"Also doch"

Das "Trost" veröffentlichte in der Ausgabe vom 1. 4. 1940 (Nr. 421 S. 15) eine "Erklärung" in der man lesen konnte:

"In verschiedenen katholisch-konservativen Blättern, wie 'Schwyzer Volksfreund', Einsiedeln, vom 16. 2. 40, 'Aargauer Volksblatt', Baden, vom 13. 2. 40, 'Wiler Boten', Wil, vom 19. 2. 40 sind unter den Überschriften 'Bibelforscher', 'Also doch!', 'Die Ernsten Bibelforscher, die Wegbereiter des Bolschewismus'; 'Die Bibelforscher als Handlanger Moskaus' Artikel erschienen, wonach unsere christliche Glaubensgemeinschaft als Handlanger Moskaus und der Komintern und Wegbereiter des Bolschewismus in den noch religiös denkenden und fühlenden Ländern und ähnlich bezeichnet wird. Es entspricht der Methode der frontistischen Kreise, alles was ihrer Geisteshaltung nicht entspricht, aus rein propagandistischen Gründen als kommunistisch zu bezeichnen.

Die obenstehende, stumpfsinnige Behauptung, die bezeichnenderweise einer Pressekorrespondenz entnommen wurde, deren Beziehungen zu landesverräterischen Kreisen nachweisbar und notorisch sind, gehört ebenfalls in dieses Gebiet. Wir bezeichnen jeden, der derartige Behauptungen aufstellt, öffentlich als einen Lügner und Verleumder.

Vereinigung Jehovas Zeugen der Schweiz.

Bern, den 24. März 1940."

Es sind starke Worte, die diese Erklärung verwendet. Die profaschistische Anbindung der sogenannten "Schweizerischen Presse-Korrespondenz" (SPK), die als eigentlicher Verursacher hier attackiert wird, ist in der Tat nachgewiesen. Nachgewiesen ist auch, dass katholische Kreise sich als willfährige Multiplikatoren betätigten, ja dass sie besonders in der Schweiz, die Speerspitze bildeten, um wenn möglich, dort auch die Zeugen Jehovas "auszurotten". Also die katholisch-faschistische Liaison diesbezüglich, ist für den objektiven Historiker unbestritten. Dennoch gilt es tiefer zu sehen. In diesem Fall beschränkten sich Jehovas Zeugen auf eine postwendende Erklärung. Davor gingen sie weiter und versuchten auch noch die Gerichte einzuspannen. Letzteres ist in diesem Fall nicht nachweisbar. Ergo ist zu schlussfolgern, dass der sachliche Kern, einer Reise ihrer Vertreter nach Moskau, von ihnen nicht bestritten wurde und werden kann. Was sie allerdings vehement bestritten ist die Interpretation, die dieser Reise hier in der Öffentlichkeit gegeben wurde.

Der fragliche Text wurde vom "Aargauer Volksblatt", soweit ich sehe als erstes veröffentlicht unter der Überschrift "Also doch!" So sei er denn noch nachstehend im vollen Wortlaut dokumentiert:

Also doch!

(SPK) Am 20. Mai 1937 veröffentlichte die Schweiz. Pressekorrespondenz einen Brief des Bibelforschers Hope Slipachuk in Winnipeg/Kanada an die Filiale der Bibelforschergesellschaft in Magdeburg, worin zum Ausdruck kam, dass die Bibelforscher 'eine rechtmäßige ehrliche Regierung auf dem Erdball zugunsten der Menschheit unter der Oberaufsicht des großen Messias, unseres Hl. Vaters Joseph Stalin v. Neu-Russland' erwarten. Die Publikation erregte berechtigtes Aufsehen und das europäische Büro der Bibelforscher (Zeugen Jehovas) in Bern versuchte den Eindruck durch eine teure großaufgezogene Inseratenaktion in zahlreichen Schweizer Zeitungen zu verwischen. Die Redaktion der Bibelforscherzeitung 'Trost' suchte darzulegen, dass der Brief, der in dem Beweismaterial eines Prozesses in Düsseldorf eine wichtige Rolle spielte, eine Fälschung sei. Da die SPK jedoch im Besitze von Fotokopien des Couverts und des Originalbriefes war hielt sie an der Echtheit des Dokumentes fest.

Der Brief bildete in der Folge noch Gegenstand einer Strafklage der Vereinigung Jehovas Zeugen in der Schweiz wegen Ehrverletzung durch die Presse gegen eine in Zürich erscheinende Zeitung. Doch erkannte das Bezirksgericht Zürich, Abt. 6, am 24. August 1937 auf Abweisung der Klage unter Tragung der Kosten für die Kläger.

Nun ist eine neue Tatsache bekannt geworden. Wir sind in den Besitz von Berichten gelangt und geben nun vorläufig aus dem Munde einer Persönlichkeit die in den Kreisen der 'Zeugen Jehovas' einen guten Namen hat Folgendes bekannt.

(1936) 'Letzten Sommer ist Herr Direktor Harbeck nach Moskau gereist, aber das darf niemand erfahren. Er ist drei Wochen geblieben und hat mit hohen Persönlichkeiten der Regierung und der Gottlosen-Bewegung Unterhaltungen gehabt. Im Laufe der Verhandlungen hat er versucht klarzustellen, dass die Ziele gemeinschaftlich dieselben wären. Es wurde ihm gesagt, es sei noch zuviel 'religiöses Zeug' in den Wachtturm-Schriften, sie seien aber ausgezeichnet für die Länder, die noch sehr religiös fühlen und denken. Wenn Harbeck seine Mission nicht ganz geglückt war, er wollte in Russland eine Filiale einrichten, so kam er mit einer großen moralischen Hilfe zurück. Die Sowjets hatten seine Bewegung für die religiös denkenden und fühlenden Nationen gutgeheißen.'

Was sagt nun aber die Redaktion des 'Trost' dazu. Wie es scheint, ist die Sache sowieso etwas ruchbar geworden. Die Redaktion schreibt am 1. Oktober 1939 Seite 7:

'Seine einmalige Reise nach Moskau, die er in Begleitung eines amerikanischen Landsmannes ausführte, hatte den Zweck, die bibelfeindliche Einstellung der Sowjetbehörden dokumentieren zu können.' (!!!) Wir meinen nun aber, die Einstellung der bolschewistischen Machthaber sei durch die blutigen Verfolgungen und all das, was sie auf dem Gewissen haben, schon genügend dokumentiert. Wir wissen jetzt nun ganz genau, wer die Anführer der Bibelforscher (Jehovas Zeugen) sind. Sie sind die Handlanger Moskaus und der Komintern, die Wegbereiter des Bolschewismus in den 'noch religiös denkenden und fühlenden Ländern.'

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1940er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte