Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise - GZ 1. 12. 1922


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 13. Dezember 2007 13:32:38:

Als Antwort auf: Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise - GZ 15. 11. 1922 geschrieben von Drahbeck am 21. November 2007 06:01:01:

Einer Geschichte, von der man nicht so recht weis, was man von ihr halten soll begegnet man im „Goldenen Zeitalter" vom 1. 12. 1922. In Deutschland erschien ja das „Goldene Zeitalter" zu der Zeit noch nicht. Indes nachdem es auch dort zu erscheinen begonnen hatte, bekamen auch die deutschen Leser, mit der entsprechenden Zeitverzögerung, diese Geschichte noch serviert (Deutsche Ausgabe Madeburg vom 15. 9. 1923).

„Der Wunderdoktor Schwarz" , so ihre Überschrift. Und zu wundern gibt es allerdings einiges. Aufgezogen im Stile einer Science fiction-Erzählung, erfahrt man in ihr unter anderem das nachfolgend „Wunderliche":
„Eines Tages" so lässt der GZ-Schreiber wissen „hatte ich auf der Straße, die durch eine Anzahl Wagen gesperrt war, einen kleinen Aufenthalt und entdeckte dabei beim zufälligen Umherblicken über mir an einem Hause ein Schild mit der Aufschrift: "Freie Konsultation - Dr. Schwarz." Genauer hinblickend las ich noch: "Spezialist". Erstaunt fragte ich mich, ob hier wirklich die Kranken umsonst geheilt würden oder was es wohl mit diesen freien Konsultationen des Doktors für eine Bewandtnis haben möchte.

Was für Patienten mögen ihn wohl besuchen? Ich will etwas warten und sehen. Ich ließ meinen Wagen näher fahren, um die Türe 603 ins Auge zu fassen. Nicht lange brauchte ich warten, um festzustellen, daß tatsächlich viele sich in dieses Haus begaben, Arme und Reiche, Junge und Alte, Blinde, Lahme und Krüppel.

Ich überlegte bei mir selbst und sagte mir: "Dieser Sache willst du näher auf den Grund gehen; die Heilmethode dieses Arztes willst du kennen lernen, und kurz entschlossen steige ich aus meinem Wagen und gehe mit den andern Patienten auch in das Haus hinein." In dem geräumigen und schon ziemlich angefüllten Wartezimmer mußte ich warten, und um keine Zeit zu verlieren, begann ich sogleich meine Untersuchung dieser für mich erstaunlichen Sache und bat kühn einen Patienten nach dem andern um Auskunft. Ohne Ausnahme erklärten mir alle, daß sie, ehe sie von Dr. Schwarz gehört hätten, von allen möglichen Krankheiten heimgesucht und von Schmerzen gefoltert worden seien, wodurch das Leben ihnen zur Qual wurde. "Hilft er euch denn nun?", fragte ich. Bereitwilligst erzählten sie, welche Hilfe ihnen durch die Behandlung bereits schon zuteil geworden sei. Alle Zeugnisse und Berichte dieser Menschen grenzten direkt ans Wunderbare.

Ich hörte zu bis eine Pflegerin erschien und sagte: "Der Doktor wartet auf Sie." Nun führte sie mich in einen anderen Raum und während sie mich zum Sitzen einlud, trat der Erwartete - ein würdiger, freundlicher Herr - grüßend zu mir hin. "Herr Dr. Schwarz", redete ich ihn an, "durch Zufall erblickte ich das Schild an Ihrem Hause und weil ich so viele Leute hineingehen sah, ging ich mit ihnen. Bitte, gestatten Sie mir eine Frage: Worin besteht Ihr Geheimnis? Haben Sie etwa eine neue Entdeckung gemacht? Wurden Ihnen die so lange gesuchten, aber nie gefundenen Lebensquellen gezeigt?"

Mir die Hand schüttelnd, lächelte der Doktor und sprach:
"Auf solchen Ruhm erhebe ich keinen Anspruch; die von mir benutzte Heilkraft ist so alt wie die Schöpfung selber, sie heißt: ,Jehovas Blitze". Diese infolge des göttlichen Mißfallens solange verborgen gehaltene Kraft stand schon längst zur Verfügung, aber um der Sünde der Menschen willen kam das Feuer des göttlichen Zornes hernieder."
Mein Erstaunen wurde bei diesen Worten noch größer und Dr. Schwarz fuhr fort:

"In vergangenen Zeiträumen fürchtete der Mensch diese Kraft; er hätte sich wohl nie träumen lassen, daß Gott ihm eines Tages gestatten werde, sich dieselbe gewissermaßen vom Himmel herunter zu holen, um sie in seinen Dienst zu stellen, sodaß sie sowohl zum Guten als auch zum Bösen benutzt werden kann; heute nun ist diese Kraft gezügelt und muß sich dem Willen des Genies fügen.

Der Mensch gebraucht sie, Räder zu treiben, Wagen zu fahren, aus Finsternis Licht zu machen; sie gibt ihm Flügel, um hoch in der Luft Länder und Meere zu durcheilen. Wenn Winterstürme daherbrausen und Weg und Steg mit Schnee und Eis bedeckt ist, so läßt das Genie Wärme ins Haus hineinströmen wie zur Sommerzeit. Sie hört ihres Meisters Stimme von weitem, weder Zeit noch Raum vermag ihre Schritte aufzuhalten bis selbst die Nordpolbewohner sich mit denen vom Südpol unterhalten können.

Während langer arbeitsreicher Jahre mühte sich der Mensch ab und trug unter Seufzen seine Lasten, die für ihn so schwer waren, daß sie an seiner Lebenskraft zehrten, die Gestalt niederbeugten und die Augen trübten.

EinesTages aber kam das Genie und sprach: Jetzt bin ich da, um dich Armen, Müden, frei zu machen; nun will ich dein Sklave sein. Leg all deine Lasten auf meine Schultern. Und wo nun seither Räder laufen, Hämmer schlagen, Weberschiffchen summen usw., steht das Genie an der Arbeit, indes der Mensch zusieht und träumt, das Goldene Zeitalter sei gekommen.

Das Genie aber, mein Herr, welches mir zu Gebote steht - sagte Dr. Schwarz - muß seine Kraft in den Dienst der Kranken stellen. Der erste Teil seiner Aufgabe besteht darin, die geheime Ursache der Krankheit aufzudecken. Dieser Röntgenstrahlen-Apparat bewirkt dies aufs gründlichste.
Nachdem die von der Krankheit verursachte Verheerung festgestellt ist, nimmt der Arzt mit geschickter Hand das Genie zu Hilfe; es setzt die große Kraft in Tätigkeit, solange, bis die Heilung erfolgt ist und Glück und Freude wieder Einkehr halten. Gerne zeige und erkläre ich Ihnen einige der von mir angewandten Methoden.

Hier ist das neue elektrische Bad. Von allen seinen Wänden beleuchten heilsame Strahlen den gleichsam wie in einem goldenen Nebel ruhig daliegenden Patienten, wobei Licht und Wärme mit ihrer ausströmenden, reinigenden, schmerzlindernden und belebenden Kraft die Gesundheit wiederherstellen. Bei Nerven- und Rheumatismusleidenden bewirkt die öftere Anwendung dieses Verfahrens in kurzer Zeit Heilung. Diese Behandlung übt einen belebenden Reiz auf die Haut aus, jagt das Blut in schnellem Tempo durch die Adern, bis Nerven und Muskeln die Kraft spüren und der ganze Körper heiß wird.

Hier, dieser Sauerstoffapparat erzeugt jenes höchst notwendige Element der Luft, dessen Wohlgeruch und wohltätige Wirkung wir sonst nur im Schatten der Nadelhölzer oder auf Berghöhen genießen können. Es ist dies ein sehr angenehmes, die Spannkraft erhöhendes Heilverfahren.
In den Lungen vereinigt sich der Sauerstoff mit dem mit Abfallstoffen aus dem ganzen Körper beladenen und daher träge fließenden Blut, welches gereinigt wird, sodaß es wieder munter und eilig durch die Adern pulsieren kann, überall wo es durchströmt, aufbauend und wiederherstellend wirkend.

Jetzt, bitte, setzen Sie sich einen Augenblick in den Stuhl hier und nehmen Sie diese Elektroden in Ihre Hände.Wenn dann der elektrische Strom durch Ihren Körper flutet, will ich versuchen, Ihnen das große Werk, welches das Genie verrichtet, verständlich zu machen. Es ist die wunderbarste Methode, die bis heute bekannt wurde, um den Körper von Krankheit zu befreien. Auf jede Drüse - ob groß .oder klein - übt dieser Apparat seine Zauberwirkung aus, denn jede gibt an das eilig durchströmende Blut ihren Beitrag ab. Die Sauerstoffzufuhr treibt Ströme von Nerven und Gewebe zerstörenden Giften durch die Lungen, Nieren und die Haut aus. Auf die sympathischen Nerven, die Magen, Lungen und Herz kontrollieren, legt das Genie gleicherweise seine Meisterhand, indem es diesen Organen neue Kräfte spendet; und aus dem Blut - der Quelle des Lebens - werden Gifte und Bakterien ausgeschieden.

Kein Patient, der auf diesem Stuhl hier sitzt, ahnt wohl die Stärke des durch seinen Körper flutenden elektrischen Stromes, denn er fühlt dabei nicht die geringste Erschütterung; er kann denselben einzig an der Wärme seiner Hand oder, wenn der Arzt ihn berührt, an den bläulichen, aufleuchtenden Funken wahrnehmen
Wünschen Sie besondere örtliche Behandlung, so werden durch diese sogenannten Morton-Wellen gute Resultate erzielt. Dieser Apparat hier ist bei Bestrahlungsbehandlung,
und jener bei Vibrationsmassage anzuwenden, besondes bei Rückenmarkleiden usw.; noch viele andere Anwendungen gibt es, für jedes Leiden ein bestimmtes Verfahren.

Es gibt, nur ganz wenige Krankheiten, die wir nicht lindern können, aber sehr viele, die wir gänzlich heilen; wenn die Zeit es Ihnen erlaubt, erzähle ich Ihnen noch mehr."

So gingen wir miteinander von einem Apparat zum ändern, ich mit Interesse, und er voller, Begeisterung und sichtlich erfreut darüber, mir die Vorzüge seiner Heilmethoden zu zeigen. Dr. Schwarz hat auch eine ganz vorzügliche Hilfe. Aufmerksam verfolgte ich die Arbeit dieser weißgekleideten Pflegerin, die fröhlich ihrer Pflicht oblag, indem sie mit geschickter, feiner Hand durch Massage usw. Schmerzen linderte und Erleichterung verschaffte. Wo sie auch sein mochte - am Schreibtisch, auf der Treppe, oben oder unten in den Krankenzimmern, sie folgte, wenn Hilfe nötig war, dem schwächsten Rufe. Ich mußte sie einfach lieb gewinnen.

"Was Sie hier tun, Herr Doktor", sagte ich, "verdient das höchste Lob". "O, ich bin auch gut belohnt", erwiderte er, "und sicher glauben Sie mit mir, daß die zukünftigen Ärzte der Erde ,Doktoren der Elektrizität' sein werden, nicht wahr?"

"O sicherlich wird Elektrizität stets eine wirksame Hilfe auf allen Gebieten leisten", erwiderte ich, "aber dennoch, was wird alle, selbst die ernsteste menschliche Anstrengung bedeuten im Vergleich zu allen Leiden, die auf unserem Geschlechte lasten?" ...

"Ich bin überzeugt, daß Sie sich freuen werden, wenn ich Ihnen jetzt von etwas noch Vorzüglicherem als den zukünftigen 'Doktoren der Elektrizität' erzähle. Gewiß, Sie haben die neueste, aber doch noch nicht die endgültig letzte Methode; denn erst nach ihnen werden diejenigen aufstehen, die die Erde durch jetzt unbekannte Mächte und Kräfte tatsächlich zu einem Paradies umwandeln werden. ..."

Diese Geschichte bekamen allen Ernstes die Leser des GZ serviert. Angesichts solcher Stories wundert man sich dann auch nicht mehr, wenn gerade auch die Bibelforscher, mit Nachwirkungen bei den Zeugen Jehovas bis zur Gegenwart, nur so von Verachtung für die Schulmedizin strotzen; zugleich aber mit das zahlungswilligste Publikum für die sogenannte Heilpraktikerszene darstellen.

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