Jo Conrad

"Trau keinem Guru", sagte mal ein kluges Bürschlein. "Gurus" indes waren für ihn die, die es mehr mit der Seriosität halten. Nicht zu den "Gurus" zählte er offenbar einen Herrn namens Jo Conrad. Conrad, dieser Eindruck drängte sich schon damals auf, war für besagtes "Bürschlein" sehr wohl eine Art Guru, eine Ikone die er hoch hielt. Grund genug, sich für diesen Herrn Conrad, stichpunktartig mal etwas näher zu "interessieren".

"Über kosmische Gesetzmäßigkeiten und warum sie uns vorenthalten werden", beliebt besagter Herr zu referieren. Das ganze nennt er "Entwirrungen". Vielleicht wäre der Titel "Verwirrungen" ob seines kruden Inhaltes angemessener.

Laut Umschlagtext berichtet sein Buch "über die Götter der verschiedenen Religionen, das Kennedy-Attentat, Geheimlogen, UFOs, alternative Heilmethoden, AIDS, Terrorismus, verbotene Bücher und viele andere Dinge" über die man sonst, so der Autor, "nur gefilterte Informationen" bekommt.

Schon mal den letzten Satz aufnehmend. Das mit den "gefilterten Informationen" hat was auf sich, namentlich in totalitären Staaten und Organisationen, einschließlich Religionsorganisationen. Aber auch Conrad filtert kräftigst, im Sinne der Esoterikwelle. Es ist ein Gläubiger seiner selbst, jedoch kein Objektivist.

Schon einleitend sagt er: "Nicht wahr, diese Welt ist ziemlich verwirrend. Man weiß wirklich kaum noch, was man glauben soll. Und man möchte doch so gerne an etwas glauben".

Hier schon setzt Conrad an, und offeriert  seine Art von Glauben. Ob der "besser" als andere Glaubensformen ist, mag man in der Tat bezweifeln.

Der vormalige Taxifahrer Conrad, nach der Veröffentlichung seiner Bücher hat er diese profane Art des Lebensunterhaltes offenbar nicht mehr nötig; lässt denn  alsbald wissen. "Dieses Buch ist auch kein wissenschaftliches Werk; nicht alles wird bewiesen oder belegt … (ich) habe auch nicht die Absicht, um wissenschaftliche Anerkennung zu buhlen."

Wie wahr. Ein solcher Versuch wäre in der Tat vergebliche Liebesmüh. Denn wissenschaftlich ernst kann man den Gläubigen Conrad wirklich nicht nehmen.

Kräftigst reitet Conrad auf der Angstmasche.

Zitat:

"Die Mächte, die unseren Planeten kontrollieren, wollen nicht, daß wir frei von Angst werden, daß wir unsere Emotionen frei und freudig ausleben. Deswegen machen sie uns Angst vor der Liebe, indem sie die unselige AIDS-Propaganda verbreiten, die die meisten Menschen gar nicht betrifft…"

Ein exemplarisches Argumentationsbeispiel. Guru Conrad beseitigt also unberechtigte Befürchtungen. AIDS womöglich nur ein Hirngespinst. Conrad lebt ja auch nicht in einigen afrikanischen Staaten, wo AIDS eine tatsächliche Geissel ist; abgesehen davon auch andernorts, wenn auch dort nicht so stark dimensioniert. Ein typisches Beispiel eine Glaubensargumentation. Eine Faktenlage wird verallgemeinert. Notwendige Differenzierungen werden bewusst unterschlagen.

Auch bei Conrad begegnet man en mass Bibelzitaten aus dem Alten Testament, namentlich solche die Gott, Jahwe oder wie auch immer, als schreckliches Ungeheuer darstellen. Den Kirchenleuten wirft er vor, dass sie wenig tun, "um die Verwirrung über den Gottesbegriff zu beenden. Sie beharren darauf, daß man die Bibel nur genau genug lesen müsse. Dann könne man alles verstehen und alles mache für den Eingeweihten Sinn." Auch Conrad schmeckt solche Argumentation nicht. Akzeptiert.

