Geschrieben von Drahbeck am 20. Mai 2006 07:14:05:

Oh, oh, Ethel, gehen wir zum Bethel.
Ich habe viele Fragen,
sie sollen Antwort sagen.
Ich gehe Freddie fragen,
wann wir bereit sein sollten,
und wann das Paradies sein wird. Oh, oh.

Wir gaben unser Leben für die Wahrheit,
pionierten unsere ganze Jugend hindurch.
Wir werden alt und können nicht länger warten.
Warum verspätet sich Harmagedon?
Wann wird das Paradies sein?

Du sagtest uns, wir sollten nicht heiraten
und kein kleines Baby austragen.
Nun sind die Tage vergangen, ich bin alt und Ethel ist grau.
Wann wird dieses Paradies sein?

Du sagtest, wir werden nicht mehr sterben müssen.
Nun, wir wissen,
daß dies alles Lüge ist.
Wir möchten nicht wie Johannes und Lois sein.
So bitte, Freddie, zeige uns, wann wird das Paradies sein?

Wo ist das kleine Mädchen, daß wir nicht hatten, als wir jung waren?
Wo ist der kleine Junge, um ihn unseren Sohn zu nennen?
Wo ist unser Sohn?

Oh, oh, Ethel, gehen wir zum Bethel.
Ich gehe Freddie fragen,
sie sollen Antwort sagen.

Ein laut CV 209 in den USA, zu Zeiten von WTG-Präsidenten F. W. Franz kursierender Text

Geschrieben von Drahbeck am 16. Mai 2006 06:14:01:

Als Antwort auf: Re: "Trost" 1. 5. 1946 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 03. Mai 2006 07:33:41:

In der Wachtturm-Ausgabe vom 15. Mai 1946 (Schweiz 15. April) wird unter der triumphalistischen Überschrift "In Russland eingedrungen" davon berichtet, dass nunmehr auch die Zeugen Jehovas "einen Fuß in der Tür der Sowjetunion" hätten, worum sie sich in den Jahren davor vergeblich bemüht hatten.
Man liest in diesem Artikel:

"Jahrelang hat man sich gefragt, wie denn das Zeugnis in das ausgedehnte Rußland getragen werden könnte. Während der (WTG) Präsident in Bern weilte (November 1945), erfuhr er durch das polnische Büro in Lodz, dass das Werk in Polen jetzt gut vorangehe und mehr als tausend Verkündiger, die früher im Osten Polens auf ukrainisch predigten, nun in das Innere Rußlands versetzt worden seien. Diese Geschwister sind in alle Richtungen Rußlands zerstreut worden und befinden sich sogar auf beiden Seiten des Uralgebirges, das teilweise das asiatische vom europäischen Rußland trennt. ... Andere Berichte sind eingegangen, aus denen hervorgeht, dass in einem deutschen Konzentrationslager in Ravensbrück, 300 junge russische Frauen, die dort mit Jehovas Zeugen in Berührung kamen, ihr Leben dem Dienste Gottes, Jehovas, geweiht haben. Zusammen mit anderen Russen, welche die Wahrheit im Konzentrationslager kennenlernten, sind diese nun nach Rußland zurückgekehrt. ... Dann sind ferner Hunderte von Geschwistern, die in Bessarabien wohnten, das früher zu Rumänien gehörte, jetzt Einwohner Rußlands geworden. ... Allen zuverlässigen Berichten entsprechend, vertreten nun mehr als 1600 Zeugen Jehovas das Reich Gottes in Rußland."

Für das Jahr 1947 nannte die Zeugenleitung eine Zahl von 3 498 Zeugen Jehovas in Russland. Für 1948 wurde dann die Zahl der Zeugen Jehovas in der Sowjetunion auf rund 8 000 beziffert. Diese beträchtliche Steigerung muss auch mit der Annexion der vorher polnischen Gebiete usw. gesehen werden, wo traditionell schon vor 1945 beachtliche Zeugen Jehovas-Gemeinden existierten. Im Jahre 1990 wurde die Zahl mit rund 39 000 angegeben (ehemalige Sowjetunion). Diese Zahlen machen in etwa deutlich, dass die von Walter Kolarz in seinem Buch „Die Religion in der Sowjetunion" aufgestellte Behauptung, der sowjetische Zweig der Zeugen Jehovas sei vielleicht der stärkste Zweig, so nicht zutreffend war.

Allerdings besteht in der nachkommunistischen Ära mittlerweile eine andere Situation. Zählt man die Zahl der Zeugen Jehovas in den verschiedenen Ländern zusammen, die ursprünglich einmal zur Sowjetunion gehörten, so konnte man beispielsweise im Jahre 2005 einen Bestand von rund 340.000 Zeugen Jehovas dort registrieren. Darunter Russland (136.225) und die Ukraine (129.667 Erwähnenswert auch noch Moldawien (17 915), Georgien (15.812) und Kasachstan (14.112). (Ferner noch: Armenien, Aserbaidschan, Kirgisistan, Tadhiskistan, Estland, Lettland, Litauen, mit im Vergleich zu vorgenannten, niedrigeren Zahlen).
Es zeigt sich auch am Beispiel der GUS-Länder. Je sozial unausgeglichener eine Gesellschaftsordnung, um so besser blüht der Weizen der WTG; dieweil eben einige glauben, diese Spannungen nur mit einer Dröhnung von religiösem Opium ertragen zu können. Das betäubt zwar. An den grundlegenden Problemen indes ändert es nichts.

Geschrieben von Drahbeck am 17. Mai 2006 05:24:21:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 5. 1946 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. Mai 2006 06:14:01:

Bei der Sichtung der Thesen des Katholizismus vor dem zweiten Vatikanischen Konzil, kann einem mit Verlaub gesagt, das kotzen ankommen.
Streng autoritär orientiert, meinte man in dem gleichfalls streng autoritären Naziregime einen potentiellen Bündnispartner zu sehen, mit der Einschränkung. Dieser "Partner" dürfe aber nicht die Interessen der Catholica verletzen. Wie man weiß, wurde letztere Forderung nicht erfüllt. Daher gab es auch Spannungen zwischen der Catholica und den Nazis.

Indes sind die Steigbügelhalterdienste eines Franz v. Papen für den Nazismus, keineswegs "vergessen". "Vergessen" ist auch nicht die "Rattenlinie", die es belasteten Nazis nach 1945 mit Hilfe der Catholica ermöglichte, nach Südamerika auszuweichen. Vergessen ist auch nicht, dass jene Hilfestellung für die Nazis dann zusehends von den USA übernommen wurde. Ihr Hätschelkind Reinhard Gehlen, einst Nazi-Geheimdienstoffizier, nach 1945 in selber Eigenschaft im Dienste der USA, schließlich auch der BRD, ist keineswegs "vergessen".
Kommen wir zur Catholica zurück.

Ungenießbare Thesen sind aus diesem Spektrum nachweisbar. Letztendlich, dass muss man sagen, in Anlehnung an die Nazi"philosophie". Einer der sich da (in der Schweiz) auf Seiten der Catholica besonders unrühmlich hervorgetan, war der Prälat Mäder. Ihm widmete "Trost" mehrmals einige Anmerkungen, so auch in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 5. 1946.
Leider leben diese unseligen Thesen noch heute in gewissen Randkirchenkreisen der Catholica weiter. Etwa bei Robin de Ruiter. Etwa bei einem Herrn Friedelmayer, der im gleichen Verlag wie der des de Ruiter zum Thema ZJ in ungenießbarer Weise publiziert hat.

Kritik an der WTG kann und darf nicht dafür blind machen, dass nicht jeder Kritiker selbiger, bloß weil er Kritiker ist, "sakrosankt" ist. Ich scheue mich nicht, diese Herrschaften auch anzugreifen; dieweil ihre Thesen von der Sache her unakzeptabel sind. Insofern gibt es durchaus mal den relativ seltenen Fall, einer partiellen Übereinstimmung mit den ZJ, in der Zurückweisung unakzeptabler Thesen. (Partiell = teilweise. Ist somit nicht mit einem Blankoscheck gleichsetzbar).

