"Die Ernsten Bibelforscher wurden schon am 24. 6. 1933 verboten. Die Beschlagnahme des Vermögens wurde aber später aufgehoben und der Druck und Vertrieb von Bibeln und sonstigen unbedenklichen Schriften freigegeben (Fr(ankfurter) Z(eitung) 8. 9. 36)."
Dann leitet er zu der Gruppierung von F. L. A. Freytag über:
"Die mit ihnen sympathisierenden heißen "Freunde
der Wahrheit".
Die Neue Erde, Menschenfreundliche Versammlung, Engel Jehovas, eine
Abzweigung der Ernsten Bibelforscher, wurde am 13. 1. 1934 als
Kulturbolschewistische Vereinigung für das gesamte Gebiet des Landes
Preußen verboten.
Die Sekte hatte Gütergemeinschaft, forderte Ehelosigkeit, beitretende
Ehepaare mußten sich trennen und wurden in entfernten Niederlassungen
untergebracht. Wer nach den Lebensgesetzen (vegetarisch) der Sekte lebe
würde nicht sterben."
Wieder zu den Zeugen Jehovas zurückkehrend notiert er über sie:
"Seit 1931 nennen sich die E. B. "Zeugen Jehovas".
Sie sind über die ganze Erde verbreitet. So meldete ein Missionar der
Brüdergemeine, daß die E. B. in großen Autos einen Besuch in seiner
südafrikanischen Missionsstation machten, die Leute mit Musik lockten und
dann mit Lautsprechern Ansprachen hielten und ihre Bücher verkauften.
Sie behaupten, die christlichen Kirchen legen die Bibel falsch aus und
deshalb müsse die Welt von der "Herrschaft des Christentums" befreit
werden.
Sie besitzen einen Groß-Sender, den "Sender des Herrn". An bestimmten
Tagen und Zeiten stehen ihnen außerdem 350 Sender zur Verfügung. Der
Rundfunksender von Philadelphia hat auf Protest des dortigen Kardinals die
weitere Sendung von Vorträgen der E. B. Eingestellt. Auch andere Sender in
Amerika scheinen Rutherford wegen seiner antichristlichen Ausfälle nicht
mehr zuzulassen.
Die E. B. besitzen auch eigene Lautsprecherwagen, mit denen sie fliegende
Versammlungen veranstalten. In der Tschechoslowakei wurde mit einem
solchen Auto im ersten Monat bereits 21.000 Zuhörer erfaßt. Von Rutherford
wird behauptet, daß er jüdischer Herkunft sei. Die
D(eutsche)
A(llgemeine) Z(eitung) (11. 7. 35) schreibt, daß sich unter
seinen Anhängern viele tausend Neger befinden. Er verfügt über große
Geldmengen wahrscheinlich jüdischer Herkunft.
So bot er einer Zeitung vergebens 1371 Dollar an, wenn sie eines seiner
Inserate drucken würde; außerdem erbot er sich ihr 10.000 Exemplare
abzukaufen.
Die Polizeistrafen, die sein Anhang wegen eines Krawalls auf der Straße
erhalten hatte, bezahlte er anstandslos aus der eigenen Tasche.
Eine wichtige Niederlassung der E. B. ist in Bern. Dort ist die
Zentralstelle für die Arbeit in der Schweiz, Oesterreich, Belgien,
Frankreich, Holland, Italien, Jugoslavien, Polen und Rumänen. Die hier
hergestellten Bücher und Flugblätter werden von eigenen "Pionieren" und
"Scharfschützen" genannt, verteilt. Die zwei Zeitschriften "Wachtturm" und
"Das Goldene Zeitalter" erscheinen in einer Jahresausgabe von etwa 35
Millionen in wenigstens 15 Sprachen (Freitagszeitung, Zürich Nr. 13; 25.
3. 37).
Über die politischen Ziele der E. B. schreibt Dr. v. Freyenwald in "Die
Zeugen Jehovas",
daß eine Verbindung zu Judentum,
Marxismus und Freimaurerei bestehe. Das Judentum spielt denn auch eine
entsprechende Rolle in dem Weltherrschaftsplan der Sekte.
"Wie auf den Gebieten der Religion und der Staatspolitik eine vollendete
Harmonie der Bibelforscher mit dem Judentum besteht, so herrscht dieses
stille Einvernehmen auch mit dem klassenkämpferischen Marxismus. Russell
und Rutherford predigen den Klassenkampf ganz ebenso wie der Jude Karl
Marx."
Das Programm der E. B. ist die Vernichtung der
Regierungen aller Länder und die Errichtung eines israelitischen
Weltstaates. Unter dem Vorwand der Religionsverbesserung werden
weltrevolutionäre Ziele verfolgt.
Rutherford kündigte in einer Rede an, der von den Propheten des A.T.
verkündigte Endkampf zwischen dem Jehova Israels und Beelzebub käme
nunmehr zum Austrag. Unter den feindlichen Feldherren Gog und Magog
stünden Roosevelt, Hitler, Mussolini und der Papst. In einem Flugblatt der
E. B. heißt es:
"Hitler und sein Stab von Beamten stehen ohne Zweifel unter der Kontrolle der unsichtbaren Macht Satans und seiner ruchlosen Verbündeten, die zusammen gegen Jehovas Zeugen Krieg führen."
Der E.B. Hope aus Winnipeg schrieb am 5. 9. 36 an die Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft in Magdeburg:
"Die gegenwärtigen üblen Regierungen sind nun zu Ende und bald wird eine ehrliche, rechtmäßige Regierung errichtet werden zugunsten der Menschheit unter der Oberaufsicht des großen Missionars, unseres Heiligen Vaters Joseph Stalin von Neu-Rußland, Union der Sowjetrepubliken" (S(chwarze) K(orps) Nr. 7, 18. 2. 37).
