Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Rutherford enthüllt die Fünfte Kolonne

Kurt Hutten berichtet in der ersten (1950 erschienen) Auflage seines langjährigen Standardwerkes: "Seher Grübler Enthusiasten" auch darüber, dass die 1940 erschienene 32-seitige WTG-Broschüre "Rutherford enthüllt die Fünfte Kolonne" in einer Auflagenhöhe von fünfeinhalb Millionen Exemplaren verbreitet worden sei. Hutten, stützt sich dabei auf die Erkenntnisse eines Forschungsaufenthaltes in den USA; namentlich besonders auf die Dissertation von Herbert H. Stroup. Vergleiche dazu: Herbert H. Stroup Stellt man in Rechnung, dass es gemäß WTG-Angaben, im Jahre 1940 nur cirka 58 000 Zeugen Jehovas in den USA gab, wird man sagen müssen, daß die in einer Art "Gewaltaktion", Unmengen davon verbreitet haben.

Eine deutsche, von der WTG veranstaltete offizielle Übersetzung davon gibt es nicht. Dies hängt auch damit zusammen, dass die WTG auch in der Schweiz, Anfang der 40er Jahre der staatlichen Zensur, für ihre Neuveröffentlichungen unterworfen wurde. In Folge dieser Politik musste auch in der Schweiz, der Wachtturm sein Erscheinen einstellen. Eine ganze Reihe von WTG-Publikationen dieser Jahre, konnte daher auf offiziellem Wege, auch in der Schweiz in jenen Jahren nicht erscheinen. In etlichen Fällen verzichtete daher die WTG von sich aus, sich um eine Veröffentlichung zu bemühen, da man sich schon vorab ausrechnen konnte, die Chancen sie durch die Zensur durchzubekommen, sind "gleich Null". Das trifft offenbar auch für diese Broschüre zu.

Die nachfolgenden Ausführungen nehmen auf die englischsprachige Vorlage bezug. Ich danke an dieser Stelle einigen (hier nicht namentlich genannten) Unterstützern. So besteht nun erstmals auch für die deutsche Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich ein Bild über diese Publikation zu machen.

Eingeleitet wird damit, dass Rutherford die Aufforderung zu einem Interview von einer größeren Tageszeitung ("New York Post") erhalten habe. Rutherford zeigt sich über diese Anfrage ziemlich konsterniert, was er auch mit den Worten zum Ausdruck bringt:

"Die letzten fünfzehn Jahre über habe ich auf Bitten der öffentlichen Presse wiederholt Informationen über das Wirken unserer Organisation gegeben, und das, ohne daß irgend etwas von den Tatsachen veröffentlicht wurde. Häufig pflegte die Presse das, was gesagt worden war, falsch darzustellen und uns in einem ganz anderen Licht erscheinen zu lassen, als es die Fakten zeigen. Zehn Jahre lang habe ich durchschnitlich 240 Rundfunkstationen pro Woche benutzt, um der Öffentlichkeit wichtige Informationen im einzelnen darzustellen."

Rutherford versäumt es auch nicht hinzuzufügen:
"Im Verlauf der letzten zwanzig Jahre habe ich an die 99 Bücher geschrieben und veröffentlicht, und das in 87 verschiedenen Sprachen; über dreihundert Millionen wurden in die Hände der Menschen gelegt - und doch bittet die Presse um Informationen. Ich frage mich manchmal, was die Presse herausfinden möchte außer Sensationellem."

Diese Einleitung macht schon mal deutlich, dass Rutherford auf die Presse nicht sonderlich gut zu sprechen ist. Aber da ihn nun mal solch eine Liste von Pressefragen übermittelt wurde, beschloss er dennoch sie zu beantworten. Allerdings handelte er dabei nach dem Grundsatz: "Selbst ist der Mann". Darauf zu vertrauen, dass die "New York Post", im günstigen Falle, sein Interview veröffentlichen würde. Das wollte er nicht. Zumal er ja selbst über eigene Publikationsmöglichkeiten verfügte. Und eine Auflage von 5 ½ Millionen konnte ihm die "New York Post" mit Sicherheit nicht zusagen. Also ließ er sein Interview in der oben genannten Broschüre veröffentlichen und hatte die Gewissheit, dass seine Anhängerschaft, sich für dessen Verbreitung "die Hacken abrennen" würde.

