Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise (1929)

Einige Stichworte (in Auswahl)

Technikeuphorie, Flugzeuge, Kommunismus, Kirchenfeindschaft d. Sowjetuion, Heilpraktikersezene, Aluminium, „Im Weisten nichts Neues" (Roman), „Moses als Pulverfabrikant", Waffensegnung, Deutsche Welle, Kongress Leipzig 1929, Mary Pickford , Wilhelm Bölsche, Paul Westphal, Rassentheorien

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 13. Januar 2014 03:21
Religiöser Gimpelfang
Religiösen Gimpelfang, meint das „Goldene Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 1. 1. 1929) andernorts wahrzunehmen. Das „Andernorts" versteht sich für das Selbstverständnis des GZ von selbst.

(Bild dem 2014er ZJ-Jahrbuch entnommen).
Der diesbezügliche GZ-Artikel berichtet:
„Die Wahl-Manöver der vergangenen Wochen ließen die erregten Gemüter gleich aufgepeitschten Meereswogen nicht mehr zur Ruhe kommen! Was da im Kampfe um die Vorherrschaft an eigenem Unrat ans Ufer des stillen Beobachters ausgespielt und ausgespült wurde, spottet jeder Beschreibung! Ein römisch-katholisches Blatt beschuldigt ein freisinniges Arbeiterblatt des Auftischens von "Kohl" und "Lügen"! Dieses wiederum macht dem konservativen Blatte Vorstellungen anhand nachweisbarer Tatsachen, vom "Gimpelfang" den das unter dem Deckmantel der Religion arbeitende Blatt betreibe. Für einen weiteren Leserkreis sehr bemerkenswert sind hierbei folgende Feststellungen:

"Gemäß der Legende hätten Engel das ganze Haus der Maria aus Bethlehem nach Italien getragen. Erstmals nach Tersatlo bei Fiume, im Jahre 1294 jedoch nach Loretto. Über dem unscheinbaren Hause erhebt sich heute eine prachtvolle Kirche, die Tausendc von Wallfahrern herbeizieht. Im Ulrichs-Kloster zu Augsburg wurde noch im 18. Jahrhundert die Erde, in welcher der heilige Ulrich gelegen hatte, als Universalmittel gegen die Ratten verkauft. Noch kurz vor der Reformation zeigte man in einem Kloster zu Halle Reste von der Arche Noah, und in Schaffhausen war der Atem des heiligen Josef in dem Handschuh des Nikodemus aufbewahrt.

Ums Jahr 1500 herum zog zu Aldingen in Württemberg der Mönch Eiselin mit einer Schwungfeder aus dem Flügel des Engels Gabriel umher. Und als diese kostbare Feder, die gegen Entgelt vor der Pest zu schützen vermochte, ihrem geschäftstüchtigen Besitzer gestohlen wurde, füllte selbiger ein Kästchen mit Heu, das aus der Krippe zu Bethlehem herstammen mußte und rückte mit dieser Reliquie den Portemonnais seiner Mitmenschen zu Leibe. Ludwig der Heilige, König von Frankreich, kaufte um eine große Geldsumme einige Splitter vom Kreuze Christi, nebst einigen Nägeln, den Schwamm, den Purpurrock Jesu, sowie die Dornenkrone. Solche Splitter gab es mit der Zeit so viele, daß aus dem dazu verwendeten Holze vermutlich einige Häuser gebaut werden konnten und die Nagel sind so zahlreich, daß ihr Gesamtgewicht sich auf einige Zentner beliefe. Der ungenähtc Rock Christi um den die römischen Kriegsknechte losten, ist in fünf Exemplaren vorhanden; in Argenteuil, in St. Jago, in Rom, in Friaul, in Trier und - was das schönste ist - überall mit der päpstlichen Bulle der Echtheit versehen!!!

Mit allen wahrhaftigen Dornenkronen Christi, von denen ebenfalls jede als die alleinechte verehrt wird, könnte, wie behauptet wird, ein großes Grundstück eingehegt werden. Es fand sich auch die Lanze, mit welcher Jesus in die Seite gestochen wurde, der Schweißtücher ebenfalls nicht wenige, sowie die Weinkrüge von der Hochzeit zu Kana. Die Hosen des heiligen Josef sind ebenfalls entdeckt worden. Einer der dreißig Silberlinge, nebst dem dicken, zwölf Schuh langen Strick, mit welchem Judas Ischarioth sich erhängte, kamen auch zum Vorschein. Sogar die Stange, auf welcher der Hahn saß, der dem Petrus ins Gewissen krähte; das Waschbecken, in welchem sich Pilatus die Hände wusch; die Knochen des Esels, der Jesus am Palmsonntage getragen; die Steine, mit denen Stephanus gesteinigt wurde; eine Flasche voll ägyptischer Finsternis, sowie der Daumen des heiligen Markus wurden aufgefunden, für welch letzteren die Venetianer vergebens 100.000 Dukaten boten. - Stellt man all diesem Unfug zur Seite, daß die Zahl der bekannten und angeblich wundertätigen Marienbilder 1200 übersteigt, vergegenwärtigt man sich die Millionen von Menschen, die jährlich zu solchen Bildern und Reliquien wallfahrten und dort opfern, und bedenkt man überdies, daß es sich dabei großenteils um die ärmeren Volksklassen handelt, so mag die Orientierung über "Schwindel", "Kohl" und "Lügen", von welchen das "Aargauer Volksblatt" spricht, keine allzuschwere sein.

Von einer solchen betenden Prozession harmlos-frommer Pilger weiß der "Koblenzer Generalanzeiger" Nr. 250 vom 17. Oktober zu berichten.

Auf ihrem Wallfahrtswege von Aachen nach dem belgischen Wallfahrtsorte Moresnet sollen die frommen Beter von den Zollbeamten angehalten und untersucht worden sein, wobei ein Teil der Büßenden in der Dunkelheit entkam. - Bei den übrigen wurden zu Tage gefördert: 90 Paar Strümpfe, 12 Wollwesten, Dutzende Bettücher und Unterhosen, 30 Kg. Fleisch, 5 Kg. Käse, 10 Kg. Schokolade, 23 Kg. Konfitüren, 50 Kg. Kaffee und sehr viele Zigarren und Zigaretten.
In buchstäblichem Sinne wurde hier Religion als Deckmantel benützt - Weit schlimmer jedoch ist der Betrug an den Irregeleiteten und betrogenen "frommen" Menschen selbst, denen man um gewisser Wallfahrten und Zeremonien willen den Himmel verspricht.

Farbfernsehen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 14. Januar 2014 03:42
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Nochmals die Vokabel vom Gimpelfang aufnehmend. Der mag ja in vielerlei Gesichtern daherkommen.

Wie verhält es sich eigentlich mit der nachfolgenden Meldung? Ist die nicht auch eine Form von Gimpelfang?!

Zu den erstaunlichen Kommentaren, welche man im „Goldenen Zeitalter" lesen konnte, gehört wohl auch jener, der in der Ausgabe Bern und auch Magdeburg vom 1. 1. 1929 abgedruckt war.
Es ist ja durchaus verständlich, und auch nachvollziehbar, dass im Jahre 1929, auftauchende Meldungen über das Farbfernsehen, gewissermaßen einen nicht geringen Erstaunenseffekt hervorriefen.
Das die Zeitgenossen also darüber staunten, was es alles so gäbe, bzw. sich anbahnte, kann man sehr wohl nachvollziehen.
Nicht der Faktor des Staunens an sich, wohl aber jene Interpretation, die man ihm damals im GZ gab, sind - aus heutiger Sicht - in der Tat geeignet, noch heute Erstaunen hervorzurufen. Allerdings geht dieses Erstaunen dann doch wohl mehr in eine andere Richtung.

Was denn alles für die WTG herhalten musste, um in das Pokrustesbett ihrer vermeintlichen „Prophezeiuungs-Erfüllungen" eingespannt zu werden.
Genannte GZ-Ausgabe „beehrte" ihre Leserschaft mit der nachfolgenden Meldung:

„Farbiges Fernsehen ermöglicht
Die Vervollkommnung der Eastman-Apparate zur Aufnahme und Herstellung farbiger Filmphotographien bietet jetzt der Radio-Technik die Möglichkeit des Fernsehens in Farben. Das Bild kann zugleich mit den Tönen (Sprechen oder Singen) die die Aufnahme begleiteten, aufgenommen werden. Tatsächlich scheinen den schwachen Menschen jetzt alle Mittel in die Hände. gegeben zu werden, die ihnen die Wahrheit der Bibel beweisen.
Die Bibel sagt, daß einmal alles offenbar werden wird, und die Zeit wird kommen, wo alles Unrecht, das in der Welt begangen wird, vor den Augen aller Menschen in seinen wahren Farben gezeigt werden kann. Dann wird das Gute belohnt und das Böse gesühnt werden. Und die Menschen werden sich bessern."

Siehe auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,166942,176532#msg-176532
Text-Zitierung nach der Berner Ausgabe; Repro aus der Magdeburger Ausgabe. Diesem Umstand ist die geringfügige variierende unterschiedliche Satzstellung zuzuschreiben.
„Ägypten, Assyrien, Babylon, Medo-Persien, Griechenland, Rom, Grossbritannien, Völkerbund, Harmagedon".
Diese religiöse Weltsicht ist ja, abgesehen von den zwei letzten Namen, so neu nun auch wieder nicht. Man findet sie auch andernorts, etwa bei den Adventisten. Aber schon die hinzugefügten zwei letzten Namen dieser vermeintlichen „Ahnenkette" sind schon ein gewisses Novum. Um das ganze noch zu unterstreichen, widmete die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 1. 1929, dem noch ein entsprechende Zeichnung dazu.

Staatsbibliothek Leningrad 
geschrieben von:  Drahbeck 
Datum: 16. Oktober 2014 23:41
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
So so. 
Da muss also selbst die Staatsbibliothek in Leningrad herhalten, als Zerrbild zur Stützung der WTG-Theorien, wie man der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 10. 1929 entnehmen kann.

Das nun noch umfänglich zu kommentieren, wäre wohl zuviel der nicht verdienten Ehre. 
Es zeigt sich wieder mal: Gibt es nicht's auszulegen, wird halt etwas „untergelegt".

Europa der Diktaturen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 17. Januar 2014 22:35
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Auf einer ganzen Druckseite, angereichert mit Bildmaterial, lässt es sich die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 12. 1929 angelegen sein, die Entwicklung der Flugzeugindustrie als auch in der „Bibel vorhergesagt" zu interpretieren.
Ergo nicht nur das Radio „sei Jehovas Erfindung". Nun müssen auch noch die Flugzeuge daran „glauben"!
Die damals neu herausgekommene Rutherford-Broschüre „Des Volkes Freund", bildet für die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1929, den Anlass, ein paar „Ergänzungen" zu selbiger, als „Werbebeilage" zu kredenzen.
Unter anderem angereichert mit Bildmaterial wie dieses zum Beispiel

Für diese Broschüre wurde ja eine massive Reklame betrieben. Unter anderem penetrant hervorgehoben, dass Rutherford das ganze auch schon als Radio-Vortrag präsentiert habe. Überhaupt lässt man es an Werbeevents, welche zeitgenössische Werbefachleute sicher mit Neid beobachtet haben dürften, nicht mangeln, wie zum Beispiel diese Reklame in dieser Broschüre (der Englischsprachigen Ausgabe entnommen)

Als wenn die Beherrschung von Werbetechniken, ein „Qualitäts"merkmal wären. Wer denn jene Broschüre tatsächlich las, fand darin auch solche Belehrungen wie die: „Das Radio ist Jehovas Erfindung"
Solcherart Milchmädchenlogik spricht ja dann an sich schon Bände!

Sinn der ganzen Übung offenbar der, sich als „die" Alternative zu verkaufen. Namentlich bei den Orientierungslos gewordenen. Und damit Menschen mit religiöser Sozialisation, im weltlichen Leben Orientierungslos werden; dazu beizutragen, müht sich das GZ in der Tat aller kräftigst.

„Passend" zu dieser Gemengelage, greift das GZ also erneut das Thema Kommunismus auf. Es ist wohl war, die tatsächliche Politik der Moskauer Herrschaften, und ihrer deutschen Möchtegern-Kopierer zu der Zeit, war wohl kaum dazu geeignet, Leute die einen „sanften Schlaf lieben", selbigen auch zu verschaffen. Eher war das Gegenteil der Fall.

Und wenn es da die These vom Europa der Diktaturen gibt. Und in selbiger die Frage. Wer hat eigentlich den Stein ins Rollen gebracht, und wer ist Nachfolger-Kopierer (wobei die Kopierer eben auch Schlimmes, sehr Schlimmes zu verantworten haben), dann stehen die Moskauer Herrschaften keinesfalls im Glanzlicht da.

Nun ist es aber doch so. Auch die Bibelforscher verkündeten, wie ja schon der Titel einer ihrer Zeitschriften aussagt, ein „Goldenes Zeitalter".
Genau jenes wollten die Moskauer Herrschaften denn doch wohl in der Theorie, auch herbeiführen.

In beiden Fällen zeigt es sich jedoch auch, dass zwischen Theorie und Praxis, abgrundtiefe Gegensätze klaffen.

Wenn also das GZ seinen Artikel überschrieb: „Der Kommunismus, und wie ein Mann aus dem Volke über ihn denkt", (die Berner Ausgabe des GZ brachte diesen Artikel erst in der Ausgabe vom 15. 6. und 1. 7. 1929) dann bringt selbiger auch nur die halbe Wahrheit zum Ausdruck. Zur ganzen gehört dann auch, dass in ihren diktatorischen Allüren, es die WTG-Hörigen durchaus ebenbürtig mit den Moskauer Herrschaften aufnehmen können.

Nochmals die These vom Europa der Diktaturen aufnehmend. In selbiger werden ja insbesondere die Moskauer, Berliner und römischen Herrschaften und ihre billigen Kopien gebrandmarkt. Jene Brandmarker müssen sich allerdings sagen lassen. Ihr habt einen wichtigen Namen in euren Auflistungen vergessen. Den der WTG-Religion. Zu letzterer kann man allenfalls „entschuldigend" hinzufügen. Die waren damals noch nicht so stark, um als relevante Kraft anerkannt werden zu können. Das ist dann allenfalls eine graduelle, aber keine prinzipielle Entlastung.

Nachstehend in den wesentlichen Aussagen dann noch, was die verhinderten Möchte-gern-Diktatoren, über eine andere Form von Diktatur, namens Kommunismus, damals zu sagen wussten.
Der Kommunismus, und wie ein Mann aus dem Volke über ihn denkt.
Der Kommunismus - dessen Gedanken bei oberflächlicher Betrachtung als ganz gut und prächtig erscheinen mögen, und der darum auch so manchen unter seinen Fahnen sammelt, dem es ehrlich um das Wohl und Wehe seiner Volksgenossen zu tun ist - spielt sich gerne als Erlöser von allen gegenwärtigen Übel auf. Was er aber in Wirklichkeit wert ist zeigt sich, sobald wir seinen Mantel nur ein ganz klein wenig beiseite tun. Dann hält er einer sorgfältigen Prüfung keineswegs stand und offenbart - wie wir in wenige Worten feststellen können - die bedeutungsvolle Tatsache, dass alle seiner Ideen eine verhängnisvollen Täuschung sind.

Der ideale Kommunismus ist unmöglich, solange als herrschender Faktor der Egoismus in der Welt existiert, und wenn dieser nicht mehr existiert, dann wird auch der Kommunismus unnötig sein.
Ja sogar unter den Arbeitern - das leider eine traurige Tatsache - gönnt oft einer dem anderen nicht die Luft. Neid und Abgunst - wenn einer etwas mehr hat oder nur zu haben scheint, oder zu einer etwas besseren Stellung gelangt als die anderen - herrschen hier wie da. Davon weiß ich als ehemaliger Fabrikarbeiter und unter Arbeiter lebend dort aufgewachsen, selbst ein Liedlein zu singen.

Zwar gibt es auch manche Ausnahmen, aber sie bestätigen da sie sich in der Minderheit befinden - doch nur die Regel. In allen Schichten und Ständen herrscht vom Tagelöhner bis zum hohen Beamten - eine Missgunst und Gehässigkeit, die mir Verwirklichung eines großen glücklichen Arbeiterstaates von vornherein als kaum denkbar erscheinen lässt.

Der Kommunismus, wie er in der Welt gepredigt wird, ist eine schöne Theorie, aber Wirklichkeit ein Unding, dass sich nie bewähren kann und wird. Erst muss die Menschheit anders und vor allem besser werden, und dazu ist notwendig, dass jeder einzelne bei sich selbst den Anfang macht. Ist das nicht möglich und geschieht es nicht, dann können wir erst recht jede Hoffnung auf der Erreichung glücklicher Zustände auf anderem Wege fahren lassen. Die guten Zeiten und Verhältnisse sind nicht von außen her zu erwarten, durch umstürzlerische Maßnahmen, sondern sie müssen von innen heraus beginnen. Das lässt der Kommunismus ganz außer acht, ja, solche Lehre - dünkt ihm - eitel Torheit.

Denn was könnte des reinen Kommunismus höchste Forderung sein als Liebe, Liebe zum Nächsten? Es wird durchaus vergessen, dass das einzige Heilmittel in der Welt Liebe und Verständigung ist, aber nicht Verhetzung, Hass und Gewalt, welche letztere wohl - wenn sie gesetzmäßig gehandhabt wird - zur Durchführung manch guter Maßnahmen geboten erscheinen mag, aber niemals leitendes Motiv werden darf.

Ein Blick nach Russland, und wir haben den praktischen Beweis für die Richtigkeit dieses Bildes. Sehen wir uns einmal die dortige Zensur an. Nicht nur, daß frühere Schriften überall verboten sind, auch alle wissenschaftliche Werke über Chemie, Astronomie, Mathematik und so weiter werden auf verdächtige Stellen hindurch durchsucht und diese gestrichen. Selbst manche Novellen Dostojewskis werden wegen ihres mystischen Charakters mit dem Bannstrahl belegt. Ja sogar Plato und Kant verfallen dem gleichen Schicksal, weil ihre Werke im "Geist einer idealistischen Philosophie" abgefasst sind. Wer schläft noch? Wer sieht nicht, dass unter solcher Herrschaft ein geistig und seelisch verkümmertes Volk, dass sich dem beschränkten dummen Tiere gleich nur auf weiter Futterplätzen umhertreibt, entstehen musste? Wer begreift nicht die trostlose finstere Nacht, mit der eine solche Bewegung die Welt decken würde? Und Freiheit? Die existiert in einem solchen Lande ebenso wenig wie in Mussolinien.

Auf ein zehnjähriges Bestehen blickt heute die Sowjetmacht Russland zurück. Blut und Hunger bezeichnen den Weg des kommunistischen Gedankens, der für viele, die nicht denken, so außerordentlich viel Bestechendes hat. Ja, wenn die Menschen vollkommen wären! Etwa 10 Millionen Menschen sind in Russland direkt oder indirekt der kommunistischen Revolution zum Opfer gefallen. Tiefste Verarmung eines ganzen Volkes und weit verbreites Elend verwaister Kinder waren die weiteren Folgen, und noch immer lassen gärende Elemente und ein fortschreitender Zersetzungsprozess in der russischen kommunistischen Partei nach bolschewistischen Äußerungen "einen baldigen Krieg als unvermeidlich erscheinen", denn so sagt man weiter, "nur ein Krieg, ein Kampf für die Weltrevolution und ein Sieg dieser Ideen, vermag die Bolschewisten-Ideen zu befestigen". Danach scheinen also die eine Rechtfertigung benötigen Bolschewisten- Ideen doch nicht so viel zu taugen, um so mehr als - angeblich gegen Krieg und Gewaltherrschaft kämpfend - diese Dinge auch noch gar selbst benutzen wollen. Gewiß liegt die Ursache des Misserfolgs zum Teil an den Widerständen, gegen die der Kommunismus zu kämpfen hatte, aber eben diese, gleichfalls aus Selbstsucht geborene Widerstände, wie die zu ihrer Bekämpfung angewendete Gewalt und Unterdrückungsmethoden, beweisen unumstößlich die Unausführbarkeit kommunistischer Gedankengänge in einer Welt, in der Selbstsucht oberstes Prinzip ist. Das Übel der Erdennot ist innerlich. Der Kommunismus will ihr von außen her zu Leibe gehen, durch Weltrevolution und ähnliches, und das ist sein Fehler. Nicht Weltrevolution sondern Gesinnungsrevolution braucht die Erde, und diese kann nur auf dem Wege kommen, denn auch das GZ geht: Heilung von innen nach dem Geiste wahren Christentum durch Gottes Hilfe in seinem Königreich. Der Kommunismus kann solche Hilfe nicht bringen.

Nein, nein, der Kommunismus ist nur eine neue Fessel, welche die Menschen zu Sklaven eines anderen Systems "Kommune" genannt machen würde. Ob die Arbeiter Sklaven eines Militärstaates, eines Kaiserreiches, einer Papstherrschaft oder einer durch kommunistische Diktatoren beherrschen Kommune sind, wird sich immer gleich bleiben. Sklaven sind die Menschen hier wie dort. Die Forderung heißt nicht: Kommunismus, sondern sie heißt: Menschentum unter einem einzigen Herrscher und seinem
Gesetz.

Zu diesen Kommunismus-Ausführungen des GZ gab es dann noch in der Magdeburger Ausgabe selbigen vom 15. 4. 1929 noch einen „Nachschlag", der hier auch noch vorgestellt sei. Letzterer schrieb:
„Noch einmal der Kommunismus
Der Artikel in Nummer 2 des GZ „Der Kommunismus und wie ein Mann aus dem Volke über ihn denkt", findet wie zu erwarten war, in verschiedenen kommunistischen Zeitungen härteste Kritik und Ablehnung, und natürlich wie auch zu erwarten, nicht mit Logik sondern mit Schimpfworten.
So die „Neue Arbeiterzeitung", die mit abgedroschenen Schlagworten „vom Esel der aufs Glatteis geht", mit Kraftausdrücken wie „Blödheit" usw., unter anderem sagt:

„Die Bibelforscher erscheinen in einem lächerlichen Lichte, wenn sie sich auf das politische Gebiet begeben."

In der oben genannten kommunistischen Zeitung heißt es, die Bibelforscher machten

„sich gar keine Sorge, danach zu forschen, woher dieser Egoismus komme, und wie man ihn beseitige"

Man wirft den Bibelforschern den Grundirrtum vor, dass sie nicht verstanden, dass der Mensch das Produkt der Verhältnisse sei und dass man wenn man den Menschen ändern wolle, die Verhältnisse ändern müsse.

Aber Kommunismus, warum so aufgeregt? Warum die Scheltworte? Warum nicht die Meinung des Anderen respektieren, wenn sie ehrlich geäußert wird, auch dann, wenn sie sich auf entgegensetzen Bahnen bewegt? Wir würden uns zurückhalten von Schimpfworten, denn wer schimpft hat immer Unrecht.
Es sei noch einmal gesagt: Kommunismus mit unvollkommenen, mangelhaft gerechten, das heißt also ungerechten und selbstsüchtigen Menschen ist ein Ding der Unmöglichkeit, und darum ist der Kommunismus eine Unmöglichkeit. Und wiederum sei es gesagt. Nur das Königreich Gottes und seine Mittel, seine Möglichkeit, die Gesinnung der Menschen zu ändern, wird mit der geänderten Gesinnung auch geänderte Verhältnisse bringen."

Noch eine Reaktion ist auf die Kommunismus-Artikel des „Goldenen Zeitalters" zu registrieren. Und zwar in deren Magdeburger Ausgabe vom 15. 10. 1929.
Selbige druckt dazu den nachfolgenden Leserbrief ab:
„An die Redaktion des GZ
Ich komme heute nochmals auf Nummer ... des GZ zurück, in der einige Worte über den Kommunismus-Artikel ... zu lesen sind. Da sie die verschiedenen absprechenden Urteile trotzdem als eine Empfehlung ansehen, und wie sie weiter sagen, sich nicht hindern lassen, dass Unrecht bloßzustellen, dass manche deren Treiben, die auf politischem Gebiet ihren Einflusses mißbrauchen, so denke ich keine Fehlbitte zu tun, im GZ auch mal eine Abhandlung über den Nationalsozialismus zu schreiben.

Gelegentlich einer Versammlung vor Jahren und wurde uns ein Büchlein ausgehändigt, das aber von Schmähungen über Jehova geradezu strotzte. Auch letzthin sprach eine sehr christlich sein wollende Dame, die dieser Parteien nahesteht und Jehova als ihrem Gott nicht anerkennt. Über Mose las man in Tageszeitungen vor gar nicht langer Zeit einen Aufsatz mit angeführten Bibelstellen und legte diese als eine Art Täuschung gegenüber dem damaligen Volke aus. Noch keine Partei lernte ich kennen, die die Bibel in solchen Mißkredit brachte und das religiöse Empfinden im Menschen dadurch zu töten versucht, wie gerade der Nationalsozialismus, der auf der anderen Seite aber jetzt Kraftanstrengung macht, auch hier große Versammlung einberuft, um immer neue Mitglieder zu gewinnen, und der wie jeder ernste Christ erkennt, gegen den wahren Jehova steht. Aus diesem Grunde sind aufklärende Zeilen im GZ für jeden Gottesstreiter wohl gewiss auch eine Notwendigkeit wie ich sie auf allen anderen Gebieten mit Freude immer wahrgenommen habe.
Mit freundlic
hem Gruß
Frau W. R.

Und als Antwort darauf meint das GZ mitteilen zu sollen:
„Unser Antwort
Der Nationalsozialismus ist einer jener extremen Erscheinungen der durch die Ereignisse überreizten Volksseele, an den unsere Zeit so reich ist. Es ist zweifellos - wie auch die verehrte Schreiberin sagt - eine Bewegung, die ob gewollt oder ungewollt, direkt im Dienste des Teufels und gegen Jehova den erhabenen Schöpfer von Himmel und Erde tätig ist"

Dann verweist man auf die Polemik im Kontext der zeitgenössischen Broschüre über „Moses als Pulverfabrikant", der der man sich auch von GZ-Seite kritisch geäußert habe (im Rahmen der Referierung dieses GZ-Jahrganges) wird darauf noch eingegangen werden (zu genannter Broschüre).

„Die geistige Einstellung solcher Menschen ... denen das Kreuz von Golgatha zum Haken geworden ist, weil sie nichts weiter kennen als ein Hakenkreuz. Es gibt wohl kaum einer Bewegung, die es wagen kann, ihren Lesern unvernünftige und widerspruchsvollere aufzutischen als den fetisch-religiösen Nationalsozialismus, wenn er in herausfordernden Ausdrücken gegen Jehova (angeblich nur der Gott des Alten Testaments) wettert. Man stellt dabei einfach die dreiste Behauptung auf, dass der Gott des Alten Testaments ein anderer Gott sei als der Gott des Neuen Testaments, wobei diese Phrasen dreschenden Menschen, bei denen jedes dritte Wort Judengott heißt, wohl noch niemals an Erinnerung gekommen ist, dass sich Jesus und die Apostel im Neuen Testament ununterbrochen auf den Gott des Alten Testaments beziehen, seine Aussprüche zitieren, seine Gebote wieder geben usw. usw.

Diese ganze hakenkreuzlerischen Rassenhass atmenden Tendenzen verfolgen nur das einzige Ziel, nämlich die Aufmerksamkeit von den wahrhaft Schuldigen abzulenken und einen Sündenbock zu suchen. Das Geschrei „Die Juden haben schuld" ist ein alte „Haltet den Dieb" List, die nach verlorenen Kriegen unter allen Völkern immer wieder angewandt wurde, um den Unwillen des Volkes von dem eigentlichen Schuldigen anzuwenden. Natürlich gibt es auch unter den Juden schlechte Menschen genauso wie es unter den Christen, aber es ist einfach eine unverschämte, nahezu gotteslästerische Behauptung, dass die Gotteslehren der Bibel oder das Alten Testaments irgendwelchen angeblichen Weltherrschaftsplänen der Juden dienen, oder gar zu diesem Zweck ins Leben gerufen sein sollen. Wenn dies beabsichtigt wäre, enthielt die Bibel nicht so viele Berichte, die angesichts einer solchen Absicht als geradezu unvernünftig angesprochen werden müssten, denn die Bibel - und speziell das Alte Testament - ist voll von Aussprüchen, welche die schärfsten Urteile über das Volk Israel enthalten, in Fällen, wo sie sich von dem wahren Gott Jehova abwandten. Diese Urteile sind so wenig schmeichelhaft, dass es einfach paradox ist, diesem heiligen Buch Judenpropaganda zur Last legen zu wollen. Die alt- und neutestamentliche Bibel ist einfach ein Bericht geschichtlicher und prophetischer Tatsachen und Erfahrung, und ihr Zweck ist der in Vorbildern und direkten Belehrungen der Menschheit Aufschluss über Gottes Vorhaben mit den Menschen zu geben. Eine jede Bewegung die darauf ausgeht, das Vertrauen des Volkes in die Bibel zu unterminieren, ist als Gegner Jehovas des Schöpfers von Himmel und Erde anzusehen.

Letzten Endes kann die von gewissen Richtungen des Hakenkreuzlerisch orientierten Nationalsozialismus - die Wotan und andere Sagengötzen Geister mehr, wieder in den Tempel setzen möchten - nur gesagt werden, dass sie ein modernes Heidentum darstellen, dass darum für die geistige Verfassung der diesen Heidentum Anhängenden oder Beitretenden um so kennzeichnender ist, weil wir uns heute im 20. Jahrhundert befinden.

Der Nationalsozialismus ist eine Krankheitserscheinung, die zu gegebenen Zeit ihr Ende finden wird. Wir nehmen ihn nicht für ernst, wie breit er sich auch machen möchte. Nach seiner höchsten Steigerung wird er nur einen um so kläglerischen Untergang finden."

Ob denn jenes wie man meint, den Nationalsozialismus nicht Ernst zu nehmen brauchen", wirklich eine sachgerechte Position dazu wahr, darf mehr als bezweifelt werden.

Und setzt man die Berlin-Wilmersdorfer „Erklärung" vom Juni 1933 in den Kontext dazu, kann man sehr wohl sagen. Die enthielt auch einige „Morgengaben" an den Nationalsozialismus. Ferner die Gründung der „Norddeutschen" und „Süddeutschen" Bibelforscher-Vereinigung, die da ausdrücklich den früheren Begriff „International" eliminiert sehen wollte, und in der Satzungsgemäß, nur Deutsche Sitz und Stimme hätten.
Auch das kündet davon, man nahm verspätet, den Nationalsozialismus durchaus noch ernst.

Nur auch das galt schon damals: „Wer zu spät kommt, den bestraft halt das Leben!"

Europa der Diktaturen (II)
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. Januar 2014 01:24
„Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Zurückkehrend zu den Aussagen des Jahres 1929.
Dann gab es ja noch die Konkurrenz-Religionen, welche da schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hatten, als der relative Newcomer WTG-Religion zu der Zeit. Auch dazu ist zu sagen. Die WTG-Religion partizipierte damals allenfalls von der „Gnade der späten Geburt". Ihre „Unschuld" hat sie begonnen allerspätestens dann zu verlieren, wenn der Weg der Institutionalisierung beschritten wird. Man sehe sich nur mal an, wie oft im heutigen WTG-Schrifttum der Begriff Organisation als Fetisch hervorgehoben wird, und man kann wissen, was „die Glocke geschlagen hat".

Wer Organisation, Institutionalisierung zum hehren Ziel erklärt, der heult auch mit den Wölfen, wenn es sein muss, auch mit den allerschlimmsten ihrer Sorte. Alles weitere ist dann lediglich eine Frage von Zeit und Umständen.

In der Herrberger-Datei sind auch Voten adventistischer Funktionäre aus dem ersten Weltkrieg zitiert. Die Minderheit die es auch da gab (noch heute als sogenannte Reformationsbewegung ein mehr schlecht als rechtes Dasein fristend), blieb eine Minderheit. Um ihrer materiellen Interessen willen, haben damals die Mehrheits-Funktionäre der Adventisten, Wehrdienstgegnerische Grundsätze verraten. Und diese Geschichte wird sich immer wiederholen, wenn Religionsfunktionäre Materielles echt zu verlieren haben (im Fall der Fälle).
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,174531,174531#msg-174531
Die Gnade der späten Geburt, erweist sich auch für die WTG-Funktionäre, als ein trügerische Gnade.

Noch eins. Deutscher Redakteur des „Goldenen Zeitalters" war zu der Zeit bekanntlich Herr Balzereit. Auch Herr Balzereit hat dann noch in der Nazizeit, als Privatperson, den vormaligen Wehrdienstgegnerischen Grundsatz verleugnet. Sicherlich nicht aus „Freude" am verleugnen. Das kann man ja wohl kaum unterstellen. Aber entscheidend ist ja das tatsächliche Handeln.

Und in diesem Kontext bewerte man, das zeigen mit dem Finger auf andere.
In der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1929 konnte man auch nachfolgenden Bericht lesen:
„Unter der Überschrift 'Der Krieg' findet sich in Nummer 2 des in Wien erscheinenden Blattes zur Vorbereitung der katholischen Volksmission in Wien, 'der Friedensengel' herausgegeben November und Dezember 1928, ein Artikel, der an Auf-den-Kopf-Stellen der Wahrheit und Verdrehung von Tatsachen derartig Erstaunliches leistet, daß man sich fragen muß: worüber soll man sich mehr wundern, über die Dreistigkeit, mit der dem Volke solche Dinge aufgetischt werden, oder darüber, daß es auf der Erde immer noch Menschen gibt, die sich solch ein systematisches Zumbestenhalten und Verdummenwollen gefallen lassen. Der Artikel lautet:

„Daß die Geistlichen den Krieg nicht hätten verhindern können, sehen jetzt freilich die meisten ein; daß der Papst soviel wie gar niemand getan hat, um einen baldigen Frieden herbeizuführen, ist durch die verschiedenen Enthüllungen der Diplomatie sonnenklar machgewiesen worden. Aber noch immer heißt es. Die Geistlichen haben die Waffen gesegnet! Kardinal Pilli hat die Waffen gesegnet! konnte man vor Jahren an den Plakatsäulen Wiens lesen. Darum fort von einer solchen Religion! - Ist wieder sehr schlau erdacht. Wenn mir der Krieg den lieben Gatten genommen, oder den Vater oder den Bräutigam oder den lieben Sohn, die Stütze meiner alten Tage, und die Priester gleichsam ihren Segen zum Morden gegeben haben, dann packt mich Groll und Erbitterung auch gegen die Priester -

Aber was ist die Wahrheit?
Schreiber dieser Zeilen hat viele Feldkuraten gefragt. Haben Sie die Waffen gesegnet? Und einer nach dem anderen. 'Ich Nicht!' Aber zwei mußten bekennen 'Ich habe die Waffen gesegnet!' 'Mich hat der Kommandant darum gebeten', erklärte der eine, und der andere. 'Mich hat die Mannschaft darum ersucht, bevor wir einen Sturmangriff unternahmen!' Hat aber zum Beispiel Kardinal Pilli die Waffen gesegnet? Wann ist ein 30,5-Mörser bei seiner Wohnung vorgefahren, daß er ihn segne? Oder wann ging er ins Arsenal, um ihm vor dem Wegfahren zu segnen? Das hätte man doch sehen müssen! -

Diese Nachricht war also von A bis Z erfunden und ersonnen, um gegen die Religion Stimmung zu machen. Aber wir Priester pflegen derlei Verleumdungen ruhig hinzunehmen, solange uns nicht der Beruf geradezu zwingt, dagegen aufzutreten. -

Und wenn Feldkuraten die Waffen gesegnet haben, war das ein Verbrechen? Wie mußte er beten? Hier das Gebet, das er dabei sprach:

'Wir bitten dich o Herr, sende deinen Segen herab auf diese Waffen und auf den, der sie trägt zum Schutze der Wahrheit und Gerechtigkeit, auf daß er vor allem Unglück an Seele und Leib bewahrt bleibe. Durch Christus, unsren Herrn!'

Wer in der Welt möchte ein solches Gebet zum Verbrechen stempeln! -
Und wenn das ein Verbrechen wäre, könnte man nicht mit einem berühmten Wiener fragen. Wer hat dann das größte Verbrechen begangen, der Feldkurat, der die bereits vorhandenen Geschütze gesegnet hat, oder der Waffenfabrik-Arbeiter, der Geschütze, die noch nicht vorhanden waren, hergestellt hat! Denn daß sie nicht zum Spielen hergestellt würden, hast jeder gewußt.'
Kein Mensch hat den Metallarbeitern, unter denen so viele brave und friedliebende Männer waren, daraus einen Vorwurf gemacht: noch weniger verdient ihn der Priester!'"

Nach dieser Zitierung kommentiert das „Goldene Zeitalter" seinerseits dazu:
„Also jetzt wissen es die Arbeiter, die die Waffen fabriziert haben, daß sie viel schuldiger sind als diejenigen, die die Waffen gesegnet haben!
Das ist in der Tat eine sonderbare Theorie, und zwar darum, weil sie von Männern ausgeht, welche für sich beanspruchen, Führer des Volkes zu sein, von Männern, die sich gerne als Hirten, Seelenpfleger, Volkserzieher usw. Selbst die Ehre anmaßten. Schöne Volkserzieher, die nur solange die Verantwortung tragen wollen, wie es gilt „Bücklinge" vor ihnen zu machen und sie Ehrwürden und Hochehrwürden zu nennen und die dann, wenn sich bei den Menschen eine falsche Geisteseinstellung zeigte und auch noch zeigt, weil die geistigen Väter die religiösen Erzieher und Unterweiser des Volkes sie durch ihre falsche Beinflussung erzeugten, sich einfach zurückziehen und sagen: „Ja, da trifft mich keine Schuld". Das ist genauso als wenn ein Vater einen Buben unglücklich aufzog, so daß er ein Taugenichts wurde, und der dann, wenn man ihn für die Streiche des von ihm erzogenen Knaben zur Verantwortung ziehen will, einfach sagt: „Der Knabe ist der Schuldige, denn er hat's getan, nicht ich".

Der Schreiber dieses listig erdachten und berechneten obigen Artikels weiß ganz genau, daß die Arbeiter, die bei Kriegsanbruch Waffen fabrizieren mußten, mit denen unter Umständen ihre eigenen Väter, ihre eigenen Söhne ihren Untergang eindonnerten, alles andere lieber getan hätten als Waffen zu fabrizieren, wenn nicht eine grausame, rücksichtslose Gesetzesmaschine sie dazu gezwungen hätte. Und wer war es denn, der für die Aufstellung dieser grausamen Gesetze verantwortlich war, die Arbeiter oder jene Herren, die sie aufstellten und dann später - wie hier dieser Jesuit im „Friedensengel" - ihre Hände in Unschuld waschen möchten, die - wenn ihnen ihr Verbrechen am Volkswohl vorgehalten wird - dann mit Redensarten um sich werfen und sagen, daß der böse Feind mit seinen Helfershelfern eine neue Liest ersonnen habe?

Vielleicht interessieren diesen Herrn auch die nachstehenden Aussprüche katholischer Theologen und Religionsvertreter:
Dr. Michael von Faulhaber, damals Bischof von Speyer, suchte den Krieg zu verteidigen und - um mit seinen eigenen Worten zu reden - „friedlichen Ausgleich zwischen Evangelium und Krieg" zu schaffen mit den Worten:

„Man darf auch nicht um des Friedens willen geführten Krieg verfluchen."

(Siehe „Kraft aus der Höhe", Seite 50/51 von Professor Heinrich Finke Verlag Jos. Kösel, München.) Seite 55 will er die rechtliche Seite des Krieges mit dem Matthäus-Evangelium verteidigen, und auf Seite 59 nennt er den Glauben an Gott einen „Armeebefehl zu mutvoller Tat" - im Umbringen von Menschen, und schließt seine Kriegsverherrlichung mit den Worten:

„Die Feuertage des Krieges werden zu Feiertagen des Glaubens."

In demselben Buch verherrlicht Dr. Aug. Bludau, damaliger Bischof von Ermland, den Krieg, indem er den Tod auf dem Schlachtfelde als den „christlichen Tod" besingt, und weiß doch genau, daß Jesus nicht gebot, das Schwert zu ziehen, sondern in die Scheide zu stecken.
Der katholische Pfarrer Georg Müller, Bellinhausen:

„Ist nicht das Kriegshandwerk so rauh, so unerbittlich rauh? - Nein, es ist ein heiliger Krieg, der die gerechte Sache nur verfechten will. Heiligt ihn nur als Gottesstreiter. Kriegsdienst ist Gottesdienst ... Auf Maria vertrauet, auf ihre Hilfe bauet. Maria vom Siege wird helfen." -

Aus „Maria vom Siege", Süddeutsche Verlagsanstalt Ulm e. G. m. b. H., Ulm, Donau.

Es ist ein Jammer, daß im Namen der Religion ein solch großes Unrecht verübt wurde, und daß das Christentum - anstatt zur Erziehung eines Geistes der Liebe - zum Hervorrufen eines Zustandes grenzenloser Erbitterung benutzt wurde und zwar durch solche, welche die Grundsätze Jesu Christi hätten vertreten sollen. Aber es ist noch viel bedauernswerter und schmerzlicher, daß man nicht einmal ein ehrliches Wort des Bekenntnisses findet, sondern heute noch den Schuldlosen spielen und die Schuld auf andere schieben will. Wahrlich ein trostloses Schauspiel, wenn der Verführer die Schuld auf den Verführten schiebt! Aber das Volk weiß selbst ganz genau, wo die Schuld liegt, und mit solchen Spiegelfechtereien, wie sie jener „Friedensengel" da vorangeht, gibt man nur nach außen hin ein Zeugnis von der Tatsache, daß man nicht aufrichtig genug ist, die Dinge zu nennen, wie sie wirklich waren, und darum nun ganz einfach die Wahrheit auf den Kopf stellt. Aber, daß solches im „Friedensengel" geschehen kann? „Fauler Friede das, lieber Engel", so könnte man jenen Leuten in Wien zurufen. Aber es scheint so auch so, als ob ihr „Friede" dadurch etwas gestört wurde, daß die Menschheit erwacht. Denn sie müssen doch schon ziemlich angegriffen sein, daß sie sich so verzweifelt wehren ..."

Einen thematischen „Nachschlag", wiederum einen Pressebericht als Ausgangsbasis nutzend, gab es dann noch in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 4. 1935.
Dort konnte man nachfolgendes lesen:

"Hat die Kirche die Waffen gesegnet?"
(Aus einer katholischen Elsässerzeitung)
Die Frage behandelt in ausführlicher Weise Nummer 2 der hochinteressanten Alsatia-Flugblätter.
Die Gegner der katholischen Kirche verfehlen keine Gelegenheit, um gegen deren Lehre und Institutionen zu hetzen und so Verwirrung in die Volksmassen hineinzuwerfen.
An allem Unglück, das über die arme Welt hereinbricht, muß nach der Doktrine der Feinde des Glaubens die Kirche in erster Linie schuld sein. So wird sie in erster Linie für die himmelschreienden Auswüchse des Kapitalismus und die Krise verantwortlich gemacht.

Auch am Weltkriege soll, nach Ansicht dieser Leute, die katholische Kirche die Hauptverantwortliche sein. Ja diese Leute gehen sogar so weit und behaupten, daß das Menschenmorden von ihr gutgeheißen worden sei. Die Kirche habe sogar die Waffen gesegnet!
Die Feldgeistlichen, welche oft mit den armen, geplagten Soldaten tage- ja wochenlang in den vordersten Schützengräben lagen und mit diesen gar manches Leid teilten, sie, die gar manchem Krieger beistanden, der fern von der Heimat einen schrecklichen Tod erleiden mußte, ausgerechnet sie werden heute mit den niedrigsten Vorwürfen überhäuft. Heute behaupten die Feinde der Religion:

"Die Feldgeistlichen verfolgten nur ein Ziel, sie hatten die Aufgabe die Soldaten zum Morden aufzufordern und sie anzuspornen. Aus diesem Grunde und zu diesem Zwecke wurden sogar die Kriegswaffen gesegnet." —

Die Kirche habe somit die Menschen aufgefordert sich gegenseitig niederzuschlagen und zu ermorden.

Wie steht es mit diesem Vorwurfe?
Tatsache ist, daß die Diener der Kirche, Soldaten, die an die Front zogen, segneten. Damit wollten sie auf diese Soldaten Gottes Schutz und Gnade herbeiflehen. In diesem Sinne auch lauteten die Gebete, welche die Priester über ihre Mitbrüder sprachen.
Segnungen von Waffen haben aber im Kriege niemals stattgefunden.
Dies beweist schon eine Rundfrage bei den Armeegeistlichen, sämtlicher am Weltkriege beteiligter Staaten. Alle erklären einmütig, daß nie im Laufe des Weltkrieges im Auftrage oder mit Erlaubnis der Kirche eine Segnung der Waffen stattgefunden hat.

Die Friedensaktion der Päpste ist ein weiteres Dementi der verleumderischen Anklage, die Kirche sei eine Freundin des Völkermordens.
Erinnern wir hier nur an den heiligen Vater Pius X., der sein heiligmäßiges Leben aushauchte, weil er anno 1914 das furchtbare Verbrechen an der Menschheit nicht verhindern konnte.
Und sein Nachfolger Papst Benedikt XV. schrieb im Jahre 1915:

„Gesegnet sei, der zuerst den Ölzweig des Friedens emporhebt und dem Feinde zuerst die Hand zum Frieden entgegenstreckt."

Viele Vermittlungsvorschläge des Vatikans an die kriegführenden Staaten wurden abgewiesen. Blinder, konfessioneller Haß, sowie gehässiges Freidenkertum verschlossen den Politikern die Augen. Sie wiesen die rettende Hand zurück!

Es steht heute fest, daß es sich bei diesem Vorwurfe an die Kirche, um eine absichtlich ausgestreute Verleumdung handelt.
Dies beweist in unumstößlicher Weise das oben zitierte Flugblatt des Alsatia-Verlages.
Allen, welche diese Frage interessiert, empfehlen wir eindringlich die Lektüre dieser Schrift. Sie enthält in gedrängter, aber klarer Form schlagende Beweise, daß dieser Vorwurf eine gemeine Verleumdung der Feinde der katholischen Kirche ist.

"Wir wollen einmal sehen", so schreibt der Autor des Flugblattes zum Schlüsse seiner Schrift, "ob man nicht in ein paar Jahren der Kirche gerade den entgegengesetzten Vorwurf macht. Daß sie nämlich zu viel an den Frieden gedacht und zu laut davon gesprochen habe. Anstatt das Starksein zu predigen und die Rüstungen zu empfehlen, weil die Welt gar nicht in einem ewigen Frieden leben könne.

Bei der Mentalität der Gegner ist dies sehr gut möglich! Sie können in einem Atemzug der Kirche vorwerfen, daß sie den Krieg gesegnet habe, und dann wieder, daß sie zu sehr für den Frieden gewesen sei, und nicht genügend an die "Stärke und die Ehre des Vaterlandes" gedacht habe.
Daraus erkennt man, daß die Verleumdungen der Gegner nicht auf Tatsachen, sondern lediglich auf bösem Willen beruhen. Die Kirche kann das kalt lassen! Sie weiß, daß sie der höchsten und der schönsten Aufgabe dient, die es geben kann.
Ihre Parole war und bleibt immer jene der Engel auf Bethlehems Gefilden:
"Friede den Menschen auf Erden."
Die Flugblätter sind zu beziehen durch den Alsatia-Verlag, Colmar, Bartholdistraße 10.

Und zu vorstehendem merkt das „Goldene Zeitalter" seinerseits redaktionell an:
„Als Kommentar hierzu möge ein aus dem Bayerischen Feld-Gebet-Gesangbuch von Dr. M. Buchberger entnommenes "Kriegsgebet" dienen, das von dem gegen die Hitlerregierung so streitbaren Bischof von München Dr. M. von Faulhaber verfaßt worden ist:

"Herr, der Heerscharen, du Schirmherr der gerechten Sache, wir bitten dich im Namen deines Sohnes, unseres Herrn und Heilandes, du wollest unsere Truppen im Felde mit Deiner Kraft umgürten, unsere Feldherrn mit Deinem Geiste erleuchten, unsere Kriegsschiffe mit dem Panzer deiner Allmacht umgeben, unsere Luftfahrer im Schatten deiner Fittiche behüten..." usw.
mit zum Segen von allen Feldgeistlichen erhobenen Händen beschlossen: —
"Laß unser Vertrauen nicht zuschanden werden! Durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen."

In solcher Weise wurde nicht nur der göttliche Segen über die Mordinstrumente herabgefleht, sondern Gott selbst zur Mithilfe angefleht. — Nein, die Kirche hat die Waffen nicht gesegnet, sondern sie segnet sie noch! —

Weiter ergänzend, bietet es sich an, auch die Rubrik „Fragekasten" des Magdeburger „Goldenen Zeitalters" vom 1. 2. 1929 (Schweizer Ausgabe erst am 1. 3. 1929) in diesem Zusammenhang mit im Blick zu haben. Da wird in der Tat zu der Frage „Darf ein Christ am Kriege teilnehmen?" weiter Stellung genommen. Gezeichnet ist jener Artikel mit dem Kürzel „P. Gd.", was in Auflösung wohl „Paul Gehrhard" heißen soll. (In der Schweizer Ausgabe wurde das Namenskürzel weggelassen). Erwiesenermaßen, handelt es sich bei diesem Pseudonym um niemand anderem, als Balzereit selbst. Und Vollmundig findet man im Impressum des GZ, in der Rubrik „Redaktions-Mitarbeiter" auch den Namen:
„Schriftsteller Paul Gehrhard".
Ergo sieht sich Balzereit seit seinem „Die größte Geheimmacht der Welt", auch als „Schriftsteller".
Und just dieser „Schriftsteller" nimmt nun, im Jahre 1929, zu dieser delikaten Frage Stellung.
Sieht man sich seine Ausführungen dazu im Detail an, wird man wohl sagen müssen. Er vermeidet etwaige Konfrontationen.

Man findet darin auch den Satz: „Es ist selbstverständlich, daß hiermit mit keinem Wort etwas gegen Schutzmaßnahmen gesagt werden soll..."

Allenfalls kann man diesen Balzereit'schen Ausführungen noch zubilligen, pazifistische Positionen zu begünstigen.
Nur, wie es in der Kriegsfrage dann tatsächlich wieder ernst wurde, setzte sich die offizielle WTG von pazifistischen Positionen ausdrücklich ab. Man würde kämpfen - nur eben nicht für jene Zielstellungen, welche weltliche Nationen in ihren Kriegen vorgäben. Der berühmt-berüchtigte „Neutralitäts"-Wachtturm vom 1. 12. 1939, belegt dies auch. Siehe dazu 19392Argumentation

Noch nach 1945 gab es dann „Wachtturm"-Ausführungen, die ausdrücklich betonten, man sei nicht Pazifist als solches.
Siehe dazu: 19512Pazifisten

In dieser Konsequenz hat offenbar derselbe „Schriftsteller", wie in der Herrberger-Datei dokumentiert, ursprünglich etwas Kriegsgegnerische Aussagen, etwa in dem WTG-Buch „Die Harfe Gottes", wieder „entschärft".

Auch Balzereits Ausführungen im GZ vom 1. 2. 1929, erweisen sich bei Licht besehen, als nichts anderes als wie eine „Entschärfung" dieser Thematik.

Nachstehend seien diese Balzereit'schen Ausführungen noch im Detail dokumentiert. Er schreibt zur genannten Fragestellung:
„Die Antwort auf diese Frage kann nur richtig verstanden werden, wenn völlig verstanden wird, wer in Wahrheit ein Christ ist und wer nicht. Millionen Menschen nennen sich heute „Christ" und sind es doch nicht; denn ein wahrer Christ ist nur der, der sich durch Christum völlig Gott weihte und bereit ist, für die Sache Jehovas einzustehen und zu kämpfen, treu bis in den Tod, wie es Jesus auch tat. Christ sein bedeutet also, so zu tun, wie Christus tat, der den Namen seines Vaters vor jedem Mißbrauch verteidigte, wie es in jener Zeit besonders durch die Politik und Menschenkult treibende Geistlichkeit jener Tage geübt wurde. Aber, von solchen bekennenden Kämpfen für Gott wissen doch durchschnittlich die Millionen derer, die sich heute mit dem Namen „Christ" bezeichnen, meistens nichts. Die meisten dieser „Christen", die mit schwer verborgener Überlegenheit oder sogar leichtem Gespött gelegentlich kirchlichen Veranstaltungen beiwohnen, bekennen auch freimütig, daß sie nicht aus wirklicher Glaubensüberzeugung Mitglied irgendeiner Kirche sind, sondern nur um des guten Tones - also um der Mode - willen. Wenn irgend jemand der so eingestellten Menschen an einem Kriege teilnehmen will, wer möchte das wohl überhaupt gerne?), so ist dies natürlich seine eigene Sache. Nur sollte er nicht den erhabenen Namen Jehovas in ein Trauerspiel organisierter Menschenmörderei hineinziehen. Jehova verbietet dies und sagt, daß er Gebete oder Anrufung seines Namens in Stunden allgemeinen Blutvergießens nicht erhört, wie wir lesen in Jesaja 1: 15-17, wo der Prophet sagt:

„Wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch; selbst wenn ihr des Betens viel macht, höre ich nicht; eure Hände sind voll Blutes. Waschet euch, reinigt euch; schaffet die Schlechtigkeit eurer Handlungen mir aus den Augen, lasset ab vom Übeltun! Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, leitet den Bedrückten; schaffet Recht der Waise, führet der Witwe Sache!"

Ein wahrer Christ ist Gott geweiht mit dem Vorsatz, unter allen Umständen den Willen Gottes zu tun, was das Halten der Gebote Gottes in sich schließt. Eines dieser Gebote heißt: „Du sollst nicht töten!" Nirgendwo in der Heiligen Schrift, der Bibel, ist irgend etwas zu finden, das Ausnahmefälle für den Fortfall dieses Gebotes rechtfertigen würde. Zwar sagen einige: „Ja, die Juden haben auch Kriege geführt", aber, wir antworten: Unsre Frage heißt ja auch nicht: darf ein Jude am Kriege teilnehmen? Und darum ist hier ohne Bedeutung, was die Juden einmal taten oder nicht taten. Außerdem waren die von ihnen geführten Kriege - wie z. B. Josua in der Vernichtung der Amoriter bei Gibeon usw. - Vorbilder. - 1. Korinther 10:11.

