Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise (1928)
Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):
Andersen, Friedrich; Alumium, Parapack, Blut, Tannernberg, Radio, Stern-Verlag, Samoa, Abrahams Grab, Philosemitismus, Rumänien, Fernsehen, Schaefer, Dr., Danneil, Weihnachten
Zu der fraglichen Zeit segelte aber die WTG noch auf Philosemitenkurs, so
dass für sie damals Voten der vorgenannten Art, das waren, was für den Stier
das „rote Tuch" ist.
Das BBKL notiert über Andersen noch weiter:
„Andersen war seit 1890 Diakonus
und von 1900 bis zu seiner Pensionierung Hauptpastor an der Johanneskirche
in Flensburg. - Als Herausgeber des Schleswig-Holstein-Lauenburgischen
Kirchen- und Schulblattes war A(ndersen) ein Wortführer der kirchlichen
Rechten, entwickelte sich aber seit 1904 unter dem Einfluß des
Kulturphilosophen Houston Stewart Chamberlain immer mehr zum Verfechter
historischer Bibelkritik und zum radikalen Gegner des Alten Testaments und
»aller jüdischen Trübungen der reinen Jesuslehre«.
Er geriet deswegen 1907 und 1913 in Konflikt mit seiner Kirchenbehörde und
berief sich in seiner Verteidigung vor allem auf Adolf von Harnacks »Marcion«.
Als Vorkämpfer der Deutschkirchlichen Bewegung veröffentlichte A. mit dem
Professor Adolf Bartels in Weimar, dem Schriftsteller Hans Paul Freiherr
von Wolzogen in Bayreuth und dem Kirchenrat Ernst Katzer in Oberlößnitz
bei Dresden in der Schrift »Deutschchristentum auf rein-evangelischer
Grundlage« 95 Leitsätze zum Reformationsfest 1917 und gründete Mai 1921
mit dem Berliner Studienrat Dr. Joachim Kurd Niedlich und Gleichgesinnten
der Arndthochschule in Berlin den »Bund für deutsche Kirche«, dessen
Vorsitzender als Bundeswart er wurde. A. trat bereits 1928 als Redner für
die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei auf und wurde später
Schulungsleiter."
In der Auflage 1932 seines „Der Deutsche Heiland", kann man von ihm
beispielsweise die Sätze lesen, dass er Religion als solches - in Sonderheit
auch die in seiner Sicht „Christliche" - unbedingt erhalten wissen will. Er
polemisiert in diesem Kontext etwa gegen Ludendorff, der was nationalistische
Aspekte anbelangt, zwar mit Andersen auf ähnlicher Wellenlänge schwebt. Aber
einen Schritt weiter ging, und für die Abschaffung des Christentums plädierte.
Da mag Andersen nicht mitziehen und zieht es vor, ein Programm der „Reinigung"
des Christentums (in seiner Lesart) zu verkünden.
Und zu diesen „Reinigungselementen" gehören dann wohl auch solche Sätze wie
die:
„Wir können von all diesen Dingen absehen, so gut wie bei Luther, der ja auch den 'lieben jüngsten Tag' für unmittelbar bevorstehend hielt. Wir müssen aber hier noch einen Schritt weitergehen. Offenbar sind die Zeitgenossen Jesu auch übertrieben wundergläubig gewesen."
Um noch eine „Blüte" aus dem Andersen'schen Erguss der Auflage 1932 zu zitieren. Dort meint er auch noch:
„Hitler selbst schreibt in 'Mein
Kampf' (München 1930 S. 123):
Der Protestantismus vertrete das Deutschtum besser als die katholische
Kirche, versage aber wegen seiner Bindung an das Judentum und könne daher
unser Volk nicht aus der Umklammerung durch diesen 'tötlichen Feind'
retten."
Und der Andersen'sche Kommentar dazu: „Das ist leider ein richtiges Urteil; aber es wird hoffentlich aufhören, wenn die deutsch-kirchliche Arbeit erst mehr erreicht haben wird."
Man sagt wohl nicht zuviel, stellt man fest. Sowohl Andersen als auch die Bibelforscher/Zeugen Jehovas, stellen äußere Pole im Christentums-Spektrum dar, die jeweils ihren so Personifizierbaren Gegenpol äußerst kritisch (um es milde zu formulieren) bewerten.
Sucht man nach den Wurzeln dieses Umstandes, stößt man unweigerlich auf
einen einschlägigen Artikel in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 1.
1928. Selbiger vermerkt zwar zum Schluss, dass er aus der amerikanischen
Ausgabe des „Golden Age" in Übersetzung übernommen worden sei. Aber das an
sich, ist ja noch kein Entschuldigungsgrund. Gleiches gilt ja auch für diverse
andere Artikel des „Goldenen Zeítalters".
Schon die gewählte Überschrift ist bezeichnend. Sie kündet von
„Krankheit und frühes Grab durch
die moderne Küche"
.Schon verständlich, wenn ein vermeintlicher oder tatsächlicher Urheber
solchen Umstandes, sich dagegen zur Wehr setzt.
Das Aluminium-Thema wurde dann ja von den Bibelforschern/Zeugen Jehovas, auch
noch in den nachfolgenden Jahren thematisiert, völlig unbeeindruckt von dem
Umstand, dass da schon mal eine Presserechtliche Gegendarstellung erzwungen
worden war.
Als Autor des inkriminierten Artikels nennt das GZ einen „William Bold",
welcher „Direktor der Gesundheitsliga in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika" sei.
Nun mag der geneigte Leser interessiert sein zu erfahren, was denn Herr Bold
seiner andächtig lauschenden Leserschaft alles so mitzuteilen wusste. Im
nachfolgenden seien einmal die Hauptaussagen seiner Ausführungen kommentarlos
vorgestellt.
Herr Bold berichtet:
„Im Februar dieses Jahres erkrankten gelegentlich eines Festessens des Eltern-Lehrer-Vereins in Kansas City mehr als 150 Personen, die von der aufgetragenen Speise genossen hatten. Die Speise war in Aluminium-Geschirr zubereitet worden, und hatte eine Zeitlang darin gestanden.
Dann bemüht das GZ einen seiner Haus- und Hof-Kronzeugen
Dr. Betts aus Toledo, Ohio. Von dem viele der hier benutzten Angaben herrühren, drängte im Interesse der allgemeinen Gesundheit und auf Grund umfangreicher, von ihm geführter Untersuchung und Erforschung sehr bald darauf, daß die behördlichen Nachprüfungen sich nicht nur auf bakterielle, sondern auch auf mineralische Vergiftung erstrecken: nämlich auf die Erforschung der Aluminium-Chemie. Er erbot sich, die Summe von 500 Dollar zu hinterlegen, um die Kosten für ein anderes Essen zu bestreiten, das wieder in Aluminium-Geschirr gekocht würde, und das Geld zu verlieren, wenn wiederum 150 Personen - n i c h t vergiftet würden. Scheinbar hatte der Doktor einen Mißerfolg: sein Anerbieten wurde nämlich nicht angenommen."
Weiter weis genannter GZ-Autor mitzuteilen:
„Wenn der Leser nach Vorführung
von Beweismaterial doch noch geneigt ist, Erfahrungen außer seinen eigenen
zu bezweifeln, so sei das folgende kleine Experiment empfohlen:
Etwas Wasser ¼ Stunde lang in einem reinen Aluminium Napf und eine gleiche
Menge in einem Porzellangefäß kochen, jede Probe in ein besonderes, reines
Glas gießen und eine halbe Stunde stehen lassen. Dann beide Proben gegen
das Licht halten. Das Wasser aus dem Porzellangeschirr ist klar, während
das andere einen weißen Niederschlag zeigt. Dieser Niederschlag ist
Aluminium-Hydroxyd, ein Chemikal, das in ausgedehntem Maße bei der
Behandlung von Magenkrankheiten, wie schlechter Verdauuung, Blähungen,
Erbrechen, Schmerzen und Geschwüren und bei Darmkrankheiten benutzt wird.
Die Menge des Hydroxyds hängt von der Länge der Zeit ab, die das Wasser in
dem Geschirr kocht oder steht. Wenn man Speisen in Aluminium-Geschirren
bereitet, so erzielt man verschiedene Aluminium-Verbindungen. Wenn man z.
B. Eier kocht, so entsteht Aluminium-Phosphat; bei Pökelfleisch
Aluminium-Chlorid; bei alkalischen Speisen verschiedene
Aluminium-Verbindungen, je nach der Art der Speise.
Wenn Sie so weiter das GZ eine vom Arzt verschriebene
Aluminiumverbindung als Arznei nehmen und außerdem Speise genießen, die in
Aluminium-Geschirr zubereitet wurde, so werden Sie unverkennbar mehr
Aluminiumdrogen schlucken, als Ihnen zuträglich sind. Wenn Sie vielleicht
auch kein Aluminium in medizinischen Mengen durch den Arzt nehmen, aber
Ihre täglichen Mahlzeiten in Aluminium-Geschirr bereiten lassen, so
bekommen Sie doch die Aluminiumdrogen, ob Sie sie nötig haben oder nicht.
Und die Menge und die Art der Aluminiumzusammensetzungen, die Sie dadurch
essen, sind ohne Sinn und Verstand, weil sie gar keine Möglichkeit einer
Kontrolle haben.
Es ist schon gesagt worden, daß, wenn Pökelfleisch in Aluminium-Geschirr
gekocht und zubereitet wird - selbst wenn dabei kein Wasser gekocht wird -
dann die Verbindung von Natron mit Aluminium entsteht. Um recht zu
verstehen, was dieses bedeutet, zitiere ich (Betts) Dr. Herbert Snow, der
schon am 17. Oktober 1912 in einem in den 'Chicago Daily News'
veröffentlichten Artikel mit Bezug auf Aluminiumchloride folgendes
schrieb:
Und nun folgt das Zitat:
„... Jenes starke, narkotische,
ätzende Gift war unverkennbar durch die chemische Einwirkung des in dem
Speck enthaltenen Kochsalzes auf die Metalloberfläche erzeugt worden."
Dr. Snow gab dieser Darstellung nachdem er beobachtet hatte, daß die
erwähnte Droge in einer Menge Fett zurückblieb, nachdem Speck in einer
Aluminiumschüssel gebraten worden war.
Weiter das GZ Bedeutende Chemiker behaupten,
daß Aluminium-Hydroxyd den Magensaft in Ihrem Leibe angreift. Das aber ist
die Droge, die Sie zu sich nehmen, wenn Sie Flüssigkeiten genießen, die in
Alumiumgeschirren gekocht wurden aber standen. Um Ihre Speise richtig zu
verdauen, müssen Sie normalen Magensaft haben. Aber nachdem sich
Aluminium-Hydroxyd mit der Verdauuungsflüssigkeit des Magens vermischt
hat, neutralisiert es diesen und saugt ihn auf; was soviel heißt, wie den
Menschen dieses wichtigen Verdauuungsstoffes berauben.
Die Natur versucht stets, die nötigen Bedürfnisse zu beschaffen, und so
ist sie auch bemüht, wenn Ihr Magensaft durch Aluminiumdroge beseitigt
ist, mehr Magensaft zu bereiten, indem sie Überstunden macht, wie man
sagt. Aber schließlich, wenn sie fortfahren, Ihren Magen mit
Aluminium-Hydroxyd zu beladen, gewinnt diese Droge den Sieg und bleibt als
ein Gift im Magen.
Eine weitere „Autorität"
Diese Meinung brachte auch Dr.
Vaughn, ehemals Dekan der medizinischen Abteilung der Universität
Michigan, zum Ausdruck. Vor der Bundes-Handels-Kommission sagte er:
„Die Schlußfolgerung ist, daß Aluminiumsalze im menschlichen Körper
schädlich sind ..."; eine Schlußfolgerung, die er auch vor einem
Senatsauschuß geäußert hatte.
Dr. Guigan erklärte, indem er vor der Bundes-Handels-Kommission in
Washington über die Wirkungen des Aluminiums sprach: „Wenn es innerlich
genommen wird, so wird die Wirkung durch den chemischen örtlichen Einfluß
auf den Magen und Darm veranlaßt; und die durch die Verbindung von Metall
mit Eiweiß frei gewordene Säure durchdringt mit zusammenziehender Wirkung
die Gewebe. Die örtlichen Rückwirkungen sind Verlust des Appetits,
Schmerzen und Unbehagen, Übelkeit, Erbrechen, Abführen, Blutandrang und
von reizender und ätzender Tätigkeit herrührende Blutungen. Auch Geschwüre
mögen durch bakterielle Einwirkung auf totes Gewebe entstehen."
Diese Ansicht, die unter Eid abgegeben wurde, bedeutet in die Laiensprache
übertragen, daß, nachdem die Aluminiumverbindungen im Magen Verwüstungen
angerichtet und die Widerstandskraft dieser Teile geschwächt haben, die
Bakterien, die stets gegenwärtig
sind, aber die gesunden Organe nicht versetzen konnten, jetzt ungehindert ihr
zerstörendes Werk an dem unbeschützten Gewebe tun können.
Die Schlußfolgerung des GZ dann:
Wir nehmen an, daß der Leser
skeptisch sein und sorgfältig alles „Für und Wieder" erwägen wird, bevor
er sich entschließt, das glänzende Aluminiumgeschirr, das seine Küche
schmückt, auf den Abfallhaufen zu werfen; und müssen deshalb noch ein
wenig mehr Beweismaterial vorlegen.
Indem wir unsere Nachforschungen fortsetzen, erfahren wir, daß Harry
Gideon Wells, Professor der Pathologie an der Universität Chicago, etwas
über die Wirkung der Aluminium-Verbindungen auf rote Blutkörperchen zu
sagen hat. Er erklärte:
„Aluminium-Verbindungen in Lösungen können von irgendeinem Teile des
Darmkanals in den Blutstrom gelangen, vom Munde bis zum After. In dem
Augenblick, in dem eine solche Verbindung die Oberfläche der Darmwand
passiert hat und in die Blutgefäße der Darmwand eingetreten ist, kommt sie
in Berührung mit den roten Blutzellen und veranlaßt diese Körperchen, sich
zusammenzuziehen oder zu verklumpen, und Gelegenheit zu nehmen, genau die
schädliche Wirkung hervorzubringen, als ob die Aluminiumzusammensetzung
unmittelbar in den Blutstrom eingeführt worden wäre. Das Bestreben der
roten Blutkörperchen, zu verklumpen, ist eine sehr ernste Sache, da solche
Körperchen brüchig werden und zerbrechen und zu Blutarmut oder
Verminderung der Zahl der roten Blutkörperchen führen. Man kann alles
Gift, das durch den Mund aufgenommen wird, in den Ausscheidungen des
Darmes darstellen und doch den Beweis von Giften in entfernten Teilen des
Körpers erbringen."
Während der Behandlung von Patienten wegen Blutarmut war der Verfasser
(Betts) dieser Zeilen in mehreren Fällen geradezu ärgerlich und in
Verlegenheit über die langsame Besserung dieser Patienten; und er fand
wiederum andere, die einen Rückschlag erlitten, nachdem schon ein gewisser
Fortschritt erzielt worden war. Seine Beobachtungen, daß andere
Familienmitglieder der Patienten, die auch blutarm waren, seiner
Behandlung besser entsprachen, führte zu Nachforschungen; und es stellte
sich heraus, daß diese Patienten ihre Mahlzeiten meist in Restaurants
einnahmen (wo damals Aluminium-Geschirr selten benutzt wurde), während die
„zuhause bleibenden" Patienten gänzlich „zuhause" aßen, wo alle Speisen in
Aluminium-Geschirr zubereitet wurden. Als dieses Geschirr beiseite getan
wurde, wurde der Fortschritt im Zustand der Patienten befriedigend; und
schließlich erfolgte Genesung.
Andere haben die Beobachtung gemacht, daß Kranke, die über verschiedene
Magen- und Darmstörungen klagten, ohne irgendeine Behandlung genasen; sie
hatten nur 6 - 8 Wochen lang das Aluminiumgeschirr nicht benutzt. Wo sich
aber bereits eine ernste Krankheit entwickelt hatte, wie z. B. Krebs, da
konnte die Nichtbenutzung von Aluminiumgeschirr natürlich keine Besserung
bringen.
Immer mehr „Autoritäten"
Unter denen, die den Gebrauch
von Aluminium-Verbindungen in Speisen verurteilen, befinden sich Dr.
Metthews (Universität Cincinnati), Williams Gries, Prof. der Biologischen
Chemie, Columbia; Dr. Loenenhart, Prof. der Pharmakologie, Universiät
Wisconsin; Dr. Hawk und Dr. Smith vom Jefferson Medicinal-Collegium,
Philalphia; Dr. Balls, Universität Pennsylvanien, Dr. Hammeth, vom
Vistar-Institut der Anatomie in Philadelphia und viele andere.
Den Ansichten, die diese und viele andere Wissenschaftler im
Aluminiumstreit zum Ausdruck gebracht haben, steht die Meinung des
Wortführers der Medizinischen Vereinigung und der Propagandaagenten der
Aluminium-Industrie entgegen. Viele tausend Ärzte haben der Angelegenheit
nicht die Beachtung geschenkt und die Sorgfalt zugewendet, die sie im
Interesse ihrer Patienten verdient.
Einige haben sich durch die Darlegung der stets achtsamen Reklameagenten
der Medizinischen Vereinigung beeinflussen lassen, wie sich Laien meist
auf die oft unrichtige Meinung und den Rat von Journalisten-Ärzten
verlassen. Ich glaube, daß die meisten Ärzte, wenn sie richtig informiert
wären, ohne weiteren Aufschub ihre Patienten mit dem Gegenstand bekannt
machen und ihre Aufmerksamkeit auf das Risiko lenken würden, das sie
eingehen, wenn sie fortfahren, in Aluminium-Geschirr zubereitete Speisen
zu genießen.
Ist es nicht seltsam, daß einige Zeitungen, die ermangelt, die vorher
erwähnte Vergiftungsaffäre der 150 Personen anzuschneiden, kurz nach der
Veröffentlichung der Angelegenheit durch andere Zeitungen, seitenlange
Reklamen von Aluminium-Küchengeschirr enthielten? Dies ist doch ein
merkwürdiges Zusammentreffen.
Deutschland, Frankreich, Belgien, Großbritannien, die Schweiz,
Tschechoslowakeit, Ungarn und Brasilien verbieten den Gebrauch von
Aluminium-Verbindungen in Nährstoffen, einschließlich Alaun in Backpulver.
Es wird kaum bezweifelt werden, daß die genannten Länder fortschrittlich
sind und die Dienste sachverständiger Chemiker, Pathologen und Ärzte zur
Verfügung haben, die ohne Zweifel vor der Einbringung solcher Gesetze, die
die Volksgesundheit zum Ziel haben, befragt wurden.
Was ist also der Grund, daß in Amerika mit seiner großen
Aluminium-Industrie, welche 1926 für über 100 Millionen Dollar
Aluminiumwert verkaufte Aluminiumverbindungen in Nährstoffen gestattet
sind? Was ist der Grund, daß alle Proteste von Männern, die die Tatsache
der Aluminiumvergiftung kennen, daß alle ihre Warnungen taube Ohren
trafen? Daß nichts getan worden ist um die todbringende Wirkung des
Aluminiums zu hemmen?
„Aber", so wird der Leser fragen, „gibt es noch andere Beweismittel, um zu
zeigen, daß Krankheiten wirklich mit dem Gebrauch von
Aluminium-Küchengerät zusammenhängen?"
Ich (Betts) antworte darauf mit der Statistik. Sie ist zwar trocken zu
lesen, aber sie nötigt Aufmerksamkeit ab.
1911 war Aluminium für Kochgerät wenig bekannt. 1920 war die Ausbeute 41
Millionen Dollar; und seither hat der jährliche Verkauf die 100
Millionen-Grenze erreicht.
1911 hörte man wohl von einem alten Manne oder von einer alten Frau, die
an Krebs starben. Seitdem aber der Name Aluminium im Haushalt heimisch und
ein Sprichwort der Küche geworden ist, ist eine ungeheure Zunahme der
Krankheiten aller Art des Magens und des Darmes zu verzeichnen. Diese
Zunahme lief parallel mit der Zunahme des Verkaufs von
Aluminium-Küchengerät."
[Redaktionelle Einfügung:
An dieser Stelle mag es angebracht sein, die GZ-Zitierung zu unterbrechen. Wie
eben zitiert unterstellt der GZ-Autor „seit 1911" habe „eine ungeheure
Zunahme der Krankheiten aller Art ..." stattgefunden. Und er setzt diese - so nicht bewiesene - These in einem
ausdrücklichen Zusammenhang mit der vermehrten Verwendung von
Aluminium-Küchengerät. Das dürfte sich wohl als der entscheidende Knackpunkt
erwiesen haben, welcher der Aluminium-Industrie die Handhabe bot, die
Veröffentlichung einer Gegenerklärung im deutschen „Goldenen Zeitalter" zu
erzwingen. Weiter in der Zitierung des GZ]:
„Wenn Sie es mit Ihrer Logik und
Ihrem gesunden Verstande vereinbaren können, dann verletzen Sie Ihr
besseres Urteil und schreiben dieses verhältnismäßige Anschwellen, dieses
Schritthalten von Krankheit und Aluminium-Gebrauch einem zufälligen
Zusammentreffen zu. Aber wenn Sie so urteilen, dann sollten Sie auch nicht
dem plötzlichen Anwachsen irgendeiner besonderen Krankheit zu einer
Epidemie Aufmerksamkeit schenken, und nicht nach Ursachen solcher Umstände
suchen. Sie müssen dann auch konsequent sein und alle solche Dinge dem
Zufall zuschreiben.
Die gegenwärtige Statistik belehrt uns, daß auf je fünf Todesfälle
Erwachsener in den Vereinigten Staaten von Amerika einer auf Krebs
zurückzuführen ist. Das ist eine Zunahme von 100% auf Tausend, seitdem der
Gebrauch von Aluminium-Geschirr allgemein geworden ist. Wann hörten wir v
o r der Einführung des Aluminium-Kochgeräts wie es jetzt der Fall ist, von
Krebskrankheiten zwischen 13 und 19 Jahren?
Ist es nicht vielsagend, daß Aluminium-Hybroxyd die vermehrte Entstehung
von Chlorwasserstoff (Salzsäure im Magen) bedingt? Und ist es nicht wie
ein „Mene Tekel", daß jeder Krebskranke zuerst Aridosis hat. Mit anderen
Worten:
Dem Krebs geht allgemein gerade d e r Zustand vorauf, den Benutzer von
Aluminium-Verbindungen in ihrem Körper hervorrufen: Aridosis.
Noch viel könnte geschrieben werden (meint Betts), wollte man versuchen,
die Meinungen derer anzuführen, die sich zu Protokoll vernehmen ließen, um
Aluminium in Nahrungsmitteln zu verurteilen. Aber welchen Nutzen würde das
haben? Wer nach Darlegung obiger Tatsachen nicht auf dem Wege ist, eine
Anti-Aluminium-Stellung einzunehmen, ist eben unvernünftig.
Sollte es nicht wichtiger sein, wenn Forscher, die auf ihren besonderen
Gebieten ausgebildet sind, anerkannte Wissenschaftler, ihre Entdeckungen
kundtun, als wenn diejenigen widersprechen, die wohl am lautesten
schreien, denen aber noch keine genaue Untersuchung Kenntnis oder
wissenschaftliche Erfahrung zur Seite steht, auf die sie ihre Ansprüche
gründen könnten? Sollte die Darlegung irgend jemandes, der direkt oder
indirekt an der Aluminium-Industrie interessiert ist, die Meinung
aufrichtiger, vorurteilsloser und ausgebildeter Männer der Wissenschaft
überwiegen können?
Die Leugner und Verschreier der Aluminium-Gegnerschaft müssen ein großes
Vertrauen in die Unwissenheit der Massen setzen, daß sie die Meinung der
wissenschaftlichen Welt herausfordern. Solange die Masse verhindert wird,
die Wahrheit zu erfahren, werden die Aluminium-Industrie und diejenigen,
die in ihrem Schlepptau sind, ein gutes Geschäft machen. Es ist die Menge,
es sind die Massen, die bezahlen, wie die zahllosen siechen, invaliden und
sterbenden Kranken im ganzen Lande und ihre beraubten Angehörigen
beweisen. ...."
Zum Thema ist auch zu vergleichen.
19302Aluminiumstreit
„Berichtigung
Gemäß § 11 Preßgesetz geben wir folgender Berichtigung Raum, welche uns
von dem Geschäftsführer des Reichsverbandes der deutschen
Aluminiumwaren-Industrie mit dem Ersuchen um Einrückung zugeht."
„Es ist nicht richtig, daß das
Aluminum und seine Verbindungen die Ursache für zahlreiche Erkrankungen
des Magens und der Därme ist. Weiter ist nicht richtig, daß insbesondere
die Krebskrankheit durch das Aluminium oder seine Salze hervorgerufen
oder verbreitet wird. Vielmehr ist richtig, daß das Aluminium und seine
Verbindungen vollkommen ungiftig sind und vom gesundheitlichen
Standpunkt aus keinerlei Bedenken gegen eine Verwendung als Geschirr in
Haushaltungen, Hotels und Krankenhäusern zu erheben sind. Das ist auch
der Standpunkt des Reichsgesundheitsamts in seinem Gesundheitsbüchlein
S. 105.
Reichsverband der deutschen Aluminiumwaren-Industrie
gez. Dr. Görnandt."
Dazu der GZ-Kommentar:
Noch einmal das
Aluminium-Kochgeschirr
Wir hatten bereits vor einiger Zeit eine uns vom Reichsverband der
deutschen Aluminiumwaren-Industrie zugesandte Berichtigung vorgenommen.
Bekanntlich enthält das deutsche Preßgesetz eine Paragraphen, welcher
besagt, daß zu irgendwelchen Meldungen, durch die sich irgend jemand
berührt fühlt, dieser das Recht hat, die Darlegung der Sache von seinem
Gesichtspunkte aus zu verlangen. Die Frage, ob Aluminiumgeschirr
schädlich oder nicht schädlich ist, ist als eine absolut streitbare zu
bezeichnen. Und dann beabsichtigen wir nicht, es zu einem
Gerichtsverfahren kommen zu lassen, und haben die uns seinerzeit von dem
Verband gesandte Berichtigung aufgenommen, sintemal es ja auch zu einem
der vornehmsten Grundsätze des G. Z. gehört, soweit es Raum und
Verhältnisse gestatten, jedem das Wort zu geben. Neuerdings aber
schreibt der betreffende Verband wieder und hat ein anderes Häckchen
gefunden, in das er einhakt, dergestalt, daß die von uns gebrachte
Berichtigung nicht den Forderungen des Preßgesetzes entspräche, weil sie
nicht in derselben Schriftgröße gesetzt sei wie der Artikel, und
verlangt, daß wir die Berichtigung nochmals bringen.
Nun gut, er wird das Vergnügen genießen. Vorstehend die Berichtigung
noch einmal.
Wir hätten diese Frage nicht wieder angeschnitten,
trotzdem uns aus unserem
Leserkreis ungemein viele Zuschriften zugingen, welche die in dem
angefochtenen Artikel zum Ausdruck gebrachten Gedanken unterstützen,
aber der Aluminiumverband hat scheinbar ein Interesse daran, die Frage
noch einmal aufs Tapet zu bringen, weshalb wir an dieser Stelle -
ebenfalls auf Grund des Preßgesetzes, das uns nachweislich der ständigen
Rechtsprechung dieses Recht einräumt - noch einmal betonen, daß weder
die Berichtigung des Aluminiumwarenverbandes, noch das Gutachten des
Reichsgesundheitsamtes - das durchaus nicht so restlos positiv spricht,
wie es der Aluminiumverband versteht - die Tatsache ungeschehen machen,
daß eine große Anzahl ernst zu nehmender Männer der Medizin und der
Chemie - auf welche auch in dem angefochtenen Artikel Bezug genommen
wird - mit uns der Überzeugung sind, daß Aluminiumgeschirr keineswegs so
gesundheitsunschädlich sind, wie dies nach der vorstehenden Berichtigung
angeblich der Fall sein soll. Aus der Fülle des uns aus den Reihen
unserer Freunde und Leser eingesandten Materials geben wir nur zwei
Zuschriften zur Kenntnis.
Herr K. O. In Hirtscheid-Erbach (Westerwald), der uns einen längeren
Artikel dafür, daß Aluminium-Kochgeschirr giftig sind, einsandte,
schreibt uns:
„Ich übersende beigeschlossen
die Originalkarte des Laboratoriums „Weißer Hirsch", Inhaber Regnar
Berg, Dresden. Auf die Angaben dieses Chemikers ist mein Artikel zum
Teil aufgebaut, zum anderen beruht er auf Angaben in bedeutenden
medizinischen Werken, wie z. B. Arzneimittellehre von Farrington, ferner
Lehrbücher der Homöopathischen Therapie (Verlag Dr. W. Schwabe, Leipzig)
und auf anderen Quellen."
Die Auskunft des physiologisch-chemischen Laboratoriums (öffentliches
Laboratorium für klinische, chemische und mikroskopische Untersuchungenm
Analysen und Gutachten) Weißer Hirsch-Dresden, lautet:
„Lösliche Aluminiumsalze wirken selbst in kleinen Mengen giftig. Solche entstehen, falls man saure Speisen in Aluminium längere Zeit kocht oder in Aluminium stehen läßt, oder wenn man Fett in Aluminium brät. Dies muß man also vermeiden; sonst ist Aluminiumgeschirr ganz unbedenklich, und ich verwende in meinem Haushalt selbst seit über zehn Jahren nur Alumunium-Geschirr, ohne daß sich irgendwelcher Schaden dadurch herausgestellt hätte. Glastöpfe sind sehr zu empfehlen, nur zeigen sie denselben Nachteil wie die Steinguttöpfe, daß sie sehr langsam kochen."
Die einfache Feststellung
dieses Gutachtens ist also, daß
1. Lösliche Aluminiumsalze selbst in kleinen Mengen giftig wirken und
2. Daß solche entstehen, falls man saure Speisen in Aluminium-Geschirr
längere Zeit kocht oder stehen läßt, oder auch, wenn man Fett in
Aluminium-Geschirr brät. Selbst wenn die Frage der
Allgemeinschädlichkeit des Aluminium-Geschirres offen bleibt, besteht
hier also doch durch einen Chemiker festgestellt die Tatsache, daß es
Fälle gibt, und zwar handelt es sich hier um im täglichen Leben oft
vorkommende Fälle, wo Aluminium unbedingt schädlich wirken muß. Im
übrigen bemerken wir nur noch zu dem angefochtenen Artikel: wir haben
kommentarlos aus der in Amerika erscheinenden Zeitschrift „The Golden
Age" übernommen. Natürlich wünschten wir weder eine Schädigung des
Aluminiumverbandes noch wünschten wir Propaganda für irgendein anderes
Geschirr zu machen, sondern wir wünschten Menschen vor Schaden an ihrer
Gesundheit zu bewahren. Wir glauben, daß der Aluminiumverband sich
selbst schädigt damit, daß er selbst die Frage aufs neue aufrollt.
Zur weiteren Bestätigung erhielten wir aus Breslau den nachstehenden
Brief ... Die von der Einsenderin gemachten Erfahrungen sind sehr
bemerkenswert.
Sehr geehrter Herr!
Wollte Sie doch höflichst bitten, dem Verfasser des Artikels über die
Schädlichkeit des Aluminiums als Dankbarkeit dies kleine Bildchen zu
übermitteln.
Am 25. Mai vorigen Jahres, einen Tag vor Christi Himmelfahrt, habe ich
ein Knäblein geboren, ein gesundes, kräftiges Kindlein, und ich habe das
Kind genährt bis zu 6 Monaten; das Kind gedieh prächtig. Es spie wohl
manchmal aus, aber nur zersetzte Nahrung, was der kleine Magen wohl
zuviel aufgenommen hatte. Nun hatte ich den Fehler begangen, als
Milchtopf einen Aluminiumtopf zu verwenden. Das Kind brach nach jeder
Mahlzeit, ca. eine Viertelstunde nach Aufnahme nicht zersetzte Nahrung,
sondern nur Magensäure. Auch hatte es unter den Augen bläuliche
Schatten. Nachdem ich diesen Artikel in Ihrer Zeitschrift gelesen hatte,
kochte ich am anderen Tage die Milch in anderem Geschirr. An diesem Tage
brach das Kind nur noch einmal, und das Brechen hörte vollständig auf.
Es hatte mich angemutet wie ein Fingerzeig Gottes. Wie hatte ich mir den
Kopf zerbrochen, woran es liegen könnte, dieses eigenartige Erbrechen,
jedoch durch diesen Artikel war ich auf einmal wissend. Mein Kind ist
jetzt 10 ½ Monat alt, gesund und kräftig, und dies verdanke ich zum
großen Teil dem Verfasser dieses Artikels.
Für freundliche Übermittlung bestens dankend, unterzeichnet sich
Hochachtungsvoll
Frau H. B., Breslau.
Hiermit betrachten wir nun diese Angelegenheit für uns als erledigt und glauben, daß sich kein denkender Mensch hindern lassen wird, Geschirre zu gebrauchen für seinen täglichen Haushalt, von denen er die Gewähr hat, daß sie seiner Gesundheit zuträglich sind."
Beachtlich in vorgenannten Statements, auch die Berufung (unter anderem)
auf „Lehrbücher der Homöopathischen Therapie". Damit dürfte klar sein, woher
der „Wind weht". Aus dem Milieu der Heilpraktikerszene gespeist, und sich
auf deren Autoritäten als der „Weisheit letzter Schluss" berufend.
Bezeichnend auch solch ein Satz in der GZ-Verteidigung:
„Im übrigen bemerken wir nur noch zu dem angefochtenen Artikel: wir haben kommentarlos aus der in Amerika erscheinenden Zeitschrift „The Goden Age" übernommen."
A ja. Da zitiert man sich also nur selbst. Und diese Selbstzitierng soll
als wundersame Nebenwirkung zugleich auch beinhalten, „unanfechtbar" zu
sein. ... So einfach ist das also!
Die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" (nicht aber die Deutsche),
nahm das Thema des Aluminiumstreites, erneut in ihrer Ausgabe vom 1. 12.
1928 auf. Diesmal in zwei Kurzmeldungen verpackt. Die eine berichtet in der
Form einer Leserzuschrift:
„Nachdem wir die Artikel in der englischen Ausgabe Ihrer Zeitschrift gelesen hatten ..., räumten wir mit unserem Aluminium-Geschirr auf. Ich ließ für eine halbe Stunde sieden; und es war genau wie es im Golden Age beschrieben worden war. Seit wir das Aluminium-Gcschirr nicht mehr benutzen, haben die Kopfweh-Anfälle, unier denen ich litt, aufgehört. Da wir sieben Kinder haben, von denen das älteste erst 12 Jahre alt ist, finde ich es wohl nicht leicht, das weggeworfene Geschirr durch besseres zu ersetzen; aber es ist besser, diese Unannehmlichkeit in Kauf zu nehmen als die Gesundheit von neun Personen, die meiner Obhut anvertraut sind, zu schädigen."
Derart beschwingt, fügt das GZ dann seinerseits noch redaktionell hinzu:
„Wir hoffen, fragliche Artikel demnächst auch in unserer deutschen Ausgabe des „Gold. Zeitalters" wiedergeben zu können."
Bei einem Erfahrungsbericht dieser Art, wollte es das GZ in dieser Ausgabe aber nicht bewenden lassen. Und so ist man denn exklusiv in der Lage, noch einen zweiten Bericht dazu zu offerieren. Der liest sich dann so
„Vor einiger Zeit erzählte ich
den Lesern des Golden Age von den guten Eigenschaften der Milchziegen
und ihrer Milch; und da - wie jemand gesagt hat - ,,ein offenes
Bekenntnis gut ist für die Seele", wünsche ich kurz von einem Streich zu
erzählen, den ich einem der treuen Gcißlein gespielt habe.
Wenn die Zicken ungefähr einen Monat alt sind, d. h. sobald sie
beginnen, am Heu zu naschen, kochen wir Haferflocken und mischen sie mit
der frisch gezogenen Milch. Für den Haushalt halten wir das
Aluminium-Geschirr bereits weggetan; aber wir benutzten solches noch zum
Kochen des Ziegenfutters und für andere Farmzecke. Nachdem wir die
gekochten Haferflocken der Milch beigemischt hatten, erkrankte eines der
schönsten Zicken an Darmstörungen. Nachdem wir den ganzen
Fütterungsvorgang untersucht halten, entschlossen wir uns, die
Haferflocken in Tongeschirr statt in Aluminium zu kochen; und heute ist
das Zicken wieder so gesund wie vordem, als es ausschließlich mit Milch
gefüttert wurde."
Der Sicherheitsdienst des
Reichsführers SS
Der SD-Führer des SS-Oberabschnittes Süd-West
Adressiert
An das Sicherheitshauptamt
Zentralabteilung II 1 in Berlin
Im Zusammenhang mit der Vernehmung des
Bezirksdieners
Stikel ... wurde festgestellt, dass der Bibelforscher
Heinrich Coordes,
verh. Kaufmann, geb. 4. 1. 88 ... in seinem Hause angeblich durch seine
Frau ein Parapack-Institut betreibt (Parapack-Packungen werden gegen
Rheumatismus, Ischias usw. verabreicht).
Da sich der Verdacht nicht von der Hand weisen liess, dass auch andere
Institute von Bibelforschern betrieben werden könnten, um dadurch eine
einfache Verbindung untereinander aufrecht zu erhalten, wurden
entsprechende Erhebungen im Oberabschnittsgebiet veranlasst. Es konnten
bis jetzt - Württemberg hat seine Erhebungen bis jetzt noch nicht
durchgeführt - im Oberabschnittsgebiet folgende Parapack-Institute
festgestellt werden:
1.) Parapack-Institute in Haiger,
Leiterin Karolina Coordes, geb. Hentz, ... betätigte sich früher für die
IBV
2.) Parapack-Institut in Kehl,
Leiterin Anna Ross, geb. Hühnerfauth ... betätigte sich früher für die IBV
3.) Parapack-Institut in Baden-Baden,
Leiterin Hermine König, geb. Müller ... betätigte sich früher für die IBV.
4.) Parapack-Institut Karlsruhe
Leiterin Marie Börgerding ... Betätigung für die IBV konnte nicht
festgestellt werden.
5.) Parapack-Institut St. Georgen
Leiterinnen Christine Staiger ... Und Frida Staiger ... Betätigung für die
IBV konnte nicht festgestellt werden.
6.) Parapack-Institut in Lahr,
Leiterin Else Anselm ... betätigte sich früher für die IBV.
7.) Schöttle und Kirschbaum, Parapack-Institut, Heidelberg ...
Inhaberinnen Luise Schöttle, dipl. Fusspflegerin ... und Kläre Kirschbaum,
Krankenschwester ... Betätigung für die IBV konnte nicht festgestellt
werden.
8.) Familie Ditschkowski, Pforzheim
Inhaber Artur Ditschkowski ... Heilpraktiker und dessen Ehefrau Emma
Ditschkowski, geb. Gold ..., Bibelforscher, zur Zeit wegen Betätigung für
die IBV in Haft.
9.) Parapack-Institut in Lahr
Inhaberin Berta Kölderitz ... Betätigung für die IBV nicht feststellbar
10.) Parapack-Institut in Konstanz
Inhaberin Alwine Busl ... Betätigung für die IBV konnte nicht festgestellt
werden.
11.) Parapack-Institut Freiburg-Littenweiler
Inhaber Albert Lehr, Dipl. Ing. ... Betätigung für die IBV konnte nicht
festgestellt werden.
Da sich unter den oben festgestellten 11 Parapack-Instituten 5 befinden,
die von Bibelforschern betrieben werden, ist eine gewisse organisatorische
Zusammengehörigkeit unter der Leitung von Bibelforschern möglich. Zur
Gewinnung bestimmter Anhaltspunkte wird daher gebeten im gesamten Reich
ähnliche Erhebungen zu veranlassen. ..."
Ein weiteres analoges Schreiben vom 8. 12. 1938 notiert:
„Im Anschluss an das Schreiben
vom 22. 11. 1938 II 113 4 - 100 33 konnte nachträglich in Erfahrung
gebracht werden, dass die frühere Leiterin des Parapack-Institutes in
Baden-Baden
Hermine König, geb. Müller ...
am 6. 7. 1937 festgenommen und mit 10 Tagen Haft bestraft wurde, da sie
sich geweigert hatte, an einem Luftschutzlehrgang teilzunehmen. Nach ihrer
Entlassung aus der Haft wurde sie von der Geheimen Staatspolizei in
Schutzhaft genommen und vom Sondergericht Mannheim am 21, 1. 38 wegen
Vergehens nach $ 4 der Verordnung vom 28. 2. 33 zu einem Jahr und 2
Monaten Gefängnis verurteilt. Zur Sttafverbüssung befindet sie sich z. Zt.
in der Strafanstalt Gotteszell.
