Mister Bush und Mister Rumsfeld ins "Stammbuch" geschrieben

Ein Kapitel aus dem Buch von Hannah Vogt "Schuld oder Verhängnis?"

Als der erste Weltkrieg mit dem Versailler Vertrag beendet wurde, behaupteten die Siegermächte, Deutschland (und seine Verbündeten) treffe die Alleinschuld für den Ausbruch des eben erloschenen Weltbrandes. Diese Behauptung entsprach ganz und gar nicht der historischen Wahrheit und ist von der Wissenschaft inzwischen längst widerlegt. Viele deutsche Historiker der Nachkriegszeit machten es sich zur vornehmsten Aufgabe, die Entstehung des ersten Weltkrieges zu ergründen. Aber auch die Historiker anderer Länder waren bemüht, die Sachverhalte aufzuklären. Die Archive der Diplomaten wurden geöffnet, Akten und Briefwechsel, Verträge und Noten wurden veröffentlicht. Das Ergebnis läßt sich am treffendsten mit den Worten des ehemaligen englischen Ministerpräsidenten Lloyd George wiedergeben. Er, der selbst zu den handelnden Personen des dramatischen Geschehens gehört hatte, sagte später, daß keiner der europäischen Staatsmänner damals den Krieg gewollt habe: „Sie taumelten und stolperten aus Torheit in ihn hinein."

Die Frage nach der Entstehung des ersten Weltkrieges läßt sich daher nicht mit ein paar Sätzen beantworten und natürlich auch nicht dadurch, daß wir Deutschen nun den Spieß umkehren und etwa behaupten, die Engländer seien schuld und hätten den Krieg insgeheim angezettelt, um die Konkurrenz der deutschen Wirtschaft loszuwerden. Solche Behauptungen verfälschen die Wirklichkeit. Wir werden vielmehr erkennen müssen, daß mancherlei Torheiten, Fehlentscheidungen und verhängnisvolle Meinungen zusammenkommen mußten, bis die europäischen Völker 1914 glaubten, nur ein Krieg könne ihre Schwierigkeiten lösen.

Im Ausland hielt man den deutschen Kaiser Wilhelm Il. für besonders kriegslüstern und schob ihm einen großen Teil der Kriegsschuld zu. Daher wurde denn auch im Versailler Vertrag gefordert, daß er den Alliierten auszuliefern und wegen „schwerster Verletzung der internationalen Moral und der Heiligkeit der Verträge" vor ein besonderes Gericht zu stellen sei. War diese Auffassung zutreffend?

Unbestreitbar fiel dem Kaiser nach der damals geltenden deutschen Verfassung eine erhebliche politische Verantwortung zu. Er hatte nicht nur nach außen hin eine sinnbildliche Rolle als Repräsentant des Reiches zu spielen, er war nicht nur Verkörperung der nationalen Geschichte und des Staatsganzen (wie der englische Monarch), sondern er stand an der Spitze der ausführenden Gewalt im Staat. Er allein hatte den Reichskanzler und das Kabinett zu berufen. Mit diesen personellen Entscheidungen bestimmte er auch weitgehend die Richtlinien der Politik.

Es gibt kaum eine Persönlichkeit der neueren Geschichte, die im Urteil der Zeitgenossen wie der Nachfahren so umstritten ist wie der letzte deutsche Kaiser. Die einen sehen in ihm den überforderten Sprößling eines niedergehenden Herrscherhauses, dessen Größenwahn nahe an Geisteskrankheit grenze. Die anderen bewundern seine erstaunliche geistige Beweglichkeit, seine Offenheit, sein Interesse an den vielfältigsten Gegenständen. Solche Widersprüche, die von unvoreingenommenen Zeitgenossen und Wissenschaftlern aufs mannigfachste bezeugt sind, lassen sich in einem Gesamturteil nicht auflösen.

Reden, die der Kaiser gern und bei zahlreichen Anlässen hielt, brachten ihn in den Ruf, besonders kriegerisch, ja blutrünstig zu sein. Die Taktlosigkeit, die ihm nachgesagt wurde und für die seine Randbemerkungen zu den Berichten seiner Botschafter manchen Beleg liefern, führte in seinen Reden oft zu schlimmen Entgleisungen, die in der ganzen Welt bekannt wurden. Ein Beispiel dafür bietet die sogenannte „Hunnenrede".

1900 war in China ein Aufstand gegen die Vorherrschaft der Fremden ausgebrochen der unter Führung des Geheimbundes der „Boxer" stand. Im Verlauf dieses Aufstandes war auch der deutsche Gesandte in Peking ermordet worden. Die Großmächte griffen ein, und auch Deutschland schickte Truppen in den Boxerkrieg. Der Kaiser verabschiedete die Soldaten in Bremerhaven und gab ihnen folgende Worte mit auf den Weg:

„Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer euch in die Hände fällt sei euch verfallen! Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen läßt, so möge de Name 'Deutscher` in China auf tausend Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen!"

Wenn im ersten Weltkrieg die Propaganda der gegen Deutschland verbündeten Mächte die deutschen Truppen als „Hunnen" bezeichnete, so griff man damit also ein Wort auf, das der deutsche Kaiser selbst auf seine Soldaten angewendet hatte.

Im Jahre 1908 kam es wegen eines Interviews, das der Kaiser der englischen Zeitung „The Daily Telegraph" gegeben hatte, zu einem Skandal, der weite Kreise zog und im Reichstag und in der deutschen Presse heftige Kritik und Empörung auslöste. Der Kaiser selbst war tief betroffen über die Wirkung seiner Worte. Aber leider wurde es versäumt, aus der allgemeinen Empörung die nötigen Folgerungen zu ziehen und eine Verfassungsänderung in der Weise zu erzwingen, daß auch in Deutschland, wie in England und Frankreich, das Parlament die Regierung hätte zur Verantwortung ziehen können. Eine solche Reform hätte den politischen Einfluß des Kaisers einschränken oder beseitigen können. Es blieb aber weiterhin bei dem verhängnisvollen „persönlichen Regiment" Wilhelms II., das sich insbesondere in der Personalpolitik auswirkte und auch nicht dazu beitrug, Deutschland in der Welt Freunde zu erwerben. Max Weber, der bedeutendste politische Wissenschaftler jener Zeit, schrieb dazu im Jahre 1906: „Wir werden ,isoliert`, weil dieser Mann uns in dieser Weise regiert und wir es dulden und beschönigen…"

Dennoch wäre es falsch, aus den Reden des Kaisers auf einen Kriegswillen zu schließen; in seinen Handlungen war er weit gemäßigter. Er wollte kein Risiko, keine Revolution, keine Kriege. Im Hinblick auf mögliche innere Konflikte fiel in der Umgebung des Kaisers die Bemerkung: „Er mag noch so entschieden sprechen, wenn es wirklich Ernst wird mit den Sozialdemokraten, läßt er niemals schießen." Ähnliches kann man auch in außenpolitischer Hinsicht sagen. Er mochte von „schimmernder Wehr" sprechen und von „trockenem Pulver", aber er wollte keinen Krieg. Und als der Krieg wirklich ausbrach, in den die Völker Europas hineingeschlittert waren, da war der Kaiser verstört und bestürzt und wußte so wenig wie sein Kanzler Bethmann-Hollweg, wie es so weit hatte kommen können.

Als der erste Weltkrieg begann, stand Deutschland praktisch allein an der Seite seines Bundesgenossen Österreich-Ungarn. Wie war Deutschland in diese Lage geraten? Hatte sie sich zwangsläufig ergeben? Oder war sie das Ergebnis einer „Einkreisungspolitik" der übrigen europäischen Mächte, hervorgerufen durch den englischen „Wirtschaftsneid", wie die nationalistische Literatur in Deutschland immer wieder behauptet hat? Oder war sie die Folge einer Reihe politischer Fehlentscheidungen der deutschen Regierung, die hätten vermieden werden können?

Bismarck hatte das Deutsche Reich im Anschluß an einen Krieg gegen Frankreich geschaffen. Seitdem mußte die deutsche Politik damit rechnen, daß Frankreich die erste Gelegenheit benutzen werde, seine Niederlage wieder wettzumachen. Es hatte die ihm auferlegten Kriegskosten in Höhe von 5 Milliarden Franken zwar erstaunlich rasch bezahlt, konnte aber den Verlust Elsaß-Lothringens nie verwinden. In Paris wurde für die verlorene Provinz eine Statue aufgerichtet, die bis 1918 immer mit einem Trauerflor versehen war. Die Politik beider Länder wurde unter diesen Umständen vom wechselseitigen Sicherheitsbedürfnis bestimmt

Bismarck hatte die notwendige Sicherheit für Deutschland in einem Bündnis mit Österreich-Ungarn gesucht (Zweibund 1879, durch Beitritt Italiens 1882 zum Dreibund erweitert) und zugleich in einem geheimen Neutralitätsabkommen mit Rußland (sog. „Rückversicherungsvertrag"). Der Gedanke Rußland könne sich einmal über Deutschland hinweg mit Frankreich verständigen, war für ihn eine stete Sorge gewesen; denn dann wäre das Deutsche Reich im Konfliktsfall durch einen „Zweifrontenkrieg" im Osten und Westen bedroht gewesen. Aber schon zwei Jahre nach Bismarcks Entlassung kam es zu einem Militärabkommen zwischen Rußland und Frankreich, nachdem die zuständigen Beamten des Auswärtigen Amtes in Berlin dem Kaiser davon abgeraten hatten, den „Rückversicherungsvertrag" zu erneuern. So begann sich schon jetzt eine gewisse Isolierung abzuzeichnen, zumal Italiens Bündnistreue von vornherein als zweifelhaft galt.

In dieser Situation bot sich jedoch eine Möglichkeit, das Deutsche Reich näher mit England zu verbinden. England hatte nach Beseitigung der napoleonischen Herrschaft im 19. Jahrhundert mit den Staaten auf dem europäischen Festland keine Bündnisse geschlossen. Sein Hauptaugenmerk war auf das kontinentale Gleichgewicht gerichtet: keine kontinentale Macht sollte ein Übergewicht über die anderen erlangen. Durch seine weltweite Kolonialpolitik hatte England aber in Nord- und Mittelafrika zahlreiche Reibungsflächen mit Frankreich und ebenso in Ostasien Interessengegensätze zu Bußland. Daraus konnten sich jederzeit Konflikte ergeben, in denen ein starker Rückhalt auf dem europäischen Festland für England wünschenswert war. So entschlossen sich die englischen Staatsmänner um die Jahrhundertwende, den bisherigen Kurs abzuändern, aus der Isolierung herauszutreten und eine Annäherung an Deutschland zu suchen.

Im März 1898 unterbreitete der englische Kolonialminister Chamberlain dem deutschen Botschafter in London einen entsprechenden Vorschlag. Aber im deutschen Auswärtigen Amt erkannte man die Sternstunde nicht und fürchtete nur Schwierigkeiten; zudem war die deutsche Stimmung damals wenig englandfreundlich. Die öffentliche Meinung hatte in dem Konflikt zwischen Buren und Engländern sehr entschieden für die Buren Partei genommen. Trotz der sehr kühlen Aufnahme dieses ersten Angebots wiederholten es die Engländer drei Jahre später, gaben aber diesmal zu verstehen, daß sie bei einer Ablehnung mit Frankreich und Rußland einen Ausgleich suchen würden. Der maßgebliche Ratgeber im Auswärtigen Amt, Geheimrat von Holstein, hielt diese Andeutung für „einen vollständigen Schwindel". Er war der Auffassung, daß der Walfisch (England) und der Bär (Rußland) sich niemals einigen könnten. Wie schon bei der Nichterneuerung des „Rückversicherungsvertrages", so wurde auch diesmal wieder der Einfluß dieses Mannes, der niemals im Rampenlicht der parlamentarischen Verantwortung stand, sondern immer nur hinter den Kulissen waltete, entscheidend. Auch das war ein Mangel des deutschen Regierungssystems, das die Beamten weitgehend der parlamentarischen Kontrolle entzog. Es zeigte sich bald, wie kurzsichtig Holsteins Urteil war.

