Nur, in dem Moment, wo die WTG-Religion darauf ausging,
International - damals besonders auch in Deutschland - zu wirken, muss man es
sich schon genauer überlegen, wieweit man denn da in der Parteinahme geht -
gehen kann -.
So bringt das GZ in dieser Ausgabe auch eine Meldung, bei der man „ganz hin-
und hergerissen" ist. Zumindest ist sie für die zeitgenössischen Antisemiten
ein zusätzlicher Beleg gewesen, die WTG-Religion sei eine Religion der
„Judenknechte". Hätte sich das GZ die Weitergabe dieser Meldung erspart, wäre
dies sicherlich kein substanzieller Verlust gewesen.
Im Zuge des „rosarot-Zeichnens" liest man nachfolgendes, dem als Kontrast vom
GZ eine Meldung aus den USA vorangestellt ist:
„In den Vereinigten Staaten herrscht Arbeitslosigkeit, wie sie noch nie dagewesen ist. Da man in Amerika keine Arbeitslosenunterstützung kennt und auch keine zuverlässige Arbeitslosenstatistik hat, sind die Zahlenangaben über die Höhe dieser Arbeitslosigkeit sehr verschieden. Die Angaben schwanken zwischen zwei und sieben Millionen. Bei Annahme von vier Millionen wären das immer noch zehn Prozent der amerikanischen Arbeiterschaft. Die Ursache der Arbeitslosigkeit ist die Rationalisierung nach Ford'schen System in den letzten fünf Jahren. Die amerikanische Industrie erzeugt heute mit 12 Prozent weniger Arbeitern 2 Prozent mehr Waren als im Jahre 1923. In einzelnen Industriezweigen ist die Spanne zwischen Mehrproduktion und Minderbeschäftigung noch weit größer als 14 Prozent; in der Tabakindustrie sind es 46, in der Zementindustrie 28, und der Baumwollindustrie 19 Prozent. Bei der Newyorker Untergrundbahn hat die Einführung von automatischen Türen 25 Prozent der Schaffner überflüssig gemacht und den Verkehr um 50 Prozent gesteigert. Der Leiter des statistischen Büros des Arbeitsdepartments, Herr Stewart, hält die gegenwärtige Arbeitskrise nur für das Vorspiel eines großen Kampfes zwischen Kapital und Arbeit (Sonntagsztg. v. 8. 4. 28)
Die zweite Meldung in dieser GZ-AusgabeKeine Arbeitslosen mehr in
Palästina.
Die Auszahlung von Arbeitslosenunterstützung seitens der Zionistischen
Exekutive in Palästina konnte eingestellt werden, da durch Einleitung
verschiedener Arbeiten aus öffentlichen Mitteln der Arbeitsmarkt imstande
ist, auch den Rest der Arbeitssuchenden zu absorbieren. Damit ist ein
wichtiges Resultat erreicht, das der zionistischen Aufbauarbeit neue
Möglichkeiten eröffnet.
(Jüd. Rundschau 17. 4. 28)
Über „Die Lage in Palästina" berichtet Harry Sucher, Mitglied der
Palästina-Exekutive u. a.:
Im „ganzen ist die Situation günstiger als zu Beginn des vergangenen
Oktobermonats. Die Besserung ist teils eine Folge der Mitwirkung der
Palästina-Regierung in der Arbeitsversorgung - teils ein Ergebnis
vergrößerter wirtschaftlicher Aufnahmefähigkeit des Landes. Die
verschiedenen Siedlungen entwickeln sich in aufsteigender Linie und ganz
allgemein geht es der Landwirtschaft gut. Im letzten Jahr hat die
Industrie in sehr ausgesprochener Weise an Kraft gewonnen. Dieser
Fortschritt vollzieht sich in einem schleunigen Tempo, das auf ein
erhebliches Maß von Vertrauen des privaten Kapitals in die wirtschaftliche
Zukunft Palästinas schließen läßt. Ohne die rückhaltlose und
unvermeidliche Hilfe und Mitwirkung der Arbeiterorganisationen wäre es
nicht möglich gewesen, die Arbeitslosen durch sehr schwere Zeiten einer
besseren, nicht allzu fernen Zukunft entgegen zu führen. Der dauernde und
wesentliche Erfolg jüdischer Arbeit in Palästina ist jetzt gesichert.
(Jüd.
Rundschau v. 20. 4. 28).
Das alles ordnete sich für die zeitgenössische WTG in das Prokrustesbett vermeintlicher Bibelprophezeiungen ein, wovon - in Wiederholung - weitere Aussagen in dieser GZ-Ausgabe künden. Etwa mit der Aussage:
„Während mehr denn vierzig
Jahren hatten die Bibelforscher verkündigt, daß das Jahr 1914 das Ende der
Herrschaft der Nationen bedeuten würde, mit anderen Worten, daß mit ihm
die Zeit, während welcher Satan Macht über die Völker hatte, abläuft, und
der Verfall der Nationen einsetzt ...
Seit dem Jahre 1878 hat eine allmähliche aber anhaltende Rückwanderung der
Juden nach Palästina stattgefunden. ... Jehova hat verheißen sie
zurückzubringen, und ihre Rückkehr gipfelte in der allgemein bekannten
zionistischen Bewegung."
Literaturbericht
Zum lesen auch empfohlen:
Eckart Schörle
Internationale der Antisemiten
Ulrich Fleischhauer und der »Welt-Dienst«
http://www.werkstattgeschichte.de/werkstatt_site/archiv/WG51_057-072_SCHOERLE_ANTISEMITEN.pdf
Der Fairness halber muß eingeräumt werden, Garbe weis sehr
wohl, wie er selbst ja mal in einem Aufsatz im „Tel Aviver Jahrbuch für
deutsche Geschichte" (Band 23, 1994) formulierte:
Dass "Sendboten des jüdischen Bolschewismus. Antisemitismus als Motiv -
nationalsozialistischer Verfolgung der Zeugen Jehovas" anzusprechen sei.
Just zu diesem Garbe-Aufsatz hatte ich schon früher mal kommentiert:
"Leider gehen die
diesbezüglichen Passagen in seinem Buch dann doch vielfach unter, so das
man sie im nachhinein nicht mehr so bewusst registriert.
Anders in seinem Aufsatz in dem „Tel Avier Jahrbuch für deutsche
Geschichte", Hier ist schon aus Platzgründen vieles konzentrierter und
wenn man die Frage stellt, was vor 1945 zu den Zeugen Jehovas publiziert
wurde - dann erhält man auf diese Frage zumindest im Ansatz eine
deutlichere Antwort.