Das Parapack-Institut wurde von ihrer Tochter Meta Koppel ... verheiratet
mit einem Juden Albert Koppel ... einige Zeit weitergeführt. Nachdem ihr
Gatte, der Jude Albert Koppel ... wegen Beihilfe zur Rassenschande in
Schutzhaft genommen wurde, hat die Meta Koppel das Parapack-Institut
aufgegeben ...
Die nochmals in Kehl angestellten Erhebungen ergaben, dass die in obigem
Schreiben erwähnte
Anna Ross, geb. Hühnerfauth ... sich wegen illegaler Betätigung für die
IBV im Konzentrationslager Mohringen befindet.
Das betreffende Parapack-Institut wurde daher vor einiger Zeit aufgelöst."
Soweit erstmal diese Zitate.
Die Motivation der Nazis dürfte offenkundig sein. Weniger die Existenz von „Parapack-Instituten"
als solches interessierte sie. Was ihren Argwohn erweckte war eben der
Umstand, dass dort eben das Bibelforscher-Milieu massiv mit vertreten war und
sie befürchteten, damit sei eine weitere Organisationsschiene für die
WTG-Tätigkeit gegeben. Und selbige „unschädlich" zu machen, darum ging es
ihnen vor allem.
Noch etwas lehrt der Bericht. Gibt es irgendwo einen „neuen Schrei" in der
Heilpraktikerszene. Man kann fast buchstäblich darauf warten, den auch im
Bibelforschermilieu widergespiegelt zu finden.
Dann auch noch dieses. Man sehe sich doch mal die Biographien jener an, welche
dem Bibelforscher/Zeugen Jehovas-Milieu zugehörig, in die Heilpraktikerszene
aktiv eingestiegen sind. Man muss da keineswegs auf den Zeugen Jehovas Max
Hollweg hinweisen (Vom Maurer über den Umweg KZ zum Heilpraktiker). Auch die
Biographien der Protagonisten jener „Parapack-Institute" belegen es doch. Eine
reguläre - konventionelle und anerkannte - Mediziner-Ausbildung hatte kaum
einer von ihnen vorzuweisen. Höflich formuliert war es ihnen dennoch möglich,
als „Quereinsteiger" wirtschaftlich nutzbare Medizinleistungen zu
praktizieren. Und dabei auch noch die Gewissheit zu haben, eine zahlende
Klientel dafür zu haben.
Zum Thema „Parapack" als solches soll hier nicht weiter Stellung genommen
werden. Nur auf den Umstand hingewiesen werden, welcher offenbar ihn auch im
Bibelforscher-Milieu begünstigte. Als Ausgangspunkt dafür kann meines
Erachtens ein einschlägiger Artikel in der deutschen Ausgabe des „Goldenen
Zeitalters" vom 15. 3. 1928 angesehen werden. Er sei im nachfolgenden, noch
kommentarlos vorgestellt. Das GZ schrieb:
„Eine neue Entdeckung auf dem
Gebiete der Wäremetherapie
Von H. Stricker, Dr. des Pittsburgh College of Naturropathy in Pittsburgh
Daß die Wissenschaft nicht stillsteht, sondern stets bemüht ist, auf allen
Gebieten neue und bessere Metoden zu finden, ist nur zu begrüßen, und so
verdanken wir auch der freien Forschung die Paraffinbehandlung, die dazu
berufen scheint, besonders in der Behandlung der Fettleibigkeit und
anderer Stoffwechselleiden, wie Rheuma, Gicht, Ischias, Hexenschuß usw.
eine große Umwälzung herbeizuführen. Die Wärme als Behandlungsmittel
leistete auch schon bisher gute Dienste bei den verschiedenen Krankheiten,
nur wurde die Wärmebehandlung dadurch stark begrenzt, daß man hohe
Temperaturen infolge Empfindlichkeit des Hautgebildes nicht anwenden
konnte, auch wurde die Herzkraft schließlich angegriffen, und so erzielte
man bei den oben genannten Leiden oft nicht den gewünschten Erfolg, da,
wie schon eben gesagt, in vielen Fällen Rücksicht auf die vielfach
geschwächte Herzkraft des Patienten genommen werden mußte. Deshalb ist es
außerordentlich wertvoll, daß jetzt eine Behandlungsart gefunden ist, die
bei diesen Leiden das Herz absolut nicht angreift und man mittels dieser
Methode Temperaturen bis über 100 Grad Celsus an den menschlichen Körper
bringen kann, ohne zu schaden oder unangenehm zu wirken. 70 Grad
Paraffinwärme werden vom Körper nur wie lauwarmes Wasser empfunden,
während erst ab 80 Grad der Begriff Hitze festzustellen ist. Bedenkt man,
daß in einem Schwitzbad die Schweißabsonderung nur 200 bis 500 Gramm
beträgt, durch eine Paraffinbehandlung aber die Möglichkeit besteht, die
Schweißabsonderung auf ca. 5000 Gramm zu steigern, so kann man sich die
Wirkung dieser Methode ausmalen. Das Paraffin, welchem medizinische
Zusätze beigegeben sind, wird auf die zu behandelnde Stelle des Körpers
durch besondere Apparatur schmerzlos aufgespritzt, ca. 5 Millimeter dick,
und mit einem pergamentartigen Papier umwickelt. Darauf wird der Patient
gut eingepackt und muß in dieser Packung ca. eine Stunde liegen. Nach dem
Abnehmen der Packung erfolgt eine Einreibung mit einer Speziallösung. Der
Patient wird so aus der Behandlung entlassen, daß er sich nicht
angestrengt, sondern gestärkt fühlt. Letzteres ist ein nicht zu
unterschätzender Vorteil der Paraffinbehandlung. Hieraus ersieht man
leicht, welchen großen Wert die Paraffinbehandlung hat, ganz abgesehen
davon, daß eine Erkältung kaum vorkommen kann, wie das so leicht nach
anderen Schwitzbädern möglich ist. Natürlich kann eine Behandlung nicht
genügen, es ist je nach Lage des Falles eine kürzere oder längere Kur
notwendig, obgleich die Möglichkeit besteht, daß zum Beispiel
Fettleibigkeit durch jede Behandlung ein bis vier Pfund und auch mehr an
Gewicht gemindert werden kann; dieses ist aber individuell sehr
verschieden. In einzelnen Fällen habe ich sogar bis zu 8 Pfund
Gewichtsabnahme durch eine Paraffin-Ganzpackung feststellen können. Das
Paraffinbehandlungsverfahren stammt aus Frankreich von dem französiscchen
Arzt Dr. Barte de Sandfort, dort ist es auch offiziell bei Heer und Marine
eingeführt. Neuerdings wird es auch in Amerika schon geübt.
Weiter folgt die schon zu erwartende Salvatorische Klausel.
http://de.wikipedia.org/wiki/Salvatorische_Klausel
Diese neue Art der Heilbehandlung kann aber nur dann zweckdienlich sein, wenn für sie die Anzeichen gegeben sind. Man wird beispielsweise einem Tuberkulosen, der mit Mühe und Not einige Pfund abgenommen hatte oder zufällig über sein normales Körpergewicht hinausging, keine Paraffinbehandlung (auch nicht auf dringendes Verlangen) verordnen, wie man einem schweren Herzfehlerkranken ebensowenig eine gewaltsame Paraffinkur verschreiben dürfte.
[Redaktionelle Einfügung (nicht vom GZ). Man beachte die Einschränkungen. Nicht für Tuberkulose-Kranke. Nicht für Herzfehlerkranke. Böse Zungen können das auch anders formulieren. Wieder einmal ein Verfahren, das bereits Gesunden, Gesundheit verspricht. Weiter im Text des GZ]
Leidet aber jemand unter einer
allgemeinen, von keinem anderen schweren Leiden herrührenden Fettsucht
oder einem anderen Stoffwechselleiden, wie Rheuma, Gicht, Ischias usw., so
ist das Paraffinverfahren sicherlich angebracht. Eine genaue Kontrolle der
körperlichen Funktionen ist dabei immer unerläßlich. Wer sich darum solch
einem Verfahren unterziehen möchte, sollte sich stets einer gründlichen
Untersuchung bei einem tüchtigen Arzt oder einem Heilkundigen - der
möglichst mit dieser neuen Behandlungsart vertraut ist - unterwerfen, und
auch die Nachuntersuchung und Beratung in seinem Interesse vornehmen
lassen.
Möge daher diese neue, segensreiche Methode in weiteren Kreisen bekannt
werden und die ihr gebührende Beachtung finden, zum Wohle der kranken,
leidenden Menschheit.
Zwei weitere Kurzmeldungen seien noch aus der Ausgabe Magdeburg des
„Goldenen Zeitalters" vom 15. 3. 1928 zitiert. Sie wurden zwar schon an
anderer Stelle dokumentiert. Da hier aber das Prinzip verfolgt wird,
Kommentare zum GZ der jeweiligen Ausgabe selbigen zuzuordnen, nochmals ihre
kommentarlose Zitierung.
Auf der Seite 92 (Ausgabe Bern S. 91) liest man in der Rubrik „Aus unserem
Fragekasten":
„Frage: Was kann ich tun, um
mein Kind ungeimpft zu lassen, da ich große Impfschäden kennen gelernt
habe und deshalb in Sorge um die Gesundheit meines Kindes bin?
Antwort: Wir empfehlen Ihnen, sich an den Verband der Impfgegner e. V.
Leipzig-O. 28, Paulinenstr. 21 zu wenden, der mannigfache Erfahrungen auf
diesem Gebiet gesammelt hat. Der Verband wird ihn gerne Auskunft
erteilen."
Die zweite Meldung hingegen, druckte nur die Magdeburger Ausgabe des GZ (S. 86) ab. Nicht jedoch die Berner. Sie besagte:
„Berichtigung
Es ist nicht richtig, dass Aluminium und seine Verbindungen die Ursache
für zahlreiche Erkrankungen des Magens und der Därme ist. Weiter ist nicht
richtig, dass insbesondere die Krebskrankheit durch das Aluminium oder
seiner Salze hervorgerufen oder verbreitet wird.
Vielmehr ist richtig, dass das Aluminium und seine Verbindungen vollkommen
ungiftig sind und vom gesundheitlichen Standpunkt aus keinerlei Bedenken
gegen eine Verwendung als Geschirr in Haushaltungen, Hotels und
Krankenhäusern zu erheben sind. Das ist auch der Standpunkt des
Reichsgesundheitsamtes in seinem Gesundheitsbüchlein wünschen S. 105.
Reichsverband der deutschen Aluminiumwaren Industrie
gezeichnet Dr. Görnandt
Redaktionelle Notiz
Wir bringen nebenstehend eine gemäß § 11 des Pressegesetzes uns
übermittelte Eingabe das Reichsverbandes der deutschen Aluminium-Industrie
zum Abdruck.
Wir bemerken dazu, um Missverständnisse bei unseren Lesern vorzubeugen,
dass wir keineswegs den Standpunkt des Verbandes ohne weiteres teilen. Es
würde aber über den Zweck und Rahmen unserer Zeitschrift hinausgehen, wenn
wir die Frage, ob die Benutzung von Aluminiumgeschirr im Haushalt
gesundheitsschädliche Wirkungen haben kann wissenschaftlich erörtern
wollten .
Die Schriftleitung.
Über eine Fortsetzung zum Thema Aluminiumstreit, wird dann noch im Bericht
über die "Goldenes Zeitalter"-Ausgabe vom 1. 6. 1928, weiteres zu berichten
sein.
Beispiel wie sich der „neueste Schrei Parapack", auch im Anzeigenteil der
„Freiburger Zeitung" wiederfand.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=14a1&year=1932&month=09&project=3&anzahl=4
Kritisch wäre anzumerken. Wenn ausgebildete Fachmediziner im Einzelfall die
Verwendung dieser Methode als
sinnvoll ansehen .. Nun gut.
Es ist jedoch der Status erreicht, so wie für Joghurt und anderes, als
vermeintliches „Wundermittel" per Zeitungsinserate geworben wurde. So auch im
Falle Parapack.
Der Medizinlaie, als welcher der gewöhnliche Zeitungsleser anzusprechen ist,
ob der wirklich beurteilen kann, was da angepriesen wird, ist eher
zweifelhaft. Das alles gleicht eher dem Bereich irreführender Werbung aus
materieller Interessenlage gespeist.
Übrigens war das „Goldene Zeitalter" im Jahre 1924 auch auf den
Yoghurt-Reklamezug mit aufgesprungen, als vermeintliches „Wundermittel".
Siehe dazu auch:
GZ Zeitrreise
24
Dort der Eintrag vom: 19. Juni 2009 05:06
Damals (1928) war das Thema Blutübertragung für die
Bibelforscher/Zeugen Jehovas, so noch nicht akut. Die damalige Motivation
für den Abdruck dieser Meldung dürfte eher dem Bereich. Begünstigung des
Heilpraktikertums, zuzuordnen sein. Versteht es irgendein Quacksalber auf
dem Gebiete, mit einer neuen „Innovation" von sich reden zu machen. Man kann
fast darauf warten, dass dann auch im „Goldenen Zeitalter" reflektiert
vorgefunden zu haben.
Mysnip.128884
Der Zitierte meinte also, Orangensaft könne eine
Blutübertragung ersetzen. So, so, mag man dazu nur sagen. Er verbreitet sich
allerdings nicht darüber, unter welchen Rahmenbedingungen. Auch bei einem
Unfall-bedingten hohen Blutverlust?
Auch bei einer medizinischen Operation, wo alle ärztliche Erfahrung
bestätigt. Oft ebenfalls mit hohem Blutverlust einherzugehen. Diese Fragen
und ihre Beantwortung stellen Quacksalber in der Regel nicht. Und zu den
Quacksalbern darf sich getrost das „Goldene Zeitalter" hinzuzählen, indem es
so diese These offeriert. Ohne auch nur andeutungsweise darauf einzugehen,
was dagegen spricht.
Und dann wäre da noch eine Frage. Nach 1945 wurde es bei den Zeugen Jehovas,
bezüglich Ablehnung von Bluttransfusionen ernst. Da wäre es doch durchaus
interessant gewesen, wenn vorgenannte These „stichhaltig" gewesen wäre, wenn
die WTG da in dieser neuen Konstellation ihre frühere Meldung aus dem Jahre
1928, dazu erneut ausgebuddelt hätte. Bis heute ist mir allerdings, in der
Richtung nichts bekannt.
Nicht in der vorzitierten Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" wohl aber in
einer anderen (1. 11. 1930) - das als Kontrast noch - konnte man auch dieses
Lesen:
„Prof. Bordier in Lyon hat einen Apparat
erfunden, mit dem es möglich sein soll, innerhalb 10 Minuten durch
Bazillentötung jeden Schnupfen, und sei er noch so stark, zu beseitigen.
Wir beabsichtigen nicht, über den Wert oder den Unwert dieses Apparates
ein Urteil zu fällen, weil wir ihn nicht gesehen und erprobt haben. Wir
möchten aber nicht versäumen die Tatsache zu registrieren, als einen der
vielen Beweise, die sich in den mancherlei Erfindungen unsrer Tage auch
auf medizinischem Gebiet zeigen: Beweise dafür, daß wir uns mehr und mehr
der Zeit nähern, wo Gott den Menschen Mittel und Wege eröffnet, um auf
natürliche Weise aller Erkrankungen Herr zu werden, so daß sich endlich
und schließlich auch jenes alte Bibelwort auf vernunftvolle Weise erfüllt
haben wird, das geschrieben steht in Jesaja 33:24 und besagt:
„Und kein Einwohner wird mehr sagen: ich bin krank."
Als zweites Beispiel meint das GZ anführen zu können:
„Derselbe Gedanke findet seine
Bestätigung durch die Erfindung eines Apparates zur Heilung von
Seekrankheit, der ... kürzlich auf dem Dampfer „Columbus" mit Erfolg
erprobt wurde."
Tannenberg
Dann zitiert das GZ
Das Einweihungsgebet:
O heiliger Gott, o heiliger, starker Gott, o heiliger unsterblicher Gott!
Zu aber Tausenden stehen wir hier vereint mit den bewährten Heerführern
vor Dir und weihen dieses Denkmal zu Deines Namens Ehre, zum Danke für den
Sieg von Tannenberg, durch den Du, barmherziger Gott, unser Ermland und
Masuren, unsere ostpreußische Heimat vom Feinde befreit und unser
deutsches Vaterland vom Untergang errettet hat. Sei uns, o Gott, auch
fernerhin ein starker Schirm vor dem Angesicht des Feindes. Nichts vermöge
der Feind wider uns. Segne das Deutsche Reich, lasse Deine Gnade groß sein
über unserem Reichspräsidenten, den Sieger von Tannenberg, erhalte ihn und
stärke ihn zu treuem Dienste am Vaterland noch lange Jahre. Verleihe ihm
Hilfe von Heiligkeit und beschütze ihn. Segne unser deutsches Volk. Um der
gefallenen Brüder willen schenke uns Einigkeit und Friede und Freiheit.
Schütze und schirme unsere Heimat und unser deutsches Vaterland. Wir
halten treu zu dem Alten, wenn es sich als gut erweist. Wir alle stehen
treu zu ihm bis in den Tod. Jetzt bricht die Not das Eisen, einst bricht
das Eisen die Not. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen
Geistes. Amen.
Weiter im GZ:
Was der katholische
Divisionspfarrer sagte:
Kameraden! Deutsche Männer, deutsche Frauen! Der Vertrag von Versailles
hat unsere alte Armee zerschlagen, aber nichts in der Welt vermag die
Erinnerung an ihre große ruhmreiche, Geschichte im Herzen unseres Volkes
auszulöschen! - Unser altes Heer war 1870/71 das Mittel, dessen Gott sich
zum Wiederaufbau des Deutschen Reiches bediente. Seinem unvergleichlichen
Heldenkampf im großen Völkerringen 1914/18 ist es zu danken, daß die
Einheit des deutschen Volkes erhalten geblieben ist. Auf den Grundfesten,
die durch die alte Heeresmacht geschaffen wurden, ruht auch die heutige:
der neue Staat. So ist es naturgemäß, wenn in unserem Vaterlande sich
immer wieder das Verlangen geltend macht, den Ruhm unserer alten Armee
forttönen zu lassen. Auch der heutige Tag gilt ihr, Hindenburg! -
Tannenberg! - Erinnerungsklammern des Sieges flammen auf in unserer Brust!
Die „geata die per Germanos", die Toten, die Gott durch die Deutschen auf
dieser heiligen, mit Blut getränkten Heimaterde vollbracht hatte, sollen
wir mit Stolz feiern! ..."
„Die Berliner Illustrierte Zeitung bringt in ihrer Nr. 44 vom 30. Oktober 1927 einen Artikel mit dieser Überschrift („Was ist mit unserer Erde los?"), in dem der Verfasser darlegt, daß kein Anlaß zur Nervosität vorliegt, weil die Erde schon immer gebebt habe, man habe die Beben nur in der Gegenwart besser registrieren können, ja die Erde bebt dauernd. Die modernen Bebenstationen, über die ganze Erde verstreut, verzeichnen mit ihren Empfindlichen Instrumenten Jahr für Jahr rund dreißigtausend Erdbeben, oder jeden Tag mehr als 80. In Japan allein beobachtet man etwa 600 Beben jährlich. Es hätten sich also nur die Erdbeben-Meldungen vermehrt, nicht die Beben selber. Die Erde ist dadurch nicht bedroht. Die Erdrinde befindet sich in einer unaufhörlichen Umlagerung gegen den fortschreitend erkaltenden Erdkern zu. Die Umlagerungen machen sich als Beben oder Erdstöße besonders dort bemerkbar, wo steile, tiefe Einbuchtungen der Erdoberfläche vorhanden sind. Das ist dicht westlich von Japans Küste der Fall, wo sich im Meeresboden eine sehr tiefe, steile Rinne befindet, das Tuscarora-Tief, etwa 8 Kilometer unter dem Wasser. Unter dieser „Schlucht" befinden sich die meisten Herde der japanischen Beben."
In seinem Kommentar dazu meint dann das GZ:„Wenn nun der Wissenschaftler diese vielen Erdbeben als nichts Besonderes oder Außergewöhnliches darzustellen sucht, weil das schon immer so war, so wissen doch Bibelforscher, daß zur Zeit des Endes des Zeitalters „große Erdbeben sein werden an verschiedenen Orten, als Zeichen der Wiederkunft unseres Heilandes."
Im weiteren Verlauf der GZ-Ausführungen räumt selbiges ein:
„Wir wollen dem unbekannten Artikelschreiber zugeben, daß schon immer so viele Erdbeben waren, obwohl er das nicht beweisen kann, eben weil sie früher nicht registriert werden konnten."
Damit lässt es aber das GZ nicht bewenden (man ahnte es schon) und betont:
„Wir wissen auf Grund der Bibel, daß das Jahr 1874 maßgebend für die Wiederkunft unseres Herrn ist."
Und von dieser These ausgehend meint man ab diesem Zeitraum besonders viele
Erdbeben wahrzunehmen. Die vorher selbst zugegebene Einschränkung, dass eine
umfängliche Registrierung von Erdbeben, so in früheren Jahrhunderten nicht
stattfand, erweist sich als nicht realisiertes Lippenbekenntnis. Man will eben
wissen, 1874 sei das magische „Wendedatum", und wer diese These eben nicht zu
teilen vermag, wird nicht anerkannt; zumindest nicht vom GZ.
Das alles läuft auf die bekannten Zirkelschlüsse hinaus. Was man will, dafür
werden eben auch die passenden Argumente zurecht gebogen.
„Radio-Vortrag von Radiostation
Bern (Wellenlänge 411)
Wir möchten hiermit unseren geschätzten Lesern bekannt geben, daß erstmals
am 19. Februar 1928 um 19.30 Uhr abends ein Radio-Vortrag von der
Radio-Station Bern über das Thema „Radio als Förderer von Menschlichkeit
und Christentum" ausgestrahlt werden wird. Jedes Mitglied des „Radioklubs
Goldenes Zeitalter" und überhaupt jeder Leser des Goldenen Zeitalters, der
einen Empfangsapparat besitzt, ist hierdurch gebeten, auf diesen Vortrag
einzuschalten und den Empfang nebst Anerkennung der Radiostation direkt
mitzuteilen."
Zu registrieren ist allerdings, dass die Berner Ausgabe den 25. (nicht den
19.) Februar als Termin nennt.
Das die WTG in der Richtung sowohl in Deutschland als auch der Schweiz, große
Anstrengungen unternahm, ist unstrittig. „Anfeuernd" dürfte da ohne Frage ihr
eigener Sender WBBR in den USA, und die kommerzielle Nutzung weiterer
Radiosender, dort gewirkt haben.
Es ist allerdings eines nach „süßen Früchten" zu gieren, die bekanntlich nicht
selten, ziemlich hoch hängen. Ein anderes hingegen ist es, ob man denn diese
„Früchte" auch tatsächlich bekommt.
Schon als Vorgriff auf die weitere Entwicklung in der Frage, kann gesagt
werden. Es wurde nichts aus dem Radio-Vortrag über den Sender Bern!
In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1928 findet man
zwar noch eine wörtliche Wiederholung jener Reklame-Vorankündigung. Aber in
der parallelen Magdeburger Ausgabe, ebenfalls vom 15. 2. 1928, liest man es
schon etwas anders. Die Magdeburger Ausgabe schreibt:
„Der Radio-Vortrag des Leiters des Berner Büros der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung, Herrn Harbeck, wird nicht wie ursprünglich angegeben, am 19., sondern am 25. Februar 19.30 auf Welle 411 von Bern gefunkt. Alle Radio-Empfänger werden gebeten, den interessanten Vortrag zu empfangen, und dem Berner Sender Bericht über den Empfang und Anerkennung für die Sendung auszudrücken. Gleichzeitig teilen wir mit, daß der von der Berliner Funkstunde für Januar in Aussicht gestellte Vortrag des Herrn Balzereit bis zum Mai-Programm verschoben wurde. Wir stellen es den Tausenden unserer Leser, die gleichzeitige Radioempfänger sind, frei, sich beschwerdeführend wegen dieser Verschleppungstaktik an die Deutsche Funkstunde Berlin zu wenden."
In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 3. 1928 nahm selbiges dann noch wie folgt Stellung:
„Warum fand der angekündigte
Radio-Vortrag nicht statt?
Nachdem man uns über ein halbes Jahr durch allerlei Ausflüchte und
Entschuldigungen hingehalten hatte, und wurde schließlich am 4. Januar
dieses Jahres schriftlich die Erlaubnis erteilt, einen vorher
eingereichten Vortrag am 19. Februar halten zu dürfen. Dieses Datum jedoch
wurde dann auf den 25. verschoben was man uns ebenfalls schriftlich
bestätigte. Unmittelbar vor dem Termin, an dem der Vortrag gehalten werden
sollte, wurde das Programm dem Betriebsausschuss der Radiostation
vorgelegt und dieser brach in seiner Sitzung in schnöder Weise das uns
gegebene Versprechen unter dem Vorwand, dass es aus Gründen der Konsequenz
gegenüber anderen privaten Religionsgemeinschaften, deren man im Kanton
Bern viele besitze, ratsamer sei, den Vortrag nicht in ihr Programm
aufzunehmen.
Wir möchten denn hiermit die geschätzten Leser um Entschuldigung bitten,
dass sie durch die Anzeige auf den Vortrag vorbereitet und nachher
enttäuscht wurden. Die Verantwortung jedoch trifft die Feinde der Wahrheit
und der Gerechtigkeit. Es werden nun andere Schritte unternommen und wir
haben die feste Zuversicht, dass die Wahrheit sich auch in diesen Stücke
bahnbrechen wird. Gleichzeitig möchten wir alle Leser des „Goldenen
Zeitalters" die am Radio ein Interesse haben, bitten, Ihre Reklamation
direkt an die Radio-Station, Bern, zu richten."
In der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 4. 1928, gab es erneut noch einen Bericht in der Sache. Selbiger führte aus:
„Wir erhalten vom Berner Büro
der V. E. B. folgende Zuschrift:
„Nachdem man uns über ein halbes Jahr durch allerlei Ausflüchte und
Entschuldigungen hingehalten hatte, wurde uns schließlich unter Datum des
4. Januar ... schriftlich Erlaubnis erteilt, einen vorher eingereichten
Vortrag am 19. Februar halten zu dürfen. Dieses Datum jedoch wurde dann
auf den 25. verschoben, was ebenfalls schriftlich bestätigt wurde.
Unmittelbar vor dem Termin, an dem der Vortrag gehalten werden sollte,
wurde das Programm dem Betriebsausschuß der Radio-Station vorgelegt und
bei dieser Sitzung wurde dann das uns gegebene Versprechen in schnöder
Weise gebrochen unter dem Vorwand, „daß es aus Gründen der Konsequenz
gegenüber andern privaten Religionsgemeinschaften, deren wir im Kt. Bern
viele besitzen, ratsamer sei, den Vortrag nicht im Programm aufzunehmen."
Wir möchten die verehrlichen Leser um Entschuldigung bitten dafür, daß sie
durch die Anzeige auf den Vortrag vorbereitet und dann enttäuscht wurden.
Die Verantwortung hierfür ruht auf denen, die in selbstsüchtiger Weise
versuchen, die Rechte und Freiheiten ihrer Mitmenschen einzuschränken. Es
werden nun andere Schritte unternommen werden, und wir haben die feste
Zuversicht, daß die Wahrheit sich doch Bahn brechen wird.
Gleichzeitig möchten wir alle Leser des „Goldenen Zeitalters", die am
Radio Interesse haben, bitten, ihre Reklamationen direkt an die
Radio-Station Bern einzusenden.
Trotz dieser ablehnenden und treulosen Haltung der Radio-Station Bern
wurden wir gebeten, uns finanziell an dem Bau einer neuen Station in
Zürich zu beteiligen. Wir werden die Leser über den weiteren Verlauf
dieser Angelegenheit unterrichtet halten.
I. B. V. Bern
Diese eigenartige Stellung der Radio-Station Bern dürfte auch unsere
deutschen Leser interessieren."
Man geht wohl nicht fehl in der Annahme. Selbst wenn jener beabsichtigte
Vortrag gesendet worden wäre, hätte man ihn zusätzlich im „Goldenen Zeitalter"
mit abgedruckt vorgefunden.
Es ging in diesem Fall also vor allem um die damit verbundene Imageaufwertung.
Weniger um die Inhalte. Man ahnt es schon. Nachdem also die Radio-Publizierung
„geplatzt" war, stellt „stolz wie Oskar" das GZ in seiner Ausgabe vom 1. 5.
1928, diesen Vortrag noch im Detail vor.
Da liest man dann folgendes (zitiert nach der Magdeburger Ausgabe):
„Beinahe über Radio gesandt!
Auch die Schweizer Leser des Goldenen Zeitalters erleben ununterbrochen
die Enttäuschung, daß das Radio, diese große, wunderbare Erfindung, welche
Gemeingut der ganzen Welt, ohne Ansehen des Standes, der Religion, der
Partei oder Nationalität ist, einseitig gebraucht wird und beschlagnahmt
ist für Parteiinteressen verschiedenster Art. -
Man hatte der Schweizer Zentralstelle der Internationalen
Bibelforscher-Vereinigung fest zugesagt, selbst den Termin angekündigt,
den nachfolgenden Vortrag über Radio zu funken. Auf Grund von Treibereien
gewisser Konkurrenz-religiös eingestellter Kreise zuckte man dann zurück.
Man lese diesen Vortrag und frage sich warum!
Radio als Förderer von Menschlichkeit und Christentum
Motto:
Und sie versprachen
Ihr Wort und brachen
Es, weil's nicht lohnet,
Wahrheit zu künden
Und Spott zu finden.
Es ist nicht meine Absicht, eine philosophische, noch eine theologische
Abhandlung zum Besten zu geben. Ich bin nicht gekommen, um eine unbekannte
neue Lebensweisheit preiszugeben, noch um für irgendeine religiöse
Richtung Propaganda zu machen. Hingegen ist mein Zweck und Vorhaben, meine
geschätzte Zuhörerschaft aus allen Kreisen für die hohe Aufgabe zu
begeistern, den Radio-Engel nicht nur für Zeitvertreib und bloße
Unterhaltung zu verwenden, sondern diese wunderbarste Erfindung der
Gegenwart mehr und mehr als Hüter der kostbarsten Güter der Menschheit,
nämlich als Förderer von Menschlichkeit und Christentum zu bestellen.
Wenn Sie dann meiner kurzen Ausführung bis zum Ende - nur eine kleine
halbe Stunde - mit voller Aufmerksamkeit zugehört haben, werden Sie auch
imstande sein, ein Urteil abzugeben, ob und wie weit ich mein Ziel bei
Ihnen erreicht habe. Ich wiederhole das Thema: „Radio als Förderer von
Menschlichkeit und Christentum."
Jedermann wird ohne weiteres zugeben, daß das Radio sich im Dienste der
Menschheit täglich große Verdienste erwirbt. Man denke nur, wie manches
Menschenleben gerettet wurde, weil Schiffe in Not auf hoher See
Nachbarschiffe mittelst Radio eilendst zu sich rufen konnten. Oder man
mache sich ein Bild von einem Flugzeug, das sich im pfadlosen Äther in
Nacht und Nebel verirrte; die Mannschaft will schier verzagen und siehe -
eine Radiostimme bringt Rettung und führt sie auf rechter Straße zu
sicherem Landungsort.
Aber auch in weniger auffallender Weise und doch bedeutsamer Art ist diese
wunderbare Erfindung in den edelsten Dienst der Menschheit getreten. Der
Radio-Engel bringt Freude und Glück in das Haus der Einsamen und
Verlassenen, Trost und Lebenshoffnung an das Bett des Kranken; er schürt
nicht nur das Feuer des heimatlichen Herdes, indem er durch gemeinsame
Unterhaltung die Familie im traulichen Kreise verbindet, sondern er
leuchtet auch dem Fremdling in der Ferne und frißt das heimwehkranke Herz
mit süßen Liedern, mit Sang und Klang aus der trauten Heimat.
Wer weiß, ob nicht das Radio in der Zukunft mehr als je mithelfen wird,
das Mißtrauen unter den Völkern zu vernichten. Vielleicht spinnt die
Radiosee schon jetzt mit Silberfäden - weit erhoben über alle Grenzen
gegenwärtigen menschlichen Daseins - an einem Netz der Brüderlichkeit, das
einmal die ganze Erde umspannen wird.
Niemand bezweifelt die Verantwortlichkeit der Presse als Trägerin der
Zivilisation und Kultur. Aber der Rundfunk ist noch mehr geeignet als
jene, die Erkenntnis der Zusammengehörigkeit der menschlichen Familie und
die Tatsache, daß die Interessen der Gesamtheit auch die Interessen des
einzelnen Menschenbürgers bilden, hinauszustrahlen. Ja, es ist meine
aufrichtige Hoffnung und wirkliche Überzeugung, daß das Radio in
Übereinstimmung mit göttlicher, wohlwollender Vorsehung in stiller,
unbewußter Art eine goldene Himmelsbrücke der Nachbarlichkeit zwischen
Mensch und Mensch bauen und einen Kranz der Eintracht und des Friedens
unter den Völkern der Erde winden wird.
Ein moderner, deutscher Schriftsteller, Heinrich Lhotzky, schildert uns in
seinem Buche „Vom Erleben Gottes", wie die höchsten Güter der Menschheit,
nämlich Menschlichkeir und wahrhaft christliche Kultur am erfolgreichsten
durch unpersönliches und ungezwungenes und unbewußtes Dafüreintreten
vermittelt werden. Wir zitieren Lhotzkys Worte, Seite 10 bis Seite 12.
„Wenn ich das Wort
Menschlichkeit höre, ist's mir immer, als sollte man einen Edelstein aus
dem Staube aufheben. Es gibt in der Welt einen geheimen Zauber, mit dem
die festeten Türen gesprengt, die größten Taten verrichtet und wirkliche
Wunder vollbracht werden können. Dieses Zaubermittel gibt's Wer Wunder tun
will, kann es, denn das Mittel ist nicht etwa im Besitz weniger
Auserwählter, sondern aller ohne Ausnahmen. Nur wissen die Menschen nicht,
wie reich sie sind, und lassen ihren Edelstein im Staube liegen, ja häufen
selbst noch staub darauf. Dieses köstliche Gut ist die Menschlichkeit.
Im rein Menschlichen liegt unsere beste Kraft und größte Macht. Es ist nur
bei vielen tief vergraben unter dem Gebildeten, oder dem Geadelten, oder
dem Besitzlichen, oder dem Religiösen, oder dem Politischen, oder
irgendwelcher bunten Torheit, mit der wir uns zu behängen lieben. Aber wer
irgendeinen Wirkungskreis haben will, wer irgend etwas Weitergehendes
leisten will, kann es nur durch seine wahre Menschlichkeit.
Je wahrer, je einfacher und klarer ein Mensch ist, desto nachdrücklicher
wird er sich auswirken. Je gekünstelter, geschraubter und absichtlicher
jemand sich gibt, desto mehr schrumpft sein Wirkungskreis zusammen. Wer
harte Herzen erschließen, Widerspenstige zähmen, Menschen, Tiere und die
ganze Natur überwinden will, muß alles Berechnete, Überstiegene,
Gewalttätige ablegen und mit einem wahren Kinderherzen voll Vertrauen,
voll Freude und Herzlichkeit, voll unverwüstlichen, unverbitterten
Frohsinns seine Straße gehen. Er muß mit einem Worte Mensch sein, und
soweit er es sein kann, reicht sein Einfluß. Bei dem einen reicht er
weiter, bei dem anderen ist er sehr eng begrenzt. Das liegt nicht in einem
Tun oder einer Angewöhnung, sondern in einem ganz einfachen Sein, das
angeboren oder auch erwachsen sein kann, aber nie angelernt, angewöhnt.
Eigentlich weiß das jeder ohne weiteres. Jeder Künstler, jeder
Schriftsteller, jeder Lehrer und Erzieher, jeder Prediger, jeder Redner,
jeder Feldherr, ja jeder Fabrikherr, jeder Kaufmann, jeder Vorgesetzte
überhaupt weiß, daß sein wahrer Einfluß reicht, soweit seine
Menschlichkeit geht. Man kann die Menschen auch anders zwingen, mit
Gewalt, mit Wissen, mit Geld, man kann sie mit Polizeimacht Hurra zu
schreien nötigen, aber jeder weiß ganz genau, daß er sich mit diesen
Mitteln ebenso leicht verhaßt als lächerlich macht. Wunder wird solch
einer nicht tun und weiß auch, daß er es nicht kann, und bleibt darum ewig
unbefriedigt.
Aber merkwürdig. Obgleich wir alles das wissen, entschuldigen wir
unverdrossen jede Schwäche mit unserer Menschlichkeit, erklären unsere
Torheiten damit, daß wir Menschen sind, und wenn es in einem Kreise zu
recht gröblichen Schwierigkeiten kommt, sagt man: Es menschelt. So häufen
wir Staub auf den besten Edelstein dieses Planeten und vergraben unser
Bestes in Schutt. Wir verstehen unsere Wahrheit nicht."
Lhotzky führt ferner aus:
„Menschen, die Trostquellen für
Unglückliche sind, wirken sich im allgemeinen mehr unbewußt aus.
Wohltätige Wirkungen entströmen ihnen wie sonnige Glücksstrahlen. Ihr
ganzes Sein vermag zu trösten, nicht ihr Tun und Reden.
Sammle in dir die Strahlen des Friedens, ganz still, ganz unscheinbar,
ganz verborgen und mache so wenig Aufhebens wie möglich davon. Es schadet
nichts, wenn deine Augen und Mienen noch finster bleiben. Du sollst gewiß
keine Friedensgesichter schneiden. Das würde dich nur verunstalten. Du
kennst solche ewig freundliche Vollmondsfriedensfratzen. Sie stehen dir
übel an.
Nein, sammle die Friedensstrahlen in dir, für dich. Sie werden, ohne daß
du es merkst, aus dir herausleuchten und dich verklären. Nur so wird der
Friede Wirklichkeit, Geschichte, Beweis für die Welt.
Um versöhnlich zu wirken, dazu bedarf man gar keiner Umstände. Man hat
weder eine Partei, noch Religion, noch Konfession, noch irgendeinen
anderen Menschen dazu nötig. Nur einen einzigen Menschen hat man nötig.
Der ist man selbst. Man hat gar nichts dabei zu tun, nur ganz einfach eine
neue, aufrichtige Haltung allen Menschen gegenüber einzunehmen, der
nächsten Umgebung zuerst. Wer damit anfängt, zunächst auf weitere Kreise
wirken zu wollen, ist ganz gewiß auf falschem Wege. Unser Einfluß liegt
überhaupt nicht im Bereiche des persönlichen Lebens, sondern des
unpersönlichen. Rechte Wirkungen gehen nur unbewußt und unwillkürlich von
uns aus und sind ein Zeichen unserer geistigen Gesundheit.
Es gibt kaum ein deutlicheres Kennzeichen für die Zugehörigkeit zum Reiche
Gottes als die Versöhnlichkeit. Kein frommes Gebärdenspiel, keine
religiöse Sprechweise gehört zum Reiche Gottes. Nur wer mit leidet, mit
trägt, mit glaubt, mit hofft, und zwar unter allen Umständen, der ist
Christi, ganz gleichviel, ob er eine Religion hat, oder welcher religiösen
Sonderfärbung er zugehört.
Vergeben, wie der Vater vergibt. Das ist nicht eine Kunstfertigkeit, die
man erlernen kann, sondern das Natürliche, was das Reich Gottes von selbst
bewirkt in dem Maße, als jemand in seinem Lichte steht, und auch der
Sündigste und Stumpeste und Ungebildeste weiß ohne weiteres, daß das die
Wahrheit ist für die Welt." (Seite 15-16).
Das Radio bildet nun gerade ein
solches Mittel zur Überbringung dieser höchsten Güter, weil bei einem
Radiovortrag die Persönlichkeit des Redners in den Hintergrund tritt und
jede Tendenz einen bestimmten Kreis von Menschen zu erreichen, dahinfällt,
weil er ja nicht weiß, wo und von wem seine Stimme gehört wird. In diesem
Sinne und ohne dabei irgendeine bestimmte Richtung zu vertreten, möchte
ich Ihnen noch eine kurze biblische Begebenheit erzählen, die deshalb für
unsere Zeit - so voll von materialistischer Weltanschauung - Bedeutung
hat, weil in diesem Wunder der biblischen Geschichte die Hoffnung des
Reiches Gottes auf Erden wie der Schatz im Acker verborgen liegt.
