Der vorangegangene Jahrgang  Kommentarserie 1913

Vor Einhundert Jahren

Im "Wachtturm" 1914 gelesen

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)

Emil Lanz, Kolonien, Bibliotheken, adventistische Wehrdienstverweigerer, Versammlungsstätten, Kriegsbeginn,

Vor Einhundert Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. Januar 2014 04:34
„Möglich aber nicht wahrscheinlich"
Unter der Überschrift „Selbstaufopferung für den Moloch Organisation" wurde auf die Januar-Augabe des Wachttrm-Jahrganges 1914 schon mal eingegangen.
Siehe: 19142Moloch

Jene „Wachtturm"-Ausgabe kulminierte in der selbst gestellten Frage, ob der eigene Erwartungshorizont wirklich innerhalb eines Jahres, namentlich bis Oktober 1914, eintreten könne. Man meint dies wäre wohl möglich.
Daran schließt man die relativierende Frage, ob dieses auch wahrscheinlich sei?
Um als Antwort darauf letzteres zu verneinen.
Die Tendenz „des Wasser tragens nach beiden Seiten" ist unverkennbar. Nun lehrt aber die Geschichte, dass jenes Kunststück keineswegs immer klappt. Wer einen Erwartungshorizont aufbaut, dann jedoch „kommt es zum Schwur", selbst wieder zurücksteckt, hat zumindest eines verloren:
Die eigene Glaubwürdigkeit!

Das alternative Kontrastprogramm (Ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Januar 1914

Hört, hört! Mag man dazu nur sagen.
Gelesen in der „Freiburger Zeitung" vom 28. 1. 1914


Wer mit der Zeugen Jehovas-Geschichte vertraut ist, weis natürlich, das besagter Zahnarzt. Dr. Lanz, den damaligen WTG-Hörigen zuzuordnen ist.
Wiederholung des Lanz-Inserates auch in der Ausgabe vom 29. 1. 1914 der „Freiburger Zeitung".
Vielleicht noch eine Kontrastmeldung (ebenfalls in der „Freiburger Zeitung").
Auf diese Meldung aus Konstanz („Freiburger Zeitung" vom 15. 1. 1914), wartete dann wohl die religiöse Welt:
Eine Katholikenversammlung nahm eine Resolution an, die sich mit dem Umstand beschäftigte, die Stadt Konstanz plane die Errichtung eines Krematoriums auf einem Konstanzer Friedhof.

„In der Resolution heißt es dann weiter;
„Die katholische Bevölkerung erblickt in dieser Verbindung eines Krematoriums mit einer städtischen Leichenalle unter Einführung des Leichenhallenzwanges eine Unterstützung antichristlicher Bestrebungen, eine rücksichtloseste Verletzung des katholischen Empfindens ..."

Dergestalt motiviert, fühlt sich also der Pfarrer jener katholischen Gemeinde dazu berufen, seine Schäfchen zum Protest zu animieren.
Wenn sich also das Wesen des Christentums in seiner Sicht an solchen Streitfragen entscheidet, lässt das wohl tief blicken, auf die Substanz eines solchen Christentums.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=15a2&year=1914&month=01&project=3&anzahl=4

Seitens der Evangelischen Kirche gab es in der Ausgabe vom 21. 4. 1914 der „Freiburger Zeitung" auch eine Stellungnahme zum Thema Feuerbestattung. Die indes unterscheidet sich von der katholischen schon mal dadurch, dass man es vermeidet, das auch zu einem Grundsatz-Streit hochzustilisieren.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=21b&year=1914&month=04&project=3&anzahl=4

Freiburg/Br. scheint dann ja für die Religionsindustrie ein bevorzugter Ort zu sein, in welchem sie denn ihre Thesen zu kredenzen pflegt.
Ebenfalls in der „Freiburger Zeitung" vom 28. 1. 1914 preist die Heilsarmee eine ihrer Veranstaltungen an. Aber o weh! Sie vermag nur einen Engländer zu präsentieren, der dann von einem deutschen Major selbiger übersetzt werden müsse.
Einfach nur den Übersetzer den Vortrag machen zu lassen, und auf den Engländer zu verzichte; das indes ist in ihrer Hierarchie wohl nicht vorgesehen.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=28a1&year=1914&month=01&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=29a1&year=1914&month=01&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=28b&year=1914&month=01&project=3&anzahl=4

Geschäftliches
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. Februar 2014 02:48
Vor Einhundert Jahren
In der Februar-Ausgabe 1914 des "Wachtturm" begegnet man auch dem Abbittebrief des Ernst Zaugg, der vom Schisma zwischen dem Kreis um die „Aussicht" und den WTG-Hörigen kündet.
Bereits zitiert in
19252Schweizer
Dort als „symbolisches Negerlein Nummer 7" einsortiert.
Siehe auch:
Verschleiss2

Weiter auch einen von Carl Schutzbach unterzeichneten Bericht, über die Ergebnisse der WTG-Tätigkeit in der Schweiz des Jahres 1913. Auch der in Juli-Ausgabe 1914 des „Wachtturms" publizierte Bericht über eine Hauptversammlung in Zürich, ist von Schutzbach unterzeichnet.
Schutzbach obwohl somit an herausgehobener Stelle stehend, gehört auch zu denjenigen, welche die heutige WTG nur mit Schweigen übergeht. Im Jahrbuch-Bericht über die Schweiz (1987) findet man seinen Namen nicht; wie es dort auch keine Erwähnung der „Aussicht" gibt, obwohl Schutzbach noch im Jahre 1921 als Redner auf WTG-Veranstaltungen auftrat. Danach dann aber wohl nicht mehr.
Weiter beziffert diese WT-Ausgabe die Umsatzzahlen des Deutschsprachigen „Wachtturm" (Abonnements und Einzelnummern zusammengefaßt) auf 16.783.
Davon wiederum in der Schweiz nur 520. Diese relativ niedrige Zahl ist eben auch wegen der Existenz der dortigen „Aussicht" so einzuschätzen.
Nicht jeder gab - einstweilen - der WTG den Vorzug.
Als weitere Umsatzzahlen (dann aber weniger auf Deutschsprachiges bezogen) findet man in dieser WT-Ausgabe die Angabe, 1913 sei das bisher erfolgreichste Jahr gewesen.
Von den sechs Bänden der „Schriftstudien" seien in jenem Jahre 692.598 Exemplare umgesetzt worden. Lediglich im Jahre 1908 habe man eine höhere Umsatzzahl gehabt (718.474).
Derart verwöhnt - durch das Treppenterrierdasein der WTG-Hörigen - bedauert Russell aber, dass die Umsatzzahlen des „Wachtturms" dem nicht entsprechen würden.
36.143.500 Einzelexemplare seien zwar umgesetzt worden. Russell zieht es ausdrücklich vor, die Einzelexemplare des Jahres zusammenzuzählen. Eine solche Zahl hört sich sicherlich gewaltiger an, als wenn er nur die Zahl der tatsächlichen „Wachtturm"-Abonnenten nennen würde. Nur bezogen auf die Englischsprachige Ausgabe des „Wachtturms" beziffert er dessen Zahl auf 45.000.
Aber das schwant Russell auch. Ob jene Zahlen auch noch 1914 und nachfolgende Jahre wieder erreicht werden können, diese Gewissheit hat er keineswegs.
Dafür steht dann auch sein Satz in dieser WT-Ausgabe:

„Sollte es sich etwa herausstellen, daß irgendein Fehler bezüglich des Ablaufs der Zeiten der Nationen (Oktober 1914) gemacht worden ist, oder das wir bis zu diesem Zeitpunkt mehr Ereignisse erwartet hatten - sei es was es auch immer sein möge - wir werden sicherlich alle froh sein, wenn das angefangene fiskalische Jahr so großartige Resultate ... aufweist, wie dieser Bericht über das eben abgeschlossene Jahr."

Das alternative Kontrastprogramm (Ohne inhaltliche Bewertung)

"Die Aussicht" Februar 1914

Vor dem ersten Weltkrieg, war auch Deutschland Kolonialmacht. Nach dem Krieg (Versailler Vertrag) dann nicht mehr.
Ein Schlaglicht dazu bietet auch ein Artikel der „Freiburger Zeitung" vom 26. 2. 1914.
Ihm zufolge sei im Vorjahr (also 1913) vom Deutschen Reichstag der Beschluss gefasst worden, die Haussklaverei in Deutsch-Ostafrika (was in etwa ganz oder teilweise den heutigen Ländern Tansania, Burundi, Ruanda sowie eines Teiles von Mosambik entspricht). Das die dort bestehende Sklaverei zum 1. Januar 1920 aufgehoben werden solle.
Dazu wurde via Reichskolonialamt der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika beauftragt, eine Denkschrift anzufertigen. Selbige wurde nun dem Reichstage zugeleitet.
Von dem genannten Termin der Aufhebung der Sklaverei, will der Herr Gouverneur darin, schon mal nichts wissen. Zwar fühlt er sich nicht in der Lage den gesamten Plan zu verneinen, sorgt aber durch Aufzählung diverser „Haare in der Suppe" dafür, das seiner Meinung nach nur ein unbestimmter - nicht Datumsmäßig festgelegter Termin, allenfalls in Betracht käme. Die Gesamtzahl der dortigen Sklaven beziffert er auf etwa 185.000, fügt aber hinzu:
„Von Zählungen mußte abgesehen werden, um eine Beunruhigung der Bevölkerung zu vermeiden,"

Zu den „Harren in der Suppe" die er da wähnt wahrzunehmen gehört die Angabe:
„Die Freilassungsaktion würde zur Zeit eine Summe von über 8 Millionen Mark erfordern, und im Jahre 1920 noch mehr als 5 ½ Millionen Mark erfordern."