Diese Antwort mag aber durchaus nicht allen kirchlichen Kreisen "angenehm"
sein, etwa wenn Garbe konstatiert, daß etliche dieser Schriften "eine
kirchliche Variante völkisch-antisemitischer Schmähschriften darstellten"
Auch diesen Satz konnte man in diesem Aufsatz lesen;
„Da die Positionen der Rechten außerhalb und innerhalb der Kirchen kaum Unterschiede erkennen ließen und die "Bibelforscherfrage" zu denjenigen Bereichen gehörte, in denen Interessengleichheit bestand, kam es schon früh zu Bemühungen, die Aktivitäten gegen die IBV zu bündeln."
Die Frage die sich nun im Jahre 2013 stellt ist die.
Der Link in Sachen Garbe-Vortrag verwendet auch die Formulierung:
„der vermeintlichen Nähe zum Judentum den Hass völkisch-antisemitischer Kreise auf sich gezogen"
Gegen diese Bagatellisierung als „vermeintlich" richtet sich
mein Widerspruch. Wer ist für die Formulierung des fraglichen Textes
verantwortlich. Wirklich nur die entsprechenden Macher jener Seite, die da den
Garbe-Vortrag ankündigen?
Oder soll damit nicht die Tendenz verstärkt werden, die Ausführungen von Garbe
im „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte", eher ins Abseits zu stellen.
Und die Linie fortzuführen, die im eigentlichen Garbe-Buch auch zu beobachten
ist, diese Aspekte als „nebensächlich" herunterzuspielen?!
Wer aus dem breiten Publikum liest denn einen Aufsatz der an der entlegenen
Stelle „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte" publiziert wurde?
Online gibt es diesen Aufsatz ohnehin nicht.
Gerade mal - mit Ach und Krach - ist das Inhaltsverzeichnis des fraglichen
Bandes ermittelbar. Jedoch keine dazu gehörigen Texte.
http://www.lbz-rlp.de/Inhaltsverzeichnis/6443894.pdf
Ergo besteht nur die theoretische Option die Bestände
(größerer) wissenschaftlicher Bibliotheken zu nutzen. Das ist für den
Durchschnittskonsumenten, der das eigentliche Garbe-Buch vielleicht liest,
eine als zu groß zu bezeichnende Hürde. Im Garbe-Buch fand der
Durchschnitts-Konsument, den in Rede stehenden Aspekt unterrepräsentiert, wenn
überhaupt dargestellt. Insoweit braucht man sich dann auch nicht mehr zu
wundern, wenn da Thesen wie die von der „angeblichen" Nähe auftauchen.
Exkurs:
„Neues Wiener Journal"
Mittwoch 22. März 1911, Nr. 6256
S. 14
"Der Zionismus in der Prophezeiung
Pastor Russell (New York und London) erfreute sich gestern abend im großen
Saal des Hotels Continental einer großen und intelligenten Zuhörerschaft. Er
sprach im wesentlichen wie folgt über Jes. 40, 1 u. 2: 'Tröstet, tröstet mein
Volk! spricht euer Gott; redet zu Jerusalem freundlich und predigt ihr, daß
ihre Bitterschaft ein Ende hat, denn ihre Missetat ist vergeben; denn sie hat
Zwiefältiges empfangen von der Hand Jehovas für alle ihre Sünden.'
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß sich die Worte unseres Textes auf
den Samen Jakobs beziehen, welcher jahrhundertelang schmerzliche Erfahrungen
gemacht hat. Er bildete eine Nation ohne Land, ein Volk mit den wundervollsten
Verheißungen, und doch im Besitze keiner derselben, ein Volk über die ganze
Erde zerstreut, und doch nach Gottes willen und Verheißung getrennt von allen
anderen Völkern.
Die Juden sind ein Wunder in sich selbst. Sie sind für diese zivilisierte Welt
Zeugen von Gottes Verheißungen und seiner Macht. Wie die Schrift vorhergesagt
hat, haben sie jahrhundertelang weder einen Propheten noch einen Priester
gehabt, weder einen Leibrock mit Brustschild, noch Gesicht oder Offenbarung.
Das Volk, welches zu einer Zeit allein die Ehre besaß, daß ihm Gottes
Absichten kund getan wurden, ist seit mehr als 1800 Jahren verlassen und ohne
Beweise göttlicher Gunst gewesen, außer in der einen Tatsache, daß seine
Einheit als Volk bewahrt blieb.
Wir gehören nicht zu denen, welche über die Juden spotten und sie mit
Schimpfnamen belegen. Wir sagen nicht, die Rache Gottes liegt auf euch, und
das was ihr jetzt leidet, ist nur ein Vorgeschmack von schrecklichen Leiden,
welche ihr in alle Ewigkeit erdulden müßt! Gott sei Dank, nein! Wir haben
keine solch arge Gesinnung in unserem Herzen. Wir haben nur Mitgefühl mit den
Juden, obwohl wir in ihm sowie in allen Adamskindern vieles sehen, was nicht
empfehlenswert ist; trotz alledem sehen wir auch seine empfehlenswerten
Eigenschaften. Unter anderem sehen wir die Eigenschaft, welche Gott an Abraham
so sehr schätzte, nämlich den Glauben an ihn und seine Verheißungen. Solcher
Glaube hat das auserwählte Volk all die Jahrhunderte hindurch begeistert, auf
das verheißene Reich des Messias zu warten, trotz aller Entmutigungen und
Verfolgungen.
Und jetzt haben wir nun beinahe die Zeit erreicht, in welcher nach den
Prophezeiungen der jüdischen Schriften die Herrlichkeit des Herrn offenbart
und von allem Fleisch gesehen werden soll. (Jes. 40,5). Die lang verheißene
Zeit für Israels Erhöhung zum Kanal der messianischen Segnungen für alle
Menschen ist nahe, sie eilet mit Macht. Was schadet es, daß in Verbindung mit
der Einführung der neuen Ordnung noch eine große Zeit der Trübsal kommen soll!
Hinter dem Seufzen und Weinen tagt der Morgen, der herrliche Tag, an welchem
die Sonne der Gerechtigkeit alle Schatten des Todes und der Verzweiflung aus
der Welt vertreiben wird, welche die Sünde und ihre Strafe auf das
Menschengeschlecht gebracht haben!
Was liegt daran, daß nach der Schrift in Verbindung mit der Zeit der großen
Trübsal für die Welt auch über Israel noch 'die Zeit der Angst Jakobs' kommen
soll! Nichts von alledem soll uns daran hindern, uns über die neuen Himmel und
die neue Erde zu freuen, welche Gott bald zu schaffen versprochen hat, um
durch dieselben die Welt zu beherrschen. 'Sie werden sich ewiglich freuen und
fröhlich sein über dem, was ich schaffe.' (Jes. 65,18).
