Kommentarserie "Trost" 1944 zusammengefasst
Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):
Keine Pazifisten, Correvon und Bernoulli, Beichte, Fritz Mauthner, Staehelin, Heinrich Metzler, SPK, Gimpelfang, Krawilitzki, „1944/34", Weihnachtsbräuche
„in einem protestantischen Predigerseminar Englands seine theologischen Studien (getätigt hatte); dass er Pfarrhelfer in Frankreich war, „dann kurze Zeit als Übersetzer bei den Zeugen Jehovas tätig war."
„Trost wirft ihm weiter vor
" daß er seine spiritistischen Übungen
(nicht) aufgegeben hätte: er erzählte uns von seinem Umgang mit Geistern
(Dämonen) und verließ unser biblisches Werk als Feind. Später hörten wir
von seinen Studien in einem katholischen Institut in Italien. Er war auch
zuletzt Mitglied der "Nationalen Bewegung der Schweiz", die vom Bundesrat
verboten wurde."
Den Fall Correvon hatte ich schon mal dahingehend kommentiert:
„Es zeigte sich im folgenden, dass der sachliche Kern der
Correvon'schen Information zutreffend war. Es zeigte sich aber auch, dass
deren nunmehrige Veröffentlichung, der Zeugen-Leitung alles andere als
"nützlich" war und sie entsprechend gereizt reagierte.
Man muss dabei auch das politische Umfeld in Betracht ziehen. Auch in der
Schweiz, war für viele, höchstwahrscheinlich für den allergrößten Teil der
Bevölkerung, die Sowjetunion die Inkarnation des Totalitarismus, den man
ablehnte und der sich nicht zuletzt in der Behandlung der Religion in der
Sowjetunion wiederspiegelte.
Gerade in den dreißiger Jahren erreichte der Terror der Sowjetunion gegen
die Religion, erschreckende Höhepunkte. In der relativ freien
Berichterstattung der Schweizer Presse wurden diese Vorgänge nicht
"verschwiegen", sondern beim Namen benannt. Die Bevölkerung war also in
der Regel informiert und es bestand ein großer Konsens in der Ablehnung
der sowjetischen Politik.
In dieser Konstellation musste die Correvon'sche Information geradezu wie
eine "Bombe" einschlagen. Laut "Aargauer Volksblatt" stellte sich die
Sachlage wie folgt dar:
"Nun ist eine neue Tatsache bekannt
geworden. Wir sind in den Besitz von Berichten gelangt und geben nun
vorläufig aus dem Munde einer Persönlichkeit, die in den Kreisen der
Zeugen Jehovas ... Folgendes bekannt:
Letzten Sommer (1936) ist Herr Direktor Harbeck (Schweizer Zweigbüro der
Zeugen Jehovas) nach Moskau gereist, aber dass darf niemand erfahren. Er
ist drei Wochen geblieben und hat mit hohen Persönlichkeiten der Regierung
und der Gottlosenbewegung Unterhaltungen gehabt. Im Laufe der
Verhandlungen hat er versucht klarzustellen, dass die Ziele
gemeinschaftlich dieselben wären. Es wurde ihm gesagt, es sei noch zuviel
'religiöses Zeug' in den Wachtturm-Schriften, sie seien aber ausgezeichnet
für die Länder, die noch sehr religiös fühlen und denken.
Wenn Harbeck seine Mission nicht geglückt war, er wollte in Russland eine
Filiale einrichten, so kam er mit einer großen moralischen Hilfe zurück.
Die Sowjets hatten seine Bewegung für die religiös denkenden und fühlenden
Nationen gutgeheißen." [140]
Das "Aargauer Volksblatt" vermerkt weiter:
"Was sagt nun aber die Redaktion des
'Trost' dazu? Wie es scheint, ist die Sache sowieso etwas ruchbar
geworden. Die Redaktion schreibt am 1. Oktober 1939 auf Seite 7: 'Seine
einmalige Reise nach Moskau, die er in Begleitung eines amerikanischen
Landsmannes ausführte, hatte den Zweck, die bibelfeindliche Einstellung
der Sowjetbehörden dokumentieren zu können."
Dieser nicht näher verifizierte begleitende amerikanische Landsmann, dürfte
dann doch wohl höchstwahrscheinlich aus dem amerikanischen Hauptbüro der
Zeugen Jehovas gestammt haben. Diesen "Sondierungsversuch" kommentierte das
"Aargauer Volksblatt" dass seinen Bericht mit "Also doch!" betitelt hatte mit
den Worten:
"Wir meinen nun aber, die Einstellung
der bolschewistischen Machthaber sei durch die blutigen Verfolgungen und
all das, was sie auf dem Gewissen haben, schon genügend dokumentiert. Wir
wissen jetzt nun ganz genau, wer die Anführer der Bibelforscher (Jehovas
Zeugen) sind. Sie sind die Handlanger Moskaus und der Komintern, die
Wegbereiter des Bolschewismus in den 'noch religiös denkenden und
fühlenden Ländern.'"
Und just jene Episode flocht der Pfarrer Bernoulli in seine Statements
erneut mit ein. Und erneut reagiert das „Trost" darauf äußerst gereizt.
Correvon, ist in meiner Sicht einer der „Wanderer ohne Ziel". Welche
Wanderungsstationen er denn alles so schon absolviert hatte, wurde ja bereits
auch vom „Trost" mit vermerkt.
Nun hatte letzteres dahingehend „Glück", das besagter Correvon in der Tat mit
Selbstmord endete. Und just diesen Umstand lässt „Trost" in seiner Ausgabe vom
15. 1. 1944 sich nicht entgehen.
War es diesem Correvon auch nicht vergönnt, seine „Lebensreise" zu einem
konsolidierten Abschluss zu bringen; und hat ihn seine zeitweilige Mitarbeit
bei der WTG, auch nicht von dieser Unstetigkeit befreit, so ändert das
überhaupt nichts an dem Umstand, dass er ein Detailinfos geliefert hat,
welches eben nicht von der WTG wiederlegt, wiederlegt werden kann.
Mein Kommentar dazu schon früher:
„Im Jahre 1944 ging das "Trost" nochmal auf die
Correvon'sche Information ein. Willkommen war der WTG, dass sie diesmal
die Chance hatte, mit Dreck zu werfen. So notiert das Trost:
"Als Eigentümlichkeit sei hier noch beigefügt, dass jener unbewährte,
lügnerische 'Mitarbeiter' im Verlaufe des letzten Sommers den Tod fand,
nachdem er aus dem fahrenden Schnellzug (Zürich-Schaffhausen, auf jener
Strecke, da die Bahn deutsches Reichsgebiet durchfährt) gesprungen war."
Über die Detailhintergründe dieser Tragödie erfährt man im "Trost" nichts.
Aber sicher machte sich diese Meldung im Diskreditierungssinne für die Zeugen
Jehovas gut. Vgl. "Trost" 15. 1. 1944 (Nr. 512) S.12.
Bemerkenswert ist, dass die eigentliche Sachlage der Moskauer Sondierung
wiederum nicht widerlegt wird. Lediglich emotionale Aufputscher werden
geboten, dergestalt, dass man betont, dass die Sowjets nun wirklich nichts mit
der Religion am Hut hätten und diese auch nicht materiell unterstützen würden.
Zu dieser Erkenntnis bedarf man allerdings nicht des "Trost". Nicht erreichtes
Ziel der Moskauer Harbeck-Visite war jedoch gerade der Versuch, diese
Sachlage, sofern möglich, zu verändern!
Ende der Zitierung seitens des „Trost".
Nun kann man ja darüber spekulieren, warum just dieser Bericht in einer
WTG-Zeitschrift gebracht wurde. Definitiv beantwortet wird das im konkreten
Fall ja nicht.
Aber das jetzt mal als Hypothese.
Sollte es den da zitierten, tatsächlich noch in die WTG-Gefilde verschlagen
haben, scheint wohl nur ein Kommentarsatz angemessen.
Wieder einmal einer, den es vom Regen in die Traufe verschlug!
Das ist dann ja wohl eine geballte Ladung von Krokodilstränen, mag man dazu
nur sagen.
Was tat dieser Pfarrer?
Er widersprach der WTG (ob zu Recht oder nicht, steht ja auf einem völlig
anderem Blatt).
Wo widersprach er?
Auf kirchlichen Veranstaltungen, und in Kirchenzeitungen.
Wie liest man im Impressum des „Trost" (zu der Zeit). Es könne auch über
Zeitungskioske (in der Schweiz) bezogen werden.
Selbst nimmt man also alle Optionen der Öffentlichkeitswirksamkeit war.
Mit welchem Recht will sich „Trost" nun herausnehmen, diesem Pfarrer einem
Maulkorb zu verpassen?
Ob denn die breite Mehrheit der Theologenzunft auf Universitätsebene, wirklich
auch die Meinung vertritt, wie sie die WTG in der Sache gerne hätte, erscheint
zudem zweifelhaft, denn „eine Schwalbe pflegt noch keinen Sommer zu machen."
Jener Pfarrer dürfte wohl kaum seine Intention darin sehen, sich mit der
Universitätstheologenzunft auseinander zu setzen. Wenn ihn „Trost" in diese
Ecke drängen möchte, hat es zumindest kein Recht dazu.
„Trost" strebt breite Öffentlichkeitswirksamkeit an. Wer diese erklärte
Zielstellung hat, braucht sich dann auch über ein etwaiges Echo nicht zu
wundern!
Das ist dann wohl Interpretationssache. Wer denn etwas glauben will, mag
sich ja mit diesem Nachwort zufrieden geben.
Anderen dürfte zu ihm eher die Vokabel einfallen:
Verlegenheitsgestammel!
Da ja nun dieses entgegnende Nachwort auf die Ausführungen von A. Heim bereits
zitiert wurden, sei dann im folgenden auch noch das dokumentiert, was "Trost"
davor selbst von A. Heim zitiert.
Letzterer verbreitete sich nach "Trost" auch mit der Aussage:
„Wenn Gott der Allmächtige ist, so ist
es absurd, zu sagen, das Böse komme von Gott. Können wir überhaupt in
Ehrfurcht eines allmächtigen Gottes gedenken, der all das Unrecht und das
Furchtbare auf dieser Erde geschehen läßt? Wenn er alles nach seinem
Willen lenkte, dann wären ja auch die Naturkatastrophen, die Grausamkeiten
im Tierleben, selbst die Kriege göttliche Ereignisse. Oder teuflische?
"Gott der Allmächtige" würde also den Teufel nicht zu besiegen vermögen?
Die Antwort der Frommen lautet:
Gott hat auch den Teufel eingesetzt, weil das Gute ohne das Böse nicht
denkbar ist. Wenn er aber die Menschen mit Kriegen strafen will, warum
straft er dann auch die Unschuldigen? Und wenn es kein Gut ohne Böse gibt,
wie dann im Himmel? Ist denn des Guten wegen all das grenzenlose Unrecht
auf dieser Welt mit all den Massenmorden von Gottes wegen notwendig? Sind
die Menschen durch den Dreißigjährigen Krieg besser geworden? Hat nicht
der erste Weltkrieg die Menschheit rings um die Erde erst recht
demoralisiert, und lasten nicht die Massenmorde noch als Erbe auf den
Seelen der Nachkommen bis in viele Generationen? (Seite 174)
Ist Gott allgütig, so kann er also nicht allmächtig sein. Warum hat er,
wenn er allmächtig und allweise ist, den Menschen so geschaffen, wie er
ist? Und ebenso die Grausamkeit in der Natur?
Hat Gott die ganze Welt geschaffen, dann also auch die Giftschlangen, die
zuerst im älteren Tertiär auftraten, und all die krankheitsbringenden
Parasiten, wie Würmer, Bakterien und Viren und damit die furchtbaren
Epidemien und Geisteskrankheiten ?
Haben wir nicht bei der Entwicklungsgeschichte der Organismen gesehen, daß
dieser Gott auch nicht allweise ist, sondern pöbelt und sucht, sich dabei
hundertfach geirrt und seine eigene Schöpfung wieder vernichtet hat?
(Seite 175)
Kann es ein gerechter Gott sein, der die Menschen "straft" mit Epidemien,
mit Flutwellen, Zyklonen, Vulkanausbrüchen, die ganze Inseln mit allen
Lebewesen umbringen, der durch Erdbeben Städte mit Zehntausenden von
Schuldigen wie Unschuldigen, Alten und Kindern zerschmettert, und dies
gar, wenn er besonderen Wert auf die Menschen legt?
Noch in frischer Erinnerung ist mir die Stadt Chillan in Chile, wo in der
Nacht vom 24. Januar 1939 über 15 000 Menschen den Tod fanden und die
Kathedrale zusammenstürzte. Müßte nicht die gläubige Mutter logischerweise
glücklich sein, wenn ihr Kind schuldlos stirbt, da es ja dann sicher in
den Himmel kommt — glücklicher noch als bei der Geburt, dem Eintritt in
dieses elende Leben?
Gib mir für eine Stunde nur Allmacht in meine Menschenhand, Allwissenheit
in meinen Geist, und laß mein Herz doch menschlich sein!
Wenn dann ich dennoch all die Qual
und all das Elend ließ' bestehn,
die weite Welt voll Grausamkeit gefesselt bliebe — der größte der
Verbrecher war' ich dann.
So kann ein Herrgott doch nicht sein!
