Im Zeitspiegel 4 Teil b

Vorangegangen: Im Zeispiegel 4 Teil a

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)

„Volksstimme" (Magdeburg), Silentlambs, Walter Veith, Diskobesuche, Geburtstage, Kreationismus, Friedrich Gerstärker, Alfred Mütze, Freital, Otto Müller-Glösa, Heinz Fried, Zeileis, „Neuland" (Sowjetunion), Leo Menter, Tschiang Kai-schek, Weißenberg, Friedrich Kaiser, Remarque, Weihnachten,

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geschrieben von:  Drahbeck

Datum: 03. Juli 2010 04:33
Ein Pressekommentar, der einen etwa zwei Jahre alten Vorfall mit erwähnt:
„... Als Marina J. am 3. Juli 2008 von ihrem Mann in eine Klinik im hessischen Lich gebracht wurde, war sie 29 Jahre alt, Mutter einer sechsjährigen Tochter und strenggläubiges Mitglied der Zeugen Jehovas ..."

www.spiegel.de/spiegel/print/d-65640650.html

Englischsprachig gibt es den betreffenden Text übrigens auch!

www.spiegel.de/international/germany/0,1518,629490,00.html
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 06. Juli 2010 05:42
Ein Gerichtsurteil in Sachen Scientology, vom 6. 7. 1993.

In ihm auch die Sätze:

"Ebensowenig überzeugt es, wenn der Kläger darauf hinweist, daß er - im Gegensatz zu den christlichen Amtskirchen in Deutschland - keine Kirchensteuer erheben dürfe und deshalb auf solche Geldzahlungen angewiesen sei, wie er sie für seine Bücher, Broschüren und E-Meter sowie für die Teilnahme an Kursen und Seminaren verlange. Dem Kläger steht es frei, sich wie andere kleinere Religionsgemeinschaften auch durch freiwillige Spenden und Beiträge seiner Mitglieder zu finanzieren. Ebensowenig ist es ihm verwehrt, für Güter und Dienstleistungen Entgelte zu verlangen.
Entscheidet er sich für letzteres und ist er dann - wie hier - in einer Art und Weise tätig, daß die Tätigkeiten nach ihrem Gesamtbild als gewerblich anzusehen sind, dann muß er, wie jeder andere auch bei vergleichbaren Tätigkeiten, seiner Gewerbeanmeldepflicht genügen, ohne sich auf Vorrechte für Religionsgemeinschaften oder ein vom staatlichen Recht abweichendes Selbstverständnis berufen zu können."

Der zugrunde liegende Dissenz. Unter dem Vorgeben Religion zu sein, wurde versucht die damit erwirtschafteten Einnahmen, wie sie Scientology erzielte, quasi ohne relevanten Steuerabzug, in den eigenen Taschen zu belassen.
Das wiederum sahen andere, etwas anders. Und in der Folge gab es dazu eben gerichtliche Auseinandersetzungen.

Ein weiterer Satz in jenem Urteil:

"Tritt eine Religionsgemeinschaft in der Art und Weise wie der Kläger in der Absicht der Gewinnerzielung auf Dauer durch Werbung und Verkauf von Waren und Dienstleistungen in Konkurrenz zu anderen, insbesondere zu nicht religionsgebundenen Gewerbeunternehmen und sind diese Tätigkeiten - wie beim Kläger - in den Augen des Verkehrs auch nach ihrem Gesamtbild als gewerblich einzustufen."
Das wiederum hat zur Folge, dass halt auch der Fiskus sich an den entsprechenden Einnahmen beteiligt sehen möchte.
Und zu dem Argument, man habe ja zeitweise auch Verluste erwirtschaftet, gibt es auch einen Satz in dem Urteil:
Und zwar den:

"Nach allem ist es gerechtfertigt, davon auszugehen, daß der Kläger bei dem Verkauf von Büchern, Broschüren und E-Metern sowie bei der entgeltlichen Durchführung von Kursen und Seminaren in Gewinnerzielungsabsicht handelt. Selbst wenn es so sein sollte, daß der Kläger bei dem Verkauf einzelner Bücher und bei der Durchführung des Kommunikationskurses, des Dianetik-Seminars und des Dianetik-Heimkurses - für sich gesehen - nur die Selbstkosten decken kann oder gar Verluste erleidet, so würde dies am Ergebnis nichts ändern."

Die da angerissene Problemlage trifft selbstredend auch für andere zu (keineswegs "nur" für Scientology).
Die WTG ihrerseits ist dem dergestalt aus dem Wege gegangen, dass sie feste Preisangaben für ihre Literatur abschaffte, und nur vorgeblich "freiwillige Spenden" kassiert.
Das Beispiel dieses Scientology-Urteils kann auch lehren. Wer den meint besonders "clever" zu sein, kann bei aller seiner "Cleverness" auch ganz schnell mal ins stolpern gelangen.

home.snafu.de/tilman/krasel/germany/ovg1291.html

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 11. Juli 2010 00:44
"Freiburger Zeitung" vom 11. 7. 1930.
Darin auch ein Artikel überschrieben: "Amerikanische Geschäftsmethoden".
Und in ihm auch der sicherlich bedeutsame Detailsatz:
"... auf welche Art man ... Waren verkaufen kann, die sie eigentlich garnicht brauchen."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=11b3&year=1930&month=07&project=3&anzahl=6
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 14. Juli 2010 06:31
Am Beispiel der Stadt Mülheim an der Ruhr im Juli 1923 veranschaulicht, die Folgen der Inflation.

Ein US-Dollar entsprach zu dieser Zeit 4,2 Billionen Mark während ein Brot 260 Milliarden Mark kostete.

www.muelheim-ruhr.de/cms/das_muelheimer_zeitzeichen_14_juli_1923.html

Diese Gemengelage darf man getrost auch der Rubrik zuordnen.
Begünstigung der Rattenfänger aus Brooklyn.
Wäre die Lage damals nicht so dramatisch gewesen, hätten die Brooklyner nicht so den aufnahmebereiten Boden vorgefunden.
Zur Erinnerung.
Um diese Zeit war Deutschland das Zuwachspotential für die WTG. Die USA selbst, waren da noch weitaus abgeschlagen. In den USA selbst konnte die WTG erst etwa ab zweiter Hälfte der 30er Jahre und später, aufholen.

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Juli 2010 03:03
Die "Volksstimme" in Magdeburg, laut Untertitel "Organ der SED in Sachsen-Anhalt", druckte in ihrer Ausgabe vom 15. Juli 1950 nachfolgenden Leserbrief ab:

Darf man den Krieg als Lockmittel benutzen?
Eine Leserin über die Methoden der "Zeugen Jehovas"
Magdeburg (EB)
Unsere Leserin, die parteilose Hausfrau und Mutter Astrid G..., Aschersleben, schreibt uns:
Niemand wünscht sich einen Krieg, sollte man meinen. Bei den Gesprächen mit Bekannten, die einer christlichen Kirche angehören, ganz gleich welcher, beobachte ich immer wieder die gleiche Einstellung für den Frieden und gegen den Krieg.
Was sind aber für Leute, die sich als "Jehovas Zeugen" bezeichnen? Mehrmals habe ich nun schon beim Einkaufen und auf der Straße erleben müssen, daß Leute, die sich durch ihre Reden zu dieser "christlichen" Gemeinschaft bekennen, vom "kommenden Weltuntergang" reden, vom "Krieg des Satans, der alles vernichtet und für die auserwählten Menschen danach das ewige Leben bringen soll."
Sogar bei ihrer Agitation von Haus zu Haus reden sie in dieser Weise.
Ist eine solche Anhängerwerbung der "auserwählten" Menschen nicht abstoßend?
In der ganzen Welt dienen die fortschrittlichen Kräfte der Erhaltung des Friedens. Die Werktätigen bemühen sich, die Spuren des letzten Krieges zu beseitigen und ein friedensmäßiges Leben zu gewährleisten. Überall werden die Unterschriften zur Ächtung der Atomwaffen gesammelt. Und da gibt es eine Gruppe Menschen, die gehen hausieren mit dem Krieg um Anhänger zu gewinnen. Sie verheißen das "ewige Leben" nach dem großen Krieg.
Der Krieg ist ihnen also etwas wünschenswertes.
Hat das noch etwas mit Achtung vor der religiösen Überzeugung, mit der Freiheit der Religion zu tun?
Oder ist es nicht vielmehr so, daß sich hinter diesen "Zeugen Jehovas" andere Menschen verbergen, die ein Interesse daran haben, daß der Krieg für die breite Masse verheißungsvoller ist?
Ich selbst gehöre keiner Partei an, doch wundere ich mich, daß entgegen der allgemeinen Friedenswerbung in der Deutschen Demokratischen Republik diese "Zeugen Jehovas" ihre Kriegspropaganda durchführen.

Nun mag man ja solcherlei "Leserbriefe" der Rubrik SED-gesteuert zuordnen, was wohl schwerlich zu bestreiten wäre.
Sie machen aber auch deutlich, wie eben politisch denkende Menschen das Narrentum der Zeugen Jehovas einschätzten.
Auch Narren können zur Landplage werden. Die SED wusste wahrlich ein Klagelied davon zu singen.

Re: Im Zeitspiegel - Der Fall Paul Berry
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Juli 2010 02:53
Silentlambs berichtet aus den USA
Darin auch die Sätze:

„ bleibt Zeuge Jehovas in gutem Ansehen und bekommt oft Besuch aus seiner Versammlung, wo er unterstützt wird. Er hat zwar 56 Jahre Gefängnis bekommen, aber wenn er mit der Gesetzeslücke durchkommt, wird er in seiner Versammlung wieder willkommen geheißen und kommt vielleicht wieder für ein Dienstamt in der Versammlung in Frage. Bis heute wird Paul Berry nicht in der Sexualstraftäterliste des Staates New Hampshire geführt, obwohl er in zwölf Fällen des Kindesmissbrauchs überführt wurde. Paul gibt Mitgefangenen regelmäßig "Zeugnis" und bietet ihnen ein Bibelstudium an. Das wird von Berry gefordert, um Zeuge Jehovas in gutem Ansehen zu bleiben, falls oder wenn er aus dem Gefängnis freikommt."

Und weiter in diesem Bericht auch der Satz, dass am 15. Juli 2005 ein sich über vier Jahre erstreckendes Gerichtsverfahren für beendet erklärt wurde; aber doch wohl auch mit dem bereits zitierten Gesamturteil.
Weiter in dem Bericht auch der Satz:

Das „die Zeugen Jehovas Hunderttausende Dollar an Spendengeldern für Anwaltskanzleien im Gebiet von New Hampshire ausgaben, um zahlreiche belanglose Anträge zu stellen, um den Zivilstreit zu verlängern und die Kosten in die Höhe zu treiben. Anwälte der Zeugen Jehovas unterstützten Paul Berry, einen überführten Kinderschänder, indem sie ihm kostenlosen juristischen Beistand gaben, um sein religiöses Recht vor weiteren Urteilen wegen Kinderschändung zu schützen. ... Schätzungsweise gut über 500.000 Dollar aus Spendengeldern für die Zeugen Jehovas sind für die Verteidigung von Paul Berry ausgegeben worden."

www.silentlambs.org/BerryArticle_de.htm

Wie soll man diesen Sachverhalt kommentieren? Da wendet also die WTG erhebliche finanzielle Mittel auf, in Kumpanei mit einem zu 56 Jahren Haft verurteilten.
Der Hehler ist schlimmer aus der Stehler, wäre mein Kommentar in übertragenem Sinne dazu.
Der WTG geht es also primär um ihre Imagewahrung, die sie durch diesen Fall gefährdet sieht.
Dabei macht sie sich zum Kumpan mit einem, der vorstehend beschrieben wurde.

Silentlambs fügt seinen Bericht noch einige Verlinkungen mit bei.
Daraus einige charakteristische Sätze:

„In einem ... Urteil hat der Supreme Court des Bundesstaates die Berufung ... abgewiesen, die versuchten, ihre Versammlung der Zeugen Jehovas zu verklagen, weil sie den Missbrauch durch ihren Vater nicht angezeigt hatte, obwohl es den Ältesten der Kirche ein Dutzend Mal berichtet wurde. ...
Paul Berry begann in den 1980er Jahren, seine Tochter und seine Stieftochter körperlich zu misshandeln und sexuell zu missbrauchen, als sie 3 und 10 Jahre alt waren, so Gerichtsdokumente.
Ihre Mutter ... meldete die Missbräuche viele Male Kirchenvertretern. Die Kirche der Zeugen Jehovas fordert zwei Zeugen, ehe sie gegen einen Kinderschänder Strafmaßnahmen ergreift, ein Kind kann nicht sein eigener Zeuge sein. Die Ältesten kamen mit Poisson und ihrem Mann zusammen, um über den Missbrauch zu reden, zeigten ihn aber nicht an Und sie sagten ihr, sie solle auch keine Anzeige erstatten, so Gerichtsunterlagen."

www.silentlambs.org/BerryVerdictarticles_de.htm

Re: Im Zeitspiegel - Der Fall Paul Berry
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 15. Juli 2010 12:10

Drahbeck
Wie soll man diesen Sachverhalt kommentieren? ...

E R B Ä R M L I C H

Re: TOOL - "Right in Two"
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 15. Juli 2010 17:45
"Warum gab Vater diesen Menschen freien Willen?"

> T o o l - "Right in Two"

Drahbeck
Die "Volksstimme" in Magdeburg, laut Untertitel "Organ der SED in Sachsen-Anhalt", druckte in ihrer Ausgabe vom 15. Juli 1950 nachfolgenden Leserbrief ab:

Darf man den Krieg als Lockmittel benutzen?
Eine Leserin über die Methoden der "Zeugen Jehovas"
Magdeburg (EB)
Unsere Leserin, die parteilose Hausfrau und Mutter Astrid G..., Aschersleben, schreibt uns:
Niemand wünscht sich einen Krieg, sollte man meinen. Bei den Gesprächen mit Bekannten, die einer christlichen Kirche angehören, ganz gleich welcher, beobachte ich immer wieder die gleiche Einstellung für den Frieden und gegen den Krieg.
Was sind aber für Leute, die sich als "Jehovas Zeugen" bezeichnen? Mehrmals habe ich nun schon beim Einkaufen und auf der Straße erleben müssen, daß Leute, die sich durch ihre Reden zu dieser "christlichen" Gemeinschaft bekennen, vom "kommenden Weltuntergang" reden, vom "Krieg des Satans, der alles vernichtet und für die auserwählten Menschen danach das ewige Leben bringen soll."
Sogar bei ihrer Agitation von Haus zu Haus reden sie in dieser Weise.
Ist eine solche Anhängerwerbung der "auserwählten" Menschen nicht abstoßend?
In der ganzen Welt dienen die fortschrittlichen Kräfte der Erhaltung des Friedens. Die Werktätigen bemühen sich, die Spuren des letzten Krieges zu beseitigen und ein friedensmäßiges Leben zu gewährleisten. Überall werden die Unterschriften zur Ächtung der Atomwaffen gesammelt. Und da gibt es eine Gruppe Menschen, die gehen hausieren mit dem Krieg um Anhänger zu gewinnen. Sie verheißen das "ewige Leben" nach dem großen Krieg.
Der Krieg ist ihnen also etwas wünschenswertes.
Hat das noch etwas mit Achtung vor der religiösen Überzeugung, mit der Freiheit der Religion zu tun?
Oder ist es nicht vielmehr so, daß sich hinter diesen "Zeugen Jehovas" andere Menschen verbergen, die ein Interesse daran haben, daß der Krieg für die breite Masse verheißungsvoller ist?
Ich selbst gehöre keiner Partei an, doch wundere ich mich, daß entgegen der allgemeinen Friedenswerbung in der Deutschen Demokratischen Republik diese "Zeugen Jehovas" ihre Kriegspropaganda durchführen.

Nun mag man ja solcherlei "Leserbriefe" der Rubrik SED-gesteuert zuordnen, was wohl schwerlich zu bestreiten wäre.
Sie machen aber auch deutlich, wie eben politisch denkende Menschen das Narrentum der Zeugen Jehovas einschätzten.
Auch Narren können zur Landplage werden. Die SED wusste wahrlich ein Klagelied davon zu singen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sisyphos
In derselben Situation befindet man sich auch, widerspricht man der Verschwörungstheoretiker-Szene bei ihrer Freimaurerthese in der Variation zu den Zeugen Jehovas.

Selbige nimmt nämlich für diese Kreise eine Glaubens-Ersatz-Funktion war. Und mit Gläubigen, gleich welcher Couleur zu disputieren, war und ist ein hoffnungsloses Unterfangen.
Man kennt auch den Fall Hank. Man kann ja sagen: Eine kunstvolle Geschichte. Gleichwohl hat diese Geschichte auch Elemente mit tieferen Sinn.
Vernimmt man darin auch die These. Der Mond bestehe aus grünem Käse, dann ist der Versuch mit den grünen Käse-Gläubigen ernsthaft zu disputieren, genauso hoffnungslos, wie eben bereits der genannte Fall Sisyphos.

Der Fall Hank

Auch wenn mir vorskizzierte Sachlage durchaus geläufig ist, meine ich dennoch schon mal zusammengefasst zu haben, was ich meine, als Widerspruch zu genannter Freimaurer-These zusammenfassen zu können.

Antwort auf die Freimaurerthesen

Wenn dies die Verschwörungstheoretiker offenbar nicht beeindruckt. Kommentar dazu; siehe Sisyphos.
Ich werde auch besagten Herrn Veith und seine Jünger nicht überzeugen können. Dieser Illusion gebe ich mich auch nicht hin. Das wäre in der Tat zu schön um wahr zu sein.

Gleichwohl stelle ich zum Falle Veith namentlich die Frage.
Beweist er seine Thesen?
Oder verkündet er lediglich im Stil der Mond besteht aus grünem Käse, Glaubensthesen.
Mein vernichtendes Urteil lautet. Er verkündet nur Glaubensthesen, im Bereich dessen, was hier speziell thematisiert ist.

Besagter Herr Veith hat es übrigens auch schon zu einem Wikipedia-Eintrag seine Person betreffend gebracht. Er "ist also wer".
Und da begegnet man schon gleich einer weiteren relevanten Klippe.
Der Klippe des Disputes zwischen Schöpfungs-Gläubigen und Evolutions-Gläubigen.
Man kennt diesen Disput auch etwa aus dem Fall Kutschera versus Lönnig. Und auch Herr Veith scheint dann ja mit diesem Konflikt gesegnet zu sein.
Ich habe für beide Lager (die Betonung liegt nochmals auf beide) die Zusatzvokabel "Gläubige" mit angehängt; dieweil meine Position zu diesem Fragenkomplex die ist.
Es kann so oder anders gewesen sein. Ich war nicht dabei.
Folglich kann ich mir diesbezügliche Theorien zwar anhören; muß es aber letztendlich beim anhören belassen, und den Theorie-Charakter betonen. Theorien können sowohl richtig als falsch oder auch eine Mischung von beiden sein.

Was ich aber definitiv weis ist der Umstand, dass Schöpfungs-Gläubige, wie zum Beispiel der Herr Russell, es nicht bei diesen genannten Theorien isoliert beließen, sondern zugleich damit Thesen verbanden, die man im Falle Russell mit dem Satz zusammenfassen kann:
"Von 1874 nach 1914"
und die in rückblickender geschichtlicher Wertung sich sehr wohl als nachweisbar falsch erwiesen.
Insofern haben die Schöpfungs-Gläubigen schon mal ein nicht bewältigtes Manko zu ihren Lasten, dass sie lediglich durch Nassforschheit im Stile der "Mond besteht aus grünem Käse" überspielen.
Und auch dazu wäre kommentierend zu sagen:
Gegen Dummheit kämpfen selbst Götter vergebens!

Nun noch eine weitere Einschränkung.
Insofern beim Fall Veith also auch Elemente des Evolutions-Streites mit hineinspielen, bleiben die für meine Wertung völlig außen vor.
Zweite Einschränkung; sofern Auslassungen von Herrn Veith auch oder nur käuflich erwerbbar sind, interessieren die mich gleichfalls grundsätzlich nicht. Dazu ist mir jener Herr doch etwas zu naiv gestrickt, um ihm eine über das notwendige hinausgehende Würdigung zuteil werden zu lassen.
Letztere beschränkt sich somit primär auf das, was via im Internet zugängliche Videos von ihm zu kommentieren wäre.
Und weil wir schon mal bei kommentieren sind, dann gleich mal ein paar charakteristische kommentierende Sätze aus der Wikipedia über ihn.

Während ein Teil der Adventisten seine Vorträge schätzt, kritisierte auch die Führung der Siebenten-Tags-Adventisten Veiths Informationsvermittlung speziell zur Thematik "Bibelübersetzungen und Textus Receptus":
"eine suggestive Art der Darstellung, die Verwendung von aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten und einseitige Darstellungen"
Ihm wurde dazu empfohlen,
"entweder künftige Ausführungen zu dieser Thematik völlig neu zu überarbeiten und sie ausgewogen, fair und seriös darzubringen oder ganz auf sie zu verzichten"
...
Die Siebenten-Tags-Adventisten Deutschland verhängten ein Einladungsverbot gegen ihn, an das die Adventgemeinden gebunden sind, was die Gemeinden jedoch nicht davon abhält, Veith überkonfessionell zu Vorträgen einzuladen."

http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Veith

Damit ist schon einiges über seinen Standort gesagt, dem Umfeld der Adventisten zugehörig, was selbst letztere nicht daran hindert, erhebliche "Bauchschmerzen" bei Nennung seines Namens zu verspüren und auch zu artikulieren.

Nun zu einigen Veith'schen Videos:
Ich bitte um Verständnis, einige haben auch eine erhebliche zeitliche Länge. Das mir anzutun, die auch wirklich zu sichten, erachte ich als ein (für mich zu großes) zeitliches Opfer. Ich muss mich also auf gewisse Stichproben beschränken.
In einem "Freimaurer 1" betitelten Video wird selbst die katholische Kirche diesbezüglich - unsachlich - verteufelt.
Die Ironie der Geschichte besteht wohl insbesondere darin, dass die Catholica selbst, namentlich in einer früheren Geschichtsphase, mit einer der relevantesten Freimaurergegner (in Randzirkeln noch heute) ist. Das aber entgeht diesen Unterbelichteten schon mal grundsätzlich, bei ihren Glaubensverkündigungsthesen.
Und darin teilt er schon mal mit, er wolle das Glaubensersatz-Thema Freimaurer in elf Vorträgen ausbreiten. Wer denn viel Zeit hat, kann sich die ja im Detail ansehen. Ich habe diese Zeit nicht, und will sie für diesen Herrn auch nicht opfern. Bei dem Versuch mal grob zu sichten, was existiert denn so an Videos in Verbindung mit seinem Namen, bin ich bei Google auf über 660 Nachweise gestoßen.
Da sage ich dann schon mal "danke ..." und das war es dann.
Ein weiteres Video mit diesem Herrn Veith als "Star" trägt den Titel:
"Zeugen Jehovas, Freimaurer und Satan"
Der Video-Einsteller hat dann auch ausdrücklich die Option Kommentare hinzufügen zu können, entfernt. Indes sein eigener Kommentar spricht schon Bände. Da behauptet er allen Ernstes, gestützt auf die Krücke Veith (ohne die würde er wohl umfallen, respektive auch das umfallen vergessen, obwohl es bitter nötig wäre).

"Die Zeugen Jehovas wurden von einem Freimaurer erfunden und wurde (wird) eingesetzt um die Menschen Richtung Satanismus zu leiten und zu bewegen".

Eine typische der "Mond besteht aus grünem Käse"-Glaubensthese wäre dazu anzumerken. Bar jeglichen tatsächlichen Beweises.
Veth in seiner Unbedarftheit wähnt das "Kreuz Krone" Symbol als exklusiv "freimaurerisch" deuten zu können. Das es auch in anderen christlichen Kreisen nachweisbar ist, und zum Ausdruck bringen will durch das Kreuz (Selbstverleugnung) den göttlichen Preis des "ewigen Lebens" oder ähnliches in der Richtung, zu erwerben, entgeht ihm schon mal grundsätzlich.

Dann meint er Kritik an der NW-Bibel-Übersetzung der Zeugen zu formulieren. Diese Kritik gibt es sicherlich auch andernorts. Aber meines Erachtens überzieht auch Veith dabei maßlos. Vor allem liefert er keine tatsächlichen Beweise, die wissenschaftlich begründet, auch so von anderen bereits vorgetragen wären. Er praktiziert dabei eine Art Exklusivität, die wie bereits vernommen, selbst offiziellen adventistischen Kreisen, unheimlich ist.

