Kroder, Ute Anne

"Apokalyptik in religiösen Sondergemeinschaften: Die Eschatologie der Siebenten-Tags-Adventisten, Zeugen Jehovas und der Neuapostolischen Kirche."

Abschlußarbeit zur Erlangung des Magister Artium im Fachbereich Katholische Theologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.

Frankfurt/M. 1994, 326 Seiten.

Der Vergleich der drei genannten Religionsgemeinschaften zeigt Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede. Es lässt sich jedoch ein wesentlicher Hauptkritikpunkt herauskristallisieren. Ausgehend von der prinzipiellen Bereitschaft der AutorIn den entsprechenden biblischen Aussagen Rechnung zu tragen, gelangt sie dennoch zu der Einschränkung:

"Die Möglichkeit eines zukünftigen kollektiven Weltendes, wie die Gemeinschaften es aufzeichnen, muss auch in kirchlichen eschatologischen Entwürfen gedacht und bedacht werden. Trotzdem muss Eschatologie nichtsdestoweniger gemessen werden an ihrer Einstellung zur Wirklichkeit und an ihrem Tun. Es kann nicht darum gehen, Werte im 'Jenseits' und in 'Himmel' absolut zu setzen und die jetzige Wirklichkeit herabzusetzen."

Diese Prämisse auf die drei Religionsgemeinschaften übertragen zeitigt unterschiedliche Ergebnisse. Bezüglich der Adventisten stellt sie fest:

"Es wäre absolut verfehlt, trotz all dieser Aspekte, der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten einen Eskapismus auf allen Gebieten zu unterstellen. Durch ihre caritative Arbeit erlangte die Gemeinschaft internationale Anerkennung. Weltweit besitzen die Adventisten 154 eigene Krankenhäuser und Sanatorien, 322 Kliniken und Sanitätsstationen, 85 Kinder-, Waisen- und Altenwohnheime und 5836 Schulen (davon 46 Ausbildungsstätten für Krankenpflege.)

Allein diese Zahlen belegen, dass die Gemeinschaft trotz allem ihren Platz innerhalb der Gesellschaft einnimmt, und sich aktiv auch um eine Besserung des Elends in der Welt bemüht."

Anders schon wieder die Situation in der Neuapostolischen Kirche. Auch in ihr dominieren gewisse endzeitliche Erwartungen. Jedoch haben sie dort nicht dazu geführt, politisches Handeln prinzipiell abzulehnen. Es wird im Einzelfall nicht unbedingt gefördert, aber auch nicht blockiert. So sind in Neuapostolischen Kreisen auch politisch aktiv Handelnde nachweisbar. Die Frage ist allerdings in welche Richtung ihr religiöses Weltbild dieses Handeln beeinflusst. Den von Kroder auch angesprochenen Aspekt des Verhaltens der Neuapostolischen Kirche in der NS-Zeit einmal beiseite legend, erscheint mir auch das von ihr nachstehend wiedergegebene Zitatenbeispiel zu verdeutlichen welche Affinität damit gefördert wird. Sie vermerkt: "Für Furore sorgte das politische Engagement des Dr. Karl Krause. Er sitzt als neuapostolischer Christ, nachdem er wegen rechtsradikalen Äußerungen im April 1993 aus der CDU ausgeschlossen wurde, als Republikaner im Deutschen Bundestag."

War schon eine Abstufung des Gegenwartsbezuges zwischen Adventisten und Neuapostolischer Kirche feststellbar, so treppt sich die Situation bei den Zeugen Jehovas noch weiter ab. Caritatives Engagement im Umfang der Adventisten? Fehlanzeige. Bestenfalls auf individueller Ebene findet Hilfe statt jedoch nicht in organisierter Form durch die Leitung der Religionsgemeinschaft. Die paar Ausnahmefälle anlässlich von Erdbenkatastrophen und ähnliches machen hierbei "den Kohl nicht fett". Kroder formuliert dazu: "So muss die Gemeinschaft sich den berechtigten Vorwurf gefallen lassen, dass sie ein deutlich verbogenes Verständnis der Nächstenliebe besitzt."

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