Die erste Frage an Rutherford lautete:
"Warum hat es Ihrer Meinung nach kürzlich diesen plötzlichen Ausbruch von Gewalt gegen Jehovas Zeugen in weit auseinanderliegenden Landesteilen gegeben?"

Seine Antwort dazu:
"Weil die römisch-katholische Hierarchie, durch die von ihr so genannte 'Katholische Aktion', ein gut angelegtes Komplott durchführt, um alles auf dieser Welt zu zerstören, das die Wahrheit veröffentlicht; und dies tut die Hierarchie, um ihre eigene böse Handlungsweise zu tarnen, zu versuchen, die Kontrolle über die Nationen der Erde zu ergreifen.

Die römisch-katholische Hierarchie, von der Vatikanstadt in Rom aus betrieben, hat jeden Teil jeder Nation unter der Sonne durchdrungen. Ihr Ziel ist es, wieder das alte 'Heilige Römische Reich' aufzuichten. Die Nazis, die Faschisten und die Kommunisten sind alle für einen korporativen Staat und entschlossen, Republiken zu zerstören. Die 'Hierarchie der Macht' des katholischen Systems wirkt mit diesen Totalitären zusammen, die Erde zu beherrschen. ...

Jeder weiß, daß Jehovas Zeugen gegen den totalitären Staat sind. Keine Organisation hat so viel gegen den Nazismus, den Faschismus und den Kommunismus veröffentlicht wie die WATCH-TOWER BIBELE & TRACT SOCIETY, deren Präsident ich bin. Die Veröffentlichung dieser Tatsachen hat die Hierarchie sehr wütend gemacht, und die Hierarchie ist entschlossen, alle Zeugen Jehovas zu vernichten. Böswillig hat die Hierarchie Jehovas Zeugen beschuldigt, die 'Fünfte Kolonne' zu sein, wohl wissend, daß sie lügt und damit nur ihre eigene Bösartigkeit in dem Versuch, die Leute zu täuschen, tarnen will, während sie in Amerika die 'Katholische Aktion' fördern. ...

Im Jahre 1938 hielt ich in der Royal Albert Hall einen Vortrag über das Thema 'Sieh den Tatsachen ins Auge', der per Rundfunk über fast die gesamte Erde übertragen wurde. In zahlreichen Bundesstaaten der USA versuchten katholische Priester zusammen mit den unter ihrer Kontrolle stehenden radikalen Elementen, zu verhindern, daß dieser Vortrag im Rundfunk gesendet oder in andere Säle übertragen wurde. ... Kurz darauf hielt ich eine Rede in New York City, die per Rundfunk in viele andere amerikanische Bundesstaaten übertragen wurde, und die katholischen Priester versuchten, diese Zusammenkünfte zu sprengen. Am 25. Juni 1939 hielt ich eine öffentliche Ansprache im Madison Square Garden, und die katholische Hierarchie versuchte zusammen mit Nazivertretern diese Zusammenkunft zu sprengen ...

Die Hierarchie hat wiederholt Rundfunkstationen in Amerika gezwungen, zu verhindern, daß ich zur Öffentlichkeit spreche. Daher lautet die Antwort auf Ihre erste Frage kurz und knapp: Der Ausbruch von Gewalt gegen Jehovas Zeugen in den gesamten Vereinigten Staaten, der zu der Zeit stattfand, als der Supreme Court sein Urteil zur Flaggengrußfrage in Pennsylvanien veröffentlichte, wurde in jeder Hinsicht von der 'Katholischen Aktion' gestartet und getragen."

Eine weitere Frage lautete:
"Nach Zeitungsberichten ... schienen Anstrengungen gemacht zu werden, Jehovas Zeugen das Etikett von Sympathisanten des Nazismus oder des Kommunismus umzuhängen. Alle Ihre Publikationen, die ich gelesen habe, zeigen nachdrücklich, daß Sie allen solchen Diktaturen ablehnend gegenüberstehen. Warum, denken Sie, wird dieser Versuch gemacht, ihre Haltung verzerrt darzustellen?"