„Ein gewisser stadtbekannter Krüppel saß wie gewöhnlich an seinem Platz in
der Nähe der schönen Pforte des Tempels auf der Treppenstufe, wohin er Tag
für Tag getragen wurde, um von mitleidigen Menschen beachtet zu werden. Er
war als Krüppel auf die Welt gekommen und hatte nie die Freude froher
Kinderspiele gekannt. Manchmal, wenn er dem bunten Treiben der Menge
zuschaute, muß ihm tiefer Schmerz am Herzen genagt haben. Ach, daß er doch
einmal sich der jubelnden Menge anschließen könnte, wenn sie hinaufging in
den Tempel an den Feiertagen! Mit der Zeit hatte er sich daran gewöhnt,
seinen bitteren Schmerz zu verbergen, und er brachte es so weit, daß ein
leichtes Lächeln über sein sonst so verschlossenes, bleiches Antlitz
huschte, wenn jemand auf der Treppe zögerte und ein Almosen in seinen
Schoß warf. Heute aber war die Stadt in großer Aufregung über diese neue
Lehre von der Wiederherstellung aller Dinge und über das eigentümliche
Auftreten dieser ungelehrten Fischersleute aus Galiläa. Hier kommen jetzt
zwei dieser Männer, die so viel Aufsehen erregen - Johannes und Petrus
wenden ihre Schritte dem Tempel zu; - ob sie ihn, den Bettler, wohl
bemerken werden? Wie sie näher kommen fleht er sie an um eine Gabe. Die
Apostel blicken mitleidsvoll auf diesen Armen Menschen. Dann spricht
Petrus:
„Gold und Silber habe ich nicht, was ich aber habe, das gebe ich dir: Im
Namen Jesu, des Messias, des Nazaräers. - stehe auf und wandle!" Und er
faßt ihn bei der rechten Hand und richtet ihn auf. Da werden plötzlich
seine Füße und Köchel fest. Er springt auf, - steht, wandelt und geht mit
ihnen hinein in den Tempel, um Gott zu loben." -
Der lahme Mann stellt die Menschheit dar, die gleich am Anfang ihrer
Geschichte lahmt und krank wurde dadurch, daß der erste Mensch, Adam,
Gottes Gebot übertrat und dadurch eigene Schuld die Strafe des Todes nebst
Krankheit und Schmerz auf die ganze Menschheit brachte. Adam und Eva waren
als vollkommene Menschen erschaffen und sie wohnten im schönsten Teil der
Erde, die nur erst zum Teil als Heimstätte des Königs der irdischen
Schöpfung zubereitet war. Diese ersten Eltern kannten weder Sorge noch
Tränen, bis die böse Tat das paradiesische Glück zerstörte. Sie wurden aus
Eden vertrieben und mußten im Schweiße des Angesichts ihr Brot essen,
unter Dornen und Disteln ihr Dasein fristen, bis das ganze furchtbare
Urteil „Sterbend sollst du sterben", „Du bist Staub und sollst wieder zu
Staub werden", sich an ihnen ausgewirkt hatte. Von der Zeit an haben die
Menschen sterben müssen und viele, die auf Erden gelebt haben oder heute
noch leben, sitzen in trostloser, stiller Verzweiflung an der schönen
Pforte des Tempels, ohne zu wissen, daß die Stunde der Befreiung und die
Zeit der Wiederherstellung herbeigekommen ist.
Die schöne Pforte könnte ein Sinnbild sein von dem sich öffnenden Tor
eines neuen Zeitalters, von dem Johannes sprach in Offenbarung 21: 2-4:„Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel
herniederkommen von Gott bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte
Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die
Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie
werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und
er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr
sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das
Erste ist vergangen."
Ein bekannter Schriftsteller schildert diese goldene Zeit mit folgenden
Worten:
„Schließe deine Augen einen
Augenblick vor dem Elend und dem Weh, vor der Entartung und den Mühsalen,
die jetzt um der Sünde willen herrschen, und male vor dein Geistesauge die
Herrlichkeit der vollkommenen Erde! Kein Flecken der Sünde stört mehr die
Eintracht und den Frieden eines vollkommenen Gemeinwesens; kein bitterer
Gedanke, kein unfreundlicher Blick, kein hartes Wort; Liebe aus allen
Herzen quellend begegnet gleicher Erwiderung in allen anderen Herzen;
Wohlwollen kennzeichnet jede Tat. Da wird keine Krankheit sein, kein Weh,
kein Schmerz, noch irgendein Anzeichen von Verfall, nicht einmal die
Befürchtung solcher Dinge.
Denke an alle Bilder verhältnismäßiger Gesundheit und Schönheit der
menschlichen Gestalt und Gesichtszüge, die du je gesehen hast, und wisse,
daß die vollkommene Menschheit von noch weit überragenderer
Liebenswürdigkeit sein wird. Innere Reinheit und geistige und moralische
Vollkommenheit wird jedes strahlende Antlitz kennzeichnen und verklären.
So werden die Bewohner der Erde sein. Da werden den Weinenden und
Trauernden alle Tränen abgetrocknet sein, wenn so das vollständige Werk
der Auferstehung vor ihren Augen dasteht," -
Der vorhin zitierte Schriftsteller Lhotzky äußerte die gleiche Hoffnung, indem er schrieb:
„Es wird eine Zeit kommen, da werden die Menschen keine Ketten irgendwelcher Art mehr tragen wollen, keine Sklavenketten und keine Geistesketten. Da wird ein einziger Schrei aus der Menschheit gellen: Freiheit! Die Freiheit im Geiste, die Freiheit der Kinder Gottes ist das Menschheitserbe. Je näher es kommt, desto sehnsüchtiger wird die Menschheit erregt. Sie fühlt das Nahen und versteht es nicht. Darum ist sie so unruhig und unbändig. Ihr Heil kommt."
So hoffe ich denn, daß viele meiner Zuhörer, die die Überzeugung teilen, daß wir uns auf die Schwelle einer neuen Epoche befinden, und daß die wunderbaren Erfindungen der Gegenwart als Vorzeichen einer neuen Weltordnung betrachtet werden können, mithelfen werden, durch Erben für das Radio, nicht nur als Spielzeug angenehmer Unterhaltung, sondern als Kulturträger und als Förderer von Menschlichkeit und Christentum. Sie werden mir bestimmen, wenn ich behaupte, daß das Radio in kurzer Zeit das Leben eines jeden Menschen nicht nur beeinflussen, sondern gewaltig verändern wird. Es öffnet die Tür zu Tausenden von Möglichkeiten, die noch vor 20 Jahren als unmöglich galten. Hören Sie zum Schlusse, was Herbert S. Stenson darüber sagt in einer weltbekannten Zeitung: „Die Boston Post":
„Selbst der Durchschnittsmensch,
dem es an Phantasie fehlen mag, wird zugeben, daß das Zeitalter unserer
Kinder das „Radio-Zeitalter" oder die Epoche sein wird, in welcher
Unmögliches möglich gemacht wird. Was ist das Radio-Zeitalter? Worin
bestehen seine Möglichkeiten? Ohne Reserve behaupte ich, daß es der
Menschheit letzte und höchste Epoche sein wird. Es wird Utopien sein,
welches die Träumer und Wissenschaftler gesehen haben durch den Vorhang
von Unglauben und Unwissenheit. Radio wird diesen Vorhang zerreißen, und
wir werden in Lebenszustände eintreten, die kühnsten Träume des vorigen
Jahrhunderts übertreffend. Nun, wie wird dies geschehen? Als Antwort
wollen wir einen praktischen Vergleich machen mit der Vergangenheit. Alle
Autos werden ohne Geräusch laufen und ihre Kraft von Radiostationen
erhalten, die an den großen Wasserkraftquellen angelegt sind. Straßen und
Häuser werden erleuchtet sein durch kalte immer brennende Lichter, die
ihre Energie aus der Luft ziehen. Intensive Heizung wird nicht nur au
unsere Wohnhäuser erwärmen, sondern auch das Freie. Das Klima wird
reguliert werden.
Telefon und Telegraph werden veraltet sein. Wir werden durch Radiowellen
über die Kontinente hinweg sprechen können. Ozean-Dampfer und
Passagierflugzeuge werden nicht nur durch Radio getrieben werden, sondern
auch gleichzeitig mit dem Ufer in steter Verbindung sein. Die Neuigkeiten
der Welt, Opern und die besten Konzerte, werden in die einfachsten Häuser
Freude bringen. Nicht nur die Stimme oder der Klang, sondern das lebende,
atmende Bild wird auf den Flügeln des Radios fortgetragen werden und auf
größte Entfernung sich wiederum entfalten in schönster Pracht. Sie werden
mit Radio mit einem weitentfernten lieben Freund reden und gleichzeitig
das lächelnde Antlitz sehen und antworten, als wenn Sie Seite an Seite
sitzen würden.
Wasserstoff-Gas, welches bisher in nur geringen Quantitäten gewonnen
werden konnte, wird durch Radio-Vibration ausgelöst werden und wird den
ausgenützten Boden des kultivierten Teiles der Erde wiederum sättigen,
sodaß ein Übermaß an Früchten und Blumen hervorsprießen wird.
Radio-Empfangsgeräte von größter Genauigkeit werden jede menschliche
Empfindung, Liebe Haß und dergleichen registrieren. Das Verbrechen wird
aus der Welt geschafft werden. Ehescheidung und Laster werden aufhören,
Krankheit wird aussterben. Pestillenzen werden von der Erde hinweggefegt
werden. Wie? Durch Radio-Vibrationen, die mit solch ungeheurer Macht über
die Erde strömen, daß sie alle Krankheitskeime töten und vernichten. Die
Luft, die wir atmen, wird mit gesundheitsbringender Kraft erfüllt sein.
Wir alle wissen, wie rein und erfrischend die Luft nach einem Gewitter
ist. Radio wird die Ursache sein, sie immer so zu erhalten.
Wenn jemand die Gesundheit, Intelligenz und das Glück seiner Umgebung
fördert, so fördert er die Kultur und die Demokratie. Er sorgt ferner
dafür, daß das Christentum blüht, wo vorher Sünde und Laster hausten.
Radio-Aktivität wird dieses und noch mehr tun. Radio wird ein eiserner Arm
des Christentums, der Demokratie und des Lebens selbst werden. Alle
Religionen sind sich einig darüber, daß wir uns in den letzten Tagen, in
der Zeit der Erfüllung der Prophezeiungen befinden. Sorge, Schmerz und
Sünde werden von der Erde hinweggefegt. Die Flügel des Radios sind
bildlich gesprochen die Flügel des Engels, der alles Geschehen
niederschreibt. Wir sind auf der Schwelle angelangt. Das Radio-Zeitalter
wird des Lebens Erfüllung, der Erde höchste Krone und der Himmel sein, dem
wir alle unbewußterweise zusteuern."
Soweit dieser Bericht, der uns wiederum das Bild der unglücklichen Menschheit zeigt - sitzend an der Schwelle der schönen Pforte, die sich bald auftun wird und der ganzen Menschheit die Segnungen bringen wird, die Gott in Bereitschaft hält für alle, die ihn lieben und deren Ausdruck findet in den Worten des Dichters:
„Der Denker"
(Aus dem Epilog „Die Weinpresse" von A. Noyes).
Jawohl, ein Hauch der Dämmerung uns're Stirne fühlt,
Obwohl wir noch umfangen sind von dunkler Nacht.
Der Schnitter „Tod" vom Pfeile sich getroffen fühlt,
Ein Gott hält an des Schicksals Schwelle Wacht.
Jehovas Geist einst schwebend über Wa'ssers Tiefen,
Durchdringt der Menschheit Sinn mit neuem Licht;
Die Völker fühlen's, die so lange schliefen,
Wie Frühling nun ihr Träumen stört und bricht.
Der Tag bricht an, der Tag, es hören die Nationen
Von weither einen Ruf, der ihnen allen gilt. -
Gestiegen seid ihr hoch, ihr Generationen,
Durch Krieg und Streit und Morden, toll und wild -
Und doch, - ein noch viel höh'res Ziel ist euch beschieden,
Im lichter'n Höhen, über aller Erdennot,
Ein Pfad der Liebe und von Frieden,
Den heil'gen Weg - den Weg - bahnt uns'rem Gott. J. H. B.
Sicherlich wird man einräumen müssen. Das ist wohl eine „Sonntagspredigt",
wie sie auch von anderen kirchlichen Kreisen stammen könnte. Zumindest in
Teilen. Zwar nicht plakativ, dennoch vorhanden, in ihr auch die These der
Endzeit-Naherwartung. Und da selbige ja das „Markenzeichen" der WTG-Religion
darstellt, ist ihre Artikulierung zugleich identisch mit einer „parteilichen
Werbung", in einem „öffentlich-rechtlichen Medium". Und an Parteivoten stellen
selbige sicherlich höhere Hürden, als wenn derselbe Sachverhalt im eigenen
Medium (in diesem Falle das GZ) dargestellt wird. Da „trifft" sich eine
„parteiliche Klientel". Ein Öffentlich-rechtliches Medium indes, kann sich so
nicht parteilich vereinnahmen lassen. Es sei denn es ist Werbefinanziert. Dann
„singt es das Lied dessen, der die Musik bestellt hat".
Parteiisch wirkt auch das mit enthaltene Votum in diesem Vortrag:
„daß die wunderbaren Erfindungen
der Gegenwart als Vorzeichen einer neuen Weltordnung betrachtet werden
können."
Das ist dann wohl eine These, die andere Religionsgemeinschaften, zu der
Zeit nicht so mittrugen. Auch da stand die WTG mit dieser These „allein auf
weiter Flur".
Inwieweit eine ausländische Zeitung, wie die „Boston Post", die in diesem
Vortrag auch mit vorkommt; die aber wohl kaum ein Schweizer tatsächlich lesen
dürfte, und die zudem noch mit einer Aussage bemüht wird, bei der man hin- und
herschwankt. Ist das nun eine „Allerwelts-Aussage"; oder eine Aussage im
zeitgenössischen Rahmen bewertet, die etwas zuviel Utopie-Elemente enthält.
Inwieweit die Einflechtung solcher Quellen ein besonderes „Geschick"
offenbart, mag man ebenfalls anzweifeln.
„Radiovortrag erst am 6. Juni.
Monatelang schon bemüht sich die Bibelforscher-Vereinigung, auch in
Deutschland Gelegenheit zu erhalten, über Radio zu ihren zahlreichen
Freunden im ganzen Reich sprechen zu können, wie dies in Amerika
regelmässig über ca. 100 Sendestationen geschieht. Nach mehrmaligen
Vertröstungen hat die Berliner Funkstunde nunmehr eine offizielle
Zusage dahingehend erteilt, dass die Bibelforscher-Vereinigung
Am Mittwoch den 6. Juni 1928, abends zwischen 7 bis 8 Uhr über
Sendestation Berlin, Welle 484 einen Radio-Vortrag halten kann.
Der Leiter der deutschen Bibelforscherbewegung zugleich auch
Hauptschriftleiter des „Goldenen Zeitalters", Herr P. J. G. Balzereit,
wird über
'Eines Bibelforschers Weltanschauung'
sprechen. Sicher werden unsere verehrten Leser diese Gelegenheit mit
Freuden begrüssen. Wir haben die bestimmte Erwartung, dass der
Bibelforscher-Verinigung daran anschliessend von den verschiedenen
Sendestationen Deutschlands regelmässig die Möglichkeit gewährt wird,
zum Nutzen des Volkes allgemein interessierende Themen über Radio zu
behandeln."
Was die genannte „bestimmte Erwartung" anbelangt, ist allerdings zu
registrieren. Sie blieb ein „Luftschloss". Immerhin der einmalige Vortrag
konnte tatsächlich gesendet werden. Ehrensache für das „Goldene
Zeitalter", selbigen auch in seinen Spalten zu dokumentieren, und zwar in
der Ausgabe vom 1. 9. 1928.
Nachstehend sei er zur Ermöglichung einer eigenen Meinungsbildung,
vorgestellt:„Eines Bibelforschers Weltanschaaung
Radiovortrag, gefunkt über den Deutschlandsender Königswusterhausen
Das „Für und Wider" der bestehenden verschiedenen religiösen,
philosophischen und politischen Weltanschaungstheorien erscheint nur
solange beunruhigend, wie man im „Kampf der Geister" selbst einen
ruhenden Punkt noch nicht gefunden hat.
Der Ausdruck: „soviele Menschen - soviele Weltanschauungen" ist
zweifellos eine Übertreibung, aber ebenso wahr ist es, daß heute viel
mehr als zu irgendeiner Zeit sich jeder im reiferen Alter befindliche
Mensch ein Weltbild zu machen sucht. Warum ist das so?
Eben, weil Dinge, Verhältnisse und Zustände unserer Tage mit ihrem
seit Jahren unfruchtbar bleibenden, oft katastrophalen Geschehen die
Menschen heute mehr als früher zum Denken veranlassen, ihnen
gewissermaßen die Frage aufzwingen:
„Warum - wenn es einen Gott gibt - ist heute alles so trostlos auf der
Erde, und warum wird es nie besser, sondern scheinbar immer
schlechter?"
Das ungestüme Fragen unserer Zeitgenossen fordert Auszug und Antwort.
Von den verschiedensten Seiten bemüht man sich beides zu geben. Das
Resultat sind die verschiedensten Weltanschauungstheorien und
Parteiprogramme, an denen unsere Zeit so reich ist.
Nachdem ungezählte Versuche der verschiedensten Geistesrichtungen -
den in Not und Unruhe geratenen Organismus das Weltgeschehen in
Ordnung zu bringen - versagten, ist es nicht verwunderlich, daß man
sich allgemein auch wieder der Religion zuwendet, in der Hoffnung,
durch sie die ersehnte Beruhigung der Lage zu bewirken. Und „wahre"
Religion vermöchte diese Hilfe auch zu bringen; ja es ist
unzweifelhaft, daß sie auch allein die Verhältnisse zu ändern und zu
bessern vermöchte. Aber, es müßte auch wirklich „Religion" sein und
sich hinausheben über das, was wir bis heute allgemein als Religion
ansahen, was aber bis zur Stunde weder uns noch andern Völkern der
Christenheit in gleicher Lage das Los abzuwenden vermochte, das wir
tragen und beklagen.
Der Begriff „Religion" - gleichbedeutend mit Gottesverehrung - sollte
immer streng geschieden werden von den Mitteln, deren der Mensch sich
bedient, um „religiöser Form" Ausdruck zu geben. Religion also sollte
unterschieden werden von religiösen Zeremonien.
Wo dieser Unterschied zwischen wirklicher Religion und religiös
scheinenden Zeremonien verwischt wird, ist man verantwortlich dafür,
daß die Menschen anstatt wirklicher Religion lediglich wertlose
zeremonielle Ausdrucksmittel religiöser Form besitzen, die - da sie
eben nur Äußerlichkeit sind - im Ernstfall völlig versagen. Aus diesem
Grunde auch vermochte bei Ausbruch des Weltkrieges die äußere Form
eines Christentums, wie es die Christenheit der Erde eben nur besaß,
den Weltkrieg unter den Christen - Brudervölkern - nicht zu
verhindern.
Wahre Religion ist die tiefinnerste, Wesen gewordene Einstellung des
Menschenherzens zu Gott, zum Gottwohlgefälligen und damit zum
Gottgleichen. Die Fülle der voneinander abweichenden verschiedenen
Dogmen und zeremoniellen Gebräuche der verschiedenen Kirchenrichtungen
der Welt aber sind eben nur Theorie, sind lebenslose, symbolische
Darstellungen vergangener, gegenwärtiger oder zukünftiger
Geistesrichtungen, die - mit Ausnahme eines vorübergehenden Einflusses
auf das Gefühl - ohne jeden realen Wert für die Innengestaltung des
Menschen bleiben. Um daher in unseren ferneren Ausführungen alle
Begriffe genau zu präzisieren, unterscheiden wir streng zwischen
„Religion" und „religiöser Form". Mit religiöser Form bezeichnen wir
die auf ein bestimmtes, oft auch politisch durchsetztes Ziel
konzentrierten religiös erscheinenden Formen und Zeremonien der
verschiedenen Kirchen der Welt, während wirkliche Religion eigentlich
nur einen im Inneren des Menschen sich abspielenden Vorgang
kennzeichnet, der ganz unabhängig ist von einer Zugehörigkeit zu
irgendeiner Kirchenrichtung.
Zusammenfassend konstatieren wir also: Religion im Sinne der Bibel ist
das im Herzen eines Menschen wohnende, Wesensart gewordene Bedürfnis,
Gott zu ehren durch gottwohlgefälliges Handeln im eigenen Leben und an
allen Menschen.
„Religiöse Form" aber bezeichnet jene im Christentum unserer Tage
geübte Unsumme von Zeremonien und Äußerlichkeiten, die zwar zweifellos
oft sehr schön aussehen, aber nun doch leider mit all ihrem
vergänglichem Glanz die Dunkelheit des Erdendaseins bis zur Stunde
nicht zu wandeln vermochten. Unsere unpersönlichen Ausführungen
möchten aber bitte nicht als Kritik, sondern als das Bemühen einen
besseren Weg zu zeigen betrachtet werden.
Wie kommt der Mensch zu wahrer Religion?
Das ganze Menschendasein baut sich auf der Fähigkeit des Menschen
verstandesgemäß Eindrücke aufzunehmen und zu verwerten. Was nur
gefühlsmäßig aufgenommen wird ist von kurzer Dauer. Darum auch kann
Religion im Sinne der Bibel dem Menschen nie durch gefühlsmäßige
Eindrücke, sondern nur mittels seines Verstandes zuteil werden. Aus
diesem Grunde lehnen Bibelforscher es ab, die Menschen gefühlsmäßig
durch Zeremonien und anderes zu beeinflussen, suchen aber um so mehr,
sie zum verstandesgemäßen Erforschen der Bibel und zur Annahme ihrer
Grundsätze zu bewegen.
Niemand der wahrhaft die Bibel vertritt und ihr zu dienen bemüht ist
sollte das Erwachen der Menschheit und die Tatsache, daß sie allgemein
mehr als früher anfängt zu denken, fürchten, sondern man sollte dies
begrüßen. Darum sind auch alle Maßnahmen, die ein Unterbinden der
Denkfähigkeit des Menschen zugunsten religiöser Form und Dogmen
anstreben als ein Unrecht an wirklicher Religion, d. h. als ein
Unrecht an der Bibel und als ein Hindernis auf dem einzig möglichen
Wege zur Gesundung zu bezeichnen. Mögen solche Maßnahmen nun auf dem
Gebiete der Kindererziehung, des Schulunterrichtes, der allgemeinen
Literatur oder sonstwo liegen, wenn ihr Ziel ist, irgendwo die
Denkfreiheit zu unterbinden, sind sie menschenfeindlich. Es wird sich
freilich nicht vermeiden lassen, daß bei unbehinderter Denkarbeit auch
dieser und jener dunkle Platz des Geisteslebens der Erde durchwandert,
durchlebt, durchdacht und aufgeklärt werden muß; aber, wie und warum
will man das verhindern? Schaden einem Rennfahrer bezüglich seines
Könnens die gemachten Umwege, oder einem Philosophen gemachte und dann
erst erkannte Fehlschlüsse?
Vermehren sie nicht die Kraft und das Wissen?
Was wir sagen wollen ist dieses:
Schund und Schmutz sind aus dem Leben der Menschen nicht mittels
gesetzlicher Maßnahmen zu entfernen, solange sie nicht aus den Herzen
der Menschen entfernt sind! Das Herz oder die Gesinnung aber ist mit
Gesetzen nicht zu wandeln, sondern muß - um dieses zu erreichen - mit
wahrer Religion, d. h. mit Erkenntnis der Bibel und ihrer Wahrheiten
erfüllt sein, und das kann nur über den Verstand des Menschen, über
seine Fähigkeit zu denken erfolgen.
Es gebrauchte einmal jemand den Ausdruck: „Wie der Mensch, so sein
Gott." Angesehen von einem Körnchen relativer Wahrheit in diesem Satz
stellt er dennoch als Ganzes eine bedauerliche Gedankenlosigkeit dar;
denn das Umgekehrte ist der Fall, nämlich: „So wie dein Gott, so bist
du", d. H.: „So, wie du dir deinen Gott vorstellst und denkst, so wird
er deine Gedankenwelt erfüllen und dich gerade so beeinflussen, wie du
über ihn denkst." Formuliert hieße dies: „Nicht der Mensch macht die
Gotteserkenntnis, sondern Gotteserkenntnis macht den Menschen." Und
darum ist eine richtige Gotteserkenntnis von allerhöchster Bedeutung
für dieses Leben. - Wieso?
Ideale und Vorbilder sind im Leben des Menschen von großer Bedeutung.
Das höchste Ideal eines Menschen wird auch den größten Einfluß auf
sein Leben ausüben. Wenn wir es nun als feststehend ansehen, daß es
für einen Menschen ein höheres Ideal als Gott nicht geben kann, dann
ist von diesem Gesichtspunkt aus ein rechtes Verständnis des Menschen
über Gott - also ein richtiger Gottesglaube - von allergrößter
Bedeutung. Glauben aber heißt nicht nur irgend etwas „für wahr
halten", weil andere es auch für wahr halten, sondern heißt innerlich
und ohne jedes Hemmungsgefühl überzeugt zu sein. Eine bestimmte
Überzeugung aber kann sich wohl nur herausbilden, wenn alles „Für und
Wieder" sorgfältig geprüft wurde und ein zufriedenstellendes,
verstandesgemäß erfaßtes Resultat verbleibt. Nur ein so aufgebauter
Glaube vermag den Menschen zu nützen und Halt zu bieten.
Wir halten es daher auch nicht für richtig, im Menschenherzen sich
erhebende Zweifel einfach immer mit einem „du mußt glauben"
zurückzuweisen, sondern wünschen vielmehr stets alle Einwände
sorgfältig zu würdigen und darauf zu antworten. Zu diesem Zwecke
greifen wir jetzt eine schon am Anfang unserer Ausführungen
wiedergebene Frage auf, die fast überall im Herzen der Menschen wohnt.
Sie lautet:
Warum - wenn es einen Gott gibt - ist heute alles so trostlos auf der
Erde, und warum wird es nie besser, sondern scheinbar immer
schlechter?
Warum läßt Gott das Böse zu?
Diese Frage läßt sich zusammenfassen in die Worte:
Warum läßt Gott das Böse zu?
Wir wollen nun im Rahmen dieses Vortrages, der unsere Weltanschauung
darlegt, kurz diese Frage beantworten.
Gutes und Böses herrschen in der Welt, und das Böse hat überall die
Oberhand. Da keine Wirkung ohne Ursache ist, muß auch das Gute und das
Böse eine Ursache haben.
Die Quelle alles Guten ist Gott, - alle seine Werke sind Güte und
Liebe, denn sie sind schön. Die Harmonie seines weltweiten
Schöpfungswerkes, wo überall - um der Wohlfahrt des Ganzen willen -
sich eins in das andere einfügt, unterordnet und aufgeht, ist eine
Offenbarung seiner hervorragendsten Eigenschaft, der Selbstlosigkeit.
Die Bibel sagt in ihrer durch Einfachheit des machtvollen Ausdrucks
bewiesenen Göttlichkeit: „Gott ist Liebe!"
Gottes Forderung an die Menschheit ist göttlich, allumfassend und
kindisch einfach. Sie lautet: „Du sollst Gott über alles lieben und
deinen Nächsten wie dich selbst." Jesus sagt, daß diese beiden Gebote
die Summe aller wahrhaften Religion enthalten, wenn er lehrt: „In
diesen zweien Geboten hanget das ganze Gesetz und die Propheten."
Warum aber ist der Mensch so böse?
Auch hierauf antwortet die Bibel. Der Mensch ist nicht böse, weil er
in sich selbst böse ist. Es gibt keinen Menschen, der es liebt als
böser Mensch bekannt zu sein; aber der Mensch ist böse, weil auch eine
Quelle alles Bösen da ist, deren völliges Versiegen jedoch nahe vor
der Tür steht. Die Quelle alles Bösen aber ist Satan, der Teufel.
Die Frage, warum Gott denn einen Teufel schuf aufnehmend, antworten
wir, daß Gott keinen Teufel geschaffen hat. Nach der Bibel war Satan -
sein biblischer Name ist Luzifer - ursprünglich ein reines sündloses
Geiswesen, welches, wie der Prophet Hesekiel im 28. Kapitel sagt, von
Gott als beschützender Cherub zur Bewahrung des ersten Menschenpaares
in den Garten Eden gesetzt worden war. Luzifer aber mißbrauchte diesen
ihm von Gott zugewiesenen Vertrauensdienst, wurde stolz und suchte
seine eigene, anstatt Gottes Ehre. Der Profet Jesaja berichtet
wörtlich im 14. Kapitel hierüber und sagt, daß dieses wilensfreie,
stolzgewordene Geistwesen in seinem Herzen folgenden empörerischen
Entschluß faßte:
„Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen
Thron erheben - ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleich
machen dem Allerhöchsten."
Dieses Bibelwort sagt also, daß Luzifer ein angebeteter Herrscher
werden wollte, wie Jehova Gott selbst, und - um dieses zu erreichen -
versucht hat, die Menschen vom Gehorsam gegen Gott abzuwenden und zur
Unterordnung unter sich - Luzifer - zu bringen. Die Verführung und der
Sündenfall des willensfreien Menschen in Eden waren das Resultat
dieses Versuches.
Da Gott Liebe ist und sein Gebot an die Menschen „Liebe zu Gott und
alles umfassende Nächstenliebe" fordert, konnte Luzifer - um die
Menschen fortzuführen - nur Wege gehen, die den vom Schöpfer
eingeschlagenen Wegen entgegengesetzt waren, nämlich, anstatt Liebe zu
Gott und zum Nächsten, Wege der Menschenvergötterung und Eigenliebe.
Es ist unnötig, irgend etwas weiteres zum Beweise dafür anzuführen,
daß dies wirklich der Weg war, den die Welt in den Jahrtausenden der
Menschheitsgeschichte seit Eden gegangen ist. Des Menschen letzte
Weisheit für Völker und Einzelwesen seit jener Zeit war nicht
Nächstenliebe, sondern der Grundsatz: „Jeder ist sich selbst der
Nächste."
Natürlich hätte Gott - unter Vergewaltigung des freien Willens des
Menschen - eingreifen und den Ungehorsam verhindern können, aber seine
Gerechtigkeit ließ diese Vergewaltigung nicht zu. Gott gab dem
Menschen vielmehr die Belehrung: „Wenn du die dir nicht gehörende
Frucht issest, d. H. Ungehorsam und selbstsüchtig wirst, mußt du
sterben." Nachdem aber - wegen des im Menschen lebenden
Forschungsdranges und der Versuchung durch Luzifer - die Belehrung den
Menschen nicht mehr aufhielt, blieb für den Schöpfer in seiner
Weisheit nur noch der von ihm längst zuvor erkannte Weg, den Menschen
unter Satans Herrschaft - der er sich ja selbst unterworfen hatte -,
den Weg der Erfahrung mit dem Bösen gehen zu lassen. Seitdem geht die
Menschheit diesen selbstgewählten Weg. Daß wirklich das Böse, also
Satan, auf Erden die Oberhand hatte und noch hat bedarf ja keiner
weiteren Diskussion.
Wenn im Neuen Testament, und zwar in Lukas 4 Vers 6, Satan die auch
von Jesus unwidersprochen gebliebenen Worte gebrauchte, er - Satan -
sei der Herrscher aller Reiche dieser Welt und er gebe ihre Macht wem
immer er wolle, und wenn auch Jesus selbst im Evangelium Johannes
Kapitel 12 Vers 31 sagt, daß Satan der Fürst dieser Welt sei, so
sollte dies natürlich von niemand so aufgefaßt werden, als ob die
Bibel sagen wollte, irgendwelche Dinge, Menschen oder Personen ließen
sich bewußt als Diener oder Agenten Satans gebrauchen.
Der Gedanke ist ein ganz anderer; denn es gibt sicherlich keinen
Menschen auf Erden der gerne etwas mit diesem gefallenen Engel -
Luzifer - Satan, zu tun hätte. Aber die Bibel wünscht zu sagen, daß
die Menschen - weil sie nicht erkennen, daß die Einflüsse, welche sie
zu Selbstsucht, Eigennutz, Haß, Betrug, Blutvergießen und ähnlichem
beeinflussen, nicht von Gott kommen können - falsch geleitet, falsch
geführt, also vom Fürsten dieser Welt verführt sind. Die Bibel wünscht
zu sagen, daß mit dem Einfluß jenes falschen, Gott entgegengesetzten
Geistes, der heute die Gesinnung wohl der allermeisten Menschen füllt,
nicht Gott, sondern Satan unbemerkt auch alle Angelegenheiten des
öffentlichen Lebens der Menschen und Völker mehr oder minder
beeinflußt.
Die trostlosen Ergebnisse des allgemeinen Zustandes der Menschheit,
sowie der sozialen, wirtschaftlichen und allgemeinen Lage der Erde
beweisen zur Genüge, daß diese ungesegneten Einflüsse nicht von Gott
sein können.
Der Apostel sagt: „Der Fürst dieser Welt hat die Sinne der
Ungläubigen, d. h. Keinen wahren Glauben habenden, verblendet, daß
ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums", d. h., daß sie
die daraus möglichen Glücks- und Geistesgüter nicht erlangen.
Not, Verbrechen, Sünde, Krieg und Armut sind also nicht Gott, sondern
der Verführung oder falschen Führung durch Satan, dem Fürsten dieser
Welt und dem falschen Geiste, der infolgedessen selbstgewählt und
gewollt die Menschenherzen füllt, zuzuschreiben. Das größte Hindernis
auf dem Wege der Gesundung aber ist die Tatsache, daß dieses alles von
den Menschen nicht erkannt wird; denn, durch religiöse Formen
getäuscht - sich völlig als Christen fühlend - erkennen sie nicht, daß
ihr Handeln den Forderungen wahrer Religion, d. h. der Bibel,
entgegengesetzt ist. Außerdem versteht der Teufel diejenigen, die auf
seine Verführung hinweisen, trotzdem sie in Wahrheit Wohltäter der
Menschheit sind, als Feinde der Ordnung hinzustellen. Er lenkt die
Menschen immer wieder von einer Erkenntnis wichtiger Wahrheiten des
Lebens und wahrer Religion ab und führt sie immer wieder mit dem
Täuschungsmittel religiöser Form auf Wege, die bis jetzt nur Unglück
brachten und auch weiter bringen werden. So knechtet, fesselt und
unterdrückt er das Königtum Mensch, das unter der Universalherrschaft
Jehovas, des Schöpfers Himmels und der Erden, so glücklich sein
könnte.
Jedoch das übereinstimmende Zeugnis der Bibel beweist, daß die Zeit
der Befreiung der Menschheit und das in der Offenbarung Kapitel 20
genannte Binden Satans vor der Tür steht.
Zeichen hierfür sind - in der Bibel vor langen Zeiten vorausgesagt -
überall ringsumher auf der ganzen Erde wahrnehmbar. Eine der
markantesten Beschreibungen dieser Zeichen gibt Jesus in Matthäus 24,
wo seine Jünger ihn nach Zeichen für das Ende dieses Zeitalters fragen
und er erklärt, diese Zeichen würden sein: Kriegswirren, weltweite
Kriege von Nation zu Nation und Königreich wider Königreich,
Hungersnöte, Seuchen Erdbeben usw.
Seit dem Jahre 1914 ist eine ununterbrochene Folge genau dieser
Geschehnisse auf Erden zu verzeichnen, und in der allgemeinen, auf der
ganzen Erde ununterbrochen zunehmenden Bibelforscherbewegung und ihrer
Missionsarbeit sehen wir gleichfalls eine Erfüllung des 14. Verses
dieses 24. Matthäus Kapitels, der da lautet: „Und das Evangelium des
Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreise, allen Nationen
zu einem Zeugnis und dann wird das Ende kommen." -
Eine weltweite
Predigt des Königreichs-Evangeliums?
Die Konsequenz aller Tätigkeit der Bibelforscher der ganzen Welt ist
die immer wieder von neuem in die Menschenmassen hineingerufene
Botschaft, daß wir seit 1914 eingetreten sind in die Zeit der
beginnenden Aufrichtung des Königreiches Gottes auf Erden, in welchem
Satan gebunden worden, Jesus als König herrschen und durch welches
„Friede auf Erden" entstehen soll.
Einige Zahlen mögen beweisen, wie umfangreich diese Tätigkeit der
Bibelforscher - deren Zentralbüro in Magdeburg seinen Sitz hat - sich
in den letzten Jahren gestaltete:
Allein in Deutschland sind in den letzten Jahren durch die
Bibelforscher Hausmission verbreitet worden: über 8 Millionen Bücher
und Broschüren, über 25 Millionen Zeitschriften, annähernd 150
unentgeltlich verbreitete Traktate usw.
Ein Vielfaches dieser Zahl ist die Summe der Schriften, die in allen
anderen Ländern der ganzen Welt und in allen Sprachen der Erde zur
Verbreitung kamen. Auszugehen ist hierbei von der Tatsache, daß in
manchen Ländern die Bewegung verhältnismäßig noch wesentlich stärker
ist als in Deutschland.
Alle Literatur wird zu Selbstkosten durch unbezahlte, freiwillige
Mitarbeiter verbreitet, die von Haus zu Haus gehen, weil Liebe zur
Sache und keineswegs Erwerbs- oder Gewinnabsichten das anspornende
Motto bei der Verbreitung sind.
Mehr als 10.000 solcher freiwilliger unbezahlter Hausmissionare suchen
in Deutschland täglich in ihrer Freizeit und sonntags das ganze Jahr
hindurch in selbstloser Weise der Verbreitung biblischer Wahrheit zu
dienen.
In den Vereinigten Staaten und in Kanada hat die
Bibelforscher-Vereinigung zehn eigene Radiostationen, während auch
noch über 43 weitere Sendestationen fremder Gesellschaften die
Bibelforscher Vorträge wöchentlich gefunkt werden.
Die Botschaft, die von Bibelforschern überall auf der ganzen Erde zur
Verbreitung kommt, ist kurz skizziert folgende:
Gott schuf den Menschen nicht für den Himmel, sondern für die
Bestimmung, ewig als Mensch auf der Erde zu leben. Durch den
Sündenfall und das darauf folgende Todesurteil ging den Menschen also
auch nicht der Himmel, sondern die Fähigkeit, als Mensch auf Erden
ewig zu leben, verloren. Und aus Offenbarung Johannes Kapitel 21 Vers
3 und 4, sowie Jesaja 65 Vers 21-22, Micha 4 und anderen Stellen der
Heiligen Schrift geht klar hervor, daß, wenn das große, von Gott
verheißene Befreiungswerk der Menschheit vollendet sein wird, die
Menschenwelt alles wider erlangen wird, was ihr durch Satans
Verführung verloren ging, also ewiges menschliches Leben auf
paradiesgleicher Erde in Harmonie mit Gott. Wir lesen in den genannten
Bibelstellen: „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen - und er wird
jede Träne abwischen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr
sein, noch Trauer, noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein -. Und
sie werden Häuser bauen und sie bewohnen und Weinberge pflanzen und
ihre Frucht essen. Sie werden nicht bauen und ein anderer es bewohnen,
sie werden nicht pflanzen und ein anderer essen." „Sie werden ihre
Schwerter zu Pflugmessern schmieden und ihre Speere zu Winzermessern;
nicht mehr wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie
werden den Krieg nicht mehr lernen."
So spricht die Bibel über die Zeit, der wir entgegengehen, die Zeit
des auf Erden aufgerichteten Königreiches Gottes. Satan und alles Böse
werden für ewig vernichtet werden und die Menschheit wird durch die
dann durchlebte Erfahrung des Bösen für ewig gegen alle Böse geschützt
sein. Durch den Einfluß der Wahrheit der Bibel, durch wahre Religion
soll sie hierzu geführt werden.
Das heute allgemein einsetzende Gott- und Wahrheitssuchen weiter
Kreise der Menschheit ist der Ausdruck des Bemühens der Menschen, den
unsichtbaren, harten Geistesfesseln der Herrschaft des Bösen und
seines Regenten - Satans - zu entrinnen und jenen gesegneten Zustand
zu erreichen, den Jesus den Menschen auf Erden verhieß, wenn er seine
Jünger beten lehrte:
„Zu uns (d. h. zu uns auf die Erde) komme dein Reich, damit dein Wille
geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden."
Damit dies kommen kann aber braucht die Menschheit Erkenntnis,
Erkenntnis der Wahrheit der Bibel und Erkenntnis Gottes. Hierin allein
liegt das Heil der Welt, wie ein kleiner einfacher Vers es ausdrückt:
Drum, wenn's auch lange wärte,
Bald ist's vorbei!
Was alles Volk beschwerte
Wird - wie's auch sei -
Hinwegtun jener Morgen,
Den Seher künd'ten lang,
Die Welt wird - statt mit Sorgen -
Erfüllt sein mit Gesang.
Schon fall'n des Tages Lichter
Auf müde Angesichter -
Nur e i n s, Mensch, mußt du machen:
Du mußt zuvor erwachen!
