Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Französischer Funktionarsverschleiss

(in der CV 140 gelesen; auszugsweise)

Das Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1980" beschäftigt sich u.a. auch mit der Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Frankreich. Von 261 Seiten des Jahrbuches wird fast die Hälfte diesem Bericht gewidmet."Du wirst fasziniert sein, zu lesen, wie aus diesem einen Zeugen trotz Schwierigkeiten durch untreue Brüder und nationalsozialistischer Verfolgung ein gewaltiges Heer von über 67000 Königreichsverkündigern geworden ist"(S.33). Fasziniert sein bedeutet: Beeindruckt, begeistert sein. Unter diesem Aspekt wollen wir uns einmal folgende Tatsachen ansehen. Im Zeitraum von 1912 bis 1951 wechselten Brüder in überaus verantwortlichen Positionen, wie Zonendiener, Zweigdiener und Gehilfen des Zweigdieners, die für Frankreich verantwortlich waren, 14 mal! Das heißt, etwa alle zweieinhalb Jahre wurde ein hoher WTG-Diener von einem anderen abgelöst! Wenn man den Zeitraum von 1912-1929 nimmt, dann kommt sogar ein Wechsel innerhalb von knappen 2 Jahren zustande, 9 Ablösungen innerhalb von 17 Jahren! Und dies gerade nach 1919, da doch Jehovas Geist seit dieser Zeit auf der Organisation ruhen soll!
Glänzen durch äußeren Schein
Nun könnte jemand fragen: Was sagen diese Zahlen schon aus? Nun, erstens ist der größte Künstler im Hinblick auf Zahlenakrobatik die WTG selber. Z. B. lesen wir im Jahrbuch auf S. 148; "Am gleichen Tage widmete uns die einflußreichste Zeitung "Le monde" 90 Zentimeter Spaltenlänge auf ihrer Seite über religiöse Nachrichten, während sie der katholischen Kirche nur 23 Zentimeter widmete… Insgesamt brachte die französische Presse über 22 Meter Spaltenlänge Artikel und Fotografien!"
Welche Mühe muß es doch für die Zeugen gewesen sein, alle Artikel auf Zentimetergenauigkeit nachzumessen!
Man beachte auch das Geltungsbedürfnis der WTG.
Chaotischer Wechsel
Weshalb wurde denn ein so häufiger Wechsel erforderlich!
Lesen wir in Stichworten: "Lanz war verärgert, verhielt sich rebellisch und wandte sich gegen die Gesellschaft." (S.45), "Infolge seines unrichtigen Handelns hat ihn (Freytag) die Wachtturm- Bibel- und Traktat-Gesellschaft des Amtes entsetzt und übergab sämtliche Geschäftsangelegenheiten Bruder C. C. Binkele in Zürich." (S.50). "Schließlich wurde der Fall vor Gericht gebracht, und Freytag wurde gezwungen, das Eigentum, das er der Gesellschaft gestohlen hat, zurückzugeben." (S. 51).
"Nun, im Laufe der Zeit wurden sowohl Bruder Lefevre als auch Bruder Roussel unzufrieden und erwiesen sich als böse Knechte" (S. 57).
Im Juli 1925 wurde Bruder Binkele, der Leiter des "Zentraleuropäischen Büros", aus gesundheitlichen (?) Gründen von Bruder Zaugg abgelöst.
Im darauffolgenden Jahr wandte sich Binkele gegen die Gesellschaft und gründete eine Sekte, die er "Die freien Bibelforscher" nannte .
1926 wurde Bruder Zaugg von Bruder Martin Harbeck abgelöst, den Bruder Rutherford aus Brooklyn schickte.
Bruder Zaugg gab den Vollzeitdienst auf und verließ schließlich die Wahrheit. (S. 63).
"Ein Bruder aus dem Elsaß, Gustave Zopfer, wurde als Leiter dieses neuen Pariser Büros eingesetzt." (S. 66). "Bruder Zopfer wurde 1936 als Leiter des Pariser Büros von Fred Gabler ersetzt, einem englischen Bruder, der schon jahrelang im Vollzeitdienst tätig war, und Emile Dellonnoy wurde als sein Gehilfe eingesetzt. Gustave Zopfer gab später die Wahrheit auf und kollaborierte während des Krieges sogar mit den Nazis." (S. 83). "Während des Kongresses erklärte Bruder Knorr, daß Bruder Henri Geiger nach vielen Jahren treuen Dienstes aus gesundheitlichen und anderen Gründen (!) von Bruder Leopold Jontes als Zweigaufseher ersetzt werde." (S. 127).
