Der vorangegangene Jahrgang: 1960

Vor (mehr) als 50 Jahren

Was 1961 Wahrheit war

Nur 0,81 Prozent

Die WTG-Statistiker haben wieder eine „neue Sparte" entdeckt. Laut „Wachtturm" vom 15. 1. 1961 handelt es sich „nur um eine Größenordnung von 0,81 %". Ergo können die WTG-Statistiker wieder „beruhigt schlafen". Jene 0,81% beträfen die Gemeinschaftsentzüge im „Dienstjahr 1958/59". Es versteht sich für die WTG-Statistiker von selbst, dass sind „die ganz Schlimmen". Unsittlichkeit, Hurerei oder Ehebruch wird den überwiegend zur Last gelegt. Indes andere Gründe scheint es - zumindest in der Lesart der WTG-Statistiker - nicht zu geben. Da es ja nur 0,81% seien, halten sich die WTG-Statistiker auch nicht weiter damit auf, dass es wohl auch solche gäbe, welche die Zeugen Jehovas von sich aus verlassen. Daher bleibt es im Nebel, wo die WTG-Statistiker die wohl einsortieren. Auch in die 0,81 %? Oder als weitere, eben nicht speziell gezählte „Sparte"?

Nun ja, das Leben geht wohl auch ohne solcherlei „Statistiken" weiter.

An absoluten Zahlen nennen die WTG-Statistiker 6.552 Gemeinschaftsentzüge im Dienstjahr 1958/59. Davon - das freut die WTG-Statistiker natürlich ganz besonders -, gab es in jenem „Dienstjahr" 1.597 Wiederaufnahmen.

Auch diese Angabe gibt es dann noch, insgesamt gäbe es 25.143 Ausgeschlossene, denen auch keine Wiederaufnahme zugebilligt wurde.

Etwas „kraus" jene letzte Zahl. Welchen Zeitraum die nun umfasst, lassen die WTG-Statistiker aber unerwähnt. Aber das kennt man ja auch von anderen Presseorganen. Die offerieren ihrer Leserschaft ja auch oftmals Kreuzworträtsel oder ähnliches. Ergo hat wohl auch besagter „Wachtturm" solch ein Rätsel der spezifischen Art parat.

Bluttransfusion als Gemeinschaftsentzugsgrund

Da schon mal das Thema Gemeinschaftsentzüge im 1961er WT-Jahrgang angesprochen wurde, weis der „Wachtturm" vom 15. 3. 1961 noch einen weiteren Grund dafür zu benennen. Er kleidet das ganze in eine Frage und ihre Beantwortung.

Da wird also gefragt:

„Würde sich ein Gott hingegebener, getaufter Empfänger einer Bluttransfusion, der sich also einer Übertretung des diesbezüglichen Gebotes der Heiligen Schrift schuldig macht, einen Gemeinschaftsentzug, der von der Christenversammlung ausgesprochen wird" aussetzen?

Und vollmundig und eindeutig antwortet der WT auf diese selbstgestellte Frage mit:

Ja!

Das ist dann wohl eine deutliche Verschärfung der WTG-Blutdoktrin, denn noch im „Wachtturm" vom 1. 10. 1958 tönte man, ebenfalls in Form einer Fragenbeantwortung, anders:

Namentlich geht es dem „Wachtturm" bei seinen 1961er Ausführungen darum, die Betörten „in den Staub zu drücken", sich selbst zum Herrn über Leben und Tod zu erheben. Das machen auch die weiteren Ausführungen deutlich. Nach dem also Bluttransfusionen von ihm eindeutig Stigmatisiert wurden, geht es ihm nun auch noch um die „Ausführungsbestimmungen". Namentlich „Ausführungsbestimmungen" zu Gesetzen, sollen ja bekanntlich auch andernorts ihre eigentliche „Tücken" offenbaren. So auch in diesem Fall.

Der „Wachtturm" konzediert, sei die Annahme einer Bluttransfusion „zufolge seiner Unreife oder seines Mangels an christlicher Standhaftigkeit" erfolgt und sei es die „erste Übertretung" dieser Art, dann wird erwartet, dass „er den Fehler seiner Tat einsieht und darüber bekümmert ist, ihn bereut und Gott sowie die Versammlung Gottes auf Erden um Vergebung bittet."

Nur wenn dieses Prozedere erfolgt sei, könne „Barmherzigkeit erwiesen werden, die Gemeinschaft braucht ihm nicht entzogen zu werden."

Aber weiter Originalton WT:

„Er muß überwacht und gemäß der Schrift gründlich unterrichtet werden ...

Weigert er sich aber anzuerkennen, daß er dem vorgeschriebenen christlichen Maßstab nicht entsprochen hat, und verursacht er, daß die Sache für die Christenversammlung zu einer Streitfrage wird, und beeinflußt er andere, ihn in seinem Verhalten noch zu stützen, oder nimmt er auch in Zukunft weiterhin Bluttransfusionen an oder spendet Blut, damit dieser medizinische Brauch anderen gegenüber gepflegt werden kann, dann zeigt er, daß er in Wirklichkeit nicht bereut hat, sondern sich den Anforderungen Gottes willentlich widersetzt. Als rebellischer Gegner und als Beispiel der Untreue, das er den Mitbrüdern der Christenversammlung gibt, muß er durch einen Gemeinschaftsentzug von dieser abgeschnitten werden."

Gleichfalls 1961 publizierte für den internen Gebrauch, die WTG eine Schrift mit dem Titel „Königreichsdienst-Fragen". Auch in ihr wird diese Verschärfung der Blutdoktrin festgeschrieben, wenn darin getönt wird (S. 48):

„Welche Maßnahme sollte gegenüber einem Verkündiger ergriffen werden - wenn überhaupt eine ergriffen werden muß -, der Gott hingegeben ist, jedoch eine Bluttransfusion annimmt oder eine Bluttransfusion bei anderen Familienangehörigen gutheißt?"

Man beachte hier schon mal die praktizierte Sippenhaft, welche Familienangehörige mit einschließt!

