Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Literaturbericht

In die deutsche Kirchengeschichte sind bekanntlich die sogenannten „Deutschen Christen" unrühmlich eingegangen. Sie wollten um ihre Position zu festigen, dass Hitlerregime sozusagen noch „von rechts" überholen. Sie provozierten damit zugleich auch eine innerkirchliche Zerreißprobe von bedeutendem Ausmaß, und darüber liegen mittlerweile Berichte vor, die ganze Bibliotheken füllen.

Besonders seit 1993 trat in den Blickwinkel der historisch interessierten Öffentlichkeit eine weitere Religionsgemeinschaft, über die seitens der Historiker die Jahre davor nur wenig berichtet wurde. Es fing damit an, dass eine 1989 in Hamburg geschriebene Dissertation, seit jenem Jahre auch in Buchform vorliegt. [1]
Garbe geht von der These aus, dass keine andere Religionsgemeinschaft sich solchen Hass und Verfolgung im NS-Regimezugezogen habe, wie gerade die Zeugen Jehovas. Er deutet ihr Verhalten als einen Akt der Glaubenstreue, die sie unter den widrigen Umständen des NS-Regimes bewahrten. Auch Garbe kommt zu dem Resultat, dass es den Zeugen Jehovas nicht um politischen Widerstand ging.

Im Einzelnen bietet Garbe etliche Details, die so vorher nicht in konzentrierter Form zugänglich waren. Wer sich mit der Geschichte der Zeugen Jehovas im „Dritten Reich" auseinander setzen möchte, der kommt um das Buch von Garbe nicht herum. Allerdings wird man sagen können, dass Garbe's Buch ein grundsätzliches Manko hat.


Er behandelt zwar die Zeit zwischen 1933-45, jedoch die zeitgenössische Zeitschriftenliteratur der Zeugen Jehovas wie "Der Wachtturm" und "Das Goldene Zeitalter" (respektive "Trost") ist in seine Wertung nicht eingeflossen. Es besteht darüber hinaus Anlass zu der Einschätzung, dass Garbe sie auch überhaupt nicht eingesehen hat. Hätte er sich auch mit ihr im Detail auseinandergesetzt bestünde die Wahrscheinlichkeit, dass seine Urteile etwas kritischer ausgefallen wären. Und dies wäre in der Tat notwendig gewesen.

Garbe bemüht sich bei der Verwertung der von ihm verwendeten Archivalien um weitgehende Objektivität. Vielen Details seiner Ausführungen wird man beipflichten können. Dennoch möchte ich noch eine weitere grundsätzliche Einschränkung machen. Garbe hat in seinem Werdegang unter anderem auch evangelische Theologie studiert.


Wer sich seine Wertungen „auf der Zunge zergehen lässt", der kann an dem Faktum nicht vorübergehen, dass Garbe eine Nuance zu positiv die Sachlage sieht. Kritische Kardinalfragen sind auch bei ihm ausgeblendet. Eine solche wäre die, was es Menschen ermöglicht, trotz Widrigkeiten undiplomatisch sich den Zeitanforderungen zu versagen. Die Antwort ist im Falle der Zeugen Jehovas: Ihre akute Endzeiterwartung. Mit ihr hat er sich nicht auseinandergesetzt.

Diese Aussage wird man noch relativieren müssen. Im Jahre 1999 veröffentlichte die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen im Rahmen ihrer EZW-Texte [2] auch einen instruktiven Beitrag von Garbe. Auch ihm wird man bescheinigen können, dass er sich um ausgewogene Objektivität bemüht. Also es ist schwer - um nicht zu sagen fast unmöglich - Garbe sachliche Fehler nachzuweisen. Dennoch bleibe ich bei meiner kritischen Gesamteinschätzung von Garbe. Warum? Ich möchte es versuchen mit einem Zitat zu verdeutlichen.

In der genannten Studie schrieb er auch:
"Ohnehin scheint mir im Hinblick auf die Mitwirkung der Kirchen beim staatlichen Vorgehen gegen die Zeugen Jehovas und andere kleine Glaubensgemeinschaften vor dem Hintergrund der sich dann im Nationalsozialismus ereignenden Verfolgung eher Anlass zur Bedachtsamkeit gegeben; hier steht bis heute eine kirchengeschichtliche Aufarbeitung und ein Wort des Bedauerns aus. Vielmehr Erörterungen darüber (sind) weiterführend, weshalb die Zeugen Jehovas in Konflikt mit dem Nationalsozialismus gerieten und wofür sie stritten. Hier sind das Verhältnis der Zeugen Jehovas zur Welt, ihr Staatsverständnis, die Zuschreibung der eigenen Organisation zu den theokratischen Autoritäten, die unbedingte Loyalitäts- und Gehorsamspflicht der Wachtturm-Gesellschaft gegenüber und andere Fragen zu thematisieren, die durchaus der kritischen Erörterung bedürfen."

Genau dies aber hat Garbe in seinem Buch nicht getan. Er beschränkt sich (dies ist kein Vorwurf - sondern nur eine Feststellung) auf die Zeit 33-45. Notwendigerweise bringt die isolierte Betrachtung dieses Zeitabschnittes es mit sich, dass de facto ein Zerrbild entsteht. Die im genannten Aufsatz von Garbe auch genannten Aspekte sind unbedingt notwendig in der Darstellung, um dieses Zerrbild wieder zurecht zu rücken. Diese notwendige Aufgabe hat Garbe nicht geleistet. Es seien ihm keine niederen Beweggründe unterstellt.

Aber in der jetzigen Form, seines isolierten Statements zu der Zeit 33-45, ist es leicht für die Wachtturmgesellschaft, notwendige Kritik unter den Tisch fallen zu lassen. Leider hat Garbe, wenn auch nicht mit Bedacht, seinen Teil zu dieser misslichen Lage beigetragen. Dies ist mein Hauptkritikpunkt an die Adresse des Dr. Garbe.

Siehe zu Garbe auch Detlef Garbe 2013

Dies lässt sich auch am Kusserow-Buch verdeutlichen. [3] Bei der Familie Kusserow haben wir den exemplarischen Fall, wieweit der Widerstand der Zeugen Jehovas ging; nämlich bis zur standhaft durchgehaltenen Wehrdienstverweigerung mit Todesfolge. Im Dokumentenanhang ist auch der Brief der Mutter Kusserow an einen Pflichtverteidiger abgedruckt, der versuchte das Leben seines Mandanten zu retten, indem er sich bemühte die Mutter für eine Einflussnahme in seinem Sinne zu gewinnen.

Sie antwortete ihm darauf mit einem Schreiben vom 18. 4. 1940:
„Durch diese Pflichterfüllung dem hohen Schöpfer, Gott Jehova gegenüber, sind die Zeugen für Jehova und sein Königreich in den größten Glaubenskampf aller Zeiten geraten. Wir sind nicht im Zweifel, dass das Königreich Gottes bald den Sieg davontragen … wird. … Steht mein Sohn im Dienste des Königreiches Gottes, so muss er seinen Gehorsam beweisen, selbst bis in den Tod."


An anderer Stelle schrieb einer dieser Todeskandidaten selbst: „Wir leben heute in der letzten Zeit dieser Weltordnung. … Ich könnte noch sehr viele Beweise aus der Heiligen Schrift nennen, die immer wieder darauf hinweisen, dass wir in einer Zeit
leben, die der völligen Vernichtung dieses Weltsystems entgegengeht."
(Man vergleiche dazu auch:
Der gestylte Kusserow)

Einige Gerichtsurteile bezüglich der Wehrdienstverweigerung sind auch bei Gritschneider dokumentiert. [4]
Der Aspekt der Wehrdienstverweigerung kommt auch in einigen Schriften zum Ausdruck, die von Zeugen Jehovas selbst verfasst wurden. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie erst nach der Garbe'schen Initialzündung in Angriff genommen wurden. Die Jahrzehnte davor war es bei den Zeugen Jehovas verpönt, etwa das eigene Schicksal herauszustreichen. Nach dem Motto: Die Organisation ist alles, der Einzelne ist nichts. Im Prinzip ist diese Haltung bis heute nicht aufgegeben. Sie wurde aber auf das nachhaltigste durch Garbe aufgeweicht. Zu nennen wären da zum Beispiel die Bücher von
Jobst [5] und

Varga [6] Sein Thema ist der Österreichische Zeuge Jehovas Gerhard Steinacher, der 1940, 19-jährig wegen Wehrdienstverweigerung hingerichtet wurde. Im Anhang dokumentiert Varga diverse erhalten gebliebene Briefe, die Steinacher aus dem Gefängnis an seine Eltern schrieb. Zu dieser Briefdokumentation gilt es anzumerken, dass ihr Briefkopf jeweils im handschriftlichem Original reproduziert wurde; danach folgt der eigentliche Text in Schreibmaschinenschrift.

Nun kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, daß sie im Original per Handschrift geschrieben wurden. Dies wird z. B. am Schreiben vom 29. 3. 1940 deutlich, wo sich im Text, in Klammern, auch die Anmerkung findet: "An dieser Stelle 3 ½ Zeilen von der Zensur durchgestrichen". Damit wird deutlich, dass der Herausgeber eine Abschrift vorgenommen hat, um ihre Lesbarkeit zu ermöglichen. Dies bewerte ich positiv. Darin unterscheidet sich Varga von Hillinger, dem ich letzteren Aspekt betreffend, kritisiere.

Die Mutter von Steinacher war, wie kaum anders zu erwarten, Zeugin Jehovas. Zu ihren Lebzeiten gab sich noch einen Familiengrabstein in Auftrag, auf dessen Inschrift auch ihres Sohnes Gerhard gedacht wurde. Der Text dazu: "Er starb für Gottes Ehre". Nun gibt es eine weitere charakteristische Besonderheit zu registrieren. Die Mutter hatte diese Briefe sorgfältig aufbewahrt. Jedoch zeitgenössisch hat sich keiner der übrigen Zeugen Jehovas um sie besonders bemüht. Nur mehr oder weniger einem Zufall ist es zu verdanken, dass diese Briefe überhaupt das Licht der Öffentlichkeit erblickten. Nach dem Tode der Mutter wurde deren Wohnung aufgelöst. Erst bei dieser Wohnungsauflösung wurden diese Briefe registriert und der späteren Veröffentlichung zugeführt.

