Der vorangegangene Jahrgang Kommentarserie 1913
Vor Einhundert Jahren
Im "Wachtturm" 1914 gelesen
Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)
Emil Lanz, Kolonien, Bibliotheken, adventistische Wehrdienstverweigerer, Versammlungsstätten, Kriegsbeginn,
Wer mit der Zeugen Jehovas-Geschichte vertraut ist, weis natürlich, das
besagter Zahnarzt. Dr. Lanz, den damaligen WTG-Hörigen zuzuordnen ist.
Wiederholung des Lanz-Inserates auch in der Ausgabe vom 29. 1. 1914 der
„Freiburger Zeitung".
Vielleicht noch eine Kontrastmeldung (ebenfalls in der „Freiburger Zeitung").
Auf diese Meldung aus Konstanz („Freiburger Zeitung" vom 15. 1. 1914), wartete
dann wohl die religiöse Welt:
Eine Katholikenversammlung nahm eine Resolution an, die sich mit dem Umstand
beschäftigte, die Stadt Konstanz plane die Errichtung eines Krematoriums auf
einem Konstanzer Friedhof.
„In der Resolution heißt es dann weiter;
„Die katholische Bevölkerung erblickt in dieser Verbindung eines Krematoriums
mit einer städtischen Leichenalle unter Einführung des Leichenhallenzwanges
eine Unterstützung antichristlicher Bestrebungen, eine rücksichtloseste
Verletzung des katholischen Empfindens ..."
Dergestalt motiviert, fühlt sich also der Pfarrer jener katholischen
Gemeinde dazu berufen, seine Schäfchen zum Protest zu animieren.
Wenn sich also das Wesen des Christentums in seiner Sicht an solchen
Streitfragen entscheidet, lässt das wohl tief blicken, auf die Substanz eines
solchen Christentums.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=15a2&year=1914&month=01&project=3&anzahl=4
Seitens der Evangelischen Kirche gab es in der Ausgabe vom 21. 4. 1914 der
„Freiburger Zeitung" auch eine Stellungnahme zum Thema Feuerbestattung. Die
indes unterscheidet sich von der katholischen schon mal dadurch, dass man es
vermeidet, das auch zu einem Grundsatz-Streit hochzustilisieren.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=21b&year=1914&month=04&project=3&anzahl=4
Freiburg/Br. scheint dann ja für die Religionsindustrie ein bevorzugter Ort zu
sein, in welchem sie denn ihre Thesen zu kredenzen pflegt.
Ebenfalls in der „Freiburger Zeitung" vom 28. 1. 1914 preist die Heilsarmee
eine ihrer Veranstaltungen an. Aber o weh! Sie vermag nur einen Engländer zu
präsentieren, der dann von einem deutschen Major selbiger übersetzt werden
müsse.
Einfach nur den Übersetzer den Vortrag machen zu lassen, und auf den Engländer
zu verzichte; das indes ist in ihrer Hierarchie wohl nicht vorgesehen.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=28a1&year=1914&month=01&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=29a1&year=1914&month=01&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=28b&year=1914&month=01&project=3&anzahl=4
Zu den „Harren in der Suppe" die er da wähnt wahrzunehmen gehört die
Angabe:
„Die Freilassungsaktion würde zur Zeit eine Summe
von über 8 Millionen Mark erfordern, und im Jahre 1920 noch mehr als 5 ½
Millionen Mark erfordern."
Er meint weiter zu wissen, falls die Sklaven freigelassen würden, wäre das Ergebnis, sie „würden als Plantagenarbeiter unter den gleichen Verhältnissen leben wie jetzt."
Also der Tenor der Stellungnahme des besagten Gouverneurs dürfte ziemlich
eindeutig sein. Zusammenfassbar in dem Satz: Lasst mal alles so wie es ist.
Nun gab es in Deutschen Reichstag zu der Zeit schon unterschiedliche Parteien.
Der zitierte Artikel macht keine Detailangaben darüber, welche Partei, in
welcher Richtung in der Frage votiert hat.
Unterstellt werden kann aber auch, selbst im Deutschen Reichstag dürfte es
Verfechter der Position des Herrn Gouverneurs gegeben haben.
Die Geschichte, mit Ausbruch des Weltkrieges dann, mischte ohnehin neu die
Karten. Ergo ist festzuhalten, die deutsche Kolonialmacht praktizierte wohl
bis zu letzt Sklaverei in Deutsch-Ostafrika.
Als Italien unter Mussolini den Abessinienkrieg vom Zaune brach, gehörte wie
bei Kriegen oftmals feststellbar, ein zweiter Krieg mit dazu: Der
Propagandakrieg. Propagandistisch wurde seitens Italiens darauf verwiesen, es
gäbe ja dort noch Sklaverei. Das eigentliche Ziel von Italien, nämlich seine
Kolonialgebiete auszuweiten, wurde dann in der Propaganda hintenan gestellt.
(In der Wikipedia etwa das Stichwort anwählen: Italienisch-Äthiopischer Krieg
(1935-1936) Direktverlinkung wegen Problemen mit den Umlauten, nicht möglich).
In der Ausgabe vom 15. 5. 1914 der „Freiburger Zeitung" gab es unter der
Überschrift „Wieviele Sklaven gibt es in unseren Kolonien?" einen ähnlichen
Artikel. Auch er votiert gegen die für 1920 anvisierte Aufhebung der
Sklaverei, meint zu wissen käme es dazu
„würden viele Pflanzer ruiniert werden."
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=15b&year=1914&month=05&project=3&anzahl=4
In der Ausgabe vom 28. 6. 1914 nahm die „Freiburger Zeitung" das Thema
Sklaverei in Deutsch-Ostafrika erneut auf.
Erneut wird die eindeutige Ablehnung des Termins vom 1. 1. 1920 durch den
Gouverneur und mit ihm liierter Kreise, herausgestellt.
Diesmal wähnt man sogar einen weiteren Bundesgenossen, für die Ablehnung der
Aufhebung der Sklaverei benennen zu können.
Und zwar die Herren Missionare der katholischen und evangelischen Kirche!
Also auch die Herren Missionare sprechen sich für den Fortbestand der
Sklaverei aus!
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=28a1&year=1914&month=06&project=3&anzahl=4
Am Rande notiert:
Im 25-Punkte-Programm der NSDAP
gab es als Punkt 3 auch die Forderung „Wir fordern
Land und Boden (Kolonien)"
Dem hatten die Siegermächte des ersten Weltkrieges zwar ein Ende bereitet.
Gleichwohl war die Forderung der Nazis, erneut Kolonien haben zu wollen. Was
denen blühte die dann im zweiten Weltkrieg faktische Nazikolonie wurden (wenn
auch „nur" in Europa), unterschied sich wohl von der tatsächlichen Sklaverei,
der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, nur gering, bis überhaupt nicht!
