Die "Wahrheit" des Pfarrers Julius Kuptsch

Am 11. 3. 1931 konnte man in der Nazipostille "Völkischen Beobachter" die nachfolgenden Ausführungen des Pfarrers J. Kuptsch, zur Kenntnis nehmen:

"Die Wahrheit über die 'Ernsten Bibelforscher'. betitelte er seine Ausführungen und kam als Schlußfolgerung in ihnen zu dem Resultat: "Im Grunde genommen Bundesgenossen der Marxisten."

"Bibelpfuscher" sollte man diese Religionsströmung besser nennen, einer seiner weiteren wertenden Sätze. Er wirft ihnen desweiteren vor:

"Denn sie verstehen unverzüglich, die Menschen mit der Bibel, besonders mit dem Alten Testament zu verwirren und über ihre wahren Absichten zu täuschen."

Er behauptet weiter, ohne das stichhaltig zu belegen, wer ihr Wirken in den letzten 10 Jahren verfolgt habe "dem wird es aufgefallen sein, dass sie ihre regste und größte Tätigkeit immer dann entfalten, wenn auch unsere Kommunisten auf Moskaus Befehl sich stärker zu betätigen anfangen."

Eine organisatorische Verbindung zu den Kommunisten vermag er zwar auch nicht nachzuweisen. Das ist für ihn kein Hinderungsgrund, den eine seiner weiteren Behauptungen lautet.

"Auch sie versprechen und bezwecken nichts anderes wie die Bolschewisten, Kommunisten und andere Marxisten; nämlich die Herbeiführung paradiesischer Zustände auf dieser alten Erde unter einer internationalen Rätediktatur."

Dazu stellt er die weitere These auf:

"Sie (die WTG-Hörigen) haben nun die besondere Aufgabe, diejenigen die noch an Gott glauben und an seine Worte sich halten und durch die Marxisten sich nicht betören und beschwindeln lassen, mit Hilfe der Bibel für die internationale Räte-Weltherrschaft zu gewinnen."

Damit liegt er auf der Linie des ebenfalls evangelischen Pfarrers Paul Braeunlich, der diese These dann am Beispiel des Religionspötters Leo Taxil glaubte darlegen zu können. In seinem VB-Artikel zieht Kuptsch zwar noch nicht die Verbindungslinie zur den Bräunlich'schen Taxil-Ausführungen. Wohl aber dann in weiteren Ausführungen die von Kutsch zum Bibelforscher-Thema, auch noch vorliegen.

Die simple Tatsache, dass es im Judentum eine Messiashoffnung gab, die dann auf die urchristlichen Kreise übergeschwappt ist und eben in Strömungen wie der WTG-Religion eine Neu-Auferstehung erfuhren, verdreht er zu der These, damit seien sie zum "Bundesgenossen Moskaus geworden."

Herr Kuptsch nennt sich zwar Pfarrer, was in seiner Ausbildungszeit dann wohl auch einen Universitätsbesuch beinhaltete. Entweder hat er in seiner Studienzeit beim Fach Kirchengeschichte, permanent geschlafen. Oder was auch sehr gut möglich ist, seine Universitätslehrer waren bereits solche Schlafmützen.

Zunehmend treibt ihn die Tagespolitik um, kaum aber sein doch wohl als "Kerngeschäft" ansprechbares herunterratern salbungsvoller Sprüche.

Zur Tagespolitik gehört dann auch eine grundsätzliche antisemitische Einstellung. Für diese Kreise - eben auch im Fall Kuptsch - war dann "der Jude" der böse Buhmann. Hitler lässt grüßen, was sich im Falle Kuptsch dann auch durch seinen Beitritt zur Nazipartei manifestierte. Da er aber weiterhin als "Papier-Christ" gelten wollte, war es nur konsequent, wenn man ihn dann im Lager der "Deutschen Christen" (jener Nazifiliale mit krchlichem Anstrich) wieder fand.