Eine jede Zeit ist immer nur nach dem Maße ihrer Erfahrung und daraus resultierender Erkenntnis verantwortlich. Das Volk Israel war in den Tagen der Gesetzgebung auf dem Wege der Erfahrung mit dem Bösen noch nicht so weit, daß bei ihm Würdigung des Grundsatzes Jesu - sogar Feinde zu lieben - erwartet werden konnte. Darum auch stellte Jehova dem Volke Israel damals nur die auf nackte Gerechtigkeit fußende Forderung auf „Auge um Auge, Zahn um Zahn". Als jedoch Jesus auf Erden wandelte, war offenbar die Zeit gekommen, ein höheres ethisches Empfinden bei einzelnen Menschen vorauszusetzen, und daher wurden für den Christen auch höhere - oben schon angedeutete - ethische Forderungen aufgestellt.

Wenn heute jedoch irgend jemand noch auf Kannibalenstufe des Gedankens lebt, Nasen blutig boxen, Schädel einschlagen und Bajonett in die Rippen bohren sei schön, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn er Gelegenheiten, seinen Neigungen zu huldigen, suchen wird. Daß aber ein, zu höherem Denken erhobener, ein wahrer Christ, der schon erkennt, daß Güte, Vergebung, Nachsicht und Hilfsbereitschaft viel schöner sind als Rachsucht, Wut, Grausamkeit und Haß, solche Gelegenheiten nicht suchen wird, muß jedem klar sein, der denken kann. Der wahre Christ würde damit eine Sünde wider besseres Wissen begehen und vor Gott strafbar werden. Einem natürlichen Menschen mag es natürlich vorkommen, an Kriegen teilzunehmen und andere Mitmenschen zu töten. Einem Christen würde dies unnatürlich, wider die Natur vorkommen, und er würde sich weigern, gegen Gottes Gebot: „Du sollst nicht töten" zu sündigen.

Es ist selbstverständlich, daß hiermit mit keinem Wort etwas gegen Schutzmaßnahmen gesagt werden soll, welche die dafür in Frage kommenden Stellen der Regierung eines Landes zur Bewahrung der Grenzen oder Aufrechterhaltung von Ordnung ergreifen. Noch besteht Ungerechtigkeit in der Welt, und eine „Welt ohne Gott" benötigt zweifellos solche Schutzmittel. Der wahre Christ wird seine Hoffnung nicht auf Armeen, sondern auf Jehova setzen, und wenn alle Welt dies einmal gelernt haben wird, braucht man auch zum angeblichen Schutz des Friedens keine Armeen und Kriege mehr, sondern dann wird Jehova der Erde Frieden zuwenden wie einen Strom. - Jesaja 66:12.

Darum also streite ein jeder da, wo er hingehört. Ein irdischer Mensch mag streiten in irdischem Kriege als irdischer Soldat, ein geweihter Christ aber wird dies nicht tun, sondern wird Zeit und Kraft bereitstellen als Soldat Gottes, im großen Streite Gottes gegen alle Böse, damit den Menschen Gutes getan werde; damit werde
"Friede auf Erden und an den Menschen ein Wohlgefallen".
P. Gd.

Man beachte auch die Einlassung „Schutzmaßnahmen gegen ungerechte Kriege" nicht zu verdammen. Das ist dann der berüchtigte Streit um des „Kaisers Bart" Was sei ein gerechter Verteidigungskrieg, und was nicht.
Nach 1945 meinte sogar der deutsche Bundesgerichtshof. Es stünde dem einzelnen nicht zu, Entscheidungen zu treffen, die von der offiziellen Staatsdoktrin abwichen. Täte er es dennoch, sei das halt sein „Privatvergnügen" aber kein entschädigungspflichtiger Bestand für einen Rechtsstaat. Der deutsche BGH schloß in diese Doktrin auch ausdrücklich die Hitler'schen Kriege mit ein. Seine sinnige Begründung auch. Die Entscheidung, sei nun ein Krieg ein gerechter oder ein ungerechter, stünde erst vielen, vielen späteren Generationen zu, nicht jedoch der zeitgenössischen.
Siehe etwa:
Das famose Urteil des Deutschen Bundesgerichtshofes
Es ist daher klar, wer dieser „Logik" des BGH nicht zu folgen vermag, tut es auf eigenes Risiko.
Die zum Wegwerfen des eigenen Lebens bereiten, haben dabei dann wohl noch die „besten" aber zugleich auch die fragwürdigsten Chancen dazu.

Verweigert fortan den Bibelforschern das Mikrophon
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 12. Februar 2014 06:24
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
„Markige" Worte, gab es in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 2. 1929 zu lesen. Unter anderem die:
„Es ist jedermann möglich, den am 6. Juni 1928 über Radio gesandten Bibelforschervortrag über das Thema „Eines ernsten Bibelforschers Weltanschauung" im GZ vom 1.9. 1928 nachzulesen und sich überzeugen, dass er absolut garnichts enthält, dass irgend jemand persönlich beleidigen oder kränken könnte. Aber er enthält einige ernste Wahrheiten, gesunde Ratschläge und Fingerzeige für Wege, die wirklich zur Wohlfahrt des Volkes führen würden. Trotz alledem aber haben einige derer, die aus Schein, Formenwesen und Äußerlichkeit profitieren, und nicht wünschen, dass die Menschheit von muckender Frömmelei und bloßen Schein wirklich frei werde, gegen diesen Vortrag protestiert, und gehorsamst folgt die Rundfunk-Aufsichtsbehörde und verweigert fortan den Bibelforschern das Mikrophon.

Verweigert man uns, bestehender Radio-Sendestationen zu benutzen, dann verlangen wir, dass man uns das Recht gibt eine eigene Station zu bauen. Weigert man sich aber mit der Begründung geordneter Sendeverhältnisse wegen hierzu nicht in der Lage zu sein, dann ist man moralisch verpflichtet uns die bestehenden Stationen zur Mitbenutzung freizugeben. Tut man das nicht, so begeht man ein offensichtliches Unrecht gegen das wir schärfsten Protest einlegen."

Und anlässlich eines Bibelforscher-Kongresses in Leipzig des Jahres 1929, liest man in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 7. 1929:
„Protest Resolution
11.000 auf der diesjährigen Bibelforscherkonferenz zu Leipzig versammelte Vertreter der Bibelforschergruppen Deutschlands übermitteln hiermit dem Leipziger Rundfunk den Ausdruck ihrer schärfsten Protestes gegen die Maßnahmen der hiesigen Sendeleitung die eine Benutzung des Radios für die Übertragung der Kongresseröffnung verhindert haben, und versichern dem Leipziger Sender, dass sie in ganz Deutschland die Kulturfeindlichkeit dieser rückständigen Maßnahmen gebührend bekannt geben werden. ...
Diesem Protest mit unser eben ausgedrückten Forderung an die zuständigen Stellen der Deutschen Regierung weiterzuleiten mit dem entschiedenen Ersuchen, uns den uns unberechtigterweise vorenthaltenen Anteil des Rechtes der Benutzung des Radios zu verschaffen. Wir ersuchen sehr höflich, jedoch ebenso bestimmt, die verehrliche deutsche Regierung, und durch die endesunterzeichnete Gesellschaften mitteilen zu lassen, welche Maßnahmen sie zum Schutze unserer uns ungerechter Weise vorenthalten diesbezüglichen Rechte zu ergreifen beabsichtigt.
gez. Oskar Graf v. Wartensleben
gez. Baron Nic. v. Tornow
gez. Amtsgerichtsrat Dr. Mütze
gez. Alfred Zimmer Regierungssekretär usw."

Jener Bericht im „Goldenen Zeitalter" vom 1. 9. 1928, welcher den Text jenes Radio-Vortrages enthielt, äusserte dann noch:
„Wir haben die bestimmte Erwartung, dass der Bibelforscher-Vereinigung daran anschliessend von den verschiedenen Sendestationen Deutschlands regelmässig die Möglichkeit gewährt wird, zum Nutzen des Volkes allgemein interessierende Themen über Radio zu behandeln."

Und genau das, erwies sich als Wunschdenken, wie inzwischen - gezwungernermaßen - auch das GZ einsehen musste. Offenbar gab es da auch später noch, erfolglose Interventionen der WTG. Aus dem Aktenbestand des Bundesarchivs sei dazu beispielsweise zitiert.

Am 3. Oktober 1929 schrieb die WTG, per Einschreiben an den Herrn Reichsminister des Innern in Berlin:
„ Euer Hochwohlgeboren
Am 18. 9. 29 reichten wir der „Deutschen Welle", Berlin, das Manuskript eines Vortrages über das Thema „Gott und die Bibel" ein. Am gleichen Tage sandten wir auch den verehrlichen Reichsinnenministerium ein Doppel dieses Manuskriptes in Verbindung mit einem Begleitschreiben.
Inzwischen wurde uns mit Datum vom 25. 9. 29 das Manuskript von der Deutschen Welle zurückgereicht. Das Begleitschreiben der Deutschen Welle, das wir in Abschrift unserem heutigen Briefe beifügen enthält einen Passus als Ablehnungsbegründung, den wir als ausgesprochen gesucht bezeichnen müssen.
Wir stellen ausdrücklich fest, dass der in Frage stehende Vortrag in jeder Beziehung objektiv gehalten ist und den behandelnden Gegenstand bespricht, ohne eine Polemik gegen irgend jemand oder irgendetwas auszudrücken. Der Vortrag ist gemeinverständlich abgefasst, und es ist gänzlich unerfindlich, wie man sagen kann, dass Einwendungen theologisch- und philosophischer Art der Deutschen Welle gegenüber gemacht würden.
Wir gestatten uns, in aller Ergebenheit unserer Überzeugung Ausdruck zu verleihen, dass dieser Vortrag dem Prüfungsausschuss überhaupt gar nicht erst vorgelegt, sondern bereits im Einlauf ausgesiebt wurde.
Dies entspricht aber keineswegs einer wohlwollenden Behandlung und Widerspricht in jeder Hinsicht der uns übermittelten Versicherung des Herrn Rundfunk-Kommissars. Diese Versicherung wurde in dem uns zugegangenen Schreiben des Herrn Reichsminister des Innern vom 22. Juli 1929 (Aktenzeichen Nr. I A 4 128/16.7) niedergelegt.
Wir traten an die Deutsche Welle heran, lediglich dem Interesse des Herrn Staatssekretärs Zweigert entsprechend, wie er in vorbenannten Schreiben des Herrn Reichsminister des Innern zum Ausdruck kam.
Wir beziehen uns nunmehr erneut ergebenst auf unser Schreiben vom 15. Juni 1929 sowie auf die Protest-Resolution vom 11.000 Delegierten der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung, die am 23. Mai 1929 in Leipzig gefasst wurde. Wir haben auf dieser Delegierten-Versammlung den Auftrag bekommen, alles zu tun, um die Bevormundung des Rundfunks, wie sie von einigen subalternen Stellen gehandhabt wird, unmöglich zu machen, und glauben bestimmt, dass die einseitige Handlungsweise, wie sie uns und anderen gegenüber von dem Rundfunk geübt wird, in der grossen Oeffentlichkeit schärfste Verurteilung finden würde.
Wir erlauben uns, ergebenst, auf das vorstehend Gesagte aufmerksam zu machen mit der Bitte, das verehrliche Reichsinnenministerium wolle in seiner Eigenschaft als Aufsichtsbehörde die vorliegenden hemmenden Umstände im Rundfunk, die zweifellos dahin wirken."

Das genannte Ablehnungsschreiben der „Deutschen Welle" war knapp gehalten. Man beschränkte sich darauf, der WTG lediglich mitzuteilen:
„Auf Ihr gefl. Schreiben vom 18. 9. erwidern wir Ihnen ergebenst, dass wir das uns eingesandte Vortragsmanuskript als Unterlage für einen Rundfunkvortrag nicht für geeignet halten. Wir müssten auf Einwendungen theologisch- und philosophischer Art gefasst sein, die wir vermieden sehen möchten.
Wir erlauben uns, Ihnen deshalb das Manuskript mit bestem Dank zurückzureichen.
In vorzüglicher Hochachtung

Deutsche Welle, G.M.B.H.
Der Geschäftsführer"

In einer weiteren Antwort zu Händen der WTG, schrieb, datiert vom 24. 12. 1929, der Ministerialrat Scholz im Reichsministerium des Innern
Vorsitzender des Überwachungsaussusses der
Deutschen Welle G.m.b.H.
„Im Verfolg Ihrer Eingabe an den Herrn Reichsminister des Innern vom 8. Oktober 1929 hat der Überwachungsausschuß der Deutschen Welle G.m.b.H das Manuskript des von Ihnen eingereichten Vortrags über das Thema „Gott und die Bibel" eingehend geprüft und in Übereinstimmung mit der durch Schreiben vom 28. September Ihnen mitgeteilten Auffassung der Direktion der Deutschen Welle G.m.b.H festgestellt, daß sich der Vortrag nach den für den Rundfunk geltenden Richtlinien zu einer Verbreitung im Rundfunk nicht eignet. Er sieht sich daher nicht in der Lage, auf eine Zulassung des Vortrages im Rundfunk hinzuwirken.
Mit vorzüglicher Hochachtung"

Damit waren alle Bemühungen, für die WTG im Sande verlaufen. Sie musste erfahren. In Deutschland herrschen eben andere Bedingungen als im Money-Staat USA. Konnte sich die WTG in den dortigen Rundfunk auch einkaufen, so war das in Deutschland eben nicht möglich!

Bibelforscher-Spektakulum in Leipzig
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. Juni 2014 02:41
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
In der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 6. 1929, begegnet man nach dem Motto „Wir sind jetzt wer", einer relativ umfänglichen Berichterstattung zu einem Bibelforscher-Kongress in Leipzig.
Und noch etwas kann man diesem Bericht entnehmen. Auch die säkulare Presse kam nun nicht mehr umhin, das mit zu registrieren.
Es zeigt sich aber auch, sonderlich „angetan" von den Berichten in den „Leipziger Neuesten Nachrichten" und der „Germania", waren die WTG-Hörigen wohl nicht.
Im folgenden sei einfach mal kommentarlos zitiert. Es kann sich dann ja jeder seine eigene Meinung dazu bilden.
In der genannten GZ-Ausgabe konnte man auch lesen:
„Bibelforscher Versammlung in Leipzig
12.000 Anwesende
Zu dieser Konferenz waren, wir uns von gut unterrichteter Seite mitgeteilt wird, sowohl die Vertreter der Stadt Leipzig als auch die Vertreter der Presse eingeladen, und zwar geschah dies mit Absicht.
... der wird sich wohl voll Abscheu von der Verlogenheit eines gewissen Teiles der großkirchlichen Presse abwenden (in welchem Fahrwasser allen voran gewisse Publikationen des Evangelischen Preßverbandes schwimmen), die da direkt oder indirekt in verleumderische Absicht immer wieder behaupten, die Bibelforscher trieben Judenpropaganda beziehungsweise seien heimliche Bolschewisten usw.

Wahrscheinlich weil diese respektable Riesen-Bibelforscher Zusammenkunft jenen „geistlichen" (!) Herren den Schrecken in die Beine jagte, meinten sie notwendigerweise auch sofort wieder, diese Bibelforscher Konferenz in Leipzig mit der ihnen so geläufigen obigen Unwahrheit bombardieren zu müssen, denn ein Artikel unter der Einführung „Aus kirchlichen Kreisen wird uns geschrieben" brachte die Sonnabendausgabe der „Leipziger Neuesten Nachrichten" (18. Mai 1929) wieder dieselbe Lüge, trotzdem sie wiederholt in aller Öffentlichkeit als Lüge erwiesen und zurückgewiesen wurde. Wer will es Richter Rutherford verdenken, dass er in seinen öffentlichen Vortrag sagte, Leute die solches täten, seien nicht Geistliche sondern Lügner und Betrüger? Wenn der kirchliche Schreiber jener Zeitungsnotiz nicht genau wüsste, dass er log als er diese Notiz schrieb, dann würde er vor Gericht seinen Namen zu reinigen suchen, aber er schweigt und wird aus genannten Gründen weiter schweigen.

Auch während seiner (Rutherford) Ausführungen Thema „Friede und Wohlfahrt für das Volk" 15- 20.000 Anwesende, unterbrach ihn immer wieder brausender Beifall, in Sonderheit dort, wo er in harten Worten das Unrecht jener Geistlichkeit geißelt, die die Bibelforscher in ihrer Arbeit zu hindern suchen, indem sie unwahrer die Behauptung verbreiten, die Bibelforscher seien Judenagenten und Bolschewisten. Es war unter diesen Menschenmassen gut wahrzunehmen, dass sie eine so niedrige Handlungsweise dieser Bibelforschergegner genauso scharf verurteilten wie der Redner selbst.

Aber, ob es nun die verleumderischen Berichte von Massenmedien oder die von Spott und Schlagworten treffenden Berichte sozialistischer und kommunistischer Blätter waren, man hört aus Ihnen allen den Ärger über die Erkenntnis heraus, dass trotz aller gegen die Bibelforscher geschmiedeten Ränke, diese in ungeschmälerter Einheit und Geschlossenheit dastehen für die Sache, von der sie glaubensgewiss durchdrungen sind."

Als zweiten Bericht zitiert das GZ:
Ein absolut objektiver Bericht über die Konferenz befindet sich in der „Neuen Leipziger Zeitung" vom 28. Mai.
Er lautet:
... Was und wie man auch immer über Einzelheiten ihrer Weltanschauung denken mag, das eine ist ihnen ohne weiteres zuzugestehen: Sie meinen es ehrlich und suchen aufrichtig das Beste ihrer Mitmenschen. Bemerkenswert war eine mit besonders lebhafter Zustimmung vieltausendköpfigen Menge gefasste Protestresolution gegen die trotz dringender Ersuchung aus allen Volksschichten und Landesteilen erfolgte Ablehnung der Übertragung einzelner Programmteile über Radio.

Er (Rutherford) kennzeichnete durch zahlenmäßige Belege die trotz allen Friedensbeteuerungen und Kriegsächtungsabkommen wegen der ungeheuren Kriegsrüstung vieler Länder äußerst geladenen internationale Atmosphäre. Zu den verschiedenen, wenn auch in sehr guter Absicht vorgeschlagene Heilmittel für die kranke Weltordnung hat er keinerlei Zutrauen. Sie seien zum Fehlschlag verurteilt, weil bis jetzt der Teufel der unsichtbarer Beherrscher des Laufes der Völker gewesen sei dessen Machtstellung aber durch „Gottes Königreich" nun völlig gebrochen werden sollte.

Aus seinen Worten sprach die Überzeugung, dass in naher Zukunft, durch ein entscheidendes Eingreifen göttliche Macht Friede und Wohlfahrt für alle Menschen ohne Unterschied herbeigeführt werden wird. Für oder wider - ganz gleich, kein Mensch aber kann eine solche Bewegung unbeachtet lassen.

Ein dritter Bericht:
In der Beilage zur „Germania", „Kirche und Welt" vom 6. April 1929 befindet sich eine Notiz bezüglich der Methoden der Kirchen, die Bibelforscher zu bekämpfen Vom Kampf der Kirchen gegen die Bibelforscher wird hier gesagt:
„Die leitenden Kirchenorgane haben das längst erkannt und bereiten einer Abwehrbewegung vor. Der Versuch, die Bibelforscherliteratur unter die Umsatzsteuer zu bringen, ist durch eine Protestaktion die übrigens 1.200.000 Unterschriften erhielt, gescheitert. Die Bibelforscher erklären ganz offen, dass ihr bedeutendster Gegner die katholische Kirche ist, die sie geradezu als das größte Werkzeug Satans hinstellen. Sie nehmen sogar die Gleichsetzung von Papst und Antichrist vor.

Das Finanzgericht bei dem Landesfinanzamt Magdeburg entschied unter anderem:
„Die Einspruchsentscheidung und der Steuerbescheid werden aufgehoben. Die Berufungsklägerin wird von der Umsatzsteuer freigestellt. Die Kosten fallen dem Reich zur Last. Die Voraussetzungen, an die das Gesetz die Anerkennung eines Unternehmens als gemeinnützig knüpft, sind im vorliegenden Fall gegeben. Dass der Berufungsklägerin nicht abgesprochene Bestreben, religiöse Empfindungen zu wecken und zu pflegen, musste vielmehr als eine gemeinnützige Tätigkeit anerkannt werden. Vergleiche Entscheidung des Reichsfinanzhofs vom 23. Juni 1921 - IB 18 - Reichststeuerblatt 1921 Seite 330.D

Nun also noch ergänzend Zitate aus den „Leipziger Neuesten Nachrichten"
Am 18. 5. 1929 schrieben selbige unter der Überschrift: „Evangelische Kirche und Bibelforscher"
„Von kirchlicher Seite werden wir um die Aufnahme folgender Zeilen gebeten:
„Eine für unser gesamtes Volksleben recht gefährliche Bewegung, ist die aus Nordamerika zu uns herübergekommene Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher. Nicht genug, daß unser Volk sich wehren muß gegen den Ansturm des politischen Bolschewismus. Auch auf religiösem Gebiet mehren sich die Sturmzeichen, daß man versucht, die ganze bisherige abendländische Kultur, die in Christentum und christlicher Sitte und Lebensauffassung gerade in unserem deutschen Volke ihre besondere Vertiefung erfahren hat, über den Haufen zu werfen. Die IVEB stellen nach ihrer Lehre keine christliche Bewegung dar. Auch ihre Zukunftserwartung nach ihrem „göttlichen Plan der Zeitalter" ist eher eine Verherrlichung des jüdischen Volkes als ein Ausfluß christlicher Glaubensüberzeugung. Bekannt ist ihre fanatische Einstellung gegen die geschichtlich gewordenen christlichen Bekenntniskirchen. Es werden unbesehen amerikanische Verhältnisse auf die Beurteilung deutscher kirchlicher Angelegenheiten übertragen. Leicht ist das Einreißen. Positiver Aufbau zu einer Durchdringung des Volkslebens mit den Kräften des Evangeliums scheint der IVEB nicht am Herzen zu liegen. Wenn diese Bewegung in unserem Volke siegt, dann treiben wir rettungslos dem religiösen Bolschewismus zu."

Am 21. 5. 1929 berichtete dann das gleiche Blatt:
„Kongreß der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung
(Selbige) hielt vom 18. bis zum 21. Mai unter dem Vorsitz ihres Gründers und Präsidenten, Richter J. F. Rutherford, in Halle 7 der Technischen Messe ihre Generalversammlung ab. Zu dieser hatten sich etwa 10 bis 12.000 Brüder aus allen Teilen Deutschlands und aus dem Auslande eingefunden, die die zweite Halle bis auf den letzten Platz füllten, und von dem Leiter der Zentralstelle für Deutschland, Balzereit, Magdeburg, und dem Leiter der Zweigstelle Leipzig, Alfred Decker, empfangen wurden.
(Ein) 120 Mann starkes Orchester, unter Leitung von Frost, Leipzig.
Am zweiten Feiertag (Pfingsten) bewegte sich ein Zug von geschmückten Autos, Motor- und Fahrräder durch die Straßen der Stadt."

Noch einmal berichteten die „Leipziger Neuesten Nachrichten" am 23. 5. 1929:
„Kongreß der Bibelforscher
Der Internationale Bibelforscher-Kongreß, der vom 18 bis 21. Mai in Leipzig, in Halle 7 der „Technischen Ausstellung" tagte, fand seinen Abschluß in einem öffentlichen Vortrag von Präsident J. F. Rutherford, Brooklyn, über „Friede und Wohlfahrt für das Volk". Der Redner streifte zunächst die gegenwärtigen Verhältnisse, die weit entfernt davon seien, allen Nationen Friede und Wohlstand zu bringen, um damit einen Krieg für immer unmöglich zu machen. Im Gegensatz rüsteten heute alle Nationen mehr denn je für den Krieg, um für einen solchen bereit zu sein. Das betreffe vor allem die Vereinigten Staaten, deren Verhältnisse er am besten beurteilen könne, und in denen mehr als 82 Proz. des Staatseinkommens für militärische Zwecke verwendet würden. Wenn dieses Land mit seinen unermeßlichen Bodenschätzen auch allgemein als das reichste der Erde angesprochen werde, so sei es mit seinem Überfluß doch nicht in der Lage, Millionen von Menschen die Mittel zu den einfachsten Lebensbedingungen zu geben, weil alle diese Werte in den Händen einzelner, in der Gewalt von Trusts und von Großbanken seien.
Auch in England, Frankreich, Italien, Japan usw. herrschten in bezug auf die Kriegsrüstungen ähnliche Verhältnisse, so daß heute mindestens 124 Millionen Menschen kriegsbereit seien. Alle diese vergangenen, jetzigen und zukünftigen Drangsale der Menschheit fänden in der Frage nach ihren Ursachen die eine wahre Antwort in der Bibel.
Aus all diesem werde offenbar, daß eine unsichtbare Macht des Bösen die Menschen beherrsche. Als solche Auswüchse seien auch der von der Bibel vorausgesagte Völkerbund, der in der Absicht wohl gut, aber in der Methode verkehrt sei, der von 40 Nationen unterschriebene Kriegsächtungspakt vom November 1928 und die Lüge von einem gewonnenen Kriege anzusprechen, den sich einige Völker vorgelogen hätten, um Deutschland und andere Länder besser unterdrücken zu können.
Mit einer Klarlegung der Zwecke und Ziele des Internationalen Bibelforscher-Vereins, der sich niemals für die Juden und gegen die Geistlichkeit erklärt habe, sondern den Menschen aller Nationen nur die wahre Erkenntnis der Bibel bringen wolle, in der der einzige Weg zum Völkerfrieden liege ..."

In der katholisch orientierten „Germania" war am 6. 4. 1929 zu lesen:„Eine der radikalsten und aktivsten christlichen Sekten, die erst in der Nachkriegszeit auch in Deutschland an Bedeutung gewinnen konnte, ist die aus Amerika stammende Internationale Bibelforscher-Vereinigung. Die Not und das Elend seit dem Weltkrieg ließen in vielen wieder eine starke religiöse Sehnsucht erstehen. Aber den meisten von ihnen sagten die bestehenden Kirchen nicht zu. Der Katholizismus mit seinem feststehenden Lehrgebäude und der Form seines Kultus standen sie mit anerzogenen Vorurteilen gegenüber.
Der Protestantismus war ihnen zu wenig in sich einig. Die Gegensätze in ihm, die Auseinandersetzungen, ob Volkskirche oder Parteikirche, orthodoxe und Christusgläubigkeit oder Liberalismus und verschwommene Gefühlsreligion, hochkirchliche Bestrebungen auf Einführung einer reicheren Liturgie, in Anlehnung an die römische Messe.
Auf der andern Seite Zurückweisung dieser „katholisierenden Tendenzen" konnten einem wirklich suchenden wenig Anreiz geben. Und eine einheitliche Lehrmeinung, einen felsenfesten Boden seiner religiösen Anschauung zu finden; war doch das Bedürfnis eines jeden von ihnen.
Kein Wunder, daß gerade die zahlreichen Sekten mit ihren meist genau formulierten bzw. irgend wie festgelegten Lehren einen ungeheuren Zulauf bekamen. Ein nicht zu unterschätzendes Moment ist auch der Radikalismus dieser Gruppen, die in ihrer Weise konsequent in jeder Beziehung für ihre Überzeugung eintreten und auch eventuelle äußere Nachteile in Kauf nehmen. Die neue Zeit verlangt irgendeine überpersönliche Autorität, ein Fundament des Religiösen, das unabhängig von menschlicher Willkür ist. So mußte die Bibel schon immer dazu herhalten, wenn es galt, persönliche Meinungen und Phantastereien mit dem Scheine göttlicher Autorität zu umgeben. Daher konnten die „Ernsten Bibelforscher", die sich in allem auf die Autorität der Bibel, natürlich wie sie sie auslegen, berufen, großen Erfolg haben. Vor allem auch ihre pazifistische und antikapitalistische Einstellung ließ sie bei den breiten Massen großen Anklang finden.
Die Bezeichnung „Ernste Bibelforscher", die sie einige Jahre in Deutschland - aber nur hier - führten, ist jetzt durch den sonst üblichen Namen „Internationale Bibelforscher-Vereinigung" ersetzt worden.

... Das Böse regiert heute die Welt. Es ist für alles Schlechte verantwortlich zu machen. Staat und Kirche sind seine Werkzeuge. Die kapitalistische Gesellschaftsordnung ist eine Teufelssklaverei für den Menschen. Der Krieg war selbstverständlich gleichfalls ein Werk Satans. Aber keine menschliche Ordnung wird die Verhältnisse bessern, auch Sozialismus und Kommunismus nicht. Erst mit dem Beginn der Herrschaft Christi auf Erden und der Verjagung des Teufels fängt ein neues Zeitalter an.

So phantastisch diese Anschauungen sind, finden die Bibelforscher einen immer größeren Anhängerkreis. Die Gefahr dieser Sekte, die gegen jedes organisierte Kirchenwesen kämpft, für die evangelische Landeskirche kann nicht unterschätzt werden. Die leitenden Kirchenorgane haben das längst erkannt und bereiten eine Abwehrbewegung vor. Der Versuch, die Bibelforscherliteratur unter die Umsatzsteuer zu bringen, ist durch eine Protestaktion, die übrigens 1.200.000 Unterschriften erhielt, gescheitert.
Auch in katholischen Gegenden macht sich die Propagandatätigkeit der Sekte immer stärker bemerkbar. Die Bibelforscher erklären ganz offen, daß ihr bedeutendster Gegner die katholische Kirche ist, die sie geradezu als das größte Werk Satans hinstellen. Sie nehmen sogar die Gleichsetzung von Papst und Antichrist vor.

Das Radio konnten sie nur zweimal zu ihren Vorträgen benutzen. Dann weigerten sich sämtliche Stationen, ihre „Wahrheiten" zu senden. Es wird ratsam sein, ihre Tätigkeit im Auge zu behalten."

Mary Pickford
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 20. Februar 2014 00:53
Im Goldenen Zeitalter gelesen - eine Zeitreise
Dem Esel müsse wieder mal eine saftige Mohrrübe vor die Nase gehalten werden, nach der er gieren werde. Und da die GZ-Redaktion auch wohl verschiedene Presseorgane las, wurde sie ihrer Meinung nach für dieses „hehre Ziel" fündig. Das Bild einer Schauspielerin sollte als Mittel zum Zweck dienen. Mit dem Bild allein aber, lies es die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1929, nicht bewenden. Das ganze wurde dann noch in einen Zeugentypischen Rahmen eingebetet.

Auch einen eigenen redaktionellen Kommentar dazu gab es dann noch, in welchem man unter anderem lesen konnte
„Wir haben in der Nummer 2/29 des GZ einen Artikel über Kommunismus gebracht, der ihn und seine Extreme ablehnte. Wir schließen uns diese Ablehnung völlig an, treten auf der anderen Seite mit aller Entschiedenheit für die Forderung der Bibel ein, die verlangt, dass dem Menschen das Erhaltung seines Lebens notwendig auch zuteil wird, und deutlich zeigt, dass der Raub der Güter der Erde, wie er sich heute unter dem Begriff „Kapital" präsentiert, die absolute Verurteilung Gottes und seines Wortes findet sich z. B. Jakobus 5: 1-5.
In den vorher genannten, den Kommunismus ablehnenden Artikel, den wir - ohne ihn in allen Einzelheiten zu unterschreiben, - als „Ansicht eines Arbeiters über den Kommunismus" veröffentlichten, wurde zum Beweis für die Undurchführbarkeit des Kommunismus die Behauptung geprägt, dass wenn es kein Kapital gäbe und keine Möglichkeit, für höhere Leistungen auch höheren Gewinn einzuheimsen, ja auch jeder Ansporn zu höherer Leistung fallen würde, und die Menschheit gewissermaßen zur Trägheit und Verfall dahinlottern werde. Diese Schlussfolgerung ist zweifellos nur richtig, solange die verkehrte Einstellung der Gesinnung der Menschen, wie sie heute vorhanden ist, bestehen bleibt. Aber das ist es eben, was sich ändern muss."

Exkurs:
Was die erwähnte Mary Pickford anbelangt, sei noch aus einem „Erwachet!"-Artikel vom 22. 7. 1996, mit dem Titel „Hundert Jahre Film", der nachfolgende Hintergrund zitiert:
"Im Jahr 1919 gründeten Charlie Chaplin, Douglas Fairbanks, David W. Griffith und Mary Pickford die United Artists, um die wirtschaftliche Vormachtstellung der Treuhandgesellschaft zu brechen. 1915 wurde Griffiths Film Geburt einer Nation Hollywoods erster großer Filmknüller. Dieser höchst umstrittene Film über den Sezessionskrieg in den USA führte auf Grund seines rassistischen Inhalts zu heftigen Zusammenstößen, bei denen es sogar Tote gab. Dennoch war der Film ein großer Erfolg; mit über 100 Millionen Zuschauern war er der einträglichste Film aller Zeiten.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde „ganz Amerika [durch die Filme] in eine Welt der Nachtklubs, der Gesellschaftsklubs auf dem Land, der Speakeasys [Flüsterkneipen] und der dort herrschenden Frivolität eingeführt". Ausländische Filme verschwanden fast völlig von den amerikanischen Leinwänden, wohingegen amerikanische Filme 60 bis 90 Prozent der Kinoprogramme in der übrigen Welt ausmachten. Das Kino wurde als Mittel verwendet, um den „American Way of Life" und amerikanische Produkte zu glorifizieren. Gleichzeitig wurden Rudolph Valentino, Mary Pickford und Douglas Fairbanks durch das neu geschaffene „Starsystem" förmlich zu Göttern erhoben."

Zeitgenössisch spießte schon Paul Scheurlen in der vierten 1930 erschienenen Auflage seines Buches „Die Sekten der Gegenwart" jene Vermarktung des Pickford-Bildes durch das „Goldene Zeitalter auf. Scheurlen hat vielleicht deutlicher als heutige „Schönwetter-Christen" den Aspekt herausgearbeitet. Ziel des Christen habe es zu sein, die Erde nur als „Durchgangsstation" zu betrachten (in der sie auch von der Religionsindustrie prächtig zu melken seien). Indem nun die Dame Pickford, in ihrem Luxusleben auch als Bildcollage für das GZ herhalten muss, wähnt der Jenseitsverkäufer Scheurlen, damit eine plastisches Belegbeispiel genannt zu haben, für die seiner Meinung nach, zu „materialistische" Einstellung der WTG-Religion

Was ist das: „Goldene Zeitalter"?
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Februar 2014 00:17
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1929, meint Grund zu haben, um sich zu verteidigen. Das liest sich dann dort so (Kommentarlos zitiert).

„Horaz und Virgil und das goldene Zeitalter
Unverständige oder gar böswillige Menschen sind oft geneigt, die Idee vom „Goldenen Zeitalter" auf Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zurückzurufen, und es spöttischerweise als amerikanisches "Reklameprodukt" zu bezeichnen. Diese Menschen vergessen ganz oder scheinen gar keine literarische Kenntnis davon zu haben, daß die Hoffnung auf ein "Goldenes Zeitalter" eine uralte ist. Warum? Sie ist mit der ersten göttlichen Verheißung verknüpft, die Gott vor etwa 6000 Jahren dem in Ungnade gefallenen ersten Menschenpaar mit auf den Weg gab:

"Der Weibessame wird der Schlange den Kopf zertreten"

und ist dann später in anderen göttlichen Verheißungen erneuert und bestätigt worden:

"In dir und in deinem Samen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden" u. s. w.

Doch nicht nur im Bundesvolke Israel lebte und wirkte der Glaube an das goldene Zeitalter fort, sondern auch die beiden größten römischen Dichter Horaz und Virgil schreiben in ihren weltberühmten Werken davon. Horaz 41 v. Chr. verlegt allerdings das goldene Zeitalter in hochpoetischer Weise in die Richtung nach Amerika, von dem man zu seiner Zeit noch nichts wußte. Er fordert in einem seiner Hirtengesänge seine römischen Landsleute auf, der Verderbnis der Großstadt Rom zu entfliehen, und sich, wie einstens die Phönizier, in ein fernes Land zu begeben, das, wie er in seiner weisen Dichterphantasie glaubte, im äußersten Westen der Welt auf reichen Inseln läge, und dort die Erde wunderbare Früchte von selbst hervorbringen würde, wie es im goldenen Zeitalter eben nicht anders zu erwarten sei.
Sein Freund Virgil, der 39 v. Chr. lebte, glaubte hingegen, daß das goldene Zeitalter schon zur Zeit der römischen Cäsaren angebrochen wäre, weil dort das römische Reich in schönster Ruhmesblüte stand, und es den Anschein hatte, als ob in Rom und seiner Herrlichkeit alle Nationen der Erde gesegnet werden sollten. In dem größten Cäsar glaubte der Dichter Virgil die Auswirkung des wunderbaren Knäbleins erkennen zu wollen, auf dessen Schultern die Weltherrschaft ruhen soll, und den man nach Jesaja 9:6.7,

"Wunderbarer. Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefurst"  nennt. Deshalb wurde den Cäsaren auch göttliche Fähigkeiten zugeschrieben, und entsprechende Ehrerbietung entgegengebracht. - Obwohl weder Horaz noch Virgil den wahren Sinn des goldenen Zeitalters je richtig erfaßt hatten, so sehen wir doch, daß sich diese beiden großen Männer damit beschäftigt haben Und wenn die Hoffnung des goldenen Zeitalters schon den Heiden vor Christi Geburt sehr wichtig erschien, wieviel mehr sollten wir Christen uns damit befassen, da das wahre goldene Zeitalter nun tatsächlich vor der Türe steht, und wir, wenn wir treu und gehorsam sind, seine wunderbaren Segnungen empfangen sollen."
Nochmals, die gleiche Ausgabe des Schweizer GZ zitiert. Zu den besonderen „Innovationen" der WTG-Religion, gehörte ja auch deren Verklärung des wissenschaftlich-technischen Fortschrittes, als „Anzeichenbeweis" des herannahenden „Goldenen Zeitalters". Auch die Rutherford-Broschüre „Die letzten Tage", welche im besonderen auf diesem „Klavier" spielte.

und für welches diese GZ-Ausgabe ein ganzseitiges Inserat für angemessen erachtet, bringt diesen Aspekt ja schon auf ihrem Titelblatt zum Ausdruck. Im Original in Farbe gestaltet. Im GZ-Inserat eben nur - technisch bedingt - in Schwarz/weiss.

Noch eine weitere Abbildung enthält diese Ausgabe des Schweizer GZ. Leider ist deren Repro-Möglichkeit, technisch nur sehr unbefriedigend möglich. Trotzdem kann man doch wohl erkennen, dass darin (wieder einmal), die katholische Kirche „ihr Fett weg bekommt". Das da innerhalb eines Bankgebäudes, katholische Priester einen Segnungsakt vollziehen, ist für das GZ offenbar willkommener Anlass zur gespielten Entrüstung.

Auch die Magdeburger Ausgabe des GZ enthielt dieses Bild. Dort aber erst in der Ausgabe vom 1. 3. 1929 und mit einem etwas variierten Begleittext.

Nun mag man ja, diesen Aspekt vielleicht unterschiedlich werten. Lassen wir diese Frage, also unbeantwortet im Raum stehen.
Stellen wir dafür doch lieber die Frage, welche Motivation wohl den Illustrator der WTG-Broschüre „Die letzten Tage" inspirierte. Vielleicht sieht man es ja in der Schwarz-weiss-Variante noch deutlicher. Auch da gibt es ein Bankgebäude zu bewundern, nebst neueren Verkehrsmitteln. Letztere jedoch waren (nach damaliger WTG-Lehre) schon in der Bibel „vorausgesagt", und „Zeichen" des herannahenden „Goldenen Zeitalters".
Man vergleiche etwa einen diesbezüglichen Ausriss aus Rutherford „Die Welt in Not".

Indem der WTG-Zeichner seinerseits ein Bankgebäude mit darstellt, wirkt die künstliche Entrüstung, bezüglich des vorgenannten katholischen Segnungsaktes, irgendwie nicht ganz schlüssig!

Merkwürdige Eideshelfer
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 18. März 2014 05:48
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
Zwei in gewisser Hinsicht doch gegensätzlichen Pressemeldungen, konnte man in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1929 begegnen.
Ob sie denn nun widersprüchlich sind oder nicht, diese Frage mag an diesem Ort unbeantwortet bleiben. Beschränken wir uns also darauf, sie in neutraler Chronistenform nachstehend wiederzugeben.
Die erste Meldung wusste zu berichten:

„Die skandinavischen Blatter berichten übereinstimmend von einer Wärmekatastrophe bei den Eskimos. Von der Leitung der dänischen Kolonie Grönlands wird mitgeteilt, daß infolge des Fehlens von Schnee die Eskimos nicht in der Lage sind, mit ihren Hundeschlitten auf die Jagd zu gehen und daß es ihnen unmöglich ist, irgendwelche Fahrten nach ihren Fangplätzen zu unternehmen. Die abnorme Wärme habe in Grönland eine schwere Notlage hervorgerufen. Wie stark übrigens die Wärme in den Polargebieten ist, zeigt die Tatsache, daß in dem im nördlichen Norwegen gelegenen Orte Vardö nicht weniger als zehn Grad Wärme verzeichnet wurden.
Was ist auf unserer Erde los?
Wilhelm Bölsche, der große Berliner Gelehrte verkündet in seinen Vorträgen, daß viele Zeichen dafür sprechen, daß die Menschheit am Vorabend großer geologischer Ereignisse steht. Die alte Erde rüstet wieder einmal zu einer grundlegenden Umformung; sie ist außer Rand und Band geraten. Die Witterungsverhältnisse sind anormale. Eigenartige Wetter, wütende Wasserfluten, Schnee-und Wirbelstürme werden von überallher gemeldet ..."

Dann sei mal gleich mit eingeflechtet. Jener Bölsche hat auch eine Schrift publiziert mit dem Titel „Vom Bazillus zum Affenmenschen" (als nur ein Beispiel) Auch sonst hat er zum Thema Darwinsmus (etwa dessen Protagonisten Ernst Häckel) einiges publiziert.. Ob ein solch gestimmter Autor sich im besonderen als WTG-Eideshelfer „tauglich erweist" ist wohl weiterhin fraglich.

Als sonderlichen "Freund" kann die Endzeit orientierte WTG-Religion Bölsche wohl kaum betrachten, wie auch nachstehender Ausriss aus jener Bölsche-Schrift veranschaulichen kann.

Ein streng wissenschaftliches Buch ist jenes Bölsche-Elaborat sicherlich nicht. Wer sich durch den reißerischen Titel täuschen lässt, wird letztendlich enttäuscht sein. Mein subjektiver Eindruck dazu. Da hat Bölsche wohl mal seinen "Zettelkasten" ausgemistet. Dort befanden sich die unterschiedlichsten Reste verschiedener Themen. Und das ganze dann mit einer reißerischen Überschrift versehen, wobei man anmerken kann, die "passt vorne und hinten nicht".
Indes ist Kritik an Bölsche hier nicht das Thema. Er wurde lediglich deshalb aufgegriffen, dieweil eine WTG-Publikation sich auf ihn beruft. Diese Berufung ist dann allerdings genauso anfechtbar, wie das genannte Sammelsurium von Bölsche.
Die zweite Meldung in dergleichen GZ-Ausgabe wusste zu berichten (mit zeitlicher Verzögerung auch in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 6. 1929 abgedruckt):

„Wann wird die sandige Sahara die Welt ernähren helfen?
Von Nataly de Bogory (Aus dem New-York-Herald übersetzt).
Die glühende Wüste Sahara zu einem blühenden Garten von einem Umfang von 47 000 engl. Quadratmeilen umzuwandeln, ist das kühne und großartige Projekt, das der französischen Regierung von Mr. Dwight Braman, einem Bostoner Ingenieur, vorgelegt wurde. Dieser Ingenieur beabsichtigt einen künstlichen Binnensee, der an Flächeninhalt dem Staate New-York in Nord-Amerika gleich kommt (drei Mal so groß wie die Schweiz), und der sich von Biskra bis zu dem Golf von Gabes erstreckt, anzulegen und somit ein fruchtbares Gebiet zu schaffen, wo seit 2000 Jahren keine Vegetation mehr vorhanden war. Er will ein ödes und dürres Wüstenland zu einer bewohnbaren und freundlichen Gegend gestalten, damit tausenden von Menschen eine Lebensmöglichkeit bieten und Europa eine neue Kornkammer eröffnen. Die Ausführung dieses Planes hängt jetzt von der Genehmigung der Gouverneure Algeriens, Tunesiens und des Oberbefehlhabers von Marokko ab.

Mr. Braman hat bereits Werke geschaffen, die ihm das Zeugnis ausstellen, daß er befähigt ist, derartige großartige Pläne ins Leben zu rufen und auszuführen. Im Jahre 1890 baute er in Kalifornien den Süßwasserdamm bei San Diego, der eine Million Dollars gekostet hat und zu den größten gemauerten Dämmen in den Vereinigten Staaten zählt. Er bildet einen See von drei Meilen Länge. Auch durch diesen Damm wurde ein wüstes Land in eine der fruchtbarsten Gegenden Südkaliforniens verwandelt; die dortigen Orangerien liefern die besten Orangen im Lande.

Dasselbe Wunder will nun Mr. Braman in Afrika ausführen. Er will dort, wo für tausende von Jahren nur Sandwüste war, Bäume wachsen, Getreide reifen und Herden weiden sehen.
Das Land zwischen Biskra und dem Golf von Gabes weist eine Anzahl von Salzseen auf, die "Chotts" genannt werden. Während seines letzten Besuches in Paris erklärte Mr. Braman:

"Ich habe den Plan, drei Kanäle zu bauen, die mit dem Mittelländischen Meere verbunden sein und sein Wasser bis etwa fünfzig Kilometer vor Biskra tragen werden, wo ich den künstlichen See anlegen will. Zwei dieser Kanäle werden westlich des Golfes von Gabes laufen und 14 Meilen lang, 40 Fuß tief und 210 Fuß breit sein. Auch der dritte Kanal wird im Westen fließen, aber dieser wird nur eine Länge von vier Meilen besitzen. Diese Kanäle werden für die größten Schiffe schiffbar gemacht und jeder wird einen Fuß stark auszementiert sein. Die Ausdehnung des Gebietes, das ich zu bewässern gedenke, wird 265 Meilen betragen. Dieses Land hat keine Erhebungen über 40 Fuß, der größte Teil desselben liegt tiefer als der Meeresspiegel. Der Boden besteht aus Sand und Lehm."

Sobald die Bewässerung vollendet ist, beabsichtigt Mr. Braman mit der Bebauung des Landes zu beginnen. Er will zwanzig Dämme bauen, um die Wasser der Flüsse einzudämmen, von denen einige südlich des Aurischen Gebirges nach Algerien und von dem Atlasgebirge nach Marokko fließen. Der erste direkte Erfolg wird sein, daß Bäume auf den Bergen und Anhöhen angepflanzt werden können, die die Überschwemmungen sehr vermindern, da diese bisher in Nord-Afrika große Verheerungen angerichtet und Straßen, Eisenbahnen, Brücken und Wohnungen zerstört haben. Dann wird man Weizen, Hafer, Gerste, Baumwolle anbauen, Weinberge anlegen und in dem Lande Viehherden halten. Ferner wird die Wasserkraft zu elektrischen Anlagen ausgenutzt werden können, wodurch Licht und Heizung gewonnen wird.

"Ich kann Nord-Afrika zu der zukünftigen Kornkammer Europas machen", sagte Mr. Braman, "indem ich amerikanische Technik und amerikanische Ackerbaumethoden anwende."

Im Jahre 1882 sprach bereits Mr. de Lesseys, der berühmte französische Ingenieur, der den Plan für den Suez-Kanal erdachte und ausführte, von den ungeheuren Vorteilen, die durch das Ausfüllen dieser Salzseen Nord-Afrikas gewonnen werden könnten. Er sagte:

"Die Schöpfung eines Binnensees, der weite Länderstrecken fruchtbar machen würde, würde die Ansiedlung in einer Gegend ermöglichen, die jetzt als unbewohnbar genannt werden muß."

Aber trotz der Berichte, die Mr. de Lesseys schrieb, und trotzdem Untersuchungskommissionen ausgesandt wurden, hielt die französische Regierung dieses Projekt doch für zu kostspielig, um es ausführen zu können.

Der Plan war damals, die Seen durch Kanäle zu verbinden, ein Unternehmen, das weit weniger kühn war als das des Ingenieurs des zwanzigsten Jahrhunderts.
Nach der Schätzung Mr. Bramans liegen mindestens dreißig alte römische Städte unter den Sandmengen der Sahara in Tripolis vergraben, und als er seinen Plan mit Mussolini besprach, zeigte dieser angesichts der Möglichkeit klimatischer Veränderungen in dieser italienischen Kolonie das größte Interesse. Er bezeichnete den Plan als "eine wahrhaft römische Idee"(!). Auch in der Wüste von Tripolis befinden sich nämlich ähnliche "Chotts" die auf diese Weise nutzbar gemacht. werden könnten.

Das Ausgraben der drei Kanäle und das Bauen von zwanzig Deichen sind die Aufgaben, die die Technik vorerst zu lösen hat, und für diese hat Mr. Braman bereits Vorbereitungen getroffen. Er sagte:

"John Stevens, der den Panamakanal durchbrach, hat mir seine Hilfe bei den Ingenieurarbeiten zugesichert. Er trifft bereits Vorbereitungen für die nötige Maschinerie und wird, wenn ich ihn durch ein Kabelgramm rufe, nach Afrika kommen."

Mr. Braman hat viele Monate damit zugebracht, die Verhältnisse in dieser Gegend dort zu studieren. Er erzählte, daß im vergangenen Sommer während zehn Wochen eine große Trockenheit herrschte, die natürlich ihre Wirkung auf die umliegenden Länder ausübte, und sich zudem verheerende Sandstürme und Winde erhoben. Dem kann natürlich in Zukunft abgeholfen werden.

Dieser Binnensee wird sich bis zu 50 Meilen südlich von Biskra erstrecken, wo sich eine Erhöhung von 380 Fuß über der Küste befindet. Der mittlere Teil dieses Binnensees wird unter dem Meeresspiegel liegen und eine Tiefe von 65-1000 Fuß erreichen.

"Stellen Sie sich diese Möglichkeit der Ansiedlung vor", unterbrach Mr. Braman seine wissenschaftlichen Ausführungen.

"Orangerien und weite Strecken grüne Felder, auf denen nicht nur Getreide, sondern auch Baumwolle und Tabak gedeihen wird. Ich hoffe sogar, daß sich der Boden für den Anbau von Zuckerrohr wird eignen lassen. Stellen sie sich die tausendköpfigen Herden vor; die hier Weideland finden werden. Wenn die Ansiedler mit modernen amerikanischen Maschinen ausgerüstet und über die modernen amerikanischen Ackerbaumethoden unterrichtet werden, wie dies bei den Siedlern in Amerika geschieht, hoffe ich, daß dieses Projekt vielen Tausenden zum Segen gereichen wird. Es wird für viele junge Menschen eine goldene Gelegenheit sein ihr Glück zu machen, eine Gelegenheit zur Betätigung bei Fleiß und Unternehmungsgeist"

Thematisch auf ähnlicher „Wellenlänge" liegt auch die vom „Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe) vom 1. 10. 1929 weiter gegebene Meldung:
„Die Urbarmachung der Sahara
Der Bostoner Geologe Dwight Braman hat zur Urbarmachung der Wüste Sahara eine Aktiengesellschaft gegründet Man beabsichtigt, ein ziemlich großes Gebiet zu bebauen.

Nach dem Plan soll ein künstlicher See angelegt werden, von dem ausgehend man ein Riesennetz von Kanälen über die Sahara führen will. Braman erklärte, daß ihm die Wasserversorgung keine Bedenken verursache, denn er habe festgestellt, daß sich gegenwärtig 166 Flüsse in den Wüstensand ergießen. Außerdem gebe es auch zwei größere Ströme unter der Erde, so daß man in einer Tiefe von 120 Meter riesige Wassermengen finden werde. Auch seien in der Umgebung der Wüste die Überreste einst großer römischer Städte entdeckt worden, die von einer ehemals blühenden Kultur zeugen. Das Ruinenfeld der römischen Stadt Timgad lasse vermuten, daß diese Stadt eine Einwohnerschaft von mindestens einer halben Million Seelen hatte. Braman hofft, daß man bei entsprechender Bewässerung in der Sahara für den Acre 100 Büschel Weizen als Ertrag wird herausbringen können.
("Anz." Zürich 29. VI1L 29)"

Zu der eben zitierten Meldung noch die Anmerkung.
Entweder empfand die Redaktion des Schweizer „Goldenen Zeitalters" diese Meldung als „Überwichtig", denn in ihrer Ausgabe vom 15. 12. 1929 wurde sie erneut abgedruckt. Oder, was wohl eher der Fall sein dürfte. Die Redaktion hatte die Übersicht verloren, was es bereits abgedruckt hatte, und was nicht.

Ohne inhaltliche Bewertung dann noch jene Notiz aus dem "Goldenen Zeitalter" vom 1. 12. 1935.
Anzumerken wäre noch, dass der darin genannte Herr Sörgel auch in der Wikipedia erwähnt wird, wo man dann weiteres entnehmen kann.

http://de.wikipedia.org/wiki/Herman_S%C3%B6rgel

Die GZ-Meldung besagte:

„Der Münchner Architekt Hermann Sörgel ist ein Mann gewaltiger Pläne, aber kein Phantast, denn er ist auch ein Mann der Praxis.
Großes Aufsehen machte sein vor Jahren in Velhagen und Klasings Monatsheften zuerst veröffentlichtes Projekt, das Mittelmeer an der Straße von Gibraltar zu sperren, das ins Mittelmeer fließende Wasser gegen den Atlantischen Ozean zu stauen und so eine riesige Kraftstufe mit Elektrizitätsgewinnung auszubauen. Es besteht kein Zweifel, daß der Sorgelsche Plan durchführbar ist.

