliteratur und Tausende veranstalteter religiöser Volksbelehrungsabende entstandenen Fehlbeträge wurden durch freiwillige Beiträge der Bibelforscher Deutschlands gedeckt. …

Bald wurde eine besonders zugkräftig schreiende Unwahrheit auf den Markt gebracht und eifrig von den Gegnern der Bibelforscher in kirchlichen Blättern sowohl als auch in den weltlichen Tageszeitungen verschiedenster Schattierung ausgeschlachtet. Jetzt behauptete man plötzlich, Bibelforscher würden von den Juden finanziert.

Noch heute stehen auf dem Amtsgericht in Magdeburg 1000,- M., die ausgesetzt sind als Belohung für denjenigen, der irgend etwas zum Beweis dieser Verleumdung nachzuweisen vermöchte. Bis heute vermochte niemand, diesen Betrag sich zu verdienen.

Nach entschiedener Zurückweisung dieses neuen Verdächtigungsschachzuges der Gegner tauchte die besonders im ultramontanen Teil der deutschen Presse stark betonte Behauptung auf, Bibelforscher stünden im Solde der Freimaurer. Bezug genommen wurde hierbei auf ein gefälschtes Dokument eines angeblichen Freimaurerbriefes, erstmalig veröffentlicht von der schweizerischen Zeitung 'Der Morgen'."

(Zwischenbemerkung M. G. Wenn Balzereit hier die Vokabel gefälscht verwendet, dann ist dies eine unzulässige Vereinfachung. Bezüglich der Details zu dieser Feststellung, sei auf das bereits genannte Buch "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" verwiesen:)

Weiter geht es bei "Gehrhard":

"Als der Keller-Zoller-Verlag gestützt auf diesen Brief eine Broschüre gegen die Bibelforscher herausgab, wurde er gerichtlich gezwungen, Satz und Platten der Broschüre zu vernichten. Der Direktor des 'Morgen', in dem dieser Brief zuerst veröffentlicht wurde, Otto Walther, nennt ihn nachher selbst in einer privaten Zuschrift an den Keller-Zoller-Verlag, urschriftlich in den Gerichtsakten zu Zürich, einen 'plumpel Schwindel.'"

Auch hier muss man Balzereit in seiner vereinfachenden Diktion, widersprechen. Er agiert mit Halbwahrheiten, sagt jedoch nicht die volle Wahrheit. Zur vollen Wahrheit gehört auch, dass dieser für die WTG unerquickliche Vorgang im Wege eines Vergleiches der Parteien ein Ende fand. Otto Walther kann den Brief nicht mehr belegen. Er muss ihn als unauffindbar verlegt bezeichnen. Damit sind dem Verlag Keller-Zoller in der Tat die formaljuristischen Waffen aus der Hand genommen. Aber Otto Walther und Keller-Zoller waren beides nur Verleger. Sie selbst hatten nicht einen Bruchteil des inkriminierten Textes geschrieben.

Wie schon Jonak richtig feststellte, wäre es angezeigt gewesen, den eigentlichen Verfasser dieser Unterstellungen, Bomsdorff-Bergen habhaft zu machen. Der aber blieb wundersamer Weise verschont. Und dies trotz des Umstandes, dass er mehrmals vor, während und nach der Kontroverse, seine inkriminierte These wiederholte.

Das erinnert denn doch merkwürdig an einen Fall aus der Neuzeit. Im Hesse-Buch findet man von W. zitiert, auch eine Detailzitat des Gebhard an den Dieter Pape. Mit aus den diesbezüglichen Akten entnommen ein Zitat des Gebhard gegenüber dem Staatssekretariat für Kirchenfragen der DDR aus dem Jahre 1985, worin er äußerte, das Uraniabuch verdiente eigentlich eingestampft zu werden. Das alles stellt W. in einen völlig schiefen Kontext. Nach W. wäre mit dieser Aussage die seiner Meinung nach "Verleumdungen" bezüglich der Berlin-Wilmersdorfer Veranstaltung vom Juni 1933 vom Tisch. Nichts ist damit vom Tisch!

Im Internet kann man im Detail nachlesen auf was sich das in erster Linie bezog. Auf die Argumentation in Sachen Antikommunismus der DDR. W. biegt das in ihm genehmen Sinne hin. Genauso agierte seinerzeit schon Balzereit in den damaligen Auseinandersetzungen.

Auch zu der aufsehenerregenden "Anklage gegen die Geistlichkeit" (Mit abgedruckt im Rutherford-Buch "Befreiung") nimmt diese Schrift Stellung. Vielleicht geht man gar nicht so fehl in der Einschätzung, dass eben jene "Resolution" der eigentliche Grund dieser Verteidigungsschrift ist. Gegen diese "Anklage gegen die Geistlichkeit" hatten in der Tat einige Kanonenpastoren versucht gerichtlich vorzugehen. Letztendlich war ihnen kein Erfolg beschieden. Das war aber zum Anfang des Ausbruches dieser Kontroverse keineswegs schon im voraus "ausgemachte Sache". Deshalb setzt "Gehrhard" alles daran, auch diesen Punkt herunterzuspielen.

Man liest dazu bei ihm:

"Man wirft der Vereinigung Ernster Bibelforscher Beleidigung der Geistlichkeit durch eine Flugschrift 'Anklage gegen die Geistlichkeit' vor. Dieser Vorwurf beruht auf einer völligen Verkennung des Tatbestandes. Das Traktat ist durchaus unpersönlich gehalten und trägt keinen beleidigenden Charakter; denn es stellt einen Bericht über eine von Richter Rutherford in Amerika gehaltene Ansprache und eine von ihm verlesene Anklage, die sich natürlich nicht an die Geistlichkeit Deutschlands als solche, sondern an die Führer der Christenheit der ganzen Welt wendet; sie beklagt, dass ein so unbarmherziger Geist des Krieges die ganze Welt beherrscht, und hebt hervor, dass sich dieser Geist selbst der Religion bediente, sie mißbrauchend, einen Krieg des Geldes und der Gewinnsucht zu verherrlichen und gar noch heilig zu sprechen. Das Flugblatt sucht dann in absolut unpersönlich gehaltener Weise zu beweisen, wie der für das eben Gesagte in Betracht kommende Teil der Geistlichkeit der ganzen Welt eine Mitverantwortung trägt, indem er versäumt habe, darauf hinzuweisen, dass Gott den Krieg und das Blutvergießen unter den Menschen unter gar keinen Umständen billige. Das Flugblatt gibt also, wie gesagt, nur den Wortlaut einer Entschließung wieder, die auf einer Versammlung von Bibelforschern in Columbus (Ohio) gefaßt wurde. Es wurde auf der ganzen Erde, ja auch in Ländern, die am Kriege garnicht beteiligt waren, verteilt, womit bewiesen ist, dass die in dem Flugblatt gemachten Vorwürfe keineswegs persönlich an die Geistlichkeit des betreffenden Landes, in dem das Flugblatt verteilt wurde, gerichtet waren, denn sonst wäre es ja geradezu sinnwidrig gewesen, es in Ländern, die am Kriege unbeteiligt waren, zu verteilen, sondern diese Anklage-Proklamation sollte einfach ein Tadeln des falschen Geistes sein, der die Völker der Welt gegeneinander beseelte; der leitende Gedanke bei diesem Tadel aber war der Wunsch, einer Umkehr zu einer besseren Gesinnung das Wort zu reden. Es liegt also durchaus kein Grund vor anzunehmen, diese auch in Deutschland verbreitete Anklageschrift habe den Zweck verfolgt, die 'deutsche' Geistlichkeit persönlich zu beleidigen, denn jedes persönliche Moment in dieser Anklageschrift fehlt, wie es immer einer der vornehmsten Grundsätze der Bibelforscher ist, Böses in unversöhnlicherweise zu tadeln.

Andererseits aber schrieben die religiösen Gegner der Bibelforscher, u. a. ein Pfarrer in der Nähe Magdeburgs, dessen Name schonenderweise hier verschwiegen bleiben soll, Briefe strotzend von persönlichen Beleidigungen; er nannte z. B. in einem an Herrn Balzereit - den das Flugblatt verantwortlich Zeichnenden - gerichteten Briefe diesen einen dummen Esel und manches andere mehr."

 

Paul Balzereit's Geheimmacht

ZurIndexseite