Er meint weiter zu wissen, falls die Sklaven freigelassen würden, wäre das Ergebnis, sie  „würden als Plantagenarbeiter unter den gleichen Verhältnissen leben wie jetzt."

Also der Tenor der Stellungnahme des besagten Gouverneurs dürfte ziemlich eindeutig sein. Zusammenfassbar in dem Satz: Lasst mal alles so wie es ist.
Nun gab es in Deutschen Reichstag zu der Zeit schon unterschiedliche Parteien. Der zitierte Artikel macht keine Detailangaben darüber, welche Partei, in welcher Richtung in der Frage votiert hat.
Unterstellt werden kann aber auch, selbst im Deutschen Reichstag dürfte es Verfechter der Position des Herrn Gouverneurs gegeben haben.
Die Geschichte, mit Ausbruch des Weltkrieges dann, mischte ohnehin neu die Karten. Ergo ist festzuhalten, die deutsche Kolonialmacht praktizierte wohl bis zu letzt Sklaverei in Deutsch-Ostafrika.
Als Italien unter Mussolini den Abessinienkrieg vom Zaune brach, gehörte wie bei Kriegen oftmals feststellbar, ein zweiter Krieg mit dazu: Der Propagandakrieg. Propagandistisch wurde seitens Italiens darauf verwiesen, es gäbe ja dort noch Sklaverei. Das eigentliche Ziel von Italien, nämlich seine Kolonialgebiete auszuweiten, wurde dann in der Propaganda hintenan gestellt.
(In der Wikipedia etwa das Stichwort anwählen: Italienisch-Äthiopischer Krieg (1935-1936) Direktverlinkung wegen Problemen mit den Umlauten, nicht möglich).
In der Ausgabe vom 15. 5. 1914 der „Freiburger Zeitung" gab es unter der Überschrift „Wieviele Sklaven gibt es in unseren Kolonien?" einen ähnlichen Artikel. Auch er votiert gegen die für 1920 anvisierte Aufhebung der Sklaverei, meint zu wissen käme es dazu  „würden viele Pflanzer ruiniert werden."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=15b&year=1914&month=05&project=3&anzahl=4

In der Ausgabe vom 28. 6. 1914 nahm die „Freiburger Zeitung" das Thema Sklaverei in Deutsch-Ostafrika erneut auf.
Erneut wird die eindeutige Ablehnung des Termins vom 1. 1. 1920 durch den Gouverneur und mit ihm liierter Kreise, herausgestellt.
Diesmal wähnt man sogar einen weiteren Bundesgenossen, für die Ablehnung der Aufhebung der Sklaverei benennen zu können.
Und zwar die Herren Missionare der katholischen und evangelischen Kirche!
Also auch die Herren Missionare sprechen sich für den Fortbestand der Sklaverei aus!
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=28a1&year=1914&month=06&project=3&anzahl=4

Am Rande notiert:
Im 25-Punkte-Programm der NSDAP
gab es als Punkt 3 auch die Forderung „Wir fordern Land und Boden (Kolonien)"
Dem hatten die Siegermächte des ersten Weltkrieges zwar ein Ende bereitet. Gleichwohl war die Forderung der Nazis, erneut Kolonien haben zu wollen. Was denen blühte die dann im zweiten Weltkrieg faktische Nazikolonie wurden (wenn auch „nur" in Europa), unterschied sich wohl von der tatsächlichen Sklaverei, der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, nur gering, bis überhaupt nicht!
Das war also das „deutsche Wesen an dem die Welt genesen sollte".

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=26a1&year=1914&month=02&project=3&anzahl=4

http://www.youtube.com/watch?v=cA0bFBa_7h8

Auch noch bemerkenswert. Als Überbleibsel jener Zeit, gibt es im digitalisierten Zeitungsbestand der Staatsbibliothek (Berlin) den Zeitraum von 1889 -1916 umfassend, die in deutscher Sprache erschienene „Deutsch-Ostafrikanische Zeitung"

http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/list/title/zdb/23820457/

Politischer Waschlappen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. März 2014 00:08

Vor Einhundert Jahren

„Die Zeichen der Zeit weisen deutlich auf das Herannahen der großen Drangsal hin, die wir seit vierzig Jahren erwartet haben"

tönt der „Wachtturm" in seiner März-Ausgabe 1914.
Und weiter auf jener „Wachtturm"-Seite:
„Wenn früher oder später die Zeit kommt, da das soziale Gebäude zusammenbricht, da die Banken die Zahlungen an die Einleger einstellen, da Fabriken und Werkstätten geschlossen werden, da das Volk hungrig ist, so können wir sicher sein, daß ein Krach und eine Explosion bald folgen wird."

Also das Gemälde, welches der Schwarzmaler Russell da aufzeichnet, kann man (auch wenn er es selbst nicht tut), durchaus in dem Satz zusammenfassen:
„Was der Mensch sät - das wird er auch ernten".
Gibt es also Kritik an hochegoistischer Tagespolitik, und schwant so manchem, das könne und werde wohl nicht folgenlos bleiben, so ist dieses das Eine.
Das andere wäre die Frage, was das alles mit dem „großen Zampano" zu tun haben soll. Der ist doch bei diesen Vorgängen so überflüssig wie ein Kropf.

Die eigentliche Frage lautet also nach der Gestaltung einer verantwortlichen Tagespolitik.
Was nun besagtem „großen Zampano" anbelangt, so deucht es auch Russell, der ist wieder mal im seinem Tiefschlaf versunken, sofern er denn überhaupt noch lebt.
Das Hoffen und Harren, welches Russell da ventiliert, ist lediglich eine zusätzliche Verschärfung und Begünstigung, politischer Fehlentscheidungen.
Und so jammert der politische Waschlappen Russell den weiter:
„Sind wir keineswegs sicher, daß dieses Jahr 1914 einen so radikalen und schnellen Wechsel der Zeitverwaltung bringen wird, wie wir ihn erwartet haben."

Und das ganze bestückt er dann noch mit der These:
„Wenn es sich später herausstellen sollte, daß die Herauswahl gegen Ende Oktober 1914 nicht verherrlicht ist, so werden wir uns mit dem Willen des Herrn zu begnügen suchen, welcher Art der auch immer sein mag. ... Wenn das Jahr 1915 vorbeigehen sollte, ohne daß die Herauswahl vollendet ... So möchten darin einige eine Kalamität erblicken. Bei uns würde dies nicht der Fall sein. ...
Wenn nach der Vorsehung des Herrn die Zeit fünfundzwanzig Jahre später kommen sollte, so würde der Wille des Herrn auch unser Wille sein."

Ergo geht es ihm primär nur darum, seine Dummheitsverkaufs-Firma weiter am laufen zu halten. Und ansonsten könne alles so bleiben wie gehabt, oder sich auch weiter verschlechtern.

In der Tat Waschlappen vom Typus Russell und Co werden einen notwendigen Politikwechsel nicht befördern, ihn eher blockieren. In Vergangenheit und Gegenwart!
Russell und Co gleicht eher den Geisslern im Mittelalter, welche durch Selbstgeisselung wähnten die @#$%& unter Kontrolle bringen zu können. Genau das konnten sie eben nicht!
Nur durch Anwendung strikster Hygiene hätte eine reale Chance bestanden.
Genau diese notwendige geistige Hygiene, verhindern Waschlappen vom Typus Russell und Co auch in der Gegenwart!

Bemerkenswert (als Dokument der Selbstcharakterisierung) auch noch der Passus in jener WT-Ausgabe:

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" März 1914

Am Rande notiert.
Über ein (heute weitgehend vergessenes) „kaiserliches Machtwort" berichtet die „Freiburger Zeitung" vom 16. 3. 1914 unter der Überschrift „Lindenuntertunnelung in Berlin". Auch die Wikipedia widmet dieser heutigen technischen Ruine einen Beitrag, nebst nachfolgenden Links.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=16b&year=1914&month=03&project=3&anzahl=4
http://berliner-unterwelten.de/lindentunnel.324.0.html

Noch eine Meldung, die zumindest ich, nicht für „übergehenswert" erachte in der „Freiburger Zeitung" vom 23. 3. 1914.

Nur etwa ein halbes Jahr vor dieser Meldung, gab es auch die Meldung über die Neu-Gründung der Deutschen Bücherei in Leipzig.
Die vollzog gegenüber anderen wissenschaftlichen Bibliotheken schon mal den bedeutenden Unterschied, relative Vollständigkeit, alles deutschsprachigen Schrifttums, als angestrebtes Sammlungsziel zu definieren.
Die anderen Bibliotheken hingegen praktizieren das Auswahlprinzip. Etliches was sie als „unwürdig" erachten, sammeln sie auch nicht.
Nun berichtet genannter Artikel der „Freiburger Zeitung" über die Eröffnung eines Neubaues der Königlichen Bibliothek in Berlin (die schon vordem bestand). Diese Erweiterung ihrer Räumlichkeiten hätte die Chance geboten, ebenfalls auf Vollständigkeit (als Zielsetzung) umzustellen. Jene damals von dem Theologen Adolf Harnack geleitete Bibliothek, nutzte diese Chance aber nicht.
Zu berücksichtigen ist weiter, dass der Zugang zu ihren Beständen keineswegs (im Kaiserreich) für die allgemeine Öffentlichkeit möglich war. Nur Honoratioren und sonstigen Begünstigten war (damals) der Zugang möglich. Für das breite Publikum bestand allenfalls Zugang zu Volksbibliotheken (in Berlin etwa die Stadtbibliothek).
Die heute Staatsbibliothek gewährte dieses Maß an Öffentlichkeit damals nicht.
Motto von Harnack, als Vertreter seiner Kaste, der Religionsindustrie war weiterhin der Slogan für die breiten Volksmassen Bete und arbeite. Nur wenn die Proleten damit voll ausgelastet waren, war für diese Herrschaften „die Welt noch in Ordnung". Bildung auch der „unteren Stände"? Doch blos das nicht. Die „unteren Stände" sollten sich schon mal mit der Verdummungsindustrie der religiösen Szene, und ihren Angeboten begnügen. Dann sei weitere Bildung wie von selbst „überflüssig".
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=23a1&year=1914&month=03&project=3&anzahl=4

Ebenfalls in der „Freiburger Zeitung" vom 11. 3. 1914 nachfolgendes gelesen:
„Schwere Bestrafung eines Adventisten.
Vor dem Kriegsgericht der 35. Division in Graudenz hatte sich wegen Beharrens im Ungehorsam mit ausdrücklicher Gehorsamsverweigerung vor versammelter Mannschaft der Soldat Georg Tonert vom Festungsgefängnis in Graudenz zu verantworten. Tonert verweigert seit seiner Einstellung beim Infanterie (an) Samstagen als Adventist den Dienst. Alle Ermahnungen des Geistlichen, der Richter und seiner Vorgesetzten halfen nichts.
Der Mann beruft sich auf die Bibel, auf Grund dieser der siebente Tag durch keinen Dienst entheiligt werden dürfe. Das Kriegsgericht im Regiment Nr. 175, hielt im Oktober 1912 eine strenge Bestrafung für erforderlich und ging in der Strafzumessung über den Antrag des Anklagevertreters hinaus. Das Urteil lautete auf zwei Jahre Gefängnis."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=11b&year=1914&month=03&project=3&anzahl=4

Siehe thematisch auch den früheren Bericht desgleichen Blattes ("Freiburger Zeitung" vom 11. 3. 1911) Zufall oder was? Beide unterschiedlichen Berichte wurden an einem 11. 3. publiziert. Lediglich in anderen Jahren.
Der Bericht von 1911 notierte:
„Das Reichsmilitärgericht hat gestern über den Fall des Adventisten Naumann das entscheidende Wort gesprochen. An jedem Samstag weigerte sich Naumann, militärische Dienste zu verrichten und wurde deshalb vom Kriegsgericht zu strengen Arrest- und Gefängnisstrafen verurteilt, die sich schließlich auf insgesamt 5 ½ Jahre Gefängnis beliefen. Er weigert sich jedoch auch heute noch im Spandauer Festungsgefängnis an jedem Samstag, Arbeiten zu verrichten. Das Reichsgericht hob das Urteil aus formellen Gründen insoweit auf, als der Angeklagte zu der Ehrenstrafe der Degradation verurteilt worden war. Naumann hat also kaum mehr Aussicht, das Gefängnis jemals zu verlassen."
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=11a2&year=1911&month=03&project=3&anzahl=4

Auf den Fall Naumann, kam Johannes Heer in seiner Schrift:  „Wie ich zum Siebentags-Adventismus kam und davon wieder erlöst wurde"

(1925) auch mit zu sprechen, wenn er darin auch notierte (S. 19):
„Vor dem Kriege haben denn auch viele Adventisten in Deutschland von ihren Führern angespornt, durch ihre strenge Sabbatfeier ernsthaft gelitten. Ein A.S.T. namens Naumann hat sogar nacheinander 5 ½ Jahre Gefängnisstrafe deshalb durchgemacht. Zu meiner Zeit wurde er als ein Vorbild und Held des Glaubens hingestellt. Keine noch so schwere Strafe vermochte ihn von seinem Prinzip abzubringen, bis er schließlich zu der innerlichen Überzeugung kam, daß er unnütz für eine Irrlehre Bedrückung litt."

Der adventistische Autor Johannes Hartlapp, kommt beiläufig in seinem Buch: „Siebenten-Tags-Adventisten im Nationalsozialismus unter Berücksichtigung der geschichtlichen und theologischen Entwicklung in Deutschland von 1875 bis 1950" (2008) auch auf Naumann und ähnliche Fälle zu sprechen, wenn er in einer Fußnote auf einen anderen adventistischen Autor (Padderatz) verweist und anmerkt:

„Die bekanntesten Fälle von Wehrdienstverweigerung am Samstag seien (Julius Mügge, Gottlieb Zeglatis, Naumann) vor dem Ersten Weltkrieg."

Unter Hinweis auf ein Archiv, die „umfangreiche Zeitschriftenausschnittsammlung der Hamburger Politischen Polizei"

seien etwa 35 ähnliche Fälle belegt.
Allesamt beschränkten ihre Wehrdienstverweigerung auf den Samstag, nicht aber die übrigen Wochentage.

Der genannte Gerhard Padderatz schreibt in seiner Dissertation „Conradi und Hamburg" auch (S. 225):
„Nicht alle adventistischen Rekruten verhielten sich jedoch so entschieden couragiert wie Mügge, Zeglatis, Klepzig und Naumann. Es kam vor, daß sie zwar zunächst den gleichen Weg einschlugen wie diese, dann jedoch - etwa durch eine Gerichtsverhandlung - ihren Sinn änderten und am Sabbat Dienst taten. In einigen Fällen kam es auch vor, daß junge Adventisten in die Vereinigten Staaten auswanderten, um sich den deutschen Militärbehörden zu entziehen, oder sich zumindest für einige Jahre dort aufhielten und erst zurückkehrten, wenn sie aus Altersgründen nicht mehr der Militärpflicht unterlagen."
Ein Amtsrichter, namens E. Dosenheimer aus Ludwigshafen a. Rh. nahm im Dezember 1907 unter der Überschrift  „Ein Adventist im Konflikt mit der Militärdienstspflicht"

kommentierend dazu Stellung. Veröffentlicht in einer Zeitschrift mit dem Titel „Der Dissident". Die wiederum ist als unselbstständige Zeitschrift zu bewerten, denn sie war eine Beilage zu einer anderen Zeitschrift mit dem Titel „Das freie Wort".
Inhaltlich sind beide Zeitschriften der frühen deutschen Freidenker-Szene zuortbar. Sie singen somit nicht generell das „Lob" der Religionsindustrie.
Herr Dosenheimer wiederum beruft sich auf einen Pressebericht der „Frankfurter Zeitung" vom 2. Oktober 1907.
Darin wurde über ein Kriegsgerichtsverfahren gegen den  „Ersatzreservist August Hanke vor dem Kriegsgericht der 8. Division zu Halle a. S. wegen Gehorsamsverweigerung und Beharrens im Ungehorsam"  berichtet.
Er habe sich als Adventist geweigert an  „einer Übung seines Regiments an den beiden Samstagen des 7. und 14. September Dienst zu tun, dem Serganten gegenüber, der ihn wiederholt zum Dienst aufforderte, sich darauf berufend, daß er am Samstag nicht arbeiten dürfe. Arbeite er am Samstag, dann bringe er sich um die ewige Seligkeit."

Der Bericht geht weiter mit der Aussage.„Der Ankläger meint, wenn Hanke es mit der heiligen Schrift so sehr genau nehme, so müsse er auch den Vers 1 in Kapitel Römer 13 beherzigen, wo geschrieben stehe: 'Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott."

Das indes beeindruckte den Angeklagten in keiner Weise. Er wurde zu drei Monaten und 15 Tagen Gefängnis verurteilt.
Dosenheimer seinerseits kommentiert dazu im „Dissident":

„Warum werden nur bestimmte Konfessionen begünstigt, warum wird nicht jedem die freie Ausübung seines Glaubens zugestanden? Warum darf der Adventist in seinem innersten religiösen Empfindungen aufs tiefste verletzt werden?
Haben die Protestanten und Katholiken den Nachweis erbracht, daß nur ihr Glauben begründet ist? Wer beweist uns, daß der Adventist mit seiner Bibelauslegung sich im Irrtum befindet?"

Die Quintessenz seiner Ausführung besteht dann in der Forderung einer staatlichen Neutralität gegenüber der Religionsindustrie, die aber weder im kaiserlichen Deutschland, noch in der Gegenwart gegeben ist.
Wer die Ansichten von Teilen der Religionsindustrie privilegiert, andere Teile hingegen davon ausnimmt, misst mit zweierlei Maß.
Dosenheimer räumt aber auch ein  „das Regiment war durchaus berechtigt von Hacke den Dienst zu verlangen."

Seiner Meinung nach wäre das Aufeinanderprallen dieser unterschiedlichen Ansichten und Interessen, nur dann lösbar (und letztlich der staatliche Anspruch ohne faden Beigeschmack durchsetzbar), wäre der Staat gegenüber der Religionsindustrie gleich welcher Couleur, wirklich neutral. Dieweil er letzteres eben nicht ist, anerkennt Dosenheimer nicht den Anspruch des Staates seine Sicht der Dinge um jeden Preis durchzusetzen.
In Bewertung der Gesamt-Zeitgeschichtlichen Umstände hingegen, war Dosenheimer ein einsamer Rufer in der Wüste, den keiner erhörte. Es wäre sicherlich auch eine Fehldeutung zu meinen, hätte Dosenheimer das Sagen gehabt, in seinem Sinne, wäre den Adventisten „nichts passiert". Er hätte sehr wohl die staatlichen Interessen in dem Fall vertreten und wohl auch durchgesetzt. Er nimmt eben an der staatlichen Inkonsequenz Anstoß und an sonst nichts.
Das alles spielte sich in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg ab. Als der dann ausbrach, wurde von höchster adventistischer Stelle die Wehrdienstverweigerung am Sabbat revidiert. Das war jetzt möglich, auch um den Preis, damit organisatorische Absplitterungen zu verursachen, von denen, welche die alte Position als unwandelbar, fortsetzen wollten. Die so Abgesplitterten indes blieben eine Minorität, bis in die Gegenwart.
Der Hauptstrom der Adventisten indes „passte sich an."

„Letzte Hauptversammlung"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. April 2014 03:03

Vor Einhundert Jahren
Also tönt Herr Emil Wetzel in einem im „Wachtturm" vom April 1914 abgedruckten Leserbrief:

„Es wird euch interessieren , daß für morgen, Donnerstag den 12. März abends hier in Dresden ein öffentlicher Vortrag angekündigt ist mit dem uns vielsagenden Thema: „Kirche und Staat: nicht Trennung sondern Zusammenarbeit" Vielleicht verteilen wir am Ausgang „Harmagedon".

Ziemlich knapp diese Angabe für mein Empfinden. Und genannter Vortragstitel durchaus missdeutbar. Da drängt sich fast der Eindruck eines vorsätzlich inszenierten Dummenfangs auf.
Wenn da also etwa ein Traktat zum Thema „Harmagedon" am Vortragsende verteilt werden soll, dann dürfte dessen Inhalt wohl das Gegenteil von dem beinhalten, was ein Außenstehender, noch nicht mit der Bibelforscher-Terminologie vertrauter, bei einem solchen Vortragstitel vermuten mag.
Ergo legt man eine Art vergifteten Speck aus, um damit „Mäuse zu fangen".
Ein weiterer Leserbrief in dieser WT-Ausgabe, kündet von einem öffentlichen Vortrag den der WTG-Hörige Emil Lanz hielt, und in der er seine Glaubensgewissheit unterstrich, spätestens im Oktober 1914 wurde sich der WTG-Erwartungshorizont erfüllen.
Auffällig an diesem Leserbrief, nicht Lanz selber schrieb ihn, sondern unterzeichnet ist er mit:
„Gustav und Anna Bachmann".
Genannte Herrschaften sehen sich nun durch besagte Glaubensgewissheit des Herrn Lanz, in ihren eigenen ähnlichen Erwartungen gestärkt.
Besonders aber bemerkenswert der in diesem Leserbrief auch enthaltene Passus:
„Wenn auch etliche der lieben Mitgeschwister durch die neuerlichen Ausführungen im „Wachtturm" in ihrer chronologischen Überzeugung erschüttert oder gar aus dem Gleise geworfen werden mögen, so wissen wir doch, das dies eines der wirksamsten Prüfungen und Sichtungen bedeutet und solche offenbart, die sich in ihrem Herzen nur auf eine bestimmte Zeit anstatt „bis in den Tod" Gott geweiht haben."

Ohne es ausdrücklich zu erwähnen wird dabei offenbar auf die (deutsche) „Wachtturm"-Ausgabe vom März 1914 Bezug genommen, und als Reaktion darauf das Motto praktiziert.
Lautes Singen im einsamen Wald, solle Kraft geben!


Aber ein „Highlight" hat auch diese WT-Ausgabe parat. Unter der Vorankündigung einer für den 10 bis 13. April 1914 terminierten „Hauptversammlung" in Barmen, gibt es den vollmundigen Satz:
„Die diesjährige Hauptversammlung in Barmen dürfte die letzte ihrer Art sein. Das sagen wir im Glauben an das feste prophetische Wort."

Damit dürfte wiedermal die Gesangsarie im einsamen Wald angestimmt sein!

Das alternative Kontrastprogramm (Ohne inhaltliche Bewertung)
:
"Die Aussicht" April 1914
Gelesen in der „Freiburger Zeitung" vom 19. April 1914
Massensuggestion

Gedächtnismahl 1914
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Mai 2014 02:44
Vor Einhundert Jahren
Laut „Wachtturm" vom Mai 1914 seien in Deutschland beim Gedächtnismahl im Jahre 1914 1.440 Anwesende gezählt worden. Für die Schweiz wird die Zahl mit etwa 200 angegeben.
Diese Zahl untergliedert sich dann in:
Barmen 500, Berlin 133, Dresden 103. Die weiteren genannten Orte liegen allesamt unter 100 Anwesende.
Bei der Barmen bezüglichen Zahl ist zu berücksichtigen, dass dort zeitgleich damit die „Hauptversammlung" gekoppelt war. Somit ein nicht unwesentlicher Anteil der in Barmen Anwesenden, aus solchen bestand, die an anderen Orten wohnhaft sind.
Allerdings gab es auch solche, welche der Gedächtnismahlfeier in ihren Wohnorten den Vorzug gaben. Dafür spricht die Angabe:
Freitag und Sonnabend 500 Anwesende (und in diesem Zeitraum fiel das Gedächtnismahl). Sonntag und Montag (Hauptversammlung) 6 - 700 Anwesende.
Als Highlight bekam die versammelten Herrschaften dann wohl zum erstenmal das „Photodrama der Schöpfung" vorgeführt.
Laut „Wachtturm" vom August 1914, seien die ersten Vorführungen des „Photodramas" in Deutschland, für die Öffentlichkeit, erst ab August 1914 vorgesehen. Die versammelten Herrschaften in Barmen erlebten also dessen Premiere.

http://rutube.ru/video/18bb533a47c9af3a69189ed4a047cb86/

Berücksichtigt man die Angaben im (deutschen) „Wachtturm" vom März 1914 (englischer Wachtower schon in der Januar-Ausgabe 1914), wo Russell selbst zugeben musste. Er selbst glaube nicht mehr so recht an seine Ententeichthesen für Oktober 1914, nahm besagtes „Photodrama" zunehmend die Funktion eines „Trostbonbons" war. Die WTG-Hörigen hatten damit ein neues „Spielzeug" zur Hand, mit dem sie sich selbst weiter emotionalisieren konnten.
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Mai 1914

Gleich in drei Artikeln des Monats Mai 1914 der „Freiburger Zeitung" (3. 5.; 13. 5.;28. 5. 1914) begegnet man den „Bauchschmerzen" der „Freireligiösen Gemeinde". Damals noch weitgehend selbstständig, heutige Reste (so es sie noch gibt) weitgehend absorbiert vom Freidenkertum („Humanistischer Verband").
Worum es ging, vereinfacht zusammengefasst um Money, um das Bestreben, auch aus der Steuerzahlerkasse alimentiert zu werden.
Nur, die religiöse Konkurrenz setzte ihren Lobbyismus dagegen, so das letztendlich die „süßen Früchte" für die Freireligiösen ziemlich hoch hingen.
Einer ihrer damaligen Wortführer, Dr. Max Maurenbrecher sah sich daher in einem Artikel vom 28. 5. 1914 zu der Klage veranlasst:
„Besonders scharf wandte sich der Redner, der Pfarrer der Mannheimer freireligiösen Gemeinde ist, gegen den Erlaß des erzbischöflichen Ordinariats, der den freireligiösen Unterricht als staatswidrig verboten wissen will. Man könne ebenso gut sagen, daß die katholische Religion staatswidrig sei, da sie z. B. die staatlich allein gültige Zivilehe als Konkubinat bezeichne."