Ergänzt wird er durch einen zweiten, den ebenfalls Velhagen und Klasings Monatshefte, und zwar im Septemberheft, dem Eröffnungsheft des 50. Jahrgangs, in Wort und Bild darlegen.
Es handelt sich darum, das Kongobecken gleichsam durch einen großen Schieber zuzustopfen, damit nicht der Reichtum an Wasser in den Ozean fließt und vergeudet wird, sondern dazu dient, zwei große Binnenmeere im Kongo- und im Tschadseebecken anzulegen.
Mit Recht weist Sörgel darauf hin, daß das Schicksal Europas mit davon abhängt, ob es uns gelingt, Afrika in unsern Wirtschaftskreis einzuordnen. Ein Weg dazu ist sein Projekt, das auch bildlich überzeugend dargestellt wird."

Ergänzt seien diese euphorischer Berichte vielleicht noch mit einem Artikel über bedeutende Kanäle, welchen das "Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 2. 1936 publizierte.
Kanäle
Suezkanal, Gibraltar — wer hat diese Namen in letzter Zeit nicht schon zur Genüge aus der Presse vernommen?
Während nämlich Tag für Tag italienische Schiffe mit Militär und Kriegsmaterial den Suezkanal passierten, traten jenseits des Mittelländischen Meeres durch den Gibraltar Albions Kriegsschiffe auf den Schauplatz, um gegen das Expansionsunternehmen des italienischen Faschismus drohend Aufstellung zu nehmen. Bekanntlich wird jedoch gerade von den Engländern nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, und das wußten offenbar auch die Italiener, weswegen sie ihre Militärtransporte nach Afrika ruhig fortsetzen. Anderwärts ziehen nämlich für England noch drohendere Wolken auf. Es gilt daher, einen Krieg im Mittelmeer möglichst zu vermeiden. Und warum den englischen Aktionären des Suezkanals voreilig das Geschäft verderben, die für das Durchlassen der italienischen Schiffe ganz horrende Summen einstreichen? Sofern es sich um geschäftliche Angelegenheiten handelte, hat ja England stets ein großes Maß von "praktischem Sinn" aufgebracht, und man kann sich schwerlich einen englischen Politiker denken, der nicht gleichzeitig mit Leib und Seele business-man wäre.

Der Bau des Suezkanals wurde nach den Plänen und unter der Leitung des Österreichers Negrelli im Jahre 1858 begonnen und nach 11 Jahren fertiggestellt, nachdem vorher schon seit vielen Jahrhunderten wiederholt Versuche mißlungen waren. Ein solcher 600 Jahre vor Christus unternommener Versuch kostete 120.000 Menschen das Leben. Die Nachkommen Negrellis leben jetzt irgendwo in Österreich in großer Not und denken vergebens darüber nach, wie ihnen von den Früchten der Leistung ihres Großvaters etwas zugute kommen könnte. Englische Kapitalisten haben es nämlich damals verstanden, gegen eine verhältnismäßig geringe Entschädigung an Ägypten den Suezkanal an sich zu reißen, während Negrelli als armer Mann starb.

Noch rücksichtsloser ging England bei der Besitzergreifung von Gibraltar vor, indem es im Jahre 1704 einfach seine Flotte dorthin sandte und diese Halbinsel gleichsam wie aus dem lebendigen Leibe Spaniens herausriß. Die Spanier können dies nicht verschmerzen und werden dunkel vor Zorn, wenn sie daran denken, daß sie sich zufolge mangelnder Achtsamkeit dieses wichtige Gebiet entreißen ließen.

Auf der Halbinsel erhebt sich ein mächtiger Felsen mit fast senkrechten, dem Meere zugewandten Wänden. Diesen Felsen hat England zu einer uneinnehmbaren Festung ausgebaut, welche die Meerenge von Gibraltar überwacht. Auf dem westlichen Teil der Halbinsel liegt die Stadt Gibraltar, einer der belebtesten Häfen der Welt, der sich immer in Kriegsbereitschaft befindet.

Ein Blick auf die Landkarte genügt, um sich davon zu überzeugen, welch große Bedeutung sowohl der Suezkanal als auch der Gibraltar für die Schiffahrt besitzt, besonders für die englischen, französischen, italienischen und holländischen Schiffe, welche die Verbindung zwischen den Kolonien in Ostafrika und Asien und ihren Mutterländern unterhalten.

Es ist daher begreiflich, daß sich England diese beiden wichtigen Stützpunkte seiner Weltmacht sicherte, von denen Großbritannien gleichzeitig gewaltige finanzielle Einkünfte zufließen.

Eine nicht geringere Bedeutung hat für die Schifffahrt der Panamakanal, der es den Schiffen ermöglicht, innerhalb 8 Stunden vom Atlantischen nach dem Stillen Ozean zu gelangen, anstatt 6 Wochen Fahrt um Südamerika herum.
Der Bau dieses Kanals wurde von einer französischen Gesellschaft begonnen, deren Unternehmen jedoch mit dem berüchtigten Panamaskandal endete, indem Bestechungen und Unterschlagungen aufgedeckt wurden, die bis in die Hunderte von Millionen gingen. Die Gründer dieser Gesellschaft wanderten damals ins Gefängnis. Da in diesen Skandal sogar Minister und andere hohe Würdenträger verwickelt waren, und die Enthüllung der ganzen Affäre selbst den weiteren Bestand der Republik bedrohte, ordnete der damalige Präsident von Frankreich zuerst eine bedeutende Begrenzung und bald darauf die gänzliche Einstellung der Untersuchung an.

Als auch die zweite zum Bau des Panamakanals gegründete Gesellschaft dieses Werk nicht zu Ende führen konnte, übernahm im Jahre 1904 die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika den Bau gegen eine Entschädigung von 40 Millionen Dollar.
Die Schwierigkeiten seitens der Republik Kolumbia, zu der das für den Kanalbau vorgesehene Gebiet gehörte, löste die amerikanische Regierung in der Weise, daß unter ihrer Mithilfe die Provinz Panama sich von Kolumbia lostrennte und unter dem Schütze der Vereinigten Staaten selbständig machte.

Der Bau des Panamakanals wurde schließlich im Jahre 1914 vollendet. Trotz der hohen Baukosten, und obwohl die Republik Panama eine einmalige Entschädigung von 10 Millionen Dollar bekam und auf Grund einer Abmachung jährlich 250.000 Dollar erhält, haben die Vereinigten Staaten mit dem Panamakanal ein glänzendes Geschäft gemacht, da die Schiffe für das Passieren desselben hohe Gebühren zahlen müssen.

Vor allen Dingen aber hat der Panamakanal eine überaus wichtige strategische Bedeutung für Nordamerika, denn im Falle eines Krieges mit Japan würde die amerikanische Flotte sehr rasch vom Atlantischen nach dem Stillen Ozean überführt werden können.

Wenngleich sich die Vereinigten Staaten bei der Übernahme und Fertigstellung des Baues des Panamakanals vor allen Dingen von strategischen und finanziellen Beweggründen leiten ließen, muß doch festgestellt werden, daß sie dabei auf den an diesen Kanal grenzenden Gebieten ein großes zivilisatorisches Werk vollbrachten, das als nachahmenswertes Beispiel für die Kultivierung unermeßlicher anderer Gebiete dienen könnte, die bisher unbewohnt sind. Wir werden darauf noch bei einer anderen Gelegenheit zurückkommen. Leider sind auch in diesem Falle die Nutznießer fremde Menschen, besonders große Plantagenbesitzer und Kaufleute, während die einheimischen Indianer Not leiden und aussterben ...
Schließlich müssen wir noch von einen Kanal erwähnen, und zwar vom größten Kanal der Welt, der das Baltische mit dem Weißen Meer verbindet. Während die Länge des Panamakanals 81,3 km und des Suezkanals 161 km beträgt, hat dieser Kanal eine Länge von 227 km, und der Bau desselben dauerte kaum 19 Monate, was ein fabelhaft kurzer Zeitabschnitt ist im Vergleich mit der Dauer des Baues des Panama- und des Suezkanals.

Schon Peter der Große beschäftigte sich mit der Verbindung der Ostsee mit dem Weißen Meere, doch blieb die Ausführung dieses Projektes den Sowjetbehörden vorbehalten. Es ist dies in der Tat ein gigantisches Werk, das unter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen ausgeführt wurde. Sümpfe und weite morastige Waldungen auf einem Boden, der vom Oktober bis April mit Schnee bedeckt ist, bildeten fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Die Arbeiter verweigerten anfangs massenweise den Gehorsam und flohen. Man bildete darauf Arbeiterkolonnen aus politischen Sträflingen, deren es in den sowjetrussischen Konzentrationslagern ja genug gibt. 10.000 Menschen arbeiteten unter den schrecklichsten Verhältnissen und kamen massenweise um. Rebellion wurde mit der Waffe niedergedrückt. Doch man erreichte das Ziel. In kürzester Frist wurde der größte Kanal erbaut!

Für die nordischen Republiken der Sowjetunion hat dieser Kanal eine große wirtschaftliche Bedeutung. Bei der Ausfuhr der Naturreichtümer dieser Länder — Fische, Holz, Kohle, Pelze u. a. — brauchen die Schiffe jetzt nicht mehr Finnland, Norwegen und Schweden zu umkreisen, wodurch z. B. die Strecke von Archangelsk bis Hamburg um drei Fünftel verkürzt wurde.
In den ersten drei Monaten nach Fertigstellung des Baues passierten diesen Kanal Waren von über einer Million Tonnen, und man erwartet, daß in nicht ferner Zukunft der Kanal Ostsee — Weißes Meer dieselbe Rolle im Norden spielen wird, wie der Suezkanal im Süden.

Diese großen Erleichterungen hat die Weltschifffahrt seit verhältnismäßig noch nicht langer Zeit erfahren, wobei auch die Schnelligkeit der Schiffe sehr gestiegen ist und immer weiter steigt.
Gleichzeitig hat sich auch der Land- und Luftverkehr zu einer staunenswerten Höhe entwickelt. ..."

Vorzitierte technische Details zu bewerten, sehe ich mich außerstande.
Ich möchte lediglich auf den eingangs mit genannten Wilhelm Bölsche zurückkommen, der da WTG-seitig als eine Art ihrer Eideshelfer bemüht wird. Und dazu den Fragesatz anhängen: Ausgerechnet Wilhelm Bölsche?!
Die Wikipedia etwa, erwähnt in ihren Anmerkungsnummern in einem Bölsche gewidmeten Artikel, auch eine Schrift mit dem Titel:

„Ein Denker zwischen Darwin und Haeckel"

http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_B%C3%B6lsche
Weiter erfährt man dortselbst:
„Bölsche wurde in Berlin Mitglied der Freireligiösen Gemeinde und war 1906 Mitgründer des Deutschen Monistenbundes."

Letztere ist eindeutig dem eher atheistisch orientierten Spektrum zuzuordnen (in dem es allerdings, auch unterschiedliche Schattierungen gibt. Die Monisten hielten sich im allgemeinen und generell für etwas besseres als das sonstige Freidenkertum, das sich vielfach aus sogenannt „protetarischen" Schichten zusammensetzte. Um dieses vermeintliche Bessersein zu unterstreichen, die Gründung eines separaten Vereines. Ansonsten gibt es durchaus beachtliche Schnittmengen zwischen Freidenkern und Monisten. Was trotz genannter Klassenunterschiede beide Gruppen ideologisch einte, war das sie für die Chimäre Gott keine sonderliche Verwendung hatten).
Wenn solch ein Mann also von der WTG als einer ihrer vermeintlichen „Eideshelfer" vereinnahmt wird, spricht das wohl kaum für eine „Sachkompetenz" der WTG, auch in diesem Fall!

Kirchenaustrittsbewegung
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. März 2014 04:16
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
Eine Meldung aus der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1929:
„Kirchenaustrittsbewegung in Deutschland.
Deutschen Blättermeldungen zufolge ist die Kirchenaustrittsbewegung in Deutschland wiederum im Ansteigen begriffen. Nachdem dieselbe im Jahre 1920 auf 350.000 Personen angestiegen, ging sie im Jahre 1924 auf 90.000 zurück. Im Jahre 1925 hingegen waren es rund 130.000 Austritte aus der evangelischen und 35.000 aus der katholischen Kirche, zusammen 165.000 Personen. Im Jahre 1926 waren es 180.000 evangelische und 45.000 katholische, zusammen 225.000.
Insgesamt sind von 1919 bis 1926 in Deutschland rund anderthalb Millionen Evangelische und eine Viertelmillion Katholiken von der Kirche ausgetreten."

Auch zu dieser Kirchenaustrittsmeldung ist zu sagen, dass die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" offenbar die Übersicht verloren hatte, was sie bereits gedruckt hatte und was nicht. Denn in der Schweizer Ausgabe des GZ vom 15. 12. 1929, begegnet man dergleichen Meldung, nur etwas geringfügig variiert, erneut.

Und in einer weiteren Notiz des Schweizer GZ vom 1. 3. 1929 liest man dann noch:

„Für das Christentum wäre es das beste, wenn es einmal wieder kämpfen müßte, wie in seinen ersten Zeiten - daran würde es genesen.
Hier lassen sich einige Thesen aus der Feder des ehemaligen Pfarrers in Neuenburg und Missionars in Basel, L. Reinhard, passend anfügen:

"Diejenigen, die den Chiliasmus (Reichsgotteshoffnung) vom Leuchter stießen, haben ein anderes Evangelium gepredigt als das Christi und der Apostel. Sie haben dadurch den lange Zeit verborgenen, in unseren Tagen aber immer offener an den Tag tretenden Abfall vom Christentum verschuldet."

Die Blicke der lebendigen Christen richten sich wieder mehr auf das Kommen Christi und seines Reiches. Auch die Welt, von der roten bis zur schwarzen Internationale, schreit, oft freilich in sehr verkehrter Weise, nach Verwirklichung des allgemeinen Friedensreiches. Sogar Staatsmänner wie Grant (U. S. A.) redeten von demselben, und unendlich viele arbeiten bewußt oder unbewußt daraufhin.
Das klar ersehnte und richtig verstandene oder das unklar erträumte und verkehrt gesuchte auf Erden kommende Königreich Christi, des wahren Friedensfürsten, ist das unzweifelhafte Ziel, welchem wir entgegengehen und die gute Botschaft von demselben das dringendste Bedürfnis unserer Zeit.
Wo Gott und Christus herrscht, da ist das Reich Gottes. Wo es innerlich vorhanden ist, da muß es auch äußerlich in Erscheinung treten."

Dazu wäre dann noch anzumerken. Die Zitierung des Herrn Reinhardt, durch das GZ, ist ja sicherlich kein Zufall. Der hatte doch schon seit Russells Tagen bei der WTG-Religion dergestalt „einen Stein im Brett", als er einer der wenigen aus dem Großkirchlichen Bereich ist, die Russell in der „Paradiesfrage" unterstütze.
Die „Gretchenfrage" der Interpunktion. Soll es nun heißen
Ich sage Dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein.
Oder anders herum
Ich sage Dir. Heute wirst Du mit mir im Paradies sein.
Es ist weiter unstrittig, dass die heutigen verweltlichten Kirchen (außer einer nichtssagenden „Fußnote"), mit der Eschatologie des Urchristentums nicht viel anzufangen wissen.

Also auch Reinhardt, übrigens stand selbiger auch in näheren Kontakt zu einer eschatologischen Gruppe der Tempelgesellschaft, über die man in älteren Konfessionskundlichen Büchern, etwa das von Scheurlen, weiteres nachlesen kann.
Zum Fall Ludwig Reinhardt kann man auch vergleichen
Mysnip.83048

Also - jetzt formuliere ich bewusst scharf und zugespitzt.
All diese religiösen Narren- und Tölpelvereine, und auch Reinhardt ist solch ein Tölpel, geben sich keine - e h r l i c h e - Rechenschaft darüber, dass jenes von ihnen favorisierte Denkmodell, nur ein Charakteristikum aufweist. Das des Scheiterns in Vergangenheit und Gegenwart.

Natürlich hat diese „Medaille" auch ihre zwei Seiten. Die zweite Seite der Medaille ist dann die, dass jene religiösen Narren, die solcherlei Thesen ernst nehmen, in der Tat zum „verausgaben" für diesen Wahn bereit sind. Das wiederum nutzt den Religionsfunktionären, die solcherart auf solchen Konjunkturwellen reiten. Und die übrigen Religionsfunktionäre, die das so nicht tun, blicken neidisch auf die da zutage tretende Opferbereitschaft. Das ist eben das Dilemma.

Aber es ist wohl schon immer so gewesen, das breite Bevölkerungskreise betrogen werden wollen.
Sie bekommen in der Tat das, was sie haben wollen!

Zum Thema Kirchenaustrittsbewegung gab es dann in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 7. 1931 nochmals die nachfolgende Meldung:
„Rekordjahr der Kirchenaustritte
Thüringen eine Mahnung für die Kirchen
Das thüringische Statistische Landesamt gibt eine Übersicht über die Kirchenaustrittsbewegung in Thüringen. Diese Übersicht zeigt, dass das Jahr 1930 ein Wiederaufleben der Kirchenaustrittsbewegung gebracht hat, und zwar in einem Umfang, der in der evangelischen Kirche nur im Jahre 1920 übertroffen wurde und der in der katholischen Kirche überhaupt noch nicht erreicht worden ist. Seit 1919 zählt die evangelische Kirche in Thüringen einen Verlust von 137.000 Personen, die katholische einen Verlust von 5.000 Personen, das bedeutet für die evangelische Kirche einen Bestandesverlust von 9 Prozent, für die katholische Kirche von etwa 11 Prozent In einzelnen Städten sind die Zahlen erheblich hoher. Den Rekord hält Gera mit 34 Prozent Austritten aus der evangelischen Kirche. Bei beiden Konfessionen sind anteilmässig mehr Männer als Frauen ausgetreten.
Bei der evangelischen Kirche waren aber die Austritte von Frauen verhältnismässig geringer als bei der katholischen Kirche.
"Saarbr. Ztg." v. 30. V. 1931"

Wieder mal. Selbstbelobigung für den Kampf gegen das Aluminium-Geschirr
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 20. März 2014 00:20
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
Die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1929 nahm wieder einmal das Thema der Aluminium-Gegnerschaft auf. (Man beachte da auch die enthaltene Vokabel „Pionierarbeit". die im Original allerdings im Text nicht hervorgehoben ist):
Folgende Meldungen meinte das GZ weitergeben zu sollen. (Das Copeland-Zitat übernahm auch die Magdeburger Ausgabe des GZ in ihrer Ausgabe vom 15. 4. 1929):

„Dr. Copelands Meinung über Aluminium
Dr. med. Copeland, ein Senator der Vereinigten Staaten, früherer Beamter des Gesundheitsamtes, sagte, als er um seine Meinung über Aluminiumkochgeschirr befragt wurde:

"Man sollte Speisen niemals über Nacht oder irgend eine Zeit in Aluminiumgeschirr stehen lassen."

Diese durch die Zeitung weit verbreitete Ansicht bestätigt den s. Zt. im Goldenen Zeitalter erschienenen Artikel, der so großes Aufsehen und so manchen Widerspruch erregt hat.
Aluminium im Blute
Wir wurden gebeten zu veröffentlichen, daß in fünf von sechs Blutproben, die Dr. med. Frank Gephard bei sechs verschiedenen Personen machte, beträchtliche Mengen von Aluminium gefunden wurden, die durch den Genuß von Aluminiumbackpulver dem Körper zugeführt worden waren.
Dr. Gephard glaubt, daß Aluminium einer der Fremdkörper ist, die den menschlichen Blutkreislauf nicht mitmachen können, ohne Schaden anzurichten. Noch wissen wir nicht, wie viele solcher Fremdkörper und in welchen Mengen, den Menschen ins Grab bringen. Wir hoffen Dr. Gephard wird sich nicht vor den Aluminium-Trusts fürchten und weiteres veröffentlichen.
Es hatte schon eher kommen sollen
Aus England geht dem "Goldenen Zeitalter" (engl. Ausgabe) ein Schreiben zu« in dem es heißt:

"Ich beglückwünsche Sie zu dem trefflichen Werke, das Sie tun, um die Allgemeinheit über die Gefahren aufklären zu helfen, die der Gesundheit von Seiten des Aluminiumgeschirrs und aluminiumhaltiger Backpulver drohen, und ich wünsche Ihnen bei dieser Pionierarbeit guten Erfolg, Andere werden Ihnen in dem, was Sie begonnen haben, folgen. Die Sache ist zu wichtig, um langer übersehen werden zu können. Als einer, der sich durch den ständigen Gebrauch von Aluminiumkochgeschirr schwere Vergiftungen zugezogen hat, und infolgedessen eine vollständige Ruine geworden ist, weiß ich Ihre Arbeit, die Sie hier im Interesse der Allgemeinheit tun, aufrichtig zu schätzen, und ich hoffe Sie werden auch die Anerkennung der Allgemeinheit finden. " E. W.

Bemerkenswert auch noch.
In der gleichen Ausgabe des GZ (Magdeburger Ausgabe erst am 1. 4. 1929) gibt es wieder mal ein „Allerweltsrezept" in Sachen der Krebskrankheit. Auf einen Kommentar zu den darin Ausgeführten mag ja verzichtet werden. Dennoch ist es durchaus der Beachtung wert, dass auch darin der Buhmann Aluminium mit drin vorkommt.
Das „Goldene Zeitalter" schrieb:
„In London erschien ein Buch von J. Ellis Barker über die Krebskrankheit, in dem eine deutliche und harte Sprache gegen die Ärzte geführt wird. Dieses Buch genießt das Wohlwollen Sir Arbuthnots, eines der berühmtesten Ärzte Englands, trotzdem darin mit Hammer und Zange gegen die Ärzte vorgegangen wird.
Mr. Barker erklärt den Krebs für eine Krankheit der Zivilisation. Wo die Menschen von frischen Früchten und Gemüsen leben, genügend frisches Wasser trinken und es sich nicht leisten können, in Aluminiumgeschirr zu kochen, ist die Krebskrankheit tatsächlich unbekannt.
Mr. Barker folgert daraus, daß die Krebskrankheit weder von einem Bazillus herrührt, wie die Ärzte meinen, noch von einer geheimnisvollen Degeneration der Zellen, noch von einer chronischen Entzündung, noch eine Alterserscheinung und auch nicht örtliche Erkrankung ist. Wir führen einige Abschnitte aus seinem Buche an:

"Daß die Erforschung und die Behandlung der Krebskrankheit bisher ein Fehlschlag gewesen ist, ist unverkennbar, unbegreiflich und schmachvoll. Ja es ist einer der größten Skandale der heutigen Zeit, und fordert geradezu eine öffentliche Untersuchung, Die Erforschungen des Krebsproblems sind spielerisch und die Allgemeinheit irreführend, geführt worden. Darum sind hauptsächlich solche Forscher für die schreckliche Zunahme der Todesfälle an Krebs verantwortlich zu machen.
In den Jahren von 1911-1926 sind die Todesfälle in England um volle 50 Prozent gestiegen. Im Jahre 1911 kam auf acht Todesfälle je einer infolge von Krebs. In fünfzehn kurzen Jahren hat sich die Krebskrankheit so gemehrt, daß auf acht Todesfälle zwei infolge von Krebs entfallen. Diese Zahlen genügen, um der Methode der Untersuchungen und der Behandlung dieser Krankheit ein Urteil zu sprechen.
Ich bin keineswegs enttäuscht über die Resultate dieser Untersuchungsorganisationen, und niemals habe ich mich an sie, oder andere Organisationen oder Personen um eine Unterstützung meiner Forschungen gewandt Das Werk, das ich tat, habe ich lediglich aus meinen bescheidenen Mitteln getan. Ich würde mich geschämt haben, ein Schandgeld von einer dieser Körperschaften anzunehmen, die ich mich gedrungen fühle, öffentlich bloßzustellen.
Krebs wird niemals ein gesundes Gewebe angreifen, sondern lediglich die Organe oder Körperteile, die durch beständigen Mißbrauch entkräftet sind.
Wenn jemand, der beständig seinen Magen durch falsche Ernährung verdorben hat, über das mittlere Alter hinaus ist, ist der Magen durch Krebs gefährdet Wer beständig seine Lippe und seine Zunge mit einer alten, schmutzigen, heißen Tabakspfeife in Berührung gebracht hat, wird an diesem Körperteil der Krebsgefahr ausgesetzt sein.

Der Durchschnittsarbeiter in der Stadt sollte Fleisch und Geflügel möglichst vermeiden. Er sollte viel frisches Obst und Gemüse essen und vor allen Dingen täglich ein und ein halb bis zwei Liter frisches Wasser trinken Fisch und Eier sind ihm erlaubt Wer in seinem Berufe keine genügende Bewegung hat, sollte täglich Freiübungen machen. Die wilden Völker haben immer genügend Bewegung. Ihre vielbelachten Bauchtanze sind nichts weiter als eine gute Magenübung.
Fleisch ist für den ungesunden Durchschnittsmenschen so viel wie Gift. Wer eine vernunftgemäße Ernährungs- und Lebensweise durchführt wird in späteren Jahren nicht an Krebs sterben. Ja wir können sogar glauben, daß Krebs durch eine weise diätische Behandlung geheilt werden kann."

„Der Schreiber dieses glaubt, daß sicherlich die große Zunahme der Krebskrankheit eng mit dem vermehrten Gebrauch von Aluminium-Kochgeschirr im Zusammenhang steht."

Dieser wertende Satz beendet einen Artikel, welchen die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" in ihrer Ausgabe vom 1. 6. 1929 (Ausgabe Magdeburg erst am 1. 8. 1929) abdruckte.
Zu den Details die in diesem Artikel ausgeführt werden, muss man wohl sagen. Kaum ein Laie wird sie wirklich beurteilen können. Gesetzt den Fall, es ist wirklich so, wie der GZ-Autor ausführte, so hat er dennoch nicht den schlüssigen Beweis erbracht, dass just das Aluminium für die Zunahme von Krebserkrankungen tatsächlich hauptverantwortlich ist.
Der GZ-Autor setzt sich auch in keiner Weise mit der Krebskrankheit - im Detail - auseinander. Er liefert lediglich eine Stimmungsmache gegen das Aluminium.
Die klassische GZ-Leserschaft hingegen, stiert von ihrem geistigem „Level" eben nur auf jenen Satz, demzufolge Aluminium „der" Übeltäter in Sachen Krebskrankheit sei.
Wieder mal lieferte somit das GZ ein Paradebeispiel seiner populistischen „Lieschen Müller vom Lande"-Philosophie ab.
„Lieschen Müller vom Lande" die nicht weis, was und wie mit ihr geschah, ist demzufolge „der" Welterklärer. Aber über „Lieschen Müller vom Lande" steht ganz offensichtlich noch das „Goldene Zeitalter".
Nachstehend dann noch (unkommentiert) der genannte GZ-Artikel:
Aluminium im Erdboden, in der Pflanzenwelt in Mensch und Tier
(Von Dr. C. T. Betts)
"Verflucht sei der Erdboden um deinetwillen." - 1. Mose 3:17.
Die Tatsache, daß ein großer Zuzug vom Lande in die Stadt stattfindet, ist zum großen Teile dem Umstand zuzuschreiben, daß der Erdboden oft so wenig Ertrag gibt, daß es kaum der Mühe lohnt ihn zu bebauen. Man hat sich darum während der letzten fünfzig Jahre viel Mühe gegeben die Ursache für armen (kranken) Boden zu erforschen, aber leider mit wenig Erfolg. Doch in allerletzter Zeit ist in zahlreichen amerikanischen Zeitungen veröffentlicht worden, daß die Forscher jetzt ergründet haben, was diesen schlechten Boden verursacht. Es ist zu viel Aluminium im Boden, und dieses Metall macht ihn sauer und unfruchtbar.
Am 28. Nov. 1928 erschien in "The Plain Dealer" (Cleveland, Ohio) ein Artikel:

"Warum der Boden sauer ist. Der Umstand, daß der Boden sauer und unfruchtbar wird, ist bisher allgemein als eine unerklärliche Tatsache hingenommen worden. Wohl hat es nicht an Theorien für diese betrübliche Erscheinung gefehlt, aber sie waren schwer verständlich und sind nie bewiesen worden. Man hat Kalk verwendet, um die Säure zu verdrängen. Kalk kann, da es ein Alkali ist, jede Säure überwinden, gleichviel, wodurch diese auch verursacht worden ist.
Nun hat die Universität zu Wiskonsin, nach fünfzig Jahren eifrigen Forschens bekannt gegeben, daß sie die Ursache zu saurem Boden entdeckt hat. Es ist die Bildung eines Aluminium-Silikates (kieselsaures Salz). Dies ist einfach ein chemischer Vorgang, der nichts mit Absonderung und irgendwelchen elektrischen Erscheinungen zu tun hat, wie man bisher annahm. Nun man einmal die Ursache entdeckt hat, ist es auch verhältnismäßig gar nicht so schwer und kostspielig, das Heilmittel zu finden und weite Gebiete unfruchtbaren Landes zu Fruchtbarkeit wiederherzustellen.
Das ist eine Entdeckung von unberechenbarer Wichtigkeit Das Verdienst gebührt Professor Emil Truog, der die Untersuchungen, gestützt auf die vorangegangene Arbeit vieler Ackerbaukundigen, von denen einige bereits verstorben sind, leitete. In Bescheidenheit und strikter Gerechtigkeit teilt Prof. Truog sein Verdienst mit diesen Vorgängern, wie mit seinen zeitgenössigen Mitarbeitern. Es ist wohl nicht zu viel gesagt, daß die Entdeckung, die da gemacht wurde, eine Umwälzung der ganzen Wissenschaft des Ackerbaues mit sich bringen wird."

Seitdem sind die Gelehrten des Ackerbauministeriums sehr fleißig gewesen und nahmen gründliche Untersuchungen im Pflanzenleben vor. Im ganzen Lande sind Versuchsstationen errichtet worden, die ständige Beobachtungen anstellen. Dies geschah lediglich zu dem Zweck, um den Farmern zu helfen, reicheren Ertrag zu erzielen. Man hat festgestellt, daß viele Felder des Landes unfruchtbar sind. Der Mais ist krank und schwarz. Die Stauden sind so schwach, daß sie nicht einmal den gewöhnlichen Winden zu widerstehen vermögen, sondern abbrechen und zur Erde fallen. Zwei Beamte des Ackerbauministeriums haben nun eingehende Untersuchungen gemacht, und im Januar 1928 erschien in der Zeitschrift "The Country-Gentleman" ein Bericht über das Ergebnis ihrer Untersuchungen unter der Überschrift: "Männer, die altes Land zu neuem machen."
In diesem mit Photographien illustrierten Artikel wird den Farmern ausführliche Unterweisung erteilt, wie kranker Mais gesund gemacht und die Krankheit der Ernte verhindert werden kann. Die Photographien zeigen wie krankes Korn aussieht, und wie die Maisfelder aussehen, wenn sie durch Aluminium vergiftet sind. Beim Verbrennen der Stauden kranker Felder fand man, daß die Asche fünf Prozent reines Aluminium enthielt, zweimal soviel wie gesundes Korn. Nach zahlreichen Versuchen stellte es sich heraus, daß Phosphat das Heilmittel ist, das den kranken Boden gesund macht.
Aluminium und Phosphat sind in jeder Bodenart vorhanden, aber sie müssen im richtigen Verhältnis zueinander darin enthalten sein, damit der Ertrag des Bodens gesunde Nahrung liefern kann. Professor E. L Mosely aus Sandusky, Ohio, hat festgestellt, daß Tiere, die gewisse Kräuter fressen in denen Aluminium-Phosphat enthalten ist, krank werden und einen geschwächten Zustand aufweisen, den die Tierärzte allgemein als "Zittern" bezeichnen. Kühe, die solche dieses Gift enthaltende Kräuter fressen, bekommen die sogenannte Milchkrankheit. Eine Untersuchung dieser Milch zeigte, daß Aluminium darin enthalten war. Tiere und Menschen, die von solcher Milch genossen, erkrankten ebenfalls.
Im Mai 1928 erschien in der Zeitschrift des amerikanischen Ärzte-Verbandes ein interessanter Artikel unter der Überschrift "Die Milchkrankhcit und das Zittern". Darin heißt es:

"Aluminium hat eine merkwürdige allgemeine Wirkung, wenn es Zutritt in das Blut erlangt. Bei Siems Versuchen mit Tieren stellte es sich heraus, daß Säugetiere immer erst nach ein oder zwei Wochen starben, nachdem ihnen die Salze in die Adern eingeführt wurden. Bei Fröschen fand eine Lähmung des Zentral-Nervensystems statt, ohne daß das Herz und die Muskeln weiter beeinträchtigt wurden.
Die ersten Symptome bei Säugetieren erschienen nach drei bis fünf Tagen. Es stellte sich Hartleibigkeit, Gewichtsabnahme, Schwäche, Schlaffheit und Erbrechen ein. Später zeigte sich dann konvulsives Zittern, Krämpfe, Lähmung der Hinterbeine, Gefühllosigkeit des Mundes und der Kehle etc. Vor dem Tode stellte sich meist Diarrhöe, Anschwellung des Magens und der Därme, Herz- und Lcberverfettung ein und im Urin fand sich Aluminium."

Wie andere schwere Metalle wirkt Aluminium vergiftend auf die Gedärme und die Nieren, während andere Symptome direkt auf eine Einwirkung auf das Gehirn hinweisen. Diese Ergebnisse der Versuche Siems wurden auch von anderen Gelehrten bestätigt.
Ein anderer amerikanischer Arzt Dr. George Starr Whitc schreibt unter anderem:

"Viele können jahrelang Aluminiumgeschirr benutzen, ohne sichtbaren Schaden davonzutragen, während sich bei anderen alle Arten von Übeln zeigen, ehe sie an Herzleiden sterben. Da Aluminium ein schrecklicher Verheerer des Herzens ist, tötet es zweifellos Tausende, ohne daß es erkannt wird."

Es ist also offenbar, daß Aluminium den Erdboden vergiftet, die Pflanzen, die darauf wachsen, die Tiere, die diese Pflanzen fressen und die Menschen, die auf irgend eine Weise dieses Gift zu sich nehmen. Der Schreiber dieses glaubt, daß sicherlich die große Zunahme der Krebskrankheit eng mit dem vermehrten Gebrauch von Aluminium-Kochgeschirr im Zusammenhang steht."

Noch eine weitere Schreckensmeldung, an der auch die sonstigen Verschwörungstheoretiker ihre helle Freude haben dürften, vermag dieselbe GZ-Ausgabe zu offerieren:
„Das Kirchhofsfestmahl und die Presse
In Bennington in Kansas luden die Damen der Friedhofs-Vereinigung zu einem Festmahl im Kellergeschoß der Presbyterianerkirche ein, um dem Friedhof eine benötigte Summe zukommen zu lassen. Dieses Festmahl war natürlich in den Zeitungen angekündigt, und eine große Schar von Menschen strömte an dem betreffenden Tage zu dem "bekannt guten Essen" der Damen von der Friedhofsvereinigung. Am nächsten Morgen sprach es sich herum, daß fünfzehn der Teilnehmer des Essens an Vergiftungserscheinungen erkrankt waren. Bald hieß es, einige der Hühner, die einen Teil des Festmahls ausgemacht hatten, seien verdorben gewesen. Es waren alles von verschiedenen Seiten geschenkte Hühner, da in der ganzen Umgegend um freiwillige Gaben für dieses Festmahl gebeten worden war. Dies konnte jedoch nicht die Wahrheit sein; denn niemand, der an dem Festessen teilgenommen oder bei der Zubereitung geholfen hatte, wußte etwas von verdorbenen Hühnern. Manche der Erkrankten, deren Zahl inzwischen auf dreißig gestiegen war, hatten kein Huhn gegessen und manche, die viel Huhn gegessen hatten, waren gesund geblieben. Es stellte sich aber heraus, daß die Küche der Kirche neu mit Aluminiumgeschirr ausgestattet worden war, und daß offenbar eine Aluminiumvergiftung vorlag, da ein Teil der Speisen sehr lange in den Aluminiumgefäßen gestanden hatte. Die Zeitungen, die hierauf aufgefordert wurden, einen diesbezüglichen Bericht zu bringen, weigerten sich, dies zu tun, da es "gefährlich" sei. Der Redaktor der Zeitung zu Bennington erklärte zwar, der Bericht sei ihm sehr interessant und lehrreich, aber er könne ihn nicht drucken, weil es zu viele große Aluminiumfirmen gäbe, die daran Anstoß nehmen könnten. (Aus dem amerikanischen "Golden Age" Nr. 245)"

Auch die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" gleichen Datums (1. 6. 1929), wollte da nicht nachstehen, und lieferte gleichfalls Anti-Aluminum-Artikel. Da gewisse Passagen unterschiedlich sind, sei dieser Artikel auch noch nachfolgend dokumentiert:
„Noch einmal Aluminium
In Nr. 69 der Berliner Morgenpost findet sich ein Artikel „Das verleumdete Aluminium", und darunter die in jeder Beziehung unbewiesene und daher auch ungerechtfertigte Behauptung: „Kochtöpfe aus Aluminium nicht gesundheitsschädlich."
Wir zitieren einen Teil der Ausführungen nachfolgend:

„Seit einigen Jahrzehnten hat sich nun das Aluminium immer mehr Eingang in die Hauswirtschaft verschafft. Aluminiumtöpfe sind leicht, dauerhaft - wenn sie von guter Qualität sind -, und da Aluminium ein guter Wärmeleiter ist, spart man bei ihrer Benutzung Heizmaterial. Jahrelang war alle Welt entzückt über das saubere, praktische Werkzeug, - da erhob sich allmählich ein Gerede: in Aluminiumtöpfen gekochte Speisen seien gesundheitsschädlich. Die arme Blinddarmentzündung, als deren angebliche Ursachen schon so viele Dinge angegeben worden sind, vom verschluckten Kirschkern bis zum Emailsplitter von Geschirr und Borsten von Zahnbürsten, mußte natürlich auch diesmal wieder herhalten.
Ja, sogar die angebliche Zunahme der Krebskrankheit wurde dem Aluminium zur Last gelegt! Dabei ist noch nicht einmal bewiesen, daß der Krebs überhaupt so stark zugenommen hat, und über seine Ursache weiß man gar nichts."

Dann kommentiert das GZ seinerseits dazu:

„Daß in diesem Artikel behauptet wird, es sei überhaupt nicht nachgewiesen, daß der Krebs so stark zugenommen habe, wird zweifellos das Befremden jedes mit der Materie bewanderten Mediziners erregen. Ob der Einfluß von Aluminiumgiften im menschlichen Leibe auf die Erregung von Krebs einwirkt oder nicht, sei zunächst dahingestellt, aber der Schreiber des genannten Morgenpost-Artikels gibt selbst zu, daß sich bei längerem Kochen von Speisen Spuren von Aluminium lösen. Wir zitieren seine eigenen Worte:
„Selbst nach langem Kochen mit Fruchtsäuren werden nur Spuren von Aluminium gelöst. Es erfordert, so hat man in Amerika festgestellt, die sorgfältigsten chemischen Methoden, in diesem Fall überhaupt Aluminium im Kochgut nachzuweisen."

Und dann setzt sich der GZ-eigene Kommentar mit den Worten fort:
„Zu derselben Zeit, wo dieser Artikel unsre Aufmerksamkeit erregt, gelangt eine gleiche Abhandlung über diese Frage in der amerikanischen Zeitschrift „The Golden Age" in unsere Hand, in welcher unter der Überschrift „Die Aluminiumvergiftung in der Stadt Kansas" folgende Ausführungen gemacht werden:

„Im Februar 1927 fand in der Stadt Kansas in Amerika ein Kirchenfestessen der Eltern- und Lehrervereinigung statt. Von den 554 Teilnehmern dieses Festessens erkrankten 150 Personen innerhalb vierundzwanzig Stunden. Die Speisen waren mit den besten nur erlangbaren Zutaten bereitet und von einer Firma gekocht worden, die nie zuvor irgendwelche Ursache zu Klagen über die von ihnen zubereiteten Speisen gegeben hatte. Alle Speisen waren in neuem Aluminium-Kochgeschirr gekocht.
Die Leser des 'Goldenen Zeitalters', die den Artikel Dr. Betts aus Toledo gelesen haben, werden die Ursache der Erkrankung der 150 Personen, die den ersten Überzug losen Aluminiums aus den neuen Geschirren gegessen haben, kennen. Aber natürlich kannte sie keiner der Sachverständigen des Gesundheitsamtes, noch kennt sie irgendeine Zeitung oder würde sie bekanntgeben.
Der Grund dafür ist folgender: Jedes einschlägige Geschäft verkauft Aluminiumgeschirr, und jede Zeitung preist es an. Es ist nicht das idealste Kochgeschirr, und viele Menschen wissen das; aber es gehört zu unserer Zivilisation. Außerdem haben einige der einflußreichsten Leute Geld in den Aluminiumgesellschaften stecken. Darum würde es ein Sachverständiger des Gesundheitsamtes für sehr wenig ratsam halten, seinen guten Posten auf das Spiel zu setzen, indem er die hier offenbar ins Auge fallende Tatsache der Aluminiumvergiftung bekanntgeben würde.
Dr. Betts hörte von diesem Falle und bot dem 'Kansas Star' 500 Dollar zur Abhaltung eines weiteren Festessens mit denselben Speisen, von denselben Leuten zubereitet und wieder in vollkommen neuen Alumiumgeschirren gekocht. Er garantierte, daß, wenn die Speisen wieder dieselbe Zeit in den Geschirren stehen gelassen würden, mindestens wider ebensoviele Personen erkranken würden. Natürlich ging weder das Gesundheitsamt der Stadt Kansas noch der 'Kansas Star' auf diesen Vorschlag ein, und so blieb dieser Vergiftungsfall ein 'Geheimnis', wie die unendlich geliebte Ewige-Qual-Lehre und die Dreieinigkeitslehre der Geistlichkeit ein Geheimnis bleibt." - Soweit diese Zuschrift.

Wir (d. h. die Redaktion des GZ) greifen diese Frage nicht deshalb wieder auf, weil wir Polemik oder Auseinandersetzung wünschen, aber wir halten es für unsere Pflicht und Schuldigkeit, Dinge, von denen wir erkennen, daß sie nicht zum Vorteil der Menschheit sind, zu kennzeichnen, und dieser unsrer Verantwortlichkeit entledigen wir uns hiermit."

Auch über eine relative Erfolgsmeldung der Anti-Aluminiumkampagne, wusste das „Goldene Zeitalters" (Ausgabe Bern und Magdeburg) vom 1. 7. 1929 zu berichten:
„Die Herstellung von Aluminiumkochgeschirr eingestellt Die "Perfection-Aluminium-Gesellschaft" in Cleveland, Ohio hat die Fabrikation von Aluminiumkochgeschirr eingestellt. Es ist bekannt, daß diese Gesellschaft an den Geschäften Rockefellers beteiligt ist. Das ist besonders interessant angesichts der Tatsache, daß Dr. Murphy von dem Rockefeller-Institut in New-York, eine Organisation zur Erforschung der Krebskrankheit ins Leben rief und der Welt verkündet hat, daß der Krebs durch chemische Gärungen verursacht wird.

Während des Krieges waren die amerikanischen Soldaten mit Aluminiumgeschirren ausgerüstet und tausende von ihnen erkrankten an einer Krankheit, die man in Amerika "Schützengrabenmund" nannte. Man nimmt jetzt an, daß diese Krankheit auf ihre Aluminiumgeschirre zurückzuführen ist weil es eine bekannte Tatsache ist, daß Personen, die lang kein Aluminiumgeschirr im Gebrauch hatten, einen bösen Mund bekommen, sobald sie wieder in Aluminiumgeschirr gekochte Speisen essen. Es sind schon Fälle vorgekommen, wo dieses Übel nach dem Genuß einer einzigen Mahlzeit solcher Speisen auftrat."

Und da sich das „Goldene Zeitalter" mittlerweile auf das Thema Aluminium-Gegnerschaft „eingeschossen" hatte, wartet die Schweizer Ausgabe selbigen vom 1. 8. 1929 mit einer neuen diesbezüglichen Horrormeldung auf. Diesmal wird die GZ-Leserschaft wie folgt belehrt:
„Einige ungewöhnliche Ursachen und Folgen von Aluminiumvergiftung
Von Dr. med. G. Schmidt
(Dem amerikanischen "Golden Age" Nr. 249 entnommen)
Während der letzten sechs Monate habe ich alle meine Patienten auf Aluminiumvergiftung hin untersucht. Das Ergebnis meiner Untersuchung war, daß sechzig bis neunzig Prozent aller meiner Patienten, sowohl in akuten wie in chronischen Fällen an einer oder an mehreren Stellen des Körpers eine Aluminiumvergiftung aufwiesen. Aluminium ist also nach Syphilis die häufigste Ursache zu Vergiftung.

Man kann eine Aluminiumvergiftung durch alle Arten von Speisen bekommen, die in Aluminiumgeschirren gekocht oder auch nur in solchen gemischt worden sind, oder darin gestanden haben. Ich selbst stellte einmal Zeichen einer Aluminiumvergiftung an mir fest, nachdem ich einen einzigen Löffel voll Kartoffelsalat gegessen hatte, der in einer Aluminium-Schüssel gemischt worden war. Wasser, das in einem Aluminiumkessel gekocht ist, auch wenn dieser Kessel innen mit einer dicken Kalkschicht versehen ist, oder wenn es auch nur in einem Aluminiumeimer gestanden hat, ist vergiftet.

Wenn man gewöhnliches Röhrenwasser lange Zeit in einem Aluminiumeimer stehen läßt, bilden sich allmählich an der Innenseite des Eimers durch die Wirksamkeit der im Wasser enthaltenen Salze kleine Erhöhungen oder Knötchen, und das dauert fort, bis ein Loch in das Metall gefressen ist. Ich habe das zweimal an schweren Aluminiumbehältern beobachtet, bis ich erkannte, was es bedeutete. Kaffee, der in einem Aluminiumkocher gekocht wird, ist dunkler als anderer und hat einen Beigeschmack.

Die meisten Bonbons werden in Aluminiumgeschirren hergestellt, und sie bilden häufig die Ursache zu Vergiftungen. Ein einziges Frucht- oder Pfefferminz-bonbon kann innerhalb von zehn Minuten eine giftige Wirkung ausgeübt haben. In Amerika ist ein Aluminiumbackpulver sehr gebräuchlich. Dieses hat eine so stark vergiftende Wirkung, daß sogar ein Brustkind einen Kolikanfall bekam, nachdem die stillende Mutter ein einziges Stück mit solchem Backpulver hergestellten Kuchen gegessen hatte.

Viele unserer Medikamente haben, wenn sie in einem Aluminiumgeschirr gemischt worden sind, so viel von diesem Gifte in sich, daß der Patient in fünfzehn bis zwanzig Minuten die verschiedenen Salze des Aluminiums im Körper aufweist.

Ich habe dies mit zwei Tabletten bewiesen, die von zwei verschiedenen Firmen hergestellt waren. Das positive Ergebnis zeigte sich schon nach fünfzehn Minuten bei einem Patienten, der die in einem Aluminiumgeschirr gemischte Tablette genommen hatte, während an dem anderen Patienten, dessen Tablette nicht mit Aluminium vergiftet war, nach einer Stunde absolut noch keine Veränderung festgestellt werden konnte.

Die Symptome einer akuten Vergiftung durch auch nur eine mittlere Dosis sind ein eigenartiges Gefühl im Magen, das man als ein Mittelding zwischen Hunger und einem leisen Schmerz beschreiben könnte. Dieses Gefühl hält zehn bis zwanzig Minuten an, worauf eine Müdigkeit und Schlappheit einsetzt, die ungefähr vier bis acht Stunden anhält. Wenn man diese Symptome ein paarmal an sich selbst beobachtet hat, wird man sofort wissen, wenn man durch Aluminium vergiftet ist.

Das Gift muß durch die Nieren und den Mastdarm aus dem Körper ausgeschieden werden. Wenn sich der Körper von diesem Gifte reinigt, wird man Überreste davon in der Aftermündung, der Harnröhre und oft auch in der Samendrüse beim Manne feststellen können. Wenn die Verdauung in Ordnung ist und der Patient zwei bis drei mal am Tage ausleert, wie es sein sollte, kann dieses Gift ohne böse Folgen zu hinterlassen durch den Körper gehen. Aber bei Darmträgheit sammelt es sich an und dämmt sich auf, bis jedes Organ des Körpers damit geladen ist und das Gift schließlich durch Geschwüre etc. durchbricht. Ein Geschwür ist nichts weiter als das Bestreben des Körpers, ein chronisches Übermaß von Gift an dieser Stelle auszuscheiden. Dasselbe gilt auch von Krebs. Bei Krebs wird man immer finden, daß Natrium-Salze (Muriate) und Aluminium-Nitrate durch denselben ausgeschieden werden, und daß Potasche-Nitrate vorhanden sind. In ernsten Fällen wird Aluminium in der Leber, der Gallenblase und dem Blinddarm gefunden. In besonderen Fällen wie in Sinusitis bei geminderter Widerstandskraft irgendwelcher Drüsen, wie der Brust-Thyroid- und Geschlechtsdrüsen, in der Schleimhaut des Mundes, des Magens und der Dünndärme, zeigt es sich in Form von Geschwüren, in der Harnröhre und der Aftermündung als Entzündung oder als Geschwüre; auf der Haut als dunkle Flecken, Entzündungen oder Geschwüre, in den Nerven der Arme und Beine als Neuralgie. Außer ernstesten Fällen, wo viele Punkte angegriffen sind, gibt es auch Fälle mit nur einer oder zwei vergifteten Stellen im Körper.

Ein Knabe hatte ein schlimmes Auge und man dachte, es sei ihm etwas hineingeflogen. Es war aber nichts weiter zu finden als daß die Bindehaut des oberen Lides geschwollen war. Die Untersuchung ergab, daß sich eine Aluminiumvergiftung nur in einem Auge festgesetzt hatte, und zwar hatte der Knabe zwei Tage zuvor eine in einem Aluminiumtopf gekochte Suppe gegessen. Kein anderes Gift oder kein anderes Leiden war zu finden.

Bei einem Mann mit schweren Hüftschmerzen, der jahrelang ohne Erfolg auf Rheumatismus behandelt worden war, zeigte sich, daß sich den ganzen Nervenstrang entlang Aluminium festgesetzt hatte.
Bei einer Nachuntersuchung von 100 Fällen von Krebs fand ich diese Aluminiumvergiftung in einem jeden der Fälle. Ebenso fanden sich auch in allen Fällen Natronsalze (natrium muriate). Verstehen wir auch völlig, was das bedeutet? Man denke darüber nach und suche die richtige Antwort zu finden! Es ist der Mühe wert!

Mittels dieser leicht beweisbaren Untersuchungen erkennen wir also, daß diese Vergiftung fast allgemein ist, daß wir uns täglich eine solche zuziehen, ja sogar mehrmals am Tage. Indem wir unseren Körper mit diesem Gifte anfüllen, kann ein jedes einzelne Organ dadurch vergiftet werden und wir gewahren es erst, wenn das Leiden seinen Höhepunkt erreicht hat, indem sich der Körper an irgend einer Stelle des Giftes zu entledigen sucht Das kann bei einer jeden Krankheit ein wichtiger Faktor sein. ...
Es erhellt, daß es von höchster Wichtigkeit ist, über diese Dinge immer mehr zu erfahren und uns an ihrer Bekämpfung zu beteiligen, indem wir die Wahrheit darüber verbreiten, wo es uns nur möglich ist, und wir können sicher sein, daß die Wahrheit schließlich siegen wird."

Letzten Satz von der siegenden „Wahrheit" nochmals aufnehmend. Warum verleugnet die heutige WTG denn ihr „Kind"? Nach 1945 sind mir - bisher - jedenfalls keine WTG-Statements bekannt, die ausdrücklich auf jene frühere WTG-Kampagne bezug nehmen.

Die Stimmungsmache gegen das Aluminium, will im „Goldenen Zeitalter" einfach kein Ende nehmen. Auch die Schweizer Ausgabe selbigen, vom 1. 9. 1929, (Ausgabe Magdeburg 15. 9. 1929) offeriert einen neuen tendenziösen Bericht.
Selbiger führte aus:
„Aerztliches Gutachten über die Schädlichkeit des Aluminiumkochgeschirrs
(Dem engl. ..Goldenen Zeitalter" Nr. 250 entnommen)
Seit Dr. Chas. T. Betts in Toledo, Ohio, in seinem Buche "Eine Ansicht über Aluminium" in so mutiger und unerschrockener Weise zum Wohle der Allgemeinheit auf die Gesundheitsschädlichkeit des Aluminiumkochgeschirrs hinwies, haben sich trotz aller Opposition von Seiten solcher, die ein Interesse an der Blüte der Aluminiumindustrie haben, eine ganze Reihe von amerikanischen Ärzten, darunter die bedeutendsten Namen auf die Seite Dr. Betts gestellt und helfen in offener Weise, diese Massenvergiftung zu bekämpfen.

Die englische Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" veröffentlichte eine Liste von dreißig der bekanntesten Professoren und Doktoren der Medizin der Vereinigten Staaten, darunter auch Dr. Wilhelm Koch, den Leiter des Institutes für Krebsforschungen, und Dr. William Gies, Professor der biologischen Chemie an der Universität zu Cincinnati. Diese tüchtigen Gelehrten sind sich alle darüber einig, daß Aluminium, wenn innerlich eingenommen, vergiftend auf den Körper wirkt. Ihre Untersuchungen und Gutachten sind durchaus öffentlich und jedermann zugängig.

Eine große Anzahl der amerikanischen Wissenschafter hat sich auch offen darüber geäußert, daß der Gebrauch von Aluminiumkochgeschirr eine sehr häufige Ursache zu Krebs und ganz bestimmt der Grund für die erschreckende Zunahme der Krebskrankheiten überhaupt ist. Dr. med. Dewey, der Sekretär des Institutes für Krebsforschungen sagt:

Ein mächtiger, bisher noch nicht genannter Faktor, der mit der Ernährungsweise in Verbindung steht, ist Aluminium. Von Aluminiumkochgeschirren löst sich Aluminium durch destilliertes, wie auch durch gewöhnliches Wasser in solchen Mengen, daß es dem Heilungsprozeß der Krankheit entgegenwirkt. In Aluminiumkochgeschirr gekochte Speisen enthalten große Quantitäten Aluminium. Darum muß Aluminiumkochgeschirr zur Herstellung der Speisen für Krebskranke strengstens vermieden werden.