Nicht akzeptiert hingegen   ist, dass er sich nun als eine Art "Erklärer", als "Alternative" aufbauen will. In Wahrheit "erklärt" er sehr wenig (siehe AIDS-Beispiel). Um so mehr liefert er neue "Glaubensdogmen". Da wird in der Tat, wieder einmal der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben.

Die Auseinandersetzung um die Evolutionstheorie hat es ihm auch angetan. Den konventionellen kirchlichen Schöpfungsglauben, mag er nicht folgen. Der materialistischen Evolutionstheorie, ob ihrer unzweifelhaft erkennbaren Schwachstellen aber auch nicht. Aber er

w i l l zugleich "Gläubiger" sein. Ergo mixt er sich seine eigene Mixtur. Folgerichtig sind für ihn Götter, UFOs usw. Realbegriffe. Ein typischer Ersatzgläubiger. Einzuräumen, dass es Fragen gibt, die man nicht mit letztendlicher absoluter Sicherheit beantworten kann, ist er nicht gewillt. Die Frage bleibt offen was denn skurriler ist. Der kirchliche Schöpfungsglaube oder Conrads Ufoglaube!

Kirchlich gebunden ist Conrad jedenfalls unter keinen Umständen. Symptomatisch dafür ist auch sein Satz: "Ist nicht die Vorstellung, daß einige Menschen für ewig in die Hölle kommen sollen, unendlich viel grausamer als alles, was es schon an recht ansehnlichen Qualen auf der Erde gibt." Bei diesem Satz, könnte ihm ja fast der Beifall der Zeugen Jehovas sicher sein. Aber eben nur fast. Ihren wunderbaren Harmagedon-Neue Welt-Guru ersetzt er lediglich durch einen der eigenen Strickart. Letzteres dürfte den Zeugen Jehovas dann in der Tat nicht mehr behagen.

Es gibt überhaupt noch ein paar mehr solcher kirchenkritischen Passagen bei Conrad. Etwa in seinem flotten Satz; der aus dem Munde von Vertretern kirchenkritischer Organisationen, denselbigen schon Klagen auf der Basis des berüchtigten Gotteslästerungsparagrapen, des § 166 eingetragen hat. Nicht aber dem Conrad. Dem gewähren die Kirchen lieber die Narrenfreiheit. Weil sie ihm wohl auch ansonsten nicht ernst nehmen. Conrad lässt denn auch  wissen:

"Überhaupt irgendwie scheint die Erlösung durch Jesus am Kreuz ja nicht ganz geklappt zu haben. Oder woran merkt man, daß die Menschheit erlöst worden ist? An der Inquisition, den Kreuzzügen, dem Holocaust, Vietnam, Jugoslawien …"

Auch noch so ein flotter Spruch von Conrad der nicht vorenthalten sei:

"Ist es der Sinn unseres Lebens, der uns von Gott vorgegeben wurde, daß wir unsere Lust unterdrücken, daß wir ständig mit einer Kopfbedeckung rumrennen wie die orthodoxen Juden oder mit dem 'Wachtturm' an der Ecke stehen, um auch die anderen 'Ungläbigen' auf den Karren zu ziehen, wo man als einzige Gruppe eine Chance zum Überleben der Apokalypse hat?"

Ergo, er versteht es durchaus, gewisse gefühlsmäßige Ressentiments anzusprechen. Er bleibt auf auf der Gefühls- der Glaubensebene. Wissenschaftliches analysieren ist in der Tat nicht "sein Bier". Was aber sehr wohl sein Bier ist, das ist der Glaube an Verschwörungstheorien. Es gibt kaum eine, so abenteuerlich sie auch ansonsten sein mag, die sich nicht auch in seinem Gedankengefüge wiederfinden würde. Ein Beispiel dafür nur. So äußert er auch:

"Wenn wir also glauben, wir hätten heute die Wahl zwischen SPD, CDU, FDP und Grünen, zwischen den Republikanern und den Demokraten in den USA, zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche oder den Zeugen Jehovahs, so täuscht das darüber, daß an der Spitze all dieser Organisationen von übergeordneten Interessengemeinschaften bestimmt werden …"