Und als Antwort darauf heisst es dann weiter:

„Sie ist ein Grund für einen Gemeinschaftsentzug. Wenn jemand in einem Augenblick der Schwäche einer Bluttransfusion zustimmt und danach sein Unrecht erkennt und Jehova und auch das Komitee um Vergebung bittet, dann könnte dem Betreffenden eine Frist zur Bewährung unter Überwachung gesetzt werden. Das Komitee sollte entscheiden, ob es ratsam ist, ihn seines Amtes, in das er als Diener eingesetzt worden ist, zu entheben, wenn er sich dieses Vergehen aber zur Gewohnheit gemacht hat oder sich rechtfertigt, was einen Gemeinschaftsentzug erfordert, dann würden alle Einschränkungsmaßnahmen in Frage kommen, die gegenüber einer Person angewandt werden, der die Gemeinschaft entzogen wird."

Man beachte in vorstehendem Text auch die Floskel, dass keinerlei Rechtfertigung geduldet wird. Der Betreffende wird als vorsätzlich, und zusätzlich, „in den Staub gedrückt"!

Zu der Schrift „Königreichsdienst-Fragen" wäre noch anzumerken. Sie ist quasi ein Vorläufer des auch heutzutage internen WTG „Gebt acht ..." Buches, dessen Kenntnis dem kleinen Zeugen, ja vorsätzlich verwehrt wird.

So auch schon bei dieser 1961er Schrift, welche einleitend über diese Broschüre vermerkt:

„Sie soll in der Dauerablage der Versammlung aufbewahrt werden .... Doch soll die Broschüre nicht in irgendeiner Zusammenkunft studiert, noch unter den Verkündigern allgemein im Umlauf gesetzt werden."

Es hätte wohl nicht viel gefehlt, und die WTG hätte für vorstehende Talmudartigen Ausführungen noch einen ihrer Zeichner beauftragt, dazu eine passende Illustration anzufertigen. Zwar hat sie letzteres dann nicht getan. Aber man sagt ja Bildern nach, sie vermögen manchmal mehr zu sagen „als tausend Worte". So gewertet ist der Kern jener „WTG-Talmud-Anweisungen" sicherlich auch in dieser Zeichnung erfasst.

Im „Wachtturm" vom 15. 7. 1961 gibt es dann noch diesbezügliche Veranschaulichungsbeispiele. Unter anderem eines aus Holland.

In ihm auch die Sätze:

„Obwohl die Patientin hoffnungslos schwach war und der mitleidigen Rücksichtnahme bedurft hätte, wurden immer wieder Anstrengungen gemacht sie zu einer anderen Entscheidung zu überreden ...

Man machte alle Anstrengungen, meine Eltern, meinen Bruder und meinen Verlobten zu bewegen, ihren Sinn zu ändern. Dann rieten sie dem Arzt, mich selbst zu befragen ... Ich konnte das Gesicht des Arztes sehen, fühlte den widerlichen Tabaksgeruch, als er sich über mich neigte und die Frage stellte: 'Mädel, es besteht noch eine kleine Chance zum Leben ... Wenn sie keine Transfusion annehmen, werden Sie aber heute abend tot sein. Möchten Sie die Transfusion haben?' Ich lehnte es glatt ab, nicht nur einmal, sondern siebenmal."

Offenbar überlebte besagte Patientin. Das wähnt dann die WTG als besonderen Trumpf herausstellen zu können.

Was die Antipathie gegen Tabaksgeruch anbelangt, so hatte die wohl in diesem Bericht keinen sachlich berechtigten Grund. Gleichwohl wurde sie von der WTG mit eingeflochten, um eben ihrerseits auch die Emotionen bei ihrer Betörtenschar anzuheizen.

Noch einen sinnigen Vergleich meint der WT mehr zum Ende dieses Artikels mit einflechten zu sollen:

„Die Zeitungen haben über solche Fälle überall leidenschaftliche Berichte gebracht und haben dabei den Arzt, der auf Verabreichung von Blut dringt, als Lebensretter hingestellt und jenen, der diese Behandlung ablehnt, als Fanatiker.

In Kriegszeiten erachten es Patrioten für eine Ehre, wenn jemand für sein Vaterland stirbt. ...

Wenn einem der Tod droht, ist es nicht an der Zeit, zu schwanken ..."

Gemessen an vorstehender Problemlage, ist dann wohl die weitere Verschärfung der Blutdoktrin, wie sie etwa im „Wachtturm" vom 1. 12. 1961 zu beobachten ist, relativ banal.

Da wird die eigene Anhängerschaft etwa wie folgt belehrt:

„In vielen Ländern besteht der Brauch, Hühner durch Erdrosseln zu töten ... Solche Tiere sind für Christen zur Konsumierung ebenfalls ungeeignet."

Derart belehrt verwundert man sich dann ja wohl auch nicht mehr über den Umstand, das die Verwendung von Hühnerfutter, welche Blutbestandteile enthält, bei den Zeugen Jehovas als Exkommunikationsgrund mit herhalten musste.

Siehe etwa ForumsarchivA130  dort 21. August 2005 06:51:08:

Desweiteren werden die Zeugen Jehovas zum Detektivsein verdonnert.

Etwa mit der Forderung:

„Es gibt Metzger, die ... Tiere, die sie zu Ernährungszwecken zubereiten, nicht richtig ausbluten lassen ... Wenn ein Christ erfährt, daß sein Metzger dem Ausbluten keine Aufmerksamkeit schenkt, wird er sich bei seinen Einkäufen nach einem anderenm Metzger umsehen oder wird gar davon abstehen, Fleisch zu genießen, wenn kein anderes erhältlich ist."

Dann ergeht sich der WT in Talmudartigen Ausführungen über Blutbestandteile, die sich ja vielleicht an Stellen vorfinden könnten, wo man sie auf dem ersten Anschein nach, nicht unbedingt vermuten würde,

Auch da die Aufforderung an die Anhängerschaft, kriminalistischen Spürsinn zu entwickeln, um solche vermeintlichen Gefahren zu orten.

Ein Zitatbeispiel

„In anderen Ländern benutzen gewisse Bäcker zur Zubereitung von Backwerk als Ersatz für das Eiweiß Trockenplasma ..." Und es sei bei unzähligen Variationen nötig „auf der Hut zu sein". Also selbst ein simpler Bäcker, kann so zum „Bösewicht" in der WTG-Lesart mutieren.