Möchten diese wenigen Worte eine Anregung werden, auch von dem hier
angedeuteten Gesichtspunkt aus einmal die schwebenden Fragen alles
Menschenleides zu betrachten; vielleicht wird dies einigen helfen, das
wirkliche Heilmittel für alles Erdenleid zu finden in wahrer
Gotteserkenntnis und wirklicher Religion.
Mit diesem herzlichen Wunsch schließen wir unseren Vortrag: Auf
Wiederhören!"
Als Kommentar zu diesem Radiovortrag drängt sich zumindest mir der
Eindruck auf. Einerseits eine „Sonntagsrede", welche neuralgische Punkte
geflissentlich umschifft. Zum zweiten wohl aber auch - vom Anspruch her -
so konzipiert, als sei man den Großkirchen ebenbürtig, wenn nicht gar
überlegen. Und genau dies sollte sich als der entscheidende Trugschluss
erweisen. Nur eine GZ-Ausgabe davor (15. 8. 1928) hatte man vehement Klage
darüber geführt, sich diversen gegnerischen Angriffen ausgesetzt zu sehen
- auch auf der Justizebene. Man beklagt, dass der Gemeinnützigkeitsstatus,
welcher erhebliche steuerliche Vorteile für den Inhaber bietet, massiv
angefochten sei. Das war doch die eigentliche Sachlage zu der Zeit. Der
Anspruch „wir sind wer", welchen das GZ da offeriert, glich eher einem Ruf
im einsamen Wald. Das dies der erste und zugleich letzte Radiovortrag der
Bibelforscher zur Zeit der Weimarer Republik war, stellte sich im
nachfolgenden, noch überdeutlich heraus.
Durch seinen Propheten Jesaja und Hesekiel gibt uns Jehova Gott einige
Informationen über Eden. Obwohl Adam und Eva als erwachsene Menschen
erschaffen waren, waren sie doch Kinder in bezug auf Erfahrung; darum
unterstellte sie Gott in liebevoller Fürsorge der Aufsicht eines
Schutzengels, der ihr unsichtbarer Lehrmeister sein sollte. Hesekiel
sagt, als für Gott sprechend, zu diesem Engelwesen:
„Du warst ein schirmender gesalbter Cherub, und ich hatte dich dazu
gemacht." Jesaja sagt uns im 14. Kapitel, im 12. Verse (engl.
Übersetzung), daß er Luzifer, das heißt „Lichtträger" hieß. Doch anstatt
den Weg Adams und Evas zu erleuchten, tat Luzifer etwas anderes.
Hesekiel sagt:
„Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tage an, da du geschaffen
worden, bis Unrecht an dir gefunden wurde."
Luzifer begehrte, ein eigenes Königreich zu haben; und es gelüstete ihn
nach der Herrschaft, die der Herr Adam anvertraut hatte. Dieses Begehren
war sein Fall. „Wie bis du vom Himmel gefallen, du Glanzstern [Luzifer],
Sohn der Morgenröte! ... denn du sprachst in deinem Herzen: Zum Himmel
will ich hinauffahren, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben
... Ich will mich gleichmachen dem Höchsten."
Das heißt, er wollte ein Herrscher sein, der von seinen Untertanen als
Gott angebetet wird. In seiner Schlauheit erkannte er, daß, wenn es ihm
gelingen würde, Adam und Eva auf seine Seite zu bekommen, er auch ihre
gesamte Nachkommenschaft vom Gesetz abwendig machen und unter seine
Herrschaft zwingen würde ...
Gott konnte Satans Herrschaft über die Erde nicht anerkennen; denn er
hatte ihn nicht hierzu ermächtigt. ...
Doch inmitten des Reiches des Teufels hat Gott der Herr während all der
vergangenen Jahrhunderte seine treuen Vertreter gehabt. ...
Jesus suchte weder Kompromisse mit der Organisation Satans zu schließen,
die damals genau wie heute aus dem Großgeschäft, der hohen Politik und
der hohen Geistlichkeit bestand, noch suchte er diese Organisation zu
reformieren ...
Der Apostel Johannes sagt: „Hierzu ist der Sohn Gottes geoffenbart
worden, auf daß er die Werke des Teufels vernichte." (1. Johannes 3:8)
Welches war die Gott wohlgefällige Art dies zu tun? Etwa indem er das
Volk gegen die Regierung aufwiegelte und eine Revolution herbeiführte? O
nein! Als Jesus die fünftausendköpfige Volksmenge mit fünf Broten und
und zwei Fischen gespeist hatte und diese ihn, durch dieses Wunder
begeistert, zu ihrem König machen wollten, entzog er sich ihnen. Gott
würde ihn zum König machen, nicht Menschen, und Gottes Stunde war noch
nicht gekommen. Zu dem römischen Statthalter sagte Jesus: „Wenn mein
Reich von dieser Welt [dieser ungerechten Organisation] wäre, würden
meine Diener für mich kämpfen, daß ich den Juden nicht überliefert
würde." ...
Wir haben bereits in vielen
vorhergehenden Radio-Vorträgen bewiesen, daß wir uns in den letzten
Tagen der Welt befinden, und daß Christus Jesus unsichtbar als ein
herrliches Geistwesen gegenwärtig ist. Wenn nun der Friedefürst da ist,
warum haben wir dann noch nicht Frieden und Wohlgefallen auf Erden?
Warum herrschen heute Bedrängnis, Furcht und Ratlosigkeit unter den
Nationen? Die Bibel antwortet:
Im Jahre 1914 hat Gott dem Reiche oder der Welt des Teufels erklärt:
„Bis hierher und nicht weiter! Dein Ende ist gekommen. Die Zeit der
Nationen ist zu Ende." ...
Auch der Völkerbund kann sie nicht wieder zusammenflicken.
Weiteres in Sachen „Stern-Verlag"
„Es ist bedauerlich, daß man in Deutschland nicht einen gleich festen Standpunkt einnimmt - gegenüber neuen Vergewaltigungsversuchen jener alten römischen Geheimmacht wie es in der Tschecho-Slowakei geschieht."
Hier baut also Balzereit schon seine bekannte Vokabel von der „Geheimmacht"
mit ein.
Weiter liest man in dem Artikel:
„Die in vergangenen Jahren erfolgte Zurückberufung des päpstlichen Delegaten und die damit verbundenen Vorgänge beweisen, daß die Tschechen nicht gewillt waren, sich ihre menschliche unverbrüchliche Freiheit rauben zu lassen durch ein arglistiges Priestertum, das die Religion und Bibel nur als Mittel zum Zweck gebraucht, um politisch einflußreich zu werden. Die ernsthafte Diskussion der Konkordatsfrage, die augenblicklich in Deutschland die Bereitwilligkeit mancher zweifelhafter Politiker, Freiheit und Bildungsmöglichkeit des deutschen Volkes zu verschachern, offenbart, war in der Tschecho-Slowakei unmöglich. Das ungerechte und haßerfüllte Handeln an Böhmens Reformator ist dort zu tief im Volke und seiner Geschichte ausgeprägt, als daß man es vergessen könnte."
Man kommt nicht umhin, dieses Votum auch als ein „Hereinhängen" in die
damals aktuelle deutsche Innenpolitik zu bewerten. Was wiederum in
bemerkenswerten Kontext zu dem Umstand steht, die theoretisch diesbezügliche
„Neutralität" in der Praxis nicht einzuhalten.
Hatten die Katholiken damals ihre Zentrumspartei, so ist Balzereit offenbar
nicht weit davon entfernt, eine „Anti-Zentrumspartei" zu kreieren.
„An das Goldene Zeitalter!
Der Schwede Alfred Nobel, der Erfinder des Dynamits, hat ein sonderbares
Testament hinterlassen. Diesem zufolge sind die Zinsen seines großen
Vermögens alljährlich in vier Preisen aufzuteilen, und zwar je ein Preis
für Chemie, Physik, Medizin und ein Friedenspreis. Das heißt, die Preise
werden an solche Männer und Frauen gegeben, die auf den genannten Gebieten
Hervorragendes geleistet haben im Dienste und zum Wohle der leidenden
Schöpfung. Für 1927 ist der Friedenspreis noch nicht verteilt,
wahrscheinlich weil das Nobelpreis-Komitee noch nicht imstande war, jemand
zu finden, der diesen Preis verdiene. Ich würde dafür sein, daß man Dir
und Deinen Mitarbeitern - ich will nicht schmeicheln - den Friedenspreis
gebe. Nicht um Dich finanziell zu stützen, sondern weil Deine Tätigkeit
auf dem Gebiet des Friedens völlig selbstlos und aufrichtig ist.
Für 1926 ging der Friedenspreis an drei große Politiker, die Herren,
Briand, Chamberlain und an den deutschen Außenminister Stresemann.
Man gab diesen Männern den Preis wegen des Abschlusses des
Locarno-Vertrages zwischen diesen Mächten. Wenn dieser Vertrag wirklich so
etwas Besonderes ist, müßten doch die Völker etwas davon merken. Man macht
etwas, nämlich das Gegenteil von dem, was man spricht. Sieh einmal hin
nach Frankreich - England. Die Debatten in der französischen Kammer,
anläßlich des Militärbudgets zeigen, daß die Väter des Locarno-Vertrages
jenseits des Rheines an etwas anderes als an Frieden denken. Mit diesen
diplomatischen Winkelzügen ist es gelungen, nämlich den Nationalisten,
einen Abbau der Wehrmacht zu verhindern. Das schmeckt nach allem anderen,
nur nicht nach Frieden. In England liegen die Verhältnisse ähnlich, in
Frankreich zu Lande, in England zur See und in der Luft. Man sieht, das
Nobelpreis-Komitee hat sich wohl doch in der Wahl der Träger des
Friedenspreises geirrt. Der Prophet hat recht, wenn er sagt, daß die
Völker zu einer Zeit ihre Pflugmesser zu Schwertern und ihre Rebmesser zu
Spießen umschmieden.
Erinnern möchte ich noch an den Zusammenschluß der Rüstungsindustrie
Englands und Frankreichs. Hier hätten die Träger des Friedenspreises ihre
Stimme erheben sollen. Man lauscht hinein in die Finsternis und hört
Waffenlärm, wie von einem großen Volke. Die Völker schauen aus nach Licht,
und siehe, nur das Aufblitzen der Kanonen. Doch das Morgenrot umstrahlt
die Höhen. In der Hoffnung, daß Du ohne Nobelpreis für den Frieden
weiterhin wirken darfst, grüße ich Dich, liebes Goldenes Zeitalter, als
Dein getreuer Leser
N. L. R."
Offenbar trug der zitierte Leserbriefschreiber wohl eine arg getönte Brille. Dinge, die ihm sein Anliegen ihm rosarotem Lichte erscheinen ließen, waren dann wohl auch solche, die man in dergleichen GZ-Ausgabe lesen konnte:
„Die Balfourerklärung, durch die
den Juden Palästina zugesprochen wurde, soll dem Umstand zu verdanken
sein, daß Dr. Chaim Weizmann eine chemische Entdeckung machte, die der
britischen Regierung von großem Nutzen war. Als er nach dem Preise gefragt
wurde, weigerte er sich, irgendeine Summe dafür anzunehmen, und er bestand
auf seinem schon so vielmals ausgedrücktem Wunsche, daß dem Juden ihr Land
gegeben werden sollte.
Wie leicht es dem Herrn, Wege zu ebnen, wenn er es will, um seinem Willen
hinauszuführen. Dr. Weizmann ist seit seinem zehnten Lebensjahre Zionist."
Zu der letzteren GZ-Meldung sollte man dann wohl noch hinzufügen. Zeitgenössisch spielten besonders die Antisemiten die „erste Geige" im Anti-Bibelforscherkampf. Wie eben gelesen verklärten die damaligen WTG-Anhänger aber den Zionismus als des „Herrn Wille". Auch wenn diese These später (unter Druck?!?) noch aufgegeben wurde. 1928 war es noch nicht so weit. Da hatte Rutherfords „Trost für die Juden" noch volle Geltung. Die verhinderten Nobelpreisträger von eigenen Gnaden, müssen sich also auch sagen lassen. Mit ihrer Analysefähigkeit der Weltsituation ist es wohl nicht zum besten bestellt. Anderen werfen sie das zwar auch vor. Indessen hat man nicht selten den Eindruck. Ihre Vorwürfe gleichem einem Bumerang!
„Früher hatten wir das Land - und ihr die Bibel. Jetzt haben wir die Bibel und ihr das Land".
Als Ausnahme von dieser Regel, waren es also nicht Kriegsschiffe und
Missionare, die da ihr „Kultivierungswerk" veranstalten. Nein, als Ausnahme
wurden am Diplomatentisch ein „Deal" geschlossen.
Ort der Begierde: Samoa in der Südsee, ein Inselstaat. Handelnde Akteure:
Großbritannien, die USA und Deutschland. Auch namentlich die USA befanden,
Samoa habe kein Recht, Selbstständig zu sein. Gemäß dieser Doktrin krallten
sie sich dann auch etliche Inseln davon ein und erklärten die nun zu
amerikanischem Staatsgebiet.
Waren die USA damals noch zu schwach? Oder was war es? Jedenfalls war es ihnen
wohl nicht möglich, den ganzen „zu verteilenden Kuchen" für sich in Beschlag
zu nehmen. Sie mussten an besagter Konferenz sich dazu bequemen einen Teil der
Samoanischen Inseln dem verhinderten „Möchte-gern-gross", namens Deutschland
zuzugestehen. Und wie nicht selten bei solchen Anlässen registrierbar, hatte
man auch flugs salbungsvolle Vokabeln dafür zur Hand. Von Okkupation redete
keiner der Akteure. Das las sich in deren Lesart dann anders. Die okkupierten
Gebiete wurden unter den „Schutz des deutschen Reiches" gestellt.
Das hatte dann wohl auch den „Vorteil" dass da für einige bislang nicht
übermäßig große Sprünge machende deutsche Beamtenseelen ein paar Pöstchen dort
abfielen, zum Beispiel als „Gouverneur"
Allerdings, welches Unglück für all diese Blütenträume. Dann kam doch eines
Tages der Erste Weltkrieg. Nicht unbedingt in Samoa sich abspielend. Wohl aber
auch dort indirekte Auswirkungen habend. Jener Weltkrieg endete dann mit dem
vielfach ungeliebten Versailler Vertrag. Und eine seiner Bestimmungen besagte
eben auch. Neuseeland (hinter ihm Großbritannien stehend) übernimmt nun das
Mandat über diesen Bereich. Die Deutschen haben da nichts mehr zu sagen.
Nun mag ja für den Durchschnitts-Mitteleuropäer Samoa in der Tat eine
entlegene Gegend sein. Und da das „Hemd näher zu sein pflegt als der Rock",
spielten in der Mitteleuropäischen Tagespolitik, sicherlich andere Aspekte, in
den nachfolgenden Jahren, die „erste Geige". Insofern sind diese
geschichtlichen Aspekte schon in den Hintergrund getreten.
Es ist aber zugleich nicht ganz uninteressant zu registrieren, wie denn
besagte Samoa-Inseln sich in den nachfolgenden Jahrzehnten entwickelt haben.
Und dabei mag (zumindest hier), die dortige religiöse Szene ins besondere
Blickfeld treten. Und so kann man denn einer Angabe der Wikipedia folgend auch
folgende Statistik-Angaben entnehmen. Was die etwas kleineren
Religionsgemeinschaften dort anbelangt, weisen selbige die nachfolgenden
Prozentzahlen an der Gesamtbevölkerung auf:
Methodisten = 15 %
Mormonen = 12,7 %
Siebenten-Tags-Adventisten 3,5 %
Zeugen Jehovas 0,8 % usw.
Wie man sieht, scheinen die Zeugen Jehovas dort, trotz aller ihrer
Anstrengungen, im Vergleich zur religiösen Konkurrenz, nicht sonderlich
erfolgreich zu sein. Dennoch befand diese 0,8% Religion es einmal für
angemessen, sich dem Thema Samoa im besonderem Maße zu widmen. Und das alles
spielte sich in der Ausgabe ihrer damaligen Zeitschrift „Das Goldene
Zeitalter" vom 1. 4. 1928 ab.
Wie bereits ausgeführt, hatte Deutschland dort nach dem Weltkrieg, nichts mehr
zu sagen. Hatte Samoa zur Zeit der deutschen Kolonialherrschaft dort, blühend
paradiesische Zustände?
Wer das unterstellt, muss wohl ziemlich blauäugig sein. Keine Kolonialmacht
war je „Wohltäter" in den von ihr okkupierten Gebieten. Insoweit sie eventuell
etwas zur Entwicklung des Landes beitrugen, war dies immer den übergeordneten,
ausgesprochenen Ausbeutungs-Interessen untergeordnet. Das dürfte im Falle der
deutschen Kolonialherrschaft dort nicht viel anders gewesen sein.
Nun wurde aber registriert. Es gab einen Wechsel. Die neuen Herren waren
sicherlich auch nicht viel besser. Genau diesen Aspekt stellt nun das „Goldene
Zeitalter" in seinem Artikel heraus. Was dieser Artikel indes nicht sagt ist.
Wie denn die Zustände zu Zeiten der deutschen Kolonialherrschaft dort waren.
Darüber hüllt es sich dezent in Schweigen. Genau dieses Schweigen offenbart
aber eine merkwürdige Parteilichkeit. Wollte das GZ nicht eigentlich
„unparteilich" sein?
Die Erben der geplatzten Kolonisationsträume in Deutschland, waren ohne
Zweifel die Nazis. Und selbige dürften mit Sicherheit vielleicht sogar das
Gefühl gehabt haben.
Was da das „Goldene Zeitalter" in Sachen Samoa schrieb, hätte ebensogut einer
nazistischen Gazette entnommen sein können. Bei diesem Aspekt dürfte
jedenfalls kein Disszenz zwischen Nazis und dem „Goldenen Zeitalter" bestanden
haben! Nachstehend dann noch die Dokumentation des inkriminierten Artikels.
Das „Goldene Zeitalter" schrieb in der genannten Ausgabe:
„Unter dem Vorwande, daß die
Deutschen nicht imstande seien, West-Samoa zu regieren, hat der Völkerbund
der britischen Regierung Neu-Seelands ein Mandat über das samoanische
Gebiet übergeben, und sie gebeten, auf das beste für das materielle und
moralische Wohlbefinden wie auch den sozialen Fortschritt der dortigen
Bevölkerung bedacht zu sein.
Wir haben soeben einige gedruckte Mitteilungen von S. H. Meredith aus
Samoa erhalten, die deutlich zeigen, wie dieses Mandat ausgeführt wird,
und sie genügen, das Blut selbst eines besonnenen Mannes in gerechtem Zorn
sieden zu machen.
Die Samoaner sind ein stolzes, intelligentes und würdevolles Geschlecht
von Polynesiern, die anerkanntermaßen der höchste Typ von Eingeborenen
sind, über die die Europäer ihre „segensreiche" Herrschaft ausüben. In
Samoa hatte man seit Hunderten von Jahren ein sorglich behütetes System
eines Erbrechtes, das sorgfältiger beachtet und durchgeführt wurde, als
irgendwo sonst auf der Erde.
Unter dem britischen Mandat aber haben die Samoaner heute viel weniger
Rechte als sie es unter der Herrschaft der Deutschen hatten. Sie werden
heute von einer Gesetzgebung beherrscht, die in der Tat eine Schöpfung des
jeweiligen Gouverneurs ist, den Neu-Seeland ernannte. Die Eingeborenen
haben absolut nichts zu sagen oder zu tun, als nur die Abgaben zu leisten,
die von ihnen gefordert werden.
In dreißig von dreiunddreißig Distrikten haben die Eingeborenen die
gesetzgebenden Beamten, die der Gouverneur über sie eingesetzt hat,
abgelehnt. Um sie in ihre Stellungen zurückzubringen, hat nun der
Gouverneur eine Bestimmung erlassen, die ihm das Recht gibt, jeden
Samoaner aus seiner Heimat zu verbannen, ihn zu schicken, wohin ihm
beliebt, ihm seine angeborenen Rechte zu nehmen und ihn gefangen zu
setzen.
Unter dieser Tyrannenherrschaft sind die samoanischen Häuptlinge in ihrer
ererbten Häuptlingsschaft, die vom samoanischen Volke mit großer Ehrfurcht
aufrecht erhalten wurde, und ihrer Heimat beraubt worden. Man hat sie aus
der Gegend vertrieben und gezwungen, ihren Namen zu ändern, so daß sie
nicht als Häuptlinge anerkannt werden können."
„Abrahms Grab geöffnet
Die Höhle von Machelpa in Hebron, in der sich das Grab Abrahams befindet,
ist von den Mohammedanern zur Besichtigung freigegeben worden. Sie liegt
in einer Moschee und war bisher den Mohammedanern verboten. In der Höhle
befinden sich die Grabmäler von Abraham, Sara, Isaak, Rebekka, Jakob und
Lea."
Bei dieser Meldung dürfte wohl der Vatikan mit seinem „Grab des Petrus" arg
ins Grübeln gekommen sein, über die da auftauchende Konkurrenz. Und bedenkt
man, das Abraham und Co. wohl noch erheblich älter sind, dann verschwinden ja
die Vatikanischen Reliquien fast zur Bedeutungslosigkeit.
Woher man dass alles so genau weis, das besagter Abraham genau an der nun im
zwanzigsten Jahrhundert im „Goldenen Zeitalter" mitgeteilten Stelle begraben
ist, just an dieser Stelle und nicht „irgendwo", das alles bleibt im Nebel des
Glaubens verborgen.
Einen eigenen Kommentar, außer der Zuordnung dieser Meldung in der Rubrik
„Zeichen der Zeit des Endes", fügt das GZ ja nicht mit hinzu. Es macht auch
nicht die geringsten Anstalten, zu dieser Meldung, irgendwelche (und seien sie
noch so leise) Zweifel anzumelden.
Der Unbedarfte Leser, auf den sich das GZ im besonderen stützt, soll das alles
ja für bare Münze nehmen.
Apropos „Münze". Dieweil es je für den unbedarften GZ-Leser „ausgemachte
Sache" ist, dass Abraham dereinst, „bald" auferstehen wird. Und da man ja nun
schon ganz genau weis, wo man ihn denn zu erwarten hätte. Und da man weiter
weis, für ihn wird noch ein „Haus der Fürsten" errichtet, zwar nicht in
Palästina, aber dafür im klimatisch angenehmen Kalifornien. Auch wenn es 1928
noch nicht soweit war. Das mit „Beth Sarim" kam erst ein paar Jahre später.
Aber „voraussehend" wie man ist, macht man sich schon so seine Gedanken. Wie
macht es nun der Abraham, um von Palästina nach Beth Sarim und zurück zu
düsen?
Tja, die technische Entwicklung hat auch dafür eine Lösung parat, wie das
selbst schon die unbedarften GZ-Leser wissen. „Aeroplane" seien dafür
vorgesehen, weis man an anderer Stelle zu lesen. Nun ist dieser Begriff heute
wohl nicht mehr so geläufig. Aber was damit gemeint war, ist offenkundig.
„Abraham" wird also von Palästina nach San Diego und zurück per Flugzeug
düsen. Damit wäre also diese Frage geklärt. Nun haben allerdings jene
Gesellschaften, welche Flugzeuge betreiben, so eine „unangenehme" Eigenschaft.
Sie wollen doch tatsächlich für diese Dienstleistung Geld sehen.
Das genügend Geld für Abraham's Reisen zusammenkommen würde (von den
Gläubigen), das steht wohl für die Gläubigen außer Frage. Und damit der
Abraham nicht gleich, bei seinem „Erwachen aus dem Todesschlaf" schon wieder
einen „Kulturschock" bekommt, muss man ihm schon schonend beibringen. Das
Aussehen des Geldes zwischen Anno dunnemals und der Zeit des „auferstandenen
Abrahams", hat sich dazwischen verändert.
Als Service für den Langerwarteten, bildet denn auch das GZ gleich mal in
dieser Ausgabe eine paar Geldscheine ab, welche die Gläubigen wohl dem Abraham
in die Hand drücken, damit er standesgemäß seine „Dienstreisen" von Palästina
nach San Diege und zurück, unternehmen kann.
Weil man schon beim Thema ist, erweist es sich als naheliegend, selbiges noch etwas weiter auszubreiten. Und so findet man denn in dieser GZ-Ausgabe einen weiteren Artikel, überschrieben:
„Die Rückkehr der Juden nach
Palästina
(gefunkt durch Radio-Sendestation WBBR, 256,3Meter)."
In der Sache teilt dieser Artikel allerdings nichts anderes mit, was man
nicht auch schon im Rutherford-Buch „Trost für die Juden" lesen konnte. Nun
ist besagtes Buch sicherlich breiter angelegt. Schon aus Platzmangel kann
daher das GZ nur einen Ausschnitt daraus vermitteln.
Aber auch „Trost für die Juden" hatte so seine besonderen Highlights. Und
siehe da, einem von ihnen begegnet man erneut in diesem GZ-Artikel. So kann
man denn auch in ihm, die nachfolgende erstaunliche Weisheit lesen:
„Viele Prophezeiungen sind in
bildlicher Sprache gegeben: Der Prophet Hesekiel gebrauchte in seiner
Prophezeiung von der Wiederherstellung Israels ein Bild von einem Tal
verdorrter Gebeine. Sicherlich ist dies ein treffendes Bild für ein so
lange verworfenes Volk. Gott ruft den Propheten und sagt: „Weissage über
diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine! Höret das Wort
Jehovas! So spricht der Herr, Jehova, zu diesen Gebeinen: Siehe, ich
bringe Odem in euch, daß ihr lebendig werdet. Und ich werde Sehnen über
euch legen und Fleisch über euch wachsen lassen und euch mit Haut
überziehen, und ich werde Odem in euch legen, daß ihr lebendig werdet. Und
ihr werdet wissen, daß ich Jehova bin." - Hesekiel 37: 4-6.
Dann zeigt der Prophet in bildlicher Sprache, wie sich die Prophezeiung
erfüllt. Er sagt: „Und ich weissagte, wie mit geboten war. Da entstand ein
Geräusch als ich weissagte, und siehe, ein Getöse; und die Gebeine rückten
zusammen Gebein an Gebein."
Nicht selten gebraucht die Heilige Schrift den menschlichen Körper als ein
Bild für eine Gesellschaft oder Körperschaft. ...
Die zusammengerückten Gebeine, die ein Skelett bilden, stellen darum das
Skelett oder den Anfang einer Organisation dar. Die Juden hatten schon
lange die Sehnsucht, in ihr Heimatland zurückzukehren, und zur bestimmten
Zeit erweckte Gott Theodor Herzl und benützte ihn, die verdorrten Gebeine
zusammenzubringen und eine Organisation zu bilden. Wie bekannt, enthält
das menschliche Knochengerüst 206 Knochen. Auf dem ersten Zionistenkongreß
zu Basel, der dazu bestimmt war, das Werk zu organisieren, waren 206
Delegierte, also ebensoviele wie Knochen in einem menschlichen Körper. Das
ist kein bloßer Zufall, sondern es hilft uns dazu, die Prophezeiung zu
verstehen. Der Zionismus war der Anfang einer Organisation, um die Juden
in ihr Heimatland zurückzubringen."
„Palästina offenbar unter göttlichem
Schutz.
Aus dem Umstand, daß eine plötzliche Änderung der Windrichtung große
Heuschreckenschwärme, die gerade auf Palästina zu kamen, vertrieben
hat, kann man schließen, daß das Land unter göttlichem Schutze steht.
Die Regierung hatte bereits umfassende Maßregeln zur Bekämpfung der
Plage getroffen, die unabwendbar zu sein schien; aber sie erübrigte
sich."
Anzumerken wäre noch. Über diese Meldung dürften wohl (auf ihre
spezielle Art), insbesondere die zeitgenössischen Antisemiten „erfreut"
(„erfreut" in Anführungszeichen) gewesen sein; bekamen sie doch so wieder
einmal Munition für ihre Agitation, „frei Haus geliefert".
Eine zweite Kurzmeldung, offenbar seht man es richtig, zu dem Zeitpunkt
nur in der Schweizer Ausgabe des GZ enthalten, meinte folgend
erstaunliches wahrgenommen zu haben:„Trauben zur Heilung von Krebs.
Es wird behauptet, daß eine ausschließliche Traubendiät in der Zeit
von zwei Monaten Krebs heilen kann. Während der Kur mag es vorkommen,
daß außergewöhnliche Schwäche
[Einfügung nicht vom GZ: Wieso „außergewöhnlich"? Wer sich zwei Monate
einseitig von Weintrauben ernährt, braucht sich wohl über die
Folgewirkungen, die hier in verharmlosenden Vokabeln angedeutet sind, kaum
zu wundern. Getreu dem Motto. Kur geglückt. Bis auf den einen
„Schönheitsfehler" Patient tot. Ende der Einfügung.]
Abnahme des Gewichts, Fieber,
Erbrechen und Hautausschläge sich einstellen. Die Mahlzeiten werden
alle zwei Stunden genommen. In Fällen äußersten Schwächegefühls kann
außerdem alle Viertelstunden reiner Traubensaft getrunken werden."
Die Fortsetzung zu dieser Quaksalber-Weisheit ist dann nachlesbar in
19302Weintraubenkur
Dr. Eisenbart
Wie schön, meinte zumindest die WTG, kann man selbige These dann auch mal zur Abwechslung andernorts nachweisen. Solche Gelegenheiten lässt man sich dann ungern entgehen. Und so offeriert das „Goldene Zeitalter" (Magdeburger Ausgabe) vom 1. 5. 1928, seinen Lesern stolz eine entsprechende Karikatur.
Sehe ich es aber richtig, wurde selbige (aus welchen Gründen auch immer)
von der Schweizer Ausgabe des GZ nicht mit übernommen.
Bereits seit geraumer Zeit offerierte das GZ „Häppchenweise" als
Fortsetzungs-Serie Auszüge aus dem Rutherford-Buch „Die Harfe Gottes". So auch
wieder in der (Magdeburger) Ausgabe vom 1. 5. 1928. Man kommt aber wohl nicht
ganz um den Umstand herum, dass der in dieser Ausgabe bemühte Auszug, wohl ein
besonderes „Highlight" jenes Buches insgesamt darstellt. So sei er denn auch
an dieser Stelle dokumentiert. Das GZ zitiert unter der Zwischenüberschrift
„Unseres Herrn Wiederkunft":
„Die arbeitenden Klassen sind
stets niedergetreten und von den finanziellen, kirchlichen und politischen
Machthabern in Unterwürfigkeit gehalten worden,
Es war im - Jahre 1874, dem Beginn der zweiten Gegenwart unseres Herrn,
als die erste internationale Arbeiterorganisation der Welt ins Leben
gerufen wurde. Von dem Zeitpunkt an hat es eine wunderbare Zunahme von
Licht und Kenntnis gegeben, und die seitdem gemachten Erfindungen und
Entdeckungen sind zu zahlreich, um sie hier alle aufzählen zu können, doch
seien einige derer genannt, die seit 1874 ans Licht gekommen sind, als
weiterer Beweis der Gegenwart des Herrn seit jener Zeit, wie folgt:
Additionsmaschinen, Aluminium, antiseptische Chirurgie, automatische
Bahnkuppelung, automatische Pfluge, Automobile, bewegliche Bilder,
drahtlose Telegraphie, dunkelstes Afrika, Dynamit, Eisenbahnsignale,
elektrische Eisenbahnen, elektrische Schweissmethoden, Erntemaschinen,
Eskalatoren, feuerlose Kochapparate, Gasmaschinen, Göttlicher Plan der
Zeitalter, Induktions-Motoren, Korrespondenz-Schulen, künstliche Farben,
Leuchtgas, Luftschiffe, Nordpol, Panamakanal, Pasteursche Schutzimpfung,
Radium, Rahm-Separatoren, rauchloses Pulver, riesenhohe Geschäftsgebäude,
Röntgen-Strahlen, Schreibmaschine, Schuhnähmaschine, Setzmaschine,
Sprechmaschine, Stacheldraht, Streichholzmaschine, Südpol, Telephon,
Untergrundbahn, Unterseeboote, Vakuum-Teppichreiniger, Zelluloid,
Zweiräder,
Die Schrift enthüllt eine vollständige Parallele betreffs des jüdischen
und des Evangelium-Zeitalters. Die Parallele existiert sowohl mit Bezug
auf Zeit als auch auf Ereignisse, Das jüdische Zeitalter endete mit einer
Ernte, und diese Ernte begann mit der Himmelfahrt unseres Herrn im Jahre
33 n. Chr. Mit der Bezeichnung ,,Ernte" an dieser Stelle ist das
Einsammeln des Überrestes der Juden zu Christo hin gemeint. Die Erklärung
Jesu ist offenbar die, dass das Evangelium-Zeitalter mit einer Ernte enden
wird, während welcher Zeit er gegenwärtig sein würde, das Werk dieser
Ernte leitend. In den dreiundeinhalb Jahren seines Wirkens auf Erden,
beginnend mit seiner Weihung und Taufe, bereitete Jesus die Juden auf die
Ernte jenes Zeitalters vor. Wir sollten erwarten, eine Parallele hiervon
mit Bezug, auf die Ernte des Evangelium-Zeitalters zu finden und so finden
wir es auch bestätigt. Indem wir dreiundeinhalb Jahre von 1874 an rechnen,
der Zeit seiner Gegenwart, bringt uns dies bis 1878,
Während der Gegenwart des Herrn von 1874 bis 1878 traf er Vorbereitungen
für die. Ernte des Evangelium-Zeitalters, Die jüdische Ernte umfasste
einen Zeitraum von vierzig Jahren, die im Jahre 73 nach Chr. endeten. Wir
sollten demnach erwarten, dass das Ende der allgemeinen Ernte des
Evangelium-Zeitalters in das Jahr 1918 fallen würde."
Nur, in dem Moment, wo die WTG-Religion darauf ausging, International -
damals besonders auch in Deutschland - zu wirken, muss man es sich schon
genauer überlegen, wieweit man denn da in der Parteinahme geht - gehen kann -.
So bringt das GZ in dieser Ausgabe auch eine Meldung, bei der man „ganz hin-
und hergerissen" ist. Zumindest ist sie für die zeitgenössischen Antisemiten
ein zusätzlicher Beleg gewesen, die WTG-Religion sei eine Religion der
„Judenknechte". Hätte sich das GZ die Weitergabe dieser Meldung erspart, wäre
dies sicherlich kein substanzieller Verlust gewesen.
Im Zuge des „rosarot-Zeichnens" liest man nachfolgendes, dem als Kontrast vom
GZ eine Meldung aus den USA vorangestellt ist:
„In den Vereinigten Staaten herrscht Arbeitslosigkeit, wie sie noch nie dagewesen ist. Da man in Amerika keine Arbeitslosenunterstützung kennt und auch keine zuverlässige Arbeitslosenstatistik hat, sind die Zahlenangaben über die Höhe dieser Arbeitslosigkeit sehr verschieden. Die Angaben schwanken zwischen zwei und sieben Millionen. Bei Annahme von vier Millionen wären das immer noch zehn Prozent der amerikanischen Arbeiterschaft. Die Ursache der Arbeitslosigkeit ist die Rationalisierung nach Ford'schen System in den letzten fünf Jahren. Die amerikanische Industrie erzeugt heute mit 12 Prozent weniger Arbeitern 2 Prozent mehr Waren als im Jahre 1923. In einzelnen Industriezweigen ist die Spanne zwischen Mehrproduktion und Minderbeschäftigung noch weit größer als 14 Prozent; in der Tabakindustrie sind es 46, in der Zementindustrie 28, und der Baumwollindustrie 19 Prozent. Bei der Newyorker Untergrundbahn hat die Einführung von automatischen Türen 25 Prozent der Schaffner überflüssig gemacht und den Verkehr um 50 Prozent gesteigert. Der Leiter des statistischen Büros des Arbeitsdepartments, Herr Stewart, hält die gegenwärtige Arbeitskrise nur für das Vorspiel eines großen Kampfes zwischen Kapital und Arbeit (Sonntagsztg. v. 8. 4. 28)
Die zweite Meldung in dieser GZ-Ausgabe
Keine Arbeitslosen mehr in
Palästina.
Die Auszahlung von Arbeitslosenunterstützung seitens der Zionistischen
Exekutive in Palästina konnte eingestellt werden, da durch Einleitung
verschiedener Arbeiten aus öffentlichen Mitteln der Arbeitsmarkt imstande
ist, auch den Rest der Arbeitssuchenden zu absorbieren. Damit ist ein
wichtiges Resultat erreicht, das der zionistischen Aufbauarbeit neue
Möglichkeiten eröffnet.
(Jüd. Rundschau 17. 4. 28)
Über „Die Lage in Palästina" berichtet Harry Sucher, Mitglied der
Palästina-Exekutive u. a.:
Im „ganzen ist die Situation günstiger als zu Beginn des vergangenen
Oktobermonats. Die Besserung ist teils eine Folge der Mitwirkung der
Palästina-Regierung in der Arbeitsversorgung - teils ein Ergebnis
vergrößerter wirtschaftlicher Aufnahmefähigkeit des Landes. Die
verschiedenen Siedlungen entwickeln sich in aufsteigender Linie und ganz
allgemein geht es der Landwirtschaft gut. Im letzten Jahr hat die
Industrie in sehr ausgesprochener Weise an Kraft gewonnen. Dieser
Fortschritt vollzieht sich in einem schleunigen Tempo, das auf ein
erhebliches Maß von Vertrauen des privaten Kapitals in die wirtschaftliche
Zukunft Palästinas schließen läßt. Ohne die rückhaltlose und
unvermeidliche Hilfe und Mitwirkung der Arbeiterorganisationen wäre es
nicht möglich gewesen, die Arbeitslosen durch sehr schwere Zeiten einer
besseren, nicht allzu fernen Zukunft entgegen zu führen. Der dauernde und
wesentliche Erfolg jüdischer Arbeit in Palästina ist jetzt gesichert.
(Jüd.
Rundschau v. 20. 4. 28).
Das alles ordnete sich für die zeitgenössische WTG in das Prokrustesbett vermeintlicher Bibelprophezeiungen ein, wovon - in Wiederholung - weitere Aussagen in dieser GZ-Ausgabe künden. Etwa mit der Aussage:
„Während mehr denn vierzig
Jahren hatten die Bibelforscher verkündigt, daß das Jahr 1914 das Ende der
Herrschaft der Nationen bedeuten würde, mit anderen Worten, daß mit ihm
die Zeit, während welcher Satan Macht über die Völker hatte, abläuft, und
der Verfall der Nationen einsetzt ...
Seit dem Jahre 1878 hat eine allmähliche aber anhaltende Rückwanderung der
Juden nach Palästina stattgefunden. ... Jehova hat verheißen sie
zurückzubringen, und ihre Rückkehr gipfelte in der allgemein bekannten
zionistischen Bewegung."
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,159162,159162#msg-159162
Literaturbericht
Zum lesen auch empfohlen:
Eckart Schörle
Internationale der Antisemiten
Ulrich Fleischhauer und der »Welt-Dienst«
http://www.werkstattgeschichte.de/werkstatt_site/archiv/WG51_057-072_SCHOERLE_ANTISEMITEN.pdf
Der Fairness halber muß eingeräumt werden, Garbe weis sehr wohl, wie er selbst
ja mal in einem Aufsatz im „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte" (Band
23, 1994) formulierte:
Dass "Sendboten des jüdischen Bolschewismus. Antisemitismus als Motiv -
nationalsozialistischer Verfolgung der Zeugen Jehovas" anzusprechen sei.
Just zu diesem Garbe-Aufsatz hatte ich schon früher mal kommentiert:
"Leider gehen die
diesbezüglichen Passagen in seinem Buch dann doch vielfach unter, so das
man sie im nachhinein nicht mehr so bewusst registriert.
Anders in seinem Aufsatz in dem „Tel Avier Jahrbuch für deutsche
Geschichte", Hier ist schon aus Platzgründen vieles konzentrierter und
wenn man die Frage stellt, was vor 1945 zu den Zeugen Jehovas publiziert
wurde - dann erhält man auf diese Frage zumindest im Ansatz eine
deutlichere Antwort.
Diese Antwort mag aber durchaus nicht allen kirchlichen Kreisen "angenehm"
sein, etwa wenn Garbe konstatiert, daß etliche dieser Schriften "eine
kirchliche Variante völkisch-antisemitischer Schmähschriften darstellten"
Auch diesen Satz konnte man in diesem Aufsatz lesen;
„Da die Positionen der Rechten außerhalb und innerhalb der Kirchen kaum Unterschiede erkennen ließen und die "Bibelforscherfrage" zu denjenigen Bereichen gehörte, in denen Interessengleichheit bestand, kam es schon früh zu Bemühungen, die Aktivitäten gegen die IBV zu bündeln."
Die Frage die sich nun im Jahre 2013 stellt ist die.