'Neue Himmel' und eine 'neue Erde' sind nur symbolische Ausdrücke für das neue
Zeitalter, in welchen eine neue soziale Ordnung sowie auch neue geistige
Mächte, ewig in den Himmeln da sein werden.' Die Zeit ist gekommen, in welcher
unser Text seine Erfüllung findet. Der helle Schein der Lampe der Wahrheit auf
die prophetischen Blätter zeigt, daß die große Uhr des Weltalls die Stunde
anzeigt wenn der, dessen Recht es ist, seine große Macht übernehmen und
herrschen wird. Ja, wir erinnern uns, daß geschrieben steht, daß dann die
Völker zornig sein werden und Gott seinen Grimm offenbaren wird; daß dann das
Gericht der Toten und der Lohn für alle, Große und Kleine kommen wird.
Dessenungeachtet freuen wir uns, daß die 'Zeiten der Heiden' bald zu Ende
sind, und die Zeit der theokratischen Herrschaft des Messias nahe ist. Er muß
herrschen, bis er alle Ungerechtigkeit und allen Widerstand unterdrückt hat,
bis sich ihm jedes Knie gebeugt und jede Zunge ihn bekannt hat zur Ehre Gottes
des Vaters.
Die erste Arbeit des Königreiches wird das Binden des Satans sein, das Werk
eines himmlischen, nicht eines irdischen Königs. Nach und nach in den
Gerichten, Befehlen, Belohnungen, Strafen der Menschen und in der Verbannung
von Sünde und Tod, wird der große König der Gerechtigkeit seinen gnadenvollen
Charakter und des Vaters Gerechtigkeit den Menschenkindern zeigen.
Ein König, aber zwei Königreiche
Die Christenheit im allgemeinen hat in der Vergangenheit übersehen, daß die an
Abraham gegebenen Verheißungen durch seinen Samen erfüllt werden sollen, durch
eine himmlische Klasse und durch eine irdische Klasse, mit dem Messias als
Haupt über beide. Achtzehn Jahrhunderte lang hatte Gott Abrahams Samen, das
Volk Israel, begünstigt. Sie erfuhren Strafen und Ermahnungen zur
Gerechtigkeit, doch hatten sie während all dieser Zeit die göttliche Gunst im
Gesetz und den Propheten, und in den Vorteilen, welche aus dem Gesetzesbund
erwuchsen, wie zum Beispiel den jährlichen Versöhnungstag, durch welchen sie
in der Gunst Gottes erhalten blieben. Diese Zeit der göttlichen Gunst fing mit
dem Tode Jesu an abzunehmen, und kam im Jahre 70 nach Christi, als die
römische Armee Jerusalem zerstörte, zum vollständigen Ende. Eine solch lange
Zeit ist seither verflossen, welche unser Text das 'Zwiefältige' oder
'Doppelte' nennt, und nun kehrt Gottes Gunst wieder zu dem jüdischen Volke
zurück.
Die Juden waren zu keiner Zeit während der verflossenen 1800 Jahre so
behaglich und günstig gestellt wie jetzt. Ihr Segen hat eben nur erst
angefangen. In Gottes eigener Zeit, welche nahe bevorsteht, wird er seinem
auserwählten Volke all die herrlichen Verheißungen in dem Gesetz und den
Propheten erfüllen. Die Juden fangen bereits an, diese Tatsachen wahrzunehmen.
Die Zionistenbewegung, welche anfänglich eine politische war, fängt jetzt an,
als eine religiöse Bewegung zu erblühen, und ohne Zweifel nach Gottes
Vorsehung. Die Worte der Verheißung, welche so lange ohne Verständnis gelesen
wurden, fangen an, leuchtend hell zu werden und weisen ihnen den Weg des
Herrn, welcher zur Wiederaufrichtung Jerusalems und höherer Ideale unter dem
jüdischen Volke führt. Eine Stimme wird gehört in der Wüste, und die Juden
überall horchen auf dieselbe. Sie verlangt nicht von ihnen Christen zu werden,
sondern Juden zu bleiben und als solche die Ideale zu erkennen, welche ihnen
der Herr in den Propheten vorgestellt hat.
Alle, welche sich leiten lassen, werden in Kürze einen großen Segen empfangen,
welcher sie für alle Leiden in der Vergangenheit entschädigen wird. Weder
durch Schwerter noch Kanonen, weder durch Kriegsschiffe noch Luftschiffe oder
Torpedos wird Israel den großen Sieg erlangen, weder durch Geldmacht, noch
durch Anbeter des goldenen Kalbes der Finanzen noch durch den Arm des
Fleisches, sondern dadurch, daß sie auf den Herrn schauen, von welchem die
Hilfe kommt. Das geistige Weltreich des Messias, welches aufgerichtet wird,
wird den Satan binden, das Böse hindern und die Richtschnur in Gerechtigkeit
für die Menschen aufrichten; er wird das Volk Israel segnen und an stelle des
alten Gesetzesbundes den Neuen Bund mit ihm schließen, durch den besseren
Mittler, welcher mächtiger ist, als der große Moses war; der ein größerer
König ist, weiser als Salomo und von Gott geliebter als David. Dieses große
himmlische Reich wird in der Welt unter großer Trübsal aufgerichtet werden,
einer Zeit der Angst und Not, welche die Propheten als sehr schrecklich
beschreiben, eine Zeit anarchischer Herrschaft. Juden, Christen und Heiden,
Arme und Reiche sind verantwortlich für das Hereinbrechen dieser Trübsalszeit,
wegen der Selbstsucht, welche jetzt die Welt regiert, deren großartige
Zivilisation der Herr in Kürze zerschlagen wird. Sozialistische Wortschlachten
und kirchliche Vereinigungen werden den Kampf nur verschärfen.
Israels Hoffnungen - warum verzögert?
Der Gedanke, welche unsere jüdischen Freunde sowie auch die Christen quält,
ist dieser: Wenn das Reich des Messias noch aufgerichtet werden soll, wie die
Juden erwarten, und wenn es Gottes Absicht ist, die heiligen Männer des Alten
Bundes und das bevorzugte Volk Israel in Zukunft als Werkzeuge zur
Hinausführung seiner Segenspflichten zu gebrauchen, warum hat er diese Sache
so lange verzögert?
