Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise (1928)

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):

Andersen, Friedrich; Alumium, Parapack, Blut, Tannernberg, Radio, Stern-Verlag, Samoa, Abrahams Grab, Philosemitismus, Rumänien, Fernsehen, Schaefer, Dr., Danneil, Weihnachten

Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 14. Januar 2013 03:30
Das „gereinigte" Christentum - Made in Herrn Andersen
In
19282Andersen wurde bereits auf den Fall des Hauptpastor Andersen eingegangen, welcher in besonderer Weise auch den Zorn des „Goldenen Zeitalters" und zwar in dessen Ausgabe vom 1. 1. 1928, erregt hatte.
Andersen war in der Tat ein Protogonist, keine billige Dutzendware. Er formulierte schon relativ früh jene Grundsätze, welche in der Kirchengeschichte (besonders der Zeit zwischen 1933 - 45) in die Annalen eingegangen sind. Noch heute widmet ihm das „Bibliographisch-Biographische Kirchenlexikon" einen eigenen Artikel. Zum besseren Verständnis wäre allerdings die Kenntnisnahme des vorgenannten Links sehr empfehlenswert.

Laut BBKl war Andersen (1860 - 1940) Mitbegründer und Bundeswart des „Bundes für deutsche Kirche"
Mit einer gewissen Folgerichtigkeit, bejubelt ihn auch der Verfasser einer wüsten Hetzschrift zum Bibelforscherthema. Selbiger, unter anderem unter dem Pseudonym „Hans Lienhardt" schreibend, meint über besagten Herrn Andersen:
Er sei ein 
„hervorragende Geistliche ... der, schon längst, (erkannt habe), dass die Kirche verjudet ist, dass sie sehr auf falschem alttestamentlichen jüdischen Grund fust und das Judentum ausscheiden muss."

Zu der fraglichen Zeit segelte aber die WTG noch auf Philosemitenkurs, so dass für sie damals Voten der vorgenannten Art, das waren, was für den Stier das „rote Tuch" ist.

Das BBKL notiert über Andersen noch weiter:

„Andersen war seit 1890 Diakonus und von 1900 bis zu seiner Pensionierung Hauptpastor an der Johanneskirche in Flensburg. - Als Herausgeber des Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Kirchen- und Schulblattes war A(ndersen) ein Wortführer der kirchlichen Rechten, entwickelte sich aber seit 1904 unter dem Einfluß des Kulturphilosophen Houston Stewart Chamberlain immer mehr zum Verfechter historischer Bibelkritik und zum radikalen Gegner des Alten Testaments und »aller jüdischen Trübungen der reinen Jesuslehre«.
Er geriet deswegen 1907 und 1913 in Konflikt mit seiner Kirchenbehörde und berief sich in seiner Verteidigung vor allem auf Adolf von Harnacks »Marcion«.
Als Vorkämpfer der Deutschkirchlichen Bewegung veröffentlichte A. mit dem Professor Adolf Bartels in Weimar, dem Schriftsteller Hans Paul Freiherr von Wolzogen in Bayreuth und dem Kirchenrat Ernst Katzer in Oberlößnitz bei Dresden in der Schrift »Deutschchristentum auf rein-evangelischer Grundlage« 95 Leitsätze zum Reformationsfest 1917 und gründete Mai 1921 mit dem Berliner Studienrat Dr. Joachim Kurd Niedlich und Gleichgesinnten der Arndthochschule in Berlin den »Bund für deutsche Kirche«, dessen Vorsitzender als Bundeswart er wurde. A. trat bereits 1928 als Redner für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei auf und wurde später Schulungsleiter."

In der Auflage 1932 seines „Der Deutsche Heiland", kann man von ihm beispielsweise die Sätze lesen, dass er Religion als solches - in Sonderheit auch die in seiner Sicht „Christliche" - unbedingt erhalten wissen will. Er polemisiert in diesem Kontext etwa gegen Ludendorff, der was nationalistische Aspekte anbelangt, zwar mit Andersen auf ähnlicher Wellenlänge schwebt. Aber einen Schritt weiter ging, und für die Abschaffung des Christentums plädierte. Da mag Andersen nicht mitziehen und zieht es vor, ein Programm der „Reinigung" des Christentums (in seiner Lesart) zu verkünden.
Und zu diesen „Reinigungselementen" gehören dann wohl auch solche Sätze wie die:

„Wir können von all diesen Dingen absehen, so gut wie bei Luther, der ja auch den 'lieben jüngsten Tag' für unmittelbar bevorstehend hielt. Wir müssen aber hier noch einen Schritt weitergehen. Offenbar sind die Zeitgenossen Jesu auch übertrieben wundergläubig gewesen."

Um noch eine „Blüte" aus dem Andersen'schen Erguss der Auflage 1932 zu zitieren. Dort meint er auch noch:

„Hitler selbst schreibt in 'Mein Kampf' (München 1930 S. 123):
Der Protestantismus vertrete das Deutschtum besser als die katholische Kirche, versage aber wegen seiner Bindung an das Judentum und könne daher unser Volk nicht aus der Umklammerung durch diesen 'tötlichen Feind' retten."

Und der Andersen'sche Kommentar dazu: „Das ist leider ein richtiges Urteil; aber es wird hoffentlich aufhören, wenn die deutsch-kirchliche Arbeit erst mehr erreicht haben wird."

Man sagt wohl nicht zuviel, stellt man fest. Sowohl Andersen als auch die Bibelforscher/Zeugen Jehovas, stellen äußere Pole im Christentums-Spektrum dar, die jeweils ihren so Personifizierbaren Gegenpol äußerst kritisch (um es milde zu formulieren) bewerten.

Das „Goldene Zeitalter" wird zur Berichtigung gezwungen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 17. Januar 2013 23:34
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Das schätzt wohl keine Zeitschriften/Zeitungs-Redaktion, wenn sie unter Hinweis auf das Presserecht dazu gezwungen wird, eine „Berichtigung" zu eigenen, früheren Aussagen abzudrucken. Dennoch trat dieser Fall auch beim „Goldenen Zeitalter" ein. Im Jahre 1928 wurde selbiges von der deutschen Aluminiumindustrie gezwungen, eine Berichtigung abzudrucken
(Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" 1928 S. 86).

Sucht man nach den Wurzeln dieses Umstandes, stößt man unweigerlich auf einen einschlägigen Artikel in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 1. 1928. Selbiger vermerkt zwar zum Schluss, dass er aus der amerikanischen Ausgabe des „Golden Age" in Übersetzung übernommen worden sei. Aber das an sich, ist ja noch kein Entschuldigungsgrund. Gleiches gilt ja auch für diverse andere Artikel des „Goldenen Zeítalters".
Schon die gewählte Überschrift ist bezeichnend. Sie kündet von
„Krankheit und frühes Grab durch die moderne Küche"

.Schon verständlich, wenn ein vermeintlicher oder tatsächlicher Urheber solchen Umstandes, sich dagegen zur Wehr setzt.
Das Aluminium-Thema wurde dann ja von den Bibelforschern/Zeugen Jehovas, auch noch in den nachfolgenden Jahren thematisiert, völlig unbeeindruckt von dem Umstand, dass da schon mal eine Presserechtliche Gegendarstellung erzwungen worden war.

Als Autor des inkriminierten Artikels nennt das GZ einen „William Bold", welcher „Direktor der Gesundheitsliga in den Vereinigten Staaten von Nordamerika" sei.
Nun mag der geneigte Leser interessiert sein zu erfahren, was denn Herr Bold seiner andächtig lauschenden Leserschaft alles so mitzuteilen wusste. Im nachfolgenden seien einmal die Hauptaussagen seiner Ausführungen kommentarlos vorgestellt.
Herr Bold berichtet:

„Im Februar dieses Jahres erkrankten gelegentlich eines Festessens des Eltern-Lehrer-Vereins in Kansas City mehr als 150 Personen, die von der aufgetragenen Speise genossen hatten. Die Speise war in Aluminium-Geschirr zubereitet worden, und hatte eine Zeitlang darin gestanden.

Dann bemüht das GZ einen seiner Haus- und Hof-Kronzeugen

Dr. Betts aus Toledo, Ohio. Von dem viele der hier benutzten Angaben herrühren, drängte im Interesse der allgemeinen Gesundheit und auf Grund umfangreicher, von ihm geführter Untersuchung und Erforschung sehr bald darauf, daß die behördlichen Nachprüfungen sich nicht nur auf bakterielle, sondern auch auf mineralische Vergiftung erstrecken: nämlich auf die Erforschung der Aluminium-Chemie. Er erbot sich, die Summe von 500 Dollar zu hinterlegen, um die Kosten für ein anderes Essen zu bestreiten, das wieder in Aluminium-Geschirr gekocht würde, und das Geld zu verlieren, wenn wiederum 150 Personen - n i c h t vergiftet würden. Scheinbar hatte der Doktor einen Mißerfolg: sein Anerbieten wurde nämlich nicht angenommen."

Weiter weis genannter GZ-Autor mitzuteilen:

„Wenn der Leser nach Vorführung von Beweismaterial doch noch geneigt ist, Erfahrungen außer seinen eigenen zu bezweifeln, so sei das folgende kleine Experiment empfohlen:
Etwas Wasser ¼ Stunde lang in einem reinen Aluminium Napf und eine gleiche Menge in einem Porzellangefäß kochen, jede Probe in ein besonderes, reines Glas gießen und eine halbe Stunde stehen lassen. Dann beide Proben gegen das Licht halten. Das Wasser aus dem Porzellangeschirr ist klar, während das andere einen weißen Niederschlag zeigt. Dieser Niederschlag ist Aluminium-Hydroxyd, ein Chemikal, das in ausgedehntem Maße bei der Behandlung von Magenkrankheiten, wie schlechter Verdauuung, Blähungen, Erbrechen, Schmerzen und Geschwüren und bei Darmkrankheiten benutzt wird.

Die Menge des Hydroxyds hängt von der Länge der Zeit ab, die das Wasser in dem Geschirr kocht oder steht. Wenn man Speisen in Aluminium-Geschirren bereitet, so erzielt man verschiedene Aluminium-Verbindungen. Wenn man z. B. Eier kocht, so entsteht Aluminium-Phosphat; bei Pökelfleisch Aluminium-Chlorid; bei alkalischen Speisen verschiedene Aluminium-Verbindungen, je nach der Art der Speise.

Wenn Sie so weiter das GZ eine vom Arzt verschriebene Aluminiumverbindung als Arznei nehmen und außerdem Speise genießen, die in Aluminium-Geschirr zubereitet wurde, so werden Sie unverkennbar mehr Aluminiumdrogen schlucken, als Ihnen zuträglich sind. Wenn Sie vielleicht auch kein Aluminium in medizinischen Mengen durch den Arzt nehmen, aber Ihre täglichen Mahlzeiten in Aluminium-Geschirr bereiten lassen, so bekommen Sie doch die Aluminiumdrogen, ob Sie sie nötig haben oder nicht. Und die Menge und die Art der Aluminiumzusammensetzungen, die Sie dadurch essen, sind ohne Sinn und Verstand, weil sie gar keine Möglichkeit einer Kontrolle haben.

Es ist schon gesagt worden, daß, wenn Pökelfleisch in Aluminium-Geschirr gekocht und zubereitet wird - selbst wenn dabei kein Wasser gekocht wird - dann die Verbindung von Natron mit Aluminium entsteht. Um recht zu verstehen, was dieses bedeutet, zitiere ich (Betts) Dr. Herbert Snow, der schon am 17. Oktober 1912 in einem in den 'Chicago Daily News' veröffentlichten Artikel mit Bezug auf Aluminiumchloride folgendes schrieb:

Und nun folgt das Zitat:

„... Jenes starke, narkotische, ätzende Gift war unverkennbar durch die chemische Einwirkung des in dem Speck enthaltenen Kochsalzes auf die Metalloberfläche erzeugt worden."
Dr. Snow gab dieser Darstellung nachdem er beobachtet hatte, daß die erwähnte Droge in einer Menge Fett zurückblieb, nachdem Speck in einer Aluminiumschüssel gebraten worden war.

Weiter das GZ Bedeutende Chemiker behaupten, daß Aluminium-Hydroxyd den Magensaft in Ihrem Leibe angreift. Das aber ist die Droge, die Sie zu sich nehmen, wenn Sie Flüssigkeiten genießen, die in Alumiumgeschirren gekocht wurden aber standen. Um Ihre Speise richtig zu verdauen, müssen Sie normalen Magensaft haben. Aber nachdem sich Aluminium-Hydroxyd mit der Verdauuungsflüssigkeit des Magens vermischt hat, neutralisiert es diesen und saugt ihn auf; was soviel heißt, wie den Menschen dieses wichtigen Verdauuungsstoffes berauben.

Die Natur versucht stets, die nötigen Bedürfnisse zu beschaffen, und so ist sie auch bemüht, wenn Ihr Magensaft durch Aluminiumdroge beseitigt ist, mehr Magensaft zu bereiten, indem sie Überstunden macht, wie man sagt. Aber schließlich, wenn sie fortfahren, Ihren Magen mit Aluminium-Hydroxyd zu beladen, gewinnt diese Droge den Sieg und bleibt als ein Gift im Magen.

Eine weitere „Autorität"

Diese Meinung brachte auch Dr. Vaughn, ehemals Dekan der medizinischen Abteilung der Universität Michigan, zum Ausdruck. Vor der Bundes-Handels-Kommission sagte er:
„Die Schlußfolgerung ist, daß Aluminiumsalze im menschlichen Körper schädlich sind ..."; eine Schlußfolgerung, die er auch vor einem Senatsauschuß geäußert hatte.
Dr. Guigan erklärte, indem er vor der Bundes-Handels-Kommission in Washington über die Wirkungen des Aluminiums sprach: „Wenn es innerlich genommen wird, so wird die Wirkung durch den chemischen örtlichen Einfluß auf den Magen und Darm veranlaßt; und die durch die Verbindung von Metall mit Eiweiß frei gewordene Säure durchdringt mit zusammenziehender Wirkung die Gewebe. Die örtlichen Rückwirkungen sind Verlust des Appetits, Schmerzen und Unbehagen, Übelkeit, Erbrechen, Abführen, Blutandrang und von reizender und ätzender Tätigkeit herrührende Blutungen. Auch Geschwüre mögen durch bakterielle Einwirkung auf totes Gewebe entstehen."
Diese Ansicht, die unter Eid abgegeben wurde, bedeutet in die Laiensprache übertragen, daß, nachdem die Aluminiumverbindungen im Magen Verwüstungen angerichtet und die Widerstandskraft dieser Teile geschwächt haben, die Bakterien, die st
ets gegenwärtig sind, aber die gesunden Organe nicht versetzen konnten, jetzt ungehindert ihr zerstörendes Werk an dem unbeschützten Gewebe tun können.

Die Schlußfolgerung des GZ dann:

Wir nehmen an, daß der Leser skeptisch sein und sorgfältig alles „Für und Wieder" erwägen wird, bevor er sich entschließt, das glänzende Aluminiumgeschirr, das seine Küche schmückt, auf den Abfallhaufen zu werfen; und müssen deshalb noch ein wenig mehr Beweismaterial vorlegen.

Indem wir unsere Nachforschungen fortsetzen, erfahren wir, daß Harry Gideon Wells, Professor der Pathologie an der Universität Chicago, etwas über die Wirkung der Aluminium-Verbindungen auf rote Blutkörperchen zu sagen hat. Er erklärte:

„Aluminium-Verbindungen in Lösungen können von irgendeinem Teile des Darmkanals in den Blutstrom gelangen, vom Munde bis zum After. In dem Augenblick, in dem eine solche Verbindung die Oberfläche der Darmwand passiert hat und in die Blutgefäße der Darmwand eingetreten ist, kommt sie in Berührung mit den roten Blutzellen und veranlaßt diese Körperchen, sich zusammenzuziehen oder zu verklumpen, und Gelegenheit zu nehmen, genau die schädliche Wirkung hervorzubringen, als ob die Aluminiumzusammensetzung unmittelbar in den Blutstrom eingeführt worden wäre. Das Bestreben der roten Blutkörperchen, zu verklumpen, ist eine sehr ernste Sache, da solche Körperchen brüchig werden und zerbrechen und zu Blutarmut oder Verminderung der Zahl der roten Blutkörperchen führen. Man kann alles Gift, das durch den Mund aufgenommen wird, in den Ausscheidungen des Darmes darstellen und doch den Beweis von Giften in entfernten Teilen des Körpers erbringen."

Während der Behandlung von Patienten wegen Blutarmut war der Verfasser (Betts) dieser Zeilen in mehreren Fällen geradezu ärgerlich und in Verlegenheit über die langsame Besserung dieser Patienten; und er fand wiederum andere, die einen Rückschlag erlitten, nachdem schon ein gewisser Fortschritt erzielt worden war. Seine Beobachtungen, daß andere Familienmitglieder der Patienten, die auch blutarm waren, seiner Behandlung besser entsprachen, führte zu Nachforschungen; und es stellte sich heraus, daß diese Patienten ihre Mahlzeiten meist in Restaurants einnahmen (wo damals Aluminium-Geschirr selten benutzt wurde), während die „zuhause bleibenden" Patienten gänzlich „zuhause" aßen, wo alle Speisen in Aluminium-Geschirr zubereitet wurden. Als dieses Geschirr beiseite getan wurde, wurde der Fortschritt im Zustand der Patienten befriedigend; und schließlich erfolgte Genesung.

Andere haben die Beobachtung gemacht, daß Kranke, die über verschiedene Magen- und Darmstörungen klagten, ohne irgendeine Behandlung genasen; sie hatten nur 6 - 8 Wochen lang das Aluminiumgeschirr nicht benutzt. Wo sich aber bereits eine ernste Krankheit entwickelt hatte, wie z. B. Krebs, da konnte die Nichtbenutzung von Aluminiumgeschirr natürlich keine Besserung bringen.

Immer mehr „Autoritäten"

Unter denen, die den Gebrauch von Aluminium-Verbindungen in Speisen verurteilen, befinden sich Dr. Metthews (Universität Cincinnati), Williams Gries, Prof. der Biologischen Chemie, Columbia; Dr. Loenenhart, Prof. der Pharmakologie, Universiät Wisconsin; Dr. Hawk und Dr. Smith vom Jefferson Medicinal-Collegium, Philalphia; Dr. Balls, Universität Pennsylvanien, Dr. Hammeth, vom Vistar-Institut der Anatomie in Philadelphia und viele andere.

Den Ansichten, die diese und viele andere Wissenschaftler im Aluminiumstreit zum Ausdruck gebracht haben, steht die Meinung des Wortführers der Medizinischen Vereinigung und der Propagandaagenten der Aluminium-Industrie entgegen. Viele tausend Ärzte haben der Angelegenheit nicht die Beachtung geschenkt und die Sorgfalt zugewendet, die sie im Interesse ihrer Patienten verdient.

Einige haben sich durch die Darlegung der stets achtsamen Reklameagenten der Medizinischen Vereinigung beeinflussen lassen, wie sich Laien meist auf die oft unrichtige Meinung und den Rat von Journalisten-Ärzten verlassen. Ich glaube, daß die meisten Ärzte, wenn sie richtig informiert wären, ohne weiteren Aufschub ihre Patienten mit dem Gegenstand bekannt machen und ihre Aufmerksamkeit auf das Risiko lenken würden, das sie eingehen, wenn sie fortfahren, in Aluminium-Geschirr zubereitete Speisen zu genießen.

Ist es nicht seltsam, daß einige Zeitungen, die ermangelt, die vorher erwähnte Vergiftungsaffäre der 150 Personen anzuschneiden, kurz nach der Veröffentlichung der Angelegenheit durch andere Zeitungen, seitenlange Reklamen von Aluminium-Küchengeschirr enthielten? Dies ist doch ein merkwürdiges Zusammentreffen.

Deutschland, Frankreich, Belgien, Großbritannien, die Schweiz, Tschechoslowakeit, Ungarn und Brasilien verbieten den Gebrauch von Aluminium-Verbindungen in Nährstoffen, einschließlich Alaun in Backpulver. Es wird kaum bezweifelt werden, daß die genannten Länder fortschrittlich sind und die Dienste sachverständiger Chemiker, Pathologen und Ärzte zur Verfügung haben, die ohne Zweifel vor der Einbringung solcher Gesetze, die die Volksgesundheit zum Ziel haben, befragt wurden.

Was ist also der Grund, daß in Amerika mit seiner großen Aluminium-Industrie, welche 1926 für über 100 Millionen Dollar Aluminiumwert verkaufte Aluminiumverbindungen in Nährstoffen gestattet sind? Was ist der Grund, daß alle Proteste von Männern, die die Tatsache der Aluminiumvergiftung kennen, daß alle ihre Warnungen taube Ohren trafen? Daß nichts getan worden ist um die todbringende Wirkung des Aluminiums zu hemmen?

„Aber", so wird der Leser fragen, „gibt es noch andere Beweismittel, um zu zeigen, daß Krankheiten wirklich mit dem Gebrauch von Aluminium-Küchengerät zusammenhängen?"
Ich (Betts) antworte darauf mit der Statistik. Sie ist zwar trocken zu lesen, aber sie nötigt Aufmerksamkeit ab.

1911 war Aluminium für Kochgerät wenig bekannt. 1920 war die Ausbeute 41 Millionen Dollar; und seither hat der jährliche Verkauf die 100 Millionen-Grenze erreicht.

1911 hörte man wohl von einem alten Manne oder von einer alten Frau, die an Krebs starben. Seitdem aber der Name Aluminium im Haushalt heimisch und ein Sprichwort der Küche geworden ist, ist eine ungeheure Zunahme der Krankheiten aller Art des Magens und des Darmes zu verzeichnen. Diese Zunahme lief parallel mit der Zunahme des Verkaufs von Aluminium-Küchengerät."

[Redaktionelle Einfügung:
An dieser Stelle mag es angebracht sein, die GZ-Zitierung zu unterbrechen. Wie eben zitiert unterstellt der GZ-Autor  seit 1911" habe „eine ungeheure Zunahme der Krankheiten aller Art ..."  stattgefunden. Und er setzt diese - so nicht bewiesene - These in einem ausdrücklichen Zusammenhang mit der vermehrten Verwendung von Aluminium-Küchengerät. Das dürfte sich wohl als der entscheidende Knackpunkt erwiesen haben, welcher der Aluminium-Industrie die Handhabe bot, die Veröffentlichung einer Gegenerklärung im deutschen „Goldenen Zeitalter" zu erzwingen. Weiter in der Zitierung des GZ]:

„Wenn Sie es mit Ihrer Logik und Ihrem gesunden Verstande vereinbaren können, dann verletzen Sie Ihr besseres Urteil und schreiben dieses verhältnismäßige Anschwellen, dieses Schritthalten von Krankheit und Aluminium-Gebrauch einem zufälligen Zusammentreffen zu. Aber wenn Sie so urteilen, dann sollten Sie auch nicht dem plötzlichen Anwachsen irgendeiner besonderen Krankheit zu einer Epidemie Aufmerksamkeit schenken, und nicht nach Ursachen solcher Umstände suchen. Sie müssen dann auch konsequent sein und alle solche Dinge dem Zufall zuschreiben.

Die gegenwärtige Statistik belehrt uns, daß auf je fünf Todesfälle Erwachsener in den Vereinigten Staaten von Amerika einer auf Krebs zurückzuführen ist. Das ist eine Zunahme von 100% auf Tausend, seitdem der Gebrauch von Aluminium-Geschirr allgemein geworden ist. Wann hörten wir v o r der Einführung des Aluminium-Kochgeräts wie es jetzt der Fall ist, von Krebskrankheiten zwischen 13 und 19 Jahren?

Ist es nicht vielsagend, daß Aluminium-Hybroxyd die vermehrte Entstehung von Chlorwasserstoff (Salzsäure im Magen) bedingt? Und ist es nicht wie ein „Mene Tekel", daß jeder Krebskranke zuerst Aridosis hat. Mit anderen Worten:
Dem Krebs geht allgemein gerade d e r Zustand vorauf, den Benutzer von Aluminium-Verbindungen in ihrem Körper hervorrufen: Aridosis.

Noch viel könnte geschrieben werden (meint Betts), wollte man versuchen, die Meinungen derer anzuführen, die sich zu Protokoll vernehmen ließen, um Aluminium in Nahrungsmitteln zu verurteilen. Aber welchen Nutzen würde das haben? Wer nach Darlegung obiger Tatsachen nicht auf dem Wege ist, eine Anti-Aluminium-Stellung einzunehmen, ist eben unvernünftig.

Sollte es nicht wichtiger sein, wenn Forscher, die auf ihren besonderen Gebieten ausgebildet sind, anerkannte Wissenschaftler, ihre Entdeckungen kundtun, als wenn diejenigen widersprechen, die wohl am lautesten schreien, denen aber noch keine genaue Untersuchung Kenntnis oder wissenschaftliche Erfahrung zur Seite steht, auf die sie ihre Ansprüche gründen könnten? Sollte die Darlegung irgend jemandes, der direkt oder indirekt an der Aluminium-Industrie interessiert ist, die Meinung aufrichtiger, vorurteilsloser und ausgebildeter Männer der Wissenschaft überwiegen können?

Die Leugner und Verschreier der Aluminium-Gegnerschaft müssen ein großes Vertrauen in die Unwissenheit der Massen setzen, daß sie die Meinung der wissenschaftlichen Welt herausfordern. Solange die Masse verhindert wird, die Wahrheit zu erfahren, werden die Aluminium-Industrie und diejenigen, die in ihrem Schlepptau sind, ein gutes Geschäft machen. Es ist die Menge, es sind die Massen, die bezahlen, wie die zahllosen siechen, invaliden und sterbenden Kranken im ganzen Lande und ihre beraubten Angehörigen beweisen. ...."

Zum Thema ist auch zu vergleichen.
19302Aluminiumstreit

Der Streit ums Aluminium-Geschirr geht weiter
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 20. Juni 2013 00:55
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
In Kommentierung der „Goldenen Zeitalter"-Ausgabe vom 1. 1. 1928, wurde auch auf den Umstand eingegangen, dass selbiges
von der Aluminium-Industrie zu einer Presserechtlichen „Berichtigung" gezwungen wurde. Zwar wurde dem entsprochen. Indes der ihm zugrunde liegende Disput, war damit keineswegs „ausgeräumt"

Schon in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 6. 1928, sieht sich selbiges erneut genötigt, einem „Berichtigungs"-Verlangen nachzukommen. Wiederum „gewürzt" mit eigenen weiteren Beiträgen zum Thema, über die jene das Berichtigungs-Verlangen durchdrückende Aluminium-Industrie wohl kaum „glücklich" gewesen sein dürfte. Im nachfolgenden sei dieser Disput, kommentarlos, in Fortsetzung weiter vorgestellt.
Man liest in dieser Ausgabe:

„Berichtigung
Gemäß § 11 Preßgesetz geben wir folgender Berichtigung Raum, welche uns von dem Geschäftsführer des Reichsverbandes der deutschen Aluminiumwaren-Industrie mit dem Ersuchen um Einrückung zugeht."

„Es ist nicht richtig, daß das Aluminum und seine Verbindungen die Ursache für zahlreiche Erkrankungen des Magens und der Därme ist. Weiter ist nicht richtig, daß insbesondere die Krebskrankheit durch das Aluminium oder seine Salze hervorgerufen oder verbreitet wird. Vielmehr ist richtig, daß das Aluminium und seine Verbindungen vollkommen ungiftig sind und vom gesundheitlichen Standpunkt aus keinerlei Bedenken gegen eine Verwendung als Geschirr in Haushaltungen, Hotels und Krankenhäusern zu erheben sind. Das ist auch der Standpunkt des Reichsgesundheitsamts in seinem Gesundheitsbüchlein S. 105.
Reichsverband der deutschen Aluminiumwaren-Industrie
gez. Dr. Görnandt."

Dazu der GZ-Kommentar:

Noch einmal das Aluminium-Kochgeschirr
Wir hatten bereits vor einiger Zeit eine uns vom Reichsverband der deutschen Aluminiumwaren-Industrie zugesandte Berichtigung vorgenommen. Bekanntlich enthält das deutsche Preßgesetz eine Paragraphen, welcher besagt, daß zu irgendwelchen Meldungen, durch die sich irgend jemand berührt fühlt, dieser das Recht hat, die Darlegung der Sache von seinem Gesichtspunkte aus zu verlangen. Die Frage, ob Aluminiumgeschirr schädlich oder nicht schädlich ist, ist als eine absolut streitbare zu bezeichnen. Und dann beabsichtigen wir nicht, es zu einem Gerichtsverfahren kommen zu lassen, und haben die uns seinerzeit von dem Verband gesandte Berichtigung aufgenommen, sintemal es ja auch zu einem der vornehmsten Grundsätze des G. Z. gehört, soweit es Raum und Verhältnisse gestatten, jedem das Wort zu geben. Neuerdings aber schreibt der betreffende Verband wieder und hat ein anderes Häckchen gefunden, in das er einhakt, dergestalt, daß die von uns gebrachte Berichtigung nicht den Forderungen des Preßgesetzes entspräche, weil sie nicht in derselben Schriftgröße gesetzt sei wie der Artikel, und verlangt, daß wir die Berichtigung nochmals bringen.
Nun gut, er wird das Vergnügen genießen. Vorstehend die Berichtigung noch einmal.

Wir hätten diese Frage nicht wieder angeschnitten, trotzdem uns aus unserem Leserkreis ungemein viele Zuschriften zugingen, welche die in dem angefochtenen Artikel zum Ausdruck gebrachten Gedanken unterstützen, aber der Aluminiumverband hat scheinbar ein Interesse daran, die Frage noch einmal aufs Tapet zu bringen, weshalb wir an dieser Stelle - ebenfalls auf Grund des Preßgesetzes, das uns nachweislich der ständigen Rechtsprechung dieses Recht einräumt - noch einmal betonen, daß weder die Berichtigung des Aluminiumwarenverbandes, noch das Gutachten des Reichsgesundheitsamtes - das durchaus nicht so restlos positiv spricht, wie es der Aluminiumverband versteht - die Tatsache ungeschehen machen, daß eine große Anzahl ernst zu nehmender Männer der Medizin und der Chemie - auf welche auch in dem angefochtenen Artikel Bezug genommen wird - mit uns der Überzeugung sind, daß Aluminiumgeschirr keineswegs so gesundheitsunschädlich sind, wie dies nach der vorstehenden Berichtigung angeblich der Fall sein soll. Aus der Fülle des uns aus den Reihen unserer Freunde und Leser eingesandten Materials geben wir nur zwei Zuschriften zur Kenntnis.
Herr K. O. In Hirtscheid-Erbach (Westerwald), der uns einen längeren Artikel dafür, daß Aluminium-Kochgeschirr giftig sind, einsandte, schreibt uns:

„Ich übersende beigeschlossen die Originalkarte des Laboratoriums „Weißer Hirsch", Inhaber Regnar Berg, Dresden. Auf die Angaben dieses Chemikers ist mein Artikel zum Teil aufgebaut, zum anderen beruht er auf Angaben in bedeutenden medizinischen Werken, wie z. B. Arzneimittellehre von Farrington, ferner Lehrbücher der Homöopathischen Therapie (Verlag Dr. W. Schwabe, Leipzig) und auf anderen Quellen."
Die Auskunft des physiologisch-chemischen Laboratoriums (öffentliches Laboratorium für klinische, chemische und mikroskopische Untersuchungenm Analysen und Gutachten) Weißer Hirsch-Dresden, lautet:

„Lösliche Aluminiumsalze wirken selbst in kleinen Mengen giftig. Solche entstehen, falls man saure Speisen in Aluminium längere Zeit kocht oder in Aluminium stehen läßt, oder wenn man Fett in Aluminium brät. Dies muß man also vermeiden; sonst ist Aluminiumgeschirr ganz unbedenklich, und ich verwende in meinem Haushalt selbst seit über zehn Jahren nur Alumunium-Geschirr, ohne daß sich irgendwelcher Schaden dadurch herausgestellt hätte. Glastöpfe sind sehr zu empfehlen, nur zeigen sie denselben Nachteil wie die Steinguttöpfe, daß sie sehr langsam kochen."

Die einfache Feststellung dieses Gutachtens ist also, daß
1. Lösliche Aluminiumsalze selbst in kleinen Mengen giftig wirken und
2. Daß solche entstehen, falls man saure Speisen in Aluminium-Geschirr längere Zeit kocht oder stehen läßt, oder auch, wenn man Fett in Aluminium-Geschirr brät. Selbst wenn die Frage der Allgemeinschädlichkeit des Aluminium-Geschirres offen bleibt, besteht hier also doch durch einen Chemiker festgestellt die Tatsache, daß es Fälle gibt, und zwar handelt es sich hier um im täglichen Leben oft vorkommende Fälle, wo Aluminium unbedingt schädlich wirken muß. Im übrigen bemerken wir nur noch zu dem angefochtenen Artikel: wir haben kommentarlos aus der in Amerika erscheinenden Zeitschrift „The Golden Age" übernommen. Natürlich wünschten wir weder eine Schädigung des Aluminiumverbandes noch wünschten wir Propaganda für irgendein anderes Geschirr zu machen, sondern wir wünschten Menschen vor Schaden an ihrer Gesundheit zu bewahren. Wir glauben, daß der Aluminiumverband sich selbst schädigt damit, daß er selbst die Frage aufs neue aufrollt.
Zur weiteren Bestätigung erhielten wir aus Breslau den nachstehenden Brief ... Die von der Einsenderin gemachten Erfahrungen sind sehr bemerkenswert.

Sehr geehrter Herr!
Wollte Sie doch höflichst bitten, dem Verfasser des Artikels über die Schädlichkeit des Aluminiums als Dankbarkeit dies kleine Bildchen zu übermitteln.
Am 25. Mai vorigen Jahres, einen Tag vor Christi Himmelfahrt, habe ich ein Knäblein geboren, ein gesundes, kräftiges Kindlein, und ich habe das Kind genährt bis zu 6 Monaten; das Kind gedieh prächtig. Es spie wohl manchmal aus, aber nur zersetzte Nahrung, was der kleine Magen wohl zuviel aufgenommen hatte. Nun hatte ich den Fehler begangen, als Milchtopf einen Aluminiumtopf zu verwenden. Das Kind brach nach jeder Mahlzeit, ca. eine Viertelstunde nach Aufnahme nicht zersetzte Nahrung, sondern nur Magensäure. Auch hatte es unter den Augen bläuliche Schatten. Nachdem ich diesen Artikel in Ihrer Zeitschrift gelesen hatte, kochte ich am anderen Tage die Milch in anderem Geschirr. An diesem Tage brach das Kind nur noch einmal, und das Brechen hörte vollständig auf. Es hatte mich angemutet wie ein Fingerzeig Gottes. Wie hatte ich mir den Kopf zerbrochen, woran es liegen könnte, dieses eigenartige Erbrechen, jedoch durch diesen Artikel war ich auf einmal wissend. Mein Kind ist jetzt 10 ½ Monat alt, gesund und kräftig, und dies verdanke ich zum großen Teil dem Verfasser dieses Artikels.
Für freundliche Übermittlung bestens dankend, unterzeichnet sich Hochachtungsvoll
Frau H. B., Breslau.

Hiermit betrachten wir nun diese Angelegenheit für uns als erledigt und glauben, daß sich kein denkender Mensch hindern lassen wird, Geschirre zu gebrauchen für seinen täglichen Haushalt, von denen er die Gewähr hat, daß sie seiner Gesundheit zuträglich sind."

Beachtlich in vorgenannten Statements, auch die Berufung (unter anderem) auf „Lehrbücher der Homöopathischen Therapie". Damit dürfte klar sein, woher der „Wind weht". Aus dem Milieu der Heilpraktikerszene gespeist, und sich auf deren Autoritäten als der „Weisheit letzter Schluss" berufend.
Bezeichnend auch solch ein Satz in der GZ-Verteidigung:

„Im übrigen bemerken wir nur noch zu dem angefochtenen Artikel: wir haben kommentarlos aus der in Amerika erscheinenden Zeitschrift „The Goden Age" übernommen."

A ja. Da zitiert man sich also nur selbst. Und diese Selbstzitierng soll als wundersame Nebenwirkung zugleich auch beinhalten, „unanfechtbar" zu sein. ... So einfach ist das also!
Die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" (nicht aber die Deutsche), nahm das Thema des Aluminiumstreites, erneut in ihrer Ausgabe vom 1. 12. 1928 auf. Diesmal in zwei Kurzmeldungen verpackt. Die eine berichtet in der Form einer Leserzuschrift:

„Nachdem wir die Artikel in der englischen Ausgabe Ihrer Zeitschrift gelesen hatten ..., räumten wir mit unserem Aluminium-Geschirr auf. Ich ließ für eine halbe Stunde sieden; und es war genau wie es im Golden Age beschrieben worden war. Seit wir das Aluminium-Gcschirr nicht mehr benutzen, haben die Kopfweh-Anfälle, unier denen ich litt, aufgehört. Da wir sieben Kinder haben, von denen das älteste erst 12 Jahre alt ist, finde ich es wohl nicht leicht, das weggeworfene Geschirr durch besseres zu ersetzen; aber es ist besser, diese Unannehmlichkeit in Kauf zu nehmen als die Gesundheit von neun Personen, die meiner Obhut anvertraut sind, zu schädigen."

Derart beschwingt, fügt das GZ dann seinerseits noch redaktionell hinzu:

„Wir hoffen, fragliche Artikel demnächst auch in unserer deutschen Ausgabe des „Gold. Zeitalters" wiedergeben zu können."

Bei einem Erfahrungsbericht dieser Art, wollte es das GZ in dieser Ausgabe aber nicht bewenden lassen. Und so ist man denn exklusiv in der Lage, noch einen zweiten Bericht dazu zu offerieren. Der liest sich dann so

„Vor einiger Zeit erzählte ich den Lesern des Golden Age von den guten Eigenschaften der Milchziegen und ihrer Milch; und da - wie jemand gesagt hat - ,,ein offenes Bekenntnis gut ist für die Seele", wünsche ich kurz von einem Streich zu erzählen, den ich einem der treuen Gcißlein gespielt habe.

Wenn die Zicken ungefähr einen Monat alt sind, d. h. sobald sie beginnen, am Heu zu naschen, kochen wir Haferflocken und mischen sie mit der frisch gezogenen Milch. Für den Haushalt halten wir das Aluminium-Geschirr bereits weggetan; aber wir benutzten solches noch zum Kochen des Ziegenfutters und für andere Farmzecke. Nachdem wir die gekochten Haferflocken der Milch beigemischt hatten, erkrankte eines der schönsten Zicken an Darmstörungen. Nachdem wir den ganzen Fütterungsvorgang untersucht halten, entschlossen wir uns, die Haferflocken in Tongeschirr statt in Aluminium zu kochen; und heute ist das Zicken wieder so gesund wie vordem, als es ausschließlich mit Milch gefüttert wurde."

Parapack
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. März 2013 05:08
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
In den Gestapo-Akten die Zeugen Jehovas bezüglich, befindet sich auch, mit Datum Stuttgart, den 20. November 1938, nachfolgendes Dokument:

Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS
Der SD-Führer des SS-Oberabschnittes Süd-West
Adressiert
An das Sicherheitshauptamt
Zentralabteilung II 1 in Berlin

Im Zusammenhang mit der Vernehmung des
Bezirksdieners Stikel ... wurde festgestellt, dass der Bibelforscher Heinrich Coordes, verh. Kaufmann, geb. 4. 1. 88 ... in seinem Hause angeblich durch seine Frau ein Parapack-Institut betreibt (Parapack-Packungen werden gegen Rheumatismus, Ischias usw. verabreicht).
Da sich der Verdacht nicht von der Hand weisen liess, dass auch andere Institute von Bibelforschern betrieben werden könnten, um dadurch eine einfache Verbindung untereinander aufrecht zu erhalten, wurden entsprechende Erhebungen im Oberabschnittsgebiet veranlasst. Es konnten bis jetzt - Württemberg hat seine Erhebungen bis jetzt noch nicht durchgeführt - im Oberabschnittsgebiet folgende Parapack-Institute festgestellt werden:

1.) Parapack-Institute in Haiger,
Leiterin Karolina Coordes, geb. Hentz, ... betätigte sich früher für die IBV
2.) Parapack-Institut in Kehl,
Leiterin Anna Ross, geb. Hühnerfauth ... betätigte sich früher für die IBV
3.) Parapack-Institut in Baden-Baden,
Leiterin Hermine König, geb. Müller ... betätigte sich früher für die IBV.
4.) Parapack-Institut Karlsruhe
Leiterin Marie Börgerding ... Betätigung für die IBV konnte nicht festgestellt werden.
5.) Parapack-Institut St. Georgen
Leiterinnen Christine Staiger ... Und Frida Staiger ... Betätigung für die IBV konnte nicht festgestellt werden.
6.) Parapack-Institut in Lahr,
Leiterin Else Anselm ... betätigte sich früher für die IBV.
7.) Schöttle und Kirschbaum, Parapack-Institut, Heidelberg ...
Inhaberinnen Luise Schöttle, dipl. Fusspflegerin ... und Kläre Kirschbaum, Krankenschwester ... Betätigung für die IBV konnte nicht festgestellt werden.
8.) Familie Ditschkowski, Pforzheim
Inhaber Artur Ditschkowski ... Heilpraktiker und dessen Ehefrau Emma Ditschkowski, geb. Gold ..., Bibelforscher, zur Zeit wegen Betätigung für die IBV in Haft.
9.) Parapack-Institut in Lahr
Inhaberin Berta Kölderitz ... Betätigung für die IBV nicht feststellbar
10.) Parapack-Institut in Konstanz
Inhaberin Alwine Busl ... Betätigung für die IBV konnte nicht festgestellt werden.
11.) Parapack-Institut Freiburg-Littenweiler
Inhaber Albert Lehr, Dipl. Ing. ... Betätigung für die IBV konnte nicht festgestellt werden.


Da sich unter den oben festgestellten 11 Parapack-Instituten 5 befinden, die von Bibelforschern betrieben werden, ist eine gewisse organisatorische Zusammengehörigkeit unter der Leitung von Bibelforschern möglich. Zur Gewinnung bestimmter Anhaltspunkte wird daher gebeten im gesamten Reich ähnliche Erhebungen zu veranlassen. ..."

Ein weiteres analoges Schreiben vom 8. 12. 1938 notiert:

„Im Anschluss an das Schreiben vom 22. 11. 1938 II 113 4 - 100 33 konnte nachträglich in Erfahrung gebracht werden, dass die frühere Leiterin des Parapack-Institutes in Baden-Baden
Hermine König, geb. Müller ...
am 6. 7. 1937 festgenommen und mit 10 Tagen Haft bestraft wurde, da sie sich geweigert hatte, an einem Luftschutzlehrgang teilzunehmen. Nach ihrer Entlassung aus der Haft wurde sie von der Geheimen Staatspolizei in Schutzhaft genommen und vom Sondergericht Mannheim am 21, 1. 38 wegen Vergehens nach $ 4 der Verordnung vom 28. 2. 33 zu einem Jahr und 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Zur Sttafverbüssung befindet sie sich z. Zt. in der Strafanstalt Gotteszell.
Das Parapack-Institut wurde von ihrer Tochter Meta Koppel ... verheiratet mit einem Juden Albert Koppel ... einige Zeit weitergeführt. Nachdem ihr Gatte, der Jude Albert Koppel ... wegen Beihilfe zur Rassenschande in Schutzhaft genommen wurde, hat die Meta Koppel das Parapack-Institut aufgegeben ...
Die nochmals in Kehl angestellten Erhebungen ergaben, dass die in obigem Schreiben erwähnte
Anna Ross, geb. Hühnerfauth ... sich wegen illegaler Betätigung für die IBV im Konzentrationslager Mohringen befindet.
Das betreffende Parapack-Institut wurde daher vor einiger Zeit aufgelöst."

Soweit erstmal diese Zitate.
Die Motivation der Nazis dürfte offenkundig sein. Weniger die Existenz von „Parapack-Instituten" als solches interessierte sie. Was ihren Argwohn erweckte war eben der Umstand, dass dort eben das Bibelforscher-Milieu massiv mit vertreten war und sie befürchteten, damit sei eine weitere Organisationsschiene für die WTG-Tätigkeit gegeben. Und selbige „unschädlich" zu machen, darum ging es ihnen vor allem.
Noch etwas lehrt der Bericht. Gibt es irgendwo einen „neuen Schrei" in der Heilpraktikerszene. Man kann fast buchstäblich darauf warten, den auch im Bibelforschermilieu widergespiegelt zu finden.
Dann auch noch dieses. Man sehe sich doch mal die Biographien jener an, welche dem Bibelforscher/Zeugen Jehovas-Milieu zugehörig, in die Heilpraktikerszene aktiv eingestiegen sind. Man muss da keineswegs auf den Zeugen Jehovas Max Hollweg hinweisen (Vom Maurer über den Umweg KZ zum Heilpraktiker). Auch die Biographien der Protagonisten jener „Parapack-Institute" belegen es doch. Eine reguläre - konventionelle und anerkannte - Mediziner-Ausbildung hatte kaum einer von ihnen vorzuweisen. Höflich formuliert war es ihnen dennoch möglich, als „Quereinsteiger" wirtschaftlich nutzbare Medizinleistungen zu praktizieren. Und dabei auch noch die Gewissheit zu haben, eine zahlende Klientel dafür zu haben.