Der Link in Sachen Garbe-Vortrag verwendet auch die Formulierung:
„der vermeintlichen Nähe zum Judentum den Hass völkisch-antisemitischer Kreise auf sich gezogen"
Gegen diese Bagatellisierung als „vermeintlich" richtet sich mein
Widerspruch. Wer ist für die Formulierung des fraglichen Textes
verantwortlich. Wirklich nur die entsprechenden Macher jener Seite, die da den
Garbe-Vortrag ankündigen?
Oder soll damit nicht die Tendenz verstärkt werden, die Ausführungen von Garbe
im „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte", eher ins Abseits zu stellen.
Und die Linie fortzuführen, die im eigentlichen Garbe-Buch auch zu beobachten
ist, diese Aspekte als „nebensächlich" herunterzuspielen?!
Wer aus dem breiten Publikum liest denn einen Aufsatz der an der entlegenen
Stelle „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte" publiziert wurde?
Online gibt es diesen Aufsatz ohnehin nicht.
Gerade mal - mit Ach und Krach - ist das Inhaltsverzeichnis des fraglichen
Bandes ermittelbar. Jedoch keine dazu gehörigen Texte.
http://www.lbz-rlp.de/Inhaltsverzeichnis/6443894.pdf
Ergo besteht nur die theoretische Option die Bestände (größerer)
wissenschaftlicher Bibliotheken zu nutzen. Das ist für den
Durchschnittskonsumenten, der das eigentliche Garbe-Buch vielleicht liest,
eine als zu groß zu bezeichnende Hürde. Im Garbe-Buch fand der
Durchschnitts-Konsument, den in Rede stehenden Aspekt unterrepräsentiert, wenn
überhaupt dargestellt. Insoweit braucht man sich dann auch nicht mehr zu
wundern, wenn da Thesen wie die von der „angeblichen" Nähe auftauchen.
Exkurs:
„Neues Wiener Journal"
Mittwoch 22. März 1911, Nr. 6256
S. 14
"Der Zionismus in der Prophezeiung
Pastor Russell (New York und London) erfreute sich gestern abend im großen
Saal des Hotels Continental einer großen und intelligenten Zuhörerschaft. Er
sprach im wesentlichen wie folgt über Jes. 40, 1 u. 2: 'Tröstet, tröstet mein
Volk! spricht euer Gott; redet zu Jerusalem freundlich und predigt ihr, daß
ihre Bitterschaft ein Ende hat, denn ihre Missetat ist vergeben; denn sie hat
Zwiefältiges empfangen von der Hand Jehovas für alle ihre Sünden.'
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß sich die Worte unseres Textes auf
den Samen Jakobs beziehen, welcher jahrhundertelang schmerzliche Erfahrungen
gemacht hat. Er bildete eine Nation ohne Land, ein Volk mit den wundervollsten
Verheißungen, und doch im Besitze keiner derselben, ein Volk über die ganze
Erde zerstreut, und doch nach Gottes willen und Verheißung getrennt von allen
anderen Völkern.
Die Juden sind ein Wunder in sich selbst. Sie sind für diese zivilisierte Welt
Zeugen von Gottes Verheißungen und seiner Macht. Wie die Schrift vorhergesagt
hat, haben sie jahrhundertelang weder einen Propheten noch einen Priester
gehabt, weder einen Leibrock mit Brustschild, noch Gesicht oder Offenbarung.
Das Volk, welches zu einer Zeit allein die Ehre besaß, daß ihm Gottes
Absichten kund getan wurden, ist seit mehr als 1800 Jahren verlassen und ohne
Beweise göttlicher Gunst gewesen, außer in der einen Tatsache, daß seine
Einheit als Volk bewahrt blieb.
Wir gehören nicht zu denen, welche über die Juden spotten und sie mit
Schimpfnamen belegen. Wir sagen nicht, die Rache Gottes liegt auf euch, und
das was ihr jetzt leidet, ist nur ein Vorgeschmack von schrecklichen Leiden,
welche ihr in alle Ewigkeit erdulden müßt! Gott sei Dank, nein! Wir haben
keine solch arge Gesinnung in unserem Herzen. Wir haben nur Mitgefühl mit den
Juden, obwohl wir in ihm sowie in allen Adamskindern vieles sehen, was nicht
empfehlenswert ist; trotz alledem sehen wir auch seine empfehlenswerten
Eigenschaften. Unter anderem sehen wir die Eigenschaft, welche Gott an Abraham
so sehr schätzte, nämlich den Glauben an ihn und seine Verheißungen. Solcher
Glaube hat das auserwählte Volk all die Jahrhunderte hindurch begeistert, auf
das verheißene Reich des Messias zu warten, trotz aller Entmutigungen und
Verfolgungen.
Und jetzt haben wir nun beinahe die Zeit erreicht, in welcher nach den
Prophezeiungen der jüdischen Schriften die Herrlichkeit des Herrn offenbart
und von allem Fleisch gesehen werden soll. (Jes. 40,5). Die lang verheißene
Zeit für Israels Erhöhung zum Kanal der messianischen Segnungen für alle
Menschen ist nahe, sie eilet mit Macht. Was schadet es, daß in Verbindung mit
der Einführung der neuen Ordnung noch eine große Zeit der Trübsal kommen soll!
Hinter dem Seufzen und Weinen tagt der Morgen, der herrliche Tag, an welchem
die Sonne der Gerechtigkeit alle Schatten des Todes und der Verzweiflung aus
der Welt vertreiben wird, welche die Sünde und ihre Strafe auf das
Menschengeschlecht gebracht haben!
Was liegt daran, daß nach der Schrift in Verbindung mit der Zeit der großen
Trübsal für die Welt auch über Israel noch 'die Zeit der Angst Jakobs' kommen
soll! Nichts von alledem soll uns daran hindern, uns über die neuen Himmel und
die neue Erde zu freuen, welche Gott bald zu schaffen versprochen hat, um
durch dieselben die Welt zu beherrschen. 'Sie werden sich ewiglich freuen und
fröhlich sein über dem, was ich schaffe.' (Jes. 65,18).
'Neue Himmel' und eine 'neue Erde' sind nur symbolische Ausdrücke für das neue
Zeitalter, in welchen eine neue soziale Ordnung sowie auch neue geistige
Mächte, ewig in den Himmeln da sein werden.' Die Zeit ist gekommen, in welcher
unser Text seine Erfüllung findet. Der helle Schein der Lampe der Wahrheit auf
die prophetischen Blätter zeigt, daß die große Uhr des Weltalls die Stunde
anzeigt wenn der, dessen Recht es ist, seine große Macht übernehmen und
herrschen wird. Ja, wir erinnern uns, daß geschrieben steht, daß dann die
Völker zornig sein werden und Gott seinen Grimm offenbaren wird; daß dann das
Gericht der Toten und der Lohn für alle, Große und Kleine kommen wird.
Dessenungeachtet freuen wir uns, daß die 'Zeiten der Heiden' bald zu Ende
sind, und die Zeit der theokratischen Herrschaft des Messias nahe ist. Er muß
herrschen, bis er alle Ungerechtigkeit und allen Widerstand unterdrückt hat,
bis sich ihm jedes Knie gebeugt und jede Zunge ihn bekannt hat zur Ehre Gottes
des Vaters.
Die erste Arbeit des Königreiches wird das Binden des Satans sein, das Werk
eines himmlischen, nicht eines irdischen Königs. Nach und nach in den
Gerichten, Befehlen, Belohnungen, Strafen der Menschen und in der Verbannung
von Sünde und Tod, wird der große König der Gerechtigkeit seinen gnadenvollen
Charakter und des Vaters Gerechtigkeit den Menschenkindern zeigen.
Ein König, aber zwei Königreiche
Die Christenheit im allgemeinen hat in der Vergangenheit übersehen, daß die an
Abraham gegebenen Verheißungen durch seinen Samen erfüllt werden sollen, durch
eine himmlische Klasse und durch eine irdische Klasse, mit dem Messias als
Haupt über beide. Achtzehn Jahrhunderte lang hatte Gott Abrahams Samen, das
Volk Israel, begünstigt. Sie erfuhren Strafen und Ermahnungen zur
Gerechtigkeit, doch hatten sie während all dieser Zeit die göttliche Gunst im
Gesetz und den Propheten, und in den Vorteilen, welche aus dem Gesetzesbund
erwuchsen, wie zum Beispiel den jährlichen Versöhnungstag, durch welchen sie
in der Gunst Gottes erhalten blieben. Diese Zeit der göttlichen Gunst fing mit
dem Tode Jesu an abzunehmen, und kam im Jahre 70 nach Christi, als die
römische Armee Jerusalem zerstörte, zum vollständigen Ende. Eine solch lange
Zeit ist seither verflossen, welche unser Text das 'Zwiefältige' oder
'Doppelte' nennt, und nun kehrt Gottes Gunst wieder zu dem jüdischen Volke
zurück.
Die Juden waren zu keiner Zeit während der verflossenen 1800 Jahre so
behaglich und günstig gestellt wie jetzt. Ihr Segen hat eben nur erst
angefangen. In Gottes eigener Zeit, welche nahe bevorsteht, wird er seinem
auserwählten Volke all die herrlichen Verheißungen in dem Gesetz und den
Propheten erfüllen. Die Juden fangen bereits an, diese Tatsachen wahrzunehmen.
Die Zionistenbewegung, welche anfänglich eine politische war, fängt jetzt an,
als eine religiöse Bewegung zu erblühen, und ohne Zweifel nach Gottes
Vorsehung. Die Worte der Verheißung, welche so lange ohne Verständnis gelesen
wurden, fangen an, leuchtend hell zu werden und weisen ihnen den Weg des
Herrn, welcher zur Wiederaufrichtung Jerusalems und höherer Ideale unter dem
jüdischen Volke führt. Eine Stimme wird gehört in der Wüste, und die Juden
überall horchen auf dieselbe. Sie verlangt nicht von ihnen Christen zu werden,
sondern Juden zu bleiben und als solche die Ideale zu erkennen, welche ihnen
der Herr in den Propheten vorgestellt hat.
Alle, welche sich leiten lassen, werden in Kürze einen großen Segen empfangen,
welcher sie für alle Leiden in der Vergangenheit entschädigen wird. Weder
durch Schwerter noch Kanonen, weder durch Kriegsschiffe noch Luftschiffe oder
Torpedos wird Israel den großen Sieg erlangen, weder durch Geldmacht, noch
durch Anbeter des goldenen Kalbes der Finanzen noch durch den Arm des
Fleisches, sondern dadurch, daß sie auf den Herrn schauen, von welchem die
Hilfe kommt. Das geistige Weltreich des Messias, welches aufgerichtet wird,
wird den Satan binden, das Böse hindern und die Richtschnur in Gerechtigkeit
für die Menschen aufrichten; er wird das Volk Israel segnen und an stelle des
alten Gesetzesbundes den Neuen Bund mit ihm schließen, durch den besseren
Mittler, welcher mächtiger ist, als der große Moses war; der ein größerer
König ist, weiser als Salomo und von Gott geliebter als David. Dieses große
himmlische Reich wird in der Welt unter großer Trübsal aufgerichtet werden,
einer Zeit der Angst und Not, welche die Propheten als sehr schrecklich
beschreiben, eine Zeit anarchischer Herrschaft. Juden, Christen und Heiden,
Arme und Reiche sind verantwortlich für das Hereinbrechen dieser Trübsalszeit,
wegen der Selbstsucht, welche jetzt die Welt regiert, deren großartige
Zivilisation der Herr in Kürze zerschlagen wird. Sozialistische Wortschlachten
und kirchliche Vereinigungen werden den Kampf nur verschärfen.
Israels Hoffnungen - warum verzögert?
Der Gedanke, welche unsere jüdischen Freunde sowie auch die Christen quält,
ist dieser: Wenn das Reich des Messias noch aufgerichtet werden soll, wie die
Juden erwarten, und wenn es Gottes Absicht ist, die heiligen Männer des Alten
Bundes und das bevorzugte Volk Israel in Zukunft als Werkzeuge zur
Hinausführung seiner Segenspflichten zu gebrauchen, warum hat er diese Sache
so lange verzögert?
Wie wir im 45. Psalm lesen: 'Anstatt deiner Väter werden (sie) deine Kinder
sein, die wirst du (Messias) zu Fürsten setzen in alle Welt', zu
Stellvertretern seiner Macht, Herrschaft und Autorität. Zu der Zeit wird der
Segen zu Israel zurückkehren, welche Gott vor achtzehn Jahrhunderten von ihnen
genommen hat. Unter ihrem Neuen Bunde sollen sie gesegnet werden.
Ich nötige niemals die Juden, Christen zu werden, aber ich zeige ihnen die
göttliche Richtschnur, um sich für die Erfüllung der ihnen gegebenen
göttlichen Verheißungen bereit zu halten. Daß die Zeit für die Erfüllung
vorhanden ist, ist der Trost, welchen wir ihnen anbieten, gemäß unseres
Textes. Der Prophet sagt, daß, wenn sie in ihr eigenes Land zurückgekehrt sein
werden, und nachdem die große Trübsalszeit hereingebrochen ist, dann die Juden
ihren großen Messias der Herrlichkeit erkennen werden, auf dessen Reich sie so
lange gewartet haben. Der große 'Michael' in Daniel 12 ist kein anderer als
der Mensch Christus Jesus, welcher sich vor nahezu 1900 Jahren gegeben hat zum
Ersatzlösegeld für alle Menschen. Gott wird dann die Augen ihres
Verständnisses öffnen, und der Prophet sagt: 'Sie werden sehen, welchen sie
durchstochen haben', sie werden dann sehen, daß der Jesus, welcher für die
Sünden Israels und der Welt geopfert wurde, und der Messias der Herrlichkeit,
welcher unter seiner Herrschaft Israel zum Segen der übrigen Völker gebrauchen
will, ein und derselbe ist.
Ausführlicheres über die prophetischen Studien Pastor Russells versendet
gratis der Volkskanzelverlag in Barmen, Deutschland."
Donnerstag, 23. März 1911, Nr. 6258
(Das gleiche Blatt)
„Skandalszenen während eines Vortrages"
"Im großen Saal des Hotels Continental erschien gestern der bekannte
amerikanische Missionar Pastor Russell, um über das Thema 'Zionismus in der
Prophezeiung' zu sprechen. Der Vortrag war schon für vorgestern angekündigt,
Pastor Russell konnte aber wegen Zugverspätung nicht persönlich erscheinen.
Für ihn trat sein Dolmetsch vor, um einige Aufklärungen über die Person des
erwarteten Redners zu geben, wurde aber durch die zahlreich anwesenden
Zionisten in lärmender Weise unterbrochen.
Die Skandalszenen wiederholten sich in nachhaltigerer Art während des
gestrigen Vortrages. Abermals hatten sich schon vor 9 Uhr abends zahlreiche
Zuhörer im Saal eingefunden, vor dessen Eingang Agitationsschriften in
jüdischer Sprache verteilt wurden, die vom zionistischen Teil des Publikums in
demonstrativer Weise zerrissen wurden.
Inzwischen hatte Pastor Russell, dessen ehrwürdiges typisch priesterhaftes
Aussehen auffiel, auf dem Podium Platz genommen und begann mit seinem Vortrag
in englischer Sprache. Ein neben dem Redner stehender Dolmetsch übersetzte die
Rede satzweise.
Schon bei den ersten Worten entstand ein ohrenbetäubender Lärm. Die Zionisten,
zumeist ganz junge Leute, opponierten durch laute Zurufe und Pfiffe gegen die
Verquickung des Zionismus mit der Bibel und suchten die weiteren
Auseinandersetzungen zu verhindern. Einige stimmten das jüdische Nationallied
an, andere warfen die Stühle um. Nur mit größter Mühe verschaffte sich Pastor
Russell für einen Moment noch Gehör, betonte, daß er als Philosemit gekommen
sei und bat, ihn ruhig anzuhören.
Auch ein Zionist ergriff das Wort und wies darauf hin, daß der Vortragende ein
Freund Dr. Theodor Herzls gewesen und deshalb schon auch von seinen Gegnern
geachtet werden müsse. Der Lärm verstärkte sich aber immer mehr, so daß der
Redner den Saal unter schützender Begleitung der besonneren Elemente verlassen
mußte. Die Anwesenden verharrten jedoch weiter unter lärmenden und erregten
Diskussionen, die nahezu zu einem Handgemenge führten. Erst beim Erscheinen
einiger Wachleute verließ das Publikum langsam das Lokal.."
"Neue Wiener Journal" am 24. 3. 1911
S. 6
"In Ergänzung unseres gestern unter diesem Schlgwort gebrachten Berichtes über
die Vorgänge während des von Pastor Russell gehaltenen Vortrages wird uns von
zionistischer Seite mitgeteilt, daß sich die Opposition hauptsächlich gegen
das frühere Vorgehen des Redners richtete. Pastor Russell wird von den
Zionisten beschuldigt, die Herzlmarken des jüdischen Nationalfonds
nachgebildet und auch durch sein sonstiges Vorgehen die zionistische Bewegung
geschädigt zu haben. Die Demonstrationen im Vortrag waren lediglich ein
Ausdruck dieser Erbitterung."
Umfänglich dokumentiert, und mit diversen Faksimiles versehen, auch in der
Schrift von:
Bernhard. Brabenec
„Charles T. Russells Besuche in Wien"
Wien (Selbstverlag) 2009
Gleichwohl sei die Anmerkung gestattet, meine eigenen Zitate basieren auf
Studien in der Berliner Staatsbibliothek. Insoweit sehe ich mich als von
Brabence inhaltlich unabhängig.
Bezüglich der mageren Ergebnisse nach Exemplaren dieser Schriften in
wissenschaftlichen Bibliotheken, ist das eher ernüchternde Ergebnis.
Nur in der Deutschen Bücherei in Leipzig vorhanden.
https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Bernhard+J.+Brabenec&method=simpleSearch
Dabei spielt die Arroganz der Bibliotheken gegenüber Selbstverlags-Schriften
wohl eine Rolle.
Definitiv weis ich, die Deutsche Bücherei bekam auch eine weitere Schrift
Brabenec's zugesandt
Titel: „Joseph F. Rutherford Besuche in Wien";
ebenfalls im Selbstverlag, Wien 2008. Wer sie in Bibliotheks-Katalogen sucht,
sucht freilich vergebens.
Und die Zusendung beider Schriften erfolgte in ein und derselben Postsendung.
Offenbar aber in Leipzig dann „verschütt gegangen".
Kommentar zu dieser Arroganz seitens der Bibliotheken.
Siehe Vorstehend.
Vielleicht aber hat man in Bibliothekskreisen, via anderweitiger
Internetnotizen auch schon mal „läuten hören", da gäbe es noch eine dritte von
Brabenec herausgegebene Schrift.
Titel: „Die Stiftshütte. Das Zelt Jehovas".
A ja zu diesem Titel kann ich mir dann auch nicht die Frage verkneifen.:
Und nun Brabenec, wohin
soll die Reise eigentlich gehen?
Der Hauptschriftleiter des
„Goldenen Zeitalters", Herr P. J. G. Balzereit und der Syndikus des
Verlags des „Goldenen Zeitalters", Herr Hans Dollinger, befanden sich zur
Erledigung einer Angelegenheit geschäftlicher Art in Rumänien und wurden
dort vor einiger Zeit auf Grund falscher Denunziation eingekerkert und in
Kriegsgerichtsgefangenschaft gesetzt. Die öffentlichen Verhältnisse
Rumäniens sind die denkbar ungünstigsten und die allgemeine
innerpolitische Lage des Landes ist so zerrissen, daß irgend jemand auf
Grund irgendwelcher Denunziationen die gefährlichsten Erlebnisse
durchkosten kann. Auch gegen diese beiden Herren wurde lediglich auf Grund
einer falschen Anschuldigung vorgegangen, und sie wurden 10 Tage lang in
Gefangenschaft gehalten, während welcher Zeit sie zum Protest gegen die
ungerechte Maßnahme die Nahrungsaufnahme verweigerten.
Es wurden auf der ganzen Welt und auch in Deutschland große
Protestaktionen eingeleitet, die über das Auswärtige Amt Berlin, die
Deutsche und die Amerikanische Gesandtschaft zu Bukarest von der
rumänischen Regierung die sofortige Freilassung der zu Unrecht
Eingekerkerten verlangten. Auch viele Leser des „Goldenen Zeitalters" in
Deutschland haben sich an der Unterzeichnung dieser Protestlisten
beteiligt. Wir möchten an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank hierfür
zum Ausdruck bringen und gleichzeitig die Mitteilung machen, daß die
beiden Verhafteten dann nach 10 Tagen der Gefangenhaltung auf freien Fuß
gesetzt worden sind und mit ziemlich geschwächten Körpern wieder in
Deutschland eintrafen. Die Angelegenheit in Rumänien nimmt in der Weise
ihren Fortgang, daß ein Privatklage-Verfahren eingeleitet worden ist.
In der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1929, wurde dann nochmals auf diesen Fall eingegangen. Dieser zweite Bericht schrieb:
„Zwei deutsche Bürger, Balzereit
und Dollinger, waren in ihrer Eigenschaft als Direktor bzw. Syndikus einer
Filiale Watch Tower Bible & Tract Society, deren Vertretung ihnen
übertragen war, von Magdeburg Deutschland, nach Rumänien gesandt worden,
um von einem Rumänen, der das dortige Eigentum dieser amerikanischen
Hauses zu unterschlagen suchte, wegen Betrügereien von den zuständigen
Gerichten zur Verantwortung zu ziehen. Gerade an dem Tage, als diese
Bemühungen erfolgreich zu werden versprachen, wandte sich der schlauer
Rumäne - der die Mentalität rumänischer Verhältnisse genau kennend - an
die von chauvinistischen Geiste durchsetzten Kriegsbehörden des unter
Belagerungszustand stehenden Siebenbürgens und machte die Meldung, da
seien zwei Deutsche gekommen, die offenbar irgend etwas im Schilde
führten. Er ließ schlauer Weise auch das Wort „Bolschewismus" mit
durchklingen und erreichte sein Ziel.
Die beiden Deutschen wurden noch am selben Tage verhaftet, all ihre
Papiere beschlagnahmt, und der rumänische Gauner konnte zunächst seine
Schurkereien ungehindert fortsetzen. Energische Proteste des Auswärtigen
Amtes, Berlin, der amerikanischen Gesandtschaft in Bukarest und auch
selbst des Weißen Hauses in Washington erreichten dann, innerhalb 12
Tagen, dass der Kriegsgericht-Staatsanwalt der wohl mittlerweile auch
bereits eingesehen hatte, dass er eine Dummheit machte - auf Drängen der
rumänischen Regierung die beiden Deutschen notgedrungen freilassen musste.
Man wandelte man die Anklage gegen die beiden Deutschen dahin um,
sie hätten Propaganda für die
internationale Bibelforscher Vereinigung - die unter dem alten Regime in
Rumänien verboten war - betrieben.
Weder sie noch das Auswärtige Amt, Berlin, erhielten irgendeine Vorladung
zu einem Termin, sondern Mitte Februar 1929 wurde einfach Termin anberaumt
und die beiden deutschen Herrn in contumacium unter der vorgenannten
Anklage der Propaganda für die IVEB zu 10 Jahren Zuchthaus und Einziehung
der Ihnen bei Ihrer damaligen Haftentlassung als Kaution abgeforderten
200.000 rumänische Lei verurteilt.
Kommentierung der politischen Lage in Rumänien
Es kann getrost gesagt werden, dass der eigentliche Herrscher Rumäniens der priesterliche Patriarch des Landes ist, denn der rumänische König ist noch ein Knabe und bei allen Staatsgeschäften, militärischen Veranstaltung oder ähnlichen Anlässen sieht man das schlaue Rasputin-Profil des Patriarchen schmunzeln."
Ergänzend liest man dazu im 2006er ZJ-Jahrbuch, dass der dortige erste Leiter des WTG-Büros ein gewisser Jakob B. Sima war. Weiter erfährt man über selbigem: „Leider wurde zu jener Zeit Jacob B. Sima untreu. Durch sein Verhalten verlor die Gesellschaft im Jahr 1928 den ganzen Grundbesitz samt Ausrüstung!
Im Jahrbuch 1930 hieß es: "[Die Brüder] haben sich . . . zerstreut und ihr Vertrauen ist erschüttert. Wegen der schwierigen Lage wurde die Aufsicht über das Werk in Rumänien im Jahr 1929 dem deutschen Zweigbüro und später dem Zentraleuropäischen Büro in Bern (Schweiz) übertragen."
Offenbar hatte der Herr Sima den Balzereit und Dollinger ihr „Geschäft",
für die WTG zu retten, was zu retten ist, nach Kräften erschwert.
Zum Thema kann man auch vergleichen:
19292Rumaenische
Auch später wurde das Thema Fernsehen noch vom „Goldenen Zeitalter" aufgenommen. So in der Schweizer Ausgabe vom 15. 12. 1928. Dort gleich mit zwei Meldungen. Einer Kurznotiz, und einem andernorts entlehnten, umfänglicheren Artikel. Als Kurznotiz liest man:
„Zweitausend TeIevision-Apparate
Nur ganz kurze Zeit scheint es seit der ersten Meldung her zu sein, daß
Television praktisch möglich sei. Jetzt will eine der New Yorker
Radiostationen, WRNY, Televisionen der Artisten aussenden, nachdem diese
ihre Programmnummer beendigt haben. Es wird behauptet daß in der Stadt New
York sich zweitausend Empfangsapparate für Television befinden."
Den zweiten, Fernsehen bezüglichen Beitrag in dieser GZ-Ausgabe, ordnet das GZ ausdrücklich seiner Rubrik „Zeichen der Zeit" zu. Selbiger Artikel führt aus:
„Das Fernsehen als neue Industrie
Vom Fernsehen hat die Menschheit schon lange geträumt. Heute ist das
Problem gelöst. Das Fernsehen, von dem Wissenschaftler und Forscher der
ganzen Welt ein halbes Jahrhundert lang träumten, ist nun zur praktischen
Wirklichkeit geworden. Einem britischen Erfinder, Jon Logie Baird, blieb
es vorbehalten, diese Erfindung auf das kommerzielle Gebiet zu bringen.
Nach jahrelangen geduldigen Forschungen sah er seine Arbeiten von Erfolg
gekrönt, als im Januar 1926 vierzig kritische Männer der Wissenschaft,
Mitglieder des Königlichen Instituts, in seinem kleinen Laboratorium der
ersten Vorführung des Fernsehens beiwohnten und zu ihrem höchsten
Erstaunen lebende menschliche Bilder, die von einem Zimmer ins andere
übertragen wurden, sehen konnten. Nach diesen Vorführungen verbrachte
Baird zwei weitere Jahre mit der Entwicklung und Vervollkommnung seiner
Erfindung.
Im Verlaufe dieser Zeit gelang es ihm, Fernsehen über Telephonleitungen
zwischen London und Glasgow und auf drahtlosem Wege zwischen London und
Neuyork durchzuführen. Ein dramatischer Gipfelpunkt wurde von ihm vor
einigen Wochen erreicht, als eins Vorführung auf dem Cunard-Dampfer "Berengaria"
stattfand.
Als sich das Schiff etwa 1500 Meilen vom Land entfernt auf See befand,
konnte der Oberbordfunker seine Braut sehen, wie sie in einem Zimmer in
London mit andern Personen sprach. Er wusste nichts davon, dass er sie
sehen würde, erkannte sie aber nach einigen Zweifel, sobald ihr Gesicht
erschien.
Die Tage der Versuche sind nun vorüber, und das Fernsehen ist in die
Reichweite aller Menschen gelangt. Vom September ab wird der Bairdsche
Fernseher entweder als besonderes Gerät oder in Kombination mit einem
Rundfunksender verkauft werden, und der Eigentümer wird gleichzeitig einen
Vortragenden auf der Rundfunksendestation hören und sehen können. Das
Fernsehen wird also tatsächlich über alle Entfernungen von vielen Meilen
und über alle dazwischen liegenden Hindernisse hinweg vor sich gehen, und
Ereignisse, die in der Ferne stattfinden, wird man im gleichen Augenblick
genau so bequem sehen, also von weitem genießen können. wie schon längst
entfernte Laute vermittels der drahtlosen Teleplionie zu vernehmen sind.
Hierbei ist zu bemerken, daß das Fernsehen, das einen augenblicklichen
Prozeß darstellt, nicht mit der Bilderübertragung zu verwechseln ist, die
keinerlei lebende oder bewegliche Bilder überträgt, sondern lediglich
vermittels eines verhältnismäßig langsamen Prozesses mechanische Kopien
von Photographien und dergleichen, die aus der Ferne übermittelt werden,
herstellt. Solche Photographien müssen bekanntlich erst auf dem
gewöhnlichen Wege durch Apparate aufgenommen werden Dank der Tätigkeit der
Baird Television Development Company ist in andern Ländern der
kommerzielle Fortschritt schon weiter vorgeschritten als in England, der
Heimat der Erfindung
In den Vereinigten Staaten gehen jetzt die Pläne für die Errichtung von
Fernseh-Rundfunksendern ihrer Vollendung entgegen, die über die ganzen
Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko verteilt werden und von denen
einige sehr bald in Betrieb genommen werden sollen. In Holland sind
Vorkehrungen getroffen worden, um die Geräte auf der Niederländischen
Industrieausstellung, die zurzeit stattfindet, zu zeigen und vorzuführen.
Es ergibt sich somit die Tatsache, daß mit der Vervollkommnung des
Bairdschen Fernsehers das Fernsehen so weit ist, um seinen Platz auf dem
kommerziellen Gebiet neben den andern drahtlosen Geräten und
Sprechmaschinen einzunehmen. Es ist kaum notwendig, über die Möglichkeiten
der zukünftigen Entwicklung dieser erstaunlichen Erfindung zu sprechen.
Wir können uns alle selbst vorstellen, daß der Tag nicht mehr ferne sein
wird. wo wir, ohne unsere Stühle daheim zu verlassen, alle größern
Ereignisse im Augenblicke des Geschehens werden sehen können, also nicht
in der Art wie die Filme, die wir ja erst nach einem Ereignis zu sehen
bekommen.
Eine weitere mit dem Fernsehen verknüpfte Entdeckung des genialen
Erfinders ist das Nachtsehen, d.h. die Möglichkeit, in voller Finsternis
zu sehen. Anläßlich der Sommerversammlung der British Association im
vergangenen Jahr zeigte Baird, daß es mit Hilfe von unsichtbaren
infraroten Strahlen möglich ist, eine im Zimmer sitzende Person zu sehen,
in das keinerlei Licht eintritt. Diese Strahlen durchdringen sogar den
Nebel, und es ist leicht ersichtlich, welche Vorteile man aus dem
Nachtsehen für die verschiedenen Tätigkeitsgebiete ziehen kann.
Ferner wird unter dem Namen "Phonovision" eine Erfindung bekannt, durch
die Fernsehzeichen auf Schallplatten festgehalten werden können. So kann
man von ein und derselben Platte nicht nur die Stimme des Sängers oder
Sprechers wiedergeben, sondern auch sein lebendes bewegliches Bild, das
auf einen mit dem Gerät verbundenen Schirm projiziert wird, sehen. Eine
neue Industrie steht somit am Eingangspunkt ihrer Laufbahn, und zwar eine
Industrie von solcher Bedeutung und mit solchen unbegrenzten
Entwicklungsaussichten, daß in kurzer Zeit das Fernsehen und die damit
zusammenhängenden Auswirkungen ein starker Konkurrent des Kinos, des
Rundfunks und der Schallplatten werden und diese alle sogar bei weiterem
Fortschreiten weit hinter sich lassen wird.
Professor Dr. Karolus in Leipzig, der gemeinsam mit der
Telefunkengesellschaft das bis jetzt beste Verfahren der
Funkentelegraphischen Bildüberfragung, wie sie im Verkehr zwischen Berlin
und Wien angewendet wird, geschaffen hat, hat nun auch das Problem des
Fernsehens gelöst. Darüber werden Einzelheiten bekannt. Die Versuche sind
so erfolgreich verlaufen, daß es in absehbarer Zeit möglich sein wird,
zugleich mit den funkentelegraphisch übertragenen Theateraufführungen auch
das Bühnenbild zu empfangen. Das Fernsehverfahren arbeitet ganz ähnlich
wie das Bildübertragungssystem auf der
Sendeseite mit der Photozelle, die die Lichtimpulse in elektrische
Stromimpulse umsetzt, worauf diese von einem Kurzwellensender
weitergegeben werden können. Der Empfänger besteht neben einem
Kurzwellenapparat in einem elektrooptischen Relais, das die elektrischen
Stromschwankungen wieder in Lichtschwankungen verwandelt und zwar so, daß
der Beschauer durchaus den Eindruck des beweglichen Bildes wie beim Film
hat.
("Installateur")
Zitat
"Und die Erkenntnis wird sich mehren!" -
Daniel 12:4."
Zitat
Drahbeck
Auch später wurde das Thema Fernsehen noch vom „Goldenen Zeitalter"
aufgenommen.
Aber damals war das Fernsehen ja noch schwarzweiß. Deshalb hatte es noch nicht dazugeführt, dass "alle Menschen sich bessern". Das geschah erst durch das Farbfernsehen, wie man 1929 erkannte.
Zitat
Das Goldene Zeitalter, 1. Januar 1929, Seite 2
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
„Unter dieser Überschrift bringt im
Jenauer Volksblatt vom 3. 1. 28 der eifrige Vorkämpfer für religiösen
Sozialismus Professor Dr. Hans Müller einen Artikel, der die Ursachen der
riesenhaften Kirchenaustritte der letzten Jahre in das richtige Licht
rückt, indem er sie in dem völligen Versagen der Kirchen und in ihrer
Verbindung mit dem Gelde sieht. Der Artikel stellt eine direkte
Bestätigung alles dessen dar, was Richter Rutherford in seiner neuesten
Broschüre „Freiheit für die Völker" sagt. Wir zitieren einige der
interessantesten Sätze Dr. Müllers, die eben dadurch besonders objektiv
wirken, weil Professor Müller selbst Mitglied des Landeskirchentages ist.
Nachdem er die Feststellung macht, daß unter den bestehenden Verhältnissen
die völlige Auflösung der Landeskirchen nur noch eine Frage der Zeit ist,
geht er auf die Ursachen hierfür ein und sagt:
„Liegen wirklich die Dinge in unserem
Volke so, daß es heute der christlichen Religion und deshalb auch einer
das religiöse Bewußtsein wachrufenden und entwickelnden kirchlichen
Gemeinschaft entbehren könnte? Hat der Christenglaube seine Rolle in der
Geschichte des deutschen Volkes ausgespielt?
Wer das tiefe Sehnen unseres Volkes nach Religion, das sich nicht selten
sogar hinter der Religionsfeindschaft freidenkerischer Kreise verbirgt,
belauscht hat, wird die obigen Fragen nicht bejahen können, vielmehr der
Ansicht sein, daß uns nichts so nottut, als ein unsere Volksseele
ergreifender und begreifender tiefer Gottesglaube. Ein Hungern und Dürsten
nach Gott verzehrt innerlich Hunderttausende, und sie würden in die
Kirchen strömen, wenn ihnen dort geboten würde, wonach ihre Seele
Verlangen trägt, wenn sie dort Antworten und Lösungen auf die Fragen
erhielten, mit denen ihr Geist und Herz ringen. Es ist ein Fluch, der auf
den meisten Dienern unserer Kirche liegt, daß sie diese Fragen nicht zu
beantworten wissen, ja sie nicht einmal hören und verstehen. Was sie von
der Kanzel predigen, berührt diese Fragen, wenn überhaupt, so von ferne,
so zaghaft, so unsicher und schwachherzig, daß sie bei denen, die nach dem
Worte Gottes verlangen, kein Vertrauen dazu aufkommt, daß sie sich
enttäuscht abwenden. Es ist leider eine, wenn auch furchtbar bittere
Wahrheit, die Konsistorialrat Dr. Alfred Fischer aus Berlin hier in Jena
in einem letzten Sommer gehaltenen Vortrag aussprach, als er sagte, es
gäbe viele Menschen, die ihren Glauben durch ihre Geistlichen verloren
hätten!
Was ist es, das heute unser Volk in seiner Tiefe bewegt? Wonach fragt es,
worauf will es von der Kirche eine Antwort?
Es will von ihr wissen, ob die herrschende gesellschaftliche Ordnung,
unter der es so furchtbar leidet, die ihm so viele Schmerzen bereitet, die
eine so große Unsicherheit und Dürftigkeit seiner Existenz verursacht, so
viele Volksgenossen der gräßlichsten Not überliefert und verzweifeln läßt,
zu Recht besteht, ob sie die von Gott heute noch gewollte Ordnung ist,
oder ob das Volk recht hat, wenn es aus dieser Ordnung herausstrebt, wenn
sie in seinem sittlichen Bewußtsein erschüttert ist und in seinen Augen
ihre Existenzberechtigung verloren hat. Um diese Frage nach der
Daseinsberechtigung und des in ihr herrschenden Wirtschaftsystems dreht
sich alles Sinnen und Denken des Volkes, hierauf will es eine Antwort,
will wissen, warum diese Ordnung da ist, ob sie sich mit dem Evangelium
vereinbaren läßt; wenn nicht, was dann die Kirche dem Volke zu raten hat,
ob und auf welche Weise es zu einer anderen Ordnung kommen kann.
Wo ist heute in unserer Landeskirche der Geistliche, der es wagen würde,
diese Frage, deren Beantwortung das Volk mit Recht von der Kirche
verlangt, energisch und sachkundig anzupacken, darauf eine Antwort zu
geben, die Hörner und Zähne hat?
Mit Mitleid, mit Wohltätigkeit, mit geistlichem Zuspruch und frommen
Tröstungen ist dem Volke in seiner heutigen Lage wahrlich nicht gedient.
Es fühlt gleichsam instinktiv, daß die Stunde der Umgestaltung seiner
Gesellschaftsordnung herangekommen ist, es verlangt jetzt nicht
salbungsvolle Worte, sondern das Wort, das rettende Tat ist, von seiner
Kirche, das Wort, wodurch sie ihm allein beweisen kann, daß sie im Besitze
von Heilswahrheiten ist, welche es bei den Parteien, den Staatsmännern,
den Gelehrten vergebens gesucht hat.
Und die Kirche, was tut sie, wie verhält sie sich in bezug auf diesem dem
Volk auf der Seele brennende Frage? Sie weiß wohl um sie, sie besitzt auch
die erlösende und befreiende Antwort darauf im Evangelium, aber aus
Menschenfurcht und Menschenschwächlichkeit wagt sie diese Antwort nicht
auszusprechen, wagt nicht zu erklären, daß in der Anwendung des
evangelischen Gemeinschaftsgedankens auf Gesellschaft und Wirtschaft die
allein mögliche und erfolgversprechende Lösung enthalten ist.
Hier liegt die große Schuld und Unterlassungssünde der Kirche, hier die
Ursache der Entfremdung zwischen ihr und der großen Masse des arbeitenden
Volkes, der Grund ihrer heutigen Isolierung und Einflußlosigkeit auf das
Volksleben und die soziale Bewegung.
Wie soll das Volk zu einer Kirche Vertrauen fassen und ihrer
Wortverkündigung Glauben Schenken, wenn es an ihr den Mut vermißt, aus
ihrer eigenen Lehre, die im Interesse des Volkes liegenden
Schlußfolgerungen zu ziehen?
Muß da nicht die Meinung aufkommen, die Kirche stehe im Solde der Reichen,
einer Klasse, die an dem Fortbestand des heutigen Wirtschaftssystems
interessiert ist, in welchem dem arbeitenden Volk nur soweit und insofern
ein Daseinsrecht zuerkannt ist, als es durch seine Arbeit den Reichtum der
Reichen vermehrt, aber existenzlos wird, wenn dieser Zweck nicht erreicht
wird?"
Die Zeichen mehren sich auch der vorstehende Artikel ist ein weiterer Beweis für das, was das „Goldene Zeitalter" immer wieder betont: Religion kann nur segensreich sein, wenn sie unbeeinflußt von Geld und Politik ihre Stimme erhebt für die Bedrängten und Unterdrückten. Das G. Z. wird fortfahren dies zu tun. Was der Kirchen Mangel ist, ist unser Reichtum. Reich sein an Gelegenheiten für Recht und Wahrheit, für Gott und sein Königreich einzutreten, ist der schönste Reichtum, den irgend jemand besitzen könnte."
Und dann noch der zweite thematische Artikel aus dieser GZ-Ausgabe.
Selbiger hat den Titel:
„Sozialismus und Jesus".
