Der vorangegangene Jahrgang   1930

Vor (mehr als) 50 Jahren

Was 1931 Wahrheit war

Der neue Name

Am 26. Juli 1931 war es soweit. Rutherford lies seine Bibelforscher in "Jehovas Zeugen" umbenennen. Euphorisch notiert der "Wachtturm" dazu (1931, S. 296) bezugnehmend auf die entsprechende Proklamation in den USA: "Der Name 'Jehovas Zeugen' wurde von den Versammelten mit größter Freude angenommen, und gleich nach Annahme des Beschlusses begannen des Herrn Gesalbte die Buchstaben I. B. S. A. von ihren Automobilen zu entfernen und an Stelle davon die Buchstaben J. W. anzubringen."

Der Hintergrund dieser Namenszäsur wird mit den Worten umschrieben:

"Es gibt aber auch eine Zahl von anderen Gruppen, die ähnliche Namen führen, die als 'Vereinigte Bibelforscher' oder als 'Wahrheitsfreunde' bekannt sind und die Zeugnisarbeit, die zur Rechtfertigung des großen Namens Jehovas gegen Satans Organisation getan wird, öffentlich bekämpfen" ("Wachtturm" 1931 S. 323).

Letztendlich wollte man sich mit dieser Umbenennung, auch von ihnen optisch absetzen.

Markant kommt dies auch in der Rutherford-Broschüre "Das Königreich - die Hoffnung der Welt" zum Ausdruck, in der bezüglich der Umbenennungs-Resolution ausgeführt wurde, dass "im Laufe der Zeit die erwähnte Schar Christen unter dem Namen 'Russelliten', 'Tagesanbruch-Leute', 'Internationale Bibelforscher-Vereinigung und anderen Namen bekannt ist! Und weil kurz nach dem Tode Ch. T. Russells unter denen, die mit ihm im genannten Werke verbunden waren, eine Spaltung entstand, wobei sich eine Anzahl von der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft getrennt und sich seither geweigert haben, mit der genannten Gesellschaft und ihrem Werke zusammenzuwirken, und es abgelehnt haben, mit der durch die Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft im 'Wachtturm' und den anderen kürzlich erfolgten Publikationen der genannten Korporationen veröffentlichten Wahrheit übereinzustimmen, vielmehr das Werk der genannten Gesellschaft, bestehend in der Verkündigung der gegenwärtigen Botschaft vom Königreich Gottes und vom Tage der Rache unseres Gottes an allen Teilen der satanischen Organisation bekämpft haben; und die erwähnten Gegner sich in verschiedenen und zahlreiche Gruppen zusammengetan haben und Namen wie 'Bibelforscher', 'Vereinigte Bibelforscher', 'Russelliten', 'Lehrer der von Pastor Russell ausgelegten Wahrheit', 'Standhafte' und andere Benennungen angenommen haben und tragen, die alle dazu angetan sind, Verwirrung und Missverständnisse zu veranlassen."

 Das_Koenigreich_-_die_Hoffnung_der_Welt_(Rutherford,_1931).pdf

In der Tat, man wird Rutherford bescheinigen können, dass er eine völlig neue Art von Religion zu gründen im Begriff war. Seinen Vorgänger Russell erwies er zwar in Lippenbekenntnissen noch seine Reverenz und das zusehends auch immer weniger, aber in der Sache setzte er auf eine "Kampfreligion". Symptomatisch kommt dies auch in seinem 1931/32 erschienenen Wälzer "Rechtfertigung" zum Ausdruck. Da sind denn auch prompt inmitten des vielen Wortgeklingels, auch ein paar bemerkenswerte dogmatische Zäsuren mit eingebaut. Etwa, wenn er gegen die von Russell beförderte sogenannte "Charakterentwicklung" mit den Worten polemisiert: "Gleicherweise hatte auch Gottes Volk auf der Erde einige Zeit nach 1914 noch nicht wertzuschätzen gelernt, was das wichtigste Werk ist, dass Jehova durch sein Volk zu tun hat. Es war ihnen gelehrt worden und sie glaubten es, ihre hauptsächlichste Arbeit und Pflicht wäre die sogenannte 'Charakterentwicklung'. Später lernten die Treuen, dass die uneigennützige Ergebenheit Jehova Gott gegenüber im halten seiner Gebote von weit größerer Wichtigkeit ist als irgendwelche Selbstentwicklung. In den Himmel zu kommen, ist lange nicht so wichtig wie die Rechtfertigung des Namens Jehovas" (Bd. III S. 130, 131).

Nicht zu übersehen auch jener Klagegesang von Rutherford: "Wir dachten einmal, der Herr würde vielleicht die Herzen einiger weltlich Reichen berühren, und sie würden eine Menge Geld beisteuern und so die finanzielle Kraft zur Ausbreitung seiner Botschaft der Wahrheit mächtig vergrößern. Nun aber sieht Gottes Volk, dass eine solche Erwartung unrichtig war" (Bd. II S. 277).

Eine weiterhin beachtliche Zäsur in jenem Buch ist das ad acta legen des bisherigen Philosemitismus, der bis dahin ja das "Markenzeichen" der Bibelforscher war. Auch diese Änderung verkauft Rutherford in einer beiläufigen Bemerkung, etwa wenn er äußert:

"Bis zum heutigen Tag haben die Juden die von ihren Vorvätern begangene Missetat nicht bereut. Viele Juden sind nach Palästina zurückgekehrt, aber sie gingen dorthin nur aus selbstischen und sentimentalen Beweggründen. Die Juden haben während des langen Zeitraumes seit ihrer Austreibung bis zum heutigen Tage weder um Jehovas Willen noch für den Namen Christi 'die Schmach der Nationen getragen'. … Im Gegensatz hierzu wurden die Juden während des Weltkrieges von den heidnischen Nationen anerkannt. … Bei diesem Schritt übernahm das siebente Weltreich die Führung. Das Großgeschäft und andere Zweige der Satansorganisation reihen nun die Juden Seite an Seite mit den Nationen und in dieselbe Kategorie wie die Nichtjuden ein. Bis dahin hat selbst das Volk Gottes die Tatsache übersehen, dass die Angelegenheiten des Volkes Gottes in Verbindung mit den Dingen auf der Erde von weit größerer Wichtigkeit sind als die Rehabilitierung (Wiederherstellung in frühere Rechte) jenes kleinen Streifen Landes an der Ostküste des Mittelländischen Meeres. Gottes Volk hat den Juden mehr Aufmerksamkeit gewidmet, als sie wirklich verdient haben" (Bd. II S. 259).

Um das Maß vollzumachen, findet sich darin auch noch eine müde Apologetik bezüglich der bisherigen Endzeitdaten:

"Gottes ergebenes Volk auf der Erde betonte die Wichtigkeit der Daten 1914, 1918 und 1925. Es hatte viel über diese Daten auszusagen und was an diesen Zeitpunkten eintreten würde; aber es traf nicht alles ein, was es vorausgesagt hatte. … Was da geschah, konnte im voraus nur unvollständig gesehen werden. Das Ausbleiben etlicher der vorausgesagten Dinge hat den Satansdienern in der Christenheit … eine willkommene Gelegenheit geboten, die treuen Knechte des Herrn zu verspotten, sie zu schmähen und von ihnen und ihren Voraussagen zu erklären: 'Alle ihre Visionen und Prophezeiungen haben sich nicht erfüllt; und das beweist, dass sie im Unrecht sind, und dass alle ihre Voraussagen über die Zukunft zunichte werden müssen.' … Gewiss, kein Mensch kann sagen, an welchem bestimmten Tage oder in welchem Jahre Harmagedon ausgefochten werden wird; aber es ist leicht zu sehen, dass die Zustände unter den Menschen jetzt derartig sind, dass eine große Krisis nahegekommen ist." (Band I S. 143, 144).

Impfgegner

Das 1964 erschienene WTG-Buch "Babylon die Große ist gefallen. Gottes Königreich herrscht" (S. 544, 545) notierte: "Auf diese grobe Missachtung des ewig gültigen Erlasses über die Heiligkeit des Blutes, der Noah gegeben worden war, wurde die Aufmerksamkeit gelenkt, als der Zweite Weltkrieg seinem Höhepunkt entgegenging, und zwar durch den Hauptartikel des 'Wachtturms als Verkündiger von Jehovas Königreich' (Ausgabe vom 1. Juli 1945, englisch) … Dieser Artikel löste hitzige Streitgespräche über die Frage der Bluttransfusion aus, und es wurden Briefe veröffentlicht, die die Lehre der Bibel über die von Gott anerkannte Verwendung von Blut erklärten. Das loyale Festhalten der Zeugen Jehovas an dem ewiggültigen Erlass Gottes, auch unter dem Kreuzfeuer öffentlicher Kritik, hat zu zahlreichen Gerichtsprozessen geführt."

Diese WTG-amtliche Stellungnahme besagt also, dass die jetzige Position der Zeugen Jehovas in Sachen Bluttransfusion erst nach 1945 aufgekommen ist. Wie so bei vielem anderem, gab es auch hierbei eine Vorgeschichte. Sie ist darin zu sehen, dass die Bibelforscher sich seinerzeit vehement auf die Seite der Impfgegner stellten.

So konnte man beispielsweise in der Ausgabe vom 15. 10. 1929 des "Goldenen Zeitalters" lesen: "Wir haben im G. Z. schon des öfteren auf die ungeheuren Schäden aufmerksam gemacht, die ungezählte Menschen an Leib, Leben und Gesundheit durch das Modergift der Impflymphe (das bei der Zwangsimpfung unseren Kindern gewaltsam in das Blut geträufelt wird) zugefügt werden. Der Verband der Impfgegner in Leipzig, Paulinenstr. 21, der sich den Kampf gegen diese fast mittelalterliche Zwangsmaßnahmen zur Aufgabe gemacht hat, hat statistisches und illustriertes Material herausgegeben, dass er an alle gratis abgibt, die es wünschen. An Hand dieses Beweismaterials muss man zu der Überzeugung kommen, dass die gewaltsame Vergiftung unseres Blutes - wie sie durch die Impflyme erfolgt - ein Verbrechen an der Volksgesundheit ist, dass selbst durch die auf Wunsch vorzunehmende Untersuchung auf Impftauglichkeit in keiner Weise gemildert wird.

Vor allen Dingen ist die Zwangsimpfung ein - eines Kulturvolkes unwürdiger - Eingriff in das Recht des Menschen, über seinen Leib allein zu bestimmen, wie auch ein Eingriff in das Elternrecht."

In gleicher Tonlage hatte man davor, in der Ausgabe vom 1. 10. 1929 (S. 209) eine englische Zeitschrift "The Quest" mit der Meinungsäußerung zitiert:

"Denkende Menschen machen lieber die Blattern durch, als das sie sich impfen lassen, weil durch die Impfung der Same von Syphilis, Krebs, Geschwüren, Rose, Skrophulose, Schwindsucht und vielen anderen schweren Leiden in den Körper getragen wird. Darum ist das Impfen ein Verbrechen, eine Scheußlichkeit und eine gewaltige Verirrung."

Angesichts der Anti-Impfpropaganda ist es auch bemerkenswert jenen praktischen Ratschlag zu registrieren, der in der Form einer Fragebeantwortung gegeben wurde und indem man lesen konnte ("Das Goldene Zeitalter" 1928 S. 92):

"Frage: Was kann ich tun, um mein Kind ungeimpft zu lassen, da ich große Impfschäden kennengelernt habe und deshalb in Sorge um die Gesundheit meines Kindes bin?

Antwort: Wir empfehlen Ihnen, sich an den Verband der Impfgegner e. V. Leipzig-O, 28, Paulinenstr. 28 zu wenden, der mannigfache Erfahrungen auf diesem Gebiete gesammelt hat. Der Verband wird Ihnen gerne Auskunft erteilen."

Ein weiteres Kardinaldokument dazu, wurde in der (Schweizer Ausgabe) ihrer Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter" (Nr. 213; 1. 8. 1931 S. 236f.) veröffentlicht.

