Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise (1929)
Einige Stichworte (in Auswahl)
Technikeuphorie, Flugzeuge, Kommunismus, Kirchenfeindschaft d. Sowjetuion, Heilpraktikersezene, Aluminium, „Im Weisten nichts Neues" (Roman), „Moses als Pulverfabrikant", Waffensegnung, Deutsche Welle, Kongress Leipzig 1929, Mary Pickford , Wilhelm Bölsche, Paul Westphal, Rassentheorien
(Bild dem 2014er ZJ-Jahrbuch entnommen).
Der diesbezügliche GZ-Artikel berichtet:
„Die Wahl-Manöver der vergangenen Wochen ließen
die erregten Gemüter gleich aufgepeitschten Meereswogen nicht mehr zur Ruhe
kommen! Was da im Kampfe um die Vorherrschaft an eigenem Unrat ans Ufer des
stillen Beobachters ausgespielt und ausgespült wurde, spottet jeder
Beschreibung! Ein römisch-katholisches Blatt beschuldigt ein freisinniges
Arbeiterblatt des Auftischens von "Kohl" und "Lügen"! Dieses wiederum macht
dem konservativen Blatte Vorstellungen anhand nachweisbarer Tatsachen, vom
"Gimpelfang" den das unter dem Deckmantel der Religion arbeitende Blatt
betreibe. Für einen weiteren Leserkreis sehr bemerkenswert sind hierbei
folgende Feststellungen:
"Gemäß der Legende hätten Engel das ganze Haus
der Maria aus Bethlehem nach Italien getragen. Erstmals nach Tersatlo bei
Fiume, im Jahre 1294 jedoch nach Loretto. Über dem unscheinbaren Hause erhebt
sich heute eine prachtvolle Kirche, die Tausendc von Wallfahrern herbeizieht.
Im Ulrichs-Kloster zu Augsburg wurde noch im 18. Jahrhundert die Erde, in
welcher der heilige Ulrich gelegen hatte, als Universalmittel gegen die Ratten
verkauft. Noch kurz vor der Reformation zeigte man in einem Kloster zu Halle
Reste von der Arche Noah, und in Schaffhausen war der Atem des heiligen Josef
in dem Handschuh des Nikodemus aufbewahrt.
Ums Jahr 1500 herum zog zu Aldingen in Württemberg der Mönch Eiselin mit einer
Schwungfeder aus dem Flügel des Engels Gabriel umher. Und als diese kostbare
Feder, die gegen Entgelt vor der Pest zu schützen vermochte, ihrem
geschäftstüchtigen Besitzer gestohlen wurde, füllte selbiger ein Kästchen mit
Heu, das aus der Krippe zu Bethlehem herstammen mußte und rückte mit dieser
Reliquie den Portemonnais seiner Mitmenschen zu Leibe. Ludwig der Heilige,
König von Frankreich, kaufte um eine große Geldsumme einige Splitter vom
Kreuze Christi, nebst einigen Nägeln, den Schwamm, den Purpurrock Jesu, sowie
die Dornenkrone. Solche Splitter gab es mit der Zeit so viele, daß aus dem
dazu verwendeten Holze vermutlich einige Häuser gebaut werden konnten und die
Nagel sind so zahlreich, daß ihr Gesamtgewicht sich auf einige Zentner
beliefe. Der ungenähtc Rock Christi um den die römischen Kriegsknechte losten,
ist in fünf Exemplaren vorhanden; in Argenteuil, in St. Jago, in Rom, in
Friaul, in Trier und - was das schönste ist - überall mit der päpstlichen
Bulle der Echtheit versehen!!!
Mit allen wahrhaftigen Dornenkronen Christi, von denen ebenfalls jede als die
alleinechte verehrt wird, könnte, wie behauptet wird, ein großes Grundstück
eingehegt werden. Es fand sich auch die Lanze, mit welcher Jesus in die Seite
gestochen wurde, der Schweißtücher ebenfalls nicht wenige, sowie die Weinkrüge
von der Hochzeit zu Kana. Die Hosen des heiligen Josef sind ebenfalls entdeckt
worden. Einer der dreißig Silberlinge, nebst dem dicken, zwölf Schuh langen
Strick, mit welchem Judas Ischarioth sich erhängte, kamen auch zum Vorschein.
Sogar die Stange, auf welcher der Hahn saß, der dem Petrus ins Gewissen
krähte; das Waschbecken, in welchem sich Pilatus die Hände wusch; die Knochen
des Esels, der Jesus am Palmsonntage getragen; die Steine, mit denen Stephanus
gesteinigt wurde; eine Flasche voll ägyptischer Finsternis, sowie der Daumen
des heiligen Markus wurden aufgefunden, für welch letzteren die Venetianer
vergebens 100.000 Dukaten boten. - Stellt man all diesem Unfug zur Seite, daß
die Zahl der bekannten und angeblich wundertätigen Marienbilder 1200
übersteigt, vergegenwärtigt man sich die Millionen von Menschen, die jährlich
zu solchen Bildern und Reliquien wallfahrten und dort opfern, und bedenkt man
überdies, daß es sich dabei großenteils um die ärmeren Volksklassen handelt,
so mag die Orientierung über "Schwindel", "Kohl" und "Lügen", von welchen das
"Aargauer Volksblatt" spricht, keine allzuschwere sein.
Von einer solchen betenden Prozession harmlos-frommer Pilger weiß der "Koblenzer Generalanzeiger" Nr. 250 vom 17. Oktober zu berichten.
Auf ihrem Wallfahrtswege von Aachen nach dem
belgischen Wallfahrtsorte Moresnet sollen die frommen Beter von den
Zollbeamten angehalten und untersucht worden sein, wobei ein Teil der Büßenden
in der Dunkelheit entkam. - Bei den übrigen wurden zu Tage gefördert: 90 Paar
Strümpfe, 12 Wollwesten, Dutzende Bettücher und Unterhosen, 30 Kg. Fleisch, 5
Kg. Käse, 10 Kg. Schokolade, 23 Kg. Konfitüren, 50 Kg. Kaffee und sehr viele
Zigarren und Zigaretten.
In buchstäblichem Sinne wurde hier Religion als Deckmantel benützt - Weit
schlimmer jedoch ist der Betrug an den Irregeleiteten und betrogenen "frommen"
Menschen selbst, denen man um gewisser Wallfahrten und Zeremonien willen den
Himmel verspricht.
„Farbiges Fernsehen ermöglicht
Die Vervollkommnung der Eastman-Apparate zur Aufnahme und Herstellung farbiger
Filmphotographien bietet jetzt der Radio-Technik die Möglichkeit des
Fernsehens in Farben. Das Bild kann zugleich mit den Tönen (Sprechen oder
Singen) die die Aufnahme begleiteten, aufgenommen werden. Tatsächlich scheinen
den schwachen Menschen jetzt alle Mittel in die Hände. gegeben zu werden, die
ihnen die Wahrheit der Bibel beweisen.
Die Bibel sagt, daß einmal alles offenbar werden wird, und die Zeit wird
kommen, wo alles Unrecht, das in der Welt begangen wird, vor den Augen aller
Menschen in seinen wahren Farben gezeigt werden kann. Dann wird das Gute
belohnt und das Böse gesühnt werden. Und die Menschen werden sich bessern."
Siehe auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,166942,176532#msg-176532
Text-Zitierung nach der Berner Ausgabe; Repro aus der Magdeburger Ausgabe.
Diesem Umstand ist die geringfügige variierende unterschiedliche Satzstellung
zuzuschreiben.
„Ägypten, Assyrien, Babylon, Medo-Persien, Griechenland, Rom, Grossbritannien,
Völkerbund, Harmagedon".
Diese religiöse Weltsicht ist ja, abgesehen von den zwei letzten Namen, so neu
nun auch wieder nicht. Man findet sie auch andernorts, etwa bei den
Adventisten. Aber schon die hinzugefügten zwei letzten Namen dieser
vermeintlichen „Ahnenkette" sind schon ein gewisses Novum. Um das ganze noch
zu unterstreichen, widmete die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom
1. 1. 1929, dem noch ein entsprechende Zeichnung dazu.
Das nun noch umfänglich zu kommentieren, wäre wohl zuviel der nicht
verdienten Ehre.
Es zeigt sich wieder mal: Gibt es nicht's auszulegen, wird halt etwas
„untergelegt".
Für diese Broschüre wurde ja eine massive Reklame betrieben. Unter anderem penetrant hervorgehoben, dass Rutherford das ganze auch schon als Radio-Vortrag präsentiert habe. Überhaupt lässt man es an Werbeevents, welche zeitgenössische Werbefachleute sicher mit Neid beobachtet haben dürften, nicht mangeln, wie zum Beispiel diese Reklame in dieser Broschüre (der Englischsprachigen Ausgabe entnommen)
Als wenn die Beherrschung von Werbetechniken, ein „Qualitäts"merkmal wären.
Wer denn jene Broschüre tatsächlich las, fand darin auch solche Belehrungen
wie die: „Das Radio ist Jehovas Erfindung"
Solcherart Milchmädchenlogik spricht ja dann an sich schon Bände!
Sinn der ganzen Übung offenbar der, sich als „die" Alternative zu verkaufen.
Namentlich bei den Orientierungslos gewordenen. Und damit Menschen mit
religiöser Sozialisation, im weltlichen Leben Orientierungslos werden; dazu
beizutragen, müht sich das GZ in der Tat aller kräftigst.
„Passend" zu dieser Gemengelage, greift das GZ also erneut das Thema
Kommunismus auf. Es ist wohl war, die tatsächliche Politik der Moskauer
Herrschaften, und ihrer deutschen Möchtegern-Kopierer zu der Zeit, war wohl
kaum dazu geeignet, Leute die einen „sanften Schlaf lieben", selbigen auch zu
verschaffen. Eher war das Gegenteil der Fall.
Und wenn es da die These vom Europa der Diktaturen gibt. Und in selbiger die
Frage. Wer hat eigentlich den Stein ins Rollen gebracht, und wer ist
Nachfolger-Kopierer (wobei die Kopierer eben auch Schlimmes, sehr Schlimmes zu
verantworten haben), dann stehen die Moskauer Herrschaften keinesfalls im
Glanzlicht da.
Nun ist es aber doch so. Auch die Bibelforscher verkündeten, wie ja schon der
Titel einer ihrer Zeitschriften aussagt, ein „Goldenes Zeitalter".
Genau jenes wollten die Moskauer Herrschaften denn doch wohl in der Theorie,
auch herbeiführen.
In beiden Fällen zeigt es sich jedoch auch, dass zwischen Theorie und Praxis,
abgrundtiefe Gegensätze klaffen.
Wenn also das GZ seinen Artikel überschrieb: „Der Kommunismus, und wie ein
Mann aus dem Volke über ihn denkt", (die Berner Ausgabe des GZ brachte diesen
Artikel erst in der Ausgabe vom 15. 6. und 1. 7. 1929) dann bringt selbiger
auch nur die halbe Wahrheit zum Ausdruck. Zur ganzen gehört dann auch, dass in
ihren diktatorischen Allüren, es die WTG-Hörigen durchaus ebenbürtig mit den
Moskauer Herrschaften aufnehmen können.
Nochmals die These vom Europa der Diktaturen aufnehmend. In selbiger werden ja
insbesondere die Moskauer, Berliner und römischen Herrschaften und ihre
billigen Kopien gebrandmarkt. Jene Brandmarker müssen sich allerdings sagen
lassen. Ihr habt einen wichtigen Namen in euren Auflistungen vergessen. Den
der WTG-Religion. Zu letzterer kann man allenfalls „entschuldigend"
hinzufügen. Die waren damals noch nicht so stark, um als relevante Kraft
anerkannt werden zu können. Das ist dann allenfalls eine graduelle, aber keine
prinzipielle Entlastung.
Nachstehend in den wesentlichen Aussagen dann noch, was die verhinderten
Möchte-gern-Diktatoren, über eine andere Form von Diktatur, namens
Kommunismus, damals zu sagen wussten.
Der Kommunismus, und wie ein Mann aus dem Volke
über ihn denkt.
Der Kommunismus - dessen Gedanken bei oberflächlicher Betrachtung als ganz gut
und prächtig erscheinen mögen, und der darum auch so manchen unter seinen
Fahnen sammelt, dem es ehrlich um das Wohl und Wehe seiner Volksgenossen zu
tun ist - spielt sich gerne als Erlöser von allen gegenwärtigen Übel auf. Was
er aber in Wirklichkeit wert ist zeigt sich, sobald wir seinen Mantel nur ein
ganz klein wenig beiseite tun. Dann hält er einer sorgfältigen Prüfung
keineswegs stand und offenbart - wie wir in wenige Worten feststellen können -
die bedeutungsvolle Tatsache, dass alle seiner Ideen eine verhängnisvollen
Täuschung sind.
Der ideale Kommunismus ist unmöglich, solange als herrschender Faktor der
Egoismus in der Welt existiert, und wenn dieser nicht mehr existiert, dann
wird auch der Kommunismus unnötig sein.
Ja sogar unter den Arbeitern - das leider eine traurige Tatsache - gönnt oft
einer dem anderen nicht die Luft. Neid und Abgunst - wenn einer etwas mehr hat
oder nur zu haben scheint, oder zu einer etwas besseren Stellung gelangt als
die anderen - herrschen hier wie da. Davon weiß ich als ehemaliger
Fabrikarbeiter und unter Arbeiter lebend dort aufgewachsen, selbst ein
Liedlein zu singen.
Zwar gibt es auch manche Ausnahmen, aber sie bestätigen da sie sich in der
Minderheit befinden - doch nur die Regel. In allen Schichten und Ständen
herrscht vom Tagelöhner bis zum hohen Beamten - eine Missgunst und
Gehässigkeit, die mir Verwirklichung eines großen glücklichen Arbeiterstaates
von vornherein als kaum denkbar erscheinen lässt.
Der Kommunismus, wie er in der Welt gepredigt wird, ist eine schöne Theorie,
aber Wirklichkeit ein Unding, dass sich nie bewähren kann und wird. Erst muss
die Menschheit anders und vor allem besser werden, und dazu ist notwendig,
dass jeder einzelne bei sich selbst den Anfang macht. Ist das nicht möglich
und geschieht es nicht, dann können wir erst recht jede Hoffnung auf der
Erreichung glücklicher Zustände auf anderem Wege fahren lassen. Die guten
Zeiten und Verhältnisse sind nicht von außen her zu erwarten, durch
umstürzlerische Maßnahmen, sondern sie müssen von innen heraus beginnen. Das
lässt der Kommunismus ganz außer acht, ja, solche Lehre - dünkt ihm - eitel
Torheit.
Denn was könnte des reinen Kommunismus höchste Forderung sein als Liebe, Liebe
zum Nächsten? Es wird durchaus vergessen, dass das einzige Heilmittel in der
Welt Liebe und Verständigung ist, aber nicht Verhetzung, Hass und Gewalt,
welche letztere wohl - wenn sie gesetzmäßig gehandhabt wird - zur Durchführung
manch guter Maßnahmen geboten erscheinen mag, aber niemals leitendes Motiv
werden darf.
Ein Blick nach Russland, und wir haben den praktischen Beweis für die
Richtigkeit dieses Bildes. Sehen wir uns einmal die dortige Zensur an. Nicht
nur, daß frühere Schriften überall verboten sind, auch alle wissenschaftliche
Werke über Chemie, Astronomie, Mathematik und so weiter werden auf verdächtige
Stellen hindurch durchsucht und diese gestrichen. Selbst manche Novellen
Dostojewskis werden wegen ihres mystischen Charakters mit dem Bannstrahl
belegt. Ja sogar Plato und Kant verfallen dem gleichen Schicksal, weil ihre
Werke im "Geist einer idealistischen Philosophie" abgefasst sind. Wer schläft
noch? Wer sieht nicht, dass unter solcher Herrschaft ein geistig und seelisch
verkümmertes Volk, dass sich dem beschränkten dummen Tiere gleich nur auf
weiter Futterplätzen umhertreibt, entstehen musste? Wer begreift nicht die
trostlose finstere Nacht, mit der eine solche Bewegung die Welt decken würde?
Und Freiheit? Die existiert in einem solchen Lande ebenso wenig wie in
Mussolinien.
Auf ein zehnjähriges Bestehen blickt heute die Sowjetmacht Russland zurück.
Blut und Hunger bezeichnen den Weg des kommunistischen Gedankens, der für
viele, die nicht denken, so außerordentlich viel Bestechendes hat. Ja, wenn
die Menschen vollkommen wären! Etwa 10 Millionen Menschen sind in Russland
direkt oder indirekt der kommunistischen Revolution zum Opfer gefallen.
Tiefste Verarmung eines ganzen Volkes und weit verbreites Elend verwaister
Kinder waren die weiteren Folgen, und noch immer lassen gärende Elemente und
ein fortschreitender Zersetzungsprozess in der russischen kommunistischen
Partei nach bolschewistischen Äußerungen "einen baldigen Krieg als
unvermeidlich erscheinen", denn so sagt man weiter, "nur ein Krieg, ein Kampf
für die Weltrevolution und ein Sieg dieser Ideen, vermag die
Bolschewisten-Ideen zu befestigen". Danach scheinen also die eine
Rechtfertigung benötigen Bolschewisten- Ideen doch nicht so viel zu taugen, um
so mehr als - angeblich gegen Krieg und Gewaltherrschaft kämpfend - diese
Dinge auch noch gar selbst benutzen wollen. Gewiß liegt die Ursache des
Misserfolgs zum Teil an den Widerständen, gegen die der Kommunismus zu kämpfen
hatte, aber eben diese, gleichfalls aus Selbstsucht geborene Widerstände, wie
die zu ihrer Bekämpfung angewendete Gewalt und Unterdrückungsmethoden,
beweisen unumstößlich die Unausführbarkeit kommunistischer Gedankengänge in
einer Welt, in der Selbstsucht oberstes Prinzip ist. Das Übel der Erdennot ist
innerlich. Der Kommunismus will ihr von außen her zu Leibe gehen, durch
Weltrevolution und ähnliches, und das ist sein Fehler. Nicht Weltrevolution
sondern Gesinnungsrevolution braucht die Erde, und diese kann nur auf dem Wege
kommen, denn auch das GZ geht: Heilung von innen nach dem Geiste wahren
Christentum durch Gottes Hilfe in seinem Königreich. Der Kommunismus kann
solche Hilfe nicht bringen.
Nein, nein, der Kommunismus ist nur eine neue Fessel, welche die Menschen zu
Sklaven eines anderen Systems "Kommune" genannt machen würde. Ob die Arbeiter
Sklaven eines Militärstaates, eines Kaiserreiches, einer Papstherrschaft oder
einer durch kommunistische Diktatoren beherrschen Kommune sind, wird sich
immer gleich bleiben. Sklaven sind die Menschen hier wie dort. Die Forderung
heißt nicht: Kommunismus, sondern sie heißt: Menschentum unter einem einzigen
Herrscher und seinem
Gesetz.
Zu diesen Kommunismus-Ausführungen des GZ gab es dann noch in der
Magdeburger Ausgabe selbigen vom 15. 4. 1929 noch einen „Nachschlag", der hier
auch noch vorgestellt sei. Letzterer schrieb:
„Noch einmal der Kommunismus
Der Artikel in Nummer 2 des GZ „Der Kommunismus und wie ein Mann aus dem Volke
über ihn denkt", findet wie zu erwarten war, in verschiedenen kommunistischen
Zeitungen härteste Kritik und Ablehnung, und natürlich wie auch zu erwarten,
nicht mit Logik sondern mit Schimpfworten.
So die „Neue Arbeiterzeitung", die mit abgedroschenen Schlagworten „vom Esel
der aufs Glatteis geht", mit Kraftausdrücken wie „Blödheit" usw., unter
anderem sagt:
„Die Bibelforscher erscheinen in einem lächerlichen Lichte, wenn sie sich auf das politische Gebiet begeben."
In der oben genannten kommunistischen Zeitung heißt es, die Bibelforscher machten
„sich gar keine Sorge, danach zu forschen, woher dieser Egoismus komme, und wie man ihn beseitige"
Man wirft den Bibelforschern den Grundirrtum
vor, dass sie nicht verstanden, dass der Mensch das Produkt der Verhältnisse
sei und dass man wenn man den Menschen ändern wolle, die Verhältnisse ändern
müsse.
Aber Kommunismus, warum so aufgeregt? Warum die Scheltworte? Warum nicht die
Meinung des Anderen respektieren, wenn sie ehrlich geäußert wird, auch dann,
wenn sie sich auf entgegensetzen Bahnen bewegt? Wir würden uns zurückhalten
von Schimpfworten, denn wer schimpft hat immer Unrecht.
Es sei noch einmal gesagt: Kommunismus mit unvollkommenen, mangelhaft
gerechten, das heißt also ungerechten und selbstsüchtigen Menschen ist ein
Ding der Unmöglichkeit, und darum ist der Kommunismus eine Unmöglichkeit. Und
wiederum sei es gesagt. Nur das Königreich Gottes und seine Mittel, seine
Möglichkeit, die Gesinnung der Menschen zu ändern, wird mit der geänderten
Gesinnung auch geänderte Verhältnisse bringen."
Noch eine Reaktion ist auf die Kommunismus-Artikel des „Goldenen Zeitalters"
zu registrieren. Und zwar in deren Magdeburger Ausgabe vom 15. 10. 1929.
Selbige druckt dazu den nachfolgenden Leserbrief ab:
„An die Redaktion des GZ
Ich komme heute nochmals auf Nummer ... des GZ zurück, in der einige Worte
über den Kommunismus-Artikel ... zu lesen sind. Da sie die verschiedenen
absprechenden Urteile trotzdem als eine Empfehlung ansehen, und wie sie weiter
sagen, sich nicht hindern lassen, dass Unrecht bloßzustellen, dass manche
deren Treiben, die auf politischem Gebiet ihren Einflusses mißbrauchen, so
denke ich keine Fehlbitte zu tun, im GZ auch mal eine Abhandlung über den
Nationalsozialismus zu schreiben.
Gelegentlich einer Versammlung vor Jahren und wurde uns ein Büchlein
ausgehändigt, das aber von Schmähungen über Jehova geradezu strotzte. Auch
letzthin sprach eine sehr christlich sein wollende Dame, die dieser Parteien
nahesteht und Jehova als ihrem Gott nicht anerkennt. Über Mose las man in
Tageszeitungen vor gar nicht langer Zeit einen Aufsatz mit angeführten
Bibelstellen und legte diese als eine Art Täuschung gegenüber dem damaligen
Volke aus. Noch keine Partei lernte ich kennen, die die Bibel in solchen
Mißkredit brachte und das religiöse Empfinden im Menschen dadurch zu töten
versucht, wie gerade der Nationalsozialismus, der auf der anderen Seite aber
jetzt Kraftanstrengung macht, auch hier große Versammlung einberuft, um immer
neue Mitglieder zu gewinnen, und der wie jeder ernste Christ erkennt, gegen
den wahren Jehova steht. Aus diesem Grunde sind aufklärende Zeilen im GZ für
jeden Gottesstreiter wohl gewiss auch eine Notwendigkeit wie ich sie auf allen
anderen Gebieten mit Freude immer wahrgenommen habe.
Mit freundlichem Gruß
Frau W. R.
Und als Antwort darauf meint das GZ mitteilen zu sollen:
„Unser Antwort
Der Nationalsozialismus ist einer jener extremen Erscheinungen der durch die
Ereignisse überreizten Volksseele, an den unsere Zeit so reich ist. Es ist
zweifellos - wie auch die verehrte Schreiberin sagt - eine Bewegung, die ob
gewollt oder ungewollt, direkt im Dienste des Teufels und gegen Jehova den
erhabenen Schöpfer von Himmel und Erde tätig ist"
Dann verweist man auf die Polemik im Kontext der zeitgenössischen Broschüre
über „Moses als Pulverfabrikant", der der man sich auch von GZ-Seite kritisch
geäußert habe (im Rahmen der Referierung dieses GZ-Jahrganges) wird darauf
noch eingegangen werden (zu genannter Broschüre).
„Die geistige Einstellung solcher Menschen ...
denen das Kreuz von Golgatha zum Haken geworden ist, weil sie nichts weiter
kennen als ein Hakenkreuz. Es gibt wohl kaum einer Bewegung, die es wagen
kann, ihren Lesern unvernünftige und widerspruchsvollere aufzutischen als den
fetisch-religiösen Nationalsozialismus, wenn er in herausfordernden Ausdrücken
gegen Jehova (angeblich nur der Gott des Alten Testaments) wettert. Man stellt
dabei einfach die dreiste Behauptung auf, dass der Gott des Alten Testaments
ein anderer Gott sei als der Gott des Neuen Testaments, wobei diese Phrasen
dreschenden Menschen, bei denen jedes dritte Wort Judengott heißt, wohl noch
niemals an Erinnerung gekommen ist, dass sich Jesus und die Apostel im Neuen
Testament ununterbrochen auf den Gott des Alten Testaments beziehen, seine
Aussprüche zitieren, seine Gebote wieder geben usw. usw.
Diese ganze hakenkreuzlerischen Rassenhass atmenden Tendenzen verfolgen nur
das einzige Ziel, nämlich die Aufmerksamkeit von den wahrhaft Schuldigen
abzulenken und einen Sündenbock zu suchen. Das Geschrei „Die Juden haben
schuld" ist ein alte „Haltet den Dieb" List, die nach verlorenen Kriegen unter
allen Völkern immer wieder angewandt wurde, um den Unwillen des Volkes von dem
eigentlichen Schuldigen anzuwenden. Natürlich gibt es auch unter den Juden
schlechte Menschen genauso wie es unter den Christen, aber es ist einfach eine
unverschämte, nahezu gotteslästerische Behauptung, dass die Gotteslehren der
Bibel oder das Alten Testaments irgendwelchen angeblichen
Weltherrschaftsplänen der Juden dienen, oder gar zu diesem Zweck ins Leben
gerufen sein sollen. Wenn dies beabsichtigt wäre, enthielt die Bibel nicht so
viele Berichte, die angesichts einer solchen Absicht als geradezu unvernünftig
angesprochen werden müssten, denn die Bibel - und speziell das Alte Testament
- ist voll von Aussprüchen, welche die schärfsten Urteile über das Volk Israel
enthalten, in Fällen, wo sie sich von dem wahren Gott Jehova abwandten. Diese
Urteile sind so wenig schmeichelhaft, dass es einfach paradox ist, diesem
heiligen Buch Judenpropaganda zur Last legen zu wollen. Die alt- und
neutestamentliche Bibel ist einfach ein Bericht geschichtlicher und
prophetischer Tatsachen und Erfahrung, und ihr Zweck ist der in Vorbildern und
direkten Belehrungen der Menschheit Aufschluss über Gottes Vorhaben mit den
Menschen zu geben. Eine jede Bewegung die darauf ausgeht, das Vertrauen des
Volkes in die Bibel zu unterminieren, ist als Gegner Jehovas des Schöpfers von
Himmel und Erde anzusehen.
Letzten Endes kann die von gewissen Richtungen des Hakenkreuzlerisch
orientierten Nationalsozialismus - die Wotan und andere Sagengötzen Geister
mehr, wieder in den Tempel setzen möchten - nur gesagt werden, dass sie ein
modernes Heidentum darstellen, dass darum für die geistige Verfassung der
diesen Heidentum Anhängenden oder Beitretenden um so kennzeichnender ist, weil
wir uns heute im 20. Jahrhundert befinden.
Der Nationalsozialismus ist eine Krankheitserscheinung, die zu gegebenen Zeit
ihr Ende finden wird. Wir nehmen ihn nicht für ernst, wie breit er sich auch
machen möchte. Nach seiner höchsten Steigerung wird er nur einen um so
kläglerischen Untergang finden."
Ob denn jenes wie man meint, den Nationalsozialismus nicht Ernst zu nehmen
brauchen", wirklich eine sachgerechte Position dazu wahr, darf mehr als
bezweifelt werden.
Und setzt man die Berlin-Wilmersdorfer „Erklärung" vom Juni 1933 in den
Kontext dazu, kann man sehr wohl sagen. Die enthielt auch einige „Morgengaben"
an den Nationalsozialismus. Ferner die Gründung der „Norddeutschen" und
„Süddeutschen" Bibelforscher-Vereinigung, die da ausdrücklich den früheren
Begriff „International" eliminiert sehen wollte, und in der Satzungsgemäß, nur
Deutsche Sitz und Stimme hätten.
Auch das kündet davon, man nahm verspätet, den Nationalsozialismus durchaus
noch ernst.
Nur auch das galt schon damals: „Wer zu spät kommt, den bestraft halt das
Leben!"
Wer Organisation, Institutionalisierung zum hehren Ziel erklärt, der heult
auch mit den Wölfen, wenn es sein muss, auch mit den allerschlimmsten ihrer
Sorte. Alles weitere ist dann lediglich eine Frage von Zeit und Umständen.
In der
Herrberger-Datei sind auch Voten adventistischer Funktionäre aus dem
ersten Weltkrieg zitiert. Die Minderheit die es auch da gab (noch heute als
sogenannte Reformationsbewegung ein mehr schlecht als rechtes Dasein
fristend), blieb eine Minderheit. Um ihrer materiellen Interessen willen,
haben damals die Mehrheits-Funktionäre der Adventisten, Wehrdienstgegnerische
Grundsätze verraten. Und diese Geschichte wird sich immer wiederholen, wenn
Religionsfunktionäre Materielles echt zu verlieren haben (im Fall der Fälle).
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,174531,174531#msg-174531
Die Gnade der späten Geburt, erweist sich auch für die WTG-Funktionäre, als
ein trügerische Gnade.
Noch eins. Deutscher Redakteur des „Goldenen Zeitalters" war zu der Zeit
bekanntlich Herr Balzereit. Auch Herr Balzereit hat dann noch in der Nazizeit,
als Privatperson, den vormaligen Wehrdienstgegnerischen Grundsatz verleugnet.
Sicherlich nicht aus „Freude" am verleugnen. Das kann man ja wohl kaum
unterstellen. Aber entscheidend ist ja das tatsächliche Handeln.
Und in diesem Kontext bewerte man, das zeigen mit dem Finger auf andere.
In der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1929 konnte
man auch nachfolgenden Bericht lesen:
„Unter der Überschrift 'Der Krieg' findet sich in
Nummer 2 des in Wien erscheinenden Blattes zur Vorbereitung der katholischen
Volksmission in Wien, 'der Friedensengel' herausgegeben November und Dezember
1928, ein Artikel, der an Auf-den-Kopf-Stellen der Wahrheit und Verdrehung von
Tatsachen derartig Erstaunliches leistet, daß man sich fragen muß: worüber
soll man sich mehr wundern, über die Dreistigkeit, mit der dem Volke solche
Dinge aufgetischt werden, oder darüber, daß es auf der Erde immer noch
Menschen gibt, die sich solch ein systematisches Zumbestenhalten und
Verdummenwollen gefallen lassen. Der Artikel lautet:
„Daß die Geistlichen den Krieg nicht hätten
verhindern können, sehen jetzt freilich die meisten ein; daß der Papst soviel
wie gar niemand getan hat, um einen baldigen Frieden herbeizuführen, ist durch
die verschiedenen Enthüllungen der Diplomatie sonnenklar machgewiesen worden.
Aber noch immer heißt es. Die Geistlichen haben die Waffen gesegnet! Kardinal
Pilli hat die Waffen gesegnet! konnte man vor Jahren an den Plakatsäulen Wiens
lesen. Darum fort von einer solchen Religion! - Ist wieder sehr schlau
erdacht. Wenn mir der Krieg den lieben Gatten genommen, oder den Vater oder
den Bräutigam oder den lieben Sohn, die Stütze meiner alten Tage, und die
Priester gleichsam ihren Segen zum Morden gegeben haben, dann packt mich Groll
und Erbitterung auch gegen die Priester -
Aber was ist die Wahrheit?
Schreiber dieser Zeilen hat viele Feldkuraten gefragt. Haben Sie die Waffen
gesegnet? Und einer nach dem anderen. 'Ich Nicht!' Aber zwei mußten bekennen
'Ich habe die Waffen gesegnet!' 'Mich hat der Kommandant darum gebeten',
erklärte der eine, und der andere. 'Mich hat die Mannschaft darum ersucht,
bevor wir einen Sturmangriff unternahmen!' Hat aber zum Beispiel Kardinal
Pilli die Waffen gesegnet? Wann ist ein 30,5-Mörser bei seiner Wohnung
vorgefahren, daß er ihn segne? Oder wann ging er ins Arsenal, um ihm vor dem
Wegfahren zu segnen? Das hätte man doch sehen müssen! -
Diese Nachricht war also von A bis Z erfunden und ersonnen, um gegen die
Religion Stimmung zu machen. Aber wir Priester pflegen derlei Verleumdungen
ruhig hinzunehmen, solange uns nicht der Beruf geradezu zwingt, dagegen
aufzutreten. -
Und wenn Feldkuraten die Waffen gesegnet haben, war das ein Verbrechen? Wie
mußte er beten? Hier das Gebet, das er dabei sprach:
'Wir bitten dich o Herr, sende deinen Segen herab auf diese Waffen und auf den, der sie trägt zum Schutze der Wahrheit und Gerechtigkeit, auf daß er vor allem Unglück an Seele und Leib bewahrt bleibe. Durch Christus, unsren Herrn!'
Wer in der Welt möchte ein solches Gebet zum
Verbrechen stempeln! -
Und wenn das ein Verbrechen wäre, könnte man nicht mit einem berühmten Wiener
fragen. Wer hat dann das größte Verbrechen begangen, der Feldkurat, der die
bereits vorhandenen Geschütze gesegnet hat, oder der Waffenfabrik-Arbeiter,
der Geschütze, die noch nicht vorhanden waren, hergestellt hat! Denn daß sie
nicht zum Spielen hergestellt würden, hast jeder gewußt.'
Kein Mensch hat den Metallarbeitern, unter denen so viele brave und
friedliebende Männer waren, daraus einen Vorwurf gemacht: noch weniger
verdient ihn der Priester!'"
Nach dieser Zitierung kommentiert das „Goldene Zeitalter" seinerseits dazu:
„Also jetzt wissen es die Arbeiter, die die Waffen
fabriziert haben, daß sie viel schuldiger sind als diejenigen, die die Waffen
gesegnet haben!
Das ist in der Tat eine sonderbare Theorie, und zwar darum, weil sie von
Männern ausgeht, welche für sich beanspruchen, Führer des Volkes zu sein, von
Männern, die sich gerne als Hirten, Seelenpfleger, Volkserzieher usw. Selbst
die Ehre anmaßten. Schöne Volkserzieher, die nur solange die Verantwortung
tragen wollen, wie es gilt „Bücklinge" vor ihnen zu machen und sie Ehrwürden
und Hochehrwürden zu nennen und die dann, wenn sich bei den Menschen eine
falsche Geisteseinstellung zeigte und auch noch zeigt, weil die geistigen
Väter die religiösen Erzieher und Unterweiser des Volkes sie durch ihre
falsche Beinflussung erzeugten, sich einfach zurückziehen und sagen: „Ja, da
trifft mich keine Schuld". Das ist genauso als wenn ein Vater einen Buben
unglücklich aufzog, so daß er ein Taugenichts wurde, und der dann, wenn man
ihn für die Streiche des von ihm erzogenen Knaben zur Verantwortung ziehen
will, einfach sagt: „Der Knabe ist der Schuldige, denn er hat's getan, nicht
ich".
Der Schreiber dieses listig erdachten und berechneten obigen Artikels weiß
ganz genau, daß die Arbeiter, die bei Kriegsanbruch Waffen fabrizieren mußten,
mit denen unter Umständen ihre eigenen Väter, ihre eigenen Söhne ihren
Untergang eindonnerten, alles andere lieber getan hätten als Waffen zu
fabrizieren, wenn nicht eine grausame, rücksichtslose Gesetzesmaschine sie
dazu gezwungen hätte. Und wer war es denn, der für die Aufstellung dieser
grausamen Gesetze verantwortlich war, die Arbeiter oder jene Herren, die sie
aufstellten und dann später - wie hier dieser Jesuit im „Friedensengel" - ihre
Hände in Unschuld waschen möchten, die - wenn ihnen ihr Verbrechen am
Volkswohl vorgehalten wird - dann mit Redensarten um sich werfen und sagen,
daß der böse Feind mit seinen Helfershelfern eine neue Liest ersonnen habe?
Vielleicht interessieren diesen Herrn auch die nachstehenden Aussprüche
katholischer Theologen und Religionsvertreter:
Dr. Michael von Faulhaber, damals Bischof von Speyer, suchte den Krieg zu
verteidigen und - um mit seinen eigenen Worten zu reden - „friedlichen
Ausgleich zwischen Evangelium und Krieg" zu schaffen mit den Worten:
„Man darf auch nicht um des Friedens willen geführten Krieg verfluchen."
(Siehe „Kraft aus der Höhe", Seite 50/51 von Professor Heinrich Finke Verlag Jos. Kösel, München.) Seite 55 will er die rechtliche Seite des Krieges mit dem Matthäus-Evangelium verteidigen, und auf Seite 59 nennt er den Glauben an Gott einen „Armeebefehl zu mutvoller Tat" - im Umbringen von Menschen, und schließt seine Kriegsverherrlichung mit den Worten:
„Die Feuertage des Krieges werden zu Feiertagen des Glaubens."
In demselben Buch verherrlicht Dr. Aug. Bludau,
damaliger Bischof von Ermland, den Krieg, indem er den Tod auf dem
Schlachtfelde als den „christlichen Tod" besingt, und weiß doch genau, daß
Jesus nicht gebot, das Schwert zu ziehen, sondern in die Scheide zu stecken.
Der katholische Pfarrer Georg Müller, Bellinhausen:
„Ist nicht das Kriegshandwerk so rauh, so unerbittlich rauh? - Nein, es ist ein heiliger Krieg, der die gerechte Sache nur verfechten will. Heiligt ihn nur als Gottesstreiter. Kriegsdienst ist Gottesdienst ... Auf Maria vertrauet, auf ihre Hilfe bauet. Maria vom Siege wird helfen." -
Aus „Maria vom Siege", Süddeutsche
Verlagsanstalt Ulm e. G. m. b. H., Ulm, Donau.
Es ist ein Jammer, daß im Namen der Religion ein solch großes Unrecht verübt
wurde, und daß das Christentum - anstatt zur Erziehung eines Geistes der Liebe
- zum Hervorrufen eines Zustandes grenzenloser Erbitterung benutzt wurde und
zwar durch solche, welche die Grundsätze Jesu Christi hätten vertreten sollen.
Aber es ist noch viel bedauernswerter und schmerzlicher, daß man nicht einmal
ein ehrliches Wort des Bekenntnisses findet, sondern heute noch den
Schuldlosen spielen und die Schuld auf andere schieben will. Wahrlich ein
trostloses Schauspiel, wenn der Verführer die Schuld auf den Verführten
schiebt! Aber das Volk weiß selbst ganz genau, wo die Schuld liegt, und mit
solchen Spiegelfechtereien, wie sie jener „Friedensengel" da vorangeht, gibt
man nur nach außen hin ein Zeugnis von der Tatsache, daß man nicht aufrichtig
genug ist, die Dinge zu nennen, wie sie wirklich waren, und darum nun ganz
einfach die Wahrheit auf den Kopf stellt. Aber, daß solches im „Friedensengel"
geschehen kann? „Fauler Friede das, lieber Engel", so könnte man jenen Leuten
in Wien zurufen. Aber es scheint so auch so, als ob ihr „Friede" dadurch etwas
gestört wurde, daß die Menschheit erwacht. Denn sie müssen doch schon ziemlich
angegriffen sein, daß sie sich so verzweifelt wehren ..."
Einen thematischen „Nachschlag", wiederum einen Pressebericht als
Ausgangsbasis nutzend, gab es dann noch in der Ausgabe des „Goldenen
Zeitalters" vom 1. 4. 1935.
Dort konnte man nachfolgendes lesen:
"Hat die Kirche die Waffen gesegnet?"
(Aus einer katholischen Elsässerzeitung)
Die Frage behandelt in ausführlicher Weise Nummer 2 der hochinteressanten
Alsatia-Flugblätter.
Die Gegner der katholischen Kirche verfehlen keine Gelegenheit, um gegen deren
Lehre und Institutionen zu hetzen und so Verwirrung in die Volksmassen
hineinzuwerfen.
An allem Unglück, das über die arme Welt hereinbricht, muß nach der Doktrine
der Feinde des Glaubens die Kirche in erster Linie schuld sein. So wird sie in
erster Linie für die himmelschreienden Auswüchse des Kapitalismus und die
Krise verantwortlich gemacht.
Auch am Weltkriege soll, nach Ansicht dieser Leute, die katholische Kirche die
Hauptverantwortliche sein. Ja diese Leute gehen sogar so weit und behaupten,
daß das Menschenmorden von ihr gutgeheißen worden sei. Die Kirche habe sogar
die Waffen gesegnet!
Die Feldgeistlichen, welche oft mit den armen, geplagten Soldaten tage- ja
wochenlang in den vordersten Schützengräben lagen und mit diesen gar manches
Leid teilten, sie, die gar manchem Krieger beistanden, der fern von der Heimat
einen schrecklichen Tod erleiden mußte, ausgerechnet sie werden heute mit den
niedrigsten Vorwürfen überhäuft. Heute behaupten die Feinde der Religion:
"Die Feldgeistlichen verfolgten nur ein Ziel, sie hatten die Aufgabe die Soldaten zum Morden aufzufordern und sie anzuspornen. Aus diesem Grunde und zu diesem Zwecke wurden sogar die Kriegswaffen gesegnet." —
Die Kirche habe somit die Menschen aufgefordert
sich gegenseitig niederzuschlagen und zu ermorden.
Wie steht es mit diesem Vorwurfe?
Tatsache ist, daß die Diener der Kirche, Soldaten, die an die Front zogen,
segneten. Damit wollten sie auf diese Soldaten Gottes Schutz und Gnade
herbeiflehen. In diesem Sinne auch lauteten die Gebete, welche die Priester
über ihre Mitbrüder sprachen.
Segnungen von Waffen haben aber im Kriege niemals stattgefunden.
Dies beweist schon eine Rundfrage bei den Armeegeistlichen, sämtlicher am
Weltkriege beteiligter Staaten. Alle erklären einmütig, daß nie im Laufe des
Weltkrieges im Auftrage oder mit Erlaubnis der Kirche eine Segnung der Waffen
stattgefunden hat.
Die Friedensaktion der Päpste ist ein weiteres Dementi der verleumderischen
Anklage, die Kirche sei eine Freundin des Völkermordens.
Erinnern wir hier nur an den heiligen Vater Pius X., der sein heiligmäßiges
Leben aushauchte, weil er anno 1914 das furchtbare Verbrechen an der
Menschheit nicht verhindern konnte.
Und sein Nachfolger Papst Benedikt XV. schrieb im Jahre 1915:
„Gesegnet sei, der zuerst den Ölzweig des Friedens emporhebt und dem Feinde zuerst die Hand zum Frieden entgegenstreckt."
Viele Vermittlungsvorschläge des Vatikans an
die kriegführenden Staaten wurden abgewiesen. Blinder, konfessioneller Haß,
sowie gehässiges Freidenkertum verschlossen den Politikern die Augen. Sie
wiesen die rettende Hand zurück!
Es steht heute fest, daß es sich bei diesem Vorwurfe an die Kirche, um eine
absichtlich ausgestreute Verleumdung handelt.
Dies beweist in unumstößlicher Weise das oben zitierte Flugblatt des
Alsatia-Verlages.
Allen, welche diese Frage interessiert, empfehlen wir eindringlich die Lektüre
dieser Schrift. Sie enthält in gedrängter, aber klarer Form schlagende
Beweise, daß dieser Vorwurf eine gemeine Verleumdung der Feinde der
katholischen Kirche ist.
"Wir wollen einmal sehen", so schreibt der Autor des Flugblattes zum Schlüsse
seiner Schrift, "ob man nicht in ein paar Jahren der Kirche gerade den
entgegengesetzten Vorwurf macht. Daß sie nämlich zu viel an den Frieden
gedacht und zu laut davon gesprochen habe. Anstatt das Starksein zu predigen
und die Rüstungen zu empfehlen, weil die Welt gar nicht in einem ewigen
Frieden leben könne.
Bei der Mentalität der Gegner ist dies sehr gut möglich! Sie können in einem
Atemzug der Kirche vorwerfen, daß sie den Krieg gesegnet habe, und dann
wieder, daß sie zu sehr für den Frieden gewesen sei, und nicht genügend an die
"Stärke und die Ehre des Vaterlandes" gedacht habe.
Daraus erkennt man, daß die Verleumdungen der Gegner nicht auf Tatsachen,
sondern lediglich auf bösem Willen beruhen. Die Kirche kann das kalt lassen!
Sie weiß, daß sie der höchsten und der schönsten Aufgabe dient, die es geben
kann.
Ihre Parole war und bleibt immer jene der Engel auf Bethlehems Gefilden:
"Friede den Menschen auf Erden."
Die Flugblätter sind zu beziehen durch den Alsatia-Verlag, Colmar,
Bartholdistraße 10.
Und zu vorstehendem merkt das „Goldene Zeitalter" seinerseits redaktionell
an:
„Als Kommentar hierzu möge ein aus dem Bayerischen
Feld-Gebet-Gesangbuch von Dr. M. Buchberger entnommenes "Kriegsgebet" dienen,
das von dem gegen die Hitlerregierung so streitbaren Bischof von München Dr.
M. von Faulhaber verfaßt worden ist:
"Herr, der Heerscharen, du Schirmherr der
gerechten Sache, wir bitten dich im Namen deines Sohnes, unseres Herrn und
Heilandes, du wollest unsere Truppen im Felde mit Deiner Kraft umgürten,
unsere Feldherrn mit Deinem Geiste erleuchten, unsere Kriegsschiffe mit dem
Panzer deiner Allmacht umgeben, unsere Luftfahrer im Schatten deiner Fittiche
behüten..." usw.
mit zum Segen von allen Feldgeistlichen erhobenen Händen beschlossen: —
"Laß unser Vertrauen nicht zuschanden werden! Durch Jesum Christum, unsern
Herrn. Amen."
In solcher Weise wurde nicht nur der göttliche Segen über die Mordinstrumente herabgefleht, sondern Gott selbst zur Mithilfe angefleht. — Nein, die Kirche hat die Waffen nicht gesegnet, sondern sie segnet sie noch! —
Weiter ergänzend, bietet es sich an, auch die Rubrik „Fragekasten" des
Magdeburger „Goldenen Zeitalters" vom 1. 2. 1929 (Schweizer Ausgabe erst am 1.
3. 1929) in diesem Zusammenhang mit im Blick zu haben. Da wird in der Tat zu
der Frage „Darf ein Christ am Kriege teilnehmen?" weiter Stellung genommen.
Gezeichnet ist jener Artikel mit dem Kürzel „P. Gd.", was in Auflösung wohl
„Paul Gehrhard" heißen soll. (In der Schweizer Ausgabe wurde das Namenskürzel
weggelassen). Erwiesenermaßen, handelt es sich bei diesem Pseudonym um niemand
anderem, als Balzereit selbst. Und Vollmundig findet man im Impressum des GZ,
in der Rubrik „Redaktions-Mitarbeiter" auch den Namen:
„Schriftsteller Paul Gehrhard".
Ergo sieht sich Balzereit seit seinem „Die größte Geheimmacht der Welt", auch
als „Schriftsteller".
Und just dieser „Schriftsteller" nimmt nun, im Jahre 1929, zu dieser delikaten
Frage Stellung.
Sieht man sich seine Ausführungen dazu im Detail an, wird man wohl sagen
müssen. Er vermeidet etwaige Konfrontationen.
Man findet darin auch den Satz: „Es ist
selbstverständlich, daß hiermit mit keinem Wort etwas gegen Schutzmaßnahmen
gesagt werden soll..."
Allenfalls kann man diesen Balzereit'schen Ausführungen noch zubilligen,
pazifistische Positionen zu begünstigen.
Nur, wie es in der Kriegsfrage dann tatsächlich wieder ernst wurde, setzte
sich die offizielle WTG von pazifistischen Positionen ausdrücklich ab. Man
würde kämpfen - nur eben nicht für jene Zielstellungen, welche weltliche
Nationen in ihren Kriegen vorgäben. Der berühmt-berüchtigte „Neutralitäts"-Wachtturm
vom 1. 12. 1939, belegt dies auch. Siehe dazu
19392Argumentation
Noch nach 1945 gab es dann „Wachtturm"-Ausführungen, die ausdrücklich
betonten, man sei nicht Pazifist als solches.
Siehe dazu:
19512Pazifisten
In dieser Konsequenz hat offenbar derselbe „Schriftsteller", wie in der
Herrberger-Datei dokumentiert, ursprünglich etwas Kriegsgegnerische Aussagen,
etwa in dem WTG-Buch „Die Harfe Gottes", wieder „entschärft".
Auch Balzereits Ausführungen im GZ vom 1. 2. 1929, erweisen sich bei Licht
besehen, als nichts anderes als wie eine „Entschärfung" dieser Thematik.
