Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Eisenhower

Mit Erscheinen des Propaganda-Buches von Marley Cole: "Jehovas Zeugen die Neue Welt Gesellschaft", kam zugleich auch mit der Aspekt in einer breiteren Öffentlichkeit zum Bewusstsein, dass der vormalige amerikanische General Dwight D. Eisenhower, und Präsident der USA von 1953 - 1961, einer Familie entstammt, die den Bibelforschern zugetan war.

Dem Vernehmen nach, war Eisenhower was seine familiär-religiösen Wurzeln anbelangt, nicht sonderlich gesprächig. Stellte Cole sie zwar betont heraus, so ist bei anderen Quellen eher das Gegenteil der Fall. Man suchte diesen Aspekt herunterzuspielen. Im Juliheft 1954 der Zeitschrift "Zeitwende. Die neue Furche" (S. 487f.) gab es dazu einmal einen Artikel der überschrieben war: "Eisenhowers religiöse Haltung". Seine wesentlichen Aussagen, seien einmal nachstehend dokumentiert:

Die beiden amerikanischen Zeitschriften "Life" und "The Christian Century" haben Paul Hutchinson gemeinsam beauftragt, die religiöse Entwicklung und Haltung Präsident Eisenhowers darzustellen. Wir geben einen Auszug aus seinen Untersuchungen nach "The Christian Century" (71, 1954, 12) wieder.

Was bedeutet die Religion für Präsident Eisenhower? Einem Berichterstatter, der sich mit ihm unterhielt, bevor er Präsident von Columbia wurde, sagte er: "Ich bin der am intensivsten religiöse Mensch, den ich kenne." Selten hält er eine Rede, ohne darauf hinzuweisen, daß die Nation der geistigen Kraft bedarf. Häufiger als die meisten seiner Vorgänger nimmt er am Gottesdienst teil. Er geht zu morgendlichen Gebetsandachten. Seine Kabinettssitzungen beginnen mit Gebet.

Um die Religion des Präsidenten zu verstehen, muß man seiner pietistischen Herkunft eingedenk bleiben. Im Mittelpunkt des Lebens der Familie Eisenhower stand die Religion, und zwar der Glaube an den Buchstaben der Bibel. "Alle Eisenhowers", bemerkte einer der Brüder, "sind Fundamentalisten". Das heißt, daß die Bibel ihnen allen die einzige maßgebliche Richtschnur war. Jeden Morgen wurde bei der Hausandacht aus ihr vorgelesen, und bei Familienentscheidungen wurde sie wieder und wieder zu Rat gezogen. Väter wie Mutter konnten bei jeder Gelegenheit Bibelsprüche anführen.

Als der Sohn des alten Jakob Eisenhower in die Militärakademie eintrat, ließ sein Vater das zu, weil er ihm das Recht zuerkannte, sich seinen Beruf selbst zu wählen. Die Mutter, die leidenschaftlicher an ihren pazifistischen Überzeugungen hing, ließ zu, was der Vater zuließ. Es gab keinen spürbaren Bruch; die starken Bande der Zuneigung zwischen Mutter und Sohn wurden niemals schwächer. Aber gab es Spannungen unter der Oberfläche? Die Mutter, deren Grauen vor dem Krieg, auf ihre Jugenderinnerungen an das verwüstete Shendoah-Tal zurückging, war eine überzeugte Pazifistin, als daß es ihr jemals beim Anblick eines Sohnes in Uniform wohl gewesen wäre, einerlei, wieviele Sterne er auf seinen Schultern trug. "Sie sagen mir, wie stolz ich auf Dwight sein sollte", sagte die alte Frau zu einem Vetter des Präsidenten, dem Pfarrer Witter, einem Bischof der Flußbrüder-Gemeinschaft. "Sie wissen nicht, daß ich, wenn sie weggegangen sind, beiseite gehe und weine."

Der Bischof glaubt, daß sie sich zuweilen im Gespräch mit ihrem Sohn scharf ablehnend über seine Laufbahn aussprach. Wenn der Präsident heute die Bedeutung des religiösen Glaubens so stark betont, so glauben das einige Amateurpsychologen auf das Bestreben zurückzuführen zu können, ein Schuldgefühl abzuschütteln, das ihn überkam, als er sah, wie schwer sein Abfall von ihrem Pazifismus seine Mutter getroffen hatte.

Gewiß ist nur, daß die Mutter im Blick auf Krieg und militärische Laufbahn etwas anderes glaubte als der Sohn. Aber keiner von beiden ließ in der Zuneigung zum andern nach.

Allerdings wurde die Mutter des Präsidenten immer pazifistischer, je älter sie wurde. Das zeigt sich schon daran, daß sie sich von den "Flußbrüdern" abwandte, um sich den Zeugen Jehovas anzuschließen. In ihrer eisernen Entschlossenheit knüpfte diese Frau ihr Schicksal an eine Sekte, der man allenthalben Mangel an Vaterlandsliebe vorwirft und nirgendwo mehr als in einer so kleinen Gemeinde wie derjenigen von Abilene in Kansas. Ob der Vater des Präsidenten jemals zu den Zeugen Jehovas übertrat, ist umstritten.

Flußbrüder - und unter ihnen der bischöfliche Vetter des Präsidenten - sagen, er habe es getan, sei aber vor seinem Tod zu ihrer Gemeinschaft zurückgekehrt. Bestattet wurde er jedenfalls von den Zeugen Jehovas.

In der Akademie von West Point zeigte sich der Kadett Eisenhower nicht besonders an religiösen Dingen interessiert. Natürlich nahm er, wie jeder protestantische Kadett, an den allgemeinen Kapellen-Gottesdiensten teil. Doch niemand kann sich erinnern, daß er jemals etwas von dem getan habe, wodurch Kadetten ihr religiöses Interesse bekunden: eine Sonntagsschulklasse geleitet, an einer Bibelarbeit teilgenommen, beim Christlichen Verein Junger Männer mitgewirkt.

Manchmal betont der Präsident die religiöse Grundlage seines politischen Glaubens so stark, daß er Demokratie und Religion beinahe gleichsetzt. Als er sich in jenem Interview von Columbia als "den am intensivsten religiösen Menschen, den ich kenne" bezeichnete, fügte er die Behauptung hinzu: "Eine Demokratie kann ohne eine religiöse Grundlage nicht bestehen."

Präsident Eisenhower glaube "gleich vielen Amerikanern sehr glühend an eine sehr verschwommene Religion". Es war vielleicht unvermeidlich, daß sich Eisenhower im Wahlkampf des Wortschatzes der Kirhen bediente, die er vierzig Jahre zuvor kennengelernt hatte, und ihre Gedanken wiederholte.

In seine Umgebung berief er den vielleicht aktivsten protestantischen Laien der Nation als Staatssekretär, und zum Landwirtschaftsminister ernannte er einen Apostel der Mormonen.

Mit das erste nach seiner Wahl war es, daß Eisenhower einer Kirche beitrat. Seine Wahl unter den protestantischen Kirchengruppen scheint weitgehend dadurch bestimmt worden zu sein, daß Frau Eisenhower Presbyterianerin ist! Man zweifelt, daß er jemals das Glaubensbekenntnis von Westminster gelesen hat, oder darauf gefaßt wäre, einige seiner mehr calvinistischen Sätze zu verteidigen.

Er hat wenig Verständnis für die Spaltungen zwischen den Kirchen; zu den Dingen, die er bei seinen Reden vor Kirchenleuten am häufigsten hervorhebt, gehört ihre wesenhafte Einheit im gleichen Ziel, um derentwillen sie ihre Unterschiede zurückstellen sollten.

1954er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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