Der vorangegangene Jahrgang   1954

Vor (mehr) als 50 Jahren

Was 1955 Wahrheit war

Ein Jahrhundertprozess

Im "Wachtturm" vom 1. August 1955 las man:

"In der schottischen Presse und in den Tageszeitungen Englands fand der Fall große Publizität. Der Fall selbst war ungewöhnlich genug, und daß dazu drei Beamte der Gesellschaft vom Hauptbüro nach Edinburg geflogen waren, um ... als Zeugen beizustehen, gefiel der Öffentlichkeit und lockte Reporter von fern und nah herbei. Die größeren Zeitungen widmeten dem Fall mehr als 25 m Spaltenlänge.


7 Tage soll dieses Prozessspektakel Ende 1954, Anfang 1955, gedauert haben. Und die offiziellen Gerichtsprotokolle sollen einen Umfang von 762 Manuskriptseiten umfassen. Das Urteil fiel nicht zu gunsten der WTG aus. Sie legte Berufung ein. Auch die wurde verworfen:

"Dann wurde der Fall vor das Oberhaus gebracht, die letzte Instanz. Am 21. Juli 1955 wies Lord Goddard, der Lordoberrichter von England, die Berufung zurück. Jehovas Zeugen wurden daher als eine Religionsgemeinschaft betrachtet, die keine regulären Prediger hat.

Der einleitend zitierte Satz macht deutlich: In gewisser, weitläufiger Beziehung kann man diesen "Jahrhundertprozess" durchaus mit den deutschen Körperschafts-Prozessen der Zeugen Jehovas vergleichen.

Worum ging es der WTG beim Fall Douglas Walsh, dass sie selbst hochkaratiges WTG-Personal wie den damaligen WTG-Viziepräsidenten F. W. Franz, den WTG-Rechtsberater Hayden C. Covington und den WTG Sekretär-Kassierer Grant Suiter, eigens aus den USA zur Verhandlung nach Schottland beorderte?

Vordergründig wollte sie vor allem eines erreichen: Der britische Staat möge doch im Hinblick auf Geistlichen gewährten Privilegien, doch zumindest ihren "Pionieren", die zugleich die Rolle eines Versammlungsleiters der Zeugen Jehovas wahrnehmen, ähnliches zubilligen.

Nicht nur der deutsche, auch der britische Staat tat sich jedoch bei diesem Ansinnen schwer. Und da erschien den WTG-Gewaltigen der gerade anstehende Gerichtsfall Douglas Walsh geeignet, um ihn zum Präzedenzfall hochzustilisieren. Deshalb (in diesem Fall) auch ihr hochkarätiges Aufgebot.

Sind Fälle aus Deutschland bekannt, wo Zeugen Jehovas im Zusammenhang mit den sich durch ihre seinerzeitige Ersatzdienstverweigerung ergebenden Gerichtsfällen (einer von ihnen, Albert Grandath, ging gar bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte). Sind Fälle bekannt, dass da ihnen der finanzielle Atem ausging (juristische Kämpfe auszutragen ist bekanntlich in diesem Lande nicht "billig"). So scherte das die WTG relativ wenig. Die Kosten hatten die indoktrinierten Opfer ohnehin zu tragen, da es ja in WTG-Lesart ihre "eigene" (WTG indoktrinierte) Gewissensentscheidung war.

Nun aber Schottland. Da war es der WTG sogar wert, ihre führenden Spitzenfunktionäre eigens über den großen Teich zu schicken. Das deren Kosten der Douglas Walsh auch tragen musste, ist (zumindest in diesem Ausnahmefall) nicht bekannt.

Bedauerlicherweise musste die WTG in diesem Gerichtsspektakel aber registrieren. Ihr eigentliches Ziel hat sie nicht erreicht.

Das äußert sich dann auch in solchen Sätzen im WT-Bericht, wie der:

"Die zweite der zwei Hauptfragen: Ist der Beschwerdeführer ein 'regulärer Geistlicher' kraft seiner Ernennung als Pionier? als Versammlungsdiener? Der Richter entschied in dieser Frage gegen Walsh."

Missmutig muss die WTG zu diesem Aspekt des Spektakels registrieren:

"Der Richter jedoch vertrat die Auffassung, daß die Ordination an sich jemanden nicht zu einem 'regulären Geistlichen' mache, da alle Zeugen Jehovas ordinierte Prediger seien, und daß es beim Gericht liege, die Sache, soweit es das Nationale Militärgesetz des Landes betreffe, zu entscheiden.

Über den Ausdruck 'Prediger' oder 'Geistlicher' sagte der Richter: 'Um ein Geistlicher zu sein, muß der Betreffende erstens mit dem Amt eines Religionsgeistlichen bekleidet worden sein, und muß zweitens die religiösen Verordnungen seiner Gemeinschaft praktiziert haben oder wenigstens dazu berechtigt sein (denn so lese ich diese Worte). Ferner bin ich der Ansicht, daß diese zwei wichtigsten Voraussetzungen notwendigerweise einschließen, daß ein Geistlicher in geistigen Dingen gewissermaßen abgesondert ist von den gewöhnlichen Gliedern seiner Gemeinschaft.'

Der Richter wandte dann seine Definition auf Walhs Ernennung zum Versammlungsdiener an. Er protestierte gegen die Form der Ernennung: einen mit dem Stempel der Gesellschaft unterzeichneten Brief, und auch gegen die Tatsache, daß derselbe Brief dazu benutzt werde, andere Diener zu geringeren Ämtern in der Versammlung zu ernennen. Er folgerte, daß 'der Nachdruck entschieden mehr auf Administration als geistiger Führerschaft beruhe'.

Der Richter fand auch Mängel an der erforderlichen höheren Schulung eines Versammlungsdieners. Über die theokratische Dienstamtschule, in der ein Versammlungsdiener mindestens ein Jahr lang vor seiner Ernennung Schulung empfangen haben muß, sagte der Richter:

Es 'klingt nach Schulung, besonders im Verein mit den Anweisungen und dem vorgeschriebenen Studienplan'. Darauf sagte der Richter ... daß das 'dort Gelehrte von Kindern ... im zartem Alter verstanden werden könne.'"

So gesehen, wird man das Ergebnis dieser Gerichtsverhandlung, wohl eher als "Bauchklatscher" für die WTG deuten können. Und dies trotz des Umstandes, dass die WTG im Vorfeld, einige Hoffnungen, gerade in dieses Verfahren gesetzt hatte. Die Hoffnungen der WTG offenbaren sich auch in den folgenden Details aus vorgenannter WT-Berichterstattung:

"H. C. Covington ... der allgemeine Rechtsberater der Watch Tower Society, war schon für die Vorverhandlung in beaufsichtigender Eigenschaft zugegen gewesen. Nun wurde bestimmt daß er und zwei weitere langjährige Beamte von New York herüberfliegen sollten, um anläßlich des Prozesses Beweise vorzubringen. ...

Der Fall war so vorbereitet worden, daß F. W. Franz, der Vizepräsident der Gesellschaft, als erster den Zeugenstand einnehmen mußte. ...Covington sprach über die Organisation der Zeugen Jehovas, ihre Zeremonien und Bräuche. Er erklärte den Aufbau der Organisation ... Er zeigte, daß es eine bestimmte, festumrissene Organisation ist …Grant Suiter, der Sekretär und Kassierer der Gesellschaft, behandelte ebenfalls die Funktionen der Pioniere und Versammlungsdiener und dann die Finanzierung der Organisation. Er hatte die Bilanzen der Gesellschaft bei sich und besprach sie vor Gericht. Die Zahlen zeigten, daß die Beiträge, die durch die Abgabe von Schriften hereinkommen, nicht Einzelpersonen oder die Gesellschaft bereichern, sondern sogar ungenügend sind um das weltweite Missionarswerk in seinem gegenwärtigen Ausmaß durchzuführen, und daß freiwillige Beiträge der Zeugen Jehovas die Differenz ausgleichen."

Weiter nahmen laut Bericht, auch noch hochrangige Vertreter des britischen Zweiges der WTG zusätzlich, mit an diesem Spektakel teil. Über das Ergebnis wurde schon berichtet.

Namentlich im englischsprachigen Raum, liegen über diesen für WTG-Verhältnisse, wohl als "Jahrhundertprozess" zu bezeichnende Spektakel auch einige, weiter ins Detail gehende Veröffentlichungen vor. Ein Teil von ihnen - zumeist in der Form einer indirekten Zitierung - ist über den Umweg, der Übersetzung aus dem englischsprachigen Raum, auch in einigen deutschen Publikationen zugänglich. Mit am ausführlichsten, zitiert vielleicht Raymond Franz (auch) in seinem zweiten Buch ("Auf der Suche nach christlicher Freiheit") daraus.

Als Details, die (auch) via der Franz'schen Rezeption mitgeteilt werden seien genannt.
Der Wortwechsel zwischen Franz und dem Ankläger:
Ankläger- Haben Sie sich mit dem Hebräischen vertraut gemacht?
Franz-
Ja

Ankläger --
So dass Sie über einen beträchtlichen sprachlichen Apparat verfügen?
Franz--
Ja, zum Gebrauch für meine Arbeit mit der Bibel.

Prosecutor--
Ich glaube, Sie sind in der Lage, die Bibel in Hebräisch, Griechisch, Spanisch, Portugiesisch, Deutsch und Französisch zu lesen und ihr zu folgen.
Franz--
Ja

Prosecutor--
Können Sie selbst dies hier ins Hebräische übersetzen?
Franz--
Was?

Prosecutor--
Diesen vierten Vers im zweiten Kapitel von 1. Mose?
Franz--
Nein.

(Fred Franz im Kreuzverhör. Beweise des Anklägers im Fall Douglas Walsh gegen The Right Honorable James Latham, Clyde, Scottish Court of Sessions, Mittwoch, 24. November 1954, Seite 7, Abschnitte A-B. und Seite 102, Abschnitt F.)

