Kurt Hutten - Kulturbolschewismus
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 06. März 2011 02:27
Im Zeitspiegel
Kurt Hutten - Kulturbolschewismus

Die in hiesigen Kreisen doch wohl einigen Bekanntheitsgrad genießende Zeitschrift "Brücke zum Menschen" brachte bereits in ihrer Ausgabe 3/2010 einen Artikel überschrieben
"Zum 100. Geburtstag von Kurt Hutten
06. März 1901 - 17 August 1979".

Also schon im Vorfeld, in einer Art vorauseilendem Gehorsam. Eigentlich wäre ja die Überschrift 110. Geburtstag angemessener.
Durch sonderliche Originalität zeichnete sich dieser Artikel allerdings wohl nicht aus, berücksichtigt man den Umstand. Ein Nachdruck aus dem "Materialdienst der EZW" aus dem Jahre 2001. Also zu einem eigenem Votum hat es noch nicht mal gereicht. Das spricht dann wohl für das Management jener Zeitschrift, nachdem dort eben ihr Gründer, Herr Twisselmann die Stafette Altersbedingt, zunehmend an andere weiterreichen muss.

Ich habe sicherlich keinen Dissenz dahingehend, dass besagter Hutten für die Konfessionskunde, namentlich durch sein "Seher Grübler Enthusiasten" eine durchaus weitergehende Bedeutung erlangt hat. Wie gesagt, zu diesem Aspekt besteht kein Dissenz.
Allerdings stört mich an dieser Art von Würdigungen schon einiges. Im Jahre 2012 komme ich voraussichtlich auf das Thema Hutten nochmals zurück. Hier und heute indes nur ein Detailaspekt.
Ist besagter Herr Hutten nach 1945 "wie Phönix aus der Asche" auferstanden?
Das kann wohl nur sagen, wer seine Publizistik in der Zeit 1933 - 45 völlig außer Acht lässt.
Zu seiner "Würdigung" des 1936er Anti-ZJ-Buch des Hans Jonak v. Freyenwald wird noch weiter unten etwas zu sagen sein.
Da ich mich selbst mit dem Thema Jonak umfänglich auseinandergesetzt habe, wird man mir ja wohl auch eine Meinung, zu jener Hutten'schen "Gefälligkeits-Rezension" von damals zubilligen.

Sicherlich war Publizistik in diesem Zeitraum, keine freie, mancherlei Zwängen unterworfene. Hat besagte EZW dazu auch schon mal - bezogen auf die Person Hutten - Stellung genommen?
Ihr Motto heisst da doch wohl eher "aussitzen".
Nun denn, ein Hundertjähriger (oder auch 110) Geburtstag ist sicherlich der Erwähnung wert, darüber kann es ja keinen Zweifel geben.
Daher als eine Art "Geburtstagsständchen", höchstwahrscheinlich der nicht gewünschten Art, mal ein Text von besagtem Kurt Hutten, publiziert im Jahre 1937 im "Calwer Kirchenlexikon".
Vielleicht nehmen die Herren Aussitzer von der EZW, auch irgendwann zu dem auch noch mal Stellung. Sonderlichen Optimismus dazu habe ich allerdings nicht.
Und da die Aussitzer der EZW ihre Aussitztaktik wohl beibehalten werden. Noch der Hinweis auf einen Kommentar dazu. Hutten.pdf

Technischer Hinweis.
Das "Calwer Kirchenlexikom" erschien im großformatigen Lexikonformat. Da meine Scannertechnik auf maximal DIN A4 begrenzt ist, bedeutet das, geringfügige Teile des in Rede stehenden Textes sind nicht mit eingescannt.
Nachstehende Scanns sind qualitativ sehr unbefriedigend, dass sehe ich auch so.
Noch mehr Aufwand in diese Texte möchte ich allerdings nicht investieren.
Es geht nur um die Veranschaulichung einer Tendenz; nicht jedoch um eine lückenlose Dokumentation.
Trotz dieser Lücken, dürfte auch so deutlich sein, worum es sich handelt.



Exkurs:
Ausführungen von Kurt Hutten in der Ausgabe vom 16. 4. 1937 (Sp. 59f.) seines "Materialdienstes".
Das 1936 in Hitlerdeutschland Zeugen Jehovas bezügliche Buch von Jonak, war seinerseits offenbar auch für Hutten eine Art Initialzündung das Zeugen Jehovas Thema mit aufzunehmen. Jonak wird in den Hutten'schen Ausführungen zwar nur gestreift, gleichwohl in einer Art und Weise, dass der damit sicherlich leben konnte.
Nachstehend seien diese Ausführungen einmal etwas näher vorgestellt.
Einleitend wird vermerkt:

"Die Ernsten Bibelforscher wurden schon am 24. 6. 1933 verboten. Die Beschlagnahme des Vermögens wurde aber später aufgehoben und der Druck und Vertrieb von Bibeln und sonstigen unbedenklichen Schriften freigegeben (Fr(ankfurter) Z(eitung) 8. 9. 36)."

Dann leitet er zu der Gruppierung von F. L. A. Freytag über:

"Die mit ihnen sympathisierenden heißen "Freunde der Wahrheit".
Die Neue Erde, Menschenfreundliche Versammlung, Engel Jehovas, eine Abzweigung der Ernsten Bibelforscher, wurde am 13. 1. 1934 als Kulturbolschewistische Vereinigung für das gesamte Gebiet des Landes Preußen verboten.
Die Sekte hatte Gütergemeinschaft, forderte Ehelosigkeit, beitretende Ehepaare mußten sich trennen und wurden in entfernten Niederlassungen untergebracht. Wer nach den Lebensgesetzen (vegetarisch) der Sekte lebe würde nicht sterben."

Wieder zu den Zeugen Jehovas zurückkehrend notiert er über sie:

"Seit 1931 nennen sich die E. B. "Zeugen Jehovas". Sie sind über die ganze Erde verbreitet. So meldete ein Missionar der Brüdergemeine, daß die E. B. in großen Autos einen Besuch in seiner südafrikanischen Missionsstation machten, die Leute mit Musik lockten und dann mit Lautsprechern Ansprachen hielten und ihre Bücher verkauften.
Sie behaupten, die christlichen Kirchen legen die Bibel falsch aus und deshalb müsse die Welt von der "Herrschaft des Christentums" befreit werden.
Sie besitzen einen Groß-Sender, den "Sender des Herrn". An bestimmten Tagen und Zeiten stehen ihnen außerdem 350 Sender zur Verfügung. Der Rundfunksender von Philadelphia hat auf Protest des dortigen Kardinals die weitere Sendung von Vorträgen der E. B. Eingestellt. Auch andere Sender in Amerika scheinen Rutherford wegen seiner antichristlichen Ausfälle nicht mehr zuzulassen.
Die E. B. besitzen auch eigene Lautsprecherwagen, mit denen sie fliegende Versammlungen veranstalten. In der Tschechoslowakei wurde mit einem solchen Auto im ersten Monat bereits 21.000 Zuhörer erfaßt. Von Rutherford wird behauptet, daß er jüdischer Herkunft sei. Die
D(eutsche) A(llgemeine) Z(eitung) (11. 7. 35) schreibt, daß sich unter seinen Anhängern viele tausend Neger befinden. Er verfügt über große Geldmengen wahrscheinlich jüdischer Herkunft.
So bot er einer Zeitung vergebens 1371 Dollar an, wenn sie eines seiner Inserate drucken würde; außerdem erbot er sich ihr 10.000 Exemplare abzukaufen.
Die Polizeistrafen, die sein Anhang wegen eines Krawalls auf der Straße erhalten hatte, bezahlte er anstandslos aus der eigenen Tasche.
Eine wichtige Niederlassung der E. B. ist in Bern. Dort ist die Zentralstelle für die Arbeit in der Schweiz, Oesterreich, Belgien, Frankreich, Holland, Italien, Jugoslavien, Polen und Rumänen. Die hier hergestellten Bücher und Flugblätter werden von eigenen "Pionieren" und "Scharfschützen" genannt, verteilt. Die zwei Zeitschriften "Wachtturm" und "Das Goldene Zeitalter" erscheinen in einer Jahresausgabe von etwa 35 Millionen in wenigstens 15 Sprachen (Freitagszeitung, Zürich Nr. 13; 25. 3. 37).
Über die politischen Ziele der E. B. schreibt Dr. v. Freyenwald in "Die Zeugen Jehovas",

daß eine Verbindung zu Judentum, Marxismus und Freimaurerei bestehe. Das Judentum spielt denn auch eine entsprechende Rolle in dem Weltherrschaftsplan der Sekte.
"Wie auf den Gebieten der Religion und der Staatspolitik eine vollendete Harmonie der Bibelforscher mit dem Judentum besteht, so herrscht dieses stille Einvernehmen auch mit dem klassenkämpferischen Marxismus. Russell und Rutherford predigen den Klassenkampf ganz ebenso wie der Jude Karl Marx."

Das Programm der E. B. ist die Vernichtung der Regierungen aller Länder und die Errichtung eines israelitischen Weltstaates. Unter dem Vorwand der Religionsverbesserung werden weltrevolutionäre Ziele verfolgt.
Rutherford kündigte in einer Rede an, der von den Propheten des A.T. verkündigte Endkampf zwischen dem Jehova Israels und Beelzebub käme nunmehr zum Austrag. Unter den feindlichen Feldherren Gog und Magog stünden Roosevelt, Hitler, Mussolini und der Papst. In einem Flugblatt der E. B. heißt es:

"Hitler und sein Stab von Beamten stehen ohne Zweifel unter der Kontrolle der unsichtbaren Macht Satans und seiner ruchlosen Verbündeten, die zusammen gegen Jehovas Zeugen Krieg führen."

Der E.B. Hope aus Winnipeg schrieb am 5. 9. 36 an die Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft in Magdeburg:

"Die gegenwärtigen üblen Regierungen sind nun zu Ende und bald wird eine ehrliche, rechtmäßige Regierung errichtet werden zugunsten der Menschheit unter der Oberaufsicht des großen Missionars, unseres Heiligen Vaters Joseph Stalin von Neu-Rußland, Union der Sowjetrepubliken" (S(chwarze) K(orps) Nr. 7, 18. 2. 37).

Kein Wunder, wenn die E. B. in zahlreichen Ländern verboten sind. Deutschland, Italien, Lettland, Oesterreich; in Japan wurden alle Schriften beschlagnahmt; in Belgien, Holland und Bulgarien wurden alle staatsfremden "Pioniere" des Landes verwiesen; in anderen Ländern beschränkte man sich auf einzelne Verhaftungen. Dagegen werden die E. B. in USA, Mexiko, Spanien, Frankreich, Schweiz und Tschechoslowakei wohlwollend behandelt.
In Deutschland haben die E. B. auch nach dem Verbot ihre Arbeit fortgesetzt. Sie bedienen sich dabei des Dreiersystems, bei dem jeder nur mit 2, höchstens 3 anderen Verbindung hält, um so möglichst unauffällig arbeiten zu können.
In der Person eines
Winkler wurde der "Reichsleiter" verhaftet; es gelang dabei auch die Aufhebung der ihm unterstellten Organisation, die mit Tausenden von "Dienststellen" nach dem Führerprinzip aufgegliedert war und sich über das ganze Reich erstreckte. Im Herbst war ein Schreiben Rutherfords in Deutschland eingetroffen, in dem die Mitglieder der E. B. zum Widerstand gegen die deutsche Regierung aufgefordert wurden. Sie beteiligten sich nicht an der Wahl:

"Wir haben bereits unseren Gott Jehova gewählt und können nicht zwei Herren dienen."

Sie beteiligen sich nicht an den Organisationen der NSDAP und verweigern die Teilnahme an Betriebsappellen, am Winterhilfswerk, den Eid auf den Führer, den deutschen Gruß. Sie leisten der Aufforderung zur Musterung keine Folge und verteilen dazu Formulare:

"Ich sehe mich leider genötigt, Ihnen mitzuteilen, daß ich der Aufforderung mich an militärischen Uebungen zu beteiligen, als Zeuge Jehovas aus Glaubens- und Gewissensgründen nicht Folge leisten kann. Mein Leben ist dem großen Jehova - Gott geweiht."

Aus dem gleichen Grund lehnen sie die Mitarbeit am Bau von Kasernen und die Beteiligung am Luftschutz ab (S(chwarzes) K(orps) Nr. 7, 18. 2. 37.
Ministerialdirektor
Dr. Crohne vom Reichsjustizministerium schreibt in der "Deutschen Justiz":

"Zu einer ernsten Gefahr haben sich allmählich die Internationalen Bibelforscher herausgebildet. Während man sie zunächst als eine harmlose Gesellschaft religiöser Wirrköpfe betrachtete, die in einer wörtlichen, und oder mißverstandenen Bibelauslegung ihr Lebensziel suchten, haben sie sich jetzt zu einer umfangreicheren, nicht mehr nur aus jenseitsnahen Greisen bestehenden Organisation herangebildet, die in ihrem Kampf gegen die Wehrfähigkeit, die Eidespflicht, gegen die Grundsätze des Dritten Reiches hochpolitische Bedeutung gewonnen hat, immer mehr ein Sammelbecken staatsfeindlicher Elemente bildet und bald zu einer getarnten Abzweigung des Kommunismus sich entwickeln wird"...

Es wurden denn auch zahlreiche Prozesse gegen Mitglieder der E. B. durchgeführt, die teilweise mit schweren Strafen endeten. So gegen ein aus 5 Leitern bestehendes "Wuppertaler Dienstkomitee" in Essen, gegen 10 Mitglieder in Hannover, 2 in Stuttgart, 3 in Weimar, 36 in Greiz, 17 in Darmstadt, 30 in Wanne-Eickel, 36 in Frankfurt usw. In Danzig verhaftete die Polizei 916 bibelforschende Kommunisten, die Zehntausende von Flugblättern verteilten (V(ölkischer) B(eobachter) Nr. 148, 28. 5. 35)."
Schon verständlich, dass Herr Hutten an diesen - und weiteren Texten von ihm vor 1945 - nach 1945 nicht mehr so gerne erinnert werden wollte.

Andererseits ist auch auf den Umstand hinzuweisen, dass noch in der 11. Auflage seines "Seher Grübler Enthusiasten" (und die erschien 1968) Hutten in anfechtbarer Weise Jonak mit erwähnt. Er ist diesbezüglich auf seinem Level aus der Nazizeit stehen geblieben, wenn er erneut schreibt:

"Andernteils sollte eine antizionistische Einstellung die Lage der deutschen Zeugen Jehovas erleichtern, denen von antisemitischen Kreisen ein konspiratives Bündnis mit dem Welt Judentum vorgeworfen wurde, so von A, Fetz, Weltvernichtung durch Bibelforscher und Juden (1925), und Hans Jonak v. Freyenwald, Die Zeugen Jehovas, Pioniere für ein jüdisches Weltreich (1936).

Die Folge dieser Selbstdeutung war, daß die Zeugen Jehovas nunmehr auch jede Vaterlandsliebe verwarfen und den Staat mit einem negativen Vorzeichen versahen."

Einerseits bietet Hutten damit zwar nur eine Referierung anderer Quellen; andererseits ist ihm vorzuhalten, ohne sich von diesen Quellen ausreichend abzusetzen.
Kehren wir nochmals zur "Brücke zum Menschen" zurück.
Sieht man sich deren Impressum näher an fällt in deren Ausgabe 4/2010 besonders die Rubrik Redaktion auf.
Jahrelang war die ja nebst Twisselmann, besonders mit Kirchenvertreter (meintwegen auch solche aus dem Freikirchenraum), bestückt.
In der Nr. 4/2010 begegnet man dort (erstmals) auch den sicherlich nicht unbekannten Namen Frank Bruder und Herbert Raab.
In der Ausgabe 1/2011 erstmals zusätzlich noch der Name Reiner Ref, welche bereits bis 2004 in der Redaktion mitarbeitete; nunmehr neu mitarbeitet, nachdem wie er mitteilt, Änderung persönlicher Lebensumstände - jetzt im Vorruhestand - ihm dies ermöglichen würde.
Dafür werden an anderer Stelle dieses Heftes auch Namen von ausscheidenden bisherigen Mitarbeitern genannt. Insoweit dürfte sich das "kommen und gehen" wohl die Waage halten.
Unbeschadet davon bleibt meines Erachtens der Umstand bestehen, dass manche Internetprojekte, an Informationsmengen, der "Brücke zum Menschen", inzwischen den Rang abgelaufen haben.
Allenfalls hat man deren spezielle Profilierung, als den Kirchen gegenüber positiv eingestellt, noch zu berücksichtigen.
Dieses den Kirchen positiv eingestellt, begegnet man wohl andernorts etwas weniger. Das kann Schwanken dann, zwischen relativer Neutralität (beispielsweise Infolink) aber auch partiell mal deutlicher Kritik (etwa diese Seite hier).
Insofern will man das den Kirchen positiv gegenüber eingestellt sein, als relevantes Kriterium ansehen, wird die "Brücke zum Menschen", wohl auch weiterhin ihren Platz in der "Medienlandschaft" behaupten. Allenfalls fragt es sich, auf welchem Rang dieser Platz wohl so einzuordnen ist.
Ob das nun blos "Aushängemaskottchen" ohne reale Bestimmungsfunktion sind (die neuen Namen), muss sich dann ja noch zeigen. Mein subjektive Meinung ist jedenfalls die. In der Anfangszeit gab es wohl noch eher mal Beiträge dort, wo man sagen konnte, die können "vom Hocker reißen". Das hat dann zugunsten von Wischi-waschi-Gefälligkeitsschreiberei im kirchlichem Sinne, dann noch mächtig nachgelassen.
Jedenfalls segelt die Nummer 4/2010 noch auf den althergebrachten Wegen, eine kirchliche Zeitschrift mehr zu sein. Und böse Zungen meinen gar, würde sie eines Tages "entschlafen", dürfte das wohl nicht übermäßig vielen als Verlust erscheinen.

Wie jenes Blatt denn mal gegründet wurde, war das Internet noch nicht relevant. Das hat sich ja heutzutage in der Tat verändert. Wer eine kritische Erstinformation zum Zeugen-Thema sucht, ist da keineswegs mehr "nur" auf klassische Print-Erzeugnisse angewiesen.
Indes die "Kurve" zu dieser inzwischen auch nicht mehr so neuen Entwicklung, scheint dann ja besagte "Brücke ..." wohl nicht sonderlich gemeistert zu haben. Man sehe sich deren auch vorhandene (magere) Internetpräsenz an, und man ist förmlich "erschlagen", über das "Nichtgesagte", dass einem dort "entgegenstrahlt".

Nun kann man sich ja auf den Standpunkt stellen, man wolle weiter vorrangig Print-Organ sein.
Was das bedeutet, äußert dann wohl auch der Satz auf S. 4 genannten Heftes (4/2010):

"Wir haben uns ja auf einen begrenzten Umfang der Hefte festgelegt - als Folge finanzieller Probleme".

Nun ist klassische Print-Publizierung sicherlich kostenaufwendiger, als etwa Internet-Publizierung.
Nun soll das Prinzip Hoffnung auch andernorts verbreitet sein.
Ob die Hoffnung, "irgendwann" käme doch noch mal ein warmer finanzieller Regen, aufgehen wird, erscheint zumindest mir - eher zweifelhaft.

