Der vorangegangene Jahrgang   1946

Vor (mehr als) 50 Jahren

Was 1947 Wahrheit war

Religiöser Gimpelfang

„Man verwechsle aber bitte nicht das Christentum mit dieser sogenannt 'christlichen Religion.' Letztere wirkt zwar im Namen Gottes und Christi, ist aber völlig gegen Christus und sein Königreich, die einzige Hoffnung der Menschheit. Die Religion, die als 'christliche Religion' bezeichnet wird, ist ein Gimpelfang, wie er von Satan dem Teufel zur Entehrung des Namens des Allmächtigen erfunden und von Menschen betrieben worden ist. Manche dieser Menschen sind aufrichtig und pflegen diese Religion, weil sie zu dem Glauben veranlasst wurden, sie sei richtig, während andere wissen, dass sie Unrecht tun und das Volk täuschen. Letztere sind für das Wohl des Menschengeschlechts doppelt gefährlich. Da der Name Christi benutzt wurde und wird um das Volk schwer zu täuschen, ist dies der denkbar schlimmste Betrug. Was wir hier sagen, ist somit nicht ein Angriff auf Menschen, sondern ist eine Bloßstellung der listigsten und teuflischsten Art des Betruges, die es jemals gab." („Der Wachtturm" 1947 (deutsche Ausgabe S. 252); (Schweizer Ausgabe S. 188).

Erwachet!

Ab 1947 erschien in Deutsch zunächst in der Schweiz und ab 1953 auch in Deutschland, die Zeugen Jehovas-Zeitschrift „Erwachet!" Sie war das Nachfolgeorgan der Schweizer Zeitschrift „Trost" bzw. davor des „Goldenen Zeitalters", dass sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland verlegt wurde. Weshalb diese Änderung von „Trost" in „Erwachet!"?

Ein Blick ins Impressum schon der ersten Ausgabe macht den Hintergrund deutlich. Hatte sich „Trost" auf die Zeugen Jehovas-Thematik beschränkt, angereichert mit einigen naturwissenschaftlichen Beiträgen, so ist der entscheidende Unterschied darin zu sehen, dass „Erwachet!" jetzt bewusst politische Themen mit in sein Repertoire aufnahm. Symptomatisch dafür der Satz: „Nachrichtenquellen ... dürfen nicht von Zensur und von selbstsüchtigen Interessen eingeengt sein. ... Die Zeitschrift 'Erwachet!' bedient sich der üblichen Pressemeldungen, ist aber nicht davon abhängig. Sie hat in allen Erdteilen, in Dutzenden von Ländern ihre eigenen Korrespondenten, deren unzensierte, an Ort und Stelle abgefassten Berichte ... von allen Ecken der Welt aus übermittelt werden."

Mit anderen Worten: Ohne Rücksicht auf örtliche politische Empfindlichkeiten, organisierten die Zeugen Jehovas ein eigenes umfangreiches Korrespondentennetz, dass in der Zentralredaktion, und die saß in den USA, ausgewertet und verwertet wurde.

Nun gab es zu dieser Zeit Staaten, beispielsweise die Ostzone Deutschland, die solche unzensierten Nachrichten, schlechtweg in die Rubrik „Spionage" einordneten. Ob zu Recht oder Unrecht, dass sei jetzt einmal dahingestellt. Damit wird deutlich, dass die Zeugen Jehovas sich auf der Führungsebene auf eine Nachrichtendienstliche Ebene einließen. Und zwischen Nachrichtendiensten und staatlichen Geheimdiensten, die sich oftmals auch nur als „Nachrichtendienst" bezeichnen (man lasse sich mal die deutsche Bezeichnung „Bundesnachrichtendienst" diesbezüglich auf „der Zunge zergehen"), besteht in der Praxis kein großer Unterschied.

Mögen die Zeugen Jehovas auch nicht alle Komponenten klassischer Geheimdienste abgedeckt haben; so leisteten sie jedoch für die US-amerikanischen Dienste ganz offensichtlich wertvolle Zubringerdienste. Des einen Freud - des anderen Leid. Was die US-Dienste erfreute, brachte die Dienste der Ostblockstaaten in allergrößte Wutaufwallungen!

Neuanfang

Mit ihrer 1925-Verkündigung hatten die Bibelforscher es erreicht einen maximalen Höchststand von rund 90 000 um ihre Verkündigung zu versammeln. Danach ging es dann nicht mehr so richtig weiter. Die Expansion war vorerst zur Fiktion geworden. Sofern Neuzugänge zu verzeichnen waren, wurden sie durch die durch die Rutherford-Poltik verursachten Abgänge wieder reduziert. In ihrem 1947-er Jahrbuch können die Zeugen Jehovas erstmals wieder Rückschau halten, nachdem sich die Fronten „geklärt" hatten. So registrierten sie denn auch für das Jahr 1939 einen Verkündigerbestand von 71 509.

Stolz berichten sie, dass der sich bis zum Jahre 1946 auf 169 326 erhöht hatte. (S. 18) Also die Verfolgungssituation hat viele motiviert, sich ihnen anzuschließen. Man wird darin letztlich auch eine Oppositionshaltung gegenüber der jeweiligen Tagespolitik erkennen können. Aussteigermentalit.

Von diesen 170 000 entfielen auf die USA 66 000; Kanada 11 000, Großbritannien 13 000 und Deutschland hatte zu jenem Zeitpunkt schon wieder rund 12 000 erreicht. Das waren so einige der Grundzahlen, die man dann mit den Zahlen der nachherigen Entwicklung vergleichen kann.

Kommentarserie 1947 zusammengefasst

Der nächste Jahrgang  

1948

Notizen aus "Informator" 1947

ZurIndexseite