Hayden C. Covington "verewigte" sich mit dem nachfolgenden Statement:


Ankläger --
Es wurde falsche Prophetie verbreitet?
Antwort-- Ich stimme zu.

Ankläger --
Sie musste von den Zeugen Jehovas akzeptiert werden?
Antwort --
Das ist korrekt.

Ankläger --
Wenn ein Glied der Zeugen Jehovas zu dem eigenen Schluss kam, die Prophetie sei falsch, und das auch sagte, wurde er dann üblicherweise ausgeschlossen?
Antwort -- Ja ... Unsere Absicht ist es, Einheit zu haben.

Ankläger --
Einheit um jeden Preis?
Antwort --
Einheit um jeden Preis ...

Ankläger --
Und Einheit aufgrund zwangsweisen Annehmens falscher Prophetie?
Antwort --
Das räume ich ein.

Ankläger --
Und derjenige, der seine Ansicht äußerte, dass sie ... falsch sei, und der dann ausgeschlossen wurde, würde gegen den Bund verstoßen, wenn er getauft war?
Antwort -- Das ist richtig.

Ankläger --
Und wäre, wie Sie gestern ausdrücklich sagten, des Todes würdig?
Antwort -- Ich antworte unbedingt mit ja. Ohne Zögern.

Ankläger --
Bezeichnen Sie das als Religion?
Antwort --
Das ist es sicher.

Ankläger --
Nennen Sie das Christentum?
Antwort -- Ganz bestimmt.

(Beweise des Anklägers im Fall Douglas Walsh gegen The Right Honorable
James Latham Clyde, Scottish Court of Sessions, November 1954, Seiten
347-348)

Raymond Franz zitiert weiter aus der Zeugenaussage seines Onkels (des WTG-Vizepräsidenten F. W. Franz) wobei er die Kürzel
F: für Frage; und
A: für Antwort verwendet:

F.: Arbeiten Sie zusätzlich zu diesen regulären Veröffentlichungen von Zeit zu Zeit eine Anzahl theologischer Broschüren und Bücher aus und geben sie heraus?
A.: Ja.

F.:
Können Sie mir folgendes sagen: Werden diese theologischen Veröffentlichungen und die Halbmonatsschriften benutzt, um Lehraussagen zu besprechen?
A.: Ja.

F.:
Sieht man diese Lehraussagen innerhalb der Gesellschaft als maßgebend an?
A.: Ja.

F.:
Steht es frei, sie zu akzeptieren, oder sind sie verpflichtend für alle, die Mitglieder der Gesellschaft sind und bleiben wollen?
A.:
Sie sind verpflichtend.

F.:
So, daß es praktisch als Ergebnis eine neue menschliche Gesellschaft geben wird?
A.: Ja. Es wird eine Neue-Welt-Gesellschaft unter neuen Himmeln geben, denn die früheren Himmel und die frühere Erde werden in der Schlacht von Harmagedon vergangen sein.

F.:
Nun zur Bevölkerung dieser neuen Erde: Wird sie nur aus Zeugen Jehovas
bestehen?

A.:
Am Anfang wird sie nur aus Zeugen Jehovas bestehen. Die Glieder des Überrests erwarten, diese Schlacht von Harmagedon genauso zu überleben wie eine große Schar dieser anderen Schafe. Der Verbleib des Überrests auf der Erde nach der Schlacht von Harmagedon wird aber nur zeitweilig sein, da er seinen irdischen Lauf treu bis zum Tod vollenden muß, aber die anderen Schafe dürfen, wenn sie ständig Gottes Willen gehorchen, für immer auf der Erde leben.

F.:
Und werden diese disziplinarischen Maßnahmen tatsächlich vollzogen, wenn sich die Situation ergibt?
A.: Ja.

F.:
Nun, ich will Sie nicht noch mehr über diese Seite der Angelegenheit fragen, aber gibt es Verstöße, die als so schwerwiegend angesehen werden, daß sie einen Ausschluß ohne Hoffnung auf Wiederaufnahme rechtfertigen?
A.: Ja. Tatsache ist, daß der Ausschluß als solcher für den Ausgeschlossenen zur Vernichtung führen kann, wenn dieser niemals bereut und seinen Lauf ändert und wenn er außerhalb der Organisation bleibt. Für ihn gäbe es keine Hoffnung auf Leben in der neuen Welt. Es gibt jedoch eine zum Ausschluß führende Handlungskette, aus der derjenige mit Sicherheit nie zurückkönnte, und das ist die sogenannte Sünde gegen den Heiligen Geist.

F.:
Stimmt es nicht, daß Pastor Russell den Zeitpunkt 1874 festsetzte?
A.: Nein.

F.:
Es stimmt doch aber, daß er die Festsetzung des Zeitpunktes vor 1914 vornahm?
A.: Ja.

F.:
Welchen Zeitpunkt setzte er an?
A.: Das Ende der Zeit der Heiden setzte er mit 1914 an.

F.:
Hat er nicht 1874 als irgendein anderes entscheidendes Datum angesetzt?
A.:1874 verstand man allgemein als den Zeitpunkt des Zweiten Kommens Jesu im Geiste.

F.:
Sagen Sie: Verstand man allgemein?
A.: Das ist richtig.

F.:
Und wurde das als Tatsache herausgebracht, die von allen, die Zeugen Jehovas waren, akzeptiert werden mußte?
A.: Ja.

F.:
Jetzt wird das nicht mehr angenommen, nicht wahr?
A.:
Nein.

F.:
Als Pastor Russell zu diesem Schluß kam, da gründete er die Ansicht doch auf eine
Auslegung des Buches Daniel, nicht wahr?
A.: Zum Teil.

F.:
Und insbesondere auf Daniel, Kapitel 7, Vers 7 und Daniel, Kapitel 12, Vers 12?
A.: Daniel 7:7 und 12:12. Was sagten Sie, gründete er auf diese Schriftstellen?

F.:
Seinen Zeitpunkt 1874 als entscheidenden Zeitpunkt und das Datum des Zweiten Kommens Christi?
A.: Nein.

F.:
Als was, sagten Sie, setzte er es an? Ich habe das so dem von Ihnen
Gesagten entnommen. Da muß ich Sie wohl falsch verstanden haben.
A.: Er gründete nicht 1874 auf diese Schriftstellen.

F.:
Er gründete es auf diese Schriftstellen in Verbindung mit der Ansicht, daß im Jahre 539 das Königreich der Ostgoten auf den Plan trat?
A.: Ja. 539 war ein Datum, das er bei der Berechnung benutzte. Aber 1874 gründete sich nicht darauf.

F.:
Aber es handelte sich um eine Berechnung, die nun nicht mehr vom Direktorium der Gesellschaft angenommen wird?
A.: Das ist richtig.

F.:
So habe ich also doch recht; ich bin nur bemüht, die Einstellung herauszufinden. Es wurde also die Pflicht und Schuldigkeit des Zeugen, diese Fehlberechnung zu akzeptieren?
A.: Ja.

F.:
So muß die Gesellschaft also vielleicht in ein paar Jahren einräumen, daß das, was sie heute als Wahrheit herausgibt, dann falsch ist?
A.: Wir müssen eben abwarten.

F.:
Und in der Zwischenzeit ist die Gesamtheit der Zeugen Jehovas weiter einem Irrtum gefolgt?
A.: Sie sind Mißverständnissen in bezug auf die Schrift gefolgt.

F.:
Irrtum?
A.: Nun ja, Irrtum.
A.:
Um ein ordinierter Diener zu werden, muß er ein Verständnis der in diesen Büchern enthaltenen Dinge erlangen.

F.:
Aber wird man nicht durch die Taufe zu einem Diener ordiniert?
A.: Doch.

F.:
Er muß daher also bei der Taufe diese Bücher kennen?
A.: Er muß die Vorhaben Gottes verstehen, die in diesen Büchern dargelegt sind.

F.:
In diesen Büchern dargelegt; und dargelegt aus Auslegung der Bibel?
A.: Diese Bücher geben eine Darlegung der gesamten Schrift.

F.:
Aber eine maßgebende Darlegung?
A.: Sie legen die Bibel oder die darin gemachten Aussagen dar, und der einzelne untersucht die Aussage und dann die Schrift und stellt fest, daß die Aussage von der Schrift gestützt wird.

F.:
Er - Wie bitte?
A.: Er untersucht die Schrift, um festzustellen, ob die Aussage von der Schrift gestützt wird. Der Apostel sagt: "Vergewissert euch aller Dinge; haltet an dem fest, was vortrefflich ist."

F.:
Ich habe Ihre Haltung so verstanden -bitte korrigieren Sie mich, wenn ich unrecht habe-, daß ein Mitglied der Zeugen Jehovas das, was in den Büchern steht, auf die ich Sie hinwies, als eine Art Bibel und als wahre Auslegung annehmen muß.
A.: Aber er tut das nicht unter Zwang; man gibt ihm das Recht als Christ, die Schriftstellen zu untersuchen, damit er die Bestätigung erhält, daß das von der Bibel gestützt wird.

F.:
Und wenn er nun sieht, daß die Schriftstelle nicht von den Büchern gestützt wird oder auch umgekehrt, was wird er dann tun?
A.: Die Schriftstelle steht da als Stütze der Aussage, darum wird sie dort angeführt.

F.:
Was tut jemand, wenn er sieht, daß zwischen der Schriftstelle und diesen Büchern eine Diskrepanz besteht?
A.: Sie müssen mir schon jemanden beibringen, der das findet, dann kann ich antworten oder er wird es tun.

F.:
Haben Sie damit auch sagen wollen, daß das einzelne Mitglied das Recht hat, die Bücher und die Bibel zu lesen und sich dann seine eigene Meinung zu bilden, was die richtige Auslegung der Heiligen Schrift ist?
A.: Er kommt---

F.:
Würden Sie ja oder nein sagen und es dann näher ausführen?
A.: Nein. Möchten Sie, daß ich das jetzt begründe?

F.:
Ja, wenn Sie wollen.
A.: Die Schriftstelle ist dort als Stütze für die Aussage angegeben. Wenn daher jemand die Schriftstelle nachschlägt und sich so die Aussage bestätigen läßt, dann gelangt er zu der schriftgemäßen Ansicht über den Stoff, zu dem schriftgemäßen Verständnis wie in Apostelgeschichte, Kapitel 17, Vers 11, wo es heißt, daß die Beröer edler gesinnt waren als die Thessalonicher, weil sie das Wort mit der größten Bereitwilligkeit aufnahmen, indem sie in der Schrift forschten, ob sich die Dinge so verhielten. Und wir erteilen Anweisung, diesem edlen Lauf der Beröer nachzufolgen und in der Schrift zu forschen, ob sich die Dinge so verhalten.

F.:
Ein Zeuge hat dann doch wohl keine Alternative, als die im "Wachtturm", dem "Informator" oder in "Erwachet!" herausgegebenen Anweisungen als maßgebend anzunehmen und zu befolgen?
A.: Er muß sie akzeptieren.

F.:
Gibt es für jemanden Hoffnung auf Rettung, der sich in einer Situation in der Welt, wo er die Traktate und Veröffentlichungen Ihrer Vereinigung nicht erhalten kann, allein auf die Bibel stützt?
A.:
Er stützt sich ja auf die Bibel.

F.:
Kann er sie dann richtig auslegen?
A.: Nein.

F.:
Ich möchte nicht, daß wir uns gegenseitig Texte vorhalten, aber sagte Jesus nicht: "Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stürbe, [und wer lebt und an mich] glaubt, wird niemals sterben"?
A.: Ja.

F:
Hat in religiösen Dingen jedes Mitglied des Direktoriums gleichviel zu sagen?
A: Der Präsident ist das Sprachrohr. Er hält die Reden, die einen Fortschritt im Bibelverständnis zeigen. Danach kann er andere Mitarbeiter im Hauptbüro vorübergehend beauftragen, andere Reden zu halten, in denen Teile der Bibel besprochen werden, auf die weiteres Licht gefallen ist.

F:
Sagen Sie bitte, wird über die Fortschritte, wie Sie es nennen, von den Direktoren abgestimmt?
A:
Nein

F:
Wie werden sie dann zu offiziellen Verlautbarungen?
A: Sie werden dem Herausgeberkomitee vorgelegt, und ich prüfe sie an Hand der Bibel und gebe meine Zustimmung Dann leite ich sie an Präsident Knorr weiter, und Präsident Knorr trifft die endgültige Entscheidung.

F:
Und dem Direktorium werden sie überhaupt nicht vorgelegt?
A: Nein

Hayden C. Covington wand sich nach dem Bericht von Raymond Franz in diesem Verhör noch wie folgt:


F.:
Ist es nicht unbedingt notwendig, wahrheitsgemäß in religiösen Dingen zu reden?
A.: Ja, sicher.

F.:
Gibt es Ihrer Ansicht nach in einer Religion Raum für eine Änderung der Auslegung der Heiligen Schrift von Zeit zu Zeit?
A.: Es gibt allen Grund für eine Änderung der Auslegung der Heiligen Schrift, wie wir sie sehen. Unser Blick wird klarer, weil wir sehen, wie sich mit der Zeit die Prophetie erfüllt.

F.:
Sie haben -entschuldigen Sie das Wort- falsche Prophetie
verbreitet?
A.: Wir haben -ich glaube nicht, daß wir falsche Prophetie verbreitet haben; es hat da Aussagen gegeben, die waren irrig, so würde ich es ausdrücken, und unangebracht.

F.:
Ist es bei der heutigen Weltlage ein höchst wichtiger Aspekt, zu wissen, ob der Prophetie eine konkrete Bedeutung gegeben werden kann, wann Christi zweites Kommen stattfand?
A.: Das ist es, und wir sind immer bestrebt gewesen zu sehen, daß wir die Wahrheit haben, ehe wir uns äußern. Wir stützen uns auf das bestmögliche uns zur Verfügung stehende Material, können aber nicht warten, bis wir vollkommenes Wissen haben. Wenn wir das nämlich täten, dann könnten wir nie etwas sagen.

F.:
Lassen Sie uns den Faden etwas weiterspinnen. Daß das zweite Kommen des Herrn im Jahr 1874 stattfand, war als etwas verbreitet worden, dem alle Mitglieder der Zeugen Jehovas zu glauben hatten?
A.: Damit kenne ich mich nicht aus. Sie sprechen da über etwas, von dem ich nichts weiß.

F.:
Sie haben Mr. Franz' Aussage mitbekommen?
A.: Ich habe Mr. Franz' Angaben gehört, aber ich kenne mich mit dem, was er darüber sagte, nicht aus. Deshalb kann ich nicht mehr darauf erwidern als Sie, der Sie gehört haben, was er gesagt hat.

F.:
Lassen Sie mich bitte aus dem Spiel.
A.: Was ich im Gerichtssaal gehört habe, ist die Quelle meiner Kenntnis.

F.:
Sie haben die Literatur Ihrer Bewegung studiert?
A.: Ja, aber nicht die gesamte. Ich habe nicht die sieben Bände der "Schriftstudien" studiert und auch nicht das, was sie jetzt über 1874 erwähnen. Ich kenne mich da ganz und gar nicht aus.

F.:
Nehmen Sie als von mir gegeben an, es sei von der Gesellschaft verbreitet worden, Christi zweites Kommen fände 1874 statt.
A.: Unterstellt, es sei so, dann ist das eine hypothetische Feststellung.

F.:
War das Veröffentlichung falscher Prophetie?
A.: Es war Veröffentlichen falscher Prophetie, es war eine falsche Aussage oder eine irrige Aussage über die Erfüllung von Prophetie, die falsch oder irrig war.

F.:
Und das hatte von der Gesamtheit der Zeugen Jehovas geglaubt zu werden?
A.: Ja, sie müssen nämlich verstehen, daß wir in Einheit sein müssen; wir können keine Uneinigkeit haben, wo eine Menge Leute alle möglichen Wege gehen. Von einer Armee wird erwartet, daß sie im Gleichschritt marschiert.

F.:
Sie glauben doch aber nicht an die Berechtigung weltlicher Armeen?
A.: Wir glauben an die christliche Armee Gottes.

F.:
Glauben Sie nun an die Berechtigung weltlicher Armeen?
A.: Darüber erlauben wir uns keine Feststellungen. Wir predigen nicht gegen sie, wir sagen bloß, daß die Armeen der Welt, wie die Nationen der heutigen Welt, ein Teil der Organisation Satans sind, und wir haben nicht an ihnen teil. Wir predigen nicht gegen den Krieg, wir nehmen nur in Anspruch, davon befreit zu werden. Das ist alles.

F.:
Kommen wir jetzt auf den Kern zurück. Es wurde falsche Prophetie verbreitet?
A.: Ich stimme zu.

F.:
Sie mußte von den Zeugen Jehovas akzeptiert werden?
A.: Das ist korrekt.

F.:
Wenn ein Glied der Zeugen Jehovas zu dem eigenen Schluß kam, die Prophetie sei falsch, und das auch sagte, wurde er dann üblicherweise ausgeschlossen?
A.: Ja, wenn er das sagte und weiterhin Unruhe verursachte. Wenn nämlich die gesamte Organisation etwas glaubt, auch wenn es falsch ist, und jemand kommt daher und versucht, seine Ideen unter die Leute zu bringen, dann gibt es Uneinigkeit und Unruhe, kein Marschieren im Gleichklang. Wenn eine Änderung kommt, sollte sie aus der richtigen Quelle kommen, von der Leitung der Organisation, der leitenden Körperschaft, nicht von unten nach oben. Sonst hätte nämlich jeder so seine Vorstellungen, und die Organisation würde zerfallen und in Tausende verschiedener Richtungen gehen. Unsere Absicht ist es, Einheit zu haben.

F.:
Einheit um jeden Preis?
A.: Einheit um jeden Preis, weil wir glauben und dessen gewiß sind, daß Jehova Gott unsere Organisation benutzt und ihre leitende Körperschaft zu ihrer Führung, auch wenn von Zeit zu Zeit Fehler gemacht werden.

F.:
Und Einheit aufgrund zwangsweisen Annehmens falscher Prophetie?
A.: Das räume ich ein.

F.:
Und derjenige, der seine Ansicht äußerte, daß sie, wie Sie sagen, falsch sei, und der dann ausgeschlossen wurde, würde gegen den Bund verstoßen, wenn er getauft war?
A.: Das ist richtig.

F.:
Und wäre, wie Sie gestern ausdrücklich sagten, des Todes würdig?
A.: Ich glaube---

F.:
Würden Sie nun ja oder nein sagen?
A.: Ich antworte unbedingt mit ja. Ohne Zögern.

F.:
Bezeichnen Sie das als Religion?
A.: Das ist es sicher.

F.:
Nennen Sie das Christentum?
A.: Ganz bestimmt

F.:
Im Zusammenhang mit Irrtümern standen Sie in einem ziemlich ausführlichen Kreuzverhör über Ansichtsunterschiede, die es vielleicht in der maßgebenden Darstellung der Schrift die Jahre hindurch seit Gründung der Gesellschaft gegeben hat, und ich meine, sie haben zugestimmt, daß es da Unterschiede gegeben hat.
A.: Ja.

F.:
Sie haben auch ganz freimütig beigepflichtet, daß Personen, die zu irgendeiner Zeit die maßgebende Darstellung nicht akzeptieren wollen, mit ihrem Ausschluß aus der Gesellschaft rechnen müssen, mit den geistigen Folgen, die das vielleicht mit sich bringt.
A.: Ja, das habe ich gesagt, und das stelle ich nochmals fest.