Zum Thema „Parapack" als solches soll hier nicht weiter Stellung genommen werden. Nur auf den Umstand hingewiesen werden, welcher offenbar ihn auch im Bibelforscher-Milieu begünstigte. Als Ausgangspunkt dafür kann meines Erachtens ein einschlägiger Artikel in der deutschen Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 3. 1928 angesehen werden. Er sei im nachfolgenden, noch kommentarlos vorgestellt. Das GZ schrieb:

„Eine neue Entdeckung auf dem Gebiete der Wäremetherapie
Von H. Stricker, Dr. des Pittsburgh College of Naturropathy in Pittsburgh
Daß die Wissenschaft nicht stillsteht, sondern stets bemüht ist, auf allen Gebieten neue und bessere Metoden zu finden, ist nur zu begrüßen, und so verdanken wir auch der freien Forschung die Paraffinbehandlung, die dazu berufen scheint, besonders in der Behandlung der Fettleibigkeit und anderer Stoffwechselleiden, wie Rheuma, Gicht, Ischias, Hexenschuß usw. eine große Umwälzung herbeizuführen. Die Wärme als Behandlungsmittel leistete auch schon bisher gute Dienste bei den verschiedenen Krankheiten, nur wurde die Wärmebehandlung dadurch stark begrenzt, daß man hohe Temperaturen infolge Empfindlichkeit des Hautgebildes nicht anwenden konnte, auch wurde die Herzkraft schließlich angegriffen, und so erzielte man bei den oben genannten Leiden oft nicht den gewünschten Erfolg, da, wie schon eben gesagt, in vielen Fällen Rücksicht auf die vielfach geschwächte Herzkraft des Patienten genommen werden mußte. Deshalb ist es außerordentlich wertvoll, daß jetzt eine Behandlungsart gefunden ist, die bei diesen Leiden das Herz absolut nicht angreift und man mittels dieser Methode Temperaturen bis über 100 Grad Celsus an den menschlichen Körper bringen kann, ohne zu schaden oder unangenehm zu wirken. 70 Grad Paraffinwärme werden vom Körper nur wie lauwarmes Wasser empfunden, während erst ab 80 Grad der Begriff Hitze festzustellen ist. Bedenkt man, daß in einem Schwitzbad die Schweißabsonderung nur 200 bis 500 Gramm beträgt, durch eine Paraffinbehandlung aber die Möglichkeit besteht, die Schweißabsonderung auf ca. 5000 Gramm zu steigern, so kann man sich die Wirkung dieser Methode ausmalen. Das Paraffin, welchem medizinische Zusätze beigegeben sind, wird auf die zu behandelnde Stelle des Körpers durch besondere Apparatur schmerzlos aufgespritzt, ca. 5 Millimeter dick, und mit einem pergamentartigen Papier umwickelt. Darauf wird der Patient gut eingepackt und muß in dieser Packung ca. eine Stunde liegen. Nach dem Abnehmen der Packung erfolgt eine Einreibung mit einer Speziallösung. Der Patient wird so aus der Behandlung entlassen, daß er sich nicht angestrengt, sondern gestärkt fühlt. Letzteres ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil der Paraffinbehandlung. Hieraus ersieht man leicht, welchen großen Wert die Paraffinbehandlung hat, ganz abgesehen davon, daß eine Erkältung kaum vorkommen kann, wie das so leicht nach anderen Schwitzbädern möglich ist. Natürlich kann eine Behandlung nicht genügen, es ist je nach Lage des Falles eine kürzere oder längere Kur notwendig, obgleich die Möglichkeit besteht, daß zum Beispiel Fettleibigkeit durch jede Behandlung ein bis vier Pfund und auch mehr an Gewicht gemindert werden kann; dieses ist aber individuell sehr verschieden. In einzelnen Fällen habe ich sogar bis zu 8 Pfund Gewichtsabnahme durch eine Paraffin-Ganzpackung feststellen können. Das Paraffinbehandlungsverfahren stammt aus Frankreich von dem französiscchen Arzt Dr. Barte de Sandfort, dort ist es auch offiziell bei Heer und Marine eingeführt. Neuerdings wird es auch in Amerika schon geübt.

Weiter folgt die schon zu erwartende Salvatorische Klausel.
http://de.wikipedia.org/wiki/Salvatorische_Klausel

Diese neue Art der Heilbehandlung kann aber nur dann zweckdienlich sein, wenn für sie die Anzeichen gegeben sind. Man wird beispielsweise einem Tuberkulosen, der mit Mühe und Not einige Pfund abgenommen hatte oder zufällig über sein normales Körpergewicht hinausging, keine Paraffinbehandlung (auch nicht auf dringendes Verlangen) verordnen, wie man einem schweren Herzfehlerkranken ebensowenig eine gewaltsame Paraffinkur verschreiben dürfte.

[Redaktionelle Einfügung (nicht vom GZ). Man beachte die Einschränkungen. Nicht für Tuberkulose-Kranke. Nicht für Herzfehlerkranke. Böse Zungen können das auch anders formulieren. Wieder einmal ein Verfahren, das bereits Gesunden, Gesundheit verspricht. Weiter im Text des GZ]

Leidet aber jemand unter einer allgemeinen, von keinem anderen schweren Leiden herrührenden Fettsucht oder einem anderen Stoffwechselleiden, wie Rheuma, Gicht, Ischias usw., so ist das Paraffinverfahren sicherlich angebracht. Eine genaue Kontrolle der körperlichen Funktionen ist dabei immer unerläßlich. Wer sich darum solch einem Verfahren unterziehen möchte, sollte sich stets einer gründlichen Untersuchung bei einem tüchtigen Arzt oder einem Heilkundigen - der möglichst mit dieser neuen Behandlungsart vertraut ist - unterwerfen, und auch die Nachuntersuchung und Beratung in seinem Interesse vornehmen lassen.

Möge daher diese neue, segensreiche Methode in weiteren Kreisen bekannt werden und die ihr gebührende Beachtung finden, zum Wohle der kranken, leidenden Menschheit.

Zwei weitere Kurzmeldungen seien noch aus der Ausgabe Magdeburg des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 3. 1928 zitiert. Sie wurden zwar schon an anderer Stelle dokumentiert. Da hier aber das Prinzip verfolgt wird, Kommentare zum GZ der jeweiligen Ausgabe selbigen zuzuordnen, nochmals ihre kommentarlose Zitierung.
Auf der Seite 92 (Ausgabe Bern S. 91) liest man in der Rubrik „Aus unserem Fragekasten":

„Frage: Was kann ich tun, um mein Kind ungeimpft zu lassen, da ich große Impfschäden kennen gelernt habe und deshalb in Sorge um die Gesundheit meines Kindes bin?
Antwort: Wir empfehlen Ihnen, sich an den Verband der Impfgegner e. V. Leipzig-O. 28, Paulinenstr. 21 zu wenden, der mannigfache Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt hat. Der Verband wird ihn gerne Auskunft erteilen."

Die zweite Meldung hingegen, druckte nur die Magdeburger Ausgabe des GZ (S. 86) ab. Nicht jedoch die Berner. Sie besagte:

„Berichtigung
Es ist nicht richtig, dass Aluminium und seine Verbindungen die Ursache für zahlreiche Erkrankungen des Magens und der Därme ist. Weiter ist nicht richtig, dass insbesondere die Krebskrankheit durch das Aluminium oder seiner Salze hervorgerufen oder verbreitet wird.
Vielmehr ist richtig, dass das Aluminium und seine Verbindungen vollkommen ungiftig sind und vom gesundheitlichen Standpunkt aus keinerlei Bedenken gegen eine Verwendung als Geschirr in Haushaltungen, Hotels und Krankenhäusern zu erheben sind. Das ist auch der Standpunkt des Reichsgesundheitsamtes in seinem Gesundheitsbüchlein wünschen S. 105.
Reichsverband der deutschen Aluminiumwaren Industrie
gezeichnet Dr. Görnandt
Redaktionelle Notiz
Wir bringen nebenstehend eine gemäß § 11 des Pressegesetzes uns übermittelte Eingabe das Reichsverbandes der deutschen Aluminium-Industrie zum Abdruck.
Wir bemerken dazu, um Missverständnisse bei unseren Lesern vorzubeugen, dass wir keineswegs den Standpunkt des Verbandes ohne weiteres teilen. Es würde aber über den Zweck und Rahmen unserer Zeitschrift hinausgehen, wenn wir die Frage, ob die Benutzung von Aluminiumgeschirr im Haushalt gesundheitsschädliche Wirkungen haben kann wissenschaftlich erörtern wollten .
Die Schriftleitung.

Über eine Fortsetzung zum Thema Aluminiumstreit, wird dann noch im Bericht über die "Goldenes Zeitalter"-Ausgabe vom 1. 6. 1928, weiteres zu berichten sein.
Beispiel wie sich der „neueste Schrei Parapack", auch im Anzeigenteil der „Freiburger Zeitung" wiederfand.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=14a1&year=1932&month=09&project=3&anzahl=4

Kritisch wäre anzumerken. Wenn ausgebildete Fachmediziner im Einzelfall die Verwendung dieser Methode als sinnvoll ansehen .. Nun gut.
Es ist jedoch der Status erreicht, so wie für Joghurt und anderes, als vermeintliches „Wundermittel" per Zeitungsinserate geworben wurde. So auch im Falle Parapack.
Der Medizinlaie, als welcher der gewöhnliche Zeitungsleser anzusprechen ist, ob der wirklich beurteilen kann, was da angepriesen wird, ist eher zweifelhaft. Das alles gleicht eher dem Bereich irreführender Werbung aus materieller Interessenlage gespeist.

Übrigens war das „Goldene Zeitalter" im Jahre 1924 auch auf den Yoghurt-Reklamezug mit aufgesprungen, als vermeintliches „Wundermittel".
Siehe dazu auch:
GZ Zeitrreise 24
Dort der Eintrag vom: 19. Juni 2009 05:06

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 21. November 2013 02:39
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Folgende erstaunliche Meldung liest man in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 11. 1928:

„Orangensaft anstatt Blutübertragung
Der Herausgeber der amerikanischen Zeitschrift "Health Culture" (Gesundheitspflege) schreibt, nachdem er all denen, die zu Gunsten anderer unter großer Selbstverleugnung ihr Blut zur Übertragung hergegeben haben, seine Anerkennung zollt, dass nach den Erfahrungen die er gemacht hat, eine Obertasse voll süßen Orangensaft des durch den Mund dem Körper zugeführt, denselben Dienst tut wie die Blutübertragung. Die Beobachtungen in den Krankenhäusern haben ergeben, dass sich bei Anwendung dieses einfachen Mittels die Blutübertragung erübrigte"

Damals (1928) war das Thema Blutübertragung für die Bibelforscher/Zeugen Jehovas, so noch nicht akut. Die damalige Motivation für den Abdruck dieser Meldung dürfte eher dem Bereich. Begünstigung des Heilpraktikertums, zuzuordnen sein. Versteht es irgendein Quacksalber auf dem Gebiete, mit einer neuen „Innovation" von sich reden zu machen. Man kann fast darauf warten, dass dann auch im „Goldenen Zeitalter" reflektiert vorgefunden zu haben.
Mysnip.128884

Der Zitierte meinte also, Orangensaft könne eine Blutübertragung ersetzen. So, so, mag man dazu nur sagen. Er verbreitet sich allerdings nicht darüber, unter welchen Rahmenbedingungen. Auch bei einem Unfall-bedingten hohen Blutverlust?
Auch bei einer medizinischen Operation, wo alle ärztliche Erfahrung bestätigt. Oft ebenfalls mit hohem Blutverlust einherzugehen. Diese Fragen und ihre Beantwortung stellen Quacksalber in der Regel nicht. Und zu den Quacksalbern darf sich getrost das „Goldene Zeitalter" hinzuzählen, indem es so diese These offeriert. Ohne auch nur andeutungsweise darauf einzugehen, was dagegen spricht.

Und dann wäre da noch eine Frage. Nach 1945 wurde es bei den Zeugen Jehovas, bezüglich Ablehnung von Bluttransfusionen ernst. Da wäre es doch durchaus interessant gewesen, wenn vorgenannte These „stichhaltig" gewesen wäre, wenn die WTG da in dieser neuen Konstellation ihre frühere Meldung aus dem Jahre 1928, dazu erneut ausgebuddelt hätte. Bis heute ist mir allerdings, in der Richtung nichts bekannt.
Nicht in der vorzitierten Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" wohl aber in einer anderen (1. 11. 1930) - das als Kontrast noch - konnte man auch dieses Lesen:

Erfindungen - auf welche die Welt wartete
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. September 2013 01:26
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Von Zeit zu Zeit gibt es immer mal wieder Meldungen über „Erfindungen, auf welche die Welt gewartet hat". Nicht selten erreicht ihre „Lebenskraft" aber keine ernst zu nehmende Zeiträume. Wenn das so ist, besteht wohl nicht selten die Gefahr, dass sie sich vor allem für Witzblätter eignen.

Offenbar konnte auch das „Goldene Zeitalter" nicht der Versuchung widerstehen, auch solcherlei Berichte an ihre Leserschaft weiter zu geben. Nun ist zwar das GZ, in dem Falle nicht der „Erfinder", sondern lediglich ein Multiplikator, der darüber berichtet.

Dennoch kommt man nicht umhin zu staunen, in welchen ideologischen Kontext das GZ solcherlei „Erfindungen, auf welche die Welt wartete", einordnet.

Zwei solcher Beispiele werden auch in der GZ-Ausgabe vom 1. 9. 1928 offeriert.

Unter der Überschrift „Schnupfen-Heilung durch Bazillentötung" berichtet das GZ:

„Prof. Bordier in Lyon hat einen Apparat erfunden, mit dem es möglich sein soll, innerhalb 10 Minuten durch Bazillentötung jeden Schnupfen, und sei er noch so stark, zu beseitigen. Wir beabsichtigen nicht, über den Wert oder den Unwert dieses Apparates ein Urteil zu fällen, weil wir ihn nicht gesehen und erprobt haben. Wir möchten aber nicht versäumen die Tatsache zu registrieren, als einen der vielen Beweise, die sich in den mancherlei Erfindungen unsrer Tage auch auf medizinischem Gebiet zeigen: Beweise dafür, daß wir uns mehr und mehr der Zeit nähern, wo Gott den Menschen Mittel und Wege eröffnet, um auf natürliche Weise aller Erkrankungen Herr zu werden, so daß sich endlich und schließlich auch jenes alte Bibelwort auf vernunftvolle Weise erfüllt haben wird, das geschrieben steht in Jesaja 33:24 und besagt:
„Und kein Einwohner wird mehr sagen: ich bin krank."

Als zweites Beispiel meint das GZ anführen zu können:
„Derselbe Gedanke findet seine Bestätigung durch die Erfindung eines Apparates zur Heilung von Seekrankheit, der ... kürzlich auf dem Dampfer „Columbus" mit Erfolg erprobt wurde."

Tannenberg

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 20. Januar 2013 01:48
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Ein Tagespolitisches Schlaglicht, in Kombination mit der Kirchenpolitik, kann man dem „Goldenen Zeitalter" vom 15. 1. 1928 entnehmen. Zu der darin artikulierten Kritik wäre noch anzumerken. Nichts ist so alt, wie der Ruhm von gestern. Es ist nur eine Frage von Zeit und Umständen, wenn (unter anderem) Kirchen sich in der Praxis als korrumpiert erweisen. Das erkannte schon der römische Kaiser Konstantin, mit der nach seinem Namen benannten Wende. In der Neuzeit hört diese „Konstantnische Wende" insbesondere auf den Namen „Körperschaft des öffentlichen Rechts". Die Spielregeln erweisen sich dabei als ziemlich ähnlich. Damals jedenfalls, meinte das „Goldene Zeitalter" unter der Überschrift „Tannenberg!" noch postulieren zu können. Und bevor das Zitat erfolgt noch der Hinweis, dass schon damals in der vom Magdeburger WTG-Büro veranstalteten Neuauflage des Rutherford-Buches „Die Harfe Gottes", ursprünglich vage, kriegsdienstgegnerische Passagen wegzensiert wurden. Ein Nachweise dafür auch in
Herrberger
Zum Thema „Tannenberg" schrieb damals noch das GZ:„Die ganze Welt sprach von 'Tannenberg', weil das Wort vor einigen Wochen durch den ganzen Blätterwald ging. Aber nicht nur in Deutschland wurde davon gesprochen, nein, alle Nationen, die sich im sogenannten 'Völkerbund' dann und wann ein Treffen geben, feierten 'Tannenberg', d. h., benutzten alle erdenklichen Gelegenheiten, Regimentsfeiern, Denkmalsenthüllungen für die Gefallenen, Kriegsgedenktage usw., um die Begeisterung für das Menschenschlachten, genannt Krieg, wach zu halten.
Das 'G. Z.' ist nicht dafür da, um diesen indirekten 'Kriegslärm im Frieden' durch Erwähnung weitere Beachtung zu verschaffen, (der Leser weiß ja, daß so etwas zu den 'Zeichen der Zeit' gehört), aber doch wird es gut sein, darauf aufmerksam zu machen, wer auch bei diesen Gelegenheiten alles andere, nur nicht Worte des Friedens und der Versöhnung findet. Nach dem 'Dortmunder Generalanzeiger' vom 21. 9. 27, wickelte sich der kirchliche Teil der Feier ab wie folgt:

Dann zitiert das GZ

Das Einweihungsgebet:
O heiliger Gott, o heiliger, starker Gott, o heiliger unsterblicher Gott! Zu aber Tausenden stehen wir hier vereint mit den bewährten Heerführern vor Dir und weihen dieses Denkmal zu Deines Namens Ehre, zum Danke für den Sieg von Tannenberg, durch den Du, barmherziger Gott, unser Ermland und Masuren, unsere ostpreußische Heimat vom Feinde befreit und unser deutsches Vaterland vom Untergang errettet hat. Sei uns, o Gott, auch fernerhin ein starker Schirm vor dem Angesicht des Feindes. Nichts vermöge der Feind wider uns. Segne das Deutsche Reich, lasse Deine Gnade groß sein über unserem Reichspräsidenten, den Sieger von Tannenberg, erhalte ihn und stärke ihn zu treuem Dienste am Vaterland noch lange Jahre. Verleihe ihm Hilfe von Heiligkeit und beschütze ihn. Segne unser deutsches Volk. Um der gefallenen Brüder willen schenke uns Einigkeit und Friede und Freiheit. Schütze und schirme unsere Heimat und unser deutsches Vaterland. Wir halten treu zu dem Alten, wenn es sich als gut erweist. Wir alle stehen treu zu ihm bis in den Tod. Jetzt bricht die Not das Eisen, einst bricht das Eisen die Not. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Weiter im GZ:

Was der katholische Divisionspfarrer sagte:
Kameraden! Deutsche Männer, deutsche Frauen! Der Vertrag von Versailles hat unsere alte Armee zerschlagen, aber nichts in der Welt vermag die Erinnerung an ihre große ruhmreiche, Geschichte im Herzen unseres Volkes auszulöschen! - Unser altes Heer war 1870/71 das Mittel, dessen Gott sich zum Wiederaufbau des Deutschen Reiches bediente. Seinem unvergleichlichen Heldenkampf im großen Völkerringen 1914/18 ist es zu danken, daß die Einheit des deutschen Volkes erhalten geblieben ist. Auf den Grundfesten, die durch die alte Heeresmacht geschaffen wurden, ruht auch die heutige: der neue Staat. So ist es naturgemäß, wenn in unserem Vaterlande sich immer wieder das Verlangen geltend macht, den Ruhm unserer alten Armee forttönen zu lassen. Auch der heutige Tag gilt ihr, Hindenburg! - Tannenberg! - Erinnerungsklammern des Sieges flammen auf in unserer Brust! Die „geata die per Germanos", die Toten, die Gott durch die Deutschen auf dieser heiligen, mit Blut getränkten Heimaterde vollbracht hatte, sollen wir mit Stolz feiern! ..."

Hier ein bisschen gebogen, dort ein bisschen gezerrt ...
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 21. Februar 2013 05:30
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Es ist für das „Goldene Zeitalter" „Ehrensache" zu glauben, man lebe in der Endzeit. Das Faktum von Erdbeben spielt im diesbezüglichen Argumentations-Szenario, sicherlich keine untergeordnete Rolle. Nun gibt es wohl von Zeit zu Zeit auch den Umstand, dass mit der Materie befasste Wissenschaftler, sich zu diesem Thema auch in der Öffentlichkeit äußern. Nicht, um nun expressis verbis die WTG-Theorien zu bestätigen; sondern lediglich um ihre Sicht - aus der Sicht des Wissenschaftlers - mitzuteilen.

Kommt der WTG ein solcher Artikel zu Gesicht, erlebt man es ja nicht selten. Hier ein bisschen gebogen, dort ein bisschen gezerrt, und nur die „Hälfte" der Ursprungs-Aussage zitiert. Und schon „passt" das alles in die WTG-Theorie. Immerhin gab es in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 2. 1928 solch ein Veranschaulichungsbeispiel. Da gewährt die Redaktion des „ Goldenen Zeitalters" sogar einen Einblick, wie sie denn solche Artikel für sich „passend" zu machen pflegt. Einige Auszüge aus diesen GZ-Ausführungen. Einleitend wird ausgeführt:

„Die Berliner Illustrierte Zeitung bringt in ihrer Nr. 44 vom 30. Oktober 1927 einen Artikel mit dieser Überschrift („Was ist mit unserer Erde los?"), in dem der Verfasser darlegt, daß kein Anlaß zur Nervosität vorliegt, weil die Erde schon immer gebebt habe, man habe die Beben nur in der Gegenwart besser registrieren können, ja die Erde bebt dauernd. Die modernen Bebenstationen, über die ganze Erde verstreut, verzeichnen mit ihren Empfindlichen Instrumenten Jahr für Jahr rund dreißigtausend Erdbeben, oder jeden Tag mehr als 80. In Japan allein beobachtet man etwa 600 Beben jährlich. Es hätten sich also nur die Erdbeben-Meldungen vermehrt, nicht die Beben selber. Die Erde ist dadurch nicht bedroht. Die Erdrinde befindet sich in einer unaufhörlichen Umlagerung gegen den fortschreitend erkaltenden Erdkern zu. Die Umlagerungen machen sich als Beben oder Erdstöße besonders dort bemerkbar, wo steile, tiefe Einbuchtungen der Erdoberfläche vorhanden sind. Das ist dicht westlich von Japans Küste der Fall, wo sich im Meeresboden eine sehr tiefe, steile Rinne befindet, das Tuscarora-Tief, etwa 8 Kilometer unter dem Wasser. Unter dieser „Schlucht" befinden sich die meisten Herde der japanischen Beben."

In seinem Kommentar dazu meint dann das GZ:„Wenn nun der Wissenschaftler diese vielen Erdbeben als nichts Besonderes oder Außergewöhnliches darzustellen sucht, weil das schon immer so war, so wissen doch Bibelforscher, daß zur Zeit des Endes des Zeitalters „große Erdbeben sein werden an verschiedenen Orten, als Zeichen der Wiederkunft unseres Heilandes."

Im weiteren Verlauf der GZ-Ausführungen räumt selbiges ein:

„Wir wollen dem unbekannten Artikelschreiber zugeben, daß schon immer so viele Erdbeben waren, obwohl er das nicht beweisen kann, eben weil sie früher nicht registriert werden konnten."

Damit lässt es aber das GZ nicht bewenden (man ahnte es schon) und betont:

„Wir wissen auf Grund der Bibel, daß das Jahr 1874 maßgebend für die Wiederkunft unseres Herrn ist."

Und von dieser These ausgehend meint man ab diesem Zeitraum besonders viele Erdbeben wahrzunehmen. Die vorher selbst zugegebene Einschränkung, dass eine umfängliche Registrierung von Erdbeben, so in früheren Jahrhunderten nicht stattfand, erweist sich als nicht realisiertes Lippenbekenntnis. Man will eben wissen, 1874 sei das magische „Wendedatum", und wer diese These eben nicht zu teilen vermag, wird nicht anerkannt; zumindest nicht vom GZ.
Das alles läuft auf die bekannten Zirkelschlüsse hinaus. Was man will, dafür werden eben auch die passenden Argumente zurecht gebogen.

Radio-Vortrag
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. Februar 2013 08:05
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
Sowohl in der Schweizer als auch der deutschen Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 2. 1928 konnte man die nachfolgende Vorankündigung lesen:

„Radio-Vortrag von Radiostation Bern (Wellenlänge 411)
Wir möchten hiermit unseren geschätzten Lesern bekannt geben, daß erstmals am 19. Februar 1928 um 19.30 Uhr abends ein Radio-Vortrag von der Radio-Station Bern über das Thema „Radio als Förderer von Menschlichkeit und Christentum" ausgestrahlt werden wird. Jedes Mitglied des „Radioklubs Goldenes Zeitalter" und überhaupt jeder Leser des Goldenen Zeitalters, der einen Empfangsapparat besitzt, ist hierdurch gebeten, auf diesen Vortrag einzuschalten und den Empfang nebst Anerkennung der Radiostation direkt mitzuteilen."

Zu registrieren ist allerdings, dass die Berner Ausgabe den 25. (nicht den 19.) Februar als Termin nennt.
Das die WTG in der Richtung sowohl in Deutschland als auch der Schweiz, große Anstrengungen unternahm, ist unstrittig. „Anfeuernd" dürfte da ohne Frage ihr eigener Sender WBBR in den USA, und die kommerzielle Nutzung weiterer Radiosender, dort gewirkt haben.
Es ist allerdings eines nach „süßen Früchten" zu gieren, die bekanntlich nicht selten, ziemlich hoch hängen. Ein anderes hingegen ist es, ob man denn diese „Früchte" auch tatsächlich bekommt.

Schon als Vorgriff auf die weitere Entwicklung in der Frage, kann gesagt werden. Es wurde nichts aus dem Radio-Vortrag über den Sender Bern!
In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1928 findet man zwar noch eine wörtliche Wiederholung jener Reklame-Vorankündigung. Aber in der parallelen Magdeburger Ausgabe, ebenfalls vom 15. 2. 1928, liest man es schon etwas anders. Die Magdeburger Ausgabe schreibt:

„Der Radio-Vortrag des Leiters des Berner Büros der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung, Herrn Harbeck, wird nicht wie ursprünglich angegeben, am 19., sondern am 25. Februar 19.30 auf Welle 411 von Bern gefunkt. Alle Radio-Empfänger werden gebeten, den interessanten Vortrag zu empfangen, und dem Berner Sender Bericht über den Empfang und Anerkennung für die Sendung auszudrücken. Gleichzeitig teilen wir mit, daß der von der Berliner Funkstunde für Januar in Aussicht gestellte Vortrag des Herrn Balzereit bis zum Mai-Programm verschoben wurde. Wir stellen es den Tausenden unserer Leser, die gleichzeitige Radioempfänger sind, frei, sich beschwerdeführend wegen dieser Verschleppungstaktik an die Deutsche Funkstunde Berlin zu wenden."

In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 3. 1928 nahm selbiges dann noch wie folgt Stellung:

„Warum fand der angekündigte Radio-Vortrag nicht statt?
Nachdem man uns über ein halbes Jahr durch allerlei Ausflüchte und Entschuldigungen hingehalten hatte, und wurde schließlich am 4. Januar dieses Jahres schriftlich die Erlaubnis erteilt, einen vorher eingereichten Vortrag am 19. Februar halten zu dürfen. Dieses Datum jedoch wurde dann auf den 25. verschoben was man uns ebenfalls schriftlich bestätigte. Unmittelbar vor dem Termin, an dem der Vortrag gehalten werden sollte, wurde das Programm dem Betriebsausschuss der Radiostation vorgelegt und dieser brach in seiner Sitzung in schnöder Weise das uns gegebene Versprechen unter dem Vorwand, dass es aus Gründen der Konsequenz gegenüber anderen privaten Religionsgemeinschaften, deren man im Kanton Bern viele besitze, ratsamer sei, den Vortrag nicht in ihr Programm aufzunehmen.
Wir möchten denn hiermit die geschätzten Leser um Entschuldigung bitten, dass sie durch die Anzeige auf den Vortrag vorbereitet und nachher enttäuscht wurden. Die Verantwortung jedoch trifft die Feinde der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Es werden nun andere Schritte unternommen und wir haben die feste Zuversicht, dass die Wahrheit sich auch in diesen Stücke bahnbrechen wird. Gleichzeitig möchten wir alle Leser des „Goldenen Zeitalters" die am Radio ein Interesse haben, bitten, Ihre Reklamation direkt an die Radio-Station, Bern, zu richten."

In der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 4. 1928, gab es erneut noch einen Bericht in der Sache. Selbiger führte aus:

„Wir erhalten vom Berner Büro der V. E. B. folgende Zuschrift:
„Nachdem man uns über ein halbes Jahr durch allerlei Ausflüchte und Entschuldigungen hingehalten hatte, wurde uns schließlich unter Datum des 4. Januar ... schriftlich Erlaubnis erteilt, einen vorher eingereichten Vortrag am 19. Februar halten zu dürfen. Dieses Datum jedoch wurde dann auf den 25. verschoben, was ebenfalls schriftlich bestätigt wurde.

Unmittelbar vor dem Termin, an dem der Vortrag gehalten werden sollte, wurde das Programm dem Betriebsausschuß der Radio-Station vorgelegt und bei dieser Sitzung wurde dann das uns gegebene Versprechen in schnöder Weise gebrochen unter dem Vorwand, „daß es aus Gründen der Konsequenz gegenüber andern privaten Religionsgemeinschaften, deren wir im Kt. Bern viele besitzen, ratsamer sei, den Vortrag nicht im Programm aufzunehmen."

Wir möchten die verehrlichen Leser um Entschuldigung bitten dafür, daß sie durch die Anzeige auf den Vortrag vorbereitet und dann enttäuscht wurden. Die Verantwortung hierfür ruht auf denen, die in selbstsüchtiger Weise versuchen, die Rechte und Freiheiten ihrer Mitmenschen einzuschränken. Es werden nun andere Schritte unternommen werden, und wir haben die feste Zuversicht, daß die Wahrheit sich doch Bahn brechen wird.

Gleichzeitig möchten wir alle Leser des „Goldenen Zeitalters", die am Radio Interesse haben, bitten, ihre Reklamationen direkt an die Radio-Station Bern einzusenden.

Trotz dieser ablehnenden und treulosen Haltung der Radio-Station Bern wurden wir gebeten, uns finanziell an dem Bau einer neuen Station in Zürich zu beteiligen. Wir werden die Leser über den weiteren Verlauf dieser Angelegenheit unterrichtet halten.
I. B. V. Bern
Diese eigenartige Stellung der Radio-Station Bern dürfte auch unsere deutschen Leser interessieren."

Man geht wohl nicht fehl in der Annahme. Selbst wenn jener beabsichtigte Vortrag gesendet worden wäre, hätte man ihn zusätzlich im „Goldenen Zeitalter" mit abgedruckt vorgefunden.
Es ging in diesem Fall also vor allem um die damit verbundene Imageaufwertung. Weniger um die Inhalte. Man ahnt es schon. Nachdem also die Radio-Publizierung „geplatzt" war, stellt „stolz wie Oskar" das GZ in seiner Ausgabe vom 1. 5. 1928, diesen Vortrag noch im Detail vor.
Da liest man dann folgendes (zitiert nach der Magdeburger Ausgabe):

„Beinahe über Radio gesandt!
Auch die Schweizer Leser des Goldenen Zeitalters erleben ununterbrochen die Enttäuschung, daß das Radio, diese große, wunderbare Erfindung, welche Gemeingut der ganzen Welt, ohne Ansehen des Standes, der Religion, der Partei oder Nationalität ist, einseitig gebraucht wird und beschlagnahmt ist für Parteiinteressen verschiedenster Art. -
Man hatte der Schweizer Zentralstelle der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung fest zugesagt, selbst den Termin angekündigt, den nachfolgenden Vortrag über Radio zu funken. Auf Grund von Treibereien gewisser Konkurrenz-religiös eingestellter Kreise zuckte man dann zurück. Man lese diesen Vortrag und frage sich warum!

Radio als Förderer von Menschlichkeit und Christentum
Motto:
Und sie versprachen
Ihr Wort und brachen
Es, weil's nicht lohnet,
Wahrheit zu künden
Und Spott zu finden.

Es ist nicht meine Absicht, eine philosophische, noch eine theologische Abhandlung zum Besten zu geben. Ich bin nicht gekommen, um eine unbekannte neue Lebensweisheit preiszugeben, noch um für irgendeine religiöse Richtung Propaganda zu machen. Hingegen ist mein Zweck und Vorhaben, meine geschätzte Zuhörerschaft aus allen Kreisen für die hohe Aufgabe zu begeistern, den Radio-Engel nicht nur für Zeitvertreib und bloße Unterhaltung zu verwenden, sondern diese wunderbarste Erfindung der Gegenwart mehr und mehr als Hüter der kostbarsten Güter der Menschheit, nämlich als Förderer von Menschlichkeit und Christentum zu bestellen.

Wenn Sie dann meiner kurzen Ausführung bis zum Ende - nur eine kleine halbe Stunde - mit voller Aufmerksamkeit zugehört haben, werden Sie auch imstande sein, ein Urteil abzugeben, ob und wie weit ich mein Ziel bei Ihnen erreicht habe. Ich wiederhole das Thema: „Radio als Förderer von Menschlichkeit und Christentum."

Jedermann wird ohne weiteres zugeben, daß das Radio sich im Dienste der Menschheit täglich große Verdienste erwirbt. Man denke nur, wie manches Menschenleben gerettet wurde, weil Schiffe in Not auf hoher See Nachbarschiffe mittelst Radio eilendst zu sich rufen konnten. Oder man mache sich ein Bild von einem Flugzeug, das sich im pfadlosen Äther in Nacht und Nebel verirrte; die Mannschaft will schier verzagen und siehe - eine Radiostimme bringt Rettung und führt sie auf rechter Straße zu sicherem Landungsort.


Aber auch in weniger auffallender Weise und doch bedeutsamer Art ist diese wunderbare Erfindung in den edelsten Dienst der Menschheit getreten. Der Radio-Engel bringt Freude und Glück in das Haus der Einsamen und Verlassenen, Trost und Lebenshoffnung an das Bett des Kranken; er schürt nicht nur das Feuer des heimatlichen Herdes, indem er durch gemeinsame Unterhaltung die Familie im traulichen Kreise verbindet, sondern er leuchtet auch dem Fremdling in der Ferne und frißt das heimwehkranke Herz mit süßen Liedern, mit Sang und Klang aus der trauten Heimat.

Wer weiß, ob nicht das Radio in der Zukunft mehr als je mithelfen wird, das Mißtrauen unter den Völkern zu vernichten. Vielleicht spinnt die Radiosee schon jetzt mit Silberfäden - weit erhoben über alle Grenzen gegenwärtigen menschlichen Daseins - an einem Netz der Brüderlichkeit, das einmal die ganze Erde umspannen wird.

Niemand bezweifelt die Verantwortlichkeit der Presse als Trägerin der Zivilisation und Kultur. Aber der Rundfunk ist noch mehr geeignet als jene, die Erkenntnis der Zusammengehörigkeit der menschlichen Familie und die Tatsache, daß die Interessen der Gesamtheit auch die Interessen des einzelnen Menschenbürgers bilden, hinauszustrahlen. Ja, es ist meine aufrichtige Hoffnung und wirkliche Überzeugung, daß das Radio in Übereinstimmung mit göttlicher, wohlwollender Vorsehung in stiller, unbewußter Art eine goldene Himmelsbrücke der Nachbarlichkeit zwischen Mensch und Mensch bauen und einen Kranz der Eintracht und des Friedens unter den Völkern der Erde winden wird.

Ein moderner, deutscher Schriftsteller, Heinrich Lhotzky, schildert uns in seinem Buche „Vom Erleben Gottes", wie die höchsten Güter der Menschheit, nämlich Menschlichkeir und wahrhaft christliche Kultur am erfolgreichsten durch unpersönliches und ungezwungenes und unbewußtes Dafüreintreten vermittelt werden. Wir zitieren Lhotzkys Worte,
Seite 10 bis Seite 12.

„Wenn ich das Wort Menschlichkeit höre, ist's mir immer, als sollte man einen Edelstein aus dem Staube aufheben. Es gibt in der Welt einen geheimen Zauber, mit dem die festeten Türen gesprengt, die größten Taten verrichtet und wirkliche Wunder vollbracht werden können. Dieses Zaubermittel gibt's Wer Wunder tun will, kann es, denn das Mittel ist nicht etwa im Besitz weniger Auserwählter, sondern aller ohne Ausnahmen. Nur wissen die Menschen nicht, wie reich sie sind, und lassen ihren Edelstein im Staube liegen, ja häufen selbst noch staub darauf. Dieses köstliche Gut ist die Menschlichkeit.

Im rein Menschlichen liegt unsere beste Kraft und größte Macht. Es ist nur bei vielen tief vergraben unter dem Gebildeten, oder dem Geadelten, oder dem Besitzlichen, oder dem Religiösen, oder dem Politischen, oder irgendwelcher bunten Torheit, mit der wir uns zu behängen lieben. Aber wer irgendeinen Wirkungskreis haben will, wer irgend etwas Weitergehendes leisten will, kann es nur durch seine wahre Menschlichkeit.

Je wahrer, je einfacher und klarer ein Mensch ist, desto nachdrücklicher wird er sich auswirken. Je gekünstelter, geschraubter und absichtlicher jemand sich gibt, desto mehr schrumpft sein Wirkungskreis zusammen. Wer harte Herzen erschließen, Widerspenstige zähmen, Menschen, Tiere und die ganze Natur überwinden will, muß alles Berechnete, Überstiegene, Gewalttätige ablegen und mit einem wahren Kinderherzen voll Vertrauen, voll Freude und Herzlichkeit, voll unverwüstlichen, unverbitterten Frohsinns seine Straße gehen. Er muß mit einem Worte Mensch sein, und soweit er es sein kann, reicht sein Einfluß. Bei dem einen reicht er weiter, bei dem anderen ist er sehr eng begrenzt. Das liegt nicht in einem Tun oder einer Angewöhnung, sondern in einem ganz einfachen Sein, das angeboren oder auch erwachsen sein kann, aber nie angelernt, angewöhnt.

Eigentlich weiß das jeder ohne weiteres. Jeder Künstler, jeder Schriftsteller, jeder Lehrer und Erzieher, jeder Prediger, jeder Redner, jeder Feldherr, ja jeder Fabrikherr, jeder Kaufmann, jeder Vorgesetzte überhaupt weiß, daß sein wahrer Einfluß reicht, soweit seine Menschlichkeit geht. Man kann die Menschen auch anders zwingen, mit Gewalt, mit Wissen, mit Geld, man kann sie mit Polizeimacht Hurra zu schreien nötigen, aber jeder weiß ganz genau, daß er sich mit diesen Mitteln ebenso leicht verhaßt als lächerlich macht. Wunder wird solch einer nicht tun und weiß auch, daß er es nicht kann, und bleibt darum ewig unbefriedigt.

Aber merkwürdig. Obgleich wir alles das wissen, entschuldigen wir unverdrossen jede Schwäche mit unserer Menschlichkeit, erklären unsere Torheiten damit, daß wir Menschen sind, und wenn es in einem Kreise zu recht gröblichen Schwierigkeiten kommt, sagt man: Es menschelt. So häufen wir Staub auf den besten Edelstein dieses Planeten und vergraben unser Bestes in Schutt. Wir verstehen unsere Wahrheit nicht."

Lhotzky führt ferner aus:

„Menschen, die Trostquellen für Unglückliche sind, wirken sich im allgemeinen mehr unbewußt aus. Wohltätige Wirkungen entströmen ihnen wie sonnige Glücksstrahlen. Ihr ganzes Sein vermag zu trösten, nicht ihr Tun und Reden.

Sammle in dir die Strahlen des Friedens, ganz still, ganz unscheinbar, ganz verborgen und mache so wenig Aufhebens wie möglich davon. Es schadet nichts, wenn deine Augen und Mienen noch finster bleiben. Du sollst gewiß keine Friedensgesichter schneiden. Das würde dich nur verunstalten. Du kennst solche ewig freundliche Vollmondsfriedensfratzen. Sie stehen dir übel an.

Nein, sammle die Friedensstrahlen in dir, für dich. Sie werden, ohne daß du es merkst, aus dir herausleuchten und dich verklären. Nur so wird der Friede Wirklichkeit, Geschichte, Beweis für die Welt.

Um versöhnlich zu wirken, dazu bedarf man gar keiner Umstände. Man hat weder eine Partei, noch Religion, noch Konfession, noch irgendeinen anderen Menschen dazu nötig. Nur einen einzigen Menschen hat man nötig. Der ist man selbst. Man hat gar nichts dabei zu tun, nur ganz einfach eine neue, aufrichtige Haltung allen Menschen gegenüber einzunehmen, der nächsten Umgebung zuerst. Wer damit anfängt, zunächst auf weitere Kreise wirken zu wollen, ist ganz gewiß auf falschem Wege. Unser Einfluß liegt überhaupt nicht im Bereiche des persönlichen Lebens, sondern des unpersönlichen. Rechte Wirkungen gehen nur unbewußt und unwillkürlich von uns aus und sind ein Zeichen unserer geistigen Gesundheit.

Es gibt kaum ein deutlicheres Kennzeichen für die Zugehörigkeit zum Reiche Gottes als die Versöhnlichkeit. Kein frommes Gebärdenspiel, keine religiöse Sprechweise gehört zum Reiche Gottes. Nur wer mit leidet, mit trägt, mit glaubt, mit hofft, und zwar unter allen Umständen, der ist Christi, ganz gleichviel, ob er eine Religion hat, oder welcher religiösen Sonderfärbung er zugehört.

Vergeben, wie der Vater vergibt. Das ist nicht eine Kunstfertigkeit, die man erlernen kann, sondern das Natürliche, was das Reich Gottes von selbst bewirkt in dem Maße, als jemand in seinem Lichte steht, und auch der Sündigste und Stumpeste und Ungebildeste weiß ohne weiteres, daß das die Wahrheit ist für die Welt."
 (Seite 15-16).

Das Radio bildet nun gerade ein solches Mittel zur Überbringung dieser höchsten Güter, weil bei einem Radiovortrag die Persönlichkeit des Redners in den Hintergrund tritt und jede Tendenz einen bestimmten Kreis von Menschen zu erreichen, dahinfällt, weil er ja nicht weiß, wo und von wem seine Stimme gehört wird. In diesem Sinne und ohne dabei irgendeine bestimmte Richtung zu vertreten, möchte ich Ihnen noch eine kurze biblische Begebenheit erzählen, die deshalb für unsere Zeit - so voll von materialistischer Weltanschauung - Bedeutung hat, weil in diesem Wunder der biblischen Geschichte die Hoffnung des Reiches Gottes auf Erden wie der Schatz im Acker verborgen liegt.