Noch ein weiterer Exkurs, nochmals Hutten betreffend:
Ein bemerkenswerter Kampfbegriff, welcher da Anfang der 1930er Jahre so die Runde machte, war der des "Kulturbolschewismus".
Und namentlich die Nazis waren sich dann auch nicht zu schade, auch die Bibelforscher/Zeugen Jehovas in die Ecke der "Kulturbolschewisten" zu stellen. Am liebsten hätten sie denen ja das Odium angehängt "verkappte Kommunisten" zu sein. Versuche dazu gab es durchaus. Nicht nur in Deutschland, auch andernorts etwa in der Schweiz.
Dort wiederum waren es besonders katholische Kreise, welche sich bei dieser Detailfrage, durchaus ins gleiche Bett wie die Nazis legten.
Letztendlich klappte es aber mit dem in die "kommunistische Ecke" stellen nicht so richtig.
Das mussten dann wohl selbst auch die borniertesten Rassejünger allmählich einsehen.
Jedoch ihr Motto dann, da nicht sein kann was nicht sein soll, wird den WTG-Hörigen eben ein etwas "abgemildertes" Stigma angehängt. Und das waren dann wiederum die famosen "Kulturbolschewisten".

In seiner Ursprungsfassung zielte ja jener Begriff primär auf die ungeliebte Sowjetunion, und oder auch, ihre deutschen Bejubler.
Im Rahmen der Serie "Im Zeitspiegel" wurde unter Hinweis auf die "Freiburger Zeitung" vom 24. 8. 1930 schon mal solch ein Beispiel zitiert.
Siehe
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,76725,81905#msg-81905
24. August 2010 02:29

Bemerkenswert, der besonders in den Jahren nach 1945 auf dem Gebiete der bewertenden Sektenkunde von sich reden machende Kurt Hutten (Seher Grübler Enthusiasten), legte bereits im Jahre 1932 eine eigens dem "Kulturbolschewismus" gewidmete Schrift vor. Also noch bevor die Nazis das Machtruder ergriffen hatten. Seiner Schrift gab er den Untertitel: "Eine deutsche Schicksalsfrage."
Auch Hutten zeichnet darin ein düsteres Szenario die Sowjetunion betreffend.
Schon einleitend belehrt Hutten:

"Der Bolschewismus ist nicht nur ein russisches Schreckgespenst, sondern wir haben ihn mitten im eigenen Land. Es bestehen noch weithin große Täuschungen über den Umfang des deutschen Bolschewismus. Man denkt dabei landläufig an die KPD und meint, daß jenseits der parteipolitischen Grenzen auch die Herrschaft des deutschen Bolschewismus ende. Dem ist nicht so. (S. 1)"

Zwar nennt in dieser Schrift Hutten die Bibelforscher noch nicht mit beim Namen. Sollten indes einige aus diesen Kreisen geargwöhnt haben, da will uns ja der Hutten "eine Jacke anpassen" von der wir meinen die passt uns nicht.
Sollte es diesen hypothetischen Fall tatsächlich gegeben haben, hätte der Hutten des Jahres 1932 dieser Wertung, er meint auch die Bibelforscher, wohl kaum ausdrücklich widersprochen.
Gleichwohl bleibt letzteres eine Hypothese, da in der Tat die Bibelforscher in dieser Hutten'schen Schrift des Jahres 1932, nicht mit erwähnt werden.

Hutten's Hauptangriffsfläche war - nicht unerwartet - die Sowjetunion.
Um seiner Leserschaft so richtig das Gruseln beizubringen, meint er bezüglich der damaligen Sowjetunion sich auch wie folgt verbreiten zu können:

"Es tritt eine neue Ordnung an die Stelle der auf Familien aufgebauten Gesellschaft: das Kollektiv. Hier ist alles Familienhafte niedergelegt - Auflösung des Einzelhaushalts, der Familienwohnung, der ehelichen Bindung, Ende der Mutter und Hausfrau, Einreihung der Frau in den Produktionsprozeß, Auflösung des Bandes zwischen Eltern und Kindern von frühester Jugend auf.
Lunatscharski hat von dem Stadtplan der neuen bolschewistischen Musterstadt Magnitogorsk berichtet, daß dort grundsätzlich keine gemeinsamen Wohnungen, sondern bloß noch Einzelzimmer eingerichtet werden, die "eine bis jetzt ungekannte Freiheit der Wahl der Liebesbeziehungen ermöglichen."
Die Speisen werden in großen Zentralküchen gekocht und sollen in Speisehallen "mit derselben Einfachheit wie Wasser mittels Wasserleitungen gelangen. Das Leben des Kollektivmenschen hat denn auch seinen Schwerpunkt nicht in der eigenen Stube, sondern in den großen, reich ausgestatteten Gemeinschaftsräumen." (S. 48)

Nun kann ich jenes Hutten'sche Votum weder bestätigen noch dementieren. Das da solche "Blütenträume" in der Sowjetunion bestanden haben (zumindest zeitweilig) wird man wohl nicht aus Prinzip ausschließen können.
Die andere Frage wäre dann die nach ihrer tatsächlichen Umsetzung.
Zwar hat der Kollektivierungswahn in der Sowjetunion tatsächlich erschreckende Formen angenommen. Hutten aber wollte ja wissen, dass soll bis in den Familienbereich ausgedehnt werden. Tatsächlich nachprüfbare Belege für seine These indes, nannte er nicht.
Der von Hutten genannten Stadt Magnitogorsk widmet die heutige Wikipedia auch einen eígenen Artikel

http://de.wikipedia.org/wiki/Magnitogorsk

Nun besteht für letztere sicherlich kein Anlass Postkommunistische Verherrlichung zu praktizieren. Jedenfalls kann ich das von Hutten geschilderte Schreckenszenario, in diesem Artikel nicht entdecken.
Auch zu dem 1933 verstorbenen von Hutten mit genannten Lunatscharski gibt es einen Wikipedia-Artikel

http://de.wikipedia.org/wiki/Anatoli_Wassiljewitsch_Lunatscharski

Hier wiederum das gleiche Faktum. Die von Hutten inkriminierten Details sind darin nicht zu entdecken. Selbst wenn der solcherlei Pläne gehabt haben sollte, stellt sich doch angesichts seines Todesjahres 1933 die Frage, nach deren tatsächlicher Umsetzung.

Vielleicht wollte Hutten das zitierte auch eher als Beiwerk verstanden wissen. Dann stellt sich schon die Frage nach seiner eigentlichen Hauptthese. Die dürfte dann wohl auf Seite 19 formuliert sein, wenn er dort schreibt:

"Das Christentum ist die Seele unserer Kultur. Es ist in diesem Kampf das entscheidende Bollwerk. Fällt es, dann sind auch alle übrigen Positionen rettungslos verloren."

Nun wähnt Hutten wohl nicht zu unrecht, zu jener Zeit wo er dies schrieb, war das Christentum gewissermaßen schon etwas "angezählt".
Seine Gegenpolemik dagegen kann man etwa auf S. 85 "bewundern", wenn er dort auch glaubte werten zu können:

"Man kann sagen: das Vergnügungswesen unserer Zeit ist das vollgültige Gegenstück des Kulturbolschewistischen Menschen zur religiösen Haltung des christlichen Menschen. Das Vergnügen ist Religionsersatz geworden. Der Mensch sieht sich nicht mehr veranlaßt, seine Nöte und Sorgen auszuweiten in eine metaphysische Sehnsucht, sondern er reagiert sie ab, indem er sie im Sumpf ersäuft. Es ist deshalb nicht zuviel gesagt, wenn man geradezu von einem "Kult des Vergnügens" redet, der den Kulturbolschewismus zuinnerst kennzeichnet."

Den Gegenpol dazu sieht Hutten in

"Der größte Vorstoß gegen den Kulturbolschewismus den wir heute erleben, kommt von der völkischen Bewegung her. "(S. 108)

Da die Nazis zu dem Zeitpunkt noch nicht endgültig am Machtruder waren, redet er also mehr allgemein von der "völkischen Bewegung". Zwar ist letztere auch breiter gestaffelt, aber auch das ist klar. Je länger, je mehr, bilden die Nazis in ihr die bedeutendste Kraft.
Rechte "Freude" indes will sich bezüglich dieses Gegenpoles aber auch bei Hutten nicht einstellen. Seine "Bauchschmerzen" dazu artikuliert er etwa auf S. 112 mit den Worten:

" Am deutlichsten zeigt sich die Unmöglichkeit, die völkische Idee zur absolut bindenden Autorität zu erheben, an der Stelle, wo in der völkischen Bewegung zu dem konsequenten Versuch fortgeschritten wird, das Volk zu einer religiösen Größe zu erheben.
So wenn man etwa vom "Deutschen Gott" redet wie im Tannenberg-Bund, dem allein der Deutsche dienen und leben könne und der scharf gegen den artfremden Gottesbegriff des Christentums gesetzt wird."

Hutten hätte es lieber gehabt, die Christliche Religion als alleinigen Sieger, staatlich protegiert zu sehen. Er demonstrierte das dann auch durch seine zeitweilge Mitgliedschaft bei den "Deutschen Christen". Indes bei denen musste er dann auch registrieren. Das läuft aber nicht so, wie von Hutten gewünscht, und so trat er denn schon Ende 1933 bei denen wieder aus.

Bezüglich seines Wiederaustrittes aus der Nazi-Kirchenpartei "Deutsche Christen"; siehe auch Kurt Meier "Die Deutschen Christen" Halle/S. 1965 S. 45.
Auf Seite 114 verkündet er dann noch sein Credo mit den Worten:

"Die absolute Autorität kann vielmehr nur in einer religiösen Wahrheit begründet sein, die aus jenseitigen Sphären kommt."

Als tatkräftiger Mit-Jenseits-Verkäufer, hat er sich in der Tat erwiesen!

Ein anderer Herr, aus dergleichen Zunft, brachte das, was auch Hutten umtrieb, vielleicht noch prononcierter auf den Punkt. Etwa mit dieser seiner Publikation:

Mögen die Biographien beider Herren, letztendlich auch verschieden gelaufen sein. Grundmann brachte es dann noch in den 1940er Jahren zum Leiter eines kirchlichen (kein staatliches - sondern kirchliches Institut) zur "Entjudung" von Kirche und Theologie.
So einte beide Herren schon mal zu Anfang der Nazizeit, ihr Widerstand gegen die sogenannten Deutschgläubigen. Letztere wollten zwar auch "religiös" sein, nur eben nicht mehr in der Linie des konventionellen Christentums.
Besagter Grundmann brachte diesen Dissenz dann in seinem vorgenannten Buch wie folgt auf den Punkt

"Neu ist nur, daß dies Freidenkertum nun auch im Braunhemd auftritt, daß es vom Blut und von der Rasse aus projiziert und sich radikal völkisch gebärdet. Wenn die Herren, die so "eingestellt" sind, jetzt den Angriff auf das im deutschen Volke tief eingewurzelte Christentum wagen, so mögen sie sich gesagt sein lassen, daß sie dann aber auch die Verantwortung für den unvermeidlichen Kulturkampf tragen, den sie entfesselt haben. Wenn wir uns gerade als überzeugte Lutheraner aus innerster Überzeugung in dem Kampfe um Volk und Staat bewußt hinter Adolf Hitler gestellt haben, für den wir unser Leben gelassen hätten - so lassen wir uns auch jetzt noch und nun erst recht lieber totschlagen, als daß wir uns Christus nehmen lassen, in dem sich Gott offfenbart hat. Es ist in keinem anderen das Heil. Das ist positives Christentum." (S. 6)

Dergleiche Verfasser verbreitete sich in seiner Schrift "Gott und Nation" (1933) auch mit den Sätzen:

"Der Verfasser, der sich zum politischen Wollen des Nationalsozialismus bekennt, möchte mit dieser Arbeit zeigen, daß der Nationalsozialismus sein Ziel nur erreichen kann, wenn er die Stimme der Kirche hört." (S. 7)

Und weiter:

"Wir sind die Gegenbewegung gegen die französische Revolution." Mit diesen Worten hat einer der (damals) bedeutendsten Nationalsozialistischen Führer, Gregor Straßer, das Wesen der nationalsozialistischen Bewegung umrissen.
Gregor Straßer behält auch nach seinem schweren Zerwürfnis mit Adolf Hitler für die Bewegung seine große Bedeutung.
Die bürgerliche Lebenshaltung ist der Liberalismus, der seine letzte Konsequenz im Materialismus erreicht.
Die Proklamierung der Menschenrechte, die im Mittelpunkt der französischen Revolution stand, ist herausgeboren aus liberalistischem Geiste. "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit". Sie bedeuten die Zersetzung aller Autorität ...(S. 14, 15)

Was waren dann wohl Voten, welche man in der Substanz, auch beim zeitgenössischen Hutten nachweisen kann.

Man vergleiche zu Grundmann auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Grundmann

So weit "entfernt" voneinander, waren beide Herren dann wohl nicht.
Noch ein Veranschaulichungsbeispiel zu der These, dass die Religionsindustrie (sofern es sich nicht um ausgesprochene Exemplare der "spirirituellen Staatenlosigkeit" handelt), mit jedem Wolf mitheult, der da gerade als zeitweiliger "Oberwolf" fungiert.
Einem Theologieprofessor namens Otto Baumgarten, widmet ja die Wikipedia auch ein paar, eher als mager zu bezeichnende Sätze.
Von diesem Herrn habe ich mir dann ja auch mal seine 1915 erschienene Schrift mit dem Titel "Der Krieg und die Bergpredigt" angetan, dieweil ja ein solcher Titel in gewisser Hinsicht, durchaus als programmatisch bezeichenbar ist.
Nun werde ich das Gewäsch dieses Herrn Baumgarten hier nicht unbedingt im Detail zitieren..
Worum es ihm denn mit seiner Ausführungen wirklich ging, bringt er selbst schon einleitend zum Ausdruck, wenn er da auch postulierte:

"Das ist wenigstens mein Wunsch, durch die Ausführungen dieser Stunde das gute Gewissen zu rücksichtsloser Kriegsführung zu stärken gerade bei solchen, die durch die unchristlichen Härten des Krieges angefochten sind."