Siehe auch  Parsimony.24042

Das wiederum produziert gewisse Konjunkturritterlinge; andererseits aber auch de facto Verlierer.

Ein Beispiel schildert Barbara Waß in ihrem „Leben in der Wahrheit"

Ein anderes Beispiel welche Blüten dieser Fanatismus letztendlich zeitigte, berichtet Barbara Kohout auch in ihrem Buch „Mara im

Kokon"

 

Flankierend publizierte die WTG dann gleichfalls im Jahre 1961 ihre Broschüre „Blut, Medizin und das Gesetz Gottes". Hatte sich ihre Blutdoktrin bis dahin, was ihre Publizistik anbelangt, nur auf der Ebene von Zeitschriften-Artikeln abgespielt, wurde diese Ebene nunmehr verlassen, eben, indem dazu eine Broschüre publiziert wurde. Die „glänzt" dann auch schon mal durch solche Thesen wie die:

„Wegen des an vielen Orten herrschenden Brauches, Hühner durch Erdrosseln zu töten, indem man ihnen den Hals bricht, statt ihn durchzuschneiden, wird auch solches Fleisch als Speise für Christen ungeeignet."

Heutzutage belieben Jehovas Zeugen ja, sich als große Medizinapostel zu verkaufen. In ihrer Lesart wären dann ja die "Blutpanscher" ganz schlimme Leute. Nicht so in dieser 1961er Broschüre. Damals zog man sich noch auf die Linie zurück:

„Einige mögen natürlich argumentieren, daß das, was hier unterbreitet worden ist, ein einseitiges Bild ergebe, da Bluttransfusionen viel Gutes bewirkt hätten. Jehovas Zeugen behaupten nicht etwa, daß durch Bluttransfusionen keine Patienten am Leben geblieben seien, die sonst vielleicht gestorben wären. Wir nehmen es nicht auf uns, eine sachliche Debatte über die Ratsamkeit der Verwendung von Blut in der medizinischen Behandlung durchzuführen. Das zu entscheiden ist nicht unsere Sache."

In späteren Jahren hat sich dann diese Blutdoktrin noch zu diesem „Event" gesteigert:

Ein anderes Thema, gleichwohl den gleichen Fanatismusgeist atmend, ist dann wohl in der WT-Ausgabe vom 15. 9. 1961 die programmatische Zwischenüberschrift:

„In der Kraft Jehovas den Kommunismus besiegen".

Letzterer hatte ja nur wenige Tage vorher, am 13. 8. 61 mit seinem Mauerbau, eine Art Offenbarungseid abgelegt. In anderer Wertung, begann ab jenem Datum die (vorläufig) relative wirtschaftliche Stabilisierung Ostdeutschlands, indem der westlichen Ausblutungspraxis gegenüber, ein spürbarer Riegel vorgelegt wurde. Der Westen durfte anschließend dafür die sogenannten „Gastarbeiter" einführen. Eine Thematik welche bekanntermaßen noch heute Rechtspopulisten in diesem Lande, im besonderen umtreibt.

Auf die konkreten Geschehnisse des 13. 8. 61 geht genannter Artikel noch nicht mit ein. Sicherlich wurde er bereits einige Zeit davor verfasst. Und zwischen Artikelabfassung und tatsächlicher Publizierung, pflegt auch in anderen Zeitschriften-Redaktionen noch ein gewisser Zeitraum zu liegen,

Egal, ob jener Artikel mit genannter reißerischer Zwischenüberschrift nun noch kurzfristig in diese WT-Ausgabe eingefügt wurde oder nicht. Er passte sicherlich in die politische Landschaft, dieweil sich die WTG wieder einmal des Beifalles der Falken in Washington und Bonn sicher sein konnten!

Auf dieser Ebene liegt auch der reißerische „Erwachet!"-Artikel vom 8. 1. 1961 mit dem Titel „Die katholische Kirche im 20. Jahrhundert". Seine wesentliche politische Substanz besteht insbesondere in dem Vorwurf an die katholische Kirche, in der Praxis nicht Antikommunistisch genug zu sein. Und eben sich dabei selbst als vermeintliches „Glanzlicht" herauszustellen.

Nachdem man entsprechende Aussagen der katholischen Kirche, gegen den Kommunismus, aus dem Zeitraum der Nazizeit zitiert hatte, ergeht sich „Erwachet!" in der Bewertung:

„Die katholische Kirche behauptet, ein Bollwerk gegen den Kommunismus zu sein, dennoch hat der Kommunismus in vielen rein katholischen Ländern große Erfolge erzielt:"

Verwiesen wird dabei besonders auf Italien und Frankreich. Auch die Akklamationskundgebungen katholischer Kreise „um zu überleben" in einigen Ostblockstaaten, werden von den WTG-Gralshütern, denen genüsslich unter die Nase gerieben. Jeder der nicht ihre eigene Konfrontationspolitik mittrug, bekam da nichts zum lachen, bei dieser Bewertung. Diese WTG-seitige Polemik wird dann etwa in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 1. 1960 auf „den Atheismus" generell ausgeweitet. In WTG-Lesart wäre auch dabei nur sie „das" entsprechende Bollwerk dagegen.

Charakteristisch ihr Polemiksatz dabei:

„Viele Menschen, die Gott leugnen, wollen an kein Gesetz gebunden sei, ausgenommen an solche die ihnen passen:"

Und den so Stigmatisierten unterstellt die WTG prinzipiell „Selbstsucht" wer eben nicht ihrer eigenen Versklavungspolitik zugetan ist. Das Faktum etwa sozialer Verwerfungen das etwa schon ein Heinrich Heine in die Worte kleidete:

Ein neues Lied, ein besseres Lied, o Freunde, will ich euch dichten!

Wir wollen hier auf Erden schon das Himmelreich errichten.

Wir wollen auf Erden glücklich sein, und wollen nicht mehr darben.

Verschlemmen soll nicht der faule Bauch, was fleißige Hände erwarben.

Es wächst hienieden Brot genug für alle Menschenkinder, auch Rosen und

Myrthen, Schönheit und Lust, und Zuckererbsen nicht minder.