„Ein gewisser stadtbekannter Krüppel saß wie gewöhnlich an seinem Platz in der Nähe der schönen Pforte des Tempels auf der Treppenstufe, wohin er Tag für Tag getragen wurde, um von mitleidigen Menschen beachtet zu werden. Er war als Krüppel auf die Welt gekommen und hatte nie die Freude froher Kinderspiele gekannt. Manchmal, wenn er dem bunten Treiben der Menge zuschaute, muß ihm tiefer Schmerz am Herzen genagt haben. Ach, daß er doch einmal sich der jubelnden Menge anschließen könnte, wenn sie hinaufging in den Tempel an den Feiertagen! Mit der Zeit hatte er sich daran gewöhnt, seinen bitteren Schmerz zu verbergen, und er brachte es so weit, daß ein leichtes Lächeln über sein sonst so verschlossenes, bleiches Antlitz huschte, wenn jemand auf der Treppe zögerte und ein Almosen in seinen Schoß warf. Heute aber war die Stadt in großer Aufregung über diese neue Lehre von der Wiederherstellung aller Dinge und über das eigentümliche Auftreten dieser ungelehrten Fischersleute aus Galiläa. Hier kommen jetzt zwei dieser Männer, die so viel Aufsehen erregen - Johannes und Petrus wenden ihre Schritte dem Tempel zu; - ob sie ihn, den Bettler, wohl bemerken werden? Wie sie näher kommen fleht er sie an um eine Gabe. Die Apostel blicken mitleidsvoll auf diesen Armen Menschen. Dann spricht Petrus:
„Gold und Silber habe ich nicht, was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu, des Messias, des Nazaräers. - stehe auf und wandle!" Und er faßt ihn bei der rechten Hand und richtet ihn auf. Da werden plötzlich seine Füße und Köchel fest. Er springt auf, - steht, wandelt und geht mit ihnen hinein in den Tempel, um Gott zu loben." -

Der lahme Mann stellt die Menschheit dar, die gleich am Anfang ihrer Geschichte lahmt und krank wurde dadurch, daß der erste Mensch, Adam, Gottes Gebot übertrat und dadurch eigene Schuld die Strafe des Todes nebst Krankheit und Schmerz auf die ganze Menschheit brachte. Adam und Eva waren als vollkommene Menschen erschaffen und sie wohnten im schönsten Teil der Erde, die nur erst zum Teil als Heimstätte des Königs der irdischen Schöpfung zubereitet war. Diese ersten Eltern kannten weder Sorge noch Tränen, bis die böse Tat das paradiesische Glück zerstörte. Sie wurden aus Eden vertrieben und mußten im Schweiße des Angesichts ihr Brot essen, unter Dornen und Disteln ihr Dasein fristen, bis das ganze furchtbare Urteil „Sterbend sollst du sterben", „Du bist Staub und sollst wieder zu Staub werden", sich an ihnen ausgewirkt hatte. Von der Zeit an haben die Menschen sterben müssen und viele, die auf Erden gelebt haben oder heute noch leben, sitzen in trostloser, stiller Verzweiflung an der schönen Pforte des Tempels, ohne zu wissen, daß die Stunde der Befreiung und die Zeit der Wiederherstellung herbeigekommen ist.

Die schöne Pforte könnte ein Sinnbild sein von dem sich öffnenden Tor eines neuen Zeitalters, von dem Johannes sprach in Offenbarung 21: 2-4:„Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen."
Ein bekannter Schriftsteller schildert diese goldene Zeit mit folgenden Worten:

„Schließe deine Augen einen Augenblick vor dem Elend und dem Weh, vor der Entartung und den Mühsalen, die jetzt um der Sünde willen herrschen, und male vor dein Geistesauge die Herrlichkeit der vollkommenen Erde! Kein Flecken der Sünde stört mehr die Eintracht und den Frieden eines vollkommenen Gemeinwesens; kein bitterer Gedanke, kein unfreundlicher Blick, kein hartes Wort; Liebe aus allen Herzen quellend begegnet gleicher Erwiderung in allen anderen Herzen; Wohlwollen kennzeichnet jede Tat. Da wird keine Krankheit sein, kein Weh, kein Schmerz, noch irgendein Anzeichen von Verfall, nicht einmal die Befürchtung solcher Dinge.

Denke an alle Bilder verhältnismäßiger Gesundheit und Schönheit der menschlichen Gestalt und Gesichtszüge, die du je gesehen hast, und wisse, daß die vollkommene Menschheit von noch weit überragenderer Liebenswürdigkeit sein wird. Innere Reinheit und geistige und moralische Vollkommenheit wird jedes strahlende Antlitz kennzeichnen und verklären. So werden die Bewohner der Erde sein. Da werden den Weinenden und Trauernden alle Tränen abgetrocknet sein, wenn so das vollständige Werk der Auferstehung vor ihren Augen dasteht," -

Der vorhin zitierte Schriftsteller Lhotzky äußerte die gleiche Hoffnung, indem er schrieb:

„Es wird eine Zeit kommen, da werden die Menschen keine Ketten irgendwelcher Art mehr tragen wollen, keine Sklavenketten und keine Geistesketten. Da wird ein einziger Schrei aus der Menschheit gellen: Freiheit! Die Freiheit im Geiste, die Freiheit der Kinder Gottes ist das Menschheitserbe. Je näher es kommt, desto sehnsüchtiger wird die Menschheit erregt. Sie fühlt das Nahen und versteht es nicht. Darum ist sie so unruhig und unbändig. Ihr Heil kommt."

So hoffe ich denn, daß viele meiner Zuhörer, die die Überzeugung teilen, daß wir uns auf die Schwelle einer neuen Epoche befinden, und daß die wunderbaren Erfindungen der Gegenwart als Vorzeichen einer neuen Weltordnung betrachtet werden können, mithelfen werden, durch Erben für das Radio, nicht nur als Spielzeug angenehmer Unterhaltung, sondern als Kulturträger und als Förderer von Menschlichkeit und Christentum. Sie werden mir bestimmen, wenn ich behaupte, daß das Radio in kurzer Zeit das Leben eines jeden Menschen nicht nur beeinflussen, sondern gewaltig verändern wird. Es öffnet die Tür zu Tausenden von Möglichkeiten, die noch vor 20 Jahren als unmöglich galten. Hören Sie zum Schlusse, was Herbert S. Stenson darüber sagt in einer weltbekannten Zeitung: „Die Boston Post":

„Selbst der Durchschnittsmensch, dem es an Phantasie fehlen mag, wird zugeben, daß das Zeitalter unserer Kinder das „Radio-Zeitalter" oder die Epoche sein wird, in welcher Unmögliches möglich gemacht wird. Was ist das Radio-Zeitalter? Worin bestehen seine Möglichkeiten? Ohne Reserve behaupte ich, daß es der Menschheit letzte und höchste Epoche sein wird. Es wird Utopien sein, welches die Träumer und Wissenschaftler gesehen haben durch den Vorhang von Unglauben und Unwissenheit. Radio wird diesen Vorhang zerreißen, und wir werden in Lebenszustände eintreten, die kühnsten Träume des vorigen Jahrhunderts übertreffend. Nun, wie wird dies geschehen? Als Antwort wollen wir einen praktischen Vergleich machen mit der Vergangenheit. Alle Autos werden ohne Geräusch laufen und ihre Kraft von Radiostationen erhalten, die an den großen Wasserkraftquellen angelegt sind. Straßen und Häuser werden erleuchtet sein durch kalte immer brennende Lichter, die ihre Energie aus der Luft ziehen. Intensive Heizung wird nicht nur au unsere Wohnhäuser erwärmen, sondern auch das Freie. Das Klima wird reguliert werden.

Telefon und Telegraph werden veraltet sein. Wir werden durch Radiowellen über die Kontinente hinweg sprechen können. Ozean-Dampfer und Passagierflugzeuge werden nicht nur durch Radio getrieben werden, sondern auch gleichzeitig mit dem Ufer in steter Verbindung sein. Die Neuigkeiten der Welt, Opern und die besten Konzerte, werden in die einfachsten Häuser Freude bringen. Nicht nur die Stimme oder der Klang, sondern das lebende, atmende Bild wird auf den Flügeln des Radios fortgetragen werden und auf größte Entfernung sich wiederum entfalten in schönster Pracht. Sie werden mit Radio mit einem weitentfernten lieben Freund reden und gleichzeitig das lächelnde Antlitz sehen und antworten, als wenn Sie Seite an Seite sitzen würden.

Wasserstoff-Gas, welches bisher in nur geringen Quantitäten gewonnen werden konnte, wird durch Radio-Vibration ausgelöst werden und wird den ausgenützten Boden des kultivierten Teiles der Erde wiederum sättigen, sodaß ein Übermaß an Früchten und Blumen hervorsprießen wird. Radio-Empfangsgeräte von größter Genauigkeit werden jede menschliche Empfindung, Liebe Haß und dergleichen registrieren. Das Verbrechen wird aus der Welt geschafft werden. Ehescheidung und Laster werden aufhören, Krankheit wird aussterben. Pestillenzen werden von der Erde hinweggefegt werden. Wie? Durch Radio-Vibrationen, die mit solch ungeheurer Macht über die Erde strömen, daß sie alle Krankheitskeime töten und vernichten. Die Luft, die wir atmen, wird mit gesundheitsbringender Kraft erfüllt sein. Wir alle wissen, wie rein und erfrischend die Luft nach einem Gewitter ist. Radio wird die Ursache sein, sie immer so zu erhalten.

Wenn jemand die Gesundheit, Intelligenz und das Glück seiner Umgebung fördert, so fördert er die Kultur und die Demokratie. Er sorgt ferner dafür, daß das Christentum blüht, wo vorher Sünde und Laster hausten. Radio-Aktivität wird dieses und noch mehr tun. Radio wird ein eiserner Arm des Christentums, der Demokratie und des Lebens selbst werden. Alle Religionen sind sich einig darüber, daß wir uns in den letzten Tagen, in der Zeit der Erfüllung der Prophezeiungen befinden. Sorge, Schmerz und Sünde werden von der Erde hinweggefegt. Die Flügel des Radios sind bildlich gesprochen die Flügel des Engels, der alles Geschehen niederschreibt. Wir sind auf der Schwelle angelangt. Das Radio-Zeitalter wird des Lebens Erfüllung, der Erde höchste Krone und der Himmel sein, dem wir alle unbewußterweise zusteuern."

Soweit dieser Bericht, der uns wiederum das Bild der unglücklichen Menschheit zeigt - sitzend an der Schwelle der schönen Pforte, die sich bald auftun wird und der ganzen Menschheit die Segnungen bringen wird, die Gott in Bereitschaft hält für alle, die ihn lieben und deren Ausdruck findet in den Worten des Dichters:

„Der Denker"
(Aus dem Epilog „Die Weinpresse" von A. Noyes).
Jawohl, ein Hauch der Dämmerung uns're Stirne fühlt,
Obwohl wir noch umfangen sind von dunkler Nacht.
Der Schnitter „Tod" vom Pfeile sich getroffen fühlt,
Ein Gott hält an des Schicksals Schwelle Wacht.
Jehovas Geist einst schwebend über Wa'ssers Tiefen,
Durchdringt der Menschheit Sinn mit neuem Licht;
Die Völker fühlen's, die so lange schliefen,
Wie Frühling nun ihr Träumen stört und bricht.

Der Tag bricht an, der Tag, es hören die Nationen
Von weither einen Ruf, der ihnen allen gilt. -
Gestiegen seid ihr hoch, ihr Generationen,
Durch Krieg und Streit und Morden, toll und wild -
Und doch, - ein noch viel höh'res Ziel ist euch beschieden,
Im lichter'n Höhen, über aller Erdennot,
Ein Pfad der Liebe und von Frieden,
Den heil'gen Weg - den Weg - bahnt uns'rem Gott. J. H. B.

Sicherlich wird man einräumen müssen. Das ist wohl eine „Sonntagspredigt", wie sie auch von anderen kirchlichen Kreisen stammen könnte. Zumindest in Teilen. Zwar nicht plakativ, dennoch vorhanden, in ihr auch die These der Endzeit-Naherwartung. Und da selbige ja das „Markenzeichen" der WTG-Religion darstellt, ist ihre Artikulierung zugleich identisch mit einer „parteilichen Werbung", in einem „öffentlich-rechtlichen Medium". Und an Parteivoten stellen selbige sicherlich höhere Hürden, als wenn derselbe Sachverhalt im eigenen Medium (in diesem Falle das GZ) dargestellt wird. Da „trifft" sich eine „parteiliche Klientel". Ein Öffentlich-rechtliches Medium indes, kann sich so nicht parteilich vereinnahmen lassen. Es sei denn es ist Werbefinanziert. Dann „singt es das Lied dessen, der die Musik bestellt hat".

Parteiisch wirkt auch das mit enthaltene Votum in diesem Vortrag:
„daß die wunderbaren Erfindungen der Gegenwart als Vorzeichen einer neuen Weltordnung betrachtet werden können."

Das ist dann wohl eine These, die andere Religionsgemeinschaften, zu der Zeit nicht so mittrugen. Auch da stand die WTG mit dieser These „allein auf weiter Flur".
Inwieweit eine ausländische Zeitung, wie die „Boston Post", die in diesem Vortrag auch mit vorkommt; die aber wohl kaum ein Schweizer tatsächlich lesen dürfte, und die zudem noch mit einer Aussage bemüht wird, bei der man hin- und herschwankt. Ist das nun eine „Allerwelts-Aussage"; oder eine Aussage im zeitgenössischen Rahmen bewertet, die etwas zuviel Utopie-Elemente enthält. Inwieweit die Einflechtung solcher Quellen ein besonderes „Geschick" offenbart, mag man ebenfalls anzweifeln.

Radiovortrag
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 18. September 2013 01:21
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Nachdem sich bereits herausgestellt hatte, dass für die Schweizer WTG-Anhänger, deren Ambitionen in Sachen Radio betreffend, die „Trauben" dafür, ziemlich hoch hingen, war nun ein diesbezüglicher WTG-Vorstoß auch in Deutschland zu registrieren. Dazu schrieb das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 1. 6. 1928:

„Radiovortrag erst am 6. Juni.
Monatelang schon bemüht sich die Bibelforscher-Vereinigung, auch in Deutschland Gelegenheit zu erhalten, über Radio zu ihren zahlreichen Freunden im ganzen Reich sprechen zu können, wie dies in Amerika regelmässig über ca. 100 Sendestationen geschieht. Nach mehrmaligen Vertröstungen hat die Berliner Funkstunde nunmehr eine offizielle Zusage dahingehend erteilt, dass die Bibelforscher-Vereinigung
Am Mittwoch den 6. Juni 1928, abends zwischen 7 bis 8 Uhr über Sendestation Berlin, Welle 484 einen Radio-Vortrag halten kann.
Der Leiter der deutschen Bibelforscherbewegung zugleich auch Hauptschriftleiter des „Goldenen Zeitalters", Herr P. J. G. Balzereit, wird über
'Eines Bibelforschers Weltanschauung'
sprechen. Sicher werden unsere verehrten Leser diese Gelegenheit mit Freuden begrüssen. Wir haben die bestimmte Erwartung, dass der Bibelforscher-Verinigung daran anschliessend von den verschiedenen Sendestationen Deutschlands regelmässig die Möglichkeit gewährt wird, zum Nutzen des Volkes allgemein interessierende Themen über Radio zu behandeln."

Was die genannte „bestimmte Erwartung" anbelangt, ist allerdings zu registrieren. Sie blieb ein „Luftschloss". Immerhin der einmalige Vortrag konnte tatsächlich gesendet werden. Ehrensache für das „Goldene Zeitalter", selbigen auch in seinen Spalten zu dokumentieren, und zwar in der Ausgabe vom 1. 9. 1928.
Nachstehend sei er zur Ermöglichung einer eigenen Meinungsbildung, vorgestellt:
„Eines Bibelforschers Weltanschaaung
Radiovortrag, gefunkt über den Deutschlandsender Königswusterhausen
Das „Für und Wider" der bestehenden verschiedenen religiösen, philosophischen und politischen Weltanschaungstheorien erscheint nur solange beunruhigend, wie man im „Kampf der Geister" selbst einen ruhenden Punkt noch nicht gefunden hat.

Der Ausdruck: „soviele Menschen - soviele Weltanschauungen" ist zweifellos eine Übertreibung, aber ebenso wahr ist es, daß heute viel mehr als zu irgendeiner Zeit sich jeder im reiferen Alter befindliche Mensch ein Weltbild zu machen sucht. Warum ist das so?

Eben, weil Dinge, Verhältnisse und Zustände unserer Tage mit ihrem seit Jahren unfruchtbar bleibenden, oft katastrophalen Geschehen die Menschen heute mehr als früher zum Denken veranlassen, ihnen gewissermaßen die Frage aufzwingen:

„Warum - wenn es einen Gott gibt - ist heute alles so trostlos auf der Erde, und warum wird es nie besser, sondern scheinbar immer schlechter?"

Das ungestüme Fragen unserer Zeitgenossen fordert Auszug und Antwort. Von den verschiedensten Seiten bemüht man sich beides zu geben. Das Resultat sind die verschiedensten Weltanschauungstheorien und Parteiprogramme, an denen unsere Zeit so reich ist.

Nachdem ungezählte Versuche der verschiedensten Geistesrichtungen - den in Not und Unruhe geratenen Organismus das Weltgeschehen in Ordnung zu bringen - versagten, ist es nicht verwunderlich, daß man sich allgemein auch wieder der Religion zuwendet, in der Hoffnung, durch sie die ersehnte Beruhigung der Lage zu bewirken. Und „wahre" Religion vermöchte diese Hilfe auch zu bringen; ja es ist unzweifelhaft, daß sie auch allein die Verhältnisse zu ändern und zu bessern vermöchte. Aber, es müßte auch wirklich „Religion" sein und sich hinausheben über das, was wir bis heute allgemein als Religion ansahen, was aber bis zur Stunde weder uns noch andern Völkern der Christenheit in gleicher Lage das Los abzuwenden vermochte, das wir tragen und beklagen.

Der Begriff „Religion" - gleichbedeutend mit Gottesverehrung - sollte immer streng geschieden werden von den Mitteln, deren der Mensch sich bedient, um „religiöser Form" Ausdruck zu geben. Religion also sollte unterschieden werden von religiösen Zeremonien.

Wo dieser Unterschied zwischen wirklicher Religion und religiös scheinenden Zeremonien verwischt wird, ist man verantwortlich dafür, daß die Menschen anstatt wirklicher Religion lediglich wertlose zeremonielle Ausdrucksmittel religiöser Form besitzen, die - da sie eben nur Äußerlichkeit sind - im Ernstfall völlig versagen. Aus diesem Grunde auch vermochte bei Ausbruch des Weltkrieges die äußere Form eines Christentums, wie es die Christenheit der Erde eben nur besaß, den Weltkrieg unter den Christen - Brudervölkern - nicht zu verhindern.

Wahre Religion ist die tiefinnerste, Wesen gewordene Einstellung des Menschenherzens zu Gott, zum Gottwohlgefälligen und damit zum Gottgleichen. Die Fülle der voneinander abweichenden verschiedenen Dogmen und zeremoniellen Gebräuche der verschiedenen Kirchenrichtungen der Welt aber sind eben nur Theorie, sind lebenslose, symbolische Darstellungen vergangener, gegenwärtiger oder zukünftiger Geistesrichtungen, die - mit Ausnahme eines vorübergehenden Einflusses auf das Gefühl - ohne jeden realen Wert für die Innengestaltung des Menschen bleiben. Um daher in unseren ferneren Ausführungen alle Begriffe genau zu präzisieren, unterscheiden wir streng zwischen „Religion" und „religiöser Form". Mit religiöser Form bezeichnen wir die auf ein bestimmtes, oft auch politisch durchsetztes Ziel konzentrierten religiös erscheinenden Formen und Zeremonien der verschiedenen Kirchen der Welt, während wirkliche Religion eigentlich nur einen im Inneren des Menschen sich abspielenden Vorgang kennzeichnet, der ganz unabhängig ist von einer Zugehörigkeit zu irgendeiner Kirchenrichtung.

Zusammenfassend konstatieren wir also: Religion im Sinne der Bibel ist das im Herzen eines Menschen wohnende, Wesensart gewordene Bedürfnis, Gott zu ehren durch gottwohlgefälliges Handeln im eigenen Leben und an allen Menschen.

„Religiöse Form" aber bezeichnet jene im Christentum unserer Tage geübte Unsumme von Zeremonien und Äußerlichkeiten, die zwar zweifellos oft sehr schön aussehen, aber nun doch leider mit all ihrem vergänglichem Glanz die Dunkelheit des Erdendaseins bis zur Stunde nicht zu wandeln vermochten. Unsere unpersönlichen Ausführungen möchten aber bitte nicht als Kritik, sondern als das Bemühen einen besseren Weg zu zeigen betrachtet werden.

Wie kommt der Mensch zu wahrer Religion?
Das ganze Menschendasein baut sich auf der Fähigkeit des Menschen verstandesgemäß Eindrücke aufzunehmen und zu verwerten. Was nur gefühlsmäßig aufgenommen wird ist von kurzer Dauer. Darum auch kann Religion im Sinne der Bibel dem Menschen nie durch gefühlsmäßige Eindrücke, sondern nur mittels seines Verstandes zuteil werden. Aus diesem Grunde lehnen Bibelforscher es ab, die Menschen gefühlsmäßig durch Zeremonien und anderes zu beeinflussen, suchen aber um so mehr, sie zum verstandesgemäßen Erforschen der Bibel und zur Annahme ihrer Grundsätze zu bewegen.

Niemand der wahrhaft die Bibel vertritt und ihr zu dienen bemüht ist sollte das Erwachen der Menschheit und die Tatsache, daß sie allgemein mehr als früher anfängt zu denken, fürchten, sondern man sollte dies begrüßen. Darum sind auch alle Maßnahmen, die ein Unterbinden der Denkfähigkeit des Menschen zugunsten religiöser Form und Dogmen anstreben als ein Unrecht an wirklicher Religion, d. h. als ein Unrecht an der Bibel und als ein Hindernis auf dem einzig möglichen Wege zur Gesundung zu bezeichnen. Mögen solche Maßnahmen nun auf dem Gebiete der Kindererziehung, des Schulunterrichtes, der allgemeinen Literatur oder sonstwo liegen, wenn ihr Ziel ist, irgendwo die Denkfreiheit zu unterbinden, sind sie menschenfeindlich. Es wird sich freilich nicht vermeiden lassen, daß bei unbehinderter Denkarbeit auch dieser und jener dunkle Platz des Geisteslebens der Erde durchwandert, durchlebt, durchdacht und aufgeklärt werden muß; aber, wie und warum will man das verhindern? Schaden einem Rennfahrer bezüglich seines Könnens die gemachten Umwege, oder einem Philosophen gemachte und dann erst erkannte Fehlschlüsse?

Vermehren sie nicht die Kraft und das Wissen?
Was wir sagen wollen ist dieses:
Schund und Schmutz sind aus dem Leben der Menschen nicht mittels gesetzlicher Maßnahmen zu entfernen, solange sie nicht aus den Herzen der Menschen entfernt sind! Das Herz oder die Gesinnung aber ist mit Gesetzen nicht zu wandeln, sondern muß - um dieses zu erreichen - mit wahrer Religion, d. h. mit Erkenntnis der Bibel und ihrer Wahrheiten erfüllt sein, und das kann nur über den Verstand des Menschen, über seine Fähigkeit zu denken erfolgen.

Es gebrauchte einmal jemand den Ausdruck: „Wie der Mensch, so sein Gott." Angesehen von einem Körnchen relativer Wahrheit in diesem Satz stellt er dennoch als Ganzes eine bedauerliche Gedankenlosigkeit dar; denn das Umgekehrte ist der Fall, nämlich: „So wie dein Gott, so bist du", d. H.: „So, wie du dir deinen Gott vorstellst und denkst, so wird er deine Gedankenwelt erfüllen und dich gerade so beeinflussen, wie du über ihn denkst." Formuliert hieße dies: „Nicht der Mensch macht die Gotteserkenntnis, sondern Gotteserkenntnis macht den Menschen." Und darum ist eine richtige Gotteserkenntnis von allerhöchster Bedeutung für dieses Leben. - Wieso?

Ideale und Vorbilder sind im Leben des Menschen von großer Bedeutung. Das höchste Ideal eines Menschen wird auch den größten Einfluß auf sein Leben ausüben. Wenn wir es nun als feststehend ansehen, daß es für einen Menschen ein höheres Ideal als Gott nicht geben kann, dann ist von diesem Gesichtspunkt aus ein rechtes Verständnis des Menschen über Gott - also ein richtiger Gottesglaube - von allergrößter Bedeutung. Glauben aber heißt nicht nur irgend etwas „für wahr halten", weil andere es auch für wahr halten, sondern heißt innerlich und ohne jedes Hemmungsgefühl überzeugt zu sein. Eine bestimmte Überzeugung aber kann sich wohl nur herausbilden, wenn alles „Für und Wieder" sorgfältig geprüft wurde und ein zufriedenstellendes, verstandesgemäß erfaßtes Resultat verbleibt. Nur ein so aufgebauter Glaube vermag den Menschen zu nützen und Halt zu bieten.

Wir halten es daher auch nicht für richtig, im Menschenherzen sich erhebende Zweifel einfach immer mit einem „du mußt glauben" zurückzuweisen, sondern wünschen vielmehr stets alle Einwände sorgfältig zu würdigen und darauf zu antworten. Zu diesem Zwecke greifen wir jetzt eine schon am Anfang unserer Ausführungen wiedergebene Frage auf, die fast überall im Herzen der Menschen wohnt. Sie lautet:

Warum - wenn es einen Gott gibt - ist heute alles so trostlos auf der Erde, und warum wird es nie besser, sondern scheinbar immer schlechter?
Warum läßt Gott das Böse zu?
Diese Frage läßt sich zusammenfassen in die Worte:

Warum läßt Gott das Böse zu?
Wir wollen nun im Rahmen dieses Vortrages, der unsere Weltanschauung darlegt, kurz diese Frage beantworten.

Gutes und Böses herrschen in der Welt, und das Böse hat überall die Oberhand. Da keine Wirkung ohne Ursache ist, muß auch das Gute und das Böse eine Ursache haben.
Die Quelle alles Guten ist Gott, - alle seine Werke sind Güte und Liebe, denn sie sind schön. Die Harmonie seines weltweiten Schöpfungswerkes, wo überall - um der Wohlfahrt des Ganzen willen - sich eins in das andere einfügt, unterordnet und aufgeht, ist eine Offenbarung seiner hervorragendsten Eigenschaft, der Selbstlosigkeit. Die Bibel sagt in ihrer durch Einfachheit des machtvollen Ausdrucks bewiesenen Göttlichkeit: „Gott ist Liebe!"
Gottes Forderung an die Menschheit ist göttlich, allumfassend und kindisch einfach. Sie lautet: „Du sollst Gott über alles lieben und deinen Nächsten wie dich selbst." Jesus sagt, daß diese beiden Gebote die Summe aller wahrhaften Religion enthalten, wenn er lehrt: „In diesen zweien Geboten hanget das ganze Gesetz und die Propheten."

Warum aber ist der Mensch so böse?
Auch hierauf antwortet die Bibel. Der Mensch ist nicht böse, weil er in sich selbst böse ist. Es gibt keinen Menschen, der es liebt als böser Mensch bekannt zu sein; aber der Mensch ist böse, weil auch eine Quelle alles Bösen da ist, deren völliges Versiegen jedoch nahe vor der Tür steht. Die Quelle alles Bösen aber ist Satan, der Teufel.

Die Frage, warum Gott denn einen Teufel schuf aufnehmend, antworten wir, daß Gott keinen Teufel geschaffen hat. Nach der Bibel war Satan - sein biblischer Name ist Luzifer - ursprünglich ein reines sündloses Geiswesen, welches, wie der Prophet Hesekiel im 28. Kapitel sagt, von Gott als beschützender Cherub zur Bewahrung des ersten Menschenpaares in den Garten Eden gesetzt worden war. Luzifer aber mißbrauchte diesen ihm von Gott zugewiesenen Vertrauensdienst, wurde stolz und suchte seine eigene, anstatt Gottes Ehre. Der Profet Jesaja berichtet wörtlich im 14. Kapitel hierüber und sagt, daß dieses wilensfreie, stolzgewordene Geistwesen in seinem Herzen folgenden empörerischen Entschluß faßte:

„Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben - ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleich machen dem Allerhöchsten."

Dieses Bibelwort sagt also, daß Luzifer ein angebeteter Herrscher werden wollte, wie Jehova Gott selbst, und - um dieses zu erreichen - versucht hat, die Menschen vom Gehorsam gegen Gott abzuwenden und zur Unterordnung unter sich - Luzifer - zu bringen. Die Verführung und der Sündenfall des willensfreien Menschen in Eden waren das Resultat dieses Versuches.

Da Gott Liebe ist und sein Gebot an die Menschen „Liebe zu Gott und alles umfassende Nächstenliebe" fordert, konnte Luzifer - um die Menschen fortzuführen - nur Wege gehen, die den vom Schöpfer eingeschlagenen Wegen entgegengesetzt waren, nämlich, anstatt Liebe zu Gott und zum Nächsten, Wege der Menschenvergötterung und Eigenliebe.

Es ist unnötig, irgend etwas weiteres zum Beweise dafür anzuführen, daß dies wirklich der Weg war, den die Welt in den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte seit Eden gegangen ist. Des Menschen letzte Weisheit für Völker und Einzelwesen seit jener Zeit war nicht Nächstenliebe, sondern der Grundsatz: „Jeder ist sich selbst der Nächste."

Natürlich hätte Gott - unter Vergewaltigung des freien Willens des Menschen - eingreifen und den Ungehorsam verhindern können, aber seine Gerechtigkeit ließ diese Vergewaltigung nicht zu. Gott gab dem Menschen vielmehr die Belehrung: „Wenn du die dir nicht gehörende Frucht issest, d. H. Ungehorsam und selbstsüchtig wirst, mußt du sterben." Nachdem aber - wegen des im Menschen lebenden Forschungsdranges und der Versuchung durch Luzifer - die Belehrung den Menschen nicht mehr aufhielt, blieb für den Schöpfer in seiner Weisheit nur noch der von ihm längst zuvor erkannte Weg, den Menschen unter Satans Herrschaft - der er sich ja selbst unterworfen hatte -, den Weg der Erfahrung mit dem Bösen gehen zu lassen. Seitdem geht die Menschheit diesen selbstgewählten Weg. Daß wirklich das Böse, also Satan, auf Erden die Oberhand hatte und noch hat bedarf ja keiner weiteren Diskussion.

Wenn im Neuen Testament, und zwar in Lukas 4 Vers 6, Satan die auch von Jesus unwidersprochen gebliebenen Worte gebrauchte, er - Satan - sei der Herrscher aller Reiche dieser Welt und er gebe ihre Macht wem immer er wolle, und wenn auch Jesus selbst im Evangelium Johannes Kapitel 12 Vers 31 sagt, daß Satan der Fürst dieser Welt sei, so sollte dies natürlich von niemand so aufgefaßt werden, als ob die Bibel sagen wollte, irgendwelche Dinge, Menschen oder Personen ließen sich bewußt als Diener oder Agenten Satans gebrauchen.

Der Gedanke ist ein ganz anderer; denn es gibt sicherlich keinen Menschen auf Erden der gerne etwas mit diesem gefallenen Engel - Luzifer - Satan, zu tun hätte. Aber die Bibel wünscht zu sagen, daß die Menschen - weil sie nicht erkennen, daß die Einflüsse, welche sie zu Selbstsucht, Eigennutz, Haß, Betrug, Blutvergießen und ähnlichem beeinflussen, nicht von Gott kommen können - falsch geleitet, falsch geführt, also vom Fürsten dieser Welt verführt sind. Die Bibel wünscht zu sagen, daß mit dem Einfluß jenes falschen, Gott entgegengesetzten Geistes, der heute die Gesinnung wohl der allermeisten Menschen füllt, nicht Gott, sondern Satan unbemerkt auch alle Angelegenheiten des öffentlichen Lebens der Menschen und Völker mehr oder minder beeinflußt.

Die trostlosen Ergebnisse des allgemeinen Zustandes der Menschheit, sowie der sozialen, wirtschaftlichen und allgemeinen Lage der Erde beweisen zur Genüge, daß diese ungesegneten Einflüsse nicht von Gott sein können.

Der Apostel sagt: „Der Fürst dieser Welt hat die Sinne der Ungläubigen, d. h. Keinen wahren Glauben habenden, verblendet, daß ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums", d. h., daß sie die daraus möglichen Glücks- und Geistesgüter nicht erlangen.

Not, Verbrechen, Sünde, Krieg und Armut sind also nicht Gott, sondern der Verführung oder falschen Führung durch Satan, dem Fürsten dieser Welt und dem falschen Geiste, der infolgedessen selbstgewählt und gewollt die Menschenherzen füllt, zuzuschreiben. Das größte Hindernis auf dem Wege der Gesundung aber ist die Tatsache, daß dieses alles von den Menschen nicht erkannt wird; denn, durch religiöse Formen getäuscht - sich völlig als Christen fühlend - erkennen sie nicht, daß ihr Handeln den Forderungen wahrer Religion, d. h. der Bibel, entgegengesetzt ist. Außerdem versteht der Teufel diejenigen, die auf seine Verführung hinweisen, trotzdem sie in Wahrheit Wohltäter der Menschheit sind, als Feinde der Ordnung hinzustellen. Er lenkt die Menschen immer wieder von einer Erkenntnis wichtiger Wahrheiten des Lebens und wahrer Religion ab und führt sie immer wieder mit dem Täuschungsmittel religiöser Form auf Wege, die bis jetzt nur Unglück brachten und auch weiter bringen werden. So knechtet, fesselt und unterdrückt er das Königtum Mensch, das unter der Universalherrschaft Jehovas, des Schöpfers Himmels und der Erden, so glücklich sein könnte.

Jedoch das übereinstimmende Zeugnis der Bibel beweist, daß die Zeit der Befreiung der Menschheit und das in der Offenbarung Kapitel 20 genannte Binden Satans vor der Tür steht.

Zeichen hierfür sind - in der Bibel vor langen Zeiten vorausgesagt - überall ringsumher auf der ganzen Erde wahrnehmbar. Eine der markantesten Beschreibungen dieser Zeichen gibt Jesus in Matthäus 24, wo seine Jünger ihn nach Zeichen für das Ende dieses Zeitalters fragen und er erklärt, diese Zeichen würden sein: Kriegswirren, weltweite Kriege von Nation zu Nation und Königreich wider Königreich, Hungersnöte, Seuchen Erdbeben usw.

Seit dem Jahre 1914 ist eine ununterbrochene Folge genau dieser Geschehnisse auf Erden zu verzeichnen, und in der allgemeinen, auf der ganzen Erde ununterbrochen zunehmenden Bibelforscherbewegung und ihrer Missionsarbeit sehen wir gleichfalls eine Erfüllung des 14. Verses dieses 24. Matthäus Kapitels, der da lautet: „Und das Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreise, allen Nationen zu einem Zeugnis und dann wird das Ende kommen." -

 Eine weltweite Predigt des Königreichs-Evangeliums?

Die Konsequenz aller Tätigkeit der Bibelforscher der ganzen Welt ist die immer wieder von neuem in die Menschenmassen hineingerufene Botschaft, daß wir seit 1914 eingetreten sind in die Zeit der beginnenden Aufrichtung des Königreiches Gottes auf Erden, in welchem Satan gebunden worden, Jesus als König herrschen und durch welches „Friede auf Erden" entstehen soll.

Einige Zahlen mögen beweisen, wie umfangreich diese Tätigkeit der Bibelforscher - deren Zentralbüro in Magdeburg seinen Sitz hat - sich in den letzten Jahren gestaltete:

Allein in Deutschland sind in den letzten Jahren durch die Bibelforscher Hausmission verbreitet worden: über 8 Millionen Bücher und Broschüren, über 25 Millionen Zeitschriften, annähernd 150 unentgeltlich verbreitete Traktate usw.
Ein Vielfaches dieser Zahl ist die Summe der Schriften, die in allen anderen Ländern der ganzen Welt und in allen Sprachen der Erde zur Verbreitung kamen. Auszugehen ist hierbei von der Tatsache, daß in manchen Ländern die Bewegung verhältnismäßig noch wesentlich stärker ist als in Deutschland.

Alle Literatur wird zu Selbstkosten durch unbezahlte, freiwillige Mitarbeiter verbreitet, die von Haus zu Haus gehen, weil Liebe zur Sache und keineswegs Erwerbs- oder Gewinnabsichten das anspornende Motto bei der Verbreitung sind.
Mehr als 10.000 solcher freiwilliger unbezahlter Hausmissionare suchen in Deutschland täglich in ihrer Freizeit und sonntags das ganze Jahr hindurch in selbstloser Weise der Verbreitung biblischer Wahrheit zu dienen.

In den Vereinigten Staaten und in Kanada hat die Bibelforscher-Vereinigung zehn eigene Radiostationen, während auch noch über 43 weitere Sendestationen fremder Gesellschaften die Bibelforscher Vorträge wöchentlich gefunkt werden.

Die Botschaft, die von Bibelforschern überall auf der ganzen Erde zur Verbreitung kommt, ist kurz skizziert folgende:
Gott schuf den Menschen nicht für den Himmel, sondern für die Bestimmung, ewig als Mensch auf der Erde zu leben. Durch den Sündenfall und das darauf folgende Todesurteil ging den Menschen also auch nicht der Himmel, sondern die Fähigkeit, als Mensch auf Erden ewig zu leben, verloren. Und aus Offenbarung Johannes Kapitel 21 Vers 3 und 4, sowie Jesaja 65 Vers 21-22, Micha 4 und anderen Stellen der Heiligen Schrift geht klar hervor, daß, wenn das große, von Gott verheißene Befreiungswerk der Menschheit vollendet sein wird, die Menschenwelt alles wider erlangen wird, was ihr durch Satans Verführung verloren ging, also ewiges menschliches Leben auf paradiesgleicher Erde in Harmonie mit Gott. Wir lesen in den genannten Bibelstellen: „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen - und er wird jede Träne abwischen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein -. Und sie werden Häuser bauen und sie bewohnen und Weinberge pflanzen und ihre Frucht essen. Sie werden nicht bauen und ein anderer es bewohnen, sie werden nicht pflanzen und ein anderer essen." „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden und ihre Speere zu Winzermessern; nicht mehr wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen."

So spricht die Bibel über die Zeit, der wir entgegengehen, die Zeit des auf Erden aufgerichteten Königreiches Gottes. Satan und alles Böse werden für ewig vernichtet werden und die Menschheit wird durch die dann durchlebte Erfahrung des Bösen für ewig gegen alle Böse geschützt sein. Durch den Einfluß der Wahrheit der Bibel, durch wahre Religion soll sie hierzu geführt werden.

Das heute allgemein einsetzende Gott- und Wahrheitssuchen weiter Kreise der Menschheit ist der Ausdruck des Bemühens der Menschen, den unsichtbaren, harten Geistesfesseln der Herrschaft des Bösen und seines Regenten - Satans - zu entrinnen und jenen gesegneten Zustand zu erreichen, den Jesus den Menschen auf Erden verhieß, wenn er seine Jünger beten lehrte:
„Zu uns (d. h. zu uns auf die Erde) komme dein Reich, damit dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden."

Damit dies kommen kann aber braucht die Menschheit Erkenntnis, Erkenntnis der Wahrheit der Bibel und Erkenntnis Gottes. Hierin allein liegt das Heil der Welt, wie ein kleiner einfacher Vers es ausdrückt:
Drum, wenn's auch lange wärte,
Bald ist's vorbei!
Was alles Volk beschwerte
Wird - wie's auch sei -
Hinwegtun jener Morgen,
Den Seher künd'ten lang,
Die Welt wird - statt mit Sorgen -
Erfüllt sein mit Gesang.
Schon fall'n des Tages Lichter
Auf müde Angesichter -
Nur e i n s, Mensch, mußt du machen:
Du mußt zuvor erwachen!

Möchten diese wenigen Worte eine Anregung werden, auch von dem hier angedeuteten Gesichtspunkt aus einmal die schwebenden Fragen alles Menschenleides zu betrachten; vielleicht wird dies einigen helfen, das wirkliche Heilmittel für alles Erdenleid zu finden in wahrer Gotteserkenntnis und wirklicher Religion.
Mit diesem herzlichen Wunsch schließen wir unseren Vortrag: Auf Wiederhören!"

Als Kommentar zu diesem Radiovortrag drängt sich zumindest mir der Eindruck auf. Einerseits eine „Sonntagsrede", welche neuralgische Punkte geflissentlich umschifft. Zum zweiten wohl aber auch - vom Anspruch her - so konzipiert, als sei man den Großkirchen ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen. Und genau dies sollte sich als der entscheidende Trugschluss erweisen. Nur eine GZ-Ausgabe davor (15. 8. 1928) hatte man vehement Klage darüber geführt, sich diversen gegnerischen Angriffen ausgesetzt zu sehen - auch auf der Justizebene. Man beklagt, dass der Gemeinnützigkeitsstatus, welcher erhebliche steuerliche Vorteile für den Inhaber bietet, massiv angefochten sei. Das war doch die eigentliche Sachlage zu der Zeit. Der Anspruch „wir sind wer", welchen das GZ da offeriert, glich eher einem Ruf im einsamen Wald. Das dies der erste und zugleich letzte Radiovortrag der Bibelforscher zur Zeit der Weimarer Republik war, stellte sich im nachfolgenden, noch überdeutlich heraus.

Ein Radio-Vortrag
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 18. November 2013 08:03
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Radio-Vortrag, gehalten durch Sendestation WBBR, Wellenlänge 256,3 m, liest man ungezählte male auch in den deutschen Ausgaben des „Goldenen Zeitalters". So auch wieder in dessen Ausgabe vom 1. 11. 1928. Da mag es dann doch mal angebracht sein, sich (auszugsweise), solche eine „Radioberieselung" anzutun; so, wie sie das GZ in gedruckter Form offeriert. Die genannte Ausgabe vom 1. 11. 28 berichtet unter anderem:

Die meisten Menschen glauben, daß das Weihnachtsfest der Geburtstag Jesu sei. Das ist jedoch nicht richtig. Das heilige Kind wurde etwa am 1. Oktober geboren. Es ist also auch nicht richtig, wie viele Leute glauben, daß das Weihnachtsfest von den Kirchen zur Ehre Christi gefeiert wird. Aber für die Allermeisten ist die Feier zu dieser Jahreszeit mehr als alles andere ein gutes Geschäft. Für die Kirchen ist es eine Gelegenheit, Geld zu sammeln, wie es für die Geschäftsleute eine Gelegenheit ist, besonders gute Verkäufe zu machen. Wenige nur sind über die wahre Bedeutung der Geburt Jesu unterrichtet.

Wenn auch dieser Zeitpunkt der Geburtstagsfeier nicht richtig ist, so ist es doch zu jeder Zeit angebracht, von dem zu reden, dessen Geburt mehr für die Menschheit bedeutet, als die Geburt irgendeines anderen Wesens, das je auf Erden geboren wurde. ...

Der damalige römische Kaiser, der Beherrscher Palästinas, erließ eine Verordnung, daß alles Volk besteuert werden solle. Alle mußten sich in ihre Vaterstadt begeben, wo sie gezählt und zur Steuer eingeschätzt wurden. Joseph, der Zimmermann, stammte aus dem Hause Davids, obwohl er in der Stadt Nazareth wohnte. Er mußte darum in Davids Stadt gehen, um sich dort schätzen zu lassen. Da auch Maria aus demselben Geschlecht, aus dem Hause Davids stammte, ging sie mit ihm. Der Herr geleitete sie dorthin, weil es seinen Absichten entsprach, daß das Kind dort geboren werden sollte. ...

Den Hirten, die auf dem Felde bei ihren Herden wachten, erschien der Engel des Herrn. „Und die Herrlichkeit des Herrn erleuchtete sie, und sie fürchteten sich mit großer Furcht. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht; denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird; denn euch ist heute in Davids Stadt ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr." ...

Neunzehnhundert Jahre sind seither vergangen. Diese prophetische Botschaft ist während der letzten Jahrhunderte durch die Verbreitung von 600 000 000 Bibeln in allen Sprachen verkündigt worden.
Doch, seltsam, trotzdem sich die zivilisierten Völker der Erde seit dem Jahre 800 n. Chr. Als christliche Nationen bekannten, und trotzdem der Engelgesang Jahr für Jahr wiederholt wurde, traten die herrschenden Mächte der Erde noch die Geistlichen für Frieden und Wohlgefallen auf Erden ein, noch wurde Gott in der Höhe Ehre dargebracht. Alle haben ihre eigene Ehre und ihren eigenen Vorteil gesucht.

Heute, steigen die Wogen der Furcht vor einem kommenden Krieg höher und höher. Unter dem Vorwand, daß sie in Friedenszeiten zum Kriege rüsten müßten, rüsten sich die Nationen mit Mordwaffen des Krieges aus. Wenn wir den Horizont des Weltgeschehens betrachten, sehen wir eine grauenhafte Gefahr näher und näher kommen. ...

Die Geburt Jesu hat unsrem Planeten bis jetzt noch keinen Frieden gebracht, noch brachte die von Jesus gepredigte Botschaft internationale Übereinstimmung, Harmonie und Zusammenarbeit. ...

Durch seinen Propheten Jesaja und Hesekiel gibt uns Jehova Gott einige Informationen über Eden. Obwohl Adam und Eva als erwachsene Menschen erschaffen waren, waren sie doch Kinder in bezug auf Erfahrung; darum unterstellte sie Gott in liebevoller Fürsorge der Aufsicht eines Schutzengels, der ihr unsichtbarer Lehrmeister sein sollte. Hesekiel sagt, als für Gott sprechend, zu diesem Engelwesen:
„Du warst ein schirmender gesalbter Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht." Jesaja sagt uns im 14. Kapitel, im 12. Verse (engl. Übersetzung), daß er Luzifer, das heißt „Lichtträger" hieß. Doch anstatt den Weg Adams und Evas zu erleuchten, tat Luzifer etwas anderes. Hesekiel sagt:
„Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tage an, da du geschaffen worden, bis Unrecht an dir gefunden wurde."