Das war also das „deutsche Wesen an dem die Welt genesen sollte".
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=26a1&year=1914&month=02&project=3&anzahl=4
http://www.youtube.com/watch?v=cA0bFBa_7h8
Auch noch bemerkenswert. Als Überbleibsel jener Zeit, gibt es im
digitalisierten Zeitungsbestand der Staatsbibliothek (Berlin) den Zeitraum von
1889 -1916 umfassend, die in deutscher Sprache erschienene
„Deutsch-Ostafrikanische Zeitung"
http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/list/title/zdb/23820457/
Vor Einhundert Jahren
„Die Zeichen der Zeit weisen deutlich auf das Herannahen der großen Drangsal hin, die wir seit vierzig Jahren erwartet haben"
tönt der „Wachtturm" in seiner März-Ausgabe 1914.
Und weiter auf jener „Wachtturm"-Seite:
„Wenn früher oder später die Zeit kommt, da das
soziale Gebäude zusammenbricht, da die Banken die Zahlungen an die Einleger
einstellen, da Fabriken und Werkstätten geschlossen werden, da das Volk hungrig
ist, so können wir sicher sein, daß ein Krach und eine Explosion bald folgen
wird."
Und das ganze bestückt er dann noch mit der These:
„Wenn es sich später herausstellen sollte, daß die
Herauswahl gegen Ende Oktober 1914 nicht verherrlicht ist, so werden wir uns
mit dem Willen des Herrn zu begnügen suchen, welcher Art der auch immer sein
mag. ... Wenn das Jahr 1915 vorbeigehen sollte, ohne daß die Herauswahl
vollendet ... So möchten darin einige eine Kalamität erblicken. Bei uns würde
dies nicht der Fall sein. ...
Wenn nach der Vorsehung des Herrn die Zeit fünfundzwanzig Jahre später kommen
sollte, so würde der Wille des Herrn auch unser Wille sein."
Ergo geht es ihm primär nur darum, seine Dummheitsverkaufs-Firma weiter am
laufen zu halten. Und ansonsten könne alles so bleiben wie gehabt, oder sich
auch weiter verschlechtern.
In der Tat Waschlappen vom Typus Russell und Co werden einen notwendigen
Politikwechsel nicht befördern, ihn eher blockieren. In Vergangenheit und
Gegenwart!
Russell und Co gleicht eher den Geisslern im Mittelalter, welche durch
Selbstgeisselung wähnten die @#$%& unter Kontrolle bringen zu können. Genau
das konnten sie eben nicht!
Nur durch Anwendung strikster Hygiene hätte eine reale Chance bestanden.
Genau diese notwendige geistige Hygiene, verhindern Waschlappen vom Typus
Russell und Co auch in der Gegenwart!
Bemerkenswert (als Dokument der Selbstcharakterisierung) auch noch der Passus in jener WT-Ausgabe:
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" März
1914
Am Rande notiert.
Über ein (heute weitgehend vergessenes) „kaiserliches Machtwort" berichtet die
„Freiburger Zeitung" vom 16. 3. 1914 unter der Überschrift
„Lindenuntertunnelung in Berlin". Auch die Wikipedia widmet dieser heutigen
technischen Ruine einen Beitrag, nebst nachfolgenden Links.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=16b&year=1914&month=03&project=3&anzahl=4
http://berliner-unterwelten.de/lindentunnel.324.0.html
Noch eine Meldung, die zumindest ich, nicht für „übergehenswert" erachte in
der „Freiburger Zeitung" vom 23. 3. 1914.
Nur etwa ein halbes Jahr vor dieser Meldung, gab es auch die Meldung über die
Neu-Gründung der Deutschen Bücherei in Leipzig.
Die vollzog gegenüber anderen wissenschaftlichen Bibliotheken schon mal den
bedeutenden Unterschied, relative Vollständigkeit, alles deutschsprachigen
Schrifttums, als angestrebtes Sammlungsziel zu definieren.
Die anderen Bibliotheken hingegen praktizieren das Auswahlprinzip. Etliches
was sie als „unwürdig" erachten, sammeln sie auch nicht.
Nun berichtet genannter Artikel der „Freiburger Zeitung" über die Eröffnung
eines Neubaues der Königlichen Bibliothek in Berlin (die schon vordem
bestand). Diese Erweiterung ihrer Räumlichkeiten hätte die Chance geboten,
ebenfalls auf Vollständigkeit (als Zielsetzung) umzustellen. Jene damals von
dem Theologen Adolf Harnack geleitete Bibliothek, nutzte diese Chance aber
nicht.
Zu berücksichtigen ist weiter, dass der Zugang zu ihren Beständen keineswegs
(im Kaiserreich) für die allgemeine Öffentlichkeit möglich war. Nur
Honoratioren und sonstigen Begünstigten war (damals) der Zugang möglich. Für
das breite Publikum bestand allenfalls Zugang zu Volksbibliotheken (in Berlin
etwa die Stadtbibliothek).
Die heute Staatsbibliothek gewährte dieses Maß an Öffentlichkeit damals nicht.
Motto von Harnack, als Vertreter seiner Kaste, der Religionsindustrie war
weiterhin der Slogan für die breiten Volksmassen
Bete und arbeite.
Nur wenn die Proleten damit voll ausgelastet waren, war für diese Herrschaften
„die Welt noch in Ordnung". Bildung auch der „unteren Stände"? Doch blos das
nicht. Die „unteren Stände" sollten sich schon mal mit der
Verdummungsindustrie der religiösen Szene, und ihren Angeboten begnügen. Dann
sei weitere Bildung wie von selbst „überflüssig".
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=23a1&year=1914&month=03&project=3&anzahl=4
Ebenfalls in der „Freiburger Zeitung" vom 11. 3. 1914 nachfolgendes gelesen:
„Schwere Bestrafung eines Adventisten.
Vor dem Kriegsgericht der 35. Division in Graudenz hatte sich wegen Beharrens
im Ungehorsam mit ausdrücklicher Gehorsamsverweigerung vor versammelter
Mannschaft der Soldat Georg Tonert vom Festungsgefängnis in Graudenz zu
verantworten. Tonert verweigert seit seiner Einstellung beim Infanterie (an)
Samstagen als Adventist den Dienst. Alle Ermahnungen des Geistlichen, der
Richter und seiner Vorgesetzten halfen nichts.
Der Mann beruft sich auf die Bibel, auf Grund dieser der siebente Tag durch
keinen Dienst entheiligt werden dürfe. Das Kriegsgericht im Regiment Nr. 175,
hielt im Oktober 1912 eine strenge Bestrafung für erforderlich und ging in der
Strafzumessung über den Antrag des Anklagevertreters hinaus. Das Urteil
lautete auf zwei Jahre Gefängnis."
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=11b&year=1914&month=03&project=3&anzahl=4
Siehe thematisch auch den früheren Bericht desgleichen Blattes ("Freiburger
Zeitung" vom 11. 3. 1911) Zufall oder was? Beide unterschiedlichen Berichte
wurden an einem 11. 3. publiziert. Lediglich in anderen Jahren.
Der Bericht von 1911 notierte:
„Das Reichsmilitärgericht hat gestern über den
Fall des Adventisten Naumann das entscheidende Wort gesprochen. An jedem
Samstag weigerte sich Naumann, militärische Dienste zu verrichten und wurde
deshalb vom Kriegsgericht zu strengen Arrest- und Gefängnisstrafen verurteilt,
die sich schließlich auf insgesamt 5 ½ Jahre Gefängnis beliefen. Er weigert
sich jedoch auch heute noch im Spandauer Festungsgefängnis an jedem Samstag,
Arbeiten zu verrichten. Das Reichsgericht hob das Urteil aus formellen Gründen
insoweit auf, als der Angeklagte zu der Ehrenstrafe der Degradation verurteilt
worden war. Naumann hat also kaum mehr Aussicht, das Gefängnis jemals zu
verlassen."
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=11a2&year=1911&month=03&project=3&anzahl=4
Auf den Fall Naumann, kam Johannes Heer in seiner Schrift:
„Wie ich zum Siebentags-Adventismus kam und davon
wieder erlöst wurde"
(1925) auch mit zu sprechen, wenn er darin auch notierte (S. 19):
„Vor dem Kriege haben denn auch viele Adventisten
in Deutschland von ihren Führern angespornt, durch ihre strenge Sabbatfeier
ernsthaft gelitten. Ein A.S.T. namens Naumann hat sogar nacheinander 5 ½ Jahre
Gefängnisstrafe deshalb durchgemacht. Zu meiner Zeit wurde er als ein Vorbild
und Held des Glaubens hingestellt. Keine noch so schwere Strafe vermochte ihn
von seinem Prinzip abzubringen, bis er schließlich zu der innerlichen
Überzeugung kam, daß er unnütz für eine Irrlehre Bedrückung litt."
Der adventistische Autor Johannes Hartlapp, kommt beiläufig in seinem Buch: „Siebenten-Tags-Adventisten im Nationalsozialismus unter Berücksichtigung der geschichtlichen und theologischen Entwicklung in Deutschland von 1875 bis 1950" (2008) auch auf Naumann und ähnliche Fälle zu sprechen, wenn er in einer Fußnote auf einen anderen adventistischen Autor (Padderatz) verweist und anmerkt:
„Die bekanntesten Fälle von Wehrdienstverweigerung am Samstag seien (Julius Mügge, Gottlieb Zeglatis, Naumann) vor dem Ersten Weltkrieg."
Unter Hinweis auf ein Archiv, die „umfangreiche Zeitschriftenausschnittsammlung der Hamburger Politischen Polizei"
seien etwa 35 ähnliche Fälle belegt.
Allesamt beschränkten ihre Wehrdienstverweigerung auf den Samstag, nicht aber
die übrigen Wochentage.
Der genannte Gerhard Padderatz schreibt in seiner Dissertation „Conradi und
Hamburg" auch (S. 225):
„Nicht alle adventistischen Rekruten verhielten
sich jedoch so entschieden couragiert wie Mügge, Zeglatis, Klepzig und
Naumann. Es kam vor, daß sie zwar zunächst den gleichen Weg einschlugen wie
diese, dann jedoch - etwa durch eine Gerichtsverhandlung - ihren Sinn änderten
und am Sabbat Dienst taten. In einigen Fällen kam es auch vor, daß junge
Adventisten in die Vereinigten Staaten auswanderten, um sich den deutschen
Militärbehörden zu entziehen, oder sich zumindest für einige Jahre dort
aufhielten und erst zurückkehrten, wenn sie aus Altersgründen nicht mehr der
Militärpflicht unterlagen."
Ein Amtsrichter, namens E. Dosenheimer aus Ludwigshafen a. Rh. nahm im
Dezember 1907 unter der Überschrift „Ein
Adventist im Konflikt mit der Militärdienstspflicht"
kommentierend dazu Stellung. Veröffentlicht in einer Zeitschrift mit dem
Titel „Der Dissident". Die wiederum ist als unselbstständige Zeitschrift zu
bewerten, denn sie war eine Beilage zu einer anderen Zeitschrift mit dem Titel
„Das freie Wort".
Inhaltlich sind beide Zeitschriften der frühen deutschen Freidenker-Szene
zuortbar. Sie singen somit nicht generell das „Lob" der Religionsindustrie.
Herr Dosenheimer wiederum beruft sich auf einen Pressebericht der „Frankfurter
Zeitung" vom 2. Oktober 1907.
Darin wurde über ein Kriegsgerichtsverfahren gegen den
„Ersatzreservist August Hanke vor dem Kriegsgericht
der 8. Division zu Halle a. S. wegen Gehorsamsverweigerung und Beharrens im
Ungehorsam" berichtet.
Er habe sich als Adventist geweigert an
„einer Übung seines Regiments an den beiden Samstagen des 7. und 14. September
Dienst zu tun, dem Serganten gegenüber, der ihn wiederholt zum Dienst
aufforderte, sich darauf berufend, daß er am Samstag nicht arbeiten dürfe.
Arbeite er am Samstag, dann bringe er sich um die ewige Seligkeit."
Der Bericht geht weiter mit der Aussage.„Der Ankläger meint, wenn Hanke es mit der heiligen Schrift so sehr genau nehme, so müsse er auch den Vers 1 in Kapitel Römer 13 beherzigen, wo geschrieben stehe: 'Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott."
Das indes beeindruckte den Angeklagten in keiner Weise. Er wurde zu drei
Monaten und 15 Tagen Gefängnis verurteilt.
Dosenheimer seinerseits kommentiert dazu im „Dissident":
„Warum werden nur bestimmte Konfessionen
begünstigt, warum wird nicht jedem die freie Ausübung seines Glaubens
zugestanden? Warum darf der Adventist in seinem innersten religiösen
Empfindungen aufs tiefste verletzt werden?
Haben die Protestanten und Katholiken den Nachweis erbracht, daß nur ihr
Glauben begründet ist? Wer beweist uns, daß der Adventist mit seiner
Bibelauslegung sich im Irrtum befindet?"
Die Quintessenz seiner Ausführung besteht dann in der Forderung einer
staatlichen Neutralität gegenüber der Religionsindustrie, die aber weder im
kaiserlichen Deutschland, noch in der Gegenwart gegeben ist.
Wer die Ansichten von Teilen der Religionsindustrie privilegiert, andere Teile
hingegen davon ausnimmt, misst mit zweierlei Maß.
Dosenheimer räumt aber auch ein „das
Regiment war durchaus berechtigt von Hacke den Dienst zu verlangen."
Seiner Meinung nach wäre das Aufeinanderprallen dieser unterschiedlichen
Ansichten und Interessen, nur dann lösbar (und letztlich der staatliche
Anspruch ohne faden Beigeschmack durchsetzbar), wäre der Staat gegenüber der
Religionsindustrie gleich welcher Couleur, wirklich neutral. Dieweil er
letzteres eben nicht ist, anerkennt Dosenheimer nicht den Anspruch des Staates
seine Sicht der Dinge um jeden Preis durchzusetzen.
In Bewertung der Gesamt-Zeitgeschichtlichen Umstände hingegen, war Dosenheimer
ein einsamer Rufer in der Wüste, den keiner erhörte. Es wäre sicherlich auch
eine Fehldeutung zu meinen, hätte Dosenheimer das Sagen gehabt, in seinem
Sinne, wäre den Adventisten „nichts passiert". Er hätte sehr wohl die
staatlichen Interessen in dem Fall vertreten und wohl auch durchgesetzt. Er
nimmt eben an der staatlichen Inkonsequenz Anstoß und an sonst nichts.
Das alles spielte sich in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg ab. Als der dann
ausbrach, wurde von höchster adventistischer Stelle die Wehrdienstverweigerung
am Sabbat revidiert. Das war jetzt möglich, auch um den Preis, damit
organisatorische Absplitterungen zu verursachen, von denen, welche die alte
Position als unwandelbar, fortsetzen wollten. Die so Abgesplitterten indes
blieben eine Minorität, bis in die Gegenwart.
Der Hauptstrom der Adventisten indes „passte sich an."
Vor Einhundert Jahren
Also tönt Herr Emil Wetzel in einem im „Wachtturm" vom April 1914 abgedruckten
Leserbrief:
„Es wird euch interessieren , daß für morgen, Donnerstag den 12. März abends hier in Dresden ein öffentlicher Vortrag angekündigt ist mit dem uns vielsagenden Thema: „Kirche und Staat: nicht Trennung sondern Zusammenarbeit" Vielleicht verteilen wir am Ausgang „Harmagedon".
Ohne es ausdrücklich zu erwähnen wird dabei offenbar auf die (deutsche) „Wachtturm"-Ausgabe
vom März 1914 Bezug genommen, und als Reaktion darauf das Motto praktiziert.
Lautes Singen im einsamen Wald, solle Kraft geben!
Aber ein „Highlight" hat auch diese WT-Ausgabe parat. Unter der Vorankündigung
einer für den 10 bis 13. April 1914 terminierten „Hauptversammlung" in Barmen,
gibt es den vollmundigen Satz:
„Die diesjährige Hauptversammlung in Barmen dürfte
die letzte ihrer Art sein. Das sagen wir im Glauben an das feste prophetische
Wort."
Damit dürfte wiedermal die Gesangsarie im einsamen Wald angestimmt sein!
Das alternative Kontrastprogramm (Ohne inhaltliche Bewertung)
:
"Die Aussicht" April
1914
Gelesen in der „Freiburger Zeitung" vom 19. April 1914
Massensuggestion
Zu Maurenbrecher, siehe auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,30866,30867#msg-30867
07. Juli 2009 07:07 (etwas weiter unten in diesem Text) und
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,70367,85591#msg-85591
18. November 2010 03:18
Man suche „Theater zu mieten, deren Verwalter infolge schlechten Geschäftsganges, gerne bereit sind, uns ihre Gebäude zu überlassen ... wofern nur ihre direkten Selbstkosten entschädigt" würden.
Eine durchaus verallgemeinbare WTG-Aussage, welche auch heutzutage noch ihr
Agieren bestimmt.
Selbstredend sind die örtlichen Umstände dafür das Wesensbestimmende.
„Futter für Freimaurerriecher" bietet diese WTG-Ausgabe desweiteren.
Zwei größere Versammlungen in Königsberg und in Stettin werden angekündigt,
und die Interessenten gebeten, sich bei entsprechenden Kontaktadressen
voranzumelden. Im Falle Königsberg wird dazu eine Privatanschrift genannt.
Anders im Falle Stettin.
Dort liest man: „Anmeldungen sind zu richten an
die Vereinigung Ernster Bibelforscher, Logenhaus, Gr. Wollweberstr. 64".
Was im Falle „Photodrama" erwähnt wurde, dürfte auch im Falle Stettin
gelten.
Die etablierten Kirchen dürften dort ihre Räumlichkeiten kaum zur Verfügung
gestellt haben. Ergo ist das „Angebot" an möglichen Versammlungsstätten schon
mal eingeschränkt.
Das nun besagtes Logenhaus dort genannt wurde, scheint dafür zu sprechen. Es
bestand wohl also schon eine Bibelforschergemeinde, welche den Status, sich
nur in Privatwohnungen zu versammeln, überschritten hatte.
Das dabei das Logenhaus in die engere Wahl fiel, darf durchaus den örtlichen
Gegebenheiten zugeschrieben werden. Wer anderer Meinung ist, müsste belegen,
welches „günstiges" Angebot denn die Bibelforscher alternativ in Stettin
gehabt haben sollen. Ich fürchte nur, da kommt kein Beweiskräftiger Nachweis.
Als Vergleich könnte erwähnt werden. Ziemlich spät, ermöglichte das DDR-Regime
ab Ende der 1950er Jahre, den historischen Zeugen Jehovas-Splittergruppen im
Magdeburger Raum um Balzereit und Co eine eigene Zeitschrift „Nachdenkliches
aus Leben und Christentum". In selbiger fanden sich auch Kontaktadressen
örtlicher Versammlungen. Bekannt ist (die spätere „Christliche Verantwortung"
berichtete auch noch davon), das darunter auch Räumlichkeiten waren, welche
den Mormonen gehören.
Siehe auch die makabre Angabe im Forum Mormonentum.de
http://forum.mormonentum.de/5725.html
Der dort genannte Herr Goliasch zu Ostzeiten schon Mitglied der Ost-CDU, nach
der Politischen Wende dann erster sächsischer CDU-Vorsitzender, bis man ihm in
Sachen Stasi den Strick drehte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Goliasch
Die Entscheidung, welche Räumlichkeiten genutzt werden konnten, hing aber
letztendlich von den örtlichen Gegebenheiten ab.
In beiden genannten Fällen, gaben die Genannten, ihre eigene Identität durch
Nutzung solcher Räumlichkeiten, keinesfalls auf.
Ansonsten müsste man nämlich auch postulieren, die Zeugen Jehovas seien zum
„Fußballverein" mutiert, dieweil sie gelegentlich auch solche Immobilien für
ihre Zwecke anmieten. So naiv das zu behaupten, wird wohl kaum einer sein.
Anders indes bei der Naivität in Sachen Freimaurerei.