Ja Zuckererbsen für jedermann, sobald die Schoten platzen!

Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen. ...

Das ist für die WTG völlig uninteressant, womit sie sich einmal mehr als Sozialdarwinismisknecht outet.

Lässt ein strammer Pfarrer im Roman „Der Narr in Christo Emanuel Quint" verlautbaren: „Bete und arbeite" so ist das letztendlich auch das nur, was die WTG anzubieten hat. Und was das arbeiten anbelangt, dann wohl nicht blos für weltliche Arbeitgeber zum Erwerb des Lebensunterhaltes, sondern zusätzlich noch in gerütteltem Umfange, für die WTG selbst:

Gewerkschaft

Erneut kommt der „Wachtturm" vom 15. 6. 1961 auf das Thema Gewerkschaft zu sprechen. Zugrunde liegt eine „Leserbrief-Anfrage" aus den USA.

Der Tenor der Antwort liegt auf der schon von früher bekannten WTG-Gummiband-Linie. Formale Mitgliedschaft sei zulässig, aber nicht etwaige Involvierung aktiver Art in konkrete Aktionen, oder Involvierung etwa als Funktionär in selbiger.

Siehe auch Mysnip.79651

Auch bei diesem „Gummiband", bei dem dann wohl jeder das herauslesen kann, was er denn gerne möchte, stellt sich die Frage nach den „Ausführungsbestimmungen".

Sicherlich ist da die Situation in den USA und anderen westlichen Demokratien, eine grundsätzlich andere, als etwa zur gleichen Zeit im vormaligen Ostblock.

Im Prinzip waren sogenannte Gewerkschaften im Ostblock relativ überflüssig. Außer ein paar kosmetische „Schmankerl" hatte sie auf echter Bestimmungsebene - die Fallweise auch das austragen echter Konflikte mit beinhalten kann - nichts zu sagen.

Dennoch entschieden sich diese Regime, aus kosmetischen Gründen, genauso wie bei der Kosmetik „Wahlen", selbige beizubehalten.

Und nun lag die „Tücke des Objektes" dort eben bei der Bewertung. Was sind das denn nun für Organisationen unter Ostblock-Rahmenbedingungen? Vielfach werden sie zutreffend als „Transmissionsriemen" der jeweiligen Staatsparteien charakterisiert. Um zu letzterer Einsicht zu gelangen, musste man sicherlich kein Zeuge Jehovas sein; das sahen noch einige mehr so.

Unter östlichen Rahmenbedingungen jedoch blieb die Verweigerung einer solchen Organisation anzugehören, keinesfalls „folgenlos". Letzteres kann ich dann ja aus meiner eigenen Berufstätigkeitsphase nur bestätigen. Unter damaligen ZJ-Einfluss eben auch den Gewerkschaftsaustritt wieder erklärt habend (als noch Ungetaufter dann mal in eine solche eher halb denn ganz freiwillig eingetreten), zeigte es sich sehr bald. Wer den „Partei-Transmissionsriemen" tangiert, wird von selbiger dann bei passender Gelegenheit, auch nicht gerade mit „Samthandschuhen" angefasst.

Und sich darauf verlassen zu wollen, es gäbe keine solche „passenden Gelegenheiten" nicht ist wohl mehr als blauäugig. Da hilft dann auch kein vermeintlicher (in der Praxis ohnehin nicht vorhandener) „Schutz Jehovas".

Im Buch des Herrn Ewald Kaven etwa kann man, bezüglich der östlichen Rahmenbedingungen, ein weiteres Fallbeispiel nachlesen, dass die WTG-"Gewerkschaftspolitik" für die Betörten dort alles andere als „hilfreich" war und ist.

Nutzen hatte sie allenfalls für die WTG, im Rahmen ihrer Politik, dort Märtyrer zu schaffen, wo man den USA-Politik-Vorgaben nicht zu folgen bereit ist.

Auch das Gewerkschaftsthema war dort solch ein „Märtyrerhebel" für die WTG-Interessen.

Wer Menschen fallweise beim Thema Bluttransfusionen in den Tod zu schicken gewillt ist, der ist auch auf anderen Feldern genauso skrupellos!

In diesem Kontext wäre nochmals die bereits genannte Broschüre „Königreichsdienst-Fragen" zu zitieren. Selbige verbreitet sich auch zu der Frage:

„Darf ein Gott hingegebener Christ, der sich um ein politisches Amt bewirbt oder seine Stimme freiwillig für politische Kandidaten abgíbt, ein Glied der Versammlung bleiben?"

Und als Antwort darauf heisst es dann auch:

„Wer sich also in ein politisches Amt wählen ließe, würde es sich erwählen, auf den Wegen dieser Welt zu wandeln, und müßte als jemand betrachtet werden, der außerhalb der Versammlung steht. ... Der Versammlung kann bekanntgegeben werden, daß die Verkündiger-Dienstkarte des Betreffenden aus der Kartei der tätigen Verkündiger herausgenommen worden ist .... Jemand der freiwillig seine Stimme abgibt, um Politiker in ihr Amt zu wählen, nimmt ebenfalls an den Angelegenheiten der Welt teil. Er geht zur Welt zurück, um an deren Tätigkeit teilnzunehmen, und schneidet sich so von der Verbindung mit der Neuen-Welt-Gesellschaft ab. Seine Verkündiger-Dienstkarte sollte aus der Kartei der tätigen Verkündiger entfernt werden ..."

„Gewürzt" wird das dann noch mit der weiteren Anweisung:

„Wenn er seine Handlungsweise bereut und zeigt, daß er das christliche Verhältnis zu den Angelegenheiten dieser Welt versteht, kann er ein schriftliches Gesuch einreichen wieder in den Stand eines Verkündigers eingesetzt zu werden."