Noch 1929 - und da bestand sicherlich keine Nötigungssituation durch äußere Umstände mehr, - hielt Herr Baumgarten es für opportun den inkriminierten Satz erneut zu wiederholen, wie der nachfolgende Ausriss aus dem Google-Bucheinscannprogramm auch verdeutlichen kann.

Die Quintessenz seiner "gesalbten" Ausführungen als Theologe kann man dann wohl auch seiner Ausführung auf Seite 11 der genannten Schrift entnehmen, wenn er dort auch belehrt:

"Und wer nun daran denkt, daß wir am Ende dieses Krieges zweifellos eine ganze Welt von Feinden uns gegenüber haben werden, die uns diesen mühsam errungenen - und wie wir doch alle glauben - Aufstieg zu größerer Weltgeltung aufs äußerste mißgönnen, der kann sich doch nicht verständlicherweise dem Traume hingeben, als ob wir nun am Anfange einer großen Friedensperiode stünden. Das gilt sich eben klar zu machen, daß der Krieg zu dem Wesenbestand eines großen nationalen Staatswesens gehört."

Er hat sicherlich, dass muss man ihm "neidlos" zugestehen, seine selbstgestellte Zielstellung erfüllt.
Ein Herr Friedrich Wilhelm Bautz, widmete diesem Herrn Baumgarten auch einen eigenen Artikel im "Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon", und bezeichnet ihn da unter anderem als "Vorkämpfer der theologischen Linken."
Dazu fällt mir dann doch nur noch der Kommentarsatz ein.
Wenn der Teufel den Beelzebub zum Engel erklärt, gell Herr Bautz!
www.kirchenlexikon.de/b/baumgarten_o.shtml
So schließt sich der Kreis, der Religions-Mitheuler, bis zu denjenigen in der Gegenwart, welche sich da auf Grund von Militärseelsorge-Verträgen, selbst ihren Messwein, und anderes mehr, vom Steuerzahler bezahlen lassen!
www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-52429338.html

Der Vollständigkeit halber sei noch hinzugefügt.
Kein geringerer als der "Kanonenpastor" Karl Gerecke, polemisierte in einer eigenen Schrift gegen diesen Otto Baumgarten.
Offenbar war der dem Gerecke nicht scharf genug.
Gerecke das ist der, welche in einem von ihm erstellten Memorandum (im Bundesarchiv vorfindlich), welches der Hitlerregierungt überreicht wurde, lauthals Beifall zum Verbot der Zeugen Jehovas klatschte.
Jenes Memorandum in ziemlich geschraubter Schreibweise abgefasst, "glänzte" unter anderem mit solchen "Events" wie,
die Berlin-Wilmersdorfer "Erklärung" der Zeugen Jehovas vom Juni 1933, sei eine einzige Anbiederung. Und er Gerecke spare daher nicht mit Lob dafür, dass die Hitlerregierung, eben nicht auf diesen "Anbiederungsleim" heraufgekrochen sei.

Selbstredend war im Jahre 1916, jenes Gerecke'sche Memorandum von 1933, noch nicht voraussehbar.
Dafür hatte Gerecke eben in jenem Jahre diesen Otto Baumgarten als seine Zielscheibe auserkoren.
In der Gerecke'schen Schrift mit dem Titel:
"Wir Deutschen im Kampfe um die Ideale.
gegen Professor D. Baumgarten-Kiel
"Bergpredigt und Krieg";
darin meinte er Baumgarten unter anderem mit diesen Sätzen belehren zu sollen:

"Mit welchem Bewußtsein und welchen Gewissen aber sollen unsere Krieger ins Feld ziehen, mit welchen Frieden im Herzen fürs Vaterland fallen und sterben, wenn eine innere Stimme ihnen sagt: Ich habe Jesum verleugnet. Wird nicht der innere Frieden in Tausend und aber tausend Christenseelen sehr inneren Zwang gebracht durch derartige Gewissensbedenken?
Dieses müsste der Fall sein. Aber ist es wirklich der Fall?
Nein und tausendmal nein. Das selige sterben unzähliger tausende christlich Gläubige, frommer Krieger beweist das Gegenteil: Sie wissen im blutigen Kampfe und im Sterben sich vollkommen mit ihren Heiland eins und sind innerlich aufs feste gewiss mein Heiland nimmt mich drüben in Ehren an und verleiht mir die Krone des ewigen Lebens." (S. 7)

Oder auch diesen Satz:

"Das ist das Thema von dem wir zu reden haben, das Unrecht, das durch eine eingebildete Wissenschaft nicht nur an Jesus, sondern zugleich an den Seelen und Gewissen des Volkes und insbesondere des Krieges begangen wird.
Wir wollen aus der Bergpredigt die Stimme der Germanen heraushören, der mit stahlhartem Wirklichkeitssinne in derselben zu uns redet und wollen ritterlich auf dem Plan stehen, wenn es gilt, aus Irrtum stammende Angriffe gegen Jesus auf ihren wahren Wert zurückzuführen." (S. 8)

Dann polemisiert er noch in der Form eines fiktiven Dialogs, insbesondere gegen die sogenannten "Religionsgeschichtlichen Volksbücher" welche in der Tat der sogenannt "liberalen Theologie" zugeordnet werden.
Siehe zu letzteren auch der Text, welcher am unteren Ende dieser Forumsseite mit eingestellt ist, und der nochmals zitiert sei:

"Zitat aus einer vor dem ersten Weltkrieg gestarteten Buchserie. Der Weltkrieg als solche beendete dann auch diese Tendenz. Jetzt war Religion als Volksverdummung wieder gefragt, und da konnte für die Tendenz besagter "Religionsgeschichtlicher Volksbücher" nicht länger mehr Platz sein: Zitat:

"Die Religionsgeschichtlichen Volksbücher sind keine Tendenz-Schriften. Vor allem haben sie mit den mancherlei Versuchen, dem "Volk" durch tendenziöse Beschwichtigung "die Religion zu erhalten", nicht das geringste zu tun. Religion, Christentum und Kirche historisch und kritisch verstehen lehren aber nicht "verteidigen". Das Verständnis, das sie vermitteln suchen sie bei der strengsten Wissenschaft von der Geschichte der Religion. Sie werden deshalb (ohne es zu wollen) im Volke vieles zerstören, was heute zwar mit dem theologischen Anspruch auftritt, bewiesene Wahrheit zu sein, in Wirklichkeit aber den Forschungen der gelehrten Welt nicht standgehalten hat. Sie werden (ohne danach zu streben) im Volke das befestigen, was durch ehrliche Wissenschaft und ihr gegenüber sich als Wirklichkeit erwiesen hat. Die Absicht der Volksbücher ist lediglich die: auf offene Fragen - offen und bescheiden, wissenschaftlich begründete Antworten zu geben." Noch ein Zitat: "Bei der kirchlichen Rechten war freilich die Empörung über die Volksbücher über alle Maßen groß ..."

