Geschrieben von Drahbeck am 22. Oktober 2004 04:28:49:

Als Antwort auf: Re: 15. 10. 1954 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Oktober 2004 05:53:27:

In der Rubrik "Wir beobachten die Welt" der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 10. 1954 hält die WTG in kommentierender Form für notierenswert:

"Nach einer EPD-Meldung gibt es gemäß einer neuen Statistik in den Vereinigten Staaten jetzt 6777 weibliche Pfarrer, was 4,1 Prozent aller Geistlichen ausmacht. Seit 1940 hat sich die Zahl der weiblichen Pfarrer verdoppelt, gleichwie diejenige der weiblichen Ärzte und Rechtsanwälte. Die Mehrzahl der weiblichen Pfarrer in den USA gehört zu den methodistischen Kirchen und zur Pfingstbewegung."

Dazu der WTG-Kommentar:

"Entspricht es der Bibel, dass Frauen einer Gemeinde als Pfarrer vorstehen und sie belehren? Der Apostel Paulus gibt darauf die Antwort: '[Eure] Weiber sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt, zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt.' - 1. Korinther 14:34."

Und um diese ihre konservative Grundeinstellung noch zu unterstreichen, veröffentlicht "Erwachet!" in dergleichen Ausgabe noch einen Artikel, wie denn ihrer Meinung nach, der Zustand "Friede, Freude, Eierkuchen" erreicht werden könnte. Feministinnen werden an diesen Ausführungen allerdings keine Freude haben, meint er doch unter anderem postulieren zu sollen, und entblödet sich auch nicht, selbst Meinungen, die im amerikanischen Militär Verbreitung fanden, mit in die Betrachtung einzubeziehen. Unter anderem liest man da:

"Natürlich ist dieser Konkurrenzgeist ein Ausdruck der Selbstsucht und eine Mißachtung des Gebotes, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Was das Verhältnis zwischen Mann und Frau betrifft, verstößt dies auch gegen die Bestimmung des Schöpfers, der dem ersten Mann nicht eine Gattin gab, die mit ihm konkurriere, sondern die ihm eine Gehilfin sei. Und während früher die Frauen in vielen Ländern von ihren Männern oft nicht als Gehilfin, sondern als Magd oder als Sklavin - wenn nicht sogar noch schlimmer - behandelt wurden, geht man heute in gewissen Ländern, wie z. B. in den Vereinigten Staaten, ins andere Extrem.

Es ist denn auch nicht verwunderlich, dass die amerikanische Männerwelt mit dieser Entwicklung nicht zufrieden ist, wie dies aus der Tatsache ersichtlich ist, dass sie oft Ausländerinnen heiraten, wenn sie die Möglichkeit haben, zu wählen. Eine Schriftstellerin weist zum Beispiel unter dem Titel 'Warum GIs deutsche Mädchen vorziehen' darauf hin, dass viele Angehörige der amerikanischen Besatzungstruppen und Angestellte der Militärbehörden in Deutschland deutsche Mädchen heiraten.
'Der Grund dafür war nicht etwa der Mangel an amerikanischen Mädchen dort. Unsere Besatzungsbehörden beschäftigen Tausende von amerkanischen Mädchen. Aber diese jungen Amerikanerinnen, die an den deutschen Mädchen keinen guten Faden lassen, saßen an den Wochenenden allein in ihren Quartieren, und an den Wochenenden gingen sie in Gruppen von fünf und sechs in die Lichtspielhäuser für amerikanische Soldaten. Aber nur selten sah man einen amerikanischen Junggesellen mit einer jungen Amerikanerin ausgehen."

Und um seine Sichtweise noch zu unterstreichen, fühlt sich "Erwachet!" bemüßigt dass dann noch durch entsprechende Zeichnungen zu unterstreichen.

Derart mental eingestimmt belehrt "Erwachet!" weiter:

"Ein Oberst, der ein deutsches Mädchen heimführte, gibt als Grund für die Bevorzugung an Ausländerinnen den Konkurrenzgeist der amerikanischen Frauen an:
'Nicht nur die Deutsche, sondern überhaupt die Europäerin weiß es dem Manne gemütlich zu machen; er fühlt sich wohl bei ihr und steht nicht unter einem Druck, wenn er mit ihr zusammen ist. Die vielgepriesene amerikanische Lebensweise hat die Frauen aggressiv und hart gemacht. Sie wissen nicht mehr zärtlich zu sein, sie sind nicht mehr wahrhaft fraulich. Ihrem Verlangen nach Unabhängigkeit und Gleichstellung mit dem Mann haben sie ihre wahre Weiblichkeit geopfert."

Geschrieben von Drahbeck am 01. November 2004 08:13:33:

Als Antwort auf: Re: 22. 10. 1954 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Oktober 2004 04:28:49:

Was wäre wohl der Papst, ohne unterwürfige Anerkennung seiner Autorität? Als Person wäre er wohl ein Nichts, wie man das auch an den gesundheitlichen Gebrechen des derzeitigen Amtsinhabers dieser Institution erkennen kann. Besteht zwischen den Zeugen Jehovas und dem Papsttum ein nennenswerter qualitativer Unterschied? Wohl kaum. Beide pochen, bis zur letzten Konsequenz, auf ihre jeweilige „Autorität". Beide wissen, ohne deren Anerkennung sind sie ein „Nichts".

Ein Beispiel dafür liefert auch die „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 11. 1954 mit ihrem Grundsatzartikel „Anerkennung der theokratischen Organisation …"
Organisation, dass ist in der Tat auch für die Zeugen Jehovas, das Zauberwort. In allen Facetten wird das ausgeleuchtet. Dazu gehört auch der Aspekt, dass möglichst keiner in dieser Organisation einen „Namen" haben soll. Nur die Organisation sei der „Markenname". Auch dadurch unterstrichen, dass in der Nach-Rutherford-Zeit, die WTG-Literatur grundsätzlich ohne Verfasserangaben publiziert wird. Man vergleiche mal dazu die Publizistik anderer Religionsgemeinschaften mit ihrem „bunten Autorennamen" und der Unterschied wird auch diesbezüglich deutlich.

Eigentlich könnte die Organisation des Papstes, auf die Zeugen Jehovas neidisch sein. Und in der Praxis sind denn auch solche Äußerungen des Neides belegt. Auch in diesem Forum hier, wo solch ein Bejubler katholischer Herkunft, auch schon zu registrieren war. In der Tat haben die Zeugen Jehovas, das was einem Papst oder auch einem Hitler vorschwebte, in weitaus größerer Konsequenz durchgesetzt.

Führer befiehl; wir folgen Dir!: könnte auch Ihr eigentliches Credo lauten! Das ist wohl das Jammertal solcher Führerprämissen. Wohin sie denn führen, sah man schon beim Rattenfänger von Hameln. Und die Rattenfänger sind nicht ausgestorben. Bis heute nicht!

Geschrieben von Drahbeck am 08. November 2004 07:08:03:

Als Antwort auf: Re: 1. 11. 1954 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. November 2004 08:13:33:

Das Thema McCarthy in den USA, dem Kommunistenjäger von eigenen Gnaden, wurde schon verschiedentlich angesprochen. Siehe dazu beispielsweise:

Parsimony.8592

Parsimony.7598

Parsimony.9055

Auch der WTG ließ das nicht kalt; denn auch für sie bedeutete McCarthy eine reale Gefahr, die die sie nur mit großen Anstrengungen abwehren konnte. War es doch „Masche" jener USA-Falken, alle ihnen nicht genehme, in die kommunistische Ecke zu stellen. Um „Beweise" kümmerte man sich dabei nicht sonderlich. Die Opfer befanden sich somit vielfach in der unbequemen Lage, sich verteidigen zu müssen. Ihre „Schuld" wurde mal von den Falken prinzipiell vorausgesetzt, ohne detaillierte Begründung. Man kann es nachvollziehen, sich aus solchen Schlingen herauszuziehen, war keine einfache Sache. Das mussten auch viele Emigranten erfahren, die in der Zeit des zweiten Weltkrieges in den USA Asyl bekommen hatten; sich aber jetzt plötzlich - wo der Wind sich gedreht hatte - in der Rolle von Angeklagten wiederfanden.

Einer von ihnen, der spätere Schriftsteller Stefan Heym, in der Weltkriegszeit in der USA-Armee integriert, hat das beispielsweise in seinem Erstlingsroman „Kreuzfahrer der Gegenwart" thematisiert. Heym sah für sich keine andere Möglichkeit, als die USA wieder zu verlassen. Sein Weg führte ihn dann in die DDR, die er zeitweise als das „bessere Deutschland" ansah. Aber auch hier sollten ihm noch massive Konflikte nicht erspart bleiben.

Auch die WTG musste kämpfen in diesem politischen Klima Anfang der 1950er Jahre. Hart kämpfen, um nicht im Sog der Verdächtigungen unterzugehen. Allzuschnell waren die Falken, nicht zuletzt katholisch instruiert, bereit auch die WTG in die kommunistische Ecke zu stellen. Wie auch in anderen Fällen, blieb die Beweislast den Opfern überbürdet.
Allerdings hatte die WTG alsbald einen Trumpf in der Hand, gegen den selbst die verbohrtesten Falken aus dem McCarthy-Lager machtlos waren. Sie konnte darauf verweisen, in den Ostblockstaaten etlichen Verboten ausgesetzt worden zu sein. Damit war den McCarhty-Falken in ihrem Falle, die Waffe aus der Hand geschlagen. Gäbe es aber diesen Umstand nicht. Es wäre keineswegs ausgemachte Sache gewesen, dass die WTG letztlich glimpflich aus diesen Auseinandersetzungen herausgekommen ist.

Eine umfängliche Auseinandersetzung aus der WTG-Feder, findet man dazu in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22.4. 1952. Sie sei in ihren wesentlichen Aussagen zuerst vorgestellt. Daran anschließend noch eine weitere Stellungnahme zum Thema aus „Erwachet!" vom 8. 11. 1954
„Erwachet!" vom 22. 4. 1952 schrieb:

Die heutige Loyalitätskampagne wurde durch die von Präsident Truman am 21. März 1947 erlassene Vollzugsverordnung Nr. 9835 ausgelöst. Diese Verordnung rief den Loyalitäts-Ausschuss ins Leben und gab dem Generalstaatsanwalt die Vollmacht, eine Liste von umstürzlerischen Organisationen aufzustellen. Bis zum Juli 1951 umfasste diese Liste etwa 110 solche Gruppen, und die amerikanische Bundespolizei hatte über etwa zweieinhalb Millionen Regierungsangestellte Nachforschungen angestellt.

Nachdem der Präsident seine Loyalitätsverordnung herausgegeben hatte, erliess ein Staat nach dem ändern ein Loyalitätsgesetz. Am 9. April 1951 nahm Oklahoma ein Loyalitäts-Gesetz an, das von den Regierungsangestellten die Ablegung eines Eides verlangte, dass sie zur Verteidigung ihres Landes die Waffen ergreifen würden und während den fünf vergangenen Jahren nicht Mitglied irgendeiner Gruppe gewesen seien, die von einem der zuständigen behördlichen Organe der Vereinigten Staaten als zur kommunistischen Front gehörig oder als umstürzlerische Organisation erklärt worden war. — New York Times vom 8. März 1951.
Am 30. April 1951 entschied der oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass die Liste von umstürzlerischen Organisationen des Generalstaatsanwaltes ganz willkürlich aufgestellt worden sei und man aufgeführten Organisationen nicht ausreichend Gelegenheit geboten habe, den Beweis zu erbringen, dass sie nicht umstürzlerisch seien, und das Regierungsprogramm auf seine Verfassungsmässigkeit zu untersuchen.

Heute verurteilen Loyalitätsausschüsse Menschen nicht nur ihrer eigenen Gedanken wegen, was schon schlimm genug ist, sondern auch wegen jener ihrer Freunde, Verwandten und Mitarbeiter. Es werden unter anderem folgende Fragen gestellt: „Haben Sie Freunde, die Kommunisten sind?" „Waren Ihr Vater und Ihre Mutter Kommunisten?" „Haben Sie sich je in Gesellschaft von Angestellten befunden, die wegen ihrer politischen Einstellung vielleicht als Kommunisten angesprochen werden könnten?"

Auch das Unterbewusstsein wird nicht übergangen. Man beachte folgendes Glanzbeispiel: „Haben Sie nicht das Gefühl, Sie seien wenigstens im Unterbewusstsein dem Kommunismus günstig gesinnt?"

Man zog die Staatstreue eines Angestellten in Frage, nur weil es hiess, sein Schwiegervater arbeite als Schriftsetzer beim kommunistischen 'Daily Worker'. Nachforschungen ergaben, dass er bei der streng antikommunistischen jüdischen Zeitung 'Morning Journal' angestellt war, und nicht einmal englisch setzen konnte.

In der New York Times vom 5. Februar hiess es, die Regierung habe einen ehemaligen Reserveoffizier aus dem Zweiten Weltkrieg, der dreimal die Flugmedaille gewonnen hatte, zum Rücktritt aufgefordert, „weil beobachtet worden sei, dass er die kommunistische Zeitung 'Daily Worker' gelesen habe und weil seine Schwester und sein Vater, der amtierender Pastor ist, anlässlich eines Wahlfeldzuges bei einer angeblich kommunistischen Gruppe gesehen worden seien". Glücklicherweise zeigte eine Untersuchung, dass die Anschuldigungen nicht stimmten.

Angenommen, der Schwiegervater dieses Mannes hätte bei einer kommunistischen Zeitung gearbeitet, hätte dies denn bewiesen, dass der Schwiegersohn ein Kommunist ist? Es würde nicht einmal beweisen, dass der Schwiegervater einer ist. Man könnte sich doch gut vorstellen, dass er dort sein Brot verdient, ohne im geringsten mit den Kommunisten zu sympathisieren, oder nicht? Nicht jeder, der Bibeln druckt, ist ja auch gleichzeitig ein Christ, oder nicht?

Und angenommen, die Schwester und der Vater des Kriegsveterans würden mit den Kommunisten sympathisieren, würde das seine im Kriege erworbenen Verdienste schmälern und ihn als verdächtig erscheinen lassen ?Und das Lesen des 'Daily Worker'. Kann man nicht etwas lesen, mit dem man nicht ganz einig geht? Vielleicht wollte er die Propaganda der Kommunisten etwas unter die Lupe nehmen, um besser in der Lage zu sein, durch eine Widerlegung ihrer Argumente, sei es in einer Diskussion mit ihnen oder in einer öffentlichen Rede, ihnen den Boden unter den Füssen zu entziehen.
Es besteht leider nicht viel Hoffnung, dass diesem Zustand abgeholfen werde. Eine Angestellte, die auf Grund einer anonymen Auskunft entlassen worden war, legte beim obersten Gerichtshof Berufung ein. Er fällte am gleichen Tag ein Urteil gegen sie, an dem er entschied, dass den Organisationen, die vom Generalstaatsanwalt als umstürzlerisch bezeichnet worden waren, keine ausreichende Gelegenheit geboten worden sei, sich zu verteidigen. Richter Jackson äusserte in seiner von der Mehrheit abweichenden Meinung: „Es ist das erste Mal, dass dieses Gericht die Rechte des einzelnen jener organisierten Gruppen unterordnete und als geringer erachtete. Das heisst die Gerechtigkeit auf den Kopf stellen." — New York Times vom 1. Mai 1951.
Zu welcher Absurdität ein solcher Entscheid führen kann, geht aus der Kündigung, die ein Loyalitätsausschuss einem Angestellten zugestellt hatte, hervor, in welcher es heisst: „Paragraph 1. Sie sind entlassen aus Gründen, die vertraulich sind. Paragraph 2. Sie haben fünf Tage Zeit, um zu den in Paragraph 1 erwähnten Anschuldigungen Stellung zu nehmen." Gibt es etwas Lächerlicheres oder Ungerechteres?
Präsident Truman, der stillschweigend zugab, dass man diese ganze Sache der Staatstreue möglicherweise zu weit getrieben habe, beabsichtigte, eine Kommission für interne Sicherheit und persönliche Rechte zu schaffen. Die Kommissionsmitglieder konnten jedoch nicht ihre ganze Zeit dieser Arbeit widmen und verlangten daher, von der Bestimmung des Bundesgesetz befreit zu werden, die Beamten verbietet, andere Ämter innezuhaben.
Der Präsident forderte den Kongress dringend auf, diese Ausnahme zuzulassen, aber infolge der Opposition des einflussreichen Senators McCarran geschah es nicht, und nach monatelangem Warten gab der Präsident den Plan schliesslich auf. Die 'New York Times' machte am 29. Oktober 1951 hierüber folgenden Kommentar: "Man brauchte einen Geigerzähler von mehr als gewöhnlicher Empfindlichkeit, um in einem Konferenzzimmer, das von Pat A. McCarran beherrscht ist, irgendwelche Ausstrahlungen von Begeisterung für die grundlegenden Freiheiten oder eine Vorliebe für das Halten der Spielregeln zu entdecken."
Ein Redaktor der Washingtoner 'Post' beschreibt in seinem Buch 'Loyalität gegen Freiheit' (engl.) Die Lage in folgenden kurzen Worten: „Das Erschreckendste an der ganzen Geschichte ist, dass wir diese Einschränkung absolut notwendiger Freiheiten angenommen haben ohne zu mucksen und ohne uns offenbar ihrer Tragweite bewusst zu sein."
Die von demagogischen Kongressabgeordneten ausgehende Verleumdungskampagne ist die andere schlimme Seite dieser modernen Inquisition Seit Jahren. lauteten ihre beliebten Schlagwörter „Rote" "Kommunisten", "Vertreter" ausländischer Spionagezentren usw. Dem gewöhnlichen Bürger werden durch gesetzliche Bestimmungen, die üble Nachrede und Verleumdung betreffen, Schranken auferlegt, aber diese Kongressabgeordneten geniessen eine gewisse Immunität. weil die Verfassung erklärt "sie sollen für keine Rede oder Debatte in keinem der beiden Häuser an irgendeinem andern Ort zur Rechenschaft gezogen werden."
Der 'Post-Dispatch' von St. Louis vom 9. April 1950 besprach in seinem Leitartikel den von Senator Joseph R. McCarthy mit dieser Immunität getriebenen. Missbrauch und führte dann weiter aus: "Die Tätigkeit des parlamentarischen Komitees für unamerikanische Umtriebe ist beschmutzt mit Verleumdungen, die sich nur auf Vermutungen (weil Verwandte oder Bekannte angeblich Kommunisten seien) und Unterschiebungen stützen. Der ehemalige Abgeordnete Dies von Texas gab als erster Vorsitzender des Komitees das Schulbeispiel. Der republikanische Abgeordnete John Parnell Thomas von New Jersey, der später den Vorsitz führte, brachte es in der Kunst, Personen ihres guten Rufes zu berauben, am weitesten … Auch der demokratische Abgeordnete John Rankin ist an dieser Geschichte beteiligt. Nebst seinem Eifern für den Gedanken der Vorherrschaft der Weissen, war sein Lieblingssport, sehr gemässigte Liberale als Kommunisten und Mitläufer [solche die mit dem Kommunismus sympathisieren] zu verschreien."
Der Abgeordnete Martin Dies bezeichnete einmal 1121 Personen als staatsgefährlich. Die amerikanische Bundespolizei untersuchte die Sache und stellte in ihrem Bericht fest, dass von der gesamten Zahl nur bei zwei Personen ein „ganz schwacher Verdacht gerechtfertigt war". Der Vorsitzende des parlamentarischen Komitees für unamerikanische Umtriebe, Abgeordneter Thomas, quälte die Personen, die vor ihm zu erscheinen hatten, derart mit der „Furchtmethode", dass seine Verhöre von der Presse als „Inquisitionen" bezeichnet wurden. Aber die ganze Verwerflichkeit der von Mitgliedern des Kongresses betriebenen Demagogie wurde erst erkannt, als Senator Joseph R. McCarthy von Wisconsin auf dem Plan erschien. Sein Leumund war so abscheulich dass ein neues Wort geprägt wurde," nämlich McCarthyismus". Eine parlamentarische Kommission sagte über seine Taktiken folgendes aus: „Wir haben die Technik der ,grossen Lüge', die anderswo totalitäre Staatslenker mit, verheerendem Erfolg beherrschen hier zum ersten Mal in unserer Geschichte, gestützt auf eine sichere Grundlage, angewandt gesehen." Ein anderer Senator, vor dem McCarthy als Zeuge auftrat, sagte: "Ich bin noch nie einem arroganteren und unhöflicheren Zeugen begegnet."