Luzifer begehrte, ein eigenes Königreich zu haben; und es gelüstete ihn nach der Herrschaft, die der Herr Adam anvertraut hatte. Dieses Begehren war sein Fall. „Wie bis du vom Himmel gefallen, du Glanzstern [Luzifer], Sohn der Morgenröte! ... denn du sprachst in deinem Herzen: Zum Himmel will ich hinauffahren, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben ... Ich will mich gleichmachen dem Höchsten."
Das heißt, er wollte ein Herrscher sein, der von seinen Untertanen als Gott angebetet wird. In seiner Schlauheit erkannte er, daß, wenn es ihm gelingen würde, Adam und Eva auf seine Seite zu bekommen, er auch ihre gesamte Nachkommenschaft vom Gesetz abwendig machen und unter seine Herrschaft zwingen würde ...

Gott konnte Satans Herrschaft über die Erde nicht anerkennen; denn er hatte ihn nicht hierzu ermächtigt. ...
Doch inmitten des Reiches des Teufels hat Gott der Herr während all der vergangenen Jahrhunderte seine treuen Vertreter gehabt. ...

Jesus suchte weder Kompromisse mit der Organisation Satans zu schließen, die damals genau wie heute aus dem Großgeschäft, der hohen Politik und der hohen Geistlichkeit bestand, noch suchte er diese Organisation zu reformieren ...

Der Apostel Johannes sagt: „Hierzu ist der Sohn Gottes geoffenbart worden, auf daß er die Werke des Teufels vernichte." (1. Johannes 3:8) Welches war die Gott wohlgefällige Art dies zu tun? Etwa indem er das Volk gegen die Regierung aufwiegelte und eine Revolution herbeiführte? O nein! Als Jesus die fünftausendköpfige Volksmenge mit fünf Broten und und zwei Fischen gespeist hatte und diese ihn, durch dieses Wunder begeistert, zu ihrem König machen wollten, entzog er sich ihnen. Gott würde ihn zum König machen, nicht Menschen, und Gottes Stunde war noch nicht gekommen. Zu dem römischen Statthalter sagte Jesus: „Wenn mein Reich von dieser Welt [dieser ungerechten Organisation] wäre, würden meine Diener für mich kämpfen, daß ich den Juden nicht überliefert würde." ...

Wir haben bereits in vielen vorhergehenden Radio-Vorträgen bewiesen, daß wir uns in den letzten Tagen der Welt befinden, und daß Christus Jesus unsichtbar als ein herrliches Geistwesen gegenwärtig ist. Wenn nun der Friedefürst da ist, warum haben wir dann noch nicht Frieden und Wohlgefallen auf Erden? Warum herrschen heute Bedrängnis, Furcht und Ratlosigkeit unter den Nationen? Die Bibel antwortet:
Im Jahre 1914 hat Gott dem Reiche oder der Welt des Teufels erklärt: „Bis hierher und nicht weiter! Dein Ende ist gekommen. Die Zeit der Nationen ist zu Ende." ...
Auch der Völkerbund kann sie nicht wieder zusammenflicken.

Weiteres in Sachen „Stern-Verlag"

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. Februar 2013 00:11
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Auf den Fall des „Sternverlages" und der von ihm verlegten Schrift „Die größte Geheimmacht der Welt", wurde schon im Kontext des Berichtes über das „Goldene Zeitalter" vom 15. 10. 1926 eingegangen.

GZ Zeitreise Jahrgang 1926
Insbesondere über die Rolle des deutschen Bibelforscher-Häuptlings Balzereit dabei, sind wohl einige ungeklärte Fragezeichen zu notieren. Wird doch unterstellt (und das ist bis heute nicht beweiskräftig widerlegt), Balzereit selbst sei der Verfasser jener Kampfschrift, die letztendlich einer gerichtlichen Bewertung zugeführt wurde.
Das diesbezügliche Verfahren lief allerdings so ab, dass nur der Verleger vor Gericht erscheinen musste. Balzereit hingegen weder als formal Angeklagter, noch als Zeuge, in Erscheinung trat. Insofern hat er es wohl verstanden, juristischen Fallstricken aus dem Wege zu gehen. Und so kann man den das Endergebnis jener Verhandlung, kaum als befriedigend „aufgeklärt habend" bezeichnen.

Nachweisbar ist auch die massive Reklame für jene Schrift in der deutschen Ausgabe des „Goldenen Zeitalters". Jene massiv gerührte Werbetrommel erzwingt schon die Frage. Und? welche auch materiellen Interessen an ihr, hatte Balzereit?
Über seinen Verlagsvertrag mit jenem Verlag, macht er ja keine Angaben. Eine Schrift die jedoch - auch dank der GZ-Reklame - in einer die Hunderttausend erreichenden Auflage erscheinen kann, dürfte wohl auch für dessen Verfasser einiges an Tantiemen abgeworfen haben. Anderweitige Interpretationen bedürfen des Nachweises. Dieser Nachweis ist bis heute nicht erfolgt.

Nun ist erneut in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1928, Reklame für diesen „Sternverlag" zu registrieren.
Es stellt sich allerdings die Frage. Ist dieser „Sternverlag" nicht blos - in diesem Falle - eine Buchhandlung, die Literatur aus anderen Verlagen besorgt und verkauft?! Sicherlich dürfte es so gewesen sein, denn die Schrift über die „Leidens und Todesgeschichte des Johann Huß" erschien in einem Konstanzer Verlag. Bereits in der Ausgabe vom 1. 2. 1926, machte das GZ für sie Reklame. Allerdings nur in der Form der Zitierung des Buchtitels, kombiniert mit der Angabe, beim „Sternverlag" erhältlich.

Wenn der sich in der Sache aber nur als vermittelnde Buchhandlung entpuppt, dann stellt sich schon die Frage. Warum ausgerechnet diese Buchhandlung? Warum überlässt man es dem Interessenten nicht selbst zu entscheiden, über welche Buchhandlung er denn bestellt. Bestellungen führen im Prinzip auch andere Buchhandlungen aus. Die Bezugsmöglichkeit für eine außerhalb des WTG-Verlages befindlichen Verlag, sind nicht zwangsläufig auf nur „eine" Buchhandlung beschränkt. Die Favorisierung des „Sternverlages" auch in diesem Falle, stellt schon erneut die Frage. Und warum? Und welches persönliches Interesse hatte vielleicht Balzereit daran?


Diesmal wählt das GZ (in der Ausgabe vom 15. 2. 1928) den Weg, durch einen Artikel mit etwas umfänglicher Zitierung aus dem in Rede stehenden Buch, das Interesse der GZ-Leserschaft zu forcieren. Selbiges aber zugleich gezielt dem „Sternverlag" als Nutznießer zuzuführen.

Wiederum ist es besonders die Antikatholische Komponente, die auch in diesem GZ-Artikel herausgestellt wird. So liest man z. B. unter der Überschrift „Roms Opfer":

„Es ist bedauerlich, daß man in Deutschland nicht einen gleich festen Standpunkt einnimmt - gegenüber neuen Vergewaltigungsversuchen jener alten römischen Geheimmacht wie es in der Tschecho-Slowakei geschieht."

Hier baut also Balzereit schon seine bekannte Vokabel von der „Geheimmacht" mit ein.
Weiter liest man in dem Artikel:

„Die in vergangenen Jahren erfolgte Zurückberufung des päpstlichen Delegaten und die damit verbundenen Vorgänge beweisen, daß die Tschechen nicht gewillt waren, sich ihre menschliche unverbrüchliche Freiheit rauben zu lassen durch ein arglistiges Priestertum, das die Religion und Bibel nur als Mittel zum Zweck gebraucht, um politisch einflußreich zu werden. Die ernsthafte Diskussion der Konkordatsfrage, die augenblicklich in Deutschland die Bereitwilligkeit mancher zweifelhafter Politiker, Freiheit und Bildungsmöglichkeit des deutschen Volkes zu verschachern, offenbart, war in der Tschecho-Slowakei unmöglich. Das ungerechte und haßerfüllte Handeln an Böhmens Reformator ist dort zu tief im Volke und seiner Geschichte ausgeprägt, als daß man es vergessen könnte."

Man kommt nicht umhin, dieses Votum auch als ein „Hereinhängen" in die damals aktuelle deutsche Innenpolitik zu bewerten. Was wiederum in bemerkenswerten Kontext zu dem Umstand steht, die theoretisch diesbezügliche „Neutralität" in der Praxis nicht einzuhalten.
Hatten die Katholiken damals ihre Zentrumspartei, so ist Balzereit offenbar nicht weit davon entfernt, eine „Anti-Zentrumspartei" zu kreieren.

Blick durch eine arg getönte Brille
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 11. März 2013 00:23
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
Druckt eine Zeitschriftenredaktion eigentlich alle ihr zugehenden Leserbriefe ab? Man geht wohl nicht fehl in der Einschätzung wenn man sagt: Wohl kaum. Ein sicherlich nicht gering zu veranschlagender Prozentsatz landet dabei auch im „Papierkorb". Das, was dann tatsächlich abgedruckt wird, ist das, was der Redaktion ins eigene Konzept passt; respektive von selbiger aus anderen Überlegungen als interessant eingestuft wird.

Diese Sachlage dürfte wohl auch in der Redaktion des deutschen „Goldenen Zeitalters" so bestanden haben, dass seine Auflagenhöhe ja mit Hunderttausende beziffert.
Erfolgt dann noch der Abdruck eines solchen „Leserbriefes", ohne ergänzende und kommentierende redaktionelle Anmerkungen, ist es wohl nicht schwer zu unterstellen, der vermeintliche oder tatsächliche Leserbriefschreiber, artikuliert nur das, was die entsprechende Redaktion auch selbst gerne ausspricht, es sich aber nicht in jedem Fall traut, es „ungeschützt" zu tun. Wie „schön", kann man dann einen „Leserbrief" als handhabaren Puppen-Marionette vorweisen.

Ohne eigenen redaktionellen Kommentar, oder „Richtigstellungen", druckte also das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 1. 3. 1928 einen tatsächlichen (oder vorgeblichen) Leserbrief ab. Da konnte man das nachfolgend-erstaunliche lesen:

„An das Goldene Zeitalter!
Der Schwede Alfred Nobel, der Erfinder des Dynamits, hat ein sonderbares Testament hinterlassen. Diesem zufolge sind die Zinsen seines großen Vermögens alljährlich in vier Preisen aufzuteilen, und zwar je ein Preis für Chemie, Physik, Medizin und ein Friedenspreis. Das heißt, die Preise werden an solche Männer und Frauen gegeben, die auf den genannten Gebieten Hervorragendes geleistet haben im Dienste und zum Wohle der leidenden Schöpfung. Für 1927 ist der Friedenspreis noch nicht verteilt, wahrscheinlich weil das Nobelpreis-Komitee noch nicht imstande war, jemand zu finden, der diesen Preis verdiene. Ich würde dafür sein, daß man Dir und Deinen Mitarbeitern - ich will nicht schmeicheln - den Friedenspreis gebe. Nicht um Dich finanziell zu stützen, sondern weil Deine Tätigkeit auf dem Gebiet des Friedens völlig selbstlos und aufrichtig ist.

Für 1926 ging der Friedenspreis an drei große Politiker, die Herren, Briand, Chamberlain und an den deutschen Außenminister Stresemann.

Man gab diesen Männern den Preis wegen des Abschlusses des Locarno-Vertrages zwischen diesen Mächten. Wenn dieser Vertrag wirklich so etwas Besonderes ist, müßten doch die Völker etwas davon merken. Man macht etwas, nämlich das Gegenteil von dem, was man spricht. Sieh einmal hin nach Frankreich - England. Die Debatten in der französischen Kammer, anläßlich des Militärbudgets zeigen, daß die Väter des Locarno-Vertrages jenseits des Rheines an etwas anderes als an Frieden denken. Mit diesen diplomatischen Winkelzügen ist es gelungen, nämlich den Nationalisten, einen Abbau der Wehrmacht zu verhindern. Das schmeckt nach allem anderen, nur nicht nach Frieden. In England liegen die Verhältnisse ähnlich, in Frankreich zu Lande, in England zur See und in der Luft. Man sieht, das Nobelpreis-Komitee hat sich wohl doch in der Wahl der Träger des Friedenspreises geirrt. Der Prophet hat recht, wenn er sagt, daß die Völker zu einer Zeit ihre Pflugmesser zu Schwertern und ihre Rebmesser zu Spießen umschmieden.

Erinnern möchte ich noch an den Zusammenschluß der Rüstungsindustrie Englands und Frankreichs. Hier hätten die Träger des Friedenspreises ihre Stimme erheben sollen. Man lauscht hinein in die Finsternis und hört Waffenlärm, wie von einem großen Volke. Die Völker schauen aus nach Licht, und siehe, nur das Aufblitzen der Kanonen. Doch das Morgenrot umstrahlt die Höhen. In der Hoffnung, daß Du ohne Nobelpreis für den Frieden weiterhin wirken darfst, grüße ich Dich, liebes Goldenes Zeitalter, als Dein getreuer Leser
N. L. R."

Offenbar trug der zitierte Leserbriefschreiber wohl eine arg getönte Brille. Dinge, die ihm sein Anliegen ihm rosarotem Lichte erscheinen ließen, waren dann wohl auch solche, die man in dergleichen GZ-Ausgabe lesen konnte:

„Die Balfourerklärung, durch die den Juden Palästina zugesprochen wurde, soll dem Umstand zu verdanken sein, daß Dr. Chaim Weizmann eine chemische Entdeckung machte, die der britischen Regierung von großem Nutzen war. Als er nach dem Preise gefragt wurde, weigerte er sich, irgendeine Summe dafür anzunehmen, und er bestand auf seinem schon so vielmals ausgedrücktem Wunsche, daß dem Juden ihr Land gegeben werden sollte.
Wie leicht es dem Herrn, Wege zu ebnen, wenn er es will, um seinem Willen hinauszuführen. Dr. Weizmann ist seit seinem zehnten Lebensjahre Zionist."

Zu der letzteren GZ-Meldung sollte man dann wohl noch hinzufügen. Zeitgenössisch spielten besonders die Antisemiten die „erste Geige" im Anti-Bibelforscherkampf. Wie eben gelesen verklärten die damaligen WTG-Anhänger aber den Zionismus als des „Herrn Wille". Auch wenn diese These später (unter Druck?!?) noch aufgegeben wurde. 1928 war es noch nicht so weit. Da hatte Rutherfords „Trost für die Juden" noch volle Geltung. Die verhinderten Nobelpreisträger von eigenen Gnaden, müssen sich also auch sagen lassen. Mit ihrer Analysefähigkeit der Weltsituation ist es wohl nicht zum besten bestellt. Anderen werfen sie das zwar auch vor. Indessen hat man nicht selten den Eindruck. Ihre Vorwürfe gleichem einem Bumerang!

Samoa
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 26. April 2013 04:30
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Im Dezember 1899 gelang es dem vermeintlich unrechtmäßig vom „Platz an der Sonne" verdrängten Deutschland. Oder anders formuliert:
Im Jahre 1899 gelang es Deutschland, dass im Vergleich zu anderen Kolonialmächten, was den „Erwerb" von Kolonien anbelangte, nicht sonderlich erfolgreich war. Andere Kolonialmächte hatten da weitaus größere Gebiete eingeheimst. Also nun im Dezember 1899 konnte der verhinderte „Möchte-gern-groß-sein", doch noch einen Erfolg verzeichnen. Nicht mittels Kriegsschiffen, wie denn solche Eroberungen im allgemeinen abzulaufen pflegten (nicht selten genug Vorläufer habend, die dem zu „kultivierenden" Volke erst mal die Bibel brachten). Was selbige dann im Rückblick nicht selten so kommentierten:

„Früher hatten wir das Land - und ihr die Bibel. Jetzt haben wir die Bibel und ihr das Land".

Als Ausnahme von dieser Regel, waren es also nicht Kriegsschiffe und Missionare, die da ihr „Kultivierungswerk" veranstalten. Nein, als Ausnahme wurden am Diplomatentisch ein „Deal" geschlossen.

Ort der Begierde: Samoa in der Südsee, ein Inselstaat. Handelnde Akteure:
Großbritannien, die USA und Deutschland. Auch namentlich die USA befanden, Samoa habe kein Recht, Selbstständig zu sein. Gemäß dieser Doktrin krallten sie sich dann auch etliche Inseln davon ein und erklärten die nun zu amerikanischem Staatsgebiet.

Waren die USA damals noch zu schwach? Oder was war es? Jedenfalls war es ihnen wohl nicht möglich, den ganzen „zu verteilenden Kuchen" für sich in Beschlag zu nehmen. Sie mussten an besagter Konferenz sich dazu bequemen einen Teil der Samoanischen Inseln dem verhinderten „Möchte-gern-gross", namens Deutschland zuzugestehen. Und wie nicht selten bei solchen Anlässen registrierbar, hatte man auch flugs salbungsvolle Vokabeln dafür zur Hand. Von Okkupation redete keiner der Akteure. Das las sich in deren Lesart dann anders. Die okkupierten Gebiete wurden unter den „Schutz des deutschen Reiches" gestellt.

Das hatte dann wohl auch den „Vorteil" dass da für einige bislang nicht übermäßig große Sprünge machende deutsche Beamtenseelen ein paar Pöstchen dort abfielen, zum Beispiel als „Gouverneur"

Allerdings, welches Unglück für all diese Blütenträume. Dann kam doch eines Tages der Erste Weltkrieg. Nicht unbedingt in Samoa sich abspielend. Wohl aber auch dort indirekte Auswirkungen habend. Jener Weltkrieg endete dann mit dem vielfach ungeliebten Versailler Vertrag. Und eine seiner Bestimmungen besagte eben auch. Neuseeland (hinter ihm Großbritannien stehend) übernimmt nun das Mandat über diesen Bereich. Die Deutschen haben da nichts mehr zu sagen.

Nun mag ja für den Durchschnitts-Mitteleuropäer Samoa in der Tat eine entlegene Gegend sein. Und da das „Hemd näher zu sein pflegt als der Rock", spielten in der Mitteleuropäischen Tagespolitik, sicherlich andere Aspekte, in den nachfolgenden Jahren, die „erste Geige". Insofern sind diese geschichtlichen Aspekte schon in den Hintergrund getreten.

Es ist aber zugleich nicht ganz uninteressant zu registrieren, wie denn besagte Samoa-Inseln sich in den nachfolgenden Jahrzehnten entwickelt haben. Und dabei mag (zumindest hier), die dortige religiöse Szene ins besondere Blickfeld treten. Und so kann man denn einer Angabe der Wikipedia folgend auch folgende Statistik-Angaben entnehmen. Was die etwas kleineren Religionsgemeinschaften dort anbelangt, weisen selbige die nachfolgenden Prozentzahlen an der Gesamtbevölkerung auf:
Methodisten = 15 %
Mormonen = 12,7 %
Siebenten-Tags-Adventisten 3,5 %
Zeugen Jehovas 0,8 % usw.

Wie man sieht, scheinen die Zeugen Jehovas dort, trotz aller ihrer Anstrengungen, im Vergleich zur religiösen Konkurrenz, nicht sonderlich erfolgreich zu sein. Dennoch befand diese 0,8% Religion es einmal für angemessen, sich dem Thema Samoa im besonderem Maße zu widmen. Und das alles spielte sich in der Ausgabe ihrer damaligen Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter" vom 1. 4. 1928 ab.

Wie bereits ausgeführt, hatte Deutschland dort nach dem Weltkrieg, nichts mehr zu sagen. Hatte Samoa zur Zeit der deutschen Kolonialherrschaft dort, blühend paradiesische Zustände?

Wer das unterstellt, muss wohl ziemlich blauäugig sein. Keine Kolonialmacht war je „Wohltäter" in den von ihr okkupierten Gebieten. Insoweit sie eventuell etwas zur Entwicklung des Landes beitrugen, war dies immer den übergeordneten, ausgesprochenen Ausbeutungs-Interessen untergeordnet. Das dürfte im Falle der deutschen Kolonialherrschaft dort nicht viel anders gewesen sein.

Nun wurde aber registriert. Es gab einen Wechsel. Die neuen Herren waren sicherlich auch nicht viel besser. Genau diesen Aspekt stellt nun das „Goldene Zeitalter" in seinem Artikel heraus. Was dieser Artikel indes nicht sagt ist. Wie denn die Zustände zu Zeiten der deutschen Kolonialherrschaft dort waren. Darüber hüllt es sich dezent in Schweigen. Genau dieses Schweigen offenbart aber eine merkwürdige Parteilichkeit. Wollte das GZ nicht eigentlich „unparteilich" sein?


Die Erben der geplatzten Kolonisationsträume in Deutschland, waren ohne Zweifel die Nazis. Und selbige dürften mit Sicherheit vielleicht sogar das Gefühl gehabt haben.
Was da das „Goldene Zeitalter" in Sachen Samoa schrieb, hätte ebensogut einer nazistischen Gazette entnommen sein können. Bei diesem Aspekt dürfte jedenfalls kein Disszenz zwischen Nazis und dem „Goldenen Zeitalter" bestanden haben! Nachstehend dann noch die Dokumentation des inkriminierten Artikels.
Das „Goldene Zeitalter" schrieb in der genannten Ausgabe:

„Unter dem Vorwande, daß die Deutschen nicht imstande seien, West-Samoa zu regieren, hat der Völkerbund der britischen Regierung Neu-Seelands ein Mandat über das samoanische Gebiet übergeben, und sie gebeten, auf das beste für das materielle und moralische Wohlbefinden wie auch den sozialen Fortschritt der dortigen Bevölkerung bedacht zu sein.

Wir haben soeben einige gedruckte Mitteilungen von S. H. Meredith aus Samoa erhalten, die deutlich zeigen, wie dieses Mandat ausgeführt wird, und sie genügen, das Blut selbst eines besonnenen Mannes in gerechtem Zorn sieden zu machen.

Die Samoaner sind ein stolzes, intelligentes und würdevolles Geschlecht von Polynesiern, die anerkanntermaßen der höchste Typ von Eingeborenen sind, über die die Europäer ihre „segensreiche" Herrschaft ausüben. In Samoa hatte man seit Hunderten von Jahren ein sorglich behütetes System eines Erbrechtes, das sorgfältiger beachtet und durchgeführt wurde, als irgendwo sonst auf der Erde.

Unter dem britischen Mandat aber haben die Samoaner heute viel weniger Rechte als sie es unter der Herrschaft der Deutschen hatten. Sie werden heute von einer Gesetzgebung beherrscht, die in der Tat eine Schöpfung des jeweiligen Gouverneurs ist, den Neu-Seeland ernannte. Die Eingeborenen haben absolut nichts zu sagen oder zu tun, als nur die Abgaben zu leisten, die von ihnen gefordert werden.

In dreißig von dreiunddreißig Distrikten haben die Eingeborenen die gesetzgebenden Beamten, die der Gouverneur über sie eingesetzt hat, abgelehnt. Um sie in ihre Stellungen zurückzubringen, hat nun der Gouverneur eine Bestimmung erlassen, die ihm das Recht gibt, jeden Samoaner aus seiner Heimat zu verbannen, ihn zu schicken, wohin ihm beliebt, ihm seine angeborenen Rechte zu nehmen und ihn gefangen zu setzen.

Unter dieser Tyrannenherrschaft sind die samoanischen Häuptlinge in ihrer ererbten Häuptlingsschaft, die vom samoanischen Volke mit großer Ehrfurcht aufrecht erhalten wurde, und ihrer Heimat beraubt worden. Man hat sie aus der Gegend vertrieben und gezwungen, ihren Namen zu ändern, so daß sie nicht als Häuptlinge anerkannt werden können."

Abraham und die 206 Knochen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. April 2013 01:46
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
In ihrer Rubrik „Zeichen der Zeit des Endes" vermag das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 4. 1928 die nachfolgende erstaunliche Meldung mitzuteilen:

„Abrahms Grab geöffnet
Die Höhle von Machelpa in Hebron, in der sich das Grab Abrahams befindet, ist von den Mohammedanern zur Besichtigung freigegeben worden. Sie liegt in einer Moschee und war bisher den Mohammedanern verboten. In der Höhle befinden sich die Grabmäler von Abraham, Sara, Isaak, Rebekka, Jakob und Lea."

Bei dieser Meldung dürfte wohl der Vatikan mit seinem „Grab des Petrus" arg ins Grübeln gekommen sein, über die da auftauchende Konkurrenz. Und bedenkt man, das Abraham und Co. wohl noch erheblich älter sind, dann verschwinden ja die Vatikanischen Reliquien fast zur Bedeutungslosigkeit.

Woher man dass alles so genau weis, das besagter Abraham genau an der nun im zwanzigsten Jahrhundert im „Goldenen Zeitalter" mitgeteilten Stelle begraben ist, just an dieser Stelle und nicht „irgendwo", das alles bleibt im Nebel des Glaubens verborgen.

Einen eigenen Kommentar, außer der Zuordnung dieser Meldung in der Rubrik „Zeichen der Zeit des Endes", fügt das GZ ja nicht mit hinzu. Es macht auch nicht die geringsten Anstalten, zu dieser Meldung, irgendwelche (und seien sie noch so leise) Zweifel anzumelden.

Der Unbedarfte Leser, auf den sich das GZ im besonderen stützt, soll das alles ja für bare Münze nehmen.

Apropos „Münze". Dieweil es je für den unbedarften GZ-Leser „ausgemachte Sache" ist, dass Abraham dereinst, „bald" auferstehen wird. Und da man ja nun schon ganz genau weis, wo man ihn denn zu erwarten hätte. Und da man weiter weis, für ihn wird noch ein „Haus der Fürsten" errichtet, zwar nicht in Palästina, aber dafür im klimatisch angenehmen Kalifornien. Auch wenn es 1928 noch nicht soweit war. Das mit „Beth Sarim" kam erst ein paar Jahre später. Aber „voraussehend" wie man ist, macht man sich schon so seine Gedanken. Wie macht es nun der Abraham, um von Palästina nach Beth Sarim und zurück zu düsen?

Tja, die technische Entwicklung hat auch dafür eine Lösung parat, wie das selbst schon die unbedarften GZ-Leser wissen. „Aeroplane" seien dafür vorgesehen, weis man an anderer Stelle zu lesen. Nun ist dieser Begriff heute wohl nicht mehr so geläufig. Aber was damit gemeint war, ist offenkundig. „Abraham" wird also von Palästina nach San Diego und zurück per Flugzeug düsen. Damit wäre also diese Frage geklärt. Nun haben allerdings jene Gesellschaften, welche Flugzeuge betreiben, so eine „unangenehme" Eigenschaft. Sie wollen doch tatsächlich für diese Dienstleistung Geld sehen.

Das genügend Geld für Abraham's Reisen zusammenkommen würde (von den Gläubigen), das steht wohl für die Gläubigen außer Frage. Und damit der Abraham nicht gleich, bei seinem „Erwachen aus dem Todesschlaf" schon wieder einen „Kulturschock" bekommt, muss man ihm schon schonend beibringen. Das Aussehen des Geldes zwischen Anno dunnemals und der Zeit des „auferstandenen Abrahams", hat sich dazwischen verändert.


Als Service für den Langerwarteten, bildet denn auch das GZ gleich mal in dieser Ausgabe eine paar Geldscheine ab, welche die Gläubigen wohl dem Abraham in die Hand drücken, damit er standesgemäß seine „Dienstreisen" von Palästina nach San Diege und zurück, unternehmen kann.

Weil man schon beim Thema ist, erweist es sich als naheliegend, selbiges noch etwas weiter auszubreiten. Und so findet man denn in dieser GZ-Ausgabe einen weiteren Artikel, überschrieben:

„Die Rückkehr der Juden nach Palästina
(gefunkt durch Radio-Sendestation WBBR, 256,3Meter)."

In der Sache teilt dieser Artikel allerdings nichts anderes mit, was man nicht auch schon im Rutherford-Buch „Trost für die Juden" lesen konnte. Nun ist besagtes Buch sicherlich breiter angelegt. Schon aus Platzmangel kann daher das GZ nur einen Ausschnitt daraus vermitteln.
Aber auch „Trost für die Juden" hatte so seine besonderen Highlights. Und siehe da, einem von ihnen begegnet man erneut in diesem GZ-Artikel. So kann man denn auch in ihm, die nachfolgende erstaunliche Weisheit lesen:

„Viele Prophezeiungen sind in bildlicher Sprache gegeben: Der Prophet Hesekiel gebrauchte in seiner Prophezeiung von der Wiederherstellung Israels ein Bild von einem Tal verdorrter Gebeine. Sicherlich ist dies ein treffendes Bild für ein so lange verworfenes Volk. Gott ruft den Propheten und sagt: „Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine! Höret das Wort Jehovas! So spricht der Herr, Jehova, zu diesen Gebeinen: Siehe, ich bringe Odem in euch, daß ihr lebendig werdet. Und ich werde Sehnen über euch legen und Fleisch über euch wachsen lassen und euch mit Haut überziehen, und ich werde Odem in euch legen, daß ihr lebendig werdet. Und ihr werdet wissen, daß ich Jehova bin." - Hesekiel 37: 4-6.

Dann zeigt der Prophet in bildlicher Sprache, wie sich die Prophezeiung erfüllt. Er sagt: „Und ich weissagte, wie mit geboten war. Da entstand ein Geräusch als ich weissagte, und siehe, ein Getöse; und die Gebeine rückten zusammen Gebein an Gebein."
Nicht selten gebraucht die Heilige Schrift den menschlichen Körper als ein Bild für eine Gesellschaft oder Körperschaft. ...

Die zusammengerückten Gebeine, die ein Skelett bilden, stellen darum das Skelett oder den Anfang einer Organisation dar. Die Juden hatten schon lange die Sehnsucht, in ihr Heimatland zurückzukehren, und zur bestimmten Zeit erweckte Gott Theodor Herzl und benützte ihn, die verdorrten Gebeine zusammenzubringen und eine Organisation zu bilden. Wie bekannt, enthält das menschliche Knochengerüst 206 Knochen. Auf dem ersten Zionistenkongreß zu Basel, der dazu bestimmt war, das Werk zu organisieren, waren 206 Delegierte, also ebensoviele wie Knochen in einem menschlichen Körper. Das ist kein bloßer Zufall, sondern es hilft uns dazu, die Prophezeiung zu verstehen. Der Zionismus war der Anfang einer Organisation, um die Juden in ihr Heimatland zurückzubringen."

Palästina „unter göttlichem Schutz"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. August 2013 07:03
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Zwei kleinere Meldungen aus der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1928. Die erstere davon wurde auch von der Magdeburger Ausgabe des GZ mit übernommen. In ihr liest man.

„Palästina offenbar unter göttlichem Schutz.
Aus dem Umstand, daß eine plötzliche Änderung der Windrichtung große Heuschreckenschwärme, die gerade auf Palästina zu kamen, vertrieben hat, kann man schließen, daß das Land unter göttlichem Schutze steht. Die Regierung hatte bereits umfassende Maßregeln zur Bekämpfung der Plage getroffen, die unabwendbar zu sein schien; aber sie erübrigte sich."

Anzumerken wäre noch. Über diese Meldung dürften wohl (auf ihre spezielle Art), insbesondere die zeitgenössischen Antisemiten „erfreut" („erfreut" in Anführungszeichen) gewesen sein; bekamen sie doch so wieder einmal Munition für ihre Agitation, „frei Haus geliefert".
Eine zweite Kurzmeldung, offenbar seht man es richtig, zu dem Zeitpunkt nur in der Schweizer Ausgabe des GZ enthalten, meinte folgend erstaunliches wahrgenommen zu haben:
„Trauben zur Heilung von Krebs.
Es wird behauptet, daß eine ausschließliche Traubendiät in der Zeit von zwei Monaten Krebs heilen kann. Während der Kur mag es vorkommen, daß außergewöhnliche Schwäche

[Einfügung nicht vom GZ: Wieso „außergewöhnlich"? Wer sich zwei Monate einseitig von Weintrauben ernährt, braucht sich wohl über die Folgewirkungen, die hier in verharmlosenden Vokabeln angedeutet sind, kaum zu wundern. Getreu dem Motto. Kur geglückt. Bis auf den einen „Schönheitsfehler" Patient tot. Ende der Einfügung.]
Abnahme des Gewichts, Fieber, Erbrechen und Hautausschläge sich einstellen. Die Mahlzeiten werden alle zwei Stunden genommen. In Fällen äußersten Schwächegefühls kann außerdem alle Viertelstunden reiner Traubensaft getrunken werden."

Die Fortsetzung zu dieser Quaksalber-Weisheit ist dann nachlesbar in 19302Weintraubenkur
Dr. Eisenbart

Ein Highlight aus „Die Harfe Gottes"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 24. Mai 2013 04:28
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Nun ist das „Goldene Zeitalter" (Magdeburger Ausgabe vom 1. 5. 1928) wieder einmal fündig geworden. „Religion - Politik - Finanz" in trauter Gemeinsamkeit. Diese These ist ja vielfach von der WTG in ihren sonstigen Schriften in Wort und Bild dokumentiert.
Man vergleiche etwa ihre dem Rutherford-Buch „Licht" Band 1 entnommene Karikatur

Wie schön, meinte zumindest die WTG, kann man selbige These dann auch mal zur Abwechslung andernorts nachweisen. Solche Gelegenheiten lässt man sich dann ungern entgehen. Und so offeriert das „Goldene Zeitalter" (Magdeburger Ausgabe) vom 1. 5. 1928, seinen Lesern stolz eine entsprechende Karikatur.

Sehe ich es aber richtig, wurde selbige (aus welchen Gründen auch immer) von der Schweizer Ausgabe des GZ nicht mit übernommen.

Bereits seit geraumer Zeit offerierte das GZ „Häppchenweise" als Fortsetzungs-Serie Auszüge aus dem Rutherford-Buch „Die Harfe Gottes". So auch wieder in der (Magdeburger) Ausgabe vom 1. 5. 1928. Man kommt aber wohl nicht ganz um den Umstand herum, dass der in dieser Ausgabe bemühte Auszug, wohl ein besonderes „Highlight" jenes Buches insgesamt darstellt. So sei er denn auch an dieser Stelle dokumentiert. Das GZ zitiert unter der Zwischenüberschrift „Unseres Herrn Wiederkunft":

„Die arbeitenden Klassen sind stets niedergetreten und von den finanziellen, kirchlichen und politischen Machthabern in Unterwürfigkeit gehalten worden,
Es war im - Jahre 1874, dem Beginn der zweiten Gegenwart unseres Herrn, als die erste internationale Arbeiterorganisation der Welt ins Leben gerufen wurde. Von dem Zeitpunkt an hat es eine wunderbare Zunahme von Licht und Kenntnis gegeben, und die seitdem gemachten Erfindungen und Entdeckungen sind zu zahlreich, um sie hier alle aufzählen zu können, doch seien einige derer genannt, die seit 1874 ans Licht gekommen sind, als weiterer Beweis der Gegenwart des Herrn seit jener Zeit, wie folgt:

Additionsmaschinen, Aluminium, antiseptische Chirurgie, automatische Bahnkuppelung, automatische Pfluge, Automobile, bewegliche Bilder, drahtlose Telegraphie, dunkelstes Afrika, Dynamit, Eisenbahnsignale, elektrische Eisenbahnen, elektrische Schweissmethoden, Erntemaschinen, Eskalatoren, feuerlose Kochapparate, Gasmaschinen, Göttlicher Plan der Zeitalter, Induktions-Motoren, Korrespondenz-Schulen, künstliche Farben, Leuchtgas, Luftschiffe, Nordpol, Panamakanal, Pasteursche Schutzimpfung, Radium, Rahm-Separatoren, rauchloses Pulver, riesenhohe Geschäftsgebäude, Röntgen-Strahlen, Schreibmaschine, Schuhnähmaschine, Setzmaschine, Sprechmaschine, Stacheldraht, Streichholzmaschine, Südpol, Telephon, Untergrundbahn, Unterseeboote, Vakuum-Teppichreiniger, Zelluloid, Zweiräder,

Die Schrift enthüllt eine vollständige Parallele betreffs des jüdischen und des Evangelium-Zeitalters. Die Parallele existiert sowohl mit Bezug auf Zeit als auch auf Ereignisse, Das jüdische Zeitalter endete mit einer Ernte, und diese Ernte begann mit der Himmelfahrt unseres Herrn im Jahre 33 n. Chr. Mit der Bezeichnung ,,Ernte" an dieser Stelle ist das Einsammeln des Überrestes der Juden zu Christo hin gemeint. Die Erklärung Jesu ist offenbar die, dass das Evangelium-Zeitalter mit einer Ernte enden wird, während welcher Zeit er gegenwärtig sein würde, das Werk dieser Ernte leitend. In den dreiundeinhalb Jahren seines Wirkens auf Erden, beginnend mit seiner Weihung und Taufe, bereitete Jesus die Juden auf die Ernte jenes Zeitalters vor. Wir sollten erwarten, eine Parallele hiervon mit Bezug, auf die Ernte des Evangelium-Zeitalters zu finden und so finden wir es auch bestätigt. Indem wir dreiundeinhalb Jahre von 1874 an rechnen, der Zeit seiner Gegenwart, bringt uns dies bis 1878,

Während der Gegenwart des Herrn von 1874 bis 1878 traf er Vorbereitungen für die. Ernte des Evangelium-Zeitalters, Die jüdische Ernte umfasste einen Zeitraum von vierzig Jahren, die im Jahre 73 nach Chr. endeten. Wir sollten demnach erwarten, dass das Ende der allgemeinen Ernte des Evangelium-Zeitalters in das Jahr 1918 fallen würde."

Philosemitismus
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. Mai 2013 01:53
Oder: was Dr. Detlef Garbe nicht ausreichend sachgerecht, in einschlägigen Ausführungen bewertet.

Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Wieder spielt das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 5. 1928, auf der Klaviatur des Philosemitismus. Nicht achtend den Umstand (zumindest zu dem Zeitpunkt), damit Wasser auf die Mühlen der Antisemiten, namentlich in Deutschland, zu leiten.
In den USA mag da in der Tat eine andere Situation bestanden haben. New York wurde zeitgenössisch als eine Stadt bezeichnet, die eine der größten jüdischen Populationen aufweist. Spätestens seit Russell's Auftritt vor Juden im New Yorker Hippodrom, weis man, dass die WTG sich diese Sachlage zunutze machte.

Nur, in dem Moment, wo die WTG-Religion darauf ausging, International - damals besonders auch in Deutschland - zu wirken, muss man es sich schon genauer überlegen, wieweit man denn da in der Parteinahme geht - gehen kann -.

So bringt das GZ in dieser Ausgabe auch eine Meldung, bei der man „ganz hin- und hergerissen" ist. Zumindest ist sie für die zeitgenössischen Antisemiten ein zusätzlicher Beleg gewesen, die WTG-Religion sei eine Religion der „Judenknechte". Hätte sich das GZ die Weitergabe dieser Meldung erspart, wäre dies sicherlich kein substanzieller Verlust gewesen.
Im Zuge des „rosarot-Zeichnens" liest man nachfolgendes, dem als Kontrast vom GZ eine Meldung aus den USA vorangestellt ist:

„In den Vereinigten Staaten herrscht Arbeitslosigkeit, wie sie noch nie dagewesen ist. Da man in Amerika keine Arbeitslosenunterstützung kennt und auch keine zuverlässige Arbeitslosenstatistik hat, sind die Zahlenangaben über die Höhe dieser Arbeitslosigkeit sehr verschieden. Die Angaben schwanken zwischen zwei und sieben Millionen. Bei Annahme von vier Millionen wären das immer noch zehn Prozent der amerikanischen Arbeiterschaft. Die Ursache der Arbeitslosigkeit ist die Rationalisierung nach Ford'schen System in den letzten fünf Jahren. Die amerikanische Industrie erzeugt heute mit 12 Prozent weniger Arbeitern 2 Prozent mehr Waren als im Jahre 1923. In einzelnen Industriezweigen ist die Spanne zwischen Mehrproduktion und Minderbeschäftigung noch weit größer als 14 Prozent; in der Tabakindustrie sind es 46, in der Zementindustrie 28, und der Baumwollindustrie 19 Prozent. Bei der Newyorker Untergrundbahn hat die Einführung von automatischen Türen 25 Prozent der Schaffner überflüssig gemacht und den Verkehr um 50 Prozent gesteigert. Der Leiter des statistischen Büros des Arbeitsdepartments, Herr Stewart, hält die gegenwärtige Arbeitskrise nur für das Vorspiel eines großen Kampfes zwischen Kapital und Arbeit (Sonntagsztg. v. 8. 4. 28)

Die zweite Meldung in dieser GZ-Ausgabe

Keine Arbeitslosen mehr in Palästina.
Die Auszahlung von Arbeitslosenunterstützung seitens der Zionistischen Exekutive in Palästina konnte eingestellt werden, da durch Einleitung verschiedener Arbeiten aus öffentlichen Mitteln der Arbeitsmarkt imstande ist, auch den Rest der Arbeitssuchenden zu absorbieren. Damit ist ein wichtiges Resultat erreicht, das der zionistischen Aufbauarbeit neue Möglichkeiten eröffnet.
(Jüd. Rundschau 17. 4. 28)

Über „Die Lage in Palästina" berichtet Harry Sucher, Mitglied der Palästina-Exekutive u. a.:
Im „ganzen ist die Situation günstiger als zu Beginn des vergangenen Oktobermonats. Die Besserung ist teils eine Folge der Mitwirkung der Palästina-Regierung in der Arbeitsversorgung - teils ein Ergebnis vergrößerter wirtschaftlicher Aufnahmefähigkeit des Landes. Die verschiedenen Siedlungen entwickeln sich in aufsteigender Linie und ganz allgemein geht es der Landwirtschaft gut. Im letzten Jahr hat die Industrie in sehr ausgesprochener Weise an Kraft gewonnen. Dieser Fortschritt vollzieht sich in einem schleunigen Tempo, das auf ein erhebliches Maß von Vertrauen des privaten Kapitals in die wirtschaftliche Zukunft Palästinas schließen läßt. Ohne die rückhaltlose und unvermeidliche Hilfe und Mitwirkung der Arbeiterorganisationen wäre es nicht möglich gewesen, die Arbeitslosen durch sehr schwere Zeiten einer besseren, nicht allzu fernen Zukunft entgegen zu führen. Der dauernde und wesentliche Erfolg jüdischer Arbeit in Palästina ist jetzt gesichert.
(Jüd. Rundschau v. 20. 4. 28).

Das alles ordnete sich für die zeitgenössische WTG in das Prokrustesbett vermeintlicher Bibelprophezeiungen ein, wovon - in Wiederholung - weitere Aussagen in dieser GZ-Ausgabe künden. Etwa mit der Aussage:

„Während mehr denn vierzig Jahren hatten die Bibelforscher verkündigt, daß das Jahr 1914 das Ende der Herrschaft der Nationen bedeuten würde, mit anderen Worten, daß mit ihm die Zeit, während welcher Satan Macht über die Völker hatte, abläuft, und der Verfall der Nationen einsetzt ...

Seit dem Jahre 1878 hat eine allmähliche aber anhaltende Rückwanderung der Juden nach Palästina stattgefunden. ... Jehova hat verheißen sie zurückzubringen, und ihre Rückkehr gipfelte in der allgemein bekannten zionistischen Bewegung."

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,159162,159162#msg-159162

Literaturbericht

Zum lesen auch empfohlen:
Eckart Schörle
Internationale der Antisemiten
Ulrich Fleischhauer und der »Welt-Dienst«

http://www.werkstattgeschichte.de/werkstatt_site/archiv/WG51_057-072_SCHOERLE_ANTISEMITEN.pdf

Der Fairness halber muß eingeräumt werden, Garbe weis sehr wohl, wie er selbst ja mal in einem Aufsatz im „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte" (Band 23, 1994) formulierte:
Dass "Sendboten des jüdischen Bolschewismus. Antisemitismus als Motiv - nationalsozialistischer Verfolgung der Zeugen Jehovas" anzusprechen sei.
Just zu diesem Garbe-Aufsatz hatte ich schon früher mal kommentiert:

"Leider gehen die diesbezüglichen Passagen in seinem Buch dann doch vielfach unter, so das man sie im nachhinein nicht mehr so bewusst registriert.
Anders in seinem Aufsatz in dem „Tel Avier Jahrbuch für deutsche Geschichte", Hier ist schon aus Platzgründen vieles konzentrierter und wenn man die Frage stellt, was vor 1945 zu den Zeugen Jehovas publiziert wurde - dann erhält man auf diese Frage zumindest im Ansatz eine deutlichere Antwort.
Diese Antwort mag aber durchaus nicht allen kirchlichen Kreisen "angenehm" sein, etwa wenn Garbe konstatiert, daß etliche dieser Schriften "eine kirchliche Variante völkisch-antisemitischer Schmähschriften darstellten"

Auch diesen Satz konnte man in diesem Aufsatz lesen;

„Da die Positionen der Rechten außerhalb und innerhalb der Kirchen kaum Unterschiede erkennen ließen und die "Bibelforscherfrage" zu denjenigen Bereichen gehörte, in denen Interessengleichheit bestand, kam es schon früh zu Bemühungen, die Aktivitäten gegen die IBV zu bündeln."