Der dortige Artikel hatte die Hauptüberschrift "Die Heiligkeit des Blutes". Der Untertitel dazu lautete "Eine Begründung, warum das Impfen unbiblisch ist." Im einzelnen konnte man dort lesen:

"Da heute so viel über das Impfen diskutiert wird, drängt es mich auch etwas über dieses große Übel zu schreiben. Das Impfgesetz kann keinesfalls ein gerechtes Gesetz sein. Jeder Vater und jede Mutter sollte ein Recht haben darüber zu bestimmen, was mit dem Körper ihres Kindes geschehen soll. Das Impfgesetz beraubt jedoch die Väter und Mütter dieses Rechtes. Das ist eine Sklaverei, die nicht viel hinter der zurücksteht, mit der man einst die Negerkinder verkaufte.

Die Impfung ist eine direkte Vergewaltigung des ewigen Bundes, denn Gott nach der Sinflut mit Noah schloss. … Dieser Bund schließt also nicht nur das ganze Menschengeschlecht ein, sondern auch alle anderen lebendigen Wesen auf Erden. … Zweí Dinge sind es, die Gott in diesem Bunde dem Menschen zu tun verbietet. Das eine ist, dass er nicht das Blut der Tiere genießen soll, und das andere, dass er nicht das Blut seiner Mitmenschen vergießen darf. Wer dieses Gebot übertritt, dessen Blut sollte durch Menschen vergossen werden. Da auch das Tier in diesem Bund eingeschlossen war, sollte auch sein Blut in gleicher Weise vergossen werden.

Jeder vernünftig denkende Mensch wird sich sagen, dass es nicht der Genuss des Blutes an sich war, wogegen Jehova Einspruch erhob, sondern sein Verbot richtete sich gegen das Mischen tierischen Blutes mit Menschenblut. Der Mensch hat nicht nur ungesetzmäßig das Blut seiner Mitmenschen vergossen, sondern er hat auch ungesetzmäßig das Blut der Tiere mit Giften verdorben und diese unter der Bezeichnung Lymphe und Gegengift in direkte Verbindung mit dem Blute von Menschen gebracht. Dies ist meiner Meinung nach eine Übertretung der göttlichen Gesetze der schlimmsten Art …

Zweifellos gibt es viele Menschen, die diese Übertretung des göttlichen Gesetzes zu rechtfertigen suchen. Wer aber das Gesetz Gottes auch nur in etwa übertritt und seine Handlungsweise zu rechtfertigen sucht, ist in den Augen Gottes noch viel verantwortlicher als jemand, der ein Unrecht begeht und es hinterher offen eingesteht. Der Herr sagte: 'Gleichwie es in den Tagen Noahs geschah, also wird es auch sein in den Tagen des Sohnes des Menschen" (Lukas 17:26). In den Tagen Noahs wurde das Blut der Menschen mit fremdem unnatürlichem Blute vermischt, was die Missbilligung Gottes hervorrief und das Verderben des Menschen wie der Tiere durch die Sinflut. … In Jesaja 24: 6 wird uns gesagt, dass wegen der Übertretung des ewigen Bundes nur wenig Menschen übrig bleiben werden. Das Menschengeschlecht geht jetzt der furchtbarsten Drangsal entgegen, die Menschen je erlebt haben, und es ist die ernste Pflicht eines jeden, der die Bibel kennt, seine Mitmenschen vor der Übertretung dieses Gesetzes zu warnen.

Ich selbst habe niemandem wissentlich belogen, noch habe ich jemandem auch nur einen Pfennig ungerechter Weise genommen. Ich suche keine Ehre für mich, denn alle Ehre gebührt Gott. Seit 15 Jahren stehe ich für die Wahrheit und Gerechtigkeit als dem Wege der zu Leben, Glück und Frieden führt, ein. Dennoch bin ich schweren Verfolgungen ausgesetzt, weil ich mich unerbittlich dagegen gewehrt habe, dass mein siebenjähriger Sohn geimpft werde. Ich will mir nicht die göttliche Ungnade zuziehen. Und es gibt kein Gesetz in der Bibel, dass mich rechtfertigt, wenn ich dieses große Unrecht beginge. Wenn es wirklich so wäre, dass der Mensch das göttliche Gesetz übertreten müsste, um seinen Zustand zu bessern, so würde das beweisen, dass das Gesetz Gotts ein ungerechtes Gesetz wäre, dass gegen seinen Urheber zeugt. Aber niemals hat die Impfung ein menschliches Leben gerettet, niemals hat sie die Blattern Krankheit verhindert.

Gute Nahrung und gutes Wasser und gesundheitliche Verhältnisse sind die Basis zur menschlichen Gesundheit. Keine Krankheit hat dies mehr bewiesen als gerade die Blattern oder Pocken.

Das Heiligste auf Erden ist in den Augen Gottes das Blut der Menschen. … Zur Zeit der Sinflut hat Gott das ganze Menschengeschlecht mit Ausnahme Noahs und seiner Familie vernichtet, weil es sein Blut auf eine unnatürliche Weise verderbt hatte. … Der Mensch, der ein Geschäft daraus macht, Menschenblut mit ekelhaftem Stoff, der vom Tierblut genommen wird, zu verunreinigen, macht sich des größten Verbrechens schuldig, das man nur begehen kann. Es ist noch nicht bekannt, welche Leiden diese Handlungen nach sich ziehen werden. Gott gebe, dass die Menschen aufwachen mögen und über diese Sache nachdenken lernen.

Ch. A. P."

Zu diesen Ausführungen veröffentlichte das "Goldene Zeitalter" (Schweizer Ausgabe Nr. 227; 1. 3. 1932 S. 79f.) noch eine redaktionelle Stellungnahme. In ihr war zu lesen:

"Der Artikel von Charles Pattilo aus Virginia über die Heiligkeit des menschlichen Blutes, die in Nummer 213 des Goldenen Zeitalters erschien, zeigt einen ganz neuen Standpunkt. Wenn es unbiblisch ist, menschliches Blut zu verunreinigen, wie es nach dem Artikel Pattilos tatsächlich zu sein scheint, kann man mit Sicherheit erwarten, dass die Männer, die mit ihren Impfungen und Serumeinspritzungen bisher auf wenig Widerstand gestoßen sind, plötzlich einem ganzen Heer solcher gegenüber stehen werden, die ihnen aus Gewissensgründen Widerstand leisten, und die sich von den Gesetzen des Buches der Bücher leiten lassen und dabei auf den Schutz seines Autors, Jehova Gottes vertrauen. …

Bisher haben wir geglaubt, dass obiges Verbot gegeben worden ist, weil eine solche Handlung unnatürlich und bestialisch ist. Es scheint aber noch ein tieferer Grund dafür vorhanden zu sein. Das Blut des Menschen ist heilig. Es darf nicht verderbt werden, indem es mit dem Blut eines anderen Geschöpfes vermischt wird, sei es nun auf die direkte oben erwähnte Art oder auf die abscheuliche Methode der Serumeinspritzungen oder auch durch die Nahrung. …

Wenn man sich einmal mit diesem Gegenstand beschäftigt, ist man überrascht, wie zahlreich und wie dringend die Instruktionen sind, die den Israeliten unter Androhung von schweren Strafen verbieten, Blut zu essen. … Möge sich niemand damit belügen, dass dieses Gesetz, dass den Juden gegeben wurde, jetzt keine Anwendung mehr habe. Es ist sehr bemerkenswert, dass im neuen Testament zur gleichen Zeit als der heilige Geist durch die Apostel erklärte, die Nationen seien frei vom Joche der Beschneidung, auch das Enthalten von Blut geboten und den Genuss von Blut auf eine Stelle mit Götzendienst und Hurerei gestellt wurde. … Das lässt vermuten, dass viel der Sittenlosigkeit auf sexuellem Gebiete unserer Zeit auf die beständige und leichtfertige Übertretung des göttlichen Gebotes, Menschenblut niemals mit Tierblut zu mischen, zurückzuführen ist. Sobald Zellen eines fremden Blutes durch die Adern eines Menschen laufen, ist dieser nicht mehr normal, sondern ermangelt des Gleichgewichtes, dass zur Selbstbeherrschung erforderlich ist."

Die Impfgegnerschaft kam auch im Naziregime zum tragen. Elke Imberger beispielsweise berichtet in ihrem Buch (S. 366) über den folgenden Fall:

"Problematischer ist es, das Verhalten einer Zeugin Jehovas aus Heide einzuordnen, die es aus religiösen Gründen ablehnte, ihr Kind gegen die Pocken impfen zu lassen. Sie war deshalb staatlichen Sanktionen in Form von 3 Tagen Haft im Frühjahr 1937 ausgesetzt. Zwar handelte es sich auch in diesem Fall um die Verweigerung einer staatlichen Leistungsanforderung, die jedoch keine Maßgabe des NS-Regimes war, sondern schon im Kaiserreich als Impfzwang, der bei Unterlassung mit Gefängnis bestraft wurde, per Gesetz eingeführt und seitdem weder aufgehoben worden noch nationalsozialistisch modifiziert worden war. Die Ablehnung der Impfung durch die Heider Bibelforscherin ist damit weder als eine vom Regime als politisches Vergehen ausgelegte Verweigerungsgeste zu bezeichnen, noch war sie eine politisch motivierte Handlung."

Mit diesen Ausführungen stellten sich die Zeugen Jehovas ganz eindeutig an die Seite der Impfgegner, die es auch außerhalb ihrer Reihen gibt. Nachdem nach 1945 die weitere Dogmatisierung, mit der Ablehnung von Bluttransfusionen eingeführt wurde, benutzte man diesen Fakt, um die vorangegangene Dogmatisierung als Impfgegner, klammheimlich wieder aufzugeben. Erst 1953 wurde in einer kleinen Notiz im "Wachtturm" dazu wieder Stellung genommen. Jetzt wurde die Frage des Impfen, zur "persönlichen Individualentscheidung" zurück qualifiziert.

Dieser Fakt sollte noch ein Nachspiel haben. Im Jahre 1998 veröffentlichte Sigrid Raquet ihr Buch "Keine Angst vor Zeugen Jehovas. Argumente für das nächste Gespräch". Darin kommt sie auch in einer beiläufigen Bemerkung auf die seinerzeitige Impfgegnerschaft der Zeugen Jehovas zu sprechen und merkt an, dass diese circa 20 Jahre bestanden habe. Sie verwandte dabei auch die Vokabel "Verbot". Prompt wurde sie von dem im Dienste der WTG stehenden Rechtsanwalt P... mit einer Unterlassungsforderungs-Erklärung im Streitwert von rund 10. 000,- DM "beehrt".

P. unterließ es wohlweislich, jene seinerzeitigen Äußerungen aus dem "Goldenen Zeitalter" im Detail zu zitieren. Man kann darüber streiten, ob damals der Status eines "Verbotes" schon erreicht wurde. Das jedoch eine eindeutige Impfgegnerschaft zum Ausdruck gebracht wurde, darüber kann es keinen Zweifel geben. P. und seine Auftraggeber machen es sich zu einfach, unbequeme Fakten, an die man heute nicht mehr gerne erinnert werden möchte, mit Wortklauberei zu beantworten, ohne in der Sache dezidiert Stellung zu nehmen.

Gerade dieses Beispiel ist nahezu exemplarisch für das "Niveau" der "Glaubenskämpfer" Made in Zeugen Jehovas. Bei Frau Raquet wussten sie, dass letztere keine vormalige Zeugin Jehovas war. Sie fühlten sich also "stark genug" ihr den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Wer sich nur so stark fühlt, auf Wortklaubereien abzustellen, bei gleichzeitiger Ausblendung des eigentlichen Sachverhaltes, der offenbart nur eines.

Wie argumentativ schwach er in Wahrheit ist!

Das Buch von Frau Raquet wurde und wird, trotz der WTG-Intervention, weiter vertrieben. Lediglich das seitens des Verlages ein "Erratum" eingefügt wurde. Ob die WTG sich damit einen Gefallen getan hat, mag man berechtigterweise anzweifeln. Führt doch dieser Fakt auch dahin, die diesbezüglichen Details sich näher anzusehen. Und wohl nur ganz Verblendete, werden die Fakten dabei als für die WTG "vorteilhaft" ansehen

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Dokumentation

Jehovas Zeugen ./. Sigrid Raquet

Keine Angst vor Zeugen Jehovas - Argumente fürs nächste Gespräch

Sehr geehrte Frau Raquet,

hiermit zeige ich an, daß mich sowohl die Wachtturm Bibel- und TraktatGesellschaft, Deutscher Zweig, e.V., Am Steinfels, 65618 Selters/Taunus, als auch die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in Deutschland, Grünauer Str. 104, 12557 Berlin, mit der anwaltlichen Vertretung beauftragt haben. Entsprechende Vollmachten liegen an.