McCarthy behauptete, im Staatsdepartement gebe es 57 eingeschriebene Kommunisten, dann waren es auf einmal 81 und dann sogar über 200. Für keine einzige seiner Verdächtigungen hatte er neue Belege, und er war überhaupt nicht imstande, sie zu beweisen. Er verdächtigte einen gewissen Beamten, der im Weissen Haus Reden für den Präsidenten verfasst, und machte viel Aufhebens von dem Umstand, dass dieser einen Verwandten hatte, der finanziell an der kommunistischen Zeitung 'Daily Worker' beteiligt war. Der Beamte, den McCarthy in geheimnisvolles Dunkel gehüllt hatte, trat hervor und gab bekannt, dass es sich bei diesem Verwandten um eine exzentrische Grosstante gehandelt habe, die schon seit neun Jahren tot sei!

Parlamentarische Kommissionen, die scheinbar den Zweck haben, „Untersuchungen" durchzuführen, gehen in Wirklichkeit darauf aus, „die rechtmässige Tätigkeit aller fortschrittlichen, Amerikaner zu besudeln, zu verurteilen und zu sabotieren". Persönliche oder politische Beweggründe spornen sie an, gewisse Männer als Kommunisten zu verdächtigen und so die Schlagzeilen der Titelseiten zu erobern. In der Zeitschrift 'Time' (22. Oktober 1951) heisst es: „McCarthy hat erneut ein Sperrfeuer von Verdächtigungen losgelassen, die im Fettdruck erschienen sind und die Aufmerksamkeit von der Tatsache ablenkten, dass er noch nicht einmal seine alten Anschuldigungen zurückgenommen hat … Nie setzt er sich mit einer vorgebrachten Kritik auseinander, sondern fällt nur ungestüm über den Kritiker her."

Wenn das angebliche Interesse dieser Demagogen an der nationalen Sicherheit richtig beleuchtet wird, so sieht man, wessen sie fähig sind, um Beweismaterial als Unterlagen für ihre Angriffe zu erhalten. Die 'New York Times', vom 15. Oktober 1951 brachte die Nachricht, dass ein Schweizer Richter die Deportation eines homosexuellen Negers und ehemaligen Kommunisten mit Namen Charles E. Davis anordnete, weil Davis am 4. Nov. 1950 im Einverständnis mit Fahrrand [McCarthys Pariser Vertreter] von Genf aus ein Telegramm an Herrn Vincent sandte mit der gefälschten Unterschrift von [Emil] Stämpfli, einem rührigen Genfer Kommunisten, um den Anschein zu erwecken, der Minister habe Beziehungen mit schweizerischen Kommunisten. Er sandte eine Kopie dieses Telegramms an Farrand, was den Tatbestand einer Fälschung erfüllte. Davis war durch Farrands Vermittlung von McCarthy für diese Umtriebe bezahlt worden".
Amerikaner, ihr solltet euch schämen, dass ein Schweizer Richter den Agenten eines amerikanischen Senators des Landes verweisen musste, weil dieser versucht hatte, einen Beamten des Staatsdepartements zu denunzieren!
Die Verleumdungskampagne, die Leuten die Möglichkeit nimmt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, beraubt sie ihres Einkommens, ohne gebührendes Gerichtsverfahren. McCarthys eigene Verleumdungskampagne forderte einen erschreckenden Tribut. Während Männer wie General Marshall, Staatsekretär Acheson und der UN-Delegierte Jessup den Sturm glücklich überstanden, kamen andere weniger gut davon.
Drew Pearson ist ein solches Beispiel. Nachdem McCarthy Pearson als Agent des Kremls verdächtigt und zum Boykott der Firma, die der Radiokommentator Pearson vertrat, aufgerufen hatte, stellte ihn jene Firma (Adam Hats) kalt. In einem Brief an einen Freund äusserte sich Pearson wie folgt: "Die McCarthy-Angelegenheit machte mir das Leben, um es gelinde auszudrücken, ziemlich sauer … Im Augenblick schaue ich mich nach einer andern Firma um. Ich muss zwar gestehen, dass Firmen, die mich als Radiokommentator engagieren wollen, seit der Rede McCarthys so selten sind wie die Wasserlilien in der Sahara."
Wo bleiben die amerikanischen Freiheiten, wenn ein politischer Verleumder das Grossgeschäft derart einzuschüchtern vermag, dass ein beliebter Radiokommentator und Journalist, der an Sonntagabenden eine Zuhörerschaft von etwa zehn Millionen hatte, keine Firma mehr finden kann, die ihn engagiert?
Als Senator Benton bei einem Presseinterview von der nachteiligen Wirkung, die der McCarthyismus auf das amerikanische Volk hat, sprach, erklärte er unter anderem: „Er macht, das Volk zaghaft und pulverscheu und schreckt es ab, sich zu äussern". Auch Frau Eleanor Roosevelt sagte: „Leute mit neuen Ideen zögern, diese vorzubringen, und die Menschen beginnen, gegen beinahe all ihre Freunde und Nachbarn argwöhnisch zu werden."
Den grössten Schaden fügt die moderne Inquisition jedoch den höheren Schulen zu. Dr. Alvin Eurich, Präsident der Staats-Universität von New York, warnte vor dieser Gefahr wie folgt: „Wir mögen bestimmte Verfahren einführen in der Absicht, die Kommunisten einzudämmen, doch hemmen sie den Lehrkörper so stark, dass sich die geistigen Kräfte, die das Lebensmark einer Universität sind, nicht mehr entfalten können." Auch Dr. Theodore M. Greene von Yale äusserte vor einem Unterkomitee des Senats den ähnlichen Gedanken, wenn er sagte, dass Professoren an den höheren Schulen, aus Furcht, als Kommunisten angesehen zu werden, davor zurückschrecken, den Kommunismus auch nur ganz sachlich zu behandeln.
Es ist klar ersichtlich, dass die Freiheit des amerikanischen Volkes unterminiert wird. Und aus dem Vorangegangenen geht auch hervor, dass zu jenen, die die Hauptschuld tragen, Präsident Truman wegen seiner Loyalitätsverordnung gehört, dann das parlamentarische Komitee für unamerikanische Umtriebe und Senator McCarthy wegen ihren Verleumdungsfeldzügen und Pat McCarran wegen, um nur etwas zu nennen, seiner Opposition gegen die Nimitz-Kommission, die vielleicht Abhilfe geschaffen hätte. Ein weiterer Faktor ist die Politik. „Achtbare" republikanische. Senatoren schätzen sich nur zu glücklich dass McCarthy für sie solch schmutzige Arbeit verrichtet, die den Demokraten das Leben sauer macht. Und aus demselben Grund lassen parlamentarische Komitees die aufsehenerregenden Aussagen unverantwortlicher Zeugen, wie z. B. eines Budenz, weit und breit bekannt machen, während jene eines ehemaligen Vizepräsidenten des Landes, der aufgefordert wird, sich zu verteidigen, nicht veröffentlicht werden.

Auch der Rundfunk und die Presse müssen einen Teil der Schuld übernehmen. Die 'Capital Times' von Madison (Wisconsin) vom 11. September 1951 verwies unter dem Titel „Rundfunk kapituliert vor dem McCarthyismus" auf einen früheren Leitartikel, in welchem sie die Anklage erhoben hatte, dass die Associated Press und die United Press „entstellte und zurechtgestutzte Nachrichten durchgaben, um Senator McCarthy von Wisconsin zu gefallen und den Wünschen der voreingenommenen grossen konservativen Zeitungsmagnaten, die diese Nachrichtenagenturen beherrschen, zu entsprechen". Im Artikel hiess es dann weiter, dass Radiogesellschaften wie die NBC „es nicht wagen, in [ihren] Sendungen die geringste Kritik an McCarthy zu gestatten, ohne sich sofort mit ihm in Verbindung zu setzen und ihm unverzüglich eine Gelegenheit zu geben, seine sämtlichen Kritiker und Gegner mit seiner Methode, sie für die Haltung ihrer Angehörigen und Freunde verantwortlich zu machen, zu beschimpfen". Der Verfasser unterbreitete dann Beweise, die zeigten, dass die NBC aus seiner Rede, die er auf ihre Veranlassung hin vorbereitet hatte, alle Stellen über den zweifelhaften Ruf, den McCarthy in Wisconsin geniesst, ausstrich.

Die Aufzahlung der Schuldigen wäre unvollständig, wenn man nicht auch auf die Rolle hinwiese, die die römisch-katholische Kirche bei dieser modernen Inquisition spielt. Hat nicht vor allem sie die krankhafte Furcht vor der Kommunistengefahr gezüchtet, und sind nicht diese erwähnten Methoden zur Hauptsache jene, die sie benützt, um ihre Ziele zu erreichen? McCarthy ist ein unverantwortlicher Agent der republikanischen Partei und der Grossgrundbesitzer zur Beeinflussung des Kongresses, aber er leistet solche Dienste gewiss noch in vermehrtem Masse der Kirche oder nicht? Die Zeitschrift 'Time' berichtet, dass McCarthy "beinahe jeden Sonntag die Messe besucht". Es scheint, dass sich jemand die goldene Gelegenheit entgehen lässt, einem "guten Katholiken" die Grundsätze der Wahrheit und Gerechtigkeit beizubringen!

Auch Budenz ist ein Lieblingssohn der katholischen Kirche. Das große Aufhaben, das von seiner Rückkehr zum Katholizismus gemacht wurde, half mit, seinem wertlosen - es verdiente noch eine kräftigere Bezeichnung Zeugnis einen frommen Anstrich zu geben, was den römisch-katholischen Senator Chavez veranlasste, von Budenz zu sagen, er verwende das "Kreuz als Knüppel". Als Professor an der katholischen Fordham-Universität kann Budenz gewiss nicht Unwissenheit vorschützen. Und als Pat McCarran vor einigen Jahren den Papst besuchte, hatte er so viele Rosenkränze bei sich, die er gesegnet haben wollte, dass der Papst die Bemerkung machte, er habe nicht gewusst, dass es in den Vereinigten Staaten so viele Katholiken gebe!