"Trost" schreibt in genannter Ausgabe:
"Die katholische 'Schildwache' wendet sich in ihrem Aufsatz des verstorbenen Prälaten Mäder (unter dem Titel 'Wir sind unsterblich') zum Schluß gegen die Bibelforscherbewegung und das Paradies, das aufgerichtet werden wird, mit folgenden Worten:
Die Frage, um die sich heute (22. Sept. 1945) alles dreht, ist gerade die: Christ oder Jude! Die moderne Bibelforscherbewegung, die zur Zeit riesenhafte Propaganda entfaltet, ist durchaus jüdisch in ihrem Wesen und in ihren Zielen. Ihr Evangelium ist die baldige Errichtung des jüdischen Weltreiches. Der Jude soll Herr der Zukunft sein; die Erde das wiederhergestellte Paradies werden ohne Tod und Träne. Der Zionismus soll seinen Zweck erreichen … Ein Volk, das an die Fortdauer der Seele und an den Himmel glaubt, kann nicht verjuden, kann das Schwergewicht seiner Wirksamkeit nicht auf die Errichtung eines irdischen Paradieses verlegen…"

Liest man solche Thesen, dann fühlt der Sachkenner sich sofort an das erste Hitler-Buch aus den 20er Jahren erinnert ("Der Bolschewismus von Moses bis Lenin") aus dem diese Sätze ebensogut abgeschrieben sein könnten. Gerade in antijüdischen Ressentiments trafen sich (beiderseitig völlig unhistorisch) Katholizismus und Nazismus. Der Katholizismus kann dabei noch zusätzlich das "Verdienst" in Anspruch nehmen, diese Thesen schon weit länger, als etwa der Nazismus, propagiert zu haben. Die "Besonderheit" des Nazismus hingegen. Umlenkung von der ursprünglich ideologisch begründeten Gegnerschaft gegen die Juden, auf die Ebene des puren Rassismus. Der Katholizismus hingegen wollte weiter an der ideologischen Komponente vorrangig festhalten. Beide Seite marschierten somit getrennt. Waren letztendlich aber im Ziel vereint. Die "Ausmerzung" der Juden.

Nun hat Herr Mäder sich nicht als Konstrukteur eines Nazikonzentrationslager betätigt. Das ist unbestritten. Ob es ihn wirklich "entlastet" ist allerdings keineswegs ausgemacht. Es gibt auch Schreibtischtäter, die manchmal noch die schlimmeren sind. Diese "Ehre" darf sich auch Herr Mäder zurechnen.

Unbestritten ist. Die Catholica lehnt die Theologie der Zeugen Jehovas auch dergestalt ab, dass die sogenannt "irdische Hoffnung" verworfen wird. Ihre These lautet vereinfacht gesagt. Wer den Kriterien der Catholica entspricht "kommt in den Himmel". Für die "irdische Hoffnung" der ZJ hat man keine rechte Verwendung.

Eine solche Position zu vertreten ist für eine Religionsorganisation legitim. Das wird nicht in Abrede gestellt. Bedenklich aber wird es, wenn sie zugleich mit Argumenten gespickt ist, die auch im Nazirepertoire nachweisbar sind. Besonders in deren antijüdischer Hetze.

Mäder, Robin de Ruiter, Friedelmayer und Co haben sich diesbezüglich schuldig gemacht. Das muss auch heute noch, in aller Deutlichkeit ausgesprochen werden!

Geschrieben von Drahbeck am 02. Juni 2006 07:37:56:

Als Antwort auf: Re: "Trost" 15. 5. 1946 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 17. Mai 2006 05:24:21:

Eine Welt als "Insel der Seligen" war die Nachkriegszeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges sicherlich nicht. Vielerlei Nöte und Beschwerden plagten die Menschen. Nicht selten stellte sich die nackte Existenzfrage. Was aber bot die WTG in jenen Jahren an? Nun doch wohl nur dies: Destruktive Thesen.
Ein Beispiel dafür kann man auch dem "Wachtturm" vom 1. 6. 1946 (deutsche Ausgabe) entnehmen; etwa wenn die WTG darin tönt:

"Von den wirren Strömungen erfaßt, werden viele Menschen in politische Bewegungen hineingetrieben und überlassen diesen die Bestimmungsgewalt über ihr Leben. Die Aussicht auf einen wahrscheinlichen dritten Weltkrieg, diesmal im Atomzeitalter, wodurch das Ende der Zivilisation des zwanzigsten Jahrhunderts in Sehweite rückt, treibt andere dazu, ein System internationaler Zusammenarbeit oder eine Weltregierung als das Heil des Menschen und seiner Zivilisation zu verehren. Die Religion, der es nie gelungen ist, Kriege zu verhüten, sondern die jeweils beide Kriegsparteien zum Kampfe ermunterte, steht schreckerfüllt vor der sich erhebenden Flut einer Antireligionsbewegung und der Verachtung religiöser Autoritäten. Wie toll ruft sie die sich ihr entfremdeten Volksmassen auf, sich der aussichtslosen Sache der Religion zu widmen. Sie bittet die ihr ergebenen Herden, sich unter der Leitung der Geistlichkeit zu rührigen Gruppen zu organisieren."

Geschrieben von Drahbeck am 03. Juni 2006 07:29:42:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 6. 1946 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. Juni 2006 07:37:56:

In Kommentierung der Schweizer Wehrdiensterklärung der Zeugen Jehovas aus dem Jahre 1943, mit dem Kernsatz, dass "Hunderte Glaubensfreunde Wehrdienst leisten würden". In Kommentierung eines solchen Satzes, der zeitgleich publiziert wurde, als in Hitler-Deutschland etliche Zeugen Jehovas eher den Kopf aufs Schafott legten, als wie Militärdienst zu machen.
In Kommentierung dieses Sachverhaltes ergab sich verschiedentlich schon die Frage. Wie sah es denn in der Schweiz diesbezüglich tatsächlich aus?
Lehnten alle Zeugen Jehovas dort den Antritt des Wehrdienstes ab, wenn sie staatlicherseits dazu genötigt wurden?

Oder kamen alle Zeugen Jehovas dort, in der fraglichen Zeit einer solchen staatlichen Nötigung nach? Die Antwort muss wohl lauten: Weder, noch. Es gab offenbar beide Entscheidungsvarianten in der Praxis.
Zumindest für die Zeit, vor 1943, sind tatsächliche Wehrdienstverweigerungen auch in der Schweiz nachweisbar. Wie es sich im Zeitraum Ende 1943 bis Weltkriegsende hingegen verhielt, mag einstweilen dahin gestellt bleiben.

Hintergrund der Schweizer Wehrdiensterklärung war, dass war auch der WTG überdeutlich. Wird sie nicht abgegeben, kommt es auch in der Schweiz zum Verbot der WTG-Tätigkeit. Mit Abgabe jener Erklärung meinte man, gerade noch rechtzeitig, "die Kurve gemeistert" zu haben, ohne aus ihr herauszufliegen. Selbstredend gab es etliche Fälle davor, welche die Sachlage zuspitzten und zu dem bekannten "Entweder - oder" führten.
In der "Trost"-Ausgabe vom 1. 6. 1946 wird in Zitierung der Schweizer Zeitschrift "Der Botschafter" vom 15. 4. 46, über solch einen Fall berichtet. Man liest dort:

"Das Territorialgericht 2 verurteilte im Juni 1940 einen Tessiner, seines Zeichens Malergehilfe und Anhänger der 'Zeugen Jehovas', zu zwei Jahren Zuchthaus und zur Einstellung in der bürgerlichen Ehrenfähigkeit für zehn Jahre, weil er aus religiösen Gründen dem Aufgebot als nachgemusteter Hilfsdienstler zum Sanitätshilfsdienst keine Folge geleistet hatte. Das Territorialgericht ging weit über die für religiöse Dienstverweigerer übliche Bestrafung hinaus, indem es anstatt Gefängnis auf Zuchthausstrafe und auf die gesetzliche Höchstdauer des Ehrverlustes erkannte. Erschwerend fiel in Betracht, dass sich der Angeklagte, der wegen seines Gewissenskonfliktes zum Sanitätshilfsdienst umgeteilt worden war, weigerte, auch bei der Sanität Dienst zu leisten. Der Angeklagte, der einen vorzüglichen Leumund besitzt und von seinem Arbeitgeber als ruhiger und anständiger Arbeiter geschildert wird, sah den Sanitätsdienst ebenfalls als Militärdienst an. Als Sanitäter, erklärte er, habe er zwar mit dem direkten Töten von Menschen nichts zu tun, jedoch indirekt, indem die von ihm gepflegten verwundeten Soldaten nach ihrer Wiederherstellung von neuem die tödliche Waffe gegen Mitmenschen gebrauchen würden. Somit wäre er mitschuldig am Tode von Menschen. Er müsse dem Willen seines Gottes Jehova mehr gehorchen als den Menschen. ...

Das Militärgericht verneinte im vorliegenden Fall das Bestehen eines Gewissenskonfliktes, da der Angeklagte bei der Sanitätstruppe nicht zu töten, sondern nur zu heilen brauchte. Zudem stehe die Schweiz nicht im Kriege. 'Das Gericht', heißt es wörtlich, 'kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass der Angeklagte seine Sektierer-Religion als angenehmen Vorwand braucht, um sich vom Dienst zu drücken in einem Zeitpunkt, wo das gesamte Schweizervolk alle Anstrengungen macht, die Landesgrenzen zu bewachen, um den Krieg vom Lande fernzuhalten.'

Der Verurteilte hat das harte Urteil unter Verzicht auf eine Kassationsbeschwerde auf sich genommen und die zweijährige Zuchthausstrafe abgesessen. Er hat sich dabei tadellos gehalten. Ein Zweifel darüber, dass es sich bei ihm um einen wirklichen und nicht nur vorgetäuschten Gewissenskonflikt handelte, besteht heute nicht mehr.
Außer der zweijährigen Zuchthausstrafe wurde der Angeklagte für die zulässige Höchstdauer von zehn Jahren in der bürgerlichen Ehrenfähigkeit eingestellt, 'da es nicht verantwortet werden kann, einen Bürger, der in Zeiten der Gefahr das Land im Stich läßt, weiterhin aktiv an der Lenkung der Geschicke dieses Staates teilnehmen zu lassen'. Da der Ehrverlust vom Tag der Verbüßung der Zuchthausstrafe an gerechnet wird, so bleibt der verurteilte Dienstverweigerer noch bis zum Jahre 1952 ehrlos.