Nachstehend seien diese Balzereit'schen Ausführungen noch im Detail
dokumentiert. Er schreibt zur genannten Fragestellung:
„Die Antwort auf diese Frage kann nur richtig
verstanden werden, wenn völlig verstanden wird, wer in Wahrheit ein Christ ist
und wer nicht. Millionen Menschen nennen sich heute „Christ" und sind es doch
nicht; denn ein wahrer Christ ist nur der, der sich durch Christum völlig Gott
weihte und bereit ist, für die Sache Jehovas einzustehen und zu kämpfen, treu
bis in den Tod, wie es Jesus auch tat. Christ sein bedeutet also, so zu tun,
wie Christus tat, der den Namen seines Vaters vor jedem Mißbrauch verteidigte,
wie es in jener Zeit besonders durch die Politik und Menschenkult treibende
Geistlichkeit jener Tage geübt wurde. Aber, von solchen bekennenden Kämpfen
für Gott wissen doch durchschnittlich die Millionen derer, die sich heute mit
dem Namen „Christ" bezeichnen, meistens nichts. Die meisten dieser „Christen",
die mit schwer verborgener Überlegenheit oder sogar leichtem Gespött
gelegentlich kirchlichen Veranstaltungen beiwohnen, bekennen auch freimütig,
daß sie nicht aus wirklicher Glaubensüberzeugung Mitglied irgendeiner Kirche
sind, sondern nur um des guten Tones - also um der Mode - willen. Wenn irgend
jemand der so eingestellten Menschen an einem Kriege teilnehmen will, wer
möchte das wohl überhaupt gerne?), so ist dies natürlich seine eigene Sache.
Nur sollte er nicht den erhabenen Namen Jehovas in ein Trauerspiel
organisierter Menschenmörderei hineinziehen. Jehova verbietet dies und sagt,
daß er Gebete oder Anrufung seines Namens in Stunden allgemeinen
Blutvergießens nicht erhört, wie wir lesen in Jesaja 1: 15-17, wo der Prophet
sagt:
„Wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch; selbst
wenn ihr des Betens viel macht, höre ich nicht; eure Hände sind voll Blutes.
Waschet euch, reinigt euch; schaffet die Schlechtigkeit eurer Handlungen mir
aus den Augen, lasset ab vom Übeltun! Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht,
leitet den Bedrückten; schaffet Recht der Waise, führet der Witwe Sache!"
Ein wahrer Christ ist Gott geweiht mit dem Vorsatz, unter allen Umständen den
Willen Gottes zu tun, was das Halten der Gebote Gottes in sich schließt. Eines
dieser Gebote heißt: „Du sollst nicht töten!" Nirgendwo in der Heiligen
Schrift, der Bibel, ist irgend etwas zu finden, das Ausnahmefälle für den
Fortfall dieses Gebotes rechtfertigen würde. Zwar sagen einige: „Ja, die Juden
haben auch Kriege geführt", aber, wir antworten: Unsre Frage heißt ja auch
nicht: darf ein Jude am Kriege teilnehmen? Und darum ist hier ohne Bedeutung,
was die Juden einmal taten oder nicht taten. Außerdem waren die von ihnen
geführten Kriege - wie z. B. Josua in der Vernichtung der Amoriter bei Gibeon
usw. - Vorbilder. - 1. Korinther 10:11.
Eine jede Zeit ist immer nur nach dem Maße ihrer Erfahrung und daraus
resultierender Erkenntnis verantwortlich. Das Volk Israel war in den Tagen der
Gesetzgebung auf dem Wege der Erfahrung mit dem Bösen noch nicht so weit, daß
bei ihm Würdigung des Grundsatzes Jesu - sogar Feinde zu lieben - erwartet
werden konnte. Darum auch stellte Jehova dem Volke Israel damals nur die auf
nackte Gerechtigkeit fußende Forderung auf „Auge um Auge, Zahn um Zahn". Als
jedoch Jesus auf Erden wandelte, war offenbar die Zeit gekommen, ein höheres
ethisches Empfinden bei einzelnen Menschen vorauszusetzen, und daher wurden
für den Christen auch höhere - oben schon angedeutete - ethische Forderungen
aufgestellt.
Wenn heute jedoch irgend jemand noch auf Kannibalenstufe des Gedankens lebt,
Nasen blutig boxen, Schädel einschlagen und Bajonett in die Rippen bohren sei
schön, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn er Gelegenheiten, seinen
Neigungen zu huldigen, suchen wird. Daß aber ein, zu höherem Denken erhobener,
ein wahrer Christ, der schon erkennt, daß Güte, Vergebung, Nachsicht und
Hilfsbereitschaft viel schöner sind als Rachsucht, Wut, Grausamkeit und Haß,
solche Gelegenheiten nicht suchen wird, muß jedem klar sein, der denken kann.
Der wahre Christ würde damit eine Sünde wider besseres Wissen begehen und vor
Gott strafbar werden. Einem natürlichen Menschen mag es natürlich vorkommen,
an Kriegen teilzunehmen und andere Mitmenschen zu töten. Einem Christen würde
dies unnatürlich, wider die Natur vorkommen, und er würde sich weigern, gegen
Gottes Gebot: „Du sollst nicht töten" zu sündigen.
Es ist selbstverständlich, daß hiermit mit keinem Wort etwas gegen
Schutzmaßnahmen gesagt werden soll, welche die dafür in Frage kommenden
Stellen der Regierung eines Landes zur Bewahrung der Grenzen oder
Aufrechterhaltung von Ordnung ergreifen. Noch besteht Ungerechtigkeit in der
Welt, und eine „Welt ohne Gott" benötigt zweifellos solche Schutzmittel. Der
wahre Christ wird seine Hoffnung nicht auf Armeen, sondern auf Jehova setzen,
und wenn alle Welt dies einmal gelernt haben wird, braucht man auch zum
angeblichen Schutz des Friedens keine Armeen und Kriege mehr, sondern dann
wird Jehova der Erde Frieden zuwenden wie einen Strom. - Jesaja 66:12.
Darum also streite ein jeder da, wo er hingehört. Ein irdischer Mensch mag
streiten in irdischem Kriege als irdischer Soldat, ein geweihter Christ aber
wird dies nicht tun, sondern wird Zeit und Kraft bereitstellen als Soldat
Gottes, im großen Streite Gottes gegen alle Böse, damit den Menschen Gutes
getan werde; damit werde
"Friede auf Erden und an den Menschen ein Wohlgefallen".
P. Gd.
Man beachte auch die Einlassung „Schutzmaßnahmen gegen ungerechte Kriege"
nicht zu verdammen. Das ist dann der berüchtigte Streit um des „Kaisers Bart"
Was sei ein gerechter Verteidigungskrieg, und was nicht.
Nach 1945 meinte sogar der deutsche Bundesgerichtshof. Es stünde dem einzelnen
nicht zu, Entscheidungen zu treffen, die von der offiziellen Staatsdoktrin
abwichen. Täte er es dennoch, sei das halt sein „Privatvergnügen" aber kein
entschädigungspflichtiger Bestand für einen Rechtsstaat. Der deutsche BGH
schloß in diese Doktrin auch ausdrücklich die Hitler'schen Kriege mit ein.
Seine sinnige Begründung auch. Die Entscheidung, sei nun ein Krieg ein
gerechter oder ein ungerechter, stünde erst vielen, vielen späteren
Generationen zu, nicht jedoch der zeitgenössischen.
Siehe etwa:
Das famose Urteil des
Deutschen Bundesgerichtshofes
Es ist daher klar, wer dieser „Logik" des BGH nicht zu folgen vermag, tut es
auf eigenes Risiko.
Die zum Wegwerfen des eigenen Lebens bereiten, haben dabei dann wohl noch die
„besten" aber zugleich auch die fragwürdigsten Chancen dazu.
Und anlässlich eines Bibelforscher-Kongresses in Leipzig des Jahres 1929,
liest man in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 7.
1929:
„Protest Resolution
11.000 auf der diesjährigen Bibelforscherkonferenz zu Leipzig versammelte
Vertreter der Bibelforschergruppen Deutschlands übermitteln hiermit dem
Leipziger Rundfunk den Ausdruck ihrer schärfsten Protestes gegen die Maßnahmen
der hiesigen Sendeleitung die eine Benutzung des Radios für die Übertragung
der Kongresseröffnung verhindert haben, und versichern dem Leipziger Sender,
dass sie in ganz Deutschland die Kulturfeindlichkeit dieser rückständigen
Maßnahmen gebührend bekannt geben werden. ...
Diesem Protest mit unser eben ausgedrückten Forderung an die zuständigen
Stellen der Deutschen Regierung weiterzuleiten mit dem entschiedenen Ersuchen,
uns den uns unberechtigterweise vorenthaltenen Anteil des Rechtes der
Benutzung des Radios zu verschaffen. Wir ersuchen sehr höflich, jedoch ebenso
bestimmt, die verehrliche deutsche Regierung, und durch die
endesunterzeichnete Gesellschaften mitteilen zu lassen, welche Maßnahmen sie
zum Schutze unserer uns ungerechter Weise vorenthalten diesbezüglichen Rechte
zu ergreifen beabsichtigt.
gez. Oskar Graf v. Wartensleben
gez. Baron Nic. v. Tornow
gez. Amtsgerichtsrat Dr. Mütze
gez. Alfred Zimmer Regierungssekretär usw."
Jener Bericht im „Goldenen Zeitalter" vom 1. 9. 1928, welcher den Text
jenes Radio-Vortrages enthielt, äusserte dann noch:
„Wir haben die bestimmte Erwartung, dass der
Bibelforscher-Vereinigung daran anschliessend von den verschiedenen
Sendestationen Deutschlands regelmässig die Möglichkeit gewährt wird, zum
Nutzen des Volkes allgemein interessierende Themen über Radio zu behandeln."
Und genau das, erwies sich als Wunschdenken, wie inzwischen -
gezwungernermaßen - auch das GZ einsehen musste. Offenbar gab es da auch
später noch, erfolglose Interventionen der WTG. Aus dem Aktenbestand des
Bundesarchivs sei dazu beispielsweise zitiert.
Am 3. Oktober 1929 schrieb die WTG, per Einschreiben an den Herrn
Reichsminister des Innern in Berlin:
„ Euer Hochwohlgeboren
Am 18. 9. 29 reichten wir der „Deutschen Welle", Berlin, das Manuskript eines
Vortrages über das Thema „Gott und die Bibel" ein. Am gleichen Tage sandten
wir auch den verehrlichen Reichsinnenministerium ein Doppel dieses
Manuskriptes in Verbindung mit einem Begleitschreiben.
Inzwischen wurde uns mit Datum vom 25. 9. 29 das Manuskript von der Deutschen
Welle zurückgereicht. Das Begleitschreiben der Deutschen Welle, das wir in
Abschrift unserem heutigen Briefe beifügen enthält einen Passus als
Ablehnungsbegründung, den wir als ausgesprochen gesucht bezeichnen müssen.
Wir stellen ausdrücklich fest, dass der in Frage stehende Vortrag in jeder
Beziehung objektiv gehalten ist und den behandelnden Gegenstand bespricht,
ohne eine Polemik gegen irgend jemand oder irgendetwas auszudrücken. Der
Vortrag ist gemeinverständlich abgefasst, und es ist gänzlich unerfindlich,
wie man sagen kann, dass Einwendungen theologisch- und philosophischer Art der
Deutschen Welle gegenüber gemacht würden.
Wir gestatten uns, in aller Ergebenheit unserer Überzeugung Ausdruck zu
verleihen, dass dieser Vortrag dem Prüfungsausschuss überhaupt gar nicht erst
vorgelegt, sondern bereits im Einlauf ausgesiebt wurde.
Dies entspricht aber keineswegs einer wohlwollenden Behandlung und
Widerspricht in jeder Hinsicht der uns übermittelten Versicherung des Herrn
Rundfunk-Kommissars. Diese Versicherung wurde in dem uns zugegangenen
Schreiben des Herrn Reichsminister des Innern vom 22. Juli 1929 (Aktenzeichen
Nr. I A 4 128/16.7) niedergelegt.
Wir traten an die Deutsche Welle heran, lediglich dem Interesse des Herrn
Staatssekretärs Zweigert entsprechend, wie er in vorbenannten Schreiben des
Herrn Reichsminister des Innern zum Ausdruck kam.
Wir beziehen uns nunmehr erneut ergebenst auf unser Schreiben vom 15. Juni
1929 sowie auf die Protest-Resolution vom 11.000 Delegierten der
Internationalen Bibelforscher-Vereinigung, die am 23. Mai 1929 in Leipzig
gefasst wurde. Wir haben auf dieser Delegierten-Versammlung den Auftrag
bekommen, alles zu tun, um die Bevormundung des Rundfunks, wie sie von einigen
subalternen Stellen gehandhabt wird, unmöglich zu machen, und glauben
bestimmt, dass die einseitige Handlungsweise, wie sie uns und anderen
gegenüber von dem Rundfunk geübt wird, in der grossen Oeffentlichkeit
schärfste Verurteilung finden würde.
Wir erlauben uns, ergebenst, auf das vorstehend Gesagte aufmerksam zu machen
mit der Bitte, das verehrliche Reichsinnenministerium wolle in seiner
Eigenschaft als Aufsichtsbehörde die vorliegenden hemmenden Umstände im
Rundfunk, die zweifellos dahin wirken."
Das genannte Ablehnungsschreiben der „Deutschen Welle" war knapp gehalten.
Man beschränkte sich darauf, der WTG lediglich mitzuteilen:
„Auf Ihr gefl. Schreiben vom 18. 9. erwidern wir
Ihnen ergebenst, dass wir das uns eingesandte Vortragsmanuskript als Unterlage
für einen Rundfunkvortrag nicht für geeignet halten. Wir müssten auf
Einwendungen theologisch- und philosophischer Art gefasst sein, die wir
vermieden sehen möchten.
Wir erlauben uns, Ihnen deshalb das Manuskript mit bestem Dank
zurückzureichen.
In vorzüglicher Hochachtung
Deutsche Welle, G.M.B.H.
Der Geschäftsführer"
In einer weiteren Antwort zu Händen der WTG, schrieb, datiert vom 24. 12.
1929, der Ministerialrat Scholz im Reichsministerium des Innern
Vorsitzender des Überwachungsaussusses der
Deutschen Welle G.m.b.H.
„Im Verfolg Ihrer Eingabe an den Herrn
Reichsminister des Innern vom 8. Oktober 1929 hat der Überwachungsausschuß der
Deutschen Welle G.m.b.H das Manuskript des von Ihnen eingereichten Vortrags
über das Thema „Gott und die Bibel" eingehend geprüft und in Übereinstimmung
mit der durch Schreiben vom 28. September Ihnen mitgeteilten Auffassung der
Direktion der Deutschen Welle G.m.b.H festgestellt, daß sich der Vortrag nach
den für den Rundfunk geltenden Richtlinien zu einer Verbreitung im Rundfunk
nicht eignet. Er sieht sich daher nicht in der Lage, auf eine Zulassung des
Vortrages im Rundfunk hinzuwirken.
Mit vorzüglicher Hochachtung"
Damit waren alle Bemühungen, für die WTG im Sande verlaufen. Sie musste erfahren. In Deutschland herrschen eben andere Bedingungen als im Money-Staat USA. Konnte sich die WTG in den dortigen Rundfunk auch einkaufen, so war das in Deutschland eben nicht möglich!
Als zweiten Bericht zitiert das GZ:
Ein absolut objektiver Bericht über die Konferenz
befindet sich in der „Neuen Leipziger Zeitung" vom 28. Mai.
Er lautet:
... Was und wie man auch immer über Einzelheiten ihrer Weltanschauung denken
mag, das eine ist ihnen ohne weiteres zuzugestehen: Sie meinen es ehrlich und
suchen aufrichtig das Beste ihrer Mitmenschen. Bemerkenswert war eine mit
besonders lebhafter Zustimmung vieltausendköpfigen Menge gefasste
Protestresolution gegen die trotz dringender Ersuchung aus allen
Volksschichten und Landesteilen erfolgte Ablehnung der Übertragung einzelner
Programmteile über Radio.
Er (Rutherford) kennzeichnete durch zahlenmäßige Belege die trotz allen
Friedensbeteuerungen und Kriegsächtungsabkommen wegen der ungeheuren
Kriegsrüstung vieler Länder äußerst geladenen internationale Atmosphäre. Zu
den verschiedenen, wenn auch in sehr guter Absicht vorgeschlagene Heilmittel
für die kranke Weltordnung hat er keinerlei Zutrauen. Sie seien zum Fehlschlag
verurteilt, weil bis jetzt der Teufel der unsichtbarer Beherrscher des Laufes
der Völker gewesen sei dessen Machtstellung aber durch „Gottes Königreich" nun
völlig gebrochen werden sollte.
Aus seinen Worten sprach die Überzeugung, dass in naher Zukunft, durch ein
entscheidendes Eingreifen göttliche Macht Friede und Wohlfahrt für alle
Menschen ohne Unterschied herbeigeführt werden wird. Für oder wider - ganz
gleich, kein Mensch aber kann eine solche Bewegung unbeachtet lassen.
Ein dritter Bericht:
In der Beilage zur „Germania", „Kirche und Welt"
vom 6. April 1929 befindet sich eine Notiz bezüglich der Methoden der Kirchen,
die Bibelforscher zu bekämpfen Vom Kampf der Kirchen gegen die Bibelforscher
wird hier gesagt:
„Die leitenden Kirchenorgane haben das längst erkannt und bereiten einer
Abwehrbewegung vor. Der Versuch, die Bibelforscherliteratur unter die
Umsatzsteuer zu bringen, ist durch eine Protestaktion die übrigens 1.200.000
Unterschriften erhielt, gescheitert. Die Bibelforscher erklären ganz offen,
dass ihr bedeutendster Gegner die katholische Kirche ist, die sie geradezu als
das größte Werkzeug Satans hinstellen. Sie nehmen sogar die Gleichsetzung von
Papst und Antichrist vor.
Das Finanzgericht bei dem Landesfinanzamt Magdeburg entschied unter anderem:
„Die Einspruchsentscheidung und der Steuerbescheid werden aufgehoben. Die
Berufungsklägerin wird von der Umsatzsteuer freigestellt. Die Kosten fallen
dem Reich zur Last. Die Voraussetzungen, an die das Gesetz die Anerkennung
eines Unternehmens als gemeinnützig knüpft, sind im vorliegenden Fall gegeben.
Dass der Berufungsklägerin nicht abgesprochene Bestreben, religiöse
Empfindungen zu wecken und zu pflegen, musste vielmehr als eine gemeinnützige
Tätigkeit anerkannt werden. Vergleiche Entscheidung des Reichsfinanzhofs vom
23. Juni 1921 - IB 18 - Reichststeuerblatt 1921 Seite 330.D
Nun also noch ergänzend Zitate aus den „Leipziger Neuesten Nachrichten"
Am 18. 5. 1929 schrieben selbige unter der Überschrift: „Evangelische Kirche
und Bibelforscher"
„Von kirchlicher Seite werden wir um die Aufnahme
folgender Zeilen gebeten:
„Eine für unser gesamtes Volksleben recht gefährliche Bewegung, ist die aus
Nordamerika zu uns herübergekommene Internationale Vereinigung Ernster
Bibelforscher. Nicht genug, daß unser Volk sich wehren muß gegen den Ansturm
des politischen Bolschewismus. Auch auf religiösem Gebiet mehren sich die
Sturmzeichen, daß man versucht, die ganze bisherige abendländische Kultur, die
in Christentum und christlicher Sitte und Lebensauffassung gerade in unserem
deutschen Volke ihre besondere Vertiefung erfahren hat, über den Haufen zu
werfen. Die IVEB stellen nach ihrer Lehre keine christliche Bewegung dar. Auch
ihre Zukunftserwartung nach ihrem „göttlichen Plan der Zeitalter" ist eher
eine Verherrlichung des jüdischen Volkes als ein Ausfluß christlicher
Glaubensüberzeugung. Bekannt ist ihre fanatische Einstellung gegen die
geschichtlich gewordenen christlichen Bekenntniskirchen. Es werden unbesehen
amerikanische Verhältnisse auf die Beurteilung deutscher kirchlicher
Angelegenheiten übertragen. Leicht ist das Einreißen. Positiver Aufbau zu
einer Durchdringung des Volkslebens mit den Kräften des Evangeliums scheint
der IVEB nicht am Herzen zu liegen. Wenn diese Bewegung in unserem Volke
siegt, dann treiben wir rettungslos dem religiösen Bolschewismus zu."
Am 21. 5. 1929 berichtete dann das gleiche Blatt:
„Kongreß der Internationalen
Bibelforscher-Vereinigung
(Selbige) hielt vom 18. bis zum 21. Mai unter dem Vorsitz ihres Gründers und
Präsidenten, Richter J. F. Rutherford, in Halle 7 der Technischen Messe ihre
Generalversammlung ab. Zu dieser hatten sich etwa 10 bis 12.000 Brüder aus
allen Teilen Deutschlands und aus dem Auslande eingefunden, die die zweite
Halle bis auf den letzten Platz füllten, und von dem Leiter der Zentralstelle
für Deutschland, Balzereit, Magdeburg, und dem Leiter der Zweigstelle Leipzig,
Alfred Decker, empfangen wurden.
(Ein) 120 Mann starkes Orchester, unter Leitung von Frost, Leipzig.
Am zweiten Feiertag (Pfingsten) bewegte sich ein Zug von geschmückten Autos,
Motor- und Fahrräder durch die Straßen der Stadt."
Noch einmal berichteten die „Leipziger Neuesten Nachrichten" am 23. 5.
1929:
„Kongreß der Bibelforscher
Der Internationale Bibelforscher-Kongreß, der vom 18 bis 21. Mai in Leipzig,
in Halle 7 der „Technischen Ausstellung" tagte, fand seinen Abschluß in einem
öffentlichen Vortrag von Präsident J. F. Rutherford, Brooklyn, über „Friede
und Wohlfahrt für das Volk". Der Redner streifte zunächst die gegenwärtigen
Verhältnisse, die weit entfernt davon seien, allen Nationen Friede und
Wohlstand zu bringen, um damit einen Krieg für immer unmöglich zu machen. Im
Gegensatz rüsteten heute alle Nationen mehr denn je für den Krieg, um für
einen solchen bereit zu sein. Das betreffe vor allem die Vereinigten Staaten,
deren Verhältnisse er am besten beurteilen könne, und in denen mehr als 82
Proz. des Staatseinkommens für militärische Zwecke verwendet würden. Wenn
dieses Land mit seinen unermeßlichen Bodenschätzen auch allgemein als das
reichste der Erde angesprochen werde, so sei es mit seinem Überfluß doch nicht
in der Lage, Millionen von Menschen die Mittel zu den einfachsten
Lebensbedingungen zu geben, weil alle diese Werte in den Händen einzelner, in
der Gewalt von Trusts und von Großbanken seien.
Auch in England, Frankreich, Italien, Japan usw. herrschten in bezug auf die
Kriegsrüstungen ähnliche Verhältnisse, so daß heute mindestens 124 Millionen
Menschen kriegsbereit seien. Alle diese vergangenen, jetzigen und zukünftigen
Drangsale der Menschheit fänden in der Frage nach ihren Ursachen die eine
wahre Antwort in der Bibel.
Aus all diesem werde offenbar, daß eine unsichtbare Macht des Bösen die
Menschen beherrsche. Als solche Auswüchse seien auch der von der Bibel
vorausgesagte Völkerbund, der in der Absicht wohl gut, aber in der Methode
verkehrt sei, der von 40 Nationen unterschriebene Kriegsächtungspakt vom
November 1928 und die Lüge von einem gewonnenen Kriege anzusprechen, den sich
einige Völker vorgelogen hätten, um Deutschland und andere Länder besser
unterdrücken zu können.
Mit einer Klarlegung der Zwecke und Ziele des Internationalen
Bibelforscher-Vereins, der sich niemals für die Juden und gegen die
Geistlichkeit erklärt habe, sondern den Menschen aller Nationen nur die wahre
Erkenntnis der Bibel bringen wolle, in der der einzige Weg zum Völkerfrieden
liege ..."
In der katholisch orientierten „Germania" war am 6. 4. 1929 zu lesen:„Eine
der radikalsten und aktivsten christlichen Sekten, die erst in der
Nachkriegszeit auch in Deutschland an Bedeutung gewinnen konnte, ist die aus
Amerika stammende Internationale Bibelforscher-Vereinigung. Die Not und das
Elend seit dem Weltkrieg ließen in vielen wieder eine starke religiöse
Sehnsucht erstehen. Aber den meisten von ihnen sagten die bestehenden Kirchen
nicht zu. Der Katholizismus mit seinem feststehenden Lehrgebäude und der Form
seines Kultus standen sie mit anerzogenen Vorurteilen gegenüber.
Der Protestantismus war ihnen zu wenig in sich einig. Die Gegensätze in ihm,
die Auseinandersetzungen, ob Volkskirche oder Parteikirche, orthodoxe und
Christusgläubigkeit oder Liberalismus und verschwommene Gefühlsreligion,
hochkirchliche Bestrebungen auf Einführung einer reicheren Liturgie, in
Anlehnung an die römische Messe.
Auf der andern Seite Zurückweisung dieser „katholisierenden Tendenzen" konnten
einem wirklich suchenden wenig Anreiz geben. Und eine einheitliche
Lehrmeinung, einen felsenfesten Boden seiner religiösen Anschauung zu finden;
war doch das Bedürfnis eines jeden von ihnen.
Kein Wunder, daß gerade die zahlreichen Sekten mit ihren meist genau
formulierten bzw. irgend wie festgelegten Lehren einen ungeheuren Zulauf
bekamen. Ein nicht zu unterschätzendes Moment ist auch der Radikalismus dieser
Gruppen, die in ihrer Weise konsequent in jeder Beziehung für ihre Überzeugung
eintreten und auch eventuelle äußere Nachteile in Kauf nehmen. Die neue Zeit
verlangt irgendeine überpersönliche Autorität, ein Fundament des Religiösen,
das unabhängig von menschlicher Willkür ist. So mußte die Bibel schon immer
dazu herhalten, wenn es galt, persönliche Meinungen und Phantastereien mit dem
Scheine göttlicher Autorität zu umgeben. Daher konnten die „Ernsten
Bibelforscher", die sich in allem auf die Autorität der Bibel, natürlich wie
sie sie auslegen, berufen, großen Erfolg haben. Vor allem auch ihre
pazifistische und antikapitalistische Einstellung ließ sie bei den breiten
Massen großen Anklang finden.
Die Bezeichnung „Ernste Bibelforscher", die sie einige Jahre in Deutschland -
aber nur hier - führten, ist jetzt durch den sonst üblichen Namen
„Internationale Bibelforscher-Vereinigung" ersetzt worden.
... Das Böse regiert heute die Welt. Es ist für alles Schlechte verantwortlich
zu machen. Staat und Kirche sind seine Werkzeuge. Die kapitalistische
Gesellschaftsordnung ist eine Teufelssklaverei für den Menschen. Der Krieg war
selbstverständlich gleichfalls ein Werk Satans. Aber keine menschliche Ordnung
wird die Verhältnisse bessern, auch Sozialismus und Kommunismus nicht. Erst
mit dem Beginn der Herrschaft Christi auf Erden und der Verjagung des Teufels
fängt ein neues Zeitalter an.
So phantastisch diese Anschauungen sind, finden die Bibelforscher einen immer
größeren Anhängerkreis. Die Gefahr dieser Sekte, die gegen jedes organisierte
Kirchenwesen kämpft, für die evangelische Landeskirche kann nicht unterschätzt
werden. Die leitenden Kirchenorgane haben das längst erkannt und bereiten eine
Abwehrbewegung vor. Der Versuch, die Bibelforscherliteratur unter die
Umsatzsteuer zu bringen, ist durch eine Protestaktion, die übrigens 1.200.000
Unterschriften erhielt, gescheitert.
Auch in katholischen Gegenden macht sich die Propagandatätigkeit der Sekte
immer stärker bemerkbar. Die Bibelforscher erklären ganz offen, daß ihr
bedeutendster Gegner die katholische Kirche ist, die sie geradezu als das
größte Werk Satans hinstellen. Sie nehmen sogar die Gleichsetzung von Papst
und Antichrist vor.
Das Radio konnten sie nur zweimal zu ihren Vorträgen benutzen. Dann weigerten
sich sämtliche Stationen, ihre „Wahrheiten" zu senden. Es wird ratsam sein,
ihre Tätigkeit im Auge zu behalten."
Auch einen eigenen redaktionellen Kommentar dazu gab es dann noch, in
welchem man unter anderem lesen konnte
„Wir haben in der Nummer 2/29 des GZ einen Artikel
über Kommunismus gebracht, der ihn und seine Extreme ablehnte. Wir schließen
uns diese Ablehnung völlig an, treten auf der anderen Seite mit aller
Entschiedenheit für die Forderung der Bibel ein, die verlangt, dass dem
Menschen das Erhaltung seines Lebens notwendig auch zuteil wird, und deutlich
zeigt, dass der Raub der Güter der Erde, wie er sich heute unter dem Begriff
„Kapital" präsentiert, die absolute Verurteilung Gottes und seines Wortes
findet sich z. B. Jakobus 5: 1-5.
In den vorher genannten, den Kommunismus ablehnenden Artikel, den wir - ohne
ihn in allen Einzelheiten zu unterschreiben, - als „Ansicht eines Arbeiters
über den Kommunismus" veröffentlichten, wurde zum Beweis für die
Undurchführbarkeit des Kommunismus die Behauptung geprägt, dass wenn es kein
Kapital gäbe und keine Möglichkeit, für höhere Leistungen auch höheren Gewinn
einzuheimsen, ja auch jeder Ansporn zu höherer Leistung fallen würde, und die
Menschheit gewissermaßen zur Trägheit und Verfall dahinlottern werde. Diese
Schlussfolgerung ist zweifellos nur richtig, solange die verkehrte Einstellung
der Gesinnung der Menschen, wie sie heute vorhanden ist, bestehen bleibt. Aber
das ist es eben, was sich ändern muss."
Exkurs:
Was die erwähnte Mary Pickford anbelangt, sei noch aus einem „Erwachet!"-Artikel
vom 22. 7. 1996, mit dem Titel „Hundert Jahre Film", der nachfolgende
Hintergrund zitiert:
"Im Jahr 1919 gründeten Charlie Chaplin, Douglas
Fairbanks, David W. Griffith und Mary Pickford die United Artists, um die
wirtschaftliche Vormachtstellung der Treuhandgesellschaft zu brechen. 1915
wurde Griffiths Film Geburt einer Nation Hollywoods erster großer Filmknüller.
Dieser höchst umstrittene Film über den Sezessionskrieg in den USA führte auf
Grund seines rassistischen Inhalts zu heftigen Zusammenstößen, bei denen es
sogar Tote gab. Dennoch war der Film ein großer Erfolg; mit über 100 Millionen
Zuschauern war er der einträglichste Film aller Zeiten.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde „ganz Amerika [durch die Filme] in eine Welt
der Nachtklubs, der Gesellschaftsklubs auf dem Land, der Speakeasys
[Flüsterkneipen] und der dort herrschenden Frivolität eingeführt".
Ausländische Filme verschwanden fast völlig von den amerikanischen Leinwänden,
wohingegen amerikanische Filme 60 bis 90 Prozent der Kinoprogramme in der
übrigen Welt ausmachten. Das Kino wurde als Mittel verwendet, um den „American
Way of Life" und amerikanische Produkte zu glorifizieren. Gleichzeitig wurden
Rudolph Valentino, Mary Pickford und Douglas Fairbanks durch das neu
geschaffene „Starsystem" förmlich zu Göttern erhoben."
Zeitgenössisch spießte schon Paul Scheurlen in der vierten 1930 erschienenen Auflage seines Buches „Die Sekten der Gegenwart" jene Vermarktung des Pickford-Bildes durch das „Goldene Zeitalter auf. Scheurlen hat vielleicht deutlicher als heutige „Schönwetter-Christen" den Aspekt herausgearbeitet. Ziel des Christen habe es zu sein, die Erde nur als „Durchgangsstation" zu betrachten (in der sie auch von der Religionsindustrie prächtig zu melken seien). Indem nun die Dame Pickford, in ihrem Luxusleben auch als Bildcollage für das GZ herhalten muss, wähnt der Jenseitsverkäufer Scheurlen, damit eine plastisches Belegbeispiel genannt zu haben, für die seiner Meinung nach, zu „materialistische" Einstellung der WTG-Religion
„Horaz und Virgil und das goldene
Zeitalter
Unverständige oder gar böswillige Menschen sind oft geneigt, die Idee vom
„Goldenen Zeitalter" auf Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten
zurückzurufen, und es spöttischerweise als amerikanisches "Reklameprodukt" zu
bezeichnen. Diese Menschen vergessen ganz oder scheinen gar keine literarische
Kenntnis davon zu haben, daß die Hoffnung auf ein "Goldenes Zeitalter" eine
uralte ist. Warum? Sie ist mit der ersten göttlichen Verheißung verknüpft, die
Gott vor etwa 6000 Jahren dem in Ungnade gefallenen ersten Menschenpaar mit
auf den Weg gab:
"Der Weibessame wird der Schlange den Kopf zertreten"
und ist dann später in anderen göttlichen Verheißungen erneuert und bestätigt worden:
"In dir und in deinem Samen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden" u. s. w.
Doch nicht nur im Bundesvolke Israel lebte und
wirkte der Glaube an das goldene Zeitalter fort, sondern auch die beiden
größten römischen Dichter Horaz und Virgil schreiben in ihren weltberühmten
Werken davon. Horaz 41 v. Chr. verlegt allerdings das goldene Zeitalter in
hochpoetischer Weise in die Richtung nach Amerika, von dem man zu seiner Zeit
noch nichts wußte. Er fordert in einem seiner Hirtengesänge seine römischen
Landsleute auf, der Verderbnis der Großstadt Rom zu entfliehen, und sich, wie
einstens die Phönizier, in ein fernes Land zu begeben, das, wie er in seiner
weisen Dichterphantasie glaubte, im äußersten Westen der Welt auf reichen
Inseln läge, und dort die Erde wunderbare Früchte von selbst hervorbringen
würde, wie es im goldenen Zeitalter eben nicht anders zu erwarten sei.
Sein Freund Virgil, der 39 v. Chr. lebte, glaubte hingegen, daß das goldene
Zeitalter schon zur Zeit der römischen Cäsaren angebrochen wäre, weil dort das
römische Reich in schönster Ruhmesblüte stand, und es den Anschein hatte, als
ob in Rom und seiner Herrlichkeit alle Nationen der Erde gesegnet werden
sollten. In dem größten Cäsar glaubte der Dichter Virgil die Auswirkung des
wunderbaren Knäbleins erkennen zu wollen, auf dessen Schultern die
Weltherrschaft ruhen soll, und den man nach Jesaja 9:6.7,
"Wunderbarer. Berater, starker Gott, Vater der
Ewigkeit, Friedefurst" nennt.
Deshalb wurde den Cäsaren auch göttliche Fähigkeiten zugeschrieben, und
entsprechende Ehrerbietung entgegengebracht. - Obwohl weder Horaz noch Virgil
den wahren Sinn des goldenen Zeitalters je richtig erfaßt hatten, so sehen wir
doch, daß sich diese beiden großen Männer damit beschäftigt haben Und wenn die
Hoffnung des goldenen Zeitalters schon den Heiden vor Christi Geburt sehr
wichtig erschien, wieviel mehr sollten wir Christen uns damit befassen, da das
wahre goldene Zeitalter nun tatsächlich vor der Türe steht, und wir, wenn wir
treu und gehorsam sind, seine wunderbaren Segnungen empfangen sollen."
Nochmals, die gleiche Ausgabe des Schweizer GZ zitiert. Zu den besonderen
„Innovationen" der WTG-Religion, gehörte ja auch deren Verklärung des
wissenschaftlich-technischen Fortschrittes, als „Anzeichenbeweis" des
herannahenden „Goldenen Zeitalters". Auch die Rutherford-Broschüre „Die
letzten Tage", welche im besonderen auf diesem „Klavier" spielte.
und für welches diese GZ-Ausgabe ein ganzseitiges Inserat für angemessen
erachtet, bringt diesen Aspekt ja schon auf ihrem Titelblatt zum Ausdruck. Im
Original in Farbe gestaltet. Im GZ-Inserat eben nur - technisch bedingt - in
Schwarz/weiss.
Noch eine weitere Abbildung enthält diese Ausgabe des Schweizer GZ. Leider ist
deren Repro-Möglichkeit, technisch nur sehr unbefriedigend möglich. Trotzdem
kann man doch wohl erkennen, dass darin (wieder einmal), die katholische
Kirche „ihr Fett weg bekommt". Das da innerhalb eines Bankgebäudes,
katholische Priester einen Segnungsakt vollziehen, ist für das GZ offenbar
willkommener Anlass zur gespielten Entrüstung.
Auch die Magdeburger Ausgabe des GZ enthielt dieses Bild. Dort aber erst in der Ausgabe vom 1. 3. 1929 und mit einem etwas variierten Begleittext.
Nun mag man ja, diesen Aspekt vielleicht unterschiedlich werten. Lassen wir
diese Frage, also unbeantwortet im Raum stehen.
Stellen wir dafür doch lieber die Frage, welche Motivation wohl den
Illustrator der WTG-Broschüre „Die letzten Tage" inspirierte. Vielleicht sieht
man es ja in der Schwarz-weiss-Variante noch deutlicher. Auch da gibt es ein
Bankgebäude zu bewundern, nebst neueren Verkehrsmitteln. Letztere jedoch waren
(nach damaliger WTG-Lehre) schon in der Bibel „vorausgesagt", und „Zeichen"
des herannahenden „Goldenen Zeitalters".
Man vergleiche etwa einen diesbezüglichen Ausriss aus Rutherford „Die Welt in
Not".
Indem der WTG-Zeichner seinerseits ein Bankgebäude mit darstellt, wirkt die künstliche Entrüstung, bezüglich des vorgenannten katholischen Segnungsaktes, irgendwie nicht ganz schlüssig!
„Die
skandinavischen Blatter berichten übereinstimmend von einer Wärmekatastrophe
bei den Eskimos. Von der Leitung der dänischen Kolonie Grönlands wird
mitgeteilt, daß infolge des Fehlens von Schnee die Eskimos nicht in der Lage
sind, mit ihren Hundeschlitten auf die Jagd zu gehen und daß es ihnen
unmöglich ist, irgendwelche Fahrten nach ihren Fangplätzen zu unternehmen. Die
abnorme Wärme habe in Grönland eine schwere Notlage hervorgerufen. Wie stark
übrigens die Wärme in den Polargebieten ist, zeigt die Tatsache, daß in dem im
nördlichen Norwegen gelegenen Orte Vardö nicht weniger als zehn Grad Wärme
verzeichnet wurden.
Was ist auf unserer Erde los?
Wilhelm Bölsche, der große Berliner Gelehrte verkündet in seinen Vorträgen,
daß viele Zeichen dafür sprechen, daß die Menschheit am Vorabend großer
geologischer Ereignisse steht. Die alte Erde rüstet wieder einmal zu einer
grundlegenden Umformung; sie ist außer Rand und Band geraten. Die
Witterungsverhältnisse sind anormale. Eigenartige Wetter, wütende
Wasserfluten, Schnee-und Wirbelstürme werden von überallher gemeldet ..."
Dann sei mal gleich mit eingeflechtet. Jener Bölsche hat auch eine Schrift publiziert mit dem Titel „Vom Bazillus zum Affenmenschen" (als nur ein Beispiel) Auch sonst hat er zum Thema Darwinsmus (etwa dessen Protagonisten Ernst Häckel) einiges publiziert.. Ob ein solch gestimmter Autor sich im besonderen als WTG-Eideshelfer „tauglich erweist" ist wohl weiterhin fraglich.
Als sonderlichen "Freund" kann die Endzeit orientierte WTG-Religion Bölsche wohl kaum betrachten, wie auch nachstehender Ausriss aus jener Bölsche-Schrift veranschaulichen kann.
Ein streng wissenschaftliches Buch ist jenes Bölsche-Elaborat sicherlich
nicht. Wer sich durch den reißerischen Titel täuschen lässt, wird letztendlich
enttäuscht sein. Mein subjektiver Eindruck dazu. Da hat Bölsche wohl mal
seinen "Zettelkasten" ausgemistet. Dort befanden sich die unterschiedlichsten
Reste verschiedener Themen. Und das ganze dann mit einer reißerischen
Überschrift versehen, wobei man anmerken kann, die "passt vorne und hinten
nicht".
Indes ist Kritik an Bölsche hier nicht das Thema. Er wurde lediglich deshalb
aufgegriffen, dieweil eine WTG-Publikation sich auf ihn beruft. Diese Berufung
ist dann allerdings genauso anfechtbar, wie das genannte Sammelsurium von
Bölsche.
Die zweite Meldung in dergleichen GZ-Ausgabe wusste zu berichten (mit
zeitlicher Verzögerung auch in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen
Zeitalters" vom 1. 6. 1929 abgedruckt):
„Wann wird die sandige Sahara die Welt ernähren
helfen?
Von Nataly de Bogory (Aus dem New-York-Herald übersetzt).
Die glühende Wüste Sahara zu einem blühenden Garten von einem Umfang von 47
000 engl. Quadratmeilen umzuwandeln, ist das kühne und großartige Projekt, das
der französischen Regierung von Mr. Dwight Braman, einem Bostoner Ingenieur,
vorgelegt wurde. Dieser Ingenieur beabsichtigt einen künstlichen Binnensee,
der an Flächeninhalt dem Staate New-York in Nord-Amerika gleich kommt (drei
Mal so groß wie die Schweiz), und der sich von Biskra bis zu dem Golf von
Gabes erstreckt, anzulegen und somit ein fruchtbares Gebiet zu schaffen, wo
seit 2000 Jahren keine Vegetation mehr vorhanden war. Er will ein ödes und
dürres Wüstenland zu einer bewohnbaren und freundlichen Gegend gestalten,
damit tausenden von Menschen eine Lebensmöglichkeit bieten und Europa eine
neue Kornkammer eröffnen. Die Ausführung dieses Planes hängt jetzt von der
Genehmigung der Gouverneure Algeriens, Tunesiens und des Oberbefehlhabers von
Marokko ab.
Mr. Braman hat bereits Werke geschaffen, die ihm das Zeugnis ausstellen, daß
er befähigt ist, derartige großartige Pläne ins Leben zu rufen und
auszuführen. Im Jahre 1890 baute er in Kalifornien den Süßwasserdamm bei San
Diego, der eine Million Dollars gekostet hat und zu den größten gemauerten
Dämmen in den Vereinigten Staaten zählt. Er bildet einen See von drei Meilen
Länge. Auch durch diesen Damm wurde ein wüstes Land in eine der fruchtbarsten
Gegenden Südkaliforniens verwandelt; die dortigen Orangerien liefern die
besten Orangen im Lande.
Dasselbe Wunder will nun Mr. Braman in Afrika ausführen. Er will dort, wo für
tausende von Jahren nur Sandwüste war, Bäume wachsen, Getreide reifen und
Herden weiden sehen.
Das Land zwischen Biskra und dem Golf von Gabes weist eine Anzahl von Salzseen
auf, die "Chotts" genannt werden. Während seines letzten Besuches in Paris
erklärte Mr. Braman:
"Ich habe den Plan, drei Kanäle zu bauen, die mit dem Mittelländischen Meere verbunden sein und sein Wasser bis etwa fünfzig Kilometer vor Biskra tragen werden, wo ich den künstlichen See anlegen will. Zwei dieser Kanäle werden westlich des Golfes von Gabes laufen und 14 Meilen lang, 40 Fuß tief und 210 Fuß breit sein. Auch der dritte Kanal wird im Westen fließen, aber dieser wird nur eine Länge von vier Meilen besitzen. Diese Kanäle werden für die größten Schiffe schiffbar gemacht und jeder wird einen Fuß stark auszementiert sein. Die Ausdehnung des Gebietes, das ich zu bewässern gedenke, wird 265 Meilen betragen. Dieses Land hat keine Erhebungen über 40 Fuß, der größte Teil desselben liegt tiefer als der Meeresspiegel. Der Boden besteht aus Sand und Lehm."
Sobald die Bewässerung vollendet ist, beabsichtigt Mr. Braman mit der Bebauung des Landes zu beginnen. Er will zwanzig Dämme bauen, um die Wasser der Flüsse einzudämmen, von denen einige südlich des Aurischen Gebirges nach Algerien und von dem Atlasgebirge nach Marokko fließen. Der erste direkte Erfolg wird sein, daß Bäume auf den Bergen und Anhöhen angepflanzt werden können, die die Überschwemmungen sehr vermindern, da diese bisher in Nord-Afrika große Verheerungen angerichtet und Straßen, Eisenbahnen, Brücken und Wohnungen zerstört haben. Dann wird man Weizen, Hafer, Gerste, Baumwolle anbauen, Weinberge anlegen und in dem Lande Viehherden halten. Ferner wird die Wasserkraft zu elektrischen Anlagen ausgenutzt werden können, wodurch Licht und Heizung gewonnen wird.
"Ich kann Nord-Afrika zu der zukünftigen Kornkammer Europas machen", sagte Mr. Braman, "indem ich amerikanische Technik und amerikanische Ackerbaumethoden anwende."
Im Jahre 1882 sprach bereits Mr. de Lesseys, der berühmte französische Ingenieur, der den Plan für den Suez-Kanal erdachte und ausführte, von den ungeheuren Vorteilen, die durch das Ausfüllen dieser Salzseen Nord-Afrikas gewonnen werden könnten. Er sagte:
"Die Schöpfung eines Binnensees, der weite Länderstrecken fruchtbar machen würde, würde die Ansiedlung in einer Gegend ermöglichen, die jetzt als unbewohnbar genannt werden muß."
Aber trotz der Berichte, die Mr. de Lesseys
schrieb, und trotzdem Untersuchungskommissionen ausgesandt wurden, hielt die
französische Regierung dieses Projekt doch für zu kostspielig, um es ausführen
zu können.
Der Plan war damals, die Seen durch Kanäle zu verbinden, ein Unternehmen, das
weit weniger kühn war als das des Ingenieurs des zwanzigsten Jahrhunderts.
Nach der Schätzung Mr. Bramans liegen mindestens dreißig alte römische Städte
unter den Sandmengen der Sahara in Tripolis vergraben, und als er seinen Plan
mit Mussolini besprach, zeigte dieser angesichts der Möglichkeit klimatischer
Veränderungen in dieser italienischen Kolonie das größte Interesse. Er
bezeichnete den Plan als "eine wahrhaft römische Idee"(!). Auch in der Wüste
von Tripolis befinden sich nämlich ähnliche "Chotts" die auf diese Weise
nutzbar gemacht. werden könnten.
Das Ausgraben der drei Kanäle und das Bauen von zwanzig Deichen sind die
Aufgaben, die die Technik vorerst zu lösen hat, und für diese hat Mr. Braman
bereits Vorbereitungen getroffen. Er sagte:
"John Stevens, der den Panamakanal durchbrach, hat mir seine Hilfe bei den Ingenieurarbeiten zugesichert. Er trifft bereits Vorbereitungen für die nötige Maschinerie und wird, wenn ich ihn durch ein Kabelgramm rufe, nach Afrika kommen."
Mr. Braman hat viele Monate damit zugebracht,
die Verhältnisse in dieser Gegend dort zu studieren. Er erzählte, daß im
vergangenen Sommer während zehn Wochen eine große Trockenheit herrschte, die
natürlich ihre Wirkung auf die umliegenden Länder ausübte, und sich zudem
verheerende Sandstürme und Winde erhoben. Dem kann natürlich in Zukunft
abgeholfen werden.
Dieser Binnensee wird sich bis zu 50 Meilen südlich von Biskra erstrecken, wo
sich eine Erhöhung von 380 Fuß über der Küste befindet. Der mittlere Teil
dieses Binnensees wird unter dem Meeresspiegel liegen und eine Tiefe von
65-1000 Fuß erreichen.
"Stellen Sie sich diese Möglichkeit der Ansiedlung vor", unterbrach Mr. Braman
seine wissenschaftlichen Ausführungen.
"Orangerien und weite Strecken grüne Felder, auf denen nicht nur Getreide, sondern auch Baumwolle und Tabak gedeihen wird. Ich hoffe sogar, daß sich der Boden für den Anbau von Zuckerrohr wird eignen lassen. Stellen sie sich die tausendköpfigen Herden vor; die hier Weideland finden werden. Wenn die Ansiedler mit modernen amerikanischen Maschinen ausgerüstet und über die modernen amerikanischen Ackerbaumethoden unterrichtet werden, wie dies bei den Siedlern in Amerika geschieht, hoffe ich, daß dieses Projekt vielen Tausenden zum Segen gereichen wird. Es wird für viele junge Menschen eine goldene Gelegenheit sein ihr Glück zu machen, eine Gelegenheit zur Betätigung bei Fleiß und Unternehmungsgeist"
Thematisch auf ähnlicher „Wellenlänge" liegt auch die vom „Goldenen
Zeitalter" (Schweizer Ausgabe) vom 1. 10. 1929 weiter gegebene Meldung:
„Die Urbarmachung der Sahara
Der Bostoner Geologe Dwight Braman hat zur Urbarmachung der Wüste Sahara eine
Aktiengesellschaft gegründet Man beabsichtigt, ein ziemlich großes Gebiet zu
bebauen.
Nach dem Plan soll ein künstlicher See angelegt werden, von dem ausgehend man
ein Riesennetz von Kanälen über die Sahara führen will. Braman erklärte, daß
ihm die Wasserversorgung keine Bedenken verursache, denn er habe festgestellt,
daß sich gegenwärtig 166 Flüsse in den Wüstensand ergießen. Außerdem gebe es
auch zwei größere Ströme unter der Erde, so daß man in einer Tiefe von 120
Meter riesige Wassermengen finden werde. Auch seien in der Umgebung der Wüste
die Überreste einst großer römischer Städte entdeckt worden, die von einer
ehemals blühenden Kultur zeugen. Das Ruinenfeld der römischen Stadt Timgad
lasse vermuten, daß diese Stadt eine Einwohnerschaft von mindestens einer
halben Million Seelen hatte. Braman hofft, daß man bei entsprechender
Bewässerung in der Sahara für den Acre 100 Büschel Weizen als Ertrag wird
herausbringen können.
("Anz." Zürich 29. VI1L 29)"
Zu der eben zitierten Meldung noch die Anmerkung.
Entweder empfand die Redaktion des Schweizer „Goldenen Zeitalters" diese
Meldung als „Überwichtig", denn in ihrer Ausgabe vom 15. 12. 1929 wurde sie
erneut abgedruckt. Oder, was wohl eher der Fall sein dürfte. Die Redaktion
hatte die Übersicht verloren, was es bereits abgedruckt hatte, und was nicht.
Ohne inhaltliche Bewertung dann noch jene Notiz aus dem "Goldenen Zeitalter"
vom 1. 12. 1935.
Anzumerken wäre noch, dass der darin genannte Herr Sörgel auch in der
Wikipedia erwähnt wird, wo man dann weiteres entnehmen kann.
http://de.wikipedia.org/wiki/Herman_S%C3%B6rgel
Die GZ-Meldung besagte:
„Der Münchner Architekt Hermann Sörgel ist ein
Mann gewaltiger Pläne, aber kein Phantast, denn er ist auch ein Mann der
Praxis.
Großes Aufsehen machte sein vor Jahren in Velhagen und Klasings Monatsheften
zuerst veröffentlichtes Projekt, das Mittelmeer an der Straße von Gibraltar zu
sperren, das ins Mittelmeer fließende Wasser gegen den Atlantischen Ozean zu
stauen und so eine riesige Kraftstufe mit Elektrizitätsgewinnung auszubauen.
Es besteht kein Zweifel, daß der Sorgelsche Plan durchführbar ist.
Ergänzt wird er durch einen zweiten, den ebenfalls Velhagen und Klasings
Monatshefte, und zwar im Septemberheft, dem Eröffnungsheft des 50. Jahrgangs,
in Wort und Bild darlegen.
Es handelt sich darum, das Kongobecken gleichsam durch einen großen Schieber
zuzustopfen, damit nicht der Reichtum an Wasser in den Ozean fließt und
vergeudet wird, sondern dazu dient, zwei große Binnenmeere im Kongo- und im
Tschadseebecken anzulegen.
Mit Recht weist Sörgel darauf hin, daß das Schicksal Europas mit davon
abhängt, ob es uns gelingt, Afrika in unsern Wirtschaftskreis einzuordnen. Ein
Weg dazu ist sein Projekt, das auch bildlich überzeugend dargestellt wird."
Ergänzt seien diese euphorischer Berichte vielleicht noch mit einem Artikel
über bedeutende Kanäle, welchen das "Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom
15. 2. 1936 publizierte.
Kanäle
Suezkanal, Gibraltar — wer hat diese Namen in letzter Zeit nicht schon zur
Genüge aus der Presse vernommen?
Während nämlich Tag für Tag italienische Schiffe mit Militär und
Kriegsmaterial den Suezkanal passierten, traten jenseits des Mittelländischen
Meeres durch den Gibraltar Albions Kriegsschiffe auf den Schauplatz, um gegen
das Expansionsunternehmen des italienischen Faschismus drohend Aufstellung zu
nehmen. Bekanntlich wird jedoch gerade von den Engländern nichts so heiß
gegessen, wie es gekocht wird, und das wußten offenbar auch die Italiener,
weswegen sie ihre Militärtransporte nach Afrika ruhig fortsetzen. Anderwärts
ziehen nämlich für England noch drohendere Wolken auf. Es gilt daher, einen
Krieg im Mittelmeer möglichst zu vermeiden. Und warum den englischen
Aktionären des Suezkanals voreilig das Geschäft verderben, die für das
Durchlassen der italienischen Schiffe ganz horrende Summen einstreichen?
Sofern es sich um geschäftliche Angelegenheiten handelte, hat ja England stets
ein großes Maß von "praktischem Sinn" aufgebracht, und man kann sich
schwerlich einen englischen Politiker denken, der nicht gleichzeitig mit Leib
und Seele business-man wäre.
Der Bau des Suezkanals wurde nach den Plänen und unter der Leitung des
Österreichers Negrelli im Jahre 1858 begonnen und nach 11 Jahren
fertiggestellt, nachdem vorher schon seit vielen Jahrhunderten wiederholt
Versuche mißlungen waren. Ein solcher 600 Jahre vor Christus unternommener
Versuch kostete 120.000 Menschen das Leben. Die Nachkommen Negrellis leben
jetzt irgendwo in Österreich in großer Not und denken vergebens darüber nach,
wie ihnen von den Früchten der Leistung ihres Großvaters etwas zugute kommen
könnte. Englische Kapitalisten haben es nämlich damals verstanden, gegen eine
verhältnismäßig geringe Entschädigung an Ägypten den Suezkanal an sich zu
reißen, während Negrelli als armer Mann starb.
Noch rücksichtsloser ging England bei der Besitzergreifung von Gibraltar vor,
indem es im Jahre 1704 einfach seine Flotte dorthin sandte und diese Halbinsel
gleichsam wie aus dem lebendigen Leibe Spaniens herausriß. Die Spanier können
dies nicht verschmerzen und werden dunkel vor Zorn, wenn sie daran denken, daß
sie sich zufolge mangelnder Achtsamkeit dieses wichtige Gebiet entreißen
ließen.
Auf der Halbinsel erhebt sich ein mächtiger Felsen mit fast senkrechten, dem
Meere zugewandten Wänden. Diesen Felsen hat England zu einer uneinnehmbaren
Festung ausgebaut, welche die Meerenge von Gibraltar überwacht. Auf dem
westlichen Teil der Halbinsel liegt die Stadt Gibraltar, einer der belebtesten
Häfen der Welt, der sich immer in Kriegsbereitschaft befindet.
Ein Blick auf die Landkarte genügt, um sich davon zu überzeugen, welch große
Bedeutung sowohl der Suezkanal als auch der Gibraltar für die Schiffahrt
besitzt, besonders für die englischen, französischen, italienischen und
holländischen Schiffe, welche die Verbindung zwischen den Kolonien in
Ostafrika und Asien und ihren Mutterländern unterhalten.
Es ist daher begreiflich, daß sich England diese beiden wichtigen Stützpunkte
seiner Weltmacht sicherte, von denen Großbritannien gleichzeitig gewaltige
finanzielle Einkünfte zufließen.
Eine nicht geringere Bedeutung hat für die Schifffahrt der Panamakanal, der es
den Schiffen ermöglicht, innerhalb 8 Stunden vom Atlantischen nach dem Stillen
Ozean zu gelangen, anstatt 6 Wochen Fahrt um Südamerika herum.
Der Bau dieses Kanals wurde von einer französischen Gesellschaft begonnen,
deren Unternehmen jedoch mit dem berüchtigten Panamaskandal endete, indem
Bestechungen und Unterschlagungen aufgedeckt wurden, die bis in die Hunderte
von Millionen gingen. Die Gründer dieser Gesellschaft wanderten damals ins
Gefängnis. Da in diesen Skandal sogar Minister und andere hohe Würdenträger
verwickelt waren, und die Enthüllung der ganzen Affäre selbst den weiteren
Bestand der Republik bedrohte, ordnete der damalige Präsident von Frankreich
zuerst eine bedeutende Begrenzung und bald darauf die gänzliche Einstellung
der Untersuchung an.
Als auch die zweite zum Bau des Panamakanals gegründete Gesellschaft dieses
Werk nicht zu Ende führen konnte, übernahm im Jahre 1904 die Regierung der
Vereinigten Staaten von Nordamerika den Bau gegen eine Entschädigung von 40
Millionen Dollar.
Die Schwierigkeiten seitens der Republik Kolumbia, zu der das für den Kanalbau
vorgesehene Gebiet gehörte, löste die amerikanische Regierung in der Weise,
daß unter ihrer Mithilfe die Provinz Panama sich von Kolumbia lostrennte und
unter dem Schütze der Vereinigten Staaten selbständig machte.
Der Bau des Panamakanals wurde schließlich im Jahre 1914 vollendet. Trotz der
hohen Baukosten, und obwohl die Republik Panama eine einmalige Entschädigung
von 10 Millionen Dollar bekam und auf Grund einer Abmachung jährlich 250.000
Dollar erhält, haben die Vereinigten Staaten mit dem Panamakanal ein
glänzendes Geschäft gemacht, da die Schiffe für das Passieren desselben hohe
Gebühren zahlen müssen.
Vor allen Dingen aber hat der Panamakanal eine überaus wichtige strategische
Bedeutung für Nordamerika, denn im Falle eines Krieges mit Japan würde die
amerikanische Flotte sehr rasch vom Atlantischen nach dem Stillen Ozean
überführt werden können.
Wenngleich sich die Vereinigten Staaten bei der Übernahme und Fertigstellung
des Baues des Panamakanals vor allen Dingen von strategischen und finanziellen
Beweggründen leiten ließen, muß doch festgestellt werden, daß sie dabei auf
den an diesen Kanal grenzenden Gebieten ein großes zivilisatorisches Werk
vollbrachten, das als nachahmenswertes Beispiel für die Kultivierung
unermeßlicher anderer Gebiete dienen könnte, die bisher unbewohnt sind. Wir
werden darauf noch bei einer anderen Gelegenheit zurückkommen. Leider sind
auch in diesem Falle die Nutznießer fremde Menschen, besonders große
Plantagenbesitzer und Kaufleute, während die einheimischen Indianer Not leiden
und aussterben ...
Schließlich müssen wir noch von einen Kanal erwähnen, und zwar vom größten
Kanal der Welt, der das Baltische mit dem Weißen Meer verbindet. Während die
Länge des Panamakanals 81,3 km und des Suezkanals 161 km beträgt, hat dieser
Kanal eine Länge von 227 km, und der Bau desselben dauerte kaum 19 Monate, was
ein fabelhaft kurzer Zeitabschnitt ist im Vergleich mit der Dauer des Baues
des Panama- und des Suezkanals.
Schon Peter der Große beschäftigte sich mit der Verbindung der Ostsee mit dem
Weißen Meere, doch blieb die Ausführung dieses Projektes den Sowjetbehörden
vorbehalten. Es ist dies in der Tat ein gigantisches Werk, das unter den
denkbar ungünstigsten Verhältnissen ausgeführt wurde. Sümpfe und weite
morastige Waldungen auf einem Boden, der vom Oktober bis April mit Schnee
bedeckt ist, bildeten fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Die Arbeiter
verweigerten anfangs massenweise den Gehorsam und flohen. Man bildete darauf
Arbeiterkolonnen aus politischen Sträflingen, deren es in den sowjetrussischen
Konzentrationslagern ja genug gibt. 10.000 Menschen arbeiteten unter den
schrecklichsten Verhältnissen und kamen massenweise um. Rebellion wurde mit
der Waffe niedergedrückt. Doch man erreichte das Ziel. In kürzester Frist
wurde der größte Kanal erbaut!
Für die nordischen Republiken der Sowjetunion hat dieser Kanal eine große
wirtschaftliche Bedeutung. Bei der Ausfuhr der Naturreichtümer dieser Länder —
Fische, Holz, Kohle, Pelze u. a. — brauchen die Schiffe jetzt nicht mehr
Finnland, Norwegen und Schweden zu umkreisen, wodurch z. B. die Strecke von
Archangelsk bis Hamburg um drei Fünftel verkürzt wurde.
In den ersten drei Monaten nach Fertigstellung des Baues passierten diesen
Kanal Waren von über einer Million Tonnen, und man erwartet, daß in nicht
ferner Zukunft der Kanal Ostsee — Weißes Meer dieselbe Rolle im Norden spielen
wird, wie der Suezkanal im Süden.
Diese großen Erleichterungen hat die Weltschifffahrt seit verhältnismäßig noch
nicht langer Zeit erfahren, wobei auch die Schnelligkeit der Schiffe sehr
gestiegen ist und immer weiter steigt.
Gleichzeitig hat sich auch der Land- und Luftverkehr zu einer staunenswerten
Höhe entwickelt. ..."
Vorzitierte technische Details zu bewerten, sehe ich mich außerstande.
Ich möchte lediglich auf den eingangs mit genannten Wilhelm Bölsche
zurückkommen, der da WTG-seitig als eine Art ihrer Eideshelfer bemüht wird.
Und dazu den Fragesatz anhängen: Ausgerechnet Wilhelm Bölsche?!
Die Wikipedia etwa, erwähnt in ihren Anmerkungsnummern in einem Bölsche
gewidmeten Artikel, auch eine Schrift mit dem Titel:
„Ein Denker zwischen Darwin und Haeckel"
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_B%C3%B6lsche
Weiter erfährt man dortselbst:
„Bölsche wurde in Berlin Mitglied der
Freireligiösen Gemeinde und war 1906 Mitgründer des Deutschen Monistenbundes."
Letztere ist eindeutig dem eher atheistisch orientierten Spektrum
zuzuordnen (in dem es allerdings, auch unterschiedliche Schattierungen gibt.
Die Monisten hielten sich im allgemeinen und generell für etwas besseres als
das sonstige Freidenkertum, das sich vielfach aus sogenannt „protetarischen"
Schichten zusammensetzte. Um dieses vermeintliche Bessersein zu
unterstreichen, die Gründung eines separaten Vereines. Ansonsten gibt es
durchaus beachtliche Schnittmengen zwischen Freidenkern und Monisten. Was
trotz genannter Klassenunterschiede beide Gruppen ideologisch einte, war das
sie für die Chimäre Gott keine sonderliche Verwendung hatten).
Wenn solch ein Mann also von der WTG als einer ihrer vermeintlichen „Eideshelfer"
vereinnahmt wird, spricht das wohl kaum für eine „Sachkompetenz" der WTG, auch
in diesem Fall!
Auch zu dieser Kirchenaustrittsmeldung ist zu sagen, dass die Schweizer
Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" offenbar die Übersicht verloren hatte, was
sie bereits gedruckt hatte und was nicht. Denn in der Schweizer Ausgabe des GZ
vom 15. 12. 1929, begegnet man dergleichen Meldung, nur etwas geringfügig
variiert, erneut.
Und in einer weiteren Notiz des Schweizer GZ vom 1. 3. 1929 liest man dann
noch:
„Für das Christentum wäre es das beste, wenn es
einmal wieder kämpfen müßte, wie in seinen ersten Zeiten - daran würde es
genesen.
Hier lassen sich einige Thesen aus der Feder des ehemaligen Pfarrers in
Neuenburg und Missionars in Basel, L. Reinhard, passend anfügen:
"Diejenigen, die den Chiliasmus (Reichsgotteshoffnung) vom Leuchter stießen, haben ein anderes Evangelium gepredigt als das Christi und der Apostel. Sie haben dadurch den lange Zeit verborgenen, in unseren Tagen aber immer offener an den Tag tretenden Abfall vom Christentum verschuldet."
Die Blicke der lebendigen Christen richten sich
wieder mehr auf das Kommen Christi und seines Reiches. Auch die Welt, von der
roten bis zur schwarzen Internationale, schreit, oft freilich in sehr
verkehrter Weise, nach Verwirklichung des allgemeinen Friedensreiches. Sogar
Staatsmänner wie Grant (U. S. A.) redeten von demselben, und unendlich viele
arbeiten bewußt oder unbewußt daraufhin.
Das klar ersehnte und richtig verstandene oder das unklar erträumte und
verkehrt gesuchte auf Erden kommende Königreich Christi, des wahren
Friedensfürsten, ist das unzweifelhafte Ziel, welchem wir entgegengehen und
die gute Botschaft von demselben das dringendste Bedürfnis unserer Zeit.
Wo Gott und Christus herrscht, da ist das Reich Gottes. Wo es innerlich
vorhanden ist, da muß es auch äußerlich in Erscheinung treten."
Dazu wäre dann noch anzumerken. Die Zitierung des Herrn Reinhardt, durch
das GZ, ist ja sicherlich kein Zufall. Der hatte doch schon seit Russells
Tagen bei der WTG-Religion dergestalt „einen Stein im Brett", als er einer der
wenigen aus dem Großkirchlichen Bereich ist, die Russell in der
„Paradiesfrage" unterstütze.
Die „Gretchenfrage" der Interpunktion. Soll es nun heißen
Ich sage Dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein.
Oder anders herum
Ich sage Dir. Heute wirst Du mit mir im Paradies sein.
Es ist weiter unstrittig, dass die heutigen verweltlichten Kirchen (außer
einer nichtssagenden „Fußnote"), mit der Eschatologie des Urchristentums nicht
viel anzufangen wissen.
Also auch Reinhardt, übrigens stand selbiger auch in näheren Kontakt zu einer
eschatologischen Gruppe der Tempelgesellschaft, über die man in älteren
Konfessionskundlichen Büchern, etwa das von Scheurlen, weiteres nachlesen
kann.
Zum Fall Ludwig Reinhardt kann man auch vergleichen
Mysnip.83048
Also - jetzt formuliere ich bewusst scharf und zugespitzt.
All diese religiösen Narren- und Tölpelvereine, und auch Reinhardt ist solch
ein Tölpel, geben sich keine -
e h r l i c h e
- Rechenschaft darüber, dass jenes von ihnen favorisierte Denkmodell, nur ein
Charakteristikum aufweist. Das des Scheiterns in Vergangenheit und Gegenwart.
Natürlich hat diese „Medaille" auch ihre zwei Seiten. Die zweite Seite der
Medaille ist dann die, dass jene religiösen Narren, die solcherlei Thesen
ernst nehmen, in der Tat zum „verausgaben" für diesen Wahn bereit sind. Das
wiederum nutzt den Religionsfunktionären, die solcherart auf solchen
Konjunkturwellen reiten. Und die übrigen Religionsfunktionäre, die das so
nicht tun, blicken neidisch auf die da zutage tretende Opferbereitschaft. Das
ist eben das Dilemma.
Aber es ist wohl schon immer so gewesen, das breite Bevölkerungskreise
betrogen werden wollen.
Sie bekommen in der Tat das, was sie haben wollen!
Zum Thema Kirchenaustrittsbewegung gab es dann in der Schweizer Ausgabe des
„Goldenen Zeitalters" vom 15. 7. 1931 nochmals die nachfolgende Meldung:
„Rekordjahr der Kirchenaustritte
Thüringen eine Mahnung für die Kirchen
Das thüringische Statistische Landesamt gibt eine Übersicht über die
Kirchenaustrittsbewegung in Thüringen. Diese Übersicht zeigt, dass das Jahr
1930 ein Wiederaufleben der Kirchenaustrittsbewegung gebracht hat, und zwar in
einem Umfang, der in der evangelischen Kirche nur im Jahre 1920 übertroffen
wurde und der in der katholischen Kirche überhaupt noch nicht erreicht worden
ist. Seit 1919 zählt die evangelische Kirche in Thüringen einen Verlust von
137.000 Personen, die katholische einen Verlust von 5.000 Personen, das
bedeutet für die evangelische Kirche einen Bestandesverlust von 9 Prozent, für
die katholische Kirche von etwa 11 Prozent In einzelnen Städten sind die
Zahlen erheblich hoher. Den Rekord hält Gera mit 34 Prozent Austritten aus der
evangelischen Kirche. Bei beiden Konfessionen sind anteilmässig mehr Männer
als Frauen ausgetreten.
Bei der evangelischen Kirche waren aber die Austritte von Frauen
verhältnismässig geringer als bei der katholischen Kirche.
"Saarbr. Ztg." v. 30. V. 1931"
„Dr. Copelands Meinung über Aluminium
Dr. med. Copeland, ein Senator der Vereinigten Staaten, früherer Beamter des
Gesundheitsamtes, sagte, als er um seine Meinung über Aluminiumkochgeschirr
befragt wurde:
"Man sollte Speisen niemals über Nacht oder irgend eine Zeit in Aluminiumgeschirr stehen lassen."
Diese durch die Zeitung weit verbreitete
Ansicht bestätigt den s. Zt. im Goldenen Zeitalter erschienenen Artikel, der
so großes Aufsehen und so manchen Widerspruch erregt hat.
Aluminium im Blute
Wir wurden gebeten zu veröffentlichen, daß in fünf von sechs Blutproben, die
Dr. med. Frank Gephard bei sechs verschiedenen Personen machte, beträchtliche
Mengen von Aluminium gefunden wurden, die durch den Genuß von
Aluminiumbackpulver dem Körper zugeführt worden waren.
Dr. Gephard glaubt, daß Aluminium einer der Fremdkörper ist, die den
menschlichen Blutkreislauf nicht mitmachen können, ohne Schaden anzurichten.
Noch wissen wir nicht, wie viele solcher Fremdkörper und in welchen Mengen,
den Menschen ins Grab bringen. Wir hoffen Dr. Gephard wird sich nicht vor den
Aluminium-Trusts fürchten und weiteres veröffentlichen.
Es hatte schon eher kommen sollen
Aus England geht dem "Goldenen Zeitalter" (engl. Ausgabe) ein Schreiben zu« in
dem es heißt:
"Ich beglückwünsche Sie zu dem trefflichen Werke, das Sie tun, um die Allgemeinheit über die Gefahren aufklären zu helfen, die der Gesundheit von Seiten des Aluminiumgeschirrs und aluminiumhaltiger Backpulver drohen, und ich wünsche Ihnen bei dieser Pionierarbeit guten Erfolg, Andere werden Ihnen in dem, was Sie begonnen haben, folgen. Die Sache ist zu wichtig, um langer übersehen werden zu können. Als einer, der sich durch den ständigen Gebrauch von Aluminiumkochgeschirr schwere Vergiftungen zugezogen hat, und infolgedessen eine vollständige Ruine geworden ist, weiß ich Ihre Arbeit, die Sie hier im Interesse der Allgemeinheit tun, aufrichtig zu schätzen, und ich hoffe Sie werden auch die Anerkennung der Allgemeinheit finden. " E. W.
Bemerkenswert auch noch.
In der gleichen Ausgabe des GZ (Magdeburger Ausgabe erst am 1. 4. 1929) gibt
es wieder mal ein „Allerweltsrezept" in Sachen der Krebskrankheit. Auf einen
Kommentar zu den darin Ausgeführten mag ja verzichtet werden. Dennoch ist es
durchaus der Beachtung wert, dass auch darin der Buhmann Aluminium mit drin
vorkommt.
Das „Goldene Zeitalter" schrieb:
„In London erschien ein Buch von J. Ellis Barker
über die Krebskrankheit, in dem eine deutliche und harte Sprache gegen die
Ärzte geführt wird. Dieses Buch genießt das Wohlwollen Sir Arbuthnots, eines
der berühmtesten Ärzte Englands, trotzdem darin mit Hammer und Zange gegen die
Ärzte vorgegangen wird.
Mr. Barker erklärt den Krebs für eine Krankheit der Zivilisation. Wo die
Menschen von frischen Früchten und Gemüsen leben, genügend frisches Wasser
trinken und es sich nicht leisten können, in Aluminiumgeschirr zu kochen, ist
die Krebskrankheit tatsächlich unbekannt.
Mr. Barker folgert daraus, daß die Krebskrankheit weder von einem Bazillus
herrührt, wie die Ärzte meinen, noch von einer geheimnisvollen Degeneration
der Zellen, noch von einer chronischen Entzündung, noch eine Alterserscheinung
und auch nicht örtliche Erkrankung ist. Wir führen einige Abschnitte aus
seinem Buche an:
"Daß die Erforschung und die Behandlung der
Krebskrankheit bisher ein Fehlschlag gewesen ist, ist unverkennbar,
unbegreiflich und schmachvoll. Ja es ist einer der größten Skandale der
heutigen Zeit, und fordert geradezu eine öffentliche Untersuchung, Die
Erforschungen des Krebsproblems sind spielerisch und die Allgemeinheit
irreführend, geführt worden. Darum sind hauptsächlich solche Forscher für die
schreckliche Zunahme der Todesfälle an Krebs verantwortlich zu machen.
In den Jahren von 1911-1926 sind die Todesfälle in England um volle 50 Prozent
gestiegen. Im Jahre 1911 kam auf acht Todesfälle je einer infolge von Krebs.
In fünfzehn kurzen Jahren hat sich die Krebskrankheit so gemehrt, daß auf acht
Todesfälle zwei infolge von Krebs entfallen. Diese Zahlen genügen, um der
Methode der Untersuchungen und der Behandlung dieser Krankheit ein Urteil zu
sprechen.
Ich bin keineswegs enttäuscht über die Resultate dieser
Untersuchungsorganisationen, und niemals habe ich mich an sie, oder andere
Organisationen oder Personen um eine Unterstützung meiner Forschungen gewandt
Das Werk, das ich tat, habe ich lediglich aus meinen bescheidenen Mitteln
getan. Ich würde mich geschämt haben, ein Schandgeld von einer dieser
Körperschaften anzunehmen, die ich mich gedrungen fühle, öffentlich
bloßzustellen.
Krebs wird niemals ein gesundes Gewebe angreifen, sondern lediglich die Organe
oder Körperteile, die durch beständigen Mißbrauch entkräftet sind.
Wenn jemand, der beständig seinen Magen durch falsche Ernährung verdorben hat,
über das mittlere Alter hinaus ist, ist der Magen durch Krebs gefährdet Wer
beständig seine Lippe und seine Zunge mit einer alten, schmutzigen, heißen
Tabakspfeife in Berührung gebracht hat, wird an diesem Körperteil der
Krebsgefahr ausgesetzt sein.
Der Durchschnittsarbeiter in der Stadt sollte
Fleisch und Geflügel möglichst vermeiden. Er sollte viel frisches Obst und
Gemüse essen und vor allen Dingen täglich ein und ein halb bis zwei Liter
frisches Wasser trinken Fisch und Eier sind ihm erlaubt Wer in seinem Berufe
keine genügende Bewegung hat, sollte täglich Freiübungen machen. Die wilden
Völker haben immer genügend Bewegung. Ihre vielbelachten Bauchtanze sind
nichts weiter als eine gute Magenübung.
Fleisch ist für den ungesunden Durchschnittsmenschen so viel wie Gift. Wer
eine vernunftgemäße Ernährungs- und Lebensweise durchführt wird in späteren
Jahren nicht an Krebs sterben. Ja wir können sogar glauben, daß Krebs durch
eine weise diätische Behandlung geheilt werden kann."
„Der Schreiber dieses glaubt, daß sicherlich die große Zunahme der Krebskrankheit eng mit dem vermehrten Gebrauch von Aluminium-Kochgeschirr im Zusammenhang steht."
Dieser wertende Satz beendet einen Artikel, welchen die Schweizer Ausgabe
des „Goldenen Zeitalters" in ihrer Ausgabe vom 1. 6. 1929 (Ausgabe Magdeburg
erst am 1. 8. 1929) abdruckte.
Zu den Details die in diesem Artikel ausgeführt werden, muss man wohl sagen.
Kaum ein Laie wird sie wirklich beurteilen können. Gesetzt den Fall, es ist
wirklich so, wie der GZ-Autor ausführte, so hat er dennoch nicht den
schlüssigen Beweis erbracht, dass just das Aluminium für die Zunahme von
Krebserkrankungen tatsächlich hauptverantwortlich ist.
Der GZ-Autor setzt sich auch in keiner Weise mit der Krebskrankheit - im
Detail - auseinander. Er liefert lediglich eine Stimmungsmache gegen das
Aluminium.
Die klassische GZ-Leserschaft hingegen, stiert von ihrem geistigem „Level"
eben nur auf jenen Satz, demzufolge Aluminium „der" Übeltäter in Sachen
Krebskrankheit sei.
Wieder mal lieferte somit das GZ ein Paradebeispiel seiner populistischen
„Lieschen Müller vom Lande"-Philosophie ab.
„Lieschen Müller vom Lande" die nicht weis, was und wie mit ihr geschah, ist
demzufolge „der" Welterklärer. Aber über „Lieschen Müller vom Lande" steht
ganz offensichtlich noch das „Goldene Zeitalter".
Nachstehend dann noch (unkommentiert) der genannte GZ-Artikel:
Aluminium im Erdboden, in der Pflanzenwelt in
Mensch und Tier
(Von Dr. C. T. Betts)
"Verflucht sei der Erdboden um deinetwillen." - 1. Mose 3:17.
Die Tatsache, daß ein großer Zuzug vom Lande in die Stadt stattfindet, ist zum
großen Teile dem Umstand zuzuschreiben, daß der Erdboden oft so wenig Ertrag
gibt, daß es kaum der Mühe lohnt ihn zu bebauen. Man hat sich darum während
der letzten fünfzig Jahre viel Mühe gegeben die Ursache für armen (kranken)
Boden zu erforschen, aber leider mit wenig Erfolg. Doch in allerletzter Zeit
ist in zahlreichen amerikanischen Zeitungen veröffentlicht worden, daß die
Forscher jetzt ergründet haben, was diesen schlechten Boden verursacht. Es ist
zu viel Aluminium im Boden, und dieses Metall macht ihn sauer und unfruchtbar.
Am 28. Nov. 1928 erschien in "The Plain Dealer" (Cleveland, Ohio) ein Artikel:
"Warum der Boden sauer ist. Der Umstand, daß
der Boden sauer und unfruchtbar wird, ist bisher allgemein als eine
unerklärliche Tatsache hingenommen worden. Wohl hat es nicht an Theorien für
diese betrübliche Erscheinung gefehlt, aber sie waren schwer verständlich und
sind nie bewiesen worden. Man hat Kalk verwendet, um die Säure zu verdrängen.
Kalk kann, da es ein Alkali ist, jede Säure überwinden, gleichviel, wodurch
diese auch verursacht worden ist.
Nun hat die Universität zu Wiskonsin, nach fünfzig Jahren eifrigen Forschens
bekannt gegeben, daß sie die Ursache zu saurem Boden entdeckt hat. Es ist die
Bildung eines Aluminium-Silikates (kieselsaures Salz). Dies ist einfach ein
chemischer Vorgang, der nichts mit Absonderung und irgendwelchen elektrischen
Erscheinungen zu tun hat, wie man bisher annahm. Nun man einmal die Ursache
entdeckt hat, ist es auch verhältnismäßig gar nicht so schwer und kostspielig,
das Heilmittel zu finden und weite Gebiete unfruchtbaren Landes zu
Fruchtbarkeit wiederherzustellen.
Das ist eine Entdeckung von unberechenbarer Wichtigkeit Das Verdienst gebührt
Professor Emil Truog, der die Untersuchungen, gestützt auf die vorangegangene
Arbeit vieler Ackerbaukundigen, von denen einige bereits verstorben sind,
leitete. In Bescheidenheit und strikter Gerechtigkeit teilt Prof. Truog sein
Verdienst mit diesen Vorgängern, wie mit seinen zeitgenössigen Mitarbeitern.
Es ist wohl nicht zu viel gesagt, daß die Entdeckung, die da gemacht wurde,
eine Umwälzung der ganzen Wissenschaft des Ackerbaues mit sich bringen wird."
Seitdem sind die Gelehrten des
Ackerbauministeriums sehr fleißig gewesen und nahmen gründliche Untersuchungen
im Pflanzenleben vor. Im ganzen Lande sind Versuchsstationen errichtet worden,
die ständige Beobachtungen anstellen. Dies geschah lediglich zu dem Zweck, um
den Farmern zu helfen, reicheren Ertrag zu erzielen. Man hat festgestellt, daß
viele Felder des Landes unfruchtbar sind. Der Mais ist krank und schwarz. Die
Stauden sind so schwach, daß sie nicht einmal den gewöhnlichen Winden zu
widerstehen vermögen, sondern abbrechen und zur Erde fallen. Zwei Beamte des
Ackerbauministeriums haben nun eingehende Untersuchungen gemacht, und im
Januar 1928 erschien in der Zeitschrift "The Country-Gentleman" ein Bericht
über das Ergebnis ihrer Untersuchungen unter der Überschrift: "Männer, die
altes Land zu neuem machen."
In diesem mit Photographien illustrierten Artikel wird den Farmern
ausführliche Unterweisung erteilt, wie kranker Mais gesund gemacht und die
Krankheit der Ernte verhindert werden kann. Die Photographien zeigen wie
krankes Korn aussieht, und wie die Maisfelder aussehen, wenn sie durch
Aluminium vergiftet sind. Beim Verbrennen der Stauden kranker Felder fand man,
daß die Asche fünf Prozent reines Aluminium enthielt, zweimal soviel wie
gesundes Korn. Nach zahlreichen Versuchen stellte es sich heraus, daß Phosphat
das Heilmittel ist, das den kranken Boden gesund macht.
Aluminium und Phosphat sind in jeder Bodenart vorhanden, aber sie müssen im
richtigen Verhältnis zueinander darin enthalten sein, damit der Ertrag des
Bodens gesunde Nahrung liefern kann. Professor E. L Mosely aus Sandusky, Ohio,
hat festgestellt, daß Tiere, die gewisse Kräuter fressen in denen
Aluminium-Phosphat enthalten ist, krank werden und einen geschwächten Zustand
aufweisen, den die Tierärzte allgemein als "Zittern" bezeichnen. Kühe, die
solche dieses Gift enthaltende Kräuter fressen, bekommen die sogenannte
Milchkrankheit. Eine Untersuchung dieser Milch zeigte, daß Aluminium darin
enthalten war. Tiere und Menschen, die von solcher Milch genossen, erkrankten
ebenfalls.
Im Mai 1928 erschien in der Zeitschrift des amerikanischen Ärzte-Verbandes ein
interessanter Artikel unter der Überschrift "Die Milchkrankhcit und das
Zittern". Darin heißt es:
"Aluminium hat eine merkwürdige allgemeine
Wirkung, wenn es Zutritt in das Blut erlangt. Bei Siems Versuchen mit Tieren
stellte es sich heraus, daß Säugetiere immer erst nach ein oder zwei Wochen
starben, nachdem ihnen die Salze in die Adern eingeführt wurden. Bei Fröschen
fand eine Lähmung des Zentral-Nervensystems statt, ohne daß das Herz und die
Muskeln weiter beeinträchtigt wurden.
Die ersten Symptome bei Säugetieren erschienen nach drei bis fünf Tagen. Es
stellte sich Hartleibigkeit, Gewichtsabnahme, Schwäche, Schlaffheit und
Erbrechen ein. Später zeigte sich dann konvulsives Zittern, Krämpfe, Lähmung
der Hinterbeine, Gefühllosigkeit des Mundes und der Kehle etc. Vor dem Tode
stellte sich meist Diarrhöe, Anschwellung des Magens und der Därme, Herz- und
Lcberverfettung ein und im Urin fand sich Aluminium."
Wie andere schwere Metalle wirkt Aluminium
vergiftend auf die Gedärme und die Nieren, während andere Symptome direkt auf
eine Einwirkung auf das Gehirn hinweisen. Diese Ergebnisse der Versuche Siems
wurden auch von anderen Gelehrten bestätigt.
Ein anderer amerikanischer Arzt Dr. George Starr Whitc schreibt unter anderem:
"Viele können jahrelang Aluminiumgeschirr benutzen, ohne sichtbaren Schaden davonzutragen, während sich bei anderen alle Arten von Übeln zeigen, ehe sie an Herzleiden sterben. Da Aluminium ein schrecklicher Verheerer des Herzens ist, tötet es zweifellos Tausende, ohne daß es erkannt wird."
Es ist also offenbar, daß Aluminium den Erdboden vergiftet, die Pflanzen, die darauf wachsen, die Tiere, die diese Pflanzen fressen und die Menschen, die auf irgend eine Weise dieses Gift zu sich nehmen. Der Schreiber dieses glaubt, daß sicherlich die große Zunahme der Krebskrankheit eng mit dem vermehrten Gebrauch von Aluminium-Kochgeschirr im Zusammenhang steht."
Noch eine weitere Schreckensmeldung, an der auch die sonstigen
Verschwörungstheoretiker ihre helle Freude haben dürften, vermag dieselbe
GZ-Ausgabe zu offerieren:
„Das Kirchhofsfestmahl und die Presse
In Bennington in Kansas luden die Damen der Friedhofs-Vereinigung zu einem
Festmahl im Kellergeschoß der Presbyterianerkirche ein, um dem Friedhof eine
benötigte Summe zukommen zu lassen. Dieses Festmahl war natürlich in den
Zeitungen angekündigt, und eine große Schar von Menschen strömte an dem
betreffenden Tage zu dem "bekannt guten Essen" der Damen von der
Friedhofsvereinigung. Am nächsten Morgen sprach es sich herum, daß fünfzehn
der Teilnehmer des Essens an Vergiftungserscheinungen erkrankt waren. Bald
hieß es, einige der Hühner, die einen Teil des Festmahls ausgemacht hatten,
seien verdorben gewesen. Es waren alles von verschiedenen Seiten geschenkte
Hühner, da in der ganzen Umgegend um freiwillige Gaben für dieses Festmahl
gebeten worden war. Dies konnte jedoch nicht die Wahrheit sein; denn niemand,
der an dem Festessen teilgenommen oder bei der Zubereitung geholfen hatte,
wußte etwas von verdorbenen Hühnern. Manche der Erkrankten, deren Zahl
inzwischen auf dreißig gestiegen war, hatten kein Huhn gegessen und manche,
die viel Huhn gegessen hatten, waren gesund geblieben. Es stellte sich aber
heraus, daß die Küche der Kirche neu mit Aluminiumgeschirr ausgestattet worden
war, und daß offenbar eine Aluminiumvergiftung vorlag, da ein Teil der Speisen
sehr lange in den Aluminiumgefäßen gestanden hatte. Die Zeitungen, die hierauf
aufgefordert wurden, einen diesbezüglichen Bericht zu bringen, weigerten sich,
dies zu tun, da es "gefährlich" sei. Der Redaktor der Zeitung zu Bennington
erklärte zwar, der Bericht sei ihm sehr interessant und lehrreich, aber er
könne ihn nicht drucken, weil es zu viele große Aluminiumfirmen gäbe, die
daran Anstoß nehmen könnten. (Aus dem amerikanischen "Golden Age" Nr. 245)"
Auch die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" gleichen Datums (1.
6. 1929), wollte da nicht nachstehen, und lieferte gleichfalls
Anti-Aluminum-Artikel. Da gewisse Passagen unterschiedlich sind, sei dieser
Artikel auch noch nachfolgend dokumentiert:
„Noch einmal Aluminium
In Nr. 69 der Berliner Morgenpost findet sich ein Artikel „Das verleumdete
Aluminium", und darunter die in jeder Beziehung unbewiesene und daher auch
ungerechtfertigte Behauptung: „Kochtöpfe aus Aluminium nicht
gesundheitsschädlich."
Wir zitieren einen Teil der Ausführungen nachfolgend:
„Seit einigen Jahrzehnten hat sich nun das
Aluminium immer mehr Eingang in die Hauswirtschaft verschafft. Aluminiumtöpfe
sind leicht, dauerhaft - wenn sie von guter Qualität sind -, und da Aluminium
ein guter Wärmeleiter ist, spart man bei ihrer Benutzung Heizmaterial.
Jahrelang war alle Welt entzückt über das saubere, praktische Werkzeug, - da
erhob sich allmählich ein Gerede: in Aluminiumtöpfen gekochte Speisen seien
gesundheitsschädlich. Die arme Blinddarmentzündung, als deren angebliche
Ursachen schon so viele Dinge angegeben worden sind, vom verschluckten
Kirschkern bis zum Emailsplitter von Geschirr und Borsten von Zahnbürsten,
mußte natürlich auch diesmal wieder herhalten.
Ja, sogar die angebliche Zunahme der Krebskrankheit wurde dem Aluminium zur
Last gelegt! Dabei ist noch nicht einmal bewiesen, daß der Krebs überhaupt so
stark zugenommen hat, und über seine Ursache weiß man gar nichts."
Dann kommentiert das GZ seinerseits dazu:
„Daß in diesem Artikel behauptet wird, es sei
überhaupt nicht nachgewiesen, daß der Krebs so stark zugenommen habe, wird
zweifellos das Befremden jedes mit der Materie bewanderten Mediziners erregen.
Ob der Einfluß von Aluminiumgiften im menschlichen Leibe auf die Erregung von
Krebs einwirkt oder nicht, sei zunächst dahingestellt, aber der Schreiber des
genannten Morgenpost-Artikels gibt selbst zu, daß sich bei längerem Kochen von
Speisen Spuren von Aluminium lösen. Wir zitieren seine eigenen Worte:
„Selbst nach langem Kochen mit Fruchtsäuren werden
nur Spuren von Aluminium gelöst. Es erfordert, so hat man in Amerika
festgestellt, die sorgfältigsten chemischen Methoden, in diesem Fall überhaupt
Aluminium im Kochgut nachzuweisen."
Und dann setzt sich der GZ-eigene Kommentar mit den Worten fort:
„Zu derselben Zeit, wo dieser Artikel unsre
Aufmerksamkeit erregt, gelangt eine gleiche Abhandlung über diese Frage in der
amerikanischen Zeitschrift „The Golden Age" in unsere Hand, in welcher unter
der Überschrift „Die Aluminiumvergiftung in der Stadt Kansas" folgende
Ausführungen gemacht werden:
„Im Februar 1927 fand in der Stadt Kansas in
Amerika ein Kirchenfestessen der Eltern- und Lehrervereinigung statt. Von den
554 Teilnehmern dieses Festessens erkrankten 150 Personen innerhalb
vierundzwanzig Stunden. Die Speisen waren mit den besten nur erlangbaren
Zutaten bereitet und von einer Firma gekocht worden, die nie zuvor
irgendwelche Ursache zu Klagen über die von ihnen zubereiteten Speisen gegeben
hatte. Alle Speisen waren in neuem Aluminium-Kochgeschirr gekocht.
Die Leser des 'Goldenen Zeitalters', die den Artikel Dr. Betts aus Toledo
gelesen haben, werden die Ursache der Erkrankung der 150 Personen, die den
ersten Überzug losen Aluminiums aus den neuen Geschirren gegessen haben,
kennen. Aber natürlich kannte sie keiner der Sachverständigen des
Gesundheitsamtes, noch kennt sie irgendeine Zeitung oder würde sie
bekanntgeben.
Der Grund dafür ist folgender: Jedes einschlägige Geschäft verkauft
Aluminiumgeschirr, und jede Zeitung preist es an. Es ist nicht das idealste
Kochgeschirr, und viele Menschen wissen das; aber es gehört zu unserer
Zivilisation. Außerdem haben einige der einflußreichsten Leute Geld in den
Aluminiumgesellschaften stecken. Darum würde es ein Sachverständiger des
Gesundheitsamtes für sehr wenig ratsam halten, seinen guten Posten auf das
Spiel zu setzen, indem er die hier offenbar ins Auge fallende Tatsache der
Aluminiumvergiftung bekanntgeben würde.
Dr. Betts hörte von diesem Falle und bot dem 'Kansas Star' 500 Dollar zur
Abhaltung eines weiteren Festessens mit denselben Speisen, von denselben
Leuten zubereitet und wieder in vollkommen neuen Alumiumgeschirren gekocht. Er
garantierte, daß, wenn die Speisen wieder dieselbe Zeit in den Geschirren
stehen gelassen würden, mindestens wider ebensoviele Personen erkranken
würden. Natürlich ging weder das Gesundheitsamt der Stadt Kansas noch der
'Kansas Star' auf diesen Vorschlag ein, und so blieb dieser Vergiftungsfall
ein 'Geheimnis', wie die unendlich geliebte Ewige-Qual-Lehre und die
Dreieinigkeitslehre der Geistlichkeit ein Geheimnis bleibt." - Soweit diese
Zuschrift.
Wir (d. h. die Redaktion des GZ) greifen diese Frage nicht deshalb wieder auf, weil wir Polemik oder Auseinandersetzung wünschen, aber wir halten es für unsere Pflicht und Schuldigkeit, Dinge, von denen wir erkennen, daß sie nicht zum Vorteil der Menschheit sind, zu kennzeichnen, und dieser unsrer Verantwortlichkeit entledigen wir uns hiermit."
Auch über eine relative Erfolgsmeldung der Anti-Aluminiumkampagne, wusste
das „Goldene Zeitalters" (Ausgabe Bern und Magdeburg) vom 1. 7. 1929 zu
berichten:
„Die Herstellung von Aluminiumkochgeschirr
eingestellt Die "Perfection-Aluminium-Gesellschaft" in Cleveland, Ohio hat die
Fabrikation von Aluminiumkochgeschirr eingestellt. Es ist bekannt, daß diese
Gesellschaft an den Geschäften Rockefellers beteiligt ist. Das ist besonders
interessant angesichts der Tatsache, daß Dr. Murphy von dem
Rockefeller-Institut in New-York, eine Organisation zur Erforschung der
Krebskrankheit ins Leben rief und der Welt verkündet hat, daß der Krebs durch
chemische Gärungen verursacht wird.
Während des Krieges waren die amerikanischen Soldaten mit Aluminiumgeschirren
ausgerüstet und tausende von ihnen erkrankten an einer Krankheit, die man in
Amerika "Schützengrabenmund" nannte. Man nimmt jetzt an, daß diese Krankheit
auf ihre Aluminiumgeschirre zurückzuführen ist weil es eine bekannte Tatsache
ist, daß Personen, die lang kein Aluminiumgeschirr im Gebrauch hatten, einen
bösen Mund bekommen, sobald sie wieder in Aluminiumgeschirr gekochte Speisen
essen. Es sind schon Fälle vorgekommen, wo dieses Übel nach dem Genuß einer
einzigen Mahlzeit solcher Speisen auftrat."
Und da sich das „Goldene Zeitalter" mittlerweile auf das Thema
Aluminium-Gegnerschaft „eingeschossen" hatte, wartet die Schweizer Ausgabe
selbigen vom 1. 8. 1929 mit einer neuen diesbezüglichen Horrormeldung auf.
Diesmal wird die GZ-Leserschaft wie folgt belehrt:
„Einige ungewöhnliche Ursachen und Folgen von
Aluminiumvergiftung
Von Dr. med. G. Schmidt
(Dem amerikanischen "Golden Age" Nr. 249 entnommen)
Während der letzten sechs Monate habe ich alle meine Patienten auf
Aluminiumvergiftung hin untersucht. Das Ergebnis meiner Untersuchung war, daß
sechzig bis neunzig Prozent aller meiner Patienten, sowohl in akuten wie in
chronischen Fällen an einer oder an mehreren Stellen des Körpers eine
Aluminiumvergiftung aufwiesen. Aluminium ist also nach Syphilis die häufigste
Ursache zu Vergiftung.
Man kann eine Aluminiumvergiftung durch alle Arten von Speisen bekommen, die
in Aluminiumgeschirren gekocht oder auch nur in solchen gemischt worden sind,
oder darin gestanden haben. Ich selbst stellte einmal Zeichen einer
Aluminiumvergiftung an mir fest, nachdem ich einen einzigen Löffel voll
Kartoffelsalat gegessen hatte, der in einer Aluminium-Schüssel gemischt worden
war. Wasser, das in einem Aluminiumkessel gekocht ist, auch wenn dieser Kessel
innen mit einer dicken Kalkschicht versehen ist, oder wenn es auch nur in
einem Aluminiumeimer gestanden hat, ist vergiftet.
Wenn man gewöhnliches Röhrenwasser lange Zeit in einem Aluminiumeimer stehen
läßt, bilden sich allmählich an der Innenseite des Eimers durch die
Wirksamkeit der im Wasser enthaltenen Salze kleine Erhöhungen oder Knötchen,
und das dauert fort, bis ein Loch in das Metall gefressen ist. Ich habe das
zweimal an schweren Aluminiumbehältern beobachtet, bis ich erkannte, was es
bedeutete. Kaffee, der in einem Aluminiumkocher gekocht wird, ist dunkler als
anderer und hat einen Beigeschmack.
Die meisten Bonbons werden in Aluminiumgeschirren hergestellt, und sie bilden
häufig die Ursache zu Vergiftungen. Ein einziges Frucht- oder
Pfefferminz-bonbon kann innerhalb von zehn Minuten eine giftige Wirkung
ausgeübt haben. In Amerika ist ein Aluminiumbackpulver sehr gebräuchlich.
Dieses hat eine so stark vergiftende Wirkung, daß sogar ein Brustkind einen
Kolikanfall bekam, nachdem die stillende Mutter ein einziges Stück mit solchem
Backpulver hergestellten Kuchen gegessen hatte.
Viele unserer Medikamente haben, wenn sie in einem Aluminiumgeschirr gemischt
worden sind, so viel von diesem Gifte in sich, daß der Patient in fünfzehn bis
zwanzig Minuten die verschiedenen Salze des Aluminiums im Körper aufweist.
Ich habe dies mit zwei Tabletten bewiesen, die von zwei verschiedenen Firmen
hergestellt waren. Das positive Ergebnis zeigte sich schon nach fünfzehn
Minuten bei einem Patienten, der die in einem Aluminiumgeschirr gemischte
Tablette genommen hatte, während an dem anderen Patienten, dessen Tablette
nicht mit Aluminium vergiftet war, nach einer Stunde absolut noch keine
Veränderung festgestellt werden konnte.
Die Symptome einer akuten Vergiftung durch auch nur eine mittlere Dosis sind
ein eigenartiges Gefühl im Magen, das man als ein Mittelding zwischen Hunger
und einem leisen Schmerz beschreiben könnte. Dieses Gefühl hält zehn bis
zwanzig Minuten an, worauf eine Müdigkeit und Schlappheit einsetzt, die
ungefähr vier bis acht Stunden anhält. Wenn man diese Symptome ein paarmal an
sich selbst beobachtet hat, wird man sofort wissen, wenn man durch Aluminium
vergiftet ist.
Das Gift muß durch die Nieren und den Mastdarm aus dem Körper ausgeschieden
werden. Wenn sich der Körper von diesem Gifte reinigt, wird man Überreste
davon in der Aftermündung, der Harnröhre und oft auch in der Samendrüse beim
Manne feststellen können. Wenn die Verdauung in Ordnung ist und der Patient
zwei bis drei mal am Tage ausleert, wie es sein sollte, kann dieses Gift ohne
böse Folgen zu hinterlassen durch den Körper gehen. Aber bei Darmträgheit
sammelt es sich an und dämmt sich auf, bis jedes Organ des Körpers damit
geladen ist und das Gift schließlich durch Geschwüre etc. durchbricht. Ein
Geschwür ist nichts weiter als das Bestreben des Körpers, ein chronisches
Übermaß von Gift an dieser Stelle auszuscheiden. Dasselbe gilt auch von Krebs.