Der Herausgeber Varga setzt sich beiläufig auch kritisch mit der Dissertation aus dem Jahre 1984 von Renate Lichtenegger auseinander, mit dem Titel: "Wiens Bibelforscherinnen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1938-1945". Er kritisiert, dass Frau Lichtenegger unter anderem geschrieben hatte: "Präsident und Direktoren üben eine absolute Rechts- und Lehrgewalt über die gesamte Gesellschaft aus, 'regieren' die sog. Theokratie, sich als verlängerter Arm Jehovas betrachtend. In der Auslegung der Hl. Schrift beanspruchen sie Unfehlbarkeit."

Im Gegensatz zu Varga, bin ich der Meinung, das Renate Lichtenegger mit diesem Zitat nur die Wahrheit ausgesprochen hat. Auch der Fall der Behandlung des Falles Steinacher, seitens der Zeugen Jehovas, ist ein Beleg dafür. Nach 1945 legte die ZJ-Organisation großen Wert darauf, dass die Opfer ihrer Anhängerschaft unter dem NS-Regime, nicht etwa im Sinne einer "Märtyrerliteratur" an die Öffentlichkeit gelangten. Getreu dem Motto. Der Einzelne ist in dieser Organisation nichts - die Organisation ist alles. In der Nach-Garbe-Zeit hat sich diese Position dann noch gewandelt, wie man weiß. Aber auch der Fall Steinacher ist Beispiel für die ursprüngliche WTG-Position dazu. Nur einem mehr oder weniger als Zufall anzusehenden Umstand ist es zuzuschreiben, dass er - reichlich spät - überhaupt publik wurde.

Varga schreibt auf Seite 70 auch den Satz:
"Viele Irrtümer, die auf Seiten der Publikationen der WT-Gesellschaft erschienen, wurden später … demütig korrigiert. Gerade diese ehrlichen Korrekturen stärken das Vertrauen der Gläubigen zu ihrer Organisation." Sorry Herr Varga, die Wort "demütig" und "ehrlich" sollten sie in diesem Zusammenhang lieber nicht verwenden, weil sie der Sache in keiner Weise entsprechen. Man vergleiche beispielsweise: Dialog zwischen Russell und Rutherford

Notierenswert an dieser Studie erscheint mir auch noch die Wiedergabe jenes Presseartikels aus dem "Völkischen Beobachter", wo über die verhängte Todesstrafe über den damals bedeutenden WTG-Funktionär Ludwig Cyranek berichtet wird.

Rammerstorfer [7]. In einem Video über eine WTG-Veranstaltung im ehemaligen KZ Mauthausen, wird er mit vorgestellt. Der österreichische Zeuge Jehovas, Leopold Engleitner. Seinem Dialekt ist es zuzuschreiben, dass nicht viel von dem zu verstehen ist, was er sagt (jedenfalls für die dieses Dialektes Unkundigen). Aber als oberflächlicher Eindruck bleibt doch hängen, dass er seine Lebensgeschichte in einer Art und Weise "herunterrattert", die nur die beeindruckt, die ihm schon vorab wohlgesonnen sind. Anders formuliert. Er kann es nicht verbergen, dass er offenbar aus einfachen Verhältnissen stammt. Dies sei kein Vorwurf. Es ist nur eine Feststellung.

In Journalistischer Form, hat Bernhard Rammerstorfer seinen Fall aufgearbeitet. Und Garbe schrieb ein Grußwort dazu. Darin findet sich auch der Satz: "Denn das konsequente 'Nein' des Leopold Engleitner hätte nicht jene leiderfüllten Folgen gehabt, wenn es ein 'Nein' der vielen gegeben hätte." Wenn … Um mal sarkastisch auf Garbe zu antworten:

"Wenn der Hund nicht 'sein Geschäft' gemacht hätte, hätte er doch die Katze gekriegt". Nun hat aber der Hund sein Geschäft gemacht und die Katze ist entkommen. Mit anderen Worten: Wer da argumentiert; was wäre wenn. Der sollte weiter argumentieren. Er sollte ernsthaft die Frage erörtern: Ist die Weltanschauung, die sich Leopold Engleitner zu eigen gemacht hat, überhaupt eine solche, die sich auch eine Mehrheit, die nicht aus einfachen Verhältnissen stammten, ebenfalls annehmen können? Warum ist Dr. Garbe bis heute noch nicht zu den Zeugen Jehovas de jure konvertiert?

Garbe hat in seinem Leben schon etliches zu Papier gebracht. Einen Aufsatz von ihm mit der sinngemäßen Überschrift: "Meine Gründe, weshalb ich bisher noch nicht de jure zu den Zeugen Jehovas konvertieren könnte", habe ich von Garbe bisher noch nicht gelesen. Insofern ist seine, was wäre wenn-Argumentation in meinen Augen unseriös.

Rammerstorfer schildert nun im Detail den Lebenslauf des Engleitner. Der Eindruck, dass sein Lebensweg keine Alternative für gebildete Menschen ist oder sein kann, wird auch durch die Studie von Rammerstorfer nicht beseitigt.

Auf Österreich bezogen ist auch das Buch von Hillinger [8].

Meine Meinung zu dem Hillinger-Buch, dass auch über die ZJ-Buchhandlung Mindt vertrieben wird, ist zwiespältig. Gerade mal 80 Seiten Umfang, davon noch viele Fotos und Textreproduktionen, die somit den eigentlichen Textumfang noch weiter reduzieren. Man fragt sich: Was will der Autor eigentlich erreichen? Ein Bilderbuch darbieten? Oder eine bestimmte These mit Fakten untermauern? Sieht man sich seine Textreproduktionen näher an, kommt man auch zu dem Schluss, sie sind im Sinne eines Bilderbuches ausgewählt. Sie sind jedenfalls nicht in dem Sinne dargeboten, das man substanzielles aus ihnen entnehmen könnte. Vielfach sind verschiedene Dokumente übereinandergelegt und kopiert. Faktisch kann man keines der Dokumente wirklich richtig lesen.

Exemplarisch lässt sich das auf Seite 30 veranschaulichen. Da wird ein Ausriss jenes Briefes an Hitler aus dem Jahre 1937 gezeigt, denn die WTG in ihrer offiziösen Literatur auch mehrmals veröffentlicht hat. Der Ausriss bei Hillinger ist indes so gewählt, dass die neuralgischen Punkte überhaupt nicht ins Blickfeld treten. Würde es sich nicht um eine Fotodarstellung dieses Textes handeln, sondern wären die fraglichen Textabschnitte als "normale" Textzitierung wiedergegeben; dann hätte ich nur ein Wort dafür als Kommentar: Geschichtsklitterung. Und zwar eine Klitterung der übelsten Art. Wie gesagt, ich halte Hillinger zugute, dass er dass nur als "Bild" präsentiert, nicht aber als seriöse Abhandlung zum behandelten Gegenstand. Man vergleiche zu diesem Vorgang auch: Brief an Hitler

Auf Seite 78 ist der Zeuge Jehovas Alois Moser abgebildet, der seine Archivunterlagen einem speziellen Archiv, dass in der Österreichischen Stadt Mondsee im dortigen Königreichssaal untergebracht ist, zur Verfügung gestellt hat. Auch hier gilt wieder die Feststellung des Bilderbuchcharakters. Beispielsweise sind etliche handschriftliche Briefe, die von Zeugen Jehovas aus dem KZ versandt wurden, abgebildet. Wenn die Hillinger-Publikation den Anspruch erheben würde, wissenschaftlich zu sein, dann wäre es zwingend notwendig gewesen, dass der Text dieser Brief nochmals in einer heute lesbaren Form dargeboten worden wäre; was aber nicht der Fall ist. Auch hierbei kommt die Tendenz wieder zum Vorschein. Es wurde ein Bilderbuch hergestellt. Wissenschaftlich ernst zu nehmendes findet sich kaum darin. Emotionen werden angesprochen. Dass war's dann aber auch schon.

Ein neuerer Fall der Wehrdienstverweigerung, mit darauf antwortender staatlicher Repression, wird bezogen auf Griechenland von Reppas thematisiert. [9] Ein Lebensbericht eines Zeugen Jehovas, der das KZ überlebt hat, liegt auch von Hollweg vor. [10]

Hollweg, 1910 geboren, ist als einer jener zu bewerten, der bereits in der Frühphase der Bibelforscher in Deutschland, durch seine Eltern in jenen Glauben hineinwuchs. Schon im Jahre 1931, nahm er den hauptamtlichen Dienst für sie auf, als "Pionier" in der Tschechoslowakei. Nach 1933 nach Deutschland ausgewiesen, erwartet ihn perspektivisch das Schicksal seiner Glaubensbrüder. Zeitweilig ist Hollweg von der SS als Kapo im Lager Wewelsburg eingesetzt. Glaubt man seiner Selbstdarstellung, so hat er seine damit verbundenen Machtbefugnisse vorrangig gegen die dort mit inhaftierten "Kriminellen" zur Anwendung gebracht um andere Gruppen dergestalt zu schützen.

Zwei zeitgeschichtlich nicht uninteressante Personen, benennt Hollweg in seinem Bericht auch namentlich. Das wäre einmal der als charismatisch einzuschätzende Willi Töllner, über den die WTG selbst nur in anonymisierter Form berichtete. Und zum zweiten den Vater der Gebrüder Pape, der auch im KZ umgekommen ist. Gegen letzteren feuert der Überlebende Kapo Hollweg eine Breitseite dergestalt ab, dass er nicht linientreu genug gewesen sein soll. Vielleicht hätte Pape auch überlebt, wenn er zum Kapo avanciert worden wäre. Letzteres war jedoch nicht der Fall. Und nun meint der Kapo im Umkehrschluß daraus wohl auch den Entwicklungsweg der Gebrüder Pape nach 1945 "erklären" zu können. Letzteres kann man so nicht gelten lassen, da das "Vergehen" von Pape Senior keineswegs mit dem seiner Söhne identisch ist.