Unfähig zu einer objektiven Bewertung der WTG-Religion, doziert er dann weiter:

"Schon im Jahre 1914 sollte die Satansherrschaft auf Erden gestürzt sein und die sichtbaren Vertreter Christi, Abraham, Isaak und Jakob die Weltherrschaft antreten. Da brach aber an Stelle des Friedensreiches der Weltkrieg aus. Russell selbst der 'göttliche Prophet' und Urheber des ganzen Schwindels gab diesen Reinfall zu und prophezeite dann in seinem Todesjahr (1916), dass erst 1918 alle satanischen Organisationen und Werkzeuge vernichtet und das Friedensreich mit seinen sichtbaren Vertretern Christi da sein würde. Als aber auch das nicht eintraf und die Zahl der nationalen Staaten noch größer wurde als sie vor 1918 war, da prophezeiten die E. B. das Jahr 1925 als das Ende aller satanischen und den Anfang des göttlichen Friedensreiches und behaupteten, dass diejenigen Millionen von Menschen, welche das Jahr 1925 überleben würden nicht mehr sterben und die von den Toten auferstandenen würdigen Juden als Weltherrscher sehen würden.

Diesen Blödsinn habe ich persönlich gehört und er steht schwarz auf weiß in der Broschüre 'Millionen jetzt Lebender Menschen werden nie sterben' (S. 53 und 54) und lautet buchstäblich also: 'Und da andere Schriftstellen der Tatsache bestimmt Ausdruck geben, dass eine Auferstehung Abrahams, Isaaks, Jakobs und anderer Treuen des alten Bundes stattfinden wird, und das diese die erste Gunsterweisung empfangen werden, können wir erwarten, im Jahre 1925 Zeuge zu sein von der Rückkehr dieser treuen Männer Israels aus dem Zustande des Todes, indem sie auferweckt und zur vollkommenen Menschlichkeit wiederhergestellt sein werden, um die sichtbaren, gesetzlichen Vertreter der neuen Ordnung der Dinge auf Erden zu sein.'

Weiter doziert er:

"Wir werden ihnen (den WTG-Hörigen, erst dann Gehör schenken, wenn Abraham, Isaak und Jakob von den Toten auferstanden sein, in Jerusalem als die sichtbaren Vertreter Christi herrschen, ihre Photgraphien uns auf drahtlosem Wege übermittelt und uns durch Radio, dass schon Hiob gekannt haben soll, Vorträge halten werden. Und wenn dann schon Palästina zuerst durch ihre gerechte Herrschaft die Wiederherstellung paradiesischer Zustände erfahren haben wird 'dann werden wir alle (wie Russell ja selber es so prächtig sagt) zu diesen wunderbaren Fürsten kommen, sie zu bitten, ihre Herrschaft und damit ihr Joch der Gerechtigkeit über alle Lande auszuüben, unter welcher Israel so sichtbar gedeihen wird' (Schriftstudien Bd. 4, S. 480). Bis dahin aber ersuchen wir die 'Ernsten Bibelforscher', uns Christen mit ihrem horrenden Unsinn zu verschonen. "

Zwei selbständige Schriften zum Bibelforscher-Thema außer dem VB-Artikel liegen aus seiner Feder noch vor. Einmal seine 1927 erschienene "Aufklärung über die Ernsten Bibelforscher" dann 1928, "Die törichten Irrlehren im Lichte des Evangeliums"

Zur Vita von Kuptsch noch die Ausführung:

Wenn ein Detlef Garbe seinem im Jahrgang 1994 des „Tel Aviver Jahrbuches für deutsche Geschichte" erschienenen Aufsatz den Titel gab: „Sendboten des jüdischen Bolschewismus. Antisemitismus als Motiv nationalsozialistischer Verfolgung der Zeugen Jehovas", dann bin ich geneigt hinzuzufügen:

Richtig festgestellt. Aber es war nicht „nur" Antisemitismus. Es war gleichzeitig eine Anpassung an den Zeitgeist, den die kirchlichen Apologeten offenbarten, der bis zur eindeutigen Kollaboration mit dem Faschismus ausuferte! Eine kritische Reflexion ihres damaligen Versagens fällt den kirchlichen Apologeten noch heute schwer!

Kuptsch ist solch ein Beispiel

Jene Kreise sind zugleich auch die potentesten Kritiker der Bibelforscher UND der Kommunisten.