Wenn man Gemüse in einem Aluminiumtopf kocht, wird man nach Ansicht obengenannter Ärzte und Professoren stets ein Gift damit erzeugen. Der Name des Giftes wird durch die Art der Speise bestimmt, die man in Aluminium gekocht hat, aber jede Speise, ob sie säure- oder alkalihaltig ist, ist, wenn in Aluminium gekocht, vergiftet. Wenn man nun eine Speise von einer Mahlzeit zur anderen in Aluminiumgeschirr stehen läßt und dann aufwärmt, ist das sich entwickelnde Gift so stark, daß es zu ernster Erkrankung, ja sogar zum Tode führen kann.

Wenn man Wasser (zu Kaffee und Tee) in einem Aluminiumtopfe kocht, wird ein Gift erzeugt, das unter dem Namen Aluminium-Hydroxid bekannt ist, und das auf den Magen einwirkt.

Einer der obenerwähnten Ärzte äußert sich darüber:

"Der ständige Gebrauch von Aluminiumgeschirr führt zu Pellagra (flechtenartige Hautkrankheit) und oft zu Hämorrhoiden den ganzen Mastdarm entlang mit Magen- und Darmgeschwüren."

Dr. med. Wilhelm Held, der Direktor des Gesundheitsbundes der Verein. Staaten, sagt:

"Wenn jemand auf ärztliche Verordnung eine Aluminium enthaltende Arznei einnimmt und nebenbei noch in Aluminium gekochte Speisen genießt, nimmt er offenbar weit mehr Aluminium zu sich als ihm verordnet ist. Wenn man in Aluminiumgeschirr gekochte Speisen ißt, nimmt man dieses Gift, gleichviel ob man es braucht oder nicht, in unbeschränkten Dosen zu sich, je nach der Menge der Speisen, die in Aluminium gekocht worden sind. Wo nur Aluminiumgeschirr zur Bereitung der Speisen verwendet wird, wird das Gift dem Körper in allen Zusammensetzungen zugeführt."

Wenn man Eier in Aluminiumgeschirr kocht, wird Aluminium-Phosphat erzeugt. Wenn man gesalzenes Fleisch oder Fisch in Aluminiumgeschirr kocht, wird Aluminium-Chlorid erzeugt Professor Harry Wells von der Universität zu Chicago sagt:

"Die Aluminiumzusammensetzungen, die durch das Kochen von Speisen in Aluminiumgeschirr entstehen, können durch alle Teile des Verdauungskanals, vom Munde bis zum After, in den Blutkreislauf eindringen. Sobald diese Gifte die Wände des Verdauungssystems durchdrungen haben, kommen sie mit den roten Blutkörperchen in Berührung und bewirken, daß sich diese zusammenziehen oder klumpen. Dieses Klumpen der roten Blutkörperchen ist sehr gefährlich und führt zu Bleichsucht und einer Verminderung der roten Blutkörperchen."

Dr. Betts, der Herausgeber des Buches "Eine Ansicht über Aluminium", sagt:

"Wer es gewöhnt ist, in Aluminium gekochte Speisen zu genießen und vielleicht auch noch mit Aluminium enthaltenden Backpulver zubereitetes Gebäck zu essen, nimmt täglich zwölf bis fünfzehn Gramm Aluminium zu sich."

Wer nicht an die Gefahr der Vergiftung durch Aluminiumkochgeschirr glauben will, weil täglich in den Zeitungen so viel Aluminiumgeschirr angepriesen wird, sollte eingedenk sein, daß die Fabriken, die Aluminiumwaren herstellen, wie die Zeitungen, die diese Anpreisungen bringen, lediglich in ihrem Geschäftsinteresse handeln, nicht aber im Interesse an der allgemeinen Wohlfahrt. In allen zivilisierten Ländern ist der Verkauf und die Anpreisung von Aluminiumgeschirr und Aluminiumbackpulver gestattet, obwohl in Amerika gesetzlich verlangt wird, daß aluminiumhaltiges Backpulver die Aufschrift "Sodium-Aluminium-
-Sulphate" tragen muß. Man muß also die Gefahr kennen."

Auch in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1929, (Ausgabe Bern. Die Ausgabe Magdeburg hat den fraglichen Artikel offenbar in zwei Teile gesplittet. Insbesondere der zweite Teil dieses Artikels, in der Ausgabe Magdeburg dann am 1. 9. 1929, variiert), hagelt es wieder vermeintliche Gesundheitsratschläge. Wie gehabt, wird die Aluminium-Gegnerschaft dabei nicht vergessen. Das liest sich dann so:
„Eine große Hauptsache zur Verhinderung, von Krankheit ist, daß man alles Kochen und Stehenlassen der Speisen in Aluminiumkochgeschirr vermeidet. Jedes Partikelchen einer Speise, die in einem Aluminiumgeschirr zubereitet ist, ist vergiftet In Amerika haben eine große Anzahl der bedeutendsten Ärzte, Chemiker und Universitätsprofessoren, darunter Dr. Wilhelm Koch, dem Leiter der Gründung für Krebsforschung, nach eingehenden Untersuchungen und Forschungen erklärt, daß Aluminiumzusammensetzungen, wenn sie durch die Speisen in das Innere des Menschen eindringen, giftig sind."

(Anmerkung eben zitierte Anti-Aluminium-Passage lässt sich so in der Ausgabe Magdeburg nicht nachweisen. Der Grund dafür dürfte darin zu sehen sein, dass der WTG in Deutschland (im Gegensatz zur Schweiz), mittlerweile ein rauer Wind bezüglich ihrer Anti-Aluminium-Kampagne entgegenwehte.

Immerhin, hält die Magdeburger Ausgabe des GZ auch an der Anti-Aluminium-Einstellung fest, verabsäumt sie es auch nicht, diese „Sicherheit" zur Schau zu Stellen. So auch in einem abgedruckten Leserbrief in der Magdeburger GZ-Ausgabe vom 15. 8. 1929 (Ausgabe Bern 15. 9. 1929).
Über dessen „Aussagekraft" mag sich ja jeder so seine eigene Meinung bilden.

Wessen Geistes Kind indes diese Ratschlaggeber sind, macht dann die nachfolgende Bemerkung deutlich. Nachdem man also das Aluminium wieder mal attackiert hatte, geht es weiter mit dem Ratschlag (nur in der Ausgabe Bern nachweisbar):
„Schlafe auf der rechten Seite mit dem Haupte nach Norden, weil dann der magnetische Strom .der Erde mit deinem Hauptnervensträngen parallel läuft, anstatt ihn zu kreuzen. So werden deine Nerven beruhigt. Lege deine rechte Hand leicht auf deine linke Hüfte, so daß der rechte Ellbogen auf der Matratze ruht. Das wird allen Organen die größtmöglichste anatomische Freiheit gestatten."

Und dieses Quacksalber-Gequake wird dann noch zu allem Überfluss mit den Worten definiert:
„Darum erkenne und befolge die Naturgesetze, und du wirst gesund sein."

Wieso jene eben zitierten Schlafempfehlungen, „Naturgesetz" seien, mit welcher Begründung, und mit welcher Reputation. Wer auch auf diese Frage eine Antwort haben möchte, wird sie jedenfalls im „Goldenen Zeitalter" nicht bekommen.

Es verwundert auch nicht, angesichts der Quacksalber, die sich da im GZ verbreiten, dass man im selben Artikel auch den Satz vorfinden kann:
„Stets sollte man sich vor Impfungen und Serumeinspritzungen hüten. Vertraue hier ja nicht blind dem Rate der Ärzte oder den Anpreisungen solcher Mittel in der Tagespresse."

Zur weiteren Stützung der Aluminium-Gegnerschaftsthese, offeriert die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 6. 1929 (Ausgabe Magdeburg 1. 7. 1929) einen entsprechenden Leserbrief. Selbiger führte aus:
„Ein offener Brief an einen Zahnarzt
Seit vielen Jahren habe .ich an Magengeschwüren gelitten, habe eine lange Zeit im Hospital zu Toledo zugebracht und immer in ärztlicher Behandlung gestanden. Lange Zeit durfte ich nur von Milch und Eiern leben. Mein Zustand besserte sich etwas, aber ich wurde so schwach, daß ich nicht mehr meinen gewohnten Pflichten nachgehen konnte. Schließlich sagte der Arzt, die Krankheit müsse durch eine Zahnkrankheit hervorgerufen sein und riet mir, mir die Zähne ziehen zu lassen. Als ich nun zu Ihnen kam und Ihnen den Grund sagte, warum ich mir die Zähne ziehen lassen wollte, weigerten Sie sich es zu tun und gaben mir den Rat nichts mehr zu essen was in Aluminiumkochgeschirr gekocht ist und was mit aluminiumhaltigem Backpulver zubereitet ist. Nachdem ich nun ein Jahr lang Ihren Rat befolgt habe, drängt es mich Ihnen mitzuteilen, daß ich vollständig von meinem Leiden befreit bin. Schon nachdem ich acht Tage lang alles Aluminiumgeschirr gemieden hatte verspürte ich Besserung. Ich habe keine Medizin mehr genommen. Später bekehrte ich mit zu naturgemäßer Lebensweise, und dies im Verein mit dem Vermeiden alles Aluminiums hat mir das Leben gerettet."

Der aufmerksame Leser dieser Story, kann vielleicht auch registriert haben, das als Ort der Handlung Toledo genannt wird. Wer nun weiter recherchiert, dem fällt vielleicht auch noch auf, dass just jener Dr. Betts, welcher vom GZ als besondere Anti-Aluminium-Koryphäe herausgestellt wurde, ebenfalls besagtem Toledo zugeordnet wird. Offenbar versäumte jener Herr es nicht, sich allerlei Unterstützung zu versichern!
Wie auch immer. Die vorzitierte rührselige Story endete ja auch damit, dass der Berichterstatter sich nunmehr zu einer „naturgemäßen Ernährungsform" bekehrt habe. „Praktisch" wie das GZ nun mal so ist, liefert es dann noch gleich in der gleichen Ausgabe, solch eine Anleitung zur „naturgemäßen Ernährung".
Sogenannte Biobauern, werden selbige wohl wohlwollend registrieren. Aber das auch nur mit einem „lachenden Auge" . Ihr anderes „Auge" wird wohl eher weinen. Das „andere Auge" bestünde dann wohl darin, das Viehwirtschaft, für die sie ja der „Rohstofflieferant" der „Fleischindustrie" sind, bei diesem GZ-Rezept nicht sonderlich gut wegkommt. Wie auch immer, bilde sich jeder seine eigene Meinung dazu, was denn das GZ für eine „naturgemäße Ernährung" so so empfehlen weis. Es wird im nachfolgenden unkommentiert zitiert:
Einige Ratschläge zur Gesundheitspflege
Wer genügend Früchte und Gemüse ißt, braucht nicht nach dem Lebenselixier zu suchen. Grüner Salat, Spinat, Tomaten, Zwiebeln, Sellerie und andere Gemüse sind besser als alle Pillen und Tropfen der Apotheken Ein kluger Arzt, der wirklich wünscht, daß seine Patienten genesen, verschreibt ihnen viel Früchte und Gemüse als tägliche Kost. Er weiß, daß ein zu wenig von diesen Dingen zu Verstopfung führt, und ungenügende Ausscheidung hat immer andere Krankheiten zur Folge, die sich oft erst später bemerkbar machen.
Die Zwiebel als Heilmittel.
Weißt du, daß die Zwiebel eines der besten Heilmittel aus dem Gemüsereiche ist? Wer an Schlaflosigkeit leidet, sollte geröstete Zwiebeln mit etwas Vollkornbrot zum Abendbrot essen, und er wird angenehm von dem Erfolg überrascht sein. Einfacher Zwiebelsyrup (mit Zucker dick eingekochter Zwiebelsaft) ist das beste Heilmittel gegen Halsentzündung und Husten. Weißkraut ist ebenfalls ein wichtiger Faktor zur gesunden Ernährung, besonders ungekocht. Es hilft Zähne und Nägel aufbauen und fordert das Wachstum der Haare. Wer eine rheumatische Veranlagung hat wird durch den Genuß von viel rohem Weißkraut - auch Sauerkraut - Erleichterung erhalten. Sein Wert kann nicht zu hoch eingeschätzt werden. Rohes Sauerkraut- mit feingeschnittener Zwiebel vermischt und siedendem Tafelöl übergossen ergibt einen delikaten Salat Rote Rüben sind außerordentlich blutbildend. Sie helfen rote Blutkörperchen bilden. Außerdem sind sie ein Heilmittel gegen Hautkrankheiten und Gelbsucht Karotten und Mohren sind stark eisenhaltig. Wer schön zu sein wünscht, sollte täglich eine Mohre essen. Gekocht oder roh ist ihr Gewicht nicht mit Gold aufzuwiegen. Man versuche sie einmal roh zu reiben und mit einem geriebenen Apfel und ein paar Rosinen zu vermischen. Das ergibt einen köstlichen Nachtisch, Geriebene Mohren mit Majonaise ergeben einen vorzüglichen appetitanregenden Salat.
Trinkt Gemüsesaft
Sellerie hat einen großen medizinischen Wert. Er macht das Blut alkalisch, wie es normaler Weise immer sein sollte. .Auch wirkt er als ein gutes Nervenberuhigungsmittel. Niemals sollte man das Wasser, darin Gemüse gekocht wurde, weggießen, sondern es trinken, und man wird dadurch gesünder werden.
Der Körper bedarf öfters eines Groß-Reinmachens. Es ist außerordentlich notwendig, daß er innerlich wie äußerlich sauber gehalten wird. Tatsächlich ist ein sauberer Darmkanal von größerer Wichtigkeit als äußere Reinlichkeit. Alle Früchte und Gemüse helfen "das Innere des Hauses reinmachen". Besonders sind alle Beeren ein kostbares Geschenk der Natur an den Menschen, das nicht übersehen werden sollte.
Der König der Fruchte. Der Apfel ist der König der Früchte und sollte reichlich gegessen werden. Die alte Familienregel: "Ein Apfel am Tage hält den Arzt aus dem Hause" ist garnicht zu bestreiten. Der Apfel enthält Elemente, die den Körper vor Erkrankung bewahren. Der Apfel ist die beste Winterfrucht und das beste natürliche Abführmittel.
Bei einer jeden Mahlzeit sollte irgend eine Frucht oder ein Gemüse gekocht oder roh gegessen werden. Zum Frühstück ist eine Mahlzeit von Früchten vollkommen genügend, besonders für Leute mit sitzender Lebensweise.
Wenn diese Regel im Winter, wo man an und für sich mehr schwere und verstopfende Speisen genießt, befolgt wird, wird im Frühling keine Blutreinigungskur notwendig sein. Die sogenannte Frühlingskrankheit, unter der viele Menschen leiden, ist nichts weiter als eine Verstopfung des Darmsystems, infolge von zu viel Essen und zu wenig Reinigung. Dann bedarf es einer gründlichen Frühjahrsreinigung.
Wenn man den Kindern Früchte anstatt Süßigkeiten zu essen gibt, werden ihre Wangen mitten im Winter wie Rosen blühen, und die Arztrechnung wird erspart werden.
Tote Eßwaren
Die Hausfrau in der Stadt sieht in den Kaufläden allerhand verlockende Dinge in Büchsen und Paketen, die ihr zurufen: "Komm und kaufe uns, wir ersparen dir Zeit und Geldl" und sie kauft sie, weil sie nicht weiß, daß die Dinge in ihrer hübschen Aufmachung kein Leben und keine Lebenskraft in sich haben. Sie sind der Vitamine beraubt und kaum als Nahrungsmittel zu bezeichnen, da sie nur Balast für den Körper bilden, ohne ihm Kraft zu geben. Wer ein hohes Alter erreichen will, esse viel Gartenerzeugnisse, natürliche Nahrung, die Leben und Kraft in sich birgt"

Thematische kann man weiter vergleichen
Aluminiumstreit

Im Goldenen Zeitalter gelesen - eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. April 2014 06:31

Hoteldirektor Wagner unter den Erfindern
Für eine Erfindung „auf welchen die Welt wartete" macht sich wieder mal, die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 4. 1929 zum Multiplikator.

„Epochenmachend" sei sie, weis das GZ mitzuteilen. Und ihr Erfinder ein Hoteldirektor, der auf den stolzen Namen Richard Wagner hört.
Nun bekommt man in der Tat zu einem Richard Wagner in diversen Lexikas (in Musikerkreisen ohnehin), einiges mitgeteilt. Kommen Lexikas in die Verlegenheit, über verschiedene Personen gleichen Namens etwas berichten zu können, helfen sie sich damit, diese dann zu Numerieren.
Trotz dieser Option, brachte es aber doch wohl dieser Hoteldirektor Wagner nicht dazu, auch in ihren Spalten Erwähnung zu finden.

Hat Herr Hoteldirektor Wagner es vielleicht verabsäumt, seine Erfindung zünftig patentieren zu lassen? Oder was?
Wie auch immer. Es gab ja das „Goldene Zeitalter", welche es sich angelegen sein lies, in seinen Spalten, diese „Epochemachende Erfindung" zu „verwigen".
Was nun erfand Herr Hoteldirektor Wagner? Gemäß dem GZ das Nachfolgende:
„Eine Methode und ein Mittel geschaffen, die Schlaflosigkeit biologisch zu bekämpfen, und zwar mit Hilfe einfacher, aber sinnreich konstruierter Häubchen und Kissen. Man legt beim Zubettgehen ein elegant aussehendes seidenes Häubchen an, befeuchtet ein dazugehöriges kleines Kissen mit einer Tinktur aus Pflanzen, die biologisch eingestellt ist und nach biochemischen Grundsätzen gewonnen - also vollkommen giftfrei, oder legt das Haupt auf ein elegantes Seidenkissen, ebenso behandelt, und man befindet sich bald in Morpheus Armen, um nach erquickendem, tiefem, ruhigem Schlaf morgens erfrischt und gestärkt und frohen Mutes zu erwachen.
Zu beziehen sind die Häubchen und Kissen durch Dir. Rich. Wagner. Dresden N 6, Bautzner Str. 34, II, Hyg. Laboratorium."

Na da werden aber bei Herrn Wagner in Dresden, dank der treudoofen Kundschaft des GZ, die Kassen „prächtig geklingelt" haben

Rollin Jones
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. April 2014 08:06
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Weil das GZ gerade schon mal bei Erfindungen angelangt ist, auf welche „die Welt wartete", stellt die GZ-Ausgabe vom 1. 4. 1929, noch einen zweiten Erfinder vor. Einen Dr. med. Rollin Jones im sonnigen Kalifornien wohnhaft. Und wo es sonnig ist, da soll ja auch der Weinanbau prächtig gedeihen. Und siehe da „Erfinder" Rollin Jones kam da auf eine Idee.

Die Krebskrankheit - sicherlich eine Geißel der Menschheit, und Sonnengereifter Wein. Das ganze zu einer prächtigen Symbiose zusammengewürfelt, sich einer geeigneten Multiplikator-Plattform, namens „Goldenes Zeitalter" bedienend, und schon ist sie fertig die „epochemachende Entdeckung".

Nur wie das in der bösen Welt so ist. Die klassische Schulmedizin, will immer noch nicht Ja und Amen zu diesem Weintraubenkur-Rezept sagen.

Das aber, wie man auch aus anderen Beispielen zur Genüge weis, hat die Stammleserschaft des „Goldenen Zeitalters" noch nie sonderlich gekümmert.
19302Weintraubenkur
„Dr. Eisenbart" bekommt Konkurrenz
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. Juli 2014 02:02
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
Da wird wohl selbst der „Dr. Eisenbart" sich noch im Grabe vor Neid umdrehen. Besagter „Dr. Eisenbart" war ja bekanntermaßen jener „Wunderdoktor" der da machen konnte, dass Blinde wieder gehen, und Lahme wieder sehen.
Selbst der wird wohl „vor Neid erblassen", könnte er erfahren, über welche „Allerweltweisheit" auf dem Gebiete Gesundheitsratschläge, die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 7. 1929 (Ausgabe Magdeburg 15. 7. 1929) wieder einmal berichtete. Letzteres führte aus:
„Professor Arnold Ehret, der vor einigen Jahren durch einen Unglücksfall ums Leben kam, hatte den richtigen Gedanken, wenn er sagte, daß es nur eine Krankheit gebe, und diese sei die zehn Pfund unausgeschiedene überflüssige Materie, die fast jeder Mensch sein Leben lang mit sich herumtrage.
Ehret war der erste, der den Gedanken aussprach, daß die weiße Rasse eine unnatürliche, und kranke sei. Er sagt:

"Vor allen Dingen fehlt uns das farbige Pigment der Haut, infolge eines Mangels an färbenden Mineralsalzen, und zweitens ist das Blut beständig mit weißen Blutkörperchen, Mucus oder Schleim genannt, überfüllt, und daher kommt das weiße Aussehen des ganzen Körpers. Die Poren der Haut eines weißen Menschen sind mit weißem vertrocknetem Schleim verstopft, und sein ganzes System ist inwendig und auswendig damit angefüllt. Kein Wunder, daß er weiß, blaß und kränklich aussieht. Jedermann weiß, daß große Blässe ein schlechtes Zeichen für die Gesundheit des Menschen ist.
Als ich mit meinem Freunde bei einer schleimfreien Kost monatelang in einem Luft- und Sonnenbad zubrachte, sahen wir aus wie die Indianer und alle Leute glaubten wir gehörten einer anderen Rasse an. Dieser Zustand rührte zweifellos von der großen Anzahl roter Blutkörperchen und dem Mangel an weißen her. Ich kann genau beobachten, wie mein Körper einen Schein von Blässe bekommt, wenn ich am Tage vorher ein Stück Brot gegessen habe."

Um uns einen Begriff davon machen zu können, was wir mit uns herumtragen, nachdem wir eine sorgfältig zubereitete, kostspielige, appetitanregende und ungesunde Mahlzeit zu uns genommen haben, schlägt uns Professor Ehret vor einmal folgendes Rezept zu versuchen:

"Das nächste Mal, wenn Sie wieder vor Ihrem Sonntagsessen sitzen, lassen Sie sich eine zweite Portion von allem was Sie essen, in einen Kochtopf tun, genau dasselbe Quantum, was Sie sonst essen und trinken. Rühren Sie es gut um; und stellen es auf einen Ofen, wo Sie es für eine halbe Stunde bei Blutwärme erhalten. Dann decken Sie den Topf zu und lassen es über Nacht stehen. Wenn Sie am nächsten Morgen den Deckel von dem Topfe heben, wird Sie eine Überraschung erwarten, die Ihnen den Appetit vergehen läßt"

Wie alle, die sich besonders mit der Frage der Ausscheidung befaßt haben, bekehrte sich Professor Ehret zu der Nahrung, die im Garten Eden für den vollkommenen Menschen vorgesehen war, [Hervorhebung nicht im Original]

und er sagte von Fleischnahrung: "Sobald ein Tier getötet ist, befindet sich das Fleisch mehr, oder weniger in der Verwesung. Dann wird es noch dem zerstörenden Prozeß des Kochens ausgesetzt. Kein fleischfressendes Tier würde von gekochtem Fleische leben können. Die Tiere müssen es frisch und roh mit Blut und Knochen fressen. „

Unsere Aufmerksamkeit darauf lenkend, daß kein Tier Nahrung zu sich nimmt, wenn es krank ist, nur der Mensch, sagt Ehret:

"Wenige wissen, wie schrecklich unsauber das Innere des Körpers durch die lebenslange Gewohnheit, zehnmal mehr als nötig zu essen, aussieht. Wenn der Durchschnittsesser, auch wenn er sich in sogenannter "vollkommener Gesundheit" befindet, drei oder vier Tage fastet, strömt sein Atem,, sein ganzer Körper, wie seine Ausscheidung einen ekelhaften Geruch aus, der beweist, daß sein Körper durchweg mit verfaulten, schlechten Stoffen angefüllt ist, die auf keine andere Weise hineingekommen sind, als durch das Essen. Dieser angehäufte und sich beständig mehrende Unrat ist seine latente, "unbekannte" Krankheit, und wenn die Natur durch irgend einen Anstoß etwas von dieser schlechten Masse ausscheiden will, was man allgemein "Krankheit" nennt, so sucht man diese Krankheit zu "heilen", anstatt mit essen aufzuhören und zu fasten, um die Ursache der Krankheit nicht noch zu vermehren."

Obwohl Professor Ehret viel vom Fasten hält und an sich und andern oft Fastenkuren mit gutem Erfolg durchgeführt hat, empfiehlt er doch sich einer solchen Kur nur mit Vorsicht und unter Aufsicht zu unterwerfen, da sie falsch angewendet, zum Tode führen kann.
Er sagt:
"Wenn ein Patient während seines Lebens jemals Medikamente zu sich genommen hat, die gleich dem Abfall der Nahrung im Körper aufgespeichert sind, kann sein Zustand leicht sehr ernst, wenn nicht gar gefährlich werden, wenn diese Gifte beim erstmaligen Fasten in den Blutkreislauf eintreten. Es kann geschehen, daß Herzklopfen, Kopfschmerzen und Nervosität einsetzen und in manchen Fällen Schlaflosigkeit. Ich habe gesehen, daß Patienten Medikamente ausschieden, die sie vor vierzig Jahren eingenommen hatten. Ein Mann, der bisher von einseitiger Fleischkost gelebt hatte, unterbrach sein Fasten nach einer Woche, indem er Datteln aß, und mußte an der Wirkung sterben. Ein Mann, der über sechzig Jahre alt war, fastete 28 Tage (eine zu lange Zeit). Seine erste Mahlzeit bestand dann in der Hauptsache aus gekochten Kartoffeln. Er wurde so krank, daß sich eine Operation nötig machte, und bei dieser zeigte es sich daß die Kartoffeln in den Darmfalten in dickem klebrigem Schleim stecken geblieben waren. Es mußte ein Stück Darm herausgeschnitten werden, und der Patient starb bei der Operation.
Im ersten Falle hatten sich bei diesem ausschließlichen Fleischesser während seines Fastens schreckliche Gifte im Magen gelöst, die sich mit dem konzentrierten Fruchtzucker der Datteln vermischten, was eine so starke Gärung mit kohlensauren und anderen Gasen hervorrief, daß der Patient die Erschütterung nicht überstehen konnte.
Im zweiten Falle hatte der Mann entschieden zu lange für sein Alter gefastet, ohne sich in der richtigen Weise darauf vorbereitet zu haben.

Professor Ehret glaubt, daß die Wirkung von Rohkost wie ein Besen auf den Schleim in den Gedärmen wirkt, während eine Milchdiät den Därmen vollständige Ruhe verleiht und einige der Verstopfungen ausscheiden hilft. Nachdem er in seinem Buche eine Liste aller Gemüse und Früchte, die er als zuträgliche Nahrung des Menschen empfiehlt, aufgeführt hat, sagt Prof. Ehret:

"Wer immer ohne Erfahrung zu dieser Diät übergeht, wird, gleichviel, ob er gesund oder krank ist, enttäuscht sein und seinen Glauben an den Nutzen der Rohkost verlieren, sobald sich Krisen einstellen, das heißt, wenn eines Tages eine große Menge unverdauter Stoffe, Schleim, Unrat und andere Gifte in die Zirkulation aufgenommen werden und eine große Ausscheidung eintritt. Das ruft gleichzeitig eine große, fast unbezwingbare Gier nach der gewohnten falschen Nahrung hervor. Dies kommt daher, weil die Natur durch die Zirkulation den Abfall dieser Speisen ausscheidet und wenn dieser in den Kreislauf des Körpers eintritt, wird die Gier erregt.

Die idealste und gleichzeitig naturgemäßes Lebensweise ist, während der entsprechenden Jahreszeit nur von einer Art Frucht zu essen. Wenn man diese Diät eine Zeitlang durchgeführt hat, wird man bald merken, daß man sich gesättigter und besser ernährt fühlt als wenn man alle Arten von Früchten durcheinander ißt. Wenn man sich nicht wohl dabei fühlt, ist der Grund der, daß man zuviel gelösten Schleim und wahrscheinlich alte Medikamente in sich hat, die in den Kreislauf eingetreten sind. Dann sollte man ein paar Tage lang nur gekochtes Gemüse essen und damit die Ausscheidung vermindern."

Sehr vernünftig erscheint uns auch, wenn Professor Ehret weiter sagt, man sollte sich den Körper als einen Mechanismus aus einer gummiartigen Substanz denken, der Zeit seines Lebens durch zuviel Essen übermäßig ausgedehnt worden ist Daher wird die Funktion des Organismus beständig durch einen unnatürlichen, übermäßigen Druck des Blutes und der Gewebe behindert. Sobald man mit essen aufhört, weicht dieser Druck, die Zugänge zu dem Kreislauf ziehen sich zusammen, das Blut wird konzentrierter, und das überflüssige Wasser wird ausgeschieden. Das geschieht während der ersten Tage und der Fastende wird sich sehr wohl befinden. Dann aber, wenn der Durchmesser der Zugänge immer kleiner wird, werden die Hemmungen für den Kreislauf stärker; denn das Blut muß durch viele Teile des Körpers gehen, besonders in die Gewebe, bis der klebrige Schleim überall verdrängt ist und sich von den inneren Wänden gelöst hat. Mit anderen Worten, der Blutstrom muß den Schleim und die Gifte überwinden, lösen und zur Ausscheidung in die Nieren tragen. Eines Tages wird sich also der fastende Patient schwach fühlen - das ist, wenn der Unrat in den Blutkreislauf aufgenommen wird - er wird unruhig schlafen, und schlecht träumen. Dann wird zweifellos eine Beunruhigung und Zweifel an der Richtigkeit der Methode eintreten, die davon herrührt, daß Gifte mit dem Blutstrom durch das Gehirn gehen ...

Man vergleiche ergänzend auch den Bericht zur GZ-Ausgabe vom 15. 10. 1923
Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise 1923

„Eine gewöhnliche Erkältung"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. Juli 2014 03:42
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Man ist ja schon vom „Goldenen Zeitalter" einiges gewöhnt, an Begünstigung des Heilpraktiker-Milieu.
Die Schweizer Ausgabe selbigen, vom 15. 7. 1929 (Ausgabe Magdeburg 15. 9. 1929), bietet wieder mal eine „Spitzenleistung", diesbezüglich. Nicht selten zeigt sich, das zwischen religiöser und medizinischer Quacksalberei, der Weg kurz, ziemlich kurz ist.
Was das GZ in Sachen Erkältungskrankheiten, so von sich gibt, läuft ja auf ein altbekanntes Strickmuster hinaus.
Fort mit der Schulmedizin, Dafür die Heilpraktikerszene auf den Thron erheben.
Man liest in genannter GZ-Ausgabe:

Eine gewöhnliche Erkältung
Von Dr. med. E. Cutler
In einer amerikanischen Zeitung vom 11. Januar 1928 steht auf der ersten Seite in fettgedruckter Überschrift: "Die Wissenschaft bietet ein Vermögen für die Auffindung eines Heilmittels gegen Erkältung! Der John Hopkins - Universität wurde heute eine Spende von 195.000 Dollars zur Erforschung des Ursprungs, der Natur und der möglichen Heilung einer gewöhnlichen Erkältung ausgesetzt. Die Spende, John Able-Fond genannt, wurde von der chemischen Vereinigung gemacht.
Das ist in Übereinstimmung mit der Aussage eines Arztes aus Chicago, der sagte:
  "Wir müssen offen bekennen, daß wir nicht einmal eine gewöhnliche Erkältung heilen können"

Und dazu kommentiert dieser GZ-Autor:
„Ist es nicht seltsam, daß uns die Ärzte nach fünfzigjähriger Arbeit an der Keimtheorie, wobei hunderte von verschiedenen Arten von Keimen benannt und hunderte von Mitteln zum Töten der Keime hergestellt worden sind, immer noch erzählen, daß die Krankheiten durch Keime verursacht werden?
Nach ihrem kurzsichtigen Urteil wird darum eine Erkältung durch Keime verursacht; und doch ist nach Jahrtausende langem Suchen noch kein Mittel gefunden worden, womit die Keime, die zu einer gewöhnlichen Erkältung führen, hätten getötet werden können. In welcher Richtung werden nun wohl Forschungen unternommen, wenn diese durch eine so große Summe unterstützt werden? Vielleicht haben wir wieder eine neue Art von Medizin zu erwarten, die innerlich oder äußerlich angewendet oder direkt dem Blutkreislauf eingeimpft werden soll, vielleicht ein neues Mittel, das inhaliert wird, wie solche durch die Zeitungen schon so viel empfohlen werden. Aber sicherlich wird keiner der Forscher verkündigen, was ich behaupte, nämlich daß eine gewöhnliche Erkältung überhaupt nicht durch Keime verursacht wird, noch je verursacht worden ist oder es werden wird.

Sie wird verursacht durch den schmutzigen, sauren und vergifteten Zustand unseres Fleisches und Blutes, den unsere schlechten Lebensgewohnheiten hervorgerufen haben. Flüssigkeiten zum Einreihen und Medizin können ebensogut auf das Lampengestell oder einen anderen Gegenstand gegossen werden. Dort werden sie ebensogut tun und weniger Schaden anrichten, es sei denn wir entfernen erst die Ursache, das heißt unsere tägliche Vergewaltigung der Naturgesetze (die Gesetze des Schöpfers) durch unsere üblen Gewohnheiten.

Mit üblen Gewohnheiten meine ich nicht das, was man gewöhnlich als solche bezeichnet, wie schlechte Ausdrücke, Unaufrichtigkeit, Klatsch etc. sondern ich meine die üble Gewohnheit, der Kräfte beraubte Speisen zu essen, wie weißes Mehl, gebläuten Zucker, polierten Reis etc., Kaffee, Tee, Kakao zu trinken, die Speisen ungenügend zu kauen und sie durch Getränke hinunterzuspülen. Man darf vor, nach und während der Mahlzeit trinken, aber niemals die Speisen damit hinunterspülen.

Oft geschieht es auch, daß an sich gesunde Speisen genossen werden, aber bei falscher Zusammenstellung. So ist es zum Beispiel eine sehr üble Angewohnheit bei einer Mahlzeit Stärke und Eiweiß oder Stärke und Säure oder Milch und Fleisch zu essen.
Ich kann Ihnen für 1.95 Dollars anstatt für 195.000 die Ursache für Erkältung angeben und ebenfalls, wie eine solche zu heilen ist.
Wenn sich bei unseren Schulkindern Halsentzündung zeigt, wird ein Abstrich des Belags an das Gesundheitsamt geschickt, und wenn dort ein Keim gefunden wird, der gewöhnlich in dem zu finden ist, was sie Diphteritis nennen, behaupten sie, dieser Keim hätte die Halsentzündung verursacht. Eine solche Behauptung ist ebensowenig berechtigt, wie wenn ich sagen würde, daß die Geier an dem Aas, das sie fressen, schuld sind, oder daß die Fliegen den Misthaufen, den sie umschwirren, verursacht hätten.
Das nächste, was das Gesundheitsamt tut, ist, daß jedes Kind Gegengift bekommt. Es werden dann alle untersucht die mit dem kranken Kinde in nahe Berührung gekommen sind, und alle, bei denen ein Keim, der sich gewöhnlich bei Diphteritiskranken zeigt, zu finden ist, werden als Diphteritisträger bezeichnet. Das bedeutet, daß sie, trotz dem sie sich wohl fühlen und fieberfrei sind, als für ihre Mitmenschen gefährlich bezeichnet werden. Lehrer oder Kinder, die das Pech haben, daß bei ihnen ein solcher Keim gefunden wird« werden sofort isoliert, bis sich die Art ihres Schleims geändert hat. Dann verändert sich auch der Charakter dieser Keime oder sie verschwinden.

Dr. Rosenow von der Mayo-Klinik verwandelte eine Art von Keimen in die andere und dann wieder in die ursprüngliche Art zurück, einfach indem er das Medium veränderte, in dem sie wuchsen. Dasselbe Experiment wurde auch in Deutschland und Frankreich gemacht und damit der positive Beweis erbracht, daß der Charakter der Keime von der Beschaffenheit des Bodens abhängt, auf dem sie wachsen, oder von dem Zustand des Individuums.
Die Kehle eines solchen "Trägers" kann in weniger als 48 Stunden von den Diphteritiskeimen gereinigt sein, wenn durch eine gründliche Ausscheidung das Blut gereinigt wird. Reines Blut wird alle Schleimteilchen aus dem Körper ausscheiden in dem Diphteritis oder irgend welche andere Keime leben können. Am sichersten werden die Keime durch die Ausscheidungen des Körpers getötet, die von dem reinen Blut ausgestoßen werden. Sie gedeihen im Unrat, und darum ist es notwendig, daß sich der Mensch rein erhält, rein an Körper und Geist und seiner Umgebung.

Darum müssen zuerst die Menschen darüber belehrt werden, welches ihre üblen Gewohnheiten sind und wie sie ihre Körper von faulen Giften, von denen ihr ganzes Fleisch durchdrungen wird, reinigen können. Dann wird die Natur, als das einzige Hilfsmittel die Krankheit heilen. Die einzige Hilfe, die wir dabei leisten können, ist, daß wir die säuernden Gifte aus dem Blute und den Geweben treiben.

Man sollte niemals erwarten, sich eine Heilkur für eine Erkältung oder irgend eine andere Krankheit kaufen zu können. Solche Kuren sind um keinen Preis erhältlich, es sei denn um den Preis einiger Bemühungen, die wir selbst machen. Nur durch Blutreinigung kann eine Krankheit geheilt werden. Wenn man über unsere schlechten Gewohnheiten belehrt wird, erhält man auch Belehrung darüber, wie wir unser Blut reinigen und es rein halten können, das heißt was wir essen und was wir nicht essen sollen. Eine richtige Ernährungsweise ist das Geheimnis einer beständigen Gesundheit, aber erst nachdem man das Blut gereinigt hat. Es ist wirklich der Mühe wert.

Der anormale Zustand des Blutes ist, wenn es alkalisch, das heißt laugenhaft ist, ein Zeichen dafür, daß es Säuren und Gifte enthält. Und dann setzt von der Geburt bis zum Tode eine Krisis nach der anderen ein, die wir Erkältung, Masern, Grippe, Asthma, Rheumatismus, Zuckerkrankheit etc. nennen.
Die einzig rationelle Behandlung einer Erkältung oder anderer Krankheiten ist durch richtige Ausscheidung den vergifteten Körper von dem vergifteten Blute zu reinigen und die Erkältung, sowie alle anderen Krankheiten werden verschwinden.

Ich kann zum Beispiel einen Kranken wegen einer gewöhnlichen Erkältung oder wegen chronischer Magenbeschwerden behandeln, der zugleich zuckerkrank ist. Indem der Körper von den Giften gereinigt wird und ihm die Mineralien zugeführt werden, die das gesäuerte und alkalische Blut und die Gewebe neutralisieren, wird auch der Zucker verschwinden, auch wenn ich nichts davon weiß, daß der Patient zuckerkrank ist. Es ist also durchaus nicht nötig einen Patienten Tage, Wochen oder Monate lang zur Beobachtung in ein Krankenhaus zu bringen. Wenn man die Grundursache aller Krankheit kennt und weiß, wie man die Gifte aus dem Körper bringen kann, kann jeder zu dem Gesundheitszustand, der für seinen Körper der normale ist, gebracht werden, wenn er sich nur ein wenig Mühe geben wird, selbst mitzuhelfen.

Mit der Erkenntnis, wie wir richtig zu leben haben, kommt ein Gefühl des Selbstvertrauens, eine Befreiung von dem Gefühl des Alterns und der Hilflosigkeit durch Kranksein. Mit diesem Verständnis wird ein gewisses Loslösen von den Gepflogenheiten und Gewohnheiten der Allgemeinheit Hand in Hand gehen. Es ist nicht Launenhaftigkeit oder Wunderlichkeit, sondern die Erkenntnis, daß man mehr vom Leben haben kann, um dem Leben mehr zu geben, wenn man eine andere Lebensweise als die anderen einschlägt. Es wird uns nichts ausmachen, ob wir belächelt werden und die Macht der Gewohnheit wird uns nichts anhaben, wenn wir wissend sind"

"Dr. Eisenbart"

Insulin
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. September 2014 05:11
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Das „Goldene Zeitalter" (Schweizer Ausgabe) vom 15. 9. 1929, meint das Ende des Insulin wahrzunehmen. Wörtliches Zitat:
„Das ist nun das Ende von Insulin."

Der Gesamttext der in Rede stehenden Notiz lautet:
„Nicht eine Heilung durch Insulin.
In einer französischen medizinischen Fachzeitschrift sprechen sich die Ärzte darüber aus, daß nicht eine einzige Heilung von Diabetikern (Zuckerkranken) durch Insulin, das erst so viel gepriesene Mittel, gelungen ist. Ein Spezialist für Zuckerkrankheit sagt, daß von den ersten vierundzwanzig Fällen, die er mit Insulin behandelt hat, nicht ein einziger zu wirklicher Heilung geführt hat. 12 dieser Patienten starben binnen drei Jahren. Das ist nun das Ende von Insulin."

Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass jene Meldung via der beim GZ hoch im Kurs stehenden Heilpraktikerszene in dieses Blatt gelangt ist. Auch als Laie kann man sich ja vorstellen, dass zur Gewinnung selbigen, einiger technischer Aufwand vonnöten ist.
Das Dogma der Heilpraktikerszene hingegen lautet ja, sich der „Apotheke Gottes" zu bedienen. Vereinfacht dargestellt, wähnen diese Kreise ja. Es gäbe irgendein Kraut das gewachsen ist, dass für diese oder jene Krankheit gut sei. Den Aufwand den die Schulmedizin da betreibt, ist in dieser ideologischen Sicht eigentlich „überflüssig".

Kommen nun Meldungen zu Gesicht dieser Kreise, die eben auch davon künden. Der Weg der Schulmedizin ist nicht selten ein steiniger Weg. Dann können wohl diese Kreise eine gewisse Häme nicht unterdrücken. So, dürfte dann wohl auch die vor zitierte Insulin-Meldung einzustufen sein.

Nun kann ich als Nichtmediziner in der Tat nicht das Für und Wider in Sachen Insulin beurteilen. Aber offensichtlich scheint mir doch das eine zu sein. Trotz des Todes-Gesang für selbiges, durch das GZ, existiert es weiter und wird in bestimmten Konstellationen auch durch die Schulmedizin weiter verwandt.

Folgt man etwa einem Artikel in der Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Insulin
kann man daraus entnehmen. So übermäßig lange gibt es jenes Insulin wohl noch nicht, wofür denn auch der Satz zu stehen scheint:
„1923 erhielten Frederick Banting und John James Richard Macleod den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für die Entdeckung des Insulins".

Die Quacksalber des GZ haben wieder einmal zu früh gefeiert!
Das traurige an der ganzen Sache ist nur, dass in gewissen Kreisen solche Quacksalber, nach wie vor hoch im Kurs stehen!

Zur Vermeidung von Missverständnissen.
Nach 1945 gibt es auch einige Belege in der WTG-Literatur, welche von der Verwendung des Insulin künden. Es wird darin nicht „verteufelt". Indes gab es ja die Bluttransfusions-Verweigerung der Zeugen Jehovas vor 1945, so auch noch nicht.
Mit anderen Worten: es sind Entwicklungen möglich.
Generell ist die Favorisierung der Heilpraktikerszene durch die offizielle WTG, nach 1945 „zurückgefahren" worden.

Unbeschadet dieses Umstandes, floriert sie nicht selten in ZJ-Kreisen allerkräftigst weiter. Dann eben als „Privatentscheidung", ohne ausdrücklichen „Segen von oben".
Dennoch ist es notwendig, immer wieder mal auf die „Wurzeln" aufmerksam zu machen.
Dieselbe Ausgabe des Schweizer „Goldenen Zeitalter" enthält übrigens auch einen gegen das Impfen gerichteten Artikel, welcher unter anderem mit dem Satz „glänzt":
„Denkende Menschen machen lieber die Blattern durch, als daß sie sich impfen lassen, weil durch die Impfung der Same von Syphilis, Krebs, Geschwüren, Rose, Skrophulose, Schwindsucht und vielen anderen schweren Leiden in den Körper getragen werden kann. Darum ist das Impfen ein Verbrechen."

„Dr. Eisenbart" teilt in einer Sprechstunde seinen Patienten (kostenpflichtig) mit 
geschrieben von:  Drahbeck 
Datum: 10. November 2014 06:14
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 11. 1929, fühlt sich bemüssigt ihrer Leserschaft die nachfolgende Meldung weiter zu geben:

„Henry Ford hat eine gute Verwendung für die Geistlichkeit gefunden
In einem Artikel in dem Red. Book-Magazine schreibt er:


"Die Geistlichen sollten, anstatt immer über das Trinken zu predigen, ihre Zeit lieber dazu verwenden, die Leute zu lehren, was sie zu essen haben, denn wenn sie sich über diesen Punkt richtig informieren würden, würden sie vielleicht ihre Gier nach Alkohol verlieren."

Das ist ein ganz guter Gedanke, da fände doch die Geistlichkeit auch noch eine nützliche Beschäftigung."

So so, mag man dazu nur einstweilen sagen.
Jetzt erwischte das „Goldene Zeitalter" offenbar der „Fluch der guten Tat". Mit anderen Worten, es hielt es für angemessen die eigenen Empfehlungen auch in die Praxis umzusetzen.
Was dabei herauskam, sei doch mal etwas näher kommentiert:

Dr. „Eisenbart" - Pardon, so nannte er sich ja wohl nicht selbst so. Also beschränken wir uns ersatzweise auf den Namen „Dr. Namenlos". 
Besagter „Dr. Namenlos" hielt wieder einmal eine seiner heiß begehrten Lehrstunden ab. 
„Heiß begehrt" dann aber wohl nur von der Klientel, für die das „Goldene Zeitalter" das „Leib- und Magenblatt" war. 

„Leib- und Magenblatt", diese Bezeichnung erscheint mir so unpassend nicht zu sein; denn besagter „Dr. Namenlos" geht in der Tat „gnadenlos" mit Leib und Magen zu Gericht. Das ganze ist dann „bewunderbar" in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 11. 1929 (Magdeburger Ausgabe schon am 1. 10. 1929). 

Tja und was wusste „Dr. Namenlos" diesmal so „Revolutionierendes" mitzuteilen? 
Nun man kann es ja auch heute noch beobachten. Es gibt „dünne" und es gibt „dicke" Menschen. Nicht selten registriert man auch noch. So mancher der „Dicken" ist eigentlich nicht so recht zufrieden mit seinem Schicksal. Und siehe da, sieht man sich weiter um, gibt es sogar diverse Anbieter vermeintlicher „Wundermittel", welcher dieser Klientel „Abhilfe" versprechen, gegen kostenpflichtige Nutzung ihrer „Wundermittel" versteht sich. 

Die Problemlage ist wohl nicht erst seit heute existent. Schon „Dr. Namenlos" hat sie offenbar mit umgetrieben. Nun kann man letzterem nicht unbedingt unterstellen, da kostenpflichtige „Wundermittel" angepriesen zu haben. Aber seinen Wunsch, eine gläubig-staunende Leserschaft für seine „revolutionären" Erkenntnisse zu bekommen. Diesen Wunsch erfüllte ihm das „Goldene Zeitalter" in der Tat. Und selbiges wollte ja zu der Zeit, eine sich in die Hunderttausende bemessende Leserschaft schon gehabt haben. 

Vielleicht war das gar nicht mal so unberechtigte Kalkül dieses „Dr. Namenlos". 
Gläubige Jünger, die da von seinen Thesen angetan, werden sicherlich weitere Mundpropaganda dafür betreiben. Und infolge selbiger wird es vielleicht auch einige in seiner Heilpraktiker-Praxis verschlagen, wo er sie dann so recht - diesmal dann aber kostenpflichtig - „verarzten" kann. 
Es fällt schwer sich mit dem von „Dr. Namenlos" ausgeführten im Detail auseinanderzusetzen. 
Man ist geneigt sich dabei auf die Linie zurückzuziehen: 
Es kann so oder auch anders sein. 
Aber das ist ja die eigentliche Kunst der „Dr. Eisenbarts" dass sie ihre gläubige Klientel zu betören wissen. Dass die Gläubigen tatsächlich wähnen. Jetzt haben wir „den" Wunderdoktor gefunden! 
Und wenn sie denn am Ende seiner Kuren dann vielleicht mal Bilanz ziehen, dann steht dort nicht selten die nüchterne Erkenntnis, die auch heute noch so mancher Nutzer vermeintlicher „Wundermittel" zu ziehen hat. „Geholfen" hat es im echtem Sinne eigentlich nur einem. In diesem Falle eben besagtem „Dr. Namenlos". 

Selbige „Hungerkünstler" wissen natürlich auch. Das Vorzeigen von „Referenzobjekten" übt eine magische Wirkung auf die Gläubigen aus. Und so bemühen sie sich in der Tat auch darum. 
Also dass die Heilpraktikerszene psychologisch geschickt, sehr geschickt agiert, wird man mit Sicherheit nicht bestreiten können. 

Und der „abgehängten" Schulmedizin bleibt angesichts dessen, häufig nur noch eines übrig. Am Bildungsstand der Menschheit zu verzweifeln. 
Insbesondere dann, wenn diese Menschheit auf den Namen: Gläubige Leserschaft des „Goldenen Zeitalters" hört. 

Da ja nun schon soviel (vorstehend) Kritik an der Heilpraktikerszene geübt wurde, muss als Ausgleich selbige auch die Chance zur Selbstdarstellung bekommen. Und da mag es in diesem Fall so gehalten werden, einfach jenes „Patentrezept", nunmehr kommentarlos vorzustellen, dass besagter „Dr. Namenlos" der Klientel der „Dicken" zu offerieren wusste. 

Sofern es denn „mündige" Leser gibt, können die sich dann ja ihren eigenen Reim darauf machen. Und sei es auch nur der, dass sie nun in Scharen die Praxis des „Dr. Namenlos" bevölkern. 
Letzterer wusste via „Goldenes Zeitalter" mitzuteilen: 

„Niemand gefallt es, übermäßig dick zu sein, und sicherlich ist dies auch ein bedauernswerter Zustand. Trotzdem bleibt all den korpulenten Leuten nichts weiter übrig als sich damit abzufinden, weil sie ihre Fettleibigkeit als einen unvermeidlichen Zustand betrachten, für den es keine Hilfe gibt. In den letzten Jahren ist über diesen Gegenstand viel geschrieben worden, aber die Ratschläge, die erteilt wurden, haben sich entweder als nicht zufriedenstellend oder als unklug erwiesen, weil offenbar die meisten Autoritäten die Wurzel des Übels selbst nicht kennen. 

Obwohl Fettleibigkeit nicht als Krankheit betrachtet wird, besonders nicht von den Fettleibigen selbst, ist es doch tatsachlich eine Krankheit. Die übermäßig dicke Person ist krank, wie gesund zu sein sie sich auch einbildet, und sie hat nur wenig Aussichten, ein hohes Alter zu erreichen. Der Versuch, sich des überflüssigen Fleisches und Fettes durch Hungern zu entledigen, ist reine Torheit. 

Es mag wohl ein zeitweiliger Erfolg zu verzeichnen sein, der aber nur eine Schwächung des Körpers zur Folge hat und so die Wurzel des Übels nur verschlimmert. 
Es ist völlig nutzlos, eine Krankheit damit heilen zu wollen, daß man nur die Symptome behandelt. Das Vermeiden von Speisen, die Kohlehydrate enthalten - weil diese fettbildend sind -, kann einen langsamen Selbstmord bedeuten. 

Wohl essen die meisten Menschen zuviel solcher Speisen, aber ein gewisser Prozentsatz dieser Nahrungsbestandteile ist zur Erhaltung der Gesundheit notwendig, auch bei Fettleibigen. Zweifellos kann Fettleibigkeit geheilt werden, und zwar durch richtige Ernährungsweise, keineswegs aber durch bloßes Vermeiden aller Kohlehydrate. 

Die Ursache von Fettleibigkeit liegt zweifellos in einer Schwachheit der die Nahrungs-Roh-Energie verfeinernden Organe des Körpers, der röhrenlosen Drüsen. 
Die meisten Menschen meinen, daß die verdaute Nahrung, wenn sie in den Blutkreislauf des Körpers aufgenommen wird, sofort und ohne weiteren Prozessen unterworfen zu sein als Blut und Gewebe bildend im Körper verwendet werden könne. Aber dem ist nicht so. 
Die Nahrung ist durch den Verdauungsprozeß zuerst in Rohenergic verwandelt worden, die von dem Blutkreislauf durch die röhrenlosen Drüsen getragen wird, wo sie gewissen notwendigen Veränderungen unterworfen ist, ehe sie dem Körpersystem für dessen Zwecke dienen kann. Bei Fettleibigkeit arbeiten diese Drüsen nicht richtig und versagen beim richtigen Verfeinern und Verteilen dieser Energie, was dann infolge ihrer unbrauchbaren Art zu Stauungen im Körpersystem führt. Die Anhäufung überflüssigen Fettes ist die natürliche Folge der Anstrengungen, die der Körper macht, den Einfluß dieser ungenügend verfeinerten oder geläuterten Energie zu mindern und aufzuheben. 

Wenn daher Fettleibigkeit geheilt werden soll, müssen unbedingt diese Drüsen gekräftigt werden; und das geschieht, indem sie dadurch entlastet werden, daß man gewisse Speisen und Getränke vermeidet. 
Die Bekämpfung dieses Übels ist ganz nutzlos, solange man Kaffee und Tee trinkt und Schweinefleisch und Fett genießt. Wer seine Fettleibigkeit loswerden will, muß tatsächlich alles Tierfett meiden und statt dessen viel frische Butter essen. Wem es nicht möglich ist, sich genügend Butter zu leisten, der kann gute Pflanzenbutter essen. Die Kost sollte meist aus Gemüse bestehen. Zur Abwechslung esse man Fisch, besonders Seefisch, auch kann man einmal wöchentlich mageres Fleisch essen; doch je mehr man sich an Gemüsekost hält, um so besser wird es sein. Milch und Eier können genossen werden, aber wir empfehlen Buttermilch statt süßer Milch, wenn diese frisch und gut erhältlich ist. 
Weißes Brot sollte vermieden werden, und natürlich auch weißer Zucker. Zucker ist zur Erhaltung der Gesundheit notwendig, und fettleibige Leute brauchen ihn geradesogut wie andre, aber natürlich sollte man nur Rohzucker verwenden, da dem raffinierten Zucker fast alle wertvollen Nahrungsbestandteile genommen sind. Von Rohzucker wird man auch selten zuviel essen. 

Vor allen Dingen sollten Fettleibige viel rohe Gemüse und säuerliche Früchte genießen, sie bilden einen wichtigen Bestandteil der fettreduzierenden Diät 
Natürlich kann man bei Befolgung dieser hier gegebenen Ratschläge nicht einen sofortigen oder auch nur sehr schnellen Erfolg erwarten. Die Kräftigung dieser schwachen Drüsen erfordert Zeit, und erst muß dieses Übel behoben sein, ehe man eine merkliche Abnahme des Körpergewichts verzeichnen kann; doch kann man diese in sieben bis acht Monaten erwarten. 

Außer Tee, Kaffee, Schweinefleisch und andrem Tierfett sind, wenn man die Fettleibigkeit bekämpfen will, auch Tabak und Alkohol strengstens zu vermeiden. 

Doch ehe man versucht, Fettleibigkeit oder ein andres chronisches Leiden durch eine Reform seiner Ernährungsweise zu heilen, konsultiere man einen tüchtigen Spezialarzt für Rückenmarkleiden und lasse sich untersuchen, ob man nicht an Rumpfnervendruck leidet. 
Wo dies der Fall ist, wird eine besondere Diät nicht viel nützen, irgendein Übel zu beheben. Leider sind verhältnismäßig wenig Menschen ganz frei von Nervendepressionen. Ja, man kann sagen, daß dies wahrscheinlich von 70 Prozent aller chronischen Leiden entweder die Ursache oder die Auswirkung ist."

Doktor Eisenbart

Auch der, und das vorher ausgeführte in Sachen Insulin, stehen durchaus in inhaltlichem Kontext zu einander!

Papst von Mussolinis Gnaden
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. April 2014 03:16
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Sowohl der Papst der katholischen Kirche, als auch der italienische Diktator Mussolini, bekam in einem Kommentar der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1929, ihr „Fett weg".
Jener Artikel versäumt es auch nicht, das ganze wieder in das bekannte Endzeitkorsett hineinzupressen, wofür den auch solche Sätze stehen wie:
„Die Ereignisse in Rom stellen vom biblischen Standpunkt aus betrachtet, nur noch die letzten Zuckungen der alten Weltordnung dar."

Die genannte Ausgabe schrieb:
„Papst Pius der XI. von Mussolinis Gnaden.
Der ehemalige italienische Sozialdemokrat Mussolini scheint nicht nur ein genialer Staatsmann geworden zu sein, sondern auch ein ebenso guter Kirchenpolitiker. Jeder große Staatsmann von Konstantin den Großen bis Mussolini dem großen wusste bis jetzt die Römisch-katholische Kirche als Stütze seiner Macht zu gebrauchen und zu diesen staatsmännischen Zwecke wurden der Kirche immer gewisse materielle Vorteile eingeräumt.

Die heutige Christenheit ist also nichts weiter als ein christlich verbessertes Heidentum, dessen Moraltheorien aus der Bibel und dem heidnischen Philosophen und Mythologien entnommen worden sind, und damit die Völker der Erde möglichst der ganzen Erde, im Zaum zu halten, ja, wie der Papst in seiner Antwortrede kürzlich sagte, nun allen Seelen der ganze Welt zu versöhnen, damit der Papst dann alles in allen sei. Wenn man als aufrichtigen Bibelchrist diese sonderbaren Vorgänge in Rom betrachtet, so tut man meistens den Fehler, den Maßstab wahren Christentum an diese Menschen zu legen. Das sollten wir eigentlich gar nicht mehr tun, in dem wir ein für alle Male erkannt haben, dass die heutige Christenheit kein biblisches, sondern ein römisches Religionsprodukt ist, dass mit dem wahren Christentum von Palästina gar nichts zu tun hat. Dass sich diese Leute mit dem Namen Christ belegen und vorgeben Diener Gottes sein, und das Evangelium zu ihren selbstsüchtigen Zwecken gebrauchen, ist ihrer grenzenlosen geistigen Verblendung zuzuschreiben, in der sie sich schon seit Jahrhunderten gefangen sind und Millionen anderer Menschen gefangen haben.

Und weiter:
Das Gebaren des Papsttums stellt schon nach Luthers Ansicht die größte Gotteslästerung dar, wofür dasselbe zu seiner Zeit aufs schwerste bestraft werden wird. Wenn der Papst als Mensch auch nur eine Sekunde durch einen Blitzstrahl der Erleuchtung Gottes, wie Saulus bei Damaskus, erleuchtet werden würde, so wurde er seinen wahren Zustand erkennen und vielleicht in Sack und Asche Buße tun. Aber diese göttliche Gnadenerweisung wird ihm nicht zuteil, da er offenbar auch als Mensch mit seiner unbiblischen Machtstellung einverstanden ist und sie auch fernerhin trotz aller Warnungen und Belehrungen aufrichtiger Gottesmänner in selbstsüchtiger Weise zu erhalten sucht. Seine Verblendung, seine Selbstgerechtigkeit und geistige Hoffart müssen so groß sein, dass sie, wie Luther schon sagte, nicht mehr durch menschliche Mittel beseitigt werden können, sondern Gott selbst muss seine Macht gegen ihn und seinen Anhang offenbaren.

Das Papsttum trotzt nun schon 1500 Jahre lang allen Ermahnungen Gottes und setzt sich in unseren Tagen erst recht wieder die weltliche Krone auf, um seine irdische Herrlichkeit und Machtstellung zu weisen. Ein wahres Kind Gottes, dass sein Glauben auf das Wort Gottes aufgebaut hat, sollte angesichts der römischen Vorgänge voller Freude und Dankbarkeit sein, indem es daraus klar erkennt, dass die Zeit des Endes dieser alten ungerechten Weltordnung ganz nah vor der Türe steht und unser großer Gott, bald durch seinen geliebten Sohn, den er als Herrscher über die ganze Erde gesetzt hat, bald eintreffen wird, um sein wahres Königreich der Gerechtigkeit und des Friedens zum Heil und Segen der ganzen Menschheit aufzurichten.

Letzte Zuckungen
Die Ereignisse in Rom stellen vom biblischen Standpunkt aus betrachtet, nur noch die letzten Zuckungen der alten Weltordnung dar oder die letzten Bemühungen des Teufels, des Fürsten dieser Welt, wie Jesus ihn nannte, seine ungerechte Weltmacht durch allerlei trügerische Manöver aufrecht zuerhalten und die Völker der Erde aus Neue zu täuschen. Gott hat in seiner großen Liebe und Barmherzigkeit dem Papsttum unter der ganzen Namenschristenheit im verflossenen Weltkriege eine günstige Gelegenheit gegeben, ihren verkehrten Zustand an Hand bitterer Erfahrungen zu erkennen, um vernünftig und demütig zu werden. Allein sie haben bis auf einige wenige diese Gelegenheit nicht nur völlig versäumt, sondern haben sich auch eine geradezu entgegengesetzte Lehre daraus gezogen, wie es in dem heutigen hochmütigen Gebaren das Papsttum deutlich zum Ausdruck kommt. Sie benutzen die alten ungerechten Methoden, wie sie dieselben zu ihrem eigenen Nachteil vor dem Kriege benutzt haben. Sie treiben Politik, Diplomatie und geben sich dem Militarismus hin. Der Helden- und Personenkultus nimmt gar kein Ende und die Weltfriedensbewegung unter Ausschluss Gottes, des Höchsten wird weiter fortgesetzt.

Papst von Mussolinis Gnaden
Der Papst Pius XI. ist durch Mussolinis Gnaden wieder zum Weltfürst eingesetzt worden, so dass er nicht nur der Heilige Vater, so auch der heilige König ist. Und auch die Kardinäle werden von nun an „Königliche Fürsten" genannt, im Gegensatz zu den Aposteln die sich nur Knechte und Sklaven nannten. Vom biblischen Standpunkt aus betrachtet, kommt einem dieser Papstkönig inmitten seiner hohen diplomatischen Korps geradezu theatralisch vor. Wenn die Sache nicht so ernst wäre, müsste man darüber lachen, wie sonst über ein lustiges Theaterstück, aber es ist eine göttliche Komödie oder Tragödie und da muss man beinahe eher weinen. Denn in dieser Tragödie spielt nicht der Papst sondern Mussolini die sogenannte Heldenrolle.

Mussolini ist alles zuzutrauen, denn er ist ein Genie, der wie man sagt, schon als Sozialdemokratischer Redner auf einer Versammlung in Basel die Uhr herausgenommen und Gott 5 Minuten Zeit gegeben hat, ihn zu vernichten, sofern er existiert.

Der wandelbare Mussolini
Wenn Mussolini nicht an die Existenz Gottes glaubt, glaubte er noch viel weniger an die des Papstes, wenn er ihn nicht mehr zur Verwirklichung seiner staatmännischen Ideale nötig haben wird. Auf diesem Gottesgnadentum ist nun die neue Weltmacht des Papsttum gegründet! Ob die Pforten der Hölle sie wirklich nicht überwinden werden? Ich (der GZ-Autor) möchte es sehr bezweifeln"

Noch einen weiteren Kommentar in Sachen Mussolini kann man in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 7. 1929 registrieren.
Mussolinis Kirchenpolitik, ist für das „Goldene Zeitalter" Anlass für einen entsprechenden Kommentar. In selbigem las man unter anderem:
„Mussolinis Geständnis im Lichte biblischer Prophezeiung
In der italienischen Kammer fand kürzlich eine bedeutsame Debatte über die Abkommen des Laterans statt. Bei dieser Gelegenheit hielt der Diktator, wie gewöhnlich, eine große Schlußrede, in der er seine Kirchenpolitik zu rechtfertigen suchte und eine genaue Definition der allgemeinen Lage gab.
Mit Bezug auf das Papsttum führte er u. a. folgendes aus:

"Italien hat den besonderen Vorzug, die einzige Nation der Welt zu sein, die Sitz einer Weltreligion ist. Sehr wahrscheinlich war sie eine der zahlreichen Sekten, die damals in diesem Lande florierten. In Rom fand der Christianismus ein günstiges Milieu, in historischer wie in moralischer Hinsicht".

Und dazu kommentiert das GZ:
„Mussolini scheint trotz seiner staatsmännischen Klugheit ein recht ehrlicher und aufrichtiger Denker und Redner zu sein. Er bezeichnet die Dinge so, wie sie in Wirklichkeit sind oder wie er sie von seinem freien philosophischen Standpunkte aus betrachtet. Er faßt also die katholische Religion nichts weiter als eine "der zahlreichen Sekten" auf, die damals im Lande florierten und die in Rom in historischer wie in moralischer Hinsicht ein günstiges Milieu fand. Das Papsttum wird sich wohl ob dieser freigeistigen Definition nicht sonderlich geschmeichelt fühlen und seine Annahme verweigern; glaubt der Papst doch der direkte Stellvertreter Gottes auf Erden zu sein, das sichtbare Oberhaupt der allein wahren und seligmachenden Kirche!
Und nun kommt da der unberechenbare Mussolini und führt ihre historische Entwicklung auf eine der "zahlreichen im Lande florierenden Sekten" zurück. Das ist ja in den Augen eines dogmatischen Katholiken die reinste Gotteslästerung.
"Eine florierende Sekte?" Nein! Das ist unerhört! Unglaublich! Und doch ist es so.
Mussolini scheint ein guter Geschichtskenner zu sein. Er weiß, daß der Katholizismus eine aus der Lehre Jesu in Verbindung mit den heidnischen Philosophien, namentlich des Stoizismus, hervorgegangene Sittenlehre, oder Moraltheorie ist, die man auf Grund ihrer allgemeinen Verbreitung und zeremoniellen Ausübung: Katholische Religion nennt. Er erkennt, wie seine großen Vorgänger Konstantin und Karl der Große, die moralischen Vorzüge dieser Religion an und weiß sie zu seinen politischen oder staatsmännischen Zwecken zum Nutzen seines Landes und Volkes wahrzunehmen. Mussolini würde ja der größte Dummkopf sein, wenn er dies nicht täte, wenn man bedenkt, daß das Papsttum der Sitz einer Weltreligion darstellt, wo jährlich Millionen von Peterspfennigen zusammenfließen und woselbst der Fremdenverkehr mit seinen wirtschaftlichen Vorteilen überströmt. Der Hauptsitz solch einer Weltreligion muß ja dem Lande zugute kommen, zumal ja der Faczismus dahin geht, alle nur verfügbaren Kräfte im Interesse des Landes zu assimilieren und sie dem Lande dienstbar zu machen.
Allein Mussolinis Kirchenpolitik scheint weit über die engeren Grenzen seines Heimatlandes hinauszugehen; er hat offenbar die faszistische Weltherrschaft mittels des Papsttums und des Völkerbundes im Auge. In seiner Schlußrede gab er deshalb den Zuhörern zu verstehen, daß er sich in seinen päpstlichen Verhandlungen ganz vom Geiste Napoleons leiten ließe, der in seinen Instruktionen an den König von Rom schon gesagt haben soll, daß man "in Einigkeit mit dem Papste das Gewissen von 100 Millionen Menschen beherrsche."
Mussolini scheint also nicht nur ein raffinierter Staatsmann, sondern auch ein guter Psychologe und erfahrener Beichtstuhlkatholik zu sein. Er weiß, wo man die Menschen anpacken muß, um über sie zu herrschen: am Gewissen, am Herzen. Da jedoch der geistige Einfluß eines Staatsmannes nicht so tief reicht, bedarf er eines Verbindungsmittels und das ist die Kirche oder die Religion. Und da besonders die katholische Religion durch den Beichtstuhl, die stoische Kirchendisziplin, die unumschränkte Macht der Geistlichkeit für diesen Zweck am allerbesten geeignet ist, wird sie nicht nur von Mussolini, sondern von jedem raffinierten Feldherrn oder Staatsmann bevorzugt werden.

Nach dieser Zustandsbeschreibung geht es im GZ weiter mit der Ausführung
In der Prophetensprache wird jedoch diese unlautere Verbindung geistlicher und weltlicher Macht als: "Hurerei" bezeichnet, wie dies in der Offenbarung Johannes Kap. 18:32 klar zum Ausdruck kommt
"Denn von dem Weine der Wut ihrer Hurerei haben alle Nationen getrunken, und die Könige der Erde haben Hurerei mit ihr getrieben, und die Kaufleute der Erde sind durch die Macht ihrer Üppigkeit reich geworden." -
Den weltlichen Staatsmännern kann man es nicht verdenken, daß sie die Kirche zu diesen unerlaubten Dingen gebraucht haben, da sie ja den Geboten Gottes nicht gehorsam sind, aber die Kirche, die sich das Wort Gottes zur Richtschnur ihrer Handlungen gemacht hat, und gerade das Gegenteil davon tut, ist verantwortlich und wird daher ernstlich zur Verantwortung gezogen werden. Es gibt eine furchtbare Abrechnung, "denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht," heißt es im 5. Verse desselben Kapitels über sie.

„Schafft mir Religion ins Land"
Die allgemeine Weltgeschichte liefert uns die furchtbarsten Beispiele und Beweise hierfür. Auch Friedrich der Große von Preußen rief z. B. nach der unglücklichen Schlacht von Leuthen aus: "Schafft mir Religion ins Land, damit ich Grenadiere bekomme."
Und so holte er die vertriebenen Jesuiten wieder in sein Land zurück, um "pro gloria et patria" zu wirken.
"In Einigkeit mit dem Papste beherrsche man das Gewissen von Millionen Menschen." -
In diesem offenen Geständnis Mussolinis tritt seine verborgene Absicht klar hervor, das Papsttum nur als Mittel zum Zweck zu benutzen. Obwohl ja diese napoleonische Auffassung etwas veraltet ist, so versucht sie Mussolini dennoch zu praktizieren, denn mit 100 Millionen Menschen läßt sich schon etwas unternehmen, zumal wenn sie alle eines Geistes, unter sich einig und gefügig sind.
Doch wir leben heute in einer sehr unzuverlässigen und unsicheren Zeit, und diese Tatsache sollte eigentlich dem römischen Diktator zu denken geben. Wenn Napoleon schon mit seiner raffinierten Papstpolitik ein klägliches Fiasko erlebte, und als entthronter Kaiser auf die Insel St. Helena verbannt wurde, wieviel mehr Mussolini, dessen Staats- und Feldherrn-Genie gewiß nicht das napoleonische erreicht und ihm eben vor allem die napoleonischen Zeiten fehlen. ..."

Einen weiteren Kommentar in Sachen Mussolini, gab es dann noch in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 7. 1929. Selbiger führte aus:
„Der unzufriedene Papstkönig
Wie nicht anders zu erwarten war, hat sich der sogenannte Heilige Vater Pius XI. von Rom nicht mit den jüngsten Ausführungen seines weltlichen Herrn und Gönners Mussolini einverstanden erklären können und erhebt nun in einem besonderen Papstschreiben energischen Protest. Der Inhalt des Schreibens soll erst kürzlich im "Osservatore Romano" in einem Umfang von vier Spalten erschienen sein. In dem Schreiben, so lautet der journalistische Bericht, gibt der Papst die Eindrücke wieder, die die beiden Reden Mussolinis in der Kammer und im Senat sowie die sich darin anschließende Erörterung auf ihn gemacht haben. Der Papst erklärt - den Agenturberichten zufolge - daß es seine Pflicht sei, zu reden. Zunächst gibt Pius XI. seinem Bedauern über die harten Ausdrücke Mussolinis Ausdruck. Es sei für ihn ferner eine bittere Enttäuschung gewesen, über das Wesen des Christentums und dessen göttlichen Ursprung Auffassungen hören zu müssen, die häretisch und noch mehr als häretisch seien. Diese Auffassungen seien in der zweiten Rede Mussolinis nicht vollkommen zurückgenommen worden.

Die ziemlich offenherzigen Reden des italienischen Staatsmannes werden den meisten Lesern noch in Erinnerung sein; er gab darin der Welt zu verstehen, daß er den Katholizismus nur als eine christliche Sekte betrachte, die seinerzeit in Italien florierte. Er sprach ihm somit jede göttliche Autorität oder Sendung ab, wodurch er dem Papste indirekt seine Hoheit nahm und ihn zum Untertan des Staates erniedrigte. Solche Demütigung vermochte der stolze Kirchenfürst nicht zu ertragen, zumal sie vor aller Welt geschehen ist. Obwohl fast alle Staatsmänner Europas mit Mussolini in diesem Punkte einig gehen und dies nur in diplomatischer Weise zu verheimlichen wissen, erhebt der Papstkönig einen flammenden Protest gegen Mussolini. Er liebt die Mussolinische Offenherzigkeit nicht, sondern will lieber diplomatisch umschmeichelt und betrogen werden, wenn er nur dabei sein gutes Renommee nicht verliert.
In dem päpstlichen Schreiben heißt es dann weiter:

Pius XI. bemängelt ferner in den genannten Reden den Hinweis auf die geringen wissenschaftlichen Arbeitsergebnisse der italienischen Geistlichkeit und erklärt, daß die Aufzählung und Schilderung der Kämpfe gegen die weltliche Herrschaft der Päpste nicht gerade rücksichtsvoll gewesen sei.
Besonders aber erklärt es der Papst als eine falsche Auffassung, daß der Staat in Italien die Souveränität über die katholische Kirche habe. Mit großer Energie betont Pius XI., daß der Papst allein über die Kirche souverän sei und allein die großen Entschlüsse zu fassen habe. Er bedauert die wiederholten Ausdrücke, daß der Staat auf seine Hoheit nicht verzichtet habe, und daß der Staat sich eine Kontrolle vorbehalten habe, gleichsam, als ob die Kirche bestrebt sei, den Staat zu schädigen. Hinsichtlich der Gewissensfreiheit vertritt er die Meinung, in einem katholischen Staate müsse sich die Gewissensfreiheit nach den Grundsätzen der katholischen Kirche richten. Das Recht der Kirche bei der Erziehung wird besonders betont und gesagt, daß die Erziehungsaufgabe der Kirche nicht auf den Religionsunterricht beschränkt und nicht vom Staat gehindert werden dürfe.
Der Papst gibt ferner zu verstehen, daß, wenn in der katholischen Kirche Vorträge über Kant stattfänden, dies nur geschehe, um seine Irrtümer aufzudecken. Der Staat brauche die katholische Wissenschaft nicht zu fürchten. Pius XI. nimmt weiter Stellung dagegen, daß Mussolini sagte, niemand werde die Katholiken zwingen, die kirchliche Eheschließung einzugehen. Der Papst erklärt demgegenüber, daß die Kirche diesen Zwang ausüben werde; er exkommuniziere mit sofortiger Wirkung jeden Katholiken, der sich allein mit der zivilen Ehe begnüge. Endlich gibt, der Papst seinem Mißfallen darüber Ausdruck, daß die Geistlichen, die die Kirche verlassen haben und sich in staatlichen Stellungen befinden, nicht aus diesen Stellungen entfernt werden sollen.

Papstkönig Pius XI. scheint also recht unzufrieden mit Mussolini zu sein und die Zukunft wird uns zeigen, welcher von den beiden recht behält. Wir leben heute in einer sehr entscheidungsvollen Zeit, und diese Tatsache möge uns freudig die Häupter emporheben lassen.

Auch die nachfolgende Meldung hielt das Schweizer „Goldene Zeitalter" vom 1. 2. 1930 für weitergebenswert:
„Das Gericht der Vatikanstadt.
Im Gebäude des ehemaligen Seminars St. Peter werden gegenwärtig einige Lokale als Sitz des Gerichts der Vatikanstadt eingerichtet. Es ist ein großer Sitzungssaal für die Verhandlungen vorgesehen, an den sich gleich der vatikanische Kerker anschließt, der sich bisher in der ehemaligen Klinik befand. Der Gouverneur hat bereits den Kanzler des neuen Gerichts ernannt
(Aarg. Volksblatt).

Noch eine ähnliche Meldung hatte die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" in ihrer Ausgabe vom 1. 3. 1930 dann noch auf Lager:
„Militärbischof für das italienische Heer.
Der Papst hat nach dem Friedensschluß mit dem italienischen Staat für das italienische Heer einen Militärbischof ernannt. Wie die katholische Zeitschrift "Ecclesiastica" meldet, hat sich dieser den Militärkaplänen mit einer Ansprache vorgestellt, worin er u. a. folgende, für weiteste Kreise bemerkenswerte Weisungen erteilte:

"Seid die treuesten Hilfen der Militärkommandos, die im Frieden gerade wie im Kriege das Prestige, den moralisch wirksamen Einfluß schätzen, den der Militärgeistliche auf zarte und unerfahrene Gemüter ausüben kann... Unsere Mitwirkung an der Erziehung und Ausbildung des italienischen Soldaten, die im herrlichen Konkordate zwischen dem Hl. Stuhle und der Kgl. Regierung ihre Anerkennung und Sanktion erhalten hat, ist eine große Mission, von kapitaler Bedeutung für die Seelen, für die Familien, für das Vaterland."

Und in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 9. 1930, schrieb selbiges dem damals herrschenden Papst auch noch ins „Stammbuch"
„Das Motto des gegenwärtigen Papstes lautet: "Eilends voran!" Und wer wollte bestreiten, daß der ehemalige Webermeisterssohn Ratti nicht eine flotte Karriere gemacht habe? Selten hat ein Papst in so kurzer Zeit die höchste Stufe kirchlicher Macht und Größe erlangt wie Kardinal Ratti. "Eilends voran!" - Gewiß hat er diese seine Strebernatur von seinem Vater geerbt, der es ebenfalls in kurzer Zeit vom gewöhnlichen Webermeister bis zum Fabrikdirektor und schließlich bis zum Fabrikbesitzer brachte. Jedenfalls gehört die Familie Ratti zu jener "individualistisch-heroischen" Menschenklasse, der nach Dr. Nölting "Geschichte der Sozialpolitik" das neuzeitliche kapitalistische Unternehmertum entsprang, zu dem auch Mussolini und sein Faschismus gehören. "Eilends voran!"

In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1931 konnte man dann noch lesen:
„Anlässlich der Wiederkehr des Jahrestages der feierlichen Unterschrift des Laterano-Vertrages zwischen Papst und Mussolini am 11. Februar, welcher Tag in Italien als Staatsfeiertag gefeiert wird, erklärten die faschistischen Redner in den Versammlungen, dass das faschistische Italien und die katholische Kirche ein unzertrennbares Ganzes bilden; die Bezeichnung faschistischer Staat und Kirche sind nur zwei Benennungen für ein und denselben Körper."
Jene GZ-Kommentatoren vergaßen nur eines mit hinzuzufügen. Es wird einmal die Zeit kommen, wo die eigene Organisation ähnlichen Ambitionen als KdöR nachjagt.
Oder auch das andere Beispiel, wie der damalige WTG-Vizepräsident Fred. W. Franz, aus seinem „Hut" das Zauberkanichen hervorzog.

„Würde sich dieser Kongress freuen, zu erfahren, dass die „Fürsten der neuen Welt" bereits unter ihnen weilten?

Und in Fortführung dieser These ausführte. Die eigenen WTG-Funktionäre seien dies. Damit wurden dann gleich mal „2 Fliegen" mit einer Klappe getroffen. Die famose Fürstenvilla „Beth Sarim" beerdigt, und den WTG-Apparatschicks die Illusion vermittelt, sie seien doch die eigentlichen Herrscher der Welt. Sie müssten ihren Anspruch lediglich noch kämpferisch durchsetzen!
Von den Machtimpetus unterscheiden sich diese beiden Varianten der Kirchengeschichte, wohl kaum!

Ein Bericht mit „Nachgeschmack"
geschrieben von:  Drahbeck 
Datum: 09. Dezember 2014 22:59
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Ihr Wort „in Gottes Ohr" möchte man fast sagen zudem, was die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" in der Ausgabe vom 1. 12. 1929 zitiert.
Zitiert wird da der „Manchester Guardian", und man kommt nicht umhin zu bestätigen. Er legt eine beachtliche Charakteristik von Diktaturen vor.
Nur ein „Nachgeschmack" bleibt trotzdem übrig.
Was da ausgeführt wurde, bezieht sich ausnahmslos auf „säkulare" Diktaturen. Im Blick auf geschichtliche Erfahrungen muss man dazu sagen. Es „fehlt" was in dieser Aufzählung.
Es fehlen die religiösen Diktaturen, die das gleiche sich „auch hinter dem Spiegel klemmen können".

Nachstehend das, was das GZ da zitierte:

Diktatur, der größte Schaden für ein Volk
(Aus dem Manchester-Guardian)
BISMARCK war es, der einst erklärte, daß mittels eines martialischen Gesetzes jeder Narr regieren könne.
Jede Diktatur, die durch ein martialisches oder auch nur halbmartialisches Gesetz regiert, - wie die russische "G. P. U.", die italienische "Militia", die rumänische "Siguranza", die polnische "Defensive" - sind terroristische Organisationen, Werkzeuge der Regierungen und Bastarde von Militärs und Vertretern der Politik.

Es ist ein großer Irrtum wenn jemand denkt, daß Diktatur die Tüchtigen an die Spitze bringe. Das Gegenteil ist der Fall, - sie schneidet die Mutigen, die Kritischen und die Intelligenten ab. Die Fähigen haben keine Chancen, sie seien denn kriechend, skrupellos und vermeiden jede offene Kritik.
Demokratie wird gewöhnlich als eine Art von Mobherrschaft angesehen, und Diktatur als die Regierung der Elite. Wiederum ist gerade das Gegenteil wahr. Eine Diktatur ist eine organisierte Mobherrschaft, die durch ein organisiertes Lynchgesetz herrscht. Alle großen Diktatoren sind große Aufwiegler. Es ist gesagt worden, daß Demokratien durch Lockphrasen regiert werden. Doch kein Ministerpräsident irgend einer europäischen Demokratie hat so viele Lockphrasen zur Verfügung wie Mussolini oder Pilsudsky und vermag einen so allgemeinen hysterischen Applaus hervorzurufen.
Es ist ein Irrtum zu denken, daß eine Diktaturherrschaft immer unpopulär sein müsse, doch wenn Diktatoren an die Gefühle des Volkes appellieren, so appellieren sie fast immer an die schlechten.
In Italien und Rußland werden die Massen, die durch Öffentliche Reden, Zeitungen und Radiovorträge zu erreichen sind, beständig zu einem prahlerischen und unheilvollen Chauvinismus aufgepeitscht. Diktatur gedeiht nur in kriegerischer Atmosphäre, und wenn ihre Auslandspolitik eine friedliche ist, so ist es nur, weil sie sich nicht stark genug zum Kriege fühlt.

Eine Diktatur ist ohne Sklaventum oder Knechtschaft nicht denkbar. Die geistigen Fußfälle vor den Dogmen, Glaubensbekenntnissen, Ideen und sogenannten Idealen in Rußland und Italien sind viel entehrender als die tatsächlichen Huldigungen eines orientalischen Despoten. In keiner Diktatur gibt es eine Gerechtigkeit. Gerichtsverhandlungen sind nur Inquisitionen oder gesetzmäßiges Lynchen, Wenn sie öffentlich abgehalten werden, geschieht es, damit die Gerechtigkeit durch die Gemütsbewegungen des Mobs erstickt werden möchte. Wenn sie im Geheimen abgehalten werden, so gewiß aus Furcht, daß die Gemütsbewegungen der Menge nicht stark genug sein möchten, die Gerechtigkeit zu ersticken.

Diktaturherrschaft löst kein Problem. Sie sucht nichts weiter zu erhalten als sich selbst. Wenn der Terror beginnt, wird er stets nur als Übergangsmaßnahme hingestellt, aber er bleibt niemals der Knecht, sondern wird immer der Herr des Diktators.

Rußland untersteht heute, mehr als zehn Jahre nach der Revolution, immer noch dem roten Terror. Ungarn ist fast zehn Jahre nach der Gegenrevolution immer noch unter dem weißen Terror. In Italien ist der Terror nicht so ungeschliffen heftig, aber er besteht dennoch und ist sieben Jahre nach dem Marsch nach Rom immer noch so grausam und ungeheuerlich.
Diktatur ist das größte Unglück, von dem ein Volk heimgesucht werden kann. Sie ist schlimmer als Seuchen, Hungersnot, Überschwemmungen und Krieg."

Die aus Kriegen „Honig saugen"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. Mai 2014 00:20
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Gelesen in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 5. 1929 (und das sei kommentarlos zitiert). Ein Kommentar besteht allenfalls in der Feststellung.
Auch die atheistischen Freidenker, kritisierten in ihrer Kirchenkritik auf ähnlicher Basis.
Und zum zweiten:
Nichts ist so alt wie der Ruhm von gestern!

Die Verfolgten von gestern (siehe beispielsweise auch die Kommunisten in den Hitler'schen KZ.s), entpuppen sich schon morgen - wenn die Großwetterlage sich gedreht hat - als die neuen Verfolger. Wobei man diese Feststellung sicherlich nicht „nur" den Kommunisten anhängen kann.
Insofern stellt sich bei jenen bewusst den Weg der Institutionalisierung einschlagenden ursprünglichen „Bewegungen" alsbald heraus, die nunmehr ein neues Fetisch-Schlagwort zu verkünden wissen, und dass heisst da:
Organisation, Organisation und nochmals Organisation,
was denn ihre Kritik von gestern, in den eigenen Bewährungsproben von „übermorgen", noch „wert" ist.

Es wäre nicht der erste Fall, auch in der Kirchengeschichte, für den diese Feststellung zu treffen ist.
Auch bezeichnend ein solcher darin enthaltener Satz wie:
„daß das irdische Leben der Guter höchstes nicht ist." Dann setze man zu selbigem mal die WTG-Blutdoktrin in den Vergleich.
Nachstehend der angekündigte GZ-Artikel:
„Der aus dem Krieg honigsaugende Pfarrer
Herr Pfarrer Eckert, seines Zeichens auch Leutnant der Reserve der Feldartillerie in Groß-Ziescht und Mitarbeiter für die "Deutsche Tageszeitung" wurde als Mann vom Fach von einem Herrn Erich Kranz zu Rate gezogen über die Stellung des Christen zum Kriege. Dieser "Gottesmann" und Prediger des "Christentums" will im Alten Testament wie im Neuen den Krieg "als eine zwischen Völkern und Stämmen durchaus übliche Form der Auseinandersetzung" erkennen, und schreibt in seiner brieflichen Antwort vom 2. Dezember 1928, welche "Die Welt am Montag" 10. XII. 28 publizierte, u.a. wörtlich folgendes:

... Sicher ist es Unsinn, daß sich die Menschen und Völker die Köpfe blutig schlagen, anstatt sich friedlich zu umarmen. Aber wir beide werden diesen Unsinn vermutlich nicht hindern können und müssen versuchen, aus der Distel des Krieges soviel Honig zu saugen, als eben möglich ist.
Daß das durchaus möglich ist, habe ich von meinem 23. bis 27. Lebensjahre im letzten Kriege am eigenen Leibe erfahren. Als Christen sind wir uns darüber einig, daß das irdische Leben der Guter höchstes nicht ist. Jesus selbst hat uns nicht nur gelehrt, sondern durch die Tat bewiesen, daß unser Leben auf Erden keinen wertvolleren Inhalt und Abschluß haben kann, als daß wir's im leiblichen Tode für unsere Brüder hingeben. Nichts anderes geschieht im Kriege.
Gewiß ist für den normalen Menschen das Leben süß und der Tod bitter. Aber gerade als Christen sollen wir dankbar sein, daß uns durch den Kampf für's Vaterland Gelegenheit gegeben wird, zu beweisen, daß wir nicht nur Hörer, sondern auch Täter des Wortes Jesu sind.
Wenn Sie den Krieg unter diesem letzten Gesichtspunkt betrachten gelernt haben, wird er für Sie mindestens drei Viertel seiner Schrecken verloren haben. Im übrigen rate ich Ihnen dringend, sich Ihres jungen Daseins zu freuen, und die Sorge über Krieg und Frieden den dazu Berufenen zu überlassen. Ich habe das vor, in und nach dem Kriege mit dem besten Erfolge getan und tue es noch heute. Selbstverständlich stehe ich immer bereit, die Waffen zu ergreifen, wenn das Vaterland ruft, und finde auch heute und in alle Zukunft nichts Unchristliches darin, die Feinde meines Vaterlandes zu schlagen, wo und wie ich kann. Ich wünsche Ihnen von Herzen, daß auch Sie, sehr geehrter Herr Kranz, das vorkommendenfalls tun möchten und grüße Sie mit treu-deutschem Christengruß
als Ihr Ergebener
gez. Eckert, Pfarrer, Ltn. d. R. der Feldartillerie

Dazu bemerkt "Die Welt am Montag":

"Der Herr Pfarrer und Leutnant der Reserve mit dem treudeutschen Christengruß sieht also nichts Unchristliches darin, die Feinde zu schlagen - d. h. zu erschlagen! Das 5. Gebot des Alten Testaments wird eben für den Fall des Krieges genau so suspendiert wie die Bergpredigt des Neuen Testaments."

Weil die bestellten und ordinierten und auch bezahlten Geistlichen Diener ihre Aufgabe vergessen und den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen haben, unternehmen es ehemalige Militärs, an deren Stelle zum Rechten zu sehen.
So zum Beispiel hat
General Schönaich es sich zur Lebensaufgabe gemacht, gegen die Kriegshetze fälschlich sogenannter Christen im Priestergewande, anzukämpfen. Der im Kampfe unerschrockene deutsche General pflegt in seinen Vorträgen gegen den privilegierten Massenmord mit Musterbeispielen aufzuwarten, deren satanische Verderbtheit ihm begreiflicherweise die Galle überlaufen lassen. So erklärt er;

"Was von der erdrückenden Mehrheit der evangelischen Geistlichkeit, meist unter schamloser Verdrehung der Bibel an ödester Kriegshetze geleistet wird, das stinkt einfach zum Himmel."

Als Müsterchen eines evangelischen Divisions-Geistlichen im Dienste der Kriegshetze führte der ehemalige General folgenden ausgewiesenen Wortlaut an:

"Der Soldat soll das kalte Eisen ohne Scheu führen, sein Bajonett dem Feind in die Rippen rennen, den Kolben auf seinem Schädel zerschmettern; das ist nicht nur seine soldatische Pflicht, sondern das ist sein Gottesdienst."

Als Kommentar zu solcher bestialischen Hetze pflegt Schönaich beizufügen:

"Und dieser Mensch steht noch heute auf einer evangelischen Kanzel!
Kann man sich darüber wundern, daß gerade die innerlich tiefgläubigen Christen sich von solchem Pfaffengesindel voll Eckel abwenden?"

Der evangelische Ober-Kirchenrat hat wegen "verleumderischer Beleidigung" (natürlich gegen General Schönaich, - nicht gegen den gotteslästerlichen Pfarrherrn!) gerichtliche Klage erhoben. Nachträglich jedoch scheint es der Ober-Kirchenrat für besser befunden zu haben, die Strafklage zurückzuziehen, denn General Schönaich erklärte sich öffentlich für die Übernahme einer Strafe bereit, bereit aber auch zu Nutz und Frommen der Menschheit das Beweisverfahren für seine gemachte Behauptung anzutreten...."

Die die „Welt nicht mehr verstehenden"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 11. Mai 2014 02:26
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Aus einem früheren Kommentar. Äußerer Anlass waren damals Islamkritische Karikaturen, welche „die Welt erschütterten".
In jenem Kommentar wurde damals ausgeführt:
Da bietet es sich doch vielleicht auch mit an, auf den Fall des Malers und Grafiker Georg Grosz hinzuweisen. Der musste zwar zu Beginn der Naziära auch in die USA emigrieren. Davor hatte er jedoch sehr wohl seine politische Heimat in der KPD.
Er wurde verschiedentlich vor den Kadi gezogen; auch im Zusammenhang mit dem berüchtigten Paragraphen 166. Er erhielt jedoch im Jahre 1929 von einer Seite Schützenhilfe, von der er es sich vielleicht selbst nicht hätte träumen lassen. Man ahnt es fast schon: von den zeitgenössischen Bibelforschern.

Letztere schmückten das Titelblatt ihrer "Goldenes Zeitalter"-Ausgabe vom 15. 5. 1929 just mit einer Zeichnung dieses Georg Grosz, für den die "Großkirchen" via Paragraph 166 ihn einst vor den Kadi gezogen hatten."

Und weiter in dem damaligen Kommentar aus dem Jahre 2006:

Zwölf Bilder erschüttern derzeit die Welt. Viele (mich eingeschlossen) sind fassungslos darüber wie ein verhältnismäßig banaler Sachverhalt, von interessierter Seite instrumentalisiert wird; und offenbar im Sinne der Strippenzieher dieser Instrumentalisierung, erfolgreich instrumentalisiert wird.
Brennende Botschaften oder gar mehr auf dieser abschüssigen Bahn, ist die vermeintliche Ursache doch wohl nicht wert, sagt man sich.

Aber am Fassungslosesten unter den Fassungslosen sind vielleicht noch die Saturierten. Diejenigen, die etwas zu verlieren haben. Diejenigen, deren "Evangelium" eigentlich nur aus zwei oder drei Hauptsätzen besteht.

"Evangeliumssatz" Nummer 1.
Marktwirtschaft pur ist das "Heil der Welt".
"Evangeliumssatz" Nummer 2.
Wer in dieser Wolfsmoral unter die Räder kommt hat eben Pech gehabt. Was scheren mich (dem Saturierten) die "Verdammten dieser Erde"; solange ich ja nicht selber zu ihnen gehöre.

Es ist eigentlich keine neue Erfahrung, dass gekonnte Unterdrückung vorhandener Spannungen, irgendwann mal zum Ausbruch kommt. Diese Eruption kann sich dann in vielerlei Art und Weise sichtbar machen. Sie kann auch zur Folge haben; dass selbst auf dieser "Lavaasche" neue Konjunkturritter ihr "Geschäftchen" machen, das vielleicht sogar noch mieser als jenes ist, der sie zu ihrem "Aufstand" motivierte.
[Bezüglich eines Kommentares zum derzeit akut-aktuellen Thema Ukraine, siehe auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,205611,209951#msg-209951
17. April 2014 14:45 ]
Im säkularen Bereich bietet sich da an beispielsweise auf das Stichwort "68er Generation" hinzuweisen. Deren Eltern (nach 1945) hatten ein vorrangiges Ziel; etwa wie es die "Baden Württemberger" in ihrem Slogan
"Schaffe, schaffe Häusle baue und nicht nach fremde Mäd'che schaue" signifikant auf den Punkt brachten.

Und dann kamen da ihre Kinder und meinten. Das nur nach materiellem Streben kann es doch wohl nicht gewesen sein. Die Altvorderen verstanden die Welt nicht mehr. Erst recht nicht, als sie registrierten. Die Gegenreaktion gegen ihre "Weltphilosophie" ist ja noch nicht mal einheitlich.
Da gibt es welche von den Protestlern, die es mit dem "politischen Protest durch die Institutionen hindurch" versuchten. Andere wieder krochen einem Bhagwan oder einer Scientology und ähnlichen Rattenfänger auf den Leim.

Die vorstehend genannten "Evangeliumssätze" beinhalten auch, aus der Sicht der Saturierten. Die derzeitige Welt als die "beste aller Welten" anzusehen. Nur misslich, dass nicht alle sich dieser Wertung anzuschließen vermögen.
Einer für den das mit der vermeintlichen "besten aller Welten" als Lebensphilosophie im besonderen zutrifft, sitzt im Weißen Haus zu Washington.
Auch dieser Mister Bush verstand die Welt nicht mehr, als er in sehr handgreiflicher Art und Weise, in Staubwolken im nahen New York gehüllt sehen musste, dass da wohl nicht alle auf der Welt, seine Philosophie teilen.


Selbstkritik war noch nie die "Stärke" der Saturierten und mit Sicherheit auch nicht die des Mister Bush. Also sein Rezept. Die verschlossene Flasche der Pandora zu öffnen.

Aber o weh, um mit dem Zauberlehrling von Goethe zu reden. Die Geister, die man rief, wird man nun nicht mehr los.
Mehr noch. Bush ist sicherlich nicht der Einzigste Saturierte der etwas zu verlieren hat. Es gibt deren offenbar noch ein paar mehr. Tröstete man sich erst:
Na ja, es betraf ja vorerst "nur" die USA; sieht man zusehends, dass mit dem "nur" geht wohl nicht mehr so recht auf.

Nun kann man sich auch die Sheriff-Uniform anziehen, wie es beispielsweise Mister Blair in Großbritannien tat und es Mister Bush gleichtun.
Dieses Rezept des Mister Blair mag im Falle der Falklandinseln noch funktioniert haben. Aber auch Frau Merkel, die wohl ähnlich auf eine "Sheriff- Uniform" als für sie "kleidsam" spekuliert, wird sich sagen lassen müssen.
Das zu "befriedende Gebiet" ist zwischenzeitlich ungemein größer geworden, als die einst kleinen Falklandinseln.

Es ist doch wahrlich nichts Neues, dass soziale Spannungen auch in der Form der Religion daher kommen. Das war doch schon in den Tagen des Thomas Münzer so. Und das liegt doch für jeden, der sich besonders mit der Geschichte der Zeugen Jehovas auseinandersetzt, nahezu handgreiflich auf der Oberfläche.

Es war doch vom Standpunkt der (relativ) Saturierten, purer Wahnsinn, sich dem Naziregime etwa in der Frage des Hitlergrußes und anderes mehr in den Weg zu stellen. Dennoch gab es diese "Wahnsinnigen", die sich selbst durch allerschärfste Restriktionen, nicht von diesem Wege abbringen ließen.
Was motivierte sie denn?
Nicht zuletzt auch politische Kritik an den obwaltenden Umständen im Naziregime, die sie zwar nicht als solche klar erkannten; aber dennoch im Sinne eines Thomas Münzers eben in religiöser Form zum Ausdruck brachten.
Etwa die schriftliche Begründung des Wehrdienstverweigerers Wolfgang Kusserow, weshalb er den Wehrdienst verweigere ist ein eindrucksvolles Zeugnis dafür.

Es war doch vom Standpunkt der um ihre politische Macht bangenden Kommunisten in Ostdeutschland nach 1945, ebenfalls purer Wahnsinn, dass sich da ihnen die Zeugen als nicht "Gleichschaltbare" in den Weg stellten. Dennoch gab es sie.

Ich sehe da durchaus gewisse Parallelen zwischen dem Beispielfall Zeugen Jehovas, und den "Verdammten dieser Erde" die zunehmend in islamistischer Verklärung sich artikulieren.

Nun kann man - wie es die Saturierten - egal wie sie heißen
(Hitler "Diese Brut wird ausgerottet werden";
Mielke; wer unsere Interessen tangiert, lernt unsere
harte Hand kennen;

Bush; wer Krieg anzettelt bestimme ich, nur ich
Obama: Meine Politik ist die des sich in die eigene Tasche lügens).
Es wäre in Obamas „heile Welt-Sicht" doch „nur möglich", dass die bösen Russen Hauptverantwortliche für den Anschluss der Krim an Russland seien. Die Krim mag den Russen verhältnismäßig leicht zugefallen sein. Wer diese Vorgänge indes nur auf den Faktor die bösen Russen reduziert, wird wahrscheinlich noch einiges Lehrgeld zu zahlen haben. Siehe die derzeitigen Separatisten-Strömungen in Teilen der Ukraine. Herr Putin sind die selber schon langsam unheimlich, dieweil auch von ihm nicht mehr steuerbar, und er sucht zu einer begrenzten Mäßigung aufzurufen - ohne rechten Erfolg.
Das weitaus größere Menetekel sind diese Tendenzen indes für die derzeitigen Machthaber in Kiew, und im weiteren Sinne in deren Windschatten auch für Herrn Obama.

Nun kann man sich auch in der gegenwärtigen Auseinandersetzung auf die Seite der Saturierten stellen; Feuer und Schwefel ankündend; aber um alles in der Welt, keine Selbstkritik zulassend. Besonders der mormonische Gegenkandidat der letzten USA-Wahlen, stand ja für diese Tendenz. Insoweit mag Herr Obama noch als relativ gemässigt erscheinen. Ob es weitere aus seinem Umfeld auch sind, erscheint eher zweifelhaft. Der Fluch der bösen Tat, holt somit letztendlich auch einen Herrn Obama ein.

Es wird wohl ein hartes, ein langes Ringen (oder vielleicht doch eben nicht ganz so langes) werden.
Die Büchse der Pandora ist geöffnet. Diejenigen, die in sie zusätzliches Öl hineingießen, werden sie wohl kaum wieder zu schliessen vermögen."

Nun, da der Schwerpunkt an diesem Ort auf geschichtlichen Aspekten beruht, sei noch ergänzend die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1929 (kommentarlos) zitiert.
Neben deren bereits genanntem Titelblatt

kommentierte damals selbiges:
„Ein sehr kennzeichnendes Urteil
Der Zeichner Georg Groß stand unter Anklage, durch drei Bilder einer Mappe „Hintergrund" die christliche Kirche und ihre Einstellungen gröblichst beschimpft zu haben. Das Gericht aber sprach den Angeklagten auf Kosten der Staatskasse frei. In der Urteilsbegründung führte nach Berliner Pressemeldungen Landesgerichtsdirektor Siegert etwa folgendes aus:

„Der Künstler wollte in seiner Darstellung nicht die „christliche Kirche" beschimpfen, sondern er wollte eine Verteidigung des wahren Begriffs „christliche Kirche" schaffen und seinem Unwillen darüber Ausdruck geben, daß - seiner Meinung nach - die gegenwärtige Kirche sich in den Dienst einer ihr wesensfremden Sache stellte, indem sie durch die Unterstützung des Krieges das Urdogma der wahren christlichen Kirche, die Nächstenliebe, verleugnet habe."

Zu dem Urteil und seiner Begründung selbst ist zu sagen, daß es erfreulich ist, zu sehen, daß es in Deutschland Richter gibt, die nicht das beurteilen, was irgend jemand bei einer Sache empfindet, sondern das was der Verfertiger dieser Sache bezweckte. Wenn dieser Grundsatz bei der Beurteilung aller unter den Gotteslästerungs-Paragraphen gestellten Vergehen angenommen würde, würde wahrscheinlich der Gotteslästerungs-Paragraph überhaupt überflüssig sein, ja, er ist auch unbedingt überflüssig. Gott braucht nicht durch Gesetzesparagraphen geschützt zu werden, er schützt sich und sein wahres Wort und seine wahre Kirche selbst. Wenn man unterscheiden gelernt hat zwischen dem, was die Bibel vom Christentum fordert und dem was die Menschen an Dogmen und Zeremonien aufgestellt haben, dann wird ,an auch verstehen, daß das erstere so erhaben über jeden Spott der Menschen ist, daß es durch kleines Menschenwort nicht verlästert werden kann. Nur die kleinen von Menschen aufgestellten Dinge, Lehrsätze und Dogmen sind es, die den treffenden Hieb des Spottes oder gut passender Ironie nicht vertragen können; aber ein auf den Grundsätzen der Bibel aufgebautes Recht hat keine Veranlassung, Menschenlehren und Meinungen zu verteidigen oder zu schützen, und darum ist auch von diesem Gesichtspunkt aus der Gotteslästerungsparagraph ein Unding, und seine Beseitigung ja geradezu eine Forderung wirklicher Gottesverehrung geworden.

Wenn auch die betreffende Feststellung in diesem Urteil nur in billiger Weise erfolgte, so ist es dennoch wertvoll, zu wiederholen, daß die Kirche nach Ansicht des Angeklagten mit der Unterstützung des Krieges das Urdogma der wahren christlichen Kirche, die Nächstenliebe, verleugnet habe. Das ist auch unsere Überzeugung, und unsere Überzeugung weiter ist, daß nur diese Verleugnung überhaupt den ganzen Jammer des Krieges mit all seinen furchtbaren Folgeerscheinungen möglich werden lassen konnte."

Der Konjunkturritter sind den viele.
Man vergleiche beispielhaft in nachfolgendem Posting, den dort offerierten „Heilsverkünder".

www.ihrseidmeinezeugen.de/forum/index.php?PHPSESSID=3f90cc787505eecb4282cbfc97ca7b78&topic=64.msg479#msg479

Übrigens vernahm man zur Hoch-Zeit der Griechenland-Krise von besagtem User schon mal ähnliche Verweise auf „Heilsverkünder" dieses Kalibers. (Buchautoren für die das Geschäft mit der Angst, ihr eigentliches Geschäft ist).
Man fragt sich nur wie dieses Ängste schüren und der Glaube an eine wundersame „Entrückung" dereinst, wie diese merkwürdige Symbiose wohl zu deuten sei.
Wahrscheinlich so:

In einem Wikipedia-Artikel über den angedachten Autor, in der „Heilspropheten-Galerie" eines Users mit vorfindlich, liest man auch den Satz:
„In seinem Buch Investieren statt Sparen. Wie man mit Aktien ein Vermögen aufbaut beschreibt Otte Möglichkeiten für Privatanleger zum langfristigen Vermögensaufbau".

Das sind dann wohl besonders „kluge" Empfehlungen für diejenigen, denen der Begriff „Hartz IV" wohl nicht ganz unbekannt ist.

http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Otte
Oder im Falle Ukraine, jene, die dort den verklärten Blick auf Sowjetrussische Verhältnisse zurück richten. „Rational" begründbar ist diese Nostalgie sicher nicht. Zugleich ist der Umstand, das sie sich dennoch in relevantem Umfange bemerkbar macht, auch ein Zeichen dafür, wie es um das „Heil" der derzeitigen Kiewer Machthaber mit Anti-sowjetrussischer Intention, bestellt ist.
Ein Kommentator stellt ernüchtert fest:
„Der Westen hat aufs falsche Pferd gesetzt: Viele Ukrainer sind nicht besser als Putins prorussische Banden."

www.spiegel.de/politik/ausland/augstein-kolumne-ueber-ukraine-krise-und-ihre-profiteure-a-968216.html

Mit dieser berechtigten Analyse ist allerdings nur die Oberfläche des Problems angekratzt.
USA-Politik, die Sowjetunion (die alte) sei noch im Nachhinein zu demütigen. Manchesterkapitalismus sei das „Heil der Welt".
Nun hat man sich Jünger der Art auch in der Ukraine hochgepäppelt. Über die tatsächlichen Verlierer dieser Politik geht man stillschweigend zur Tagesordnung über. Die Opfer suchen ihre „Errettung" in ebenfalls irrationalen Thesen (die Geburtsstunde von Putins prorussische Banden).

Kellog-Pakt
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. Juni 2014 01:45
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
Die Berner Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 6. 1929, weis wieder mal zu berichten, dass Harmagedon „ganz nahe" sei. (Die gleiche Meldung in der Magdeburger Ausgabe des GZ erst am 15. 6. 1929).
Und, was inspiriert sie diesmal zu dieser, für WTG-Verhältnisse zwar nicht ungewöhnlichen, aber doch bemerkenswerten Meldung?
Offenbar dieses.
„In Amerika haben 180.182 Personen eine Petition unterzeichnet, daß der Kellogpakt doch ja vom Senat angenommen werden mochte. Diese Petition wurde dem Präsidenten Coolidge von Bischof McCowell und den Doktoren Gulick und Darby im Namen des "Staatlichen Konzils der Kirchen Christi" überreicht.
Zweifellos befinden wir uns jetzt in der Zeit, wo der Ruf „Friede und Sicherheit" über das Land ertönt und wir wissen, daß hierauf nach der heiligen Schrift Harmagedon folgen muß."