Die Frage die sich nun im Jahre 2013 stellt ist die.
Der Link in Sachen Garbe-Vortrag verwendet auch die Formulierung:

„der vermeintlichen Nähe zum Judentum den Hass völkisch-antisemitischer Kreise auf sich gezogen"

Gegen diese Bagatellisierung als „vermeintlich" richtet sich mein Widerspruch. Wer ist für die Formulierung des fraglichen Textes verantwortlich. Wirklich nur die entsprechenden Macher jener Seite, die da den Garbe-Vortrag ankündigen?
Oder soll damit nicht die Tendenz verstärkt werden, die Ausführungen von Garbe im „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte", eher ins Abseits zu stellen. Und die Linie fortzuführen, die im eigentlichen Garbe-Buch auch zu beobachten ist, diese Aspekte als „nebensächlich" herunterzuspielen?!
Wer aus dem breiten Publikum liest denn einen Aufsatz der an der entlegenen Stelle „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte" publiziert wurde?
Online gibt es diesen Aufsatz ohnehin nicht.
Gerade mal - mit Ach und Krach - ist das Inhaltsverzeichnis des fraglichen Bandes ermittelbar. Jedoch keine dazu gehörigen Texte.

http://www.lbz-rlp.de/Inhaltsverzeichnis/6443894.pdf

Ergo besteht nur die theoretische Option die Bestände (größerer) wissenschaftlicher Bibliotheken zu nutzen. Das ist für den Durchschnittskonsumenten, der das eigentliche Garbe-Buch vielleicht liest, eine als zu groß zu bezeichnende Hürde. Im Garbe-Buch fand der Durchschnitts-Konsument, den in Rede stehenden Aspekt unterrepräsentiert, wenn überhaupt dargestellt. Insoweit braucht man sich dann auch nicht mehr zu wundern, wenn da Thesen wie die von der „angeblichen" Nähe auftauchen.

Exkurs:
„Neues Wiener Journal"
Mittwoch 22. März 1911, Nr. 6256

S. 14
"Der Zionismus in der Prophezeiung
Pastor Russell (New York und London) erfreute sich gestern abend im großen Saal des Hotels Continental einer großen und intelligenten Zuhörerschaft. Er sprach im wesentlichen wie folgt über Jes. 40, 1 u. 2: 'Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott; redet zu Jerusalem freundlich und predigt ihr, daß ihre Bitterschaft ein Ende hat, denn ihre Missetat ist vergeben; denn sie hat Zwiefältiges empfangen von der Hand Jehovas für alle ihre Sünden.'
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß sich die Worte unseres Textes auf den Samen Jakobs beziehen, welcher jahrhundertelang schmerzliche Erfahrungen gemacht hat. Er bildete eine Nation ohne Land, ein Volk mit den wundervollsten Verheißungen, und doch im Besitze keiner derselben, ein Volk über die ganze Erde zerstreut, und doch nach Gottes willen und Verheißung getrennt von allen anderen Völkern.
Die Juden sind ein Wunder in sich selbst. Sie sind für diese zivilisierte Welt Zeugen von Gottes Verheißungen und seiner Macht. Wie die Schrift vorhergesagt hat, haben sie jahrhundertelang weder einen Propheten noch einen Priester gehabt, weder einen Leibrock mit Brustschild, noch Gesicht oder Offenbarung. Das Volk, welches zu einer Zeit allein die Ehre besaß, daß ihm Gottes Absichten kund getan wurden, ist seit mehr als 1800 Jahren verlassen und ohne Beweise göttlicher Gunst gewesen, außer in der einen Tatsache, daß seine Einheit als Volk bewahrt blieb.
Wir gehören nicht zu denen, welche über die Juden spotten und sie mit Schimpfnamen belegen. Wir sagen nicht, die Rache Gottes liegt auf euch, und das was ihr jetzt leidet, ist nur ein Vorgeschmack von schrecklichen Leiden, welche ihr in alle Ewigkeit erdulden müßt! Gott sei Dank, nein! Wir haben keine solch arge Gesinnung in unserem Herzen. Wir haben nur Mitgefühl mit den Juden, obwohl wir in ihm sowie in allen Adamskindern vieles sehen, was nicht empfehlenswert ist; trotz alledem sehen wir auch seine empfehlenswerten Eigenschaften. Unter anderem sehen wir die Eigenschaft, welche Gott an Abraham so sehr schätzte, nämlich den Glauben an ihn und seine Verheißungen. Solcher Glaube hat das auserwählte Volk all die Jahrhunderte hindurch begeistert, auf das verheißene Reich des Messias zu warten, trotz aller Entmutigungen und Verfolgungen.
Und jetzt haben wir nun beinahe die Zeit erreicht, in welcher nach den Prophezeiungen der jüdischen Schriften die Herrlichkeit des Herrn offenbart und von allem Fleisch gesehen werden soll. (Jes. 40,5). Die lang verheißene Zeit für Israels Erhöhung zum Kanal der messianischen Segnungen für alle Menschen ist nahe, sie eilet mit Macht. Was schadet es, daß in Verbindung mit der Einführung der neuen Ordnung noch eine große Zeit der Trübsal kommen soll! Hinter dem Seufzen und Weinen tagt der Morgen, der herrliche Tag, an welchem die Sonne der Gerechtigkeit alle Schatten des Todes und der Verzweiflung aus der Welt vertreiben wird, welche die Sünde und ihre Strafe auf das Menschengeschlecht gebracht haben!
Was liegt daran, daß nach der Schrift in Verbindung mit der Zeit der großen Trübsal für die Welt auch über Israel noch 'die Zeit der Angst Jakobs' kommen soll! Nichts von alledem soll uns daran hindern, uns über die neuen Himmel und die neue Erde zu freuen, welche Gott bald zu schaffen versprochen hat, um durch dieselben die Welt zu beherrschen. 'Sie werden sich ewiglich freuen und fröhlich sein über dem, was ich schaffe.' (Jes. 65,18).

'Neue Himmel' und eine 'neue Erde' sind nur symbolische Ausdrücke für das neue Zeitalter, in welchen eine neue soziale Ordnung sowie auch neue geistige Mächte, ewig in den Himmeln da sein werden.' Die Zeit ist gekommen, in welcher unser Text seine Erfüllung findet. Der helle Schein der Lampe der Wahrheit auf die prophetischen Blätter zeigt, daß die große Uhr des Weltalls die Stunde anzeigt wenn der, dessen Recht es ist, seine große Macht übernehmen und herrschen wird. Ja, wir erinnern uns, daß geschrieben steht, daß dann die Völker zornig sein werden und Gott seinen Grimm offenbaren wird; daß dann das Gericht der Toten und der Lohn für alle, Große und Kleine kommen wird. Dessenungeachtet freuen wir uns, daß die 'Zeiten der Heiden' bald zu Ende sind, und die Zeit der theokratischen Herrschaft des Messias nahe ist. Er muß herrschen, bis er alle Ungerechtigkeit und allen Widerstand unterdrückt hat, bis sich ihm jedes Knie gebeugt und jede Zunge ihn bekannt hat zur Ehre Gottes des Vaters.
Die erste Arbeit des Königreiches wird das Binden des Satans sein, das Werk eines himmlischen, nicht eines irdischen Königs. Nach und nach in den Gerichten, Befehlen, Belohnungen, Strafen der Menschen und in der Verbannung von Sünde und Tod, wird der große König der Gerechtigkeit seinen gnadenvollen Charakter und des Vaters Gerechtigkeit den Menschenkindern zeigen.
Ein König, aber zwei Königreiche
Die Christenheit im allgemeinen hat in der Vergangenheit übersehen, daß die an Abraham gegebenen Verheißungen durch seinen Samen erfüllt werden sollen, durch eine himmlische Klasse und durch eine irdische Klasse, mit dem Messias als Haupt über beide. Achtzehn Jahrhunderte lang hatte Gott Abrahams Samen, das Volk Israel, begünstigt. Sie erfuhren Strafen und Ermahnungen zur Gerechtigkeit, doch hatten sie während all dieser Zeit die göttliche Gunst im Gesetz und den Propheten, und in den Vorteilen, welche aus dem Gesetzesbund erwuchsen, wie zum Beispiel den jährlichen Versöhnungstag, durch welchen sie in der Gunst Gottes erhalten blieben. Diese Zeit der göttlichen Gunst fing mit dem Tode Jesu an abzunehmen, und kam im Jahre 70 nach Christi, als die römische Armee Jerusalem zerstörte, zum vollständigen Ende. Eine solch lange Zeit ist seither verflossen, welche unser Text das 'Zwiefältige' oder 'Doppelte' nennt, und nun kehrt Gottes Gunst wieder zu dem jüdischen Volke zurück.
Die Juden waren zu keiner Zeit während der verflossenen 1800 Jahre so behaglich und günstig gestellt wie jetzt. Ihr Segen hat eben nur erst angefangen. In Gottes eigener Zeit, welche nahe bevorsteht, wird er seinem auserwählten Volke all die herrlichen Verheißungen in dem Gesetz und den Propheten erfüllen. Die Juden fangen bereits an, diese Tatsachen wahrzunehmen. Die Zionistenbewegung, welche anfänglich eine politische war, fängt jetzt an, als eine religiöse Bewegung zu erblühen, und ohne Zweifel nach Gottes Vorsehung. Die Worte der Verheißung, welche so lange ohne Verständnis gelesen wurden, fangen an, leuchtend hell zu werden und weisen ihnen den Weg des Herrn, welcher zur Wiederaufrichtung Jerusalems und höherer Ideale unter dem jüdischen Volke führt. Eine Stimme wird gehört in der Wüste, und die Juden überall horchen auf dieselbe. Sie verlangt nicht von ihnen Christen zu werden, sondern Juden zu bleiben und als solche die Ideale zu erkennen, welche ihnen der Herr in den Propheten vorgestellt hat.
Alle, welche sich leiten lassen, werden in Kürze einen großen Segen empfangen, welcher sie für alle Leiden in der Vergangenheit entschädigen wird. Weder durch Schwerter noch Kanonen, weder durch Kriegsschiffe noch Luftschiffe oder Torpedos wird Israel den großen Sieg erlangen, weder durch Geldmacht, noch durch Anbeter des goldenen Kalbes der Finanzen noch durch den Arm des Fleisches, sondern dadurch, daß sie auf den Herrn schauen, von welchem die Hilfe kommt. Das geistige Weltreich des Messias, welches aufgerichtet wird, wird den Satan binden, das Böse hindern und die Richtschnur in Gerechtigkeit für die Menschen aufrichten; er wird das Volk Israel segnen und an stelle des alten Gesetzesbundes den Neuen Bund mit ihm schließen, durch den besseren Mittler, welcher mächtiger ist, als der große Moses war; der ein größerer König ist, weiser als Salomo und von Gott geliebter als David. Dieses große himmlische Reich wird in der Welt unter großer Trübsal aufgerichtet werden, einer Zeit der Angst und Not, welche die Propheten als sehr schrecklich beschreiben, eine Zeit anarchischer Herrschaft. Juden, Christen und Heiden, Arme und Reiche sind verantwortlich für das Hereinbrechen dieser Trübsalszeit, wegen der Selbstsucht, welche jetzt die Welt regiert, deren großartige Zivilisation der Herr in Kürze zerschlagen wird. Sozialistische Wortschlachten und kirchliche Vereinigungen werden den Kampf nur verschärfen.
Israels Hoffnungen - warum verzögert?
Der Gedanke, welche unsere jüdischen Freunde sowie auch die Christen quält, ist dieser: Wenn das Reich des Messias noch aufgerichtet werden soll, wie die Juden erwarten, und wenn es Gottes Absicht ist, die heiligen Männer des Alten Bundes und das bevorzugte Volk Israel in Zukunft als Werkzeuge zur Hinausführung seiner Segenspflichten zu gebrauchen, warum hat er diese Sache so lange verzögert?
Wie wir im 45. Psalm lesen: 'Anstatt deiner Väter werden (sie) deine Kinder sein, die wirst du (Messias) zu Fürsten setzen in alle Welt', zu Stellvertretern seiner Macht, Herrschaft und Autorität. Zu der Zeit wird der Segen zu Israel zurückkehren, welche Gott vor achtzehn Jahrhunderten von ihnen genommen hat. Unter ihrem Neuen Bunde sollen sie gesegnet werden.
Ich nötige niemals die Juden, Christen zu werden, aber ich zeige ihnen die göttliche Richtschnur, um sich für die Erfüllung der ihnen gegebenen göttlichen Verheißungen bereit zu halten. Daß die Zeit für die Erfüllung vorhanden ist, ist der Trost, welchen wir ihnen anbieten, gemäß unseres Textes. Der Prophet sagt, daß, wenn sie in ihr eigenes Land zurückgekehrt sein werden, und nachdem die große Trübsalszeit hereingebrochen ist, dann die Juden ihren großen Messias der Herrlichkeit erkennen werden, auf dessen Reich sie so lange gewartet haben. Der große 'Michael' in Daniel 12 ist kein anderer als der Mensch Christus Jesus, welcher sich vor nahezu 1900 Jahren gegeben hat zum Ersatzlösegeld für alle Menschen. Gott wird dann die Augen ihres Verständnisses öffnen, und der Prophet sagt: 'Sie werden sehen, welchen sie durchstochen haben', sie werden dann sehen, daß der Jesus, welcher für die Sünden Israels und der Welt geopfert wurde, und der Messias der Herrlichkeit, welcher unter seiner Herrschaft Israel zum Segen der übrigen Völker gebrauchen will, ein und derselbe ist.
Ausführlicheres über die prophetischen Studien Pastor Russells versendet gratis der Volkskanzelverlag in Barmen, Deutschland."


Donnerstag, 23. März 1911, Nr. 6258
(Das gleiche Blatt)
„Skandalszenen während eines Vortrages"

"Im großen Saal des Hotels Continental erschien gestern der bekannte amerikanische Missionar Pastor Russell, um über das Thema 'Zionismus in der Prophezeiung' zu sprechen. Der Vortrag war schon für vorgestern angekündigt, Pastor Russell konnte aber wegen Zugverspätung nicht persönlich erscheinen. Für ihn trat sein Dolmetsch vor, um einige Aufklärungen über die Person des erwarteten Redners zu geben, wurde aber durch die zahlreich anwesenden Zionisten in lärmender Weise unterbrochen.
Die Skandalszenen wiederholten sich in nachhaltigerer Art während des gestrigen Vortrages. Abermals hatten sich schon vor 9 Uhr abends zahlreiche Zuhörer im Saal eingefunden, vor dessen Eingang Agitationsschriften in jüdischer Sprache verteilt wurden, die vom zionistischen Teil des Publikums in demonstrativer Weise zerrissen wurden.
Inzwischen hatte Pastor Russell, dessen ehrwürdiges typisch priesterhaftes Aussehen auffiel, auf dem Podium Platz genommen und begann mit seinem Vortrag in englischer Sprache. Ein neben dem Redner stehender Dolmetsch übersetzte die Rede satzweise.
Schon bei den ersten Worten entstand ein ohrenbetäubender Lärm. Die Zionisten, zumeist ganz junge Leute, opponierten durch laute Zurufe und Pfiffe gegen die Verquickung des Zionismus mit der Bibel und suchten die weiteren Auseinandersetzungen zu verhindern. Einige stimmten das jüdische Nationallied an, andere warfen die Stühle um. Nur mit größter Mühe verschaffte sich Pastor Russell für einen Moment noch Gehör, betonte, daß er als Philosemit gekommen sei und bat, ihn ruhig anzuhören.
Auch ein Zionist ergriff das Wort und wies darauf hin, daß der Vortragende ein Freund Dr. Theodor Herzls gewesen und deshalb schon auch von seinen Gegnern geachtet werden müsse. Der Lärm verstärkte sich aber immer mehr, so daß der Redner den Saal unter schützender Begleitung der besonneren Elemente verlassen mußte. Die Anwesenden verharrten jedoch weiter unter lärmenden und erregten Diskussionen, die nahezu zu einem Handgemenge führten. Erst beim Erscheinen einiger Wachleute verließ das Publikum langsam das Lokal.."

"Neue Wiener Journal" am 24. 3. 1911
S. 6
"In Ergänzung unseres gestern unter diesem Schlgwort gebrachten Berichtes über die Vorgänge während des von Pastor Russell gehaltenen Vortrages wird uns von zionistischer Seite mitgeteilt, daß sich die Opposition hauptsächlich gegen das frühere Vorgehen des Redners richtete. Pastor Russell wird von den Zionisten beschuldigt, die Herzlmarken des jüdischen Nationalfonds nachgebildet und auch durch sein sonstiges Vorgehen die zionistische Bewegung geschädigt zu haben. Die Demonstrationen im Vortrag waren lediglich ein Ausdruck dieser Erbitterung."


Umfänglich dokumentiert, und mit diversen Faksimiles versehen, auch in der Schrift von:
Bernhard. Brabenec
„Charles T. Russells Besuche in Wien"
Wien (Selbstverlag) 2009
Gleichwohl sei die Anmerkung gestattet, meine eigenen Zitate basieren auf Studien in der Berliner Staatsbibliothek. Insoweit sehe ich mich als von Brabence inhaltlich unabhängig.
Bezüglich der mageren Ergebnisse nach Exemplaren dieser Schriften in wissenschaftlichen Bibliotheken, ist das eher ernüchternde Ergebnis.
Nur in der Deutschen Bücherei in Leipzig vorhanden.

https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Bernhard+J.+Brabenec&method=simpleSearch
Dabei spielt die Arroganz der Bibliotheken gegenüber Selbstverlags-Schriften wohl eine Rolle.
Definitiv weis ich, die Deutsche Bücherei bekam auch eine weitere Schrift Brabenec's zugesandt
Titel: „Joseph F. Rutherford Besuche in Wien";
ebenfalls im Selbstverlag, Wien 2008. Wer sie in Bibliotheks-Katalogen sucht, sucht freilich vergebens.
Und die Zusendung beider Schriften erfolgte in ein und derselben Postsendung.
Offenbar aber in Leipzig dann „verschütt gegangen".
Kommentar zu dieser Arroganz seitens der Bibliotheken.
Siehe Vorstehend.
Vielleicht aber hat man in Bibliothekskreisen, via anderweitiger Internetnotizen auch schon mal „läuten hören", da gäbe es noch eine dritte von Brabenec herausgegebene Schrift.
Titel: „Die Stiftshütte. Das Zelt Jehovas".
A ja zu diesem Titel kann ich mir dann auch nicht die Frage verkneifen.:
Und nun Brabenec, wohin soll die Reise eigentlich gehen?

Re: Philosemitismus
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. Mai 2013 02:08
Lese ich bei Garbe erneut solch „fromm-schwammigen" Vokabeln wie:
„Glaubensgehorsam und Märtyrergesinnung der Zeugen Jehovas"; dann als Kommentar dazu, nochmals die Zitierung eines Forumsbeitrages (andernorts) der dann auch wohl für das „Stammbuch" des Dr. Garbe geschrieben sein könnte:

Ein Vorangegangenes Zitat:
„Ich sehe nur, dass die Zeugen Jehovas aus der DDR die Stigmata davongetragen haben, die der ... Kirche heute fehlen."

Dazu der Kommentar:
Kann man Äpfel mit Birnen vergleichen"? Einige meinen es zu können. Sachgerecht ist es wohl weniger.
Was war denn der wesentliche Aspekt, welcher die beiden deutschen Diktaturen (Hitlerdeutschland und Ostdeutschland) in der Zeugen Jehovas-Angelegenheit, im besonderen „auf die Palme" brachte?
Es war wohl deren vermeintliche Politikabstinenz.

Registrierten Nazis und Nachfolger etwa bei ihrer November 1933-Volkszählung (genannt „Wahlen"), da haben sich doch tatsächlich einige wenige es sich erlaubt dafür zu sorgen, dass jene Volkszählung kein „Hundertprozentiges" Ergebnis aufwies (eigentlich wären ja wohl mehr als Hundert Prozent angesagt gewesen, zumindest in Nazisicht).
Und dann reagierten selbige eben auf ihre sattsam bekannte Art.
In Kleinstädten wurden gar, ermittelte Nichtwähler mit Plakaten behängt, durch die Straßen geführt; sie hätten es gewagt, dem „größten Feldherrn aller Zeiten" eben nicht ihre Stimme zu geben.

Liebend gerne hätten die Kommunisten, zu ihrer Zeit, das gleiche Spektakel wiederholt, wagten es nur nicht, im Hinblick auf die Außenwirkung solcher Aktionen. Aber ihre Geisteshaltung war verdächtig ähnlich denen der Nazis.
Gleichwohl bewegte sich das alles im Promillebereich.


Weder zu Nazi noch zu Ostdeutschen Zeiten, kamen die das so praktizierten, über den Status einer Minderheit hinaus.
Gleichwohl hatte der Hass beider Diktaturen damit ein Ziel gefunden, auf dass er sich einschießen konnte, und man schoss sich ein.

Dann sei doch auch noch an den katholischen Bischof Sproll von Rotenburg zu Nazizeiten erinnert. Auch der wähnte, es nicht verantworten zu können, bei einer Volkszählung vorgenannter Art, mitzumachen. Es ist ihm sicherlich nicht gut bekommen.
Insofern lassen sich ähnliche Bespiele, gleichfalls im Promillebereich, auch andernorts nachweisen.

Erinnert sei auch an einen Pfarrer Paul Schneider aus dem Hunsrück, im evangelischen Bereich, der aus ähnlicher Motivation ins KZ einrücken musste.
Um zu Nazizeiten ins KZ zu gelangen, gehörte sicherlich nicht viel.

Das betraf keineswegs „nur" die Zeugen Jehovas. Einen den es auch erwischte, und der sich im KZ in der „Strumpfstopferkompanie" wiederfand, war der Schriftsteller Ernst Wiechert. Und sensibler als vielleicht andere, bewertete er seine Mitleidens-Genossen in jenen bitteren Tagen. Und er bescheinigte letztendlich den Zeugen Jehovas, ihr Ungemach das sie da zu erdulden hatten, sei letztendlich das von Narren, die da glauben, man dürfe nur Gras als Nahrung essen (symbolisch zu verstehen).
Er konnte sich also nicht dazu durchringen, dem agieren der Zeugen eine „Vorbildfunktion" zuzuerkennen.

„Es ist später als du denkst", ein Zeugen Jehovas-Slogan aus dem Jahre 1949, verdeutlicht einen weiteren wesentlichen
Aspekt, ihre Endzeit-Nahorientierung. Jenes „später" wurde dann schon mal bis 1975 hinausgeschoben, und danach durch eine „Wischi-waschi-Mixtur" ohne konkrete Datennennung ersetzt.
Damit ist man weit entfernt von jener Position, die in der (Legende) einem Luther zugedichtet wird, der da mal postuliert haben soll (wie gesagt Legende).
Und wenn morgen der jüngste Tag anbrechen würde, so würde er dennoch heute noch sein Apfelbäumchen pflanzen.

Ein weiterer Schriftsteller, Gerhart Hauptmann, beschrieb mal in einem Roman („Der Narr in Christo Emanuel Quint"), die Geistesgeschichte der Zeugen Jehovas (auch der, obwohl die zum Zeitpunkt der Abfassung seines Romans noch keine Relevanz besaßen). Und er lässt seine Story mit einer markanten Episode
ausklingen.
Da waren nunmehr einige der vordem verachteten in der gesellschaftlichen Anerkennung „aufgestiegen". Dieser „Aufstieg" indes kostete seinen Preis.
Auch wenn Hauptmann es expressis verbis nicht mit ausführt, war dieser Preis mit dem des Simson zu alttestamentlichen Zeiten vergleichbar.
Vorher ein kraftvoller Mensch, der da selbst Tempel mit bloßen Händen einzureißen vermocht haben soll, wurde es ihm zum Verhängnis, das mit dem Scheren seiner Haarpracht, auch seine „wundersame Kraft" verloren ging.
Genau auf diesem Level sind auch die heutigen Zeugen Jehovas, mit ihrem Anspruch, auch KdöR sein zu wollen, inzwischen angelangt.

Friedrich Baumgärtel publizierte im Jahre 1958 mal ein Buch mit dem Titel „Wider die Kirchenkampf-Legenden". Das nahm selbstredend auf die sogenannten „Großkirchen" bezug.
Einer neuzeitlichen Kirchenkampf-Legende begegnet man heutzutage im Zeugen Jehovas-Bereich im besonderen.
Ihre Protegierer vergessen nur eines hinzuzufügen.
Auch sie progagieren letztendlich nur eines.
Man dürfe nur (symbolisches) „Gras" als menschliche Nahrung essen.
Die Antwort darauf kann schon in Ernst Wiechert's „Der Totenwald" nachgelesen werden.

Ergänzend sei als ähnliche Auseinandersetzung auch hingewiesen auf; Mysnip.118439
Rumänien
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. Juni 2013 00:36
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
Die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 6. 1928 berichtet unter der Überschrift „In rumänischer Kriegsgerichtsgefangenschaft" nachfolgendes (von der Berner Ausgabe wurde dieser Bericht nicht mit übernommen).

Der Hauptschriftleiter des „Goldenen Zeitalters", Herr P. J. G. Balzereit und der Syndikus des Verlags des „Goldenen Zeitalters", Herr Hans Dollinger, befanden sich zur Erledigung einer Angelegenheit geschäftlicher Art in Rumänien und wurden dort vor einiger Zeit auf Grund falscher Denunziation eingekerkert und in Kriegsgerichtsgefangenschaft gesetzt. Die öffentlichen Verhältnisse Rumäniens sind die denkbar ungünstigsten und die allgemeine innerpolitische Lage des Landes ist so zerrissen, daß irgend jemand auf Grund irgendwelcher Denunziationen die gefährlichsten Erlebnisse durchkosten kann. Auch gegen diese beiden Herren wurde lediglich auf Grund einer falschen Anschuldigung vorgegangen, und sie wurden 10 Tage lang in Gefangenschaft gehalten, während welcher Zeit sie zum Protest gegen die ungerechte Maßnahme die Nahrungsaufnahme verweigerten.

Es wurden auf der ganzen Welt und auch in Deutschland große Protestaktionen eingeleitet, die über das Auswärtige Amt Berlin, die Deutsche und die Amerikanische Gesandtschaft zu Bukarest von der rumänischen Regierung die sofortige Freilassung der zu Unrecht Eingekerkerten verlangten. Auch viele Leser des „Goldenen Zeitalters" in Deutschland haben sich an der Unterzeichnung dieser Protestlisten beteiligt. Wir möchten an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank hierfür zum Ausdruck bringen und gleichzeitig die Mitteilung machen, daß die beiden Verhafteten dann nach 10 Tagen der Gefangenhaltung auf freien Fuß gesetzt worden sind und mit ziemlich geschwächten Körpern wieder in Deutschland eintrafen. Die Angelegenheit in Rumänien nimmt in der Weise ihren Fortgang, daß ein Privatklage-Verfahren eingeleitet worden ist.

In der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1929, wurde dann nochmals auf diesen Fall eingegangen. Dieser zweite Bericht schrieb:

„Zwei deutsche Bürger, Balzereit und Dollinger, waren in ihrer Eigenschaft als Direktor bzw. Syndikus einer Filiale Watch Tower Bible & Tract Society, deren Vertretung ihnen übertragen war, von Magdeburg Deutschland, nach Rumänien gesandt worden, um von einem Rumänen, der das dortige Eigentum dieser amerikanischen Hauses zu unterschlagen suchte, wegen Betrügereien von den zuständigen Gerichten zur Verantwortung zu ziehen. Gerade an dem Tage, als diese Bemühungen erfolgreich zu werden versprachen, wandte sich der schlauer Rumäne - der die Mentalität rumänischer Verhältnisse genau kennend - an die von chauvinistischen Geiste durchsetzten Kriegsbehörden des unter Belagerungszustand stehenden Siebenbürgens und machte die Meldung, da seien zwei Deutsche gekommen, die offenbar irgend etwas im Schilde führten. Er ließ schlauer Weise auch das Wort „Bolschewismus" mit durchklingen und erreichte sein Ziel.
Die beiden Deutschen wurden noch am selben Tage verhaftet, all ihre Papiere beschlagnahmt, und der rumänische Gauner konnte zunächst seine Schurkereien ungehindert fortsetzen. Energische Proteste des Auswärtigen Amtes, Berlin, der amerikanischen Gesandtschaft in Bukarest und auch selbst des Weißen Hauses in Washington erreichten dann, innerhalb 12 Tagen, dass der Kriegsgericht-Staatsanwalt der wohl mittlerweile auch bereits eingesehen hatte, dass er eine Dummheit machte - auf Drängen der rumänischen Regierung die beiden Deutschen notgedrungen freilassen musste.
Man wandelte man die Anklage gegen die beiden Deutschen dahin um,
sie hätten Propaganda für die internationale Bibelforscher Vereinigung - die unter dem alten Regime in Rumänien verboten war - betrieben.
Weder sie noch das Auswärtige Amt, Berlin, erhielten irgendeine Vorladung zu einem Termin, sondern Mitte Februar 1929 wurde einfach Termin anberaumt und die beiden deutschen Herrn in contumacium unter der vorgenannten Anklage der Propaganda für die IVEB zu 10 Jahren Zuchthaus und Einziehung der Ihnen bei Ihrer damaligen Haftentlassung als Kaution abgeforderten 200.000 rumänische Lei verurteilt.

Kommentierung der politischen Lage in Rumänien

Es kann getrost gesagt werden, dass der eigentliche Herrscher Rumäniens der priesterliche Patriarch des Landes ist, denn der rumänische König ist noch ein Knabe und bei allen Staatsgeschäften, militärischen Veranstaltung oder ähnlichen Anlässen sieht man das schlaue Rasputin-Profil des Patriarchen schmunzeln."

Ergänzend liest man dazu im 2006er ZJ-Jahrbuch, dass der dortige erste Leiter des WTG-Büros ein gewisser Jakob B. Sima war. Weiter erfährt man über selbigem: „Leider wurde zu jener Zeit Jacob B. Sima untreu. Durch sein Verhalten verlor die Gesellschaft im Jahr 1928 den ganzen Grundbesitz samt Ausrüstung!

Im Jahrbuch 1930 hieß es: "[Die Brüder] haben sich . . . zerstreut und ihr Vertrauen ist erschüttert. Wegen der schwierigen Lage wurde die Aufsicht über das Werk in Rumänien im Jahr 1929 dem deutschen Zweigbüro und später dem Zentraleuropäischen Büro in Bern (Schweiz) übertragen."

Offenbar hatte der Herr Sima den Balzereit und Dollinger ihr „Geschäft", für die WTG zu retten, was zu retten ist, nach Kräften erschwert.
Zum Thema kann man auch vergleichen:
19292Rumaenische

Narrengewäsch
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 21. Juni 2013 03:57
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Zwei Bilder aus dem „Goldenen Zeitalter" vom 15. 6. 1928, einschließlich ihrer vom GZ hinzugefügten redaktionellen Kommentierung, mögen im nachfolgendem einmal vorgestellt werden. Ein zusätzlicher Kommentar dürfte sich wohl erübrigen. Der vom GZ bereits gegebene Kommentar spricht wohl für sich:

Anfangstage des Fernsehens
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 18. Oktober 2013 02:20
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Die Anfangstage des heutigen Fernsehens, findet man auch schon im „Goldenen Zeitalter" reflektiert, und zwar in dessen Ausgabe vom 1. 10. 1928.
Angesichts der nachweisbaren Radio-Euphorie, kann man diesem Bericht eine gewisse innere Berechtigung, keinesfalls absprechen.

Auch später wurde das Thema Fernsehen noch vom „Goldenen Zeitalter" aufgenommen. So in der Schweizer Ausgabe vom 15. 12. 1928. Dort gleich mit zwei Meldungen. Einer Kurznotiz, und einem andernorts entlehnten, umfänglicheren Artikel. Als Kurznotiz liest man:

„Zweitausend TeIevision-Apparate
Nur ganz kurze Zeit scheint es seit der ersten Meldung her zu sein, daß Television praktisch möglich sei. Jetzt will eine der New Yorker Radiostationen, WRNY, Televisionen der Artisten aussenden, nachdem diese ihre Programmnummer beendigt haben. Es wird behauptet daß in der Stadt New York sich zweitausend Empfangsapparate für Television befinden."

Den zweiten, Fernsehen bezüglichen Beitrag in dieser GZ-Ausgabe, ordnet das GZ ausdrücklich seiner Rubrik „Zeichen der Zeit" zu. Selbiger Artikel führt aus:

„Das Fernsehen als neue Industrie
Vom Fernsehen hat die Menschheit schon lange geträumt. Heute ist das Problem gelöst. Das Fernsehen, von dem Wissenschaftler und Forscher der ganzen Welt ein halbes Jahrhundert lang träumten, ist nun zur praktischen Wirklichkeit geworden. Einem britischen Erfinder, Jon Logie Baird, blieb es vorbehalten, diese Erfindung auf das kommerzielle Gebiet zu bringen. Nach jahrelangen geduldigen Forschungen sah er seine Arbeiten von Erfolg gekrönt, als im Januar 1926 vierzig kritische Männer der Wissenschaft, Mitglieder des Königlichen Instituts, in seinem kleinen Laboratorium der ersten Vorführung des Fernsehens beiwohnten und zu ihrem höchsten Erstaunen lebende menschliche Bilder, die von einem Zimmer ins andere übertragen wurden, sehen konnten. Nach diesen Vorführungen verbrachte Baird zwei weitere Jahre mit der Entwicklung und Vervollkommnung seiner Erfindung.

Im Verlaufe dieser Zeit gelang es ihm, Fernsehen über Telephonleitungen zwischen London und Glasgow und auf drahtlosem Wege zwischen London und Neuyork durchzuführen. Ein dramatischer Gipfelpunkt wurde von ihm vor einigen Wochen erreicht, als eins Vorführung auf dem Cunard-Dampfer "Berengaria" stattfand.

Als sich das Schiff etwa 1500 Meilen vom Land entfernt auf See befand, konnte der Oberbordfunker seine Braut sehen, wie sie in einem Zimmer in London mit andern Personen sprach. Er wusste nichts davon, dass er sie sehen würde, erkannte sie aber nach einigen Zweifel, sobald ihr Gesicht erschien.

Die Tage der Versuche sind nun vorüber, und das Fernsehen ist in die Reichweite aller Menschen gelangt. Vom September ab wird der Bairdsche Fernseher entweder als besonderes Gerät oder in Kombination mit einem Rundfunksender verkauft werden, und der Eigentümer wird gleichzeitig einen Vortragenden auf der Rundfunksendestation hören und sehen können. Das Fernsehen wird also tatsächlich über alle Entfernungen von vielen Meilen und über alle dazwischen liegenden Hindernisse hinweg vor sich gehen, und Ereignisse, die in der Ferne stattfinden, wird man im gleichen Augenblick genau so bequem sehen, also von weitem genießen können. wie schon längst entfernte Laute vermittels der drahtlosen Teleplionie zu vernehmen sind.

Hierbei ist zu bemerken, daß das Fernsehen, das einen augenblicklichen Prozeß darstellt, nicht mit der Bilderübertragung zu verwechseln ist, die keinerlei lebende oder bewegliche Bilder überträgt, sondern lediglich vermittels eines verhältnismäßig langsamen Prozesses mechanische Kopien von Photographien und dergleichen, die aus der Ferne übermittelt werden, herstellt. Solche Photographien müssen bekanntlich erst auf dem gewöhnlichen Wege durch Apparate aufgenommen werden Dank der Tätigkeit der Baird Television Development Company ist in andern Ländern der kommerzielle Fortschritt schon weiter vorgeschritten als in England, der Heimat der Erfindung

In den Vereinigten Staaten gehen jetzt die Pläne für die Errichtung von Fernseh-Rundfunksendern ihrer Vollendung entgegen, die über die ganzen Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko verteilt werden und von denen einige sehr bald in Betrieb genommen werden sollen. In Holland sind Vorkehrungen getroffen worden, um die Geräte auf der Niederländischen Industrieausstellung, die zurzeit stattfindet, zu zeigen und vorzuführen.

Es ergibt sich somit die Tatsache, daß mit der Vervollkommnung des Bairdschen Fernsehers das Fernsehen so weit ist, um seinen Platz auf dem kommerziellen Gebiet neben den andern drahtlosen Geräten und Sprechmaschinen einzunehmen. Es ist kaum notwendig, über die Möglichkeiten der zukünftigen Entwicklung dieser erstaunlichen Erfindung zu sprechen. Wir können uns alle selbst vorstellen, daß der Tag nicht mehr ferne sein wird. wo wir, ohne unsere Stühle daheim zu verlassen, alle größern Ereignisse im Augenblicke des Geschehens werden sehen können, also nicht in der Art wie die Filme, die wir ja erst nach einem Ereignis zu sehen bekommen.

Eine weitere mit dem Fernsehen verknüpfte Entdeckung des genialen Erfinders ist das Nachtsehen, d.h. die Möglichkeit, in voller Finsternis zu sehen. Anläßlich der Sommerversammlung der British Association im vergangenen Jahr zeigte Baird, daß es mit Hilfe von unsichtbaren infraroten Strahlen möglich ist, eine im Zimmer sitzende Person zu sehen, in das keinerlei Licht eintritt. Diese Strahlen durchdringen sogar den Nebel, und es ist leicht ersichtlich, welche Vorteile man aus dem Nachtsehen für die verschiedenen Tätigkeitsgebiete ziehen kann.

Ferner wird unter dem Namen "Phonovision" eine Erfindung bekannt, durch die Fernsehzeichen auf Schallplatten festgehalten werden können. So kann man von ein und derselben Platte nicht nur die Stimme des Sängers oder Sprechers wiedergeben, sondern auch sein lebendes bewegliches Bild, das auf einen mit dem Gerät verbundenen Schirm projiziert wird, sehen. Eine neue Industrie steht somit am Eingangspunkt ihrer Laufbahn, und zwar eine Industrie von solcher Bedeutung und mit solchen unbegrenzten Entwicklungsaussichten, daß in kurzer Zeit das Fernsehen und die damit zusammenhängenden Auswirkungen ein starker Konkurrent des Kinos, des Rundfunks und der Schallplatten werden und diese alle sogar bei weiterem Fortschreiten weit hinter sich lassen wird.

Professor Dr. Karolus in Leipzig, der gemeinsam mit der Telefunkengesellschaft das bis jetzt beste Verfahren der Funkentelegraphischen Bildüberfragung, wie sie im Verkehr zwischen Berlin und Wien angewendet wird, geschaffen hat, hat nun auch das Problem des Fernsehens gelöst. Darüber werden Einzelheiten bekannt. Die Versuche sind so erfolgreich verlaufen, daß es in absehbarer Zeit möglich sein wird, zugleich mit den funkentelegraphisch übertragenen Theateraufführungen auch das Bühnenbild zu empfangen. Das Fernsehverfahren arbeitet ganz ähnlich wie das Bildübertragungssystem auf der
Sendeseite mit der Photozelle, die die Lichtimpulse in elektrische Stromimpulse umsetzt, worauf diese von einem Kurzwellensender weitergegeben werden können. Der Empfänger besteht neben einem Kurzwellenapparat in einem elektrooptischen Relais, das die elektrischen Stromschwankungen wieder in Lichtschwankungen verwandelt und zwar so, daß der Beschauer durchaus den Eindruck des beweglichen Bildes wie beim Film hat. ("Installateur")

Zitat
"Und die Erkenntnis wird sich mehren!" - Daniel 12:4."

Re: Anfangstage des Fernsehens
geschrieben von:  prozessor
Datum: 31. Oktober 2013 20:43

Zitat
Drahbeck
Auch später wurde das Thema Fernsehen noch vom „Goldenen Zeitalter" aufgenommen.

Aber damals war das Fernsehen ja noch schwarzweiß. Deshalb hatte es noch nicht dazugeführt, dass "alle Menschen sich bessern". Das geschah erst durch das Farbfernsehen, wie man 1929 erkannte.

Zitat
Das Goldene Zeitalter, 1. Januar 1929, Seite 2

Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 20. Juli 2013 05:33
„Religiöse Sozialisten"
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Gleich zwei Artikel ist dem „Goldenen Zeitalter" in der Ausgabe vom 1. 7. 1928, das Thema des sogenannt „religiösen Sozialismus" wert.
Grundsätzlich wäre dazu festzustellen, dass dieselbe Thematik - zeitgenössisch - auch andernorts einige Druckspalten füllte. Das Thema bewegte, und sei es nur in der Form des „schlechten Gewissens".

Es ist aber auch ausdrücklich festzustellen. In Organisatorischer Form, kam der sogenannt „religiöse Sozialismus" weder in Deutschland, noch in der Schweiz, auf „einen grünen Zweig".

In Deutschland wirkte nachhaltig die Dominanz des Deutschnationalismus, dessen Speerspitze der Nazismus wurde. Waren auch nicht alle Pfarrer „Nazis" im engeren Sinne, so gab es dabei aber auch Abstufungen. Vor 1933 war der Nazismus nur eine von mehreren Spielarten desgleichen Milieus. Da gab es auch „Deutschnationale" Parteien. Unterstellt man, dass eine formale Mitgliedschaft nicht immer das ausschlaggebende ist, sondern eben auch „Sympathie" ohne formale Mitgliedschaft, kann man desweiteren unterstellen. Wesentliche Teile der deutschen Pfarrerschaft waren Sympathisanten der Deutschnationalen.
Stellvertretend sei nur auf das Buch des auch später noch in die Schlagzeilen geratenen Pfarrers Martin Niemöller hingewiesen: „Vom U-Boot zur Kanzel".

Auch in der Schweiz kamen die religiösen Sozialisten, auf „keinen grünen Zweig". Dort aber aus dem Grunde, dieweil die Schweiz schon seit jeher, stark bürgerlich dominiert ist. Wer dort nicht das „Lied der Bürgerlichen singt", hat eher einen schweren Stand.

Von ihrer sozialen Interessenlage war die (damalige) Hauptklientel der Bibelforscher, durchaus dem religiösen Sozialismus zugetan. Wiederum mit der Einschränkung. Nicht in der organisierten Form. Der „religiöse Sozialismus" der organisierten Form, verstand sich ja im besonderen als Widerpart zum Freidenkertum. Beide verfolgten in sozialer Beziehung, etwa ähnliche Ziele. Der Trennpunkt war eindeutig die Atheismusfrage. Die Freidenker huldigten ihm weitgehend. Genau in diesem Punkt mochten die „religiösen Sozialisten" nicht mitziehen, und legten deshalb entsprechenden Wert auf eine klare Trennlinie.


Auch in den Bibelforscher-Statements zum Thema, kommt dieser Aspekt zum Tragen. Was die beiden Artikel zum Thema in der GZ-Ausgabe vom 1. 7. 1928 betrifft, so erschien einer davon offenbar nur in der Schweizer Ausgabe. Inhaltlich macht jedoch auch er deutlich. Er entstammt deutschen Gefilden. Dieser Artikel sei denn erst mal zuerst vorgestellt. Unter der Überschrift „Quo vadis ecclesia?" liest man:

„Unter dieser Überschrift bringt im Jenauer Volksblatt vom 3. 1. 28 der eifrige Vorkämpfer für religiösen Sozialismus Professor Dr. Hans Müller einen Artikel, der die Ursachen der riesenhaften Kirchenaustritte der letzten Jahre in das richtige Licht rückt, indem er sie in dem völligen Versagen der Kirchen und in ihrer Verbindung mit dem Gelde sieht. Der Artikel stellt eine direkte Bestätigung alles dessen dar, was Richter Rutherford in seiner neuesten Broschüre „Freiheit für die Völker" sagt. Wir zitieren einige der interessantesten Sätze Dr. Müllers, die eben dadurch besonders objektiv wirken, weil Professor Müller selbst Mitglied des Landeskirchentages ist.
Nachdem er die Feststellung macht, daß unter den bestehenden Verhältnissen die völlige Auflösung der Landeskirchen nur noch eine Frage der Zeit ist, geht er auf die Ursachen hierfür ein und sagt:

„Liegen wirklich die Dinge in unserem Volke so, daß es heute der christlichen Religion und deshalb auch einer das religiöse Bewußtsein wachrufenden und entwickelnden kirchlichen Gemeinschaft entbehren könnte? Hat der Christenglaube seine Rolle in der Geschichte des deutschen Volkes ausgespielt?

