Notizen aus "Informator" 1947

„Wie Jehova (doch) sein Bundesvolk und dessen Gefährten in dieser Nachkriegszeit gegenüber der Weltverschwörung schützen und bewahren wird, um sein ,,befremdendes Werk" der Ankündigung zu vollenden", meint „Watch Tower ... An alle Verkündiger" (Wiesbaden) Ausgabe Januar 1947 tönen zu können.

Und zur Untermauerung gibt es dann noch den weiteren Satz:

„Wie hatte der Feind getobt! Auf den Heimatbahnhöfen der Teilnehmer wurde durch böse Zungen noch agitiert: Bleibt Zuhause, euer Kongreß ist abgesagt und verboten! Doch niemand ließ sich einschüchtern."

Diese letztere Aussage nimmt dann auf einen regionalen ZJ-Kongreß in Leipzig vom 7 und 8. 12. 1946 bezug. Mehr als 7000 Anwesende seien dort gezählt worden. Und da 1946 an weiteren Orten Kongressveranstaltungen stattfanden, wähnt man von insgesamt 31.400 Besuchern selbiger reden zu können.

Bezüglich Leipzig dann gar noch das weitere Highlight vermelden zu können:

„Der Mitteldeutsche Rundfunk übertrug eine Reportage am Abend des öffentlichen Vertrages, welche auch am darauffolgenden Montag sehr günstig und wirkungsvoll durch den Aether gesandt wurde."

Trotzdem gab es wie bereits zitiert, Widerstand dergestalt, an den Heimatbahnhöfen sei die Parole ausgegeben worden, der Kongress sei doch „abgesagt".

Den Begriff „befremdendes Werk" (von der WTG selbst verwandt) definiert diese Ausgabe nicht. Aber zumindest wird deutlich (was die nachfolgende Zeit dann noch bestätigte), es spitzt sich eine „Befremdende Situation" zu! Die ersten Vorboten selbiger, machen sich bereits bemerkbar!

Von den Zahlenangaben in dieser Ausgabe sei noch jene für November 1946 genannt.

Danach gab es in Gesamtdeutschland zu der Zeit in 1.087 Gruppen, eine Verkündigerzahl von 13.781.

Von dieser wiederum entfielen 396 Gruppen und 5.193 Verkündiger, auf den Ostdeutschen Bereich.

Ein Novum ist zu jener Zeit desweiteren zu beobachten.

Mit der Ortsangabe Bern/Wien, datiert für Jänner/Feber 1947 (Januar/Februar), gab es eine weitere - im Vervielfältigungsverfahren hergestellte - Ausgabe des „Informator". Die mit enthaltene Ortsangabe Bern in jener Ausgabe, kann allenfalls als formale Floskel angesehen werden. Themen-Schwerpunkt ist in der Tat Österreich.

Die letzte WTGseitig überlieferte Zahl für Österreich davor, war die für 1938 mit 471 Verkündiger.

Dann trat auch für Österreich die faschistische Nacht ein. Infolge dieser faschistischen Nacht hatten die Österreichischen Zeugen Jehovas, einen vergleichsweise weit höheren Blutzoll zu bezahlen. Und zu diesem Umstand trug wesentlich auch bei, dass die Gestapo zwischenzeitlich über „Umgedrehte" verfügte, deren unheilvolles Wirken, besonders in Österreich zur Wirkung kam.

Für Januar 1947 wird dann eine Zahl von 768 Verkündigern in Österreich genannt. Die hätten sogar einen monatlichen Stundendurchschnitt von 19 Stunden erreicht, und lagen mit dieser Durchschnittszahl, sowohl über dem analogen Wert in der Schweiz als auch in Deutschland.

Die Schweiz wies für November 1946 eine Verkündigerzahl von 1641 aus. Diese Zahlen machen deutlich, dass nunmehr Österreich der Schweiz hart „im Nacken zu sitzen" begann.

Ein weiteres Novum sei aus jener Ausgabe auch noch zitiert, welches ich andernorts meine, nicht registriert zu haben

Jedenfalls teilt diese Ausgabe bezüglich des WTG-Buches „Die Wahrheit wird euch frei machen", eine Berichtigung mit:

„Im Buche Die Wahrheit wird euch frei machen" muß es auf Seite 208 wie folgt lauten:

"die Sammlung griechischer Schriften, die von Christen (nicht von Christus) geschrieben wurden".

Allerdings kann ich zu dieser Korrektur nur anmerken: In meinem Privatexemplar jenes Buches, das die Angabe enthält:

„In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hergestellt" ist diese Korrektur bereits eingearbeitet.

Da aber jener Österreichische „Informator" das ausdrücklich erwähnt, muss es wohl auch Ausgaben gegeben haben, wo dies nicht der Fall war.

Hauptthema jenes Österreichischen „Informator" ist die Aufforderung, ab Januar 1947, nunmehr auch in Österreich einen „Wachtturm"-Abonnements-Feldzug zu beginnen.

Den gab es bekannterweise schon im Jahre 1946, auch für die Schweiz. Wenn nun die Österreicher 1947 das auch wiederholen sollen, bleibt der fade Beigeschmack zurück, das alles ist eine Unterwürfigkeitsadresse an Brooklyn. Berücksichtigt aber kaum die tatsächliche Lage in Österreich.