Herr Frost erinnert sich

Zur Rubrik „Ausführungsbestimmungen von Gesetzen" im Kontext der WTG-Gewerkschaftspolitik gehört dann wohl auch jener Artikel des Herrn Frost im „Wachtturm" vom 1. 7. 1961 (also Marktgerecht vor Beginn der Zeugen Jehovas-Kongresse jenes Jahres serviert), der auf „Befreiung von totalitärer Inquisition" titelte. Bis zu jener „Befreiung" indes sollte es noch ein paar ihr vorgeschaltete Stationen geben. Voller Ehrfurcht über die ach so „heilige" WTG-Geschichte, beliebte etwa ein Herr Hirch, nebst einigen weiteren WTG-Schleppernträgern, wahre Krokodilstränenbäche über den Umstand zu vergießen, dass jene Salbungsvoll-andächtige Stimmung nur etwas durch ein Presseorgan namens „Der Spiegel" gestört wurde. Selbiges titelte zwar relativ moderat „Väterchen Frost". Indes der eigentliche Artikelinhalt war wohl weniger einer andachtsvollen Stimmung zuträglich.

Aufgabe genannten Herrn Hirch war es nun, jene Krokodilstränenbäche zu „kanalisieren". Eine „Führer befiehl wir folgen dir Horde" bracht halt immer die rechte Führung. Egal ob jener Führer nun Hitler, Rutherford oder wie auch immer heißen mag.

Namentlich als Glücksumstand für den Herrn Hirch erwies sich, dass die frühere DDR nun ihr Dasein als politisches Gebilde, in den Jahren nach 1989 aufgegeben hatte, das kam ihm da sicherlich helfend zu passe.

Die böse Stasi habe da ja ihre schmutzigen Hände mit ihm Spiel gehabt, wusste er alsbald mitzuteilen. Tja nach 1945 soll es wohl so gewesen sein, dass da einige Akten des verblichenen Naziregimes „auf der Straße herumlagen". Die eigentlichen Deutschen, sofern sie sich nicht ohnehin bereits in den Gräbern des Krieges, respektive in Kriegsgefangenschaft befanden, hatten sicherlich durch die Umstände bedingt, kaum die Möglichkeit sich um jene Akten weiter zu kümmern. Das machten dann halt - ersatzweise - die jeweiligen Militärabteilungen der Siegermächte. Und jedes dieser Siegermächte pflegte da auch nicht zimperlich zu sein. Das was man ergattern konnte, wurde auch eingesammelt.

Nun mag es graduelle Unterschiede dabei gegeben haben. Auch die USA beförderten Teile ihrer Beute in Archive der USA, ließen aber auch Teile in Deutschland zurück, namentlich und besonders in Westberlin. Ein hochabgesichertes Objekt (damals) im noblen Westberliner Ortsteil Zehlendorf, in einer unscheinbaren Nebenstraße mit dem Namen „Wasserkäfersteig" bildete seine Dependance.

Über letztere wird unter anderem notiert; es unterstand bis 1994 dem Innenministerium (Department of States) der USA. Vor 1989 hatten zu diesem Berlin Document Center, selbst viele ausgewiesene deutsche Historiker, keinerlei Zugang zu jenen dort gelagerten Materialien. Ausnahmen gab es wenige nur. Die indes mussten sich schon mal des besonderen Wohlwollens der USA-Regierung erfreuen. Nur sachliche Kompetenz reichte da keineswegs aus.

Politik der USA war es nun, alles dortige zu verfilmen. Jene Filmbelege wanderten anschliessend in die Archive der eigentlichen USA. Aber ihre papiernen Grundlagen blieben eben in Westberlin.

Bevor dann endlich das deutsche Bundesarchiv jenes Objekt übernehmen konnte, gab es auch noch so eine Art „Grauzone" in der auch deutsche Forscher dort erstmals Einsichtnahmen vornehmen konnten. Anfang der 1990er Jahre war es auch mir - nach Antrag - möglich, dort Materialien bezüglich des Dr. Hans Jonak von Freyenwald einzusehen.

Die Bewachung jenes Objektes erfolgte indes weiter durch die USA. Und ich erinnere mich durchaus der schon an Filzung grenzenden Praxis, in der ich meine handschriftlichen Notizen aus jenem Studiumsbesuch jenem Wachpersonal vorlegen musste. Eine so scharfe Filzmaßnahmen habe ich in keinem anderen Archiv je erlebt. Ich will aber was die Filzung anbelangt, nicht ungerecht sein. Jahre zuvor erschütterte die Presselandschaft die Meldung, das just aus diesem hochabgesicherten Objekt, Materialien auf dem grauen Markt aufgetaucht waren. Da war eben anschließend noch schärfere Bewachung angesagt.

In der Nazizeit war jenes Objekt die „Forschungsstelle" des Herrn Göring. Die dortige „Forschung" bestand zu jener Zeit insbesondere im Abhören von Telefongesprächen, was etwa ein Herr Martin Niemöller bei einem Empfang, zusammen mit anderen Kirchenführern bei Hitler, auf recht unsanfte Art noch erfahren sollte (indem ein abgehörtes Telefonat zu seiner Diskreditierung, dort verlesen wurde).

Vorstehendes sind aber eher Randnotizen und betreffen nicht den Kern.

Auch die Sowjets erwiesen sich nun in ihrem Bereich, als aktive Aktensammler. Alles gesammelte gelangte erstmal in die Sowjetunion.

Nachdem man sich da so einen groben Überblick über die Beute verschafft hatte, bestand wohl die Überlegung darin. In der Sowjetunion ist Deutsch keine Hauptsprache. Ergo ist der Auswertungsnutzen der Beute innerhalb der Sowjetunion doch eher gering. Man entschloss sich daher den deutschen Vasallen der Sowjetunion, namens DDR, etliches dieser Materialien wieder zurückzugeben. Höchstwahrscheinlich behielt man aber auch dort Verfilmungen für sich zurück.

Jene Rückgaben spielten sich dann wohl weniger auf der Ebene des „in der Tagespresse mitgeteilten" ab. Das lief wohl eher „geräuschlos" ab.

Und da ist dann wohl der Umstand zu registrieren. Es wurde schon sortiert, wer was in der DDR davon bekam. Einen großen Anteil an jenem „Kuchen" erhielt mit Sicherheit die Stasi der DDR. Unter anderem auch die Akten des faschistischen Reichkirchenministeriums. Bei denen hätte man sich aber ebensogut vorstellen können, sie würden den offiziellen Archiven der DDR übergeben. Genau das aber war nicht der Fall. Die Stasi bekam als erster die Verfügungsgewalt über sie und hat sie sicherlich auch aufmerksam ausgewertet, unter dem Aspekt. Was lässt sich etwa als politische Waffe gegen die BRD verwenden.