In oben erwähntem Buch, dessen Autorin Sie sind, stellen Sie eine Tatsachenbehauptung auf, die unwahr ist. Es handelt sich dabei um folgende Behauptung auf Seite 37:

Über zwanzig Jahre lang war z B. Impfung bei Jehovas Zeugen verboten.

Diese Behauptung ist unwahr. Es hat nie ein Verbot von Impfungen gegeben. Vielmehr wurde in der Literatur meiner Mandantschaft Ende der 1920er Jahre lediglich darauf hingewiesen, daß verschiedene Ärzte und Medizinprofessoren sich kritisch gegen staatlich verordneten Schutzimpfungen geäußert hatten.

Eine offizielle Lehrmeinung erschien in der Zeitschrift Der Wachtturm vom 15. Februar 1953 unter "Fragen von Lesern". Diese Zeitschrift wird von meiner Mandantschaft herausgegeben, um alle Zeugen Jehovas in religiöser Hinsicht anzuleiten. Auf die Frage "Verletzt eine Impfung das Gesetz Gottes, das verbietet, Blut in unser Körpersystem aufzunehmen?" wurde auszugsweise gesagt:

Deshalb entbehrt die Behauptung in Ihrem Buch jeglicher Grundlage.

Durch die Veröffentlichung dieser unwahren Tatsachenbehauptung haben Sie das Persönlichkeitsrecht meiner Mandantschaft verletzt. Diese Verletzung kann nur dadurch beseitigt werden, daß Sie die beigefügte strafbewehrte Unterlassungsverpflichtungserklärung unterzeichnen.

Namens und mit Vollmacht meiner Mandantschaft habe ich Sie aufzufordern, durch Unterzeichnung der beigefügten Verpflichtungserkluung rechtsverbindlich zu erklärn, daß Sie es unterlassen, die beanstandete Äußerung in Zukunft nochmals zu äußern. Für die Erklärung habe ich mir den

04.08.1999

vorgemerkt. Sollte eine entsprechende Erklärung bis zu diesem Zeitpunkt nicht bei mir eingegangen sein, werde ich die Ansprüche meiner Mandantschaft ohne weitere Ankündigung gerichtlich geltend machen.

Außerdem haben Sie als Schadensverursacher die meiner Mandantschaft durch meine Veranlassung entstandenen Kosten zu tragen. Diese beziffere ich wie folgt:

Wert:    10.001,- DM

7,5/10 Gebühr  11, 118 I 1 BRAGO 446,30 DM

3/10 Erh?gsgeb?m?? 6 BRAGO 178,50 DM

Auslagenpauschale gem?? 26 BRAGO    40,00 DM

16% Mwst. 106,37 DM

  Gesamtbetrag 771,17 DM

Im möcthe ich Sie darauf hinweisen, daß in Ihrem Buch eine Vielzahl weiterer Falschdarstellungen und Verleumdungen enthalten sind. Da diese lediglich als Meinungsäußerungen einzuordnen sind, wird darauf verzichtet, diese Punkte anwaltlich zu rügen.  Ihr Recht auf Freiheit der Meinungsäußerung wird dadurch gewahrt. Wo Falschdarstellungen und unwahre Ausführungen als Tatsachenbehauptungen formuliert sind, muß meine Mandantschaft allerdings darauf bestehen, daß diese in Zukunft nicht weiter geäußert werden.

Mit freundlichen Grüßen

Verpflichtungserklärng

 1. Frau Sigrid Raquet verpflichtet sich hiermit gegenüber Wachtturm Bibel- und TraktatGesellschaft, Deutscher Zweig, e.V., Am Steinfels, 65618 Selters/Taunus und gegenüber Religionsgemeinschaft der Zeugen lehovas in Deutschland, Grünauer  Str. 104, 12557 Berlin, es bei Vermeidung einer Konventionalstrafe in Höhe von je DM 10.100,- für den Fall der Zuwiderhandlung unter Ausschluß des Fortsetzungszusammenhangs zu unterlassen, folgende Behauptung aufzustellen und/ oder zu verbreiten bzw. verbreiten zu lassen, wie dies in ihrem Buch Keine Angst vor Zeugen Jehovas - Argumente fürs nächste Gespräch geschehen ist:

zwanzig Jahre war z. B. Impfung bei den Zeugen Jehovas verboten?

2. Frau Sigrid Raquet verpflichtet sich ferner, die der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in Deutschland und der Wachtturm Bibel- und TraktatGesellschaft, Deutscher Zweig, e.V. durch die Inanspruchnahme des Herrn Rechtsanwalt Armin Pikl entstandenen Kosten aus einem Gegenstandswert von DM 10.001,- zu erstatten.

 Haßloch, den

Selters, den 19.07.1999

(Unterschrift)

http://web.archive.org/web/20030203222121/www.sewolf.com/infolink/docs/politik/raquet-pikl.htm

http://web.archive.org/web/20031023233901/www.sewolf.com/infolink/docs/politik/raquet-antwort.htm

Bezüglich Woodworth bietet es sich an auch die Ausführungen von Penton über ihn, in die Betrachtung mit einzubeziehen. Penton schrieb in "Apokalypse Delayed":

"Clayton J. Woodworth, einer der Mitautoren von The Finished Mystery. Jahre später sollte er sich als Mann mit einem gründlichen Gesundheitstick und Ärztehasser erweisen

Tatsächlich handelte Rutherford, als er 1917 die volle Kontrolle über die Wachtturm-Gesellschaft an sich riß, so, als ob er eine kommunistische Säuberungsaktion durchführte, statt die Gesellschaft vor "Gegnern" zu schützen ...

Wie bereits gesagt, war Woodworth mehr als nur ein wenig exzentrisch. Folglich sollte er den Zeugen auf den Seiten der Zeitschrift The Golden Age, deren Herausgeber er war, einige sehr unorthodoxe Ideen aufdrängen. Unter anderem haßte er die amerikanische Ärztevereinigung, stritt die Theorie ab, Krankheiten könnten durch Bakterien verursacht werden, griff ständig die Pockenimpfung als schmutzigen Brauch an, Tiereiter (Impfgegnerschaft) in den Menschen zu injizieren, und führte einen Rachefeldzug gegen die Aluminiumindustrie. Nach Woodworth war Kochgeschirr aus Aluminium giftig. So übernahmen die Zeugen von ihm einige zusätzliche merkwürdige Einstellungen und Praktiken.

Vielleicht das extremste Beispiel Woodworths ist die Schaffung eines neuen Kalenders für die Zeugen Jehovas. In den Ausgaben der Zeitschrift The Golden Age vom 13. März, 27. März und 10. April 1935 veröffentlichte er einen dreiteiligen Artikel mit der Überschrift "Der zweite Zeiger in Gottes Chronometer". In seinem üblichen Eifer goß er verbales Gift über die Geistlichkeit der römisch-katholischen Kirche und bezeichnete dann praktisch alle Kalender, die gegenwärtig in Gebrauch sind, als vom Teufel. Nach einer gewundenen Besprechung verschiedener Bibeltexte und astronomischer Berechnungen stellte er auf der Seite 381 von The Golden Age vom 13. März seinen neuen "theokratischen" Kalender vor. Alle Monats- und Wochentagsnamen waren gegenüber den gebräuchlichen abgeändert. Zusätzlich sollte der Kalender mit der Kreuzigung anstelle der Geburt Christi beginnen, und neue Jahre sollten im Frühjahr anfangen. Und schließlich war auch die Anzahl der Tage in den neuen Monaten etwas geändert. Glücklicherweise war Richter Rutherford so vernünftig, nicht zuzulassen, daß Woodworths Kalender in Gebrauch kam. "

Anfang der 1950er Jahre beschäftigte die amerikanische Öffentlichkeit das Problem der Krankheit spinale Kinderlähmung oder auch Poliomyelitis genannt in besonderem Maße. Das Problem dabei war, dass zwar schon erste Versuche die Krankheit in den Griff zu bekommen unternommen worden waren; dass aber der damals verwandte Impfstoff durchaus noch nicht optimal war. Und was auch die Zeugen Jehovas auf ihn aufmerksam werden ließen, war der Umstand, dass zu seiner Herstellung auch Blut Verwendung fand. In der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 3. 1954, polemisierte man denn auch "folgerichtig" dagegen. Und so fühlte sich denn die WTG dazu berechtigt, für ihre Gläubigen ein diesbezügliches Anathema auszusprechen. Zitat:

"Um das für eine Einspritzung nötige Bluteiweiß oder den als Gammaglobulin bekannten 'Bruchteil' zu gewinnen, soll 1/2 l Blut benötigt werden. Und da ... muß man die Frage stellen, was denn die Verwendung von Gammaglobulin rechtfertige. Dazu werden alle, die der Gesichtspunkt der Bibel interessiert, bemerken, dass es, weil es aus Vollblut hergestellt ist, in dieselbe Klasse fällt wie die Blutübertragungen, die dem Verbot Jehovas unterliegen, Blut in den Körper aufzunehmen."

Ein Lexikon berichtet über den Kampf gegen diese Krankheit:

"Man kennt drei Haupttypen des Virus, die als Typ I, II und III bezeichnet werden. Die Immunität gegen einen der Stämme schützt nicht gegen die beiden anderen. Eine wirksame Vorbeugung gegen die Poliomyelitis wurde in der Zeit nach 1949 möglich. In diesem Jahr entdeckten der amerikanische Bakteriologe John Franklin Enders und seine Mitarbeiter eine Methode, mit der man das Virus in Labor-Gewebekulturen züchten konnte. Auf der Grundlage dieses Verfahrens entwickelte der Arzt und Epidemiologe Jonas Salk einen Impfstoff aus abgetöteten Viren der drei Typen. Nach mehrjähriger Erprobung wurde der Impfstoff 1954 als ungefährlich und wirksam eingestuft, und man begann mit Reihenimpfungen. Später entwickelte der Virologe Albert Sabin eine Vakzine aus lebenden, abgeschwächten Polioviren, die man als Schluckimpfung verabreichen kann. Dieser so genannte trivalente Polio-Lebendimpfstoff wurde 1963 zugelassen und hatte den Salk-Impfstoff, der injiziert werden musste, in den USA und in vielen anderen Ländern verdrängt. ... Durch die routinemäßige Impfung ist die Häufigkeit der Kinderlähmung drastisch gesunken, z. B. in den USA von 57.879 Fällen im Jahr 1952 auf nur wenige Fälle jährlich."

Was den Widerstand gegen diese Entwicklung betrifft, so ist auch die Angabe beachtlich:

"Wie gefährdet nicht geimpfte Bevölkerungsgruppen sind, zeigte sich 1979, als in den USA und in Kanada bei der Religionsgemeinschaft der Amischen, die sich nicht impfen lassen, 16 Fälle von Poliomyelitis mit nachfolgender Lähmung auftraten."

Gleichwohl ist die Sache wohl so einzuschätzen, dass der verwendete Impfstoff von dem "Erwachet!" 1954 schrieb, wohl nicht mit den heute eingesetzten Mitteln identisch ist. Es gab also eine Weiterentwicklung. Ob indes die Impfgegner zu dieser Weiterentwicklung etwas sinnvolles beigetragen haben, mag man bezweifeln. Eher gilt da wohl der Spruch: Die Karawane ist weitergezogen - trotz des Gebells der Impfgegner.

In der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 11. 1965 widmet sich ein Artikel der Impfthema (Überschrift selbigen: "Solltest du dich und deine Kinder impfen lassen?"). Schon das angehängte Fragezeichen macht deutlich, wohin die Sympathie der WTG-Schreiber geht. Man versäumt es denn auch nicht darauf hinzuweisen, dass eine gesunde Lebensweise etliche Krankheitsrisiken erheblich mindern könne. Und man bringt in einer Fußnote sein Bedauern darüber zum Ausdruck: "Leider räumt das Gesetz in gewissen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland, den Impfgegnern keine Rechte ein. Der einzelne kann daher nicht selbst entscheiden, zumindest was die Pockenimpfung betrifft, ob er sich impfen lassen will oder nicht".