Dafür steht auch die Angabe, wegen Papiermangels, können den Österreichische Zeugen Jehovas, aber nur drei „Wachtturm"-Ausgaben pro Monat, von Bern zur Verfügung gestellt werden.

Und weiter:  „Ob wir diese Zuteilung für März und April aufrecht erhalten können, ist unbestimmt."

Insofern trieft die ganze Aktion von vorauseilendem, Speichelleckenden Gehorsam, ihrer Macher!

Der „Informator" (Bern) Ausgabe Februar 1947 beklagt in einem „Sonderbrief des Präsidenten", im Vergleich zur Vorkriegszeit habe sich das allgemeine Preisniveau drastisch erhöht. Ein mit genanntes Beispiel:

„Zeitungspapier, wie es für die Zeitschrift ,,Erwachet!" und für die Broschüren gebraucht wird, ist seit der Vorkriegszeit im Preise um 98 Prozent gestiegen."

Daher werde mit Wirkung vom Mai 1947 eine allgemeine Preiserhöhung für das WTG-Schrifttum angesetzt, mit Auswirkungen in den USA aber auch der Schweiz. Dennoch meint man sich dergestalt beruhigen zu können, Ziel jener Preiserhöhung sei es nur, die eigenen Selbstkosten so halbwegs wieder hereinzubekommen. Das tatsächliche Preisniveau, sei unter kaufmännischen Gesichtspunkten ohnehin ein gestütztes. Gestützt durch Spendengelder aus der Betörtenschar.

Auch „Watch Tower ... An alle Verkündiger" (Wiesbaden) Ausgabe Februar 1947 teilt mit, nunmehr werden (in Deutschland ab April 1947) zweimal jährlich durchzuführende „Kreisversammlungen" angesetzt. Das ist insoweit eine Neuerung, als davor nur eine jährliche Hauptversammlung üblich war. Die solle eben nunmehr durch besagte Vergatterungsveranstaltungen mit dem Titel „Kreisversammlung" ergänzt werden. In diesem Kontext ist auch eine Ausweitung seitens der WTG, der Machtbefugnisse der Kreisaufseher zu beobachten (damals noch „Brüder für die Diener" tituliert). Ein Titel durch den weitaus passenderen Begriff „Aufseher" später noch über die Zwischenstation „Kreisdiener" ausgetauscht. Aufseher ist auch insoweit passender, als manchem Kritiker sich da der Eindruck aufdrängt, man habe es bei dieser Gilde in der Tat mit KZ-Aufsehern zu tun.

Vorgenannte Ausgabe tönt desweiteren:  Wenn aber jemand in den Pionierdienst eintritt, so sollte er entschlossen sein, in seiner Dienstzeit so regelmäßig und zuverlässig zu sein, als er dies in einer weltlichen Arbeit sein müßte, wenn nicht noch mehr."

In diesem Kontext gibt es dann hochbürokratische Anweisungen, was alles zu beachten sei, bestände mal die Notwendigkeit eines Aussetzens aus der 150-Stunden Predigtdienst-Forderung für Pioniere. Das Prozedere das die WTG für einen solchen Fall vorsah, steht in Rekordverdächtiger Nähe zu anderen Hochbürokratischen Systemen!

Der Gesang wurde in vielen Versammlungen der Zeugen Jehovas, besonders bei uns in der Schweiz, seit mehreren Jahren nicht mehr gepflegt" beklagt der „Informator" (Bern) Ausgabe für März 1947. Bezüglich dieses Umstandes sucht man sich auf ein nebulöses „was auch immer die Ursache dafür sei" zurückzuziehen. Man müht sich zwar jenen Zustand abzuändern, allein was den „Erfolg" dieser Bemühung anbelangt, drängt sich dem Außenstehenden Beobachter doch eher der Spruch auf, „die Botschaft hört man wohl - allein es fehlt der Glaube."

Wie auch, sollen vom Treppenterrierdienst ausgelaugte, noch sonderlich Motivation finden zum Gesang?

Beispielhaft auch ablesbar am März-1947 „Informator".

Das Gedächtnismahl würde in jenem Jahre auf Sonntagabend, den 6. April fallen. Daher die WTG-Anweisung:

„plant das Werk ein besonderes Zwei-Tagesprogramm des Dienstes für den 5. und 6. April ... Samstag, der 5. April, sollte bestimmt werden zum Zeugnisgeben von Haus zu Haus, und zwar am ganzen Tag und für die Bekanntmachung des öffentlichen Vortrages am Sonntag."

Damit die Treppenterrier auch wissen, was sie den Leuten an jenem Wochenende so erzählen sollen, gibt es gleich den weiterführenden Hinweis:  „Eine Quote von 200.000 (neue) Abonnenten für den „Wachtturm" und 100.000 Abonnements für die Zeitschrift „Erwachet!" ist für alle Verkündiger auf der ganzen Erde festgelegt worden."

Großzügigerweise oder auch nicht, ist genannte Zahl diesmal für die Schweiz nicht unterteilt. Indes viel Hoffnung es „lax angehen zu lassen" können sich die Schweizer Treppenterrier wohl kaum machen, wenn sie desweiteren zu lesen bekommen:

Den Verkündigern stehen Abonnements-Quittungsblöcke von 20 Blatt (10 perforierte und 10 unperforierte) zum Preise von 20 Rappen zur Verfügung."

Für 10 Franken sollen sie ein Doppelabonnement für die Zeitschriften „Wachtturm" und „Erwachet!" abschliessen, und welche Gnade, wer sich dazu belatschern lässt, soll zusätzlich noch die WTG-Bücher „Die Wahrheit wird euch frei machen", und „Die neue Welt" erhalten.

Indes im Hinblick auf die wohl eher „störrisch" gestimmten Schweizer Durchschnittsbürger, geht die Belehrung dann gleich weiter mit den Sätzen:

Wo kein Doppelabonnement gewünscht wird, bemühe dich immer, ein WT.- Abonnement abzuschließen mit dem Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen" als Geschenk. Wenn aber die Leute dafür kein Interesse zeigen und auch „Erwachet!" nicht abonnieren. möchten, dann versuche noch, das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen": zurückzulassen."

„Es ist auffallend, daß in den Gruppen der Zeugen Jehovas in Amerika im November, Dezember und Januar die größte Zahl von Verkündigern im Felde tätig war, die sich in der Geschichte des Volkes Gottes jemals in diesen Monaten beteiligte. So standen dort beispielsweise im Dezember über 12.000 Verkündiger mehr im Dienste als im Dezember 1945."

Diese Mitteilung ist dem „Informator" (Bern) für April 1947 entnommen. Jetzt aber kommt der Katzenjammer für die Schweizer WTG:

Hier in der Schweiz muß leider das Gegenteil festgestellt werden. Wir konnten den vorjährigen Stand der Verkündiger in keinem der letzten 3 Monate (November, Dezember, Januar) erreichen."

In dieser Folge wird dann der Druck verstärkt, alle Hörigen (einschließlich Kind und Kegel) zu den neu eingeführten Kreisversammlungen heranzukarren, dieweil man sich von der dort praktizierten Berieselung, einen Motivationsschub verspricht.

Aber auch das muss die Schweizer WTG konstatieren:  „Der größte Teil vom Volke des Herrn ist arm an Gütern dieser Welt. Besonders in Fällen, wo mehrere Familienmitglieder am Kongreß teilnehmen wollen, ist es nicht immer so leicht, die dafür notwendige Geldsumme auf einmal bereit zu haben."

Flankierend gibt es dann noch die Angabe:  „Die Hotelpreise (am Kongreßort Zürich) haben neuerdings einen Aufschlag erfahren."

Detailzahlen diesbezüglich werden auch genannt.

Da das nicht unbedingt begünstigend im WTG-Sinne sei geht es weiter mit dem Satz, man bemühe sich diesmal, mehr Massenquartiere zur Verfügung zu stellen. Und:

Wenn sich also jemand kein Hotelquartier leisten kann, dann zögere er nicht, ein Massenquartier zu beziehen.

Die Devise lautet: Lieber ein Massenquartier beziehen und 4 Tage am Kongreß teilnehmen, als zurückzubleiben und auf einen Teil der wunderbaren Segnungen ... zu verzichten!"

Ein besonderes Highlight hat die Schweizer WTG sich dazu dann noch ausgedacht. Eine eigens hergestellte besondere „Sparkarte". Man ermuntere reichlich von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen.

Die Sparkarte soll anspornen, kleine Beträge von 50 Rappen an, einzuzahlen. Dadurch kann erreicht werden, daß die finanzielle Last leichter zu tragen ist."

So so, weitere technische Einzelheiten dazu, teilt jene „Informator"-Ausgabe allerdings nicht mit.

Faktisch ist dann diese vorbereitende Geldsammelei durchaus mit einer Art von Banktätigkeit vergleichbar. Auch Banken sammeln Gelder an, über die ihre Kunden dann zu den von ihnen beabsichtigten vereinbarten Terminen wieder verfügen können. Auch wenn nun eine Zweckbestimmung vorliegt, größere Geldsummen zur Kongreßzeit dann zu haben, änderte das nicht viel an dem Umstand, einer faktischen Banktätigkeit!

Die April-Mai 1947-Ausgabe der „Informator"-Ausgabe (Wien) für Österreich,  kündigt eine „Hauptversammlung" in Wien für den Zeitraum vom 6. - 8. Juni 1947 an. Dies sei in Österreich die erste Großveranstaltung nach Ende des zweiten Weltkrieges. Auf ihr werde Mister Covington, einer der damaligen WTG-Vizepräsidenten sprechen.

Etwa 861 Verkündiger (Zahl von April 1947) mit einem Stundendurchschnitt von 18 Stunden, habe dann Mister Covington als potentielle Zuhörer zu erwarten.

Zu den weiteren Details dieser Wiener „Informator"-Ausgabe gehört auch die Angabe, die bis dahin über das Berner WTG-Zweigbüro erfolgte Direktversorgung der einzelnen ZJ-Gruppen mit WTG-Literatur, solle nun zunehmend wieder zentralisiert werden. Dazu haben man in Wien auch bereits ein WTG-Büro wieder eingerichtet.

„Wachtturm Gesellschaft Wien, Postamt 104, Fach 60.  Das Büro der Gesellschaft befindet; sich jetzt Wien XVI, Neumayergasse 25 (Schulgebäude)."