Bei diesem zweiten Angebot wurden die Gespräche eingehender geführt. Deutschland bestand darauf, daß England ausdrücklich dem Dreibund beitreten müsse. England aber wünschte ein weniger formelles Übereinkommen, das dem Ausgleich von Interessenkonflikten und der Verteidigung gemeinsamer Interessen dienen sollte. Aus den österreichischen Balkanproblemen wollten sich die Engländer jedoch von vornherein heraushalten. Bismarck hatte einmal gesagt: „Es war stets ein Fehler der Deutschen, alles erreichen zu wollen oder nichts und sich einseitig auf eine bestimmte Methode zu versteifen." An diesem Fehler scheiterten dann auch die Verhandlungen von 1901, und England verwirklichte nun ohne Säumen jene Politik, die es bereits angekündigt hatte und die den deutschen Staatsmännern als eine Unmöglichkeit erschienen war: es schloß ein Bündnis mit Japan, verständigte sich mit Frankreich über die Streitpunkte in Nordafrika und beseitigte 1907 in einem Abkommen über Persien, Afganistan und Tibet die Reibungsflächen mit Rußland. Freundschaftsbesuche des englischen Königs Eduard VII in Paris und in Petersburg trugen dazu bei, die neue sogenannte „Triple Entente" (England, Rußland, Frankreich) zu befestigen, obwohl es über dieses tatsächliche Einvernehmen keine schriftlichen Abmachungen gab.

Damit hatte die Isolierung Deutschlands jenes bedrohliche Ausmaß erreicht, das uns im ersten Weltkrieg zum Schicksal wurde. Die Erkenntnis, die Geheimrat Holstein jetzt in einem Brief äußerte, man habe „die Gelegenheit verpaßt, gleichzeitig mit England und Rußland gut Freund zu sein", kam zu spät.

Das englische Bündnisangebot an Deutschland widerlegt eindeutig die Legende von der Einkreisungspolitik. Wenn auch gewisse englische Wirtschaftskreise eine Schwächung der deutschen Konkurrenz befürworteten, so hat sich doch die englische Außenpolitik vor dem Kriege von derartigen Interessenstandpunkten nicht leiten lassen.

Nach dem Scheitern der Bündnisverhandlungen verschlechterte sich das deutsch-englische Verhältnis in zunehmendem Maße durch den rasch und lärmend vorangetriebenen deutschen Flottenbau. Zwar versuchten englische und deutsche Diplomatie mehrfach, zu einem Übereinkommen über die Flottenstärke zu gelangen, scheiterte aber vor allem an der Haltung des für den deutschen Flottenbau verantwortlicher Admirals von Tirpitz, der auf die Durchführung seines Flottenbauprogramms nicht verzichten wollte.

Uns heute Lebenden erscheint die Zeit vor 1914 so friedlich und sicher, daß wir geneigt sind zu glauben, die Menschen damals müßten sich einer ungetrübten Sicherheit erfreut haben und vom Ausbruch des Weltkrieges wie von einem Erdbeben überrascht worden sein. Darin täuschen wir uns aber. Die Welt schlitterte nicht zum wenigsten deshalb in den Krieg, weil die Staatsmänner und die Völker sich daran gewöhnt hatten, an die Unvermeidlichkeit des Krieges zu glauben. Hat ein solcher Glaube an ein Verhängnis erst einmal Fuß gefaßt, dann sind die Kräfte der Vernunft und der Geduld, die ihm entgegenwirken könnten, schon auf dem Rückzug, und Leidenschaft und Panik können sich ausbreiten.

Diese Stimmung wurde durch eine Reihe von krisenhaften Ereignissen gefördert, bei denen man immer um Haaresbreite an einem Krieg vorbeigekommen war. Viele meinten schließlich, die Spannung müsse sich durch ein Gewitter entladen, und versprachen sich davon vielleicht sogar eine Reinigung der Atmosphäre. Zwar hoffte man, künftige Konflikte begrenzen zu können, fürchtete aber ständig die mögliche Ausweitung zu einem Weltbrand. Unter diesem Druck wurden überall in Europa die Rüstungen verstärkt, die Dienstzeiten verlängert und die Friedensarmeen auf Kriegsstärke gebracht.

Krisenherde vor dem ersten Weltkrieg waren vor allem Marokko, die Türkei und der Balkan. Der südöstliche Teil des Balkans hatte jahrhundertelang unter türkischer Herrschaft gestanden. Die Türkei war aber seit der Mitte des 19. Jahrhunderts infolge der Unabhängigkeitsbestrebungen der Balkanvölker durch Erhebungen und Kriege immer mehr zurückgedrängt worden. Eine Reihe selbständiger Staaten war entstanden, darunter das Königreich Serbien, das an Österreich-Ungarn angrenzte.

Die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie war ein Vielvölkerstaat und stand daher in einem verständlichen Gegensatz zu den nationalen Bestrebungen der Balkanvölker. Die Spannungen wurden dadurch noch verschärft, daß das russische Zarenreich ebenfalls ein erhebliches Interesse an den Balkanfragen hatte, weil es am Bosporus einen Zugang zum Mittelmeer erhalten wollte. Überdies beanspruchten die Russen als slawische Nation die Rolle einer Schutzmacht der kleinen slawischen Völker auf dem Balkan. Aus all diesen Gründen bezeichnete man den Balkan auch als das „Pulverfaß" oder als das „Feuerrad", an das ganz Europa gekettet sei. Jede Veränderung auf dem Balkan konnte Europa in den Krieg stürzen.

Von folgenschwerer Bedeutung für die Vorgeschichte des ersten Weltkrieges war vor allem die Besitzergreifung Bosniens durch Österreich-Ungarn im Jahre 1908. Auf dieses Gebiet, dessen Bevölkerung den Serben stammverwandt war, erhob auch das serbische Königreich Anspruch, mußte aber unter dem Druck der Großmächte Verzicht leisten. Dies schürte den Haß der serbischen Nationalisten gegen die Donaumonarchie bis zur Weißglut.

Auf dem mit nationalen Spannungen geladenen Balkan kam es bereits 1912 und 1913 zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Beide Male ließ sich der Brand eindämmen. Ein Jahr später aber führte das Spiel mit dem Feuer zu der lange befürchteten Explosion.

Im Juni 1914 fuhr der österreichisch-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand als Generalinspektor der Armee nach Bosnien zur Besichtigung der dort stationierten Truppen. Obwohl den österreichischen Dienststellen bekannt war, daß es in Bosnien Geheimgesellschaften gab, die mit allen Mitteln die Vereinigung mit Serbien erstrebten, und obwohl sogar Warnungen ergangen waren, daß dem Thronfolger Gefahr drohe, wenn er bosnischen Boden betrete, waren keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden. Als der Erzherzog die Landeshauptstadt Sarajewo besuchte, konnte es daher einem jungen bosnischen Verschwörer gelingen, sich auf da Trittbrett des Wagens zu schwingen und den Thronfolger und seine Gemahlin durch Revolverschüsse zu töten.

Dieses Attentat war eine politische Herausforderung und wurde in Wien als ein Angriff auf die Donaumonarchie verstanden. Aber es war genau genommen eine innenpolitische Angelegenheit; denn der Attentäter war Untertan des österreichischen Kaiser und nicht serbischer Staatsangehöriger. Dennoch war man in Wien vom ersten Augenblick an entschlossen, dieses Attentat zum Anlaß einer Abrechnung mit Serbien zu machen. Die Frage, ob tatsächlich die Fäden der Verschwörung bis zur serbischen Regierung reichten, ist trotz umfangreicher Forschungen bis heute umstritten. Sicher ist aber, daß es im damaligen Augenblick an schlüssigem Beweismaterial fehlte.

Ehe der Außenminister Österreich-Ungarns seine Absichten weiter verfolgte, fragte er in Berlin an, ob er mit der Zustimmung des Deutschen Kaisers rechnen könne. Wilhelm II. ließ ihn wissen, „daß Seine Majestät treu an der Seite Österreich-Ungarns stehen werde". Diese Zusage wurde zwar mit dem Hinweis verbunden, daß die Ausweitung des österreichisch-serbischen Streites zu einem internationalen Konflikt verhindert werden müsse. Leichtfertigerweise wurde aber versäumt, den Eintritt der Bündnispflicht an Bedingungen zu knüpfen, die geeignet gewesen wären, die Wiener Regierung zu mäßigen. Wilhelm II. hatte seine Entscheidung ohne Hinzuziehung seiner diplomatischen Berater gefällt und hatte damit eine Situation geschaffen, von der ein deutscher Historiker später sagte: „Jeder deutsche Rekrut und jeder deutsche Landwehrmann mußte marschieren, jede deutsche Familie mußte ihr Liebstes hergeben, wenn man in Wien meinte, das Ansehen der österreichisch-ungarischen Monarchie verlange, daß die Kriegsfackel in die Gefilde Europas geschleudert würde" .

Berlin hatte den Wiener Staatsmännern freie Hand gegeben, und diese sahen sich dadurch instandgesetzt, rücksichtslos das vermeintliche Interesse der Donaumonarchie zu verfolgen. Selbstverständlich beabsichtigten sie nicht, einen Weltkrieg zu entfesseln. Sie gaben sich vielmehr der Täuschung hin, Rußland würde auch diesmal wie in der Balkankrise 1908/09 stillhalten. Unter solchen Voraussetzungen unternahm die österreichisch-ungarische Regierung die nächsten Schritte: Am 23. Juli wurde Serbien ein Ultimatum übergeben, befristet auf achtundvierzig Stunden. Die darin gestellten Forderungen waren so überspitzt, daß Diplomaten in der ganzen Welt sie für unannehmbar erklärten. Es lag zu Tage, daß man in Wien mit einer Annahme auch gar nicht rechnete, sondern nur eine Ablehnung herbeiführen und damit einen Kriegsgrund erhalten wollte. Zur allgemeinen Überraschung aber gaben die Serben ein „glänzendes Beispiel diplomatischer Geschicklichkeit" und nahmen die österreichischen Forderungen unter bestimmten Vorbehalten an. Diese Antwortnote wurde von der serbischen Regierung auch den anderen europäischen Regierungen im Wortlaut zugestellt und verfehlte nicht, dort Sympathien zu wecken. In Wien brauchte man zwei Tage, um die Antwortnote mit Kommentaren zu versehen, die ihren Inhalt als „unbefriedigend" erklärten. Danach wurde die Mobilmachung der österreichisch-ungarischen Armee befohlen und am 28. Juli die Kriegserklärung an Serbien gesandt.

Österreich-Ungarn hatte seinen deutschen Bundesgenossen weder bei der Abfassung des Ultimatums noch bei der Kriegserklärung zu Rate gezogen. Als Wilhelm II. die geschickt abgefaßte serbische Antwort auf das Ultimatum gelesen hatte, äußerte er erleichtert: „Damit fällt jeder Kriegsgrund fort!" Aber auch nach der österreichischen Kriegserklärung an Serbien bemühten sich vor allem England und Deutschland um eine Lokalisierung des Konfliktes. In der Nacht vom 29. Zum 30. Juli telegraphierte der deutsch Reichskanzler Bethmann-Hollweg nach Wien: Wir sind zwar bereit, unsere Bündnispflichten zu erfüllen, müssen es aber ablehnen, uns von Wien leichtfertig und ohne Beachtung unserer Ratschläge in einen Weltbrand hineinziehen zu lassen."

Jetzt aber war es schon zu spät; denn die Lawine war inzwischen weitergerollt. Rußland hatte Serbien wissen lassen, daß es mit russischer Unterstützung rechnen dürfe. Das Zarenreich stellte den „allslawischen" Gesichtspunkt höher als die Verbundenheit der Monarchen, deren Unantastbarkeit durch den Mord von Serajewo verletzt worden war. Nach der österreichischen Kriegserklärung an Serbien wurde in Rußland am 29. Juli die Teilmobilisierung gegen Österreich-Ungarn angeordnet. Einen Tag später verkündet der Zar die Gesamtmobilmachung, die sich jetzt auch gegen Deutschland richtete.

Auch zu diesem Zeitpunkt war Bethmann-Hollweg noch um einen Ausgleich bemüht, aber jetzt wurden neben politischen bereits rein militärische Gesichtspunkte geltend gemacht. Der deutsche Generalstabschef Moltke war der Auffassung, daß jedes Zögern die militärische Lage Deutschlands verschlechtern müsse. Er griff daher - ohne Wissen des Kaisers und des Reichskanzlers - in den Gang der Ereignisse ein, indem er den österreichischen Generalstab am 30. Juli in einem Telegramm zur Mobilmachung gegen Rußland aufforderte und zugleich die deutsche Mobilmachung zusicherte.