Das lässt sich auch an einigen Protagonisten der zwanziger und dreißiger Jahre verdeutlichen. Ein markanter Bibelforschergegner, schon in der Weimarer Republikzeit, eben der Deutschchristliche Pfarrer und NSDAP-Mitglied Julius Kuptsch. Über sich selbst schrieb er einmal am 21. 6. 1936 an den Dr. Jonak (als Reaktion auf die Zusendung des Jonak'schen Zeugenbuches):

„Mein Urteil, von dem Sie jeglichen Gebrauch machen können, ist das folgende: Von allen bisher über die 'ernsten Bibelforscher' oder, wie sie sich jetzt nennen 'Zeugen Jehovas' veröffentlichten Schriften ist die Schrift von Dr. Hans Jonak von Freyenwald meiner Kenntnis nach die beste. Jede Zeile in ihr ist zutreffend. Wer über diese religiös getarnten Werkzeuge und erbärmlichen Judenknechte zur Aufrichtung der teuflischen Judenweltherrschaft sich unterrichten will, der greife in erster Linie zu dieser Schrift. Sie bestätigt voll und ganz auch das, was ich schon 1927 über diese Gesellschaft in meiner Broschüre 'Aufklärung über die E.B.' schrieb. Daraus sehen Sie, dass wir über die 'Zeugen Jehovas' vollkommen einer Meinung sind. Nebenbei bemerke ich, dass ich einer der fanatischsten Bekämpfer des Judentums bin. Die 'Zeugen Jehovas' sind für mich eine religiös getarnte Judentruppe, um die noch gläubigen Christen für Judas Weltherrschaft zu gewinnen, wo die anderen Truppen; die Bolschewiken und die Freimaurerei das nicht vermögen.

Vielleicht ist es für Sie auch von Interesse, dass ich im Baltikum eine Zeit lang als Minister den Kampf gegen den Bolschewismus führte und den Befehl zur Befreiung Rigas für den Grafen von der Goltz unterschrieb und das ich hier in Deutschland als überzeugter Nationalsozialist und Versammlungs- und Gauredner seit 1929 für meinen Führer gekämpft habe und weiter kämpfe. Ich bin in meiner tiefsten Seele ein überzeugter Christ und zugleich ein überzeugter Nationalsozialist. Heil Hitler. gez. J. Kuptsch" (Wiener Library (Tel Aviv) Freyenwald-Collection).

Dieses Selbstzeugnis ist in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich. Zum einen offenbart es, dass die eigentliche Aversion dieser Kreise in der totalitären Entwicklung der Sowjetunion zu sehen ist. Das von Kuptsch angeführte Beispiel des Baltikums ist symptomatisch. Dort hatten im und nach dem Ersten Weltkrieg kommunistisch orientierte Bürgerkriegskämpfer Tabula rasa mit ihren politischen Gegnern veranstaltet. Für die davon Betroffenen war das eine traumatische Erfahrung, die zu einer starken Polarisierung führte und sie antikommunistischen Rattenfängern vom Schlage eines Hitlers in die Arme trieb.

Desweiteren ist feststellbar, dass Kuptsch und Konsorten, ihre von ihnen vertretene Variante des „Christentums" als staatstragende Kulturgrundlage betrachteten. Nun mussten sie wahrnehmen, dass da eine „Sekte", eben die „Bibelforscher" von sich reden machte, der eben diese „staatstragende Kulturgrundlage" nicht einen Pfifferling wert war, die statt dessen versuchte, dass Urchristentum in die Neuzeit aktualisiert zu übertragen.

Das war so zu sagen die eigentliche Wurzel des Konflikts. Im Zuge dieser Entwicklung versuchten dann diese Kreise, ob zu Recht oder nicht, sei jetzt einmal dahingestellt, die Bibelforscher in die kommunistische Ecke zu stellen. Wie sich das auch im Fall von Julius Kuptsch verdeutlichen lässt.

Kuptsch meint in einer weiteren vor 1933 erschienenen Schrift, dass nur der Nationalsozialismus konsequent die Bibelforscher bekämpfen würde: „diese Sorte von heuchlerischen Christentumsfeinden, die das Christentum mit der Bibel in der Hand bekämpfen." Er meint behaupten zu können, dass sie „sich des Wohlwollens der Juden und Marxisten erfreuen" und ihr Ziel sei, „die Aufrichtung der jüdischen Weltherrschaft, ähnlich, wie die jüdisch-marxistische Räteherrschaft schon in Russland aufgerichtet ist" (Julius Kuptsch „Christentum im Nationalsozialismus", München 1932 S. 34).

In seiner 1927er Schrift "Aufklärung über die „Ernsten Bibelforscher“ wirft er diesen unter anderem vor:

"Ebenfalls erst im Jahre 1916 hat Russell erkannt, dass auch die 40 jährige Erntezeit von 1874 bis 1914 auf 1878 bis 1918 zu verlegen sei. Also man schwindle nur weiter und beschönige den Reinfall als einen natürlichen und harmlosen Fehler, damit daraus Segen fließe und alle den Herrn preisen! Fürwar eine saubere Gemeinschaft, die auch in der Tat so verfährt. ... Die Sache ist einfach. Die falschen Prophezeiungen berichtigt man nachträglich nach den Ereignissen, dann stimmen sie genau. Aus dem Beginn des internationalen jüdischen Friedenreiches macht man den Beginn des internationalen Kampfes der Völker und behauptet mit dreister Stirn, dass letzterer für 1914 von Russell vorausgesagt sei, und die Sache ist in den Augen der Unverständigen gerettet."

Indem Kuptsch auch auf solche Details verweist, hat er sicherlich bei Nicht-WTG-Hörigen ein leichtes Spiel.

Auch er muss dann beklagen:

"Aber auch diese zwei großen Reinfälle haben sie nicht entmutigt. Sie haben sich gesagt: Toren und Leichtfertige, die unseren bisherigen Betrug geglaubt haben, wird es immer geben, sie werden unseren Schwindeleien weiter glauben. Wir müssen nur so schreiben und reden, dass es ihnen schmeichelt und gefällt."

Ein wesentlicher Satz seiner Kritik auch der:

In ganz besonders schamloser Weise werden die Kaiser, Könige, Fürsten und der Adel aller Zeiten geschmäht. In allen Tonarten wird gegen die Kriege und Grausamkeiten dieser kapitalistischen, satanischen Staaten und ihrer Führer gewettert. Teuflisch wird ihre Kultur, Kunst, Wissenschaft und Zivilisation genannt. Kurz gesagt alles, alles Nichtjüdische auf der Welt ist vom Teufel, muss zugrunde gehen und sieht schon seinem Gericht und Untergang entgegen. Wer von dieser grenzenlos schamlos und schmutzigen Hetze gegen alles, was noch christlich und nichtjüdische ist, sich persönlich überzeugen möchte, dem empfehle ich vor allen Dingen von den Schriftstudien Band IV „Der Krieg von Harmagedon“ und Band VII „Das vollendete Geheimnis.“ Ganz besonders möchte ich diese zwei Bände unseren Kommunisten und Freidenkern empfehlen, denn soweit in der Kunst der Verleumdung und Lüge, in Gehässigkeit und Schamlosigkeit wie die EB haben sie es doch noch nicht gebracht. Sie können von Russell und Genossen noch viel lernen, ganze Partien für ihre Vorträge und Flugblätter wörtlich aus ihren „Schriftstudien“ ausschreiben."

Im Jahre 1927 lag das Naziregime noch in der Ferne. Daher konnte Kuptsch in seiner Bibelforscherkritik auch einen Satz mit einbauen, den er in späteren Zeiten sicherlich nicht so verwenden würde, respektive umformulieren würde, und zwar den:

"Es ist eine auffallende Ähnlichkeit zwischen Sprache, dem Gebaren und Benehmen der EB und denen der Kommunisten und Juden. Man schmeichelt ebenso wie sie den Massen, man setzt die Karten, wie sie auf das Schlechte und Gemeine in den Menschen, auf die Sinnlichkeit und Bosheit und suchst sie in ihm wachzurufen und zu schüren. Man bedient sich derselbe Schlagworte wie sie, um die Massen zu ködern.

