Kommentarserie „Trost" 1940 zusammengefasst
Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):
Niemöller, Martin, Pacelli, Slowakei, Wegscheider, Josef, Pichler, Johann, Dups, Otto Friedrich, Thyssen, Fritz, Holocaust, Weiser, Maragarete, Flugblattaktionen, Roser, Hubert, Freiburg, Pressedienst, Kriege, "gerechte", Fidschi-Inseln, Tügel, Franz, Bischof, Wehrdienst, Polen, Zensur, Schanghai, Frankreich´, Harbeck, M. C., Steinemann, Hugo, Holland´, Jesuiten, Altkatholiken, SPK
WT vom 1.JANUAR 2010 S.15,23:
Die Berichte über die Zerstörung in Kanaan machen uns auch insofern Mut, als sie
uns zeigen, was Gott in naher Zukunft tun wird. Wir können ganz sicher
sein, er wird nicht zulassen, dass das Böse das Gute besiegt. Vielmehr wird er,
wie die Bibel belegt, bald eingreifen, um die Bösen zu vernichten.
Schon bald werden nur Menschen, die Gott für gerecht hält, "die Erde
besitzen".
"Trost" vom 1. 3. 1940 berichtet in kommentierter Form:
"... Denn das deutsche Volk ist an die Diktatur verschachert worden
durch ein teuflisches Intrigenspiel.
Was da alles hinter den Kulissen vor sich ging, kann man heute zur Hauptsache
nur ahnen. Die Zeit restloser Enthüllung und Bloßstellung kommt jedoch immer
näher. Das gehört mit zu dem jetzigen Gericht Gottes über Satan und seinen
Anhang. ...
Am stärksten werden die dunklen Machenschaften, die das Volk in Sklaverei und
Verderben verkaufen, durch das Licht der göttlichen Wahrheitsbotschaft
bloßgestellt. Daneben stellen sich die Intriganten aber auch gegenseitig bloß;
denn Satans Haus ist wider sich selbst entzweit und im Zerfall begriffen.
Hierzu gehört, was Fritz Thyssen enthüllt hat.
Dieser Mann war als Vorsitzender des mächtigen Konzerns der "Vereinigten
Stahlwerke" einer der Hauptgeldgeber Hitlers, bevor dieser zur Macht kam. Vor
einigen Monaten floh er aus Deutschland in die Schweiz; und aus einem Brief
von ihm an seine Mitarbeiter veröffentlichte die Basler "Arbeiter-Zeitung" am
31. Januar 1940 die folgenden Auszüge
,,Im Laufe der vielen Jahre, wahrend derer ich das Nazi-Regime beobachten
konnte - und als Staatsrat und Wirtschaftsführer hatte ich reichlich
Gelegenheit dazu - habe ich mit ständig wachsender Besorgnis und zuletzt mit
wahrem Entsetzen eingesehen, welch schweren Fehler ich im Jahre 1932 beging,
als ich zusammen mit den Herren von Papen, von Schroeder, Kirdorf und Krupp
von Bohlen und Halbach es unternahm, die NSDAP finanziell zu sanieren und wir
sozusagen als Garanten für Hitlers gutes Verhalten Deutschland und der Welt
gegenüber die Verantwortung auf uns luden, ihn zur Macht zuzulassen.
Damals genau so wie heute, und seitdem immer, versprach Hitler alles, was wir
wünschten: Herrn von Papen, Macht und Würden, Herrn Krupp Aufträge und Geld,
Berge von Geld. Uns allen insbesondere einen geruhigen Kurs der deutschen
Politik innen und außen; Verständigung mit England; Verständigung mit der
Arbeiterschaft, die durch weitgehende soziale Fürsorge für den Verlust aller
politischen Rechte, die Vernichtung der Gewerkschaften und die Enteignung
ihrer Vermögen entschädigt und mit dem autoritären Regime ausgesöhnt werden
sollte.
Es schwebte uns eine Art christlicher Ständestaat vor, dessen Autorität sich
auf die Kirche - im Westen die katholische, im Osten die protestantische - und
auf das Militär stützen sollte...
Hitler gelobte nun, was mir der wesentliche Punkt war, feierlich und
ausdrücklich, die Rechte der katholischen Kirche nicht anzutasten. Er
wiederholte dieses Gelöbnis in einer mehrstündigen Unterredung mit Monsignore
Kaas, der ihn im Auftrage des damaligen päpstlichen Nuntius Paceli, des
heutigen Papstes Pius XII., und ohne Wissen des Vorsitzenden der
Zentrumspartei, Reichskanzlers Brüning, aufsuchte.
Diese Unterredung führte den Sturz der letzten legalen deutschen Regierung
Brüning herbei und bedeutete den Beginn jener Epoche deutscher und
europäischer Politik, der wir den heutigen, den zweiten Weltkrieg verdanken.
Der katholischen Kirche, besser gesagt, der diplomatischen Meisterschaft des
Nuntius Pacelli, die recht eigentlich der gesamten Politik der letzten Jahre
der Weimarer Republik ihren Stempel aufprägte, gelang der einzige Sieg über
Hitler, das Konkordat, das er noch nicht offen und mit brutaler Gewalt
gebrochen hat. In Wahrheit aber existiert dieses Konkordat von seinem ersten
Tag an nur auf dem Papier ...
Diese Bekenntnisse, von der Basler "Arbeiter-Zeitung" unter der Überschrift
"Pius XII. - als Nuntius - brachte Hitler an die Macht" veröffentlicht, wurden
von der katholischen Presse begreiflicherweise sofort scharf angegriffen und
als unwahr erklärt. Ungenau ist in der Tat an Thyssens Darlegungen das
Folgende:
Nuntius in Berlin war zur Zeit der Reichskanzlerschaft Brünings nicht mehr
Pacelli, sondern Orsenigo; Brüning war damals nicht Vorsitzender der
Zentrumspartei (das war Prälat Kaas), sondern Vorsitzender der
Zentrumsfraktion des Reichstages. Prälat Kaas bestreitet von Rom aus, schon
zur Regierungszeit Brünings mit Hitler konferiert zu haben.
Hier steht Aussage wieder Aussage.
Ob Kaas mehr Glauben verdient als Thyssen, mag jeder für sich beurteilen. Das
an Thyssens Darstellungen tatsächlich als falsch Erkennbare ist jedenfalls
unbedeutend im Verhältnis zu den Hauptpunkten:
I. Zusammen mit Papen und andern katholischen Politikern schwebte Thyssen bei
seinen Plänen die Errichtung eines "christlichen Ständestaates" vor.
2. Zu diesem Zweck trafen diese Katholiken geheime Abmachungen mit dem
Katholiken Hitler, finanzierten seine Bewegung und verbürgten sich in den
deutschen Herrenschichten für Hitlers "Regierungsfähigkeit.
3. Als wesentlicher Punkt galt bei den Abmachungen mit Hitler, die
Machtstellung der katholischen Kirche zu sichern und durch Abschluß eines
Reichskonkordats auszubauen.
4. Eine Unterredung zwischen einem Beauftragten der römischen Kurie und Hitler
hat - nach Thyssens Darstellung - diese Abmachungen besiegelt.
Ob Thyssen eine sympathische Figur ist oder nicht, spielt hier keine Rolle.
Sympathische Figuren hinter den Kulissen zu suchen ist sowieso meist
vergebliche Liebesmühe. Andere Leute als solche von hinter den Kulissen können
aber überhaupt nicht aus der Schule plaudern. Wenn Thyssen spricht, so spricht
immerhin ein Mann, der mit hinter den Kulissen war, als die Freiheit des
deutschen Volkes verschachert wurde. ...
Ist es nun wahrscheinlich, daß Thyssen mit seinem Bekenntnis im wesentlichen
die Wahrheit sagt, oder nicht? Es gibt keine überzeugenden Gründe dafür, daß
seine Enthüllungen erlogen wären; aber viele Gründe sprechen für ihre
Richtigkeit. Das Spiel, das er aufdeckt, stimmt mit dem überein, was in der
vatikanischen Politik in allen fünf Erdteilen zu beobachten ist.
Die Ständestaat-Idee leitet sich aus der Papst-Enzyklika "Quadragesimo anno"
ab, die im Mai 1931 herauskam, zur Zeit jener Intrigen in Deutschland also
noch ziemlich neu und wohl geeignet war, einem katholischen Politiker Vorwand
oder Anreiz zu einem Ränkespiel zu bieten. Mit dem Versuch, diese Idee
praktisch zu verwirklichen, stehen Thyssen, Papen, etc. ja nicht allein da,
sondern katholische Politiker und Würdenträger in aller Welt stehen neben
ihnen.
Auch in katholisch-konservativen Kreisen der Schweiz ist solche Propaganda zu
finden. Praktische Voraussetzung für das Ständestaat-Experiment ist die
Ausschaltung der Demokratie, wie sich in Österreich, Portugal, der kanadischen
Provinz Quebeck (unter Kardinal Villeneuve) etc. gezeigt hat.
Daß die sozialen und allgemein-rechtlichen Zustände im diktatorisch
beherrschten Deutschland von Seiten der katholischen Hierarchie grundsätzlich
bekämpft würden, ist nicht der Fall.
Intoleranz und Inquisition, die gemeinsamen Merkmale des Nazismus,
Bolschewismus und Faschismus, sind in Reinkultur im historischen Papismus zu
finden.
Vatikanische Intrigen zwecks Beseitigung der Demokratie und Einsetzung eines
Diktators sind also nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich und in vielen
Ländern nachgewiesen. (Siehe auch Spanien.) ...
Die nachfolgenden Notizen "Aus der jüngsten deutschen Geschichte" geben einen
Überblick über den etappenweisen Abbau der Freiheit in Deutschland. Thyssen
behauptet nun, schon in Brünings Regierungszeit wären mit Hitler Abmachungen
getroffen worden, ihm zum Einzug in die Reichskanzlei zu verhelfen. Warum soll
man das bezweifeln?
Hätten sonst die Schwerindustriellen damals Millionen über Millionen
Reichsmark für Hitlers Partei aufgewendet, die um jene Zeit so gut wie
bankrott war?
Den Gang der Ereignisse müßte man sich dann wie folgt zusammenreimen:
Brüning, der Führer der katholischen Zentrumsfraktion, war seit März 1930 als
Reichskanzler im Amt. Er hatte durch seine Regierungsmethoden mit dem Abbau
der Demokratie begonnen, wollte aber wahrscheinlich keine offene Diktatur. S.
A. und S. S. wurden während seiner Regierungszeit sogar verboten und
aufgelöst. - Um jene Zeit wurden unter Beteiligung eines Beauftragten des
Vatikans mit Hitler geheime Abmachungen getroffen, wohl ohne daß die meisten
Zentrumsabgeordneten davon etwas wußten und vielleicht ohne, daß sie es damals
gebilligt hätten. Für die vorgesehene Entwicklung mußten nach Brünings
Rücktritt Zwischenregierungen geschaffen werden, einerseits, um das Spiel
hinter den Kulissen nicht zu verraten, anderseits, weil die Position der
Nazigegner noch viel zu stark war. Diese wußten ja, daß Hitler, einmal an die
Macht gelangt, sofort den Rest der Demokratie in Deutschland zerschlagen
würde.
(Auch die katholischen Unterhändler müssen das gewußt haben.) Als Wegbereiter
der absoluten Diktatur diente v. Papen. Er übernahm Anfang Juli 1932 die
Reichskanzlerschaft. Sein gleichzeitiger Austritt aus der Zentrumspartei muß
als Tarnung angesehen werden; denn er zerfiel weder mit dem damaligen
Zentrumsführer Prälat Kaas noch mit dem Vatikan, sondern sein weiteres Wirken
galt im Vatikan als verdienstvoll, was durch die nachherige päpstliche Ehrung,
die ihm zuteil wurde, bewiesen wird.
Papen verfügte sofort die Aufhebung des Verbots der S. A. und S. S. und löste
den Reichstag auf. Die Nazipartei, der der Katholik Thyssen zu viel Geld und
der Katholik Papen wieder zu ihren Terrortruppen verholten hatte, steigerte
bei der nachherigen Reichstagswahl die Zahl ihrer Abgeordneten von 107 auf
230. Dieser Erfolg veranlaßte Hitler, die Kanzlerschaft zu verlangen.
Hindenburg wollte ihm höchstens das Vizekanzler-Amt überlassen. Daraufhin
machten die Nationalsozialisten das Parlament durch ihre Opposition wieder
arbeitsunfähig; es kam erneut zur Auflösung des Reichstags. Diesmal verloren
die Nazis bei der neuen Wahl 15% ihrer bisherigen Mandate, waren also auf
absteigender Linie.
An die Stelle v. Papen trat für knapp zwei Monate General Schleicher als
Reichskanzler - eine nichtssagende Zwischenzeit, die man sich um die
Weihnachtszeit am besten leisten konnte, gerade lange genug, um etwas Ruhe zu
finden für den entscheidenden Schlag.
Anfang Januar 1933 hatten Papen und Hitler in Köln eine Konferenz und stellten
fest, daß der Zeitpunkt für den Großangriff auf die Demokratie und für Hitlers
Machtübernahme gekommen sei. So geschah es dann auch. ...
Tausende von Ermordeten und Gemarterten; Hunderttausende von Gehetzten,
Vertriebenen, Eingekerkerten; Millionen von Trauernden und Entrechteten, und
aber Millionen, die in der ganzen Welt durch solche Greuel gefährdet sind, den
Zusammenbruch aller moralischen Werte beklagen und davor zittern, vielleicht
zu den nächsten Opfern zu gehören - dieses ganze, unübersehbare Meer des
Elends zeigt die schwere, auf all denen lastende Schuld, die das Aufkommen
einer solchen Tyrannei ermöglicht oder begünstigt, und auch derer, die sie
später anerkannt und gestützt haben.
In solcher Weise aus der Vergangenheit belastet zu sein und sich trotzdem in
der Gegenwart als Schiedsrichter unter den Nationen, Hort des Friedens und
Führer zu einer gesegneten Völkergemeinschaft aufspielen zu wollen, ist ein
Widersinn sondergleichen.
Einige Nebenbeteiligte haben sich bereits reinzuwaschen versucht von einer
Schuld, die ihnen auf Grund der Enthüllungen Thyssens zugeschrieben werden
könnte. Für die katholische Zentrumspartei als Ganzes unternahm, der ehemalige
Reichskanzler Dr. Wirth, jetzt in der Emigration lebend, diesen Versuch.
Was er im "Basler Volksblatt" (Ausgabe vom 9. Februar 1940) schreibt,
bestätigt aber nur, daß schon seit 1921 um das Reichskonkordat gefeilscht
wurde, also auch zu einer Zeit, wo Pacelli tatsächlich Nuntius in Berlin war;
und daß dieser Mann später, als vatikanischer Staatssekretär, seine
diesbezüglichen Bemühungen nicht eingestellt hatte, sondern zugunsten dieses
Konkordatsabschlusses auch zu einem sehr gewagten politischen Spiel bereit
gewesen sein wird, kann wohl kaum bezweifelt werden.
Doch ganz abgesehen von all den angedeuteten Intrigen muß der Versuch, das
Zentrum, also den politischen Katholizismus von der Mitschuld an der deutschen
Tragödie reinzuwaschen, schon deshalb scheitern, weil ja neben allen
bürgerlichen Parteien auch das Zentrum dem Ermächtigungsgesetz für Hitler
zugestimmt hat, also mit daran beteiligt war, ihn auf vier Jahre zum
unumschränkten Diktator zu erklären und ihm das deutsche Volk auf Gnade und
Ungnade auszuliefern.
Warum das Reichskonkordat nicht schon im ersten, sondern erst im sechsten
Monat der Regierung Hitlers unterzeichnet wurde, bedarf wohl kaum vieler
Erörterungen.
Erstens hatte Hitler im Anfang Dinge zu tun, die ihm wichtiger waren; er mußte
sich erst einmal fest in den Sattel setzen. Zweitens wäre es gewiß von beiden
Vertragspartnern als politisch unklug angesehen worden, in einem zu reichlich
zwei Dritteln nichtkatholischen Lande dem Vatikan durch einen der ersten
Regierungsakte Konzessionen zu machen, die alle vorhergehenden Regierungen
hartnäckig abgelehnt hatten.
Wurde aber nicht auch dem Vatikan bis zum Juli 1933 in genügend grauenhafter
Weise gezeigt, was der neue Reichskanzler von den Menschenrechten hielt?
Das alles schreckte jene Männer in Rom, die Christus zu vertreten vorgeben,
keineswegs davon ab, den früher eingegangenen politischen Handel jetzt durch
die Unterschrift perfekt zu machen, hatte Hitler doch um jene Zeit bereits
bewiesen, daß er zu Liebesdiensten für die römische Hierarchie immerhin bereit
ist, so z. B. durch die von katholischen Bischöfen verlangte und von den Nazis
prompt durchgeführte radikale Unterdrückung und grausame Verfolgung der Zeugen
Jehovas in Deutschland. ..."
Als Nachsatz zu vorstehendem muss man dann wohl auch folgendes noch anfügen.
Unter dem Titel "I paid Hitler" veröffentlichte der Stahlbaron Thyssen auch
noch im Jahre 1941 ein Buch zum Thema; erschienen in New York (USA).
Hatte man nicht gelesen Thyssen sei Deutscher? Und dann ist in den USA
zeitgenössisch dieses Buch erschienen? Ja sicher, warum soll es denn keine
Übersetzung davon geben. Das ist schon klar. Der Haken an der ganzen Sache ist
nur der. Es gab zeitgenössisch keine deutsche Buchausgabe davon. Und nach 1945
war das für die Stahlbarone offenbar kein Thema mehr. Es gibt zwar nach 1945,
Holländische, Schwedische, Dänische Ausgaben davon. Aber es gibt bis heute
noch kein deutsches Pedant dieser seinerzeitigen 1941er Buchausgabe!
Auch für "Trost" war das Thema Thyssen mit der vorstehenden Zitierung
keineswegs beendet. Es gab in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 3. 1940 dann noch
einen "Nachschlag", der auch noch zu Gehör gebracht werden soll. Genanntes
"Trost" schreibt:
"Zu den Enthüllungen Fritz Thyssens über die Intrigen, die Hitler zur Macht
brachten, hat sich auch die KIPA (Katholische Internationale Presse-Agentur),
Fribourg, durch einen Artikel von Dr. M. geäußert. Was darin über die Unschuld
Roms geschrieben steht, ist höchst fadenscheinig und im wesentlichen leicht zu
entkräften. Aber einen Trumpf haben diese Leute doch, und den spielen sie am
Schluß jenes Artikels aus, welcher lautet:
"Und damit wären wir bei der Rolle des Herrn Fritz Thyssen. Er genießt als
armseliger Emigrant unsere Gastfreundschaft. Wir verzichten darum auf einen
weiteren Kommentar. Aber wir sprechen auch die Erwartung aus, der Herr möge
ebenfalls schweigen und nicht Arm in Arm mit den Sozialisten durch 'sachlich
haltlose .Enthüllungen' als Hetzer gegen Papsttum und Kirche auftreten.
Andernfalls erwarten die Schweizer Katholiken, daß Fremdenpolizei und
Preßzensur den Herrn schweizerisch-deutlich zur Ordnung weisen."
Dazu kommentiert das "Trost" seinerseits noch.
"Man wird von Ekel gepackt, wenn man diese Kampfmethoden sieht. Selbst den
katholisch-konservativen "Neuen Zürchen Nachrichten" scheint diese gemeine
Art, als Argument über Wahr oder Unwahr mit Preßzensur und Fremdenpolizei zu
drohen, zu gewagt erschienen zu sein; denn sie veröffentlichten zwar den
ganzen KIPA-Artikel, ließen jedoch den ... Schlußsatz: "Andernfalls erwarten
die Schweizer Katholiken, daß Fremdenpolizei und Preßzensur den Herrn
schweizerisch-deutlich zur Ordnung weisen" aus.
"Einen schmerzlichen Ausgang nahm die
anonymisierte Veröffentlichung der Schilderung von Margarete Weiser
aus Berlin über den Tod ihres Mannes Ernst. Die Zeitschrift "Trost"
meldete 1940, dass "die Zeugin Jehovas Weiser aus Berlin N. O. im
Lager ums Leben gebracht" worden sei.
Der Gestapo war es tatsächlich gelungen, ihre Identität zu ermitteln
und sie in das Frauen-KZ Lichtenburg zu verschleppen. [50]
Tragische Züge hat auch folgende Episode: Martin Harbeck liess im
September 1937 einen authentischen Verfolgungsbericht von Hans Müller
aus Pirna in Sachsen über seine Familie, den dieser in Bern abgegeben
hatte, beglaubigen und bat ihn, das Untergrundwerk von Sachsen bis
Berlin zu übernehmen. Harbeck ahnte damals nicht, dass Müller
inzwischen für die Gestapo arbeitete und noch unzählige Glaubensbrüder
verraten würde."
Nun was den genannten Herrn Hans Müller anbelangt, kann man dazu
vergleichen:
Die Gebetskunst des Hans Müller
Herrn Wrobel und der WTG insgesamt, muss allerdings als Antwort darauf
gesagt werden. Vor Irrtümern ist niemand gefeit. Auch nicht jene, welche
sich unter "göttlichem Schutz" wähnen.
Zweitens: Schon mit ihren spektakulären Flugblattaktionen der Jahre
1936/37, hat die WTG vor allem eines erreicht: Schlafende Hunde geweckt!
Kaum einer, der da zeitgenössisch solch ein WTG-Flugblatt erhielt, hat
sich als Resonanz darauf, quasi öffentlich mit der WTG-Religion
"solidarisiert". Sofern die Flugblätter nicht im Altpapier landeten, galt
für die überwältigende Mehrheit ihrer Empfänger der bittere Spruch:
"Lieber Gott mach mich stumm, das ich nicht nach Dachau kumm".
Es gab allerdings, und das ist Aktenmäßig belegbar, etliche Fälle, wo
Empfänger solcher Flugblätter selbige in vorauseilendem Gehorsam der
Gestapo, unaufgefordert ablieferten. Sieht man sich die dabei auch
erhaltenen Begleitschreiben dazu an, hat man nicht selten den Eindruck,
jene Ablieferer wollten vor allem eines: Ihre Karriere im Naziregime
befördern.
Unterm Strich war für die Interessen der WTG, diese Flugblattaktionen
weitgehend wirkungslos. Mehr noch, sie bewirkten die Forcierung der
Verfolgungsmaßnahmen des Naziregimes, was sich auch Dokumentenmäßig
belegen lässt
Man mag solcherlei "Widerstands"aktionen der WTG vielleicht
verständnisvoll bewerten. Politische Weitsicht offenbarten sie mit
Sicherheit nicht. Sie machten die Nazi-Bluthunde erst recht scharf. Das
muss auch zu dem eingangs genannten Wrobel-Zitat gesagt werden. Um auf
selbiges nochmals zurückzukommen:
Was Frau Weise anbelangt bezieht sich das offensichtlich auf die "Trost"-Ausgabe
vom 1. 4. 1940. Dort liest man diesen Sachverhalt betreffend:
"Welche Vorsicht bei Veröffentlichungen
erforderlich ist, zeigte sich kürzlich wieder in einem bestimmten Fall.
Es war irgendwo berichtet worden, wie ein Zeuge Jehovas in ganz kurzer
Zeit aus dem Berliner Polizeipräsidium ins Leichenschauhaus geriet, ganz
offensichtlich von der Gestapo umgebracht.
Der hierüber veröffentlichte Bericht nannte keine Namen; die sonstigen
Angaben genügten jedoch der Gestapo, zu erkennen, um welche ihrer
Untaten es sich handelte. Sie verhaftete daraufhin die Witwe jenes ums
Leben gekommenen Mannes, sperrte sie in einem Konzentrationslager in den
"Bunker" und behandelte sie so, daß sie nach einem halben Jahre an
Entkräftung starb.
Jetzt kann man Namen nennen. Es ist niemand mehr da, an dem sich die
Gestapo wegen Veröffentlichung der Wahrheit rächen könnte, und vor allem
jenen beiden umgebrachten Zeugen Jehovas, Herrn und Frau Weiser aus
Berlin N. O. kann sie nichts weiter anhaben. ..."
"Trost" redet in seinem Bericht davon, der die Gestapo auf die Spur
führende Bericht, sei "irgendwo" publiziert worden. Wrobel hatte seinen
zitierten Text ohne ausgewiesene Fußnoten ins Internet gestellt. Selbige
sollten wohl einer Buchausgabe vorbehalten sein. Beabsichtigter Herausgeber
der Herr Roser, die jedoch aus nicht ganz klaren Gründen "bislang" wieder
abgeblasen wurde und bis heute nicht erschienen ist.
Neueste These von Roser in einem von ihm in diesem Jahre herausgegebenen
Buche dazu. Nunmehr für etwa 2011 anvisiert. Schauen wir dann also mal was
im Jahre 2011 "passiert". Immerhin bleibt dann der Umstand bestehen. Doch
noch rund ein Jahrzehnt später, als ursprünglich geplant und (damals) auch
schon im Buchhandel vorangekündigt, dann aber ohne Begründung, wieder
abgeblasen wurde.
Siehe auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,43770,44799#msg-44799
Wenn wir schon mal beim Thema Roser sind, dann auch noch ein paar
Anmerkungen,. zu dem von ihm herausgegebenen Buch "Freiburger Zeugen Jehovas
unter der NS-Diktatur"..
Mein Gesamturteil zu diesem Buch: Enttäuschend!
Die "glorreichen Tage" mögen für Herrn Roser, inzwischen zur Vergangenheit
gehören.
Er ist im Berufsleben eingespannt (Lehrer). Die Zeiten wo ihm eine
universitäre Anbindung es ermöglichte, auch mal eigene Forschungstätigkeit
in relevantem Umfange auszuüben, gehören für ihn offenbar mittlerweile zur
Vergangenheit.
Außer einem eher mageren Vorwort, findet man von ihm selbst denn auch kaum
relevantes in genanntem Buch.
Das Feld beherrschen dort eindeutig erklärte Zeugen Jehovas, die wen
wunderts (?), der Versuchung nicht widerstehen können ein geschöntes
Geschichtsbild,. garniert mit allerlei Lücken, zu präsentieren.
Namentlich Freiburg besaß in der deutschen WTG-Geschichte, unter anderem
auch dadurch Bedeutung, dass die WTG just in dieser Stadt in den 1920er
Jahren einen sogenannten "Pressedienst" installierte. Der hatte es sich
angelegen sein lassen, unter Einschaltung von Rechtsanwälten, namentlich die
zeitgenössische kirchliche Presse, mit sogenannten "Berichtigungen" zu
traktieren, wenn diese nicht im WTG-Sinne lammfromm berichtet hatte (und
letzterer Umstand war ja ziemlich häufig). Es hätte sich angeboten, dass in
einem Buch das speziell auch die Freiburger ZJ-Geschichte thematisieren
will, ein paar Sätze über dieses WTG-Unternehmen mit verloren worden. Eine
einzige Fehlanzeige ist zu registrieren
Dann gehört zur Freiburger ZJ-Geschichte sicherlich auch der Vorgänger des
Konrad Franke, in der illegalen ZJ-Organisation zu Nazizeiten, der Dr. Franz
Merk.
Der allerdings blieb dann in späteren Jahren nicht mehr WTG-Linientreu.
Dieser Umstand führt dann dazu, dass in dem Buchabschnitt "Kurzbiographien"
dann für Merk offenbar kein Platz mehr ist.
Wie gesagt außer dem Namen Roser als Herausgeber, "glänzt" jene Schrift
schon mal dadurch, dass in der Tat von ihm nichts relevantes in genanntem
Buch enthalten ist. Wieder mal ein gigantischer Etikettenschwindel!
Exkurs.
Zitat (beispielsweise) aus der Schrift von Konrad Algermissen aus dem Jahre
1928 über die Bibelforscher (S. 48, 49) (selbstredend findet man im
genannten neueren Roser-Buch nicht den Bruchteil einer Silbe zu diesen oder
ähnlichen Vorgängen)
"1924 gründete (Balzereit) einen eigenen "Pressedienst der Internationalen
Vereinigung Ernster Bibelforscher mit dem Sitz in Freiburg i. B. Johann von
Werthstraße 9
Wegen dieses Flugblattes ("Anklage gegen die Geistlichkeit") stand Balzereit
im Februar 1926 wegen Beleidigung vor dem erweiterten Schöffengericht in
Magdeburg. Kläger war das evangelische Kirchenkonsistorium Pommerns. Der
Beklagte wurde sowohl vor dem Schöffengericht wie auch vor der ersten
Strafkammer Magdeburgs als Berufungsinstanz freigesprochen, weil das Gericht
sich auf den Standpunkt stellte, das die Absicht, die Geistlichkeit zu
beleidigen zu verneinen sei."
Ein Umstand der dann wieder mal Wasser auf die Mühlen der WTG-"Berichtiger"
darstellte.
Noch ein Zitat:
"Das "Evangelische Deutschland"
Nr. 29/1925; 19. Juli
"Vom Kriegspfad der Bibelforscher
Man muß es den Bibelforschern lassen: sie vertreten ihre Sache mit einem
Eifer und eine Zähigkeit, die eines reineren Zieles würdig wäre.
Sie haben nunmehr einen eigenen Pressedienst eingerichtet mit dem Sitz
in Freiburg i. B.
In einem Zirkular an die deutsche Presse und an die Fachzeitungen wird
gesagt, daß Politik, Finanz und als dritte im Bunde die Welt-Religion in der
Aufgabe, Deutschland wieder aufzubauen, versagt haben und die Bibelforscher
protestieren gegen die Politik, welche die Kirchen, besonders die
katholische betreiben. Um die Ziele des Mißbrauchs der Religion und seine
Folgen aufzuzeigen, sei die Anklage gegen die Geistlichkeit auf der ganzen
Erde verteilt worden. Aber der aufklärenden Arbeit seien, wie zu erwarten
war, nicht Umkehr, sondern Ableugnung, Schmähungen und Mordandrohungen
gefolgt, und die Schriftleitungen werden gebeten, in dem Bemühen, das
Falsche solcher Wege zu beleuchten zu helfen, und einen beigelegten Artikel:
Religionsvertreter drohen mit Mord; zu veröffentlichen. (Der Inhalt ist
durch das hier erwähnte Flugblatt "Anklage gegen die Geistlichkeit") bereits
bekannt)."
In einer unscheinbaren Fußnote kam auch Roser in seinem 1999er Buch auf
diesen dubiosen "Pressedienst" zu sprechen:
"In der Johann-von-Werth-Straße in Freiburg bestand seit 1924 auch eine
Zeitlang ein eigener Pressedienst, »der die Arbeit, die in Deutschland gegen
die Bibelforschersekte
geleistet wird, überwacht und Auskünfte erteilt«.
Es hätte sich ja nun angeboten dass in einem nur Freiburg thematisierenden
ZJ-Buch, jener Aspekt etwas näher vorgestellt wird. Fehlanzeige!
Zurückkehrend zu Wrobel.
Auch wenn ich die zugehörigen Fußnoten im Wrobel-Text nicht kenne,
unterstelle ich mal. Dieses nebulöse "igendwo" ist das "Zürcher"(Harbeck)-Buch
"Kreuzzug ...". Und dort wohl insbesondere der nachfolgende Passus:
" ... Am Montag, den 14. September, habe ich
für meinen Mann Wäsche hingebracht nach dem Polizeipräsidium; da wurde mir
die Wäsche zurückgegeben mit dem Vermerk, mein Mann sei nicht mehr hier.
Nun wurde ich von Zimmer zu Zimmer geschickt; keiner wußte, wo mein Mann
geblieben war. Aber jetzt ahnte ich schon nichts Gutes; ich wußte, hier
ist etwas passiert.
Zuletzt wurde ich nochmals nach der Gestapo geschickt. Nun sagte der
Beamte, ich soll nach meinem Polizeirevier gehen, die werden mir sagen, wo
mein Mann ist.
Jetzt habe ich den Beamten angesehen, und als er so verlegen war, sagte
ich:
"Was ist denn bloß hier los; das kommt mir hier alles so komisch vor. Mein
Mann lebt wohl nicht mehr?"
Da fing der Beamte an zu stottern, daß er gar nicht sprechen konnte, und
die Unterlippe hat gezittert. Nun stotterte er, er sei auf Urlaub gewesen,
und nun wisse er nicht Bescheid.
Aber ich raffte jetzt noch meine letzte Kraft zusammen und sagte: "Ich
gehe nicht eher von hier fort, bis ich weiß, wo mein Mann geblieben ist."
Nun ist der Beamte nochmals nach zwei Zimmern gegangen, um Bescheid zu
holen, aber es war immer dasselbe. Zuletzt sagte er dann:
"Sie haben heute einen unglücklichen Tag gewählt; wären Sie morgen
gekommen, ihr Mann ißt heute mit einem Schub fortgekommen, nun sind die
Papiere noch nicht zurück, und wir wissen noch nicht, wo er hingekommen
ist. Aber gehen Sie nach Hause, ich werde Ihnen einen Beamten schicken mit
Bescheid."
Als ich nach l Uhr nach Hause kam, empfing mich meine Nachbarin: ein
Polizeibeamter war um 9 Uhr hier, ich möchte nach dem Leichenschauhaus
gehen, mein Mann liege da.
Als ich dahin kam, frug ich nun: "Wie ist das
gekommen?"
Da sagte der Beamte: "Er hat sich erhängt", worauf ich erwiderte: "Das
glaube ich nicht." Als ich meinen Mann nun sah, lag er so friedlich da.
Auf dem rechten Mundwinkel hatte er einen aufgeschlagenen rotbläulichen
Fleck, wie ein großes Fünfmarkstück, und einen markierten roten dünnen
Streifen um den Hals, der noch nicht einmal bis zu den Ohren reichte.
Aber der Herr weiß alles; und als die Leiche freigegeben wurde, kam der
eine Beamte, der bei der Haussuchung dabei war, und brachte den Schein und
sagte: "Na, ich bin ja sehr erstaunt.
Ihr Mann sagte noch, er wird sich nicht das Leben nehmen, nun hat er sich
doch das Leben genommen." Ich antwortete ihm darauf: "Mein Herr, ich kann
das nicht fassen und werde es auch nicht fassen; aber wenn mein Mann aus
den
Toten auferstehen wird, wird er mir alles erzählen."
Da war er ganz aufgeregt und sagte: "Es ist ja mein gutes Recht, ich kann
ja hingehen und mich erkundigen." Dann sagte er noch:
"An zwei Taschentüchern hat er sich erhängt.' Aber die fehlten bei der
Ablieferung der Sachen. Ich weiß aber, mein Mann hat es nicht getan."
Die zeitgenössische Betroffenheit bei diesem Bericht kann man sehr wohl
nachvollziehen. Auch wenn man dem Naziregime vieles anlastet, so wird man doch
einräumen müssen. Fälle der Art spielten sich zwar ab, aber doch wohl nicht
jeden Tag. Und wenn dann die Häscher eine so detaillierte Beschreibung zu
Gesicht bekommen, ist es wohl nicht sonderlich schwierig, das was noch nicht
in dem Bericht gesagt wurde (namentlich Adressdaten) zu rekonstruieren.
Das konkrete agieren in der Nazizeit war ohne Zweifel mit vielerlei Risiken
verbunden. Vor 1933 legten die Zeugen Jehovas schon großen Wert aufs
Demonstrieren. Sie haben diese Eigenschaft auch nach 1933 nicht abgelegt. Ob
sie "klug" handelten mag man indes mehr als bezweifeln.
"Das Nachstehende schrieb der deutsche Exkaiser
in seinem Buch "Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878 bis 1918"
(Verlag K. F. Koehler, Leipzig, 1922). Man wundere sich darum nicht über den
selbstgerechten Ton und die einseitige Art der Darstellung, wie es z. B. in
der Besprechung des Anteils der Geistlichen am Kriegshaß zum Ausdruck kommt,
wo der Exkaiser nur von der unrühmlichen Rolle der Geistlichkeit auf der
Gegenseite, nicht aber im eigenen Lande spricht.
Die Begegnung mit dem Nuntius Pacelli, dem jetzigen Papst, ist aber
wahrscheinlich richtig geschildert; man wüßte nicht, warum der Exkaiser in
dieser Beziehung hätte eine einseitige Darstellung geben sollen.
Aus seiner Darstellung ergibt sich nun, daß der jetzige Papst das ganze
"Spiel um den Frieden" schon einmal mitgemacht hat. Man lernt die Argumente
kennen, die damals auf ihn besondern Eindruck machten, nämlich: Vermittelt
der Papst, so wird ihm das unter Mitwirkung der "dankbaren Welt" zu größerer
Macht verhelfen; kommt der Friede aber unter Zwang auf andere Weise
zustande, so ist es mit der Machtstellung des Papstes vorbei!
Wenn dieses Argument beim Nuntius Pacelli "durchschlug", wie der Exkaiser
schreibt, wie sollte es beim Papst Pacelli nicht durchschlagen?
Man beachte im Nachstehenden: Schon 1917 arbeitete Pacelli an der
Wiederherstellung eines Kirchenstaates für den Papst, damit die römische
Kurie ungehindert den politischen Vermittler in der Welt spielen könne. Der
Exkaiser stellte hierfür wirksame Unterstützung in Aussicht, wenn dem Papst
die Friedensvermittlung gelänge.
"Das machte Eindruck auf den Nuntius" schreibt er. Auch als schließlich ein
Frieden ohne Mitwirkung des Papstes zustande kam, arbeitete Pacelli weiter
an seinen Plänen und brachte sie 1929 durch den Lateranvertrag zum Abschluß;
Von dieser neuen Plattform aus geht er nun an die Verwirklichung alter
Ziele: die Herbeiführung eines "Friedens" unter den Völkern, der dem Papste
mehr Macht verschafft.
Wir lassen nun jenes Kapitel aus den Erinnerungen Wilhelms II. folgen:
Der Nuntius meinte, es werde für den Vatikan
schwerhalten, die italienische Regierung dazu zu bekommen, da er ja keine
direkte Beziehung zu ihr und keine Einwirkung auf ihre Mitglieder besäße.
Vollends eine Einladung zu Besprechungen werde die italienische Regierung
sich nie gefallen lassen.
Hier mischte sich der Kaplan in das Gespräch und erklärte einen solchen
Schritt des Papstes für völlig ausgeschlossen, da daraus Folgen entstehen
würden, die für den Vatikan geradezu gefährlich werden könnten. Die
Regierung würde sofort die "Piazza" [die Strasse ...] gegen den Vatikan
mobil machen; dem dürfe der Vatikan sich nicht aussetzen. Als ich diesem
Einwurf keinen Glauben schenken wollte, ereiferte der Kaplan sich immer
mehr. Ich kennte, meinte er, die Römer nicht, die seien, wenn sie aufgehetzt
wären, ganz schrecklich; sowie die "Piazza" in Bewegung käme, werde die Lage
unangenehm. Dann könne man sich sogar auf einen Sturm auf den Vatikan gefaßt
machen, durch den der Papst selbst in große Lebensgefahr kommen könnte. Ich
erwiderte, ich kenne den Vatikan doch auch genau; den könnte keine
Volksmenge oder "Piazza" stürmen; außerdem habe der Papst eine starke Partei
in der Gesellschaft und Volk, die sofort zu seiner Verteidigung bereitstehen
werde.
Dem stimmte der Nuntius zu. Der Kaplan fuhr jedoch unbeirrt fort, die
Schrecken der "Piazza" auszumalen und die Gefahren für den Papst auf das
schwärzeste zu schildern ...
Der Nuntius wendete hier ein, daß es für den Papst schwer sei, etwas
greifbar Praktisches für den Frieden zu tun, ohne im weltlichen Italien
Anstoß zu erregen und Widerstand zu finden, der. ihn gefährde. Er sei eben
leider nicht frei. Wenn der Papst sein eigenes Land oder wenigstens einen
eigenen Bezirk besitzen würde, wo er autonom regieren und frei schalten und
walten könnte, dann läge die Situation ganz anders; so aber sei er zu sehr
vom weltlichen Rom abhängig und könne nicht so, wie er wolle.
Ich bemerkte: Das Ziel, der Welt den Frieden zu bringen, sei so heilig und
groß, daß der Papst unmöglich aus rein weltlichen Gründen sich davon
abschrecken lassen dürfe, diese für ihn wie geschaffene Aufgabe zu lösen.
Gelänge sie ihm, so werde die dankbare Welt gewiß nach dem Frieden seine
Wünsche nach Unabhängigkeit bei der italienischen Regierung gern
unterstützen. Das machte Eindruck auf den Nuntius, und er meinte, ich hätte
doch recht, der Papst müsse in der Frage etwas tun.
Ich machte hierauf den Nuntius auf folgenden Punkt aufmerksam: Der Nuntius
werde beobachtet haben, wie die Sozialisten aller Länder sich mit Eifer auf
alle mögliche Weise bemühten, die Friedensbestrebungen zu fördern. Der
Wunsch nach Frieden nehme in der Welt zu. Die Völker würden immer mehr von
ihm durchdrungen, und wenn niemand unter den Regierenden sich fände, seine
Hand dazu zu bieten - mein Versuch sei ja leider gescheitert -, dann würden
die Völker schließlich die Sache selbst in die Hand nehmen. Das werde, wie
die Geschichte beweise, nicht ohne bedenkliche Erschütterungen und
Umwälzungen vor sich gehen, von denen die römische Kirche und der Papst
nicht unberührt bleiben würden. Was solle ein katholischer Soldat sich
denken, wenn er immer nur von den Bemühungen sozialistischer Männer um den
Frieden höre, nie aber von einem Versuch des Papstes, ihn aus der Kriegsnot
zu befreien. Tue der Papst nichts, dann bestehe die Gefahr, daß der Friede
durch die Sozialisten erzwungen werde, und dann sei es mit der Machtstellung
des Papstes und der römischen Kirche auch bei den Katholiken vorbei!
Dieses Argument schlug beim Nuntius durch. Er erklärte, daß er diese
Auffassung sofort an den Vatikan berichten und sich dafür einsetzen werde,
daß der Papst handeln müsse. Höchst besorgt fuhr der Kaplan wieder
dazwischen: Der Papst bringe sich dadurch in Gefahr, "la Piazza"
werde ihm zu Leibe gehen! Ich erwiderte darauf: Ich sei ein Protestant,
daher in des Kaplans Augen ein Ketzer; trotzdem müsse ich hier folgendes
konstatieren:
Der Papst werde von der katholischen Kirche und Welt als "Statthalter
Christi auf Erden" bezeichnet. Ich hätte bei meinem Studium der Heiligen
Schrift mich ernst und eingehend mit der Person des Heilandes befaßt und
mich in sie zu vertiefen gesucht. Nun, der Herr habe jedenfalls niemals
Angst vor der "Piazza" gehabt, obgleich ihm kein festungsartiger Bau mit
Garden und Waffen zu Gebote gestanden habe; der Herr sei immer mitten in die
"Piazza" hineingegangen und habe zu ihr gesprochen und schließlich sei er
für diese feindliche "Piazza" in den Kreuzestod gegangen. Und nun solle ich
glauben, daß sein "Statthalter auf Erden" Angst haben sollte, eventuell ein
Märtyrer nach seines Herrn Vorbild zu werden, um der blutenden Welt den
Frieden zu bringen, nur wegen der lumpigen römiscnen "Piazza"? Dazu dächte
ich, der Protestant, viel zu hoch von einem römischen Priester, zumal vom
Papst. Es könne für ihn nichts Herrlicheres geben, als mit seiner ganzen
Person sich für die große Sache des Friedens rücksichtslos einzusetzen,
selbst auf die in weiter Feme stehende Gefahr hin, dafür ein Märtyrer zu
werden!
Mit leuchtenden Augen ergriff der Nuntius meine Hand und sagte 'tiefbewegt:
"Vous avez parfaitement raison! C'est le devoir du Pape, il faut qu'il
agisse, c'est par lui que le monde doit etre regagne ä la paix. Je
transmettrai vos paroles ä Sa Saintete."
Der Kaplan wandte sich kopfschüttelnd ab und murmelte vor sich hin: "Ah, la
Piazza, la Piazza!"
Und in einer Notiz zu vorstehendem Bericht führt "Trost" dann noch redaktionell an:
Deutschland war einst das Schwert der
katholischen Kirche. "Interessant war mir, daß der Papst bei dieser
Gelegenheit sagte, Deutschland müsse das Schwert der katholischen Kirche
werden. Ich wendete ein, daß das alte römische Kelch deutscher Nation doch
nicht mehr bestehe, daß die Voraussetzungen andere geworden wären.
Aber er blieb dabei."
Das schrieb der deutsche Exkaiser über seinen dritten Besuch beim Papst im
Jahre 1903.
("Ereignisse und Gestalten aus den Jahren
1878-1918", verfaßt von Exkaiser Wilhelm II.,
Verlag K. F. Koehler, Leipzig, Seite 177.) Gewiß sind auch die Nachfolger
jenes "Leo XIIl" "dabei geblieben".
... Die Kanaaniter lehnten die Übergabe des
Landes in den Besitz des auserwählten Volkes Gottes ab und weigerten sich,
auf die Seite des großen Theokraten zu treten. Darum mußten sie vertrieben
werden. ...
Israels Kriege gegen die Kanaaniter wurden unter der Anleitung Jehovas
Gottes, geführt ...
Josua, dessen Name dasselbe bedeutet wie "Jesus", und der auch Christus
Jesus vorschattete, führte derartige Kriege auf Grund des direkten Befehls
des großen Theokraten, des allmächtigen Gottes ...
Israel war die einzige Nation der Erde, der von Gott jemals ein Gebiet
angewiesen und Vollmacht gegeben wurde, von diesem Gebiet gewaltsam Besitz
zu ergreifen. ...
Wenn, sie Kriege führten, geschah es auf Jehovas Befehl, und ihr Gehorsam
gegenüber seinem Befehl ...
Derartige Kriege waren gerecht."
Ziemlich kriegerische Töne, die da der Herr Rutherford anschlägt. Er meint
also zu wissen, wann Kriege "gerecht" seien ...
Letzteren Satz, lasse man sich denn doch mal auf der "Zunge zergehen".
Wie tönte einst ein Herr Hitler:
"Es wird propadandistischer Anlass zum Angriff gegeben werden. Der Sieger werde
nicht nach Recht oder Unrecht gefragt."
Worin besteht bei solcherlei Voten eigentlich der Unterschied, zu dem Votum des
Herrn Rutherford? Ach ja, der eine nimmt das Wort "Jehova" in den Mund; der
andere faselt von der "Vorsehung". Ein ziemlich banaler "Unterschied"!
WT vom 1.JANUAR 2010 S.13-15:
Wie betrifft das uns?
:::
Die Berichte über die Zerstörung in Kanaan machen
uns auch insofern Mut, als sie uns
zeigen, was Gott
in naher Zukunft
tun wird. Wir können
ganz sicher sein, er wird nicht zulassen,
dass das Böse das Gute besiegt. Vielmehr wird er, wie die Bibel belegt,
bald eingreifen, um die Bösen zu
vernichten. ...
Mir wäre es lieber gewesen, Gott hätte Mitleid mit diesen unschuldigen Kindern gehabt und nicht so lange deren Opferung hingenommen. Und die Liebe zu seinen treuen Anbetern glaube ich ihm auch nicht ganz. Für mich ist es mangelndes Vertrauen in die Stärke und Treue ihres Glaubens. Das setzt natürlich voraus, dass die Interpretation der WTG richtig ist und es den Gott der Bibel wirklich gibt.
"Ein merkwürdiger Steinbruch, der da bei Linz in
Österreich in Betrieb ist! Wie es scheint, genügen zwölf Monate Arbeit, um
auch aus dem gesündesten Menschen eine Leiche zu machen. Wenigstens hat
diese Zeit genügt, um August Kraft aus Wien und Otto Buchta aus Brünn zu
Tode zu bringen. Sie beide hatten ihrem Gott seit Jahren in aller Treue
gedient August Kraft war sogar über fünfundzwanzig Jahre ein treuer Zeuge
des Höchsten. Wegen ihrer christlichen Ueberzeugung wurden sie von den Nazis
in jenen Steinbruch verbannt, zu Zwangsarbeit unter Aufsicht der üblichen
Konzentrationslager-Wachtmannschaften.
Beide Männer, Zeugen Jehovas, waren gesund und sind nun trotzdem nach so
kurzer Zeit gestorben, "an Herzschwäche", wie gemeldet wurde."
"Eine Schlappe der Katholischen Aktion auf den
Fidschi-Inseln
Auf den Fidschi-Inseln, die zum Britischen Kolonialbesitz gehören, ist seit
Jahren ein Kampf um die Redefreiheit im Gange. Schon im Jahre 1932 verhängte
man über einen Vertreter der Watch Tower Bible and Trost Society ein
Redeverbot. 1936 wurde biblische Literatur dieser Gesellschaft auf Anweisung
der Kolonialverwaltung vernichtet, im Juli 1938 ein Verbot verschiedener
Schriften und Schallplatten der Gesellschaft erlassen, am 29. März 1939 der
bloße Besitz solcher Schriften unter schwere Strafe gestellt. Für ein Gebiet
unter britischer Verwaltung sind das ganz ungewöhnliche Maßnahme.
Diese Vorgänge meint man wie folgt interpretieren zu können:
Wie erklären sie sich?
Diese unbritische Drosselung der Freiheit war auf römisch-katholischen
Einfluß zurückzuführen. Dieser macht sich besonders in Kolonialverwaltungen
immer stärker geltend. In den Kolonien, weit abseits vom Mutterland mit
seiner freiheitlichen, den römischen Begriffen schwer angleichbaren
Tradition, suchen Sendlinge des Papsttums nach Eroberung von
Staatsstellungen zu erreichen, daß unter britischer Flagge
papistisch-faschistische Zustände herrschen. So erklärt es sich, daß an
solchen Außenposten des britischen Weltreiches oft erbittert um die
Freiheitsrechte der Bürger gekämpft werden muß. Auf den Fidschi-Inseln hatte
dieser Kampf vollen Erfolg.
Alle Beschränkungen gegen die Watch Tower Society wurden aufgehoben. ...
Weiter geht's mit der Aussage:
In der Nummer vom 13. Dezember 1939 berichtete nun die australische Ausgabe von TROST ("Consolation"), daß der Gouverneur der Fidschi-Inseln dem Vertreter der Watch Tower Society eine Audienz gewährte und auf Grund der dabei erhaltenen Informationen von Amts wegen die Tätigkeit der Gesellschaft guthieß. Literaturverbreitung, öffentliche Vorträge und Tondienst mit Lautsprecherwagen etc. gehen nun völlig ungehindert vor sich ...
Seinen wesentlichen Kommentar sieht "Trost" wohl in der Aussage:
Die Katholische Aktion hat also eine Niederlage
erlitten. Broschüren wie SCHAU DEN TATSACHEN INS AUGE (in Englisch: FACE THE
FACTS), die den Römlingen besonders unangenehm sind, weil sie die
faschistenfreundlichen Umtriebe der römisch-katholischen Hierarchie
aufdecken, finden nunmehr wieder ungehindert ihren Weg unters Volk, und die
Einwohner auch jener abseitigen Inseln lernen auf diese Weise, wovor sie
sich hüten müssen, um nicht ihre Freiheit und damit die Gelegenheit zu
verlieren, sich ungehindert über Gottes Vorkehrung zur Errettung der
gutgesinnten Menschen zu unterrichten.
Auf den Fidschi-Inseln in der Südsee herrscht also wieder mehr Freiheit. So
wenig Freiheit wie in den meisten europäischen Ländern war dort ja noch nie.
Es ist der zweifelhafte Ruhm Europas, sich führend zu wähnen und dabei unter
allen Erdteilen in der Anwendung der Menschenrechte am rückständigsten zu
sein."
In der einer weiteren "Trost"-Ausgabe (1. 6. 1940) sind die Fidschinseln der WTG erneut eine Erfolgsmeldung wert. Ihrzufolge hätte man dort auch eine WTG-Broschüre zum Thema "Hölle" verbreitet.
"Als jene Broschüre erschien, wurde einem Zeugen
Jehovas von einem führenden Methodisten-Missionar auf den Fidschi-Inseln,
einem gewissen MacDonald, gesagt:
"Mit dieser Broschüre sollten Sie sich nicht abgeben; es ist eine
verderbliche Schrift" - "Wieso? ... -
"Ja", antwortete darauf dieser Geistliche,
"ich weiß schon, daß es wahr ist; den Eingeborenen aber müssen wir die Hölle
als einen rotglühenden Ort wirklicher Qual schildern, sonst werden wir sie
nicht so weit einschüchtern können, daß sie die Kirche besuchen!"
Welchen Stellenwert im gleichen Kontext die eigenen Harmagedon-Lehren
wahrnehmen, darüber allerdings reflektierte "Trost" nicht.
Um noch etwas Salz in die WTG-Euphoriesuppe die Fidschinseln betreffend
hereinzustreuen, sei noch auf einen etwas neueren Kommentar, auch jenes Land
betreffend, hingewiesen.
Im Tausch gegen ein Linsengericht
"Im "Elsässer" veröffentlicht ein Jesuitenpater, R. P. Delattre, J. S. einen Artikel über die Schuld der deutschen Katholiken. Im Interesse der geschichtlichen Wahrheit sollen hier seine Ausführungen wiedergegeben werden.
Es hat sehr lange gedauert, bis den deutschen
Katholiken über das wahre Wesen des Nationalsozialismus die Augen geöffnet
wurden.
Im Februar 1933 begrüßte die deutsche katholische Presse wie auf ein
gegebenes Signal die Morgenröte des neuen Regimes. In Köln feierten am 6.
März katholische Jugendorganisationen den Sieg des Nationalsozialismus über
die stark betonte kommunistische Gefahr.
Vierzehn Tage später kapitulierte im Reichstag die Zentrumspartei. Sie ließ
ihren sozialdemokratischen Bundesgenossen im Stich und lieferte durch ihre
Zustimmung zu den verlangten Vollmachten das Deutsche Reich mit Haut und
Haaren an Hitler aus.
Die einflußreichsten Abgeordneten waren gegen die Bewilligung der
Vollmachten: "Den Zusagen und Versprechungen der Hitlerianer darf man nicht
über den Weg trauen. Bei einem Reichskonkordat wären wir die Betrogenen."
Aber die Herren Kaas und Lauscher waren anderer Ansicht:
"Die französische Republik ist nur durch die Opposition der Katholiken
antiklerikal geworden. Die nationalsozialistische Revolution ist vor allem
eine deutsche, eine nationale Bewegung. Sie kämpft gegen den Kommunismus.
Die Kirche kann mit jedem Regime zusammenarbeiten. Man soll nicht wieder
einen Vorwand liefern, daß die deutschen Katholiken die Einheit der Nation
stören. Im Interesse des deutschen Katholizismus muß man Vertrauen haben und
sich zu einer großzügigen Handlungsweise entschließen."
Vor diesem Argument, dem "Interesse der Kirche", beugten sich die Laien
schweren Herzens. Wohlverstanden, die demokratisch gesinnten Laien. Denn die
katholische Aristokratie hatte unter Führung von Papens das Zentrum bereits
verlassen, sich mit Hitler verbündet und erntete jetzt den Dank in Form von
zahlreichen Oberpräsidentenstellen.
Es ist nützlich, daran zu erinnern, daß auch an den Universitäten die
katholischen Professoren und Studenten dem Nationalsozialismus freundlich
gesinnt waren. Sogar innerhalb der Hierarchie selbst schlossen sich der
Erzbischof von Freiburg und der Bischof von Osnabrück der Bewegung an und
boten auf der Fuldaer Bischofskonferenz den Kardinalen Bertram und Faulhaber
die Stirn.
Anfangs Juli schien die Ankündigung eines Reichskonkordats den Optimisten
recht zu geben. Nie noch wurde ein Konkordat mit solcher Geschwindigkeit
abgeschlossen. Wollte der Vatikan den Kulturkampf, der gegen die Juden und
die Protestanten bereits begonnen hatte, von den Katholiken abwenden?
Jedenfalls wurde die Ankündigung von den Katholiken mit Jubel aufgenommen
und von den Nationalsozialisten mit Zähneknirschen begrüßt.
In Maria-Laach fand vom 21. bis 23. Juli eine Tagung des katholischen
Akademikerverbandes statt, um über die Haltung der Katholiken zum
Nationalsozialismus zu beraten. 150 Mitglieder nahmen daran teil, darunter
die höchsten Persönlichkeiten. Ganz zuletzt entstieg Herr von Papen dem
Flugzeug, aus Rom kommend, wo er soeben das Konkordat unterzeichnet hatte.
Der Jubel glich einem Delirium. Man glaubte, der Neubegründung des Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation beizuwohnen, das uneigennützigerweise den
Kampf gegen Bolschewismus und Gottlosigkeit aufnehmen werde.
"Ich habe dem Heiligen Vater versprochen", sagte von Papen in seiner
Begrüßungsansprache, "daß er vom Deutschen Reich keine Enttäuschungen
erleben werde, und daß sich die Feindseligkeiten der liberalen und
sozialistischen Epoche niemals wiederholen würden . . ."
Die Mehrzahl der Anwesenden, ob zwar mißtrauischen Herzens, sprach dem
Vizekanzler von Papen öffentlich ihren Dank aus, und man liest nur mit
Bewegung die Dankadresse, die damals im Namen der Bischofskonferenz an
Hitler gerichtet wurde.
Der Verfasser von "Mein Kampf" ist derselbe Mann, der bei seiner letzten
Zusammenkunft mit Kardinal Faulhaber die Worte sprach: "Eine romfreie
Nationalkirche ist mein Ziel, und ich werde es erreichen." Es ist bekannt,
daß diese Äußerung der unmittelbare Anlaß für die Abreise der deutschen
Kardinale und Bischöfe zur Berichterstattung nach Rom war, in deren Gefolge
die Enzyklika "Mit brennender Sorge" erschien."
"Am Anfang dieses Jahres hat der Führer der
sowjetrussischen Gottlosenverbände, Jaroslawski, eine Botschaft an die
Gottlosen erlassen, in der es u. a. heißt:
"Gottlose der Sowjetunion und der übrigen Welt! Im Jahre 1939 ist es der
Gottlosenbewegung gelungen, große Erfolge zu erzielen. Diese Erfolge sind
nur der Taktik und dem Genie Stalins zu verdanken. Die Rote Armee hat in
Osteuropa neue Gebiete erobert, die Fahne des Atheismus ist näher nach
Westeuropa gebracht worden. Im Jahre 1940 wird der Kampf mit ganzer Energie
weitergeführt, die Parole heißt: .Atheisten, vorwärts für die Weltrevolution
und für den Stalinismus''
Jaroslawski erklärte weiter, daß die Regierung der Sowjetunion mit allen
Mitteln die Gottlosenbewegung stütze, denn diese Organisation gelte heute
als die wichtigste staatliche Körperschaft. Am Schluß der Botschaft heißt
es:
"Der Kampf in Finnland hat erwiesen, wie groß der Haß gegen den Atheismus
ist. Die Kirche ist schuld an dem Tod von tausenden sowjetrussischen
Gottlosen, die in den Reihen der Roten Armee gegen das Christentum
kämpften."
Als Kontrast dazu zitiert "Trost" dann noch eine Meldung aus
Hitlerdeutschland:
"So schreibt Bischof Tügel in der "Hamburger Kirchenzeitung" u. a.:
"Gerade in dem Augenblick, da unsere Kirchenzeitung druckfertig ist, erfolgt die deutsche Bekanntgabe der Zahl der Opfer unserer Volksdeutschen im ehemaligen Polen. Ein wahrhaft erschütternder Beweis für eine Unsumme von Qual und Tod, für die jener kulturlose Staat verantwortlich ist, der durch Gottes gerechtes Gericht seine wohlverdiente Erledigung gefunden hat und für dessen sinnlose Verblendung allein jenes England haftet, dem der deutsche Abwehrkampt bis zum endgültigen Siege gilt".
Damit hat aber "Trost" seine Munition noch keineswegs verschossen. Es wurde offenbar weiter fündig. Zum Beispiel mit der Meldung:
"Vor ein paar Wochen wurde in der römisch-
katholischen Westminsterkathedrale von London einmal schnelle Arbeit
geleistet. Ein Zweiundzwanzigjähriger, für Militärdienst aufgeboten, wollte
einen Tag vorm Einrücken noch schnell zum Katholizismus übertreten und
katholisch getauft werden. Er bekam was er wollte, nämlich: um acht Uhr
wurde er getauft, halb neun war die Firmung, um neun die Trauung, und
anschließend empfing er zum ersten Male die "Kommunion".
Ob er noch kurz vorm Abmarsch zum Militärdienst sicher sein wollte, der "alleinseligmachenden
Kirche" anzugehören, oder ob er seine Frau nicht bekommen konnte, ohne
katholisch zu werden, setzt der Bericht nicht näher auseinander. Jedenfalls
haben ihn die Priester im Handumdrehen mit dem Gewünschten versorgt, und
diese Leistung kann sich fast sehen lassen neben den "Totenbettbekehrungen",
wo einer; der sein ganzes Leben lang ein Verbrecher war, angeblich noch in
letzter Minute vom Priester vor der Hölle bewahrt wird, oder die Sache kann
sich sehen lassen neben den "Nottaufen", wo das Geschick eines ungetauften
Kindes angeblich auch nur von der Schnelligkeit des Priesters abhängt und
ein paar Sekunden vor dem Tode entschieden
wird....
"Gerade in dem Augenblick, da unsere Kirchenzeitung druckfertig ist, erfolgt die deutsche Bekanntgabe der Zahl der Opfer unserer Volksdeutschen im ehemaligen Polen. Ein wahrhaft erschütternder Beweis für eine Unsumme von Qual und Tod, für die jener kulturlose Staat verantwortlich ist, der durch Gottes gerechtes Gericht seine wohlverdiente Erledigung gefunden hat und für dessen sinnlose Verblendung allein jenes England haftet, dem der deutsche Abwehrkampt bis zum endgültigen Siege gilt".
Exkurs Tügel
Was den mit genannten Hamburger Bischof Tügel anbelangt, so ist erst mal
festzustellen:
Bischof wurde der erst zu Nazizeiten. Gleichwohl ist er nicht untypisch für die
Konjunkturritter, die da mit dem aufkommen des Nazismus, auch ihre ganz
persönliche Karrierechance witterten. Die nazistisch infiltrierten "Deutschen
Christen" machten es halt möglich, das solche Karriereritter ihren Konkurrenten
zu Nazizeiten lehrten, wer wohl die stärkeren Ellbogen habe. Selbstredend, da
hatten die "Deutschen Christen" ja überhaupt keinen Zweifel, sie selbst.
Hans Prolingheuer etwa notiert in seiner "Kleinen politischen Kirchengeschichte.
Fünfzig Jahre Evangelischer Kirchenkampf von 1919 bis 1969":
"Nicht die Theologie trennt uns, sondern die Politik. Wir müssen das feststellen, wenn wir zum Frieden kommen sollen." Das war die Antwort der "Deutschen Christen" auf Karl Barths zeitgenössische Kampfschrift "Theologische Existenz heute!", die der spätere Hamburger Nazi-Bischof Franz Tügel im August 1933 Karl Barth entgegenschleuderte".
Man kann vielleicht weiter gehen und unterstellen. Barth konnte sich dann in
Deutschland nicht mehr allzulange als Universitätslehrer halten. Er hatte
immerhin die Option, sich in die Schweiz zurückzuziehen. Das besagter Tügel mit
seinen Teil dazu beitrug, Barth aus Deutschland zu vergraulen.
Allerdings auch Tügels Karriere sollte noch einen Knacks erfahren. Das
Naziregime befand nämlich. Die "Deutschen Christen" hätten es nicht geschafft,
ihre Kritiker wirklich mundtot zu machen. Vor allem ging den Nazis auf die
Nerven, dass die Auslandspresse des langen und breiten über den deutschen
"Kirchenkampf" berichtete. In dieser Konsequenz wurde schon Ende 1933 die
Nazipolitik "umgeschaltetet". Nunmehr bekamen auch die "Deutschen Christen" bei
ihrem Anspruch die "besseren Nazis" zu sein, auch noch Konkurrenz, in Form der
"Deutschgläubigen", die zunehmend ebenfalls versuchten, den öffentlichen Diskurs
zu beherrschen. Diese sich auch NSDAP-parteimäßiger Protektion erfreuenden
Kreise, drohten zusehends den Alleinvertretungsanspruch der "Deutschen Christen"
zu konterkarrieren.
Und damit hatte eben auch Tügel zu kämpfen.
Das in Karlsbad im Exil erscheinende Sozialdemokratische Blatt "Neuer Vorwärts"
nahm in seiner Ausgabe vom 5. November 1933, auch auf Tügel bezug.
Äußerer Anlass dazu war offenbar eine thematische Notiz, welche in der in
Hitlerdeutschland erscheinenden Wochenschrift "Der Reichswart" vorfindlich war.
Aus ihr wiederum zitierte der "Neue Vorwärts", das Herr Tügel auf einer
Mitgliederversammlumg der "Deutschen Christen" in Hamburg sich mit dem Votum
verbreitet habe:
"Ein Volk, dass sich vom Christentum losgerissen hat geht zugrunde. Aus dieser Erkenntnis folgert, daß Religion nicht Privatsache sein darf, sondern Volkssache sein muß."
Also Tügel votiert für eine Staatskirche brauner Prägung.
Nun aber stand besagter Herausgeber des "Reichswartes" seinerseits wiederum den
Deutschgläubigen nahe. Das Tügel'sche Votum ging auch ihm "gegen den Strich".
Und in dieser Konsequenz polemisiert er dann seinerseits gegen Tügel.
Dazu zitiert dann der Neue Vorwärts"
"Dazu stellt Graf Reventlow fest, daß die
Geschichte dem Herrn Oberkirchenrat Unrecht gebe.
Er verwies dann auf Friedrich den Großen, der sich persönlich auch dem
Christentum entfremdet hatte.
Und fragt dann:
"Ist durch ihn das Volk der Preußen zugrunde gegangen?
Friedrich der Große hat im schärfsten Gegensatz zur Forderung des
Oberkirchenrats Tügel "nach seiner Fasson selig werden" lassen. Ist darüber
programmäßig Preußen zugrunde gegangen ?
Die Dinge liegen umgekehrt denn die Geschichte zeigt, daß diejenigen Völker
zugrunde gingen, in denen Gewissenszwang herrschte."
Und weiter der "Neue Vorwärts"
"Die letzten Worte sind im Original fett gedruckt, wodurch noch besonders unterstrichen wird, daß der Protest sich nicht nur gegen den Oberkirchenrat Tügel richtet, sondern auch und vor allem gegen das gesamte vom Wehrkreispfarrer Müller kommandierte System der Unterjochung der evangelischen Kirche, das in den Kreisen der Geistlichen wie der Kirchenmitglieder eine ungeheure Erbitterung ausgelöst hat."
Kurt Meier etwa erwähnt in seinem "Der evangelische Kirchenkampf" mit:
"Auf die unvertretbare Behinderung kirchlicher
Kundgebungen gegen die deutschgläubige Propaganda durch Verbot, öffentliche
Versammlungsräume zu benutzen, wies der deutschchristliche Landesbischof
Franz Tügel in Hamburg hin. Während (der Protagonst der Deutschgläubigen)
Hauer im Versammlungssaal des Hauses der Deutschen Arbeit in Hamburg über
das Thema "Kann ein Deutscher Christ sein?" vortragen konnte, wurde der
deutschchristlich bestimmten Kirchenbehörde ein öffentlicher
Versammlungsraum nicht bewilligt; der Gegenvortrag wurde in der Kirche
abgehalten. In einer dort verlesenen Erklärung Tügels hieß es:
"Wir fügen uns in unbedingter Disziplin den Anordnungen der Behörde, aber
als lutherischer Bischof und Nationalsozialist weiß ich mich doch
verpflichtet, die ernste Frage aufzuwerfen, ob ein Generalverbot für
kirchliche Veranstaltungen in weltlichen Räumen heute wirklich zu Recht
besteht ..."
So hatte sich Tügel das eigentlich nicht vorgestellt, wie es dann gekommen ist. Er war ja schon vor 1933 einer, der an den Nazis meinte nur gutes zu entdecken. Und vor 1933 war solch eine Position in breiten kirchlichen Kreisen, noch nicht unbedingt konsensfähig. Da waren "Schrittmacher" vonnöten. Einer dieser war unfraglich auch Tügel, etwa mit seinem 1932 erschienenen Buch:
"Wer bist Du? Fragen der Kirche an den
Nationalsozialismus
Beantwortet von Franz Tügel, Pastor an der Gnadenkirche in Hamburg"
Seine Kernthese bestand in der Feststellung, dass in der Sowjetunion, aufgrund der dortigen politischen Verhältnisse, ein massiver Machtverlust der Kirchen zu beklagen sei. Bezugnehmend auf Deutschland äußert er dann:
"Man vergegenwärtige sich die Lage. Die kommunistische Partei schließt das Christentum als "Opium für das Volk" grundsätzlich aus - alle von "religiösen Sozialisten" hier und da behaupteten Abschwächungen sind blanker Unsinn -, die Sozialdemokratie läßt nach ihrem Programm Religion "Privatsache" sein; tatsächlich ist auch hier Bekämpfung des Christentums fast überall Parteisache, wie die zahllosen Beispiele aus der Wirklichkeit und das Gesicht ihrer Presse zeigen. Hier aber stellt eine Partei, die im Sturm einer seit den Freiheitskriegen nicht erlebten Volksbewegung den Rahmen einer Partei weit übergreift einfach fest, daß der Standpunkt eines positiven Christentums Parteisache und damit nicht Privatsache, sondern Volkssache sei. Ist das nichts? Ist das nicht alles, was man verlangen kann? Ja, das ist alles, was man verlangen kann." (S. 34, 35)
Tügel meint dann feststellen zu können:
"Hier aber stellt eine Partei, die im Sturm einer seit den Freiheitskriegen nicht erlebten Volksbewegung den Rahmen einer Partei weit übergreift einfach fest, dass der Standpunkt eines positiven Christentums Parteisache und damit nicht Privatsache, sondern Volkssache sei. Ist das nichts? Ist das nicht alles, was man verlangen kann? Ja, dass ist alles, was man verlangen kann. Man wird doch dem Feuerwehrmann, der die Leiter zum Dachbrand des Hauses hinaufstürzt, um zu retten, was zu retten ist, nicht nachklettern, weil man entdeckt, dass seine Uniform nicht korrekt zugeknöpft ist." (S. 39)
Durch eine geschickte Taktik versuchte das Hitlerregime in den Anfangstagen den Eindruck zu erwecken, man sei "kirchenfreundlich". Lewy referiert diesbezüglich:
"Die preußische Regierung hatte am 22. Februar die allmähliche Abschaffung interkonfessioneller Schulen beschlossen und den Religionsunterricht an Berufsschulen wieder eingeführt. … Ein am 27. Februar verkündetes Gesetz erkannte sieben katholische Feste als gesetzliche Feiertage an. … Als am 13. April in Bayern die "Ernsten Bibelforscher" unterdrückt wurden, akzeptierte die Kirche sogar die Anweisung des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, jedes Mitglied dieser Sekte anzuzeigen, dass noch weiterhin die verbotene Religion ausübe. Der im Werden begriffene totalitäre Staat ließ die besonderen Gruppeninteressen der katholischen Kirche unangetastet. Unter diesen Umständen fiel es der Kirche nicht schwer, Frieden mit ihm zu schließen."
Diese Taktik ließ vorerst die Erkenntnis verdrängen, dass der Chefredakteur des "Völkischen Beobachters" bereits 1922 erklärte:
"Wir können nicht mehr nachplappern, was betrunkene Mönche auf Räubersynoden beschlossen haben, wir haben die Kinderschuhe ausgetreten und das Bewusstsein unserer selbst dämmert immer deutlicher."
Aber eben, diese Zurückhaltung sollte nicht allzu lange vorhalten. 1933
mussten die Antiklerikalen in der NSDAP sich noch in die Deckung zurückziehen.
Aber aufgrund der tagespolitischen Situation konnten sie schon ab 1934
deutlicher in Erscheinung treten.
In Verteidigung seines heftig umkämpften Buches "Der Mythus des 20.
Jahrhunderts" erklärte Rosenberg 1935:
"Ich stehe durchaus auf den gleichen Standpunkt wie der Papst, dass die wirklich gläubigen Katholiken mein Buch nicht lesen sollten. Es ist, wie ich ausdrücklich erklärte, gar nicht für sie geschrieben. Sie sollen ihren Lebensgang innerhalb ihres Glaubensbekenntnisses ungestört zu Ende gehen und jede Werbung für mein Buch innerhalb des gläubigen Klerus oder der gläubigen Anhängerschaft hat zu unterbleiben. Es gibt aber viele Millionen in Deutschland, die innerlich schon längst Abkehr gehalten haben, ohne das sie eine Form fanden, die ihrem inneren Erleben jenen Rahmen schuf, der notwendig ist, um aus Millionen Einzelseelen eine Ganzheit mit innerlicher Haltung zu schaffen."
1937 erklärte er dann:
"Es ist eine Kulturschande, dass wir Menschen des 20. Jahrhunderts uns mit derartigen Dingen noch herumschlagen müssen. Alle die Legenden, Wundererzählungen usw. haben mit echter Religion überhaupt nichts zu tun: das Himmelreich ist inwendig in uns. Aber da nun eine zweifellos starke Macht wie die römische Kirche diesen Unsinn noch als seelische Einwirkung zu gebrauchen weiß, so muss er zur Rettung des sonst notwendig dem Atheismus zutreibenden Menschen ein für allemal überwunden werden."
Mit diesen Ausführungen dürfte Rosenberg seine Gegner wohl kaum "besänftigt" haben. In den unter Ausnutzung taktischer Möglichkeiten innerhalb des Katholizismus weitverbreiteten "Studien zum Mythus des XX. Jahrhunderts" heißt es denn auch eindeutig:
"Es gibt nicht nur einen materialistischen Atheismus des Freidenkertums, sondern auch einen idealistisch-organischen Atheismus des nordisch Religiösen."
Um nochmals auf das 1932er Buch von Tügel zurückzukommen. Neben den bereits aus ihm gebrachten Zitaten sei dann noch aus ihm zitiert (kommentarlos):
"Die katholische Kirche hat der nationalsozialistischen Bewegung eine glatte Absage erteilt. Ist ihr Verhalten auch nicht überall so feindselig wie das des Mainzer Bischofs, so hat doch die Konferenz der Bischöfe im wesentlichen die Ablehnung gutgeheißen. Angeblich erfolgt sie auf Grund des Rassenstandpunktes der Bewegung, tatsächlich dürfte die Entscheidung aus machtpolitischen Gründen erfolgt sein." S. 7)
Weiter:
"Man hat mir oft von christlicher Seite
entgegengehalten, daß eine politische Partei, die mit solchen Methoden
arbeite, eine solche Sprache rede, mit solchen "Terror" und Fanatismus
vorgehe wie der Nationalsozialismus, unmöglich von der Kirche freundlich
angesehen werden könne. Ich habe dazu immer nur lachen können. Denn es
spricht aus solcher Beurteilung nicht der Geist des Christentums, sondern
des Spießbürgertums, des in die Revolution von 1918 wie ein Träumender
hineingeschleudert wurde und das in diesem Traumzustand mit kurzen
Unterbrechungen bis heute sein Leben fristet und das Elend der Nation nur
noch als Schicksal empfindet. ...
"Terror kann nur durch Terror gebrochen werden". Der Führer des
Nationalsozialismus hat es erkannt, und seine Bewegung hat danach gehandelt.
Wo geistige Waffen versagen, muß die Bahn für ihre Anwendung erst einmal
wieder freigemacht werden. Wir Christen sollten das nicht verdächtigen,
sondern restlos in Ordnung finden. (S. 20, 21)
Und auch dieses Votum;
Darum haben auch die Worte des Führers, selbst
wo sie den Herrn nicht nennen, stets den leisen ehrfurchtsvollen Unterton,
dem er zuweilen klaren Ausdruck gibt: "So glaube ich heute im Sinne des
allmächtigen Schöpfers zu handeln ..." (Hitler, Mein Kampf, 1930; S. 70).
Das Jammerbild der zerschlagenen und durch den Staat verfolgten Kirche
Rußlands ruft in mir (Tügel) keine Neigung wach, ein gleiches mit meiner
Kirche zu erleben. Wir wollen kein Martyrium, ehe nicht alle Möglichkeiten
der Abwehr und des Angriffs erschöpft sind. Darum stimmen wir zu, wenn das
tapfere Wochenblatt "Licht und Leben" mehr als einmal die Armee der
"Braunhemden" als Schützer unser aller angesprochen hat. (S. 26)
Und weiter:
"Ist Hitler romhörig? Zweifellos stammt diese Frage aus dem Wörterbuch des "Tannenbergbundes", der in der hoffnungslosen Verrantheit seines Wütens gegen die nationale Bewegung wie gegen die christliche Kirche nicht selten selbst die kommunistische Agitation zu überbieten scheint. Diese Leute sollen sich ruhig austoben; insofern nehmen wir diese Frage nicht ernst." (S. 45)
Auch dieses Zitat noch
"Wir wollen die Rassenfrage innerhalb deren Freunde und Gegner des Nationalsozialismus das Judenproblem meistens erörtern, hier beiseite lassen, wie ich überhaupt finde, daß diese Frage ebensowenig wie die Frage der wirtschaftlichen Seite des Programms der Bewegung, Gegenstand kirchlicher Kritik sein kann." (S. 50)
"Die Rosenbergschen Gedanken, die wir als Christen mit unsrer Kirche ablehnen, sogar soweit ablehnen, daß wir sie für untragbar und unmöglich halten, spielen tatsächlich in der Bewegung keine irgendwie namhafte Rolle." (S. 61)
Mit letzterem Votum dürfte sich allerdings auch Tügel, grundlegend geirrt
haben.
http://books.google.com/books?id=ItjjAAAAMAAJ&q=t%C3%BCgel+wer+bist+du&dq=t%C3%BCgel+wer+bist+du&hl=de&cd=16
http://books.google.com/books?id=CN9tAAAAMAAJ&q=t%C3%BCgel+wer+bist+du&dq=t%C3%BCgel+wer+bist+du&hl=de&cd=20
"Nach zwei Tagen Aufenthalt in Palma wußte ich
sicher, daß hier nur die Kirche regiert. ...
Ein interessanter Fall, der einer gewissen Komik nicht entbehrt, betrifft
einen Mann, dessen Name weit über die Insel hinaus einen guten Klang
besitzt. Er ist Komponist...
In der Anklageschrift, von deren Inhalt ich Kenntnis erhielt, sind unter
anderem folgende Punkte enthalten, die mehr verraten, als in einem langen
Aufsatz geschrieben werden kann:
" ... wird angeklagt, weil er Chopin-Konzerte veranstaltete, obwohl alle
Welt weiß, daß dieser Chopin einstmals in Mallorca mit einer Frau
zusammenlebte (Georges Sand), die in Hosen herumlief und den Skandal von
ganz Valle de Mosa (Villenort bei Palma) darstellte."
Und weiter: "wird angeklagt, weil er sich nicht scheute, weltliche Konzerte
(Chopin, Beethoven, Mozart) in einer Kapelle zu veranstalten."
"Vor Gericht in Neusüdwales
"Dies hier sind die beiden Bücher LICHT mit einer Erklärung der
Offenbarung", sagte William Hyde von Blayney (Neusüdwales, Australien) zu
Frau Davis, als er am Sonntag, dem 8. Oktober 1939 bei seiner
Zeugnistätigkeit für Gottes Königreich auch an der Tür ihrer Wohnung in
Blayney, Warrendinestr. 8, war. Sie könne diese beiden Bücher für einen
Unkostenbeitrag von 2 Schilling bekommen, sagte er ihr, und übergab ihr ein
Buch zum Anschauen.
Frau Davis nahm es wortlos entgegen, schleuderte es hinter sich in den
Korridor, versetzte der am Boden stehenden Büchertasche des Zeugen Jehovas
einen Fußtritt und sagte ihm, er solle sich fortscheren. Sie weigerte sich,
das Buch zurückzugeben.
Herr Hyde ging und kam mit einem Gefährten zurück, der in der Nähe tätig
gewesen war. Das geschah ein Viertel vor 11 Uhr. Sie sprachen auch mit dem
Gatten der Frau Davis, gaben ihr bis Mittag Zeit, das Buch zurückzugeben,
und als sie es auch dann nicht bekamen, ging Herr Hyde nachmittags um drei
Uhr mit einem andern Zeugen Jehovas zum dritten Male zu ihr zurück und sagte
ihr, er werde sich gerichtlich sein Recht verschaffen. Dementsprechend
erstattete er Anzeige.
Weiter geht es mit dem Kommentar:
Wie bei der Gerichtsverhandlung zutage trat,
steckte hinter der starren Weigerung der Frau Davis, ein Buch zurückzugeben,
das ihr nicht gehörte, die katholische Geistlichkeit. Man hatte für Frau
Davis einen der gerissensten Anwälte jener Gegend, Mr. Whiteley, bestellt.
Vor Gericht machte Herr Hyde seine Aussagen dem Sachverhalt entsprechend,
und Alan Philpott von Orange, der mit Hyde gemeinsam tätig gewesen war und
zu jener Zeit an der Tür des Nachbarhauses gestanden hatte, sagte vor
Gericht aus, gesehen zu haben, daß Frau Davis ein Buch mit Purpureinband
(die Farbe des Buches LICHT) in der Hand hielt. Kurz darauf sei er mit Hyde
wegen Rückgabe des Buches zu Frau Davis gegangen.
Indes:
Frau Davis gab vor Gericht eine ganz andere
Darstellung. Sie sagte, Hyde habe ihr eine Karte in einer Zellophanhülle
gegeben, die zu lesen sie nicht Zeit gehabt hätte. Darauf habe Hyde ihr eine
Broschüre "Faschismus oder Freiheit" überreicht, wegen deren Umschlag sie
ihm gesagt habe: "Sie sind gegen die Katholiken, nicht wahr?" Dann habe sie
ihm einen Schub gegeben und seiner Büchertasche einen Fußtritt versetzt. Die
Broschüre habe sie von ihm zum Lesen erhalten, und darum die Rückgabe
verweigert. Das Buch LICHT habe sie überhaupt nicht bekommen.
Diese Aussage, daß Frau Davis nur eine Broschüre, nicht aber das Buch
erhalten habe, wurde von ihrer Nachbarin, Frau Ryan, bestätigt.
Aber
Irgendwelche weiteren Unterlagen als diese sich
widersprechenden Aussagen lagen dem Gericht nicht vor. Es hatte nun zu
entscheiden, welche der beiden Parteien gelogen hat. Es war natürlich nicht
nur ein Streit um zweierlei Aussagen. Vielmehr ging es darum, ob Herr Hyde
und sein Gefährte gegen Frau Davis mit erlogenen Anschuldigungen falsche
Anklage erhoben hätten oder nicht.
Das Gericht war nun zum größten Teil auf den persönlichen Eindruck
angewiesen, den die beiden Parteien machten: auf der einen Seite zwei Zeugen
Jehovas, die erklärten, das Buch LICHT sei abgegeben worden, auf der andern
Seite zwei Frauen, die behaupteten, es wäre kein Buch, sondern eine
Broschüre gewesen ...
Das Ende vom Lied:
Nach zwanzig Minuten abschließender Prüfung der Aussagen und aller Umstände, entschied Richter Donaldson wie folgt
Und zwar so
"Das Urteil des Gerichts fällt zugunsten des Klägers, William Hyde, aus. Die Beklagte, Frau Davis, wird zur Rückgabe des Buches LICHT oder zur Zahlung des Buchpreises von einem Schilling, ferner zur Entrichtung von 3 ½ Pfund Sterling angewiesen."
Damit ist die Story noch nicht zu Ende
Gegen die Kostenverfügung erhob Frau Davis
Verteidiger sofort Einspruch. (Daß seine Mandantin das Buch bekommen hatte,
war offenbar auch seine Überzeugung.) Er beantragte, das Urteil erst in
einundzwanzig Tagen rechtskräftig werden zu lassen. Offensichtlich wollte
der katholische Klerus die Zwischenzeit ausnutzen, um durch private, geheime
Einflußnahme das Urteil umzustoßen.
Den Zeugen Jehovas wurde gesagt: "Wenn Whiteley (Frau Davis' Anwalt)
Berufung einlegt, hat er sicher etwas gefunden, um Euch in der zweiten
Instanz hereinzulegen. Er ist sehr schlau." In Wirklichkeit benahm er sich
dann bei der Berufungsverhandlung höchst kindisch und war völlig verwirrt.
Über das Urteil der Berufungsinstanz, im Februar 1940 gefällt, berichtete
die Zeitung "Orange Advocate":
"Der Einspruch, den Frau Mary Davis im Nachgang zu einem von Jehovas Zeugen kürzlich veranlaßten Polizeigerichtsverfahren wegen Zurückhaltung eines Buches erhoben hatte, wurde gestern von Richter Shortland abgewiesen."
Als eigener Kommentar von "Trost" dazu wird dann noch geäußert
Wenn man nicht nur an das Buch (eine kleine Sache) und an den einen Schilling (ein kleiner Betrag, nichtssagend, ... sondern daran denkt, daß sich hier zwei verhetzte Katholikinnen, ihre geistlichen Berater und ein schlauer Rechtsanwalt gegen Zeugen Jehovas verschworen hatten, um sie vor Gericht als Lügner erscheinen zu lassen, dann sieht dieser Fall durchaus nicht geringfügig aus ..."
"Im "Daily Herald", London, schreibt Hannen Swatfer, daß die sogenannte Oxfordbewegung neben andern Bestrebungen von den Nazis als Deckmantel für ihre Propaganda in Skandinavien benutzt worden sei. In den führenden Kreisen der Oxfordleute sind überhaupt große Sympathien für die Nazis zu finden. Wie es scheint, haben sie ihren Verstand gegen Gefühle eingetauscht, und zwar gegen Gefühle recht zweifelhafter Art."
Man vergleiche dazu auch die früheren Kommentare von "Trost" ("Goldenes
Zeitalter") zum selben Thema in:
Parsimony.22808
"Sie werden auf die Liste derer gesetzt, die aus Gewissensgründen gegen den Militärdienst Einwände erheben, und können Ihre gegenwärtige Beschäftigung beibehalten."
Das im internationalem Maßstab gesehen, ein solches Urteil, zu der Zeit,
durchaus nicht verallgemeinerungsfähig war und ist, dürfte aber auch offen
zutage liegen.
Nun denn, glaubten Richter in Großbritannien, liberal entscheiden zu können, ist
sicherlich nichts dagegen einzuwenden. Andernorts, und das weiß man auch, gibt
es diese Liberalität nicht.
Der als Verteidiger amtierende Zeuge Jehovas, hat dann noch eine Art Protokoll
angefertigt, welches in "Trost" publiziziert wurde. Aus seiner
Bilderbuch-Argumentation seien daraus einmal die nachfolgenden Passagen zitiert:
"Vorsitzender: Wie ich sehe, arbeiten sie im Transportgewerbe.
Mr. Cousins: Ja, ich bin als Elektriker für Güterfuhrwerke beschäftigt.
Vorsitzender: Welcher Kirche gehören Sie an?
Mr. Cousins: Keiner. Ich bin ein Christ, ein Zeuge Jehovas. Ich predige das Evangelium vom Königreich, das die einzige Hoffnung der Welt ist und für ewig Frieden und Wohlfahrt bringen wird. Religion und Christentum sind nicht dasselbe. ...
Vorsitzender: Würden Sie sich nicht an einem Krieg für eine gerechte Sache beteiligen? Meinen Sie nicht, daß dies ein gerechter Krieg ist?
Mr. Cousins: Nein, es ist kein gerechter Krieg. Es ist ein Krieg zwischen gesetzlosen Menschen, der nicht Gottes Billigung hat.
Vorsitzender: Haben Sie jemals die Offenbarung gelesen?
Mr. Cousins: Das [biblische] Buch der Offenbarung habe ich gelesen.
Vorsitzender: Dort heißt es: "Er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit." Ist das nicht unvereinbar mit Ihrer Ansicht, daß es nicht recht sei, sich am Kriege zu beteiligen?
Mr. Cousins: Jener Krieg ist gerecht; aber das hat Bezug auf Harmagedon.
Vorsitzender: Auch im Alten Testament werden Kriege erwähnt.
Mr. Cousins: Ja, aber jene im Alten Testament
erwähnten Kriege waren von Jehova gebilligt und bezweckten die Vernichtung
der Feinde Gottes. Der gegenwärtige Krieg ist ein Krieg gesetzloser
Menschen; und in einem Kriege, der nicht Gottes Billigung hat, kann ich
keine der Regierungen unterstützen. ...
Jesus Christus hat Harmagedon vorhergesagt mit den Worten: "Dann wird große
Drangsal sein." In dieser Zeit leben wir, und Harmagedon wird sehr bald
kommen.
Vorsitzender: Ist dieser Krieg Harmagedon?
Mr. Füller (Verteidiger): Nein. Harmagedon
geht nicht von Menschen aus, sondern ist die große Schlacht des Tages Gottes
des Allmächtigen, wovon in Offenbarung 16 gesprochen wird.
Viele Leute meinten 1914, es sei Harmagedon; aber das stimmte nicht.
Vorsitzender: Wollen Sie denn damit sagen, daß auf diesen Krieg ein dritter Krieg folgen soll? Wie wird Harmagedon ausgefochten?
Mr. Füller: Wie ich schon sagte, hat Harmagedon nichts damit zu tun, daß Menschen einander bekämpfen, sondern es ist die große Schlacht, in der Jehova seinen Namen rechtfertigen und den Teufel mit dessen Heerscharen vernichten wird. Harmagedon wird nicht von Menschen, sondern von Gottes unsichtbaren Heerscharen ausgefochten und wird zur völligen Vernichtung aller Gegner des Reiches Gottes und seines Königs Christus Jesus führen. Durch Schlachtschiffe, Kanonen, Giftgase, Sandsäcke und andere irdische Waffen könnte in Harmagedon, niemand gerettet werden."
Drahbeck
"Trost" ... Ausgabe vom 1. 7. 1940
Jesus Christus hat Harmagedon vorhergesagt mit den Worten: "Dann wird große Drangsal sein." In dieser Zeit leben wir, und Harmagedon wird sehr bald kommen.
"Der "Weltwoche", Zürich, vom 17. Mai 1940 ist
das folgende (entnommen):
"In Krakau ist der alte Präsident der Stadt
abgesetzt worden. An seine Stelle trat ein Deutscher, der ehemalige
Oberbürgermeister von Dresden, Zarner. Ihm zur Seite hat man einen
polnischen Beirat eingesetzt. Der Vizepräsident der Stadt ist ein Pole, eine
farblose Persönlichkeit, ein gewisser Klumyetzki.
Das große Wort führt aber ein gewisser Rymar. Er ist der Führer der
polnischen national-demokratischen Partei in Krakau. National-polnisch nennt
sich diese Partei, und demokratisch ist sie ihrer Weltanschauung nach. Sie
betont außerdem noch, daß sie christlich-katholisch ist.
Rymar, der nationale Pole, der Demokrat und Christ, brachte sofort einen
Antrag ein, der ihn bei den deutschen Beherrschern des Landes lieb Kind
machen sollte: er beantragte, die Juden von Krakau, etwa 60.000, in ein
Ghetto zu sperren ...
Doch wenn der Pole Rymar das abstoßende Bild des Verräters lieferte, so
zeigte auch wieder die Abstimmung im Beirat, daß es auch Polen gibt mit
bürgerlichem Mut.
Trotz des deutschen Druckes wurde der Antrag abgelehnt. Die mutigen Gegner
des Antrages hatten vier Stimmen mehr als die Verräter."
Eine weitere Notiz in dieser "Trost"-Ausgabe vermerkt:
"Bleibt immer noch ..."
"Als Roosevelt seinen Botschafter zum Papst sandte, gab es in der Welt acht
protestantische Länder. Seither ging es mit Finnland, Norwegen und Dänemark
bergab. Bleibt immer noch die Schweiz, Schweden, Holland, Britannien und
Amerika übrig."
So schrieb CONSOLATION (das amerikanische TROST) In der Nummer, die das
Datum vom 15. Mai 1940 trug. aber natürlich schon vorher gedruckt wurde.
Denn am 15. Mai stimmte die Liste schon nicht mehr. Auch mit Holland war es
bergab gegangen. Bleibt immer noch ..."
Ab dieser "Trost"-Ausgabe vom 15. 7. 1940 (der "Wachtturm" hatte mit seiner letzten Ausgabe vom 1. 7. 1940 in der Schweiz sein Erscheinen eingestellt), begann die Zensur in der Schweiz ernst zu machen. Ersichtlich auch an zum Teil riesengroßen unbedruckten Stellen in dieser Ausgabe (S. 10, 13 und S. 15). Man vergleiche mal die Seite 13 mit dem übriggebliebenem Bild, und man kann sich des Eindruckes nicht erwehren. Da wollte die "Trost"-Redaktion wohl noch etwas mehr Text hinzufügen, als denn tatsächlich erschien.
(obere Seitenhälfte. Auch die untere war unbedruckt).
Zu den dennoch die Zensurhürde überwunden habenden Meldungen in dieser "Trost"-
Ausgabe, gehört auch die nachfolgende. Ihr "Durchrutschen" kann man sicherlich
so deuten. Da wurde blos kommentarlos zitiert. Einen gedruckten Kommentar dazu
gab es ja nicht. Den konnte allenfalls der jeweilige Leser für sich selbst
vornehmen.
Besagte Meldung führte aus:
"Dankgottesdienste"
Berlin, 7. Juni. - Die evangelischen und katholischen Kirchen in Deutschland
haben den Beschluß gefaßt, Dankgottesdienste für den Sieg in Flandern
abzuhalten. Die deutschen katholischen Bischöfe haben in einer
Sonderkonferenz diesen Beschluß auf Veranlassung des Vorsitzenden des
deutschen Episkopats, Kardinal Bertrams, einstimmig gefaßt Die Gottesdienste
werden an den drei kommenden Sonntagen stattfinden."
Eine Illustrierte in London (Großbritannien) widmete den Zeugen Jehovas in ihrer Ausgabe vom 18. 5. 1940 einen ganzseitigen Bericht. Es war offenbar für die "Trost"-Redaktion Ehrensache, den auch in anderen Ländern bekannt zu machen. Laut der "Trost"-Textübersetzung besagte dieser Bericht (Trost 15. 7. 1940):
(Unterm Bild von oben) Sieben stämmige Zeugen
Jehovas ziehen zur Vormittagsarbeit auf der Königreichsfarm in Tillingham (Essex)
hinaus. Außer etwa 200 Ackern [l Acker: 40,5 Ar] Getreide, Wurzelfrüchte und
Futtermittel bearbeiten sie auch eine Handelsgärtnerei von 15 Acker. Die
Farmprodukte gehen an Mitglieder des Kultes Jehovas Zeugen.
In Tillingham in Essex liegt die Königreichsfarm, wo Mitglieder der Zeugen
Jehovas, die wegen Gewissenseinwänden vom Militärdienst befreit wurden,
Landarbeit verrichten. Die Erzeugnisse werden an die Londoner Zentrale der
Sekte und an "Pionier"- d. h. Missionsheime gesandt.
Vierzehn der siebzehn Zeugen Jehovas, die auf dem Gute wohnen, sind Männer,
drei sind Frauen, und keiner dieser Arbeiter erhält Lohn. Wenn sie etwas
Geld brauchen, bekommen sie es jedoch von der vorgesetzten Stelle in London.
Obwohl die Zeugen gemäß ihrer Berufung darauf beharren, "neutral" zu bleiben
in dem Kriege, der -- wie sie geltend machen - nicht das ihnen verheißene
geistige Harmagedon sei, sind sie doch nicht durch freiheitsbeschränkende
Regeln gebunden, und weder das Rauchen noch der Alkohol sind ihnen verboten.
Sie betonen, daß sie keine Pazifisten, sondern vielmehr Kriegsleute Christi,
des Königs, sind und gegen die organisierte Religion, "das größte aller
Übel", kämpfen.
(Text am Fuß der Bildseite) Wenn Jehovas Zeugen nicht auf dem Gute arbeiten,
lassen sie einen elektrischen Tonapparat auf den Landwegen dahinrollen und
geben damit die Vorträge ihres amerikanischen Führers, Richter Rutherfords,
wieder. Auch bieten sie denen, die das Geld zum Kauf haben, einige Nummern
ihrer Zeitschrift "Der Wachtturm" an.
Im Kreis: Nach Abgabe einiger Literatur-Probenummern der Sekte läßt einer
der Mitglieder eine Grammophonplatte mit einem der vielen von Richter
Rutherford gehaltenen Vorträge abspielen."
"Als an Pfingsten der Kriegssturm an den
Grundfesten Europas rüttelte und bedrohliche Umstände eine neue
Generalmobilmachung der Armee geboten, ist in der Gegend von Waidenburg im
Baselland ein Zeichen am Himmel erschienen. Jene, die es gesehen haben,
beschreiben es wie folgt:
Ein überaus großer Arm. erschien am Himmel, umstrahlt von Lichtstrahlen,
und zog über unser Land eine weit umfassende, segnende und schützende
Bewegung. Arm und Gebärden waren so charakteristisch, daß unmittelbar das
Bild von Bruder Klaus, wie man es aus Bildern kennt, vors geistige Auge
trat.
Die Zeugen, es sind fast alles Schweizerbürger protestantischen
Bekenntnisses, zögerten nicht, ihre Wahrnehmungen zu Protokoll zu geben.
Zirka 80 Personen hatten die Vision gehabt, und zwar nicht in
Gesellschaft, sondern vollständig unabhängig voneinander, von ganz
verschiedenen Standpunkten aus."
"Trost" wäre nicht "Trost", würde es versäumen, vorzitiertes dann noch genüßlich zu kommentieren. Und in diesen Kommentar finden sich dann auch solche Sätze wie:
"Seit langem sucht man der Schweiz den "Bruder
Klaus" als "Landesvater" aufzudrängen. Gelingt es, den protestantischen
Schweizern einzureden, der himmlische Schirmherr ihres Landes sei jemand,
der demnächst zum katholischen Heiligen proklamiert werden soll, dann ist
wieder gute Vorarbeit geleistet für die Idee, es sei eigentlich nur ein
Versehen, ein kleiner Seitensprung der Geschichte, daß nicht das ganze
Schweizervolk katholisch ist, und man müsse diese Abschwenkung vom
römischen Pfade korrigieren.
Die geschichtlichen Tatsachen widerlegen die Ansicht, daß ein Land mit
einem selbstgewählten "Schutzheiligen" nicht mehr bekriegt und besiegt
werden könne.
Worauf gründet sich die Idee, daß manche Menschen nach ihrem Tode in den
Himmel kämen und dort als Fürbitter und Beschützer für die auf der Erde
Wohnenden amtieren könnten? Nicht auf Gottes Wort, sondern auf das Wort
von Menschen, auf menschliche Überlieferungen. Das macht eine solche Idee
völlig wertlos, ja sogar schädlich, weil sie falsche Vorstellungen und
Erwartungen hervorruft.
"Bruder Klaus" ist gestorben und weiß nichts mehr von der Schweiz, kann
sich also auch nicht um sie kümmern. "Die Toten wissen gar nichts ...
Es gibt weder Tun noch Überlegung noch Kenntnis noch Weisheit im Scheol,
wohin du gehst" (Prediger 9:5, 10). "Die Toten werden Jehova nicht loben,
noch alle, die zum Schweigen hinabfahren" (Psalm 115:17).
Der Mensch lebt bei seinem Tode nicht sofort weiter. Der Tote ist eben
wirklich tot, nicht lebendig. Das ist die biblische Wahrheit. ..."
Das dieser Kommentar das katholische "Eingemachte" tangierte ist zwar
offenkundig. Aber ihn zu verbieten wie sie es vielleicht nicht ungern getan
hätten, war offenbar auch den Schweizer Zensurbehörden nicht möglich.
"Trost" legt in der Sache noch dergestalt nach, dass es noch einen weiteren
Pressebericht zu der dubiosen "Bruder Klaus"-Sache zitierte. In diesem
weiteren Bericht war unter anderem zu lesen:
"Die in der Presse vielbesprochene Erscheinung
ist auch in der Gegend von Brugg beobachtet worden. Ich war damals in
Brugg im Militärdienst und sah die erwähnte "Erscheinung" von Brugg aus
gegen Westen. Man kann auch, ohne der Erscheinung Zwang anzutun,
behaupten, daß sie die Form einer großen Hand hatte, wie wir sie aus dem
bekannten Bruder-Klaus-Bild kennen - segnend ausgestreckt.
Eine Tochter bemerkte sogar noch, die Figur sei wie eine große Hand. Den
Tag kenne ich nicht mehr, aber die Zeit stimmt ganz genau.
Ich war auf 9 Uhr zu einer dienstlichen Verrichtung aufgeboten, und um
9.30 Uhr bei der Rückkehr sah ich die Erscheinung. Die Richtung, in
welcher wir die Erscheinung von Brugg aus beobachteten, dürfte ziemlich
genau in derjenigen liegen, wie sie von Waidenburg aus festgestellt wurde,
d. h. von der andern Seite zeigte sich die Erscheinung in der Richtung
Fricktal. In Brugg konnten wir indessen die Ursache dieser "Erscheinung"
genau feststellen.
Sie stammte von einem Flieger, der Rauchfiguren machte. Die
Raucherscheinung war am Anfang nach dem Wegflug des Apparates sehr stark
und deutlich. Sie wurde dann immer blasser, bis gegen 10 Uhr der
künstliche Rauch vollständig verdunstet war.
Die Figur hatte sich aber nicht stark verändert vom Beginn bis zum Ende.
Wie bereits bemerkt, beobachteten mit mir diese Erscheinung mehrere
Zivilpersonen und sehr viele Soldaten."
Da hatte nun die Catholica ihr "Fett weg". Wenn den ihr zugehörige Kreise geglaubt haben sollten, ihre Form des Aberglaubens, unter Ausnutzung der Angsterzeugenden kriegerischen Geschehnisse in den umliegenden Ländern, befördern zu können. So mussten sie allerdings wieder einmal erfahren. Seitens der Zeugen Jehovas wurde ihnen ihre Suppe versalzen. Das allerdings verzieh und verzeiht auch die Catholica bis zur Gegenwart nicht.
"Die gegenbildlichen oder neuzeitlichen
Moabiter, das heißt der kommerzielle Teil der sichtbaren Organisation
Satans, haben den Gesetzen der römisch-katholischen Hierarchie
nachgegeben, wie dies die Tatsachen gründlich dartun. Glieder dieser
ruchlosen Religionsorganisation haben wiederholt erklärt, Jehovas Knechte
betrieben ein Geldgeschäft und stünden in einem Feldzug des Hasses und der
Unduldsamkeit ...
Sie überhäufen den Namen Jehovas und seiner Knechte ständig mit Schmach,
verschreien diese Diener Gottes als Pazifisten und beschuldigen sie,
unpatriotisch zu sein und die Sicherheit des Staates zu gefährden."
Die Verteidigung keine Pazifisten zu sein, kam dann noch in der Schweizer
Wehrdienst-Erklärung von 1943 noch deutlicher zum Vortrag. Aber eben jener WT
aus dem Jahre 1940 postulierte das schon!
Man mag jene Floskel keine Pazifisten zu sein, der Rubrik Kriegslist zuordnen.
Gleichwohl lassen sich im WTG-Schrifttum Aussagen nachweisen, man würde dann
kämpfen, "wenn Jehova es befiehlt".
Ergo käme es nur auf den "rechten" Befehlshaber an!
Zum Thema kann man auch vergleichen:
Schweizer Vorzensur
Keine Pazifisten
"Auf Grund der neuen Agrarreform werden die Kirchen- und Klosterguter in Litauen unter der russischen Verwaltung enteignet. Die Geistlichen werden nur ihr Haus und das Inventar behalten können. Die Klöster sollen kulturellen und medizinischen Zwecken dienen und die mit historischer Bedeutung in Museen umgewandelt werden. Der Staat hat die Auszahlung von Gehältern und Unterstützungen an die Geistlichkeit sämtlicher Konfessionen eingestellt Alle staatlichen Zahlungen für konfessionelle Bedürfnisse sind für die Zukunft verboten."
Vorstehende Meldung, zu der "Trost" in dieser Ausgabe keinen weiteren
Kommentar hinzufügt, bezieht sich auf den Verlust der staatlichen
Selbstständigkeit und der Annexion Litauens durch die Sowjetunion zu Zeiten
des Hitler-Stalin-Paktes.
Damit war die wechselvolle Geschichte jenes baltischen Landes noch nicht
beendet. Es gab danach die deutsche Annexion, und nach 1945 die
Erneut-Einverleibung in die Sowjetuion. Die dort geschichtlich schon relativ
früh nachweisbaren Bibelforscher/Zeugen Jehovas (meist deutschsprachiger
Zunge), befanden sich dann vielfach um 1950 auf dem Wege nach Sibirien
deportiert.
Zurückkehrend zur Ausgangsmeldung. "Trost" zitierte ja die Antireligiösen
Maßnahmen der Sowjetunion kommentarlos. Andere religiöse Strömungen
registrierten dass, was sich da im sowjetischen Machtbereich abspielte auch.
Dann aber (sofern nicht innerhalb der Sowjetunion ansässig), waren diese
Kommentare dazu alles andere denn "neutral".
Indem sich "Trost" diesbezüglich offenkundig zurückhielt, lieferte es seinen
Gegnern zugleich auch dergestalt "Munition", indem eine Kumpanei zwischen
Zeugen Jehovas und der Sowjetunion unterstellt wurde. Ist solche objektiv auch
nicht gegeben, werden letztere sich dennoch sagen lassen müssen, durch ihr
zeitgenössisches Verhalten, durchaus zu "Missverständnissen" mit beigetragen
zu haben.
"In Kreisen des Vatikans verlautet - so heißt
es in einer Pressemeldung vom 29. Juli 1940 -, daß der französische
Botschafter beim Heiligen Stuhl Schritte beim Papst unternommen habe,
damit ein Konkordat zwischen Frankreich und dem Heiligen Stuhl
ausgearbeitet werde. In den gleichen Kreisen wird beigefügt, daß der
Papst, der diesen Vorschlag durchaus unterstütze, geantwortet haben soll,
es wäre nützlicher, wenn die Verhandlungen bis zur definitiven Abklärung
der Lage hinausgeschoben würden.
Daß die jetzigen Machthaber in Frankreich den Vatikan so stark
umschwärmen, zeigt, wohin das Land geraten ist. Kennern französischer
Verhältnisse war seit Jahren bekannt, daß Frankreich auf schlaue und
geschickte Weise in diese Richtung getrieben wird.
Bis zum Kriegsausbruch waren Jehovas Zeugen in Frankreich ungehindert
tätig. Der Kriegs-Ausnahmezustand diente als Vorwand, um ihre biblische
Verkündigungsarbeit schon in den ersten Tagen nach der Kriegserklärung im
ganzen Lande zu unterbinden.
Das Frankreich der Freiheit war im Innern besiegt, noch ehe es von außen
besiegt wurde."
Oder auch die Zitierung des nachfolgenden Presseberichtes durch das "Trost":
"Einem interessanten Bericht aus Frankreich entnehmen wir der Basler "National-Zeitung" vom 8. August 1940 folgende Abschnitte:
"Schneidet man [bei Gesprächen mit Leuten
aus dem französischen Volke] die Schuldfrage an, so erfolgt in der Regel
erst ein müdes Achselzucken, ein prüfender Blick, ob der Interviewer auch
vertrauenswürdig ist, und dann halblaut, mit Ingrimm: 'Wir waren verraten
und verkauft'.
Und zur Begründung dieses Satzes erzählen einem namentlich die Soldaten
meist haarsträubende Geschichten über angebliche Desorganisation und
Korruption in der Armee, das Versagen von Offizieren auf
verantwortungsreichen Posten usw.; Geschichten, die im Einzelfall
phantasievoll ausgeschmückt sein mögen, deren Kern aber jedem glaubwürdig
erscheinen wird, der etwa Gelegenheit hatte, in den letzten Monaten mit
der komplizierten Maschine der französischen Militärverwaltung in
Berührung zu kommen.
Bezeichnend dafür, was das Volk seiner frühern Führung zutraut, ist das
nun doch romanhaft klingende Komplott, das mir ein Eisenbahnbeamter
während des langen Wartens unseres Zügleins auf dem Bahnhof der
Käsemetropole Roquefort auseinandersetzte. Die Banken hätten die
Niederlage gewollt. Gamelin hätte mit den Deutschen die Schwächung der
Front an der entscheidenden Stelle verabredet gehabt, die Generäle und
Präfekten seien bestochen gewesen und all das nur, um in Frankreich den
Faschismus einzuführen.
Der Mann war, wie ich durch ein paar Stichfragen feststellte, kein
Kommunist, vielmehr ein braver Kleinbürger, der den Radikalen nahesteht
...
Weniger Grob und sensationell wurde mir Ähnliches oft und vielerorts
gesagt ...
Und die Zukunft? Niemand macht sich darüber eigentliche Gedanken. ,Wir
wissen nicht, was kommen wird. Vieles war falsch, und vieles muß anders
werden. Wie, das kann ich nicht sagen. Ich werde bald nach Hause
zurückkehren, arbeiten, leben. Gewiß, es wird hart werden, sehr hart. Die
Deutschen werden uns alles wegnehmen, werden uns furchtbar zahlen lassen.
Jahrelang werden wir für sie arbeiten müssen. Aber irgendwie werden wir
schon durchkommen!'
Mit diesen Worten verabschiedet sich Frankreich in Annemasse von mir. Ein
20jähriger, intelligenter Junge hat sie gesprochen, der als Alpenjäger die
Kämpfe in Belgien, an der Somme und an der Aisne mitgemacht hat. Er ist
tapfer, hat sich an der Front die höchsten Auszeichnungen geholt. Sein Mut
verläßt ihn auch jetzt nicht. Er wird arbeiten und leben. Aber einen
eigentlichen Ausweg sieht er nicht. Sein Urteil ist typisch für das des
französischen Volkes und seiner heutigen jungen Generation. Sie wissen
nicht, was tun und was kommen wird. Aber irgendwie wollen und werden sie
weiterarbeiten und weiterleben."
"Die Pseudo-Demokratie ist in ihren weit
zurückliegenden Ursprüngen heidnisch und führt zu einem unmenschlichen
Lohnsystem, einem entwurzelten Proletariat und zur Verarmung...
Protestantisch, rationalistisch und ihrer geistigen Grundhaltung nach
jetzt bestimmt antichristlich, ist ihre logische Frucht der Sozialismus,
wodurch sich der Ruf nach Rückkehr zu einer integralen Sozialordnung
erhebt, deren Grundsätze sich bei uns noch in schwachen Erinnerungen an
das große Experiment des Mittelalters erhalten haben."
Mit diesen Ausführungen macht das Jesuitenblatt "America" in seiner Nummer vom 13. April 1940 in verschleierter Form Propaganda für Abschaffung der Demokratie, ohne etwas Besseres dafür anzubieten; denn mit dem Hinweis auf das Mittelalter tritt es für ein sogenanntes Sozialsystem ein, das keines ist. Das Jesuitenblatt hätte deutlich erklären sollen, ob es mit dem "großen Experiment des Mittelalters" die berufsständische, das heißt die Gildenordnung oder die Inquisition meint."
Eine weitere Meldung aus dieser "Trost"-Ausgabe noch:
"In Südamerika wie überall
In den "Times" von New York, Ausgabe vom 3. Juni 1940, wird aus Bogota, in
Kolumbien gemeldet:
"Die Nazis erkühnen sich immer mehr...
Gestern abend kam eine neue Zeitung heraus, deren Motto "Vaterländische
Gerechtigkeit" über einem gezückten Schwert gedruckt ist. Ihrer eigenen
Erklärung gemäß wird sie eine strikt antidemokratische Politik verfolgen
und sich für die katholisch-revolutionäre Bewegung einsetzen."
Die letztere Äußerung zeigt wieder einmal, aus welchen Kreisen sich die fünfte Kolonne hauptsächlich zusammensetzt."
Und da "aller guten Dinge drei" seien; noch eine dritte Meldung zum Thema Katholizismus aus dieser "Trost"-Ausgabe:
"Man hat den Vatikan als 'Horchposten Europas' bezeichnet. Sicherlich sind in keiner andern Kanzlei so genaue Informationen über Weltangelegenheiten und -einflüsse erhältlich. Wenn man an die weitverstreuten Vorposten der römischen Kirche, verbunden mit ihrer straffen zentralisierten Organisation denkt, in deren Interesse Tausende von gut ausgebildeten offiziellen und inoffiziellen Diplomaten ständig selbst über den geringfügigsten Umschwung der öffentlichen Meinung in ihren Gebieten berichten, so ist leicht begreiflich, daß die Informationen, die dem Heiligen Stuhl zur Verfügung stehen, für jeden, der diese Quellen anzapfen kann, ebenso genau wie von unschätzbarem Wert sind."
(Aus den 'New York Times' vom 12. Mai 1940)
Mit diesem Loblied auf den Vatikan als Zentrum der europäischen
Geheimdiplomatie wollte der römisch-katholische Bischof James H. Ryan von
Omaha begründen, daß die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den
Vereinigten Staaten und dem Papsttum unerläßlich sei.
Am 26. Mai 1940 veröffentlichte die gleiche Zeitung eine Entgegnung darauf
von Gilbert O. Nations. Er hebt hervor, daß durch solche diplomatischen
Beziehungen nicht etwa die Stellung des Papstes als Souverän des winzigen
Vatikanstaates, sondern als Souverän über die 20.000.000 Katholiken der
Vereinigten Staaten anerkannt werden würde. Schon vor Errichtung des
Vatikanstaates - vor elf Jahren - habe der Papst diplomatische Beziehungen
mit vierzehn Ländern unterhalten. Also nicht die Anerkennung der
Herrschaft über einen kleinen Teil Roms, sondern über einen beträchtlichen
Teil der Bevölkerung Amerikas werde vom Papsttum so heiß begehrt.
Gilbert O.Nations führt dann noch aus:
"Bischof Ryan und andere haben schließlich
unzweifelhaft recht, wenn sie sagen, dem Papst stünden eine Unmenge
Informationen zur Verfügung, die andern Regierungen nicht zugänglich sind.
Sein weltumspannendes Herrschaftssystem ist einzigartig tüchtig im Sammeln
geheimer Angaben und hat darin nicht seinesgleichen.
Ein ausgezeichneter französischer Diplomat, der jahrelang in Washington
tätig war und hernach als französischer Botschafter in den Vatikan kam,
bezeichnete den Vatikan als das größte politische Observatorium der Welt.
Niemand sollte jedoch meinen, diese durch klerikale Agenten
zusammengetragenen Geheiminformationen könnten jemals auf diplomatischem
Wege oder sonstwie den andern Regierungen zugänglich gemacht werden. Die
gesamte Geschichte der internationalen Beziehungen zeugt dafür, daß es
ganz unmöglich ist, jenen unvergleichlichen Vorrat an Geheiminformationen
anzuzapfen. Dieser war und ist stets für den ausschließlichen Gebrauch und
den Nutzen des Papsttums bestimmt."
Und ein weiterer Kommentar in dieser "Trost"-Ausgabe führt aus:
"(Nachsatz der TROST-Red.: Daß die Wiederaufrichtung des "Heiligen Römischen Reiches" von Papstes Gnaden der politische Wunschtraum und das Ziel der katholischen Hierarchie ist und dieses Ziel durch Zusammenarbeit mit den neuzeitlichen Gewaltherrschern angestrebt wird, wurde in den Schriften der WACHTTURM-Gesellschaft schon vor einer ganzen Reihe von Jahren deutlich zum Ausdruck gebracht und seinerzeit von katholischen Kreisen deswegen über "Verleumdung" lamentiert. Was einst "Verleumdung" hieß, dafür machen die "Verleumdeten" heute schon ungescheut in der Öffentlichkeit Propaganda. Was damals noch "dunkle Pläne" waren, wird jetzt schon ganz offen verfochten. Das Machtstreben steht bei diesen Plänen im Vordergrund, und um dieses Machtstrebens willen ist man bereit, Glaubensgrundsätze auf dem Papier schön weiterbestehen, sie in der Praxis aber alle 'zum Teufel gehenzulassen..'"
Und um dem etwaigen Einwand "einseitig" zu sein, vorzubeugen, bringt "Trost" dann noch quasi als "Gegengewicht" noch eine Meldung mit Bezug auf Hitlerdeutschland. In ihr heisst es:
"Wie die "Deutsch-evangelische Wochenschau"
berichtet, hat der Kriegsausbruch die deutsche evangelische Mission in
Ostafrika aufs schwerste betroffen. Die deutschen Missionare sind entweder
vollzählig oder teilweise interniert worden, so daß die Gemeinden vielfach
ohne Führung sind und die Stationen verlassen dastehen. Bei der Verhaftung
durch die Engländer seien Härten vorgekommen, aber auch Entgegenkommen
wurde erwiesen. Gegen die Abgabe einer Erklärung, sich während des Krieges
feindlicher Handlungen gegen England und seine Verbündeten zu enthalten,
wurde den Missionaren Freilassung und Rückkehr auf ihre Posten angetragen.
Dabei hätten die Engländer wenigstens die mündliche Zusicherung haben
wollen, daß die freizulassenden Missionare vom nationalsozialistischen
Deutschland abrückten. Wie die erwähnte Korrespondenz mitteilt, stellen
sie sich aber geschlossen zum nationalsozialistischen Deutschland.
(Aus ..Neue Zürcher Nachrichten", Nr. 50, Blatt 8)
"Erstmalig am 27. Juli dieses Jahres, auf
einem in Detroit abgehaltenen Kongreß der Zeugen Jehovas, gelangte ein
neues Werk Richter Rutherfords, betitelt "Religion", in englischer Sprache
zur Ausgabe. Von dem 384 Seiten starken Buch wurde eine Erstauflage von
1.000.000 Exemplaren hergestellt.
Von der Broschüre "Judge Rutherford Uncovers Fifth Column" ("Richter
Rutherfords Enthüllungen über die fünfte Kolonne") waren Anfang August
schon gegen 4.000.000 in englisch gedruckt."
Ende der Durchsage. Auch kein Hinweis darauf, ob es denn vorgenannte
Veröffentlichungen je in Deutsch geben würde.
Folgt man gewissen (allerdings nicht sonderlich aussagekräftigen) Angaben in
den Zeugen Jehovas bezüglichen Naziakten, so kursierten in der deutschen
Untergrundorganisation der Zeugen, wohl auch diese Texte. In welchem Umfange
(nur Teile dieser Texte oder komplett, muss unbeantwortet bleiben. Jedenfalls
ist aus der Überlieferung der Naziakten mir bisher kein vollständige Texte
präsentierender Akt bekannt).
Aber weitaus interessanter ist doch die Frage, wie es sich diesbezüglich in
der Schweiz verhielt. Und da bestand eben ab Sommer 1940 die angeordnete
Vorzensur für die WTG. Das weitere offizielle Erscheinen des "Wachtturm"
stellte sie aus diesem Grunde von sich aus ein.
So denn an eine deutschsprachige Veröffentlichung gedacht war (vor 1945. Nach
1945 hatte man auf WTG-Seite offenbar kein Interesse mehr daran), war die
Einreichung dieser Texte zur Vorzensur unvermeidbar. In realistischer
Selbsteinschätzung ihres Inhaltes, spricht vieles dafür, dass die WTG von sich
aus, keinerlei Versuch startete, diese Texte veröffentlichen zu können. Die
sagten sich - wohl nicht zu Unrecht - die Texte bekommen wir ohnehin nicht
ungeschoren durch die Zensur. Also sparen wir uns denn gleich die Mühe. Somit
ist zu registrieren, dass es bis heute keine - von der WTG autorisierte -
deutschsprachige Komplett-Veröffentlichung dieser Schriften gibt.
Auf das Thema des Rutherford-Buches "Religion" wurde schon früher eingegangen.
Siehe dazu:Rutherford
Religion
Auch zur "Fünften Kolonne"-Broschüre, mit ihrer ungeheuerlichen, von
Rutherford - ohne Beweise - aufgestellten These, amerikanische Kirchenkeller
seien zu "Waffenkellern" umfunktioniert worden, wurde ebenfalls schon früher
eingegangen.
Auch Günther Pape kommt in seinem Buch "Ich klage an" (S. 143f.) in knapper
Form auch auf diese Rutherford-Broschüre zu sprechen. Zum einen hielt Pape die
ungeheuerliche Rutherford'sche Waffenkellerthese offenbar nicht für
kommentierenswert. Zum anderen überzeugt mich Pape mit seinen Ausführungen
auch in anderer Hinsicht nicht.
Ohne letzteren beim Namen zu nennen (aber mit der Gewissheit; er und die
Catholica können sich sehr wohl die diesbezügliche Kritik "hinter dem Spiegel
klemmen"), verweise ich auch auf die indirekt darauf mit Bezug nehmende Kritik
in:
19402 Nazismus
Und was die eigentliche " Fünfte Kolonne"-Broschüre anbelangt, auf die wie
bereits angemerkt, schon früher eingegangen wurde.
Siehe dazu:
5. Kolonne
"Während der Invasion in Holland
Eine Sendung von 100.000 Broschüren der WATCH TOWER SOCIETY und "Trost" in
Holländisch war vor Beginn des deutschen Einfalles vom Ausland in
Rotterdam angekommen. An dem Tage, da Rotterdam bombardiert wurde, ging
auch das Stationsgebäude in Flammen auf, wo sich die Literatur befand.
Rund um die aufgeschichteten Kartons brannte alles nieder, jedoch diese
Sendung blieb mitten in den Flammen bewahrt.
Ein Spediteur beförderte sie dann nach einem andern Ort in Holland. Als er
an seinem Bestimmungsort ankam, war er ganz bleich und fragte in höchster
Aufregung: "Bitte, sagen Sie mir, was ist in diesen Kartons? Mitten in den
Flammen sind sie bewahrt geblieben, und nun bin ich auf dem ganzen langen
Wege von Rotterdam bis hierher nicht ein einziges Mal vom Militär
angehalten worden. Vor und hinter mir wurden auf dem ganzen Wege alle
Autos und Passanten angehalten, und ich konnte frei durchfahren."
Man antwortete ihm:
"Das darf nicht verbrennen; erst müssen die Menschen das lesen."
Der Mann zeigte ein großes Interesse und nahm Bücher und Broschüren mit
nach Hause.
Weil "Trost" sich schon ins Märchen erzählen eingeübt hatte, geht es dann gleich mit einem weiteren weiter:
Beim Bombardement von Rotterdam wurde ein
Gebäude getroffen, in dem sich etwa 500 Menschen aufgehalten haben sollen.
Soweit bekannt, kam keiner mit dem Leben oder unverletzt davon, mit
Ausnahme von vier Zeugen Jehovas, die durch den gewaltigen Luftdruck auf
die Straße geworfen wurden, ohne auch nur die geringste Verletzung zu
erleiden.
In einer Wohnung in Rotterdam, wo einige Zeugen Jehovas beisammen waren,
befand sich auch jemand von ihnen, der krank war, eine Frau. Sie lag im
Bett nahe beim Fenster. Es kam Luftalarm, und einer der anwesenden Männer
gab den Rat, das Bett an die Innenseite zu stellen. Der Rat wurde befolgt,
und kurz darauf riß eine Bombe gerade die Stelle auf, wo das Bett vorher
gestanden hatte.
Ein Landwirt, Zeuge Jehovas, berichtet, daß sein Landgut im Kriege bewahrt
blieb. Rundherum war alles zusammengeschossen. Er versorgte von jeher die
"Pionier"-Verkündiger des Königreiches Gottes mit Lebensmitteln.
Einer der Zeugen Jehovas hatte seit fünf Monaten im Gefängnis gesessen.
Wenige Tage vor dem Einfall war er entlassen worden. Am ersten Kriegstage
fiel eine Bombe auf jenes Gefängnis, wobei viele Gefangene getötet und
verletzt wurden. Auch ein anderer Zeuge Jehovas hatte sich wenige Tage
vorher noch dort befunden, war aber aus Gesundheitsrücksichten entlassen
worden. Noch ein anderer befand sich in einem anderen Gefängnis, während
dieses bombardiert wurde. Er flüchtete mit Einwilligung des Vorstehers.
Nicht ein einziger der Zeugen Jehovas und ihrer Gefährten ist während der
Invasionstage in Holland umgekommen. ...
Wie viele andere Orte, war eine kleine holländische Stadt evakuiert
worden. Eine Frau, Zeuge Jehovas, hatte dort seit langem im Fenster einen
Leuchtkasten, den sie während ihrer Abwesenheit, drei Tage und Nächte,
immerfort beleuchtet ließ. So erhielten die einmarschierenden Soldaten ein
schönes Zeugnis, und die ganze Umgebung weiß davon. Der Leuchttext hieß: "Theokratie
bringt Leben - Diktatur bringt Tod!"
Als die Frau nach ihrer Rückkehr den Kasten weggenommen hatte, fragten
andere, wo er nun sei. Darauf erklärte sie: "Der Kasten hat jetzt seinen
Zweck erfüllt. Ihr werdet nun die Wahrheit jener Worte selbst verspüren."
Der die "Wunder" wirkende Gott (in der Lesart der Zeugen), muss dann wohl just zu der Zeit im besonderen sein Augenmerk auf Holland gelegt haben. Derart konzentriert, dass er die Dinge, die sich andernorts abspielten, "einfach laufen liess". Obwohl sich die USA als "God's own Country" verstehen, spielten sich dort fast zur gleichen Zeit Dinge ab, wobei man allerdings nichts von einem "wundersamen Eingreifen Gottes" registrierte. Auch darüber berichtet diese "Trost"-Ausgabe. In Auszügen zitiert z. B. über folgendes:
"In Kennebunk werden zwei Männer künftig an Krücken gehen müssen. Sie hatten sich an einem feigen, nachts ausgeführten Überfall auf Zeugen Jehovas beteiligt, die sich rechtmäßig zur Wehr setzten. Das kleine Versammlungsgebäude der Zeugen Jehovas wurde dabei vom Pöbel niedergebrannt und anderes Eigentum vernichtet. Kennebunk liegt im Staate Maine."
Diese Meldung muss man sich dann doch wohl noch etwas "auf der Zunge
zergehen lassen".
Es ist davon die Rede, dass die beteiligten Zeugen Jehovas in "Selbstwehr"
handelten, also angegriffen wurden. Das sei jetzt nicht in Frage gestellt.
Aber wenn man die nicht näher erläuterte Angabe liest, das zwei der Angreifer
"künftig an Krücken gehen müssen", dann kann man sich das da stattgefundene
Gemetzel schon bildlich vorstellen. Und wenn diesen Angreifern dieses
bescheinigt wird, was das Resultat ihrer Aktion war. Dann kommt man nicht
umhin festzustellen. Die hat es dann aber hart erwischt. Die müssen offenbar
einen ziemlich hohen Preis für ihre Aktion bezahlen. Dagegen verblassen ja die
"rauchenden Colts" im wilden Westen, fast zum "Kinderspiel".
Als weiteres Beispiel liest man in dieser "Trost"-Ausgabe:
"Ganz zufällig" - wie immer! - befand sich
"Hochwürden" Roy Hughes von Glenwood in Arkansas am 9. Juni dieses Jahres
gerade an der Stelle, wo eine Horde von fünfzig Rowdys über fünf Zeugen
Jehovas (darunter vier Männer) herfiel. Schon aus dem Verhältnis von
fünfzig zu fünf ist zu ersehen, auf welcher Seite die Angreifer waren. Aus
diesem Gewühl kam "Hochwürden" Hughes mit einem gebrochenen Nasenbein
heraus.
Einer der Angegriffenen soll daran schuld sein.
Es dürfte aber schwerfallen, mit zehnfacher Übermacht über jemand
herzufallen und diesen jemand dann auch noch die Schuld für ein "zufällig"
gebrochenes Nasenbein zuschieben zu wollen."
Das ist dann ja wohl eine Meldung, die auf ähnlicher Wellenlänge liegt.
Weiter zitiert "Trost" einen Pressebericht mit den Worten:
"In einem redaktionellen Bericht über Gewaltakte des Pöbels gegen Zeugen Jehovas im Staate Maine schrieb die "Herald Tribüne" von New York am 13. Juni dieses Jahres u. a.:
"Sechs Personen, die zu den Zeugen Jehovas gehören, wurden wegen 'Tätlichkeit mit Tötungsabsicht', wie die Anschuldigung lautet, in Haft genommen - alles nur, weil sie es für richtig fanden, ihr Heim und ihre Ideale gegenüber einem gesetzwidrigen nächtlichen Überfall zu verteidigen."
Nun, auch dieser Bericht hört sich, unabhängig von der Schuldfrage, nicht
sonderlich friedlich an.
Noch einen Pressebericht weis "Trost" zu zitieren. Und das wohl auch, weil
selbiger eine eindeutige Aussage über die Schuldfrage präsentiert:
"Die New-Yorker Zeitung "Post" legte im Zusammenhang mit kürzlichen Ausschreitungen gegen Zeugen Jehovas in den Vereinigten Staaten Richter Rutherford die Frage vor:
"Konnten Sie feststellen, ob die Leute, die zu Gewaltakten aufreizten, einer bestimmten Gruppe angehören ?"
Er antwortete:
"Jawohl, ganz einwandfrei. Wir haben Photographien, auf denen katholische
Priester als Anführer solcher Krawallbanden zu erkennen sind. In Texas
sagten Priester vor Gericht aus, sie hätten ihre Leute geschickt, um
Jehovas Zeugen aus dem Ort hinauszujagen. Genauere Angaben hierüber sind
dem Justizdepartement in Washington zugegangen."
Gemessen an vorstehenden Berichten mutet der auch noch offerierte Bericht
relativ harmlos an. Das die Zeugen Jehovas gezwungen wurden, einen auf dem
Messegelände in Columbus (Ohio, USA) beabsichtigten Kongress, dort abzusagen,
weil unter massivem Druck (offenbar kirchlicher Kreise), die diesbezüglichen
Mietverträge wieder annulliert wurden:
"Trost" weis aber abschließend tröstliches zu berichten:
"Der Kongreß fand trotzdem statt. Er wurde lediglich von Columbus nach Detroit (Kanada) verlegt."
Da hat also in der Kongreßsache, in der Lesart der Zeugen, Jehova, doch
noch geholfen. Bei den Schlägereien indes, in denen einige buchstäblich
Krankenhausreif geschlagen wurden, war er wohl noch zu sehr in Holland
beschäftigt?!
In einer Kurznotiz liest man in der "Trost"-Ausgabe vom 1. 11. 1940:
"Richter Rutherfords Vortrag "Religion als Weltheilmittel", auf dem Detroiter Kongreß gehalten, ist zusammen mit einer Abhandlung über "Zeiten und Zeitpunkte" (l. Thessalonicher 5: l) zu einer Broschüre zusammengefaßt worden, die unter dem Titel "Conspiracy Against Democracy" ("Verschwörung gegen die Demokratie") herausgekommen ist.
Das war dann einer jener Schriften, die auch in der Schweiz, aufgrund der
Zensurmaßnahmen, nicht mehr erscheinen konnte; respektive wo die WTG von sich
aus darauf verzichtete, sie zur Vorzensur einzureichen, in dem Bewusstsein:
Die bekommen wir ohnehin nicht genehmigt.
Zu dieser Schrift kann man auch vergleichen
Die Conspiravy-Broschüre
"Ausgerechnet ein Verband, in dem die Männer
zusammengeschlossen sind, denen einst zu kämpfen geboten wurde, um "der
Welt die Demokratie zu sichern", ausgerechnet dieser Verband setzt sich
heute über demokratisches Recht und Gesetz hinweg!
Allerdings sind in der "American Legion" nicht nur Frontkämpfer
zusammengeschlossen. Auch die Kinder ehemaliger Kriegsteilnehmer können
Mitglied werden. Und in den Führerstellungen befinden sich nicht etwa zur
Hauptsache die echten Frontkämpfer, sondern Leute aus der Etappe, die zwar
in Uniform, aber doch in guter Sicherheit den Krieg mit erlebten.
Nicht die einfachen Mitglieder bestimmen die Politik der "American
Legion", sondern sie haben einfach Befehle entgegenzunehmen, haben zu
gehorchen, werden geschoben, und zwar auf eine ganz abschüssige Bahn; denn
die "American Legion" ist unter einen sehr unheilvollen Einfluß geraten.
Sie muß neuerdings den Büttel für gesetzwidrige Überfälle auf Jehovas
Zeugen abgeben.
Und als Detail dazu meint "Trost":
Ihre katholischen Befehlshaber fällten den
Entscheid, daß die "Legion" sich energisch dem Kampf gegen Jehovas Zeugen
und ihrer Unterdrückung widmen müsse. Auf was für Informationen stützt
sich dieser Entscheid? Hierfür nur ein Beispiel von vielen:
Am 30. Juni dieses Jahres schrieb ein Ortsgruppenführer der "American
Legion", Dr. A. C. Bryan, in den "Times-Picayune" von New Orleans:
"Wir, die American Legion, machen in Zusammenarbeit mit der Polizei alle Anstrengungen, um diese 'Zeugen' einzukreisen. Es ist die Pflicht jedes Bürgers, diese Leute bei der Polizei anzuzeigen. Die von den Angehörigen dieser Organisation veröffentlichte Literatur ist hauptsächlich in Deutschland, von deutschen Druckereien und auf deutschem Papier gedruckt."
So lügenhaft wie diese eine Information sind
auch die andern, die gegeben wurden, um die Gemüter zu erhitzen.
Was hat dieser Frontkämpferverband mit dem Geisteskampf der Zeugen Jehovas
zu tun? Eigentlich gar nichts. Aber diese Frage klärt sich von selbst,
wenn man weiß, wer hinter der "American Legion" steckt:
Der Landeskommandeur der "Legion" ist ein prominenter Kolumbusritter, also
Mitglied einer kämpferischen Katholikenvereinigung. Der innere Kreis der
"Legion" ist fest in der Gewalt von Katholiken. Jener Landeskommandeur,
Raymond Kelly, denkt jetzt allen Ernstes an die Bildung einer Privatarmee,
die zwar unbewaffnet, aber unter seinem Oberbefehl vollkommen nach
militärischem Muster durchgebildet sein soll.
Man erinnert sich dabei unwillkürlich der Worte eines früheren
Landeskommandeurs der "Legion", Alvin Owsleys, der 1923 sagte:
"Vergeßt nicht, daß die Faschisten für Italien dasselbe sind, was die American Legion für die Vereinigten Staaten ist."
Sind dann in der "Legion" alle Mitglieder
katholisch? Natürlich nicht. Das ist durchaus unnötig und wäre den
Drahtziehern nicht einmal erwünscht. Man erreicht mit solchen Formationen
trotzdem was man will.
Um zu zeigen, daß das über die "Legion" abgegebene Urteil nicht einseitig,
nicht etwa aus einer Verstimmung über erlittene Unbill heraus entstanden
ist, werden nachstehend noch einige ganz neutrale Zeugnisse angeführt:
Der amerikanische Journalist H. R. Southworth schreibt:
"Tatsächlich hat sich die katholische Kirche seit 1928, wo sie im Verein mit amerikanischen Liberalen politisch eine Schlappe erlitt, der Reaktion angeschlossen, ist superpatriotisch, superamerikanisch geworden. Sie arbeitet eng zusammen mit der American Legion, und heute besteht in keinem einzigen wichtigen Punkt ein Unterschied zwischen der katholischen Politik und derjenigen der Legion. Sie sind beide gleich stark geneigt, den Faschismus zu verurteilen, und nicht abgeneigt, ihn zu praktizieren."
Auch die "American Civil Liberties Union" ("Amerikanische Vereinigung f. Zivil-Freiheiten") weist auf diese Tendenzen der "American Legion" hin. In einem Bericht dieser Vereinigung, veröffentlicht in den New-Yorker "Times" vom 15. Juli 1940, heißt es:
"Erkundigungen, die der Korrespondent der Vereinigung in diesem Frühjahr aus sechsundvierzig Staaten einzog, stimmten alle darin überein, daß die American Legion die bürgerlichen Freiheiten stärker beeinträchtige als irgendeine andere Gruppe. Seit Jahren agitiert die Legion an erster Stelle in dieser Richtung. Dabei sind nur zwei Fälle berichtet worden, wo die Legion einmal einer Bewegung entgegentrat, die als faschistisch charakterisiert werden kann."
Ferner erklärte diese Vereinigung, es bestehe
Gemeinsamkeit der Interessen bei der "American Legion", dem Bund
(Nationalsozialisten), dem Ku-Klux-Klan und den Silberhemden
(Faschistenverband).
Das amerikanische Justizministerium hat öffentlich festgestellt, daß die
Ausschreitungen gegen Jehovas Zeugen ungesetzlich, unberechtigt und
"hysterisch" sind. Es ließ sogar in einem besondern Rundschreiben allen
Bezirksanwälten die Anweisung zugehen, alle nur möglichen Schritte zu
unternehmen, damit das Recht der Zeugen Jehovas auf Versammlungsfreiheit
nicht beeinträchtigt werde. Warum aber kein direktes Vorgehen gegen die
Leitung des Verbandes, den die noch versteckteren, noch schwärzer
gekleideten und schwärzer denkenden Drahtzieher dieser Ungesetzlichkeiten
als Büttel für ihre ungerechten Bestrebungen vorschicken? Nun, die
Präsidentenwahl ist nicht mehr fern, und die "American Legion", sowie die
römisch-katholische Kirche bilden zusammen eine politische Macht, mit der
es kein Stimmenjäger verderben möchte. Der Übel, von denen das Volk heute
in seinen Rechten und Freiheiten bedrängt wird, sind wahrlich Legion. ..."
Drahbeck
"Trost" Ausgabe vom 1. 11. 1940:
Ein Landwirt, Zeuge Jehovas, berichtet,
daß sein Landgut im Kriege bewahrt blieb. Rundherum war alles
zusammengeschossen. Er versorgte von jeher die "Pionier"-Verkündiger
des Königreiches Gottes mit Lebensmitteln ...
Nicht ein einziger der Zeugen Jehovas und ihrer Gefährten ist während
der Invasionstage in Holland umgekommen. ...
Der die "Wunder" wirkende Gott (in der Lesart der Zeugen), muss dann wohl just zu der Zeit im besonderen sein Augenmerk auf Holland gelegt haben. Derart konzentriert, dass er die Dinge, die sich andernorts abspielten, "einfach laufen liess".
Schlussbericht im WT vom 15. Oktober 2007. Zeugen Jehovas während der Hiltler-Ära:
www.watchtower.org/x/20071015a/article_01.htm
Ungefähr 4 200 Zeugen waren
in Konzentrationslagern interniert und 1 490 verloren dort ihr Leben.
"Solch kristallklare Wahrheiten standen einst in Geschichtsbüchern für den Schulgebrauch."
Nun, wenn dem so ist, dann ist man doch sicherlich interessiert zu
erfahren, was denn "Trost" so als "kristallklare Wahrheit" (damals)
einschätzte. Die "Trost"-Ausführungen seien nicht weiter kommentiert. Das kann
denn jeder für sich tun, so er mag. Ich für meinen Teil würde dann allerdings
auch die Frage stellen:
Und, wo steht die heutige WTG in diesem geschichtlichen Vergleich?
In der genannten "Trost"-Ausgabe las man:
"Heutzutage ist aus den Schullehrbüchern alles
Aufklärende über die Zersetzungspolitik des Vatikans in den verschiedenen
Ländern verschwunden.
Nicht einmal an geschichtliche Vorgänge auf diesem Gebiet wird mehr
erinnert. Die düstere Vergangenheit der katholischen Hierarchie wird der
Jugend einfach verschwiegen.
Noch vor ein paar Jahrzehnten war das anders, wie einige Auszüge aus der
"Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung", einem von dem
hervorragenden Geschichtsschreiber Dr. G. Weber verfaßten, zum Gebrauch in
höheren Lehranstalten Deutschlands bestimmten Werk, zeigen mögen.
Dort wird die Vorgeschichte des im Juli 1872 für das Deutsche Reich
erlassenen (1917 wieder aufgehobenen) Jesuitenverbots behandelt, sowie die
Periode des sogenannten Kulturkampfes überhaupt, der um das Jahr 1872
besonders in Preußen begann und 1880 durch die Beschwichtigungspolitik des
neuen Papstes Leo XIII. einerseits und die Kompromißbereitschaft der
deutschen Reichsregierung andrerseits sein Ende fand. Unsere Zitate
entnehmen wir dem "Kleinen Weber", 17. Auflage, Heidelberg, 1879,
"Der Gang des geschichtlichen Lebens seit
dem Frankfurter Frieden":
"Jesuiten und Altkatholiken
... Auch in Bayern standen sich [Ende 1871] zwei Parteien schlagfertig
gegenüber: die liberale, aufgeklärtere Bevölkerung der Städte und der
protestantischen Landesteile und die Hierarchie mit der Mehrheit des
katholischen Landvolkes und eines aus diesem hervorgegangenen zelotischen
Klerus, unterstützt von einer alle Gesetze der Sitte und des Anstandes
verletzenden Presse. Um den ultramontanen [romhörigen] Agitationen, welche
die Leidenschaften des Volkes gegen die kirchliche Parteilosigkeit und
Duldsamkeit der Staatsregierung aufzureizen suchten, auf dem Rechtsweg
entgegentreten zu können, wurde im nächsten Reichstag auf Anregung von
Bayern dem Strafgesetzbuch ein Zusatz beigefügt, welcher den Mißbrauch des
geistlichen Amtes und der Kanzel zu politischen Wühlereien, die den
öffentlichen Frieden gefährden, mit Gefängnisstrafe bis zu zwei Jahren
bedrohte. Den Auslassungen der Klerikalen über solche Beschränkung der
'Freiheit' wurde mit Recht entgegengehalten, nicht die Freiheit werde
durch den 'Kanzelparagraphen' beschränkt, sondern nur das von der
Geistlichkeit usurpierte Vorrecht, ungestraft den öffentlichen Frieden zu
stören und Gesetz und Obrigkeit zu schmähen.
Seit Jahrzehnten hatte die römische Priesterpolitik die Staatsgewalt
zersetzt und lahmgelegt: jetzt wurde man mit Bestürzung gewahr, daß sich
die Papstkirche zu einem organisierten Gegenstaat ausbildet, 'der mit
tausend und abertausend Polypenarmen den Körper der Gesellschaft
umklammert hielt', daß die katholische Weltkirche mit ihrem auswärtigen
Oberhaupte und mit ihrer streitfertigen geistlichen Miliz den weltlichen
Nationalstaaten die Lebensader unterbunden habe und jede freie
Entwicklung, jeden Ausbau zu einem selbständigen Organismus mit eigener
Gesetzeskraft zu verhindern suche. Die Hauptführer dieser hierarchischen
Politik gingen aus jenem Orden hervor, der seit Jahrhunderten das
friedliche Zusammenleben der Konfessionen gestört hat, dessen Haupttendenz
auf die Begründung einer theokratisch-priesterlichen Weltordnung, auf die
Universalherrschaft des Papstes gerichtet war. Es war daher ganz
natürlich, daß in allen nationalen und freisinnigen Kreisen katholischen
wie protestantischen Bekenntnisses auf Entfernung der Jesuiten aus dem
deutschen Reiche gedrungen ward. Die 'Gesellschaft Jesu', die auf dem
römischen Konzil [von 1870, der das Dogma von der päpstlichen
Unfehlbarkeit aufstellte] den Ausschlag gegeben, deren Geist die Kurie und
den Episkopat durchdrungen hatte und beherrschte, war unverträglich mit
einem Staatswesen, welches das bürgerliche und gesellschaftliche Leben
nach eigenen Gesetzen ordnen, der Freiheit der Gewissen Geltung
verschaffen, der wissenschaftlichen Forschung eine Ringbahn und Freistätte
gewähren, Vernunft und Intelligenz in die seiner Leitung unterstellte
Schule einführen wollte...
Staat und Kirche
... Der Reichsregierung war die Waffe der Notwehr in die Hand gezwungen,
und da der Kampfpreis die Erhaltung aller der Güter war, welche die Seele
des modernen Staats ausmachen, der Freiheit der Wissenschaft, der Lehre,
des geistigen Lebens, so gestaltete sich der Kampf zu einem wahren
'Kulturkampf'. Es handelte sich um das hohe Prinzip, ob die Anschauungen
und Wahrheiten, welche der forschende Geist und die Wissenschaft seit
Jahrhunderten errungen haben, Geltung und Bestand behalten, oder ob wie im
Mittelalter die ganze Welt des Glaubens und Wissens der Autorität der
Kirche unterworfen sein, nur durch das päpstliche Gepräge als Wahrheit
erscheinen sollte. Und bei diesem Kampfe hatte das Reich auch zugleich das
formale Recht auf seiner Seite; denn die durch das vatikanische Konzil
veränderte Kirche war nicht mehr dieselbe, mit welcher vordem die
Regierungen ihre Verträge und Konkordate geschlossen. Und wie sehr auch
der in Demut und Servilität sich beugende Episkopat und seine Satelliten
in der Presse und auf der Kanzel zu beweisen suchten, daß die Aufstellung
eines neuen Glaubenssatzes ausschließlich eine innere Angelegenheit der
Kirche sei, die den Staat nichts angehe; der Aufschrei des Gewissens, der
allenthalben ertönte und den Schutz des Staates gegen die Tyrannei der
neuen Glaubensrichter anrief, bewies, daß diese Beschlüsse tief in das
Fleisch der gesamten katholischen Welt eingedrungen. Und sollte die
weltliche Obrigkeit diese Hilfeflehenden, die ja doch auch Glieder des
Staates waren und zum Teil sehr edle Glieder, von ihren Türen weisen, weil
sie dem Zwang und den Verführungskünsten der jesuitischen Zeloten sich
nicht fügen wollten?
Und sollte der Staat gehalten sein, einen kirchlichen Organismus, der
soeben unter seinen Augen durch so profane Mittel und egoistische
Triebfedern eine so wesentliche Umgestaltung erlitten, der das
Landesepiskopat zu einem willenlosen Werkzeug der päpstlichen
Kirchenpolitik herabgesetzt hatte, als göttliche Institution, als Werk des
Heiligen Geistes anzusehen und zu behandeln?
Mochte er immerhin den Glaubensinhalt als ein der Kirche selbst gehörendes
Gebiet anerkennen und sich jeder Einmischung enthalten, so konnte er doch
die körperliche Form, den hierarchischen Ausbau nur als Menschenwerk
gelten lassen. Sollte der moderne Staat nicht in der Verfolgung seiner
ethischen Zwecke sich stets gehindert sehen, so mußten die Grenzen
zwischen Staat und Kirche genau bestimmt und jeder der beiden Mächte das
ihr zuständige Gebiet zugewiesen werden... -
Der ganze aufgeklärte Teil der Nation geriet über die feindselige Haltung
der Jesuitenpartei in Aufwallung; von allen Seiten ergingen Petitionen an
den Reichstag, daß man gegen diesen Kern und Generalstab der 'streitenden
Kirche', welcher seit den Tagen seiner Gründung das friedliche
Zusammenleben der Konfessionen zu stören beflissen sei, durch die
Gesetzgebung einschreite. Und so kam denn nach vielen aufregenden
Verhandlungen [am 5. Juli 1872] ein Gesetz zustande, kraft dessen alle
Jesuitenniederlassungen bis zum Ablauf des Jahres geschlossen und
aufgehoben und der Tätigkeit des Ordens in jeder Form und Gestalt
innerhalb des deutschen Reiches ein Ende gemacht werden sollte.
Binnen Jahresfrist waren die zahlreichen Niederlassungen des Ordens
innerhalb des ganzen Gebietes des deutschen Reiches aufgehoben und die
Glieder desselben genötigt, außerhalb Deutschlands ein neues Feld ihrer
Tätigkeit zu suchen..."
Zum Schluß noch ein paar Sätze aus dem
Abschnitt "England unter dem Ministerium Gladstone".
Es wird darin eine Erkenntnis vermittelt, die den Regierungen heute
gründlich verloren gegangen zu sein scheint, sich aber in der nahen
Zukunft, wenn ,Gott es den Herrschern in den Sinn gibt', wieder Bahn
brechen wird:
"Auch in England sollte die Wahrheit des Erfahrungssatzes zutage treten, daß mit der römischen Hierarchie kein ehrlicher Vergleich auf der Basis der Gerechtigkeit und Billigkeit abgeschlossen werden könne, daß dieselbe in ihrer unbegrenzten Herrschsucht nur auf Unterwerfung aller widerstrebenden Elemente hinausgehe..."
Solch kristallklare Wahrheiten standen einst in Geschichtsbüchern für den Schulgebrauch. -
"Von einer Schweizerischen
Presse-Korrespondenz in St. Gallen wird in großer Auflage an verschiedenen
Orten ein Zirkular in die Briefkasten gelegt, worin Reklame für ein
Mitgliederverzeichnis der in der Schweiz lebenden Mitglieder der
Freimaurer-, Odd Fellow- und Union-Logen gemacht wird. Diese "Gesamtliste"
sei zum erstenmal seit 19 Jahren "nach mühevoller und langwieriger Arbeit"
erstellt worden. Sie umfasse über 5000 Adressen und sei für
Geschäftsleute, Journalisten und Politiker "außerordentlich interessant
und wertvoll!"
Die Verzeichnisse werden an "seriöse Interessenten" zum Preis von Fr. 20.-
pro Exemplar abgegeben. "Die Ausfuhr des Adressenmaterials nach dem
Ausland ist verboten!"
Es handelt sich um eine Adressensammlung, die schon beim Kampf um die
Fronteninitiative vor drei Jahren für teures Geld angeboten wurde.
Die ganze Wichtigtuerei, die in der Reklame mit diesem
Mitgliederverzeichnis getrieben wird, ist um so lächerlicher, als jeder
Interessent sich kostenlos Einblick in die gedruckten
Mitglieder-Verzeichnisse der Logen verschaffen kann. Die ganze Anpreisung
ist nichts anderes als eine Geldmacherei und für die Dummen bestimmt, die
mit diesem "geheimnisvollen" Mitgliederverzeichnis hineingelegt werden.
So schrieb der "Schweizerische Beobachter",
Basel, in seiner Nummer vom 15. November 1940. Weiß der "Schweizerische
Beobachter" auch, daß die Herausgeber dieses geldschinderischen
Verzeichnisses bis vor kurzem nebenbei auch als "Gesellschaft für Kirche
und Papst" bekannt und mit dem besonderm päpstlichen Segen ausgezeichnet
waren?
Die "mühevolle Arbeit" dieses Adressensammelns erfolgte unter Leitung des
Papierschweizers Metzler in St. Gallen, den Tip dazu erhielt er zweifellos
aus Erfurt, von Fleischhauer. Ob ihn ein Bischof hierfür gesegnet hat, ist
hier nicht bekannt. Ins Ausland darf er das Adressenmaterial allerdings
nicht liefern, sonst ergeht es Freund Metzler schließlich doch noch wie
Freund Tödtli."
Die WTG (in Großbritannien) verteidigt sich, verpackt in einen
"Privatbrief" an Rutherford, der aber offenbar so "privat" war, dass er im
offiziellen "Trost" zu lesen ist (Ausgabe vom 15. 12. 1940). Dort liest man
gar merkwürdig-entlarvende Sätze über das Finanzgebaren der WTG. Selbige
erschliessen sich besonders dann, übt man sich in der Kunst auch mal "zwischen
den Zeilen zu lesen".
Die Frage stellt sich schon. Warum verteidigt man sich in dieser Form? Warum
wird über die ihm offenbar zugrunde liegenden Anwürfe nichts Detaillierteres
ausgeführt?
Mögen WTG-Funktionäre auch wähnen, gegenüber der eigenen Anhängerschaft die
Sache damit abgetan zu haben. Wer sich indes nicht im WTG-Sog befindet, wird
das ausgesagte weitaus nüchterner bewerten.
Im genannten "Trost" liest man:
"In einem öffentlichen Vortrag trat ich (ein
englischer WTG-Funktionär) auch den zahlreichen falschen Anschuldigungen
entgegen, die Richter Frankland von Manchester und die Zeitungen dieser
Stadt gegen uns erhoben haben. Ich zitierte einiges aus dem "Jahrbuch
1936", wo ein allgemeiner Finanzbericht gegeben wird, und zeigte, daß die
falsche Behauptung, wonach das Brooklyner Büro der Gesellschaft an
Amerikas Goldreserven einen ganz schönen Anteil habe, hinreichend
widerlegt wird durch den Fehlbetrag, der aus diesem Bericht ersichtlich
ist.
Meine halbstündigen Ausführungen fanden begeisterte Zustimmung, besonders
als ich die Frage stellte, warum die Presse und Richter Frankland denn
nicht die römisch-katholische Hierarchie um eine Finanzabrechnung
ersuchen. Das hatte gezündet. Über diesen Vortrag berichteten viele
Zeitungen, wobei sie natürlich, wie immer, nichts von den Anschuldigungen
erwähnten, die gegen "das lasterhafte Weib" und seine Agenten erhoben
worden waren. Die Zuhörerschaft nahm einmütig Stellung für das, was ich
den Feinden geantwortet hatte. Den in Frage kommenden Richtern und
Zeitungen wird der Wortlaut des Vortrages zugesandt."