Am 31. Juli mobilisierte auch das mit Rußland verbündete Frankreich. Das von einem Zweifrontenkrieg bedrohte Deutschland forderte von Rußland in einem auf zwölf Stunden befristeten Ultimatum die Einstellung aller gegen Deutschland und Osterreich gerichteten Kriegsmaßnahmen. Am gleichen Tage verlangte die deutsche Regierung von Frankreich die Zusicherung seiner Neutralität im Kriegsfall. Als beide Zusicherungen nicht gegeben werden konnten, erklärte Deutschland an Rußland (am 1. August) und an Frankreich (am 3. August) den Krieg.

Gleichzeitig marschierten deutsche Soldaten in Belgien ein, nachdem die belgische Regierung, wie nicht anders zu erwarten war, es abgelehnt hatte, den Durchmarsch deutscher Truppen zu gestatten. Das deutsche Vorgehen gegen Belgien beruhte auf einem Plan, den im Jahre 1905 der damalige Generalstabschef Schlieffen ausgearbeitet hatte. Schlieffen rechnete zwar mit der Möglichkeit eines Zweifrontenkrieges, glaubte aber, daß Deutschland sich im Osten mit der Verteidigung begnügen könne, um dafür im Westen durch zusammengeballten Angriff eine rasche Lösung zu suchen. Dieser Plan litt von vornherein unter einem zu großen militärischen Risiko und darunter, daß er nur durchführbar war, wenn auf die Neutralität Belgiens keine Rücksicht genommen wurde. Militärisch stand und fiel alles mit dem schnellen Gelingen des „Schlieffenplanes"; politisch mußte seine Durchführung Deutschlands Lage sofort verschlechtern.

Die Verletzung der belgischen Neutralität löste die englische Kriegserklärung aus. Die englische Regierung hätte sich zu diesem Schritt ohnehin entschlossen, um der aus der „Entente cordiale" folgenden Beistandspflicht für Frankreich zu genügen. Aber die Verletzung der belgischen Neutralität trug entscheidend zum Stimmungsumschwung in England bei. Bethmann-Hollweg, der sich gerade in den letzten Jahren sehr um einen Ausgleich mit England bemüht hatte, sah nun alle seine Bemühungen zunichte gemacht. „Für einen Fetzen Papier vernichten Sie mein ganzes, mein einziges Werk", sagte er zu dem scheidenden englischen Botschafter schmerzbewegt. Dieses Wort - mit dem „Fetzen Papier" war die englische Garantie der Neutralität Belgiens gemeint - sollte die Runde um die Welt machen und in der Propaganda gegen Deutschland eine überaus belastende Rolle spielen. Dabei wollte Bethmann-Hollweg die Gültigkeit des alten Rechtssatzes, daß „Verträge zu halten" sind, mit dieser Äußerung wohl kaum grundsätzlich in Frage stellen. Erst Hitler handelte in dieser Hinsicht völlig bedenkenlos und unmoralisch; für ihn war in der Tat jeder Vertrag nur ein „Fetzen Papier".

Mit der englischen Kriegserklärung hatte sich der Aufmarsch der europäischen Mächte gegeneinander vervollständigt. Schritt für Schritt waren die Völker Europas „in den Krieg hineingeschlittert". Nur die wenigsten Zeitgenossen hatten eine Vorstellung von der ganzen Tragweite dieses Ereignisses.

 

Heil Bush!

Gesammeltes zu einer umstrittenes These

Am amerikanischen Wesen soll die Welt genesen

Von Christel am Mittwoch, den 26. März, 2003 - 17:21:

Ich habe von einer Freundin diese Mail zum Irak - Krieg bekommen.

Es ist ein Brief, den der Schriftsteller Paulo Coelho an George W. Bush gerichtet hat. Dieser Brief ist vor kurzem in der FAZ abgedruckt worden.

Danke, Mr. Präsident
Danke, großer Staatsmann George W. Bush. Danke, daß Sie jedem gezeigt haben, welche Gefahr Saddam Hussein darstellt. Viele von uns hätten sonst womöglich vergessen, daß er chemische Waffen gegen sein eigenes Volk, gegen die Kurden und die Iraner eingesetzt hat. Hussein ist ein blutrünstiger Diktator und eine der augenfälligsten Verkörperungen des Bösen in der heutigen Welt.
Aber nicht allein dafür wollte ich Ihnen danken. Während der ersten zwei Monate dieses Jahres 2003 haben Sie der Welt eine Reihe anderer, wichtiger Dinge gezeigt. Ich möchte mich daher in Anlehnung an ein Gedicht, das ich als Kind gelernt habe, bei Ihnen bedanken.

Danke, daß Sie allen gezeigt haben, daß das türkische Volk und sein Parlament nicht käuflich sind, auch nicht für 26 Milliarden Dollar.
Danke, daß Sie der Welt gezeigt haben, welch tiefe Kluft zwischen den Entscheidungen der Machthaber und den Wünschen des Volkes liegt.
Danke, daß Sie uns vor Augen führen, daß weder José María Aznar noch Tony Blair ihren Wählern die geringste Achtung und Wertschätzung zeigen. Aznar bringt es fertig, darüber hinwegzusehen, daß neunzig Prozent der Spanier gegen den Krieg sind, und Blair ist die größte Demonstration der vergangenen dreißig Jahre in England schlichtweg egal.
Danke, daß Sie Tony Blair dazu gebracht haben, mit einem Dossier, das ein Plagiat einer Arbeit war, die ein Student zehn Jahre zuvor geschrieben hatte, vor das Britische Parlament zu treten und es als "vom Britischen Geheimdienst erbrachten schlagenden Beweis" vorzustellen.
Danke, daß Sie Colin Powell gestatten, sich selber zum Narren zu machen, indem er dem UN-Sicherheitsrat Fotos vorlegt, die eine Woche später von Hans Blix, dem Chef der UN-Rüstungskontollkommission zur Entwaffnung des Irak, öffentlich angefochten werden.
Danke, daß Sie mit Ihrer Haltung dafür gesorgt haben, daß bei der UN-Vollversammlung der französische Außenminister, Dominique de Villepin, mit seiner Anti-Kriegsrede Applaus geerntet hat, was meines Wissens vorher nur einmal in der Geschichte der UN, im Anschluß an eine Rede Nelson Mandelas, geschehen ist.
Danke, daß Sie mit all Ihren Bemühungen, den Krieg voranzutreiben, dazu beigetragen haben, daß die sonst untereinander zerstrittenen arabischen Nationen sich bei ihrem Treffen in Kairo in der letzten Februarwoche erstmals einstimmig gegen jedwede Invasion ausgesprochen haben.
Danke, daß Sie mit Ihrer rhetorischen Behauptung, die UN habe nun die Chance, ihre wahre Bedeutung zu zeigen, sogar die zögerlichen Länder dazu gebracht haben, sich gegen jede Art von Angriff gegen den Irak auszusprechen.
Danke, daß Sie mit Ihrer Außenpolitik den britischen Außenminister Jack Straw zu der Erklärung verleitet haben, im 21. Jahrhundert könne es Kriege geben, die sich moralisch rechtfertigen ließen, wodurch Straw seine ganze Glaubwürdigkeit verlor.
Danke, daß Sie versucht haben, ein Europa auseinanderzudividieren, das für seine Vereinigung kämpft ? es wird ihm als Warnung dienen.
Danke, daß Sie es geschafft haben, was nur wenigen im letzten Jahrhundert gelungen ist: Millionen Menschen auf allen Kontinenten im Kampf für dieselbe Idee zu vereinen, auch wenn diese Idee nicht Ihre ist.
Danke, daß Sie uns wieder fühlen lassen, daß unsere Worte, wenn sie vielleicht nicht gehört, so zumindest ausgesprochen werden ? das wird uns in Zukunft noch mehr Kraft geben.
Danke, daß Sie uns mißachten, daß Sie alle marginalisieren, die sich gegen Ihre Entscheidung stellen, denn die Zukunft der Erde gehört den Ausgeschlossenen.
Danke, denn ohne Sie hätten wir nicht erkannt, daß wir fähig sind, uns zu mobilisieren. Möglicherweise wird es diesmal nichts nützen, aber ganz sicher später einmal. Nun, da es keinen Weg zu geben scheint, die Trommeln des Krieges zum Schweigen zu bringen, möchte ich wie ein europäischer König einst zu seinem Invasoren sagen: "Möge dein Morgen schön sein, möge die Sonne auf den Rüstungen deiner Soldaten strahlen, denn noch am Nachmittag werde ich dich besiegen."
Danke, daß Sie uns ? einer Armee anonymer Menschen, die wir die Straßen füllen, um einen Prozeß ufzuhalten, der bereits im Gange ist ? erlauben zu erfahren, wie man sich fühlt, wenn man machtlos ist, und aus diesem Gefühl zu lernen und es zu verwandeln. Also, genießen Sie Ihren Morgen und welchen Ruhm er Ihnen auch immer bringen mag.
Danke, daß Sie uns nicht zugehört und uns nicht ernst genommen haben. Doch Sie sollten wissen, daß wir Ihnen sehr wohl zugehört haben und Ihre Worte niemals vergessen werden.
Danke, großer Staatsmann George W. Bush.
Herzlichen Dank.

Der Schriftsteller Paulo Coelho wurde 1947 in Rio de Janeiro geboren, wo er auch heute lebt. Er wurde bekannt mit seinem Roman "Der Alchimist". Auf deutsch veröffentlichte er zuletzt den Roman "Der Dämon und Fräulein Pyrm".

abrufbar unter: http://www.radio-on-line.info/print.php?sid=672

Von Irenäus am Mittwoch, den 26. März, 2003
Danke, daß Sie mich anhand von Angie Merkel, Condi Rice und Gaby L... in meiner lange gehegten Hypothese bestätigt haben, daß die Welt nicht so viel anders aussehen würde, wenn Frauen das große Sagen hätten. Gerechter wäre es mit der Gleichstellung der Geschlechter zwar, aber prinzipiell ändern würde sich dadurch auf der Erde wohl wenig. Auch Frauen würden mit Ihrer direkten Art manchmal über Leichen reiten.

Als sensibler Mann mit Pferdehaar-Allergie möchte ich dagegen im Sinnes eines "Ja aber" doch folgende Punkte zu bedenken geben:

1. In der ARD wird ab und zu mit einer deutschen Literaturwissenschaftlerin telefoniert, die seit 30 Jahren im Irak lebt und es vorgezogen hat, auch jetzt während des Kriegs in Bagdad bei Ihrem Mann zu bleiben. So unerträglich kann das Leben dort dann ja auch nicht gewesen sein, selbst unter einem Diktator Saddam Hussein. Bevor jetzt jemand mit dem Einwand kommt, sie gehöre ja auch einer privilegierten Schicht an: Die Unterstützung für Saddam unter der "einfachen" Bevölkerung scheint mir sogar noch größer zu sein, obwohl sie unter dem jahrelangen Embargo bestimmt noch mehr zu leiden hatten.

Man sollte es sich einfach abschminken, naiv zu glauben, die irakische Bevölkerung würde sehnsüchtigst darauf warten, durch Bush endlich von einem unerträglichen Diktator befreit zu werden. Selbst das Motto "Der Feind meines Feinds ist mein Freund" gilt bei den Schiiten im Süden des Irak nicht mehr so ohne weiteres, weil sie aus eigener bitterer Erfahrung inzwischen genau wissen, daß sie von den USA nur instrumentalisiert, bei nächster Gelegenheit aber gleich wieder fallen gelassen werden.

2. Schaue ich mir die Verbrechen Saddams an, so betreffen sie zum einen andere Ethnien (Kurden, Schiiten), zum anderen beruhen sie auf internen Machtkämpfen. Und da darf man sich bei aller Singularität der Verbrechen Saddams nichts vormachen: Er hat in dieser Region viele, die es mit ihm aufnehmen können bzw. würden, so sie die Macht dazu hätten. Hans hat versucht, an den Machtstrukturen innerhalb der FDP zu rütteln - vergeblich, aber er hat's überlebt, so was kostet bei uns nicht gleich den Kopf. Aber versuch doch mal, dem saudischen Prinzen oder dem Haschemidenkönig seine Stellung streitig zu machen, ob er das so einfach dulden wird und Verständnis für deine politischen Ambitionen hätte. Und was etwa die Kurden angeht: Ich erinnere mich an einen Vortrag des Vorsitzenden der Gesellschaft für bedrohte Völker, in dem er darauf hinwies, daß auch die Kurden ihrerseits gegen Minderheiten auf ihrem Gebiet (Alewiten, Dimilen, Assyrer, Yeziden) vorgehen.