Kein Wunder, wenn die E. B. in zahlreichen Ländern
verboten sind. Deutschland, Italien, Lettland, Oesterreich; in Japan
wurden alle Schriften beschlagnahmt; in Belgien, Holland und Bulgarien
wurden alle staatsfremden "Pioniere" des Landes verwiesen; in anderen
Ländern beschränkte man sich auf einzelne Verhaftungen. Dagegen werden die
E. B. in USA, Mexiko, Spanien, Frankreich, Schweiz und Tschechoslowakei
wohlwollend behandelt.
In Deutschland haben die E. B. auch nach dem Verbot ihre Arbeit
fortgesetzt. Sie bedienen sich dabei des Dreiersystems, bei dem jeder nur
mit 2, höchstens 3 anderen Verbindung hält, um so möglichst unauffällig
arbeiten zu können.
In der Person eines
Winkler
wurde der "Reichsleiter" verhaftet; es gelang dabei auch die Aufhebung der
ihm unterstellten Organisation, die mit Tausenden von "Dienststellen" nach
dem Führerprinzip aufgegliedert war und sich über das ganze Reich
erstreckte. Im Herbst war ein Schreiben Rutherfords in Deutschland
eingetroffen, in dem die Mitglieder der E. B. zum Widerstand gegen die
deutsche Regierung aufgefordert wurden. Sie beteiligten sich nicht an der
Wahl:
"Wir haben bereits unseren Gott Jehova gewählt und können nicht zwei Herren dienen."
Sie beteiligen sich nicht an den Organisationen der NSDAP und verweigern die Teilnahme an Betriebsappellen, am Winterhilfswerk, den Eid auf den Führer, den deutschen Gruß. Sie leisten der Aufforderung zur Musterung keine Folge und verteilen dazu Formulare:
"Ich sehe mich leider genötigt, Ihnen mitzuteilen, daß ich der Aufforderung mich an militärischen Uebungen zu beteiligen, als Zeuge Jehovas aus Glaubens- und Gewissensgründen nicht Folge leisten kann. Mein Leben ist dem großen Jehova - Gott geweiht."
Aus dem gleichen Grund lehnen sie die Mitarbeit am
Bau von Kasernen und die Beteiligung am
Luftschutz
ab (S(chwarzes) K(orps) Nr. 7, 18. 2. 37.
Ministerialdirektor
Dr. Crohne
vom Reichsjustizministerium schreibt in der "Deutschen Justiz":
"Zu einer ernsten Gefahr haben sich allmählich die Internationalen Bibelforscher herausgebildet. Während man sie zunächst als eine harmlose Gesellschaft religiöser Wirrköpfe betrachtete, die in einer wörtlichen, und oder mißverstandenen Bibelauslegung ihr Lebensziel suchten, haben sie sich jetzt zu einer umfangreicheren, nicht mehr nur aus jenseitsnahen Greisen bestehenden Organisation herangebildet, die in ihrem Kampf gegen die Wehrfähigkeit, die Eidespflicht, gegen die Grundsätze des Dritten Reiches hochpolitische Bedeutung gewonnen hat, immer mehr ein Sammelbecken staatsfeindlicher Elemente bildet und bald zu einer getarnten Abzweigung des Kommunismus sich entwickeln wird"...
Es wurden denn auch zahlreiche Prozesse gegen
Mitglieder der E. B. durchgeführt, die teilweise mit schweren Strafen
endeten. So gegen ein aus 5 Leitern bestehendes "Wuppertaler
Dienstkomitee" in Essen, gegen 10 Mitglieder in Hannover, 2 in Stuttgart,
3 in Weimar, 36 in Greiz, 17 in Darmstadt, 30 in Wanne-Eickel, 36 in
Frankfurt usw. In Danzig verhaftete die Polizei 916 bibelforschende
Kommunisten, die Zehntausende von Flugblättern verteilten (V(ölkischer)
B(eobachter) Nr. 148, 28. 5. 35)."
Schon verständlich, dass Herr Hutten an diesen - und weiteren Texten von ihm
vor 1945 - nach 1945 nicht mehr so gerne erinnert werden wollte.
Andererseits ist auch auf den Umstand hinzuweisen, dass noch in der 11. Auflage seines "Seher Grübler Enthusiasten" (und die erschien 1968) Hutten in anfechtbarer Weise Jonak mit erwähnt. Er ist diesbezüglich auf seinem Level aus der Nazizeit stehen geblieben, wenn er erneut schreibt:
"Andernteils sollte eine antizionistische Einstellung die Lage der deutschen Zeugen Jehovas erleichtern, denen von antisemitischen Kreisen ein konspiratives Bündnis mit dem Welt Judentum vorgeworfen wurde, so von A, Fetz, Weltvernichtung durch Bibelforscher und Juden (1925), und Hans Jonak v. Freyenwald, Die Zeugen Jehovas, Pioniere für ein jüdisches Weltreich (1936).
Die Folge dieser Selbstdeutung war, daß die Zeugen Jehovas nunmehr auch jede Vaterlandsliebe verwarfen und den Staat mit einem negativen Vorzeichen versahen."
Einerseits bietet Hutten damit zwar nur eine Referierung anderer Quellen; andererseits ist ihm vorzuhalten, ohne sich von diesen Quellen ausreichend abzusetzen.
"Wir haben uns ja auf einen begrenzten Umfang der Hefte festgelegt - als Folge finanzieller Probleme".
Nun ist klassische Print-Publizierung sicherlich kostenaufwendiger, als
etwa Internet-Publizierung.
Nun soll das Prinzip Hoffnung auch andernorts verbreitet sein.
Ob die Hoffnung, "irgendwann" käme doch noch mal ein warmer finanzieller
Regen, aufgehen wird, erscheint zumindest mir - eher zweifelhaft.
Noch ein weiterer Exkurs, nochmals Hutten betreffend:
Ein bemerkenswerter Kampfbegriff, welcher da Anfang der 1930er Jahre so die
Runde machte, war der des "Kulturbolschewismus".
Und namentlich die Nazis waren sich dann auch nicht zu schade, auch die
Bibelforscher/Zeugen Jehovas in die Ecke der "Kulturbolschewisten" zu stellen.
Am liebsten hätten sie denen ja das Odium angehängt "verkappte Kommunisten" zu
sein. Versuche dazu gab es durchaus. Nicht nur in Deutschland, auch andernorts
etwa in der Schweiz.
Dort wiederum waren es besonders katholische Kreise, welche sich bei dieser
Detailfrage, durchaus ins gleiche Bett wie die Nazis legten.
Letztendlich klappte es aber mit dem in die "kommunistische Ecke" stellen
nicht so richtig.
Das mussten dann wohl selbst auch die borniertesten Rassejünger allmählich
einsehen.
Jedoch ihr Motto dann, da nicht sein kann was nicht sein soll, wird den
WTG-Hörigen eben ein etwas "abgemildertes" Stigma angehängt. Und das waren
dann wiederum die famosen "Kulturbolschewisten".
In seiner Ursprungsfassung zielte ja jener Begriff primär auf die ungeliebte
Sowjetunion, und oder auch, ihre deutschen Bejubler.
Im Rahmen der Serie "Im Zeitspiegel" wurde unter Hinweis auf die "Freiburger
Zeitung" vom 24. 8. 1930 schon mal solch ein Beispiel zitiert.
Siehe
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,76725,81905#msg-81905
24. August 2010 02:29
Bemerkenswert, der besonders in den Jahren nach 1945 auf dem Gebiete der
bewertenden Sektenkunde von sich reden machende Kurt Hutten (Seher Grübler
Enthusiasten), legte bereits im Jahre 1932 eine eigens dem
"Kulturbolschewismus" gewidmete Schrift vor. Also noch bevor die Nazis das
Machtruder ergriffen hatten. Seiner Schrift gab er den Untertitel: "Eine
deutsche Schicksalsfrage."
Auch Hutten zeichnet darin ein düsteres Szenario die Sowjetunion betreffend.
Schon einleitend belehrt Hutten:
"Der Bolschewismus ist nicht nur ein russisches Schreckgespenst, sondern wir haben ihn mitten im eigenen Land. Es bestehen noch weithin große Täuschungen über den Umfang des deutschen Bolschewismus. Man denkt dabei landläufig an die KPD und meint, daß jenseits der parteipolitischen Grenzen auch die Herrschaft des deutschen Bolschewismus ende. Dem ist nicht so. (S. 1)"
Zwar nennt in dieser Schrift Hutten die Bibelforscher noch nicht mit beim
Namen. Sollten indes einige aus diesen Kreisen geargwöhnt haben, da will uns
ja der Hutten "eine Jacke anpassen" von der wir meinen die passt uns nicht.
Sollte es diesen hypothetischen Fall tatsächlich gegeben haben, hätte der
Hutten des Jahres 1932 dieser Wertung, er meint auch die Bibelforscher, wohl
kaum ausdrücklich widersprochen.
Gleichwohl bleibt letzteres eine Hypothese, da in der Tat die Bibelforscher in
dieser Hutten'schen Schrift des Jahres 1932, nicht mit erwähnt werden.
Hutten's Hauptangriffsfläche war - nicht unerwartet - die Sowjetunion.
Um seiner Leserschaft so richtig das Gruseln beizubringen, meint er bezüglich
der damaligen Sowjetunion sich auch wie folgt verbreiten zu können:
"Es tritt eine neue Ordnung an die Stelle der auf
Familien aufgebauten Gesellschaft: das Kollektiv. Hier ist alles
Familienhafte niedergelegt - Auflösung des Einzelhaushalts, der
Familienwohnung, der ehelichen Bindung, Ende der Mutter und Hausfrau,
Einreihung der Frau in den Produktionsprozeß, Auflösung des Bandes
zwischen Eltern und Kindern von frühester Jugend auf.
Lunatscharski hat von dem Stadtplan der neuen bolschewistischen
Musterstadt Magnitogorsk berichtet, daß dort grundsätzlich keine
gemeinsamen Wohnungen, sondern bloß noch Einzelzimmer eingerichtet werden,
die "eine bis jetzt ungekannte Freiheit der Wahl der Liebesbeziehungen
ermöglichen."
Die Speisen werden in großen Zentralküchen gekocht und sollen in
Speisehallen "mit derselben Einfachheit wie Wasser mittels Wasserleitungen
gelangen. Das Leben des Kollektivmenschen hat denn auch seinen Schwerpunkt
nicht in der eigenen Stube, sondern in den großen, reich ausgestatteten
Gemeinschaftsräumen." (S. 48)
Nun kann ich jenes Hutten'sche Votum weder bestätigen noch dementieren. Das
da solche "Blütenträume" in der Sowjetunion bestanden haben (zumindest
zeitweilig) wird man wohl nicht aus Prinzip ausschließen können.
Die andere Frage wäre dann die nach ihrer tatsächlichen Umsetzung.
Zwar hat der Kollektivierungswahn in der Sowjetunion tatsächlich erschreckende
Formen angenommen. Hutten aber wollte ja wissen, dass soll bis in den
Familienbereich ausgedehnt werden. Tatsächlich nachprüfbare Belege für seine
These indes, nannte er nicht.
Der von Hutten genannten Stadt Magnitogorsk widmet die heutige Wikipedia auch
einen eígenen Artikel
http://de.wikipedia.org/wiki/Magnitogorsk
Nun besteht für letztere sicherlich kein Anlass Postkommunistische
Verherrlichung zu praktizieren. Jedenfalls kann ich das von Hutten
geschilderte Schreckenszenario, in diesem Artikel nicht entdecken.
Auch zu dem 1933 verstorbenen von Hutten mit genannten Lunatscharski gibt es
einen Wikipedia-Artikel
http://de.wikipedia.org/wiki/Anatoli_Wassiljewitsch_Lunatscharski
Hier wiederum das gleiche Faktum. Die von Hutten inkriminierten Details sind
darin nicht zu entdecken. Selbst wenn der solcherlei Pläne gehabt haben
sollte, stellt sich doch angesichts seines Todesjahres 1933 die Frage, nach
deren tatsächlicher Umsetzung.
Vielleicht wollte Hutten das zitierte auch eher als Beiwerk verstanden wissen.
Dann stellt sich schon die Frage nach seiner eigentlichen Hauptthese. Die
dürfte dann wohl auf Seite 19 formuliert sein, wenn er dort schreibt:
"Das Christentum ist die Seele unserer Kultur. Es ist in diesem Kampf das entscheidende Bollwerk. Fällt es, dann sind auch alle übrigen Positionen rettungslos verloren."
Nun wähnt Hutten wohl nicht zu unrecht, zu jener Zeit wo er dies schrieb,
war das Christentum gewissermaßen schon etwas "angezählt".
Seine Gegenpolemik dagegen kann man etwa auf S. 85 "bewundern", wenn er dort
auch glaubte werten zu können:
"Man kann sagen: das Vergnügungswesen unserer Zeit ist das vollgültige Gegenstück des Kulturbolschewistischen Menschen zur religiösen Haltung des christlichen Menschen. Das Vergnügen ist Religionsersatz geworden. Der Mensch sieht sich nicht mehr veranlaßt, seine Nöte und Sorgen auszuweiten in eine metaphysische Sehnsucht, sondern er reagiert sie ab, indem er sie im Sumpf ersäuft. Es ist deshalb nicht zuviel gesagt, wenn man geradezu von einem "Kult des Vergnügens" redet, der den Kulturbolschewismus zuinnerst kennzeichnet."
Den Gegenpol dazu sieht Hutten in
"Der größte Vorstoß gegen den Kulturbolschewismus den wir heute erleben, kommt von der völkischen Bewegung her. "(S. 108)
Da die Nazis zu dem Zeitpunkt noch nicht endgültig am Machtruder waren,
redet er also mehr allgemein von der "völkischen Bewegung". Zwar ist letztere
auch breiter gestaffelt, aber auch das ist klar. Je länger, je mehr, bilden
die Nazis in ihr die bedeutendste Kraft.
Rechte "Freude" indes will sich bezüglich dieses Gegenpoles aber auch bei
Hutten nicht einstellen. Seine "Bauchschmerzen" dazu artikuliert er etwa auf
S. 112 mit den Worten:
" Am deutlichsten zeigt sich die Unmöglichkeit, die
völkische Idee zur absolut bindenden Autorität zu erheben, an der Stelle,
wo in der völkischen Bewegung zu dem konsequenten Versuch fortgeschritten
wird, das Volk zu einer religiösen Größe zu erheben.
So wenn man etwa vom "Deutschen Gott" redet wie im Tannenberg-Bund, dem
allein der Deutsche dienen und leben könne und der scharf gegen den
artfremden Gottesbegriff des Christentums gesetzt wird."
Hutten hätte es lieber gehabt, die Christliche Religion als alleinigen
Sieger, staatlich protegiert zu sehen. Er demonstrierte das dann auch durch
seine zeitweilge Mitgliedschaft bei den "Deutschen Christen". Indes bei denen
musste er dann auch registrieren. Das läuft aber nicht so, wie von Hutten
gewünscht, und so trat er denn schon Ende 1933 bei denen wieder aus.
Bezüglich seines Wiederaustrittes aus der
Nazi-Kirchenpartei "Deutsche Christen"; siehe auch Kurt Meier "Die Deutschen
Christen" Halle/S. 1965 S. 45.
Auf Seite 114 verkündet er dann noch sein Credo mit den Worten:
"Die absolute Autorität kann vielmehr nur in einer religiösen Wahrheit begründet sein, die aus jenseitigen Sphären kommt."
Als tatkräftiger Mit-Jenseits-Verkäufer, hat er sich in der Tat erwiesen!
Ein anderer Herr, aus dergleichen Zunft, brachte das, was auch Hutten umtrieb,
vielleicht noch prononcierter auf den Punkt. Etwa mit dieser seiner
Publikation:
Mögen die Biographien beider Herren, letztendlich auch verschieden gelaufen
sein. Grundmann brachte es dann noch in den 1940er Jahren zum Leiter eines
kirchlichen (kein staatliches - sondern kirchliches Institut) zur "Entjudung"
von Kirche und Theologie.
So einte beide Herren schon mal zu Anfang der Nazizeit, ihr Widerstand gegen
die sogenannten Deutschgläubigen. Letztere wollten zwar auch "religiös" sein,
nur eben nicht mehr in der Linie des konventionellen Christentums.
Besagter Grundmann brachte diesen Dissenz dann in seinem vorgenannten Buch wie
folgt auf den Punkt
"Neu ist nur, daß dies Freidenkertum nun auch im Braunhemd auftritt, daß es vom Blut und von der Rasse aus projiziert und sich radikal völkisch gebärdet. Wenn die Herren, die so "eingestellt" sind, jetzt den Angriff auf das im deutschen Volke tief eingewurzelte Christentum wagen, so mögen sie sich gesagt sein lassen, daß sie dann aber auch die Verantwortung für den unvermeidlichen Kulturkampf tragen, den sie entfesselt haben. Wenn wir uns gerade als überzeugte Lutheraner aus innerster Überzeugung in dem Kampfe um Volk und Staat bewußt hinter Adolf Hitler gestellt haben, für den wir unser Leben gelassen hätten - so lassen wir uns auch jetzt noch und nun erst recht lieber totschlagen, als daß wir uns Christus nehmen lassen, in dem sich Gott offfenbart hat. Es ist in keinem anderen das Heil. Das ist positives Christentum." (S. 6)
Dergleiche Verfasser verbreitete sich in seiner Schrift "Gott und Nation" (1933) auch mit den Sätzen:
"Der Verfasser, der sich zum politischen Wollen des Nationalsozialismus bekennt, möchte mit dieser Arbeit zeigen, daß der Nationalsozialismus sein Ziel nur erreichen kann, wenn er die Stimme der Kirche hört." (S. 7)
Und weiter:
"Wir sind die Gegenbewegung gegen die französische
Revolution." Mit diesen Worten hat einer der (damals) bedeutendsten
Nationalsozialistischen Führer, Gregor Straßer, das Wesen der
nationalsozialistischen Bewegung umrissen.
Gregor Straßer behält auch nach seinem schweren Zerwürfnis mit Adolf
Hitler für die Bewegung seine große Bedeutung.
Die bürgerliche Lebenshaltung ist der Liberalismus, der seine letzte
Konsequenz im Materialismus erreicht.
Die Proklamierung der Menschenrechte, die im Mittelpunkt der französischen
Revolution stand, ist herausgeboren aus liberalistischem Geiste.
"Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit". Sie bedeuten die Zersetzung aller
Autorität ...(S. 14, 15)
Was waren dann wohl Voten, welche man in der Substanz, auch beim
zeitgenössischen Hutten nachweisen kann.
Man vergleiche zu Grundmann auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Grundmann
So weit "entfernt" voneinander, waren beide Herren dann wohl nicht.
Noch ein Veranschaulichungsbeispiel zu der These, dass die Religionsindustrie
(sofern es sich nicht um ausgesprochene Exemplare der "spirirituellen
Staatenlosigkeit" handelt), mit jedem Wolf mitheult, der da gerade als
zeitweiliger "Oberwolf" fungiert.
Einem Theologieprofessor namens Otto Baumgarten, widmet ja die Wikipedia auch
ein paar, eher als mager zu bezeichnende Sätze.
Von diesem Herrn habe ich mir dann ja auch mal seine 1915 erschienene Schrift
mit dem Titel "Der Krieg und die Bergpredigt" angetan, dieweil ja ein solcher
Titel in gewisser Hinsicht, durchaus als programmatisch bezeichenbar ist.
Nun werde ich das Gewäsch dieses Herrn Baumgarten hier nicht unbedingt im
Detail zitieren..
Worum es ihm denn mit seiner Ausführungen wirklich ging, bringt er selbst
schon einleitend zum Ausdruck, wenn er da auch postulierte:
"Das ist wenigstens mein Wunsch, durch die Ausführungen dieser Stunde das gute Gewissen zu rücksichtsloser Kriegsführung zu stärken gerade bei solchen, die durch die unchristlichen Härten des Krieges angefochten sind."
Noch 1929 - und da bestand sicherlich keine Nötigungssituation durch äußere Umstände mehr, - hielt Herr Baumgarten es für opportun den inkriminierten Satz erneut zu wiederholen, wie der nachfolgende Ausriss aus dem Google-Bucheinscannprogramm auch verdeutlichen kann.
Die Quintessenz seiner "gesalbten" Ausführungen als Theologe kann man dann wohl auch seiner Ausführung auf Seite 11 der genannten Schrift entnehmen, wenn er dort auch belehrt:
"Und wer nun daran denkt, daß wir am Ende dieses Krieges zweifellos eine ganze Welt von Feinden uns gegenüber haben werden, die uns diesen mühsam errungenen - und wie wir doch alle glauben - Aufstieg zu größerer Weltgeltung aufs äußerste mißgönnen, der kann sich doch nicht verständlicherweise dem Traume hingeben, als ob wir nun am Anfange einer großen Friedensperiode stünden. Das gilt sich eben klar zu machen, daß der Krieg zu dem Wesenbestand eines großen nationalen Staatswesens gehört."
Er hat sicherlich, dass muss man ihm "neidlos" zugestehen, seine
selbstgestellte Zielstellung erfüllt.
Ein Herr Friedrich Wilhelm Bautz, widmete diesem Herrn Baumgarten auch einen
eigenen Artikel im "Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon", und
bezeichnet ihn da unter anderem als "Vorkämpfer der theologischen Linken."
Dazu fällt mir dann doch nur noch der Kommentarsatz ein.
Wenn der Teufel den Beelzebub zum Engel erklärt, gell Herr Bautz!
www.kirchenlexikon.de/b/baumgarten_o.shtml
So schließt sich der Kreis, der Religions-Mitheuler, bis zu denjenigen in der
Gegenwart, welche sich da auf Grund von Militärseelsorge-Verträgen, selbst
ihren Messwein, und anderes mehr, vom Steuerzahler bezahlen lassen!
www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-52429338.html
Der Vollständigkeit halber sei noch hinzugefügt.
Kein geringerer als der "Kanonenpastor" Karl Gerecke, polemisierte in einer
eigenen Schrift gegen diesen Otto Baumgarten.
Offenbar war der dem Gerecke nicht scharf genug.
Gerecke das ist der, welche in einem von ihm erstellten Memorandum (im
Bundesarchiv vorfindlich), welches der Hitlerregierungt überreicht wurde,
lauthals Beifall zum Verbot der Zeugen Jehovas klatschte.
Jenes Memorandum in ziemlich geschraubter Schreibweise abgefasst, "glänzte"
unter anderem mit solchen "Events" wie,
die Berlin-Wilmersdorfer "Erklärung" der Zeugen Jehovas vom Juni 1933, sei
eine einzige Anbiederung. Und er Gerecke spare daher nicht mit Lob dafür, dass
die Hitlerregierung, eben nicht auf diesen "Anbiederungsleim" heraufgekrochen
sei.
Selbstredend war im Jahre 1916, jenes Gerecke'sche Memorandum von 1933, noch
nicht voraussehbar.
Dafür hatte Gerecke eben in jenem Jahre diesen Otto Baumgarten als seine
Zielscheibe auserkoren.
In der Gerecke'schen Schrift mit dem Titel:
"Wir Deutschen im Kampfe um die Ideale.
gegen Professor D. Baumgarten-Kiel
"Bergpredigt und Krieg";
darin meinte er Baumgarten unter anderem mit diesen Sätzen belehren zu sollen:
"Mit welchem Bewußtsein und welchen Gewissen aber
sollen unsere Krieger ins Feld ziehen, mit welchen Frieden im Herzen fürs
Vaterland fallen und sterben, wenn eine innere Stimme ihnen sagt: Ich habe
Jesum verleugnet. Wird nicht der innere Frieden in Tausend und aber
tausend Christenseelen sehr inneren Zwang gebracht durch derartige
Gewissensbedenken?
Dieses müsste der Fall sein. Aber ist es wirklich der Fall?
Nein und tausendmal nein. Das selige sterben unzähliger tausende
christlich Gläubige, frommer Krieger beweist das Gegenteil: Sie wissen im
blutigen Kampfe und im Sterben sich vollkommen mit ihren Heiland eins und
sind innerlich aufs feste gewiss mein Heiland nimmt mich drüben in Ehren
an und verleiht mir die Krone des ewigen Lebens." (S. 7)
Oder auch diesen Satz:
"Das ist das Thema von dem wir zu reden haben, das
Unrecht, das durch eine eingebildete Wissenschaft nicht nur an Jesus,
sondern zugleich an den Seelen und Gewissen des Volkes und insbesondere
des Krieges begangen wird.
Wir wollen aus der Bergpredigt die Stimme der Germanen heraushören, der
mit stahlhartem Wirklichkeitssinne in derselben zu uns redet und wollen
ritterlich auf dem Plan stehen, wenn es gilt, aus Irrtum stammende
Angriffe gegen Jesus auf ihren wahren Wert zurückzuführen." (S. 8)
Dann polemisiert er noch in der Form eines fiktiven Dialogs, insbesondere
gegen die sogenannten "Religionsgeschichtlichen Volksbücher" welche in der Tat
der sogenannt "liberalen Theologie" zugeordnet werden.
Siehe zu letzteren auch der Text, welcher am unteren Ende dieser Forumsseite
mit eingestellt ist, und der nochmals zitiert sei:
"Zitat aus einer vor dem ersten Weltkrieg gestarteten Buchserie. Der Weltkrieg als solche beendete dann auch diese Tendenz. Jetzt war Religion als Volksverdummung wieder gefragt, und da konnte für die Tendenz besagter "Religionsgeschichtlicher Volksbücher" nicht länger mehr Platz sein: Zitat:
"Die Religionsgeschichtlichen Volksbücher sind keine Tendenz-Schriften. Vor allem haben sie mit den mancherlei Versuchen, dem "Volk" durch tendenziöse Beschwichtigung "die Religion zu erhalten", nicht das geringste zu tun. Religion, Christentum und Kirche historisch und kritisch verstehen lehren aber nicht "verteidigen". Das Verständnis, das sie vermitteln suchen sie bei der strengsten Wissenschaft von der Geschichte der Religion. Sie werden deshalb (ohne es zu wollen) im Volke vieles zerstören, was heute zwar mit dem theologischen Anspruch auftritt, bewiesene Wahrheit zu sein, in Wirklichkeit aber den Forschungen der gelehrten Welt nicht standgehalten hat. Sie werden (ohne danach zu streben) im Volke das befestigen, was durch ehrliche Wissenschaft und ihr gegenüber sich als Wirklichkeit erwiesen hat. Die Absicht der Volksbücher ist lediglich die: auf offene Fragen - offen und bescheiden, wissenschaftlich begründete Antworten zu geben." Noch ein Zitat: "Bei der kirchlichen Rechten war freilich die Empörung über die Volksbücher über alle Maßen groß ..."
Und letztere Aussage spricht dann je wohl Bände, auch und nicht zuletzt die Detailaussage über den politischen Standort, indem sich unter dem Vorgeben eines angeblichen "positiven Christentums" dann auch noch ein Herr Hitler befand."
Nun hat Baumgarten zwar sein inkriminiertes Zitat eben nicht in den
"Religionsgeschichtlichen Volksbüchern" publiziert. Das wiederum ist für
Gerecke offenbar kein Hinderungsgrund, ihn in den gleichen Topf zu werfen.
Wenn also Baumgarten, wie bereits vernommen, der liberalen Theologie
zugeordnet wird, und nicht der welche mit dem "Brett vorm Kopf" durch die
Weltgeschichte marschiert, dann ist trotzdem feststellbar.
Beide Strömungen, die sogenannt "liberale" und auch die orthodoxe schwammen im
Kielwasser der "Alldeutschen", der eigentlichen Kriegstreiber auf deutscher
Seite.
Das dem Gerecke dabei der Baumgarten nicht scharf genug war, ändert nicht das
geringste an dieser Sachlage.
Noch etwas weiter in der Geschichte zurückblätternd noch ein Zitat aus dem
1890 erschienen Buch von Hermann Ahlwardt, der wie der Buchtitel berichtet (Schul)rektor
in Berlin war, mit dem Titel:
"Der Verzweiflungskampf der arischen Völker mit dem Judentum"
Einen Verzweiflungskampf kann man in der Tat bekommen, wenn man denn seine
Gossenweisheiten zur Kenntnis nimmt.
Von den eher rar gesäten sachlichen Bemerkungen in diesem Buch sei dann nur
eine zitiert. Und zwar die auf Seite 239 lesbare:
"Gegenwärtig, (dass heißt also im Jahre 1890) gibt es drei antisemitische Parteien, die christlich-soziale, die deutsch-soziale und die Deutsche Volkspartei. Ersterer gebührt die Priorität. Ihr Führer, der Hofprediger Adolf Stöcker."
Hofprediger der Kirche, dass lasse man sich noch mal auf der "Zunge
zergehen".
Gell Herr Thilo S., das könnte doch ein weiterer Grund für Sie sein, zu
bedauern, ein "Spätgeborener" zu sein. Herr Ahlwardt und wohl auch Herr
Stöcker, hätten sie sicherlich als Gesinnungsfreund willkommen geheißen!
Exkurs:
Ist Hutten nun ein "Einzelfall"? Das wird man wohl kaum sagen können
Zum Wesen der Religionsindustrie gehört auch das Heulen mit den Wölfen.
Unterschiede bestehen lediglich darin dass gefragt werden muss, welche
Jaultöne gibt denn der jeweils aktuelle Leitwolf von sich?
Die mögen in einer Diktatur selbstredend anders aussehen als in Demokratien.
Aber das dem Zeitgeist sich unterwerfen, ist allemal nachweisbar.
Sollte es bei Religions-Neugründungen anfänglich etwas anders sein, kann man
förmlich darauf warten, wenn selbst die hehrsten Grundsätze, früher oder
später über Bord gehen.
Das wusste schon ein Konstantin d. Gr. wie das zu handhaben sei, und das
wissen auch diejenigen, welche sich des heutigen Instrumentariums "Köperschaft
des öffentlichen Rechtes" bedienen. Allen voran das klassische Kirchenfilzland
Bayern, und Kopierer andernorts.
Ein weiteres Veranschaulichungsbeispiel.
Bereits früher wurde einmal das im Jahre 1875 veröffentlichte Buch des Jesuit
Georg Michael Pachtler, mit dem Titel:
"Der Götze Humanität. Oder das Positive der Freimaurerei. Nach Dokumenten"
referiert
Siehe
Parsimony.24535
Nur ein Jahr später veröffentlichte derselbe Herr Pachtler noch ein weiteres
thematisches Buch, das er betitelte:
"Der stille Krieg gegen Thron und Altar. Oder: Das Negative der Freimaurerei
nach Dokumenten"
Da ja namentlich (auch) in gewissen unterbelichteten Kreisen, das Thema
Freimaurerei immer wieder mal herumgeistert, mag es nicht uninteressant sein,
sich auch dieses Buch mal etwas näher anzusehen.
[Hinweis. Beide Pachtler'schen Bücher lassen
sich noch heute, als Repint-Ausgaben - in den USA gedruckt, auch über
Buchhandlungen in Deutschland beschaffen.
Meine Referierung indes beschränkt sich auf in wissenschaftlichen Bibliotheken
eingesehene Exemplare].
Schon einleitend belehrt Herr Pachtler:
"Wir werden in den folgenden Zeilen sprechen von
dem stillen Kriege des Geheimbundes,
1. Gegen die katholische Kirche,
2. Gegen das Christentum,
3. Gegen das Königtum,
4. Gegen die sociale Ordnung,
5. Gegen Gott selbst." (S. 6)
Aber Herr Pachtler wollte dann ja wohl in seinem Selbstverständnis wissenschaftliche orientiert sei. Ergo gibt er schon mal einem andernorts verbreiteten Ammenmärchen den Fusstritt. Und zwar dem:
"Nur das Eine wollen wir noch beweisen, daß die vermeintliche einheitliche Leitung des gesammten Freimaurer-Ordens, von welcher man mitunter sprach, in's Reich der Märchen gehört." (S. 19)
Hört, hört mag man dazu nur nur sagen.
Er setzt aber dieses Statement dann auch mit der These fort:
"Ein Geheimbund, dessen letztes Ziel die socialistische Republik ist, kann grundsätzlich ein einziges Oberhaupt nicht ertragen."
Ob den das von Pachtler genannte "letzte Ziel", wirklich dieses ist, stelle
ich allerdings in Frage. Da beisst sich schon mal der Umstand, dass die
Highsociety von vorgestern (Könige, Geldmagnanten, Philosophen), vielfach
Mitglieder der Freimaurerei waren. Ausgerechnet denen nun zu unterstellen, die
wollten die "sozialistische Republik" einführen, ist wohl mehr als gewagt.
Herr Pachtler muss sich auch sagen lassen, tatsächliche Beweise für seine
These liefert er auch nicht.
Seine eigentlichen "Bauchschmerzen" bringt dann Herr Pachter auf der Seite 33
zu Papier, wenn er da verlautbart:
"Wunderbar ähnlich lautet in einer amtlichen Rechtfertigungsschrift der Loge das folgende schwerwiegende Geständniß:
"Die Maurerei lehrt die Kunst,
gut zu werden ohne die Triebfedern von Hoffnung und Furcht, unabhängig von
Himmel und Hölle!
Der Maurer erwartet seinen Lohn nicht erst in einer künftigen Zeit,
sondern er hat ihn empfangen und ist zufrieden."
Mit anderen Worten:
Da es weder Himmel noch Hölle, also weder ewige Belohnung noch Bestrafung
gibt, so steht das menschliche Handeln vollkommen frei; nur nehme man
einige Rücksicht auf Ort und Zeit, um den Ruf eines anständigen Mannes
nicht einzubüßen."
Also Pachtler - und weite übrige Teile der Religionsindustrie -, kreiden
die Nicht-Orientierung auf das imaginäre Jenseits, den Freimaurern als
wesentliche "Kardinalsünde" an.
Da schliesst sich wohl wieder der Kreis zu Hutten, welchen in anders
formulierten Sätzen, auch die Orientierung auf das Jenseits als für
seinesgleichen, wesentliche Geschäftsgrundlage, herausstreicht.
Weiter ereifert sich Herr Pachtler über den Umstand:
"Daher finden wir die Loge in beiden Erdhalbkugeln stets im Bunde mit dem Kirchen stürmenden und revolutionären Cäsarismus, überall auf Scheidung von Kirche und Staat, auf Konfessionslosigkeit und alleinige Staatsaufsicht im Schulwesen, auf Zivilehe und Verdrängung der Religion aus dem öffentlichen Leben, auf den Staat ohne Gott hinarbeiten." (S. 36)
Da der Kirchenstaat des Herrn Papstes, im heutigen Italien, mal eine geschichtliche Delle einstecken musste, aus der getreu dem Motto "Mit Gott und den Faschisten", erst der Herr Mussolini aus dieser mißlichen Lage wieder befreite, verwundert es wohl auch nicht, wenn Herr Pachtler verlautbart:
"Kaum waren die schmutzigen Soldaten Viktor Emmanuels in der Hauptstadt der Christenheit eingezogen, so wollte der Antipode Gottes auch seinen eigenen Areopag daselbst einsetzen: der Groß-Orient übersiedelte noch im Herbst 1870 nach Rom, um den Kampf gegen das Papsttum aus nächster Nähe zu führen." (S. 49).
Ob sich das so mit besagtem "Groß-Orient" verhielt, kann ich mangels
eigener Studien dazu weder definitiv bestätigen noch dementieren. Jedenfalls
ist mir diese Behauptung in andernorts gelesener Literatur noch nicht
untergekommen. Insoweit mag da Herr Pachtler eine Art Urheberrecht dazu haben.
Ob zu Recht oder Unrecht, mag dann ja dahingestellt bleiben.
Dann verweist (S. 51f.) Pachtler auf die "Deutsch-katholischen" Kreise jener
Zeit in Deutschland, und unterstellt namentlich den Freimaurern, eine
wesentliche Aktie an denen zu haben.
Wer sich mit der Kirchengeschichte intensiver auseinandersetzt der weis aber
auch wie es dann mit den Deutschkatholiken so weiterging. Nach mehreren
Metamorphosen letztendlich in atheistischen Kreisen atomisiert.
Es ist in der Tat so, wird dem Jenseits der "Laufpass" gegeben, darf auch der
Traum von starken Organisationen, gleich mit begraben werden. Das wollen ja
immer wieder mal einige nicht wahrhaben; es ist aber so.
Insoweit ist Pachtler diesbezüglich nicht zu widersprechen.
Zum Thema Deutschkatholizismus, siehe auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,30536,35677#msg-35677
22. September 2009 05:06
Auf Seite 187 meint dann Herr Pachtler verlautbaren zu sollen:
"Das freimaurerische Ideal ist die socialdemokratische Universal-Republik, in welcher die Scheidung der Völker aufhöre, die Freiheit mit Gleichheit und Brüderlichkeit das Grundgesetz der Menschheit werde, der Krieg nicht mehr möglich, daher jede Armee überflüssig sei. Diesem Ideale steht aber nichts so sehr im Wege, als das Heer, dessen Ehrenpflicht es ist, den Thron des Monarchen zu stützen und bis zum letzten Blutstropfen zu vertheidigen, das Land als staatliches Ganzes in seiner Eigenart zu erhalten und jeden Versuch zur socialdemokratischen Weltreform als Hochverrath mit dem Schwerte niederzuschlagen. Somit kann die Loge Nichts von einer Armee wissen wollen."
Bemerkenswert die Gleichung die Pachtler da aufstellt:
Sozialdemokratie = Hochverrat.
Auf welcher Seite die Pachtler's und Co da in diesem Disput stehen, dürfte
auch offenkundig sein.
Aus seinem Herzen macht Pachtler sicherlich keine Mördergrube. Das mögen dann
noch seine Zitate auf den Seiten 321, 326 verdeutlichen, mit denen diese
Referierung beendet sei. Da schreibt er:
"Der englische Deismus wurde eigentliche
Logenreligion, wie selbst (der Freimaurer) Findel in seiner "Geschichte
der Freimaurerei" (S. 130f) anerkennen muß. ...
Haß und Krieg gegen jede Offenbarung ist die Losung der Freimaurerei.
Schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hatte sie die Sätze aufgestellt:
"Die Offenbarung ist eine heilige
Krankheit schwachen Geistes, eine ansteckende Seuche, welche seit Bestehen
der Welt zur Unterdrückung der menschlichen Freiheit gebraucht wurde; sie
ist unvereinbar mit der gesunden Vernunft und mit der wahren Freiheit des
Menschen, sie ist die Mutter der Schwärmerei und des Aberglaubens."
- "Die mosaischen und die christlichen Religionsgesetze sind die
verächtlichsten Erfindungen von betrügerischen kleinen Geistern und die
rasendste Ausschreitung menschlicher Verirrung." -
"Eigennutz der Priester und Despotismus der Großen beschirmten
Jahrhunderte lang dieses (christliche) Lehrsystem, beherrschten durch eine
fanatische Sittenlehre die Menschheit mit eisernem Scepter und befestigten
vermittelst erdichteter Orakelsprüche einer Offenbarung ihre Macht über
schwache Geister."
Man übersehe bei diesen Herzensergüssen der deistischen "Brüder" nicht die politische Revolution, welche stets als letztes Ziel im Auge behalten wird und für welche die Umstürzung der Altäre nur die nothwendige Einleitung bildet."