Im Prinzip befindet er sich mit dieser Aussage eigentlich auf dem "Level" der Zeugen Jehovas (denen er das in der deutschen Sprache unübliche h bei der Namensschreibung Jehovahs mit anhängt. Ein Zeichen wie "gründlich" er sich mit ihnen beschäftigt hat). Erklären die Zeugen Jehovas den Satan zum Strippenzieher dieser Welt; und stört es die Zeugen Jehovas auch nicht im geringsten, dass auf diese These schon mal die Antithese formuliert wurde:

Die Philosophen und Religionen haben die Welt nur verschieden erklärt. Es käme aber darauf an, sie zu verändern. So benötigt auch Conrad einen analogen "Strippenzieher". Da er mit Gott und Satan, wie schon vorher gesehen nicht mehr viel am Hut hat, muss er ihn in eine sichtbare Gruppe hineinprojizieren.

Eigenständig ist Conrad ohnehin nicht. Ergo nimmt er dankbar bereits bestehende Verteufelungstheorien auf. Gemäß diesen wären die Freimaurer solch ein Buhmann. Wissenschaftlich damit auseinanderzusetzen, dass kann und mag auch Conrad nicht. Alles was er kann ist, Glaubensthesen in neuer Verpackung zu servieren.

Dieser Mann verdient es nicht, in irgend einer Weise ernst genommen zu werden. Leider hat man zu registrieren, dass er im "Bildzeitungs" "gebildeten" deutschen Volk, nebst Helsing eine beträchtliche Kaufanhängerschaft für seine Pamphlete hat. Es ist wirklich ein Trauerspiel, was sich da offenbart!

Gelesen in einem Forumsbeitrag

f25.parsimony.net/forum62921/messages/14822.htm

Geschrieben von schnuffi der bär am 26. August 2002 17:02:52:

Als Antwort auf: Re: Buhuhu, fies... <14819.htm> geschrieben von Konner am 26. August 2002 16:20:40:

>>Gut verschwörungstheoretisch gedacht und entsprechend unwiderlegbar.
>Das würde ich gelten lassen, wenn ich ernsthaft einen derartigen Hintergrund unterstellen würde. Ich unterstelle eher, dass Jo Conrad ein auf der Esoterik-Helsing-Welle reitender dummer Bauernfänger ist, der nur bei so seelisch und intellektuell unterentwickelten Gestalten wie seinen typischen Forenbesuchern eine Chance hat, mit seinem geistigen Dünnschiss eine schnelle Mark zu machen.

auch mir wird in letzter zeit angesichts der dreisten lügen, die herr conrad über mich verbreitet, immer mehr bewusst, dass sich hinter der dumm scheinenden maske des betreffenden autors ein abgrund menschlicher niedertracht auftut.
während in van helsings pamphleten noch eine linie zu erkennen ist, ein durchgehenden konzept, finden wir bei herrn conrad eine wild zusammengewürfelte scharade aus nunja letzten endes heißer luft. wer sich die bücher einmal genau anschaut, merkt wie widersprüchlich und vor allen dingen beliebig er doch ist. so finden wir das schon bei der großen frage: "wer hat schuld am elend in dieser welt?".
wir finden da seiten, wo er den 'superreichen' die ganze schuld gibt. dann wieder seiten, wo davon keine rede ist und er den außerirdischen die schuld gibt und wenn er in die esoterik abwandert, dann heißt es wiederum, dass wir alle und unser negatives karma schuld seien, und einige seiten später widerum sind es dann die geheimlogen mit den auffällig oft vertretenen juden, gegen die er zwar nichts hat, aber dennoch fröhlich durch die gegend hetzt. diese verwirrung zieht sich durch seine sämtlichen werke. es gibt keine stringenz, kein wirkliches konzept. mal schreibt er so und mal schreibt er so, ganz wie einer, der einen möglichst großen markt erreichen will und deshalb möglichst viele aspekte unter einen hut zaubert, nur leider kann herr conrad im sprachlichen nicht zaubern, weshalb es diesen hut auch nicht gibt. es treten gravierende widersprüche zu tage, welche bei mir den eindruck erwecken, dass herr conrad wirklich nur eine billige kopie der schon recht billigen van helsing-pamphlete anfertigte und darin alle feindbilder verarbeitete, die ihm gerade in den sinn kamen. für jeden ist etwas dabei, die reichen, die schönen, die politiker, die außerirdischen, die amerikaner, die juden, die geheimlogen, wir alle, jeder unzufriedene kleingeist kann sich sicher sein, ein für ihn passendes feindbild zu finden. vom kritischen öko, der die menschheit in der pflicht sieht, bis zum durchgedrehten nebuskin, der die juden für alles verantwortlich macht, für jeden ist etwas dabei. jo conrads aussagen sind beliebig, wirr, sie haben kein konzept und es fehlt der rote faden, sind unter sich als gesamtheit völlig widersprüchlich und gerade das ist es, was mich glauben macht, dass herr conrad den schwachsinn, den er schreibt, nicht selber glaubt, denn er müsste eine vielzahl konkurrierender systeme glauben, was ein mensch einfach nicht macht, nicht machen kann. jo conrads werke sind eine lose anordnung von stereotypen und feindbildern, die unter sich nicht vereinbar sind und die meines erachtens nach wirklich nur dazu dienen sollen, einen möglichst großen bereich des marktes der verschwörungstheorien abzudecken und mit hinblick auf die mehr als lächerlichen esoterischen ausfälle des autors ihm auch auf dem stark wachsenden markt der esoterik und neuzeitlichen erlösungsmythen ein möglichst großes stück des kuchens sichern sollen.
erschreckend und peinlich zugleich, dass es menschen gibt, die auf solch offensichtliche bauernfängerei hereinfallen.

erschreckt und peinlich berührt
schnuffi der bär

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Eine indirekte Beziehung zum Thema haben auch die nachfolgenden Forumsbeiträge:

Es ist schon bemerkenswert, in welchem Kontext man diesem Webseiten-Betreiber Klaus Krusche und seiner von ihm zitierten "Jungen Freiheit" im Netz noch begegnen kann. Es zeigt sich immer wieder mal aufs neue. Zeugen Jehovas, die zu Ex-Zeugen wurden, weisen nicht selten ein hohes Maß an Affinität für allerlei Verschwörungstheoretisches auf. Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, eine Webseite a la Klaus Krusche der näheren Betrachtung für würdig zu erachten. Andere indes, wie man gesehen, sehen dass grundlegend anders. Wenn nun Herr Krusche sich auch in den Strom der Verschwörungstheorien mit heineinstellt, dann weis ich, was (zumindest ich) von ihm und seinen Jüngern zu halten habe.
Nachstehend (etwas gekürzt) ein Text, in dem bemerkenswerter Weise auch der Name dieses Herrn Klaus Krusche mit vorkommt.

Verschwörungstheorien als Erklärungsmodelle politischen Weltgeschehens
Verschwörungstheorien sind kein neues Phänomen. Besondere Konjunktur erfuhren sie im 18./19. Jahrhundert als die Aufklärung in Philosophie, Literatur und Wissenschaft die bis dato als gottgegeben verstandene Macht der Kirche und der absoluten Fürsten zunehmend in Frage stellte. Für die gravierenden gesellschaftspolitischen Veränderungen wurden seitens der Machthaber wahlweise Freimaurer, Illuminaten, Juden oder gleich alle gemeinsam als Schuldige ausgemacht. Sie wurden der Verschwörung gegen die Staat bezichtigt, es wurden ihnen schwarzmagische Praktiken und Teufelsanbetung ebenso nachgesagt wie Gift herzustellen, Sodomie zu betreiben u.ä.

Seither liefern Verschwörungstheorien komplex erscheinende Erklärungsmuster für politische Ereignisse. In ihrer antisemitischsten Ausprägung, der bereits 1921 von der englischen Tageszeitung Times als Fälschung entlarvten Hetzschrift Die Protokolle der Weisen von Zion, spielten Verschwörungstheorien eine Rolle in der Ideologie der Nationalsozialisten und erfreuen sich in vielfachen Variationen auch heute noch großer Beliebtheit in Nazi Kreisen.