Zu Maurenbrecher, siehe auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,30866,30867#msg-30867
07. Juli 2009 07:07 (etwas weiter unten in diesem Text) und
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,70367,85591#msg-85591
18. November 2010 03:18

Futter für Freimaurerriecher
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 06. Juni 2014 06:24
Vor Einhundert Jahren
In einem Bericht über die angelaufene Vorführung des „Photodramas der Schöpfung" im „Wachtturm" vom Juni 1914 liest man auch die Sätze, man nehme als Veranstaltungsörtlichkeiten „vorläufig nur solche Gelegenheiten wahr, wo sich besonders niedrige Angebote für Säle bieten."

Man suche „Theater zu mieten, deren Verwalter infolge schlechten Geschäftsganges, gerne bereit sind, uns ihre Gebäude zu überlassen ... wofern nur ihre direkten Selbstkosten entschädigt" würden.

Eine durchaus verallgemeinbare WTG-Aussage, welche auch heutzutage noch ihr Agieren bestimmt.
Selbstredend sind die örtlichen Umstände dafür das Wesensbestimmende.
„Futter für Freimaurerriecher" bietet diese WTG-Ausgabe desweiteren.
Zwei größere Versammlungen in Königsberg und in Stettin werden angekündigt, und die Interessenten gebeten, sich bei entsprechenden Kontaktadressen voranzumelden. Im Falle Königsberg wird dazu eine Privatanschrift genannt. Anders im Falle Stettin.
Dort liest man: „Anmeldungen sind zu richten an die Vereinigung Ernster Bibelforscher, Logenhaus, Gr. Wollweberstr. 64".

Was im Falle „Photodrama" erwähnt wurde, dürfte auch im Falle Stettin gelten.
Die etablierten Kirchen dürften dort ihre Räumlichkeiten kaum zur Verfügung gestellt haben. Ergo ist das „Angebot" an möglichen Versammlungsstätten schon mal eingeschränkt.
Das nun besagtes Logenhaus dort genannt wurde, scheint dafür zu sprechen. Es bestand wohl also schon eine Bibelforschergemeinde, welche den Status, sich nur in Privatwohnungen zu versammeln, überschritten hatte.
Das dabei das Logenhaus in die engere Wahl fiel, darf durchaus den örtlichen Gegebenheiten zugeschrieben werden. Wer anderer Meinung ist, müsste belegen, welches „günstiges" Angebot denn die Bibelforscher alternativ in Stettin gehabt haben sollen. Ich fürchte nur, da kommt kein Beweiskräftiger Nachweis.

Als Vergleich könnte erwähnt werden. Ziemlich spät, ermöglichte das DDR-Regime ab Ende der 1950er Jahre, den historischen Zeugen Jehovas-Splittergruppen im Magdeburger Raum um Balzereit und Co eine eigene Zeitschrift „Nachdenkliches aus Leben und Christentum". In selbiger fanden sich auch Kontaktadressen örtlicher Versammlungen. Bekannt ist (die spätere „Christliche Verantwortung" berichtete auch noch davon), das darunter auch Räumlichkeiten waren, welche den Mormonen gehören.
Siehe auch die makabre Angabe im Forum Mormonentum.de
http://forum.mormonentum.de/5725.html
Der dort genannte Herr Goliasch zu Ostzeiten schon Mitglied der Ost-CDU, nach der Politischen Wende dann erster sächsischer CDU-Vorsitzender, bis man ihm in Sachen Stasi den Strick drehte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Goliasch

Die Entscheidung, welche Räumlichkeiten genutzt werden konnten, hing aber letztendlich von den örtlichen Gegebenheiten ab.
In beiden genannten Fällen, gaben die Genannten, ihre eigene Identität durch Nutzung solcher Räumlichkeiten, keinesfalls auf.
Ansonsten müsste man nämlich auch postulieren, die Zeugen Jehovas seien zum „Fußballverein" mutiert, dieweil sie gelegentlich auch solche Immobilien für ihre Zwecke anmieten. So naiv das zu behaupten, wird wohl kaum einer sein.
Anders indes bei der Naivität in Sachen Freimaurerei.

Siehe Beispielhaft auch das Zitat aus der CV 75:
„Wir haben da den Bund freier Christengemeinden (BfC). Ihr offizieller Vertreter ist Br. Peter Förster. 825 Meißen, Roter Weg 10 (Geschäftsstelle). Sie haben regelmäßige Zusammenkünfte u. a. in:
Gemeinde Dresden, Robert-Blum-Straße 6 (Raum Adv. Gem.) sonntags, Mai/Sept. 9-10.30, Okt./Apr. 14.30-16 Uhr
Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Gießerstr. 36 (Jgd.-Zi. St. Joseph) sonnabends, 13.30-15.30 Uhr
Gemeinde Leipzig, Witzgallstr. 10 (Jgd.-Zi. St. Laurentius) sonnabends, 14-16 Uhr.
Wir haben weiter die Freie Christengemeinde, mit ihrem offiziellen Vertreter Br. Martin Pfützmann, 703 Leipzig, Bürgerstr. 1. Sie versammeln sich u. a.:
Gemeinde Leipzig, Blumenstr. 74 (Meth. Gem.) sonntags, 14-14.30 Uhr.
Wir haben weiter die Vereinigung freier Christengemeinden (VfC). Ihr offizieller Vertreter ist Br. Martin Domschke, 8023 Dresden, Großenhainer Str. 51. Ihre Versammlung in Magdeburg, am früheren Hauptsitz des deutschen Zweiges der WTG, findet statt:
Gemeinde Magdeburg, Bärstr. 9 (Raumgemeinschaft) sonntags, 13.30-15.00 Uhr.
Andere versammeln sich regelmäßig in: Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Schloßstr. 4-6 (Raumgem.) sonntags, 14-16 Uhr
Gemeinde Leipzig, Maurice-Thorez-Str. 22 (Raumgem.) sonnabends, 16-17.30 Uhr.
Verbindungsmöglichkeiten bestehen weiter u. a. in Meißen, Freiberg, Altenburg, Naumburg, Bernburg, Potsdam. Falkensee, Berlin, Wilthen,
Lützschena und vielen anderen Orten, in denen Brüder und Schwestern
bekannt sind, die die WTG-Abwege verlassen haben."

In dieser Auflistung tauchen die Mormonen zwar namentlich nicht mit auf. Erinnere ich mich recht, gehörten auch sie zu diesen Vermietern.
Nach wie vor liegen die relevanten Bewertungskriterien in Sachen Freimaurerei auf völlig anderen Feldern, als sie etwa der Adventist Walter Veith verkaufen möchte. Dem geht es nur um die Verteufelung jener Religionsformen die nicht gar so streng fundamentalistisch ausgerichtet sind wie er es gerne hätte.. Ich widerspreche auch ausdrücklich solchen Ex-ZJ die sich da von Zeit zu Zeit zum unterbelichteten Kolporteur des Veith machen, ohne selbst thematisch sachkundig zu sein.
Es ist das alte Lied. Beispielhaft die „Bild-Zeitung". Reißerische Überschriften, magerer Inhaltstext. Leider gibt es auch im ZJ/Ex-ZJ-Bereich, nicht wenige, die mit Texten über den Rahmen eines mageren Bild-Zeitungs-Text überfordert sind. Auf Grund dieser für sie Überforderung, auch gar nicht erst mal die Anstrengung (für sie) unternehmen, sich mit Texten über dem Level eines Bild-Zeitungs-Textes zu befassen und auseinander zu setzen.
Weiteres zum Thema Freimaurer
Die wesentliche Substanz in Sachen Freimaurer fasst mal ein Lexikontext der "Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche" (3. Aufl. Band 6 S. 261) wie folgt zusammen.

Man kann noch ein anderes Beispiel zur Veranschaulichung heranziehen. Der „Wachtturm" vom November 1914 teilt mit:
„Die ... angekündigte Tagesversammlung in Berlin findet nicht statt. An deren Stelle veranstalten die Berliner Geschwister, so Gott will, in der Zeit vom 28 bis 30. November eine Hauptversammlung, zu der auswärtige Geschwister und Freunde der Wahrheit herzlich eingeladen sind. Anmeldungen sind zu richten an die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher, Berlin N 20 Badstr. 32."
Der weitere Text kündet auch von der Vorführung des Photodramas der Schöpfung in Berlin, und dass der damalige Berliner „Bibelforscher-Häuptling" Friedrich Bösenberg, auch noch öffentliche Vorträge in Berlin halten werde.
Namentlich die genannte Anschrift (Badstr. 32) ist aber bereits als Veranstaltungsort früherer Bibelforscher-Veranstaltungen in Berlin bereits bekannt.
Im Jahre 1910 gab es die Meldung im „Wachtturm" über eine Zusammenkunft der WT-Hörigen im Saale "Festsäle Marienbad", Berlin-N., Badstr. 35/36".
Nun mag man einwenden, die Straßenangabe sei identisch, die Hausnummer differiere aber. Dies kann meines Erachtens durchaus so interpretiert werden, in besagter Nummer 32 ist halt das Büro des Etablishement „Festsäle Marienbad" untergebracht.
Jedenfalls hatten die Bibelforscher zu der Zeit, in Berlin noch kein eigenes Büro.
Sowohl die Privatanschriften von Bernhard Buchholz, als auch von Friedrich Bösenberg, welcher als Organisatoren in der Frühzeit, von Veranstaltungen der Bibelforscher in Berlin, in Erscheinung getreten sind, sind nicht identisch mit der besagten „Badstr."
Insoweit kann unterstellt werden, auch in Stettin, dürfte die Sachlage ähnlich gewesen sein.
Siehe auch:
http://www.staedte-klamotten.com/622-0-Wohnhaus-Badstrasse-35.html

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Juni 1914

Offenbar gelang es den Bibelforschern, eine Notiz über ihre "Hauptversammlung" in Zürich, in der "Freiburger Zeitung" vom 12. 6. 1914 aufnehmen zu lassen.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=12a1&year=1914&month=06&project=3&anzahl=4

Ob das Publikum der "Freiburger Zeitung" welches jene Notiz lesen konnte, eine tatsächlich reale Vorstellung darüber hatte, um was es sich bei besagten "Bibelforschern" handelte, darf eher bezweifelt werden. Ein Außenstehender, der noch keinen Kontakt zu ihnen persönlich hatte, mag sich unter den Detailbegriffen "Bibel" und "Forscher" durchaus etwas anderes vorstellen. Auf die US-amerikanischen Wurzeln geht jener Text schon mal nicht mit ein. Weder wird Russell erwähnt, noch seine "Schriftstudien", noch die hochgespannten Erwartungen für Oktober 1914.

In den Gottesdienst-Ankündigungen, welche die "Freiburger Zeitung" ziemlich regelmäßig publizierte, werden zwar Siebenten-Tags-Adventisten. Neuapostolische und noch ein paar weitere Freikirchen genannt. Besagte "Bibelforscher" indes, existieren für diesen Kirchenkalender nicht.

Einer folgenschweren Meldung begegnet man in der "Freiburger Zeitung" vom 29. 6. 1914 unter der Überschrift:
"Das österreichische Thronfolgerpaar erschossen"
Man weis in rückblickender Betrachtung. Jenes Fanal blieb nicht folgenlos. Es war der Auftakt zum Hineinschlittern in den ersten Weltkrieg.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=29a1&year=1914&month=06&project=3&anzahl=4

Russells Zirkelschlusstheologie
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 03. Juli 2014 03:46
Vor Einhundert Jahren
Also tönt Herr Russell im „Wachtturm" vom Juli 1914 erneut:
„Wenn dieses Jahr (1914) vorübergehen sollte ohne daß die Herauswahl eine besondere Offenbarung göttlicher Gunst durch die Auferstehungsverwandlung von der irdischen zur geistigen Daseinsstufe erfährt, so werden wir wissen, daß wir in unserem Urteil hinsichtlich der Zeit, in welcher dieses große Ereignis zu erwarten steht, geirrt haben ..."

Der Narr Russell dokumentiert mit dieser Aussage erneut, dass er langsam „kalte Füße" bekommt!
Ähnlich ist auch die Aussage in dergleichen WT-Ausgabe zu werten:

Aber er wähnt weiter, die tatsächlichen Weltverhältnisse wurden doch seinen Erwartungshorizont weiterhin bestätigen. Zu dem Schreckensgemälde dass er da aufzeichnet, gehört dann wohl auch dieses Detail:

Laufen also die Geschäfte der Religionsindustrie, einschließlich der des Herrn Russell, zunehmend schlechter, so ist das für ihn der „Beweis" für die Richtigkeit seiner Theorien.
So „einfach" sei das also!
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Juli 1914

Am 1. 7. 1914 berichtete die „Freiburger Zeitung" über einen begonnenen Prozess gegen Rosa Luxemburg „wegen Beleidigung des deutschen Heeres".
Frau Luxemburg hatte einen nachweisbaren Soldaten-Selbstmord thematisiert und es so dargestellt, der Fall sei nicht untypisch, für das Klima, welches in der deutschen Armee vorherrsche.
Es ist also der Vorwurf von Soldatenmißhandlungen, der seitens der Armeeführung bestritten, respektive bagatellisiert wird, und der nun zum Justizspektakel hochstilisiert wird.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=01a3&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=04a2&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4

Die aufgeheizte Stimmung mag ein anderer Gerichtsbericht in der „Freiburger Zeitung" vom 10. 7. 1914 verdeutlichen.
Ihm zufolge wurde der Kunstmaler Johann Jakob Waltz, genannt Hansi, vor dem Reichsgericht mit einem Hochverratsprozeß überzogen.
Zu dem in diesem Kontext vor Gericht vorgetragenen „Schuldkonto" des Angeklagten gehörte dann auch dieses.
Er hatte auch eine Zeichnung publiziert, für die er wohl schon vor dem genannten „Hochverratsprozess" wegen Beleidigung verurteilt worden war, in welcher er einen Stuhl in einem Zentralhotel darstellte, auf dem ein deutscher Offizier gesessen habe. Jener Stuhl sei im Anschluss daran „durch brennendes Zucker desinfiziert worden."
Mit dieser Karikatur sahen sich die Herren Offiziere wohl in ihrer Ehre unerträglich verletzt, und verlangten Genugtuung vor den Schranken des Kadi.
Offenbar meinte man diesem Karikaturisten noch weiteres ähnliches anhängen zu können, was sich dann in der Form steigerte, daraus gar einen Hochverratsprozess zu konstruieren!
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=10a1&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4

Es wird ernst!
„Freiburger Zeitung" 25. 7. 1914 (und Folgetage; hier nur bis zum Monatsende ausgewertet).

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=25a1&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=27a1&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=29a1&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=31b&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4

Siehe auch:
Erläuterungen von Hannah Vogt

Eine Selbstcharakterisierung
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 12. August 2014 06:08
Vor Einhundert Jahren

Zwei Namen von Leserbriefschreibern kann man in der „Wachtturm"-Ausgabe vom August 1914 auch begegnen.
Friedrich Bösenberg
und Emil Sadlack. Mag die Substanz ihrer Mitteilungen, die da der WT abdruckte, auch den Tenor eines Jubelgesanges nicht verlassen, so gilt es indes auch festzuhalten, dass beiden genannten, in späteren Jahren das der WTG „zujubeln" noch gründlich vergangen ist.

Gelesen im „Wachtturm" vom August 1914:
„Ob wir noch Theater und dergleichen besuchen sollen, ist eine Frage, die für uns längst geregelt sein sollte, ehe wir uns weihten. ... Indem wir lernten die Dinge vom Standpunkte Gottes aus zu betrachten, verändern sich unsere Ansichten in bezug auf Essen, Trinken und die täglichen Gewohnheiten."

Es mag zwar Vertreter der Religionsindustrie geben, welche ihre Weltfremdheit noch etwas drastischer ausformuliert haben, als es in diesem Falle der Herr Russell tat. Aber die Tendenz dürfte schon deutlich genug sein. Sein „Himmelwärts-Verein" biete schon genug Theater. Da seien dann tatsächliche Theaterbesuche überflüssig.
Siehe auch:
Mysnip.106741 (Ablehnung des Theaters schon bei Tertullian nachweisbar).
Noch ein weiteres Highlight hat Herr Russell in dieser WT-Ausgabe mitzuteilen, indem er die Meinung vertritt:
„Es wird behauptet, dass mehr als die Hälfte aller Insassen von Irrenhäusern sich dort befinden, nicht weil die Funktionen ihres Gehirnes gestört sind, sondern weil sie von bösen Geistern besessen sind."
Ende der Durchsage Made in Russell.
Zurückbleibt die vom „Wachtturm" nicht beantwortete Frage. Wollte Herr Russell damit eine Selbstcharakterisierung abliefern?

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" August 1914

Die Eskalationsschraube dreht sich weiter

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=01a1&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=02a1&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=02y&year=1914&month=08&project=3&anzahl=2
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=02y&year=1914& month=08&project=3&anzahl=2
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=04a1&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=05a&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=02a1&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
Ergänzt im redaktionellen Teil der "Freiburger Zeitung" mit der Angabe:
Kriegspredigt Psalm 130 und Psalm 46
Und siehe da: Die alte Fibel Bibel, lässt sich für vielerlei gebrauchen, wenn nur die "rechten" Ausdeuter am Werke sind.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=02a2&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=03b&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4

Damit man weis, was "die Stunde geschlagen hat"

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=04a1&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4

In der Ausgabe vom 31. 8. 1914, versuchen auch die Bibelforscher ihr Süppchen per Inserat zu kochen. Also nicht blos die Uhrenverkäufer, auf das man wisse "wie spät es ist".
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=31b&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4

Wie tönte einst der Herr Deutscher Kaiser, in konzertiertem Gesang mit den Alldeutschen:
„Freiburger Zeitung" vom 1. 7. 1914.

Ob er das nach 1918 dann auch noch so wiederholen würde, erscheint eher zweifelhaft.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=01a3&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4

Der Krieg ist ausgebrochen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 03. September 2014 00:19
Vor Einhundert Jahren
Gelesen in der „Wachtturm"-Ausgabe vom September 1914.

Dieselbe WT-Ausgabe fühlt sich desweiteren dazu bemüßigt, unter Hinweis auf die Bibelstelle Römer 13:1-2, Reflektionen darüber anzustellen, die in der Artikelüberschrift zusammengefasst werden:
„Gott überwaltet das Tun der Menschen".

Einerseits wird eine Theorie abgelehnt, welche Könige etwa als „von Gottes Gnaden" bezeichnet. Andererseits wird aber nicht darauf verzichtet, Gott als „Strippenzieher" der Tagespolitik zu interpretieren. Charakteristisch ist dafür auch der Satz, in diesem „Wachtturm"-Artikel:
„Gott wusste, welcher Kandidat für das Amt eines Präsidenten der Vereinigten Staaten im Herbst 1912 der geeignetste sein würde. D. h. der am meisten Mitwirken würde in der Herbeiführung jener Verhältnisse, die nach seiner Zulassung zu dieser Zeit eintreten sollen."
Nun weis man, im Jahre 1929 gab Rutherford, dieser konventionellen Obrigkeitslehre den Laufpass. Nicht alle indes folgten Rutherford. Namentlich in den weiter bestehenden WTG-Splittergruppen, wirkte jenes Obrigkeitsverständnis fort, wie es Russell in der zitierten Form darbot.
Das wiederum beinhaltete, dass man sich gar entblödete, Hitlers Judenvernichtungspolitik, ebenfalls im Sinne der „göttlichen Strippenzieher"-These zu deuten.
Die Juden seien halt nicht in genügender Zahl freiwillig nach Palästina ausgewandert, zu Zeiten, wo diese Freiwilligkeit noch möglich war. Nun da es diese Freiwilligkeit so nicht mehr gäbe, würden gemäß „Gottes Plan" „Jäger" eben auch via brennender Auschwitzöfen, „Gottes Willen" weiter fortsetzen. Die Vokabel „brennende Auschwitzöfen" wurde selbstredend nicht wörtlich verwandt. Aber gegen die Hitler'sche Judenpolitik zu protestieren, etwa in den USA, wo es diesen Splittergruppen fallweise durchaus noch möglich gewesen wäre, das erachtete man auch nicht als notwendig.
Man vertrat also den Fatalismus „Es kommt so wie es kommt", und immer sei das dann „Gottes Wille".

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)

"Die Aussicht" September 1914

Gelesen in der "Freiburger Zeitung" vom 1. 9. 1914
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=01b&year=1914&month=09&project=3&anzahl=4

Der Krieg in Afrika und die Missionen ...
Sehr bald werden sich die Eingeborenen fragen, ob sie den Augenblick benutzen sollen um die ganze Herrschaft der Weißen abzuschütteln ...

Ein Geschäftemacher, offeriert via Inserat in der "Freiburger Zeitung" vom 10. 9. 1914, sein Soldatenlied "Hau, sie lieber Gott".
Es ist nicht bekannt ob tatsächliche Vertreter der Religionsindustrie dagegen Verwahrung eingelegt hätten. Also muss ihr "lieber Gott" zur Verklärung höchst irdischer Angelegenheiten herhalten, die mit vielem zu tun haben mögen, nur mit einem nicht: "Liebe".

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=10a1&year=1914&month=09&project=3&anzahl=4

Dafür haben Vertreter der Religionsindustrie andere Angebote auf Lager. Etwa dieses Inserat in der "Freiburger Zeitung" vom 24. 9. 1914

Einstweilen proklamierten in USA im ausgebrochenen Weltkrieg, noch ihre theoretische "Neutralität". Die "Freiburger Zeitung" vom 16. 9. 1914, berichtet über ein entsprechendes Statement des USA-Präsidenten Wilson.
Siehe auch den Bericht der "Freiburger Zeitung" vom 30. 9. 1914 über Wilsons Gebetstag für den Frieden, gegen den selbst C. T. Russell polemisierte.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=16b&year=1914&month=09&project=3&anzahl=4

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=30a2&year=1914&month=09&project=3&anzahl=2

Hyänen der Menschheit
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. Oktober 2014 01:29
Vor Einhundert Jahren
In einer Kommentierung des „Wachtturms" in der Ausgabe vom Oktober 1914, kann man bezüglich des nunmehr ausgebrochenen Weltkrieges, auch die Sätze lesen:

Das kommentierte der „Wachtturm" zu einer Zeit, in der es die in den Augen vieler, verrufene Sowjetunion, mit ihrer grundsätzlichen Terrorpolitik, noch nicht gab. Letzterer Umstand, sollte erst einige Jahre später, eben auch als Folge des Weltkrieges, eintreten.
Es gab in der zeitgenössischen Sozialdemokratie, in der Tat schon damals Strömungen, die von der späteren sowjetischen Politik träumten.
Es gab in der Sozialdemokratie den grundsätzlichen Dissenz zwischen „Evolution" und „Revolution". Von letzteren wurden dann die ersteren als „Revisionisten" verschrieen.
Es gab auch unterschiedliche Publikationsorgane, etwa die „Sozialistischen Monatshefte" (heutzutage sind jene historischen Ausgaben dieser Zeitschrift, sogar im Internet erreichbar).
Ich erinnere mich meiner eigenen „Sturm- und Drangzeit", Studien in wissenschaftlichen Bibliotheken betreffend. Dazu gehörte auch das Interesse an einzelnen Aufsätzen in besagtem „Sozialistischen Monatsheften". Einige wissenschaftliche Bibliotheken in Ostberlin, verfügten auch über sie. Hier wiederum war das Merkmal der DDR-Zensur zu beobachten. Besagte „Sozialistische Monatshefte" wurden vom Ostdeutschen Regime als Benutzungseingeschränkt eingestuft, eindeutig aus ideologischen Gründen. Dieweil man sie dem vom Ostdeutschen Regime verpönten „Revisionismus" zuordnete.
Wer mit den Ostdeutschen Zensurregiment in den wissenschaftlichen Bibliotheken vertraut ist, der weis, war derjenige einigermaßen in den wissenschaftlichen Bibliotheken bereits bekannt und geduldet, konnte er zwar auch mal solche „eingeschränkte" Sachen einsehen. Ein „Newcomer" indes, hätte in der gleichen Bibliotheken keine Chance dazu bekommen, es sei denn, er konnte hochrangige Befürwortungen dafür als Begründung, weshalb er interessiert sei, vorlegen.
Fakt ist jedenfalls, dass in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, in den genannten Disput zwischen den beiden Strömungen in der Sozialdemokratie, die „Evolutionisten" (oder wie ihre Gegner sie eben beschimpften „Revisionisten") die Oberhand hatten.
Russell indes outet sich als grundsätzlicher Gegner der Sozialdemokratie, ungeachtet ihrer genannten unterschiedlichen Strömungen.
Er schlägt sich damit auf die Seite des in den USA dominierenden Manchesterkapitalismus.
Sieg dem Starken - Untergang dem Schwachen, deren „heiliges Evangelium".
Von einem Ausgleich sozialer Spannungen, will auch er nichts wissen.
Seine „Alternative" heißt je ohnehin nur religiöses Opium in potenzierter Form zu offerieren, und sonst nichts. Nur der „große Zampano" soll alles denn mal „richten" - am Sankt Nimmerleinstag. Und je mehr die Betörten sich durch Thesen a la Russell benebeln lassen. Um so besser für die Manchesterkapitalisten, die Hyänen der Menschheit!
Russell im Hyänenstaat USA lebend, dort selbst zu Ober-Hyäne mutiert.
"sprecht sanft - aber habt immer den Knüppel in Aktion" (sinngemäß).

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Oktober 1914
„Der Prozeß gegen die Mörder des österreichischen Thronfolgerpaares" ist ein Artikel in der „Freiburger Zeitung" vom 14. 10. 1914 überschrieben.
In Zitierung der Anklageschrift liest man als Motiv des Mordanschlages, es bestände eine

„systematische Wühlarbeit gegen Österreich und die habsburgische Monarchie, Kroatien und Bosnien, den einzigen Zweck habend, Kroatien, Dalmatien, Istrien, Bosnien und die Herzegowina sowie die von den Serben bewohnten südungarischen Provinzen von Österreich-Ungarn loszureißen und an Serbien zu reihen."

Weiter sei das Motiv der Attentäter darin zu sehen:

„Die politische Vereinigung aller Südserben im Sinn (zu) haben und daß der Verfall des österreichisch-ungarischen und die Errichtung eines Groß-Serbischen Reiches ihr Ideal gewesen sei."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=14a1&year=1914&month=10&project=3&anzahl=4

Ein Kriegsberichterstatter, namens Paul Schweder, fühlt sich in der „Freiburger Zeitung" vom 15. 10. 1914 bemüßigt, einen umfänglichen Artikel unter der Überschrift „Gottesdienst im Feindesland" zu publizieren.
Darin jubelt er unter anderem:
„Er (der Prediger) verliest das Wort der Schrift aus dem Buche St. Pauli an die Römer im 8. Kapitel, wo es im 28. Verse heißt: 'Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.'
Und nachdem wir das Lied: 'Ich bete an die Macht der Liebe!' mit seltener Inbrunst gesungen haben, hält der redegewandte Feldprediger eine Ansprache, die ich zu der eindrucksvollsten Predigt rechnen darf, die ich je in meinem bewegten Leben gehört habe. Er begann damit, daß es sich die jungen franz. Krieger, die in dieser Halle noch vor wenigen Wochen ihre erste Ausbildung im Reiten erhalten haben, wohl nicht hätten träumen lassen, daß ein deutscher Gottesdienst diese Halle noch nachträglich weihen würde ..."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=15b&year=1914&month=10&project=3&anzahl=4
Keinesfalls „nur" kirchliche Kreise sprangen auf den Chauvinismuszug mit auf, wie in etwa auch dieses Inserat in der „Freiburger Zeitung" vom 16. 10. 1914 verdeutlichen kann.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=16a1&year=1914&month=10&project=3&anzahl=4

Oder auch dieser Artikel in der „Freiburger Zeitung" vom 19. 10. 1914 überschrieben: „Der Krieg und die Sozialdemokratie."
In ihm auch die Sätze:
„Trotzdem ist es gerade für unsere Feinde ungemein lehrreich, der neuesten Ausgabe der 'Sozialistischen Monatshefte' entnehmen zu können, daß die revisionistische Sozialdemokratie nicht nur ohne Vorbehalt die Losung des Durchhaltens unterschreibt ..."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=19a2&year=1914&month=10&project=3&anzahl=2

Nach Kriegsende wurde bei der Suche nach Buhmännern, dann vielfach auf die Freimaurerei abgestellt. Auch der Odd-Fellow-Orden, wird dieser zugerechnet.
Man vergleiche im Kontrast dazu die Meldung aus der „Freiburger Zeitung" vom 24. 10. 1914

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=24a1&year=1914&month=10&project=3&anzahl=4

Re: Hyänen der Menschheit
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 05. Oktober 2014 15:53

Zitat
Drahbeck
Vor Einhundert Jahren

In einer Kommentierung des „Wachtturms" in der Ausgabe vom Oktober 1914, kann man bezüglich des nunmehr ausgebrochenen Weltkrieges, auch die Sätze lesen:

C.T. Russell über den Ersten Weltkrieg:
Zitat
WACHTTURM
der der größte und schrecklichste und wahrscheinlich auch der letzte Krieg der Erde sein wird.
Den Zweiten Weltkrieg erlebte Russell nicht mehr.
Zitat
w11 1. 12. S. 11-13

ZU ALLEN Zeiten versuchten sich weise Männer darin, ... sogar die Zukunft vorherzusagen.

Meistens waren sie jedoch damit überfordert. So erging es zum Beispiel den Weisen von Babylon. ...

... und Jahrhunderte übergreifend den Wachtturm-Autoren!
„Lammfromm" durch die Zeiten gemogelt
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. November 2014 07:27
Vor Einhundert Jahren

Ein Brief Russells, datiert vom 2. Oktober 1914, zitiert in deutschen „Wachtturm" vom November 1914 kündet davon, er freue sich, dass das Werk in Deutschland durch den ausgebrochenen Krieg nicht ernstlich unterbrochen sei.
Auch titelt diese WT-Ausgabe weiter mit den Erscheinungsorten Barmen und Brooklyn.
Diese für die WTG einstweilen glimpfliche Situation, setzte „politisches Wohlverhalten" voraus. Ergo nichts zu tun, was von den Behörden als mißliebig gedeutet werden könnte. Ohne Zweifel hätte eine fallweise Wehrdienstverweigerung (die aber nicht gegeben war), zum Mißliebigen aus Behördensicht gehört.
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" November 1911
„Es sei daran erinnert, daß der Scheich ül Islam das geistliche Oberhaupt der Mohammedaner ist."

weis die „Freiburger Zeitung" vom 17. 12. 1914 mitzuteilen.
Und weiter wird besagter Herr Scheich mit der Aussage zitiert:
„Die Kinder Mohammeds, des Propheten, werden nicht untergehen. Wir sind glücklich, den Krieg gemeinsam mit den Armeen Österreichs-Ungarns und Kaiser Wilhelm zu führen."

Na, dann konnte für die deutsche Kriegführung nicht mehr viel schief gehen, angesichts solcher Schützenhilfe. Nur merkwürdig, der heutige Streitapfel Israel gehörte ja dann vor dem ersten Weltkrieg auch zum Osmanischen Reich (Türkei). Nach dem Kriege dann wohl nicht mehr.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=17a1&year=1914&month=11&project=3&anzahl=4

Kein Friedensstifter
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 03. Dezember 2014 02:38
Vor Einhundert Jahren
In der Rolle eines Unterstützers der Friedensstifter sah Russell sich angesichts des ausgebrochenen Weltkrieges sicherlich nicht.
Die nachstehenden Auszüge aus der „Wachtturm"-Ausgabe vom Dezember 1914 künden auch davon.

Durchaus vieldeutig auch diese martialische Passage in dieser WT-Ausgabe. Von ihr kann man wohl kaum sagen, dass sie etwa Wehrdienstgegnerisch orientiert wäre.
Sollte also die deutsche Zensur im Vorfeld jene „Wachtturm"-Ausgabe gesichtet haben, und ihr selbstgestelltes Ziel war es ja auch „defaitistische" Äußerungen zu verhindern, wäre sie in dieser WT-Ausgabe wohl kaum fündig geworden.
Bei der Bewertung jener WT-Passage ist keinesfalls das ausschlaggebende, wie die WT-Hörigen sie denn auffassen. Weitaus relevanter indes ist, wie sie auf Außenstehende wirkt. Und aus der Sicht von Außenstehenden lief sie kaum den deutschen Kriegsinteressen zuwider.

Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Dezember 1914

"Die Aussicht" Jahrgang 1914
"Zum dritten mal schon" muss die "Freiburger Zeitung" vom 14. 12. 1914 berichten, Freiburg sei das Angriffsziel feindlicher Flugzeuge geworden.
Bei meiner Auswertung der "Freiburger Zeitung" meine ich jedoch, über die erste und zweite Flugzeugattacke nichts registriert zu haben. Nun also schon zum dritten mal, was selbst dieses Blatt zu der Einsicht veranlasste. Das lässt sich wohl nicht länger totschweigen!

Damit wird deutlich, das die gepflegte Selbstsuggestion, "man siege ja am laufenden Bande", wohl nicht Wirklichkeitsadäquat war. Einige Ausgaben davor, meine ich auch "weiße Flecken" (unbedruckte Stellen) im Monat Dezember 1914, in der "Freiburger Zeitung" registriert zu haben. Die aber waren in den Monaten davor, so nicht zu beobachten.
In Ermangelung einer redaktionellen Erklärung dieses Blattes, zu diesen "weißen Flecken", besteht nur die Möglichkeit zu spekulieren.
Es würde mich überhaupt nicht wundern, würde ein objektives Urteil lauten.
Das sind von der Zensur veranlasste Streichungen!

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=14a1&year=1914&month=12&project=3&anzahl=4

Am 24. 12. 1914 gab es dann im gleichen Blatt die Mitteilung, zukünftig werde die Bevölkerung, vor dem Herannahen feindlicher Flugzeuge, durch Böllerschüsse gewarnt.
Sicherlich eine "passende" Weihnachtsmeldung.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=24a1&year=1914&month=12&project=3&anzahl=4

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