Diese auf zehn Jahre ausgesprochene Aberkennung der bürgerlichen Rechte und Ehren wirkt um so stoßender, als die Beweggründe, die diesen Arbeiter zur Dienstverweigerung führten, nicht als unehrenhaft bezeichnet werden können. Es handelte sich eben nicht um eine Drückebergerei. Jeder Drückeberger hätte gewiß einen monatelangen Sanitätshilfsdienst jahrelangem Gefängnis oder gar Zuchthaus vorgezogen. Ein Gericht sollte nie auf bloße 'Eindrücke' abstellen! Zivildienst wollte er leisten.
Der 'Beobachter' hofft, dass die Bundesversammlung als Begnadigungsinstanz die Nebenstrafe für diesen religiösen Dienstverweigerer aufhebt, auch wenn sie seine Argumente ablehnen muß."

Geschrieben von Drahbeck am 16. Juni 2006 07:39:22:

Als Antwort auf: Re: "Trost" 1. 6. 1946 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 03. Juni 2006 07:29:42:

Von der Schweiz über Belgien nach Holland reisend, nimmt WTG-Präsident N. H. Knorr nach 1945 seine erste europäische Inspektionsreise vor. In Amsterdam trifft er sich auch mit einem Mitarbeiter des deutschen WTG-Büro und lässt sich von ihm Bericht erstatten und gleichzeitig Anweisungen übermittelnd. Zu diesem frühen Zeitpunkt nach 1945, war offenbar die direkte Einreise nach Deutschland auch für Knorr noch nicht möglich. Darüber berichtet der "Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 6. 1946. (Schweizer Ausgabe schon im WT vom 15. 5. 1946).

Euphorisch wird hervorgehoben, dass Erich Frost bereits am 9. 12. 1945 über den unter amerikanischer Kontrolle stehenden Rundfunksender Stuttgart habe sprechen können und das Nachfolgesendungen in Aussicht gestellt seien.
An diesem kleinen Detail schon offenbart sich die Protektion der Religion durch die US-Militärregierung in Deutschland. Diese Tendenz sollte sich in den folgenden Jahren fortsetzen, sodass, trotz geringer werdender Akzeptanz, Deutschland de facto zu einem der am stärksten ausgebildeten Kirche-Staat-Filzstaaten mutiert ist.
Die Weichen dafür, wurden unmittelbar nach 1945, von den Amerikanern gestellt.

Mit in diesem Deutschland-Bericht liest man auch einige Details zum Fall August Dickmann. Der WT führt aus:
"Doch mag es gut sein, noch ... zu berichten ... wovon in den Zeitungen New-Yorks im September 1939 kurz die Rede war, worüber aber nie alles gesagt wurde. Die Zeitungen New-Yorks meldeten die Erschießung August Dickmanns, der sich geweigert hatte, den Militärdienst aufzunehmen. Der ganze Bericht lautet, kurzgefaßt, wie folgt:

August Dickmann von Dinslaken, der Diener einer Gruppe von Zeugen Jehovas, war im Konzentrationslager Sachsenhausen vor die SS. gerufen worden. Es wurde ihm erklärt, er müsse in die deutsche Armee eintreten; doch verweigerte er dies. Man sagte ihm, er werde erschossen, wenn er sich weigere. Aber dieser treue Zeuge Jehovas sagte dem Nazi-Kommandanten des Konzentrationslagersa, daß das nichts an der Sache ändere; er werde dennoch seinem Gott treu und wahrhaft ergeben bleiben. Darauf wurde ihm erlaubt, eine Erklärung aufzusetzen und seine Glaubensansichten darzulegen und den Grund anzugeben, weshalb er vorziehe, Gott statt Menschen zu dienen. Die deutschen Nazi beschlossen, an diesem treuen Diener Gottes, des Höchsten, ein Exempel zu statuieren. Der Gong ertönte zur Sammlung aller Gefangenen im Lager. Sechszehntausend versammelten sich in geordneter Weise.

Eine kleine Gruppe Zeugen Jehovas in diesem Lager, 260 bis 280, mußte sich unverzüglich vor diesen sechzehntausend andern Gefangenen aufstellen. Jeder im Lager wußte, daß etwas Besonderes geschehen würde. Dann hieß man August Dickmann vortreten. Er stand für sich - allein - vor allen diesen Tausenden.

Durch die Lager-Lautsprecher erging die Bekanntmachung, August Dickmann habe den Militärdienst verweigert, und seine Erklärung wurde all diesen sechzehntausend Gefangenen vorgelesen. ... Nachdem seine Erklärung vorgelesen war, erhielt Dickmann nochmals Gelegenheit, den Militärdienst aufzunehmen. Er blieb standhaft. Das ärgerte die SS, und so wurde denn dieser treue Diener des Herrn vor dieser mächtigen Menge Zuschaur vor dem Exekutionskommando an die Wand gestellt. Als er seinen Mördern offenen Auges und mit einem Lächeln auf dem Gesicht gegenüberstand, winkte er der Schar seiner Brüder, die dort in kleiner Zahl vor all den Zuschauern standen, mit seiner Kappe ein letztes Lebewohl zu - und wurde dann erschossen.

Alle Gefangenen im Lager kehrten in ihre Blocks zurück; der kleine Trupp der Zeugen Jehovas bewohnte ein und denselben Block. Kurz danach kam einer der SS-Männer zu diesem Block und ließ alle Zeugen Jehovas in einer Reihe, Schulter an Schulter, das Gesicht ihm zugewandt, antreten. Dann erschien der Lagerkommandant und seine Hauptgehilfen. Der Kommandant erinnerte alle dort versammelten Geschwister an das, was an diesem Nachmittag vorgefallen war, und bot allen die 'Freiheit' an, falls sie ein Papier unterschrieben, worin sie ihren Glauben an Jehova Gott absagen und sich bereit erklären würden, nicht mehr Zeugen Jehovas zu sein und sich zu der Nazi-Ansicht zu bekennen. Nach einer kurzen Weile des Schweigens traten zwei Männer vor. Der Kommandant überreichte ihnen darauf die Papiere zur Unterschrift. Die beiden Zeugen erklärten indes, daß man sie vor einigen Monaten zum Unterschreiben solcher Papiere gezwungen habe und sie ihn nun ersuchen möchten, ihre Namen auf diesen Erklärungen streichen zu wollen ..."

Geschrieben von + am 17. Juni 2006 11:08:08:

Als Antwort auf: Re: "Trost" 15. 6. 1946 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 17. Juni 2006 07:59:29:

Alle drei!

und es fällt mir schwer nach dem 21ten Kapitel einfach so weiter zu machen.
Ich fühle mich so leer.
Ich bin jetzt froh dass ich das 22te Kapitel schon vor ein paar Tagen fertig hatte – und morgen sehen wir weiter.

Man darf bei der Diskussion nämlich eines nicht vergessen:
dass der gefallene Soldat mit der Brille,
auch gerne mit seinem Kind auf dem Schoß
alle Folgen von Biene Maja oder Bob der Baumeister gesehen hätte.

…„Für die Wachtturm Gesellschaft bestimmte plagen Jehovas"

Du hast übrigens im 21ten Kapitel versehentlich eine Todesanzeige doppelt übernommen.
Eventuell ist Dir das Bild verloren gegangen.
Wenn Du möchtest kannst Du die letzte und doppelte Todesanzeige „350 Brüder im Felde…"
durch die nachfolgende ersetzen:

Geschrieben von nana am 03. Juni 2006 21:53:59:

Als Antwort auf: Re: "Trost" 1. 6. 1946 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 03. Juni 2006 07:29:42:

Katholiken hatten bestimmt kein schlechteres Gewissen.

Gewissenentscheidung?

Sicherlich nur eine äußerst oberflächliche Betrachtung.

Der Begriff "Gewissensentscheidung" kann hier nur mehr als eine Floskel verstanden werden, als dass diese Ausdrucksweise wirklich beschreibt, dass es eine Gewissenentscheidung war.

Es war keine Gewissensentscheidung.

Wer die Lehren von Jehovas Zeugen kennt, kann bestätigen, dass nicht Gewissen, sondern Angst bestimmend für die Handlungs-Entscheidung ist.

Jehovas Zeugen kennen keine Gewissensentscheidung. Ist etwas nach der Sprachweise eines Zeugen Jehovas eine 'Gewissensentscheidung', ist es erlaubt. Warum ein Verbot beachtet wird, das für Außenstehende nicht nachvollziehbar ist, wird dies nach außen als eine Gewissensentscheidung dargestellt. Beachtete Gewissensentscheidungen besagt lediglich, dass hier exzessive Bibelauslegung befolgt wird. Eine Bibelauslegung die eine Handlungsweise auslöst, die nicht wirklich mit der Bibel belegt werden kann.

