Notizen aus „Informator" 1949

Beginnend mit dem Kalenderjahr 1949, ist eine Vereinheitlichung im Titel des "Informator" zu beobachten. Nicht nur die Schweizer Ausgabe, auch die beiden deutschen Ausgaben, verwenden nunmehr diesen Titel (lediglich die "Magdeburger" Ausgabe, nahm etwas zeitverzögert, die Titelumstellung erst ab Februar 1949 vor).

Jubilierend informiert die Wiesbadener Ausgabe des „Informator" für Januar 1949 darüber, es sei wieder mal ein viermonatiger „Wachtturm"-Feldzug angesagt.  Der elfte weltweit dieser Art.  Als Motivationsstimulanz wird verkündet:

„Wer weise ist, wünscht von dieser Welt und ihren gegenwärtigen unbefriedigenden Zuständen der Unsicherheit, der Krankheit und des Todes, von ihrer Schlechtigkeit und bedrückenden Herrschaft errettet zu werden, und er wird daher zu Jehova Gott und seiner neuen Welt der Gerechtigkeit aufblicken und Errettung von dort erwarten."

Aber so kommt gleich auch noch der Haken in dieser Argumentationskette, dafür müssten die Betörten auch etwas tun. Zum Beispiel den Treppenterrier für den „Wachtturm"-Feldzug spielen.

Weiter erfährt man:

„Allgemein wird mit Ausnahme der Länder, in welchen Einschränkungen betreffs Literatur bestehen, ein Jahresabonnement des WACHTTURM zusammen mit einem Jahresabonnement des „ERWACHET!" und — bei gleichzeitiger Bestellung beider Abonnements - als Zugabe das Buch „Gott bleibt wahrhaftig" oder ein anderes Buch, das vorhanden ist, angeboten."

Wenn also die Wiesbadener Ausgabe des „Informators" dabei auch das „Erwachet!" mit erwähnt, bleibt insofern eine Unklarheit, als selbiges zu der Zeit nur in der in Bern gedruckten Ausgabe zur Verfügung stand. Ob denn bisher Außenstehenden dabei auch das „Erwachet!" mit angeboten wurde, erscheint eher unwahrscheinlich.  Da wird dann wohl der mit zitierte Grundsatz zur Anwendung gekommen sein:

„mit Ausnahme der Länder, in welchen Einschränkungen betreffs Literatur bestehen."

Das wird auch in der „Magdeburger" Ausgabe des „Informator" vom August 1949 bestätigt. Letztere teilt mit, in modifizierter Form, kämen seit Juli 1949, die Anweisungen des internen WTG-Buches „Rat über Theokratische Organisation", auch in der Ostzone zur Anwendung. Zu den speziellen Modifizierungen für die Ostzone würde weiter gehören, die WTG-Zeitschriftenliteratur überwiegend nur zu verleihen (also kein Verkauf an Außenstehende).

Gleichwohl wurde der „Wachtturm" zu der Zeit in Wiesbaden schon mal massig gedruckt, so das diesen bezüglich in den westlichen Zonen Deutschlands, kaum Einschränkungen bestanden haben dürften.

Weiter im Zitat:

„Durch des Herrn Gnade und Fürsorge, die uns im Bibelhaus Wiesbaden die eigene Druckerei und auch die erforderlichen Mengen von Druckpapier gab, wird nun auch in Deutschland, zumindest im Westen unseres Landes, der WACHTTURM-Feldzug mit ganzer Kraft durchgeführt, um jedem Menschen die Gelegenheit zu geben, diese Zeitschrift regelmäßig zu erhalten.

Das Buch „Gott bleibt wahrhaftig" ist vorhanden und wird in den WACHTTURM-Feldzug eingeschaltet."

Über letzteres Buch erfährt man weiter:

„Durch besondere Fügung des Herrn" gelangte die erste Sendung jenes Buchs nach Wiesbaden, so das man auch davon ausreichend habe (offenbar dann die in den USA gedruckte Deutschsprachige Ausgabe davon).

Die vorhandenen Mengen würden es gestatten, „während des WACTTURM-Feldzuges jedem neuen Jahresabonnenten, der den Abonnementsbeitrag für ein ganzes Jahr bezahlt, ein Exemplar dieses ... Buches kostenfrei zu übergeben."

Na dann werden sich aber die Esel, über diese ihnen da vor die Nase gehaltene Sonderration einer „Möhre" wohl „maßlos gefreut" haben!

Auch das vergisst der „Informator" nicht zu erwähnen:  „Manch einer wird gern die Gelegenheit ergreifen, einem Freund oder Verwandten ein Abonnement zusammen mit dem schönen Buch zum Geschenk zu machen."

Offen bleibt allerdings, ob die so Beschenkten, denn dieses Geschenk auch zu würdigen wussten.

Die in Bern gedruckte Januar 1949-Ausgabe des "Informator" nennt noch einen konkreten Abonnementspreis von 10 Franken für ein Jahresabo beider Zeitschriften. Die Wiesbadener Ausgabe indes verzichtet auf eine konkrete Preisangabe. Allerdings in der Februar-Ausgabe des deutschen „Informator" gibt es dann auch noch eine Preisangabe: 5,-- DM. Damit wird deutlich. In Deutschland galt dieses Aktions-Angebot, ohne das „Erwachet!".

Vorstehendes wäre dann eher der Rubrik „Zuckerbrot" in dieser „Informator"-Ausgabe zuzuordnen. Indes auch die Rubrik „Peitsche" lässt diese „Informator"-Ausgabe keineswegs unberücksichtigt. Namentlich hat man zu bemängeln, wie denn in einigen örtlichen Versammlungen so das obligate „Wachtturm"-Studium ablaufe.

Dazu liest man unter der Überschrift:  „Richtiges Wachtturm-Studium" ...