Die Antwort dazu:
Es "wurde der Versuch unternommen, Jehovas Zeugen das Etikett von Sympathisanten des Nazismus oder des Kommunismus umzuhängen. Dies ist eine weitere Machenschaft der 'Katholischen Aktion'. Wenn sie so etwas tun, wissen sie sehr wohl, daß sie lügen. In keiner unserer Publikationen, bei keiner Äußerung von jemandem, der zu uns gehört, ist ein Wort zu finden, daß wir mit den Nazis oder den Kommunisten sympathisieren. Im Gegenteil; es gibt reichlich Veröffentlichungen unserer Organisation, die zeigen, daß Nazis, Katholiken, Kommunisten und Faschisten zusammenarbeiten."

Die nächste Frage bezieht sich auf die zeitgenössisch Einschätzung der Zeugen Jehovas in der amerikanischen Öffentlichkeit. Dazu Rutherford:

"Die römisch-katholische Hierarchie ist das Hauptinstrument des Teufels auf der Erde. Das erzwungene Grüßen der Fahne durch Schulkinder wurde unter der Leitung der römisch-katholischen Hierarchie angezettelt, mit der Absicht, die Freiheiten der Menschen zu zerstören. Es wurde in subtiler Weise anscheinend aus patriotischen Gründen angefangen, aber der wahre Grund ist der, die Gewissensfreiheit, die Gedankenfreiheit und die Freiheit der Anbetung zu vernichten.

Schon seit über 150 Jahren gehorchen ehrliche Menschen in Amerika den Gesetzen, für die die Fahne steht, und das, ohne gezwungen zu werden, zu salutieren. Die katholische Hierarchie kennt sehr genau die Haltung wahrer Christen, was das Verbeugen vor Bildern und das Grüßen jeglicher Flaggen angeht, und in diesem Wissen hat die Hierarchie das erzwungene Grüßen der Fahne als ein weiteres Mittel aufgegriffen, ihr Ziel zu erreichen, jeden schlecht zu machen, einzuschüchtern und zu nötigen, der für die Freiheit des Gewissens und der Anbetung eintritt.

Ich habe von 1922 bis 1934 viel Zeit in Deutschland verbracht. Ich habe die allmähliche Entwicklung des Nazismus dort unter katholischer Führung beobachtet. Ich habe beobachtet, wie dieselbe Methode in Amerika angewandt wurde. Die "Katholische Aktion" zusammen mit dem Nazismus hat alle Freiheiten zerstört. Und jetzt soll das gleiche in Amerika passieren!...

Sie haben wahrscheinlich eine Depesche von United Press aus Berlin bemerkt, die um den 6. dieses Monats herum veröffentlicht wurde und worin es heißt: 'Berlin, 6. Juni - Besonderes Treffen der römisch-katholischen Bischöfe aus ganz Deutschland führt zu der Entscheidung, Danksagungsgottesdienste für den deutschen Sieg in Belgien und Flandern abzuhalten, wurde heute berichtet.'

Dies zeigt, daß gelegentlich ein Körnchen Wahrheit bekannt wird, daß die 'Katholische Aktion' die Nazis und die Faschisten unterstützt, egal wieviel Unrecht dem gemeinen katholischen Volk zugefügt wird. Die Bevölkerung in Belgien ist großenteils katholisch, und dennoch macht die Hierarchie mit den Nazis gemeinsame Sache, um diese Menschen zu vernichten, um die Kontrolle über das Land auszuüben."

Rutherford führt dann Beispiele an, wie sich der Hass gegen die Zeugen Jehovas auch in den USA entlud. So wurden nach Rutherford "beispielsweise in Texas neunzig Männer, Frauen und Kinder von Jehovas Zeugen in eine Gefängniszelle geworfen und dort vierundzwanzig Stunden ohne Nahrung oder Wasser, nicht einmal mit einer Sitzgelegenheit, gehalten. Sie wurden aus dem Gefängnis genommen und in der Hitze eine Eisenbahnlinie entlang getrieben, wobei Vertreter der 'Katholischen Aktion' und der Amerikanischen Legion neben ihnen auf der Landstraße entlang marschierten, sich über sie lustig machten und ihnen nicht erlaubten, zu halten und sich zu erfrischen. Viele von ihnen fielen ohnmächtig um. Gleichzeitig brüllten diejenigen, die Jehovas Zeugen störten und sie marschieren ließen, 'Heil Hitler'. … Überwiegend bleibt die amerikanische Presse still oder spricht in sarkastischer Weise über Jehovas Zeugen, als wären sie Kriminelle, und dies alles geschieht auf Ersuchen einflußreicher Personen, die mit der Presse zusammenhängen und die unter dem Kommando der römisch-katholischen Hierarchie handeln."

Rutherford kann es sich nicht versagen, sich auch in diesem Interview als großer Prophet herauszustellen. Daher seien auch einige seiner diesbezüglichen Prophezeiungen zitiert. Der rückblickende Leser hat ja heute die besten Möglichkeiten zu vergleichen, worin Rutherford Recht hatte oder auch nicht. Also er äußerte auch:

"Ich gründe meine Schlußfolgerungen auf das Wort des allmächtigen Gottes, das wahr ist. Prophezeiungen wurden vor langem aufgeschrieben und konnten nicht verstanden werden, bis sie dabei waren, sich zu erfüllen. Nun hat der Herr die greifbaren Tatsachen herbeigeführt und sie zur Beachtung der Menschen gebracht, die ihm geweiht sind, und es ist leicht zu sehen, was das Ergebnis sein wird. Gegründet auf diese Autorität, habe ich in einer öffentlichen Ansprache in Paris vor über drei Jahren festgestellt, daß die Nazis und die Faschisten Frankreich überrennen würden. In einer öffentlichen Ansprache in Bern in der Schweiz habe ich gesagt, daß die Nazis und die Faschisten sich beizeiten die Schweiz aneignen würden.

Passen Sie darauf auf, wie dies in naher Zukunft vollbracht werden wird. In einer öffentlichen Ansprache in London, die im ganzen britischen Empire übertragen und 1938 gehalten wurde, habe ich festgestellt, daß die Nazis und die Faschisten entschlossen sind, das britische Empire zu zerstören, und daß sie dies erreichen würden. … Ihre Absicht ist es, die Regierung über die Vereinigten Staaten zu ergreifen, wie dies auch mit Holland und anderen Ländern geschehen ist."

Auch auf Rutherford's Rundfunk-Publizistik wurde in diesem Interview eingegangen. Dazu die entsprechende Frage und Antwort:

"Wir verstehen, daß Sie einmal Zeit in vielen Rundfunkstationen gekauft haben, aber daß sie das jetzt nicht mehr tun. Ist das so, weil irgendeine Gruppe die Rundfunkstationen dazu gezwungen hat, sie fernzuhalten?"

ANTWORT: Es scheint seltsam zu sein, daß eine große öffentliche Zeitung eine solche Frage stellt. Es ist schon seit über zehn Jahren bekannt, daß ich jede Woche 240 Rundfunkstationen benutzt habe. Es ist bekannt, daß über zwei Millionen Menschen gegen die Bemühungen der Hierarchie protestierten, zu versuchen, mich aus dem Äther zu nehmen. Diese Petition, von zweieinhalb Millionen Menschen unterschrieben, wurde dem Kongreß vorgelegt. Im Jahre 1937 zog ich mich freiwillig aus den landesweiten Rundfunkübertragungen zurück - den Grund habe ich in meiner Rede genannt, die damals gehalten und veröffentlicht wurde. Ich wurde nicht durch die katholische Organisation aus dem Äther genommen."

So werden also Niederlagen in Siege umgefälscht, mag man als Kommentar zu vorstehendem nur noch hinzufügen.

Aber es kommt noch "besser". Der betreffende Journalist nahm sich auch die Freiheit, Rutherford bezüglich einiger finanzieller Aspekte "auf den Zahn zu fühlen". Das war dem Zeugen Jehovas-Häuptling nun durchaus nicht recht. Seine Antwort darauf bestand in einem massiven Gegenangriff. Dabei stellte er auch ungeheuerliche Behauptungen mit auf, ohne sie jedoch im Detail zu beweisen. Diese Beweislast wollte er der Presse überbürden, obwohl nicht sie, sondern er es gewesen ist, der diese Behauptungen aufstellte.

Rutherford behauptete in seiner hier referierten Broschüre allen Ernstes:

"Die Hierarchie hat in den gesamten Vereinigten Staaten gewaltige und teure Bauwerke errichtet. Sie ist eine militärische Organisation. In ihren Kellern oder Krypten sind eine große Menge Schußwaffen und Munition gelagert, bereit, zur passenden Zeit gegen alle Gegner vorzugehen; wobei alle die Personen Gegner sind, die die Wahrheit über sie verbreiten und die auch für die Freiheit in Amerika einstehen.