Dass ziehen der EB an einen Strang mit den kommunistischen Weltpolitikern, um eine jüdische Räte-Weltherrschaft aufzurichten, wird ganz besonders grell durch folgendes beleuchtet. Die größten Feinde und Hindernisse der kommunistisch-jüdischen Weltpolitik Moskaus sind gegenwärtig England und der Völkerbund. Prompt fand daher vom 25. - 31. Mai 1926 in London eine Generalversammlung der EB statt und ließ einen „Aufruf an die Weltmächte“ ergehen, indem das britische Weltreich für das größte Satanswerk, London für den „Sitz des Tieres“ und der Völkerbund, den viele Franzosen, Engländer und Amerikaner für den politischen Ausdruck des Reiches Christi ansehen, für ein weiteres Erzeugnis des Satans erklärt: sein Vater sei der Teufel und seine Mutter das britische Reich. Als solche müssen natürlich England und der Völkerbund zugrunde gehen und das „göttliche Räte-Russland“ siegen."

Zu den Gewährsleuten auf die er sich auch beruft, gehört die Broschüre des Paul Fiebig mit dem Titel

“Die Bibelauslegung der internationalen Ernsten Bibelforscher " (siehe dazu Der "zahnlose" Paul Fiebig )

An die Adresse von Fiebig lautet seine Kritik:

"Er begeht aber den Fehler, dass er den E.B. den Gefallen tut und sie als gutmeinende und irrende Bibelforscher ernst nimmt und sich die Mühe gibt, sie zu widerlegen, statt einzusehen das wir es hier mit unverschämt dreisten Bibelforschern zu tun haben, die ihren Zweck für erreicht achten, wenn sie sehen, dass man sie ernst nimmt und sie zu widerlegen sucht. Über jede Widerlegung, auch die beste und treffendste machen Sie sich nur lustig."

Ein weiterer seiner Gewährsleute der schon genannte Paul Bräunlich

Im Falle Bräunlich hat es ihm besonders angetan:

"Wie schon aus dem Titel zu ersehen ist, geht Lic. P. Brauenlich von unser erster Frage: Was sind die E.B? aus und beantworte sie dahin, dass ihre Häuptlinge und Propheten nichts anderes als bolschewistische beziehungsweise, kommunistische Religionsspötter ebenso wie Taxil und Genossen wären, die die „neunmal Frommen“ spielten, um den zur Schrift sich bekennenden Protestantismus ebenso ins Lächerliche zu ziehen wie das Taxil und Genossen mit dem Katholizismus getan haben."

Er wähnt aber Bräunlich dahingehend korrigieren zu sollen, das er bei diesem vermisse, das er nicht so sehr auf die antisemitische (nicht bewiesene) These einschwenke, die da unterstellt die Bibelforscher seien von Juden finanziert.

"Aber wie stark ich diese Worte Braeunlichs auch unterstreiche, so entschieden muss ich ihm widersprechen, wenn er fortfahrt und als Antwort auf die Frage: „Woher also das massenhafte Geld das verbraucht wird, die Vermutung ausspricht, dass die Geldquelle der E.B. der Bolschewismus wäre.Der Bolschewismus kann vielleicht hier und da der Vermittler des Geldes sein, aber niemals die Geldquelle selbst. Der Bolschewismus bzw. Kommunismus ist ein armer Proletarier. Über irgendwelche größeren Geldmittel verfügen weder die russischen noch die Deutschen noch die französischen kommunistischen Parteien und Massen."

Da nun die Bibelforscher voll auf der eschatologischen Linie liegen, lautet seine weitere Kritik dazu:

"Dann ist es auch ganz natürlich, die E.B. in eine Kerbe mit den übelsten jüdisch-kommunistischen Hetzpresse schlagen, denselben Jargon von Kapitalisten, Militaristen, Politiker und den politischen Geistlichen reden, die Massen mit jüdisch-politischen Wörtern ködern, in jüdischer Weise für sich Reklame machen, ihre Schriften mit echt jüdischen Bildern schmücken und sich „Internationale Ernste Bibelforscher“ nennen. Das alles ist Geist von einem und denselben Geiste für Geld von ein und demselben Gelde zwecks Aufrichtung einer Räte-Weltherrschaft Judas. Diese Politik Judas muss aber mit der Bibel gedeckt, mit ihr als göttlicher Plan erwiesen werden und hinter ihr verborgen werden. Nackt vorgetragen wurde sie zu lächerlich und zu abstoßend wirken. Das biblisch-religiöse Gewand täuscht aber manche von den Einfältigen und Unwissenden."