Was den mit genannten „Kellogpakt" anbelangt, so lässt es das GZ auch dabei nicht an Ironie fehlen. So hielt etwa die Berner Ausgabe des GZ vom 15. 6. 1929, nachfolgende Meldung für weitergebenswert:
„Der Empfang des "Friedensboten".
Der Friedensgesandte, Mr. Kellogg, hatte in Irland einen wundervollen Empfang. Als sein Schiff in Sicht kam, wurde es vom Hafen aus mit einundzwanzig Kanonenschüssen willkommen geheißen. Vier Militärflugzeuge, die zum Bombenwerfen bestimmt sind, kreisten über dem Schiffe; und nach seiner Landung wurde Mr. Kellogg von einer militärischen Eskadron, die Spalier bildete, in Empfang genommen. Auf beiden Seiten der Straßen von Dublin, durch die er schritt, standen die Soldaten Spalier und präsentierten das Gewehr. Ein Hurra für den Frieden!"

Um die Hintergründe dessen etwas besser einschätzen zu können, sei noch hingewiesen auf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Briand-Kellogg-Pakt
http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/aussenpolitik/briandkellog/

Stresemann und Althaus 
geschrieben von:  Drahbeck 
Datum: 13. November 2014 06:27
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Eigentlich müsste man doch zu dem in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 11. 1929 wiedergegebenen Bild, anlässlich der Besetzungs-Feierlichkeiten des deutschen Reichskanzlers und langjährigen Reichsaußenministers, Gustav Stresemann sagen. 
Eigentlich musste man zu diesem Bild und dem dazugehörigen Artikel doch wohl sagen. Das ist Politik.

Nun gut mag man vielleicht noch sagen. Der erhielt ja 1926 sogar den Friedens-Nobelpreis; ergo mag man dass in diesem Falle nicht so „eng sehen". Zudem waren ja noch Weimarer Republik-Zeiten. Trotzdem will der Eindruck nicht weichen. 
Für „Himmelsakrobaten", die ansonsten vorgeben, „unpolitisch" zu sein; nicht unbedingt „das Thema". Jedenfalls gibt es keinen bekannten Bibelspruch, dem man just diesem Herrn Stresemann zuordnen könnte. 
Es erfolgt somit die Überschreitung einer Grenzlinie. Wer so dezidiert politische Themen mit aufnimmt, der betreibt seinerseits selbst auch Politik. Ergo desavoiert er seine eigene These des „Unpolitischseins", die sich auch ansonsten als Farce erweist. In diesem Fall aber deutlich hervortritt. 
Die Ausführungen, die da das „Goldene Zeitalter" diesem Politiker Stresemann widmete, als solche, seien hier jetzt nicht weiter kommentiert. Sie seien im nachfolgenden noch etwas näher vorgestellt: 
„Riesenhafte Friedensdemonstration" überschreibt das GZ seinen Bericht. 
Der Untertitel lautet „Berliner Brief" und wird mit einem Gedichttext eingeleitet: 

Tief in des Volkes Brust 
Wohnt still und unbewußt 
Sehnsucht nach Glück, 
Frieden und Seligkeit; 
Tiefe Gerechtigkeit 
Füllt seine Massen weit, 
Schärfer den Blick - 
Weil es, was vor sich geht, 
Fühlt und darum versteht."

Weiter geht es dann mit der GZ-Ausführung: 
„Dieser Vers kommt mir in den Sinn, nun ich - länger als eine halbe Stunde bereits - die ungeheuren Menschenmassen zurückfluten sehe, die sich anläßlich des Begräbnisses des Reichsaußenministers Stresemann in den Straßen Berlins am Brandenburger Tor, Unter den Linden und den vom Trauerzug berührten Straßen zusammengefunden hatten. Die Millionenstadt hat ihre Millionen auf die Beine gebracht, und auch aus den verschiedensten Landesteilen sind, wie die Fremdenlisten zeigen, Tausende von Menschen in Berlin zusammengeströmt, um dabei zu sein. 
Dabei? Wobei? 
Ja, das läßt sich eigentlich gar nicht so ohne weiteres sagen; denn im Grunde genommen sind diese Ungezählten - Tausende mal aber Tausende - nirgends dabei. Die eigentlichen Beisetzungsfeierlichkeiten spielten sich vollkommen ohne alle diese Menschen ab. Höchstens, daß sie sich wie ein Rahmen um das Innere des Bildes schließen, und das ist wohl auch die Bedeutung dieser - man kann sagen - ganz Berlin erfassenden Bewegung, die der Tod dieses Mannes auslöste. Diese ungeheure Beteiligung ist mehr als eine bloße Beileidskundgebung, ist mehr als eine Äußerung der angeblichen „Neugierde des Berliners, der überall dabei sein muß", ist auch mehr als eine gut wahrgenommene Gelegenheit, Propaganda für den von der Reichsregierung eingeschlagenen Kurs zu machen. Nein, hier spricht das Volk selbst. Das Volk, das zwar die verwickelten Fäden diplomatischer Rechnung nicht verfolgen, daß sich keine Rechenschaft ablegen kann über die Notwenigkeit dieser oder jener Staats-, wirtschafts- oder sozialpolitischen Maßnahmen, das Volk, das in diesen Dingen einfach der Rechtlichkeit oder Schlechtigkeit seiner Führer ausgeliefert ist, dieses Volk, die allgemeinen gutwollenden Massen der Menschheit fühlen da, wo sie nicht zu folgen vermögen. Und wieviel List und Täuschung eine geschickte Propaganda auch ins Leben zu setzen vermag: jedes Ding zeigt vor der Schlußabrechnung seine Symptome, bewegt dann einmal das, was man das öffentliche Gewissen nennt, und zeigt denen, die das Volk um ihres eigenen Vorteiles willen vergewaltigen möchten, was das eigentliche Wünschen und Wollen des Volkes ist und was nicht.

Als Wertung äußert der GZ-Schreiber: 
Die Herren vom irregeleiteten politisierenden Protestantismus und der im Dienste der Großagrarier und des Junkertums stehenden Rechten sollten lieber ihre Finger von dem Ding lassen, das sie Volksentscheid nennen; denn das Volk hat entschieden. Und wenn sie es bis jetzt noch nicht wußten, dann sollte es ihnen die Trauerfeier an Stresemanns Sarg gelehrt haben, daß das Volk entschieden hat: 
Daß das Volk Frieden haben will, nichts als Frieden; und daß es diesen Frieden auch dann will, wenn das Gedeihen der großen Geldsäcke, der Stahl- und Eisenmagnaten, der Kanonenkönige und anderer kriegsprofitierender Geister mehr nicht mehr so blühend ist wie ehemals. 
Das hat das Volk entschieden, und dieser letzte Stresemanntag war nur der Anlaß zu einer spontanen Willensbezeugung des Volkes in dieser Richtung. 
Schon stundenlang vor dem Vorbeizug des Sarges hatten sich Hunderttausende um das Brandenburger Tor herum in der Nähe der Wilhelmstraße, Unter den Linden usw. angesammelt. Jeder Verkehr war polizeilich gesperrt, und auf den Bäumen, den Denkmälern, den Häusern, den Fassaden der Häuser, auf Laternenpfählen, Ecksteinen, mitgebrachten leeren Kisten, Stühlen usw. Standen die Menschen ringsumher; hier und da klebte einer auf einem vorspringenden Ornament eines Hauses, Fahrräder sind zusammengestellt, um ihren Besitzern einen höheren Ausguck zu schaffen, und wo nur ein Menschenfuß Platz hatte, stand auch ein Menschen. Wenn man sich umsah unter diesen Leuten, war es einfach, sich zu überzeugen, daß die hier fast demonstrativ zusammengeströmten Scharen allen Schichten und Ständen des Volkes entstammten: arm, Mittelstand und reich. Zweifellos standen diese Massen hier nicht am Fleck, um dem Reichsaußenminister Stresemann eine Ehre zu beweisen, sondern weil ihr Inneres sympathisierte mit dem: Frieden halten unter allen Umständen! Ohne irgend etwas über die Zweckmäßigkeit der von diesem deutschen Außenminister eingeschlagenen Wege sagen zu wollen, und ohne irgend etwas an unserer Überzeugung zu ändern, daß Menschenmacht unfähig ist, der Erde Hilfe zu bringen, ist es doch ganz offenbar, daß der einzig gangbare Weg für einen vernünftigen Menschen - wenn er das Schlimmste aufhalten will - der Weg der Verständigung ist. Diese Tausend und aber Tausend an diesem Morgen versammelten Menschen sind ein stiller, aber gewaltiger Ruf des Volkes und der Menschen, zeigend, wie gerne sie Frieden haben wollen. 
Was die nächsten Monate und Jahre bringen werden, ist bei der nahezu an Wahnsinn grenzenden Einstellung mancher Kreise schwer zu sagen. 
Daß es natürlich immer die Kirche ist, die aller Friedens- und Verständigungsarbeit oft auf geradezu raffinierte Weise entgegenzuarbeiten sucht, ist auch mittlerweile sattsam bekannt geworden. Das beweist auch neuerdings wider ein von dem Erlanger Professor D. Althaus (Dozent theologischer Jugend) herausgegebenes Werk, betitelt „Theologie und Religionswissenschaft", in dem dieser Mann - der es ja genau wissen muß - über die Aufgabe der Kirchen folgendes sagt:

„Die Friedensbewegung der herrschenden Völker zur Nüchternheit und Wahrhaftigkeit zu rufen, das ist die Aufgabe der Kirche. Die Kirchen haben die Völker nicht zum Kriege zu erziehen, aber auch nicht zum Frieden, sondern zum politischen Verantwortungsbewußtsein. Krieg führen kann für ein Volk Sünde sein, aber auch Frieden halten, wo der Kampf klare Pflicht ist."

(Entnommen der „Welt am Montag", vom 30. Sept. 29). 
Dieser angebliche Gotteslehrer und seine priesterlichen Genossen sollen einmal beweisen, wo in der Bibel steht, daß die Kirche den Auftrag habe, das Volk zum politischen Verantwortungsbewußtsein zu erziehen. Der Teufel war es, der Jesus die Macht der Welt zeigte und ihn aufforderte, sich da hineinzumischen. Diese Herren sollten sich genau überlegen, wem sie dienen. 
Wenn es nach diesen Leuten in kirchlichen Kreisen ginge, dann würde wahrscheinlich sehr bald wieder das arme Volk der Erde als geduldiges Schlachtvieh auf die Schlachtfelder geschleppt werden; dann würden vielleicht bald in unabsehbarer Vernichtungsflut Millionen unsrer Volksgenossen in Giftgasen ersticken, weil einige in Selbstsucht erstarrte Gehirne die Parole ausgeben:

„Lieber in Freiheit sterben, als in Unfreiheit leben."

Dieser Satz hat natürlich seine Richtigkeit; aber „frei sein" heißt für das Volk frei sein von all dem, was gerade der Krieg und seine Folgen über Land und Volk gebracht hat. Weder ein neuer Krieg noch eine rigorose Ablehnung der Forderungen sogenannter Siegermächte, weder irgendein Maulheldentum Phrasen dreschender, Soldat spielender Jünglinge, noch irgendein Gernegroß wie Mussolini usw. kann der Menschheit helfen, sondern nur eine restlose Anerkennung und Annahme der Grundsätze der Bibel und der Forderungen Jehovas, des großen Lenkers des Universums. Diejenigen aber, die um ihrer eigenen persönlichen Interessen willen, ohne Rücksichtnahme darauf, welche Folgen für das allgemeine Volk dadurch entstehen, mit der Wohlfahrt der Erde spielen, wie es gegenwärtig die Herren vom Ausschuß für das Volksbegehren tun, wie auch diejenigen, welche die Religion und die Bibel und das hiermit in Verbindung stehende Vertrauen der Massen zu politischen Zwecken mißbrauchen, all diese werden nicht nur für kommende Nöte der Erde verantwortlich sein, sondern zur rechten Zeit auch dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Denn die Bibel sagt, daß der Tag der Rache Gottes gekommen sei für alle, welche, die Erde und ihre Wohlfahrt verderben. - Jesaja 61:2; Offenbarung 11:18. 
Oberhalb des Eingangs zum Reichstagsgebäude, der großen Freitreppe, auf welcher gerade der Sarg mit dem Toten heruntergetragen wird, stehen die inhaltsschweren Worte: „Dem Deutschen Volke". 
Wenn man an dieser Stätte, wo jahraus, jahrein der Kampf der Parteien tobte und tobt, wo die Selbstsucht auf dem Boden der Politik ihre heißen Schlachten schlägt, doch erkennen wollte, daß das einzige, was dem Volke helfen kann, die Wahrheit ist, die Wahrheit der Bibel, wie bald würde dann alles werden! Vielleicht brauchte man dann bald keine Toten mehr über diese Stufen tragen. Aber noch machen Verleumdungen, Menschenweisheit und Spottlust, sprießend auf dem Boden der Gedankenlosigkeit, es unmöglich, die Wahrheit auch hier in breiterem Maße Eingang finden zu lassen. Aber wir glauben zuversichtlich, daß die Zeit und ihre weiteren Lektionen auch hier ihr Werk tun werden. Zwar wird wie nie der Pardel seine Haut wechseln; aber steinerne Herzen werden einmal zu fleischernen werden, wie die Bibel sagt, und dann wird die Heilung von innen kommen. Wo dann aber keine Heilung möglich ist, da wird der ewige Tod ein weiteres Sprießen des Bösen unmöglich machen."

Was die in vorstehendem Texte enthaltene Mit-Zitierung des Theologieprofessors Althaus anbelangt, wurde die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 12. 1929 offenbar auch fündig. Letzteres bracht die nachfolgende Notiz: 

„Das Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft "Die Religion in Geschichte und Gegenwart", 2. Aufl., spricht sich zum Kapitel "Krieg und Christentum" namens des Erlanger Professors D. Althaus wie folgt aus:

"Die Friedensbewegung der herrschenden Völker zur Nüchternheit und Wahrhaftigkeit zu rufen, das ist die Aufgabe der Kirche... Die Kirche hat die Völker nicht zum Kriege zu erziehen, aber auch nicht zum Frieden, sondern zum politischen Verantwortungsbewußtsein. Kriegführen kann für ein Volk Sünde sein, aber auch Friedehalten, wo der Kampf klare Pflicht ist" - Kommentar überflüssig."

Ein Afghanischer König 
geschrieben von:  Drahbeck 
Datum: 13. Oktober 2014 00:46
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Sowohl die Schweizer, als auch die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 10. 1929, thematisiert den Fall des Afghanischen Königs Aman Ullah.
Die Schweizer Ausgabe des GZ betrieb dazu sogar einen besonderen Aufwand, denn der dortige Artikel trägt die Überschrift:

„Besuch bei Aman Ullah. Copyright 1929 by Österreichischer Pressedienst, Vienna. Unberechtigter Nachdruck auch auszugsweise verboten."

Unter der Untertitel lautet dann:

„Der König über seine Erlebnisse in Afghanistan (Ins Schuldbuch der Priesterschaften. Red.)"

Liest man jene anderthalb Druckseiten des Schweizer GZ, hat man den Eindruck. Da wird die „Befindlichkeit" jenes Königs, der da abgesetzt, und nun ins Exil gehen musste wiedergegeben. Weniger aber werden die Hintergründe ausgeleuchtet. Weshalb das GZ diesen Artikel doch übernahm, und sich dazu eigens ein exklusives Nachdruckrecht sicherte, bringt es ja schon durch seine Anmerkung, „Ins Schuldbuch der Priesterschaften" zum Ausdruck.

Obwohl der thematische Beitrag der Magdeburger Ausgabe des GZ dazu kürzer ist, bringt er dennoch deutlicher die Hintergründe zum Ausdruck. Und zudem ist der Beitrag im Magdeburger GZ ein Eigenbericht (also kein lizensierter Nachdruck).

Aber bemerkenswert ist es schon, wie da das GZ solche Meldungen aufgriff, um „der" Priesterschaft eins auszuwischen. 
Die solcherart zum Ausdruck kommende Tendenz, kann man sogar mit der, der zeitgenössischen atheistischen Freidenker vergleichen, die ja in ihrer Argumentation von ähnlichen Motiven beseelt waren.

Im nachfolgenden sei noch - kommentarlos - jener Beitrag aus der genannten Ausgabe des Magdeburger GZ vorgestellt:
„Ein König wird von den Priestern seines Landes abgesetzt.
König Amanullah hat römischen Pressevertretern gegenüber erklärt, daß an seiner Absetzung in erster Linie die Priester seines Landes schuld sind. Die Priester seines Landes seien es gewesen, die das ungebildete Volk, dem er Kultur bringen wollte, durch die unglaublichste Verleumdung seiner Absichten gegen ihn aufgehetzt hätten. Sie hätten beispielsweise die modernen Ackerbaumaschinen und Lokomotiven, die er in das Land gebracht habe, als Leichenverbrennungsmaschinen bezeichnet.

Die Entschleierung der Frau wurde von ihm niemals zum Gesetz erhoben, wie die Priester dem Volk weismachten. Jeder Frau stand es frei, einen Schleier zu tragen oder nicht. Er habe durch die Königin nur ein gutes Beispiel geben wollen. Alles was König Amanullah zur Modernisierung seines Landes getan hat, scheint vernichtet zu sein. Sogar alle von ihm eingerichteten Schulen, die gewiß keinen Schaden nach Afghanistan gebracht hätten, würden von den Priestern in Brand gesteckt.

Einen solchen Geist also haben auch die Priester des Islam. Das Motiv ihrer Handlungsweise kennzeichnet treffend die Furcht vor Erkenntnis und Fortschritt. Die haben die gleichen selbstsüchtigen Beweggründe wie jene, die heute so häufig unter dem Deckmantel christlicher Religion der Wahrheit ins Gesicht schlagen. Sie haben Angst, ihre gutbezahlten Posten zu verlieren, und wünschen der Erkenntnis den Tod, damit das Volk nicht merke, daß eine Geistlichkeit, die sich hinter Scheinheiligkeit und selbstgebackenen Glaubensbekenntnissen versteckt, überflüssig ist. Fortschritt und Neuerung sind den mohammedanischen Priestern ein Dorn im Auge und gelten nach ihren Glaubenssätzen als schwerster Frevel. Sie wissen sehr wohl, warum sie das Fernhalten der abendländischen Kultur zu einem ihrer Hauptgebote gemacht haben ..."

Da ja nun, wie zitiert, das „Goldene Zeitalter" sich so „haushoch überlegen" über „die" Priesterschaft wähnt, mag es nicht uninteressant sein, noch einen weiteren Satz aus dergleichen Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" zu zitieren. Selbiger wähnte:
„Denkende Menschen machen lieber die Blattern durch, als daß sie sich impfen lassen, weil durch die Impfung der Same von Syphilis, Krebs, Geschwüren, Rose. Skrophules, Schwindsucht und vielen anderen schweren Leiden in den Körper gelangen wird. Darum ist das Impfen ein Verbrechen, eine Scheußlichkeit und eine gewaltige Verirrung,"
Man vergleiche thematisch zum Fall des Königs Amanullah auch die Berichterstattung der „Freiburger Zeitung" vom 6.9.1928

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=06b3&year=1928&month=09&project=3&anzahl=4

Auch noch
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=27b3&year=1930&month=02&project=3&anzahl=8

„Moses als Pulverfabrikant"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 12. Mai 2014 05:28
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1929, ist sauer auf ein Buch, welches zu ihrer Kenntnis gelangte. Diese Verstimmung bringt sie dann auch mit den Sätzen zum Ausdruck:
„Mose als Pulverfabrikant
Weil sie unfähig sind, irgend etwas Vernünftiges zu schreiben, und weil die kranken Hirne ihrer in genasführten Nachfolger immer wieder nach auffälligen Dingen verlangen, welche die tote Ode ihrer armen Seelen etwas erheitern, findet man gelegentlich in jenem Teil der Presse, dem „das Kreuz zum Haken" geworden ist, Berichte unter obiger Überschrift wiederkehren. Diese Berichte haben natürlich den ausgesprochenen Zweck, die Bibel zu zerstückeln oder lächerlich zu machen. In Sonderheit ist jenen Schmierpinseln der Feder immer das alte Testament ein Dorn des Anstoßes, und wenn sie es bekämpfen und als ein Buch aufgelegten Schwindels hinzustellen versuchen, so scheint ihnen dabei zu entgehen, dann dass sie damit auch das Neue Testament und die Worte der Apostel, ja sogar die Worte Jesu diskreditieren und verächtlich machen. Von einem Leser des „Goldenen Zeitalters" wird uns die Beilage zur Rhein-Ems-Zeitung gesandt, wo wieder einmal unter obiger Überschrift zu diesem Zweck ein Unfug aufgelegt wird, zu welchem man sich nur fragen muss, wie es überhaupt eine Tageszeitung wagen kann, ihren Lesern ein solches Gemisch wilder Phantasie und Spekulation vorzulegen. Alle Berichte des alten Testamentes über geschehene Wunder, die Vernichtung der Heere Pharaos am Roten Meer, der Einsturz der Mauern Jerichos und so weiter, löst dieser Phantast einfach, in dem er schlankweg behauptet Mose habe schon das Schießpulver gekannt."

Nun ist die dem zugrunde liegende Pamphlet-Schrift in der Tat eine der Art, wo sich allen seriösen Forschern, „eher die Zehennägel hochkräuseln", als dass sie selbige „ernst" nehmen könnten.
Nur leider muss man registrieren, in Vergangenheit und Gegenwart (in der Gegenwart etwa insbesondere in der Esoterikszene, und nicht selten mit ihr eng verwoben, der Weltverschwörungszene), dass kaum eine These abstrus genug sein kann, um nicht dennoch gläubige Jünger zu finden. Das war nun, zurückprojektiziert auf die 1920er Jahre, offenbar schon damals ähnlich.

Man steht vor einer Weggabelung, soll man diese Spinnereien nun als das belassen, was sie sind, und einfach zur Tagesordnung übergehen? Oder muss man sich nolens volens bemühen, doch noch ein paar mehr Sätze dazu zu sagen?
Offenbar ist letzteres durchaus angezeigt, wofür auch der Umstand spricht, das jenes Pamphlet (wenn auch nur in sehr beiläufiger Form, als unbedeutende Zitierung) selbst schon in Englischsprachiger Literatur ihre Miterwähnung gefunden hat. Etwa in Penton's „Jehovah's Witnesses and the Third Reich".

Und noch etwas wird man sagen müssen. Der Verfassername „Jens Jürgens" ist ein Pseudonym.
Ausweislich der Kataloge der Deutschen Bücherei Leipzig steht fest, wie sein Klarname lautet:
Karl Weinländer.
Und noch etwas steht fest. Besagter Herr Weinländer hat noch einiges anderes publiziert, gleichfalls unter Pseudonymen. Zur Galerie seiner Pseudonynamen gehören auch noch die:
Hans Lienhardt
Hermann Wieland.
Friedrich Dollinger

Und spätestens bei dem Namen „Lienhardt" wird dem Sachkenner sofort klar. Der Zeugen Jehovas-Bezug ist gegeben. „Lienhardt" wurde schon kritisch kommentiert. Es ergibt sich, dass analoges auch im Fall „Jens Jürgens" angezeigt ist.

Erwähnt sei auch, dass meinerseits schon früher diese „Jens Jürgens"-Schrift einmal kommentiert wurde. Siehe dazu
Weinlaender.pdf
Ergänzend auch
Elektrizitaet
Was den Namen „Lienhardt" anbelangt, sei auch noch ausdrücklich hingewiesen auf
19212Lienhardt
Und noch etwas muss man mit dem Ausdruck des Bedauerns feststellen. Je abstruser gewisse Thesen, um so mehr „klingeln" bei den hinter ihnen stehenden Protagonisten die Kassen. Das weis man - ebenfalls mit dem Ausdruck des Bedauerns
zwar auch aus der Gegenwart.

Aber eben auch in den 1920er Jahren war es offenbar nicht viel anders. Für diesen Umstand spricht auch, dass die „Jens Jürgens"-Schrift mehrere Auflagen erlebte.

1921 erstmals erschienen als magere Broschüre von 32 Seiten Umfang, steigerte sie sich, in dem deren 9. Auflage (1937) schon mal einen Umfang von 100 Seiten hatte.

Die Auflage von 1921 macht aus ihrem Hetz-Herzen schon mal keine Mördergrube, indem sie zu wissen vermeint (S. 3)
„Im deutschen Volke ist die Erkenntnis erwacht, daß es sein ganzes Elend dem internationalem Judentum zu verdanken hat."

Auch die Veränderungen des Untertitels jener Schrift sind beachtlich.
1921 wollte selbiger lediglich einen „2500jährigen Weltbetrug" aufdecken.
In der 9. Auflage hingegen glaubt man schon Moses als „Räuberhauptmann und Erzbolschewist" erkannt zu haben.

Nicht uninteressant. Auch Herr Hitler vertrat in der von einem seiner damaligen Intimusse herausgegebenen Schrift „Der Bolschewismus von Moses bis Lenin", eine ähnliche These!
So schließt sich auch in dieser Beziehung der Kreis!
Siehe den Ausriss aus einer Hitler'schen Pamphlet-Schrift:

Anmerkung: Wenn Hitler in seiner Polemik auch besonders auf Sachsen abstellt, so muss das auch in dem Kontext gesehen werden, zu jener Zeit hatte Dresden die - weltweit - größte Versammlung von WTG-Hörigen. Schon davor erwies sich Sachsen als ein Einfallstor für Freikirchliche Kreise. Die Methodisten etwa, sind in dieser Region verhältnismäßig stärker als in anderen deutschen Regionen vertreten. Die Methodisten sind aber länger in Deutschland vertreten als die „Bibelforscher". Letztere profitierten von den bereits durch freikirchliche Kreise „aufgeweichten Boden", der ihnen eben jene Dominanz etwa in Dresden, oder auch im Vogtland ermöglichte, zu einer Zeit, wo der WTG andernorts, nur ein „steiniger Acker" begegnete.
Zu den regionalen Unterschieden in Deutschland, die Religionszene betreffend, kann man als weiteres exemplarisches Beispiel auch auf Schleswig-Holstein verweisen. Dort saßen die „frühen Nazichristen", eben wegen ihrer betont-nationalistischen Ausrichtung, besonders fest im Sattel. Exemplarische belegt auch in einem Aufsatz von Reimar Möller in Band 114 (1989) der „Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte". Möller stellt schon in der gewählten Überschrift seines Aufsatzes auf eine „Agrarisch-Kleinstädtische Region" ab, mit genannten Resultaten.
Man vergleiche als exemplarisches Beispiel auch einen frühen Hetzartikel aus dem „Landboten für Schleswig-Holstein".

Sachsen ist dazu - soziologisch - auch ein Gegenpol.
Zurückkehrend zum Haupthema dieser Betrachtung.
In der 9. Auflage zitiert dieser „Jens Jürgens" auch aus den Vorworten seiner vorangegangenen Auflagen. So liest man etwa, aus dem Vorwort der 7. Auflage den durchaus charakteristischen Satz:
„Die Astrologisch-politische Rundschau veröffentlichte 1933/34 unter dem Titel „Die Rache der Pharaonen" eine Reihe von Artikeln, die sich auch mit des Mosesgeschichte befassen und ganz auf dem Boden unseres Buches stehen."

Damit gibt er denn wohl selbst einen Fingerzeig, wie sein Gewäsch einzuschätzen ist!

Eine Kostprobe aus seinen Absurditäten etwa die Seite 25 der 9. Auflage

Das er nun - nach 1933 - auch „Morgenluft" zu wittern vermeinte, zeigt unter anderem die Seite 86 der 9. Auflage

Nun, nachdem ja sein gelobtes „Naziparadies" angebrochen war, hatte er auch keine Skrupel mehr, sein seinerzeitiges Pseudonym „Lienhardt" selbst aufzulösen, wovon auch die Verlagsreklame in der 9. Auflage kündet.

„Die beiden Seiten in Russland" 
geschrieben von:  Drahbeck 
Datum: 20. Dezember 2014 23:42

Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Noch auf einen Artikel der Magdeburger GZ-Ausgabe vom 15. 12. 1929 sei hingewiesen. Es sollte sich noch herausstellen, dass mit selbigem das GZ dann noch in ein „Wespennest" gestochen hatte. Sicherlich nicht mit Vorbedacht. Gleichwohl trat jenes Ereignis doch ein, dass die „Wespen" wie wild in der Luft umherzuschwirren begannen.

Einstweilen sei jener Artikel erst mal - unkommentiert - in seinen wesentlichen Aussagen vorgestellt:
Überschrieben war er: „Die beiden Seiten in Russland".
Und ausgeführt wurde in ihm unter anderem:

„Es ist der Allgemeinheit unmöglich, sich selbst ein Bild über die wahren Verhältnisse in Russland zu machen, weil keinen Zutritt hat in Russland. Darum auch setzt sie auf die unter vorstehend genannten Umständen gegebenen Berichte wenig Vertrauen und zweitens gibt sie sich mit dem Bezug auf die Dinge, die sie nur aus der Ferne und undeutlich sehen kann oder teilweise nur durch Begleiterscheinungen wahrnehmen kann, den wildesten Spekulationen und Mutmaßungen hin.

Das alles ist erklärlich, und Russland beziehungsweise seiner Führung selbst verschuldet es. Kein Buch, keine Zeitschrift kommt unzensiert in das Land, und alles Geschriebene oder gedruckte, dass nicht der Idee zustimmt, die den Führern der russischen Geistes und Staatslebens genehm ist, wird unbarmherzig zurückgewiesen. Wir haben oft genug gesagt, dass dies Zustände sind, die als höchste Sklaverei in geistige Verknechtung der Menschheit bezeichnet werden müssen, und dass es kein Land in der ganzen Welt gibt, indem eine so willkürliche Vergewaltigung der freien Persönlichkeit und des Geistes des Menschen findet wie in Russland. Hier liegt die Schwäche der ganzen russischen Systems, und hier liegt auch der Beweis, dass sich der Sowjetstaat nicht auf Gerechtigkeit und nicht auf Wahrung des Rechtes der Menschen stützt, sondern auf Gewalt. Dass es natürlich nicht, dass er nicht auch sehr viel Gutes im Lande geben mag und zweifellos auch gibt, aber es kommt immer auf den Grundidee eines Systems an, und von dieser auch wird es abhängen, ob ein System lebensfähig ist oder nicht. Gerade mit Bezug auf diesen Punkt ist es der Sowjetstaat krank, durch und durch.

Eine Hauptlehre des kommunistischen Programm, die wohl auch zur Hauptsache die Anerkennung der großen Massen des Volkes verschafft, ist die zweifellos richtige These, dass es ein Unrecht ist, dass die Produkte und Erzeugnisse der Erde, wie auch die Erde selbst, von einigen wenigen, welche die große Masse geistig überragen, beschlagnahmt und als „Besitz" dem Nießbrauch durch die übrigen vorenthalten werden. Aber diese Übel mit Gewaltmaßnahmen begegnen zu wollen, und dann noch diese Gewaltmaßnahmen von Menschen ausüben zu lassen, die doch zweifellos ebenso ungerecht und selbstsüchtig sind wir alle übrigen (den kein Mensch ist frei von hiervon) ist ein fürchterliches Unternehmen.

Ein solches Unternehmen muss ein um so viel grauenvolleres Ende nehmen, wenn man es noch unter der Parole tut, „Los von Gott". Wir sind uns völlig klar darüber, dass kommunistische Blätter nun wieder schreiben werden, wir machten nur eine neue verdeckte Propaganda für ein „kapitalistischen Kirchentum". Aber sie irren sich. Wir wollen nur die Wahrheit Gottes der ein Gott des Rechtes - und nicht der Gewalt - und ein Gott aller Menschen ist. Aber hier liegt eben der zweite große Fehler Sowjet-Russlands; seine Führer sehen den Missbrauch, den die großen Kirchen der Erde mit den Namen Gottes, mit der Bibel und Religion getrieben haben und treiben, und in ihren Radikalismus gehen sie nicht nur gegen das diesen Missbrauch Verübende vor, sondern sie wollen gleichzeitig auch das Missbrauchte beseitigen. Aber indem sie so zu ausgesprochenen Gegnern Jehovas und seines Wortes werden, offenbaren sie ihre Bemühungen als den ausdrücklichen Versuch Satans, den Namen Jehovas wenn nicht durch
 die Schändlichkeiten des Kirchentums, dann doch mit der radikalen Ablehnung durch Bolschewismus oder Kommunismus von Erde zu verdrängen.

Um dieser Tatsache wählen, können wir den Kommunismus und dem Sozialstaat Russlands voraussagen, das untergehen wird und muss, wie alles untergehen wird und muss, dass sich - was auch immer der Beweggrund dazu sein mag - gegen den erhaben Namen Jehovas erhebt."

Eine Fortsetzung der Groteske, und in ihr wird schon etwas deutlicher, weshalb von einem „Wespennest" die Rede ist, in das da gestochen wurde, begegnet man in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1930. (Schweizer Ausgabe auch noch am 1. 6. 1930

In einer umfänglich, geschraubt formulierten Einleitung, erfährt man, die GZ-Redaktion habe einen Brief erhalten. Der Briefschreiber wird sogar mit vollem Namen (und seinem sozialen Status) genannt. 
„Robert Prey (Arbeiter)"
Und redaktionell gestaltet daraus das GZ die Artikelüberschrift „Ein Brief - was er fordert und was wir dazu sagen"
Auch wer noch nicht eine Zeile dieses Herrn Prey gelesen hat, bekommt schon mal durch eine beigefügte Zeichnung, einen visuellen Endruck, um was für einen Sachverhalt es sich denn handele.

Der eigentliche „Brief" entpuppt sich dann als ziemlich Substanzlos. Selbiger erschöpft sich auf einen Lobgesang auf das GZ auf niedrigem Niveau.
Der eigentliche „Hammer" entpuppt sich dann in der Form eines beigelegten Zeitungsartikels aus dem „Dortmunder Generalanzeiger". Und selbiger wird dann in vollem Wortlaut vorgestellt!

Nun das Presseartikel vom GZ reproduziert werden, fallweise, so man meint Anlass dazu zu haben, ist ja an sich nichts ungewöhnliches. Man hätte es auch in diesem Fall so handhaben können.
Die ganze Einleitung, dass da ein Arbeiter ein Brief geschrieben habe, erweist sich so überflüssig wie ein Kropf.
Dennoch hatte die so gewählte Konstruktion durchaus einen gewissen Sinn.
In weiser Voraussicht, das wird wohl nicht folgenlos bleiben, und in Einschätzung der tatsächlichen politischen Großwetterlage, hatte man sich so ein vermeintliches Alibi geschaffen, um im Konfliktfall sagen zu können. Wir haben ja nur das mitgeteilt, was Arbeiter Prey uns zu wissen gab. Damit haftet nur Arbeiter Prey, aber nicht wir. Geschickt eingefädelt - vielleicht. Dennoch wohl nicht geschickt genug.

Nun also erst mal die Darstellung des „Dortmunder Generalanzeigers" unter der Überschrift:

„Was ist Wahres an der Religionsverfolgung in Rußland"

Unter der Artikel hat dann den Untertitel:

„Rykows Interview mit dem Vizepräsidenten der United Preß
„In Rußland herrsche völlige religiöse Freiheit" -
Radikale Trennung von Kirche und Staat - 
„Die Erregung im Ausland politische Mache"

Und der eigentliche Artikel führt dann aus:

„United Preß-Spezialdienst.
Moskau, 26. Februar.
Der Vizepräsident der United Press, E. L. Keen, hatte ein Interview mit Rykow, dem Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare, das dem Zweck dienen sollte, zum ersten Male eine Darlegung der Stellungnahme der Sowjetregierung zu Kirche und Religion von der hierfür maßgeblichen Persönlichkeit zu erhalten.

Rykow äußerte sich in sehr ausführlicher Weise über dieses Thema. Auf die Frage, ob tatsächlich Leute wegen ihres Glaubens verfolgt und eingekerkert würden, erwiderte er: Ich kenne keinen einzigen solchen Fall und würde mich sehr freuen, wenn Sie mir Derartiges nachweisen könnten.

Solche Dinge sind auf dem Boden der Sowjetrepublik, wo alle Glaubensbekenntnisse und Überzeugungen völlige Freiheil genießen, nahezu unmöglich. Gerüchten von Verfolgungen und Verhaftungen liegen entweder absichtliche Lügen oder aber Verdrehungen der tatsächlichen Ereignisse zu politischen Zwecken zugrunde. 
Ich leugne nicht, daß Kirchen geschlossen und andren Bestimmungen zugeführt worden sind, aber dies ist stets nur auf den Beschluß und die Aufforderung der betreffenden Kirchengemeinden geschehen.

In jedem Falle, in dem eine Kirche, in der noch Gottesdienst abgehalten wird, einem andren Verwendungszweck zugeführt werden soll, ist die Genehmigung des Zentralexekutivausschusses der Sowjetunion erforderlich. Wenn aber eine Kirche ihre Bestimmung nicht mehr erfüllt und von der Gemeinde nicht mehr erhalten wird, kann sie auf Beschluß der lokalen Behörden einer andren Bestimmung zugeführt werden. Es ist im übrigen ganz richtig, fuhr Rykow fort, daß die Zahl der Kirchen in Sowjetrußland beträchtlich abgenommen hat. Dies hat jedoch verschiedene soziale, wirtschaftliche und politische Gründe. 

Wir haben beispielsweise in unsren Lehr- und Kulturinstituten die Religionspropaganda verboten und bestrafen auf das strengste jede Verletzung dieses Gesetzes. Die Trennung von Kirche und Staat wird in radikaler Weise bis zum äußersten durchgeführt, und ich möchte nebenbei erwähnen, daß wir damit nur lediglich das Programm der radikalen Parteien in den Bourgeoisie-Ländern mit unbarmherziger Gründlichkeit durchführen. 

Auf die Frage, ob die Religionsfreiheit in der Sowjetunion nicht verfassungsgemäß geschützt werde, erwiderte Rykow. Wir gewähren allen Überzeugungen, sowohl den religiösen wie den antireligiösen, vollkommene Freiheit. Mit lächelnder Miene setzte er hinzu: Wir verfolgen oder bestrafen niemand, der glaubt oder zu beweisen versucht, daß Eva aus der Rippe Adams geschaffen worden ist oder der für die unbefleckte Empfängnis der Mutter Gottes eintritt. Ich würde sofort strenge Strafmaßnahmen gegen jeden Richter, der irgendwelche Personen verurteilt, weil sie an die Erschaffung der Welt in sieben Tagen glauben, veranlassen. Andrerseits aber verbieten wir auch keineswegs die Verbreitung der Theorie Darwins. Wissenschaft und wissenschaftliche Erkenntnis haben bei uns große Fortschritte gemacht, und dies führt natürlich zu einer Abnahme in der Anzahl der Kirchen und zu einer Verringerung des religiösen Gefühls im Volke. Das ist ein durchaus natürlicher Vorgang.

Befragt, weshalb der russische Klerus der bürgerlichen Rechte entkleidet worden sei, erklärte Rykow. Es gibt auch noch andre Staaten, in denen die Geistlichkeit keine Bürgerrechte mehr genießt, weil die Kirche in das politische Leben dieser Staaten zu sehr eingriff und einen zu mächtigen Einfluß zu gewinnen suchte. Ich beziehe mich hierbei besonders auf bestimmte katholische Länder. 

In der Sowjetunion waren für die Behandlung der Priesterschaft allerdings andere Gründe maßgeblich. Der Klerus gehörte in den Tagen vor der Revolution zur herrschenden Klasse und unterstützte diese.
Wir haben den früher herrschenden Klassen ihre Bürgerrechte genommen, und heute haben nur solche Personen das Wahlrecht, die produktive Arbeit leisten.

Die Priesterschaft kann hierzu nicht gerechnet werden. Wir bestrafen jedoch niemals Geistliche für die Ausübung ihres Berufes, sondern stets nur für Vorstöße gegen die Gesetze oder für gegenrevolutionäre Machenschaften. Wir gehen sogar noch weiter. Wir verfolgen Geistliche nicht einmal dann wegen Betruges, wenn wir Pferde- oder Hundeknochen in den Schreinen fanden, die, wie sie den Gläubigen weißmachen, Gebeine von Heiligen enthalten sollten. In solchen Fällen billigen wir ihnen Gutgläubigkeit zu, weil sie selbst von ihrem Vorgänger ebenfalls betrogen sein konnten.

Um seine Stellungnahme zu der Erregung des Auslandes befragt, erwiderte Rykow:
Die Proteste und Beschwerden über die Zustände in der Sowjetunion kommen von den Kreisen, die für die Vernichtung aller Religionen mit Ausnahme der eigenen eintreten.
Ich möchte in diesem Zusammenhange auf die Geschichte des Papsttums hinweisen. Wir aber geben den verschiedenen Religionen völlige Freiheit, miteinander zu konkurrieren. Für den Papst muß es natürlich ziemlich peinlich sein, zu erfahren, daß ein mohammedanischer Mullah bei uns dasselbe Recht wie ein katholischer Priester hat, für seinen Glauben einzutreten. Wie die Dinge stehen, wird die Religionstrage lediglich für politische Zwecke ausgenutzt All diese Propaganda und Aufregung im Ausland hat ihren Ursprung in Kreisen, die selbst niemals völlige Gesinnungsfreiheit gewähren wurden.

Die Leute im Auslande verstehen nicht, daß wir
uns bemühen, eine neue Kultur und eine neue Ordnung zu schaffen. Wir erlauben die Ausübung jeder Religion, aber unterstützen nicht religiöse Vorurteile. Andrerseits aber streben wir danach, wissenschaftliche Erkenntnis zu verbreiten und so das Volk zu erleuchten."

Weiter geht es im GZ mit der Aussage:
„Bis hierher der Artikel des Dortmunder General-Anzeigers.
Unsre Antwort;
Um unsren Lesern unsre völlige Objektivität bei der Beurteilung all dieser Dinge zu beweisen, haben wir diesem Artikel Raum gegeben, um so viel mehr, als die nebenstehende Illustration gerade die Frage wieder spruchreif macht. Wir haben nicht nötig, erst zu beweisen, daß wir absolut alles verurteilen, was das Christentum degradierte zu einem form- und scheinvollen, nur dem Namen "Christentum" tragenden Weltkirchentumsgebilde. Wir brauchen auch nicht zu betonen, daß es unsre Überzeugung ist, daß der Menschheit durch dieses ,,Christentum ohne Christi Geist" (bewiesen durch den ,,christlichen" Krieg) nie geholfen werden kann. Darum erübrigt es sich, zu sagen, daß wir der Überzeugung sind, daß zweifellos die nebenstehend gekennzeichnete Verwendung unbenutzt dastehender Kirchengebäude 
(wozu baut man immer neue Kirchen, wenn die bestehenden schon fast immer ohne Besucher sind?) einfach als eine vernünftige Handlung angesehen werden muß. 

Aber das hindert uns nicht, mit ebenso großer Deutlichkeit zu sagen, daß das in vorstehendem General-Anzeiger-Artikel Gesagte unwahr ist, unwahr wenigstens zu einem großen Teil. 

Wir haben einen unsrer Mitarbeiter extra in das Russenflüchtlingslager nach Kiel gesandt. Er hat dort mit den verschiedensten Flüchtlingen gesprochen, und alle bestätigten ihm, daß sich die Schikanierung, das Enteignen von Eigentum usw. vornehmlich gegen diejenigen gerichtet habe, die irgendwie religiös gesinnt waren und dies nach außenhin vertraten. Man machte es den so Gesonnenen auch unmöglich, in die Kommune einzutreten, hintertrieb auf alle mögliche Weise ihre Aufnahme in die Kommune usw., usw. 

Wenn darum in dem vorstehend genannten Artikel die Behauptung aufgestellt wird; 
"Wir gewähren allen Überzeugungen, sowohl den religiösen wie den antireligiösen, vollkommene Freiheit", so ist dies die Unwahrheit. Dabei mag dahingestellt bleiben, ob die vorstehend genannte systematische Schikanierung des religiösen Teiles der Bauernschaft Rußlands "von obenher kommandiert" oder durch untergeordnete Organe veranlaßt wurde; jedenfalls ist sie erfolgt. 

Wenn man angeblich in Rußland jedem religiöse Freiheit gewährt, warum gestattet man den Bibelforschern dann nicht, ihre Literatur ins Land zu bringen?
Warum läßt man einigen wenigen Bibelforschergruppen, die sich in Rußland befinden, keine Freiheit?
Warum unterdrückt man sie, wo man nur kann?
Warum vernichtet man an der Grenze alle Literatur, die
Bibelforscher nach Rußland hineinzusenden suchen?
Warum wies man den Vertreter der Bibelforscher, der von Amerika nach Rußland gesandt worden war, nach 14-tägigem Aufenthalt in Moskau ohne Angabe von Gründen auf Knall und Fall zum Lande hinaus, trotzdem er einen ordnungsgemäßen Paß hatte?
So könnten wir fortfahren zu fragen, um zu beweisen, daß in Rußland alles andre herrscht, aber nicht Freiheit, eine religiöse Überzeugung zu haben oder nicht zu haben. 
Und darum betonen wir auch dieser Einsendung gegenüber:
Ein Land oder Regierungssystem, das systematisch versucht, den Namen und das Wort Jehovas auszurotten und zu verdrängen, wird untergehen; denn nichts kann bestehen bleiben, das sich gegen Jehovas Namen und Wort erhebt."

Ich denke mal, die Ausführungen haben deutlich gemacht, dass da in zeitgenössischer Sicht, ein Pulverfaß angegangen wurde.
Die WTG kann zwar darauf verweisen, auch selbst massive Vorbehalte gegenüber dem sowjetischen Regime zu haben.
Sie selbst aber sagt auch, dass sie sich um einem Modus Vivendi (wenn auch erfolglos), mit selbigem bemüht habe.

Nun haben die Ausführungen in diesem Zeitungsartikel, nicht nur der WTG, sondern auch anderen religiösen Kreisen „die Haare zu Berge stehen lassen." Darüber kann kein Zweifel bestehen.
Waren nun jene anderen religösen Kreisem vielfach auch Gegner der WTG-Religion, so „cool" und „abgeklärt", um nüchterner als nüchtern diese Ausführungen zeitgenössisch bewertet zu haben? Wohl kaum. Die waren doch ebenfalls, angesichts der aus der Sowjetunion herüberkommenden Nachrichten, hochgradig emotionalisiert, und alles andere als zu einer „cool-nüchternen" Bewertung noch fähig.

Und wie weiland der Stier nur auf das rote Tuch stiert und sonst nichts. So registrierten auch diese religiösen Kreise.
Aha, die Bibelforscher wollen also gemeinsame Sache mit den Russen machen.
Ob den ein solcher Vorhalt berechtigt oder nicht war, ist dann in der aufgeheizten Atmosphäre, gnadenlos untergegangen!

Auch das muss man wohl noch sagen. Nicht umsonst gibt das „Goldene Zeitalter" den sozialen Stand des Einsenders jenes Artikels, mit „Arbeiter" an. Nicht umsonst, sondern mit Vorbedacht!

Und in jenen charakterisierten Kreisen, dürfte im Gegensatz zu der „Hugenberg-Kirche" in Deutschland, die sich ja so nicht nannte. Offiziell nannte sie sich ja wohl „Evangelische Kirche ..."

Im Gegensatz zu jenen bürgerlich orientierten kirchlichen Kreisen, dürfte jene Meldung aus der Sowjetunion, bei der Klientel des „Goldenen Zeitalters", doch wohl nur eine Reaktion ausgelöst haben. Die Reaktion der „klammheimlichen Freude".

Hinzuweisen wäre auch noch auf zwei die Sowjetunion betreffende Kommentare, in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 9. 1930. Auch letztere muss man wohl dahingehend einschätzen:
Sie waren kaum geeignet, das kirchliche Misstrauen gegen die Bibelforscher, in der Sowjetunion-Frage, zu besänftigen.

Die Kommentare aus der zuletzt genannten Ausgabe des GZ führten noch aus:
„Wie man aus den Zeitungsberichten entnehmen konnte, soll der Papst zum Heiligen Krieg gegen Sowjetrusslands aufgerufen haben, allerdings nicht zum Kriege mit fleischlichen Waffen, wie damals bei den Kreuzungen im finsteren Mittelalter, sondern zum Krieg mit geistigen Waffen mittels Flugschriften, Zeitungsartikel und Massengebet. 

Auch die englische Hochkirche soll eine ähnliche Offensive gegen Russland eingeleitet haben. 
Seinen Hauptangriff hat der Papst in seinen letzten Enzyklika auf Moskau gemacht, in die Religionsverfolgungen als antichristlich zu brandmarken sucht und auch gegen alle übrigen Unduldsamkeiten den feurigen Protest erhebt. 

In Russland scheint jedoch diese päpstliche Intervention auf äußerst harten Widerstand gestoßen zu sein. Man hat im ganzen Lande große Massenkundgebungen arrangiert, bei denen der Papst gehörig ausgepfiffen wurde. Man trug riesige Plakate herum, und denen zu lesen stand: 
„Nieder mit dem blutbefleckten Händen des Stellvertreter Gottes, die er über Sowjetrußland zu bringen sucht." 
Während der Nacht sah man große Fackelzüge, bei denen antipäpstliche Predigten gehalten wurden. Vor allem nahm man aber die Gelegenheit wahr, eine allgemeine Geldsammlung zu veranstalten, womit eine neue Luftflotte gegründet werden soll, die den Namen tragen wird: „Unsere Antwort an den Papst!" 

Dann wurden außerdem die noch im Lande verbliebenen Religionsvertreter aufgefordert, feierlichst gegen diese päpstliche Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten zu protestieren, was auch mit seltener Ergebenheit geschah. Am energischsten erhoben sich aber neben dem anderen Wissenschaftlern die russischen Astronomen gegen den Papst, in dem sie sie Gelegenheit für gekommen erachteten, dem Papsttum seine frühere Handlungsweise gegen die mutigen Astronomen der Vergangenheit vorzuwerfen, die ihres wissenschaftliches Bekenntnisses wegen vom fortschrittsfeindlichen Papsttum aufs gemeinste verfolgt und zum Teil getötet worden sind: Kopernikus, Kepler, Galilei usw.

Sie fordern das Papsttum auf, zuerst diese seine eigenen Ungerechtigkeiten wieder gut zu machen, bevor es sich in die Angelegenheit eines in jeder Hinsicht kulturfortschrittlichen Landes hineinmischen will, es wäre an der Zeit seine Inquisitionsurteile in den vatikanischen Archiven zu revidieren und die unschuldig Verurteilten zu rehabilitieren. Die Zeit der Rechtfertigung sei da, und das Papsttum hätte nun Gelegenheit seine vielen Fehler der Vergangenheit wieder gut zu machen usw.
Wir sehen, dass die Herrlichkeit des Papstes zu Ende ist und dass sich die Völker nicht mehr von ihm bevormunden lassen wollen."

Die zweite Meldung führte aus:.

Ein Protest der Liga für Menschenrechte
Die französische Liga für Menschenrechte fasste kürzlich eine energische Resolution gegen die Schreckensherrschaft in Sowjetrussland, indem sie die Moskauer Regierung dringend ersucht, doch die elementarsten Menschenrechte respektieren zu wollen, welche das sind: Redefreiheit, Versammlungsfreiheit und Pressefreiheit sowie die freie Ausübung der verschiedenen Religionen. Rechte, die von der Sowjetregierung seit mehr als 13 Jahren aus schmählichste mit den Füßen getreten werden, obwohl sie auf dem Programm des Kommunismus stehen und sozusagen die zu erstreben Ideale derselben bilden.

Man möchte sich diesem Protest ohne weiteres anschließen, wenn man nicht wüsste, dass da tausend andere Gründe und Umstände vorhanden sind, die Sowjetunion also zu handeln zwingen. 
Es ist vor allem der Geist der Furcht, der ihm diese Gewaltsmaßregeln diktiert, jede Gewaltherrschaft kann nur durch Gewaltmaßnahmen bestehen, wir sehen es ja auch in Italien usw., und haben es bereits im päpstlichen Mittelalter erlebt, wo diese Gewaltherrschaft sogar im Namen Christi ausgeübt wurde und auch heute noch wird. Je mehr sich die Menschheit dem Geiste Gottes, welches der Geist ungeheuchelter Liebe und Gerechtigkeit ist, widersetzt, desto mehr werden die Völker der Gewaltherrschaft oder den Diktaturen entgegen gehen. Auch die Liga der Menschenrechte ist nicht auf dem Prinzip des Glaubens an den allein wahren Gott und einzigen Erretter und Wohltäter der Menschheit aufgebaut, deshalb werden ihre wohlmeinenden Vermittlungsversuche nichts ausrichten können. ..."

Indirekt kann man dies auch an einer weiteren Meldung des „Goldenen Zeitalters" ablesen. Zwar einen anderen Gegenstand behandeln, in der Tendenz aber doch wohl ähnlich „gestrickt".
So befand die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 5. 1930, beispielsweise die nachfolgende Meldung für weitergebenswert:

„Zum Tode des ehem. spanischen Ministerpräsidenten
Primo de Rivera schrieb das katholische "Aarg. Volksblatt" am 17. März:

"Primo war Soldat mit der letzten Faser seines Wesens. Schon mit 30 Jahren General, suchte er mit der Zeit ganz Spanien zu entpolitisieren und zu militarisieren... er war neben Mussolini, der ihn allerdings um eine Haupteshöhe überragt, der größte und bekannteste der sieben europäischen Diktatoren."

Am 18. weiß dasselbe Blatt folgendes zu berichten:

"Die Leiche des Generals Primo de Rivera ist in dem Hotelzimmer aufgebahrt worden, in dem er so plötzlich verstarb und das in eine Totenkapelle verwandelt wurde. Der Tote ist mit einer Mönchskutte bekleidet, deren Kapuze den Kopf bedeckt. Die gefalteten Hände halten einen Rosenkranz. Am Fußende des Bettes ist ein Riesenkreuz aus Parmaveilchen niedergelegt worden."

Der Soldat, der General und Diktator in der Mönchskutte, eine Selbstverständlichkeit! Es scheint in der Tat zum Alltäglichen zu gehören, den Militarismus im Gewände der Kirche einzuhüllen, wie ja auch dieser seine blutigen Operationen allezeit unter kirchlicher Benediktion ausgeführt hat. Und da wundert man sich ob den Vorgängen in Rußland?"

Auch solche Meldungen wie die nachfolgende, der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1930 entnommener Bericht, trafen sicherlich, die Befindlichkeit des allergrößten Teils der Stammleserschaft des „Goldenen Zeitalters"
Das sie ebenso, von einer freidenkerischen Postille hätte übernommen werden können, ist ebenfalls offenkundig.
Man las im GZ:

„Die Arbeiter lllustr. Zeitung schreibt satirisch ...