Warum nicht die öffentliche Presse den Kongreß fordern lassen, die Keller und Krypten der katholischen Kathedralen in den Vereinigten Staaten untersuchen zu lassen und der Öffentlichkeit zu beweisen, ob sie eine große Menge Waffen und Munition gelagert haben, die gegen die Regierung eingesetzt werden sollen?

Warum nicht das Dies-Komitee der Hierarchie und den Nazis nachstellen lassen? Wenn die Hierarchie abstreitet, eine große Menge Schußwaffen und Munition gelagert zu haben, dann sollten sie sich nicht einer Untersuchung verweigern. Wenn sie es nachdrücklich leugnen, ist das der beste Grund, warum eine Untersuchung stattfinden sollte.

Es gibt viele Personen in den Vereinigten Staaten, die daran gearbeitet haben, diese Krypten und Keller zu erbauen, und andere, die abzuladen geholfen haben, was Klavierkisten zu sein schienen, die aber voller Gewehre waren und die in diesen Krypten gelagert sind. Ich bin nicht daran interessiert, eine solche Untersuchung durchzuführen … Wenn die öffentliche Presse so interessiert daran ist, die Tatsachen herauszufinden, dann RICHTEN SIE EINE SUCHE UND UNTERSUCHUNG EIN, UM ZU ENTHÜLLEN, WER DIE WAHREN FEINDE DER AMERIKANISCHEN EINRICHTUNGEN SIND."

Ich vermute mal, dass Rutherford nicht unbedingt mit den Einzelheiten des Falles des Atheistenhäuptling's Leo Taxil, der seinerzeit auch Schlagzeilen machte, vertraut gewesen ist. Aber angesichts dieser Rutherford'schen Ausführungen über angebliche Waffenlager in Kirchenkellern, erscheint mir dies wie eine verspätete Ehrenrettung für Paul Bräunlich (einem namhaften Bibelforschergegner der zwanziger Jahre). Ich habe zu Bräunlich ein durchaus ambivalentes Verhältnis. Seine geschichtliche Leistung, den Fall Taxil umfassend referiert zu haben, akzeptiere ich und zolle ihr auch meine Hochachtung. Seinen Ableitungen, die er darauf aufbauend, auf die Bibelforscherfrage vornahm, vermag ich in der Bräunlichen'schen Diktion nicht beizupflichten.

Immerhin hat Bräunlich auch eines bei mir bewirkt, dass ich mich mit dem Fall Taxil auch mal näher beschäftigt habe. Und da ist mir keineswegs jene Szene entgangen, wo Taxil in seiner Atheistenzeit, analog zu Rutherford, eine ähnliche These in die Welt hinausposaunte. Dazu ein kleines Zitat aus meinen Ausführungen zum Fall Taxil:

"Taxil schildert in seinen Bekenntnissen weiter, wie er in seiner Freidenkerzeit unter Verwendung eines Pseudonyms erfundene Geschichten in antiklerikalen Blättern lancierte. Über eine solche vermerkte er:

'Ein anderes Mal erzählte ich, wie die Domherren von Notre-Dome in unterirdischen Räumen zusammenkämen um alte Folterwerkzeuge zu putzen und sich in der sichern Aussicht auf die demnächstigste Wiederherstellung der legitimen Monarchie auf ihren Gebrauch einzuüben.' Er selbst redet davon, dass er das Blatt, dass diese Märchen abdruckte damit 'mystifizieren'
wollte (S. 203-205). Diese 'Technik' beliebte er auch einige Jahre später anzuwenden, wie gewisse Kreise zu ihrer Erschütterung dann noch feststellen sollten." Man vergleiche dazu: Leo Taxil

Somit hat Bräunlich doch recht, wenn er de facto, Rutherford als neuzeitlichen Leo Taxil persiflierte. Das auch ich mal solch verspätete Ehrenrettung für Bräunlich aussprechen würde, hatte ich mir allerdings mit Sicherheit, v o r der Lektüre dieser Rutherford-Broschüre nicht träumen laßen!

Freiheit oder Romanismus

Die Ära Rutherford

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