Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Gerald Hacke

(zuerst eine Stellungnahme zu seiner Zeugen Jehovas bezüglichen Publikation aus dem Jahre 2011.

Im Anschluss daran noch die analoge Bewertung zu seiner vorangegangenen Veröffentlichung ais dem Jahre 2000)

"Leichenberge" und "Aktenberge"

Man wird es ihm bescheinigen müssen, dass er fast alle als wesentlich relevant einzustufende Literatur zu seinem Thema "Die Zeugen Jehovas im Dritten Reich und in der DDR. Feindbild und Verfolgungspraxis" im Blick hat. Zwar setzt auch Gerald Hacke unterschiedliche Akzente, als ich sie vielleicht setzen würde. Gleichwohl müht er sich aus seiner Sicht um weitgehende Objektivität. Primär hat er die "klassische Literatur" im Blick, etwas weitaus weniger das Internet. Gleichwohl halte ich es ihm zugute, dass er nicht mehr der Versuchung erlegen ist der "Erbsenzählerei", nach dem Motto: Nur die "guten" Erbsen werden gesichtet, die schlechten hingegen nicht. Beziehungsweise wenn letztere doch, dann instrumentalisiert als Objekt der Interessegeleiteten Polemik.

Genau diesen Umstand, musste man ja noch zuletzt etwa in den Dissertationen der Damen S. R. Pohl und auch C. Masuch beobachten, womit keineswegs alle abschreckende Beispiele genannt wären, an die da zu denken wäre.
Sehe ich es richtig, gehört zu Hacke's Biographie auch der Umstand, eine Kindheit und Jugend im östlichen Teilstaat gehabt zu haben. Dieser Umstand mag ihn dann ja wohl dergestalt zugute gekommen sein, der Versuchung Alt-Bundesrepublikanischer Herrenmenschen-Mentalität "edler Geburt", dieweil am "rechten" Geburtsort , etwas zu widerstehen, was man von einigen anderen wohl weitaus weniger sagen kann.

Einleitend zu seiner Studie vermerkt er:

Zitat:

"Eine einseitige Konzentration auf eine randständige Gruppe wie die Zeugen Jehovas birgt die Gefahr, sowohl den Exklusivitätsanspruch der Glaubensgemeinschaft als auch den Sonderstatus, den ihnen beide Regime zuordneten (z. B. eigene Häftlingskategorie), zu kolportieren. Zudem wird bei Vernachlässigung aller "Seitenblicke" auf andere verfolgte Gruppen oder die umgebende Gesellschaft ein Bild gezeichnet, dass die Realität in beiden totalitären Diktaturen nicht korrekt wiedergibt." (S. 10)

Und weiter:

Zitat:

"Die Glaubensvorstellungen der Zeugen Jehovas standen und stehen in weiten Teilen im Widerspruch zu Grundannahmen der Mitbevölkerung. Dadurch stoßen sie auf die unterschiedlichsten Reaktionen. Ihr Vertrauen auf die baldige Errichtung paradiesischer Zustände wird belächelt, das vorbehaltlose Eintreten für eigene Glaubensüberzeugungen auch in widrigsten Situationen bewundert.
Ihr Sendungsbewusstsein und ihre verbale wie auch praktische Abgrenzung vom Rest der Gesellschaft werden allerdings mit großem Misstrauen betrachtet. Diese Reaktionen, die bis zu offenen Feindseligkeiten gedeihen können, sind weltweit anzutreffen." (S. 21)

Womit letztendlich ausgesagt ist; auch andernorts verbinden sich mit dem Begriff Zeugen Jehovas Problematiken.
Der gravierende Unterschied besteht letztendlich nur darin, dass sie in Diktaturen weitaus schärfer ausgeprägt sind.
Erinnert sei dann wohl auch an die eigentliche Motivation jener (wenigen) Kreise, welche es wagen der WTG bei deren KdöR-Ambitionen ein Contra entgegenzusetzen.
Da muss man dann ja wohl noch unterscheiden, was jene Kreise glauben als Argumentation auf juristischer Ebene verwenden zu können. Etwa, das im Grundgesetz nicht nur Religionsfreiheit verbrieft ist, sondern noch ein paar Rechte mehr.
Differenziert man indes, was denn die eigentliche Wurzel jener (wenigen) politischen Kräfte ist, kristallisiert sich vor allem der Aspekt politischer Abstinenz heraus (Nichtwählen etwa). Dies unabhängig von der Frage, welchem Platz in einer juristisch abgewogenen Argumentation, jenem Aspekt zugewiesen wird.
Klar und deutlich indes muss gesagt werden.
Schon die deutschen Diktaturen brachte genau das, auf die sprichwörtlichen Wut"Palme".

Zurückkehrend zu Hacke.
Zu korrigieren ist Hacke (erneut) wenn er auf Seite 22 auch vermerkt:

Zitat:

"Eine Radikalisierung erfuhr diese "Absonderung", als der "Wachtturm" im Juni 1929 in zwei Artikeln die frühere Interpretation der "obrigkeitlichen Gewalten" (Römer 13, 1-7) auf eine völlig neue Grundlage stellte."

Die Substanz dieser Aussage ist zwar richtig. Nur eben nicht die Monatsangabe. Es war einen Monat später in den "Wachtturm"-Ausgaben des Juli 1929.
Siehe auch:
Der Obrigkeits-Wachtturm aus dem Jahre 1929
Aber richtig stellt auch Hacke fest:

Zitat:

"Damit bildete die Doktrin von 1929 die Grundlage für das furchtlose Eintreten der Gemeinschaft angesichts der Verfolgungen, denen sie von nun an ausgesetzt war." (S. 23)

Im gleichen Kontext ist erneut seine Datumsangabe zu kritisieren, welche schon in seiner vorangegangenen Diplomarbeit zu beobachten war.
Zu der wurde bereits notiert:

Zitat:

"So schreibt er etwa weiter:
"Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich die Glaubensgemeinschaft von ihrer konfrontativen antistaatlichen Haltung ab und ersetzte diese durch eine stärkere Abgrenzung von dem sie umgebenden gesellschaftlichen Umfeld.
Zum einen begann im November 1962 der "Wachtturm" mit einer Reihe von Artikeln über die weltlichen Autoritäten ..."
Hier wieder die gleiche Feststellung. In Deutsch erst Januar/Februar 1963 im WT erschienen.

Genau diese Aussage wiederholt er nun wieder auf Seite 23 seiner "Feindbild"-Studie.
Ich kann diesen Umstand eigentlich nur so erklären.
Hacke hat auch das Zeugen Jehovas spezifische Buch des Engländers Alan Rogerson gelesen und rezipiert. Dabei ist ihm aber der Umstand entgangen, dass Rogerson eben den Englischsprachigen "Wachtturm" zitiert, welcher zu jener Zeit sowohl zeitlich als (teilweise) auch inhaltlich, noch nicht mit der deutschen "Wachtturm"-Ausgabe simultan war (und die Übersetzer des Rogerson-Buches, haben weitgehend auch keine Anpassung an die deutschen WTG-Quellen vorgenommen. Sieht man sich die deutsche Variante des Rogerson-Buches näher an, findet man diesen Umstand dort auch bestätigt, durch die Zitierung des WT als "The Wachtower".
Hacke hätte sehr wohl die Möglichkeit gehabt, die deutschen "Wachtturm"-Ausgaben in der Deutschen Bücherei zu Leipzig einzusehen, hat aber von dieser Möglichkeit, offenbar keinen Gebrauch gemacht.
Auch Hacke klagt darüber das die Doppelbelastung Beruf und Dissertationsprojekt nicht unbedingt optimale Startvoraussetzungen boten. Bedankt sich aber andererseits für etliche Hilfestellung. Die war dann wohl so "strukturiert" um das Bild von der "Erbsenzählerei" nochmals aufzunehmen. Nur die "guten" Erbsen waren in seinem Gerichtskreis. Ergo muss er wohl auch damit leben, dass die vermeintlich schlechten "Erbsen" ihm da erkannte Schwachstellen nun "unter die Nase reiben."