Sie eignen sich bestens als Reproduktionsrahmen für antisemitische Stereotype, die dann als weitere ‚Beweise' für die Verschwörung gewertet werden. Anfang der 90er Jahre wurden Weltverschwörungstheorien über die Esoterikszene populär. Herausragendes Beispiel sind die beiden Bände „Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert" von Jan van Helsing alias Jan Udo Holey. Holey verknüpft in seinen Machwerken die Vorstellung von einer jüdischen Weltverschwörung durch die Illuminati nach den Protokollen der Weisen.

Prof. van Helsing ist die Figur des Vampirjägers aus Bram Stockers Dracula. Jan Udo Holey zeigt sich für den großen ‚Druchbruch' von Verschwörungstheorien in die Esoterikszene verantwortlich. In seinen Büchern Geheimgesellschaften Band 1+2 rehabilitiert er die Protokolle der Weisen von Zion und reproduziert ein breites Spektrum reaktionärer und rechtsextremer Ideologie. Die beiden Bände von Geheimgesellschaften wurden schließlich verboten.

In Holeys Duktus sind die Illuminati eine jüdisch- freimaurerische Elite. Die Illuminati stehen in vielen von Zion mit Ufologie und dem esoterischen Geraune eines Wechsels zum sog. Wassermannzeitalter. Diesen Wechsel zum Goldenen Zeitalter gälte es gegen die Verschwörer durchzusetzen. Bis zum Verbot von Geheimgesellschaften wurden im deutschsprachigen Raum 100 000 Exemplare seiner Bücher verkauft. Es kursiert seither eine unbekannte Zahl von Kopien sowie Volltextversionen im Internet.

W e l t v e r s c h w ö r u n g u n d Unterhaltungsindustrie
Die Vorstellung von der großen Weltverschwörung lässt sich letztlich immer auf ein binäres Weltbild von ‚bösen Verschwörern' (die im Hintergrund die ‚Fäden ziehen') und ‚guten Widerständlern' (die um die umfassende Konspiration wissen und für ‚die Wahrheit' kämpfen) reduzieren. Die bösen Strategen im Hintergrund machen es den wackeren Kämpfern für Menschheit und Wahrheit nicht leicht, denn sie streuen gezielt Fehlinformationen, vertuschen und manipulieren wo es nur geht.

Diesen abenteuerlichen Stoff hat die Unterhaltungsindustrie längst aufgegriffen und in Form von Filmen wie 23, Fletchers Visionen oder (in einer sehr futuristischen Variante) The Matrix und natürlich der überaus erfolgreichen Serie Akte-X verarbeitet. Dadurch erfahren Konspirationsparanoia weitere Verbreitung, da meist nicht mehr zwischen Unterhaltung und Information unterschieden wird. Der Stoff für moderne Abenteuergeschichten lässt sich gut vermarkten, und Verschwörungstheoretiker greifen ihrerseits Symbole, Slogans oder Schlüsselszenen aus Kinofilmen oder Serien auf um ihre ‚Enthüllungen' einer breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen

Moderne Verschwörungsmythen Im Zeitalter von Internet
und Unterhaltungsindustrie existiert eine Vielzahl d e r
v e r s c h i e d e n a r t i g s t e n Konspirationsparanoia, die oft von altbekannten Pamphleten wie z.B. den ‚Protokollen' inspiriert sind, vor allem aber in Kombination mit Esoterik, Ufologie und a n d e r e n,
a t e m b e r a u b e n d e n Phantasieleistungen ihre populärsten Ausprägungen findet.
Steckt bei der einen Variante das Englische Königshaus ‚hinter allem', haben im nächsten Fall böse Aliens die Regierungen der größten Industriestaaten unterwandert und vollziehen ihren gemeinen und geheimen Plan die Menschheit, zu unterjochen. Da dürfen natürlich die guten Außerirdischen aus dem fernen Sternensystem Aldebaran nicht fehlen, mit deren Hilfe sich die letzten Reichsdeutschen kurz vor Kriegsende ins hohle innere der Erde (!) retten konnten, wo sie bis heute hocken und mit ihrer UFO-Flotte die Menschheit befreien wollen.