Man sollte es sich einfach abschminken, naiv zu glauben, alle Probleme dieser Region seien gelöst und die Welt würde sicherer, wenn man Saddam und sein säkulares System enthauptet. Der Hydra wachsen weitere nach.

3. Sollte man gerade auf die USA setzen, wenn man Verbrecher loshaben will? Dagegen spricht zum Beispiel folgende Meldung: "Dem 64-Jährigen [Chasradschi] werden Kriegsverbrechen gegen Kurden in den 80ern vorgeworfen. [...] Chasradschi wurde von den USA als ein möglicher Nachfolger von Iraks Machthaber Saddam Hussein gehandelt" (http://www.taz.de/pt/2003/03/24/a0110.nf/textdruck).


Von Gaby L... am Mittwoch, den 26. März, 2003 - 19:11: Okay, Irenäus, dann machen wir es in Zukunft so, dass wir alle Verbrecher weitermachen lassen und uns alles egal sein lassen. Gut so?

Von Irenäus am Mittwoch, den 26. März, 2003 - 23:21:

Weißt Du, Gaby, so richtige Kriegsgegner haben auch so 'ne Art Predigtdienstschule und studieren Unterlagen, Newsletter usw. In so einer Argumentationshilfe vom IPPNW stand mal drin (das war 2001, nach dem 11. September), daß man sich auf ein "Was sollen wir denn sonst machen?" nicht einzulassen braucht, so als ob es eine Zwangsläufigkeit, Unabänderlichkeit und Alternativlosigkeit gäbe, wenn es um Krieg geht. Insofern lasse ich mich auf Dein Spiel nicht ein.

Sollen "wir" Verbrecher davonkommen lassen? Gegenfrage: Sollen "wir" eine Verbrecherjagd als Vorwand für imperiale Strategien durchgehen lassen? Sollen "wir" es zulassen, daß Völker, angeblich ohne Raum oder Sicherheit oder was auch immer, andere Länder einfach okkupieren und sich Regionen auf dieser Erde einfach einverleiben, weil sie meinen, erst dann ruhig schlafen zu können?

Bush hat meines Wissens zwar noch nicht sein Buch "Mein Kampf" geschrieben, aber inzwischen gibt es ja bereits einige Anlaysen des Gedankenguts und der langfrisitgen Pläne, die in der Bush-Administration und im Pentagon en vogue sind.

In Europa sieht man es mit Sorge, wenn Le Pen oder Haider Erfolge erzielen. Um wieviel mehr sollten "wir" uns Sorgen machen über Tendenzen, die über dem großen Teich zu beobachten sind. Langsam scheint sogar den Unions-Politikern aufzugehen, mit welch "schwierigen" Wertegemeinschaftspartnern man es zu tun hat.

Es wäre jedenfalls schön, wenn Bush nur als der größte Trottel in die Geschichte eingehen würde, so wie Jens es formuliert hat.

Von Drahbeck am Donnerstag, den 27. März, 2003 - 02:32:

"Kriegsgegner kann man ja ruhig sein, aber dann sollte man auch mal einen Lösungsvorschlag zum besten geben, aber bitte einen, der auch Erfolg verspricht."

Wer bestimmt denn das eigentlich welcher Despot "zuerst weg muss?" Offenbar in Selbstjustiz von eigenen Gnaden der Bush-Clan.

Ist der Fall Irak der einzigste, wo man sagen muss, der Despot verdient es beseitigt zu werden? Ich fürchte eher nein. Da gibt es noch ein paar mehr. Nur, bei denen kann man sich nicht anschließend Erdölquellen einkrallen.

In der Tat hat Irenäus berechtigt darauf aufmerksam gemacht, dass der "geniale" Bush wohl derzeit nur ein wesentliches Versäumnis aufzuweisen hat. Er hat sein Hitler ädaquates Buch "Mein Kampf" noch nicht vorgelegt!

 Von Drahbeck am Donnerstag, den 27. März, 2003 - 07:41:

Im jetzigen Fall ist meines Erachtens eine Schwelle überschritten worden; die mit anderen Fällen nicht vergleichbar ist. Vom "reagieren" zur vermeintlich "vorbeugenden" Aggression. Zum Diktat der eigenen Interessenlage. Was "gut" für Amerika ist hat auch "gut" für die übrige Welt zu sein.

Man kennt auch den Fall der diplomatischen Intervention der Amis bei den "alten Europäern" für ihr Hätschelkind Scientology. Die "arme verfolgte Religion".

Wie sich die "alten Europäer" doch nur so etwas leisten konnten. "Unerhört". Freiheit ist auch die Freiheit zum ausbeuten über moralisch vertretbare Grenzen hinaus. Wie soll den (anderes Beispiel) etwa Mister Moon seine eingekauften "Wissenschaftler" wie etwa Frau Y. und Herrn Helmut O. fürstlich bewirten können, wenn er nicht die Mittel dazu hat? Was die Franzosen sich da erdreisteten gegen den 16-Stunden-Arbeitstag der Moonies (versteht sich der Kleinen) zu protestieren. "Unerhört" aus USA-Sicht. Freiheit den Starken. Sklavenketten denen die die Freiheit der Starken behindern.

Nietzsche feiert ungeahnte Triumphe im Namen der Religion. Hätte er sich wahrscheinlich auch nicht träumen lassen! Er, der große Gottverleugner. War aber schon für Hitler kein Problem. Nun ja. Er lebt halt weiter in "God's own country".

Wird auch Zeit dass da ein weiteres Hätschelkind der Amis noch den "würdigen" Schutz bekommt. "Unerhört", dass dieses Hätschelkind schon zehn Jahre lang um die staatliche Alimentierung als KdöR kämpfen muss (in USA-Sicht). Aber das wird sich noch ändern. Haben wir erst mal im Irak den Störrigen gezeigt, wo es langzugehen hat; dann werden wir das auch noch bei unseren anderen Hätschelkindern durchsetzen.

Und wem das nicht passt, dem werden wir ein buchstäbliches "Harmagedon" bereiten. Nicht blos eines in der Fiktion. "Zitat" aus G. Bush "Mein Kampf"

Von Marmet am Donnerstag, den 27. März, 2003 - 10:50:

Gerd,

"Demnach haben sich die Amis im Kosovo die Ölquellen, in Serbien die Diamantenfelder,"

Frage: War da nicht noch Clinton am Werk? Würde Bush das ebenfalls machen?

" in Afghanistan die Goldminen - "

Ohne 09/11 wären die Taliban immer noch an der Macht, es wäre den USA sch...egal, was die machen.

> "eingekrallt"?

@ Gaby

"Das einzige, was kam, war, weiterhin Ultimaten stellen, Embargos aufrecht erhalten usw. Dinge, die nicht zum Ziel führen sondern dazu, dass das ganze auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen wird."

Ein Krieg ohne zivile Opfer, der nicht "auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen wird" ist eine Illusion.


"Kriegsgegner kann man ja ruhig sein, aber dann sollte man auch mal einen Lösungsvorschlag zum besten geben, aber bitte einen, der auch Erfolg verspricht."

Der Lösungsvorschlag der Kriegsgegner beruht darauf, daß Krieg keine Lösung sein kann. Ausserdem hätten "nicht-imperialisten" Hussein wohl kaum unterstützt, solange er genehm war, nur wegen dem Öl. Oder?


@Irenäus, Drahbeck
Grundsätzlich gebe ich euch recht, aber ich finde, den Vergleich von "double-u" mit Hitler solltet ihr vielleicht doch überdenken. Bush kann man vorwerfen, daß es ihm letztlich nur um SEIN Land und SEIN Geld geht. Hitler wollte einfach nur Morden, das ist ein Unterschied. Der österr. Vizekanzler Haupt (FPÖ) hat übrigens schon ähnliche Vergleiche angestellt...

Von Drahbeck am Donnerstag, den 27. März, 2003 - 12:04:

Sicherlich gibt es gravierende Unterschiede zwischen Hitler und Bush. Unbestritten. Hitler verkündete schon Jahrzehnte vor der tatsächlichen Aggression, was der Sowjetunion blüht in seinem "Mein Kampf" nachlesbar.

Der vormalige Alkoholiker Bush hingegen hat es meiner Kenntnis nach, noch nicht einmal zu einem eigenen Buch gebracht.
Bush ist offenbar zudem in weit höherem Maße von den Einflüsterungen seiner Berater abhängig als Hitler.
Egal wie man ihn intellektuell einschätzt. Entscheidend ist die Politik die er verantwortet. Ob er dabei der Schieber oder der Geschobene ist, kann dabei nur zweitrangig sein.

Von Marmet am Donnerstag, den 27. März, 2003 - 12:21:

"Entscheidend ist die Politik die er verantwortet."

Völlig richtig. Ich meine nur, man sollte mit derartigen Vergleichen trotzdem vorsichtig sein.

Bush mit Hitler zu vergleichen bedeutet meiner Meinung nach Hitler zu verharmlosen. Guantanamo ist schlimm genug, aber nichts im Vergleich zu den deutschen Konzentrationslagern.

Von Prometeus am Donnerstag, den 27. März, 2003 - 12:38:

Ist George W. (Dabbeljuh) Bush nun ein imperialistischer Kriegstreiber, wie manche meinen, oder die spätchristliche Reinkarnation des „Heiligen Georg“, der als Kämpfer gegen die „Achse des Bösen“ den neuzeitlichen „Drachen“, nämlich die Führer der „Schurkenstaaten“ vernichtet?

Man kann den Junior- Bush eigentlich nur verstehen wenn man auch sein christlich- fundamentalistisches Weltbild mit einbezieht, das von einem großen Teil der US- amerikanischen Bevölkerung getragen wird. Etwa 70 Millionen der 280 Millionen US- Amerikaner sind evangelikale fundamentalistisch- rechte Christen, was etwa ein Drittel aller Protestanten, die meist calvinistisch geprägt sind, ausmacht. Speziell in den ehemaligen konföderierten Sklavenhalterstaaten des Südens (Bibelgürtel) ist ihr Einfluss derart groß, dass praktisch niemand in ein öffentliches Amt gewählt werden kann, der sich nicht als praktizierender Christ bekennt.

Zwar sind die Kirchen in den USA, anders als die Amtskirchen in Deutschland, nicht säkularisiert, aber die amerikanische Gesellschaft ist sehr religiös geprägt. Fernsehprediger verzeichnen höchste Einschaltquoten und bekennende Atheisten sind selten. Wären die Kirchen in den USA nach deutschem Vorbild säkularisiert, so wäre vermutlich der Nichtbesuch der Gottesdienste ein zu ahndender Straftatbestand.