"Als Franklin, der Erfinder des Blitzableiters, dabei stand, wie sein Vater eine Tonne eingesalzenes Fleisch segnete, dachte der junge Franklin daran, daß diese Tonne im Laufe des Winters noch einige Male mit Fleisch gefüllt und immer wieder gesegnet werden müsse. Das brachte ihn darauf, es sei einfacher, die leere Tonne zu segnen, so daß die Arbeit des Segnens für den ganzen Winter nur einmal getan werden müsse. Dem alten Franklin wollte diese Rationalisierung nicht recht in den Kopf. Der Sohn suchte nach überzeugenden Beweismitteln und verfiel bald darauf, daß man im Kriege ja auch nicht jeden einzelnen Soldat, sondern die ganze Kompagnie segne. Das überzeugte den alten Franklin und er segnete fortan immer die leere Tonne.
In den neueren Zeiten hat man die Sache noch weiter rationalisiert. Man segnet nicht mehr die Soldaten, sondern die Kanonen, so daß jeder durch die gesegnete Kanone erschossene Soldat automatisch gesegnet ist. Und in den kommenden Gaskriegen wird man jeder Gasfabrik nur einen Geistlichen zu stellen brauchen, der sich an das Anschlußgleis stellt und die abfahrenden Waggons Giftgas segnet..."

In die Reihe der wertenden Artikel des GZ zur Sowjetunion, gehört sicherlich auch jener in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 10. 1930, welcher „Russland und der Vatikan" überschrieben ist.
Seine wesentlichen Aussagen seien nachfolgend noch vorgestellt:

„Rußland und der Vatikan stehen sich als äußerste Extreme gegenüber. Die russische Union kämpfender Atheisten hat ein glühendes Manifest herausgegeben, worin erklärt wird, „daß eine Zeit kommen wird, wo die atheistischen Mitarbeiter der ganzen Welt den Vatikan in ein Museum umgewandelt haben werden."

Der Vatikan dagegen fordert die Geistlichkeit aller Bekenntnisse auf, „sich im Gebet für die russischen Christen zu vereinen", die Opfer unbarmherziger Verfolgungen sein sollen.

Wenn auch nur der zehnte Teil von dem, was berichtet wird, wahr sein sollte, so müßte man doch zweifellos von Verfolgungen sprechen. Rußland ist jetzt ein zweites „Frankreich zur Zeit der Revolution", und es ist eine Bewegung im Gange, das ganze Land binnen fünf Jahre vollständig gottlos zu machen.

Bis Ende 1929 hatten ungefähr 2000 religiöse Institutionen in Rußland aufgehört zu sein, seit die Sowjetregierung vor damals zehn Jahren ihre Herrschaft begann. Anfang 1930 trat ein neues Verfahren in Kraft, mittels welchem binnen sechs Wochen tausend weitere solche Institutionen geschlossen werden. Daß man bei diesen Ergebnissen rücksichtslos und ungerecht vorgegangen sein muß, ist offensichtlich.

Seit Anfang des Jahres 1930 fallen Gruppen von weniger als zwanzig Personen, die eines Glaubens sind, überhaupt keinerlei Rechte mehr haben. Selbst die größeren Vereinigungen sollen des gesetzlichen Existenzrechtes beraubt sein. Ihren Mitgliedern ist verboten, sich untereinander beizustehen und sich gegenseitig materielle Hilfe zu leisten. Sie dürfen keine gemeinsame Kasse führen, keinerlei gemeinsames Eigentum haben und als Vereinigung keinerlei Vertrag schließen oder irgend etwas unternehmen.

Kirchenbesitz ist verstaatlicht worden, und wenn eine Kirche zu liquidieren ist, wird eine entsprechende Bekanntmachung an die Kirchentüren angeschlagen. Wenn sich innerhalb eine Woche niemand findet, der den Besitz übernehmen will, dann kommt die vollziehende Staatsgewalt und verfügt über die Kirche und alles, was dazu gehört.

Während es also richtig ist, daß alles Selbstbestimmungsrecht dem russischen Bürger durch diktatorische Maßnahmen vorgenannter Art abgeschnitten wird, ist es mehr wie charakteristisch, zu sehen, wie sich die russischen Kirchengrößen gegen die gut zur Schau gestellte „Gebets"-Aktion des römischen Papstes verwahren.

Der oberste Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, der Metropolit Sergius, sprach sich kürzlich über die Bemühungen des Vatikans, auf die Sowjetregierung von außen her einen Druck auszuüben, öffentlich wie folgt aus:

„Der Papst hält sich selbst für den Stellvertreter Christi. Aber Christus litt für die Mühseligen und Bedrückten, wogegen sich der Papst, wie seine Erklärung beweist, im selben Lager mit den englischen Grundbesitzern und den französisch-italienischen 'Geldsäcken' befindet. Christus würde das nicht getan haben. Er würde ein solches Abweichen vom Pfade wahren Christentums verurteilen. Es klingt sehr merkwürdig, wenn die katholische Kirche die Sowjetregierung beschuldigt, Nichtkatholiken zu verfolgen, während doch die ganze Geschichte der katholischen Kirche nichts weiter ist, als eine ständige Kette von Verfolgungen von Nichtkatholiken mit schrecklichen Foltern und Scheiterhaufen."

Nun glaube man aber ja nicht etwa, daß Metropolit Sergius wirklich durch die Sorge um das „Wandeln auf dem Pfade wahren Christentums" zu seinem Ausspruch getrieben worden wäre. Das Amt, welches dieser russische Metropolit einnimmt, war - solange es irgendwelchen privaten Grundbesitz gab - immer mit Leib und Seele mit letzterem verwachsen. Ein Tiger kann sein Fell färben lassen, aber er wandelt damit sein Inneres nicht. Auch die russische Kirche war ein reicher Großgrundbesitzer. Sie verstand es ebensogut wie die römische Kirche, Sterbende zu gewissen Testamentshandlungen zu veranlassen. Also lieber Sergius, wozu die Entrüstung markieren? Was diesen Wandel des Sergius veranlaßte?

Nun ja, was soll er machen? Er paßt sich eben den Sowjets an so gut es geht und buhlt (er ist eben berufsmäßger Priester) mit dem neuen - heimlich von ihm zweifellos gehaßten und verwünschten - Machthaber, damit es ihm und seinen Popen nicht allzu schlecht ergehe. Wenn er sich gegen den Papst wendet, tut er das in dem Bewußtsein, daß diesem römischen Herrn ja doch nur als Ziel vorschwebt, die griechisch-katholische Kirche - wie alle andren sogenannten „Abtrünnigen" - wieder zur „Mutter"(!) zurückzuführen; und hieran kann dem russischen Kirchenoberhaupt natürlich nicht gelegen sein.

Was aber auch seine Beweggründe sein mögen, der Hinweis auf den Kontrast zwischen der sonderbaren Besorgnis des Vatikans um das Wohl der russischen Kirchenanhänger und den einstigen scheußlichen Inquisitionspraktiken dieses Systems ist unbedingt berechtigt.

Man sehe sich (ein) Bild an. Das sind Skelette von auf grauenhafte Weise totgehungerten Spaniern, die sich dem Willen der katholischen Kirchentyrannen nicht fügen wollten. Man fand sie - die Opfer eines der zahlreichen Inquisitionsgerichte des Mittelalters - erst unlängst in Cueura (etwa 150 km von Madrid) bei Ausbesserungsarbeiten in der Nähe einer Kirche, wobei die Arbeiter auf dieses bisher unbekannte unterirdische Kellergewölbe stießen. Die Hanffessel, mit denen man die Unglücklichen - zweifellos nach andren vorangegangenen Torturen - zusammengeschnürt hat, sind an den Skeletten noch gut erhalten. ... 

So wenig ein gerechtes Urteil über die systematischer Schikanierung eines Menschen seiner religiösen Überzeugung wegen gutheißen kann, so wenig kann es den großen Kirchen das Recht zugestehen, Entrüstung darüber zu markieren. Warum nicht? Weil sie es in der Vergangenheit viel schlimmer gemacht haben als die Sowjets. Und wo sie können, machen sie es noch heute nicht anders. ..."

Siehe auch: Also doch!

Der famose Herr Westpfahl 
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 13. Mai 2014 06:41
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
In 19072Pilati
wurde schon mal auf ihn eingegangen. Den 1851 geborene Theologieprofessor Paul W. Schmiedel, welcher im Jahre 1924, zuerst in der "Neuen Zürcher Zeitung"; danach auch noch in Broschürenform, eine Abhandlung veröffentlichte, die er dem Titel gab: "Pilatus über Jesus bei den Ernsten Bibelforschern. Eine Fälschung aufgedeckt".

Wer nun vielleicht hoffen sollte, die WTG würde auf diese Schmidel'sche Kritik mal näher eingehen, sieht sich allerdings (was auch zu erwarten war) enttäuscht. Von WTG-Seite aus zog man es vor, die Sache mit Schweigen zu übergehen.

Nun mag dieses „Fündlein", dass die Bibelforscherkreise mit stolz geschwellter Brust präsentierten, und das auch Schmiedel zu einer Entgegenung veranlasste, in einem gewissen „Graubereich" angesiedelt sein. Graubereich dergestalt. War diese anfechtbare These nun je auch WTG-Meinung? Oder war es nicht vielmehr so, es war nur die Meinung der von der WTG unabhängigen Gruppen?
Einiges spricht dafür, dass letzteres eher zutreffend ist.
Indes kann man von einem „Graubereich" dennoch dergestalt reden, dass einer der Multiplikatoren jener anfechtbaren These, Fritz Christmann (zu unterschiedlichen Zeiten) in beiden Lagern anzutreffen ist.
Sowohl bei der WTG; dort zeitweilig sogar der Redakteur des deutschen „Wachtturms", als auch etwas später, in den von der WTG unabhängigen Gruppen. So unter anderem im Impressum des „Wahrheitsfreundes" als zu deren Redaktion gehörend, erwähnt.

Einer der stockreaktionären Russell-Jünger von der WTG unabhängiger Art, (Wilhelm Burmester), erwähnte später mal, er habe von Christmann etliche seltene Literatur abkaufen können, da dieser „die Wahrheit aufgegeben" habe.
Also wie man sieht. Auch das gibt es. Vom WT-Redakteur, über Zwischenstufen, bis zum „die Wahrheit aufgeben."

Nun aber wieder zu Schmiedel zurückkehrend.
Siehe da; sichtet man etwa die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1929, kann man just in dieser Ausgabe, eine polemische Auseinandersetzung mit diesem Herrn Schmiedel vorfinden. Nicht die Schrift „Acta Pilati" betreffend. Da hüllt sich die WTG wohlweislich weiter in Schweigen. Aber da ja dieser Schmiedel ein Theologieprofessor ist, und als solcher noch etliche andere Publikationen herausbrachte, wurde auch noch das GZ „fündig", um mit ihm „abzurechnen".
In einer Art Sammelrezension dieser GZ-Ausgabe liest man auch die Sätze:
„Vor uns liegt eine Schrift: "Ist die Bibel Gottes Wort?", verfaßt von Hr. Theologie-Professor Dr. Paul Schmiedel in Zürich, herausgegeben unter dem Protektorate und mit Empfehlungsschreiben des Vorstandes des "Aarg. Vereins für freies Christentum". ...
Das Empfehlungsschreiben berührt die gegenwärtige Zeit mit den "die Jugend erfüllenden einseitigen Sportinteressen", denen zufolge die "Bestrebungen des Vereins in der Bevölkerung nur wenig Wiederhall fanden." Welcher Art diese Bestrebungen hinsichtlich der Bibel als Gottes Wort sein mögen, gibt die Broschüre unzweideutig zu erkennen, welche genannte Herren Geistlichen mit ihrem Empfehlungsschreiben vom 20. August 1928 an die Mitglieder des "Vereins für freies Christentum" und weitere Interessenten versandten, und wie sie schreiben als "eine Schrift aus unsern Kreisen, die Ihnen hoffentlich Freude macht". "Zum Geleit" ist der Broschüre ein Wort des "Volksschriftenverlages" beigegeben, das den Standpunkt vertritt, es sei mit diesem Schriftchen "die alte Frage nach dem unvergänglichen Wert der Bibel in einer Weise gelöst" von der zu hoffen sei, daß sie auch einem weiteren Leserkreise einen "Dienst" leisten könne.

Man höre nun und staune, was unter dem "unvergänglichen Wert der Bibel" gemeint ist und welchen "Dienst" das Schriftchen, "Ist die Bibel Gottes Wort?" zu verrichten hat:

Seite 6

"Der Charakter der Bibel im ganzen. Schon die Anlage der Bibel im großen will gar nicht dafür sprechen, daß sie vom hl. Geist diktiert sei, um den Christen als Grundlage für ihren Glauben und ihr Leben zu dienen."

Und nach vorstehender Referierung kommentiert das GZ dann dazu:
„Rechtsanwalt Paul Westphal sagt solchen  "Zerklärern" der Bibel in seinem Werkchen "Weltgericht":

"Ein jeder sieht, was er im Herzen trägt. Der Wurm findet im Kunstwerk nur Holzmehl; der Chemiker zersetzt und verdirbt es zu toten Stoffen, und der krittelnde Buchgelehrte, durch krankhaftes Zweifeln verdummt, erkennt nur Dummheit und Fälschungen in dem Buche."

Da beruft sich die WTG in der Tat auf einen nicht uninteressanten Gewährsmann in ihrer Entgegnung.
Von diesem Herrn Westphal liegt in der Tat einiges an Eschatologischem Schrifttum vor.
Nehmen wir also dessen vom GZ selbst genannte Schrift „Weltgericht". Selbige 1924 erschienen, hat schon mal einen bemerkenswerten Untertitel, der aber vom GZ nicht genannt wird, und zwar:  „Von letzten und vorletzten Dingen, besonders in den Jahren 1924 - 1927" .
Und noch etwas erwähnt das GZ nicht. Auf Seite 66 schreibt besagter Herr Westphal beispielsweise:
„Zahlreiche Systeme und Sonderbünde wähnen, vom hl. Geiste geleitet zu werden und die apostolischen Geistesgaben zu besitzen; aber sie widersprechen sowohl durch grobe Mißdeutungen der Bibel („ernste" Bibelforscher, „Engel Jehovas) usw."

Also dieser Herr Westphal setzt schon mal den Detailnamen „ernste" in Anführungstriche, was dann ja wohl nicht unbedingt dafür spricht, dass er von selbigen sonderlich „angetan" wäre.

Liest man weiter registriert man auch. Nichts da, etwa mit Russell-Verherrlichung. Dieser Herr Westphal zieht es schon mal vor, sein eigenes Süppchen zu kochen. Ob das Gebräu, das er so produzierte „genießbarer" ist als andere gleichen Genres, erscheint indes mehr als fraglich.

Was dieser Herr Westphal glaubte mitteilen zu können, brachte er ja schon im zitierten Untertitel seiner Schrift zum Ausdruck. An Langatmigkeit seiner Berechnungen ist er zwar einem Russell durchaus ebenbürtig. Nur, dass er eben zu gänzlich anderen „Ergebnissen" kommt. Zum Beispiel zu dem, dass er auf Seite 15 seiner Schrift wie folgt darstellt:
„An diesem Punkt kommt Christus, genau in der Mitte eines großen Geschichts-Zyklus von 3862 Jahren, der von 1936 v. Chr. bis 1927 n. Chr. reicht."

Oder wem diese Aussage nicht reicht, den weis dieser Herr Westphal dann noch zu belehren (S. 34):
„Diese Strafen oder gesetzesnotwendigen Rückwirkungen der menschlichen Sünden beginnen mit großer Dürre und Massensterben infolge Hungersnot. Die erste Posaunenplage hat im Osten bereits begonnen und wird sich bald nach dem Westen fortsetzen. Die große Trübsal umfaßt auch die 3 ½ Jahre der antichristlichen Herrschaft, deren Beginn nach einem Umsturz, vermutlich kommunistischer Natur, wie später gezeigt wird, im Frühjahr 1924 zu erwarten ist."

Selbst die Arche Noah muss für seine abenteuerlichen Berechnungen herhalten. Etwa wenn er auf S. 47 schreibt:
„Es scheint, daß diese 4500 Jahre in den Maßen der Arche Noahs sinnbildlich vorgeschattet sind."

Gemeinsamkeiten mit den Bibelforschern hat er offenbar darin, dass auch er die ominösen 2520 Jahre bemüht. In der Westphahl'schen Interpretation (S. 50) liest sich das so:
„587 - nach einem neuen Aufstande der Juden - eroberte Nebukadnezar Jerusalem zum dritten Male und zerstörte Stadt und Tempel. Rechnet man von den erwähnten Jahren 605, 603, 596 und 587 sieben Zeiten oder 2520 Jahre weiter, so gelangt man auf die Jahre
1914 - Ausbruch des Weltkrieges,
1917 - Versprechen der Westmächte an die zionistischen Juden, Palästina zur nationalen Heimstätte der Juden freizugeben,
1924 - vermutlich die Erfüllung der im Jahre 1917 gegebenen Versprechungen, und
1933 - entsprechend der Zerstörung von Stadt und Tempel - vermutlich die Vollendung des Neubaues von beiden.

Ein besonderes „Highlight" vielleicht noch seine Aussage auf S. 61:
„Das kann nur bedeuten, daß dann der Planet Merkur, den ja die Alten gemäß seiner Wesensart den Götterboten nannten, für unseren Blick vor der Sonnenscheibe stehen wird. Der nächste Merkurübergang, der in Frage kommt, ist am 8. November 1927. Wir dürfen demgemäß annehmen, daß die große Katastrophe Armageddon - die Blutkelter Christi - am 8. November 1927 oder unmittelbar vor dem 8. November 1927 stattfinden wird."

Vorstehende Kernthesen, wiederkäute er dann noch diverse Male in Schriften mit ähnlichen Titeln. Noch 1949 erschien eine solche „Die letzten Tage der Weltgeschichte enthüllt". Ihr zufolge sei sein Autor im Jahre 1873 geboren. Von etwaigem sich nun in „Sack und Asche kleiden", vernimmt man in der allerdings nichts. Unter Verschweigung wesentlichem, wird weiter munter in die Zukunft spekuliert. Etwa mit der Aussage (S. 31)
„Nach diesen ist die Endzeit zwischen 1933 und 1963 zu suchen."

Über diesen Kaffeesatz-Leser Westphal noch weitere Worte zu verlieren, ist eigentlich zu viel der unverdienten Ehre. Bemerkenswert ist allenfalls der Umstand, wer sich denn auf ihn auch beruft. „Gleich und gleich gesellt sich offenbar sehr gern"!

Exkurs:
Kurt Hutten, die seinerzeitige „Koryphäe" der Evang. Kirche in Sachen kleinerer Glaubensgemeinschaften, kam im Jahre 1952 in der Zeitschrift „Materialdienst" auch auf diesen Westphal mit zu sprechen. Seine Aussagen, seien im nachfolgenden noch mit dokumentiert:
„Ist es verwunderlich, wenn die Cheopspyramide, die von dem Vater der Ernsten Bibelforscher, Charles Taze Russell, in seinem Buch „Dein Königreich komme" ausgiebig herangezogen wurde, um mit ihren Maßen und Anlagen die Chronologie der Zeugen Jehovas zu bestätigen, auch von pfingstlerischer Seite zu dem gleichen Zweck benutzt wird? Die Datumsergebnisse lauten hier allerdings anders als bei Russell, aber in der Methode, aus den Eingeweiden der Pyramide die einzelnen Wege, Perioden und Termine der göttlichen Heilsgeschichte abzulesen, besteht keinerlei Unterschied.

Es wird u. a. davon geredet, daß die Maßeinheit, nach der die ganze Pyramide aufgebaut ist, der „Pyramidenzoll", genau der 500.000.000 Teil der Erdachse sei (25,4243 mm) und daß dieser Pyramidenzoll (von Luther mit „Elle" übersetzt) auch das Maß der Stiftshütte, der Bundeslade usw. gewesen sei. Die Länge jeder Seite der Cheopspyramide beträgt 9131,05 Pyramidenzoll. Teilt man diese Zahl durch 25, so ist der Quotient 365,24, d. H. die Zahl der Tage einschließlich ihrer Bruchteile der in den Schaltjahren verrechnet wird.

Noch andere Wunder werden von der Cheopspyramide behauptet. So soll das Gewicht der Pyramide 5.273.000 Pyramidentonnen betragen, das Gewicht des Erdballs aber 5.273.000 Quadrillionen Tonnen. Der Eingangsschacht zur Pyramide sei so angelegt, daß er in der Verlängerung genau auf den Stern Alpha im kleinen Bären, den heutigen Polarstern trifft, der damals im Sternbild des Drachen stand.
Die Erbauer wählten die andere Kulmination jenes Sternes, weil zu ihrer Zeit ein noch viel bedeutenderer Stern der Meridan, oberhalb des Pols kreuzte:
Alkyone, im Sternbild der Plejaden.
Nach dem Astronomen Mäder aber soll Alkyone der Mittelpunkt des Universums, das geheimnisvolle Gravitationszentrum der „Mitternachsthron Gottes" (Hiob 28,3) sein.

Aus diesen und anderen Beobachtungen folgert nun „Mehr Licht", daß die Cheopspyramide eine in Stein gemeißelte göttliche Offenbarung sei und daß die Ausführung des Bauplans unter besonderer göttlicher Leitung gestanden haben müsse. Der Eingangsschacht und andere Teile im Innern der Pyramide sollen Hinweise auf den göttlichen Heilsplan enthalten. So deute z. B. die Tatsache, daß der Eingangsschacht abwärts geht, darauf hin, daß es mit der Menschheit abwärts gehe, seit sie der alten Schlange Gehör geschenkt hat. Der Schacht mündet in einem unvollendet gelassenen Raum 32 m tief unter der Pyramide, und sein Neigungswinkel wird durch einen Stern im Sternbild des Drachen bestimmt. Folglich wird damit angezeigt, daß die Menschheit unter dem Zeichen und der Herrschaft des „Drachen" bzw. Der „Alten Schlange" oder des Satans steht. Unterwegs aber zweigt von dem Eingangsschacht ein anderer Weg ab, der aufwärts führt und in der Großen Galerie mündet. Das bedeutet, daß Gott aus der immer tiefer in heidnische Finsternis verziehenden Völkerwelt zunächst ein Volk herausruft, aus dem der Erlöser kommen soll, der dem Drachen den Kopf zertreten wird.

Die Große Galerie aber ist das Symbol des christlichen Zeitalters. Ihre Wände erheben sich in sieben Stufen, das ist ein Hinweis auf die sieben aufeinanderfolgenden Entwicklungsstufen der Kirche, die in den sieben Sendschreiben der Offenbarung näher bezeichnet sind.
Die Zahl der Zolle vom Anfang der Galerie bis zu den zwei Linien, die sich nach astronomischen Berechnungen das Jahr der Erbauung der Pyramide symbolisieren, beträgt 2170; da die Pyramide im Jahr 2170 vor Christus erbaut wurde, wird damit also genau das Jahr der Geburt Christi angegeben. Auch andere Daten finden sich in den Maßverhältnissen der Pyramide angedeutet, so das Jahr 1547 als das Datum des Auszugs aus Ägypten oder das Jahr 33 als das Jahr der Auferstehung Christi.

Dann findet sich ein horizontaler Gang, der in das Gemach der Königin mündet und von dem aufwärts führenden Schacht bei dessen Einmündung in die Große Galerie abzweigt. Dieser Gang soll die Geschichte Israels vom Tod Jesu bis zu der Stunde darstellen, in der Gott Israel zum Haupt der Völkerwelt im 1000jährigen Reich machen wird.

Die Pyramide enthält auch Hinweise auf die Heimsuchungen und Gerichte der Endzeit, und zwar in der drohend überhängenden Schlußwand der Galerie, die sich in einem niedrigen, durch einen schweren Granitblock eingeengten Gang fortsetzt. Die Chronik der großen Galerie soll mit dem Jahr 1882 enden, und der anschließende niedrige Gang stelle die nächsten 52 Jahre dar. In diese Zeit sollen die Siegelgerichte fallen: Welterweckung, Weltkrieg, Weltteuerung, Weltsterben, Glaubensverfolgung, Welterschütterung, kurz der Anfang der Wehen, welche die Neugeburt der Welt einleiten sollen.

Mit dem Jahre 1934 dürfte das Ende des niedrigen Ganges erreicht worden sein. Der Gang mündet in eine Vorhalle. Diese soll symbolischen Andeutungen über die ersten vier Posaunengerichte in Form einer finsteren, in drohender Stellung herabhängenden Granitblocks mit seinen Vertiefungen enthalten.
Zwischen Vorhalle und Königsgemach seien die weiteren drei Posaunengerichte mit ihren drei Wehe dargestellt. Sogar die zwischen den Siegel- und Posaunengerichten liegende „Windstille" mit der Versiegelung der 144.000 (Offbb. 7, 1-8) und die 70 Jahrwochen Daniels hinter den Posaunengerichten und selbst die Verkürzung der Trübsalszeit bis hin zur Wiederkunft Christi sei baulich festgelegt und vorausgesagt.
Die Wiederkunft würde nach den Vermutungen Kuennes etwa im Jahr 1963 oder 1970 erfolgen.

Das Königsgemach aber wäre das Symbol des Reiches Christi. Seine Wände, Decken und der Boden sind aus geschliffenem roten Granit in riesigen Blöcken gefügt; die vier Wände bestehen aus 100 Blöcken, die mit einer bewundernswerten Genauigkeit aneinander gepreßt sind. Es findet sich kein Bild, keine Inschrift, keine Verzierung in dem Gemach. Es ist „Mathematik in Stein, die Verkörperung der absoluten Wahrheit in ihrer einfachsten Form."

Die Summe der beiden kubischen Diagonalen: 2 mal 515 ist 1030 Pyramidenzoll, womit die Dauer des 1000jährigen Reichs einschließlich der darauf folgenden Rebellion beim loswerden des Satans ausgedrückt werden soll. Die granitene Truhe im Königsgemach aber soll genau den gleichen inneren Kubikinhalt wie die biblische Bundeslade haben."

Dazu kommentiert Hutten dann:
Es bleibe dahingestellt, ob und welche Geheimnisse einst von den Baumeistern in die Cheopspyramide hineingebaut worden sind. Aber es ist eine Verwegenheit, die einzelnen Maße und Anlagen als einen in Stein gemeißelten Weltgeschichtsplan Gottes zu verstehen und eine Chronik der Heilsgeschichte aus ihnen abzulesen.

Wenn man die Ausführungen von Ch. T. Russell, aber auch die obige Deutung liest, dann stößt man überall auf willkürliche und verkünsteltete Auslegungen; es wird ein schon verhandenes Geschichtsbild in die Baulichkeiten hineinprojiziert. Und da dieses bei Russell andere Termine aufweist als bei dem Verfasser der obigen Auslegungen, deshalb führt auch die „Exegese" der Cheopspyramide zu entsprechend anderen Resultaten.

Hatten wir in der Auswertung der Cheopspyramide schon eine Nachbarschaft zu den Zeugen Jehovas bemerkt, so zeigt sich in der beim Philadelphia-Verlag Christian Röckle-Leonberg erschienenen Schrift des Hamburger Rechtsanwalts Paul Westphal „Die letzten Tage der Weltgeschichte enthüllt - Ergebnisse freier Forschung in den Grundlagen der Bibel" eine noch engere Verwamdtschaft.
Hier wird ganz nach der Art von Russell und Rutherford unbeschwert kombiniert und berechnet, um die apokalyptischen Enddaten herauszufinden, und manchmal scheint es, als überträfe Westphal die Bibelentschlüßler der Zeugen Jehovas noch an Waghalsigkeit.

Einige Beispiele
Nach einer alten Annahme soll die Dauer dieses Aeons 6000 Jahre betragen, entsprechend den 6 Schöpfungstagen Gottes und der Gleichsetzung eines Tages mit 1000 Jahren (Ps. 90 und 2. Petr.) Wann haben diese 6000 Jahre begonnen?
Westphal: Nicht mit Adam, sondern erst mit der Geburt des Set, 130 Jahre danach. Das Jahr des Adams war 4197, die Geburt des Set 4067; folglich sind die 6000 Jahre 1933 abgelaufen.
Nun folgt noch eine Frist des Übergangs und der Vorbereitung, und dann kommt das 1000jährige Reich.
Die Arche Noah war 300 : 50 : 30 Ellen groß, hatte also 450.000 Kubikmeter Rauminhalt. Westphal vermutet, daß das Raummaß eine Zeitangabe verhüllt; er streicht von den 450.000 Kubikellen zwei Nullen, erhält 4500 und erklärt, es handle sich um 4500 Jahre. Das sei der Zeitraum der auf den Wellen der Völkermeere gefährdeten Menschheit!

Die Sintflut war 2541/40 vor Christus; 4500 Jahre danach führen auf etwa 1960 nach Christus.
In 1. Mos. 6,3 spricht Gott, daß des Menschen Tage 120 Jahre sein sollen. Dieses Nebeneinander von Tagen und Jahren betrachtet Westphal als „Wink", die 120 Jahre in Tage umzurechnen; die Tage der Menschheit sind dann irgendwie gleich 120 Jahren. 120 mal 360 sind 43.200 Tage. Westphal nimmt wieder eine Null weg, damit er eine passablere Zahl erhalte, sodaß 4320 Jahre bleiben.
Mit dieser „aufgestöberten Spur" wendet er sich 5. Mos. 32,8 zu, wo ausgesagt sein soll, daß für alle Völker (außerhalb Israels) 12 prophetische Zeiten bestimmt seien.
Eine solche prophetische Zeit setzt Westphal mit 360 Jahren gleich; 12 mal 360 sind wiederum 4320 Jahre.
Also leuchtet hier nicht deutlich die innige organische Verwebung des Heils der Welt mit den 12 Stämmen Israels hervor?
Aber von wann an sind die 4320 Jahre zu rechnen? Nun, nach 1. Mos. 10,25 wurde die Erde unter Pelag geteilt, und dessen Lebenszeit war ungefähr um 2400 vor Christus, d. H. 140 Jahre nach der Flut. Die Endgrenze wäre demnach 1920, das Jahr des Friedensschlusses nach dem ersten Weltkrieg.
Die Zahlensignatur der Wege Gottes ist sieben, die der profanen Völker sechs. Wo nun das Geschick Israels in der Geschichte der übrigen Völker verwoben ist, da ist die Zeit davor die Zeitdauer dieses Zustandes. Zahlensymbolisch durch eine Verbindung von sechs und sieben geordnet.
Nach Westphal soll dieses Schicksalsgemeinschaft von Israel und den Völkern 7 mal 6 mal = 60 Jahre, also 2520 Jahre währen.
Von wann an sind sie so zu rechnen?
Antwort: Die 7 Jahre der Besessenheit Nebukadnezars (Daniel 4, 13) sind der Vortyp auf 7 Zeiten der Erniedrigung der Menschheit allgemein. Diese 7 Zeiten: 7 mal 360 = 2520 Jahre müssen irgendwann nach dem Jahr 587 und mindestens 7 Jahre vor dem Todesjahr Nebukadnezars 561 angelaufen sein. Sie wären also in der Zeit zwischen 1933 und 1952 zu Ende.

In Daniel 9, 24 sind über Israel 70 Siebenheiten verordnet. Westphal setzt eine solche Siebenheit = 7 mal 7 Jahre. 70 Siebenheiten wären also 3430 Jahre.
Wiederum: von welchen Zeitpunkt an sind sie zu rechnen?
Westphal hält für den geeigneten Termin das Jahr der Gesetzgebung, die nach dem Auszug aus Ägypten erfolgte. Dieses soll 1467 vor Christus gewesen sein. Die 3430 Jahre endeten also 1963 nach Christus.
Nun wurde aber oben festgestellt, daß die 6000 Jahre schon 1933 zu Ende gegangen sind. Wie verhält es sich also prophetisch mit den 30 Jahren zwischen 1933 und 1963?
Nach Daniel 9, 27 wird die Siebenheit den Bund mit vielen festmachen, und die Hälfte der Siebenheit wird Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen.
Westpfahl: Diese letzte Siebenheit, d. h. 49 Jahre, endet 1963, beginnt also 1914. In dieser Zeit erfüllt sich das Schicksal Israels. Um die Mitte der 49 Jahre erfolgt der Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte.
Diese Mitte fällt etwa in das Jahr 1939. Damals begann der Hitlerkrieg. So bleiben nur noch 50 Jahre 1945 - 63 mit den prophetischen Ereignissen auszufüllen. Schon jetzt treten die Gegensätze hervor, die in Daniels Nord- und Südkönig zum Ausdruck kommen. Diese Gegensätze zwischen den beiden Großmächten führen zu einem neuen Weltkrieg. Dann wird der Neubau des großen Heiligtums auf Zion beginnen. Der eigentliche Tempelbau dürfte gemäß den Vortypen 7 Jahre in Anspruch nehmen, also 1956 - 1963. Mit der Einweihung 1963 fällt auch Daniel 9,24 der Beginn der großen Erfüllungen zusammen. Die großen Auseinandersetzungen der Nationen müssen also zwischen 1945 und 1956 stattfinden.

Es kommt noch toller:
In Daniel 8 werden allerlei harmlose Zahlen genannt. Diese werden von Westphal herausgeholt, addiert und multipliziert. Und zwar so.
Da ist 8, 1 die Zahl 3.
8, 3 sollen (wenigstens in der Bibel Westphals) die Zahlen 2 und 2 und 1 stehen; er addiert sie, ergibt 5.
In 3,6 steht noch einmal die Zahl 2. Nun multipliziert Westphal die Zahlen 3 und 5 und 2 = 30.
Mit 8, 8 soll eine neue Gruppe beginnen; da werden die Zahlen 4 und 4 und 1 genannt, ergibt addiert 10.
Westpfahl multipliziert die erste Summe. 30 mit der zweiten Summe 10 = 300.
Schließlich erscheint in 8,20 die Zahl 2, in 8, 22 und 4; multipliziert man sie, so kommt 32 heraus.
300 und 32 addiert sind 332, und in der Tat: - 332 Jahre vor Jesu tatsächlicher Geburt, im Jahre 336 vor Christus nämlich, kam „der Ziegenbock vom Westen her" (Daniel 8, 5), d. h. Alexander begann seinen Siegeslauf.
Auf den Regierungsbeginn Alexanders deuten auch noch andere Zahlenangaben hin. So z. B. die 2300 Abende und Morgen Daniel 8, 14; rechnet man sie vom Jahre 1963 nach Christus zurück, dann begannen sie im Jahr 337/36 vor Christus.

Oder da sind die „ollen drei Wochen" Daniel 10, 2 und 3: weil es „olle" heißt kann nach Westphal kein Zweifel sein, daß es sich hier um 21 Jahrzehnte handelt. Rechnet man diese 210 Jahre von dem Zeitpunkt des Fastens Daniels ab, also von 534 (nach Daniel 10,1 dem 3. Jahr des Regierungsantritts von Kores), dann kommt man auf 324, das Jahr des Höhepunkts der Macht Alexanders. Rechnet man aber von 534 eine „prophetische Zeit" oder 360 Jahre ab, dann kommt man auf das Jahr 174 und damit in die Zeit des Antiochus Epiphanes. Dieser war der Vortyp des Antichrists. Er starb 163 vor Christus; manche berechnen seinen Tod auf 164. Läßt man von diesem Jahr 2100 beginnen, dann kommt man auf das Jahr 1956 als das Ende des Antichrists und, 3 ½ Jahre zurück rechnend, auf das Jahr 1952:
In diesem Jahr dürfte der endzeitliche Widersacher wirksam hervortreten.

Diese Rechnereien stellen eine Gipfelleistung dar, die auch von den Zeugen Jehovas kaum mehr überboten werden kann. Aber es ist nun das Betrübliche, daß eine solche Schrift (außerdem noch ebenfalls von P. Westphal: „Das Weltgericht über die Völker Europas und Asiens und die Schlacht von Harmagedon") in Pfingstkreisen empfohlen und vertrieben wird. Bis jetzt hat nun niemand öffentlich seine Stimme gegen diesen Vertrieb erhoben und es deutlich ausgesprochen, daß es einem Verlag, der so etwas herausgibt, bedenklich an der Zucht des Geistes und an der biblischen Nüchternheit fehlt."

Evangelisch-Johannische Kirche
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. August 2014 01:49
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Unter der Überschrift:
„Was der Teufel anstellt, wenn er in Verlegenheit ist", konnte man in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" eine Polemik über eine der Konkurrenz-Religionen lesen. Heute ist selbige unter dem Namen „Evangelisch Johannische Kirche" bekannt. Konfessionskundliche Werke, etwa das von Kurt Hutten, widmeten ihr nicht selten einige Ausführungen. In der Vergangenheit. In der Gegenwart eher weniger. In der Gegenwart ist ihre Thematik zunehmend, durch andere Gruppen verdrängt.

Jedenfalls fühlte sich auch das „Goldene Zeitalter", damals, wo dieses Thema zeitweise auch die Tagespresse erreichte, bemüßigt, ein paar kommentierende Sätze dazu loszuwerden.
In der Sicht des „Goldenen Zeitalters" stellte sich diese Konkurrenz-Religion, wie folgt dar:
„Ein solches Lock oder Ablenkungsmittel des Feindes stellt auch die sogenannte „Evangelische Johannische Kirche nach der Offenbarung St. Johannes" dar, deren geistiges Oberhaupt nicht etwa Gott, sondern der Maurersmann Josef Weißenberg ist. Durch viel feierliche Äußerlichkeiten, die spiritistischen Experimenten gleichen, mit Heiligenbildern und so vielen Tamtam werden Menschen angelockt und mit Gefühlen - durch Suggestion beeinflusst.

Man muss sich nur wundern, dass sich die übereifrigen Stahlhelm- und Hakenkreuzpastoren, die doch sonst immer mit Gotteslästerungsanklagen so schnell bei der Hand sind, so schweigsam verhalten. Wenn mal irgendein ehrlicher Mensch ein Wort der Verteidigung spricht, um den Missbrauch des Namen Gottes entgegenzutreten, wie er zur Verherrlichung des Krieges auf den Kanzeln der Kirchen gefeiert wurde, dann hängt man ihm eine Gotteslästerungsklage an den Hals; aber wenn Weißenbergs Anhänger Gottes Namen lästern wie noch (oder ist das nachstehende keine Gotteslästerung?!), dann schweigen auch diese Schreihälse.

Nur eine kleine Kostprobe aus der Weißenberg-Zeitung vom 16. Juni. Man weiß nicht, soll man lachen oder soll man weinen, wenn man in der genannten Zeitung Anzeigen liest, wo der Kriegerverein „Ewiges Leben" zu einer Versammlung einlädt, und die Einladung schließen läßt mit den Worten:
„Unser lieber, göttlicher Meister braucht jeden Mann. "

Man findet nur ein Wort, und das ist: schandhaft. Die Erklärung ist: der Teufel ist in Verlegenheit, und darum ist ihm auch der dümmste Ding nicht zu dumm, aber er schafft sich sein Ende."

Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck 
Datum: 10. Oktober 2014 06:39
Konservative Kleiderordnung
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise

Man weis nicht so recht. Soll man nun weinen, oder soll man lachen; vergegenwärtigt man sich die nachfolgende Meldung, welche da die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" in ihrer Ausgabe vom 1. 10. 1929, zum besten gab:

„Kurze Röcke - böse Folgen
Wie bekannt, kämpfen der Papst und seine Anhänger einen fruchtlosen Kampf gegen die kurzen Röcke der Frauen. In Buchau in der Tschechoslowakei hat der Priester versucht, seine Absicht damit zu erreichen, daß er erzählte, es sei ihm ein Geist erschienen, der ihm erklärt habe, es würde eine große unzeitgemäße Kältewelle kommen, weil so viele Frauen seiner Gemeinde kurze Rocke trügen. Daraufhin haben natürlich einige Männer aus der Gemeinde vier junge Mädchen angegriffen, als sie aus der Kirche kamen, weil sie zu kurze Röcke trugen. Man sieht hieraus, wie leicht es ist, die große Sache der Religion aufrecht zu erhalten."

Irgendwie erscheint einem diese Meldung auch etwas „zu kurz geraten". Es würde sich nämlich anbieten, die eigene Praxis zu dem Thema auch noch mit zu reflektieren. Es wäre allerdings mehr als oberflächlich, wollte man auf den „Geist" abstellen, welcher besagter Priester da ja wohl bemüht hat.

Allgemein kann man doch wohl sagen. Die Kleiderordnung der Zeugen Jehovas ist konservativ. Wer diese konservativen „Spielregeln" so nicht einhält wie (faktisch) vorgegeben, hat auch bei ihnen nichts zu lachen. 
Womit sich dann der Kreis wohl wieder schliesst.

Geschäftemacher unter sich
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Juli 2014 03:18
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Da haben sich wohl zwei Geschäftemacher gesucht und gefunden. Mag man blos zu der nachfolgendem, dem Maggdeburger „Goldenen Zeitalter" entnommenen Meldung sagen. Und „böse" Zungen können da wohl eine weitere Gedankenassoziation nicht ganz unterdrücken. Den später terminlich anzusetzenden Fall „Akzenta AG".
Eine in Frage kommende „Akzenta AG", gab es im Jahre 1929 in der Tat noch nicht. Dafür gab es diese GZ-Meldung:

Bausparen
Kürzlich erschien im „Goldenen Zeitalter" eine Besprechung, in der wir auch über Deutschland-Bauspar-A.G.", Berlin W. Pariserplatz 3, etwas sagten. Inzwischen erhalten wir von einem mit dieser Deutschland-Bauspar-A.G. befreundeten Herrn eine Zuschrift, die wir kurz skizziert unseren Lesern zur Kenntnis bringen:

„Jeder Leser das „Goldenen Zeitalters" der zur Erlangung eines Eigenheims einen Bausparparvertrag abschließen will, erhält die Hälfte der ersten Monatsrate von 25 bis 250 RM erlassen, oder falls die Leser hiervon keinen persönlichen Gebrauch machen wollen, können Sie diese Beiträge im Einzelfall den „Goldenen Zeitalter" zur Verfügung stellen. Die „Deutschland" nimmt jeden Monat eine Baugeldverteilung vor und hat in ¾ Jahren über 2 Millionen an Sparer verteilt, von den keiner länger als 10 Monate Mitglied gewesen ist."
Wir geben die vorstehende Mitteilung ohne weiteren Kommentar zur Kenntnis unserer Leser."
Politische Unruhen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. Juli 2014 05:44
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
Politische Unruhen im Deutschland des Jahres 1929, sind dem „Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg vom 1. 7. 1929) willkommener Anlass, um sie zu nutzen zur Kochung ihres Endzeitsüppchens (wieder einmal).

Russisch-chinesische Wirren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. August 2014 00:11
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Einen Artikel betitelt
„Die russisch chinesischen Wirren" im Goldenen Zeitalter, Ausgabe Magdeburg 15. 8. 1929, (Ausgabe Bern 15. 9. 1929) mag man in seiner Tendenz wohl eher als Zeitgeschichtlich bedingt einstufen. Offenbar gab es da zwischen China und der Sowjetunion erhebliche Dispute.
Das Thema hat die Bibelforscher ja auch dergestalt interessiert, als von ihnen schon seit Russells Tagen, auch die These der „gelben Gefahr" ventiliert wurde. Selbige dann in ihr sonstiges Endzeitszenario eingebettet.
Gab es nun in Sachen China neue Entwicklungen, so wurden diese auch vom GZ aufmerksam beobachtet, um sie fallweise, weiter im Endzeitsinne zu deuten. Das ist wohl auch in diesem Fall so.

Die Aussagen die da seitens des GZ über die Sowjetunion gemacht wurden, waren wohl alles andere, denn eine „Liebeserklärung". Das wiederum wusste man auch vordem.

Wer es offenbar nicht wusste - oder besser gesagt nicht wissen wollte - waren einige kirchliche Schleppenträger der Antisemiten. Allen voran etwa ein Paul Bräunlich mit seiner Zerrbildthese: „Die ernsten Bibelforscher als Opfer bolschewistischer Religionsspötter".
Und auch katholische Kreise, dürfen sich diesbezüglich das fragwürdige Verdienst zurechnen, es dem Bräunlich gleich getan zu haben.

Sie hätten eigentlich auch mit dem genannten GZ-Artikel „Nachhilfe-Unterricht" nehmen können. Bitter nötig hätten sie es mit Sicherheit gehabt. Ihre Ignoranz verhinderte das allerdings, ganz offenkundig.

Bilde sich also jeder seine eigene Meinung darüber, was das GZ unter der Überschrift „Die russisch chinesischen Wirren", damals schrieb:
„Das ist wohl überhaupt die größte Schwachheit des russischen Kommunismus, wie es immer als ein Schlag in das Gesicht alles idealen Kommunismus wirken muß, wenn er zu denselben Mitteln greift, die er früher auf das härteste befehdete, und die im Grunde genommen ja eigentlich erst das Abwehr-Geburtslager seiner Entstehung bildeten.

Rücksichtsloser Gewalt, Imperialismus, Annexionslüsternheit, militärische Tyrannei, parteipolitische Ungerechtigkeit, Knebelung der persönlichen Freiheit, Unterbindung der Freiheit der Meinung, der Presse und so weiter, das alles waren die Dinge, welche die Vergangenheit mehr oder minder beherrschten, und die den Kommunismus in seiner heutigen allgemeinen programmatische Form erst die Veranlassung zu seiner Entstehung wurden.
Ob faschistische oder kommunistische Gewalt und Terror, es bleibt dasselbe Unrecht, nur von einer andern Richtung kommt es.

Man braucht nur in die grausame Methoden der Unterdrückung jeder Opposition in Russland zu denken, an die Verbannung und Ausweisung Trotzkis oder ähnlich liegende Fälle mehr.
Sie beweisen aufs deutlichste, dass der russische Kommunismus das Licht einer geistigen Kritik fürchtet, keine Literatur kommt unzensiert nach Russland hinein. Rußland bevormundet seine Einwohner schlimmer als irgendein Militärland der Welt.

Das angeblich freie Russland aber lässt nicht ein einziges ihm nicht ganz genehmes Buch über seine Grenzen, hindert sogar die Verbreitung der Bibel und verbietet die Literatur der Bibelforscher, schließt die Tür für literarische Erzeugnisse poetischen Charakters und beginnt hier und da sogar die alten Klassiker zu zensieren. Warum überhaupt Zensur? Wenn man nichts zu verbergen hat, hat man auch keinen Grund zu verbieten das freimütig dies oder das geschrieben oder gelesen wird.

Wenn hier von Kennzeichen des Chauvinismus gesprochen werden soll, dann muss gesagt werden, dass bei jeder passenden Gelegenheit mit den Säbel gerasselt wurde, und was tut die russische Regierung jetzt in ihrem Konflikt mit China? Sie bricht die diplomatischen Beziehungen ab, sie zieht ihre Truppen an den Grenzen zusammen, kurz sie macht alle Vorbereitungen genauso wie es frühere Militärregierung Russlands tat, sie spielt mit einer Leichtfertigkeit mit der Gefahr des Krieges, dass man angesichts der gegenwärtigen bedrängten Lage der Erde geradezu von einer unverantwortlichen Brandstiftungsversuch sprechen muss.

Der russische Kommunismus hat, wenn er nicht schon oft genug getan hätte, mit seinem bisherigen Verhalten im Konflikt mit China deutlich genug bewiesen, dass er nicht das Heilmittel für die Welt sein kann, denn er kennt bei der ersten sich bietenden Schwierigkeiten kein anderes Mittel als das, was er in der Vergangenheit so hart bekämpfte: das Mittel der Gewalt und des Krieges. Seine Stärke liegt nur in seiner Gewandtheit vielversprechende Phrasen zu gebrauchen. Wen es daran geht, Schwierigkeiten zu beseitigen, dann kennt er keinen anderen Weg als den Weg über ein Leichenfeld.

Was hat das mit der Weltbeglückung und Befreiung zu tun? Dass ist Weltbedrückung und Entzweiung. Hilfe kann der Kommunismus darum nicht bringen, weil er der Hilfe von Menschenarmen erwartet und Gottes Königreich ablehnt. Alles aber was sie gegen Gottes Königreich empört, muss und wird untergehen."
„Im Westen nichts neues"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. September 2014 00:04
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Zwei Meldungen aus der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 9. 1929, seien noch im wesentlichen kommentarlos wieder gegeben. Sie verdeutlichen durchaus, weshalb die Rutherford-Religion einen gewissen Resonanzboden fand.
Der einen begegnet man in der Form einer ganzseitigen kommentierten Karikatur. Ob das darin ausgeführte so zutreffend ist, oder nicht, sei jetzt - jedenfalls nicht an diese Platze, entschieden.

Die zweite Meldung nahm Bezug auf ein damals neu erschienenes Buch, welches unfraglich, auch in anderen Kreisen ein gewisses Aufsehen erregte.
Der diesbezügliche GZ-Text sei gleichfalls, kommentarlos vorgestellt.

"Im Westen nichts Neues"
Obwohl der Verfasser oder der Verlag in seiner kurzen, beinah lakonischen Einführung zu diesem augenblicklich so weitverbreiteten und vielbesprochenen Buche ausdrücklich sagt, daß es keine Anklage, noch ein Bekenntnis darstelle, sondern nur den Versuch machen wolle, über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde - auch wenn sie den Granaten entkam -, so wird es dennoch bei jedem Leser den Eindruck erwecken, daß dieses Buch nicht nur eine furchtbare Anklage des Krieges und seiner Träger, der führenden Gesellschaftsklassen, sondern eine geradezu vernichtende Verurteilung des Krieges und seiner Urheber ist.

Kein Wunder, daß die evangelischen Kirchenblätter so abfällig darüber reden und dasselbe bei ihren Lesern in Mißkredit zu bringen suchen, denn "Im Westen nichts Neues" geht auch mit den Pastoren und andern Volkserziehern, ins Gericht Doch diese erbärmlichen Geister vermögen nicht mit ihren kläglichen Argumenten vor der todlichen Wahrheit und Klarheit dieses von einem mutigen und überlegenen Geiste geschriebenen Buches zu bestehen, noch viel weniger werden sie imstande sein, seine allgemeine Verbreitung zu verhindern, denn schon wurde es in die französische und englische Sprache übersetzt und in Tausenden von Exemplaren herausgegeben und über die ganze Welt verbreitet. Die Wahrheit bricht sich Bahn, auch über diese jämmerlichen Pfosten der alten bis ins Mark verfaulten Weltordnung hinweg. Obwohl von einem jungen Menschen und auch gewöhnlichen Soldaten geschrieben, spricht das Buch jedem alten Krieger aus dem Herzen, welchen Alters, Grades oder Berufes er auch sei. Diejenigen, welche in verleumderischer Weise zu behaupten versuchen, daß der Schreiber des Buches überhaupt nicht an der Front gewesen wäre, sondern nur vom bloßen Hörensagen phantasiere, stellen sich selbst ein trauriges Zeugnis aus; denn jeder alte Frontkämpfer ist mit all diesen Dingen und Ausdrücken wohl vertraut, von denen in diesem Buche die Rede ist, auch wenn sie dem so sehr empfindlichen Geschmack oder Sinn des "christlich-moralischen Menschen" zuwider sein sollten. Denn ach - diese christlich-moralischen Menschen sind es ja gerade, die diesen abscheulichen, alle guten Sitten und Gebräuche verderbenden Weltkrieg verursacht haben, und diese klagt ja der Junge Mann in seinem Buche an. Er, der Schüler, setzt gewissermaßen seinen Lehrern und Erziehern die Eselskappe auf, indem er zeigt, wie all diese höhere geistige Erziehung und Kultur im Angesicht des Krieges eitle Torheit sei und gar nichts mehr zu bedeuten habe. Und hat er darin nicht recht! Welcher wahre Krieger weiß nicht ebenso gut, daß alle Weisheit des Lebens im Kriege im berufsmäßigen Morden, im Fressen und Saufen, im Stumpfsinn und Schlaf, in gemeinen Reden und allerlei Listen und Tücken bestand! Waren auf der Latrinenstange nicht alle gleich und gab es zwischen dem Gehirn des Professors und Kuhhirten einen Unterschied, wenn es irgendwo aus dem zertrümmerten Schädel an einer Wand klebte.! Nein) Aller Weisheit Schluß gipfelte im Kriege: im Sterben, im Nichts! Und diese traurige Tatsache ist es, die der junge Soldat in seinem Buche dem Leser vor Augen führt und zwar mit schriftstellerischem Geschick und poetischer Phantasie ohne dabei die rohe Wirklichkeit aus dem Auge zu verlieren.

Gewiß folgen die Effekte in seiner lebendigen Darstellungsweise kurz, fast blitzartig oder in kinematographischer Geschwindigkeit aufeinander, sodaß es bei einem Nichtkenner moderner Buchschreiberei den Eindruck erwecken könnte, daß der Verfasser auf Effekthascherei, das heißt Eindruckschinderei ausgehe; doch das scheint weder vom kriegerischen noch vom menschlichen Standpunkte aus der Fall zu sein. Natürlich hat es der Verfasser auf eine lebendige eindringliche Darstellungsweise abgesehen, weil diese das Interesse des Lesers nicht nur im vornherein erweckt, sondern bis zum Ende des Buches munter oder gefesselt hält.

Jedenfalls wurde das Buch auf Grund von Kriegstagebüchern oder Notizen geschrieben, aus denen mit meisterhafter Hand die markantesten Punkte herausgesondert und zum Zwecke literarischer Verwendung in Buchform zusammen gezogen worden sind. Der Herausgeber des Buches brauchte nicht einmal der Verfasser des Inhaltes selbst zu sein, das würde an der Wahrheitstreue desselben keineswegs etwas ändern. Die Dinge, die darin behandelt werden, von wem sie auch erlebt und niedergeschrieben worden sind, der Verfasser spielt dabei gar keine Rolle, sind echt und wahr, und auf Grund ihrer Echtheit und Wahrheit wirken sie auch auf jeden Menschen, der Sinn für Wahrheit und Gerechtigkeit hat.

Doch zu diesen Menschen gehören scheinbar alle, nur nicht, so scheint es manchmal, diese Herren Pfarrer und Pastoren. Diese Menschen möchten diese abscheulichen Kriegsdinge am liebsten vergessen und totgeschwiegen haben, damit sie in ihrem düsteren Handwerk zu ihrem eigenen Nutzen und zum Schaden ihrer Mitmenschen weiter wursteln können, und sie ja niemand als auch "von denen" erkennt, die mit ihnen nicht an sondern hinter der Front gewesen sind und den Krieg in Wort und Schrift fördern halfen. Auch bei ihnen gab es „im Westen nur dann etwas Neues", wenn es beim Divisionsstab bei Wein und Sekt einen großen Sieg zu feiern gab oder wenn Seine Majestät in hochdereigener Person erschien und solch einem Herrn Divisionspfarrer einen Orden verlieh wegen Tapferkeit vor dem Feinde hinter der Front.

Das Buch „Im Westen nichts Neues", so gut und ausführlich es auch geschrieben ist, weist im Gegenteil noch manche Lücken auf, es erzählt z.B. nichts von den heuchlerischen Predigten die hinter der Front gehalten wurden, von den Feldgottesdiensten, von den Galoppbeichten der Katholiken, von den heiligen Weihnachtsfesten u.a. Festen, von den Gebetbüchern, Rosenkränzen, von den Heiligenbildern, zu denen man im Angesicht des Todes Zuflucht nahm, während man den scharfen Dolch zum jähen Morde im Stiefelschaft versteckte. Wir leben am Tage des Gerichtes von dem das Buch "Im Westen nichts Neues" nur ein kleiner Belastungszeuge gegen den großen Angeklagten: Satan, den Teufel, und seine trügerische Weltordnung ist."

Thematisch dem Buch „Im Westen nichts Neues" ist auch die Meldung aus der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 11. 1929 zuzuordnen, die da berichtete:
"Im Westen nichts Neues" - verboten
Am Realgymnasium in Freiburg i/B. dürfen durch besondere Leistungen ausgezeichnete Schüler jeweilen ihre Preise in Form von Büchern selbst wählen. Die erfolgte Bekanntmachung am schwarzen Brett für die heurige Anmeldung durch den Anstalts-Direktor Dr. Martin hatte den Nachsatz: Remarque "Im Westen nichts Neues" verboten! -

Ein deutsches Blatt soll erfahren haben, daß einige Tage nach dem zum Lesen anreizenden Verbot, die Mehrzahl der Schüler sich das Buch schon verschafft und gelesen hatten."

Die Bedienung einer bestimmten Klientel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. August 2014 04:27
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
In Auszügen offeriert die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 8. 1929, auch jenen Vortrag, den Rutherford vor den Seinigen, im Jahre 1929 in Leipzig hielt. Und in selbigem findet man beispielsweise auch die Sätze:
„Wenn auch - besonders in Amerika - eine gewisse Presserichtung viel über bestehenden 'materiellen Wohlstand' zu sagen weiß. Solch materieller Wohlstand ist nur das Teil weniger; das allgemeine Volk aber leidet. Die Handelsinteressengruppen sind die Triebfeder in allen Einrichtungen. Sie beeinflussen die Politiker und Staatsmänner, welche zur Verschwörung einer unbestimmt geahnten Katastrophe in ihren Bund auch die Geistlichkeit hereinnehmen.
Die allgemeinen Volksmassen der Nationen sind nicht kriegswillig, dennoch aber werden jetzt in vielen Ländern die denkbar größten Kriegsvorbereitungen getroffen ... Ein offizieller amerikanischer Bericht erklärt:

'Über 82 % aller Einkünfte der Vereinigten Staaten werden jetzt für Dinge ausgegeben, die irgendwie mit militärischen Zwecken zusammenhängen.' Das gibt deutlich dem Gefühl der Ratlosigkeit und Furcht Ausdruck ...

Die Verfassung der Vereinigten Staaten drückt den Wunsch der Gründer der amerikanischen Regierung aus: Gerechtigkeit, Sicherheit und Wohlfahrt für das ganze Volk. ... Bald schon wichen die herrschenden Faktoren von den in der Verfassung niedergelegten Regeln ab, und zwar in einem solchen Maße, daß man jetzt fast überhaupt keine Ähnlichkeit mehr zwischen der Verfassung und dem tatsächlichen Handeln zu erkennen vermag. Einige wenige schwingen sich zu Monopolstellungen auf, da sie über unbegrenzte Geldmittel, über große Macht und weitreichenden Einfluß verfügen. Solche selbstsüchtigen Menschen wissen natürlich dann auch in die Regierung zu gelangen, wo dann in all ihrer Tätigkeit ihr Hauptaugenmerk auch immer nur darauf gerichtet bleibt, ihre persönliche Macht und ihren eigenen Reichtum zu vergrößern. Freiheit, Frieden, Eigentumsschutz, ja Leben für die anderen Menschen kommt bei solchen Menschen alles erst in zweiter Linie. Das Volk wählt zwar seine Vertreter in die verschiedenen Departments der Regierung, wird aber trotzdem übervorteilt. Diejenigen, die richtigerweise die Diener des Volkes sein sollten, werden oft genug dann schließlich durch alle nur möglichen Tricks doch dahin überlistet, Gesetzesverordnungen zuzulassen, die der allgemeinen Wohlfahrt des Volkes hinderlich sind und nur die Interessen einiger weniger begünstigen. Unter Ausnützung solcher Gesetze wird das Volk ausgebeutet, getäuscht und beraubt. Schon manche, die sich dann zur Verteidigung ihrer Rechte an die Gerichte wandten, mußten finden, daß diese selbstsüchtigen Monopole auch selbst auf Gerichte Einfluß ausübten, so daß scheinbar ihr Wort mehr galt als das des einfachen Mannes. ...

Und weiter:
Ferner sind in unsrer Zeit auch die großen Publikations-Organe durch selbstsüchtige Menschen beherrscht und werden in ihrem Handeln derartig kontrolliert, daß sie die öffentliche Meinung so zu gestalten versuchen, wie es den sie beherrschenden Interessengruppen zum Vorteil ist. Auf diese Weise werden die Massen des Volkes systematisch der Wahrheit gegenüber blind gemacht. So manche Schriftleiter, Buchverleger usw. würden gern bereit sein, die Wahrheit zu veröffentlichen, wenn sie sich nicht der Macht beugen müßten, die von diesen selbstsüchtigen Interessengruppen ausgeübt wird. Würden sie sich weigern, so würde dies ihren geschäftlichen Ruin bedeuten. Aus diesem Zustand ergibt sich die Tatsache, daß in der öffentlichen Presse die Wahrheit entweder unterdrückt oder aber so entstellt wiedergegeben sind, daß sie kaum mehr als Wahrheit zu erkennen ist.

Und dann noch die spezielle Klage:
Wenn vielleicht hier und da ein sogenannter fortschrittlicher Geistlicher seine eigene Weisheit zum Ausdruck bringt und sich nachzuweisen bemüht, daß die Bibel, die Offenbarung Johannes, das Alte Testament usw. jeder näheren Betrachtung unwert sei, so finden derartige Äußerungen in der großen Weltpresse bereitwilligst weiteste Verbreitung; aber die von Bibelforschern vertretenen Bibel-Wahrheiten finden keine Aufnahme. Die großen Finanzierungsgruppen erkennen natürlich deutlich den Einfluß kirchlicher Führer und wissen diesen Männern zu schmeicheln. Sie halten ihnen finanzielle Lockmittel hin, und - wie gerne hascht man danach...."

Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren. Angesichts solcher Ausführungen. Rutherford „bediente" zielgerichtet jene Kreise, in denen auch KPD und SPD zu grasen pflegten. Mit dem wesentlichen Unterschied allerdings. In „Konkurrenz bis aufs Messer" zu ihnen. Sein „Patentrezept" läuft dann immer wieder auf den „großen Zampano" heraus, der da alles „richten" soll. In der Praxis jedoch Nullkomma-Nichts „richtet".

Und noch etwas muss man wohl sagen. Die etablierten Kirchen, stießen zeitgenössisch nicht ins selbe Horn. Die etablierten Kirchen hielten es eher mit den Deutschnationalen Hugenberg'ischer Richtung. Wenn nicht gar (Teile von ihnen) gar mit den Nationalsozialisten in der Gestalt der sogenannt „Deutschen Christen".

Mit einem Rosenberg von den Nationalsozialisten, konnten auch die etablierten Kirchen nichts anfangen, wegen seiner Kirchenkritik. Den hätten auch die, lieber „heute denn morgen" auf den „Mond geschossen", liebend gern. Die „Deutscnen Christen" hingegen wähnten, mit den „Marsch durch die Institutionen", in diesem Fall eben der NSDAP, den Rosenberg „paralysieren" zu können. Ein grundlegender Trugschluss, wie sie noch deutlich zeigen sollte!

Religiöser Mief im Angebot
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. September 2014 06:37
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 9. 1929 (Ausgabe Bern, 1. 10. 1929), offeriert unter der Überschrift „Regierung (Radio-Vortrag von Richter J. F. Rutherford, New York.)" einige Auszüge aus dem gleichnamigen Rutherford-Buch (respektive einem Radio-Vortrag mit diesem Titel).
Man muss dabei durchaus die allgemeine „Gemengelage" mit im Blick haben.

Seitens der etablierten Kirchen war deren Verkündigung, sofern sie politische Aspekte streifte, eher in Richtung der Deutschnationalen orientiert. Das wiederum hatte eine beträchtliche Entfremdung jener soziologischen Schichten zur Folge (teilweise in Kirchenaustritten sich manifestierend), welche allgemein als die „Arbeiterschaft" bezeichnet werden. Von dieser Entfremdung waren insbesondere SPD und KPD Nutznießer
(den Sonderfall NSDAP beiseite lassend. Die sprach zwar nicht unbedingt in Worten, aber in ihrer tatsächlichen Politik, vor allem das Kleinbürgertum an).

Rutherford „bediente" also jene Kreise, welche auch SPD/KPD für sich reklamieren wollten, mit einem wesentlichen Unterschied. Der Unterschied eben, auch diesen Kreisen „das Wasser abzugraben." Es war also letztendlich eine „Konkurrenz bis aufs Messer".

Ob diejenigen, die sich da von Rutherford betören ließen, in den WTG-Fittichen wirklich „besser" aufgehoben waren, mag man bezweifeln. Zumindest bot er ihnen religiösen Mief, was SPD und KPD so nicht taten.

Einige Auszüge aus dem vorgenannten Artikel:
„ ...Der Krieg von 1914 war aber ganz anders als alle in der Menschheitsgeschichte verzeichneten Kriege. An ihm nahmen alle führenden Nationen der Erde teil, und auch die Völker, die sich nicht am Kriege beteiligten, mußten fast ebenso mit darunter leiden, wie die beteiligten ... Bis dann nach vier Jahren, im Jahre 1918, die Kriegsfurie plötzlich zum Schweigen kam, ohne daß eine der kämpfenden Nationen den Sieg errungen hätte ...

Unmittelbar nach Beendigung des Krieges brachen in verschiedenen Ländern Revolutionen aus, die dem Verlangen des Volkes nach einer besseren, dem Volke größere Freiheit gewährenden Regierung entsprangen. Aber da die Menschen von selbstsüchtigen Wünschen getrieben waren, wurden die Zustände durch diese Revolutionen schlechter, anstatt besser.
In manchen Ländern herrscht der Bolschewismus, der einen besonderen Protest gegen die bisherige Art der Regierung darstellte. Aber alle, die ruhig und logisch denken, müssen sich sagen, daß der Bolschewismus dem Volke niemals zu einer befriedigenden Regierung verhelfen kann. Dasselbe muß von dem Kommunismus gesagt werden. ...

Es wird zwar oft behauptet, daß die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika eine ideale Regierung sei; aber kein Mensch kann sich vermessen, zu sagen, daß dieses Land eine befriedigende Regierung habe. Auch hier herrscht Selbstsucht und Ungerechtigkeit.

So ist zum Beispiel das Patentamt der Vereinigten Staaten für die Öffentlichkeit zugänglich, und die Bürger des Landes können die Listen einsehen. Aus diesen Listen geht hervor, daß Maschinen erfunden und patentiert wurden, mit deren Hilfe die ungeheure, in den Wogen des Meeres ruhende Kraft nutzbar gemacht und das Volk mit allem Wärme-, Licht- und Kraftbedarf versorgt werden könnte, und zwar zu außerordentlich geringen Kosten. Aber diese Maschinen sind absichtlich in Vergessenheit gebracht worden und nicht in Gebrauch gekommen. ...

Warum nun werden diese nützlichen Maschinen nicht gebaut? Weil die großen selbstsüchtigen Korporationen, denen die Kohlengruben und Ölquellen, die Gasanstalten und Elektrizitätswerke gehören, einen so weitgehenden Einfluß und eine so ungeheure Macht haben, daß sie die Herstellung solcher Maschinen verhindern können, - und das Volk hat darunter zu leiden!

Auch ist es bekannt, daß eine Erfindung patentiert worden ist, die es ermöglicht, daß Automobile mit einer ganz geringen Benzinmenge betrieben werden können. Diese Erfindungen hat man in die Asche geworfen, weil es den Besitzern der großen Ölgesellschaften gelang, sie zur Förderung ihrer selbstsüchtigen Interessen zu unterdrücken. ..."

[Einfügung. Irgendwelche seriösen Quellenbelege, seine Thesen Erfindungen betreffend, die da unterdrückt worden sein sollen; liefert Rutherford selbstredend nicht. Er stützt sich somit auf „Hören-sagen". Es kann doch wohl unterstellt werden. Gibt es solche Fälle, werden auch andere es sich nicht versagen - früher oder später - die ans Tageslicht zu zerren. Mit Nennung von „Namen und Hausnummern". Und dann darf man ja wohl auch darauf hinweisen. Nicht jedes vermeintlich patentiertes „Perpetuum mobile", funktioniert in der Praxis auch als solches. Insofern betreibt Rutherford wieder mal billige, populistische Stimmungsmache. Zu billig!
Weiter im Text des GZ]
„Ebenso ist es bekannt, daß die Glieder der Regierung der Vereinigten Staaten Bestechungsgelder erhalten, und daß die Wahlen nicht in einwandfreier Weise vor sich gehen. Sicherlich sind die Zustände, die in andren Ländern herrschen, nicht viel besser. ...

Die Rüstungen für einen weiteren Krieg gehen weiter, und das Volk hat unter den Lasten zu leiden. Die Fortsetzung der Kriegsrüstungen ist ein sicheres Zeichen dafür, daß die Nationen erwarten können, in weitere Kriege verwickelt zu werden ....

Jeder denkende Mensch erkennt heute, daß jetzt, nachdem sich die Völker Tausende von Jahren bemühten, eine ideale Regierung zu finden, die Zivilisation vor dem Zusammenbruch steht. ...

Der Zweck unsrer heute beginnenden Serie von Vorträgen ist, den unbestreitbaren Nachweis zu erbringen ...

Bald werden die Völker der Erde von dem beherrscht werden, der seine Herrschermacht in Gerechtigkeit und zum Segen der Menschheit ausüben wird. ..."

Rassentheorien in der Sicht der WTG-Märchenerzähler 
geschrieben von:  Drahbeck 
Datum: 20. Oktober 2014 00:27

Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Bereits in der Berner Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1929, konnte man unter der Überschrift „Sem, Ham und Japhet", Rassentheorien begegnen, wie sie sich den in der Sicht des GZ darstellen. Davor gab es schon mal in der Ausgabe vom 15. 12. 1926 einen thematisch ähnlichen Beitrag 
Der Artikel des Berner GZ vom 1. 3. 1929 führte unter anderem aus: 

„Das soziale Leben der heutigen Menschheit fängt eigentlich erst nach der sowohl von der Bibel als auch von der exakten Wissenschaft anerkannten Sintflut an. Aus der Zeit vor der Sintflut ist uns soviel wie gar nichts über die sozialen Verhältnisse der damaligen Welt bekannt. Alle diesbezüglichen wissenschaftlichen Abhandlungen beruhen mehr oder weniger auf höchst unzuverlässigen Annahmen, wenn nicht eitlen Phantasien in Form von allerlei schönen Fabeln und Sagen. Der einzig glaubwürdige Bericht liefert uns nur die Bibel, der auch als Grundlage jeder wahren Welt- und Naturgeschichte angenommen wurde, weil er eben im vollsten Einklang mit der exakten Wissenschaft in bezug auf Erd- und Völkerkunde steht. Nach dem biblischen Bericht müssen vor der Sintflut ganz eigenartige Zustände auf dem von den Menschen bereits bewohnten Teile der Erde geherrscht haben, eine Kultur, die der unserigen in mancher Hinsicht sehr ähnlich war. Denn die Bibel zeigt uns, daß das Menschengeschlecht jener Zeit, sehr wahrscheinlich auf Grund seines hohen Kulturzustandes, ebenso verdorben und gottlos war wie das in unseren Tagen der Fall ist. Überfluß an irdischen Gütern bringt immer, wenn er nicht mit demütigem, gottergebenem Herzen getragen wird, Hochmut und Hoffart mit sich und die Folge davon ist moralische Verderbnis und materieller Ruin. "In jenen Tagen", heißt es im biblischen Bericht,

"waren Riesen auf der Erde, und auch nachdem die Söhne Gottes (Engel) zu den Töchtern der Menschen eingingen und diese ihnen gebaren; das sind die Helden, welche von altersher waren, die Männer von Ruhm gewesen sind."

Wahrlich, es muß ein sonderbares Menschengeschlecht vor der Sintflut auf Erden gewesen sein, an Kraft und Größe gar nicht mit uns zu vergleichen. Es war ein Zwittergeschlecht von Engel und Mensch, wie sie uns von den großen Dichtern des Altertums, besonders Homer, als Halbgötter, Titanen, geschildert werden. Jede Sage oder Erzählung hat irgendeinen wahren Hintergrund, und so sind die verschiedenen heidnischen Mythologien in etwa in den kulturhistorischen Zuständen vor der Sintflut begründet, nur daß sie unter dem bösen Einfluß der Dämonen (bösen Geistwesen) entstanden und entstellt worden sind. Und in der Tat wurden in jüngster Zeit außergewöhnliche .Menschenskelette aufgefunden, die nicht mit den unsrigen an Größe und Stärke zu vergleichen sind.

Bibelungläubige Wissenschaftler glauben in diesen Riesenskeletten den längst gesuchten "Urmenschen oder Menschenaffen" gefunden zu haben; in Wirklichkeit stammen dieselben aber von niemanden anders als von diesen vorsintflutlichen Riesenmenschen her, die durch die unerlaubte Verbindung zwischen Engel und Mensch hervorgebracht worden sind. Die Bibel zeigt uns, daß nur Noah und seine Familie von dem verderblichen Einfluß dieser Engelwesen auf Grund ihres Glaubensgehorsams gegen Jehova verschont geblieben sind und daher nicht in der Sintflut, wie alle übrigen des damaligen Menschengeschlechtes, vernichtet wurden, sondern als Grundstock für die gegenwärtige zweite Weltordnung hinüberlebten.

So stammt denn das ganze heutige Menschengeschlecht von dem reingebliebenen Gottesmann Noah her und hätte daher allen Grund ebenso treu und gottesfürchtig zu sein. Doch leider, die Schrift zeigt uns, daß schon die frühesten Nachkommen Noahs dem tückischen Einfluß des Bösen zum Opfer fielen, wodurch das ganze Menschengeschlecht aufs neue in den Zustand der Verderbnis, der Entartung und der Gottlosigkeit geriet ... 

Die Söhne Noahs waren: Japhet, der älteste. Sem, der zweite und Ham, der jüngste. Diese drei Männer stellen gewissermaßen die Samen träger oder die Urväter der heute auf Erden lebenden Hauptmenschenrassen dar. Von ihnen soll die ganze Erde von Osten, d. h. von Asien, dem größten und bedeutungsvollsten Erdteil aus innerhalb 5000 Jahren bevölkert worden sein ... 

Der Mensch ist Nomade von Natur und so brauchen wir uns nicht zu wundern, wie in dieser verhältnismäßig kurzen Zeitspanne von 5000 Jahren die ganze Erde durch diese drei Stammväter Japhet, Sem und Ham bevölkert werden konnte. 
Der verwegenste und unternehmungslustigste der drei Stämme scheint der Stamm Japhet zu sein ... Von ihm heißt es in der Schrift:

"Von diesen aus verteilten sich die Bewohner der Inseln der Nationen in ihren Ländern, eine jede nach ihrer Sprache, nach ihren Familien, nach ihren Nationen."

Die Nachkommen Japhets sollen die weiße oder kaukasische Rasse ausmachen, die von Osten nach Westen und Norden gewandert sind, und somit die Länder Europas, Amerikas sowie die allgemeinen Insel- und Küstengebiete bewohnen. 
Der Stamm Ham wurde nach dem Süden und Südwesten (Afrika, Australien etc.) verschlagen, während der Stamm Sem in seiner asiatischen Heimat verblieb und sich nur in östlicher und südöstlicher Richtung fortpflanzte. Von ihm stammen die ersten Kulturvölker der Erde, die Semiten und Kaldäer her, die in östlicher und nordöstlicher Richtung Palästinas wohnten und von denen aus das auserwählte Volk Israel durch seinen Stammvater Abraham hervorgegangen ist. 

Wie nun die verschiedenen Farbenrassen entstanden sind, darüber gibt uns die Bibel keinen Bescheid und auch die Angaben der exakten Wissenschaft scheinen nur auf vagen Mutmaßungen oder Annahmen zu beruhen. Die Japhetrasse wird gewöhnlich als die schöne weiße dargestellt, die Hamrasse als die schwarze und die Semrasse als die braune und gelbe. Im Laufe der Zeit haben sich jedoch so viel Zwischenrassen durch Vermischung der Rassen gebildet, daß man kaum noch von drei reinen Menschenrassen reden kann, obwohl diese drei unter den vielen anderen noch ziemlich vollkommen erhalten geblieben sind. Warum unter den Rassen dieser merkwürdige Farbenunterschied besteht, dürfte der Gegenstand einer besonderen Betrachtung bilden."

Genaues weis auch die WTG nicht

„Zuverlässiges läßt sich jedoch nicht darüber sagen, jedenfalls werden allerlei göttliche und natürliche Einflüsse, Umstände und Verhältnisse dabei mitgewirkt haben, genau wie beim Sprachenunterschied, der auf den Eingriff Gottes zurückzuführen ist. Soviel zeigt uns aber die Schrift, daß ursprünglich nur eine Rasse und eine Sprache vorhanden war und daß dieser Zustand wieder zustande kommen soll. Vorläufig müssen wir uns aber, mit der Tatsache zufrieden geben, daß der Stamm Sem der von Gott gesegnetste ist, sodaß selbst Japhet in seinen Zelten von seinem Segen genießen soll. Ham wurde auf Grund seiner Verfehlung von seinem Vater verflucht, er sollte der Sklave seiner beiden Brüder sein, was uns die Kolonialgeschichte deutlich bestätigt; die schwarze Rasse war bis zur Stunde der weißen und braunen Untertan. Doch zur bestimmten Zeit sollen sowohl Harn als Japhet durch Sem gesegnet werden, und in der Tat kam aus dem Stamme Sem Jesus Christus hervor, der Erlöser und Erretter der Welt, durch dessen nun bevorstehendes messianisches Königreich alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen."

Die vorzitierten GZ-Ausführungen mögen einstweilen unkommentiert bleiben, was allerdings nicht mit einer „Identifizierung" identisch ist. 
Die Magdeburger Ausgabe des GZ vom 15. 10. 1929, nimmt das Thema erneut auf. Diesmal gleich mit zwei Beiträgen in dieser Ausgabe. Einer davon überschrieben: „Zur Rassenfrage" geht in Form einer Fragenbeantwortung darauf ein. Angefragt wurde:
„Mir gegenüber ist der Wunsch ausgesprochen worden, etwas über die Farbenfrage der Menschen zu erfahren - biblisch und eventuell wissenschaftlich. Soviel ich weiß, ist die Frage noch sehr unklar. Es gibt wohl weiße Indianer und schwarze Weiße. Das Weib Moses war auch schwarz. Auch mir wäre es angenehm, im „Goldenen Zeitalter" einige Aufklärung zu finden."

Auf diese „Steilvorlage" antwortet das GZ wie folgt:

„Die Einwirkung klimatischer Verhältnisse sowie der Lebensgewohnheiten der Menschen, der erblichen Veranlagung und Beeinflussung und andere Umstände mehr werden von denen, die die Rassenunterschiede nicht zu verstehen vermögen, nicht genügend in Erinnerung behalten. Tatsache ist, daß die äußere Gestaltung des Menschen, seine Farbe, seine Gesichts- und Körperbildung in allen Abweichungen mehr oder minder durch einen dieser genannten Umstände hervorgerufen wird. Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, daß der Unterschied, der - selbst innerhalb dunkelfarbiger Völker bei den einzelnen Stämmen schon - durch die unterschiedlichen Lebensgewohnheiten hervorgerufen ist, auffallend groß ist. 

Der dunkelfarbige Volksstamm einer Rasse, der hervorragend dem Genuß rohen Fleisches frönt, unterscheidet sich schon vom anderen Stamm derselben Rasse, welcher gekochte Fleischnahrung genießt, und zwar sowohl in Körperbildung als auch in der Gesichtsform. Den Einfluß der Lebensgewohnheiten auf das Äußere der Menschen kann jeder Laie selbst im täglichen Leben innerhalb des eigenen Volkes beobachten. ... 
In Urquharts „Die Neueren Entdeckungen und die Bibel" (Erster Band) wird über die Rassen- und Farbenfrage unter anderem folgendes gesagt:

Man hätte annehmen können, daß durch die Arbeiten Darwins die Evolution einen solchen Sprung in die Volksgunst getan hatte, die Lehre der Schrift, daß alle Menschen von Noah abstammen, noch mehr in Mißkredit gekommen wäre. Wenn die Menschen die Abkömmlinge, oder vielmehr die Aufkömmlinge des Affen sind, so müssen sie mehr als einen Ursprung gehabt haben. 
Häckel in der Tat unterscheidet zwölf verschiedene Arten. Aber die Schlacht war schon lange vorher geschlagen und verloren. Von Anfang an behaupteten Naturforscher ersten Ranges, Linnäus und Busson z. B. daß die Lehre der Schrift auch der einzig mögliche Schluß der Wissenschaft sei. 

„Prichard, dessen „Untersuchung der physischen Geschichte des Menschengeschlechtes" lange das wichtigste Werk über diesen Gegenstand gewesen ist, bewies, daß die Wissenschaft nicht verantwortlich sei für die Einwände, die in ihren Namen erhoben werden. Wie vollständig denen, welche für das Vorhandensein verschiedener Menschenarten stritten, der Boden unter ihren Füßen weggenommen ward, kann man aus dem folgenden Auszug aus „The Vestiges of Creation" sehen. Wir brauchen den Leser kaum daran zu erinnern, daß dies Buch geschrieben ward, um eine ganz andere Schöpfungstheorie als die der Bibel zu verteidigen. „The Vestiges" von Robert Chambers war der Vorläufer von Charles Darwins „Origin of Spezies". 

Chambers Theorie war die, daß es zwei Anfänge des Menschen gäbe, einen für die Asiaten, Amerikaner und Europäer und einen für die Afrikaner. Die Bedeutung des nun folgenden Zitats wird daher gewürdigt werden. Nachdem er von den sechs Hauptarten der menschlichen Familie gesprochen hat, sagt er: 
'Jede von diesen zeichnet sich durch gewisse allgemeine Züge in markanter Art aus, daß vielen Forschern der Gedanke gekommen ist, sie hätten verschiedene oder unabhängige Ursprünge. Von diesen Eigentümlichkeiten ist die Farbe die hervortretendste; die Kaukasier sind gewöhnlich weiß, die Mongolen gelb, die Neger schwarz, und die Amerikaner rot. Der Gegensatz besonders zweier von diesen, der Weißen und Schwarzen, ist so schlagend, daß von ihnen wenigstens es fast notwendig erscheint, verschiedene Ursprünge anzunehmen. In den letzten Jahren ist indes die ganze Frage von einem britischen Gelehrten (Dr. Prichard) einer strengen Untersuchung unterworfen worden, dem es beachtlich gelungen ist, Beweise dafür beizubringen, daß das Menschengeschlecht einen Ursprung gehabt haben könne, soweit aus anderen Eigentümlichkeiten zu schließen sei. 

Es scheint nach diesen Untersuchungen, als wenn die Farbe und andere physiologische Merkmale von einer oberflächlicheren und zufälligeren Natur sind als man früher annahm. Eine Tatsache ist gleich zuerst auffallend, nämlich, daß es Völker gibt, wie die Einwohner Hindustans, anscheinend von einer Abstammung die nichtsdestoweniger Gruppen von Leuten in fast allen Farben enthalten, und die ebenso verschieden sind in anderen Zügen, auf die man soviel Gewicht gelegt hat. Einige andere Tatsachen, die hier kurz erwähnt werden mögen, sind kaum weniger merkwürdig.

In Afrika gibt es Negervölker - d. h. Völker von sehr schwarzer Hautfarbe, wie die Jolois, Mondingos und Kaffern -, deren Gesichtszüge und Glieder so zierlich geformt sind wie die der besten europäischen Völker. Während wir keinen Beweis dafür haben, daß Negerrassen im Verlauf von Generationen weiß werden, kann das Umgekehrte als festgestellt gelten, denn es gibt arabische und jüdische Familien, die sich seit alten Zeiten in Afrika niedergelassen haben und so schwarz geworden sind wie die andern Bewohner. Es gibt auch Tatsachen, welche die Möglichkeit eines natürlichen Übergangs von der schwarzen zur weißen Hautfarbe und von der weißen zur schwarzen zu zeigen scheinen. Wirkliche Weiße (abgesehen von Albinos - 'Weißlingen') werden nicht selten unter den Negern geboren, und der Hang zu dieser Seltsamkeit pflanzt sich in Familien fort. Es gibt wenigstens ein authentisches Beispiel von einer Reihe vollkommen schwarzer Kinder, die einem arabischen Paare geboren wurden, in dessen Vorfahren kein solches Blut eingedrungen war. Dies geschah im Jordantal, wo die arabische Bevölkerung merkwürdigerweise im allgemeinen plattere Gesichtszüge, dunklere Hautfarbe und gröberes Haar hat als andere Stämme dieses Volkes. Man hat sich vergewissert, daß die Lebensweise im Laufe von Generationen mächtig auf die menschliche Gestalt eingewirkt, sogar auf ihren Knochenbau. Vor ungefähr 200 Jahren wurden durch eine barbarische Politik eine Anzahl Leute aus den Grafschaften Aufrim und Dwan in Irland vertrieben und haben sich seitdem an der Küste niedergelassen, aber in selbst für Irland ungewöhnlich armseligen Verhältnissen, und die Folge davon ist, daß sie eigentümliche Züge der widerwärtigsten Art zeigen, hervorstechende Kinnbacken mit weit offenem Munde, platte Nasen, hohe Backenknochen und krumme Beine und außerordentlich kleine Statur. Diese, verbunden mit einer abnormen Dünne der Glieder, sind überall in der Welt die äußeren Merkmale eines niederen und barbarischen Zustandes, wie man sie besonders bei den australischen Ureinwohnern sieht. Dagegen ist die Schönheit der höheren Stände in England sehr bemerkenswert, da sie hauptsächlich ebenso deutlich die Folge einer guten äußeren Lage ist. 

'Grobe, ungesunde und schlecht zubereitete Nahrung', sagt Bussow, 'bewirkt die Ausartung der menschlichen Rasse. Alle Leute, die elend leben, sind häßlich und schlecht gewachsen. Selbst in Frankreich sind die Landleute nicht so schön wie die, welche in Städten leben; und ich habe oft bemerkt, daß in Dörfern, wo die Leute reicher und besser genährt sind als in andern, sie auch hübscher sind und angenehmere Gesichter haben!' 

Er hätte hinzufügen können, daß elegante und bequeme Wohnungen, Reinlichkeit, behagliche Kleidung und nur so viel Aufenthalt in freier Luft, wie die Gesundheit erfordert, mit der Nahrung zusammenwirken zur Verschönerung einer Rasse menschlicher Wesen.' 
Nachdem er noch einige andere Tatsachen erwähnt, fügt der Verfasser das merkwürdige Bekenntnis hinzu: 
'Wir haben nur dunkle Vorstellungen von den Gesetzen, welche diese Veränderungen innerhalb besonderer Grenzen regeln, aber wir sehen sie beständig wirken, und sie sind offenbar der Annahme günstig, daß die großen Familien der Menschheit einen gemeinsamen Ursprung haben können.'
Die Freimütigkeit dieses Bekenntnisses muß man bewundern; aber für einen, der mit dem Gegenstand bekannt war, gab es keinen andern Weg. Sir Charles Lyell und Professor Huxley geben bestimmt zu, daß in den Verschiedenheiten der mannigfachen Rassen nichts Unvereinbares ist mit dem Glauben, daß alle Menschen von einem Paare abstammen. So unbeständig und wissenschaftlich wertlos sind diese Verschiedenheiten, daß Quartresages, der große französische Anthropolog und Naturforscher, nachdem er den größten Teil seines Lebens der Erforschung dieses Gegenstandes gewidmet hatte, den Versuch aufgab, die verschiedenen Familien: der Rasse auch nur zu klassifizieren. Er teilt das Menschengeschlecht in drei Teile: Weiße oder Kaukasier, Gelbe oder Mongolen, Schwarze oder Äthiopier; aber er begleitet die Einteilung mit der Bemerkung:
'Die Namen, die den ersten Einteilungen des Menschengeschlechtes gegeben wurden, sind schlecht, hauptsächlich, weil sie falsche Vorstellungen erwecken. Es gibt Weiße, die völlig schwarz sind, und der weiße Typus wird nie jenseits des Kaukasus gefunden. Er fügt hinzu, daß er die Namen nur beibehalten habe, weil sie so fest in die wissenschaftliche Namenliste eingefügt sind."

Und vorstehende Ausführungen kommentiert dann das „Goldene Zeitalter" mit den Worten: 

„Diese Aussprüche beweisen also, daß die Wissenschaft selbst diese Unterschiede nicht mehr als Gegenbeweis gegen die Einheit der Menschheitsfamilie ansieht. 
Von hervorragender Bedeutung zur Lösung der Rassenfrage ist zweifellos auch der in dieser Nummer enthaltene Artikel „Die Einheit des Menschengeschlechtes", den wir einem sorgfältigem Studium empfehlen."

Nun, da das „Goldene Zeitalter" selbst aktive Propaganda für diesen zweiten, in dieser Ausgabe enthaltenen thematischen Beitrag betreibt, mag es angezeigt sein, auch den sich noch näher anzusehen. Anmerken sollte man noch. Die Berner Ausgabe des GZ brachte diesen Artikel zwar auch; aber erst in der Ausgabe vom 15. 2. 1933, also mehr als zwei Jahre später. Ungewöhnlich spät!

Überschrieben ist er: „Alle Nationen aus einem Blute" und führt im Detail aus: 

„In der Sonntagsausgabe einer amerikanischen Tageszeitung ist ein Artikel erschienen, der für den Erforscher der Bibel von grossem Interesse ist. Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Ursprung der verschiedenen Rassen. Obwohl in diesem Artikel wissenschaftliche Theorien über den Entwicklungsprozess, dem das Menschengeschlecht unterworfen sein soll, enthalten sind, finden wir doch auch, wenn wir diese Torheiten weglassen und nur die Tatsachen stehen lassen, dass sich diese in gewisser Übereinstimmung mit den Berichten der Heiligen Schrift befinden. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Verschiedenheiten der Rassen in Tätigkeit der verschiedenen Drüsen beruhen, d. h. die übermässige sowie die zu geringe Tätigkeit gewisser Drüsen ergeben gewisse Wirkungen, wie zum Beispiel Riesen oder Zwerge, vorstehendes oder zurücktretendes Kinn, grobes oder feines Haar.

Die Wissenschaftler glauben, dass sich diese Verschiedenheiten allmählich in einer Periode von mehreren Generationen herausgebildet haben.

Gleichzeitig berichten sie aber auch von Fällen, wo kranke Drüsen diese vollständigen Veränderungen plötzlich hervorgerufen haben. Wir lesen zum Beispiel

"Es besteht auch die Möglichkeit einer Wirkung auf die Haut; denn bei einer Einwirkung der Adrenaldrüsen auf die Haut geht die Hautfarbe in einen dunklen Bronzeton über."

Ferner finden wir in dem Artikel folgende Ausführungen:

"Männer der Wissenschaft sind sich schon seit mehreren Jahren darüber einig, dass die Drüsen einzelne menschliche Körper zu verändern im Stande sind, und dass diese Tatsache den Unterschieden zwischen den verschiedenen Rassen zu Grunde liegt. Weniger gewiss war man sich darüber, ob diese Verschiedenheiten von einer Generation auf die nächste übertragen werden können; denn Rassen können natürlich nur dann entstehen, wenn sich die Veränderungen, die durch den Einfluss der Drüsen hervorgerufen wurden, übertragen und dauernde sind."

Diese Frage ist jetzt durch die wichtigen Forschungen Dr. Oscar Riddles vom Carnegie Institut zu Washington geklärt worden. Dr. Riddle hat den Beweis erbracht, dass die Abweichungen des Verhaltens und der Grösse von wenigstens zwei Drüsen entschieden erblich sind. Er hat sogar zwei verschiedene Arten von Tauben gezüchtet (die meisten seiner Versuche wurden mit Tauben gemacht), von denen die eine Art - man könnte ganz berechtigter Weise eine "Rasse" von Tauben sagen - grosse Tyroid Drüsen hat, während die andere Art kleine Drüsen besitzt. Dr. Riddle hat damit den Beweis erbracht, dass es mindestens zwei "Drüsen Rassen" geben kann. 

Die Wissenschaft hat heute keinen Zweifel mehr daran, dass - bei Menschen sowohl wie bei Tauben - diese Drüsen die Macht haben, andere charakteristische Merkmale des Körpers zu verändern. 
Wenig menschliche Probleme haben für tausende von Jahren zu so viel fruchtlosen Spekulationen geführt, wie das Problem des Ursprungs der Rassen. Früher glaubten die Menschen, dass alle Rassen besonders geschaffen worden seien, eine Annahme, die eine Formulierung in dem Gedanken fand, dass die verschiedenen Rassen von Sem, Ham und anderen biblischen Charakteren abstammen. Kein Wissenschaftler nimmt diesen Gedanken heute mehr ernst. Vielmehr nimmt man an, dass sich alle menschlichen Rassen durch den Entwicklungsprozess aus einer ursprünglichen, einfachen Rasse entwickelt haben."

Obwohl diese und noch andere nachfolgenden Abschnitte ganz offenbar die Bibel leugnen, so ist doch auf der anderen Seite die Bibel selbst in voller Übereinstimmung mit den hier dargelegten Grundsätzen, und beweist über jeden Zweifel hinaus, dass diese tatsächlich die Gründe für die Verschiedenheiten der Rassen sind. Die Bibel beweist jedoch, dass die Veränderungen, die in den Drüsen vor sich gegangen sind, keine Höherentwicklung sind. Die Wissenschaftler jedoch begünstigen die Evolutionstheorie, wie aus folgendem hervorgeht:

"Es gibt Krankheiten, bei denen diese Adrenaldrüse genau so folgerichtig in Unordnung gerät, wie die Schleimdrüsen. Wenn die Adrenaldrüse zu sehr arbeitet, wird eine Neigung vorhanden sein, dass Haar auf dem Körper wächst und zwar wird dieses Haar schwarz und hart sein.
Wenn andererseits die Adrenaldrüsen nicht genügend arbeiten, wird eine Neigung vorhanden sein, dass das normale Haar dünn und seidenweich wird. Bei schweren Fällen fällt es aus. Ebenso kann auch die Erkrankung dieser Drüsen eine Einwirkung auf die Haut haben und diese dunkelbronzen färben. Niemand denkt natürlich, dass diese Veränderungen von Haar, Haut und Knochen oder anderen Merkmalen der Rasse durch eine Erkrankung der Drüsen verursacht werden und von genau derselben Art sind, wie die Veränderungen, die Rassen hervorrufen. Diese Krankheitszustände sind extreme Beispiele. Sie können noch von anderen Veränderungen des Geistes und Körpers begleitet sein, die sie deutlich als anormal kennzeichnen. Was die Evolutionisten für die Ursachen der Rassenunterschiede halten, sind noch viel kleinere Veränderungen der Tätigkeiten und der Grosse der verschiedenen Drüsen, Veränderungen, die bei einer einzelnen Generation absolut unbemerkbar sind, die aber im Zeitraum vieler Jahrhunderte sicherlich wirkungsvoll sind, ohne schmerzhaft empfunden zu werden."

Die nächsten Sätze, die wir anführen, beweisen, dass die Nahrungsaufnahme und deren Nutzbarmachung durch die Drüsen beeinträchtigt werden. 
Wir lesen:

"Einer weiteren Drüse, der Tyroiddrüse im Nacken, wird seit kurzem die Schuld an einem Unterschied zugeschrieben, der als Rassenunterschied bekannt ist. Das ist der Unterschied in der Erzeugung von Körperwärme, oder mit anderen Worten: der Schnelligkeit, mit der die Nahrung im Körper zur Erzeugung von Körperwärme verbrannt wird...

Eine der interessantesten Tatsachen, die in letzter Zeit durch die wissenschaftlichen Erforschungen dieses Gegenstandes entdeckt worden sind, ist, dass die Glieder der gelben Rasse, die Chinesen und Japaner, durchschnittlich viel weniger Wärme erzeugen, als die Glieder der weissen Rasse.

Es ist auch eine bekannte Tatsache, dass die Tyroiddrüse diese Eigentümlichkeit bewirkt. Wenn die Tätigkeit dieser Drüse über den Durchschnitt hinausgeht, wird die betreffende Person eine grössere Wärmemenge erzeugen. Wenn jedoch die Tyroiddrüse weniger wirksam ist als gewöhnlich, wird die Wärmeerzeugung niedriger sein. Das mag die Ursache dafür sein, dass die Chinesen, Männer sowohl wie Frauen, viel empfindlicher gegen Kälte sind, als die Weissen. Vielleicht liegt hierin auch ein Grund für noch andere der vielen Unterschiede zwischen den beiden Rassen. Jedenfalls ist dies ein weiterer Beweis dafür, dass die Drüsen die Ursache der Rassenunterschiede sind."

In einem weiteren Abschnitt wird über den Einfluss von Klima und Nahrung gesprochen. Es heisst dort:

"Dr. Riddles Versuche mit Tauben haben bewiesen, dass sich die Beschaffenheit der Drüsen unverändert vererbt. Diese Drüsenunterschiede mögen jedoch - und hier liegt die wahre Bedeutung des Einflusses der Nahrung und des Klimas - die verschiedenen Körperformen verursachen, die sich von einer Generation auf die andere vererben, wie dies eben bei den Rassenunterschieden der Fall ist."

Das sind die wahren Tatsachen, die in besagtem Artikel mit falschen Spekulationen und Theorien gepaart sind. Es ist befriedigend und erquickend zu sehen, wie die Heilige Schrift mit eben diesen Tatsachen übereinstimmt und sie bestätigt. 

Wir haben in den angeführten Abschnitten gefunden, dass die Männer der Wissenschaft den biblischen Bericht von den drei Söhnen Noahs und die Abstammung der Rassen von ihnen verwerfen. Sie anerkennen jedenfalls die "drei Rassen der Menschheit" und in einer gelegentlich veröffentlichten Zeichnung wurden "die charakteristischen Unterschiede der Nasen, Nasenlöcher und Lippen der drei menschlichen Rassen" dargestellt.

Die Gelehrten erklären, dass es drei Ursachen zur Veränderung der Tätigkeit der Drüsen gibt: Krankheit, Klima und Ernährung. Die Geschichte der Menschheit, wie wir sie in der Bibel finden, ist eine Bestätigung dieser Annahme.

Der plötzliche Übergang von der feuchten Wärme des vorsintflutlichen Klimas zu dem strengeren Klima nach der Flut, muss auf die Gesundheit der Menschen, die an die früheren Zustände gewöhnt waren, einen grossen Eindruck gemacht haben und hat sicherlich die gesundheitliche Widerstandsfähigkeit derselben mit einem einzigen Schlage gebrochen. Nach der Sintflut muss das Klima auf der ganzen Erdoberfläche ein verschiedenartiges gewesen sein, und jede einzelne Gegend wird unter veränderten Zuständen zu leiden gehabt haben. Nach der Sintflut wurde zum ersten Mal das Fleisch von Tieren gegessen.

Die empfindlichen Drüsen der 8 Menschen, die aus der feuchten Wärme einer anderen Welt kamen, waren nun eisigen Winden, Eis und Schnee und feuchtkalten Nebeln ausgesetzt, dem Wechsel von brennender Glut und Kälte, von trockener und nasser Witterung. In all diesen Zuständen waren die Kinder Noahs und ihre unmittelbaren Nachkommen an die klimatischen Veränderungen nicht gewöhnt und ihre Drüsen erlitten darum Veränderungen, die zu Rassenmerkmalen wurden. Die Drüsen der Kinder Noahs haben sich sicherlich nicht allmählich verändert, sondern sie erkrankten jäh durch die plötzlichen klimatischen Veränderungen, und so müssen innerhalb einer einzigen Generation grosse Veränderungen vor sich gegangen sein, die später durch Vererbung versiegelt wurden. Die Drüsen der Menschen wurden nach der Flut schliesslich akklimatisiert und trugen einen feststehenden Rassencharakter. Das alles ist in voller Übereinstimmung mit der Bibel, die uns sagt, dass der Mensch entartet ist.

Während der Mensch noch in der vorsintflutlichen Welt lebte, brauchte sein Körper keine grosse Wärmeerzeugung. Mit dem Hereinbrechen der Sintflut war das anders. Der Mensch musste sich im Kampf gegen die Änderungen des Klimas von aussen mit vermehrter Körperwärme versorgen. Diese wurde durch die Einverleibung solcher Speisen, wie Fleisch, erzeugt, wodurch wiederum die Tyroiddrüse zu immer grösserer Tätigkeit gezwungen wurde, was sich sehr bald zu einem erblichen, beständigen Zustand gestaltete. 

Einer der Söhne Noahs muss sich jedoch samt seinen Nachkommen des Fleisches enthalten haben, wodurch nur wenig künstliche Wärme im Körper erzeugt wurde. Das hatte wiederum seine Rückwirkung auf die Tyroiddrüse, und diese wurde (infolge des veränderten Klimas) mehr und mehr untätig. Das wurde mit der Zeit durch Vererbung der beständige und natürliche Zustand. Da dieser Stamm gegen die Temperatur Veränderungen empfindlicher war als die ändern, ist es nur natürlich, dass er sich einen seinen körperlichen Eigentümlichkeiten angepassten Wohnort suchte, und einen solchen bildet offenbar Asien. 

Ein anderer Stamm, der von Fleisch lebte, und dadurch grössere Körperwärme erzeugte, wurde, eben infolge seiner grösseren Körperwärme befähigt, in einem kälteren Klima zu leben. Diese Menschen, die als Fleischesser natürlich auch eine grössere Menge von Fett und Öl zu sich nahmen, das, wie die Wissenschaft heute festgestellt hat, knochenbildend ist, wurden ein stark knochigeres Geschlecht als ihre Brüder in den heissen Ländern, die sich nur von Früchten und Gemüse ernährten. Die Einwirkungen des Klimas auf die Drüsen bewirkten wiederum eine Veränderung der Gesichtszüge der Menschen. Die Bibel zeigt uns deutlich, dass sich die Menschen, obwohl sie bis zu dem Turmbau zu Babel alle eine Zunge redeten, in verschiedene Stämme zerteilten, was in Wahrheit Nationalismus im kleinen bedeutet.

Das Heiraten, das naturgemäss unter Stammesangehörigen stattgefunden haben muss, hat sicherlich die Vererbung begünstigt. Wenn daher einer der Söhne Noahs eine Neigung zu einer zurückliegenden Stirn gehabt hat, so ist dies durch die Heirat mit seiner Schwester sicherlich innerhalb weniger Generationen immer stärker in Erscheinung getreten. Das ist jedoch kein Beweis für Evolution, sondern für Degeneration"

meint zumindest das „Goldene Zeitalter".
Andere meinen das sicherlich nicht so. Insbesondere erscheinen die in diesen Ausführungen mit enthaltenen Seitenhiebe gegen das Fleischessen, eine These zu sein, der durchaus nicht jeder so zustimmen mag.

Züchtigung 
geschrieben von:  Drahbeck 
Datum: 10. Dezember 2014 21:22

Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
„Wie denkt das G. Z. über die Züchtigung des Kindes?" lautet die Frage und deren Beantwortung in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 12. 1929. (Ausgabe Bern 15. 1. 1930)

Die Antwort fiel dann so aus, wie man sie auch von der späteren WTG sattsam kennt. Vielleicht muss man aber doch sagen, die spätere WTG fuhr da einen „schärferen Kurs".

Und der wesentliche Grund der Kritik der späteren WTG ist ja auch darin zu sehen, dass auf Kindgemäße Bedürfnisse, pädagogisch nicht ausreichend eingegangen wird.
1929 bestand da in der Tat noch eine andere Situation, indem es beispielsweise in Bibelforscherkreisen noch eigene Kindergruppen gab. Die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 2. 1930 etwa notierte noch:

„In den verschiedensten Städten und Orten des Landes bestehen für die Kinder sogenannte Jugendgruppen Berlin, Magdeburg, Tilsit, Dresden"

Diesen dann machte Rutherford, wie auch in vielerlei anderer Hinsicht, dann noch den „Garaus".

Der Fragesteller wurde vom GZ wie folgt belehrt:

„Wir können immer nur so denken, wie die Bibel es uns Menschen lehrt; und die Bibel sagt in Sprüche 13 Vers 24:

„Wer seiner Rute schonet, haßt seinen Sohn".

Dieser Grundsatz der Bibel würde also bedeuten, daß das unbedingte Ablehnen von Züchtigungsmitteln unweise ist.
Zweifellos ist Kindererziehung eins der schwersten Probleme, und es wäre von vornherein verkehrt, irgendwelche verallgemeinernde Grundsätze aufstellen zu wollen. Kinder müssen individuell behandelt und erzogen werden. Wenn ein Kind so feinfühlig ist, daß man ohne körperliche Züchtigung auskommen kann, ist ein solcher Weg natürlich zu bevorzugen; denn sehr oft wirkt die indirekte Strafe viel mehr als die direkte körperliche. Wenn Aussicht besteht, daß das Kind darauf reagiert, könnte man zum Beispiel folgendes tun:
Man könnte dem ungezogen gewesenen Kinde sagen:
„Wenn du erst etwas größer bist und gelernt hast, ganz höflich und bescheiden gegen die Eltern (gegen die Tante, den Onkel usw. - je nachdem wie der betreffende Fall der Unart lag) zu sein, dann werde ich dich mitnehmen in die Stadt, zum Kaufmann, oder hier- und dorthin", das heißt also, man könnte dem Kinde Versprechungen machen, die man von Artigkeit, Gehorsam usw. abhängig macht.
Dadurch prägt sich dem Kinde die Lektion ein, daß gutes Benehmen Vorteil, und häßliches Benehmen Nachteil bringt.
Gewiss ist es verkehrt, jede Willensregung des Kindes einfach mit Gewalt oder Strafe zu unterdrücken; aber die Eltern, welche - um ihr Kind willensstark werden zu lassen - jeden Eigensinn und jede Unart (mit den Füßen Strampeln, Spucken, Kratzen, Gehorsam verweigern usw. usw.) durchgehen lassen, beweisen sich als Feinde ihrer Kinder; denn ein Mensch, der nicht gehorchen lernte, kann niemals eine segenbringende Führernatur werden. Dieses ebengenannte Extrem erzieht rücksichtslose Egoisten und Gewaltmenschen, denen zwar in der Vergangenheit und zum Teil auch noch heute Erfolg beschieden war; aber die Zukunft wird hier Änderung schaffen; denn die Bibel sagt Matthäus 5 Vers 5:

„Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben."

Es gibt andere Wege, die Willensstärke des Kindes trotz straffer Erziehung zur Entfaltung kommen zu lassen, indem man dem Kinde Gelegenheit gibt, irgendwelche Aufträge, mit denen Energieentwicklung und Hindernisüberwindung verbunden ist, auszuführen, wobei man deren Erledigung mit irgendwelchen Belohnungen verbindet.
Natürlich gibt es auch Situationen, wo man dem Kinde sagen kann:
„Ich würde dir so und so raten; aber wenn du das andere willst: bitte!"
Diesen Weg würde man einschlagen, wenn man sehen würde, daß das Resultat des vom Kinde gewünschten Wege zwar zum Ziel führen aber - da mit Lektionen bringenden Hindernissen verbunden - ein guter Erziehungsfaktor werden könnte.
Abschließend gesagt gibt es aber jedenfalls auch Fälle, wo körperliche Züchtigung nicht ausbleiben kann noch darf, und zwar dann nicht, wenn trotz ernstlich gegebener Verwarnung entweder in Eigensinn, Trotz oder Mutwilligkeit irgend etwas getan wurde, was andren Schaden zufügt. Wo das Kind sich selbst Schaden zufügte, wird man es natürlich immer als genügend bestraft ansehen. Soviel wie möglich sollte man die Rute meiden.
Wo sie sich nicht meiden läßt, sollte man sie nie im Zorn gebrauchen und auch erst dann strafen, wenn man dem Kinde Gelegenheit gegeben hat, sich zu äußern, warum es das Böse tat.
Erst nachdem man es völlig davon überzeugte, daß mutwilliger Ungehorsam oder Trotz oder andere häßliche Eigenschaften die unheilvolle Tat und ihre bösen Folgen veranlaßten, sollte Strafe folgen. Alles in allem gesagt aber:
Wer wollte in Fragen der Kindererziehung einen Grundsatz aufstellen? Es gibt hier keine Grundsätze, sondern Eltern können nur Gott um Weisheit für den rechten Weg zur Erziehung ihrer Kinder bitten.
Kindererziehung ist das schwierigste Problem des menschlichen Lebens; auf ihm ruht Glück oder Unglück von Völkern und Generationen."

1929

GZ Zeitreise 28

GZ Zeitreise 30

 

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