(Seite 176)
Darf dem Freidenker übelgenommen werden, wenn er an einen Gott nicht in
Liebe und Ehrfurcht glauben kann, der "seinen eigenen Sohn", den edelsten
der Menschen, zu Tode peinigen ließ, an einen Gott, der heute mit
Tausenden in ähnlicher Weise verfährt, Millionen unschuldiger Kinder zu
Waisen macht, frieren und verhungern läßt? Geht denn nicht aus allem immer
wieder eindeutig hervor, daß es keinen Gott im jüdischen,
christlich-dogmatischen oder im mohammedanischen Sinne geben kann? Wie
gedankenlos werden auch immer wieder Gott und Christus miteinander
verwechselt! Hat Gott, der die Welt erschaffen, auch die "Mutter Gottes"
erschaffen? (Seite 177)
Der Philosoph Attenhofer sagt:
"Wer ,Gott' sagt, wird um das Problem
der 'Rechtfertigung' Gottes nicht herumkommen. Hart und scharf greift uns
die Größe des Problems ins Herz in der beklemmenden Frage:
Woher das Böse in der Welt? Die Welt muß gut sein, wenn sie von einem
allmächtigen und gütigen Gott geschaffen ist. Was aber dann mit dem Bösen?
Ist es Mittel zum Zweck in einem übermenschlichen Plane?"
Ich möchte hinzufügen, daß eine solche
Annahme mit unserem Verstande ewig im Widerspruch bleiben würde. Mit Recht
schließt Attenhofer, es wäre heute "wohl so langsam an der Zeit, vom
Predigen zum Denken, von der 'Offenbarungswahrheit' zur Vernunftwahrheit
überzugehen.
Oder, wenn vielleicht der Schritt auf höhere Entwicklungsstufen zur großen
Synthese von Kopf und Herz noch nicht an der Zeit ist, so wollen wir doch
dafür kämpfen, daß die Zeit dazu reif werde". (Seite 180)
Wie mangelhaft ist die Logik der Erbsündenlegende! Wenn der Mensch
sündigen konnte, eben als er aus den Händen Gottes hervorging, so hatte
ihn Gott schon mit Fehlern behaftet. Konnte er ihn nicht sündenfrei
machen, so hat er auch kein Recht, ihn zu bestrafen.
"Die Theologie kann die Ungerechtigkeit auf dieser Welt nicht
rechtfertigen, ohne Gott das Recht des Stärkeren einzuräumen, d. h. die
Verletzung des Rechts." (Seite 184)
Graf P. v. Hoensbroech (spr. Honsbroch)
schreibt darüber in seinem Buch: "14 Jahre Jesuit"
Meine erste Beichte legte ich im
siebenten Lebensjahre ab. Das vierte Laterankonzil vom Jahre 1215 hat
festgesetzt, daß jeder Christ "nachdem er zu den Jahren der Unterscheidung
gelangt ist" (postquam ad annos discretions pervenerit) wenigstens einmal
im Jahre beichten muß.
Allmählich hat sich, nicht ohne zielbewußte und kräftige Beihilfe der
kirchlich-hierarchischen Organe, die Gewohnheit herausgebildet, das
Wörtchen "nachdem" (postquam) der konziliaren Vorschrift als „sobald als"
zu deuten; zugleich schob man den Zeitpunkt der Erlangung des
Vernunftgebrauches, den Beginn "der Jahre der Unterscheidung" (von Gut und
Bös), möglichst weit hinauf. So ist es gekommen, daß die Kinder schon im
zartesten Alter zur Beichte geführt werden.
Allerlei asketische Gründe macht man für den frühzeitigen Beichtzwang
geltend. Der wahre Grund ist ein hierarchisch-disziplinärer: Die Kirche
will die Kinder so bald als möglich in ihre Zucht und unter Aufsicht und
Leitung ihrer Priester bringen. Die Schädlichkeit der frühzeitigen
Kinderbeichte in ethischer und religiöser Beziehung liegt für jeden auf
der Hand, der nicht befangen ist in ultramontan-dogmatischer und
ultramontan-hierarchischer Anschauung.
Natürliche und gesunde Pädagogik widerrät eine so frühe Beichte aufs
entschiedenste.
Die kindliche Unbefangenheit leidet schwer. Das Kind wird durch die
Beichte auf Dinge, auf Fehler und Sünden förmlich gestoßen, von denen es
vorher nichts wußte.
In der Vorbereitung auf die Beichte foltert es seine kindliche Seele mit
schablonenhaften Fragen und Untersuchungen; es findet kein Ende und keine
Ruhe in "Erforschung des Gewissens". Ist es zart und ängstlich veranlagt,
so wird die Beichte zur Pein, zur Quelle von Zweifeln und Nöten; ist es
von derberem Schlage, so geht durch den Beichtmechanismus das wenige, das
es an Gewissenszartheit besitzt, verloren.
Das vertrauliche Verhältnis zu den Eltern, zumal zur Mutter, wird gestört.
Das Kind verlernt das Zuflucht-Suchen an der Mutter Herz bei Fehlern, die
es begangen hat, bei Zweifeln, die es peinigen. Ein fremdes Element, der
Priester im Dunkel des Beichtstuhles, tritt zwischen Mutter und Kind, und
alle "Göttlichkeit", die diesem dritten beigelegt wird, vermag nicht die
edle Menschlichkeit und kindliche Natürlichkeit zu ersetzen, die vorher
das einer Schuld sich bewußte Kind in Reue und Scham zur Mutter trieb, um
sein ängstlich schlagendes Herzchen bei ihr zu beruhigen. Dafür sind jetzt
"das Sakrament der Beichte" und der Priester da.
Und was wird durch die so unzeitig frühe Beichte aus dem religiösen
Verhältnis des Kindes zu Gott, den es durch die mütterlichen Schilderungen
als liebenden Vater kennen gelernt hatte? Der Begriff des strafenden, Buße
heischenden, rächenden Gottes steht von nun an vor ihm.
Bestimmter, genau vorgeschriebener äußerer Formen bedarf es von jetzt an,
um Versöhnung mit ihm und seine Freundschaft wiederzuerlangen. Von einer
Beichte zur andern drückt das Bewußtsein unvergebener Schuld, der
Feindschaft mit Gott, auf den Kindersinn.
Das ist die eine Seite dieser "religiösen" Medaille.
Die andere ist fast noch häßlicher.
Das Kind lernt die Schwere einer Sünde abschätzen nach der Schwere der
Buße, die der Priester ihm auferlegt, und nach der Stärke der Scham, die
es beim Bekenntnisse empfindet. Das tiefere Verständnis der Sünde als
Beleidigung der Heiligkeit Gottes, ihr Erfassen als eines Übels an sich
kommt nicht auf. Dafür tritt allmählich die ganz und gar unreligiöse
Vorstellung in den Vordergrund (wenn auch im Anfange nicht immer bewußt):
ich mag sündigen, so viel und so schwer ich will, durch die Beichte kommt
alles wieder in Ordnung.
Zwischen die eben erst zum Bewußtsein gelangte Menschenseele und ihren
Gott schiebt sich Kirche und Priester. Das persönlich-individuelle
Verhältnis zwischen Gott und Mensch weicht der mechanisch-"sakramentalen",
priesterlichen "Vermittlung".
Die erzwungene Beichte in der Zeit keimender Kinderentwicklung ist ein
frevler Eingriff in diese Entwicklung, sie ist eine aus kirchlicher
Herrschsucht begangene Vergewaltigung der Kindesseele, eine durch nichts
zu rechtfertigende Zerstörung kindlicher Unbefangenheit und
Unmittelbarkeit in bezug auf Ethik und Religion.
Eine "Gewissenserforschung" (sogenannter "Beichtspiegel") aus einem
verbreiteten, mit kirchlicher Approbation versehenen "Beichtbüchlein für
Schulkinder" (12. Auflage, Paderborn 1901) veranschaulicht und
rechtfertigt das Gesagte:
Frage dich, welche von den nachstehenden Sünden du begangen hast, und
merke sie dir genau. Denke zugleich, wenigstens bei den schweren Sunden
nach, wie oft du sie begangen hast.
Gegen das l. Gebot Gottes: ich habe das Morgen- und Abendgebet unterlassen
(aus Trägheit oder falscher Scham?); ich habe Tischgebete unterlassen (aus
Trägheit oder falscher Scham?); ich habe mich geschämt zu beten und das
Kreuzzeichen zu machen; ich habe unandächtig gebetet.
Gegen das 2. Gebot Gottes:
ich habe die Namen Gottes und andere heilige Namen leichtsinnig
ausgesprochen; ich habe die Namen Gottes und andere heilige Namen im Zorne
ausgesprochen. Wie vielmal?; ich habe geflucht. Wie vielmal?; ich habe
leichtfertig geschworen.
Gegen das 3. Gebot Gottes: ich habe an Sonn- und Feiertagen aus eigener
Schuld die hl. Messe versäumt. Wie vielmal?; ich bin aus eigener Schuld zu
spät in die hl. Messe gekommen; ich habe mich in der Kirche unartig
betragen.
Gegen das 4. Gebot Gottes: ich bin gegen meine Eltern und Lehrer frech und
trotzig gewesen; ich bin ihnen ungehorsam gewesen; ich habe sie betrübt
und erzürnt; ich habe nicht für sie gebetet; ich habe über alte Leute
gespottet.
Gegen das 5. Gebot Gottes: ich habe andere geschimpft, geschlagen,
getreten, geworfen; ich habe mit anderen gezankt und gestritten; ich habe
andere verleitet (zum Stehlen?, zur Lüge?, zur Unreinigkeit?). Wie
vielmal?; ich habe Tiere mutwillig gequält.
Gegen das 6. und 9. Gebot Gottes:
ich habe über Unreines freiwillig nachgedacht. Wie vielmal?; Ich habe
Unreines freiwillig angesehen. Wie vielmal?; ich habe Unreines gesprochen.
Wie vielmal?; ich habe schmutzige Reden gern angehört. Wie vielmal?; ich
habe Unreines getan (allein oder mit anderen?). Wie vielmal?; ich habe
Unreines an mir zugelassen. Wie vielmal?; Ich habe das Verlangen gehabt.
Unschamhaftes zu tun. Wie vielmal?
Gegen das 7. und 10. Gebot Gottes: Ich habe genascht; ich habe gestohlen
(Obst?, Eßwaren?, Schulsachen?, Bekleidungsstücke?). Wie vielmal?; ich
habe Geld weggenommen (wieviel?; den Eltern, Geschwistern oder anderen?);
ich habe gefunden (was?) und nicht zurückgegeben; ich habe anderen
freiwillig Schaden zugefügt (an Büchern?, an Kleidern?, an Bäumen?). Wie
vielmal?; ich habe den Willen gehabt. zu stehlen. Wie vielmal ?; ich habe
den Willen gehabt, anderen Schaden zuzufügen. Wie vielmal?
Gegen das 8. Gebot Gottes: ich habe gelogen; ich habe die Fehler anderer
ohne Not weitergesagt Wie vielmal?; ich habe Unwahres von anderen
ausgesagt. Wie vielmal?; Gegen die Gebote der Kirche: ich habe an
verbotenen Tagen mit Wissen und Willen Fleisch gegessen. Wie vielmal?
Durch die sieben Hauptsünden: ich bin eitel gewesen; ich bin eigensinnig
gewesen; ich bin geizig gewesen; ich bin neidisch und mißgünstig gewesen;
ich war froh, wenn andere gestraft wurden; Ich bin unmäßig gewesen im
Essen und Trinken; ich bin zornig: gewesen; ich bin träge gewesen (im
Aufstehen?, Beten?, Arbeiten?, Lernen?); ich bin in der Schule
unaufmerksam gewesen; ich habe meine Schulaufgaben nicht gelernt; ich habe
ohne Ursache die Schule versäumt (a.a.O. S. 5-8).
Hier werden für das zarte, unerfahrene Kindergewissen "Sünden" geschaffen,
die nie und nimmer welche sind. Die ganze "Gewissenserforschung" über das
erste Gebot besteht aus solchen "Sünden": Unterlassung des Morgen-, Abend-
und Tischgebetes und des Kreuzzeichens! Es wird also dem Kinde ein
falsches Gewissen eingeimpft.
Geringfügigste Kleinigkeiten: Naschen, Streiten, Zanken, "Petzen"
beschweren fortan sein Herz als "Sünden". Schämt es sich, sie in späteren
Beichten zu bekennen — und wie oft kommt das vor! —, so glaubt es
"unwürdig" gebeichtet, d. h. ein Sakrileg, einen Gottesraub auf sich
geladen zu haben; und was das heißt an Schuld und Gewissensqual, weiß nur
ein katholisch empfindendes Gemüt.
Und noch weiter versündigt sich das "Beichtbüchlein" an der Kinderseele.
Es mahnt:
Wenn die Reihe zum Beichten noch nicht an dir ist, dann überdenke noch,
was folgt (die Fußnote sagt hierzu: Die Beichtenden, Kinder wie
Erwachsene, sammeln sich am Beichtstühle in Reihen, aus denen einer nach
dem andern in den Beichtstuhl tritt): Adam und Eva haben nur eine Sünde
getan und sind deswegen aus dem schönen Paradiese vertrieben. — Und leb?
Ich habe so viele Sünden getan, o Gott, wie müßtest du mich dafür strafen.
Die bösen Engel haben auch nur eine Sünde getan, sie haben sich gegen Gott
empört, sie sind dafür ewig zur Hölle verdammt. Ich habe so oft gesündigt;
mein Gott, wenn du mich hättest plötzlich sterben lassen, wohin wäre ich
gekommen? (S. 12 f.)
Also die furchtbarsten Sünden, die der katholisch Glaube überhaupt kennt,
als deren Folgen Tod, Teufel und Hölle in die Welt gekommen sind: der
Sündenfall der ersten Menschen und der Engel, werden auf das zarte
Gewissen des kleinen Kindes gewälzt:
Sieh' her, dein Sünden haben noch Furchtbareres verdient! Muß da nicht das
kindliche Urteil ganz und gar aus dem Gleichgewicht kommen; müssen seine
keimenden religiös-ethischen Begriffe nicht heillos verwirrt werden; muß
da nicht da! Gefühl einer geradezu unaussprechlichen Schlechtigkeit in dem
jungen Seelchen emporwuchern, einer Schlechtigkeit, die fortan wie ein Alp
auf ihm lastet?
Auch der siebenfache Hinweis auf das "Unreine"
"unschamhafte" (sieben Fragen werden darüber gestellt; ist eine
folgenschwere Verfehlung wie gegen Pädagogik so gegen Religion.
Statt das Kind und seine Phantasie vor solchen Dingen möglichst zu
bewahren, stößt der ultramontane Beichtunterricht sie in den Schmutz
hinein. Hier liegt das Verderbliche der ultramontanisierten Beichte
überhaupt. — —
Mein Glück war, daß ich die erste Beichte einem nüchternen Alltagsmenschen
ablegte, dem damaligen Pfarrer von Geldern, Brühl, der nicht mit Fragen in
mich hineinbohrte, sondern die Sache möglichst kurz und geschäftsmäßig
abmachte. So habe ich durch die ersten Beichten weniger Schaden gelitten.
Später wurde es anders.
Ein Schaden stellte sich freilich auch bei mir ein — er ist überhaupt
unausbleiblich —: der Priester verdrängt Gott. Der Gottes Versöhnung und
Gottes Frieden suchende Mensch findet den Menschen und nicht seinen Gott
und sucht dann allmählich auch nicht mehr Gott, sondern den Menschen. —
...
Wortaberglaube
"Der Götzendienst mit Namen wird immer
als solcher bezeichnet, wenn es sich um einen Götzendienst alter oder
ferner Völker, handelt. Denn den eigenen Götzendienst nennt man
Gottesdienst, wie man die eigene Macht Recht und die eigene Brunst Liebe
nennt." (Seite 155)
S. 159: "Die meisten Menschen leiden an dieser geistigen Schwäche, zu
glauben, weil ein Wort da sei, müsse es auch das Wort für Etwas sein; weil
ein Wort da sei, müsse dem Wort etwas Wirkliches entsprechen."
"Nicht nur gemeine Leute und die — wie man sagt — Halbgebildeten schnappen
unverstandene neue oder fremde Worte auf, um sie beim Sticken ihrer
Geschwätzmuster ziervoll oder geziert anzubringen, sondern auch Gelehrte
und Forscher und Denker haben seit jeher an alten, verwitterten Wortlauten
herumgedeutelt, um ein Rätsel zu lösen, das sie hineinfragten."
S. 162: Wir müssen vor allem die überlieferte Vorstellung fallen lassen,
als ob ein wesentlicher Unterschied bestehe zwischen dem Fetischismus der
rohesten Negervölker und irgendeiner geläuterten oder meinetwegen
philosophischen Religion. Ein Fetisch ist ein wahrnehmbares Ding, mit
dessen sinnlicher Erscheinung sich der Gläubige eine übernatürliche
helfende Kraft verbunden denkt. Es ist wahr, der Neger schmeißt den von
ihm selbst aus Holz geschnitzten Fetisch fort, wenn er ihm nicht geholfen
hat.
Der katholische Räuber in Italien prügelt seine holzgeschnitzte Madonna
nur, wenn ein Anschlag fehlgegangen ist, und betet das nächste Mal doch
wieder zu dem geprügelten Bilde. Die Hauptsache ist in beiden Fällen ein
Ding, in welchem eine geheime Kraft übernatürlich hilft..."
Nichtssagende Worte
S. 311: "In allem Wissen von der
natürlichen Welt schützen wir uns vor falschen Vorstellungen, das heißt
vor sinnlosen oder vor wirren Worten dadurch, daß wir auf die Mitteilungen
unserer Sinne zurückgehen."
S. 437: "Je weniger wir von etwas wissen, desto leichter werden wir von
Ähnlichkeiten "frappiert". Wir können, wenn wir nicht Fachleute sind,
gleichfarbige Pferde oder Schafe kaum unterscheiden... Ich habe sogar
einmal die Wirkung von Wissen und Unwissenheit an meinem Hunde Wolf
beobachtet. Wolf betritt mit mir einen Raum, in dem lebensgroße,
plastische Bilder einer Katze und eines Hundes aufgestellt waren. Wolf
knurrt die Katze an; weil er sie weniger kennt, läßt er sich täuschen,
verwechselt Bild und Natur, sie sind ihm gleich; den Hund kennt er besser,
er läßt sich nicht täuschen. S o gebrauchen wir überhaupt
Ähnlichkeitsbilder oder Worte um so leichter, je unwissender wir sind. So
ist also die menschliche Sprache eine Folge davon, daß die menschlichen
Sinne nicht scharf sind."
Aberglaube
S. 519: "Es ist eine Tatsache, daß der
Mensch im Laufe seiner Entwicklung diejenigen Erfahrungen leicht vergißt,
welche seinem Glauben, seiner einmal bestehenden Meinung, seinem
einstweiligen Urteile, das heißt also seinem Vorurteile widersprechen, daß
er diejenigen Erfahrungen oder Fälle jedoch, die seinem Vorurteil
entsprechen, fester und fester dem Gedächtnis einprägt... Wer den Freitag
für einen Unglückstag hält, der merkt sich nicht die tausend und
abertausend Freitage, an denen ihm nichts Unangenehmes passiert ist: er
merkt sich aber den einen Freitag, an dem er sich sein Bein verstauchte,
und fügt durch diesen einen Fall seinem Begriff vom... Unglückstag eine
wichtige Erinnerung hinzu. Aller Spott und alle Überlegung der übrigen
vermag nichts gegen seinen Aberglauben, weil er auf alle Gegengründe mit
seinem Gedächtnis antworten zu können glaubt."
Und dazu beklagt dann "Trost":
"Wenn es ausgemacht ist, daß sich
Jehovas Zeugen nicht rechtfertigen dürfen im "christlichen" Verein, so muß
eine solche falsche Darstellung den Hörer gegen die Wahrheit einnehmen.
"Der erste in seiner Streitsache hat recht; doch sein Nächster kommt und
forscht ihn aus." (Sprüche 18:17) Also woher hatte Pastor Russell die
Jahrzahl der Erschaffung Adams? Aus den biblischen Zahlenangaben, die
ebenso von Gott eingegeben sind, wie die ganze Schrift!"
Damit dürfte schon mal der relevante Knackpunkt offen liegen. Mit Leuten die da weismachen wollen. Zitat:
"biblischen Zahlenangaben, die ebenso
von Gott eingegeben sind, wie die ganze Schrift!"
ist in der Tat schwer zu rechten.
Da kann man zu ihrem Wunschdenken nur sagen. Die Geschichte mag dann die
Antwort geben. Und welche Antwort gab sie? Die angeblich von Gott eingegebenen
Zahlenangaben, wurden dann im Jahre 1943 (WTG-Buch "Die Wahrheit wird euch
frei machen") um rund hundert Jahre gegenüber der Russell'schen
Ursprungsaussage verschoben.
Von dem "Affentanz" um das dann ab 1966/67 extensive propagierte Jahr "1975"
erst gar nicht zu reden.
Essenz
Und der Pfarrer Bernoulli erkannte wohl zurecht. Diesen Narren noch die
Tribüne für eine Entgegnung zu geben, ist wohl vergebliche Liebesmüh!
Mit seinem Hinweis auf den „Amerikanismus" macht also auch Staehelin
deutlich, die ZJ-Beschäftigung als „Klinkenputzer" entspricht wohl auch nicht
ganz so seinem Individualgeschmack.
Immerhin versäumt es Zürcher dann auch nicht, in seinem Referat seinem hohen
Gast auch mit den Worten zu belobhudeln:
„... wie auch beispielsweise Pfarrer L.
Reinhardt (gestorben 1914) die Aufgabe eines Christen in seinem Buche ,,Im
Banne der Reichsgotteshoffnung" mit folgenden treffenden Worten
gekennzeichnet hat — mit Worten, die Herrn Prof. Staehelin als Kenner und
Kommentator der Schriften Reinhardts sicherlich gut bekannt sind."
Und da lobt Zürcher sicherlich nicht grundlos, war es doch just jener Ernst
Staehelin, welcher 1924 ein Buch herausbrachte mit dem Titel:
"Im Bannkreis der Reichsgotteshoffnung. Das Lebenswerk des ehemaligen Basler
Missionars Ludwig Reinhardt in ausgewählten Stücken aus seinen Schriften,
seinem Briefwechsel und den Urteilen der Zeitgenossen.
Bearbeitet und mit einem Nachwort versehen von Ernst Staehelin."
Siehe unter anderem:
Mysnip.83048
Und wer denn jenes Buch selbst mal gelesen, wird darin auch einen
Schriftwechsel zwischen Reinhardt und Russell vorfinden, worin sich beide
Endzeit-Narren ihre jeweilige Hochachtung dokumentieren. Was sie lediglich
trennt ist das, was da Staehelin versuchte mit dem Begriff „Amerikanismus" zu
umschreiben. So schließt sich auch diesbezüglich der Kreis.
Es war den Studenten des Staehelin auch gestattet, im Anschluss an das Referat
von Zürcher, eigene Fragen zu stellen. Soweit sie denn auch vom „Trost"
dokumentiert sind, bewegen sie sich sicherlich im Rahmen der Netiquette.
Ausgesprochen insistierende Fragen sind da wohl eher weniger dokumentiert.
Indes eine Frage und ihre Beantwortung sei doch noch herausgestellt, wirft sie
doch auch ein Licht auf den, um Staehelin wieder zu zitieren „Amerikanismus".
Gefragt wurde da auch, wie man es etwa mit Kirchenmusik und ähnlichem hält.
Und die im „Trost" darauf abgedruckte Antwort lautet:
„Antwort : Gewiß haben wir ein
Liederbuch, aber das Singen hat keine besondere Bedeutung. Es gibt manche
Versammlung, wo nicht gesungen wird. Unser Bestreben ist es nicht, Kunst
und religiöse Gefühle zu pflegen, sondern Gottes Wort zu erforschen, um
für den wichtigsten Dienst geschickt zu sein: für die Verkündigung der
frohen Botschaft vom nahegekommenen Reich Gottes auf Erden. ..."
Sollte es also Studenten des Staehelin gegeben haben, die (vielleicht) vor Beginn jener Veranstaltung damit geliebäugelt haben (vielleicht) auch zu den Zeugen Jehovas mal überzutreten, so hat sicherlich Herr Zürcher, mit seiner dokumentierten, und ja auch den Tatsachen entsprechenden Aussage, diese fallweise vorhandenen studentischen „Spinner", wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt!
Man orientiert also im Hinblick auf die zu erwartenden Entwicklungen,
weiterhin auf eine Art eigenes „Sendungsbewusstsein". Denn das ist ja der
Kern, in der WTG-Verlautbarung, die Klinkenputzertätigkeit für die WTG, müsse
und solle um jeden Preis (egal mit welchen Inhalten), fortgesetzt werden.
Dann gab es aber auch einstmals von der WTG auch Betörte, welchen diesen
Aspekt eben nicht so sehen. Und ihnen widmet dann auch „Trost" eine
„Breitseite", wenn es an deren Adresse gerichtet, verlautbart:
„Auch in diesem Lande fehlt es nicht an
Männern, ehemaligen Brüdern, die versuchen, störend in das Werk des Herrn
einzugreifen."
Und weiter Originalton „Trost":
„Sie sorgten dafür, daß die Zeitungen
das mutige Auftreten der Zeugen Jehovas gegen den "König des Nordens" (von
dem die Prophezeiung Daniels redet) verhehlen."
Nun mag man es ja in der Tat als Überschätzung beurteilen, wenn behauptet
wird, die oppositionell zur WTG stehenden Kreise seien primär verantwortlich
dafür, wenn Schweizer Tageszeitungen, sich den WTG-Propagandaambitionen als
nicht gewogen erwiesen. Jene Tageszeitungen hatten sicherlich ihre eigenen
Gründe, weshalb sie den WTG-Narren es nicht zubilligen wollten, selbige ernst
zu nehmen.
Aber immerhin, die Überschätzung, die oppositionell zur WTG stehenden Kreise
seien dafür „verantwortlich", ist schon bemerkenswert.
Und weiter meint „Trost" im Hinblick auf die eigenen Oppositionsströmungen
verlautbaren zu sollen:
„Von diesen Gegnern, die aus den Reihen
der Brüder hervorgingen, schreibt der Apostel (l. Johannes 2:18,19):
"Kindlein, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, daß der
Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher
wissen wir, daß es die letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen,
aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so
würden sie wohl bei uns geblieben sein ..."
Weiter meint „Trost" ihnen vorhalten zu sollen:
„Der Sinn ihrer Worte ist gekennzeichnet
durch eine Neigung, Menschen Ehre zu geben, eine Neigung zu
Charakterentwicklung, Überlieferung und religiösem Formenwesen, zu einer
Nachgiebigkeit gegen die Welt, die sie in den Augen der Menschen
"achtenswert" erscheinen läßt."
Solcherlei Tendenzen sind der Motivation für das WTG-Sendungsbewusstsein in
der Tat nicht zuträglich, und wurden und werden daher von der WTG bekämpft.
Intention der WTG ist ja. Der Einzelne ist nichts. Er habe sich für eine
vermeintlich „höherwertige" Idee als Kanonenfutter, fallweise, aufzuopfern.
Gleiches forderten auch die Nazis von den von ihnen Betörten.
Ob da die einen nun grölten „Heute gehört uns Deutschland, und morgen die
ganze Welt", und die anderen ihre vermeintliche „Theokratie" auf ihre Fahnen
heften, ist allenfalls ein gradueller, aber kein grundsätzlicher Unterschied!
Und pikiert antwortet "Trost darauf:
"So fragt jemand, der durch die
Tätigkeit der verlästerten Gesellschaft seinerzeit zur Erkenntnis ...
gelangte, seine eigenen Vorurteile glaubt und liebt."
Es wird also dem Fragesteller schon mal Egoismus unterstellt.
Meine Antwort darauf wäre die:
Eine weitaus größere Egoistenfirma ist die WTG als solche. Die
interessiert ihre betörte Anhängerschaft doch nur als Kanonenfutter (im
Falle Hitlerdeuschland) oder eben als bis zum letzten auszupressende
Zitrone, im Falle Schweiz.
In dem nachfolgenden "Trost"-Gewäsch kann man dann auch den Satz lesen:
"Nun sind aber die Lehren der Zeugen
Jehovas nicht dogmatisch. So ist es möglich, daß bei heller werdendem
Licht frühere Unklarheiten deutlicher erkannt und verbessert werden."
Auch dem ist zu widersprechen. Die WTG-Dogmatik ist in der Praxis sehr
wohl päpstlicher als die des Papstes. Wer sich den Rattenfängern einer
angeblich "vorverlagerten Gewissensentscheidung" ausliefert, der ist
verraten und verkauft, sofern es ihm nicht gelingt, fallweise die
"Notbremse" zu ziehen. Ist er dann noch in das familiäre Milieu weiterer
WTG-Höriger eingebettet, erweist sich das in der Tat als mehr als
schwierig, bzw. mit erheblichen Komplikationen verbunden.
Das Sklavenhalterregiment der WTG wirkt also. Es zu durchbrechen ist in
der Tat nicht einfach.
Ein paar Seiten später liest man dann in dergleichen "Trost"-Ausgabe:
„Jehovas Zeugen sind immer den
törichten Meinungen vom buchstäblichen "Weltuntergang"
entgegengetreten. Wenn sie seit dem Jahre 1920 die ... Botschaft
weltweit verkündeten, daß Millionen jetzt Lebender nicht sterben, so
schließt das die Voraussetzung selbstverständlich in sich, daß der
Erdball nicht "untergehen" kann. ..."
Auch das ist dann wohl ein Beispiel der WTG-Sophistik.
Verschweigen wesentlicher Tatbestände, und ablenken auf
"Nebenkriegsschauplätze"!
Scheinheilig spult man sich daran hoch, dass in einem für die WTG
kritischen Presseartikel der Schweizer Zeitung "Die Nation" sich auch die
semantisch nicht völlig korrekten Sätze vorfinden lassen:
"Man fühlte sich einen Moment lang
zurückversetzt in jene Zeit, da die "Ernsten Bibelforscher" die Welt
mit ihren Prophezeiungen des Untergangs unseres Planeten verrückt
machten."
Tja an was dachte da wohl jener Zeitungsredakteur, als er jenen Satz
formulierte? Hatte er wirklich die Absicht einen gelehrten Artikel über
die Geologie der Erde in Vergangenheit und Zukunft abzufassen? Wohl kaum.
Wer das unterstellt liegt schief, grundlegend schief.
Für jenen Zeitungsredakteur waren doch die Zeugen Jehovas nur eines von
vielen Themen, die da auch mal seinen Schreibtisch berührten. Und bei
solch zufälliger Begegnung zu unterstellen. Er müsse sich nun bis in die
kleinste Einzelheit mit der WTG-Religion vertraut machen, bevor er selbst
auch nur eine halbe Silbe dazu äußern dürfe, ist wohl etwas zuviel
verlangt.
Jener Zeitungsredakteur dachte da doch wohl mehr an die
WTG-1925-Verkündigung, die ja nun 1944, zwar auch schon zwei Jahrzehnte
alt, aber immerhin sich noch in seinem eigenen Lebensradius befand.
Sie nun sucht "Trost" mit seiner Sophistik "gekonnt" wegzuerklären.
Der Dieb ruft am allerlautesten "Haltet den Dieb!" Ein
Veranschaulichungsbeispiel dessen lieferte wieder mal "Trost" vom 1. 6.
1944.
Ach ja, so ist das also. Na dann Gute Nacht!
Sollte tatsächlich "Lieschen Müller vom Lande die Superschlaue" für diesen
Text nicht verantwortlich sein, würde das ihr zur Ehre gereichen.
Dem "Trost" dann aber wohl nicht!
Sollte man auf der Suche nach vollendeten Narren hoch zehn sein, man fände sie
garantiert in der "Trost"-Redaktion!
"Diese Blätter (nämlich Heinrich Metzlers
Presse- Agentur-Blätter) erscheinen in zwangloser Folge und entsprechend den
sich ergebenden Notwendigkeiten. Im Kampf um die 'Zeugen Jehovas', dem diese
Publikationen bisher in besonderer Weise gedient haben, ist es merklich
stiller geworden."
Und eben die darin enthaltene Formulierung von der „zwanglosen Folge", müht
sich „Trost" nach allen Regeln der Kunst zu zerlegen.
Hatte das SPK-Projekt (angetreten unter dem verharmlosenden Namen
„Schweizerische Pressekorrensponz") nicht mal hochgestochene Pläne. Sicherlich
hatte es die („Trost" selbst zitiert sie dann noch, etwa mit der Aussage):
„So stellte er in Nr. 55 vom l. Juli 1940 der SPK
voreilig die Behauptung auf, daß "Jehovas Zeugen jetzt aus dem letzten Loch
pfeifen". In der Ausgabe vom l. August 1940 rühmte er seine SPK mit den
Worten:
"Es war durch die SPK möglich, mit einem verhältnismäßig geringen Aufwand, einem starken und mächtigen Gegner empfindliche Niederlagen beizubringen."
Metzler träumte aber von seinem großen Erfolg, den er unverfroren und
siegesgewiß mit den Worten umschrieb:
"Der Kampf aber geht weiter bis zum Endziel:
Verbot und Aufhebung der europäischen Zentrale der Zeugen Jehovas
(Bibelforscher) in Bern."
Und nun, im Jahre 1944 meint „Trost" registrieren zu können, dieser Metzler
pfeift ja nun selbst „aus seinem letzten Loch".
Herausgearbeitet wird von „Trost" weiter die faschistische Schützenhilfe,
respektive die Einordnung in das faschistische Umfeld.
Letzteres - faschistisches Umfeld - sehe auch ich so. Was den Aspekt
„Schützenhilfe" anbelangt, sehe ich das etwas anders. Namentlich der
SPK-Gründer Toedtli, hatte sich auch um finanzielle Hilfe aus
Hitlerdeutschland bemüht. Einige seiner Bettelschreiben wurden ja auch von
„Trost" zitiert.
Die Toedtli'schen Intentionen, und das was tatsächlich geschah, sind indes
„zwei paar Schuh".
Nach Ende des Berner Protokolleproßes, in dessen Windschatten auch die SPK
entstand, hatte sich das Interesse des Naziregimes, namentlich was finanzielle
Unterstützungen anbelangte, schon mal erheblich abgekühlt. Toedtli bekam
keineswegs das, was er haben wollte. Es lassen sich im Bestand der „Wiener
Library" (Tel Aview) einige Bettelbriefe des Toedtli nachweisen, die aber auch
deutlich machen. Die Trauben hingen hoch; vielleicht zu hoch.
Das Naziregime meinte ja mittels der Gestapo, die Zeugen Jehovas-Frage
ausreichend zu beherrschen. Es verließ sich in erster Linie nur auf die
Gestapo.
Etwaige „ideologische Auseinandersetzungen", die dann doch wohl in der
Toedtli'schem Intention begründet wären, hielt es weitgehend für überflüssig,
bzw. wenn, dann nur eben als Domäne der eigenen Propagandisten. Das was
Toedtli eigentlich erreichen wollte, war für diejenigen, welche im Naziregime
das Sagen hatten, eigentlich völlig uninteressant.
Spätestens nachdem Toedtli in der Schweiz zum politisch toten Mann befördert
war, ging die Trägerschaft der SPK zunehmend auf katholische Kreise über. Ab
diesem Zeitpunkt kann auch keineswegs mehr unterstellt werden, dass da
eventuell faschistische Gelder im nennensweerten Umfange, zur Verwendung
kämen.
Nun im Jahre 1944 also wird die zitierte SPK-Ausgabe als deren Nr. 68
beziffert. Auch nicht eine besonders hohe Zahl.
Und dann muss man sehr wohl sehen. Die Catholica war und ist in
zeitgeschichtlichen Zäsuren stets flexibel.
Das die Stunde des Faschismus demnächst erst mal vorläufig abgelaufen sein
würde, erahnte im Jahre 1944 auch schon die Catholica. Ergo traf sie ihre
Vorbereitungen für die Nachkriegszeit. Das in selbiger faschistisch belastete
Objekte nicht mehr gefragt sein würden, lag auf der Hand. Ergo hieß die
Devise: „Austrocknen lassen bis zum Einschlafen", der SPK.
So ist es dann ja wohl auch abgelaufen.
Muss man die Zeitbedingtheit des SPK-Projektes auch in gebührende Rechnung
setzen, so ist dennoch der Jubel über die vermeintliche Niederlage eines
Kontrahenten, welchen „Trost" da glaubt veranstalten zu können, ein etwas
voreiliger Jubel.
Opposition zur WTG wird sich immer wieder neu artikulieren, solange eben der
NÄHRBODEN für diese Opposition vorhanden ist. Angefangen von der „Wahrheitsfreundebewegung"
zu Zeiten der Weimarer Republik, sich fortsetzend über das Sadlack-Buch „Die
Verwüstung des Heiligtums" und anderes mehr.
Manchmal geht es diesbezüglich in der Tat nach dem Motto zu: „Drei Schritte
vor - zwei zurück".
Einzelne Protagonisten mögen da in der Tat von Zeit zu Zeit, auch wieder von
der Bildfläche verschwinden.
Bisher haben sie immer noch, irgendwelche, wie auch immer geartete Nachfolger
gefunden.
Am Rande vermerkt. Bis heute haben es
katholische
Stasikeulenschwinger
nicht fertig gebracht, (deren Merkmal auch war, wie sich die Ostdeutsche
Revolution anbahnte, jenen DDR-Oppositionellen Kräften gegenüber, ihre
Kirchengebäude verschlossen zu halten, so dass selbst Stasifunktionäre im
Nachhhinein noch jubelten, hätten sich alle kirchlichen Kräfte so verhalten,
wie die Catholica, würde die „DDR" noch heute bestehen).
[Einfügungs-Exkurs aus dem Buch von Ehrhart Neubert „Vergebung oder
Weißwäschreie" S. 85
„Kardinal Meisner, der damals Bischof von Berlin
war hatte schon während der Unruhen im Januar und Februar 1988 ... in einem
Rundbrief" Oppositionelle Strömungen in der evangeliscchen Kirche
diskreditiert. „Das machte die katholische Kirche zu einem unkritischen
Partner des Staates" ... In Berlin ging damals das Wort eines Mitarbeiters des
Staatssekretärs für Kirchenfragen um, wonach die katholische Kirche einen
'Preis für Loyalität gegenüber dem Staat verdient hätte."
Auf dergleichen Linie liegt es auch, dass diese Herrschaften es nicht schaffen (bis heute) und vor allem auch nicht den Willen dazu haben, sich in seriöser Art und Weise, mit dem Fall Toedtli und Metzler, mal umfänglich auseinander zusetzen. Wie auch, es könnte dann ja (keinesfalls nur Zeugen Jehovas) bewusst werden, wieviel Dreck am Stecken - nachweisbar - die Catholica hat!
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Gelesen im "Trost" vom 1. 8. 1944:
„So schrieb J. F. Rutherford von dem Mann, dessen Auftrag es war, mehr und bessere Bücher herzustellen, er diene dem göttlichen Verkündigungswerk am besten, wenn er seine Kräfte darauf verwende, mit den verfügbaren Mitteln möglichst viel gute Bücher (die die Königreichsbotschaft enthalten) zu billigem Preis hervorzubringen. Damit sei mehr gedient, als wenn er in Versammlungen lange Vorträge halte."
A ja so ist das also. Das muss man sich dann doch mal auf der "Zunge zergehen"
lassen.
Mit dem zitierten ist ja offenbar der Herr Martin gemeint. Jener Herr, der da
auch unrühmlich in die Geschichte eingegangen ist, durch den auf seinem Namen
laufenden Coup, der Beschaffung der Fürstenvilla "Beth Sarim" für Rutherford.
In der weiteren Konsequenz dieser Aussage liegt dann wohl auch, dass von
besagtem Herrn Martin kaum erwartet wurde, dass auch er sich als Klinkenputzer
zum Vertrieb des Rutherford'schen Schrifttums betätigen musste. Wie das auch
übrigens Rutherford selber nicht tat. Das war dann die alleinige Aufgabe des
"doofen Fussvolks".
Als "doof" in der Vokabelwahl wurde es von den WTG-Apparatschicks sicherlich
nicht bezeichnet. Aber so bewertet und behandelt!
Es ist ohnehin eine Zumutung, wenn da eine "Religions"organisation, das
Klinkenputzen als oberste Maxime darstellt.
Sicherlich gibt es einige, denen das nichts ausmacht, die da vielleicht
wähnen, auch auf diese Art ihr eher verschrobenes Geltungsbedürfnis
befriedigen zu können.
Nun ja, da mag halt "jedes Tierchen sein Pläsierchen" haben.
Der entscheidende Knackpunkt ist dann aber wohl der, dass seitens der WTG auch
jene dazu genötigt werden, von denen man bei objektiver Betrachtung sagen
muss. Die sind eigentlich, mit anderen Aufgaben, die wichtiger sind, weitaus
schon ausgelastet, wenn nicht gar überlastet!
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Das Wunder, des Glaubens liebstes Kind. Zwar verwendet "Trost" in seiner
Ausgabe vom 15. 8. 1944 diesen Satz nicht. Indes steht er wohl bei "fast jedem
zweiten Satz" dieser Ausgabe Pate. Das fängt schon mit dem Titelbild an. Auf
ihr sieht man die „Arche Noahs", so wie der „Trost"-Zeichner sie sich
vorstellt. Selbstredend umgeben von einer gewaltigen Menge um sie herum
liegender Leichen.
Das Arche-Thema hat es denn dieser Ausgabe besonders angetan. Und so meint man
denn allerlei anführen zu können, als „Beweis für die Sintflut". Und sogar
externe Quellen werden dabei mit herangezogen. Namentlich auch das Buch eines
gewissen C. Hasert mit dem Titel „Antworten der Natur".
Aus selbigem - da kam wohl „Trost" nicht ganz herum - zitiert es auch dessen
Seite 297. Darin äußert sich der genannte Verfasser wie folgt:
"Daß alle Tiere nur durch die Arche
gerettet worden seien, ist gar nicht denkbar, wenn auch die Arche 300 Ellen,
d. i. vielleicht 200 m, lang und dem heutigen (1908) größten Schiffe an
Rauminhalt gleich war. Wenn wir auch alle Wassertiere ganz abrechnen und den
Raum für die Insekten nicht rechnen, und die Zahl der Arten für damals noch
.geringer annehmen, so mußten doch wenigstens 10.000 Arten Vögel und
wenigstens 3.000 Arten Säugetiere, und zwar von den gras- und körnerfressenden
7 Paare, also im ganzen etwa 100.000 bedeutendere Tiere untergebracht werden,
und noch mehr Raum erforderten die Futtervorräte und Süßwasser, besonders für
die Elefanten und Flußpferde, und lebendes Fleisch für die großen Raubtiere,
und zwar für ein ganzes Jahr.
Und wenn auch in der Arche Platz gewesen wäre, wie man mühsam berechnen
wollte, aber wieviel Reisen und Anstrengungen wären notwendig gewesen, um die
Raubtiere und Vögel und wenigstens 100.000 Arten Insekten einzufangen, wieviel
Beobachtungen hätte es gebraucht, um für jede Tierart die richtige Nahrung zu
ermitteln, und wieviel Menschen wären nötig gewesen zur regelmäßigen Fütterung
und Stallreinigung? Oder wurden alle Tiere durch ein Wunder zusammengetrieben?
Oder haben sie wunderbarerweise ein ganzes Jahr gefastet?
Man müßte eine ganze Reihe unnötiger Wunder annehmen, und wären solche
auffallende Wunder geschehen, dann hätte Moses gewiß auch ausdrücklich davon
berichtet
Der Befehl "alles Lebende und alles Eßbare" mitzunehmen, kann ebenso ausgelegt
werden wie "alle Länder und alle Berge".
Schon die Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren zeigt an, daß es sich
nur darum handelte, nach der Rettung Tiere zum Opfer und zum Lebensbedarf zu
haben."
Und diesem Zitat fügt dann „Trost" noch ein eigenes redaktionelles Nachwort an, indem man verlautbart:
„Da Moses nicht ausführlich berichtet, wie die genannten Schwierigkeiten überwunden wurden, wissen wir nicht bestimmt, welche Wunder oder natürlichen Mittel damals angewandt wurden. Selbstverständlich verließ sich Noah auf den göttlichen Beistand in allen diesen Angelegenheiten."
Also reduziert sich das alles auf den Faktor „Glauben pur". Man will etwas
glauben, was ins eigene Wunschgedankengebäude „passt". Alle etwaige
Schwierigkeiten sind wie „weggeblasen" durch die Zauberformel „Glauben".
Und wenn denn in den herangezogenen Bibelbüchern stehen würde; es würden die
„gebratenen Tauben durch die Luft fliegen", wenn man nur fest genug daran
glaubt, dann würde man wohl auch das noch glauben.
So „einfach" ist das also!
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Gelesen im "Trost" vom 1. 9. 1944 in einer Schulmeisterlichen Abhandlung der
Sprachgestaltung. Zitat:
„Den gleichen Zweck der Sprache hatte J.
F. Rutherford im Sinn, als er in einer Studie als Einleitung schrieb:
"Wörter werden verwendet, um Kenntnis zu vermitteln. Das Wort 'Gimpelfänger'
kann nicht mit der Begründung, es sei kein biblisches Wort, zurückgewiesen
werden, da doch die biblischen Ausdrücke Betrug, Täuschung und Verführung
Bezeichnungen sind, die ihrer Bedeutung nach dasselbe sagen. ..."
A ja wäre nur mein Kommentar in gleichfalls "Schulmeisterlicher" Art dazu.
In Abwandlung eines Spruches also.
Was Rutherford da über andere sagt, sagt wohl mehr über Rutherford selbst, als
denn die anderen aus.
Der eigentliche Gimpelfänger heisst Rutherford!
Und sollte es auch andernorts „Gimpelfänger" geben, was ja wohl schwerlich zu
bestreiten wäre, so nimmt Rutherford in deren „Hierarchie" zumindest einen der
vorderen Plätze ein!
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
"Magische oder natürliche Vorgänge?" betitelt "Trost" einen Zweiteiligen
Artikel, dessen Teil I in der Ausgabe vom 15. 9. 1944 beginnt (Fortsetzung in
der Ausgabe vom 1. 10. 1944). Offenbar eine Fragestellung, welche die einer
magischen Weltsicht verhaftete Stammleserschaft des "Trost" auch im besonderen
umtreibt.
Und da es ja auf diesem Sektor auch einige Konkurrenz-Angebote gibt, die
"Trost" aber eben so nicht gelten lassen will, sah es sich genötigt, relativ
umfänglich darauf einzugehen.
Nachstehend dann aus ihm die wesentlichen Aussagen (ohne inhaltliche
Bewertung)
"Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde,
wovon sich unsere Schulweisheit nichts träumen läßt. Gemeint sind jene
geheimnisvollen, dunkeln (okkulten) Erscheinungen, die mit Geisterwirksamkeit,
Spuk, Zauberei (Magie, Schwarzkunst), Besessenheit, aber auch mit Hypnose,
Telepathie, Astrologie, Träumen und Traumdeutung in Zusammenhang gebracht
werden. Daß sie wirkliche Dinge betreffen und nicht nur Phantasiegespinste,
wird von vielen nüchtern denkenden Menschen häufig bestritten.
Es ist bequem, billig und oberflächlich, alle geheimnisvollen oder
unerklärlichen Erscheinungen durch Mitwirkung von Dämonen zu "erklären", wie
das bei primitiven Leuten oft geschieht, oder solche Erscheinungen kurzerhand
zu leugnen, wie dies bei "aufgeklärten" Halbwissern noch häufiger vorkommt.
So ist es Mode geworden, über die biblischen Berichte von Besessenheit zu
lächeln, und die in den Evangelien erwähnte Besessenheit als eigentümliche
Nerven- oder Geisteskrankheit aufzufassen, die angeblich nichts mit Dämonen zu
tun habe.
Auch dem "Unterbewußtsein" oder dem ,,Unbewußten" schreibt man heute Kräfte
zu, die man früher als dämonische Besessenheit auffaßte. Die Entdeckung
modemer Strahlungsarten (Röntgen-, Radium-, Kathodenstrahlen, Radio usw.) war
modernen Magiern willkommen, um ihrer Schwarzkunst einen wissenschaftlich
scheinenden Anstrich zu geben. Spiritisten geben den Umgang mit Geistern offen
zu. Andere Magier wünschen lieber zu verbergen, daß sie mit Geistern (Dämonen)
Umgang pflegen und mit ihrer Hilfe manches erfahren, was auf natürlichem Wege
unmöglich wäre. So entsteht das Bedürfnis, dämonische und natürliche Vorgänge
oder Erscheinungen zuverlässig unterscheiden zu können. Die Frage über
magisches Pendel und Wünschelrute (Radiästhesie) ... betraf dieses Problem:
Wie ist es möglich, dämonische und dämonenfreie Vorgänge auseinanderzuhalten ?
Welches sind die Kennzeichen der Erscheinungen, bei denen böse Geister
mitwirken?
Einige dämonische Fähigkeiten
Außer den "handgreiflichen" Fällen von Besessenheit, die aus der Geschichte
Jesu bekannt sind, da er manche Teufel austrieb, zeigt besonders das Buch Hiob
einige anscheinend "ganz natürliche" Unglücksfälle, die der Wirksamkeit Satans
und seiner Engel zuzuschreiben sind:
Sie veranlaßten Raubüberfälle auf Hiobs Eigentum, ließen "Feuer Gottes" vom
Himmel fallen, das die Knechte und das Vieh Hiobs zerstörte, verursachten
einen Sturmwind, der Häuser umwarf und Hiobs Angehörige tötete, und sie
vermochten schließlich den Menschen mit schmerzhaften Geschwüren zu martern.
Nach der Weissagung in Offenbarung 16: 14 versammeln Geister von Dämonen die
Könige des ganzen Erdkreises zum Krieg von Harmagedon. Die in Israel
verbotenen Zauberer und Hexen konnten durch dämonischen Einfluß die dunkeln
Machenschaften der Totenbeschwörer, Sterndeuter, Magier usw. ausüben. Aber man
vergesse nicht, daß der Apostel besonders erwähnt, daß der Teufel sich auch
als Engel des Lichts verstellt, um so viele zu verführen durch Wunder der Lüge
und allerlei Zeichen, die nicht leicht als dämonisch erkennbar sind. Es ist
möglich, daß auf diese Weise scheinbar gute Werke oder gute Gedanken angeregt
und durchgeführt wurden, daß auch Kranke geheilt wurden
durch Macht böser Geister.
Auch ist anzunehmen, daß die Dämonen bemüht waren, alle Wundergaben der
Urkirche, die an Pfingsten offenbar wurden, zu Täuschungszwecken nachzuahmen.
Vom Hellsehen ist noch besonders zu reden.
Hellsehen, Hellhören
Der gewöhnliche Mensch sieht, was vor Augen ist. Aber durch den Einfluß von
Geistern vermögen manchmal gewisse Menschen Dinge zu erkennen, die weit über
die natürlichen Fähigkeiten hinausgehen.
Sie können Geheimnisse offenbaren, verlorene oder versteckte Gegenstände
auffinden, Auskunft geben über Dinge, die in großer Ferne oder längst
vergangenen Zeiten geschehen sind usw. Es liegt für den verständigen Zuschauer
oft klar zutage, daß die Kenntnisse solcher "Medien" oder Hellseher nicht auf
natürlichem Wege gewonnen wurden. Darum ist die Annahme berechtigt, daß es
sich um Mitwirkung der Geisterwelt handelt.
Man muß sich natürlich hüten, in oberflächlicher Weise jede Erscheinung als
dämonisch zu bezeichnen, die vielleicht nur durch außergewöhnliche
Sinnesempfindlichkeit oder natürliche Begabung zustande kommt. Anderseits muß
man sich hüten, moderne Formen der Magie durch "unbekannte Strahlungen" als
harmlos erklären zu wollen. In Zweifelsfällen lasse man die Frage offen, wie
wir es hinsichtlich der Wünschelrute getan haben. Genaue Untersuchung wäre
wohl geeignet, eine bestimmte Entscheidung zu fällen, aber ohne genügende
Sachkenntnis wäre jedes Urteil höchstens ein Vorurteil.
Bedenkliche Kennzeichen
Es ist ein Merkmal dämonischer Erscheinungen, daß sie irgendwie im Gegensatz
zu den alltäglichen natürlichen Vorgängen stehen. Beispielsweise wenn wir auf
dem Jahrmarkt bei vollem Sonnenschein zusehen, wie eine Zauberin vor ihrer
Bude einen Zuschauer auffordert, ein lautes A ins Mikrophon zu rufen, das sie
ihm vor den Mund hält, der Zuschauer diese Aufforderung befolgt und hernach
für eine Minute den Mund trotz aller Anstrengung nicht mehr schließen kann,
bis ihn die Zauberin kurz berührt, so erscheint dieser Vorgang so unnatürlich,
daß der Kenner dämonischer Mächte leicht und zuverlässig auf einen dämonischen
Vorgang schließen kann. Natürliche, gewöhnliche Kräfte haben gemäß allgemeiner
Erfahrung keine solche eigentümliche Wirkung.
Wenn Zauberstäbe, Pendel, Karten oder andere "magische" Gegenstände in der
Hand geübter "Zaubermeister" Auskunft zu geben scheinen über Dinge, die dem
Meister selbst unbekannt sind oder die Nachdenken erfordern, so ist für uns
klar genug, daß solche Auskünfte nur scheinbar vom Pendel oder Zauberwerkzeug
stammen, in Wirklichkeit aber der Mitwirkung von Dämonen zuzuschreiben sind.
Gehören die Erscheinungen des magischen Pendels auch hieher?
Magisches Pendel (Radiesthesie)
... zitieren wir hier einige charakteristische Stellen aus Veröffentlichungen
eines Fachmannes, also Kenners und Praktikers der Radiesthesie. Sie erschienen
im Jahre 1943 in der katholischen "Christlichen Kultur":
(Zur Frage, wer sich besonders eignet, diese oder jene Provinz im Reiche der
Radiesthesie zu erobern).
"Es fällt auf, daß hier vielfach Geistliche und Ordensleute an der Spitze
gehen und daß Laien, die sich auf dem Gebiet der Radiesthesie betätigen,
durchwegs gesunde, intelligente (nicht immer gelehrte), moralisch saubere,
bescheidene und ruhige, freundliche und gütige Menschen sind, die gerne einsam
gehen..."
Chr. Kultur Nr. 23.
"Der Grundsatz aller Radiesthesie, auf
dem letzten Endes alle Methoden beruhen, ist die absolut Überwiegende
Vorherrschaft des menschlichen Geistes ...
Das ernste radiesthetische Bemühen steht und fallt mit einer vierfachen
geistigen Funktion, die Ich Dir... wie ein Evangelium und in der Sprache
meines Meisters und Freundes E. Christoph hierhersetze: —
l. Die ,Orientation mentale'; —
2. die Convention mentale'; —
3. die ,Interrogation mentale'; — und
4. eine noch diskutierte, von mir aber oft praktizierte ,Concentration des
ondes'...
Die 'Orientation mentale' (OM) ist der vom Forscher (statt 'Pendler') vor
jeder Untersuchung bewußt und geistig ausgesprochene Wunsch, empfindsam zu
werden für die Ausstrahlungen, die ihn interessieren, mit Ausschluß aller
andern,
und die gesammelte Aufmerksamkeit auf diesen Wunsch ...
Die OM hat somit nichts mit Suggestion zu tun. Es handelt sich nicht darum,
finden zu wollen. Wer Wasser finden will, beeinflußt schon sein RP
(radiästhetisches Pendel) ... Mache
Platz für das Kommen des gewünschten 'Strahles'. Dann bedienst Du Dich der OM
richtig....
Es wird ein gut Teil unserer ersten elementaren Übungen ausmachen, um zu
beobachten, ob und wie das RP (Pendel) unter bestimmt gegebenen Bedingungen
reagiert und ob dabei auf ein allgemein gültiges Gesetz abgestellt werden kann
oder nicht. Jedenfalls gehorcht das RP (Pendel) unbedingt und ausnahmslos,
wenn seine Bewegungen geistig ausgemacht (verabredet) werden ...
(Über die 'Interrogation mental' wird berichtet,) daß man bei der
radiesthetischen Arbeit ein Instrument in der Hand hält, das RP (Pendel), das
dank der vorausgegangenen CM (Convention mentale) fähig ist, unmittelbar auf
die Frage eine genaue Antwort zu geben, unter der Bedingung, daß es sich nicht
darum handelt, die Zukunft zu erfragen...
Angenommen, ich bin irgendwann irgendwo und werde gefragt:
Gibt es in der Nähe unterirdische Wassergänge?
Ich kann dann, was Mermet nennt: ,faire le tour de l'horizon', mich dort, wo
ich stehe, um meine Achse drehen, in der einen Hand das RP, die andere Hand
ausgestreckt nach dem Horizont (oder auch nicht). Oder ich kann wünschen, die
Strahlen auf einen bestimmten Punkt zu sammeln (concentrer). Für den zweiten
Fall kann ich meine Uhr, einen Aschenbecher, einen Kieselstein, einen
Korkzapfen oder was es auch sei, nehmen, hinlegen und um den gewählten
Gegenstand herum, der nun das Zentrum meiner Nachforschungen wurde, mein
Wasser suchen, auf hundert Meter oder mehr, je nachdem ich das wünsche, denn
alle sind auf den Gegenstand meiner Wahl zusammengekommen . . . Es ist
ausschließlich der menschliche Geist, der Gedanke, der alle Arbeitsbedingungen
schafft, denn die Strahlen werden dabei ... gesammelt auf einen freigewählten
Punkt, der durch Vereinbarung zum Zentrum ernannt wurde und der absolut gar
keine substanzielle Beziehung zu dem zu suchenden Gegenstand (in unserm Falle
Wasser) hat."
Chr. Kultur Nr. 26.
Anmerkung [des „Trost"]:
Schon aus diesen Darlegungen ergibt sich,
daß das magische Pendel reichlich magisch, zauberhaft ist. Der Pendler braucht
nur zu wünschen, und schon sammeln sich die wirksamen Wellen oder Strahlen um
irgendeinen (mit wem ? vielleicht mit den Geistern ?) vereinbarten Punkt, in
dessen Nähe Wasser gesucht wird. Wenn nur des Pendlers Geist richtig
eingestellt ist, so beantwortet das Zauberpendel unmittelbar genau die Frage,
sofern es sich nicht darum
handelt, die Zukunft zu erfragen!
Wenn wir glauben sollen, daß das Pendel dem Zaubermeister wirklich richtige
Antworten gegeben hat: ziehen wir dann nicht vor, zu denken, die richtigen
Antworten seien durch Geister (Dämonen) statt durch ein totes Pendel gegeben
worden?
In der Fortsetzung beschreibt dann der Radiesthetiker, daß das Pendel fünf
verschiedene Antworten geben kann: rechts herum kreisen, links herum, oder
geradlinig senkrecht und waagrecht zum Körper schwingend, und schließlich kann
es stillstehen.
Wer nun einfältig genug ist, mag für wahr halten, daß auf Wunsch des Pendlers
ohne dämonische Mitwirkung die Strahlungen eines unterirdischen Wasserlaufes
das Pendel zum Kreisen oder Schwingen anregen und so aussagen, ob im Umkreis
eines "vereinbarten" Punktes Wasser zu finden sei! Wohlverstanden: wir
bestreiten nicht die Pendelbewegungen; die entstehen sehr leicht, wie ein
Versuch jedem zeigt.
Aber daß ein solches Pendel auf im Geist gedachte Fragen richtige Antworten
geben könne, ist eine unvernünftige Annahme.
Sie paßt freilich zur Geistesart des Schreibers in der "Christlichen Kultur",
der nebenbei in der Fortsetzung noch folgendes zu berichten weiß:
"Wie mit den Namen verhält es sich (in der Radiesthesie) mit den
Photographien. Wenn ich die Bilder unserer Mütter und Dein Bild vor mir habe,
so ist das viel mehr wie ein Nur- Reflex mir lieber Menschen auf einer Platte
bzw. einem chemisch präparierten Papier; es ist auch mehr wie eine bloße
Erinnerung an Abwesende, denn die Photographie erstellt radiästhetisch
nachweisbar eine Gegenwart der Dargestellten, dank der Strahlen, von denen sie
durchtränkt ist und die sie unablässig von den mir sehr lieben Personen
empfängt.
An religiösen Bildern und Andachtsgegenständen läßt sich etwas Ähnliches
beobachten. Man zollt ihnen unwillkürlich Ehrfurcht Dieses instinktive Gefühl
ist mehr wie eine bloße aus der Erziehung stammende Haltung, auch viel mehr
als Volks-Aberglaube ohne jedes Fundament, denn jeder geweihte religiöse
Gegenstand ist Träger von Strahlungen, die der Intention des Weihenden
entsprechen. Das stellen die Radiästhesisten mit dem RP (Pendel) fest, so u.a.
E. Christoph.
A. Frank Glahn, der sicher nicht verdächtig ist, überzeugter Christusgläubiger
zu sein, schreibt:
,Wenn Amulette und Medaillen feierlich geweiht werden, (Räuchern allein tuts
nicht) dann gewinnen sie Kraft. Das habe ich bei Heiligenmedaillen gefunden,
die von katholischen Priestern geweiht worden waren.' So wäre noch manches zu
sagen über alte ehrwürdige Gnadenbilder und über Reliquien."
Chr. Kultur Nr. 32.
Dieser Schreiber weiß auch zu berichten,
daß ein Pfarrer und Physiker in Florenz "Versuche an konsekriertem und
nichtkonsekriertem Brote machte und dabei je und je abweichende RP-Bewegungen
feststellte.
" Die geheimnisvollen magischen Pendel antworten also wirklich auf jeden
mystischen oder "Geister"-Einfluß! Wem wird dadurch der Zusammenhang mit der
Welt unsichtbarer Geister nicht allmählich klar?
Über die physikalischen Kenntnisse, des Pendlermeisters geben folgende zwei
beiläufige Bemerkungen dem Kenner Aufschluß:
"Hat die Kraft, die das RP bewegt, etwas mit Magnetismus zu tun (bei Versuchen
mit einem Hufeisenmagneten) ? .. . Ich bat Dich, die einzelnen Pole mit Kupfer
bezw. Aluminium abzuschirmen, um Dich auf die richtige Spur zu bringen... Daß
es sich nämlich bei der Radiästhesie um eine andere Kraft als Magnetismus
handelt."
"Hast Du übrigens schon beobachtet, daß die Bewegung des RP im Sinne des
Uhrzeigers nur dann als rechtsläufig erscheint, wenn man sie von oben herab
betrachtet, sieht man sie dagegen von unten herauf an, dann gehen sie
linksläufig. Ein schönes Beispiel für Einsteins Relativitätstheorien."
Chr. Kultur Nr. 30.
Es ist lächerlich, Einsteins Theorie, die
ganz andere Dinge betrifft, in diesen Zusammenhang zu bringen. Sie hat damit
so wenig zu tun, wie Kupfer oder Aluminium mit Abschirmung magnetischer
Kräfte.
In jeder guten Realschule werden Versuche gezeigt, welche dartun, daß diese
genannten Metalle so wenig wie Holz oder Glas magnetische Kräfte abschirmen
können. Eisen wäre dazu am ehesten geeignet. Wer an die Erforschung
unbekannter, äußerst geheimnisvoller Kräfte herantritt, sollte doch zuvor
einen Überblick über die bekanntesten Erscheinungen physikalischer oder
chemischer Natur besitzen und wenigstens jene Kenntnisse haben, die man im
Physikexamen von jedem Sekundarschüler erwartet.
Übernatürliche Kräfte
Es ist das Merkmal aller natürlichen Kräfte oder Wirkungen, daß leblose
Gegenstände sich gar nicht um unsere Wünsche und Fragen kümmern. Ob unser
Geist recht oder falsch eingestellt sei, verlaufen die physikalischen und
chemischen Vorgänge genau gleich. Ob ein Kind oder ein Forscher einen Versuch
wiederholt, hat auf den Verlauf des Naturvorganges keinen Einfluß.
Ganz anders ist es bei spiritistischen Versuchen oder der Mitwirkung von
Dämonen:
Magische Erscheinungen erfordern meist oder immer die Anwesenheit geeigneter
Medien. Die Versuche gelingen gewöhnlichen Menschen nicht. Und die Ergebnisse
hängen von der geistigen Konzentration des Mediums ab. Leblose Gegenstände
bewegen sich dann nach Wunsch oder auf die Frage des Zauberers, im Gegensatz
zu nichtdämonischen Naturvorgängen. Und diese Kennzeichen des Dämonismus
finden wir nun wieder, wenn auch in abgeschwächter Form, bei den
Beschreibungen des magischen Pendlers.
Er schreibt:
"Jedenfalls gehorcht das Pendel unbedingt und ausnahmslos, wenn seine
Bewegungen geistig ausgemacht (verabredet) werden." (Convention mentale).
Sodann wird behauptet, daß dank dieser vorausgegangenen "Convention mentale"
"das Pendel fähig ist, unmittelbar auf die Frage eine genaue Antwort zu
geben." Gleich zu Anfang kann der Magier durch seinen Wunsch "empfindsam
werden für Ausstrahlungen, die ihn interessieren, mit Ausschluß aller ändern".
Diese Dinge stehen alle im Gegensatz zu den Erfahrungen in der natürlichen
Welt. Denn in der dämonenfreien Naturlehre, Physik und Chemie, bestimmen die
äußern. Naturvorgänge und nicht der Wunsch des Beobachters die Strahlenart,
die das Auge empfängt, oder Ton und Klangfarbe, die das Ohr hört. Das
Barometer kann hoch oder tief stehen, aber wir können keine Abmachung mit ihm
treffen (Convention mentale), daß es bei Trockenheit jenseits der Alpen immer
hoch stehen soll, oder daß es auf unsere Fragen nach dem Wetter eine genaue
Antwort gebe.
Das magische Pendel aber soll gewünschte Antworten geben können, je nach
Übereinkommen und Wunsch des Magiers. Hier handelt es sich entweder um
Aberglauben oder um Mitwirkung geistiger Mächte. Jedenfalls liegen, falls die
Aussagen des Pendlers zuverlässig sind, keine natürlichen dämonenfreien
Erscheinungen vor. Die Radiesthesie besitzt die Kennzeichen dämonischer
Vorgänge. Das ist wohl auch der Grund, warum es bis heute nicht gelungen ist,
die Erfolge der Pendler und der Wünschelrute natürlich zu erklären.
Natürliche Erklärung der Wünschelrute Es ist uns nicht bekannt, ob es für die
Erfolge der Radiesthesie (Pendel, Wünschelrute) noch andere und natürliche
Erklärungen gibt. Wir kennen keine
Aber wir sind immer bereit, solche zu prüfen, falls eis natürliche Erklärungen
für diese magischen Vorgange geben sollte. Dabei werden wir uns natürlich
hüten, jenen modernen geistigen Strömungen im wissenschaftlichen Gewand
nachzugeben, die das Dasein dämonischer Mächte überhaupt und damit auch die
biblischen Berichte über Besessenheit, Zauberei und Dämonenlehren ablehnen und
dafür dämonische Äußerungen durch Strahlungen und Nervenerregungen zu
"erklären" suchen.
[meint das „Trost"]
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Ob den „Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 10. 1944, die nachfolgende „Leserfrage"
„gerne" abdruckte, oder eher nicht; mag ja einstweilen dahingestellt bleiben.
Indes zu registrieren ist, sie wurde abgedruckt.
Angefragt wurde da:
„An meinem Arbeitsplatz kann ich so viel mit Menschen über religiöse Fragen zu reden. Wenn ich über das Kommen des Reiches Gottes rede, gibt es immer Anstoß. Nun sagt mir jemand, daß nur die Neue Apostolische Kirche das Rechte sei. Es stehe in der Bibel, daß sie am Ende hervorkomme. Nur durch die Wasser-, Blut- und Geistestaufe werde man errettet ... Es ist so bedenklich, daß es so viele Gemeinschaften gibt, und jede meint, nur ihre Lehre sei die rechte. Der Mensch wird vom vielen Sagen und Hören und Lesen ganz verwirrt."
Und in dem „Eiertanz" von Antwort darauf, verlautbart „Trost" unter anderem:
„... Wenn die Schrift alles enthält, was
zu unserer Unterweisung nötig ist, so brauchen wir natürlich keine neuen
"Apostel" mehr. ...
Solche inspirierte Apostel gibt es außer den Zwölfen nicht mehr.
Aber es gibt Scheinapostel ... Wenn es wahr ist, daß die Schrift völlig genügt,
wie Paulus schreibt, so sind neue Apostel unnötig.
Wenn es wahr ist, wie man uns berichtet, daß diese angeblichen
"Neuapostolischen" Gegner der Verkündigung vom Königreich sind, so sind sie
damit als Gegner des Herrn erwiesen. Wenn sie beispielsweise "unsterbliche
Seele" und "ewige Qual" lehren ...Sie werden alsdann von denen, die die Schrift
kennen, als Lügner erfunden. Der Herr wird jene richten, die sich zu Unrecht
Apostel nennen und es nicht sind...."
Nun, wäre da zu dieser Vollmundigkeit noch anzumerken.
Ob sich einer als "treuer und verständiger Sklave", "Papst" oder "Apostel" usw.
tituliert, ist doch eigentlich nur Wortgeklingel. Die dahinter stehenden
Machtansprüche erweisen sich nicht selten als von dergleichen "Strickart".
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Erstmals auf der Impressums-Seite des "Trost" vom 15. 10. 1944, und den
nachfolgenden Ausgaben, kann man auch den lapidaren Satz lesen:
"Zur Beachtung
Sinn und Bedeutung der Ausdrücke "Religion", "religiös" u. dergl. sind
vieldeutig und werden verschieden aufgefaßt. Um Mißverständnisse zu vermeiden,
machen wir die Leser aufmerksam, daß wir diese Bezeichnungen nicht im Sinne des
allgemeinen Sprachgebrauchs, sondern nach Jesu Wort (Matthäus 15: 7-9) immer nur
für vergebliche Formen der Gottesverehrung verwenden ..."
Man geht wohl nicht fehl darin eine Art vermeintlicher "Absicherung" zu
sehen, denn Rutherford's Religions-Definitionsthesen waren wohl mehr als gewagt,
und wurden keinesfalls auch von den anderen Vertretern der breit gefächerten
"Religionsindustrie" geteilt. Jener Rutherford, welcher da die religiöse
Konkurrenz etwa als "Gimpelfänger" zu titulieren beliebte.
Sicherlich eine interessante Vokabel, wobei allerdings die Frage zu klären wäre,
auf wen sie denn tatsächlich um ein vielfaches besser passt!
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Mit gespielter Entrüstung kommt „Trost" vom 15. 10. 1944 auch auf eine
Positionsschrift zu sprechen, was an sich schon eher die Ausnahme, denn die
Regel ist. Auf der „Höhe der Zeit" war „Trost" da sicherlich nicht, meint es
doch monieren zu sollen:
„Pastor M. Krawielitzki, einem Meister des Lügengriffels. Die Jahreszahl der Herausgabe fehlt; aber da es die Schriftstudien Russells und von Rutherfords Büchern noch "Harfe", "Befreiung" und "Versöhnung" erwähnt, wird das Lügenbüchlein etwa um 1925 herum gedruckt worden sein. Der Prediger, der die darin enthaltenen Verleumdungen heute noch verbreitet, muß dafür die Verantwortung tragen."
Nun ist in der Tat zu registrieren, dass jene Krawielitzki'sche Schrift mit
dem Titel „Bewußte Bibelfälscher", kein eindeutiges Erscheinungsjahr angibt.
Ausweislich des Belegeexemplares in der Deutschen Bücherei Leipzig (Signatur
1928 A 2180) kann ihr Erscheinungsjahr auf das Jahr 1928 zugeordnet werden. Und
nun erst im Jahre 1944, fühlt sich „Trost" zu einer Entgegnung bemüssigt.
Auch Krawilitzki bietet nur vermeintlich theologisches Kontrapalaver, wie
etliche andere seine Zunft auch. Insofern ist es wohl eher müßig, auf diese
Aspekte einzugehen,
Aber eine Aussage des Krawielitzki, die „Trost" eben nicht zitiert, und durch
sein Schweigen letztendlich bestätigt, erscheint mir doch erwähnenswert:
Auf Seite 4 schreibt genannter Verfasser:
„Tatsächlich hat es hin und her in
Deutschland Menschen gegeben, welche dieser „Botschaft" Glauben schenkten. So
haben z. B. in einer Gegend Pommerns zwei Bauern ihre Höfe verkauft in der
Meinung, nun breche das „Goldene Zeitalter" an.
Nach dem diese Prophezeiungen jedoch auch im Jahre 1925 nicht Wirklichkeit
geworden war, hat man die Anhänger dieser Sekte auf das Jahr 1934 vertröstet."
Nun höre ich schon die Entgegnungsantwort „1934"?
In der Tat, seitens der WTG wurde dieses Datum so nicht verkündet. Aber
verkündet wurde es von Splittergruppen die dem WTG-Umfeld entstammen. Jene
meinten, tausche man das WTG-Datum 606 v. Chr. gegen das Datum 586 v. Chr. aus,
komme man halt auf 1933/34.
Insofern ist Krawilietzki sicherlich oberflächlich (wie noch einige andere
seiner Zunft, und nicht nur „dieser Zunft").
Aber der Aspekt der hier ja besonders herausgestellt werden soll ist ja der. In
ihrer Entgegnung auf Krawielitzki widerlegt die WTG eben nicht das Beispiel der
genannten Pommer'schen Bauern, welche sich durch die WTG-Thesen betören ließen!
Vermutlich war die Erwartung 1933/34 eben doch nicht nur eine Erwartung jener
besagten Splittergruppe.
Hätte es früher eine Entgegnung gegeben, so wären die eigenen Anhänger
sicherlich irritiert gewesen.
Der Zeitmoment für die Entgegnung sollte nicht außer Betrachtung gelassen
werden.
Es ist typisch, auf wahre unangenheme Sachen erst sehr viel später zu reagieren
und auf das Vergessen zu setzen.
siehe 1975 - das war damals der Zeitgeist unter ZJ, dass dann 6000 Jahre
Menschheitsgeschichte enden und Harmagedon sich wenn, dann nur um Monate
verschieben könnte.
Auch hier wird nach der Zeit des Vergessens erwidert: "1975 ? - einige hatten
übertriebene Erwartungen...."
So glaube ich schon, dass die Erwartung 1933/34 unter den Anhängern verbreiteter
war - war es doch die Rettung für den Verstand, dass das erfolglose Datum, durch
ein neues Datum ersetzt werden kann das ebenso plausibel erscheint.
Unter diesem Gesichtspunkt mag die Aussage Krawilietzki womöglich nicht als
oberflächlich zu bewerten sein, sondern als Zeitzeugen der den Finger am Puls
des Geschehens hatte, also der genau wusste was die verbreite Denke unter den
Wachtturm-Gläubigen war - auch wenn diese Erwartung nicht schriftlich
kolportiert wurde.
So wurde 1975 auch mehr in Vorträgen und auf Kongressen in mündlicher Form, aber
sehr wirksam verbreitet.
Dann kann man nach vielen Jahren leichter darüber reden, dass einige
übertriebene Erwartungen hatten.
Nein, hatten sie nicht.
Es wurde ihnen sehr intensiv nahe gebracht.
... und die zwei Bauern haben es geglaubt ....
und wurden zu Bauernopfer ..
oder auch wieder einige die übertriebene Erwartungen hatten?
nei, bestimmt nicht. Sicherlich wurden sie übertölpelt und mit schönen Worten
hinters Licht geführt
Was die 1933-These anbelangt, so ist darauf hinzuweisen, dass Russell nur
einer der Endzeitspekulanten war. Er hat zwar die Szene dominiert, gleichwohl
gab es noch ein paar mehr Spekulanten, die ihm was Spekulationen anbelangt, das
Wasser reichen konnten.
Als Beispiel sei nur noch genannt die Schrift (deutschsprachig)
Th. van Beuningen Oberst a. D.
"Die Wiederkunft des Heilands im Jahre 1932-33 oder die Erfüllung der zweiten
und letzten Bitte des täglichen Gebetes
„Dein Reich komme,
und erlöse uns vom Bösen!"
Sankt Petersburg nach 1900, Selbstverlag
In ihm auch die Sätze:
"Das Jahr 1932/33 ist also der große Moment, den wir in der zweiten Bitte des täglichen Gebets erflehen"
(S. 9)
Oder auch diese Passage:
".müssen wir folgern, da die Wiederkunft
des Herrn 1932/33 stattfindet, dies Gericht 10 Jahre früher also 1922/23
beginnt.
Die Vorherrschaft der Heiden und ebenso das sinken der Macht des auserwählten
Volkes war ein allmählich sich vollziehendes Ereignis und währte von 747 bis
588/87. Von dieser Anfangs Ära sollen sieben Zeiten = 2520 Jahre bis zum
vollenden der Zeit der Heiden verfließen, es muß also eine Ära des Sinkens und
Schwindens der Macht der Heiden vorhanden sein, die von 1773 - 1932/33 währt. In
der Ära des Aufkommens der Macht der Heiden finden wir solcher Ereignisse, die
mit Deutlichkeit auf den stufenweisen Fall der Macht des auserwählten Volkes
hinweisen, bis endlich im Jahre 598/97 das jüdische Königreich seine
Selbstständigkeit verlor. Hiermit begann das Gericht über Jerusalem, welches 10
Jahre von 598/97 bis 588/87 wehrte. Sieben Zeiten = 2520 Jahre von diesem
Gericht an vergehen aber von 1922/23 bis 1932/33."
(S. 18)
Wesentliche Teile der frühen Oppositionszene zur WTG, etwa der Kreis um die
Zeitschrift "Die "Aussicht",
oder die vom früheren Berliner WTG-Statthalter Bösenberg dann noch
herausgegebene Zeitschrift "Botschafter für den Haushaltes des Glauben", hatten
zusammen mit den WTG-Hörigen, dem Jahre 1914 zugefiebert. Da bestand kaum ein
Unterschied.
Die Differenzen fingen erst dann in der Hausptsache an, als jener
Erwartungshorizont in die Binsen ging.
Rutherford überspielte das alles durch seine Orientierung auf das 1925-Datum.
Da wollten etliche von den anderen - in Opposition zu Rutherford stehenden -, so
nicht mitspielen.
"Klugscheisser" wie etwa der Ewald Vorsteher, übertrumpften dann gar den
Rutherford, indem sie das Datum 1926 kreierten.
Indes eine "einheitliche Linie" in der WTG-Oppositionszzene, gab es miit
Sicherheit nicht. Da ging es Hüh und Hott her.
Die fieberten weiterhin irgendwelchen Spekulationen nach. So eben auch der
Bösenberg in seinem "Botschafter für den Haushalt des Glaubens".
Beim Sichten der Literatur, landeten die sehr schnell beim "Johannes Walther"
(alias Walter Küppers).
Küppers war was Bildungsstand anbelangt (ein altkatholischer Pfarrer mit
Doktorgrad) kein "Leichtgewicht". Küppers war auch das Schrifttum der Beuningen
bekannt.
Und über dessen Rezeption lernte dann ein Teil der WTG-Opponenten, dieses dann
auch noch kennen.
Da schon bei Beuningen die Spekulation auf 1933 nachweisbar ist, wurde diese
Spekulationen zugleich auch geistiges Eigentum, einiger aus der
WTG-Oppositionszene, die aus der Geschichte nichts gelernt hatten (vielfach auch
überhaupt nicht mehr lernen wollten) und weiterhin auf der fieberhaften Suche
nach Strohhalmen waren. Ein bevorzugter Strohhalm, wurde das das schon von
Beuningen kreierte 1933-Datum.
Die WTG indes, ging nach 1925 ihren eigenen Weg. Man hoffe es würde dieses
Jahrhundert nicht vergehen, bis die Erwartungen einträfen, tönte Rutherford in
einer 1926er Broschüre. Er gab somit den Erwartungshorizont den er auch
bezüglich 1925 geschürt hatte, nicht auf, allerdings nun umgeschaltetet auf eine
unverbindliche "Wischi-waschi-Formulierung", nunmehr ohne konkreten Daten. Das
zu ändern blieb dann erst dem Mister Franz, mit seinem famosen 1975-Datum,
wieder vorbehalten.
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Unter Bezugnahme auf Presseberichte (welche allerdings nicht im Detail
ausgewiesen werde. Einiges spricht dafür: Presseberichte in Schweizer Zeitungen.
Kaum in Nazi-Zeitungen, denn ob letzteren zu der Zeit (1944) der schon arg
eingeschränkte Druckraum, noch Zeugen Jehovas-bezügliche Meldungen wert war,
erscheint eher zweifelhaft).
Wie auch immer. Man erfährt von neuen Verhaftungen von Zeugen Jehovas in
Hitlerdeutschland. In der Regel von solchen, die jenes Schicksal schon früher
einmal ereilte.
Namentlich genannt werden unter anderem, ein
Heinrich Finke und eine
Helene Tacke.
Das dazugehörige "Gerichtszenario" nennt verkündete Strafen von drei bzw. 1 1/2
Jahren. Gemessen an anderen Fällen dürften die Genannten durch das Naziregime
wohl eher zu der Rubrik "Mitläufer" zugeordnet gewesen sein. Denn für
eigentliche Aktivisten, wurden auch zu der Zeit, noch ganz andere Strafhöhen
verkündet.
So erfährt man, zwar nicht in der genannten "Trost"-Ausgabe, wohl aber an
anderer Stelle, noch etwas mehr zu beiden genannten Fällen.
Garbe etwa notiert:
"So wurde beispielsweise Heinrich Finke aus Wulferdingsen (Westfalen), der eine Zeitlang seinen Glaubensbruder Hans Baumgart verbarg und erst entdeckt wurde, als er Baumgart in ein anderes Versteck bringen wollte, vom Sondergericht Bielefeld wegen Beihilfe zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt."
In einem Aufsatz von Jochen Schluer liest man zu beiden Genannten weiter:
"Helene Tacke wurde zu 21 Monaten Haft
verurteilt. Nach der Urteilsbegründung resultierte die hohe Strafe daraus, daß
der Fortbestand der IBV eine wehrkraftzersetzende Propagandawirkung entfalte.
Das gleiche galt auch für Heinrich Finke. Da dieser außerdem einschlägig
vorbestraft war - er war bereits 1937 vom Sondergericht Dortmund zu sieben
Monaten Haft verurteilt worden -, lautete das Urteil gegen ihn auf drei Jahre
Zuchthaus und drei Jahre Ehrverlust.
Helene Tacke wurde am 8. Mai 1945 aus dem Bielefelder Gefängnis befreit.
Heinrich Finke überlebte den Krieg, wie er selbst in einem ca. 1980 verfaßten
schriftlichen Erinnerungsbericht schildert, infolge verschiedener glücklicher
Umstände.
Nachdem er wahrscheinlich im Jahre 1939 den Stellungsbefehl erhalten hatte,
wurde er zunächst aus gesundheitlichen Gründen vom Dienst in der Wehrmacht
zurückgestellt. In weiteren Nachuntersuchungen erklärte man ihn nur für
arbeitsverwendungsfähig, bis im Frühjahr 1944 eine große Musterung aller Kranken
und Zurückgestellten erfolgte.
Ihm wurde mitgeteilt, er habe in den nächsten Tagen mit der Einberufung zu
rechnen. Bevor das geschah, wurde er jedoch von der Gestapo verhaftet und
erhielt so seinen erneuten Stellungsbefehl erst im Bielefelder Gefängnis. Er
wurde von der Gestapo daraufhin nicht der Wehrmacht übergeben, sondern, wie
erwähnt, gemeinsam mit Helene Tacke vom Sondergericht Dortmund in Bielefeld
abgeurteilt.
Heinrich Finke trat seine Haft im Zuchthauslager Blankenhagen an und wurde
später ins Lager Oberems in Gütersloh verlegt, wo man ihn gegen Kriegsende zu
Arbeiten außerhalb des Lagers einsetzte. Auf diese Weise hörte er von
Nachrichten des englischen Rundfunks, die besagten, die Nazis würden noch viele
politische Häftlinge umbringen. Als er einige Tage später hörte, er solle ins
Ruhrgebiet - das bereits von den Amerikanern besetzt war - verlegt werden,
nutzte er während eines Fliegeralarms die Gelegenheit zur Flucht.
Er schaffte es, sich bis zu seinem Glaubensbruder und ehemaligen Mitgefangenen,
Franz Stachetzki, in Gütersloh durchzuschlagen. Dieser versorgte ihn mit
Zivilkleidung und überließ ihm ein Fahrrad. Nachdem er sich noch etwa drei
Wochen versteckt gehalten hatte, kam er Mitte April 1945 wieder zu Hause in
Löhne
an."
Nun ja, es ist ja verständlich, dass dem "Trost" das Aufgreifen solcher
Meldungen wert erschien. Und wohl auch nicht unerwartet titelt "Trost" denn
prompt dazu:
"Standhaft - trotz zehn Jahren Verfolgung."
Wie immer man auch diese Individual-Biographien bewertet, sei jetzt mal
dahingestellt.
Aber das zeitgenössische "Trost" wollte offenbar mehr. Und so kann es sich denn
in seinem Bericht auch nicht den Satz verkneifen:
"Jehovas Zeugen sind nicht von den Charakteren, die den Nationalsozialisten zur Zeit ihres Aufstieges zujubelten. Auch haben sich Jehovas Zeugen niemals in irgendeiner Weise an ihren Vergehungen mitbeteiligt. Sie gehören nicht zu jenen Kreisen von Feiglingen, die heute von der Gestapo und SS. verhaftet werden, weil sie am Endsieg zweifeln, früher aber das Nazi-System kräftig befürwortet und unterstützt haben."
Ob denn für letztere These der Fall Heinrich Finke, der ja wie bereits
vernommen, wohl kaum ein von Gesundheit "strotzender" Mann war, ergo einige
Rekrutierungsversuche der Nazibehörden schon aus dem Grunde überstand. Denn es
erst ernsthaft erwischte, als die Nazis versuchten das allerletzte Aufgebot noch
zusammen zu kratzen.
Ob denn just dieser Fall für die genannte "Trost"-These, wirklich die geeignete
Basis bildet, will allerdings so recht nicht einleuchten.
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Auf etwa zwei Druckseiten (ungewöhnlich schon dieser Umfang für "Trost"-Verhältnisse)
meint selbiges in seiner Ausgabe vom 15. 11. 1944 sich gegen einen vermeintlich
unbotmäßigen Kritiker verteidigen zu müssen.
Wie kaum für WTG-Verhältnisse anders zu erwarten, wird dieser Kritiker in dem
"Vom Menschen der Sünde" überschriebenen Artikel auch mit dem Satz abgekanzelt:
"Solche Briefe sind eine moderne Erfüllung der Weissagung Jesu über jenen bösen Knecht, der anfängt seine Mitknechte zu schlagen."
Nun muss man in der Tat wohl etwas genauer hinsehen. Und zum "genauen
Hinsehen" gehört dann wohl auch die Feststellung, was denn die Kritiker
fallweise so "rüberzubringen" sich bemühen. Wollen sie "Reformation" der
WTG-Religion?
Oder wollen sie eine Sektiererei durch eine andere, vielleicht noch ärgere
ersetzen?
Verwiesen sei da auf den etwas früher zurückliegenden Fall Ewald Vorsteher.
Selbiger meinte gar das WTG-Endzeitdatum 1925, durch ein noch „besseres" nämlich
"1926" ersetzen zu sollen.
Insofern ist meine "Sympathie" für manchen solcher Sektierer hoch zehn, eher auf
dem Level "Sparflamme hoch zehn".
Den Fall den da "Trost" aufgreift, scheint wohl nicht wesentlich anders gelagert
zu sein. Der eigentliche Knackpunkt kristallisiert sich doch an der Frage
heraus. Ist denn die WTG-Religion überhaupt reformierbar?
Oder ist es nicht vielmehr so, dass auch die WTG-Apparatschicks, nur eine
Sprache wirklich verstehen. Die Sprache des "abstimmens mit den Füssen".
Gleichwohl gibt es immer wieder Fälle, von vermeintlichen Reformatoren, die eben
jenes nicht wahrhaben wollen, und wähnen etwas reformieren zu können.
In der Praxis indes "reformieren" sie genauso viel wie ein Don Quichott mit
seinem Knappen Sancho Panza.
„Große Kämpfe" setzen sie da in Bewegung, die sich unterm Strich dennoch nur als
Luftschläge entpuppen.
Meiner Meinung nach handelt es sich bei dem von "Trost" aufgegriffenen Fall auch
um solchen einen "Reformator" mit vorgenannten Kriterien.
Immerhin, das "Trost" überhaupt darauf zu sprechen kam, ist ja das eigentlich
ungewöhnliche. Es zeigt, dass da offenbar ein "gereizter Nerv" angesprochen
wurde, obwohl das voraussehbare Ergebnis eben das war. Der Papierkorb.
Genug des Kommentares. Nachstehend dann noch ein Zitat dessen, was "Trost" wohl
nicht umhin kam in diesem Fall auch mit zu erwähnen:
"Er (der Kritiker) bestreitet, daß die
"gelegentlichen Fehler" in den Büchern von J. F. Rutherford verhältnismäßig
belanglos seien und sich beim besten Willen nicht vermeiden ließen.
Er behauptet, daß wir böswillig von der Wahrheit (gemeint ist von seiner
privaten Auslegung der Bibel) abgewichen seien und daß wir neuerdings sogar die
Lehre vom Lösegeld verwerfen.
So schreibt er in einem Brief vom 13. August 1944
Es geht um folgendes:
1. In neueren Schriften der Wachttunngesellschaft werden zahlreiche, in den
früheren Schriften (etwa "Versöhnung", "Prophezeiung" und andere) enthaltene
Darlegungen, die biblisch wohl begründet sind, jetzt verworfen und durch
unbiblische Behauptungen ersetzt. Und dies in einer Weise, daß auch die Lehre
vom Lösegeld verworfen wird (was sehr an das "Abschaffen des beständigen Opfers"
erinnert).
2. Geschwister, die dies sehen und warnend ihre Stimme erheben, werden aus den
Versammlungen ausgeschlossen.
3. Die Wachtturmgesellschaft weigert sich, die wahrheitsgetreue und biblische
Antwort, auf die Frage nach der Herkunft der falschen, vom Worte Gottes
wegführenden Lehren in den Schriften der Gesellschaft zu geben, nämlich, daß sie
vom "Menschen der Sünde im Tempel" stammen (2. Thessalonicher 2).
Statt dessen versucht sie, die Leser des "Trost" mit der unwahren Behauptung zu
täuschen, es handle sich nur um einige wenige Unvollkommenheiten, die sich beim
besten Willen nicht vermeiden lassen. Eine solche Handlungsweise muß mit Recht
als eine feige, ausweichende und heuchlerische bezeichnet werden."
„Noch ein Wort für die Schwachen im Glauben.
Paulus zeigt in Römer 15 und in den Kapiteln 8 und 10 des l. Korintherbriefes,
daß es unter Gottes Volk "Schwache im Glauben" gibt, die besonders ängstlich
sind, was alte Götzenopfer betrifft. Weil manche Teile der "Weihnachts"-Bräuche
dem heidnischen Götzendienst entnommen sind, wird ihr Gewissen (aus
ungenügender Kenntnis) leicht befleckt, wenn sie mit religiösen "Weihnachts"-Feiern
oder Geschenken in Berührung kommen. Darüber schreibt der Apostel:
"Wenn aber jemand von den Ungläubigen euch einladet, und ihr wollt hingehen,
so esset alles, was euch vorgesetzt wird, ohne zu untersuchen um des Gewissens
willen. Wenn aber jemand zu euch sagt:
Dies ist als Opfer dargebracht worden, so esset nicht, um jenes willen, der es
anzeigt, und um des Gewissens willen, des Gewissens aber, sage ich, nicht
deines eigenen, sondern desjenigen des ändern ...
Seid ohne Anstoß sowohl Juden als Griechen ..." — l. Korinther 10: 27-32.
Wenn also jemand zu "Weihnachten" zu einer Familienfeier eingeladen wird, so
darf er daran ohne Gewissensbisse teilnehmen und selbst Geschenke mitbringen
oder entgegennehmen. Er treibt deswegen noch lange keinen Götzendienst. Aber
wenn ein Schwacher im Glauben dies nicht leicht begreift, so schone man sein
überzartes Gewissen um der Liebe zu dem Bruder willen. Er sieht noch nicht
klar und will lieber auf ein zweifelhaftes Vergnügen verzichten, als sein
Gewissen belasten. Diese Gesinnung verdient Anerkennung, die Einsicht dieses
Schwachen aber bedarf weiterer Ausbildung im Wort Gottes. Allmählich wird auch
er die kostbare Freiheit in Christo kennenlernen, die da sagt: Alles ist
erlaubt, aber nicht alles ist nützlich; alles ist erlaubt, aber nicht alles
erbaut. Alles ist erlaubt, aber ich will mich von keinem überwältigen lassen.
— l. Korinther 10:23 und 6:12."
Mit den Anmerkungen zu dieser „Trost"-Ausgabe vom 15. 12. 1944, ist
zugleich die Kommentierung dieses Jahrganges beendet. Auf die beiden weiteren
„Trost" Jahrgänge, bevor die Umbenennung in „Erwachet!" erfolgte, wurde
bereits früher eingegangen. Zugleich ist hiermit auch die genutzte Serie
„Zeitgeschichte vor siebzig Jahren" beendet.
Einen Überblick gibt es auch in der
Jahrgangsdatei