Wie wir im 45. Psalm lesen: 'Anstatt deiner Väter werden (sie) deine Kinder
sein, die wirst du (Messias) zu Fürsten setzen in alle Welt', zu
Stellvertretern seiner Macht, Herrschaft und Autorität. Zu der Zeit wird der
Segen zu Israel zurückkehren, welche Gott vor achtzehn Jahrhunderten von ihnen
genommen hat. Unter ihrem Neuen Bunde sollen sie gesegnet werden.
Ich nötige niemals die Juden, Christen zu werden, aber ich zeige ihnen die
göttliche Richtschnur, um sich für die Erfüllung der ihnen gegebenen
göttlichen Verheißungen bereit zu halten. Daß die Zeit für die Erfüllung
vorhanden ist, ist der Trost, welchen wir ihnen anbieten, gemäß unseres
Textes. Der Prophet sagt, daß, wenn sie in ihr eigenes Land zurückgekehrt sein
werden, und nachdem die große Trübsalszeit hereingebrochen ist, dann die Juden
ihren großen Messias der Herrlichkeit erkennen werden, auf dessen Reich sie so
lange gewartet haben. Der große 'Michael' in Daniel 12 ist kein anderer als
der Mensch Christus Jesus, welcher sich vor nahezu 1900 Jahren gegeben hat zum
Ersatzlösegeld für alle Menschen. Gott wird dann die Augen ihres
Verständnisses öffnen, und der Prophet sagt: 'Sie werden sehen, welchen sie
durchstochen haben', sie werden dann sehen, daß der Jesus, welcher für die
Sünden Israels und der Welt geopfert wurde, und der Messias der Herrlichkeit,
welcher unter seiner Herrschaft Israel zum Segen der übrigen Völker gebrauchen
will, ein und derselbe ist.
Ausführlicheres über die prophetischen Studien Pastor Russells versendet
gratis der Volkskanzelverlag in Barmen, Deutschland."
Donnerstag, 23. März 1911, Nr. 6258
(Das gleiche Blatt)
„Skandalszenen während eines Vortrages"
"Im großen Saal des Hotels Continental erschien gestern der bekannte
amerikanische Missionar Pastor Russell, um über das Thema 'Zionismus in der
Prophezeiung' zu sprechen. Der Vortrag war schon für vorgestern angekündigt,
Pastor Russell konnte aber wegen Zugverspätung nicht persönlich erscheinen.
Für ihn trat sein Dolmetsch vor, um einige Aufklärungen über die Person des
erwarteten Redners zu geben, wurde aber durch die zahlreich anwesenden
Zionisten in lärmender Weise unterbrochen.
Die Skandalszenen wiederholten sich in nachhaltigerer Art während des
gestrigen Vortrages. Abermals hatten sich schon vor 9 Uhr abends zahlreiche
Zuhörer im Saal eingefunden, vor dessen Eingang Agitationsschriften in
jüdischer Sprache verteilt wurden, die vom zionistischen Teil des Publikums in
demonstrativer Weise zerrissen wurden.
Inzwischen hatte Pastor Russell, dessen ehrwürdiges typisch priesterhaftes
Aussehen auffiel, auf dem Podium Platz genommen und begann mit seinem Vortrag
in englischer Sprache. Ein neben dem Redner stehender Dolmetsch übersetzte die
Rede satzweise.
Schon bei den ersten Worten entstand ein ohrenbetäubender Lärm. Die Zionisten,
zumeist ganz junge Leute, opponierten durch laute Zurufe und Pfiffe gegen die
Verquickung des Zionismus mit der Bibel und suchten die weiteren
Auseinandersetzungen zu verhindern. Einige stimmten das jüdische Nationallied
an, andere warfen die Stühle um. Nur mit größter Mühe verschaffte sich Pastor
Russell für einen Moment noch Gehör, betonte, daß er als Philosemit gekommen
sei und bat, ihn ruhig anzuhören.
Auch ein Zionist ergriff das Wort und wies darauf hin, daß der Vortragende ein
Freund Dr. Theodor Herzls gewesen und deshalb schon auch von seinen Gegnern
geachtet werden müsse. Der Lärm verstärkte sich aber immer mehr, so daß der
Redner den Saal unter schützender Begleitung der besonneren Elemente verlassen
mußte. Die Anwesenden verharrten jedoch weiter unter lärmenden und erregten
Diskussionen, die nahezu zu einem Handgemenge führten. Erst beim Erscheinen
einiger Wachleute verließ das Publikum langsam das Lokal.."
"Neue Wiener Journal" am 24. 3. 1911
S. 6
"In Ergänzung unseres gestern unter diesem Schlgwort gebrachten Berichtes über
die Vorgänge während des von Pastor Russell gehaltenen Vortrages wird uns von
zionistischer Seite mitgeteilt, daß sich die Opposition hauptsächlich gegen
das frühere Vorgehen des Redners richtete. Pastor Russell wird von den
Zionisten beschuldigt, die Herzlmarken des jüdischen Nationalfonds
nachgebildet und auch durch sein sonstiges Vorgehen die zionistische Bewegung
geschädigt zu haben. Die Demonstrationen im Vortrag waren lediglich ein
Ausdruck dieser Erbitterung."
Umfänglich dokumentiert, und mit diversen Faksimiles versehen,
auch in der Schrift von:
Bernhard. Brabenec
„Charles T. Russells Besuche in Wien"
Wien (Selbstverlag) 2009
Gleichwohl sei die Anmerkung gestattet, meine eigenen Zitate basieren auf
Studien in der Berliner Staatsbibliothek. Insoweit sehe ich mich als von
Brabence inhaltlich unabhängig.
Bezüglich der mageren Ergebnisse nach Exemplaren dieser Schriften in
wissenschaftlichen Bibliotheken, ist das eher ernüchternde Ergebnis.
Nur in der Deutschen Bücherei in Leipzig vorhanden.
https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Bernhard+J.+Brabenec&method=simpleSearch
Dabei spielt die Arroganz der Bibliotheken gegenüber
Selbstverlags-Schriften wohl eine Rolle.
Definitiv weis ich, die Deutsche Bücherei bekam auch eine weitere Schrift
Brabenec's zugesandt
Titel: „Joseph F. Rutherford Besuche in Wien";
ebenfalls im Selbstverlag, Wien 2008. Wer sie in Bibliotheks-Katalogen sucht,
sucht freilich vergebens.
Und die Zusendung beider Schriften erfolgte in ein und derselben Postsendung.
Offenbar aber in Leipzig dann „verschütt gegangen".
Kommentar zu dieser Arroganz seitens der Bibliotheken.
Siehe Vorstehend.