Er und sein Video-Einsteller, nehmen besonders an dem Umstand Anstoß, dass die NW-Übersetzung tendenziös ausgerichtet ist, was schwerlich zu bestreiten wäre.
Als "Kronargumente" werden dabei insbesondere jene Details herausgestellt, wie die NW-Übersetzung, im Gegensatz zu anderen, versucht jegliche Begründungsbasis der Trinitätslehre in ihrer Bibelausgabe, den Boden zu entziehen.
Damit reduziert sich dieser Streit letztendlich auf den Aspekt, wie man zu besagter Trinitätslehre (Dreieinigkeit) steht. Andernorts wird selbige ja zum Dogma erklärt.
Mir persönlich geht dieser Streit "am allerwertesten vorbei".
Ob der Schrott der Trinitätslehre nun Relevanz hat oder nicht, rangiert bei mir auf Platz 999a oder noch weiter hinten angeordnet. Insofern ist die künstliche Aufgeregtheit diesen Aspekt betreffend, für mich ein Muster ohne Wert!

Jener Videoeinsteller hat dann ja noch ein paar andere "Events" (aus seiner Sicht) mit eingestellt. Unter anderem eines zum Thema "Hohle Erde".
Hohl ist da wohl in der Tat einiges!
Die Frage ist nur auf welcher Ebene.

Die Wikipedia fügt ihrem Beitrag über den Herrn Veith auch noch Klassifizierungen mit hinzu, in welche größere Themen er mit hineinpasst. Und darin ist auch die Klassifizierung
Verschwörungstheorie, und wie mir scheint zu recht!

Linksammlung Theorie der Verschwörung

Exkurs:
Zitat aus
Ute Anne Kroder "Die Eschatologie der Siebenten Tags-Adventisten, Zeugen Jehovas und der Neuapostolischen Kirche"
Abschlussarbeit, Fachbereich katholische Theologie, Frankfurt/M. 1994
Siehe zu letzterer auch
Kroder

Im Zuge der nunmehr 150jährigen Geschichte der adventistischen Gemeinden gerieten gerade diese Wiederkunftszeichen immer mehr in den Hintergrund. Zeichen dieser Art wie Erdbeben, Hungersnöte und Umweltkatastrophen werden vielmehr heute in der jüngsten Gegenwart gesehen. So sieht z.B. der jüngst auf Deutschlandtournee gewesene südafrikanische Adventistenprediger Veith in Jes 51, 6 die Zerstörung der Ozonschichten. Als weiteres Endzeitkennzeichen werden "Spannungen zwischen den Kapitalisten und den Arbeitern gesehen, die in Jak 5, 1-5 angekündigt seien.
Das Jahr 1844 erhalt angesichts der jüngsten Deutungen eher die Bedeutung eines historischen Faktums, das die Ansicht, man lebe in der Endzeit, zusätzlich noch bestätige."

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Juli 2010 03:42
Gelesen in der "Westdeutschen Allgemeine Zeitung" vom 22. 7. 1970
Superintendenten sprechen von "antikirchlich"
Viele Evangelische seien "hilflos" gegenüber "Zeugen Jehovas".
Daher wurde ein Flugblatt zum Essener Kongreß der Zeugen von der Evang. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen konzipiert, Auflage 5000 Exemplare, das aus Anlass des "Theokratischen Kongresses" der Zeugen Jehovas ... in der Gruga vertrieben worden ist.

"Sie werden auch zu Ihnen kommen", heißt es in dem Flugblatt. Im Text wird bezweifelt, daß alle Essener Protestanten "sich in der Lage fühlen" und bereit seien, ihren "Gästen als ein gläubiger Christ gegenüberzutreten."
Schlußfolgerung des Flugblattes, das mit Abänderung der Ortsangabe bei fast allen Kongressen von "Jehovas Zeugen" verbreitet wird.
"Wollen wir Menschen aufnehmen, die zwar von uns eine tolerante Haltung erwarten, die aber selbst in keiner Weise unseren Glauben tolerieren?
Wollen wir durch ein Quartier eine Aktion unterstützen, die die christliche Botschaft verfälscht und die eindeutig gegen die Kirche gerichtet ist?
Zur Motivation: Es wird befürchtet, daß die Essener Protestanten "der massiven Werbetätigkeit dieser Sekte" in ihrer Gastfreundschaft "hilflos gegenüberstehen und plötzlich in einem strategischen Feldzug verstrickt und damit überfordert werden."
Die EZW suche zwar das Gespräch mit allen Sekten, ... stoße jedoch bei den "Jehovas Zeugen" auf Widerstand.
Kirchliche Kreise bewerteten den bevorstehenden Kongreß sogar als "antikirchlich" ... die Gastfreundschaft der Christen werde zu Propaganda mißbraucht, deshalb müsse "der Verwirrung der Gemeindeglieder gewehrt" werden.
... Die Kirche sei für sie die "Hure Babylon", heißt es darin, und ein großer Teil der Literatur der "Zeugen" beschäftige sich mit der "Vernichtung der Christenheit."
Zum Gebot der Barmherzigkeit wird erläutert, daß die "Jehovas Zeugen" kein karitatives Werk unterstützen und nirgends für die Hungernden und Entrechteten eintreten.
In "engherziger Gesetzlichkeit" verbieten sie ihren Mitgliedern sogar eine lebensrettende Bluttransfusion", wird eingewandt.

Soweit eine Zusammenfassung jenes damaligen Presseberichtes.
Da hat sich in den nachfolgenden Jahren wohl auch dahingehend etwas geändert, als gezielte Privatquartier-Suchen seitens der Zeugen Jehovas, in Kreisen die nicht zu ihnen gehören, in der Regel nicht mehr erfolgen. Dafür wird dann halt auf Hotelunterkünfte orientiert, was wiederum allerdings, mit höheren Kosten verbunden zu sein pflegt.
Und die Zeiten, wo seitens der EZW Warn-Flugblätter verteilt wurden, gehören wohl auch zur Vergangenheit ...
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. Juli 2010 03:22

"Und Diskussionen über Reformen kennen die Jehovas überhaupt nicht."

Mit diesem Satz endete ein Artikel der "Berliner Zeitung" vom 24. 7. 2000 der überschrieben war

"Diskobesuche und Geburtstage sind tabu"

. Und weiter liest man in jenem Beitrag auch den Satz:

"Von Verboten will die Anhängerin der Zeugen Jehovas aber nicht reden. "Es sind Ratschläge, negativen weltlichen Einflüssen möglichst aus dem Weg zu gehen".

Tja so ist das halt mit den "Verboten". Selbige Vokabel rutscht dann ja "weltlichen" Beobachtern der Zeugen Jehovas nicht selten mit heraus. Und einige von denen die da die Vokabel "Verbote" zu ungeschützt verwandten, haben im Anschluss daran noch erfahren müssen, wie von den Zeugen Jehovas beauftragte Rechtsanwälte, sie dann mit einer "Strafbewehrten Unterlassungserklärung", "beehrten".
Verboten im eigentlichen Wortsinne ist somit bei den Zeugen Jehovas kaum etwas.
Sie haben da halt viel wirkungsvollere Mechanismen die da des Instrumentariums "de jure Verbote" nicht bedürfen.
Die allerdings sind so "neu" nun auch wieder nicht,
Ein Mann namens Karl Marx, kleidete sie für eine frühere Phase der Kirchengeschichte, mal in die Worte:

"Luther hat allerdings die Knechtschaft aus Devotation (Unterwürfigkeit) besiegt, weil er die Knechtschaft aus Überzeugung an ihre Stelle gesetzt hat. Er hat den Glauben an die Autorität gebrochen, weil er die Autorität des Glaubens restauriert hat. Er hat die Pfaffen in Laien verwandelt, weil er die Laien in Pfaffen verwandelt hat. Er hat Menschen von der äußeren Religiosität befreit, weil er die Religiosität zum inneren Menschen gemacht hat. Er hat den Leib von der Kette emanzipiert, weil er das Herz in Ketten gelegt."

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/0724/lokales/0056/index.html

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. Juli 2010 11:15
Sendereihe "Orientierung" (Österreichisches Fernsehen)
Der Bericht über einen ZJ-Kongress von diesem Sender.

tvthek.orf.at/programs/1366-Orientierung/episodes/1511707-Orientierung/1513385-Zeugen-Jehovas--Beaengstigende-Zeiten-

Noch ein "Friede Freude Eierkuchen"-Video aus Österreich.
Namentlich die nicht wenigen positiven Kommentare dazu verdeutlichen auch, wie "angekratzte Seelen" analog dem nach dem Strohhalm greifen, auf diesen Typus abfahren.

www.walgau.tv/glauben-heute/glauben-in-der-region-zeugen-jehovas/
Re: Im Zeitspiegel / "Geniestreich"
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 27. Juli 2010 22:10
Christian W. antwortet einer Reporterin:

,,In den Anfängen von Zeugen Jehovas, ah, in der Neuzeit war der Name Bibelforscher sehr bekannt und natürlich in den 1930er Jahren hat man dann aufgrund von dem Selbstverständnis mehr diesen Namen herausgestellt ...

"walgau.tv"

Folgendes ist nachlesbar:

WTG-Buch 1993 JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES GOTTES S. 151, 152
,,1931 nahmen wir den wirklich einzigartigen Namen Jehovas Zeugen an. Der Autor Chandler W. Sterling nannte es einen ,,Geniestreich" J. F. Rutherfords, des damaligen Präsidenten der Watch Tower Society.

Die Verfasser fragen:

S. 152
,,War die Namengebung ein ,,Geniestreich" Bruder Rutherfords, oder war sie göttlicher Vorsehung zuzuschreiben?"

Ich bin überzeugt, die Namengebung war nicht "göttlicher Vorsehung" zuzuschreiben, sondern hatte ganz profane Ziele:

S. 150, 151
,,Schließlich wurde immer deutlicher, daß sich die Versammlung der Diener Jehovas, abgesehen von der Bezeichnung ,,Christen", durch einen besonderen Namen von anderen unterscheiden mußte ...

Nach Bruder Russells Tod lehnten es einige, die früher mit ihm verbunden waren, ab, mit der Watch Tower Society und der International Bible Students Association zusammenzuarbeiten, und leisteten dem Werk dieser Gesellschaften sogar Widerstand. Diese Splittergruppen nannten sich unterschiedlich; einige hielten an der Bezeichnung Vereinigte Bibelforscher fest. Das schuf zusätzliche Verwirrung."

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. Juli 2010 00:06
Dem im Olympia-Stadion in Berlin tagenden Kongress der Zeugen Jehovas, widmet die "Berliner Morgenpost" vom 25. 7. 1990 einen Beitrag.
Er sei auch insbesondere im Hinblick auf die Zeugen Jehovas in der DDR konzipert, für die er das erste größere "Event" nach der dortigen Wiederzulassung vom 14. 3. 1990 sei.
Man meint die Zahl der DDR-Teilnehmer auf etwa 30.000 (von 60.000 gesamt) veranschlagen zu können. Als weitere Zahlen werden noch genannt:
1.200 aus den USA und 4.600 aus Polen.

Nun weiss man nicht, soll man nun lachen oder eher weinen, liest man in diesem Bericht auch die Angabe:

"Die Amerikanerin Kathy Monroe (39) reist mit ihren drei Kindern jeden Tag aus Celle an:
"In Berlin haben wir keine Unterkunft mehr gefunden."

Nun soll es ja Fanatiker seit jeher geben. Das ist wohl dann auch ein exemplarisches Beispiel dafür. Aber wie zu vernehmen, schleift sie ja auch ihre Kinder mit.
Wenn dass alles nicht mal schon fast den Rang der Kindermißhandlung erreicht?!

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. Juli 2010 01:06
Aus Kansas City, im US-Staate Missouri wird am Samstag den 26. Juli 2008 die Explosion eines Königreichssaales der Zeugen Jehovas gemeldet.
Bei der anschließenden Untersuchung wird als Resultat vermerkt. Es wurde offenbar ein Brandbeschleuniger eingesetzt, somit kann Vorsätzlichkeit unterstellt werden.
In den Trümmern wurde dann noch ein Toter entdeckt. Es wird gewertet, dass derjenige offenbar in dieser Räumlichkeit auf diese Weise Selbstmord beging.
Soweit aus den Internet-Meldungen ersichtlich, gibt es keine näheren Angaben zu seinem Hintergrund und seiner Motivation.

http://translate.google.de/translate?hl=de&langpair=en%7Cde&u=http://www.topix.com/forum/religion/jehovahs-witness/T2SF754LABGM4LAFK

http://translate.google.de/translate?hl=de&langpair=en%7Cde&u=http://www.jehovahs-witness.net/163037/1

http://translate.google.de/translate?hl=de&langpair=en%7Cde&u=http://www.jehovahs-witness.net/163037/6

Jene Gegend wird gemeinhin zum Bibelgürtel der USA gerechnet.
Über die dortigen "frommen" Events vernimmt man unter anderem (das jetzt außerhalb der ZJ-Thematik zitiert):

"Die intelligent design-Theorie ist Kreationismus unter einem wissenschaftlichen Deckmantel. Der Trend kommt aus den USA: Dort ist der Religionsunterricht aus den Schulen verbannt. Indem sie ihre Weltanschauung angeblich objektiv, ideologiefrei und wertneutral präsentierten, haben die Kreationisten ihren Glauben durch die Hintertür des Biologielabors wieder in die Schulen gebracht.
1999 untersagte die Schulbehörde von Kansas, Evolution und Urknall in den staatlichen Leistungsprüfungen abzufragen oder auch nur zu erwähnen.
Viele Sachbuchverlage meiden seither - um teure Klagen zu verhindern - das Reizwort Evolution. Und Forschern rät die amerikanische National Science Foundation, in ihren Anträgen um staatliche Zuschüsse die Begriffe sex und evolution zu vermeiden.
Konservative Senatoren und Kongressangehörige stöbern in der Library of Congress nämlich mit Vorliebe in diesen 250-Zeilen-Anträgen - in der Absicht, dort auf diese "Schmuddelwörter" zu stoßen und so Forschungsvorhaben, die das Wort der Bibel untergraben könnten, zu unterbinden. Gesponsert werden die "wissenschaftlichen" Umtriebe der Kreationisten vom Discovery Institute in Seattle, das von reichen christlichen Fundamentalisten unterhalten wird."

Aus einem thematischen Text von Hansjörg Hemminger sei analog zitiert:

"Einen ersten Höhepunkt seines Einflusses erlebte der Kreationismus in den USA in den zwanziger Jahren. Zwischen 1921 und 1929 wurden in 31 Staaten Gesetzesvorlagen eingebracht, die es verboten, die Evolutionstheorie an Schulen zu unterrichten. In einigen Südstaaten wurden die Vorlagen Gesetz.
Es sei daran erinnert, dass die selbe politische Grundstimmung damals die Zeit der Prohibition in den USA einleitete:
Es ging um die Bibel als Quelle einer traditionellen bürgerlichen Moral.
Zum nationalen Showdown der Befürworter und Gegner kam es beim sogenannten Affenprozess von Tennessee. Ein Lehrer namens John D. Scopes war angeklagt, entgegen dem Verbot die Abstammung des Menschen vom Affen gelehrt zu haben.
... Ähnlich agiert 'The Creation Science Association [---] Mid-America'
(CSA) in Kansas.
Alle Übel der Welt, Kriminalität, Unmoral und sogar die 'hundert Millionen Toten des zweiten Weltkriegs' werden der sogenannten Evolutionslüge angelastet. Der Anspruch, selbst 'reborn christians' zu sein, verbindet sich im Mittelwesten anscheinend recht
leicht mit einem politischen Fanatismus, der seinesgleichen sucht."

Auch solch ein "Event" aus jener Gegend:
Das seinerzeitige "Goldene Zeitalter" schrieb in seiner Ausgabe vom 15. August 1936:

"Als das Altersrente-Gesetz in Kansas in Kraft trat, stand eine Menge von über tausend, alle über 70 Jahre alt, Schlange für die Einschreibung, bis eine ganze Anzahl ohnmächtig wurden. Vielen wurde erste Hilfe zu Teil. Eine große Anzahl kam gestützt auf Krücken und Stöcken. Die Bundesregierung hat die überraschende Entdeckung gemacht, daß jede fünfte Person von nationaler Unterstützung lebt, körperlich und geistig unbrauchbar ist, selbst wenn Arbeit vorhanden wäre."

Siehe auch:
Parsimony.6002
Parsimony.6003

Exkurs:
Friedrich Gerstäcker in:
"Die Regulatoren in Arkansas"

Die "Ereignisse ist keineswegs erdichtet, sondern haben sich, wenn auch auf verschiedenen Plätzen und in ausgedehnterem Zeitraum, wirklich zugetragen, besonders ist der Methodistenprediger eine geschichtliche Figur. Ich selbst war Zeuge mehrerer Szenen."

Und weiter der Autor:

"Auf den Pferdediebstahl legten sich die Verbrecher besonders, da nach der westlichen Sitte die Tiere und Herden der Pioniere frei im Walde selbst ihr Futter suchten und also keiner so genauen, ja oft nicht der mindesten Aufsicht unterworfen waren. Als nun noch überdies im Jahre 1839 die Todesstrafe für Pferdediebstahl aufgehoben wurde, machten in verschiedenen Teilen des Staates manche ein wirkliches Geschäft daraus."

Und weiter, die Szene:

»Die beiden Geschäfte scheinen sich bei Euch sehr gut zu vertragen!« Der Jäger lächelte verächtlich. »Predigen und Pferde stehlen – hm, paßt wirklich recht gut zusammen, kann auch recht gut nebeneinander bestehen."

Damit ist erst mal das grobe Sujet, dass Gerstäcker abhandelt, umrissen. Und liest man weiter stellt sich heraus, dass beim Geschäft des Pferdedienstahles, letztendlich ein Methodistenprediger sich als der größte (verkappte) Schurke entpuppt.
Für letztere Aussage dann die Szene:

»Rowson – allmächtiger Gott – das ist nicht möglich!« schrie Brown entsetzt, »das – das wäre entsetzlich – Rowson ein – Mörder.«
»Johnson und Rowson«, wiederholte Assowaum ebenso leise, aber ebenso bestimmt. »Der blasse Mann hatte ebenfalls teil an dem Pferdediebstahl.«
»Mensch, bist du dessen gewiß?« stöhnte Brown, noch immer nicht imstande, den schrecklichen Gedanken zu fassen, Marion in den Händen eines Verräters zu wissen, »hast du wirklich Beweise für diese entsetzliche Anklage?«
»Der blasse Mann war bei dem Pferdediebstahl, ich weiß es, und neben dem Blut des weißen Mannes stand sein Fuß.«
»Gerechter Gott – Assowaum – weißt du, wen du beschuldigst?«
»Den Prediger«, sagte der Indianer finster. »Vielleicht zertrat er auch die Blume der Prärien; doch umkreiste Assowaum bis jetzt umsonst das Lager. Aber Rowson erschlug den weißen Mann; seit vier Tagen weiß ich es.«
»Und weshalb schwiegst du?«
»Wenn die weißen Männer den Verbrecher des einen Mordes für schuldig fanden«, lächelte Assowaum mit wildem, fast geisterhaftem Blick, »dann kehrten sie sich nicht an den andern – sie hingen ihn, und Assowaum hätte seine eigene Rache in den Händen anderer gesehen."

Über jenen Methodistenprediger gibt es noch weitere Aussagen etwa die:

"Hier nun war sein Weib (die Frau eines Indianers) von dem Methodistenprediger oder sogenannten »Circuit Rider« (da er abwechselnd fast in allen Ansiedlungen dieses wie des benachbarten County predigte) zur christlichen Religion bekehrt worden. An Assowaum dagegen scheiterten alle derartigen Versuche, und vergebens bemühte sich Rowson fortwährend, den Verstockten, wie er ihn nannte, dem Glauben seiner Väter abwendig zu machen und in die Arme der »alleinseligmachenden Kirche« der Methodisten zu führen. Der Indianer beharrte darauf, in jenem sterben zu wollen, und ließ sich durch all die Ermahnungen und Drohungen des fanatischen Priesters nicht irre machen."

http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=792&kapitel=1#gb_found

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. Juli 2010 16:15
Der Joker

Neben dem unterjubeln der derzeitigen WTG-Generationstheorie, der zufolge beispielsweise, diejenigen, die den 1975-Spinner Fred W. Franz noch persönlich kennenlernten, obwohl sie vielleicht zu dem Zeitpunkt dem Lebensalter nach, noch ein Jüngling waren.
Wobei der Zweck jenes Konstruktes darin besteht zu sagen.
Jene Jünglinge dann, würden noch zu der "nicht vergehendenden Generation" gehören.
Die blökende WTG-Hammelherde schluckt das selbstredend wie das bei den "Führer befiehl - wir folgen dir"-Geistig Unselbstständigen, andere für sich "denken" lassende so üblich zu sein pflegt, klaglos runter.
So jüngst wieder geschehen auf den diesjährigen ZJ-Bezirkskongressen im dortigen Schlussvortrag.

Bekommt sie dann noch gesagt. Die WTG werde eine Broschüre speziell im Hinblick auf die Buddhisten konzipiert, auf den Markt werfen. Die aber werde nicht ins Deutsche übersetzt werden. Aber wer trotzdem an ihr interessiert, und eine entsprechende Fremdsprache beherrscht, könne sie dann sich ja über die Literaturbesteller der Versammlung (keine offizielle Bezeichnung) dann anfordern lassen. Und sollte in jenem Monat, nach Auslieferung der Broschüre, der WTG-Spendenkasten jener Versammlung besonders prall gefüllt sein; man brauchte sich dann darüber wohl nicht zu wundern.

Ähnliches dürfte dann wohl auch für die neue Geschichtsklitternde DVD gelten, die da auf jenem Bezirkskongress verteilt wurde, für die, die bis zum tatsächlichen Ende ausharrten. Sollte allerdings einer wieder WTG-Regiererwartungen, jene Veranstaltung vorzeitig verlassen haben, hat er dann halt "Pech gehabt", bzw. Er kann ja sein Vergehen, dann durch nachträgliche Bestellung noch "gut machen".
Wobei es ihm allerdings passieren kann, dass der örtliche WTG-Literaturverteiler dann argwöhnt. Die DVD gab es doch auf dem Kongress. Wird die also nachträglich bestellt, muss man nicht unbedingt Sherlock Holmes sein, um zu argwöhnen, da hat einer seine (moralisch) "vorgeschriebene" Sitztour offenbar nicht bis zum Ende abgesessen. Wenn das mal nicht der Anfang vom "Unsicheren Kantonisten werden" sein sollte.
Und potentielle "unsichere Kantonisten" bekamen ja auf diesem Kongress so einiges in ihre Leviten mit hineinverlesen.

Vielleicht eher etwas untergegangen in den Ausführungen in diesem Schlussvortrag, ist dann die Gummiband-Auslegung, bezüglich des Zauberwortes "Wann immer sie Friede und Sicherheit sagen ..."

Da behält sich also die WTG vor, nach derzeitiger Lesart, kein Ereignis der Vergangenheit mit diesem Spruch bedenken zu wollen. Man will das also als Joker für die fernere Zukunft sich offenlassen.
Man wird es wohl nötig wenn auch mal die "Ich habe Fred W. Franz auf einem Kongress gesehen", dann eines Tages ausgestorben sind.

bk2010l.kilu.de/46%20Bleibe%20am%20geheimen%20Ort%20des%20Hoechsten.mp3
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Juli 2010 09:47
Was so alles passiert
Dies und das:

daniel-goldberg.de/V1/?p=361
Re: Im Zeitspiegel - Alfred Mütze
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Juli 2010 15:57
Einem Beispiel billiger Effekthascherei konnte man auch im öffentlichen Vortrag auf dem diesjährigen ZJ-Bezirkskongress begegnen.
Da wurde allen Ernstes behauptet, der Herr N. H. Knorr habe schon im Jahre 1942 den Untergang von Hitlerdeutschland "auf Grund von Bibelprophezeiungen" verkündet.
Dazu wäre zu sagen, für solcherlei "Prophezeiungen" im Jahre 1942 vom sicheren Hort der USA aus, bedurfte es mit Sicherheit keiner Bibel.
Da reichte voll und ganz schon der aufmerksame Blick in die Tagespresse aus.

Noch ein "Event" meinte jener Vortragsredner mit zum "besten" geben zu sollen.
Da habe der Herr Himmler (sicherlich kein Unbekannter) im Jahre 1945, auf seiner Flucht, kurz bevor er von britischen Militärangehörigen gestellt wurde, auch noch ein Gespräch mit einem Bibelforscher Namens Mütze gehabt.
Irgendwelche Literaturbelege, wo man das selber mal nachrecherchieren könnte, wurden allerdings nicht genannt.
Ergo bleibt auch in dem Falle das Votum:
Gewogen und zu leicht befunden.

Das ein Himmler im Jahre 1945, auf seiner Flucht, schon ziemlich zerknirscht gewesen sein dürfte, ist auch offenkundig.
Wenn da jener Zeuge sich indes darauf beruft, man habe ja den Untergang des Naziregimes verkündigt, ist das gleichfalls billige - zu billige - Stimmungsmache; gleichwohl zugeschnitten auf den Level der Unterbelichteten, die sich ja bekanntermaßen von der WTG im besonderen angezogen fühlen.

Nun wird aber jener Herr Mütze in jenem ZJ-Vortrag nicht näher beschrieben. Sollte es indes einer von Balzereits Hofschranzen namens Dr. Mütze, seines Zeichen Amtsgerichtsarat a. D. gewesen sein, dann verdichtet sich das Bild schon.

Bei Weinreich etwa liest man die Angabe:

" ... Etwa im Jahre 1936 wurden die Kontakte unter den ehemaligen Mitgliedern der Jugendgruppe erneut belebt, und diejenigen Jugendlichen, die aktive Zeugen Jehovas blieben, widmeten sich ausnahmslos konspirativer Arbeit. Antonia hatte dabei enge Kontakte zum Dresdner Anwaltsbüro Dr. Mütze ...
Die beiden Chefs der Anwaltssozietät, Amtsgerichtsrat a.D. Dr. Alfred Mütze und sein Bruder Camille, waren selbst Zeugen Jehovas. Dr. Alfred Mütze war der Dresdner Gruppendiener und in der Anfangszeit des Nationalsozialismus infolge seiner juristischen Kenntnisse unter den Bibelforschern sehr gefragt. 1933 war er vorübergehend zum Schriftführer der `Norddeutschen Bibelforschervereinigung' ernannt worden; mit diesem Konstrukt versuchte man, Ausdruck `International' im Namen der Gesellschaft, der den Nazis ein Dom im Auge war, zu umgehen. ...
Das Anwaltsbüro Dr. Mütze in Dresden war während der Kriegsjahre offensichtlich eine Anlaufstation für verfolgte Zeugen Jehovas im sächsischen Raum. Antonia lernte durch ihre Kontakte mit Dr. Mütze mehrere Verfolgte kennen, die im Untergrund für die Zeugen Jehovas verantwortlich tätig waren. ...
hatte er, wie es scheint, sein Quartier im Anwaltsbüro Dr. Mütze....

Wenn jener Amtsgerichtsrat i.R. bis weit in die Nazizeit hinein, seine Dresdner Advokatur noch betreiben konnte, dann lässt das ja tief, sehr tief blicken!
Mir ist allerdings bis heute, weder im WTG-Schrifttum noch im angrenzenden, ein in Details gehender Lebensbericht dieses Dr. Mütze bekannt.
Es kann schon unterstellt werden, dass die Nazis dann eines Tages Schluss mit diesem Spuk machten, und auch diesen Dr. Mütze ins KZ beförderten.
Insofern hat die Angabe, er wurde dann gar noch im Jahre 1945 Gesprächspartner von Himmler, einiges für sich.
Die billige Stimmungsmache sich dabei allerdings als "Propheten" zu gerieren, ist so überflüssig wie ein Kropf.

Auch Lahrtz kommt in seiner Dissertation auf den Fall Mütze mit zu sprechen. Einige charakteristische Sätze von Lahrtz dazu:

"Das umfassende Tätigwerden des sächsischen Gestapa im Auftrag der Regierung Sachsens bei der Verfolgung von Zeugen Jehovas läßt sich über mehrere Jahre hinweg konkret anhand des Beispiels des Dr. Mütze zeigen, der als ein 'Ältester' eine exponierte Stellung innerhalb der Gemeinschaft der Dresdner Zeugen Jehovas innehatte. Es wird dabei nicht nur sichtbar werden, welche Behörden in welcher Form in diesen Fall eingriffen."

Und weiter Lahrtz:

"Dr. Alfred Mütze, bis 1931 im sächsischen Justizdienst tätig, war seit 1917 getaufter Zeuge Jehovas. Eine besondere 'Funktion' hatte er innerhalb der Religionsgemeinschaft außer seiner Tätigkeit als Ältester einer Versammlung zwar nicht inne ....
Auch ist er dabei sogar als Rechtsberater - in enger Zusammenarbeit mit der Wachtturmgesellschaft in Magdeburg tätig geworden. Der Präsident des sächsischen Gestapa, Schlegel, hielt hierzu in einem Bericht an den sächsischen Staatsminister des Innern fest:

"Im übrigen benutzt Dr. Mütze die ihm leider bisher noch nicht verbotene Tätigkeit als Rechtsberater seiner 'Glaubensbrüder' als Deckmantel, um die verbotene (...) Organisation der Bibelforscher neu aufzuziehen. Dr. Mütze wird von hier aus als der führende Kopf der Bibelforscher im hiesigen Bezirk angesehen"
Weil Dr. Mütze in seiner Wohnung Versammlungen mit Glaubensbrüdern abgehalten hatte, war damit für die Gestapo der passende Anlaß gegeben, um ihn im Januar 1935 in Schutzhaft nehmen zu können.
Die Vertreter der Wachtturmgesellschaft in Magdeburg versuchten daraufhin, sich mit einem Protestbrief an den Reichs- und Preußischen Minister des Innern zu wehren."

Letztere Aspekt mit dem Protestbrief war deshalb möglich, weil zu genanntem Zeitpunkt die deutschen WTG-Granden Balzereit und Dollinger, sich noch auf freiem Fuss befanden, und nicht unwesentlich, weiterhin über das vorhandene WTG-Vermögen, nach ihrem Gutdünken verfügen konnten.
Weiter Jens-Uwe Lahrtz:

"Wegen nachweislich einer Versammlung mit 8 bis 10 Glaubensbrüdern, die Dr. Mütze im Oktober 1934 in seiner Wohnung abgehalten hatte sowie 3 bis 4 weiteren derartigen Versammlungen und zwei "Missionsversuchen" vom Vorjahr erfolgte schließlich am 26. September 1935 eine Verurteilung vor dem Sondergericht in Freiberg zu 7 Monaten Gefängnis, auf die 4 Monate der Untersuchungshaft angerechnet wurden....
Nach der vollständigen Strafverbüßung folgte die Entlassung im Februar 1936, so daß sich Dr. Mütze bis zu diesem Zeitpunkt fast 14 Monate in Untersuchungshaft und Haft befunden hatte, obwohl er zu einem weitaus geringeren Strafmaß verurteilt worden war.
Etwas mehr als zwei Jahre später kam es im April 1938 zur erneuten Verhaftung, nachdem die Gestapoleitstelle Dresden "vertraulich" und von "durchaus glaubwürdiger Seite" in Erfahrung bringen konnte, daß Dr. Mütze verbotene IBV-Flugschriften auf seiner Schreibmaschine vervielfältigt und sich ostentativ nicht an der Volksabstimmung zum 'Anschluß' Österreichs beteiligt hatte. Beim folgenden Prozeß, wiederum vor dem Freiberger Sondergericht, erfolgte ein Freispruch aufgrund eines ärztlichen Gutachtens.
Die Urteilsbegründung betonte jedoch,
daß Dr. Mütze mit einer "unverständlichen Sturheit der Idee der IBV. anhängt".
Auf den Freispruch folgte dann die erneute Schutzhaft auf Antrag der Gestapo.
Im polizeilichen Gewahrsam befand sich Dr. Mütze, nun fast im 70. Lebensjahr stehend, nachweislich noch Mitte August 1938 ...

Über den weiteren Verlauf seiner Biographie nach 1938 fehlen dann weitere Angaben.
Das ausgerechnet dieser Dr. Mütze dann von dem Nazisystem der "Schutzhaft" auch nach bereits abgesessener Strafe, verschont geblieben sein sollte, ist allerdings mehr als zweifelhaft.
Da mag man ja dazu nur sagen, einen tollen "Kronzeugen", welche die WTG just in diesem Jahre, da ausgebuddelt hat.

Dann ist es ja auch nicht uninteressant, auch die Zeit vor der Nazi-Machtergreifung mit im Blick zu haben.
Was nun seine Mit-Erwähnung im 1974er ZJ-Jahrbuch anbelangt, und zwar mit der Passage:

"Viele Anwesende waren von der "Erklärung" enttäuscht, da sie in vielen Punkten nicht so offen war, wie die Brüder es erhofft hatten. Bruder Mütze aus Dresden, der bis dahin eng mit Bruder Balzereit zusammengearbeitet hatte, beschuldigte ihn später, den ursprünglichen Text abgeschwächt zu haben. Es war nicht das erstemal, daß Bruder Balzereit die offene und unmißverständliche Sprache, die in den Veröffentlichungen der Gesellschaft gesprochen wurde, verwässert hatte, um Schwierigkeiten mit den Regierungsorganen zu vermeiden."

Dazu wäre dann auch noch zu sagen, wenn es diesem Mütze gelang, selbst noch unter Nazi-Rahmenbedingungen, einige Jahre weiter als Rechtanwalt zu praktizieren, dann nimmt der sich was Skrupellosiogkeit anbelangt, wohl nicht viel von den von ihm vordergründig kritisierten.
Bei Vegelahn kann man ein offenbar Jugendbildnis von diesem Mütze bewundern.
www.karlo-vegelahn.de/dresden_text.html

Und da gibt es beispielsweise im Jahrgang 1931 (Nr. 13) der "Allgemeinen Evangelisch-lutherischen Kirchenzeitung" eine Polemik, die seinen Namen mit erwähnt. Letztere sei dann auch noch kommentarlos zitiert:

Der schlichte Bericht von Pfarrer Bauerle (Kocherstetten) über ein persönliches Erlebnis seines Vaters mit den Ernsten Bibelforschern (Kirchenz. 1930, Nr. 38) hat die Bibelforscher erregt und sie nach mehr als halbjähriger Pause zu einer Entgegnung veranlaßt. Ihr juristischer Beistand, Amtsgerichtsrat Dr. Mütze in Dresden, sendet uns diese Entgegnung mit dem Ersuchen, sie aufzunehmen. Sie lautet:
Berichtigung.
In Nummer 38 vom 19. September 1930 stand ein Artikel mit der Überschrift: Zur Finanzpolitik der Ernsten Bibelforscher.
Die Erzählung ist soweit sie Pastor Russell betrifft, unwahr.
Unwahr ist, daß Pastor Russell etwa im Jahre 1913 einen Gemeinschaftspfarrer nach einmaligen Redenhören für die Bibelforscherbewegung anzuwerben versucht habe, insbesondere auch durch vorteilhafte Gehaltsanerbietungen. Pastor Russell hat bei seinen Besuchen in Deutschland nie Versammlungen Andersgläubiger aufgesucht; er verstand kein Wort deutsch.
Pastor Russell warb überhaupt nie Prediger an, sondern reihte nur solche gutbewährte Glaubensbrüder in den Dienst als Prediger ein, die ihrerseits darum bei ihm vorsprachen und zu großen Entsagungen bereit waren. Er hat die Beobachtung solcher Grundsätze auch in seinem Testament angeordnet unter Berufung auf sein bisheriges Verfahren.
Magdeburg, den 30. März 1931. Internationale Bibelforscher-Vereinigung E. V. Deutscher Zweig. Sitz Magdeburg. P. Balzereit.

Diese Berichtigung ist keine Berichtigung. Pf. Bauerle berichtet eine nackte Tatsache, ein Erlebnis von seiner noch lebenden Mutter bestätigt. Die Berichtigung gibt lediglich Schlußfolgerungen aus den Gewohnheiten Russells mit dem Ergebnis:
Also ist die Geschichte nicht wahr.
So wie etwa eine verirrte Bibelkritik folgert: Jesus hat nur Liebeswerke getan, also ist die Geschichte von Gadara nicht wahr.
Können in Russells Leben keine Ausnahmen vorgekommen sein? Und wenn er nicht deutsch konnte, hatte er nicht deutsche Freunde, die ihm Gehörtes übersetzen und in seinem Auftrag schreiben konnten?
Der springende Punkt mit der Entgegung der Russellprediger ist jedenfalls hinfällig; sie leben auch nicht von der Luft. Und wenn evangelische Pastoren Gehalt beziehen, folgen sie lediglich dem Wort der Bibel: Der Herr hat befohlen, daß die das Evangelium verkündigen, sollen sich vom Evangelium nähren. 1. Cor. 9,14.
Die Gehaltsfrage sollen die Ernsten Bibelforscher wirklich nicht mehr gegen die Kirche ausspielen, wenn sie die Bibel noch gelten lassen."

Ich habe bereits angemerkt eines Kommentares zu dieser Polemik der AELKZ enthalte ich mich. Mit anderen Worten, deren Meinung ist nicht meine Meinung.
Das Zitat wurde somit lediglich in Ergänzung des zum Falle Mütze ermittelbaren gebracht.

bk2010l.kilu.de/39%20Wie%20kommt%20man%20Gott%20naeher.mp3

Siehe thematisch auch:

Geschönt

Re: Im Zeitspiegel - Alfred Mütze
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Juli 2010 21:58
Einem Detailaspekt gilt es noch nachzugehen, welcher in der Dissertation von Jens-Uwe Lahrtz (ein Nicht ZJ) meines Erachtens missverständlich formuliert ist.
Lahrtz geht offenbar davon aus, das zeitweilig eine Deutschsprachige Ausgabe des "Goldenen Zeitalters (Zeitraum nach 1933) auch in der Tschechoslowakei gedruckt wurde, und in deren Impressum auch der Dr. jur. A. Mütze als Mitarbeiter genannt wurde.
Dazu kann ich meinerseits nur sagen. Bei Archivstudien sind mir in der Tat vereinzelt Rutherford-Broschüren dieses Zeitraumes begegnet, die offenbar in der Tschechoslowakei gedruckt wurden.
Für das "Goldene Zeitalter" indes, sind mir keinerlei Exemplare deutschsprachiger Art, mit diesem Druckort, bis heute bekannt geworden.
Ich kenne auch kein Archiv oder Bibliothek, die irgendwo solche Exemplare nachweist.
Insofern wäre allen voran Lahrtz bzw. die WTG diesbezüglich beweispflichtig.
Ich stelle fest, dieser Beweis ist bis heute nicht erbracht.
2. Die letzte mir bekannte in Magdeburg gedruckte Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" ist die vom 1. Juli 1933. Es ist ja immer zu berücksichtigen (das ist auch heute noch so) dass Zeitschriften durchaus früher gedruckt werden, als wie das Datum ihrer Ausgabe ausweist.
3. Auch in der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" (bis einschließlich der Ausgabe vom 15. 12. 1933) wird dieser Dr. jur. A. Mütze, im Impressum als Redaktionsmitarbeiter mit genannt.
Jedoch ab der Ausgabe vom 1. 1. 1934 der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" ist dort sein Name im Impressum ersatzlos entfallen.
Aus GZ-Sicht machte es sich sicherlich gut, konnte man sagen, wir haben auch einen Dr. jur. zum Mitarbeiter.
Da wie man weis "die Hoffnung zuletzt stirbt", kann man auch nachvollziehen, dass man das Impressum nicht unmittelbar nach den Verbotsvorgängen in Hitlerdeutschland veränderte.
Aber man hat es dann in der Schweiz ab Anfang 1934 verändert.
Insofern muss die Unterstellung die Nennung des Mütze im GZ-Impressum habe vielleicht auch noch eine Rolle gespielt, wie Lahrtz es suggeriert, als ziemlich gewagt, wenn nicht gar als unbegründet zurückgewiesen werden.
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Juli 2010 18:35
"Freigeisterhaus" eine Forums-Webseite - ziemlich umfänglicher Art, die nicht unbedingt jedem Geschmack entsprechen dürfte. Erst recht nicht jener Fun-Teil dort, der nur in Spott sein Element sieht.
Wie auch immer, einige aus der dortigen Klientel hat das Titelbild der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 12. 1994 mit der Überschrift "Die Wurzel des Atheismus entdeckt" registriert.
Soweit dann ja wohl noch nachvollziehbar.

Aber etwas entdeckte man dort ja auch. Jene WT-Titelseite zeigt ja einige Persönlichkeiten, welche üblicherweise durchaus mit dem Begriff Atheismus in Verbindung gebracht werden. Mehr oder weniger in größerer Abbildung.
Indes in etwas kleinerem Format findet man auf jener WT-Titelseite eine weitere Persönlichkeit abgebildet. Bei der nun, kamen dort einige ins Grübeln.
Wer soll das denn sein? Irgendwo hat man den ja schon gesehen.
Aber wer ist das denn nun?

Da kam dann einigen der Geistesblitz. Das wird wohl der Calvin sein.
Recht haben sie, welchen diesen "Geistesblitz" dann hatten.
Aber wieso wird der nun auf einer WT-Seite mit abgebildet, welche die "Wurzeln des Atheismus" bloslegen will, war dann die sich daran anschließende Frage.
Ja wieso eigentlich?

Von Hause aus dürfte man doch den Herrn Calvin in jenem "erlauchten Kreis" wohl weniger vermuten.
Was wiederum nicht zu bestreiten wäre.
Daher kam dort die Frage auf, könnte jenes WT-Titelbild (dem Internet entnommen) nicht eine Fälschung sein?
Klare Antwort - es ist keine Fälschung!

Weshalb nun die WTG ausgerechnet den Herrn Calvin mit in dem "Atheistenclub" eingeordnet wissen möchte, mag sie dann ja mit sich selber ausmachen.
Allenfalls sei aus dem zugehörigen WT-Artikel der nachfolgende Calvin betreffende Passus zitiert.
Wenn der wiederum nicht nur die Kreise des "Freigeisterhauses" sonderlich überzeugt, muss die WTG alleine sehen, wie sie denn solche Art von Weltsicht für die "rechte" gedeutet sehen will.

Männer wie Johannes Calvin und Martin Luther versuchten, die Kirche zu reformieren. Sie wandten jedoch nicht immer christusähnliche Methoden an; so war die Reformation von Intoleranz und Blutvergießen geprägt. (Vergleiche Matthäus 26:52.) Einige Angriffe waren derart bösartig, daß drei Jahrhunderte später Thomas Jefferson, der dritte Präsident der Vereinigten Staaten, schrieb: "Überhaupt nicht an Gott zu glauben wäre eher entschuldbar, als ihn durch die abscheulichen Eigenschaften eines Calvin zu lästern."

freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=29320&postdays=0&postorder=asc&&start=930&sid=8e6d37d23324a26be2303ecfcd78de1a

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 30. Juli 2010 02:27
In ihrem Wirtschaftsteil brachte die "Freiburger Zeitung" vom 30. 7. 1930 auch einen "Lage und Aussichten der Ufa. Nach schweren Jahren Zuversicht" überschriebenen Artikel.
Und liest man dann selbigen findet man darin auch die Angabe:

"Diese Sorge wurde in erster Linie durch das Aufkommen des Tonfilms und die damit verbundene Notwendigkeit, die stumme Filmproduktion abzubrechen, sowie durch die unklaren Patentverhältnisse verursacht."

Da bietet es sich doch an, einen Gedankensprung in die Gegenwart zu machen,
FDP und ihr Anhängsel CDU, machen sich ja derzeit in Vollstrecker-Gehorsam, im Auftrage der da vordergründig agierenden Zeitungsverleger-Lobby, stark für eine sogenanntes Leistungsschutzrecht von ungeahnter Schärfe.

Wer da nicht vorsichtig genug agiert, dem kann es passieren, schon wegen einer lapidaren zitierten Artikelüberschrift, in Kombination mit der Namensnennung eines kommerziellen Presseorganes, zur Kasse gebeten zu werden.
Wie das dann abläuft, ich kann's bezeugen, ist wohl so unbekannt nicht.
Erfolgte also im Vorfeld keine kostenpflichtige Lizenzierung des inkriminierten Tatbestandes, schlägt die Stunde windiger Geschäftemacher aus der Advokatenzunft.
Die sind sich dann auch nicht zu Schade, einen horrenden Streitwert anzusetzen.
Da kann es passieren, ist passiert, wird man mit Forderungen in der 2.000er Euro-Größenordnung "beglückt", für den Fall der Annahme eines Außergerichtlichen Vergleiches. Oder eben es zum Gerichtsverfahren kommen zu lassen.
Für vorgenannte "Zunft" dürfte dann jenes Gesetz sich - wieder mal - zum "warmen Geldregen" auswachsen.
So wäscht halt eine Hand die andere. Die FDP/CDU und ihre Klientel.

Und weil man die eigene Klientel beglückt, muss halt andernorts gespart werden. Eine der neuesten "Errungenschaften" dabei.
Alleinstehenden Hartz IV-Empfängern wird der zugestandene Wohnraum von bisher 45 m2 auf 25 m2 reduziert.
Das muss man sich dann mal in der Praxis vorstellen. Es dürfte ja wohl etliche der Hartz IV-"Beglückten" geben, die diesen Status keinesfalls schon gleich nach dem Verlassen der Schulbank erreichten, sondern denen auch ein einigermaßen bürgerliches Leben einige Jahre beschieden war. Und in dieser Lebensphase dürften sie wohl kaum eine Miniwohnung von 25 m2 gehabt haben. Jetzt werden sie von Amts wegen gezwungen sich auf 25 m2 Wohnfläche zu reduzieren.
Da muss man zwar den Einzelfall sehen, gleichwohl dürfte das dann auch das Verschrotten eines Teiles der vorigen Habe beinhalten.
Oder auch etwa Ehescheidungsfälle, die unter Hartz IV-Rahmenbedingungen dann so selten auch nicht, sich potenzieren.
Die Betroffenen werden also gleich doppelt und dreifach ins Unglück gestürzt.
Sollte es einem so Geschädigten gelingen, sich tatsächlich wieder aus der Hartz IV-Situation herauszuwinden, bleibt der skizzierte Schaden der durch seinen Umzug auf 25 m2 Wohnfläche entstanden, trotzdem erst mal bestehen.
Schande über diesen Sozialdarwinsmus-Staat!
Schande über die Parteien, die das zu verantworten haben!

Einer letzten Meldung zufolge, soll es in der eben skizzierten Angelegenheit, einen vorläufigen Rückzieher gegeben haben. Siehe:
www.zeit.de/politik/deutschland/2010-07/wohngeld-kuerzung

Die These heisst jetzt Verschiebebahnhof.
Wie der dann im einzelnen aussieht, enthält wohl noch einige Unwägheiten.
Wer denn hofft „die Kuh wäre nun vom Eis", der dürfte wohl sich etwas zu früh dieser Hoffnung hingeben.

Zurück zum eigentlichen Thema:
Weil nun diese Gefahr besteht, muss man es sich in der Tat dreimal überlegen, irgendeinen Presseartikel noch zu zitieren. Ist der Sachverhalt zu bedeutend, als dass totales Totschweigen angemessen wäre, bleibt nur die Option alles daran zu setzen, diesen Sachverhalt in möglichst eigenen Worten zu beschreiben.

Meines Erachtens dürfte sich die Zahl derjenigen, die sich dann im Vorfeld um eine Lizenzierung (kostenpflichtiger Art) bemühen, gemessen an den Weiten des Internets, in doch sehr überschaubarer Größenordnung halten.

So manches kommerzielles Presseorgan wird also auch erfahren. Es wird weitaus weniger zitiert werden. Zitierung ist letztendlich auf der Werbeebene angesiedelt, Viele sind bereit in einen hohen Werbeetat (mit nicht selten eher mageren Ergebnis zum Aufwand), zu investieren. Und dann verprellt man sich solcherart "Werbung".

Nun jammern die Presseverleger ja schon seit geraumer Zeit darüber, dass sie Umsatz-Rückgänge bei den Print-Varianten ihrer Erzeugnisse zu verzeichnen haben.
Die werden sich durch vorstehendes Szenario auch kaum für sie im positiven Sinne verändern.
Meines Erachtens sollten sich die Herren entscheiden.

Es war und ist von jeher möglich, dass Einsichtnahme über via Internet (als Transportschiene) vermittelte Texte, so gestaltet werden kann, dass der Interessent vorher erst zu zahlen hat, bevor er den Text zu Gesicht bekommt. Diese Option steht diesen Herrschaften in breiter Variationsmöglichkeit auch weiter zur Verfügung.
Allerdings kann es dann auch schon mal sein, dass so mancher "siebt" und findet das was er sucht, auch andernorts, ohne kommerzielle Extrazahlung.
Das ist dann halt das Risiko jener, die sich für diese Varianten entscheiden.
Und man kann durchaus die Frage stellen, ob die Rechnung der auf käufliche Texte orientierenden, letztendlich wirklich aufgeht.
Sollte sich das also in der Richtung entwickeln, nicht schön, aber man wird ja sehen was daraus wird.

Jedoch die Tendenz einen "Naturschutzpark" zu schaffen, und dessen Ankratzung gleich mit der Ingangsetzung gewisser genannter windiger Geschäftemacher zu beantworten, mag zwar in FDP/CDU-Kreisen angenehm sein.
Sie, die durch die Herausforderung von Google entstandene Situation ist durchaus mit der des genannten Überganges vom Stummfilm zum Tonfilm vergleichbar.