In ihm wird ausgeführt:
„Im sozialistischen Parteiblatt
Sönderborgs Dänemark, werden in einem Artikel „Diskussion über Jesus"
Gedanken zum Ausdruck gebracht, wie sie in dänischen Sozialistenkreisen
vertreten werden. Wenn wir auch nicht alles wörtlich unterschreiben, was
dieser Artikel zum Ausdruck bringt, so muß doch vorbehaltlos anerkannt
werden, daß man sich dort ernstlich auf dem Wege befindet, den einen
Fehler gutzumachen, den zweifellos die Sozialisten Deutschlands machten,
wenn sie im Kampfe die Grenze zwischen Mißbrauch der Religion und wahrer
Religion nicht fanden. Es kann zweifellos nirgendwo ein wahrhaft sozialer
Geist zum Ausdruck kommen, als in der Bibel, und mit der kategorischen
Ablehnung der Bibel und der Lehren Jesus' ist wirklich der Sache der Armen
schlecht gedient. Die dänischen Sozialisten sind in dieser Beziehung
zweifellos ihren deutschen Kollegen ein gutes Stück voraus. Wir lassen nun
den Wortlaut des Artikels, sinngemäß ins Deutsche übersetzt, folgen:
„Neulich war an dieser Stelle etwas über
den „Sozialisten Jesus" geschrieben von Herrn Broby Johansen - zu lesen.
Etwas besonders Neues war dort nicht gesagt, und die angeführten
Gesichtspunkte waren weit entfernt von einer sachlichen Behandlung dieses
Themas. Aber der Bericht könnte trotzdem Veranlassung geben, über einige
Gedanken, Jesus betreffend, zu diskutieren.
Zunächst einmal die Frage: Hat Jesus überhaupt gelebt, oder ist er nur
eine Sagenfigur, geschaffen von der sozialen Bewegung der niederen
Volksklassen damaliger Zeit?
Vom marxistischen Gesichtspunkt aus ist das Entstehen des Christentums
schlechtweg die geistige und ideenmäßige Seite des damaligen sozialen
Freiheitskampfes. Dazu ist zu sagen, daß auch Marxisten, wenn sie auch
sonst ganz ausgezeichnete Menschen sein mögen, sich irren können. Es geht
ja oft so im Menschenleben, daß, wenn man aus einen Graben herausfahren
will, man hinüber in den anderen springt. Und da die marxistische
Geschichtsauffassung dazu helfen sollte, uns ein besseres Verständnis für
die eigentlichen treibenden Kräfte in der Geschichte - in ihrer Beziehung
zu den wirtschaftlichen Kräften und Verhältnissen - zu geben, ist zu
bedenken, daß die Menschen damals wohl geradeso einseitig waren, wie sie
es immer gewesen sind. Darum sollte man nicht den Fehler machen, zuviel
Gewicht auf die wirtschaftliche und soziale Seite der Frage zu legen und
dabei den Einfluß der geistigen und persönlichen Kräfte zu unterschätzen
und zu vergessen.
Auf jeden Fall ist es in der Regel so, daß große geschichtliche Bewegungen
ihre Kraft in den Gedanken eines einzelnen großen Mannes und dessen
geistiger Parole fanden. Der eigenartige Freimachungskampf der Jetztzeit
entstand und mußte kommen wegen der wirtschaftlichen und sozialen
Verhältnisse, - aber es war Karl Marx, der ihm seine Bedeutung, sein Ziel,
seine Seele und sein Wollen gab.
Darüber zu streiten, ob es die sozialen Bewegungen sind, welche ihre
großen Männer hervorbringen, oder ob die großen Männer die Bewegungen
schaffen, ist geradeso unvernünftig, wie darüber zu streiten, was zuerst
bestand: das Ei oder die Henne? Das Ei aber ist natürlich von einer Henne
gekommen, und es ist ein endloses Problem, feststellen zu wollen was
zuerst war.
So ist es in der Regel auch mit großen Männern und großen Bewegungen. Das
eine ist nicht ohne das andere denkbar; man kann auch nicht sagen, das
eine hat das andere geboren. Man kann sagen, das eine benötigt das andere,
aber sicher ist es richtig zu sagen, daß sich beide gegenseitig geschaffen
haben.
Die Gesichtspunkte, Gedanken und Theorien großer Männer sind für die
Bewegungen ungefähr dasselbe, was die Befruchtung für das Ei ist: das
Lebenweckende und Formende, das heißt das, was nötig ist, um neues Leben
und neue Formen den vorhandenen Möglichkeiten gemäß zu schaffen.
Angesichts der Ausbreitung, welche das Christentum fand, ist aller Grund
zu der Annahme vorhanden, daß hinter der Entwicklung der Bewegung eine
mächtige Persönlichkeit stand und steht, deren Geist der Bewegung Leben
gab und deren Gedanken die Kraft der Bewegung wurden.
Selbst wenn wir keinerlei Kenntnis des Inhalts der Neutestamentlichen
Schriften hätten, müßte uns doch die Kraft der christlichen Lebensbewegung
Grund zu der Annahme geben, daß eine so machtvolle Persönlichkeit wie
Jesus wirklich gelebt hat.
Jesus war wirklich eine machtvolle Persönlichkeit Schon der Umstand, daß
wir heute noch - 1900 Jahre nach seinem Tode - über ihn und seine Gedanken
diskutieren, ist genügend Beweis dafür.
Ohne etwas Herabsetzendes über große Persönlichkeiten der Gegenwart sagen
zu wollen, ist doch sicherlich kein Grund vorhanden anzunehmen, daß man
ihre Gedanken und Lehren noch nach 1000 Jahren diskutieren wird.
Mit Jesus aber kann man niemals fertig werden. Man behandelt ihn
historisch-kritisch, marxistisch, theologisch und sucht ihn auf
verschiedene andere Weise einzuordnen an seinen bestimmten historischen
Platz und für eine bestimmte Mission - und so kommt es denn, daß sein Name
in der Jetztzeit immer wieder auftaucht und trotz all unserer
Vielgeschäftigkeit, trotz unseres Interesses für Politik und Boxkämpfe
erfaßt er unser Gewissen, so daß wir nicht aufhören können, uns mit ihm zu
beschäftigen, von ihm zu lesen, zu schreiben, ihn zu lieben oder ihn zu
hassen. -
Warum?
Weswegen können wir es nicht unterlassen über Jesus zu diskutieren?
Einfach deshalb, weil er eine Botschaft hatte, durchdachte Gedanken,
geistdurchlebte Worte, und weil er ein Leben lebte, welches an das
Gewissen aller Menschen appellierte.
Jesus kann nicht in eine bestimmte Epoche eingereiht werden.
Selbstverständlich war er in vielen Sachen ein Mann seiner Zeit, sprach
heraus aus deren Voraussetzungen und teilte in gewissem Maße deren
Gesichtspunkte. Er predigte nicht mittels Radio, sondern setzte sich - wie
es damals Sitte war - auf einen Stein und machte seinem Herzen in reichen
Gedanken Luft, und zwar in einer Sprache, welche die Menschen damals
verstehen konnten. Mit Recht kann man sagen, er war bedungen von seiner
Umgebung und seine Parole war bedungen von dieser. „Die Erfüllung der
Zeit" war ja nicht bloß etwas Religiöses, sondern auch im hohen Grade
etwas Soziales und Politisches. Aber er gab etwas, brachte eine Botschaft,
welche weit über seine Umgebung und ihre Bedingungen hinausragte. Auch
wirkte er stets anspornend auf die Gemüter der Menschen.
Er hatte ein klares soziales Programm und Ziel. Er wollte eine neue Welt,
in welcher der Gott der Liebe und Gerechtigkeit König sein - und wo Friede
und Brüderlichkeit herrschen sollte.
Die Verhältnisse der damaligen Zeit waren nicht so, daß er als
Reichstags-Kandidat aufgestellt werden - oder sozialdemokratische
Zeitungen usw. Zur Propaganda für seine Sache herausgeben konnte.
Opposition wurde bekanntlich - wie auch heute im russischen Reich nicht -
auch im damaligen römischen Reiche nicht geduldet. Es war deswegen ganz
natürlich, daß Jesus seine Blicke nach innen wandte und an die
persönlichen Voraussetzungen dachte, welche nun gefordert werden mußten,
wenn das Reich der Gerechtigkeit und Brüderlichkeit Wirklichkeit werden
sollte. Es ist ganz sicher, daß wir Menschen im hohen Grade beeinflußt,
gebildet und bestimmt werden von unserer Umgebung und den Verhältnissen,
in denen wir leben. Es ist aber auch ganz sicher, daß wir uns selbst
erziehen - selbst auf uns einwirken und unsere Umgebung formen können.
Wenn wir dies nicht könnten, so wäre keine Veranlassung da für
irgendwelche politische Agitation, auch nicht im sozialistischen Sinne.
Denn auch die Agitation zielt darauf hin, die einzelnen Individuen
aufzurütteln, damit sie ihre Verantwortung erkennen und zu einem Stück
Arbeit am eigenen wie am Freiheitskampf der ganzen Klasse veranlaßt
werden.
Wenn wir Menschen schlechtweg ein Produkt unserer Umgebung sind, werden
die einfachsten Ärgernisse zum Urheber ungewollter Streitigkeiten. Man
kann ja in solchen Fällen nichts dazu tun, daß man sich so gebärdet wie
man ist, und es ist geradeso gesinnungslos sich über solch einen
Zwischenfall zu ärgern, wie man sich über den Stein ärgern wollte, an
welchem sich unser Fuß stößt, wenn wir den Fuß nicht hoch genug gehoben
haben. Wenn wir uns mit Recht erzürnen über jemand, welcher unbrüderlich
und ungerecht auftritt, ist es besonders deswegen, weil uns unser gesunder
Verstand sagt, daß ein jeder Mensch eine persönliche, moralische
Verantwortlichkeit für gutes Benehmen und rechte Handlungsweise hat.
Wir können uns willen- und gedankenlos von den Einflüssen treiben lassen,
welche von unserer Umgebung und unseren Verhältnissen ausgehen, wir können
auch mit zusammengebissenen Zähnen und klarer Überlegung und dagegen
auflehnen und anstatt uns von umgünstiger Umgebung beeinflussen zu lassen,
diese umbilden und dirigieren.
Es dürfte eine ewigwährende Wahrheit auch für die Formen der Gesellschaft
sein, was der Quäker William Penn über Staatsverfassungen sagt. Mit
Staatsverfassungen ist es geradeso, wie es mit Musikinstrumenten ist, das
Resultat hängt davon ab, wer darauf spielt. Gute Menschen verbessern die
schlechten Verfassungen und schlechte Menschen zerstören selbst die besten
Staatsverfassungen.
Die persönlichen Eigenschaften der Menschen sind von außerordentlicher
Wichtigkeit für die Bildung neuer Gemeinschaftsformen. Und hier liegt der
Kernpunkt. Jesus hat eine große Losung hervorgebracht. Er glaubte und
verkündigte - und setzte sein Leben ein für diesen seinen Glauben und
diese Verkündigung - daß die neue Gemeinschaft, die Verwirklichung des
Reiches Gottes vor allen Dingen erst mit einer Erneuerung, einer
Sinnesumbildung des Menschen einsetzen müsse, indem sich die Gedanken und
die Gesinnung des Menschen auf das Neue, das werden soll, einstellen
müsse, und zwar so positiv, daß dieses auf eine gewisse Art und Weise
gewissermaßen zwangsläufig hervorsprießen müßte. Wenn wir das Reich der
Gerechtigkeit wollen, so sollten wir auch selbst lernen gerecht zu
handeln, selbst wenn auch andere an uns ungerecht handeln. Wenn wir das
Reich der Brüderlichkeit wünschen, sollten wir auch zunächst lernen,
brüderlich zu handeln und Liebe zu üben, selbst wenn auch andere nicht
liebenswürdig gegen uns auftreten. Wenn wir das Reich des Friedens wollen,
müssen wir zuvor positiv für Frieden eintreten und friedenstiftend,
versöhnend und vergebend wirken, selbst wenn andere unfriedlich gegen uns
sind.
Selbst wenn die einzelnen nicht erreichen, die Verwirklichung des Reiches
Gottes zu ihren Lebzeiten zu sehen, sollte ihr Entschluß für dieses Ziel
zu leben und zu dienen nicht aufhören, denn weil dieses Reich die Absicht
Gottes ist, würden ja solche, welche für das Ziel Gottes leben, niemals um
ihren Lohn kommen. Ein jeder treue Diener sollte also unter allen
Umständen in die Freude seines Herrn eingehen.
Die innere Stärke einer jeden Bewegung beruht auf ihrer Fähigkeit,
Hoffnung, Verantwortungsgefühl und Handlungskraft zu erwecken. Die große
Losung von Karl Marx war, die Arbeiterklasse auf ihre geschichtliche
Mission hinzuweisen, auf ihre Hoffnung und darauf, daß soziale Freimachung
nicht Utopie ist, sondern eine Realität, welche innerhalb der Welt des
Möglichen liegt.
Damit wurden die schlummernden Kräfte der Arbeiterklassen zur Initiative
erweckt. In dieser materialistischen Geschichtsauffassung verkündigte Karl
Marx, vielleicht ihm selbst unbewußt, einen fast religiösen Glauben an
gewisse Entwicklungskräfte, das heißt an Kräfte, welche - allgemein sich
an Natur und Leben anschließend - höhere Gemeinschaftsformen zum Ziele
haben.
Jesus sagte dasselbe auf Grund eines bewußten Glaubens daran, daß Gott der
Vater, welche die Erde erschaffen hat und sich das Ziel setzte, allein
Gott zu sein, alle Gerechtigkeit und Brüderlichkeit will, und daß darum
das Reich der Gerechtigkeit kommen und verwirklicht werden müsse. Gott ist
der Allmächtige und er wird früher oder später seinen Willen durchsetzen.
Man braucht sich nicht darüber zu wundern, daß Jesus aus seinen
Voraussetzungen heraus mindestens teilweise seine Hoffnungen mit den
herrschenden apokalyptischen Vorstellungen verband, das will sagen, mit
den Gedanken über einen kurz bevorstehenden Weltzusammenbruch, wo Gott
direkt eingreifen und die Welt von aller Ungerechtigkeit reinigen werde.
Es ist sehr zu verwundern, daß diese Gedanken ihn bei seiner Verkündigung
nicht noch viel mehr beherrschten, als sie es taten. In seinen
Verkündigungen spricht er in der Regel über das Reich Gottes, wie über ein
Senfkorn oder den Sauerteig, dessen Kräfte durch Wachsen und Entwicklung
wirken. Die praktischen Anweisungen, die Jesus über die Stellung gab,
welche der einzelne einnehmen sollte, um nicht ein Hindernis für, sondern
ein Träger des kommenden Reiches Gottes zu sein, sind ewig gültig. Er
sagte: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit", und
„alles, was ihr wollt, daß die Menschen euch tun sollen, dieses solltet
ihr zuerst ihnen tun." Das will sagen: „Ihr, die ihr die Verwirklichung
des Reiches Gottes wollt, bittet und arbeitet darum und auch eure Gedanken
sollen nur darauf gerichtet sein. Denn ihr seid dazu berufen, sowohl daran
teilzuhaben, wie auch den Kern zu bilden, von welchem aus das Reich in
alle Welt hinaus wachsen kann.
Dies sind ewige Wahrheiten, welche immer an die Gewissen der Menschen
appellieren, mit welchen die gegenwärtigen Freiheitsbewegungen immer im
Einklang sein sollten, wenn sie ihre Ziele erreichen wollen. Diese
Gedanken sollten den Bewegungen Stärke und innere Tiefe geben, von denen
das Leben einer jeden Bewegung abhängt.
Die Kirche hat leider das Christentum verpfuscht, indem sie Jesus Hoffnung zu etwas rein Persönlichem und Himmlischen, etwas, das der „einzelne" erreichen solle, wenn er stirbt, gemacht hat. Man war innerhalb der Kirche oft dazu geneigt, allein die leere Theorie über Jesus' Geburt und Tod zu dem eigentlichen Kern des Evangeliums zu machen, während man Jesus praktische Lebensanweisungen und praktische Reden über das Reich Gottes von sich wies, wie etwas, was nur geringe Bedeutung hätte. Ein gesundes Band der Christenheit und des Sozialismus kann die ewigen Lebenswertere des Christentums hoch halten und diese mit den wahrhaft wissenschaftlichen Gesichtspunkten vereinigen. Auf diesem Wege könnte das Christentum ein mächtiger Faktor auch im gegenwärtigen Freiheitskampfe werden!"
In diesem Artikel gibt es mancherlei zu
denken und wir würden wünschen, Deutschlands Sozialisten würden, anstatt
über die Arbeit der Bibelforscher - die eben in dem hier angedeuteten
Sinne an den Menschen arbeiten, um sie für das in der Bibel angekündigte
messianische Königreich Gottes vorzubereiten - zu spotten, diese
Vorurteilslos in dem Sinne betrachten, ob sie nicht wirklich dem einzig
wahren überparteilichem Sozialismus entspricht, den Jesus stiftete, dem
Sozialismus, das heißt der Gemeinschaft der Menschen unter der Herrschaft
Gottes.
„Rom und das Geld" (und weiteres)
„Rom hat sich allezeit als
geschäftstüchtig erwiesen. Hinter Scheinheiligkeit verbarg es regsten
Geschäftssinn. Wegen Geschäftsschädigung ist der Haß gegen Luther so groß.
Symmachus (500) führte Palliengelder ein. Jeder Bischof muß das ihm
verliehene Pallium (Bischofsmantel) bezahlen, ziemlich hoch. Zur Zeit gibt
es über 2000 Bischöfe. Gregor I. (600) organisierte den Reliquienhandel,
der nach den Kreuzzügen sehr stark ausgeübt wurde. Es waren eine Unmenge
von Reliquien nach Europa gebracht worden. Dann erfand er das Fegefeuer,
das eine ständige Einnahmequelle wurde. Sie wurde später noch erweitert,
(1650) dadurch, daß man für verstorbene Verwandte auch Gebete bestellen
konnte. Um 900 wurde der Peterspfennig erhoben. Gregor VII. (1075) brachte
dauerndsten Gewinn durch Einführung des Zölibats. In einer Verordnung des
Bischofs von Tours heißt es:
„Da die Fleischeslust den geistigen Stand
vielfältig entehrt, besonders wenn es zum Kinderzeugen kommt, so verordnen
wir, daß die Kleriker sich nicht unterstehen, ihren im geistlichen Stand
erzeugten Söhnen oder ihren Konkubinen etwas testamentarisch zu vermachen.
Solche Vermächtnisse sollen der Kirche des Testators zufallen."
Im 13. Jahrhundert kam der Rosenkranz
und Scapultiere auf, mit denen die Kirche einen schwunghaften Handel
trieb. Bonifazius VIII. (1300) gründete das Jubeljahr, zunächst für 100
Jahre, seine nächsten Nachfolger feierten es schon alle 25 Jahre, da es
sich als sehr einträglich erwies. Clemens V, bald nachher, beglückwünschte
die Bischöfe mit den Annaten, d. h. sie mußten die Einkünfte des ersten
Jahres nach Rom schicken. Die Heilig- und Seligsprechungen kosteten und
kosten ein Heidengeld. Dispense aller Art mußten und müssen bar bezahlt
werden. Gewaltige Summen werden durch Erbschleicherei erzielt.
Schon Kaiser Gratianus (400) sah sich gezwungen, durch Gesetze der
Erbschleicherei Einhalt zu tun. Hieronymus, Sekretär des Bischofs Damasus,
schrieb:
„Ich bedaure nicht die kaiserlichen Verbote, sondern mehr, daß meine Brüder sie notwendig gemacht haben! Sie halten kinderlosen Greisen und alten Matronen den Nachttopf hin, stets geschäftig um ihr Lager; mit den Händen fangen sie ihren Auswurf auf, und Witwen heiraten nicht mehr, denn Priester dienen ihnen um Geld."
Wahre Ströme von Golf flossen aber nach
Rom, als die Päpste (1200 - 1517) durch ganz Europa ein Heer von Mönchen
„mit Sündenvergebung hausieren" gehen ließen. Der Großindustrielle Johann
XXII hatte für alle Sünden bis zum Elternmord, auch für die noch zu
begehenden, einen Tarif aufgestellt, mit dem Bemerken, daß Arme solcher
Gnaden nicht teilhaftig werden könnten. Tetzel fuhr unter Glockengeläut
auf seinem Karren in den Ortschaften ein und zeigte dort ein Hemd vor,
welches Maria bei der Geburt Jesus getragen haben sollte. Das rief Luther
auf den Plan, und er machte durch das ganze Geschäftsprogramm einen
Strich.
Als die Unruhen in Mexiko ausbrachen, klagte man, die Religion sei in
Gefahr: das Kirchenvermögen! Der dritte Teil des Landes befand sich im
Besitz der Kirche; eine ungeheure Anzahl von Geistlichen wurde auf ein
Drittel reduziert, da sie täglich nur eine Messe zu lesen hatten; als
Anführer des scheußlichen Eisenbahnattentats wurden drei Geistliche
festgenommen, was die Gesandtschaft in Berlin bestätigte. Reiche Kirche,
armes Volk, das ist Mexiko.
Katholiken, leset die Schrift: Nie hat Christus solche Geschäfte gemacht.
Dr. Schaefer, Halle."
Auch die Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 8. 1928 offeriert einen
weiteren Artikel dieses Dr. Schaefer. In selbigem verbreitet er sich wie
folgt:
„Der Primat - (Oberpriesteramt des
Papstes)
Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und
die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwinden", sagte Christus zu
Petrus (d. h. Felsenmann) nach dessen Bekenntnis: „Du bist Christus, des
lebendigen Gottes Sohn." Weiter sagte Christus: „Und ich will dir des
Himmelreiches Schlüssel geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll
auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst,
soll auch im Himmel gelöst sein."
Auf diese Worte zusammen gründet das Papsttum die Lehre vom Primat, es
meint, mit diesen Worten sei dem Petrus und dessen Nachfolgern in Rom die
„Oberherrschaft" über die Kirche gegeben. Diese Lehre ist falsch! Zunächst
hat Christus niemals von einer Kirche gesprochen, sondern das so
übersetzte Wort bedeutet Gemeinde; die gesprochenen Worte gelten Petrus
allein, nicht aber seinen angeblichen Nachfolgern. Abgesehen davon, daß es
höchst zweifelhaft ist, ob Petrus in Rom gewesen ist, war Paulus der erste
Bischof (Aufseher) in Rom. Als Erster, zeitlich, nicht aber dem Range
nach, hatte Petrus sein Glaubensbekenntnis abgelegt. An eine
Priesterherrschaft hat Christus nie gedacht, er hat sie sogar ausdrücklich
verboten: „Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten herrschen, und die
Oberherren haben Gewalt. So soll es nicht sein unter euch; sondern so
jemand will unter euch gewaltig sein, der sei euer Diener. Und wer da will
der Vornehmste sein, der sei euer Knecht. Gleichwie des Menschen Sohn
nicht gekommen ist, daß er sich bedienen lasse, sondern daß er diene und
gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele." Diese Stelle wird in den
katholischen Kirchen niemals verlesen!
Petrus hat auch niemals einen Vorrang beansprucht. Die Apostel haben ihm
einen solchen niemals zuerkannt! So schreibt Petrus im 1. Petrus 5: 1-3:
„Die Ältesten unter euch ermahne ich als Mitältester, weidet die Herde,
die euch befohlen ist ... Nicht als die übers Volk herrschen, sondern
werdet Vorbilder der Herde!" Und 1. Korinther 3: 21 - 23 schreibt Paulus:
„So rühme sich niemand eines Menschen. Es sei Paulus, Apollos oder Petrus,
ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes!" Dann Galater 2:6:
„Von denen aber, die das Ansehen hatten [Jakob, Petrus, Johannes] ...
daran liegt mir nichts, denn Gott achtet das Ansehen der Menschen nicht."
Galater 2: 11-14 erteilt er Petrus eine Rüge.
Auch in den ersten sechs Jahrhunderten erkannten die Bischöfe von Karthago
und Konstantinopel, als dieses Hauptstadt des Römischen Reiches geworden,
den römischen Bischof nicht als Primat an, sogar der Bischof Gregor I von
Rom nennt den Anspruch eines Papstes der Gesamtkirche „eine
Gotteslästerung, eine Ausgeburt der Eitelkeit, die Erfindung eines
Abtrünnigen, den ruchlosen Ausdruck einer Ueberhebung, dem schamlose
Aufgeblasenheit zugrunde liege, genährt von einer Schmeichlerbande, ein
Aergernis in der Kirche, einen Frevel gegen Gottes Gebot, gegen das
Evangelium, gegen die Kirchengesetze, gegen die Kirchenverfassung, gegen
die Würde der Bischöfe, eine Beleidigung der Gesamtkirche, deren einziges,
universales Haupt Christus sei."
Deutlicher konnte er wohl nicht ablehnen! Jahrhundertelang hatte die
Kirche gleichzeitig zwei, ja drei Päpste, die sich gegenseitig der
scheußlichsten Verbrechen beschuldigten und verfluchten; auf dem Konzil zu
Konstanz wurden drei solcher Päpste abgesetzt und vom Kaiser ein neuer
Papst ernannt.
Der Papst nennt sich Stellvertreter Gottes, seit Innozenz III., der die
Ohrenbeichte und die Verwandlung diktiert hat. Das ist eine
Gotteslästerung, deren sich weder Petrus noch die übrigen Apostel schuldig
gemacht haben! Christus braucht keinen Stellvertreter, denn: „Wo zwei oder
drei in meinen Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."
(Matthäus 18:20) Und: „Ich bin bei euch alle Tage." - Matthäus 28:20.
Er läßt sich „Heiliger Vater" nennen seit Gregor VII. (1073 - 1085), der
in seinem dictatus papae diktierte, jeder Papst sei heilig. Bis dahin war
die Anrede „Herr Papst." Christus aber sagt: „Und soll niemand Vater
heißen auf Erden, denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist." (Matthäus
23:9) Weder Christus noch Petrus haben sich „Heiliger Vater" nennen
lassen. Er trägt eine dreifache Krone, Christus die Dornenkrone. Er wohnt
im größten Palaste (!) der Welt, Christus hatte nicht, da er sein Haupt
hinlegen konnte, der arme Mann ist der reichste Souverän der Welt (Jesuit
Marsolli). Durch die gläubige Menge läßt er sich über deren Köpfe erhaben
auf einen Sessel tragen, läßt die Menge vor sich knien, sich bei Empfängen
die Pantoffel küssen. Er besitzt einen Hofstaat und eine Leibgarde,
verleiht Titel und Orden. War er früher den Konzilien oder Synoden
unterstellt, so hat er sich seit dem letzten Konzil (1870) für „unfehlbar"
erklärt, damit alle Konzile aufgehoben und sich zum „Diktator" in
Religions- und Kirchensachen gemacht. So ist also erfüllt: „Der da ist der
Widersachr und überhebt sich über alles, was Gott und Gottesdienst heißt,
also daß er sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott und gibt sich
aus, als sei er Gott!" (2. Thessalonicher 2.4) 1870 verlor er den
Kirchenstaat und lebt darum in Feindschaft mit dem Könige, obwohl Christus
sagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt", und: „Jedermann sei untertan
der Obrigkeit ... Wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet." So
ist die ganze Primatstellung des Papstes widerchristlich!
Vor vierzig Jahren schrieb der hochbetagte, exkommunizierte Professor der
Theologie und Domdakan v. Dollinger an seinen Bischoff:
„Es ist mir klar und gewiß, daß das
ganze Gebäude der päpstlichen Allmacht und Unfehlbarkeit auf Liest und
Trag, Zwang und Gewalttat in manigfacher Form beruht, und daß die
Bausteine, mit denen dieses Gebäude aufgeführt worden ist, einer durch
alle Jahrhunderte seit dem fünften sich erstreckenden Reihe von
Fälschungen und Fiktionen und darauf gegründeten Schlüssen und Folgerungen
entnommen sind!".
Fügen wir noch hinzu: Aufgebaut auf der
Beschränktheit der unwissenden Menge und der Täuschung durch die wissende
Minderheit!" So wird es stimmen.
Dr. Schaefer, Halle."
Und in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 12. 1928
(Schweizer Ausgabe vom 15. 12. 1928) hat er sich dann den Marienkult als Thema
erkoren. Dazu führt er aus:
„Er wurde durch Beschluss der Synode zu
Ephesus im Jahre 449 eingeführt. Es war das erste „Katholische",
„Hinzugefügte", wie es später die tägliche Opferung, das Fegefeuer, die
Wandlung, die Ohrenbeichte (1215), der Heiligenkult, der Rosenkranz, die
Scapuliere, der Reliquienhandel, die Wallfahrtsorte waren. 416 hatte noch
Innozenz I. verboten, etwas hinzuzufügen. Darum hat auch Luther durch all
den unchristlichen Aberglauben einen Strich gemacht. Der Marienkult ist
auch unbiblisch, denn Christus hat seine Mutter rein menschlich bewertet:
„Wer ist meine Mutter?" „Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?" Dann
widerspricht er dem ersten Gebot. Die Leute konnten damals nicht lesen,
dazu war das Lesen der Bibel verboten. Der Bischof Bonomelli von Cremona
... hat vor kurzem Protest erhoben und auf die Gefahr des Ausartens in
heidnischen Götzendienst hingewiesen.
Davon ein Beispiel aus letzter Zeit: („Die größte Geheimmacht", Stern-Verlag, Leipzig) [Hervorhebung redaktionell]
Gelegentlich der Abstimmung in
Oberschlesien haben polnische Geistliche Wallfahrten nach dem
römisch-katholischen Czenstochau veranstaltet, um die „Schwarze Mutter
Gottes" zu befragen, wofür sie stimmen sollen. Sie antwortete „polnisch"!
...
Nun wurde aber der Marienkultus geschäftlich ausgebeutet. Dazu bediente
man sich eines sonderbaren Mittels. 1294 sollten Engel das Haus der Maria
in Nazareth nach Loretto getragen haben. Es sieht aus wie andere Häuser in
Loretto, über ihm wölbt sich eine große Kirche. Noch heute besuchen
Landsleute den Ort und waschen in den Schüsseln, die Jesus benutzt haben
soll, ihre Rosenkränze. Der Wallfahrtsort ist unermeßlich reich. Es
entstanden nun viele Wallfahrtsorte mit besonderen Gnadenbildern, die
gewaltige Einnahmen brachten. Dann „erschien" die Mutter Gottes dem
Dominikus (Guzmann), dem Massenmörder, der 300 000 Albigenser 1232
hingemordet hatte. Sie übergab ihm persönlich einen Rosenkranz mit dem
Bemerken, dies Gebet sei ihr das Liebste. Der Verkauf des Rosenkranzes
brachte ungeheure Summen ein. Dominikus wurde für sein Verdienst - er
hatte einmal eine Geschäftsschädigung verhindert, ein andermal tüchtige
Geschäfte gemacht - unter die Heiligen versetzt. Auch dem Mönch Simon
Stock in England erschien die Mutter Gottes und zeigte ihm ein Scapulier
mit den Worten: „Wer mit diesem stirbt, wird das ewige Feuer nicht
erleiden."
Dem Johann XXII. erklärte Maria, daß sie die Seelen der Träger dieses
Scapuliers am Samstag nach ihrem Hinscheiden persönlich aus dem Fegefeuer
holen werde. (Bulle vom 3. März 1322). Pius IX. stiftete das rote
Scapulier mit vollkommenen Ablaß. Wie teuer es ist, weiß ich nicht, billig
wird es nicht sein. Er stellte auch 1854 das Dogma von der unbefleckten
Empfängnis der Maria auf. d. h. daß auch die Mutter der Maria unbefleckt
empfangen habe. Insbesondere förderten die Jesuiten den Kult. Von ihnen
stammen die marianischen Kongregationen und die Maiandachten. Der Jesuit
Lignori schrieb die „Herrlichkeiten der Maria". von denen selbst ein
früherer Jesuit sagt, daß ihr Verfasser geisteskrank gewesen sein müsse.
Die Einführung des Kults war eine Liest, das weibliche Geschlecht zu
gewinnen. Man hört in den katholischen Kirchen mehr von Maria als von
Christus. Die Redner und Schriftsteller betonen auch mehr das Katholische
als das Christliche. Daher ist der Katholizismus kulturhemmend und
erheblich weniger auf die Moral einwirkend als irgend etwas anderes, denn
die Anzahl der Verbrechen ist in den katholischen Ländern erheblich größer
als in den protestantischen.
Der Papst hat am 6. 1. 28. dem Protestantismus die Existenzberechtigung
abgesprochen. Wir danken für den Aberglauben!
Herr Papst, studieren Sie das Neue Testament:
1. Timotheus 2:5!
Ohne Anspruch darauf, „alle" Beiträge im GZ dieses Dr. Schaefer erfasst zu
haben, sei noch auf seine Ausführungen in der Magdeburger Ausgabe des
„Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1930 hingewiesen. Dort verbreitete er sich
unter der Überschrift „Etwas aus der Geschichte des Papsttums" über das
„Blutbad in Perugia unter Pius IX. - 1859".
Dazu wusste er mitzuteilen:
„In heller Begeisterung für die Einigung
Italiens hatten sich die Italiener um das Banner Viktor Emanuels II.
geschart zum Kampf gegen Österreich, darunter auch die Bürger der kleinen
päpstlichen Bergstadt Perugia. Der Erzbischof der Stadt, Peel (der spätere
Leo XIII.), hatte ihre Fahnen gesegnet. Bald darauf bezeichnete er sie als
verruchte Rebellen, verließ in der Nacht vom 14. zum 15. Juni 1959 Perugia
und eilte zum Papst Pius IX. Nun erging an den päpstlichen Oberst Schmidt
(!) der Befehl, mit einem Bataillon von 3600 Mann an den Perugianern, die
200 Mann unter Waffen hatten, Rache zu üben. Die päpstliche Truppe bestand
aus dem Auswurf von Franzosen, Belgiern, Polen und Irländern. Am 20. Juni
nahm Schmidt nach kurzem Widerstande von der Stadt Besitz und ließ seine
Unmenschen 13 Stunden lang die fürchterlichsten Greuel ausüben. Nach dem
amtlichen Bericht wurden 43 Häuser vollständig ausgeplündert und
eingeäschert, 120 Menschen hingeschlachtet, darunter 3 Säuglinge, mehrere
Kinder. Unter den Augen der Offiziere, die sich beteiligten, wurden
Hunderte von Frauen und Mädchen vergewaltigt, darunter 3 Nonnen und
mehrere Novizen, vor den Altären, Kruzifixen und Madonnenstatuen! Ein
Schmied hatte alles Bargeld hingegeben, die schriftliche Zusage erhalten,
es werde ihm, der Frau und andern weiblichen Personen im Hause nichts
geschehen; all die letzteren wurden vergewaltigt und die Frau getötet.
Eine Modistin wurde ermordet, die Mädchen vergewaltigt. Ein 70jähriger
Greis wurde die Treppe herab auf die Straße geworfen, von einem Kaplan an
den Haaren herumgezogen und von der Soldateska halbtot geschlagen.
Am schlimmsten wüteten diese Papisten in den Klöstern und Kirchen. Im
Waisenhaus wurden die beiden schönsten Mädchen vor den Augen der Nonnen
vergewaltigt, das Pfarrhaus wurde zerstört, die Altargemälde zerschossen.
Im Kloster des hlg. Petrus tanzten sie in Meßgewändern vor den Altären
angesichts von Frauen und Mädchen, denen sie dann Gewalt antaten, raubten
alles Gold, Silber und Edelsteine. Im Keller konnten sie die Menge Weins
nicht bewältigen, zerschossen die Fässer, die dann auf dem Wein
umherschwammen. Auf seiten der Päpstlichen waren 8 Tote, Peerl schrieb auf
ihren Katafalk:
„Selig sind, die im Herrn sterben!"
Auf seine Empfehlung wurde Schmidt auf der Stelle zum General ernannt, die
Offiziere erhielten Orden und ebenfalls Beförderungen, die Mannschaften
zur Beute einen vollen Monatssold auf Kosten des Landes Umbrien, dessen
Hauptstadt Perugia war.
So zu lesen in: Spectator alter (Prof. Der kath. Theologie Franz Xaver
Kraus). „Die Krisis im Paptsttum", Berlin 1904. Nach amtlichen Quellen.
Das war einer der grausamsten Akte der Weltgeschichte des vorigen
Jahrhunderts. Selbst die Napoleonischen Heere (50 Jahre vorher) haben
solche Scheußlichkeiten nicht begangen. So ließen römische Päpste wüten!
Diese Zeiten sehnen die Katholiken wohl zurück? Die Dalai Lamas in Tibet
haben ihre Finger rein vom Blut gehalten!"
Zudem zuletzt zitierten GZ-Beitrag, gab es dann in der Magdeburger Ausgabe
des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 11. 1930, noch eine Presserechtliche
Berichtigung. Über ihre Relevanz mag sich jeder sein eigenes Urteil bilden.
Sie sei, der Vollständigkeithalber, nachstehend auch noch zitiert:
„Berichtigung
Zu dem Artikel mit der Überschrift: „Etwas aus der Geschichte des
Papsttums" in Nr. 16 des „Goldenen Zeitalters", Magdeburg vom 15. August
s. Js., wird berichtigend bemerkt:
Die im vorletzten Absatze des vorerwähnten Artikels stehende Bezeichnung
von „Prof. der kath. Theologie Franz Xaver Kraus" als „Spectator alter"
ist unrichtig.
Richtig ist nur, daß der sich „Spectator alter" nennende Verfasser des
Buches: „Die Krisis im Papsttum", Berlin 1904, das Buch dem Andenken des
1901 verstorbenen Professors Franz Xaver Kraus gewidmet hat.
Der Vorstand des Pax-Vereins kath. Priester Deutschlands e. V.
gez. P. Limberg, Prälat, Vorsitzender."
Offenbar gibt es unter der URL www.joseph-wittig.de/ eine eigene Webseite
über den Schlesischen Theologen und Geschichtsschreiber (1879 - 1949) Joseph
Wittig. Wie dessen Lebensdaten verdeutlichen, darf man wohl diese Webseite
kaum dem genannten Autor, wohl aber seiner „Fangemeinde" zuordnen; respektive,
wofür der Denic-Eintrag zu sprechen scheint, einem engeren Angehörigen
selbigen.
Auch der Wikipedia ist er einen eigenen Artikel wert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Joesph_Wittig
Letzterer notiert unter anderem:"
Mit dem Aufsatz Die Erlösten, der 1922 in der Kulturzeitschrift "Hochland" erschien, begannen die Schwierigkeiten mit der Amtskirche. In dem Artikel stellte Wittig der Theologie, deren Aussagen zur Erlösung oft schwer verständlich waren, in erzählerischer Form die von Alltagserfahrungen getragenen Ängste und Erlösungswünsche der einfachen Christen gegenüber."
Weiter heißt es:
1925 wurden mehrere seiner
wissenschaftlichen Schriften, in denen er sich für Reformen in der
katholischen Kirche eingesetzt hatte, auf den Index der verbotenen Bücher
gesetzt. Die Auseinandersetzungen mit der Amtskirche hatten die
Beurlaubung an der Universität und schließlich im Jahre 1926 in
Exkommunikation zur Folge."
1946 sei diese Exkommunikation zwar wieder aufgehoben worden; was jedoch
ihm nicht mehr allzuviel genutzt haben dürfte. Hatte es es in seiner
"Glanzzeit" doch bis zum Dekan der Katholischen Fakultät der Universität
Breslau gebracht. Lediglich der "Catholica-Inquisition" dürfte diese späte
Rehabilitierung genutzt haben. Kann man doch in altbewährter Manier nunmehr
heucheln. Der ist ja nicht mehr exkommuniziert. Und getünchte Denkmäler über
sein Grab errichten.
Via eines Presseberichtes wurde offenbar auch das „Goldene Zeitalter"
(Schweizer Ausgabe vom 15. 11. 1925) auf den Fall Wittig aufmerksam. Der
fragliche Pressebericht thematisierte insbesondere das Buch des Wittig mit dem
Titel: „"Das Leben Jesu in Palästna, Schlesien und Anderswo".
Dazu berichtet in kommentierter Form das GZ:
„Nun sind diese beiden wunderbaren Bände
des bekannten katholischen Theologie-Professors Josef Wittig (in Breslau)
laut einer in der Presse umgehenden Mitteilung in Rom auf den "Index"
gesetzt worden, d. h. kein Katholik darf diese Bücher ohne besonders bei
der bischöflichen Behörde eingeholte Erlaubnis lesen, wenn er sich nicht
gegen die Autorität der Kirche auflehnen will. Wer Katholik ist, hat sich
mit dem Spruch Roms abzufinden, auch wenn er die Erfordernis des Verbotes
nicht ohne weiteres einsieht.
Wittig, der innerhalb der Jugendbewegung und innerhalb aller geistig
aufgeschlossenen Menschen eine starke Anhängerschaft hat, gab in seinem
,,Leben Jesu" kein gelehrtes Buch, keine Forschungsergebnisse, sondern er
verkündet darin die Frohebotschaft aus seinem eigenen Erlebnis. Aus
Jugenderinnerungen, aus Begegnungen mit dem Meister, aus Erzählungen der
Mutter, Großmutter, aus dem Zusammentreffen mit anderen Menschen, die für
ihn irgendwie den biblischen Text versinnlichten, aus dem Leben des
Alltags speist er seine Bücher.