Vielleicht aber hat man in Bibliothekskreisen, via anderweitiger
Internetnotizen auch schon mal „läuten hören", da gäbe es noch eine dritte von
Brabenec herausgegebene Schrift.
Titel: „Die Stiftshütte. Das Zelt Jehovas".
A ja zu diesem Titel kann ich mir dann auch nicht die Frage verkneifen.:
Und nun
Brabenec, wohin soll die Reise eigentlich gehen?
Zum einen ist beim Garbe-Auftritt 2013
festzustellen.
Im Gegensatz zur Garbe-Vermarktung im WTG-Standhaft-Video; im Gegensatz dazu ist
die Einladung zum Garbe-Referat von einer örtlichen KZ-Gedenkstätte ausgegangen.
Garbe selbst ist an anderer geographischer Stelle, selber Leiter einer solchen
Gedenkstätte.
Insoweit ist das vielleicht auf den Faktor des gegenseitig sich Herumreichens zu
reduzieren. Eine Überbetonung der Kritik an solcherlei Praxis ist wohl weniger
angebracht.
An anderer Stelle habe ich meine Meinung zum Garbe-Auftritt 2013 schon mal
formuliert.
So gesehen müsste man etwa Stolperstein-Verlegungen auch kritisch bewerten. Das
wäre gleichfalls eine unangemessene Kritik.
Weiter ist festzuhalten. Die Ankündigung jenes Garbe-Vortrages findet sich zwar
im Internet, jedoch nicht der tatsächliche Referatstext.
Insoweit unterstelle ich, Garbe bewegte sich auch diesmal in den Bahnen, die
auch in seinem einschlägigen Buch nachlesbar sind.
Er ist aber auf seinem damaligen Forschungsstand weitgehend stehen geblieben.
Bis zum Beweis des Gegenteils ist es für mich auch ausgemachte Sache, das dies
auch diesmal so war.
Auch Garbe gehört zur Kategorie der Wissenschaftler, die sich auf ihren
einstmals erworbenen Lorbeeren ausruhen. Aktive Weiterforschung betreibt er wohl
über den Rahmen des Allgemeinwissens-Fundus kaum.
Siehe das Beispiel eines zweiten vom Beck-Verlag vorangekündigten zweiten
ZJ-Garbe-Buches, das mit ziemlicher Regelmäßigkeit von einem Halbjahr ins
nächste Halbjahr, als Erscheinungstermin vorangekündigt wurde, bis nach einem
Jahrzehnt dann, schließlich der Beck-Verlag - aus kommerziellen Gründen - jenes
vorangekündigte Buch, aus seinem Programm strich.
Das finanzielle Risiko, etwa einen der vielen Selbstverlags-Angebote zu nutzen,
ging Garbe nicht ein. Eher ließ er sein Manuskript unpubliziert. Und der
Beck-Verlag sah eben auch keine finanziell für ihn als Verlag tragbare
Grundlage.
Insoweit würde ich im Falle Garbe zum „tieferhängen" plädieren.
Hat er da mal die Chance gegen Honorar einen Vortrag zu halten, was soll’s?
Die Karawane zieht so oder so weiter ..
Garbe in seinem Werdegang, auch evangelische Theologie studiert
habend, hätte ebenso, hätte es mit der KZ-Gedenkstätte nicht geklappt,
evangelischer Pfarrer werden können.
Seine salbungsvolle Vokabel vom „Glaubensgehorsam", auch in seinem neuerlichen
Vortrag wieder verwandt, spricht wohl auch dafür.
„Wieder die Kirchenkampflegenden" so der Titel eines Buches von Friedrich
Baumgärtel aus dem Jahre 1958, räumte mit Kirchenkampflegenden im Bereich
Evangelische Kirche auf. Aber dieses Buch wurde von den Kirchenoberen
keinesfalls „geschätzt".
Eine ähnliche Situation besteht eben auch im ZJ-Bereich. Auch da wird prächtigst
an Kirchenkampflegenden gestrickt.
In einem Punkt gebe ich Garbe allerdings ausdrücklich recht. Er hat mit erwähnt,
die ZJ stritten und kämpften nur für ihre Organisationsegoistischen Interesse,
nicht aber gegen die verachtenswerte Politik der Nazis als solches.
Damit treffen sie sich auf dem gleichen Level, den auch Baumgärtel in seiner
Kirchenkritik formulierte. Sie sind somit kaum „besser", als der eher angepasste
Durchschnitt.
Weiter, auch da stimme ich Garbe ausdrücklich zu, der Widerstand der Zeugen im
Naziregime erfüllt keinesfalls die Kriterien, als Vorbilder heutzutage dienen zu
können. Zivilcourage sollte andere Kriterien haben, als bloß einem Diktator (in
den USA) den Vorzug vor einem Diktator in Deutschland zu geben.
Die Frage ist allenfalls, inwieweit Garbe denn seine richtigen, eben genannten
Grundsatzerkenntnisse, wenn es um die Bewertung von Einzeldetails geht, auch
wirklich zum tragen brachte. Da habe ich dann, auf dieser Ebene so meine mehr
als massiven Bedenken.
Garbe täte - in meiner Sicht - gut daran seinen „Glaubensgehorsam" aufs
Abstellgleis zu schieben. Wie bereits bemängelt, vermisse ich bei Garbe eine
Weiterentwicklung. Und weil das so ist, ist eben auch sein Wiederkäuen
anfechtbarer Bewertungen feststellbar.
„Hammer" gegen Bibelforscher
„In seinem jüngsten Buche führt
uns Dinter auf einen pommerschen Gutshof und läßt uns dort einen
Kommunisten-Aufstand erleben.
Am Grabe einiger gefallener Kommunisten hält ein Laien-Prediger über die
Irrtümer der kommunistischen Lehre eine Ansprache, die es verdiente, als
Flugblatt im Volke verbreitet zu werden. Wichtiger aber ist das Gespräch
mit dem Pfarrer, das sich an diese Vorgänge anspinnt und zu einer
Aufrollung von allerlei Widersprüchen und falschen Auslegungen der Bibel
führt. Da wird zunächst der Wahn des Theologen widerlegt, Christus sei ein
Jude gewesen ..."
In diesem Stiele geht es dann noch ellenlang weiter. Auch dieser Satz aus dieser Buchbesprechung sei noch zitiert:
„Die angeblichen Prophezeiungen des Alten Testamentes auf Christus erweisen sich bei näherer Prüfung des Urtextes als schöne Ausschmückungen."
Bejubelnd notiert der „Hammer" auch:
„So fordert denn Dinter mit Recht: Fort mit dem Alten Testament und fort mit Paulus."