Ich hoffe nur, der mündige Bürger beantwortet dass dann der FDP/CDU auch am Wahltage entsprechend!

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=30b3&year=1930&month=07&project=3&anzahl=4

Im Zeitspiegel

geschrieben von:  Drahbeck

Datum: 01. August 2010 02:49

"Welch schöne Schlachtschafe" jubelte einst in Zitierung seines Chefs Rutherford, der seinerzeitige deutsche WTG-Funktionär Balzereit.
Siehe dazu
Parsimony.12428

Nun darf man sicherlich nicht darüber erstaunt sein, wenn seitens der Zeugen Jehovas, ihre der emotionalen Aufpeitschung der Hörigen dienenden Kongresse, auch der Öffentlichkeit als "besondere" Event's verkauft werden.
Da nun mal die Zeugen Hörige sind, kann man ihnen selbstredend solcherlei Kongress-Veranstaltungen nicht absprechen. Man kann auch jenen Anhängern etwa der Loveparade Made in Duisburg das nicht absprechen, obwohl man weis, letztere nahm dann noch einen hochtraurigen Ausgang.

Etwa aus der Reihe tanzend von den üblichen 08/15-"Berichten" über solche Kongressveranstaltungen, ist dann wohl jener über den (auch) Veranstaltungsort Stuttgart.
Es drängt sich schon der Eindruck auf, der dortige "Berichterstatter" dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit den Zeugen Jehovas zuortbar sein. Auch sein Strickmuster erschöpft sich letztendlich in der These "Friede Freude Eierkuchen". Ob es denn wirklich solcher ist, sehen zumindest Kritiker etwas anders.

Das "aus der Reihe tanzende Event" ist dann wohl in Sonderheit in der Zitierung (bzw. Verlinkung) des Herrn Westerwelle zu sehen. Selbiger soll dann ja das hohe Lied der Religionsfreiheit gesungen haben.
Wenn er das auch tut, ist das ihm sicherlich nicht zu verwehren, da selbige Verfassungsmäßig verbrieft ist, und kein Ernstzunehmender würde das auch in Frage stellen wollen.
Nicht die Betonung der Religionsfreiheit ist somit ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist lediglich ihr Fürsprecher in diesem Fall.
Man kennt ja schon seit den Tagen eines Bismarck, die Sorge des Großbürgertums, die Religion müsse dem Volke - vor allem dem Volke - als Verdummungsmittel erhalten bleiben.
Das also gibt ein Herr dieses Genres somit erneut zu Protokoll.

Zu den "Events" solcher Kongressveranstaltungen gehört dann auch die Herausstellung besonders Betörter. So - unter anderem - auch auf der diesjährigen Kongressveranstaltung in Leipzig. Das manifestiert sich dann besonders in der Herausstellung Einzelner, welche den Pionierdienst für die WTG absolvieren. So geschehen auch in Leipzig (höchstwahrscheinlich auch an anderen Orten).
Und der in Leipzig offerierte Fall scheint dann insonderheit ein solcher des Typus zu sein. Schon als relativ junger Mensch diesen Weg eingeschlagen zu haben.
Und wie läuft das in der Praxis ab? So auch in diesem Fall. Halbtagsarbeit zur Bestreitung des Lebensunterhaltes sei angesagt.
Halbtagsarbeit indes pflegt dann auch mit einem halbierten Gehalt (im Vergleich zur Vollzeitbeschäftigung verbunden zu sein).
Man erfuhr in Leipzig zwar nichts über den Familienstand des Betreffenden (männlichen Geschlechts). Aber es sollte nicht verwundern, wäre er ledig.
Da startet der nun also mit einem Hungerlohn in sein Leben.
Sollte der dann mal das Rentneralter erreichen (später), dann auch einer jener Fälle, für die welche dann die Allgemeinheit mit aufkommen "darf" (ausgehend vom noch derzeitigen Stand; wobei man allerdings in der Tat nicht weis, was übermorgen sein wird, in diesem Lande).
Des einen Leid, dann des anderen Freud. Das Großbürgertum kann für sich seine eigenen Ansprüche auch "dank" eines Herrn Westerwelle, durchsetzen, da es ja genügende Betörte gibt - am anderen Ende des Spektrums.
Die WTG jubelt ohnehin "Welch schöne Schlachtschafe". Und in diesen Jubelchorus stimmt offenbar auch der Herr Westerwelle mit ein!

www.onlinepresse.info/node/149972


Nachtrag
Das mit der Zugehörigkeit muss wohl doch etwas anders gesehen werden.
Es lassen sich im Internet Kommentare nachweisen, welche den fraglichen Autor eindeutig der FDP zuordnen.
Kein erklärter Zeuge Jehovas indes, wird bekanntermaßen Mitglied irgendeiner politischen Partei sein.
Nicht in bezug auf die FDP-Zugehörigkeit wohl aber zur Gesamteinschätzung, ist dann wohl auch nachfolgender Link aufschlußreich:
www.opi-pressedienste.de/impressum
Wenn also Teile der FDP jetzt auch die Geschäfte der Zeugen Jehovas mit betreiben, wird die Sache dadurch auch nicht gerade "besser".

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 03. August 2010 01:26
Es ist zwar nicht gerade „aktuell".
Immerhin, dümmer wird man nicht, weis man was so alles gewesen ist.
.
Die Räubersynode vom 3. August 449

ultimateheroswelt.blog.de/2009/08/05/3-august-449-raeubersynode-6658960/
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 05. August 2010 11:47
Zitat:
Drahbeck
... die Herausstellung besonders Betörter. So - unter anderem - auch auf der diesjährigen Kongressveranstaltung in Leipzig. Das manifestiert sich dann besonders in der Herausstellung Einzelner, welche den Pionierdienst für die WTG absolvieren. So geschehen auch in Leipzig (höchstwahrscheinlich auch an anderen Orten).
Und der in Leipzig offerierte Fall scheint dann insonderheit ein solcher des Typus zu sein. Schon als relativ junger Mensch diesen Weg eingeschlagen zu haben.
Und wie läuft das in der Praxis ab? So auch in diesem Fall. Halbtagsarbeit zur Bestreitung des Lebensunterhaltes sei angesagt. ...

Obwohl es in dem Bericht im Erwachet für AUGUST 2010 hauptsächlich um eine junge Frau geht, die durch einen Autounfall ihre Eltern, eine Schwester und eine Freundin verloren hat, erfährt man auch:
...
Wir waren fünf Kinder und ich war die Jüngste. Als der Unfall passierte, war Sarah 22, Shane 20, Jessica 17 und Luke 15. ...
Sarah, Shane und Jessica wurden nach der Schule Pionier (Vollzeitprediger) - genau wie unsere Freundin Deborah. ... Wenn ich Schulferien hatte, verbrachten wir beide unsere Zeit damit, anderen die Bibel näherzubringen. ...
Nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen worden war, wohnte ich mit meinen Geschwistern zu Hause. Shane und Jessica ... waren Pionier und hielten uns alle mit Teilzeitstellen über Wasser.
...
Zuerst fragte ich mich, wie etwas so Schreckliches ausgerechnet unserer Familie zustoßen konnte, ... . Da half mir dann aber der Bericht über Hiob, ... . Ich dachte mir: "Genau! Eigentlich ist doch Satan schuld, ..., und er würde sich nur ins Fäustchen lachen, wenn wir jetzt aufhören würden, Jehova zu dienen" ... Außerdem wusste ich ja, dass Jehova uns eine wunderschöne Hoffnung geschenkt hat: Die Toten werden wieder leben ... diesmal auf einer Erde, die ein Paradies ist! Meine Liebe zu Jehova wurde durch all das sogar noch stärker.
... eins weiß ich: Wir haben es nur Jehova und seiner Organisation zu verdanken, dass wir diese dunkle Zeit doch so gut überstanden haben. ...
...
Ich habe versucht so zu leben, als wären Mama und Papa noch da. ... Nach der Schule habe ich mit dem Pionierdienst angefangen ...
Ich freue mich riesig auf Gottes neue Welt und die Auferstehung. ... Irgendwann werden wir alle wieder zusammen sein, und das hilft mir weiterzumachen. ...

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. August 2010 12:05

Frau von x
...
Wir waren fünf Kinder ... waren Pionier und hielten uns alle mit Teilzeitstellen über Wasser. . ...

Dann greife ich mal exemplarisch - weil es sich thematisch anbetet - auf eine (für später vorgesehene) Referierung zurück.
"Königreichsdienst" für Juni 1962.
Der Jugend hat es diese KD-Ausgabe auch in anderer Beziehung, wieder einmal angetan.
Wieder mal wird in Form einer der berüchtigten WTG-Demonstrationen "verklickert":

"Der Vater will künftig nicht mehr so viele Überstunden leisten, damit er abends früher zu Hause ist, studieren kann, regelmäßig Versammlungen besuchen und stets am Felddienst teilnehmen kann. Die Mutter wird sich einen Zeitplan aufstellen und ihre Arbeit so einteilen, daß sie ebenfalls genügend Zeit für Studium, Versammlungsbesuch und Felddienst findet "

Nicht genug damit, auch die schon ziemlich erwachsenen Kinder jener Familie, bekommen in jener Demonstration "ihr Fett noch weg". Das liest sich dann so:

"Doch wie stehe es mit. dem Sohn? Welche biblischen Verpflichtungen hat er vor Jehova? Keine, abgesehen davon, daß er der Familie nicht zur Last fallen will. Warum ist er nicht Pionier?"

Jenes Pioniersein erhebt die WTG damit zum Status der moralischen Nötigung.
Und weiter geht jener Nötigungstext mit der Aussage:;

"Er denkt an Bruder Kinderreich, der auch nicht mehr verdient als er, aber fünf Personen ernähren und kleiden muß. "Dann müßte ich", so sagt er sich, "mit dem, was eine Halbtagsbeschäftigung einbringt, unbedingt auskommen. ... entschließt er sich, eine Halbtagsbeschäftigung aufzunehmen und mit dem Pionierdienst zu beginnen."

Und weiter entblödet man sich zu der Aussage;

"Eine Schwester habe es auf folgende Weise ermöglicht, den Pionierdienst durchzuführen: Sie putze bei verschiedenen Familien einige Stunden am Tag Treppen. Dies sei eine Arbeit, die zwar von den meisten nicht gern verrichtet, dafür aber gut bezahlt werde. ... Nun will auch die Tochter eine Arbeit für nur einige Stunden am Tag aufnehmen, um ebenfalls den Pionierdienst zu ergreifen."

Namentlich die Aussage von der "guten Bezahlung" darf man sich dann wohl zweimal auf der "Zunge zergehen lassen."
Zumindest unter den heutigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, darf man wohl unterstellen, erstens Teilzeitarbeit; zweitens der genannten Art, gehören kaum zu den "gut bezahlten".
Da werden Potemkinsche Dörfer suggeriert, und die Betreffenden im Interesse ihrer Ausbeutung durch die WTG, auf einem erschreckend niedrigen Niveau gehalten.
Und das alles entblödet sich dann noch die WTG, in genannter Zeitschrift zu offerieren!

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von: Mona
Datum: 05. August 2010 15:55
Hallo!
Die Lehren der WTG sind in sich auf dem ersten Blick so schlüssig, dass ich lange n i c h t darüber gegrübelt habe.

Der og.Text beleidigt jedoch einfach nur unsere Intelligenz.............

Den Umgang mit Pionieren "a.D" finde ich ohnehin verantwortungslos.
Bei unserem Offenbarungsbuchstudium wurde immer für einen mittlerweile alten, kranken Pionier gesammelt.
Zahlt denn die WTG überhaupt keine Sozialabgaben für VZ-Pioniere?
Herzliche Grüße
Mona
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von: Harry
Datum: 05. August 2010 17:05
Für die normalen Pioniere in den Versammlungen zahlt die WTO nichts!!
Desshalb hat man ja immer mal das Stundenziel reduziert, damit der "Lebensunterhalt" durch eine Teilzeitarbeit gedeckt werden kann. Ansonsten
wird der Staat mit seinen Sozialleistungen bemüht. Der Staat den man bei den Zeugen aber nicht wählen darf!!
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. August 2010 17:19

Re: Im Zeitspiegel - Freital
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. August 2010 19:12
Noch so ein Beispiel, auf dem diesjährigen Leipziger ZJ-Kongress zur Animierung für's Publikum, zum "besten" gegeben.
Ein ZJ aus Freital (Sachsen), erhält von der Bundesrepublik Deutschland eine Opferrente, dieweil er zu DDR-Zeiten, als Wehrdienstverweigerer einsitzen musste.
Seine jetzt 35jährige Tochter, erhalt besagte Rente von ihrem Vater, damit sie Pionierdienst für die ZJ machen könne.
Jene eben erwähnte Episode ist dann mit eingebettet in einem Vortrag, der schon mal zur Einstimmung mit Abraham anfängt, der da auf "Gottes Befehl" sich als Menschenschlächter (an seinem eigenen Sohn) betätigen wollte.
Der Mörder (potentielle) wird dann dem Beifall klatschenden Publikum als "großes Vorbild" verkauft, und ans Publikum die suggestive Frage gerichtet, ob sie denn genau solchen starken Glauben hätten ...
Re: Im Zeitspiegel - Freital
geschrieben von: Harry
Datum: 06. August 2010 09:05
Und da sage mal einer, dass das keine gefährliche Sekte ist! Und fast alle Bundesländer segnen diese Sekte noch mit KdöR Anerkennung ab--eigentlich eine Schande!!!
Re: Im Zeitspiegel - Freital
geschrieben von: Harry
Datum: 06. August 2010 10:42
Mich würde es nicht wundern, wenn durch die Blume (Vortrag angereichert mit Bibelstellen!)gesagt würde, die Opferrente gleich in den Spendenkasten gen Selters zu schicken!
Re: Im Zeitspiegel - Freital
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 06. August 2010 10:43
Um nochmals auf das Beispiel Freital zurückzukommen.
Selbstredend steht es in einem freiheitlichen Land jedem frei, was er mit seinem Geld anstellt.
Er könnte es auch "aus dem Fenster werfen" oder sonstige Absurditäten mit ihm anstellen. Das ist also nicht die Frage.
Hört man sich jene Textpassage nochmals an, ist entnehmbar, dass die 35jährige Tochter offenbar missionarisch für die WTG in einem anderen Land tätig ist (also nicht in Deutschland direkt). Dort indes gehört es zu den Konditionen, die WTG-Hörigen müssen zusehen, wie sie denn ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten. Zudem ist ihr als Frau die Option grundsätzlich verwehrt, in den Status als Sonderpionier aufzusteigen. Und nur wer diesen Sonderpionierstatus erreicht hat, erhält auch eine finanzielle Unterstützung seitens der WTG.
Die Dienste der betörten einfachen Pioniere (männlich und weiblich) nimmt die WTG selbstredend auch in Anspruch. Nur eben, das deren wirtschaftliches Überleben sie einen feuchten Kehrricht schert.
Das fragliche Land darf getrost dem Bereich der Dritten Welt zugeordnet werden. Ergo stellt sich dort das Problem des wirtschaftlichen Überlebens noch verschärft.
Es hätte also die ernst zu nehmende Gefahr bestanden, das besagte Tochter auf Dauer ihre missionarischen Ambitionen dort (aus wirtschaftlichen Gründen) nicht durchhalten kann.
Aber da gibt es ja noch den Fördertopf der Opferrenten für DDR-Unrecht ...
Da erfolgt somit eine (indirekte) Querfinanzierung für die WTG-Interessen, also durch die Bundesrepublik Deutschland.
Ob die Initiatoren der Opferrente sich das so auch vorgestellt haben?
Der genannte Fall ist auf einem öffentlichen Kongress der Zeugen Jehovas publiziert worden.
Ergo provoziert das, ebenso öffentlich, ihn auch zu kommentieren.

Das famose Beispiel Freital. mp3-Datei
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 07. August 2010 04:54
Die Gummiband-"Generation"
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck (
Datum: 08. August 2010 09:10
Beginnend ab der Ausgabe vom August 2010, ist nunmehr auch die Deutschsprachige Ausgabe des "Erwachet!" auf der WTG-Download-Seite als pdf Datei herunterladbar.
Auch in diesem Falle gilt es zu beachten. Es sind nur die jeweils sechs letzten Hefte zugänglich. Ist dieses Limit erreicht, verschwinden dann automatisch die älteren Ausgaben wieder. Es bleibt also dabei. Nur jeweils die sechs letzten Hefte, wie dies ja schon bei der WT-Studienausgabe ähnlich gehandhabt wird.
Verwundert indes stellt man fest, namentlich die "Wachtturm"-Ausgabe für die Öffentlichkeit, gibt es weiterhin nur als Ton-Datei, nicht aber als pdf-Datei.

Noch was ist eher der Rubrik verwunderlich zuortbar.
Es werden auf jener Download-Seite, auch einige WTG-Bücher und Broschüren angeboten (gleichfalls nur in Auswahl, und unter dem Kriterium angeboten, was die WTG da gerade als aktuell ansieht).
Zur Konzeption jener Download-Seite gehört denn auch die Vielsprachigkeit. Wer also nur Deutschsprachiges sucht, der muss ausdrücklich die deutsche Sprache (German), jeweils individuell einstellen. Vorgegebene Standard-Sprache ist das Englisch.
Wie gesagt in Auswahl gibt es dort auch einige WTG-Bücher und Broschüren in verschiedenen Sprachen als pdf-Dateien, nebst den mp3-Dateien (Vorlesetexte).
Nun ist es aber nicht jedermanns Sache, sich mit Vorlesetexten zu begnügen (jedenfalls kann ich das für mich sagen. Mir stundenlang WTG-Geseier anzuhören, ist in der Tat "nicht mein Bier". Da sage ich dann lieber von Hause aus schon mal "Daaanke ...." und das war es dann. Dazu ist mir die Zeit eigentlich zu schade.
Da gebe ich dann doch eindeutig einer pdf-Variante bzw. einer Druckvariante den Vorzug.
Letzteres hat dann in meiner Sicht den entscheidenden Vorteil. Man kann die Texte grob überfliegen, und sich dann entscheiden, wo man sich dann vielleicht etwas näher einliest.
In einer Tageszeitung, pflegt man ja auch nicht alle Artikel (von der ersten bis zur letzten Seite) auch tatsächlich zu lesen. Da wählt man ja auch in der Praxis aus.
Insofern sind diese Vorlesetexte für mich ein Graus. Ausnahmen sich das Gesabbere auch anzuhören, sind zwar möglich. Letztendlich bleibt es im Falle der WTG eher bei Ausnahmen.

Mit besonderer Verwunderung ist dann wohl auch noch der Umstand zu beobachten.
Im Falle von pdf-Dateien, WTG-Bücher und Broschüren betreffend, ist die Einstellung der deutschen Sprache (German) auf jener WTG-Download-Seite nicht vorgesehen. Es gibt diese pdf-Dateien dort also nicht in deutscher Sprache.

Nun mag man ja darauf verweisen, aber auf Watchtower.org gäbe es doch auch einige Deutschsprachige WTG-Texte im pdf-Format. Das mag so sein.
Nur die Rede ist eben von der Download-Seite, wo beide genannten Zeitschriften-Varianten zugänglich sind. Wenn dort in der Rubrik Bücher und Zeitschriften, die deutsche Sprache ausgespart bleibt, ist das doch wohl weiterhin als ungewöhnlich bezeichenbar.

Dann vielleicht noch eine etwas andere Impression.
In der "Erwachet!"-Ausgabe vom Oktober 2010 gibt es auch einen Artikel über die Murmeltiere.
In ihm findet man dann auch den Satz:

"Hygiene wird bei den Murmeltieren großgeschrieben."

Tenor jenes Artikels wieder mal: "Die Weisheit des Schöpfers" ...
Nun würde man von "Erwachet!" auch kam etwas anderes erwarten, als genannte Tendenz.
Aber auch das darf man wohl sagen; die Mühe sich ins eigene WTG-Archiv zu begeben, haben sich jene WTG-Artikelschreiber wohl nicht gemacht. Hätten sie es getan, hätten sie beispielsweise in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1923 auch auf einen Artikel über die gefährliche Seuche der Pest stoßen können.
Und in letzterem auch die Sätze:

"Im Jahre 1879 überschritt die Krankheit den Kaukasus und trat im Gouvernement Astrachan auf. Dann erlosch glücklicherweise die Seuche wieder, erschien aber um das Jahr 1890 von neuem; diesmal jedoch in China, wo sie jahrelang wütete und 1904 sogar Honkong erreichte.
Die letzte große Pestepidemie hat im Winter 1910/11 in der Mandschurei gewütet, wo sie in der Form der Lungenpest eine ungeheure Zahl von Opfern gefordert hat. Dank rigorosester Quarantänevorschriften war es damals gelungen, die Häfen des Abendlandes seuchenfrei zu erhalten, obwohl die Gefahr der Verschleppung der Pest gerade durch die Schiffahrt außerordentlich groß ist.
Denn man weiß heute, daß die Ratten, die sich ja trotz den größten Vorsichtsmaßregeln in den Laderäumen der Dampfer einnisten, die gefährlichsten Verbreiter der Pest sind. In Ostasien hat man nach der großen Epidemie von 1911 auch das Murmeltier, diesen kleinen Pelzträger, als einen schlimmen Verbreiter der Pest erkannt."

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. August 2010 11:12
Eine Meldung vom 17. Juni dieses Jahres in der "Fuldaer Zeitung"

www.fuldaerzeitung.de/newsroom/polizei/Polizei-Huenfeld-Unbekannte-werfen-Eier-auf-Haus-der-Zeugen-Jehovas;art59,304906
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 10. August 2010 02:11
"Sozialfürsorge in Amerika.
Weder Staat noch Gewerkschaften leisten Wesentliches"

"Freiburger Zeitung" 10. 8. 1930
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=10r2&year=1930&month=08&project=3&anzahl=4

Das ist dann wohl das "rechte" Orientierungsbild für den Herrn Westerwelle, nebst seiner Partei!
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 10. August 2010 02:14

" ... Was haben Ausgaben für Orgeln, Glocken, Uhren usw. Im staatlichen Haushaltsplan zu suchen? ...
Für die Kirchen hätte es kaum besser kommen können. Die praktisch endlosen Entschädigungen lassen die Enteignungen von 1803 wie das vielleicht beste Geschäft ihrer Geschichte aussehen."

Wie sagte doch Karl Marx schon (den Satz zitiert der "Spiegel" allerdings nicht)

Die Kirche von England (als Beispiel) verzichtet eher auf 38 ihrer 39 Glaubensartikel, als denn auf ein 39ten Teil ihrer finanziellen Einkünfte.

"Wahrlich, wahrlich, ich sage Dir, Bertrand, die Zeiten der Kommanditgesellschaft werden vergehn, aber die Maulaffen werden nicht ausgehen. Trachten wir nach dem, was ewig ist! Wie wär's, gründen wir eine Religion, he?" "Teufel, Teufel! Eine Religion ist nicht leicht zu gründen" "Du bist immer dumm, Bertrand! Man ernennt sich zum Papst, man mietet eine Bude, man leiht sich Stühle aus und man predigt: über den Tod Napoleons, die Entdeckung Amerikas, über Molière, über irgend etwas! Schon hat man eine neue Religion. Das ist alles nicht so schwer, als man glaubt!"

Siehe auch:

www.spiegel.de/spiegel/print/d-72370217.html

www.spiegel.de/spiegel/print/d-70940374.html


Der Vollständigkeit halber mit erwähnt.
Dann lese man mal in der heutigen "Berliner Zeitung" den Artikel "Der teure Genosse" ..
Wem dabei nicht das kotzen ankommen sollte, über den dort dargestellten Sachverhalt....
Das wäre in der Tat verwunderlich

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0810/seite3/0001/index.html

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 13. August 2010 02:21
Ein sogenannter "Jugendbund für entschiedenes Christentum", der laut "Freiburger Zeitung" vom 13. 8. 1930 einen "Weltkongreß" in Berlin absolvierte, wähnt sich berufen über "Religionsgemeinschaften und Sekten" zu dozieren.
Kraft der eigenen "Wassersuppe" sieht er sich selbst namentlich dergestalt überlegen, innerhalb der verfassten Kirchen sein Wesen zu treiben, während de Sekten dieses eben außerhalb dieser täten.
Dieser in seiner Sicht ungemein "wichtige" Unterschied, befähigt ihn dann wohl im besonderen zu seinen Urteilen.
Nun kann man sicherlich nicht sagen, dass er generell "falsch" urteilen würde. Das sicherlich nicht.

