Ein Bericht aus der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" vom 12. 12. 1996:
Eine Zeugin Jehovas (Grudun B.) hatte am 27. März 1996 zusammen mit ihrer Glaubensschwester bei Gudrun L. geschellt, wollte sie zum Abendmahl einladen. „Kein Interesse", entgegnete ihnen die 37jährige, die gerade aus der Tür kam. Als sie dennoch mit „Gottes Wort" und religiösen Fragen konfrontiert wurde, hielt Gudrun L. den beiden vor, daß sie die Bibel verdrehen und den Menschen Angst machen würden. Eine Erfahrung, die die in der Aufklärungsarbeit über Sekten engagierte Dortmunderin am eigenen Leibe erfahren hatte. Sie war als Kind in der Organisation aufgewachsen.
Der Fall entwickelte sich wie folgt weiter:
Just an jenem Tag hatte die Presse zudem einen ihrer Informationsabende über die Seelenfänger angekündigt, wie sie die beiden Sektenmitglieder wissen ließ. „Was dann folgte, war einfach nur noch kurios", sagt Günter L., der die wüsten Vernichtungsprophezeihungen sogar im Wohnzimmer mitverfolgen konnte. Da sei von Feuer, Schwefel und finsteren Mächten die Rede gewesen, die sie nicht überleben würde. Gudrun L.: „Als alle Bitten zu gehen nichts nutzten hab' ich mehrfach Hausverbot erteilt." Selbst mit der Polizei habe sie den beiden gedroht. Doch die hätten sich weiterhin auf ihre Religionsfreiheit berufen.
Ein gütliches Ende des Disputes indes, war nicht in Sicht. So landete der Fall Schlussendlich vor dem Kadi.
Strafrichterin Sybille O ... hat Verständnis dafür, daß ein solches Erlebnis ein ehemaliges Sektenmitglied in Panik versetzen kann. Sie verurteilte die der Nötigung angeklagte Hausfrau zu 400 Mark Geldstrafe. Der Verteidiger hatte indes auf Freispruch plädiert.
Es hat geklingelt
Eine besondere Kategorie von Besuchern erscheint gern Sonn- und
Feiertags. Sie klingeln energisch wie ein Telegrammbote oder vertraulich
zweimal wie die Nachbarin, die noch schnell ein Gewürz leihen will, das
sie rechtzeitig zu kaufen vergaß. Ohne Umschweife kommen diese Klingler
zur Sache und eindringlich, wie es sich für eine Angelegenheit geziemt,
die keinen Aufschub duldet, fordern sie unsere sofortige Willfährigkeit.
Es geht nämlich um nichts Geringeres als um unsere ewige Seligkeit.
Wir haben es mit einem Zeugen Jehovas, einem Draufgänger der
„Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher" zu tun.
Die Lage ist in der Tat prekär: hinter uns der teure Sonntagsbraten, der
unsere ganze Aufmerksamkeit erfordert, und vor uns jemand mit dem
Hinweis, daß er seine Freizeit für unser Seelenheil opfert. Versuchen
wir nun, das nächstliegende Argument vorzubringen, der Zeitpunkt für ein
Bekehrungsgespräch sei nicht gut gewählt, werden wir feststellen müssen,
daß ein von seiner Mission überzeugter Eiferer solchen profanen
Einwänden verständnislos gegenübersteht. Das Ergebnis jeder geäußerten
Skepsis gegenüber den seltenen allegorischen Blüten, die die
Bibelauslegung dieser Sonntagsbesucher treibt, wären ohnehin nur ganz
persönlich gemeinte Andeutungen über böse Folgen solcher
Widerspenstigkeit, so daß in uns schließlich Zweifel aufkommen, ob es
überhaupt ein Vergnügen sein könnte, die bei einer Bekehrung in Aussicht
gestellte ewige Seligkeit mit solchen Nervtötern teilen zu müssen. Das
erleichtert uns schließlich die Gesprächsbeendigung, in dem wir einfach
die Tür zu machen und uns ohne Gewissensbisse wieder der Küche zu
wenden."
Polizeigewalt
„„Als ich noch ein drittes mal erschien,
gebot man mir, sofort den Saal der Schule zu verlassen, was ich auch tat.
Einer der „Zeugen" kam hinterher, überholte mich und ging zum
„Schuldiener" der am Schultor an mich herantrat und mir den Zutritt
verbot, mich zum Tor hinauswarf, wobei er erklärte, er habe Polizeigewalt.
Er zählte bis drei, und als ich nicht sofort die Flucht ergriff, schloß er
das Tor ab und rief die Polizei an."
Das muss man sich dann mal bildlich vorstellen! Der Bericht kündet weiter
davon, die Polizei, gleich mit vier Mann, kam auch und der „Delinquent" wurde
dann quasi unter Polizeibegleitung abgeführt.
Tibetanische Gebetsmühlen
Ergänzend sei noch aus der Nr. 21/22=1970 des "Bruderdienstes" zitiert.
Äußerer Anlass das Kongressspektakel der Zeugen Jehovas in Nürnberg des Jahres
1969. Und da wird aus dem "Nürnberger Evangelischen Gemeindeblatt" auch
folgende Episode zitiert
"Schön ist das natürlich nicht,
wenn da am sechsten und am achten Kongreßtag eine Handvoll junger
evangelischer Christen auftritt und Jehovas Zeugen glashart sagt:
„Vom Predigen allein wird man nicht satt - Matthäus 25".
Dann rufen auch die Menschen des Brooklyner Bundes nach der sonst von
ihnen so verachteten Staatspolizei.
„Brüder und Schwestern, bitte weitergehen! - Keine Schriften anfassen,
diesem Mann ist die Gemeinschaft entzogen worden!"
Monoton wie tibetanische Gebetsmühlen hallen die Worte der Ordner, die dem
einsamen Bekenner nicht aus den Augen lassen, eine Woche über dass
Dutzendufer (in Nürnberg)."
„Freiheit den Gefangenen!“ -
versprach ein Vortrag, den die „Zeugen Jehovas“ am 2. Juli 1950 in den
Leipziger „Reichshallen“ in der Elisabethstraße in Szene gehen ließen.
Etwa fünfzig Personen scharten sich vor dem Lokal um einen Lautsprecher,
durch den die Veranstaltung übertragen wurde. Ich erwischte im Saal einen
Stehplatz. Da ich das Gehörte später durchdenken wollte, machte ich mir
einige Notizen. Ein Halbwüchsiger forderte mich auf, eine
verfassungswidrige Äußerung des „Predigers“ recht genau festzuhalten, da
sie höchst wichtig sei. Plötzlich stellte sich ein handfester „Zeuge
Jehovas“ neben mich, der durch eine weiße Armbinde als eine Art
„Saalschutz“ gekennzeichnet war. Er zischte mir mehrmals ins Ohr, sofort
den Saal zu verlassen. Auf meine Zwischenfrage, woher er das Recht zu
dieser Aufforderung nehme, denn es handelte sich um eine öffentliche
Veranstaltung, antwortete er, dies geschehe „kraft göttlicher Gesetze.“
Als er sah, daß ich seiner Aufforderung nicht Folge leistete, packte er
mich am Arm und entfernte mich gewaltsam aus dem Lokal. Widerstand zu
leisten, war zwecklos, denn er ging an einer „Ehrenkompanie“ dieser
„Zeugen Jehovas“ vorbei.
Auf der Straße setzte ich meine Aufzeichnungen fort, dabei wurde ich von
den „Zeugen Jehovas“ weiter beobachtet. Ein Sektierer pilgerte in meiner
unmittelbaren Nähe ständig auf und ab. Schließlich wurde ich von mehreren
dieser verdächtigen „Zeugen“ regelrecht umzingelt.
Ich wechselte meinen Platz. Trotzdem ließ man mir keine Ruhe.
Nachdem ich mir wieder einen anderen Standort gewählt hatte, verfolgten
mich zwei dieser „Zeugen“ und versuchten unter erneuten Provokationen mich
in ein Gespräch zu verwickeln. Daraufhin sah ich mich gezwungen, um meiner
Sicherheit willen, wegzugehen...."
Exkurs
Am 3. 9. 1950 nahm die "Leipziger Volkszeitung" in einem eigenen
redaktionellen Artikel, mehr indirekt, erneut auf den zitierten Leserbrief
Bezug.
In diesem Artikel auch der Satz:
"Die „Zeugen Jehovas“ - wir meinen in diesem Zusammenhang ihre Prediger, die die Werbearbeit für die amerikanischen Kriegstreiber verrichten, sind sich ihres landesverräterischen, volksfeindlichen Treibens bewußt. Denn sie lassen ihre Versammlungen zwar mitunter sogar durch Lautsprecher übertragen, um auf viele Menschen zu wirken, aber es darf niemand wagen, sich über das Gehörte Notizen zu machen, sonst wird er von dem nach nazistischem Muster eingerichteten Saalschutz belästigt, bedroht und bis auf die Straße verfolgt."
Jener Artikel trägt die Überschrift:
„Greuel der Verwüstung“.
Zu dieser Überschrift inspirierte dann wohl auch besonders die nachfolgende Passage in jenem Artikel:
"Die Prediger der „Zeugen Jehovas“ haben bisher nichts für den Aufbau unserer Deutschen Demokratischen Republik getan. Im Gegenteil, sie verkleinern das, was bisher von uns aufgebaut worden ist. Ihre angeblichen Religionsstunden benutzen sie gerade dazu, unser Volk vom wirtschaftlichen und politischen Aufbau unseres Vaterlandes abzuhalten. Sie suchen unsere Friedensbewegung zu sabotieren, indem sie - ganz im Sinne der amerikanischen Monopolkaptalisten - behaupten, die Friedensbewegung habe überhaupt keinen Sinn, weil es Jehova allein sei, der über Krieg und Frieden entscheide. Die „Zeugen Jehovas“ sind keine religiöse Sekte, sondern eine Agentur amerikanischer Monopolkapitalisten. In unverschämter, hämischer Weise greifen sie unsere neue demokratische Ordnung und unsere Wirtschaftsplanung an. Sie schreiben z. B. in einem neuen Traktätchen:
„Die neue Weltordnung, wie sie von den Plänemachern vorgeschlagen wird, ist der in der Bibel erwähnte „Greuel der Verwüstung“, der an dem heiligen Orte des Reiches Gottes zu stehen kommt".