Siehe Beispielhaft auch das Zitat aus der CV 75:
„Wir haben da den Bund freier Christengemeinden (BfC).
Ihr offizieller Vertreter ist Br. Peter Förster. 825 Meißen, Roter Weg 10
(Geschäftsstelle). Sie haben regelmäßige Zusammenkünfte u. a. in:
Gemeinde Dresden, Robert-Blum-Straße 6 (Raum Adv. Gem.) sonntags, Mai/Sept.
9-10.30, Okt./Apr. 14.30-16 Uhr
Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Gießerstr. 36 (Jgd.-Zi. St. Joseph) sonnabends,
13.30-15.30 Uhr
Gemeinde Leipzig, Witzgallstr. 10 (Jgd.-Zi. St. Laurentius) sonnabends, 14-16
Uhr.
Wir haben weiter die Freie Christengemeinde, mit ihrem offiziellen Vertreter
Br. Martin Pfützmann, 703 Leipzig, Bürgerstr. 1. Sie versammeln sich u. a.:
Gemeinde Leipzig, Blumenstr. 74 (Meth. Gem.) sonntags, 14-14.30 Uhr.
Wir haben weiter die Vereinigung freier Christengemeinden (VfC). Ihr
offizieller Vertreter ist Br. Martin Domschke, 8023 Dresden, Großenhainer Str.
51. Ihre Versammlung in Magdeburg, am früheren Hauptsitz des deutschen Zweiges
der WTG, findet statt:
Gemeinde Magdeburg, Bärstr. 9 (Raumgemeinschaft) sonntags, 13.30-15.00 Uhr.
Andere versammeln sich regelmäßig in: Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Schloßstr. 4-6
(Raumgem.) sonntags, 14-16 Uhr
Gemeinde Leipzig, Maurice-Thorez-Str. 22 (Raumgem.) sonnabends, 16-17.30 Uhr.
Verbindungsmöglichkeiten bestehen weiter u. a. in Meißen, Freiberg, Altenburg,
Naumburg, Bernburg, Potsdam. Falkensee, Berlin, Wilthen,
Lützschena und vielen anderen Orten, in denen Brüder und Schwestern
bekannt sind, die die WTG-Abwege verlassen haben."
In dieser Auflistung tauchen die Mormonen zwar namentlich nicht mit auf.
Erinnere ich mich recht, gehörten auch sie zu diesen Vermietern.
Nach wie vor liegen die relevanten Bewertungskriterien in Sachen Freimaurerei
auf völlig anderen Feldern, als sie etwa der Adventist Walter Veith verkaufen
möchte. Dem geht es nur um die Verteufelung jener Religionsformen die nicht
gar so streng fundamentalistisch ausgerichtet sind wie er es gerne hätte.. Ich
widerspreche auch ausdrücklich solchen Ex-ZJ die sich da von Zeit zu Zeit zum
unterbelichteten Kolporteur des Veith machen, ohne selbst thematisch
sachkundig zu sein.
Es ist das alte Lied. Beispielhaft die „Bild-Zeitung". Reißerische
Überschriften, magerer Inhaltstext. Leider gibt es auch im ZJ/Ex-ZJ-Bereich,
nicht wenige, die mit Texten über den Rahmen eines mageren Bild-Zeitungs-Text
überfordert sind. Auf Grund dieser für sie Überforderung, auch gar nicht erst
mal die Anstrengung (für sie) unternehmen, sich mit Texten über dem Level
eines Bild-Zeitungs-Textes zu befassen und auseinander zu setzen.
Weiteres zum Thema
Freimaurer
Die wesentliche Substanz in Sachen Freimaurer fasst mal ein Lexikontext der
"Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche" (3. Aufl. Band 6
S. 261) wie folgt zusammen.
Man kann noch ein anderes Beispiel zur Veranschaulichung heranziehen. Der
„Wachtturm" vom November 1914 teilt mit:
„Die ... angekündigte Tagesversammlung in Berlin findet nicht statt. An deren
Stelle veranstalten die Berliner Geschwister, so Gott will, in der Zeit vom 28
bis 30. November eine Hauptversammlung, zu der auswärtige Geschwister und
Freunde der Wahrheit herzlich eingeladen sind. Anmeldungen sind zu richten an
die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher, Berlin N 20 Badstr. 32."
Der weitere Text kündet auch von der Vorführung des Photodramas der Schöpfung
in Berlin, und dass der damalige Berliner „Bibelforscher-Häuptling" Friedrich
Bösenberg, auch noch öffentliche Vorträge in Berlin halten werde.
Namentlich die genannte Anschrift (Badstr. 32) ist aber bereits als
Veranstaltungsort früherer Bibelforscher-Veranstaltungen in Berlin bereits
bekannt.
Im Jahre 1910 gab es die Meldung im „Wachtturm" über eine Zusammenkunft der
WT-Hörigen im Saale "Festsäle Marienbad", Berlin-N., Badstr. 35/36".
Nun mag man einwenden, die Straßenangabe sei identisch, die Hausnummer
differiere aber. Dies kann meines Erachtens durchaus so interpretiert werden,
in besagter Nummer 32 ist halt das Büro des Etablishement „Festsäle Marienbad"
untergebracht.
Jedenfalls hatten die Bibelforscher zu der Zeit, in Berlin noch kein eigenes
Büro.
Sowohl die Privatanschriften von Bernhard Buchholz, als auch von Friedrich
Bösenberg, welcher als Organisatoren in der Frühzeit, von Veranstaltungen der
Bibelforscher in Berlin, in Erscheinung getreten sind, sind nicht identisch
mit der besagten „Badstr."
Insoweit kann unterstellt werden, auch in Stettin, dürfte die Sachlage ähnlich
gewesen sein.
Siehe auch:
http://www.staedte-klamotten.com/622-0-Wohnhaus-Badstrasse-35.html
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Juni
1914
Offenbar gelang es den Bibelforschern, eine Notiz über ihre "Hauptversammlung"
in Zürich, in der "Freiburger Zeitung" vom 12. 6. 1914 aufnehmen zu lassen.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=12a1&year=1914&month=06&project=3&anzahl=4
Ob das Publikum der "Freiburger Zeitung" welches jene Notiz lesen konnte, eine
tatsächlich reale Vorstellung darüber hatte, um was es sich bei besagten
"Bibelforschern" handelte, darf eher bezweifelt werden. Ein Außenstehender,
der noch keinen Kontakt zu ihnen persönlich hatte, mag sich unter den
Detailbegriffen "Bibel" und "Forscher" durchaus etwas anderes vorstellen. Auf
die US-amerikanischen Wurzeln geht jener Text schon mal nicht mit ein. Weder
wird Russell erwähnt, noch seine "Schriftstudien", noch die hochgespannten
Erwartungen für Oktober 1914.
In den Gottesdienst-Ankündigungen, welche die "Freiburger Zeitung" ziemlich
regelmäßig publizierte, werden zwar Siebenten-Tags-Adventisten.
Neuapostolische und noch ein paar weitere Freikirchen genannt. Besagte
"Bibelforscher" indes, existieren für diesen Kirchenkalender nicht.
Einer folgenschweren Meldung begegnet man in der "Freiburger Zeitung" vom 29.
6. 1914 unter der Überschrift:
"Das österreichische Thronfolgerpaar erschossen"
Man weis in rückblickender Betrachtung. Jenes Fanal blieb nicht folgenlos. Es
war der Auftakt zum Hineinschlittern in den ersten Weltkrieg.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=29a1&year=1914&month=06&project=3&anzahl=4
Der Narr Russell dokumentiert mit dieser Aussage erneut, dass er langsam
„kalte Füße" bekommt!
Ähnlich ist auch die Aussage in dergleichen WT-Ausgabe zu werten:
Aber er wähnt weiter, die tatsächlichen Weltverhältnisse wurden doch seinen Erwartungshorizont weiterhin bestätigen. Zu dem Schreckensgemälde dass er da aufzeichnet, gehört dann wohl auch dieses Detail:
Laufen also die Geschäfte der Religionsindustrie, einschließlich der des
Herrn Russell, zunehmend schlechter, so ist das für ihn der „Beweis" für die
Richtigkeit seiner Theorien.
So „einfach" sei das also!
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Juli
1914
Am 1. 7. 1914 berichtete die „Freiburger Zeitung" über einen begonnenen
Prozess gegen Rosa Luxemburg „wegen Beleidigung des deutschen Heeres".
Frau Luxemburg hatte einen nachweisbaren Soldaten-Selbstmord thematisiert
und es so dargestellt, der Fall sei nicht untypisch, für das Klima, welches
in der deutschen Armee vorherrsche.
Es ist also der Vorwurf von Soldatenmißhandlungen, der seitens der
Armeeführung bestritten, respektive bagatellisiert wird, und der nun zum
Justizspektakel hochstilisiert wird.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=01a3&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=04a2&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4
Die aufgeheizte Stimmung mag ein anderer Gerichtsbericht in der „Freiburger
Zeitung" vom 10. 7. 1914 verdeutlichen.
Ihm zufolge wurde der Kunstmaler Johann Jakob Waltz, genannt Hansi, vor dem
Reichsgericht mit einem Hochverratsprozeß überzogen.
Zu dem in diesem Kontext vor Gericht vorgetragenen „Schuldkonto" des
Angeklagten gehörte dann auch dieses.
Er hatte auch eine Zeichnung publiziert, für die er wohl schon vor dem
genannten „Hochverratsprozess" wegen Beleidigung verurteilt worden war, in
welcher er einen Stuhl in einem Zentralhotel darstellte, auf dem ein
deutscher Offizier gesessen habe. Jener Stuhl sei im Anschluss daran „durch
brennendes Zucker desinfiziert worden."
Mit dieser Karikatur sahen sich die Herren Offiziere wohl in ihrer Ehre
unerträglich verletzt, und verlangten Genugtuung vor den Schranken des Kadi.
Offenbar meinte man diesem Karikaturisten noch weiteres ähnliches anhängen
zu können, was sich dann in der Form steigerte, daraus gar einen
Hochverratsprozess zu konstruieren!
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=10a1&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4
Es wird ernst!
„Freiburger Zeitung" 25. 7. 1914 (und Folgetage; hier nur bis zum Monatsende
ausgewertet).
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=25a1&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=27a1&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=29a1&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=31b&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4
Siehe auch:
Erläuterungen
von Hannah Vogt
Es mag zwar Vertreter der Religionsindustrie geben, welche ihre
Weltfremdheit noch etwas drastischer ausformuliert haben, als es in diesem
Falle der Herr Russell tat. Aber die Tendenz dürfte schon deutlich genug sein.
Sein „Himmelwärts-Verein" biete schon genug Theater. Da seien dann
tatsächliche Theaterbesuche überflüssig.
Siehe auch:
Mysnip.106741
(Ablehnung des Theaters schon bei Tertullian nachweisbar).
Noch ein weiteres Highlight hat Herr Russell in dieser WT-Ausgabe mitzuteilen,
indem er die Meinung vertritt:
„Es wird behauptet, dass mehr als die Hälfte aller Insassen von Irrenhäusern
sich dort befinden, nicht weil die Funktionen ihres Gehirnes gestört sind,
sondern weil sie von bösen Geistern besessen sind."
Ende der Durchsage Made in Russell.
Zurückbleibt die vom „Wachtturm" nicht beantwortete Frage. Wollte Herr Russell
damit eine Selbstcharakterisierung abliefern?
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" August
1914
Die Eskalationsschraube dreht sich weiter
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=01a1&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=02a1&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=02y&year=1914&month=08&project=3&anzahl=2
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=02y&year=1914&
month=08&project=3&anzahl=2
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=04a1&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=05a&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=02a1&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
Ergänzt im redaktionellen Teil der "Freiburger Zeitung" mit der Angabe:
Kriegspredigt Psalm 130 und Psalm 46
Und siehe da: Die alte Fibel Bibel, lässt sich für vielerlei gebrauchen, wenn
nur die "rechten" Ausdeuter am Werke sind.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=02a2&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=03b&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
Damit man weis, was "die Stunde geschlagen hat"
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=04a1&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
In der Ausgabe vom 31. 8. 1914, versuchen auch die Bibelforscher ihr Süppchen
per Inserat zu kochen. Also nicht blos die Uhrenverkäufer, auf das man wisse
"wie spät es ist".
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=31b&year=1914&month=08&project=3&anzahl=4
Wie tönte einst der Herr Deutscher Kaiser, in konzertiertem Gesang mit den
Alldeutschen:
„Freiburger Zeitung" vom 1. 7. 1914.
Ob er das nach 1918 dann auch noch so wiederholen würde, erscheint eher
zweifelhaft.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=01a3&year=1914&month=07&project=3&anzahl=4
Dieselbe WT-Ausgabe fühlt sich desweiteren dazu bemüßigt, unter Hinweis auf
die Bibelstelle Römer 13:1-2, Reflektionen darüber anzustellen, die in der
Artikelüberschrift zusammengefasst werden:
„Gott überwaltet das Tun der Menschen".
Einerseits wird eine Theorie abgelehnt, welche Könige etwa als „von Gottes
Gnaden" bezeichnet. Andererseits wird aber nicht darauf verzichtet, Gott als
„Strippenzieher" der Tagespolitik zu interpretieren. Charakteristisch ist
dafür auch der Satz, in diesem „Wachtturm"-Artikel:
„Gott wusste, welcher Kandidat für das Amt eines
Präsidenten der Vereinigten Staaten im Herbst 1912 der geeignetste sein würde.
D. h. der am meisten Mitwirken würde in der Herbeiführung jener Verhältnisse,
die nach seiner Zulassung zu dieser Zeit eintreten sollen."
Nun weis man, im Jahre 1929 gab Rutherford, dieser konventionellen
Obrigkeitslehre den Laufpass. Nicht alle indes folgten Rutherford. Namentlich
in den weiter bestehenden WTG-Splittergruppen, wirkte jenes
Obrigkeitsverständnis fort, wie es Russell in der zitierten Form darbot.
Das wiederum beinhaltete, dass man sich gar entblödete, Hitlers
Judenvernichtungspolitik, ebenfalls im Sinne der „göttlichen
Strippenzieher"-These zu deuten.
Die Juden seien halt nicht in genügender Zahl freiwillig nach Palästina
ausgewandert, zu Zeiten, wo diese Freiwilligkeit noch möglich war. Nun da es
diese Freiwilligkeit so nicht mehr gäbe, würden gemäß „Gottes Plan" „Jäger"
eben auch via brennender Auschwitzöfen, „Gottes Willen" weiter fortsetzen. Die
Vokabel „brennende Auschwitzöfen" wurde selbstredend nicht wörtlich verwandt.
Aber gegen die Hitler'sche Judenpolitik zu protestieren, etwa in den USA, wo
es diesen Splittergruppen fallweise durchaus noch möglich gewesen wäre, das
erachtete man auch nicht als notwendig.
Man vertrat also den Fatalismus „Es kommt so wie es kommt", und immer sei das
dann „Gottes Wille".
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht"
September 1914
Gelesen in der "Freiburger Zeitung" vom 1. 9. 1914
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=01b&year=1914&month=09&project=3&anzahl=4
Der Krieg in Afrika und die Missionen ...
Sehr bald werden sich die Eingeborenen fragen, ob sie den Augenblick benutzen
sollen um die ganze Herrschaft der Weißen abzuschütteln ...
Ein Geschäftemacher, offeriert via Inserat in der "Freiburger Zeitung" vom 10.
9. 1914, sein Soldatenlied "Hau, sie lieber Gott".
Es ist nicht bekannt ob tatsächliche Vertreter der Religionsindustrie dagegen
Verwahrung eingelegt hätten. Also muss ihr "lieber Gott" zur Verklärung höchst
irdischer Angelegenheiten herhalten, die mit vielem zu tun haben mögen, nur
mit einem nicht: "Liebe".
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=10a1&year=1914&month=09&project=3&anzahl=4
Dafür haben Vertreter der Religionsindustrie andere Angebote auf Lager. Etwa
dieses Inserat in der "Freiburger Zeitung" vom 24. 9. 1914
Einstweilen proklamierten in USA im ausgebrochenen Weltkrieg, noch ihre
theoretische "Neutralität". Die "Freiburger Zeitung" vom 16. 9. 1914,
berichtet über ein entsprechendes Statement des USA-Präsidenten Wilson.
Siehe auch den Bericht der "Freiburger Zeitung" vom 30. 9. 1914 über Wilsons
Gebetstag für den Frieden, gegen den selbst C. T. Russell polemisierte.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=16b&year=1914&month=09&project=3&anzahl=4
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=30a2&year=1914&month=09&project=3&anzahl=2
Das kommentierte der „Wachtturm" zu einer Zeit, in der es die in den Augen
vieler, verrufene Sowjetunion, mit ihrer grundsätzlichen Terrorpolitik, noch
nicht gab. Letzterer Umstand, sollte erst einige Jahre später, eben auch als
Folge des Weltkrieges, eintreten.
Es gab in der zeitgenössischen Sozialdemokratie, in der Tat schon damals
Strömungen, die von der späteren sowjetischen Politik träumten.
Es gab in der Sozialdemokratie den grundsätzlichen Dissenz zwischen
„Evolution" und „Revolution". Von letzteren wurden dann die ersteren als
„Revisionisten" verschrieen.
Es gab auch unterschiedliche Publikationsorgane, etwa die „Sozialistischen
Monatshefte" (heutzutage sind jene historischen Ausgaben dieser Zeitschrift,
sogar im Internet erreichbar).
Ich erinnere mich meiner eigenen „Sturm- und Drangzeit", Studien in
wissenschaftlichen Bibliotheken betreffend. Dazu gehörte auch das Interesse an
einzelnen Aufsätzen in besagtem „Sozialistischen Monatsheften". Einige
wissenschaftliche Bibliotheken in Ostberlin, verfügten auch über sie. Hier
wiederum war das Merkmal der DDR-Zensur zu beobachten. Besagte „Sozialistische
Monatshefte" wurden vom Ostdeutschen Regime als Benutzungseingeschränkt
eingestuft, eindeutig aus ideologischen Gründen. Dieweil man sie dem vom
Ostdeutschen Regime verpönten „Revisionismus" zuordnete.
Wer mit den Ostdeutschen Zensurregiment in den wissenschaftlichen Bibliotheken
vertraut ist, der weis, war derjenige einigermaßen in den wissenschaftlichen
Bibliotheken bereits bekannt und geduldet, konnte er zwar auch mal solche
„eingeschränkte" Sachen einsehen. Ein „Newcomer" indes, hätte in der gleichen
Bibliotheken keine Chance dazu bekommen, es sei denn, er konnte hochrangige
Befürwortungen dafür als Begründung, weshalb er interessiert sei, vorlegen.
Fakt ist jedenfalls, dass in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, in den
genannten Disput zwischen den beiden Strömungen in der Sozialdemokratie, die
„Evolutionisten" (oder wie ihre Gegner sie eben beschimpften „Revisionisten")
die Oberhand hatten.
Russell indes outet sich als grundsätzlicher Gegner der Sozialdemokratie,
ungeachtet ihrer genannten unterschiedlichen Strömungen.
Er schlägt sich damit auf die Seite des in den USA dominierenden
Manchesterkapitalismus.
Sieg dem Starken - Untergang dem Schwachen, deren „heiliges Evangelium".
Von einem Ausgleich sozialer Spannungen, will auch er nichts wissen.
Seine „Alternative" heißt je ohnehin nur religiöses Opium in potenzierter Form
zu offerieren, und sonst nichts. Nur der „große Zampano" soll alles denn mal
„richten" - am Sankt Nimmerleinstag. Und je mehr die Betörten sich durch
Thesen a la Russell benebeln lassen. Um so besser für die
Manchesterkapitalisten, die Hyänen der Menschheit!
Russell im
Hyänenstaat USA lebend, dort selbst zu Ober-Hyäne mutiert.
"sprecht sanft - aber habt immer den Knüppel in
Aktion" (sinngemäß).
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Oktober
1914
„Der Prozeß gegen die Mörder des österreichischen Thronfolgerpaares" ist ein
Artikel in der „Freiburger Zeitung" vom 14. 10. 1914 überschrieben.
In Zitierung der Anklageschrift liest man als Motiv des Mordanschlages, es
bestände eine
„systematische Wühlarbeit gegen Österreich und die habsburgische Monarchie, Kroatien und Bosnien, den einzigen Zweck habend, Kroatien, Dalmatien, Istrien, Bosnien und die Herzegowina sowie die von den Serben bewohnten südungarischen Provinzen von Österreich-Ungarn loszureißen und an Serbien zu reihen."
Weiter sei das Motiv der Attentäter darin zu sehen:
„Die politische Vereinigung aller Südserben im Sinn (zu) haben und daß der Verfall des österreichisch-ungarischen und die Errichtung eines Groß-Serbischen Reiches ihr Ideal gewesen sei."
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=14a1&year=1914&month=10&project=3&anzahl=4
Ein Kriegsberichterstatter, namens Paul Schweder, fühlt sich in der
„Freiburger Zeitung" vom 15. 10. 1914 bemüßigt, einen umfänglichen Artikel
unter der Überschrift „Gottesdienst im Feindesland" zu publizieren.
Darin jubelt er unter anderem:
„Er (der Prediger) verliest das Wort der Schrift
aus dem Buche St. Pauli an die Römer im 8. Kapitel, wo es im 28. Verse heißt:
'Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.'
Und nachdem wir das Lied: 'Ich bete an die Macht der Liebe!' mit seltener
Inbrunst gesungen haben, hält der redegewandte Feldprediger eine Ansprache,
die ich zu der eindrucksvollsten Predigt rechnen darf, die ich je in meinem
bewegten Leben gehört habe. Er begann damit, daß es sich die jungen franz.
Krieger, die in dieser Halle noch vor wenigen Wochen ihre erste Ausbildung im
Reiten erhalten haben, wohl nicht hätten träumen lassen, daß ein deutscher
Gottesdienst diese Halle noch nachträglich weihen würde ..."
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=15b&year=1914&month=10&project=3&anzahl=4
Keinesfalls „nur" kirchliche Kreise sprangen auf den Chauvinismuszug mit auf,
wie in etwa auch dieses Inserat in der „Freiburger Zeitung" vom 16. 10. 1914
verdeutlichen kann.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=16a1&year=1914&month=10&project=3&anzahl=4
Oder auch dieser Artikel in der „Freiburger Zeitung" vom 19. 10. 1914
überschrieben: „Der Krieg und die Sozialdemokratie."
In ihm auch die Sätze:
„Trotzdem ist es gerade für unsere Feinde ungemein
lehrreich, der neuesten Ausgabe der 'Sozialistischen Monatshefte' entnehmen zu
können, daß die revisionistische Sozialdemokratie nicht nur ohne Vorbehalt die
Losung des Durchhaltens unterschreibt ..."
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=19a2&year=1914&month=10&project=3&anzahl=2
Nach Kriegsende wurde bei der Suche nach Buhmännern, dann vielfach auf die
Freimaurerei abgestellt. Auch der Odd-Fellow-Orden, wird dieser zugerechnet.
Man vergleiche im Kontrast dazu die Meldung aus der „Freiburger Zeitung" vom
24. 10. 1914
Zitat
Drahbeck
Vor Einhundert Jahren
In einer Kommentierung des „Wachtturms" in der Ausgabe vom Oktober 1914, kann
man bezüglich des nunmehr ausgebrochenen Weltkrieges, auch die Sätze lesen:
weis die „Freiburger Zeitung" vom 17. 12. 1914 mitzuteilen.
Und weiter wird besagter Herr Scheich mit der Aussage zitiert:
„Die Kinder Mohammeds, des Propheten, werden nicht
untergehen. Wir sind glücklich, den Krieg gemeinsam mit den Armeen
Österreichs-Ungarns und Kaiser Wilhelm zu führen."
Na, dann konnte für die deutsche Kriegführung nicht mehr viel schief gehen,
angesichts solcher Schützenhilfe. Nur merkwürdig, der heutige Streitapfel
Israel gehörte ja dann vor dem ersten Weltkrieg auch zum Osmanischen Reich
(Türkei). Nach dem Kriege dann wohl nicht mehr.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=17a1&year=1914&month=11&project=3&anzahl=4
Durchaus vieldeutig auch diese martialische Passage in dieser WT-Ausgabe.
Von ihr kann man wohl kaum sagen, dass sie etwa Wehrdienstgegnerisch
orientiert wäre.
Sollte also die deutsche Zensur im Vorfeld jene „Wachtturm"-Ausgabe gesichtet
haben, und ihr selbstgestelltes Ziel war es ja auch „defaitistische"
Äußerungen zu verhindern, wäre sie in dieser WT-Ausgabe wohl kaum fündig
geworden.
Bei der Bewertung jener WT-Passage ist keinesfalls das ausschlaggebende, wie
die WT-Hörigen sie denn auffassen. Weitaus relevanter indes ist, wie sie auf
Außenstehende wirkt. Und aus der Sicht von Außenstehenden lief sie kaum den
deutschen Kriegsinteressen zuwider.
Das alternative Kontrastprogramm (ohne inhaltliche Bewertung)
"Die Aussicht" Dezember
1914
"Die Aussicht"
Jahrgang 1914
"Zum dritten mal schon" muss die "Freiburger Zeitung" vom 14. 12. 1914
berichten, Freiburg sei das Angriffsziel feindlicher Flugzeuge geworden.
Bei meiner Auswertung der "Freiburger Zeitung" meine ich jedoch, über die
erste und zweite Flugzeugattacke nichts registriert zu haben. Nun also schon
zum dritten mal, was selbst dieses Blatt zu der Einsicht veranlasste. Das
lässt sich wohl nicht länger totschweigen!
Damit wird deutlich, das die gepflegte Selbstsuggestion, "man siege ja am
laufenden Bande", wohl nicht Wirklichkeitsadäquat war. Einige Ausgaben davor,
meine ich auch "weiße Flecken" (unbedruckte Stellen) im Monat Dezember 1914,
in der "Freiburger Zeitung" registriert zu haben. Die aber waren in den
Monaten davor, so nicht zu beobachten.
In Ermangelung einer redaktionellen Erklärung dieses Blattes, zu diesen
"weißen Flecken", besteht nur die Möglichkeit zu spekulieren.
Es würde mich überhaupt nicht wundern, würde ein objektives Urteil lauten.
Das sind von der Zensur veranlasste Streichungen!
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=14a1&year=1914&month=12&project=3&anzahl=4
Am 24. 12. 1914 gab es dann im gleichen Blatt die Mitteilung, zukünftig werde
die Bevölkerung, vor dem Herannahen feindlicher Flugzeuge, durch Böllerschüsse
gewarnt.
Sicherlich eine "passende" Weihnachtsmeldung.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=24a1&year=1914&month=12&project=3&anzahl=4