„Der Studienleiter tritt noch viel zu viel in den Vordergrund, indem er das Wort ergreift und glaubt, durch eingefügte Erklärungen aus seinem Munde oder Zulassung freier Aussprachen über Gegenstände, die im WT nur beiläufig erwähnt werden, den Teilnehmern einen Dienst zu tun. Das ist falsch und eine durchaus verkehrte Schlußfolgerung."

Sinn jenes „Wachtturm"-Studiums sei lediglich die Roboterhafte Kontrolle, ob die Lemminge ihre Roboterhafte ihnen zugedachte Indoktrination auch erfüllen. Selbstständiges Denken sei dabei ein nicht gewünschter „Luxus".

Und wo es doch örtliche „Möchte-gern-Selbstdarsteller" unter den Zeugen Jehovas gäbe, werden diese dahingehend belehrt.

Sie könnten sich ja dazu qualifizieren, auch öffentliche Vorträge im Auftrage der WTG zu halten. Auf dieser Ebene hätten sie dann genug Spielraum ihr eigenes Ego zu streicheln. Indes beim „Wachtturm"-Studium sei es nur ihre Aufgabe darüber zu wachen, ob die Lemminge-Dressur denn auch so klappt, wie „von oben angeordnet"!

Bezogen auf den Monat Oktober 1948 bietet dann diese „Informator"-Ausgabe auch noch einige Zahlenangaben.

Danach gab es zu diesem Zeitpunkt in der russischen Zone 576 Gruppen.

In den drei anderen Zonen des damaligen Deutschland 1019 Gruppen; ergo ein Gesamt von 1595 Gruppen.

Diese würden zu diesem Zeitpunkt etwa 36.055 Verkündiger beinhalten.

Die Zahlen die der "Informator" Ausgabe Bern indes zu verkünden weis, nehmen sich demgegegenüber vergleichsweise bescheiden aus:

"Mit dem November-Resultat haben wir in der Schweiz mit 1914 Königreichsdienern zum dritten Mal nacheinander eine Höchstzahl erreicht."

Aber das weis der Schweizer "Informator" auch noch mitzuteilen, in den USA hingegen gäbe es im Oktober 82.217 Verkündiger.

So bekommt also jeder Esel seine ihm zugedachte "Möhre" vorgehalten, und sei es auch nur durch den Hinweis auf ein entferntes Land!

Eine dritte Variante der Januar-Ausgabe 1949 des Informator" gedruckt in der "Schöndruck"-Druckerei in Westberlin-Reinickendorf, erweckt den Eindruck, ohne den Begriff "Informator" im Titel zu führen, als sei es eine "Magdeburger" Ausgabe.

Der Textvergleich indes ergibt, weitgehend ansonsten identisch mit der Wiesbadener Ausgabe. Relevante Unterschiede sind nicht feststellbar, in diesem Fall.

Bezüglich des viermonatigen Abonnementsfeldzuges für den „Wachtturm", von dem bereits die Januar-Ausgabe des „Informator" berichtete, wird in der Februar-Ausgabe selbigen, dann noch angemerkt:

„Wenn ein Abonnement abgeschlossen ist, sollte der Verkündiger den Empfänger taktvoll unterrichten, das er es als ein Vorrecht ansehen wird, mit ihm in Fühlung zu bleiben."

Jenes in „Fühlung bleiben", soll dann in Zeugenmanier in eines ihrer sogenannten „Heimbibelstudien" ausarten. Sollte ein überrumpelter Wohnungsinhaber, der da solch ein Jahresabonnement abschloß, irrtümlich meinen, nun bekäme er diese Zeitschrift etwa mit der Post zugestellt, wird er alsbald erfahren, dass er einem Irrtum aufgesessen ist.

Das Abonnement wird dann als Hebel ausgestaltet, um dieses „in Fühlung bleiben", fallweise auch in aufdringlicher Art und Weise fortzusetzen. „Sprich in einer bestimmten Absicht, nämlich ein Heim-WACHTURM- oder Buchstudium einzurichten, wieder vor!" belehrt der „Informator" weiter.

Weiter redet diese Ausgabe von einer 10% Mehrung die als Quotenziel gesetzt sei. Da wiederum charakteristisch, das sei als Weltdurchschnitt gedacht. „Die 10%-Quote für dieses Dienstjahr sollte in der Tat das Mindeste sein im Wachstum der Predigerzahl!"

Verwiesen wird darauf, dass die USA im Jahre 1948 „nur" eine 7,7% Zunahme gehabt hätten. Wenn man trotzdem im Weltdurchschnitt eine Zunahme von 27% gehabt hätte, im Jahre 1948, dann kann man unschwer erkennen, was sich da in anderen Regionen, etwa auch in Deutschland, abgespielt haben muss.

Zu den anfeuernden Detailzahlen dazu gehört dann auch die Angabe:

„In Rußland, einem Land, wo das Singen von Jehovas Lob Verbannung nach Sibirien oder Erschießung einbringt, vermehrten sich nach besten zur Verfügung stehenden Berichten Gottes Prediger im Jahre 1947 von 3498 auf 8000 im Jahre 1948. Dies ist ein 128%iges Wachstum"

Am Rande vermerkt:  Die Zahlenangaben bezüglich Russland sind auch in jener Ausgabe des "Informators" enthalten, die in Westberlin vom "Schöndruck" in Reinickendorf als technischer Dienstleister hergestellt wurde und formal als "Magdeburger" Ausgabe firmierte.

Während sich die Wiesbadener und Berner Ausgabe keine Zurückhaltung auferlegten, bezüglich Russland auch noch zu kommentieren:

"In Rußland, einem Land, wo das Singen von Jehovas Lob Verbannung nach Sibirien oder Erschießung einbringt." so ist jener Passus in der Tat in der "Magdeburger" Ausgabe nicht mit enthalten. Das war dann den Herrschaften im Magdeburg dann doch wohl etwas zu heiß.

Wer solche Ziele setzt, kann dann nicht „zimperlich" sein. Das gilt dann auch für die Pioniere. Ohne Abstriche zuzulassen verlangt die WTG von diesen, sie hätten ab 1. 9. 1948 eine Jahresquote von 1400 Stunden (= 120 Stunden pro Monat) zu erbringen.  „Den Pionieren wird mitgeteilt, daß die Möglichkeit, den Pionierdienst zu unterbrechen, nicht mehr besteht...."

Damit nicht genug, wer als Pionier jene Quote nicht erreicht, wird noch zusätzlich dazu verdonnert, schriftlich Rechenschaft darüber abzulegen, warum das so sei!

„Hat das vorübergehende Aussetzen des Vollzeitdienstes zur Folge, daß die Leistung des Pioniers weniger als 120 Stunden für jenen Monat beträgt, so sollte er kurz den Grund in dem Raum für Bemerkungen am Fuße der monatlichen Berichtskarte angeben."

Es gäbe auch noch die Option des Ferien-Pionierdienstes, belehrt die März-Ausgabe 1949 des Informator weiter. Auch dabei hat man WTGseitig einige „Haare in der Suppe" gefunden.

Auch für die Ferien-Pioniere gelte die volle geforderte Monatsquote von 120 Stunden im Monat, wird weiter Manchesterkapitalistisch belehrt. Dies gelte auch für die Fälle, wo jemand nur 14 Tage oder drei Wochen tatsächlichen Urlaub habe. Dann die WTG-Belehrung, solle er sich in der tatsächlichen Urlaubszeit noch mehr anstrengen, so dass er in Gesamtzahl des Monats die 120 Stunden zusammenbekommt. Etwaige Abstriche will die WTG nicht gelten lassen, wenn der Betreffende auf den Titel „Ferien-Pionier" wert legt. Den mehr als Imageaufwertung in der örtlichen Versammlung, bringt ihm dieses Verausgaben, ohnehin nicht ein.

Erneut wird in der März-Ausgabe des WTG-"Informator" belehrt, die Forderung nach einer 10% Pionierquote bestünde unverändert fort. Jetzt aber kommt das Wehklagen für die Schweizer WTG. In deren März-1949-Ausgabe des „Informator" (Bern) muss sie auch mitteilen, man befinde sich noch weit von diesem Ziel entfernt.

Zwar hätte es auch in der Schweiz eine Steigerung der Anzahl von Pionieren gegeben, von 4 im Januar 1946 auf 50 im Januar 1949 (unter diesen fünfzig auch fünf von der WTG in der Schweiz beorderte Giledadabsolventen). Deren besondere Aufgabe dürfte wohl auch darin zu sehen sein, den „lahmen Schweizern" WTGseitig mal ein „Feuerchen" unter dem Allerwertesten anzuzünden.

Aber in Gesamtsumme bestünde die WTG-Forderung zu jener Zeit in 180 Pionieren, demgegenüber die tatsächliche Zahl von 50.

Da konnte wohl die deutsche WTG zu der Zeit sicher sein, sie sei doch Brooklyns „Musterschüler", oder auch nicht, worüber weiter unten noch etwas zu sagen wäre.

Als solcher „Musterschüler" entpuppte sie sich dann auch beim Thema öffentliche Vorträge. Man hätte 14.926 davon im Deutschland des Jahres 1948 abgehalten. Und die WTG wäre sicherlich nicht die WTG, würde sie diese Zahl nicht noch weiter zelebrieren. So rechnet man vor, diese Zahl von öffentlichen Vorträgen, entspräche einem Statistik-Durchschnitt von 40,9 pro Tag oder 1,7 pro Stunde.

Stolz kann die deutsche WTG weiter verkünden (des Lobes aus den Brooklyner Führungsetagen sicher), man habe damit 11 % aller 1948 im WTG-Auftrag weltweit zelebrierten öffentlichen Vorträge bestritten.

Namentlich das Thema öffentliche Vorträge war dann so ein Element, wo etliche „Selbstdarsteller" im WTG-Milieu sich sonnen konnten. Eigentlich sähe es aber die WTG lieber, der dafür verwandte Zeitaufwand würde eher im Treppenterrierdienst umkanalisiert, und hat dies in früheren „Informator"-Ausgaben auch so ausgesprochen. Da aber „zwei Seelen" auch in der WTG-Brust ruhen, nahm man einstweilen auch diese Erfolgsmeldung wohlwollend zur Kenntnis. Ohnehin stellt sich die Frage, wann sich das ganze totgelaufen hat. Nämlich dann, wenn die Zuhörerschaft die dazu zusammen getrommelt werden kann, fast nur noch aus den eigenen Betörten besteht!

Nochmals das Stichwort „Brooklyns Musterschüler" aufnehmend.  Und wie sahen denn nun die Ergebnisse in Deutschland jener Zeit, beim Thema Pionierdienst aus?

Dazu vermitteln die deutschen „Informator"-Ausgaben des Juni 1949, einige durchaus aufschlußreiche Angaben. Man rechnet dort vor, die Durchschnittsverkündigerzahl des Jahres 1948 habe in Deutschland 29.172 betragen. Da nun die WTG-Forderung einer 10 % Steigerung des Pionieranteiles bestünde, besagt diese Rechnung weiter, im Dezember 1948 habe man aber nur 785 Pioniere „auf der WTG-Liste" gehabt. Daher die Forderung des deutschen WTG-Musterschülers, es müssten auf Biegen und Brechen, noch weitere 2132 noch den Pionierdienst aufnehmen. Im Fordern verstand man sich ja von jeher besonders gut. Nur hat das ganze für die Betörten auch eine nicht unbeträchtliche wirtschaftliche Nebenwirkung. Nicht jeder konnte und wollte es sich leisten, das „Hungertuch" durch ein „Superhungertuch" auszutauschen, nur weil es die WTG so gerne hätte.

Auch die erreichte Zahl der „Ferienpioniere" dürfte für die deutsche WTG zu damaliger Zeit, kaum „berauschend" gewesen sein. Es wird eine Zahl von 235 tatsächlichen Ferienpionieren genannt.

„Rat für theokratische Organisation", abgekürzt RTO, so der Titel eines internen WTG-Vergatterungsbuches, welches die April-1949 Ausgaben des „Informator" ankündigt. Mancher Hardliner unter den Zeugen, hat sich dann in der Folge auch den Spitznamen eingehandelt, ein „wandelnder RTO" zu sein. In diesem Kontext auch die Ankündigung einer weiteren „Senkung" der Pionierquote. Bekanntlich forderte die WTG 150 Stunden monatlich von den „allgemeinen Pionieren". Dann ging diese Stundenquote auf 120 zurück. Und nun die neue Parole:

Vom 1. April an wird die Pionierquote 100 Stunden im Monat, oder 1200 im Jahre betragen. Die Sonderpionierquote ist 140 Stunden im Monat oder 1600 im Jahre."

In einer als „Sonderausgabe" betitelten Ausgabe des Wiesbadener „Informator" für Dezember 1949, gibt es auf der Basis des RTO dann gleich noch als „kalte Dusche" die ergänzende Anweisung: „Wegzeiten beim Felddienst (dürfen) nicht mehr mit berichtetet werden."

Ergo hatte man vordem die Berichte auch mittels Wegezeiten etwas „aufgehübscht". Diese Veränderung, so wird aber gleich drohend auch noch mitgeteilt „sollte und darf kein Grund dafür werden, daß die Zahl der Stunden herabsinkt."

Einen elften „Wachtturm-Feldzug" zelebrierte die WTG bekanntlich in den ersten vier Monaten des Jahres 1949. Der war aber bezogen auf Deutschland, dann der erste nach 1945. Dabei spielte sicherlich auch die Papierknappheit nach 1945 eine wesentliche Rolle, die aber mittlerweile als weitgehend überwunden (für die westlichen Zonen Deutschlands) angesehen werden konnte. Daher auch die WTG-Aufforderung an ihre deutschen Treppenterrier, doch sich bitte schön auch in Sachen „Wachtturm-Feldzug" zu verausgaben. Unter anderem auch in der Form des öffentlichen Straßenverkaufes (in Westdeutschland). Sollten einzelne ZJ vielleicht bedenken haben, gibt es dafür eigentlich genügend WT-Exemplare. So belehrt die April-Ausgabe des „Informator" „in West- und Ostdeutschland (werde) jetzt bereits (der WT) in 130.000 Exemplaren pro Ausgabe verbreitet."

Genannte Auflagenzahl hatte damit schon damals einen Höhe erreicht, die so einzuschätzen ist. Der allergrößte Teil davon stapelte sich in den Schränken der ZJ als unverkaufte Exemplare. Das wiederum störte die WTG nicht sonderlich, denn ihre Kasse stimmte dergestalt, als der einzelne ZJ diese Exemplare zu bezahlen hatte, völlig unabhängig davon, ob er sie selbst weiter verkaufen konnte - oder eben nicht!

Aber jubilierend notiert die Juli-Ausgabe 1949 des „Informator" (Wiesbaden) auch: ,,An einem Tage hat die Gruppe mehr Zeitschriften abgegeben als im ganzen vorigen Monat!" So erklärt ein Kreisdiener, der über die Erfolge des ersten „Zeitschriftentages" einer Gruppe berichtet."

Oder auch die Erfolgsmeldung im August-1949 „Informator":  Aus vielen Gruppen laufen freudige Berichte ein, die zeigen, daß es möglich ist, in 1-2 Stunden an die zwanzig oder dreißig Zeitschriften im Straßendienst, von Haus zu Haus und von Laden zu Laden zu verbreiten.

Solcherlei Meldungen waren dann wohl in den WTG-Führungsetagen besonders stimulierend, um ihre Treppenterrier noch einen Zacken schärfer, in der Folge anzutreiben!

Im April 1949 möchte die WTG eine erneute Höchstzahl erreicht sehen, so die weitere „Informator"-Belehrung, was aber zwischenzeitlich schon den Status „kalter Kaffee" erreicht hatte. Wann wollte die WTG jemals nicht „Höchstzahlen" erreicht gesehen haben?

Die Mai-1949 Ausgabe des deutschen „Informator" berichtet: „Zu dem Buche ,,Gott bleibt wahrhaftig" sind die Bücher ,,Die Wahrheit wird euch frei machen" und ,,Die neue Welt" gekommen die jetzt in großer Auflage vorhanden sind."

Ergo ein Wink mit dem Zaunpfahl an die Treppenterrier. Diese Büchersendung müsse auch noch in klingende Münze umgesetzt werden. Wie soll das vonstatten gehen? Dazu hat sich die WTG dann beispielhaft den nachfolgenden Betörungsspruch ausgedacht. Man könne etwa sagen:  „daß diese Bücher nicht verkauft werden, sondern ein Geschenk unserer amerikanischen Geschwister an das deutsche Volk sind. Jedoch sollten freiwillige Beiträge zum Verkündigungswerk, zu denen sich die Empfänger der kostbaren Buchspende veranlaßt fühlen, nicht zurückgewiesen werden."

Was nun die Vokabel „Buchspende" anbelangt, dürfte auch die Angabe in der Juli-Ausgabe 1949 des „Informator" (Wiesbaden) aufschlußreich sein, die da verlautbarte:  „Während für die Broschüren ein Beitrug von je DM 0,20 festgesetzt ist, überlassen wir es den Empfängern der Literatur, den Beitrag für das Buch nach eigenem Vermögen und eigener Wertschätzung zu bestimmen, wobei wir sorgfältig darauf achten, daß unsere wertvolle Literatur nicht bedenkenlos verschwendet, sondern solchen in die Hand gegeben wird, die ihrer würdig sind."

Ergo man orientiert durchaus auf ein Gewinn-Ergebnis für die WTG. Es zeigt sich wieder einmal mehr: „Kostenlos" pflegt selten „umsonst" zu sein!

In der Dezember-Sonderausgabe des „Informator" (Wiesbaden) wird dann mitgeteilt, die Option es den „Interessierten" zu überlassen, was sie denn bereit wären für jenes Buch zu zahlen, sei nunmehr aufgehoben.  Zukünftig verlange man ohne „wenn und aber", 1.50 DM pro Buch.

Zu den Besonderheiten des Jahrganges 1949 des „Informator" gehört auch der Umstand, dass er außer den regulären Ausgaben, noch - zusätzlich - mindestens fünf weitere, sogenannte „Sonderausgaben" enthielt. Sieht man die sich näher an, drängt sich allerdings der Eindruck auf, der „Exklusiv"-Anteil in ihnen ist eher gering. Man findet ihnen ihnen überwiegende nur solche „Informator"-Ausführungen, die sich - verstreut - auch in anderen deutschen, bzw. der Schweizer Ausgabe, nachweisen lassen.

Den Anfang machte dann wohl im April 1949 der Schweizer „Informator" mit einer Sonderausgabe. Gefolgt vom „Magdeburger" „Informator" mit einer Sonderausgabe für Mai 1949. Und danach folgte der Wiesbadener „Informator" mit seiner Sonder-Ausgabe für Juni 1949.  Dann gab es noch für September 1949 eine weitere Sonderausgabe des Wiesbadener „Informator", und schließlich noch eine für Dezember 1949 (Wiesbaden). (Sollte es außer den genannten Sonderausgaben im Jahre 1949 noch weitere gegeben haben (unklar), dann sind die - zumindest mir - nicht bekannt geworden.)

Die „Magdeburger" Sonderausgabe, Mai 1949, enthielt dann einige Angaben zu den für 1949 beabsichtigten Bezirksversammlungen. Die teilte der „Informator" Ausgabe Wiesbaden, aber erst in seiner Juni-Ausgabe 1949 mit. Insoweit war die „Magdeburger" Ausgabe etwas schneller.  Danach seien für 1949 insgesamt vier Bezirksversammlungen vorgesehen.

Eine in Hannover vom 22. - 24. 7. 1949.

Eine in Düsseldorf vom 5. - 7. 8. 1949, und eine in München vom 12. - 14. 8. 1949.

Innerhalb dieses Zeitfensters lag dann noch die weitere in der  Westberliner "Waldbuehne" Westberliner für die Zeit vom 29. - 31. 7. 1949 vorgesehene Veranstaltung, welche bekanntermaßen noch eine geschichtlich zu nennende Dimension erreichte.

Um die Anfeuerungen in Sachen Pionierdienst weiter fortzusetzen, rechnet jene „Magdeburger" Sonderausgabe weiter mit vor, es gäbe in Deutschland noch „590 Städte mit einer Bevölkerung von mindestens 4000 Einwohnern. wo noch keine lokale Gruppenorganisation besteht."

Auch die Schweizer Ausgabe für Mai 1949 des „Informator" für Mai 1949 macht eine ähnliche Angabe.  Ihr zufolge gäbe es in der Schweiz „mehr als 77 Gemeinden mit einer Bevölkerung von mindestens 4000 Einwohnern, wo noch keine lokale Gruppenorganisation besteht."

Ein besonderes „Event" weisen die beiden deutschen Ausgaben des „Informator" für Mai 1949 noch mit auf. Dort gab es einen Vergatterungsartikel unter der Überschrift: Rauchen ist und bleibt Unreinigkeit

Zumindest habe ich jenen Artikeln in den eingesehenen Ausgaben der Schweizer Variante des „Informator" nicht mit registriert. Aber immerhin, die beiden deutschen Ausgaben druckten ihn ab.  In ihm versucht die WTG eine Art Spagat. Ihr ist sehr wohl bewusst, eine ganze Reihe ihrer Neukonvertierten sei bereits in ihrer Vor-ZJ-Zeit Raucher gewesen. Sie weis auch die Ablegung jenes Lasters sei nicht so ganz einfach. Um jene Neukonvertierten nicht gar zu sehr zu verschrecken, sieht sie sich zu dem Zugeständnis genötigt: „Ihnen (den Neukonvertierten) gilt nachfolgende Zurechtweisung nicht."

Dafür trifft es dann die anderen, für die jene Einschränkung nicht gilt, um so härter.  Und so endet jener Artikel mit der ultimativen WTG-Forderung: „Kein Raucher darf in einer Gruppe der Organisation Gottes ein Dienstamt bekleiden!"

Weiter erhebt die WTG an die Adresse jener, die dafür in Betracht kommen die Forderung: ´„Mögen denn alle solche Brüder, die bisher ein Dienstamt in einer Gruppe bekleideten, die Raucher sind und glauben, von dieser Leidenschaft nicht lassen zu können, sofort an das Büro der Gesellschaft Mitteilung machen, um ihr Amt in andere Hände übergehen zu lassen. Und mögen andere Brüder, die gerade für ein Dienstamt vorgeschlagen werden sollen, jedoch heimlich rauchen, dies bekanntgeben, damit ihre Mitdiener von einem solchen Vorschlag absehen."

Keinerlei „wenn und aber" will die WTG in dieser Frage zugestehen. Sie stellt ein Diktat dem sich zu fügen sie fordert, und sie fasst jene, die das nicht können, auch hart an.

Ein Veranschaulichungsbeispiel aus der Praxis, wie das ablief, hat dann ja  Hanna Schmaldienst in ihrem Buche auch mit berichtet.

Die Juni-Ausgabe 1949 des „Informator" (Wiesbaden) meint wieder mal Grund zu haben, in Erfolgszahlen schwelgen zu können. Traditionell benutzt die WTG den Monat, in dem das Gedächtnismahl fällt, als besonderen Aufpeitschungseffekt, sich noch weiter für sie zu verausgaben. Und das im Jahre 1949 auch erfolgreich. So wenn man in der Wiesbadener Ausgabe des „Informator" für Juni 1949 etwa liest: „Die neue Höchstzahl (der Verkündiger) ist 7885 höher als die Zahl derer, die im März 1948, dem Gedächtnisfeiermonat des letzten Jahres, tätig waren."

Als weitere die WTG beflügelnde Zahl dann noch die Angabe, es habe beim 1949er Gedächtnismahl 64.159 Anwesende gegeben. Und von denen hätten 3.537 die Symbole eingenommen.

Auch der „Informator" (Bern) für Juni 1949 meint in Erfolgszahlen schwelgen zu können, welche sich aber im Vergleich zu Deutschland, doch etwas bescheidener darstellen.  Dort hätte man im April 1949 2.463 Verkündiger gezählt. Das seien 169 mehr als im März 1948. Bezüglich des Gedächtnismahles heisst es in dieser Ausgabe, es seien derer 2463 Anwesende gewesen „wovon 546 die Symbole einnahmen."

Bemerkenswert auch die nachfolgende Ausführung aus der Juli-Ausgabe 1949 des „Informator" (sowohl der Ausgabe Wiesbaden, als auch der Ausgabe Bern):  „Zufolge der Verhältnisse in der Tschechoslowakei wäre es weise, wenn die Geschwister keine der Veröffentlichungen der Gesellschaft nach der Tschechoslowakei senden würden. Das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei hat es als angebracht erachtet, viele Prüfungen und Schwierigkeiten über Geschwister zu bringen, die Literatur besitzen, welche von der Watch Tower Bible and Tract Society herausgegeben wird. Ihr könntet eure Freunde und Verwandten in Schwierigkeiten bringen, wenn ihr gedruckte Literatur per Post in dieses Land senden würdet."

Eine genaue Nachprüfung ergibt nun, jene Tschechoslowakei-Meldung wurde von der Ausgabe „Magdeburg" in ihrer Variante des „Informator", nicht mit übernommen. Offenkundig war das den Magdeburger Herrschaften, dann doch wohl etwas zu heiß!

Als „kalten Kaffee" präsentieren die August-Varianten 1949 des „Informator" erneut die WTG-Forderung:  „Laßt uns dieses herzerfreuende Jahr des Königreichsdienstes damit krönen, daß wir eine noch nie dagewesene Verkündigerzahl im August erreichen!"

Damit dieses erreicht werden kann, ist „Zimperlichkeit" sicherlich nicht angesagt. Ergo heißt es dann weiter:  „Wenn Kinder mit einem Verständnis dessen, was sie tun und mit dem Wunsch, dem Herrn zu dienen, Verkündigungsdienst tun, sollten ihre Berichte ebenfalls angenommen und mitgezählt werden, auch wenn die Kinder noch ganz jung sind."

Ausdrücklich wird auch noch betont, ob jemand bereits getauft ist oder nicht, spiele bei der Frage überhaupt keine Rolle.  Auch die Felddienstberichte Ungetaufter, werden ohne Abstriche, mitgezählt.

Was die nun etwas „störrischen" Kaliber anbelangt, besagt diese „Informator"-Belehrung weiter:  „Der Gruppendiener wird dafür sorgen, daß die Verkündiger-Dienstkarten jeden Monat durchgesehen werden, um festzustellen, wer keinen Königreichsdienst getan hat. Darauf wird er unter Mithilfe aller Diener, mit Einschluß der Gruppen-Buchstudienleiter und auch anderer regelmäßiger Verkündiger, Untätige mit Geduld ermuntern und ihnen helfen, in den Felddienst zu gelangen."

Wie das in der Praxis aussah, hat Twisselmann zu einem späteren Zeitpunkt in dem Dialog festgehalten.

Auf die „Bezirksversammlungen" des Jahres 1949 kam die als „Sonderausgabe" bezeichnete zusätzliche Ausgabe für September 1949 des „Informator" (Wiesbaden) mit zu sprechen. Jedoch die zeitgleiche reguläre Ausgabe des „Informator" („Magdeburg") zeitverzögert erst im Oktober 1949.  Jubilierend notiert man, bei den vier 1949er „Bezireksversammlungen" in Deutschand habe man eine Gesamt-Anwesendzahl von über 63.000 (beim öffentlichen Vortrag) gezählt.

Diese Zahl untergliedert sich dann in:

Hannover: 6.300. (öffentl Vortrag 8.326)

Düsseldorf: 6.524 (öffentl. Vortrag 10.908)

München (öffentl. Vortrag 9.340).

Bemerkenswerterweise wird für München aber keine Zahl der Standardbesucher genannt, worüber noch etwas zu sagen sein wird.  Und schließlich noch Berlin (in der „Waldbühne" in Westberlin) mit 17.232 (öffentl. Vortrag 33.657).  Was nun München anbelangt, hatte man dort das nicht überdachte Prinzregenten-Stadion angemietet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Prinzregentenstadion

Zu ihm notiert der „Informator": „Bei sonnigem Wetter (wäre es) in der Tat ein idealer Versammlungsplatz gewesen."

Aber: „Doch es kam anders".  Und es regnete „fast durchgehend an den drei Versammlungstagen."  Indes „mit und ohne Regenschirm (hielten die meisten) mutig aus."

Da indes der „Informator" keine näheren Angaben über jene von ihm auch genannte Gruppe „ohne Regenschirm" macht, und wie lange denn deren „Standvermögen" andauerte sich in einem Stadion stundenlang einregnen zu lassen, kann man sich schon so seinen Reim darauf machen, weshalb es die Redaktion des „Informator" dann doch lieber vorzog, keine Zahl über die Durchschnittsanwesendenzahl in München zu benennen.

Indessen mag es auch dort fanatisierte Anwesende gegeben haben, denn man meint weiter deuten zu können:  „Treue Verkündiger hielten dort aus."

Und:  „Dem Herrn hat es gut geschienen, der Welt zu zeigen, daß die von ihm gesandten Prediger des Evangeliums sich weder vor der Unbill der Witterung, noch vor anderen Beschwernissen ... fürchten."

Dann muß es wohl besagter Herr besonders nötig gehabt haben, wenn er denn auch solcherlei Art von Demonstration benötigte!

Auch Berlin sollte im Sinne einer Demonstration dann noch besonders von sich reden machen.  Die Situation hatte sich inzwischen dramatisch zugespitzt. Die kommunistischen Machthaber im Osten hatten inzwischen ihre vielfältigen Lehrstücke zu verdauen gehabt, was sie denn so von den Zeugen Jehovas zu halten hätten.

Diktatoren waren sie beide. Die Kommunisten und die Zeugen Jehovas, wie bereits Kater bezogen auf die nazistische Epoche davor, schon feststellte.

Und nun wiederholte sich das bereits aus der Nazizeit genügend bekannte Schauspiel.

Noch fühlten sich die kommunistischen Machthaber nicht stark genug, um schon im Jahre 1949 zum entscheidenden Gegenschlag ausholen zu können. Aber unterhalb dieser Ebene gab es ja auch die Option der „versteckten Nadelstiche" die nunmehr verstärkt zur Anwendung kamen. Und so muss denn diese genannte „Informator"-Ausgabe auch beklagen:

„Acht Sonderzüge waren bestellt und zugesagt, ja sogar bezahlt. Doch im letzten Augenblick wurde nicht nur die Benutzung der Sonderzüge verweigert, sondern auch das Fahrgeld für 14 Tage gesperrt."

Das war dann wohl einerseits eine Kampfansage der Kommunisten, die aber andererseits, von der Gegenseite ebenso drastisch beantwortet wurde.

Weiter der „Informator":  „Als am Sonnabendnachmittag eine Resolution verlesen und einstimmig und begeistert angenommen wurde, die das Treiben der finsteren Mächte bloßstellte und die einmütige Stellungnahme des Volkes Gottes kundtat, nicht zu weichen vor der Wut des Feindes, sondern im Dienste Jehovas fortzufahren ... und noch mehr Zeit und Kraft freizumachen, um für die Oberhoheit Jehovas ... einzustehen."

Besagte „Resolution" wird zwar in dieser „Informator"-Ausgabe noch nicht wörtlich zitiert (das holte dann der „Wachtturm" Nr. 7/1950 dann noch nach). Aber auch ohnedem ist ihr Inhalt zur Genüge bekannt. Gipfelnd in dem Vorwurf, die Kommunisten suchten das zu vollenden was die Nazis begonnen hätten. Und deutlich genug bringt die WTG zum Ausdruck, in diesem Machtkampf voll mit einzusteigen.

Wenn in der Folge die westliche Pressemeute sich begierig auf diesen Vorgang stürzte, einschließlich dem „Rundfunk im amerikanischen Sektor" (RIAS) wie der „Informator" auch notiert, dann hatten sich da die kalten Krieger westlicher Provinenz (mit und ohne religiösen Touch) gesucht und gefunden!  Namentlich die Berichterstattung des RIAS, der ja bis in die Tiefen Ostdeutschlands hinein ausstrahlte, ist für die WTG jubilierender Grund festzustellen, ohne vorgenannten Anlass, hätte es für sie dieses Ausmaß an Publicity nicht gegeben.

Und aus Washington wurde ihr wieder mal das Lob „Wohlgetan" zuteil, und sei es auch nur über die Schiene „RIAS und Co".  Dies sei eine „gewaltige Kundgebung der Oberhoheit Jehovas" gewesen, kommentiert der „Informator" weiter. Ersetzt man die Vokabel „Jehova" durch US-amerikanische Weltherrschaftsansprüche, ist dem sogar zuzustimmen!

„Jeder Pionier, der seine Quote nicht erreicht hat, wird einen Brief von der Gesellschaft erhalten" teilt der Oktober 1949 „Informator" in einem halbjährliche Prüfung der Pionierstunden" betitelten Artikel mit. Glashart wird weiterhin die Forderung erhoben, die „Jahresquote von 1200 Stunden, die vom 1. September bis 31. August gerechnet wird" bilde die Grundlage dafür. Und sollte vorgenannte Prüfung ergeben, der Betreffende habe besagte Quote eben nicht erreicht, wird ihm ebenso deutlich, die Streichung aus der Pionierliste angedroht.

Nun muss man es ja auch wohl so sehen, außer dem Imagegewinn in der örtlichen Zeugen Jehovas-Versammlung, haben besagte Pioniere ohnehin keinen sonderlichen Vorteil von ihrer Verausgabung. Aber auch das ist wahr, gibt es Posten zu vergeben, stehen besagte Pioniere an vorderster Stelle der Begünstigten, sofern männlichen Geschlechts. Und auch in den Fällen verheirateter Ehefrauen mit Pionierstatus, soll in nicht seltenen Fällen, sich dann das auch für den Ehemann begünstigend auswirken. Und als vermeintlichen „Trost" formuliert der „Informator" erneut:  „Um im Dienste voranzuschreiten, ist vielleicht ein größeres Freisein von einer anderen Tätigkeit nötig, zum Beispiel von weltlicher Arbeit, wenn diese uns am Studium und Felddienste hindern sollte."

Fein formuliert, der WTG kostet das ja nichts. Die Wirtschaftliche Zeche, haben ohnehin die Betörten zu tragen.

Was ist nun aber, treten mal Krankheit oder sonstige widrige Umstände ein? Auch da kennt die WTG kein Pardon in ihrem Forderungsanspruch. Daher ihre Belehrung dazu, diejenigen würden  „klug handeln, wenn sie lieber die Quote überschreiten statt darunter zu bleiben. So wird etwas beschafft, worauf man im Falle unvorhergesehener Zwischenfälle, wie Krankheit, zurückgreifen kann."

Manchesterkapitalismus pur, wäre dazu nur noch ergänzend festzustellen!

Die November-Ausgabe des „Informator" nimmt dieses Thema noch einmal auf. Diesmal teilt man mit, die Überprüfung habe ergeben, 92% aller Pioniere hätten den geforderten Monatsdurchschnitt von 100 Stunden erreicht.  „Weitere 2 Prozent arbeiteten im Durchschnitt 94 - 99 Stunden im Monat. Diese wurden ermutigt, danach zu trachten, im kommenden Jahre den Anforderungen völlig nachzukommen, indem sie nur ein wenig strenger arbeiten oder etwas sorgfältiger planen."

Sich als Ausbund von „Liberalität" weiter darstellend heißt es dann noch:  „Den übrigen 6 Prozent werden weitere 6 Monate eingeräumt, damit sie ihre Stundenzahl verbessern können."

Der  Pfarrer Ulrich Bunzel hatte mal bezogen auf die 1930er Jahre berichtet:

„Es ist Sonnabend um 7 Uhr. Es klingelt. Ein junger Mann tritt ein.  "Jehova schickt mich zu Ihnen, Ihnen dies Werk zu überbringen.", und überreicht mir ein Zehnpfennigheft, das ich schon besitze. Ich hatte es von einer Frau auf der Straße gekauft, die es marktschreierisch anpries:  "Die letzte Hoffnung der Welt für 10 Pfg."  Auf meine Erklärung, er käme von den Ernsten Bibelforschern, leugnete er zunächst, läßt sich aber an Hand des mir angebotenen Verfassers Rutherford leicht überführen.  Über Zahl und Verbreitung der Sekte befragt, lehnt er jede Auskunft ab, wiederholt nur immer wieder:  "Jehova sendet mich, ihnen die Wahrheit zu verkündigen."

Dieses lapidare immer wieder wiederholte „Jehova sendet" mich, zeigt, wie es um die Diskursfähigkeit der zeitgenössischen Zeugen Jehovas vielfach bestellt war. Zwar wurden sie getrimmt, möglichst große Literaturumsätze zu tätigen. Jedoch jene Rhetork-Kunststückchen welche heutige Zeugen Jehovas auszeichnen, waren ihnen vielfach noch fremd.  Der diesbezügliche Paradigmawechsel setzte in der Tat ernst mit der Knorr-Phase der WTG ein.

Ein damaliges Instrumentarium auch sogenannte „Zeugniskarten". Kam es gar ganz schlimm, wurden die dem Wohnungsinhaber zum lesen vor die Nase gehalten (von den WTG-Verkäufern, welche vielfach zu wirklichen Diskussionen unfähig waren).  Jenes Instrumentarium der „Zeugniskarten" gab es zwar auch weiterhin, indes teilt die November-Ausgabe 1949 des „Informator" mit, man werde darauf orientieren, diese nunmehr sukzessive außer Kurs zu setzen. Sie könnten zwar weiterhin verwandt werden, sollten aber nunmehr nicht mehr die Regel sein.

„Wir glauben jedoch, daß seit der Einführung der Theokratischen Dienstamtschule die meisten Zeugen nun fähig seien, die Königreichsbotschaft ohne Zuhilfenahme der Zeugniskarte darzulegen."

Eine „Sonderration Möhren" hat der Dezember „Informator" 1949 für seine Esel gleich mal parat, wenn er verlautbart:  Noch haben wir jene endgültige Höchstzahl nicht erreicht, nach welcher Harmagedon der Einsammlung der jetzt auf Erden Lebenden ein Ende setzt."

Ergo sei wieder mal die Forderung nach einer neuen Höchstzahl in der „Zeit vor Harmagedon" angesagt. Wie? Auch dafür hat der „Informator" ein Rezept parat.

Das liest sich dann so:  In den meisten Gruppen finden sich auch mehr Verkündiger-Dienstkarten in der Ablage, als ihre Verkündiger-Höchstzahlen in den letzten sechs Monaten ausmachen." Jenen Säumigen also solle man wieder mal - nicht zum erstenmal - ein kleines „Feuerchen unter dem Allerwertetesten bereiten" auf das die WTG jubeln könne:

„Lola rennt, rennt und rennt!"

Da es für den Dezember 1949 auch noch eine „Sonderausgabe" des „Informator" (Wiesbaden) gab, sticht in ihm besonders die darin abgedruckte Warnung vor „Schwindlern oder zweifelhaften Besuchern" ins Auge.  Diese würden sich als Geschwister ausgeben und um Hilfe nachsuchen. Daher die WTG-Belehrung:  „Fallt nicht länger (darauf) herein!"

Und weiter: „Niemandem sollte irgendwelche materielle oder gar finanzielle Unterstützung zuteil werden, den man nicht genau kennt. Traut ihnen auch dann nicht, wenn sie euch Namen nennen oder durch ihre Reden als solche erscheinen, die genau über uns und unsere Lehren, den Dienst und unsere Bräuche unterrichtet sind!"

Damit gibt die WTG nur einmal mehr zu Protokoll, sie sieht sich alles andere denn als „karitative" Organisation. Hätte bloß noch gefehlt, dass man diese Warnung noch durch den Satz ergänzt hätte, spendet dafür lieber zu Gunsten der WTG!

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