Kommentarserie „Trost" 1940 zusammengefasst

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):

Niemöller, Martin, Pacelli, Slowakei, Wegscheider, Josef, Pichler, Johann, Dups, Otto Friedrich, Thyssen, Fritz, Holocaust, Weiser, Maragarete, Flugblattaktionen, Roser, Hubert, Freiburg, Pressedienst, Kriege, "gerechte", Fidschi-Inseln, Tügel, Franz, Bischof, Wehrdienst, Polen, Zensur, Schanghai, Frankreich´, Harbeck, M. C., Steinemann, Hugo, Holland´, Jesuiten, Altkatholiken, SPK


Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 25. Januar 2010 01:22
In Vorankündigung des Rutherford-Buches "Die Rettung", zitiert die "Trost"-Ausgabe vom 1. 1. 1940 schon mal aus ihm. Das alles wird - wer hätte bei der WTG was anderes erwartet? - in einen endzeitlichen Kontext eingeordnet, beispielsweise mit dem Satz:

"Alles zeigt an, daß die Zeit für die Schlacht des großen Tages Gottes, des Allmächtigen, ganz nahe ist."
Und für dieses "alles", werden dann auch in dieser "Trost"-Ausgabe diverse zeitgenössische Alltagsbeispiele zitiert. Unter diesem Beispielen, auch das des "katholisch-heiligen" Landes Spanien.

"Heilig" letzteres dann aber wohl allenfalls in der Sicht Vatikanischer Strategen. Über ihre "Errungenschaften", wird unter Zugrundelegung von Presseberichten, beispielsweise berichtet:


"Wie es nach dem Kreuzzug für Papst und Katholizismus in Spanien aussieht, und in welch geistige Verarmung das Land erneut hineintreibt, wird in der Basler "Nationalzeitung" vom 19./20. August 1939 u. a. wie folgt geschildert:

Da die Beamtenschaft, die acht Jahre im Dienste der Republik ihre Pflicht erfüllte, zumeist entfernt und durch ungeschulte Elemente ersetzt worden ist, geraten die behördlichen Funktionen allenthalben ins Stocken. In vielen Gebieten der Verwaltung herrscht das Chaos. Die Arbeiter und Angestellten, die aus politischen Gründen keine Beschäftigung mehr erhalten, vermehren die Klassen der Arbeitslosen, die allein In Madrid und Barcelona auf über 80 Prozent der Bevölkerung beziffert werden.

Handel und Wandel, das ganze öffentliche Leben ist einem Marasmus verfallen. An den Universitäten fehlen die Professoren, an den Mittel- und Volksschulen die Lehrer. Die intellektuellen Berufe sind fast durchweg verwaist, weil ihre Vertreter ihr Los mit dem der Republik verbunden hatten. Soweit der öffentliche Unterricht in ganz beschränktem Maße aufrechterhalten wird, geschieht es im wesentlichen durch Mitglieder der Geistlichkeit.

Soeben verfügte der Staatsanzeiger von Burgos vom l. Oktober an die vorläufige Schließung der Elementar- und Mittelschulen des ganzen Landes mit Ausnahme gewisser namentlich aufgeführter Lehranstalten. Die Zahl der offengehaltenen Institute beträgt für die Städte von über 80.000 Einwohner Insgesamt 30 und für die Ortschaften unter dieser Einwohnerziffer 47.

Bei den nicht der Schließung verfallenen Lehranstalten handelt es sich in der Hauptsache um solche klerikalen Charakters. Über den Termin einer eventuellen Wiedereröffnung der Schulen ist in der Verordnung nichts erwähnt.

So soll sich also zu der moralischen und materiellen Not, in die das spanische Volk durch den Krieg gestürzt wurde, auch noch die geistige Verelendung der Jugend gesellen. Dabei werden von dem zermürbten und hungernden Land neue Opfer verlangt, damit Spanien, wie die Propaganda täglich fordert, "seine jetzt so ruhmreich erkämpfte Weltgeltung verteidigen und seine imperialistischen Ansprüche verwirklichen könne".


"Wasser auf die Mühlen" für "Trost", ist auch die nachfolgende in dieser Ausgabe abgedruckte Meldung:

"Der Berliner Korrespondent des 'Dagens Nyheter' meldet, der Kirchenstreit in Deutschland habe seit Kriegsausbruch an Schärfe abgenommen. Es seien nur noch ganz wenige Pfarrer verhaftet. Der Leiter der Bekenntniskirche in Berlin, Pfarrer Jacobi, habe sich als Kriegsfreiwilliger gemeldet. Pfarrer Niemöller, der seit mehr als zwei Jahren im Konzentrationslager gefangen gehalten werde, seien verschiedene Erleichterungen zugestanden worden. Seine Frau dürfe ihn nun alle zwei Wochen besuchen. Auch habe er die Bewilligung erhalten, zu lesen und zu schreiben. Er arbeite zur Zeit an einem theologischen Werk."

Ob in diesem theologischen Werk, zur Kriegszeit geschrieben, mit Bezug auf die blutigen Kämpfe der Nationen untereinander ein anderer Geist weht als in Niemöllers Buch "Vom U-Boot zur Kanzel"? Man muß das bezweifeln. Daß Niemöller vom U-Boot zur Kanzel hinübergewechselt ist, war ja keine Bekehrung, zum mindesten keine geistige Abkehr vom U-Boot. Am besten zeigt sich das darin, daß sich neben vielen andern "Bekenntnispfarrem" auch Pfarrer Niemöller um Wiederaufnahme in die deutsche Armee beworben hat, wie sogar vom "ökumenischen Pressedienst", Genf, bestätigt wurde.

Vergegenwärtigt Euch die Lage: Eine "Kirche", "Bekenntniskirche" genannt, erhob ihre Stimme gegen Staatsvergötterungs-Tendenzen, nahm Unterdrückung auf sich, wurde in der ganzen Welt als bekennende Märtyrergemeinde gefeiert - und als die Saat jener kritisierten Staats- und Menschenvergötterung in einem blutigen Kriege aufschießt und man sich sagen müßte: "Oh, jetzt wird es für die bekennende Kirche höchst kritisch; jetzt muß sie sich in der Schlußprüfung bewähren" - da hört man:

Die Bekenntnispfarrer gehen als Kriegsfreiwillige und aller "Kirchenstreit" ist abgeblasen! Die den Staatsmoloch vor der Kriegserklärung anklagten - nach der Kriegserklärung verteidigen sie ihn!"


Auch in weiteren Meldungen, vertieft diese "Trost"-Ausgabe das Thema Niemöller. Etwa mit seiner kommentierenden Aussage:

"Dr. Niemöller, Pfarrer von Dahlem und früherer Unterseebootkommandant, der noch in einem Konzentrationslager in Oranienburg interniert ist, hat die deutschen Instanzen um die Erlaubnis ersucht, von neuem in der Wehrmacht zu dienen. In seinem Gesuch hat Pastor Niemöller erklärt, ihn bewege weniger der Wunsch, seine Freiheit zurückzuerhalten, als der, seinem Lande zu dienen."

Da obige Meldung von verschiedenen Seiten kommt, wird sie wohl stimmen. Verwunderlich ist sie nur denen, die sich über die Haltung der sogenannten Bekenntniskirche Illusionen machen ...
Welche Stellung zum Krieg diese sogenannte Bekenntniskirche einnahm, war von Anfang an daraus ersichtlich, daß viele hohe Militärs mit ihr sympathisierten und sich für M. Niemöller einsetzten. Niemöller selbst hat in seiner Lebensbeschreibung "Vom U-Boot zur Kanzel" kein einziges Wort des Absehens über das gegenseitige Morden im Kriege gefunden.

Weil er sagte: "Man muß Gott mehr gehorchen als Menschen", ist Niemöller ins Konzentrationslager gekommen. Er hätte das nicht nur sagen, sondern auch tun sollen. Doch hört der Kampf für die Wahrheit dort auf, wo die irrigen Begriffe anfangen, und über das Verhältnis zwischen Christentum und Krieg.

Wir wären froh gewesen, wenn die Einschätzung der "Bekenntniskirche" und Ihrer Führer, wie sie in dem Artikel "Religionskämpfer und Gottesstreiter" (TROST vom l. April 1938;
[siehe dazu
Kommentarserie1938 Eintrag vom 29. April 2008 07:49] ) erfolgte, sich doch als zu schwarz gemalt erwiesen hätte. Leider scheint sie eher noch nicht schwarz genug gewesen zu sein. ...
Re: Zeitgeschichte vor siebzig Jahren / heute
geschrieben von: Frau von x
Datum: 26. Januar 2010 12:26
Zitat: Drahbeck
In Vorankündigung des Rutherford-Buches "Die Rettung", zitiert die "Trost"-Ausgabe vom 1. 1. 1940 schon mal aus ihm. Das alles wird - wer hätte bei der WTG was anderes erwartet? - in einen endzeitlichen Kontext eingeordnet, beispielsweise mit dem Satz:
"Alles zeigt an, daß die Zeit für die Schlacht des großen Tages Gottes, des Allmächtigen, ganz nahe ist."

WT vom 1.JANUAR 2010 S.15,23:
Die Berichte über die Zerstörung in Kanaan machen uns auch insofern Mut, als sie uns zeigen, was Gott in naher Zukunft tun wird. Wir können ganz sicher sein, er wird nicht zulassen, dass das Böse das Gute besiegt. Vielmehr wird er, wie die Bibel belegt, bald eingreifen, um die Bösen zu vernichten.

Schon bald werden nur Menschen, die Gott für gerecht hält, "die Erde besitzen".

Re: Zeitgeschichte vor siebzig Jahren / heute
geschrieben von: Hubert
Datum: 26. Januar 2010 17:47
Und für gerecht hält Gott sicher nur die Zeugen Jehovas! Ausgerechnet die, die wie
im aktuellen Fall ( der Verhandlung vor einem Bielefelder Gericht ein verzweifelter Vater mit der menschenverachtenden Kontaktsperre zur Tochter "durchdrehte")
die eigentlichen Täter sind!!Für die ganze Brooklyner-Bande müßte bald das Ende kommen!!!
Re: Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 29. Januar 2010 01:07
Nichts ist so alt, wie der Ruhm von gestern. Dieses Bonmot kommt mir unwillkürlich in den Sinn, beim lesen des kommentierendes Berichtes in "Trost" vom 15. 1. 1940, über die erste Papstenzylkika des Papstes Pius XII., welcher ja bekanntermaßen, bis hinein in die 1950er Jahre amtierte. Davor, namentlich auch in Deutschland, nicht unbekannt war.

"Trost" erspart diesem Papst nichts. Und es hat recht mit seinem Votum. Das wiederum ändert allerdings nichts an den Umstand (den man auch andernorts kennt), das aus Verfolgten, sehr wohl selbst noch Verfolger werden können, wenn Zeit und Umstände es so fügen.

Im Jahre 1940 war es in der Tat noch nicht so weit. Da befand sich "Trost" (Synonym in diesem Falle auch für Zeugen Jehovas), noch weitgehend in der Rolle der Verfolgten. Diesen geschichtlichen Part anerkennend, seien nachstehend die wesentlichen Ausführungen dieses "Trost"-Votums vorgestellt;

Staatstotalität - von gleicher Seite verurteilt und gelobt
(Zum ersten Rundschreiben Pius' XII.)
In seiner ersten Enzyklika, zu einer Zeit veröffentlicht, wo große Reiche miteinander im Machtkampf stehen, fordert der neue Diplomatenpapst Pacelli-Pius: Mehr Macht für die Hierarchie! - Dann werde es auf der Erde besser werden.
Was er für sich und seinen Klerus verlangt, ist: Freie Bahn!

Die Geschichte aber beweist bis in die neueste Zeit hinein, daß dies nicht etwa das Ende der Kriege, sondern gesteigerte Kriegsgefahr, nicht das Ende, sondern eine Zunahme der Bedrückung, nicht den Sieg der Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern die Unterdrückung der Wahrheit, die Alleinherrschaft des Dogmenirrtums und die Vertiefung der Klassengegensätze unter den Menschen bedeuten würde.

Die katholische Hierarchie verspricht:

"Sofern ihr uns alle Macht gebt, werden wir auf der Erde ein Paradies schaffen."
Warum hat sie mit dieser Menschheitsbeglückung nicht wenigstens einen Anfang gemacht in jenen Ländern, wo sie nach Belieben schalten und wallten durfte? Und solcher Länder gab es im Verlauf der Jahrhunderte mehr als genug!

Das wissen die Menschen, und so ist es durchaus kein leckerer Köder, wenn die neue Papst-Enzyklika u. a. sagt:


"Welche Ströme des Segens könnten sich über die Welt ergießen, ... wenn man der Kirche, dem berufenen Lehrmeistern von Gerechtigkeit und Liebe, freie Bahn gäbe, auf die sie kraft ihres Gottesauftrags ein heiliges, unbestreitbares Recht besitzt! ... Wir [haben] keinen sehnlicheren Wunsch als diesen: ... alle Machthaber mögen sich entschließen, für die welterzieherischen Aufgaben der Kirche im Sinne der Gerechtigkeit und des Friedens die Bahn freizugeben."

Gleich darauf wendet sich das Papstschreiben nochmals
"an die Lenker der Völker und an alle, die auf das öffentliche Leben Einfluß besitzen, damit sich die Kirche in voller Freiheit ihrer Erziehungsaufgabe widmen könne... Auf die Ausübung dieser ihrer Mission, die als Endziel hier auf Erden den göttlichen Plan verwirklichen will, 'alles in Christus zu erneuern, was im Himmel und auf Erden ist' (Eph. l: 10), kann die Kirche niemals verzichten."

So schön das manchen klingen mag, so trügerisch ist es. Denn hat religiöses Machtstreben nicht stets nur wahre Abgründe des Unheils aufgerissen? Ist Segen zu erhoffen von einer "Mission auf Erden", die in Wirklichkeit nicht von Christus erteilt wurde? ... Die von der Hierarchie für die ganze Welt erstrebte "Einheit des Glaubens und des Sittengesetzes", von der das Papstschreiben dann in zwei Abschnitten handelt, ist nichts anderes, als ein Massenfriedhof für Gewissens-, Glaubens-, Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit ...

Ziemlich am Schluß liest man in der Enzyklika:

"inzwischen aber, ehrwürdige Brüder, soll die Welt, sollen alle vom Kriegselend Betroffenen erfahren, daß das Grundgesetz des Reiches Christi, die katholische Bruderliebe, nicht ein leeres Wort ist, sondern lebendige Wirklichkeit." -

Soll das wohl heißen, daß kein deutscher Katholik einen französischen Katholiken töten wird? Wenn sie sich aber doch gegenseitig umbringen, wo bleibt dann die "lebendige Wirklichkeit katholischer Bruderliebe"?

Auch in dieser Enzyklika kommt der Geist babylonischer Buhlerei um die Gunst dieser Welt überall zum Ausdruck. Von der Kirche (d. h. der katholischen Hierarchie) heißt es dort:


"Sie breitet ihre mütterlichen Arme gegen die Welt aus - nicht um zu herrschen, sondern um zu dienen. Sie beansprucht nicht, sich innerhalb des Eigenbereichs anderer rechtmäßiger Gewalten an deren Stelle zu setzen; sie bietet ihnen vielmehr ihre Hilfe an ganz nach dem Beispiel und im Geiste ihres göttlichen Stifters, der ,umherzog, Wohltaten spendend' (Apgsch. 10: 38)."

Dieser Vergleich ist völlig unzutreffend. Jesus hat dem einfachen Volke, den einzelnen, nach Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit dürstenden Menschen Hilfe angeboten, nicht aber den Machthabern seiner Zeit. Auch diente er diesen Machthabern nicht; denn er wußte, daß er damit aufgehört hätte, ungeschmälert Jehova Gott zu dienen ...Von den Großen glaubte keiner an ihn. Die Machthaber haßten und verfolgten ihn und brachten ihn zu Tode. -

Allerdings, das Papstschreiben verurteilt die "Verabsolutierüng der Staatsgewalt".
Ist es der Hierarchie aber wirklich ernst mit dem Satz:


"In jedem Falle - je größer die materiellen Opfer sind, die seitens des Staates von dem einzelnen und der Familie verlangt werden: umso heiliger und unverbrüchlicher müssen ihm die Rechte des Gewissens sein"

Diese Frage muß man verneinen, zum mindesten darum, weil hier nicht einschränkend vom "katholischen Gewissen" geredet wird, während offenbar nur dieses gemeint ist. Das wird durch die dogmatische und praktische Einstellung der Hierarchie zur "Ketzerfrage" bewiesen.

An der Gewissensvergewaltigung im Geburtsland des Faschismus hat das Papstschreiben offensichtlich gar nichts auszusetzen. Seine Einwände gegen die Staatstotalität sind überhaupt nicht grundsätzlich und nicht allgemeingültig.

Sie richten sich zum Beispiel nicht gegen die italienisch-faschistische Staatstotalität, und zwar offenbar deshalb nicht, weil die Hierarchie an jener Staatstotalität als Partner beteiligt wurde. Sie ist dort im totalitären Staat Alleinverwalter des Religionsdepartements und all dessen, was damit zusammenhängt. In Wirklichkeit ist es der katholischen Hierarchie lieber als sonst etwas, der Staatstotalität zuzustimmen, sofern sie daran als "anerkannte rechtmäßige Gewalt" beteiligt wird.

Aber, ob Staatstotalität mit oder ohne Hierarchiebeteiligung, den Tod der Freiheit bedeutet sie auf jeden Fall! ...

Daß Eugenio Pacelli auch als Papst Pius XII. ein Befürworter der italienisch-faschistischen Staatstotalität ist, wird durch folgende Ausführungen seiner ersten Enzyklika belegt:


"Vor allem aber drängt es Uns, Unsern tiefempfundenen Dank auszusprechen für die Erweise ehrerbietiger Huldigung, die Uns von Herrschern, Staatsoberhäuptern und öffentlichen Autoritäten jener Nationen zugekommen sind, mit denen der Heilige Stuhl freundschaftliche Beziehungen unterhält. Besonders freudig bewegt es Unser Herz, daß Wir in diesem Unserem ersten Rundschreiben an die Weltkirche zu jenen Staaten auch das geliebte Italien rechnen dürfen, in dem als in einem fruchtbaren Garten die Apostelfürsten den Glauben gepflanzt haben.

Dank den Lateranverträgen, dem Werk der Vorsehung, nimmt es nunmehr einen Ehrenplatz in der Reihe der beim Apostolischen Stuhle amtlich vertretenen Länder ein. Gleich der Morgenröte friedvoller und brüderlicher Eintracht im Heiligtum wie im bürgerlichen Leben ging von diesen Verträgen die Pose Christi Italiae reddita aus... In zuversichtlichem Hoffen flehen Wir zu Gott, daß die Unserem Vorgänger und Uns so teure Nation, getreu ihrer ruhmreichen katholischen Vergangenheit, unter des Großen Gottes mächtigem Schutz immer mehr die Wahrheit des Psalmwortes an sich erfahre:

'Glückselig das Volk, dessen Gott der Herr ist' ... Die glückverheißende neue rechtliche und religiöse Lage, die jenes Werk in Italien und den ganzen katholischen Erdkreis geschaffen und besiegelt hat - und es soll in der Geschichte seine unvertilgbaren Spuren zurücklassen - erschien Uns nie so gewaltig und einheitschaffend als in jenem Augenblick, da Wir von der hohen Loggia der Vatikanbasilika zum ersten Male Unsere Arme ausbreiteten und Unsere Segenshand erhoben über Rom, dem Sitz des Papsttums und Unsere vielgeliebte Geburtsstadt, über das mit der Kirche versöhnte Italien und über die Völker der ganzen Welt." ...

Sollen sich die Italiener wirklich auf Grund eines Bibelwortes sagen dürfen: Wir sind das Volk des Höchsten, und was unsere Nation in den letzten Jahren unternahm, brachte Gottes Willen zum Ausdruck und hatte den Segen Gottes; und so brauchen wir nichts weiter tun, als immer auf dem gleichen Wege fortzufahren? -

Jene Äußerung in der Enzyklika legt fast diesen - für die höchsten Interessen des italienischen Volkes zweifellos gefährlichen - Gedanken nahe. Im Gegensatz hierzu muß man jedoch eher dem recht geben, was M. Gerber im "Aufbau", Zürich, vom 3. Nov. 1939 schrieb:


"Auch der Papst hat gesprochen durch eine Enzyklika, in der er sich dagegen wendet, daß man 'den Staat zum letzten Zweck des Lebens und zur obersten Norm der sittlichen und rechtlichen Ordnung machen' wolle. Die Rettung komme 'nicht vom Schwert, sondern allein von der Achtung des Naturrechtes'. Das ist sehr gut, nur werden sich die Spanier und Äthiopier allerhand dabei denken und Mussolini wird sardonisch dazu lächeln. Es ist jetzt eine Zeit, in der sehr viel darauf ankommt, wer etwas sagt."
Re: Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 31. Januar 2010 03:36
Eine weitere (in Form der Pressezitierung) der Catholica ins "Stammbuch" geschriebene Meldung, kann man auch "Trost"-Ausgabe vom 15. 1. 1940 entnehmen. In ihr war zu lesen:

"Katholischer Klerus und Faschismus
In einem Artikel "Kanada im Krieg", aus Vancouver in Kanada eingesandt, liest man im
"Aargauer Tagblatt", Aarau, vom 16. Nov. 1939;


"Wie die meisten andern Länder, hat auch Kanada seine Inneren Schwierigkeiten, die jetzt besondere fühlbar werden. Von seinen elf Millionen Menschen sind nur ein Drittel Briten.

Die große Minorität sind die französischen Kanadier von Quebeck, welche reaktionär und halbfaschistisch sind, keine Rede- und Pressefreiheit haben und völlig unter dem Einfluß
eines sehr rückschrittlichen Klerus stehen.
Noch vor wenigen Wochen war die Opposition gegen London so stark, daß führende französische Kanadier unverhüllt von einem 'Abfall' sprechen konnten. Der russisch-deutsche Pakt hat die Situation völlig geändert.
Die Kirche hat eingesehen, welche Gefahren ihr drohen, und über Nacht sind die französischen Kanadier gute Patrioten geworden." -

Die Situation ist gewiß nur äußerlich verändert Jene katholisch-kanadischen Kreise suspendieren zur Zeit Ihren Kampf für den faschistischen Ständestaat nur deshalb, weil sie sich aus dem Kampf "gegen den Kommunismus etc." den größeren Vorteil versprechen.

Waren sie vor Kriegsbeginn halbfaschistisch, so werden sie durch den Krieg gewiß nicht demokratisch, sondern wahrscheinlich ganzfaschistisch. ...

Ob rote oder braune oder schwarze "Totalitäre" - diese Leute sind einander stärker verwandt, als sie es wahrhaben wollen, und das muß die Welt begreifen lernen."
Re: Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 24. Februar 2010 00:03
Eine Fotoreproduktion aus "Trost" vom 1. 2. 1941.
[Es wird um Nachsicht für deren unbefriedigende Qualität gebeten (Kopie von Kopie)]. Gleichwohl dürfte die Tendenz eindeutig sein.

In seinem dazugehörigem Kommentar schreibt "Trost":

Bei staatlichen und andern Festanlässen pflegen die wichtigsten Persönlichkeiten in der ersten Reihe zu sitzen. Die andern aber - in der nächsten Reihe - sind ihnen gleich, oder fast gleich. Man kann das nicht immer genau feststellen.
Auf jeden Fall sitzt die Opposition weder in der ersten, noch in der zweiten Reihe.
Unser Photo ist ein Stilleben aus der Slowakei, einer amtlichen slowakischen Zeitschrift entnommen.
In der ersten Reihe sitzen die katholischen Bischöfe, in der zweiten Reihe die reichsdeutschen Offiziere. Es wird gerade ein Landespräsident gewählt, ein Kollege nicht der Männer in der zweiten, sondern in der ersten Reihe - Prälat Tiso.

Vor den Bischöfen, zwar nicht auf diesem, aber auf einem andern Bild in der betreffenden Zeitschrift sichtbar, leuchtet ein großes Kreuz, von Kerzen bestrahlt; hinter ihnen leuchtet das Hakenkreuz.

Wer macht den Bischöfen Vorwürfe? Wir nicht. Sie können und sollen sich ihre Gesellschaft nach Belieben auswählen. Sie sollen sich kenntlich machen. "Sage mir, mit wem du gehst, und ich werde dir sagen, wer du bist."


"Trost" kommentiert in dieser Ausgabe unter anderem weiter:

"Einmal ist in Betracht zu ziehen, daß es immer ein Anliegen Niemöllers war, seine Pflicht dem Staate gegenüber zu erfüllen. Er hat keine Gelegenheit verpaßt, das zu dokumentieren, er wollte es offensichtlich auch diesmal tun. Man darf aber nicht übersehen, daß Martin Niemöller im Konzentrationslager gar nicht in der Lage ist, sich darüber ein objektives Bild zu machen, was seit 1937 alles geschehen ist. Daß Martin Niemöller im Konzentrationslager der Geschichtslesung des deutschen Propagandaministeriums verfallen sein muß, ist ohne weiteres anzunehmen. Auch er ist heute zweifellos der Überzeugung, daß Deutschland einen Verteidigungskrieg fuhrt, und er hat keine Möglichkeit, es anders zu wissen. Wie wenig heute das deutsche Volk um die tatsächlichen Vorgänge Bescheid weiß, bezeugt uns ein Brief eines deutschen Theologen, der der Regierung seit Jahren recht kritisch gegenübersteht.

Wir brauchen daraus nur einen einzigen Satz zu zitieren, um die ganze Tragik darzulegen, in der sich heute auch die kirchlichen Kreise in Deutschland befinden. In dem Briefe schreibt der deutsche Theologe:

"Heute sind Sie sicher auch meiner Überzeugung, daß wir als Christen zu unserer Regierung stehen müssen, nachdem uns Polen auf englisches Verlangen hin angegriffen hat"
"Demokrat", Heiden, vom 9. 11. 1939.

Wenn die Nazipropaganda bei diesem Theologen, der Polen für den Angreifer hält, das Denk- und Urteilsvermögen auch auf andern seinem Beruf mehr zugehörigen Gebieten derart zerrüttet hat, was soll man dann von seiner "Seelsorge" erwarten?


Ohne Gewähr für den Wahrheitsgehalt. Eine selbst nachprüfbare Quelle dafür ist mir nicht bekannt, sei noch eine Notiz aus dem "Trost" vom 1. 2. 1940 wiedergegeben. Auf eine Kommentierung verzichte ich. Die Meldung mag für sich selbst sprechen:

"In den Berichten des amerikanischen Millionärs Cornelius Vanderbilt steht an einer Stelle etwas über einen Autoausflug, den der Amerikaner mit Mussolini unternahm. Der Duce saß am Steuer, raste durch die Gegend und überfuhr dabei ein Kind. Während Vanderbilt sich umdrehte, um zu sehen, was passiert sei, gab Mussolini - wie Vanderbilt erzählt - tüchtig Gas und bemerkte: "Niemals zurückschauen, mein Freund, immer vorwärts!"

Das sind die Männer, mit deren Hilfe der Papst einen Frieden herbeiführen möchte. Was für die Sicherheit der Völker dabei herausschauen würde, erkennt man an der Sicherheit des einzelnen, und sei es auch nur eines Kindes auf der Landstraße.
Re: Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 25. Februar 2010 05:27
Neben den Fall August Dieckmann, dessen Erschießung wegen Wehrdienstverweigerung, auch durch die Nazipresse bekannt gemacht wurde (und in deren Zitierung auch im "Trost" vom 1. 2. 1940), gibt es in dieser Ausgabe noch weitere, aufs "heroische" abgestimmte einschlägige Berichte. In kommentarloser Zitierung beispielsweise die:

"(Josef) Wegscheider und (Johann) Pichler
In Salzburg standen acht Zeugen Jehovas vor dem Militärgericht, weil sie aus Glaubens- und Gewissensgründen den Militärdienst ablehnten. Zwei von ihnen, die oben Genannten, wurden zum Tode verurteilt und erschossen, die andern nach Berlin überführt und - wie von einer Seite gemeldet wird - dort ebenfalls zum Tode verurteilt.

In der Verhandlung unternahmen der Richter und die Beisassen den Versuch, die angeklagten Zeugen Jehovas umzustimmen. Schließlich holte man ihre Frauen, in der Meinung, daß die acht Männer beim Anblick der Frauen wankend werden würden. Im Gegenteil sprachen diese Frauen, gleich glaubensstark wie ihre Männer, ihnen im Gerichtssaal noch Mut zu und sagten: "Euer Leben steht in Gottes Hand."
Das machte so starken Eindruck, daß der Richter in höchster Erregung aufsprang, mit der Faust auf den Tisch schlug und sagte: "Hier handelt es sich weder um Verbrecher noch um Landesverräter, sondern um eine Glaubensbewegung, deren Zahl nicht auf zwei oder drei beschränkt ist, sondern in die Hunderte und Tausende geht"
Das Gesetz verlangte die Todesstrafe. Der Richter sagte:
"Es müßte hier eine Klausel gefunden werden." Er wandte sich schriftlich an die vorgesetzte Behörde in Berlin. Sein Gnadengesuch wurde telegraphisch abgelehnt. Daraufhin wurden die beiden Zeugen Jehovas Wegscheider und Pichler erschossen. Die andern sechs mußten bei der Hinrichtung zugegen sein.

Am Tage vor der Hinrichtung suchte man die beiden Männer noch in der Zelle umzustimmen. Auf die Frage, ob sie einen letzten Wunsch hätten, verlangten sie eine Bibel, die ihnen der Richter persönlich überbrachte. Er beobachtete sie bis Mittemacht in ihrer Zelle und ging schließlich weg mit der Bemerkung: "Beide Männer waren in dieser letzten Stunde mit ihrem Gott vereint. Es sind heilige Männer!"

Die beiden erklärten, man brauche ihnen die Augen nicht verbinden. Die Binden wurden trotzdem angelegt. Wie gemeldet, sollen die zur Erschießung abkommandierten Soldaten gezögert haben, dem Befehl Folge zu leisten.
Der Richter erlitt daraufhin einen Nervenzusammenbruch und ließ sich in eine andere Stadt versetzen.
Selbst katholische Geistliche der Stadt hielten ihrer Gemeinde die Standhaftigkeit dieser Zeugen Jehovas vor Augen.
Die Frau des einen Erschossenen erhielt die Mitteilung, wann das Urteil vollstreckt werde, erst nach der Erschießung ihres Mannes. Sie wollte ihn wenigstens im Sarge nochmals sehen, aber der Beamte riet ihr davon ab, da der Tote durch die Bleikugel entstellt sei. Er sagte ihr jedoch:
"Ich schwöre bei Ihrem Gott, daß in diesem Sarge ihr Mann ist!"

Die beiden Särge wurden dann für ein Privatbegräbnis freigegeben. Bei dem Begräbnis waren ungefähr 300 Personen zugegen, natürlich unter starker polizeilicher Bewachung. Ein Überfallkommando und viele Gestapo-Beamte waren ebenfalls anwesend. Man ersuchte darum, drei Lieder singen und ein Gebet sprechen zu dürfen. Das Singen wurde verweigert, das Gebet schließlich von einem Gestapobeamten, der den Zeugen Jehovas besonders feind ist, mit barschen Worten unterbrochen, weil es ihm zu lange dauerte. Die Gestapo hatte auch extra verboten, den Namen "Jehova". auszusprechen. Trotzdem rief einer den Toten nach: "Auf ein Wiedersehen im Königreiche Jehovas!"

Die Begräbnisteilnehmer wurden von der Gestapo mehrfach photographiert. Auf Grund dieser Photos nahm die Gestapo kurz darauf eine ganze Reihe von Verhaftungen vor.

Als weiterer Fall wird gemeldet, daß im Militärgefängnis Germersheim ein 22-jähriger Zeuge Jehovas erschossen wurde. Die näheren Angaben hierüber stehen noch aus. ...

Ein Gendarmerie-Inspektor a. D. aus Lienz in Tirol, namens Lengauer, verweigerte als Zeuge Jehovas ebenfalls aus Glaubens- und Gewissensgründen den Dienst in Hitler Armee. Man transportierte ihn nach Berlin, klagte ihn als "der Fahnenflucht verdächtig" an und verurteilte ihn am 16. November 1939 zum Tode durch das Beil. Die Enthauptung dieses glaubenstreuen Mannes ist, gemäß erhaltenen Berichten, bereits erfolgt.

Ein anderer Zeuge Jehovas schrieb im November 1939, einen Tag vor der Hinrichtung, aus Berlin in einem Brief ...

Das Urteil wird am 11. November 1939 vollstreckt, also bis der Brief ankommt, bin ich von der Erde erlöst. Ich weiß aber, daß Gott Euch Kraft geben wird, denn das wird mein letzter Wunsch sein... Ich befehle Euch nun Gott und seiner Gnade an; es ist wohl schwerer für Euch, dazubleiben, als für mich zu scheiden. Aber solange das Wort Gottes besteht, habt Ihr einen sichern Wegweiser ... Es ist nun des Christen Lauf
einmal so bestimmt... Letzter Gruß von Eurem ..."
Re: Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 28. Februar 2010 02:06
In Sulzfeld (Baden-Württemberg) gäbe es traditionell von jeher relativ starke Zeugen Jehovas-Gemeinden, wissen neuere Berichte zu vermelden. Bereits im Jahre 1935, hatten die Nazibehörden, den 1899 geborenen Landwirt Otto Friedrich Dups, ein erstes mal in Sachen Zeugen Jehovas gerichtlich belangt (vier Monate Gefängnis). Auf den "Kieker" hatten sie ihn ohnehin schon länger; ersichtlich auch an Postüberwachungsmaßnahmen desselbigen, mit dem Ziel eingehende Zeugen Jehovas-Literatur zu beschlagnahmen. Sein Fall sollte dahingehend tragisch ausgehen, dass er am 22. 12. 1939, unter der Guillotine in Berlin-Plötzensee, sein Leben beenden musste.

In der Ausgabe des "Trost" vom 15. 2. 1940 kommt selbiges auch darauf zu sprechen. Dups wird dort in falscher Namensschreibweise als "Dubbs" zitiert.

Laut dem "Trost"-Bericht soll sein Verteidiger in dem Verfahren mit den Worten plädiert haben:
"Ich bitte Sie, meine Herren, schaffen Sie keine Märtyrer! Ich kenne die Geschichte der ersten Märtyrer. Wenn man einen vor die Löwen geworfen hatte, wurde er von den andern verherrlicht, und dadurch wurden noch viele zu Christen. Deshalb bitte ich Sie, meine Herren, schaffen Sie keine Märtyrer!"

So wie man das Naziregime kennt, war solcherlei Argumentation allerdings wirkungslos.
"Trost" meinte seinen zeitgenössischen Bericht dann noch mit den Worten würzen zu sollen:

"Wir verherrlichen jenen standhaften Christen und Zeugen Jehovas, Otto Dups, nicht. Was nützt schon das Lob von Menschen, noch dazu in einem solchen Falle? Alle Ehre gebührt Gott, von dem die Kraft zur Treue bis in den Tod kommt. Er wird jenem treuen Nachfolger Jesu Christi seinen Lohn, den Mördern aber die gerechte Vergeltung geben."

"Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 2. 1940 übt sich auch in der Reflektierung zeitgenössischer Witze. Nun denn, so seien sie auch hier wiedergegeben:

Im Lande eines Diktators saßen fünf Männer in einem Cafe beisammen. Jeder machte sich seine privaten Gedanken über seine privaten Sorgen. Der eine seufzte, der andere stöhnte, der dritte schüttelte verzweifelt den Kopf und der vierte würgte eine Träne hinunter. Da wisperte der fünfte ganz ängstlich:
"Vorsicht, Freunde! Es ist nicht ratsam, öffentlich zu politisieren!"

Diktatoren sagen gewöhnlich, sie hätten das Volk hinter sich. Wenn Krieg ausbricht, ist die Stellung allerdings gerade umgekehrt.

Zwei Männer unterhielten sich in einem Diktaturland auf der Straße. Der eine vergaß sich und platzte heraus:
"Diese Kerle an der Spitze sind eine schuftige Bande. Wir hungern und verarmen. Diese Leute richten alles zugrunde."

Schon war ein Geheimagent zur Stelle und packte den Mann am Kragen. Der andere wollte seinen Freund retten und sagte zum Geheimagenten: "Den Mann dürfen Sie nicht ernst nehmen. Er ist geistesgestört und kann für das was er sagt nicht verantwortlich gemacht werden."
"Was?", schnaubte da der Geheimagent, "geistesgestört? Wie könnte er da in der Politik so gut Bescheid wissen?"

Im Diktaturstaat erkundigt man sich über ein Baby nicht mit der Frage: "Kann das Kind schon reden?" sondern: "Kann das Kind schon schweigen?"

Eines Tages wanderten die Kaninchen in Massen aus Sowjetrußland nach Finnland ab. Ein Kaninchen-Anführer wurde dort angehalten und ausgefragt, was diese Emigration zu bedeuten habe.
"Ja, wißt ihr noch nicht", gab er zur Antwort, "daß die Sowjets ein Gesetz erlassen haben, wonach alle Kamele einzufangen und abzuschlachten sind?" "Aber Ihr seid doch keine Kamele", erwiderten die finnischen Beamten erstaunt.
"Das nicht", meinte das Kaninchen, "aber beweist das einmal der GPU.'"

Volle Magen und leere Köpfe für die Untertanen, das ist das Hauptproblem eines Diktators.

Diktator zum Volksgenossen:
"Wie geht es Dir heute?" Volksgenosse:
"Oh, ich kann nicht klagen!"
Diktator: "Das will ich meinen, daß Du nicht kannst!"
Re: Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 27. März 2010 04:58
Im "Trost" vom 1. 3. 1940 bezugnehmend auf die USA gelesen:

"Die ganze faschistisch-klerikale Verordnung zielte augenscheinlich nur auf die Lahmlegung des Werkes der Zeugen Jehovas in jener Stadt ab; denn der Anwalt von Irvington sagte vorm Obersten Bundesgericht, auf die Frage, wie viele Personen wegen Übertretung dieser Verordnung bisher verhaftet worden seien:
"Nur Clara Schneider und zehn weitere Zeugen Jehovas."


Durch vier Gerichtsinstanzen hindurch, tobte da ein erbitterter Kampf. Und in den ersten vier Instanzen verloren die Zeugen Jehovas das Verfahren.

Streitpunkt war insbesondere. Bei ihrer sogenannten "Predigttätigkeit" boten (und bieten) die ZJ auch ihre Literatur an. Ausdrücklich werden dafür auch Geldbeträge entgegengenommen. Je nach juristischer Gesetzeslage; entweder als konkret genannter Verkaufspreis, oder als nahegelegte "Spende".

Gegner der Zeugen Jehovas sahen (und sehen noch), nicht selten das als einen geeigneten Hebel an. Sie meinen darauf zu bestehen, dass für solcherlei Tätigkeit, eine vorher auf dem Behördenwege zu erwirkende Genehmigung vonnöten sei. Auch in dem hier zum Präzendenzfall hochstilisierten Fall, war das so.

Nachdem in den ersten vier Instanzen die Zeugen das Verfahren verloren, wurde selbiges als nächster Schritt, vor der Oberste Bundesgericht der USA gezogen. Und siehe da, WTG-Präsident Rutherford höchstpersönlich plädierte dort als Rechtsanwalt. Da zudem das Oberste Bundesgericht zugunsten der Zeugen Jehovas entschied, kann man sich unschwer vorstellen, dass die WTG es nicht versäumen würde, diesen Sieg nach allen Regeln der Kunst in ihrem "Consolation" und "Trost" zu zelebrieren. Und genauso, ist es dann auch abgelaufen.

Dafür steht dann beispielsweise der Satz:
"Der Freispruch erfolgte mit sieben Stimmen gegen eine. (Nur Bundesrichter McReynolds, in der amerikanischen Presse als "unerträglich grober Mensch, Antisemit, mit Vorurteilen vollgestopfter Reaktionär" beschrieben, war gegen den Freispruch.)

In der Urteilsbegründung heißt es, die Irvingtoner Verordnung führe ein inquisitorisches Verfahren ein und könne auf die Tätigkeit der Angeklagten keinerlei Anwendung finden. ...
Re: Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 28. März 2010 04:36

"Trost" vom 1. 3. 1940 berichtet in kommentierter Form:

"... Denn das deutsche Volk ist an die Diktatur verschachert worden durch ein teuflisches Intrigenspiel.
Was da alles hinter den Kulissen vor sich ging, kann man heute zur Hauptsache nur ahnen. Die Zeit restloser Enthüllung und Bloßstellung kommt jedoch immer näher. Das gehört mit zu dem jetzigen Gericht Gottes über Satan und seinen Anhang. ...

Am stärksten werden die dunklen Machenschaften, die das Volk in Sklaverei und Verderben verkaufen, durch das Licht der göttlichen Wahrheitsbotschaft bloßgestellt. Daneben stellen sich die Intriganten aber auch gegenseitig bloß; denn Satans Haus ist wider sich selbst entzweit und im Zerfall begriffen. Hierzu gehört, was Fritz Thyssen enthüllt hat.

Dieser Mann war als Vorsitzender des mächtigen Konzerns der "Vereinigten Stahlwerke" einer der Hauptgeldgeber Hitlers, bevor dieser zur Macht kam. Vor einigen Monaten floh er aus Deutschland in die Schweiz; und aus einem Brief von ihm an seine Mitarbeiter veröffentlichte die Basler "Arbeiter-Zeitung" am 31. Januar 1940 die folgenden Auszüge

,,Im Laufe der vielen Jahre, wahrend derer ich das Nazi-Regime beobachten konnte - und als Staatsrat und Wirtschaftsführer hatte ich reichlich Gelegenheit dazu - habe ich mit ständig wachsender Besorgnis und zuletzt mit wahrem Entsetzen eingesehen, welch schweren Fehler ich im Jahre 1932 beging, als ich zusammen mit den Herren von Papen, von Schroeder, Kirdorf und Krupp von Bohlen und Halbach es unternahm, die NSDAP finanziell zu sanieren und wir sozusagen als Garanten für Hitlers gutes Verhalten Deutschland und der Welt gegenüber die Verantwortung auf uns luden, ihn zur Macht zuzulassen.

Damals genau so wie heute, und seitdem immer, versprach Hitler alles, was wir wünschten: Herrn von Papen, Macht und Würden, Herrn Krupp Aufträge und Geld, Berge von Geld. Uns allen insbesondere einen geruhigen Kurs der deutschen Politik innen und außen; Verständigung mit England; Verständigung mit der Arbeiterschaft, die durch weitgehende soziale Fürsorge für den Verlust aller politischen Rechte, die Vernichtung der Gewerkschaften und die Enteignung ihrer Vermögen entschädigt und mit dem autoritären Regime ausgesöhnt werden sollte.

Es schwebte uns eine Art christlicher Ständestaat vor, dessen Autorität sich auf die Kirche - im Westen die katholische, im Osten die protestantische - und auf das Militär stützen sollte...

Hitler gelobte nun, was mir der wesentliche Punkt war, feierlich und ausdrücklich, die Rechte der katholischen Kirche nicht anzutasten. Er wiederholte dieses Gelöbnis in einer mehrstündigen Unterredung mit Monsignore Kaas, der ihn im Auftrage des damaligen päpstlichen Nuntius Paceli, des heutigen Papstes Pius XII., und ohne Wissen des Vorsitzenden der Zentrumspartei, Reichskanzlers Brüning, aufsuchte.

Diese Unterredung führte den Sturz der letzten legalen deutschen Regierung Brüning herbei und bedeutete den Beginn jener Epoche deutscher und europäischer Politik, der wir den heutigen, den zweiten Weltkrieg verdanken. Der katholischen Kirche, besser gesagt, der diplomatischen Meisterschaft des Nuntius Pacelli, die recht eigentlich der gesamten Politik der letzten Jahre der Weimarer Republik ihren Stempel aufprägte, gelang der einzige Sieg über Hitler, das Konkordat, das er noch nicht offen und mit brutaler Gewalt gebrochen hat. In Wahrheit aber existiert dieses Konkordat von seinem ersten Tag an nur auf dem Papier ...

Diese Bekenntnisse, von der Basler "Arbeiter-Zeitung" unter der Überschrift "Pius XII. - als Nuntius - brachte Hitler an die Macht" veröffentlicht, wurden von der katholischen Presse begreiflicherweise sofort scharf angegriffen und als unwahr erklärt. Ungenau ist in der Tat an Thyssens Darlegungen das Folgende:

Nuntius in Berlin war zur Zeit der Reichskanzlerschaft Brünings nicht mehr Pacelli, sondern Orsenigo; Brüning war damals nicht Vorsitzender der Zentrumspartei (das war Prälat Kaas), sondern Vorsitzender der Zentrumsfraktion des Reichstages. Prälat Kaas bestreitet von Rom aus, schon zur Regierungszeit Brünings mit Hitler konferiert zu haben.
Hier steht Aussage wieder Aussage.
Ob Kaas mehr Glauben verdient als Thyssen, mag jeder für sich beurteilen. Das an Thyssens Darstellungen tatsächlich als falsch Erkennbare ist jedenfalls unbedeutend im Verhältnis zu den Hauptpunkten:

I. Zusammen mit Papen und andern katholischen Politikern schwebte Thyssen bei seinen Plänen die Errichtung eines "christlichen Ständestaates" vor.
2. Zu diesem Zweck trafen diese Katholiken geheime Abmachungen mit dem Katholiken Hitler, finanzierten seine Bewegung und verbürgten sich in den deutschen Herrenschichten für Hitlers "Regierungsfähigkeit.
3. Als wesentlicher Punkt galt bei den Abmachungen mit Hitler, die Machtstellung der katholischen Kirche zu sichern und durch Abschluß eines Reichskonkordats auszubauen.
4. Eine Unterredung zwischen einem Beauftragten der römischen Kurie und Hitler hat - nach Thyssens Darstellung - diese Abmachungen besiegelt.
Ob Thyssen eine sympathische Figur ist oder nicht, spielt hier keine Rolle. Sympathische Figuren hinter den Kulissen zu suchen ist sowieso meist vergebliche Liebesmühe. Andere Leute als solche von hinter den Kulissen können aber überhaupt nicht aus der Schule plaudern. Wenn Thyssen spricht, so spricht immerhin ein Mann, der mit hinter den Kulissen war, als die Freiheit des deutschen Volkes verschachert wurde. ...

Ist es nun wahrscheinlich, daß Thyssen mit seinem Bekenntnis im wesentlichen die Wahrheit sagt, oder nicht? Es gibt keine überzeugenden Gründe dafür, daß seine Enthüllungen erlogen wären; aber viele Gründe sprechen für ihre Richtigkeit. Das Spiel, das er aufdeckt, stimmt mit dem überein, was in der vatikanischen Politik in allen fünf Erdteilen zu beobachten ist.

Die Ständestaat-Idee leitet sich aus der Papst-Enzyklika "Quadragesimo anno" ab, die im Mai 1931 herauskam, zur Zeit jener Intrigen in Deutschland also noch ziemlich neu und wohl geeignet war, einem katholischen Politiker Vorwand oder Anreiz zu einem Ränkespiel zu bieten. Mit dem Versuch, diese Idee praktisch zu verwirklichen, stehen Thyssen, Papen, etc. ja nicht allein da, sondern katholische Politiker und Würdenträger in aller Welt stehen neben ihnen.
Auch in katholisch-konservativen Kreisen der Schweiz ist solche Propaganda zu finden. Praktische Voraussetzung für das Ständestaat-Experiment ist die Ausschaltung der Demokratie, wie sich in Österreich, Portugal, der kanadischen Provinz Quebeck (unter Kardinal Villeneuve) etc. gezeigt hat.

Daß die sozialen und allgemein-rechtlichen Zustände im diktatorisch beherrschten Deutschland von Seiten der katholischen Hierarchie grundsätzlich bekämpft würden, ist nicht der Fall.

Intoleranz und Inquisition, die gemeinsamen Merkmale des Nazismus, Bolschewismus und Faschismus, sind in Reinkultur im historischen Papismus zu finden.

Vatikanische Intrigen zwecks Beseitigung der Demokratie und Einsetzung eines Diktators sind also nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich und in vielen Ländern nachgewiesen. (Siehe auch Spanien.) ...

Die nachfolgenden Notizen "Aus der jüngsten deutschen Geschichte" geben einen Überblick über den etappenweisen Abbau der Freiheit in Deutschland. Thyssen behauptet nun, schon in Brünings Regierungszeit wären mit Hitler Abmachungen getroffen worden, ihm zum Einzug in die Reichskanzlei zu verhelfen. Warum soll man das bezweifeln?

Hätten sonst die Schwerindustriellen damals Millionen über Millionen Reichsmark für Hitlers Partei aufgewendet, die um jene Zeit so gut wie bankrott war?

Den Gang der Ereignisse müßte man sich dann wie folgt zusammenreimen:
Brüning, der Führer der katholischen Zentrumsfraktion, war seit März 1930 als Reichskanzler im Amt. Er hatte durch seine Regierungsmethoden mit dem Abbau der Demokratie begonnen, wollte aber wahrscheinlich keine offene Diktatur. S. A. und S. S. wurden während seiner Regierungszeit sogar verboten und aufgelöst. - Um jene Zeit wurden unter Beteiligung eines Beauftragten des Vatikans mit Hitler geheime Abmachungen getroffen, wohl ohne daß die meisten Zentrumsabgeordneten davon etwas wußten und vielleicht ohne, daß sie es damals gebilligt hätten. Für die vorgesehene Entwicklung mußten nach Brünings Rücktritt Zwischenregierungen geschaffen werden, einerseits, um das Spiel hinter den Kulissen nicht zu verraten, anderseits, weil die Position der Nazigegner noch viel zu stark war. Diese wußten ja, daß Hitler, einmal an die Macht gelangt, sofort den Rest der Demokratie in Deutschland zerschlagen würde.

(Auch die katholischen Unterhändler müssen das gewußt haben.) Als Wegbereiter der absoluten Diktatur diente v. Papen. Er übernahm Anfang Juli 1932 die Reichskanzlerschaft. Sein gleichzeitiger Austritt aus der Zentrumspartei muß als Tarnung angesehen werden; denn er zerfiel weder mit dem damaligen Zentrumsführer Prälat Kaas noch mit dem Vatikan, sondern sein weiteres Wirken galt im Vatikan als verdienstvoll, was durch die nachherige päpstliche Ehrung, die ihm zuteil wurde, bewiesen wird.

Papen verfügte sofort die Aufhebung des Verbots der S. A. und S. S. und löste den Reichstag auf. Die Nazipartei, der der Katholik Thyssen zu viel Geld und der Katholik Papen wieder zu ihren Terrortruppen verholten hatte, steigerte bei der nachherigen Reichstagswahl die Zahl ihrer Abgeordneten von 107 auf 230. Dieser Erfolg veranlaßte Hitler, die Kanzlerschaft zu verlangen.

Hindenburg wollte ihm höchstens das Vizekanzler-Amt überlassen. Daraufhin machten die Nationalsozialisten das Parlament durch ihre Opposition wieder arbeitsunfähig; es kam erneut zur Auflösung des Reichstags. Diesmal verloren die Nazis bei der neuen Wahl 15% ihrer bisherigen Mandate, waren also auf absteigender Linie.

An die Stelle v. Papen trat für knapp zwei Monate General Schleicher als Reichskanzler - eine nichtssagende Zwischenzeit, die man sich um die Weihnachtszeit am besten leisten konnte, gerade lange genug, um etwas Ruhe zu finden für den entscheidenden Schlag.

Anfang Januar 1933 hatten Papen und Hitler in Köln eine Konferenz und stellten fest, daß der Zeitpunkt für den Großangriff auf die Demokratie und für Hitlers Machtübernahme gekommen sei. So geschah es dann auch. ...

Tausende von Ermordeten und Gemarterten; Hunderttausende von Gehetzten, Vertriebenen, Eingekerkerten; Millionen von Trauernden und Entrechteten, und aber Millionen, die in der ganzen Welt durch solche Greuel gefährdet sind, den Zusammenbruch aller moralischen Werte beklagen und davor zittern, vielleicht zu den nächsten Opfern zu gehören - dieses ganze, unübersehbare Meer des Elends zeigt die schwere, auf all denen lastende Schuld, die das Aufkommen einer solchen Tyrannei ermöglicht oder begünstigt, und auch derer, die sie später anerkannt und gestützt haben.

In solcher Weise aus der Vergangenheit belastet zu sein und sich trotzdem in der Gegenwart als Schiedsrichter unter den Nationen, Hort des Friedens und Führer zu einer gesegneten Völkergemeinschaft aufspielen zu wollen, ist ein Widersinn sondergleichen.

Einige Nebenbeteiligte haben sich bereits reinzuwaschen versucht von einer Schuld, die ihnen auf Grund der Enthüllungen Thyssens zugeschrieben werden könnte. Für die katholische Zentrumspartei als Ganzes unternahm, der ehemalige Reichskanzler Dr. Wirth, jetzt in der Emigration lebend, diesen Versuch.

Was er im "Basler Volksblatt" (Ausgabe vom 9. Februar 1940) schreibt, bestätigt aber nur, daß schon seit 1921 um das Reichskonkordat gefeilscht wurde, also auch zu einer Zeit, wo Pacelli tatsächlich Nuntius in Berlin war; und daß dieser Mann später, als vatikanischer Staatssekretär, seine diesbezüglichen Bemühungen nicht eingestellt hatte, sondern zugunsten dieses Konkordatsabschlusses auch zu einem sehr gewagten politischen Spiel bereit gewesen sein wird, kann wohl kaum bezweifelt werden.

Doch ganz abgesehen von all den angedeuteten Intrigen muß der Versuch, das Zentrum, also den politischen Katholizismus von der Mitschuld an der deutschen Tragödie reinzuwaschen, schon deshalb scheitern, weil ja neben allen bürgerlichen Parteien auch das Zentrum dem Ermächtigungsgesetz für Hitler zugestimmt hat, also mit daran beteiligt war, ihn auf vier Jahre zum unumschränkten Diktator zu erklären und ihm das deutsche Volk auf Gnade und Ungnade auszuliefern.

Warum das Reichskonkordat nicht schon im ersten, sondern erst im sechsten Monat der Regierung Hitlers unterzeichnet wurde, bedarf wohl kaum vieler Erörterungen.

Erstens hatte Hitler im Anfang Dinge zu tun, die ihm wichtiger waren; er mußte sich erst einmal fest in den Sattel setzen. Zweitens wäre es gewiß von beiden Vertragspartnern als politisch unklug angesehen worden, in einem zu reichlich zwei Dritteln nichtkatholischen Lande dem Vatikan durch einen der ersten Regierungsakte Konzessionen zu machen, die alle vorhergehenden Regierungen hartnäckig abgelehnt hatten.

Wurde aber nicht auch dem Vatikan bis zum Juli 1933 in genügend grauenhafter Weise gezeigt, was der neue Reichskanzler von den Menschenrechten hielt?
Das alles schreckte jene Männer in Rom, die Christus zu vertreten vorgeben, keineswegs davon ab, den früher eingegangenen politischen Handel jetzt durch die Unterschrift perfekt zu machen, hatte Hitler doch um jene Zeit bereits bewiesen, daß er zu Liebesdiensten für die römische Hierarchie immerhin bereit ist, so z. B. durch die von katholischen Bischöfen verlangte und von den Nazis prompt durchgeführte radikale Unterdrückung und grausame Verfolgung der Zeugen Jehovas in Deutschland. ..."


Als Nachsatz zu vorstehendem muss man dann wohl auch folgendes noch anfügen. Unter dem Titel "I paid Hitler" veröffentlichte der Stahlbaron Thyssen auch noch im Jahre 1941 ein Buch zum Thema; erschienen in New York (USA).

Hatte man nicht gelesen Thyssen sei Deutscher? Und dann ist in den USA zeitgenössisch dieses Buch erschienen? Ja sicher, warum soll es denn keine Übersetzung davon geben. Das ist schon klar. Der Haken an der ganzen Sache ist nur der. Es gab zeitgenössisch keine deutsche Buchausgabe davon. Und nach 1945 war das für die Stahlbarone offenbar kein Thema mehr. Es gibt zwar nach 1945, Holländische, Schwedische, Dänische Ausgaben davon. Aber es gibt bis heute noch kein deutsches Pedant dieser seinerzeitigen 1941er Buchausgabe!

Auch für "Trost" war das Thema Thyssen mit der vorstehenden Zitierung keineswegs beendet. Es gab in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 3. 1940 dann noch einen "Nachschlag", der auch noch zu Gehör gebracht werden soll. Genanntes "Trost" schreibt:

"Zu den Enthüllungen Fritz Thyssens über die Intrigen, die Hitler zur Macht brachten, hat sich auch die KIPA (Katholische Internationale Presse-Agentur), Fribourg, durch einen Artikel von Dr. M. geäußert. Was darin über die Unschuld Roms geschrieben steht, ist höchst fadenscheinig und im wesentlichen leicht zu entkräften. Aber einen Trumpf haben diese Leute doch, und den spielen sie am Schluß jenes Artikels aus, welcher lautet:

"Und damit wären wir bei der Rolle des Herrn Fritz Thyssen. Er genießt als armseliger Emigrant unsere Gastfreundschaft. Wir verzichten darum auf einen weiteren Kommentar. Aber wir sprechen auch die Erwartung aus, der Herr möge ebenfalls schweigen und nicht Arm in Arm mit den Sozialisten durch 'sachlich haltlose .Enthüllungen' als Hetzer gegen Papsttum und Kirche auftreten.

Andernfalls erwarten die Schweizer Katholiken, daß Fremdenpolizei und Preßzensur den Herrn schweizerisch-deutlich zur Ordnung weisen."


Dazu kommentiert das "Trost" seinerseits noch.
"Man wird von Ekel gepackt, wenn man diese Kampfmethoden sieht. Selbst den katholisch-konservativen "Neuen Zürchen Nachrichten" scheint diese gemeine Art, als Argument über Wahr oder Unwahr mit Preßzensur und Fremdenpolizei zu drohen, zu gewagt erschienen zu sein; denn sie veröffentlichten zwar den ganzen KIPA-Artikel, ließen jedoch den ... Schlußsatz: "Andernfalls erwarten die Schweizer Katholiken, daß Fremdenpolizei und Preßzensur den Herrn schweizerisch-deutlich zur Ordnung weisen" aus.

Re: Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 29. März 2010 00:40
In der Wikipedia etwa, wird definiert:
Als "Endlösung der Judenfrage", kurz "Endlösung" (englisch final solution, französisch solution finale), bezeichneten die Nationalsozialisten bis Ende 1940 die staatlich organisierte Vertreibung (Zwangsumsiedelung), ab August 1941 fast immer die systematische Ermordung möglichst aller Juden im deutschen Machtbereich, den Holocaust (1941–1945). Dieser Euphemismus diente einerseits zur Tarnung dieses Völkermords nach außen, andererseits zur ideologischen Selbstvergewisserung, man löse ein reales weltgeschichtliches Problem....

Nach vorübergehender Zurückhaltung verschärfte das NS-Regime seit dem Anschluss Österreichs im März 1938 seine auf Entrechtung und Vertreibung zielenden, aber noch nicht einheitlich zusammengefassten antijüdischen Maßnahmen....

Mit dem spätestens seit März 1938 erkennbaren nationalsozialistischen Kriegskurs gewann im NS-Regime die Überzeugung an Boden, dass die "Judenfrage" nur gesamteuropäisch zu "lösen" sei. Der Polenfeldzug brachte 2,5 Millionen polnischer Juden in den deutschen Machtbereich, erschwerte aber zugleich die Vertreibung der deutschösterreichischen Juden. Daraufhin wurden ab September 1939 etwa 300.000 Juden aus den besetzten Gebieten Westpolens in das neugeschaffene Generalgouvernement deportiert, um in Westpolen Volksdeutsche anzusiedeln. Auch die Juden aus dem "Altdeutschen Reich" sollten in ein "Judenreservat" oder "Reichsghetto" um Lublin zwangsumgesiedelt, ein Teil auch über die Grenze zum sowjetisch besetzten Ostpolen getrieben werden.

Dazu organisierte Eichmann zwischen dem 18. und 26. Oktober 1939 sechs "Versuchstransporte" von insgesamt etwa 4.300 österreichischen und tschechischen Juden nach Nisko, wo sie in ein selbstgebautes Durchgangslager gesperrt und dann sich selbst überlassen wurden. Diese Aktionen wurden aber nach Protesten polnischer Zivilisten und deutscher Wehrmachtsoffiziere ab Oktober reduziert und am 14. April 1940 gestoppt. Zwangsdeportationen deutscher Juden wurden vorläufig zurückgestellt, da für sie in Ostpolen nicht genügend Platz vorhanden war.


Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass die Zeugen Jehovas, als Zeitgenössisch vom Nazismus existenziell mit Tangierte, in der Presse auftauchende Schreckensmeldungen aufmerksam registrierten und reflektierten. Der Rassismus der Nazis war und ist ihnen fremd. Auch darüber kann es keinen Zweifel geben. Dies wiederum schließt aber nicht prinzipiell religiösen Antisemitismus aus, wofür es durchaus Belege gibt. Andererseits gilt es aber auch deutlich zu sagen.

Sollte letzteres Argument im Sinne eines Vorwurfes verwandt werden, dann muss dieser Vorwurf im gleichen, wenn nicht noch stärkerem Maße, zeitgenössische kirchliche Kreise andernorts auch treffen.

In der vorstehend skizzierten "Endlösungs"-Referierung, kam auch zum Ausdruck, dass es innerhalb selbiger, durchaus unterschiedliche Phasen gab. Über eine solche findet man auch einen zeitgenössischen Bericht im "Trost" vom 15. 3. 1940, der im nachfolgenden kommentarlos vorgestellt sei:

"Zehntausende von Juden, die seit langem in Wien ansässig waren, sind letzthin nach Ostpolen verfrachtet worden. Über einen solchen, tausend Mann umlassenden Transport, der am 20. Oktober 1939 vom Wiener Frachtenbahnhof aus abging, berichtet der Jude Ignaz "Israel" R. unter anderm:

Vier lange Tage und noch längere Nächte durften wir den Wagen nicht verlassen. Die Fenster durften nur während der Fahrt geöffnet werden. In den Bahnhöfen, in denen wir oft stundenlang standen, durften wir uns nicht an den Fenstern zeigen. Bettelte trotzdem einer einen Vorübergehenden um Wasser an - vier Tage hindurch konnten wir uns keinen Tropfen Wasser verschaffen! - dann wurde er mit einer Knute geschlagen. In jedem Wagen machte ein Polizist Dienst. Diese Wiener Wachleute haben sich noch verhältnismäßig als Menschen erwiesen; unser wahrer und eigentlicher Leidensweg hat erst begonnen als wir am 5. Tag unserer Reise das Dorf Nischko, am Ufer des Flusses San, erreichten.

Hier wurden wir auswaggonniert, und der Transport wurde von SS.-Leuten übernommen. In den Händen der schwarzbehemdeten SS.-Männer arbeitete die Peitsche sehr viel. Hier begannen die Brutalitäten.

"Laufschritt, du Saujud" ... "Jüdische Hunde" ... hörten wir auf Schritt und Tritt, und wenn einer, sei er alt oder krank, nicht schnell genug vorwärts kam, bekam er Peitschenhiebe auf den Klicken.

Wir mußten vor den SS.-Leuten defilieren. Es gab keinen, der dabei nicht geschlagen wurde oder der keine Fußtritte bekam; sogar mit den Gewehrkolben hieb man auf uns ein.
Die Sachen wurden auf Fuhrwagen verladen, wir mußten zu Fuß im tiefen Kot waten. Wir überschritten eine Notbrücke. Die Leute waren von der viertägigen Reise todmüde und konnten sich kaum weiterschleppen. Bei jedem Schritt sanken wir in den Kot. Einer nach dem andern fiel vor Müdigkeit und Erschöpfung zusammen. Die nicht weiter konnten, wurden im Kot liegen gelassen. Hilfe unserseits war nicht erlaubt. Die sind einfach dort im Kot zugrunde gegangen oder von den gefühllosen SS.-Leuten totgeschlagen worden.

Sie haben vergessen, daß sie Menschen sind, diese SS.-Männer. Die Hetzjagd dauerte anderthalb Stunden. Schließlich kamen wir auf eine große Wiese. Was dort geschah, kann man im Leben nicht wieder vergessen. Unsere Sachen wurden abgeladen, in den Kot geworfen, wir wurden in eine Gruppe getrieben, wie man es mit Tieren zu tun pflegt. Einige Schritte vor uns stellten sich die SS.-Banditen auf, das Gewehr schußbereit in der Hand. Der Kommandant schrie:
"Zwei Stunden Zeit gebe ich Euch, Ihr Saujuden. Falls sich nach Ablauf dieser Zeit einer im Umkreis von fünf Kilometern zeigt, wird er sofort erschossen."

Und um seinen Worten noch mehr Gewicht zu verleihen, hielt er sein Gewehr auf die Gruppe in Anschlag und zog den Hahn ab. Es fielen drei Schüsse und die Kugeln trafen in die Menge. Eine unbeschreibliche Panik brach aus. Das Gepäck hinter uns lassend, liefen wir in alle Windrichtungen. Wir sahen nur so viel, daß einige zusammenbrachen.

Das Schluchzen der Sterbenden, das Geschrei und Geheul der Verletzten klang uns nach. Wir aber liefen und liefen, so lange es unsere Kräfte erlaubten. Dann fielen wir vor Ermüdung zusammen. Einige mit ihren Rucksäcken, aber die Mehrzahl hatte nichts als die Kleider am Leibe.

In kleinen Gruppen, von Todesangst gejagt, näherten wir uns der russischen Grenze. Wir mußten Umwege machen, da es unmöglich war, sich dort zu zeigen, wo Feldgendarmerie war.
Fünf Tage hindurch zogen wir, gehetztem Waldtier gleich, bis wir endlich zum Fluß Bug kamen. Dort stellte uns die deutsche Grenzwache. Die Soldaten durchsuchten jeden einzelnen. Bei mir fanden sie noch eine Uhr.

"Was, Jude, du hast noch eine Uhr? - Her damit'"'
Ich hatte 60 Zloty. Auch diese wurden mir abgenommen und fielen dem Soldaten als Beute zu. Aus dem Rucksack hat er mir ein Hemd gestohlen. Anderen wurde alles genommen, was sie noch hatten. Uhren, Ringe, Ketten tauschten Ihre Eigentümer. Auch die polnischen Bauern halfen dabei tüchtig mit. Als sie uns "total" ausgeraubt hatten, wurden wir zum Fluß gejagt.

Bis zu den Hüften im eiskalten Wasser, mußten wir den Bug durchqueren. Einen unglücklichen Genossen hat der Strom vor unsern Augen mitgerissen. Er ertrank.

Endlich erreichten wir das andere Ufer, wo uns russische Soldaten empfingen. Sie nahmen mit uns Protokolle auf. In Sienawa liegen die umfangreichen Schriftstucke," die Zeugnis davon geben, daß deutsche Soldaten wehrlose Menschen wie Straßenräuber ausgeraubt haben. Die Russen empfingen uns freundlich, das war auch alles.

Sie nahmen uns nichts weg, gaben uns aber auch nichts, nicht einmal zu essen. Nach 24stündigem Fasten gaben uns die Juden in Sienawa Tee und Brot. Wir wurden auf freien Fuß gesetzt und bekamen Freikarten bis Lemberg. Dort wurden die Flüchtlinge gesammelt Von 1000 Menschen sind nur 900 dort angelangt. 100 sind unterwegs zugrunde gegangen, 20 Tote kenne ich namentlich. Die übrigen sind gewiß als Opfer der Brutalität der braunen Terroristen gefallen.

Nach dem Lemberger Hunger kam Luck, dann ging es auf illegalem Wege nach Litauen.
Die litauische Grenzwache hat uns zwei Tage zurückbehalten, dann kamen wir nach Wilna. Jetzt trachten wir von hier aus weiterzukommen. Irgendwohin ..."

Bis hierher dieser Bericht (Im "Soz. Kampf, der "Berner Tagwacht", dem "Freien Aargauer" etc. veröffentlicht), der düstere Zustände enthüllt, als sie z.B. Tolstoi in seinem Werk "Auferstehung" von der zaristischen Verbannungspraxis schilderte. Wie soll das enden? "Das Gericht [Gottes] wird ohne Barmherzigkeit sein gegen den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat" (Jakobus 2:13).
Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. April 2010 02:01
In einem Aufsatz über das "Zürcher"(Harbeck)-Buch "Kreuzzug gegen das Christentum", schreibt Herr Wrobel auch die Sätze:

"Einen schmerzlichen Ausgang nahm die anonymisierte Veröffentlichung der Schilderung von Margarete Weiser aus Berlin über den Tod ihres Mannes Ernst. Die Zeitschrift "Trost" meldete 1940, dass "die Zeugin Jehovas Weiser aus Berlin N. O. im Lager ums Leben gebracht" worden sei.

Der Gestapo war es tatsächlich gelungen, ihre Identität zu ermitteln und sie in das Frauen-KZ Lichtenburg zu verschleppen. [50]

Tragische Züge hat auch folgende Episode: Martin Harbeck liess im September 1937 einen authentischen Verfolgungsbericht von Hans Müller aus Pirna in Sachsen über seine Familie, den dieser in Bern abgegeben hatte, beglaubigen und bat ihn, das Untergrundwerk von Sachsen bis Berlin zu übernehmen. Harbeck ahnte damals nicht, dass Müller inzwischen für die Gestapo arbeitete und noch unzählige Glaubensbrüder verraten würde."

Nun was den genannten Herrn Hans Müller anbelangt, kann man dazu vergleichen:
Die Gebetskunst des Hans Müller

Herrn Wrobel und der WTG insgesamt, muss allerdings als Antwort darauf gesagt werden. Vor Irrtümern ist niemand gefeit. Auch nicht jene, welche sich unter "göttlichem Schutz" wähnen.

Zweitens: Schon mit ihren spektakulären Flugblattaktionen der Jahre 1936/37, hat die WTG vor allem eines erreicht: Schlafende Hunde geweckt! Kaum einer, der da zeitgenössisch solch ein WTG-Flugblatt erhielt, hat sich als Resonanz darauf, quasi öffentlich mit der WTG-Religion "solidarisiert". Sofern die Flugblätter nicht im Altpapier landeten, galt für die überwältigende Mehrheit ihrer Empfänger der bittere Spruch:
"Lieber Gott mach mich stumm, das ich nicht nach Dachau kumm".

Es gab allerdings, und das ist Aktenmäßig belegbar, etliche Fälle, wo Empfänger solcher Flugblätter selbige in vorauseilendem Gehorsam der Gestapo, unaufgefordert ablieferten. Sieht man sich die dabei auch erhaltenen Begleitschreiben dazu an, hat man nicht selten den Eindruck, jene Ablieferer wollten vor allem eines: Ihre Karriere im Naziregime befördern.

Unterm Strich war für die Interessen der WTG, diese Flugblattaktionen weitgehend wirkungslos. Mehr noch, sie bewirkten die Forcierung der Verfolgungsmaßnahmen des Naziregimes, was sich auch Dokumentenmäßig belegen lässt

Man mag solcherlei "Widerstands"aktionen der WTG vielleicht verständnisvoll bewerten. Politische Weitsicht offenbarten sie mit Sicherheit nicht. Sie machten die Nazi-Bluthunde erst recht scharf. Das muss auch zu dem eingangs genannten Wrobel-Zitat gesagt werden. Um auf selbiges nochmals zurückzukommen:

Was Frau Weise anbelangt bezieht sich das offensichtlich auf die "Trost"-Ausgabe vom 1. 4. 1940. Dort liest man diesen Sachverhalt betreffend:

"Welche Vorsicht bei Veröffentlichungen erforderlich ist, zeigte sich kürzlich wieder in einem bestimmten Fall. Es war irgendwo berichtet worden, wie ein Zeuge Jehovas in ganz kurzer Zeit aus dem Berliner Polizeipräsidium ins Leichenschauhaus geriet, ganz offensichtlich von der Gestapo umgebracht.

Der hierüber veröffentlichte Bericht nannte keine Namen; die sonstigen Angaben genügten jedoch der Gestapo, zu erkennen, um welche ihrer Untaten es sich handelte. Sie verhaftete daraufhin die Witwe jenes ums Leben gekommenen Mannes, sperrte sie in einem Konzentrationslager in den "Bunker" und behandelte sie so, daß sie nach einem halben Jahre an Entkräftung starb.

Jetzt kann man Namen nennen. Es ist niemand mehr da, an dem sich die Gestapo wegen Veröffentlichung der Wahrheit rächen könnte, und vor allem jenen beiden umgebrachten Zeugen Jehovas, Herrn und Frau Weiser aus Berlin N. O. kann sie nichts weiter anhaben. ..."

"Trost" redet in seinem Bericht davon, der die Gestapo auf die Spur führende Bericht, sei "irgendwo" publiziert worden. Wrobel hatte seinen zitierten Text ohne ausgewiesene Fußnoten ins Internet gestellt. Selbige sollten wohl einer Buchausgabe vorbehalten sein. Beabsichtigter Herausgeber der Herr Roser, die jedoch aus nicht ganz klaren Gründen "bislang" wieder abgeblasen wurde und bis heute nicht erschienen ist.

Neueste These von Roser in einem von ihm in diesem Jahre herausgegebenen Buche dazu. Nunmehr für etwa 2011 anvisiert. Schauen wir dann also mal was im Jahre 2011 "passiert". Immerhin bleibt dann der Umstand bestehen. Doch noch rund ein Jahrzehnt später, als ursprünglich geplant und (damals) auch schon im Buchhandel vorangekündigt, dann aber ohne Begründung, wieder abgeblasen wurde.
Siehe auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,43770,44799#msg-44799

Wenn wir schon mal beim Thema Roser sind, dann auch noch ein paar Anmerkungen,. zu dem von ihm herausgegebenen Buch "Freiburger Zeugen Jehovas unter der NS-Diktatur"..
Mein Gesamturteil zu diesem Buch: Enttäuschend!
Die "glorreichen Tage" mögen für Herrn Roser, inzwischen zur Vergangenheit gehören.
Er ist im Berufsleben eingespannt (Lehrer). Die Zeiten wo ihm eine universitäre Anbindung es ermöglichte, auch mal eigene Forschungstätigkeit in relevantem Umfange auszuüben, gehören für ihn offenbar mittlerweile zur Vergangenheit.
Außer einem eher mageren Vorwort, findet man von ihm selbst denn auch kaum relevantes in genanntem Buch.
Das Feld beherrschen dort eindeutig erklärte Zeugen Jehovas, die wen wunderts (?), der Versuchung nicht widerstehen können ein geschöntes Geschichtsbild,. garniert mit allerlei Lücken, zu präsentieren.

Namentlich Freiburg besaß in der deutschen WTG-Geschichte, unter anderem auch dadurch Bedeutung, dass die WTG just in dieser Stadt in den 1920er Jahren einen sogenannten "Pressedienst" installierte. Der hatte es sich angelegen sein lassen, unter Einschaltung von Rechtsanwälten, namentlich die zeitgenössische kirchliche Presse, mit sogenannten "Berichtigungen" zu traktieren, wenn diese nicht im WTG-Sinne lammfromm berichtet hatte (und letzterer Umstand war ja ziemlich häufig). Es hätte sich angeboten, dass in einem Buch das speziell auch die Freiburger ZJ-Geschichte thematisieren will, ein paar Sätze über dieses WTG-Unternehmen mit verloren worden. Eine einzige Fehlanzeige ist zu registrieren
Dann gehört zur Freiburger ZJ-Geschichte sicherlich auch der Vorgänger des Konrad Franke, in der illegalen ZJ-Organisation zu Nazizeiten, der Dr. Franz Merk.
Der allerdings blieb dann in späteren Jahren nicht mehr WTG-Linientreu.
Dieser Umstand führt dann dazu, dass in dem Buchabschnitt "Kurzbiographien" dann für Merk offenbar kein Platz mehr ist.

Wie gesagt außer dem Namen Roser als Herausgeber, "glänzt" jene Schrift schon mal dadurch, dass in der Tat von ihm nichts relevantes in genanntem Buch enthalten ist. Wieder mal ein gigantischer Etikettenschwindel!


Exkurs.
Zitat (beispielsweise) aus der Schrift von Konrad Algermissen aus dem Jahre 1928 über die Bibelforscher (S. 48, 49) (selbstredend findet man im genannten neueren Roser-Buch nicht den Bruchteil einer Silbe zu diesen oder ähnlichen Vorgängen)

"1924 gründete (Balzereit) einen eigenen "Pressedienst der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher mit dem Sitz in Freiburg i. B. Johann von Werthstraße 9

Wegen dieses Flugblattes ("Anklage gegen die Geistlichkeit") stand Balzereit im Februar 1926 wegen Beleidigung vor dem erweiterten Schöffengericht in Magdeburg. Kläger war das evangelische Kirchenkonsistorium Pommerns. Der Beklagte wurde sowohl vor dem Schöffengericht wie auch vor der ersten Strafkammer Magdeburgs als Berufungsinstanz freigesprochen, weil das Gericht sich auf den Standpunkt stellte, das die Absicht, die Geistlichkeit zu beleidigen zu verneinen sei."


Ein Umstand der dann wieder mal Wasser auf die Mühlen der WTG-"Berichtiger" darstellte.
Noch ein Zitat:
"Das "Evangelische Deutschland"

Nr. 29/1925; 19. Juli
"Vom Kriegspfad der Bibelforscher
Man muß es den Bibelforschern lassen: sie vertreten ihre Sache mit einem Eifer und eine Zähigkeit, die eines reineren Zieles würdig wäre.
Sie haben nunmehr einen eigenen Pressedienst eingerichtet mit dem Sitz
in Freiburg i. B.
In einem Zirkular an die deutsche Presse und an die Fachzeitungen wird gesagt, daß Politik, Finanz und als dritte im Bunde die Welt-Religion in der Aufgabe, Deutschland wieder aufzubauen, versagt haben und die Bibelforscher protestieren gegen die Politik, welche die Kirchen, besonders die katholische betreiben. Um die Ziele des Mißbrauchs der Religion und seine Folgen aufzuzeigen, sei die Anklage gegen die Geistlichkeit auf der ganzen Erde verteilt worden. Aber der aufklärenden Arbeit seien, wie zu erwarten war, nicht Umkehr, sondern Ableugnung, Schmähungen und Mordandrohungen gefolgt, und die Schriftleitungen werden gebeten, in dem Bemühen, das Falsche solcher Wege zu beleuchten zu helfen, und einen beigelegten Artikel: Religionsvertreter drohen mit Mord; zu veröffentlichen. (Der Inhalt ist durch das hier erwähnte Flugblatt "Anklage gegen die Geistlichkeit") bereits bekannt)."

In einer unscheinbaren Fußnote kam auch Roser in seinem 1999er Buch auf diesen dubiosen "Pressedienst" zu sprechen:
"In der Johann-von-Werth-Straße in Freiburg bestand seit 1924 auch eine Zeitlang ein eigener Pressedienst, »der die Arbeit, die in Deutschland gegen die Bibelforschersekte
geleistet wird, überwacht und Auskünfte erteilt«.


Es hätte sich ja nun angeboten dass in einem nur Freiburg thematisierenden ZJ-Buch, jener Aspekt etwas näher vorgestellt wird. Fehlanzeige!


Zurückkehrend zu Wrobel.
Auch wenn ich die zugehörigen Fußnoten im Wrobel-Text nicht kenne, unterstelle ich mal. Dieses nebulöse "igendwo" ist das "Zürcher"(Harbeck)-Buch "Kreuzzug ...". Und dort wohl insbesondere der nachfolgende Passus:

" ... Am Montag, den 14. September, habe ich für meinen Mann Wäsche hingebracht nach dem Polizeipräsidium; da wurde mir die Wäsche zurückgegeben mit dem Vermerk, mein Mann sei nicht mehr hier. Nun wurde ich von Zimmer zu Zimmer geschickt; keiner wußte, wo mein Mann geblieben war. Aber jetzt ahnte ich schon nichts Gutes; ich wußte, hier ist etwas passiert.

Zuletzt wurde ich nochmals nach der Gestapo geschickt. Nun sagte der Beamte, ich soll nach meinem Polizeirevier gehen, die werden mir sagen, wo mein Mann ist.
Jetzt habe ich den Beamten angesehen, und als er so verlegen war, sagte ich:
"Was ist denn bloß hier los; das kommt mir hier alles so komisch vor. Mein Mann lebt wohl nicht mehr?"

Da fing der Beamte an zu stottern, daß er gar nicht sprechen konnte, und die Unterlippe hat gezittert. Nun stotterte er, er sei auf Urlaub gewesen, und nun wisse er nicht Bescheid.
Aber ich raffte jetzt noch meine letzte Kraft zusammen und sagte: "Ich gehe nicht eher von hier fort, bis ich weiß, wo mein Mann geblieben ist."

Nun ist der Beamte nochmals nach zwei Zimmern gegangen, um Bescheid zu holen, aber es war immer dasselbe. Zuletzt sagte er dann:
"Sie haben heute einen unglücklichen Tag gewählt; wären Sie morgen gekommen, ihr Mann ißt heute mit einem Schub fortgekommen, nun sind die Papiere noch nicht zurück, und wir wissen noch nicht, wo er hingekommen ist. Aber gehen Sie nach Hause, ich werde Ihnen einen Beamten schicken mit Bescheid."

Als ich nach l Uhr nach Hause kam, empfing mich meine Nachbarin: ein Polizeibeamter war um 9 Uhr hier, ich möchte nach dem Leichenschauhaus gehen, mein Mann liege da.

Als ich dahin kam, frug ich nun: "Wie ist das
gekommen?"
Da sagte der Beamte: "Er hat sich erhängt", worauf ich erwiderte: "Das glaube ich nicht." Als ich meinen Mann nun sah, lag er so friedlich da. Auf dem rechten Mundwinkel hatte er einen aufgeschlagenen rotbläulichen Fleck, wie ein großes Fünfmarkstück, und einen markierten roten dünnen Streifen um den Hals, der noch nicht einmal bis zu den Ohren reichte.
Aber der Herr weiß alles; und als die Leiche freigegeben wurde, kam der eine Beamte, der bei der Haussuchung dabei war, und brachte den Schein und sagte: "Na, ich bin ja sehr erstaunt.

Ihr Mann sagte noch, er wird sich nicht das Leben nehmen, nun hat er sich doch das Leben genommen." Ich antwortete ihm darauf: "Mein Herr, ich kann das nicht fassen und werde es auch nicht fassen; aber wenn mein Mann aus den
Toten auferstehen wird, wird er mir alles erzählen."
Da war er ganz aufgeregt und sagte: "Es ist ja mein gutes Recht, ich kann ja hingehen und mich erkundigen." Dann sagte er noch:
"An zwei Taschentüchern hat er sich erhängt.' Aber die fehlten bei der Ablieferung der Sachen. Ich weiß aber, mein Mann hat es nicht getan."

Die zeitgenössische Betroffenheit bei diesem Bericht kann man sehr wohl nachvollziehen. Auch wenn man dem Naziregime vieles anlastet, so wird man doch einräumen müssen. Fälle der Art spielten sich zwar ab, aber doch wohl nicht jeden Tag. Und wenn dann die Häscher eine so detaillierte Beschreibung zu Gesicht bekommen, ist es wohl nicht sonderlich schwierig, das was noch nicht in dem Bericht gesagt wurde (namentlich Adressdaten) zu rekonstruieren.

Das konkrete agieren in der Nazizeit war ohne Zweifel mit vielerlei Risiken verbunden. Vor 1933 legten die Zeugen Jehovas schon großen Wert aufs Demonstrieren. Sie haben diese Eigenschaft auch nach 1933 nicht abgelegt. Ob sie "klug" handelten mag man indes mehr als bezweifeln.

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. April 2010 01:24
"Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 4. 1940 zitiert:

"Das Nachstehende schrieb der deutsche Exkaiser in seinem Buch "Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878 bis 1918" (Verlag K. F. Koehler, Leipzig, 1922). Man wundere sich darum nicht über den selbstgerechten Ton und die einseitige Art der Darstellung, wie es z. B. in der Besprechung des Anteils der Geistlichen am Kriegshaß zum Ausdruck kommt, wo der Exkaiser nur von der unrühmlichen Rolle der Geistlichkeit auf der Gegenseite, nicht aber im eigenen Lande spricht.

Die Begegnung mit dem Nuntius Pacelli, dem jetzigen Papst, ist aber wahrscheinlich richtig geschildert; man wüßte nicht, warum der Exkaiser in dieser Beziehung hätte eine einseitige Darstellung geben sollen.

Aus seiner Darstellung ergibt sich nun, daß der jetzige Papst das ganze "Spiel um den Frieden" schon einmal mitgemacht hat. Man lernt die Argumente kennen, die damals auf ihn besondern Eindruck machten, nämlich: Vermittelt der Papst, so wird ihm das unter Mitwirkung der "dankbaren Welt" zu größerer Macht verhelfen; kommt der Friede aber unter Zwang auf andere Weise zustande, so ist es mit der Machtstellung des Papstes vorbei!

Wenn dieses Argument beim Nuntius Pacelli "durchschlug", wie der Exkaiser schreibt, wie sollte es beim Papst Pacelli nicht durchschlagen?
Man beachte im Nachstehenden: Schon 1917 arbeitete Pacelli an der Wiederherstellung eines Kirchenstaates für den Papst, damit die römische Kurie ungehindert den politischen Vermittler in der Welt spielen könne. Der Exkaiser stellte hierfür wirksame Unterstützung in Aussicht, wenn dem Papst die Friedensvermittlung gelänge.

"Das machte Eindruck auf den Nuntius" schreibt er. Auch als schließlich ein Frieden ohne Mitwirkung des Papstes zustande kam, arbeitete Pacelli weiter an seinen Plänen und brachte sie 1929 durch den Lateranvertrag zum Abschluß; Von dieser neuen Plattform aus geht er nun an die Verwirklichung alter Ziele: die Herbeiführung eines "Friedens" unter den Völkern, der dem Papste mehr Macht verschafft.

Wir lassen nun jenes Kapitel aus den Erinnerungen Wilhelms II. folgen:

Der Nuntius meinte, es werde für den Vatikan schwerhalten, die italienische Regierung dazu zu bekommen, da er ja keine direkte Beziehung zu ihr und keine Einwirkung auf ihre Mitglieder besäße. Vollends eine Einladung zu Besprechungen werde die italienische Regierung sich nie gefallen lassen.

Hier mischte sich der Kaplan in das Gespräch und erklärte einen solchen Schritt des Papstes für völlig ausgeschlossen, da daraus Folgen entstehen würden, die für den Vatikan geradezu gefährlich werden könnten. Die Regierung würde sofort die "Piazza" [die Strasse ...] gegen den Vatikan mobil machen; dem dürfe der Vatikan sich nicht aussetzen. Als ich diesem Einwurf keinen Glauben schenken wollte, ereiferte der Kaplan sich immer mehr. Ich kennte, meinte er, die Römer nicht, die seien, wenn sie aufgehetzt wären, ganz schrecklich; sowie die "Piazza" in Bewegung käme, werde die Lage unangenehm. Dann könne man sich sogar auf einen Sturm auf den Vatikan gefaßt machen, durch den der Papst selbst in große Lebensgefahr kommen könnte. Ich erwiderte, ich kenne den Vatikan doch auch genau; den könnte keine Volksmenge oder "Piazza" stürmen; außerdem habe der Papst eine starke Partei in der Gesellschaft und Volk, die sofort zu seiner Verteidigung bereitstehen werde.

Dem stimmte der Nuntius zu. Der Kaplan fuhr jedoch unbeirrt fort, die Schrecken der "Piazza" auszumalen und die Gefahren für den Papst auf das schwärzeste zu schildern ...
Der Nuntius wendete hier ein, daß es für den Papst schwer sei, etwas greifbar Praktisches für den Frieden zu tun, ohne im weltlichen Italien Anstoß zu erregen und Widerstand zu finden, der. ihn gefährde. Er sei eben leider nicht frei. Wenn der Papst sein eigenes Land oder wenigstens einen eigenen Bezirk besitzen würde, wo er autonom regieren und frei schalten und walten könnte, dann läge die Situation ganz anders; so aber sei er zu sehr vom weltlichen Rom abhängig und könne nicht so, wie er wolle.

Ich bemerkte: Das Ziel, der Welt den Frieden zu bringen, sei so heilig und groß, daß der Papst unmöglich aus rein weltlichen Gründen sich davon abschrecken lassen dürfe, diese für ihn wie geschaffene Aufgabe zu lösen. Gelänge sie ihm, so werde die dankbare Welt gewiß nach dem Frieden seine Wünsche nach Unabhängigkeit bei der italienischen Regierung gern unterstützen. Das machte Eindruck auf den Nuntius, und er meinte, ich hätte doch recht, der Papst müsse in der Frage etwas tun.

Ich machte hierauf den Nuntius auf folgenden Punkt aufmerksam: Der Nuntius werde beobachtet haben, wie die Sozialisten aller Länder sich mit Eifer auf alle mögliche Weise bemühten, die Friedensbestrebungen zu fördern. Der Wunsch nach Frieden nehme in der Welt zu. Die Völker würden immer mehr von ihm durchdrungen, und wenn niemand unter den Regierenden sich fände, seine Hand dazu zu bieten - mein Versuch sei ja leider gescheitert -, dann würden die Völker schließlich die Sache selbst in die Hand nehmen. Das werde, wie die Geschichte beweise, nicht ohne bedenkliche Erschütterungen und Umwälzungen vor sich gehen, von denen die römische Kirche und der Papst nicht unberührt bleiben würden. Was solle ein katholischer Soldat sich denken, wenn er immer nur von den Bemühungen sozialistischer Männer um den Frieden höre, nie aber von einem Versuch des Papstes, ihn aus der Kriegsnot zu befreien. Tue der Papst nichts, dann bestehe die Gefahr, daß der Friede durch die Sozialisten erzwungen werde, und dann sei es mit der Machtstellung des Papstes und der römischen Kirche auch bei den Katholiken vorbei!

Dieses Argument schlug beim Nuntius durch. Er erklärte, daß er diese Auffassung sofort an den Vatikan berichten und sich dafür einsetzen werde, daß der Papst handeln müsse. Höchst besorgt fuhr der Kaplan wieder dazwischen: Der Papst bringe sich dadurch in Gefahr, "la Piazza"
werde ihm zu Leibe gehen! Ich erwiderte darauf: Ich sei ein Protestant, daher in des Kaplans Augen ein Ketzer; trotzdem müsse ich hier folgendes konstatieren:

Der Papst werde von der katholischen Kirche und Welt als "Statthalter Christi auf Erden" bezeichnet. Ich hätte bei meinem Studium der Heiligen Schrift mich ernst und eingehend mit der Person des Heilandes befaßt und mich in sie zu vertiefen gesucht. Nun, der Herr habe jedenfalls niemals Angst vor der "Piazza" gehabt, obgleich ihm kein festungsartiger Bau mit Garden und Waffen zu Gebote gestanden habe; der Herr sei immer mitten in die "Piazza" hineingegangen und habe zu ihr gesprochen und schließlich sei er für diese feindliche "Piazza" in den Kreuzestod gegangen. Und nun solle ich glauben, daß sein "Statthalter auf Erden" Angst haben sollte, eventuell ein Märtyrer nach seines Herrn Vorbild zu werden, um der blutenden Welt den Frieden zu bringen, nur wegen der lumpigen römiscnen "Piazza"? Dazu dächte ich, der Protestant, viel zu hoch von einem römischen Priester, zumal vom Papst. Es könne für ihn nichts Herrlicheres geben, als mit seiner ganzen Person sich für die große Sache des Friedens rücksichtslos einzusetzen, selbst auf die in weiter Feme stehende Gefahr hin, dafür ein Märtyrer zu werden!  Mit leuchtenden Augen ergriff der Nuntius meine Hand und sagte 'tiefbewegt: "Vous avez parfaitement raison! C'est le devoir du Pape, il faut qu'il agisse, c'est par lui que le monde doit etre regagne ä la paix. Je transmettrai vos paroles ä Sa Saintete."
Der Kaplan wandte sich kopfschüttelnd ab und murmelte vor sich hin: "Ah, la Piazza, la Piazza!"

Und in einer Notiz zu vorstehendem Bericht führt "Trost" dann noch redaktionell an:

Deutschland war einst das Schwert der katholischen Kirche. "Interessant war mir, daß der Papst bei dieser Gelegenheit sagte, Deutschland müsse das Schwert der katholischen Kirche werden. Ich wendete ein, daß das alte römische Kelch deutscher Nation doch nicht mehr bestehe, daß die Voraussetzungen andere geworden wären.
Aber er blieb dabei."
Das schrieb der deutsche Exkaiser über seinen dritten Besuch beim Papst im Jahre 1903.
("Ereignisse und Gestalten aus den Jahren
1878-1918", verfaßt von Exkaiser Wilhelm II.,
Verlag K. F. Koehler, Leipzig, Seite 177.) Gewiß sind auch die Nachfolger jenes "Leo XIIl" "dabei geblieben".

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 30. April 2010 01:15
In der "Trost"-Ausgabe (15. 4. 1940) auch gelesen:

... Die Kanaaniter lehnten die Übergabe des Landes in den Besitz des auserwählten Volkes Gottes ab und weigerten sich, auf die Seite des großen Theokraten zu treten. Darum mußten sie vertrieben werden. ...
Israels Kriege gegen die Kanaaniter wurden unter der Anleitung Jehovas Gottes, geführt ...
Josua, dessen Name dasselbe bedeutet wie "Jesus", und der auch Christus Jesus vorschattete, führte derartige Kriege auf Grund des direkten Befehls des großen Theokraten, des allmächtigen Gottes ...
Israel war die einzige Nation der Erde, der von Gott jemals ein Gebiet angewiesen und Vollmacht gegeben wurde, von diesem Gebiet gewaltsam Besitz zu ergreifen. ...
Wenn, sie Kriege führten, geschah es auf Jehovas Befehl, und ihr Gehorsam gegenüber seinem Befehl ...
Derartige Kriege waren gerecht."

Ziemlich kriegerische Töne, die da der Herr Rutherford anschlägt. Er meint also zu wissen, wann Kriege "gerecht" seien ...
Letzteren Satz, lasse man sich denn doch mal auf der "Zunge zergehen".

Wie tönte einst ein Herr Hitler:
"Es wird propadandistischer Anlass zum Angriff gegeben werden. Der Sieger werde nicht nach Recht oder Unrecht gefragt."

Worin besteht bei solcherlei Voten eigentlich der Unterschied, zu dem Votum des Herrn Rutherford? Ach ja, der eine nimmt das Wort "Jehova" in den Mund; der andere faselt von der "Vorsehung". Ein ziemlich banaler "Unterschied"!

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren / heute
geschrieben von: Frau von x
Datum: 01. Mai 2010 12:51

WT vom 1.JANUAR 2010 S.13-15:

WARUM FÜHRTE GOTT KRIEG GEGEN
DIE KANAANITER?
...
:::
1. Warum mussten die Kanaaniter weichen?
In gewisser Hinsicht hielten sich die Kanaaniter illegal in dem Land auf - einem Land, das ihnen nicht gehörte. Warum kann man das sagen? Gott hatte dem treuen Abraham etwa 400 Jahre zuvor versprochen, dieses Land seinen Nachkommen zu geben (...). Gott hielt sich an sein Versprechen und forderte die von Abraham abstammende Nation Israel auf, das Gebiet in Besitz zu nehmen. Jetzt könnte man verständlicherweise einwenden, die Kanaaniter hätten ja schon dort gewohnt und hätten somit ein Recht auf das Land gehabt. Dem ist entgegenzuhalten, dass dem Höchsten des Universums letztendlich das Recht zusteht, darüber zu entscheiden, wer wo leben soll (...).

2. Warum erlaubte Gott den Israeliten nicht, mit den Kanaaniter zusammenzuleben? "Sie [die Kanaaniter] sollten nicht in deinem Land wohnen", mahnte Gott das Volk Israel, "damit sie dich nicht veranlassen, gegen mich zu sündigen. Falls du ihren Göttern dientest, würde es dir zur Schlinge werden" (2.Mose 23:33). ... Im Land der Kanaaniter war es gang und gäbe, heidnische Kulte zu praktizieren, unsittlich zu leben und kleine Kinder zu opfern. ...

3. Gab es zu jener Zeit nicht auch noch andere böse Menschen auf der Erde? Warum gerade die Kanaaniter? ... Im Fall der Kanaaniter ging es Gott darum, Israel zu schützen, da aus dieser Nation der Messias hervorgehen sollte (...).

4. Ist die Vernichtung der Kanaaniter mit Gottes Liebe vereinbar? Lange Zeit schon war es Jehova bekannt, dass die Bewohner von Kanaan einen falschen Kurs eingeschlagen hatten. Doch statt sie sofort zu vernichten, ließ er sie 400 Jahre lang gewähren, bis das "Maß der Sünden . . . voll war (1.Mose 15:16, Schlachter)
:::
5. Würde ein Gott der Liebe überhaupt dazu fähig sein, auch nur einen Menschen zu vernichten? ...
Auch für Jehova war es nicht angenehm, die Kanaaniter zu vernichten. Sagt er doch selbst: "Ich habe kein Gefallen am Tod des Bösen" (Hesekiel 33:11). Allerdings sollte aus der Nation Israel der Messias kommen - ... . Gott konnte somit einfach nicht zulassen, dass Israel von den entsetzlichen Gewohnheiten der Kanaaniter infiziert wurde. Er befahl daher, sie zu entfernen bezeihungsweise sie aus dem Land zu vertreiben. Es war somit seine unübertreffliche Liebe, die ihn dazu veranlasste, zum Wohl seiner treuen Anbeter diesen unangenehmen Schritt zu tun.

Wie betrifft das uns?

:::
Die Berichte über die Zerstörung in Kanaan machen uns auch insofern Mut, als sie uns zeigen, was Gott in naher Zukunft tun wird. Wir können ganz sicher sein, er wird nicht zulassen, dass das Böse das Gute besiegt. Vielmehr wird er, wie die Bibel belegt, bald eingreifen, um die Bösen zu vernichten. ...


Mir wäre es lieber gewesen, Gott hätte Mitleid mit diesen unschuldigen Kindern gehabt und nicht so lange deren Opferung hingenommen. Und die Liebe zu seinen treuen Anbetern glaube ich ihm auch nicht ganz. Für mich ist es mangelndes Vertrauen in die Stärke und Treue ihres Glaubens. Das setzt natürlich voraus, dass die Interpretation der WTG richtig ist und es den Gott der Bibel wirklich gibt.

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. Mai 2010 02:16
Neben anderen Schreckensmeldungen über die faschistischen Konzentrationslager, in der "Trost"-Ausgabe vom 1. 5. 1940, gibt es in selbiger Ausgabe auch einen Bericht über das Ende von August Kraft.

Selbiger war nach der Annexion Österreichs, der erste Leiter der nunmehrigen Untergrundorganisation der Zeugen Jehovas. Die Gestapo konnte ihn bereits am 25. 5. 1939 verhaften. Sein Lebensweg sollte im KZ Mauthausen enden. Genanntes "Trost" berichtet:

"Ein merkwürdiger Steinbruch, der da bei Linz in Österreich in Betrieb ist! Wie es scheint, genügen zwölf Monate Arbeit, um auch aus dem gesündesten Menschen eine Leiche zu machen. Wenigstens hat diese Zeit genügt, um August Kraft aus Wien und Otto Buchta aus Brünn zu Tode zu bringen. Sie beide hatten ihrem Gott seit Jahren in aller Treue gedient August Kraft war sogar über fünfundzwanzig Jahre ein treuer Zeuge des Höchsten. Wegen ihrer christlichen Ueberzeugung wurden sie von den Nazis in jenen Steinbruch verbannt, zu Zwangsarbeit unter Aufsicht der üblichen Konzentrationslager-Wachtmannschaften.
Beide Männer, Zeugen Jehovas, waren gesund und sind nun trotzdem nach so kurzer Zeit gestorben, "an Herzschwäche", wie gemeldet wurde."

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Mai 2010 03:37
Die Australier beispielsweise, werden mit dem Pazifikstaat Fidschininseln mehr verbinden können als der Durchschnittseuropäer. Gleichwohl handelt es sich hierbei auch um eine frühere britische Kolonie, die erst seit 1970 unabhängig ist. Immerhin war in diesem Dritte Welt-Land die WTG schon vor 1945 präsent. Im "Trost" vom 1. 5. 1940 meint man einen zu jener Zeit seltenen Siege feiern zu können.

Selbiges schreibt;

"Eine Schlappe der Katholischen Aktion auf den Fidschi-Inseln
Auf den Fidschi-Inseln, die zum Britischen Kolonialbesitz gehören, ist seit Jahren ein Kampf um die Redefreiheit im Gange. Schon im Jahre 1932 verhängte man über einen Vertreter der Watch Tower Bible and Trost Society ein Redeverbot. 1936 wurde biblische Literatur dieser Gesellschaft auf Anweisung der Kolonialverwaltung vernichtet, im Juli 1938 ein Verbot verschiedener Schriften und Schallplatten der Gesellschaft erlassen, am 29. März 1939 der bloße Besitz solcher Schriften unter schwere Strafe gestellt. Für ein Gebiet unter britischer Verwaltung sind das ganz ungewöhnliche Maßnahme.

Diese Vorgänge meint man wie folgt interpretieren zu können:

Wie erklären sie sich?
Diese unbritische Drosselung der Freiheit war auf römisch-katholischen Einfluß zurückzuführen. Dieser macht sich besonders in Kolonialverwaltungen immer stärker geltend. In den Kolonien, weit abseits vom Mutterland mit seiner freiheitlichen, den römischen Begriffen schwer angleichbaren Tradition, suchen Sendlinge des Papsttums nach Eroberung von Staatsstellungen zu erreichen, daß unter britischer Flagge papistisch-faschistische Zustände herrschen. So erklärt es sich, daß an solchen Außenposten des britischen Weltreiches oft erbittert um die Freiheitsrechte der Bürger gekämpft werden muß. Auf den Fidschi-Inseln hatte dieser Kampf vollen Erfolg.

Alle Beschränkungen gegen die Watch Tower Society wurden aufgehoben. ...

Weiter geht's mit der Aussage:

In der Nummer vom 13. Dezember 1939 berichtete nun die australische Ausgabe von TROST ("Consolation"), daß der Gouverneur der Fidschi-Inseln dem Vertreter der Watch Tower Society eine Audienz gewährte und auf Grund der dabei erhaltenen Informationen von Amts wegen die Tätigkeit der Gesellschaft guthieß. Literaturverbreitung, öffentliche Vorträge und Tondienst mit Lautsprecherwagen etc. gehen nun völlig ungehindert vor sich ...

Seinen wesentlichen Kommentar sieht "Trost" wohl in der Aussage:

Die Katholische Aktion hat also eine Niederlage erlitten. Broschüren wie SCHAU DEN TATSACHEN INS AUGE (in Englisch: FACE THE FACTS), die den Römlingen besonders unangenehm sind, weil sie die faschistenfreundlichen Umtriebe der römisch-katholischen Hierarchie aufdecken, finden nunmehr wieder ungehindert ihren Weg unters Volk, und die Einwohner auch jener abseitigen Inseln lernen auf diese Weise, wovor sie sich hüten müssen, um nicht ihre Freiheit und damit die Gelegenheit zu verlieren, sich ungehindert über Gottes Vorkehrung zur Errettung der gutgesinnten Menschen zu unterrichten.

Auf den Fidschi-Inseln in der Südsee herrscht also wieder mehr Freiheit. So wenig Freiheit wie in den meisten europäischen Ländern war dort ja noch nie. Es ist der zweifelhafte Ruhm Europas, sich führend zu wähnen und dabei unter allen Erdteilen in der Anwendung der Menschenrechte am rückständigsten zu sein."

In der einer weiteren "Trost"-Ausgabe (1. 6. 1940) sind die Fidschinseln der WTG erneut eine Erfolgsmeldung wert. Ihrzufolge hätte man dort auch eine WTG-Broschüre zum Thema "Hölle" verbreitet.

"Als jene Broschüre erschien, wurde einem Zeugen Jehovas von einem führenden Methodisten-Missionar auf den Fidschi-Inseln, einem gewissen MacDonald, gesagt:
"Mit dieser Broschüre sollten Sie sich nicht abgeben; es ist eine verderbliche Schrift" - "Wieso? ... -
"Ja", antwortete darauf dieser Geistliche,
"ich weiß schon, daß es wahr ist; den Eingeborenen aber müssen wir die Hölle als einen rotglühenden Ort wirklicher Qual schildern, sonst werden wir sie nicht so weit einschüchtern können, daß sie die Kirche besuchen!"

Welchen Stellenwert im gleichen Kontext die eigenen Harmagedon-Lehren wahrnehmen, darüber allerdings reflektierte "Trost" nicht.

Um noch etwas Salz in die WTG-Euphoriesuppe die Fidschinseln betreffend hereinzustreuen, sei noch auf einen etwas neueren Kommentar, auch jenes Land betreffend, hingewiesen.
Im Tausch gegen ein Linsengericht

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 31. Mai 2010 02:00
"Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 5. 1940, zitiert aus jenem Teil der zeitgenössischen Presse, welche die Nazis noch nicht gleichschalten konnten (dieweil noch nicht in ihrem Machtbereich befindlich):

"Im "Elsässer" veröffentlicht ein Jesuitenpater, R. P. Delattre, J. S. einen Artikel über die Schuld der deutschen Katholiken. Im Interesse der geschichtlichen Wahrheit sollen hier seine Ausführungen wiedergegeben werden.

Es hat sehr lange gedauert, bis den deutschen Katholiken über das wahre Wesen des Nationalsozialismus die Augen geöffnet wurden.
Im Februar 1933 begrüßte die deutsche katholische Presse wie auf ein gegebenes Signal die Morgenröte des neuen Regimes. In Köln feierten am 6. März katholische Jugendorganisationen den Sieg des Nationalsozialismus über die stark betonte kommunistische Gefahr.

Vierzehn Tage später kapitulierte im Reichstag die Zentrumspartei. Sie ließ ihren sozialdemokratischen Bundesgenossen im Stich und lieferte durch ihre Zustimmung zu den verlangten Vollmachten das Deutsche Reich mit Haut und Haaren an Hitler aus.
Die einflußreichsten Abgeordneten waren gegen die Bewilligung der Vollmachten: "Den Zusagen und Versprechungen der Hitlerianer darf man nicht über den Weg trauen. Bei einem Reichskonkordat wären wir die Betrogenen."
Aber die Herren Kaas und Lauscher waren anderer Ansicht:
"Die französische Republik ist nur durch die Opposition der Katholiken antiklerikal geworden. Die nationalsozialistische Revolution ist vor allem eine deutsche, eine nationale Bewegung. Sie kämpft gegen den Kommunismus. Die Kirche kann mit jedem Regime zusammenarbeiten. Man soll nicht wieder einen Vorwand liefern, daß die deutschen Katholiken die Einheit der Nation stören. Im Interesse des deutschen Katholizismus muß man Vertrauen haben und sich zu einer großzügigen Handlungsweise entschließen."

Vor diesem Argument, dem "Interesse der Kirche", beugten sich die Laien schweren Herzens. Wohlverstanden, die demokratisch gesinnten Laien. Denn die katholische Aristokratie hatte unter Führung von Papens das Zentrum bereits verlassen, sich mit Hitler verbündet und erntete jetzt den Dank in Form von zahlreichen Oberpräsidentenstellen.

Es ist nützlich, daran zu erinnern, daß auch an den Universitäten die katholischen Professoren und Studenten dem Nationalsozialismus freundlich gesinnt waren. Sogar innerhalb der Hierarchie selbst schlossen sich der Erzbischof von Freiburg und der Bischof von Osnabrück der Bewegung an und boten auf der Fuldaer Bischofskonferenz den Kardinalen Bertram und Faulhaber die Stirn.

Anfangs Juli schien die Ankündigung eines Reichskonkordats den Optimisten recht zu geben. Nie noch wurde ein Konkordat mit solcher Geschwindigkeit abgeschlossen. Wollte der Vatikan den Kulturkampf, der gegen die Juden und die Protestanten bereits begonnen hatte, von den Katholiken abwenden? Jedenfalls wurde die Ankündigung von den Katholiken mit Jubel aufgenommen und von den Nationalsozialisten mit Zähneknirschen begrüßt.

In Maria-Laach fand vom 21. bis 23. Juli eine Tagung des katholischen Akademikerverbandes statt, um über die Haltung der Katholiken zum Nationalsozialismus zu beraten. 150 Mitglieder nahmen daran teil, darunter die höchsten Persönlichkeiten. Ganz zuletzt entstieg Herr von Papen dem Flugzeug, aus Rom kommend, wo er soeben das Konkordat unterzeichnet hatte. Der Jubel glich einem Delirium. Man glaubte, der Neubegründung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation beizuwohnen, das uneigennützigerweise den Kampf gegen Bolschewismus und Gottlosigkeit aufnehmen werde.
"Ich habe dem Heiligen Vater versprochen", sagte von Papen in seiner Begrüßungsansprache, "daß er vom Deutschen Reich keine Enttäuschungen erleben werde, und daß sich die Feindseligkeiten der liberalen und sozialistischen Epoche niemals wiederholen würden . . ."

Die Mehrzahl der Anwesenden, ob zwar mißtrauischen Herzens, sprach dem Vizekanzler von Papen öffentlich ihren Dank aus, und man liest nur mit Bewegung die Dankadresse, die damals im Namen der Bischofskonferenz an Hitler gerichtet wurde.

Der Verfasser von "Mein Kampf" ist derselbe Mann, der bei seiner letzten Zusammenkunft mit Kardinal Faulhaber die Worte sprach: "Eine romfreie Nationalkirche ist mein Ziel, und ich werde es erreichen." Es ist bekannt, daß diese Äußerung der unmittelbare Anlaß für die Abreise der deutschen Kardinale und Bischöfe zur Berichterstattung nach Rom war, in deren Gefolge die Enzyklika "Mit brennender Sorge" erschien."

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. Juni 2010 02:02
Ein bunt gemischtes Kaleidoskop von Horrormeldungen präsentiert "Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 6. 1940 wieder mal. Was man da aufgespießt hat, verfolgt nicht zuletzt dem einen Zweck, die eigene Anhängerschaft in ihrer Endzeitgläubigkeit zu bestätigen und zu motivieren. Mag man diese Meldungen auch als registrierenswert einstufen, so ändert dies dennoch nichts an dem Umstand, das Wunschdenken und Wirklichkeit, nach wie vor zwei "linke Schuh" sind.

"Trost" teilt unter anderem dieses mit:

"Am Anfang dieses Jahres hat der Führer der sowjetrussischen Gottlosenverbände, Jaroslawski, eine Botschaft an die Gottlosen erlassen, in der es u. a. heißt:
"Gottlose der Sowjetunion und der übrigen Welt! Im Jahre 1939 ist es der Gottlosenbewegung gelungen, große Erfolge zu erzielen. Diese Erfolge sind nur der Taktik und dem Genie Stalins zu verdanken. Die Rote Armee hat in Osteuropa neue Gebiete erobert, die Fahne des Atheismus ist näher nach Westeuropa gebracht worden. Im Jahre 1940 wird der Kampf mit ganzer Energie weitergeführt, die Parole heißt: .Atheisten, vorwärts für die Weltrevolution und für den Stalinismus''

Jaroslawski erklärte weiter, daß die Regierung der Sowjetunion mit allen Mitteln die Gottlosenbewegung stütze, denn diese Organisation gelte heute als die wichtigste staatliche Körperschaft. Am Schluß der Botschaft heißt es:
"Der Kampf in Finnland hat erwiesen, wie groß der Haß gegen den Atheismus ist. Die Kirche ist schuld an dem Tod von tausenden sowjetrussischen Gottlosen, die in den Reihen der Roten Armee gegen das Christentum kämpften."

Als Kontrast dazu zitiert "Trost" dann noch eine Meldung aus Hitlerdeutschland:
"So schreibt Bischof Tügel in der "Hamburger Kirchenzeitung" u. a.:

"Gerade in dem Augenblick, da unsere Kirchenzeitung druckfertig ist, erfolgt die deutsche Bekanntgabe der Zahl der Opfer unserer Volksdeutschen im ehemaligen Polen. Ein wahrhaft erschütternder Beweis für eine Unsumme von Qual und Tod, für die jener kulturlose Staat verantwortlich ist, der durch Gottes gerechtes Gericht seine wohlverdiente Erledigung gefunden hat und für dessen sinnlose Verblendung allein jenes England haftet, dem der deutsche Abwehrkampt bis zum endgültigen Siege gilt".

Damit hat aber "Trost" seine Munition noch keineswegs verschossen. Es wurde offenbar weiter fündig. Zum Beispiel mit der Meldung:

"Vor ein paar Wochen wurde in der römisch- katholischen Westminsterkathedrale von London einmal schnelle Arbeit geleistet. Ein Zweiundzwanzigjähriger, für Militärdienst aufgeboten, wollte einen Tag vorm Einrücken noch schnell zum Katholizismus übertreten und katholisch getauft werden. Er bekam was er wollte, nämlich: um acht Uhr wurde er getauft, halb neun war die Firmung, um neun die Trauung, und anschließend empfing er zum ersten Male die "Kommunion".
Ob er noch kurz vorm Abmarsch zum Militärdienst sicher sein wollte, der "alleinseligmachenden Kirche" anzugehören, oder ob er seine Frau nicht bekommen konnte, ohne katholisch zu werden, setzt der Bericht nicht näher auseinander. Jedenfalls haben ihn die Priester im Handumdrehen mit dem Gewünschten versorgt, und diese Leistung kann sich fast sehen lassen neben den "Totenbettbekehrungen", wo einer; der sein ganzes Leben lang ein Verbrecher war, angeblich noch in letzter Minute vom Priester vor der Hölle bewahrt wird, oder die Sache kann sich sehen lassen neben den "Nottaufen", wo das Geschick eines ungetauften Kindes angeblich auch nur von der Schnelligkeit des Priesters abhängt und ein paar Sekunden vor dem Tode entschieden
wird....

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. Juni 2010 02:38
Zitat:
Als Kontrast dazu zitiert "Trost" dann noch eine Meldung aus Hitlerdeutschland:
"So schreibt Bischof Tügel in der "Hamburger Kirchenzeitung" u. a.:

"Gerade in dem Augenblick, da unsere Kirchenzeitung druckfertig ist, erfolgt die deutsche Bekanntgabe der Zahl der Opfer unserer Volksdeutschen im ehemaligen Polen. Ein wahrhaft erschütternder Beweis für eine Unsumme von Qual und Tod, für die jener kulturlose Staat verantwortlich ist, der durch Gottes gerechtes Gericht seine wohlverdiente Erledigung gefunden hat und für dessen sinnlose Verblendung allein jenes England haftet, dem der deutsche Abwehrkampt bis zum endgültigen Siege gilt".

Exkurs Tügel
Was den mit genannten Hamburger Bischof Tügel anbelangt, so ist erst mal festzustellen:
Bischof wurde der erst zu Nazizeiten. Gleichwohl ist er nicht untypisch für die Konjunkturritter, die da mit dem aufkommen des Nazismus, auch ihre ganz persönliche Karrierechance witterten. Die nazistisch infiltrierten "Deutschen Christen" machten es halt möglich, das solche Karriereritter ihren Konkurrenten zu Nazizeiten lehrten, wer wohl die stärkeren Ellbogen habe. Selbstredend, da hatten die "Deutschen Christen" ja überhaupt keinen Zweifel, sie selbst.
Hans Prolingheuer etwa notiert in seiner "Kleinen politischen Kirchengeschichte.
Fünfzig Jahre Evangelischer Kirchenkampf von 1919 bis 1969":

"Nicht die Theologie trennt uns, sondern die Politik. Wir müssen das feststellen, wenn wir zum Frieden kommen sollen." Das war die Antwort der "Deutschen Christen" auf Karl Barths zeitgenössische Kampfschrift "Theologische Existenz heute!", die der spätere Hamburger Nazi-Bischof Franz Tügel im August 1933 Karl Barth entgegenschleuderte".

Man kann vielleicht weiter gehen und unterstellen. Barth konnte sich dann in Deutschland nicht mehr allzulange als Universitätslehrer halten. Er hatte immerhin die Option, sich in die Schweiz zurückzuziehen. Das besagter Tügel mit seinen Teil dazu beitrug, Barth aus Deutschland zu vergraulen.
Allerdings auch Tügels Karriere sollte noch einen Knacks erfahren. Das Naziregime befand nämlich. Die "Deutschen Christen" hätten es nicht geschafft, ihre Kritiker wirklich mundtot zu machen. Vor allem ging den Nazis auf die Nerven, dass die Auslandspresse des langen und breiten über den deutschen "Kirchenkampf" berichtete. In dieser Konsequenz wurde schon Ende 1933 die Nazipolitik "umgeschaltetet". Nunmehr bekamen auch die "Deutschen Christen" bei ihrem Anspruch die "besseren Nazis" zu sein, auch noch Konkurrenz, in Form der "Deutschgläubigen", die zunehmend ebenfalls versuchten, den öffentlichen Diskurs zu beherrschen. Diese sich auch NSDAP-parteimäßiger Protektion erfreuenden Kreise, drohten zusehends den Alleinvertretungsanspruch der "Deutschen Christen" zu konterkarrieren.
Und damit hatte eben auch Tügel zu kämpfen.

Das in Karlsbad im Exil erscheinende Sozialdemokratische Blatt "Neuer Vorwärts" nahm in seiner Ausgabe vom 5. November 1933, auch auf Tügel bezug.
Äußerer Anlass dazu war offenbar eine thematische Notiz, welche in der in Hitlerdeutschland erscheinenden Wochenschrift "Der Reichswart" vorfindlich war.
Aus ihr wiederum zitierte der "Neue Vorwärts", das Herr Tügel auf einer Mitgliederversammlumg der "Deutschen Christen" in Hamburg sich mit dem Votum verbreitet habe:

"Ein Volk, dass sich vom Christentum losgerissen hat geht zugrunde. Aus dieser Erkenntnis folgert, daß Religion nicht Privatsache sein darf, sondern Volkssache sein muß."

Also Tügel votiert für eine Staatskirche brauner Prägung.
Nun aber stand besagter Herausgeber des "Reichswartes" seinerseits wiederum den Deutschgläubigen nahe. Das Tügel'sche Votum ging auch ihm "gegen den Strich".
Und in dieser Konsequenz polemisiert er dann seinerseits gegen Tügel.
Dazu zitiert dann der Neue Vorwärts"

"Dazu stellt Graf Reventlow fest, daß die Geschichte dem Herrn Oberkirchenrat Unrecht gebe.
Er verwies dann auf Friedrich den Großen, der sich persönlich auch dem Christentum entfremdet hatte.
Und fragt dann:
"Ist durch ihn das Volk der Preußen zugrunde gegangen?
Friedrich der Große hat im schärfsten Gegensatz zur Forderung des Oberkirchenrats Tügel "nach seiner Fasson selig werden" lassen. Ist darüber programmäßig Preußen zugrunde gegangen ?
Die Dinge liegen umgekehrt denn die Geschichte zeigt, daß diejenigen Völker zugrunde gingen, in denen Gewissenszwang herrschte."

Und weiter der "Neue Vorwärts"

"Die letzten Worte sind im Original fett gedruckt, wodurch noch besonders unterstrichen wird, daß der Protest sich nicht nur gegen den Oberkirchenrat Tügel richtet, sondern auch und vor allem gegen das gesamte vom Wehrkreispfarrer Müller kommandierte System der Unterjochung der evangelischen Kirche, das in den Kreisen der Geistlichen wie der Kirchenmitglieder eine ungeheure Erbitterung ausgelöst hat."

Kurt Meier etwa erwähnt in seinem "Der evangelische Kirchenkampf" mit:

"Auf die unvertretbare Behinderung kirchlicher Kundgebungen gegen die deutschgläubige Propaganda durch Verbot, öffentliche Versammlungsräume zu benutzen, wies der deutschchristliche Landesbischof Franz Tügel in Hamburg hin. Während (der Protagonst der Deutschgläubigen) Hauer im Versammlungssaal des Hauses der Deutschen Arbeit in Hamburg über das Thema "Kann ein Deutscher Christ sein?" vortragen konnte, wurde der deutschchristlich bestimmten Kirchenbehörde ein öffentlicher Versammlungsraum nicht bewilligt; der Gegenvortrag wurde in der Kirche abgehalten. In einer dort verlesenen Erklärung Tügels hieß es:
"Wir fügen uns in unbedingter Disziplin den Anordnungen der Behörde, aber als lutherischer Bischof und Nationalsozialist weiß ich mich doch verpflichtet, die ernste Frage aufzuwerfen, ob ein Generalverbot für kirchliche Veranstaltungen in weltlichen Räumen heute wirklich zu Recht besteht ..."

So hatte sich Tügel das eigentlich nicht vorgestellt, wie es dann gekommen ist. Er war ja schon vor 1933 einer, der an den Nazis meinte nur gutes zu entdecken. Und vor 1933 war solch eine Position in breiten kirchlichen Kreisen, noch nicht unbedingt konsensfähig. Da waren "Schrittmacher" vonnöten. Einer dieser war unfraglich auch Tügel, etwa mit seinem 1932 erschienenen Buch:

"Wer bist Du? Fragen der Kirche an den Nationalsozialismus
Beantwortet von Franz Tügel, Pastor an der Gnadenkirche in Hamburg"

Seine Kernthese bestand in der Feststellung, dass in der Sowjetunion, aufgrund der dortigen politischen Verhältnisse, ein massiver Machtverlust der Kirchen zu beklagen sei. Bezugnehmend auf Deutschland äußert er dann:

"Man vergegenwärtige sich die Lage. Die kommunistische Partei schließt das Christentum als "Opium für das Volk" grundsätzlich aus - alle von "religiösen Sozialisten" hier und da behaupteten Abschwächungen sind blanker Unsinn -, die Sozialdemokratie läßt nach ihrem Programm Religion "Privatsache" sein; tatsächlich ist auch hier Bekämpfung des Christentums fast überall Parteisache, wie die zahllosen Beispiele aus der Wirklichkeit und das Gesicht ihrer Presse zeigen. Hier aber stellt eine Partei, die im Sturm einer seit den Freiheitskriegen nicht erlebten Volksbewegung den Rahmen einer Partei weit übergreift einfach fest, daß der Standpunkt eines positiven Christentums Parteisache und damit nicht Privatsache, sondern Volkssache sei. Ist das nichts? Ist das nicht alles, was man verlangen kann? Ja, das ist alles, was man verlangen kann." (S. 34, 35)

Tügel meint dann feststellen zu können:

"Hier aber stellt eine Partei, die im Sturm einer seit den Freiheitskriegen nicht erlebten Volksbewegung den Rahmen einer Partei weit übergreift einfach fest, dass der Standpunkt eines positiven Christentums Parteisache und damit nicht Privatsache, sondern Volkssache sei. Ist das nichts? Ist das nicht alles, was man verlangen kann? Ja, dass ist alles, was man verlangen kann. Man wird doch dem Feuerwehrmann, der die Leiter zum Dachbrand des Hauses hinaufstürzt, um zu retten, was zu retten ist, nicht nachklettern, weil man entdeckt, dass seine Uniform nicht korrekt zugeknöpft ist." (S. 39)

Durch eine geschickte Taktik versuchte das Hitlerregime in den Anfangstagen den Eindruck zu erwecken, man sei "kirchenfreundlich". Lewy referiert diesbezüglich:

"Die preußische Regierung hatte am 22. Februar die allmähliche Abschaffung interkonfessioneller Schulen beschlossen und den Religionsunterricht an Berufsschulen wieder eingeführt. … Ein am 27. Februar verkündetes Gesetz erkannte sieben katholische Feste als gesetzliche Feiertage an. … Als am 13. April in Bayern die "Ernsten Bibelforscher" unterdrückt wurden, akzeptierte die Kirche sogar die Anweisung des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, jedes Mitglied dieser Sekte anzuzeigen, dass noch weiterhin die verbotene Religion ausübe. Der im Werden begriffene totalitäre Staat ließ die besonderen Gruppeninteressen der katholischen Kirche unangetastet. Unter diesen Umständen fiel es der Kirche nicht schwer, Frieden mit ihm zu schließen."

Diese Taktik ließ vorerst die Erkenntnis verdrängen, dass der Chefredakteur des "Völkischen Beobachters" bereits 1922 erklärte:

"Wir können nicht mehr nachplappern, was betrunkene Mönche auf Räubersynoden beschlossen haben, wir haben die Kinderschuhe ausgetreten und das Bewusstsein unserer selbst dämmert immer deutlicher."

Aber eben, diese Zurückhaltung sollte nicht allzu lange vorhalten. 1933 mussten die Antiklerikalen in der NSDAP sich noch in die Deckung zurückziehen. Aber aufgrund der tagespolitischen Situation konnten sie schon ab 1934 deutlicher in Erscheinung treten.

In Verteidigung seines heftig umkämpften Buches "Der Mythus des 20. Jahrhunderts" erklärte Rosenberg 1935:

"Ich stehe durchaus auf den gleichen Standpunkt wie der Papst, dass die wirklich gläubigen Katholiken mein Buch nicht lesen sollten. Es ist, wie ich ausdrücklich erklärte, gar nicht für sie geschrieben. Sie sollen ihren Lebensgang innerhalb ihres Glaubensbekenntnisses ungestört zu Ende gehen und jede Werbung für mein Buch innerhalb des gläubigen Klerus oder der gläubigen Anhängerschaft hat zu unterbleiben. Es gibt aber viele Millionen in Deutschland, die innerlich schon längst Abkehr gehalten haben, ohne das sie eine Form fanden, die ihrem inneren Erleben jenen Rahmen schuf, der notwendig ist, um aus Millionen Einzelseelen eine Ganzheit mit innerlicher Haltung zu schaffen."

1937 erklärte er dann:

"Es ist eine Kulturschande, dass wir Menschen des 20. Jahrhunderts uns mit derartigen Dingen noch herumschlagen müssen. Alle die Legenden, Wundererzählungen usw. haben mit echter Religion überhaupt nichts zu tun: das Himmelreich ist inwendig in uns. Aber da nun eine zweifellos starke Macht wie die römische Kirche diesen Unsinn noch als seelische Einwirkung zu gebrauchen weiß, so muss er zur Rettung des sonst notwendig dem Atheismus zutreibenden Menschen ein für allemal überwunden werden."

Mit diesen Ausführungen dürfte Rosenberg seine Gegner wohl kaum "besänftigt" haben. In den unter Ausnutzung taktischer Möglichkeiten innerhalb des Katholizismus weitverbreiteten "Studien zum Mythus des XX. Jahrhunderts" heißt es denn auch eindeutig:

"Es gibt nicht nur einen materialistischen Atheismus des Freidenkertums, sondern auch einen idealistisch-organischen Atheismus des nordisch Religiösen."

Um nochmals auf das 1932er Buch von Tügel zurückzukommen. Neben den bereits aus ihm gebrachten Zitaten sei dann noch aus ihm zitiert (kommentarlos):

"Die katholische Kirche hat der nationalsozialistischen Bewegung eine glatte Absage erteilt. Ist ihr Verhalten auch nicht überall so feindselig wie das des Mainzer Bischofs, so hat doch die Konferenz der Bischöfe im wesentlichen die Ablehnung gutgeheißen. Angeblich erfolgt sie auf Grund des Rassenstandpunktes der Bewegung, tatsächlich dürfte die Entscheidung aus machtpolitischen Gründen erfolgt sein." S. 7)

Weiter:

"Man hat mir oft von christlicher Seite entgegengehalten, daß eine politische Partei, die mit solchen Methoden arbeite, eine solche Sprache rede, mit solchen "Terror" und Fanatismus vorgehe wie der Nationalsozialismus, unmöglich von der Kirche freundlich angesehen werden könne. Ich habe dazu immer nur lachen können. Denn es spricht aus solcher Beurteilung nicht der Geist des Christentums, sondern des Spießbürgertums, des in die Revolution von 1918 wie ein Träumender hineingeschleudert wurde und das in diesem Traumzustand mit kurzen Unterbrechungen bis heute sein Leben fristet und das Elend der Nation nur noch als Schicksal empfindet. ...

"Terror kann nur durch Terror gebrochen werden". Der Führer des Nationalsozialismus hat es erkannt, und seine Bewegung hat danach gehandelt. Wo geistige Waffen versagen, muß die Bahn für ihre Anwendung erst einmal wieder freigemacht werden. Wir Christen sollten das nicht verdächtigen, sondern restlos in Ordnung finden.
(S. 20, 21)

Und auch dieses Votum;

Darum haben auch die Worte des Führers, selbst wo sie den Herrn nicht nennen, stets den leisen ehrfurchtsvollen Unterton, dem er zuweilen klaren Ausdruck gibt: "So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln ..." (Hitler, Mein Kampf, 1930; S. 70).
Das Jammerbild der zerschlagenen und durch den Staat verfolgten Kirche Rußlands ruft in mir (Tügel) keine Neigung wach, ein gleiches mit meiner Kirche zu erleben. Wir wollen kein Martyrium, ehe nicht alle Möglichkeiten der Abwehr und des Angriffs erschöpft sind. Darum stimmen wir zu, wenn das tapfere Wochenblatt "Licht und Leben" mehr als einmal die Armee der "Braunhemden" als Schützer unser aller angesprochen hat.
(S. 26)

Und weiter:

"Ist Hitler romhörig? Zweifellos stammt diese Frage aus dem Wörterbuch des "Tannenbergbundes", der in der hoffnungslosen Verrantheit seines Wütens gegen die nationale Bewegung wie gegen die christliche Kirche nicht selten selbst die kommunistische Agitation zu überbieten scheint. Diese Leute sollen sich ruhig austoben; insofern nehmen wir diese Frage nicht ernst." (S. 45)

Auch dieses Zitat noch

"Wir wollen die Rassenfrage innerhalb deren Freunde und Gegner des Nationalsozialismus das Judenproblem meistens erörtern, hier beiseite lassen, wie ich überhaupt finde, daß diese Frage ebensowenig wie die Frage der wirtschaftlichen Seite des Programms der Bewegung, Gegenstand kirchlicher Kritik sein kann." (S. 50)

"Die Rosenbergschen Gedanken, die wir als Christen mit unsrer Kirche ablehnen, sogar soweit ablehnen, daß wir sie für untragbar und unmöglich halten, spielen tatsächlich in der Bewegung keine irgendwie namhafte Rolle." (S. 61)

Mit letzterem Votum dürfte sich allerdings auch Tügel, grundlegend geirrt haben.

http://books.google.com/books?id=ItjjAAAAMAAJ&q=t%C3%BCgel+wer+bist+du&dq=t%C3%BCgel+wer+bist+du&hl=de&cd=16

http://books.google.com/books?id=CN9tAAAAMAAJ&q=t%C3%BCgel+wer+bist+du&dq=t%C3%BCgel+wer+bist+du&hl=de&cd=20

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Juni 2010 01:23
Weiter in der Zitierung aus "Trost" vom 1. 6. 1940

Das inzwischen faschistisch gewordene Spanien, erwies sich desweiteren auch als geeignete Fundgrube für Horrormeldungen. Zum Beispiel jener der Schweizer Presse entnommene, die über einen Reisebericht der zu Spanien gehörenden Insel Mallorca berichtet. In selbigem finden sich unter anderem die Sätze:

"Nach zwei Tagen Aufenthalt in Palma wußte ich sicher, daß hier nur die Kirche regiert. ...
Ein interessanter Fall, der einer gewissen Komik nicht entbehrt, betrifft einen Mann, dessen Name weit über die Insel hinaus einen guten Klang besitzt. Er ist Komponist...
In der Anklageschrift, von deren Inhalt ich Kenntnis erhielt, sind unter anderem folgende Punkte enthalten, die mehr verraten, als in einem langen Aufsatz geschrieben werden kann:
" ... wird angeklagt, weil er Chopin-Konzerte veranstaltete, obwohl alle Welt weiß, daß dieser Chopin einstmals in Mallorca mit einer Frau zusammenlebte (Georges Sand), die in Hosen herumlief und den Skandal von ganz Valle de Mosa (Villenort bei Palma) darstellte."
Und weiter: "wird angeklagt, weil er sich nicht scheute, weltliche Konzerte (Chopin, Beethoven, Mozart) in einer Kapelle zu veranstalten."

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 29. Juni 2010 00:23
Eine groteske Burleske ist das wohl, was "Trost" da in seiner Ausgabe vom 15. 6. 1940 offeriert. Selbiges zwar nicht zur Belustigung der eigenen Leserschaft geschildert, sondern, um sich wieder mal in der Rolle der "zu Unrecht Verfolgten" zu sonnen. Aber bilde sich jeder seine eigene Meinung dazu:

"Vor Gericht in Neusüdwales
"Dies hier sind die beiden Bücher LICHT mit einer Erklärung der Offenbarung", sagte William Hyde von Blayney (Neusüdwales, Australien) zu Frau Davis, als er am Sonntag, dem 8. Oktober 1939 bei seiner Zeugnistätigkeit für Gottes Königreich auch an der Tür ihrer Wohnung in Blayney, Warrendinestr. 8, war. Sie könne diese beiden Bücher für einen Unkostenbeitrag von 2 Schilling bekommen, sagte er ihr, und übergab ihr ein Buch zum Anschauen.

Frau Davis nahm es wortlos entgegen, schleuderte es hinter sich in den Korridor, versetzte der am Boden stehenden Büchertasche des Zeugen Jehovas einen Fußtritt und sagte ihm, er solle sich fortscheren. Sie weigerte sich, das Buch zurückzugeben.

Herr Hyde ging und kam mit einem Gefährten zurück, der in der Nähe tätig gewesen war. Das geschah ein Viertel vor 11 Uhr. Sie sprachen auch mit dem Gatten der Frau Davis, gaben ihr bis Mittag Zeit, das Buch zurückzugeben, und als sie es auch dann nicht bekamen, ging Herr Hyde nachmittags um drei Uhr mit einem andern Zeugen Jehovas zum dritten Male zu ihr zurück und sagte ihr, er werde sich gerichtlich sein Recht verschaffen. Dementsprechend erstattete er Anzeige.

Weiter geht es mit dem Kommentar:

Wie bei der Gerichtsverhandlung zutage trat, steckte hinter der starren Weigerung der Frau Davis, ein Buch zurückzugeben, das ihr nicht gehörte, die katholische Geistlichkeit. Man hatte für Frau Davis einen der gerissensten Anwälte jener Gegend, Mr. Whiteley, bestellt.
Vor Gericht machte Herr Hyde seine Aussagen dem Sachverhalt entsprechend, und Alan Philpott von Orange, der mit Hyde gemeinsam tätig gewesen war und zu jener Zeit an der Tür des Nachbarhauses gestanden hatte, sagte vor Gericht aus, gesehen zu haben, daß Frau Davis ein Buch mit Purpureinband (die Farbe des Buches LICHT) in der Hand hielt. Kurz darauf sei er mit Hyde wegen Rückgabe des Buches zu Frau Davis gegangen.

Indes:

Frau Davis gab vor Gericht eine ganz andere Darstellung. Sie sagte, Hyde habe ihr eine Karte in einer Zellophanhülle gegeben, die zu lesen sie nicht Zeit gehabt hätte. Darauf habe Hyde ihr eine Broschüre "Faschismus oder Freiheit" überreicht, wegen deren Umschlag sie ihm gesagt habe: "Sie sind gegen die Katholiken, nicht wahr?" Dann habe sie ihm einen Schub gegeben und seiner Büchertasche einen Fußtritt versetzt. Die Broschüre habe sie von ihm zum Lesen erhalten, und darum die Rückgabe verweigert. Das Buch LICHT habe sie überhaupt nicht bekommen.
Diese Aussage, daß Frau Davis nur eine Broschüre, nicht aber das Buch erhalten habe, wurde von ihrer Nachbarin, Frau Ryan, bestätigt.

Aber

Irgendwelche weiteren Unterlagen als diese sich widersprechenden Aussagen lagen dem Gericht nicht vor. Es hatte nun zu entscheiden, welche der beiden Parteien gelogen hat. Es war natürlich nicht nur ein Streit um zweierlei Aussagen. Vielmehr ging es darum, ob Herr Hyde und sein Gefährte gegen Frau Davis mit erlogenen Anschuldigungen falsche Anklage erhoben hätten oder nicht.

Das Gericht war nun zum größten Teil auf den persönlichen Eindruck angewiesen, den die beiden Parteien machten: auf der einen Seite zwei Zeugen Jehovas, die erklärten, das Buch LICHT sei abgegeben worden, auf der andern Seite zwei Frauen, die behaupteten, es wäre kein Buch, sondern eine Broschüre gewesen ...

Das Ende vom Lied:

Nach zwanzig Minuten abschließender Prüfung der Aussagen und aller Umstände, entschied Richter Donaldson wie folgt

Und zwar so

"Das Urteil des Gerichts fällt zugunsten des Klägers, William Hyde, aus. Die Beklagte, Frau Davis, wird zur Rückgabe des Buches LICHT oder zur Zahlung des Buchpreises von einem Schilling, ferner zur Entrichtung von 3 ½ Pfund Sterling angewiesen."

Damit ist die Story noch nicht zu Ende

Gegen die Kostenverfügung erhob Frau Davis Verteidiger sofort Einspruch. (Daß seine Mandantin das Buch bekommen hatte, war offenbar auch seine Überzeugung.) Er beantragte, das Urteil erst in einundzwanzig Tagen rechtskräftig werden zu lassen. Offensichtlich wollte der katholische Klerus die Zwischenzeit ausnutzen, um durch private, geheime Einflußnahme das Urteil umzustoßen.

Den Zeugen Jehovas wurde gesagt: "Wenn Whiteley (Frau Davis' Anwalt) Berufung einlegt, hat er sicher etwas gefunden, um Euch in der zweiten Instanz hereinzulegen. Er ist sehr schlau." In Wirklichkeit benahm er sich dann bei der Berufungsverhandlung höchst kindisch und war völlig verwirrt. Über das Urteil der Berufungsinstanz, im Februar 1940 gefällt, berichtete die Zeitung "Orange Advocate":

"Der Einspruch, den Frau Mary Davis im Nachgang zu einem von Jehovas Zeugen kürzlich veranlaßten Polizeigerichtsverfahren wegen Zurückhaltung eines Buches erhoben hatte, wurde gestern von Richter Shortland abgewiesen."

Als eigener Kommentar von "Trost" dazu wird dann noch geäußert

Wenn man nicht nur an das Buch (eine kleine Sache) und an den einen Schilling (ein kleiner Betrag, nichtssagend, ... sondern daran denkt, daß sich hier zwei verhetzte Katholikinnen, ihre geistlichen Berater und ein schlauer Rechtsanwalt gegen Zeugen Jehovas verschworen hatten, um sie vor Gericht als Lügner erscheinen zu lassen, dann sieht dieser Fall durchaus nicht geringfügig aus ..."

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 30. Juni 2010 05:09
Auf die sogenannte Oxfordbewegung, kommt in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 6. 1940 erneut zur Sprache. Man liest:

"Im "Daily Herald", London, schreibt Hannen Swatfer, daß die sogenannte Oxfordbewegung neben andern Bestrebungen von den Nazis als Deckmantel für ihre Propaganda in Skandinavien benutzt worden sei. In den führenden Kreisen der Oxfordleute sind überhaupt große Sympathien für die Nazis zu finden. Wie es scheint, haben sie ihren Verstand gegen Gefühle eingetauscht, und zwar gegen Gefühle recht zweifelhafter Art."

Man vergleiche dazu auch die früheren Kommentare von "Trost" ("Goldenes Zeitalter") zum selben Thema in:
Parsimony.22808

Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 21. Juli 2010 06:08
Über ein Gerichtsverfahren in Sachen Wehrdienst in Großbritannien, indem sowohl der Angeklagte, als auch sein Verteidiger, erklärte Zeugen Jehovas sind, berichtet "Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 7. 1940.
Den Grund für diese Veröffentlichung kann man durchaus nachvollziehen, endete das Verfahren doch mit dem Richterspruch:

"Sie werden auf die Liste derer gesetzt, die aus Gewissensgründen gegen den Militärdienst Einwände erheben, und können Ihre gegenwärtige Beschäftigung beibehalten."

Das im internationalem Maßstab gesehen, ein solches Urteil, zu der Zeit, durchaus nicht verallgemeinerungsfähig war und ist, dürfte aber auch offen zutage liegen.

Nun denn, glaubten Richter in Großbritannien, liberal entscheiden zu können, ist sicherlich nichts dagegen einzuwenden. Andernorts, und das weiß man auch, gibt es diese Liberalität nicht.

Der als Verteidiger amtierende Zeuge Jehovas, hat dann noch eine Art Protokoll angefertigt, welches in "Trost" publiziziert wurde. Aus seiner Bilderbuch-Argumentation seien daraus einmal die nachfolgenden Passagen zitiert:

"Vorsitzender: Wie ich sehe, arbeiten sie im Transportgewerbe.

Mr. Cousins: Ja, ich bin als Elektriker für Güterfuhrwerke beschäftigt.

Vorsitzender: Welcher Kirche gehören Sie an?

Mr. Cousins: Keiner. Ich bin ein Christ, ein Zeuge Jehovas. Ich predige das Evangelium vom Königreich, das die einzige Hoffnung der Welt ist und für ewig Frieden und Wohlfahrt bringen wird. Religion und Christentum sind nicht dasselbe. ...

Vorsitzender: Würden Sie sich nicht an einem Krieg für eine gerechte Sache beteiligen? Meinen Sie nicht, daß dies ein gerechter Krieg ist?

Mr. Cousins: Nein, es ist kein gerechter Krieg. Es ist ein Krieg zwischen gesetzlosen Menschen, der nicht Gottes Billigung hat.

Vorsitzender: Haben Sie jemals die Offenbarung gelesen?

Mr. Cousins: Das [biblische] Buch der Offenbarung habe ich gelesen.

Vorsitzender: Dort heißt es: "Er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit." Ist das nicht unvereinbar mit Ihrer Ansicht, daß es nicht recht sei, sich am Kriege zu beteiligen?

Mr. Cousins: Jener Krieg ist gerecht; aber das hat Bezug auf Harmagedon.

Vorsitzender: Auch im Alten Testament werden Kriege erwähnt.

Mr. Cousins: Ja, aber jene im Alten Testament erwähnten Kriege waren von Jehova gebilligt und bezweckten die Vernichtung der Feinde Gottes. Der gegenwärtige Krieg ist ein Krieg gesetzloser Menschen; und in einem Kriege, der nicht Gottes Billigung hat, kann ich keine der Regierungen unterstützen. ...
Jesus Christus hat Harmagedon vorhergesagt mit den Worten: "Dann wird große Drangsal sein." In dieser Zeit leben wir, und Harmagedon wird sehr bald kommen.

Vorsitzender: Ist dieser Krieg Harmagedon?

Mr. Füller (Verteidiger): Nein. Harmagedon geht nicht von Menschen aus, sondern ist die große Schlacht des Tages Gottes des Allmächtigen, wovon in Offenbarung 16 gesprochen wird.
Viele Leute meinten 1914, es sei Harmagedon; aber das stimmte nicht.

Vorsitzender: Wollen Sie denn damit sagen, daß auf diesen Krieg ein dritter Krieg folgen soll? Wie wird Harmagedon ausgefochten?

Mr. Füller: Wie ich schon sagte, hat Harmagedon nichts damit zu tun, daß Menschen einander bekämpfen, sondern es ist die große Schlacht, in der Jehova seinen Namen rechtfertigen und den Teufel mit dessen Heerscharen vernichten wird. Harmagedon wird nicht von Menschen, sondern von Gottes unsichtbaren Heerscharen ausgefochten und wird zur völligen Vernichtung aller Gegner des Reiches Gottes und seines Königs Christus Jesus führen. Durch Schlachtschiffe, Kanonen, Giftgase, Sandsäcke und andere irdische Waffen könnte in Harmagedon, niemand gerettet werden."

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren / heute
geschrieben von: Frau von x
Datum: 21. Juli 2010 08:29

Drahbeck
"Trost" ... Ausgabe vom 1. 7. 1940

Jesus Christus hat Harmagedon vorhergesagt mit den Worten: "Dann wird große Drangsal sein." In dieser Zeit leben wir, und Harmagedon wird sehr bald kommen.

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Juli 2010 01:01
Via eines Presseberichtes über das faschistisch okkupierte Polen zitiert "Trost" (1. 7. 1940) in dieser Ausgabe:

"Der "Weltwoche", Zürich, vom 17. Mai 1940 ist
das folgende (entnommen):

"In Krakau ist der alte Präsident der Stadt abgesetzt worden. An seine Stelle trat ein Deutscher, der ehemalige Oberbürgermeister von Dresden, Zarner. Ihm zur Seite hat man einen polnischen Beirat eingesetzt. Der Vizepräsident der Stadt ist ein Pole, eine farblose Persönlichkeit, ein gewisser Klumyetzki.
Das große Wort führt aber ein gewisser Rymar. Er ist der Führer der polnischen national-demokratischen Partei in Krakau. National-polnisch nennt sich diese Partei, und demokratisch ist sie ihrer Weltanschauung nach. Sie betont außerdem noch, daß sie christlich-katholisch ist.
Rymar, der nationale Pole, der Demokrat und Christ, brachte sofort einen Antrag ein, der ihn bei den deutschen Beherrschern des Landes lieb Kind machen sollte: er beantragte, die Juden von Krakau, etwa 60.000, in ein Ghetto zu sperren ...
Doch wenn der Pole Rymar das abstoßende Bild des Verräters lieferte, so zeigte auch wieder die Abstimmung im Beirat, daß es auch Polen gibt mit bürgerlichem Mut.
Trotz des deutschen Druckes wurde der Antrag abgelehnt. Die mutigen Gegner des Antrages hatten vier Stimmen mehr als die Verräter."

Eine weitere Notiz in dieser "Trost"-Ausgabe vermerkt:

"Bleibt immer noch ..."
"Als Roosevelt seinen Botschafter zum Papst sandte, gab es in der Welt acht protestantische Länder. Seither ging es mit Finnland, Norwegen und Dänemark bergab. Bleibt immer noch die Schweiz, Schweden, Holland, Britannien und Amerika übrig."
So schrieb CONSOLATION (das amerikanische TROST) In der Nummer, die das Datum vom 15. Mai 1940 trug. aber natürlich schon vorher gedruckt wurde. Denn am 15. Mai stimmte die Liste schon nicht mehr. Auch mit Holland war es bergab gegangen. Bleibt immer noch ..."

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 29. Juli 2010 06:26

Ab dieser "Trost"-Ausgabe vom 15. 7. 1940 (der "Wachtturm" hatte mit seiner letzten Ausgabe vom 1. 7. 1940 in der Schweiz sein Erscheinen eingestellt), begann die Zensur in der Schweiz ernst zu machen. Ersichtlich auch an zum Teil riesengroßen unbedruckten Stellen in dieser Ausgabe (S. 10, 13 und S. 15). Man vergleiche mal die Seite 13 mit dem übriggebliebenem Bild, und man kann sich des Eindruckes nicht erwehren. Da wollte die "Trost"-Redaktion wohl noch etwas mehr Text hinzufügen, als denn tatsächlich erschien.

(obere Seitenhälfte. Auch die untere war unbedruckt).

Zu den dennoch die Zensurhürde überwunden habenden Meldungen in dieser "Trost"- Ausgabe, gehört auch die nachfolgende. Ihr "Durchrutschen" kann man sicherlich so deuten. Da wurde blos kommentarlos zitiert. Einen gedruckten Kommentar dazu gab es ja nicht. Den konnte allenfalls der jeweilige Leser für sich selbst vornehmen.
Besagte Meldung führte aus:

"Dankgottesdienste"
Berlin, 7. Juni. - Die evangelischen und katholischen Kirchen in Deutschland haben den Beschluß gefaßt, Dankgottesdienste für den Sieg in Flandern abzuhalten. Die deutschen katholischen Bischöfe haben in einer Sonderkonferenz diesen Beschluß auf Veranlassung des Vorsitzenden des deutschen Episkopats, Kardinal Bertrams, einstimmig gefaßt Die Gottesdienste werden an den drei kommenden Sonntagen stattfinden."

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 31. Juli 2010 04:03

Eine Illustrierte in London (Großbritannien) widmete den Zeugen Jehovas in ihrer Ausgabe vom 18. 5. 1940 einen ganzseitigen Bericht. Es war offenbar für die "Trost"-Redaktion Ehrensache, den auch in anderen Ländern bekannt zu machen. Laut der "Trost"-Textübersetzung besagte dieser Bericht (Trost 15. 7. 1940):

(Unterm Bild von oben) Sieben stämmige Zeugen Jehovas ziehen zur Vormittagsarbeit auf der Königreichsfarm in Tillingham (Essex) hinaus. Außer etwa 200 Ackern [l Acker: 40,5 Ar] Getreide, Wurzelfrüchte und Futtermittel bearbeiten sie auch eine Handelsgärtnerei von 15 Acker. Die Farmprodukte gehen an Mitglieder des Kultes Jehovas Zeugen.
In Tillingham in Essex liegt die Königreichsfarm, wo Mitglieder der Zeugen Jehovas, die wegen Gewissenseinwänden vom Militärdienst befreit wurden, Landarbeit verrichten. Die Erzeugnisse werden an die Londoner Zentrale der Sekte und an "Pionier"- d. h. Missionsheime gesandt.
Vierzehn der siebzehn Zeugen Jehovas, die auf dem Gute wohnen, sind Männer, drei sind Frauen, und keiner dieser Arbeiter erhält Lohn. Wenn sie etwas Geld brauchen, bekommen sie es jedoch von der vorgesetzten Stelle in London.
Obwohl die Zeugen gemäß ihrer Berufung darauf beharren, "neutral" zu bleiben in dem Kriege, der -- wie sie geltend machen - nicht das ihnen verheißene geistige Harmagedon sei, sind sie doch nicht durch freiheitsbeschränkende Regeln gebunden, und weder das Rauchen noch der Alkohol sind ihnen verboten.
Sie betonen, daß sie keine Pazifisten, sondern vielmehr Kriegsleute Christi, des Königs, sind und gegen die organisierte Religion, "das größte aller Übel", kämpfen.
(Text am Fuß der Bildseite) Wenn Jehovas Zeugen nicht auf dem Gute arbeiten, lassen sie einen elektrischen Tonapparat auf den Landwegen dahinrollen und geben damit die Vorträge ihres amerikanischen Führers, Richter Rutherfords, wieder. Auch bieten sie denen, die das Geld zum Kauf haben, einige Nummern ihrer Zeitschrift "Der Wachtturm" an.
Im Kreis: Nach Abgabe einiger Literatur-Probenummern der Sekte läßt einer der Mitglieder eine Grammophonplatte mit einem der vielen von Richter Rutherford gehaltenen Vorträge abspielen."

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. August 2010 02:46
Auch die "Trost"-Ausgabe vom 1. 8. 1940 "glänzt" wieder durch beachtlich große unbedruckte Stellen (sprich Zensur-Eingriffe). Die letzte Seite dieser Ausgabe (S. 16) enthalt sogar außer dem dort üblichen Impressumstext, nichts!

Immerhin hatte die "Trost"-Redaktion für diese Ausgabe dennoch ein Thema entdeckt, wo die Zensurbeamten wohl sich nicht so recht schlüssig waren, wie sie sich dazu verhalten sollten. Das fatale für die Zensurbeamten war dabei wohl, dass "Trost" da aus einem anderen Schweizer Presseorgan zitierte. Was andernorts bereits gedruckt vorlag, erneut mit Zensurmaßregeln zu belegen, dass erschien besagten Beamten dann doch wohl etwas zu gewagt. Also machten sie aus ihrem Herzen eine "Mördergrube" und liessen dass "zähneknirschend" durchgehen.

Was hatte "Trost" da entdeckt? Nun beispielsweise folgendes Pressezitat:

"Als an Pfingsten der Kriegssturm an den Grundfesten Europas rüttelte und bedrohliche Umstände eine neue Generalmobilmachung der Armee geboten, ist in der Gegend von Waidenburg im Baselland ein Zeichen am Himmel erschienen. Jene, die es gesehen haben, beschreiben es wie folgt:

Ein überaus großer Arm. erschien am Himmel, umstrahlt von Lichtstrahlen, und zog über unser Land eine weit umfassende, segnende und schützende Bewegung. Arm und Gebärden waren so charakteristisch, daß unmittelbar das Bild von Bruder Klaus, wie man es aus Bildern kennt, vors geistige Auge trat.

Die Zeugen, es sind fast alles Schweizerbürger protestantischen Bekenntnisses, zögerten nicht, ihre Wahrnehmungen zu Protokoll zu geben. Zirka 80 Personen hatten die Vision gehabt, und zwar nicht in Gesellschaft, sondern vollständig unabhängig voneinander, von ganz verschiedenen Standpunkten aus."

"Trost" wäre nicht "Trost", würde es versäumen, vorzitiertes dann noch genüßlich zu kommentieren. Und in diesen Kommentar finden sich dann auch solche Sätze wie:

"Seit langem sucht man der Schweiz den "Bruder Klaus" als "Landesvater" aufzudrängen. Gelingt es, den protestantischen Schweizern einzureden, der himmlische Schirmherr ihres Landes sei jemand, der demnächst zum katholischen Heiligen proklamiert werden soll, dann ist wieder gute Vorarbeit geleistet für die Idee, es sei eigentlich nur ein Versehen, ein kleiner Seitensprung der Geschichte, daß nicht das ganze Schweizervolk katholisch ist, und man müsse diese Abschwenkung vom römischen Pfade korrigieren.

Die geschichtlichen Tatsachen widerlegen die Ansicht, daß ein Land mit einem selbstgewählten "Schutzheiligen" nicht mehr bekriegt und besiegt werden könne.

Worauf gründet sich die Idee, daß manche Menschen nach ihrem Tode in den Himmel kämen und dort als Fürbitter und Beschützer für die auf der Erde Wohnenden amtieren könnten? Nicht auf Gottes Wort, sondern auf das Wort von Menschen, auf menschliche Überlieferungen. Das macht eine solche Idee völlig wertlos, ja sogar schädlich, weil sie falsche Vorstellungen und Erwartungen hervorruft.

"Bruder Klaus" ist gestorben und weiß nichts mehr von der Schweiz, kann sich also auch nicht um sie kümmern. "Die Toten wissen gar nichts ...
Es gibt weder Tun noch Überlegung noch Kenntnis noch Weisheit im Scheol, wohin du gehst" (Prediger 9:5, 10). "Die Toten werden Jehova nicht loben, noch alle, die zum Schweigen hinabfahren" (Psalm 115:17).
Der Mensch lebt bei seinem Tode nicht sofort weiter. Der Tote ist eben wirklich tot, nicht lebendig. Das ist die biblische Wahrheit. ..."

Das dieser Kommentar das katholische "Eingemachte" tangierte ist zwar offenkundig. Aber ihn zu verbieten wie sie es vielleicht nicht ungern getan hätten, war offenbar auch den Schweizer Zensurbehörden nicht möglich.

"Trost" legt in der Sache noch dergestalt nach, dass es noch einen weiteren Pressebericht zu der dubiosen "Bruder Klaus"-Sache zitierte. In diesem weiteren Bericht war unter anderem zu lesen:

"Die in der Presse vielbesprochene Erscheinung ist auch in der Gegend von Brugg beobachtet worden. Ich war damals in Brugg im Militärdienst und sah die erwähnte "Erscheinung" von Brugg aus gegen Westen. Man kann auch, ohne der Erscheinung Zwang anzutun, behaupten, daß sie die Form einer großen Hand hatte, wie wir sie aus dem bekannten Bruder-Klaus-Bild kennen - segnend ausgestreckt.
Eine Tochter bemerkte sogar noch, die Figur sei wie eine große Hand. Den Tag kenne ich nicht mehr, aber die Zeit stimmt ganz genau.
Ich war auf 9 Uhr zu einer dienstlichen Verrichtung aufgeboten, und um 9.30 Uhr bei der Rückkehr sah ich die Erscheinung. Die Richtung, in welcher wir die Erscheinung von Brugg aus beobachteten, dürfte ziemlich genau in derjenigen liegen, wie sie von Waidenburg aus festgestellt wurde, d. h. von der andern Seite zeigte sich die Erscheinung in der Richtung Fricktal. In Brugg konnten wir indessen die Ursache dieser "Erscheinung" genau feststellen.

Sie stammte von einem Flieger, der Rauchfiguren machte. Die Raucherscheinung war am Anfang nach dem Wegflug des Apparates sehr stark und deutlich. Sie wurde dann immer blasser, bis gegen 10 Uhr der künstliche Rauch vollständig verdunstet war.
Die Figur hatte sich aber nicht stark verändert vom Beginn bis zum Ende. Wie bereits bemerkt, beobachteten mit mir diese Erscheinung mehrere Zivilpersonen und sehr viele Soldaten."

Da hatte nun die Catholica ihr "Fett weg". Wenn den ihr zugehörige Kreise geglaubt haben sollten, ihre Form des Aberglaubens, unter Ausnutzung der Angsterzeugenden kriegerischen Geschehnisse in den umliegenden Ländern, befördern zu können. So mussten sie allerdings wieder einmal erfahren. Seitens der Zeugen Jehovas wurde ihnen ihre Suppe versalzen. Das allerdings verzieh und verzeiht auch die Catholica bis zur Gegenwart nicht.

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 29. August 2010 01:17
Das "dicke Luft" besteht bekamen die "Trost"-Leser schon in den vorangegangenen zwei Ausgaben dieser Zeitschrift, durch die massiven Zensurlücken (weiße Stellen) zu spüren, sofern sie es nicht ohnehin schon wussten. Nun, in der Ausgabe des "Trost" vom 15. 8. 1940 wird noch der dazugehörige Schriftwechsel abgedruckt.

Aus ihm auch entnehmbar, dass offenbar die "Wachtturm"-Ausgabe Nr. 13/1940 der kompletten Beschlagnahmung verfiel, also wohl obwohl gedruckt, nicht mehr ausgeliefert werden konnte.

Diese Angabe muss dann doch wohl dahingehend relativiert werden, dass besagte Nr. 13/1940 noch in die Schweizerische Landesbibliothek gelangte, und dort die letzte Nummer dieses Jahrganges bildete. Der Konflikt endete dergestalt, dass die WTG von sich aus sagte. Wir stellen die weitere Herausgabe des "Wachtturms" bis auf weiteres ein. Und was "Trost" anbelangt, fügen wir uns der angeordneten Vorzensur.

Aus dem fraglichen "Wachtturm" Nr. 13/1940 seien denn mal ein paar charakteristische Sätze zitiert (S. 196f.)

"Die gegenbildlichen oder neuzeitlichen Moabiter, das heißt der kommerzielle Teil der sichtbaren Organisation Satans, haben den Gesetzen der römisch-katholischen Hierarchie nachgegeben, wie dies die Tatsachen gründlich dartun. Glieder dieser ruchlosen Religionsorganisation haben wiederholt erklärt, Jehovas Knechte betrieben ein Geldgeschäft und stünden in einem Feldzug des Hasses und der Unduldsamkeit ...

Sie überhäufen den Namen Jehovas und seiner Knechte ständig mit Schmach, verschreien diese Diener Gottes als Pazifisten und beschuldigen sie, unpatriotisch zu sein und die Sicherheit des Staates zu gefährden."

Die Verteidigung keine Pazifisten zu sein, kam dann noch in der Schweizer Wehrdienst-Erklärung von 1943 noch deutlicher zum Vortrag. Aber eben jener WT aus dem Jahre 1940 postulierte das schon!

Man mag jene Floskel keine Pazifisten zu sein, der Rubrik Kriegslist zuordnen.
Gleichwohl lassen sich im WTG-Schrifttum Aussagen nachweisen, man würde dann kämpfen, "wenn Jehova es befiehlt".
Ergo käme es nur auf den "rechten" Befehlshaber an!

Zum Thema kann man auch vergleichen:
Schweizer Vorzensur
Keine Pazifisten

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. September 2010 01:38
Eher der Rubrik "Kleinere Meldungen" zuortbar, liest man im "Trost" vom 1. 9. 1940 unter anderem:

"Auf Grund der neuen Agrarreform werden die Kirchen- und Klosterguter in Litauen unter der russischen Verwaltung enteignet. Die Geistlichen werden nur ihr Haus und das Inventar behalten können. Die Klöster sollen kulturellen und medizinischen Zwecken dienen und die mit historischer Bedeutung in Museen umgewandelt werden. Der Staat hat die Auszahlung von Gehältern und Unterstützungen an die Geistlichkeit sämtlicher Konfessionen eingestellt Alle staatlichen Zahlungen für konfessionelle Bedürfnisse sind für die Zukunft verboten."

Vorstehende Meldung, zu der "Trost" in dieser Ausgabe keinen weiteren Kommentar hinzufügt, bezieht sich auf den Verlust der staatlichen Selbstständigkeit und der Annexion Litauens durch die Sowjetunion zu Zeiten des Hitler-Stalin-Paktes.
Damit war die wechselvolle Geschichte jenes baltischen Landes noch nicht beendet. Es gab danach die deutsche Annexion, und nach 1945 die Erneut-Einverleibung in die Sowjetuion. Die dort geschichtlich schon relativ früh nachweisbaren Bibelforscher/Zeugen Jehovas (meist deutschsprachiger Zunge), befanden sich dann vielfach um 1950 auf dem Wege nach Sibirien deportiert.

Zurückkehrend zur Ausgangsmeldung. "Trost" zitierte ja die Antireligiösen Maßnahmen der Sowjetunion kommentarlos. Andere religiöse Strömungen registrierten dass, was sich da im sowjetischen Machtbereich abspielte auch. Dann aber (sofern nicht innerhalb der Sowjetunion ansässig), waren diese Kommentare dazu alles andere denn "neutral".

Indem sich "Trost" diesbezüglich offenkundig zurückhielt, lieferte es seinen Gegnern zugleich auch dergestalt "Munition", indem eine Kumpanei zwischen Zeugen Jehovas und der Sowjetunion unterstellt wurde. Ist solche objektiv auch nicht gegeben, werden letztere sich dennoch sagen lassen müssen, durch ihr zeitgenössisches Verhalten, durchaus zu "Missverständnissen" mit beigetragen zu haben.

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. September 2010 00:02
Eine weitere eher Kurzmeldung ("Trost". 1. 9. 1940) bezieht sich auf einen juristischen Sieg in den USA. Dort waren die Zeugen Jehovas einigen auch durch ihre öffentlich abgespielten Rutherford-Schallplatten besonders "auf die Nerven gegangen". Indem bei solchen Anlässen von den Zeugen Jehovas zugleich auch Geldbeträge entgegengenommen wurden, gaben sie sich eine empfindliche Blöße. Ist das nun noch Religion? Oder ist das Geschäft? So die sich daraus ergebende Fragestellung, die auch vor Gerichtsinstanzen landete.

Untere Instanzen selbiger entschieden nicht selten zu ungunsten der Zeugen Jehovas. Bis vor dem Obersten Bundesgerichtshof der USA landete solch ein Fall. Selbiger entschied dann zugunsten der Zeugen Jehovas.

Da namentlich katholische Kreise, diese Gerichtseskapaden publizistisch aufgriffen und nicht selten als Anti-Zeugen Jehovas-Kommentar ausformten, versäumt die WTG es nicht, nun ihrerseits ihren vermeintlichen Endsieg kunstgerecht zu zelebrieren.

Dazu mag man indes nur noch anmerken: Die Geschichte kennt vielerlei Siege. Auch solche welche sich als Phyrusssiege letztendlich erweisen. Dazu mag manchmal einige Zeit vonnöten sein, bis sich das herausstellt. Manchmal geht selbiges aber auch etwas schneller.
Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. September 2010 00:57
Eine dritte der "Trost"-Ausgabe vom 1. 9. 1940 entnommene Meldung. Rund ein Jahr lang nun seien in der chinesischen Hafenstadt Schanghai auch Zeugen Jehovas Missionare tätig. Dieses "Jubiläum" ist dann "Trost" auch einen entsprechenden Jubelbericht wert. Bevor der Hitler'sche Holocaust auf vollen Touren lief, war Schanghai eines der ganz wenigen noch offenen "Ausfalltore" in die entsprechend zahlungskräftige europäische Juden, ohne obligaten Visumszwang, noch entweichen konnten. Unter den dergestalt Entwurzelten, witterten auch die Zeugen Jehovas, "fette Beute".

Weiter vernimmt man, dass es zu jener Zeit auch eine Chinesisch-sprachige Ausgabe des "Trost" gab. Rückblickend, namentlich unter Einbeziehung der politischen Entwicklung nach 1945, darf man selbige wohl eher der Rubrik "Eintagsfliegen" zuordnen. Bis heute ist das Chinesische Festland, trotz einiger Versuche dies zu ändern, für die Zeugen Jehovas weitgehend ein unerreichbares Missionsziel.
Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 30. September 2010 02:24
Nun hatte die Tagespolitik, sprich die faschistisch-deutsche Besetzung von Frankreich, auch (wieder mal) das "Trost" (15. 9. 1940) erreicht. Ein solches Ereignis, dass in der Tat den noch nicht faschistisch okkupierten Ländern, den Angstschweiß auf die Stirn trieb, ordnet sich einerseits ein in das Weltbild der Zeugen Jehovas, demzufolge bis zum "nahe" bevorstehenden "Harmagedon" es nur noch schlimmer werden könne.

Andererseits müssen die so Gestrickten, sich auch mit dem Umstand auseinandersetzen, dass in der vermeintlich "kurzen Phase bis Harmagedon", nicht nur die Interessen anderer unangenehm tangiert würden. Sondern dass der "bittere Kelch" eben auch vor sie nicht halt machen würde. Ja das sie besonders - aufgrund ihrer zur Lebensuntüchtigkeit erziehenden Ideologie - im besonderen Gefahr laufen würden, die bitteren Früchte dieses "Kelches", bis zur Neige auskosten zu müssen. Mehr jedenfalls auskosten müssen, als jene, die allen Widrigkeiten zum Trotz, durch partielles "lavieren", sich vielleicht doch noch eine gewisse "Atempause" zu verschaffen vermögen.

Ob denn in solchen Konstellationen, der faktisch getätigte "Ausruf". "Hier sind wir als Zielscheibe", der "Weisheit letzter Schluss" ist, mag man eher bezweifeln. Und wenn sie denn der "Weisheit letzter Schluss" gewesen sein sollte, werden die so "Weisen" sich dennoch sagen lassen müssen. Das jenes nazistische Untier dereinst sein Ende fand, ist objektiv bewertet, jedenfalls nicht das "Verdienst" jener vermeintlichen "Weisen", die denn eher mit dem Begriff Narren - denn "Weise" charakterisierbar sind.

Zu den Frankreich bezüglichen Klagegesängen in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 9. 1940 gehört auch der:

"In Kreisen des Vatikans verlautet - so heißt es in einer Pressemeldung vom 29. Juli 1940 -, daß der französische Botschafter beim Heiligen Stuhl Schritte beim Papst unternommen habe, damit ein Konkordat zwischen Frankreich und dem Heiligen Stuhl ausgearbeitet werde. In den gleichen Kreisen wird beigefügt, daß der Papst, der diesen Vorschlag durchaus unterstütze, geantwortet haben soll, es wäre nützlicher, wenn die Verhandlungen bis zur definitiven Abklärung der Lage hinausgeschoben würden.

Daß die jetzigen Machthaber in Frankreich den Vatikan so stark umschwärmen, zeigt, wohin das Land geraten ist. Kennern französischer Verhältnisse war seit Jahren bekannt, daß Frankreich auf schlaue und geschickte Weise in diese Richtung getrieben wird.

Bis zum Kriegsausbruch waren Jehovas Zeugen in Frankreich ungehindert tätig. Der Kriegs-Ausnahmezustand diente als Vorwand, um ihre biblische Verkündigungsarbeit schon in den ersten Tagen nach der Kriegserklärung im ganzen Lande zu unterbinden.
Das Frankreich der Freiheit war im Innern besiegt, noch ehe es von außen besiegt wurde."

Oder auch die Zitierung des nachfolgenden Presseberichtes durch das "Trost":

"Einem interessanten Bericht aus Frankreich entnehmen wir der Basler "National-Zeitung" vom 8. August 1940 folgende Abschnitte:

"Schneidet man [bei Gesprächen mit Leuten aus dem französischen Volke] die Schuldfrage an, so erfolgt in der Regel erst ein müdes Achselzucken, ein prüfender Blick, ob der Interviewer auch vertrauenswürdig ist, und dann halblaut, mit Ingrimm: 'Wir waren verraten und verkauft'.
Und zur Begründung dieses Satzes erzählen einem namentlich die Soldaten meist haarsträubende Geschichten über angebliche Desorganisation und Korruption in der Armee, das Versagen von Offizieren auf verantwortungsreichen Posten usw.; Geschichten, die im Einzelfall phantasievoll ausgeschmückt sein mögen, deren Kern aber jedem glaubwürdig erscheinen wird, der etwa Gelegenheit hatte, in den letzten Monaten mit der komplizierten Maschine der französischen Militärverwaltung in Berührung zu kommen.
Bezeichnend dafür, was das Volk seiner frühern Führung zutraut, ist das nun doch romanhaft klingende Komplott, das mir ein Eisenbahnbeamter während des langen Wartens unseres Zügleins auf dem Bahnhof der Käsemetropole Roquefort auseinandersetzte. Die Banken hätten die Niederlage gewollt. Gamelin hätte mit den Deutschen die Schwächung der Front an der entscheidenden Stelle verabredet gehabt, die Generäle und Präfekten seien bestochen gewesen und all das nur, um in Frankreich den Faschismus einzuführen.

Der Mann war, wie ich durch ein paar Stichfragen feststellte, kein Kommunist, vielmehr ein braver Kleinbürger, der den Radikalen nahesteht ...
Weniger Grob und sensationell wurde mir Ähnliches oft und vielerorts gesagt ...

Und die Zukunft? Niemand macht sich darüber eigentliche Gedanken. ,Wir wissen nicht, was kommen wird. Vieles war falsch, und vieles muß anders werden. Wie, das kann ich nicht sagen. Ich werde bald nach Hause zurückkehren, arbeiten, leben. Gewiß, es wird hart werden, sehr hart. Die Deutschen werden uns alles wegnehmen, werden uns furchtbar zahlen lassen. Jahrelang werden wir für sie arbeiten müssen. Aber irgendwie werden wir schon durchkommen!'
Mit diesen Worten verabschiedet sich Frankreich in Annemasse von mir. Ein 20jähriger, intelligenter Junge hat sie gesprochen, der als Alpenjäger die Kämpfe in Belgien, an der Somme und an der Aisne mitgemacht hat. Er ist tapfer, hat sich an der Front die höchsten Auszeichnungen geholt. Sein Mut verläßt ihn auch jetzt nicht. Er wird arbeiten und leben. Aber einen eigentlichen Ausweg sieht er nicht. Sein Urteil ist typisch für das des französischen Volkes und seiner heutigen jungen Generation. Sie wissen nicht, was tun und was kommen wird. Aber irgendwie wollen und werden sie weiterarbeiten und weiterleben."

Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. Oktober 2010 01:40
Eine Äußerlichkeit. Sie sei aber doch als erstes notiert. Bis zur "Trost"-Ausgabe vom 15. 9. 1940 (einschließlich) zeichnete Franz Zürcher als deren Presserechtlich verantwortlicher Redakteur. Zürcher war inzwischen zugleich zum WTG-Zweigdiener (damalige WTG-Terminologie) aufgestiegen.
Der vorherige WTG-Zweigdiener M. C. Harbeck war zu einem ZJ-Kongress in den USA, im Jahre 1940 abgereist. Auf seinen Posten konnte (oder durfte) er nicht mehr zurückkehren, wie man aus einem Bericht des Zürcher im "Wachtturm" vom 1. 3. 1966 entnehmen kann.

Nun ab der "Trost"-Ausgabe vom 1. 10. 1940, wird ohne nähere Erläuterung, der Name eines neuen Presserechtlich Verantwortlich, des Hugo Steinemann, genannt. Es ist schon merkwürdig zu benennen. In der gesamten WTG-Literatur gibt es bis heute, keinerlei Auskunft über diesen Steinemann. Auch nicht in dem die Schweiz bezüglichen Geschichtsbericht im 1987er ZJ-Jahrbuch. Und dies trotz des Umstandes. Als der "Wachtturm" ab Oktober 1944 in der Schweiz wieder neu erscheinen konnte, zeichnete ebenfalls Steinemann anfänglich, Presserechtlich für ihn verantwortlich. Der Name Steinemann tauchte schon früher im Impressum des "Goldenen Zeitalters" mit auf. Bezeichnet als Lehrer H. Steinemann.

In den Zeugen Jehovas bezüglichen Naziakten ist er auch aktenkundig geworden. Als Versandstelle (unter seinem Namen, Bern Meisenweg 27) von WTG-Schriften, adressiert an deutsche Zeugen Jehovas.
So etwa in der Tagesmeldung des Gestapa vom 8. 10. 1934 notiert:
H. Steinemann, Bern, Meisenweg 27 und J. Soller, Meisenweg 27, Bern, als Versender von WTG-Schriften

Entweder war man damals noch so blauäugig in WTG-Kreisen, dass man hoffte, das ginge "gut". Es ging aber nicht gut. Postzensur war doch für das Naziregime eine seiner "leichtesten Übungen". Und so bekam denn selbiges, auch via des Herrn Steinemann, die Adressen von deutschen Zeugen Jehovas frei Haus geliefert!

Man vergleiche zum Thema auch
Parsimony.20226

Nun aber zum Inhalt der "Trost"-Augabe vom 1. 10. 1940.
"Trost" kritisiert, unter Zitierung eines entsprechenden Presseberichtes in seiner Ausgabe vom 1. 10. 1940:

"Die Pseudo-Demokratie ist in ihren weit zurückliegenden Ursprüngen heidnisch und führt zu einem unmenschlichen Lohnsystem, einem entwurzelten Proletariat und zur Verarmung...
Protestantisch, rationalistisch und ihrer geistigen Grundhaltung nach jetzt bestimmt antichristlich, ist ihre logische Frucht der Sozialismus, wodurch sich der Ruf nach Rückkehr zu einer integralen Sozialordnung erhebt, deren Grundsätze sich bei uns noch in schwachen Erinnerungen an das große Experiment des Mittelalters erhalten haben."

Mit diesen Ausführungen macht das Jesuitenblatt "America" in seiner Nummer vom 13. April 1940 in verschleierter Form Propaganda für Abschaffung der Demokratie, ohne etwas Besseres dafür anzubieten; denn mit dem Hinweis auf das Mittelalter tritt es für ein sogenanntes Sozialsystem ein, das keines ist. Das Jesuitenblatt hätte deutlich erklären sollen, ob es mit dem "großen Experiment des Mittelalters" die berufsständische, das heißt die Gildenordnung oder die Inquisition meint."

Eine weitere Meldung aus dieser "Trost"-Ausgabe noch:

"In Südamerika wie überall
In den "Times" von New York, Ausgabe vom 3. Juni 1940, wird aus Bogota, in Kolumbien gemeldet:

"Die Nazis erkühnen sich immer mehr...
Gestern abend kam eine neue Zeitung heraus, deren Motto "Vaterländische Gerechtigkeit" über einem gezückten Schwert gedruckt ist. Ihrer eigenen Erklärung gemäß wird sie eine strikt antidemokratische Politik verfolgen und sich für die katholisch-revolutionäre Bewegung einsetzen."

Die letztere Äußerung zeigt wieder einmal, aus welchen Kreisen sich die fünfte Kolonne hauptsächlich zusammensetzt."

Und da "aller guten Dinge drei" seien; noch eine dritte Meldung zum Thema Katholizismus aus dieser "Trost"-Ausgabe:

"Man hat den Vatikan als 'Horchposten Europas' bezeichnet. Sicherlich sind in keiner andern Kanzlei so genaue Informationen über Weltangelegenheiten und -einflüsse erhältlich. Wenn man an die weitverstreuten Vorposten der römischen Kirche, verbunden mit ihrer straffen zentralisierten Organisation denkt, in deren Interesse Tausende von gut ausgebildeten offiziellen und inoffiziellen Diplomaten ständig selbst über den geringfügigsten Umschwung der öffentlichen Meinung in ihren Gebieten berichten, so ist leicht begreiflich, daß die Informationen, die dem Heiligen Stuhl zur Verfügung stehen, für jeden, der diese Quellen anzapfen kann, ebenso genau wie von unschätzbarem Wert sind."

(Aus den 'New York Times' vom 12. Mai 1940)
Mit diesem Loblied auf den Vatikan als Zentrum der europäischen Geheimdiplomatie wollte der römisch-katholische Bischof James H. Ryan von Omaha begründen, daß die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Papsttum unerläßlich sei.
Am 26. Mai 1940 veröffentlichte die gleiche Zeitung eine Entgegnung darauf von Gilbert O. Nations. Er hebt hervor, daß durch solche diplomatischen Beziehungen nicht etwa die Stellung des Papstes als Souverän des winzigen Vatikanstaates, sondern als Souverän über die 20.000.000 Katholiken der Vereinigten Staaten anerkannt werden würde. Schon vor Errichtung des Vatikanstaates - vor elf Jahren - habe der Papst diplomatische Beziehungen mit vierzehn Ländern unterhalten. Also nicht die Anerkennung der Herrschaft über einen kleinen Teil Roms, sondern über einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung Amerikas werde vom Papsttum so heiß begehrt.
Gilbert O.Nations führt dann noch aus:

"Bischof Ryan und andere haben schließlich unzweifelhaft recht, wenn sie sagen, dem Papst stünden eine Unmenge Informationen zur Verfügung, die andern Regierungen nicht zugänglich sind. Sein weltumspannendes Herrschaftssystem ist einzigartig tüchtig im Sammeln geheimer Angaben und hat darin nicht seinesgleichen.
Ein ausgezeichneter französischer Diplomat, der jahrelang in Washington tätig war und hernach als französischer Botschafter in den Vatikan kam, bezeichnete den Vatikan als das größte politische Observatorium der Welt.
Niemand sollte jedoch meinen, diese durch klerikale Agenten zusammengetragenen Geheiminformationen könnten jemals auf diplomatischem Wege oder sonstwie den andern Regierungen zugänglich gemacht werden. Die gesamte Geschichte der internationalen Beziehungen zeugt dafür, daß es ganz unmöglich ist, jenen unvergleichlichen Vorrat an Geheiminformationen anzuzapfen. Dieser war und ist stets für den ausschließlichen Gebrauch und den Nutzen des Papsttums bestimmt."

Und ein weiterer Kommentar in dieser "Trost"-Ausgabe führt aus:

"(Nachsatz der TROST-Red.: Daß die Wiederaufrichtung des "Heiligen Römischen Reiches" von Papstes Gnaden der politische Wunschtraum und das Ziel der katholischen Hierarchie ist und dieses Ziel durch Zusammenarbeit mit den neuzeitlichen Gewaltherrschern angestrebt wird, wurde in den Schriften der WACHTTURM-Gesellschaft schon vor einer ganzen Reihe von Jahren deutlich zum Ausdruck gebracht und seinerzeit von katholischen Kreisen deswegen über "Verleumdung" lamentiert. Was einst "Verleumdung" hieß, dafür machen die "Verleumdeten" heute schon ungescheut in der Öffentlichkeit Propaganda. Was damals noch "dunkle Pläne" waren, wird jetzt schon ganz offen verfochten. Das Machtstreben steht bei diesen Plänen im Vordergrund, und um dieses Machtstrebens willen ist man bereit, Glaubensgrundsätze auf dem Papier schön weiterbestehen, sie in der Praxis aber alle 'zum Teufel gehenzulassen..'"

Und um dem etwaigen Einwand "einseitig" zu sein, vorzubeugen, bringt "Trost" dann noch quasi als "Gegengewicht" noch eine Meldung mit Bezug auf Hitlerdeutschland. In ihr heisst es:

"Wie die "Deutsch-evangelische Wochenschau" berichtet, hat der Kriegsausbruch die deutsche evangelische Mission in Ostafrika aufs schwerste betroffen. Die deutschen Missionare sind entweder vollzählig oder teilweise interniert worden, so daß die Gemeinden vielfach ohne Führung sind und die Stationen verlassen dastehen. Bei der Verhaftung durch die Engländer seien Härten vorgekommen, aber auch Entgegenkommen wurde erwiesen. Gegen die Abgabe einer Erklärung, sich während des Krieges feindlicher Handlungen gegen England und seine Verbündeten zu enthalten, wurde den Missionaren Freilassung und Rückkehr auf ihre Posten angetragen. Dabei hätten die Engländer wenigstens die mündliche Zusicherung haben wollen, daß die freizulassenden Missionare vom nationalsozialistischen Deutschland abrückten. Wie die erwähnte Korrespondenz mitteilt, stellen sie sich aber geschlossen zum nationalsozialistischen Deutschland.
(Aus ..Neue Zürcher Nachrichten", Nr. 50, Blatt 8)

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 30. Oktober 2010 03:21
In einer eher unscheinbaren Notiz im "Trost" vom 15. 10. 1940 kann man auch lesen:

"Erstmalig am 27. Juli dieses Jahres, auf einem in Detroit abgehaltenen Kongreß der Zeugen Jehovas, gelangte ein neues Werk Richter Rutherfords, betitelt "Religion", in englischer Sprache zur Ausgabe. Von dem 384 Seiten starken Buch wurde eine Erstauflage von 1.000.000 Exemplaren hergestellt.
Von der Broschüre "Judge Rutherford Uncovers Fifth Column" ("Richter Rutherfords Enthüllungen über die fünfte Kolonne") waren Anfang August schon gegen 4.000.000 in englisch gedruckt."

Ende der Durchsage. Auch kein Hinweis darauf, ob es denn vorgenannte Veröffentlichungen je in Deutsch geben würde.
Folgt man gewissen (allerdings nicht sonderlich aussagekräftigen) Angaben in den Zeugen Jehovas bezüglichen Naziakten, so kursierten in der deutschen Untergrundorganisation der Zeugen, wohl auch diese Texte. In welchem Umfange (nur Teile dieser Texte oder komplett, muss unbeantwortet bleiben. Jedenfalls ist aus der Überlieferung der Naziakten mir bisher kein vollständige Texte präsentierender Akt bekannt).

Aber weitaus interessanter ist doch die Frage, wie es sich diesbezüglich in der Schweiz verhielt. Und da bestand eben ab Sommer 1940 die angeordnete Vorzensur für die WTG. Das weitere offizielle Erscheinen des "Wachtturm" stellte sie aus diesem Grunde von sich aus ein.

So denn an eine deutschsprachige Veröffentlichung gedacht war (vor 1945. Nach 1945 hatte man auf WTG-Seite offenbar kein Interesse mehr daran), war die Einreichung dieser Texte zur Vorzensur unvermeidbar. In realistischer Selbsteinschätzung ihres Inhaltes, spricht vieles dafür, dass die WTG von sich aus, keinerlei Versuch startete, diese Texte veröffentlichen zu können. Die sagten sich - wohl nicht zu Unrecht - die Texte bekommen wir ohnehin nicht ungeschoren durch die Zensur. Also sparen wir uns denn gleich die Mühe. Somit ist zu registrieren, dass es bis heute keine - von der WTG autorisierte - deutschsprachige Komplett-Veröffentlichung dieser Schriften gibt.

Auf das Thema des Rutherford-Buches "Religion" wurde schon früher eingegangen.
Siehe dazu:Rutherford Religion

Auch zur "Fünften Kolonne"-Broschüre, mit ihrer ungeheuerlichen, von Rutherford - ohne Beweise - aufgestellten These, amerikanische Kirchenkeller seien zu "Waffenkellern" umfunktioniert worden, wurde ebenfalls schon früher eingegangen.
Auch Günther Pape kommt in seinem Buch "Ich klage an" (S. 143f.) in knapper Form auch auf diese Rutherford-Broschüre zu sprechen. Zum einen hielt Pape die ungeheuerliche Rutherford'sche Waffenkellerthese offenbar nicht für kommentierenswert. Zum anderen überzeugt mich Pape mit seinen Ausführungen auch in anderer Hinsicht nicht.

Ohne letzteren beim Namen zu nennen (aber mit der Gewissheit; er und die Catholica können sich sehr wohl die diesbezügliche Kritik "hinter dem Spiegel klemmen"), verweise ich auch auf die indirekt darauf mit Bezug nehmende Kritik in:
19402 Nazismus

Und was die eigentliche " Fünfte Kolonne"-Broschüre anbelangt, auf die wie bereits angemerkt, schon früher eingegangen wurde.
Siehe dazu:
5. Kolonne

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. November 2010 03:23
Offenbar wusste die "Trost"-Redaktion nicht so recht, wie sie denn ihre Ausgabe vom 1. 11. 1940 inhaltlich füllen sollte. Und eine Ausgabe mit nur leeren Seiten, wollte sie ihrer Leserschaft denn doch nicht zumuten. Zwei komplett leere Seiten gab es aber trotzdem in dieser Ausgabe. Selbige kann man vielleicht auch der Zensur zuschreiben. Wie auch immer. Für den Rest der Seiten kam der "Trost"-Redaktion die rettende Erleuchtung. Grimm's Märchenbuch müsse her. Aus Copyrightgründen wollte man selbiges nicht blos abschreiben. Nein, man traute sich es schon zu, dass etwas "modernisiert", den Zeitverhältnissen angepasst, zu offerieren. Die Tränen der Rührung bei ihrer Stammleserschaft, konnte die "Trost"-Redaktion dabei durchaus gewiss sein.

Nachstehend denn mal ein paar Eindrücke von der "meisterhaften" Umdichtung von Grimm's Märchen, via "Trost" Ausgabe vom 1. 11. 1940:

"Während der Invasion in Holland
Eine Sendung von 100.000 Broschüren der WATCH TOWER SOCIETY und "Trost" in Holländisch war vor Beginn des deutschen Einfalles vom Ausland in Rotterdam angekommen. An dem Tage, da Rotterdam bombardiert wurde, ging auch das Stationsgebäude in Flammen auf, wo sich die Literatur befand. Rund um die aufgeschichteten Kartons brannte alles nieder, jedoch diese Sendung blieb mitten in den Flammen bewahrt.

Ein Spediteur beförderte sie dann nach einem andern Ort in Holland. Als er an seinem Bestimmungsort ankam, war er ganz bleich und fragte in höchster Aufregung: "Bitte, sagen Sie mir, was ist in diesen Kartons? Mitten in den Flammen sind sie bewahrt geblieben, und nun bin ich auf dem ganzen langen Wege von Rotterdam bis hierher nicht ein einziges Mal vom Militär angehalten worden. Vor und hinter mir wurden auf dem ganzen Wege alle Autos und Passanten angehalten, und ich konnte frei durchfahren."

Man antwortete ihm:
"Das darf nicht verbrennen; erst müssen die Menschen das lesen."
Der Mann zeigte ein großes Interesse und nahm Bücher und Broschüren mit nach Hause.

Weil "Trost" sich schon ins Märchen erzählen eingeübt hatte, geht es dann gleich mit einem weiteren weiter:

Beim Bombardement von Rotterdam wurde ein Gebäude getroffen, in dem sich etwa 500 Menschen aufgehalten haben sollen. Soweit bekannt, kam keiner mit dem Leben oder unverletzt davon, mit Ausnahme von vier Zeugen Jehovas, die durch den gewaltigen Luftdruck auf die Straße geworfen wurden, ohne auch nur die geringste Verletzung zu erleiden.

In einer Wohnung in Rotterdam, wo einige Zeugen Jehovas beisammen waren, befand sich auch jemand von ihnen, der krank war, eine Frau. Sie lag im Bett nahe beim Fenster. Es kam Luftalarm, und einer der anwesenden Männer gab den Rat, das Bett an die Innenseite zu stellen. Der Rat wurde befolgt, und kurz darauf riß eine Bombe gerade die Stelle auf, wo das Bett vorher gestanden hatte.

Ein Landwirt, Zeuge Jehovas, berichtet, daß sein Landgut im Kriege bewahrt blieb. Rundherum war alles zusammengeschossen. Er versorgte von jeher die "Pionier"-Verkündiger des Königreiches Gottes mit Lebensmitteln.

Einer der Zeugen Jehovas hatte seit fünf Monaten im Gefängnis gesessen. Wenige Tage vor dem Einfall war er entlassen worden. Am ersten Kriegstage fiel eine Bombe auf jenes Gefängnis, wobei viele Gefangene getötet und verletzt wurden. Auch ein anderer Zeuge Jehovas hatte sich wenige Tage vorher noch dort befunden, war aber aus Gesundheitsrücksichten entlassen worden. Noch ein anderer befand sich in einem anderen Gefängnis, während dieses bombardiert wurde. Er flüchtete mit Einwilligung des Vorstehers. Nicht ein einziger der Zeugen Jehovas und ihrer Gefährten ist während der Invasionstage in Holland umgekommen. ...

Wie viele andere Orte, war eine kleine holländische Stadt evakuiert worden. Eine Frau, Zeuge Jehovas, hatte dort seit langem im Fenster einen Leuchtkasten, den sie während ihrer Abwesenheit, drei Tage und Nächte, immerfort beleuchtet ließ. So erhielten die einmarschierenden Soldaten ein schönes Zeugnis, und die ganze Umgebung weiß davon. Der Leuchttext hieß: "Theokratie bringt Leben - Diktatur bringt Tod!"
Als die Frau nach ihrer Rückkehr den Kasten weggenommen hatte, fragten andere, wo er nun sei. Darauf erklärte sie: "Der Kasten hat jetzt seinen Zweck erfüllt. Ihr werdet nun die Wahrheit jener Worte selbst verspüren."

Der die "Wunder" wirkende Gott (in der Lesart der Zeugen), muss dann wohl just zu der Zeit im besonderen sein Augenmerk auf Holland gelegt haben. Derart konzentriert, dass er die Dinge, die sich andernorts abspielten, "einfach laufen liess". Obwohl sich die USA als "God's own Country" verstehen, spielten sich dort fast zur gleichen Zeit Dinge ab, wobei man allerdings nichts von einem "wundersamen Eingreifen Gottes" registrierte. Auch darüber berichtet diese "Trost"-Ausgabe. In Auszügen zitiert z. B. über folgendes:

"In Kennebunk werden zwei Männer künftig an Krücken gehen müssen. Sie hatten sich an einem feigen, nachts ausgeführten Überfall auf Zeugen Jehovas beteiligt, die sich rechtmäßig zur Wehr setzten. Das kleine Versammlungsgebäude der Zeugen Jehovas wurde dabei vom Pöbel niedergebrannt und anderes Eigentum vernichtet. Kennebunk liegt im Staate Maine."

Diese Meldung muss man sich dann doch wohl noch etwas "auf der Zunge zergehen lassen".
Es ist davon die Rede, dass die beteiligten Zeugen Jehovas in "Selbstwehr" handelten, also angegriffen wurden. Das sei jetzt nicht in Frage gestellt. Aber wenn man die nicht näher erläuterte Angabe liest, das zwei der Angreifer "künftig an Krücken gehen müssen", dann kann man sich das da stattgefundene Gemetzel schon bildlich vorstellen. Und wenn diesen Angreifern dieses bescheinigt wird, was das Resultat ihrer Aktion war. Dann kommt man nicht umhin festzustellen. Die hat es dann aber hart erwischt. Die müssen offenbar einen ziemlich hohen Preis für ihre Aktion bezahlen. Dagegen verblassen ja die "rauchenden Colts" im wilden Westen, fast zum "Kinderspiel".

Als weiteres Beispiel liest man in dieser "Trost"-Ausgabe:

"Ganz zufällig" - wie immer! - befand sich "Hochwürden" Roy Hughes von Glenwood in Arkansas am 9. Juni dieses Jahres gerade an der Stelle, wo eine Horde von fünfzig Rowdys über fünf Zeugen Jehovas (darunter vier Männer) herfiel. Schon aus dem Verhältnis von fünfzig zu fünf ist zu ersehen, auf welcher Seite die Angreifer waren. Aus diesem Gewühl kam "Hochwürden" Hughes mit einem gebrochenen Nasenbein heraus.

Einer der Angegriffenen soll daran schuld sein.
Es dürfte aber schwerfallen, mit zehnfacher Übermacht über jemand herzufallen und diesen jemand dann auch noch die Schuld für ein "zufällig" gebrochenes Nasenbein zuschieben zu wollen."

Das ist dann ja wohl eine Meldung, die auf ähnlicher Wellenlänge liegt.
Weiter zitiert "Trost" einen Pressebericht mit den Worten:

"In einem redaktionellen Bericht über Gewaltakte des Pöbels gegen Zeugen Jehovas im Staate Maine schrieb die "Herald Tribüne" von New York am 13. Juni dieses Jahres u. a.:

"Sechs Personen, die zu den Zeugen Jehovas gehören, wurden wegen 'Tätlichkeit mit Tötungsabsicht', wie die Anschuldigung lautet, in Haft genommen - alles nur, weil sie es für richtig fanden, ihr Heim und ihre Ideale gegenüber einem gesetzwidrigen nächtlichen Überfall zu verteidigen."

Nun, auch dieser Bericht hört sich, unabhängig von der Schuldfrage, nicht sonderlich friedlich an.

Noch einen Pressebericht weis "Trost" zu zitieren. Und das wohl auch, weil selbiger eine eindeutige Aussage über die Schuldfrage präsentiert:

"Die New-Yorker Zeitung "Post" legte im Zusammenhang mit kürzlichen Ausschreitungen gegen Zeugen Jehovas in den Vereinigten Staaten Richter Rutherford die Frage vor:

"Konnten Sie feststellen, ob die Leute, die zu Gewaltakten aufreizten, einer bestimmten Gruppe angehören ?"

Er antwortete:
"Jawohl, ganz einwandfrei. Wir haben Photographien, auf denen katholische Priester als Anführer solcher Krawallbanden zu erkennen sind. In Texas sagten Priester vor Gericht aus, sie hätten ihre Leute geschickt, um Jehovas Zeugen aus dem Ort hinauszujagen. Genauere Angaben hierüber sind dem Justizdepartement in Washington zugegangen."

Gemessen an vorstehenden Berichten mutet der auch noch offerierte Bericht relativ harmlos an. Das die Zeugen Jehovas gezwungen wurden, einen auf dem Messegelände in Columbus (Ohio, USA) beabsichtigten Kongress, dort abzusagen, weil unter massivem Druck (offenbar kirchlicher Kreise), die diesbezüglichen Mietverträge wieder annulliert wurden:
"Trost" weis aber abschließend tröstliches zu berichten:

"Der Kongreß fand trotzdem statt. Er wurde lediglich von Columbus nach Detroit (Kanada) verlegt."

Da hat also in der Kongreßsache, in der Lesart der Zeugen, Jehova, doch noch geholfen. Bei den Schlägereien indes, in denen einige buchstäblich Krankenhausreif geschlagen wurden, war er wohl noch zu sehr in Holland beschäftigt?!

In einer Kurznotiz liest man in der "Trost"-Ausgabe vom 1. 11. 1940:

"Richter Rutherfords Vortrag "Religion als Weltheilmittel", auf dem Detroiter Kongreß gehalten, ist zusammen mit einer Abhandlung über "Zeiten und Zeitpunkte" (l. Thessalonicher 5: l) zu einer Broschüre zusammengefaßt worden, die unter dem Titel "Conspiracy Against Democracy" ("Verschwörung gegen die Demokratie") herausgekommen ist.

Das war dann einer jener Schriften, die auch in der Schweiz, aufgrund der Zensurmaßnahmen, nicht mehr erscheinen konnte; respektive wo die WTG von sich aus darauf verzichtete, sie zur Vorzensur einzureichen, in dem Bewusstsein: Die bekommen wir ohnehin nicht genehmigt.

Zu dieser Schrift kann man auch vergleichen
Die Conspiravy-Broschüre

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 29. November 2010 01:16
"Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 11. 1940 hat Anlass zu der nachfolgenden Klage:

"Ausgerechnet ein Verband, in dem die Männer zusammengeschlossen sind, denen einst zu kämpfen geboten wurde, um "der Welt die Demokratie zu sichern", ausgerechnet dieser Verband setzt sich heute über demokratisches Recht und Gesetz hinweg!

Allerdings sind in der "American Legion" nicht nur Frontkämpfer zusammengeschlossen. Auch die Kinder ehemaliger Kriegsteilnehmer können Mitglied werden. Und in den Führerstellungen befinden sich nicht etwa zur Hauptsache die echten Frontkämpfer, sondern Leute aus der Etappe, die zwar in Uniform, aber doch in guter Sicherheit den Krieg mit erlebten.

Nicht die einfachen Mitglieder bestimmen die Politik der "American Legion", sondern sie haben einfach Befehle entgegenzunehmen, haben zu gehorchen, werden geschoben, und zwar auf eine ganz abschüssige Bahn; denn die "American Legion" ist unter einen sehr unheilvollen Einfluß geraten. Sie muß neuerdings den Büttel für gesetzwidrige Überfälle auf Jehovas Zeugen abgeben.

Und als Detail dazu meint "Trost":

Ihre katholischen Befehlshaber fällten den Entscheid, daß die "Legion" sich energisch dem Kampf gegen Jehovas Zeugen und ihrer Unterdrückung widmen müsse. Auf was für Informationen stützt sich dieser Entscheid? Hierfür nur ein Beispiel von vielen:

Am 30. Juni dieses Jahres schrieb ein Ortsgruppenführer der "American Legion", Dr. A. C. Bryan, in den "Times-Picayune" von New Orleans:

"Wir, die American Legion, machen in Zusammenarbeit mit der Polizei alle Anstrengungen, um diese 'Zeugen' einzukreisen. Es ist die Pflicht jedes Bürgers, diese Leute bei der Polizei anzuzeigen. Die von den Angehörigen dieser Organisation veröffentlichte Literatur ist hauptsächlich in Deutschland, von deutschen Druckereien und auf deutschem Papier gedruckt."

So lügenhaft wie diese eine Information sind auch die andern, die gegeben wurden, um die Gemüter zu erhitzen.
Was hat dieser Frontkämpferverband mit dem Geisteskampf der Zeugen Jehovas zu tun? Eigentlich gar nichts. Aber diese Frage klärt sich von selbst, wenn man weiß, wer hinter der "American Legion" steckt:

Der Landeskommandeur der "Legion" ist ein prominenter Kolumbusritter, also Mitglied einer kämpferischen Katholikenvereinigung. Der innere Kreis der "Legion" ist fest in der Gewalt von Katholiken. Jener Landeskommandeur, Raymond Kelly, denkt jetzt allen Ernstes an die Bildung einer Privatarmee, die zwar unbewaffnet, aber unter seinem Oberbefehl vollkommen nach militärischem Muster durchgebildet sein soll.

Man erinnert sich dabei unwillkürlich der Worte eines früheren Landeskommandeurs der "Legion", Alvin Owsleys, der 1923 sagte:

"Vergeßt nicht, daß die Faschisten für Italien dasselbe sind, was die American Legion für die Vereinigten Staaten ist."

Sind dann in der "Legion" alle Mitglieder katholisch? Natürlich nicht. Das ist durchaus unnötig und wäre den Drahtziehern nicht einmal erwünscht. Man erreicht mit solchen Formationen trotzdem was man will.

Um zu zeigen, daß das über die "Legion" abgegebene Urteil nicht einseitig, nicht etwa aus einer Verstimmung über erlittene Unbill heraus entstanden ist, werden nachstehend noch einige ganz neutrale Zeugnisse angeführt:
Der amerikanische Journalist H. R. Southworth schreibt:

"Tatsächlich hat sich die katholische Kirche seit 1928, wo sie im Verein mit amerikanischen Liberalen politisch eine Schlappe erlitt, der Reaktion angeschlossen, ist superpatriotisch, superamerikanisch geworden. Sie arbeitet eng zusammen mit der American Legion, und heute besteht in keinem einzigen wichtigen Punkt ein Unterschied zwischen der katholischen Politik und derjenigen der Legion. Sie sind beide gleich stark geneigt, den Faschismus zu verurteilen, und nicht abgeneigt, ihn zu praktizieren."

Auch die "American Civil Liberties Union" ("Amerikanische Vereinigung f. Zivil-Freiheiten") weist auf diese Tendenzen der "American Legion" hin. In einem Bericht dieser Vereinigung, veröffentlicht in den New-Yorker "Times" vom 15. Juli 1940, heißt es:

"Erkundigungen, die der Korrespondent der Vereinigung in diesem Frühjahr aus sechsundvierzig Staaten einzog, stimmten alle darin überein, daß die American Legion die bürgerlichen Freiheiten stärker beeinträchtige als irgendeine andere Gruppe. Seit Jahren agitiert die Legion an erster Stelle in dieser Richtung. Dabei sind nur zwei Fälle berichtet worden, wo die Legion einmal einer Bewegung entgegentrat, die als faschistisch charakterisiert werden kann."

Ferner erklärte diese Vereinigung, es bestehe Gemeinsamkeit der Interessen bei der "American Legion", dem Bund (Nationalsozialisten), dem Ku-Klux-Klan und den Silberhemden (Faschistenverband).
Das amerikanische Justizministerium hat öffentlich festgestellt, daß die Ausschreitungen gegen Jehovas Zeugen ungesetzlich, unberechtigt und "hysterisch" sind. Es ließ sogar in einem besondern Rundschreiben allen Bezirksanwälten die Anweisung zugehen, alle nur möglichen Schritte zu unternehmen, damit das Recht der Zeugen Jehovas auf Versammlungsfreiheit nicht beeinträchtigt werde. Warum aber kein direktes Vorgehen gegen die Leitung des Verbandes, den die noch versteckteren, noch schwärzer gekleideten und schwärzer denkenden Drahtzieher dieser Ungesetzlichkeiten als Büttel für ihre ungerechten Bestrebungen vorschicken? Nun, die Präsidentenwahl ist nicht mehr fern, und die "American Legion", sowie die römisch-katholische Kirche bilden zusammen eine politische Macht, mit der es kein Stimmenjäger verderben möchte. Der Übel, von denen das Volk heute in seinen Rechten und Freiheiten bedrängt wird, sind wahrlich Legion. ..."

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren / Gegenüberstellung
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 29. November 2010 17:34

Drahbeck
"Trost" Ausgabe vom 1. 11. 1940:

Ein Landwirt, Zeuge Jehovas, berichtet, daß sein Landgut im Kriege bewahrt blieb. Rundherum war alles zusammengeschossen. Er versorgte von jeher die "Pionier"-Verkündiger des Königreiches Gottes mit Lebensmitteln ...
Nicht ein einziger der Zeugen Jehovas und ihrer Gefährten ist während der Invasionstage in Holland umgekommen. ...

Der die "Wunder" wirkende Gott (in der Lesart der Zeugen), muss dann wohl just zu der Zeit im besonderen sein Augenmerk auf Holland gelegt haben. Derart konzentriert, dass er die Dinge, die sich andernorts abspielten, "einfach laufen liess".

Schlussbericht im WT vom 15. Oktober 2007. Zeugen Jehovas während der Hiltler-Ära:

www.watchtower.org/x/20071015a/article_01.htm

Ungefähr 4 200 Zeugen waren in Konzentrationslagern interniert und 1 490 verloren dort ihr Leben.

Todesopfer

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Dezember 2010 00:07
Die "Trost"-Redaktion hatte offenbar für ihre Ausgabe vom 1. 12. 1940 ein "altes Geschichtslehrbuch" entdeckt. Und sie lässt ihren Bericht darüber mit den Worten ausklingen:

"Solch kristallklare Wahrheiten standen einst in Geschichtsbüchern für den Schulgebrauch."

Nun, wenn dem so ist, dann ist man doch sicherlich interessiert zu erfahren, was denn "Trost" so als "kristallklare Wahrheit" (damals) einschätzte. Die "Trost"-Ausführungen seien nicht weiter kommentiert. Das kann denn jeder für sich tun, so er mag. Ich für meinen Teil würde dann allerdings auch die Frage stellen:

Und, wo steht die heutige WTG in diesem geschichtlichen Vergleich?

In der genannten "Trost"-Ausgabe las man:

"Heutzutage ist aus den Schullehrbüchern alles Aufklärende über die Zersetzungspolitik des Vatikans in den verschiedenen Ländern verschwunden.
Nicht einmal an geschichtliche Vorgänge auf diesem Gebiet wird mehr erinnert. Die düstere Vergangenheit der katholischen Hierarchie wird der Jugend einfach verschwiegen.
Noch vor ein paar Jahrzehnten war das anders, wie einige Auszüge aus der "Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung", einem von dem hervorragenden Geschichtsschreiber Dr. G. Weber verfaßten, zum Gebrauch in höheren Lehranstalten Deutschlands bestimmten Werk, zeigen mögen.

Dort wird die Vorgeschichte des im Juli 1872 für das Deutsche Reich erlassenen (1917 wieder aufgehobenen) Jesuitenverbots behandelt, sowie die Periode des sogenannten Kulturkampfes überhaupt, der um das Jahr 1872 besonders in Preußen begann und 1880 durch die Beschwichtigungspolitik des neuen Papstes Leo XIII. einerseits und die Kompromißbereitschaft der deutschen Reichsregierung andrerseits sein Ende fand. Unsere Zitate entnehmen wir dem
"Kleinen Weber", 17. Auflage, Heidelberg, 1879,

"Der Gang des geschichtlichen Lebens seit dem Frankfurter Frieden":
"Jesuiten und Altkatholiken
... Auch in Bayern standen sich [Ende 1871] zwei Parteien schlagfertig gegenüber: die liberale, aufgeklärtere Bevölkerung der Städte und der protestantischen Landesteile und die Hierarchie mit der Mehrheit des katholischen Landvolkes und eines aus diesem hervorgegangenen zelotischen Klerus, unterstützt von einer alle Gesetze der Sitte und des Anstandes verletzenden Presse. Um den ultramontanen [romhörigen] Agitationen, welche die Leidenschaften des Volkes gegen die kirchliche Parteilosigkeit und Duldsamkeit der Staatsregierung aufzureizen suchten, auf dem Rechtsweg entgegentreten zu können, wurde im nächsten Reichstag auf Anregung von Bayern dem Strafgesetzbuch ein Zusatz beigefügt, welcher den Mißbrauch des geistlichen Amtes und der Kanzel zu politischen Wühlereien, die den öffentlichen Frieden gefährden, mit Gefängnisstrafe bis zu zwei Jahren bedrohte. Den Auslassungen der Klerikalen über solche Beschränkung der 'Freiheit' wurde mit Recht entgegengehalten, nicht die Freiheit werde durch den 'Kanzelparagraphen' beschränkt, sondern nur das von der Geistlichkeit usurpierte Vorrecht, ungestraft den öffentlichen Frieden zu stören und Gesetz und Obrigkeit zu schmähen.

Seit Jahrzehnten hatte die römische Priesterpolitik die Staatsgewalt zersetzt und lahmgelegt: jetzt wurde man mit Bestürzung gewahr, daß sich die Papstkirche zu einem organisierten Gegenstaat ausbildet, 'der mit tausend und abertausend Polypenarmen den Körper der Gesellschaft umklammert hielt', daß die katholische Weltkirche mit ihrem auswärtigen Oberhaupte und mit ihrer streitfertigen geistlichen Miliz den weltlichen Nationalstaaten die Lebensader unterbunden habe und jede freie Entwicklung, jeden Ausbau zu einem selbständigen Organismus mit eigener Gesetzeskraft zu verhindern suche. Die Hauptführer dieser hierarchischen Politik gingen aus jenem Orden hervor, der seit Jahrhunderten das friedliche Zusammenleben der Konfessionen gestört hat, dessen Haupttendenz auf die Begründung einer theokratisch-priesterlichen Weltordnung, auf die Universalherrschaft des Papstes gerichtet war. Es war daher ganz natürlich, daß in allen nationalen und freisinnigen Kreisen katholischen wie protestantischen Bekenntnisses auf Entfernung der Jesuiten aus dem deutschen Reiche gedrungen ward. Die 'Gesellschaft Jesu', die auf dem römischen Konzil [von 1870, der das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit aufstellte] den Ausschlag gegeben, deren Geist die Kurie und den Episkopat durchdrungen hatte und beherrschte, war unverträglich mit einem Staatswesen, welches das bürgerliche und gesellschaftliche Leben nach eigenen Gesetzen ordnen, der Freiheit der Gewissen Geltung verschaffen, der wissenschaftlichen Forschung eine Ringbahn und Freistätte gewähren, Vernunft und Intelligenz in die seiner Leitung unterstellte Schule einführen wollte...

Staat und Kirche
... Der Reichsregierung war die Waffe der Notwehr in die Hand gezwungen, und da der Kampfpreis die Erhaltung aller der Güter war, welche die Seele des modernen Staats ausmachen, der Freiheit der Wissenschaft, der Lehre, des geistigen Lebens, so gestaltete sich der Kampf zu einem wahren 'Kulturkampf'. Es handelte sich um das hohe Prinzip, ob die Anschauungen und Wahrheiten, welche der forschende Geist und die Wissenschaft seit Jahrhunderten errungen haben, Geltung und Bestand behalten, oder ob wie im Mittelalter die ganze Welt des Glaubens und Wissens der Autorität der Kirche unterworfen sein, nur durch das päpstliche Gepräge als Wahrheit erscheinen sollte. Und bei diesem Kampfe hatte das Reich auch zugleich das formale Recht auf seiner Seite; denn die durch das vatikanische Konzil veränderte Kirche war nicht mehr dieselbe, mit welcher vordem die Regierungen ihre Verträge und Konkordate geschlossen. Und wie sehr auch der in Demut und Servilität sich beugende Episkopat und seine Satelliten in der Presse und auf der Kanzel zu beweisen suchten, daß die Aufstellung eines neuen Glaubenssatzes ausschließlich eine innere Angelegenheit der Kirche sei, die den Staat nichts angehe; der Aufschrei des Gewissens, der allenthalben ertönte und den Schutz des Staates gegen die Tyrannei der neuen Glaubensrichter anrief, bewies, daß diese Beschlüsse tief in das Fleisch der gesamten katholischen Welt eingedrungen. Und sollte die weltliche Obrigkeit diese Hilfeflehenden, die ja doch auch Glieder des Staates waren und zum Teil sehr edle Glieder, von ihren Türen weisen, weil sie dem Zwang und den Verführungskünsten der jesuitischen Zeloten sich nicht fügen wollten?
Und sollte der Staat gehalten sein, einen kirchlichen Organismus, der soeben unter seinen Augen durch so profane Mittel und egoistische Triebfedern eine so wesentliche Umgestaltung erlitten, der das Landesepiskopat zu einem willenlosen Werkzeug der päpstlichen Kirchenpolitik herabgesetzt hatte, als göttliche Institution, als Werk des Heiligen Geistes anzusehen und zu behandeln?
Mochte er immerhin den Glaubensinhalt als ein der Kirche selbst gehörendes Gebiet anerkennen und sich jeder Einmischung enthalten, so konnte er doch die körperliche Form, den hierarchischen Ausbau nur als Menschenwerk gelten lassen. Sollte der moderne Staat nicht in der Verfolgung seiner ethischen Zwecke sich stets gehindert sehen, so mußten die Grenzen zwischen Staat und Kirche genau bestimmt und jeder der beiden Mächte das ihr zuständige Gebiet zugewiesen werden... -

Der ganze aufgeklärte Teil der Nation geriet über die feindselige Haltung der Jesuitenpartei in Aufwallung; von allen Seiten ergingen Petitionen an den Reichstag, daß man gegen diesen Kern und Generalstab der 'streitenden Kirche', welcher seit den Tagen seiner Gründung das friedliche Zusammenleben der Konfessionen zu stören beflissen sei, durch die Gesetzgebung einschreite. Und so kam denn nach vielen aufregenden Verhandlungen [am 5. Juli 1872] ein Gesetz zustande, kraft dessen alle Jesuitenniederlassungen bis zum Ablauf des Jahres geschlossen und aufgehoben und der Tätigkeit des Ordens in jeder Form und Gestalt innerhalb des deutschen Reiches ein Ende gemacht werden sollte.
Binnen Jahresfrist waren die zahlreichen Niederlassungen des Ordens innerhalb des ganzen Gebietes des deutschen Reiches aufgehoben und die Glieder desselben genötigt, außerhalb Deutschlands ein neues Feld ihrer Tätigkeit zu suchen..."

Zum Schluß noch ein paar Sätze aus dem Abschnitt "England unter dem Ministerium Gladstone".
Es wird darin eine Erkenntnis vermittelt, die den Regierungen heute gründlich verloren gegangen zu sein scheint, sich aber in der nahen Zukunft, wenn ,Gott es den Herrschern in den Sinn gibt', wieder Bahn brechen wird:

"Auch in England sollte die Wahrheit des Erfahrungssatzes zutage treten, daß mit der römischen Hierarchie kein ehrlicher Vergleich auf der Basis der Gerechtigkeit und Billigkeit abgeschlossen werden könne, daß dieselbe in ihrer unbegrenzten Herrschsucht nur auf Unterwerfung aller widerstrebenden Elemente hinausgehe..."

Solch kristallklare Wahrheiten standen einst in Geschichtsbüchern für den Schulgebrauch. -

Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 30. Dezember 2010 02:27
Ich sage wohl nichts neues wenn ich feststelle, dass die katholisch-faschistische Liaison in der Schweiz, um die Kreise der sogenannten SPK, meinerseits keinerlei Billigung findet. Insofern befinde ich mich da mal ausnahmsweise auf ähnlicher Position, wie die zeitgenössische WTG.

Wieder mal hatte sich die SPK eine bemerkenswerte Blöße gegeben, über die auch "Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 12. 1940 berichtet. Diese Ausführungen seien nachfolgend, kommentarlos vorgestellt:

"Von einer Schweizerischen Presse-Korrespondenz in St. Gallen wird in großer Auflage an verschiedenen Orten ein Zirkular in die Briefkasten gelegt, worin Reklame für ein Mitgliederverzeichnis der in der Schweiz lebenden Mitglieder der Freimaurer-, Odd Fellow- und Union-Logen gemacht wird. Diese "Gesamtliste" sei zum erstenmal seit 19 Jahren "nach mühevoller und langwieriger Arbeit" erstellt worden. Sie umfasse über 5000 Adressen und sei für Geschäftsleute, Journalisten und Politiker "außerordentlich interessant und wertvoll!"
Die Verzeichnisse werden an "seriöse Interessenten" zum Preis von Fr. 20.- pro Exemplar abgegeben. "Die Ausfuhr des Adressenmaterials nach dem Ausland ist verboten!"
Es handelt sich um eine Adressensammlung, die schon beim Kampf um die Fronteninitiative vor drei Jahren für teures Geld angeboten wurde.
Die ganze Wichtigtuerei, die in der Reklame mit diesem Mitgliederverzeichnis getrieben wird, ist um so lächerlicher, als jeder Interessent sich kostenlos Einblick in die gedruckten Mitglieder-Verzeichnisse der Logen verschaffen kann. Die ganze Anpreisung ist nichts anderes als eine Geldmacherei und für die Dummen bestimmt, die mit diesem "geheimnisvollen" Mitgliederverzeichnis hineingelegt werden.

So schrieb der "Schweizerische Beobachter", Basel, in seiner Nummer vom 15. November 1940. Weiß der "Schweizerische Beobachter" auch, daß die Herausgeber dieses geldschinderischen Verzeichnisses bis vor kurzem nebenbei auch als "Gesellschaft für Kirche und Papst" bekannt und mit dem besonderm päpstlichen Segen ausgezeichnet waren?
Die "mühevolle Arbeit" dieses Adressensammelns erfolgte unter Leitung des Papierschweizers Metzler in St. Gallen, den Tip dazu erhielt er zweifellos aus Erfurt, von Fleischhauer. Ob ihn ein Bischof hierfür gesegnet hat, ist hier nicht bekannt. Ins Ausland darf er das Adressenmaterial allerdings nicht liefern, sonst ergeht es Freund Metzler schließlich doch noch wie Freund Tödtli."

Die WTG (in Großbritannien) verteidigt sich, verpackt in einen "Privatbrief" an Rutherford, der aber offenbar so "privat" war, dass er im offiziellen "Trost" zu lesen ist (Ausgabe vom 15. 12. 1940). Dort liest man gar merkwürdig-entlarvende Sätze über das Finanzgebaren der WTG. Selbige erschliessen sich besonders dann, übt man sich in der Kunst auch mal "zwischen den Zeilen zu lesen".

Die Frage stellt sich schon. Warum verteidigt man sich in dieser Form? Warum wird über die ihm offenbar zugrunde liegenden Anwürfe nichts Detaillierteres ausgeführt?

Mögen WTG-Funktionäre auch wähnen, gegenüber der eigenen Anhängerschaft die Sache damit abgetan zu haben. Wer sich indes nicht im WTG-Sog befindet, wird das ausgesagte weitaus nüchterner bewerten.

Im genannten "Trost" liest man:

"In einem öffentlichen Vortrag trat ich (ein englischer WTG-Funktionär) auch den zahlreichen falschen Anschuldigungen entgegen, die Richter Frankland von Manchester und die Zeitungen dieser Stadt gegen uns erhoben haben. Ich zitierte einiges aus dem "Jahrbuch 1936", wo ein allgemeiner Finanzbericht gegeben wird, und zeigte, daß die falsche Behauptung, wonach das Brooklyner Büro der Gesellschaft an Amerikas Goldreserven einen ganz schönen Anteil habe, hinreichend widerlegt wird durch den Fehlbetrag, der aus diesem Bericht ersichtlich ist.

Meine halbstündigen Ausführungen fanden begeisterte Zustimmung, besonders als ich die Frage stellte, warum die Presse und Richter Frankland denn nicht die römisch-katholische Hierarchie um eine Finanzabrechnung ersuchen. Das hatte gezündet. Über diesen Vortrag berichteten viele Zeitungen, wobei sie natürlich, wie immer, nichts von den Anschuldigungen erwähnten, die gegen "das lasterhafte Weib" und seine Agenten erhoben worden waren. Die Zuhörerschaft nahm einmütig Stellung für das, was ich den Feinden geantwortet hatte. Den in Frage kommenden Richtern und Zeitungen wird der Wortlaut des Vortrages zugesandt."

1940

Kommentarserie 1939

Kommentarserie1941

 

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