Kurt Hutten - 1952
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. Dezember 2012 00:24
Im Zeitspiegel
Kurt Hutten, besonders nach dem erstmaligen Erscheinen seines Buches „Seher Grübler Enthusiasten" im Jahre 1950, im Bereich der Evangelischen Kirche lange Jahre „die" Kapazität, was die Bewertung kleinerer Religionsgemeinschaften betrifft. Selbiger Hutten hatte dann noch ein zusätzliches „Sprachrohr", seine maßgeblich von ihm getragene Zeitschrift „Materialdienst" (noch heute erscheinend, in der Trägerschaft der „Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen").
Es war für Hutten selbstverständlich, dass er die Entwicklung der Zeugen Jehovas aufmerksam verfolgte und auch dokumentierte. Das 1950er DDR-Verbot (auch in anderen Ostblockstaaten) war nun aus der Sicht des Jahres 1952, bereits etwas zurückliegend. Für Hutten somit auch Anlass zu einer zusammenfassenden Zusammenschau in seinem „Materialdienst". In kaum einem anderen Jahrgang genannter Zeitschrift gibt es soviel zum Zeugen Jehovas-Thema ausgeführtes, wie just in jenem Jahre 1952.
Seine dortigen thematischen Ausführungen leitet er schon mal mit der Aussage ein (S. 175f.), er wolle in seinem nachfolgenden Bericht nicht ein Duplikat zu bereits bestehenden Berichten liefern, sondern diese ergänzen. Selbiges muss selbstredend unter dem Aspekt gesehen werden. Es spricht ein Kirchenmann, und selbigem interessieren vorrangig kirchliche Voten. „Säkulare" Voten indes, bleiben bis auf ein paar Ausnahmen - außen vor.
Und nachdem er dann sich dieser Aufgabe doch relativ umfänglich gewidmet hat, kam er auch nicht umhin ein wertendes Schlusswort (in der Ausgabe vom 15. 10. 52) dazu formulieren zu sollen.
In selbigem meint er dem Lehrbild der Zeugen Jehovas „eine erschreckende Perversion der biblischen Verkündigung" bescheinigen zu sollen.
An salbungsvollen Worten lässt er es dabei sicherlich nicht mangeln. Etwa sein Votum, die Zeugen Jehovas bedienten

„eine ausgesprochene Sehnsucht nach irdischem Glück, die in der Schrift einen Aufriß der Geschichte zwischen Paradies und 1000jährigen Reich, eine Beschreibung des kommenden Schlaraffenlandes für die Interessen dieses Schlaraffenlandes sucht. Es liegt hier also eine grundlegend andere Orientierung vor."

Als gestandener Kirchenmann vermeidet er es aber, jenen Begriff „grundlegend andere Orientierung" wirklich in allen Facetten auszuleuchten.
Natürlich ahnt auch Hutten zu Recht, die „irdische Orientierung" der Zeugen Jehovas, ist wohl die sprichwörtliche Möhre, die da dem Esel vor die Nase gehalten wird, um besagtem Esel, dann nach Strich und Faden ausnutzen zu können. Das wiederum bedeutet nicht zwangsläufig, dass besagter Esel die ihm da vor die Nase gehaltene „Möhre" auch tatsächlich erhält.