... wegen seines Gewissenskonfliktes ....

muss eigentlich heißen

... wegen seiner Angst ...

Angst vor dem endgültigen baldigen Tod durch die Hand Gottes.
Aber diese Angst beruht f einer verdrehten Lehre. Eine Lehre die durch mehrfache Verfremdung der Bibel entstanden ist.

Geschrieben von Drahbeck am 14. Mai 2006 05:21:26:

Zitat aus dem WTG-"Verkündiger"-Buch
Jehovas Zeugen treffen sich von Zeit zu Zeit mit Verwandten und Freunden zu einem netten Beisammensein. Aber sie machen nicht bei Festen mit, die mit heidnischen Göttern in Zusammenhang stehen (wie es bei Ostern, Silvester, der Maifeier und dem Muttertag der Fall ist).

Am Muttertag beispielsweise veranlaßt Satan, "den Müttern besondere Verehrung und Anbetung darzubringen" (so Rutherford in Rechtfertigung Band I, S.156).

Zitat aus der eben angegebenen Quelle:
"Der sogenannte 'Muttertag' wurde in Amerika zuerst im Jahre 1914 gefeiert, also gerade in dem Jahre, wo die Welt Satans zu Ende gegangen war und er erkannte, daß er nur noch wenig Zeit hatte, sich für die große Schlacht von Harmagedon zu rüsten. Er wußte, daß er seinem Ziele, die Menschen von der Anbetung Gottes abzubringen, einen Schritt näherkommen würde, wenn er sie veranlassen könnte, den Müttern besondere Verehrung und Anbetung darzubringen; und das ist eines seiner Mittel, sich für Harmagedon bereitzumachen."

Weiteres zum Thema auch in
http://de.wikipedia.org/wiki/Muttertag

Weihnachten und Muttertag

Geschrieben von + am 17. Mai 2006 01:26:42:

Als Antwort auf: Re: Warum dieses Forum? geschrieben von L. am 16. Mai 2006 21:52:56:

Aus gewissen Sachzwängen heraus ist es mir momentan nicht möglich Manfred zu Antworten.
Gerade seinem letzten Beitrag „vor 50 Jahren" und dem Hinweis auf den Frankfurter Kongress Antworte ich ihm noch.
Dazu benötige ich jedoch etwas Zeit.

L. schließt von sich auf andere.
Er ist hierin genauso wenig Repräsentativ wie ich – trotzdem möchte ich L. widersprechen.

Die Idee „Vor 50 / vor 60 Jahren" ist hervorragend, auf Dauer angelegt und „für mich" alles andere als totlangweilig.
Sollte dies jemanden Interessieren – ich lese sie.

Oberflächlichkeit ist eines der größten schwächen bei Infolink.
Den Satz „wer ließt das alles" höre ich von Infolinkern nicht zum ersten Mal.
Es gibt nun mal Menschen die Bildzeitung lesen und Menschen die Spiegel lesen.
Dies muss man nicht wertend beurteilen.

Ich halte es nach wie vor so, das ich einen Beitragstext komplett Kopiere – in „Word" einfüge und dann Abschnitt für Abschnitt durcharbeite.

Von Zeit zu Zeit schaue ich auch bei Infolink vorbei – aber einerseits ist mir der Diskussionsbaum zu zerklüftet und – Hand aufs Herz – wann lohnte es sich dort schon mal einen Text zu kopieren und durchzuarbeiten?

In manchen Fällen würde ich mir wünschen dass Manfred Ausführlicher wäre.
Die Aussage von L. dass dies „sehr ermüdend und unnötig in die Länge gezogen" wäre kann ich so nicht Teilen – im Gegenteil.

Manfred Schreibstiel ist kein „Thomas Mann" aber meine Rechtsschreibung ist nun mal auch kein „Duden".

Mehrfach wurde hier schon darauf hingewiesen – eine getaufte Person sollte es sich dreimal Überlegen bevor sie sich bei Infolink anmeldet.
Dies als Antwort zu „Frage".

L. schreibt dass irgendwie alles gesagt wurde.
Dies würde ich gründliche, saubere Arbeit nennen.

In einem möchte ich jedoch Manfred widersprechen.

In seinem Link „Wohin geht die Reise" schreibt er von denen die sich so im Internet „tummeln" und dies schließt mich mit ein.
Ich bin hier einfach so aufgetaucht und werde auch einfach so wieder verschwinden.
Ich mache es weil es mir spaß macht und es hat mir etwas gegeben – etwas gebracht.
Dafür bin ich Manfred zu Dank verpflichtet.

Kennt Ihr Mecki?

http://www.meckiseite.de/61_Harun.jpg

Schrat der Affe, hat einen Großvater

http://www.meckiseite.de/21-68.jpg

Sein Großvater sammelt leidenschaftlich Dias.
Fotos über Moosbewachsene Feldsteine in der Lüneburger Heide.

Immer wenn Mecki und Schrad zu Großvater zu Besuch kommen müssen sie sich die stundenlangen Diavorträge von Großvaters Moosbewachsener Feldsteinsammlung aus der Lüneburger Heide über sich ergehen lassen.
Die Folgen sind absehbar – Schrad und Mecki hängen schon bei dem zweiten Dia schlafend und schnarchend über den Sesseln.

Was ich damit sagen will ist folgendes:
Wenn ich mir morgen einbilde Fotos von Moosbewachsenen Feldsteinen zu Sammeln,
dann werde ich das mit vollem Genuss auskosten.

Man könnte sagen bis zum Exzess.
Von mir aus: nenn es Extrem.

Und wenn schon Millionen vor mir Vater wurden – ich war der erste Vater der Welt.
Mit den Augen meiner Kinder habe ich zum ersten Mal eine Rose gesehen –
zum ersten Mal auf einem Klavier geklimpert
und zum ersten Mal im Gewürzregal in der Küche eine „Gerüche Weltreise" gemacht.

Irgendwann mal kommt jedoch der Punkt an dem man dann wieder weiterzieht und neue Dinge entdecken möchte.

„An dem Tag, an dem Du denkst, Du kannst nicht mehr besser werden, fängst Du an, immer den gleichen Song zu spielen."
David Bowie

http://www.meckiseite.de/52_Schlaraffenland k.jpg

Geschrieben von Raccoon am 17. Mai 2006 17:01:54:

Als Antwort auf: Re: Warum dieses Forum? geschrieben von + am 17. Mai 2006 01:26:42:

Hallo +,

vorweg: Ich lese deine Beiträge sehr gerne. Die Art und Weise, wie Du regelmässig WT-Artikel teils anhand der Bibel, teils anhand anderer WT-Zitate "auseinander nimmst", gefällt mir.

Zu Infolink:
Es ist richtig, daß man dort zum Schreiben angemeldet sein muß, Lesezugriff ist hingegen ohne Anmeldung möglich.

Was die "Qualität" der Diskussion dort angeht: Es schreiben dort sehr viele Leute mit und nicht jeder hat das Anliegen, die Lehren der WTG biblisch zu wiederlegen oder, um bildhaft zu schreiben, die mit dem Florett fechten. Dort gibt es sicherlich auch einige, die mit einem Krummsäbel schreiben (um im Bild zu bleiben). Dann muß man bedenken, daß dort viele Mitschreiber in unterschiedlichen Stadien ihres Ausstiegsprozesses sind. Einige sind noch auf der Suche nach Antworten, andere sind zornig, wieder andere verletzt usw. Das wirkt sich natürlich stark auf die Diskussion und ihren Verlauf aus. Nichtsdestotrotz findet auch dort mehrheitlich eine Diskussion mit Tiefgang statt, die einen Vergleich mit der Bildzeitung nicht verdient.

Vor allem aber würde ich das Diskussionsforum und seinen Inhalt vom Rest der Website und der dort abrufbaren Dokumentation trennen wollen. Dort finden sich viele sehr gut recherchierte Artikel über die WTG, ihre Lehren und ihre Machenschaften.

Ich nenne mal beispielhaft die 5 Artikel, die unter der Überschrift "Was jeder Zeuge Jehovas wissen sollte" hier

http://www.sektenausstieg.net/index.php?option=com_content&task=view&id=1273&Itemid=29

zu finden sind.

Oder die Auseinandersetzungen mit der Exegese der WTG, die der Infolink-Mitschreiber "Theologe Frank" regelmäßig veröffentlicht.

All das sind Dinge, die eine Gleichsetzung mit der Bildzeitung nicht verdienen.

Infolink ist mehr als das Forum, die Website ist es wert, sich auch einmal die anderen Bereiche anzuschauen.

Und +, wie wäre es, wenn Du ab und zu mal einen der sehr guten Artikel auch für die Infolink-Dokumentation zur Verfügung stellen würdest? Das würde das dortige Angebot sicherlich bereichern.

Viele Grüße,
Raccoon

Geschrieben von + am 20. Mai 2006

Du hast die ganze Welt durchschritten standest aber noch nie am Start

Als Antwort auf: Re: Infolink ist ein wertlosed Hochstaplerforum! geschrieben von Raccoon am 19. Mai 2006 19:50:22:

Hallo Raccoon!