Auch Kriegsveteranen-Organisationen sind schuldig. Es liegt Beweismaterial dafür vor, dass diese, besonders die Amerikanische Legion und die Katholischen Kriegsveteranen, als das "Schwert der katholischen Kirche" verwendet werden.

Und schliesslich ist auch das Volk nicht unschuldig. Es geht den Weg des geringsten Widerstandes. Wie viele könnten heute mit ehrlichem Herzen sagen: "Gebet mir die Freiheit, oder gebet mir den Tod!"? Ein saftiges Schnitzel, Likörs, Kleider, Sport und andere Vergnügungen bedeuten dem Volk mehr als seine grundlegenden Freiheiten. Ohne zu mucksen lässt es sich eine Antikommunisten-Kamgagne gefallen, die ihm eine totalitäre Einstellung verleiht. Der Scherz über die Freiheitsstatue mag noch bitterer Ernst werden: "Sie steht dort, wo sie hingehört - auf dem Grabe der Freiheit!"

Und nun noch die 1954 WTG-Stellungnahme in „Erwachet!" vom 8. 11. 54.
Verständlich schon daher, dass auch die WTG alle Schritte beim sich anbahnenden Niedergang des McCarthyismus hoch erfreut registrierte.

„Senator Joseph R. McCarthy, katholischer Kommunistenjäger Nr. 1 der USA, zugleich aber auch Demagog mit faschistischen Methoden, steht zur Zeit im Zeichen des Abstiegs. Ein Unterausschuß des amerikanischen Senats unter dem Vorsitz von Senator Watkins hat sich des Falles McCarthy angenommen und McCarthy eindeutig wegen Würdelosigkeit, Herabsetzung des Senates und Verletzung seiner Pflichten als Untersuchungsführer verurteilt. In zwei der fünf erhobenen Anklagepunkte wurde McCarthy schuldig befunden: Weigerung einer Vorladung zur Untersuchung seiner Finanzen Folge zu leisten, und Beleidigung des Generals Zwicker. Bei der Untersuchung der Sünden McCarthys erklärte der Untersuchungsausschuß McCarthy als 'einen Obstrukteur, einen Verleumder und einen Verächter der Senatstätigkeit ...' Die Kommission hat dem Senat die Empfehlung gemacht, gestützt auf ihre Erhebungen den Senator formell zu tadeln. Damit dürfte, wie man annimmt, McCarthy politisch weitgehend erledigt sein; jedoch nicht notwendigerweise der McCarthyismus."

Geschrieben von Drahbeck am 22. November 2004 06:44:13:

Als Antwort auf: Re: 15. 11. 1954 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. November 2004 06:14:15:

Alles was mit dem USA-Falken McCarthy zusammenhängt, fand auch die besondere Aufmerksamkeit der WTG. Wusste sie sich doch durch sein unheilvolles Wirken selbst mitbetroffen. So findet man in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 11. 1954 erneut die Wiedergabe eines diesbezüglichen Presseberichtes. Unter der Überschrift:
„Neuyorker Polizei jubelt McCarthy zu" notiert „Erwachet!"

DER folgende Artikel ist der Neuyorker 'Post' vom
6. April 1954 entnommen:
„Für Millionen von Amerikanern war das Schauspiel der 6000 Neuyorker Polizisten, die Joe McCarthy übermütig zujubelten, eine unheilvolle Szene. McCarthy ist ein modernes Symbol für Respektlosigkeit Gesetz und Ordnung gegenüber geworden. Immer wieder hat er seine Verachtung für die verfassungsmäßigen Schutzvorkehrungen gezeigt, die die Grundlage der freien Gesellschaftsordnung bilden. Immer wieder hat er sich seiner Geringschätzung für die Demokratie gerühmt. Wie man enthüllt haben fast zwei Drittel der Polizeikräfte dieser Stadt ihn als einen tapferen Wächter der Republik begrüßt. Das zeigt die Notwendigkeit, die Bill of Rights in der Polizei-Akademie gründlicher zu studieren.

Die Polizeiversammlung wurde offiziell als ,Holy-Name-Communion-Frühstück' angekündigt. Aber es war offensichtlich eine politische Zusammenkunft, die in einem entscheidenden Augenblick angesetzt wurde, um McCarthy überleben zu helfen. Die Gegenwart des Kardinals Spellman unterstrich die politische Bedeutung dieser Affäre. Der Kardinal sagte zwar, die Kirche stelle sich nicht auf die Seite McCarthys, weil ,wir andere Dinge haben, über die wir sprechen müssen'. Doch das Händeschütteln und der Applaus werden von McCarthys Liebhabern sehr ausgewertet! Der Kardinal äußerte im Vertrauen, er verwerfe die Methoden des Kommunismus genauso wie den Kommunismus selbst, doch seine Teilnahme an diesem Treffen wird er noch in Erinnerung haben, wenn diese rätselhafte Bemerkung schon vergessen ist. McCarthy gebrauchte diese Gelegenheit in geschickter Weise, um den Eindruck zu verstärken, er sei der belagerte Sprecher des Katholizismus in Amerika.

… Die Bürger der Demokratie haben ein Recht, von ihrer Polizei zu erwarten, daß sie es unterläßt, irgendeine Richtung in einem bitteren politischen Konflikt einzuschlagen. Es ist die Pflicht der Polizeibeamten, alle Bürger in der gesetzmäßigen Inanspruchnahme ihrer Freiheiten zu schützen. Es ist ihre Verantwortlichkeit, die Gemeinde gegen politische Gewalt zu bewahren und die Meinungsäußerung aller Menschen zu schützen, gleichgültig, was die private Meinung eines einzelnen Polizeibeamten ist. McCarthy führt einen scharfen Krieg gegen Millionen seiner Landsleute, die ihn für einen sehr gefährlichen Volksverführer halten. Aber wir würden es auch als nicht richtig bezeichnen, wenn 6000 Polizeibeamte sich einer wilden politischen Demonstration gegen ihn anschlössen. War die Zusammenkunft am Sonntag nur der Anfang — was wird dann demnächst geschehen? Wir hätten bald Bataillone Polizisten, die sich als Rivalen wegen politischer Streitfragen bekämpfen! Sollen Polizeischutztruppen Partisanenbewegungen werden? Die Männer, die den Wochenendtumult in Gang setzten, forderten damit die Grundlage der Gesetzestreue unserer Polizei heraus. Keine demokratische Gesellschaftsordnung ist mehr sicher, wenn einmal ein größerer Teil einer Polizeimacht die Richtungen einer politischen Bewegung einschlägt — links oder rechts. Das wäre der Anfang des bewaffneten Totalitarismus."

Zu den Hintergründen dazu kann man auch vergleichen:
McCarthy

Geschrieben von Drahbeck am 15. November 2004 06:14:15:

Als Antwort auf: Re: 8. 11. 1954 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. November 2004 07:08:03:

Denkt man an die katholische Kirche mit ihrer umstrittenen Papstenzyklika „Humane vitae" beispielsweise, welche auch als „Pillenenzyklika" in die Geschichte eingegangen ist, dann wird wohl deutlich; zumindest für diese Kreise. Großfamilien sind dort jedenfalls nicht mit einem abwertenden Urteil belegt. Je mehr Kinder eine solche Familie haben mag, um so „besser", zumindest in der Sicht der zölibatären Kirchenfunktionäre. Sich selbst nehmen sie zwar von dieser Regel aus; dafür aber sind sie um so freigebiger mit verlogenen Thesen zu lasten anderer.
Ein Beispiel dafür auch jene seinerzeitige beiläufige Bemerkerkung in „Erwachet!" vom 8. 6. 1952:
„Dies zeigte kürzlich das Vorgehen eines gewissen Monsignore Westenberger der Diözese Green Bay (Wisconsin). Er verbot die Juli-Ausgabe von 'Reader's Digest (Das Beste) in den 113 Schulen seiner Diözese, weil sie einen Artikel über das Thema 'Kinder auf Wunsch' enthielt. Er bezeichnete diesen Artikel als 'absolut unvereinbar mit der sittlichen Norm, die Jesus aufstellte ... [als] unpatriotische, unchristliche und verderbte Propaganda'"
Dazu kommentiert „Erwachet!"
„Hat die römisch-katholische Hierarchie das Alleinrecht auf Christentum und Sittlichkeit? Und sind jene Millionen von Amerikanern sowie der 'Reader's Digest' Narren ohne Gewissen, weil nach ihrer Meinung das Thema 'Kinder auf Wunsch' weder verderbt noch unpatriotisch noch unchristlich ist? Oder ist der Kampf der Katholiken, den 'Reader's Digest' durch Druckmittel und Boykott zu einer Kursänderung zu zwingen, unchristlich?"

Nun soll hier nicht das Thema Familienplanung im besonderen thematisiert werden. Das kann so oder auch anders gehalten werden. Die individuelle Einzelentscheidung ist sicherlich zu respektieren. Worum es geht, ist eigentlich nur die „Empfehlung", die von der jeweiligen Kirchenleitung zu diesem Thema gegeben wird. Wie die im Falle der katholischen Kirche aussieht, ist bekannt. Auch lassen sich noch eine ganze Reihe anderer Kirchen und Religionsgemeinschaften nachweisen, welche mit bewusster Familienplanung nicht allzuviel am Hut haben. Lediglich, ein Außenstehender würde das schwerlich vermuten, die Zeugen Jehovas scherten zeitweilig aus dieser Kontinuitätslinie aus.

Rutherford's berühmt-berüchtigtes Buch „Kinder", mit seiner dubiosen Empfehlung, mit dem Heiraten bis „nach Harmagedon" zu warten, ist Beleg dafür.

Als Rutherford diese These auf den „Ententeich" setzte, da waren seine eigenen Lebenstage schon gezählt. Durchaus verständlich, dass dieses Rutherford-Extrem in den nachfolgenden Jahren, stillschweigend aufgeweicht und später ganz aufgegeben wurde. Aber auch das muss man sagen. Eine „Familienplanungs-Enzyklika" Made in katholische Kirche, wurde von der offiziellen WTG noch nie verkündet. Sie legt sich da eher auf die Linie fest. Das sei die Einzelentscheidung jedes Ehepaares, in die Außenstehende sich tunlichst nicht einmischen sollten. Das hört sich ja ganz gut an. In der Theorie.