An anderer Stelle in seinen Ausführungen räumt Hutten auch ein, im Vergleich zu anderen Teilen der Religionsindustrie, seien die tatsächlich verwendeten Mittel für den Bereich Personalkosten gering. Die sind andernorts mit Sicherheit als höher zu veranschlagen.
Nur, das wiederum nutzt dem Esel in der Praxis aber nicht allzuviel. Expansion kostet halt Mittel. Zeit ist so gesehen auch Geld. Und bewertet man den Aspekt Zeit sei auch Geld im gleichen Kontext mit, ist der „Esel" der Zeugen Jehovas gegenüber anderen Eseln, in anderen Teilen der Religionsindustrie, welche spezieller auf das „Geldmelken" ausgerichtet sind, keinesfalls „besser" dran. Das „Esel-Schicksal" erwartet sie hüben und drüben. Die Unterschiede die da bestehen, sind allenfalls marginaler Art.
Damit hat Hutten und seinesgleichen, aber immer noch nicht - zumindest nicht plausibel - erklärt, worin denn nun diese andere, nicht so sehr aufs „Irdische" orientierte Verkündigung von seinesgleichen besser sein sollte.
Da könnte man doch beispielsweise auf den keineswegs so absurden Gedanken kommen, die Verkündigung der Hutten und Co (respektive ihrer Vorgänger) eignete sich besser zum „in die Schützengräben hineinpredigen".
Sicherlich kann man diesen Vorhalt dann auch auf die WTG-Religion, bis einschließlich dem Jahre 1916 übertragen. Gleichwohl bleibt wohl der Unterschied dennoch bestehen. Wenn es um die Bewertung der „in die Schützengräben hineinpredigenden" geht, dann waren wohl die Amtsvorgänger des Herrn Hutten, da noch ein paar Zacken schärfer.

Aber als gestandener Kirchenmann, der sich etwa schon zu Nazizeiten umfänglich mit dem Thema „Deutschglauben" auseinandersetzte; auch über das Thema „Kulturbolschewismus" wusste er damals „gelehrt" zu schwätzen. Als gestandener Kirchenmann, der etwa zu Nazizeiten, im Calwer Kirchenlexikon das Thema Judenfrage auf sechs großformatigen dortigen Druckseiten in einer Art und Weise abhandelte, die es ihm angezeigt erscheinen ließ, nach 1945 (zumindest von seiner Seite aus), die Erinnerung daran nicht unbedingt mehr zu befördern.
Als Beispiel einer seiner „hochwissenschaftlichen" Seiten zu genanntem Thema aus dem Jahre 1937.

Als so gestandener Kirchenmann hörte er auch auf sein „Bauchgefühl" das ihm sagte, zu welchen Punkten wohl vorrangig das Schweigen aus seinem Munde angesagt sei.
Andere seiner Zunft haben dann dieses Hutten'sche Schweigen mit eher eindeutigeren Aussagen ausgefüllt.

Ein Herr Armin Reichenbach etwa, formulierte das in einer „Versuch den Zeugen Jehovas zu helfen" titulierten Schrift das mal so:

„Hier sind wir noch im Leib daheim. Aus dem Leib ausgezogen sind wir Gotteskinder dann beim Herrn daheim. Wieder kein Platz für den Gedanken eines Seelenschlafes.
Philipper l, 21-23: «Denn das Leben ist für mit Christus und das Sterben Gewinn. Wenn aber das Leben im Fleisch mein Los ist, dann bedeutet das für mich Frucht der Arbeit, und dann weiss ich nicht, was ich wählen soll. Ich werde aber von beidem bedrängt: Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser.»
Das Leben im Fleisch bedeutet für Paulus Frucht des Dienstes, aber er sehnt sich nach der «Loslösung» des inwendigen Menschen vom Leib, damit
 er ganz beim Herrn sein könnte. So hätte Paulus einfach nicht schreiben können, wenn er an einen Seelenschlaf im Sinne der Zeugen Jehovas geglaubt hätte."

Jenes eben zitierte Votum lässt sich sicherlich noch aus dem Munde anderer Vertreter der Religionsindustrie nachweisen.
Vorzitierte geschraubte Redeweise etwas vereinfachend, besteht deren Kernaussage dann darin, im Jenseitsverkauf „besser" als die Zeugen Jehovas zu sein. Das aber eben der Jenseitsverkauf für die Vertreter der Religionsindustrie das eigentliche A und O ist, dass sie aber eben durch die Zeugen Jehovas empfindlich tangiert sähen.