Ein beneidenswert religiöser Mensch, eine verehrungswürdige Persönlichkeit
spricht aus diesen Kapiteln mit den Worten eines Dichters.
Mit und in Jesus lebt dieser Wittig, der, wie er selbst sagt, tief erkannt
hat,
daß alle angelernte Theologie und alle
angezogene Kirchlichkeit keine Theologie und keine Kirchlichkeit, sondern
Theater ist.
Immer war es mir, als ob gerade Wittig
eine Heimkehr zu den wahren Quellen, zu einer tieferlebten, lebendigen und
nicht veräußerlichten und verhärteten Religiosität sei.
Gerade in Wittig sah ich einen begnadeten und kindlich zu uns sprechenden
wahrhaftigen Seelsorger. Nun ist er verboten, "ex cathedra" verboten.
Wittig selber wird sich dem Machtspruch Roms beugen und viele Tausende
werden sein "Leben Jesu" nicht mehr berühren,
"Saarbrückcr Zeitung" v. 29. VIII. 1925)."
Man braucht wohl kein Prophet zu sein, um sagen zu können. Auch dieser Fall
war „Wasser auf die Mühlen des GZ".
In gewisser Hinsicht bringt den genannte GZ-Ausgabe, seinen Jubel über diese
Meldung auch durch das Titelbild dieser Ausgabe zum Ausdruck:
Der nicht näher verifizierter Dr. Schaefer, Halle, von dem einleitend schon die Rede war, sandte der GZ-Redaktion dazu auch sein Votum, dass selbige hocherfreut dann auch abdruckte (Ausgabe vom 1. 10. 1926 sowohl in der Berner als auch in der Magdeburger Ausgabe des GZ). Unter der Überschrift „Christus und der Papst" liest man da:
„Vor kurzem wurde der kath.
Theologie-Professor Wittig-Breslau exkommuniziert, nachdem nicht lange
vorher fünf seiner Schriften, für die er erst die kirchliche
Druckgenehmigung erhalten, für Katholiken verboten worden waren. Die
treibende Kraft gegen die Schriften war der Jesuit Muckermann! Die am
schärfsten verbannte Schrift sind „Die Erlösten" (Franke-Habelschwandt)
eine Osterbotschaft für 1922. W. hatte in mehrjähriger Seelsorgetätigkeit
bemerkt, daß überstarkes Schuldgefühl und Verantwortlichkeitsbewußtsein
allzu große Unsicherheit, Not und Angst bei seinen Beichtkindern
verursachte. Jeder, der kirchenfromme Katholiken kennt (die kleinere
Hälfte aller Katholiken), weiß, in welcher Stimmung (ganz im Gegensatz zu
der ihrer Geistlichen), sie leben, sehen sie doch das Damoklesschwert der
ewigen Verdammnis allezeit über ihrem Haupte schweben.
In den „Erlösten" richtete W. die Zaghafteren auf Christi Worte hin:
„Wer glaubt, hat das ewige Leben", auf Matth. 9:2: „Sei getrost, mein
Sohn, deine Sünden sind dir vergeben" (Der Gichtbrüchige).
Auf Luk. 7:50): „Dein Glaube hat dir geholfen, gehe hin in Frieden" (Die
Sünderin) und fügte hinzu, daß sie dann nicht bis zur nächsten Beichte
warten brauchen, ihren Frieden mit Gott wiederherzustellen.
Da hieß es, er bekämpfe die Lehrautorität der Kirche und die
Beichtstuhlpraxis! Der Katholik kann nur durch Vermittlung der Kirche,
durch den Beichtvater Vergebung der Sünden erlangen. W. unterlag also,
weil er nicht ein Diener Christi sein durfte, sondern eine Sklave des
Papstes sein mußte!
Die Ohrenbeichte, (wer weiß es? Den Katholiken wird es nicht gesagt) ist
erst 1215 von Innozenz III. eingeführt worden. Er war der
weltbeherrschende Papst, setzte Kaiser und Könige ein und ab, er nannte
sich als erster „Stellvertreter Gottes auf Erden", und erfand, wie alle
wahnsinnige Herrschsucht zum Terror greift, als geistigem Terror die
Ohrenbeichte, um sich die Massen unterzuzwingen. Bis 1215 galt die reine
Lehre Christi hinsichtlich des Heils vor Gott, die dann Luther
wiederhergestellt hat. Genau 800 J. vorher (416) hatte Innozenz I. betont,
daß der von Petrus überlieferten Lehre nichts hinzugefügt werden dürfe!
Das Ketzertum, dessen W. beschuldigt worden, liegt nicht auf seiner,
sondern der päpstlichen Seite! (Die Exkommunikation ist von Rom aus
verfügt worden)."
Von dem genannten Buch gibt es auch inzwischen Neuauflagen. Sieht man die
sich an, drängt sich der Eindruck auf. Der Autor lies da auch seine Kindheits-
und Jugenderinnerungen mit einfließen. Da findet man denn auch Sätze, die ans
"kirchliche Eingemachte" gehen. Etwa den:
"Ich wollte gerade sagen: „Die
verflischte Erbsünde", aber das paßte schlecht zu den frommen Worten der
Großmutter."
"Erfreut" dürfte wohl die "Amtskirche" auch nicht über die Wittig'sche
Charakterisierung gewesen sein:
"Wie Jesu Leben sich erneuert in allen Generationen, die ihre Wiedergeburt in der Taufe finden, so erneuert sich auch der bethlemitische Kindermord in allen Generationen, besonders aber in unserer Zeit. Es ist, als ob ein geheimer Befehl von einem Herodeshofe ausgegangen wäre, das Kindliche möglichst ganz auszurotten. Und die Helfershelfer denken nicht mehr daran, daß damit eigentlich das Heilige ausgerottet werden soll. ... Man kann gar nicht zeitig genug aus den Kindern große Leute machen, also das Kindliche töten."
Oder auch den Satz:
"Der ganze Religionsunterricht, den
Jesus den Kindern seines Volkes gab, bestand darin, daß er sie auf seine
Knie nahm, sie segnete und dabei die Worte sprach: „Ihrer ist das
Himmelreich." Das war etwas für Kinder! Der heutige Religionsunterricht
versucht aber aus den Kindern schon perfekte Theologen zu machen."
Ein Schelm, der bei letzterem Satz nicht unwillkürlich auch an die heutigen
Zeugen Jehovas denkt!
Auch der Wittig'sche Satz könnte den Zeugen Jehovas auf den Leib geschrieben
sein:
"Eine große Sehnsucht ist in der
Christenheit nach dem Ende der Welt. Erscheint ein Buch über den
„Weltuntergang", dann drängen sich die Leute im Laden, um es zu kaufen.
Wer es gekauft hat, verbirgt es wie eine kostbare Perle und will es nicht
sehen und bespötteln lassen. Ein junges Mädchen kann sich kaum mehr freuen
über den Brief des Liebsten, daß er kommen wird, als die Gläubigen über
solch ein Buch."
Allerlei Segen
Als Beispiel wird angeführt
Es gehört schon eine besondere
Einstellung dazu, die Segnung eines Sportplatzes, wie sie vom Kardinal
Vannitesti in Rom vorgenommen wurde, oder gar die Segnung neuer
Automobile, wie sie am 8. März am Tage der Santa Franzeska Romana
alljährlich vor dem Kolosseum stattfindet, zu verstehen. Noch viel
schwerer mag es denen, die diese Einstellung nicht haben, werden, zu
verstehen, was der Duisburger General-Anzeiger vom 10. 5. 1928 zu (einem)
Flugzeugbildnis berichtet. Er sagt:
„Das für neue Streckenrekordversuche bestimmte Flugzeug „Jesus der großen Fähigkeiten" (man höre und staune! Red. G. Z.) wird vom Kardinal Hunballi in Gegenwart der königlichen Familie in Sevilla gesegnet. Rechts und links vom Flugzeug die kühnen Piloten Jimenez und Iglesius, die den Streckenrekord brechen wollen."
Zu dieser Notiz bemerken wir nur: Man
weiß nicht, worüber man sich mehr wundern soll, über die Sache selber,
oder über den Namen „Jesus der großen Fähigkeiten." Wie gesagt, es gehört
eine besondere Einstellung dazu, diese Dinge zu verstehen. Wer auf dem
Boden der Bibel und - wenn er sie recht versteht - damit wahrhaft auf dem
Boden einer nüchternen, gesunden Lebensauffassung steht, wird allerdings
nur ein Kopfschütteln für solche Dinge übrig haben.
Es ist übrigens - wie schon eingangs gesagt wurde - merkwürdig, wie
deutlich in vielen Fällen offenbar die Mißbilligungen Gottes wegen dieser
Dinge zum Ausdruck gebracht wird. Es ist noch nicht lange her, daß jenes
amerikanische Flugzeug, das den Ozean überfliegen wollte, mit Mann und
Maus nach wenigen Tagen versunken war, trotzdem oder - was ist
wahrscheinlicher? - weil es vorher von Bischöfen besonders gesegnet worden
war? Sollte nicht der Ausgang solcher Unternehmungen, von denen mit viel
Propaganda bekanntgemacht wurde, daß die Kirche sie gesegnet hat, denkende
Menschen bezüglich des Wertes oder Unwertes solchen Segens sehr
nachdenklich stimmen?
Und nun selbst gar, wenn - wie der Bote aus dem Riesengebirge berichtet -
der Warschauer Militärbischof sogar einige neue Eisenbahnzüge eingesegnet
hat, die zur Propaganda von Giftgasabwehr bestimmt sind?
Oder aber, was kommt heraus, wenn man sich der mit einem ganz besonderen
päpstlichen Segen bedachten Expedition Nobiles erinnert?
Wir bringen nachstehend einige Pressemeldungen aus den Tagen, in denen die
ganze Welt von der beabsichtigten Fahrt Nobiles zum Nordpol sprach, und
wie endete die mit dem besonderen Segen des Papstes ausgerüstete
Expedition? Ein Kreuz sollte am Nordpol aufgerichtet werden und sollte als
Sinnbild gelten für die erdumspannende Herrschaft der römischen Kirche vom
Süd- zum Nordpol. Was Gott zu diesem Unternehmen gesagt hat, war bereits
an den ununterbrochenen Schwierigkeiten und Hindernissen zu erkennen, die
Nobile selbst auf seinem Fluge über das Festland zu bewältigen hatte, ganz
abgesehen von dem unrühmlichen Ende, das schließlich die Expedition selbst
nahm.
Die derzeitigen Meldungen über den beabsichtigten Flug Nobiles und dessen
kirchenpolitische Absicht lauteten:
„Einsegnung des Luftschiffes
Mailand, 11. April. Heute fand die Taufe des Luftschiffes Italia und die
Übergabe des Kreuzes, das eine Spende des Papstes ist, statt. Die
Zeremonie wurde vom Mailänder Erzbischof, Kardinal Tosi, anstatt bisher
vom Bischof von Loretto, in Anwesenheit hoher Offiziere und der
Geistlichkeit vorgenommen. Nach der Einsegnung hielt der Kardinal eine
kurze Ansprache und entbot den Startbereiten den Gruß und besonderen Segen
des Papstes. Außer dem Kreuz wurde an der Kabine ein Bildnis der Mutter
Gottes von Loretto angebracht. Das Bildnis hat General Nobile bereits bei
seinem letzten Flug nach dem Nordpol begleitet."
Und eine andere, ähnliche Lesart:
„Einsegnung des Luftschiffes 'Italia'
Am Mittwoch fand die Taufe des Luftschiffes 'Italia' und die Übergabe des
Kreuzes, das eine Spende des Papstes ist, statt. Die Zeremonie wurde vom
Mailänder Erzbischof, Kardinal Tos, assistiert vom Bischof von Loretto, in
Anwesenheit hoher Offiziere und der Geistlichkeit vorgenommen. Nach der
Einsegnung hielt der Kardinal eine kurze Ansprache und entbot den
Startbereiten den Gruß und den besonderen Segen des Papstes. Außer dem
Kreuz wurde an der Kabine ein Bildnis der Mutter Gottes von Loretto
angebracht. Das Bildnis hat General Nobile bereits bei seinem letzten
Fluge nach dem Nordpol begleitet."
Wir erkennen in dem unrühmlichen Ende
dieser Expedition ein scharfes, klares Gottesurteil.
Man sollte die Sprache dieser bedeutsamen Ereignisse beachten. Es ist die
Sprache Gottes, mit der er seine Mißbilligung diesem Unternehmen gegenüber
zum Ausdruck bringt. Man soll sich nur daran erinnern, daß es ein
Unternehmen war, das mit dem besonderen Segen der römischen Kirche beladen
war. Hinzu kommt eine neuere Notiz, die wir der amerikanischen Zeitschrift
„Golden Age" Nr. 226 entnehmen. Sie lautet wie folgt:
„Der Besitzer der „Allgemeinen
Makkaroni-Gesellschaft" zu Erie in Pennsylvanien, ein sehr strenger
Katholik, ersuchte einen katholischen Priester, seine Fabrikanlage zu
segnen, da er glaubte, dadurch einen besonderen Schutz zu gewinnen.
Vielleicht dachte er, dies sei besser als eine Feuerversicherung. Für zehn
Dollars wurde die Fabrikanlage gesegnet, und eine geweihte Kerze brannte
zwölf Stunden lang in dem Gebäude, um den Segen noch zu befestigen. Dies
geschah am 5. Februar.
Am nächsten Tage gegen 19 Uhr brach in dem Gebäude Feuer aus. In wenigen
Minuten brannte es über und über, Flammen und Rauch brachen aus jedem
Fenster. Das Feuer brannte etwas über zwölf Stunden, dann war das große,
vierstöckige Gebäude vollständig abgebrannt, alles verloren, trotzdem fünf
Feuerwehrzüge ihr Bestes taten, das Feuer zu löschen. Die Ursache des
Feuers ist nicht zu ermitteln. Der unglückliche Besitzer wünscht keinen
Segen mehr!"
Eine ununterbrochene Reihe ähnlicher kennzeichnender Geschehnisse ließ sich hinzufügen, und überall, wo solche Ereignisse eintreten, sollten sie registriert werden. Der natürliche Mensch allerdings wird sehr leicht und gern von Zufall reden; aber wer gewohnt ist, die Dinge vom Standpunkt der Bibel aus zu betrachten, wer da weiß, daß Jehova sich jetzt einen Namen auf dieser Erde macht und alles zunichte machen wird, was ihm und seinem Namen entgegensteht, oder Ehre, die ihm allein gebührt, Menschen zuwendet, der vermag auch Ereignisse wie diese im rechten Lichte zu sehen und richtig zu bewerten."
Und weil das vorstehend ausgeführte, offenbar die Befindlichkeit der GZ-Leser im besonderen ansprach, gab es dann noch in der Magdeburger Ausgabe vom 1. 12. 1928, in der Form eines veröffentlichten Leserbriefes, einen „Nachschlag" dazu. Jener Leserbriefschreiber meinte:
„Vieles ist bereits über das Drama am
Nordpol durch die Zeitungen berichtet worden.
[Einfügung: Als Hintergrund-Info kann man dazu etwa vergleichen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Umberto_Nobile
http://de.wikipedia.org/wiki/Italia_(Luftschiff)]
Ein Geheimnis schwebt noch über den
Geschehnissen, und das ist ein schlechtes Zeichen, denn die Wahrheit hat
noch nie das Licht des Tages gescheut. ... Insonderheit dürfte es
interessant sein, die sogenannte „heilige Mission am Nordpol" im Lichte
der Bibel zu charakterisieren.
Eine deutsche illustrierte Zeitung brachte vor ca. 2 Monaten
Illustrationen mit Bezug auf die „heilige Mission", die mit der
Nordpolexpedition in Verbindung stand. Ein katholischer Geistlicher
segnete ein riesiges Metallkreuz ein und betraute den Leiter der
Expedition mit einer „allerhöchsten Botschaft", die dahin ging, Rom vom
Nordpol bis zum Südpol anzukündigen. ...
Eine solche Handlung ist nicht nur völlig unbiblisch, sondern sie ist
geradezu angetan, den Namen Gottes herabzuwürdigen. ...
Wenn Jesus Christus seine Nachfolger zum Kreuztragen ermuntert, so kann
das keineswegs so verstanden werden, daß man die Erde mit „Kreuzen"
behängt und, wie im vorliegenden Falle, ein solches am Nordpol den
Eisbären etc. zur Verwunderung als Visitenkarte und Selbstbildnis abwirft.
Es ist mir unbegreiflich, daß die gesamte Christenheit, insonderheit die
„protestantische" Kirche, so wenig Luthergeist zeigt, diese Dinge zu
verstehen und gebührend zu kennzeichnen. Wie verhält es sich denn mit dem
Gotteslästerungsparagraphen. Schützt der in der Tat das Wort Gottes - oder
nur ein nominelles Kirchentum?
Wer glaubt wohl ernstlich, daß der betreffende katholische Geistliche in
göttlicher Autorität handelte? Wer gab den Auftrag zu dieser „heiligen
Mission", und wer bezahlte das Kreuz? ...
Angesichts des kläglichen Ausgangs der „heiligen Mission am Nordpol"
sollte es wahren Christen nicht schwer fallen, festzustellen, daß man den
Namen Gottes wieder einmal zu eitlem, selbstischen Machwerk benutzt hat,
und daß der Segen natürlich genau so ausblieb, wie im Weltkrieg 1914 -
1918, wo das internationale-nationale Christentum sich im Namen Gottes
zerfleischte ..."
Die Berichte über die Nordpol-Expedition des italienischen General Nobile,
waren dem „Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe) vom 1. 4. 1930, dann noch
einen „Nachschlag" wert.
Das GZ konnte es sich nicht versagen, noch kommentierend zu berichten:
„Das Urteil über Nobile
Des Papstes Segensspruch verwandelte dann Gott in Fluch. Und doch - das
größte Fiasko kommt erst noch.
Wie die Zeitungen zu melden wissen, sollen die amtlichen Untersuchungen
über den unglücklichen Ausgang der von dem faszistischen General Nobile
geleiteten Polarexpedition von 1927 sehr ungünstig ausgefallen sein.
Man schreibt: "Das Urteil über Nobile ist vernichtend". - Der Bericht der
offiziellen Untersuchungskommission lautet dahin, daß General Nobile in
keiner Weise zur Führung eines Luftschiffes befähigt gewesen sei, noch
dazu berechtigt war. "Nobile", so heißt es wörtlich in dem Bericht, "hatte
seinerzeit lediglich nur die Erlaubnis bekommen, Probeflüge über der Stadt
Rom zu unternehmen. Die von ihm geleitete Expedition war nur oberflächlich
vorbereitet, so z. B. hatte der an Bord des Luftschiffes befindliche
Mechaniker vorher keinen einzigen Flug unternommen und der
Expeditionsphotograph hatte nie zuvor - photographiert" u.s.w.
Jeder aufmerksame Leser muß sich beim Lesen dieses Berichtes fragen, wie
hat im Lande der absoluten Staatsdisziplin Mussolinis eine Nachlässigkeit
in der Vorbereitung zu solch einer überaus wichtigen Unternehmungsreise
stattfinden können, da doch die Ordnung, Autorität und der Gehorsam die
obersten Grundsätze des Faszismus bilden! - Wie konnte sich ein
wohldisziplinierter General solch eine Eigenmächtigkeit erlauben!
Es scheint einem unglaublich geradezu. Oder hat der Ärmste zu sehr auf den
Segen des Papstes vertraut, der ihm und seinem Luftschiff erteilt worden
ist! Oder verließ er sich zu sehr auf das ihm vom Vatikan anvertraute
Kreuz, das er zum Zeichen der Weltherrschaft des Papstes am fernen Nordpol
abwerfen sollte. Vielleicht! Nun ja, das dürfte womöglich eine
Entschuldigung für ihn sein. Es ist ja schon mancher ehrgeizige Streber
durch den väterlichen Segen des vermutlichen Stellvertreter Gottes auf
Erden verleitet, getäuscht und betrogen worden und hat ein unrühmliches
Ende erreicht.
Auch Kaiser Wilhelm hat den eigenhändigen Segen des Papstes empfangen und
wurde das "Schwert des hl. römischen Reiches" oder des Katholizismus
genannt. Und wo sitzt er heute! Und wie viele andere Weltgrößen der
Vergangenheit und Gegenwart teilten dieses Los! Und wie viele andere
werden es in der Zukunft noch teilen müssen! Ob denn die arme Menschheit
nicht bald zur Einsicht kommen wird!
Wie ganz anders würde das Urteil über Nobile ausgefallen sein, wenn sein
verwegener Nordpolflug von Erfolg begleitet gewesen wäre! Gewiß würde er
unter dem feierlichen Klang der St. Petersglocken in Rom empfangen worden
sein. Man würde die Besatzung des Luftschiffes in buntfarbiger Prozession
in der Stadt herumgetragen haben. Und der Papst hätte sich dabei neben
Mussolini als Weltboxer aufgespielt, durch dessen Segen all dies Werk
zustande kam. 0 wie doppelt selbstbewußt würde man sich gebärdet haben!
wie würdig und groß!
Aber leider - Gott ließ diesen Triumphzug scheinbar nicht zu. Mobiles
päpstlich-faszistisches .Abenteuer hat einen kläglichen Abschluß gefunden,
ruhmlos, von Bolschewiken Händen gerettet, kehrten die armen Teilnehmer in
ihre Heimat zurück.
Nun sucht man die Sache geschickt aus der Welt zu schaffen, indem man den
Führer der Expedition allein zur Verantwortung zieht und ein
unbarmherziges Urteil über ihn fällt.
Das Urteil der amtlichen Untersuchungskommission über Nobile schließt mit der Feststellung ab:
"Vollständig unfähig ein Luftschiff zu führen, energieloser Charakter, minderwertiger Flieger".
Armer General! Wie wäre es, wenn man
dein vielleicht gerechtes Urteil auch über deine Segenspender
ausgesprochen oder ausgedehnt hätte; besonders auf den Herrn Papst:
"Vollständig unfähig einen Segen zu erteilen, ungöttlicher Charakter,
minderwertiger Nachfolger Christi".
Nobile ist dem unvollkommenen Gerichte der Menschen zum Opfer gefallen,
seine Helfershelfer und Mitverantwortlichen werden jedoch dem gerechten
Gerichte Gottes nicht entgehen, er wird sie ebenfalls zu finden wissen und
ihnen zeigen, daß er nicht durch ruhmsüchtige Nordpolfahrten, sondern
durch Aufrichtigkeit und Wahrheit geehrt werden will."
Allerdings spricht einiges dafür. In der GZ-Redaktion wusste wahrscheinlich die „linke Hand" nicht, was die „rechte Hand" tat. Denn auch in den nachfolgenden GZ-Ausgaben noch, werden die „Schriftstudien" offeriert. Dort sind dann aber alle sieben Bände im Angebot.
„Kann nun der paradiesische Zustand
zwischen Mensch und Tier wiederhergestellt werden? Kann es möglich sein,
daß der Mensch und die großen, wilden Tiere in gegenseitigem Verstehen und
gegenseitiger Zuneigung beisammen wohnen?
Mit diesen Gedanken befaßt sich Wyant Hubbard in seinem Buche ... Mr.
Hubbard verbrachte drei Jahre in Rhodesia (Britisch-Südafrika) und
Ost-Afrika und befand sich diese ganze Zeit über in enger Gemeinschaft mit
Tieren der Wildnis. Seine Aufgabe war es, den amerikanischen zoologischen
Gärten lebende Exemplare zu verschaffen. Er versichert auf das
bestimmteste, daß sich die Geschichten seines Buches genau so zugetragen
haben, wie er sie erzählt. Und sie sind außerordentlich fesselnd.
Mr. Hubbard hat ein größeres Interesse für Tiere als für menschliche
Wesen. Seine Liebe zu allen Lebewesen brachte es so weit, daß aus dem
jagenden Naturforscher ein Mensch wurde, der des Glaubens ist, daß alle
wilden Tiere denken, sich etwas mitteilen, lehren und lernen können, und
sich darum zu Haustieren eignen. Seine Tierfarm in Tara kann nicht besser
beschrieben werden, als mit seinen eignen Worten:
„Um unsere drei Wohnzelte und Küchen
gruppierten sich Drahtkäfige, Gehege von Pfählen, an denen Paviane
befestigt, Drahtseile, an denen Leoparden und Gepards festgebunden waren,
alles ganz planlos ... In der Nähe unserer Viehherden befanden sich die
jungen Antilopen, die frische, warme Milch brauchen. Gegenüber der Reihe
der Paviane waren die Fleischfresser. In der Nähe der Küche hatten die
Leoparden ihren Auslauf, und nahebei war ein kleiner Gepard, der an einer
leichten Kette dreißig Meter in einer mit Stahldraht umgebenen Einfriedung
umherlaufen konnte. Dann kamen wider fünf Paviane.
Dann kamen Tibetkatzen, langgestreckt, mit langen Mähnen und
gelbgefleckten Fellen. Sie waren die einzigen Tiere unter den mehr als
fünfhundert, die sich nicht zähmen ließen. Etwa dreihundert Meter hinter
der Küche, wo unser Tierpark begann, ging es zu Ende. Das letzte waren die
Käfige der Pythons (Tigerschlangen) ... Im Speisezimmer hatten wir
beständig die Jungen, die dauernder Pflege und Fürsorge bedurften. Zahme
Antilopen liefen frei umher, und die Blauhäher betrachteten das Dach
unserer Feldhütte als ihre spezielle Wohnung.
Auf der Jagd hatte Mr. Hubbard viele
aufregende Abenteuer, bei denen er knapp mit dem Leben davonkam. Sein
Zweck war natürlich, junge Tiere einzufangen. Dabei mußte oft viel gewagt,
und die alten Tiere mußten getötet werden. Mit einer Schar von erfahrenen
Eingeborenen und einer großen Menge von Hunden drang er tief in die
afrikanischen Dschungeln ein. Die Hunde erwiesen sich dabei als hilfreich,
die alten Tiere von den jungen wegzulocken, damit diese gesichert werden
konnten.
Bei diesen Exkursionen sammelte Hubbard eine Menge wertvollen Wissens und
hatte einzigartige Gelegenheiten, die Eigenart der wilden Tiere zu
studieren. Unter den Bewohnern seiner Kolonie befanden sich auch drei
junge Elefanten. Mary, der kleinste von ihnen, war, als er gefangen wurde,
nur knapp 1 m hoch und hatte noch keine Zähne. Er mußte es lernen, aus
einer Flasche zu trinken, und bei täglich fünfundzwanzig Flaschen
Haferschleim machte er gute Fortschritte. Als Mary ihre Zähne bekommen
hatte, durfte sie mit zwei größeren Elefanten, die unter der Aufsicht von
sechs Eingeborenen standen, ausgehen. Gegen Abend wurden sie wieder
eingetrieben, dann mußten sie in einem Wasserloch ihr Bad nehmen. Da
sprangen sie mit lautem Freudengeschrei hinein, spritzten den Schlamm nach
allen Richtungen, standen Kopf und schossen Purzelbäume.
Die interessante Geschichte, wie Jim, der zweite Elefant, gefangen wurde,
ist ein Beispiel von vielen anderen interessanten Berichten des Buches.
Nachdem ihn die Hunde von der Elefantenherde isoliert hatten, wurde er
stundenlang von Hunden, Eingeborenen und Weißen gejagt. Schließlich wurde
er mit einem starken Seil zwischen vier Bäumen gefangengenommen. Dort ließ
man ihn die Nacht über. Die Schar der Jäger zog sich zurück, zündete ein
Feuer an und ging an das Zubereiten und Essen ihrer Abendmahlzeit.
Plötzlich hörten sie ein Krachen von Zweigen; die Hunde schlugen an, und
die Männer standen auf. Das ganze Lager befand sich in großer Bewegung.
Die Elefantenherde war gekommen, um Jim zu befreien. Die Männer flüchteten
sich in der Dunkelheit auf einen Ameisenhaufen. Die wütenden Elefanten
schrien fürchterlich, trampelten das Feuer aus, brachen kleinere Bäume um
und vollführten einen Höllenlärm. Zitternd kamen die Jäger vom
Ameisenhaufen herunter und fanden zu ihrer Freude, daß Jim noch da war.
Eins der interessantesten Kapitel in dem Buche ist: „Denken die
afrikanischen Tiere?" Mr. Hubbard behauptet, daß die wilden Tiere imstande
seien, zwei oder mehrere Tatsachen zusammenzubringen und nach dem Schluß,
den sie daraus gezogen haben, zu handeln. Er bezweifelt es, daß sie so
etwas, wie eine instinktive Furch haben. Furcht ist gewöhnlich erst ein
Ergebnis von Erfahrungen, die entweder die jungen Tiere selbst oder ihre
Eltern gemacht haben.
In der Farm zu Tara wurden zwei Pythons in einem großen, 7 ½ Meter langen,
4 ½ Meter breiten und 2 Meter hohen Käfig gehalten. Natürlich mußten sie
nach einiger Zeit gefüttert werden, und ihre natürliche Nahrung sind
kleine Säugetiere und Vögel. Drei Hühner und eine Ziege wurden in den
Käfig gelassen, und sie zeigten gar keine Furcht vor den Schlangen. Die
Ziege begann ruhig das Gras des Erdbodens zu fressen und stieg dabei über
die Schlangen hinweg. Die Hühner traten direkt auf sie. Seltsamerweise
nahmen die Schlangen gar keine Notiz von den für sie ausersehenen Opfern
und mußten schließlich gewaltsam gefüttert werden.
Keines der jungen Tiere, die in die Gefangenschaft kamen, zeigte Furcht
vor den Menschen. Ein kleiner Leopard fühlte sich ganz zu Hause unter 50
Hunden, die wild genug waren, Elefanten und Büffel lebend einzufangen.
Still um, der große ausgewachsene Leopard, hatte eine besondere
Freundschaft mit einer großen dänischen Dogge, und niemand hat je gesehen,
daß sie sich zankten oder bissen.
Ein interessantes Beispiel dafür, daß diese Tiere keine instinktive Furcht
haben, lieferte Janey, daß sechs Monate alte Warzenschwein. Es grub sich
beständig aus seiner Hürde aus und kam mit Schnüffeln und Grunzen direkt
in das Speisezimmer. Mit Klapsen wurde es zurückgetrieben, aber es kam
immer wieder. Ganz frei lief dieses Tier durch das Gebiet des Leoparden
hindurch und hatte offenbar keine Ahnung, daß Warzenschweine die
Lieblingsspeise von Leoparden sind.
Die wilden Warzenschweine zeigen große Vorsicht. Sie halten sich immer in
der Nähe des Loches eines Ameisenhaufens auf, in das sie sich
zurückziehen, wenn sich ihnen ein Feind naht.
Die Säbelantilope legt sich, wenn sie verfolgt wird, hin und rollt sich zu
einem runden Klumpen zusammen, den sie erfolgreich mit ihren langen
gebogenen Hörnern verteidigen kann. Wenn sie von Menschen verfolgt wird,
ist Flucht ihre einzige Rettung.
Als ein interessantes Beispiel dafür, daß alle Tiere denken, wird uns von
einer Löwin erzählt, die mit drei Jungen in einem Käfig eingesperrt war.
Eines der Jungen traf beim Balgen mit seinen Geschwistern seine Mutter mit
der Tatze ins Gesicht. Sofort fing sich die Mutter ihr unaufmerksames Kind
ein, schüttelte es ein wenig und stellte es in eine Ecke, mit dem Gesicht
nach der Wand. Das Junge blieb ruhig stehen, bis es nach etwa 10 Minuten
denken mochte, es habe seine Strafe abgebüßt, und zu seinem Spiel
zurückkehrte.
Man hat Elefanten beobachtet, die in einem ausgetrocknetem Flußbett
entlang gingen, sorgfältig den Boden untersuchend. Wenn sie an eine Stelle
kamen, wo sie noch eine Wasserspur entdeckten, scharrten sie mit ihren
Vorderüßen den Sand weg und warteten ein Weilchen, bis das Wasser
emporsickerte. Wenn zur Zeit der Früchte ein Baum zu fest gewurzelt ist,
als daß er von einem einzelnen Elefanten umgerissen werden könnte, holt
sich dieser einen anderen zur Hilfe, und mit vereinten Kräften ziehen sie
an dem Baume, bis sie ihn entwurzelt haben, um sich die Früchte zu
sichern.
Löwen haben eine sehr kluge Art, Rindvieh aus der Umfriedung
herauszudringen. Mr. Hubbard erzählt, daß er eines Abends, ehe der Mond
aufging, ein Geräusch bei den Rindern hörte und sich bereit machte
hinauszugehen, hörte er von der Seite her, von der der Wind kam, ein
schreckliches Löwengebrüll. Diesem folgte sofort ein Gebrüll der Rinder,
und eine der Planken, womit das Gehege umfriedet war, gab krachend nach
und etwa 60 Ochsen ergriffen die Flucht. Als der Mond aufging, sah man,
daß zwei Löwinnen sich an dieser dem Winde entgegengesetzten Seite
postiert und einen Ochsen gerötet hatten.
In seiner trauten Gemeinschaft mit den wilden Tieren ist Mr. Hubbard zu
folgenden Schlüssen gekommen:
1. Jedes wilde Tier ist zu zähmen, vorausgesetzt, es ist noch sehr jung,
wenn es eingefangen wird, und es wird von einer sehr verständigen,
mitfühlenden und geduldigen Person behandelt.
2. Es ist sehr falsch, wenn man die wilden Tiere so darstellt, als seien
sie an sich streitsüchtig, böse oder grausam.
3. Obwohl jedes wilde Tier zu zähmen ist, so bieten doch nur gewisse Tiere die Möglichkeit, später einmal als Haustiere dienen zu können. Zu diesen gehören: der Büffel, der Elefant, das Elen, das Wildschwein, der wilde Hund, die Wildkatze und vielleicht das Zebra...."
Und weiter:
„Natürlich erfolgte mit Ausnahme weniger
Fälle, in denen die rechtzeitige Einspruchsfrist oder ähnliches versäumt
war immer Freispruch. Aber trotzdem wurden - ohne Rücksicht auf die auch
dem Staat dadurch entstehenden Kosten - von unseren kirchlichen Gegnern
immer neue Prozesse bewirkt."
Man beruft sich weiter darauf, dass die in eigener Regie hergestellte
WTG-Literatur - im Vergleich zu von regulären Verlagen hergestellten Sachen -
billiger sei. Besonders erbost ist man darüber, dass die etliche Jahre
bestehende Steuerfreiheit dafür, da als „Gemeinnützig" deklariert, nun
offenbar aufgehoben wurde „mit der Begründung, daß die in Frage kommende
Literatur Ausdrücke scharfer Kritik enthalte und weder der evangelischen noch
der katholischen Kirche nützlich sei, so daß von Gemeinnützigkeit nicht
gesprochen werden könne."
Mit dem richtigen Riecher dafür, dass kirchliche Kreise, die ihrer
Staatskirchensituation nachtrauerten, mit dieser Art von Argumentation
letztendlich nicht durchkommen würden, beschließt die WTG zum Gegenangriff
überzugehen, wovon eben auch dieser „Protest" kündet, und fordert ihre
Anhängerschaft auf, sich möglichst umfassend in entsprechende Protestlisten
einzutragen.
Wer so in die Öffentlichkeit tritt mit seinem Anliegen, der braucht sich dann
wohl auch nicht zu wundern, wenn ihm just aus jener Öffentlichkeit, ein
entsprechendes Echo entgegenhalt. Und so ist es denn auch abgelaufen.
Und in der GZ-Ausgabe vom 15. 11. 1928, gab es dann noch einen „Nachschlag"
zum Thema. In dem Artikel stellt man ganz bewusst den „starken Mann" heraus.
Mehr als eine Million Deutscher, hätten vorgeblicher Weise (ohne stichhaltigen
Beleg dafür) sich dem WTG-Protest angeschlossen.
Und dann gibt es eine Aufzählung der Umsatzzahlen:
„Fast 7 Millionen Bücher und Broschüren wurden im Jahre 1928 in Deutschland durch die freiwillige Missionsarbeit der Bibelforscher verbreitet"
liest man da. Und weiter:
„Die letzte Versuch in dieser Richtung bewegte sich auf dem Gebiet der Steuergesetzgebung, indem man versuchte, die Tätigkeit der Bibelforscher als steuerpflichtig zu bezeichnen, trotzdem es eine allgemein - auch gerichtlich sachverständigerseits - festgestellte Tatsache ist, dass die Verbreitung der Literatur der Bibelforscher und ihre ganze Tätigkeit in keinen Sinne gewerbsmäßig erfolgt. Ein zur Klärung dieser Frage angestrengter Gerichtsprozesses vor dem Finanzgericht in Magdeburg entschied deshalb auch in diesen Tagen, dass die Tätigkeit der Bibelforscher unbedingt unter dem Begriff "Gemeinnützigkeit" falle, ganz abgesehen davon, wie ihre Einstellung zu den großen Kircheneinrichtungen unserer Tage sein mag."
Dann meint man sich darauf berufen zu können. Man habe 1926 bei einer
Bibelforschertagung in Magdeburg 15.000 Anwesende gezählt. 1927 bei einer
analogen Tagung in Berlin, die gleiche Zahl.
Und nun 1928, würde man nicht nur eine zentrale Veranstaltung der Art
durchführen, sondern mehrere, regional gegliedert. Als entsprechendes
Zahlenwerk dazu wird genannt:
Dresden 5000
Berlin 3500 (in der "Neuen Welt")
Königsberg 350 bis 400
Essen 2800 bis 3000 Bibelforscher
Entweder kann ich nicht mehr richtig zählen, oder was. Nach meiner Addition
ergeben aber die Zahlen für diese vier Städte keinesfalls, die vorgenmannten
15.000. Auch dann nicht wenn man die auch genannten 2000 in Basel (Schweiz),
großzügigerweise mitzählt.
Diesen Umstand meint man dann noch mit der Angabe kaschieren zu können:
„Alles in allem betrachtet wurden also allein anläßlich dieser Bibelforscher-Konferenzen über 100.000 Bücher und Broschüren in die Hände der Menschen hineingelegt."
Nun war ja die WTG, bekanntermaßen, in Magdeburg ansässig. So gesehen
verwundert es nun überhaupt nicht, dass ein dortiger Superintendent der
Evangelischen Kirche, sich zum Sprecher der Gegenargumentation (oder
meinetwegen auch Gegenpolemik) machte.
In der Pose der „verfolgten Unschuld vom Lande" berichtet nun das GZ in der
Ausgabe vom 15. 10. 1928, über diesen Magdeburger Superintendenten.
Da liest man dann:
„Die Internationale
Bibelforscher-Vereinigung hat sich bekanntlich durch einen Protest-Aufruf
gegen den Versuch, sie durch ein heraufbeschworenes Steuerverfahren in
ihrer Missionsarbeit zu hindern, gewehrt und in manchen Städten in
Geschäften Listen ausgelegt zur Unterzeichnung dieses Protestes von seiten
derer, die Freunde der Bibelforscherarbeit sind. Es ist scheinbar dem
Herrn Superintendenten Danneil zu Magdeburg schier unerträglich, daß
verschiedene bedeutende Geschäfte an verkehrsreichen Stellen dieser Stadt
nicht nur die Listen auslegten, sondern sich auch selbst dem Protest
anschlossen, weil sie das Ungerechte des gegen die Bibelforscher geführten
Kampfes klar erkennen. Der Herr Superintendent scheint sich zu einer
Methode entschlossen zu haben, die letzten Endes darauf hinausläuft,
christliche Nächstenliebe auf sonderbare Art zu pflegen, indem er die
indirekte Drohung ausspricht, er würde dafür bemüht sein, daß solchen
Geschäftsleuten der Lebensunterhalt geschmälert werde, -- durch
Veröffentlichung einer sogenannten schwarzen Liste?
Oder sollten wir uns hierin irren? Dann wären wir dankbar, wenn uns
erklärt würde, weshalb Herr Danneil ein Rundschreiben des
Kreissynodalvorstandes des Kirchenkreises Magdeburg, datiert vom 1. August
1928, aussandte, welches folgenden Wortlaut hat:
„An den Kreissynodalvorstand des
Kirchenkreises Magdeburg sind in diesen Tagen viele Anfragen von Gliedern
der evangelischen Kirchengemeinden ergangen wegen eines Vorstoßes der
Ernsten Bibelforscher.
Die evangelischen Gemeinden haben den Kampf gegen diese aus Amerika
kommende Sekte stets offen und ehrlich geführt, obwohl die Angriffe dieser
Sekte alles Maß überschreiten.
Die Ernsten Bibelforscher haben nun als ihre Kunden die Bitte gerichtet an
Sie, eine Protestliste in Ihrem Geschäft auszulegen.