In sein Blickfeld geriet da erst mal die "Bahai-Religion".
Auch einige Jahrzehnte später bewertet, in Deutschland sicherlich nicht zu den "großen" zählend.
Dann als nächstes die "Theosophen". Die kennt außer ein paar Spezialisten, heutzutage kaum noch einer. Allenfalls die Ausnahme, selbstständige Absplitterungen bzw. Weiterentwicklungen.
Das nächste Schreckgespenst, dass es bis in den Sichtkreis jener "Sekten-Bewerter" brachte, ist dann die (heutige) "Evangelisch-Johannische Kirche" (damals mehr als Weißenberger gehandelt). Über die wurden ja zeitgenössisch wahrlich astronomisch anmutende Zahlen genannt. (Höchstwahrscheinlich bei deren Zählung unter Einbeziehung von Hund und Katze und sofern vorhanden, auch die Flöhe selbiger). So kann man natürlich "beeindruckende" Zahlen zustande bringen. Da eben genannte Religionsgemeinschaft noch heute besteht, muss man dann wohl urteilen.
Gemessen an deren heutiger Mitgliederzahl, erlebte sie einen gigantischen Schwund.
Es sei denn, man entscheidet sich für die eher plausiblere Variante, die damaligen astronomischen Zahlen als maßlos übertrieben zu werten.

Dann werden noch ein paar weitere Gruppen genannt. Bemerkenswert: die WTG-Religion indes, hat es dann aber nicht so weit gebracht, von diesen frommen "Sekten-Bewertern" mit erfasst worden zu sein (in diesem Artikel)
Und jener Artikel endet mit dem Satz:
"Und nur ganz selten wird die Nachwelt etwas von ihnen erfahren".
Wenn das mal nicht ein Menetekel auch für besagten "Jugendbund für entschiedenes Christentum" selbst sein sollte ...

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=13b2&year=1930&month=08&project=3&anzahl=4
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 17. August 2010 01:24
Ein Kommentar der "Freiburger Zeitung" vom 17. 8. 1930, beschreibt aktuell die maßlose Militarisierung in der Sowjetunion. Dort in einem Umfange in Friedenszeiten vorgenommen, welche sicherlich mit der Vokabel "beängstigend", nicht falsch beschrieben ist.
In Deutschland gab es zu der Zeit - als Folge des Versailler Vertrages - keine allgemeine Wehrpflicht. Das wiederum kippte das Hitlerregime dann im Jahre 1935.
Sucht man Ursachen und Wirkungen, kann man das sowjetische Waffengeklirr dabei keinesfalls außer Betracht lassen.
Siehe auch den Kommentar zum gleichen Thema in der Ausgabe vom 19. 8. 1930.
In ihm auch der Satz.
Mit der neuen sowjetischen Dienstpflicht-Gesetzgebung sei ein Grad erreicht, wie ihn kein anderer westeuropäischer Staat "vor dem Weltkriege durchzuführen gewagt" hätte.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=17r1&year=1930&month=08&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=19a1&year=1930&month=08&project=3&anzahl=4

Über eine obskure Nebenwirkung, der von den "Superfrommen" in den USA durchgepeitschten Prohibitionsgesetzgebung (Alkoholverbot), berichtet die "Freiburger Zeitung" gleichfalls in der Ausgabe vom 17. 8. 1930.
Ihr zufolge sei es einem Bischof, in Ausübung seines Amtes möglich gewesen, sich in größerem Umfange "Meßwein" zu beschaffen.
Und siehe da, diese Quelle wussten dann noch einige andere in diesen "trockenen Zeiten" mit anzuzapfen. Jener Bischof war dann auch gar nicht mal so "abweisend".
Er nutzt lediglich den in Marktwirtschaften üblichen Umstand, dass mit "Money" zu verbinden aus.
Auf diese Weise soll er sich dann so eine Zusatzeinnahme von jährlich 40.000 Dollar verschafft haben. Das wiederum dürfte wohl nicht jedem gefallen haben, und so geriet er dann letztendlich ins "Stolpern".

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=17r1&year=1930&month=08&project=3&anzahl=4
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 03. September 2010 01:24
Um dem dringenden Menschheitsbedürfnis zu entsprechen, welches unter dem Motto:
"Darauf wartete die Welt" zusammenfassbar ist, gab es in der "Freiburger Zeitung" vom 3. 9. 1930 ein dazu passendes Inserat.
Selbiges lädt ein zur Besichtigung eines gewaltigen Filmwerkes, welches laut Inserat-Angabe in der Herstellung etwa zwei Jahre benötigte und als "der Welt gewaltigster Tonfilm" bezeichnet wird; und etwa 2 Millionen Dollar Herstellungskosten verschlungen haben soll. Wie schon die Preisangabe in Dollar verdeutlicht, handelt es sich wieder einmal um ein Weltbeglückungsunternehmen der Amis. Da buchstäblicher Fusel zu der Zeit in den USA, wegen der Prohibition (Alkoholverbot) nicht zugelassen war, wird eben entsprechender Ersatz geliefert.
Das kaschiert dann einmal mehr ihren Sozialdarwinismus als Staatsdoktrin.
Was wohl könnte, in dieser Sicht "frommen" Kreise das dafür geeignete Thema sein?
Genau, der "Kandidat hat hundert Punkte" der darauf tippte:
"Die Arche Noah".

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=03a1&year=1930&month=09&project=3&anzahl=4

Aber auch deutsche Kreise können beim Aberglaubensverkauf kräftig mithalten.
Ebenfalls am 3. 9. brachte das genannte Blatt dann einen Bericht über Deutschlands berühmtesten Rutengänger. Der soll nun den dringend nach Wasser Suchenden, die geeignete Bohrstelle benannt haben, und damit wohl wieder einmal, andere die es ohne Rute versuchen, als "Versager" geoutet haben.
Tja da werden wohl auch sonstige "Medizinmänner" beim lesen dieses Berichtes, wieder einmal "Oberwasser" gehabt haben, bei ihrer de facto-Forderung.
Weg mit der Schulmedizin.
Man importiere dafür doch lieber ein paar noch existierende indianische Medizinmänner. Die können es dann sicherlich "besser".

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=03a2&year=1930&month=09&project=3&anzahl=2
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. September 2010 00:55
Der nachfolgende Text wurde schon früher zitiert. Da er am heutigen Tage nunmehr "60 Jahre alt" ist und er thematisch wohl etwas "anders" ist als das, was ansonsten zeitgenössisch zum Thema "zum besten" gegeben wurde, mag ja seine nochmalige Zitierung vielleicht einen gewissen Sinn haben.

In der "DDR" gab es nach 1945 auch noch eine Tageszeitung namens "Tägliche Rundschau", die direkt von der Sowjetischen Militäradministration herausgegeben wurde, sozusagen das
Pedant zu der "Die Neue Zeitung" der Amerikaner.
In deren Ausgabe vom 8. 9. 1950 findet sich in der "Täglichen Rundschau" ein umfangreicher
Beitrag betitelt "Ein Zeuge Jehovas". Es wird vermerkt, dass es sich
dabei um ein aktuelles Schauspiel von Otto Müller-Glösa handele.
Sonderlich "viel" lässt sich zu ihm wohl nicht ermitteln.
Etwa ein 1947 erschienenes Buch von Maxim Gorki
In der Steppe - Untertitel: Novellen - aus der Reihe: Volk und Wissen Sammelbücherei - Dichtung und Wahrheit - Band: Serie H - Aus guten Büchern - Heft 13 1.
Nennt ihn als Verfasser eines zugehörigen Vor- und Nachwortes.

Versteht man die Angaben etwa in der Google Buchsuche richtig, war er wohl schon zu Weimarer Republik-Zeiten, Autor in der kommunistischen Tageszeitung "Die Rote Fahne".
Womit damit allerdings noch kein "Qualitätsbeweis" geliefert sein dürfte.
Möglicherweise gab es das Stück tatsächlich auch mal als Theateraufführung am Theater Altenburg (in Thüringen) Unklar, über welchen Zeitraum.
Jedenfalls scheint es der in Rede stehende Text, als lesbarer Text, nicht über seine Zitierung in der "Täglichen Rundschau" hinaus gebracht zu haben.

Aber immerhin, selbst für Theaterstücke, wurde zu damaliger Zeit die Zeugen
Jehovas-Problematik schon genutzt. Da der diesbezügliche Text anderweitig nicht greifbar ist, gebe ich ihn hier so wieder, wie ihn die "Tägliche Rundschau" abdruckte:

"Im Augenblick der Entlarvung der 'Zeugen Jehovas' als Agenten einer kapitalistischen Macht kommt uns das Schauspiel von Otto Müller-Glösa 'Zeuge Kretschmar' vor Augen, das im vorigen Jahre entstanden, diese Zusammenhänge bereits sehr klar erkannte.
'Zeuge Kretschmar' ist ein Zeitstück von starker Spannung. Es schildert die Enthüllung eines Verbrechens in einer Fabrik, das von einem Zeugen Jehovas als bezahltem Agenten ausgeführt worden ist. Wir veröffentlichen nachstehend eine Szene des Schauspiels, die eine B(etriebs)G(ewerkschafts)L(eitungs)-Sitzung schildert.

Klinger: (setzt sich, klopft mit dem Bleistift auf den Tisch).

Also! Nehmt Platz! Bis auf die Kranken sind wir alle da. ...

Wir haben einen einzigen Tagesordnungspunkt: Innerbetriebliche
Angelegenheiten. Einverstanden? Ja

Wir kommen zur Sache. Ihr wisst schon heute wurde ein Zettel an unsere Wandzeitung geklebt, auf dem in Schreibmaschinenschrift folgender bemerkenswerter Text zu lesen ist (liest vor):
'Vor seinem Tode war Herr Walter Lösch ... (sieht auf und kommentiert) Herr ... also kein Kollege ... also, vor seinem Tode war Herr Walter Lösch ein Gegner der Zeugen Jehovas. Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Es ist später als du denkst! ... Ein werktätiger Zeuge Jehovas ...
(kommentiert wieder) ein Werktätiger ... Das gibt es also auch, Kollegen ...

Cornelius: (dazwischenrufend): Junge, es gibt auch werktätige Dummköpfe!

Beer: In den Papierkorb mit dem Wisch!

Mende: Gib ihn her ... Ich nehme ihn dorthin mit, wo jeder allein hingeht.

Klinger: Nun, Kollege Hede, die Leute, die ihn fabrizierten, dürften ganze Stunden daran gesessen haben ... denn sie wussten, was sie damit bezweckten.

Hede: Was sollen sie denn besonders damit bezweckt haben?

Cornelius: Vielleicht haben sie den Blödsinn auch nur in ihrer Blödheit ausgeheckt, Robert?

Hede: Ihr nehmt auch alles gleich satirisch ernst ... wenn sich andere vielleicht mal erlauben ... sich bissel quer auszudrücken ...

Klinger: Dieser Zettel an der Wand ist für mich ein Indiz, ein Beweisstück dafür, dass unser Kollege Walter nicht einfach verunglückt ist.

Hede: Du spinnst!

Klinger: Man kann auch etwas spinnen vom Faden der Wahrheit Kollegin Hede.

Mende: Ich halte die Zeugen Jehovas für einen Verein, der geistig Armen und Unterernährten.

Hede: Der Popanz?!

Cornelius: Du Hede, bist nämlich selber dort schon gesehen worden.

Hede: Ach, was du nicht alles weißt?!

Klinger: Also ... das stimmt, unter den sogenannten Zeugen sind viele arme gutgläubige Leute ... die suchen wie Schafe vor einem Gewittersturm einfach ... eine ... Unterkunft ... Aber wenn sie dann unter Dach sind ... und glauben, einen Schutz gefunden zu haben ... dann hören sie Stimmen von oben ... und diese Stimmen klingen dann etwa so,

... das gesungen wird ... wie in einer Versammlung in Leipzig ... Krieg kann es geben, denn unser Heiland steht bei uns... Oder, dass ein Prediger erklärt, der Krieg werde bestimmt bald ausbrechen, aber er wird nur die Bösen vernichten. Die Bösen ... das sind wir ... die wir nicht Zeugen Jehovas werden wollen ... Oder in einer anderen Versammlung erklärte ein anderer Prediger ... Die Atombombe ist eine von Gott gesegnete Waffe ...
Und da sie sich in den Händen der christlichen Amerikaner befinde
(Lachen unterbricht Klinger) sei sie in guten Händen ... Genügt das?

Cornelius: Und gegen diese Kriegshetze wird nichts getan? Warum lässt unsere Volkspolizei solche Kriegshetzer ... frei im Lande herumreisen?
Ich verstehe das nicht: Versteht ihr das Kollegen? Da heißt es, wir sollen wachsam sein.

Klinger: Nun, so einfach ist das nicht, Kollege Cornelius, wir leben in einer demokratischen Republik ... in der die religiösen Vereinigungen ihr Versammlungsrecht haben ...
Mende: Was haben denn solche Reden mit Religion zu tun?

Cornelius: Das möchte ich auch wissen!

Mende: Du solltest das in einem Artikel für die Wandzeitung verarbeiten ... damit die Kollegen draußen erfahren, was das für Kriegshetzer sind ... (Beifall der Anwesenden mit Ausnahme Hedes).

Klinger: Gut, das wird getan werden müssen.

Mende: Ich bin dafür, dass wir einen Beschluss fassen ... und Mitglieder dieser Sekte bei uns nicht mehr beschäftigt werden dürfen ... Wir arbeiten einfach nicht mehr mit solchen Kriegshetzern zusammen ... und wer sich ihre Predigten widerspruchslos anhört, der ist für mich ein aktiver Kriegstreiber ... Kollegen, ich erhebe das zum Antrag.

Beer: Das können wir nicht!

Mende: Na ja ... wir sind eben auch nur Schwätzer.

Klinger: So geht es tatsächlich nicht, Kollegen ...

Hede: Dann diskutiert doch mit den Leuten an der Wandzeitung ... und macht nicht gleich ein so aufgeregtes Gerede ...

Klinger: Diskutieren sagst du ... richtig, Kollegen, aber setzt man sich vorher eine Maske auf, wenn man diskutieren will? Hm?

Hede: Verstehe ich nicht, was du damit sagen willst.

Klinger: Warum wurde der Zettel heimlich angeklebt? und anonym ... Ein werktätiger Zeuge ... hm?

Mende: Weil es hinterhältige Feiglinge sind!

Klinger: Kollegen, so wollen wir nicht diskutieren ... das bringt uns nicht weiter ... Aber ich möchte euch sagen, dass nach meinem Dafürhalten ... die Person unter uns weilt, die diesen Zettel auf dieser Maschine hier (zeigt auf die dastehende Schreibmaschine) geschrieben hat. (Jetzt gibt es natürlich einen Tumult).

Mende: Namen nennen! Du weißt es?!

Klinger: Ich möchte die in Frage kommende Person die Möglichkeit geben, von sich aus ... die Gelegenheit zu benutzen, sich zu rechtfertigen. Ich gebe ihr zu bedenken, dass sie bis zu diesem Augenblick sich als ... im Irrtum befindlich erklären kann, als ... Irregeführt von einem heimtückischen Verbrecher ... dass aber von diesem Augenblick an ... sich die Betreffende mit schuldig macht. (Jetzt sind die versammelten verwirrt und Betroffenheit liegt auf manchen Gesichtern).

Cornelius: Wozu dieses Versteckspiel ... Weißt du etwas oder spinnst du nur? Robert?!

Klinger: Ich weiß nicht genau, ob ich etwas weiß.

Mende: Ich weiß auch schon nicht mehr, wo ich bin und was ich bin ... und ... was.

Klinger: (sieht Hede scharf an) Kollegen, behalten wir unsere ... Geistesgegenwart. Denn, ob die betreffende Person sich jetzt freiwillig zu ihrem Irrtum bekennt ... ist für sie auch nur eine Frage der ... Geistesgegenwart ...

Hede: Ich ...?

Cornelius: Wer denn auch sonst, wenn nicht du ... feine Kollegin!"

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. September 2010 00:14
Von den Verfassern, welche sich zeitgenössisch zum Zeugen Jehovas-Verbot in Ostdeutschland in deren Presse äußerten, ragt vielleicht ein gewisser Heinz Fried mit seinem Statement in der damaligen
V(ereinigung der)V(erfolgten des) N(aziregimes)-Zeitung "Die Tat" , Ausgabe vom 9. 9. 1950, hervor. Er ragt deshalb hervor weil er sich bereits in der in Halle/S. erschienenen CDU-Tageszeitung "Der Neue Weg" am 30. 8. 1950 geäußert hatte. Aus seinen Ausführungen konnte man entnehmen, dass er bereits bei der Rutherford-Veranstaltung, 1922 im Zirkus Krone in München, anwesend war. Diese Texte wurden bereits früher zitiert. Hier und heute nochmals als Erinnerungsauffrischung.

Im "Der Neue Weg" schrieb er in dessen Ausgabe vom 30. 8. 1950:

"Im Jahre 1928  [richtig wäre als Jahrangabe 1922]

wurde im Zirkus Krone eine große Versammlung der Zeugen Jehovas durchgeführt, an der der Verfasser dieser Zeilen teilnahm und mit den Anhängern dieser Sekte diskutierte.
Durch intensives Studium ihrer Schriften wurde es bald klar, dass sie nur einige Teile des Alten und Neuen Testamentes zur Unterstützung ihrer falschen Thesen heranzogen, um dadurch Verwirrung in die Gemüter hineinzutragen.
Die Zeugen Jehovas sind ebenso nihilistisch, wie es vor rund 1000 Jahren die Chilitiatiker gewesen sind, die aus einer schwärmerischen weltverneinenden Ideologie heraus den Körper zerstörten, um die Seele freizumachen. Auch diese Sekte erwartete damals das Tausendjährige Reich und beachtete nicht das Bibelwort:
'Gebt dem Staate, was des Staates ist, und Gott, was Gottes ist.'
Es ist eine Beobachtung, die man nach beiden Weltkriegen machen kann, dass infolge der Not und der geistigen Verwirrung, Sekten wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden schießen, und das es Menschen gibt, die um so williger diesen Parolen folgen, je weniger sie gewillt sind, positive Aufbauarbeit zu leisten.
Darüber hinaus sind die Zeugen Jehovas - und das geht aus allen zugänglichen Unterlagen klar hervor - eine Sekte, die durch amerikanische Offiziere und Konsulatsbeamte geleitet wird.
Im Jahre 1934 war es Mister Jenkins, der im amerikanischen Konsulat in Berlin die Anweisungen gab, und heute sind es amerikanische Offiziere in Wiesbaden, die wiederum der Zentrale in Magdeburg die Anweisung erteilen, gegen die Grundlagen und Fundamente unserer Deutschen Demokratischen Republik zu wühlen.

Zur staatlich-bürgerlichen Pflicht gehört die Beteiligung an den demokratischen Äußerungen unserer Republik, an Wahlen und Demonstrationen. Beides wird von den ernsten Bibelforschern, d. h. von den Zeugen Jehovas, abgelehnt, weil sie erklären, als Bürger unserer Republik zwar die Wohltaten in Empfang zu nehmen, die ihnen die Aufbauarbeit aller bietet; aber es ablehnen, sich aktiv an dieser Arbeit zu beteiligen. Dieser Verneinung jeglicher staatsbürgerlicher Aufgabenstellung kann der Staat nicht tatenlos zusehen.

Es hilft nichts, darauf hinzuweisen, dass die Zeugen Jehovas vom Nazismus bekämpft worden sind. Nicht jeder, der einmal in der Koalition gegen Hitler stand, ist heute Antifaschist. Sonst müsste man dies von Winston Churchill auch behaupten!

Und aus diesem Grunde scheint es notwendig zu sein, diesem Nihilismus, dieser Staatsverneinung, die sich in das religiöse Mäntelchen der Zeugen Jehovas kleidet, zu beachten, damit nicht der Staat Schaden leidet und die wahren Vertreter der religiösen Belange durch diese Sekte geschädigt werden. Im Interesse der Integrität und Klarheit christlichen Willens und Wollens, müssen wir die Forderung erheben, der amerikanisch gesteuerten Untergrundbewegung, genannt Zeugen Jehovas, ein energisches Halt entgenzurufen."

Und in der VVN-Zeitung "Die Tat" vom 9. 9. 1950 verbreitete er sich dann mit den Sätzen:

"Es sind in der Presse viele Beispiele veröffentlicht worden, wie menschliches Leid und Naturkatastrophen von den 'Ernsten Bibelforschern' in skrupelloser Weise zur Einschüchterung der Menschen ausgenutzt werden, dass es an der Zeit ist, auch von Seiten der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes hierzu Stellung zu nehmen.
Diejenigen 'Ernsten Bibelforscher', die im Friedenskomitee und in der Aufbauarbeit der Deutschen Demokratischen Republik stehen, muss man in aller Öffentlichkeit fragen, ob sie gewillt sind, mit den Freunden des Friedens zusammen zu arbeiten oder sich auf die Seite der Feinde der Menschheit stellen.
Keiner der 'Ernsten Bibelforscher', der Mitglied unserer Organisation ist, kann dieser Frage ausweichen, weil es sich um das Schicksal unserer Republik handelt und wir werden ihm keine Gelegenheit geben, eine doppelzüngige Antwort zu geben.

Wir müssen und werden ein klares Bekenntnis und eine eindeutige Einstellung zur Freundschaft mit der Sowjetunion, zur Freundschaft mit den Volksdemokratien und allen friedliebenden Menschen verlangen. Die Aufgabe aller unserer Parteien und Organisationen ist Stärkung der Fundamente unserer Deutschen Demokratischen Republik, Durchführung der demokratischen Reformen und restlose Unterstützung der Anstrengungen, den Fünfjahrplan zu erfüllen. Wer mit diesen allgemeinen politischen, für jeden Demokraten selbstverständlichen Forderungen nicht einverstanden ist, hat auch in den Reihen unserer Organisation keinen Platz mehr. Die 'Zeugen Jehovas', sofern sie Mitglied der VVN sind, haben sich zu entscheiden für den Frieden oder den Krieg.

Sind sie für den Krieg, werden wir sie aus unseren Reihen entfernen und den staatlichen Stellen mit der Bitte Mitteilung davon machen, ihnen die Anerkennung als Opfer des Faschismus zu entziehen, da sie sich in der Jetztzeit nicht würdig erwiesen haben, diese Ehrenurkunde zu besitzen."

Da ja nun auch die VVN sich so positionierte, mag es sinnvoll sein, auch noch auf den seinerzeitigen Artikel im "Spiegel" mit der Überschrift "Kriegsverbrecher verrecke!" hnzuweisen:

www.spiegel.de/spiegel/print/d-44449708.html

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 11. September 2010 05:01
Im Vorfeld der Wahlen vom 14. 9. 1930, veröffentlichte die "Freiburger Zeitung" vom 11. 9. 1930, eine Grafik über die regionalen Ergebnisse der vorangegangenen Wahlen des Jahres 1928. In Sonderheit ist da wohl der Anteil der Deutschnationalen beachtlich. Die wiederum waren dann besonders von kirchlichen Kreisen (protestantischer Richtung) favorisiert.
Das eine kann man schon im Hinblick auf das Jahr 1933 sagen.
Zunehmend erwies sich die NSDAP dann als "der" Absorbationsboden jener Kräfte, die eben in früheren Jahren, vorzugsweise den Deutschnationalen (der "Hugenberg"-Partei) ihre Stimme gaben. Die Nazis gaben sich ja auch "proletarisch" (vor Tisch) um den Kommunisten und Sozialdemokraten das Wasser abzugraben. Aus diesen Kreisen gewannen die Nazis auch Stimmen, aber der vielleicht größere Aderlass zu ihren Gunsten, darf dann wohl den Deutschnationalen zugerechnet werden.
Da erschien so manchem der Hitler, gegenüber dem "verknöcherten" Hugenberg, als der dynamischere.
Inhaltlich indes, waren beide wohl weniger auseinander.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=11b2&year=1930&month=09&project=3&anzahl=4

Inserat der Deutschnationalen "Freiburger Zeitung" 12. 9. 1930

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showday&day=12b2&year=1930&month=09&project=3
Gemessen an jenem großen Inserat, ist das auf dergleichen Zeitungsseite mit abgedruckte Inserat der Hitlerpartei, doch verhältnismäßig klein. Auch ein Indiz über die finanziellen Mittel der dahinter stehenden Parteien zu der Zeit.
Zum tatsächlichen Wahlergebnis meldet dann am 15. 9. 1930 genanntes Blatt:
"Riesiges Anschwellen der Nationalsozialistenstimmen".
Über sechs Millionen (nur rund Millionenzahlen jetzt), die Deutschnationalen auf zwei Millionen zusammengestutzt.
Die Nazis lagen somit schon 1930 an der Spitze, die Sozialdemokraten kamen auf fünf, das katholische Zentrum und auch die Kommunisten auf je vier Millionen.
Gleichwohl ist es ja auch heute noch Usus, dass die stärkste Partei nicht immer und überall auch die Regierung bilden kann, dann eben wenn ihre Rivalen sich zu einer Koalition zusammenfinden. Das war auch 1930 so der Fall.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=15a1&year=1930&month=09&project=3&anzahl=4

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. September 2010 02:40
Gelesen in einem Inserat der "Freiburger Zeit" vom 24. 9. 1930

Es ist wohl schon erstaunlich zu nennen, welcherlei Krankheitssymptome da dieser Inserent mit seinem Angebot alles glaubt heilen zu können:

Und siehe da, einen neueren Pressebericht zu diesem Thema gibt es auch.
Etwa den (ist ja durchaus des lesens wert. Als Empfehlung so mal)
diepresse.com/home/diverse/zeichen/62202/index.do

Und in diesem Bericht kann man dann auch die Sätze lesen:

"Ein paar Minuten elektromagnetische Wellen pro Behandlung - im Prinzip hat sich die Zeileis-Methode bis heute nicht grundlegend geändert. Und dennoch: Aus dem heftig umfehdeten Kurpfuscherbetrieb ist inzwischen ein behäbiger Kurbetrieb geworden. Die Esoterik wird nun erfolgreich in den Mantel der Wissenschaft gekleidet, und man setzt alles daran, sich nicht mehr in Opposition zur Schulmedizin zu bringen."