Und letztere Aussage spricht dann je wohl Bände, auch und nicht zuletzt die Detailaussage über den politischen Standort, indem sich unter dem Vorgeben eines angeblichen "positiven Christentums" dann auch noch ein Herr Hitler befand."

Nun hat Baumgarten zwar sein inkriminiertes Zitat eben nicht in den "Religionsgeschichtlichen Volksbüchern" publiziert. Das wiederum ist für Gerecke offenbar kein Hinderungsgrund, ihn in den gleichen Topf zu werfen.
Wenn also Baumgarten, wie bereits vernommen, der liberalen Theologie zugeordnet wird, und nicht der welche mit dem "Brett vorm Kopf" durch die Weltgeschichte marschiert, dann ist trotzdem feststellbar.
Beide Strömungen, die sogenannt "liberale" und auch die orthodoxe schwammen im Kielwasser der "Alldeutschen", der eigentlichen Kriegstreiber auf deutscher Seite.
Das dem Gerecke dabei der Baumgarten nicht scharf genug war, ändert nicht das geringste an dieser Sachlage.

Noch etwas weiter in der Geschichte zurückblätternd noch ein Zitat aus dem 1890 erschienen Buch von Hermann Ahlwardt, der wie der Buchtitel berichtet (Schul)rektor in Berlin war, mit dem Titel:
"Der Verzweiflungskampf der arischen Völker mit dem Judentum"
Einen Verzweiflungskampf kann man in der Tat bekommen, wenn man denn seine Gossenweisheiten zur Kenntnis nimmt.
Von den eher rar gesäten sachlichen Bemerkungen in diesem Buch sei dann nur eine zitiert. Und zwar die auf Seite 239 lesbare:

"Gegenwärtig, (dass heißt also im Jahre 1890) gibt es drei antisemitische Parteien, die christlich-soziale, die deutsch-soziale und die Deutsche Volkspartei. Ersterer gebührt die Priorität. Ihr Führer, der Hofprediger Adolf Stöcker."

Hofprediger der Kirche, dass lasse man sich noch mal auf der "Zunge zergehen".
Gell Herr Thilo S., das könnte doch ein weiterer Grund für Sie sein, zu bedauern, ein "Spätgeborener" zu sein. Herr Ahlwardt und wohl auch Herr Stöcker, hätten sie sicherlich als Gesinnungsfreund willkommen geheißen!
Exkurs:
Ist Hutten nun ein "Einzelfall"? Das wird man wohl kaum sagen können
Zum Wesen der Religionsindustrie gehört auch das Heulen mit den Wölfen.
Unterschiede bestehen lediglich darin dass gefragt werden muss, welche Jaultöne gibt denn der jeweils aktuelle Leitwolf von sich?
Die mögen in einer Diktatur selbstredend anders aussehen als in Demokratien. Aber das dem Zeitgeist sich unterwerfen, ist allemal nachweisbar.
Sollte es bei Religions-Neugründungen anfänglich etwas anders sein, kann man förmlich darauf warten, wenn selbst die hehrsten Grundsätze, früher oder später über Bord gehen.
Das wusste schon ein Konstantin d. Gr. wie das zu handhaben sei, und das wissen auch diejenigen, welche sich des heutigen Instrumentariums "Köperschaft des öffentlichen Rechtes" bedienen. Allen voran das klassische Kirchenfilzland Bayern, und Kopierer andernorts.
Ein weiteres Veranschaulichungsbeispiel.
Bereits früher wurde einmal das im Jahre 1875 veröffentlichte Buch des Jesuit Georg Michael Pachtler, mit dem Titel:
"Der Götze Humanität. Oder das Positive der Freimaurerei. Nach Dokumenten" referiert
Siehe Parsimony.24535
Nur ein Jahr später veröffentlichte derselbe Herr Pachtler noch ein weiteres thematisches Buch, das er betitelte:
"Der stille Krieg gegen Thron und Altar. Oder: Das Negative der Freimaurerei nach Dokumenten"
Da ja namentlich (auch) in gewissen unterbelichteten Kreisen, das Thema Freimaurerei immer wieder mal herumgeistert, mag es nicht uninteressant sein, sich auch dieses Buch mal etwas näher anzusehen.
[Hinweis. Beide Pachtler'schen Bücher lassen sich noch heute, als Repint-Ausgaben - in den USA gedruckt, auch über Buchhandlungen in Deutschland beschaffen.
Meine Referierung indes beschränkt sich auf in wissenschaftlichen Bibliotheken eingesehene Exemplare].

Schon einleitend belehrt Herr Pachtler:

"Wir werden in den folgenden Zeilen sprechen von dem stillen Kriege des Geheimbundes,
1. Gegen die katholische Kirche,
2. Gegen das Christentum,
3. Gegen das Königtum,
4. Gegen die sociale Ordnung,
5. Gegen Gott selbst." (S. 6)

Aber Herr Pachtler wollte dann ja wohl in seinem Selbstverständnis wissenschaftliche orientiert sei. Ergo gibt er schon mal einem andernorts verbreiteten Ammenmärchen den Fusstritt. Und zwar dem:

"Nur das Eine wollen wir noch beweisen, daß die vermeintliche einheitliche Leitung des gesammten Freimaurer-Ordens, von welcher man mitunter sprach, in's Reich der Märchen gehört." (S. 19)

Hört, hört mag man dazu nur nur sagen.
Er setzt aber dieses Statement dann auch mit der These fort:

"Ein Geheimbund, dessen letztes Ziel die socialistische Republik ist, kann grundsätzlich ein einziges Oberhaupt nicht ertragen."