Die diesbezügliche Passage aus Hollweg (3. Auflage S. 116, 117) sei einmal zitiert: "Wir sind sogar zusammen in einem sogenannten Bibelforscherblock untergebracht. Bruder Töllner, aus Meinerzhagen stammend, betrachtet mit uns regelmäßig die eingeschleusten Wachtturmartikel.

Viele von uns sind durch die 'geistige Speise', die Literatur der 'Wachtturm-Gesellschaft', auf die Zukunft gut vorbereitet, aber es gibt noch viele, die nicht Bescheid wissen und gut gestärkt werden müssen. So lerne ich Herrn Pape kennen, der auch wie wir einen violetten Winkel trägt und sich Bruder nennt. Durch seine Philosophie der Allversöhnung versucht er viele Brüder, besonders die, die recht frisch die wahren Botschaften der Bibel, 'die Wahrheit', kennengelernt haben, zu beeinflussen. Wir warnen vor Pape's Botschaft - zu Recht, wie sich nach der Nazi-Diktatur herausstellt."

Auf Seite 180 (3. Aufl.) ist das Foto von Hollwegs Bruders Paul abgebildet, in Wehrmachtsuniform, der 1944 im Krieg umgekommen ist. Wie bereits notiert, waren die Eltern von Hollweg Bibelforscher/Zeugen Jehovas.

Hollweg, dessen amtliche Berufsbezeichnung in seinen Personaldokumenten mit Maurer angegeben wird, eignet sich unter KZ-Bedingungen einige medizinische Kenntnisse an, die er nach 1945 dergestalt ausweitet, um nunmehr beruflich als selbstständiger "Heilpraktiker" zu arbeiten. Offenbar erweist sich letztere für ihn finanziell als lukrativ, wie dies die Abbildung seines Eigenheimes auf S. 211 verdeutlicht. Bezeichnend fand ich auch noch seinen Satz (S. 209):

"Der Endzeitaspekt des biblischen Evangeliums bestimmt von jeher mein Handeln. Die Dringlichkeit der Zeit, die in den Veröffentlichungen der Wachtturm-Gesellschaft hervorgehoben wird, nehme ich sehr ernst." Allerdings hat es Hollweg unterlassen, dies an den sich dabei aufdrängenden Beispielen 1925 und 1975 näher zu erläutern.

Auch der von Müller herausgebene Band ist in seiner Tendenz dem Bericht von Hollweg zuzuordnen. [11]

Sein Hauptthema wäre eigentlich der Zeuge Jehovas Max Liebster, jüdischer Herkunft, im KZ zum Zeugen Jehovas geworden. Es versteht sich von selbst, dass dies bezogen auf den fraglichen Zeitabschnitt eine traurige Biographie beinhaltet. Daraus jedoch ein ganzes Buch zu gestalten, erweist sich offenbar als schwierig. Und so wird denn der Bericht des Journalisten Andreas Müller immer wieder mit Einblendungen unterbrochen, die nicht unbedingt in konkreter Beziehung zum Hauptthema stehen. Nun kann man es durchaus als berechtigt ansehen die Meinung von Müller zu den Themen seiner Einblendungen kennen zu lernen. Jedoch ist es die Frage: Muss ich, wenn ich ein Buch zum Thema Geschichte der Zeugen Jehovas lesen will, auch unbedingt immer wieder mit Themen unterbrochen werden, wie:

"Wie Hitler in Wien Antisemit wurde, Was der Führer in 'Mein Kampf' wirklich über die Juden schrieb, Warum Papst Pius XII. bereits 1937 um die Greueltaten in den KZ wußte, Warum für Hitler die katholische Kirche mit ihrem Zölibat Vorbild für den arischen Herrenstaat war, Wie der Antisemitismus im Nachkriegsdeutschland erstarkte, Wie NS-Verbrecher ihrer gerechten Strafe entgingen" und anderes mehr?

Schon diese Aufzählung macht deutlich, dass Müller diverse Themen mit angerissen hat, die nicht unbedingt in direkter Beziehung zum Hauptthema stehen. Man sagt: Wer vieles bringt, bringt vielleicht manchen etwas. Ich fürchte indes. Im vorliegenden Fall hat Müller für keinen etwas an wirklich befriedigender Information gebracht.

Auf Seite 208 schreibt Müller:
"Sicher mag es unter den Zeugen Jehovas auch das eine oder andere schwarze Schaf geben, das es mit dem Missionieren zu gut meint … und so auf die Nerven geht … Spricht man das Thema im Bekanntenkreis an, erfährt man die unterschiedlichsten Reaktionen… "

Dann äußert Müller einen weiteren bedeutsamen Satz:
"Beim Nachhaken stellt sich meist heraus, daß man über die Zeugen und ihre Ansichten herzlich wenig weiß." Ich möchte dem Andreas Müller darauf antworten. Trotz seines Buches, hat er mit dem zuletzt zitierten Satz, auch ein zutreffendes Urteil über sich selbst ausgesprochen!

Dies sei an einem Beispiel verdeutlicht. Auf Seite 213 berichtet Müller:
"Kurt-Helmuth Eimuth … kommt in seinem Buch 'Die Sektenkinder' … zu dem Schluß, daß die Lehre der Zeugen Jehovas auf Kinder und Jugendliche ausgrenzend wirkt. Schon im Kindesalter würden sie zu sozialen Märtyrern erzogen. Eine Ablösung aus der Gemeinschaft, die von ihren Mitgliedern eine starke Anpassung fordere, gehe fast immer mit Orientierungslosigkeit und Depressionen einher. … Offenkundig sei ferner die physische Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch das unmenschliche Verbot der Bluttransfusion, womit die Zeugen sich herausnehmen, Menschen ihre Berechtigung zum Weiterleben abzusprechen."

Auf diese Vorwürfe weis Müller in der Sache nur ein müdes Dementi der WTG zu zitieren, wonach es Zeugen Jehovaskindern in der BRD nicht prinzipiell verboten sei, an Klassensprecherwahlen sich zu beteiligen. Wie wahr Herr Müller. Dem Buchstaben nach ist vieles nicht "verboten". Indes die Praxis spricht eine andere, eindeutigere Sprache. Ähnlich apologetisch zitiert er in Sachen Bluttransfusionen entsprechende WTG-Stellungnahmen, die am Kern der Sache bewusst vorbeireden.

Bereits Mitte Oktober 1939 wurden die damals 1004 französischen Zeugen Jehovas, von der französischen Regierung verboten. Es sollte das Vorspiel noch schlimmeren sein, dass alsbald eintrat. Ein "Zankapfel" zwischen Deutschland und Frankreich war auch das Elsass. Jeweils kriegerische Ereignisse führten zu seinem "Anschluss" an Deutschland, oder im Gegenzug auch an Frankreich. Im Ergebnis der Ersten Weltkrieges wurde es davor bei Deutschland, wieder Frankreich zugeschlagen. Gleichwohl blieb der Anteil deutschsprechender Bewohner verhältnismäßig groß.

Nach 1940 hatte es Hitlerdeutschland wieder annektiert. Für die dortigen Zeugen Jehovas hatte dies zur Folge, dass genanntes bereits französischerseits ausgesprochenes Verbot, noch um einiges verschärft wurde.

Etliche Zeugen Jehovas dieser Region, müssen zeitgenössisch der "ersten Generation" zugerechnet werden. Das heisst es waren keineswegs solche, die aufgrund bereits bestehender elterlicher Tradition Zeugen Jehovas waren. Es waren also im hohem Maße "Neukonvertierte". Unter ihnen auch eine Familie Arnold aus Mülhausen im Elsass.

Wie schon angedeutet machte die Gestapo nachdem sie die Herrschaft im Elsass eingenommen hatte, nicht viel "Federlesen" mit den Zeugen Jehovas. Eine Tochter aus der Familie Arnold, Simone Arnold (später verheiratete Liebster) berichtet autobiographisch darüber. So erwähnt sie, nach der Verhaftung ihres Vaters (sie war 1930 geboren, hat also die Vorgänge als halbwüchsiges Kind schon voll bewusst mitbekommen), dass ihre Mutter, nach der Verhaftung einen Brief erhielt. Zitat: "Wie konnte Papas Stiefvater, der liebevolle und großzügige Paul Arnold, einen solchen Brief schreiben? Wie konnte mein Opa-Pate nur solche Dinge sagen? Und wie konnte er glauben, Deutschland sei das Schwert der katholischen Kirche im Kampf gegen Abtrünnige und Kommunisten? Er sei stolz darauf, wieder Deutscher zu sein, und glücklich, dass Ungeziefer wie wir endlich ausgerottet würde. Auch freue er sich, dass sein Stiefsohn im Gefängnis sitze, und hoffe, dass er bald im Konzentrationslager lande. Er sei stolz darauf, dass mein Cousin Maurice sich freiwillig in die deutsche Wehrmacht gemeldet habe und dass seine ältere Schwester deutschen Soldaten diene. Für ein Deutschland, das von allen Feinden befreit werden müsse, einschließlich der Bibelforscher, sei kein Preis zu hoch. Die Unterschrift 'Heil Hitler! Paul Arnold'."

Noch so eine Episode die den ganzen Ernst der Lage deutlich machte. Nachdem der Vater verhaftet, berichtet die Tochter:

"Mutter war zur Bank gegangen und kam kreidebleich zurück. Die Gestapo hatte unser Konto aufgelöst. Es sollte noch schlimmer kommen. Sie kam mit leeren Händen vom Arbeitsamt wieder.

'Ohne Arbeitskarte kann niemand arbeiten', sagte Mutter leise …"

Zitate dieser Art brauchen wohl nicht noch weiter ergänzt zu werden. Und so ist man denn auch keineswegs "überrascht" vernimmt man im weiteren Verlauf des Berichtes, dass auch Simone Liebster noch am eigenen Leibe erfahren sollte. Ausgestoßen aus der Schulgemeinschaft, "Heimerziehung" überantwortet und anderes mehr.

Nach 1945 gab es ein relatives Happyend. Auch der Vater kehrte aus dem KZ zurück. War es wirklich ein "Happyend"?

Es mag sich jeder seine eigene Antwort darauf formulieren, wenn er auch Sätze liest wie beispielsweise den:

"War dies denn wirklich mein Vater? Wie konnte sich seine Stimme so sehr verändert haben? In nur vier Jahren war er ein Greis geworden. Er hatte seine Zähne verloren und war fast taub. Seine Beine hielten ihn nicht mehr aufrecht. Die Hände zitterten. Sein rundes Gesicht war ganz lang. Seine Gesichtsfarbe war nicht mehr rosa, sondern gelb. Er war mir so fremd, wie auch ich ihm fremd vorkommen musste".

Die Simone Arnold besuchte dann im Jahre 1952 (also als Zweiundzwanzigjährige) die WTG-Schule Gilead. Dort lernte sie dann noch einen Druckereiarbeiter namens Max Liebster kennen. Dort als Schriftsetzer eingesetzt. Max Liebster, viele werden es wissen, hatte auch eine persönliche "KZ-Karriere" schon hinter sich. Die Simone Arnold auch in ihrer Familie plastische Beispiele dafür vor Augen. Die beiden heirateten schließlich im Jahre 1956. Liest man auch zwischen den Zeilen. Etwa jenen Satz wo die Simone betont, dass dieser Max doch erheblich älter sei als sie selbst, und zitiert sie dann eine Mit-Gileadabsolventin die sich dergestalt verbreitet, man solle sich aufopfern. Berücksichtigt man dies alles wird man vielleicht sagen können. Es war keine "reine Liebesheirat". Aber das soll es ja bei den Zeugen Jehovas des öfteren geben. Nicht nur im Falle Simone und Max Liebster.

Nachdem der Bericht der Simone Arnold Liebster  [12] bereits seit einiger Zeit in Englisch vorgelegen hat, gibt es unter dem Titel "Allein vor dem Löwen" jetzt auch eine überarbeitete deutsche Fassung davon. Im Anhang gibt es auch einen knappen Abriss über die politisch-geschichtliche Entwicklung des Elsass. Diese Mit-Anfügung ist durchaus zu begrüßen, da nur wenige mit dessen spezifischer Geschichte näher vertraut sein dürften.

Ein dem Garbe-Buch als vermeintliches „Konkurrenz"produkt gleichzusetzende Schrift ist die deutsche Übersetzung des französischen Buches von Graffard/Tristan. [13]

Die Bewertung der Schrift von Graffard muss berücksichtigen, dass sie an ein französisches Publikum gerichtet ist. Detailkenntnisse der deutschen unrühmlichen Geschichte der Jahre 33-45, kann man bei einem gewissen Teil der dortigen Leser so nicht voraussetzen. Insofern ist die Darstellung der diesbezüglichen deutschen Schattenseiten legitim. Die Autoren bringen zum Ausdruck, dass sie keine persönlichen Beziehungen zu den Zeugen Jehovas hätten. Dies ist in soweit einzuschränken, dass sie sich ihren Glauben nicht zu eigen gemacht haben. Ansonsten haben sie sehr wohl "geschäftliche" Beziehungen zu ihnen, dass heißt, ein wesentlicher Teil ihrer verwendeten Thesen beruht auf Zuarbeitungen von Seiten der Zeugen Jehovas. Selbstredend sind letztere an einer kritischen Bewertung ihrer Rolle nicht so sonderlich interessiert.

Es sei den Autoren zugebilligt, dass sie auch Statements mit kritischem Akzent zu Wort kommen ließen, beispielsweise solche von Margarete Buber-Neumann.

Für mich stellen sich die Zeugen Jehovas als zweifache Opfer dar. Einmal (und dieser Aspekt ist bei Graffard reichlich dargestellt), als Opfer des politischen Systems des Nazismus. Die zweite Opferrolle der Zeugen Jehovas (und die ist bei Graffard und anderen überhaupt nicht reflektiert) ist, dass sie zugleich Opfer eines religiösen Diktators waren. Er konnte seine Diktatur nur zuletzt deshalb aufrichten, weil er auf der religiösen Endzeitklaviatur souverän spielte. So wie dem Klang des Rattenfängers von Hameln viele Unschuldige folgten, so sehe ich Rutherford in der gleichen Rolle. Dies wäre die Grundsatzerkenntnis. Ohne Zweifel sind Graffard/Tristan Außenstehende. Ihre Sicht als Außenstehende hat den zweiten, vorbeschriebenen Aspekt nicht reflektiert. Dieses registriere ich als Manko und benenne es auch so.

In die Rubrik unseriöse Lobhudelei würde ich die Schrift von Yonan einordnen. [14] Eine Münchner ZJ-Versandbuchhandlung bietet auch einige Videos über verschiedene ZJ-"Standhaft" Veranstaltungen an.Drei von ihnen seien erwähnt, weil in ihen auch Frau Yonan auftritt und das nicht unbedingt an "unbedeutender" Stelle.[15] So in dem Video über eine 1997-er Veranstaltung in Bautzen. Auch in dem Video "Waldheim II".

Bei letzterem erschien mir bemerkenswert, dass sie glaubte unter Hinweis auf eine ihr von der WTG zugespielte skandinavische Quelle, eine "große Neuigkeit" zu verkünden. Sie berichtete darüber, dass der KZ-Kommandant Rudolf Höss in seinen Erinnerungen auch auf die Bibelforscher zu sprechen kam und wähnte - fast im Trancezustand - nunmehr eine wichtige Quelle genannt zu haben. Pech für Frau Yonan, das diese wichtige Quelle schon etliche Jahre davor in deutscher Sprache zugänglich war, was ihr offenbar entgangen ist. Dieses Beispiel ist exemplarisch. Frau Y... ist in wesentlichen Bereichen von der WTG, respektive von dem Herrn Hirch abhängig. Was die ihr zugearbeitet haben, das plagiiert sie publikumswirksam.

An einer Stelle vermerkt sie auch, dass sie bei "ihrem Aktenstudium" auch auf eine Publikation zu den Zeugen vor 1950 aus dem Berliner Christlichen Zeitschriftenverlag gestoßen sei und sich um die mal bemühen wolle. Sie meinte, dass die ihr vielleicht als "Beweismaterial" im Sinne einer "Verschwörung der Kirchen gegen die Zeugen nützlich sein könnte". Dabei konnte ich mir kaum ein lächeln, ob solcher Thesen verkneifen. Frau Y... wohnt in Berlin. Sie hatte hier schon längst die Möglichkeit gehabt, in der Staatsbibliothek die fraglichen Schriften einzusehen. Das wäre dann wirkliches Studium gewesen. Aber nicht nur das, was sie per Post (oder auch persönlich) von der WTG und Hirch zugesteckt bekommt.

Großprotzig machte sie auch in zwei ihrer Referate (nach dem Motto: Hallo ich weiß was) mit einigen ihr von Hirch zugesteckten Bemerkungen in Sachen Uraniabuch auf. Respektive sie meinte meine Zusendung per Fax meines Jonakartikels an sie, im Sinne ihrer Tendenz missdeuten zu können.

Die dritte Veranstaltung mit Y... in dieser Videoserie (Bremen II) fand noch 1999 statt. Da lobt sie dann Garbe's Aufsatz in der Nr. 145 der EZW-Texte. Ärgert sich aber zugleich darüber, dass dort auch Twisselmann mit einigen relativierenden Worten sich artikulieren konnte.

Ich fand es schon bemerkenswert, dass in der erlauchten Gesellschaft, die der Herr B... im November 2000 zu einer Tagung nach Heidelberg eingeladen hatte, sehr wohl einige bekannte Namen auftauchten. Jedenfalls fast alles, was für die WTG Rang und Namen hat. Das bei jener Veranstaltung der Name Y... indes im Programm fehlte.

Auf jener Heidelberger Tagung wurde auch ein Video von Loretta Walz vorgestellt [16]
Vorgestellt werden in diesem Video insgesamt vier Zeitzeugen; wobei wohl der Herr Lothar Hörnig als der "prominenteste" von ihnen anzusehen ist. Denn er ist der einzigste derzeit noch lebende vom ersten 1950-er Schauprozess, wo er zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Tatsächlich hat er davon 9 Jahre abgesessen; dann kam er bei einer Amnestie frei.
Die Videoautorin vermerkt in ihrem relativ sachlich gehaltenen Kommentartext auch noch, dass es sämtlichen vorgestellten Zeitzeugen gelang, noch vor dem 1961-er DDR-Mauerbau diese auf dem Fluchtwege in Richtung Westen zu verlassen.

Interessant empfand ich in dem Hörnig-Interview auch seine Aussage, dass nach dem 1950-er Verbot, die Kreisdiener in der DDR unter falschen Namen vielfach wirkten. Damit bestätigt auch Hörnig expressis verbi, was mir schon aus anderen Quellen bekannt ist, dass einige dieser WTG-Funktionäre über gefälschte DDR-Ausweise verfügten. Es wäre mal interessant gerade diesem Detail etwas näher auf den Grund zu gehen. Wie ist so etwas möglich? Doch wohl nur durch enge Kontakte
verantwortlicher WTG-Funktionäre zu westlichen Geheimdiensten!

Verständlich das Frau Walz darüber nicht weiter lamentierte. Es könnte ja sonst der Anschein einer angeblich "nur religiösen" Verfolgung einen empfindlichen Knacks bekommen.

Mit vorgestellt wurde auch Herr Hans Ulrich, selbst Kreisdiener in der DDR. Ebenfalls unter falschen Namen agierend. Im April 1957 wurde Herr Ulrich ebenfalls vorzeitig entlassen. 10 Jahre Zuchthaus hatte auch er aufgebrummt bekommen, von denen er sechs Jahre absitzen musste .
Bei dem Statement von Ulrich erschien mir besonders seine Einschätzung bemerkenswert, die durchaus verallgemeinert werden kann und auch für etliche andere Zeugen Jehovas zutreffend ist. Ulrich resümierte dass die Nazis "nur" 12 Jahre Zeit hatten. Seiner Meinung hätte sich aber das "Ende" in der Zwischenzeit erheblich genähert. Er war deshalb bei der Urteilsverkündigung der festen Überzeugung. Die Kommunisten haben keineswegs auch noch zwölf Jahre Zeit.

Nun könnte man zynisch kommentieren. Vielleicht hatte Herr Ulrich ja gar nicht so unrecht. Er kam ja nach 6 Jahren "schon" aus der Haft. Indes wird man objektiv zu registrieren haben; dass die Kommunisten es nicht auf zwölf, wohl aber auf rund ein halbes Jahrhundert ihrer möglichen Machtausübung gebracht haben.

Richtig in diesem Video dargestellt ist die Eskalation der Ereignisse. Für die der Fall der Nacht und Nebel-Verhaftung des Zeugen Paul Großmann, das erste größere Signal war (man kann dazu vergleichen: "Geschichte der ZJ" S. 459, 645, 646). Richtig ist auch festgestellt worden, dass die darauf als Reaktion von Frost auf dem 1949-er Berliner Waldbühnenkongreß vorgenommene provokative Antwort, die Situation weiter eskaliert hat.

Das Video endet mit einem Statement der Filmemacherin Loretta Walz, dass ich sinngemäß auch unkommentiert an den Schluss meiner Ausführungen stellen möchte:
"Die Zeugen Jehovas erscheinen in unserer heutigen Zeit anachronistischer denn je. Aber ihr Balanceakt zwischen Cäsar und Jehova ist keineswegs abgeschlossen."

Y... gleichzustellen wäre auch der Filmemacher Poppenberg. [17]
Einen Hauch seriöser erscheint mir der von
Roser herausgegebene Band. [18]
In seiner Aussage erscheint mir auch beachtlich, dass er auch auf den Fall des führenden Zeugen Jehovas Konrad Franke zu sprechen kommt. Anhand von Archivunterlagen ist Roser bereit einzuräumen, dass auch Franke in der NS-Zeit unter Druck bei den Gestapo-Vernehmungen Aussagen machte, die weitere Zeugen Jehovas belasteten.

Die Zeugen Jehovas erliegen der Gefahr, diesem Aspekt ihrer Geschichte zu verdrängen bzw. ihn herunterzuspielen. Ein Beispiel für letzteres hat erst unlängst Hirch wieder geliefert. [19] Nach Hirch habe die Gestapo eigentlich alles schon vorher gewusst. Folgt man seiner Logik, dann waren die Vernehmungen führender Zeugen Jehovas-Funktionäre und ihre Protokollierung eigentlich „reine Zeitverschwendung".

Das diese Fakten von der unseligen Stasi der noch unseligeren DDR dereinst mal instrumentalisiert
wurden, ist für ihn und auch für Y... Anlass genug auf die „Tränendrüsen" zu drücken. Demgegenüber hat es schon etwas befreiendes an sich, wenn Roser, lediglich gestützt auf Archive aus dem Bereich der alten Bundesrepublik, also ohne „DDR-Einfluss" analoge Ergebnisse zutage fördert.

Im Rahmen eines Schülerwettbewerbes Deutsche Geschichte, um den Preis des Bundespräsidenten, sind im laufe der Zeit auch schon einige Studien über die Bibelforscher/Zeugen Jehovas in der NS-Zeit entstanden. Sie werden in der Regel in der Hamburger Körberstitung aufbewahrt. Die Minderzahl von ihnen liegt auch in gedruckter Form vor. So beispielsweise in dem 1985 erschienen Sammelband "Die Kriegsjahre 1939 bis 1945" eine Studie von Ingo Struckmeier über einen Zeugen Jehovas, der noch in der Endphase des Hitlerregimes umkommen sollte.

Die Bielefelder Buchhandlung Mindt hat jetzt kürzlich eine neue Studie aus diesem Schülerwettbewerb veröffentlicht, die gleichfalls diesem Oberthema gewidmet ist. [20]
Als Autoren zeichnen Sandra
Nattland und Andre Geist. Wie kaum anders zu erwarten, ist die inhaltliche Abhängigkeit von Garbe und verwandtem, nicht zu übersehen. Man findet also auch in dieser Studie die gängigen, bei den Zeugen Jehovas üblichen Thesen, zur Interpretation ihres Schicksals im NS-Regime.

Man muss schon genauer hinschauen, um auch ein paar von den üblichen ZJ-Klisches abweichende Thesen zu registrieren. Nicht etwa, das hier die Geschichte "umgeschrieben" würde - durchaus nicht. Aber es ist doch zumindest registrierenswert, dass man in ein paar Nebensätzen auch zur Kenntnis nehmen kann, dass die Geschichtsdarstellung der Zeugen Jehovas sich auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten lässt.

Etwa, wenn Nattland/Geist kritische Einschätzungen dazu mit den Worten referieren (S. 109):
"Im Laufe der Zeit ist das Verhalten der Ernsten Bibelforscher auf sehr unterschiedliche Art und Weise beurteilt worden, wobei das Spektrum von 'unpolitischer Flucht Unterprivilegierter' über 'passivem' oder 'religiös begründeten Widerstand … ohne Gewaltanwendung' bis hin zu 'vergeblichem Martyrium' reicht."

Beachtlich empfinde ich es schon, aus dem Munde dieser Autoren die kritische Rückfrage zu vernehmen (S. 129):
"Dies ist aber nicht die einzige kritische Frage, die sich die heutigen Bibelforscher mit Bezug auf ihre 'Brüder' aus dieser Zeit stellen müssen. So bleibt beispielsweise die (theologische) Frage offen, wie das Erwarten einer 'Wiederkehr Christi' - als wesentliche Kraftquelle für ihr Standhalten - zu bewerten ist.
Es muss ferner gefragt werden, inwiefern es notwendig war, in verschiedenen Schriften einen dergestalt anklagenden Stil zu wählen, wie es der Fall war, und inwieweit dieser Stil Einfluss auf das Ausmaß der Verfolgung hatte."

Ich finde es nur bezeichnend, und zugleich bedauerlich, dass Nattland/Geist nicht den Versuch unternommen haben, ihre interessanten Fragestellungen auch einmal selbst zu beantworten. Vielleicht haben aber auch sie zu recht befürchtet, dass bei diesem Antwortversuch, der Lack der getünchten Fassade zu schnell empfindliche Löcher bekommen könnte!

In diesem Zusammenhang darf man auch den Fall Christian Leeck ansprechen. Auf der "Standhaft"-Webseite der Zeugen Jehovas kann man von ihm einen Aufsatz lesen mit dem Titel: "Der Kampf der Bibelforscherkinder". Ein Zitat daraus:

"Tragendes Prinzip des Schulalltags wurde der sogenannte 'Gemeinschaftsgedanke', dem die Selbstverleugnung zugunsten eines Kollektivs zugrunde lagen... Durch diese alltäglichen

Verpflichtungen sollte den Kindern jegliche Möglichkeit genommen werden, aus dem 'Volksganzen' auszutreten und eine mögliche kritische Haltung gegenüber dem Führer und der NS-Ideologie zu beziehen. Das Ziel der Nationalsozialisten ... jeden Deviationsversuch schwerstens zu bestrafen, zeugt von ihrem totalitären Machtanspruch."

Ein interessantes Statement. Nur: Die Vorwürfe sind auswechselbar. Ihre Adresse kann man ebenso auch auf die Rutherford-Administration der Zeugen Jehovas, respektive deren Nachfolger, übertragen. Christian Leeck, der sich über eine Anfrage in einer Mailingliste, offenbar um weitergehende Publikationsmöglichkeiten für seinen Aufsatz bemüht, geht dieser Fragestellung allerdings aus dem Wege.

In Heft 3/2000 des vom "Bergischen Geschichtsverein" herausgegebenen Zeitschrift "Romerike Berge" gibt es einen weiteren Aufsatz von Christian Leeck unter dem Titel "Die Verfolgung der Zeugen Jehovas im Raum Wuppertal 1933-1945".

Darin stellt er als Fallbeispiel, insbesondere das Schicksal von Gustav und Anna Först, zwei örtliche Zeugen Jehovas, vor. Auch in diesem Fall war es so. Nach 24jährigem Arbeitsverhältnis verlor der 1890 geborene G. Först, seine Arbeitsstelle. Auslösender Konflikpunkt: Die Nichtmitgliedschaft in der Organisation "Deutsche Arbeitsfront". Theoretisch war das doch wohl als eine Art "Gewerkschaftsverschnitt" zu bewerten. Natürlich von der NSDAP dominiert. Was anderes gab es zu der Zeit ja nicht mehr. Auch bei den Först das sattsam bekannte "Schicksalslied". Nach Verbüßung der Gefängnisstrafe, anschließend die berüchtigte unbegrenzte KZ-"Schutzhaft".

Auch Leeck kommt nicht umhin zuzugeben, dass genannte Opfer, einmal in den Fängen der Gestapo, letztendlich "weichgekocht" wurden. Unbestritten sei, dass sie ihre doch noch getätigten Aussagen, längere Zeit hinauszuzögern suchten. Entscheidend ist jedoch, die Gestapo hatte den "längeren Atem". Dies soll keineswegs als Individalvorwurf an die Adresse der Först verstanden werden. Nur eines soll es besagen. Nicht jeder Tatbestand eignet sich zur Verklärung und Heroisierung.

Gesundheitlich gebrochen überlebten die Först das Naziregime. Wenn das Naziregime letztendlich nicht überlebt hat, so jedoch nicht, weil einige deren Gewerkschaftsorganisation nicht beitrten wollten und in Folge die Funktion eines "Bilitzableiters" für jenes Regime wahrnahmen.

(Wölbitsch) Zum Ausklang ihres "Standhaft"-Videos, führt die WTG auch den Vorzeige-Zeugen Jehovas Franz Wohlfahrt vor. Ihn lässt sie sein Gedicht "Ich bleibe fest" rezitieren. In ihm findet sch allerdings auch der Satz: "Ich bleibe fest in meinem Hoffen, auf eine schön're, bess're Zeit."