Warum ?
Wie ist es möglich, daß Brüder, die jahrelang im Vollzeitdienst standen, z.T. vom Präsidenten der WTG persönlich in das Amt eingesetzt werden, von der "Wahrheit" abfallen, sich gegen die Gesellschaft wenden, eigene Sekten gründen, mit den Nazis kollaborieren?
Wohlgemerkt, es ist hier die Rede von Zonen- und Zweigdienern, also höchsten WTG-Funktionären. Wie es auf Bezirks-, Kreis-und Versammlungsebene aussah und aussieht, darüber schweigt sich dieses Buch aus! Man kann sich ohnehin seinen Teil denken. Haben vielleicht die Brüder einen zu tiefen Einblick in die Machenschaften der WTG erhalten?
Erkannten sie vielleicht, daß dieses Werk keineswegs von einem Gott geleitet wird? Wieso gründete der Zonendiener Binkele eine Sekte, die er ausgerechnet "Die freien Bibelforscher nannte? Die Vermutung liegt nahe, daß er dachte, die WTG-Anhänger seien unfrei! Hat er aber damit unrecht? Haben die Zeugen Jehovas Meinungsfreiheit? Um es vorweg zu nehmen:
Die Freiheit hat nur ihr Präsident! …
Ein riesiger Menschenverschleiß
Wieviel Unheil haben die Präsidenten der WTG mit ihren Endzeit-Vorhersagen schon angerichtet. Hunderttausende Menschen gaben inzwischen ihren Glauben nach jahrelanger bzw. jahrzehntelanger Arbeit im Dienste der WTG auf.
Dieses wird auch z.T. auf Seite 62 des Jahrbuches bestätigt:
Anna Zimmermann schreibt: "ungerechtfertigte Hoffnungen brachten große Prüfungen mit sich. Viele gäben auf."
Waren es aber "ungerechtfertigte Hoffnungen"? Kennt Frau Zimmermann das Millionen-und Trostbuch nicht, oder hat sie vergessen, daß Rutherford seine Lehre als einen "unanfechtbaren Schluß" bezeichnet, den er aus dem "Worte Gottes" entnahm?
Ja, etwas, was den Präsidenten vollkommen abgeht, verlangen sie von ihren Untergebenen: Demut! Sie müssen demütig sein, um die einander widersprechenden Lehren verkraften zu können, ohne aufzubegehren. Überall, wo es gilt, seinen Kopf hinzuhalten, wird von den ZJ Demut verlangt. Sogar während der Besetzung Frankreichs durch deutsche Faschisten, wurden für den lebensgefährlichen WT-Schmuggel 13jährige Kinder eingesetzt. (S. 99)
Demut
Für diese Tätigkeit mußten die Zeugen "demütig, bescheiden" sein. (S. 95)
In Schlüsselpositionen der WTG sind diese Eigenschaften nicht gefragt.
Ein Beispiel: "Adolphe Weber war ein einfacher, bäurischer Mann, aber er war ein ergebener reifer Christ, der Englisch, Französisch und Deutsch beherrschte." (S. 36)
"Bruder Russell übertrug Emile Lanz, einem Schweizer Zahnarzt aus Mühlhausen/Elsaß, die Verantwortung für das Zweigbüro. Lanz nahm die Dienste von Alexandre Freytag in Anspruch, der beim Übersetzen des französischen Wachtturms half.
So trat Adolphe Weber, der das Werk im französisch-sprachigen Europa am Anfang an treu beaufsichtigt hatte, zugunsten der gebildeteren Brüder Lanz und Alexandre Freytag zurück". (S. 43)
Weber beherrschte 3 Sprachen, brachte mit großem Erfolg das Werk in Frankreich in Gang, mußte aber die Leitung an "gebildetere" Brüder abgeben. Diese "gebildeteren" Brüder wurden schließlich Gegner der WTG, aber die hatten eine Eigenschaft, die anscheinend als Zweigdiener nötig ist: Die waren nicht demütig!
Man ist wirklich fasziniert
"Du wirst fasziniert sein…" Ja, man fasziniert von dem Chaos innerhalb WTG.
Selbst steigende Verkündigerzahlen können darüber nicht hinwegtäuschen.

Ergänzend siehe auch noch

Schweizer Funktionäre

Der Pilgrim des Conrad C. Binkele

Samuel Lauper

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