Bei Krebs wird man immer finden, daß Natrium-Salze (Muriate) und
Aluminium-Nitrate durch denselben ausgeschieden werden, und daß
Potasche-Nitrate vorhanden sind. In ernsten Fällen wird Aluminium in der
Leber, der Gallenblase und dem Blinddarm gefunden. In besonderen Fällen wie in
Sinusitis bei geminderter Widerstandskraft irgendwelcher Drüsen, wie der
Brust-Thyroid- und Geschlechtsdrüsen, in der Schleimhaut des Mundes, des
Magens und der Dünndärme, zeigt es sich in Form von Geschwüren, in der
Harnröhre und der Aftermündung als Entzündung oder als Geschwüre; auf der Haut
als dunkle Flecken, Entzündungen oder Geschwüre, in den Nerven der Arme und
Beine als Neuralgie. Außer ernstesten Fällen, wo viele Punkte angegriffen
sind, gibt es auch Fälle mit nur einer oder zwei vergifteten Stellen im
Körper.
Ein Knabe hatte ein schlimmes Auge und man dachte, es sei ihm etwas
hineingeflogen. Es war aber nichts weiter zu finden als daß die Bindehaut des
oberen Lides geschwollen war. Die Untersuchung ergab, daß sich eine
Aluminiumvergiftung nur in einem Auge festgesetzt hatte, und zwar hatte der
Knabe zwei Tage zuvor eine in einem Aluminiumtopf gekochte Suppe gegessen.
Kein anderes Gift oder kein anderes Leiden war zu finden.
Bei einem Mann mit schweren Hüftschmerzen, der jahrelang ohne Erfolg auf
Rheumatismus behandelt worden war, zeigte sich, daß sich den ganzen
Nervenstrang entlang Aluminium festgesetzt hatte.
Bei einer Nachuntersuchung von 100 Fällen von Krebs fand ich diese
Aluminiumvergiftung in einem jeden der Fälle. Ebenso fanden sich auch in allen
Fällen Natronsalze (natrium muriate). Verstehen wir auch völlig, was das
bedeutet? Man denke darüber nach und suche die richtige Antwort zu finden! Es
ist der Mühe wert!
Mittels dieser leicht beweisbaren Untersuchungen erkennen wir also, daß diese
Vergiftung fast allgemein ist, daß wir uns täglich eine solche zuziehen, ja
sogar mehrmals am Tage. Indem wir unseren Körper mit diesem Gifte anfüllen,
kann ein jedes einzelne Organ dadurch vergiftet werden und wir gewahren es
erst, wenn das Leiden seinen Höhepunkt erreicht hat, indem sich der Körper an
irgend einer Stelle des Giftes zu entledigen sucht Das kann bei einer jeden
Krankheit ein wichtiger Faktor sein. ...
Es erhellt, daß es von höchster Wichtigkeit ist, über diese Dinge immer mehr
zu erfahren und uns an ihrer Bekämpfung zu beteiligen, indem wir die Wahrheit
darüber verbreiten, wo es uns nur möglich ist, und wir können sicher sein, daß
die Wahrheit schließlich siegen wird."
Letzten Satz von der siegenden „Wahrheit" nochmals aufnehmend. Warum
verleugnet die heutige WTG denn ihr „Kind"? Nach 1945 sind mir - bisher -
jedenfalls keine WTG-Statements bekannt, die ausdrücklich auf jene frühere
WTG-Kampagne bezug nehmen.
Die Stimmungsmache gegen das Aluminium, will im „Goldenen Zeitalter" einfach
kein Ende nehmen. Auch die Schweizer Ausgabe selbigen, vom 1. 9. 1929,
(Ausgabe Magdeburg 15. 9. 1929) offeriert einen neuen tendenziösen Bericht.
Selbiger führte aus:
„Aerztliches Gutachten über die Schädlichkeit des
Aluminiumkochgeschirrs
(Dem engl. ..Goldenen Zeitalter" Nr. 250 entnommen)
Seit Dr. Chas. T. Betts in Toledo, Ohio, in seinem Buche "Eine Ansicht über
Aluminium" in so mutiger und unerschrockener Weise zum Wohle der Allgemeinheit
auf die Gesundheitsschädlichkeit des Aluminiumkochgeschirrs hinwies, haben
sich trotz aller Opposition von Seiten solcher, die ein Interesse an der Blüte
der Aluminiumindustrie haben, eine ganze Reihe von amerikanischen Ärzten,
darunter die bedeutendsten Namen auf die Seite Dr. Betts gestellt und helfen
in offener Weise, diese Massenvergiftung zu bekämpfen.
Die englische Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" veröffentlichte eine Liste von
dreißig der bekanntesten Professoren und Doktoren der Medizin der Vereinigten
Staaten, darunter auch Dr. Wilhelm Koch, den Leiter des Institutes für
Krebsforschungen, und Dr. William Gies, Professor der biologischen Chemie an
der Universität zu Cincinnati. Diese tüchtigen Gelehrten sind sich alle
darüber einig, daß Aluminium, wenn innerlich eingenommen, vergiftend auf den
Körper wirkt. Ihre Untersuchungen und Gutachten sind durchaus öffentlich und
jedermann zugängig.
Eine große Anzahl der amerikanischen Wissenschafter hat sich auch offen
darüber geäußert, daß der Gebrauch von Aluminiumkochgeschirr eine sehr häufige
Ursache zu Krebs und ganz bestimmt der Grund für die erschreckende Zunahme der
Krebskrankheiten überhaupt ist. Dr. med. Dewey, der Sekretär des Institutes
für Krebsforschungen sagt:
Ein mächtiger, bisher noch nicht genannter
Faktor, der mit der Ernährungsweise in Verbindung steht, ist Aluminium. Von
Aluminiumkochgeschirren löst sich Aluminium durch destilliertes, wie auch
durch gewöhnliches Wasser in solchen Mengen, daß es dem Heilungsprozeß der
Krankheit entgegenwirkt. In Aluminiumkochgeschirr gekochte Speisen enthalten
große Quantitäten Aluminium. Darum muß Aluminiumkochgeschirr zur Herstellung
der Speisen für Krebskranke strengstens vermieden werden.
Wenn man Gemüse in einem Aluminiumtopf kocht, wird man nach Ansicht
obengenannter Ärzte und Professoren stets ein Gift damit erzeugen. Der Name
des Giftes wird durch die Art der Speise bestimmt, die man in Aluminium
gekocht hat, aber jede Speise, ob sie säure- oder alkalihaltig ist, ist, wenn
in Aluminium gekocht, vergiftet. Wenn man nun eine Speise von einer Mahlzeit
zur anderen in Aluminiumgeschirr stehen läßt und dann aufwärmt, ist das sich
entwickelnde Gift so stark, daß es zu ernster Erkrankung, ja sogar zum Tode
führen kann.
Wenn man Wasser (zu Kaffee und Tee) in einem Aluminiumtopfe kocht, wird ein
Gift erzeugt, das unter dem Namen Aluminium-Hydroxid bekannt ist, und das auf
den Magen einwirkt.
Einer der obenerwähnten Ärzte äußert sich darüber:
"Der ständige Gebrauch von Aluminiumgeschirr führt zu Pellagra (flechtenartige Hautkrankheit) und oft zu Hämorrhoiden den ganzen Mastdarm entlang mit Magen- und Darmgeschwüren."
Dr. med. Wilhelm Held, der Direktor des Gesundheitsbundes der Verein. Staaten, sagt:
"Wenn jemand auf ärztliche Verordnung eine Aluminium enthaltende Arznei einnimmt und nebenbei noch in Aluminium gekochte Speisen genießt, nimmt er offenbar weit mehr Aluminium zu sich als ihm verordnet ist. Wenn man in Aluminiumgeschirr gekochte Speisen ißt, nimmt man dieses Gift, gleichviel ob man es braucht oder nicht, in unbeschränkten Dosen zu sich, je nach der Menge der Speisen, die in Aluminium gekocht worden sind. Wo nur Aluminiumgeschirr zur Bereitung der Speisen verwendet wird, wird das Gift dem Körper in allen Zusammensetzungen zugeführt."
Wenn man Eier in Aluminiumgeschirr kocht, wird Aluminium-Phosphat erzeugt. Wenn man gesalzenes Fleisch oder Fisch in Aluminiumgeschirr kocht, wird Aluminium-Chlorid erzeugt Professor Harry Wells von der Universität zu Chicago sagt:
"Die Aluminiumzusammensetzungen, die durch das Kochen von Speisen in Aluminiumgeschirr entstehen, können durch alle Teile des Verdauungskanals, vom Munde bis zum After, in den Blutkreislauf eindringen. Sobald diese Gifte die Wände des Verdauungssystems durchdrungen haben, kommen sie mit den roten Blutkörperchen in Berührung und bewirken, daß sich diese zusammenziehen oder klumpen. Dieses Klumpen der roten Blutkörperchen ist sehr gefährlich und führt zu Bleichsucht und einer Verminderung der roten Blutkörperchen."
Dr. Betts, der Herausgeber des Buches "Eine Ansicht über Aluminium", sagt:
"Wer es gewöhnt ist, in Aluminium gekochte Speisen zu genießen und vielleicht auch noch mit Aluminium enthaltenden Backpulver zubereitetes Gebäck zu essen, nimmt täglich zwölf bis fünfzehn Gramm Aluminium zu sich."
Wer nicht an die Gefahr der Vergiftung durch
Aluminiumkochgeschirr glauben will, weil täglich in den Zeitungen so viel
Aluminiumgeschirr angepriesen wird, sollte eingedenk sein, daß die Fabriken,
die Aluminiumwaren herstellen, wie die Zeitungen, die diese Anpreisungen
bringen, lediglich in ihrem Geschäftsinteresse handeln, nicht aber im
Interesse an der allgemeinen Wohlfahrt. In allen zivilisierten Ländern ist der
Verkauf und die Anpreisung von Aluminiumgeschirr und Aluminiumbackpulver
gestattet, obwohl in Amerika gesetzlich verlangt wird, daß aluminiumhaltiges
Backpulver die Aufschrift "Sodium-Aluminium-
-Sulphate" tragen muß. Man muß also die Gefahr kennen."
Auch in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1929, (Ausgabe
Bern. Die Ausgabe Magdeburg hat den fraglichen Artikel offenbar in zwei Teile
gesplittet. Insbesondere der zweite Teil dieses Artikels, in der Ausgabe
Magdeburg dann am 1. 9. 1929, variiert), hagelt es wieder vermeintliche
Gesundheitsratschläge. Wie gehabt, wird die Aluminium-Gegnerschaft dabei nicht
vergessen. Das liest sich dann so:
„Eine große Hauptsache zur Verhinderung, von
Krankheit ist, daß man alles Kochen und Stehenlassen der Speisen in
Aluminiumkochgeschirr vermeidet. Jedes Partikelchen einer Speise, die in einem
Aluminiumgeschirr zubereitet ist, ist vergiftet In Amerika haben eine große
Anzahl der bedeutendsten Ärzte, Chemiker und Universitätsprofessoren, darunter
Dr. Wilhelm Koch, dem Leiter der Gründung für Krebsforschung, nach eingehenden
Untersuchungen und Forschungen erklärt, daß Aluminiumzusammensetzungen, wenn
sie durch die Speisen in das Innere des Menschen eindringen, giftig sind."
(Anmerkung eben zitierte Anti-Aluminium-Passage lässt sich so in der
Ausgabe Magdeburg nicht nachweisen. Der Grund dafür dürfte darin zu sehen
sein, dass der WTG in Deutschland (im Gegensatz zur Schweiz), mittlerweile ein
rauer Wind bezüglich ihrer Anti-Aluminium-Kampagne entgegenwehte.
Immerhin, hält die Magdeburger Ausgabe des GZ auch an der
Anti-Aluminium-Einstellung fest, verabsäumt sie es auch nicht, diese
„Sicherheit" zur Schau zu Stellen. So auch in einem abgedruckten Leserbrief in
der Magdeburger GZ-Ausgabe vom 15. 8. 1929 (Ausgabe Bern 15. 9. 1929).
Über dessen „Aussagekraft" mag sich ja jeder so seine eigene Meinung bilden.
Wessen Geistes Kind indes diese Ratschlaggeber sind, macht dann die
nachfolgende Bemerkung deutlich. Nachdem man also das Aluminium wieder mal
attackiert hatte, geht es weiter mit dem Ratschlag (nur in der Ausgabe Bern
nachweisbar):
„Schlafe auf der rechten Seite mit dem Haupte nach
Norden, weil dann der magnetische Strom .der Erde mit deinem
Hauptnervensträngen parallel läuft, anstatt ihn zu kreuzen. So werden deine
Nerven beruhigt. Lege deine rechte Hand leicht auf deine linke Hüfte, so daß
der rechte Ellbogen auf der Matratze ruht. Das wird allen Organen die
größtmöglichste anatomische Freiheit gestatten."
Und dieses Quacksalber-Gequake wird dann noch zu allem Überfluss mit den
Worten definiert:
„Darum erkenne und befolge die Naturgesetze, und
du wirst gesund sein."
Wieso jene eben zitierten Schlafempfehlungen, „Naturgesetz" seien, mit
welcher Begründung, und mit welcher Reputation. Wer auch auf diese Frage eine
Antwort haben möchte, wird sie jedenfalls im „Goldenen Zeitalter" nicht
bekommen.
Es verwundert auch nicht, angesichts der Quacksalber, die sich da im GZ
verbreiten, dass man im selben Artikel auch den Satz vorfinden kann:
„Stets sollte man sich vor Impfungen und
Serumeinspritzungen hüten. Vertraue hier ja nicht blind dem Rate der Ärzte
oder den Anpreisungen solcher Mittel in der Tagespresse."
Zur weiteren Stützung der Aluminium-Gegnerschaftsthese, offeriert die
Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 6. 1929 (Ausgabe Magdeburg
1. 7. 1929) einen entsprechenden Leserbrief. Selbiger führte aus:
„Ein offener Brief an einen Zahnarzt
Seit vielen Jahren habe .ich an Magengeschwüren gelitten, habe eine lange Zeit
im Hospital zu Toledo zugebracht und immer in ärztlicher Behandlung gestanden.
Lange Zeit durfte ich nur von Milch und Eiern leben. Mein Zustand besserte
sich etwas, aber ich wurde so schwach, daß ich nicht mehr meinen gewohnten
Pflichten nachgehen konnte. Schließlich sagte der Arzt, die Krankheit müsse
durch eine Zahnkrankheit hervorgerufen sein und riet mir, mir die Zähne ziehen
zu lassen. Als ich nun zu Ihnen kam und Ihnen den Grund sagte, warum ich mir
die Zähne ziehen lassen wollte, weigerten Sie sich es zu tun und gaben mir den
Rat nichts mehr zu essen was in Aluminiumkochgeschirr gekocht ist und was mit
aluminiumhaltigem Backpulver zubereitet ist. Nachdem ich nun ein Jahr lang
Ihren Rat befolgt habe, drängt es mich Ihnen mitzuteilen, daß ich vollständig
von meinem Leiden befreit bin. Schon nachdem ich acht Tage lang alles
Aluminiumgeschirr gemieden hatte verspürte ich Besserung. Ich habe keine
Medizin mehr genommen. Später bekehrte ich mit zu naturgemäßer Lebensweise,
und dies im Verein mit dem Vermeiden alles Aluminiums hat mir das Leben
gerettet."
Der aufmerksame Leser dieser Story, kann vielleicht auch registriert haben,
das als Ort der Handlung Toledo genannt wird. Wer nun weiter recherchiert, dem
fällt vielleicht auch noch auf, dass just jener Dr. Betts, welcher vom GZ als
besondere Anti-Aluminium-Koryphäe herausgestellt wurde, ebenfalls besagtem
Toledo zugeordnet wird. Offenbar versäumte jener Herr es nicht, sich allerlei
Unterstützung zu versichern!
Wie auch immer. Die vorzitierte rührselige Story endete ja auch damit, dass
der Berichterstatter sich nunmehr zu einer „naturgemäßen Ernährungsform"
bekehrt habe. „Praktisch" wie das GZ nun mal so ist, liefert es dann noch
gleich in der gleichen Ausgabe, solch eine Anleitung zur „naturgemäßen
Ernährung".
Sogenannte Biobauern, werden selbige wohl wohlwollend registrieren. Aber das
auch nur mit einem „lachenden Auge" . Ihr anderes „Auge" wird wohl eher
weinen. Das „andere Auge" bestünde dann wohl darin, das Viehwirtschaft, für
die sie ja der „Rohstofflieferant" der „Fleischindustrie" sind, bei diesem
GZ-Rezept nicht sonderlich gut wegkommt. Wie auch immer, bilde sich jeder
seine eigene Meinung dazu, was denn das GZ für eine „naturgemäße Ernährung" so
so empfehlen weis. Es wird im nachfolgenden unkommentiert zitiert:
Einige Ratschläge zur Gesundheitspflege
Wer genügend Früchte und Gemüse ißt, braucht nicht nach dem Lebenselixier zu
suchen. Grüner Salat, Spinat, Tomaten, Zwiebeln, Sellerie und andere Gemüse
sind besser als alle Pillen und Tropfen der Apotheken Ein kluger Arzt, der
wirklich wünscht, daß seine Patienten genesen, verschreibt ihnen viel Früchte
und Gemüse als tägliche Kost. Er weiß, daß ein zu wenig von diesen Dingen zu
Verstopfung führt, und ungenügende Ausscheidung hat immer andere Krankheiten
zur Folge, die sich oft erst später bemerkbar machen.
Die Zwiebel als Heilmittel.
Weißt du, daß die Zwiebel eines der besten Heilmittel aus dem Gemüsereiche
ist? Wer an Schlaflosigkeit leidet, sollte geröstete Zwiebeln mit etwas
Vollkornbrot zum Abendbrot essen, und er wird angenehm von dem Erfolg
überrascht sein. Einfacher Zwiebelsyrup (mit Zucker dick eingekochter
Zwiebelsaft) ist das beste Heilmittel gegen Halsentzündung und Husten.
Weißkraut ist ebenfalls ein wichtiger Faktor zur gesunden Ernährung, besonders
ungekocht. Es hilft Zähne und Nägel aufbauen und fordert das Wachstum der
Haare. Wer eine rheumatische Veranlagung hat wird durch den Genuß von viel
rohem Weißkraut - auch Sauerkraut - Erleichterung erhalten. Sein Wert kann
nicht zu hoch eingeschätzt werden. Rohes Sauerkraut- mit feingeschnittener
Zwiebel vermischt und siedendem Tafelöl übergossen ergibt einen delikaten
Salat Rote Rüben sind außerordentlich blutbildend. Sie helfen rote
Blutkörperchen bilden. Außerdem sind sie ein Heilmittel gegen Hautkrankheiten
und Gelbsucht Karotten und Mohren sind stark eisenhaltig. Wer schön zu sein
wünscht, sollte täglich eine Mohre essen. Gekocht oder roh ist ihr Gewicht
nicht mit Gold aufzuwiegen. Man versuche sie einmal roh zu reiben und mit
einem geriebenen Apfel und ein paar Rosinen zu vermischen. Das ergibt einen
köstlichen Nachtisch, Geriebene Mohren mit Majonaise ergeben einen
vorzüglichen appetitanregenden Salat.
Trinkt Gemüsesaft
Sellerie hat einen großen medizinischen Wert. Er macht das Blut alkalisch, wie
es normaler Weise immer sein sollte. .Auch wirkt er als ein gutes
Nervenberuhigungsmittel. Niemals sollte man das Wasser, darin Gemüse gekocht
wurde, weggießen, sondern es trinken, und man wird dadurch gesünder werden.
Der Körper bedarf öfters eines Groß-Reinmachens. Es ist außerordentlich
notwendig, daß er innerlich wie äußerlich sauber gehalten wird. Tatsächlich
ist ein sauberer Darmkanal von größerer Wichtigkeit als äußere Reinlichkeit.
Alle Früchte und Gemüse helfen "das Innere des Hauses reinmachen". Besonders
sind alle Beeren ein kostbares Geschenk der Natur an den Menschen, das nicht
übersehen werden sollte.
Der König der Fruchte. Der Apfel ist der König der Früchte und sollte
reichlich gegessen werden. Die alte Familienregel: "Ein Apfel am Tage hält den
Arzt aus dem Hause" ist garnicht zu bestreiten. Der Apfel enthält Elemente,
die den Körper vor Erkrankung bewahren. Der Apfel ist die beste Winterfrucht
und das beste natürliche Abführmittel.
Bei einer jeden Mahlzeit sollte irgend eine Frucht oder ein Gemüse gekocht
oder roh gegessen werden. Zum Frühstück ist eine Mahlzeit von Früchten
vollkommen genügend, besonders für Leute mit sitzender Lebensweise.
Wenn diese Regel im Winter, wo man an und für sich mehr schwere und
verstopfende Speisen genießt, befolgt wird, wird im Frühling keine
Blutreinigungskur notwendig sein. Die sogenannte Frühlingskrankheit, unter der
viele Menschen leiden, ist nichts weiter als eine Verstopfung des Darmsystems,
infolge von zu viel Essen und zu wenig Reinigung. Dann bedarf es einer
gründlichen Frühjahrsreinigung.
Wenn man den Kindern Früchte anstatt Süßigkeiten zu essen gibt, werden ihre
Wangen mitten im Winter wie Rosen blühen, und die Arztrechnung wird erspart
werden.
Tote Eßwaren
Die Hausfrau in der Stadt sieht in den Kaufläden allerhand verlockende Dinge
in Büchsen und Paketen, die ihr zurufen: "Komm und kaufe uns, wir ersparen dir
Zeit und Geldl" und sie kauft sie, weil sie nicht weiß, daß die Dinge in ihrer
hübschen Aufmachung kein Leben und keine Lebenskraft in sich haben. Sie sind
der Vitamine beraubt und kaum als Nahrungsmittel zu bezeichnen, da sie nur
Balast für den Körper bilden, ohne ihm Kraft zu geben. Wer ein hohes Alter
erreichen will, esse viel Gartenerzeugnisse, natürliche Nahrung, die Leben und
Kraft in sich birgt"
Thematische kann man weiter vergleichen
Aluminiumstreit
Hoteldirektor Wagner unter den Erfindern
Für eine Erfindung „auf welchen die Welt wartete" macht sich wieder
mal, die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 4. 1929
zum Multiplikator.
„Epochenmachend" sei sie, weis das GZ mitzuteilen. Und ihr Erfinder
ein Hoteldirektor, der auf den stolzen Namen Richard Wagner hört.
Nun bekommt man in der Tat zu einem Richard Wagner in diversen
Lexikas (in Musikerkreisen ohnehin), einiges mitgeteilt. Kommen
Lexikas in die Verlegenheit, über verschiedene Personen gleichen
Namens etwas berichten zu können, helfen sie sich damit, diese dann
zu Numerieren.
Trotz dieser Option, brachte es aber doch wohl dieser Hoteldirektor
Wagner nicht dazu, auch in ihren Spalten Erwähnung zu finden.
Hat Herr Hoteldirektor Wagner es vielleicht verabsäumt, seine
Erfindung zünftig patentieren zu lassen? Oder was?
Wie auch immer. Es gab ja das „Goldene Zeitalter", welche es sich
angelegen sein lies, in seinen Spalten, diese „Epochemachende
Erfindung" zu „verwigen".
Was nun erfand Herr Hoteldirektor Wagner? Gemäß dem GZ das
Nachfolgende:
„Eine Methode und ein Mittel geschaffen,
die Schlaflosigkeit biologisch zu bekämpfen, und zwar mit Hilfe
einfacher, aber sinnreich konstruierter Häubchen und Kissen. Man
legt beim Zubettgehen ein elegant aussehendes seidenes Häubchen an,
befeuchtet ein dazugehöriges kleines Kissen mit einer Tinktur aus
Pflanzen, die biologisch eingestellt ist und nach biochemischen
Grundsätzen gewonnen - also vollkommen giftfrei, oder legt das Haupt
auf ein elegantes Seidenkissen, ebenso behandelt, und man befindet
sich bald in Morpheus Armen, um nach erquickendem, tiefem, ruhigem
Schlaf morgens erfrischt und gestärkt und frohen Mutes zu erwachen.
Zu beziehen sind die Häubchen und Kissen durch Dir. Rich. Wagner.
Dresden N 6, Bautzner Str. 34, II, Hyg. Laboratorium."
Na da werden aber bei Herrn Wagner in Dresden, dank der treudoofen Kundschaft des GZ, die Kassen „prächtig geklingelt" haben
"Vor allen Dingen fehlt uns das farbige
Pigment der Haut, infolge eines Mangels an färbenden Mineralsalzen, und
zweitens ist das Blut beständig mit weißen Blutkörperchen, Mucus oder
Schleim genannt, überfüllt, und daher kommt das weiße Aussehen des ganzen
Körpers. Die Poren der Haut eines weißen Menschen sind mit weißem
vertrocknetem Schleim verstopft, und sein ganzes System ist inwendig und
auswendig damit angefüllt. Kein Wunder, daß er weiß, blaß und kränklich
aussieht. Jedermann weiß, daß große Blässe ein schlechtes Zeichen für die
Gesundheit des Menschen ist.
Als ich mit meinem Freunde bei einer schleimfreien Kost monatelang in einem
Luft- und Sonnenbad zubrachte, sahen wir aus wie die Indianer und alle Leute
glaubten wir gehörten einer anderen Rasse an. Dieser Zustand rührte
zweifellos von der großen Anzahl roter Blutkörperchen und dem Mangel an
weißen her. Ich kann genau beobachten, wie mein Körper einen Schein von
Blässe bekommt, wenn ich am Tage vorher ein Stück Brot gegessen habe."
Um uns einen Begriff davon machen zu können, was wir mit uns herumtragen, nachdem wir eine sorgfältig zubereitete, kostspielige, appetitanregende und ungesunde Mahlzeit zu uns genommen haben, schlägt uns Professor Ehret vor einmal folgendes Rezept zu versuchen:
"Das nächste Mal, wenn Sie wieder vor Ihrem Sonntagsessen sitzen, lassen Sie sich eine zweite Portion von allem was Sie essen, in einen Kochtopf tun, genau dasselbe Quantum, was Sie sonst essen und trinken. Rühren Sie es gut um; und stellen es auf einen Ofen, wo Sie es für eine halbe Stunde bei Blutwärme erhalten. Dann decken Sie den Topf zu und lassen es über Nacht stehen. Wenn Sie am nächsten Morgen den Deckel von dem Topfe heben, wird Sie eine Überraschung erwarten, die Ihnen den Appetit vergehen läßt"
Wie alle, die sich besonders mit der Frage der Ausscheidung befaßt haben, bekehrte sich Professor Ehret zu der Nahrung, die im Garten Eden für den vollkommenen Menschen vorgesehen war, [Hervorhebung nicht im Original]
und er sagte von Fleischnahrung: "Sobald ein Tier getötet ist, befindet sich das Fleisch mehr, oder weniger in der Verwesung. Dann wird es noch dem zerstörenden Prozeß des Kochens ausgesetzt. Kein fleischfressendes Tier würde von gekochtem Fleische leben können. Die Tiere müssen es frisch und roh mit Blut und Knochen fressen. „
Unsere Aufmerksamkeit darauf lenkend, daß kein Tier Nahrung zu sich nimmt, wenn es krank ist, nur der Mensch, sagt Ehret:
"Wenige wissen, wie schrecklich unsauber das Innere des Körpers durch die lebenslange Gewohnheit, zehnmal mehr als nötig zu essen, aussieht. Wenn der Durchschnittsesser, auch wenn er sich in sogenannter "vollkommener Gesundheit" befindet, drei oder vier Tage fastet, strömt sein Atem,, sein ganzer Körper, wie seine Ausscheidung einen ekelhaften Geruch aus, der beweist, daß sein Körper durchweg mit verfaulten, schlechten Stoffen angefüllt ist, die auf keine andere Weise hineingekommen sind, als durch das Essen. Dieser angehäufte und sich beständig mehrende Unrat ist seine latente, "unbekannte" Krankheit, und wenn die Natur durch irgend einen Anstoß etwas von dieser schlechten Masse ausscheiden will, was man allgemein "Krankheit" nennt, so sucht man diese Krankheit zu "heilen", anstatt mit essen aufzuhören und zu fasten, um die Ursache der Krankheit nicht noch zu vermehren."
Obwohl Professor Ehret viel vom Fasten hält
und an sich und andern oft Fastenkuren mit gutem Erfolg durchgeführt hat,
empfiehlt er doch sich einer solchen Kur nur mit Vorsicht und unter Aufsicht
zu unterwerfen, da sie falsch angewendet, zum Tode führen kann.
Er sagt: "Wenn ein Patient während
seines Lebens jemals Medikamente zu sich genommen hat, die gleich dem Abfall
der Nahrung im Körper aufgespeichert sind, kann sein Zustand leicht sehr
ernst, wenn nicht gar gefährlich werden, wenn diese Gifte beim erstmaligen
Fasten in den Blutkreislauf eintreten. Es kann geschehen, daß Herzklopfen,
Kopfschmerzen und Nervosität einsetzen und in manchen Fällen
Schlaflosigkeit. Ich habe gesehen, daß Patienten Medikamente ausschieden,
die sie vor vierzig Jahren eingenommen hatten. Ein Mann, der bisher von
einseitiger Fleischkost gelebt hatte, unterbrach sein Fasten nach einer
Woche, indem er Datteln aß, und mußte an der Wirkung sterben. Ein Mann, der
über sechzig Jahre alt war, fastete 28 Tage (eine zu lange Zeit). Seine
erste Mahlzeit bestand dann in der Hauptsache aus gekochten Kartoffeln. Er
wurde so krank, daß sich eine Operation nötig machte, und bei dieser zeigte
es sich daß die Kartoffeln in den Darmfalten in dickem klebrigem Schleim
stecken geblieben waren. Es mußte ein Stück Darm herausgeschnitten werden,
und der Patient starb bei der Operation.
Im ersten Falle hatten sich bei diesem ausschließlichen Fleischesser während
seines Fastens schreckliche Gifte im Magen gelöst, die sich mit dem
konzentrierten Fruchtzucker der Datteln vermischten, was eine so starke
Gärung mit kohlensauren und anderen Gasen hervorrief, daß der Patient die
Erschütterung nicht überstehen konnte.
Im zweiten Falle hatte der Mann entschieden zu lange für sein Alter
gefastet, ohne sich in der richtigen Weise darauf vorbereitet zu haben.
Professor Ehret glaubt, daß die Wirkung von Rohkost wie ein Besen auf den Schleim in den Gedärmen wirkt, während eine Milchdiät den Därmen vollständige Ruhe verleiht und einige der Verstopfungen ausscheiden hilft. Nachdem er in seinem Buche eine Liste aller Gemüse und Früchte, die er als zuträgliche Nahrung des Menschen empfiehlt, aufgeführt hat, sagt Prof. Ehret:
"Wer immer ohne Erfahrung zu dieser Diät
übergeht, wird, gleichviel, ob er gesund oder krank ist, enttäuscht sein und
seinen Glauben an den Nutzen der Rohkost verlieren, sobald sich Krisen
einstellen, das heißt, wenn eines Tages eine große Menge unverdauter Stoffe,
Schleim, Unrat und andere Gifte in die Zirkulation aufgenommen werden und
eine große Ausscheidung eintritt. Das ruft gleichzeitig eine große, fast
unbezwingbare Gier nach der gewohnten falschen Nahrung hervor. Dies kommt
daher, weil die Natur durch die Zirkulation den Abfall dieser Speisen
ausscheidet und wenn dieser in den Kreislauf des Körpers eintritt, wird die
Gier erregt.
Die idealste und gleichzeitig naturgemäßes Lebensweise ist, während der
entsprechenden Jahreszeit nur von einer Art Frucht zu essen. Wenn man diese
Diät eine Zeitlang durchgeführt hat, wird man bald merken, daß man sich
gesättigter und besser ernährt fühlt als wenn man alle Arten von Früchten
durcheinander ißt. Wenn man sich nicht wohl dabei fühlt, ist der Grund der,
daß man zuviel gelösten Schleim und wahrscheinlich alte Medikamente in sich
hat, die in den Kreislauf eingetreten sind. Dann sollte man ein paar Tage
lang nur gekochtes Gemüse essen und damit die Ausscheidung vermindern."
Sehr vernünftig erscheint uns auch, wenn Professor Ehret weiter sagt, man sollte sich den Körper als einen Mechanismus aus einer gummiartigen Substanz denken, der Zeit seines Lebens durch zuviel Essen übermäßig ausgedehnt worden ist Daher wird die Funktion des Organismus beständig durch einen unnatürlichen, übermäßigen Druck des Blutes und der Gewebe behindert. Sobald man mit essen aufhört, weicht dieser Druck, die Zugänge zu dem Kreislauf ziehen sich zusammen, das Blut wird konzentrierter, und das überflüssige Wasser wird ausgeschieden. Das geschieht während der ersten Tage und der Fastende wird sich sehr wohl befinden. Dann aber, wenn der Durchmesser der Zugänge immer kleiner wird, werden die Hemmungen für den Kreislauf stärker; denn das Blut muß durch viele Teile des Körpers gehen, besonders in die Gewebe, bis der klebrige Schleim überall verdrängt ist und sich von den inneren Wänden gelöst hat. Mit anderen Worten, der Blutstrom muß den Schleim und die Gifte überwinden, lösen und zur Ausscheidung in die Nieren tragen. Eines Tages wird sich also der fastende Patient schwach fühlen - das ist, wenn der Unrat in den Blutkreislauf aufgenommen wird - er wird unruhig schlafen, und schlecht träumen. Dann wird zweifellos eine Beunruhigung und Zweifel an der Richtigkeit der Methode eintreten, die davon herrührt, daß Gifte mit dem Blutstrom durch das Gehirn gehen ...
Man vergleiche ergänzend auch den Bericht zur GZ-Ausgabe vom 15. 10. 1923
Im Goldenen
Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise 1923
Und dazu kommentiert dieser GZ-Autor:
„Ist es nicht seltsam, daß uns die Ärzte nach
fünfzigjähriger Arbeit an der Keimtheorie, wobei hunderte von verschiedenen
Arten von Keimen benannt und hunderte von Mitteln zum Töten der Keime
hergestellt worden sind, immer noch erzählen, daß die Krankheiten durch
Keime verursacht werden?
Nach ihrem kurzsichtigen Urteil wird darum eine Erkältung durch Keime
verursacht; und doch ist nach Jahrtausende langem Suchen noch kein Mittel
gefunden worden, womit die Keime, die zu einer gewöhnlichen Erkältung
führen, hätten getötet werden können. In welcher Richtung werden nun wohl
Forschungen unternommen, wenn diese durch eine so große Summe unterstützt
werden? Vielleicht haben wir wieder eine neue Art von Medizin zu erwarten,
die innerlich oder äußerlich angewendet oder direkt dem Blutkreislauf
eingeimpft werden soll, vielleicht ein neues Mittel, das inhaliert wird, wie
solche durch die Zeitungen schon so viel empfohlen werden. Aber sicherlich
wird keiner der Forscher verkündigen, was ich behaupte, nämlich daß eine
gewöhnliche Erkältung überhaupt nicht durch Keime verursacht wird, noch je
verursacht worden ist oder es werden wird.
Sie wird verursacht durch den schmutzigen, sauren und vergifteten Zustand
unseres Fleisches und Blutes, den unsere schlechten Lebensgewohnheiten
hervorgerufen haben. Flüssigkeiten zum Einreihen und Medizin können
ebensogut auf das Lampengestell oder einen anderen Gegenstand gegossen
werden. Dort werden sie ebensogut tun und weniger Schaden anrichten, es sei
denn wir entfernen erst die Ursache, das heißt unsere tägliche
Vergewaltigung der Naturgesetze (die Gesetze des Schöpfers) durch unsere
üblen Gewohnheiten.
Mit üblen Gewohnheiten meine ich nicht das, was man gewöhnlich als solche
bezeichnet, wie schlechte Ausdrücke, Unaufrichtigkeit, Klatsch etc. sondern
ich meine die üble Gewohnheit, der Kräfte beraubte Speisen zu essen, wie
weißes Mehl, gebläuten Zucker, polierten Reis etc., Kaffee, Tee, Kakao zu
trinken, die Speisen ungenügend zu kauen und sie durch Getränke
hinunterzuspülen. Man darf vor, nach und während der Mahlzeit trinken, aber
niemals die Speisen damit hinunterspülen.
Oft geschieht es auch, daß an sich gesunde Speisen genossen werden, aber bei
falscher Zusammenstellung. So ist es zum Beispiel eine sehr üble
Angewohnheit bei einer Mahlzeit Stärke und Eiweiß oder Stärke und Säure oder
Milch und Fleisch zu essen.
Ich kann Ihnen für 1.95 Dollars anstatt für 195.000 die Ursache für
Erkältung angeben und ebenfalls, wie eine solche zu heilen ist.
Wenn sich bei unseren Schulkindern Halsentzündung zeigt, wird ein Abstrich
des Belags an das Gesundheitsamt geschickt, und wenn dort ein Keim gefunden
wird, der gewöhnlich in dem zu finden ist, was sie Diphteritis nennen,
behaupten sie, dieser Keim hätte die Halsentzündung verursacht. Eine solche
Behauptung ist ebensowenig berechtigt, wie wenn ich sagen würde, daß die
Geier an dem Aas, das sie fressen, schuld sind, oder daß die Fliegen den
Misthaufen, den sie umschwirren, verursacht hätten.
Das nächste, was das Gesundheitsamt tut, ist, daß jedes Kind Gegengift
bekommt. Es werden dann alle untersucht die mit dem kranken Kinde in nahe
Berührung gekommen sind, und alle, bei denen ein Keim, der sich gewöhnlich
bei Diphteritiskranken zeigt, zu finden ist, werden als Diphteritisträger
bezeichnet. Das bedeutet, daß sie, trotz dem sie sich wohl fühlen und
fieberfrei sind, als für ihre Mitmenschen gefährlich bezeichnet werden.
Lehrer oder Kinder, die das Pech haben, daß bei ihnen ein solcher Keim
gefunden wird« werden sofort isoliert, bis sich die Art ihres Schleims
geändert hat. Dann verändert sich auch der Charakter dieser Keime oder sie
verschwinden.
Dr. Rosenow von der Mayo-Klinik verwandelte eine Art von Keimen in die
andere und dann wieder in die ursprüngliche Art zurück, einfach indem er das
Medium veränderte, in dem sie wuchsen. Dasselbe Experiment wurde auch in
Deutschland und Frankreich gemacht und damit der positive Beweis erbracht,
daß der Charakter der Keime von der Beschaffenheit des Bodens abhängt, auf
dem sie wachsen, oder von dem Zustand des Individuums.
Die Kehle eines solchen "Trägers" kann
in weniger als 48 Stunden von den Diphteritiskeimen gereinigt sein, wenn
durch eine gründliche Ausscheidung das Blut gereinigt wird. Reines Blut wird
alle Schleimteilchen aus dem Körper ausscheiden in dem Diphteritis oder
irgend welche andere Keime leben können. Am sichersten werden die Keime
durch die Ausscheidungen des Körpers getötet, die von dem reinen Blut
ausgestoßen werden. Sie gedeihen im Unrat, und darum ist es notwendig, daß
sich der Mensch rein erhält, rein an Körper und Geist und seiner Umgebung.
Darum müssen zuerst die Menschen darüber belehrt werden, welches ihre üblen
Gewohnheiten sind und wie sie ihre Körper von faulen Giften, von denen ihr
ganzes Fleisch durchdrungen wird, reinigen können. Dann wird die Natur, als
das einzige Hilfsmittel die Krankheit heilen. Die einzige Hilfe, die wir
dabei leisten können, ist, daß wir die säuernden Gifte aus dem Blute und den
Geweben treiben.
Man sollte niemals erwarten, sich eine Heilkur für eine Erkältung oder
irgend eine andere Krankheit kaufen zu können. Solche Kuren sind um keinen
Preis erhältlich, es sei denn um den Preis einiger Bemühungen, die wir
selbst machen. Nur durch Blutreinigung kann eine Krankheit geheilt werden.
Wenn man über unsere schlechten Gewohnheiten belehrt wird, erhält man auch
Belehrung darüber, wie wir unser Blut reinigen und es rein halten können,
das heißt was wir essen und was wir nicht essen sollen. Eine richtige
Ernährungsweise ist das Geheimnis einer beständigen Gesundheit, aber erst
nachdem man das Blut gereinigt hat. Es ist wirklich der Mühe wert.
Der anormale Zustand des Blutes ist, wenn es alkalisch, das heißt laugenhaft
ist, ein Zeichen dafür, daß es Säuren und Gifte enthält. Und dann setzt von
der Geburt bis zum Tode eine Krisis nach der anderen ein, die wir Erkältung,
Masern, Grippe, Asthma, Rheumatismus, Zuckerkrankheit etc. nennen.
Die einzig rationelle Behandlung einer Erkältung oder anderer Krankheiten
ist durch richtige Ausscheidung den vergifteten Körper von dem vergifteten
Blute zu reinigen und die Erkältung, sowie alle anderen Krankheiten werden
verschwinden.
Ich kann zum Beispiel einen Kranken wegen einer gewöhnlichen Erkältung oder
wegen chronischer Magenbeschwerden behandeln, der zugleich zuckerkrank ist.
Indem der Körper von den Giften gereinigt wird und ihm die Mineralien
zugeführt werden, die das gesäuerte und alkalische Blut und die Gewebe
neutralisieren, wird auch der Zucker verschwinden, auch wenn ich nichts
davon weiß, daß der Patient zuckerkrank ist. Es ist also durchaus nicht
nötig einen Patienten Tage, Wochen oder Monate lang zur Beobachtung in ein
Krankenhaus zu bringen. Wenn man die Grundursache aller Krankheit kennt und
weiß, wie man die Gifte aus dem Körper bringen kann, kann jeder zu dem
Gesundheitszustand, der für seinen Körper der normale ist, gebracht werden,
wenn er sich nur ein wenig Mühe geben wird, selbst mitzuhelfen.
Mit der Erkenntnis, wie wir richtig zu leben haben, kommt ein Gefühl des
Selbstvertrauens, eine Befreiung von dem Gefühl des Alterns und der
Hilflosigkeit durch Kranksein. Mit diesem Verständnis wird ein gewisses
Loslösen von den Gepflogenheiten und Gewohnheiten der Allgemeinheit Hand in
Hand gehen. Es ist nicht Launenhaftigkeit oder Wunderlichkeit, sondern die
Erkenntnis, daß man mehr vom Leben haben kann, um dem Leben mehr zu geben,
wenn man eine andere Lebensweise als die anderen einschlägt. Es wird uns
nichts ausmachen, ob wir belächelt werden und die Macht der Gewohnheit wird
uns nichts anhaben, wenn wir wissend sind"
"Dr. Eisenbart"
Der Gesamttext der in Rede stehenden Notiz lautet:
„Nicht eine Heilung durch Insulin.
In einer französischen medizinischen Fachzeitschrift sprechen sich die Ärzte
darüber aus, daß nicht eine einzige Heilung von Diabetikern (Zuckerkranken)
durch Insulin, das erst so viel gepriesene Mittel, gelungen ist. Ein
Spezialist für Zuckerkrankheit sagt, daß von den ersten vierundzwanzig
Fällen, die er mit Insulin behandelt hat, nicht ein einziger zu wirklicher
Heilung geführt hat. 12 dieser Patienten starben binnen drei Jahren. Das ist
nun das Ende von Insulin."
Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass jene Meldung via der beim
GZ hoch im Kurs stehenden Heilpraktikerszene in dieses Blatt gelangt ist.
Auch als Laie kann man sich ja vorstellen, dass zur Gewinnung selbigen,
einiger technischer Aufwand vonnöten ist.
Das Dogma der Heilpraktikerszene hingegen lautet ja, sich der „Apotheke
Gottes" zu bedienen. Vereinfacht dargestellt, wähnen diese Kreise ja. Es
gäbe irgendein Kraut das gewachsen ist, dass für diese oder jene Krankheit
gut sei. Den Aufwand den die Schulmedizin da betreibt, ist in dieser
ideologischen Sicht eigentlich „überflüssig".
Kommen nun Meldungen zu Gesicht dieser Kreise, die eben auch davon künden.
Der Weg der Schulmedizin ist nicht selten ein steiniger Weg. Dann können
wohl diese Kreise eine gewisse Häme nicht unterdrücken. So, dürfte dann wohl
auch die vor zitierte Insulin-Meldung einzustufen sein.
Nun kann ich als Nichtmediziner in der Tat nicht das Für und Wider in Sachen
Insulin beurteilen. Aber offensichtlich scheint mir doch das eine zu sein.
Trotz des Todes-Gesang für selbiges, durch das GZ, existiert es weiter und
wird in bestimmten Konstellationen auch durch die Schulmedizin weiter
verwandt.
Folgt man etwa einem Artikel in der Wikipedia,
http://de.wikipedia.org/wiki/Insulin
kann man daraus entnehmen. So übermäßig lange gibt es jenes Insulin wohl
noch nicht, wofür denn auch der Satz zu stehen scheint:
„1923 erhielten Frederick Banting und John James
Richard Macleod den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für die
Entdeckung des Insulins".
Die Quacksalber des GZ haben wieder einmal zu früh gefeiert!
Das traurige an der ganzen Sache ist nur, dass in gewissen Kreisen solche
Quacksalber, nach wie vor hoch im Kurs stehen!
Zur Vermeidung von Missverständnissen.
Nach 1945 gibt es auch einige Belege in der WTG-Literatur, welche von der
Verwendung des Insulin künden. Es wird darin nicht „verteufelt". Indes gab
es ja die Bluttransfusions-Verweigerung der Zeugen Jehovas vor 1945, so auch
noch nicht.
Mit anderen Worten: es sind Entwicklungen möglich.
Generell ist die Favorisierung der Heilpraktikerszene durch die offizielle
WTG, nach 1945 „zurückgefahren" worden.
Unbeschadet dieses Umstandes, floriert sie nicht selten in ZJ-Kreisen
allerkräftigst weiter. Dann eben als „Privatentscheidung", ohne
ausdrücklichen „Segen von oben".
Dennoch ist es notwendig, immer wieder mal auf die „Wurzeln" aufmerksam zu
machen.
Dieselbe Ausgabe des Schweizer „Goldenen Zeitalter" enthält übrigens auch
einen gegen das Impfen gerichteten Artikel, welcher unter anderem mit dem
Satz „glänzt":
„Denkende Menschen machen lieber die Blattern
durch, als daß sie sich impfen lassen, weil durch die Impfung der Same von
Syphilis, Krebs, Geschwüren, Rose, Skrophulose, Schwindsucht und vielen
anderen schweren Leiden in den Körper getragen werden kann. Darum ist das
Impfen ein Verbrechen."
„Henry Ford hat eine gute Verwendung
für die Geistlichkeit gefunden
In einem Artikel in dem Red. Book-Magazine schreibt er:
"Die Geistlichen sollten, anstatt
immer über das Trinken zu predigen, ihre Zeit lieber dazu verwenden, die
Leute zu lehren, was sie zu essen haben, denn wenn sie sich über diesen
Punkt richtig informieren würden, würden sie vielleicht ihre Gier nach
Alkohol verlieren."
Das ist ein ganz guter Gedanke, da fände doch die Geistlichkeit auch noch eine nützliche Beschäftigung."
So so, mag man dazu nur einstweilen sagen.
Jetzt erwischte das „Goldene Zeitalter" offenbar der „Fluch der guten
Tat". Mit anderen Worten, es hielt es für angemessen die eigenen
Empfehlungen auch in die Praxis umzusetzen.
Was dabei herauskam, sei doch mal etwas näher kommentiert:
Dr. „Eisenbart" - Pardon, so nannte er sich ja wohl nicht selbst so. Also
beschränken wir uns ersatzweise auf den Namen „Dr. Namenlos".
Besagter „Dr. Namenlos" hielt wieder einmal eine seiner heiß begehrten
Lehrstunden ab.
„Heiß begehrt" dann aber wohl nur von der Klientel, für die das „Goldene
Zeitalter" das „Leib- und Magenblatt" war.
„Leib- und Magenblatt", diese Bezeichnung erscheint mir so unpassend nicht
zu sein; denn besagter „Dr. Namenlos" geht in der Tat „gnadenlos" mit Leib
und Magen zu Gericht. Das ganze ist dann „bewunderbar" in der Schweizer
Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 11. 1929 (Magdeburger Ausgabe
schon am 1. 10. 1929).
Tja und was wusste „Dr. Namenlos" diesmal so „Revolutionierendes"
mitzuteilen?
Nun man kann es ja auch heute noch beobachten. Es gibt „dünne" und es gibt
„dicke" Menschen. Nicht selten registriert man auch noch. So mancher der
„Dicken" ist eigentlich nicht so recht zufrieden mit seinem Schicksal. Und
siehe da, sieht man sich weiter um, gibt es sogar diverse Anbieter
vermeintlicher „Wundermittel", welcher dieser Klientel „Abhilfe"
versprechen, gegen kostenpflichtige Nutzung ihrer „Wundermittel" versteht
sich.
Die Problemlage ist wohl nicht erst seit heute existent. Schon „Dr.
Namenlos" hat sie offenbar mit umgetrieben. Nun kann man letzterem nicht
unbedingt unterstellen, da kostenpflichtige „Wundermittel" angepriesen zu
haben. Aber seinen Wunsch, eine gläubig-staunende Leserschaft für seine
„revolutionären" Erkenntnisse zu bekommen. Diesen Wunsch erfüllte ihm das
„Goldene Zeitalter" in der Tat. Und selbiges wollte ja zu der Zeit, eine
sich in die Hunderttausende bemessende Leserschaft schon gehabt haben.
Vielleicht war das gar nicht mal so unberechtigte Kalkül dieses „Dr.
Namenlos".
Gläubige Jünger, die da von seinen Thesen angetan, werden sicherlich
weitere Mundpropaganda dafür betreiben. Und infolge selbiger wird es
vielleicht auch einige in seiner Heilpraktiker-Praxis verschlagen, wo er
sie dann so recht - diesmal dann aber kostenpflichtig - „verarzten" kann.
Es fällt schwer sich mit dem von „Dr. Namenlos" ausgeführten im Detail
auseinanderzusetzen.
Man ist geneigt sich dabei auf die Linie zurückzuziehen:
Es kann so oder auch anders sein.
Aber das ist ja die eigentliche Kunst der „Dr. Eisenbarts" dass sie ihre
gläubige Klientel zu betören wissen. Dass die Gläubigen tatsächlich
wähnen. Jetzt haben wir „den" Wunderdoktor gefunden!
Und wenn sie denn am Ende seiner Kuren dann vielleicht mal Bilanz ziehen,
dann steht dort nicht selten die nüchterne Erkenntnis, die auch heute noch
so mancher Nutzer vermeintlicher „Wundermittel" zu ziehen hat. „Geholfen"
hat es im echtem Sinne eigentlich nur einem. In diesem Falle eben besagtem
„Dr. Namenlos".
Selbige „Hungerkünstler" wissen natürlich auch. Das Vorzeigen von
„Referenzobjekten" übt eine magische Wirkung auf die Gläubigen aus. Und so
bemühen sie sich in der Tat auch darum.
Also dass die Heilpraktikerszene psychologisch geschickt, sehr geschickt
agiert, wird man mit Sicherheit nicht bestreiten können.
Und der „abgehängten" Schulmedizin bleibt angesichts dessen, häufig nur
noch eines übrig. Am Bildungsstand der Menschheit zu verzweifeln.
Insbesondere dann, wenn diese Menschheit auf den Namen: Gläubige
Leserschaft des „Goldenen Zeitalters" hört.
Da ja nun schon soviel (vorstehend) Kritik an der Heilpraktikerszene geübt
wurde, muss als Ausgleich selbige auch die Chance zur Selbstdarstellung
bekommen. Und da mag es in diesem Fall so gehalten werden, einfach jenes
„Patentrezept", nunmehr kommentarlos vorzustellen, dass besagter „Dr.
Namenlos" der Klientel der „Dicken" zu offerieren wusste.
Sofern es denn „mündige" Leser gibt, können die sich dann ja ihren eigenen
Reim darauf machen. Und sei es auch nur der, dass sie nun in Scharen die
Praxis des „Dr. Namenlos" bevölkern.
Letzterer wusste via „Goldenes Zeitalter" mitzuteilen:
„Niemand gefallt es, übermäßig
dick zu sein, und sicherlich ist dies auch ein bedauernswerter Zustand.
Trotzdem bleibt all den korpulenten Leuten nichts weiter übrig als sich
damit abzufinden, weil sie ihre Fettleibigkeit als einen unvermeidlichen
Zustand betrachten, für den es keine Hilfe gibt. In den letzten Jahren ist
über diesen Gegenstand viel geschrieben worden, aber die Ratschläge, die
erteilt wurden, haben sich entweder als nicht zufriedenstellend oder als
unklug erwiesen, weil offenbar die meisten Autoritäten die Wurzel des
Übels selbst nicht kennen.
Obwohl Fettleibigkeit nicht als Krankheit betrachtet wird, besonders nicht
von den Fettleibigen selbst, ist es doch tatsachlich eine Krankheit. Die
übermäßig dicke Person ist krank, wie gesund zu sein sie sich auch
einbildet, und sie hat nur wenig Aussichten, ein hohes Alter zu erreichen.
Der Versuch, sich des überflüssigen Fleisches und Fettes durch Hungern zu
entledigen, ist reine Torheit.
Es mag wohl ein zeitweiliger Erfolg zu verzeichnen sein, der aber nur eine
Schwächung des Körpers zur Folge hat und so die Wurzel des Übels nur
verschlimmert.
Es ist völlig nutzlos, eine Krankheit damit heilen zu wollen, daß man nur
die Symptome behandelt. Das Vermeiden von Speisen, die Kohlehydrate
enthalten - weil diese fettbildend sind -, kann einen langsamen Selbstmord
bedeuten.
Wohl essen die meisten Menschen zuviel solcher Speisen, aber ein gewisser
Prozentsatz dieser Nahrungsbestandteile ist zur Erhaltung der Gesundheit
notwendig, auch bei Fettleibigen. Zweifellos kann Fettleibigkeit geheilt
werden, und zwar durch richtige Ernährungsweise, keineswegs aber durch
bloßes Vermeiden aller Kohlehydrate.
Die Ursache von Fettleibigkeit liegt
zweifellos in einer Schwachheit der die Nahrungs-Roh-Energie verfeinernden
Organe des Körpers, der röhrenlosen Drüsen.
Die meisten Menschen meinen, daß die verdaute Nahrung, wenn sie in den
Blutkreislauf des Körpers aufgenommen wird, sofort und ohne weiteren
Prozessen unterworfen zu sein als Blut und Gewebe bildend im Körper
verwendet werden könne. Aber dem ist nicht so.
Die Nahrung ist durch den Verdauungsprozeß zuerst in Rohenergic verwandelt
worden, die von dem Blutkreislauf durch die röhrenlosen Drüsen getragen
wird, wo sie gewissen notwendigen Veränderungen unterworfen ist, ehe sie
dem Körpersystem für dessen Zwecke dienen kann. Bei Fettleibigkeit
arbeiten diese Drüsen nicht richtig und versagen beim richtigen Verfeinern
und Verteilen dieser Energie, was dann infolge ihrer unbrauchbaren Art zu
Stauungen im Körpersystem führt. Die Anhäufung überflüssigen Fettes ist
die natürliche Folge der Anstrengungen, die der Körper macht, den Einfluß
dieser ungenügend verfeinerten oder geläuterten Energie zu mindern und
aufzuheben.
Wenn daher Fettleibigkeit geheilt werden soll, müssen unbedingt diese
Drüsen gekräftigt werden; und das geschieht, indem sie dadurch entlastet
werden, daß man gewisse Speisen und Getränke vermeidet.
Die Bekämpfung dieses Übels ist ganz nutzlos, solange man Kaffee und Tee
trinkt und Schweinefleisch und Fett genießt. Wer seine Fettleibigkeit
loswerden will, muß tatsächlich alles Tierfett meiden und statt dessen
viel frische Butter essen. Wem es nicht möglich ist, sich genügend Butter
zu leisten, der kann gute Pflanzenbutter essen. Die Kost sollte meist aus
Gemüse bestehen. Zur Abwechslung esse man Fisch, besonders Seefisch, auch
kann man einmal wöchentlich mageres Fleisch essen; doch je mehr man sich
an Gemüsekost hält, um so besser wird es sein. Milch und Eier können
genossen werden, aber wir empfehlen Buttermilch statt süßer Milch, wenn
diese frisch und gut erhältlich ist.
Weißes Brot sollte vermieden werden, und natürlich auch weißer Zucker.
Zucker ist zur Erhaltung der Gesundheit notwendig, und fettleibige Leute
brauchen ihn geradesogut wie andre, aber natürlich sollte man nur
Rohzucker verwenden, da dem raffinierten Zucker fast alle wertvollen
Nahrungsbestandteile genommen sind. Von Rohzucker wird man auch selten
zuviel essen.
Vor allen Dingen sollten Fettleibige viel rohe Gemüse und säuerliche
Früchte genießen, sie bilden einen wichtigen Bestandteil der
fettreduzierenden Diät
Natürlich kann man bei Befolgung dieser hier gegebenen Ratschläge nicht
einen sofortigen oder auch nur sehr schnellen Erfolg erwarten. Die
Kräftigung dieser schwachen Drüsen erfordert Zeit, und erst muß dieses
Übel behoben sein, ehe man eine merkliche Abnahme des Körpergewichts
verzeichnen kann; doch kann man diese in sieben bis acht Monaten erwarten.
Außer Tee, Kaffee, Schweinefleisch
und andrem Tierfett sind, wenn man die Fettleibigkeit bekämpfen will, auch
Tabak und Alkohol strengstens zu vermeiden.
Doch ehe man versucht, Fettleibigkeit oder ein andres chronisches Leiden
durch eine Reform seiner Ernährungsweise zu heilen, konsultiere man einen
tüchtigen Spezialarzt für Rückenmarkleiden und lasse sich untersuchen, ob
man nicht an Rumpfnervendruck leidet.
Wo dies der Fall ist, wird eine besondere Diät nicht viel nützen,
irgendein Übel zu beheben. Leider sind verhältnismäßig wenig Menschen ganz
frei von Nervendepressionen. Ja, man kann sagen, daß dies wahrscheinlich
von 70 Prozent aller chronischen Leiden entweder die Ursache oder die
Auswirkung ist."
Auch der, und das vorher ausgeführte in Sachen Insulin, stehen durchaus in inhaltlichem Kontext zu einander!
Die genannte Ausgabe schrieb:
„Papst Pius der XI. von Mussolinis Gnaden.
Der ehemalige italienische Sozialdemokrat Mussolini scheint nicht nur ein
genialer Staatsmann geworden zu sein, sondern auch ein ebenso guter
Kirchenpolitiker. Jeder große Staatsmann von Konstantin den Großen bis
Mussolini dem großen wusste bis jetzt die Römisch-katholische Kirche als
Stütze seiner Macht zu gebrauchen und zu diesen staatsmännischen Zwecke wurden
der Kirche immer gewisse materielle Vorteile eingeräumt.
Die heutige Christenheit ist also nichts weiter als ein christlich
verbessertes Heidentum, dessen Moraltheorien aus der Bibel und dem heidnischen
Philosophen und Mythologien entnommen worden sind, und damit die Völker der
Erde möglichst der ganzen Erde, im Zaum zu halten, ja, wie der Papst in seiner
Antwortrede kürzlich sagte, nun allen Seelen der ganze Welt zu versöhnen,
damit der Papst dann alles in allen sei. Wenn man als aufrichtigen Bibelchrist
diese sonderbaren Vorgänge in Rom betrachtet, so tut man meistens den Fehler,
den Maßstab wahren Christentum an diese Menschen zu legen. Das sollten wir
eigentlich gar nicht mehr tun, in dem wir ein für alle Male erkannt haben,
dass die heutige Christenheit kein biblisches, sondern ein römisches
Religionsprodukt ist, dass mit dem wahren Christentum von Palästina gar nichts
zu tun hat. Dass sich diese Leute mit dem Namen Christ belegen und vorgeben
Diener Gottes sein, und das Evangelium zu ihren selbstsüchtigen Zwecken
gebrauchen, ist ihrer grenzenlosen geistigen Verblendung zuzuschreiben, in der
sie sich schon seit Jahrhunderten gefangen sind und Millionen anderer Menschen
gefangen haben.
Und weiter:
Das Gebaren des Papsttums stellt schon nach
Luthers Ansicht die größte Gotteslästerung dar, wofür dasselbe zu seiner Zeit
aufs schwerste bestraft werden wird. Wenn der Papst als Mensch auch nur eine
Sekunde durch einen Blitzstrahl der Erleuchtung Gottes, wie Saulus bei
Damaskus, erleuchtet werden würde, so wurde er seinen wahren Zustand erkennen
und vielleicht in Sack und Asche Buße tun. Aber diese göttliche
Gnadenerweisung wird ihm nicht zuteil, da er offenbar auch als Mensch mit
seiner unbiblischen Machtstellung einverstanden ist und sie auch fernerhin
trotz aller Warnungen und Belehrungen aufrichtiger Gottesmänner in
selbstsüchtiger Weise zu erhalten sucht. Seine Verblendung, seine
Selbstgerechtigkeit und geistige Hoffart müssen so groß sein, dass sie, wie
Luther schon sagte, nicht mehr durch menschliche Mittel beseitigt werden
können, sondern Gott selbst muss seine Macht gegen ihn und seinen Anhang
offenbaren.
Das Papsttum trotzt nun schon 1500 Jahre lang allen Ermahnungen Gottes und
setzt sich in unseren Tagen erst recht wieder die weltliche Krone auf, um
seine irdische Herrlichkeit und Machtstellung zu weisen. Ein wahres Kind
Gottes, dass sein Glauben auf das Wort Gottes aufgebaut hat, sollte angesichts
der römischen Vorgänge voller Freude und Dankbarkeit sein, indem es daraus
klar erkennt, dass die Zeit des Endes dieser alten ungerechten Weltordnung
ganz nah vor der Türe steht und unser großer Gott, bald durch seinen geliebten
Sohn, den er als Herrscher über die ganze Erde gesetzt hat, bald eintreffen
wird, um sein wahres Königreich der Gerechtigkeit und des Friedens zum Heil
und Segen der ganzen Menschheit aufzurichten.
Letzte Zuckungen
Die Ereignisse in Rom stellen vom biblischen
Standpunkt aus betrachtet, nur noch die letzten Zuckungen der alten
Weltordnung dar oder die letzten Bemühungen des Teufels, des Fürsten dieser
Welt, wie Jesus ihn nannte, seine ungerechte Weltmacht durch allerlei
trügerische Manöver aufrecht zuerhalten und die Völker der Erde aus Neue zu
täuschen. Gott hat in seiner großen Liebe und Barmherzigkeit dem Papsttum
unter der ganzen Namenschristenheit im verflossenen Weltkriege eine günstige
Gelegenheit gegeben, ihren verkehrten Zustand an Hand bitterer Erfahrungen zu
erkennen, um vernünftig und demütig zu werden. Allein sie haben bis auf einige
wenige diese Gelegenheit nicht nur völlig versäumt, sondern haben sich auch
eine geradezu entgegengesetzte Lehre daraus gezogen, wie es in dem heutigen
hochmütigen Gebaren das Papsttum deutlich zum Ausdruck kommt. Sie benutzen die
alten ungerechten Methoden, wie sie dieselben zu ihrem eigenen Nachteil vor
dem Kriege benutzt haben. Sie treiben Politik, Diplomatie und geben sich dem
Militarismus hin. Der Helden- und Personenkultus nimmt gar kein Ende und die
Weltfriedensbewegung unter Ausschluss Gottes, des Höchsten wird weiter
fortgesetzt.
Papst von Mussolinis Gnaden
Der Papst Pius XI. ist durch Mussolinis Gnaden
wieder zum Weltfürst eingesetzt worden, so dass er nicht nur der Heilige
Vater, so auch der heilige König ist. Und auch die Kardinäle werden von nun an
„Königliche Fürsten" genannt, im Gegensatz zu den Aposteln die sich nur
Knechte und Sklaven nannten. Vom biblischen Standpunkt aus betrachtet, kommt
einem dieser Papstkönig inmitten seiner hohen diplomatischen Korps geradezu
theatralisch vor. Wenn die Sache nicht so ernst wäre, müsste man darüber
lachen, wie sonst über ein lustiges Theaterstück, aber es ist eine göttliche
Komödie oder Tragödie und da muss man beinahe eher weinen. Denn in dieser
Tragödie spielt nicht der Papst sondern Mussolini die sogenannte Heldenrolle.
Mussolini ist alles zuzutrauen, denn er ist ein Genie, der wie man sagt, schon
als Sozialdemokratischer Redner auf einer Versammlung in Basel die Uhr
herausgenommen und Gott 5 Minuten Zeit gegeben hat, ihn zu vernichten, sofern
er existiert.
Der wandelbare Mussolini
Wenn Mussolini nicht an die Existenz Gottes
glaubt, glaubte er noch viel weniger an die des Papstes, wenn er ihn nicht
mehr zur Verwirklichung seiner staatmännischen Ideale nötig haben wird. Auf
diesem Gottesgnadentum ist nun die neue Weltmacht des Papsttum gegründet! Ob
die Pforten der Hölle sie wirklich nicht überwinden werden? Ich (der GZ-Autor)
möchte es sehr bezweifeln"
Noch einen weiteren Kommentar in Sachen Mussolini kann man in der Schweizer
Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 7. 1929 registrieren.
Mussolinis Kirchenpolitik, ist für das „Goldene Zeitalter" Anlass für einen
entsprechenden Kommentar. In selbigem las man unter anderem:
„Mussolinis Geständnis im Lichte biblischer
Prophezeiung
In der italienischen Kammer fand kürzlich eine bedeutsame Debatte über die
Abkommen des Laterans statt. Bei dieser Gelegenheit hielt der Diktator, wie
gewöhnlich, eine große Schlußrede, in der er seine Kirchenpolitik zu
rechtfertigen suchte und eine genaue Definition der allgemeinen Lage gab.
Mit Bezug auf das Papsttum führte er u. a. folgendes aus:
"Italien hat den besonderen Vorzug, die einzige Nation der Welt zu sein, die Sitz einer Weltreligion ist. Sehr wahrscheinlich war sie eine der zahlreichen Sekten, die damals in diesem Lande florierten. In Rom fand der Christianismus ein günstiges Milieu, in historischer wie in moralischer Hinsicht".
Und dazu kommentiert das GZ:
„Mussolini scheint trotz seiner staatsmännischen
Klugheit ein recht ehrlicher und aufrichtiger Denker und Redner zu sein. Er
bezeichnet die Dinge so, wie sie in Wirklichkeit sind oder wie er sie von
seinem freien philosophischen Standpunkte aus betrachtet. Er faßt also die
katholische Religion nichts weiter als eine "der zahlreichen Sekten" auf, die
damals im Lande florierten und die in Rom in historischer wie in moralischer
Hinsicht ein günstiges Milieu fand. Das Papsttum wird sich wohl ob dieser
freigeistigen Definition nicht sonderlich geschmeichelt fühlen und seine
Annahme verweigern; glaubt der Papst doch der direkte Stellvertreter Gottes
auf Erden zu sein, das sichtbare Oberhaupt der allein wahren und
seligmachenden Kirche!
Und nun kommt da der unberechenbare Mussolini und führt ihre historische
Entwicklung auf eine der "zahlreichen im Lande florierenden Sekten" zurück.
Das ist ja in den Augen eines dogmatischen Katholiken die reinste
Gotteslästerung.
"Eine florierende Sekte?" Nein! Das ist unerhört! Unglaublich! Und doch ist es
so.
Mussolini scheint ein guter Geschichtskenner zu sein. Er weiß, daß der
Katholizismus eine aus der Lehre Jesu in Verbindung mit den heidnischen
Philosophien, namentlich des Stoizismus, hervorgegangene Sittenlehre, oder
Moraltheorie ist, die man auf Grund ihrer allgemeinen Verbreitung und
zeremoniellen Ausübung: Katholische Religion nennt. Er erkennt, wie seine
großen Vorgänger Konstantin und Karl der Große, die moralischen Vorzüge dieser
Religion an und weiß sie zu seinen politischen oder staatsmännischen Zwecken
zum Nutzen seines Landes und Volkes wahrzunehmen. Mussolini würde ja der
größte Dummkopf sein, wenn er dies nicht täte, wenn man bedenkt, daß das
Papsttum der Sitz einer Weltreligion darstellt, wo jährlich Millionen von
Peterspfennigen zusammenfließen und woselbst der Fremdenverkehr mit seinen
wirtschaftlichen Vorteilen überströmt. Der Hauptsitz solch einer Weltreligion
muß ja dem Lande zugute kommen, zumal ja der Faczismus dahin geht, alle nur
verfügbaren Kräfte im Interesse des Landes zu assimilieren und sie dem Lande
dienstbar zu machen.
Allein Mussolinis Kirchenpolitik scheint weit über die engeren Grenzen seines
Heimatlandes hinauszugehen; er hat offenbar die faszistische Weltherrschaft
mittels des Papsttums und des Völkerbundes im Auge. In seiner Schlußrede gab
er deshalb den Zuhörern zu verstehen, daß er sich in seinen päpstlichen
Verhandlungen ganz vom Geiste Napoleons leiten ließe, der in seinen
Instruktionen an den König von Rom schon gesagt haben soll, daß man "in
Einigkeit mit dem Papste das Gewissen von 100 Millionen Menschen beherrsche."
Mussolini scheint also nicht nur ein raffinierter Staatsmann, sondern auch ein
guter Psychologe und erfahrener Beichtstuhlkatholik zu sein. Er weiß, wo man
die Menschen anpacken muß, um über sie zu herrschen: am Gewissen, am Herzen.
Da jedoch der geistige Einfluß eines Staatsmannes nicht so tief reicht, bedarf
er eines Verbindungsmittels und das ist die Kirche oder die Religion. Und da
besonders die katholische Religion durch den Beichtstuhl, die stoische
Kirchendisziplin, die unumschränkte Macht der Geistlichkeit für diesen Zweck
am allerbesten geeignet ist, wird sie nicht nur von Mussolini, sondern von
jedem raffinierten Feldherrn oder Staatsmann bevorzugt werden.
Nach dieser Zustandsbeschreibung geht es im GZ weiter mit der Ausführung
In der Prophetensprache wird jedoch diese
unlautere Verbindung geistlicher und weltlicher Macht als: "Hurerei"
bezeichnet, wie dies in der Offenbarung Johannes Kap. 18:32 klar zum Ausdruck
kommt
"Denn von dem Weine der Wut ihrer Hurerei haben alle Nationen getrunken, und
die Könige der Erde haben Hurerei mit ihr getrieben, und die Kaufleute der
Erde sind durch die Macht ihrer Üppigkeit reich geworden." -
Den weltlichen Staatsmännern kann man es nicht verdenken, daß sie die Kirche
zu diesen unerlaubten Dingen gebraucht haben, da sie ja den Geboten Gottes
nicht gehorsam sind, aber die Kirche, die sich das Wort Gottes zur Richtschnur
ihrer Handlungen gemacht hat, und gerade das Gegenteil davon tut, ist
verantwortlich und wird daher ernstlich zur Verantwortung gezogen werden. Es
gibt eine furchtbare Abrechnung, "denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum
Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht," heißt es im 5. Verse
desselben Kapitels über sie.
„Schafft mir Religion ins Land"
Die allgemeine Weltgeschichte liefert uns die
furchtbarsten Beispiele und Beweise hierfür. Auch Friedrich der Große von
Preußen rief z. B. nach der unglücklichen Schlacht von Leuthen aus: "Schafft
mir Religion ins Land, damit ich Grenadiere bekomme."
Und so holte er die vertriebenen Jesuiten wieder in sein Land zurück, um "pro
gloria et patria" zu wirken.
"In Einigkeit mit dem Papste beherrsche man das Gewissen von Millionen
Menschen." -
In diesem offenen Geständnis Mussolinis tritt seine verborgene Absicht klar
hervor, das Papsttum nur als Mittel zum Zweck zu benutzen. Obwohl ja diese
napoleonische Auffassung etwas veraltet ist, so versucht sie Mussolini dennoch
zu praktizieren, denn mit 100 Millionen Menschen läßt sich schon etwas
unternehmen, zumal wenn sie alle eines Geistes, unter sich einig und gefügig
sind.
Doch wir leben heute in einer sehr unzuverlässigen und unsicheren Zeit, und
diese Tatsache sollte eigentlich dem römischen Diktator zu denken geben. Wenn
Napoleon schon mit seiner raffinierten Papstpolitik ein klägliches Fiasko
erlebte, und als entthronter Kaiser auf die Insel St. Helena verbannt wurde,
wieviel mehr Mussolini, dessen Staats- und Feldherrn-Genie gewiß nicht das
napoleonische erreicht und ihm eben vor allem die napoleonischen Zeiten
fehlen. ..."
Einen weiteren Kommentar in Sachen Mussolini, gab es dann noch in der
Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 7. 1929. Selbiger führte
aus:
„Der unzufriedene Papstkönig
Wie nicht anders zu erwarten war, hat sich der sogenannte Heilige Vater Pius
XI. von Rom nicht mit den jüngsten Ausführungen seines weltlichen Herrn und
Gönners Mussolini einverstanden erklären können und erhebt nun in einem
besonderen Papstschreiben energischen Protest. Der Inhalt des Schreibens soll
erst kürzlich im "Osservatore Romano" in einem Umfang von vier Spalten
erschienen sein. In dem Schreiben, so lautet der journalistische Bericht, gibt
der Papst die Eindrücke wieder, die die beiden Reden Mussolinis in der Kammer
und im Senat sowie die sich darin anschließende Erörterung auf ihn gemacht
haben. Der Papst erklärt - den Agenturberichten zufolge - daß es seine Pflicht
sei, zu reden. Zunächst gibt Pius XI. seinem Bedauern über die harten
Ausdrücke Mussolinis Ausdruck. Es sei für ihn ferner eine bittere Enttäuschung
gewesen, über das Wesen des Christentums und dessen göttlichen Ursprung
Auffassungen hören zu müssen, die häretisch und noch mehr als häretisch seien.
Diese Auffassungen seien in der zweiten Rede Mussolinis nicht vollkommen
zurückgenommen worden.
Die ziemlich offenherzigen Reden des italienischen Staatsmannes werden den
meisten Lesern noch in Erinnerung sein; er gab darin der Welt zu verstehen,
daß er den Katholizismus nur als eine christliche Sekte betrachte, die
seinerzeit in Italien florierte. Er sprach ihm somit jede göttliche Autorität
oder Sendung ab, wodurch er dem Papste indirekt seine Hoheit nahm und ihn zum
Untertan des Staates erniedrigte. Solche Demütigung vermochte der stolze
Kirchenfürst nicht zu ertragen, zumal sie vor aller Welt geschehen ist. Obwohl
fast alle Staatsmänner Europas mit Mussolini in diesem Punkte einig gehen und
dies nur in diplomatischer Weise zu verheimlichen wissen, erhebt der
Papstkönig einen flammenden Protest gegen Mussolini. Er liebt die
Mussolinische Offenherzigkeit nicht, sondern will lieber diplomatisch
umschmeichelt und betrogen werden, wenn er nur dabei sein gutes Renommee nicht
verliert.
In dem päpstlichen Schreiben heißt es dann weiter:
Pius XI. bemängelt ferner in den genannten
Reden den Hinweis auf die geringen wissenschaftlichen Arbeitsergebnisse der
italienischen Geistlichkeit und erklärt, daß die Aufzählung und Schilderung
der Kämpfe gegen die weltliche Herrschaft der Päpste nicht gerade
rücksichtsvoll gewesen sei.
Besonders aber erklärt es der Papst als eine falsche Auffassung, daß der Staat
in Italien die Souveränität über die katholische Kirche habe. Mit großer
Energie betont Pius XI., daß der Papst allein über die Kirche souverän sei und
allein die großen Entschlüsse zu fassen habe. Er bedauert die wiederholten
Ausdrücke, daß der Staat auf seine Hoheit nicht verzichtet habe, und daß der
Staat sich eine Kontrolle vorbehalten habe, gleichsam, als ob die Kirche
bestrebt sei, den Staat zu schädigen. Hinsichtlich der Gewissensfreiheit
vertritt er die Meinung, in einem katholischen Staate müsse sich die
Gewissensfreiheit nach den Grundsätzen der katholischen Kirche richten. Das
Recht der Kirche bei der Erziehung wird besonders betont und gesagt, daß die
Erziehungsaufgabe der Kirche nicht auf den Religionsunterricht beschränkt und
nicht vom Staat gehindert werden dürfe.
Der Papst gibt ferner zu verstehen, daß, wenn in der katholischen Kirche
Vorträge über Kant stattfänden, dies nur geschehe, um seine Irrtümer
aufzudecken. Der Staat brauche die katholische Wissenschaft nicht zu fürchten.
Pius XI. nimmt weiter Stellung dagegen, daß Mussolini sagte, niemand werde die
Katholiken zwingen, die kirchliche Eheschließung einzugehen. Der Papst erklärt
demgegenüber, daß die Kirche diesen Zwang ausüben werde; er exkommuniziere mit
sofortiger Wirkung jeden Katholiken, der sich allein mit der zivilen Ehe
begnüge. Endlich gibt, der Papst seinem Mißfallen darüber Ausdruck, daß die
Geistlichen, die die Kirche verlassen haben und sich in staatlichen Stellungen
befinden, nicht aus diesen Stellungen entfernt werden sollen.
Papstkönig Pius XI. scheint also recht unzufrieden mit Mussolini zu sein und die Zukunft wird uns zeigen, welcher von den beiden recht behält. Wir leben heute in einer sehr entscheidungsvollen Zeit, und diese Tatsache möge uns freudig die Häupter emporheben lassen.
Auch die nachfolgende Meldung hielt das Schweizer „Goldene Zeitalter" vom
1. 2. 1930 für weitergebenswert:
„Das Gericht der Vatikanstadt.
Im Gebäude des ehemaligen Seminars St. Peter werden gegenwärtig einige Lokale
als Sitz des Gerichts der Vatikanstadt eingerichtet. Es ist ein großer
Sitzungssaal für die Verhandlungen vorgesehen, an den sich gleich der
vatikanische Kerker anschließt, der sich bisher in der ehemaligen Klinik
befand. Der Gouverneur hat bereits den Kanzler des neuen Gerichts ernannt
(Aarg. Volksblatt).
Noch eine ähnliche Meldung hatte die Schweizer Ausgabe des „Goldenen
Zeitalters" in ihrer Ausgabe vom 1. 3. 1930 dann noch auf Lager:
„Militärbischof für das italienische Heer.
Der Papst hat nach dem Friedensschluß mit dem italienischen Staat für das
italienische Heer einen Militärbischof ernannt. Wie die katholische
Zeitschrift "Ecclesiastica" meldet, hat sich dieser den Militärkaplänen mit
einer Ansprache vorgestellt, worin er u. a. folgende, für weiteste Kreise
bemerkenswerte Weisungen erteilte:
"Seid die treuesten Hilfen der Militärkommandos, die im Frieden gerade wie im Kriege das Prestige, den moralisch wirksamen Einfluß schätzen, den der Militärgeistliche auf zarte und unerfahrene Gemüter ausüben kann... Unsere Mitwirkung an der Erziehung und Ausbildung des italienischen Soldaten, die im herrlichen Konkordate zwischen dem Hl. Stuhle und der Kgl. Regierung ihre Anerkennung und Sanktion erhalten hat, ist eine große Mission, von kapitaler Bedeutung für die Seelen, für die Familien, für das Vaterland."
Und in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 9. 1930,
schrieb selbiges dem damals herrschenden Papst auch noch ins „Stammbuch"
„Das Motto des gegenwärtigen Papstes lautet:
"Eilends voran!" Und wer wollte bestreiten, daß der ehemalige
Webermeisterssohn Ratti nicht eine flotte Karriere gemacht habe? Selten hat
ein Papst in so kurzer Zeit die höchste Stufe kirchlicher Macht und Größe
erlangt wie Kardinal Ratti. "Eilends voran!" - Gewiß hat er diese seine
Strebernatur von seinem Vater geerbt, der es ebenfalls in kurzer Zeit vom
gewöhnlichen Webermeister bis zum Fabrikdirektor und schließlich bis zum
Fabrikbesitzer brachte. Jedenfalls gehört die Familie Ratti zu jener
"individualistisch-heroischen" Menschenklasse, der nach Dr. Nölting
"Geschichte der Sozialpolitik" das neuzeitliche kapitalistische Unternehmertum
entsprang, zu dem auch Mussolini und sein Faschismus gehören. "Eilends voran!"
In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1931 konnte
man dann noch lesen:
„Anlässlich der Wiederkehr des Jahrestages der
feierlichen Unterschrift des Laterano-Vertrages zwischen Papst und Mussolini
am 11. Februar, welcher Tag in Italien als Staatsfeiertag gefeiert wird,
erklärten die faschistischen Redner in den Versammlungen, dass das
faschistische Italien und die katholische Kirche ein unzertrennbares Ganzes
bilden; die Bezeichnung faschistischer Staat und Kirche sind nur zwei
Benennungen für ein und denselben Körper."
Jene GZ-Kommentatoren vergaßen nur eines mit hinzuzufügen. Es wird einmal die
Zeit kommen, wo die eigene Organisation ähnlichen Ambitionen als KdöR
nachjagt.
Oder auch das andere Beispiel, wie der damalige WTG-Vizepräsident Fred. W.
Franz, aus seinem „Hut" das Zauberkanichen hervorzog.
„Würde sich
dieser Kongress freuen, zu erfahren, dass die „Fürsten der neuen Welt" bereits
unter ihnen weilten?
Und in Fortführung dieser These ausführte. Die eigenen WTG-Funktionäre seien
dies. Damit wurden dann gleich mal „2 Fliegen" mit einer Klappe getroffen. Die
famose Fürstenvilla „Beth Sarim" beerdigt, und den WTG-Apparatschicks die
Illusion vermittelt, sie seien doch die eigentlichen Herrscher der Welt. Sie
müssten ihren Anspruch lediglich noch kämpferisch durchsetzen!
Von den Machtimpetus unterscheiden sich diese beiden Varianten der
Kirchengeschichte, wohl kaum!
„Diktatur,
der größte Schaden für ein Volk
(Aus dem Manchester-Guardian)
BISMARCK war es, der einst erklärte, daß mittels eines martialischen Gesetzes
jeder Narr regieren könne.
Jede Diktatur, die durch ein martialisches oder auch nur halbmartialisches
Gesetz regiert, - wie die russische "G. P. U.", die italienische "Militia",
die rumänische "Siguranza", die polnische "Defensive" - sind terroristische
Organisationen, Werkzeuge der Regierungen und Bastarde von Militärs und
Vertretern der Politik.
Es ist ein großer Irrtum wenn jemand denkt, daß Diktatur die Tüchtigen an die
Spitze bringe. Das Gegenteil ist der Fall, - sie schneidet die Mutigen, die
Kritischen und die Intelligenten ab. Die Fähigen haben keine Chancen, sie
seien denn kriechend, skrupellos und vermeiden jede offene Kritik.
Demokratie wird gewöhnlich als eine Art von Mobherrschaft angesehen, und
Diktatur als die Regierung der Elite. Wiederum ist gerade das Gegenteil wahr.
Eine Diktatur ist eine organisierte Mobherrschaft, die durch ein organisiertes
Lynchgesetz herrscht. Alle großen Diktatoren sind große Aufwiegler. Es ist
gesagt worden, daß Demokratien durch Lockphrasen regiert werden. Doch kein
Ministerpräsident irgend einer europäischen Demokratie hat so viele
Lockphrasen zur Verfügung wie Mussolini oder Pilsudsky und vermag einen so
allgemeinen hysterischen Applaus hervorzurufen.
Es ist ein Irrtum zu denken, daß eine Diktaturherrschaft immer unpopulär sein
müsse, doch wenn Diktatoren an die Gefühle des Volkes appellieren, so
appellieren sie fast immer an die schlechten.
In Italien und Rußland werden die Massen, die durch Öffentliche Reden,
Zeitungen und Radiovorträge zu erreichen sind, beständig zu einem
prahlerischen und unheilvollen Chauvinismus aufgepeitscht. Diktatur gedeiht
nur in kriegerischer Atmosphäre, und wenn ihre Auslandspolitik eine friedliche
ist, so ist es nur, weil sie sich nicht stark genug zum Kriege fühlt.
Eine Diktatur ist ohne Sklaventum oder Knechtschaft nicht denkbar. Die
geistigen Fußfälle vor den Dogmen, Glaubensbekenntnissen, Ideen und
sogenannten Idealen in Rußland und Italien sind viel entehrender als die
tatsächlichen Huldigungen eines orientalischen Despoten. In keiner Diktatur
gibt es eine Gerechtigkeit. Gerichtsverhandlungen sind nur Inquisitionen oder
gesetzmäßiges Lynchen, Wenn sie öffentlich abgehalten werden, geschieht es,
damit die Gerechtigkeit durch die Gemütsbewegungen des Mobs erstickt werden
möchte. Wenn sie im Geheimen abgehalten werden, so gewiß aus Furcht, daß die
Gemütsbewegungen der Menge nicht stark genug sein möchten, die Gerechtigkeit
zu ersticken.
Diktaturherrschaft löst kein Problem. Sie sucht nichts weiter zu erhalten als
sich selbst. Wenn der Terror beginnt, wird er stets nur als Übergangsmaßnahme
hingestellt, aber er bleibt niemals der Knecht, sondern wird immer der Herr
des Diktators.
Rußland untersteht heute, mehr als zehn Jahre nach der Revolution, immer noch
dem roten Terror. Ungarn ist fast zehn Jahre nach der Gegenrevolution immer
noch unter dem weißen Terror. In Italien ist der Terror nicht so ungeschliffen
heftig, aber er besteht dennoch und ist sieben Jahre nach dem Marsch nach Rom
immer noch so grausam und ungeheuerlich.
Diktatur ist das größte Unglück, von dem ein Volk heimgesucht werden kann. Sie
ist schlimmer als Seuchen, Hungersnot, Überschwemmungen und Krieg."
... Sicher ist es Unsinn, daß sich die Menschen
und Völker die Köpfe blutig schlagen, anstatt sich friedlich zu umarmen. Aber
wir beide werden diesen Unsinn vermutlich nicht hindern können und müssen
versuchen, aus der Distel des Krieges soviel Honig zu saugen, als eben möglich
ist.
Daß das durchaus möglich ist, habe ich von meinem 23. bis 27. Lebensjahre im
letzten Kriege am eigenen Leibe erfahren. Als Christen sind wir uns darüber
einig, daß das irdische Leben der Guter höchstes nicht ist. Jesus selbst hat
uns nicht nur gelehrt, sondern durch die Tat bewiesen, daß unser Leben auf
Erden keinen wertvolleren Inhalt und Abschluß haben kann, als daß wir's im
leiblichen Tode für unsere Brüder hingeben. Nichts anderes geschieht im
Kriege.
Gewiß ist für den normalen Menschen das Leben süß und der Tod bitter. Aber
gerade als Christen sollen wir dankbar sein, daß uns durch den Kampf für's
Vaterland Gelegenheit gegeben wird, zu beweisen, daß wir nicht nur Hörer,
sondern auch Täter des Wortes Jesu sind.
Wenn Sie den Krieg unter diesem letzten Gesichtspunkt betrachten gelernt
haben, wird er für Sie mindestens drei Viertel seiner Schrecken verloren
haben. Im übrigen rate ich Ihnen dringend, sich Ihres jungen Daseins zu
freuen, und die Sorge über Krieg und Frieden den dazu Berufenen zu überlassen.
Ich habe das vor, in und nach dem Kriege mit dem besten Erfolge getan und tue
es noch heute. Selbstverständlich stehe ich immer bereit, die Waffen zu
ergreifen, wenn das Vaterland ruft, und finde auch heute und in alle Zukunft
nichts Unchristliches darin, die Feinde meines Vaterlandes zu schlagen, wo und
wie ich kann. Ich wünsche Ihnen von Herzen, daß auch Sie, sehr geehrter Herr
Kranz, das vorkommendenfalls tun möchten und grüße Sie mit treu-deutschem
Christengruß
als Ihr Ergebener
gez. Eckert, Pfarrer, Ltn. d. R. der Feldartillerie
Dazu bemerkt "Die Welt am Montag":
"Der Herr Pfarrer und Leutnant der Reserve mit dem treudeutschen Christengruß sieht also nichts Unchristliches darin, die Feinde zu schlagen - d. h. zu erschlagen! Das 5. Gebot des Alten Testaments wird eben für den Fall des Krieges genau so suspendiert wie die Bergpredigt des Neuen Testaments."
Weil die bestellten und ordinierten und auch
bezahlten Geistlichen Diener ihre Aufgabe vergessen und den Schlüssel der
Erkenntnis weggenommen haben, unternehmen es ehemalige Militärs, an deren
Stelle zum Rechten zu sehen.
So zum Beispiel hat
General Schönaich
es sich zur Lebensaufgabe gemacht, gegen die Kriegshetze fälschlich
sogenannter Christen im Priestergewande, anzukämpfen. Der im Kampfe
unerschrockene deutsche General pflegt in seinen Vorträgen gegen den
privilegierten Massenmord mit Musterbeispielen aufzuwarten, deren satanische
Verderbtheit ihm begreiflicherweise die Galle überlaufen lassen. So erklärt
er;
"Was von der erdrückenden Mehrheit der evangelischen Geistlichkeit, meist unter schamloser Verdrehung der Bibel an ödester Kriegshetze geleistet wird, das stinkt einfach zum Himmel."
Als Müsterchen eines evangelischen Divisions-Geistlichen im Dienste der Kriegshetze führte der ehemalige General folgenden ausgewiesenen Wortlaut an:
"Der Soldat soll das kalte Eisen ohne Scheu führen, sein Bajonett dem Feind in die Rippen rennen, den Kolben auf seinem Schädel zerschmettern; das ist nicht nur seine soldatische Pflicht, sondern das ist sein Gottesdienst."
Als Kommentar zu solcher bestialischen Hetze pflegt Schönaich beizufügen:
"Und dieser Mensch steht noch heute auf einer
evangelischen Kanzel!
Kann man sich darüber wundern, daß gerade die innerlich tiefgläubigen Christen
sich von solchem Pfaffengesindel voll Eckel abwenden?"
Der evangelische Ober-Kirchenrat hat wegen "verleumderischer Beleidigung" (natürlich gegen General Schönaich, - nicht gegen den gotteslästerlichen Pfarrherrn!) gerichtliche Klage erhoben. Nachträglich jedoch scheint es der Ober-Kirchenrat für besser befunden zu haben, die Strafklage zurückzuziehen, denn General Schönaich erklärte sich öffentlich für die Übernahme einer Strafe bereit, bereit aber auch zu Nutz und Frommen der Menschheit das Beweisverfahren für seine gemachte Behauptung anzutreten...."
Da bietet es sich doch vielleicht auch mit an, auf den Fall des Malers und Grafiker Georg Grosz hinzuweisen. Der musste zwar zu Beginn der Naziära auch in die USA emigrieren. Davor hatte er jedoch sehr wohl seine politische Heimat in der KPD.
Er wurde verschiedentlich vor den Kadi gezogen; auch im Zusammenhang mit dem berüchtigten Paragraphen 166. Er erhielt jedoch im Jahre 1929 von einer Seite Schützenhilfe, von der er es sich vielleicht selbst nicht hätte träumen lassen. Man ahnt es fast schon: von den zeitgenössischen Bibelforschern.
Letztere schmückten das Titelblatt ihrer "Goldenes Zeitalter"-Ausgabe vom 15. 5. 1929 just mit einer Zeichnung dieses Georg Grosz, für den die "Großkirchen" via Paragraph 166 ihn einst vor den Kadi gezogen hatten."
Und weiter in dem damaligen Kommentar aus dem Jahre 2006:
„Zwölf Bilder erschüttern derzeit die Welt. Viele (mich eingeschlossen) sind fassungslos darüber wie ein verhältnismäßig banaler Sachverhalt, von interessierter Seite instrumentalisiert wird; und offenbar im Sinne der Strippenzieher dieser Instrumentalisierung, erfolgreich instrumentalisiert wird.
Brennende Botschaften oder gar mehr auf dieser abschüssigen Bahn, ist die vermeintliche Ursache doch wohl nicht wert, sagt man sich.
Aber am Fassungslosesten unter den Fassungslosen sind vielleicht noch die Saturierten. Diejenigen, die etwas zu verlieren haben. Diejenigen, deren "Evangelium" eigentlich nur aus zwei oder drei Hauptsätzen besteht.
"Evangeliumssatz" Nummer 1.
Marktwirtschaft pur ist das "Heil der Welt".
"Evangeliumssatz" Nummer 2.
Wer in dieser Wolfsmoral unter die Räder kommt hat eben Pech gehabt. Was scheren mich (dem Saturierten) die "Verdammten dieser Erde"; solange ich ja nicht selber zu ihnen gehöre.
Es ist eigentlich keine neue Erfahrung, dass gekonnte Unterdrückung vorhandener Spannungen, irgendwann mal zum Ausbruch kommt. Diese Eruption kann sich dann in vielerlei Art und Weise sichtbar machen. Sie kann auch zur Folge haben; dass selbst auf dieser "Lavaasche" neue Konjunkturritter ihr "Geschäftchen" machen, das vielleicht sogar noch mieser als jenes ist, der sie zu ihrem "Aufstand" motivierte.
[Bezüglich eines Kommentares zum derzeit akut-aktuellen Thema Ukraine, siehe auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,205611,209951#msg-209951
17. April 2014 14:45 ]
Im säkularen Bereich bietet sich da an beispielsweise auf das Stichwort "68er Generation" hinzuweisen. Deren Eltern (nach 1945) hatten ein vorrangiges Ziel; etwa wie es die "Baden Württemberger" in ihrem Slogan
"Schaffe, schaffe Häusle baue und nicht nach fremde Mäd'che schaue" signifikant auf den Punkt brachten.
Und dann kamen da ihre Kinder und meinten. Das nur nach materiellem Streben kann es doch wohl nicht gewesen sein. Die Altvorderen verstanden die Welt nicht mehr. Erst recht nicht, als sie registrierten. Die Gegenreaktion gegen ihre "Weltphilosophie" ist ja noch nicht mal einheitlich.
Da gibt es welche von den Protestlern, die es mit dem "politischen Protest durch die Institutionen hindurch" versuchten. Andere wieder krochen einem Bhagwan oder einer Scientology und ähnlichen Rattenfänger auf den Leim.
Die vorstehend genannten "Evangeliumssätze" beinhalten auch, aus der Sicht der Saturierten. Die derzeitige Welt als die "beste aller Welten" anzusehen. Nur misslich, dass nicht alle sich dieser Wertung anzuschließen vermögen.
Einer für den das mit der vermeintlichen "besten aller Welten" als Lebensphilosophie im besonderen zutrifft, sitzt im Weißen Haus zu Washington.
Auch dieser Mister Bush verstand die Welt nicht mehr, als er in sehr handgreiflicher Art und Weise, in Staubwolken im nahen New York gehüllt sehen musste, dass da wohl nicht alle auf der Welt, seine Philosophie teilen.
Selbstkritik war noch nie die "Stärke" der Saturierten und mit Sicherheit auch nicht die des Mister Bush. Also sein Rezept. Die verschlossene Flasche der Pandora zu öffnen.
Aber o weh, um mit dem Zauberlehrling von Goethe zu reden. Die Geister, die man rief, wird man nun nicht mehr los.
Mehr noch. Bush ist sicherlich nicht der Einzigste Saturierte der etwas zu verlieren hat. Es gibt deren offenbar noch ein paar mehr. Tröstete man sich erst:
Na ja, es betraf ja vorerst "nur" die USA; sieht man zusehends, dass mit dem "nur" geht wohl nicht mehr so recht auf.
Nun kann man sich auch die Sheriff-Uniform anziehen, wie es beispielsweise Mister Blair in Großbritannien tat und es Mister Bush gleichtun.
Dieses Rezept des Mister Blair mag im Falle der Falklandinseln noch funktioniert haben. Aber auch Frau Merkel, die wohl ähnlich auf eine "Sheriff- Uniform" als für sie "kleidsam" spekuliert, wird sich sagen lassen müssen.
Das zu "befriedende Gebiet" ist zwischenzeitlich ungemein größer geworden, als die einst kleinen Falklandinseln.
Es ist doch wahrlich nichts Neues, dass soziale Spannungen auch in der Form der Religion daher kommen. Das war doch schon in den Tagen des Thomas Münzer so. Und das liegt doch für jeden, der sich besonders mit der Geschichte der Zeugen Jehovas auseinandersetzt, nahezu handgreiflich auf der Oberfläche.
Es war doch vom Standpunkt der (relativ) Saturierten, purer Wahnsinn, sich dem Naziregime etwa in der Frage des Hitlergrußes und anderes mehr in den Weg zu stellen. Dennoch gab es diese "Wahnsinnigen", die sich selbst durch allerschärfste Restriktionen, nicht von diesem Wege abbringen ließen.
Was motivierte sie denn?
Nicht zuletzt auch politische Kritik an den obwaltenden Umständen im Naziregime, die sie zwar nicht als solche klar erkannten; aber dennoch im Sinne eines Thomas Münzers eben in religiöser Form zum Ausdruck brachten.
Etwa die schriftliche Begründung des Wehrdienstverweigerers Wolfgang Kusserow, weshalb er den Wehrdienst verweigere ist ein eindrucksvolles Zeugnis dafür.
Es war doch vom Standpunkt der um ihre politische Macht bangenden Kommunisten in Ostdeutschland nach 1945, ebenfalls purer Wahnsinn, dass sich da ihnen die Zeugen als nicht "Gleichschaltbare" in den Weg stellten. Dennoch gab es sie.
Ich sehe da durchaus gewisse Parallelen zwischen dem Beispielfall Zeugen Jehovas, und den "Verdammten dieser Erde" die zunehmend in islamistischer Verklärung sich artikulieren.
Nun kann man - wie es die Saturierten - egal wie sie heißen
(Hitler "Diese Brut wird ausgerottet werden";
Mielke; wer unsere Interessen tangiert, lernt unsere
harte Hand kennen;
Bush; wer Krieg anzettelt bestimme ich, nur ich
Obama: Meine Politik ist die des sich in die eigene Tasche lügens).
Es wäre in Obamas „heile Welt-Sicht" doch „nur möglich", dass die bösen Russen Hauptverantwortliche für den Anschluss der Krim an Russland seien. Die Krim mag den Russen verhältnismäßig leicht zugefallen sein. Wer diese Vorgänge indes nur auf den Faktor die bösen Russen reduziert, wird wahrscheinlich noch einiges Lehrgeld zu zahlen haben. Siehe die derzeitigen Separatisten-Strömungen in Teilen der Ukraine. Herr Putin sind die selber schon langsam unheimlich, dieweil auch von ihm nicht mehr steuerbar, und er sucht zu einer begrenzten Mäßigung aufzurufen - ohne rechten Erfolg.
Das weitaus größere Menetekel sind diese Tendenzen indes für die derzeitigen Machthaber in Kiew, und im weiteren Sinne in deren Windschatten auch für Herrn Obama.
Nun kann man sich auch in der gegenwärtigen Auseinandersetzung auf die Seite der Saturierten stellen; Feuer und Schwefel ankündend; aber um alles in der Welt, keine Selbstkritik zulassend. Besonders der mormonische Gegenkandidat der letzten USA-Wahlen, stand ja für diese Tendenz. Insoweit mag Herr Obama noch als relativ gemässigt erscheinen. Ob es weitere aus seinem Umfeld auch sind, erscheint eher zweifelhaft. Der Fluch der bösen Tat, holt somit letztendlich auch einen Herrn Obama ein.
Es wird wohl ein hartes, ein langes Ringen (oder vielleicht doch eben nicht ganz so langes) werden.
Die Büchse der Pandora ist geöffnet. Diejenigen, die in sie zusätzliches Öl hineingießen, werden sie wohl kaum wieder zu schliessen vermögen."
Nun, da der Schwerpunkt an diesem Ort auf geschichtlichen Aspekten beruht,
sei noch ergänzend die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15.
5. 1929 (kommentarlos) zitiert.
Neben deren bereits genanntem Titelblatt
kommentierte damals selbiges:
„Ein sehr kennzeichnendes Urteil
Der Zeichner Georg Groß stand unter Anklage, durch drei Bilder einer Mappe
„Hintergrund" die christliche Kirche und ihre Einstellungen gröblichst
beschimpft zu haben. Das Gericht aber sprach den Angeklagten auf Kosten der
Staatskasse frei. In der Urteilsbegründung führte nach Berliner
Pressemeldungen Landesgerichtsdirektor Siegert etwa folgendes aus:
„Der Künstler wollte in seiner Darstellung nicht die „christliche Kirche" beschimpfen, sondern er wollte eine Verteidigung des wahren Begriffs „christliche Kirche" schaffen und seinem Unwillen darüber Ausdruck geben, daß - seiner Meinung nach - die gegenwärtige Kirche sich in den Dienst einer ihr wesensfremden Sache stellte, indem sie durch die Unterstützung des Krieges das Urdogma der wahren christlichen Kirche, die Nächstenliebe, verleugnet habe."
Zu dem Urteil und seiner Begründung selbst ist
zu sagen, daß es erfreulich ist, zu sehen, daß es in Deutschland Richter gibt,
die nicht das beurteilen, was irgend jemand bei einer Sache empfindet, sondern
das was der Verfertiger dieser Sache bezweckte. Wenn dieser Grundsatz bei der
Beurteilung aller unter den Gotteslästerungs-Paragraphen gestellten Vergehen
angenommen würde, würde wahrscheinlich der Gotteslästerungs-Paragraph
überhaupt überflüssig sein, ja, er ist auch unbedingt überflüssig. Gott
braucht nicht durch Gesetzesparagraphen geschützt zu werden, er schützt sich
und sein wahres Wort und seine wahre Kirche selbst. Wenn man unterscheiden
gelernt hat zwischen dem, was die Bibel vom Christentum fordert und dem was
die Menschen an Dogmen und Zeremonien aufgestellt haben, dann wird ,an auch
verstehen, daß das erstere so erhaben über jeden Spott der Menschen ist, daß
es durch kleines Menschenwort nicht verlästert werden kann. Nur die kleinen
von Menschen aufgestellten Dinge, Lehrsätze und Dogmen sind es, die den
treffenden Hieb des Spottes oder gut passender Ironie nicht vertragen können;
aber ein auf den Grundsätzen der Bibel aufgebautes Recht hat keine
Veranlassung, Menschenlehren und Meinungen zu verteidigen oder zu schützen,
und darum ist auch von diesem Gesichtspunkt aus der Gotteslästerungsparagraph
ein Unding, und seine Beseitigung ja geradezu eine Forderung wirklicher
Gottesverehrung geworden.
Wenn auch die betreffende Feststellung in diesem Urteil nur in billiger Weise
erfolgte, so ist es dennoch wertvoll, zu wiederholen, daß die Kirche nach
Ansicht des Angeklagten mit der Unterstützung des Krieges das Urdogma der
wahren christlichen Kirche, die Nächstenliebe, verleugnet habe. Das ist auch
unsere Überzeugung, und unsere Überzeugung weiter ist, daß nur diese
Verleugnung überhaupt den ganzen Jammer des Krieges mit all seinen furchtbaren
Folgeerscheinungen möglich werden lassen konnte."
Der Konjunkturritter sind den viele.
Man vergleiche beispielhaft in nachfolgendem Posting, den dort offerierten
„Heilsverkünder".
www.ihrseidmeinezeugen.de/forum/index.php?PHPSESSID=3f90cc787505eecb4282cbfc97ca7b78&topic=64.msg479#msg479
Übrigens vernahm man zur Hoch-Zeit der Griechenland-Krise von besagtem User
schon mal ähnliche Verweise auf „Heilsverkünder" dieses Kalibers. (Buchautoren
für die das Geschäft mit der Angst, ihr eigentliches Geschäft ist).
Man fragt sich nur wie dieses Ängste schüren und der Glaube an eine wundersame
„Entrückung" dereinst, wie diese merkwürdige Symbiose wohl zu deuten sei.
Wahrscheinlich so:
In einem Wikipedia-Artikel über den angedachten Autor, in der
„Heilspropheten-Galerie" eines Users mit vorfindlich, liest man auch den Satz:
„In seinem Buch Investieren statt Sparen. Wie man mit Aktien ein Vermögen
aufbaut beschreibt Otte Möglichkeiten für Privatanleger zum langfristigen
Vermögensaufbau".
Das sind dann wohl besonders „kluge" Empfehlungen für diejenigen, denen der
Begriff „Hartz IV" wohl nicht ganz unbekannt ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Otte
Oder im Falle Ukraine, jene, die dort den verklärten Blick auf Sowjetrussische
Verhältnisse zurück richten. „Rational" begründbar ist diese Nostalgie sicher
nicht. Zugleich ist der Umstand, das sie sich dennoch in relevantem Umfange
bemerkbar macht, auch ein Zeichen dafür, wie es um das „Heil" der derzeitigen
Kiewer Machthaber mit Anti-sowjetrussischer Intention, bestellt ist.
Ein Kommentator stellt ernüchtert fest:
„Der Westen hat aufs falsche Pferd gesetzt: Viele Ukrainer sind nicht besser
als Putins prorussische Banden."
www.spiegel.de/politik/ausland/augstein-kolumne-ueber-ukraine-krise-und-ihre-profiteure-a-968216.html
Mit dieser berechtigten Analyse ist allerdings nur die Oberfläche des Problems
angekratzt.
USA-Politik, die Sowjetunion (die alte) sei noch im Nachhinein zu demütigen.
Manchesterkapitalismus sei das „Heil der Welt".
Nun hat man sich Jünger der Art auch in der Ukraine hochgepäppelt. Über die
tatsächlichen Verlierer dieser Politik geht man stillschweigend zur
Tagesordnung über. Die Opfer suchen ihre „Errettung" in ebenfalls irrationalen
Thesen (die Geburtsstunde von Putins prorussische Banden).
Was den mit genannten „Kellogpakt" anbelangt, so lässt es das GZ auch dabei
nicht an Ironie fehlen. So hielt etwa die Berner Ausgabe des GZ vom 15. 6.
1929, nachfolgende Meldung für weitergebenswert:
„Der Empfang des "Friedensboten".
Der Friedensgesandte, Mr. Kellogg, hatte in Irland einen wundervollen Empfang.
Als sein Schiff in Sicht kam, wurde es vom Hafen aus mit einundzwanzig
Kanonenschüssen willkommen geheißen. Vier Militärflugzeuge, die zum
Bombenwerfen bestimmt sind, kreisten über dem Schiffe; und nach seiner Landung
wurde Mr. Kellogg von einer militärischen Eskadron, die Spalier bildete, in
Empfang genommen. Auf beiden Seiten der Straßen von Dublin, durch die er
schritt, standen die Soldaten Spalier und präsentierten das Gewehr. Ein Hurra
für den Frieden!"
Um die Hintergründe dessen etwas besser einschätzen zu können, sei noch
hingewiesen auf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Briand-Kellogg-Pakt
http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/aussenpolitik/briandkellog/
Nun gut mag man vielleicht noch sagen. Der erhielt ja 1926 sogar den
Friedens-Nobelpreis; ergo mag man dass in diesem Falle nicht so „eng sehen".
Zudem waren ja noch Weimarer Republik-Zeiten. Trotzdem will der Eindruck
nicht weichen.
Für „Himmelsakrobaten", die ansonsten vorgeben, „unpolitisch" zu sein; nicht
unbedingt „das Thema". Jedenfalls gibt es keinen bekannten Bibelspruch, dem
man just diesem Herrn Stresemann zuordnen könnte.
Es erfolgt somit die Überschreitung einer Grenzlinie. Wer so dezidiert
politische Themen mit aufnimmt, der betreibt seinerseits selbst auch
Politik. Ergo desavoiert er seine eigene These des „Unpolitischseins", die
sich auch ansonsten als Farce erweist. In diesem Fall aber deutlich
hervortritt.
Die Ausführungen, die da das „Goldene Zeitalter" diesem Politiker Stresemann
widmete, als solche, seien hier jetzt nicht weiter kommentiert. Sie seien im
nachfolgenden noch etwas näher vorgestellt:
„Riesenhafte Friedensdemonstration" überschreibt das GZ seinen Bericht.
Der Untertitel lautet „Berliner Brief" und wird mit einem Gedichttext
eingeleitet:
Tief in des Volkes Brust
Wohnt still und unbewußt
Sehnsucht nach Glück,
Frieden und Seligkeit;
Tiefe Gerechtigkeit
Füllt seine Massen weit,
Schärfer den Blick -
Weil es, was vor sich geht,
Fühlt und darum versteht."
Weiter geht es dann mit der GZ-Ausführung:
„Dieser Vers kommt mir in den Sinn, nun
ich - länger als eine halbe Stunde bereits - die ungeheuren Menschenmassen
zurückfluten sehe, die sich anläßlich des Begräbnisses des
Reichsaußenministers Stresemann in den Straßen Berlins am Brandenburger Tor,
Unter den Linden und den vom Trauerzug berührten Straßen zusammengefunden
hatten. Die Millionenstadt hat ihre Millionen auf die Beine gebracht, und
auch aus den verschiedensten Landesteilen sind, wie die Fremdenlisten
zeigen, Tausende von Menschen in Berlin zusammengeströmt, um dabei zu sein.
Dabei? Wobei?
Ja, das läßt sich eigentlich gar nicht so ohne weiteres sagen; denn im
Grunde genommen sind diese Ungezählten - Tausende mal aber Tausende -
nirgends dabei. Die eigentlichen Beisetzungsfeierlichkeiten spielten sich
vollkommen ohne alle diese Menschen ab. Höchstens, daß sie sich wie ein
Rahmen um das Innere des Bildes schließen, und das ist wohl auch die
Bedeutung dieser - man kann sagen - ganz Berlin erfassenden Bewegung, die
der Tod dieses Mannes auslöste. Diese ungeheure Beteiligung ist mehr als
eine bloße Beileidskundgebung, ist mehr als eine Äußerung der angeblichen
„Neugierde des Berliners, der überall dabei sein muß", ist auch mehr als
eine gut wahrgenommene Gelegenheit, Propaganda für den von der
Reichsregierung eingeschlagenen Kurs zu machen. Nein, hier spricht das Volk
selbst. Das Volk, das zwar die verwickelten Fäden diplomatischer Rechnung
nicht verfolgen, daß sich keine Rechenschaft ablegen kann über die
Notwenigkeit dieser oder jener Staats-, wirtschafts- oder sozialpolitischen
Maßnahmen, das Volk, das in diesen Dingen einfach der Rechtlichkeit oder
Schlechtigkeit seiner Führer ausgeliefert ist, dieses Volk, die allgemeinen
gutwollenden Massen der Menschheit fühlen da, wo sie nicht zu folgen
vermögen. Und wieviel List und Täuschung eine geschickte Propaganda auch ins
Leben zu setzen vermag: jedes Ding zeigt vor der Schlußabrechnung seine
Symptome, bewegt dann einmal das, was man das öffentliche Gewissen nennt,
und zeigt denen, die das Volk um ihres eigenen Vorteiles willen
vergewaltigen möchten, was das eigentliche Wünschen und Wollen des Volkes
ist und was nicht.
Als Wertung äußert der GZ-Schreiber:
Die Herren vom irregeleiteten
politisierenden Protestantismus und der im Dienste der Großagrarier und des
Junkertums stehenden Rechten sollten lieber ihre Finger von dem Ding lassen,
das sie Volksentscheid nennen; denn das Volk hat entschieden. Und wenn sie
es bis jetzt noch nicht wußten, dann sollte es ihnen die Trauerfeier an
Stresemanns Sarg gelehrt haben, daß das Volk entschieden hat:
Daß das Volk Frieden haben will, nichts als Frieden; und daß es diesen
Frieden auch dann will, wenn das Gedeihen der großen Geldsäcke, der Stahl-
und Eisenmagnaten, der Kanonenkönige und anderer kriegsprofitierender
Geister mehr nicht mehr so blühend ist wie ehemals.
Das hat das Volk entschieden, und dieser letzte Stresemanntag war nur der
Anlaß zu einer spontanen Willensbezeugung des Volkes in dieser Richtung.
Schon stundenlang vor dem Vorbeizug des Sarges hatten sich Hunderttausende
um das Brandenburger Tor herum in der Nähe der Wilhelmstraße, Unter den
Linden usw. angesammelt. Jeder Verkehr war polizeilich gesperrt, und auf den
Bäumen, den Denkmälern, den Häusern, den Fassaden der Häuser, auf
Laternenpfählen, Ecksteinen, mitgebrachten leeren Kisten, Stühlen usw.
Standen die Menschen ringsumher; hier und da klebte einer auf einem
vorspringenden Ornament eines Hauses, Fahrräder sind zusammengestellt, um
ihren Besitzern einen höheren Ausguck zu schaffen, und wo nur ein
Menschenfuß Platz hatte, stand auch ein Menschen. Wenn man sich umsah unter
diesen Leuten, war es einfach, sich zu überzeugen, daß die hier fast
demonstrativ zusammengeströmten Scharen allen Schichten und Ständen des
Volkes entstammten: arm, Mittelstand und reich. Zweifellos standen diese
Massen hier nicht am Fleck, um dem Reichsaußenminister Stresemann eine Ehre
zu beweisen, sondern weil ihr Inneres sympathisierte mit dem: Frieden halten
unter allen Umständen! Ohne irgend etwas über die Zweckmäßigkeit der von
diesem deutschen Außenminister eingeschlagenen Wege sagen zu wollen, und
ohne irgend etwas an unserer Überzeugung zu ändern, daß Menschenmacht
unfähig ist, der Erde Hilfe zu bringen, ist es doch ganz offenbar, daß der
einzig gangbare Weg für einen vernünftigen Menschen - wenn er das Schlimmste
aufhalten will - der Weg der Verständigung ist. Diese Tausend und aber
Tausend an diesem Morgen versammelten Menschen sind ein stiller, aber
gewaltiger Ruf des Volkes und der Menschen, zeigend, wie gerne sie Frieden
haben wollen.
Was die nächsten Monate und Jahre bringen werden, ist bei der nahezu an
Wahnsinn grenzenden Einstellung mancher Kreise schwer zu sagen.
Daß es natürlich immer die Kirche ist, die aller Friedens- und
Verständigungsarbeit oft auf geradezu raffinierte Weise entgegenzuarbeiten
sucht, ist auch mittlerweile sattsam bekannt geworden. Das beweist auch
neuerdings wider ein von dem Erlanger Professor D. Althaus (Dozent
theologischer Jugend) herausgegebenes Werk, betitelt „Theologie und
Religionswissenschaft", in dem dieser Mann - der es ja genau wissen muß -
über die Aufgabe der Kirchen folgendes sagt:
„Die Friedensbewegung der herrschenden Völker zur Nüchternheit und Wahrhaftigkeit zu rufen, das ist die Aufgabe der Kirche. Die Kirchen haben die Völker nicht zum Kriege zu erziehen, aber auch nicht zum Frieden, sondern zum politischen Verantwortungsbewußtsein. Krieg führen kann für ein Volk Sünde sein, aber auch Frieden halten, wo der Kampf klare Pflicht ist."
(Entnommen der „Welt am Montag", vom
30. Sept. 29).
Dieser angebliche Gotteslehrer und seine priesterlichen Genossen sollen
einmal beweisen, wo in der Bibel steht, daß die Kirche den Auftrag habe, das
Volk zum politischen Verantwortungsbewußtsein zu erziehen. Der Teufel war
es, der Jesus die Macht der Welt zeigte und ihn aufforderte, sich da
hineinzumischen. Diese Herren sollten sich genau überlegen, wem sie dienen.
Wenn es nach diesen Leuten in kirchlichen Kreisen ginge, dann würde
wahrscheinlich sehr bald wieder das arme Volk der Erde als geduldiges
Schlachtvieh auf die Schlachtfelder geschleppt werden; dann würden
vielleicht bald in unabsehbarer Vernichtungsflut Millionen unsrer
Volksgenossen in Giftgasen ersticken, weil einige in Selbstsucht erstarrte
Gehirne die Parole ausgeben:
„Lieber in Freiheit sterben, als in Unfreiheit leben."
Dieser Satz hat natürlich seine
Richtigkeit; aber „frei sein" heißt für das Volk frei sein von all dem, was
gerade der Krieg und seine Folgen über Land und Volk gebracht hat. Weder ein
neuer Krieg noch eine rigorose Ablehnung der Forderungen sogenannter
Siegermächte, weder irgendein Maulheldentum Phrasen dreschender, Soldat
spielender Jünglinge, noch irgendein Gernegroß wie Mussolini usw. kann der
Menschheit helfen, sondern nur eine restlose Anerkennung und Annahme der
Grundsätze der Bibel und der Forderungen Jehovas, des großen Lenkers des
Universums. Diejenigen aber, die um ihrer eigenen persönlichen Interessen
willen, ohne Rücksichtnahme darauf, welche Folgen für das allgemeine Volk
dadurch entstehen, mit der Wohlfahrt der Erde spielen, wie es gegenwärtig
die Herren vom Ausschuß für das Volksbegehren tun, wie auch diejenigen,
welche die Religion und die Bibel und das hiermit in Verbindung stehende
Vertrauen der Massen zu politischen Zwecken mißbrauchen, all diese werden
nicht nur für kommende Nöte der Erde verantwortlich sein, sondern zur
rechten Zeit auch dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Denn die Bibel
sagt, daß der Tag der Rache Gottes gekommen sei für alle, welche, die Erde
und ihre Wohlfahrt verderben. - Jesaja 61:2; Offenbarung 11:18.
Oberhalb des Eingangs zum Reichstagsgebäude, der großen Freitreppe, auf
welcher gerade der Sarg mit dem Toten heruntergetragen wird, stehen die
inhaltsschweren Worte: „Dem Deutschen Volke".
Wenn man an dieser Stätte, wo jahraus, jahrein der Kampf der Parteien tobte
und tobt, wo die Selbstsucht auf dem Boden der Politik ihre heißen
Schlachten schlägt, doch erkennen wollte, daß das einzige, was dem Volke
helfen kann, die Wahrheit ist, die Wahrheit der Bibel, wie bald würde dann
alles werden! Vielleicht brauchte man dann bald keine Toten mehr über diese
Stufen tragen. Aber noch machen Verleumdungen, Menschenweisheit und
Spottlust, sprießend auf dem Boden der Gedankenlosigkeit, es unmöglich, die
Wahrheit auch hier in breiterem Maße Eingang finden zu lassen. Aber wir
glauben zuversichtlich, daß die Zeit und ihre weiteren Lektionen auch hier
ihr Werk tun werden. Zwar wird wie nie der Pardel seine Haut wechseln; aber
steinerne Herzen werden einmal zu fleischernen werden, wie die Bibel sagt,
und dann wird die Heilung von innen kommen. Wo dann aber keine Heilung
möglich ist, da wird der ewige Tod ein weiteres Sprießen des Bösen unmöglich
machen."
Was die in vorstehendem Texte enthaltene Mit-Zitierung des Theologieprofessors Althaus anbelangt, wurde die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 12. 1929 offenbar auch fündig. Letzteres bracht die nachfolgende Notiz:
„Das Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft "Die Religion in Geschichte und Gegenwart", 2. Aufl., spricht sich zum Kapitel "Krieg und Christentum" namens des Erlanger Professors D. Althaus wie folgt aus:
"Die Friedensbewegung der herrschenden Völker zur Nüchternheit und Wahrhaftigkeit zu rufen, das ist die Aufgabe der Kirche... Die Kirche hat die Völker nicht zum Kriege zu erziehen, aber auch nicht zum Frieden, sondern zum politischen Verantwortungsbewußtsein. Kriegführen kann für ein Volk Sünde sein, aber auch Friedehalten, wo der Kampf klare Pflicht ist" - Kommentar überflüssig."
„Besuch bei Aman Ullah. Copyright 1929 by Österreichischer Pressedienst, Vienna. Unberechtigter Nachdruck auch auszugsweise verboten."
Unter der Untertitel lautet dann:
„Der König über seine Erlebnisse in Afghanistan (Ins Schuldbuch der Priesterschaften. Red.)"
Liest man jene anderthalb Druckseiten des Schweizer GZ, hat man den
Eindruck. Da wird die „Befindlichkeit" jenes Königs, der da abgesetzt, und
nun ins Exil gehen musste wiedergegeben. Weniger aber werden die
Hintergründe ausgeleuchtet. Weshalb das GZ diesen Artikel doch übernahm,
und sich dazu eigens ein exklusives Nachdruckrecht sicherte, bringt es ja
schon durch seine Anmerkung, „Ins Schuldbuch der Priesterschaften" zum
Ausdruck.
Obwohl der thematische Beitrag der Magdeburger Ausgabe des GZ dazu kürzer
ist, bringt er dennoch deutlicher die Hintergründe zum Ausdruck. Und zudem
ist der Beitrag im Magdeburger GZ ein Eigenbericht (also kein lizensierter
Nachdruck).
Aber bemerkenswert ist es schon, wie da das GZ solche Meldungen aufgriff,
um „der" Priesterschaft eins auszuwischen.
Die solcherart zum Ausdruck kommende Tendenz, kann man sogar mit der, der
zeitgenössischen atheistischen Freidenker vergleichen, die ja in ihrer
Argumentation von ähnlichen Motiven beseelt waren.
Im nachfolgenden sei noch - kommentarlos - jener Beitrag aus der genannten
Ausgabe des Magdeburger GZ vorgestellt:
„Ein König wird von den Priestern
seines Landes abgesetzt.
König Amanullah hat römischen Pressevertretern gegenüber erklärt, daß an
seiner Absetzung in erster Linie die Priester seines Landes schuld sind.
Die Priester seines Landes seien es gewesen, die das ungebildete Volk, dem
er Kultur bringen wollte, durch die unglaublichste Verleumdung seiner
Absichten gegen ihn aufgehetzt hätten. Sie hätten beispielsweise die
modernen Ackerbaumaschinen und Lokomotiven, die er in das Land gebracht
habe, als Leichenverbrennungsmaschinen bezeichnet.
Die Entschleierung der Frau wurde von ihm niemals zum Gesetz erhoben, wie
die Priester dem Volk weismachten. Jeder Frau stand es frei, einen
Schleier zu tragen oder nicht. Er habe durch die Königin nur ein gutes
Beispiel geben wollen. Alles was König Amanullah zur Modernisierung seines
Landes getan hat, scheint vernichtet zu sein. Sogar alle von ihm
eingerichteten Schulen, die gewiß keinen Schaden nach Afghanistan gebracht
hätten, würden von den Priestern in Brand gesteckt.
Einen solchen Geist also haben auch die Priester des Islam. Das Motiv
ihrer Handlungsweise kennzeichnet treffend die Furcht vor Erkenntnis und
Fortschritt. Die haben die gleichen selbstsüchtigen Beweggründe wie jene,
die heute so häufig unter dem Deckmantel christlicher Religion der
Wahrheit ins Gesicht schlagen. Sie haben Angst, ihre gutbezahlten Posten
zu verlieren, und wünschen der Erkenntnis den Tod, damit das Volk nicht
merke, daß eine Geistlichkeit, die sich hinter Scheinheiligkeit und
selbstgebackenen Glaubensbekenntnissen versteckt, überflüssig ist.
Fortschritt und Neuerung sind den mohammedanischen Priestern ein Dorn im
Auge und gelten nach ihren Glaubenssätzen als schwerster Frevel. Sie
wissen sehr wohl, warum sie das Fernhalten der abendländischen Kultur zu
einem ihrer Hauptgebote gemacht haben ..."
Da ja nun, wie zitiert, das „Goldene Zeitalter" sich so „haushoch
überlegen" über „die" Priesterschaft wähnt, mag es nicht uninteressant
sein, noch einen weiteren Satz aus dergleichen Magdeburger Ausgabe des
„Goldenen Zeitalters" zu zitieren. Selbiger wähnte:
„Denkende Menschen machen lieber die
Blattern durch, als daß sie sich impfen lassen, weil durch die Impfung der
Same von Syphilis, Krebs, Geschwüren, Rose. Skrophules, Schwindsucht und
vielen anderen schweren Leiden in den Körper gelangen wird. Darum ist das
Impfen ein Verbrechen, eine Scheußlichkeit und eine gewaltige Verirrung,"
Man vergleiche thematisch zum Fall des Königs Amanullah auch die
Berichterstattung der „Freiburger Zeitung" vom 6.9.1928
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=06b3&year=1928&month=09&project=3&anzahl=4
Auch noch
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=27b3&year=1930&month=02&project=3&anzahl=8
Nun ist die dem zugrunde liegende Pamphlet-Schrift in der Tat eine der Art,
wo sich allen seriösen Forschern, „eher die Zehennägel hochkräuseln", als dass
sie selbige „ernst" nehmen könnten.
Nur leider muss man registrieren, in Vergangenheit und Gegenwart (in der
Gegenwart etwa insbesondere in der Esoterikszene, und nicht selten mit ihr eng
verwoben, der Weltverschwörungszene), dass kaum eine These abstrus genug sein
kann, um nicht dennoch gläubige Jünger zu finden. Das war nun,
zurückprojektiziert auf die 1920er Jahre, offenbar schon damals ähnlich.
Man steht vor einer Weggabelung, soll man diese Spinnereien nun als das
belassen, was sie sind, und einfach zur Tagesordnung übergehen? Oder muss man
sich nolens volens bemühen, doch noch ein paar mehr Sätze dazu zu sagen?
Offenbar ist letzteres durchaus angezeigt, wofür auch der Umstand spricht, das
jenes Pamphlet (wenn auch nur in sehr beiläufiger Form, als unbedeutende
Zitierung) selbst schon in Englischsprachiger Literatur ihre Miterwähnung
gefunden hat. Etwa in Penton's „Jehovah's Witnesses and the Third Reich".
Und noch etwas wird man sagen müssen. Der Verfassername „Jens Jürgens" ist ein
Pseudonym.
Ausweislich der Kataloge der Deutschen Bücherei Leipzig steht fest, wie sein
Klarname lautet:
Karl Weinländer.
Und noch etwas steht fest. Besagter Herr Weinländer hat noch einiges anderes
publiziert, gleichfalls unter Pseudonymen. Zur Galerie seiner Pseudonynamen
gehören auch noch die:
Hans Lienhardt
Hermann Wieland.
Friedrich Dollinger
Und spätestens bei dem Namen „Lienhardt" wird dem Sachkenner sofort klar. Der
Zeugen Jehovas-Bezug ist gegeben. „Lienhardt" wurde schon kritisch
kommentiert. Es ergibt sich, dass analoges auch im Fall „Jens Jürgens"
angezeigt ist.
Erwähnt sei auch, dass meinerseits schon früher diese „Jens Jürgens"-Schrift
einmal kommentiert wurde. Siehe dazu
Weinlaender.pdf
Ergänzend auch
Elektrizitaet
Was den Namen „Lienhardt" anbelangt, sei auch noch ausdrücklich hingewiesen
auf
19212Lienhardt
Und noch etwas muss man mit dem Ausdruck des Bedauerns feststellen. Je
abstruser gewisse Thesen, um so mehr „klingeln" bei den hinter ihnen stehenden
Protagonisten die Kassen. Das weis man -
ebenfalls
mit dem Ausdruck des Bedauerns
zwar auch aus der Gegenwart.
Aber eben auch in den 1920er Jahren war es offenbar nicht viel anders. Für
diesen Umstand spricht auch, dass die „Jens Jürgens"-Schrift mehrere Auflagen
erlebte.
1921 erstmals erschienen als magere Broschüre von 32 Seiten Umfang, steigerte
sie sich, in dem deren 9. Auflage (1937) schon mal einen Umfang von 100 Seiten
hatte.
Die Auflage von 1921 macht aus ihrem Hetz-Herzen schon mal keine
Mördergrube, indem sie zu wissen vermeint (S. 3)
„Im deutschen Volke ist die Erkenntnis erwacht,
daß es sein ganzes Elend dem internationalem Judentum zu verdanken hat."
Auch die Veränderungen des Untertitels jener Schrift sind beachtlich.
1921 wollte selbiger lediglich einen „2500jährigen Weltbetrug" aufdecken.
In der 9. Auflage hingegen glaubt man schon Moses als „Räuberhauptmann und
Erzbolschewist" erkannt zu haben.
Nicht uninteressant. Auch Herr Hitler vertrat in der von einem seiner
damaligen Intimusse herausgegebenen Schrift „Der Bolschewismus von Moses bis
Lenin", eine ähnliche These!
So schließt sich auch in dieser Beziehung der Kreis!
Siehe den Ausriss aus einer Hitler'schen Pamphlet-Schrift:
Anmerkung: Wenn Hitler in seiner Polemik auch besonders auf Sachsen
abstellt, so muss das auch in dem Kontext gesehen werden, zu jener Zeit hatte
Dresden die - weltweit - größte Versammlung von WTG-Hörigen. Schon davor
erwies sich Sachsen als ein Einfallstor für Freikirchliche Kreise. Die
Methodisten etwa, sind in dieser Region verhältnismäßig stärker als in anderen
deutschen Regionen vertreten. Die Methodisten sind aber länger in Deutschland
vertreten als die „Bibelforscher". Letztere profitierten von den bereits durch
freikirchliche Kreise „aufgeweichten Boden", der ihnen eben jene Dominanz etwa
in Dresden, oder auch im Vogtland ermöglichte, zu einer Zeit, wo der WTG
andernorts, nur ein „steiniger Acker" begegnete.
Zu den regionalen Unterschieden in Deutschland, die Religionszene betreffend,
kann man als weiteres exemplarisches Beispiel auch auf Schleswig-Holstein
verweisen. Dort saßen die „frühen Nazichristen", eben wegen ihrer
betont-nationalistischen Ausrichtung, besonders fest im Sattel. Exemplarische
belegt auch in einem Aufsatz von Reimar Möller in Band 114 (1989) der
„Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte". Möller
stellt schon in der gewählten Überschrift seines Aufsatzes auf eine
„Agrarisch-Kleinstädtische Region" ab, mit genannten Resultaten.
Man vergleiche als exemplarisches Beispiel auch einen frühen Hetzartikel aus
dem „Landboten für Schleswig-Holstein".
Sachsen ist dazu - soziologisch - auch ein Gegenpol.
Zurückkehrend zum Haupthema dieser Betrachtung.
In der 9. Auflage zitiert dieser „Jens Jürgens" auch aus den Vorworten seiner
vorangegangenen Auflagen. So liest man etwa, aus dem Vorwort der 7. Auflage
den durchaus charakteristischen Satz:
„Die Astrologisch-politische Rundschau
veröffentlichte 1933/34 unter dem Titel „Die Rache der Pharaonen" eine Reihe
von Artikeln, die sich auch mit des Mosesgeschichte befassen und ganz auf dem
Boden unseres Buches stehen."
Damit gibt er denn wohl selbst einen Fingerzeig, wie sein Gewäsch
einzuschätzen ist!
Eine Kostprobe aus seinen Absurditäten etwa die Seite 25 der 9. Auflage
Das er nun - nach 1933 - auch „Morgenluft" zu wittern vermeinte, zeigt unter anderem die Seite 86 der 9. Auflage
Nun, nachdem ja sein gelobtes „Naziparadies" angebrochen war, hatte er auch keine Skrupel mehr, sein seinerzeitiges Pseudonym „Lienhardt" selbst aufzulösen, wovon auch die Verlagsreklame in der 9. Auflage kündet.
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Noch auf einen Artikel der Magdeburger GZ-Ausgabe vom 15. 12. 1929 sei
hingewiesen. Es sollte sich noch herausstellen, dass mit selbigem das GZ dann
noch in ein „Wespennest" gestochen hatte. Sicherlich nicht mit Vorbedacht.
Gleichwohl trat jenes Ereignis doch ein, dass die „Wespen" wie wild in der
Luft umherzuschwirren begannen.
Einstweilen sei jener Artikel erst mal - unkommentiert - in seinen
wesentlichen Aussagen vorgestellt:
Überschrieben war er: „Die beiden Seiten in Russland".
Und ausgeführt wurde in ihm unter anderem:
„Es ist der Allgemeinheit unmöglich,
sich selbst ein Bild über die wahren Verhältnisse in Russland zu machen, weil
keinen Zutritt hat in Russland. Darum auch setzt sie auf die unter vorstehend
genannten Umständen gegebenen Berichte wenig Vertrauen und zweitens gibt sie
sich mit dem Bezug auf die Dinge, die sie nur aus der Ferne und undeutlich
sehen kann oder teilweise nur durch Begleiterscheinungen wahrnehmen kann, den
wildesten Spekulationen und Mutmaßungen hin.
Das alles ist erklärlich, und Russland beziehungsweise seiner Führung selbst
verschuldet es. Kein Buch, keine Zeitschrift kommt unzensiert in das Land, und
alles Geschriebene oder gedruckte, dass nicht der Idee zustimmt, die den
Führern der russischen Geistes und Staatslebens genehm ist, wird unbarmherzig
zurückgewiesen. Wir haben oft genug gesagt, dass dies Zustände sind, die als
höchste Sklaverei in geistige Verknechtung der Menschheit bezeichnet werden
müssen, und dass es kein Land in der ganzen Welt gibt, indem eine so
willkürliche Vergewaltigung der freien Persönlichkeit und des Geistes des
Menschen findet wie in Russland. Hier liegt die Schwäche der ganzen russischen
Systems, und hier liegt auch der Beweis, dass sich der Sowjetstaat nicht auf
Gerechtigkeit und nicht auf Wahrung des Rechtes der Menschen stützt, sondern
auf Gewalt. Dass es natürlich nicht, dass er nicht auch sehr viel Gutes im
Lande geben mag und zweifellos auch gibt, aber es kommt immer auf den
Grundidee eines Systems an, und von dieser auch wird es abhängen, ob ein
System lebensfähig ist oder nicht. Gerade mit Bezug auf diesen Punkt ist es
der Sowjetstaat krank, durch und durch.
Eine Hauptlehre des kommunistischen Programm, die wohl auch zur Hauptsache die
Anerkennung der großen Massen des Volkes verschafft, ist die zweifellos
richtige These, dass es ein Unrecht ist, dass die Produkte und Erzeugnisse der
Erde, wie auch die Erde selbst, von einigen wenigen, welche die große Masse
geistig überragen, beschlagnahmt und als „Besitz" dem Nießbrauch durch die
übrigen vorenthalten werden. Aber diese Übel mit Gewaltmaßnahmen begegnen zu
wollen, und dann noch diese Gewaltmaßnahmen von Menschen ausüben zu lassen,
die doch zweifellos ebenso ungerecht und selbstsüchtig sind wir alle übrigen
(den kein Mensch ist frei von hiervon) ist ein fürchterliches Unternehmen.
Ein solches Unternehmen muss ein um so viel grauenvolleres Ende nehmen, wenn
man es noch unter der Parole tut, „Los von Gott". Wir sind uns völlig klar
darüber, dass kommunistische Blätter nun wieder schreiben werden, wir machten
nur eine neue verdeckte Propaganda für ein „kapitalistischen Kirchentum". Aber
sie irren sich. Wir wollen nur die Wahrheit Gottes der ein Gott des Rechtes -
und nicht der Gewalt - und ein Gott aller Menschen ist. Aber hier liegt eben
der zweite große Fehler Sowjet-Russlands; seine Führer sehen den Missbrauch,
den die großen Kirchen der Erde mit den Namen Gottes, mit der Bibel und
Religion getrieben haben und treiben, und in ihren Radikalismus gehen sie
nicht nur gegen das diesen Missbrauch Verübende vor, sondern sie wollen
gleichzeitig auch das Missbrauchte beseitigen. Aber indem sie so zu
ausgesprochenen Gegnern Jehovas und seines Wortes werden, offenbaren sie ihre
Bemühungen als den ausdrücklichen Versuch Satans, den Namen Jehovas wenn nicht
durch die
Schändlichkeiten des Kirchentums, dann doch mit der radikalen Ablehnung durch
Bolschewismus oder Kommunismus von Erde zu verdrängen.
Um dieser Tatsache wählen, können wir den Kommunismus und dem Sozialstaat
Russlands voraussagen, das untergehen wird und muss, wie alles untergehen wird
und muss, dass sich - was auch immer der Beweggrund dazu sein mag - gegen den
erhaben Namen Jehovas erhebt."
Eine Fortsetzung der Groteske, und in ihr wird schon etwas deutlicher,
weshalb von einem „Wespennest" die Rede ist, in das da gestochen wurde,
begegnet man in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 4.
1930. (Schweizer Ausgabe auch noch am 1. 6. 1930
In einer umfänglich, geschraubt formulierten Einleitung, erfährt man, die
GZ-Redaktion habe einen Brief erhalten. Der Briefschreiber wird sogar mit
vollem Namen (und seinem sozialen Status) genannt.
„Robert Prey (Arbeiter)"
Und redaktionell gestaltet daraus das GZ die Artikelüberschrift „Ein Brief -
was er fordert und was wir dazu sagen"
Auch wer noch nicht eine Zeile dieses Herrn Prey gelesen hat, bekommt schon
mal durch eine beigefügte Zeichnung, einen visuellen Endruck, um was für einen
Sachverhalt es sich denn handele.
Der eigentliche „Brief" entpuppt sich dann als ziemlich Substanzlos.
Selbiger erschöpft sich auf einen Lobgesang auf das GZ auf niedrigem Niveau.
Der eigentliche „Hammer" entpuppt sich dann in der Form eines beigelegten
Zeitungsartikels aus dem „Dortmunder Generalanzeiger". Und selbiger wird dann
in vollem Wortlaut vorgestellt!
Nun das Presseartikel vom GZ reproduziert werden, fallweise, so man meint
Anlass dazu zu haben, ist ja an sich nichts ungewöhnliches. Man hätte es auch
in diesem Fall so handhaben können.
Die ganze Einleitung, dass da ein Arbeiter ein Brief geschrieben habe, erweist
sich so überflüssig wie ein Kropf.
Dennoch hatte die so gewählte Konstruktion durchaus einen gewissen Sinn.
In weiser Voraussicht, das wird wohl nicht folgenlos bleiben, und in
Einschätzung der tatsächlichen politischen Großwetterlage, hatte man sich so
ein vermeintliches Alibi geschaffen, um im Konfliktfall sagen zu können. Wir
haben ja nur das mitgeteilt, was Arbeiter Prey uns zu wissen gab. Damit haftet
nur Arbeiter Prey, aber nicht wir. Geschickt eingefädelt - vielleicht. Dennoch
wohl nicht geschickt genug.
Nun also erst mal die Darstellung des „Dortmunder Generalanzeigers" unter der
Überschrift:
„Was ist Wahres an der Religionsverfolgung in Rußland"
Unter der Artikel hat dann den Untertitel:
„Rykows Interview mit dem
Vizepräsidenten der United Preß
„In Rußland herrsche völlige religiöse Freiheit" -
Radikale Trennung von Kirche und Staat -
„Die Erregung im Ausland politische Mache"
Und der eigentliche Artikel führt dann aus:
„United Preß-Spezialdienst.
Moskau, 26. Februar.
Der Vizepräsident der United Press, E. L. Keen, hatte ein Interview mit Rykow,
dem Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare, das dem Zweck dienen sollte,
zum ersten Male eine Darlegung der Stellungnahme der Sowjetregierung zu Kirche
und Religion von der hierfür maßgeblichen Persönlichkeit zu erhalten.
Rykow äußerte sich in sehr ausführlicher Weise über dieses Thema. Auf die
Frage, ob tatsächlich Leute wegen ihres Glaubens verfolgt und eingekerkert
würden, erwiderte er: Ich kenne keinen einzigen solchen Fall und würde mich
sehr freuen, wenn Sie mir Derartiges nachweisen könnten.
Solche Dinge sind auf dem Boden der Sowjetrepublik, wo alle
Glaubensbekenntnisse und Überzeugungen völlige Freiheil genießen, nahezu
unmöglich. Gerüchten von Verfolgungen und Verhaftungen liegen entweder
absichtliche Lügen oder aber Verdrehungen der tatsächlichen Ereignisse zu
politischen Zwecken zugrunde.
Ich leugne nicht, daß Kirchen geschlossen und andren Bestimmungen zugeführt
worden sind, aber dies ist stets nur auf den Beschluß und die Aufforderung der
betreffenden Kirchengemeinden geschehen.
In jedem Falle, in dem eine Kirche, in der noch Gottesdienst abgehalten wird,
einem andren Verwendungszweck zugeführt werden soll, ist die Genehmigung des
Zentralexekutivausschusses der Sowjetunion erforderlich. Wenn aber eine Kirche
ihre Bestimmung nicht mehr erfüllt und von der Gemeinde nicht mehr erhalten
wird, kann sie auf Beschluß der lokalen Behörden einer andren Bestimmung
zugeführt werden. Es ist im übrigen ganz richtig, fuhr Rykow fort, daß die
Zahl der Kirchen in Sowjetrußland beträchtlich abgenommen hat. Dies hat jedoch
verschiedene soziale, wirtschaftliche und politische Gründe.
Wir haben beispielsweise in unsren Lehr- und Kulturinstituten die
Religionspropaganda verboten und bestrafen auf das strengste jede Verletzung
dieses Gesetzes. Die Trennung von Kirche und Staat wird in radikaler Weise bis
zum äußersten durchgeführt, und ich möchte nebenbei erwähnen, daß wir damit
nur lediglich das Programm der radikalen Parteien in den Bourgeoisie-Ländern
mit unbarmherziger Gründlichkeit durchführen.
Auf die Frage, ob die Religionsfreiheit in der Sowjetunion nicht
verfassungsgemäß geschützt werde, erwiderte Rykow. Wir gewähren allen
Überzeugungen, sowohl den religiösen wie den antireligiösen, vollkommene
Freiheit. Mit lächelnder Miene
setzte er hinzu: Wir verfolgen oder bestrafen niemand, der glaubt oder zu
beweisen versucht, daß Eva aus der Rippe Adams geschaffen worden ist oder der
für die unbefleckte Empfängnis der Mutter Gottes eintritt. Ich würde sofort
strenge Strafmaßnahmen gegen jeden Richter, der irgendwelche Personen
verurteilt, weil sie an die Erschaffung der Welt in sieben Tagen glauben,
veranlassen. Andrerseits aber verbieten wir auch keineswegs die Verbreitung
der Theorie Darwins. Wissenschaft und wissenschaftliche Erkenntnis haben bei
uns große Fortschritte gemacht, und dies führt natürlich zu einer Abnahme in
der Anzahl der Kirchen und zu einer Verringerung des religiösen Gefühls im
Volke. Das ist ein durchaus natürlicher Vorgang.
Befragt, weshalb der russische Klerus der bürgerlichen Rechte entkleidet
worden sei, erklärte Rykow. Es gibt auch noch andre Staaten, in denen die
Geistlichkeit keine Bürgerrechte mehr genießt, weil die Kirche in das
politische Leben dieser Staaten zu sehr eingriff und einen zu mächtigen
Einfluß zu gewinnen suchte. Ich beziehe mich hierbei besonders auf bestimmte
katholische Länder.
In der Sowjetunion waren für die Behandlung der Priesterschaft allerdings
andere Gründe maßgeblich. Der Klerus gehörte in den Tagen vor der Revolution
zur herrschenden Klasse und unterstützte diese.
Wir haben den früher herrschenden Klassen ihre Bürgerrechte genommen, und
heute haben nur solche Personen das Wahlrecht, die produktive Arbeit leisten.
Die Priesterschaft kann hierzu nicht gerechnet werden. Wir bestrafen jedoch
niemals Geistliche für die Ausübung ihres Berufes, sondern stets nur für
Vorstöße gegen die Gesetze oder für gegenrevolutionäre Machenschaften. Wir
gehen sogar noch weiter. Wir verfolgen Geistliche nicht einmal dann wegen
Betruges, wenn wir Pferde- oder Hundeknochen in den Schreinen fanden, die, wie
sie den Gläubigen weißmachen, Gebeine von Heiligen enthalten sollten. In
solchen Fällen billigen wir ihnen Gutgläubigkeit zu, weil sie selbst von ihrem
Vorgänger ebenfalls betrogen sein konnten.
Um seine Stellungnahme zu der Erregung des Auslandes befragt, erwiderte Rykow:
Die Proteste und Beschwerden über die Zustände in der Sowjetunion kommen von
den Kreisen, die für die Vernichtung aller Religionen mit Ausnahme der eigenen
eintreten.
Ich möchte in diesem Zusammenhange auf die Geschichte des Papsttums hinweisen.
Wir aber geben den verschiedenen Religionen völlige Freiheit, miteinander zu
konkurrieren. Für den Papst muß es natürlich ziemlich peinlich sein, zu
erfahren, daß ein mohammedanischer Mullah bei uns dasselbe Recht wie ein
katholischer Priester hat, für seinen Glauben einzutreten. Wie die Dinge
stehen, wird die Religionstrage lediglich für politische Zwecke ausgenutzt All
diese Propaganda und Aufregung im Ausland hat ihren Ursprung in Kreisen, die
selbst niemals völlige Gesinnungsfreiheit gewähren wurden.
Die Leute im Auslande verstehen nicht, daß wir
uns bemühen, eine neue Kultur und eine neue Ordnung zu schaffen. Wir erlauben
die Ausübung jeder Religion, aber unterstützen nicht religiöse Vorurteile.
Andrerseits aber streben wir danach, wissenschaftliche Erkenntnis zu
verbreiten und so das Volk zu erleuchten."
Weiter geht es im GZ mit der Aussage:
„Bis hierher der Artikel des Dortmunder
General-Anzeigers.
Unsre Antwort;
Um unsren Lesern unsre völlige Objektivität bei der Beurteilung all dieser
Dinge zu beweisen, haben wir diesem Artikel Raum gegeben, um so viel mehr, als
die nebenstehende Illustration gerade die Frage wieder spruchreif macht. Wir
haben nicht nötig, erst zu beweisen, daß wir absolut alles verurteilen, was
das Christentum degradierte zu einem form- und scheinvollen, nur dem Namen
"Christentum" tragenden Weltkirchentumsgebilde. Wir brauchen auch nicht zu
betonen, daß es unsre Überzeugung ist, daß der Menschheit durch dieses
,,Christentum ohne Christi Geist" (bewiesen durch den ,,christlichen" Krieg)
nie geholfen werden kann. Darum erübrigt es sich, zu sagen, daß wir der
Überzeugung sind, daß zweifellos die nebenstehend gekennzeichnete Verwendung
unbenutzt dastehender Kirchengebäude
(wozu baut man immer neue Kirchen, wenn die bestehenden schon fast immer ohne
Besucher sind?) einfach als eine vernünftige Handlung angesehen werden muß.
Aber das hindert uns nicht, mit ebenso großer Deutlichkeit zu sagen, daß das
in vorstehendem General-Anzeiger-Artikel Gesagte unwahr ist, unwahr wenigstens
zu einem großen Teil.
Wir haben einen unsrer Mitarbeiter extra in das Russenflüchtlingslager nach
Kiel gesandt. Er hat dort mit den verschiedensten Flüchtlingen gesprochen, und
alle bestätigten ihm, daß sich die Schikanierung, das Enteignen von Eigentum
usw. vornehmlich gegen diejenigen gerichtet habe, die irgendwie religiös
gesinnt waren und dies nach außenhin vertraten. Man machte es den so
Gesonnenen auch unmöglich, in die Kommune einzutreten, hintertrieb auf alle
mögliche Weise ihre Aufnahme in die Kommune usw., usw.
Wenn darum in dem vorstehend genannten Artikel die Behauptung aufgestellt
wird;
"Wir gewähren allen Überzeugungen, sowohl den religiösen wie den
antireligiösen, vollkommene Freiheit", so ist dies die Unwahrheit. Dabei mag
dahingestellt bleiben, ob die vorstehend genannte systematische Schikanierung
des religiösen Teiles der Bauernschaft Rußlands "von obenher kommandiert" oder
durch untergeordnete Organe veranlaßt wurde; jedenfalls ist sie erfolgt.
Wenn man angeblich in Rußland jedem religiöse Freiheit gewährt, warum
gestattet man den Bibelforschern dann nicht, ihre Literatur ins Land zu
bringen?
Warum läßt man einigen wenigen Bibelforschergruppen, die sich in Rußland
befinden, keine Freiheit?
Warum unterdrückt man sie, wo man nur kann?
Warum vernichtet man an der Grenze alle Literatur, die
Bibelforscher nach Rußland hineinzusenden suchen?
Warum wies man den Vertreter der Bibelforscher, der von Amerika nach Rußland
gesandt worden war, nach 14-tägigem Aufenthalt in Moskau ohne Angabe von
Gründen auf Knall und Fall zum Lande hinaus, trotzdem er einen ordnungsgemäßen
Paß hatte?
So könnten wir fortfahren zu fragen, um zu beweisen, daß in Rußland alles
andre herrscht, aber nicht Freiheit, eine religiöse Überzeugung zu haben oder
nicht zu haben.
Und darum betonen wir auch dieser Einsendung gegenüber:
Ein Land oder Regierungssystem, das systematisch versucht, den Namen und das
Wort Jehovas auszurotten und zu verdrängen, wird untergehen; denn nichts kann
bestehen bleiben, das sich gegen Jehovas Namen und Wort erhebt."
Ich denke mal, die Ausführungen haben deutlich gemacht, dass da in
zeitgenössischer Sicht, ein Pulverfaß angegangen wurde.
Die WTG kann zwar darauf verweisen, auch selbst massive Vorbehalte gegenüber
dem sowjetischen Regime zu haben.
Sie selbst aber sagt auch, dass sie sich um einem Modus Vivendi (wenn auch
erfolglos), mit selbigem bemüht habe.
Nun haben die Ausführungen in diesem Zeitungsartikel, nicht nur der WTG,
sondern auch anderen religiösen Kreisen „die Haare zu Berge stehen lassen."
Darüber kann kein Zweifel bestehen.
Waren nun jene anderen religösen Kreisem vielfach auch Gegner der WTG-Religion,
so „cool" und „abgeklärt", um nüchterner als nüchtern diese Ausführungen
zeitgenössisch bewertet zu haben? Wohl kaum. Die waren doch ebenfalls,
angesichts der aus der Sowjetunion herüberkommenden Nachrichten, hochgradig
emotionalisiert, und alles andere als zu einer „cool-nüchternen" Bewertung
noch fähig.
Und wie weiland der Stier nur auf das rote Tuch stiert und sonst nichts. So
registrierten auch diese religiösen Kreise.
Aha, die Bibelforscher wollen also gemeinsame Sache mit den Russen machen.
Ob den ein solcher Vorhalt berechtigt oder nicht war, ist dann in der
aufgeheizten Atmosphäre, gnadenlos untergegangen!
Auch das muss man wohl noch sagen. Nicht umsonst gibt das „Goldene Zeitalter"
den sozialen Stand des Einsenders jenes Artikels, mit „Arbeiter" an. Nicht
umsonst, sondern mit Vorbedacht!
Und in jenen charakterisierten Kreisen, dürfte im Gegensatz zu der
„Hugenberg-Kirche" in Deutschland, die sich ja so nicht nannte. Offiziell
nannte sie sich ja wohl „Evangelische Kirche ..."
Im Gegensatz zu jenen bürgerlich orientierten kirchlichen Kreisen, dürfte jene
Meldung aus der Sowjetunion, bei der Klientel des „Goldenen Zeitalters", doch
wohl nur eine Reaktion ausgelöst haben. Die Reaktion der „klammheimlichen
Freude".
Hinzuweisen wäre auch noch auf zwei die Sowjetunion betreffende Kommentare, in
der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 9. 1930. Auch letztere
muss man wohl dahingehend einschätzen:
Sie waren kaum geeignet, das kirchliche Misstrauen gegen die Bibelforscher, in
der Sowjetunion-Frage, zu besänftigen.
Die Kommentare aus der zuletzt genannten Ausgabe des GZ führten noch aus:
„Wie man aus den Zeitungsberichten
entnehmen konnte, soll der Papst zum Heiligen Krieg gegen Sowjetrusslands
aufgerufen haben, allerdings nicht zum Kriege mit fleischlichen Waffen, wie
damals bei den Kreuzungen im finsteren Mittelalter, sondern zum Krieg mit
geistigen Waffen mittels Flugschriften, Zeitungsartikel und Massengebet.
Auch die englische Hochkirche soll eine ähnliche Offensive gegen Russland
eingeleitet haben.
Seinen Hauptangriff hat der Papst in seinen letzten Enzyklika auf Moskau
gemacht, in die Religionsverfolgungen als antichristlich zu brandmarken sucht
und auch gegen alle übrigen Unduldsamkeiten den feurigen Protest erhebt.
In Russland scheint jedoch diese päpstliche Intervention auf äußerst harten
Widerstand gestoßen zu sein. Man hat im ganzen Lande große Massenkundgebungen
arrangiert, bei denen der Papst gehörig ausgepfiffen wurde. Man trug riesige
Plakate herum, und denen zu lesen stand:
„Nieder mit dem blutbefleckten Händen des Stellvertreter Gottes, die er über
Sowjetrußland zu bringen sucht."
Während der Nacht sah man große Fackelzüge, bei denen antipäpstliche Predigten
gehalten wurden. Vor allem nahm man aber die Gelegenheit wahr, eine allgemeine
Geldsammlung zu veranstalten, womit eine neue Luftflotte gegründet werden
soll, die den Namen tragen wird: „Unsere Antwort an den Papst!"
Dann wurden außerdem die noch im Lande verbliebenen Religionsvertreter
aufgefordert, feierlichst gegen diese päpstliche Einmischung in ihre inneren
Angelegenheiten zu protestieren, was auch mit seltener Ergebenheit geschah. Am
energischsten erhoben sich aber neben dem anderen Wissenschaftlern die
russischen Astronomen gegen den Papst, in dem sie sie Gelegenheit für gekommen
erachteten, dem Papsttum seine frühere Handlungsweise gegen die mutigen
Astronomen der Vergangenheit vorzuwerfen, die ihres wissenschaftliches
Bekenntnisses wegen vom fortschrittsfeindlichen Papsttum aufs gemeinste
verfolgt und zum Teil getötet worden sind: Kopernikus, Kepler, Galilei usw.
Sie fordern das Papsttum auf, zuerst diese seine eigenen Ungerechtigkeiten
wieder gut zu machen, bevor es sich in die Angelegenheit eines in jeder
Hinsicht kulturfortschrittlichen Landes hineinmischen will, es wäre an der
Zeit seine Inquisitionsurteile in den vatikanischen Archiven zu revidieren und
die unschuldig Verurteilten zu rehabilitieren. Die Zeit der Rechtfertigung sei
da, und das Papsttum hätte nun Gelegenheit seine vielen Fehler der
Vergangenheit wieder gut zu machen usw.
Wir sehen, dass die Herrlichkeit des Papstes zu Ende ist und dass sich die
Völker nicht mehr von ihm bevormunden lassen wollen."
Die zweite Meldung führte aus:.
Ein Protest der Liga für
Menschenrechte
Die französische Liga für Menschenrechte fasste kürzlich eine energische
Resolution gegen die Schreckensherrschaft in Sowjetrussland, indem sie die
Moskauer Regierung dringend ersucht, doch die elementarsten Menschenrechte
respektieren zu wollen, welche das sind: Redefreiheit, Versammlungsfreiheit
und Pressefreiheit sowie die freie Ausübung der verschiedenen Religionen.
Rechte, die von der Sowjetregierung seit mehr als 13 Jahren aus schmählichste
mit den Füßen getreten werden, obwohl sie auf dem Programm des Kommunismus
stehen und sozusagen die zu erstreben Ideale derselben bilden.
Man möchte sich diesem Protest ohne weiteres anschließen, wenn man nicht
wüsste, dass da tausend andere Gründe und Umstände vorhanden sind, die
Sowjetunion also zu handeln zwingen.
Es ist vor allem der Geist der Furcht, der ihm diese Gewaltsmaßregeln
diktiert, jede Gewaltherrschaft kann nur durch Gewaltmaßnahmen bestehen, wir
sehen es ja auch in Italien usw., und haben es bereits im päpstlichen
Mittelalter erlebt, wo diese Gewaltherrschaft sogar im Namen Christi ausgeübt
wurde und auch heute noch wird. Je mehr sich die Menschheit dem Geiste Gottes,
welches der Geist ungeheuchelter Liebe und Gerechtigkeit ist, widersetzt,
desto mehr werden die Völker der Gewaltherrschaft oder den Diktaturen entgegen
gehen. Auch die Liga der Menschenrechte ist nicht auf dem Prinzip des Glaubens
an den allein wahren Gott und einzigen Erretter und Wohltäter der Menschheit
aufgebaut, deshalb werden ihre wohlmeinenden Vermittlungsversuche nichts
ausrichten können. ..."
Indirekt kann man dies auch an einer weiteren Meldung des „Goldenen
Zeitalters" ablesen. Zwar einen anderen Gegenstand behandeln, in der Tendenz
aber doch wohl ähnlich „gestrickt".
So befand die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 5. 1930,
beispielsweise die nachfolgende Meldung für weitergebenswert:
„Zum Tode des ehem. spanischen
Ministerpräsidenten
Primo de Rivera schrieb das katholische "Aarg. Volksblatt" am 17. März:
"Primo war Soldat mit der letzten Faser seines Wesens. Schon mit 30 Jahren General, suchte er mit der Zeit ganz Spanien zu entpolitisieren und zu militarisieren... er war neben Mussolini, der ihn allerdings um eine Haupteshöhe überragt, der größte und bekannteste der sieben europäischen Diktatoren."
Am 18. weiß dasselbe Blatt folgendes zu berichten:
"Die Leiche des Generals Primo de Rivera ist in dem Hotelzimmer aufgebahrt worden, in dem er so plötzlich verstarb und das in eine Totenkapelle verwandelt wurde. Der Tote ist mit einer Mönchskutte bekleidet, deren Kapuze den Kopf bedeckt. Die gefalteten Hände halten einen Rosenkranz. Am Fußende des Bettes ist ein Riesenkreuz aus Parmaveilchen niedergelegt worden."
Der Soldat, der General und Diktator in der Mönchskutte, eine Selbstverständlichkeit! Es scheint in der Tat zum Alltäglichen zu gehören, den Militarismus im Gewände der Kirche einzuhüllen, wie ja auch dieser seine blutigen Operationen allezeit unter kirchlicher Benediktion ausgeführt hat. Und da wundert man sich ob den Vorgängen in Rußland?"
Auch solche Meldungen wie die nachfolgende, der Schweizer Ausgabe des
„Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1930 entnommener Bericht, trafen sicherlich,
die Befindlichkeit des allergrößten Teils der Stammleserschaft des „Goldenen
Zeitalters"
Das sie ebenso, von einer freidenkerischen Postille hätte übernommen werden
können, ist ebenfalls offenkundig.
Man las im GZ:
„Die Arbeiter lllustr. Zeitung schreibt satirisch ...
"Als Franklin, der Erfinder des
Blitzableiters, dabei stand, wie sein Vater eine Tonne eingesalzenes Fleisch
segnete, dachte der junge Franklin daran, daß diese Tonne im Laufe des Winters
noch einige Male mit Fleisch gefüllt und immer wieder gesegnet werden müsse.
Das brachte ihn darauf, es sei einfacher, die leere Tonne zu segnen, so daß
die Arbeit des Segnens für den ganzen Winter nur einmal getan werden müsse.
Dem alten Franklin wollte diese Rationalisierung nicht recht in den Kopf. Der
Sohn suchte nach überzeugenden Beweismitteln und verfiel bald darauf, daß man
im Kriege ja auch nicht jeden einzelnen Soldat, sondern die ganze Kompagnie
segne. Das überzeugte den alten Franklin und er segnete fortan immer die leere
Tonne.
In den neueren Zeiten hat man die Sache noch weiter rationalisiert. Man segnet
nicht mehr die Soldaten, sondern die Kanonen, so daß jeder durch die gesegnete
Kanone erschossene Soldat automatisch gesegnet ist. Und in den kommenden
Gaskriegen wird man jeder Gasfabrik nur einen Geistlichen zu stellen brauchen,
der sich an das Anschlußgleis stellt und die abfahrenden Waggons Giftgas
segnet..."
In die Reihe der wertenden Artikel des GZ zur Sowjetunion, gehört
sicherlich auch jener in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom
1. 10. 1930, welcher „Russland und der Vatikan" überschrieben ist.
Seine wesentlichen Aussagen seien nachfolgend noch vorgestellt:
„Rußland und der Vatikan stehen sich
als äußerste Extreme gegenüber. Die russische Union kämpfender Atheisten hat
ein glühendes Manifest herausgegeben, worin erklärt wird, „daß eine Zeit
kommen wird, wo die atheistischen Mitarbeiter der ganzen Welt den Vatikan in
ein Museum umgewandelt haben werden."
Der Vatikan dagegen fordert die Geistlichkeit aller Bekenntnisse auf, „sich im
Gebet für die russischen Christen zu vereinen", die Opfer unbarmherziger
Verfolgungen sein sollen.
Wenn auch nur der zehnte Teil von dem, was berichtet wird, wahr sein sollte,
so müßte man doch zweifellos von Verfolgungen sprechen. Rußland ist jetzt ein
zweites „Frankreich zur Zeit der Revolution", und es ist eine Bewegung im
Gange, das ganze Land binnen fünf Jahre vollständig gottlos zu machen.
Bis Ende 1929 hatten ungefähr 2000 religiöse Institutionen in Rußland
aufgehört zu sein, seit die Sowjetregierung vor damals zehn Jahren ihre
Herrschaft begann. Anfang 1930 trat ein neues Verfahren in Kraft, mittels
welchem binnen sechs Wochen tausend weitere solche Institutionen geschlossen
werden. Daß man bei diesen Ergebnissen rücksichtslos und ungerecht vorgegangen
sein muß, ist offensichtlich.
Seit Anfang des Jahres 1930 fallen Gruppen von weniger als zwanzig Personen,
die eines Glaubens sind, überhaupt keinerlei Rechte mehr haben. Selbst die
größeren Vereinigungen sollen des gesetzlichen Existenzrechtes beraubt sein.
Ihren Mitgliedern ist verboten, sich untereinander beizustehen und sich
gegenseitig materielle Hilfe zu leisten. Sie dürfen keine gemeinsame Kasse
führen, keinerlei gemeinsames Eigentum haben und als Vereinigung keinerlei
Vertrag schließen oder irgend etwas unternehmen.
Kirchenbesitz ist verstaatlicht worden, und wenn eine Kirche zu liquidieren
ist, wird eine entsprechende Bekanntmachung an die Kirchentüren angeschlagen.
Wenn sich innerhalb eine Woche niemand findet, der den Besitz übernehmen will,
dann kommt die vollziehende Staatsgewalt und verfügt über die Kirche und
alles, was dazu gehört.
Während es also richtig ist, daß alles Selbstbestimmungsrecht dem russischen
Bürger durch diktatorische Maßnahmen vorgenannter Art abgeschnitten wird, ist
es mehr wie charakteristisch, zu sehen, wie sich die russischen Kirchengrößen
gegen die gut zur Schau gestellte „Gebets"-Aktion des römischen Papstes
verwahren.
Der oberste Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, der Metropolit Sergius,
sprach sich kürzlich über die Bemühungen des Vatikans, auf die Sowjetregierung
von außen her einen Druck auszuüben, öffentlich wie folgt aus:
„Der Papst hält sich selbst für den Stellvertreter Christi. Aber Christus litt für die Mühseligen und Bedrückten, wogegen sich der Papst, wie seine Erklärung beweist, im selben Lager mit den englischen Grundbesitzern und den französisch-italienischen 'Geldsäcken' befindet. Christus würde das nicht getan haben. Er würde ein solches Abweichen vom Pfade wahren Christentums verurteilen. Es klingt sehr merkwürdig, wenn die katholische Kirche die Sowjetregierung beschuldigt, Nichtkatholiken zu verfolgen, während doch die ganze Geschichte der katholischen Kirche nichts weiter ist, als eine ständige Kette von Verfolgungen von Nichtkatholiken mit schrecklichen Foltern und Scheiterhaufen."
Nun glaube man aber ja nicht etwa, daß
Metropolit Sergius wirklich durch die Sorge um das „Wandeln auf dem Pfade
wahren Christentums" zu seinem Ausspruch getrieben worden wäre. Das Amt,
welches dieser russische Metropolit einnimmt, war - solange es irgendwelchen
privaten Grundbesitz gab - immer mit Leib und Seele mit letzterem verwachsen.
Ein Tiger kann sein Fell färben lassen, aber er wandelt damit sein Inneres
nicht. Auch die russische Kirche war ein reicher Großgrundbesitzer. Sie
verstand es ebensogut wie die römische Kirche, Sterbende zu gewissen
Testamentshandlungen zu veranlassen. Also lieber Sergius, wozu die Entrüstung
markieren? Was diesen Wandel des Sergius veranlaßte?
Nun ja, was soll er machen? Er paßt sich eben den Sowjets an so gut es geht
und buhlt (er ist eben berufsmäßger Priester) mit dem neuen - heimlich von ihm
zweifellos gehaßten und verwünschten - Machthaber, damit es ihm und seinen
Popen nicht allzu schlecht ergehe. Wenn er sich gegen den Papst wendet, tut er
das in dem Bewußtsein, daß diesem römischen Herrn ja doch nur als Ziel
vorschwebt, die griechisch-katholische Kirche - wie alle andren sogenannten
„Abtrünnigen" - wieder zur „Mutter"(!) zurückzuführen; und hieran kann dem
russischen Kirchenoberhaupt natürlich nicht gelegen sein.
Was aber auch seine Beweggründe sein mögen, der Hinweis auf den Kontrast
zwischen der sonderbaren Besorgnis des Vatikans um das Wohl der russischen
Kirchenanhänger und den einstigen scheußlichen Inquisitionspraktiken dieses
Systems ist unbedingt berechtigt.
Man sehe sich (ein) Bild an. Das sind Skelette von auf grauenhafte Weise
totgehungerten Spaniern, die sich dem Willen der katholischen Kirchentyrannen
nicht fügen wollten. Man fand sie - die Opfer eines der zahlreichen
Inquisitionsgerichte des Mittelalters - erst unlängst in Cueura (etwa 150 km
von Madrid) bei Ausbesserungsarbeiten in der Nähe einer Kirche, wobei die
Arbeiter auf dieses bisher unbekannte unterirdische Kellergewölbe stießen. Die
Hanffessel, mit denen man die Unglücklichen - zweifellos nach andren
vorangegangenen Torturen - zusammengeschnürt hat, sind an den Skeletten noch
gut erhalten. ...
So wenig ein gerechtes Urteil über die systematischer Schikanierung eines
Menschen seiner religiösen Überzeugung wegen gutheißen kann, so wenig kann es
den großen Kirchen das Recht zugestehen, Entrüstung darüber zu markieren.
Warum nicht? Weil sie es in der Vergangenheit viel schlimmer gemacht haben als
die Sowjets. Und wo sie können, machen sie es noch heute nicht anders. ..."
Siehe auch: Also doch!
"Der Charakter der Bibel im ganzen. Schon die Anlage der Bibel im großen will gar nicht dafür sprechen, daß sie vom hl. Geist diktiert sei, um den Christen als Grundlage für ihren Glauben und ihr Leben zu dienen."
Und nach vorstehender Referierung kommentiert das GZ dann dazu:
„Rechtsanwalt Paul Westphal sagt solchen "Zerklärern"
der Bibel in seinem Werkchen "Weltgericht":
"Ein jeder sieht, was er im Herzen trägt. Der Wurm findet im Kunstwerk nur Holzmehl; der Chemiker zersetzt und verdirbt es zu toten Stoffen, und der krittelnde Buchgelehrte, durch krankhaftes Zweifeln verdummt, erkennt nur Dummheit und Fälschungen in dem Buche."
Da beruft sich die WTG in der Tat auf einen nicht uninteressanten
Gewährsmann in ihrer Entgegnung.
Von diesem Herrn Westphal liegt in der Tat einiges an Eschatologischem
Schrifttum vor.
Nehmen wir also dessen vom GZ selbst genannte Schrift „Weltgericht". Selbige
1924 erschienen, hat schon mal einen bemerkenswerten Untertitel, der aber vom
GZ nicht genannt wird, und zwar: „Von
letzten und vorletzten Dingen, besonders in den Jahren 1924 - 1927"
.
Und noch etwas erwähnt das GZ nicht. Auf Seite 66 schreibt besagter Herr
Westphal beispielsweise:
„Zahlreiche Systeme und Sonderbünde wähnen, vom
hl. Geiste geleitet zu werden und die apostolischen Geistesgaben zu besitzen;
aber sie widersprechen sowohl durch grobe Mißdeutungen der Bibel („ernste"
Bibelforscher, „Engel Jehovas) usw."
Also dieser Herr Westphal setzt schon mal den Detailnamen „ernste" in
Anführungstriche, was dann ja wohl nicht unbedingt dafür spricht, dass er von
selbigen sonderlich „angetan" wäre.
Liest man weiter registriert man auch. Nichts da, etwa mit
Russell-Verherrlichung. Dieser Herr Westphal zieht es schon mal vor, sein
eigenes Süppchen zu kochen. Ob das Gebräu, das er so produzierte „genießbarer"
ist als andere gleichen Genres, erscheint indes mehr als fraglich.
Was dieser Herr Westphal glaubte mitteilen zu können, brachte er ja schon im
zitierten Untertitel seiner Schrift zum Ausdruck. An Langatmigkeit seiner
Berechnungen ist er zwar einem Russell durchaus ebenbürtig. Nur, dass er eben
zu gänzlich anderen „Ergebnissen" kommt. Zum Beispiel zu dem, dass er auf
Seite 15 seiner Schrift wie folgt darstellt:
„An diesem Punkt kommt Christus, genau in der
Mitte eines großen Geschichts-Zyklus von 3862 Jahren, der von 1936 v. Chr. bis
1927 n. Chr. reicht."
Oder wem diese Aussage nicht reicht, den weis dieser Herr Westphal dann
noch zu belehren (S. 34):
„Diese Strafen oder gesetzesnotwendigen
Rückwirkungen der menschlichen Sünden beginnen mit großer Dürre und
Massensterben infolge Hungersnot. Die erste Posaunenplage hat im Osten bereits
begonnen und wird sich bald nach dem Westen fortsetzen. Die große Trübsal
umfaßt auch die 3 ½ Jahre der antichristlichen Herrschaft, deren Beginn nach
einem Umsturz, vermutlich kommunistischer Natur, wie später gezeigt wird, im
Frühjahr 1924 zu erwarten ist."
Selbst die Arche Noah muss für seine abenteuerlichen Berechnungen
herhalten. Etwa wenn er auf S. 47 schreibt:
„Es scheint, daß diese 4500 Jahre in den Maßen der
Arche Noahs sinnbildlich vorgeschattet sind."
Gemeinsamkeiten mit den Bibelforschern hat er offenbar darin, dass auch er
die ominösen 2520 Jahre bemüht. In der Westphahl'schen Interpretation (S. 50)
liest sich das so:
„587 - nach einem neuen Aufstande der Juden -
eroberte Nebukadnezar Jerusalem zum dritten Male und zerstörte Stadt und
Tempel. Rechnet man von den erwähnten Jahren 605, 603, 596 und 587 sieben
Zeiten oder 2520 Jahre weiter, so gelangt man auf die Jahre
1914 - Ausbruch des Weltkrieges,
1917 - Versprechen der Westmächte an die zionistischen Juden, Palästina zur
nationalen Heimstätte der Juden freizugeben,
1924 - vermutlich die Erfüllung der im Jahre 1917 gegebenen Versprechungen,
und
1933 - entsprechend der Zerstörung von Stadt und Tempel - vermutlich die
Vollendung des Neubaues von beiden.
Ein besonderes „Highlight" vielleicht noch seine Aussage auf S. 61:
„Das kann nur bedeuten, daß dann der Planet
Merkur, den ja die Alten gemäß seiner Wesensart den Götterboten nannten, für
unseren Blick vor der Sonnenscheibe stehen wird. Der nächste Merkurübergang,
der in Frage kommt, ist am 8. November 1927. Wir dürfen demgemäß annehmen, daß
die große Katastrophe Armageddon - die Blutkelter Christi - am 8. November
1927 oder unmittelbar vor dem 8. November 1927 stattfinden wird."
Vorstehende Kernthesen, wiederkäute er dann noch diverse Male in Schriften
mit ähnlichen Titeln. Noch 1949 erschien eine solche „Die letzten Tage der
Weltgeschichte enthüllt". Ihr zufolge sei sein Autor im Jahre 1873 geboren.
Von etwaigem sich nun in „Sack und Asche kleiden", vernimmt man in der
allerdings nichts. Unter Verschweigung wesentlichem, wird weiter munter in die
Zukunft spekuliert. Etwa mit der Aussage (S. 31)
„Nach diesen ist die Endzeit zwischen 1933 und
1963 zu suchen."
Über diesen Kaffeesatz-Leser Westphal noch weitere Worte zu verlieren, ist
eigentlich zu viel der unverdienten Ehre. Bemerkenswert ist allenfalls der
Umstand, wer sich denn auf ihn auch beruft. „Gleich und gleich gesellt sich
offenbar sehr gern"!
Exkurs:
Kurt Hutten, die seinerzeitige „Koryphäe" der Evang. Kirche in Sachen
kleinerer Glaubensgemeinschaften, kam im Jahre 1952 in der Zeitschrift
„Materialdienst" auch auf diesen Westphal mit zu sprechen. Seine Aussagen,
seien im nachfolgenden noch mit dokumentiert:
„Ist es verwunderlich, wenn die Cheopspyramide,
die von dem Vater der Ernsten Bibelforscher, Charles Taze Russell, in seinem
Buch „Dein Königreich komme" ausgiebig herangezogen wurde, um mit ihren Maßen
und Anlagen die Chronologie der Zeugen Jehovas zu bestätigen, auch von
pfingstlerischer Seite zu dem gleichen Zweck benutzt wird? Die
Datumsergebnisse lauten hier allerdings anders als bei Russell, aber in der
Methode, aus den Eingeweiden der Pyramide die einzelnen Wege, Perioden und
Termine der göttlichen Heilsgeschichte abzulesen, besteht keinerlei
Unterschied.
Es wird u. a. davon geredet, daß die Maßeinheit, nach der die ganze Pyramide
aufgebaut ist, der „Pyramidenzoll", genau der 500.000.000 Teil der Erdachse
sei (25,4243 mm) und daß dieser Pyramidenzoll (von Luther mit „Elle"
übersetzt) auch das Maß der Stiftshütte, der Bundeslade usw. gewesen sei. Die
Länge jeder Seite der Cheopspyramide beträgt 9131,05 Pyramidenzoll. Teilt man
diese Zahl durch 25, so ist der Quotient 365,24, d. H. die Zahl der Tage
einschließlich ihrer Bruchteile der in den Schaltjahren verrechnet wird.
Noch andere Wunder werden von der Cheopspyramide behauptet. So soll das
Gewicht der Pyramide 5.273.000 Pyramidentonnen betragen, das Gewicht des
Erdballs aber 5.273.000 Quadrillionen Tonnen. Der Eingangsschacht zur Pyramide
sei so angelegt, daß er in der Verlängerung genau auf den Stern Alpha im
kleinen Bären, den heutigen Polarstern trifft, der damals im Sternbild des
Drachen stand.
Die Erbauer wählten die andere Kulmination jenes Sternes, weil zu ihrer Zeit
ein noch viel bedeutenderer Stern der Meridan, oberhalb des Pols kreuzte:
Alkyone, im Sternbild der Plejaden.
Nach dem Astronomen Mäder aber soll Alkyone der Mittelpunkt des Universums,
das geheimnisvolle Gravitationszentrum der „Mitternachsthron Gottes" (Hiob
28,3) sein.
Aus diesen und anderen Beobachtungen folgert nun „Mehr Licht", daß die
Cheopspyramide eine in Stein gemeißelte göttliche Offenbarung sei und daß die
Ausführung des Bauplans unter besonderer göttlicher Leitung gestanden haben
müsse. Der Eingangsschacht und andere Teile im Innern der Pyramide sollen
Hinweise auf den göttlichen Heilsplan enthalten. So deute z. B. die Tatsache,
daß der Eingangsschacht abwärts geht, darauf hin, daß es mit der Menschheit
abwärts gehe, seit sie der alten Schlange Gehör geschenkt hat. Der Schacht
mündet in einem unvollendet gelassenen Raum 32 m tief unter der Pyramide, und
sein Neigungswinkel wird durch einen Stern im Sternbild des Drachen bestimmt.
Folglich wird damit angezeigt, daß die Menschheit unter dem Zeichen und der
Herrschaft des „Drachen" bzw. Der „Alten Schlange" oder des Satans steht.
Unterwegs aber zweigt von dem Eingangsschacht ein anderer Weg ab, der aufwärts
führt und in der Großen Galerie mündet. Das bedeutet, daß Gott aus der immer
tiefer in heidnische Finsternis verziehenden Völkerwelt zunächst ein Volk
herausruft, aus dem der Erlöser kommen soll, der dem Drachen den Kopf
zertreten wird.
Die Große Galerie aber ist das Symbol des christlichen Zeitalters. Ihre Wände
erheben sich in sieben Stufen, das ist ein Hinweis auf die sieben
aufeinanderfolgenden Entwicklungsstufen der Kirche, die in den sieben
Sendschreiben der Offenbarung näher bezeichnet sind.
Die Zahl der Zolle vom Anfang der Galerie bis zu den zwei Linien, die sich
nach astronomischen Berechnungen das Jahr der Erbauung der Pyramide
symbolisieren, beträgt 2170; da die Pyramide im Jahr 2170 vor Christus erbaut
wurde, wird damit also genau das Jahr der Geburt Christi angegeben. Auch
andere Daten finden sich in den Maßverhältnissen der Pyramide angedeutet, so
das Jahr 1547 als das Datum des Auszugs aus Ägypten oder das Jahr 33 als das
Jahr der Auferstehung Christi.
Dann findet sich ein horizontaler Gang, der in
das Gemach der Königin mündet und von dem aufwärts führenden Schacht bei
dessen Einmündung in die Große Galerie abzweigt. Dieser Gang soll die
Geschichte Israels vom Tod Jesu bis zu der Stunde darstellen, in der Gott
Israel zum Haupt der Völkerwelt im 1000jährigen Reich machen wird.
Die Pyramide enthält auch Hinweise auf die Heimsuchungen und Gerichte der
Endzeit, und zwar in der drohend überhängenden Schlußwand der Galerie, die
sich in einem niedrigen, durch einen schweren Granitblock eingeengten Gang
fortsetzt. Die Chronik der großen Galerie soll mit dem Jahr 1882 enden, und
der anschließende niedrige Gang stelle die nächsten 52 Jahre dar. In diese
Zeit sollen die Siegelgerichte fallen: Welterweckung, Weltkrieg, Weltteuerung,
Weltsterben, Glaubensverfolgung, Welterschütterung, kurz der Anfang der Wehen,
welche die Neugeburt der Welt einleiten sollen.
Mit dem Jahre 1934 dürfte das Ende des niedrigen Ganges erreicht worden sein.
Der Gang mündet in eine Vorhalle. Diese soll symbolischen Andeutungen über die
ersten vier Posaunengerichte in Form einer finsteren, in drohender Stellung
herabhängenden Granitblocks mit seinen Vertiefungen enthalten.
Zwischen Vorhalle und Königsgemach seien die weiteren drei Posaunengerichte
mit ihren drei Wehe dargestellt. Sogar die zwischen den Siegel- und
Posaunengerichten liegende „Windstille" mit der Versiegelung der 144.000 (Offbb.
7, 1-8) und die 70 Jahrwochen Daniels hinter den Posaunengerichten und selbst
die Verkürzung der Trübsalszeit bis hin zur Wiederkunft Christi sei baulich
festgelegt und vorausgesagt.
Die Wiederkunft würde nach den Vermutungen Kuennes etwa im Jahr 1963 oder 1970
erfolgen.
Das Königsgemach aber wäre das Symbol des Reiches Christi. Seine Wände, Decken
und der Boden sind aus geschliffenem roten Granit in riesigen Blöcken gefügt;
die vier Wände bestehen aus 100 Blöcken, die mit einer bewundernswerten
Genauigkeit aneinander gepreßt sind. Es findet sich kein Bild, keine
Inschrift, keine Verzierung in dem Gemach. Es ist „Mathematik in Stein, die
Verkörperung der absoluten Wahrheit in ihrer einfachsten Form."
Die Summe der beiden kubischen Diagonalen: 2 mal 515 ist 1030 Pyramidenzoll,
womit die Dauer des 1000jährigen Reichs einschließlich der darauf folgenden
Rebellion beim loswerden des Satans ausgedrückt werden soll. Die granitene
Truhe im Königsgemach aber soll genau den gleichen inneren Kubikinhalt wie die
biblische Bundeslade haben."
Dazu kommentiert Hutten dann:
Es bleibe dahingestellt, ob und welche Geheimnisse
einst von den Baumeistern in die Cheopspyramide hineingebaut worden sind. Aber
es ist eine Verwegenheit, die einzelnen Maße und Anlagen als einen in Stein
gemeißelten Weltgeschichtsplan Gottes zu verstehen und eine Chronik der
Heilsgeschichte aus ihnen abzulesen.
Wenn man die Ausführungen von Ch. T. Russell, aber auch die obige Deutung
liest, dann stößt man überall auf willkürliche und verkünsteltete Auslegungen;
es wird ein schon verhandenes Geschichtsbild in die Baulichkeiten
hineinprojiziert. Und da dieses bei Russell andere Termine aufweist als bei
dem Verfasser der obigen Auslegungen, deshalb führt auch die „Exegese" der
Cheopspyramide zu entsprechend anderen Resultaten.
Hatten wir in der Auswertung der Cheopspyramide schon eine Nachbarschaft zu
den Zeugen Jehovas bemerkt, so zeigt sich in der beim Philadelphia-Verlag
Christian Röckle-Leonberg erschienenen Schrift des Hamburger Rechtsanwalts
Paul Westphal „Die letzten Tage der Weltgeschichte enthüllt - Ergebnisse
freier Forschung in den Grundlagen der Bibel" eine noch engere Verwamdtschaft.
Hier wird ganz nach der Art von Russell und Rutherford unbeschwert kombiniert
und berechnet, um die apokalyptischen Enddaten herauszufinden, und manchmal
scheint es, als überträfe Westphal die Bibelentschlüßler der Zeugen Jehovas
noch an Waghalsigkeit.
Einige Beispiele
Nach einer alten Annahme soll die Dauer dieses Aeons 6000 Jahre betragen,
entsprechend den 6 Schöpfungstagen Gottes und der Gleichsetzung eines Tages
mit 1000 Jahren (Ps. 90 und 2. Petr.) Wann haben diese 6000 Jahre begonnen?
Westphal: Nicht mit Adam, sondern erst mit der Geburt des Set, 130 Jahre
danach. Das Jahr des Adams war 4197, die Geburt des Set 4067; folglich sind
die 6000 Jahre 1933 abgelaufen.
Nun folgt noch eine Frist des Übergangs und der Vorbereitung, und dann kommt
das 1000jährige Reich.
Die Arche Noah war 300 : 50 : 30 Ellen groß, hatte also 450.000 Kubikmeter
Rauminhalt. Westphal vermutet, daß das Raummaß eine Zeitangabe verhüllt; er
streicht von den 450.000 Kubikellen zwei Nullen, erhält 4500 und erklärt, es
handle sich um 4500 Jahre. Das sei der Zeitraum der auf den Wellen der
Völkermeere gefährdeten Menschheit!
Die Sintflut war 2541/40 vor Christus; 4500 Jahre danach führen auf etwa 1960
nach Christus.
In 1. Mos. 6,3 spricht Gott, daß des Menschen Tage 120 Jahre sein sollen.
Dieses Nebeneinander von Tagen und Jahren betrachtet Westphal als „Wink", die
120 Jahre in Tage umzurechnen; die Tage der Menschheit sind dann irgendwie
gleich 120 Jahren. 120 mal 360 sind 43.200 Tage. Westphal nimmt wieder eine
Null weg, damit er eine passablere Zahl erhalte, sodaß 4320 Jahre bleiben.
Mit dieser „aufgestöberten Spur" wendet er sich 5. Mos. 32,8 zu, wo ausgesagt
sein soll, daß für alle Völker (außerhalb Israels) 12 prophetische Zeiten
bestimmt seien.
Eine solche prophetische Zeit setzt Westphal mit 360 Jahren gleich; 12 mal 360
sind wiederum 4320 Jahre.
Also leuchtet hier nicht deutlich die innige organische Verwebung des Heils
der Welt mit den 12 Stämmen Israels hervor?
Aber von wann an sind die 4320 Jahre zu rechnen? Nun, nach 1. Mos. 10,25 wurde
die Erde unter Pelag geteilt, und dessen Lebenszeit war ungefähr um 2400 vor
Christus, d. H. 140 Jahre nach der Flut. Die Endgrenze wäre demnach 1920, das
Jahr des Friedensschlusses nach dem ersten Weltkrieg.
Die Zahlensignatur der Wege Gottes ist sieben, die der profanen Völker sechs.
Wo nun das Geschick Israels in der Geschichte der übrigen Völker verwoben ist,
da ist die Zeit davor die Zeitdauer dieses Zustandes. Zahlensymbolisch durch
eine Verbindung von sechs und sieben geordnet.
Nach Westphal soll dieses Schicksalsgemeinschaft von Israel und den Völkern 7
mal 6 mal = 60 Jahre, also 2520 Jahre währen.
Von wann an sind sie so zu rechnen?
Antwort: Die 7 Jahre der Besessenheit Nebukadnezars (Daniel 4, 13) sind der
Vortyp auf 7 Zeiten der Erniedrigung der Menschheit allgemein. Diese 7 Zeiten:
7 mal 360 = 2520 Jahre müssen irgendwann nach dem Jahr 587 und mindestens 7
Jahre vor dem Todesjahr Nebukadnezars 561 angelaufen sein. Sie wären also in
der Zeit zwischen 1933 und 1952 zu Ende.
In Daniel 9, 24 sind über Israel 70 Siebenheiten verordnet. Westphal setzt
eine solche Siebenheit = 7 mal 7 Jahre. 70 Siebenheiten wären also 3430 Jahre.
Wiederum: von welchen Zeitpunkt an sind sie zu rechnen?
Westphal hält für den geeigneten Termin das Jahr der Gesetzgebung, die nach
dem Auszug aus Ägypten erfolgte. Dieses soll 1467 vor Christus gewesen sein.
Die 3430 Jahre endeten also 1963 nach Christus.
Nun wurde aber oben festgestellt, daß die 6000 Jahre schon 1933 zu Ende
gegangen sind. Wie verhält es sich also prophetisch mit den 30 Jahren zwischen
1933 und 1963?
Nach Daniel 9, 27 wird die Siebenheit den Bund mit vielen festmachen, und die
Hälfte der Siebenheit wird Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen.
Westpfahl: Diese letzte Siebenheit, d. h. 49 Jahre, endet 1963, beginnt also
1914. In dieser Zeit erfüllt sich das Schicksal Israels. Um die Mitte der 49
Jahre erfolgt der Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte.
Diese Mitte fällt etwa in das Jahr 1939. Damals begann der Hitlerkrieg. So
bleiben nur noch 50 Jahre 1945 - 63 mit den prophetischen Ereignissen
auszufüllen. Schon jetzt treten die Gegensätze hervor, die in Daniels Nord-
und Südkönig zum Ausdruck kommen. Diese Gegensätze zwischen den beiden
Großmächten führen zu einem neuen Weltkrieg. Dann wird der Neubau des großen
Heiligtums auf Zion beginnen. Der eigentliche Tempelbau dürfte gemäß den
Vortypen 7 Jahre in Anspruch nehmen, also 1956 - 1963. Mit der Einweihung 1963
fällt auch Daniel 9,24 der Beginn der großen Erfüllungen zusammen. Die großen
Auseinandersetzungen der Nationen müssen also zwischen 1945 und 1956
stattfinden.
Es kommt noch toller:
In Daniel 8 werden allerlei harmlose Zahlen genannt. Diese werden von Westphal
herausgeholt, addiert und multipliziert. Und zwar so.
Da ist 8, 1 die Zahl 3.
8, 3 sollen (wenigstens in der Bibel Westphals) die Zahlen 2 und 2 und 1
stehen; er addiert sie, ergibt 5.
In 3,6 steht noch einmal die Zahl 2. Nun multipliziert Westphal die Zahlen 3
und 5 und 2 = 30.
Mit 8, 8 soll eine neue Gruppe beginnen; da werden die Zahlen 4 und 4 und 1
genannt, ergibt addiert 10.
Westpfahl multipliziert die erste Summe. 30 mit der zweiten Summe 10 = 300.
Schließlich erscheint in 8,20 die Zahl 2, in 8, 22 und 4; multipliziert man
sie, so kommt 32 heraus.
300 und 32 addiert sind 332, und in der Tat: - 332 Jahre vor Jesu
tatsächlicher Geburt, im Jahre 336 vor Christus nämlich, kam „der Ziegenbock
vom Westen her" (Daniel 8, 5), d. h. Alexander begann seinen Siegeslauf.
Auf den Regierungsbeginn Alexanders deuten auch noch andere Zahlenangaben hin.
So z. B. die 2300 Abende und Morgen Daniel 8, 14; rechnet man sie vom Jahre
1963 nach Christus zurück, dann begannen sie im Jahr 337/36 vor Christus.
Oder da sind die „ollen drei Wochen" Daniel 10,
2 und 3: weil es „olle" heißt kann nach Westphal kein Zweifel sein, daß es
sich hier um 21 Jahrzehnte handelt. Rechnet man diese 210 Jahre von dem
Zeitpunkt des Fastens Daniels ab, also von 534 (nach Daniel 10,1 dem 3. Jahr
des Regierungsantritts von Kores), dann kommt man auf 324, das Jahr des
Höhepunkts der Macht Alexanders. Rechnet man aber von 534 eine „prophetische
Zeit" oder 360 Jahre ab, dann kommt man auf das Jahr 174 und damit in die Zeit
des Antiochus Epiphanes. Dieser war der Vortyp des Antichrists. Er starb 163
vor Christus; manche berechnen seinen Tod auf 164. Läßt man von diesem Jahr
2100 beginnen, dann kommt man auf das Jahr 1956 als das Ende des Antichrists
und, 3 ½ Jahre zurück rechnend, auf das Jahr 1952:
In diesem Jahr dürfte der endzeitliche Widersacher wirksam hervortreten.
Diese Rechnereien stellen eine Gipfelleistung dar, die auch von den Zeugen
Jehovas kaum mehr überboten werden kann. Aber es ist nun das Betrübliche, daß
eine solche Schrift (außerdem noch ebenfalls von P. Westphal: „Das Weltgericht
über die Völker Europas und Asiens und die Schlacht von Harmagedon") in
Pfingstkreisen empfohlen und vertrieben wird. Bis jetzt hat nun niemand
öffentlich seine Stimme gegen diesen Vertrieb erhoben und es deutlich
ausgesprochen, daß es einem Verlag, der so etwas herausgibt, bedenklich an der
Zucht des Geistes und an der biblischen Nüchternheit fehlt."
Man findet nur ein Wort, und das ist: schandhaft. Die Erklärung ist: der Teufel ist in Verlegenheit, und darum ist ihm auch der dümmste Ding nicht zu dumm, aber er schafft sich sein Ende."
Man weis nicht so recht. Soll man nun weinen, oder soll man lachen; vergegenwärtigt man sich die nachfolgende Meldung, welche da die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" in ihrer Ausgabe vom 1. 10. 1929, zum besten gab:
„Kurze Röcke - böse Folgen
Wie bekannt, kämpfen der Papst und seine Anhänger einen fruchtlosen Kampf
gegen die kurzen Röcke der Frauen. In Buchau in der Tschechoslowakei hat der
Priester versucht, seine Absicht damit zu erreichen, daß er erzählte, es sei
ihm ein Geist erschienen, der ihm erklärt habe, es würde eine große
unzeitgemäße Kältewelle kommen, weil so viele Frauen seiner Gemeinde kurze
Rocke trügen. Daraufhin haben natürlich einige Männer aus der Gemeinde vier
junge Mädchen angegriffen, als sie aus der Kirche kamen, weil sie zu kurze
Röcke trugen. Man sieht hieraus, wie leicht es ist, die große Sache der
Religion aufrecht zu erhalten."
Irgendwie erscheint einem diese Meldung auch etwas „zu kurz geraten". Es würde
sich nämlich anbieten, die eigene Praxis zu dem Thema auch noch mit zu
reflektieren. Es wäre allerdings mehr als oberflächlich, wollte man auf den
„Geist" abstellen, welcher besagter Priester da ja wohl bemüht hat.
Allgemein kann man doch wohl sagen. Die Kleiderordnung der Zeugen Jehovas ist
konservativ. Wer diese konservativen „Spielregeln" so nicht einhält wie
(faktisch) vorgegeben, hat auch bei ihnen nichts zu lachen.
Womit sich dann der Kreis wohl wieder schliesst.
Die zweite Meldung nahm Bezug auf ein damals neu erschienenes Buch,
welches unfraglich, auch in anderen Kreisen ein gewisses Aufsehen erregte.
Der diesbezügliche GZ-Text sei gleichfalls, kommentarlos vorgestellt.
"Im Westen nichts Neues"
Obwohl der Verfasser oder der Verlag in seiner kurzen, beinah lakonischen
Einführung zu diesem augenblicklich so weitverbreiteten und vielbesprochenen
Buche ausdrücklich sagt, daß es keine Anklage, noch ein Bekenntnis
darstelle, sondern nur den Versuch machen wolle, über eine Generation zu
berichten, die vom Kriege zerstört wurde - auch wenn sie den Granaten entkam
-, so wird es dennoch bei jedem Leser den Eindruck erwecken, daß dieses Buch
nicht nur eine furchtbare Anklage des Krieges und seiner Träger, der
führenden Gesellschaftsklassen, sondern eine geradezu vernichtende
Verurteilung des Krieges und seiner Urheber ist.
Kein Wunder, daß die evangelischen Kirchenblätter so abfällig darüber reden
und dasselbe bei ihren Lesern in Mißkredit zu bringen suchen, denn "Im
Westen nichts Neues" geht auch mit den Pastoren und andern Volkserziehern,
ins Gericht Doch diese erbärmlichen Geister vermögen nicht mit ihren
kläglichen Argumenten vor der todlichen Wahrheit und Klarheit dieses von
einem mutigen und überlegenen Geiste geschriebenen Buches zu bestehen, noch
viel weniger werden sie imstande sein, seine allgemeine Verbreitung zu
verhindern, denn schon wurde es in die französische und englische Sprache
übersetzt und in Tausenden von Exemplaren herausgegeben und über die ganze
Welt verbreitet. Die Wahrheit bricht sich Bahn, auch über diese jämmerlichen
Pfosten der alten bis ins Mark verfaulten Weltordnung hinweg. Obwohl von
einem jungen Menschen und auch gewöhnlichen Soldaten geschrieben, spricht
das Buch jedem alten Krieger aus dem Herzen, welchen Alters, Grades oder
Berufes er auch sei. Diejenigen, welche in verleumderischer Weise zu
behaupten versuchen, daß der Schreiber des Buches überhaupt nicht an der
Front gewesen wäre, sondern nur vom bloßen Hörensagen phantasiere, stellen
sich selbst ein trauriges Zeugnis aus; denn jeder alte Frontkämpfer ist mit
all diesen Dingen und Ausdrücken wohl vertraut, von denen in diesem Buche
die Rede ist, auch wenn sie dem so sehr empfindlichen Geschmack oder Sinn
des "christlich-moralischen Menschen" zuwider sein sollten. Denn ach - diese
christlich-moralischen Menschen sind es ja gerade, die diesen abscheulichen,
alle guten Sitten und Gebräuche verderbenden Weltkrieg verursacht haben, und
diese klagt ja der Junge Mann in seinem Buche an. Er, der Schüler, setzt
gewissermaßen seinen Lehrern und Erziehern die Eselskappe auf, indem er
zeigt, wie all diese höhere geistige Erziehung und Kultur im Angesicht des
Krieges eitle Torheit sei und gar nichts mehr zu bedeuten habe. Und hat er
darin nicht recht! Welcher wahre Krieger weiß nicht ebenso gut, daß alle
Weisheit des Lebens im Kriege im berufsmäßigen Morden, im Fressen und
Saufen, im Stumpfsinn und Schlaf, in gemeinen Reden und allerlei Listen und
Tücken bestand! Waren auf der Latrinenstange nicht alle gleich und gab es
zwischen dem Gehirn des Professors und Kuhhirten einen Unterschied, wenn es
irgendwo aus dem zertrümmerten Schädel an einer Wand klebte.! Nein) Aller
Weisheit Schluß gipfelte im Kriege: im Sterben, im Nichts! Und diese
traurige Tatsache ist es, die der junge Soldat in seinem Buche dem Leser vor
Augen führt und zwar mit schriftstellerischem Geschick und poetischer
Phantasie ohne dabei die rohe Wirklichkeit aus dem Auge zu verlieren.
Gewiß folgen die Effekte in seiner lebendigen Darstellungsweise kurz, fast
blitzartig oder in kinematographischer Geschwindigkeit aufeinander, sodaß es
bei einem Nichtkenner moderner Buchschreiberei den Eindruck erwecken könnte,
daß der Verfasser auf Effekthascherei, das heißt Eindruckschinderei ausgehe;
doch das scheint weder vom kriegerischen noch vom menschlichen Standpunkte
aus der Fall zu sein. Natürlich hat es der Verfasser auf eine lebendige
eindringliche Darstellungsweise abgesehen, weil diese das Interesse des
Lesers nicht nur im vornherein erweckt, sondern bis zum Ende des Buches
munter oder gefesselt hält.
Jedenfalls wurde das Buch auf Grund von Kriegstagebüchern oder Notizen
geschrieben, aus denen mit meisterhafter Hand die markantesten Punkte
herausgesondert und zum Zwecke literarischer Verwendung in Buchform zusammen
gezogen worden sind. Der Herausgeber des Buches brauchte nicht einmal der
Verfasser des Inhaltes selbst zu sein, das würde an der Wahrheitstreue
desselben keineswegs etwas ändern. Die Dinge, die darin behandelt werden,
von wem sie auch erlebt und niedergeschrieben worden sind, der Verfasser
spielt dabei gar keine Rolle, sind echt und wahr, und auf Grund ihrer
Echtheit und Wahrheit wirken sie auch auf jeden Menschen, der Sinn für
Wahrheit und Gerechtigkeit hat.
Doch zu diesen Menschen gehören scheinbar alle,
nur nicht, so scheint es manchmal, diese Herren Pfarrer und Pastoren. Diese
Menschen möchten diese abscheulichen Kriegsdinge am liebsten vergessen und
totgeschwiegen haben, damit sie in ihrem düsteren Handwerk zu ihrem eigenen
Nutzen und zum Schaden ihrer Mitmenschen weiter wursteln können, und sie ja
niemand als auch "von denen" erkennt, die mit ihnen nicht an sondern hinter
der Front gewesen sind und den Krieg in Wort und Schrift fördern halfen.
Auch bei ihnen gab es „im Westen nur dann etwas Neues", wenn es beim
Divisionsstab bei Wein und Sekt einen großen Sieg zu feiern gab oder wenn
Seine Majestät in hochdereigener Person erschien und solch einem Herrn
Divisionspfarrer einen Orden verlieh wegen Tapferkeit vor dem Feinde hinter
der Front.
Das Buch „Im Westen nichts Neues", so gut und ausführlich es auch
geschrieben ist, weist im Gegenteil noch manche Lücken auf, es erzählt z.B.
nichts von den heuchlerischen Predigten die hinter der Front gehalten
wurden, von den Feldgottesdiensten, von den Galoppbeichten der Katholiken,
von den heiligen Weihnachtsfesten u.a. Festen, von den Gebetbüchern,
Rosenkränzen, von den Heiligenbildern, zu denen man im Angesicht des Todes
Zuflucht nahm, während man den scharfen Dolch zum jähen Morde im
Stiefelschaft versteckte. Wir leben am Tage des Gerichtes von dem das Buch
"Im Westen nichts Neues" nur ein kleiner Belastungszeuge gegen den großen
Angeklagten: Satan, den Teufel, und seine trügerische Weltordnung ist."
Thematisch dem Buch „Im Westen nichts Neues" ist auch die Meldung aus der
Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 11. 1929 zuzuordnen, die
da berichtete:
"Im Westen nichts Neues" - verboten
Am Realgymnasium in Freiburg i/B. dürfen durch besondere Leistungen
ausgezeichnete Schüler jeweilen ihre Preise in Form von Büchern selbst
wählen. Die erfolgte Bekanntmachung am schwarzen Brett für die heurige
Anmeldung durch den Anstalts-Direktor Dr. Martin hatte den Nachsatz:
Remarque "Im Westen nichts Neues" verboten! -
Ein deutsches Blatt soll erfahren haben, daß einige Tage nach dem zum Lesen
anreizenden Verbot, die Mehrzahl der Schüler sich das Buch schon verschafft
und gelesen hatten."
'Über 82 % aller Einkünfte der Vereinigten Staaten werden jetzt für Dinge ausgegeben, die irgendwie mit militärischen Zwecken zusammenhängen.' Das gibt deutlich dem Gefühl der Ratlosigkeit und Furcht Ausdruck ...
Die Verfassung der Vereinigten Staaten drückt den Wunsch der Gründer der amerikanischen Regierung aus: Gerechtigkeit, Sicherheit und Wohlfahrt für das ganze Volk. ... Bald schon wichen die herrschenden Faktoren von den in der Verfassung niedergelegten Regeln ab, und zwar in einem solchen Maße, daß man jetzt fast überhaupt keine Ähnlichkeit mehr zwischen der Verfassung und dem tatsächlichen Handeln zu erkennen vermag. Einige wenige schwingen sich zu Monopolstellungen auf, da sie über unbegrenzte Geldmittel, über große Macht und weitreichenden Einfluß verfügen. Solche selbstsüchtigen Menschen wissen natürlich dann auch in die Regierung zu gelangen, wo dann in all ihrer Tätigkeit ihr Hauptaugenmerk auch immer nur darauf gerichtet bleibt, ihre persönliche Macht und ihren eigenen Reichtum zu vergrößern. Freiheit, Frieden, Eigentumsschutz, ja Leben für die anderen Menschen kommt bei solchen Menschen alles erst in zweiter Linie. Das Volk wählt zwar seine Vertreter in die verschiedenen Departments der Regierung, wird aber trotzdem übervorteilt. Diejenigen, die richtigerweise die Diener des Volkes sein sollten, werden oft genug dann schließlich durch alle nur möglichen Tricks doch dahin überlistet, Gesetzesverordnungen zuzulassen, die der allgemeinen Wohlfahrt des Volkes hinderlich sind und nur die Interessen einiger weniger begünstigen. Unter Ausnützung solcher Gesetze wird das Volk ausgebeutet, getäuscht und beraubt. Schon manche, die sich dann zur Verteidigung ihrer Rechte an die Gerichte wandten, mußten finden, daß diese selbstsüchtigen Monopole auch selbst auf Gerichte Einfluß ausübten, so daß scheinbar ihr Wort mehr galt als das des einfachen Mannes. ...
Und weiter:
Ferner sind in unsrer Zeit auch die großen
Publikations-Organe durch selbstsüchtige Menschen beherrscht und werden in
ihrem Handeln derartig kontrolliert, daß sie die öffentliche Meinung so zu
gestalten versuchen, wie es den sie beherrschenden Interessengruppen zum
Vorteil ist. Auf diese Weise werden die Massen des Volkes systematisch der
Wahrheit gegenüber blind gemacht. So manche Schriftleiter, Buchverleger usw.
würden gern bereit sein, die Wahrheit zu veröffentlichen, wenn sie sich nicht
der Macht beugen müßten, die von diesen selbstsüchtigen Interessengruppen
ausgeübt wird. Würden sie sich weigern, so würde dies ihren geschäftlichen
Ruin bedeuten. Aus diesem Zustand ergibt sich die Tatsache, daß in der
öffentlichen Presse die Wahrheit entweder unterdrückt oder aber so entstellt
wiedergegeben sind, daß sie kaum mehr als Wahrheit zu erkennen ist.
Und dann noch die spezielle Klage:
Wenn vielleicht hier und da ein sogenannter
fortschrittlicher Geistlicher seine eigene Weisheit zum Ausdruck bringt und
sich nachzuweisen bemüht, daß die Bibel, die Offenbarung Johannes, das Alte
Testament usw. jeder näheren Betrachtung unwert sei, so finden derartige
Äußerungen in der großen Weltpresse bereitwilligst weiteste Verbreitung; aber
die von Bibelforschern vertretenen Bibel-Wahrheiten finden keine Aufnahme. Die
großen Finanzierungsgruppen erkennen natürlich deutlich den Einfluß
kirchlicher Führer und wissen diesen Männern zu schmeicheln. Sie halten ihnen
finanzielle Lockmittel hin, und - wie gerne hascht man danach...."
Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren. Angesichts solcher
Ausführungen. Rutherford „bediente" zielgerichtet jene Kreise, in denen auch
KPD und SPD zu grasen pflegten. Mit dem wesentlichen Unterschied allerdings.
In „Konkurrenz bis aufs Messer" zu ihnen. Sein „Patentrezept" läuft dann immer
wieder auf den „großen Zampano" heraus, der da alles „richten" soll. In der
Praxis jedoch Nullkomma-Nichts „richtet".
Und noch etwas muss man wohl sagen. Die etablierten Kirchen, stießen
zeitgenössisch nicht ins selbe Horn. Die etablierten Kirchen hielten es eher
mit den Deutschnationalen Hugenberg'ischer Richtung. Wenn nicht gar (Teile von
ihnen) gar mit den Nationalsozialisten in der Gestalt der sogenannt „Deutschen
Christen".
Mit einem Rosenberg von den Nationalsozialisten, konnten auch die etablierten
Kirchen nichts anfangen, wegen seiner Kirchenkritik. Den hätten auch die,
lieber „heute denn morgen" auf den „Mond geschossen", liebend gern. Die „Deutscnen
Christen" hingegen wähnten, mit den „Marsch durch die Institutionen", in
diesem Fall eben der NSDAP, den Rosenberg „paralysieren" zu können. Ein
grundlegender Trugschluss, wie sie noch deutlich zeigen sollte!
[Einfügung. Irgendwelche seriösen Quellenbelege, seine Thesen Erfindungen
betreffend, die da unterdrückt worden sein sollen; liefert Rutherford
selbstredend nicht. Er stützt sich somit auf „Hören-sagen". Es kann doch wohl
unterstellt werden. Gibt es solche Fälle, werden auch andere es sich nicht
versagen - früher oder später - die ans Tageslicht zu zerren. Mit Nennung von
„Namen und Hausnummern". Und dann darf man ja wohl auch darauf hinweisen.
Nicht jedes vermeintlich patentiertes „Perpetuum mobile", funktioniert in der
Praxis auch als solches. Insofern betreibt Rutherford wieder mal billige,
populistische Stimmungsmache. Zu billig!
Weiter im Text des GZ]
„Ebenso ist es bekannt, daß die Glieder der
Regierung der Vereinigten Staaten Bestechungsgelder erhalten, und daß die
Wahlen nicht in einwandfreier Weise vor sich gehen. Sicherlich sind die
Zustände, die in andren Ländern herrschen, nicht viel besser. ...
Die Rüstungen für einen weiteren Krieg gehen
weiter, und das Volk hat unter den Lasten zu leiden. Die Fortsetzung der
Kriegsrüstungen ist ein sicheres Zeichen dafür, daß die Nationen erwarten
können, in weitere Kriege verwickelt zu werden ....
Jeder denkende Mensch erkennt heute, daß jetzt, nachdem sich die Völker
Tausende von Jahren bemühten, eine ideale Regierung zu finden, die
Zivilisation vor dem Zusammenbruch steht. ...
Der Zweck unsrer heute beginnenden Serie von Vorträgen ist, den
unbestreitbaren Nachweis zu erbringen ...
Bald werden die Völker der Erde von dem beherrscht werden, der seine
Herrschermacht in Gerechtigkeit und zum Segen der Menschheit ausüben wird.
..."
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Bereits in der Berner Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1929, konnte
man unter der Überschrift „Sem, Ham und Japhet", Rassentheorien begegnen, wie
sie sich den in der Sicht des GZ darstellen. Davor gab es schon mal in der
Ausgabe vom 15. 12. 1926 einen thematisch ähnlichen Beitrag
Der Artikel des Berner GZ vom 1. 3. 1929 führte unter anderem aus:
„Das soziale Leben der heutigen Menschheit fängt eigentlich erst nach der sowohl von der Bibel als auch von der exakten Wissenschaft anerkannten Sintflut an. Aus der Zeit vor der Sintflut ist uns soviel wie gar nichts über die sozialen Verhältnisse der damaligen Welt bekannt. Alle diesbezüglichen wissenschaftlichen Abhandlungen beruhen mehr oder weniger auf höchst unzuverlässigen Annahmen, wenn nicht eitlen Phantasien in Form von allerlei schönen Fabeln und Sagen. Der einzig glaubwürdige Bericht liefert uns nur die Bibel, der auch als Grundlage jeder wahren Welt- und Naturgeschichte angenommen wurde, weil er eben im vollsten Einklang mit der exakten Wissenschaft in bezug auf Erd- und Völkerkunde steht. Nach dem biblischen Bericht müssen vor der Sintflut ganz eigenartige Zustände auf dem von den Menschen bereits bewohnten Teile der Erde geherrscht haben, eine Kultur, die der unserigen in mancher Hinsicht sehr ähnlich war. Denn die Bibel zeigt uns, daß das Menschengeschlecht jener Zeit, sehr wahrscheinlich auf Grund seines hohen Kulturzustandes, ebenso verdorben und gottlos war wie das in unseren Tagen der Fall ist. Überfluß an irdischen Gütern bringt immer, wenn er nicht mit demütigem, gottergebenem Herzen getragen wird, Hochmut und Hoffart mit sich und die Folge davon ist moralische Verderbnis und materieller Ruin. "In jenen Tagen", heißt es im biblischen Bericht,
"waren Riesen auf der Erde, und auch nachdem die Söhne Gottes (Engel) zu den Töchtern der Menschen eingingen und diese ihnen gebaren; das sind die Helden, welche von altersher waren, die Männer von Ruhm gewesen sind."
Wahrlich, es muß ein sonderbares
Menschengeschlecht vor der Sintflut auf Erden gewesen sein, an Kraft und Größe
gar nicht mit uns zu vergleichen. Es war ein Zwittergeschlecht von Engel und
Mensch, wie sie uns von den großen Dichtern des Altertums, besonders Homer, als
Halbgötter, Titanen, geschildert werden. Jede Sage oder Erzählung hat
irgendeinen wahren Hintergrund, und so sind die verschiedenen heidnischen
Mythologien in etwa in den kulturhistorischen Zuständen vor der Sintflut
begründet, nur daß sie unter dem bösen Einfluß der Dämonen (bösen Geistwesen)
entstanden und entstellt worden sind. Und in der Tat wurden in jüngster Zeit
außergewöhnliche .Menschenskelette aufgefunden, die nicht mit den unsrigen an
Größe und Stärke zu vergleichen sind.
Bibelungläubige Wissenschaftler glauben in diesen Riesenskeletten den längst
gesuchten "Urmenschen oder Menschenaffen" gefunden zu haben; in Wirklichkeit
stammen dieselben aber von niemanden anders als von diesen vorsintflutlichen
Riesenmenschen her, die durch die unerlaubte Verbindung zwischen Engel und
Mensch hervorgebracht worden sind. Die Bibel zeigt uns, daß nur Noah und seine
Familie von dem verderblichen Einfluß dieser Engelwesen auf Grund ihres
Glaubensgehorsams gegen Jehova verschont geblieben sind und daher nicht in der
Sintflut, wie alle übrigen des damaligen Menschengeschlechtes, vernichtet
wurden, sondern als Grundstock für die gegenwärtige zweite Weltordnung
hinüberlebten.
So stammt denn das ganze heutige Menschengeschlecht von dem reingebliebenen
Gottesmann Noah her und hätte daher allen Grund ebenso treu und gottesfürchtig
zu sein. Doch leider, die Schrift zeigt uns, daß schon die frühesten Nachkommen
Noahs dem tückischen Einfluß des Bösen zum Opfer fielen, wodurch das ganze
Menschengeschlecht aufs neue in den Zustand der Verderbnis, der Entartung und
der Gottlosigkeit geriet ...
Die Söhne Noahs waren: Japhet, der älteste. Sem, der zweite und Ham, der
jüngste. Diese drei Männer stellen gewissermaßen die Samen träger oder die
Urväter der heute auf Erden lebenden Hauptmenschenrassen dar. Von ihnen soll die
ganze Erde von Osten, d. h. von Asien, dem größten und bedeutungsvollsten
Erdteil aus innerhalb 5000 Jahren bevölkert worden sein ...
Der Mensch ist Nomade von Natur und so brauchen wir uns nicht zu wundern, wie in
dieser verhältnismäßig kurzen Zeitspanne von 5000 Jahren die ganze Erde durch
diese drei Stammväter Japhet, Sem und Ham bevölkert werden konnte.
Der verwegenste und unternehmungslustigste der drei Stämme scheint der Stamm
Japhet zu sein ... Von ihm heißt es in der Schrift:
"Von diesen aus verteilten sich die Bewohner der Inseln der Nationen in ihren Ländern, eine jede nach ihrer Sprache, nach ihren Familien, nach ihren Nationen."
Die Nachkommen Japhets sollen die weiße
oder kaukasische Rasse ausmachen, die von Osten nach Westen und Norden gewandert
sind, und somit die Länder Europas, Amerikas sowie die allgemeinen Insel- und
Küstengebiete bewohnen.
Der Stamm Ham wurde nach dem Süden und Südwesten (Afrika, Australien etc.)
verschlagen, während der Stamm Sem in seiner asiatischen Heimat verblieb und
sich nur in östlicher und südöstlicher Richtung fortpflanzte. Von ihm stammen
die ersten Kulturvölker der Erde, die Semiten und Kaldäer her, die in östlicher
und nordöstlicher Richtung Palästinas wohnten und von denen aus das auserwählte
Volk Israel durch seinen Stammvater Abraham hervorgegangen ist.
Wie nun die verschiedenen Farbenrassen entstanden sind, darüber gibt uns die
Bibel keinen Bescheid und auch die Angaben der exakten Wissenschaft scheinen nur
auf vagen Mutmaßungen oder Annahmen zu beruhen. Die Japhetrasse wird gewöhnlich
als die schöne weiße dargestellt, die Hamrasse als die schwarze und die Semrasse
als die braune und gelbe. Im Laufe der Zeit haben sich jedoch so viel
Zwischenrassen durch Vermischung der Rassen gebildet, daß man kaum noch von drei
reinen Menschenrassen reden kann, obwohl diese drei unter den vielen anderen
noch ziemlich vollkommen erhalten geblieben sind. Warum unter den Rassen dieser
merkwürdige Farbenunterschied besteht, dürfte der Gegenstand einer besonderen
Betrachtung bilden."
Genaues weis auch die WTG nicht
„Zuverlässiges läßt sich jedoch nicht darüber sagen, jedenfalls werden allerlei göttliche und natürliche Einflüsse, Umstände und Verhältnisse dabei mitgewirkt haben, genau wie beim Sprachenunterschied, der auf den Eingriff Gottes zurückzuführen ist. Soviel zeigt uns aber die Schrift, daß ursprünglich nur eine Rasse und eine Sprache vorhanden war und daß dieser Zustand wieder zustande kommen soll. Vorläufig müssen wir uns aber, mit der Tatsache zufrieden geben, daß der Stamm Sem der von Gott gesegnetste ist, sodaß selbst Japhet in seinen Zelten von seinem Segen genießen soll. Ham wurde auf Grund seiner Verfehlung von seinem Vater verflucht, er sollte der Sklave seiner beiden Brüder sein, was uns die Kolonialgeschichte deutlich bestätigt; die schwarze Rasse war bis zur Stunde der weißen und braunen Untertan. Doch zur bestimmten Zeit sollen sowohl Harn als Japhet durch Sem gesegnet werden, und in der Tat kam aus dem Stamme Sem Jesus Christus hervor, der Erlöser und Erretter der Welt, durch dessen nun bevorstehendes messianisches Königreich alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen."
Die vorzitierten GZ-Ausführungen mögen einstweilen unkommentiert bleiben, was
allerdings nicht mit einer „Identifizierung" identisch ist.
Die Magdeburger Ausgabe des GZ vom 15. 10. 1929, nimmt das Thema erneut auf.
Diesmal gleich mit zwei Beiträgen in dieser Ausgabe. Einer davon überschrieben:
„Zur Rassenfrage" geht in Form einer Fragenbeantwortung darauf ein. Angefragt
wurde:
„Mir gegenüber ist der Wunsch ausgesprochen
worden, etwas über die Farbenfrage der Menschen zu erfahren - biblisch und
eventuell wissenschaftlich. Soviel ich weiß, ist die Frage noch sehr unklar. Es
gibt wohl weiße Indianer und schwarze Weiße. Das Weib Moses war auch schwarz.
Auch mir wäre es angenehm, im „Goldenen Zeitalter" einige Aufklärung zu finden."
Auf diese „Steilvorlage" antwortet das GZ wie folgt:
„Die Einwirkung klimatischer
Verhältnisse sowie der Lebensgewohnheiten der Menschen, der erblichen
Veranlagung und Beeinflussung und andere Umstände mehr werden von denen, die die
Rassenunterschiede nicht zu verstehen vermögen, nicht genügend in Erinnerung
behalten. Tatsache ist, daß die äußere Gestaltung des Menschen, seine Farbe,
seine Gesichts- und Körperbildung in allen Abweichungen mehr oder minder durch
einen dieser genannten Umstände hervorgerufen wird. Es ist eine allgemein
bekannte Tatsache, daß der Unterschied, der - selbst innerhalb dunkelfarbiger
Völker bei den einzelnen Stämmen schon - durch die unterschiedlichen
Lebensgewohnheiten hervorgerufen ist, auffallend groß ist.
Der dunkelfarbige Volksstamm einer Rasse, der hervorragend dem Genuß rohen
Fleisches frönt, unterscheidet sich schon vom anderen Stamm derselben Rasse,
welcher gekochte Fleischnahrung genießt, und zwar sowohl in Körperbildung als
auch in der Gesichtsform. Den Einfluß der Lebensgewohnheiten auf das Äußere der
Menschen kann jeder Laie selbst im täglichen Leben innerhalb des eigenen Volkes
beobachten. ...
In Urquharts „Die Neueren Entdeckungen und die Bibel" (Erster Band) wird über
die Rassen- und Farbenfrage unter anderem folgendes gesagt:
Man hätte annehmen können, daß durch die
Arbeiten Darwins die Evolution einen solchen Sprung in die Volksgunst getan
hatte, die Lehre der Schrift, daß alle Menschen von Noah abstammen, noch mehr in
Mißkredit gekommen wäre. Wenn die Menschen die Abkömmlinge, oder vielmehr die
Aufkömmlinge des Affen sind, so müssen sie mehr als einen Ursprung gehabt haben.
Häckel in der Tat unterscheidet zwölf verschiedene Arten. Aber die Schlacht war
schon lange vorher geschlagen und verloren. Von Anfang an behaupteten
Naturforscher ersten Ranges, Linnäus und Busson z. B. daß die Lehre der Schrift
auch der einzig mögliche Schluß der Wissenschaft sei.
„Prichard, dessen „Untersuchung der physischen Geschichte des
Menschengeschlechtes" lange das wichtigste Werk über diesen Gegenstand gewesen
ist, bewies, daß die Wissenschaft nicht verantwortlich sei für die Einwände, die
in ihren Namen erhoben werden. Wie vollständig denen, welche für das
Vorhandensein verschiedener Menschenarten stritten, der Boden unter ihren Füßen
weggenommen ward, kann man aus dem folgenden Auszug aus „The Vestiges of
Creation" sehen. Wir brauchen den Leser kaum daran zu erinnern, daß dies Buch
geschrieben ward, um eine ganz andere Schöpfungstheorie als die der Bibel zu
verteidigen. „The Vestiges" von Robert Chambers war der Vorläufer von Charles
Darwins „Origin of Spezies".
Chambers Theorie war die, daß es zwei Anfänge des Menschen gäbe, einen für die
Asiaten, Amerikaner und Europäer und einen für die Afrikaner. Die Bedeutung des
nun folgenden Zitats wird daher gewürdigt werden. Nachdem er von den sechs
Hauptarten der menschlichen Familie gesprochen hat, sagt er:
'Jede von diesen zeichnet sich durch gewisse allgemeine Züge in markanter Art
aus, daß vielen Forschern der Gedanke gekommen ist, sie hätten verschiedene oder
unabhängige Ursprünge. Von diesen Eigentümlichkeiten ist die Farbe die
hervortretendste; die Kaukasier sind gewöhnlich weiß, die Mongolen gelb, die
Neger schwarz, und die Amerikaner rot. Der Gegensatz besonders zweier von
diesen, der Weißen und Schwarzen, ist so schlagend, daß von ihnen wenigstens es
fast notwendig erscheint, verschiedene Ursprünge anzunehmen. In den letzten
Jahren ist indes die ganze Frage von einem britischen Gelehrten (Dr. Prichard)
einer strengen Untersuchung unterworfen worden, dem es beachtlich gelungen ist,
Beweise dafür beizubringen, daß das Menschengeschlecht einen Ursprung gehabt
haben könne, soweit aus anderen Eigentümlichkeiten zu schließen sei.
Es scheint nach diesen Untersuchungen, als wenn die Farbe und andere
physiologische Merkmale von einer oberflächlicheren und zufälligeren Natur sind
als man früher annahm. Eine Tatsache ist gleich zuerst auffallend, nämlich, daß
es Völker gibt, wie die Einwohner Hindustans, anscheinend von einer Abstammung
die nichtsdestoweniger Gruppen von Leuten in fast allen Farben enthalten, und
die ebenso verschieden sind in anderen Zügen, auf die man soviel Gewicht gelegt
hat. Einige andere Tatsachen, die hier kurz erwähnt werden mögen, sind kaum
weniger merkwürdig.
In Afrika gibt es Negervölker - d. h.
Völker von sehr schwarzer Hautfarbe, wie die Jolois, Mondingos und Kaffern -,
deren Gesichtszüge und Glieder so zierlich geformt sind wie die der besten
europäischen Völker. Während wir keinen Beweis dafür haben, daß Negerrassen im
Verlauf von Generationen weiß werden, kann das Umgekehrte als festgestellt
gelten, denn es gibt arabische und jüdische Familien, die sich seit alten Zeiten
in Afrika niedergelassen haben und so schwarz geworden sind wie die andern
Bewohner. Es gibt auch Tatsachen, welche die Möglichkeit eines natürlichen
Übergangs von der schwarzen zur weißen Hautfarbe und von der weißen zur
schwarzen zu zeigen scheinen. Wirkliche Weiße (abgesehen von Albinos - 'Weißlingen')
werden nicht selten unter den Negern geboren, und der Hang zu dieser Seltsamkeit
pflanzt sich in Familien fort. Es gibt wenigstens ein authentisches Beispiel von
einer Reihe vollkommen schwarzer Kinder, die einem arabischen Paare geboren
wurden, in dessen Vorfahren kein solches Blut eingedrungen war. Dies geschah im
Jordantal, wo die arabische Bevölkerung merkwürdigerweise im allgemeinen
plattere Gesichtszüge, dunklere Hautfarbe und gröberes Haar hat als andere
Stämme dieses Volkes. Man hat sich vergewissert, daß die Lebensweise im Laufe
von Generationen mächtig auf die menschliche Gestalt eingewirkt, sogar auf ihren
Knochenbau. Vor ungefähr 200 Jahren wurden durch eine barbarische Politik eine
Anzahl Leute aus den Grafschaften Aufrim und Dwan in Irland vertrieben und haben
sich seitdem an der Küste niedergelassen, aber in selbst für Irland ungewöhnlich
armseligen Verhältnissen, und die Folge davon ist, daß sie eigentümliche Züge
der widerwärtigsten Art zeigen, hervorstechende Kinnbacken mit weit offenem
Munde, platte Nasen, hohe Backenknochen und krumme Beine und außerordentlich
kleine Statur. Diese, verbunden mit einer abnormen Dünne der Glieder, sind
überall in der Welt die äußeren Merkmale eines niederen und barbarischen
Zustandes, wie man sie besonders bei den australischen Ureinwohnern sieht.
Dagegen ist die Schönheit der höheren Stände in England sehr bemerkenswert, da
sie hauptsächlich ebenso deutlich die Folge einer guten äußeren Lage ist.
'Grobe, ungesunde und schlecht zubereitete Nahrung', sagt Bussow, 'bewirkt die
Ausartung der menschlichen Rasse. Alle Leute, die elend leben, sind häßlich und
schlecht gewachsen. Selbst in Frankreich sind die Landleute nicht so schön wie
die, welche in Städten leben; und ich habe oft bemerkt, daß in Dörfern, wo die
Leute reicher und besser genährt sind als in andern, sie auch hübscher sind und
angenehmere Gesichter haben!'
Er hätte hinzufügen können, daß elegante und bequeme Wohnungen, Reinlichkeit,
behagliche Kleidung und nur so viel Aufenthalt in freier Luft, wie die
Gesundheit erfordert, mit der Nahrung zusammenwirken zur Verschönerung einer
Rasse menschlicher Wesen.'
Nachdem er noch einige andere Tatsachen erwähnt, fügt der Verfasser das
merkwürdige Bekenntnis hinzu:
'Wir haben nur dunkle Vorstellungen von den Gesetzen, welche diese Veränderungen
innerhalb besonderer Grenzen regeln, aber wir sehen sie beständig wirken, und
sie sind offenbar der Annahme günstig, daß die großen Familien der Menschheit
einen gemeinsamen Ursprung haben können.'
Die Freimütigkeit dieses Bekenntnisses muß man bewundern; aber für einen, der
mit dem Gegenstand bekannt war, gab es keinen andern Weg. Sir Charles Lyell und
Professor Huxley geben bestimmt zu, daß in den Verschiedenheiten der
mannigfachen Rassen nichts Unvereinbares ist mit dem Glauben, daß alle Menschen
von einem Paare abstammen. So unbeständig und wissenschaftlich wertlos sind
diese Verschiedenheiten, daß Quartresages, der große französische Anthropolog
und Naturforscher, nachdem er den größten Teil seines Lebens der Erforschung
dieses Gegenstandes gewidmet hatte, den Versuch aufgab, die verschiedenen
Familien: der Rasse auch nur zu klassifizieren. Er teilt das Menschengeschlecht
in drei Teile: Weiße oder Kaukasier, Gelbe oder Mongolen, Schwarze oder
Äthiopier; aber er begleitet die Einteilung mit der Bemerkung:
'Die Namen, die den ersten Einteilungen des Menschengeschlechtes gegeben wurden,
sind schlecht, hauptsächlich, weil sie falsche Vorstellungen erwecken. Es gibt
Weiße, die völlig schwarz sind, und der weiße Typus wird nie jenseits des
Kaukasus gefunden. Er fügt hinzu, daß er die Namen nur beibehalten habe, weil
sie so fest in die wissenschaftliche Namenliste eingefügt sind."
Und vorstehende Ausführungen kommentiert dann das „Goldene Zeitalter" mit den Worten:
„Diese Aussprüche beweisen also, daß die
Wissenschaft selbst diese Unterschiede nicht mehr als Gegenbeweis gegen die
Einheit der Menschheitsfamilie ansieht.
Von hervorragender Bedeutung zur Lösung der Rassenfrage ist zweifellos auch der
in dieser Nummer enthaltene Artikel „Die Einheit des Menschengeschlechtes", den
wir einem sorgfältigem Studium empfehlen."
Nun, da das „Goldene Zeitalter" selbst aktive Propaganda für diesen zweiten,
in dieser Ausgabe enthaltenen thematischen Beitrag betreibt, mag es angezeigt
sein, auch den sich noch näher anzusehen. Anmerken sollte man noch. Die Berner
Ausgabe des GZ brachte diesen Artikel zwar auch; aber erst in der Ausgabe vom
15. 2. 1933, also mehr als zwei Jahre später. Ungewöhnlich spät!
Überschrieben ist er: „Alle Nationen aus einem Blute" und führt im Detail aus:
„In der Sonntagsausgabe einer
amerikanischen Tageszeitung ist ein Artikel erschienen, der für den Erforscher
der Bibel von grossem Interesse ist. Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem
Ursprung der verschiedenen Rassen. Obwohl in diesem Artikel wissenschaftliche
Theorien über den Entwicklungsprozess, dem das Menschengeschlecht unterworfen
sein soll, enthalten sind, finden wir doch auch, wenn wir diese Torheiten
weglassen und nur die Tatsachen stehen lassen, dass sich diese in gewisser
Übereinstimmung mit den Berichten der Heiligen Schrift befinden. Die
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Verschiedenheiten der Rassen in
Tätigkeit der verschiedenen Drüsen beruhen, d. h. die übermässige sowie die zu
geringe Tätigkeit gewisser Drüsen ergeben gewisse Wirkungen, wie zum Beispiel
Riesen oder Zwerge, vorstehendes oder zurücktretendes Kinn, grobes oder feines
Haar.
Die Wissenschaftler glauben, dass sich diese Verschiedenheiten allmählich in
einer Periode von mehreren Generationen herausgebildet haben.
Gleichzeitig berichten sie aber auch von Fällen, wo kranke Drüsen diese
vollständigen Veränderungen plötzlich hervorgerufen haben. Wir lesen zum
Beispiel
"Es besteht auch die Möglichkeit einer Wirkung auf die Haut; denn bei einer Einwirkung der Adrenaldrüsen auf die Haut geht die Hautfarbe in einen dunklen Bronzeton über."
Ferner finden wir in dem Artikel folgende Ausführungen:
"Männer der Wissenschaft sind sich schon seit mehreren Jahren darüber einig, dass die Drüsen einzelne menschliche Körper zu verändern im Stande sind, und dass diese Tatsache den Unterschieden zwischen den verschiedenen Rassen zu Grunde liegt. Weniger gewiss war man sich darüber, ob diese Verschiedenheiten von einer Generation auf die nächste übertragen werden können; denn Rassen können natürlich nur dann entstehen, wenn sich die Veränderungen, die durch den Einfluss der Drüsen hervorgerufen wurden, übertragen und dauernde sind."
Diese Frage ist jetzt durch die
wichtigen Forschungen Dr. Oscar Riddles vom Carnegie Institut zu Washington
geklärt worden. Dr. Riddle hat den Beweis erbracht, dass die Abweichungen des
Verhaltens und der Grösse von wenigstens zwei Drüsen entschieden erblich sind.
Er hat sogar zwei verschiedene Arten von Tauben gezüchtet (die meisten seiner
Versuche wurden mit Tauben gemacht), von denen die eine Art - man könnte ganz
berechtigter Weise eine "Rasse" von Tauben sagen - grosse Tyroid Drüsen hat,
während die andere Art kleine Drüsen besitzt. Dr. Riddle hat damit den Beweis
erbracht, dass es mindestens zwei "Drüsen Rassen" geben kann.
Die Wissenschaft hat heute keinen Zweifel mehr daran, dass - bei Menschen sowohl
wie bei Tauben - diese Drüsen die Macht haben, andere charakteristische Merkmale
des Körpers zu verändern.
Wenig menschliche Probleme haben für tausende von Jahren zu so viel fruchtlosen
Spekulationen geführt, wie das Problem des Ursprungs der Rassen. Früher glaubten
die Menschen, dass alle Rassen besonders geschaffen worden seien, eine Annahme,
die eine Formulierung in dem Gedanken fand, dass die verschiedenen Rassen von
Sem, Ham und anderen biblischen Charakteren abstammen. Kein Wissenschaftler
nimmt diesen Gedanken heute mehr ernst. Vielmehr nimmt man an, dass sich alle
menschlichen Rassen durch den Entwicklungsprozess aus einer ursprünglichen,
einfachen Rasse entwickelt haben."
Obwohl diese und noch andere nachfolgenden Abschnitte ganz offenbar die Bibel leugnen, so ist doch auf der anderen Seite die Bibel selbst in voller Übereinstimmung mit den hier dargelegten Grundsätzen, und beweist über jeden Zweifel hinaus, dass diese tatsächlich die Gründe für die Verschiedenheiten der Rassen sind. Die Bibel beweist jedoch, dass die Veränderungen, die in den Drüsen vor sich gegangen sind, keine Höherentwicklung sind. Die Wissenschaftler jedoch begünstigen die Evolutionstheorie, wie aus folgendem hervorgeht:
"Es gibt Krankheiten, bei denen diese
Adrenaldrüse genau so folgerichtig in Unordnung gerät, wie die Schleimdrüsen.
Wenn die Adrenaldrüse zu sehr arbeitet, wird eine Neigung vorhanden sein, dass
Haar auf dem Körper wächst und zwar wird dieses Haar schwarz und hart sein.
Wenn andererseits die Adrenaldrüsen nicht genügend arbeiten, wird eine Neigung
vorhanden sein, dass das normale Haar dünn und seidenweich wird. Bei schweren
Fällen fällt es aus. Ebenso kann auch die Erkrankung dieser Drüsen eine
Einwirkung auf die Haut haben und diese dunkelbronzen färben. Niemand denkt
natürlich, dass diese Veränderungen von Haar, Haut und Knochen oder anderen
Merkmalen der Rasse durch eine Erkrankung der Drüsen verursacht werden und von
genau derselben Art sind, wie die Veränderungen, die Rassen hervorrufen. Diese
Krankheitszustände sind extreme Beispiele. Sie können noch von anderen
Veränderungen des Geistes und Körpers begleitet sein, die sie deutlich als
anormal kennzeichnen. Was die Evolutionisten für die Ursachen der
Rassenunterschiede halten, sind noch viel kleinere Veränderungen der Tätigkeiten
und der Grosse der verschiedenen Drüsen, Veränderungen, die bei einer einzelnen
Generation absolut unbemerkbar sind, die aber im Zeitraum vieler Jahrhunderte
sicherlich wirkungsvoll sind, ohne schmerzhaft empfunden zu werden."
Die nächsten Sätze, die wir anführen,
beweisen, dass die Nahrungsaufnahme und deren Nutzbarmachung durch die Drüsen
beeinträchtigt werden.
Wir lesen:
"Einer weiteren Drüse, der Tyroiddrüse
im Nacken, wird seit kurzem die Schuld an einem Unterschied zugeschrieben, der
als Rassenunterschied bekannt ist. Das ist der Unterschied in der Erzeugung von
Körperwärme, oder mit anderen Worten: der Schnelligkeit, mit der die Nahrung im
Körper zur Erzeugung von Körperwärme verbrannt wird...
Eine der interessantesten Tatsachen, die in letzter Zeit durch die
wissenschaftlichen Erforschungen dieses Gegenstandes entdeckt worden sind, ist,
dass die Glieder der gelben Rasse, die Chinesen und Japaner, durchschnittlich
viel weniger Wärme erzeugen, als die Glieder der weissen Rasse.
Es ist auch eine bekannte Tatsache, dass die Tyroiddrüse diese Eigentümlichkeit
bewirkt. Wenn die Tätigkeit dieser Drüse über den Durchschnitt hinausgeht, wird
die betreffende Person eine grössere Wärmemenge erzeugen. Wenn jedoch die
Tyroiddrüse weniger wirksam ist als gewöhnlich, wird die Wärmeerzeugung
niedriger sein. Das mag die Ursache dafür sein, dass die Chinesen, Männer sowohl
wie Frauen, viel empfindlicher gegen Kälte sind, als die Weissen. Vielleicht
liegt hierin auch ein Grund für noch andere der vielen Unterschiede zwischen den
beiden Rassen. Jedenfalls ist dies ein weiterer Beweis dafür, dass die Drüsen
die Ursache der Rassenunterschiede sind."
In einem weiteren Abschnitt wird über den Einfluss von Klima und Nahrung gesprochen. Es heisst dort:
"Dr. Riddles Versuche mit Tauben haben bewiesen, dass sich die Beschaffenheit der Drüsen unverändert vererbt. Diese Drüsenunterschiede mögen jedoch - und hier liegt die wahre Bedeutung des Einflusses der Nahrung und des Klimas - die verschiedenen Körperformen verursachen, die sich von einer Generation auf die andere vererben, wie dies eben bei den Rassenunterschieden der Fall ist."
Das sind die wahren Tatsachen, die in
besagtem Artikel mit falschen Spekulationen und Theorien gepaart sind. Es ist
befriedigend und erquickend zu sehen, wie die Heilige Schrift mit eben diesen
Tatsachen übereinstimmt und sie bestätigt.
Wir haben in den angeführten Abschnitten gefunden, dass die Männer der
Wissenschaft den biblischen Bericht von den drei Söhnen Noahs und die Abstammung
der Rassen von ihnen verwerfen. Sie anerkennen jedenfalls die "drei Rassen der
Menschheit" und in einer gelegentlich veröffentlichten Zeichnung wurden "die
charakteristischen Unterschiede der Nasen, Nasenlöcher und Lippen der drei
menschlichen Rassen" dargestellt.
Die Gelehrten erklären, dass es drei Ursachen zur Veränderung der Tätigkeit der
Drüsen gibt: Krankheit, Klima und Ernährung. Die Geschichte der Menschheit, wie
wir sie in der Bibel finden, ist eine Bestätigung dieser Annahme.
Der plötzliche Übergang von der feuchten Wärme des vorsintflutlichen Klimas zu
dem strengeren Klima nach der Flut, muss auf die Gesundheit der Menschen, die an
die früheren Zustände gewöhnt waren, einen grossen Eindruck gemacht haben und
hat sicherlich die gesundheitliche Widerstandsfähigkeit derselben mit einem
einzigen Schlage gebrochen. Nach der Sintflut muss das Klima auf der ganzen
Erdoberfläche ein verschiedenartiges gewesen sein, und jede einzelne Gegend wird
unter veränderten Zuständen zu leiden gehabt haben. Nach der Sintflut wurde zum
ersten Mal das Fleisch von Tieren gegessen.
Die empfindlichen Drüsen der 8 Menschen, die aus der feuchten Wärme einer
anderen Welt kamen, waren nun eisigen Winden, Eis und Schnee und feuchtkalten
Nebeln ausgesetzt, dem Wechsel von brennender Glut und Kälte, von trockener und
nasser Witterung. In all diesen Zuständen waren die Kinder Noahs und ihre
unmittelbaren Nachkommen an die klimatischen Veränderungen nicht gewöhnt und
ihre Drüsen erlitten darum Veränderungen, die zu Rassenmerkmalen wurden. Die
Drüsen der Kinder Noahs haben sich sicherlich nicht allmählich verändert,
sondern sie erkrankten jäh durch die plötzlichen klimatischen Veränderungen, und
so müssen innerhalb einer einzigen Generation grosse Veränderungen vor sich
gegangen sein, die später durch Vererbung versiegelt wurden. Die Drüsen der
Menschen wurden nach der Flut schliesslich akklimatisiert und trugen einen
feststehenden Rassencharakter. Das alles ist in voller Übereinstimmung mit der
Bibel, die uns sagt, dass der Mensch entartet ist.
Während der Mensch noch in der
vorsintflutlichen Welt lebte, brauchte sein Körper keine grosse Wärmeerzeugung.
Mit dem Hereinbrechen der Sintflut war das anders. Der Mensch musste sich im
Kampf gegen die Änderungen des Klimas von aussen mit vermehrter Körperwärme
versorgen. Diese wurde durch die Einverleibung solcher Speisen, wie Fleisch,
erzeugt, wodurch wiederum die Tyroiddrüse zu immer grösserer Tätigkeit gezwungen
wurde, was sich sehr bald zu einem erblichen, beständigen Zustand gestaltete.
Einer der Söhne Noahs muss sich jedoch samt seinen Nachkommen des Fleisches
enthalten haben, wodurch nur wenig künstliche Wärme im Körper erzeugt wurde. Das
hatte wiederum seine Rückwirkung auf die Tyroiddrüse, und diese wurde (infolge
des veränderten Klimas) mehr und mehr untätig. Das wurde mit der Zeit durch
Vererbung der beständige und natürliche Zustand. Da dieser Stamm gegen die
Temperatur Veränderungen empfindlicher war als die ändern, ist es nur natürlich,
dass er sich einen seinen körperlichen Eigentümlichkeiten angepassten Wohnort
suchte, und einen solchen bildet offenbar Asien.
Ein anderer Stamm, der von Fleisch lebte, und dadurch grössere Körperwärme
erzeugte, wurde, eben infolge seiner grösseren Körperwärme befähigt, in einem
kälteren Klima zu leben. Diese Menschen, die als Fleischesser natürlich auch
eine grössere Menge von Fett und Öl zu sich nahmen, das, wie die Wissenschaft
heute festgestellt hat, knochenbildend ist, wurden ein stark knochigeres
Geschlecht als ihre Brüder in den heissen Ländern, die sich nur von Früchten und
Gemüse ernährten. Die Einwirkungen des Klimas auf die Drüsen bewirkten wiederum
eine Veränderung der Gesichtszüge der Menschen. Die Bibel zeigt uns deutlich,
dass sich die Menschen, obwohl sie bis zu dem Turmbau zu Babel alle eine Zunge
redeten, in verschiedene Stämme zerteilten, was in Wahrheit Nationalismus im
kleinen bedeutet.
Das Heiraten, das naturgemäss unter Stammesangehörigen stattgefunden haben muss,
hat sicherlich die Vererbung begünstigt. Wenn daher einer der Söhne Noahs eine
Neigung zu einer zurückliegenden Stirn gehabt hat, so ist dies durch die Heirat
mit seiner Schwester sicherlich innerhalb weniger Generationen immer stärker in
Erscheinung getreten. Das ist jedoch kein Beweis für Evolution, sondern für
Degeneration"
meint zumindest das „Goldene Zeitalter".
Andere meinen das sicherlich nicht so. Insbesondere erscheinen die in diesen
Ausführungen mit enthaltenen Seitenhiebe gegen das Fleischessen, eine These zu
sein, der durchaus nicht jeder so zustimmen mag.
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
„Wie denkt das G. Z. über die Züchtigung des Kindes?" lautet die Frage und deren
Beantwortung in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 12.
1929. (Ausgabe Bern 15. 1. 1930)
Die Antwort fiel dann so aus, wie man sie auch von der späteren WTG sattsam
kennt. Vielleicht muss man aber doch sagen, die spätere WTG fuhr da einen
„schärferen Kurs".
Und der wesentliche Grund der Kritik der späteren WTG ist ja auch darin zu
sehen, dass auf Kindgemäße Bedürfnisse, pädagogisch nicht ausreichend
eingegangen wird.
1929 bestand da in der Tat noch eine andere Situation, indem es beispielsweise
in Bibelforscherkreisen noch eigene Kindergruppen gab. Die Magdeburger Ausgabe
des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 2. 1930 etwa notierte noch:
„In den verschiedensten Städten und Orten des Landes bestehen für die Kinder sogenannte Jugendgruppen Berlin, Magdeburg, Tilsit, Dresden"
Diesen dann machte Rutherford, wie auch in vielerlei anderer Hinsicht, dann
noch den „Garaus".
Der Fragesteller wurde vom GZ wie folgt belehrt:
„Wir können immer nur so denken, wie die Bibel es uns Menschen lehrt; und die Bibel sagt in Sprüche 13 Vers 24:
„Wer seiner Rute schonet, haßt seinen Sohn".
Dieser Grundsatz der Bibel würde also
bedeuten, daß das unbedingte Ablehnen von Züchtigungsmitteln unweise ist.
Zweifellos ist Kindererziehung eins der schwersten Probleme, und es wäre von
vornherein verkehrt, irgendwelche verallgemeinernde Grundsätze aufstellen zu
wollen. Kinder müssen individuell behandelt und erzogen werden. Wenn ein Kind so
feinfühlig ist, daß man ohne körperliche Züchtigung auskommen kann, ist ein
solcher Weg natürlich zu bevorzugen; denn sehr oft wirkt die indirekte Strafe
viel mehr als die direkte körperliche. Wenn Aussicht besteht, daß das Kind
darauf reagiert, könnte man zum Beispiel folgendes tun:
Man könnte dem ungezogen gewesenen Kinde sagen:
„Wenn du erst etwas größer bist und gelernt hast, ganz höflich und bescheiden
gegen die Eltern (gegen die Tante, den Onkel usw. - je nachdem wie der
betreffende Fall der Unart lag) zu sein, dann werde ich dich mitnehmen in die
Stadt, zum Kaufmann, oder hier- und dorthin", das heißt also, man könnte dem
Kinde Versprechungen machen, die man von Artigkeit, Gehorsam usw. abhängig
macht.
Dadurch prägt sich dem Kinde die Lektion ein, daß gutes Benehmen Vorteil, und
häßliches Benehmen Nachteil bringt.
Gewiss ist es verkehrt, jede Willensregung des Kindes einfach mit Gewalt oder
Strafe zu unterdrücken; aber die Eltern, welche - um ihr Kind willensstark
werden zu lassen - jeden Eigensinn und jede Unart (mit den Füßen Strampeln,
Spucken, Kratzen, Gehorsam verweigern usw. usw.) durchgehen lassen, beweisen
sich als Feinde ihrer Kinder; denn ein Mensch, der nicht gehorchen lernte, kann
niemals eine segenbringende Führernatur werden. Dieses ebengenannte Extrem
erzieht rücksichtslose Egoisten und Gewaltmenschen, denen zwar in der
Vergangenheit und zum Teil auch noch heute Erfolg beschieden war; aber die
Zukunft wird hier Änderung schaffen; denn die Bibel sagt Matthäus 5 Vers 5:
„Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben."
Es gibt andere Wege, die Willensstärke
des Kindes trotz straffer Erziehung zur Entfaltung kommen zu lassen, indem man
dem Kinde Gelegenheit gibt, irgendwelche Aufträge, mit denen Energieentwicklung
und Hindernisüberwindung verbunden ist, auszuführen, wobei man deren Erledigung
mit irgendwelchen Belohnungen verbindet.
Natürlich gibt es auch Situationen, wo man dem Kinde sagen kann:
„Ich würde dir so und so raten; aber wenn du das andere willst: bitte!"
Diesen Weg würde man einschlagen, wenn man sehen würde, daß das Resultat des vom
Kinde gewünschten Wege zwar zum Ziel führen aber - da mit Lektionen bringenden
Hindernissen verbunden - ein guter Erziehungsfaktor werden könnte.
Abschließend gesagt gibt es aber jedenfalls auch Fälle, wo körperliche
Züchtigung nicht ausbleiben kann noch darf, und zwar dann nicht, wenn trotz
ernstlich gegebener Verwarnung entweder in Eigensinn, Trotz oder Mutwilligkeit
irgend etwas getan wurde, was andren Schaden zufügt. Wo das Kind sich selbst
Schaden zufügte, wird man es natürlich immer als genügend bestraft ansehen.
Soviel wie möglich sollte man die Rute meiden.
Wo sie sich nicht meiden läßt, sollte man sie nie im Zorn gebrauchen und auch
erst dann strafen, wenn man dem Kinde Gelegenheit gegeben hat, sich zu äußern,
warum es das Böse tat.
Erst nachdem man es völlig davon überzeugte, daß mutwilliger Ungehorsam oder
Trotz oder andere häßliche Eigenschaften die unheilvolle Tat und ihre bösen
Folgen veranlaßten, sollte Strafe folgen. Alles in allem gesagt aber:
Wer wollte in Fragen der Kindererziehung einen Grundsatz aufstellen? Es gibt
hier keine Grundsätze, sondern Eltern können nur Gott um Weisheit für den
rechten Weg zur Erziehung ihrer Kinder bitten.
Kindererziehung ist das schwierigste Problem des menschlichen Lebens; auf ihm
ruht Glück oder Unglück von Völkern und Generationen."