Lassen wir diese „ideologischen Fragen" jetzt etwas mehr beiseite. Widmen wir uns mehr dem, was besagter Hutten im Jahre 1952 noch so alles thematisch ergänzendes glaubte mitteilen zu können.
So widmet er sich unter anderem der zahlenmäßigen Entwicklung der Zeugen Jehovas. Dabei meint er konstatieren zu können „1941 betrug die Zahl der Verkündiger 90.759". Die nachfolgenden Jahre mit im Blick habend beziffert er sie dann für 1951 auf 384.694.
Ergo muss die den Zeugen Jehovas Eseln vorgehaltene „Möhre" für selbige wohl besonders verlockend gewesen sein, sonst hätten sich genannte Zahlen sich wohl so nicht entwickelt.
Über Vergleichsszahlen im eigenen Kirchenbereich, zieht der gestandene Kirchenmann Hutten es dann lieber wieder vor, über selbige in der ihm ja nicht ungeläufigen Sprache des Schweigens zu „reden".
Noch weiter bei den Zahlenaspekten verbleibend erwähnt er weiter:

„Hinsichtlich der Verbreitung stehen nach wie vor die Vereinigten Staaten an der Spitze ... Aber an zweiter Stelle steht schon Deutschland. Dann folgen England, Kanada, Nordrhodesien, Polen, Njassaland (heutiges Malawi) ..."

Ohne diese Rangliste etwa mit den heutigen Zahlen abzugleichen, kann doch wohl gesagt werden, dass der damalige zweite Platz für Deutschland, schon lange „uralte Geschichte" ist.

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,132937,133601#msg-133601
17. Juli 2012 03:54
Das Deutschland es je auf Platz zwei brachte, darf getrost den Folgewirkungen der beiden Weltkriege zugeordnet werden. Wie diese Folgewirkungen sich dann allmählich wieder entspannten, war es mit den „rasanten Zuwächsen" hierzulande auch wieder vorbei.
Natürlich ist dieses Land auch in der Gegenwart alles andere als eine „Insel der Seligen". Aber auch das ist offenkundig; namentlich der Migrantenanteil hierzulande, trägt derzeit besonders zur Stabilisierung bzw. auch Zuwachsraten hierzulande bei. Womit wir wieder auf dem Level angelangt wären, die WTG-Religion ist besonders (stärker als andere) auf die „Verdammten dieser Erde" zugeschnitten (auch wenn einige Saturierte aus dem Ex-ZJ-Bereich, namentlich die da „zweiten und dritten Generationen" angehören, es nicht sonderlich gerne hören. Es ist aber so).
Bezüglich der Deutschland betreffenden Zahlen notiert Hutten auch:

„Für 1951 wurde die Statistik in Ost-und Westdeutschland aufgegliedert. Was Ostdeutschland betrifft, so spiegelt sich in den Zahlen die schwere Verfolgung, die seitens der Sowjetzonenregierung einsetzte. Die Zahl der Verkündiger ging von 21.048 im Jahr 1950 auf 12.815 im Jahr 1951 zurück.
In Westdeutschland belief sich 1951 die Zahl der Verkündiger auf 33.890, d. h. 26 % mehr als im Vorjahr (Höchstverkündigerzahl 36.997).

Selbstredend kommt Hutten auch kommentierend auf die Verbotsentwicklung in Ostdeutschland zu sprechen. Da selbige auch andernorts heutzutage, umfänglich dargestellt ist, besagen seine damaligen Ausführungen dazu, wohl nichts wesentlich neues.
Vielleicht ein Detailsatz, der andernorts eher „untergeht":

„Schon im Februar 1947 war die Tätigkeit der Organisation in Plauen verboten worden, auch in Bautzen und Döbeln war es zu örtlichen Verboten gekommen."

Oder auch diese Angabe: „Ende 1949 wurden in Erfurt und Umgebung 54 Zeugen verhaftet. Im April 1950 kam es in Rostock bei der Verhaftung von drei Verkündigern zu einem Tumult der Anhänger gegen die Polizei ..."

Unter Bezugnahme auf WTG-Quellen zitiert Hutten dann noch die Phase der justiziablen Restriktion betreffend:

„Mit nur wenigen Ausnahmen haben sich aller Zeugen Jehovas offen und furchtlos benommen."
Vor den Gerichten erklärten sie:
„Wir werden euch überleben, gleichwie wir die Nazi überlebten!"

Oder: „Ihr habt mich zu 12 Jahren verurteilt, Jehova aber wird euch für immer verurteilen."
Oder: „Das Königreich Gottes ist aufgerichtet, und die gerechte Rache von Harmagedon ist nahe - Frau Staatsanwalt, es ist näher als Sie denken!"
Bei einer Gerichtsverhandlung in Ch(emnitz) wurde der Zuhörerraum massenweise mit Zeugen Jehovas überflutet. Während der Gerichtspausen trieben sie Propaganda unter den Amtspersonen und anderen Besuchern. Bei der Abführung der Verurteilten bildeten sie Spalier und sangen „theokratische Königreichslieder."

Auch Hutten kam nicht umhin zu kommentieren.

„Daß der Organisationsleitung diese Verfolgungen nicht unsympathisch sind, muß allerdings auch festgestellt werden. Denn es läßt sich daraus treffliches Propagandamaterial gewinnen."

Wie man sieht, die den einschlägigen Ostdeutschen Eseln vorgehaltene „Möhre" wirkt und wirkt und wirkt!
Offenbar gab es auch in der alten Bundesrepublik (wenngleich auf bedeutend niedrigerem Niveau) Kontroversen. Dafür stehen dann die Angaben bei Hutten:

„So verurteilte das Amtsgericht in Haltern einen Zeugen wegen Beschimpfung der kath. Kirche zu 1000 DM oder drei Monaten Gefängnis. In Köln wurde die gleiche Strafe wegen des gleichen Delikts ausgesprochen. In Verden wurde eine Versammlung im März 1947 durch eine Tränengasbombe gesprengt, in Paderborn verweigerte der Stadtrat den Zeugen die Benutzung eines Schulsaals wegen ihrer Hetze gegen die Kirche. In Weißenbach untersagte der Stadtrat den Zeitschriftenverkauf der Zeugen in den Straßen, weil dadurch „Passanten belästigt wurden." Eine Massenversammlung der Sekte im Zirkus Krone in München mußte wegen fortwährender Tumulte schließlich aufgelöst werden.

Auch das notierte der aufmerksame Beobachter Hutten:

„Als 1948 in der Kasseler Gruppe der Zeugen Jehovas einer ihrer Anhänger, Mehrbach, seine Weissagung verkündigte, daß nach seinen Berechnungen in der Zeit vom Dezember 1949 bis April 1949 die UN und alle Kirchen- und Machtsysteme vernichtet werden sollen - er berief sich dabei auch auf Russell und benützte ausgiebig die Terminologie der Zeugen Jehovas -, wurde er von der weiteren Teilnahme ausgeschlossen. In einem Schreiben des Westdeutschen Büros der Zeugen an mich (Hutten) wurde ihm vorgeworfen, er habe versucht „mit seinen anmaßenden und verworrenen 'Warnungen'" Unruhe zu stiften."

Ergänzend sei noch aus der 3. Auflage von Huttens "Seher Grübler Enthusiasten zum Fall Mehrbach zitiert:

"Als 1948 der Zeuge Mehrbach in Kassel auf Grund eigener Berechnungen für Dezember 1948 bis April 1949 die Vernichtung der Vereinten Nationen und aller Kirchen- und Bchtsysteme ankündigte, wurde er wegen seiner "anmaßenden und verworrenen Warnrufe" ausgeschlossen Mehrbaoh hatte in einem "Letzten Warnruf an die Menschheit" am 3. Januar 1948 die große Verniohtungsaktion gegen die Vereinten Nationen und die Kirchen nach den bewiesenen Aussagen der Bibel prophezeit. Nach dem April 1949 erwartete er die greifbar nahe Befreiung von aller Not im anbrechenden Reiche Gottes auf Erden. Den Presse- und Rundfunkorganen na«hte er zur Pflicht, "diese Warnung ungekürzt zu veröffentlichen".

Zusammenfassend wertet auch Hutten, und dem Satz ist zuzustimmen:

„Es ist in allem das krampfhafte Bemühen bemerkbar, sich ein apokalyptisches Heute zu erhalten; damit steht und fällt die ganze Organisation und Agitation."

Mysnip.95090

Parsimony.7191

Exkurs.
Die heutigen gestylten „Schönwetter-Christen", Gott ist für die ein guter Mann - das war es dann aber auch schon, werden nicht allzugerne an ihrem eigenen „Stammbaum" erinnert.
Wenn es darum gehen sollte, Vertreter der „Brett vorm Kopf-Theologie" zu benennen, wird man sicherlich nicht nur bei den WTG-Hörigen fündig.
Diesem Typus kann man beispielhaft auch bei den sogenannten „Landeskirchlichen Gemeinschaften" (eine vornehme Betitelumg für analog Sektiererhafte Kreise) begegnen.
Eigentlich trennt dieser Sektiererkreise in den unterschiedlichen Lagern, nicht so übermäßig viel. Es sind lediglich ein paar theologische Streitfragen, wo man zu keinem Konsens kommt. Wären diese Streitfragen nicht gegeben, könnten die Sektierer in den unterschiedlichen Lagern die fröhlichste Verbrüderung feiern.
Allenfalls wäre der WTG-Totalitarismus noch zu benennen, der in WTG-Gefilden in der Tat ausgefeilter vorliegt. Das machen die Sektierer in den anderen Kreisen, dann wieder durch ihr ausgefeilteres „zur Kasse bitten" wieder wett. Akzeptiert man den Erfahrungssatz, das Zeit auch Geld ist, dann allerdings, sehen auch die WTG-Hörigen bei der Frage „alt", „ziemlich alt" aus.
Was nun die angedeuteten theologischen Differenzen anbelangt, so findet man sie beispielhaft in einer Leserfragen-Beantwortung im Jahre 1928 in der Zeitschrift „Licht und Leben" (Nr. 31/1928 vom 29. Juli, S. 495f.)
Der Streitpunkt der dort „beantwortet" wurde, ist die Frage nach einer „unsterblichen Seele".
Der Antwortgeber dort, spart denn auch nicht an martialischen Worten. Die Deutung welche in Bibelforscherkreisen etwa dem Jesuanischen Aussage vom reichen Mann und dem armen Lazarus gegeben wird, klassifiziert er als üblen Advokatentrick.
Wenn die Bibelforscher interpretieren, dieses „ich sage dir heute", der Schächer werde mit Jesus im Paradiese sein. Dann besteht „Licht und Leben" darauf. Nein damit soll gesagt sein, schon zum Zeitpunkt der Aussage würde der Schächer sich im Paradiese wiederfinden. Was wiederum die Existenz einer „unsterblichen Seele" voraussetzen würde.
„Licht und Leben" besteht also auf seiner These einer „unsterblichen Seele" und will in diesem Punkte, keineswegs mit sich handeln lassen.
Es meint weiter zu diesem Punkt, das dies eine Grundwahrheit sei  „mit der die Schrift steht und fällt".

Weil aber die „Bibelforscher" besagte Grundwahrheit ablehnen würden, deshalb auch der Zorn von „Licht und Leben" über die WTG-Hörigen", der sich dann auch in solchen Sätzen manifestiert wie: „Wer also die Unsterblichkeit der Seele leugnet, steht noch unter dem tiefsten Heidentum. So nehmen unsere modernen Heiden (die sich so gerne „Freidenker" nennen, also frei vom Denken, los davon, gedankenlos, sinnlos) zusammen mit den „Bibelforscher" den letzten Platz ein - noch hinter den ärmsten Heiden."

Dann vergleiche man mal die neuzeitlicheren Verlautbarungen einiger „Schönwetter-Christen" (in einem weiter oben genannten Link kann man dazu weiteres lesen), wie die sich winden und drehen gerade bei diesem Thema „unsterbliche Seele", das wie vernommen andere Sektierer aus ihrem „Stall" dereinst als „Grundwahrheit" titulierten. Hutten der geviewte Schweiger und seine Schweiger-Nachfolger suchen sich durch ihr Schweigen aus der für sie gefährlichen Schlinge herauszuwinden. Solcherlei Mätzchen, kann man eine gewisse Zeit, den Erfolg nicht absprechen. Bis zu dem Tage, wo der zu Wasser gelassene Krug, zerbricht!
Ergänzend zur Einschätzung von „Licht und Leben", sei beispielhaft auch auf den Jahrgang 1933 dieser Zeitschrift verwiesen, in dem sich Brennglasartig einige relevante Aspekte nachweisen lassen.
Schon in der Ausgabe vom 2. Juli 1933 (Nr. 27), gab es dort unter der Überschrift „Protestaufmarsch der Deutschen Christen in Berlin" einen Kommentar zu jener Nazi-gesteuerten Bewegung. Unter heutigen freiheitlichen Bedingungen, könnte man jenen Kommentar sogar als „zahm" charakterisieren. Nichts was über die Grenze des vertretbaren dabei hinausginge.
Trotzdem fühlten sich die Nazi-Deutsche Christen durch diesen Kommentar brüskiert und reagierten unverhältnismäßig schroff.
Vielleicht hat es ihnen der darin mit enthaltene Satz besonders angetan:

„Eine Glaubens-Bewegung (die besagten „Deutschen Christen") mit solchen ungeistlichen Methoden soll also d i e Kirche von Morgen sein?"

Oder auch dieser Satz:

„Die Verbindung von Thron und Altar, wie sie im Vorkriegsdeutschland bestand und die Kirche zur Hüterin des traditionellen Obrigkeitsstaates machte, ist für beide Teile zum Unsegen geworden".

Offenbar postwendend bekam die Redaktion daraufhin einen geharnischten Antwortbrief, bei dem schon allein der Titel des Absenders „Bände spricht":

„Der Staatskommissar für die preußischen evangelischen Kirchen
'Deutsche Christen'
Der Bevollmächtigte des preußischen Staatskommissars für die evangelische Kirche der Rheinprovinz"

Und schon in der Nr. 28/1933 sah sich „Licht und Leben" genötigt, das Protestschreiben jenes hochgestellten Herrn, im vollem Wortlaut (und noch dazu unkommentiert) abzudrucken.
Jenes Antwortschreiben enthielt dann beispielhaft auch die Belehrung:

„Die Zeitschrift Licht und Leben verdankt nur dem außerordentlichen Wohlwollen des preußischen Staates gegenüber der evangelischen Kirche die Tatsache, daß die genannte Zeitschrift weiter erscheinen darf ..."

Jedenfalls saß der Hieb.
In dergleichen Ausgabe (S. 453) gibt es dann auch die lapidare Mitteilung: „Verzichte ich (Pfarrer Gauger) vorläufig darauf, die Schriftleitung von Licht und Leben weiterzuführen."

Sieht man sich etwa die Jahrgänge 1934 und 1935 jener Zeitschrift näher an, kann man wohl sagen.
Das Geplänkel aus dem Jahre 1933 war dann allenfalls die „Overtüre". Das „Hauptstück" erfolgte noch, einschließlich von Verboten des weiteren Erscheinens jenes Blattes.
Wer den sogenannten „Kirchenkampf" im „Dritten Reich" näher beschreiben will, der sollte dabei den Fall „Licht und Leben" bei seiner Auswertung, keinesfalls „vergessen".
Bemerkenswert indes ein weiterer Kommentar von „Licht und Leben" in der Ausgabe vom 12. November 1933. Darin mit enthalten auch der Satz.

„Aber wie haben denn die 'Deutschen Christen' die berühmten 75 Prozent erobert? Durch Verkündigung, d. h. durch Geist? Oder durch Gewalt? Ohne Zweifel durch Gewalt und Terror."

Damit befand sich „Licht und Leben" nun in derselben Zwangslage, wie weiland Goethes „Zauberlehrling".
http://www.textlog.de/18471.html

http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=V3RzRXluuqg
[Einfügung: wenn hier auch auf Goethes „Zauberlehrling" Linkmäßig verwiesen wird, so kann bei aller Anerkennung des „mannhaften Kämpfens" von seiten „Licht und Lebens" im nazistischen Kirchenkampf dennoch diesem Blatt nicht der Vorwurf erspart bleiben, der mal zu späteren Zeitpunkten in dem Satz zusammengefasst wurde: „Sie kannten die Apostelgeschichte - aber nicht die deutsche Geschichte"

Just diesem Bereich der „Politikidioten" ist auch „Licht und Leben" zuortbar.]
„Licht und Leben" hatte vor 1933 durchaus mit zu den Mit-Herbeibetern des Naziregimes gehört. Als es nun tatsächlich dann hereingebrochen war, machte sich bei ihm allerdings alles andere als denn „Freude" breit.
Als eine in diesem Fall „neutrale" Quelle sei auf den Jahrgang 1928 der dem Umfeld der „Bibelforscher" zuzuordnenden Zeitschrift „Botschafter für den Haushalt des Glaubens" verwiesen. Dort gibt es im Jahre 1928, auch die kommentierende Zitierung:

„Pfarrer (Joseph) Gauger schreibt selbst in "Licht und Leben:
Für mich kommen unter allen Parteien nur allein diese in Betracht:
Die Deutschnationalen und der völkisch-nationale Block. ---
Evangelisch-christliche Wähler und Wählerinnen! Das sind die Urteile
führender Männer und Schriften, was gedenkt Ihr zu tun?"

Das von dem Sparkassendirektor Bösenberg herausgegebene Blatt „Botschafter für den Haushalt des Glaubens", heulte dann, wie es dann im Naziregime soweit war, selbst kräftigst mit den Wölfen mit. Konnte so sein weiteres Erscheinen fristen; eine Gunst, die dem „Wachtturm" der Zeugen Jehovas, bekanntermaßen nicht vergönnt war.
Erwähnen sollte man auch den Umstand, dass Martin Gauger (Sohn des Joseph Gauger) im Naziregime dann zu einem der wenigen de facto Wehrdienstverweigerer aus dem Bereich der Bekennenden Kirche wurde. Wer sich seinen Fall näher ansieht, muß erneut konstatieren. In entscheidenden Situationen, ohne kirchlichen Schutz, die mit dieser nunmehr „heißen Kartoffel", in Situationen, wo er Unterstützung hätte gebrauchen können, nichts mehr zu tun haben wollten.
Gauger Junior entzog sich im April 1940 der Einberufung zur Wehrmacht durch eine abenteuerliche Flucht (durch den Rhein schwimmend) nach Holland. Sein Plan von dort vielleicht in ein Drittland gelangen zu können, ging indes nicht auf. Er wurde von deutschen Soldaten verhaftet.
Er kam in das KZ Buchenwald und wurde dann am 14. Juli 1941 in der "Euthanasie"-Tötungsanstalt Pima-Sonnenstein ermordet.
 

Worum geht es bei diesem Disput „Deutsche Christen" versus „Licht und Leben" im besonderen?
Die „Deutschen Christen" waren eine besonders verweltlichte Form eines vorgeblichen „Christentums"; hätten die sich bei ihrer Programmatik nicht den Tünchanstrich „Christentum" zugelegt, es wäre wohl kaum einem zeitgenössisch aufgefallen. Dieses Nazi-Christentum dass die vertraten, war in der Tat nicht das, was „Licht und Leben" als Christentum vorschwebte. Und wie vernommen, ließ dann der Aufprall der unterschiedlichen Positionen auch nicht lange auf sich warten.
Übrigens gibt es auch heutzutage symbolische „Deutsche Christen". Mit der Einschränkung, die Grundsätze der Demokratie, werden von den heutigen DC anerkannt, was man von den DC zu Nazizeiten wohl kaum sagen kann.
Auch heutige DC findet man vielfach in politischen Parteien angesiedelt, wie etwa der CDU/CSU, der CSPD (alias SPD) und noch einige weitere.
Wenn die eines Tages ihren Tünchanstrich „Christentum" mal ablegen würden, es würde ebensowenig „auffallen", wie das bei den Nazi-DC im Fall der Fälle aufgefallen wäre.
Damals wie heute indes, legen die involvierten Herrschaften eben auf diesen ihren Tünchanstrich, besonderen Wert.
„Licht und Leben" und seine Vorstellungen vom „Christentum, waren in der Tat aus anderem Holz geschnitzt.

Es verwundert ja nun überhaupt nicht, dass auch im Jahre 1933 in diesem Blatt das Thema Zeugen Jehovas mit zur Sprache kam. Auf zwei Ausgaben des Jahrganges 1933 wäre da besonders hinzuweisen.
Einmal auf die Ausgabe vom 6. August 1933, wo es auch die Notiz gab:

„Die Vereinigung der „Ernsten Bibelforscher" einschließlich ihrer Nebenorganisationen ist am 27. Juni durch eine Verfügung des Geheimen Staatspolizeiamts für ganz Preußen verboten worden. Wenn wir auch im allgemeinen nicht für staatlichen Eingriff in solchen Angelegenheiten sind, die geistlich beurteilt und geistig überwunden werden müssen, so können wir doch in diesem Fall einen solchen Eingriff verstehen. Die „Ernsten Bibelforscher" übten eine maßlose Kritik an der verfaßten Kirche, machten sich kommunistische Erwartungen zunutze und eigneten sich hetzerische Arbeitsmethoden an."

Als zweites Beispiel wäre auf die Ausgabe vom 21. Mai 1933 zu verweisen.
Dort gab es wieder mal eine Leserbrief-Anfragen-Beantwortung.
Und der dortige Antwortgeber war kein Geringerer als der vormalige Missionsarzt in der „Goldküste" (Ghana) Dr. Rudolf Fisch, nunmehr in der Schweiz seinen Lebensabend verbringend. Und immer wenn für „Licht und Leben" das Thema Zeugen Jehovas auf der Tagesordnung stand, dort seinen Kommentarsenf dazu gebend. So auch eben in diesem Fall.
Da wurde also angefragt: „Wo befinden sich die abgeschiedenen Seelen nach dem Tode bis zur Auferstehung?"

Und in seiner Antwort dazu, meint Fisch erneut dozieren zu sollen:

„Über die schriftwidrigen Behauptungen der „Ernsten Bibelforscher" ist kein Wort zu verlieren; sie behaupten: mit dem Tode sterbe auch die Seele und sei dann vernichtet; durch die Erlösung aber werde die Vernichtung in das verwandelt, was sie „Seelenschlaf" nennen; aus diesem Schlaf werden die Seelen dann im Tausendjahrreich auferweckt, mit neuen Leibern bekleidet und dann von den lebenden Menschen bekleidet und gespeist und mit ihnen durch die Erzväter allmählich in den Zustand von Adam und Eva im Paradiese gebracht, in dem sie dann Gottes Gebote erfüllen können. Solche Behauptungen tragen das Zeichen der Schriftwidrigkeit für jeden biblisch denkenden Menschen unverkennbar an der Stirn."

Ergo gerade jene Kreise um „Licht und Leben" vertraten besonders die konservative Jenseitstheologie, für die eine „unsterbliche Seele" ein unabdingbares Muß ist.
Und sie gerieten fallweise auch mit verweltlichten „Christentums"formen, wie das Beispiel DC belegt, in Konflikt. Aber eben auch mit Kreisen, die durchaus aus ähnlichem Holze wie sie selber geschnitzt waren, eben die Zeugen Jehovas. Wobei diese feindlichen Brüder, letztendlich nur unterschiedliche Vorstellungen eines imaginären „Jenseits" trennen. Alle anderen Dissense wären für diese feindlichen Brüder überwindbar. Nur eben der eine nicht, der sich mit dem Begriff „unsterbliche Seele" zu manifestieren beliebt.

Am Rande vermerkt. Die Zeitschrift "Wort und Tat" meinte in ihrer Nr. 4/1926 (S.27) bezüglich jenes Herrn Fisch, bezugnehmend auf dessen Schrift "Die ernsten Bibelforscher entlarvt" auch äußern zu sollen:

"Wir sind darauf aufmerksam gemacht worden, daß viele der angeführten Zitate aus Russell ungenau oder unrichtig angeführt sind. Dies hat sich bei genauer Nachprüfung bestätigt. Wir können aber in der apologetischen Arbeit nur ganz einwandfreies Material gebrauchen."

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Kurt Hutten

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