Zu den Zahlenangaben in der Mai-Ausgabe 1947 des „Informator" (Ausgabe Bern) gehören auch diese.

Im Jahre 1946 hätten 2015 Anwesende beim Gedächtnismahl gezählt werden können. Von diesen wiederum hätten 603 die Symbole Brot und Wein genommen. Das wären im pauschalen Überschlag etwa 30 % der Anwesenden auf die das zutraf.

Die Vergleichsszahlen für 1947 lauten dann: 2136 Anwesende und 576 aktive Symbole-Nehmer.

Also sicher ist dann in jenem Jahre der Anteil der Symbole-Nehmer weiter zurück gegangen auf vielleicht pauschal 27 %

Immerhin belegt diese Zahl auch noch, den verhältnismäßig hohen Anteil jener in der Schweiz, welcher schon zu Rutherford's Zeiten mit der WTG-Organisation verbunden waren, den die Einführung der Zwei-Klassen-Theorie ist ja erst der Spätphase der Rutherford-Administration zuortbar. Davor war das nehmen von den Symbolen für Hundert Prozent der Erwachsenen angesagt.

In diesem Kontext meint jene „Informator"-Ausgabe auch noch mit der nachfolgenden als „Erfahrungsbericht" verkauften Episode aufwarten zu können:  „Unser 9-jähriger Junge hat an der Betrachtung des WT.-Artikels (zum Thema Gedächtnismahl) teilgenommen. Als wir ihn am Schluß fragten, ob er etwa auch vom Brot essen und vom Wein trinken wird, erklärte er ohne zu zögern: „Das darf ich nicht, denn ich will auf der Erde bleiben". Allerdings standen ihm fast die Tränen in den Augen, als er hinzufügte: „Dann werde ich aber wohl nicht mit Mutti und Papa zusammen sein."

Ob man über solch skurrile Ergebnisse dieser Art von Theologie nun eher lachen oder doch lieber weinen sollte, wäre wohl auch so eine Frage, die dazu zu stellen wäre.

Vollmundig wähnt der „Informator" (Bern) für Juni 1947 erneut:  daß bald Satan und alle, die seinen Geist haben, ins Gras beißen müssen."

Auch wenn es denn nicht expressis verbis gesagt wird, beflügelte eine solche These die Macher jenes „Informator" besonders, jetzt jenen Gegenden ihr besonderes Augenmerk zuzuwenden, wo Gras auch in Größenordnung vorfindlich sei, eben in ländlichen Gebieten.

Dazu werden dann Generalstabsmäßige Pläne entwickelt, wie dabei vorzugehen sei:

Wie die Autogruppe, werden auch die Fahrradgruppen in erster Linie jene Gebiete bearbeiten, die durch die Bahn nicht oder nur umständlich zu erreichen sind."

Auch die Verwendung von Pferdegespanne - so vorhanden - wird in dieser Planung ausdrücklich mit erwähnt.

Und weiter gibt es die Anweisung:  Wenn Verkündigergruppen in ländliche Gebiete gehen, dann sollten sie dort viele Stunden zubringen, indem sie früh am Morgen aufbrechen, einen Lunch mitnehmen und den ganzen Tag arbeiten. Es ist sorgfältiges Planen erforderlich."

Was nun mit erwähnte Autogruppen anbelange, besagt diese Anweisung weiter:

„Fast jedes Landgebiet hat seine dichtbesiedelten Teile und kleinen Dörfer, wo drei oder vier der stärkeren und energischen Verkündiger einer Autogruppe mit einem Vorrat an Literatur abgesetzt werden können, und diese können dann zu Fuß ein solches Gebiet bearbeiten. Der Rest der Autogruppe kann in ein dünn besiedeltes Gebiet fahren und in dieser Weise mehr Arbeit vollbringen."

Wie man sieht, ist auch für die Schweizer Bürger, ein „Entrinnen" vor den Klinkenputzenden Zeugen Jehovas, nicht vorgesehen.

Im April 1943, hätte man in den USA eine Gesamtverkündigerzahl von 72.490 gehabt, teilt der „Informator" (Bern) Ausgabe Juli 1947 mit. Und nun sei man in den USA bei der Zahl 73.512 angelangt. Diese Zahlenangaben sollen vor allem den Schweizer Trepppenterriern als Ansporn dienen, es doch den USA „gleichzutun". Irgendwann haben die WTG-Schreiber des „Informator" auch schon mal den Spruch gehört:

„Wenn der Hund nicht gesch ... hätte, hätte er doch den Hasen noch gekriegt. Nun hat aber der Hund gesch ... und den Hasen eben nicht gekriegt."

Der „begrabene Hund" in der Schweiz jener Jahre hört dann wohl auf diesen Namen:  Wenn im Landgebiet dieses Landes nur eine Person einer jeden Gruppe die Tätigkeit aufnehmen würde, dann wäre der Erfolg eine Zunahme von ungefähr 80 Verkündigern."

Wenn wenn ...