Meine Antwort zu Deinem Schreiben steht noch aus.
Es lag nicht in meinem Interesse ein anderes Forum zu Bewerten.
Weder zu loben noch herabzuwürdigen.

Meine Antwort galt einzig der Aussage von L. im Stile von „Rock´n Roll ist tot".
Selbst L.´s Beiträge will ich nicht abschätzig bewerten (er war ja einer derjenigen die von mir einen Pokal bekamen…).

Auch sagte ich absichtlich dass es keinen Grund gibt zwischen Bildzeitung und Spiegelillustrierte zu werten.

Umso mehr möchte ich mich für Deine Einladung bei Infolink bedanken.
Ich könnte mir vorstellen dass ich mich im Falle eines Ausschlusses tatsächlich bei Infolink anmelden würde.

Die Frage ist ob mich bis dahin das Thema noch interessiert ;-)

Du schreibst dass Du Dir mittlerweile nur noch schwer vorstellen kannst dass die Bibel Gottes Wort sei.
Wenn ich mir Deine Geschichte durchlese fallen mir zwei Dinge auf.

Zum einen entsteht der Eindruck dass Du noch nie einen unbefangenen Kontakt zu Gott gesucht hast.
Alles war so überfrachtet mit Zwängen, Erwartungen, Ängsten, Verboten und Regeln von denen manche nie wirklich existierten.

Heute bot sich uns ein wunderschönes Naturschauspiel.
Warmer Sonnenschein – blauer Himmel – starker Wind der strahlend weiße Wolken riesig auftürmte und vor sich herjagte.
Seid April 2005 ließt und schreibst du sehr viel hier im Internet.
Suchst Du etwas?
Suchst Du nach Gott?
Heute ist Samstag.
Warum fährst Du nicht auf einen höheren Platz in Deiner Gegend – von mir aus allein (darauf komme ich gleich zurück) – und lauschst der Natur?
Nimmst Dir bewusst Zeit um zur Besinnung zu kommen.

Deine Geschichte bettelt förmlich nach Zeit.

Nach einer Art Besinnung.
Zu sich kommen – mit sich ins Reine kommen.
Metafern die alle mit irgendwelchen Klischees behaftet sind die ich hier alle nicht meine.
Die mich alle samt nicht interessieren.

Ich meine ein zu Ruhe kommen.
Ein Schritt zurück um Deinen Gott kennen zu lernen.
Könnte es sein das Du Deinen Gott noch gar nicht gefunden hasst?

In Deinem Bericht fand ich einen Schritt zur Freiheit.
Du erlaubtest Dir mit Deiner Frau – während des Kongressprogramms – draußen in der Mittagspause zu bleiben und – „Luft zu holen".

Genau von diesem „Luft holen" spreche ich.
Nicht davon irgendwelche neuen Zwänge mit irgendwelchen neuen Denkmustern um diese im Laufschritt zu bewältigen.

Wann hast Du Dir das letzte Mal bewusst Zeit genommen mit Deinem Gott wissend zu schweigen?

Das Zweite das mir auffiel war das Du Dich geradezu fürchtetest mit Deiner Frau zu reden.

Als meine Frau und ich über Heiraten redeten war es mir unbedingt wichtig dass sie zumindest eine Zeitlang meinen bestimmten Zweig des Vollzeitdienstes selber erleben musste.
Wir waren beide Vollzeitdiener – aber ich sagte ihr ganz offen dass sie das was ich sehen musste, auch sehen muss um mich zu verstehen.

Abstand war mir immer wichtig.
Auch in Studien provoziere ich gerne – ich akzeptiere nur sehr ungern stereotype Antworten.
Weder von Brüdern noch von Interessierten.
Genauso bei meiner Frau oder später bei meinen Kindern.

Nehmen wir die letzten Dramen der Bezirkskongresse.
Hier ging es um die ersten Christen und Stephanus.
Wer hat diese Verfolgt?
Woher lauerte die Gefahr?

Es waren die eigenen Brüder.
Die Gefahr lauerte in den eigenen Reihen.
Diese waren jedoch Lektionen die ich meiner Frau, zum Glück, nie beibringen musste.
Wohl aber deutlich beim Namen nennen.

Ich habe mich immer durch Kunst z.B. Musik versucht zu Artikulieren.
Diese Musik mache ich nur für mich.
Sozusagen für mein „ich" in 10 Jahren.
Ich sage mir in 10 Jahren was ich heute denke.
So kann ich heute über Jahre zurückverfolgen was ich damals dachte.

Das habe ich damals meiner Frau gegeben als wir uns kennen lernten.

Ich glaube das Manfred seid gestern nachvollziehen kann das dies durchaus unmissverständlich sein kann.
Meine Frau meinte übrigens dass ich Manfred möglicherweise damit schockiert habe
– er nennt es mystisch ich nenne es Religiös.

Die Aussage von Bruder Barth das wir uns leichte klassische Volksmusik anhören sollen war für mich immer schon eine Farce.
Schon als Teenager nahm ich von den Volksmusik-Platten meines Vaters Fassetten auf Band auf, verfälschte diese zum Beispiel durch das „Loopen", verändern der Geschwindigkeit oder indem ich die Bänder teils Rückwerts zusammenklebte und mischte Rhythmus, Musik oder Geräusche dazu.

Leider ist 1983 das meiste davon verloren gegangen.

*** g83 22. 2. S. 29 Wir beobachten die Welt ***
Teuflische Musik
• „Backward masking" wird in den USA die Methode genannt, heimlich dämonische Botschaften der Teufelsanbeter auf Musikschallplatten zu bringen, die man nur hören kann, wenn man sie rückwärts abspielt. Das Musikmagazin Stereo (10/82) meldet: „Ein kalifornischer Kongreßabgeordneter verfügt nach eigenen Angaben über Unterlagen, aus denen klar hervorgeht, daß Gruppen wie die Beatles und Styx, Led Zeppelin, Kiss und die Rolling Stones solch satanische Appelle und Texte in ihre Bänder mischten. Angeblich gilt dasselbe auch für Bands wie Pink Floyd, AC/DC, die Eagles und Fleetwood Mac." Der Abgeordnete will eine Gesetzesvorlage im Kongreß einbringen, die einen warnenden Aufkleber auf solchen Platten zur Pflicht macht. Wie den Unterlagen zu entnehmen ist — die amerikanische Phonozeitschrift Billboard berichtete darüber —, enthalten nicht nur die Platten selbst Botschaften, die „gotteslästerlich und okkult sind und aus der Satansanbetung stammen", sondern auch manche Plattenhüllen sind „eklatant mit okkulten Symbolen und satanischen Abbildern" verziert. Demnach kann bereits die Verpackung einer Schallplatte Christen einen Hinweis geben, daß sie verderbliche Musik enthält.

Zu diesem Zeitpunkt landete das meiste im Müll.
Was mich betrifft eigentlich alles.
Aber bei Verwandten ließ sich zum Glück nach Jahren das eine oder andere Rekonstruieren.

Ich erinnere mich an eine Begebenheit als ich an einem Sonntagnachmittag allein (damals noch ledig) - (man kann im Bethel sehr alleine sein) und nur einen einfachen Kassettenrekorder als Diktiergerät hatte.

Wegen dem „Zucker" Erwachet von 1983, besaß, sielte und hörte ich zu diesem Zeitpunkt keine Musik.
Ich hatte jedoch noch ein paar gelöschte Musik Kassetten von früher als Leerkassetten für Kongressaufnahmen aufgehoben.

Eben eine dieser gelöschten Kassetten legte ich an dem besagten Sonntagnachmittag in den primitiven Kassettenrekorder.
Drückte auf Play und drehte die Lautstärke voll auf.
Schloss die Augen und lauschte…

www.wuerden.com/sonx/100nervigsten/Weies Rauschen.mp3
(Daher meine heutige Neigung zu „White noise")

Dieses Erlebnis ist ein Exempel für die Absurdität der Aussage von Bruder Barth und seiner Interpretation der Vernunft.

Du Dankst dem Internet das es Dir die Augen öffnete.
Die Fakten aus dem Internet mit seinem „darum herum" sind interessant
– aber die Wirklichkeit ist schlimmer.
Du kennst Deine kleine Welt
– Du magst Dich von Deinen erlebten Höllen befreit haben
– ohne Deine Höllen werten zu wollen, es gibt größere Höllen als diese.

Ich merke doch dass Du nach etwas suchst.

Bevor jedoch andere Dir Antworten geben können benötigst Du möglicherweise Zeit mit Dir und Deinem Gott ins Reine zu kommen.
Tut mir Leid wenn das jetzt abgedroschen klingt.

Schon aus Rücksicht darauf wie Deine Frau darüber denkt.
Du schreibst: „Endlich führten wir ein richtiges Familienstudium durch."
Damit komme ich auf den Begriff „alleine" zurück.

So wie Du Deine Erlebnisse Beschreibst erkanntet Ihr beide dass nicht der böse Heide sondern Eure Brüder Eure größten Feinde waren.

Die Konsequenz daraus war das Ihr Euch von Euren größten Feinden getrennt habt.

Und jetzt suchst Du etwas.

Ihr habt möglicherweise die Ganze Welt durchschritten habt aber noch nie am Start gestanden.

Als sie dann herauskamen, flohen sie von der Gedächtnisgruft,
denn Zittern und eine starke Gemütsbewegung hatte sie ergriffen.
Und sie erzählten niemandem etwas,
denn sie fürchteten sich.
(Markus 16:8)

Geschrieben von Raccoon am 21. Mai 2006 21:25:33:

Als Antwort auf: Du hast die ganze Welt durchschritten standest aber noch nie am Start geschrieben von + am 20. Mai 2006 00:35:39:

Hallo +,

vielen Dank für deine sehr ausführliche Antwort auf mein an Dich gerichtetes Posting. Bin fast ein wenig gerührt, daß Du dir so viele Gedanken über mich gemacht hast.

Und - danke für das Unterlegen deines Beitrages mit "Lucy in the sky with diamonds". Da musste ich ein wenig schmunzeln... :)

Du nimmst Bezug darauf, daß ich schrieb, ich könnte mir nicht mehr vorstellen, die Bibel wäre Gottes Wort. Lass mich das ein wenig präzisieren:

Als ZJ habe ich gelernt, die Bibel wäre wortwörtlich inspiriert und jeder Halbsatz wäre genau SO von Jehova diktiert worden. Deshalb kann die WTG auch jeden beliebigen Lehrpunkt biblisch untermauern, indem sie wild Bibelverse aus AT und NT zusammenwürfelt.
Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, daß die Vorstellung einer wörtlichen Inspirierung (also die Bibel quasi als göttliches Diktat) falsch ist. Ich denke allerdings schon, daß die Bibel von sehr gläubigen Menschen geschrieben wurde; vielleicht waren sie sogar in gewisser Weise inspiriert. Aber ganz bestimmt nicht in Diktatform.

Du schreibst:
"Zum einen entsteht der Eindruck dass Du noch nie einen unbefangenen Kontakt zu Gott gesucht hast.
Alles war so überfrachtet mit Zwängen, Erwartungen, Ängsten, Verboten und Regeln von denen manche nie wirklich existierten."

Das hast Du gut erkannt. Ich wurde bis zum Tag, an dem meine Mutter eine ZJ wurde, nicht religiös erzogen. Gott war für mich eine Unbekannte in der Gleichung des Lebens.
Von den ZJ habe ich Gott vor allen Dingen als strafend und furchteinflößend beigebracht bekommen.

Auch hier bin ich aber mittlerweile zu dem Schluß gekommen, daß wenn es einen Gott gibt, er sicherlich ganz und gar nicht dem von der WTG propagiertem Gottesbild entspricht. Und wenn er doch so ist, wie ihn die WTG lehrt, dann soll er mich eben vernichten, wenn er meint. So einen Gott könnte ich weder lieben, noch möchte ich unter seiner Regentschaft ewig Leben.

Du schreibst:
"Das Zweite das mir auffiel war das Du Dich geradezu fürchtetest mit Deiner Frau zu reden."

Auch das ist richtig. Aber das ist, wie ich aus mittlerweile vielen Gesprächen mit ehemaligen ZJ erfahren habe, durchaus normal. Schließlich wurde uns beigebracht, daß Zweifel jedweder Form ihre Ursache immer in Fehlern, Sünden und Unzulänglichkeiten haben, die WIR begehen. Der Fehler liegt immer bei uns. Außerdem steht bei vielen ZJ die Liebe zur WTG über der Liebe zum Ehepartner. Es gibt unzählige Beispiele dafür, daß Ehen zerbrachen, wenn ein Partner aufhörte ein ZJ zu sein. Zum Glück kam es bei uns anders und mittlerweile kann ich sagen, daß diese Angst unbegründet war. Sie hatte auch nicht ihre Ursache im Verhalten meiner Frau, sondern sie kam aus mir heraus, geschürt durch mehr als zwanzig Jahre Wachtturm-Indoktrination.

Die "Wahrheit" des Wachtturms macht nicht frei. Sie sperrt ein. Zwar haben die Königreichssäle keine Mauern und oberflächlich betrachtet kann jeder gehen, wenn er will. Aber als Zeuge Jehovas bekommt man Verhaltens- und Denkmuster beigebracht (euphemistisch "neue Persönlichkeit" genannt), durch die der einzelne seinen Geist selbst in Ketten legt.

Meine Frau und ich haben uns daraus befreit. Dabei half uns das Internet und dabei half uns auch Infolink. Was mich fast noch mehr freut, als das wir selbst wieder Herr unserer eigenen Gedanken sind ist die Tatsache, daß wir unseren Sohn ohne Wachtturm-Gedöns erziehen können, daß wir ihn nicht von kleinauf mit Vernichtungs- und Harmagedonbildern quälen müssen, sondern daß wir die Möglichkeit haben, ihn zu einem aufgeschlossenen, ehrlichen und selbstbestimmten Menschen erziehen können, der seine Entscheidungen auf solide Grundsätze stützt und nich auf das Wachtturm-Regelwerk, vor dem die Pharisäer vor Neid erblassen würden.

Du schreibst, ich sei ein Suchender.
Das kann ich für den jetzigen Zeitpunkt weder bestätigen, noch dementieren. Ich bin jetzt seit weniger als einem Jahr nicht mehr bei den ZJ. Fast 25 Jahre lang habe ich in dem Glauben gelebt, es sei die "Wahrheit". Vieles hat mir nicht gepasst, viele Lehren konnte ich nicht glauben. Aber über allem stand: Es ist Gottes Organisation. Du MUSST akzeptieren, was sie lehrt, sonst bringt dich Jehova um.

So etwas streift man nicht einfach ab, wie einen ausgeleierten Pullover um dann direkt in den nächsten zu schlüpfen.

Ich bin immer noch damit beschäftigt, mich mit den Lehren der WTG auseinanderzusetzen und mich immer wieder davon zu überzeugen, daß ihre Bibelauslegung nur EINE von VIELEN möglichen ist. Und oftmals ist es die abenteuerlichste und unglaubwürdigste.

Ich bin aber nicht auf der Suche nach etwas neuem. Mein Bedarf an organisierter Religion ist fürs erste gestillt. Ich bin mir sicher, daß weder mein Seelenheil noch mein eventuelles Überleben in einem eventuell irgendwann hereinbrechendem jüngsten Gericht/Harmagedon etc. davon abhängt, ob ich mit irgendeiner Religionsgemeinschaft verbunden bin.

Du schreibst, es gibt größere Höllen, als die meinige.
Natürlich gibt es die. Es gibt leider Milliarden Menschen, die sind schlechter dran als ich. z.B. haben zur Zeit ca. eine Milliarde Menschen sog. "Wasserstress". D.h. die Beschaffung von Wasser ist für sie jeden Tag ein Thema, mit dem sie sich beschäftigen müssen, um ihr Leben bestreiten zu können. Verglichen damit bin ich, sind wir alle hier, die größten Glückspilze und sollten jeden Tag bewusst dankbar dafür sein und gleichzeitig aktiv mithelfen, daß sich die Situation der anderen bessert.

Gerade Zeugen Jehovas sind übrigens eine Gruppe, die sich karitativ überhaupt nicht betätigen und dieses Feld lieber den großen Religionen und privaten wie staatlichen Initiativen überlassen. Aber das nur am Rande.

Zurück zum Thema:
Neben dem objektiven Maßstab, den man an jede unserer kleinen Höllen anlegen könnte, um sie zu verniedlichen und als irrelevant zu brandmarken, gibt es auch noch unseren jeweiligen subjektiven Maßstab. Und manchmal erscheint einem die eigene, kleine, irrelevante Hölle dennoch als Hölle. Und man leidet in dieser Hölle. Das es schlimmeres Leid gibt, ist für einen Leidenden ein schwacher Trost.

Damit will ich nicht sagen, daß ich leide. Ich litt. Aber ich habe mein Leben wieder in die eigenen Hände genommen und bin meines eigenen Glückes Schmied, wie es so schön heißt.

Ich wünsche noch einen schönen Abend,
Raccoon

Geschrieben von + am 22. Mai 2006 01:24:26:

Als Antwort auf: Re: Du hast die ganze Welt durchschritten standest aber noch nie am Start geschrieben von Raccoon am 21. Mai 2006 21:25:33:

Hallo Raccoon!

„die Bibel wäre wortwörtlich inspiriert…"

Die Bibel ist von Menschen geschrieben.
Sie enthält verloren gegangene Stellen, alternative Varianten, und besteht nur aus Abschriften.
Nicht zu vergessen das wir lediglich interpretierte Übersetzungen verwenden.
Abgesehen davon könnte ich mir vorstellen das Jesus hinter so mancher Aussage von Paulus Anführungsstriche setzten würde – mit dem Vermerk „rein persönliche Ansicht von Paulus…"

Ganz bestimmt waren sie in gewisser Weise inspiriert.
Aber ganz bestimmt nicht in Diktatform.