Bei anderen Verschwörungstheoretikern haben hingegen reptilienartige Echsenwesen seit Urzeiten die Weltherrschaft inne, und steuern die Geschicke der Menschheit. Der Phantasie sind schlicht keine Grenzen gesetzt. Die Übergänge von solch extremen Beispielen zu auf den ersten Blick weniger phantasiebeladenen und ‚harmloseren' Ausprägungen von Verschwörungstheorien sind fließend. Die methodischen Strukturen sind dabei immer die gleichen.

Wichtige gesellschaftspolitische Ereignisse rücken zunächst ins Interesse der Konspirationsgläubigen. Diese Vorgänge sind oftmals für die breite Öffentlichkeit nicht vollständig geklärt bzw. nicht zu überschauen. Sie werden aus ihrem eigentlichen Zusammenhang gerissen und in das Konstrukt einer umfassenden Verschwörung integriert, um sie erklärbar zu machen. Die Quellen der ‚Querdenker' und ‚Aufklärer' sind nicht überprüfbare ‚Geheimdienst- und Insiderinformationen' oder auch im Kosmos oder Kaffeesatz geschautes über- oder innerirdisches ‚Wissen'. Darüber hinaus wird fleißig von gleich- und ähnlichgläubigen abgeschrieben, wodurch der Eindruck von Seriosität und guter Recherche erweckt werden soll.

Kritiker der Konspirationstheorie werden bestenfalls als ignorant, unwissend und naiv, schlimmstenfalls als von den Verschwörern gezielt eingesetzte Feinde wahrgenommen, die den Auftrag haben von der ‚heißen Spur' abzulenken und zu den manipulierenden Mainstreaminformationen zurückzuführen. Die Konspiration ins überzeitliche zu steigern ist ein methodischer Kniff, der Verschwörungstheorien gegen rationale Kritik immunisiert. Wenn davon ausgegangen wird, die Verschwörung dauere seit Menschengedenken an, alle Informationen seinen manipuliert, ‚nichts ist wie es scheint', usw. – dann lässt sich alles erdenkliche behaupten. Wenn Aufklärung und Wissenschaft als von den Verschwörern gezielt in die Welt gesetzt – als deren ‚mächtigste Waffen' definiert werden, ist eine rationale argumentative Auseinandersetzung nicht mehr möglich. Bei esoterischen Verschwörungsautoren wie z.B. Holey oder seinem Adepten Jo Conrad soll die ‚Wahrheit' gefühlt, gespürt – mit seherischer Intuition geschaut werden. Es geht dann nicht mehr um ‚Wissen' sondern lediglich um Glauben. In Verschwörungstheorien vollzieht sich die Verschiebung des politischen in spirituell-religiöse Sphären.

„Wer das Geld hat, hat die Macht und wer die Macht hat, hat das Recht"
Anknüpfend an das antijudaistische Bild des Juden als Wucherer gehört seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Identifizierung des Juden mit der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu den Stereotypen des modernen Antisemitismus. In vielen Verschwörungstheorien sind vermeintlich mächtige - da wohlhabende - jüdische Familien und Banken bevorzugtes Feindbild. In einer falschen Kapitalismuskritik äußert sich die Aufspaltung in raffendes und schaffendes Kapital, in der Juden als Personifizierung der Abstraktheit des Kapitalismus verortet werden. Der Historiker Moishe Postone erklärt die antisemitische Unterscheidung von konkretem, produktivem, schaffendem Industriekapital und abstraktem, parasitärem, ra f f e n d e m Finanzkapital mit Bezug auf den Marxschen Begriff des Fetisch: Nach Marx ist die Ware „nicht bloß Gebrauchsgegenstand, in dem
konkrete Arbeit verdinglicht wird, sondern sie verkörpert auch gesellschaftliche Verhältnisse, wie sie in der Produktion und im (Waren)Tausch zum Ausdruck kommen." ...