Ob den das von Pachtler genannte "letzte Ziel", wirklich dieses ist, stelle ich allerdings in Frage. Da beisst sich schon mal der Umstand, dass die Highsociety von vorgestern (Könige, Geldmagnanten, Philosophen), vielfach Mitglieder der Freimaurerei waren. Ausgerechnet denen nun zu unterstellen, die wollten die "sozialistische Republik" einführen, ist wohl mehr als gewagt. Herr Pachtler muss sich auch sagen lassen, tatsächliche Beweise für seine These liefert er auch nicht.
Seine eigentlichen "Bauchschmerzen" bringt dann Herr Pachter auf der Seite 33 zu Papier, wenn er da verlautbart:

"Wunderbar ähnlich lautet in einer amtlichen Rechtfertigungsschrift der Loge das folgende schwerwiegende Geständniß:

"Die Maurerei lehrt die Kunst, gut zu werden ohne die Triebfedern von Hoffnung und Furcht, unabhängig von Himmel und Hölle!
Der Maurer erwartet seinen Lohn nicht erst in einer künftigen Zeit, sondern er hat ihn empfangen und ist zufrieden."

Mit anderen Worten:
Da es weder Himmel noch Hölle, also weder ewige Belohnung noch Bestrafung gibt, so steht das menschliche Handeln vollkommen frei; nur nehme man einige Rücksicht auf Ort und Zeit, um den Ruf eines anständigen Mannes nicht einzubüßen."

Also Pachtler - und weite übrige Teile der Religionsindustrie -, kreiden die Nicht-Orientierung auf das imaginäre Jenseits, den Freimaurern als wesentliche "Kardinalsünde" an.
Da schliesst sich wohl wieder der Kreis zu Hutten, welchen in anders formulierten Sätzen, auch die Orientierung auf das Jenseits als für seinesgleichen, wesentliche Geschäftsgrundlage, herausstreicht.
Weiter ereifert sich Herr Pachtler über den Umstand:

"Daher finden wir die Loge in beiden Erdhalbkugeln stets im Bunde mit dem Kirchen stürmenden und revolutionären Cäsarismus, überall auf Scheidung von Kirche und Staat, auf Konfessionslosigkeit und alleinige Staatsaufsicht im Schulwesen, auf Zivilehe und Verdrängung der Religion aus dem öffentlichen Leben, auf den Staat ohne Gott hinarbeiten." (S. 36)

Da der Kirchenstaat des Herrn Papstes, im heutigen Italien, mal eine geschichtliche Delle einstecken musste, aus der getreu dem Motto "Mit Gott und den Faschisten", erst der Herr Mussolini aus dieser mißlichen Lage wieder befreite, verwundert es wohl auch nicht, wenn Herr Pachtler verlautbart:

"Kaum waren die schmutzigen Soldaten Viktor Emmanuels in der Hauptstadt der Christenheit eingezogen, so wollte der Antipode Gottes auch seinen eigenen Areopag daselbst einsetzen: der Groß-Orient übersiedelte noch im Herbst 1870 nach Rom, um den Kampf gegen das Papsttum aus nächster Nähe zu führen." (S. 49).

Ob sich das so mit besagtem "Groß-Orient" verhielt, kann ich mangels eigener Studien dazu weder definitiv bestätigen noch dementieren. Jedenfalls ist mir diese Behauptung in andernorts gelesener Literatur noch nicht untergekommen. Insoweit mag da Herr Pachtler eine Art Urheberrecht dazu haben. Ob zu Recht oder Unrecht, mag dann ja dahingestellt bleiben.
Dann verweist (S. 51f.) Pachtler auf die "Deutsch-katholischen" Kreise jener Zeit in Deutschland, und unterstellt namentlich den Freimaurern, eine wesentliche Aktie an denen zu haben.
Wer sich mit der Kirchengeschichte intensiver auseinandersetzt der weis aber auch wie es dann mit den Deutschkatholiken so weiterging. Nach mehreren Metamorphosen letztendlich in atheistischen Kreisen atomisiert.
Es ist in der Tat so, wird dem Jenseits der "Laufpass" gegeben, darf auch der Traum von starken Organisationen, gleich mit begraben werden. Das wollen ja immer wieder mal einige nicht wahrhaben; es ist aber so.
Insoweit ist Pachtler diesbezüglich nicht zu widersprechen.

Zum Thema Deutschkatholizismus, siehe auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,30536,35677#msg-35677
22. September 2009 05:06

Auf Seite 187 meint dann Herr Pachtler verlautbaren zu sollen:

"Das freimaurerische Ideal ist die socialdemokratische Universal-Republik, in welcher die Scheidung der Völker aufhöre, die Freiheit mit Gleichheit und Brüderlichkeit das Grundgesetz der Menschheit werde, der Krieg nicht mehr möglich, daher jede Armee überflüssig sei. Diesem Ideale steht aber nichts so sehr im Wege, als das Heer, dessen Ehrenpflicht es ist, den Thron des Monarchen zu stützen und bis zum letzten Blutstropfen zu vertheidigen, das Land als staatliches Ganzes in seiner Eigenart zu erhalten und jeden Versuch zur socialdemokratischen Weltreform als Hochverrath mit dem Schwerte niederzuschlagen. Somit kann die Loge Nichts von einer Armee wissen wollen."

Bemerkenswert die Gleichung die Pachtler da aufstellt:
Sozialdemokratie = Hochverrat.
Auf welcher Seite die Pachtler's und Co da in diesem Disput stehen, dürfte auch offenkundig sein.
Aus seinem Herzen macht Pachtler sicherlich keine Mördergrube. Das mögen dann noch seine Zitate auf den Seiten 321, 326 verdeutlichen, mit denen diese Referierung beendet sei. Da schreibt er:

"Der englische Deismus wurde eigentliche Logenreligion, wie selbst (der Freimaurer) Findel in seiner "Geschichte der Freimaurerei" (S. 130f) anerkennen muß. ...
Haß und Krieg gegen jede Offenbarung ist die Losung der Freimaurerei. Schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hatte sie die Sätze aufgestellt:

"Die Offenbarung ist eine heilige Krankheit schwachen Geistes, eine ansteckende Seuche, welche seit Bestehen der Welt zur Unterdrückung der menschlichen Freiheit gebraucht wurde; sie ist unvereinbar mit der gesunden Vernunft und mit der wahren Freiheit des Menschen, sie ist die Mutter der Schwärmerei und des Aberglaubens."
- "Die mosaischen und die christlichen Religionsgesetze sind die verächtlichsten Erfindungen von betrügerischen kleinen Geistern und die rasendste Ausschreitung menschlicher Verirrung." -
"Eigennutz der Priester und Despotismus der Großen beschirmten Jahrhunderte lang dieses (christliche) Lehrsystem, beherrschten durch eine fanatische Sittenlehre die Menschheit mit eisernem Scepter und befestigten vermittelst erdichteter Orakelsprüche einer Offenbarung ihre Macht über schwache Geister."

Man übersehe bei diesen Herzensergüssen der deistischen "Brüder" nicht die politische Revolution, welche stets als letztes Ziel im Auge behalten wird und für welche die Umstürzung der Altäre nur die nothwendige Einleitung bildet."

Kurt Hutten - 1952

Kurt Hutten

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