Alles was Du schreibst kann ich 1:1 Unterschreiben.

Ich glaube ich habe geschrieben dass Du etwas suchst – im Sinne eines aktiven, neugierigen Wissenden.

Ich bezeichnete Dich nicht als ein „Suchender" im Sinne von einer Schublade - eines unveränderlichen Zustandes.
So nach dem Schema:

Vorher war er Wissender – oberste Schublade / Elite.
Jetzt ist er Suchender – unterste Schublade / Ablage.

Nein im Gegenteil, ich meine das so:

So fahrt denn fort, zuerst das Königreich und SEINE Gerechtigkeit
zu suchen,
und alle diese [anderen] Dinge werden euch hinzugefügt werden.
(Matthäus 6:33)

Seien wir doch Mal ganz nüchtern.

Ganz trocken:

Welcher Mensch hat „die Wahrheit"?

Heute habe ich mal nachgehakt wegen dem Offenbarungsbuch.
Ich kann mir nicht vorstellen dass das Versammlungsbuchstudium als Lehrstück für 180° Auslegungswendungen herhalten soll.
Keines der 44 Kapitel in dem ich nicht mein „Neues-Licht-Leichentuch" über so manchen peinlichen Religionsklamauk legen muss.
Ich kann mir das nicht anders Vorstellen als dass das Offenbarungsbuch in revidierter Version veröffentlicht wird.

Egal wie – wir haben heute genauso Recht und Unrecht wie eh und je.

Wir hatten und wir haben zu keinem Zeitpunkt „die Wahrheit".

Möchtegern – das ist aber auch schon alles.

Vor einiger Zeit hatten wir einen Wachtturm über helleres Licht.
Dabei lautete die Aussage ungefähr: Scheinwerferlicht hilft das wir Schlaglöchern ausweichen können.
Ich würde es jedoch lieber so Formulieren das wir als Blinde in der Dunkelheit uns an das Schlagloch von gestern erinnern.
Dies verwechseln wir dann mit Licht.

„Du MUSST akzeptieren, was sie lehrt, sonst bringt dich Jehova um."

Bist Du schon mal auf die Idee gekommen Dich mit Deinem Gott darüber zu Unterhalten?

„…direkt in den nächsten zu schlüpfen"
„…Ich bin aber nicht auf der Suche nach etwas neuem."

Um Gottes Willen.
Möglicherweise war gerade die Zwangsjacke schuld daran das Du vor lauter „Anbetungsformen" noch nie den, dem Du eigentlich Danke sagen wolltest gegenüber getreten bist.

Zuerst kommt Dein Gott und Du.

Und dann lange nichts.

Du trittst Deinem Gott gegenüber und sagst:
„Hey das Leben ist Großartig!
Ich bin dir dankbar das ich hier sein darf"

Natürlich habe ich gestern an dem Samstagmorgen an Dich gedacht.
Ich bin also in der Morgensonne auf meiner Terrasse gesessen und habe mir gedacht dass Du glauben musst dass ich nicht alle Tassen im Schrank habe.
Trotzdem:

Du und Gott ist alles.
Religion ist nichts.

Bevor Du nicht Deinem Gott „hallo" sagst - ist alles bloßes Formgetue.
Ich sage ganz bewusst nicht Beten.
Wenn Du willst nenn es Beten.
Aber hinter dem Wort Beten hängen wieder Tonnen an Formalismus.

Manchmal mögen Formen hilfreich sein.
Sicherlich jedoch nicht bei meinem Kontakt mit meinem Gott.

Als Dein Chef verlange ich von Dir sicherlich gewisse Umgangsformen.
Aber mein Gott schätzt diese ewig gleichförmigen Huldigungs-, Dankes- und Bittenbekundungen bestimmt nicht.

Noch Mal zurück zu dem Samstagmorgen auf meiner Terrasse.
Als ich dort sitzend den Geräuschen lauschte und mich fragte ob ich mit meinem Gott im Reinen bin, musste ich daran denken dass mich regelmäßig die Vögel auslachen.

Tatsächlich!
Wenn ich so voller Stress und Sorgen bin – manchmal dem Alltag hinterher renne – ich nicht weiß wie es morgen weitergehen soll.
Dann sitzt ein Vogel vor mir in einer Hecke und lacht mich von Ast zu Ast hüpfend aus.

„Deswegen sage ich euch: Hört auf, euch Sorgen zu machen um eure Seele über das, was ihr essen oder was ihr trinken werdet, oder um euren Leib über das, was ihr anziehen werdet. Bedeutet die Seele nicht mehr als die Speise und der Leib [mehr] als die Kleidung?
Beobachtet aufmerksam die Vögel des Himmels, denn sie säen nicht, noch ernten sie, noch sammeln sie [etwas] in Vorratshäuser ein; dennoch ernährt sie euer himmlischer Vater.
Seid ihr nicht mehr wert als sie?
Wer von euch kann dadurch, daß er sich sorgt, seiner Lebenslänge eine einzige Elle hinzufügen?"
(Matthäus 6:25-27)

Ich weiß den Bibeltext haben wir schon tausendmal gehört.
Aber vielleicht nicht in dem Zusammenhang das Du hier Deinen Gott zehnmal mehr finden kannst als vielleicht im Königreichsaal.

Ohne von mir auf andere schließen zu wollen - aber bei mir ist das schon sehr lange her das ich mich in der Versammlung von Gott angesprochen fühlte.

Heute beim Wachtturm Studium stand ich mit beiden Händen – die Handflächen nach oben – auf den vor mir liegenden Wachtturm zeigend, die Schultern zuckend vor Gott und fragte wieder und wieder: wer ist denn Schuld das niemand mehr auf die „EIN WOLF! EIN WOLF!" rufe der Wachtturm Gesellschaft reagiert?

Heute hatten wir also den ersten Teil des „Sacharjas" Artikels im Wachtturm Studium.

• achte Vision / einflussreiche Feinde

Parsimony.17051
• siebte Vision / Harry Potter

Parsimony.17037
• Vision 6 /die fliegende Buchrolle & der gestohlene Erfolg

Parimony.17029
• Vision 5 / Erfolg durch Produkte

Parsimony.17009
• Vision 4 vor Gottes Richterstuhl

Parsimony.16983

• Vision 3 der Jüngling uns sein Messseil

Parimony.16965
• Vision 2: Hörner gegen Gottes Tempel

Parsimony.16932

• erste Vision 587vuZ

Parsimony.16917
Ich stelle also die Frage: „Warum ist die Euphorie verflogen?"
Und was für Antworten bekomme ich im Wachtturm Studium?

„Wer in seinem Eifer nicht nachlässt den Willen Gottes zu tun wird auch Materiell gesegnet"

Ist das der Ort an dem ich meinen Gott suche?

Einen Krämerladen?

„Ich bin mir sicher, daß weder mein Seelenheil noch mein eventuelles Überleben in einem eventuell irgendwann hereinbrechendem jüngsten Gericht/Harmagedon etc. davon abhängt, ob ich mit irgendeiner Religionsgemeinschaft verbunden bin."

Eigentlich fürchte ich, dass Religion einem Verhältnis zu Gott sehr hinderlich ist.

Damit komme ich zu den Höllen.

Unser Karitatives Engagement sehe ich momentan mit großem Zorn.
Denn einerseits kehren wir momentan unseren gegründeten Verein „Christliches humanitäres Hilfswerk der Zeugen Jehovas in Deutschland e.v." hervor.
Andererseits stellen wir dies immer mit unserem Spendenwerk in Verbindung.
Sagen aber weder wie viel von dem gespendeten Geld in eben dieses humanitäre Hilfswerk geht, noch sagen wir dass es eine Möglichkeit gäbe zweckgebunden zu Spenden.

Am Beispiel Australiens sähe das so aus:

ausspenden.jpg

90% jedes gespendeten Euros gehen zuerst an Grundstücke, Gebäude, Fuhrpark, Ordensmitglieder, Rechtsanwälte.
10% werden für das Predigtwerk, Publizieren und Hirtentätigkeit eingesetzt.
Von einem Euro gehen 0,02 Cent an Hirtentätigkeit.
Ein Teil von diesen Geldern für Hirtentätigkeit steht für ein humanitäres Hilfswerk zur Verfügung.
Mit rosa Brille betrachtet bedeutet das:
Bevor also 1 in einem Hilfsprojekt verwendet wird musst Du mindestens 50 spenden.

Parsimony.17169

Dies aber nur am Rande.

Zurück zum Thema Höllen:

Interessanterweise gehst Du sofort auf den Punkt ein den ich meinte.

Du sprichst von Deiner Verantwortung anderen gegenüber.
Du gebrauchst „Wasserstress" als Träger für die Aussage das Dankbarkeit verbunden ist mit einem aktiven mithelfen, dass sich die Situation der anderen bessert.

Bitte - Was Du über subjektive Höllen schreibst ist großartig.
Hier sind die Grenzen meines geschriebenen Wortes.
Mein Gott – Du hast natürlich Recht.
Würden wir uns gegenüberstehen wäre jede meiner Gesten eine Zustimmung und Entschuldigung, wenn da etwas von mir falsch angekommen sein sollte.
Kein wenn und aber.