"Bauchschmerzen" bereitet den Impfgegnern offenbar der Umstand, dass einige dieser Wirkstoffe, um es mal laienhaft zu formulieren, mittels "getürkter Krankheitserreger" arbeiten, die so offenbar den Körper seinerseits dazu animieren, entsprechende Widerstandsfähigkeit zu entwickeln. Ein weiteres "Bauchweh", besonders im Falle der Zeugen Jehovas, dass es eben auch Wirkstoffe gibt, zu deren Herstellung Blut eine mehr oder minder große Bedeutung hat.

Letztendlich muss man jedoch sagen, dass dies nicht nur für das Thema Impfen gilt, sondern für breite Paletten von Medikamenten die heutzutage industriell hergestellt werden. Der Medizinlaie gibt sich nur selten Rechenschaft darüber, wie sie denn hergestellt, welche Substanzen sie enthalten, und ob das alles überhaupt ohne Kenntnisse der modernen Chemie möglich wäre.

Der Medizinlaie sehe es lieber, man könnte ihm sagen: Es mal dieses oder jenes in der Natur vorkommende Kraut, und damit "löst" sich das entsprechende Krankheitsproblem. Nur, nach wie vor ist es eben so, dass Fachleute außerhalb des Medizinlaienbereiches der Auffassung sind, es sind weitergehende, menschliche Anstrengungen vonnöten. Diese weitergehenden menschlichen Anstrengungen zeigen sich dann eben auch in der Angebotspalette der Apotheken, die keineswegs "nur" Naturprodukte verkaufen.

Als Medizinlaie kommt man nicht umhin, ein gewisses Vertrauen haben zu müssen. Wenn dieses Vertrauen jedoch aus dogmatischen Gründen nicht besteht (dieweil man glaubt Gott nicht ins Handwerk pfuschen zu dürfen), dann ist das eine bedenkliche Einengung menschlichen Fortschritts. Dieser Gefahr sind besonders in der Frühzeit auch die Zeugen Jehovas erlegen, mit Nachwirkungen bis in die 1960er Jahre Und so schließt denn jener "Erwachet!"-Artikel von 1965 auch mit einer Grundeinstellung die besagt. Man hat kein Vertrauen zu den Entwicklung der modernen Medizin. Man sähe es lieber, es ließe sich alles ohne sie regeln, dieweil man dann ja "Gott nicht ins Handwerk pfuschen würde".

Auch "Erwachet!" kann sich nicht ganz der Erkenntnis verschließen, dass trotz des Widerstandes religiös-dogmatischer Kreise, die moderne Medizin ihren Weg weiter gegangen ist. Und gewisse Erfolge können auch diese Dogmatiker nicht abstreiten; wobei sie im entgegengesetzten Fall, allerdings es auch nicht versäumen, alles was zum schlechtreden solcher Entwicklungen taugt, minutiös mit aufzulisten. Aber als Schlußpunkt glaubt man doch seine eigenen Ressentiments dergestalt aufrecht zu erhalten. Das man dem Medizinlaien empfiehlt, er möge doch bitte allein, seinem Gewissen gemäß entscheiden.

Wohin die "Gewissensformung" der WTG indes in der Tendenz hingeht, ist allerdings auch offensichtlich! Wie die WTG gerade beim Beispiel Kinderlähmung versucht Zweifel zu säen, macht auch ihre Bemerkung deutlich:

"Die epidemisch auftretende Kinderlähmung ist, so merkwürdig es auch erscheint, ein Merkmal unseres hygienischen 20. Jahrhunderts. Noch im Jahre 1887 war sie unbekannt; und in Gegenden, in denen die Hygiene noch auf einem tiefen Niveau steht, ist sie offenbar nicht vorhanden. Eine Erklärung dafür mag man in den Ausführungen der Impfgegner finden. In der Zeitschrift 'Prevention', Ausgabe vom Juni 1964, wird erwähnt, dass in einer gewissen Gegend eine Polio-Epidemie zum Stillstand gebracht werden konnte, nachdem man den Kindern keine Süßigkeiten wie Eiskrem, Mineralwasser, Süßwaren, Torten und Konfekt mehr gab, die eine Senkung des Blutzuckers bewirkten. In Gegenden, in denen der Lebensstandard niedrig ist, werden solche Dinge wenig gegessen.

Die höchste Zahl an Polio-Fällen hatten die Vereinigten Staaten im Jahre 1952, nämlich 57.879. Danach wurde der Salksche Impfstoff eingeführt. Seither ging die Zahl der Polio-Fälle stark zurück. Im Jahre 1957 betrug die Zahl nur noch 5.000, und in den Jahren 1961 und 1962 waren es weniger als 1.000 Fälle. Die Massenschutzimpfungen haben offenbar bewirkt, dass gewisse ansteckende Krankheiten, die früher viele Opfer forderten, fast verschwunden sind. Diese Tatsache überzeugt viele Menschen davon, dass Impfungen erforderlich sind. Aber es gibt Ärzte, die bezweifeln, dass es klug ist, Massenschutzimpfungen gegen eine Krankheit vorzunehmen, die so gut wie nicht existiert oder der man mindestens Herr ist ..."

Auch in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 6. 1974 mit seinem Artikel: "Wird die Zeit kommen, da es keine Krankheiten mehr gibt?" wird ein düsteres Bild gezeichnet. Einerseits wird erreichter medizinischer Fortschritt zugegeben; andererseits wird versucht ihn nach Kräften madig zu machen. Etwa durch den Hinweis dass Krankheitserreger gegen bestimmte Medikamente Resistenz entwickeln.

Auch jedoch beachtlich die 1974er Meinung des WT:

"Noch etwas anderes: Die scheinbaren Erfolge der Wissenschaft haben bei Tausenden von Menschen eine gewisse Selbstzufriedenheit hervorgerufen. Es zeigt sich, dass man allzu großes Vertrauen in die Medizin setzt. Dr. John J. Witte ... sagte zum Beispiel: 'Ich bin sicher, dass viele junge Eltern heute längst nicht solch eine Angst vor den schrecklichen Folgen der Kinderlähmung haben wie Eltern vor zehn Jahren, da sie weder eine Polioepedemie miterlebt noch einen an Kinderlähmung Erkrankten gesehen haben.' Deshalb könnte sich, wie er sagte, 'die Kinderlähmung in bestimmten Ländern erheblich ausbreiten, wenn sie eingeschleppt würde'...."

Nochmaliger zusammenfassender Exkurs zum Impfthema

In der seinerzeitigen Zeugen Jehovas-Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter", konnte man in deren Schweizer Ausgabe vom 1. 8. 1931 unter der Überschrift „Die Heiligkeit des menschlichen Blutes (Eine Begründung, warum das Impfen unbiblisch ist)", einem mit Ch. A. P. gezeichneten Artikel lesen. Unbeschadet dessen, dass dieser Artikel namentlich gezeichnet war, bleibt erst einmal der Umstand bestehen. Er erschien in einer offiziellen Zeitschrift der Zeugen Jehovas. Die vorgetragene Meinung des „Ch. A. P" wurde nicht etwa durch ein entgegengesetztes redaktionelles Votum „entkräftet". Ganz im Gegenteil. Der zeitgenössische Leser jenes Artikels konnte (und sollte) nur einen Gesamteindruck gewinnen. Auch das „Goldene Zeitalter" schließt sich diesem Votum an. „Ch. A. P." spricht das aus, was auch das „Goldene Zeitalter" meint.

In besagtem Votum liest man unter anderem:

„da heute so viel über das Impfen diskutiert wird, drängt es mich auch etwas über dieses grosse Übel zu schreiben. Das Impfgesetz kann keinesfalls ein gerechtes Gesetz sein. Jeder Vater und jede Mutter sollte ein Recht haben darüber zu bestimmen, was mit dem Körper ihres Kindes geschehen soll. Das Impfgesetz beraubt jedoch die Väter und Mutter dieses Rechtes. Das ist eine Sklaverei, die nicht viel hinter der zurücksteht, mit der man einst die Negerkinder verkaufte.

Die Impfung ist eine direkte Vergewaltigung des ewigen Bundes, den Gott nach der Sintflut mit Noah schloss. …

Zwei Dinge sind es, die Gott in diesem Bunde dem Menschen zu tun verbietet. Das eine ist, dass er nicht das Blut der Tiere geniessen soll, und das andere, dass er nicht das Blut seiner Mitmenschen vergiessen darf. … Da auch das Tier in diesem Bund eingeschlossen war, sollte auch sein Blut in gleicher Weise vergossen werden. Jeder vernünftig denkende Mensch wird sich sagen, dass es nicht der Genuss des Blutes an sich war, wogegen Jehova Einspruch erhob, sondern sein Verbot richtete sich gegen das Mischen tierischem Blutes mit Menschenblut. …

Der Mensch hat nicht nur ungesetzmäsig das Blut seiner Mitmenschen vergossen, sondern er hat auch ungesetzmässig das Blut der Tiere mit Giften verdorben und dieses unter der Bezeichnung Lymphe und Gegengift in direkte Verbindung mit dem Blute von Menschen gebracht. Das ist meiner Meinung nach eine Übertretung der göttlichen Gesetze der schlimmsten Art und dass es von Gott gemissbilligt wird, lesen wir in Jesaja 24:5 …

Zweifellos gibt es viele Menschen, die diese Übertretung des göttlichen Gesetzes zu rechtfertigen suchen. Wer aber das Gesetz Gottes auch nur in etwa übertritt und seine Handlungsweise zu rechtfertigen sucht, ist in den Augen Gottes noch viel verantwortlicher als jemand, der ein Unrecht begeht und es hinterher offen eingesteht. …

In den Tagen Noahs wurde das Blut der Menschen mit fremdem unnatürlichem Blute vermischt, was die Missbilligung Gottes hervorrief und das Verderben des Menschen, wie der Tiere durch die Sintflut.

Unmittelbar nach der Flut schloss Gott seinen ewigen Bund mit Noah, der besagte, dass seine Übertretung ein ähnliches Verderben, wie das durch die Flut über das Menschengeschlecht bringen würde. … und es ist die ernste Pflicht eines jeden, der die Bibel kennt, seine Mitmenschen vor der Übertretung dieses Gesetzes zu warnen. …"

Über sich selbst berichtet vorgenannter Artikelschreiber dann noch:

„Dennoch bin ich schweren Verfolgungen ausgesetzt, weil ich mich unerbittlich dagegen gewehrt habe, dass mein siebenjähriger Sohn geimpft werde. Ich will mir nicht die göttliche Ungnade zuziehen. Und es gibt kein Gesetz in der Bibel, dass mich rechtfertigt, wenn ich dieses grosse Unrecht beginge. Wenn es wirklich so wäre, dass der Mensch das göttliche Gesetz übertreten müsste, um seinen Zustand zu bessern, so würde das beweisen, dass das Gesetz Gottes ein ungerechtes Gesetz wäre, das gegen seinen Urheber zeugt. Aber niemals hat die Impfung ein menschliches Leben gerettet, niemals hat sie die Blattern Krankheit verhindert. …

Der Mensch, der ein Geschäft daraus macht, Menschenblut mit ekelhaftem Stoff, der vom Tierblut genommen wird, zu verunreinigen, macht sich des grössten Verbrechens schuldig, das man nur begehen kann. Es ist noch nicht bekannt, welche Leiden diese Handlungen nach sich ziehen werden. Gott gebe, dass die Menschen aufwachen mögen und über diese Sache nachdenken lernen."

Erneut kam die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" in ihrer Ausgabe vom 1. 3. 1932 auf das Thema zu sprechen. Unter der Überschrift „Das Blut von Mensch und Tier" ist darin zu lesen:

„Die sogenannten ‚Wissenschaftler' unserer Tage haben in ihrem Bestreben, Jehova Gott bei allen ihren Berechnungen auszulassen, und alles Mögliche zu tun, um Schmach auf seinen Namen zu häufen, eine verzweifelte Anstrengung gemacht die Theorie aufzustellen, dass es nicht nur keinen stofflichen Unterschied zwischen dem Blute der Menschen und der Tiere gibt, sondern, dass sie sogar das Recht haben, beide miteinander zu vermischen, wie es ihnen beliebt. Das ist jedoch nicht der Fall.