A ja, noch was kann man wohl diesem Bericht entnehmen.
Das "größte Wunder" an der ganzen Sache, dürfte wohl der sich darauf aufbauende Touristikboom für einen kleinen, ansonsten eher verschlafenen, Österreichischen Ort gewesen sein (bzw. noch sein).
Aber wie ja zu vernehmen, will man halt in Freiburg/Br. diesbezüglich nicht nachstehen!
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=24b1&year=1930&month=09&project=3&anzahl=4
Man vergleiche auch dieses Inserat "Freiburger Zeitung" 28. 9. 1930

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=28r1&year=1930&month=09&project=3&anzahl=4

Ach ja, auf der Suche nach einem etwas zeitlich näheren Bericht zu diesem Thema, bin ich doch tatsächlich fündig geworden. Und zwar im Jahrgang 1931 der seinerzeitigen (deutschsprachigen) Anti-religiös orientierten Zeitschrift aus der Sowjetunion mit dem Titel "Neuland".
Es dürfte wohl keine großen Unterschiede zwischen religiösen und medizinischen Wunder-Verkäufern geben. Der in Rede stehende Fall belegt es wohl wieder einmal.
Dann noch (unkommentiert) die seinerzeitigen Ausführungen aus "Neuland" im nachfolgenden:


SEKTIRERISCHE STRÖMUNGEN IN DEUTSCHLAND
War bereits vor dem Kriege in Deutschland eine sogenannte religiöse Krise da, die nur durch den Wohlstand verdeckt wurde, so trat diese bei der Verelendung- in der Kriegs - und Nachkriegszeit kraß in Erscheinung. Alle Banden waren gelöst, alle Zweifel an bisheriger Autorität hundertfach verstärkt, dafür aber nichts greifbares in Blicknähe geruckt. Der Zwiespalt ging natürlich am stärksten in den in Deutschland breiten Schichten des Mittelstandes vor sich. Die herrschende Kapitalistenschicht hatte ja schon stets die Religion nur als ein Mittel ihrer Herrschaft angesehen.
Die Arbeiterklasse dagegen die bis 1914 glaubte, auf dem Wege zum Sozialismus zu sein, war damit völlig diesseits orientiert.
Durch den Verrat der sozialdemokratischen Führer 1914 und erneut 1918 waren aber auch hier weite Schichten, vor allem der Frauen, unsicher geworden und religiöse Stimmungen fanden Eingang. Die sozialdemokratische Führerschaft kam diesen Strömungen bewußt entgegen, da ihre Mitglieder auf diese Weise davon abgelenkt wurden, auf dieser Welt real den Weg zum Sozialismus ... vorzubereiten.
Zusammengeschlossen wurden diese Kreise in der "Vereinigung religiöser Sozialisten." Diese haben als Katholiken ihren Hauptstützpunkt in der sozialdemokratischen Köllner Zeitung und deren Chefredakteur Reichstagsabgeordneten Sollmann. In ihrem Verlag erscheint unter der Redaktion von H. Mertens eine eigene Zeitung, das "Rote Blatt".
Hauptstützpunkt der evangelischen Sozialisten ist der derzeitige preußische Kulturminister Dr. Grimme ...

Von den Religionsgesellschaften hat es bisher die katholische Kirche am geschicktesten verstanden, sektiererische Absplitterungen zu vermeiden. Auf der einen Seite hat sie durch Ohrenbeichte und ähnliches ihre Anhänger in ziemlich scharfer Beeinflußung, auf der andren Seite ist sie ungeheuer weitherzig und trägt allen Strömungen Rechnung. Es ist kein Zufall, daß gerade in dieser Zeit, wo aus Verzweiflung jeder Kleinbürger auf Wunder wartet, innerhalb der Reihen der katholischen Kirche soviel "Wunder" geschehen. Wie geschickt dabei die katholische Kirche zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und dunkelstur Mystik zu lavieren weiß, dafür nur ein Fall ... Konnersreuth. Ein kränkliches hysterisches Bauernmädel ... zeigt plötzlich die "Wundmale Christi, ... an jedem Freitag treten an Händen und Füßen die Stellen feuerrot hervor, wo nach der Legende Christus die Nägel eingeschlagen wurden. Teilweise fangen diese Stellen sogar an zu bluten. Auch aus den Augenlidern tritt Blut. Dazu kommt, daß das Mädel nach katholischer Mitteilung seit Monaten fast nichts ißt und trotzdem keine Gewichtsabnahme zeigt. Ist das erstere noch Wissenschaftlich erklärbar durch Autosuggestion und bereits in mehreren Fällen festgestellt, — bildet also für den aufgeklärten Menschen nichts Wunderbares — so ist das zweite nicht mehr glaubhaft. Mit geschickter Reklame der örtlichen Kirchenbehörden, denen der vorgesetzte Bischof nichts in den Weg legt, werden Zehntausende von Wallfahrern auf die Beine gebracht, wird überall die Reklametrommel gerührt und fordert man bereits die Heiligsprechung der Resi aus dem kleinen Dörfchen Konnersreuth. ...
Entgegen allen Wissenschaftlichen Forderungen, die sogar aus katholischen Kreisen erhoben wurden, schickt man Resel in kein neutrales Krankenhaus zur Beobachtung, sondern katholische Schwestern übernahmen die Beobachtung. Sie erklärten einstimmig, alles ginge mit rechten
Dingen zu, Resel nähme keine Nahrung zu sich u. s. w. Der Rummel ging also weiter.

Wundersüchtige kettete man fester an die allein-seligmachende Kirche. Inzwischen ist es um Konnersreuth ziemlich ruhig geworden, da sich zu gewichtige Stimmen gegen" dieses "Wunder" erhoben und Skandal in solchen Fällen scheut die katholische Kirche.
Die Resel hat monatelang ihre wertvollen Dienste geleistet. Mit solchen Mittelchen befriedigt die katholische Kirche ihre breiten Massen. Für anspruchsvolle Anhänger reist der Kaplan Fahsel durch Deutschland und
"fahselt" ernsthaft über Probleme der Erotik und Mystik.

Nicht so leicht hat es die evangelische Kirche. Aus ihrer Anhängerschaft kommt daher das Hauptkontingent der Sektierer. Wie stark die Sucht nach Mystik und Irrationalem heute ist, zeigt die rapide Zunahme der Kurpfuscherei. Fast kein Haus in einer Stadt, wo nicht irgend ein Kurpfuscher seine Dienste anpreist: sei es als Magnetiseur, Insforscher

[redaktionelle Einfügung, letztere Vokabel nicht deutlich genug lesbar auf der Vorlage, einer Xerokopie aus der Deutschen Bücherei Leipzig],
Phrenologe, Homäopath, und wie die Titel alle lauten, unter denen sich meist gerissene Geschäftsmacher ohne jede wissenschaftliche Erfahrung anbieten, jede Krankheit durch ihre alleinseligmachende Methode zu heilen.

Was aber sind die Sekten im allgemeinen weiter, als eine religiöse Umkleidung dieser Kurpfuscherei, die damit dem Zugriff der Strafgesetze entzogen werden. Ein Teil von ihnen entstand in Deutschland, ein Teil wurde aus dem Ausland, vor allem aus Amerika, dem Eldorado des Sektenwesens, importiert.
Die Heilsarmee, in England durch General Booth begründet, besitzt heute in jeder deutschen Großstadt ihre eigenen Häuser und Versammlungsräume. Mit Musik ziehen die Betbrüder— u. Schwestern uniformiert durch die Straßen und öffentlichen Lokale und sammeln ihre Gelder, die nicht gering sein dürften. Offiziell üben sie damit Wohltätigkeit, geben Hungernden Essen und Frierenden Heizung. Meist ist aber dieser Bissen mager, das Beten und die Andacht, zu der der Hungrige vorher verdummt ist, desto länger. Den Hauptanteil der gesammelten Gelder verbrauchen die Leiter der Organisation, die rein militärisch aufgebaut ist.
Nach dem vor kurzem erfolgtem Tode des Begründers brach ein sehr humorvoller Streit unter den Erben aus, der sich vor allem um den Besitz des Bankkontos drehte.

Aus Amerika haben sich die Baptisten und Adventisten eingebürgert und starke Gemeinden gebildet. Den stärksten Erfolg aber trug die "Christian Science", die Sekte der Gesundbeter davon. Sie besitzt zahlreiche, stattliche Häuser, und eine Anhängerschaft, die sich nicht allein aus den untern Gruppen des Mittelstandes rekrutiert, sondern eine Menge Rechtsanwälte, Lehrer, u. s. w. umfaßt.
Für die Entstellung von Sekten ist es äußerst lehrreich, die Geschichte der Begründerin dieser Sekte zu studieren.
Prinzip ist: bete und glaube. Jede Krankheit ist Einbildung und kann daher durch Glauben geheilt werden. Damit sind ihre tatsächlichen Heilerfolge wissenschaftlich bei Nervenkrankheiten als hypnotische oder suggestive Heilungen zu erklären. Diese Erfolge werden mit amerikanischer Reklame in alle Winde posaunt, während die schweren Gesundheitsschädigungen, die vielen Todesfälle, die durch diese mittelalterliche Heilmethode eintreten, verschwiegen werden. Strafrechtlich sind diese Fälle meist nicht zur verfolgen, da die fanatischen Anhänger alles vertuschen.
Wie eng die Zusammenhänge zwischen Kurpfuscherei und Sekte sind, zeigen zwei Prozesse aus letzter Zeit.

In der kleinen Stadt Gallsbach in Oesterreich hatte der Wunderdoktor Zeileis seine Praxis aufgemacht. Durch Bestreichen mit einer Zauberröhre stellte er alle Krankheiten fest und bestimmte ihre Heilmethode. Ganze Wallfahrtsströme setzten ein.
Das Geschäft ging so glänzend, daß Zeileis gegen teures Geld Schüler anlernte, die dann in allen Orten die echte Zeileis - Methode durchführten. Wochenlang war der Reklameteil der Provinzpresse von Ankündigungen dieser Zeileisjünger gefüllt. Als der Prozeß die Scharlatanerie der Methode bloßstelllte, waren die Anhänger so fanatisiert, daß das Ansehen Zeileis nicht im geringsten litt. Zur Sekte fehlte nur noch das religiöse Mäntelchen. Vielleicht kommt es noch ?

Der zweite Prozeß spielte vor kurzem in Berlin. Angeklagt war der sogenannte Prophet von Weißenberg, — (ein untersetzter dicker Mann, von mininialer Bildung. Seine Anhänger rekrutierten sich aus Beameten- Angestellten - und Handwerkerkreisen. Seine Methode bestand im Handauflegen und Verordnung von weißem Quarkkäse. Diese Methode hatte ihn auf die Anklagebank
gebracht. Einem kleinem Mädel hatte er gegen eine Augenentzündung ebenfalls dieses Mittel verordnet. Das Kind hatte dadurch sein Augenlicht verloren. Seine Anhänger waren trotzdem nicht von der Schuld ihres Propheten zu überzeugen. Der Prophet mußte auf einige Monate ins Gefängnis, es ist aber sicher, daß bei seiner Rückkehr seine gesamte Sekte ihm eine große Ovation bereiten wird. Für sie gilt er nur als Märtyrer.

Mit scheinwissenschaftlichem Mäntelchen umkleiden sich auch die Bibelforscher. Öfters sieht man auf der Straße ihre Wanderredner, die, meist mit langen, wallenden Haaren, den Untergang der Welt aus der Bibel heraus weissagen.

[Redaktionelle Einfügung. Das mit den "langen wallenden Haaren ist Meinung des genannten Blattes. Indes n i c h t eigene Meinung].
Ihr spezielles Lieblingsthema, worin sie ihrem Haß freien Lauf lassen, ist der Bolschewismus, "die Verkörperung des Bösen", wie sich auszudrücken pflegen.
Die kultivierteren Schichten des Bürgertums sind meist nicht mit diesen primitiven Mitteln zu befriedigen. Bei ihnen blüht Handlesekunst und Schädellehre, wo man mit scheinbar wissenschaftlicher Grundlage seine Wundersucht befriedigt. Daraus erklären sich die Ausgaben und vor allem die Erfolge all der Bücher, die Photographien der Hände, des Schädels u. s. w: bringen. ....


Nachtrag: Insoweit in vorstehendem auch die Mary Baker Eddy-Religion der "Christlichen Wissenschaft" mit angesprochen wurde, wird (im nächsten Monat) im Kontext der Kommentierung der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 10. 1925, thematisch nochmals darauf zurückzukommen sein.

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck

Datum: 04. Oktober 2010 00:57

"Außerdem wurden und werden Dinge, wie das Anfertigen von Gebietskarten, in der ganzen Welt gemacht, auch in den USA, worauf letztere auch den Vorwurf erheben könnten, Karten von Städten der USA seien dazu bestimmt, den östlichen Geheimdiensten für strategische Zwecke zugeleitet zu werden.

meint Herr Dirksen etwa, in seinem einschlägigen Buch verteidigend sagen zu sollen.
Und dann wird ja auch von den Zeugen Jehovas bestritten, dass ihre in Deutschland angefertigten Gebietskarten, etwa nach den USA gelangten.
Das wäre die eine Sichtweise.

Die andere Sichtweise wäre die, wie sie etwa ein Herr Leo Menter
auf den Punkt brachte, wenn er die Frage stellte.
Da sind ja auch unter anderem die damaligen Sowjetischen Militärkommandanturen eingezeichnet. Ob denn die Zeugen just auch dort im Rahmen ihrer Predigttätigkeit vorsprechen wollten? (Auf eben genannten Herrn Menter wird am 11. 10 innerhalb dieser Serie nochmals zurück zu kommen sein).
Und die Richterin im ZJ-Prozess die da wohl auch diese Frage stellte, registrierte als Antwort von dem von ihr Angesprochenen, darauf ein ausgedehntes Schweigen.
Ergo ist durchaus nachvollziehbar, dass namentlich die Gebietskarten-Praxis der Zeugen Jehovas, bei ihren Gegnern, ein ungutes Bauchgefühl auslöste. Auch Horst Knaut (ein westlicher Journalist) artikulierte in seinem 1975 erschienenen Buch "Propheten der Angst" dieses Unwohlsein, angesichts der Zeugen Jehovas Gebietskartenpraxis.

Auch über den alten Rentner, der den schmalen Rasenstreifen vor dem Wohnblock an der Buchenstraße sprengt, wird es in den nächsten Stunden einen schriftlichen Vermerk geben, von dem er niemals erfährt.
Etwas Unheimliches liegt in diesem weltweiten System der Registrierung von Menschen, das die Prediger der »wahren Religion« ausgeklügelt haben. Schon ganz flüchtige Gedanken an die Existenz solcher Notizen aus den privaten Sphären und über persönliche Anschauungen, die womöglich irgendwo zusammengetragen werden, sind gräßlich. Sie lassen viele Überlegungen offen, denn nirgendwo sonst befaßt sich eine Organisation mit Erhebungen solcher Art und in diesen Ausmaßen.

Dieses ungute Bauchgefühl lässt sich auch an einem zeitgenössischen Pressebericht, anläßlich des 1950er Zeugen Jehovas-Prozesses, in der "Berliner Zeitung" vom 4. 10. 1950 veranschaulichen. Er sei nachstehend kommentarlos dokumentiert:


Die Gebietskarten der Jehovas
Aus der Tätigkeit der Agenten
Von Brooklyn kamen die Aufträge
Berlin (Eig.Ber.)
Für die Spionagetätigkeit, die sie im Auftrage der gesamtdeutschen Zentrale der "Wachtturm-Gesellschaft" in Wiesbaden und der Weltzentrale in Brooklyn (USA) anleiteten, sind besonders die Agenten der für die DDR-zuständigen Filiale in Magdeburg verantwortlich. Unter vorgespiegelten Absichten setzten sie den größten Teil der Mitglieder ihrer Organisation für ihre verbrecherischen Handlungen ein. Von Magdeburg aus wurden zum Teil mit Erfolg von den unteren Organisationen und Mitgliedern im Gebiet der Republik u. a. die Beschaffung folgender Unterlage und Informationen gefordert:
"Gebietskarten" mit Eintragungen über industrielle Anlagen, Lagepläne von Städten mit Brückenunterführungen und andern strategischen Objekten, wie Post, Telegraf, Feuerwehr, sowjetische Kommandanturen, Angaben über Flugplätze, Polizeibereitschaften usw.
Andere Anweisungen der Zentrale in Magdeburg, für die Heinicke verantwortlich zeichnete, forderten die Mitglieder der "Zeugen Jehovas" auf, Privatadressen führender Persönlichkeiten (z. B. Minister, Landräte, Oberbürgermeister, Bürgermeister, Stadträte, Stadtverordnete, Richter, Staatsanwälte, Kreispolizeiangestellte) sowie möglichst viele Adressen von Volkspolizeioffizieren festzustellen und das Adressenmaterial nach Magdeburg einzusenden.
Der Angeklagte Bär gab zu, über Wiesbaden den Auftrag erhalten zu haben, Berichte über alle "Vorkommnisse, Aufstände, Wahlen, Auseinandersetzungen, Revolutionen, Katastrophen, Flugzeuge und Fliegerei, Berge und Landschaften, Verfolgungen und Opposition" anzufertigen.
Dem Auftrag entsprechend hat Bär u. a. Berichte über Polizeimaßnahmen, Vorkommnisse in volkseigenen Betrieben und beim Landessender Dresden den Amerikanern ausgeliefert.
Für die Abfassung gleicher Berichte sind mehrere andere Angeklagte verantwortlich. Auf diese Weise ist umfangreiches Material, das Staatsgeheimnisse enthält, von Magdeburg über die Filiale der "Wachtturm-Gesellschaft" in den Westsektoren Berlins und über Wiesbaden der amerikanischen Zentrale in die Hände gespielt worden. Für ihre Tätigkeit erhielten die "Zeugen Jehovas" zur Finanzierung ihres Apparates, als Belohnung und zum Zwecke der Bestechung aus Amerika laufend Care-Pakete.
Aus dem Geständnis der angeschuldigten Bär, Adler und Hörnig geht hervor, daß die Mitglieder der "Zeugen Jehovas" von der Zentrale in Magdeburg angehalten wurden, eine Boykotthetze gegen demokratische Organisationen zu betreiben, und daß sie Richtlinien zur Durchführung von Kriegspropaganda erhielten. Alle Gruppen der "Zeugen Jehovas" wurden aufgefordert, gegen die Unterzeichnung des Stockholmer Appells Stimmung zu machen, die Bevölkerung von der Volkswahl abzuhalten und die Ziele der Nationalen Front zu diffamieren

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 11. Oktober 2010 04:12
Vielleicht ragt er in der Anti-Zeugen Jehovas-Publizistik des Jahres 1950 besonders hervor, jener Artikel, welcher in der "Weltbühne" am 11. Oktober 1950 erschien. Da nun heute auch ein 11. Oktober ist, sei er nochmals zitiert (er wurde bereits früher referiert).

In der kommunistischen Propaganda gegen die Zeugen Jehovas ragt besonders jener Artikel hervor, der in der einstmal pazifistischen und bürgerlich-liberalen "Weltbühne" (zu Zeiten der Weimarer Republik) erschien. Die Kommunisten hatten auch dieses Presseorgan deformiert.
In der Ausgabe vom 11. Oktober 1950 verbreitete sich dort ein gewisser Leo Menter. Er hatte als Prozessbeobachter dem Schauprozess gegen die Zeugen Jehovas beigewohnt und verkaufte nun seine Eindrücke unter der tendenziösen Überschrift "Himmlers Auferstehung".

Wie er zu dieser Überschrift gelangte, wird wohl ewig sein Geheimnis bleiben. Aber immerhin, sie sagt zugleich einiges darüber aus, wie empfindlich die Zeugen Jehovas die Kommunisten getroffen hatten.
Eine seinerzeitige Anfrage an die Weltbühnenredaktion ergab, dass dieser Menter 1965 73-jährig verstorben ist. Nach 1946 war er ständiger (freier) Mitarbeiter der "Weltbühne". Beruflich war er im Henschel-Verlag beschäftigt, einem auf Theaterliteratur spezialisierten Verlag. Also, man kann ihn sozusagen in die Rubrik "Schriftsteller" einordnen. Nachstehend ein Auszug aus diesem "Schriftsteller"Erguss:

" Merkwürdige Zeugen standen in der vergangenen Woche vor dem Obersten Gericht der Deutschen Demokratischen Republik. Sie nennen sich 'Zeugen Jehovas', aber das ist eine Blasphemie. Diesmal waren die Zeugen Angeklagte, die zu sehr erheblichen und gerechten Zuchthausstrafen verurteilt wurden, denn nicht einer war unter ihnen, der etwas anderes hätte bezeugen können, als seine im vollen Bewusstsein ausgeübte Spionage, seine Spitzeldienste und seine vorsätzliche Hetze gegen Frieden und Friedenskämpfer. Alle Kriegsverbrechen werden auf solche Weise vorbereitet.
Jeder von ihnen säte Hass; Hass gegen unsere junge Republik, Hass auf dem Weg unseres sicheren Aufbaus und Hass gegen die Sowjetunion als dem starken Hort unerschütterlichen Friedenswillens.

Sie trieben alle das gleiche, nach einem außerordentlich gut vorbereiteten und keineswegs überirdischen Organisationsplan. Es waren neun Männer, 22 Jahre der jüngste und 61 der älteste, und keinem von ihnen hätte die doch nur zweifelhafte Entschuldigung religiöser Irreleitung oder Verzücktheit zugesprochen werden können. Sie wussten alle, was sie taten, und sie wussten wozu. Noch der bescheidenste Diener fertigte Skizzen an, mit Eintragungen von Bahnhöfen, Kasernen, Unterkünften der Volkspolizei, von volkseigenen Betrieben und Schiffswerften. Oder von Rathäusern und Feuerwehrdepots.

'Auch dort können Menschen wohnen', sagte der Angeklagte Adler, und er meinte damit, dass sie vielleicht der Bekehrung durch 'Jehovas Zeugen' harrten. Als ihn aber Frau Dr. Benjamin, die als Vorsitzende in klarer Sachlichkeit den Kern der Dinge sehr schnell herausschälte, fragte, ob in den sowjetischen Kommandanturen, die damals vorhanden waren und selbstverständlich eingezeichnet wurden, auch seine Predigten habe halten wollen, musste er die Antwort schuldig bleiben.

Adressen wurden gesammelt, von Bürgermeistern, Polizeipräsidenten, Amtsleitern, mit Erläuterungen natürlich, und vor allem von Polizeioffizieren. Der Hauptangeklagte Heinicke begründete das mit Schwierigkeiten, die seit 1949 für die 'Zeugen Jehovas' eingetreten seien, aber er musste sich von seinem Mitangeklagten Suhrbier bestätigen lassen, dass er die entsprechenden Anweisungen schon 1947 weitergegeben habe. Genaue Angaben über innerbetriebliche Schulungen, Berichte über Wahlen, Auseinandersetzungen, Katastrophen, Flugzeuge und Fliegerei und Landschaften, über Oppositionen und nicht zuletzt Manöver wurden gefordert.
Es wurde viel verlangt, und die Fülle erregt einiges Kopfschütteln, aber wörtlich ist alles aufgezeichnet, und unverkennbar wird im Ausdruck schon die Übersetzung aus dem Amerikanischen sichtbar. Und so gipfelt die Aufforderung an den lieben Bruder denn auch in der Belehrung:

'So bietet sich die Möglichkeit, dem Feinde zu zeigen, dass er auch in Deutschland wachsam beobachtet wird, und das nichts (!) im Verborgenen geschieht. Jehovas Zeugen haben die Aufgabe Wächter zu sein.'

Dann folgt die Bitte um Bescheid mit vielen guten Wünschen und Grüßen und darunter: 'Dein Bruder und Mitdiener Erich Frost.'

Und nun frage noch einer, was Spionage ist.
 