Und das Schlussresümee jener Buchbesprechung gipfelt in den Sätzen:
„Die Männer der Kirche aber
mögen sich beeilen, aus der Schlinge der alten jüdisch-paulinischen
Fälscherkünste sich loszuringen ... Unsere Theologen kennen die Bibel
nicht; mag ihnen Dinters Buch die Augen öffnen!
Vor allem mögen die „ernsten Bibelforscher" soweit sie ehrliche Leute sind
und aus Überzeugung handeln, sich aus Dinters Buch eine Belehrung darüber
holen, was eigentlich in der Bibel steht. Sie werden dann bestätigt
finden, das bisher vieles für Religion ausgegeben wurde, was
Geistesblendung war."
Derart sich eine Steilvorlage geschaffen habend, erachtete
es der „Hammer" als angemessen, in seiner nächsten Ausgabe vom Mai 1923,
erneut auf die Bibelforscher zu sprechen zu kommen. Diesmal in einem
thematisch nur ihnen gewidmeten Artikel.
Typisch Verschwörungstheoretisch orientiert, formuliert er schon mal
einleitend:
„Unabsehbare Kräfte sind am Werke, das deutsche Volk und seinen Staat zu vernichten. Nicht nur wirtschaftlich und politisch sollen wir ruiniert werden. Auch auf unsere geistige und sittliche Zerrüttung ist es abgesehen. Eine verhängnisvolle Rolle spielt dabei eine Gesellschaft, die sich den Namen „Ernste Bibelforscher" beigelegt hat."
Nun kann es nicht strittig sein, das als Folge des
verlorenen Krieges, und der Deutschland darauf im Versailler Vertrag
auferlegten Lasten, die Vokabel von „wirtschaftlicher und politischer
Zerrüttung" einen relevanten Nerv traf.
Auch Hitler schlug dann ja namentlich aus diesen Umstand, noch politisches
Kapital.
Es ist indes eines, mit seinem Schicksal zu hadern, ein anderes hingegen,
dieses ungeliebte Schicksal in das Bett einer breit angelegten
Verschwörungstheorie einmünden zu lassen. Das aber taten im besonderen die
Antisemiten.
Auch im Deutschland nach 1918, galten prinzipiell marktwirtschaftliche
Kriterien. Kommunistische Kreise, die das gerne anders gehabt hätten,
gelangten damals ja niemals zu realer Bestimmungsmacht.
Marktwirtschaft indes kann auch den Untergang jener beinhalten, die sich nicht
clever genug, am Markt zu behaupten vermögen. Firmenzusammenbrüche oder
Eliminierungen, sind Begriffe denen man auch heute noch begegnen kann.
Diese marktwirtschaftlichen Kriterien, machten aber auch vor der
Religionsindustrie nicht halt. Zwar hatte der Staat der Weimarer Republik,
durch die Etablierung von „Körperschaften des öffentlichen Rechtes" für weite
Teile der Religionsindustrie, als Ausgleich für vormaliges Staatskirchentum,
für selbige eine Art „Naturschutzpark" geschaffen, und damit schon mal selbst
gegen Marktwirtschaftliche Grundsätze verstoßen.
Allein es zeigte sich auch, dieser „Naturschutzpark" schützte nur teilweise.
Er verhinderte es eben nicht, das neue Konkurrenten sich teilweise beachtlich
etablieren konnten. Namentlich traf dies eben besonders auf die Bibelforscher
zu.
Es ist auch nicht strittig, das diese über eine wesentliche, aus den USA
kommende, finanzielle Starthilfe verfügten.
Nur macht sich hier wiederum der „Fluch der bösen Tat" bemerkbar. Jene
antisemitischen Kreise waren nicht willens oder in der Lage, diese
Gesamtgemengelage objektiv einzuschätzen.
Sie gaben lieber unterbelichten Milchmädchen"logik"-Thesen, namentlich
wiederum mit Verschwörungstheoretischer Komponente, den Vorzug.
Im besonderen geht jener Artikel dann noch auf eine damals neuere
WTG-Publikation ein.
Dazu liest man:
„Ihre neuesten Schriften und
Flugblätter gehen unter der Losung „Millionen jetzt lebender Menschen
werden nie sterben" - ein Beweis, daß es auf die Ärmsten an Geist
abgesehen ist.
Die „Bibelforscher" hängen an dem Glauben, daß jedes Wort der Bibel
Wahrheit sei und in Erfüllung gehen müsse. Wirklich sittlich-ernste,
denkende und forschende Menschen haben aber inzwischen längst erkannt, daß
die Bibel eine Zusammentragung aus älteren vorjüdischen Literaturen ( z.
B. der ägyptischen, babylonischen, euranischen, indischen usw.) darstellt
und von den Rabbinen nur für den jüdischen Gaumen zurecht gemacht worden
ist."
Dann geht es weiter mit der Aussage:
„Alle alt-testamentlichen Bücher sind auf den Größenwahn eines Volkes zugeschnitten, das - in all seiner sittlichen Verworfenheit - sich an die Vorstellung klammert, ein „auserwähltes Volk" zu sein ... alle übrigen Völker zu vernichten, sich aller Reichtümer der Welt zu bemächtigen und eine Herrschaft über die ganze Erde auszuüben."
Vorstehende antisemitische Definition, läßt schon mal
prinzipiell außer Betracht, das tatsächliche geschichtliche Vorgänge, eher als
Folge marktwirtschaftlicher Umstände eintraten.
Weitaus weniger indes, im Sinne einer Milchmädchenlogik, die dafür
irgendwelche dubiosen Verschwörer bemüht. Seien es nun die ach so schlimmen
Freimaurer, oder eben in den 1920er Jahren als allerneuester Schrei, eben und
oder auch die Bibelforscher.
Jedenfalls hält die Verschwörungstheorie einer angestrebten „jüdischen
Weltherrschaft" keiner objektiven Bewertung stand. Ebensogut könnte man
heutzutage werten.
Es sei eine Weltherrschaft der Wallstreet-Bosse, Sinn der politischen
Vorgänge.
Und unter den Wallstreet-Bossen wird man mit Sicherheit auch etliche
vorfinden, denen man zu Recht das Etikett „jüdisch" nicht anheften kann.
Selbst der Automobil-Magnat Henry Ford in den USA, hatte eine aktive
antijüdische Phase. Sein Elaborat „Der Internationale Jude" kündet noch heute
davon.
Pauschal indes, könnte man auch Ford dem Bereich der Wallstreet-Bosse
zuschlagen. Somit ist deren Zusammensetzung durchaus heterogen.