Aber sicherlich setzte die WTG alles daran dieses Ziel zu erreichen. Dem diente auch die um diese Zeit eingeführten „Kreisversammlungen, und namentlich auch die Vergatterungsreisen der Kreisaufseher (damals noch „Brüder für die Diener" tituliert). Was die Schweizer ZJ diesbezüglich erwarten würde, macht wohl auch die Angabe in dieser „Informator"-Ausgabe deutlich:

Die Diener für die Brüder befinden sich bereits auf der Reise, um in allen Gruppen während drei Tagen besondere Anweisungen über das Vorgehen und Verhalten im Felddienst zu erteilen. Alle Geschwister und Freunde der Wahrheit sollten es so einrichten, daß sie während dieser drei Tage nicht nur an den Abenden, sondern so weit als möglich auch tagsüber mit im Felddienst stehen können."

Den siebenten Monat hinter einander hätten die Zeugen Jehovas in den USA Zuwachasraten zu verzeichnen und wären jetzt bei einer Gesamtzahl von 72.000 angelangt. Auch der verwendete Stundenaufwand von 14,7 pro Verkündiger sei in den USA weiterhin höher als in der Schweiz, teilt der „Informator" (Bern) Ausgabe für August 1947 mit.

Wehleidig bedauert die Schweizer Filiale der WTG, dass es ihr immer noch nicht gelungen sei, die Schweizer Betörtenschar im gleichen Umfange „auf Trapp zu bringen."

Aber einen „Lichtblick" meint man doch noch zu haben. Öffentliche Vorträge sollen es dann bringen. Der Clou dabei, wenn es nach der WTG geht, müssen die keineswegs immer in Sälen sich abspielen. Wenn denn die Behörden mitspielen (was diese „Informator"-Ausgabe allerdings unbeantwortet lässt) könne dies auch wie folgt vonstatten gehen:

Bemüht euch, Schulräume, Säle und besonders im Freien liegende Versammlungsplätze zu erhalten. Da, wo alles fehlschlägt sucht ein freies Stück Land oder den Vorgarten von einem Hause eines Menschen guten Willens zu benutzen. Manche berichten von einem guten Besuch solcher Versammlungen, oft besser, als wenn Vorträge in Sälen stattfinden."

Da lässt dann wohl die „Heilsarmee" grüßen!

„Watch Tower" so der Titel des „Informators" für Deutschland zur damaligen Zeit (die auch mal mit enthaltene Anrede „An alle Verkündiger" hat man sich zwischenzeitlich eingespart). Besagter „Watch Tower" in Deutschland in zwei Ausgaben erscheinend, die von Wiesbaden mit der Impressums-Angabe:  „Veröffentlicht unter Zulassung Nr. ... der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung."

Jene Ausgabe indes, welche als Erscheinungsort „Magdeburg" angibt, ergänzt durch die Druckerangabe:

„Schöndruck Reinickendorf (Westberlin)". Inhaltlich indes, unterscheiden sich die beiden deutschen Ausgaben kaum. Also nichts da mit einer „Genehmigung" durch die sowjetische Militärregierung, welche sich für Magdeburg zuständig fühlte.

Besagter „Wacht Tower" widmet sich in seiner September-Ausgabe 1947 besonders den sogenannten Kreisversammlungen. Im Herbst des Jahres 1947 sollen die zum zweitenmal durchgeführt werden. Und als Veranstaltungsorte in der russischen Zone werden dazu genannt:  Gotha, Magdeburg, Halle, Sömmerda. Auch nachfolgende Ausgabe nennen weitere Städte in der russischen Zone als Orte von Kreisversammlungen.

„Der Glanzpunkt der Kreisversammlungcn wird für den Rest des Jahres 1947 der neue zündende öffentliche Vortrag „Mein Reich ist nicht von dieser Welt" sein. Mannigfache Beweise zeigen, daß Christi Königreich kein Teil dieser bösen Welt ist." teilt man weiter mit.

„Einladungszettel und Plakate, wo diese erhältlich sind, werden die Gegend überschwemmen und die Menschen auffordern, ihre einzige Hoffnung kennenzulernen." heißt es dann weiter noch:

Aber auch diesen Satz gibt es dann noch:  Da wir wissen wie die Dämonen die hilfreichen Kreisversammlungen hassen, werden sich die Verkündiger wappnen, sich durch nichts zurückhalten zu lassen."

Zu dem sich wappnen gehört dann auch die Anweisung an den ZJ-eigenen Ordnungsdienst:
„Dem Ordnungsdienst ist wachsende Aufmerksamkeit zuzuwenden. Wählt möglichst geeignete und handfeste Brüder, die regen Geistes nicht nur ihre Armbinde spazieren tragen, sondern auch wirklich für Ordnung sorgen. Sie sollten blitzschnell eine kritische Lage erfassen und handeln. Dieses braucht nicht in schroffer und beleidigender Art zu sein, sondern freundlich und höflich, wo es aber not tut, auch entschieden mahnend und wo es sein muß, fest und schnell zupackend."

Diese also „fest und schnell zupackenden" und auch "handfesten" Herrschaften, rechnen also schon im voraus mit Konfrontationen, was angesichts des vermeintlichen „Glanzpunktthemas" „Mein Reich ist nicht von dieser Welt", namentlich von den politisch Handelnden im Ostbereich, als tatsächliche - ihrer Politik zuwiderlaufende - Konfrontation aufgefasst wurde.

Aber wie bereits vernommen, hat die WTG dafür schon mal vorgesorgt mit den die Armbinde nicht blos spazieren tragenden Herrschaften, die dafür aber fest und schnell zupacken

Das indes hatte wohl schon seit Rutherford's Tagen Tradition bei den Zeugen Jehovas.

Man vergleiche auch Sie wollen keine Lispelheilige sein

Das Thema Demonstrationen, soll dann auf jenen Kreisversammlungen auch besonders abgehandelt werden, Zum Beispiel einer solchen:  Zum Beispiel kann eine Demonstration zeigen, wie jemand seine Kirche als den einzigen Weg zur Errettung empfiehlt."

Es versteht sich für die WTG-Regie, dass sie dabei als „Sieger" dasteht. Und damit das auch noch dem letzten der Unbedarften verklickert werden kann, dazu halt die entsprechenden Demonstrationen.

Keine Drohnen und Schlachtenbummler zu sein, sondern fleißige Arbeitsbienen" hätten die Betörten zu sein. Und damit das auch so sei, gibt es dazu auch gleich den passenden Nachhilfeunterricht:

„Jeder Gruppendiener sollte am 15. des Monats eine Liste derer aufstellen, die nicht berichtet haben und darauf sehen, daß einige der Diener, der Studienleiter und andere eifrige und taktvolle Verkündiger diese Geschwister besuchen und ihnen helfen, an die Arbeit zu gehen, oder ihren Bericht in Empfang zu nehmen."

Der Schweizer „Informator" für jenen Monat weis dann noch ergänzend mitzuteilen:  Wie erreichen wir unsere Quote?  Indem sich jeder während des Monats im Felddienst betätigt und dann auch den Rapport abgibt. Die Unterbrechung eurer regelmäßigen Tätigkeit durch Kreisversammlungen, Ferien etc. soll euch nicht veranlassen, das Abgeben der Rapporte zu vernachlässigen, wie es bei einigen in der in Vergangenheit der Fall war."

Ein solches Zucht-Haus zeitigt dann auch für die Statistik-Liebhaber, namentlich die in den USA, auch die gewünschten Ergebnisse. So die Detailzahlen.

In der russischen Zone gäbe es zu jenem Zeitpunkt 506 Gruppen mit 80l0 Verkündiger.  Und in den westlichen Zonen 874 Gruppen mit 11.040 Verkündiger.

Dabei drängt sich in der Tat der Eindruck auf (im Vergleich zu früheren Zahlen), die für den Ostdeutschen Bereich würden stärker wachsen als die für den westdeutschen Bereich!

Der „Informator" (Bern) für Oktober 1947 kündigt als Neuerscheinung das WTG-Buch „Dein Königreich komme" an.

Siehe zu letzterem Prophezeiung von 1944

Was nun die deutsche „Informator"-Ausgabe (damals unter dem Titel „Watch Tower" mit den Ausgaben Wiesbaden und „Magdeburg" erscheinend) anbelangt, so fällt in ihm schon mal der Slogan ins Auge:  „Furchtlos gegen die Verschwörung"

Bereits seit George Orwell's Tagen weis man es gibt auch ein „Neusprech".

Einerseits mag der genannte Slogan auf die Befindlichkeit der Zeugen Jehovas abgestellt sein. Andererseits besagt er in die „Nicht-Neusprech-Sprache" übersetzt, dem Dampfwalzenartigen Machtanspruch der WTG, stellt sich zunehmender Widerstand entgegen.

Diesem Faktum begegnet man auch in der Oktober-Ausgabe 1947 des „Watch Tower" , etwa im sogenannten „Kreisversammlungsbericht 1947"

Etwa wenn zu vernehmen ist:  „Es ist beachtenswert, daß fast alle Kreisversammlungen nur unter dem heftigsten Widerstand der alten hierarchistischen Gegner und anderen großen Schwierigkeiten zustande kamen."

Wenn da von „alten hierarchistischen Gegner" die Rede ist, entspricht auch das dem WTG-"Neusprech". Es ist zwar richtig - global betrachtet - gab es zu Nazizeiten eine katholisch-faschistische Interessenkoalition, auch in den USA, etwa mit dem dortigen Rundfunkprediger Coughlin.

Indes die Weltpolitische Lage nach 1945 hatte die Karten neu gemischt. Die katholische Hierarchie spielte im Widerstand gegen die WTG-Dampfwalze, kaum noch eine Rolle. Dafür aber zunehmend kommunistische Kreise, welche diesen Umstand, dann auch durch ihre 1950er Verbots-Entscheidungen bestätigen sollten. Indem die WTG diese notwendige Differenzierung im Jahre 1947 noch unterlässt, ist ein zusätzlicher Beleg des WTG-"Neusprech" im Sinne George Orwells geliefert.

Weiter meint die WTG postulieren zu sollen:  „Die Verschwörung gegen die Theokratie und ihre Verkündiger erhebt ihr Haupt und scheut keine Mittel, den siegreichen Vormarsch der Königreichsbotschaft zu hemmen und wenn möglich, die verhaßten und unbequemen Wahrheitszeugen mundtot zu machen. Doch alle Bemühungen, die besonders bei dem Arrangieren der Kreisversammlungen offensichtlich wurden, schlugen zum Gegenteil aus".

Zu den Zahlenangaben gehören auch die:  „Von Mitte April bis Ende August 1947, also in viereinhalb Monaten, fanden 47 Kreisversammlungen statt."

Davon für die Ostzone in 14 Kreisen und in der Westzone für 33 Kreise, mit einer Gesamtanwesendenzahl von 14.206.

Für den Monat Oktober, kündigt jene „Watch Tower"-Ausgabe in der Ostzone vier weitere Kreisversammlungen an, in:

Stendal, Gotha, Wittenberg/Lutherstadt und Güstrow.

Herausgehoben in der Berichterstattung wird dann noch eine sogenannte Musterkreisversammlung Magdeburg vom 12. - 14. 9. 1947.

Für Freitag und Sonnabend werden Anwesendenzahlen von 744 und 924 genannt, während man beim öffentlichen Vortrag am Sonntag 2.064 Anwesende gezählt haben will.

Das besondere jener Veranstaltung sei gewesen auch alle 'Diener für die Brüder' (Kreisaufseher) in der Ostzone seien zu dieser eingeladen worden.

In der Sicht der Außenstehenden Kritiker, entwickelten sich jene Kreisversammlungen zu besonderen Indoktrinations-Veranstaltungen in der WTG-Ideologie. Daher auch ihr zunehmender Widerstand dagegen.

Verpackt in einem unscheinbaren Nebensatz, erfuhr man in der Schweizer Ausgabe des „Informator" vom November 1947 auch dieses:

„Beth-Sarim wird verkauft werden. WBBR [Radiosender] wird verstärkt auf 1000 Watt." Ende der Durchsage. Die deutsche Variante hielt es indes noch nicht mal für nötig, diese Kurzmeldung auch weiter zu geben.

Keinerlei Erläuterungen, weshalb das einst hochgelobte „Beth Sarim" nunmehr verkauft werden soll. Noch in dem um diese Zeit auch noch massenhaft verbreiteten WTG-Buch „Die neue Welt" gab es ja in Sachen Beth Sarim noch eine mehr als müde Verteidigung.

 

Das alles war nun offenbar der Rubrik „Schnee von gestern" zugeschlagen.

Siehe auch: Beth Sarim

Der „Informator" Ausgabe Bern vom November 1947 tönt wieder mal, in halbwegs verständlichem Deutsch:

„Die Berichte über die Schritte der UNO die sie in Richtung auf eine Weltregierung unternimmt und die in der Presse Staub aufwirbeln, sie überschatten die Schlagzeilen über die Fortschritte in der Atomforschung.  Diese neue Botschaft lautet: Jehova herrscht!  Nationen, die sich zu Unrecht das Herrscherrecht angemaßt haben.  Diese unvergleichlich neue Botschaft ist eine Herausforderung an Menschen und Nationen, die fälschlicherweise das Herrschaftrecht beansprucht haben."

Auch in der deutschen Ausgabe des „Watch Tower", sowohl der Ausgabe Wiesbaden als auch der Ausgabe „Magdeburg" gibt es in der Substanz eine ähnliche Aussage, die man allerdings wohl dreimal lesen muß, um zu begreifen was gemeint sein könnte.

In der deutschen Ausgabe liest sich der vorzitierte Abschnitt dann so:  „Eine Neuigkeit, die von weltweiter Bedeutung ist, zirkuliert jetzt auf der ganzen Erde. Die Nachrichten über die Entwicklung der Weltregierung der UN und die aufsehenerregenden Fortschritte der atomischen Forschung weit übertreffend, kommt die Nachricht: Jehova regiert! Eine solche mit nichts zu vergleichende Botschaft ist in der Tat eine Herausforderung an Menschen und Nationen, die sich zu Unrecht das Herrscherrecht angemaßt haben."

Was lehrt dieses Beispiel? Lehren tut es wohl, sowohl die Schweizer als auch die deutsche Ausgabe des „Informator" stützen sich auf die USA-Vorlage, die dann aber in beiden deutschsprachigen Ländern, eigenständig vom Englischen ins Deutsche übersetzt wurde. Sonderliche „Qualität" dürfte man der deutschen Übersetzung dabei wohl kaum bescheinigen können.

Wenn die Deutsche Variante dann gar noch die Wortwahl wählte:  „eine Herausforderung an Menschen und Nationen, die sich zu Unrecht das Herrscherrecht angemaßt haben."

Dann ist das letztendlich eine Textverschärfung, die den Effekt erzielte, vom östlichen Regime als „rotes Tuch für den Stier" bewertet zu werden.

Es ist keineswegs damit abgetan, in dem Fall auf die mangelnde Qualität der Übersetzer hinzuweisen.

Jenes zu Unrecht das Herrscherrecht angemaßt haben" beflügelte breite Kreise in deutschen Zeugen Jehovas-Bereich.

Und von der Gegenseite wurde es in der Tat als Kampfansage verstanden!

Nach Magdeburg gab es dann in der Zeit vom 26.—28. 9. 1947 auch eine sogenannte Musterkreisversammlung für die 3 westlichen Zonen in Kassel, mit etwa 450 - 500 Besuchern. Spektakulär auch der damit verbundene öffentliche Vortrag.

Zu seiner Ankündigung gab es Plakate an Litfaßsäulen und an fahrenden Straßenbahnen. Nicht damit genug, „gingen Brüder mit großen Transparenten auf Holzgestellen durch die Straßen, ein Lautsprecherauto durchfuhr die Stadt, und schließlich diente eine Riesenlautsprecheranlage dazu, unsere Ankündigung in regelmäßigen Abständen und zu gleicher Zeit an allen verkehrsreichen Plätzen in der ganzen Stadt ertönen zu lassen."

Namentlich der deutsche Zweigaufseher E. Frost schwebte schon mal auf „Wolke sieben" dabei. Vollmundig lies er in Auswertung des abgeschlossenen „Dienstjahres 1947" nunmehr verlautbaren:

„Trotzdem die offizielle Tätigkeit der Gesellschaft erst seit kaum zwei Jahren wieder im Lande erfolgt, hat sich die Anzahl der treuen Zeugen des Herrn dermaßen vergrößert, daß sie bereits ein Zehntel der Weltverkündigerschar ausmacht."

Daher so Frost weiter, könne die WTG-Forderung eine 10% Zunahme für Deutschland nicht gelten. In seinem Höhenrausch verlangte er für kommende Jahr eine 100% Zunahme, und seine versammelten Lemminge klatschten auch artig Beifall dazu.

Beispielhaft konnte man in einem Artikel der SED-Gazette „Neues Deutschland" vom 3. 9. 1950 auch den Vorhalt lesen (S. 7):

„Die Aktivistenbewegung, die zur Steigerung der Produktion und zur Verbesserung der Lebenslage der Bevölkerung führt, paßt nicht in die Welteroberungspläne der amerikanischen Imperialisten. Sie brauchen in Elend und Arbeitslosigkeit lebende Völker, um ihre grausame Politik der kolonialen Ausbeutung durchführen zu können.

So haben die Bibelforscher den Auftrag, gegen die Aktivisten- und Wettbewerbsbewegung in den volkseigenen Betrieben zu arbeiten. Die Anweisungen, wie man das zu tun hat, gab der Bezirksdiener Pietke am 24. April 1950 in Kleinwittenberg im Lokal „Deutsches Haus" seinen Unterpredigern:  „Sollten in den Arbeitsstellen den Leuten Schwierigkeiten gemacht werden und sie von extremen Parteifunktionären wegen Vernachlässigung ihrer Arbeit entlassen werden, fordert sie auf, in den Pionierdienst einzutreten und vollzeitliche Arbeit für den Bund der Zeugen Jehovas zu leisten. Die Pioniere haben pro Tag dreieinhalb Stunden Pionierdienst, wo sie predigen und werben. Während der übrigen Zeit des Tages sollen sie studieren und schlafen."  Mit diesen Methoden versuchen die amerikanischen Agenten, Arbeitsbummelanten in ihre Spionagedienste einzuspannen zu können."

Mag man vorstehendes Zitat auch der Rubrik „zugespitzte Formulierung" zuordnen, besteht andererseits durchaus die Sachlage, dass WTG-seitig die Tätigkeit für sie, namentlich als Pioniere, als das wichtigere hingestellt wird. Das weltliche Arbeitsverhältnisse in diesem Kontext allenfalls als nicht ganz zu vermeidendes Übel bewertet werden. Solcher Art von Argumentation begegnet man auch in der Dezember-Ausgabe 1947 des „Informator" (Ausgabe Wiesbaden), die wie bereits ausgeführt damals den Titel „Watch Tower" trug.

Etwa mit der dortigen Aussage;  „Als Gottes Diener und Nachfolger Christi Jesu ist unsere Hauptbeschäftigung das Predigen des Evangeliums, ganz gleich, was unsere Nebenbeschäftigung auch sein mag. Wir üben diese Nebenbeschäftigung nur aus, weil uns die Umstände dazu zwingen, für das, was nötig und anständig ist, Sorge zu tragen."

Weiter konnte man in jener Ausgabe lesen:  „Der Eintritt als Allgemeiner Pionier setzt einen starken Glauben und völlig selbstlose Beweggründe voraus, weil diese Geschwister von der Gesellschaft keine Arbeitsbescheinigung für das Arbeitsamt, keine Kontrollbescheinigung für das Ernährungsamt und auch keinen Unterhaltsbeitrag erhalten können. Die meisten Menschen arbeiten schwer, nur um ihren Unterhalt zu verdienen. Warum sollte dann nicht auch der Pionier schwer arbeiten."

Die miterwähnte „Arbeitsbescheinigung für das Arbeitsamt, (die) Kontrollbescheinigung für das Ernährungsamt" nimmt dann wohl auf die damaligen Verhältnisse in den Westzonen Bezug, und darauf, dass die WTG sich mühte (und wohl teilweise auch erreichte) für ihre sogenannten „Sonderpioniere", jenes Privileg zu erstreiten.

In Gesamt-Einschätzung der Lage ist aber auch offenkundig, in der russischen Zone wurden vorgenannte Privilegien nicht zugestanden.

1947er Rückblick

Informator 1946

Informator 1948

Volle Fahrt voraus - auf das nächste Felsenriff

Ein auch-Alptraum der WTG etwas näher beschrieben

verkaufen, verkaufen, verkaufen

ZurIndexseite