Wer das tiefe Sehnen unseres Volkes nach Religion, das sich nicht selten sogar hinter der Religionsfeindschaft freidenkerischer Kreise verbirgt, belauscht hat, wird die obigen Fragen nicht bejahen können, vielmehr der Ansicht sein, daß uns nichts so nottut, als ein unsere Volksseele ergreifender und begreifender tiefer Gottesglaube. Ein Hungern und Dürsten nach Gott verzehrt innerlich Hunderttausende, und sie würden in die Kirchen strömen, wenn ihnen dort geboten würde, wonach ihre Seele Verlangen trägt, wenn sie dort Antworten und Lösungen auf die Fragen erhielten, mit denen ihr Geist und Herz ringen. Es ist ein Fluch, der auf den meisten Dienern unserer Kirche liegt, daß sie diese Fragen nicht zu beantworten wissen, ja sie nicht einmal hören und verstehen. Was sie von der Kanzel predigen, berührt diese Fragen, wenn überhaupt, so von ferne, so zaghaft, so unsicher und schwachherzig, daß sie bei denen, die nach dem Worte Gottes verlangen, kein Vertrauen dazu aufkommt, daß sie sich enttäuscht abwenden. Es ist leider eine, wenn auch furchtbar bittere Wahrheit, die Konsistorialrat Dr. Alfred Fischer aus Berlin hier in Jena in einem letzten Sommer gehaltenen Vortrag aussprach, als er sagte, es gäbe viele Menschen, die ihren Glauben durch ihre Geistlichen verloren hätten!

Was ist es, das heute unser Volk in seiner Tiefe bewegt? Wonach fragt es, worauf will es von der Kirche eine Antwort?
Es will von ihr wissen, ob die herrschende gesellschaftliche Ordnung, unter der es so furchtbar leidet, die ihm so viele Schmerzen bereitet, die eine so große Unsicherheit und Dürftigkeit seiner Existenz verursacht, so viele Volksgenossen der gräßlichsten Not überliefert und verzweifeln läßt, zu Recht besteht, ob sie die von Gott heute noch gewollte Ordnung ist, oder ob das Volk recht hat, wenn es aus dieser Ordnung herausstrebt, wenn sie in seinem sittlichen Bewußtsein erschüttert ist und in seinen Augen ihre Existenzberechtigung verloren hat. Um diese Frage nach der Daseinsberechtigung und des in ihr herrschenden Wirtschaftsystems dreht sich alles Sinnen und Denken des Volkes, hierauf will es eine Antwort, will wissen, warum diese Ordnung da ist, ob sie sich mit dem Evangelium vereinbaren läßt; wenn nicht, was dann die Kirche dem Volke zu raten hat, ob und auf welche Weise es zu einer anderen Ordnung kommen kann.

Wo ist heute in unserer Landeskirche der Geistliche, der es wagen würde, diese Frage, deren Beantwortung das Volk mit Recht von der Kirche verlangt, energisch und sachkundig anzupacken, darauf eine Antwort zu geben, die Hörner und Zähne hat?

Mit Mitleid, mit Wohltätigkeit, mit geistlichem Zuspruch und frommen Tröstungen ist dem Volke in seiner heutigen Lage wahrlich nicht gedient. Es fühlt gleichsam instinktiv, daß die Stunde der Umgestaltung seiner Gesellschaftsordnung herangekommen ist, es verlangt jetzt nicht salbungsvolle Worte, sondern das Wort, das rettende Tat ist, von seiner Kirche, das Wort, wodurch sie ihm allein beweisen kann, daß sie im Besitze von Heilswahrheiten ist, welche es bei den Parteien, den Staatsmännern, den Gelehrten vergebens gesucht hat.

Und die Kirche, was tut sie, wie verhält sie sich in bezug auf diesem dem Volk auf der Seele brennende Frage? Sie weiß wohl um sie, sie besitzt auch die erlösende und befreiende Antwort darauf im Evangelium, aber aus Menschenfurcht und Menschenschwächlichkeit wagt sie diese Antwort nicht auszusprechen, wagt nicht zu erklären, daß in der Anwendung des evangelischen Gemeinschaftsgedankens auf Gesellschaft und Wirtschaft die allein mögliche und erfolgversprechende Lösung enthalten ist.

Hier liegt die große Schuld und Unterlassungssünde der Kirche, hier die Ursache der Entfremdung zwischen ihr und der großen Masse des arbeitenden Volkes, der Grund ihrer heutigen Isolierung und Einflußlosigkeit auf das Volksleben und die soziale Bewegung.

Wie soll das Volk zu einer Kirche Vertrauen fassen und ihrer Wortverkündigung Glauben Schenken, wenn es an ihr den Mut vermißt, aus ihrer eigenen Lehre, die im Interesse des Volkes liegenden Schlußfolgerungen zu ziehen?

Muß da nicht die Meinung aufkommen, die Kirche stehe im Solde der Reichen, einer Klasse, die an dem Fortbestand des heutigen Wirtschaftssystems interessiert ist, in welchem dem arbeitenden Volk nur soweit und insofern ein Daseinsrecht zuerkannt ist, als es durch seine Arbeit den Reichtum der Reichen vermehrt, aber existenzlos wird, wenn dieser Zweck nicht erreicht wird?"

Die Zeichen mehren sich auch der vorstehende Artikel ist ein weiterer Beweis für das, was das „Goldene Zeitalter" immer wieder betont: Religion kann nur segensreich sein, wenn sie unbeeinflußt von Geld und Politik ihre Stimme erhebt für die Bedrängten und Unterdrückten. Das G. Z. wird fortfahren dies zu tun. Was der Kirchen Mangel ist, ist unser Reichtum. Reich sein an Gelegenheiten für Recht und Wahrheit, für Gott und sein Königreich einzutreten, ist der schönste Reichtum, den irgend jemand besitzen könnte."

Und dann noch der zweite thematische Artikel aus dieser GZ-Ausgabe. Selbiger hat den Titel:
„Sozialismus und Jesus".
In ihm wird ausgeführt:

„Im sozialistischen Parteiblatt Sönderborgs Dänemark, werden in einem Artikel „Diskussion über Jesus" Gedanken zum Ausdruck gebracht, wie sie in dänischen Sozialistenkreisen vertreten werden. Wenn wir auch nicht alles wörtlich unterschreiben, was dieser Artikel zum Ausdruck bringt, so muß doch vorbehaltlos anerkannt werden, daß man sich dort ernstlich auf dem Wege befindet, den einen Fehler gutzumachen, den zweifellos die Sozialisten Deutschlands machten, wenn sie im Kampfe die Grenze zwischen Mißbrauch der Religion und wahrer Religion nicht fanden. Es kann zweifellos nirgendwo ein wahrhaft sozialer Geist zum Ausdruck kommen, als in der Bibel, und mit der kategorischen Ablehnung der Bibel und der Lehren Jesus' ist wirklich der Sache der Armen schlecht gedient. Die dänischen Sozialisten sind in dieser Beziehung zweifellos ihren deutschen Kollegen ein gutes Stück voraus. Wir lassen nun den Wortlaut des Artikels, sinngemäß ins Deutsche übersetzt, folgen:
„Neulich war an dieser Stelle etwas über den „Sozialisten Jesus" geschrieben von Herrn Broby Johansen - zu lesen.

Etwas besonders Neues war dort nicht gesagt, und die angeführten Gesichtspunkte waren weit entfernt von einer sachlichen Behandlung dieses Themas. Aber der Bericht könnte trotzdem Veranlassung geben, über einige Gedanken, Jesus betreffend, zu diskutieren.

Zunächst einmal die Frage: Hat Jesus überhaupt gelebt, oder ist er nur eine Sagenfigur, geschaffen von der sozialen Bewegung der niederen Volksklassen damaliger Zeit?

Vom marxistischen Gesichtspunkt aus ist das Entstehen des Christentums schlechtweg die geistige und ideenmäßige Seite des damaligen sozialen Freiheitskampfes. Dazu ist zu sagen, daß auch Marxisten, wenn sie auch sonst ganz ausgezeichnete Menschen sein mögen, sich irren können. Es geht ja oft so im Menschenleben, daß, wenn man aus einen Graben herausfahren will, man hinüber in den anderen springt. Und da die marxistische Geschichtsauffassung dazu helfen sollte, uns ein besseres Verständnis für die eigentlichen treibenden Kräfte in der Geschichte - in ihrer Beziehung zu den wirtschaftlichen Kräften und Verhältnissen - zu geben, ist zu bedenken, daß die Menschen damals wohl geradeso einseitig waren, wie sie es immer gewesen sind. Darum sollte man nicht den Fehler machen, zuviel Gewicht auf die wirtschaftliche und soziale Seite der Frage zu legen und dabei den Einfluß der geistigen und persönlichen Kräfte zu unterschätzen und zu vergessen.

Auf jeden Fall ist es in der Regel so, daß große geschichtliche Bewegungen ihre Kraft in den Gedanken eines einzelnen großen Mannes und dessen geistiger Parole fanden. Der eigenartige Freimachungskampf der Jetztzeit entstand und mußte kommen wegen der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse, - aber es war Karl Marx, der ihm seine Bedeutung, sein Ziel, seine Seele und sein Wollen gab.

Darüber zu streiten, ob es die sozialen Bewegungen sind, welche ihre großen Männer hervorbringen, oder ob die großen Männer die Bewegungen schaffen, ist geradeso unvernünftig, wie darüber zu streiten, was zuerst bestand: das Ei oder die Henne? Das Ei aber ist natürlich von einer Henne gekommen, und es ist ein endloses Problem, feststellen zu wollen was zuerst war.

So ist es in der Regel auch mit großen Männern und großen Bewegungen. Das eine ist nicht ohne das andere denkbar; man kann auch nicht sagen, das eine hat das andere geboren. Man kann sagen, das eine benötigt das andere, aber sicher ist es richtig zu sagen, daß sich beide gegenseitig geschaffen haben.
Die Gesichtspunkte, Gedanken und Theorien großer Männer sind für die Bewegungen ungefähr dasselbe, was die Befruchtung für das Ei ist: das Lebenweckende und Formende, das heißt das, was nötig ist, um neues Leben und neue Formen den vorhandenen Möglichkeiten gemäß zu schaffen.

Angesichts der Ausbreitung, welche das Christentum fand, ist aller Grund zu der Annahme vorhanden, daß hinter der Entwicklung der Bewegung eine mächtige Persönlichkeit stand und steht, deren Geist der Bewegung Leben gab und deren Gedanken die Kraft der Bewegung wurden.

Selbst wenn wir keinerlei Kenntnis des Inhalts der Neutestamentlichen Schriften hätten, müßte uns doch die Kraft der christlichen Lebensbewegung Grund zu der Annahme geben, daß eine so machtvolle Persönlichkeit wie Jesus wirklich gelebt hat.

Jesus war wirklich eine machtvolle Persönlichkeit Schon der Umstand, daß wir heute noch - 1900 Jahre nach seinem Tode - über ihn und seine Gedanken diskutieren, ist genügend Beweis dafür.

Ohne etwas Herabsetzendes über große Persönlichkeiten der Gegenwart sagen zu wollen, ist doch sicherlich kein Grund vorhanden anzunehmen, daß man ihre Gedanken und Lehren noch nach 1000 Jahren diskutieren wird.

Mit Jesus aber kann man niemals fertig werden. Man behandelt ihn historisch-kritisch, marxistisch, theologisch und sucht ihn auf verschiedene andere Weise einzuordnen an seinen bestimmten historischen Platz und für eine bestimmte Mission - und so kommt es denn, daß sein Name in der Jetztzeit immer wieder auftaucht und trotz all unserer Vielgeschäftigkeit, trotz unseres Interesses für Politik und Boxkämpfe erfaßt er unser Gewissen, so daß wir nicht aufhören können, uns mit ihm zu beschäftigen, von ihm zu lesen, zu schreiben, ihn zu lieben oder ihn zu hassen. -
Warum?
Weswegen können wir es nicht unterlassen über Jesus zu diskutieren?

Einfach deshalb, weil er eine Botschaft hatte, durchdachte Gedanken, geistdurchlebte Worte, und weil er ein Leben lebte, welches an das Gewissen aller Menschen appellierte.

Jesus kann nicht in eine bestimmte Epoche eingereiht werden. Selbstverständlich war er in vielen Sachen ein Mann seiner Zeit, sprach heraus aus deren Voraussetzungen und teilte in gewissem Maße deren Gesichtspunkte. Er predigte nicht mittels Radio, sondern setzte sich - wie es damals Sitte war - auf einen Stein und machte seinem Herzen in reichen Gedanken Luft, und zwar in einer Sprache, welche die Menschen damals verstehen konnten. Mit Recht kann man sagen, er war bedungen von seiner Umgebung und seine Parole war bedungen von dieser. „Die Erfüllung der Zeit" war ja nicht bloß etwas Religiöses, sondern auch im hohen Grade etwas Soziales und Politisches. Aber er gab etwas, brachte eine Botschaft, welche weit über seine Umgebung und ihre Bedingungen hinausragte. Auch wirkte er stets anspornend auf die Gemüter der Menschen.

Er hatte ein klares soziales Programm und Ziel. Er wollte eine neue Welt, in welcher der Gott der Liebe und Gerechtigkeit König sein - und wo Friede und Brüderlichkeit herrschen sollte.

Die Verhältnisse der damaligen Zeit waren nicht so, daß er als Reichstags-Kandidat aufgestellt werden - oder sozialdemokratische Zeitungen usw. Zur Propaganda für seine Sache herausgeben konnte. Opposition wurde bekanntlich - wie auch heute im russischen Reich nicht - auch im damaligen römischen Reiche nicht geduldet. Es war deswegen ganz natürlich, daß Jesus seine Blicke nach innen wandte und an die persönlichen Voraussetzungen dachte, welche nun gefordert werden mußten, wenn das Reich der Gerechtigkeit und Brüderlichkeit Wirklichkeit werden sollte. Es ist ganz sicher, daß wir Menschen im hohen Grade beeinflußt, gebildet und bestimmt werden von unserer Umgebung und den Verhältnissen, in denen wir leben. Es ist aber auch ganz sicher, daß wir uns selbst erziehen - selbst auf uns einwirken und unsere Umgebung formen können. Wenn wir dies nicht könnten, so wäre keine Veranlassung da für irgendwelche politische Agitation, auch nicht im sozialistischen Sinne. Denn auch die Agitation zielt darauf hin, die einzelnen Individuen aufzurütteln, damit sie ihre Verantwortung erkennen und zu einem Stück Arbeit am eigenen wie am Freiheitskampf der ganzen Klasse veranlaßt werden.

Wenn wir Menschen schlechtweg ein Produkt unserer Umgebung sind, werden die einfachsten Ärgernisse zum Urheber ungewollter Streitigkeiten. Man kann ja in solchen Fällen nichts dazu tun, daß man sich so gebärdet wie man ist, und es ist geradeso gesinnungslos sich über solch einen Zwischenfall zu ärgern, wie man sich über den Stein ärgern wollte, an welchem sich unser Fuß stößt, wenn wir den Fuß nicht hoch genug gehoben haben. Wenn wir uns mit Recht erzürnen über jemand, welcher unbrüderlich und ungerecht auftritt, ist es besonders deswegen, weil uns unser gesunder Verstand sagt, daß ein jeder Mensch eine persönliche, moralische Verantwortlichkeit für gutes Benehmen und rechte Handlungsweise hat.

Wir können uns willen- und gedankenlos von den Einflüssen treiben lassen, welche von unserer Umgebung und unseren Verhältnissen ausgehen, wir können auch mit zusammengebissenen Zähnen und klarer Überlegung und dagegen auflehnen und anstatt uns von umgünstiger Umgebung beeinflussen zu lassen, diese umbilden und dirigieren.
Es dürfte eine ewigwährende Wahrheit auch für die Formen der Gesellschaft sein, was der Quäker William Penn über Staatsverfassungen sagt. Mit Staatsverfassungen ist es geradeso, wie es mit Musikinstrumenten ist, das Resultat hängt davon ab, wer darauf spielt. Gute Menschen verbessern die schlechten Verfassungen und schlechte Menschen zerstören selbst die besten Staatsverfassungen.

Die persönlichen Eigenschaften der Menschen sind von außerordentlicher Wichtigkeit für die Bildung neuer Gemeinschaftsformen. Und hier liegt der Kernpunkt. Jesus hat eine große Losung hervorgebracht. Er glaubte und verkündigte - und setzte sein Leben ein für diesen seinen Glauben und diese Verkündigung - daß die neue Gemeinschaft, die Verwirklichung des Reiches Gottes vor allen Dingen erst mit einer Erneuerung, einer Sinnesumbildung des Menschen einsetzen müsse, indem sich die Gedanken und die Gesinnung des Menschen auf das Neue, das werden soll, einstellen müsse, und zwar so positiv, daß dieses auf eine gewisse Art und Weise gewissermaßen zwangsläufig hervorsprießen müßte. Wenn wir das Reich der Gerechtigkeit wollen, so sollten wir auch selbst lernen gerecht zu handeln, selbst wenn auch andere an uns ungerecht handeln. Wenn wir das Reich der Brüderlichkeit wünschen, sollten wir auch zunächst lernen, brüderlich zu handeln und Liebe zu üben, selbst wenn auch andere nicht liebenswürdig gegen uns auftreten. Wenn wir das Reich des Friedens wollen, müssen wir zuvor positiv für Frieden eintreten und friedenstiftend, versöhnend und vergebend wirken, selbst wenn andere unfriedlich gegen uns sind.

Selbst wenn die einzelnen nicht erreichen, die Verwirklichung des Reiches Gottes zu ihren Lebzeiten zu sehen, sollte ihr Entschluß für dieses Ziel zu leben und zu dienen nicht aufhören, denn weil dieses Reich die Absicht Gottes ist, würden ja solche, welche für das Ziel Gottes leben, niemals um ihren Lohn kommen. Ein jeder treue Diener sollte also unter allen Umständen in die Freude seines Herrn eingehen.

Die innere Stärke einer jeden Bewegung beruht auf ihrer Fähigkeit, Hoffnung, Verantwortungsgefühl und Handlungskraft zu erwecken. Die große Losung von Karl Marx war, die Arbeiterklasse auf ihre geschichtliche Mission hinzuweisen, auf ihre Hoffnung und darauf, daß soziale Freimachung nicht Utopie ist, sondern eine Realität, welche innerhalb der Welt des Möglichen liegt.

Damit wurden die schlummernden Kräfte der Arbeiterklassen zur Initiative erweckt. In dieser materialistischen Geschichtsauffassung verkündigte Karl Marx, vielleicht ihm selbst unbewußt, einen fast religiösen Glauben an gewisse Entwicklungskräfte, das heißt an Kräfte, welche - allgemein sich an Natur und Leben anschließend - höhere Gemeinschaftsformen zum Ziele haben.

Jesus sagte dasselbe auf Grund eines bewußten Glaubens daran, daß Gott der Vater, welche die Erde erschaffen hat und sich das Ziel setzte, allein Gott zu sein, alle Gerechtigkeit und Brüderlichkeit will, und daß darum das Reich der Gerechtigkeit kommen und verwirklicht werden müsse. Gott ist der Allmächtige und er wird früher oder später seinen Willen durchsetzen. Man braucht sich nicht darüber zu wundern, daß Jesus aus seinen Voraussetzungen heraus mindestens teilweise seine Hoffnungen mit den herrschenden apokalyptischen Vorstellungen verband, das will sagen, mit den Gedanken über einen kurz bevorstehenden Weltzusammenbruch, wo Gott direkt eingreifen und die Welt von aller Ungerechtigkeit reinigen werde.

Es ist sehr zu verwundern, daß diese Gedanken ihn bei seiner Verkündigung nicht noch viel mehr beherrschten, als sie es taten. In seinen Verkündigungen spricht er in der Regel über das Reich Gottes, wie über ein Senfkorn oder den Sauerteig, dessen Kräfte durch Wachsen und Entwicklung wirken. Die praktischen Anweisungen, die Jesus über die Stellung gab, welche der einzelne einnehmen sollte, um nicht ein Hindernis für, sondern ein Träger des kommenden Reiches Gottes zu sein, sind ewig gültig. Er sagte: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit", und „alles, was ihr wollt, daß die Menschen euch tun sollen, dieses solltet ihr zuerst ihnen tun." Das will sagen: „Ihr, die ihr die Verwirklichung des Reiches Gottes wollt, bittet und arbeitet darum und auch eure Gedanken sollen nur darauf gerichtet sein. Denn ihr seid dazu berufen, sowohl daran teilzuhaben, wie auch den Kern zu bilden, von welchem aus das Reich in alle Welt hinaus wachsen kann.
Dies sind ewige Wahrheiten, welche immer an die Gewissen der Menschen appellieren, mit welchen die gegenwärtigen Freiheitsbewegungen immer im Einklang sein sollten, wenn sie ihre Ziele erreichen wollen. Diese Gedanken sollten den Bewegungen Stärke und innere Tiefe geben, von denen das Leben einer jeden Bewegung abhängt.

Die Kirche hat leider das Christentum verpfuscht, indem sie Jesus Hoffnung zu etwas rein Persönlichem und Himmlischen, etwas, das der „einzelne" erreichen solle, wenn er stirbt, gemacht hat. Man war innerhalb der Kirche oft dazu geneigt, allein die leere Theorie über Jesus' Geburt und Tod zu dem eigentlichen Kern des Evangeliums zu machen, während man Jesus praktische Lebensanweisungen und praktische Reden über das Reich Gottes von sich wies, wie etwas, was nur geringe Bedeutung hätte. Ein gesundes Band der Christenheit und des Sozialismus kann die ewigen Lebenswertere des Christentums hoch halten und diese mit den wahrhaft wissenschaftlichen Gesichtspunkten vereinigen. Auf diesem Wege könnte das Christentum ein mächtiger Faktor auch im gegenwärtigen Freiheitskampfe werden!"

In diesem Artikel gibt es mancherlei zu denken und wir würden wünschen, Deutschlands Sozialisten würden, anstatt über die Arbeit der Bibelforscher - die eben in dem hier angedeuteten Sinne an den Menschen arbeiten, um sie für das in der Bibel angekündigte messianische Königreich Gottes vorzubereiten - zu spotten, diese Vorurteilslos in dem Sinne betrachten, ob sie nicht wirklich dem einzig wahren überparteilichem Sozialismus entspricht, den Jesus stiftete, dem Sozialismus, das heißt der Gemeinschaft der Menschen unter der Herrschaft Gottes.
„Rom und das Geld" (und weiteres)

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 21. Juli 2013 00:19
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Offenbar war für das zeitgenössische „Goldene Zeitalter", ein gewisser Dr. Schaefer, Halle, eine „Kapazität", wenn es darum ging, antikatholische Akzente zu setzen. Nun ist dieser Familienname so ausgefallen wohl nicht, so dass man sich wenigstens die Hinzufügung des Vornamens hätte gewünscht, um Genannten etwas besser einschätzen zu können. Diesen Gefallen tut einem das GZ allerdings nicht.

Immerhin ist es auch für GZ-Verhältnisse als ungewöhnlich zu bezeichnen, dass seine Artikel überhaupt namentlich gezeichnet sind.
In der Ausgabe vom 15. 7. 1928 des „Goldenen Zeitalters" begegnet man beispielsweise einem solchen Artikel. Dort verbreitet der Genannte unter der Überschrift „Rom und das Geld" sich wie folgt:

„Rom hat sich allezeit als geschäftstüchtig erwiesen. Hinter Scheinheiligkeit verbarg es regsten Geschäftssinn. Wegen Geschäftsschädigung ist der Haß gegen Luther so groß.

Symmachus (500) führte Palliengelder ein. Jeder Bischof muß das ihm verliehene Pallium (Bischofsmantel) bezahlen, ziemlich hoch. Zur Zeit gibt es über 2000 Bischöfe. Gregor I. (600) organisierte den Reliquienhandel, der nach den Kreuzzügen sehr stark ausgeübt wurde. Es waren eine Unmenge von Reliquien nach Europa gebracht worden. Dann erfand er das Fegefeuer, das eine ständige Einnahmequelle wurde. Sie wurde später noch erweitert, (1650) dadurch, daß man für verstorbene Verwandte auch Gebete bestellen konnte. Um 900 wurde der Peterspfennig erhoben. Gregor VII. (1075) brachte dauerndsten Gewinn durch Einführung des Zölibats. In einer Verordnung des Bischofs von Tours heißt es:


„Da die Fleischeslust den geistigen Stand vielfältig entehrt, besonders wenn es zum Kinderzeugen kommt, so verordnen wir, daß die Kleriker sich nicht unterstehen, ihren im geistlichen Stand erzeugten Söhnen oder ihren Konkubinen etwas testamentarisch zu vermachen. Solche Vermächtnisse sollen der Kirche des Testators zufallen."

Im 13. Jahrhundert kam der Rosenkranz und Scapultiere auf, mit denen die Kirche einen schwunghaften Handel trieb. Bonifazius VIII. (1300) gründete das Jubeljahr, zunächst für 100 Jahre, seine nächsten Nachfolger feierten es schon alle 25 Jahre, da es sich als sehr einträglich erwies. Clemens V, bald nachher, beglückwünschte die Bischöfe mit den Annaten, d. h. sie mußten die Einkünfte des ersten Jahres nach Rom schicken. Die Heilig- und Seligsprechungen kosteten und kosten ein Heidengeld. Dispense aller Art mußten und müssen bar bezahlt werden. Gewaltige Summen werden durch Erbschleicherei erzielt.
Schon Kaiser Gratianus (400) sah sich gezwungen, durch Gesetze der Erbschleicherei Einhalt zu tun. Hieronymus, Sekretär des Bischofs Damasus, schrieb:

„Ich bedaure nicht die kaiserlichen Verbote, sondern mehr, daß meine Brüder sie notwendig gemacht haben! Sie halten kinderlosen Greisen und alten Matronen den Nachttopf hin, stets geschäftig um ihr Lager; mit den Händen fangen sie ihren Auswurf auf, und Witwen heiraten nicht mehr, denn Priester dienen ihnen um Geld."

Wahre Ströme von Golf flossen aber nach Rom, als die Päpste (1200 - 1517) durch ganz Europa ein Heer von Mönchen „mit Sündenvergebung hausieren" gehen ließen. Der Großindustrielle Johann XXII hatte für alle Sünden bis zum Elternmord, auch für die noch zu begehenden, einen Tarif aufgestellt, mit dem Bemerken, daß Arme solcher Gnaden nicht teilhaftig werden könnten. Tetzel fuhr unter Glockengeläut auf seinem Karren in den Ortschaften ein und zeigte dort ein Hemd vor, welches Maria bei der Geburt Jesus getragen haben sollte. Das rief Luther auf den Plan, und er machte durch das ganze Geschäftsprogramm einen Strich.

Als die Unruhen in Mexiko ausbrachen, klagte man, die Religion sei in Gefahr: das Kirchenvermögen! Der dritte Teil des Landes befand sich im Besitz der Kirche; eine ungeheure Anzahl von Geistlichen wurde auf ein Drittel reduziert, da sie täglich nur eine Messe zu lesen hatten; als Anführer des scheußlichen Eisenbahnattentats wurden drei Geistliche festgenommen, was die Gesandtschaft in Berlin bestätigte. Reiche Kirche, armes Volk, das ist Mexiko.

Katholiken, leset die Schrift: Nie hat Christus solche Geschäfte gemacht.
Dr. Schaefer, Halle."

Auch die Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 8. 1928 offeriert einen weiteren Artikel dieses Dr. Schaefer. In selbigem verbreitet er sich wie folgt:
„Der Primat - (Oberpriesteramt des Papstes)
Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwinden", sagte Christus zu Petrus (d. h. Felsenmann) nach dessen Bekenntnis: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn." Weiter sagte Christus: „Und ich will dir des Himmelreiches Schlüssel geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein."
Auf diese Worte zusammen gründet das Papsttum die Lehre vom Primat, es meint, mit diesen Worten sei dem Petrus und dessen Nachfolgern in Rom die „Oberherrschaft" über die Kirche gegeben. Diese Lehre ist falsch! Zunächst hat Christus niemals von einer Kirche gesprochen, sondern das so übersetzte Wort bedeutet Gemeinde; die gesprochenen Worte gelten Petrus allein, nicht aber seinen angeblichen Nachfolgern. Abgesehen davon, daß es höchst zweifelhaft ist, ob Petrus in Rom gewesen ist, war Paulus der erste Bischof (Aufseher) in Rom. Als Erster, zeitlich, nicht aber dem Range nach, hatte Petrus sein Glaubensbekenntnis abgelegt. An eine Priesterherrschaft hat Christus nie gedacht, er hat sie sogar ausdrücklich verboten: „Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten herrschen, und die Oberherren haben Gewalt. So soll es nicht sein unter euch; sondern so jemand will unter euch gewaltig sein, der sei euer Diener. Und wer da will der Vornehmste sein, der sei euer Knecht. Gleichwie des Menschen Sohn nicht gekommen ist, daß er sich bedienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele." Diese Stelle wird in den katholischen Kirchen niemals verlesen!

Petrus hat auch niemals einen Vorrang beansprucht. Die Apostel haben ihm einen solchen niemals zuerkannt! So schreibt Petrus im 1. Petrus 5: 1-3: „Die Ältesten unter euch ermahne ich als Mitältester, weidet die Herde, die euch befohlen ist ... Nicht als die übers Volk herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde!" Und 1. Korinther 3: 21 - 23 schreibt Paulus: „So rühme sich niemand eines Menschen. Es sei Paulus, Apollos oder Petrus, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes!" Dann Galater 2:6:
„Von denen aber, die das Ansehen hatten [Jakob, Petrus, Johannes] ... daran liegt mir nichts, denn Gott achtet das Ansehen der Menschen nicht." Galater 2: 11-14 erteilt er Petrus eine Rüge.

Auch in den ersten sechs Jahrhunderten erkannten die Bischöfe von Karthago und Konstantinopel, als dieses Hauptstadt des Römischen Reiches geworden, den römischen Bischof nicht als Primat an, sogar der Bischof Gregor I von Rom nennt den Anspruch eines Papstes der Gesamtkirche „eine Gotteslästerung, eine Ausgeburt der Eitelkeit, die Erfindung eines Abtrünnigen, den ruchlosen Ausdruck einer Ueberhebung, dem schamlose Aufgeblasenheit zugrunde liege, genährt von einer Schmeichlerbande, ein Aergernis in der Kirche, einen Frevel gegen Gottes Gebot, gegen das Evangelium, gegen die Kirchengesetze, gegen die Kirchenverfassung, gegen die Würde der Bischöfe, eine Beleidigung der Gesamtkirche, deren einziges, universales Haupt Christus sei."
Deutlicher konnte er wohl nicht ablehnen! Jahrhundertelang hatte die Kirche gleichzeitig zwei, ja drei Päpste, die sich gegenseitig der scheußlichsten Verbrechen beschuldigten und verfluchten; auf dem Konzil zu Konstanz wurden drei solcher Päpste abgesetzt und vom Kaiser ein neuer Papst ernannt.

Der Papst nennt sich Stellvertreter Gottes, seit Innozenz III., der die Ohrenbeichte und die Verwandlung diktiert hat. Das ist eine Gotteslästerung, deren sich weder Petrus noch die übrigen Apostel schuldig gemacht haben! Christus braucht keinen Stellvertreter, denn: „Wo zwei oder drei in meinen Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." (Matthäus 18:20) Und: „Ich bin bei euch alle Tage." - Matthäus 28:20.

Er läßt sich „Heiliger Vater" nennen seit Gregor VII. (1073 - 1085), der in seinem dictatus papae diktierte, jeder Papst sei heilig. Bis dahin war die Anrede „Herr Papst." Christus aber sagt: „Und soll niemand Vater heißen auf Erden, denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist." (Matthäus 23:9) Weder Christus noch Petrus haben sich „Heiliger Vater" nennen lassen. Er trägt eine dreifache Krone, Christus die Dornenkrone. Er wohnt im größten Palaste (!) der Welt, Christus hatte nicht, da er sein Haupt hinlegen konnte, der arme Mann ist der reichste Souverän der Welt (Jesuit Marsolli). Durch die gläubige Menge läßt er sich über deren Köpfe erhaben auf einen Sessel tragen, läßt die Menge vor sich knien, sich bei Empfängen die Pantoffel küssen. Er besitzt einen Hofstaat und eine Leibgarde, verleiht Titel und Orden. War er früher den Konzilien oder Synoden unterstellt, so hat er sich seit dem letzten Konzil (1870) für „unfehlbar" erklärt, damit alle Konzile aufgehoben und sich zum „Diktator" in Religions- und Kirchensachen gemacht. So ist also erfüllt: „Der da ist der Widersachr und überhebt sich über alles, was Gott und Gottesdienst heißt, also daß er sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott und gibt sich aus, als sei er Gott!" (2. Thessalonicher 2.4) 1870 verlor er den Kirchenstaat und lebt darum in Feindschaft mit dem Könige, obwohl Christus sagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt", und: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit ... Wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet." So ist die ganze Primatstellung des Papstes widerchristlich!

Vor vierzig Jahren schrieb der hochbetagte, exkommunizierte Professor der Theologie und Domdakan v. Dollinger an seinen Bischoff:
„Es ist mir klar und gewiß, daß das ganze Gebäude der päpstlichen Allmacht und Unfehlbarkeit auf Liest und Trag, Zwang und Gewalttat in manigfacher Form beruht, und daß die Bausteine, mit denen dieses Gebäude aufgeführt worden ist, einer durch alle Jahrhunderte seit dem fünften sich erstreckenden Reihe von Fälschungen und Fiktionen und darauf gegründeten Schlüssen und Folgerungen entnommen sind!".

Fügen wir noch hinzu: Aufgebaut auf der Beschränktheit der unwissenden Menge und der Täuschung durch die wissende Minderheit!" So wird es stimmen.
Dr. Schaefer, Halle."

Und in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 12. 1928 (Schweizer Ausgabe vom 15. 12. 1928) hat er sich dann den Marienkult als Thema erkoren. Dazu führt er aus:
„Er wurde durch Beschluss der Synode zu Ephesus im Jahre 449 eingeführt. Es war das erste „Katholische", „Hinzugefügte", wie es später die tägliche Opferung, das Fegefeuer, die Wandlung, die Ohrenbeichte (1215), der Heiligenkult, der Rosenkranz, die Scapuliere, der Reliquienhandel, die Wallfahrtsorte waren. 416 hatte noch Innozenz I. verboten, etwas hinzuzufügen. Darum hat auch Luther durch all den unchristlichen Aberglauben einen Strich gemacht. Der Marienkult ist auch unbiblisch, denn Christus hat seine Mutter rein menschlich bewertet: „Wer ist meine Mutter?" „Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?" Dann widerspricht er dem ersten Gebot. Die Leute konnten damals nicht lesen, dazu war das Lesen der Bibel verboten. Der Bischof Bonomelli von Cremona ... hat vor kurzem Protest erhoben und auf die Gefahr des Ausartens in heidnischen Götzendienst hingewiesen.

Davon ein Beispiel aus letzter Zeit: („Die größte Geheimmacht", Stern-Verlag, Leipzig) [Hervorhebung redaktionell]

Gelegentlich der Abstimmung in Oberschlesien haben polnische Geistliche Wallfahrten nach dem römisch-katholischen Czenstochau veranstaltet, um die „Schwarze Mutter Gottes" zu befragen, wofür sie stimmen sollen. Sie antwortete „polnisch"! ...

Nun wurde aber der Marienkultus geschäftlich ausgebeutet. Dazu bediente man sich eines sonderbaren Mittels. 1294 sollten Engel das Haus der Maria in Nazareth nach Loretto getragen haben. Es sieht aus wie andere Häuser in Loretto, über ihm wölbt sich eine große Kirche. Noch heute besuchen Landsleute den Ort und waschen in den Schüsseln, die Jesus benutzt haben soll, ihre Rosenkränze. Der Wallfahrtsort ist unermeßlich reich. Es entstanden nun viele Wallfahrtsorte mit besonderen Gnadenbildern, die gewaltige Einnahmen brachten. Dann „erschien" die Mutter Gottes dem Dominikus (Guzmann), dem Massenmörder, der 300 000 Albigenser 1232 hingemordet hatte. Sie übergab ihm persönlich einen Rosenkranz mit dem Bemerken, dies Gebet sei ihr das Liebste. Der Verkauf des Rosenkranzes brachte ungeheure Summen ein. Dominikus wurde für sein Verdienst - er hatte einmal eine Geschäftsschädigung verhindert, ein andermal tüchtige Geschäfte gemacht - unter die Heiligen versetzt. Auch dem Mönch Simon Stock in England erschien die Mutter Gottes und zeigte ihm ein Scapulier mit den Worten: „Wer mit diesem stirbt, wird das ewige Feuer nicht erleiden."

Dem Johann XXII. erklärte Maria, daß sie die Seelen der Träger dieses Scapuliers am Samstag nach ihrem Hinscheiden persönlich aus dem Fegefeuer holen werde. (Bulle vom 3. März 1322). Pius IX. stiftete das rote Scapulier mit vollkommenen Ablaß. Wie teuer es ist, weiß ich nicht, billig wird es nicht sein. Er stellte auch 1854 das Dogma von der unbefleckten Empfängnis der Maria auf. d. h. daß auch die Mutter der Maria unbefleckt empfangen habe. Insbesondere förderten die Jesuiten den Kult. Von ihnen stammen die marianischen Kongregationen und die Maiandachten. Der Jesuit Lignori schrieb die „Herrlichkeiten der Maria". von denen selbst ein früherer Jesuit sagt, daß ihr Verfasser geisteskrank gewesen sein müsse.

Die Einführung des Kults war eine Liest, das weibliche Geschlecht zu gewinnen. Man hört in den katholischen Kirchen mehr von Maria als von Christus. Die Redner und Schriftsteller betonen auch mehr das Katholische als das Christliche. Daher ist der Katholizismus kulturhemmend und erheblich weniger auf die Moral einwirkend als irgend etwas anderes, denn die Anzahl der Verbrechen ist in den katholischen Ländern erheblich größer als in den protestantischen.

Der Papst hat am 6. 1. 28. dem Protestantismus die Existenzberechtigung abgesprochen. Wir danken für den Aberglauben!
Herr Papst, studieren Sie das Neue Testament:
1. Timotheus 2:5!

Ohne Anspruch darauf, „alle" Beiträge im GZ dieses Dr. Schaefer erfasst zu haben, sei noch auf seine Ausführungen in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1930 hingewiesen. Dort verbreitete er sich unter der Überschrift „Etwas aus der Geschichte des Papsttums" über das „Blutbad in Perugia unter Pius IX. - 1859".
Dazu wusste er mitzuteilen:
„In heller Begeisterung für die Einigung Italiens hatten sich die Italiener um das Banner Viktor Emanuels II. geschart zum Kampf gegen Österreich, darunter auch die Bürger der kleinen päpstlichen Bergstadt Perugia. Der Erzbischof der Stadt, Peel (der spätere Leo XIII.), hatte ihre Fahnen gesegnet. Bald darauf bezeichnete er sie als verruchte Rebellen, verließ in der Nacht vom 14. zum 15. Juni 1959 Perugia und eilte zum Papst Pius IX. Nun erging an den päpstlichen Oberst Schmidt (!) der Befehl, mit einem Bataillon von 3600 Mann an den Perugianern, die 200 Mann unter Waffen hatten, Rache zu üben. Die päpstliche Truppe bestand aus dem Auswurf von Franzosen, Belgiern, Polen und Irländern. Am 20. Juni nahm Schmidt nach kurzem Widerstande von der Stadt Besitz und ließ seine Unmenschen 13 Stunden lang die fürchterlichsten Greuel ausüben. Nach dem amtlichen Bericht wurden 43 Häuser vollständig ausgeplündert und eingeäschert, 120 Menschen hingeschlachtet, darunter 3 Säuglinge, mehrere Kinder. Unter den Augen der Offiziere, die sich beteiligten, wurden Hunderte von Frauen und Mädchen vergewaltigt, darunter 3 Nonnen und mehrere Novizen, vor den Altären, Kruzifixen und Madonnenstatuen! Ein Schmied hatte alles Bargeld hingegeben, die schriftliche Zusage erhalten, es werde ihm, der Frau und andern weiblichen Personen im Hause nichts geschehen; all die letzteren wurden vergewaltigt und die Frau getötet. Eine Modistin wurde ermordet, die Mädchen vergewaltigt. Ein 70jähriger Greis wurde die Treppe herab auf die Straße geworfen, von einem Kaplan an den Haaren herumgezogen und von der Soldateska halbtot geschlagen.

Am schlimmsten wüteten diese Papisten in den Klöstern und Kirchen. Im Waisenhaus wurden die beiden schönsten Mädchen vor den Augen der Nonnen vergewaltigt, das Pfarrhaus wurde zerstört, die Altargemälde zerschossen. Im Kloster des hlg. Petrus tanzten sie in Meßgewändern vor den Altären angesichts von Frauen und Mädchen, denen sie dann Gewalt antaten, raubten alles Gold, Silber und Edelsteine. Im Keller konnten sie die Menge Weins nicht bewältigen, zerschossen die Fässer, die dann auf dem Wein umherschwammen. Auf seiten der Päpstlichen waren 8 Tote, Peerl schrieb auf ihren Katafalk:
„Selig sind, die im Herrn sterben!"

Auf seine Empfehlung wurde Schmidt auf der Stelle zum General ernannt, die Offiziere erhielten Orden und ebenfalls Beförderungen, die Mannschaften zur Beute einen vollen Monatssold auf Kosten des Landes Umbrien, dessen Hauptstadt Perugia war.

So zu lesen in: Spectator alter (Prof. Der kath. Theologie Franz Xaver Kraus). „Die Krisis im Paptsttum", Berlin 1904. Nach amtlichen Quellen.

Das war einer der grausamsten Akte der Weltgeschichte des vorigen Jahrhunderts. Selbst die Napoleonischen Heere (50 Jahre vorher) haben solche Scheußlichkeiten nicht begangen. So ließen römische Päpste wüten! Diese Zeiten sehnen die Katholiken wohl zurück? Die Dalai Lamas in Tibet haben ihre Finger rein vom Blut gehalten!"

Zudem zuletzt zitierten GZ-Beitrag, gab es dann in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 11. 1930, noch eine Presserechtliche Berichtigung. Über ihre Relevanz mag sich jeder sein eigenes Urteil bilden. Sie sei, der Vollständigkeithalber, nachstehend auch noch zitiert:
„Berichtigung
Zu dem Artikel mit der Überschrift: „Etwas aus der Geschichte des Papsttums" in Nr. 16 des „Goldenen Zeitalters", Magdeburg vom 15. August s. Js., wird berichtigend bemerkt:
Die im vorletzten Absatze des vorerwähnten Artikels stehende Bezeichnung von „Prof. der kath. Theologie Franz Xaver Kraus" als „Spectator alter" ist unrichtig.
Richtig ist nur, daß der sich „Spectator alter" nennende Verfasser des Buches: „Die Krisis im Papsttum", Berlin 1904, das Buch dem Andenken des 1901 verstorbenen Professors Franz Xaver Kraus gewidmet hat.
Der Vorstand des Pax-Vereins kath. Priester Deutschlands e. V.
gez. P. Limberg, Prälat, Vorsitzender."

Offenbar gibt es unter der URL www.joseph-wittig.de/ eine eigene Webseite über den Schlesischen Theologen und Geschichtsschreiber (1879 - 1949) Joseph Wittig. Wie dessen Lebensdaten verdeutlichen, darf man wohl diese Webseite kaum dem genannten Autor, wohl aber seiner „Fangemeinde" zuordnen; respektive, wofür der Denic-Eintrag zu sprechen scheint, einem engeren Angehörigen selbigen.

Auch der Wikipedia ist er einen eigenen Artikel wert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Joesph_Wittig
Letzterer notiert unter anderem:"

Mit dem Aufsatz Die Erlösten, der 1922 in der Kulturzeitschrift "Hochland" erschien, begannen die Schwierigkeiten mit der Amtskirche. In dem Artikel stellte Wittig der Theologie, deren Aussagen zur Erlösung oft schwer verständlich waren, in erzählerischer Form die von Alltagserfahrungen getragenen Ängste und Erlösungswünsche der einfachen Christen gegenüber."

Weiter heißt es:
1925 wurden mehrere seiner wissenschaftlichen Schriften, in denen er sich für Reformen in der katholischen Kirche eingesetzt hatte, auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt. Die Auseinandersetzungen mit der Amtskirche hatten die Beurlaubung an der Universität und schließlich im Jahre 1926 in Exkommunikation zur Folge."