Lange Jahre wusste auch im Westen niemand, wo denn jener Aktenbestand des RKM abhanden geblieben ist. Zum Ende der DDR sickerte dann allerdings allmählich durch, wo sie denn zu suchen seien. Und so wie die Amis sich auch genötigt sahen, ihre restriktive Politik das BDC betreffend, etwas zu lockern, ist analoges auch bezüglich des RKM-Bestandes zu beobachten. Einer der ersten Nutznießer einer solchen Lockerung war übrigens auch der nicht unbekannte Herr Gerhard B... Etliche westliche Forschungsanträge wurden abschlägig beschieden, der des Herrn B... offenbar nicht!

Nicht nur die Akten des Reichskirchenministeriums kehrten so „geräuschlos" in die DDR zurück. Zurück kehrte offenbar auch das Archiv des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS. Und in selbigen ist in der Tat einiges Zeugen Jehovas bezügliches vorfindlich. Unter anderem auch auf die Person des Herrn Frost bezogen.

Auch Philosophie des Stasi war es nun, diesen ihren Fundus doch nicht einfach nutzlos vergammeln zu lassen, sondern möglichst in politische Münze umzuwandeln. Und da ergab es sich, dass nachdem Herr Frost seinen salbungsvollen „Wachtturm"-Artikel publizierte, für die Stasi die Stunde zum Handeln kam. Ergo „fütterte" man über Mittelsmänner den „Spiegel" damit, und die „Spiegel" Ausführungen zum „Väterchen Frost" finden sich ja noch heute im Netz.

Diese nüchterne Bestandsbeschreibung rechtfertigt allerdings noch keineswegs die Krokodilstränenbäche des Herrn Hirch und sonstiger WTG-Schleppenträger. Gilt es dem politischen Gegner eins auszuwischen, hat man weder auf östlicher noch westlicher Seite, je die allergeringsten Skrupel bis in die Gegenwart. Übrigens auch nicht die WTG, was sie dadurch schon verschiedentlich dokumentierte, dass sie einige die den Begriff „Verbote bei den Zeugen Jehovas" als Tatsachenbehauptung gewertet, etwas zu großzügig verwandten, dann vor den Kadi zu zerren beliebte, und anderes mehr.

Kehren wir zum „salbungsvollen" Bericht des Herrn Frost aus dem Jahre 1961 zurück.

In ihm findet man auch die Angabe, nach einer ersten Verhaftung von zehn Tagen Dauer, gelang es ihm sich anschließend in die Tschechoslowakei abzusetzen, um dort seinen Dienst für die WTG fortzusetzen. Hauptamtlich für sie war er schon in Leipzig tätig gewesen.

Indes im Mai 1935 kehrte er dann nach Deutschland zurück.

Jene Rückkehrphase und ihre näheren Umstände indes beschreibt er indes nicht näher.

Er war indes nicht der einzigste solcher Rückkehrer. Übrigens auch der Herr Balzereit gehörte zu solchen Rückehrern. Das wiederum legt die Einschätzung nahe: Auf Geheiss der WTG.

Für Frost hatte das zur Folge, bereits am 13. 6. 1935 erneut verhaftet zu werden.

Er räumt selbst ein, seine Rückkehr habe der Forcierung der WTG-Tätigkeit gegolten. Das entging auch nicht dem Naziregime, namentlich nicht der damit beauftragten Himmlertruppe.

Trotzdem weil wohl der Erkenntnisstand noch nicht so war, wie in späteren Jahren, gab es auch diesmal für Frost noch ein wieder Auf freien Fuss-setzen. Nun allerdings tauchte er nicht erneut in ein Emigrationsland ab, sondern verblieb in Deutschland; diesmal unter vorsätzlich konspirativen Umständen. Bis zum 21. 3. 1937 konnte er sich so noch halten. Was ihn erwarten würde, wäre auch diese Freiheitsphase zu Ende, konnte ihm sicherlich nicht unbekannt sein, spätestens, nachdem das Naziregime auch seinen leiblichen Bruder und seine Mutter verhaftet hatte, nach Juli 1937 auch noch seine Ehefrau, zu der er während seiner Illegalphase, wie auch in seiner Emigrationsphase in der Tschechoslowakei, kein aktiven Kontakte mehr hatte. Ergo ein tolles „Eheleben" führte. Vielleicht illustriert dann ja ein bei Gursky abgebildetes Dokument, diese „Ehelebens"phase.

Siehe auch Parsimony.4674

Auch wenn der Name der entsprechenden Dame im Dokument der „Gauckbehörde" unleserlich gemacht ist, weis man ja aus anderen Quellen, sie pflegte auf den Namen Ilse Unterdörfer zu hören.

Übrigens gibt es zu besagtem leiblichen Bruder des Frost, weder in der WTG-Publizistik noch andernorts, nähere, bekannte Erläuterungen. Auch so wieder einer der berüchtigten „weißen Flecken" der WTG-Geschichtsschreibung.

Zwar hatte die WTG zeitweilige Vermögensfreigaben von den Nazibehörden, mit Unterstützung US-amerikanischer Behörden, abgetrotzt. Im Zuge dieser Konstellation schien es der WTG dann opportun, ihr Führungspersonal an Ort und Stelle zu haben.

Etwaige Blütenträume für die sich insbesondere die Herren Dollinger und Balzereit verwandten, gingen aber nicht in Erfüllung. Und da auch für die WTG gilt, es ist nur erfolgreiches Handeln gefragt. Wer Misserfolge aufzuweisen hat, wird anschliessend geschasst. Im Verfolg dieser Politik sah sich dann ja noch insbesondere der Herr Balzereit, im „Wachtturm" noch öffentlich angerempelt. „Der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan - der Mohr hatte nunmehr zu gehen".

Siehe dazu: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan

Warum gingen die Blütenträume, trotz des Umstandes, dass die Balzereit/Dollinger wieder über die materiellen Besitztümer der WTG verfügen konnten, welche mit Hilfe der USA-Regierung den Nazis wieder abgetrotzt waren, nicht in Erfüllung? Einen wesentlichen Grund benennt auch Herr Frost in seinem Bericht, wenn er eher in einem Nebensatz, auch schreibt:

„Vom Jahre 1934 an verloren viele Zeugen ihre Arbeit, weil sie sich weigerten, zu wählen oder „Heil Hitler!" zu sagen."

Damit wäre man letztendlich wieder bei der vor skizzierten WTG-Gewerkschaftspolitik angelangt. Das die "Wahlen" im Naziregime zu der Zeit eine Farce waren, lag auf der Hand.

Weder „Wähler" noch „Nichtwähler" vermochten zu jener Zeit, durch welche „Wahlentscheidung" auch immer, das Naziregime „aus den Angeln" zu heben.

Sie konnten allenfalls durch ihr Nichtwählen demonstrieren.

Auf solcherlei Demonstrationen indes pflegte das Naziregime bereits seit der Novemberwahl 1933 äußerst allergisch zu reagieren, und sehr hart zurückzuschlagen. Das konnte seit November 1933 jeder wissen. Auch religiöse Narren insbesondere konnten es wissen, waren sie es doch, die bereits bei der Novemberwahl 1933 diesbezügliche Konsequenzen im besonderen auszukosten hatten.

Indem sie also auch nach dieser Zeit, ihren Narrenkurs provokativ fortsetzten, ernteten sie, was sie selbst gesät hatten!

Siehe thematisch auch Weiteres zu Herrn Frost

Dummmheit steht für die WTG hoch im Kurs

Der „Wachtturm" vom 15. 7. 1961 meint sich selbst wie folgt belobigen zu sollen

„Zum Beispiel besagt die Kritik in religiösen Blättern immer und immer wieder, daß es unter den christlichen Zeugen Jehovas in der Neuen-Welt-Gesellschaft verhältnismäßig wenige Akademiker oder Leute von höherer Bildung gäbe.

In welchem Ausmaß dies den Tatsachen entspricht, ist für die Botschaft, die Jehovas Zeugen überbringen, vollständig belanglos. In der Tat, es ist ein Argument zu ihren Gunsten, denn schrieb nicht der Apostel Paulus, der selbst ein Gelehrter war, daß nicht viele Weise nach dem Fleische, nicht viele Mächtige und Edle berufen würden, und war dies in Jesu Tagen nicht ebenso?"

Berücksichtigt man etwa das agieren jenes Herrn;

drängt sich der Eindruck auf. Je dümmer - je besser für die WTG - auch in der Gegenwart noch!

Siehe Parsimony.23752

Das auf dumm trimmen, kommt auch in einem weiteren Artikel der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 4. 1961 zum Ausdruck. Dort tönt man:

„Wenn einem Christen Schriften in die Hände kommen, deren Inhalt und Geist verraten, daß sie von Personen stammen, die 'ihre Mitsklaven schlagen', läßt er sich nicht von seiner Neugierde dazu verleiten, sie sorgfältig zu prüfen ... riskiert (er) nicht, daß seine Loyalität getrübt wird."

Und da „Singen im einsamen Wald" wohl helfen soll, geht es auch noch weiter mit der Aussage, da er weiß, „daß es keine Tatsachen gibt, durch die sein Standpunkt widerlegt werden kann, und daß das, was in diesen Schriften vorgebracht wird, daher Verleumdungen sein müssen."

So einfach „gestrickt" möchte die WTG also die Welt sehen.

Es mag ja welche geben, die denn diese Anordnungen befolgen. Was die CV in der DDR beispielsweise anbelangte, lautete die WTG-These zu ihr auch: Ungelesen verbrennen. Und etliche machten das auch wohl so. Aber kaum „alle" an die da zu denken wäre.

Diese Inqusitionsmaßnahmen erweisen sich wohl als zweischneidiges Schwert. Im „Hinterstübchen", einstweilen noch im Unterbewusstsein, bleibt wohl auch bei denen, die das dann so rigoros praktizieren, ein gewisses „mulmiges Gefühl" zurück.

Das menschliche Wesen wird sicherlich von vielerlei Umständen bestimmt. Einige Seiten vorher weis auch „Erwachet!" darüber zu belehren, dass „Erfahrung" wohl nicht immer der „beste" Lehrmeister ist.

Da ist schon die Frage nach dem „Stellenwert" vorgenannter WTG-kritischer Literatur zu stellen.

Im Falle der vormaligen DDR ist sie auch dahingehend beantwortbar. Mit Ausnahme vielleicht des „Tales des Tales der Ahnungslosen" (Raum um Dresden) wo zu DDR-Zeiten in der Regel der Empfang etwa von Westfernsehen, aus technischen und politischen Gründen nicht möglich war, war der „kleine" DDR-Bürger (weniger die dortige Nomenklatura) ohnehin von einem permanenten Gefühl der Unzufriedenheit, beim Vergleich der Systeme Ost und West geprägt. Die etwas älteren Generationen mögen sich dann so halbwegs in diese Umstände gefügt haben (was analog sich auch auf den Fall Zeugen Jehovas übertragen lässt). Bei der Jugend indes, war je länger je mehr, ein Gefühl der Aufmüpfigkeit zu registrieren. Erinnert sei beispielsweise nur an die spektakulären Botschaftsbesetzungen (zeitlich noch zu DDR-Zeiten durchgeführt und anderes mehr). Es ist das Privileg der Jugend, überkommene Strukturen weitaus eher in Frage zu stellen, als etwa ihre Eltern-Generation.

Beide Abschottungsversuche, sowohl der von der DDR als auch der von Jehovas Zeugen, erwiesen sich auf Dauer, als zunehmend durchlöchert.

Es sind in allererster Linie wohl eigene gesammelte Erfahrungen, die zum Ausbruch aus starren Konventionen führen.

Die beschriebene WTG-kritische Publizistik nimmt dabei allenfalls die Rolle des Flankenschutzes wahr. Fallweise auch des großen „Aha Erlebnis"!

Insofern dürften die skizzierten Abwehrmechanismen der WTG, eher einem zweifelhaftem Muster ohne Wert gleichkommen.

Um nochmals auf das Beispiel DDR zurückzukommen. Namentlich im bereits genannten „Tal der Ahnungslosen", gab es sowohl geschichtlich, als auch zur DDR-Zeiten, die dortigen stärksten Zeugen Jehovas-Konzentrationen. Die wiederum waren schon Ausdruck einer gewissen oppositionellen Stimmung. Opposition gegen die (noch) vermeintlichen Großkirchen. Eine „Oppositonskarriere", muss nicht zwangsläufig in der Opposition gegen Kirchen ihr Ende gefunden haben. Es kann sich auch eine Phase der Opposition gegen bedrückende politische Rahmenbedingungen anschliessen.

Und es kann auch sein, dass die einstmaligen Nutznießer solcher oppositionellen Stimmung (inzwischen selbst weitgehend erstarrt, die Zeichen der Zeit vorsätzlich ignorierend), auch noch die Folgen solcher Oppositionsstimmung auszukosten bekommen!

Auch da ist wiederum die Abwehr der WTG aufschlußreich. In einer „Erwachet!"-Sonderausgabe vom 22. 4. 1961 wird unter der reißerischen Überschrift „Kommunistische Gehirnwäsche - Schreckgespenst oder Tatsache?" das hierzulande eher fern im Bewusstsein liegende China, zu Zeiten des Koreakrieges thematisiert. Und in jenem Krieg gab es eben auch Kriegsgefangene, zu lasten der USA. Jahre danach konnten jene Kriegsgefangenen doch wohl in ihre Heimat zurückkehren.

Und die USA-Falken wähnten nun, die sind ja nicht mehr ganz so falkisch gestimmt, wie sie es in der eigenen Lesart hätten sein sollen. Ergo hat bei denen wohl so eine Art „Erfahrung als Lehrmeisterin" letztendlich Wirkung getan.

Bemerkenswert insbesondere das Resümee welches „Erwachet!" aus diesen Geschehnissen glaubt ziehen zu können, wenn es da auch schreibt:

„Gehirnwäsche ist weder ein schlaues Propagandamätzchen der Kommunisten, das sie hinten herum verbreiten, um das Kaninchen gelähmt auf die Schlange starren zu lassen, noch die Erfindung der überhitzten Phantasie nervenschwacher Opfer der kommunistischen Zwangsjustiz."

„Erwachet!" will diese Vorgänge zwar als „ausgeklügelte Methode" verkaufen. Der Charakter als Schutzbehauptung dieser These, liegt indes zutage.

Ein Ausdruck dessen, ist in dem Satz zusammengefasst:

„Erfahrung als Lehrmeisterin", womit ja keineswegs in Abrede gestellt ist, dass man auch ohne eigene Erfahrungen noch, lernen kann und auch lernen sollte!

Die famose Dame Jeane Dixon

Es ist schon bemerkenswert. Da wettern selbst andere US-Evangelikale, weil sie ihr eigenes Geschäft des Dummheitsverkaufs tangiert sehen, gegen eine in den USA groß im Geschäft befindliche Astrologin namens Jeane Dixon. Konnte besagte Dame doch sogar US-Politiker vom Range einen Richard Nixon, laut der Wikipedia, zu ihren Freunden zählen. Und ihr Geschäft lief ja prächtig. Eines ihrer sieben Bücher soll dann ja eine Auflage von 3 Millionen erreicht haben. Bis es soweit ist, muss ein hiesiger Populist namens Thilo S. wohl noch etwas warten, was den Umsatz seiner Bücher anbelangt. Aber Populisten sind sicherlich beide Herrschaften gleichermaßen, wenn auch auf unterschiedlichen Feldern.

Solch ein Erfolg weckt Neider. Der auch nicht gerade über mangelnde Buchumsätze klagen könnende US-Evangelikale Hal Lindsey wähnt daher sich auch mit vorbenannter Dame mal anlegen zu sollen, offenkundig aus Neidgründen. Das Wasser der Geschäfte besagter Dame hätte er sicherlich gerne auf die eigenen Mühlen geleitet.

Siehe zu Lindsey auch

www.dalank.de/jens/seba_r0124.html

und auch Noch so ein Export

Nochmals die Wikipedia zitierend. In ihr wird auch ein Kritiker besagter Dame mit der Einschätzung zitiert von einem "Jeane-Dixon-Effekt zu sprechen: Man müsse nur genügend viele Vorhersagen machen, so dass ein paar wenige eintreffen, und man sich an diese wenigen erinnert."

Und weiter:

"Außerdem machte Dixon neben recht vagen Vorhersagen auch ganz konkrete, so etwa die Geburt eines allumfassenden Religionsführers am 5. Februar 1962 im Nahen Osten oder den Dritten Weltkrieg für 1958".

Ist es nun gleichfalls Futterneid!? wenn besagte Dame es auch in die Spalten des „Erwachet!" der Zeugen Jehovas brachte.

In der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 5. 1961 fühlt selbiges sich bemüßigt seiner Leserschaft mitzuteilen:

„Jetzt werden Voraussagen über den dritten Weltkrieg gemacht. Jeane Dixon, eine Wahrsagerin in den Vereinigten Staaten, die von Senatoren, Gesandten und Vertrauenspersonen des Weißen Hauses aufgesucht wird, sagte voraus, daß im Oktober 1958 Rotchina die Welt wegen der Inseln Quemoy und Matsu in einen Krieg stürzen werde.

„Die Rotchinesen werden diese Inseln besetzen" prophezeite sie. „Auch die gewaltigen Verluste, die die Kämpfe zur Folge haben werden, werden sie nicht zurückschrecken."

Sie sagte ferner voraus, daß die Machtstellung des russischen Staatschefs Nikita Chruschtschow vor Ende des Jahres 1958 erschüttert werde."

Aber auch das muss „Erwachet!" notieren:

„Bis jetzt hat sich noch keine der beiden Prophezeiungen erfüllt."

Und was nicht erfüllte Prophezeiungen anbelangt, braucht wohl auch „Erwachet!" keinen Vergleich zu scheuen!

Kommentarserie 1961

Koenigreichsdienst 61

1962er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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