Nicht erst seit den Anschlägen vom 11.September 2001 ist die Versuchung groß, finstere Machenschaften hinter dem Geschehen der Weltpolitik zu vermuten und Unfassbares in der Imagination eines sich vollziehenden großen Plans zur Neuen Weltordnung fassbar zu machen. Die Verschwörungsthesen zum 11.09. waren und sind vielfältig und reichen von der extremen Rechten, in Teile der heterogenen Antiglobalisierungsbewegung bis zu ‚etablierten' Politikern und Journalisten. So verurteilen innerhalb der organisierten Nazi S z e n e.
die A n h ä n g e r vo n Verschwörungsmythen zwar die Anschläge, „im gleichen Atemzug enthüllen sie dann aber, ein gewaltiger Komplott der CIA, der Juden, der Freimaurer oder einer Kombination von allen dreien stecke in Wahrheit dahinter"

Sogar Parteipolitiker warten mit Enthüllungen zu den Anschlägen vom 11. September auf. So sieht der ehemalige Staatssekretär unter Kanzler Schmidt und ‚Geheimdienstexperte' Andreas von Bülow den CIA als Drahtzieher und Urheber der Anschläge von New York und Washington - eine Sichtweise die der ehemalige NPD Mann Horst Mahler ebenfalls vehement vertritt. Mit seinen Thesen brachte es Bülow immerhin zu einem Interview im
Berliner Tagesspiegel, der Zeitung konkret und in die ZDF Talkrunde ‚Nachtstudio'. Er gab ebenfalls der rechtsextremen Jungen Freiheit gleich zwei Interviews

Die Münsteraner DKP hat sich offenbar durch solcherlei Verschwörungsgerüchte inspirieren
lassen. Für die „Genossen" scheinen die Hintergründe des WTC Attentats nun endlich geklärt. Im Zuge ihrer Agitation gegen die US-Kriegspolitik und den Krieg gegen den Irak wettern sie auf ihrer Homepage gegen den imperialistischen Hauptfeind: „All denjenigen, die immer noch an die Unschuld der US-Regierung an dem Attentat vom 11. September 2001 glauben, sei diese Homepage empfohlen: www.klaus-krusche.de/wtc.htm."
Der Berliner Klaus Krusche lässt sich auf seiner Homepage umfassend zum Krieg, zum Nahostkonflikt und natürlich zum 11. September aus. Unter dem Titel: „Die Verwicklung der CIA in die Ereignisse des 11.09.2001 in den USA" findet sich das Bülow-Interview aus dem Tagesspiegel als Quellenangabe. Da wundert es nicht, dass als Quelle solcher ‚Weisheiten' noch ganz andere ‚Fachleute' zu finden sind.

BÜSO – die Partei des Rechtsextremisten
Lyndon LaRouche
Da wäre zum einen die deutsche Vertretung des international agierenden amerikanischen Multimilionärs Lyndon H. LaRouche, in Form der Splitterpartei Bürgerrechtsbewegung Solidariät (BÜSO) zu nennen. BÜSO ist die Nachfolgeorganisation der Partei „Patrioten für Deutschland". Ihr Organ ist die Wochenzeitung Neue Solidarität. Die Partei wurde von LaRouches deutscher Ehefrau Helga („Ich weiß was zu tun ist") Zapp LaRouche 1992 gegründet. Die LaRouche Organisationen sehen die Welt beherrscht durch eine britisch-jüdische Weltverschwörung. „Britanien gilt als Synonym für die Politik des ‚Internationalen Judentums'. Hier übten die Familien des jüdischen Finanzkapitals ihren Einfluß auf die internationale Politik aus."

Dieser Einfluss ginge so weit, dass Adolf Hitler lediglich eine von 'mächtigen jüdischen Familien' eingesetzte Marionette sei. Zu den Hauptfeindbildern der Neuen Solidarität zählt die Anti-Defamation League (ADL) deren Mitarbeiter „bedroht und in ihren Privatwohnungen bedrängt" werden Die BÜSO bestreitet die Schuld Deutschlands an den beiden Weltkriegen, feiert die auf London gerichtete V2 Rakete und fordert eine Bewegung „die Deutschland endlich aus der Kontrolle der Kräfte von Versailles und Jalta befreit"
Neben massiven Eintreten für den Ausbau der Atomkraft gehört die Holocaustleugnung
ebenfalls zum Standartrepertoire der Verschwörungssekte.