Im Rahmen eines Geschichtsüberblickes kommt Hacke auch auf den St. Galler Bibelforscherprozess des Jahres 1924 zu sprechen (S. 30).
Einerseits arbeitet auch Hacke dessen Verschwörungstheoretische Grundlagen heraus, verweist dabei auch auf Gebhard "Geschichte der ZJ ..." S. 145 - 153.
Schon in der nachfolgenden Fußnote kann er es sich nicht versagen, darauf hinzuweisen, das aber auch das DDR-Uraniabuch auf dieser Verschwörungstheoretischen Grundlage argumentierte. Diese kritische Wertung letzteren sei ihm ja unbenommen; obwohl man sich dann wohl auch einen Hinweis auf die Distanzierung dazu gewünscht hätte. Gleichwohl ist einzuräumen, nicht jeder Wunsch pflegt in Erfüllung zu gehen. Ergo mag dann ja ein "Patt" am Ende dieses Disputes stehen.
Weiter vermerkt Hacke:

Zitat:

"Nur wenige (zeitgenössische) Publikationen schilderten die Ergebnisse des Prozesses in der Folge wahrheitsgetreu"

Und in der zugehörigen Fußnote liest man dann, bezüglich der von Hacke als positiv gewerteten Beispiele

Zitat:

"der in diesem Falle von Garbe ... zu Unrecht gescholtene Braeunlich, Die Ernsten Bibelforscher, S. 36 f., und Algermissen, Konfessionskunde, S. 775."

Algermissens Konfessionskunde erschien in etlichen Auflage. Hacke zitiert offenbar die 4, Auflage von 1930.
Dort gibt es in der Tat den zutreffenden Satz:

Zitat:

"Daß hinter der Propaganda der Bibelforscher auch Gelder Christentumsfeindlicher Organisationen steht, ist nicht erwiesen."

Nur kann ich es mir dann doch nicht versagen anzumerken; ausgerechnet Algermissen soll als positives Beispiel herhalten?
Jener Algermissen der noch in seinem 1928 erschienenen "Die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher" meinte tönen zu sollen:

Zitat:

"In Riesenversammlungen der "Ernsten Bibelforscher" wurden die revolutionären und kommunistischen Instinkte der Massen aufgepeitscht durch antikapitalistische Reden und Flugblätter. An manchen Orten schienen die "Ernsten Bibelforscher" geradezu gemeinsame Sache mit den Kommunisten machen zu wollen. Die antikirchliche und antiklerikale Stimmung, besonders der Arbeitermassen, wurde gestärkt und geschürt durch verhetzende Flugblätter allerübelster Art gegen Kirche und Geistlichkeit." (S. 38)

Wenn also Algermissen von Hacke zum "Kronzeugen" befördert wurde, dann drängt sich mir doch der Vergleich auf:
Hacke wählte da wohl zwischen "lila und braunen Scheiße-Anbietern".
Analoges gilt auch für Bräunlich. Letzteren halte ich zwar seine Referierung des Falles Taxil zugute. Seine eigentlichen Bibelforscherthesen indes, weitaus weniger!
Siehe unter anderem
Von Bräunlich bis braun
Einer Aussage von Hacke stimme ich allerdings ausdrücklich zu, und zwar der:

Zitat:

"Eine Klammer für die verschiedensten Kräfte, die das "System" von Weimar und die ihm zugeschriebene geistige Verwirrung ablehnten, war der Begriff des Kulturbolschewismus. Dieser beschrieb in den Augen seiner Protagonisten nicht nur ein politisches System, sondern eine Gesinnung, die in "ihrer zersetzenden Wirkung auf die deutsche Volksseele [...] nichts anderes als der Angriff [...] auf unsere Kultur und Erschütterung ihrer Grundlagen mit dem Ziel sei, diese Kultur, nachdem sie genügend unterwühlt ist, durch revolutionäre Tat im Sinn der bolschewistischen Weltanschauung umzuwandeln".(Hutten "Kulturbolschewismus" S.1f).
Er war einerseits weit genug die verschiedenen politischen und weltanschaulichen Lager zu einen - so in der Ablehnung des "undeutschen Pazifismus" wie ihn beispielsweise die Bibelforscher vertraten, weil ihm "das Volk kein absolut verpflichtender Wert mehr" ist. Wer nicht die Pflicht bejahe, zum Schwert zu greifen, dessen Weg führe gerade zum Landesverrat. Andererseits war der Begriff auch vage genug, bestehende Divergenzen zu verdecken." (S. 35).

Wie es dann mit dem tatsächlichen Verbot der Zeugen Jehovas im Naziregime soweit war, bestätigt auch Hacke, unter Hinweis auf Gebhard, Geschichte (S. 488), dass namentlich die Rutherford-Broschüre "Die Krise", eine Forcierung der vordem schon angedachten Verbotsabsichten bewirkte (Hacke, Feindbild S. 46).
Zwar gab es in der Zeit nach Aussprechung des Naziverbotes, noch einige tatsächliche oder vermeintliche Etappensiege für die WTG, mit der Zielstellung Aufhebung des Verbotes. Gleichwohl gilt grundsätzlich wie Hacke es referiert:

Zitat:

"Die WTG überschätzte die Dringlichkeit, die das State Department dem Wohlergehen einer kleinen Religionsgemeinschaft widmete. Diesem ging es vor allem um die Sicherheit amerikanischen Eigentums in Deutschland, die durch den Präzedenzfall der Besetzung und Beschlagnahme der Magdeburger Zentrale gefährdet schien. Nachdem in den Verhandlungen auf diese Bedenken eingegangen wurde und das NS-Regime grundsätzlich amerikanischen Kapitalbesitz respektierte, erlosch das Interesse schnell.
Ebenso verkannte die Brooklyner Führung die neuen Realitäten in Deutschland. Nach ihrer Meinung war eine Schrift dann unbedenklich, "wenn sie unpolitisch ist und in ihrem Inhalt der nationalsozialistischen Welt- oder Staatsauffassung nicht entgegensteht". ...
Über die Unbedenklichkeit entschied jetzt nicht mehr eine ausländische Gesellschaft, sondern zunehmend die Geheime Staatspolizei." (S. 60).

Etwas unterrepräsentiert in der Hacke'schen Darstellung, sind meines Erachtens die von der WTG initiierten Protestresolutionen und ihre Folgewirkungen.
(Die Resolution des Luzerner WTG-Kongresses von 1936; und auch der "Offene Brief an das Christus und Gott liebende Volk Gottes in Deutschland" (1937)).
Hatten die Nazis vielleicht ihre Wutpalme, anlässlich besonders des registrierens von Nichtwählern, erklommen, so bewirkten genannte Resolutionen insbesondere, dass sie nunmehr die äußerste Spitze ihrer "Wutpalme" zu erklimmen, entschlossen waren. Nach dem Prinzip der "Kommunizierenden Röhren" schaukelte mach sich nunmehr gegenseitig hoch.
Das bedeutete in der Praxis. Die Gestapo widmete nunmehr gezielt und verstärkt ihr Augenmerk auf diese Unbotmäßigen. Diese Aspekte sind in ihrem Stellenwert etwa bei Zipfel, Kirchenkampf, meines Erachtens besser herausgearbeitet.
In Folge dieses verstärkten Augenmerkes, gab es dann auch das, was in den einschlägigen Diensten als "umdrehen" bezeichnet wird.
Gab es "Umgedrehte" Zeugen Jehovas? Es gab sie sehr wohl.
Besonders krasses Beispiel der "Gebetskünstler" Hans Müller.
Sieht man sich die Wertungen zum Fall des Hans Müller bei Hacke näher an, wird man unwillkürlich an die 1965er Stasi-Aktion in der DDR erinnert. Auch da kam ja das "Trenne und herrsche" Prinzip zur Anwendung. Einige wurden verhaftet, andere kamen lediglich mit Hausdurchsuchungen und oder Vernehmungen davon.
Und in der anschließenden Neuorganisation seitens der Zeugen, gab es durchaus ein "Stühlerücken". Einige stiegen auf; andere stiegen ab. Und die da eben nicht Verhafteten fragten sich dann nicht selten: Dem hat jenes Schicksal ereilt; den anderen aber nicht. Warum und wieso? Und beim Durchsetzen des daraufhin angesagten Stühlerückens, konnte es passieren, ist passiert, das auch Personalentscheidungen im Sinne der Stasi gefällt wurden, ohne das die dabei vordergründig in Erscheinung trat.
Ähnliches praktizierte schon die Gestapo beim Fall des Hans Müller!
Über letzteren liest man bei Hacke:

Zitat:

"Müller wurde 1935 verhaftet und vom Sondergericht Freiberg zu sechs Monaten Haft verurteilt, weil er aus dem Sudetengebiet Bibelforscherliteratur geholt und verteilt hatte. Seit dieser Zeit scheint er Informant der Gestapo gewesen zu sein. ... halfen ihm, in Dresden bis zum Gruppendiener aufzusteigen. Sein guter Leumund, auch durch seine Familie bestätigt, schützte ihn auch später vor aller Skepsis und allem Misstrauen an seiner Loyalität gegenüber den Glaubensgenossen.
Von Müller kam der Hinweis auf einen Treffpunkt, bei dem der BDL für Sachsen, August Fehst, verhaftet werden konnte. Kolrep fasste nun den Plan, Müller auf den Posten eines BDL zu schieben. Damit hoffte man, Kontakt mit der Reichsleitung herstellen und so die Organisation komplett zerschlagen zu können. Um diesem Ziel näher zu kommen, sollten alle anderen möglichen Kandidaten ausgeschaltet und Müller zum Beweis seiner Standhaftigkeit wegen Verweigerung des Hitler-Grußes aus seiner Arbeit entlassen werden. Letzteren Vorschlag umzusetzen, war aber gar nicht nötig, da es gelang, den Landesdiener Wandres bei einem Treff in Dresden festzunehmen. Außerdem erwies es sich als günstiger, mit Verweis auf die Arbeit bei der Dresdner Straßenbahn Müller als Organisator im Hintergrund zu platzieren, der nicht wie die meisten anderen Funktionäre in der Illegalität lebte. ...
Nach Angliederung des Sudetenlandes erhielt Müller eine neue Aufgabe. Unter arbeitsteiliger Aufsicht von Gestapo und SD versorgte er die dortigen Gläubigen mit Literatur. Als seinen Vertreter konnte er sogar den zuständigen Dresdner SD-Sekten-Referenten Obersturmführer Knorr als "Glaubensbrudefer Rudi" einführen ..."

Damit mag hier und heute genug über seine "Heldentaten" gesagt sein. Es gab noch ein paar mehr, die man fallweise bei Hacke selbst nachlesen kann (S. 161f.)
Siehe auch:
Die Gebetskunst des Hans Müller
Gegen den mag dann ja ein Fritz Winkler noch ein relativer Waisenknabe gewesen sein. Immerhin rühmte sich der Funktionär des Gestapo-Verlogungsappartes Kolrep, wie man bei Hacke auch lesen kann,

Zitat:

"Walter Kolrep, in seinem Bericht an Heydrich stolz meldete, dass er Fritz Winkler "zur Strecke" brachte" (S. 103).

War der genannte Hans Müller das "einzigste" abschreckende Beispiel?
Auch das muss man dann wohl verneinen. Exemplarisch sei da nur auf eine in einer Fußnote verpackten Aussage bei Hacke hingewiesen. Und zwar der; Hacke S. 168; Fn 839:

Zitat:

"Vgl. das Beispiel der Aussagebereitschaft von Ernst Bojanowski, der 1939 23-jährig zuerst den österreichischen Zweig der Zeugen Jehovas neu aufbauen sollte und dann für den Großraum Berlin zuständig wurde. Mit seiner Hilfe konnte ein großer Teil der österreichischen illegalen Strukturen aufgerollt werden. Vgl. Schlussbericht der Stapo über die bisherigen Vernehmungen des Kaufmannes Bojanowski, als Anlage des Schreibens des SD-Leitabschnittes Dresden an RSHA 11/1134 vom 1.3.1940 (BArch, Zwischenarchiv Dahlwitz-Hoppegarten, ZR 890, unpaginiert). Mit diesem Dokument dürften Zweifel an der Indienstnahme Bojanowskis durch die Gestapo ausgeräumt sein."

Bei Weinreich kann man bezüglich Bojanowski etwa den Satz lesen:

Zitat:

"Und Ernst Bojanowski? War er brutal geschlagen worden? Hatte ihn übermäßige Besorgtheit um seine eigene Sicherheit veranlaßt, Informationen über seine Brüder preiszugeben? War das Protokoll teilweise gefälscht worden? Wir wissen es nicht, doch unter Brüdern in Deutschland war es im Gespräch, daß er nur eine kurze Zeit im Gefängnis verbracht hätte."

Das ist dann wohl die bagatellisierende Interpretation (Interessegeleiteter Art). Die anders geartete Interpretation wurde ebenfalls bereits zitiert.

Nun also sollte sich das Totalitätsdrama in der zweiten deutschen Diktatur wiederholen, worüber Hacke im zweiten Buchteil von S. 213f. an berichtet.
Und mit ihm machte sich je länger je mehr, auch der nun immer offenkundiger werdende Ost-West-Gegensatz bemerkbar. Wären die Zeugen Jehovas eine "stille Religion" gewesen, die ihren Primat in der "Auferbauung" sah, wie etwa die Neuapostolische Kirche als Beispiel, wäre es wohl nicht so gekommen, wie es kam.
Aber die Mixtur aus aggressiver Staatsverdrossenheit, mit aggressiven Werbemethoden, war den auf den Moskauer Bajonetten gestützten Kommunisten, einfach zuviel.
Hinzu kam die weiter fortbestehende politische Abstinenz, welche bekanntlich schon die Nazis auf die höchsten Wutpalmen-Spitzen getrieben hatten.
Konnten oder wollten sich die Kommunisten das bieten lassen?
Zumindest die letzte Detailfrage nach dem "wollten", kann wohl eindeutig verneint werden.

Zitat:

"Das Sendungsbewusstsein der Gläubigen, angestachelt durch die Hoffnung auf das baldige Erscheinen des Heilands und die starken Zuwächse, ließ kaum Raum für Rücksichtnahmen auf politische Forderungen." (S. 219)

Wenn man denn an einer tendenziösen "die verfolgte Unschuld vom Lande wusste nicht wie ihr geschah"-Interpretation "interessiert" sein sollte, wird man in dem dicken Buch des Herrn Dirksen dazu sicherlich "gut" bedient.
Will man auch kritische Aspekte zum Thema kennenlernen, mag die Linksammlung
Ostdeutschland
da vielleicht weiter führen.
Und was Hacke anbelangt, würde ich ihn so einordnen.
Irgendwie der Versuch einer "mittleren Linke" zwischen beiden genannten Polen.
Vielleicht wieder einmal der Versuch eines "Wasser Tragens nach beiden Seiten."
Dem vernehmen nach sollen solche "Wasserträger"-Ergebnisse nicht unbedingt immer von den mit Tangierten gegenüber dem Träger mit "Lob" bedacht werden.
Es ist selbstredend so, Hacke wie einige andere seines Genres, waren nie selbst Zeugen Jehovas. Haben nie selbst deren Leiden durchlitten.
Von solcher Warte lässt sich billig schwätzen. Manchmal etwas zu billig!
Nun ist unfraglich das tatsächliche Agieren der östlichen Behörden auch nicht zu "verteidigen". Auch darüber kann kein Zweifel bestehen, und besteht wohl auch nicht.

Die in der DDR dann noch nachweisbare gegängelte Publizistik zum Zeugen Jehovas Thema, wird selbstredend auch von Hacke kritisch gewertet, was auch zu erwarten war. Jedenfalls kann ich nicht registrieren, dass er zu diesem Themenkomplex relevant "neues" hinzuzufügen vermochte. Er wiederholt damit - was dann ja kein Vorwurf ist, sondern nur eine Feststellung -, was andere zu dem Thema auch bereits verbreitet haben.
Auch bei Hacke vernimmt man:

Zitat:

"Bereits im Oktober 1961 konnte von der Abteilung M der Bezirksverwaltung Dresden, verantwortlich für die Postkontrolle, ein Brief aus der DDR abgefangen werden, der einen mit Geheimtinte geschriebenen verschlüsselten Text enthielt. Nach der Entschlüsselung der Botschaft stellte es sich heraus, dass dieser den monatlichen Bericht über die Aktivitäten der Zeugen Jehovas enthielt." (S. 306)

Ergo wusste die Stasi also bereits seit 1961 was da so ablief, und bekanntermaßen wurde dann jener Werner L. (und noch ein paar andere), in der Novemberaktion 1965 der Stasi, erneut verhaftet.
Siehe dazu auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,89501,89990#msg-89990
09. Januar 2011 03:25 und Folgeposting.
Die genannte Zeitverzögerung erklärte Hacke dann so:

Zitat:

"Aktionen zur Zerschlagung einzelner Gruppen usw." durften nur nach Rücksprache mit der Abteilung der Bezirksverwaltung durchgeführt werden. Denn das Ziel bestand darin, "nicht nur einzelne Mitglieder zu verhaften, sondern durch eine gute operative Arbeit die Verbindung bis zu dem sogenannten Bezirksdiener aufzuklären". (S. 306)

Und weiter:

Zitat:

"In den Morgenstunden des 23. November 1965 war es dann soweit. 17 Bezirks- und Kreisdiener wurden festgenommen, Hausdurchsuchungen bei diesen und 16 weiteren Zeugen Jehovas vorgenommen und "zur Beschaffung offizieller Beweise" insgesamt 31 Personen zeugenschaftlich vernommen." (S. 308)

Am Rande vermerkt. Mit Datumsangabe überwiegend der Jahre 2003/2004 als dem Zeitpunkt seiner Recherche, verweist Hacke gelegentlich auch auf die URL
www.manfred-gebhard.onlinehome.de
Abgesehen davon, dass der Inhalt dieser eher als Ausweich-URL genutzten Seite (damals zur Entlastung des Traffic der Hauptseite genutzt), sich mehrmals gewandelt hat, und das damals dort nachgewiesene, dort nicht mehr vorfindlich ist, führen seine URL-Angaben auch aus dem Grunde ins Nirwana, dieweil er eine falsche Schreibweise verwendet.
Aus onlinehome.de wurde bei Hacke online-home.de
Einerseits referiert auch Hacke, dass die historischen Splittergruppen mit WTG-Wurzeln, letztendlich ausstarben, trotz aller Versuche sie - verspätet - am leben zu erhalten.
Andererseits scheint ihm eine Arbeit aus der Endphase der DDR, die diesen Aspekt auch mit ansprach, und die selbst bis zur Kenntnis der umtriebigen Frau Yonan gelangte, aber entgangen zu sein. Siehe zu diesem Aspekt auch:
Muentz Wachowitz
In seinem Literaturverzeichnis erwähnt er zwar diese Schrift auch mit. Entweder habe ich da was übersehen, oder ich registriere bei ihm keine inhaltliche Referierung dazu.

Interessant für mich war die Detailangabe bei Hacke (S. 372f.), dass sich am 22. November 1989 der Stasimajor Oskar Herbrich, dort schon geraume Zeit für das Thema Zeugen Jehovas zuständig, mit zwei Funktionären der Zeugen Jehovas traf. Namen werden auch genannt. Der Herr Helmut Martin (danach erster Präsident der neu etablierten Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in der DDR), und ein Herr Knickrehm aus Berlin (über letzteren dürfte ja der Herr Thomas Pape, ein Webseitenbetreiber mit ZJ-Sozialisation vielleicht auch eine Meinung haben, die aber aus Gründen der Höflichkeit dann hier lieber nicht referiert sei). Und sollte er diese Meinung aus Opportunitätsgründen nicht mehr haben, so habe zumindest ich eine dazu. Und zwar die. Wie ich in meiner WTG-Zeit zum Kurier auserkoren wurde, bekam ich als Pussel den Teil eine Ansichtskarte ausgehändigt, nebst Anschrift und Termin, wo ich denn jenes Pussel vorzulegen hätte. Und siehe da, die verschiedenen Pussel, die auch verschiedene Personen hatten, ergaben dann zusammengefügt jene komplette Karte.
Sinn der Veranstaltung, die Kontaktpersonen für die Kuriertätigkeit kennenzulernen.
Gerüchteweise konnte ich dann etwas später vernehmen; von einem Zeugen, mit dem ich via Kuriertätigkeit auch Kontakt hatte; und der eines Tages ungebetenen Stasibesuch erhielt, wobei man ihm drohte, man könne seine Geschäft (eine Schuhmacherei) dicht machen. Und in diesem Disput sollen die Stasi-Herren auch geprahlt haben, was sie denn so alles wissen. Unter anderem auch bezüglich meines Kurierpartes.
Jene Veranstaltung und ihre Teilnehmer, gelangten also auch zur Kenntnis der Stasi. Auf welchem Wege? Das als Vermutung, lasse ich mal unbeantwortet. Noch so ein bemerkenswertes Indiz. Auf der Rückfahrt von einer Kurierfahrt - ohne eigentlich erkennbaren Grund -, geriet ich in eine Verkehrskontrolle, die was ihre Gründlichkeit, namentlich was die Filzung der Behältnisse meines damaligen Motorrollers anbelangte, schon mehr als ungewöhnlich war. Eine Verkehrskontrolle mag man ja noch nachvollziehen können. Die ausgesprochen intensive Fahrzeugfilzung wohl etwas weniger. Wer das für "Zufall" halten wíll, mag es tun. Ich hatte eher einen anderen Eindruck.

Wie man aus dem Fall der ja bereits genannt wurde, des Werner L... weis, pflegte die Stasi manchmal das Prinzip "lange Leine" anzuwenden, ohne gleich und kurzfristig zuzuschlagen.
Zu Herbrich zurückkehrend.
Thema; die nun auch für die Stasi als nicht länger verhinderbar erkannte Neuzulassung der Zeugen Jehovas, in der noch bestehenden DDR (nach dem DDR-Mauerfall).
Jene Zeugen Jehovas-Funktionäre, belehrten Herbrich.
Kommt es zu vertiefenden Gesprächen müsse und werde auch der Leiter des Ostbüros der WTG, Willi Pohl, dabei zugegen sein. Angesichts der tatsächlichen Lage blieb wohl Herbrich nichts anderes übrig, als "gute Miene" zum von ihm sicherlich nicht geschätzten Spiel zu machen. Er vereinbarte mit seinen Gesprächspartnern ein Folgetreffen für den 12. 12. 1989.
Nun überstürzten sich die Dinge aber dergestalt, dass auch der noch bestehenden DDR, ihre Stasi allmählich unheimlich wurde. Ergo entzog man Herbrich die "Lizenz" für weitere Verhandlungen, und delegierte die um (erstmals) auf das Amt für Kirchenfragen. Letzteres vorher wohl auch eher nur eine Stasifiliale, bekam damit erstmal was zum "sagen", wäre mein Kommentar dazu.
Ein Schlusswort meinerseits.
Zu mancherlei Ausführungen von Verfassern mit Doktoritel zum Thema Zeugen Jehovas, habe ich eher gemischte Gefühle. Schlimmstenfalls bezichtige ich sie, partielle Speichellecker der WTG zu sein.
Die vorstehend referierte Studie von Gerald Hacke, nehme ich von diesem Verdikt ausdrücklich aus.
Hacke seinerseits meint in seiner Schlusswertung zu seiner vergleichenden Studie (S. 398);

Zitat:

"Am Ende dieser vergleichenden Betrachtung stellt sich aber die Frage nach einem entscheidenden Unterschied zwischen der nationalsozialistischen Diktatur und dem SED-Regime, der mit der Unterscheidung von "Leichenbergen" und "Aktenbergen" zwar plakativ aber weitgehend zutreffend beschrieben wurde."

Auch dabei würde ich ihm nicht widersprechen.


Es ist offensichtlich, dass das Thema Zeugen Jehovas und DDR, für einige eine eine gewisse Attraktivität besitzt. Ich nenne beispielsweise den Fall des Jens-Uwe Lahrtz. Man kann dazu vergleichen: Kurt-Willy Triller und Jens-Uwe Lahrtz

Auf eine ähnliche Stufe möchte ich auch den Gerald Hacke stellen. Letzterer veröffentlichte in diesem Jahr in der Schriftenreihe "Berichte und Studien" (Nr. 24) des Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e. V. an der Technischen Universität Dresden seine Schrift "Zeugen Jehovas in der DDR. Verfolgung und Verhalten einer religiösen Minderheit". (Im Jahre 2000 erschienen). Darf man einer Anmerkung in dieser Studie glauben, beabsichtigt er darüber hinaus, dieses Thema dereinst mal zu einer Dissertation auszuweiten. (Für Juli 2010 im Buchhandel vorangekündigt). Was ich im Falle Lahrtz schon festgestellt habe, gilt im Prinzip auch für Hacke. Er sagt nichts prinzipiell falsches. Dennoch ist auch hierbei mein Urteil. Es wird an der Oberfläche herum gekratzt. Vielleicht nicht so krass wie bei Lahrtz, aber immerhin doch.

Positiv rechne ich Hacke an, dass er auch den Zeugen Jehovas kritisch gegenüberstehende Autoren - wie zum Beispiel James Penton - nicht grundsätzlich eliminiert, sondern sich auch einige ihrer Aussagen, wo es sich von der Sache her anbietet, mit einfließen lässt. Also für Hacke sind die Konflikte der Zeugen Jehovas mit dem Naziregime und der DDR, nicht einfach "vom Himmel herabgefallen", weil die "Unschuld vom Lande" es plötzlich mit bösen Totalitarismusregimen zu tun bekam. Wenn man da an eine andere berüchtigte Autorin denkt, will eine solche Aussage schon einiges bedeuten! Beispielsweise im Kapitel 2 "Die Zeugen Jehovas und ihr Verhältnis zum Staat" kommt er auf diesbezügliches zu sprechen.

Von seiner Quellenlage her, konnte Hacke besonders Materialien auswerten, die regional auf die DDR-Bezirke Dresden und Karl Marx Stadt bezug nehmen. Dies hat auch unter dem Gesichtspunkt seinen Sinn, weil gerade dort schon zu DDR-Zeiten die größten Konzentrationen an Zeugen Jehovas anzutreffen waren. Jedenfalls numerisch weit größer, als wie in anderen DDR-Bezirken. Interessant dazu beispielsweise seine Anmerkung auf Seite 54:

"Geradezu alarmierend für die Staatssicherheit musste allerdings das Ergebnis des Stadt- und Landkreises Dresden gewirkt haben. Hier erreichte die illegal wirkende Religionsgemeinschaft (im Jahre 1955) knapp 150 Prozent des Standes zum Zeitpunkt des Verbotes. Diese Zuwachsraten ließen sich jedoch nicht lange halten".

Interessiert nimmt man dieses Detail zur Kenntnis und fragt weiter. Warum gerade Dresden und angrenzende Bezirke. Die Antwort fällt zweigeteilt aus. Schon in der Weimarer Republikzeit gab es die größte Anzahl an Bibelforschern in Dresden. Ihre numerische Zahl war dort sogar größer als die von New York (in den USA), in den zwanziger Jahren zur gleichen Zeit.

Zweiter Teil der Antwort. Es gab in der DDR den geflügelten Spruch von Dresden und Umgebung, als dem "Tal der Ahnungslosen". Zugrunde lag dem der simple Umstand, dass dort, in der Regel der Empfang von westlichen Fernsehsendern (aus technischen Gründen) nicht möglich war. Gleichfalls westliche Radiosender wurden dort, besonders in den fünfziger und sechziger Jahren, massiv mit Störsendern überlagert, so dass auch deren Empfang nicht möglich war. In Dresden und Umgebung hatte das DDR-Regime also die Chance, westliche Informationskanäle weitgehend zu unterbinden. Nutznießer der derart verstärkt den DDR-Propgandathesen Ausgelieferten, und vielfach davon auch Angewiderten, waren in indirekter Form auch die Zeugen Jehovas.