Eine tendenziöse These stellt auch seine Behauptung dar:

"Von ähnlichen Beschimpfungen und Gemeinheiten gegen alles, was christlich ist, wimmelt der gesamte siebente Band. Die Schmähungen des Christentum und die Lobhudeleien des Judentum, die wir im Talmud finden, verblassen diesen Leistungen gegenüber."

Dazu meint er sich zu der weiteren Behauptung versteigen zu können:

"Die E.B. schmähen und beschimpfen aber das Christentum und alle Christen in unerhörter Weise. Schriftstudien Band VII, S.319 Lesen wir z. B. buchstäblich folgendes:

„Dies Vieh stellte die Klassen dar, welche die Namenkirche bilden und unterhalten.“

Meines Erachtens ist dieses Kuptsch'e Zitat, auch ein Beleg für einen "Schnellschuß" seinerseits.

Einzuräumen ist allerdings das wegen der unterschiedlichen Auflagen in der Frühzeit, Aussagen in der WTG-Literatur differieren, ihre Zitierung mehr als undankbar ist. Da er jedoch zu Band VII eine konkrete Seitenangabe nennt, habe ich mal versucht den Fall etwas nachzugehen. In der Auflage von 1918 kommt nur der Abschnitt der WTG-Auslegung zu Offenbarung 16: 3 in Betracht. Dortselbst die Seiten 190, 191. Eine inhatliche Aussage "Das Vieh stellt dar" konnte ich dort beim besten Willen nicht ermitteln.

Dann noch die Auflage von 1925.

Dort gibt es in der Tat eine ähnliche Aussage, nicht auf der Seite 319, wohl aber auf der Seite 320.

Letztere verlautbart:

"Dies Vieh stellt die gedankenlose Masse derer dar, welche die Namenkirchen bilden und unterhalten".

Da mir von Band 7 nur die Auflagen von 1918 und 1925 zugänglich sind, kann ich bezüglich Auflagen die dazwischen liegen, keine Aussage tätigen. Es ist durchaus möglich, aber nicht sicher, das in diesen dazwischen liegenden Auflagen, besagtes Zitat so vorhanden ist.

Band 7 Seite 319

Band 7 Seite 320

Bezüglich seiner Motivation, weshalb Kuptsch so anfechtbar polemisch argumentiert schreibt er auf Seite 38 seiner "Aufklärung" dann noch:

"Wegen ihrer heimtückischen, listigen und heuchlerischen Kampfesweise wurden die EB von Russell selbst mit Schlupfwespen verglichen.

Hier haben wir ich das als einziges der „Drangsal entronnenes“ und „unverbesserliches“ Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche Russlands und Augenzeuge der Drangsal bestätigen kann nicht einer Prophezeiung vor uns, sondern eine im Gewande der Prophezeiung gehüllte, treue nachträgliche Schilderung der feigsten und gemeinsten Massenmorde an Geistlichen und anderen Angehörigen der christlichen Kirchen Russlands und diese unbeschreiblichen Bestialitäten an Wehrlosen, zu welcher früher kein Hunne fähig gewesen ist, die unter der Anleitung persönlicher Beteiligung und auf Befehl der diebischen, feigen und perversen jüdischen Kommissare des Internationale Allerwelt-Verbrecherngesindel vollbracht hat und noch heute vollbringt, werden von den EB als eine Tat Gottes verherrlicht."

Zusammengefasst, die Terrorpolitik der Sowjetunion ist die eigentliche Motivation für Kuptsch, mit dieser abzurechnen.

Gemäß dem Mottto "Der Sack wird geschlagen und der Esel bekommt auf einem "Umweg" dann auch eine Tracht Prügel, hat sich Kuptsch dann allerdings das verkehrte Objekt für seine Aversionen ausgesucht.

ZurIndexseite

1931er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte