Notizen aus "Informator" 1946

„Der Christ der nicht an öffentlichen Vergnügungsstätten gefunden werden, wo er die Freuden dieses Lebens und das, was die alte Welt bietet, genießen will, sondern er wird im ,Hause seines Vaters' gefunden werden, in dem eifrigen Bestreben, seine Kräfte zur Förderung der Königreichsinteressen zu verwenden." Dies weis die „Informator"-Ausgabe (Bern) für Januar 1946, erneut zu belehren.

Und damit aus dieser Belehrung dann gleich mal „Nägel mit Köpfen" gemacht werden, geht es weiter mit den Sätzen:

„Mit Januar (1946) beginne ein weltweiter „Wachtturm"-Abonnements-Feldzug.

Was wäre solch eine Aktion, ohne vorgegebene Quoten? In WTG-Sicht ein Ding der Unmöglichkeit. Und so soll es denn auch an diesen nicht mangeln.

So liest man dann weiter:

„Während vier Monaten, von Januar bis April, wird jeder Verkündiger des Königreiches sein Äußerstes tun. In diesem Jahre wird eine besondere Quote für jedes Land festgesetzt; die Quote für die Vereinigten Staaten beträgt z.B. 150.000 Abonnements, diejenige für die Schweiz 3.200 Abonnemente. Die persönliche Quote wird ein Abonnement pro Monat sein, während Vollzeitverkündiger sich bemühen, mindestens sieben Abonnemente im Monat zu erreichen."

Das Thema Wetter ist da für die WTG kein Thema. Sie verweist darauf, dass kaltes Wetter auch bewirken könne, dass viele Menschen in ihren Wohnungen anzutreffen seien. Ergo solle man sich gefälligst warm genug anziehen. Und vielleicht kann man ja beim Abonnement-Aufschwatzen, dann sogar mal in eine warme Wohnung eintreten. Ergo sei doch alles „ganz einfach". Zumindest in WTG-Sicht.

Ein Novum gab es im Januar 1946 noch zu beobachten.

Neben der bereits bekannten Berner Ausgabe des „Informators" gab es noch eine weitere, die auch den Titel „Informator" trug. Allerdings dann gleich für zwei Monate (die Monate Januar/Februar) solle diese sechsseitige Ausgabe Geltung haben.

Inhaltlich begegnet man in ihr einigen Ausführungen, welche man bereits aus früheren Ausgaben des Berner „Informator" kannte. Auch wenn es im Titel nicht ausdrücklich erwähnt ist, so ist besagte Ausgabe Deutschland-spezifisch ausgerichtet.

Etwas unklar bleibt allenfalls ihre technische Realisation.

Jedenfalls kann man am Ende der Seite 6 auch die Angabe lesen:

„Unverkäufliches Eigentum der Watch Tower Bible an Ttact Society, Jehovas Zeugen, Bern/Schweiz."

Da diese Ausgabe gedruckt vorliegt, drängt sich der Eindruck auf. Die Verbindungslinie zwischen dem Magdeburger und dem Berner WTG-Zweigbüro, habe zu jener Zeit schon mal so halbwegs geklappt.

Bern habe dann diese wohl in Deutschland redigierte Ausgabe gedruckt. Die Auflagenhöhe durfte aber nicht sonderlich groß gewesen sein.

Unter Ausblendung jener Aspekte, welche man bereits aus den Berner „Informator"-Ausgaben kennt, sei auf einige weitere Ausführungen in dieser Ausgabe verwiesen.

So erfährt man, Mister Knorr habe nun seine erste Europareise, nach Ende des zweiten Weltkrieges absolviert.

„Wie er uns mitteilte, hat er alles unternommen, um auch uns in Deutschland besuchen zu können. Leider war es diesmal noch nicht möglich, da grundsätzlich noch keine Einreise-Genehmigungen an Ausländer erteilt werden. Auch die Bemühungen unsererseits, nach der Schweiz zu kommen, blieben vergeblich."

Datiert vom 27. 11. 1945, schrieb dann Knorr von Bern aus, einen Brief nach Magdeburg. In ihm auch die Sätze adressiert an Frost:

„Ich denke nicht, daß es für Dich ratsam sei, nach der Schweiz zu kommen, auch wenn Du das tun könntest. Es gibt zu viel Arbeit in Deutschland, die Deiner Aufmerksamkeit bedarf. Bleibe in Verbindung mit den verschiedenen Militär-Behörden und schaue, was sich tun läßt, um Druckerlaubnis zu erhalten, besonders für den Wachtturm, der eine amerikanische Zeitschrift ist. ..."

Obwohl eine direkte Verbindungsaufnahme auch in die Schweiz, nicht möglich war, geht es dann weiter mit der Angabe:

„trotzdem dies durch die Verhältnisse noch bis zuletzt als völlig aussichtslos erschien, die Gunst einer Begegnung mit dem Präsidenten der Watch Tower Bible & Tract Society, unserem lieben Br. Knorr, den ich vor wenigen Tagen, da es in der Schweiz unmöglich wurde, in Amsterdam traf, um ausführlich und gründlicher mit ihm über den Wiederaufbau und die Fortführung des Werkes in Deutschland sprechen zu können."

Wer dabei seinen Begünstigungsdaumen nach unten gerichtet hatte, damit Frost nach Amsterdam reisen, und dort mit Knorr persönlich konferieren konnte, wird in diesem Bericht im Nebel des Unbeantworteten gelassen. Unterstellt werden kann dabei wohl, die sowjetischen Militärbehörden waren es wohl eher nicht. Zieht man diese Unterstellungslinie weiter aus, berücksichtigt die US-amerikanische Kirchenpolitik nach 1945 in Deutschland dabei, sprechen einige Indizien dafür, dass namentlich US-amerikanische Kreise sich dann dafür verwandt haben, dass Frost, und sei es noch im „allerletzten Moment", nach Amsterdam reisen, und in einem dortigen Hotel mit Knorr konferieren konnte.

Liest man den Bericht genauer, kann man auch noch feststellen, der Besuch von Frost in Amsterdam, war selbst für Knorr dann eine Überraschung!

Diese Überraschung hörte dann auf den Namen „Jehova", in deutsche Sprache übersetzt, via seine Erfüllungsgehilfen, der amerikanischen Militärregierung!

Nachdem die USA somit schon mal ihr Hätschelkind Frost mit unter ihre Fittiche genommen hatten, schloss sich alsbald - auch davon berichtet diese „Informator"-Ausgabe, der nächste Schritt an.

Die Zeugen Jehovas „nur" vom im russischen Machbereich liegenden Magdeburg, Deutschlandweit leiten lassen. Das war dann wohl nicht das, was den USA vorschwebte. Einstweilen mussten die USA auch gegenüber den Franzosen die Konzession eingehen.

Zitat: „Französisch Baden/Württemberg, berichten in Zukunft nach dem Büro

Watch Tower Bible & Tract Society (Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft)

Reutlingen-Betzingen Ohmenhäuser Straße 27, Postfach 7."

Eine sonderliche „Rolle" indes, dürfte jene Adresse wohl kaum gespielt haben. Die tatsächliche „Musik" indes wurde am Sitz der amerikanischen Militarregierung in Deutschland in Szene gesetzt. Und da dieser Sitz nun mal in Wiesbaden war, ergab sich auch die Notwendigkeit, dass just auch in Wiesbaden, das USA-Hätschelkind Zeugen Jehovas, seinen institutionalisierten Sitz nah. Frost selbst blieb denn auch nicht länger mehr in Magdeburg, sondern nahm seinen Sitz auch in Wiesbaden. Damit war dann zusammengefügt, was zusammengehört!

Von den in dieser Ausgabe enthaltenen Zahlenangaben sei noch auf diese verwiesen.

Für den Zeitraum I. Mai bis 31. Oktober 1945 werden 618 Gruppen von Zeugen Jehovas in Gesamtdeutschland mit 3.667 Verkündiger genannt.

Die Aufpeitschungs-Anweisungen an die Betörten, sich als Vermittler für Abonnements des „Wachtturms", setzen sich auch in der Februar-Ausgabe 1946 (Bern) der „Informator" fort.

„Ein jeder beteilige sich am „Wachtturm"-Feldzug  Es sollte nicht vorkommen, daß Geschwister überhaupt nicht am „Wachtturm"-Feldzug teilnehmen. Der Vorwand: „Der Wachtturm ist für Außenstehende zu schwer", muß fallen gelassen werden", meint zumindest der „Informator".

Zur flankierenden Stimulanz, pflegt man diesmal über den Satz „Gebieter der Völkerschaften" zu reflektieren.

„Alle sind sich klar über die Notwendigkeit einer solchen Führerschaft. Zahlreiche „Gebieter" sind erwählt worden, aber niemand von diesen konnte eine Befriedigung bringen, selbst nicht für die, welche sie erwählten" meint man zu wissen.

Und weiter:

„Die überaus selbstischen Politiker, Geldmänner und die herrschende Geistlichkeit wünschen einen „Gebieter" nach ihrer eigenen Wahl, welcher sie anerkennt und bestehen läßt, um sie in der Macht zu erhalten. Die getäuschten und verblendeten Völker der Welt, welche den dämonisierten menschlichen Führern der Vergangenheit und Gegenwart die Schuld für alle ihre Trübsale zuschreiben, wünschen einen „Gebieter", der Rache an ihren Feinden ausüben und sie selbst zu einer Stellung erhöhen wird, wo sie sich der Früchte ihres sogenannten „Sieges" erfreuen."

Übersetzt man die Vokabel „Gebieter" mit Diktator, hat man erfasst, worum es der WTG geht. Einerseits das madig machen anderer Diktatoren, womit sie sicherlich ein offenes Ohr gefunden haben dürfte. Das alles dann ersetzt durch die eigene WTG-Diktatur.

Der „Informator" März 1946 (Ausgabe Bern), „glänzt" wieder mit der Aufstachelung zwecks weiterer Abonnements-Gewinnungen für den „Wachtturm". Eigentlich sah die WTG-Planung vor, 5.000 neuer WTG-Abonnements in einem Vier-Monats-Zeitraum, seien in der Schweiz zu erbringen. Und wie sah nun die Wirklichkeit aus?

422 neue 'Wachtturm'-Abonnements stehen der festgelegten monatlichen Quote von 800 Abonnenten gegenüber. liest man dazu.

Dazu dann die weitere Schelte: Es ist eine Tatsache, daß 70 bis 90% der Verkündiger, die einen Bericht abgeben, nicht wirkungsvolle Nachbesuche machen und Buchstudien leiten. Es muß etwas geschehen, um dies in Ordnung zu bringen.

Dieses „es muß etwas geschehen", stellen die WTG-Planer am grünen Tisch sich dann so vor:

Arrangiert womöglich für den Abend die Arbeit von Haus zu Haus gerade vor dem Studium jeder Woche. ... Beispielsweise könnte die Haus-zu-Haus-Arbeit von 19.15 bis 20.00 Uhr durchgeführt werden, während dann das Buchstudium anschließend, d.h. von 20.15 bis 21.15 Uhr ... stattzufinden hätte

Wurde bereits eine für Januar/Februar 1946 terminierte weitere „Informator"-Ausgabe registriert, so setzt sich diese Tendenz auch im Monat März 1946 fort. Wurde die Vermutung geäußert, die genannte Januar/Februar-Ausgabe 1946 könnte vielleicht in Bern als Mitdruck realisiert worden sein, so dürfte bei der März-Ausgabe 1946 schon eine andere Sachlage bestehen. Ein Drucker ist in jener Ausgabe aber nicht ausgewiesen. Jedenfalls macht sie vom Schriftbild her (namentlich im Vergleich zu späteren Ausgaben), den Eindruck, vielleicht von einer „weltlichen Druckerei" als Auftragsarbeit realisiert, dann aber schon innerhalb Deutschlands.

Formal gibt jene Ausgabe zwar als Erscheinungsort „Magdeburg" an. Das indes dürfte einer offensichtlichen Finte gleichkommen. Diese Ausgabe dürfte dann so ziemlich die erste sein, welche in der Regie von Wiesbaden realisiert wurde.

Bemerkenswert beispielhaft die in jener Ausgabe genannten Bankverbindungen.

Ein Postscheckamt in Frankfurt/M. für die amerikanische Zone in Deutschland, und auch ein selbiges in Hannover für die englische Zone.

Was es indes in dieser Ausgabe noch nicht gibt, wäre die Angabe einer Bankverbindung für die russische Zone in Deutschland.

Dann weis jene Ausgabe jubilierend zu berichten, die Zeugen Jehovas konnten in den westlichen Zonen schon eigene Radiosendungen durchführen.

„Am Radio Stuttgart hielten wir den I. Vortrag am 13. Januar 1946, der zweite Vortrag wird sein am 3. März 1946, und fortlaufend alle 6 Wochen vormittags 10 bis 10.30 Uhr. Am Radio München wurde der 1. Vortrag gehalten am 17. Februar 1946, der 2. würde sein am 24. März 1946 und fortlaufend alle 5 Wochen vormittags von 9.40 bis 10 Uhr."

Die Schweizer Ausgabe des „Informators" für April 1946, welche jene Radiovorträge mit erwähnt, muß allerdings ergänzend auch berichten:

„Nachdem schon einmal eine Verschiebung vorgenommen wurde, ist damit zu rechnen, daß auch die so angegebenen Daten nicht alle eingehalten werden. Das letzte Mal wurde durch Radio Stuttgart die Verschiebung auf ein späteres Datum bekanntgegeben. Demnach darf man wohl erwarten, daß auch in Zukunft solche Änderungen angekündigt werden."

Auch über eingegangene Kleidersendungen und angekündigte Lebensmittelsendungen namentlich aus der Schweiz erfährt man etwas. Die indes landeten in Wiesbaden. Und man vernimmt weiter die Klage, man wisse immer noch nicht so recht, wie man es bewerkstelligen solle, das auch Bedürftige in der russischen Zone etwas davon abbekamen. Namentlich das Kriterium „Bedürftigte" erwies sich in WTG-Gefilden, je länger je mehr als Farce. Nicht tatsächliche Bedürftigkeit wurde als Kriterium bei der Verteilung dieser Gaben zur Anwendung gebracht, sondern das Kriterium war, wer sich am allermeisten für die WTG verausgabt, hatte vielleicht die Chance etwas abzubekommen. Das Volumen jener Hilfssendungen war ohnehin so, das nur ein Teil der in Betracht kommenden, die Chance hatten, auch tatsächlich etwas abzubekommen.

Zu den weiteren Angaben in dieser Ausgabe gehört auch die, man habe

alles in die Wege geleitet, um Druck- und Verlagslizenzcn für den „Wachtturm" und die anderen Schriften der ,,Watch Tower" zu erhalten. Die Wartezeit der treuen Verkündiger nähert sich nun ihrem Ende, bald werden wieder hinreichend Broschüren und Zeitschriften und dann auch Bücher in unseren Händen sein."

Auch dazu wäre festzustellen, das entsprach der generellen Begünstigung der Religionsindustrie durch die amerikanische Militärregierung in Deutschland. Denn seitens der Sowjets gab es solche Lizenzbewilligungen für das Drucken des Schrifttums der Zeugen Jehovas nicht.

Von den in dieser Ausgabe enthaltenen Zahlenangaben, sei noch auf die für Dezember 1945 in Deutschland hingewiesen. Danach bezifferte die WTG die Zahl ihrer Verkündiger in Deutschland, zu diesem Zeitpunkt mit 6.938.

Die April-Ausgabe 1946 des Berner „Informator" setzt die penetrante Aufstachelung zwecks Gewinnung weiterer „Wachtturm"-Abonnements fort.

Etwa mit dieser Passage:

„Ein tätiger Pionierverkündiger schreibt uns gegen Ende Januar: ,,Ich habe bis jetzt nur wenig Abonnements erhalten; die Leute scheinen zu Zeiten gleichgültig; wahrscheinlich muß ich mich noch mehr anstrengen." Das ist es, was beachtet werden muß: die Entschiedenheit, es noch fleißiger zu versuchen."

Oder auch dieser Belehrung:

„Rund 1000 Wachtturm-Abonnenten in den Monaten Januar und Februar (wurden) gewonnen  Zur Erreichung unserer Quote von 3200 Abonnenten sollten also im März und April noch 2200 Abonnements eingehen. (Unsere Geschwister in den Vereinigten Staaten von Nordamerika erreichten bis gegen Ende Februar bereits 74 000 Abonnenten.)"

Zu den hoch gefeierten vermeintlichen Stimulanzen gehörte dann auch das neue Buch Die Neue Welt welches dann in der Schweiz die erste Buch-Neuerscheinung nach 1945 sei. Das letzte von der WTG in der Schweiz davor publizierte Buch sei das Rutherford-Buch „Kinder" gewesen. Das nach „Kinder" noch herausgekommene weitere Buch „Religion" kam dann in der Schweiz, auf Grund der politischen Gemengelage, nicht mehr zum Vertrieb. Und jetzt nach 1945, wo die Möglichkeit bestanden hätte, es doch noch zu verbreiten, war man WTGseitig dazu nicht mehr Willens. Offenbar einem Wink des neuen Herrn, Mister Knorr in Brooklyn folgend, welcher sich nur ungerne noch mit Rutherford's „Religion"-Buch (nach der Einschätzung von WTG-Kritikern, Rutherford's „giftigstes Buch") belasten wollte.

Ab April 1946 (erstmals) versehen mit dem in großen Lettern gedruckten Briefkopf Watch Tower ...

Mit Angabe der Adressen des Magdeburger und Wiesbadener WTG-Büros.

Dann in etwas kleinerer Schrift den Titel "An alle Verkündiger".

Am Textende dann noch mit der Detailangabe versehen
Veröffentlicht unter der Zulasssung Nr. US ... der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung.

So stellt sich die faktisch erste (reguläre) Ausgabe des Wiesbadener "Informators" dar. Einstweilen indes taucht in ihm der Begriff "Informator" noch nicht wieder auf. Hat man jedoch spätere Ausgaben mit im Blick, so kann man wissen, der "An alle Verkündiger" wurde später auch wieder in "Informator" umbenannt, nur eben noch nicht im Jahre 1946.

Inhaltlich bietet vorgenanntes Blatt auch einige Inhalte, die man bereits aus dem "Informator" (Bern) kennen kann, aber eben zusätzlich mehr Deutschland-spezifisch ausgerichtet.

Zur Abgrenzung der Begrifflichkeit vom Berner "Informator" mag hier der Weg gewählt werden, diese Wiesbadener Ausgabe als "Watch Tower ... An alle Verkündiger" zu bezeichnen.

Gemäß der Prinzip der kommunizierenden Röhren, des sich „gegenseitig Hochschaukelns", hatte sich unter den Zeugen Jehovas-Konzentrationären eine „Kultur" des Radikalismus herausgebildet, die selbst dem neuen Herrn in Brooklyn etwas unheimlich wurde. Ergo mussten einige deutsche Zeugen Jehovas Radikalinski, in vorsichtigen Worten, etwas zurückgepfiffen werden.

Zwei Beispielen dafür begegnet man in der April-Ausgabe 1946 des „Watch Tower ... An alle Verkündiger".

Eigentlich war in anderen Ländern, das Thema der Steuerzahlung an den Staat, für die Zeugen Jehovas meistens kein sonderliches Thema. Das war halt so, und eben auch nicht abänderbar. Indes Zeugen Jehovas in den Konzentrationslagern, die da Arbeiten verweigerten, welche ihrer Meinung nach Kriegsbegünstigend waren, muss es wohl schrill in den Ohren geklungen haben, wenn sie ihr neuer Herr Knorr, in Ausführungen über das Steuerzahlen auch belehrte:

In allen Ländern der Welt ... muß jede Person Steuern bezahlen, die an die Regierung gehen. Ein Teil dieser Gelder wird für Kriegszwecke verwendet. Aber die Verantwortung dafür bleibt bei denen, die über diese Gelder verfügen."

Die zweite „neue" Belehrung von Mister Knorr betraf das Thema Gewerkschaften.

Dazu teilt diese Ausgabe mit:

„Bruder Knorr, der Präsident der Watch Tower Society, äußert sich in einer Erklärung hierüber, daß es in Amerika ,,gar nicht denkbar sei, daß ein Arbeiter nicht einem solchen Syndikat angehöre".

Damit werden die deutschen Radikalinski zurückgepfiffen. Einer ihrer Konfliktpunkte mit dem Naziregime war ja auch, dass sie nicht Mitglied der „Deutschen Arbeitsfront" (der nazistischen Variante einer „Gewerkschaft") sein wollten. Man möge doch bitte beachten, dass die neuen Gewerkschaften keineswegs von nazistischen Gedankengut infisziert seien, so die weitere Belehrung. Und wenn sich die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft, auf den Faktor reduzieren lasse, nur Mitgliedsbeiträge zu entrichten, dürfe das ganze auch für einen Zeugen Jehovas kein Thema sein. Für einige deutsche Radikalinski unter ihnen, war es das jedoch. Daher benötigten sie eigens diesen Rüffel aus Brooklyn dazu!

Weiter kann diese Ausgabe von „Watch Tower ... An alle Verkündiger" jubilierend mitteilen:

„Unter dem Datum des 24. Januar 1946 (wurde) von der amerikanischen Militär-Regierung der WATCH TOWER Bible and Tract Society die Druck- und Verlagslizenz für alle ihre Veröffentlichungen erteilt. Das bedeutet, daß die Gesellschaft nunmehr als Buch- und Zeitschriftenverlag anerkannt ist und das Recht besitzt, alle in Brooklyn herausgegebenen Schriften unverändert und ungekürzt in Deutschland erscheinen zu lassen."

Und die Amis hätten zusätzlich der WTG auch noch eine eigene Druckerei (vorerst in kommissarischer Verwaltung) mit übergeben.

Dazu kann man in der Mai-Ausgabe 1946 von „Watch Tower ... An alle Verkündiger" das Detail entnehmen. Gedruckt im „Verlagsbüro Stuttgart". Demzufolge befand sich die erste genannte Druckerei dort.

Was die Gewährung der Drucklizenz anbelangt, macht die Mai-Ausgabe 1946 auch noch dergestalt in Optimismus, man hätte die Hoffnung, auch für die russische Zone eine solche zu erhalten. Das Drucken etwa von Einladungszettel und ähnliches, dürften dann wohl auch die Russen gestattet haben. Kaum jedoch größere Objekte wie den „Wachtturm" oder sonstige WTG-Bücher/Broschüren.

Für Januar 1946 wird dann die Gesamtverkündigerzahl in Deutschland auf 8394 beziffert. Diese Zahl untergliedert sich dann noch in 4739 für den Westdeutschen und 3655 für den Ostdeutschen Bereich. Die Durchschnitts-Zeitqoute für den Predigtdienst wird mit 15,9 Stunden beziffert, und liegt damit über den entsprechenden Wert in der Schweiz.

Februar 1946 dann: Gesamtzahl 8565. Davon im westlichen Bereich: 5237 und im östlichen: 3328. Obwohl die Februarzahl angestiegen ist, fällt in ihr dennoch ein Rückgang im östlichen Bereich auf!

„Fräulein könnten Sie nicht einmal an einem Wochentag, abends, zu mir kommen, damit wir mehr darüber sprechen? Ich bin die ganze Woche hindurch allein, weil mein Mann nur übers Wochenend heimkommt."

Mit dieser Story, als Erfahrungsbericht verkauft, meinte sowohl die Mai-Ausgabe 1946 des „Informator", als auch ihr Pedant „Watch Tower .... An alle Verkündiger" aufwarten zu können.

Da man sich schon mal auf das Niveau der Milchmädchenlogik herabgelassen hat, setzt man diese in derselben Ausgabe weiter fort, mit der Animierung zum Pionierdienst. Die dabei geforderten 150 Stunden monatlich, seien doch eine der „leichtesten Übungen", weis der „Informator" weiter mitzuteilen, und hat dabei in Sonderheit Hausfrauen im Blick. Selbige meint er dann auch noch wie folgt belehren zu sollen:

„Wie könntest du vorgehen? Die Wäsche hast du in Ordnung gebracht, und sie reicht nun für ungefähr 5 Wochen; die Flickarbeiten sind auch erledigt, zeitraubende Einkäufe hast du getätigt, du bist nicht davon abhängig, daß du deine freie Zeit für einen großen Gemüsegarten opferst und hast dir vielleicht auch schon die Menüs für den kommenden Monat mehr oder weniger ausgedacht. Jetzt bist du bereit, dich beim Gruppendiener für einen Monat zum Pionierdienst zu melden. Die noch notwendigen Arbeiten im Haushalt beanspruchen zufolge deiner Vorarbeiten nur wenig Zeit."

Die Mai-Ausgabe 1946 von „Watch Tower ... An alle Verkündiger" teilt dann noch die Einrichtung eines juristischen Büros in Magdeburg mit. Theoretisch zwar für ganz Deutschland zuständig, praktisch aber dann doch wohl hauptsächlich für den Ostdeutschen Bereich. Die alsbald heraufziehenden Konfliktlagen, äußern sich schon mal in der Definition, mit welchem die WTG dieses juristische Büro ankündigt:

„Um das Königreichsinteresse gegenüber den Angriffen der sichtbaren Vertreter der Satansorganisation, insbesondere gegen die Machenschaften der römisch-katholischen Hierarchie und ihrer politischen Bundesgenossen in völliger Einheit verteidigen zu können, werden in Zukunft juristische Informationen ... von der juristischen Abteilung des deutschen Zweigbüros der Watch Tower Bible and Tract Society, Magdeburg, erteilt. Dieses bezieht sich insbesondere auf Beeinträchtigungen der Glaubens- und Gottesdienstfreiheit, private oder behördliche Uebergriffe dieserhalb, insbesondere Verbote, Haussuchungen, Verhaftungen, Vernehmungen, Beschlagnahmen, Mißhandlungen, Bedrohungen, Entlassung aus der Arbeit, Nichtanerkennung als Opfer des Faschismus und andere eintretende Unrechtsfälle."

Hingewiesen sei auch auf jene in der August-Ausgabe von "Watch Tower ... An alle Verkündiger" abgedruckte Warnung, welche da beklagt.

„Verschiedene Erfahrungen und Schwierigkeiten in den letzten Wochen haben gezeigt, daß einige Verkündiger nicht sorgfältig genug auf ihre Rede- und Ausdrucksweise achten. (Viele sprechen noch über Politik oder gebrauchen im Verkehr mit den Menschen politische Aeußerungen, die sich gegnerischerseits sehr leicht gebrauchen lassen zu Anwürfen gegen unser Zeugniswerk."

Und weiter in dieser Warnung:

„Auch werden dadurch oft Schwierigkeiten über Verkündiger gebracht, die sich in einzelnen Fällen bis zu Verhaftungen steigerten. Hütet euch vor solchen Entgleisungen, gebraucht keine politischen Reden ... gebt dem Feinde nicht leichtfertig Ursache, das Zeugniswerk zu diskriminieren. Sagt auch nicht, daß „Harmagedon in einigen Monaten komme", denn dieses wißt ihr nicht und ist auch nicht notwendig zu wissen, weder für euch noch für die Menschen dieser Welt."

Ob dieses „Donnerwetter" tatsächlich etwas „genutzt" hat, mag man aus berechtigten Gründen, mehr als bezweifeln.

Jedenfalls sind in jener frühen Warnung bereits alle Konfliktfelder mit angesprochen, welche sich insbesondere im Ostdeutschen Bereich, zusätzlich noch steigern sollten!

Die Juni-Ausgabe 1946 des „Informator" (Bern), „glänzt" auch durch diese „Empfehlung":

„Ihr Schulkinder und andere, die ihr 5 Wochen und länger Sommerferien habt: Trefft ihr Vorbereitungen, (für den) ... Vollzeitdienst."

„Markig" auch die mitgelieferte Begründung dafür. Würde man dass befolgen, „dann wird es euch nicht hart ankommen, wenn ihr (später) das ganze Jahr hindurch Pionier sein werdet."

Letzteren eben zitierten Satz gibt es auch in der Juli-Ausgabe 1946 von "Watch Tower ... An alle Verkündiger"

Gleich zwei „Schmankerl" hat man für den Treppenterrierdienst im Monat Juni 1946 parat (in der Schweiz). Einmal die in hoher Auflage gedruckte „Trost-Ausgabe vom 15. 6. 1946, welche die Leiden im verflossenenen Nazi-Regime thematisiert. „Jeder Verkündiger sollte es sich zur Aufgabe machen, mindestens 100 Exemplare zu verbreiten." Und zum zweiten - ebenfalls zur Massenverbreitung bestimmt, eine Flugblatt mit dem Serientitel „Königreichs-Nachrichten Nr. 1" und dem eigentlichen Titel:

„Weltweite Verschwörung wider die Wahrheit".

Weinerlich belehren jene „Königreichs-Nachrichten"

„Seit 1918 haben Jehovas Zeugen mehr als 450 Millionen gebundene Bücher und Broschüren in 88 verschiedenen Sprachen verbreitet, außerdem Hunderte von Millionen Gratistraktate und die Zeitschriften „Wachtturm" und „Trost".

Aber o weh, die per Treppenterrierdienst umgesetzten Literaturmengen würden von den überrumpelten Käufern, nur selten auch tatsächlich gelesen. Das wiederum wird mit als „Verschwörung wider die Wahrheit" gedeutet. Die Überrumpelten Käufer des WTG-Schrottes würden in der Regel auch keine sonderliche Verwendung für die WTG-Destruktivthese haben, die man dann gleich nochmals wiederholt:

Es sei wahr, „daß die gegenwärtige internationale Zusammenarbeit der Organisation der Vereinigten Nationen ihr Ziel, der Menschheit dauernden Frieden und Sicherheit zu bringen, verfehlen wird ? Jawohl, die ... Prophezeiung in 1. Thessalonicher 5:2,3 sagt, daß, „wie ein Dieb in der Nacht, also der Tag des Herrn kommen wird. Denn wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! da wird sie plötzlich das Verderben überfallen."

Würden breite Bevölkerungsmassen jene Destruktivthese für bare Münze nehmen, könnte es in WTG-Anpeitscher-Sicht nur die Konsequenz geben, selbst dann zum WTG-Treppenterrier zu mutieren. Genau das aber sei bei breiten Bevölkerungsschichten eben nicht der Fall. Beleg dafür auch die Zahlenangaben der Gedächtnismahl-Besucher in der Schweiz. Die stiegen zwar von 1727 Besucher im Jahre 1944 auf 2015 im Jahre 1946. Indes setzt man den tatsächlichen WTG-Propaganda-Aufwand dagegen, sind diese Zahlen wohl kaum als sonderlich „beeindruckend" einzuschätzen.

Bereits im Jahre 1919 meinte man in der Schweiz über 1933 WTG-Hörige zu verfügen (damalige Höchstzahl sogar 2133). Und wenn man nun im Jahre 1946 immer noch auf diesem Level vor sich herdümpelt, dann spricht dieser Umstand Bände! Es ist ja keineswegs so gewesen, dass die WTG-Hörigen in dieser Zeit „untätig" gewesen wäre. Eine Verkaufsaktion des WTG-Schrottes jagte die andere. Und trotzdem nur dieses magere Ergebnis. Dabei spielt eben in der bürgerlich orientierten Schweiz eine wesentliche Rolle, dass jenes WTG Totalitäts-Versklavungsprogramm, sich unter diesen Rahmenbedingungen nur schwer durchsetzen ließ. Zudem fand ein Teil jener die mal seit Russell's „Schriftstudien"-Tagen in Kontakt zur WTG gerieten, die aber ihren eigentlichen Impetus eher in „religiöser Erbauung" sahen, in begrenzten Umfange auch Alternativen in analogem WTG-unabhängigem Schrifttum. Angefangen von der Zeitschrift „Die Aussicht", über die ebenfalls Zeitschrift „Der Herold von Gottes Königreich" (Deutschsprachige Variante davon), bis zum letzten größeren Zeitschriftenprojekt, Anfang der 1940er Jahre gestartet, der „Brennenden Lampe".

Kritisch zu diesen genannten Zeitschriften kann man einwenden, ihr Konzept der nur religiösen Erbauung, macht im Einzelfall den Zeitpunkt voraussehbar, wo der entsprechende Kreis, der sich in der Gründungsphase um jene Blätter gesammelt hatte, ausgestorben sein wird. Insoweit hat das WTG-Treppentierrier-System den längeren Atem, auch in der Schweiz. Wenn auch dieser Umstand einzuräumen ist, so verdeutlichen die genannten Zahlenangaben doch, dass jene Oppositionskreise, der WTG durchaus einigen Abbruch tun konnten.

Und zum Konzept der „nur religiösen Erbauung", wäre anmerkbar:

Einerseits gehört es zu den Grundrechten einer Demokratie. Ergo kann jeder der es so halten will, es auch tun. Indes ist das hier eine Meinungsorientierte Seite. Und meine Meinung ist in der Tat die, dass der Wechsel vom Regen in die Traufe, zu kurz gedacht ist. Das daher diese Entscheidungsvarianten an diesem Orte, keine Bejublung erfahren werden und das aus grundsätzlicher Einsicht. Und in Folge dieser grundsätzlichen Einsicht, fällt schon mal der Impetus flach, eine religiös strukturierte Anti-Organisation aufziehen zu wollen.

Die These lautet also keinesfalls: von der WTG in den nächsten religiösen Narrenverein hinein. Sondern eher so, von der WTG zurück in die Welt, dann aber selbstbestimmt.

Siehe beispielhaft für diesen Aspekt auch den Signaturtext;

Hermann Samuel Reimarus (1694 – 1768) in:
"Apologie: oder, Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes"

Derselbe Autor:

Wie? Wenn sie (die Apostel) gesagt hätten: es kann noch wohl siebzehn, achtzehn und mehr Jahrhunderte wehren, ehe Jesus zu seinem Reiche aus den Wolken wiederkommt, und die Freude derselben angeht: würde man sich nicht mit solcher Verheissung ausgelacht haben?
Würde wohl ein einziger Mensch sich zur Entäusserung alles Vermögens entschlossen haben, um seine übrige Lebenszeit in Hunger und Kummer zuzubringen, und seine eigene Nothdurft nunmehr andern aus den Händen zu sehen? Ja, würde man nicht die an sich schlecht bewehrte Auferstehung Jesu desto mehr für eine Erfindung gehalten haben, weil die Bestätigung derselben durch die Wiederkunft von Himmel, über 40, 50 Generationen oder Menschenleben, ins unendliche hinausgesetzt würde
.

Ergänzend wäre beispielhaft auch auf die Feststellungen Im Fall Albert Schweitzer hinzuweisen.

Zurückkehrend zu den beiden WTG-Werbeaktion vom Juni 1946. Einmal dem Flugblatt:

„Weltweite Verschwörung wider die Wahrheit".

Und zum anderen der „Trost"-Sonderausgabe vom 15. 6. 1946

Zu letzterer wurde früher bereits kommentiert:

Die "Trost"-Ausgabe vom 15. 6. 1946 wurde als Sonderausgabe konzipiert. Einem Thema gewidmet, dem Schicksal der Zeugen Jehovas in Hitler-Deutschland. Ein separates Anschreiben der WTG war dieser Ausgabe beigelegt, in dem vermerkt wird:
"An die obersten Landesbehörden, Räte, Politiker, Lehrer, Beamten wird daher diese Nummer geschickt". Sicher war vorgenannte Aktion nicht selbstlos. In genanntem Anschreiben liest man denn auch die Klage:

"Gewisse Stellen es sich zur Aufgabe gemacht haben, alle ungünstig lautenden Gerichtsurteile und Pressemeldungen den Gemeindebehörden und Richtern zugehen zu lassen. Der offensichtliche Zweck ist: Gottes Zeugenvolk und seine Gefährten in ein schiefes Licht zu rücken. ... Tatsachen zeigen zum Beispiel, daß die von der Religion beeinflusste Presse die Leiden einiger weniger Kirchenmänner oder Sektenleute, die nachgewiesenermaßen nur in geringer Zahl in die Konzentrationslager verbracht wurden, über Gebühr hervorhob, damit die standhafte Haltung der Zeugen Gottes in Diktaturstaaten verblasse."

Weiter beklagt man:

"Daß Jehovas Zeugen in Diktaturländern während mehr als eines Jahrzehnts einen unnachgiebigen Kampf gegen Ungerechtigkeit und Gesetzlosigkeit geführt und viele ihr Leben geopfert haben, wird in unserem Lande (der Schweiz) oft gerne übergangen, denn - so handeln nur Fanatiker - wird etwa gesagt. Die Leiden dieser Zeugen, als Folge mutigen Bekennens ihrer herrlichen Hoffnung schwächt man ab und verschweigt sie mit der Begründung, Jehovas Zeugen suchten lediglich Märtyrertum!"

Und in der eigentlichen "Trost"-Ausgabe liest man unter anderem:

"'Ich habe ... deine Stirn hart gemacht gegenüber ihrer Stirn', sagte Gott zum Propheten Hesekiel (3:8). Heute bewährt sich die Kraft Gottes in gleicher Weise. So liest man im Bericht von einer Kanalinsel, wohin über 200 Frauen als Zeugen Jehovas deportiert worden waren: ... 'Heute wünscht man unsere Unterschrift (unter die Abschwörungserklärung) nicht mehr.' Tatsächlich gab die Gestapo gegen Ende ihrer Herrschaft ihren Organen Anweisung, die Versuche, Jehovas Zeugen umzustimmen, einzustellen, weil sie sich als nutzlos erwiesen hatten. Ein Zugestehen ihrer Niederlage!"

Aus einer Reihe von Abschiedsbriefen von zum Tode verurteilten Zeugen Jehovas sei noch aus jenem zitiert, von dem "Trost" mit anmerkt, er erreichte unzensiert seinem Empfänger:
"Lieber Bruder! Wenn es Dich treffen sollte [in die gleiche Lage wie ich zu kommen], so sei mutig und stark ...
Sieh, hat man mich doch gleich zu aller Warnung an einen Baum hängen wollen; man ließ mich hungern, man nahm mir die Heilige Schrift, man stürzte sich mit gezogenem Dolch auf mich, man wollte mich massakrieren, man beschimpfte mich mit den niedrigsten Worten usw. - Dann kam die Einsamkeit und die Schleuder ... Auf alle Arten probierte man mich umzustimmen! ... Ein Beispiel: Als mich der Unteroffizier vom Gerichtshof abholte und ich lächelte, sagte er jedesmal ganz verwundert: 'Mensch, da spielt man mit Ihrem Leben, und jetzt lacht der Kerl nur dazu!'"

Was besagen diese Zitate? Zusammengefasst doch wohl auch dieses. Als "Gottes Zeugenvolk" sah man sich. Man wähnt eine "herrliche Hoffnung" (wörtliches Zitat) zu haben. Was aber, wenn dieses Sendungsbewusstsein sich als Trugschluß erweist?!

Dieselbe vermeintliche Gottesorganisation erklärte beispielsweise in einer vergleichbaren Bewährungsprobe in ihrer Zeitschrift "Der Wachtturm" (November 1915):
"Es hat dem himmlischen Vater wiederum gefallen, zwei liebe Brüder von diesem Leben in Schwachheit abzuberufen ... starb auf dem Kriegsschauplatz unserer lieber Bruder ... im Alter von 23 Jahren. ... Wir haben für sie die feste Hoffnung, daß sie vom Glauben zum Schauen gelangt sind, gemäß Joh. 11, 25. 'Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt wird, wenngleich er stirbt, leben."

Dieselbe "Gottesorganisation" wusste einem weltlichen Cäsar, dann im Jahre 1943 zu verkünden: "Hunderte unserer Glaubensfreunde leisten Wehrdienst". An die Zeit des ersten Weltkrieges dachte man dabei wohl nicht.

Welche dieser drei Erklärungen, muss als frommer Selbstbetrug bezeichnet werden? Eine, zwei? Oder alle drei!

Das einzelne Menschenleben ist im laufe der Menschheitsgeschichte ein Nichts. Die Möglichkeiten, dass es ein vorzeitiges Ende finden kann, sind nach wie vor nicht gering. Nicht bloß als Folge politischer Verfolgung wie im NS-Regime. Auch heute noch passiert die unnatürliche Lebensverkürzung, etwa in Form schwerer Krankheiten, Unfälle und anderes mehr. Wohl dem, dem dieser Kelch erspart bleibt. Was aber ist mit dem, bei dem das nicht der Fall ist? Trägt er mit Fassung sein Schicksal? Oder wie reagiert er?

Das die betroffenen Zeugen im NS-Regime in der Regel mit Fassung ihr Schicksal trugen ist unbestritten. Namentlich ihre Gruppensolidarität trug wesentlich zu diesem Resultat bei. Kann diese persönliche Tragiksituation jedoch ein wirkliches Vorbild sein?

Wie zu lesen war, wurde selbst in der Schweiz der Gedanke ventiliert. Das offenkundige Märtyrertum der Zeugen Jehovas kritisch zu sehen, und eben nicht als leuchtendes Vorbild anzuerkennen.

Zwei zeitgenössische KZ-Beurteilungen, von Leuten die selbst im KZ saßen, sollte man mit in die Betrachtung einbeziehen. Einmal das von Eugen Kogon in seinem Standardwerk "Der SS-Staat", der den Vergleich mit "scharfkantigen Diamanten" wählte, an denen man sich tückisch schneiden könne. Und das von Ernst Wiechert, der dieses Märtyrertum in jenem Kontext setzte, dass er den Vergleich zog. Es gleicht dem Opfer für das Dogma zu sterben. Der Mensch dürfe nur Gras essen.

Damit wird deutlich, dass selbst Mit-KZ-Leidensgenossen, nicht in die Fanfare eines bedingungslosen "Wohlgetan" hineinstießen.

Es ist nicht die Frage, ob die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas ihrem Schicksal im Naziregime grundsätzlich entgehen konnte. Auch die Kommunisten konnten - um ein anderes Beispiel zu nennen - nicht ihrer grundsätzlichen Verfolgung im Naziregime entgehen. Die Frage ist viel mehr die. Wie verhält man sich, tritt der Leidenskelch an einem heran.

Durch ihre Leiden jedenfalls, wurde das Naziregime nicht aus den Angeln gehoben. Ganz im Gegenteil, "lernte" das Naziregime zum Schluss noch. Und gedachte, in Änderung seiner Politik, gar noch die Zeugen Jehovas für sich nutzbar zu machen. Zur Pazifizierung und Unterdrückung der beherrschten Sowjetvölker nach ihrer Planung.

Hätten sich Jehovas Zeugen auch dem widersetzt? Nach allem was bisher bekannt, muss diese Frage verneint werden. Es hätte also (es blieb nur ein Sandkastenspiel, das ist auch unbestritten). Es hätte also gar eine potentielle Interessengleichheit mit dem Verfolger von gestern geben können. Das hätte in der religiösen Einfalt der Zeugen, dann "Jehova" bewirkt.

Die religiöse Einfalt hätte nicht nur in diesem Fall bestanden. Sie bestand und besteht tatsächlich. Auch nach 1933, auch nach 1945.

Das Hitlerregime wurde, weil es überzogen hatte, letztendlich von sowjetischen (und verbündeten Panzern) aus den Angeln gehoben. Nicht weil es da religiöse Narren namens Zeugen Jehovas gab, die für ihr symbolisches Dogma "Gras zu essen", ins symbolische Gras bissen!

„Wir in der Schweiz haben die gestellte Quote von 3200 nicht ganz erreicht."

muss bedauernd die „Informator"-Ausgabe Juli 1946 rückblickend bezüglich des viermonatigen „Wachtturm"-Abonnements-Feldzug feststellen.

In WTG-Sicht misslich. Aber damit die Betörten nicht „aus dem Tritt" kommen mögen, geht es im Juli 1946 gleich mal weiter mit einer (damals) neuen WTG-Broschüre.

„Indem jeder Gruppenverkündiger sich vor dem Herrn verpflichtet, eine Mindestquote von 50 Broschüren, und jeder Vollzeitverkündiger 250 Broschüren zu verbreiten" lautet dazu die Belehrung.

Auf diese Art und Weise hoffe man eine festgesetzte Quote von 70.000 Stück jener Broschüre mit dem Titel „Seid fröhlich, ihr Nationen!" in der Schweiz umsetzen zu können.

Dabei solle es sich inhaltlich um einen Vortrag gehandelt, welchen der neue WTG-Präsident N. H. Knorr, auf einem WTG-Kongress 1946 in Cleveland USA gehalten habe.

Jener auf dem ersten Blick „harmlos" erscheinende Broschüren-Titel, entpuppt sich bei näherer Besichtigung dann als das Gegenteil davon! Namentlich hat man den in dieser Broschüre mit enthaltenen Abschnitt „Jehovas Zeugen im Feuerofen" im Blick.

Was es dazu kritisch anzumerken gäbe, siehe dazu: Scharfe Abrechnung

Jubilierend stellt die Juli 1946-Ausgabe von WATCHTOWER ...An alle Verkündiger! fest, die auf zehn Städte verteilten 1946er WTG-Kongressveranstaltungen (Pfingsten 1946) in Deutschland, hätten zusammengezählt eine Gesamtbesucherzahl von fast 15000 Besucher gehabt. Spitzenreiter dabei Magdeburg mit 6000, wobei man es auch nicht versäumt mit zu erwähnen, in Magdeburg allein, habe es 684 Taufen gegeben (Taufalter zwischen 10 - 70 Jahren).

Gestaffelt nach Teilnehmerzahlen, werden als weitere Kongressorte noch genannt:

Stuttgart 2500

Bielefeld 1200

Hamburg 1000

Wiesbaden 900

Herne 860

Delmenhorst 500

Oberhausen 405

Celle 400

Hohenlimburg 300

Krefeld 220

Und zu diesen Zahlenangaben mag ergänzend noch die Gesamtverkündigerzahl für April 1946 mit 10.579 genannt werden ( davon 6263 für die Westzonen und 4316 für Ostdeutschland).

Namentlich was die Magdeburger Kongress-Veranstaltung anbelangt, konnte die WTG sich dabei durchaus Behördlicher Unterstützung erfreuen. Das fing schon mal mit der letztendlich ausgewählten Magdeburger „Land und Stadt-Halle" an, deren Kapazität aber an sich nicht ausreichte.

Siehe auch:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann-Gieseler-Halle

Weitere daneben liegende Hallen konnten mit angemietet werden. Auch die Reichsbahn spielte 1946 noch mit, in der Form von fünf Sonderzügen und etlicher Extrawaggons bei anderen Planmäßigen Zügen.

Auch bei der Verpflegungsfrage gab es Behördliche Unterstützung in der Form einer Magdeburger Großküche, die zum Einsatz kam. Lediglich dass rationierte Lebensmittel im Tausch dafür mitgebracht werden mussten. Aber die Lebensmittelrationierung war zu jener Zeit, ohnehin allgemeiner „Standard".

Man habe sich nicht getäuscht, liest man weiter als wir glaubten, daß die Brüder und Schwestern gerne die Unbill auch des primitivsten Nachtquartiers auf sich nehmen würden.

Nun dann war ja im WTG-Sinne alles klar.

Die August-Ausgabe (Bern) des Informator, widmet sich einer für den 14. bis 16. September vorgesehenen Kongreßveranstaltung der Zeugen Jehovas in Zürich. Es wird gewünscht, daß jeder Kongreßteilnehmer das von der Kongreß-Organisation herausgegebene Abzeichen gut sichtbar auf sich trägt."

Darüber hinaus wird erwartet, sich an der massenhaften Verteilung von Einladungszetteln unter der Wohnbevölkerung Zürichs zu beteiligen. Ob letztere genau darauf „gewartet hat", erscheint allen bisherigen Erfahrungen zufolge, eher zweifelhaft. Macht nichts, besagt die WTG-Regie. Es gehe ohnehin nur darum, die eigenen Treppenterrier permanent am „laufen zu halten."

„Watch Tower ... An alle Verkündiger" August-Ausgabe 1946, kann erfreute mitteilen.

„Durch ein Schreiben des Oberbürgermeisters wurde uns zur Kenntnis gegeben, daß die Saarstraße, an welcher unser Grundstück liegt, nach einem Beschluß der Dezernentensitzung wieder in „Wachtturmstraße" umbenannt wird."

Offenbar gab es diesen Straßennamen in der Vor-Nazizeit schon mal (1931-33).

Und was wurde denn nun aus der Adresse „Wachtturm-Straße" 17/19.

Wohl nicht unerwartet (dann 1951) erfolgte eine erneute Umbenennung. Diesmal in: Emanuel-Larisch-Weg

Zu diesem Namen kann man auch vergleichen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Emanuel_Larisch

Eine Adresse Emanuel-Larisch-Weg 17/19 existiert übrigens heutzutage noch. Und zwar als sogenannter Außenstandort (Haus 117) des Universitätsklinikums Magdeburg

Dortselbst ein Ausbildungszentrum für Gesundheitsfachberufe

http://www.med.uni-magdeburg.de/Lagepläne/Gebäudeliste.html

http://www.med.uni-magdeburg.de/azg.html

Man vergleiche auch die thematische Meldung des Blattes der Ost-CDU am 29. 11. 1950:

Durchaus berücksichtigt werden sollten, auch die Detailanwürfe in einem Kommentar in der in Halle/S. erschienenen „Liberal-Demokratische Zeitung".

Ein dortiger Kommentator (Hans Stefko), meinte in seinem Kommentar vom 30. 8. 1950 mit einfließen lassen zu sollen (oder zu können):

„Schon 1946/47, wo in den zerbombten Städten die Bewohner zu Tausenden in Kellern hausten und kaum 1 Quadratmeter Dachpappe verfügbar war, um den durch die Decke eindringenden Regen aufzuhalten, waren die Zeugen Jehovas dabei, für sich ganze Häuser in Anspruch zu nehmen, sie auszubauen und komfortabel einzurichten. Materialmangel und sonstige Einschränkungen spielten keine Rolle. Wen es darauf ankam, wurde eben schwarz gekauft und gebaut, und wenn man dabei erwischt wurde, so bezahlte man Strafe, selbst wenn sie noch so hoch war. Man hatte ja Geld genug."

Nun mag man entgegnen, jener Kommentar stammt zeitlich aus der Hochphase der Zeugen Jehovas-Verbotsentwicklung in Ostdeutschland was sicherlich einzuräumen ist. Andererseits ist zu diesen Kommentardetail festzustellen.

a) es stammt von einem namentlich genannten Kommentator, verlässt somit schon mal die Ebene Allgemein gehaltener Presseberichte.

b) in Kenntnis diverser anderer einschlägiger Presseberichte der Ostdeutschen Presse zum ZJ-Thema, aus dieser Zeit, hinterlässt diese Kommentator-Angabe bei mir den Eindruck der Exklusivität.

In keinem anderen Blatt, wurde vorstehend zitierter Passus auch mit erwähnt. Wer da meint jener Kommentator habe sich das aus den Fingern gesogen, der wäre Beweispflichtig. Solange dieser Beweis, etwa durch Anführung begründeter Einzelheiten, in anderen Fallen, die den Kommentator Unseriosität nachweisen wurden. Solange dieser Beweis eben nicht erbracht ist, hat jener Kommentator da meines Erachtens, auch Hieb- und Stichfestes angesprochen!

Man vergleiche beispielhaft die Ausführungen zu diesem Verfasser in:

http://books.google.de/books?id=2Rqd2qVTmSsC&pg=PA42&lpg=PA42&dq=Hans+Stefko&source=bl&ots=NOzg-ahEDT&sig=33siXVfdYvTJHsODpGdseLOhUmU&hl=de&sa=X&ei=dWb-UZKmNoHGtQb31oHQBQ&ved=0CDEQ6AEwAA#v=onepage&q=Hans%20Stefko&f=false

Nachfolgend kann nur noch auf die Berner „Informator"-Ausgaben September - Dezember 1946 Bezug genommen. Es ist ja heutzutage nicht ganz einfach noch an alle Belege aus der Frühzeit heranzukommen. Ergo muss ich bezüglich der Wiesbadener Ausgabe dieses Zeitraumes, passen. Auch für nachfolgende Jahrgänge mit Lücken gilt, es wird nur auf Eingesehenes Bezug genommen. Ausgaben die nicht ausdrücklich erwähnt sind, können demzufolge zu den "Lücken" gehören.

Auch die September-Ausgabe 1946 des „Informator" (Bern), rührt die Werbetrommel für den dreitägigen in jenem Monat in Zürich geplanten WTG-Kongreß. Zu den vermeintlichen Werbeargumenten gehört dann wohl auch der denkwürdige Satz;

„Der Säuberungsfeldzug der Festteilnehmer (eben der Kongress-Besucher, sei „gegen Religion gerichtet."

Dazu gibt es dann gleich noch die „passende" Ergänzungsfrage:

„Wer will sich daher Sorgen machen über eventuelle Unannehmlichkeiten oder um ein paar Mehrausgaben?"

Für die WTG-Appartaschicks in der Schweiz dann wohl keine Frage.

Ob zu jener Zeit, indes die deutschen WTG-Apparatschicks, das eben so locker sehen konnten, dürfte wohl so sicher nicht sein.

Beleg dafür, man habe nunmehr, datiert vom 3. 7. 1946 vom Magdeburger WTG-Büro, adressiert an das Berner Büro, ein Dankschreiben über eine inzwischen eingegangene Lebensmittel-Spendensendung erhalten. Die sei zwar gemeßen am Bedarf auch nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein". Aber unfraglich besser als wie gar nichts. Und die Sorgen einer halbwegs gerechten Verteilung hätten dann ja nur die Magdeburger, aber nicht die Berner. Und diese Sorgen bestanden in der Tat.

Dafür stehen dann auch die Sätze in dem Dankschreiben:

„Der größere Teil der Sendung wird an die treuen Geschwister in den besonderen Notstandsgebieten verteilt, in dem dichtbesiedelten Sachsen mit dem kärglichen Erzgebirge und gewissen Gegenden der Mark Brandenburg, wo die Geschwister sogar in den einzelnen Fällen stark auf Wildgemüse (Löwenzahn, Brennesseln und andere Krauter) angewiesen sind. Ein Diener für die Brüder berichtete uns, daß er in einigen Orten nicht wagt, sich von den Geschwistern mit beköstigen zu lassen weil sie selbst nicht die allernotwendigste Nahrung haben und körperlich bereits stark heruntergekommen sind."

Die Skrupel indes, die da besagter WTG-Apparatschick angesichts der tatsächlichen Lage hatte, dürfte er wohl alsbald wieder vergessen haben, sofern sich die Lage allgemein etwas entspannt haben dürfte. Den das "sich Durchfressen" soll jener Kaste in Fleisch und Blut übergegangen sein!

Damit die WTG-Treppenterrier, nach all den Anstrengungen der Vormonate, nicht etwa auf den WTG-seitig nicht vorgesehenen Gedanken kommen, es im Oktober 1946 vielleicht etwas ruhiger ablaufen zu lassen, gibt es schon mal gleich den nächsten Ernüchterungsschlag. Nichts da etwa mit dem „legen auf die faule Haut".

Zweitausend neue Abonnements haben die WTG-Treppenterrier im Monat Oktober 1946 in der Schweiz, für die WTGeigene Zeitschrift „Trost", zu aquieren, so jedenfalls die WTG-Forderung.

Und dazu gibt es dann in der Oktober 1946-Ausgabe des „Informator" (Bern) auch noch detaillierte Anweisungen, wie sich die WTG das Überrumpeln des Publikums dazu, im Einzelnen vorstellt.

Soweit die Theorie. Die Praxis kann man dann wohl auch der nachfolgenden WTG-Klage in dieser Ausgabe entnehmen:

„Und doch gibt es eine ganze Anzahl WT.-Abonnenten, leider im Kreise der Geschwister, die trotz Mahnung in der Erneuerung ihres Abonnements säumig, ja sogar nachlässig sind. Wenn alle diese, die ein-, zwei- auch dreimal gemahnt wurden, sich die Folgen und die Mehrarbeit in der Versandabteilung ausdenken könnten, dann würden sie uns durch promptes Erneuern ihres Abonnements zu Hilfe kommen.

Wir richten daher die dringende Bitte an alle WT.-Leser, mit der Erneuerung des Abonnements nicht zuzuwarten bis die Zeitschrift nicht mehr zugestellt wird, sondern möglichst auf die erste Mitteilung zu reagieren und den Betrag zu überweisen."

„Somit haben wir im November wieder ein volles Arbeitsprogramm", weis der „Informator" (Bern) Ausgabe November 1946 mitzuteilen.

Nun, Aussagen dieser Art, dürfte bei der WTG wohl kaum jemand „bezweifelt" haben.

Diesmal lautet die Parole:

„Räumet eure Zeitschriftenlager!

Die Verbreitung aller auf Lager befindlichen Zeitschriften „Trost" und „Wachtturm" ist als weitere Arbeit im Monat November vorgesehen."

Und wie hat man sich das im Detail vorgestellt? Ein Blick auf den Jahreskalender zeigt, namentlich in der Landwirtschaft, sei anders als in den Sommermonaten, nun weniger Arbeitsanfall.

Daher die WTG-Parole dazu:

„Darum jetzt

Ausflüge ins Landgebiet,

wo die Bevölkerung in dieser Jahreszeit wieder mehr Zeit zum Lesen erübrigen kann. Noch vor dem einsetzenden Schneefall lassen sich solche Ausflüge gut durchführen."

Aber damit das ganze halbwegs ökonomisch praktiziert wird, noch die Zusatzanweisung:

„Laßt uns in den entlegenen Gebieten rationell arbeiten, d. h. mehr als nur eine oder zwei Stunden."

Und sollte der eine oder andere der WTG-Treppenterrier vielleicht wähnen, das Novemberwetter macht aber keinen sonderlichen Spass, so ist die Widerlegung dieses Einwandes für die WTG eine der leichtesten Übungen.

Ihr Rezept lautet dann dazu: Zieht euch warm an! Wer hätte das gedacht!

Pünktlich zur Weihnachtszeit des Jahres 1946, sei nun das WTG-Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen", lieferbar.

Es bleibt für die WTG nicht nur bei diesem Status, sondern ihre weitergehende Belehrung im „Informator" für Dezember 1946 (Bern) besagt an ihre Treppenterrier:

Nun rennt euch mal schön die Hacken ab, auch für den massenhaften Umsatz jenes Buches.

Eine separate Fragenbroschüre zu jenem Buch sei auch noch geplant, aber noch nicht vorrätig. Jene Broschüre hatte dann besonders den Zweck, den Inhalt des Buches, den Betörten zu verinnerlichen. Das aber sei im Moment noch nicht das Gebot der Stunde. Im angesichts des Monats Dezember, mit seinem erhöhten Freizeitanteil für viele, lautet daher die WTG-Devise erst mal, mittels dieses Buches Umsatz zu generieren, und nochmals Umsatz!

Zu jenem Buch siehe auch  Zirkus-Jongleure

1946er Rückblick

Informator 1945

Informator 1947

Volle Fahrt voraus - auf das nächste Felsenriff

Ein auch-Alptraum der WTG etwas näher beschrieben

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