Hacke kommt in seiner Studie dann auch auf die Eskalation im Verhältnis zwischen DDR und Zeugen Jehovas zu sprechen. Etwa, wenn er bezugnehmend schon auf das Jahr 1947 zitiert (S. 25):

"Darin wurde der Religionsgemeinschaft vorgeworfen, gegen die neue Staatsform genauso Stellung zu nehmen wie gegen das Hitlerreich". "Grundsätzlicher Auslöser war deren Nichtbeteiligung an dem von Mai bis Juni 1948 durchgeführten 'Volksbegehren für die Einheit Deutschlands und einen gerechten Frieden" (S.26).

Auf Seite 31 beschreibt er die weitere Eskalation mit den Worten:

"Nachdem im Juni 1948 in Dresden die für den dortigen Kreiskongress bereits zugesagte Nutzung der Nordhalle mit ihren 3500 Plätzen kurzfristig abgelehnt worden war, verweigerte im August die SMA die Messehallen in Leipzig für die Bezirksversammlung der gesamten SBZ. Dass daraufhin diese Bezirksversammlung ins blockierte Westberlin verlagert wurde und zudem bis zu 25 000 Besucher kamen, die meisten aus der SBZ, zeigte in den Augen der ostdeutschen und sowjetischen Behörden das Eintreten der Zeugen Jehovas für die Sache des 'Klassenfeindes'. Diese Sichtweise wurde durch die scheinbar bevorzugte Behandlung der Religionsgemeinschaft durch die amerikanischen Besatzungsbehörden noch verstärkt. So nutzte die WTG für die interne Korrespondenz mit der Zentrale in Brooklyn die Militärpost bzw. die Kabellinien für Telegramme....

Nachdem schon seit 1947 das Büro für die Westzonen in Wiesbaden erweitert wurde, erschien es seit Herbst 1948 als gleichberechtigtes Zweigbüro neben Magdeburg im Impressum des Wachtturms. Der Ausbau eines zusätzlichen Zentrums in der amerikanischen Besatzungszone hatte sicher praktische Gründe. So war für die zentralistische Struktur der Organisation der Zeugen Jehovas eine schnelle und direkte Verbindung nach Brooklyn unabdingbar, dass aufwendige Predigtwerk benötigte den Import von Papier und Literatur, und auch ausgebildete Missionare sollten nach Deutschland gesandt werden.

Zur Lösung dieser Aufgaben lag es nahe, die Hilfe der amerikanischen Militärbehörden in Anspruch zu nehmen, standen doch in den USA eingetragene Gesellschaften unter deren Schutz. Vor allem aber entsprachen zwei Büros der sich anbahnenden Zweistaatlichkeit. Doch die Nähe zur Hauptmacht des entstehenden westlichen Blockes ließ die Zeugen Jehovas in den Augen der ostdeutschen und sowjetischen Behörden suspekt erscheinen. Deren Misstrauen steigerte sich mit zunehmender Ost-West-Spannung zum Spionagevorwurf."

Den nächsten Eskalationsschritt beschreibt Hacke mit den Worten (S. 33):

"Der jährliche Kongress für die SBZ war für Ende 1949 in Westberlin vorgesehen. Die bereits bestellten und bezahlten acht Sonderzüge wurden von der Deutschen Reichsbahn kurz vor der Abfahrt abgesagt. Busse und PKW in Richtung Berlin kontrollierte die Polizei nach etwaigen Kongressbesuchern. Dennoch nahmen am ersten 16 000 und am dritten Tage 33 000 Besucher teil. Zweigdiener Frost kritisierte in scharfen Worten die Übergriffe gegen Veranstaltungen der Zeugen Jehovas und verglich die Zustände mit denen vor 1945:

'Ist der Bolschewismus schöner als andere Systeme? Glauben die Kommunisten, dass das, was Hitler begonnen hat, von ihnen vollendet werden müsse? Wir fürchten die Kommunisten genauso wenig, wie wir die Nazis gefürchtet haben.' Am 30. Juni 1949 wurde eine Resolution verabschiedet, in der die Zeugen Jehovas 'gegen die undemokratischen und verfassungsfeindlichen Verbote und Einschränkungen ihrer Gottesdienstfreiheit in Sachsen' und andere Übergriffe protestierten. Wie die Resolutionen von 1934 und 1936 wurde diese an Vertreter des öffentlichen Lebens versandt und zusätzlich im RIAS verlesen.

Auf diese Ankündigung von Gegenwehr reagierte das Politbüro umgehend. Auf seiner Sitzung am 13. September 1949 stimmte es einem von Walter Ulbricht vorgelegten Zehnpunkte-Plan gegen die Zeugen Jehovas zu. Da es sich bei diesen um eine 'besonders raffinierte Propaganda des amerikanischen Monopolkapitalismus' handele, die 'zu Spionagezwecken' Verwendung fände..."

Das Unheil nahm seinen bekannten Verlauf. Es wird auch von Hacke im Detail nachgezeichnet, soll jedoch im Rahmen dieser Referierung übersprungen werden (da die diesbezüglichen Fakten auch von mir schon an anderer Stelle ausführlicher dargestellt wurden).

An einem speziellen Punkt soll jedoch der Faden der Hacke'schen Darstellung wieder aufgenommen werden.

Der DDR-Staatssicherheitsdienst agierte in Sachen Zeugen Jehovas im Prinzip "zweigleisig". Einerseits mit offenen Terror; andererseits mit sogenannten "Zersetzungsmaßnahmen". In letztere Kategorie fällt auch die in der DDR nachweisbare Publizistik über die Zeugen Jehovas. Auch Hacke vermerkt zu Recht, dass deren Spiritus rector der Diplomhistoriker Dieter Pape war; ursprünglich einmal angestellt beim Stasikircheninstitut "Wandlitz". Diesen dürren Tatbestand nennt auch Hacke, ohne wesentlich neue Details dazu beizufügen, die über das hinausgingen, was bereits davor dazu veröffentlicht wurde. Auch Hacke bewertet den "Erfolg" der sogenannten "Christlichen Verantwortung" als gering. Darin habe ich mit ihm keinen Streit. Last not least merkt er auch das 1970 erschienene DDR-Buch über die Zeugen Jehovas an und kommentiert (S. 76), dass Gebhard 1967 nach der Lektüre von Papes Buch zur CV stieß und für deren Zeitschrift auch einige Artikel beisteuerte.

Grundtendenz dieser Aussagen ist doch wohl aber die, dass alles was in der CV stand, sozusagen schlecht gewesen sein muss, weil ja die Stasi im Hintergrund dabei stand. Nebulös macht jedoch auch Hacke keine näheren Angaben darüber, was denn Gebhard nun eigentlich konkret in der "Christlichen Verantwortung" geschrieben hat. Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Zur Erläuterung: Gebhard hat wesentliche Teile seiner damaligen "Christlichen Verantwortung"-Publizistik ins Internet gestellt, so dass sich jeder ein eigenes Bild davon machen kann. Man vergleiche:

(Zeitschrift) Christliche Verantwortung

Weitere Artikel Christliche Verantwortung

Eine weitere kritische Anmerkung. Hacke unterstellt, dass der Blattgründer der "Christlichen Verantwortung", Willy Müller, erst nach 1945 zu den Zeugen Jehovas gekommen sei. Auch dem ist zu widersprechen. Man vergleiche dazu:

Willi Müller

Hacke kommt auch auf die letzten Jahre der DDR zu sprechen. Auch er registriert, dass die Liberalisierung der Zeugen Jehovaspolitik in den achtziger Jahren in Polen. Das diese Liberalisierung (mit den dort sogar möglich gewordenen großen öffentlichen Kongressen), bei den MfS-Hardlinern allergrößte Bestürzung auslöste. Die Hardliner hätten gerne, wie es ihrer Art entsprach, hart zurückgeschlagen. Allein, auch sie mussten widerwillig registrieren, dass die weltpolitische Gesamtlage sich zwischenzeitlich gravierend verändert hatte. So wie 1950 zu agieren, war auch ihnen nunmehr verwehrt. Wie sich die weltpolitischen Veränderungen auch bis auf die DDR Kirchenpolitik auswirkten, darüber machte auch Hacke einige Anmerkungen. Etwa, wenn er schreibt (S. 96):

"Die kleinen Religionsgemeinschaften waren aber auch wegen ihrer internationalen Kontakte für die Pläne der DDR-Staatsführung von Bedeutung. Dies trifft besonders für die speziellen Verbindungen der jüdischen Gemeinden und der Mormonen in die USA zu. Die politischen Beziehungen der DDR zu den USA waren durch die Menschenrechts- und nichtgeklärte Vermögensfragen getrübt. Folge war die Nicht-Gewährung der Meistbegünstigungs-Klausel durch die US-Regierung. Sie zu erhalten, wurde für die DDR in den achtziger Jahren aus ökonomischen, aber auch aus Prestige-Gründen wichtig. Ein verbessertes Verhältnis zu den Glaubensgemeinschaften in der DDR und gezielte Vergünstigungen sollten den DDR-Plänen in den USA eine Lobby verschaffen.

Nicht nur, dass die Mormonen in Freiberg den einzigen Tempel im Ostblock bauen durften, Honecker traf sich auch 1988 mit dem "2. Ratgeber der Ersten Präsidentschaft" der Mormonen, Thomas S. Manson , und erlaubte dabei die Einreise von ausländischen Missionaren in die DDR und die Ausreise missionswilliger jugendlicher Mormonen aus der DDR. Nach jahrzehntelanger stiefmütterlicher Behandlung der wenigen Juden in der DDR durch den 'antifaschistischen' deutschen Staat waren auch hier auf einmal spektakuläre Durchbrüche möglich. Neben den verschiedenen Treffen mit ausländischen jüdischen Vertretern, wie dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, dem Präsidenten der 'Jewish Claims Conference', Israel Miller, oder dem Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Edgar Miles Bronfman, und dem Beginn des Baues am 'Centrum Judaicum' in Ostberlin, erregte besonders die Berufung eines Amerikaners als Rabbiner für die ostdeutschen jüdischen Gemeinden auf Vorschlag des Staatssekretärs für Kirchenfragen, Klaus Gysi, und mit Zustimmung Honeckers Aufsehen.

Die Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim ZK der SED sprach sich aus politischen Gründen für einen Rabbiner aus Ungarn aus. Doch die positive Resonanz der jüdisch-amerikanischen Öffentlichkeit war in diesem Fall wichtiger als die politischen Bedenken der eigenen Genossen."

Es hätte, in dieser etwa ab 1985 zu klassifizierenden Phase der DDR-Politik, durchaus im Rahmen des Möglichen gelegen, dass auch die DDR-Politik gegenüber den Zeugen Jehovas, im positiven Sinne verändert worden wäre. Der Chronist hat zu registrieren, dass es diese positive Veränderung diesbezüglich nicht gab. Jedenfalls nicht vor dem November 1989. Und nach dem November 1989 war die DDR auch in anderer Beziehung, bekanntlich nicht mehr die, die sie davor einmal war. Das es dazu nicht gekommen ist, hängt nicht zuletzt mit dem "Staat im Staate sein wollen" der Zeugen Jehovas zusammen, das ihnen bekanntlich auch in der freiheitlichen Bundesrepublik in Sachen "Körperschaft des öffentlichen Rechts", einige nicht unwesentliche Schwierigkeiten bereitet hat.

Auch Hacke geht auf diesen Aspekt im Detail ein. Etwa, wenn er schreibt (S. 94):

"Hier stellt sich nun die Frage, ob es gegen Ende der DDR reelle Möglichkeiten zur Legalisierung der Zeugen Jehovas gegeben hat. Im Oktober 1988 notierte die Abteilung XX der BV Dresden, dass während des Treffens aller Versammlungsdiener der verantwortliche Bezirksdiener - der als IM 'Hans Voss' geführt wurde - äußerte, die Organisation rechne damit, dass sie in der DDR bald legalisiert werde. Auf die Frage eines Ältesten, welche Beweise dafür vorlägen, soll er geantwortet haben: 'Beweise gibt es nicht, aber wir haben die Information von der 'Mutter' (Zentrale Brooklyn/USA) erhalten.'"

Zu dem "Hans Voss" alias Hermann Laube aus Zittau, sollte man noch anmerken, dass er nach beiden Seiten Wasser trug. Nach der Seite der Stasi und nach der, der Zeugen Jehovas.

Detailnachtrag (28. 8. 2002):

Am 15. 12. 2000 wirkte Gerald Hacke unter anderem auch als Referent vor Zeugen Jehovas auf einer ihrer "Standhaft"-Veranstaltungen in Ludwigsburg. Gleichfalls am gleichen Tage auch dort aufgetreten der Waldemar H.. Während H. nur seine bereits bekannte Erich Frost-Apologie vorlas, ohne einen nennenswerten zusätzlichen Gedanken. Oder ohne dringend notwendige Korrekturen in diese Darstellung einzuarbeiten, widmete sich Hacke im besonderen dem Thema DDR. Auch dabei gilt es festzustellen: "Nichts neues unter der Sonne". Hacke selbst mag es nicht bewusst gewesen sein. Mir hingegen ist es sehr wohl aufgefallen, dass er dabei auch einen sachlichen Fehler vortrug. Im Prinzip handelt es sich um eine kleine Lappalie - einverstanden, wenn man es so sehen will. Aber eben doch um einen sachlichen Fehler, der zugleich Rückschlüsse bezüglich der "Gründlichkeit" des Referenten ermöglicht.

Beiläufig kam Hacke auch auf das Buch von Raymond Franz zu sprechen. Er zitierte diesen Buchtitel als "Krise des Gewissens" und sagte weiter, es wäre von der Stasi der DDR "nachgedruckt" worden. Richtig ist, jene DDR-Ausgabe wurde über die "Christliche Verantwortung" vertrieben und trug den Titel "Krise des Gewissens".

Falsch hingegen ist die Behauptung, es wäre ein "Nachdruck".

Inwiefern?

Nun, die Sachlage ist so einzuschätzen; dass es sich hierbei um eine von der Stasi selbst besorgte Übersetzung des amerikanischen Originals handelt. In der alten Bundesrepublik erschien im Claudius-Verlag München jenes Buch erstmals im Jahre 1988 in einer autorisierten Übersetzung durch Helmut Lasarczyk, im Claudius-Verlag. Dortiger Titel "Der Gewissenskonflikt".

Nicht nur der Titel differiert. Auch der Text an unzähligen, schon nicht mehr zählbaren Stellen. Es steht einwandfrei fest. Das da für beide Ausgaben jeweils andere Übersetzer, völlig unabhängig voneinander, tätig waren.

Die Ausgabe des Claudius-Verlages hat die deutsche ISBN: 3-532-62074-X

In der DDR-Ausgabe findet man auch eine ISBN: 0-914675-00-1.

Faktisch ist das Hochstapelei. Denn dies ist die Original-ISBN der amerikanischen Ausgabe.

Meiner Erinnerung nach, erschien diese DDR-Ausgabe auch zeitlich schon eher. Bekanntermaßen außerhalb des Buchhandels. Ihre Macher haben auch der Deutschen Bücherei kein Exemplar davon zugestellt. Zwischenzeitlich hat selbige allerdings ein Exemplar auf dem Kaufwege erworben. Ich würde es bald so interpretieren. Es handelt sich um eine unautorisierte Übersetzung. Ob ihr Autor davon schon zeitgenössisch Kenntnis erlangt hat, erscheint mir keineswegs "sicher". Eher würde ich das Gegenteil vermuten.

Man vergleiche auch: Christian Pietsch

Geschrieben von Drahbeck am 20. Oktober 2004 01:43:51:
Als Antwort auf: Re: Gerald Hacke geschrieben von Drahbeck am 20. Juli 2002 18:19:34:
Verwendete Quellen (und auch nicht verwendete) können einiges über einen Autor aussagen. Musste ich schon früher feststellen, beim Autor Gerald Hacke, ist es wohl mit dem "tieferschürfen" nicht besonders gut bestellt. Beleg war mir dafür der Fall des Franz-Buches, dass er in einer Form zitierte, die es nahelegt zu sagen: Er hat es wohl nicht selbst gelesen. So zitierte er dessen Titel auf einer der "Standhaft"-Veranstaltungen so, wie er in einem internen DDR-Druck selbigen formuliert war; als "Krise des Gewissens". Erweckte aber gleichzeitig den Eindruck, als meine er dessen käuflich zu erwerbende Ausgabe aus dem Claudius-Verlag, die bekanntlich den Titel trägt: "Der Gewissenskonflikt".


Im Jahre 2003 wurde nun von der Bundeszentrale für politische Bildung, unter dem Titel "Diktaturen in Deutschland - Vergleichsaspekte" ein Sammelband herausgegeben, indem auch Hacke mit einem Aufsatz vertreten ist unter der Überschrift "Zwei Diktaturen - ein Feind".
Positiv werte ich, dass Hacke in dieser knappen Überblicksdarstellung mit einflechtet:
„Für die Beantwortung der Frage, warum die Zeugen Jehovas im zwanzigsten Jahrhundert sowohl in demokratischen Staaten als auch unter autoritären und totalitären Regimen Verfolgungen ausgesetzt waren, ist aber das Wissen über die Grundzüge ihrer Glaubenslehre, insbesondere ihres Staats- und Politikverständnisses, unabdingbar. ...
Eine Radikalisierung erfuhr diese "Absonderung", als der "Wachtturm" im Juni 1929 in zwei Artikeln die frühere Interpretation der "obrigkeitlichen Gewalten" (Römer 13, 1-7) auf eine völlig neue Grundlage stellte. ... Die Konsequenzen der neuen Auslegung waren beträchtlich."

Das bewerte ich deshalb besonders positiv, weil man bei Vergleichsautoren (egal wen man jetzt da nennt, G., H., D., Hi. usw.) jener Aspekt nicht in der gebührenden Deutlichkeit herausgearbeitet wird, wenn nicht gar sogar fast unter den Tisch gefallen lassen wird.
Aber auch hier wiederum beginnt die Kritik an Hacke im Detail.

Summarisch redet er vom Juni WT 1929. Fügt aber nicht hinzu. In Deutsch erst einen Monat später erschienen. Also Juli 1929. Was sich auf den ersten Blick wie billige Erbsenzählerei ausnimmt, hat durchaus einen tieferen Grund. Den Grund ungenügender Studien, der sich da offenbart. Erklärbar ist dieser Umstand deshalb, weil Hacke sich bei seiner Aussage auf die Angaben des Engländer Alan Rogerson stützt (dessen Buch auch in Deutsch erschien), der natürlich die englischsprachigen WT-Ausgaben zugrunde legte. So erklärt sich schon mal diese Differenz. Das ist aber zugleich auch ein indirekter Beleg dafür, dass Hacke die fraglichen WT-Ausgaben, und noch einiges andere, nicht selbst eingesehen hat (etwa in der Deutschen Bücherei in Leipzig).


Noch etwas ist mir bei Hacke's Ausführungen „aufgestoßen".
So schreibt er etwa weiter:
„Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich die Glaubensgemeinschaft von ihrer konfrontativen antistaatlichen Haltung ab und ersetzte diese durch eine stärkere Abgrenzung von dem sie umgebenden gesellschaftlichen Umfeld.
Zum einen begann im November 1962 der "Wachtturm" mit einer Reihe von Artikeln über die weltlichen Autoritäten ..."

Hier wieder die gleiche Feststellung. In Deutsch erst Januar/Februar 1963 im WT erschienen. Noch bedenklicher erscheint mir die Generalisierung „nach dem zweiten Weltkrieg ...". Zu der Zeit, wo die DDR-Schwierigkeiten begannen; Ende der vierziger/Anfang der fünfziger Jahre; war noch voll das Rutherford'sche Obrigkeitsverständnis mit seinen konfrontativen Auswirkungen, dominierend. Beleg dafür auch, dass die erste, auf dem New Yorker Zeugen Jehovas-Kongress freigegebene Variante ihrer „Neuen Welt Übersetzung" (deren späteres deutsches Pendant schon eine überarbeitete Fassung selbiger ist). Das damals diese NW-Übersetzung, besonders auch durch den eigens kreierten Begriff „höhere Obrigkeiten" „glänzte".

Anlässlich der von dem evangelischen Bischof Otto Dibelius in seiner Kirche losgetretenen Diskussion über das „rechte Verständnis" von Römer 13, höhnte die WTG gar noch; solche Sorgen nicht zu haben. Sie hätte schon immer das gepredigt, wohin Dibelius erst hinkommen wolle; nämlich nicht genehme weltliche Regime die Legitimation ihrerseits abzuerkennen.
Dibelius konnte sich letztlich nicht durchsetzen. Und erst in der Konsequenz dieser Niederlage, änderte auch die WTG ihre diesbezügliche Position. Nicht aber davor.
Wenn Hacke also von einer relevanten Lehrveränderung nach dem zweiten Weltkrieg redet; dann wäre es sachgemäßer diesen Aspekt auf die Zeit nach 1962 zu bestimmen; aber die Zeit um 1950 mit ihren Konflikten, dabei auszunehmen. Diese notwendige Differenzierung muss ich leider bei Hacke vermissen; wobei er mir dennoch sachbezogener erscheint als etwa der parteiliche Herr H.. Das ändert aber nichts an dem Umstand, auch bei Hacke einige nicht zu tolerierende Oberflächlichkeiten zu registrieren.

Zu Hacke's Studie aus dem Jahre 2000 siehe:

http://www.hait.tu-dresden.de/dok//b+st/Heft_24_Hacke.pdf

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