Ein Satz, den übrigens nicht nur Jehovas Zeugen unterschreiben. Der Kardinalpunkt dabei ist allerdings, dass letztere nur durch ein vermeintliches "göttliches Eingreifen in den Weltenlauf" glauben an dieses Ziel gelangen zu können.
Sein Vater und sein Bruder wurden im Naziregime wegen der Wehrdienstverweigerung hingerichtet. Er selbst (Jahrgang 1920) wurde wegen des gleichen "Delikts" vor Gericht gestellt. Sein Fall ging dergestalt "glimpflicher" aus, dass die Richter ihm zubilligten, noch unter die Jugendstrafgesetzgebung zu fallen. Obwohl es auch diverse andere Fälle gab, wo diese "Rücksichtnahme" keineswegs gewährt wurde. Verurteilt zu fünf Jahren Gefängnis, bekam er somit noch die Chance zu überleben. Seine Berufsausbildung als Maler, machte ihn auch unter den Haftbedingungen, zur gefragten Fachkraft, was sich wiederum für seine Überlebenschancen günstig auswirkte. Übrigens, nach 1945 nutzten einige WTG-Büros auch seine handwerklichen Fähigkeiten, selbstredend zu den WTG-Konditionen. Will sagen, zum Nulltarif.

In den Nazi-Arbeitslagern lernte er auch einen katholischen Geistlichen kennen, der von seiner körperlichen Konstitution, in besonderem Maße durch die mörderischen Arbeitsbedingungen überfordert war. Ihn half er in seiner misslichen Situation und es ist zu registrieren, dass sich eine lebenslange Freundschaft daraus entwickelt hat. Dies ist um so bemerkenswerter, als der Bibelforscher-Häuptling Rutherford zu jener Zeit nicht müde wurde, seinen Hass über katholische Geistliche auszugießen und sehr wohl auch Fälle bekannt wurden, wo dieser Hass selbst unter KZ-Bedingungen wirksam wurde, wovon beispielsweise als Zeitzeuge Johann Neuhäusler in seinen diesbezüglichen Erinnerungen berichtet.

Nicht jeder Zeitzeuge unter den Zeugen Jehovas ist in der Lage, seine Erfahrungen in annehmbarer Form auch selbst zu Papier zu bringen. Das gilt auch in diesem Fall. Er wurde daher von der Journalistin Liselotte Wölbitsch publizistisch aufbereitet [21]

In der für die Zeugen Jehovas typischen, oberflächlichen Weise, geht auch Erhard Klein [22] auf einige geschichtliche "Eckdaten" ein. Weiteres dazu separat unter: Erhard Klein

Separat auch das Buch von Hermine Schmidt "Die gerettete Freude". Hermine Schmidt Gleichfalls separat: Dirksen. Dirksen

Auch die Zeugen Jehovas selbst, sind auf den von Garbe angeführten Zug mit aufgesprungen. Seit 1996 verbreiten sie ein eigenes Video [23] und überziehen das Land mit Ausstellungen über ihr Schicksal während der NS-Zeit. [24] Wo immer möglich, werden dazu auch einige Historiker oder Politiker engagiert, die ein paar positive Worte zu den Zeugen Jehovas sagen, deren Charakteristik es jedoch ist, dass ihnen der umfassende Gesamtüberblick fehlt. Damit sollen ihre individuellen Einzelforschungen zur NS-Zeit nicht herabgesetzt werden. Aber es war schon zu allen Zeiten so, dass Interessengruppen die Tendenz haben, Fakten zu instrumentalisieren.

Für die DDR gab es außerhalb des „kommunistischen Widerstandes" kaum etwas analog vergleichbares. Und die Historiker-Lobby der Zeugen Jehovas vergisst vor lauter Staunen, den Mund wieder zuzumachen. Wie kaum anders zu erwarten, wird in dem genannten Zeugen Jehovas-Video ihr Mentor Garbe groß herausgestellt, der übrigens in keinem Sammelband der sich mit dem Thema Zeugen Jehovas beschäftigt, zu fehlen scheint. [25] Oder der durch unkritische Geleitworte zu anderen Veröffentlichungen, so zum Beispiel bei Rammerstorfer, von sich reden macht.

Man sollte auch noch hinzufügen, dass seitens der seinerzeitigen DDR das Thema Zeugen Jehovas in äußerst fragwürdiger, ja in geradezu frevelhafter Weise instrumentalisiert wurde. Es ist ein leichtes, die diesbezüglichen Fakten heute zu benennen. Auch der Schreiber dieser Zeilen wurde seinerzeit von der DDR übel instrumentalisiert. Er hält sich aber zugute, sich schon zu DDR-Zeiten davon wieder abgesetzt zu haben und dafür von der Stasi auch noch mit ihren berüchtigten Zersetzungsmassnahmen „belohnt" worden zu sein. [26]

Das Buch von Garbe ist für den Außenstehenden Leser, der sich vorher noch nicht mit der Sachlage im Detail auseinandergesetzt hat, relativ schwer lesbar. Es ist schon notwendig, Grundkenntnisse diesbezüglich zu haben um den „roten Faden" nicht zu verlieren. Wer also bei Garbe „einsteigen" will, dem würde ich einen anderen Aufsatz von ihm empfehlen. [27]

Von Zeit zu Zeit erscheinen auf dem Buchmarkt auch einige Aussteigerberichte von Zeugen Jehovas. Manche sind mehr theologisch akzentuiert. Einige können auch für den Historiker interessant sein. Als eine Schrift dieser Gattung nenne ich die von Borchers-Schreiber. [28] Als einer der letzten Berichte dieser Gattung wäre auch noch der von Joseph Wilting zu nennen [29]

Es ist offensichtlich, dass die Zeugen Jehovas mit Aussteigerberichten nichts am Hut haben.
Wer an ihrem Image kratzt, der ist nicht wohlgelitten. Mehr noch, er läuft Gefahr, so sich die Möglichkeit dazu bietet, selbst angegriffen zu werden. Die Souveränität wie weiland Mercedes Benz, dass von einem Journalisten mittels des „Elchtestes" „vorgeführt" wurde und sich dadurch unangenehm berührt fand. Die Souveränität sozusagen „gute Miene zum bösen Spiel" zu machen - diese Souveränität haben sie vielfach noch nicht. Im Gegenteil, es sind ziemlich gereizte Reaktionen nachweisbar.

Ein Beispiel stellt der für seine politisch konservativen Positionen bekannte Theologieprofessor B... dar.
B... ist sich also nicht zu schade, sich (böse Zungen sagen) von den Zeugen Jehovas kaufen zu lassen. So sind den in einem von B... herausgegebenen Opus, eine Reihe von Angriffen gegen Aussteiger von den Zeugen Jehovas nachweisbar. [30] Den „Vogel" schoss B... dort aber mit seinem offensichtlich von der Zeugenleitung gespickten, Angriffen gegen Jerry
Bergman ab.

Dazu muss man wissen, dass Bergman den Zeugen Jehovas schon verschiedentlich mit deutlichen Thesen „auf die Füße getreten" ist. Folgerichtig findet er sich selbst als Angriffsobjekt bei B... wieder. Das Pikante daran ist, dass B... indes dem Bergman in Sachen Zeugen Jehovas nicht im Entferntesten das „Wasser reichen kann". Dazu ist anzumerken, dass Bergman der Verfasser einer einschlägigen Bibliographie zu den Zeugen Jehovas ist, die bis heute nicht durch „besseres" ersetzt werden konnte. [31] Mit keinem Wort indes werden bei B... die wissenschaftlichen Verdienste von Bergman gewürdigt. Er ist den Zeugen Jehovas unbequem geworden und dass reicht für sie als Angriffsgrundlage aus!

Da B... schon genannt wurde, bietet es sich an zugleich auch auf den Fall des Günther Pape mit zu sprechen kommen, der sich gleichfalls unqualifizierter Angriffe von Seiten B... mit der Wachtturmgesellschaft im Hintergrund, "erfreuen" darf. Also um es vorweg zu sagen. Pape selbst räumt ein, dass man ihm in diversen Leserbriefen mitgeteilt habe, man könne seine Position verstehen, bis auf eine Ausnahme. Und diese Ausnahme wäre, dass er sich der katholischen Kirche angeschlossen habe. Damit hat Pape selbst den Punkt referiert, den auch ich ihm gegenüber als Manko bewerte.

Andererseits wird man auch sehen müssen, dass er sich damit eine Plattform geschaffen hat, ohne die es fraglich wäre, ob sein Erstlingswerk "Ich war Zeuge Jehovas" bis heute 25 Auflagen erlebte. Als Zeitzeuge vermag er durchaus einige zwar nicht grundlegend neue, aber doch auf den Punkt gebrachte Erkenntnisse zu formulieren. So erlebte er beispielsweise die ersten Jahre nach 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands mit der sich schon damals anbahnenden Konfrontation.

So etwa wenn er notiert:
"Ein leiser Zweifel regte sich bei mir anlässlich einer späteren Vorladung. Major Cleskow legte mir einen im Westen gedruckten 'Wachtturm' vor. Darin war folgender Eindruck zu lesen: 'Veröffentlicht unter der Zulassung License Nr. US-W-1052. 24. Januar 1946 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung.' Die Wachtturm-Führung hatte sich die Veröffentlichung dieses 'Wachtturms' durch die amerikanische Militärbehörde genehmigen lassen, wohingegen ich mich aber weigerte, der sowjetischen Kommandantur (auf Geheiß der Magdeburger WTG-Führung) zu gehorchen."

Es soll jetzt hier nicht darüber lamentiert werden, ob denn eine gütliche Einigung mit der Sowjetischen Militäradministration möglich gewesen wäre. Einiges spricht dagegen. Aber immerhin zeigt auch dieses Beispiel, dass die Zeugen Jehovas sich sehr wohl als politische Waffe verstanden und in Szene setzten.

Im Jahre 1994 lernte derselbe Pape noch einmal die harte Hand der Wachtturmgesellschaft kennen. Anlässlich eines beabsichtigten Referates auf einer Veranstaltung der Konrad Adenauer-Stiftung, wurde im Vorfeld von den Rechtsanwälten der WTG auf besagte CDUnahe Stiftung massiver Druck ausgeübt mit der Zielstellung, diesen für die WTG unbequemen Zeitzeugen dort nicht sprechen zu lassen. Dieses Ansinnen verpuffte hatte aber noch die Nachwirkung, dass Pape nunmehr selbst gegen die WTG juristisch aktiv wurde.