Der Artikel von Charles Pattilo aus Virginia über die Heiligkeit des menschlichen Blutes, die in Nummer 213 des ‚Goldenen Zeitalters' erschien, zeigt einen ganz neuen Standpunkt. Wenn es unbiblisch ist, menschliches Blut zu verunreinigen, wie es nach dem Artikel Pattilos zu sein scheint, kann man mit Sicherheit erwarten, dass die Männer, die mit ihren Impfungen und Serumeinspritzungen bisher auf wenig Widerstand gestossen sind, plötzlich einem ganzen Heer solcher gegenüber stehen werden, die ihnen aus Gewissensgründen Widerstand leisten, und die sich von den Gesetzen des Buches der Bücher leiten lassen und dabei auf den Schutz seines Autors, Jehova Gottes vertrauen. …

Bisher haben wir geglaubt, dass obiges Verbot gegeben worden ist, weil eine solche Handlung unnatürlich und bestialisch ist. Es scheint aber noch ein tieferer Grund dafür vorhanden zu sein. Das Blut des Menschen ist heilig. Es darf nicht verderbt werden, indem es mit dem Blute eines anderen Geschöpfes vermischt wird, sei es nun auf die direkte … Art oder auf die abscheuliche Methode der Serumeinspritzungen oder auch durch Nahrung. …

Von anderen ist bereits schon die Anklage erhoben worden, dass dieses in Unordnung bringen des menschlichen Blutstromes und das Vermischen der menschlichen Blutzellen mit anderen Blutzellen, der Grund zu einer Menge von Krankheiten und Leiden (zum Beispiel Krebs) gelegt wird. … Wenn, Gott seinem Volke ausdrücklich verbot, mit dem Blute geschlachteter Tiere irgendetwas anderes zu tun als es auf die Erde zu giessen, welches Recht haben dann Menschen, das Blut künstlich krankgemachter Tiere direkt in den Blutstrom ihrer Mitmenschen zu leiten?

Wenn man sich einmal mit diesem Gegenstand beschäftigt, ist man überrascht wie zahlreich und wie dringend Instruktionen sind, die den Israeliten unter Androhung von schweren Strafen verbieten, Blut zu essen. …

Sehr wahrscheinlich besteht eine Verbindung zwischen der Vergewaltigung des menschlichen Blutes und dem Dämonismus. …

Möge sich niemand belügen, dass dieses Gesetz, das den Juden gegeben wurde, jetzt keine Anwendung mehr habe. Es ist sehr bemerkenswert, dass im neuen Testament zur gleichen Zeit als der heilige Geist durch die Apostel erklärte, die Nationen seien frei vom Joche der Bescheidung auch das Enthalten von Blut geboten und der Genuss von Blut auf eine Stelle mit Götzendienst und Hurerei gestellt wurde. … Das lässt vermuten, dass viel der Sittenlosigkeit auf sexuellem Gebiet unserer Zeit auf die beständige und leichtfertige Übertretung des göttlichen Gebotes, Menschenblut niemals mit Tierblut zu mischen, zurückzuführen ist. Sobald Zellen eines fremden Blutes durch die Adern eines Menschen laufen, ist dieser nicht mehr normal, sondern ermangelt des Gleichgewichtes, das zur Selbstbeherrschung erforderlich ist."

Im Kontext der besonderen Affinität der Bibelforscher/Zeugen Jehovas für das Heilpraktikertum (außerhalb der Schulmedizin mit indirekten Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Wenngleich man heute der Schulmedizin nicht mehr ganz so krass negativ gegenübersteht wie in früheren Jahrzehnten). Im Kontext dieser „Gesamtgemengelage" hatten vorstehende Voten schon einiges Gewicht. Gelegentlich wurde das Thema Impfgegnerschaft in den Zeitschriften der Zeugen Jehovas vor 1945, weiterhin aufgenommen und kultiviert. Es ist Demagogie, entweder aus Unwissenheit oder mit Vorsatz, angesichts dieses historischen Hintergrundes sich so darzustellen, als hätte das Thema Impfgegnerschaft, die Zeugen Jehovas nie in besonderem Maße erreicht.

Im Jahre 1998 veröffentlichte, die über keine eigene Zeugen Jehovas-Sozialisation verfügende Autorin Sigrid Raquet ihr Buch „Keine Angst vor Zeugen Jehovas". Darin schrieb sie auch (mehr in der beiläufigen Form (S. 37, 38):

„Über zwanzig Jahre lang war z. B. Impfung bei Jehovas Zeugen verboten. Wer kann sagen, wie viele Krankheiten oder sogar Todesfälle es durch diese Vorschrift der Wachtturmgesellschaft gab? Wo Impfungen per Gesetz vorgeschrieben waren, sind sie wohl oftmals durch gefälschte Bescheinigungen umgangen worden, denn wie sonst hätten z. B. Missionare der Wachtturmgesellschaft in bestimmte tropische Länder reisen können? Auf einen Leserbrief zur Frage der Organtransplantation im amerikanischen ‚Watchtower' vom 15. 11. 67 antwortete der ‚treue und verständige Sklave', Gott verbiete diese, sie seien vergleichbar mit Kannibalismus. Auch hier musste man einen Angehörigen lieber sterben lassen als einer Transplantation zuzustimmen. Im Jahre 1980 (15. 06. 80) hatte er dann auf eine Leserfrage im ‚Wachtturm' geantwortet: ‚Ob man sich Gewebe oder Knochen eines anderen Menschen einpflanzen darf, muß jeder Zeuge Jehovas in Übereinstimmung mit seinem Gewissen entscheiden.' Als ob man von der vorherigen offiziellen Aussage des ‚treuen und verständigen Sklaven', Transplantation sei Kannibalismus, gar nichts wüsste, schreibt man: ‚Einige Christen mögen der Auffassung sein, es sei Kannibalismus, wenn man Gewebe oder Körperteile eines anderen Menschen in den eigenen Körper aufnimmt …'"

Unter prinzipiellem Verschweigen und Nichtreflektierung der vorher zitierten Voten aus dem „Goldenen Zeitalter", nahmen nun Jehovas Zeugen, durch ihr Sprachrohr, den Rechtsanwalt P. an dem Umstand Anstoß, dass sich in dem Text von Frau Raquet auch die Vokabel „Verbot" vorfindet. In Advokatenschläue meint man zu wissen. Formaljuristisch sei das ja gar kein Verbot. Und dieses Wissen wollte Advokat P. in Form einer strafbewehrten Unterlassungserklärung vom Juli 1999 noch mit einem Bruttobetrag von 717,17 DM „vergoldet" wissen.

Wer da unseriöser agierte. Etwa Frau Raquet oder die WTG via Sprachrohr P., darüber mag denn sich jeder so seine eigenen Gedanken machen. Meine Meinung dazu ist: P. hat durch das verschweigen einer wesentlichen Faktenlage, durch seine Interpretation, diese Faktenlage hätte es gar „gar nicht gegeben", selbst den Tatbestand der unseriösen Nötigung erfüllt.

P. meint sich besonders auf eine im „Wachtturm" vom 15. 2. 1953 veröffentlichte Leserfrage berufen zu können. Die zitiert er wie folgt:

„Auf die Frage ‚Verletzt eine Impfung das Gesetz Gottes, das verbiet, Blut in unser Körpersystem aufzunehmen?' wurde auszugsweise gesagt:

‚In der Impfangelegenheit muß der einzelne selbst Entscheidungen treffen, wenn er diesem Problem gegenübersteht."

Nochmals rückblickend. Frau Raquet hat, und dass kann auch P. nicht bestreiten, die Impfgegnerschaft der Zeugen Jehovas auf rund zwei Jahrzehnte beziffert. Wie bereits festgestellt, stammen die ersten relevanten Voten dazu, von Anfang der dreißiger Jahre. Die von P. bemühte WT-Leserfrage, war faktisch das erste offizielle Abrücken in der veröffentlichten WT-Literatur von der früheren Position in der Frage. Es ist auch bezeichnend, dass in jener Leserfrage, ebenfalls, keinerlei, auch nur andeutungsweiser Hinweis auf die früheren Voten zum Thema im „Goldenen Zeitalter" enthalten ist. Dieses Verschweigen wesentlicher Tatbestände, ist durchaus nicht untypisch für Zeugen Jehovas. Es äußert sich unter anderem auch bei einem anderen „Reizthema", der sogenannten „theokratischen Kriegslist", bei der ähnliches feststellbar ist.

Nachstehend zur Abrundung des Gesamtbildes noch, die von P. bemühte Leserfrage in ihrem vollem Wortlaut:

„Verletzt eine Impfung das Gesetz Gottes, das verbietet, Blut in unser Körpersystem aufzunehmen? –

G. C. North Carolina

In der Impfangelegenheit muß der einzelne selbst Entscheidungen treffen, wenn er diesem Problem gegenübersteht. Er übernimmt auch die Folgen für seine Stellungnahme und Handlungsweise im Falle einer zwangsweisen Impfung, wenn er dabei nach seinem Gewissen und Verständnis handelt über das, was im Interesse guter Gesundheit und Förderung des Werkes Gottes ist. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, gesetzlich in die Angelegenheit hineingezogen zu werden oder die Verantwortung für den Ausgang eines Falles zu übernehmen.

Es scheint uns nach Betrachtung dieser Angelegenheit keine Verletzung des ewigen Bundes zu sein, der mit Noah geschlossen wurde und in 1. Mose 9:4 niedergeschrieben ist. Es steht auch nicht mit Gottes gebot in 3. Mose 17:10-14 im Widerspruch. Ganz gewiß kann vernünftigerweise oder schriftgemäß nicht gefolgert und bewiesen werden, dass durch Impfung die betreffende Person entweder Blut ist oder trinkt und es als Nahrung verzehrt oder eine Bluttransfusion erhält. Impfung hat keine Verwandtschaft oder irgendeine Ähnlichkeit mit der Mischheirat zwischen himmlischen ‚Söhnen Gottes' und den Töchtern der Menschen, wie es in 1. Mose 6: 1-4 beschrieben wird. Auch kann es nicht in dieselbe Art eingestuft werden, die in 3. Mose 18:23,24 beschrieben ist und die Vermengung der Menschen mit Tieren verbietet. Es hat nichts mit Geschlechtsbeziehungen zu tun.

Somit scheint also jeder Einwand gegen die Impfung aus der Schrift zu fehlen. Der einzige passende Einwand, den einige erheben könnten, würde sich auf das Gebiet der Gesundheitsgefahren beziehen, die damit verbunden sind. Oder man möchte sein Blut von Krankheitsstoffen frei halten, die aus fremder Quelle kommen, sei dies nun aus einer tierischen oder menschlichen Wunde. Medizinische Wissenschaft erhebt in der Tat den Anspruch, dass die Impfung den Aufbau der Lebenskraft des Blutes zur Folge hat, um der Krankheit zu widerstehen gegen die eine Person geimpft ist. Aber das ist natürlich eine Frage, die der Entscheidung des einzelnen überlassen bleibt und was er für sich als den Willen Jehovas betrachtet.

Wir geben die obenangeführte Auskunft nur auf Wunsch, übernehmen aber keine Verantwortung für die Entscheidung und Handlungsweise, die der Leser einschlägt."