Da nun eine einzelne Religionsgruppe für alles und jedes haftbar zu machen,
ist mehr als völlig daneben.
Dieser Umstand lässt sich auch daran ablesen, dass rabiate Antisemiten sich
nicht zu schade waren, etwa sozialdemokratische oder kommunistische
Persönlichkeiten, pauschal als jüdisch zu diffamieren. Völlig ausblendend ob
den deren tatsächliche Politik (sofern sie denn politische Gestaltungsmacht
hatten) tatsächlich den Juden als Religion „genutzt" hat.
In nicht wenigen Fällen, wird die nähere Besichtigung solcher Einzelfälle,
genau das Gegenteil beweisen.
Wenn also schon mal die Sozialdemokraten für die unterbelichteten Antisemiten
zu „Judenknechten" „befördert" wurden, braucht man eigentlich auch nicht
verwundert zu sein, wenn diese wild um sich schießenden antisemitischen
Kreisen, auch den Bibelforschern ein ähnliches Stigma anhefteten. So eben auch
in diesem Artikel.
In Folge dieser Gemengelage formuliert dieser Artikel dann seine
Zerrbild-Sicht wie folgt:
„Die „Bibelforscher" sind die
Wegbereiter der Judenherrschaft auf Erden; sie verkünden, daß nur
denjenigen die irdische und himmlische Seligkeit zuteil wird, die sich
willig unter das Juden-Regiment beugen. Alle übrigen Menschen aber sollen
vernichtet und ausgerottet werden. Sie prophezeien daher schon für die
nächsten Jahre ein furchtbares Menschenmorden auf der ganzen Erde, in
welchem alle diejenigen untergehen sollen, die sich nicht zum
„Messianischen Reich" des Judentums bekennen wollen ...
Ihr besonderer Haß richtet sich gegen die christliche Kirche, die sie „die
große Hure" nennen, die Geistlichen sollen alle totgeschlagen werden."
Auch der letzte Satz, der da von einem „besonderen Haß"
redet, ist dergestalt daneben, als man diesen „besonderen Haß" auch in
zeitgenössischen Freidenkerkreísen nachweisen kann. Wobei die Frage was ist
Ursache, was Wirkung, bei dieser Reflektion überhaupt nicht vorkommt.
Etwa gewisse „in die Schützengräben hineinpredigende" Herrschaften.
Keinesfalls nur von der Religionsindustrie, auch stramme Schulrektoren,
Mitglieder antisemitischer Parteien, dürfen sich dasgleiche Etikett an die
Brust heften. Aber auch das ist nicht bestreitbar; es gab halt solche "in die
Schützengräben Hineinprediger", eben auch in der Religionsindustrie.
Die Bibelforscher machten es aber in einem Punkte, den Antisemiten besonders
leicht.
Wenn schon Russell sich von Juden im New Yorker Hippodrom feiern ließ, aus
welcher Motivation auch immer.
Auch heutzutage feiert ja so mancher seinen Star. Denselben Feierer aber kann
man schon morgen unter denjenigen begegnen, die da bezüglich eines
abgehalfterten Stars lauthals im Chor mitrufen: „Steinigt ihn!".
Warum also soll das zu Russells Zeiten anders gewesen sein? Es war nicht
anders.
Jedenfalls schossen sich diese Antisemiten, auch und besonders auf den
Philosemitismus der frühen Bibelforscher mit ein.
Dafür stehen auch die Sätze in diesem Artikel:
„Im Jahre 1919 verbreiteten die ... „Ernsten Bibelforscher" ... ein großes mit greulichen Bildern geschmücktes Flugblatt unter dem Titel: „Die nahe Wiederherstellung des Volkes Israel". Darin finden sich u. a. folgende Sätze:
„Die Wiederherstellung der Juden
ist die erste der vielen Segnungen, die ... über die Menschheit
ausgeschüttet werden sollen." Denn: „die Schrift sagt, daß Israel aus
allen Völkern und mit beträchtlichem Reichtum und Wohlstand gesammelt
werden soll."
Dazu kommentiert, sich genüßlich auf der Zunge zergehend
lassend der „Hammer":
„Das Ziel aller Wirren ist
„Israels Erhöhung als der irdische Vertreter des geistigen Königreichs des
Messias."
Also mit beträchtlichem Reichtum und Wohlstand wird Israel aus den Völkern
gesammelt werden."
Weiter meint jenes Zerrbild werten zu können:„So werden wir denn wohl
erleben, daß die 120 000 Zentner Gold, die bisher in den Kellern der
großen jüdischen Bankhäuser in der Wallstreet aufgestapelt sind, demnächst
ihre Reise nach Palästina antreten.
Aber Israel wird nicht nur der Bankier, sondern auch der Gesetzgeber der
ganzen Welt sein ..."
Dann folgen weitere Zitat-Belege letzteren Detailsatz
(Gesetzgeber) aus der WTG-Literatur.
Diese Attitüde gipfelt dann noch in den Sätzen:
„Neuerdings verschmähen sie
freilich nicht, auch ein abfälliges Wort gegen die „Geldfürsten", die
„Finanz-Könige" und gegen „Wallstreet" zu sagen, offenbar nur, um den
berechtigten Verdacht abzulenken.
Stärksten Nachdruck legen sie jetzt vor allem darauf, die Völker auf das
große Massenmorden vorzubereiten, das sie als im Plane der Vorsehung
liegend hinzustellen suchen, da es in der Bibel vorausgesagt sei. Sie
wollen dadurch die gläubigen Gemüter in einen hypnotischen Bann zwingen,
damit sie die jüdischen Mordpläne stumpfsinnig ertragen.
Kurz, wir sollen auf den Bolschewismus, auf Massenabschlachtungen der
Moskauer jüdischen Gewalthaben vorbereitet werden und sollen diese
hinnehmen als ein unabwendbares, gottgewolltes Schicksal!"
Namentlich die Miteinflechung der Vokabel „Moskauhörig" in
diesem Zerrbild, macht dann ja deutlich, wo diese antisemitischen Kreise
stehen.
Im Gefolge der Alldeutschen in Deutschland.
Im Gefolge eines McCarthy in den USA.
Im Gefolger Ultrakonservativer Kreise in den USA, beispielsweise der dortigen
Republikaner und ihrer Pseudo"christlichen" Schleppenträger.
Im Gefolge antiislamistischer Kreise in Deutschland der Gegenwart, die zwar
ihre Pro-Israel-Orientierung, und ihre Pro-USA-Orientierung (und dort eben
speziell auf die Republikaner orientiert) ostentativ zur Schau stellen.
Unter Strich erweisen genannte neueren Gruppen, sich als „die Antisemiten der
Gegenwart". Da Geschichte nicht statisch zu sein pflegt, kommt sie heutzutage
unter einem anderen Mäntelchen daher, dem des Anti-Islamismus.
Unterm Strich wurzeln alte und neuere Varianten, in der gleichen stinkenden
Brühe, die da ihre Nährstoffbasis bildet!
Re: Philosemitismus
Kann man Äpfel mit Birnen vergleichen"? Einige meinen es zu
können. Sachgerecht ist es wohl weniger.
Was war denn der wesentliche Aspekt, welcher die beiden deutschen Diktaturen
(Hitlerdeutschland und Ostdeutschland) in der Zeugen Jehovas-Angelegenheit, im
besonderen „auf die Palme" brachte?
Es war wohl deren vermeintliche Politikabstinenz.
Registrierten Nazis und Nachfolger etwa bei ihrer November 1933-Volkszählung
(genannt „Wahlen"), da haben sich doch tatsächlich einige wenige es sich erlaubt
dafür zu sorgen, dass jene Volkszählung kein „Hundertprozentiges" Ergebnis
aufwies (eigentlich wären ja wohl mehr als Hundert Prozent angesagt gewesen,
zumindest in Nazisicht).
Und dann reagierten selbige eben auf ihre sattsam bekannte Art.
In Kleinstädten wurden gar, ermittelte Nichtwähler mit Plakaten behängt, durch
die Straßen geführt; sie hätten es gewagt, dem „größten Feldherrn aller Zeiten"
eben nicht ihre Stimme zu geben.
Liebend gerne hätten die Kommunisten, zu ihrer Zeit, das gleiche Spektakel
wiederholt, wagten es nur nicht, im Hinblick auf die Außenwirkung solcher
Aktionen. Aber ihre Geisteshaltung war verdächtig ähnlich denen der Nazis.
Gleichwohl bewegte sich das alles im Promillebereich.
Weder zu Nazi noch zu Ostdeutschen Zeiten, kamen die das so praktizierten, über
den Status einer Minderheit hinaus.
Gleichwohl hatte der Hass beider Diktaturen damit ein Ziel gefunden, auf dass er
sich einschießen konnte, und man schoss sich ein.
Dann sei doch auch noch an den katholischen Bischof Sproll von Rotenburg zu
Nazizeiten erinnert. Auch der wähnte, es nicht verantworten zu können, bei einer
Volkszählung vorgenannter Art, mitzumachen. Es ist ihm sicherlich nicht gut
bekommen.
Insofern lassen sich ähnliche Bespiele, gleichfalls im Promillebereich, auch
andernorts nachweisen.
Erinnert sei auch an einen Pfarrer Paul Schneider aus dem Hunsrück, im
evangelischen Bereich, der aus ähnlicher Motivation ins KZ einrücken musste.
Um zu Nazizeiten ins KZ zu gelangen, gehörte sicherlich nicht viel.
Das betraf keineswegs „nur" die Zeugen Jehovas. Einen den es auch erwischte, und
der sich im KZ in der „Strumpfstopferkompanie" wiederfand, war der
Schriftsteller Ernst Wiechert. Und sensibler als vielleicht andere, bewertete er
seine Mitleidens-Genossen in jenen bitteren Tagen. Und er bescheinigte
letztendlich den Zeugen Jehovas, ihr Ungemach das sie da zu erdulden hatten, sei
letztendlich das von Narren, die da glauben, man dürfe nur Gras als Nahrung
essen (symbolisch zu verstehen).
Er konnte sich also nicht dazu durchringen, dem agieren der Zeugen eine
„Vorbildfunktion" zuzuerkennen.
http://www.ernst-wiechert.de/Ernst_Wiechert_Der_Totenwald/Ernst_Wiechert_Herbig_Der_Totenwald.pdf
Man vergleiche in der verlinkten Ausgabe etwa die Seiten 78 - 81
„Es ist später als du denkst", ein Zeugen
Jehovas-Slogan aus dem Jahre 1949, verdeutlicht einen weiteren wesentlichen
Aspekt, ihre Endzeit-Nahorientierung. Jenes „später" wurde dann schon mal bis
1975 hinausgeschoben, und danach durch eine „Wischi-waschi-Mixtur" ohne konkrete
Datennennung ersetzt.
Damit ist man weit entfernt von jener Position, die in der (Legende) einem
Luther zugedichtet wird, der da mal postuliert haben soll (wie gesagt Legende).
Und wenn morgen der jüngste Tag anbrechen würde, so würde er dennoch heute noch
sein Apfelbäumchen pflanzen.
Ein weiterer Schriftsteller, Gerhart Hauptmann, beschrieb mal in einem Roman
(„Der Narr in Christo Emanuel Quint"), die Geistesgeschichte der Zeugen Jehovas
(auch der, obwohl die zum Zeitpunkt der Abfassung seines Romans noch keine
Relevanz besaßen). Und er lässt seine Story mit einer markanten Episode
ausklingen.
Da waren nunmehr einige der vordem verachteten in der gesellschaftlichen
Anerkennung „aufgestiegen". Dieser „Aufstieg" indes kostete seinen Preis.
Auch wenn Hauptmann es expressis verbis nicht mit ausführt, war dieser Preis mit
dem des Simson zu alttestamentlichen Zeiten vergleichbar.
Vorher ein kraftvoller Mensch, der da selbst Tempel mit bloßen Händen
einzureißen vermocht haben soll, wurde es ihm zum Verhängnis, das mit dem
Scheren seiner Haarpracht, auch seine „wundersame Kraft" verloren ging.
Genau auf diesem Level sind auch die heutigen Zeugen Jehovas, mit ihrem
Anspruch, auch KdöR sein zu wollen, inzwischen angelangt.
Friedrich Baumgärtel publizierte im Jahre 1958 mal ein Buch mit dem Titel „Wider
die Kirchenkampf-Legenden". Das nahm selbstredend auf die sogenannten
„Großkirchen" bezug.
Einer neuzeitlichen Kirchenkampf-Legende begegnet man heutzutage im Zeugen
Jehovas-Bereich im besonderen.
Ihre Protegierer vergessen nur eines hinzuzufügen.
Auch sie progagieren letztendlich nur eines.
Man dürfe nur (symbolisches) „Gras" als menschliche Nahrung essen.
Die Antwort darauf kann schon in Ernst Wiechert's „Der Totenwald" nachgelesen
werden.
Ergänzend sei als ähnliche Auseinandersetzung auch hingewiesen auf;
Mysnip.118439