1946 sei diese Exkommunikation zwar wieder aufgehoben worden; was jedoch ihm nicht mehr allzuviel genutzt haben dürfte. Hatte es es in seiner "Glanzzeit" doch bis zum Dekan der Katholischen Fakultät der Universität Breslau gebracht. Lediglich der "Catholica-Inquisition" dürfte diese späte Rehabilitierung genutzt haben. Kann man doch in altbewährter Manier nunmehr heucheln. Der ist ja nicht mehr exkommuniziert. Und getünchte Denkmäler über sein Grab errichten.
Via eines Presseberichtes wurde offenbar auch das „Goldene Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 15. 11. 1925) auf den Fall Wittig aufmerksam. Der fragliche Pressebericht thematisierte insbesondere das Buch des Wittig mit dem Titel: „"Das Leben Jesu in Palästna, Schlesien und Anderswo".
Dazu berichtet in kommentierter Form das GZ:

„Nun sind diese beiden wunderbaren Bände des bekannten katholischen Theologie-Professors Josef Wittig (in Breslau) laut einer in der Presse umgehenden Mitteilung in Rom auf den "Index" gesetzt worden, d. h. kein Katholik darf diese Bücher ohne besonders bei der bischöflichen Behörde eingeholte Erlaubnis lesen, wenn er sich nicht gegen die Autorität der Kirche auflehnen will. Wer Katholik ist, hat sich mit dem Spruch Roms abzufinden, auch wenn er die Erfordernis des Verbotes nicht ohne weiteres einsieht.

Wittig, der innerhalb der Jugendbewegung und innerhalb aller geistig aufgeschlossenen Menschen eine starke Anhängerschaft hat, gab in seinem ,,Leben Jesu" kein gelehrtes Buch, keine Forschungsergebnisse, sondern er verkündet darin die Frohebotschaft aus seinem eigenen Erlebnis. Aus Jugenderinnerungen, aus Begegnungen mit dem Meister, aus Erzählungen der Mutter, Großmutter, aus dem Zusammentreffen mit anderen Menschen, die für ihn irgendwie den biblischen Text versinnlichten, aus dem Leben des Alltags speist er seine Bücher.

Ein beneidenswert religiöser Mensch, eine verehrungswürdige Persönlichkeit spricht aus diesen Kapiteln mit den Worten eines Dichters.
Mit und in Jesus lebt dieser Wittig, der, wie er selbst sagt, tief erkannt hat,
daß alle angelernte Theologie und alle angezogene Kirchlichkeit keine Theologie und keine Kirchlichkeit, sondern Theater ist.

Immer war es mir, als ob gerade Wittig eine Heimkehr zu den wahren Quellen, zu einer tieferlebten, lebendigen und nicht veräußerlichten und verhärteten Religiosität sei.
Gerade in Wittig sah ich einen begnadeten und kindlich zu uns sprechenden wahrhaftigen Seelsorger. Nun ist er verboten, "ex cathedra" verboten. Wittig selber wird sich dem Machtspruch Roms beugen und viele Tausende werden sein "Leben Jesu" nicht mehr berühren,
"Saarbrückcr Zeitung" v. 29. VIII. 1925)."

Man braucht wohl kein Prophet zu sein, um sagen zu können. Auch dieser Fall war „Wasser auf die Mühlen des GZ".
In gewisser Hinsicht bringt den genannte GZ-Ausgabe, seinen Jubel über diese Meldung auch durch das Titelbild dieser Ausgabe zum Ausdruck:

http://www.manfred-gebhard.de/index.1.jpg

Der nicht näher verifizierter Dr. Schaefer, Halle, von dem einleitend schon die Rede war, sandte der GZ-Redaktion dazu auch sein Votum, dass selbige hocherfreut dann auch abdruckte (Ausgabe vom 1. 10. 1926 sowohl in der Berner als auch in der Magdeburger Ausgabe des GZ). Unter der Überschrift „Christus und der Papst" liest man da:

„Vor kurzem wurde der kath. Theologie-Professor Wittig-Breslau exkommuniziert, nachdem nicht lange vorher fünf seiner Schriften, für die er erst die kirchliche Druckgenehmigung erhalten, für Katholiken verboten worden waren. Die treibende Kraft gegen die Schriften war der Jesuit Muckermann! Die am schärfsten verbannte Schrift sind „Die Erlösten" (Franke-Habelschwandt) eine Osterbotschaft für 1922. W. hatte in mehrjähriger Seelsorgetätigkeit bemerkt, daß überstarkes Schuldgefühl und Verantwortlichkeitsbewußtsein allzu große Unsicherheit, Not und Angst bei seinen Beichtkindern verursachte. Jeder, der kirchenfromme Katholiken kennt (die kleinere Hälfte aller Katholiken), weiß, in welcher Stimmung (ganz im Gegensatz zu der ihrer Geistlichen), sie leben, sehen sie doch das Damoklesschwert der ewigen Verdammnis allezeit über ihrem Haupte schweben.

In den „Erlösten" richtete W. die Zaghafteren auf Christi Worte hin:
„Wer glaubt, hat das ewige Leben", auf Matth. 9:2: „Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben" (Der Gichtbrüchige).
Auf Luk. 7:50): „Dein Glaube hat dir geholfen, gehe hin in Frieden" (Die Sünderin) und fügte hinzu, daß sie dann nicht bis zur nächsten Beichte warten brauchen, ihren Frieden mit Gott wiederherzustellen.

Da hieß es, er bekämpfe die Lehrautorität der Kirche und die Beichtstuhlpraxis! Der Katholik kann nur durch Vermittlung der Kirche, durch den Beichtvater Vergebung der Sünden erlangen. W. unterlag also, weil er nicht ein Diener Christi sein durfte, sondern eine Sklave des Papstes sein mußte!
Die Ohrenbeichte, (wer weiß es? Den Katholiken wird es nicht gesagt) ist erst 1215 von Innozenz III. eingeführt worden. Er war der weltbeherrschende Papst, setzte Kaiser und Könige ein und ab, er nannte sich als erster „Stellvertreter Gottes auf Erden", und erfand, wie alle wahnsinnige Herrschsucht zum Terror greift, als geistigem Terror die Ohrenbeichte, um sich die Massen unterzuzwingen. Bis 1215 galt die reine Lehre Christi hinsichtlich des Heils vor Gott, die dann Luther wiederhergestellt hat. Genau 800 J. vorher (416) hatte Innozenz I. betont, daß der von Petrus überlieferten Lehre nichts hinzugefügt werden dürfe! Das Ketzertum, dessen W. beschuldigt worden, liegt nicht auf seiner, sondern der päpstlichen Seite! (Die Exkommunikation ist von Rom aus verfügt worden)."

Von dem genannten Buch gibt es auch inzwischen Neuauflagen. Sieht man die sich an, drängt sich der Eindruck auf. Der Autor lies da auch seine Kindheits- und Jugenderinnerungen mit einfließen. Da findet man denn auch Sätze, die ans "kirchliche Eingemachte" gehen. Etwa den: "Ich wollte gerade sagen: „Die verflischte Erbsünde", aber das paßte schlecht zu den frommen Worten der Großmutter."
"Erfreut" dürfte wohl die "Amtskirche" auch nicht über die Wittig'sche Charakterisierung gewesen sein:

"Wie Jesu Leben sich erneuert in allen Generationen, die ihre Wiedergeburt in der Taufe finden, so erneuert sich auch der bethlemitische Kindermord in allen Generationen, besonders aber in unserer Zeit. Es ist, als ob ein geheimer Befehl von einem Herodeshofe ausgegangen wäre, das Kindliche möglichst ganz auszurotten. Und die Helfershelfer denken nicht mehr daran, daß damit eigentlich das Heilige ausgerottet werden soll. ... Man kann gar nicht zeitig genug aus den Kindern große Leute machen, also das Kindliche töten."

Oder auch den Satz:
"Der ganze Religionsunterricht, den Jesus den Kindern seines Volkes gab, bestand darin, daß er sie auf seine Knie nahm, sie segnete und dabei die Worte sprach: „Ihrer ist das Himmelreich." Das war etwas für Kinder! Der heutige Religionsunterricht versucht aber aus den Kindern schon perfekte Theologen zu machen."

Ein Schelm, der bei letzterem Satz nicht unwillkürlich auch an die heutigen Zeugen Jehovas denkt!
Auch der Wittig'sche Satz könnte den Zeugen Jehovas auf den Leib geschrieben sein:
"Eine große Sehnsucht ist in der Christenheit nach dem Ende der Welt. Erscheint ein Buch über den „Weltuntergang", dann drängen sich die Leute im Laden, um es zu kaufen. Wer es gekauft hat, verbirgt es wie eine kostbare Perle und will es nicht sehen und bespötteln lassen. Ein junges Mädchen kann sich kaum mehr freuen über den Brief des Liebsten, daß er kommen wird, als die Gläubigen über solch ein Buch."

Allerlei Segen

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 20. September 2013 00:54
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 9. 1928 kommentiert:

„Allerlei Segen!
Es geschehen auf religiösem Gebiete Zeichen, die denen, die zu sehen vermögen, die Augen öffnen darüber, wie Gott sich zu manchen Dingen stellt, die soviel sie auch immer den Anschein einer gewissen Religiosität haben, trotz alledem seine Billigung nicht finden. Ohne hier die Frage näher zu erörtern, ob und inwieweit überhaupt irgendein unter der Sünde und dem Todesurteil stehender Mensch in der Lage ist, andere Menschen zu segnen, muß mit aller Deutlichkeit verstanden werden, daß im Volk der falsche Begriff großgezogen wurde, als ob irgendein zu erreichender Segen abhängig sei vom Wollen oder Nichtwollen gewisser Personen, welche sich das Recht anmaßten, angeblich in der Lage zu sein, solche Segnungen Gottes zu verteilen oder wenigstens zu vermitteln. Ein Geschöpf kann nur von Gott selbst gesegnet werden, und dazu bedarf es keiner weiteren Mittelspersonen als Jesu, des Sohnes Gottes. In seinem Namen hat jeder Mensch das Recht, sich selbst Gott zu nähern. Jeder andere Segen, wie pompvoll und auffällig er auch immer aufgemacht sein mag, ist nach den klaren Lehren der Heiligen Schrift wertlos.

In dem Maße, wie die Augen der Menschen „von Gott ab" und „auf Menschen" gelenkt sind, und in dem Maße, wie prunkvolle Aufmachung und Stellung solcher Personen die Aufmerksamkeit „von Gott ab" und „auf Menschen" lenken, ist es allerdings wahr, daß solche zweifelhafte Segnungen in unserer an äußerem Schein und Unechtem so reichen Zeit sehr häufig gesucht werden."

Als Beispiel wird angeführt
Es gehört schon eine besondere Einstellung dazu, die Segnung eines Sportplatzes, wie sie vom Kardinal Vannitesti in Rom vorgenommen wurde, oder gar die Segnung neuer Automobile, wie sie am 8. März am Tage der Santa Franzeska Romana alljährlich vor dem Kolosseum stattfindet, zu verstehen. Noch viel schwerer mag es denen, die diese Einstellung nicht haben, werden, zu verstehen, was der Duisburger General-Anzeiger vom 10. 5. 1928 zu (einem) Flugzeugbildnis berichtet. Er sagt:

„Das für neue Streckenrekordversuche bestimmte Flugzeug „Jesus der großen Fähigkeiten" (man höre und staune! Red. G. Z.) wird vom Kardinal Hunballi in Gegenwart der königlichen Familie in Sevilla gesegnet. Rechts und links vom Flugzeug die kühnen Piloten Jimenez und Iglesius, die den Streckenrekord brechen wollen."

Zu dieser Notiz bemerken wir nur: Man weiß nicht, worüber man sich mehr wundern soll, über die Sache selber, oder über den Namen „Jesus der großen Fähigkeiten." Wie gesagt, es gehört eine besondere Einstellung dazu, diese Dinge zu verstehen. Wer auf dem Boden der Bibel und - wenn er sie recht versteht - damit wahrhaft auf dem Boden einer nüchternen, gesunden Lebensauffassung steht, wird allerdings nur ein Kopfschütteln für solche Dinge übrig haben.

Es ist übrigens - wie schon eingangs gesagt wurde - merkwürdig, wie deutlich in vielen Fällen offenbar die Mißbilligungen Gottes wegen dieser Dinge zum Ausdruck gebracht wird. Es ist noch nicht lange her, daß jenes amerikanische Flugzeug, das den Ozean überfliegen wollte, mit Mann und Maus nach wenigen Tagen versunken war, trotzdem oder - was ist wahrscheinlicher? - weil es vorher von Bischöfen besonders gesegnet worden war? Sollte nicht der Ausgang solcher Unternehmungen, von denen mit viel Propaganda bekanntgemacht wurde, daß die Kirche sie gesegnet hat, denkende Menschen bezüglich des Wertes oder Unwertes solchen Segens sehr nachdenklich stimmen?

Und nun selbst gar, wenn - wie der Bote aus dem Riesengebirge berichtet - der Warschauer Militärbischof sogar einige neue Eisenbahnzüge eingesegnet hat, die zur Propaganda von Giftgasabwehr bestimmt sind?

Oder aber, was kommt heraus, wenn man sich der mit einem ganz besonderen päpstlichen Segen bedachten Expedition Nobiles erinnert?

Wir bringen nachstehend einige Pressemeldungen aus den Tagen, in denen die ganze Welt von der beabsichtigten Fahrt Nobiles zum Nordpol sprach, und wie endete die mit dem besonderen Segen des Papstes ausgerüstete Expedition? Ein Kreuz sollte am Nordpol aufgerichtet werden und sollte als Sinnbild gelten für die erdumspannende Herrschaft der römischen Kirche vom Süd- zum Nordpol. Was Gott zu diesem Unternehmen gesagt hat, war bereits an den ununterbrochenen Schwierigkeiten und Hindernissen zu erkennen, die Nobile selbst auf seinem Fluge über das Festland zu bewältigen hatte, ganz abgesehen von dem unrühmlichen Ende, das schließlich die Expedition selbst nahm.

Die derzeitigen Meldungen über den beabsichtigten Flug Nobiles und dessen kirchenpolitische Absicht lauteten:

„Einsegnung des Luftschiffes
Mailand, 11. April. Heute fand die Taufe des Luftschiffes Italia und die Übergabe des Kreuzes, das eine Spende des Papstes ist, statt. Die Zeremonie wurde vom Mailänder Erzbischof, Kardinal Tosi, anstatt bisher vom Bischof von Loretto, in Anwesenheit hoher Offiziere und der Geistlichkeit vorgenommen. Nach der Einsegnung hielt der Kardinal eine kurze Ansprache und entbot den Startbereiten den Gruß und besonderen Segen des Papstes. Außer dem Kreuz wurde an der Kabine ein Bildnis der Mutter Gottes von Loretto angebracht. Das Bildnis hat General Nobile bereits bei seinem letzten Flug nach dem Nordpol begleitet."

Und eine andere, ähnliche Lesart:

„Einsegnung des Luftschiffes 'Italia'
Am Mittwoch fand die Taufe des Luftschiffes 'Italia' und die Übergabe des Kreuzes, das eine Spende des Papstes ist, statt. Die Zeremonie wurde vom Mailänder Erzbischof, Kardinal Tos, assistiert vom Bischof von Loretto, in Anwesenheit hoher Offiziere und der Geistlichkeit vorgenommen. Nach der Einsegnung hielt der Kardinal eine kurze Ansprache und entbot den Startbereiten den Gruß und den besonderen Segen des Papstes. Außer dem Kreuz wurde an der Kabine ein Bildnis der Mutter Gottes von Loretto angebracht. Das Bildnis hat General Nobile bereits bei seinem letzten Fluge nach dem Nordpol begleitet."

Wir erkennen in dem unrühmlichen Ende dieser Expedition ein scharfes, klares Gottesurteil.
Man sollte die Sprache dieser bedeutsamen Ereignisse beachten. Es ist die Sprache Gottes, mit der er seine Mißbilligung diesem Unternehmen gegenüber zum Ausdruck bringt. Man soll sich nur daran erinnern, daß es ein Unternehmen war, das mit dem besonderen Segen der römischen Kirche beladen war. Hinzu kommt eine neuere Notiz, die wir der amerikanischen Zeitschrift „Golden Age" Nr. 226 entnehmen. Sie lautet wie folgt:

 „Der Besitzer der „Allgemeinen Makkaroni-Gesellschaft" zu Erie in Pennsylvanien, ein sehr strenger Katholik, ersuchte einen katholischen Priester, seine Fabrikanlage zu segnen, da er glaubte, dadurch einen besonderen Schutz zu gewinnen. Vielleicht dachte er, dies sei besser als eine Feuerversicherung. Für zehn Dollars wurde die Fabrikanlage gesegnet, und eine geweihte Kerze brannte zwölf Stunden lang in dem Gebäude, um den Segen noch zu befestigen. Dies geschah am 5. Februar.

Am nächsten Tage gegen 19 Uhr brach in dem Gebäude Feuer aus. In wenigen Minuten brannte es über und über, Flammen und Rauch brachen aus jedem Fenster. Das Feuer brannte etwas über zwölf Stunden, dann war das große, vierstöckige Gebäude vollständig abgebrannt, alles verloren, trotzdem fünf Feuerwehrzüge ihr Bestes taten, das Feuer zu löschen. Die Ursache des Feuers ist nicht zu ermitteln. Der unglückliche Besitzer wünscht keinen Segen mehr!"

Eine ununterbrochene Reihe ähnlicher kennzeichnender Geschehnisse ließ sich hinzufügen, und überall, wo solche Ereignisse eintreten, sollten sie registriert werden. Der natürliche Mensch allerdings wird sehr leicht und gern von Zufall reden; aber wer gewohnt ist, die Dinge vom Standpunkt der Bibel aus zu betrachten, wer da weiß, daß Jehova sich jetzt einen Namen auf dieser Erde macht und alles zunichte machen wird, was ihm und seinem Namen entgegensteht, oder Ehre, die ihm allein gebührt, Menschen zuwendet, der vermag auch Ereignisse wie diese im rechten Lichte zu sehen und richtig zu bewerten."

Und weil das vorstehend ausgeführte, offenbar die Befindlichkeit der GZ-Leser im besonderen ansprach, gab es dann noch in der Magdeburger Ausgabe vom 1. 12. 1928, in der Form eines veröffentlichten Leserbriefes, einen „Nachschlag" dazu. Jener Leserbriefschreiber meinte:

„Vieles ist bereits über das Drama am Nordpol durch die Zeitungen berichtet worden.
[Einfügung: Als Hintergrund-Info kann man dazu etwa vergleichen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Umberto_Nobile
http://de.wikipedia.org/wiki/Italia_(Luftschiff)]
Ein Geheimnis schwebt noch über den Geschehnissen, und das ist ein schlechtes Zeichen, denn die Wahrheit hat noch nie das Licht des Tages gescheut. ... Insonderheit dürfte es interessant sein, die sogenannte „heilige Mission am Nordpol" im Lichte der Bibel zu charakterisieren.

Eine deutsche illustrierte Zeitung brachte vor ca. 2 Monaten Illustrationen mit Bezug auf die „heilige Mission", die mit der Nordpolexpedition in Verbindung stand. Ein katholischer Geistlicher segnete ein riesiges Metallkreuz ein und betraute den Leiter der Expedition mit einer „allerhöchsten Botschaft", die dahin ging, Rom vom Nordpol bis zum Südpol anzukündigen. ...

Eine solche Handlung ist nicht nur völlig unbiblisch, sondern sie ist geradezu angetan, den Namen Gottes herabzuwürdigen. ...
Wenn Jesus Christus seine Nachfolger zum Kreuztragen ermuntert, so kann das keineswegs so verstanden werden, daß man die Erde mit „Kreuzen" behängt und, wie im vorliegenden Falle, ein solches am Nordpol den Eisbären etc. zur Verwunderung als Visitenkarte und Selbstbildnis abwirft. Es ist mir unbegreiflich, daß die gesamte Christenheit, insonderheit die „protestantische" Kirche, so wenig Luthergeist zeigt, diese Dinge zu verstehen und gebührend zu kennzeichnen. Wie verhält es sich denn mit dem Gotteslästerungsparagraphen. Schützt der in der Tat das Wort Gottes - oder nur ein nominelles Kirchentum?

Wer glaubt wohl ernstlich, daß der betreffende katholische Geistliche in göttlicher Autorität handelte? Wer gab den Auftrag zu dieser „heiligen Mission", und wer bezahlte das Kreuz? ...

Angesichts des kläglichen Ausgangs der „heiligen Mission am Nordpol" sollte es wahren Christen nicht schwer fallen, festzustellen, daß man den Namen Gottes wieder einmal zu eitlem, selbstischen Machwerk benutzt hat, und daß der Segen natürlich genau so ausblieb, wie im Weltkrieg 1914 - 1918, wo das internationale-nationale Christentum sich im Namen Gottes zerfleischte ..."

Die Berichte über die Nordpol-Expedition des italienischen General Nobile, waren dem „Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe) vom 1. 4. 1930, dann noch einen „Nachschlag" wert.
Das GZ konnte es sich nicht versagen, noch kommentierend zu berichten:

„Das Urteil über Nobile
Des Papstes Segensspruch verwandelte dann Gott in Fluch. Und doch - das größte Fiasko kommt erst noch.
Wie die Zeitungen zu melden wissen, sollen die amtlichen Untersuchungen über den unglücklichen Ausgang der von dem faszistischen General Nobile geleiteten Polarexpedition von 1927 sehr ungünstig ausgefallen sein.

Man schreibt: "Das Urteil über Nobile ist vernichtend". - Der Bericht der offiziellen Untersuchungskommission lautet dahin, daß General Nobile in keiner Weise zur Führung eines Luftschiffes befähigt gewesen sei, noch dazu berechtigt war. "Nobile", so heißt es wörtlich in dem Bericht, "hatte seinerzeit lediglich nur die Erlaubnis bekommen, Probeflüge über der Stadt Rom zu unternehmen. Die von ihm geleitete Expedition war nur oberflächlich vorbereitet, so z. B. hatte der an Bord des Luftschiffes befindliche Mechaniker vorher keinen einzigen Flug unternommen und der Expeditionsphotograph hatte nie zuvor - photographiert" u.s.w.

Jeder aufmerksame Leser muß sich beim Lesen dieses Berichtes fragen, wie hat im Lande der absoluten Staatsdisziplin Mussolinis eine Nachlässigkeit in der Vorbereitung zu solch einer überaus wichtigen Unternehmungsreise stattfinden können, da doch die Ordnung, Autorität und der Gehorsam die obersten Grundsätze des Faszismus bilden! - Wie konnte sich ein wohldisziplinierter General solch eine Eigenmächtigkeit erlauben!

Es scheint einem unglaublich geradezu. Oder hat der Ärmste zu sehr auf den Segen des Papstes vertraut, der ihm und seinem Luftschiff erteilt worden ist! Oder verließ er sich zu sehr auf das ihm vom Vatikan anvertraute Kreuz, das er zum Zeichen der Weltherrschaft des Papstes am fernen Nordpol abwerfen sollte. Vielleicht! Nun ja, das dürfte womöglich eine Entschuldigung für ihn sein. Es ist ja schon mancher ehrgeizige Streber durch den väterlichen Segen des vermutlichen Stellvertreter Gottes auf Erden verleitet, getäuscht und betrogen worden und hat ein unrühmliches Ende erreicht.

Auch Kaiser Wilhelm hat den eigenhändigen Segen des Papstes empfangen und wurde das "Schwert des hl. römischen Reiches" oder des Katholizismus genannt. Und wo sitzt er heute! Und wie viele andere Weltgrößen der Vergangenheit und Gegenwart teilten dieses Los! Und wie viele andere werden es in der Zukunft noch teilen müssen! Ob denn die arme Menschheit nicht bald zur Einsicht kommen wird!

Wie ganz anders würde das Urteil über Nobile ausgefallen sein, wenn sein verwegener Nordpolflug von Erfolg begleitet gewesen wäre! Gewiß würde er unter dem feierlichen Klang der St. Petersglocken in Rom empfangen worden sein. Man würde die Besatzung des Luftschiffes in buntfarbiger Prozession in der Stadt herumgetragen haben. Und der Papst hätte sich dabei neben Mussolini als Weltboxer aufgespielt, durch dessen Segen all dies Werk zustande kam. 0 wie doppelt selbstbewußt würde man sich gebärdet haben! wie würdig und groß!

Aber leider - Gott ließ diesen Triumphzug scheinbar nicht zu. Mobiles päpstlich-faszistisches .Abenteuer hat einen kläglichen Abschluß gefunden, ruhmlos, von Bolschewiken Händen gerettet, kehrten die armen Teilnehmer in ihre Heimat zurück.

Nun sucht man die Sache geschickt aus der Welt zu schaffen, indem man den Führer der Expedition allein zur Verantwortung zieht und ein unbarmherziges Urteil über ihn fällt.

Das Urteil der amtlichen Untersuchungskommission über Nobile schließt mit der Feststellung ab:

"Vollständig unfähig ein Luftschiff zu führen, energieloser Charakter, minderwertiger Flieger".

Armer General! Wie wäre es, wenn man dein vielleicht gerechtes Urteil auch über deine Segenspender ausgesprochen oder ausgedehnt hätte; besonders auf den Herrn Papst:

"Vollständig unfähig einen Segen zu erteilen, ungöttlicher Charakter, minderwertiger Nachfolger Christi".

Nobile ist dem unvollkommenen Gerichte der Menschen zum Opfer gefallen, seine Helfershelfer und Mitverantwortlichen werden jedoch dem gerechten Gerichte Gottes nicht entgehen, er wird s
ie ebenfalls zu finden wissen und ihnen zeigen, daß er nicht durch ruhmsüchtige Nordpolfahrten, sondern durch Aufrichtigkeit und Wahrheit geehrt werden will."

„Sieben kleine Negerlein" - und dann waren es deren nur noch sechs
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 21. August 2013 03:57
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Es wirkt schon makaber, wie denn technische Katastrophen auch vor den Karren der WTG gespannt werden. Ein Beispiel dafür liefert auch die Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 8. 1928.
Verwundert nimmt man in diesem Reklametext auch zur Kenntnis, dass da nur sechs Bände „Schriftstudien" offeriert werden. Waren es deren nicht einstmal sieben?!

Nun kann man die Sache vielleicht auch dahingehend erklären. Es geht um den „Schlußverkauf". Eine „Neuauflage" war ohnehin nicht vorgesehen. Rutherford's eigenes Schrifttum trat da in aktive Verdrängungs-Konkurrenz. Vielleicht ist der siebente Band schon vorher ausgegangen. Das wäre zumindest eine Erklärung.

Allerdings spricht einiges dafür. In der GZ-Redaktion wusste wahrscheinlich die „linke Hand" nicht, was die „rechte Hand" tat. Denn auch in den nachfolgenden GZ-Ausgaben noch, werden die „Schriftstudien" offeriert. Dort sind dann aber alle sieben Bände im Angebot.

„Errungenschaften bei den Tieren der Dschungeln"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. Oktober 2013 00:24
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Weitere (vermeintliche) Innovationen, thematisiert die GZ-Ausgabe (1. 10. 1928) auch noch. Offenbar war dem GZ da ein einschlägiges Buch zu Gesicht gekommen mit dem Titel:
„Wilde Tiere: Eines weißen Mannes Errungenschaften bei den Tieren der Dschungeln" (Verlag: D. Appleton, London und New York).

Ob denn dieses Buch wirklich jene These stützt, welche das GZ aus ihm herauslesen möchte, erscheint mir zumindest, keinesfalls als ausgemacht. Einerseits wird ja die Evolutionstheorie abgelehnt, und zwar entschieden abgelehnt. Wenn denn wilde Tiere zu Pflanzenfressern mutieren sollen, setzt das ja irgendwie - auch in der Lesart des GZ - eine Art „Evolution" voraus.
Zu den Anti-Evolutionsargumenten der Bibelforscher/Zeugen Jehovas gehört aber auch das Züchtungs-Mutationen (Veränderungen) nicht dauerhaft seien. Nach einigen Generationen sind sie wieder verschwunden.

Bekanntes Beispiel der sogenannte „Wunderweizen" aus der Frühzeit der Bibelforscher. Selbst der WTG-nahe Autor Cole räumt ein. Heute gibt es diesen „Wunderweizen" der damals Furore machte, so nicht mehr. Und als es ihn noch gab, seien seine Früchte auch nicht optimal gewesen, hätten einige von Mühlenfachleuten keineswegs geschätzten, unerwünschten Nebeneigenschaften gehabt.

Insofern besteht mehr als berechtigter Grund anzuzweifeln, das wilde Tiere, durchaus dauerhaft zu Pflanzenfressern werden könnten. Genau das aber ist doch die unterschwellige Botschaft, welche das GZ, vermeintlicherweise glaubt aus diesem genannten Buche, herauslesen zu können.

Da seitens des GZ der Inhalt des fraglichen Buches durchaus umfänglich referiert wurde, sei diese Berichterstattung auch hier wieder gegeben. Ob sie indes wirklich eine „Stütze" für die genannte GZ-These ist, mag dann jeder für sich noch beantworten. Man liest im Detail:

„Kann nun der paradiesische Zustand zwischen Mensch und Tier wiederhergestellt werden? Kann es möglich sein, daß der Mensch und die großen, wilden Tiere in gegenseitigem Verstehen und gegenseitiger Zuneigung beisammen wohnen?

Mit diesen Gedanken befaßt sich Wyant Hubbard in seinem Buche ... Mr. Hubbard verbrachte drei Jahre in Rhodesia (Britisch-Südafrika) und Ost-Afrika und befand sich diese ganze Zeit über in enger Gemeinschaft mit Tieren der Wildnis. Seine Aufgabe war es, den amerikanischen zoologischen Gärten lebende Exemplare zu verschaffen. Er versichert auf das bestimmteste, daß sich die Geschichten seines Buches genau so zugetragen haben, wie er sie erzählt. Und sie sind außerordentlich fesselnd.

Mr. Hubbard hat ein größeres Interesse für Tiere als für menschliche Wesen. Seine Liebe zu allen Lebewesen brachte es so weit, daß aus dem jagenden Naturforscher ein Mensch wurde, der des Glaubens ist, daß alle wilden Tiere denken, sich etwas mitteilen, lehren und lernen können, und sich darum zu Haustieren eignen. Seine Tierfarm in Tara kann nicht besser beschrieben werden, als mit seinen eignen Worten:

„Um unsere drei Wohnzelte und Küchen gruppierten sich Drahtkäfige, Gehege von Pfählen, an denen Paviane befestigt, Drahtseile, an denen Leoparden und Gepards festgebunden waren, alles ganz planlos ... In der Nähe unserer Viehherden befanden sich die jungen Antilopen, die frische, warme Milch brauchen. Gegenüber der Reihe der Paviane waren die Fleischfresser. In der Nähe der Küche hatten die Leoparden ihren Auslauf, und nahebei war ein kleiner Gepard, der an einer leichten Kette dreißig Meter in einer mit Stahldraht umgebenen Einfriedung umherlaufen konnte. Dann kamen wider fünf Paviane.

Dann kamen Tibetkatzen, langgestreckt, mit langen Mähnen und gelbgefleckten Fellen. Sie waren die einzigen Tiere unter den mehr als fünfhundert, die sich nicht zähmen ließen. Etwa dreihundert Meter hinter der Küche, wo unser Tierpark begann, ging es zu Ende. Das letzte waren die Käfige der Pythons (Tigerschlangen) ... Im Speisezimmer hatten wir beständig die Jungen, die dauernder Pflege und Fürsorge bedurften. Zahme Antilopen liefen frei umher, und die Blauhäher betrachteten das Dach unserer Feldhütte als ihre spezielle Wohnung.

Auf der Jagd hatte Mr. Hubbard viele aufregende Abenteuer, bei denen er knapp mit dem Leben davonkam. Sein Zweck war natürlich, junge Tiere einzufangen. Dabei mußte oft viel gewagt, und die alten Tiere mußten getötet werden. Mit einer Schar von erfahrenen Eingeborenen und einer großen Menge von Hunden drang er tief in die afrikanischen Dschungeln ein. Die Hunde erwiesen sich dabei als hilfreich, die alten Tiere von den jungen wegzulocken, damit diese gesichert werden konnten.

Bei diesen Exkursionen sammelte Hubbard eine Menge wertvollen Wissens und hatte einzigartige Gelegenheiten, die Eigenart der wilden Tiere zu studieren. Unter den Bewohnern seiner Kolonie befanden sich auch drei junge Elefanten. Mary, der kleinste von ihnen, war, als er gefangen wurde, nur knapp 1 m hoch und hatte noch keine Zähne. Er mußte es lernen, aus einer Flasche zu trinken, und bei täglich fünfundzwanzig Flaschen Haferschleim machte er gute Fortschritte. Als Mary ihre Zähne bekommen hatte, durfte sie mit zwei größeren Elefanten, die unter der Aufsicht von sechs Eingeborenen standen, ausgehen. Gegen Abend wurden sie wieder eingetrieben, dann mußten sie in einem Wasserloch ihr Bad nehmen. Da sprangen sie mit lautem Freudengeschrei hinein, spritzten den Schlamm nach allen Richtungen, standen Kopf und schossen Purzelbäume.

Die interessante Geschichte, wie Jim, der zweite Elefant, gefangen wurde, ist ein Beispiel von vielen anderen interessanten Berichten des Buches. Nachdem ihn die Hunde von der Elefantenherde isoliert hatten, wurde er stundenlang von Hunden, Eingeborenen und Weißen gejagt. Schließlich wurde er mit einem starken Seil zwischen vier Bäumen gefangengenommen. Dort ließ man ihn die Nacht über. Die Schar der Jäger zog sich zurück, zündete ein Feuer an und ging an das Zubereiten und Essen ihrer Abendmahlzeit.

Plötzlich hörten sie ein Krachen von Zweigen; die Hunde schlugen an, und die Männer standen auf. Das ganze Lager befand sich in großer Bewegung. Die Elefantenherde war gekommen, um Jim zu befreien. Die Männer flüchteten sich in der Dunkelheit auf einen Ameisenhaufen. Die wütenden Elefanten schrien fürchterlich, trampelten das Feuer aus, brachen kleinere Bäume um und vollführten einen Höllenlärm. Zitternd kamen die Jäger vom Ameisenhaufen herunter und fanden zu ihrer Freude, daß Jim noch da war.

Eins der interessantesten Kapitel in dem Buche ist: „Denken die afrikanischen Tiere?" Mr. Hubbard behauptet, daß die wilden Tiere imstande seien, zwei oder mehrere Tatsachen zusammenzubringen und nach dem Schluß, den sie daraus gezogen haben, zu handeln. Er bezweifelt es, daß sie so etwas, wie eine instinktive Furch haben. Furcht ist gewöhnlich erst ein Ergebnis von Erfahrungen, die entweder die jungen Tiere selbst oder ihre Eltern gemacht haben.

In der Farm zu Tara wurden zwei Pythons in einem großen, 7 ½ Meter langen, 4 ½ Meter breiten und 2 Meter hohen Käfig gehalten. Natürlich mußten sie nach einiger Zeit gefüttert werden, und ihre natürliche Nahrung sind kleine Säugetiere und Vögel. Drei Hühner und eine Ziege wurden in den Käfig gelassen, und sie zeigten gar keine Furcht vor den Schlangen. Die Ziege begann ruhig das Gras des Erdbodens zu fressen und stieg dabei über die Schlangen hinweg. Die Hühner traten direkt auf sie. Seltsamerweise nahmen die Schlangen gar keine Notiz von den für sie ausersehenen Opfern und mußten schließlich gewaltsam gefüttert werden.

Keines der jungen Tiere, die in die Gefangenschaft kamen, zeigte Furcht vor den Menschen. Ein kleiner Leopard fühlte sich ganz zu Hause unter 50 Hunden, die wild genug waren, Elefanten und Büffel lebend einzufangen. Still um, der große ausgewachsene Leopard, hatte eine besondere Freundschaft mit einer großen dänischen Dogge, und niemand hat je gesehen, daß sie sich zankten oder bissen.

Ein interessantes Beispiel dafür, daß diese Tiere keine instinktive Furcht haben, lieferte Janey, daß sechs Monate alte Warzenschwein. Es grub sich beständig aus seiner Hürde aus und kam mit Schnüffeln und Grunzen direkt in das Speisezimmer. Mit Klapsen wurde es zurückgetrieben, aber es kam immer wieder. Ganz frei lief dieses Tier durch das Gebiet des Leoparden hindurch und hatte offenbar keine Ahnung, daß Warzenschweine die Lieblingsspeise von Leoparden sind.

Die wilden Warzenschweine zeigen große Vorsicht. Sie halten sich immer in der Nähe des Loches eines Ameisenhaufens auf, in das sie sich zurückziehen, wenn sich ihnen ein Feind naht.

Die Säbelantilope legt sich, wenn sie verfolgt wird, hin und rollt sich zu einem runden Klumpen zusammen, den sie erfolgreich mit ihren langen gebogenen Hörnern verteidigen kann. Wenn sie von Menschen verfolgt wird, ist Flucht ihre einzige Rettung.

Als ein interessantes Beispiel dafür, daß alle Tiere denken, wird uns von einer Löwin erzählt, die mit drei Jungen in einem Käfig eingesperrt war. Eines der Jungen traf beim Balgen mit seinen Geschwistern seine Mutter mit der Tatze ins Gesicht. Sofort fing sich die Mutter ihr unaufmerksames Kind ein, schüttelte es ein wenig und stellte es in eine Ecke, mit dem Gesicht nach der Wand. Das Junge blieb ruhig stehen, bis es nach etwa 10 Minuten denken mochte, es habe seine Strafe abgebüßt, und zu seinem Spiel zurückkehrte.

Man hat Elefanten beobachtet, die in einem ausgetrocknetem Flußbett entlang gingen, sorgfältig den Boden untersuchend. Wenn sie an eine Stelle kamen, wo sie noch eine Wasserspur entdeckten, scharrten sie mit ihren Vorderüßen den Sand weg und warteten ein Weilchen, bis das Wasser emporsickerte. Wenn zur Zeit der Früchte ein Baum zu fest gewurzelt ist, als daß er von einem einzelnen Elefanten umgerissen werden könnte, holt sich dieser einen anderen zur Hilfe, und mit vereinten Kräften ziehen sie an dem Baume, bis sie ihn entwurzelt haben, um sich die Früchte zu sichern.

Löwen haben eine sehr kluge Art, Rindvieh aus der Umfriedung herauszudringen. Mr. Hubbard erzählt, daß er eines Abends, ehe der Mond aufging, ein Geräusch bei den Rindern hörte und sich bereit machte hinauszugehen, hörte er von der Seite her, von der der Wind kam, ein schreckliches Löwengebrüll. Diesem folgte sofort ein Gebrüll der Rinder, und eine der Planken, womit das Gehege umfriedet war, gab krachend nach und etwa 60 Ochsen ergriffen die Flucht. Als der Mond aufging, sah man, daß zwei Löwinnen sich an dieser dem Winde entgegengesetzten Seite postiert und einen Ochsen gerötet hatten.

In seiner trauten Gemeinschaft mit den wilden Tieren ist Mr. Hubbard zu folgenden Schlüssen gekommen:
1. Jedes wilde Tier ist zu zähmen, vorausgesetzt, es ist noch sehr jung, wenn es eingefangen wird, und es wird von einer sehr verständigen, mitfühlenden und geduldigen Person behandelt.

2. Es ist sehr falsch, wenn man die wilden Tiere so darstellt, als seien sie an sich streitsüchtig, böse oder grausam.

3. Obwohl jedes wilde Tier zu zähmen ist, so bieten doch nur gewisse Tiere die Möglichkeit, später einmal als Haustiere dienen zu können. Zu diesen gehören: der Büffel, der Elefant, das Elen, das Wildschwein, der wilde Hund, die Wildkatze und vielleicht das Zebra...."

Superindendent Danneil
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. Oktober 2013 08:15
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Bereits in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1928, meint man sich in der Form eines ganzseitigen Inserats beschweren zu müssen.
Nicht nur dort, wäre hinzuzufügen. Auch in diversen Tageszeitungen, wurden - gegen Bezahlung - entsprechende inhaltlich ähnliche, Inserate eingesetzt. So laut GZ vom 15. 10. 1928, unter anderem im „Königsberger Tageblatt", und mit Sicherheit auch noch in weiteren Tageszeitungen.
„Protest! Aufruf! An unsere Leser und ihre Familien!" bekommt man da zu lesen.
„Unter dem Vorwand des Verstoßes gegen die Gewerbeordnung" liest man weiter, würden ungezählte Prozesse, die man als Schikanen werte, heraufbeschworen.

„Fast fünftausend finanzgerichtliche und sonstige Prozesse haben unsere kirchlichen Gegner im Laufe weniger Jahre inszeniert."

Und weiter:

„Natürlich erfolgte mit Ausnahme weniger Fälle, in denen die rechtzeitige Einspruchsfrist oder ähnliches versäumt war immer Freispruch. Aber trotzdem wurden - ohne Rücksicht auf die auch dem Staat dadurch entstehenden Kosten - von unseren kirchlichen Gegnern immer neue Prozesse bewirkt."
Man beruft sich weiter darauf, dass die in eigener Regie hergestellte WTG-Literatur - im Vergleich zu von regulären Verlagen hergestellten Sachen - billiger sei. Besonders erbost ist man darüber, dass die etliche Jahre bestehende Steuerfreiheit dafür, da als „Gemeinnützig" deklariert, nun offenbar aufgehoben wurde „mit der Begründung, daß die in Frage kommende Literatur Ausdrücke scharfer Kritik enthalte und weder der evangelischen noch der katholischen Kirche nützlich sei, so daß von Gemeinnützigkeit nicht gesprochen werden könne."

Mit dem richtigen Riecher dafür, dass kirchliche Kreise, die ihrer Staatskirchensituation nachtrauerten, mit dieser Art von Argumentation letztendlich nicht durchkommen würden, beschließt die WTG zum Gegenangriff überzugehen, wovon eben auch dieser „Protest" kündet, und fordert ihre Anhängerschaft auf, sich möglichst umfassend in entsprechende Protestlisten einzutragen.
Wer so in die Öffentlichkeit tritt mit seinem Anliegen, der braucht sich dann wohl auch nicht zu wundern, wenn ihm just aus jener Öffentlichkeit, ein entsprechendes Echo entgegenhalt. Und so ist es denn auch abgelaufen.

Und in der GZ-Ausgabe vom 15. 11. 1928, gab es dann noch einen „Nachschlag" zum Thema. In dem Artikel stellt man ganz bewusst den „starken Mann" heraus. Mehr als eine Million Deutscher, hätten vorgeblicher Weise (ohne stichhaltigen Beleg dafür) sich dem WTG-Protest angeschlossen.
Und dann gibt es eine Aufzählung der Umsatzzahlen:

„Fast 7 Millionen Bücher und Broschüren wurden im Jahre 1928 in Deutschland durch die freiwillige Missionsarbeit der Bibelforscher verbreitet"

liest man da. Und weiter:

„Die letzte Versuch in dieser Richtung bewegte sich auf dem Gebiet der Steuergesetzgebung, indem man versuchte, die Tätigkeit der Bibelforscher als steuerpflichtig zu bezeichnen, trotzdem es eine allgemein - auch gerichtlich sachverständigerseits - festgestellte Tatsache ist, dass die Verbreitung der Literatur der Bibelforscher und ihre ganze Tätigkeit in keinen Sinne gewerbsmäßig erfolgt. Ein zur Klärung dieser Frage angestrengter Gerichtsprozesses vor dem Finanzgericht in Magdeburg entschied deshalb auch in diesen Tagen, dass die Tätigkeit der Bibelforscher unbedingt unter dem Begriff "Gemeinnützigkeit" falle, ganz abgesehen davon, wie ihre Einstellung zu den großen Kircheneinrichtungen unserer Tage sein mag."

Dann meint man sich darauf berufen zu können. Man habe 1926 bei einer Bibelforschertagung in Magdeburg 15.000 Anwesende gezählt. 1927 bei einer analogen Tagung in Berlin, die gleiche Zahl.
Und nun 1928, würde man nicht nur eine zentrale Veranstaltung der Art durchführen, sondern mehrere, regional gegliedert. Als entsprechendes Zahlenwerk dazu wird genannt:
Dresden 5000
Berlin 3500 (in der "Neuen Welt")
Königsberg 350 bis 400
Essen 2800 bis 3000 Bibelforscher

Entweder kann ich nicht mehr richtig zählen, oder was. Nach meiner Addition ergeben aber die Zahlen für diese vier Städte keinesfalls, die vorgenmannten 15.000. Auch dann nicht wenn man die auch genannten 2000 in Basel (Schweiz), großzügigerweise mitzählt.

Diesen Umstand meint man dann noch mit der Angabe kaschieren zu können:

„Alles in allem betrachtet wurden also allein anläßlich dieser Bibelforscher-Konferenzen über 100.000 Bücher und Broschüren in die Hände der Menschen hineingelegt."

Nun war ja die WTG, bekanntermaßen, in Magdeburg ansässig. So gesehen verwundert es nun überhaupt nicht, dass ein dortiger Superintendent der Evangelischen Kirche, sich zum Sprecher der Gegenargumentation (oder meinetwegen auch Gegenpolemik) machte.