Wir indes sieht die Praxis aus?
Der Praxis begegnet man in einer beiläufigen Bemerkung im „Wachtturm" vom 15. 11. 1954. Offenbar wirkten die Rutherford-Doktrinen auf der Gemeindeebene der Zeugen Jehovas nach. Bei diesbezüglichen offenkundigen Extrempositionen, sucht nun der „Wachtturm" gegenzusteuern. Wie immer man diese „Gegensteuerung" jetzt auch bewertet. Eines ist wohl sicher. „Probleme" dieser Art werden wohl in den meisten anderen Kirchen nicht akut sein. Die hätten es eher (vielleicht) nötig, sich dem anzunähern, was der „Wachtturm" noch 1954 in seinen eigenen Reihen glaubt bekämpfen zu müssen.
Der „Wachtturm" beklagt als Tendenz in den eigenen Reihen:
„Weil die Schlacht von Harmagedon so nahe ist, mag jemand die Stirn runzeln oder vor Schreck beschwörend die Hand erheben, wenn er hört, daß andere Brüder und Schwestern in diesen Tagen heiraten oder daß eine verheiratete Schwester schwanger wird, Stützt sich aber ein so offen zur Schau gestelltes und so offen ausgedrücktes Entsetzen auf die richtige Ansicht und das rechte Verständnis der Bibel über diese letzten Tage, da Harmagedon droht? Nein."

Geschrieben von Drahbeck am 20. Oktober 2004 01:43:51:

Als Antwort auf: Re: Gerald H... geschrieben von Drahbeck am 20. Juli 2002 18:19:34:

Verwendete Quellen (und auch nicht verwendete) können einiges über einen Autor aussagen. Musste ich schon früher feststellen, beim Autor Gerald H..., ist es wohl mit dem "tieferschürfen" nicht besonders gut bestellt. Beleg war mir dafür der Fall des Franz-Buches, dass er in einer Form zitierte, die es nahelegt zu sagen: Er hat es wohl nicht selbst gelesen. So zitierte er dessen Titel auf einer der "Standhaft"-Veranstaltungen so, wie er in einem internen DDR-Druck selbigen formuliert war; als "Krise des Gewissens". Erweckte aber gleichzeitig den Eindruck, als meine er dessen käuflich zu erwerbende Ausgabe aus dem Claudius-Verlag, die bekanntlich den Titel trägt: "Der Gewissenskonflikt".

Im Jahre 2003 wurde nun von der Bundeszentrale für politische Bildung, unter dem Titel "Diktaturen in Deutschland - Vergleichsaspekte" ein Sammelband herausgegeben, indem auch H... mit einem Aufsatz vertreten ist unter der Überschrift "Zwei Diktaturen - ein Feind".

Positiv werte ich, dass H... in dieser knappen Überblicksdarstellung mit einflechtet:
„Für die Beantwortung der Frage, warum die Zeugen Jehovas im zwanzigsten Jahrhundert sowohl in demokratischen Staaten als auch unter autoritären und totalitären Regimen Verfolgungen ausgesetzt waren, ist aber das Wissen über die Grundzüge ihrer Glaubenslehre, insbesondere ihres Staats- und Politikverständnisses, unabdingbar. ...
Eine Radikalisierung erfuhr diese "Absonderung", als der "Wachtturm" im Juni 1929 in zwei Artikeln die frühere Interpretation der "obrigkeitlichen Gewalten" (Römer 13, 1-7) auf eine völlig neue Grundlage stellte. ... Die Konsequenzen der neuen Auslegung waren beträchtlich."

Das bewerte ich deshalb besonders positiv, weil man bei Vergleichsautoren (egal wen man jetzt da nennt, G., He., D., H. usw.) jener Aspekt nicht in der gebührenden Deutlichkeit herausgearbeitet wird, wenn nicht gar sogar fast unter den Tisch gefallen lassen wird.

Aber auch hier wiederum beginnt die Kritik an H... im Detail. Summarisch redet er vom Juni WT 1929. Fügt aber nicht hinzu. In Deutsch erst einen Monat später erschienen. Also Juli 1929. Was sich auf den ersten Blick wie billige Erbsenzählerei ausnimmt, hat durchaus einen tieferen Grund. Den Grund ungenügender Studien, der sich da offenbart. Erklärbar ist dieser Umstand deshalb, weil H... sich bei seiner Aussage auf die Angaben des Engländer Alan Rogerson stützt (dessen Buch auch in Deutsch erschien), der natürlich die englischsprachigen WT-Ausgaben zugrunde legte. So erklärt sich schon mal diese Differenz. Das ist aber zugleich auch ein indirekter Beleg dafür, dass H... die fraglichen WT-Ausgaben, und noch einiges andere, nicht selbst eingesehen hat (etwa in der Deutschen Bücherei in Leipzig).

Noch etwas ist mir bei H... Ausführungen „aufgestoßen".
So schreibt er etwa weiter:
„Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich die Glaubensgemeinschaft von ihrer konfrontativen antistaatlichen Haltung ab und ersetzte diese durch eine stärkere Abgrenzung von dem sie umgebenden gesellschaftlichen Umfeld.
Zum einen begann im November 1962 der "Wachtturm" mit einer Reihe von Artikeln über die weltlichen Autoritäten ..."

Hier wieder die gleiche Feststellung. In Deutsch erst Januar/Februar 1963 im WT erschienen. Noch bedenklicher erscheint mir die Generalisierung „nach dem zweiten Weltkrieg ...". Zu der Zeit, wo die DDR-Schwierigkeiten begannen; Ende der vierziger/Anfang der fünfziger Jahre; war noch voll das Rutherford'sche Obrigkeitsverständnis mit seinen konfrontativen Auswirkungen, dominierend. Beleg dafür auch, dass die erste, auf dem New Yorker Zeugen Jehovas-Kongress freigegebene Variante ihrer „Neuen Welt Übersetzung" (deren späteres deutsches Pendant schon eine überarbeitete Fassung selbiger ist). Das damals diese NW-Übersetzung, besonders auch durch den eigens kreierten Begriff „höhere Obrigkeiten" „glänzte". Anlässlich der von dem evangelischen Bischof Otto Dibelius in seiner Kirche losgetretenen Diskussion über das „rechte Verständnis" von Römer 13, höhnte die WTG gar noch; solche Sorgen nicht zu haben. Sie hätte schon immer das gepredigt, wohin Dibelius erst hinkommen wolle; nämlich nicht genehme weltliche Regime die Legitimation ihrerseits abzuerkennen.

Dibelius konnte sich letztlich nicht durchsetzen. Und erst in der Konsequenz dieser Niederlage, änderte auch die WTG ihre diesbezügliche Position. Nicht aber davor.

Wenn H... also von einer relevanten Lehrveränderung nach dem zweiten Weltkrieg redet; dann wäre es sachgemäßer diesen Aspekt auf die Zeit nach 1962 zu bestimmen; aber die Zeit um 1950 mit ihren Konflikten, dabei auszunehmen. Diese notwendige Differenzierung muss ich leider bei H... vermissen; wobei er mir dennoch sachbezogener erscheint als etwa der parteiliche Herr Hi... Das ändert aber nichts an dem Umstand, auch bei H... einige nicht zu tolerierende Oberflächlichkeiten zu registrieren.

Geschrieben von Drahbeck am 20. Oktober 2004 22:31:38:

Als Antwort auf: Re: Gabriele Y. geschrieben von Drahbeck am 11. August 2001 11:58:54:

Im Jahre 2001 wurde vom Fernsehsender WDR ein Film zum Thema Zwangsadoptionen in der DDR gedreht. Am heutigen Tage brachte der Fernsehsender MDR, diesen Film erneut zur Sendung. Was zu vermuten war bestätigte sich. Unter den drei darin vorgestellten Fällen war auch der von Gabriele Y....

Man erfahrt: Gabriele Y. arbeitet 1969 als Übersetzerin in Ostberlin, damals 25 Jahre alt.
Ihr Mann wird wegen Spionage verhaftet. Sie selbst beschließt daraufhin Hals über Kopf die Flucht in den Westen anzutreten. In Ihrem Filmstatement betont sie, keinerlei organisatorische Hilfe dabei gehabt zu haben. Der Sprecher im Film äußert. Sie sei mit falschen Pässen in Ostblockstaaten ausgereist; ihr zweijähriges Kind ließ sie dabei bei ihren Eltern zurück. Wie denn jemand zu falschen Passen gelangt, der Hals über Kopf die Flucht antritt und sagt, er habe keine organisatorische Unterstützung gehabt. Diese Frage blieb in diesem Film unbeantwortet.

Ihrer eigenen Aussage gemäß gelang es ihr einen Lastwagenfahrer dazu zu überreden, sie in den Westen zu schmuggeln. Die erste Station dabei war die Türkei. Gemäß ihrer Aussage wurde sie etwa dreißig Kilometer vor der Grenze, unter dem LKW-Boden über der Kardanwelle „verstaut" und hat auf diese abenteuerliche Weise tatsächlich westliches Gebiet dann erreicht. Die beiden anderen vorgestellten Fällen unterschieden sich schon mal dadurch, dass diese Frauen, auch als Folge von Fluchtversuchen, langjährige Haftstrafen in der DDR absitzen müßten, mit der „Nebenkonsequenz" dass ihre Kinder zur Adpotion freigegeben wurden, auch wenn die leiblichen Mütter damit nicht einverstanden waren.

Offenbar führte der weitere Weg der Frau Y. dann nach Westberlin als ihrem neuen Wohnsitz. Kurz vor Weihnachten des Jahres 1971 erhält sie per Postkarte, vom Jugendamt Berlin-Neukölln (auch zu Westberlin zugehörig), eine Amtsaufforderung, sie möge der Adoption ihres zurückgelassenen Kindes zustimmen. Vehement verweigert sie dies und setzt alle ihr möglichen Hebel in Bewegung. Sie landet diesbezüglich beim Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (unter seinem damaligen Chef Franke) 1972 war auch das Jahr, wo die DDR und die BRD einen Grundlagenvertrag abschlossen. Es wird so dargestellt, als wenn seitens dieses Ministeriums eine bewusste Verschleppung oder Desinteresse an dem Y.'schen Antrag auf Familienzusammenführung bestand, aus übergeordneten politischen Motiven, um die „Entspannungspolitik" nicht zu belasten. Das einzigste was genanntes Ministerium für Frau Y. tat, war die Einschaltung eines mit ihrem Fall beauftragten Anwaltes; der im Film auch vorgestellt wird.

Dieser Herr Stange äußert sich aber dahingehend, dass er die Y.'schen Chancen als gering einschätzte, ihr Anliegen durchzusetzen.
1975 nahm sowohl der „Spiegel" als auch politische Fernsehsendungen dieses Thema auf. Es ist die Rede davon, dass Frau Y. dabei die Rolle der Sprecherin solcher Fälle wahrnahm. Sie selbst rühmt sich, es sei ihr einmal gelungen in den Bundestag hineinzukommen, und dort über die Abgeordnetenmenge ihre Flugblätter auszustreuen.

Interviewt wird auch der Verhandlungsführer mit der DDR, Egon Bahr, der sich aber dahingehend äußert, dass er zu keinem Zeitpunkt den Auftrag gehabt hätte, das Thema mit anzusprechen. In einem Filmausschnitt wird der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt gezeigt, mit einer Aussage, dass er diese DDR-Praxis verurteile, mit dem gleichzeitigen Hinweis; es dürfe aber deswegen zu keiner Belastung der politischen Beziehungen kommen. Ein weiterer Filmausschnitt zeigt den schon genannten Minister Franke, der auf Vorhalt bestreitet, dass überhaupt solche Probleme bestünden.

Zum Ende des Filmes werden dann noch die zwangsadoptierten Kinder vorgestellt. Im Falle A. P. (so der ursprüngliche Name des Sohnes von Frau Y.), erfährt man, die DDR-Behörden änderten ihn in A. G. um, um so auch die Spuren zu verwischen. Offenbar geriet der inzwischen erwachsen gewordene G. aber auch in Konflikte mit dem DDR-Staat. Ersichtlich daran, dass er schon 1987 einen Ausreiseantrag in den Westen stellte und auch ausreisen durfte.

Wer nun erwarten sollte; es gäbe ein „Habbyend" zwischen Mutter und Sohn der sieht sich allerdings enttäuscht. Für G. bestand der Wert seiner leiblichen Mutter lediglich daran, so ein Druckmittel in der Hand zu haben, damit sein Ausreiseantrag nicht blockiert wurde. Schon nach kurzer Zeit merkten sowohl Y.  als auch G.; dass die dazwischen liegenden Jahre eines bewirkt hatten. Gegenseitige Fremdheit, die sich auch nicht mehr überwinden lässt. G. hat dann auch alsbald den Kontakt zu seiner leiblichen Mutter wieder einschlafen lassen. In diesem Film wird er abschließend auch mit der Aussage präsentiert, dass er dass was er über seine Mutter wissen wolle, auch aus dem Internet oder auch aus ihren Büchern entnehmen könne.

Geschrieben von Joschi am 21. Oktober 2004 01:26:05:

Als Antwort auf: Re: Gabriele Y. geschrieben von Drahbeck am 20. Oktober 2004 22:31:38:

Was hat das mit den ZJ zu tun?

Geschrieben von Drahbeck am 21. Oktober 2004 07:13:47:

Als Antwort auf: Re: Gabriele Y. geschrieben von Joschi am 21. Oktober 2004 01:26:05:

Von Frau Y. liegen als Herausgeberin, zwei einschlägige Bücher vor.
Einmal "Im Visier der Stasi. Jehovas Zeugen in der DDR" (nicht mehr lieferbar).
Und "Jehovas Zeugen. Opfer unter zwei deutschen Diktaturen" (Derzeit antiquarisch noch beschaffbar).

Ihr Engagement in Sachen Zeugen Jehovas wird sowohl hier, als auch auf der InfoLink-Webseite, durchweg kritisch bis sehr kritisch gewertet.
Zu weiterem siehe unter anderem:
Y....htm

Geschrieben von Drahbeck am 18. Oktober 2004 08:40:12:

Als Antwort auf: Re: Worum es beim Fall Wolf-Ekkehard Lönnig auch noch geht geschrieben von Drahbeck am 02. Mai 2003 15:10:25:

Die neueste Ausgabe der MIZ widmet sich als thematischen Schwerpunkt besonders dem Streitpunkt Evolutionstheorie.

In diesem Kontext meldet sich auch der Direktor des Ernst Häckel-Hauses in Jena, zusammen mit einem Koautor zu Wort. Breidbach fühlte sich seinerzeit schon, durch den Fritz Poppenberg in einem seiner Filme „geleimt".
Nunmehr nimmt Breidbach, etwas erweitert, noch mal dazu Stellung.

Zum Poppenberg-Film äußert Breidbach u. a.
 "Haeckel wird dabei insgesamt von seinen keineswegs unproblematischen Vereinnahmungen durch den Nationalsozialismus her begriffen, woraus sich im Film die einfache Gleichung „Darwinismus = Konzentrationslager" ableitet. Mit wissenschaftlicher kritischer Darstellung hat dies nichts mehr zu tun."

Und weiter:
"Insgesamt vermittelt der Film ein Zerrbild, das alles andere als die Position der modernen Biowissenschaften und der Wissenschaftsgeschichte vermittelt und hinterfragt."

Meine Meinung dazu. Wie  ausgeführt besteht im Falle Bredbach/Poppenberg auch eine Art persönlicher Betroffenheit. Zustimmen würde ich dahingehend, dass die Darstellung Haeckels in Form ihrer nazistischen Vereinnahmung - als vorgeblich "einzig wahre" Haeckel-Interpretation mehr als fragwürdig ist. In vorstehendem Aufsatz wird auf "weiterführende" Literatur verwiesen. Nun habe ich die angeführten Titel in der Tat nicht selbst gelesen; kann sie demzufolge auch nicht im Detail bewerten. Dennoch bleibt bei mir der persönliche Eindruck zurück, das Bredbach und Co, zumindest für jemand der dem ZJ-Milieu entstammt, den Kampf zwischen Evolutionisten und Kreationisten, mit diesem knappen Aufsatz keineswegs zugunsten der Evolutionisten entschieden hätten.

Damit kann ich leben, dass es Fragen gibt, wo ich sagen muss. Es kann so oder auch anders gewesen sein. Auf die vollmundige Gewissheit der Kreationisten kann ich auch aus dem Grunde verzichten, weil sie auch etliche anderer ihrer Thesen (z. B. im Falle ZJ ihre Endzeithesen) als Spekulationen ohne Realitätsbezug erwiesen haben.
Zu weiterem aus meiner Sicht. Siehe unter anderem auch die nachfolgenden Links

Deist

Endzeit

Geschrieben von Prometeus am 18. Oktober 2004 12:04:50:

Als Antwort auf: Re: Poppenbergs Zerrbild geschrieben von Drahbeck am 18. Oktober 2004 08:40:12:

Im deutschsprachigen Raum ist neben der schweizerischen "PRO-Genesis" die evangelikale Studiengemeinschaft "Wort & Wissen" die Hauptbrutstätte der Kreationisten. Lönnig ist dort eines der Aushängeschilde. "Wort & Wissen" vertreibt selbstredend auch die Poppenberg- Videos.

Über die Zusammenhänge:

www.waschke.de/twaschke/gedank/diskuss/id/sites.htm">ID, Lönning, Wort & Wissen

Geschrieben von Drahbeck am 18. Oktober 2004 12:30:53:

Als Antwort auf: Re: Poppenbergs Zerrbild geschrieben von Prometeus am 18. Oktober 2004 12:04:50:

Interessant in diesem Linkverzeichnis erscheint mir neben dem bereits als Zeuge Jehovas bekannten Wolf-Ekkehard Lönnig,
Siehe zu Lönning unter anderem auch:

Parsimony.4768

Geschrieben von D. am 18. Oktober 2004 08:42:57:

Als Antwort auf: Re: Poppenbergs Zerrbild geschrieben von Drahbeck am 18. Oktober 2004 08:40:12:

Ergänzend sei auch auf den einleitenden Artikel in dieser MIZ-Ausgabe hingewiesen, den Michael Schmidt-Salomon mit dem Liedtext beginnt, dass es Wunder immer wieder gäbe, um von dieser Zeile ausgehend einige Reflexionen anzuhängen

www.schmidt-salomon.de/editMIZ304.htm

Geschrieben von D. am 16. Oktober 2004 07:53:19:

Jehovas Zeugen Versammlung Tuttlingen, Stuttgarter Straße 13:
Samstag: 18.00 Biblischer Vortrag und Wachtturm-Bibelstudium;
Sonntag: 10.00 in italienischer Sprache Vortrag und Wachtturm- Bibelstudium; 18.00 Vortrag und Wachtturm-Bibelstudium;
Montag 19.30 und Dienstag 19.15 Bibelstudium, Freitag: 19.15 in italienischer Sprache; Mittwoch: 19.15 in italienisch biblischer Lehrkurs;
Donnerstag und Freitag: 19.15 biblischer Lehrkurs.

An dieser Pressenotiz fällt schon mal der hohe Anteil fremdsprachiger Versammlungen (in diesem Fall italienisch) auf. Sehe ich es richtig weist keine andere Religionsgemeinschaft, die in dergleichen Pressenotiz mit ihren Veranstaltungen auch nachgewiesen wird, fremdsprachige Versammlungen nach. Das ist inzwischen - zunehmend - ein Novum der Zeugen.

Dann noch dies. Tuttlingen wurde mal „berühmt" durch einen seinerzeitigen Neuzuzug. Der dorthin zog hieß Erich Frost. Sein „Gnadenbrot" wurde ihm offenbar, nachdem er 1964 auch seinen letzten offiziellen Posten als deutscher WT-Redakteur verlor, nicht in der Wiesbadener WTG-Zentrale bewilligt. Nein, Tuttlingen durfte es sein.

Geschrieben von Mumpitz am 16. Oktober 2004 16:06:53:

Als Antwort auf: Tuttlingen geschrieben von D. am 16. Oktober 2004 07:53:19:

Seine Schwäche bei der Gestapo hatte man dem Erich ja sicher nachsehen können. Nun aber soll ja seine Tochter recht unbotmäßig geraten sein und wies nicht die Eigenschaften vor, wie man sie von theokratisch erzogenen Zombies erwartete. Damit war er zum schlechten Vorbild geworden und wenn man im Management jemand abschießt, können solche Gründe reichen.

Geschrieben von Drahbeck am 16. Oktober 2004 16:35:18:

Als Antwort auf: der gute alte Erich geschrieben von Mumpitz am 16. Oktober 2004 16:06:53:

Die Angabe das Frost seine letzten Lebenstage in Tuttlingen verbrachte, war aus gelegentlichen diesbezüglichen Angaben in der CV zu entnehmen.
Vor Jahren hatte ich mal (damals noch in einem bei Web.de angesiedelten Forum, jetzt von Google mit übernommen) einen heftigen Disput mit einem ZJ (der inzwischen auch ruhiger geworden ist, bzw. kaum noch postet). Damals jedenfalls postete er zu all und jedem Thema. Unter anderem war auch das Frost-Thema mit dabei.
Seine Entschuldigung in diesem Zusammenhang war, er sei doch bloß zu seinen leiblichen Kindern gezogen.

Nun soll ja der Umstand, das betagte Leute manchmal im hohen Alter zu ihren Kindern ziehen, nicht ungewöhnlich sein. Indes erscheint mir diese Erklärung im Falle Frost doch wohl als etwas zu billig. Den ersten Mann dieser Organisation schiebt man ins Altersheim, ersatzweise an die leiblichen Kinder ab. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Mir ist in der Gegenwart jedenfalls nicht bekannt, dass der ebenfalls einen hohen WTG-Posten bekleidende Herr Willi Pohl, über den Insider sagen, seine Gesundheit ist altersbedingt nicht mehr die, welche sie einmal wahr; dass der in gleicher Weise abgeschoben wird.

Man vergleiche auch:

Offenburg

Geschrieben von Bauer am 16. Oktober 2004 16:33:52:

Als Antwort auf: der gute alte Erich geschrieben von Mumpitz am 16. Oktober 2004 16:06:53:

sososo oder hihihi?

Wegen der Tochter???

die geistig 'Seeligen' werden so etwas gerne glauben - ein Zeichen, dass hart durchgegriffen wird.... ???

... aber dann müssten viele das Bethel verlassen ....
also greift dieser Beweggrund nicht
http://www.gimpelfang.de/treuezeugen/index.php?page=frost.htm

Geschrieben von Drahbeck am 19. Oktober 2004 14:43:41:

Als Antwort auf: Zeugen Jehovas geschrieben von Joschi am 19. Oktober 2004 13:42:13:

Sorry,
So kann man das meines Erachtens nicht sehen. Die persönliche Betroffenheit ist klar, darüber diskutiere ich auch nicht.
Nur es ist doch wohl auch so: Menschliche Katastrophen gibt es auch andernorts im privatmenschlichen Bereich. Beispielsweise werden wohl die allerwenigsten zum Zeitpunkt einer Eheschließung daran denken, „dass der Himmel aus Rosen - sich auch in ein Dornenbett" verwandeln kann (nicht muß, aber kann).

Privatmenschliche Probleme können für keinen Gesetzgeber (einer Demokratie) ein Verbotsgrund sein; zumal Religionsfreiheit verfassungsrechtlich verbrieft ist. Zumal sind die Zeugen Jehovas in Deutschland schon zweimal (aus politischen Gründen) einem Verbot unterworfen gewesen. Schon aus diesem Grunde ergibt sich eine erhöhte Sorgfaltspflicht, wenn das Wort Verbot auch nur in den Mund genommen wird.

Auch in anderen Religionsgemeinschaften, tritt der Fall des Scheiterns einer Ehe ein. Beispiel: Man lese einmal das Buch von Winnifried Lange „Ich war ein Gotteskind. Vierzig Jahre in der Neuapostolischen Kirche und dann ausgestiegen" IKS Garamond Verlag, Jena 2004 (ISBN 3934601855) dann bekommt man für diese These auch einen Beleg.

Das „abschotten" von Religionsgemeinschaften gegenüber der übrigen Welt, gehört zum Prinzip. Deren Doktrinen besagen in der Regel (abgesehen von den verweltlichten Großkirchen) nur untereinander zu heiraten. Wird diese Regel (aus welchen Gründen auch immer) durchbrochen, sind die Probleme vorprogrammiert, was auch der Fall @Joschi belegt.

Es gibt in einer Demokratie für vielerlei menschliche Probleme Interessengemeinschaften (bzw. lassen sich solche gründen). Egal ob da alleinerziehende Väter ihre Rechte durchsetzen wollen (deren Karten dazu nicht unbedingt die besten sind) oder anderes mehr. So wäre sicherlich auch für die aktuelle Problematik eine Interessengemeinschaft denkbar. Allerdings, nicht alles was denkbar ist, wird auch tatsächliche Realität. Da müssten sich als Minimum schon mal mehrere von ähnlicher Problematik Betroffene zusammenfinden. Und auch dies sei noch gesagt. Nicht jeder, der eine Problematiik, die ihn einmal äußerst schwer zu schaffen machte, irgendwann einmal überwunden hat, ist, nachdem er dann dieses Stadium erreicht hat, noch bereit sich weiterhin damit zu befassen.

Ich sehe im vorliegenden Fall eigentlich nur zwei Möglichkeiten.
Entweder ernst machen, mit der Erkenntnis, keinem (keine) Zeugin Jehovas auch nur „auf zehn Meter Entfernung" an sich herankommen zu lassen.
Oder falls man meint, das nicht bewerkstelligen zu können, dann den mühseligen, äußerst mühseligen Weg auf sich zu nehmen, den Partner in spee aus diesem Milieu herauszulösen versuchen.

Und was die im Posting mit aufgeführten Vorwürfe gegen die Politiker anbelangt.
Siehe nur den „Eiertanz" in Sache KdöR-Ansprüche. Dann sieht man inwieweit „Chancen" in diesem Lande bestehen, etwas gegen die Interessen der Religion durchzusetzen. Solange in diesem Lande „C"-Parteien nennenswerte Wahlerfolge verbuchen können, wird sich auch grundsatzlich nichts daran ändern. Solange ein Herr Bush im Weißen Haus sitzt, oder auch ein Katholik namens Kerry, wird weiterhin der Umstand bestehen, das der Philosophieersatz Religion staatlich protegiert ist und wird, mit allen sich daraus ergebenden Weiterungen.

KdoeRZusammengefasst

Geschrieben von D. am 19. Oktober 2004 18:03:25:

Als Antwort auf: Eine Meinungsäußerung geschrieben von D. am 22. Juli 2003 13:31:51:

Und dann schellten auch noch die "Zeugen Jehovas". Zwei Damen mittleren Alters, schwarz gekleidet, die mir voller Insbrunst die Bibel unter die Nase hielten, vorlasen und mich beschworen dass "Gott BALD das BÖSE zerstören wird!"
Und damit müsse ich mich doch auseinander setzen wollen! Damit ich weiß wie GOTT die Zukunft für mein Kind gestaltet. Und warum GOTT uns diese PRÜFUNGEN auferlegt...

Da frag ich mich doch zum x-ten Male warum es immer noch keine SPAM-Filter für die Wohnungstür gibt....

myblog.de/kruemmel

Geschrieben von Drahbeck am 05. November 2004 06:43:27:

Als Antwort auf: Re: Beslan geschrieben von Drahbeck am 25. Oktober 2004 11:25:31:

Heuchlerisch schreibt RusslandOnline:
In seiner Überschrift:
„Kinder von Beslan werden vor Sektanten geschützt"
Das trifft wohl nicht ganz den Kern. Geschützt wird vor allem die Orthodoxe Kirche, welche es wieder einmal verstand, die traurigen Geschehnisse für ihre Interessen zu instrumentalisieren. Da gibt es in der Tat eine lange Traditionslinie. Angefangen in Griechenland nach 1945, über Georgien, Moskau und nun eben auch Nordossetien. Nachstehend der Text von Russlandonline:
Nordossetien ist zur ersten russischen Region geworden, in der die Aktivitäten von Missionaren nichttraditioneller Religionen unter eine strenge staatliche Kontrolle genommen wird. Wie Stanislaw Kessajew, stellvertretender Parlamentschef Nordossetiens, am Donnerstag gegenüber der „Wremja nowostej" mitteilte, „muss ein jeder Missionar, der seine Aktivitäten auf dem Territorium unserer Republik betreiben will, von jetzt an alle notwendigen Dokumente und Genehmigungen bei sich haben, die seine Vollmachten und Kompetenzen bestätigen würden". Außerdem seien „die Orte gesetzlich bestimmt, wo die genehmigten Missionarsaktivitäten zugelassen sind".

Alina Lewizkaja, Bildungsministerin Nordossetiens, begründete die Notwendigkeit eines solchen Dokumentes damit, dass die Aktivitäten verschiedener totalitärer Sekten nach der Geiselnahme in Beslan zugenommen hätten. Buchstäblich wenige Tage nach den tragischen Ereignissen erhielten die Rechtsschutzorgane Beschwerden von Psychologen sowie von Mitarbeitern des Gesundheits- und des Bildungsministerums der Republik sowie von Einwohnern Beslans über Aktivitäten von Sektanten, in erster Linie von Scientologen.

„Die Missionare nutzten den äußerst schweren Zustand der Menschen aus und betrieben eine Anwerbung in ihre Reihen, was sie als eine psychologische Hilfeleistung zu tarnen versuchten", so Lewizkaja. „Dies ist absolut unzulässig, was dadurch den Betroffenen, insbesondere Kindern, ein psychologischer Schaden zugefügt wird. Wir haben alle nur möglichen Maßnahmen getroffen, um die Verwandten und Angehörigen der Toten vor solchen Kontakten zu schützen. In erster Linie forderten wir die Scientologen auf, Beslan zu verlassen."

Der Pressedienst des Innenministeriums Nordossetiens teilte mit, dass es für die Rechtsschutzorgane nach der Annahme des neuen Gesetzes leichter sein wird, die Aktivitäten auch anderer religiöser Sekten zu neutralisieren, die ebenfalls auf dem Territorium der Republik operieren. Es handle sich unter anderem um Jehovas Zeugen und Krishnaiten.

Geschrieben von Drahbeck am 23. Oktober 2004 10:51:26:

Als Antwort auf: Re: Das Buch der Widersprüche: Die Bibel geschrieben von Die Antwort am 23. Oktober 2004 09:57:05:

„Es wird doch noch erlaubt sein, Fragen - auch unbequeme - zu stellen?"

Sicherlich kann man Fragen stellen. Das ist unbestritten. Genannte Antwort bezog sich auch nicht sosehr auf den konkreten Fragesteller, sondern auf jemand anders, der auch namentlich genannt wurde.

Eine Auseinandersetzung mit „Deutschglauben"; „Deutschkirche" im Kontext Bibelforscher/Zeugen Jehovas, stellt auch der Fall Andersen dar.
Charakteristikum diese Kreise zur Zeit der Weimarer Republik war ihre entschiedene Ablehnung des Alten Testaments. Das sich dabei offenbarende Vakuum wurde besonders durch Nationalismus als „Ersatz" ausgefüllt. Ihren Siegeszug erlebten diese Bestrebungen auch im Jahre 1933. Mit aktiver Unterstützung der gleichfalls das Nationale betonenden Nazis etablierten sie sich als „Deutsche Christen".

Im November 1933 veranstalteten die „Deutschen Christen" im Berliner Sportpalast eine „gewaltige Kundgebung". Ihr Hauptredner, ein Dr. Krause, brachte die schon vorher eindeutigen Tendenzen auf den Punkt. „Abschaffung des Alten Testaments" war nun die in ihren Augen gesehen, „Forderung der Stunde".

Der Schuss ging letztendlich „nach hinten los". Auch die Kirchen gehörten zu den Akklamatioren des Naziregimes. Im ersten Halbjahr 33 hatte ihnen Hitler nach Kräften „Honig ums Maul geschmiert", um seine Herrschaftsbasis weiter zu festigen. Diesen vermeintlichen „Honig" nahm man fürs erste als „bare Münze". Als die katholische Kirche dann gar noch mit dem Hitlerregime ein Konkordat abschließen konnte, sah man sich in der Auffassung bestätigt: Es gäbe nun eine gewaltige Neu-Christianisierung Deutschlands.

Nazi-Chefideologe Alfred Rosenberg, der davor schon ganz andere Töne angeschlagen hatte, unter anderem mit der Forderung (in seinem 1931er Mythus des XX. Jahrhundert nachlesbar), dass negative Christentum hätte zu verschwinden, es müsse sich umwerten lassen und ähnliches mehr, musste in diesen Monaten der Hochkonjunktur der Deutschen Christen, zeitweise in die ideologische Versenkung verschwinden, was ihm sicherlich nicht leicht fiel.
Das Pendel schlug aber schon nach ganz kurzer Zeit in die andere Richtung aus.

Nichts da, mit der heißersehnten „Neu-Christianisierung" Deutschlands. Das „Geschäft" machten die Nazis lieber allein, um nicht wie es Hitler später einmal in seinen „Tischgesprächen" formulierte, für eine unbedeutende Hilfeleistung, Zinsen über Zinsen zahlen müssen. Die genannte Sportpalastkundgebung war dann das Fanal.

Ihre Hauptforderung, eben auch Abschaffung des AT. Und zugleich war sie ein „Augenöffner" für immer breiter werdende kirchliche Kreise. Der sich bildende Pfarrernotbund, auch eine seiner Konsequenzen, wäre ohne diese Fanalveranstaltung wohl so nicht denkbar gewesen.

Sah es im Juni 33 noch so aus, als habe Hitler mit seiner Taktik die Kirchen in Deutschland bereits mit „eingesackt", so drehte sich nun der Spieß. Die Deutschen Christen, aller staatlichen Protektion zum trotz, standen zunehmend auf der Verliererseite; was andererseits das Naziregime aber nicht so hinnehmen wollte. In der ausländischen Presse machte der deutsche Kirchenkampf allerdickste Schlagzeilen; sehr zum Missfallen der Nazis, die dieses Problem einfach nicht in den Griff bekommen konnten.

Der renommierte Theologe Karl Barth schaltete sich in diesen Streit aktiv mit ein. In seiner „dialektischen Theologie" war allerdings kein Platz für die Forderung, das alte Testament auszusortieren.

Das sind so einige Skizzen, was es bei diesem Thema alles noch so mit zu bedenken gilt.
Leute ohne kirchengeschichtliche Bildung ausreichender Art, die ihr Manko glauben durch allerlei Verschwörungstheoretisches ersetzen zu können, muss widersprochen werden. Und genau dieses wird in diesem Forum weiterhin der Fall sein.

19282Andersen

Geschrieben von Drahbeck am 23. Oktober 2004 18:03:01:

Als Antwort auf: Duden und Bibel- Pisa u Rechtschreibreform geschrieben von S am 23. Oktober 2004 17:06:47:

Nazichefideologe Alfred Rosenberg, schon früh von Hitler mit der wichtigen Position des Chefredakteurs des „Völkischen Beobachters" betraut, besuchte im Jahre 1922 eine Bibelforscher-Veranstaltung mit J. F. Rutherford als Redner, im München. Im Anschluss daran publizierte er einen scharfen Kommentar im „Völkischen Beobachter" dazu. Zwar war er 1922 noch nicht dessen Chefredakteur; gleichwohl war er schon damals dort der „kommende Mann" für diese Aufgabe.

In seinem Kommentar zu dieser Rutherford-Veranstaltung schrieb er unter anderem:
Der Richter begann seine Salbadereien mit Jehovas Verheißung an 'Abrahams Samen' … Bis hierher hielt ich den Unsinn aus, dann wurde mir übel. Am Eingang vom Zirkus besorgte ich mir den gedruckten Vortrag. Darin tritt nun die jüdische Mache geradezu faustdick hervor. Nicht dann tritt das Messiasreich ein, wenn allen Nationen das Christentum gepredigt worden ist, wie die Pfarrer meinen, sondern nur, wenn aus den Völkern ein Volk auserkoren sein wird. Welches Volk das ist, darüber wird kein Zweifel gelassen: 'Glückselig ein Volk, dessen Gott Jehova ist'.

Mit Disraeli-Beaconsfield kam die Gnade Gottes zu den Juden zurück, d. h. mit dem Berliner Kongress 1878, welches Jahr die heiligen Propheten ebenso geweissagt hätten, wie das Jahr 1918, in dem durch das 'Zunehmen der Gnade Gottes' die Juden einen 'besonderen Höhepunkt' erreichen würden! Gott erwecke aus 'seinem Volk' immer zur rechten Zeit die Männer! Dann folgt eine Verherrlichung des Zionismus, die ganze Balfour-Deklaration wird abgedruckt und als Ziel des Zionismus ausdrücklich festgestellt: 'Die Beschaffung solcher Regierungsgesetze, wie sie zur Erlangung der Ziele des Zionismus notwendig sind'. Die Regelung der Weltpolitik nach dem Willen des Samens Abrahams wird also ganz frech verkündet! Die Erklärung Dr. Ruppins 1920 über die Gründung einer Häuserbaugesellschaft in Palästina wird als Erfüllung von Jesaja 65 (21-23) gedeutet, da der 'Same der Gesegneten Jehovas' Häuser bauen würde …
In dieser Weise geht es weiter, und so ein frecher Schwindel halbverrückter Amerikaner, eingespannt für Weiterverbreitung der jüdischen Zersetzungsarbeit und des jüdischen Wahnsinns wird anstandslos auf das Volk losgelassen. …
Narren, Schwätzer und Halunken haben heute das Wort: Die Pestillenz kommt, sagt der Vortragende. Sie ist schon da; in seiner Person.
Wann wird das deutsche Volk ihn und seinesgleichen hinausfegen aus den deutschen Landen und sich rein baden in völkischer Erneuerung?"

Hat Rosenberg die Bibelforscher richtig verstanden? Da bleiben bei der Beantwortung dieser Frage doch wohl einige unaufgelöste Fragezeichen zurück. Er nahm Anstoß an der Zionismuspropaganda. „Gut", die wurde nach 1931 dann auch noch gekippt. 1922 war man da noch nicht soweit. Aber das Begebenheiten auch aus dem Alten Testament, verklärt als „Vorbild - Gegenbild" Verwendung fanden, ist nicht nur bei den Zeugen Jehovas so üblich, sondern auch in anderen Religionsgemeinschaften. Wer es intellektuell nicht „verkraftet", dass nun hinzunehmen, der kann einem eigentlich leid tun. Würde man das Alte Testament „aussortieren" müsste man auch die Story von Adam und Eva und vieles mehr, beiseite legen. Eine solche Selbstamputation verkraftet wohl keine Kirche (Religionsgemeinschaft). Deshalb auch ihre klare Entscheidung. Aussortierung des Alten Testaments stehe nicht zur Disposition

Gerade die Rutherford'schen Zeugen Jehovas lebten förmlich vom Alten Testament. Alle anderen Gruppierungen, die nicht mit ihnen konform gehen, wurden da in allerlei „biblische Vorbilder" einsortiert. Egal ob man da von Edomitern, Moabitern, oder auch etwas positiver besetzt Jonadaben redete. Das ist nun mal Religion. Die braucht diese Märchenelemente um sich „darzustellen". Wer schon allein deswegen an ihr Anstoß nimmt, der beweist nur eines. Das er unfähig ist, das Wesen von Religion zu verstehen.

Auch Thomas Müntzer im großen deutschen Bauernkrieg bediente sich solcher Metaphern, zur Klassifizierung der gegnerischen Kräfte. Und etliche andere noch mehr. Diese biblische Allegorie-Verwendung ist an sich noch „neutral". Entscheidend ist das tatsächliche Verhalten.

„Wer wird denn gleich in die Luft gehen - rauche doch lieber erst mal eine HB" sagte vor etlichen Jahren ein geflügelter Werbespruch. Den hätte man schon dem Rosenberg damals ins Stammbuch schreiben können, hätte es damals schon diesen Spruch gegeben. Rosenberg ist offenbar nie über eine einfach gestrickte Denkungsart hinausgekommen. Wohl nicht „nur" Rosenberg!

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