„Dabbeljuh“ ist in einem solchen prekären Umfeld im Süden der USA erzogen worden. Vermutlich wurde er deshalb in seiner spätpubertären Phase zum Alkoholiker. Seine fundamentalistischen Christenfreunde mit dem Fernsehprediger Pat Robertson an der Spitze brachten ihn aber wieder auf den „richtigen Weg“ und Bush bekennt sich öffentlich als „wiedergeborener Christ“. Diese charismatischen Evangelikalen, die in Europa vielerorts wohl sofort als destruktive Sektierer bezeichnet würden, mit all ihren Endzeitphantastereien, dem Glauben an ein bevorstehendes „Armageddon“ und zu erfüllenden Missionen haben ihn daher wesentlich geprägt. Bush setzt damit aber nur eine unselige Tradition fort.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb dazu am 3.1. 2003 wie folgt:
„Gerade weil die amerikanische Verfassung der institutionellen Verknüpfung von Staat und Kirche einen Riegel vorschiebt, lassen sich in den USA politische Programme besonders wirksam religiös überhöhen. Dies galt für die Gründer der Republik und setzte sich in Präsidenten wie Woodrow Wilson fort, der wie ein Prediger wirkte, und in Jimmy Carter, der in Sonntagsschulen die Bibel auslegte. Unterschiede zwischen Republikanern und Demokraten sind kaum auszumachen. Die „Verkirchlichung“ der Wohlfahrtspolitik, die George W. Bush betreibt, wurde von Bill Clinton initiiert, und in jüngster Zeit kommen die stärksten Argumente für eine auch verfassungsmäßig abgesicherte Wiederannäherung von Staat und Kirche von Senator Joe Lieberman, ein möglicher Präsidentschaftskandidat der Demokraten.“
Seine Nahostpolitik (und die damit verbundene Unterstützung Israels) ist daher nicht, wie vielerorts behauptet, auf den angeblich großen Einfluss der „Jüdischen Lobby“ zurückzuführen (es gibt 6 Millionen Juden in den USA), sondern auf den Einfluss der fundamentalchristlichen alttestamentarischen Vorstellung von „Israel“ als „auserwähltem Land“. Israel ist sozusagen der Satrapenstaat von den USA als „God’s own country“, an das die Mehrheit der Amerikaner glaubt. Dabei tut es nichts zur Sache, dass die meisten Anhänger der „christlichen Rechten“ antisemitisch sind. Dies ist insofern kein Widerspruch für sie, da wie die "Bibelexpertin" Kay Arthur, die regelmäßig im Christian Broadcasting Network (CBN) des Fernsehpredigers Pat Robertson auftritt, meint:
"Wir müssen aufhören, politisch korrekt zu sein, und anfangen, biblisch korrekt zu handeln." Amerika solle sich eindeutig auf die Seite Israels schlagen. "Überall in der Heiligen Schrift hat Gott viel zu sagen über jene Nationen, die sich gegen Israel verbünden, und darüber, was mit ihnen künftig geschehen wird." Das sehe man bei den Propheten Hesekiel und Zacharias, in Genesis und Exodus. Gott habe Abraham versprochen: "Wer dich verflucht, dem will ich auch fluchen", und im Buch Zacharias heißt es, Gott wolle eines Tages "trachten, alle Völker, die gegen Jerusalem anrüsten, zu vernichten".
Auch die Innenpolitik der Bush-Regierung wird zunehmend vom calvinistischen Glauben an die „Prädestination“ und immer weniger von humanistischen Idealen wie die der Gerechtigkeit bestimmt. Unverhohlen kann die Steuerpolitik dem Matthäus-Prinzip folgen („wer hat, dem wird gegeben“), weil Wohlstand als Zeichen gottgefälliger Lebensführung interpretiert wird. Hinzu kommt die zunehmende Entstaatlichung der Wohlfahrtspolitik, welche die Fürsorge für die Armen und Unterprivilegierten mehr und mehr den christlichen Kirchen, überantwortet.
Was wundert es da noch, wenn auch in der Außenpolitik andere Maßstäbe gelten. Selten jedoch wurde sie so religiös verbrämt wie unter der Bush- Administration. Einem weltweiten Terrorismus, der seine Verbrechen religiös rechtfertigt, stellt sich die einzig verbliebene Supermacht als Racheengel entgegen, der zum Endkampf zwischen Gut und Böse aufruft – als ob es im Irak-Konflikt nicht in erster Linie um die Sicherung der Ölreserven im Nahen Osten ginge. Um von geostrategischen Interessen abzulenken, tritt ein rabiater Messianismus an die Stelle einer vernünftigen Politik.
Nicht Weltverschwörungstheorien nach Art der Illuminaten des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts, die in den USA und anderswo Hochkonjunktur haben, erklären die Vorgänge um den 11. September 2001, sondern der Einfluss der christlichen Fundamentalisten- Lobby auf die Amtsgeschäfte Bush’s. Beispielsweise zitiert die „Neue Solidaritaet“ in ihrer Ausgabe vom 22.5.2002 (Nr. 21) einen Artikel des amerikanischen Publizisten Mark Burdman. Er schreibt auszugsweise:
Beispiele aus der letzten Zeit zeigen, wie die "Fundamentalisten-Lobby" Druck auf die Regierung ausübt. Das erste war ein Geheimtreffen im Weißen Haus am 30. Juli 2001 (sechs Wochen vor dem 11. September). Christliche Fanatiker, die für einen Nahostkrieg waren, und jüdische Gleichgesinnte trafen Bushs Verbindungsmann Tim Goeglein.
Ein Teilnehmer, Herb Zweibon von der Extremistengruppe "Americans for a Safe Israel", enthüllte einem Journalisten, der Sinn des Treffens sei gewesen, Bush politisch unter Druck zu setzen: Wenn er Ariel Scharon nicht grünes Licht für einen Krieg gebe, werde er bei den christlich-fundamentalistischen Wählern in große Schwierigkeiten kommen. Es gebe 70 Millionen solcher Amerikaner, sagte Zweibon, und wenn sich nur ein Zehntel davon fest hinter "unsere Ziele" stelle, sei das "eine enorme Kraft". Man habe Bushs Verbindungsmann gesagt, George Bush senior habe die Wiederwahl zur Präsidentschaft verloren, weil er Versprechen gegenüber Israel gebrochen habe. Wenn Bush nicht mitmache, werde ihn das "politisch zugrunde richten".
Organisator des Treffens war der protestantische Fundamentalist Ed McAteer, der Vorsitzende des Religious Roundtable. McAteer förderte in den 80er Jahren als Verbindungsmann nach Israel Waffengeschäfte in Oliver Norths Iran-Contra-Operationen. Auch der Mitbegründer des Roundtable von katholischer Seite, Paul Weyrich, ist tief in Operationen des US-Militärgeheimdienstes verwickelt.
Die Teilnehmer kamen u.a. von Pat Robertsons CBN, der International Christian Embassy in Jerusalem und der Zionist Organization of America. Der Vertreter von Christian Friends of Israel, Elwood McQuade, sagte später, er sei unbedingt dafür, den "Tempel Salomos" wiederaufzubauen, und schimpfte auf die amerikanische Regierung, weil sie gegen die "Tempelbergaktivisten" ist, die dies in Jerusalem versuchen. McQuade behauptete, wenn man das "jüdische Anrecht auf den Tempelberg" - Al Haram Al Scharif, mit dem zweithöchsten moslemischen Heiligtum, dem Felsendom - bestreite, sei das so, als leugne man den Holocaust. Christentum und Judentum hätten einen gemeinsamen Feind, den Islam....
Vom 21.-23. April 2002 fand dann die bisher größte Versammlung von AIPAC mit bis zu 4000 Delegierten statt. Die Hälfte der amerikanischen Senatoren und ein Drittel der Kongreßabgeordneten kamen. Besonders viel Beifall erhielt der republikanische Abgeordnete Tom Delay aus Texas, ein "wiedergeborener Christ", der sich hier zionistischer gab als die Zionisten und kürzlich mit dem Abgeordneten Tom Lantos aus Kalifornien ein Bündnis für Israel/Scharon bildete. Daß Delay noch vor kurzem öffentlich erklärt hatte, nur Christen würden "erlöst", hatten die jüdischen AIPAC-Mitglieder wohl schon vergessen.
Am 3. Mai2002 trafen sich am Vorabend von Scharons USA-Besuch 250 "christliche Führer" aus ganz Amerika in der israelischen Botschaft in Washington. Der "christliche Rechte" Gary Bauer sagte: "Es bilden sich sehr interessante Bündnisse. Viele Evangelikale glauben, daß das Land Israel das Gelobte Land ist, das Gott dem jüdischen Volk versprochen hat... Ich sehe Israel, wie Großbritannien, als Verteidiger der westlichen Zivilisation."
Was hilft es also gegen die Bush- Politik zu demonstrieren, solange die Ursache dieser chauvinistischen Politik nicht öffentlich gemacht wird, seine „christlichen Wurzeln“? Säße nicht Bush auf dem Präsidentensessel, so wäre es eben irgend ein anderer. Und der wäre im Netz der „christlichen Rechten“ genauso verstrickt und gefangen.
Was also soll geschehen? Der religiöse Einfluss auf die Politik muss zurückgedrängt werden, in den USA und weltweit. Die Verbindungen der Politiker zu religiösen Eiferern muss öffentlich gemacht werden. Weltbürger vereinigt euch und werft die Gotteskrieger aus den Amtsstuben. Schickt die Pfaffen (und Mullahs und Rabbis) zurück in die Kirchen (und Moscheen und Synagogen). Damit Frieden einkehre im Land....und weltweit!

es grüßt prometeus

Von Christel am Donnerstag, den 27. März, 2003 - 17:48:

Prometeus, ich finde Deinen Beitrag sehr interessant. Du hast in vielem sehr Recht. Ich finde es gut, dass Du nach Ursachen für eine solche Politik fragst.

Es stimmt, dass Kriegstreiber und Hasslehrer ihr Vorgehen u.a. auch religiös begründen. (Von „christlichen Wurzeln“ kann dennoch kaum die Rede sein, weil jeder Kriegstreiber im Widerspruch zur Lehre Jesu steht.)

Zur Erinnerung: Adolf Hitler war kein religiöser Mensch. Saddam Hussein war es zumindest früher, so weit ich weiß, auch nicht.
Gaby L... unsere große Forumsstreiterin für den Krieg will mit Religion nichts zu tun haben.

Ich denke „christlicher Fundamentalismus“ ist nicht Ursache, sondern nur ein Symptom unter vielen. Die Ursache liegt in der menschlichen Psyche begründet.

Nach meinem Eindruck, folgst Du in Deinem Beitrag der gleichen Kriegslogik wie George W. Bush. Nur sind für Dich die Bösen, die Schurken, die es zu bekämpfen gilt andere Menschengruppen.

Wie wärs, wenn man in einem Akt der vorbeugenden Aggression alle religiösen Menschen beseitigt? „Damit Frieden einkehre im Land.... und weltweit!“

Dann habt Ihr es nur noch mit den nicht religiösen Kriegstreibern zu tun, die könnte man dann in einem Akt der vorbeugenden…

Wenn es diese vielen „Präventivkriege“ nicht gäbe wäre die Welt friedlicher. Dabei denke ich nicht nur an die großen Kriege, sondern auch die vielen „Kriege“ und „Kämpfe“ im privaten Bereich. Der/die will mir was, da werde ich vorsorglich…

So läuft es doch, oder?

Und dann gibt es noch eine Lust am Töten. Menschen wollen Helden sein, Kämpfer für eine gerechte Sache...

Von Wolfgang C. am Donnerstag, den 27. März, 2003 - 20:10:

Man kann über Kriege denken wie man will. Eines haben alle gemeinsam. Sie dienen primär dazu den eigenen Macht-und/oder Einflussbereich auszudehnen. Primär stehen hinter diesem Bestreben satte wirtschaftliche Interessen. Die Leitfiguren welche dazu aufgebaut wurden und werden, sind in der Regel immer die Marionetten, welche das nötige Charisma haben, das gemeine Volk zu verführen. Die eigentlichen Drahtzieher bleiben zumeist unerkannt. Da hilft es beispielsweise nur wenig Bush mit Hitler zu vergleichen und nach dunklen Flecken in ihrem Vorleben zu forschen und daraus überwiegend falsche oder nicht mehr beweisbare Schlüsse zu ziehen. Wie sagte schon Arthur Schnitzler : Jeder Krieg wird unter den nichtigsten Vorwänden begonnen, aus guten Gründen weitergeführt und mit den verlogensten Argumenten beschlossen.

Von Stephan E. am Freitag, den 28. März, 2003 - 09:03:

Danke für deinen umfassenden Blick hinter die Kulissen, Prometheus. Man vergisst allzu leicht, dass das, was in den Medien berichtet wird, nur die Oberfläche dessen ist, was sich wirklich abspielt.

Ich habe diese zur Schau gestellte Religiosität der Amerikaner (oder zumindest weiter Teile davon) schon immer zum Kotzen gefunden. Es ist nicht verwunderlich, dass gerade in diesem gesellschaftlichen Umfeld die abstrusesten Sekten gedeihen können und noch nicht einmal als solche wahrgenommen werden.

Was mich derzeit am meisten beunruhigt, ist diese absolute Gleichschaltung der amerikanischen Medien. In einem Land, das sich die Meinungsfreiheit auf die Fahnen geschrieben hat, gibt es heute praktisch keine kritische Presse mehr. Die großen Massenmedien sind fest in konservativer Hand. Sie haben zwar das Recht, unabhängig zu berichten, können dies aber faktisch nicht mehr tun, weil sie sonst befürchten müssten, wirtschaftlich in die Knie gezwungen zu werden. Mit der Folge, das alle schön brav das berichten, was die Regierung gerne hätte und ein realistisches Bild der Situation nur diejenigen erhalten, die sich die Mühe machen, alternative Nachrichtenquellen im Internet zu nutzen.

Es sieht ganz so aus, als müssen wir uns an eine Welt gewöhnen, die von einer einzigen Supermacht bestimmt wird, während die übrigen Länder nur noch Nebenrollen spielen - weil sie es nicht fertig bringen, eine gemeinsame Front zu bilden und bedingt durch wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA keine Handlungsfreiheit mehr besitzen

"Für die Gesellschaft geht von jeder Art von religiösem Fundamentalismus insofern eine Gefahr aus, als deren charismatische Führer behaupten, in direktem Kontakt mit Gott zu stehen, ob sie nun Priester, Rabbis, Prediger, Imame oder auch weltliche Politiker (...) sind."

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- Die amerikanische Journalistin Barbara Victor hat zahlreiche Christen und Politiker befragt und warnt vor der allmählichen Verwandlung der USA "von einer Demokratie in eine Theokratie". Wie kommt es, dass die evangelikalen Christen sich so für Israel und die Juden interessieren? Wieso glaubt der amerikanische Präsident, sich auf die Bibel stützen zu können, wenn er die Weltpolitik mitgestaltet? Und ist es nicht gefährlich, wenn eine Politik in den USA immer stärker wird, die die Bibel zur wichtigsten Richtschnur macht?

Die äußerliche Erscheinung des Buches "Beten im Oval Office" verspricht eine reißerische Aufdeckung der geheimsten Verstrickungen von Christen in die amerikanische Politik und der Machtstrukturen im Weißen Haus. "Christlicher Fundamentalismus in den USA und die internationale Politik" lautet der Untertitel der deutschen Ausgabe. Die Fotomontage auf dem Titelbild zeigt das Weiße Haus in Washington, auf dem ein mächtiges Kreuz prangt; aus dem Himmel kracht ein heller Blitz auf das Dach. Das Titelbild der amerikanischen Originalausgabe ist noch offensiver: Bush mit Heiligenschein unter dem Titel: "The Last Crusade" - "Der letzte Kreuzzug".

Doch den Leser erwartet weniger eine ätzende Satire auf den Christen Bush oder die verrückt gewordenen Republikaner im Weißen Haus, sondern eine recht nüchterne Bestandsaufnahme dessen, was diese Evangelikalen in den USA eigentlich glauben und erreichen wollen. Ein bloßes "Bush-Bashing" á la Michael Moore bleibt dem Leser also erspart. Erst zum Schluss erhebt Victor ihre warnende Stimme gegen die Evangelikalen, die "sich zum letzten Kreuzzug aufmachen, um der ganzen Welt Demokratie und christliche Werte zu bringen, und dabei gleichzeitig im Islam den Feind der Christenheit sehen."

Christen regieren Amerika
Schon immer übte der Glaube in den Vereinigten Staaten einen großen Einfluss auf die Politik aus, lernen wir bei Victors historischer Zusammenfassung. Von George Washington über Abraham Lincoln bis hin zu Bush junior, viele Präsidenten der USA lasen regelmäßig in der Bibel. Harry S. Truman war frommer Baptist, der die Bibel bis zum Alter von 14 angeblich bereits 14 mal gelesen hatte. Präsident Lyndon B. Johnson rief das amerikanischer Volk dazu auf, zu Gott zurückzukehren. John F. Kennedy war tiefgläubiger Katholik, Jimmy Carter ein "Wiedergeborener". "Einen Monat nach seiner Amtseinführung erklärten die Nachrichtenmagazine 'Time' und 'Newsweek' das Jahr 1976 zum 'Jahr der Evangelikalen'".

Bei einer Gallup-Umfrage von 1980 gab jeder dritte US-Bürger an, eine religiöse Wiedergeburt erfahren zu haben. 50 Prozent glaubten an die absolute Richtigkeit biblischer Texte, 80 Prozent sahen Jesus Christus als Gottes Sohn an. Pat Robertson, evangelikaler Fernseh-Evangelist und Republikaner, sagte damals: "Wir haben genügend Stimmen, um dieses Land zu regieren."

Heute sind 50 Prozent der Amerikaner Protestanten, und die Hälfte von ihnen - etwa 80 Millionen - bezeichnet sich als "wiedergeboren". Keine Frage: kein anderes Industrieland hat so viele Christen wie die USA. Und die evangelikalen Glaubensgemeinschaften sind die am schnellsten wachsenden christlichen Gruppen in den USA seit etwa 25 Jahren. Bei den Präsidentschaftswahlen 2004 lieferten sie mehr als 42 Prozent der Stimmen der Republikaner.

Die Gründe sieht die Autorin hauptsächlich in drei Punkten: George W. Bush, der insgesamt nicht als besonders wortgewandt gilt, fühlt sich sprachlich im evangelikalen Jargon wie zu Hause. Er ist überzeugter, wiedergeborener Christ, der tut, was er glaubt. Ein Großteil von Bushs Regierung ist davon überzeugt, dass die Freiheit Gottes Geschenk an die Menschen ist, und daher ist es ihr Auftrag, für diese Freiheit in der Welt zu kämpfen. Der islamische Terror, der spätestens seit dem 11. September 2001 Angst in der Bevölkerung verbreitet, eint die Amerikaner in dem Wunsch nach Sicherheit und einer klaren Linie in der Außenpolitik. Um dem islamischen Terror entgegenzutreten, sehen sich die USA zu militärischen Interventionen im Nahen Osten gezwungen. Und dies begrüßen nicht nur große Teile der amerikanischen Evangelikalen, von denen viele ohnehin im Islam das manifestierte Böse sehen, sondern auch - wegen Israel - viele Juden.

Das Fazit der Autorin nach dem Studium des christlichen Amerika mit all seinen Vertretern (darunter Politiker und erfolgreiche wie gescheiterte Tele-Evangelisten): "Die neuen Evangelikalen waren selbstbewusst, gebildet, kultiviert und überzeugend, und man konnte sie nicht mehr nur als bibelbewehrte, raffgierige Wanderprediger abtun". Sie attestiert den Evangelikalen zwar einerseits, "geachtete Säulen des amerikanischen Bürgertums" geworden zu sein, andererseits wirft sie ihnen aber auch vor, "clever zu Werke zu gehen", um Unterstützung bei Juden zu kriegen. Und wie wichtig ist Bush für die Nicht-Christen? "Für den weltlichen Teil der Bevölkerung trug die Anrufung Gottes zu der Garantie bei, dass die Vereinigten Staaten weiterhin existieren würden", schreibt Victor.

Selbst Juden werden "evangelikal"
Ein Großteil ihres Buches beschäftigt sich mit der Bedeutung der Juden für den Erfolg der Republikaner und die wichtige Stellung, die Israel im Glauben der Evangelikalen einnimmt. "Bisher stand die amerikanische jüdische Gemeinde in den USA politisch immer links", so Victor, "Und doch haben (...) die Mehrheit der jüdischen Gemeinde in den USA und eine Mehrheit der Israelis ihre innerpolitischen Agenden und Emotionen auf Eis gelegt und eine inoffizielle Allianz mit den Evangelikalen gebildet, als Dank für eine kompromisslose christliche Unterstützung Israels zu einem Zeitpunkt, da die Volkswirtschaft des Judenstaates schwächelt und das Land nur wenige Freunde in der internationalen Gemeinschaft hat." Jospeh Liebermann, orthodoxer Jude aus Connecticut und einer der Bewerber für die Präsidentschaftsnominierung der Demokraten bei den letzten Wahlen, fasste 2004 zusammen: "Wir sind jetzt alle Evangelikale". Und auch für Victor ist klar: "Die jüdischen Wählerstimmen verhalfen Bush 2004 zum Sieg."

Der Bund Gottes mit Abraham ist für die Evangelikalen von äußerster Bedeutung, und schon die Staatsgründung Israels bedeutet für die Evangelikalen die Erfüllung einer biblischen Prophetie. "Die Evangelikalen glauben, dass Jesus als Messias nicht eher wiederkehren wird, als bis das ganze Land Israel unter jüdischer Herrschaft ist", schreibt Victor. Als 1973 Israel den Jom-Kippur-Krieg gewann, "wurde das Bündnis zwischen evangelikalen Christen und dem jüdischen Volk geschmiedet", stellt Victor fest.

"Das wäre die beste aller möglichen Welten, wenn es keine Religion gäbe."
Victor hält sich über weite Strecken ihres Buches mit persönlicher Kritik zurück. Erst gegen Ende ihres Buches packt sie ihre eigenen Überzeugungen aus und warnt: "Der christliche Fundamentalismus hat Amerika der Seele beraubt." Wenn die Evangelikalen, die sie in ihrem Buch ausführlich beschreibt, an der Macht seien, bestünde die Gefahr darin, dass sie über jeden Irrtum erhaben sind, da ihre Erkenntnisse ja direkt von Gott kommen. "Wie soll man mit diesen Menschen logisch argumentieren, diskutieren oder verhandeln, wenn sie behaupten, Gott felsenfest an ihrer Seite zu haben?"

Und schließlich ist es die Trennung von Kirche und Staat, seit 1791 in der Verfassung verankert, auf die sie immer wieder zu sprechen kommt. Sie gelangt zu der Überzeugung, dass die evangelikalen Republikaner "die Gewaltenteilung zunehmend untergraben" und "den Toleranzgedanken aushöhlen". Indirekt vergleicht sie Präsident Bush mit den religiösen Führern der moslemischen Welt und unterscheidet offenbar nicht zwischen einer biblisch motivierten Freiheit und dem Zwang zum religiösen Gehorsam: "Für die Gesellschaft geht von jeder Art von religiösem Fundamentalismus insofern eine Gefahr aus, als deren charismatische Führer behaupten, in direktem Kontakt mit Gott zu stehen, ob sie nun Priester, Rabbis, Prediger, Imame oder auch weltliche Politiker (...) sind."

Nicht nur versuchen nach Ansicht Victors die Evangelikalen, "mit Hilfe ihrer finanziellen Ressourcen, ihrer politischen Schlagkraft und ihrer bloßen Anhängerzahl" die Verfassung de facto außer Kraft zu setzen". Sie machen sich auch "zum letzten Kreuzzug auf", um der ganzen Welt Demokratie und christliche Werte zu bringen. Die Vereinigten Staaten schließlich wollten sie "von einer Demokratie in eine Theokratie verwandeln".

