Notizen aus "Informator" 1955

Beginnend mit dem Januar 1955 sei laut „Informator" für Januar 1955 nunmehr der 17. viermonatige „Wachtturm-Feldzug" angesagt. An zugehörigen Anpeitscher-Quoten soll es WTG-seitig auch nicht mangeln. Und so lautet denn die WTG-Forderung, die „Versammlungsverkündiger" hätten mindestens zwei, die Pioniere gar sechzehn neue Abonnements zu aquirieren.

Auf die Pioniere setzt dann die WTG besondere Hoffnungen, was auch ihre rückblickende Zahl für den Monat August 1954 verdeutlicht. Danach hätten in jenem Monat in Deutschland 24.901 WTG-Bücher abgesetzt werden können. Diese Zahl wird dann noch weiter untergliedert. Die 1494 Pioniere hätten allein 8182 Bücher absetzen können. Den Rest dann die Versammlungsverkündiger (44543 deren an der Zahl). Nun rechnet die WTG vor, obwohl die Zahl der Pioniere numerisch geringer gewesen sei, betrug ihr Anteil am Buchumsatz dennoch 33 % von der Gesamtmenge.

Für besagten 17. Wachtturm-Feldzug besagt die WTG Anweisung, Verkaufspreis 4- DM pro Abonnement. Und als Zugabe gäbe es drei Broschüren. Zwei davon könnten ältere sein, welche die Örtliche ZJ-Versammlung auf Lager hat, und die dritte solle eine neuere sein mit dem Titel „Diese gute Botschaft vom Königreich". Auf letztere setzt die WTG dann ganz besondere Hoffnungen, dieweil diese Broschüre - erstmals - auch mit dem Charakteristikum von „Studienfragen" ausgestattet sei.

Die WTG-Abonnenten würden selbigen zwar mit der Post zugestellt bekommen. Indes findig wie man meint zu sein, hat man sich dazu auch was ausgedacht. Bis zum Anlauf der Post-Belieferung würde einige Zeit vergehen. Just in dieser Zeitspanne solle der WTG Treppenterrier erneut vorsprechen, und dem Abonnenten die jeweils aktuellen WTG-Ausgaben überreichen. Das Alibi ist dann ja schon mal dergestalt gegeben, als er ja ein Abonnement eingegangen wurde. Nun sei es die Aufgabe des Treppenterrier, möglichst geschickt das Gespräch auf die Broschüre „Diese Gute Botschaft vom Königreich" zu lenken. Der Treppenterrier werde dabei ein weiteres Exemplar jener Broschüre mit sich führen, zugleich aber den Wohnungshaber ersuchen, sein Exemplar, das ihm beim Abonnementsabschluss mit überreicht wurde, mit hervorzuholen. Die WTG stellt sich das dann so vor, das die Gesprächsführung darauf hinaus laufen soll - notfalls auch als nur Haustürgespräch, wenn die Wohnungsinhaber tatsächlich sein Broschuren-Exemplar hervorgeholt hat, dann quasi - unter Nutzung der „Studienfragen", schon mal das erste WTG-übliche Studium mit dem überrumpelten Wohnungsinhaber zu praktizieren. Sollte dem Treppenterrier gar noch Einlass in die Wohnung gewährt werden, sei der „Fisch" schon mal so gut wie „fest an der Angel".

So manch andere Drücker-Kolonne dürfte wohl bei diesem ausgefeilten Management, förmlich vor Neid erblassen!

Der für die Zeit vom 10. - 14. 8. 1955 in Nürnberg terminierte zentrale Kongress der Zeugen Jehovas in Deutschland, einschließlich der „Randstaaten", für die es keine speziellen Kongressveranstaltungen gibt. Die also mit nach Deutschland beordert werden. Josy Doyon in der Schweiz lebend, hatte das auch mit erlebt. Auch miterlebt wie ihre „Interessierten", die da unter diesem WTG-Druck, mit nach Deutschland geschleift wurden, alles andere denn als „positiv" von diesen Rahmenbedingungen angetan waren. In ihrem Buch „Hirten ohne Erbarmen" berichtet sie auch mit, über diese Aspekte. Jener Kongress wirft schon jetzt seine Schatten voraus. Die Februar Ausgabe 1955 des „Informator" dekretiert daher:  „Aber ist es für einen Verkündiger der neuen Welt überhaupt eine Frage, ob er dabei sein wird oder nicht? Natürlich wird er dabei sein!" Ergo sei eine Diskussion über das Für und Wider unerwünscht. Faktisch hatte denn auch kein mit einer Zeugen Jehovas Versammlung verbundener, eine reelle Chance sich diesem Druck zu entziehen. Das fängt schon damit an, wie diese „Informator" Ausgabe auch berichtet, dass die WTG fordert: Dein Versammlungsdiener muß in diesem Monat noch die Meldungen über die Teilnehmer an einem Sonderzug, einem Autobus oder einer Gesellschaftsfahrt, über Alleinreisende, über alle, die eine Unterkunft benötigen" nach Wiesbaden weiterleiten. Damit sind schon mal die einzelnen fest verplant.

Das für die überwältigende Mehrheit der nach Nürnberg Anreisenden, in der Regel nur Massenquartiere in Zelten oder Schulen vorgesehen sind. Auch darüber lässt die WTG keine Unklarheiten aufkommen. Ausdrücklich wird auch dekretiert, niemand von den Zeugen Jehovas, solle sich etwa um Privat- oder Hotelquartiere in eigener Initiative bemühen. Denn da etliche Anreisende auch aus anderen Ländern vorgesehen sind, besagt die diesbezügliche WTG-Logistik:  Um der aus fernen Ländern kommenden Brüder willen davon Abstand zu nehmen, sich jetzt nach Hotel- oder Privatzimmern umzusehen, die dann bei der Zuteilung durch das Unterkunftsbüro diesen Gästen natürlich verlorengehen.  Begnüge dich gegebenenfalls mit einem Plätzchen in einer Schule oder in einem Zelt."

Für die Gedächtnismahlwoche des Jahres 1955 hat die WTG sich wieder was „feines ausgedacht", worüber die März-Ausgabe 1955 des „Informator" bereits berichtet.  Am Sonntag den 3. April werde gekoppelt mit einem öffentlichen Vortrag, eine damals neue Broschüre „freigegeben". Ihr Titel „Christenheit oder Christentum - Was ist das Licht der Welt?" In ihr auch die erneute Festschreibung der WTG-These, man sei keinesfalls „Pazifist". Aus Griechenland ist dann überliefert, das dort diese WTG Publicity-Aktion keinesfalls „folgenlos" blieb. Siehe dazu: 19562 Griechenland

Die WTG-Logistik bei dieser Aktion besagte nun, besagte Broschüre werde in ihrer Startauflage (für Westdeutschland allein in 1,5 Millionen) zeitgleich in zehn Sprachen veröffentlicht. Unter Berücksichtigung der nachfolgenden Jahre, soll nach der Angabe von Hutten, jene Broschüre gar eine Auflagehöhe von 21 Millionen Exemplaren erreicht haben, davon laut „Informator" Ausgabe Juni 1955, 3 Millionen Exemplare für Westdeutschland.

Der Fall dieser Propaganda-Aktion ist ein typischer Bestätigungsfall für die These, das „Kleinvieh auch Mist macht". Zwar beträgt der Erwerbungspreis jener Broschüre für die Verkündiger und Pioniere „nur" 2 Pfennig das Stück. Dann aber gleich im 20er-Pack als Minimum zu erwerben.  Allerdings, fügt der „Informator" für April 1955 noch ergänzend hinzu, das mit dem Staffelpreis der 2 Pfennige pro Exemplar, sei nur ein für den Monat April gültiges Sonderangebot. Sei der Neuigkeitseffekt der Aktion erst mal verpufft, behält es sich die WTG vor, wieder einen höheren Abgabepreis zu kassieren.

Am darauffolgenden Donnerstag, dann das jährliche ZJ-Gedächtnismahl. Und das darauf folgende Wochenende, in WTG-Sicht eine gute Gelegenheit zum sich die Hacken abrennen, zwecks Verkauf jener Broschüre. Dazu besagt die WTG-Anweisung bezüglich des Verkaufspreises dann:  wobei ein freiwilliger Beitrag, seien es 20 Pf oder auch nur 5 Pf, entgegengenommen werden kann. Wenn uns ein Wohnungsinhaber verspricht, die Broschüre zu lesen, und sagt, wir dürften wieder vorbeikommen, können wir sie ihm sogar kostenlos überlassen."

Letztere Angabe des „sogar kostenlos" muss dann aber ergänzt werden. Die Kosten jenes „kostenlos" trägt dann der WTG-Treppenterrier, denn die WTG ihrerseits, besteht auf ihren Abgabepreis von 2 Pfennig als Staffelpreis, bei Abnahme von mindestens 20 Exemplaren. Echte Gewinne in „Größenordnung" in finanzieller Beziehung erzielte die WTG wohl damit weniger. Aber unterstellt werden kann, aufgrund der hohen Auflage, zumindest ihre Selbstkosten bekam sie garantiert wieder herein, wenn nicht gar noch etwas Gewinn. Man muss auch das übrige Preisgefüge der WTG zu der Zeit beachten. Nach 1945 betrugen die Kosten für ein „Wachtturm"-Jahresabonnement in Westdeutschland, einige Jahre lang 5 DM. Nun just um diese Zeit, wurden diese Kostensätze von der WTG auf 4 DM abgesenkt. Auch dabei ist unterstellbar, angesichts des für die WTG weitgehend kostengünstigen Vertriebsapparate, ihre Selbstkosten hat sie auch in diesem Falle erwirtschaftet.

Man vergleiche auch den (auszugsweise) wieder gegebenen Bericht im „Informator" für Mai 1955.

In der Zeitschrift „Brücke zum Menschen" Nr. 112 (1992) gab es dann die Erinnerungs-Impression eines jener, der jene 1955er Aktion auch mit erlebt hatte.

Er notierte dazu auch folgendes:  „Wir schrieben das Jahr 1955. Die Wachtturm-Gesellschaft ... hatte zu einer großangelegten Sonderaktion mit einer neuen Broschüre aufgerufen: "Christenheit oder Christentum - was ist das Licht der Welt?" Wir unternahmen alle nur denkbaren Anstrengungen, möglichst viele davon zu verbreiten. In den Tagen und Wochen dieser Sonderaktion wurden alle ZJ der benachbarten Orte nach Heide (Holstein) eingeladen zu einem Vortrag des späteren deutschen Zweigaufsehers Konrad Franke. Im Verlauf seiner Ansprache verwies Franke auf das nächste "Gedächtnismahl", das die ZJ jedes Jahr ... feiern. Und dann machte er eine für uns alle damals sehr bedeutsame Bemerkung: Bei Jesus folgte alsbald nach der Einsetzung des "Gedächtnismahles" der Verrat durch den Judas, dann seine Aburteilung und Hinrichtung. Analog dazu: Wenn die Sonderaktion mit der Broschüre beendet wäre und das nächste "Gedächtnismahl" hinter uns läge, wäre die Zeit da für "Harmagedon". Und dann setzte Franke noch "eins drauf'":

Er habe mit einem bedeutenden Bruder in Amerika gesprochen, und wenn der etwas sage, dann stimme es. Und eben dieser habe ihm verraten, es gehe nicht mehr um Jahre, sondern nur noch um ein paar Monate ..."

Die „Informator" Ausgabe für April 1955 setzt dann die Tendenz, des moralischen Druckes aufbauen, für diese Broschürenaktion weiter fort. Etwa wenn man sich nicht zuschade ist, erneute zu dekretieren:  Kleine Kinder sollten ihre Eltern in den Dienst begleiten und sich entsprechend ihrem wachsenden Verständnis und ihrer Fähigkeit am Zeugnisgeben beteiligen."  Oder auch: „Auch die freien Tage während der „Festzeit" bieten Schulkindern eine besonders günstige Gelegenheit, Broschüren zu verbreiten."

Die Juni Ausgabe 1955 des „Informator" bietet dazu „passend" eine der berüchtigten Demonstrationen. Der Regie gemäß solle dabei eine Zeugin Jehovas, ein Ehepaar ebenfalls ZJ in einer Nachbarversammlung besucht haben. Der Regie gemäß solle die Story als Anpeitscherelement wie folgt weiter gehen:  „Während sie miteinander plaudern, kommen die Kinder heim, die nach der Schule noch Zeitschriftendienst taten.  Die Kinder berichten begeistert, wie viele Zeitschriften sie abgeben konnten."  Angeblicherweise sei der Besuch von diesem Erlebnis so beeindruckt gewesen, dass er es nun auch bei sich anwenden wolle.

Auch das WTG Standard-Druckelement kommt in der April Ausgabe erneut zur Anwendung, wenn es weiter heisst:  Allen Verkündigern, die bis zum 10. keinen Bericht abgegeben haben", werde man erneut „besondere Aufmerksamkeit" zuwenden. Was jenen Säumigen bei den dann anstehenden „Hirtenbesuchen" bevorsteht, ist unschwer zu erraten.

Überhaupt schwelgt die WTG wieder man in einer ihrer Lieblingsallegorien diesbezüglich. Der Heuschreckenplage. Dieser Vergleich, von der WTG selbst gewählt, ist in der Tat zutreffend. Kommentierend wäre zu ihm erneut anzumerken:

Einem bemerkenswerten Buchangebot begegnet man in der Mai Ausgabe 1955 des „Informator" in der Rubrik „Jetzt erhältliche Veröffentlichungen".  Und zwar offeriert da der deutsche „Informator das Buch „The Two Babylons" in englischer Sprache.

Kostensatz pro Exemplar für Pioniere 14,- DM und für Versammlung-Verkündiger 10,40 DM.

Schon dieser höhere Preis, höher als das sonstige WTG-Preisgefüge, verdeutlicht, da wurden WTGseitig von einem externen Verlag auf Kommissionsbasis Exemplare übernommen. Zu jenem Zeitpunkt mag eine Deutschsprachige Ausgabe des Hislop-Buch „Die zwei Babylons" noch nicht lieferbar gewesen sein (das war dann erst etliche Jahre später der Fall). Indem sich die WTG für jene Englischsprachige Ausgabe mit verwandte, wird deutlich, welch hohen Stellenwert jenem Buche beigemessen wurde. Es ist in der Tat so, etwa die WTG-Praxis keine Weihnachten zu feiern, keine Geburtstage usw. haben letztlich ihren inspirierenden Auslöser in jenem Hislop Buch.

Siehe dazu auch:

Parsimony.6579

Parsimony.11719

web.archive.org/web/20050125022851/http://www.eisbaerle.de/uebersetz.htm

https://archive.org/details/thetwobabylonsor00hisluoft

Für die Honoratioren der örtlichen Zeugen Jehovas Versammlungen hat sich die Juni Ausgabe 1955 des „Informator" auch was spezielles ausgedacht. Das liest sich dann so:  Bald erhält jeder Versammlungsdiener einen Brief hinsichtlich der Sonderaktion, die Mitte August durchgeführt wird und die darin besteht, Geistlichen und Redakteuren von Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen einen Brief und ein Exemplar der Broschüre 'Christenheit oder Christentum — was ist das Licht der Welt"? zuzustellen.  Die Briefe sollten das Datum des 15. August tragen und können dann, richtig frankiert, zu irgendeiner Zeit nach dem 15. August auf der Post aufgegeben werden."

Bei dieser Aktion fällt schon mal auf, ansonsten ist es Praxis der ZJ, das persönliche Gespräch zu suchen. Hier aber wird der Halbanonyme Weg bevorzugt. Im Hintergrund steht die Befürchtung der WTG, im persönlichen Gespräch mit dem genannten Empfängerkreis könnten sich die WTG Treppenterrier keineswegs „sicher" sein, dass ihre Überrumpelungsstrategien, auch in diesem Falle „erfolgreich" wären.

Auf den bevorstehenden Nürnberger Kongress geht die Juli Ausgabe 1955 des „Informator" mit ein. Etwa wenn die WTG offeriert, man möge Autos oder Omnibusse mit Reklameposter diesbezüglich bekleben.  Zu ihren weiteren „Events" gehört dann auch noch ihre Empfehlung, schon fast Notigungscharakter aufweisend:  Nehmt auch Literatur auf die Reise mit, damit ihr da und dort, wo ihr mit den Leuten ins Gespräch kommt, etwas abgeben könnt."

Damit die Menge des mitzuführenden Gepäckes, nebst den Utensilien welche für Massenunterkünfte nicht gering sind, noch etwas „aufgestockt" werden, geht es weiter mit der Angabe:  Für die Mahlzeiten in der Cafeteria solltet ihr alle selbst Bestecke (Messer, Gabel, Löffel) und auch ein entsprechendes Eßgefäß (Schüssel usw.) mitbringen."  Und was diejenigen anbelangt, die sich etwa zum freiwilligen Frondienst für die Cafeteria gemeldet haben, spricht die WTG diese mit den Worten an, sie „möchten möglichst sofort nach Nürnberg schreiben und mitteilen, was sie an Berufskleidung mitbringen können."

Um nochmals auf den Aspekt Eßgefass (Schüssel) und Besteck zurückzukommen. Wie hielt es eigentlich, der zum Kongress mit anreisende Mister Knorr diesbezüglich? Erschien dieser auf dem Kongreßgelände auch mit einem Eßgefäss nebst Zubehör? Höchstwahrscheinlich nicht. Mister Knorr dürfte da für sich eine elegantere Lösung bevorzugt haben, zumal ein First Class Hotel ohnehin seine reguläre Absteige war

Es ist überhaupt mehr als zweifelhaft, ob er denn auch zu den Mitnutzern jener Cafetaria gehörte. Die war für das Fussvolk bestimmt.

Was aber ist nun mit jenen, welche in ihrem Gepäck kein Eßgeschirr und Besteck eingepackt haben? Müssen die nun während der fünftägigen Kongressdauer Hunger darben?  Sofern sie denn ein prall gefülltes Portemonaine mitgebracht haben, ist das sicherlich nicht der Fall. Dafür gibt es dann die Angabe in jener „Informator"-Ausgabe, an zwei Stellen auf dem Kongressgelände würde es Lebensmittelläden geben in denen ihr euch wie in der Metzgerei, Bäckerei und beim Lebensmittelhändler versorgen könnt."

Zu sonstigen Kongress-Impressionen siehe auch Frondienst fürs Fußvolk

Scheinheilig fragt die August Ausgabe 1955 des „Informator": Weshalb nimmt die Zahl der Pioniere stets ab? Was verursacht den ständigen Rückgang der Zahl der Pioniere, während die Zahl der Versammlungsverkündiger beständig steigt?" Nun was das Ansteigen der Versammlungsverkündiger anbelangt, ist selbiges wohl nur dem Umstand der Drückerkolonnen-Technologie der WTG zuzuschreiben, ihrem ausgefeilten diesbezüglichen Drucksystem, vor dem selbst andere Drückerkolonnen-Manager vor Neid erblassen können. In der Zeit um 1955 hatte sich die wirtschaftliche Situation in Westdeutschland, weitgehend konsolidiert, bis hin zu ausgesprochenen Prosperitäts-Erscheinungen. Damit war dann zugleich der Status erreicht, wo die überdrehte Leistungsforderungsschraube der WTG, sich nicht mehr so ohne weiteres, noch ein paar mehr Windungen anziehen lies. Mag für manchen der geforderte Predigtdienst, zugleich auch eine Stärkung des Ego darstellen. Beim Pionierdienst indes sieht das wohl etwas anders aus. Abgesehen von denjenigen, die es dabei schaffen, sich diesbezüglich per Schmarotzertechnologie  über Wasser zu halten, stellt für den Rest, der nicht über jene moralische Abgebrühtheit verfügt, die WTG Pionierdienst-Anforderungen eine zunehmende Herausforderung dar, zumal ihre Diskrepanz zu den Rahmenbedingungen der Umwelt, im zunehmen begriffen sind.

Wie das mit der Schmarotzertechnologie klappt, weis man schon seit den Tagen eines Peregrinus. Auch andernorts weisen Zweige der Religionsindustrie Bettelorden auf. Wer denn vielleicht ei "Bettler" für die Religionsindustrie ist, mag andererseits eine besondere Tendenz zum Fanatismus aufweisen. Just jenes Element ist bei den Managern der Religionsindustrie im besonders hohen Kurswert angesiedelt. Und sie tun alles, diesen Fanatismus zu befördern.

"Um diese Zeit geschah es, dass er sich in der wundervollen Weisheit der Christianer unterrichten ließ, da er in Palästina Gelegenheit fand, mit ihren Priestern und Schriftgelehrten bekannt zu werden. Es schlug so gut bei ihm an, dass seine Lehrer in kurzer Zeit nur Kinder gegen ihn waren. Er wurde gar bald selbst Prophet, Thiasarch, Synagogenmeister, mit einem Wort, alles in allem unter ihnen.
Er erklärte und kommentierte ihre Bücher und schrieb deren selbst eine große Menge; kurz, er brachte es so weit, dass sie ihn für einen
göttlichen Mann ansahen, sich Gesetze von ihm geben ließen und ihn zu ihrem Vorsteher machten. ...
Es kam endlich dazu, dass Proteus bei Begehung derselben ergriffen und ins Gefängnis geworfen wurde; ein Umstand, der nicht wenig dazu beitrug, ihm auf sein ganzes Leben einen sonderbaren Stolz einzuflößen und diese Liebe zum Wunderbaren und dieses unruhige Bestreben nach dem Ruhm eines außerordentlichen Mannes in ihm anzufachen, die seine
herrschenden Leidenschaften wurden.

Denn sobald er in Banden lag, versuchten die Christianer (die dieses als eine ihnen allen zugestoßene große Widerwärtigkeit betrachteten)
das Mögliche und Unmögliche um ihn dem Gefängnis zu entreißen; und da es ihnen damit nicht gelingen wollte, ließen sie es ihm wenigstens an der sorgfältigsten Pflege und Wartung in keinem Stücke fehlen. Gleich mit Anbruch des Tages sah man schon eine Anzahl alter Weiblein, Witwen und junge Waisen sich um das Gefängnis her lagern; ja die Vornehmsten unter ihnen bestachen sogar die Gefangenenhüter und brachten ganze Nächte bei ihm zu.
Auch wurden reichliche Mahlzeiten bei ihm zusammengetragen und ihre heiligen Bücher gelesen; kurz, der teure Peregrin (wie er sich damals noch nannte) hieß ihnen ein zweiter Sokrates. Sogar aus verschiedenen Städten in Asien kamen einige, die von den dortigen Christianern abgesandt waren, ihm hilfreiche Hand zu leisten, seine Fürsprecher vor Gericht zu sein und ihn zu trösten. Denn diese Leute sind in allen dergleichen Fällen, die ihre Gemeinheit betreffen, von einer unbegreiflichen Geschwindigkeit und Tätigkeit und sparen dabei weder Mühe noch Kosten.
Daher wurde auch Peregrinen seiner Gefangenschaft halber eine Menge Geld von ihnen zugeschickt, und er verschaffte sich unter diesem Titel ganz hübsche Einkünfte. Denn diese armen Leute haben sich in den Kopf, gesetzt, dass sie mit Leib und Seele unsterblich werden und in alle Ewigkeit leben würden: daher kommt es dann, dass sie den Tod verachten und dass viele von ihnen ihm sogar freiwillig in die Hände laufen.

Überdies hat ihnen ihr erster Gesetzgeber beigebracht, dass sie alle untereinander Brüder würden, sobald sie den großen Schritt getan hätten, die griechischen Götter zu verleugnen und ihre Knie vor jenem gekreuzigten Sophisten zu beugen und nach seinen Gesetzen zu leben. Alles andere verachten sie durch die Bank, und sie halten es für eitel und nichtswürdig ohne irgendeinen tüchtigen Grund zu haben, warum sie diesen Meinungen zugetan sind.
Sobald also irgendein verschmitzter Betrüger an sie gerät, der die rechten Schliche weiß, so ist es ihm ein leichtes, die einfältigen Leute an der Nase zu führen und gar bald auf ihre Unkosten ein reicher Mann zu werden.
Übrigens wurde Peregrin (als es zu gerichtlicher Entscheidung seines Schicksals kam) von dem damaligen Statthalter in Syrien wieder in
Freiheit gesetzt, einem Manne, der die Philosophie liebte und, sobald er merkte, wie es in dem Kopfe dieses Menschen aussah und dass er Narr genug war, aus Eitelkeit und Begierde zum Nachruhm sterben zu wollen, ihn lieber fortschickte, ohne ihn auch nur einer Züchtigung wertzuhalten.
Peregrin kehrte also in seine Heimat zurück, fand aber bald, dass das Gerücht von seinem Vatermorde noch immer unter der Asche glühte und dass viele damit umgingen, ihm einen förmlichen Prozess deswegen an den Hals zu werfen. Er hatte sich inzwischen einen großen Bart wachsen lassen und ging gewöhnlich in einem schmutzigen Kaput von grobem Tuch, mit einem Tornister auf den Schultern und einem Stecken in der Hand.
In diesem tragischen Aufzug erschien er nun in der öffentlichen Versammlung der Parianer und erklärte sich, dass er hiermit die ganze Verlassenschaft seines seligen Vaters dem Publico überlassen haben wolle. Diese Freigebigkeit tat dem gemeinen Mann, einen Haufen armer nach dergleichen Spenden heißhungriger Leute, eine so gute Wirkung, dass sie in laute Bezeugungen ihres Dankes und ihrer Bewunderung ausbrachen.
"Das heißt man einen Philosophen", schrieben sie, "einen wahren Patrioten, einen echten Nachfolger des Diogenes und Krates!" Nun war seinen Feinden der Mund gestopft, und wer sich unterfangen wollte, des Vaterlandes noch zu erwähnen, würde auf der Stelle gesteinigt sein. Indessen blieb ihm nach dieser Donation nichts anderes übrig, als sich abermals aufs Landstreichen zu begeben, denn da konnte er auf einen reichlichen Zehrpfennig von den Christianern rechnen, die überall seine Trabanten machten und es ihm an nichts mangeln ließen.
Auf diese Weise brachte er sich eine Zeitlang durch die Welt. Da er es aber in der Folge auch mit ihnen verdarb - man hatte ihn, glaube ich, etwas, dass bei ihnen verboten ist, essen sehen - und sie ihn deswegen nicht mehr unter sich duldeten, geriet er in so große Verlegenheit, dass er sich berechtigt glaubte, die Güter von der Stadt Parium zurückzufordern, die er ihr ehemals überlassen hatte.

Nunmehr unternahm er eine dritte Reise zum Agathobulus nach Ägypten, wo er sich durch eine ganz neue und verwunderungswürdige Art von Tugendübung hervortrat; er lies sich nämlich den Kopf zur Hälfte glatt abscheren, beschmierte sich das Gesicht mit Leim, tat (um zu zeigen, dass dergleichen Handlungen unter die Adiaphora gehörten) vor einer Menge Volks - was schon Diogenes öffentlich getan haben soll, geißelte sich selbst und ließ sich von andern mit einer Rute den Hintern zerpeitschen, mehrere noch ärgere Bubenstreiche zu geschweigen, wodurch er sich in den Ruf eines außerordentlichen Mannes zu setzen suchte.
In der nächstfolgenden Olympiade erschien er wieder vor den Griechen, und zwar mit einer Rede, woran er in den verflossenen vier Jahren gearbeitet hatte und worin er, unter Entschuldigung seiner letztmaligen Flucht, den Stifter des Wassers zu Olympia bis an den
Himmel erhob.
Wie er aber gewahr wurde, dass sich niemand mehr um ihn bekümmerte und dass er kommen und gehen konnte ohne das mindeste Aufsehen zu erregen - denn seine Künste waren nun Altes; und etwas Neues, wodurch er in Erstaunen setzen und die Aufmerksamkeit und Bewunderung des Publikums auf sich ziehen können, wusste er nicht aufzutreiben, da dies doch von Anfang an das Ziel seiner leidenschaftlichen Begierde gewesen war. So geriet er endlich auf diesen letzten tollen Einfall mit dem Scheiterhaufen und kündigte den Griechen bereits an den letzten Olympischen Spielen an, dass er sich an den nächstfolgenden verbrennen würde. Und dies ist nun also das wundervolle Abenteuer, mit dessen Ausführung er, wie es heißt, beschäftigt ist, indem er bereits eine Grube graben und eine Menge Holz zusammenführen lässt, um uns das Schauspiel einer übermenschlichen Stärke der Seele zu geben.
Meines Erachtens gebührte sich's vielmehr, den Tod gelassen zu erwarten, nicht, wie ein flüchtiger Sklave, aus dem Leben davonzulaufen. Ist er aber so fest entschlossen zu sterben, warum denn gerade durchs Feuer und mit einem so tragödienmäßigen Prunk? Wozu nun eben diese Todesart, da er unter tausend andern die Wahl hat?

Denn ich höre von vielen, es sei keine schnellere Todesart als durchs Feuer, und man brauche nur den Mund aufzutun um auf der Stelle tot zu sein. Aber vermutlich hat er dieses Schauspiel bloß darum ausgedacht, weil es die Eitelkeit des ruhmsüchtigen Menschen kitzelt, sich an einem Orte zu verbrennen, der so heilig ist, dass andere ehrliche Toten nicht einmal darin begraben werden dürfen.
Und dies war also das Ende dieses unseligen Proteus, der, um alles in zwei Worten zusammenzufassen, für Wahrheit weder Sinn noch Achtung hatte, sondern alles, was er in seinem ganzen Leben sprach und tat, bloß deswegen tat, um sich einen Namen zu machen und von dem großen Haufen angestaunt zu werden, und der von dieser törichten Leidenschaft so sehr besessen war, dass er sogar ins Feuer sprang, um einen Ruhm davonzutragen, wovon er sich den Genuss durch das Mittel selbst auf ewig raubte."

Die Oktober Ausgabe 1955 des „Informator" setzt diese Thematik fort. Man rechnet vor, im Jahre 1950 habe der Anteil der Pioniere an der Gesamtverkündigerzahl bei 4,43 % gelegen. In den darauffolgenden Jahren sei sie weiter gesunken, bis man schließlich im Jahre 1955 bei einer Prozentzahl von 1,96 angelangt sei. Man beachte, daß die Zahl der Pioniere (der regulären, Sonder- und Ferienpioniere) im Jahre 1955 200 weniger betrug als im Jahre 1950, während 21641 Verkündiger mehr im Felde standen, bald zweimal mehr als damals."

In der September Ausgabe 1955 des „Informator" setzt die WTG daraufhin ihre Technologie des moralischen Druckes fort.

Sie rechnet vor, eine Stichprobe vom Dezember 1954 habe ergeben, in den bewerteten Versammlungen würde zwar Berichte abgegeben. Indes mit deren Substanz ist die WTG unzufrieden, dieweil nur 46 % der Berichtabgeber auch Nachbesuche und 20 % nur auch sogenannte Heimbibelstudien durchführen würden. Ergo bestehe ein hoher Anteil des Treppenterrierdienstes darin, uneffektiv zu sein. Dazu hat sich dann die WTG wieder mal was ausgedacht. Eine sogenannte „theokratische Gerichtssitzung" richtig ausgestattet mit „Staatsanwalt" alias WTG und Richter wird vor dem Publikum durchgeführt.

Besagter Staatsanwalt verweist auf die Versammlungstabelle, um anhand ihrer Zahlen sein Mißfallen kundzutun.  Eine Untersuchung der Aufzeichnungen zeige, daß nicht alle mit ganzer Seele die Anbetung fördern" meint er dozieren zu sollen. Auch mit dem Umsatz an WTG-Literatur ist er alles andere als zufrieden.

Dann wird zur Unterstreichung des gesagten, noch eine sogenannte „Muster-Verkündiger-Dienstkarte" wie es wörtlich heisst, in Kreuzverhör genommen. Unschwer zu erraten, das das Opfer eines Kreuzverhöres dann nichts zu lachen hat. Um den Bogen dann nicht gar zu überspannen, ist dann dem Richter in diesem „theokratischen Gerichtsverfahren" eine eher vermittelnde Rolle zugedacht. Daher endet die Story mit der Aussage, die schon vor jener inszenierten „Zirkusveranstaltung" vor dem Publikum klar war:  Das Gericht befindet,, daß alle noch der weiteren Verbesserung bedürfen. Alle werden zu noch größerer Diensttätigkeit angespornt."

Auch die Oktober Ausgabe 1955 des „Informator" setzt die Tendenz des „Jammerns auf hohem Niveau" fort. Die von der WTG vorgegebene 10 % Mehrungsquote habe man nicht erreicht. Es wurden im Jahresdurchschnitt „nur" 8,9 %. Und dies trotz des Umstandes dass der besonders massive Druckmonat des Gedächtnismahles, gar eine Mehrungsquote von 22,8 % aufwies. Trotzdem zeigte wie ausgeführt, der Jahresdurchschnitt eine andere Zahlenquote.

Zum WTG Gejammere gehört dann auch die Klage, der Verkauf ihres bedruckten Papiers läuft ebenfalls nicht so wie gewünscht. Als Zahlen werden dazu genannt. Im November 1954 hätte man 25.561 Bücher absetzen können. Im Dezember 1954 seien es noch 24.125 gewesen. Aber im Juli 1955 sei auch diese Zahl auf 20.125 abgesackt.

Auch der Zeitschriftenumsatz floriert nicht wie gewünscht. 9 Exemplare pro Monat und Nase fordert die WTG zwar. Tatsächlich erreicht wurden jedoch 5,7 Exemplare. Und selbst bei ihren Pionieren ect. sieht es nicht so rosig, wie von der WTG gewünscht aus. Dafür spricht die Angabe, die Pioniere sollten 90 Exemplare pro Monat absetzen. Tatsächlich aber schafften sie nur 63,8 Exemplare. Dito die Sonderpioniere; deren Quote läge bei 110 Exemplare. Tatsächlich indes konnten sie als Durchschnitt, nur 70,7 Exemplare loswerden.  Weiter wähnt die WTG, „daß die Hälfte der Verkündiger nicht an der Zeitschriftenverbreitung teilnimmt."

Als Gegensteuerungsinstrumentarium, soll es dann in WTG-Sicht, wieder mal eine der berüchtigten Demonstrationen bringen. Dazu hat sie sich dann zwei Sketchpartner ausgedacht, die sie „Reif" und „Erfolglos" betitelt. „Reif" habe sich als tatsächliches Verkaufstalent entpuppt. „Erfolglos" hingegen nicht. Die WTG-Regie sieht nun vor, das „Erfolglos" dem „Reif" auf einer seiner Verkaufstouren begleiten soll. Und wie sah nun das Ergebnis aus? Bereits zwei Stunden lang währte jene Tour und immer noch kein Verkaufsergebnis.

Nach zwei Stunden sagt 'Erfolglos': 'Nun sind zwei Stunden um. Es ist Zeit, heimzugehen. Doch 'Reif' erinnert ihn sogleich an den Rat der Gesellschaft, nach dem Dienst von Haus zu Haus noch etwa eine Stunde Nachbesuche zu machen."  Besagter „Erfolglos" soll sich dann auch dazu belabern haben lassen. Und just in jenem Zeitraum der angehängten Stunde dann noch - jedenfalls nach der Lesart der WTG-Regisseure, ein Verkaufsergebnis erzielt haben.

Ergo die Belehrung der WTG „noch mehr" Dienst von Haus zu Haus sei das Patentrezept. Und wehe dem der darauf nicht mit Willigkeit reagiert. Der wird dann in jenen Demonstrationen, nach Strich und Faden, „madig gemacht"!

Erneut stellt der November „Informator" 1955 die rhetorische Frage: „Wie verwendest du deine Zeit?" Und als Antwort - aus WTG-Munde nicht unerwartet - wird deren Verwendung für „weltliche Beschäftigungen" als „Verschwendung" gebrandmarkt.  Dazu hat man sich wieder mal eine „feine" Demonstration ausgedacht:  „Bekanntmachungsdiener (Bruder Mißmutig) ist im Begriff, ältere Zeitschriften aus einem Karton auszupacken; da kommt gerade der Versammlungsdiener (Bruder Positiv) herein. Bruder Mißmutig wendet sich um und sagt in gleichgültigem Ton zu Positiv: 'Es wird nötig sein, unsere Zeitschriftenbestellung zu reduzieren. Dabei weist er auf den Stoß alter Zeitschriften hin als Beweis, daß man ein zu großes Quantum beziehe."

Damit aber hat er sich schon mal das prinzipielle Mißfallen der WTG zugezogen. In der Folge wird besagter „Mißmutig" erneut belehrt, die WTG-seitig geforderte Absatzquote von 9 Zeitschriften pro Nase und Monat, sei keinesfalls erreicht. Ergo solle dort der Hebel angesetzt werden, nicht aber bei einer Bestellungsreduzierung. Dann bekommt „Mißmutig" noch eine gehörige „Standpauke" verpasst mit dem Tenor, er sei viel zu lasch. Es würde auch seine Aufgabe sein (also nicht blos die Aufgabe des „Versammlungsdieners" wie man damals noch sagte. Das „Diener" ist dann ja, dieweil in der Tat unpassend, später noch in Wegfall gekommen). Es würde auch seine Aufgabe sein, so die weitere Belehrung, sich eine weitaus ausgefeiltere Antreibertechnologie zuzulegen, so dass dann keinem der vermeintlich „Säumigen" nur auch das allergeringste „Pardon" zugebilligt werde. Hat es also die WTG geschafft, dass nicht nur einer der „Honoratioren" der örtlichen ZJ-Versammlung zu den Scharfmachern par excellence gehöre, erst dann sein die WTG-Welt „in Ordnung".

Die Dezember Ausgabe 1955 des „Informator" teilt (nicht zum ersten Mal) mit, auch im Jahre 1955 sei Sonntag der 25. Dezember als „spezieller Zeitschriftentag" festgelegt. Und da der 26. Dezember vielerorts gesetzlicher Feiertag sei, könne die Treppenterrier Karawane, das dann noch gleich am 26. 12 fortsetzen (wenn es nach der WTG geht). Einige Zahlenangaben werden auch noch genannt.

Im Jahre 1952 hätte man 13.621 Neuabonnements aquiriert, 1953 dann 28.503 und 1954 28.761.  Jene Steigerungsrate müsse sich fortsetzen, befindet zumindest die WTG. Andererseits muß sie aber auch berichten, weltweit habe man im Dienstjahr 1955 18 Millionen Zeitschriftenexemplare abgesetzt. Das ist jedoch der WTG zuwenig. Sie rechnet vor, hätte jeder Treppenterrier seine monatliche Absatzquote von neun Zeitschrift auch tatsächlich erreicht, hätten es weitere vier Millionen Exemplare sein können. Um besagte weitere vier Millionen Exemplaren, geht es nun der WTG im besonderen.

Diesbezügliche Widerstände, sucht sie wieder mal mittels ihrer berüchtigten Demonstrationen niederzubügeln.  Schon die Namen, welche sie da ihren agierenden Sketchpartnern verpasst, sind durchaus aufschlußreich.  Da gibt es beispielhaft eine „Schwester Überlastet" ferner eine „Schwester Gebrechlich". Auch noch einen „Bruder Müde".  In einem weiteren Sketch auch noch einen „Bruder Ohne-Nachbesuche" und ähnliches mehr.

Die WTG Regie bei diesen Demonstrationen ist relativ simpel. Sie fordert insbesondere die Zuhörerschaft dazu auf, vorgenannten charakteristischen Typen, „Antworten" zu geben, wie sie denn ihre geschilderten Probleme besser „in den Griff bekämen". Indes das ahnt die WTG auch. Ihr Kalkül, einzelne aus der Zuschauerschaft, sollen dann für die WTG „die Kastanien aus dem Feuer holen", und mit zur „Zerfleischhauerung" der unbotmäßigen Kandidaten beitragen, wird wohl kaum in allen Fällen im Sinne der WTG optimal ablaufen. Da in WTG Gefilden alles minutiös geplant ist, behält sie sich vor, dass der örtliche Oberguro dann das letzte Wort hat. Und der belehrt dann in bekannter WTG Manier die „Schwester überlastet", alles sei nur eine Frage der Organisation. Die ihrige sei im Sinne der WTG nicht optimal genug.

Die „Schwester Gebrechlich" wird dann belehrt  Beinahe alle leiden manchmal oder gar ständig an gewissen Beschwerden. Trotzdem verrichten alle berufliche oder häusliche Arbeit."  Ergo finden ihre vorgetragenen Gründe in den WTG Augen keine Gnade.

Ähnlich ergeht es dann auch dem „Bruder Müde". Der wird dann erneut belehrt: Wir dürfen also nicht zulassen, daß weltliche Dinge uns so beanspruchen, daß wir untätig werden."  Und überhaupt, würde man der Forderung nach verstärktem Treppenterrierdienst nachkommen, würden sich die genannten Hinderungsgründe, „wie von selbst auflösen".

Auch für den mit genannten „Bruder Ohne-Nachbesuche" hat man eine Binsenweisheit auf Lager. Ihm wird in Sonderheit vorgehalten, nicht ausreichend detaillierte Notizen sich angefertig zu haben, des Inhaltes.  Welches Buch oder Zeitschrift, habe er wann und bei wem absetzen können. Auch noch Stichpunkte über die Gesprächsführung bei solchen erfolgreichen Literaturverkäufen, seien sinnvoll. Auf der Basis jener detaillierten Notizen, solle dann bei den planmäßigen Nachbesuche, dann gezielt und Personenbezogen weiter agitiert werden. Dann werde es „schon klappen", will zumindest die schwarz für weiss verkaufende WTG suggerieren!

1955er Rückblick

Volle Fahrt voraus - auf das nächste Felsenriff

ZurIndexseite