Re: 22. 4. 1954 (Vor fünfzig Jahren)


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 22. April 2004 06:54:55:

Als Antwort auf: Re: 15. 4. 1954 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. April 2004 07:36:23:

Kein anderer der größeren westlichen Industriestaaten, hat solch massiven Antikommunismus betrieben wie die USA. Wenn man mal in einem "Erwachet!"-Artikel lesen konnte, man laufe in den USA Gefahr als "Roter" verdächtigt zu werden, selbst wenn man nur rote Limonade verkauft hat; dann ist das fast wörtlich zu nehmen.

Auch die WTG ist in den Sog dieser Verdächtigungen hineingeraten. Auch sie hatte ihre Mühe und Not darzulegen, dass es sich dabei um unbegründete Verdächtigungen handelte. Immerhin hatte dies zur Folge, dass in den WTG-Führungsetagen eine bewusste Politik geführt wurde, allen solchen Anschuldigungen möglichst den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sehr zur Freude der USA-Falken. Sehr zum Jammer der Kommunisten auf dem europäischen Kontinent.
Wenn man der Verbotssituation der Zeugen Jehovas in den europäischen kommunistischen Staaten nachgeht, dann kann man diesen Background keineswegs unberücksichtigt lassen.

Die "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 4. 1954 bringt in ihrer Rubrik "Wir beobachten die Welt" auch zwei Meldungen, die das zeitgenössische innenpolitische Klima in den USA schlaglichtartig beleuchten. In einer dieser Meldungen liest man:

"'Das erschreckende Versagen Eisenhowers'.
Unter diesem Titel veröffentlichte der Londoner 'Daily Mirror' ... einen Artikel seines Washingtoner Korrespondenten, dem wir folgende Ausführungen entnehmen:
'Amerika ist unglücklich und verwirrt über das erschreckende Versagen des selbsterklärten Kreuzfahrers, den es zum Präsidenten gewählt hat. In seiner Wahlkampagne versprach Dwight Eisenhower, dass er und die anderen Republikaner die Nation unentwegt in eine Ära des Glücks, der Ehrlichkeit, des Anstands und der Sicherheit führen würden. Aber heute führt Dwight Eisenhower nicht, er wird geführt ... Die traurigste Szene in der Aufführung Eisenhowers ist die Tatsache, dass er es furchtsam unterlassen hat; wie ein Soldat Senator McCarthy entgegenzutreten. In seinen Reden verherrlicht Eisenhower die Gedanken- und Redefreiheit, die Menschenwürde, Ehrenhaftigkeit und den Anstand; aber während Senator McCarthy auf alle diese Dinge spuckt, tritt Eisenhower der Herausforderung nicht mit Feuer, sondern mit wirkungslosen Plattheiten entgegen. Unter dem Bombardement McCarthys verliert die große amerikanische Armee ihre Moral. Beamte des Staatsdepartments und andere Regierungsstellen sind erschrocken; Gedanken- und Redefreiheit verschwinden aus manchen Universitäten und Schulen aus Furcht vor der Inquisition.'"

Die zweite Meldung besagt:
"Nach einer Reuter-Meldung ersuchte Senator Fulbright den amerikanischen Senat um die Erlaubnis, ihm einen Abschnitt aus Lenins Werken vorzulesen, der, wie er sagte, 'die Tätigkeit von Herrn McCarthy besser zu erklären vermöge.'
Der Senat billigte die Anregung des Senators diesen Auszug ins Kongreßprotokoll aufzunehmen. Er lautet wie folgt:
'Wenn die amerikanische Bourgeoisie den Kopf verliert, Tausende des Bolschewismus verdächtigte Leute verhaftet und durch Verbreitung alarmierender Nachrichten über bolschewistische Komplotte eine Panikstimmung verursacht ... dann sollten wir uns verneigen und den Herren Kapitalisten dankbar sein. Sie arbeiten für uns.'"

ZurIndexseite