Impfgegner-Dokumentation

Russell als Krebs"heiler"

Insulin

Proletarische Freidenker

Kirchliche Kreise wurden nicht müde, bei ihrer Bibelforscherkritik immer wieder eine Assoziation zu dem ihnen gleichfalls verhassten Freidenkertum herzustellen. Offensichtlich sprachen Freidenker und Bibelforscher die gleiche soziologische Klientel an. Die eine mit, die andere ohne religiöse Sozialisation. Er war ein "Schlaglicht", jener Artikel von einem gewissen Alfred Ihlau, der in der Ausgabe vom 1. November 1931 der Zeitschrift "Der proletarische Atheist" erschien. Seine inhaltliche Aussage überzubewerten wäre sicher unangebracht. Aber wer wirklich verstehen will, was die damals Handelnden "umtrieb", der sollte sich auch mal mit ihm auseinandersetzen. Man konnte also in der genannten Ausgabe lesen:

"Kommt da ein fünfzigjähriger Bayer an den Krankenkassenschalter. 'Ich will bloß wissen, ob der Arbeitgeber meine Frau abgemeldet hat. Wenn das wahr ist, dann hau i dem aber in sei Vaatzen nei! Aber freilich, meine Frau wird sagen: Mann laß! Der wird schon noch seinen Gladiatoren finden. Ich heiße Fuchs. Sehen Sie sich die ganze politische Geschichte an. Das ist alles schon in der Bibel vorgeahnt. Von dem Marx finden Sie es im Baruch, Kapitel 41, Vers 24 und von Hindenburg können Sie lesen im Baruch, Kapitel 42, Vers 25. Schauen Sie. Geben Sie mir einen Bleistift und Papier. Also da steht: 'Nehmt einen Balken. Und noch einen Balken. Und verbindet beide'. - Dabei malte er ein 'H' und fuhr fort: 'Das 'H' bedeutet Hindenburg mit 'H' und Hannover schreibt sich auch mit 'H'. Dann stützet die Balken.'

So entstand ein 'K'. 'Das heißt Karding', meinte der Bayer. 'Karding ist der Saupreuß, der uns allen die Steuer aufdrückte. Und weiter steht im Baruch: 'Gebt dem Ganzen einen Bogen als schützendes Dach.' Nun entstand ein 'P'. 'Da haben Sie es' fuhr Fuchs mit funkelnden Auge fort. 'Das ist der Vertreter vom Papst, der Paciavelli, der Haderlump. Ich bin auch katholisch. Aber das Gefährlichste war von jeher die katholische Kirche. Sie hat bei allen Kriegen die Hand im Spiele gehabt. Hören's. Kommen Sie zu uns Bibelforschern.'

Er nannte mir eine Adresse und mit einem freundlichen 'Grüß Gott' verabschiedete er sich. Na, dachte ich, wie ist das nur möglich, dass diese 'Bibelforscher' immer noch ihre Bude voll bekommen. Immerhin hatte er mich neugierig gemacht. Ich musste nachprüfen, was die genannten Bibelstellen sagen. Vor mir liegt das Buch Baruch. Man liest da, dass es die Reden sind, die Baruch, der Sohn Nerias, des Sohnes Mahasias, des Sohnes Sedechiar, des Sohnes Sedeis, des Sohnes Helchias in ein Buch geschrieben zu Babel, im 5. Jahr, am 7. Tage des Monats, zur Zeit, da die Chaldäer Jerusalem gewonnen und mit Feuer verbrannt hatten.

Was sehen meine müden Augen? Wörtlich im Kapitel 6, Vers 9: 'Und die Pfaffen stehlen das Gold und Silber von den Götzen und bringen es um mit den Huren im Hurenhause.' Im Kapitel 6, Vers 27, steht gar: 'Ihre Priester aber bringen das Opfer um, dass ihnen gegeben wird, desgleichen auch ihre Weiber prassen davon und geben weder den Armen noch den Kranken davon. Das Buch Baruch hat leider nur 6 Kapitel. 42 Kapitel, wie mir der feurige Bayer in Aussicht stellte, hätte ich gern von dieser Sorte veröffentlicht.

Von Marx und Hindenburg, von Kording und Paciavelli fand ich trotz gewissenhaften Suchens in meiner lutherischen Bibelübersetzung nichts. Ich bin eben kein Bibelforscher. Übrigens. Die Geschichte von den Pfaffen und Priestern lesen sich nicht übel. Böse Zungen behaupten, es habe sich eigentlich gegen früher wenig oder gar nichts geändert."

"Stürmer", Nazis und Kirchen

Las man soeben "zwischen den Zeilen" davon, wie atheistisch orientierte Freidenker und Bibelforscher, in der Sache (wenn auch nicht in der Form) eine ähnliche Sprache führten, so gibt es auch für die Gegenseite ein charakteristisches Dokument. Am 8. 2. 1931 veröffentlichte das berüchtigte nazistische Organ "Der Stürmer" auch einen Artikel über die Bibelforscher. Vieles in seinen Ausführungen ist zeitbedingt. Zugleich gibt er jedoch auch eine bemerkenswerte Charakterisierung der damaligen Stimmungslage wieder. Im Einzelnen konnte man darin unter anderem lesen:

"Der schwarze Tag der 'Ernsten Bibelforscher' in Neustadt a. d. Aisch.

Die sogenannten 'Ernsten Bibelforscher' hielten es für angebracht, in Neustadt a. d. Aisch zwei 'Aufklärungsabende' anzusetzen und zwar für Sonntag, den 25. Januar und für Montag, den 26. Januar. Das man gleich zwei Abende nacheinander ansetzte, wird wohl damit zu erklären sein, dass sie die 'Bibelforscher' der politischen Einstellung der Neustädter bewusst waren und ihnen deshalb eine doppelte Spritze verabreichen wollten. Wir Nationalsozialisten von Neustadt bedauern aufrichtig, dass die Wunderdoktoren ihre Spritze gar nicht ansetzen konnten, sondern umgekehrt derart gespritzt wurden, dass sie zeitlebens an Neustadt denken werden. Wie gesagt: Schade!

Was hat sich nun an den genannten Tagen in Neustadt zugetragen? Am Sonntag, den 25. Januar, abends 8 Uhr war der Löwensaal in N. gut besetzt und mit großer Spannung erwartete man den 'Vortrag eines ernsten Bibelforschers'. Anscheinend hatte es aber dem Vortragenden die Rede verschlagen, als er die vielen Hakenkreuzabzeichen sah, den statt des Vortrages wollte man gleich mit der Vorführung eines Filmes beginnen. Diese Taktik wurde vom Ortsgruppenführer der Nationalsozialisten, unserem bewährten Pg. Fritz Erlwein gleich erkannt und die Situation war sofort geklärt als Pg. Erlwein die Beantwortung folgender Fragen verlangte:

1. Was sagen Sie dazu, dass die von den Bibelforschern für 1925 vorausgesagten Ereignisse (z. B. dieses Jahr sei die Zeit des Anbruches der 'goldenen Zeitalters' oder: Abraham stehe in diesem Jahre auf, um dann vom Berge Zion aus mittels Rundfunk die Welt zu beherrschen, nicht eingetroffen sind?

2. Warum sagen die 'Bibelforscher' nichts gegen das Judentum und dessen Vertreter, dass doch zweifelsfrei sehr stark mit dem Kapitalismus verknüpft ist, während sie ganz allein die christlichen Kirchen und Geistlichen als Vertreter der Hochfinanz verdächtigen und auch aufs Schärfste angreifen?

3. Sagen Sie auch, wie Russell, Ihr Führer, dass die Haltung der christlichen Kirche noch niedriger sei, als die eines 'Hurenweibes'?

Die Bibelforscher, die diese Fragen sichtlich beunruhigt hatten, erklärten, dass sie im laufe der beiden Vortragsabende dazu Stellung nehmen würden. Pg. Erlwein fragte nun die anwesenden Volksgenossen, ob sie mit dieser Antwort zufrieden seien. 'Nein! Sofort antworten! Heraus mit der Wahrheit!' Auf diese erregten Zwischenrufe antwortet ein Bibelforscher: 'Wenn Sie sich nicht zufrieden geben, lasse ich Sie durch die Polizei entfernen!'

Auf diese herausfordernde Bemerkung setzte ein ungeheurer Tumult ein, der sich noch verstärkte, als nach nochmaliger Fragestellung des Pg. Erlwein der Ruf nach der Polizei erging. Die Polizei griff ein.

Im Saale verbreitete sich der liebliche Duft von Stinkbomben.

Nun begab sich der evangelische Geistliche, Pfarrer Düll von Neustadt, an die Seite unseres Pg. Erlwein und forderte die anständigen Christen von Neustadt auf, mit ihm den Saal zu verlassen.

Alles stand auf und unter Absingen des Deutschlandliedes und des Rufes 'Deutschland erwache!' verließ man geschlossen den Saal. Einige Neugierige, darunter ein sogenannter 'Gebildeter', blieben im Saal zurück. Vom Gange heraus erschallen Rufe: 'Raus!'

Nun rückte die durch Gendarmerie verstärkte Polizei an und räumte den Saaleingang. Nach einigen Minuten begaben sich wieder verschiedene Leute, darunter Marxisten in den Saal. Der Tumult setzte von neuem ein. Frösche und Stinkbomben wurden geworfen.

Unter diesen 'Begleiterscheinungen' dozierte dann ein 'Ernster Bibelforscher' über die ungeheure Größe der Arche Noah. 'Ihr müsst's ja recht genau ausgemessen ham!' sagte dazu ein älterer, schlichter Bauersmann. Als er dann in seiner urwüchsigen Art noch einige weitere, treffende Zwischenrufe machte, wurde er von der Polizei gewaltsam aus dem Saale entfernt.

Unter andauernder Störung wurde dann der klägliche Vortrag rasch zu Ende geführt.

Während dieser Zeit versammelten sich die Nationalsozialisten mit der deutschbewußten Bevölkerung von Neustadt vor dem Gasthof 'Zum Löwen' zu einer Demonstration gegen die 'Ernsten Bibelforscher'. Unter großer Begeisterung wurden die Kampflieder der nationalsozialistischen Bewegung gesungen und mit einem kräftigen 'Deutschland erwache!' Und 'Heil Hitler!' fand die überwältigende Kundgebung ihren Abschluss.

Am andern Tage wurde unser Ortsgruppenführer Erlwein beim Bezirksamte vorstellig und lehnte jede Verantwortung für das Verhalten seiner Parteigenossen beim folgenden Vortragsabend ab. Daraufhin wurde die Fortsetzung der 'Aufklärungsarbeit' der ernsten Bibelforscher polizeilich verboten.

Die Bibelforscher waren nun am Ende ihrer Kunst und es war zu ergötzlich, wie der 'Forscher' sich unter dem Schutz der Polizei zur Bahn begab.

Seine Kampfgenossen wurden dann unter Marxisten und Kommunisten gesichtet. Diese baten nun die 'Bibelforscher' um Überlassung von Flugblättern zur Verteilung an die 'Massen'!!

Die gleiche 'Front' wurde dann noch deutlich dadurch zum Ausdruck gebracht, dass sich das Neustädter Reichsjammer (gemeint ist das sozialdemokratische Reichsbanner) zu einer Gegendemonstration 'aufstellte'!!

Mit folgenden Worten, die den unvorsichtigen 'Führern' der Demonstration entschlüpft sind, kommen die 'gewaltigen Massen' der 'Aufmarschierenden' am besten zur Geltung:

'Zum Donnerwetta, wo nur heut die Leut stecken. Wenn man sie einmal braucht, sind sie nicht da!'

Armer 'Führer'! Das einige Halbwüchsige auf den Ruf der deutschgesinnten Bevölkerung: 'Deutschland erwache!' mit dem Rufe 'Deutschland verrecke! Nieder mit Deutschland!' antworteten, sei ihnen unvergessen.

Das außerdem Marxisten einen anwesenden Geistlichen in der gemeinsten Weise beschimpften entspricht ihrer Art. Ein Schulbeispiel für die Verrohung dieser Leute. Ein ehemaliger Schüler der Geistlichen bezeichnete diesen als 'Pfaffen' und 'Weißbrotfresser' Untermenschentum!

Manchem guten Bürger von Neustadt, der bisher den Nationalsozialisten nicht gutgesinnt war, sind nun die Augen aufgegangen und viele gewannen die Überzeugung, dass es die Nationalsozialisten nicht nur mit ihrer politischen Anschauung, sondern auch mit dem Tatchristentum ernst meinen. Neue Kämpfer treten in unsere Reihen ein.

Den immer noch schlafenden seien nochmals die politischen Begebenheiten, die wir innerhalb einer Woche in unseren lieben Heimatstädchen haben, vor Augen geführt: Tannenbergbund-Beifall der Marxisten! 'Ernste Bibelforscher'-Unterstützung durch Marxisten.

Deutsche Arbeiter, Bauern und Bürger von Neustadt erwacht, es ist allerhöchste Zeit!!"

Die "Wahrheit" des Pfarrers Julius Kuptsch

Am 11. 3. 1931 konnte man in der Nazipostille "Völkischen Beobachter" die nachfolgenden Ausführungen des Pfarrers J. Kuptsch, zur Kenntnis nehmen:

"Die Wahrheit über die 'Ernsten Bibelforscher'. betitelte er seine Ausführungen und kam als Schlußfolgerung in ihnen zu dem Resultat: "Im Grunde genommen Bundesgenossen der Marxisten."

"Bibelpfuscher" sollte man diese Religionsströmung besser nennen, einer seiner weiteren wertenden Sätze. Er wirft ihnen desweiteren vor:

"Denn sie verstehen unverzüglich, die Menschen mit der Bibel, besonders mit dem Alten Testament zu verwirren und über ihre wahren Absichten zu täuschen."

Er behauptet weiter, ohne das stichhaltig zu belegen, wer ihr Wirken in den letzten 10 Jahren verfolgt habe "dem wird es aufgefallen sein, dass sie ihre regste und größte Tätigkeit immer dann entfalten, wenn auch unsere Kommunisten auf Moskaus Befehl sich stärker zu betätigen anfangen."

Eine organisatorische Verbindung zu den Kommunisten vermag er zwar auch nicht nachzuweisen. Das ist für ihn kein Hinderungsgrund, den eine seiner weiteren Behauptungen lautet.

"Auch sie versprechen und bezwecken nichts anderes wie die Bolschewisten, Kommunisten und andere Marxisten; nämlich die Herbeiführung paradiesischer Zustände auf dieser alten Erde unter einer internationalen Rätediktatur."

Dazu stellt er die weitere These auf:

"Sie (die WTG-Hörigen) haben nun die besondere Aufgabe, diejenigen die noch an Gott glauben und an seine Worte sich halten und durch die Marxisten sich nicht betören und beschwindeln lassen, mit Hilfe der Bibel für die internationale Räte-Weltherrschaft zu gewinnen."

Damit liegt er auf der Linie des ebenfalls evangelischen Pfarrers Paul Braeunlich, der diese These dann am Beispiel des Religionspötters Leo Taxil glaubte darlegen zu können. In seinem VB-Artikel zieht Kuptsch zwar noch nicht die Verbindungslinie zur den Bräunlich'schen Taxil-Ausführungen. Wohl aber dann in weiteren Ausführungen die von Kutsch zum Bibelforscher-Thema, auch noch vorliegen.

Die simple Tatsache, dass es im Judentum eine Messiashoffnung gab, die dann auf die urchristlichen Kreise übergeschwappt ist und eben in Strömungen wie der WTG-Religion eine Neu-Auferstehung erfuhren, verdreht er zu der These, damit seien sie zum "Bundesgenossen Moskaus geworden."

Herr Kuptsch nennt sich zwar Pfarrer, was in seiner Ausbildungszeit dann wohl auch einen Universitätsbesuch beinhaltete. Entweder hat er in seiner Studienzeit beim Fach Kirchengeschichte, permanent geschlafen. Oder was auch sehr gut möglich ist, seine Universitätslehrer waren bereits solche Schlafmützen.

Zunehmend treibt ihn die Tagespolitik um, kaum aber sein doch wohl als "Kerngeschäft" ansprechbares herunterratern salbungsvoller Sprüche.

Zur Tagespolitik gehört dann auch eine grundsätzliche antisemitische Einstellung. Für diese Kreise - eben auch im Fall Kuptsch - war dann "der Jude" der böse Buhmann. Hitler lässt grüßen, was sich im Falle Kuptsch dann auch durch seinen Beitritt zur Nazipartei manifestierte. Da er aber weiterhin als "Papier-Christ" gelten wollte, war es nur konsequent, wenn man ihn dann im Lager der "Deutschen Christen" (jener Nazifiliale mit krchlichem Anstrich) wieder fand.

Unfähig zu einer objektiven Bewertung der WTG-Religion, doziert er dann weiter:

"Schon im Jahre 1914 sollte die Satansherrschaft auf Erden gestürzt sein und die sichtbaren Vertreter Christi, Abraham, Isaak und Jakob die Weltherrschaft antreten. Da brach aber an Stelle des Friedensreiches der Weltkrieg aus. Russell selbst der 'göttliche Prophet' und Urheber des ganzen Schwindels gab diesen Reinfall zu und prophezeite dann in seinem Todesjahr (1916), dass erst 1918 alle satanischen Organisationen und Werkzeuge vernichtet und das Friedensreich mit seinen sichtbaren Vertretern Christi da sein würde. Als aber auch das nicht eintraf und die Zahl der nationalen Staaten noch größer wurde als sie vor 1918 war, da prophezeiten die E. B. das Jahr 1925 als das Ende aller satanischen und den Anfang des göttlichen Friedensreiches und behaupteten, dass diejenigen Millionen von Menschen, welche das Jahr 1925 überleben würden nicht mehr sterben und die von den Toten auferstandenen würdigen Juden als Weltherrscher sehen würden.

Diesen Blödsinn habe ich persönlich gehört und er steht schwarz auf weiß in der Broschüre 'Millionen jetzt Lebender Menschen werden nie sterben' (S. 53 und 54) und lautet buchstäblich also: 'Und da andere Schriftstellen der Tatsache bestimmt Ausdruck geben, dass eine Auferstehung Abrahams, Isaaks, Jakobs und anderer Treuen des alten Bundes stattfinden wird, und das diese die erste Gunsterweisung empfangen werden, können wir erwarten, im Jahre 1925 Zeuge zu sein von der Rückkehr dieser treuen Männer Israels aus dem Zustande des Todes, indem sie auferweckt und zur vollkommenen Menschlichkeit wiederhergestellt sein werden, um die sichtbaren, gesetzlichen Vertreter der neuen Ordnung der Dinge auf Erden zu sein.'

Weiter doziert er:

"Wir werden ihnen (den WTG-Hörigen, erst dann Gehör schenken, wenn Abraham, Isaak und Jakob von den Toten auferstanden sein, in Jerusalem als die sichtbaren Vertreter Christi herrschen, ihre Photgraphien uns auf drahtlosem Wege übermittelt und uns durch Radio, dass schon Hiob gekannt haben soll, Vorträge halten werden. Und wenn dann schon Palästina zuerst durch ihre gerechte Herrschaft die Wiederherstellung paradiesischer Zustände erfahren haben wird 'dann werden wir alle (wie Russell ja selber es so prächtig sagt) zu diesen wunderbaren Fürsten kommen, sie zu bitten, ihre Herrschaft und damit ihr Joch der Gerechtigkeit über alle Lande auszuüben, unter welcher Israel so sichtbar gedeihen wird' (Schriftstudien Bd. 4, S. 480). Bis dahin aber ersuchen wir die 'Ernsten Bibelforscher', uns Christen mit ihrem horrenden Unsinn zu verschonen. "

Zwei selbständige Schriften zum Bibelforscher-Thema außer dem VB-Artikel liegen aus seiner Feder noch vor. Einmal seine 1927 erschienene "Aufklärung über die Ernsten Bibelforscher" dann 1928, "Die törichten Irrlehren im Lichte des Evangeliums"

Zur Vita von Kuptsch noch die Ausführung:

Wenn ein Detlef Garbe seinem im Jahrgang 1994 des „Tel Aviver Jahrbuches für deutsche Geschichte" erschienenen Aufsatz den Titel gab: „Sendboten des jüdischen Bolschewismus. Antisemitismus als Motiv nationalsozialistischer Verfolgung der Zeugen Jehovas", dann bin ich geneigt hinzuzufügen:

Richtig festgestellt. Aber es war nicht „nur" Antisemitismus. Es war gleichzeitig eine Anpassung an den Zeitgeist, den die kirchlichen Apologeten offenbarten, der bis zur eindeutigen Kollaboration mit dem Faschismus ausuferte! Eine kritische Reflexion ihres damaligen Versagens fällt den kirchlichen Apologeten noch heute schwer!

Kuptsch ist solch ein Beispiel

Jene Kreise sind zugleich auch die potentesten Kritiker der Bibelforscher UND der Kommunisten.

Das lässt sich auch an einigen Protagonisten der zwanziger und dreißiger Jahre verdeutlichen. Ein markanter Bibelforschergegner, schon in der Weimarer Republikzeit, eben der Deutschchristliche Pfarrer und NSDAP-Mitglied Julius Kuptsch. Über sich selbst schrieb er einmal am 21. 6. 1936 an den Dr. Jonak (als Reaktion auf die Zusendung des Jonak'schen Zeugenbuches):

„Mein Urteil, von dem Sie jeglichen Gebrauch machen können, ist das folgende: Von allen bisher über die 'ernsten Bibelforscher' oder, wie sie sich jetzt nennen 'Zeugen Jehovas' veröffentlichten Schriften ist die Schrift von Dr. Hans Jonak von Freyenwald meiner Kenntnis nach die beste. Jede Zeile in ihr ist zutreffend. Wer über diese religiös getarnten Werkzeuge und erbärmlichen Judenknechte zur Aufrichtung der teuflischen Judenweltherrschaft sich unterrichten will, der greife in erster Linie zu dieser Schrift. Sie bestätigt voll und ganz auch das, was ich schon 1927 über diese Gesellschaft in meiner Broschüre 'Aufklärung über die E.B.' schrieb. Daraus sehen Sie, dass wir über die 'Zeugen Jehovas' vollkommen einer Meinung sind. Nebenbei bemerke ich, dass ich einer der fanatischsten Bekämpfer des Judentums bin. Die 'Zeugen Jehovas' sind für mich eine religiös getarnte Judentruppe, um die noch gläubigen Christen für Judas Weltherrschaft zu gewinnen, wo die anderen Truppen; die Bolschewiken und die Freimaurerei das nicht vermögen.

Vielleicht ist es für Sie auch von Interesse, dass ich im Baltikum eine Zeit lang als Minister den Kampf gegen den Bolschewismus führte und den Befehl zur Befreiung Rigas für den Grafen von der Goltz unterschrieb und das ich hier in Deutschland als überzeugter Nationalsozialist und Versammlungs- und Gauredner seit 1929 für meinen Führer gekämpft habe und weiter kämpfe. Ich bin in meiner tiefsten Seele ein überzeugter Christ und zugleich ein überzeugter Nationalsozialist. Heil Hitler. gez. J. Kuptsch" (Wiener Library (Tel Aviv) Freyenwald-Collection).

Dieses Selbstzeugnis ist in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich. Zum einen offenbart es, dass die eigentliche Aversion dieser Kreise in der totalitären Entwicklung der Sowjetunion zu sehen ist. Das von Kuptsch angeführte Beispiel des Baltikums ist symptomatisch. Dort hatten im und nach dem Ersten Weltkrieg kommunistisch orientierte Bürgerkriegskämpfer Tabula rasa mit ihren politischen Gegnern veranstaltet. Für die davon Betroffenen war das eine traumatische Erfahrung, die zu einer starken Polarisierung führte und sie antikommunistischen Rattenfängern vom Schlage eines Hitlers in die Arme trieb.

Desweiteren ist feststellbar, dass Kuptsch und Konsorten, ihre von ihnen vertretene Variante des „Christentums" als staatstragende Kulturgrundlage betrachteten. Nun mussten sie wahrnehmen, dass da eine „Sekte", eben die „Bibelforscher" von sich reden machte, der eben diese „staatstragende Kulturgrundlage" nicht einen Pfifferling wert war, die statt dessen versuchte, dass Urchristentum in die Neuzeit aktualisiert zu übertragen.

Das war so zu sagen die eigentliche Wurzel des Konflikts. Im Zuge dieser Entwicklung versuchten dann diese Kreise, ob zu Recht oder nicht, sei jetzt einmal dahingestellt, die Bibelforscher in die kommunistische Ecke zu stellen. Wie sich das auch im Fall von Julius Kuptsch verdeutlichen lässt.