In der Pose der „verfolgten Unschuld vom Lande" berichtet nun das GZ in der Ausgabe vom 15. 10. 1928, über diesen Magdeburger Superintendenten. Da liest man dann:

„Die Internationale Bibelforscher-Vereinigung hat sich bekanntlich durch einen Protest-Aufruf gegen den Versuch, sie durch ein heraufbeschworenes Steuerverfahren in ihrer Missionsarbeit zu hindern, gewehrt und in manchen Städten in Geschäften Listen ausgelegt zur Unterzeichnung dieses Protestes von seiten derer, die Freunde der Bibelforscherarbeit sind. Es ist scheinbar dem Herrn Superintendenten Danneil zu Magdeburg schier unerträglich, daß verschiedene bedeutende Geschäfte an verkehrsreichen Stellen dieser Stadt nicht nur die Listen auslegten, sondern sich auch selbst dem Protest anschlossen, weil sie das Ungerechte des gegen die Bibelforscher geführten Kampfes klar erkennen. Der Herr Superintendent scheint sich zu einer Methode entschlossen zu haben, die letzten Endes darauf hinausläuft, christliche Nächstenliebe auf sonderbare Art zu pflegen, indem er die indirekte Drohung ausspricht, er würde dafür bemüht sein, daß solchen Geschäftsleuten der Lebensunterhalt geschmälert werde, -- durch Veröffentlichung einer sogenannten schwarzen Liste?

Oder sollten wir uns hierin irren? Dann wären wir dankbar, wenn uns erklärt würde, weshalb Herr Danneil ein Rundschreiben des Kreissynodalvorstandes des Kirchenkreises Magdeburg, datiert vom 1. August 1928, aussandte, welches folgenden Wortlaut hat:

„An den Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Magdeburg sind in diesen Tagen viele Anfragen von Gliedern der evangelischen Kirchengemeinden ergangen wegen eines Vorstoßes der Ernsten Bibelforscher.

Die evangelischen Gemeinden haben den Kampf gegen diese aus Amerika kommende Sekte stets offen und ehrlich geführt, obwohl die Angriffe dieser Sekte alles Maß überschreiten.

Die Ernsten Bibelforscher haben nun als ihre Kunden die Bitte gerichtet an Sie, eine Protestliste in Ihrem Geschäft auszulegen.
Sie haben der Bitte entsprochen,

Wir müssen Sie darauf hinweisen, daß die Mehrzahl Ihrer Kunden zu den evangelischen Gemeindegliedern gehören, die mit Recht verwundert sind, daß derartige Angriffe gegen sie von Ihnen mit einem solchen einseitigen Wohlwollen für die Gegner behandelt sind.

Es wird im nächsten Magdeburger Kirchenblatt (14 000 Abonnenten) berichtet werden über diesen neuen Angriffsversuch der Bibelforscher und über die Stellungnahme der Geschäfte, die ihre Unterschriften gegeben haben.

Einige Geschäfte haben auf Anruf von evangelischen Kunden die Protestliste zurückgegeben, und uns ist dann Mitteilung gemacht.
Da unsere Gemeindeglieder ein Recht darauf haben zu erfahren wie die Geschäfte, bei denen sie kaufen, in der Sache entschieden haben, stellen wir Ihnen anheim, uns einen Bescheid zu geben, damit die Mitteilungen erfolgen können.
Hochachtungsvoll
gez. Danneil, Superintendent."

Ob der Herr Superintendent, da mit seinem Agieren die „feine englische Art" praktizierte oder eben nicht. Die Frage mag ja einstweilen unbeantwortet bleiben. Aber selbst wenn man der Meinung zuneigt, die „feine englische Art" war das wohl nicht, dann muss man aber auch hinzufügen. Analoges galt auch für die Bibelforscher.

Im weiteren Verlauf der GZ-Ausführungen, zitiert dann selbiges Stellungnahmen solcher, welche sich dem vorgenannten kirchlichen Ansinnen nicht beugten.
Im weiteren Verlauf der GZ-Ausführungen liest man dann noch die Sätze:

Inzwischen ist auch die angedrohte Veröffentlichung in dem Magdeburger Kirchenblatt, Nummer 9, September 1928, durch das den genannten Herrn (Superintendent Danneil, Magdeburg) erfolgt. ...

(Pro) WTG-Briefe hat er natürlich in dem Gemeindeblatt nicht veröffentlicht, sondern nur einen ihm günstig lautenden

[Einfügung: Genau dasselbe tat aber auch die WTG in der Sache]
und dazu hat es zum Zwecke persönlicher Verunglimpfung eine weitere Unwahrheit veröffentlicht, indem er behauptet, und der Leiter der Bibelforscher Bewegung sei ein früherer Matrose, was völlig aus der Luft gegriffen ist und ja auch kennzeichnend ist für den Herrn Superintendenten, der „von der Sache" mit Verleumdungen „auf den Menschen" geht.

In derselben Veröffentlichung sagt er dann - wirklich meisterhaft gedreht und gedeutet ausgedrückt - über die Broschüre „Freiheit für die Völker":

 „Wenn man dies Heft liest, kommt es einen wirklich so vor, als ob diese Sekte ein Ableger des auf Sowjetleute ist. Diese Behauptung ist neulich in allem Ernst aufgestellt und der Beweis dafür ist versucht".

Er weiß genau, dass die Quelle auf die er sich dort bezieht, ein gewöhnliches Produkt übelster Verleumdungsversuches ist, darum auch schreibt er:
„Der Beweis ist versucht". Aber hierbei kommt es ja nicht darauf an die Wahrheit zu verbreiten, sondern möglichst einen unbequemen religiösen Gegner durch den Schmutz zu ziehen.
Im übrigen wird der Herr Superintendent doch nachdenklich werden, wenn er bei Abschluss des Protestes hört, wieviel Hunderttausende deutscher Bürger sich voller Entrüstung unsrem obigen Protest angeschlossen haben. Zur ganzen Handlungsweise dieses Kirchenführers und seinem auf uns bezogenen Ausspruch: „Wir wenden uns mit Ekel ab", bemerken wir, daß wir diesen zwar nicht gebrauchen, ihm aber denselben hiermit zurückgeben, mit dem Hinweis auf die Worte Jesu: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen."

Als Kontrast dazu, mag es noch angebracht sein, sich den inkriminierten Artikel aus dem „Magdeburger Kirchenblatt" (Nr. 9/1928) einmal etwas näher anzusehen.
Selbiger trägt den Titel: „Die Reklame der Bibelforscher, und was dabei herauskam".
Ausgeführt wird in ihm:

„Eines Tages wurde Magdeburg überrascht durch riesengroße Anzeigen in der Zeitung. Protest stand dick darüber. Es handelte sich um eine Steuersache der Bibelforscher.
Nicht ohne Humor ist die Tatsache, daß die Bibelforscher für ihr Unternehmen Gemeinnützigkeit verlangen und daß auf der andern Seite es in Frage gestellt wird, ob eine Vereinigung als gemeinnützig gelten darf, die die großen Kirchengemeinschaften in der niedrigsten Art und Weise beschimpft.
Sehr hübsch hat Faßhauer in seiner 'Sachsenschau' angeführt, indem er auch hinweist auf die äußere Lebensführung des jetzigen Leiters, eines ehemaligen Matrosen.

[Einfügung. Mit der Kolportierung vorgenannter Angabe über den Beruf des Balzereit, offenbart der Herr Superintendent nur eines. Er hat offenbar einschlägige antisemitische Anti-Bibelforscher-Pamphlete gelesen. Das ist dann seine „Bildung" auf dem Sektor. Weiter im Zitat]
Was aber überraschte an dem Protest, war etwas ganz anderes. Man las unter dem Protest eine Reihe von Magdeburger Firmen, die bereit waren zur Auslegung der Protestlisten.

Die Bibelforscher reden hier ganz offen von den „kirchlichen Gegnern". Und man sollte eigentlich von einem Geschäftsinhaber erwarten, daß er erst genau prüft, ehe er seine Unterschrift gibt. Daß diese Prüfung nicht immer erfolgte, stellte sich bald heraus.
Der Kreissynodalvorstand hat sich mit der Sache befaßt und hielt es für angebracht, an alle Unterzeichner einen Brief zu richten.

(dann folgt die Zitierung jenes Briefes, welchen weiter oben dokumentiert, auch die WTG zitiert hatte).
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen äußert Danneil dann noch:

„Am interessantesten ist eine kleine Broschüre, die für 10 Pfennig zu haben ist: „Freiheit für die Völker" von Richter Rutherford.
Wenn man dies Heft liest, kommt es einem wirklich so vor, als ob diese Sekte ein Ableger der Sowjetleute ist. Diese Behauptung ist neulich allem Ernst aufgestellt, und der Beweis dafür ist versucht. Jedenfalls muß daß gesagt werden, daß die Bibelforscher in dieser Broschüre eine politische Demagogie in religiösem Gewande treiben, die einmal weiteren Kreisen bekanntgemacht werden muß.
Mit Ekel wenden wir uns ab von dieser Art, die Bibel als Deckmantel für niedrigste politische Verhetzung zu gebrauchen."

Besonders das letztere Danneil'sche Statement erweist sich als aufschlußreich. Er polemisiert also gegen die WTG-Schrift „Freiheit für die Völker" und stellt die Bibelforscher in die „kommunistische Ecke". Damit steht Herr Danneil in der Tat nicht alleine. Selbiges taten noch etliche andere seiner Kirche. Allen voran der Herr Paul Braeunlich. Bei Braeunlich bin aber zumindest ich versucht, eine Namens-Verballhornung vorzunehmen dergestalt,. Zwischen „Bräunlich" und „braun" ist wohl kein großer Unterschied!

Weder Herr Braeunlich noch Herr Danneil, mag ja eingeschriebenes Mitglied der NSDAP gewesen sein. Oder überhaupt eingeschriebenes Mitglied einer Partei. Zu der Zeit (1928) war ja die NSDAP nur eine von mehreren Parteien aus dem rechten Parteispektrum. Und 1928 war es in der Tat noch nicht klar, wer aus diesem Spektrum das Rennen machen würde. Die Entscheidung in dieser Gemengelage hat dann der Karikaturist Heartfield einmal bildlich dargestellt (Oktober 1932); als er Hitler, mit über den Kopf erhobenen geöffneten Händen sagen ließ:
www.brasscheck.com/heartfield/hf1.jpg
[Keine Direktverlinkung da eine externe Quelle]
„Hinter mir stehen Millionen".
Das waren dann aber jene buchstäblichen Millionen, welche auf technischer Ebene erst mal von Notenbanken herausgegeben wurden. Und zu deren Verteilern zugunsten des Hitler, auch wesentliche Teile des US-Kapitals gehörten.

Das alles konnte Herr Danneil so sicherlich nicht vorausahnen. Mag er auch kein direkter Symphatisant der NSDAP gewesen sein. Als Sympathisant der sonstigen Deutschnationalen Parteien, darf man sicherlich auch ihn, nebst weiteren wesentlichen Teilen seines Berufsstandes, bezeichnen.

Dann mag es doch noch angebracht sein, einige jener Zitate aus „Freiheit für die Volker" mit vorzustellen, die auch für Danneil den schlüssigen „Beweis" darstellten, die Bibelforscher in die kommunistische Ecke zu stellen.
Den Volltext der Broschüre kann man sich ansehen unter:

Freiheit fuer die Voelker.pdf
(den Ladeumfang von etwa 15 MB beachten).
Darin enthalten auch solche Zitate wie die:

Jakob Christmann (fingierter Name) war ein Mitglied der lutherischen Kirche. Der Pastor dieser kirchlichen Konfession war einer derer, die die jungen Männer in den Krieg hinein gepredigt hatten und bei der Militäraushebung Helfershelfer und Aufhetzer waren. Es fiel Elsie schwer zu verstehen, wie er ein Geistlicher sein um gleichzeitig beständig einen solchen Weg gehen könnte.
Wie können die Nation und ihre Prediger in den Kirchen behaupten Christen zu sein, und dabei Krieg befürworten und das Volk zwingen, in den Krieg zu ziehen, gegeneinander zu kämpfen und einer den andern zu töten, ja selbst gegen ihren eigenen Willen und gegen ihre Einwilligung?

Wer ist also für den Krieg verantwortlich? Einige selbstische und ehrsüchtige Männer, danach strebend. ihre Macht zu vergrößern, wollten einige Millionen menschlicher Wesen in den Tod jagen, um ihre Ziele zu erreichen. Ein winziger Vorwand für eine Kriegserklärung wurde gefunden und der Krieg begann. Das Großgeschäft stellte die Kriegsmaschinerie her und lieferte das erste und hierzu notwendige Geld, wissend, dass es als Rückzahlung tausend Prozent erhalten würde.
Die Berufspolitiker setzen Aushebungsgesetze in Kraft, um den Kriegsapparat in Bewegung zu setzen. Unredliche und treulose Prediger verschiedenster religiöser Benennungen, vorgebend, Christus nachzufolgen drängten gleichzeitig das Volk in den Krieg und handelten als Kriegsagenten. Heuchelnd predigten sie Krieg von ihren Kanzeln. In vielen Fällen wurden sich hier schändliches tun von den großen Geldmännern, denen Krieg für ihren privaten Gewinn erwünscht war, bezahlt. Das allgemeine Volk wohl gezwungen, seine Brust für Kugeln und Granaten zu entblößen und sich Eigentum und Leben nehmen zu lassen, damit die ruchlose, eigenliebige Gier dieser Menschen befriedigt werde.

Wenn das „Großgeschäft" wünscht, seine Besitztümer zu vermehren, und Krieg vorteilhaft für seine selbstischen Interessen zu sein scheint, zögert es nicht, Krieg zwischen den Völkern der verschiedene Nationen zu provozieren. ...
Wer ist verantwortlich dafür, dass solche harte, grausamer Herrschaft „Christentum" genannt wird? Ich antworte: die Geistlichkeit der verschiedenen Bekenntnisse. Ehrgeizig nach der Billigung und dem Beifall der Menschen und mit einem Wunsch in Behaglichkeit und Üppigkeit zu leben haben sich die so Gesonnen mit dem Großgeschäft und den Berufspolitikern verbündet.

Einige überselbstsüchtige Menschen bilden das „Großgeschäft" und kontrollieren den Handel, der Welt. Sie tun dieses durch die Macht des Geldes, dass sie dort Händen der Massen der Arbeiter ungerechterweise entrissen haben. Sie kontrollieren die Wahlen, weil die Politiker solche Gesetze anordnen und erzwingen, wie sie es wünschen. Sie besitzen und kontrollieren die öffentliche Presse und veröffentlichen nur, was Sie wünschen, dass das Volk liest.
Jahrhundertelang waren die Vorrechte, deren sich die Menschen erfreuten, sehr ungleichmäßig verteilt; die Massen haben en Wohlstand der Welt zwar erzeugt, aber sind ungerechterweise der Früchte ihrer Arbeit beraubt worden. Das organisierte Christentum hat ein taubes Ohr gegenüber den Gesuchen und dringenden Bitten des Volkes um Abhilfe gezeigt.

Ein schwarz-weiss-Bild
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. November 2013 23:45
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Wie sang ein Herr Walter Scheel mal (ohne allerdings für den Text ein Copyright in Anspruch nehmen zu können)
„Hoch auf dem gelben Waa'agen ..."

http://www.youtube.com/watch?v=s3HvMnYnGcA
A ja. In dem Schwarz-weiss-Bild ist das Wagen ja gar nicht gelb. Wie wahr. Schwarz-weiss ist auch durchaus geeigneter zu charakterisieren, was denn die da offerierte Ideologie beinhaltet. Eben eine Schwarz-weiss-Weltsicht. Aber gemessen an den damaligen Verhältnissen, stellt dass schon eine massive Art von Reklame dar. Die Formen der Reklame mögen sich ja in der Zwischenzeit gewandelt haben. Ihr Tenor der Un-Dezentheit, wohl nicht!

Eine neuere Form undezenter Reklame meint der „Bürgerreporter Schalies" wieder mal zum „besten" geben zu sollen. Die Indoktrinierungsanstalt namens „Gilead", namentlich deren Gründungsdatum, hat es ihn diesmal angetan. Das wäre dann wohl wieder mal so eine Meldung auf welche die Giessener Zeugen Jehovas Welt „gewartet" hat. Gibt es eigentlich in Giessen und Umgebung noch ein paar Nicht-Zeugen Jehovas? Ob die auch auf die neueste Schalies-Kreation gewartet haben, erscheint wohl eher zweifelhaft. Das aber bekommt ein Herr Schalies in seinem mißratenen Missionarswahn, dann schon mal überhaupt nicht mehr mit.

Herr Schalies scheint es eher mit dem „Bodenständigensein" zu halten. Wäre es anders hätte er ja auch eine der vielen WTG-Aufforderungen, zum dienen in „Hilfe tut not"-Gebieten, Folge leisten können, und anschließend über seine dort gesammelten Erfahrungen ein Buch schreiben können. Einer der es im Gegensatz zu Schalies tatsächlich tat, und - auf eigene Kosten - dann nach Portugal zog, konnte dann auch solche „Events" berichten. Dortige Unterkunft, ein umgebauter Hühnerstall. Es wäre doch mal aufschlußreich, wie Herr Schalies solche Elemente der WTG-Vorsorge dann kommentieren würde, sofern er sich in etwas jüngeren Jahren, zu ähnlichem hätte motivieren lassen.

Der Hühnerstall als angemessene Unterkunft, ist dem Schalies dann ja erspart geblieben. Seine große Fresse, die er da heutzutage zu Markte trägt, würde wohl auch erst dann etwas kleinlauter, wenn er denn selbst mal solche Events wie Hühnerstall und Co am eigenen Leibe ausgekostet hätte.
www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/86576/jehovas-zeugen-feiern-70-jahre-wachtturm-bibelschule-gilead/


Die Hackordnung wird gewahrt
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,175762,175762#msg-175762

Sommerlath und die Seele
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. Dezember 2013 00:49
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - eine Zeitreise
Die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 12. 1928, wähnt Oberwasser zu haben (Die Schweizer Ausgabe des GZ brachte den in Rede stehenden Bericht erst in der Ausgabe vom 15. 1. 1929). Und wenn das so ist, betrachtet man es als Ehrenpflicht, auch die eigene Leserschaft darüber zu unterrichten. Es gibt zwar noch einen weiteren Artikel in der gleichen GZ-Ausgabe, in dem man sich erzürnt darüber zeigt, kirchlicherseits wieder einmal als Sekte eingestuft worden zu sein. Wenn man indes mal eines kirchlichen Artikels habhaft wird, der dieses Stigma nicht verwendet, ist man natürlich hoch erfreut. So eben auch in dieser GZ-Ausgabe geschehen. Die eigene Leserschaft wird also wie folgt informiert:

„Das Kreisblatt Blankenburg berichtet in seiner Nr. 235 d. J. über einen Vortrag, den der Professor der Theologie Dr. Ernst Sommerlath von der Universität Leipzig gehalten hat, über das Thema „Was wissen wir vom Leben nach dem Tode?"
Und dessen Ausführungen meint das GZ wie folgt interpretieren zu können:

„Wenn man diesen Bericht liest, dann sieht man, daß dieser Theologie-Professor, wenn auch sehr vorsichtig, so doch zielbewußt im Begriff ist, die Brücke zu bauen zu einem Zugeständnis der Evangelischen Kirche, und zwar zu einem Zugeständnis mit Bezug auf die Frage „Ist die Seele des Menschen sterblich oder unsterblich?"
Alle Leser des „Goldenen Zeitalters", und vor allen Dingen auch Kenner der Bibelforscher-Literatur wissen, wie die Bibelforscher sich bemüht haben, der zweifellos von Satan, dem Widersacher, aufgestellten Lehre, jeder Mensch habe eine unsterbliche Seele, entgegenzutreten, weil diese Lehre mit dem klaren Zeugnis der Bibel nicht übereinstimmt, die nicht sagt, daß der Mensch eine Seele h a b e, sondern, daß er selbst eine Seele ist (1. Mose 2:7), und daß die Seele, welche sündigt, sterben soll (Hesekiel 18:4). Sie wissen auch, wie sehr die Bibelforscher gerade dieser aufklärenden Tätigkeit wegen verspottet und allgemein angefeindet worden sind. Oft genug hat man sie um dieser Ursache willen als Irrlehrer verschrien. Es ist interessant, zu sehen, wie dieser Theologie-Professor jetzt langsam und vorsichtig den Übergang zu einem Bekenntnis anbahnt, das gerade dem entspricht, was Bibelforscher über diesen Gegenstand bislang immer gesagt haben. Der Herr Professor sagt nämlich unter anderem:

„Die Unsterblichkeit der Seele mit irgendwelchen philosophischen oder vernünftigen Gründen zu beweisen, muß man aufgeben."

Auch die Wiederherstellung des Menschen zu ewigem Leben auf Erden wird - vorsichtig andeutend - von ihm als zu erwägendes Bekenntnis zugegeben, mit den Worten:

„Nicht Unsterblichkeit der Seele ist Christenhoffnung, sondern nach dem leblosen Zustand neue Leiblichkeit."

Das alles meint man weiter mit den Sätzen kommentieren zu können:
„Es ist ja gut, und wir sind froh, zu sehen, daß unsere Aufklärungsarbeit, trotzdem sie so befehdet wird, doch endlich Nachdenken und Beachtung findet; wenngleich wir denken, ein offenes Bekenntnis wäre eher der Weg, den Gott anerkennen wird. Ein offenes Bekenntnis dergestalt:
„Ja, es ist wahr was die Bibelforscher allezeit gesagt haben, die Lehre von der unsterblichen Seele und ewiger Qual für die Seele in Hölle und Fegefeuer ist unbiblisch, entspricht also nicht den Lehren der Bibel, und in dieser Beziehung hat die katholische wie auch die evangelische Kirche gefehlt. Die Hoffnung für die ganze Menschheit ist einfach nur das Königreich Gottes auf Erden, die Auferstehung des Menschen und seine Wiederherstellung zu vollkommenen menschlichen Leben in Glück und Wohlfahrt und zu Harmonie mit Gott auf der Erde."

Deutlicher spricht sich schon der Geistliche Gustav Kochheim, Hamburg, in der „Christlichen Volkswacht", Heft 6/7, 1927 in einem Artikel, betitelt „Eine ernste Forderung an die christliche Seelsorge", über das irrige Unsterblichkeits-Dogma aus:

„Das Wort von der unsterblichen Seele, das heidnischen Ursprungs ist, hat die falsche Vorstellung von einer individuellen Wesenheit erzeugt, die im vergänglichen Körper gleichsam gefangen sitzt und je nach ihrem Glauben oder Unglauben im Tode der ewigen Seligkeit teilhaftig wird oder der ewigen Verdammnis anheimfällt. Das Neue Testament aber spricht nicht von Unsterblichkeit, sondern von Auferstehung. Eine unsterbliche Seele im landläufigen Verstande gibt es gar nicht. Wir sind mitsamt unsrem Leid und unserer Vernunft 'Seele', und unsere 'Sorge' gilt der Seele, kann nur der Seele gelten, muß aber auch der ganzen Seele und allen ihren Nöten gelten."

Ein solch offenes, freies Bekenntnis fordern wir aber von der evangelischen und auch von der katholischen Kirche als Ganzes; denn es ist die Wahrheit. Die Wahrheit aber soll man offen bekennen und nicht so sorgfältig unter Mäntelchen verbergen. Also noch einmal: ein offenes Bekenntnis!"

Das „Goldene Zeitalter" konnte es zwar noch nicht wissen, indes zur Charakterisierung jenes Sommerlath mag noch der Umstand erwähnt werden, ab 1958 fungierte selbiger auch als Herausgeber der „Theologischen Literaturzeitung". Selbige indes steht generell für eine Tendenz, welche das Bibelforscher/Zeugen Jehovas-Schrifttum der Rubrik „Schrott" zuordnet. Und mit „Schrott" hält man sich wegen der „Zeitverschwendung", in der Regel nicht weiter auf. Das musste schon mal der altkatholischer Pfarrer Walter Küppers (alias „Johannes Walther") erfahren. Küppers („Walther") dann auch noch besonders unrühmlich mit seiner 1912-These im Stile Russells hervorgetreten. Jedenfalls wähnte Küppers („Walther") als relativ neu (im Jahre 1895) gekürter Dr. der Theologie, der „Theologischen Literaturzeitung" auch eine seiner Publikationen, zwecks Besprechung in dieser zusenden zu sollen. („Neue Untersuchungen über den Quellenwert der vier Evangelien"). Es gab dann dort im Jahre 1902 auch eine tatsächliche Notiz in dieser in Sachen Küppers („Walther"). Ob über diese indes bei Küppers tatsächliche „Freude" aufgekommen ist, erscheint ziemlich zweifelhaft, konnte er dort doch den „Zerriß" über sich lesen:
"Der geneigte Leser sieht, dass diese Publikation nur pathalogisches Interesse hat. Der Rezensent kann mit diesem kurzen Bericht seine Aufgabe als erledigt ansehen."

Küppers konterte dann zwar mit dem markigen Spruch:
„ Phytagoras, der Philosoph, ersann
Ein neues Lehrgesetz und brachte dann,
Da er doch nur ein Heide war,
Den Göttern hundert Opferstiere dar.
Is's da ein Wunder, dass die Ochsen zittern,
Sobald sie eine neue Wahrheit wittern?"

Alsbald konnte er - auf Empfehlung seines Verlegers - nur noch unter Pseudonymen weiter publizieren.
Die Charakterisierung der ThLZ von Küppers als „pathalogischer Fall", durch den Theologieprofessor Emil Schürer dortselbst, tat ihre Wirkung. Das hatte sich Küppers sicherlich anders vorgestellt, als er eben auch die ThLZ mit seiner Abhandlung mit dem Titel „Neue Untersuchungen über den Quellenwert der vier Evangelien", „beglückte".
Das sollte man auch beachten, wenn ausgerechnet das „Goldene Zeitalter" sich auf den Theologieprofessor Sommerlath beruft.
Andererseits zum Thema Seelenlehre siehe auch dieses:

Parsimony.8860
Parsimony.7191

Nochmals: Weihnachtsfest
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 20. Dezember 2013 00:10
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Gleich zwei Artikel zum Thema „Weihnachtsfest" offeriert das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 12. 1928. Bemerkenswert, einer davon wurde aber in der Schweizer Ausgabe des GZ nicht mit abgedruckt. Da auch die Bibelforscher früher Weihnachten feierten:
Man vergleiche für die frühe Position zu diesem Thema etwa

19072Weihnachten
kann man diese Artikel durchaus der „Übergangsperiode" zuordnen, in welcher man begann, sich von diesem Brauch abzusetzen.
Und noch etwas ist bemerkenswert. Es sind ansonsten eher Freidenkerisch-atheistische Kreise, welche mit diesem Brauch auch „über Kreuz liegen". Die WTG nähert sich also - zumindest in diesem Punkte - jenen Kreisen an, was sie beim „konventionellen Christentum", zusä
tzlich suspekt macht. Zur Veranschaulichung mal eine Ausführung aus der Freidenkerisch-atheistischen „Ecke", entnommen der Webseite „Humanist":

"Mythos Weihnachten -
Geburt des Jesus-Kindes?"
Vortrag von Helmut Steuerwald
vom 19. November 1999 beim Bund für Geistesfreiheit Fürth
In seinem Vortrag über den "Mythos Weihnachten" bezog sich Helmut Steuerwald auf christliche und vor allem auf vorchristliche Quellen des Festes.
Der Referent betonte, dass nichts an Weihnachten genuin christlich ist: Alles war schon vorher da, alles gab es in ähnlicher Form auch in anderen Religionen.

Lange vor der Entstehung des Christentums finden wir ähnliche Geburtslegenden, vor allem bei den im Römischen Reich verbreiteten Mysterien. Ja - zum Teil ist die Wortwahl sogar die gleiche.

Das frühe Christentum zeigte wenig Interesse am Lebensweg Jesu, stand doch bei den ersten Christen die Erwartung des nahen Weltunterganges - die Apokalypse - im Zentrum ihres Daseins. Außerdem war im ersten und Anfang des 2. Jahrhunderts das sogenannte "Alte Testament" von zentraler Bedeutung, und man bemühte sich damals, das Leben Jesu mit diesen Schriften in Einklang zu bringen.

Im ältesten Evangelium, in dem des Markus, steht kein Wort zur Kindheit Jesu. So ließ man dann in den wesentlich später entstandenen Evangelien des Lukas und Matthäus den angeblichen Gottessohn in Bethlehem zur Welt kommen, schon um erklären zu können, dass er aus dem Geschlecht David komme, aus dem die Ankunft eines Messias erwartet wurde.

Heute sind auch die meisten Theologen der Überzeugung, dass Jesus nicht in Bethlehem, sondern in Nazareth geboren wurde, und dass es sich bei der ganzen Geburtsgeschichte um eine reine Legende handelt.
In den Weihnachtsgottesdiensten wird das dem Volk natürlich nicht gesagt. Es wird weiter die bekannte Legende von der Krippe im Stall von Bethlehem gefeiert.

Helmut Steuerwald wies auch auf viele Widersprüche in der Bibel hin. Er ging auf die nicht in den Kanon der Bibeltexte aufgenommenen Schriften ein, die Apokryphen, und er stellte Vergleiche an. Zum Beispiel wurde gefragt: Woher stammt die Legende von Ochs und Esel im Stall? Wie ist sie entstanden? Denn in der Bibel steht darüber nichts.


Dann kam der Referent auf die Hintergründe des Geburtstages Jesu, den 25. Dezember, zu sprechen, auf den es in der Bibel keinerlei Hinweise gibt. Gerade an diesem Beispiel lässt sich der heidnische Ursprung des Festes zeigen. Das Christentum hat diesen Tag willkürlich aus anderen Religionen übernommen. So war der 25. Dezember der Geburtstag des Gottes Mythras; außerdem wurde er im spätrömischen Kaiserreich mit dem Sonnenkult von Emesa, dem Kult um "Sol invictus", in Verbindung gebracht.

Papst Gregor hat im Jahr 354 den 25. Dezember
willkürlich als das Geburtsdatum Jesu festgelegt.
Das Geburtsjahr ist ohnehin nicht feststellbar. Kein Theologe behauptet heute, dass dies im Jahre 0 war. Heute geht man davon aus, dass Jesus zwischen den Jahren 8 und 4 vor unserer Zeitrechnung geboren wurde. Insofern entbehrt das Jahr 2000 einer nachweisbaren realen Grundlage.

In der anschließenden Diskussion wurden Fragen zum Thema gestellt und beantwortet. Ein interessanter Abend, der zum Nachdenken anregte!

www.humanist.de/veranstaltungen/report/weihnachten.html
Nun also das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 12. 1928.
Als erstes mal jener Artikel, welchen beide Ausgaben des GZ abdruckten:

Der Ursprung des Weihnachtsfestes
Der Dezember-Ausgabe v. 1926 der amerikanischen Zeitschrift "Fortschritt" entnehmen wir folgende Ausführungen;
"Unsere alten germanischen Ahnen waren glücklich, wenn die Sonne, die sie als die Quelle alles Guten verehrten, von ihrer Flucht vor den Mächten der Finsternis- und des Winters zurückkehrte und ihren Lauf wieder aufnahm und das Dunkel des Winters zerteilte, wie an seinem Anfang; wenn sie die säuselnden Winde des Südens, zwitschernde Vögel, die vor dem hereinbrechenden Frost geflohen waren, und knospende Blumen im Gefolge mit sich brachte; wenn sie die schlummernden Kräfte des Lebens wieder zur Arbeit rief und wieder das herrliche Panorama des Jahres zu entfalten begann. Wenn sie dann die Rückkehr der Sonne mit Festlichkeit und Tänzen feierten, zwang sie eine Mythologie, die noch viel älter war als die Naturanbetung ihrer Zeit, immergrüne Bäume als ein Symbol des großen Baumes Jgdrasill des nordischen Glaubens aus ihren Wäldern hereinzubringen. Die Zweige dieser Bäume stellten das Himmelsgewölbe dar. Sie schmückten sie mit Lichtern, die die Sterne darstellen sollten, die von dem großen Baum des Weltalls getragen werden; und zum Zeichen ihrer Dankbarkeit für all die Segnungen, die sie der Sonne verdankten, brachten sie Geschenke herbei.

Als dann zur bestimmten Zeit die Verkündiger eines neuen Glaubens kamen und fanden, daß diese Zeit des Festefeierns zu einem Teil dieses Volkslebens geworden war, nahmen sie diesen Brauch für die Kirche an und verbanden damit die Geschichte von der Geburt Jesu, wo die Hirten des Nachts ihre Herden auf dem Felde weideten und die Weisen aus dem Morgenlande kamen und ihre Gaben darbrachten."

Die Geschichte berichtet uns, daß Weihnachten im vierten Jahrhundert von Papst Gregor zu einem Fest gemacht wurde. Wie bereits angeführt, pfropften katholische Missionare diese heidnische Festlichkeit ihrem eigenen Glauben ein und machten sie zu einem Teil der römisch-katholischen Religion, um so mehr Einfluß auf das Volk zu gewinnen und mehr Bekehrungen zu machen.

Dies erinnert uns an die Worte eines bekannten Kardinals, daß das römische System der Gottesverehrung heidnischen Ursprungs ist, wobei die heidnischen Kulte durch Adoption von der Mutterkirche geheiligt wurden. Es ist ja geradezu erstaunlich, wie eng sich das Zeremoniell der Weihnachtsfeier der ,,Christenheit" an die heidnische Festlichkeit anschließt: der Baum, die Lichter, die Schenksitte, ein feierliches Begehen, vielleicht sogar mit Bier, Wein, Gelagen usw. Oft scheint sich dieser Geist den Menschen in wirklich nicht schöner Weise mit Trunkenheit usw. zu bemächtigen. Man glaubt Selbstlosigkeit und Liebe zum üben, indem man sich Geschenke macht, aber meistens erwartet man für eine jede Gabe eine Gegengabe und ist oft sogar böse, wenn sie nicht mindestens in gleichem Wert erfolgt. Wie wertlos aber sind solche Geistesregungen!

Die Luft ist zwar zu dieser Zeit mit Predigten und Sinnsprüchen über Christus förmlich geschwängert. Jeder Mensch scheint zu dieser Weihnachtszeit eine gewisse .Christusverehrung zu haben, aber es ist meistens doch so, wie der Psalmist sagt: "Gott ist nicht in all ihren Gedanken!" Man hat sich im Herzen von Gott entfernt und beugt sich vor einem Bilde, einer Gewohnheit, einer Reliquie aus heidnischer Zeit. Wie oft sind außerdem Trunkenheit, Übermut, Vergnügungssucht usw. in besonderem Maße gerade während der Weihnachtszeit und Neujahrtage am Ruder und liefern damit also nur ein Kennzeichen dieser Zeit des Endes der ,,gegenwärtigen bösen Welt". So kommt
es auch, daß an manchen Stellen die Weihnachtszeit, das ,,Fest der Liebe", mit immer größer werdendem Luxus und Prunk angesichts einer darbenden Menschheit angefüllt ist.

Sogar wirklich ernste Christen haben diese Sache nicht immer klar erfaßt und ließen sich mehr oder weniger in den Ersatz-Gebrauch dieses ,,Ersatz-Liebesfestes" hineinziehen. Sie wissen, daß der 25. Dezember nicht der Geburtstag unseres Herrn ist, aber sie schienen nicht darüber nachgedacht zu haben, daß alles fein zu seiner Zeit und ordnungsgemäß geschehen muß. Wenn Jesus eine Feier seines Geburtstages eingesetzt hätte, würde er zweifellos angeordnet haben, daß diese Feier am richtigen Datum seines Geburtstages abgehalten werden sollte, und nicht fast drei Monate später. Wir sehen also, Christus hat durchaus nichts mit der Feier des Weihnachtsfestes am 25. Dezember zu tun, und darum erhebt sich die Frage: Sollen wir auch weiterhin diesen römischen Kirchen-Feiertag beobachten und unsere Knie vor Rom beugen?

Gehört dies nicht auch mit zum ..Malzeichen des Tieres"? Sollte es nicht mit den anderen Menschenlehren, inhaltslosen Zeremonien und Bräuchen zur Seite gelegt werden? Sollten wir nicht vielmehr ruhig darüber hinweggehen, wie auch über andere unbiblische römische Feiertage? Wir werden es fortan tun!

Doch, was würde wohl geschehen, wenn die Massen das Weihnachtsfest nicht mehr feiern würden? Wenn sich wirklich eine bemerkenswerte Bewegung gegen die Feier des von Rom eingeführten Weihnachtsfestes entwickeln würde, so würde sie doch vom ganzen ,,Christentum", von den Katholiken sowohl wie von den Protestanten, bekämpft werden, und die Kirchenführer würden eine solche Bewegung auf alle nur mögliche Weise anfeinden, Sie würde genau so unpopulär sein, wie die ganze Wahrheit es ist.

Wir haben einen geschichtlichen Präzedensfall in den Bestrebungen der Puritaner, zu Wiklifs Zeiten, die das Weihnachtsfest nicht mitfeiern wollten, da sie es als einen wichtigen Teil der Religion des römischen Systems erkannten. Aber sie stießen auf die größten Schwierigkeiten. Tatsächlich sind das Weltliche, das Fleischliche und die herrschenden Klassen dieser Welt für die Aufrechterhaltung und Beobachtung dieses Brauches, und das sollte denen, die dem Dienste Jehovas völlig geweiht sind, Grund genug sein, fortan irgend etwas, was eben nichts weiter ist, als die mit einem ändern Namen belegte Durchführung eines heidnischen von Rom christianisierten Brauches, abzulehnen."

Dann noch jener Artikel, aus dergleichen GZ-Ausgabe, welcher sich nur in der Magdeburger Ausgabe selbigen nachweisen lässt. Meines Erachtens offenbart letzterer, durchaus noch ein gewisses Schwanken bei dieser Thematik. Er führt aus:
„Weihnachten
Ich stand im Walde still und stumm
's ist Ruh' und Frieden ringsherum.
Zart wispernd wiegt sich Reif in glitzernden Kristallen
Ich stand und lauscht', nichts regte sich,
Die Tanne rauscht, da legt es sich
Wie Feiertag weit über Winterwaldes Hallen.
Und ungehört brachs über mich herein. -
So feierlich: Es muß bald Weihnacht sein:
O Weihnachten, du Fest der großen Liebe,
Wenn bald doch nur - statt bloßem Lichterschein -
Der Wahrheit Licht möcht' aufgenommen sein
Von aller Welt, und ihr erhalten bliebe
Agnes Bahn

Wir benutzen dieses kleine uns gesandte Verslein um die Verhandlung einer Frage in die Wege zu leiten, die uns häufig von Freunden und Lesern des „Goldenen Zeitalters" gestellt wird: Die Frage nach dem Ursprung der Weihnachts-Feierlichkeiten.

Allgemein verbreitet ist der Gedanke, das Weihnachsfest sei ein rein christliches Fest; Tatsache aber ist, daß - wie in manch anderer Beziehung, so auch bezüglich des Weihnachtsfestes - das Christentum Gebräuche des Heidentums einfach übernommen hat. Natürlich lassen sich irgendwelche solcher aus dem Heidnischen übernommenen Gebräuche mit christlichen Gedanken verbinden; aber wenn und wo dies geschieht auf Kosten wahren Christentums, ist ein solches Handeln verwerflich. Ursprünglich wurde das Weihnachtsfest in verschiedenen heidnischen Religionen als Fest der Geburt des Lichtes in Verbindung mit dem Wechsel des kürzesten Tages und der längsten Nacht gefeiert. Wenn das Christentum nun diesen Gebrauch aufnahm ... und ihn auf die Geburt Jesu anwandte, den die Bibel als das wahre Licht der Welt bezeichnet, so erfolgte doch insofern eine Vergewaltigung des wirklichen Tatbestandes, als der 24. Dezember gar nicht der Geburtstag Jesu ist. Nach unumstößlich feststehenden, an Hand der Aufzeichnung des Neuen Testamentes zu beweisenden Tatsachen liegt der Geburtstag Jesu Anfang Oktober ...

An und für sich ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, daß die Menschen zu irgendeiner Zeit der großen Gabe Gottes - der seinen einzigen Sohn für die Menschheit dahingab - gedenken, und es ist auch nichts dagegen einzuwenden, daß die Menschheit sich an irgendeinem Tage des Jahres besondere Liebesbeweise durch das Darreichen kleiner Geschenke usw. - wie es zu Weihnachten geschieht - gibt; aber es ist falsch, wenn diese Handlung durch verkehrte Voraussetzung und Verschweigen wirklicher Tatsachen erfolgt. Denn in diesem Falle werden zu Weihnachten die ganzen Feierlichkeiten unter der aus der Luft gegriffenen Behauptung verunstaltet, Jesus sei an diesem Datum geboren. Diese Behauptung muß unbedingt als unwahr bezeichnet werden, und es ist weiterhin zu betonen, daß auch die meisten Theologen und Prediger in den Kirchen wissen, daß diese Behauptung unwahr ist, und daß Jesu Geburt am Anfang des Monats Oktober erfolgte. Wenn trotz alledem die Behauptung aufgestellt wurde, der 24. Dezember sei der Geburtstag Jesu, so nur darum, weil das diesen Feiertag einführende römische Kirchentum bei Aufstellung dieser Behauptung von dem Wunsche geleitet wurde, seine eigenen Feierlichkeiten möglichst der Zeit und Art heidnischer Feierlichkeiten anzupassen, um es auf diese Weise den Massen des Heidentums leichter zu machen, zum Christentum überzutreten, wobei diese gemachten Konzessionen immer mehr zur Verwässerung des Christentums führten.

In diesem Handeln ist eine der Ursachen dafür zu sehen, daß Millionen das Christentum annahmen. Aber, sie nahmen und nehmen heute noch häufig einen Wechsel ihres Glaubens auf sich - z. B. bei Eheschließungen usw. -, wie ein anderer Mensch sein Kleid wechselt. Hier liegt gerade die Krankheit jener großen nach Millionen zählenden Gebilde, die heute gemeinhin als „die christliche Kirche" bezeichnet werden, und doch so bitter wenig mit der wahren Kirche Jesu Christi, der es um die Wahrheit des Wortes Gottes zu tun ist, gemein haben.

Gewiß ist es gut, ein Fest der Liebe zu feiern, und gewiß ist es gut, Buße zu tun; aber wenn man z. B. einen „besonderen" Bußtag im Jahre einführt, so ist dieser Bußtag insofern ein Übel, als er die Menschen indirekt glauben macht, dieser eine Tag sei dafür da, daß im ganzen Jahr darauf losleben könnten; denn am Bußtag wird ja „Buße" getan. Liegt nicht diesem Gedanken des „Festes der Liebe" eine ähnliche Wirkung zugrunde? Sollte nicht - wie es unser kleines Verslein andeutet - für den Christen das ganze Jahr ein Fest der Liebe sein? Sollte der wahre Christenmensch sich nicht befleißigen, jeden Tag diese gehobene Freude, bereit zum Geben, zum Helfen, Schenken und Erfreuen, in sich zu tragen, wie er sie an den Weihnachtstagen vorübergehend, gewissermaßen ablösungsweise in sich trägt, wenn er geheimnisvolle Gänge macht, Einkäufe tätigt und sich freut auf den Moment, wo er das freudige Aufleuchten der Augen der Beschenkten sieht? Welch ein wunderbarer Zustand könnte auf Erden entstehen, wenn die Menschen nicht gelehrt würden, nur an diesem einen Abend im Jahre ein „Fest der Liebe" zu feiern und - dabei auf Gegengeschenke warten, sondern wenn sie zielbewußt gelehrt würden, jeden Tag zum Helfen, Schenken und Geben bereit zu sein, ohne auf Vergeltung zu warten, so wie Gott am Anfang Oktober vor 1928 Jahren seinen Sohn, das Liebste was er hatte, für uns in die Welt sandte und 33 Jahre danach schmachvoll am Kreuze sterben ließ. So sollten auch sie jeden Tag das Herz mit Dankbarkeit füllen, wie die Bibel es in die Worte kleidet, wenn sie fordert: „Liebet euch untereinander."

Möchten die Tage dieser von Menschen eingeführten Weihnachtszeit daher von allen unseren Lesern und Freunden - auch dann, wenn man sich gegenseitig mit Geschenken kleine Freuden macht - mit diesen Erwägungen ausgefüllt sein. Möchten sie, wo man sich an diesen Tagen der Liebe Gottes erfreut, einen Glanz vorauswerfen, der unser Handeln erwärmt und fortleuchten macht alle Tage des kommenden Jahres; dann werden unsere Weihnachtswünsche recht verstanden werden; Wünsche die nicht nur für die Weihnachtszeit selber gelten, sondern sich erstrecken über das ganze Jahr, ja, das ganze Leben; Wünsche nach Licht, Leben und Liebe, nach wirklicher „Weihe" des Lebens, und in diesem Sinne nun:
„Fröhliche Weihnachten!"
Das Goldene Zeitalter"

1928

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