Was ich meinte war ein Schritt weiter.
Wir alle haben unsere Höllen.

Mal angenommen ich werde Ausgeschlossen.
Ich bin Unschuldig – aber ich werde Ausgeschlossen.
Jetzt könnte ich doch hergehen und dem Komitee das mich Ausgeschlossen hat, dankend die Händeschütteln dafür, das sie für mich die Schuld auf sich genommen haben wenn ich jetzt, nennen wir es mal: „abgleite".

Die Frau Hiobs nannte das: „Fluche Gott und stirb".

Wenn ich anschließend also alles hinschmeiße, tragen doch die Brüder vor Gott dafür die Schuld – oder?
Damit wäre ich Frei!

Wobei, so wie ich meinen Gott einschätze, er weder den Ausgeschlossenen noch das Komitee verurteilen wird.
Darum geht es mir jetzt aber nicht.

Nein ich meinte Dich.

Wer so intelligent ist das er sagt:
„Große klasse!
Die dösels vom Komitee haben meine Last durch ihr Fehlurteil auf sich geladen.
Ich kann jetzt tun was ich will"
ist zu Intelligent damit ich ihm das abnehme.

Du hast die Freiheit hinter dem Ausschluss erkannt.
Du hast erkannt dass Deine Glaubensbrüder gleichzeitig Deine größten Feinde sind.
Du hast erkannt dass Du einer falschen Religion den Rücken gekehrt hast.

Du bist aber zu Intelligent um deswegen jetzt einen Beweis für ein „es gibt kein Gott" zu finden.

Jede Menschliche Religionsform – ja auch ganz besonders die der Zeugen Jehovas – gehört zu der falschen Religion.
Alle – Alle sind unvollkommen.
Alle Religionen werden eines Tages beseitigt.

Aber HALLO – was bitte hat das mit Gott zu tun?

Solltest Du eines Tages an den menschlichen Höllen zerbrechen und Gott fluchen – da bin ich mir ganz sicher - das Gott dafür mehr als nur Verständnis aufbringen wird.
Aber ich halte Dich erstens dafür für zu Intelligent und zweitens bist Du nicht allein.

Wenn Du nach Höllen suchst findest Du diese unter jedem Teller, unter jeder Tasse, hinter jeder Zuckerdose und auch auf jeder Internetseite.
Dies ist aber kein Grund mit dem Essen aufzuhören.

Du und Gott ist alles.

Du hast alle Zeit der Welt.
Vergiss „binnen Kurzen"
Ein Verkäufer setzt Dich unter Zeitdruck wenn er will dass Du nicht lange überlegst.
Vergiss „Formen und Regeln"
Religionen ist nichts.

Moment – Du und Gott ist fast alles.
Mag sein das Du Gott noch suchst.

Aber spricht Deine Frau mit Gott?

Antworte das bitte nicht hier.
Es wäre aber schon interessant für Dich ob Deine Frau der Meinung ist ihren Gott persönlich zu kennen.

Geschrieben von D. am 18. Mai 2006 05:35:56:

In einer Buchbeschreibung gelesen:

Ich kämpfte für Allah ist die Autobiographie einer jungen Frau auf der Suche nach der Wahren Religion. Johanna wächst in einer sehr christlichen Familie auf. Trotz ihrer christlichen Erziehung erscheint ihr die christlich-protestantische Religion leer, sie hat das Gefühl keinen echten Kontakt zu "ihrem" Gott zu haben. Bei einem Discobesuch lernt sie einen jungen Muslim kennen und wird von ihm mit dem Islam vertraut gemacht. Auch nach der Beendigung der Beziehung beschäftigt sie sich weiter mit den Glaubensinhalten des Koran. Schließlich konvertiert sie, wenn auch unter anfänglichen Zweifeln, zum Islam. Sie bekommt eine Arbeitsstelle im Büro der FII (Frauen Im Islam) und kämpft aktiv für eine breitere Akzeptanz und die Ausbreitung des Islam.

Nach ihrer Pilgerfahrt nach Mekka heiratet sie einen konservativen, praktizierenden Muslim. Zunächst scheint ihre Ehe glücklich zu sein, sie bekommen zwei Söhne, die arabische Namen erhalten. Nach der Geburt des zweiten Sohns fällt Johanna in eine tiefe Krise. Ihr Mann kommt nur selten von der Arbeit in einer fremden Stadt nach Hause, ihre Freundinnen wohnen alle weit weg und sie fühlt sich zu Hause eingesperrt. Auch ihre Religion bietet ihr keinen Trost mehr. In dieser Situation kommt sie in Verbindung mit den Zeugen Jehovas.

Sie besinnt sich wieder auf die Religion ihrer Kindheit und entflieht schließlich mit ihren Kindern dem häuslichen Terror. Aufnahme findet sie in einem christlichen Mutter-und-Kind-Heim. Dort kehrt sie, nun völlig überzeugt davon, dass dies die wahre Religion sei, zum christlichen Glauben zurück.

Das Buch ist in sechs Teile gegliedert, wobei jeweils ein Teil Autobiographie und ein theologischer Exkurs über Gegensätze und Gemeinsamkeiten von Christentum und Islam einander abwechseln. Der autobiographische Teil ist sehr spannend und interessant geschrieben, aber den Exkursen haftet ein christlich-missionarischer Eifer an.

Johanna Al-Sain schreibt unter Pseudonym, da sie etwaige Repressalien ihrer ehemaligen islamischen Mitstreiter fürchtet. Ko-Autor Ernst Schrupp ist Theologe und hat einige Bücher zum Thema Christentum-Islam geschrieben. Er begleitete Johanna durch die dramatischsten Phasen ihres Lebens und ist auch heute noch mit der Familie befreundet.

Insgesamt hinterlässt das Buch einen etwas missionarischen Eindruck und erinnert streckenweise an die Bekehrung des Paulus

Geschrieben von Mark aus München am 20. Mai 2006 10:45:49:

Ich bin seit 1986 mit den Zeugen Jehovas "verbunden" (getauft).
Davon war ich ca. 9 Jahre als sog. Pionier und Dienstamtgehilfe tätig.
Zum Schluss ist die "Begeisterung" immer mehr gewichen und nun besuche
ich vielleicht 3-4 Zusammenkünfte in einem Monat....

Folgendes finde ich persönlich sehr gut an Jehovas Zeugen:
- keinen Wehrdienst
- keine politischen Ämter
- kein Weihnachtsfest (!)
- kein Osterfest
- Predigen von Haus zu Haus und auf den Strassen
- Gemeinschaftsentzug unter best. Voraussetzungen
- keinen vorehelichen Geschlechtsverkehr
- kein Rauchen

Folgende Dinge stören mich erheblich bzw. am stärksten:
- keine Geburtstagsfeste
- langweilige und oberflächliche Zusammenkünfte
- keine Quellenangabe von Zitaten in der Literatur
- Literatur ist zu oberflächlich und einseitig bzw. zu wenig selbstkritisch
- viele sind zu beschäftigt um an anderen wirklich interessiert zu sein
- Regeln und Gebote die eigentlich Gewissensentscheidungen sein sollten
(z.B. Oralverkehr, Geburtstagsfeiern, Vollbart, Klassensprecherwahlen etc.)

Fast alle Ansprachen die in den Zusammenkünften
gehalten werden sind durch Redepläne vorgegeben.
Auswirkung:
1. die Zusammenkünfte sind zu oft unerträglich langweilig und was noch schlimmer ist: unpersönlich
2. die Ansprachen sind oft nicht auf die Bedürfnisse der anwesenden Zuhörer ausgerichtet

Beispiel: Ansprache von 20 Minuten wie man ein Hotelzimmer für einen Kongressbesuch belegt obwohl jeder in der Versammlung zum Kongress mit dem Auto pendelt.

Mir scheint man hat durch die vorgegebenen Redepläne oder falsch verstandene Loyalität nicht die Fähigkeit entwickelt, Referate an die persönlichen Bedürfnisse der Gruppe anzupassen...

Mein persönlicher Eindruck beim letzten Abendmahl war:
Eine Stunde lang wurden geredet man war bemüht "ALLE" Aspekte dieser Feier zu erläutern - aber es kam überhaupt kein Gefühl oder auch keine wirkliche Besinnung auf - völlig theoretisch, unpersönlich und verkopft.

Meine Vermutung ist, das diese detailierte Regelmentierung keine Menschen mit persönlicher Verantwortung und wirklichen Interessen für die Bedürfnisse der Menschen hervorbringt.

Gruss Mark

Geschrieben von + am 21. Mai 2006 11:26:36:

Gibt es eine Biblisch begründete Legitimation jemanden zum Predigen zu zwingen?

Laut dem heutigen Tagestext: Ja!

Dort heißt es für Sonntag den 21. Mai 2006:
Selbst Paulus räumte ein, dass wir zu manchen Zeiten die gute Botschaft „gegen unseren Willen" predigen.

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