Kuptsch meint in einer weiteren vor 1933 erschienenen Schrift, dass nur der Nationalsozialismus konsequent die Bibelforscher bekämpfen würde: „diese Sorte von heuchlerischen Christentumsfeinden, die das Christentum mit der Bibel in der Hand bekämpfen." Er meint behaupten zu können, dass sie „sich des Wohlwollens der Juden und Marxisten erfreuen" und ihr Ziel sei, „die Aufrichtung der jüdischen Weltherrschaft, ähnlich, wie die jüdisch-marxistische Räteherrschaft schon in Russland aufgerichtet ist" (Julius Kuptsch „Christentum im Nationalsozialismus", München 1932 S. 34).

In seiner 1927er Schrift "Aufklärung über die „Ernsten Bibelforscher“ wirft er diesen unter anderem vor:

"Ebenfalls erst im Jahre 1916 hat Russell erkannt, dass auch die 40 jährige Erntezeit von 1874 bis 1914 auf 1878 bis 1918 zu verlegen sei. Also man schwindle nur weiter und beschönige den Reinfall als einen natürlichen und harmlosen Fehler, damit daraus Segen fließe und alle den Herrn preisen! Fürwar eine saubere Gemeinschaft, die auch in der Tat so verfährt. ... Die Sache ist einfach. Die falschen Prophezeiungen berichtigt man nachträglich nach den Ereignissen, dann stimmen sie genau. Aus dem Beginn des internationalen jüdischen Friedenreiches macht man den Beginn des internationalen Kampfes der Völker und behauptet mit dreister Stirn, dass letzterer für 1914 von Russell vorausgesagt sei, und die Sache ist in den Augen der Unverständigen gerettet."

Indem Kuptsch auch auf solche Details verweist, hat er sicherlich bei Nicht-WTG-Hörigen ein leichtes Spiel.

Auch er muss dann beklagen:

"Aber auch diese zwei großen Reinfälle haben sie nicht entmutigt. Sie haben sich gesagt: Toren und Leichtfertige, die unseren bisherigen Betrug geglaubt haben, wird es immer geben, sie werden unseren Schwindeleien weiter glauben. Wir müssen nur so schreiben und reden, dass es ihnen schmeichelt und gefällt."

Ein wesentlicher Satz seiner Kritik auch der:

In ganz besonders schamloser Weise werden die Kaiser, Könige, Fürsten und der Adel aller Zeiten geschmäht. In allen Tonarten wird gegen die Kriege und Grausamkeiten dieser kapitalistischen, satanischen Staaten und ihrer Führer gewettert. Teuflisch wird ihre Kultur, Kunst, Wissenschaft und Zivilisation genannt. Kurz gesagt alles, alles Nichtjüdische auf der Welt ist vom Teufel, muss zugrunde gehen und sieht schon seinem Gericht und Untergang entgegen. Wer von dieser grenzenlos schamlos und schmutzigen Hetze gegen alles, was noch christlich und nichtjüdische ist, sich persönlich überzeugen möchte, dem empfehle ich vor allen Dingen von den Schriftstudien Band IV „Der Krieg von Harmagedon“ und Band VII „Das vollendete Geheimnis.“ Ganz besonders möchte ich diese zwei Bände unseren Kommunisten und Freidenkern empfehlen, denn soweit in der Kunst der Verleumdung und Lüge, in Gehässigkeit und Schamlosigkeit wie die EB haben sie es doch noch nicht gebracht. Sie können von Russell und Genossen noch viel lernen, ganze Partien für ihre Vorträge und Flugblätter wörtlich aus ihren „Schriftstudien“ ausschreiben."

Im Jahre 1927 lag das Naziregime noch in der Ferne. Daher konnte Kuptsch in seiner Bibelforscherkritik auch einen Satz mit einbauen, den er in späteren Zeiten sicherlich nicht so verwenden würde, respektive umformulieren würde, und zwar den:

"Es ist eine auffallende Ähnlichkeit zwischen Sprache, dem Gebaren und Benehmen der EB und denen der Kommunisten und Juden. Man schmeichelt ebenso wie sie den Massen, man setzt die Karten, wie sie auf das Schlechte und Gemeine in den Menschen, auf die Sinnlichkeit und Bosheit und suchst sie in ihm wachzurufen und zu schüren. Man bedient sich derselbe Schlagworte wie sie, um die Massen zu ködern.

Dass ziehen der EB an einen Strang mit den kommunistischen Weltpolitikern, um eine jüdische Räte-Weltherrschaft aufzurichten, wird ganz besonders grell durch folgendes beleuchtet. Die größten Feinde und Hindernisse der kommunistisch-jüdischen Weltpolitik Moskaus sind gegenwärtig England und der Völkerbund. Prompt fand daher vom 25. - 31. Mai 1926 in London eine Generalversammlung der EB statt und ließ einen „Aufruf an die Weltmächte“ ergehen, indem das britische Weltreich für das größte Satanswerk, London für den „Sitz des Tieres“ und der Völkerbund, den viele Franzosen, Engländer und Amerikaner für den politischen Ausdruck des Reiches Christi ansehen, für ein weiteres Erzeugnis des Satans erklärt: sein Vater sei der Teufel und seine Mutter das britische Reich. Als solche müssen natürlich England und der Völkerbund zugrunde gehen und das „göttliche Räte-Russland“ siegen."

Zu den Gewährsleuten auf die er sich auch beruft, gehört die Broschüre des Paul Fiebig mit dem Titel

“Die Bibelauslegung der internationalen Ernsten Bibelforscher " (siehe dazu Der "zahnlose" Paul Fiebig )

An die Adresse von Fiebig lautet seine Kritik:

"Er begeht aber den Fehler, dass er den E.B. den Gefallen tut und sie als gutmeinende und irrende Bibelforscher ernst nimmt und sich die Mühe gibt, sie zu widerlegen, statt einzusehen das wir es hier mit unverschämt dreisten Bibelforschern zu tun haben, die ihren Zweck für erreicht achten, wenn sie sehen, dass man sie ernst nimmt und sie zu widerlegen sucht. Über jede Widerlegung, auch die beste und treffendste machen Sie sich nur lustig."

Ein weiterer seiner Gewährsleute der schon genannte Paul Bräunlich

Im Falle Bräunlich hat es ihm besonders angetan:

"Wie schon aus dem Titel zu ersehen ist, geht Lic. P. Brauenlich von unser erster Frage: Was sind die E.B? aus und beantworte sie dahin, dass ihre Häuptlinge und Propheten nichts anderes als bolschewistische beziehungsweise, kommunistische Religionsspötter ebenso wie Taxil und Genossen wären, die die „neunmal Frommen“ spielten, um den zur Schrift sich bekennenden Protestantismus ebenso ins Lächerliche zu ziehen wie das Taxil und Genossen mit dem Katholizismus getan haben."

Er wähnt aber Bräunlich dahingehend korrigieren zu sollen, das er bei diesem vermisse, das er nicht so sehr auf die antisemitische (nicht bewiesene) These einschwenke, die da unterstellt die Bibelforscher seien von Juden finanziert.

"Aber wie stark ich diese Worte Braeunlichs auch unterstreiche, so entschieden muss ich ihm widersprechen, wenn er fortfahrt und als Antwort auf die Frage: „Woher also das massenhafte Geld das verbraucht wird, die Vermutung ausspricht, dass die Geldquelle der E.B. der Bolschewismus wäre.Der Bolschewismus kann vielleicht hier und da der Vermittler des Geldes sein, aber niemals die Geldquelle selbst. Der Bolschewismus bzw. Kommunismus ist ein armer Proletarier. Über irgendwelche größeren Geldmittel verfügen weder die russischen noch die Deutschen noch die französischen kommunistischen Parteien und Massen."

Da nun die Bibelforscher voll auf der eschatologischen Linie liegen, lautet seine weitere Kritik dazu:

"Dann ist es auch ganz natürlich, die E.B. in eine Kerbe mit den übelsten jüdisch-kommunistischen Hetzpresse schlagen, denselben Jargon von Kapitalisten, Militaristen, Politiker und den politischen Geistlichen reden, die Massen mit jüdisch-politischen Wörtern ködern, in jüdischer Weise für sich Reklame machen, ihre Schriften mit echt jüdischen Bildern schmücken und sich „Internationale Ernste Bibelforscher“ nennen. Das alles ist Geist von einem und denselben Geiste für Geld von ein und demselben Gelde zwecks Aufrichtung einer Räte-Weltherrschaft Judas. Diese Politik Judas muss aber mit der Bibel gedeckt, mit ihr als göttlicher Plan erwiesen werden und hinter ihr verborgen werden. Nackt vorgetragen wurde sie zu lächerlich und zu abstoßend wirken. Das biblisch-religiöse Gewand täuscht aber manche von den Einfältigen und Unwissenden."

Eine tendenziöse These stellt auch seine Behauptung dar:

"Von ähnlichen Beschimpfungen und Gemeinheiten gegen alles, was christlich ist, wimmelt der gesamte siebente Band. Die Schmähungen des Christentum und die Lobhudeleien des Judentum, die wir im Talmud finden, verblassen diesen Leistungen gegenüber."

Dazu meint er sich zu der weiteren Behauptung versteigen zu können:

"Die E.B. schmähen und beschimpfen aber das Christentum und alle Christen in unerhörter Weise. Schriftstudien Band VII, S.319 Lesen wir z. B. buchstäblich folgendes:

„Dies Vieh stellte die Klassen dar, welche die Namenkirche bilden und unterhalten.“

Meines Erachtens ist dieses Kuptsch'e Zitat, auch ein Beleg für einen "Schnellschuß" seinerseits.

Einzuräumen ist allerdings das wegen der unterschiedlichen Auflagen in der Frühzeit, Ausssagen in der WTG-Literatur differieren, ihre

Zitierung mehr als undankbar ist.

Da er jedoch zu Band VII eine konkrete Seitenangabe nennt, habe ich mal versucht den Fall etwas nachzugehen. In der Auflage von 1918 kommt nur der Abschnitt der WTG-Auslegung zu Offenbarung 16: 3 in Betracht. Dortselbst die Seiten 190, 191. Eine inhaltliche Aussage "Das Vieh stellt dar" konnte ich dort beim besten Willen nicht ermitteln.

Dann noch die Auflage von 1925.

Dort gibt es in der Tat eine ähnliche Aussage, nicht auf der Seite 319, wohl aber auf der Seite 320.

Letztere verlautbart:

"Dies Vieh stellt die gedankenlose Masse derer dar, welche die Namenkirchen bilden und unterhalten".

Da mir von Band 7 nur die Auflagen von 1918 und 1925 zugänglich sind, kann ich bezüglich Auflagen die dazwischen liegen, keine Aussage tätigen. Es ist durchaus möglich, aber nicht sicher, das in diesen dazwischen liegenden Auflagen, besagtes Zitat so vorhanden ist.

Band 7 Seite 319

Band 7 Seite 320

Bezüglich seiner Motivation, weshalb Kuptsch so anfechtbar polemisch argumentiert schreibt er auf Seite 38 seiner "Aufklärung" dann noch:

"Wegen ihrer heimtückischen, listigen und heuchlerischen Kampfesweise wurden die EB von Russell selbst mit Schlupfwespen verglichen.

Hier haben wir ich das als einziges der „Drangsal entronnenes“ und „unverbesserliches“ Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche Russlands und Augenzeuge der Drangsal bestätigen kann nicht einer Prophezeiung vor uns, sondern eine im Gewande der Prophezeiung gehüllte, treue nachträgliche Schilderung der feigsten und gemeinsten Massenmorde an Geistlichen und anderen Angehörigen der christlichen Kirchen Russlands und diese unbeschreiblichen Bestialitäten an Wehrlosen, zu welcher früher kein Hunne fähig gewesen ist, die unter der Anleitung persönlicher Beteiligung und auf Befehl der diebischen, feigen und perversen jüdischen Kommissare des Internationale Allerwelt-Verbrecherngesindel vollbracht hat und noch heute vollbringt, werden von den EB als eine Tat Gottes verherrlicht."

Zusammengefasst, die Terrorpolitik der Sowjetunion ist die eigentliche Motivation für Kuptsch, mit dieser abzurechnen.

Gemäß dem Mottto "Der Sack wird geschlagen und der Esel bekommt auf einem "Umweg" dann auch eine Tracht Prügel, hat sich Kuptsch dann allerdings das verkehrte Objekt für seine Aversionen ausgesucht.

Der nächste Jahrgang   1932

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