Weiter Herr Menter in seinen Ausführungen:

"Sein vorgesetzter Bruder wiederum war Herr Knorr. Der ist nun bereits waschechter Amerikaner. Er sitzt in der Zentrale, nämlich in Brooklyn, von wo aus die 'Watch Tower Bible and Tract Society' wie die Spionagegesellschaft in Wirklichkeit heißt, ihre Nachrichten über die Deutsche Demokratische Republik den amerikanischen Kriegsvorbereitern zuleitet.

Auch die Bezahlung für die Komplettierung der amerikanischen Kartei über Deutschland vollzog sich unter religiöser Tarnung. 20 000 Carepakete kamen allein im Jahre 1946 an, und Textilwaren gab es im Gewicht von 220 Tonnen. Das ist schon etwas, und doch ist es eigentlich ein Nichts. Diese 'Watch Tower Bible and Tract Society' ist sicherlich die billigste Spionagezentrale, die von Brooklyn bis ins kleinste deutsche Dorf reicht.
Auf dem Hinweg wird Hetzmaterial druckfertig geliefert, damit die politischen Prediger den rechten Weg zum rechten Krieg finden; denn man predigte wandernd, der Weltuntergang stehe vor der Tür, schon wegen der bösen Kommunisten.
Die Zeugen Jehovas aber würden ihn überstehen; denn der Weltuntergang werde ein Krieg sein, ein gerechter Krieg, und er werde natürlich amerikanisch sein. Amen.

Auf dem Rückweg aber, über den Diener Hetzprediger, die Dreierkomitees und die Gruppen-, Kreis- und Zweigdiener kommen die Landkärtchen mit angekreuzten Wohnungen, Häusern, Fabriken, Eisenbahnanlagen, damit 'Jehova' den rechten Weg erkenne. Und ihn die amerikanischen Bomber finden. Kein Carepaket wird ohne Sinn und Verstand verschickt. "

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 20. Oktober 2010 02:55
Zeitschriften-Illustrierte pflegen meistens nicht sonderlich tiefgründig zu sein. Sie sind eben eher auf den allgemeinen Publikumsgeschmack ausgerichtet. Wollen aber nicht in erster Linie die ansprechen, welche mit einer bestimmten Materie bereits näher vertraut waren.
Viele "Illustrierte" gab es in der DDR-Presselandschaft nicht. Eine der wenigen davon war die NBI (Neue Berliner Illustrierte).
In ihrer Ausgabe vom 20. 10. 1950 kam sie auch auf den Zeugen Jehovas-Prozess zu sprechen.
Es sei an dieser Stelle nur der eigentliche Text dokumentiert. Auf den Aufwand, aus Bibliotheksbeständen auch das zugehörige Bildmaterial (kostenpflichtig) reproduzieren zu lassen, wird an dieser Stelle verzichtet.

Man las in genannter Ausgabe:

Diener des Krieges,
Aber nicht Diener Jehovas, den sie ständig im Munde führen, sind die Mitglieder der "Wachtturm"-Gesellschaft. Der Prozeß gegen die Hauptschuldigen des amerikanischen Agenten-Ringes bewies die Notwendigkeit erhöhter Wachsamkeit gegenüber jenen Elementen, die im Rahmen der USA Kriegsvorbereitungen die DDR zu unterminieren trachten.

Durch zahlreiche Beweise überführt, erhielten die Hauptangeklagten hohe Zuchthausstrafen, und zwar ... Willi Heinicke und Friedrich Adler lebenslänglich, Wagner, Hörnig und Bär je 15 Jahre.
Im Verlauf des vom 1. Strafsenat des Obersten Gerichtes der DDR geführten Prozesses wurde ihnen nachgewiesen, im amerikanischen Auftrag fortgesetzt Spionage, Boykotthetze und Kriegspropaganda getrieben zu haben ...
Revolver, Knüppel und Dolchmesser beschlagnahmte die Volkspolizei bei den als harmlose Glaubensbrüder auftretenden "Zeugen Jehovas". Mit den Mordwaffen leisteten sie Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Unter dem Einfluß der Weltuntergangspropaganda, die ein "Bruder" ihr eingeschwatzt hatte, durchschnitt Brunhilde Demuth aus Roßlau ihrem 5jährigen Kind mit dem Tafelmesser ...die Kehle, trennte ihm die linke Hand ab und verübte dann Selbstmord; eine grausame Folge des verbrecherischen Geredes von den "unvermeidlichen gottgefälligen" USA-Atombombe, mit dem die "Zeugen" den Kampf gegen den amerikanischen Krieg zu hemmen suchten.
(Bildtext)
Vor dem Plan mit den internationalen und deutschen Verbindungen dieser von Mr. Knorr (New York - Brooklyn) gelenkten und finanzierten Spionageorganisation folgt Generalstaatsanwalt Dr. Melsheimer aufmerksam den Ausflüchten der Agenten.
"Brooklyn hat großes Interesse an Beobachtung der Manöver", gab der Westdeutsche Chef Erich Frost an seine in der DDR lebenden "Diener" aus. Sie mußten genaues Kartenmaterial über volkseigene Betriebe, Bahndepots und Polizeiunterkünfte anfertigen.

Dokumente belegen den illegalen Charakter und die verhängnisvolle Tätigkeit der Falschzeugen Jehovas. Der Stellv. Ministerpräsident Nuschke charakterisierte sie als "keine religiöse Bewegung, ja nicht einmal als Sekte, sondern als sich religiös tarnende Untergrundbewegung."

Was den in vorstehendem Text genannten Fall Demuth anbelangt, sei ebenfalls noch kommentarlos aus der "Relativierung" zitiert, welche das "Lobgesangsbuch" für die WTG mit dem Titel "Repression und Selbstbehauptung" ihm zuteil werden lässt:

Auch hier macht die zeitliche Diskrepanz zwischen dem Geschehen und der Berichterstattung deutlich, daß es sich um eine Propagandamaßnahme handelte. Die Tat hatte sich bereits am 28. Februar 1950 zugetragen, wurde aber erst im September 1950 publizistisch ausgeschlachtet. Irgendwie war es gelungen, eine Verbindung zu Jehovas Zeugen zu konstruieren.
Aus dem Schlußbericht der Polizei vom 9. März 1950 geht hervor, daß es hin und wieder zu familiären Problemen gekommen war, daß Frau Demuth aber auch wegen eines Nervenleidens und starker Kopfschmerzen laufend in ärztlicher Behandlung war. Sie hatte mehrfach Selbstmordabsichten geäußert, die allerdings nicht ernstgenommen worden waren. Die Polizei stellte daraufhin fest, "daß auch die Täterin mit einer Geisteskrankheit belastet gewesen ist und ihre Tat in ihrem Zustand ausgeübt hat".
Der Polizeibericht bemerkte, daß nach dem 25. Februar 1950 "eine wesentliche Verschlechterung ihrer Krankheit" aufgetreten sei, da sie an jenem Tag von einer Zeugin Jehovas besucht worden sei, die mit ihr über den Weltuntergang gesprochen habe. Dieser Umstand ließ den Selbstmord als geeignetes Propagandamittel erscheinen, und er wurde von der Presse entsprechend vermarktet.
Es erschienen Artikel wie der Bericht im Neuen Deutschland vom 5. September 1950 "Zum Kindes- und Selbstmord getrieben". Dort hieß es, daß Frau Demuth einen jener "choralähnlichen Gesänge" angestimmt habe, "wie sie in den Zusammenkünften der Sekte gesungen" würden.
Diese Behauptung bestätigte der Polizeibericht nicht. Die Aktion gipfelte in der Veröffentlichung von Bildern, die das ermordete Kind und die Tatwaffe, ein Küchenmesser, zeigten. Gleich daneben waren Zeugen Jehovas abgebildet, so daß sich die Assoziation
ergab, Jehovas Zeugen seien die eigentlichen Mörder.
Die Berliner Zeitung vom 6. September schrieb gar: "Eine .Zeugin' ermordet ihr Kind." Wegen der Autorität der Presse und der Häufigkeit der Meldungen wird bei manchem der Eindruck entstanden sein, die Regierung müsse Konsequenzen ziehen, denn Potentielle Mörder gefährdeten die Allgemeinheit."

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Oktober 2010 02:35
So so, erst im Jahre 1880, an einem 15. Oktober, wurde der monumentale Kölner Dom aus Bauwerk vollendet, weis die "Freiburger Zeitung" vom 17. 10. 1930 mitzuteilen.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=17b2&year=1930&month=10&project=3&anzahl=4
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. Oktober 2010 01:03
Tschiang Kai-schek (in anderer Schreibweise Chiang Kai-shek), bekannt insbesondere nach 1945 als Widerpart Rot-Chinas, und in Folge diesbezüglicher Konflikte sich auf Taiwan zurückziehend (was im Jahre 1930 selbstredend so noch nicht absehbar war). Zumindest war er um 1930 ein Star in chinesischen Gefilden.
Besagter Herr lässt sich taufen (als Methodist) berichtet die "Freiburger Zeitung" vom 24. 10. 1930.

Zieht man die Wikipedia zum Thema mit heran, erfährt man weiter: Später hat er selbst eine chinesische Bibelübersetzung revidiert und ein Vorwort zu einer Psalmübertragung geschrieben.
Nun ist Rot-China für seine nicht gerade Christentumsfreundliche Politik bekannt, wovon sicherlich auch die WTG-Religion ein "Liedchen" singen kann.
Da sei dann doch nochmals auf eine thematische Notiz verwiesen:

"Eine der "Trost"-Ausgabe vom 1. 9. 1940 entnommene Meldung besagt.
Rund ein Jahr lang nun seien in der chinesischen Hafenstadt Schanghai auch Zeugen Jehovas Missionare tätig. Dieses "Jubiläum" ist dann "Trost" auch einen entsprechenden Jubelbericht wert. Bevor der Hitler'sche Holocaust auf vollen Touren lief, war Schanghai eines der ganz wenigen noch offenen "Ausfalltore" in die entsprechend zahlungskräftige europäische Juden, ohne obligaten Visumszwang, noch entweichen konnten. Unter den dergestalt Entwurzelten, witterten auch die Zeugen Jehovas, "fette Beute".
Weiter vernimmt man, dass es zu jener Zeit auch eine Chinesischsprachige Ausgabe des "Trost" gab."

Das war also noch zur Blütezeit des Herrn Tschiang Kai-schek auf dem Festland-China.
Vielleicht darf man dann eine der Wurzeln der eher Christentumsfeindlichen Politik Rot-Chinas dann eben in der Anbiederung des genannten Herrn, an gewisse besonders in westlichen Ländern relevanten Christentumsformen sehen.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=24a1&year=1930&month=10&project=3&anzahl=4
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. November 2010 02:05
Der Prozeß gegen den "Propheten" Weißenberg, titelt die "Freiburger Zeitung" vom 5. 11. 1930 einen Artikel.
Jene damit verbundene Religionsgemeinschaft existiert ja noch heute; gleichwohl kaum zu den Numerisch "Großen" gehörend.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=05b2&year=1930&month=11&project=3&anzahl=4

Am 6. 11. 1930 gibt es im gleichen Blatt noch eine weitere thematische Meldung.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=06b3&year=1930&month=11&project=3&anzahl=4

Gelegentlich wurde in Notizform auf jenes Thema hier schon mal hingewiesen.
Man vergleiche etwa:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,30866,30866#msg-30866
Dort wiederum weitere Verlinkungen.
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 13. November 2010 01:14

"Denn alles was im Leben geschieht, geschieht auch ohne Kartenlegen und Wahrsagen. Niemand ist fähig, ein Unglück, das prophezeit wurde, abzuwenden, oder ein Glück heranzuziehen ..."

Dies, einige Sätze, in einem "An Kartenlegen glauben?" überschriebenen Artikel der "Freiburger Zeitung" vom 13. 11. 1930.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=13a1&year=1930&month=11&project=3&anzahl=4

Nun mag man fragen, weshalb nahm genanntes Blatt überhaupt jenes Thema auf?
Da könnte ja dergestalt ein Blick in die Geschichtsbücher erhellend sein, als jener Zeitraum schon zum Zeitraum, der Weltwirtschaftskrise ab 1929 gehört. Die sollte dann ja letztendlich noch einen Herrn Hitler an die Macht spülen, mit seinen billigen Versprechungen.
Indes ist das Spektrum der Verunsicherten, keinesfalls nur von den Hitleristen "abgedeckt" worden. Die mögen die relevanteste Gruppierung gewesen sein.
Aber von der Verunsicherung lebte auch die Religionsindustrie. Wiederum mit der Einschränkung, kaum als "monolithischer" Block bewertbar.
In ihr gab (und gibt es) es eben auch Formen "vagabundierender Religiosität".
Letzteres dann eine Formel, welche von den etablierten Vertretern der Religionsindustrie geprägt wurde.
"Vagabundierend" deshalb, dieweil die so "Gestrickten", nicht (oder nicht mehr) sich für fest organisierte Formen vereinnahmen lassen.
Und das "melken" klappt nur dann so richtig, sind fest organisierte Formen vorhanden.
Wer das nicht zuletzt ganz genau weis, sind eben die Konjunkturritter der Religionsindustrie.
Registrieren die nun, letztendlich wird zwar eine ähnliche Geisteshaltung, als wie die eigene praktiziert, jedoch ohne fest gefügte "melkbare Strukturen", ist ihr Kommentar dazu halt:
"Vagabundierende Religiosität".

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. November 2010 00:55
"Teure Alimentierung" titelt ein bekanntes Nachrichtenmagazin.
Siehe davor als ähnlicher Bericht auch:

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,72738,73481#msg-73481
Dort Eintrag vom 10. August 2010 02:14

Jährlich kostet dieser Selbstbedienungsgriff aus des Michel Schlafmütze Steuerzahlerkasse 19 Millionen Euro.

www.spiegel.de/spiegel/print/d-74948174.html

Wen wundert's dass angesichts dieser Summen, auch andernorts Begehrlichkeiten zu registrieren sind, namentlich bei denen, welche eben nicht im gleichen Umfange bisher, an der Selbstbedienung teilhaftig werden konnten.

Auch das eine Meldung
Eine bekannte Religionsgemeinschaft stehe vor einem finanziellen Scherbenhaufen.

www.tagesspiegel.de/berlin/juedische-gemeinde-steht-vor-insolvenz/2819792.html

Das wiederum wird den Zeugen Jehovas, so wohl nicht passieren.
Bis deren Funktionärskaste (außerhalb ihrer Cleverness sich fallweise mit Individualspenden ein erträgliches, bis angenehmes Leben zu finanzieren). Bis die als offizielles Gehalt jene Summen kassieren können, die in anderen Teilen der Religionsindustrie Usus sind (und fallweise auch zum Leben über die eigenen Verhältnisse verleiten). Bis auch die Zeugen es so weit gebracht haben, wird wohl (ausgehend vom derzeitigen Bewertungsstand), wohl noch einige Zeit vergehen.

Dann sei der Fairnes halber noch hinzugefügt. Am gleichen Tage brachte auch die "Berliner Zeitung" einen ähnlich thematisch Beitrag.

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/1118/berlin/0064/index.html

Nicht direkt im Kontext jenes Beitrages, wohl aber in dergleichen Ausgabe, dann auch noch die Detailangabe.

"Der Kauf einer Opernkarte wird pro Platz im Durchschnitt mit 170 Euro aus öffentlichem Geld bezuschusst."

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/1118/berlin/0113/index.html

Gemessen an diesen 170 Euro sind (zumindest für mein subjektives Empfinden) die 14 Euro aus der Haushaltskasse, welche das Land Berlin für jeden der rund 1,5 Millionen Nutzer der Landesbibliotheken im Jahre 2009 zuzahlte, wohl etwas "geringer".
Man kommt nicht umhin, vielerlei Subventionen zu registrieren, sieht man genauer hin. Da kommt auch die Politik dann nicht umhin, Prioritäten zu setzen.
Je nach politischen Standort, werden diese Prioritäten anders gesetzt sein.
Und wenn es auch schwer durchsetzbar ist. Bei einigen drängt sich in der Tat die Frage nach der "Zeitgemässheit" auf.

"Das Zentrum des mittelalterlichen Lebens ist die Kirche"

formulierte mal ein Autor (Will-Erich Peuckert) in einem 1948 erschienen Buch.
Haben wir noch heute das Mittelalter???
Und weiter der gleiche Verfasser:

"Es ist die Kirche, von der das geistige Leben ausgeht, denn der Pfarrer ist der einzige studierte Mann in seinem Dorf."

So so, ist das auch heute noch so???
Weshalb muss dann diese Zunft noch heute, "von vorne und hinten, Zucker in den Allerwertesten geblasen bekommen"???
Und weil wir schon mal beí dem genannten Autor angelangt sind, vielleicht noch ein markiges Zitat von ihm zum nachlesen:

"vom Anfang bis 1532 seien es 5640 Jahre ... Dass in den nächsten Jahren schon das Ende komme".

http://books.google.de/books?id=ZhUaAAAAMAAJ&q=vom+Anfang+bis+1532+seien+es+5640+Jahre&dq=vom+Anfang+bis+1532+seien+es+5640+Jahre&hl=de&ei=CxvlTJv5LIyGswbX69XBCw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCoQ6AEwAA
Siehe auch den markigen Satz:

"... daß ich glaube, die Welt werde nicht können bestehen über 5 oder 6 Jahre."

http://books.google.de/books?id=IGVBAAAAYAAJ&pg=RA1-PA42&dq=da%C3%9F+ich+glaube,+die+Welt+werde+nicht+k%C3%B6nnen+bestehen+%C3%BCber+5+oder+6+Jahre.&hl=de&ei=QizlTICwHYfCswai67C9Cw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCoQ6AEwAA#v=onepage&q=da%C3%9F%20ich%20glaube%2C%20die%20Welt%20werde%20nicht%20k%C3%B6nnen%20bestehen%20%C3%BCber%205%20oder%206%20Jahre.&f=false
In zeitgenössischer Wertung war dann der zitierte Herr Melanchthon und auch der in zweiten Zitat genannte Herr, einer der Großen der Kirchengeschichte.
In etwas anderer Wertung waren es auch nur Narren.
Ist es Aufgabe des heutigen Steuerzahlers in Hartz IV-Zeiten, auch noch solche Narrenvereine zu subventionieren???

Friedrich Kaiser, ein kirchlicher Autor, welcher in der Frühzeit, als die Bibelforscher begannen, auch in Deutschland zum "Thema" zu werden, mit als einer der ersten über sie publizierte. Besagter Herr Kaiser veröffentlichte dann im Jahre 1915 auch noch eine Schrift mit dem Titel
"Ist nach Gottes Wort der gegenwärtige große Krieg der Endkrieg?"

www.amazon.de/Gottes-gegenw%C3%A4rtige-Endkrieg-Friedrich-Kaiser/dp/B002UMPQYG

Um es vorweg zusagen, er verneinte seine selbstgestellte Frage. Das wiederum war für seinesgleichen keineswegs selbstverständlich. Aber da er sich eben auch kritisch mit den Bibelforschern auseinandersetzt hatte, und deren Eschatologie-Thesen ihm geläufig waren, meinte er eben im vorgenannten Sinne sich positionieren zu sollen.
So groß und schrecklich jener Krieg auch sei, so Kaiser, könne er doch nicht der "Endkrieg sein" (S. 4)
Und als Begründung für seine Sicht der Dinge meint er dann weiter:

"Dieser "Krieg zeigt nicht die Spur eines Religionskrieges, Heiden, Mohammedaner, griechische und römische Katholiken, Atheisten, Juden, Lutherische und Reformierte und Freikirchliche läßt man jetzt in Ruh, sofern sie nichts gegen die Politik und die Interessen der Staaten, in denen sie leben, reden oder unternehmen.
Jedoch in den Endkriegen wird wieder Märtyrerblut fließen."
(S.8)

Und weiter Kaiser:

"Endlich kann dieser Krieg der letzte nicht sein, weil bis jetzt Israel das Volk Jesum als seinen Retter und Messias noch nicht angenommen hat." (S. 11);

Was dann ja auch wiederum eine typische Zirkelschlussthese nach dem Motto ist;
"Hätte der Hund nicht gesch... hätte er doch den Hasen gekriegt.
Nun hat der Hund aber gesch ... und den Hasen eben nicht gekriegt ..."

Wer nun ist jener Friedrich Kaiser?
Die Frage stellt sich auch deshalb, dieweil seine Broschüren über die Zeugen Jehovas, noch bis in die 1920er Jahre verschiedentlich, dann vom Bundes-Verlag der Freien Evangelischen Gemeinden, in immer wieder neuen Auflagen, herausgebracht wurden. Den im gleichen Verlag zum Zeugen Jehovas-Thema publizierende Friedrich Wilhelm Bautz, darf man getrost auf "ähnlicher Wellenlänge schwimmend" bezeichnen, brachte es dann zu einer thematisch fortgesetzten Publizistik, auch noch in der Zeit nach 1945. Kaiser aber bereits seit 1908 zu diesem Thema publizierte.
Zwar hat sich jener Verlag in seiner Struktur auch noch gewandelt; die nicht unbedeutende Internetplattform "Jesus.de" gehört auch zu ihm. Aber auch noch die erste Zeit nach 1945 war er wohl primär auf die "Freie Evangelische Gemeinde" konzentriert.

Da kann ein Internettext erhellend sein. Danach handelt es sich um einen in Beuel am Rhein wohnender Reiseprediger der Freien evangelischen Gemeinden.
Seine Lebensdaten werden mit 1863-1955 angegeben.
Und einen durchaus interessanten Satz gibt es in der Einleitung zu jenem Text auch noch, der besagt:

"Sekten hassen sich desto mehr[,] je näher sie in ihren Meinungen einander kommen"

www.bruederbewegung.de/themen/schriftenstreit.html#2.1

Dann sei mit erwähnt, in der Geschichte der genannten Gruppierungen wiederum, spielte ein Carl Brockhaus eine nicht unbedeutende Rolle. Der wiederum besitzt auch für die frühe Bibelforscher-Bewegung Relevanz, als seine Elberfelder Bibel, auch von diesen gern und vorzugsweise, genutzt wurde.

Ein anderes Veranschaulichungsbespiel aus jener Zeit noch.
Eine Schrift mit dem martialischen Titel (im Bestand der Berliner Staatsbibliothek)
"Der Kriegsplan vom Jahre 1914 im Licht der heiligen Schrift. Nach genauer Weissagung Jesu Christi"
Verlag Jean Wunder, Cöln 1914
Selbige wusste beispielsweise zu verlautbaren:

"Wir können sagen, der Herr hat unsere Waffen gestärkt und bietet allen vor ihren Einbruch einen Halt. Ich bin der festen Überzeugung daß unsere Gebete, welche zu unserer gerechten Sache stehen von Gott dem Allmächtigen erhört wurden. Wir brauchen nur einen kleinen Blick in die Zeitungen zu machen, wo wir alle das Wort lesen können von "Sieg zu Sieg".
Bald werden sich die Mächte vor uns beugen müssen ob sie wollen oder nicht, dann kommt das Sprichwort, welches so oftmals unnütz gesprochen wurde in wahrer Erfüllung. Gott verläßt keinen Deutschen! Amen!"
(S. 15)

Diese Veranschaulichungsbeispiele sind auch dahingehend aufschlußreich, als da Narren, welcher zwar Narrenthesen andernorts kritisieren, unterm Strich auch nicht viel "besser" ist.

Ergo die religiöse Narrensicht wird als Maßstab der Bewertung angelegt.
Der Gedanke dass eine "Verfolgung" als solches keineswegs vonnöten, sondern dass es schon ausreichen würde, diese Narren - ohne staatliche Subventionen - ihr Narrentum einzig und allein selbst zu bezahlen lassen, kam offenbar auch dem Herrn Kaiser nicht!

Reklametext aus einer dem katholischen Traditionalisten-Milieu entstammenden Schrift. In selbiger entrüstet sich sein Verfasser besonders über den Umstand, dass die künstlerische Ausgestaltung einer Kirche mit Malerei, wohl nicht seinen Vorstellungen entspricht. Er hat da einiges (an den Haaren herbeigezogenes, ähnlich den vermeintlichen "Dämonenbildern" ) die da in einigen EX-ZJ-Kreisen hoch im Kurs stehen, auszusetzen.
Nun dürfte jene Kritik die Herrschaften im Vatikan nicht sonderlich beeindruckt haben, was der fragliche Autor selbst zugeben muss.
Man kann es also dergestalt auf den Punkt bringen.
Fallweise wäre zwischen Narrren und Supernarren noch zu unterscheiden. Mit beiden Typen ist (auch) das Christentum wohl reich "gesegnet".

Über das katholische Bistum Limburg, und dessen obersten "Chef", notiert der "Spiegel", in einem Beitrag, er täte alles, den einst vorhandenen Ruf jenes Bistums als relativ liberal zu demontieren.
Und weiter:

"Traditionsprogramme wie seines stoßen im Vatikan auf Wohlgefallen",

womit der eigentliche Kolleratschaden jener Kirche wohl zutreffend beschrieben ist.
Und weiter:

"Zügig machte er sich daran, seine Diözese auf Kurs zu bringen. Protagonisten der (früheren Tendenz) verloren ihre Posten oder suchten freiwillig das Weite."

www.spiegel.de/spiegel/0,1518,729402,00.html

Solcherlei Leute sind selbstredend Wasser auf die Mühlen der Zeugen Jehovas etwa.
So gesehen stellt sich die Frage lediglich dahin, wer die Rolle des Beelzebubs und wer die Rolle seines sprichwörtlichen Widerparts wahrnimmt.
Gemessen an der wesentlichen Gemengelage dabei wirkt die auch formulierte Kritik:

"Eine Sprecherin der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche im Bistum Limburg" kritisierte außerdem einen ausschweifenden Lebenswandel des Bischofs. Das passe nicht zum Vorbild Jesu, der arm in einem Stall geboren worden sei´".

Da wirkt diese Kritik zwar verständlich, ist aber namentlich in besagter Kirche, ein "Muster ohne Wert".

www.fr-online.de/rhein-main/priester-gegen-bischof/-/1472796/4851198/-/index.html

Diese Subventionen der Religionsindustrie mögen mit einigen Prozederen im Einzelfall verbunden sein.
Da ist die Russisch-Orthodoxe Kirche offenbar schon weiter.

Was schert die Recht und Gesetz? Einen feuchten Kehricht schert die das, zumal sie sich ja gewisser Freunde sicher weiß, welche es im Prinzip auch nicht anders halten.
Dachte man vielleicht, in Europa seien die Zeiten des schnöden Raubrittertums Vergangenheit, so belehrt besagte Russisch-Orthodoxe Kirche,
Nichts da mit Vergangenheit. Das ist ihre Gegenwartspolitik!

wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=74948246&aref=image045/2010/11/06/CO-SP-2010-045-0106-0106.PDF&thumb=false

 „Sag, was enthält die Kirchengeschichte?
Sie wird mir in Gedanken zunichte;
Es gibt unendlich viel zu lesen,
Was ist denn aber das alles gewesen?
...
Nun aber kommt der Heilig Geist,
Er wirkt am Pfingsten allermeist.
Woher er kommt, wohin er weht,
Das hat noch niemand ausgespäht.
Sie geben ihm nur eine kurze Frist,
Da er doch Erst' und Letzter ist.
Deswegen wir treulich, unverstohlen
Das alte Credo wiederholen:
Anbetend sind wir all' bereit
Die ewige Dreifaltigkeit.
Mit Kirchengeschichte was hab ich zu schaffen?
Ich sehe weiter nichts als Pfaffen;
Wie's um die Christen steht, die Gemeinen,
Davon will mir gar nichts erscheinen.
Ich hätt auch können Gemeinde sagen,
Ebensowenig wäre zu erfragen.
Glaubt nicht, dass ich fasele, dass ich dichte;
Seht hin und findet mir andre Gestalt!

Es ist die ganze Kirchengeschichte
Mischmasch von Irrtum und von Gewalt.
...
Ich habe nichts gegen die Frömmigkeit,
Sie ist zugleich Bequemlichkeit;
Wer ohne Frömmigkeit will leben,
Muss großer Mühe sich ergeben:
Auf seine eigne Hand zu wandern,
Sich selbst genügen und den andern
Und freilich auch dabei vertraun,
Gott werde wohl auf ihn niederschaun.

Wer Wissenschaft und Kunst besitzt,
Hat auch Religion;
Wer jene beiden nicht besitzt,
Der habe Religion.
Niemand soll ins Kloster gehn,
Als er sei denn wohl versehn
Mit gehörigem Sündenvorrat,
Damit es ihm so früh als spat
Nicht mög am Vergnügen fehlen,
Sich mit Reue durchzuquälen. ...

Ist Konkordat und Kirchenplan
Nicht glücklich durchgeführt? -
Ja fangt einmal mit Rom nur an,
Da seid ihr angeführt. ..."

Johann Wolfgang v. Goethe

www.payer.de/religionskritik/karikaturen241.htm
(Im unteren Teil dieser umfänglichen Datei mit zitiert).

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 07. Dezember 2010 02:13
Bis in die "Freiburger Zeitung" vom 7. 12. 1930 hatte sich der von den Nazis inszenierte Eklat bezüglich des Antikriegsfilms "Im Westen nichts neues" herumgesprochen.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=07r1&year=1930&month=12&project=3&anzahl=4

Einen Kommentar dazu gab es dann auch noch in der "Sonntags-Zeitung", Ausgabe vom 21. 12. 1930
http://www.manfred-gebhard.de/WeisseMaeuse1.jpg
http://www.manfred-gebhard.de/WeisseMaeuse2.jpg
http://www.manfred-gebhard.de/WeisseMaeuse3.jpg

Zur Veranschaulichung ist sicherlich auch der nachstehende Video-Ausschnitt charakteristisch!

Siehe auch

http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/kunst/westen/index.html

http://www.remarque.uos.de/iwnnfilm.htm

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/321415/321416.php

newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1074441

Siehe auch den Bericht in der "Freiburger Zeitung" vom 10. 12. 1930.
Dort fand diese thematische Berichterstattung sogar Platz auf Seite 1 dieses Blattes.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=10b1&year=1930&month=12&project=3&anzahl=4

Die Nazis konnten mit dieser Aktion einen Publikumswirksamen Sieg verzeichnen, was dann schon einiges aussagt über das politische Klima in jener Zeit.
Am 12. 12. 1930, wiederum auf Seite 1, titelt die "Freiburger Zeitung"
„Der Remarqufilm verboten. Herstellerfirma zieht ... den Film zurück"

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=12a1&year=1930&month=12&project=3&anzahl=4

Und, was sagten die selbst "Stahlhelm-Pastoren" beherbergenden zeitgenössischen Kirchen zu dem Thema???
Wohl nicht viel. Ihre Hauptantwort war ausgedehntes Schweigen, und damit faktische Kumpanei mit den Nazis!

Siehe auch die Zitierung zeitgenössischer Blätter über diesen "Sieg rechts über links", in nachfolgendem Link:

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=12b1&year=1930&month=12&project=3&anzahl=4

Da feierten sie ihren Sieg nach allen "Regeln der Kunst"
Siehe auch:

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=12b2&year=1930&month=12&project=3&anzahl=4

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 20. Dezember 2010 01:18
In Kommentierung des Urteils des Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichtes vom 19. 12. 2000 (also vor 10 Jahren) meinte der Redakteur einer Zeitung:

"Damit hat er ... (nicht nur) den ... Zeugen Jehovas in Deutschland einen guten Dienst erwiesen ... sondern auch jenen islamischen Gruppen, die ebenfalls seit längerem den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts begehren.
Keine Übertreibung - das ist ein Karlsruher Toleranzedikt."

Und weiter wird in der Berichterstattung jenes Blattes vom 20. 12. 2000 auch mit herausgearbeitet:

"Das Land Berlin hatte in dem mittlerweile zehn Jahre langen juristischen Streit durch mehrere Instanzen die Frage der Staatsloyalität zum Hauptargument erhoben."

Verwiesen wird auch auf die vorangegangene 1997er Entscheidung des Bundesverwaltungsgericht, das damals noch urteilte:

"Das Verbot der Teilnahme an Wahlen stehe im Widerspruch zum staatlichen Demokratieprinzip."

Genau dieses Argument, in Politikerkreisen ja immer wieder mal bemüht, wenn sie denn sich mal (eher selten) mit den Zeugen Jehovas beschäftigen, lies das Bundesverfassungsgericht eben nicht gelten.
Genannten Politikern ist vorzuhalten, mit ihrem verengtem Blick auf das Wahlthema, geben sie nur ihren eigenen Egoismus zu Protokoll.
Natürlich möchte jeder Politiker möglichst umfänglich sich an Wahltagen bestätigt sehen.
Das wiederum ist externer Politikeregoismus, der das Zeugen Jehovas-Thema keineswegs an der Wurzel trifft.

Führen dann einige solcher Politiker gar noch das Wort "Christlich" in ihren "Firmenschildern" mit sich herum, ist diesen Herrschaften weiter zu sagen.
Was sie unter "christlich" verstehen ist allenfalls
"Kulturchristentum"
Auch die "Deutschen Christen" zu Nazizeiten waren so gewertet ausgesprochene (damalige) "Kulturchristen". Die hätten sich schon damals "CDU" nennen können.
Selbstredend gibt es gravierende inhaltliche Unterschiede zwischen der heutigen CDU und den damaligen "Deutschen Christen". Dieser Umstand wird ja keineswegs bestritten.
Was sie indes (relativ) eint, ist der gleiche Grad von Verweltlichung.
Die Verweltlichung kann, durch Zeit und Umstände bedingt, in vielerlei Formen daher kommen.
Gleichwohl gemessen am Narrenstandard des Urchristentums, ist es eben doch nichts anderes als Verweltlichung, kombiniert mit Ausnutzung der staatlichen "Fleischtöpfe".
Oder will etwa CDU/CSU die Praxis wieder einführen, ihre Toten in Katakomben zu begraben, auf das sie bei der wundersamen Auferstehung, ihre sterblichen Überreste gleich konzentriert an einem Ort vorfinden?
Dieser Narrenglaube ist - in der Realität - auch der CDU/CSU abhanden gekommen.
Dafür haben sie um so mehr einen Ersatzglauben, der da Money heißt, und der da keineswegs "Jenseitsorientiert", dafür um so mehr Diesseits orientiert ist.

Indes legt man den von den Politikern eben nicht mit angelegten Bewertungsmaßstab "Urchristentum" an, reduziert sich selbiges schon mal auf den Faktor Narrentum hoch zehn.
Auf diese wesentliche Wurzel gehen besagte Politiker eben nicht angemessen mit ein.
Das Ergebnis konnte man dann ja auch via vorgenannter Gerichtsentscheide "bewundern".
Und das Narrenglaube sich auch politisch ausnützen lässt, erkannt schon ein Herr Bismarckl mit seinem Bonmot:
Die Religion müsse dem Volke - vor allem dem Volke - erhalten bleiben.
Wer da im "Jenseits" seine eigentliche Wesensbestimmung sieht, wie etwa ein Paulus, der da zu Protokoll gab, er habe "Lust" abzuscheiden, um so schneller in sein imaginäres Jenseits zu gelangen, den können andere dafür um so mehr politisch für dumm verkaufen.
Die Dummheit einiger, der reale Vorteil für andere, auf der anderen Seite der Barrikade!
Und zwar das alles in diesem Leben - nicht im imaginären "jenseitigen".

Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. Dezember 2010 01:49
Rückblick auf einen "Kommentar zum 24. Dezember" von nunmehr fünf Jahren:
Es war einmal ...
Re: Im Zeitspiegel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. Dezember 2010 01:53
Fast vier Millionen Arbeitslose, etwa 1,6 Millionen mehr als im Vorjahr zur gleichen Zeit, meldet als "makabres" Weihnachtsgeschenk die "Freiburger Zeitung" vom 24. 12. 1930.
Zwar nicht direkt - aber indirekt - ergaben sich aus dieser Sachlage gewisse Nutznießer. Einen davon, sollte dann ja selbst die ganze übrige Welt, spätestens nach 1933, noch näher kennenlernen.
Indes Rattenfänger gibt es viele. Zu denen welchen das alles "Konjunktur" verschaffte, gehört sicherlich auch die WTG-Religion.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=24r1&year=1930&month=12&project=3&anzahl=4

Die Meldung zwei Jahrzehnte zuvor, im gleichen Blatt war da noch etwas freundlicher gestimmt.

Weihnachten 1910 so betitelt ein Reklamebild aus der "Freiburger Zeitung" vom 13. 12. 1910 (ein Bildausriß daraus)

Nun denn, wenn wir schon beim Thema Weihnachten sind, dann bietet es sich doch an, noch etwas mehr zu sagen.
Kein geringerer als ein evangelischer Bischof, lies es sich angelegen sein, in einem 1927 veröffentlichten Buch mit dem Titel "Gemeindeabende" (Band II), darin auch einen geschichtlichen Überblick über den Werdegang des Weihnachtsfestes zu geben.
So weis der Autor Gerhard Tolzien, etwa bezüglich des Weihnachtsbaumes zu berichten, in Deutschland habe selbiges (Stand von 1927, was bei der Zitierung ja beachtet werden muss), damals eine erst etwa 100jährige Geschichte, obwohl schon um 1600 in Straßburg im Elsass der Weihnachtsbaum gebraucht wurde; das aber ist eine Ausnahme, so Tolzien.
[Einfügung zum Thema Weihnachtsbaum kann man auch vergleichen:
"Die Sitte des Weihnachtsbaumes" in:
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=30b1&year=1930&month=12&project=3&anzahl=4 ]
Nicht so sehr dieser Aspekt bezüglich des Weihnachtsbaumes, sticht in dem Tolzien'schen Aufsatz hervor. Da sind noch ganz andere beachtliche Dinge, die er nennt.

Auch Tolzien rekapitulierte. Die ersten Christen haben ja noch gar kein Weihnachten gefeiert. Warum nicht?
Nun wie auch Tolzien feststellt:

"Da muss man sich nun in den Geist der ersten Christen hineinversetzen: die dachten nicht an das feiern eines Geburtstages. Der Geburtstag war ja der Eingang in dies irdische Leben, und dasselbe schien gerade den ersten Christen unter den Druck der Christenverfolgungen nicht mit Jubel zu begrüßen zu sein. Der alte Kirchenvater Origenes weist darauf hin, wie die Bibel nur von gottlosen Leuten, wie von Pharao und Herodes, berichtete, dass sie ihren Geburtstag gefeiert hätten."

Man vergleiche auch
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,1568,1568#msg-1568

Glaubenssekte_mp3

Diese Art von Argumentation kennt man sicherlich auch von den Zeugen Jehovas. Beachtlich ist nun, dass sie auch der Bischof Tolzien verwendet. Und weiter Tolzien:

"Als eigentlicher Festtag galt den ersten Christen vielmehr umgekehrt der Todestag eines Menschen als der Tag, an welchen er in ein besseres Leben hineingeboren wurde."

Wenn die ersten Christen noch nicht Weihnachten feierten, dann aber doch spätere Christen-Generationen. Und "irgendwie" müssen die dann ja zu ihrer Entscheidung gelangt sein. Dieses "irgendwie" beschreibt nun Tolzien durchaus plastisch. Etwa mit dem Bericht:

"Im Morgenlande in der asiatischen Kirche, hat man zuerst über den Geburtstag des Heilandes nachgedacht. Man hat sich gesagt: Jesus Christus ist, wie Paulus im Römerbrief andeutet der zweite Adam.

Nun ging man daran, den Geburtstag des ersten Adam zu bezeichnen, indem man sagte: Er ist am sechsten Tage des ersten Jahres erschaffen worden; der sechste Tag eines Jahres aber war schon damals nach dem römischen und ist noch heute noch unserem Kalender der 6. Januar. Man bezeichnete also den 6. Januar als Geburtstag des Adam.

Und weil nun Christus als zweiten Adam hingestellt werden sollte, aus dieser Idee heraus verlegte man die Feier seines Geburtstages auf den Geburtstag des ersten Adam, also auf den 6. Januar.
Aus solchen Gedanken heraus also ist zuerst etwa um das Jahr 300, nicht eher, in der kleinasiatischen und ägyptischen Kirche der 6. Januar als das Fest der Geburt oder besser als das Fest der "Erscheinung" Jesu Christi gefeiert worden."

Dann gibt es ja noch die Theorie des Osirisfestes. Mit ihr setzt sich auch Tolzien auseinander, meint aber, ihr den "Laufpass" geben zu können, wenn er wertet:

"Etliche haben nämlich gemeint, der 6. Januar sei darum Geburtsfest des Heilandes geworden, weil an diesem Tage ägyptischen Heiden das Geburtsfest ihres großen Gottes Osiris feierten. Aber ernstlich haben gelehrte Forscher behauptet, dass das Osirisfest überhaupt nicht am 6. Januar gewesen sei, und zweitens ist auch wirklich nicht einzusehen, wie das Anlaß werden könnte das Geburtsfest eben dann zu feiern."

Nun aber weis man ja; in hiesigen Gefilden ist der 6. Januar als "Weihnachtsfest" weniger im Angebot, dafür aber ein anderes bekanntes Datum.
Wie aber kam man nun auf dieses Datum.
Auch da vermag Tolzien einen charakteristischen Blick in den christlichen Aberglauben zu ermöglichen.

Nach ihm habe sich das wie folgt abgespielt:

"Johannes der Täufer ist, wie das Evangelium berichtet, gerade ein halbes Jahr vor dem Heiland geboren. Und derselbe Johannes hat von dem Heiland und sich selbst einmal das Wort gebraucht: "Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen." Nun gibt es zwei merkwürdige Tage im Jahr, die man zu diesem Wort in wunderbarer Beziehung setzen kann. Der 24 Juni ist der Tag, von dem die Tage kürzer werden, abnehmen, auf den Tag hat man den Geburtstag des Täufers gelegt - das ist der Mann, der abnehmen muss. Und gerade ein halbes Jahr später ist der 25. Dezember, der Tag, an dem an die Tage wieder zunehmen; so hat man auf den Tag den Geburtstag des Heilandes verlegt, denn das ist der gerade ein halbes Jahr später geborene Mann, der wachsen muss."

Tolzien meint weiter, dass vielleicht noch ein weiterer Umstand diesbezüglich bedeutender sein könne. Dazu verweist er auf das Bibelbuch Haggai und zwar dessen 2. Kapitel. Sieht man sich jenes Kapitel selbst an, kann man feststellen, da ist verschiedentlich von einem vierundzwanzigsten Tage im neunten Monat die Rede. Etwa wenn man im Vers 18 liest:

"Richtet euer Herz bitte [darauf] von diesem Tage an und weiterhin, vom vierundzwanzigsten [Tag] des neunten [Monats], von dem Tage an, da die Grundlage des Tempels Jehovas gelegt wurde; richtet euer Herz [darauf]"

Aaa'h sagten da wohl die damaligen christlichen Kaffeesatzleser. Da haben wir doch was wir suchten! Wenn es nichts mehr auszulegen gibt, wird halt etwas "untergelegt". Angesichts dessen, erscheint mir die Borniertheit gewisser großkirchlicher Christentums-Aberglaubens Vertreter, mit der sie etwa mit dem Finger auf die Endzeitdaten der Zeugen Jehovas hinweisen, etwas deplatziert.

Wenn es diesbezügliche Spinner zu benennen gilt, können sich beträchtliche Teile der sogenannten "Großkirchen" in den gleichen Focus einordnen.
Aber kehren wir nun zu Tolzien wieder zurück. Unter Bezugnahme auf den zitierten Bibelvers aus Haggai kommentiert er dann dazu:

"Der 9. jüdische Monat ist aber der römische und unser Dezember. Es handelt sich also um den 24. Dezember. Die alte europäische Christenheit hat nun den Schluss gezogen, es soll an dieser Stelle des Haggai geweissagt sein, wie der Grundstein des Tempels am 24. Dezember gelegt worden ist, so wird auch die Geburt des wahren Tempels Jesu, am 24. Dezember erfolgen."

Auch mit dem bei den Zeugen Jehovas besonders beliebten Argument, es seien doch Hirten auf freiem Felde mit ihren Herden zur Zeit der Geburt Jesu gewesen, setzt sich Tolzien auseinander. Dieses Argument mag er nicht so recht gelten lassen. Dafür steht dann sein Votum:

"Indessen der Einwand ist hinfällig. So winterlich ist der Winter in Palästina nicht. Palästinareisende haben bezeugt, dass bei einer einigermaßen milden Winterszeit oder besser Regenszeit es öfter vorkommt, das Hirten draußen hüten und das mag das eine Mal gerade damals um so mehr einfach nötig gewesen sein, als ja durch die Volkszählung wie aus dem Evangelium hervorgeht, alle Ställe mit Einquartierung von Menschen belegt werden mussten."

Und zum Schluss sei aus seinem Bericht noch die Angabe zitiert:

"Zum ersten Mal ist das Weihnachtsfest angeblich noch auf Anordnung des Papstes Julius I. (+ 352) am 25. Dezember 353 oder spätestens 354 in Rom gefeiert worden. Von da hat es des es sich ausgebreitet in die Welt."

Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Julius_I.
[Hinweis, bezüglich der Fehlermeldung in der Wikipedia. Der Artikel existiert. Alternativ die URL in die Browserzeile kopieren, repektive Stichwortabfrage einer gängigen Suchmaschine nutzen]
Auch das muss man dann wohl noch sagen. Diejenigen, welche vorrangig die vermeintlich theologischen Aspekte des Weihnachtsfestes, im Vordergrund sehen möchten, sind wohl eher im Abnehmen begriffen. Was in breiten Schichten indes tatsächlich relevant ist, ist der Umstand es in der Praxis zu einem Familienfest zu gestalten.
Und gegen den Aspekt der Stärkung des familiären Zusammenhalts ist ja nun wirklich nichts einzuwenden.
Erinnert sei auch noch daran, dass es in der vormaligen Sowjetunion eine Phase gab, wo man auch das Weihnachtsfest dort abschaffen wollte. Man störte sich namentlich an dessen "religiösen" Charakter.

Man vergleiche etwa die Meldung der "Freiburger Zeitung" vom 28. 12. 1930
"Das Weihnachtsfest in Moskau"


http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=28r1&year=1930&month=12&project=3&anzahl=4

Eine neuere Meldung, zwar nicht auf die Sowjetunion bezüglich, gleichwohl in der Tendenz ähnlich. Könnte man da ja auch noch vergleichen:

www.welt.de/politik/ausland/article11741988/US-Atheisten-kaempfen-gegen-Mythos-Weihnachten.html

Indes die Geschichte hat auch diese Frage, ob sich jenes Fest als Brauchttum durchsetzt oder nicht, beantwortet.
Auch damit sind die sowjetischen Hardliner letztendlich gescheitert.
Und scheitern werden wohl (hoffentlich) auch mal die, welche das Familienfest Weihnachten, durch "Wachtturm"-Verkauf von Haus zu Haus, just auch am 24. Dezember, ersetzen möchten!

84 Jahre früher ...
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. Dezember 2010 13:02
So So ...
84 Jahre früher

Auch dieses Jahr werde ich Weihnachten mit dem Rest der Familie feiern, ohne Mutter. Die wird reichlich Versammlungen haben, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommt.

carluv.wordpress.com/2010/12/23/ach-hatte-ich-doch-84-jahre-fruher-gelebt/

Wie die Bilder sich doch gleichen!
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. Dezember 2010 08:10

"Zu bleiben, wäre unehrlich gewesen"

titelt die Magazin-Beilage einer heutigen Zeitung.
Vorgestellt wird im Interview einer, das so seine spezifischen Erfahrungen mit der Catholica machte. Zwar zu deren Funktionärskader mal gehörend; im weiteren Verlauf seiner Biographie, dann eines Tages auch an dem Punkt angelangt, de jure aus diesem Verein auszutreten.
Genannter Punkt war dann wohl nicht unbedingt von Anfang an, "anvisiert".
Bis es soweit dann schließlich war, habe es auch noch eine Ächtungsphase gegeben.

Er konnte oder sollte wissen, dass es in "Firmen" dieser Art, nur ein Credo gibt. Das der totalen Unterwerfung. Weil er eben meinte diese geforderte Totalität nicht durchhalten zu können, dann eben vorgenannte, bereits genannte Konsequenz.
Und in dem fraglichen Interview von ihm auch der Satz;

"Es hat sich für mich immer mehr herausgestellt, dass das Ansehen der Institution im Vordergrund steht und nicht der Mensch. Ganz deutlich geworden ist das in diesem Jahr mit dem Bekanntwerden der Missbrauchsskandale. Es geht nicht um die Opfer. Es geht darum, die Kirche möglichst heil aus der Sache herauszubringen. Die Kirche ist eine absolutistische Monarchie, die nur auf ihre Erhaltung bedacht ist. All das ist das Gegenteil der Botschaft Jesu, der sich um den einzelnen Menschen gekümmert hat. Ich sagte mir, ich will mich nicht länger in diesem Zwiespalt bewegen, ich mache jetzt einen klaren Schnitt. Zu bleiben, wäre unehrlich gewesen."

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/1224/magazin/0002/index.html

Falls den einer jener Berufschristen, welche am heutigen Tage wieder mal ihren salbungsvollen Schrott herunterleiern, nicht wissen sollte, was sie ihrer Gemeinde mal "neues" erzählen könnten.
Da hätte ich den Vorschlag - wohl wissend es wird nicht passieren - zur Abwechslung den fraglichen Artikel verlesen, mit anschließender Diskussion!

Zeitspiegel 4

Zeitspiegel 5

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