Die Vernehmung des Grant Suiter wird mit den Worten zitiert:


F.:
Wie sieht die Stellung eines Dieners der Gesellschaft in dieser Hinsicht aus?
A.: Er muß die Voraussetzungen erfüllt haben, von denen zuvor gesprochen wurde, er muß Reife und Verstand und geistiges Verständnis besitzen, um die Versammlung zu leiten. Er muß die eben erwähnte Schulung in der Theokratischen Dienstschule haben, im Felddienst selbst führend vorangehen, lehrfähig sein, und sonst noch Fähigkeiten haben, die die Schrift festgelegt hat. Wissen Sie, der Mensch kann keine Fähigkeiten bestimmen, die die Schrift selbst nicht festlegt.

F.:
Das ist allgemein gesagt. Aber um auf die eigentliche Praxis zu kommen, er muß nun also die Theokratische Dienstschule besuchen, nicht wahr?
A.: Ja.

F.:
Und dort findet er die Bibliothek vor?
A.: Ja.

F.:
Erwartet man von ihm nicht, daß er sich mit den Publikationen der Gesellschaft vertraut macht?
A.: Ja, sicher.

F.:
Kann er nun eigentlich nach Ansicht der Zeugen Jehovas ein Verständnis der Schrift ohne die Publikationen der Gesellschaft haben?
A.: Nein.

F.:
Er kann nur durch die Publikationen ein richtiges Verständnis der Schrift haben?
A.: Ja.

F.:
Ist das keine Anmaßung?
A.: Nein.

F.:
Sie haben die Aussage darüber gehört, daß man 1874 als wesentliches und entscheidendes Datum schließlich für falsch gehalten hat und daß 1925 ein falscher Zeitpunkt war? Was diese zwei Punkte angeht: Allen Zeugen Jehovas zu der Zeit wurde auferlegt, sie als die Wahrheit zu akzeptieren, und zwar uneingeschränkt?
A.: Das ist richtig.

F.:
Sie stimmen zu, daß das Falsches zu akzeptieren hieß?
A.: Nein, nicht ganz. Die Punkte, die verkehrt waren, waren es deshalb, weil wir uns irrten, aber wichtig ist das, was insgesamt dabei herauskam. All die Jahre des Dienstes von Zeugen Jehovas, seit der Gründung der Gesellschaft, der Pennsylvania Corporation, hat es ein ständiges Hinwenden der Menschen mit Herz und Sinn zu Gottes Wort und seinen gerechten Grundsätzen gegeben, und es wurde ihnen die geistige Kraft gegeben, für das einzutreten, was nach ihrem Wissen richtig ist, Jehovas Namen hochzuhalten und sein Königreich zu verkünden. Man kann die nebensächlichen Punkte, die berichtigt worden sind, einfach nicht mit der Bedeutung der Hauptsache vergleichen, der Anbetung Jehovas Gottes. Die ist all die Jahre hindurch im Sinn von Jehovas Zeugen und anderen Personen verankert worden.

Marley Cole

Im deutschen „Wachtturm" vom 15. Oktober 1955 liest man die nachfolgende Reklame für das Cole-Buch:

„Jehovas Zeugen - die Neue-Welt-Gesellschaft

Ein Buch mit diesem Titel in Englisch ist im Neuyorker Verlag Vantage Press veröffentlicht worden. Es wurde von Marley Cole im Reporterstil geschrieben und stellt den ersten authentischen Bericht in Buchform über die Geschichte, die Tätigkeit und die Glaubenslehren der Zeugen Jehovas dar. Viele Angaben stammen aus persönlichen Interviews von denen auch einige mit Beamten der Watchtower Society geführt wurden. Man liest häufig in den Zeitungen über die Religion der Eltern Präsident Eisenhowers. Dieses Buch enthält die Tatsachen, die man oft übersieht oder verheimlicht: Aus Dokumenten ist ersichtlich, daß sie viele Jahre hindurch Zeugen Jehovas waren. Sicher möchte jeder dieses 229seitige Buch lesen und die vielen Fotos betrachten. Es kostet 11,80 DM und wird von der Watch Tower Society, Wiesbaden-Dotzheim, Am Kohlheck, zugesandt".

Dieser Text macht schon mal deutlich, dass die WTG selbst stark mit diesem Cole-Buch involviert war: dass der Eindruck es handle sich um die Schrift eines „Außenstehenden" sehr vordergründig ist.

Weiteres zum Thema Cole in:

Cole

Und was das sich in den Windschatten stellen hinter dem USA-General, und späteren USA-Präsidenten Eisenhower betrifft: siehe dazu:

19542Eisenhower

Was den Eisenhower-Aspekt betrifft, ist auch noch der WTG-Bericht in ihrer „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 12. 1955 beachtlich, worin über ein Konkurrenzbuch zum Thema Eisenhower berichtet wird. Die WTG kommentiert:

„Viele Leute, die das Buch 'Das große amerikanische Erbe: Die Geschichte der fünf Brüder Eisenhower' (in Englisch in den Vereinigten Staaten … erschienen) gelesen haben, werden es seltsam finden, daß man die Religion der Eltern so unbestimmt erscheinen ließ. Sowohl 'Newsweek' als auch die 'New York Times' beriefen sich auf das Buch und erklärten, die Eltern hätten hauptsächlich den River Brethen angehört. Die 'New York Sunday News' beurteilte die Tatsache vielleicht besser, als sie erklärte: 'Die Eltern waren beide echt religiös. Es ist unwichtig, zu welcher Kirche sie gehörten.'

Besonders diejenigen, die mit den Tatsachen in dem Buche 'Jehovas Zeugen - die Neue-Welt-Gesellschaft' … bekannt geworden sind - es wurde übrigens fast zur gleichen Zeit veröffentlicht -, fragen sich, warum 'Das große amerikanische Erbe' nur die Schriften Pastor Russells und die Zusammenkünfte der 'Bibelforscher' erwähnt, aber nicht sagt, daß es sich hier nur um einen Namen für Jehovas Zeugen vor dem Jahre 1931 handelt und daß die Mutter der fünf Brüder Eisenhower 50 Jahre lang ein Zeuge Jehovas war, daß sich die Gruppe, die unter dem Namen 'Jehovas Zeugen' bekannt ist, seit 1896 im Heim der Eisenhowers versammelte und daß während der längsten Zeitspanne David Eisenhower, ihr Vater, das Bibelstudium abhielt.

Die in Chikago erscheinende 'Daily News' warf die Frage auf, warum diese Tatsache aus einem Buch ausgelassen wurde, das viel darüber zu sagen hatte, daß jene Familie religiös eingestellt war. Aber man wunderte sich nicht nur darüber, sondern versuchte auch herauszufinden, was die Ursache sei. In einem vierspaltigen Artikel, veröffentlicht am 23. Juli, heißt es:

'Der Autor eines in Kürze erscheinenden Buches über Präsident Eisenhower und seine vier Brüder erklärt, der Bericht über die Zugehörigkeit der Mutter zu den Zeugen Jehovas wurde auf Bitte Milton Eisenhowers ausgelassen … Milton Eisenhower, der als Präsident in der pennsylvanischen Staatsuniversität amtet, erklärte durch seinen Vertreter, Larry Dennis, er habe 'keinen Kommentar' zu den Erklärungen Kornitzers (Autor des Buches) und Covington (Generalanwalt der Zeugen Jehovas) bezüglich der Nichterwähnung der Zeugen abzugeben. Dennis berichtete telefonisch, die Anfrage hätte Dr. Eisenhower ein wenig verärgert.'

Das kann gut möglich sein, denn der Artikel der 'Daily News' aus Chikago zitierte auch den Anwalt Hayden C. Covington, der sagte:

'Die Eisenhowers haben jetzt Jahre hindurch auf diese oder jene Weise versucht, es möglichst als unbedeutend darzustellen, daß sie von Eltern erzogen wurden, die Zeugen Jehovas waren.'

Weiter heißt es: 'Kornitzer sagte, daß die Zugehörigkeit zu den Zeugen für die Brüder Eisenhower eine sehr heikle und störende Sache sei. Wie er erklärte, hat er die Angelegenheit mit ihnen bei der Vorbereitung seines Buches lang und breit besprochen. Er sagte, sein Buch sei 'von Milton und dem Präsidenten verlegt worden', es sei ihr Bericht.'

Ein Direktor der Watch Tower Society, Milton G. Henschel, erklärte der 'Daily News' aus Chikago am darauffolgenden Tag:

'Die Aktivität der Frau Eisenhower für Jehovas Zeugen ist für uns keine wichtige Angelegenheit, und wir möchten uns nicht an den Rockzipfel der Frau Eisenhower hängen. Aber wir wissen, was die Wahrheit ist. Ida Eisenhower war einer der energischsten Prediger in Abilene, Kansas. In unserer Landeszentrale in Brooklyn besitzen wir Bilder von ihrem Predigtdienst. …"

Erschien das erste Cole-Buch auch in deutscher Übersetzung und erfreute sich entsprechender Protektion durch die WTG, so ist zu registrieren, dass es von seinem zweiten, 1957 erschienenen Buch „Triumphant Kingdom" keine deutsche Übersetzung; auch keine Reklame dafür in der WTG-Literatur gibt.

Zu letzterem einmal der Umschlag-Klappentext des Verlages.

Kein Pazifist

Der „Wachtturm" vom 15. 1. 1955 verkündet:

„Jehova ist kein Pazifist, sondern er hat gemäss seinem eigenen Vorhaben gerechterweise zum Mittel des Krieges gegen die Feinde gegriffen, die gegen ihn und sein Volk Krieg geführt haben."

Und um diese These weiter zu verklären meint der WT in der gleichen Ausgabe:

„Die Kriege der treuen Zeugen aus vorchristlicher Zeit waren heilig, weil sie theokratisch waren und im Namen Jehovas der Heerscharen und auf seine Weisung, seinen Befehl hin gekämpft wurden. Der Kriegszug wahrer Christen heute, die ebenfalls Zeugen Jehovas sind, ist nicht minder heilig, denn auch er ist heilig."

Auch die 1955 erschienene WTG-Broschüre „Christenheit oder Christentum - Was ist das 'Licht der Welt'" betont ausdrücklich:

„Ein wahrer Christ ist kein Pazifist"

Weitere Beispiele, wie denn diese neuzeitliche Kriegsführung der „neuzeitlichen Zeugen Jehovas" aussehe, werden im gleichen WT-Jahrgang geliefert. Beispielsweise die Streitfrage betreffend, auf öffentlichen Straßen WTG-Literatur anzubieten. Dazu legt sich die WTG auf die Position fest, falls es diesbezüglich Komplikationen gäbe:

„In einem solchen Fall bestehen wir nicht auf dem Recht, auf den Strassen zu predigen. Die Gesellschaft entscheidet dies. Diese Taktik wird nicht durch die Brüder eines Ortes festgesetzt." (S. 151)

Letzteren Satz sollte man sich nochmals vergegenwärtigen. Es ist in der Tat so, dass „die Gesellschaft" (sprich WTG) entscheidet. Dennoch versucht man in nicht wenigen Konfliktfällen anderen Sand in die Augen zu streuen, es handele sich um „individuelle Gewissensentscheidungen". Diese „individuellen" Entscheidungen darf man getrost „Grimms Märchenbuch" zuordnen!

Symptomatisch auch der Satz (S. 169):

„Es gibt einen Spruch, der von vier Dingen sagt, sie würden nie gesättigt und kennten kein 'genug'. Manchmal mögen Zeugen Jehovas denken, wenn sie hören, wie der Versammlungsdiener den Felddienst bespricht, diese Diener hätten als fünfte Kategorie aufgeführt werden sollen, bei der es nie ein 'genug' gäbe."

Wenn schon die WTG selbst, in einer Art Ventilfunktion, dass einmal ausspricht, dann ist das zugleich auch ein Dokument für den enormen Gruppendruck, der in dieser Organisation dominierend ist.

Über eine weitere Kriegsform der neuzeitlichen Zeugen Jehovas berichtet der „Wachtturm" vom 15. 8. 1955. Er verlautbart sich mit den Worten:

„Gleichwie es religiöse Antichristen gibt, so gibt es auch politische Antichristen. Zu ihnen gehört der gottlose Kommunismus. Auch er ist einer der 'falschen Christusse', die nach Jesu Voraussage kommen und viele verführen werden. Wie denn?

Der Kommunismus ist ein Antichrist, indem er Christus und sein Königreich als rechtmässigen Herrscher und des Menschen einzige Hoffnung zu ersetzen sucht …"

Hier wird also Gegnerschaft noch metaphysisch überhöht. Wenn man an anderer Stelle im gleichen WT-Jahrgang liest (S. 70):

„Allerdings sind einige religiöse Geistliche in jenen kommunistischen Ländern eingesperrt worden, doch geschah dies nicht um der Gerechtigkeit willen. … Sie kamen wegen politischer Gründe ins Gefängnis. Sie wurden nicht eingesperrt, weil sie für Jehova Gott Zeugnis ablegten oder weil sie den Namen Jesu trugen."

Dann muss man auch diesen heuchlerischen Satz zurückweisen. Es waren sehr wohl politische Gründe, die Zeugen Jehovas in ostdeutsche Gefängnisse brachten. Heute, wo jener Staat nicht mehr besteht, hat man auch keine Skrupel mehr, sich als politische Widerstandskämpfer zu verkaufen, und dass ist für jene Organisation auch einer jener „Beweisgründe" für ihren Anspruch, dafür als KdöR belohnt werden zu wollen.

Damals indes suchte man sich einzureden; man „leide für Christus". Dieser „Christus" hat einen konkreten Namen: amerikanische Globalpolitik!

Ein weiteres Beispiel ist auch wie die WTG sich rühmt, den Widerstand der sich gegen ihre aggressiven Verkündigungsmethoden in den USA der 30er Jahre entgegenstellte, gebrochen zu haben. Dazu liest man im WT vom 15. 9. 1955:

„Damals stellten sich (in den USA) 12.600 Verkündiger freiwillig zu einem schnellen Vorsprechen im Felddienst von Haus zu Haus, einer Sondermission in Gebieten, in denen die Einwohnerschaft besonderen Widerstand leistete. Sie wurden in den Vereinigten Staaten in 78 'Divisionen' organisiert. Zehn bis 200 Autos mit je fünf Arbeitern bildeten eine 'Division'. Besondere Methoden des Zeugnisgebens wurden angewandt. Je nach der Art des Widerstandes der Geistlichkeit und Polizei, die man erwartete und der man begegnete.

Wenn Zeugen im gewöhnlichen Felddienst verhaftet wurden, wurde von nun an ein Bericht nach Brooklyn gesandt, worauf ein Aufruf erging an die nächste 'Division', sich bald danach an einem Sonntag zu einem gründlichen Zeugnis ins Treffen zu begeben und in ein bis zwei Stunden jede Wohnung der ganzen Gemeinde zu besuchen. Wann immer ein Notruf an eine 'Division' erging, sich zum Dienste zu melden, erschienen sämtliche Autogruppen an einem besonders vereinbarten Treffpunkt einige Kilometer weit von der zu 'belagernden' Stadt entfernt. Hier empfingen sie eingehende Anweisungen, und die einzelnen Autogruppen wurden ordnungsgemäß eingeteilt. Wenn die 'Heuschrecken' in diesen Gemeinden in Aktion traten, wo bürgerliche Beamte auf das Geheiß der Geistlichkeit das Königreichspredigtwerk total zu verbieten und zu unterdrücken suchten, wurden die Störenfriede durch ein Heer von Zeugen überwunden. Sie konnten nichts weiter tun, als 20 bis 30 Zeugen zu verhaften, etwa soviel, wie das Ortsgefängnis aufnehmen konnte. Auf diese Weise konnte sozusagen in jedem Haus des Gebietes, wie 'heiß' der Boden auch sein mochte, zufolge der großen Zahl der Arbeiter gepredigt werden.

Die New-Jersey-Kampffront, an der der Kampf am heißesten tobte, erforderte häufig die großen 'Divisionen' von New York und New Jersey, je 200 Autogruppen (die je tausend 'Heuschrecken' umfaßten)."

Auch William Schnell berichtet in seinem Buch über diese Dinge. Siehe dazu:

Schnell Detail

Auch für Deutschland kann man ähnliches registrieren. Beispielsweise jubelt der WT in seiner Ausgabe vom 15. 10. 1955:

„Zum Beispiel berichteten während der 'Danksagungswoche des Überrestes' vom 8. bis 16. April 1933 58.804 Arbeiter in 77 Ländern über Tätigkeit. Während dieses Feldzuges wurde die Broschüre 'Krise' verbreitet. Es ist interessant zu beachten, dass während dieser Sonderperiode Deutschland 19.268 Arbeiter meldete im Vergleich zu den 20.719 der Vereinigten Staaten. So gab es denn in diesen zwei Ländern im Jahre 1933 ungefähr gleich viel Verkündiger. Aber für diese Sonderwoche berichtete Deutschland eine Verbreitung von 2.271.630 Schriften, was jene in den Vereinigten Staaten um 877.194 Schriften übertraf und so die eifrige Verkündigung in Deutschland, gleich nachdem Hitler Diktator geworden war, zeigte. Schon vor der Zeit Hitlers war man starkem katholischen Widerstand begegnet. Zum Beispiel wurden für die Jahre 1931 und 1932 insgesamt 2.335 Rechtsfälle gemeldet, die in Deutschland wider die Zeugen hängig waren."

Wehrpflicht

Gegenwärtig unterhalten die USA ein Berufsheer. Das war nicht immer so. Während der Zeit des zweiten Weltkrieges und der ersten Jahre danach, galt dort auch die allgemeine Wehrpflicht. Zwar war man bereit Dienstverweigerer aus Gewissensgründen in begrenztem Umfang etwas entgegenzukommen. Aber auch in den USA zeigte sich: Diesbezügliche Prüfungskommissionen agieren eher restriktiv denn als liberal. Und so hatte dies auch für die Zeugen Jehovas allerlei Schwierigkeiten zur Folge. Nun, im Jahre 1955, glaubt die WTG in ihrer „Erwachet!"Ausgabe vom 8. 9. 1955 auf einen Präzedenzfall hinweisen zu können, der sich jahrelang, durch allerlei juristische Komplikationen durchgekämpft hatte. Dieser Bericht ist insofern interessant, als er verdeutlicht, wie restriktive Kreise in den USA diesbezüglich die Zeugen Jehovas bewerteten, und welche Argumente von ihnen dabei vorgetragen wurden. Nachstehend daraus einige Auszüge:

„Aber das Departement ignorierte dies und wies die Rekurskommission an seinen Anspruch (auf Wehrdienstbefreiung) abzulehnen, weil 'er nicht nachgewiesen habe, daß er gegen den Krieg in irgendeiner Form sei', da er Selbstverteidigung und die Verteidigung seiner Brüder und des Dienstamtes befürworte. …

(Danach) warf das Justizdepartment ein ganz neues Argument auf, indem es spekulierte, der Anspruch sei abgelehnt, weil Jehovas Zeugen einen theokratischen Krieg gutheißen und daher den Krieg nicht in jeder Form ablehnen. Unter theokratischen Kriegen verstehen die Zeugen Jehovas die Kriege, welche die Israeliten vor langer Zeit unter der Führung Jehovas gekämpft hatten oder Kriege, welche Jehovas unsichtbare Heerscharen kämpfen, wie der bevorstehende Krieg von Harmagedon …

Die Regierung versuchte zu zeigen, daß, wenn Sicurella und die Zeugen Jehovas theokratische oder von Gott verordnete Kriege guthießen, man sich vorstellen könnte, daß sie auch einige der Kriege unter den Nationen gutheißen und erwähnte als Beispiel die Kreuzzüge. Aber Jehovas Zeugen betrachten solche grauenhafte und barbarischen Gemetzel durch Vertreter der falschen Religion niemals als von Gott geleitet; sie waren im Gegenteil von Satan inspiriert.

Auf seinem Aushebungsformular betonte der Gesuchssteller durchweg, daß die Waffen seines Kampfes geistiger Art seien und nicht fleischlich."

Kommunismus und Antikommunismus

Man kann sicherlich aus vielerlei Gründen gegen den Kommunismus eingestellt sein. Auch in der Bundesrepublik Deutschland war in den 1950er Jahren Antikommunismus Staatsdoktrin. Es wäre verwunderlich, sollte die WTG nicht in diesem Konzert mitgesungen haben. Man braucht sich aber diesbezüglich nicht zu wundern. Was jedoch darüber hinausgehend beachtenswert ist, stellt de metaphysische Verklärung des Antikommunismus durch die WTG dar. So etwa in einem Grundsatzartikel ihrer Zeitschrift „Erwachet!" in der Ausgabe vom 8. 6. 1955 unter der Überschrift „Kommunismus oder Christentum - was wird triumphieren?"

Auf einen Nenner gebracht, die WTG qualifiziert den Kommunismus zur „Religion, selbstredend einer „falschen Religion". Sicherlich kann man auch in kommunistischen Regimen religionsähnliche Elemente nachweisen; besonders dann, wenn das Prinzip der Staaatsvergottung dominierend ist. Gemäß dieser Logik wäre dann aber auch der Nationalsozialismus eine Religion gewesen. Darüber hinaus wohl auch alle anderen Diktaturen in Vergangenheit und Gegenwart. Selbst in freiheitlichen Ländern, könnte man beispielsweise aktive Fußballfans, diesergestalt zu „Religionsanhängern" abqualifizieren. Damit wird deutlich, dass eine solche Argumentation hinkt. Sie erfasst (bewusst) nicht alle Aspekte der jeweiligen, negativ besetzten Regime. Eine solch vordergründige Argumentation gleicht eher einem Schlag unter der Gürtellinie, als sachgemäßer Gegnerschaft.

Das die WTG mit vollem Bewusstsein unter die Gürtellinie schlägt, wird auch an einigen anderen Beispielen in diesem „Erwachet!"-Jahrgang deutlich. Da gab es in den fünfziger Jahren in dem afrikanischen Staat Kenia, beispielsweise den sogenannten „Mau Mau-Aufstand"

Ein Internettext notiert zu ihm:

„Der Mau-Mau-Aufstand war eine Erhebung der ökonomisch benachteiligten und politisch weitgehend rechtlosen afrikanischen Bevölkerung gegen das britische Kolonialregime. Der Konflikt entzündete sich an der Frage der Landverteilung. Die Mau-Mau-Bewegung, ein Geheimbund, war nicht länger bereit hinzunehmen, daß britische Siedler und das Kolonialregime das für Europäer klimatisch günstige, fruchtbare und ertragreiche Hochland („White Highlands") unter Ausschluß der afrikanischen Bevölkerung nutzten und fast allein von den Verkaufserlösen der Agrarprodukte profitierten (1% der Bevölkerung Kenias - vorwiegend weiße Siedler - besaß 25% der landwirtschaftlich kultivierbaren Fläche). Zudem waren Afrikaner in den Städten vom Geschäftsleben, das Europäer und Inder kontrollierten, weitgehend ausgeschlossen. Die Situation der Unterprivilegierten war durch Arbeitslosigkeit, Not, faktische Rassentrennung und politische Unterdrückung gekennzeichnet. Widerstand organisierte sich politisch zunächst in der Kikuyu Central Organization (Kikuyu waren von der Landnahme durch weiße Siedler am stärksten betroffen gewesen), später in der Kenya African Union, deren Verbindung zur militanten Mau-Mau-Bewegung allerdings unklar blieb. Als Anfang der 50er Jahre der Widerstand gegen die britische Besatzungsmacht wuchs und gewaltförmige Züge annahm, reagierte das Kolonialregime repressiv: Führende politische Köpfe der Afrikaner wurden verhaftet, Schwarze aus den Städten und den „White Highlands" massenhaft deportiert. Damit war die Konflikteskalation vorprogrammiert."

http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/kriege/029_kenia.htm

Auch die WTG kommt in ihrer „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 1. 1955 darauf zu sprechen. Auch hierbei bringt sie wieder ihr Rezept in Anwendung, vorgenannte soziale Gegensätze auf den Level „Religion" zusammenzustutzen. Großspurig behauptet sie:

„Jawohl, denn diese Organisation, die lange als eine rein politische Bewegung angesehen wurde, hat sich nun als Religion entpuppt".

Auch hier wieder das gleiche Strickmuster; der Überbewertung religionsähnlicher Elemente, zu lasten des verschweigens der sozialen Komponenten, die diesen Konflikten zugrunde lagen. Aber noch gravierender ist, welche Schlussfolgerungen die WTG daraus glaubt ableiten zu können, wenn sie schreibt:

„Mitten in der Christenheit spielt sich etwas Ähnliches ab. So wie die Kikuja sich vom Christentum abwenden und sich der Mau-Mau-Religion anschließen, so erliegen Tausende von 'Christen' besonders in Ländern wie Italien und Frankreich, der 'roten' Religion des Kommunismus. Und warum? Weil die Masse der 'Christen' dies nur dem Namen nach ist."

Voll im Konzert der antikommunistischen Sänger, singt die WTG auch in ihrer „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 2. 1955 mit. Um ihre Klientel, die ohnehin nichts mit dem Kommunismus „am Hut hat", weiter „moralisch aufzurüsten" belehrt sie:

„Die kommunistische Lehre sagt einen bitteren Kampf an bis zum Ende. Lenin erklärte im Jahre 1919: 'Die gemeinsame Existenz der Sowjetrepubliken Seite an Seite mit den imperialistischen Staaten (d. h. allen nichtkommunistischen Staaten) ist undenkbar. Die eine oder andere Macht muß den Endsieg davontragen. Bevor jenes Ende eintritt, werden eine Reihe furchtbarer Zusammenstöße zwischen der Sowjetrepublik und den bürgerlichen Staaten unvermeidlich sein.'

Im Jahre 1920 sagte er: 'Zuletzt … wird entweder der Sowjetunion oder dem Weltkapitalismus die Totenglocke läuten."

Und dazu der WTG-Kommentar:

„Viele Beobachter sind der Meinung, daß ein harter Kampf unvermeidlich sei. Der Amerikanische Rat Christlicher Kirchen sagte warnend, wenn Rußland kein Widerstand geleistet werde, warte 'der Welt das schrecklichste Blutvergießen und eine Massenvernichtung von unvorstellbarem Ausmaß."

Auch in dem eingangs genannten Artikel „Kommunismus oder Christentum - was wird triumphieren?" lässt die WTG keine Wünsche, der militanten Antikommunisten unerfüllt. Er sei daher nachstehend in einigen seiner wesentlichen Aussagen dokumentiert:

„Was ist der Kommunismus? Was sind seine Ziele? Was veranlaßt intelligente Männer und Frauen ihr Leben für die Sache des Kommunismus hinzugeben? Warum wenden sich sogar sogenannte Christen dem Kommunismus zu? Wie wird die größte Streitfrage des ganzen Universums schließlich entschieden werden?

Woher kommt es, daß Kommunisten oft einen Eifer und eine Begeisterung an den Tag legen, wie sie bei Angehörigen politischer Parteien sonst nicht zu finden sind?

Der Kommunismus wird definiert als eine Anschauung über den Aufbau der Gesellschaft auf Grund einer Wirtschaftsform, in der sämtliche Güter Eigentum der Gesamtheit oder des Staates sind. In der Praxis ist er eine Ordnung, in der die Wirtschaft, Religion und Politik von einem totalitären Staat beherrscht werden. Der moderne Kommunismus hat nicht nur ein philosophisches Ideal, sondern sucht es durch revolutionäre Methoden zu erreichen.

Heute bedroht der mächtige Kommunismus alle Völker. Bereits umschließen der Eiserne und der Bambus-Vorhang der Kommunisten mehr als ein Drittel der Landfläche der Erde und nahezu 1.000.000.000 Menschen! Es besteht kein Zweifel, daß die 'christliche' Religion in Gefahr ist. Der sechste Kongreß der Komintern erklärte: 'Zu den wichtigsten Aufgaben der kulturellen Revolution, die die Massen berührt, zählt der systematische und unnachgiebige Kampf gegen die Religion - das Opium für das Volk.'

Doch wie können wir den Fanatismus kommunistischer Parteigänger erklären? Die Antwort lautet, daß der Kommunismus mehr ist als eine Gesellschaftsordnung; er ist eine Religion.

Der Kommunismus ist demnach eine falsche Religion, die ihre Macht und Gewalt von niemand anderem erhält als vom Drachen, Satan, dem Teufel. …

Die sogenannt christliche Religion wird oft als Bollwerk gegen den Kommunismus bezeichnet. Wie kommt es denn, daß diese vom Teufel inspirierte kommunistische Religion so viele 'Christen' verführen konnte? Die Vereinigten Staaten sind nicht nur bestürzt über ihre Wissenschaftler, sondern auch über ihre Geistlichen! In Frankreich, dessen Bevölkerung zu 85 bis 95% katholisch ist, erhielten die Kommunisten 26,5% der Stimmen. In Italien, wo über 99% der Bevölkerung geborene Katholiken sind, hat der Kommunismus noch größere Erfolge zu verzeichnen.

Ehrliche Geistliche sehen ein, wer die Schuld daran trägt. Ein Presbyterianerprediger in Brooklyn (New York) gab zu, daß der Kommunismus ein 'Werkzeug für die soziale Umwälzung ist, der sich entwickelte aus dem unerträglichen Vakuum, hervorgerufen durch das Versagen der Christen in den vergangenen tausend Jahren ein besseres oder überhaupt ein Werkzeug zu schaffen'. - Newyorker 'Times', 5. Februar 1951.

Demnach hat die falsche 'christliche' Religion den Namen des Christentums entehrt und beschmutzt. Lenins Anklage, die Religion sei 'Opium für das Volk' trifft auf das wahre Christentum nicht zu. …

Die falsche 'christliche' Religion verfehlt nicht nur, den Menschen die Hoffnung auf Gottes Königreich zu bringen, sondern pflegt auch Beziehungen mit der Welt, mischt sich in die Politik ein. Jehovas Zeugen leben das wahre Christentum, indem sie dem Gebot der Bibel gehorchen: 'Wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer irgend daher ein Freund der Welt sein will, macht sich selbst zu einem Feinde Gottes.' 'Liebet nicht die Welt noch die Dinge in der Welt.' …

In kommunistischen Ländern ist das christliche Werk der Zeugen Jehovas verboten. … Aber trotz Ächtung und Gefängnisstrafen werden diese wahren Christen nie aufhören, zu verkünden, daß Gottes Königreich die einzige Hoffnung für die bedrängte Menschheit ist. …

In Gottes Augen verdient die falsche christliche Religion das schwerste Gericht. Ihre Schuld übertrifft die des Kommunismus. Denn der Kommunismus bekennt sich zum Atheismus und hat noch nie vorgegeben, von Gott und Christus auszugehen, wohl aber die falsche 'christliche' Religion. Und deshalb ist sie am tadelnswertesten und wird in Harmagedon zuerst vernichtet werden . …"

Drohend verkündet auch die 1955 erschienene WTG-Broschüre „Weltbesiegung nahe - durch Gottes Königreich"

„Mögen darum alle Nationen Kenntnis nehmen, daß die Weltbesiegung nicht durch den atheistischen Kommunismus, sondern durch Gottes Königreich bevorsteht. Sollte vor dem Ende Harmagedons der Kommunismus oder irgendeine andere radikale oder aggressive Gruppe die Erde erobern, so würden sie ihrerseits von Gottes Königreich besiegt werden."

Und in offensichtlicher inhaltlicher Übereinstimmung zitiert man in der gleichen Broschüre einen Pressebericht wie folgt:

„Ein amerikanischer Generalleutnant a. D. redete der Nation zu, die diplomatischen Beziehungen mit der Sowjetunion und ihren Satelliten abzubrechen und es abzulehnen, mit diesen Kommunisten Geschäfte zu machen. Wir zitieren aus der Neuyorker Times: 'General Wedemeyer eindringlich betonend, daß es 'sehr spät' - vielleicht 'zu spät' - sei, den sowjetischen Vorstoß aufzuhalten, sagte, die freie Welt könne der Herausforderung nur die Stirne bieten, wenn ihre Führer 'realistisch' vorgingen.' - Neuyorker Times, 11. Juni 1954."

Dem Bereich Drohungen, synchron als Sprachrohr der USA-Politik, ist auch die nachfolgende Aussage in dem 1955 in Deutsch erschienenen WTG-Buch „Neue Himmel und eine neue Erde" zuzuordnen (S. 289):

„Niemand kann behaupten, daß etwa diese Welt nicht im voraus genügend Warnungen zugekommen seien und noch zukommen. Zur Veranschaulichung erinnere man sich, wie im August 1952 die (USA dominierte) Armee der Vereinten Nationen 78 nordkoreanische Städte und Gemeinden wissen ließen, daß sie der Vernichtung durch Bombardierung anheimfallen würden. Nach dieser Warnung, aus der 'Gefahrenzone' zu fliehen, verhielten sich viele Bewohner der zum Untergang verurteilten Städte und Dörfer weise und flohen, ehe die Bombardierung von Flugzeugen aus einsetzte. (New York Times, 5. Aug. 1952)

Die kommunistische Gegenreaktion dagegen äußert sich dann in solchen Passagen wie derjenigen in dem 1955 erschienenen zweiten Band der vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen herausgegebenen Dokumentation „Unrecht als System", in der man in der Begründung eines Zeugen Jehovas-Urteiles unter anderem auch die Sätze liest:

„Wenn beide Angeklagten behaupten, daß sie mit der Spionagetätigkeit ihrer Sekte nichts zu tun hätten, sondern lediglich aus religiöser Überzeugung gehandelt hätten, so muß ihnen entgegengehalten werden, daß es einwandfrei feststeht, daß gerade Menschen, die sich besonders in religiösem Fanatismus begeben, am leichtesten zur Spionageleistung herangezogen werden. Dieses geschieht um so leichter, als sie jeden Überblick über die Hintergründe der vom Imperialismus betriebenen Politik verlieren."

Ein weiterer Beleg ist auch ein Presseartikel in der in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) erschienenen Tageszeitung „Volksstimme" vom 8. 8. 1955. Da berichtet einer, der mit „Schöffe Heinz Meyer" unterschrieben hat (also wohl selbst an einer entsprechenden Gerichtsverhandlung teilnahm) unter anderem:

„Ein Blick in den 'Wachtturm' läßt erkennen, daß sich die Zeugen Jehovas keinesfalls nur mit religiösen Dingen beschäftigen. Da wird gegen den Kommunismus gehetzt, daß tapfere und leidgeprüfte koreanische Volk übel beschimpft und die amerikanischen Imperialisten, die Pest- und Cholerabomben auf die friedliche Bevölkerung abwarfen, werden verherrlicht. Ganz offen verkündet man in brutaler Zynik, daß ein Atomkrieg kommen wird, der Männer, Frauen und Kinder vernichtet und den nur die Zeugen Jehovas überleben. Vornehmlich versuchen sie, einfache Menschen unter dem Deckmantel der Religionsausübung zu beeinflussen."

Eine kirchenpolitische Wertung aus dem Jahre 1955

Das SED-Regime hatte nach seinem 1950er Zeugen Jehovas-Verbot, nunmehr rund fünf Jahre Zeit gehabt, über diese Entscheidung weiter nachzudenken. Im Bestand des Bundesarchives (DO 4 - 140) ist dazu ein vom 1. 3. 1955 datierter interner Vortrag eines höheren Funktionärs überliefert, der eine Gesamtskizzierung der damaligen Kirchenpolitik vornimmt. Der Verfasser wird nicht namentlich genannt, ist aber eindeutig den „Kirchenpolitispezialisten" zuzuordnen. Er nimmt eine Gesamtschau vor, in der die Zeugen Jehovas nur als eines von mehreren Themen gestreift werden. Nachstehend einiges vom wesentliche Inhalt seiner Ausführungen:

„Die Politik der Partei gegenüber der Kirche umfasst einige Probleme. Da ist einmal die Frage der Verbreitung unserer Weltanschauung, der Verbreitung naturwissenschaftlicher, atheistischer Erkenntnisse und andere Maßnahmen, die darauf eingestellt sind, die Massenbasis der Kirche und ihren Einfluss auf die Massen einzuschränken.

Das ist zweitens der Kampf gegen die reaktionären Kräfte in der Kirche und deren ständiges Bemühen, die Kirche und die Religion zur Unterstützung der Politik der Reaktion auszunutzen. Das ist aber auch der ständige Kampf für die Stärkung fortschrittlicher Kräfte in der Kirche und vor allem - ich betone: vor allem! - die Gewinnung der Millionenmassen der christlichen Bevölkerung für die aktive Unterstützung der Politik der Partei.

Ich will auf dieses Problem hier nicht eingehen, obwohl wir die kleinen Religionsgemeinschaften nicht übersehen dürfen. Auch hier wäre es grundsätzlich falsch, die Dinge über einen Leisten zu schlagen. Es gibt unter den kleinen Religionsgemeinschaften Menschen, die verhältnismäßig aufgeschlossen uns gegenüber sind, manchmal viel aufgeschlossener als die Mitglieder anderer Kirchen, wobei man berücksichtigen muss, dass sie in der Vergangenheit oft verfolgt worden sind. Selbstverständlich ist - und das ist ein kompliziertes Problem - dass die meisten und stärksten dieser Sekten und kleinen Religionsgemeinschaften traditionell ihre Zentren in England und Amerika haben.

Gefährlich sind die Zeugen Jehovas in Verbindung mit der Propaganda des Atomkrieges durch die amerikanischen und Adenauerschen Kriegsaggressoren; denn diese Leute verbreiten gerade jetzt sehr intensiv die Lehre, dass die Atombombe die endlich gefundene göttliche Waffe sei, die den von ihnen lang ersehnten Weltuntergang herbeiführt, bei dem nur sie übrig bleiben.

Nun gestattet mir, einiges zur politischen Lage zu sagen. Hier muss man offen und kritisch vor dem ganzen sozialistischen Lager sagen, dass die Lage bei uns sehr unbefriedigend ist. So unbefriedigend, wie auf keinem einzigen anderen Gebiet unserer Politik.

Was sofort gegenüber allen befreundeten Ländern auffällt ist die Tatsache, dass bei uns als einzigem Land im sozialistischen Lager, die Kirche bis heute einer der Arbeiter- und Bauernmacht feindlichen Leitung steht, dass sie von dieser Führung offen als Waffe zur Unterstützung der politischen Reaktion gegen uns benutzt wird. Bis heute werden immer wieder, vor allem in besonders wichtigen Situationen, für die ganze Republik verbindliche Kanzelabkündigungen und Verleumdungen gegen unsere Arbeiter- und Bauernmacht verfasst …

Die Kirchenführung benutzt, ohne eine Klärung zu versuchen, jeden Anlass, eine Hetzkampagne gegen uns zu entfalten. Wo sie keinen Anlass hat, aber ihre äußeren Auftraggeber und ihr inneres 'Gewissen' sie dazu drängen, suchen sie einen Anlass. …

Es sind auch Maßnahmen materieller Art erforderlich. Wir geben zur Zeit 13 Millionen jährlich an direkten Zuwendungen und 15 Millionen in anderer Form, so zum Beispiel durch die theologischen Fakultäten der Universitäten, durch Zuwendungen von Gemeinden. Es gibt bei uns kleine Gemeinden, die bis zu 22.000,-- DM an Sonderabgaben bis heute an die Kirche leisten.

Es ist vorgesehen, dass zunächst einmal ein bescheidener Fonds bei der Abteilung des Ministeriums des Innern gebildet wird, um solchen Pfarrern, die irgendwie von der Kirche gemaßregelt werden oder fortschrittlichen Pfarrern, die irgendwelche Dinge benötigen, wenn sie zu Konferenzen gehen, Vergünstigungen zu gewähren. Ein Teil dieser Mittel wird den Vorsitzenden der Bezirke zur Verfügung stehen, so dass sie in Zukunft nicht nur allgemeine Unterhaltungen mit ihnen zu führen brauchen, sondern ihnen dabei helfen können, wenn sie wirklich in Not sind. Vorausgesetzt natürlich, dass sie sich loyal unserem Staat gegenüber verhalten.

Die Diskussion über die Teilnahme der Kinder unserer Genossen an der Jugendweihe ist ein erster Schritt, um einige unmögliche ideologische Halbheiten in der Stellung zur Religion und Kirche einmal in der Partei zur Diskussion zu stellen.

Wir stellen noch nicht die Frage des Religionsunterrichtes, der Trauung, der Zugehörigkeit zur Kirche, obwohl auch diese Fragen einmal für solche Genossen aufgeworfen werden müssen, die nicht durch wirklichen Glauben mit der Kirche verbunden sind."

Adams unbekannte Lebenszeit

Zu einem früheren Zeitpunkt wurde bereits auf den Wachtturm vom 1. 4. 1955 eingegangen

(in: Artikel

Der wesentliche Sachverhalt nochmals dargelegt.

Laut der Rubrik „Fragen von Lesern" stolperte ein WT-Leser darüber das in dem WTG-Buch „Neue Himmel und eine neue Erde" die „Erschaffung Adams" vom Jahre 4028 v. Chr., in genanntem Buch auf 4025 v. Chr. abgeändert wurde. Der WT sah sich daraufhin zu einer Erläuterung genötigt in der zu lesen war:

„Indes wäre auf Grund unserer gegenwärtigen Chronologie (die wie wir zugestehen müssen unvollkommen ist), der Herbst des Jahres 1976 im besten Fall das Ende der 6000-Jahresperiode Menschheitsgeschichte und nicht der siebenten 7000-Jahresperiode Jehovas. Warum nicht? Weil Adam nach seiner Schöpfung im letzten Teil der Schöpfungsepoche vor der siebenten Periode, vor dem Sabbat Jehovas, einige Zeit gelebt hatte. Gerade die Tatsache, dass niemand heute (da es zu Jehovas Geheimnis gehört) feststellen kann, wieviel Zeit Adam und später auch Eva während der Schlusstage der sechsten Schöpfungsepoche lebten, zeigt uns, dass auch jetzt niemand feststellen kann, wann sechstausend Jahre des heutigen Ruhetages Jehovas zu Ende kommen. Offensichtlich müsste die unbekannte Zeit, die Adam vor dem Beginn jenes siebenten Ruhetages lebte, zu dem Jahre 1976 hinzugezählt werden."

Faktisch kam diese Erklärung einem Gummiband gleich; beliebig hin- und herziehbar; was ja wohl auch im Sinne ihrer Erfinder lag. Mit dem (in Deutsch) 1946er WTG-Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen" hatte man schon die Ursprungsaussagen von C. T. Russell um rund 100 Jahre verschoben und auf 1972 hin orientiert. Noch lag das ja alles noch im Bereich der nebulösen „Generation die nicht vergehen sollte". Einer gleichfalls wichtigen (damaligen) WTG-Grundsatzthese. Nun rund 40 Jahre nach 1914, stellte sich der eine oder andere doch die Frage, welchen „Umfang" wohl diese Generation hat. „Genaues weiß man nicht", daraufhin die Hinhaltetaktik der WTG. Auch vorgenannte WTG-Ausdeutung liegt auf dieser Linie. Sie wurde erst wieder abgebrochen, Mitte der 1960er Jahre, als zu registrieren war, die Zuwachsraten stagnieren bedenklich. Da „wusste" man es plötzlich wieder besser, mittels der 1975-These. Wie nicht anders zu erwarten, landete auch diese noch auf dem Müllhaufen der Geschichte

Nicht auf Rosen gebettet

Da plagt den „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 5. 1955 ein Problem:

In seinen Worten:

„Unglücklicherweise fahren nicht alle, die sich Jehova hingegeben haben, fort … immer freudig zu dienen. Dann treten im Leben der Gott Neuhingegebenen bisweilen seltsame Dinge ein. Die Umstände scheinen sich zu ändern. Der Betreffende sieht, daß er in seinem Leben des Dienstes für Jehova als einer seiner Zeugen nicht auf Rosen gebettet ist. Es gilt, Beschwerden zu ertragen, oder es mag sich auch harte Verfolgung einstellen, die droht, den Betreffenden seiner neugefundenen Freude zu berauben. Selbst der tägliche Dienst … wird zu einer Last. Das alltägliche Predigen wird immer härter und anstrengender. Man findet, dass im Missionsfeld die Leute in ihren Wohnungen der Botschaft des Königreiches Gottes gegenüber gleichgültig und teilnahmslos sind. Dazu bringt das Predigen manche schwierigen Probleme mit sich. Es erfordert viel Arbeit, bei der schier endlos scheinende Einzelheiten zu erledigen sind, die sorgfältige Aufmerksamkeit erfordern. Oder es entsteht im Leben unseres neuen Zeugen vielleicht ein häusliches Problem als Folge seiner neuen Form der Gottesanbetung. Dies bringt große Spannungen unter Familienangehörigen mit sich und droht gräßliche Formen zu haben, ja selbst einen Bruch im Familienkreis zu verursachen. …

Wenn er aber um sich blickt, vielleicht in einer kleinen Versammlung, so scheint ihm, daß eigentlich recht wenig Fortschritt gemacht werde, … und so beginnt er Anordnungen zu mißbilligen und zu kritisieren. Aber binnen kurzem merkt er, daß er nicht mehr so glücklich ist wie am Anfang."

Solcherart Bestandsaufnahme ist für den WT nicht sonderlich erfreulich. Und so sucht er denn nach Kräften, nach Mittel und Wegen zum gegensteuern. Dabei kommt ihm zugute, seine Kinderstube in den USA zu haben. Auch bei etlichen anderen USA-Konzernen, namentlich aus dem Strukturvertriebsbereich kann man das Gegenrezept studieren. Positives Denken oder Selbstsuggestion!

Der WT wäre nicht der WT, würde er diesen Bereich brachliegen lassen. Und so findet man denn in diesem WT auch den Bericht über ein Buch zum Thema Selbstsuggestion. Formal als neutraler Bericht aufgezogen. Faktisch aber eines der „Geheimrezepte" das auch die WTG, wo immer es möglich ist, anzuwenden sich bemüht.

Über ein englischsprachiges Buch mit dem Titel „Die Kraft des positiven Denkens", dass in mehr als 750.000 Exemplaren verkauft worden sein soll berichtete die „New York Times", und die WTG übernimmt ihre Kernaussagen:

'Im Buch 'Die Kraft des positiven Denkens' wird behauptet, man könne durch das Befolgen seiner Anregungen 'Herzensfrieden, bessere Gesundheit und einen nie versiegenden Energievorrat haben', es sei 'Hindernissen nicht gestattet, dir das Glück und Wohlbefinden zu zerstören' und 'deine Beziehungen zu anderen Leuten würden sich verbessern. Du wirst als Individuum populärer, mehr beachtet und beliebter.' Zur Überwindung deines Minderwertigkeitskomplexes schreibt das Buch vor: 'Glaube an dich selbst! Zeige Glauben an dich selbst!' Wenn du an Erfolg denkst, wirst du erfolgreich sein. Wende auf deine persönlichen Probleme Bibeltexte an, wie: 'Wenn ihr Glauben habt … wird nichts unmöglich sein.'"

Am Rande notiert.

Zwischen der deutschen „Wachtturm"-Ausgabe und jener, die in der Schweiz gedruckt wurde, gab es durchaus gewisse Unterschiede. Das lässt sich besonders auch an dem Jahrgang des Jahres 1955 verdeutlichen (der hier in der Regel nach der Wiesbadener Ausgabe zitiert wird). Wesentlicher Unterschied schon mal das unterschiedliche Druckformat (Schweiz noch das alte Großformat; Wiesbaden ab 1953 das jetzige Format). Dadurch bedingt auch der Unterschied: Die alten Großformat-Ausgaben umfassen jeweils 16 Seiten; das neuere, jetzige Format 32 Seiten. Schon daraus ergibt sich eine unterschiedliche Seitenzählung. Aber die wesentlichen Artikel sind wohl in beiden Ausgaben vorhanden. Manchmal aber auch in unterschiedlichen Heften. Einige Beiträge lassen sich zudem nur in einer der beiden Ausgaben nachweisen; was aber eher die Ausnahme, nicht aber die Regel ist.

Aber ein besonders „krasses" Beispiel soll doch nicht unerwähnt bleiben. In der Wiesbadener WT-Ausgabe vom 1. 12. 1954 (S. 733) ist der Bericht über ein Todesopfer der WTG-Blutdoktrin abgedruckt. Siehe dazu: 19542Tod

Offenbar benötigte man in der Schweiz eine besonders lange Überlegungsfrist. Denn der Schweizer „Wachtturm" druckte diesen Artikel erst in seiner Ausgabe vom 1. 5. 1955 (S. 142f.) ab!

Siehe auch: Kommentarserie 1955 zusammengefaßt

Der nächste Jahrgang   1956

Notizen aus "Informator" 1955

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