Insbesondere die Unterstellung (in Sippenhaftmanier mit seinem in der DDR lebenden Bruder), der West-Pape könnte auch für die DDR-Stasi aktiv gewesen sein, brachten letzteren doch noch "auf die Palme". Er war davor schon allerlei Anwürfe gewöhnt - das war aber auch ihm zuviel. Also klagte er gegen die WTG. Und über das Ergebnis seiner Klage berichtet er:

"Im Gerichtsurteil heißt es: '… für Recht erkannt: Die Beklagten werden verurteilt, es bei Meidung eines für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 50 000,-DM, ersatzweise Ordnungshaft bis zu zwei Monaten, zu unterlassen, über den Kläger zu behaupten, dieser habe mit dem Staatssicherheitsdienst der ehemaligen DDR zusammengearbeitet.' Dieses Urteil wird in dem Artikel von B... nicht mit einer Silbe erwähnt."

Jener Vorgang hatte noch eine andere "Nebenwirkung". Das WTG-Sprachrohr B... hatte den Pape in der Sache und im Ton "übel angemacht". Im Rahmen der Meinungsfreiheit sind solche Stellungnahmen justiziabel nur schwer wenn überhaupt fassbar. Aber dennoch fühlte sich Pape unredlich behandelt. Also was tat er? Er setzte sich an seine Schreibmaschine (respektive Computer sofern er einen haben sollte) und begann noch einmal ein Manuskript zum Thema Zeugen Jehovas abzufassen.

Wer sein seinerzeitiges 1971 erschienenes Buch "Die Wahrheit über Jehovas Zeugen" kennt, der wird ihm bescheinigen können, dass es inhaltlich substanzvoller geworden ist, als wie jene Ausführung von 1971 [32].
Letztlich hat sich die WTG mit ihrer Attacke gegen Pape damit nur einen Bärendienst erwiesen.

Dies erinnert den Schreiber dieser Zeilen allzu sehr auch an eigene Erfahrungen. Jahrzehntelang blieb letzterer publizistisch abstinent. Bis eines Tages das Hesse-Buch und darin ein Beitrag von Wrobel erschien, indem er sich auch unredlich behandelt fühlte. Der weitere Ablauf ist bekannt. Die jahrzehntelange publizistische Abstinenz wurde aufgegeben, wovon diese Webseite unter anderem auch kündet.

Lesen Historiker eigentlich auch Kinderbücher? In der Regel eigentlich nicht. Ich möchte Ihnen jedoch eine Ausnahme von dieser Regel mal anempfehlen. [33] Weshalb diese Empfehlung? Nun, wer sich als Vertreter der ersten Generation von den Zeugen Jehovas anwerben lässt (bei denjenigen die von Kindheit an in diesen Glauben hineingewachsen sind, muss man das differenzierter sehen), auf den trifft vielfach das zu, was eine Schrift der Zeugen Jehovas mal mit dem Titel:" Auf der Suche nach einem Vater" auf den Punkt brachte. Es sind Menschen, die, sofern sich anbahnende familiäre Bindungen als weitere Motivationsgrundlage nicht ausschlaggebend sein sollten, tatsächlich auf der Suche nach Halt und Stütze im Leben sind.
Vermeintlicherweise glauben sie, diesen in dieser Religionsgemeinschaft gefunden zu haben. Sie sind im übertragenem Sinne Kinder geblieben, die einen Vater suchen. Letztendlich sind es also auch psychologische Faktoren, die hier der Beachtung wert sind.

Man weiß es aus dem Alltagsleben, dass Kinder in ihrer Unbekümmertheit gewisse Fakten oftmals schneller und deutlicher auf den Punkt zu bringen vermögen, als wie die „diplomatischen" Erwachsenen. Man kann also durchaus auch von den Kindern lernen. Eine Darstellung, die diesen psychologischen Faktoren auch Rechnung trägt, hat daher durchaus eine gewisse Bedeutung. Darin liegt meines Erachtens der Wert des Dahms-Buches.

Zum Schluss sei noch der von Hesse herausgegebene Band genannt. [34]
Es ist für mich ein herausforderndes Buch. Es hieße „Eulen nach Athen zu tragen", wollte man verkennen, dass der sogenannte „Nationalsozialismus", mit seinen Gegnern, gleich welcher Couleur, rabiat umgesprungen ist. Allein schon, dass er außerhalb der gerichtlichen Justizvollstreckungsanstalten, quasi illegitime sogenannte „Konzentrationslager" einrichtete, spricht Bände. Also es steht für mich außer Frage, dass auch die Zeugen Jehovas dort schlimmes erdulden mussten. Auch in diesem Sammelband werden diverse Beispiele dafür namhaft gemacht. Keinen Streit habe ich mit den Zeugen Jehovas auch darüber, dass ihre von den Nazirepressalien betroffene Mitgliedschaft, vielfach eine beachtliche menschliche Würde unter den widrigen Umständen an den Tag legte. Wenn auch vielfach begrenzt auf die eigene Klientel.


Also um es auf einen kurzen Nenner zu bringen. Auch in meiner Sicht waren die Zeugen Jehovas in diesen Naziterroranstalten völlig deplatziert. Die Kritik trifft in diesem Punkt das Naziregime, nicht die Zeugen Jehovas. Das wäre es denn aber auch schon, was ich als positives zu vermerken hätte.

Die Zeugen Jehovas belieben in diversen öffentlichen Veranstaltungen, bei der marktgerechten Propagierung Ihres Schicksals im NS-Regime, letzteres erst seit Mitte der 90-er Jahre. Sie belieben hinzuzufügen, dies wäre keine religiöse Verkündigung.
Nun, „wertfrei" ist diese Verkündigung sicher nicht. Der Pferdefuß kommt beispielsweise in der Gerichtsurteilsschelte zum Ausdruck, die man aus dem Munde eines hohen Zeugen Jehovas-Funktionärs auch in diesem Buch lesen kann: Es frage sich, ob das Bundesverwaltungsgericht bei der Versagung des Anspruches der Zeugen Jehovas, auch Körperschaft des öffentlichen Rechtes werden zu wollen, ihr Schicksal im NS-Regime und in der DDR unbetrachtet gelassen habe. Damit komme ich zu dem Punkt: Es erfolgt auch hier eine Instrumentalisierung. Ihre Leiden werden mit der Zielstellung herausgestellt, nunmehr dafür belohnt zu werden.

Ich würde meine Haupthese zum Hesse-Buch dergestalt formulieren. Vielfach wichtiger ist, was in diesem Buch n i c h t gesagt wird und wer von den wissenschaftlich ausgewiesenen Diskutanten, keine Chance bekam, sich dort zu artikulieren. Bis auf wenige Ausnahmen, sind wirklich fundierte kritische Stellungnahmen zur Thematik in diesem Buch jedenfalls nicht vorhanden.

Nicht reflektiert wird beispielsweise, dass schon frühzeitig Michael H. Kater die These aufstellte, dass sowohl die Zeugen Jehovas (in der innerorganisatorischen Struktur), als auch das Naziregime jeweils auf ihren Feldern totalitäre Strukturen offenbarten. Nicht reflektiert wird, was Margarete Buber-Neumann mal in die sinngemäßen Worte kleidete: „Die einen lasen aus den Tageszeitungen 'den Sieg des Kommunismus' heraus, auch wenn es objektiv Texte dieser Art gar nicht gab und die anderen taten es in der 'Kaffesatzlesemanier' ihnen gleich, indem sie ihre glorreiche Zukunft aus der Bibel meinten herausdeuten zu können", obwohl ihre realen Lebensbedingungen keineswegs im KZ „glorreich" waren.

Nicht reflektiert wird, was Friedrich Zipfel bei der Auswertung zeitgeschichtlicher Literatur der Zeugen Jehovas dergestalt monierte, dass er diese Texte als ostentativ provokativ und für das Naziregime als herausfordernd einschätzte.

Nicht reflektiert wird, die geistige Grundlage des Verhaltens der Zeugen Jehovas, ihr vermeintliches „unpolitisch" sein, dass totalitären Regimen besonders auf die Nerven ging.

Nicht reflektiert wird der interne Gruppendruck, den Eugen Kogon schon gleich nach 1945 in die sinngemäßen Worte kleidete, dass sie für ihre „paar scharfkantigen Glaubens-Diamanten" große Opfer auf sich nahmen, dass diese Opferrolle aber im Kollektiv zuweilen gar nicht mal so schwer durchzuhalten ist.

Nicht reflektiert wird, dass auch die Zeugen Jehovas unter Druck bei den Gestapo-Vernehmungen, weitere Mitbrüder belastende Aussagen machten, worauf beispielsweise die von den Zeugen Jehovas für diesen Band nicht mit eingeladenen Autorinnen Christl Wickert und Elke Imberger nebst anderen hingewiesen haben.

Auf den Seiten 136 f. sind in diesem Band auch einige beeindruckende zeitgenössische Aquarelle abgebildet. Deren Verfasser gab einem von ihnen die Textunterschrift: „Wir wollen kein Königreich Gottes Jehovas! Wir haben unsere Kirche und unseren Führer!" Dieser Text sagt mehr aus, als er auf dem ersten Blick hergibt. Hier prallte Sendungsbewusstsein gegen Sendungsbewusstsein. Die große Tragödie dabei war, dass dieser Konflikt sich nicht unter demokratischen Rahmenbedingungen artikulieren konnte.

[1] Detlef Garbe „Zwischen Widerstand und Martyrium: die Zeugen Jehovas im 'Dritten Reich.'" 3., überarbeitete, und um ein Nachwort ergänzte Auflage. München 1997. 605 Seiten. 49, 80 Euro. Studien zur Zeitgeschichte. Band 42 ISBN
3-486-56296-7

[2 ]EZW-Texte Nr. 145 (1999). Darin: Detlef Garbe: "Glaubensgehorsam und Märtyrergesinnung. Die Verfolgung der Zeugen Jehovas im 'Dritten Reich' zwischen Aktion und Reaktion".

[3] Hans-Werner Kusserow „Der lila Winkel. Die Familie Kusserow. Zeugen Jehovas unter der Nazidiktatur" Pahl-Rugenstein, Bonn 1998. 312 Seiten, ISBN 3-89144-251-3

[4] Otto Gritschneider „Furchtbare Richter. Verbrecherische Todesurteile deutscher Kriegsgerichte" C. H. Beck, München 1998. 199 Seiten, ISBN 3-406-42072-9

[5] Vinzenz Jobst „Anton Uran. Verfolgt - vergessen - hingerichtet", Archiv der Kärtner Arbeiterbewegung, Klagenfurt 1997, 87 Seiten. Letzteres Buch ist in Deutschland in der Bayerischen Staatsbibliothek, München nachweisbar. Signatur: 99.26632.

[6] Gyula Varga „Er starb für Gottes Ehre. Wie der Mensch Gerhard Steinacher vernichtet wurde." Schachendorfer
Kulturkreis 1998. 115 Seiten 7, 80 Euro.

[7] Bernhard Rammerstorfer „Nein statt Ja und Amen" A-Puchenau (Selbstverlag) 1999. 224 Seiten. ISBN 3-9500718-6-5

20,00 Euro (bei Mindt)

[8]Alfred Ludwig Hillinger "Kraft, die über das Normale hinausgeht" Verein Chronik Publik 12, 90 Euro (bei Mindt)

[9] Thanassis Reppas „Aus Gewissensgründen. Kriegsdienstverweigerer aus religiöser Überzeugung", Athen 1998. 335 Seiten, 13, 00 Euro. Einige der hier genannten Bücher sind nicht über den regulären Buchhandel erhältlich. Ihr Bezug ist teilweise durch die den Zeugen Jehovas zuzuordnende Buchhandlung Mindt, Postfach 110561, 33665 Bielefeld möglich.

[10] Max Hollweg „Es ist unmöglich von dem zu schweigen, was ich erlebt habe. Zivilcourage im Dritten Reich". Bielefeld, Mindt 1998, 160 Seiten 19, 00 Euro.

[11] Andreas Müller „Auschwitz. Endstation. Einer, der überlebte erzählt. 'Ich hatte Mitleid mit den Nazis.' Von Sachsenhausen bis Buchenwald. Die tragische Geschichte des Max Liebster aus Reichenbach im Odenwald und andere Schicksale sowie erstaunliche Fakten aus einer dunklen Zeit." Pressebüro Bergstraße, Weinheim 1998. 351 Seiten, 17, 80 Euro. ISBN 3-9804689-3-3

[12] Simone Arnold Liebster "Allein vor dem Löwen" ,Luxemburg 2002. 448 Seiten, 29, 85 Euro. ISBN 2-87953-988-9

[13] Sylvie Graffard, Leo Tristan „Die Bibelforscher und der Nationalsozialismus (1933-1945). Die Vergessenen der
Geschichte." Edition Tiresias, Paris 1998. 257 Seiten, 18, 30 Euro. ISBN 2-908527-61-8

[14] Gabriele Y... „Jehovas Zeugen. Opfer unter zwei deutschen Diktaturen 1933-1945 1949-1989, Michael Jahn
Consulting, 1999. 157 Seiten, 12, 50 Euro. ISBN 3-00-004151-6

[15] Verlag Rhein-Mosel TV, Koblenz ; "Standhaft trotz Verfolgung. Jehovas Zeugen unter dem NS-Regime" Veranstaltungen: Bautzen, Waldheim II und Bremen II

[16] Loretta Walz; Günther Hoffmann  "Bei uns werdet Ihr nichts zu lachen haben … Die Verfolgung der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus und in der DDR" Teil II.
Die Teil II-Bezeichnung ist nach meinem Eindruck dahingehend zu verstehen, dass dort speziell die mit der DDR in Beziehung stehenden Aspekte behandelt werden. 20, 00 Euro (bei Mindt)

[17] Drei Linden Film (Fritz Poppenberg) Berlin „Fürchtet euch nicht. Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas unter dem Nazi-Regime" (Video)
„Unter Jehovas Schutz. Zwei Freundinnen berichten darüber, wie sie mit Hilfe ihres Glaubens das KZ Ravensbrück überlebten" (Video) „'Folget mir nach'. Jehovas Zeugen unter dem DDR-Regime" (Video).

[18] Hubert Roser (Hrsg.) „Widerstand als Bekenntnis. Die Zeugen Jehovas und das NS-Regime in Baden-Württemberg"
UVK Universitätsverlag, Konstanz 1999. 348 Seiten, ISBN 3-87940-630-8

[19] Waldemar Hirch „Operativer Vorgang 'Winter' 'Zersetzungsmaßnahmen gegen den Leiter des deutschen Zweiges der
Zeugen Jehovas, verbunden mit einem Missbrauch westdeutscher Medien", in: „Kirchliche Zeitgeschichte" Heft 1/1999 S.
225f..

[20] Sandra Natland. Andre Geist "Die 'Ernsten Bibelforscher' im Nationalsozialismus", Mindt, Bielefeld 2000, ISBN
3-00-005799-4, 150 Seiten, 11, 00 Euro.

[21]Liselotte Wölbitsch "In tiefer Nacht beginnt der Morgen Franz Wohlfahrt überlebt den NS-Terror "
Hermagoras Verlag/Mohorjeva zalozba
Klagenfurt 2000 , ISBN: 3-85013-714-7, 212 Seiten 15, 99 Euro (bei Mindt)

[22] Erhard Klein "Jehovas Zeugen im KZ Dachau"; 208 Seiten; 15, 00 Euro. Selbstverlag 2000. Selbstverlags-Ausgabe im Bestand der Deutschen Bücherei.

[23] „Standhaft trotz Verfolgung. Jehovas Zeugen unter dem NS-Regime" Video, Wachtower Bible and Tract Society 1996.

[24] Zwei Tagungsberichte seien diesbezüglich noch genannt. „Widerstand aus christlicher Überzeugung. Jehovas Zeugen im Nationalsozialismus. Dokumentation einer Tagung" Redaktion:
Kirsten John-Stucke. Essen Klartext-Verlag 1998. 67 Seiten . ISBN 3-88474-670-7
„Zeugen Jehovas. Vergessene Opfer des Nationalsozialismus? Referate und Berichte der vom Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes (DÖW) und dem Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK) am 29. Jänner 1998 veranstalteten wissenschaftlichen Tagung", Wien 1998. 61 Seiten ISBN 3-901142-38-X

[25] Wachtturm-Gesellschaft Geschichtsarchiv. Redaktion Johannes Wrobel „Die Verfolgung der Zeugen Jehovas in München 1933-1945" Selters/Taunus 1999, wo auf Seite 38 auch die obligate Garbe-Zitierung nachweisbar ist. Bayerische
Staatsbibliothek München 99.1416 . Auch in Staatsbibliothek Berlin.

[26] Im Internet hat Gebhard seine derzeitige Position im Detail dargelegt. Vgl. Diese Homepage.
In die Rubrik geplante Objekte ist auch Waldemar Hirch einzuordnen. Er repräsentiert einen der ersten deutschen Zeugen
Jehovas, der beabsichtigt, in Dissertationsform sich im Detail mit der deutschen Geschichte der Zeugen Jehovas
auseinanderzusetzen. Bemerkenswerterweise wurde der diesbezügliche Text schon vor einiger Zeit an der Universität Stuttgart eingereicht. Meines Wissens liegt bis heute keine Entscheidung darüber vor, ob Hirch nun den von ihm angestrebten akademischen Grad zuerkannt bekommt - oder nicht. Sein "Kollege" Hans-Hermann Dirksen, der sich um die Promotion an einer juristischen Fakultät, gleichfalls zum Thema Zeugen Jehovas und DDR bemühte, war da offenbar erfolgreicher.

[27] Detlef Garbe „Sendboten des jüdischen Bolschewismus. Antisemitismus als Motiv nationalsozialistischer Verfolgung der Zeugen Jehovas" in: „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte" Band 23 (1994) S. 145f.
Empfehlenswert ist auch seine unter [2] genannte Studie.

[28] Gerd Borchers-Schreiber „Mein Leben als Zeuge Jehovas. Bericht eines Aussteigers" Gütersloher Taschenbücher 1142, Gütersloh 1999. 112 Seiten, ISBN 3-579-01142-1

[29] Joseph Wilting "Das Reich, das nicht kam. 40 Jahre hinter der prächtigen Fassade der Zeugen Jehovas" Verlag IKS Garamond, Jena 2000. Deutsch von Friedrich Griess und Renate Grumbach. 281 Seiten, ISBN 3-934601-01-4

[30] Vgl. Gerhard B.../ Erwin K. Scheuch (Hrsg.) „Die neuen Inquisitoren. Religionsfreiheit und Glaubensneid" Band 1 und 2 Edition Interfromm. Osnabrück 1999. 1035 Seiten. 37, 00 Euro. ISBN 3-7201-5277-4 und ISBN 3-7201-5278-2

[31] Vgl. Jerry Bergman „Jehovah's Witnesses and Kindred Groups. A Historical Compendium and Bibliography" New York 1984. Ihr Wert liegt darin, dass sie relativ vollständig, die bis zum Redaktionsschluss vorliegende Literatur in den Weltsprachen erfasst. Das heißt neben den englischen auch die deutsche und pikanterweise auch die Titel, die dazu in der ehemaligen Sowjetunion erschienen sind. Eine 1999 erschienene Neuauflage liegt mittlerweile auch vor.

[32] Günther Pape "Die Zeugen Jehovas - Ich klage an. Bilanz einer Tyrannei" Pattloch-Verlag, Augsburg 1999 304 Seiten ISBN 3-629-00859-7

[33] Anne-Grethe Dahms „Abwärts in den Himmel. Ein Mädchen im Bann einer Sekte" Sauerländer Aarau, Frankfurt/M.,
Salzburg 1998. 273 Seiten 28,- DM. ISBN 3-7941-4333-7
Ähnlich in der Tendenz auch: Jana Frey "Das eiskalte Paradies. Ein Mädchen bei den Zeugen Jehovas" Loewe Verlag,
Bindlach 2000. ISBN: 3-7855-3569-4. 16. 90 DM.

[34] Hans Hesse (Hrsg.) „'Am mutigsten waren immer wieder die Zeugen Jehovas' Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus", Edition Temmen Bremen 1998. 447 Seiten 24, 90 Euro. ISBN 3-86108-724-3

Zuletzt ergänzt: 15. 1. 2003

Hitlerzeit

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