Sie haben der Bitte entsprochen,
Wir müssen Sie darauf hinweisen, daß die Mehrzahl Ihrer Kunden zu den
evangelischen Gemeindegliedern gehören, die mit Recht verwundert sind, daß
derartige Angriffe gegen sie von Ihnen mit einem solchen einseitigen
Wohlwollen für die Gegner behandelt sind.
Es wird im nächsten Magdeburger Kirchenblatt (14 000 Abonnenten) berichtet
werden über diesen neuen Angriffsversuch der Bibelforscher und über die
Stellungnahme der Geschäfte, die ihre Unterschriften gegeben haben.
Einige Geschäfte haben auf Anruf von evangelischen Kunden die Protestliste
zurückgegeben, und uns ist dann Mitteilung gemacht.
Da unsere Gemeindeglieder ein Recht darauf haben zu erfahren wie die
Geschäfte, bei denen sie kaufen, in der Sache entschieden haben, stellen
wir Ihnen anheim, uns einen Bescheid zu geben, damit die Mitteilungen
erfolgen können.
Hochachtungsvoll
gez. Danneil, Superintendent."
Ob der Herr Superintendent, da mit seinem Agieren die „feine englische Art"
praktizierte oder eben nicht. Die Frage mag ja einstweilen unbeantwortet
bleiben. Aber selbst wenn man der Meinung zuneigt, die „feine englische Art"
war das wohl nicht, dann muss man aber auch hinzufügen. Analoges galt auch für
die Bibelforscher.
Im weiteren Verlauf der GZ-Ausführungen, zitiert dann selbiges Stellungnahmen
solcher, welche sich dem vorgenannten kirchlichen Ansinnen nicht beugten.
Im weiteren Verlauf der GZ-Ausführungen liest man dann noch die Sätze:
Inzwischen ist auch die angedrohte
Veröffentlichung in dem Magdeburger Kirchenblatt, Nummer 9, September
1928, durch das den genannten Herrn (Superintendent Danneil, Magdeburg)
erfolgt. ...
(Pro) WTG-Briefe hat er natürlich in dem Gemeindeblatt nicht
veröffentlicht, sondern nur einen ihm günstig lautenden
[Einfügung: Genau dasselbe tat aber auch die WTG in der Sache]
und dazu hat es zum Zwecke persönlicher
Verunglimpfung eine weitere Unwahrheit veröffentlicht, indem er behauptet,
und der Leiter der Bibelforscher Bewegung sei ein früherer Matrose, was
völlig aus der Luft gegriffen ist und ja auch kennzeichnend ist für den
Herrn Superintendenten, der „von der Sache" mit Verleumdungen „auf den
Menschen" geht.
In derselben Veröffentlichung sagt er dann - wirklich meisterhaft gedreht
und gedeutet ausgedrückt - über die Broschüre „Freiheit für die Völker":
„Wenn man dies Heft liest, kommt es einen wirklich so vor, als ob diese Sekte ein Ableger des auf Sowjetleute ist. Diese Behauptung ist neulich in allem Ernst aufgestellt und der Beweis dafür ist versucht".
Er weiß genau, dass die Quelle auf die
er sich dort bezieht, ein gewöhnliches Produkt übelster
Verleumdungsversuches ist, darum auch schreibt er:
„Der Beweis ist versucht". Aber hierbei kommt es ja nicht darauf an die
Wahrheit zu verbreiten, sondern möglichst einen unbequemen religiösen
Gegner durch den Schmutz zu ziehen.
Im übrigen wird der Herr Superintendent doch nachdenklich werden, wenn er
bei Abschluss des Protestes hört, wieviel Hunderttausende deutscher Bürger
sich voller Entrüstung unsrem obigen Protest angeschlossen haben. Zur
ganzen Handlungsweise dieses Kirchenführers und seinem auf uns bezogenen
Ausspruch: „Wir wenden uns mit Ekel ab", bemerken wir, daß wir diesen zwar
nicht gebrauchen, ihm aber denselben hiermit zurückgeben, mit dem Hinweis
auf die Worte Jesu: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen."
Als Kontrast dazu, mag es noch angebracht sein, sich den inkriminierten
Artikel aus dem „Magdeburger Kirchenblatt" (Nr. 9/1928) einmal etwas näher
anzusehen.
Selbiger trägt den Titel: „Die Reklame der Bibelforscher, und was dabei
herauskam".
Ausgeführt wird in ihm:
„Eines Tages wurde Magdeburg überrascht
durch riesengroße Anzeigen in der Zeitung. Protest stand dick darüber. Es
handelte sich um eine Steuersache der Bibelforscher.
Nicht ohne Humor ist die Tatsache, daß die Bibelforscher für ihr
Unternehmen Gemeinnützigkeit verlangen und daß auf der andern Seite es in
Frage gestellt wird, ob eine Vereinigung als gemeinnützig gelten darf, die
die großen Kirchengemeinschaften in der niedrigsten Art und Weise
beschimpft.
Sehr hübsch hat Faßhauer in seiner 'Sachsenschau' angeführt, indem er auch
hinweist auf die äußere Lebensführung des jetzigen Leiters, eines
ehemaligen Matrosen.
[Einfügung. Mit der Kolportierung vorgenannter Angabe über den Beruf des
Balzereit, offenbart der Herr Superintendent nur eines. Er hat offenbar
einschlägige antisemitische Anti-Bibelforscher-Pamphlete gelesen. Das ist dann
seine „Bildung" auf dem Sektor. Weiter im Zitat]
Was aber überraschte an dem Protest, war
etwas ganz anderes. Man las unter dem Protest eine Reihe von Magdeburger
Firmen, die bereit waren zur Auslegung der Protestlisten.
Die Bibelforscher reden hier ganz offen von den „kirchlichen Gegnern". Und
man sollte eigentlich von einem Geschäftsinhaber erwarten, daß er erst
genau prüft, ehe er seine Unterschrift gibt. Daß diese Prüfung nicht immer
erfolgte, stellte sich bald heraus.
Der Kreissynodalvorstand hat sich mit der Sache befaßt und hielt es für
angebracht, an alle Unterzeichner einen Brief zu richten.
(dann folgt die Zitierung jenes Briefes, welchen weiter oben dokumentiert,
auch die WTG zitiert hatte).
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen äußert Danneil dann noch:
„Am interessantesten ist eine kleine
Broschüre, die für 10 Pfennig zu haben ist: „Freiheit für die Völker" von
Richter Rutherford.
Wenn man dies Heft liest, kommt es einem wirklich so vor, als ob diese
Sekte ein Ableger der Sowjetleute ist. Diese Behauptung ist neulich allem
Ernst aufgestellt, und der Beweis dafür ist versucht. Jedenfalls muß daß
gesagt werden, daß die Bibelforscher in dieser Broschüre eine politische
Demagogie in religiösem Gewande treiben, die einmal weiteren Kreisen
bekanntgemacht werden muß.
Mit Ekel wenden wir uns ab von dieser Art, die Bibel als Deckmantel für
niedrigste politische Verhetzung zu gebrauchen."
Besonders das letztere Danneil'sche Statement erweist sich als
aufschlußreich. Er polemisiert also gegen die WTG-Schrift „Freiheit für die
Völker" und stellt die Bibelforscher in die „kommunistische Ecke". Damit steht
Herr Danneil in der Tat nicht alleine. Selbiges taten noch etliche andere
seiner Kirche. Allen voran der Herr Paul Braeunlich. Bei Braeunlich bin aber
zumindest ich versucht, eine Namens-Verballhornung vorzunehmen dergestalt,.
Zwischen „Bräunlich" und „braun" ist wohl kein großer Unterschied!
Weder Herr Braeunlich noch Herr Danneil, mag ja eingeschriebenes Mitglied der
NSDAP gewesen sein. Oder überhaupt eingeschriebenes Mitglied einer Partei. Zu
der Zeit (1928) war ja die NSDAP nur eine von mehreren Parteien aus dem
rechten Parteispektrum. Und 1928 war es in der Tat noch nicht klar, wer aus
diesem Spektrum das Rennen machen würde. Die Entscheidung in dieser
Gemengelage hat dann der Karikaturist Heartfield einmal bildlich dargestellt
(Oktober 1932); als er Hitler, mit über den Kopf erhobenen geöffneten Händen
sagen ließ:
www.brasscheck.com/heartfield/hf1.jpg
[Keine Direktverlinkung da eine externe Quelle]
„Hinter mir stehen Millionen".
Das waren dann aber jene buchstäblichen Millionen, welche auf technischer
Ebene erst mal von Notenbanken herausgegeben wurden. Und zu deren Verteilern
zugunsten des Hitler, auch wesentliche Teile des US-Kapitals gehörten.
Das alles konnte Herr Danneil so sicherlich nicht vorausahnen. Mag er auch
kein direkter Symphatisant der NSDAP gewesen sein. Als Sympathisant der
sonstigen Deutschnationalen Parteien, darf man sicherlich auch ihn, nebst
weiteren wesentlichen Teilen seines Berufsstandes, bezeichnen.
Dann mag es doch noch angebracht sein, einige jener Zitate aus „Freiheit für
die Volker" mit vorzustellen, die auch für Danneil den schlüssigen „Beweis"
darstellten, die Bibelforscher in die kommunistische Ecke zu stellen.
Den Volltext der Broschüre kann man sich ansehen unter:
Freiheit fuer die Voelker.pdf
(den Ladeumfang von etwa 15 MB beachten).
Darin enthalten auch solche Zitate wie die:
Jakob Christmann (fingierter Name) war
ein Mitglied der lutherischen Kirche. Der Pastor dieser kirchlichen
Konfession war einer derer, die die jungen Männer in den Krieg hinein
gepredigt hatten und bei der Militäraushebung Helfershelfer und Aufhetzer
waren. Es fiel Elsie schwer zu verstehen, wie er ein Geistlicher sein um
gleichzeitig beständig einen solchen Weg gehen könnte.
Wie können die Nation und ihre Prediger in den Kirchen behaupten Christen
zu sein, und dabei Krieg befürworten und das Volk zwingen, in den Krieg zu
ziehen, gegeneinander zu kämpfen und einer den andern zu töten, ja selbst
gegen ihren eigenen Willen und gegen ihre Einwilligung?
Wer ist also für den Krieg verantwortlich? Einige selbstische und
ehrsüchtige Männer, danach strebend. ihre Macht zu vergrößern, wollten
einige Millionen menschlicher Wesen in den Tod jagen, um ihre Ziele zu
erreichen. Ein winziger Vorwand für eine Kriegserklärung wurde gefunden
und der Krieg begann. Das Großgeschäft stellte die Kriegsmaschinerie her
und lieferte das erste und hierzu notwendige Geld, wissend, dass es als
Rückzahlung tausend Prozent erhalten würde.
Die Berufspolitiker setzen Aushebungsgesetze in Kraft, um den
Kriegsapparat in Bewegung zu setzen. Unredliche und treulose Prediger
verschiedenster religiöser Benennungen, vorgebend, Christus nachzufolgen
drängten gleichzeitig das Volk in den Krieg und handelten als
Kriegsagenten. Heuchelnd predigten sie Krieg von ihren Kanzeln. In vielen
Fällen wurden sich hier schändliches tun von den großen Geldmännern, denen
Krieg für ihren privaten Gewinn erwünscht war, bezahlt. Das allgemeine
Volk wohl gezwungen, seine Brust für Kugeln und Granaten zu entblößen und
sich Eigentum und Leben nehmen zu lassen, damit die ruchlose, eigenliebige
Gier dieser Menschen befriedigt werde.
Wenn das „Großgeschäft" wünscht, seine Besitztümer zu vermehren, und Krieg
vorteilhaft für seine selbstischen Interessen zu sein scheint, zögert es
nicht, Krieg zwischen den Völkern der verschiedene Nationen zu
provozieren. ...
Wer ist verantwortlich dafür, dass solche harte, grausamer Herrschaft
„Christentum" genannt wird? Ich antworte: die Geistlichkeit der
verschiedenen Bekenntnisse. Ehrgeizig nach der Billigung und dem Beifall
der Menschen und mit einem Wunsch in Behaglichkeit und Üppigkeit zu leben
haben sich die so Gesonnen mit dem Großgeschäft und den Berufspolitikern
verbündet.
Einige überselbstsüchtige Menschen bilden das „Großgeschäft" und
kontrollieren den Handel, der Welt. Sie tun dieses durch die Macht des
Geldes, dass sie dort Händen der Massen der Arbeiter ungerechterweise
entrissen haben. Sie kontrollieren die Wahlen, weil die Politiker solche
Gesetze anordnen und erzwingen, wie sie es wünschen. Sie besitzen und
kontrollieren die öffentliche Presse und veröffentlichen nur, was Sie
wünschen, dass das Volk liest.
Jahrhundertelang waren die Vorrechte, deren sich die Menschen erfreuten,
sehr ungleichmäßig verteilt; die Massen haben en Wohlstand der Welt zwar
erzeugt, aber sind ungerechterweise der Früchte ihrer Arbeit beraubt
worden. Das organisierte Christentum hat ein taubes Ohr gegenüber den
Gesuchen und dringenden Bitten des Volkes um Abhilfe gezeigt.
Eine neuere Form undezenter Reklame meint der „Bürgerreporter Schalies" wieder
mal zum „besten" geben zu sollen. Die Indoktrinierungsanstalt namens „Gilead",
namentlich deren Gründungsdatum, hat es ihn diesmal angetan. Das wäre dann
wohl wieder mal so eine Meldung auf welche die Giessener Zeugen Jehovas Welt
„gewartet" hat. Gibt es eigentlich in Giessen und Umgebung noch ein paar
Nicht-Zeugen Jehovas? Ob die auch auf die neueste Schalies-Kreation gewartet
haben, erscheint wohl eher zweifelhaft. Das aber bekommt ein Herr Schalies in
seinem mißratenen Missionarswahn, dann schon mal überhaupt nicht mehr mit.
Herr Schalies scheint es eher mit dem „Bodenständigensein" zu halten. Wäre es
anders hätte er ja auch eine der vielen WTG-Aufforderungen, zum dienen in
„Hilfe tut not"-Gebieten, Folge leisten können, und anschließend über seine
dort gesammelten Erfahrungen ein Buch schreiben können. Einer der es im
Gegensatz zu Schalies tatsächlich tat, und - auf eigene Kosten - dann nach
Portugal zog, konnte dann auch solche „Events" berichten. Dortige Unterkunft,
ein umgebauter Hühnerstall. Es wäre doch mal aufschlußreich, wie Herr Schalies
solche Elemente der WTG-Vorsorge dann kommentieren würde, sofern er sich in
etwas jüngeren Jahren, zu ähnlichem hätte motivieren lassen.
Der Hühnerstall als angemessene Unterkunft, ist dem Schalies dann ja erspart
geblieben. Seine große Fresse, die er da heutzutage zu Markte trägt, würde
wohl auch erst dann etwas kleinlauter, wenn er denn selbst mal solche Events
wie Hühnerstall und Co am eigenen Leibe ausgekostet hätte.
www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/86576/jehovas-zeugen-feiern-70-jahre-wachtturm-bibelschule-gilead/
Die Hackordnung
wird gewahrt
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,175762,175762#msg-175762
„Das Kreisblatt Blankenburg berichtet in seiner Nr.
235 d. J. über einen Vortrag, den der Professor der Theologie Dr. Ernst
Sommerlath von der Universität Leipzig gehalten hat, über das Thema „Was
wissen wir vom Leben nach dem Tode?"
Und dessen Ausführungen meint das GZ wie folgt interpretieren
zu können:
„Wenn man diesen Bericht liest, dann sieht man,
daß dieser Theologie-Professor, wenn auch sehr vorsichtig, so doch zielbewußt
im Begriff ist, die Brücke zu bauen zu einem Zugeständnis der Evangelischen
Kirche, und zwar zu einem Zugeständnis mit Bezug auf die Frage „Ist die Seele
des Menschen sterblich oder unsterblich?"
Alle Leser des „Goldenen Zeitalters", und vor allen Dingen auch Kenner der
Bibelforscher-Literatur wissen, wie die Bibelforscher sich bemüht haben, der
zweifellos von Satan, dem Widersacher, aufgestellten Lehre, jeder Mensch habe
eine unsterbliche Seele, entgegenzutreten, weil diese Lehre mit dem klaren
Zeugnis der Bibel nicht übereinstimmt, die nicht sagt, daß der Mensch eine
Seele h a b e, sondern, daß er selbst eine Seele ist (1. Mose 2:7), und daß
die Seele, welche sündigt, sterben soll (Hesekiel 18:4). Sie wissen auch, wie
sehr die Bibelforscher gerade dieser aufklärenden Tätigkeit wegen verspottet
und allgemein angefeindet worden sind. Oft genug hat man sie um dieser Ursache
willen als Irrlehrer verschrien. Es ist interessant, zu sehen, wie dieser
Theologie-Professor jetzt langsam und vorsichtig den Übergang zu einem
Bekenntnis anbahnt, das gerade dem entspricht, was Bibelforscher über diesen
Gegenstand bislang immer gesagt haben. Der Herr Professor sagt nämlich unter
anderem:
„Die Unsterblichkeit der Seele mit irgendwelchen
philosophischen oder vernünftigen Gründen zu beweisen, muß man aufgeben."
Auch die Wiederherstellung des Menschen zu ewigem Leben auf Erden wird - vorsichtig andeutend - von ihm als zu erwägendes Bekenntnis zugegeben, mit den Worten:
„Nicht Unsterblichkeit der Seele ist Christenhoffnung, sondern nach dem leblosen Zustand neue Leiblichkeit."
Das alles meint man weiter mit den Sätzen kommentieren zu
können:
„Es ist ja gut, und wir sind froh, zu sehen, daß
unsere Aufklärungsarbeit, trotzdem sie so befehdet wird, doch endlich
Nachdenken und Beachtung findet; wenngleich wir denken, ein offenes Bekenntnis
wäre eher der Weg, den Gott anerkennen wird. Ein offenes Bekenntnis
dergestalt:
„Ja, es ist wahr was die Bibelforscher allezeit gesagt haben, die Lehre von
der unsterblichen Seele und ewiger Qual für die Seele in Hölle und Fegefeuer
ist unbiblisch, entspricht also nicht den Lehren der Bibel, und in dieser
Beziehung hat die katholische wie auch die evangelische Kirche gefehlt. Die
Hoffnung für die ganze Menschheit ist einfach nur das Königreich Gottes auf
Erden, die Auferstehung des Menschen und seine Wiederherstellung zu
vollkommenen menschlichen Leben in Glück und Wohlfahrt und zu Harmonie mit
Gott auf der Erde."
Deutlicher spricht sich schon der Geistliche Gustav Kochheim, Hamburg, in der
„Christlichen Volkswacht", Heft 6/7, 1927 in einem Artikel, betitelt „Eine
ernste Forderung an die christliche Seelsorge", über das irrige
Unsterblichkeits-Dogma aus:
„Das Wort von der unsterblichen Seele, das heidnischen Ursprungs ist, hat die falsche Vorstellung von einer individuellen Wesenheit erzeugt, die im vergänglichen Körper gleichsam gefangen sitzt und je nach ihrem Glauben oder Unglauben im Tode der ewigen Seligkeit teilhaftig wird oder der ewigen Verdammnis anheimfällt. Das Neue Testament aber spricht nicht von Unsterblichkeit, sondern von Auferstehung. Eine unsterbliche Seele im landläufigen Verstande gibt es gar nicht. Wir sind mitsamt unsrem Leid und unserer Vernunft 'Seele', und unsere 'Sorge' gilt der Seele, kann nur der Seele gelten, muß aber auch der ganzen Seele und allen ihren Nöten gelten."
Ein solch offenes, freies Bekenntnis fordern wir aber von der evangelischen und auch von der katholischen Kirche als Ganzes; denn es ist die Wahrheit. Die Wahrheit aber soll man offen bekennen und nicht so sorgfältig unter Mäntelchen verbergen. Also noch einmal: ein offenes Bekenntnis!"
Das „Goldene Zeitalter" konnte es zwar noch nicht wissen,
indes zur Charakterisierung jenes Sommerlath mag noch der Umstand erwähnt
werden, ab 1958 fungierte selbiger auch als Herausgeber der „Theologischen
Literaturzeitung". Selbige indes steht generell für eine Tendenz, welche das
Bibelforscher/Zeugen Jehovas-Schrifttum der Rubrik „Schrott" zuordnet. Und mit
„Schrott" hält man sich wegen der „Zeitverschwendung", in der Regel nicht
weiter auf. Das musste schon mal der altkatholischer Pfarrer Walter Küppers
(alias „Johannes Walther") erfahren. Küppers („Walther") dann auch noch
besonders unrühmlich mit seiner 1912-These im Stile Russells hervorgetreten.
Jedenfalls wähnte Küppers („Walther") als relativ neu (im Jahre 1895) gekürter
Dr. der Theologie, der „Theologischen Literaturzeitung" auch eine seiner
Publikationen, zwecks Besprechung in dieser zusenden zu sollen. („Neue
Untersuchungen über den Quellenwert der vier Evangelien"). Es gab dann dort im
Jahre 1902 auch eine tatsächliche Notiz in dieser in Sachen Küppers
(„Walther"). Ob über diese indes bei Küppers tatsächliche „Freude" aufgekommen
ist, erscheint ziemlich zweifelhaft, konnte er dort doch den „Zerriß" über
sich lesen:
"Der geneigte Leser sieht, dass diese Publikation
nur pathalogisches Interesse hat. Der Rezensent kann mit diesem kurzen Bericht
seine Aufgabe als erledigt ansehen."
Küppers konterte dann zwar mit dem markigen Spruch:
„ Phytagoras, der Philosoph, ersann
Ein neues Lehrgesetz und brachte dann,
Da er doch nur ein Heide war,
Den Göttern hundert Opferstiere dar.
Is's da ein Wunder, dass die Ochsen zittern,
Sobald sie eine neue Wahrheit wittern?"
Alsbald konnte er - auf Empfehlung seines Verlegers - nur
noch unter Pseudonymen weiter publizieren.
Die Charakterisierung der ThLZ von Küppers als „pathalogischer Fall", durch
den Theologieprofessor Emil Schürer dortselbst, tat ihre Wirkung. Das hatte
sich Küppers sicherlich anders vorgestellt, als er eben auch die ThLZ mit
seiner Abhandlung mit dem Titel „Neue Untersuchungen über den Quellenwert der
vier Evangelien", „beglückte".
Das sollte man auch beachten, wenn ausgerechnet das „Goldene Zeitalter" sich
auf den Theologieprofessor Sommerlath beruft.
Andererseits zum Thema Seelenlehre siehe auch dieses:
Parsimony.8860
Parsimony.7191
"Mythos Weihnachten -
Geburt des Jesus-Kindes?"
Vortrag von Helmut Steuerwald
vom 19. November 1999 beim Bund für Geistesfreiheit Fürth
In seinem Vortrag über den "Mythos Weihnachten" bezog sich Helmut Steuerwald
auf christliche und vor allem auf vorchristliche Quellen des Festes.
Der Referent betonte, dass nichts an Weihnachten genuin christlich ist: Alles
war schon vorher da, alles gab es in ähnlicher Form auch in anderen
Religionen.
Lange vor der Entstehung des Christentums finden wir ähnliche Geburtslegenden,
vor allem bei den im Römischen Reich verbreiteten Mysterien. Ja - zum Teil ist
die Wortwahl sogar die gleiche.
Das frühe Christentum zeigte wenig Interesse am Lebensweg Jesu, stand doch bei
den ersten Christen die Erwartung des nahen Weltunterganges - die Apokalypse -
im Zentrum ihres Daseins. Außerdem war im ersten und Anfang des 2.
Jahrhunderts das sogenannte "Alte Testament" von zentraler Bedeutung, und man
bemühte sich damals, das Leben Jesu mit diesen Schriften in Einklang zu
bringen.
Im ältesten Evangelium, in dem des Markus, steht kein Wort zur Kindheit Jesu.
So ließ man dann in den wesentlich später entstandenen Evangelien des Lukas
und Matthäus den angeblichen Gottessohn in Bethlehem zur Welt kommen, schon um
erklären zu können, dass er aus dem Geschlecht David komme, aus dem die
Ankunft eines Messias erwartet wurde.
Heute sind auch die meisten Theologen der Überzeugung, dass Jesus nicht in
Bethlehem, sondern in Nazareth geboren wurde, und dass es sich bei der ganzen
Geburtsgeschichte um eine reine Legende handelt.
In den Weihnachtsgottesdiensten wird das dem Volk natürlich nicht gesagt. Es
wird weiter die bekannte Legende von der Krippe im Stall von Bethlehem
gefeiert.
Helmut Steuerwald wies auch auf viele Widersprüche in der Bibel hin. Er ging
auf die nicht in den Kanon der Bibeltexte aufgenommenen Schriften ein, die
Apokryphen, und er stellte Vergleiche an. Zum Beispiel wurde gefragt: Woher
stammt die Legende von Ochs und Esel im Stall? Wie ist sie entstanden? Denn in
der Bibel steht darüber nichts.
Dann kam der Referent auf die Hintergründe des
Geburtstages Jesu, den 25. Dezember, zu sprechen, auf den es in der Bibel
keinerlei Hinweise gibt. Gerade an diesem Beispiel lässt sich der heidnische
Ursprung des Festes zeigen. Das Christentum hat diesen Tag willkürlich aus
anderen Religionen übernommen. So war der 25. Dezember der Geburtstag des
Gottes Mythras; außerdem wurde er im spätrömischen Kaiserreich mit dem
Sonnenkult von Emesa, dem Kult um "Sol invictus", in Verbindung gebracht.
Papst Gregor hat im Jahr 354 den 25. Dezember
willkürlich als das Geburtsdatum Jesu festgelegt.
Das Geburtsjahr ist ohnehin nicht feststellbar. Kein Theologe behauptet heute,
dass dies im Jahre 0 war. Heute geht man davon aus, dass Jesus zwischen den
Jahren 8 und 4 vor unserer Zeitrechnung geboren wurde. Insofern entbehrt das
Jahr 2000 einer nachweisbaren realen Grundlage.
In der anschließenden Diskussion wurden Fragen zum Thema gestellt und
beantwortet. Ein interessanter Abend, der zum Nachdenken anregte!
www.humanist.de/veranstaltungen/report/weihnachten.html
Nun also das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 12.
1928.
Als erstes mal jener Artikel, welchen beide Ausgaben des GZ abdruckten:
Der Ursprung des Weihnachtsfestes
Der Dezember-Ausgabe v. 1926 der amerikanischen Zeitschrift "Fortschritt"
entnehmen wir folgende Ausführungen;
"Unsere alten germanischen Ahnen waren glücklich, wenn die Sonne, die sie als
die Quelle alles Guten verehrten, von ihrer Flucht vor den Mächten der
Finsternis- und des Winters zurückkehrte und ihren Lauf wieder aufnahm und das
Dunkel des Winters zerteilte, wie an seinem Anfang; wenn sie die säuselnden
Winde des Südens, zwitschernde Vögel, die vor dem hereinbrechenden Frost
geflohen waren, und knospende Blumen im Gefolge mit sich brachte; wenn sie die
schlummernden Kräfte des Lebens wieder zur Arbeit rief und wieder das
herrliche Panorama des Jahres zu entfalten begann. Wenn sie dann die Rückkehr
der Sonne mit Festlichkeit und Tänzen feierten, zwang sie eine Mythologie, die
noch viel älter war als die Naturanbetung ihrer Zeit, immergrüne Bäume als ein
Symbol des großen Baumes Jgdrasill des nordischen Glaubens aus ihren Wäldern
hereinzubringen. Die Zweige dieser Bäume stellten das Himmelsgewölbe dar. Sie
schmückten sie mit Lichtern, die die Sterne darstellen sollten, die von dem
großen Baum des Weltalls getragen werden; und zum Zeichen ihrer Dankbarkeit
für all die Segnungen, die sie der Sonne verdankten, brachten sie Geschenke
herbei.
Als dann zur bestimmten Zeit die Verkündiger eines neuen Glaubens kamen und
fanden, daß diese Zeit des Festefeierns zu einem Teil dieses Volkslebens
geworden war, nahmen sie diesen Brauch für die Kirche an und verbanden damit
die Geschichte von der Geburt Jesu, wo die Hirten des Nachts ihre Herden auf
dem Felde weideten und die Weisen aus dem Morgenlande kamen und ihre Gaben
darbrachten."
Die Geschichte berichtet uns, daß Weihnachten im vierten Jahrhundert von Papst
Gregor zu einem Fest gemacht wurde. Wie bereits angeführt, pfropften
katholische Missionare diese heidnische Festlichkeit ihrem eigenen Glauben ein
und machten sie zu einem Teil der römisch-katholischen Religion, um so mehr
Einfluß auf das Volk zu gewinnen und mehr Bekehrungen zu machen.
Dies erinnert uns an die Worte eines bekannten Kardinals, daß das römische
System der Gottesverehrung heidnischen Ursprungs ist, wobei die heidnischen
Kulte durch Adoption von der Mutterkirche geheiligt wurden. Es ist ja geradezu
erstaunlich, wie eng sich das Zeremoniell der Weihnachtsfeier der
,,Christenheit" an die heidnische Festlichkeit anschließt: der Baum, die
Lichter, die Schenksitte, ein feierliches Begehen, vielleicht sogar mit Bier,
Wein, Gelagen usw. Oft scheint sich dieser Geist den Menschen in wirklich
nicht schöner Weise mit Trunkenheit usw. zu bemächtigen. Man glaubt
Selbstlosigkeit und Liebe zum üben, indem man sich Geschenke macht, aber
meistens erwartet man für eine jede Gabe eine Gegengabe und ist oft sogar
böse, wenn sie nicht mindestens in gleichem Wert erfolgt. Wie wertlos aber
sind solche Geistesregungen!
Die Luft ist zwar zu dieser Zeit mit Predigten und Sinnsprüchen über Christus
förmlich geschwängert. Jeder Mensch scheint zu dieser Weihnachtszeit eine
gewisse .Christusverehrung zu haben, aber es ist meistens doch so, wie der
Psalmist sagt: "Gott ist nicht in all ihren Gedanken!" Man hat sich im Herzen
von Gott entfernt und beugt sich vor einem Bilde, einer Gewohnheit, einer
Reliquie aus heidnischer Zeit. Wie oft sind außerdem Trunkenheit, Übermut,
Vergnügungssucht usw. in besonderem Maße gerade während der Weihnachtszeit und
Neujahrtage am Ruder und liefern damit also nur ein Kennzeichen dieser Zeit
des Endes der ,,gegenwärtigen bösen Welt". So kommt
es auch, daß an manchen Stellen die Weihnachtszeit, das ,,Fest der Liebe", mit
immer größer werdendem Luxus und Prunk angesichts einer darbenden Menschheit
angefüllt ist.
Sogar wirklich ernste Christen haben diese
Sache nicht immer klar erfaßt und ließen sich mehr oder weniger in den
Ersatz-Gebrauch dieses ,,Ersatz-Liebesfestes" hineinziehen. Sie wissen, daß
der 25. Dezember nicht der Geburtstag unseres Herrn ist, aber sie schienen
nicht darüber nachgedacht zu haben, daß alles fein zu seiner Zeit und
ordnungsgemäß geschehen muß. Wenn Jesus eine Feier seines Geburtstages
eingesetzt hätte, würde er zweifellos angeordnet haben, daß diese Feier am
richtigen Datum seines Geburtstages abgehalten werden sollte, und nicht fast
drei Monate später. Wir sehen also, Christus hat durchaus nichts mit der Feier
des Weihnachtsfestes am 25. Dezember zu tun, und darum erhebt sich die Frage:
Sollen wir auch weiterhin diesen römischen Kirchen-Feiertag beobachten und
unsere Knie vor Rom beugen?
Gehört dies nicht auch mit zum ..Malzeichen des Tieres"? Sollte es nicht mit
den anderen Menschenlehren, inhaltslosen Zeremonien und Bräuchen zur Seite
gelegt werden? Sollten wir nicht vielmehr ruhig darüber hinweggehen, wie auch
über andere unbiblische römische Feiertage? Wir werden es fortan tun!
Doch, was würde wohl geschehen, wenn die Massen das Weihnachtsfest nicht mehr
feiern würden? Wenn sich wirklich eine bemerkenswerte Bewegung gegen die Feier
des von Rom eingeführten Weihnachtsfestes entwickeln würde, so würde sie doch
vom ganzen ,,Christentum", von den Katholiken sowohl wie von den Protestanten,
bekämpft werden, und die Kirchenführer würden eine solche Bewegung auf alle
nur mögliche Weise anfeinden, Sie würde genau so unpopulär sein, wie die ganze
Wahrheit es ist.
Wir haben einen geschichtlichen Präzedensfall in den Bestrebungen der
Puritaner, zu Wiklifs Zeiten, die das Weihnachtsfest nicht mitfeiern wollten,
da sie es als einen wichtigen Teil der Religion des römischen Systems
erkannten. Aber sie stießen auf die größten Schwierigkeiten. Tatsächlich sind
das Weltliche, das Fleischliche und die herrschenden Klassen dieser Welt für
die Aufrechterhaltung und Beobachtung dieses Brauches, und das sollte denen,
die dem Dienste Jehovas völlig geweiht sind, Grund genug sein, fortan irgend
etwas, was eben nichts weiter ist, als die mit einem ändern Namen belegte
Durchführung eines heidnischen von Rom christianisierten Brauches,
abzulehnen."
Dann noch jener Artikel, aus dergleichen GZ-Ausgabe, welcher
sich nur in der Magdeburger Ausgabe selbigen nachweisen lässt. Meines
Erachtens offenbart letzterer, durchaus noch ein gewisses Schwanken bei dieser
Thematik. Er führt aus:
„Weihnachten
Ich stand im Walde still und stumm
's ist Ruh' und Frieden ringsherum.
Zart wispernd wiegt sich Reif in glitzernden Kristallen
Ich stand und lauscht', nichts regte sich,
Die Tanne rauscht, da legt es sich
Wie Feiertag weit über Winterwaldes Hallen.
Und ungehört brachs über mich herein. -
So feierlich: Es muß bald Weihnacht sein:
O Weihnachten, du Fest der großen Liebe,
Wenn bald doch nur - statt bloßem Lichterschein -
Der Wahrheit Licht möcht' aufgenommen sein
Von aller Welt, und ihr erhalten bliebe
Agnes Bahn
Wir benutzen dieses kleine uns gesandte
Verslein um die Verhandlung einer Frage in die Wege zu leiten, die uns häufig
von Freunden und Lesern des „Goldenen Zeitalters" gestellt wird: Die Frage
nach dem Ursprung der Weihnachts-Feierlichkeiten.
Allgemein verbreitet ist der Gedanke, das Weihnachsfest sei ein rein
christliches Fest; Tatsache aber ist, daß - wie in manch anderer Beziehung, so
auch bezüglich des Weihnachtsfestes - das Christentum Gebräuche des Heidentums
einfach übernommen hat. Natürlich lassen sich irgendwelche solcher aus dem
Heidnischen übernommenen Gebräuche mit christlichen Gedanken verbinden; aber
wenn und wo dies geschieht auf Kosten wahren Christentums, ist ein solches
Handeln verwerflich. Ursprünglich wurde das Weihnachtsfest in verschiedenen
heidnischen Religionen als Fest der Geburt des Lichtes in Verbindung mit dem
Wechsel des kürzesten Tages und der längsten Nacht gefeiert. Wenn das
Christentum nun diesen Gebrauch aufnahm ... und ihn auf die Geburt Jesu
anwandte, den die Bibel als das wahre Licht der Welt bezeichnet, so erfolgte
doch insofern eine Vergewaltigung des wirklichen Tatbestandes, als der 24.
Dezember gar nicht der Geburtstag Jesu ist. Nach unumstößlich feststehenden,
an Hand der Aufzeichnung des Neuen Testamentes zu beweisenden Tatsachen liegt
der Geburtstag Jesu Anfang Oktober ...
An und für sich ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, daß die Menschen zu
irgendeiner Zeit der großen Gabe Gottes - der seinen einzigen Sohn für die
Menschheit dahingab - gedenken, und es ist auch nichts dagegen einzuwenden,
daß die Menschheit sich an irgendeinem Tage des Jahres besondere Liebesbeweise
durch das Darreichen kleiner Geschenke usw. - wie es zu Weihnachten geschieht
- gibt; aber es ist falsch, wenn diese Handlung durch verkehrte Voraussetzung
und Verschweigen wirklicher Tatsachen erfolgt. Denn in diesem Falle werden zu
Weihnachten die ganzen Feierlichkeiten unter der aus der Luft gegriffenen
Behauptung verunstaltet, Jesus sei an diesem Datum geboren. Diese Behauptung
muß unbedingt als unwahr bezeichnet werden, und es ist weiterhin zu betonen,
daß auch die meisten Theologen und Prediger in den Kirchen wissen, daß diese
Behauptung unwahr ist, und daß Jesu Geburt am Anfang des Monats Oktober
erfolgte. Wenn trotz alledem die Behauptung aufgestellt wurde, der 24.
Dezember sei der Geburtstag Jesu, so nur darum, weil das diesen Feiertag
einführende römische Kirchentum bei Aufstellung dieser Behauptung von dem
Wunsche geleitet wurde, seine eigenen Feierlichkeiten möglichst der Zeit und
Art heidnischer Feierlichkeiten anzupassen, um es auf diese Weise den Massen
des Heidentums leichter zu machen, zum Christentum überzutreten, wobei diese
gemachten Konzessionen immer mehr zur Verwässerung des Christentums führten.
In diesem Handeln ist eine der Ursachen dafür zu sehen, daß Millionen das
Christentum annahmen. Aber, sie nahmen und nehmen heute noch häufig einen
Wechsel ihres Glaubens auf sich - z. B. bei Eheschließungen usw. -, wie ein
anderer Mensch sein Kleid wechselt. Hier liegt gerade die Krankheit jener
großen nach Millionen zählenden Gebilde, die heute gemeinhin als „die
christliche Kirche" bezeichnet werden, und doch so bitter wenig mit der wahren
Kirche Jesu Christi, der es um die Wahrheit des Wortes Gottes zu tun ist,
gemein haben.
Gewiß ist es gut, ein Fest der Liebe zu feiern,
und gewiß ist es gut, Buße zu tun; aber wenn man z. B. einen „besonderen"
Bußtag im Jahre einführt, so ist dieser Bußtag insofern ein Übel, als er die
Menschen indirekt glauben macht, dieser eine Tag sei dafür da, daß im ganzen
Jahr darauf losleben könnten; denn am Bußtag wird ja „Buße" getan. Liegt nicht
diesem Gedanken des „Festes der Liebe" eine ähnliche Wirkung zugrunde? Sollte
nicht - wie es unser kleines Verslein andeutet - für den Christen das ganze
Jahr ein Fest der Liebe sein? Sollte der wahre Christenmensch sich nicht
befleißigen, jeden Tag diese gehobene Freude, bereit zum Geben, zum Helfen,
Schenken und Erfreuen, in sich zu tragen, wie er sie an den Weihnachtstagen
vorübergehend, gewissermaßen ablösungsweise in sich trägt, wenn er
geheimnisvolle Gänge macht, Einkäufe tätigt und sich freut auf den Moment, wo
er das freudige Aufleuchten der Augen der Beschenkten sieht? Welch ein
wunderbarer Zustand könnte auf Erden entstehen, wenn die Menschen nicht
gelehrt würden, nur an diesem einen Abend im Jahre ein „Fest der Liebe" zu
feiern und - dabei auf Gegengeschenke warten, sondern wenn sie zielbewußt
gelehrt würden, jeden Tag zum Helfen, Schenken und Geben bereit zu sein, ohne
auf Vergeltung zu warten, so wie Gott am Anfang Oktober vor 1928 Jahren seinen
Sohn, das Liebste was er hatte, für uns in die Welt sandte und 33 Jahre danach
schmachvoll am Kreuze sterben ließ. So sollten auch sie jeden Tag das Herz mit
Dankbarkeit füllen, wie die Bibel es in die Worte kleidet, wenn sie fordert:
„Liebet euch untereinander."
Möchten die Tage dieser von Menschen eingeführten Weihnachtszeit daher von
allen unseren Lesern und Freunden - auch dann, wenn man sich gegenseitig mit
Geschenken kleine Freuden macht - mit diesen Erwägungen ausgefüllt sein.
Möchten sie, wo man sich an diesen Tagen der Liebe Gottes erfreut, einen Glanz
vorauswerfen, der unser Handeln erwärmt und fortleuchten macht alle Tage des
kommenden Jahres; dann werden unsere Weihnachtswünsche recht verstanden
werden; Wünsche die nicht nur für die Weihnachtszeit selber gelten, sondern
sich erstrecken über das ganze Jahr, ja, das ganze Leben; Wünsche nach Licht,
Leben und Liebe, nach wirklicher „Weihe" des Lebens, und in diesem Sinne nun:
„Fröhliche Weihnachten!"
Das Goldene Zeitalter"