Sie zitiert Eleanor Roosevelt: "Jeder, der sich in der Geschichte auskennt (...) wird zu dem Schluss kommen, dass ein Arrangement, bei dem eine einzelne Religionsgemeinschaft über Erziehung und Bildung oder über die Regierung bestimmt, niemals zum Wohle des Volkes ist." Victor hält es offenbar für unmöglich, dass intelligente evangelikale Christen ihre Überzeugungen - im Rahmen der Verfassung - in der Politik verwirklichen, ohne gegenüber Andersgläubigen intolerant zu sein. Ein anderes Zitat (von John Adams, den zweiten Präsidenten der USA), das ein Kapitel ihres Buches eröffnet, bringt ihre Position auf den Punkt: "Das wäre die beste aller möglichen Welten, wenn es keine Religion gäbe."
...
Jörn S...
http://fuenf.scm-digital.net/show.sxp/vorsicht__christen_im_wei_en_haus_.html?sxpnoid=0

Ich bin der Meinung, dass George W. Bush genauso ein Verräter an Jesus Christus ist wie einst Judas Ischariot. Wäre Bush bibeltreu oder hätte zumindest den Wunsch, Jesus Christus nachzufolgen, hätte er dann diesen unsäglichen Krieg angezettelt? Bush ist für mich nicht besser als jeder andere, der meint, es sei "im Namen Christi" Kriege oder Kreuzzüge zu führen!
Moritz Vonier

Ein „mehr" an Glauben kann ein „zuviel" sein. Derjenige, der Gott ganz nah sein möchte, kann von Gott am weitesten entfernt sein, wie das Beispiel vom Turmbau zu Babel zeigt. Das gefährliche am christlichen Fundamentalismus ist, dass nicht mehr zwischen gläubigen Menschen und Gott unterschieden wird. Der fundamentalistische Gläubige meint, Gott inzwischen so nah zu sein, dass er über den anderen Menschen steht und sein Reden und Handeln von Gott selbst empfängt. Da wird es schwierig, die notwendige Selbstkritik beibehalten zu können. Man wird Gott. Alles, was man tut, wird als göttlich gedacht. Mal mehr oder weniger direkt. Dabei handelt es sich beim christlichen Fundamentalismus in erster Linie um eine Verletzung des Menschen, nicht um eine Verletzung Gottes, auch wenn christliche Fundamentalisten in ihrem Kampf nur Gott verteidigen wollen. Es geht um vier Verletzungen des Menschen in seinem Selbstverständnis als tollstes Geschöpf. Erstens die Verletzung, dass der Mensch nicht Mittelpunkt von allem ist (Kopernikus). Zweitens, dass der Mensch nicht einfach so als fertige Krone der Schöpfung auf die Schöpfung draufgesetzt wurde, sondern sich wie alles in der Schöpfung langsam entwickeln musste (Darwin). Drittens, dass der Mensch sich nicht selber als König der Schöpfung „hat", sondern Triebkräften folgen muss, die in ihm schlummern (Freud). Viertens, dass der Buchstabe töten kann, mit dem der Mensch meint, seine allumfassende Herrschaft als König der Schöpfung „legitimieren" zu können (Bibelkritik). Der Mensch ist nicht das tollste Geschöpf, sondern Teil der Schöpfung. Sein wahnwitziger Kampf, sich durch ein „mehr" an Glauben zu Gott machen zu können, führt die Welt letztlich in ein Tollhaus.
Christian Stach

beten soll also der positive Punkt sein, den man an Herrn Bush finden soll? Weil er betet, ist er besser als andere Diktatoren? Ein amüsanter Gedankengang, wenn man bedenkt, das auch psychotische Massenmörder vor ihren Taten zu Gott beten, das er verhindern möge, das sie wieder jemanden unmbringen, und dann tun sie es doch. Witzig, das auch der Mörder von John Lennon vor seiner Tat nochmal gebetet hat, auch Mark Hoffmann hat glaub ich gebetet, bevor er Levke und den kleinen Jungen missbraucht und umgebracht hat... was eine irrige und völlig verblendete Annahme, das die Tatsache des Betens allein einen besseren Menschen macht. Über solche Äußerungen kann ein vernünftiger Mensch nur mit dem Kopf schütteln und seinerseits beten, das nicht viele Menschen so kurzsichtig denken.
Siobhan M...

"..an ihren Fruechten sollt ihr sie erkennen!"
Die Fruechte der Bush Administration sind :UNRECHT, FOLTER, KRIEG und viel HASS in dieser Welt.Die Liebe Gottes lässt sich so nicht vermitteln...
fuer Christen in der Welt wird es zunehmend schwerer fuer Gottes Botschaft einzustehen,wenn man der Welt vermittelt,dass Bush Politik dem willen eines christlichen Gottes entspricht.
Hans M...

Ergänzend noch einige weitere ausgewählte Forumsbeiträge:
Von Drahbeck am Freitag, den 21. März, 2003 - 16:34:
"Nur blind gg. Bush & Co "Frieden" demonstrieren, das ist heutzutage objektiv, denn für diese Gutmensschen scheint das ja der einzige echte Kriegstreiber zu sein."

Herr Bush wird wohl seine Art von „Frieden" auf Grund der ihm zur Verfügung stehenden Militärmacht erzwingen. Was er aber wohl nicht erzwingen kann ist, den Hass den er zusätzlich gesät, zu beseitigen. Der wird sich mutmaßlicherweise weiter auch in einer Weise bemerkbar machen, die dem „großen Weltfriedensschaffer" Bush und seinen Satelliten wohl kaum genehm sein wird.

Geschrieben von Drahbeck am 18. März 2003 14:30:58:
Er sagt von sich, dass er viele Jahre lang auch mal in Pakistan gelebt habe. Jenes Land auch heute noch besuche. Bei einem seiner islamischen Gastgeber, wo er mehrere Wochen gastierte, fiel ihm auf, dass er nie die zur Familie gehörenden Frauen zu Gesicht bekam. Diese Frauen-Diskriminierung ist für ihn ein weiterer Beweis, wie rückständig, ja geradezu verachtenswert doch islamisch dominierte Gesellschaften seien.
Nun liegt es mir fern, vorstehendes Beispiel irgendwie "schönreden" zu wollen. Da gibt es nichts "schönzureden". Dennoch muss die Rückfrage gestattet sein, gibt es nicht im Christentum ähnlich archäische Grundsätze?! Etwa wenn bei den Zeugen Jehovas (aber nicht nur bei ihnen) wenn Frauen grundsätzlich Lehrämter verwehrt sind. Nicht etwa wegen invidueller Nichtqualifiziertheit im Einzelfall, sondern g r u n d s ä t z l i c h. Dieses grundsätzlich ist das gleiche grundsätzlich wie das der Nazis, die einen Menschen nur aus biologischen Gründen zum von ihnen diskriminierten Juden stempelten. Er konnte individuell noch so integer sein. Interessierte die Nazis nicht. Das vermeintlich jüdische Blut, peinlich über Generationen nachgewiesen, reichte für sie aus, um den Betreffenden zum Auschwitz-Ofen-Kandidaten zu deklarieren.
Die gleiche archaische Geisteshaltung kommt auch in der Haltung gewisser Religionsvertreter zur "Frauenfrage" zum Vorschein. Rein biologische Gründe reichen für die Diskriminierung aus. Der Islam mag da in der Tat noch einige Zacken schärfer sein, als das sogenannte Christentum. Letzteres ist damit noch lange nicht grundsätzlich entschuldigt.
Er meint weiter, der Islamgründer sei im Gegensatz zu anderen Religionsgründern auch Feldherr gewesen, was ihm diese verachtete Religion noch verachtenswerter macht. Ein geschöntes Bild mag man dazu nur sagen. Sicher, Jesus war kein Feldherr. Aber auch er sah sich in der Kontinuität der bis dahin bestehenden israelischen Geschichte. Zu der auch Mord und Totschlag im Namen Gottes gehörte, etwa die Ausrottung der Kanaaniter und anderes mehr. Und vor allem diese maßlose Überheblichkeit, "nur" das Christentum sei "frei" von solchen Schattenseiten. Wo es sie dennoch gab, etwa in den Kreuzzügen, wird das als "abartiges" Christentum deklariert im Gegensatz zum "reinen"; dass so "rein" in Wahrheit noch nie gewesen ist und sein wird.
Denn materielle Interessen beherrschen zuvörderst die Welt. Religion gleich welcher Couleur, ist nur ein Überbau der mehr oder weniger gekonnt auch diese materiellen Interessen mit reflektiert. Das wollen die Kreuzfahrer des Christentums so nicht wahrhaben. Zur Zeit haben sie ja im besonderen ein für sie vernichttungswürdiges Objekt entdeckt; namens Islam. Heute der Irak morgen dann vielleicht noch ein paar andere mehr und übermorgen auch die WTG-Gegner noch. Denn was für die WTG gut ist auch für God's own country gut.
Das ganze muss natürlich mit "eschatologischer Soße" übergossen werden; auf das man die handfesten irdischen Interessen nicht sehe möge. Je gekonnter, je "besser" für God's own country.
Daher fällt es Leuten dieser Coleur auch sehr leicht bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten die Worte über die Lippen zu bringen: "Die Erschütterungen sind die Vorboten des Messias", dem man da vermeintlicherweise zujubelt. So auch zu lesen in: "Der 11. September der Islam und das Christentum" von Benedikt Peters S. 75.
Erschütterungen sind es ohne Zweifel. Nicht die erste im lauf der Menschheitsgeschichte. Erschütterungen die bereits vorhandenen Hass zusätzliche Nahrung geben werden, o h n e das indes ein "Messias" zu erscheinen pflegt.

Von Fenriswolf am Freitag, den 21. März, 2003 - 17:14:
Gavrilo Principe.
Gavrilo Hää? Wat is dat denn fürn Zeugs ?
Ist schon eine Ironie der Geschichte , das der Name dieses Mannes fast keinem etwas sagt. Schließlich war er der Auslöser der größten Zeitenwende in der Weltgeschichte.
Die 2 Schüsse , die er in Sarajevo im Jahre 1914 auf den KuK-Thronfolger Prinz Ferdinand abgab , führten letzten Endes in einer unglücklichen Verkettung der Umstände zum 1.Weltkrieg , zum 2.Weltkrieg , zur vollständigen politschen Umgestaltung der Welt.

Ich stell mir immer den Augenblick vor , an dem die Schüsse fielen. Kaiserwetter , offene Kutsche , Menschen säumen die Straßen. Ein Mann im Anzug tritt durch die Menschenreihe auf die Straße...
...und schießt. Für einen Moment steht die Zeit still , für einen Augenblick halten alle den Atem an. Keiner der Umstehenden wird diesen eingebrannten Augenblick jemals vegessen. So wie wir heute alle noch genau wissen , was wir in dem Moment taten als die Nachricht kam von den Flugzeugen die in die Türme flogen.
Aber war damals in Sarajevo irgendjemanden klar , was nun folgen würde. Das nichts mehr so sein wird wie es mal war ? Wahrscheilich nicht , meiner Meinung nach. Das konnte keiner wissen.
Das ist die unverhersehbare Dynamik die sich in Politik und Kriegen entwickeln kann.
Wenn ich mich recht entsinne , sagte J.Cäsar ( prominenter römischer Tyrann ) zum Beginn des Bürgerkrieges nicht , wie gemeinhin angenommen , "Der Würfel ist gefallen" sondern "Hoch fliege der Würfel" und brachte damit die Ungewißheit des Ausgangs von Kriegen zum Ausdruck.
Saddam H. wird wahrscheinlich von keinem geistig gesunden Menschen gemocht. Der Gedanke , einem leidenden Volk den Tyrannen zu nehmen ist auch mir nicht unsympathisch. Was können schließlich die Iraker dafür , daß sie von einem Verrückten regiert werden ? Nicht alle Motive der amerikanischen Regierung sind undiskutabel. Aber eben das ist nicht ausreichend geschehen. Das Dikutieren und Überzeugen. Der Krieg dort unten , macht nur Sinn , wenn sich wirklich Dauerhaft etwas bessert und nicht nur im Irak , sondern in der Region. Konnten die Amis wirklich überzeugend darlegen , das es nicht zu einer Fanatisierung der gesamten arabischen Welt kommt ? In Pakistan regiert auch nur ein Diktator von Amerikas Gnaden. Was ist , wenn die Fundamentalisten das Kommando übernehmen ?
Dann sind die Bombe und die passenden Raketen wahrlich in den falschen Händen. Vielleicht verkaufen sie dann ein paar Raketen ihren Glaubensbrüdern im Iran. Denn die fühlen sich von den Amis inzwischen stark umzingeld , ein Blick auf die Landkarte genügt , um zu sehen , in welchen Ländern nach dem Krieg dann überall US-Truppen stehen. Vielleicht schießt Saddam H. auch noch eine Rakete nach Israel , diesmal mit C- oder B- Ladung.
Dann schießen die Israelis mit einer Atombombe zurück. Hätte nicht gedacht , das ich das noch mal erlebe. Kannte man nur aus Geschichtsbüchern.
Worum ging es im großen und ganzen noch mal ?
Ach ja , Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Der wird dann wohl für Dabbelju zu einer Lebensaufgabe , gemeinhin als Pyrrhussieg benannt.
Wie gesagt , "Wenn der Sheriff reiten geht , reiten alle mit" ist nicht die moderate Art , die wir uns im Rest der Welt von den Amis wünschen.

Gruß
Wolfgang

"Motto all der Guten: Nur ja kein Krieg, es könnte ja wer sterben. Jedoch Mord scheint okay, weil der passiert ja im Frieden..."
 Von Fenriswolf am Freitag, den 21. März, 2003 - 18:06:
Ne Gerd ,
bin ja nicht prinzipiell dagegen. Hätte mir sehr ein Eingreifen damals in Ruanda gewünscht. Da wären nicht nur ein paar Zehntausend Menschenleben zu retten gewesen , nein hey , gleich eine ganze Million !Wow , wäre DAS humanitär gewesen !
Aber als die Amis davon hörten , stellten sie sofort das Radio ab , das Somaliafiasko mit dem Verlust von unermeßlich wertvollen 18 amerikanischen Menschenleben war noch nicht so ganz verarbeitet. Zynisch ?
Ja schon , von der Weltgemeinschaft. Denn der Völkermord war staatlich organisiert , vorbereitet und durchgeführt. War alles bekannt.
Wenns um Neger geht , ist man  immer nicht so begeistert.
Seit Bush am Ruder ist ( eigentlich sind es ja Daddys alte Kumpels ) geben sich die Amis alle Mühe , der Weltgemeinschaft so richtig vor'n Kopf zu stoßen.
Kyoto ? : Für'n Arsch.
ABM-Vertrag mit den Russkys ? : Mal schnellstens einseitig gekündigt , die doofen Russen sind ja schließlich kein ernstzunehmender Gegner mehr.
Weltgerichtshof ? : Wir Amis sind doch schon so etwas wie ein Weltgericht , und für den Vollzug sorgen wir auch gleich mit . Ist doch toll oder ?
( Wenn ich mich recht erinnere , haben die Amis sogar ein Gesetz erlassen , indem ermöglicht wird , amerikanische Staatbürger militärisch aus den Klauen dieses furchtbaren Weltgerichtshofes zu befreien. Feuer frei auf Holland !)
UN ? : Jetzt hörts aber wirklich aus , ihr nervt , Welt !

Kurz gesagt : Die Bush-Regierung gibt sich größte Mühe der Welt ständig zu zeigen wer der Chef im Haus ist ( und das militärische Hyperaufrüsten gilt beim Rest der Welt auch nicht unbedingt als vertrauensförderde Maßnahme ).
Der Chef waren sie ja früher auch schon , da hatten die Verbündeten aber noch wenigstens das Gefühl gebraucht und akzeptiert zu werden. Im großen und ganzen war das eine geschicktere Politik. Teile und Herrsche.
Das sich unter diesem Prämissen in Zukunft Länder gegen die USA verbünden und ein neues Wettrüsten heraufbeschwören ist doch nicht ganz von der Hand zu weisen. Und wir dachten nach dem Fall der Mauer , das wäre das Ende der Geschichte.
Gruß
Wolfgang


Von Drahbeck am Freitag, den 21. März, 2003 - 19:51:
Vielleicht haben die Amis die Sowjetunion (und ihren Anhang) mit zu Tode gerüstet. Die These ist nicht von der Hand zu weisen. Dennoch besteht meines Erachtens jetzt eine andere Situation. Die Situation dass „die Verdammten dieser Erde" expressis verbi in den arroganten Amis ihren Gegner sehen. Nicht zum erstenmal im Lauf der Menscheitsgeschichte kanalisiert sich das auch in religiösen Formen.

Heute ist der Irak dran. Wird es danach wirklich Ruhe geben? Ich fürchte eher nein. Bestenfalls eine erzwungene „Ruhe" die irgendwann, irgendwo neue „Bin Ladens" in religiöser Verbrämung produziert.

Den Amis ist ihr Sieg über das kommunistische System zu Kopf gestiegen. Schon in dem 1958er WTG-Buch „Dein Wille geschehe" wurde die These ventiliert, der „Südkönig" müsse zu Praventivkriegsmassnahmen greifen. Damals saß den Amis der Schock im Nacken, dass nach der Brechung ihres Atombombenmonopols (durch Verrat. Name Klaus Fuchs beispielsweise), Anfang der 50er Jahre, es den Sowjets nunmehr gelungen war Satelliten in den Weltraum zu schicken. Die militärische Konsequenz dieser Erkenntnis bedeutetet für die Amis auch. Nunmehr keine Gewissheit vor einer „Unmöglichkeit" eines sowjetischen Atomwaffengegenschlages (weltraumgestützt) zu haben. Daher Ende der 1950e Jahre die These in den amerikanischen Medien vom präventiven (vorbeugenden) Gegenschlag und ihre postwendenden Publikation in religiöser Verbrämung auch in den WTG-Medien.

Der geschichtliche Entwicklungsweg ging dann  etwas anders.
Derzeit sind die Amis wieder bei ihren Präventivthesen angelangt. Nur, heute haben sie keinen Widerpart dergestalt wie seinerzeit die Sowjetunion. Ihr heute relativ breit angelegter Widerpart heisst die „Dritte Welt", über deren Interessen man sich rigoros hinwegsetzt.

Heute in der Form des Hussein-Regimes an den Pranger gestellt. Das nun bald wohl ausgeschaltet ist. Nicht ausgeschaltet hingegen sind die grundsätzlichen Interessengegensätze zwischen Amis und Dritter Welt. Anstatt auf ihre Bedürfnisse auch nur ansatzweise einzugehen, wird die blanke Koloniherrenmentalität gepflegt.

Wer sich darauf beschränkt nun den Islam zum Buhmann zu erklären, der bekämpft ein Phantom, weil er die sozialen Wurzeln dieser Konflikte nicht sieht. Sehen will!

Geschrieben von Drahbeck am 05. Februar 2006 08:39:53:

Als Antwort auf: Re: Vergleichsbeispiel Georg Grosz geschrieben von Drahbeck am 03. Februar 2006 17:58:36:

Zwölf Bilder erschüttern derzeit die Welt. Viele (mich eingeschlossen) sind fassungslos darüber wie ein verhältnismäßig banaler Sachverhalt, von interessierter Seite instrumentalisiert wird; und offenbar im Sinne der Strippenzieher dieser Instrumentalisierung, erfolgreich instrumentalisiert wird. Brennende Botschaften oder gar mehr auf dieser abschüssigen Bahn, ist die vermeintliche Ursache doch wohl nicht wert, sagt man sich.

Aber am Fassungslosesten unter den Fassungslosen sind vielleicht noch die Saturierten. Diejenigen, die etwas zu verlieren haben. Diejenigen, deren „Evangelium" eigentlich nur aus zwei oder drei Hauptsätzen besteht.

„Evangeliumssatz" Nummer 1. Marktwirtschaft pur ist das „Heil der Welt".
„Evangeliumssatz" Nummer 2. Wer in dieser Wolfsmoral unter die Räder kommt hat eben Pech gehabt. Was scheren mich (dem Saturierten) die „Verdammten dieser Erde"; solange ich ja nicht selber zu ihnen gehöre.

Es ist eigentlich keine neue Erfahrung, dass gekonnte Unterdrückung vorhandener Spannungen, irgendwann mal zum Ausbruch kommt. Diese Eruption kann sich dann in vielerlei Art und Weise sichtbar machen. Sie kann auch zur Folge haben; dass selbst auf dieser „Lavaasche" neue Konjunkturritter ihr „Geschäftchen" machen, das vielleicht sogar noch mieser als jenes ist, der sie zu ihrem „Aufstand" motivierte.

Im säkularen Bereich bietet sich da an beispielsweise auf das Stichwort „68er Generation" hinzuweisen. Deren Eltern (nach 1945) hatten ein vorrangiges Ziel; etwa wie es die „Baden Württemberger" in ihrem Slogan
„Schaffe, schaffe Häusle baue und nicht nach fremde Mäd'che schaue" signifikant auf den Punkt brachten.

Und dann kamen da ihre Kinder und meinten. Das nur nach materiellem Streben kann es doch wohl nicht gewesen sein. Die Altvorderen verstanden die Welt nicht mehr. Erst recht nicht, als sie registrierten. Die Gegenreaktion gegen ihre „Weltphilosophie" ist ja noch nicht mal einheitlich.
Da gibt es welche von den Protestlern, die es mit dem „politischen Protest durch die Institutionen hindurch" versuchten. Andere wieder krochen einem Bhagwan oder einer Scientology und ähnlichen Rattenfänger auf den Leim.

Die vorstehend genannten „Evangeliumssätze" beinhalten auch, aus der Sicht der Saturierten. Die derzeitige Welt als die „beste aller Welten" anzusehen. Nur misslich, dass nicht alle sich dieser Wertung anzuschließen vermögen. Einer für den das mit der vermeintlichen „besten aller Welten" als Lebensphilosophie im besonderen zutrifft, sitzt im Weißen Haus zu Washington. Auch dieser Mister Bush verstand die Welt nicht mehr, als er in sehr handgreiflicher Art und Weise, in Stabwolken im Nahen New York gehüllt sehen musste, dass da wohl nicht alle auf der Welt, seine Philosophie teilen.

Selbstkritik war noch nie die „Stärke" der Saturierten und mit Sicherheit auch nicht die des Mister Bush. Also sein Rezept. Die verschlossene Flasche der Pandora zu öffnen.

Aber o weh, um mit dem Zauberlehrling von Schiller zu reden. Die Geister, die man rief, wird man nun nicht mehr los. Mehr noch. Bush ist sicherlich nicht der Einzigste Saturierte der etwas zu verlieren hat. Es gibt deren offenbar noch ein paar mehr. Tröstete man sich erst:
Na ja, es betraf ja vorerst „nur" die USA; sieht man zusehends, dass mit dem „nur" geht wohl nicht mehr so recht auf.

Nun kann man sich auch die Sheriff-Uniform anziehen, wie es beispielsweise Mister Blair in Großbritannien tat und es Mister Bush gleichtun. Dieses Rezept des Mister Blair mag im Falle der Falklandinseln noch funktioniert haben. Aber auch Frau Merkel, die wohl ähnlich auf eine „Sheriff-Uniform" als für sie „kleidsam" spekuliert, wird sich sagen lassen müssen. Das zu „befriedende Gebiet" ist zwischenzeitlich ungemein größer geworden, als die einst kleinen Falklandinseln.

Es ist doch wahrlich nichts Neues, dass soziale Spannungen auch in der Form der Religion daher kommen. Das war doch schon in den Tagen des Thomas Münzer so. Und das liegt doch für jeden, der sich besonders mit der Geschichte der Zeugen Jehovas auseinandersetzt, nahezu handgreiflich auf der Oberfläche.

Es war doch vom Standpunkt der (relativ) Saturierten, purer Wahnsinn, sich dem Naziregime etwa in der Frage des Hitlergrußes und anderes mehr in den Weg zu stellen. Dennoch gab es diese „Wahnsinnigen", die sich selbst durch allerschärfste Restriktionen, nicht von diesem Wege abbringen ließen. Was motivierte sie denn? Nicht zuletzt auch politische Kritik an den obwaltenden Umständen im Naziregime, die sie zwar nicht als solche klar erkannten; aber dennoch im Sinne eines Thomas Münzers eben in religiöser Form zum Ausdruck brachten.
Etwa die schriftliche Begründung des Wehrdienstverweigers Wolfgang Kusserow, weshalb er den Wehrdienst verweigere ist ein eindrucksvolles Zeugnis dafür.

Es war doch vom Standpunkt der um ihre politische Macht bangenden Kommunisten in Ostdeutschland nach 1945, ebenfalls purer Wahnsinn, dass sich da ihnen die Zeugen als nicht „gleichschaltbare" in den Weg stellten. Dennoch gab es sie.

Ich sehe da durchaus gewisse Parallelen zwischen dem Beispielfall Zeugen Jehovas, und den „Verdammten dieser Erde" die zunehmend in islamistischer Verklärung sich artikulieren.

Nun kann man - wie es die Saturierten - egal wie sie heißen
(Hitler „Diese Brut wird ausgerottet werden";
Mielke; wer unsere Interessen tangiert, lernt unsere harte Hand kennen;
Bush; wer Krieg anzettelt bestimme ich, nur ich).
Nun kann man sich auch in der gegenwärtigen Auseinandersetzung auf die Seite der Saturierten stellen; Feuer und Schwefel ankündend; aber um alles in der Welt, keine Selbstkritik zulassend.

Es wird wohl ein hartes, ein langes Ringen (oder vielleicht doch eben nicht ganz so langes) werden. Die Büchse der Pandora ist geöffnet. Diejejenigen, die in sie zusätzliches Öl hineingießen, werden sie wohl kaum wieder zu schliessen vermögen.

God's own country

Sprachrohr der US-Generalität

Blut für Öl

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