David Icke – Die Herrschaft der Echsenwesen
Zu den Quellen des WTC Artikels von Klaus Krusche gehören ebenfalls die Web-Seiten des Engländers David Icke. Auch im Vereinigten Königreich sind Verschwörungstheorien auf dem Vormarsch. Vor allem über die Esoterik-Szene finden solche Paranoia anklang bei enttäuschten Alt-Hippies und Teilen der englischen Grünen Partei. „Paradebeispiel ist der ehemalige Grüne David Icke, der seine Ufo-Kontakte beteuert und sich gegen die jüdische Weltverschwörung wehren möchte, die von luziferischem Bewußtsein geleitet werde"
Bei David Icke sind die verschwörerischen Illuminaten und jüdische Bankhäuser ihrerseits nur Handlanger der außerirdischen Echsenwesen namens Draco die vor Urzeiten aus dem Sternbild des Drachen auf die Erde gekommen seien und seitdem die Menschheit mittels ihrer Gefolgsleute beherrschen. Die Draco hätten darüber hinaus die Fähigkeit
menschliche Gestalt anzunehmen. Im Orginal liest sich das so:

„Auf dieser Site können Sie vieles über "shape-shifting" lesen. Zeugen berichten, sie sahen Menschen, (meistens solche in Machtpositionen), wie sie sich vor ihren Augen in eine Reptilien-Form verwandeln und wieder zurück. (...) Um ihre menschlichen Form [sic] zu behalten, müssen diese Kreaturen menschliches (Säugetier) Blut trinken, in welchem sich die Energie befindet, die Ihre DNS in der "Mensch"-Form erhält. Wenn sie's nicht täten, käme ihre Kriecher-DNS zum Vorschein und wir würden alle sehen, wie sie wirklich aussehen."

Jo Conrad – Verwirrende Entwirrungen
Zu den bekanntesten deutschsprachigen A u t o r e n der
e s o t e r i s c h e n Verschwörungsszene gehört Jo Conrad, dessen Internetauftritt ebenfalls zu den Quellen von Krusche zählt. Seit es ruhiger um den eigentlichen ‚Star' der konspirationsgläubigen Jan van Helsing, geworden ist hat Jo Conrad die Möglichkeit wahrgenommen mit seinem Buch Entwirrungen in dessen Fußstapfen zu treten. Conrad hat sein diffuses Weltbild aus Bruchstücken all dessen zusammengeklaubt, was die esoterische Verschwörungsliteratur hergibt. Von David Icke hat er die seit Urzeiten andauernde Herrschaft der Dracos übernommen und in weiteren Büchern verarbeitet.

Jo Conrad ist Autor der antisemitischen
ZeitenSchrift Zu seinen Quellen zählen neben ganzen Passagen aus Holeys Machwerken laut der Wissenschaftlerin Margret Chatwin „die Zeitschrift Spotlight, die führende Publikation der US-amerikanischen Neonazi-Szene, herausgegeben von Willis Carto, Veröffentlichungen des EIR-Pressedienstes der LaRouche-Bewegung, aber auch die indizierte Schrift "Freispruch für Hitler" des österreichischen Rechtsextremisten und Holocaust-Leugners Gerd Honsik, der sich der Verhaftung wegen Verstoßes gegen das Verbotsgesetz durch Flucht nach Spanien entzog."

Conrad vertritt die These, dass die Bewältigung des Nationalsozialismus spirituelles Wachstum verhindere. Er macht die Protokolle der Weisen von Zion erneut salonfähig. Gugenberger, Petri und Schweidlenka schreiben:

„Daneben kann auch Conrad nicht verzichten, die Protokolle zu rehabilitieren. Er betont ‚kritische Stimmen zum Einfluß der Juden auf ihre Wirtsländer' und knüpft damit an die NS - Doktrin vom Juden als Parasit an, der die ‚Wirtsvölker aussauge'."

Nachtrag: Wer dachte es könnte nicht mehr schlimmer kommen, wird eines besseren belehrt. Auf ihrer Homepage legen die Münsteraner ParteikommunistInnen noch
einmal ordentlich nach: Der Text von Eric Hufschmid ("Time for Painful Questions") zu „Hintergründen" und „Aufdeckung" der Anschläge vom 11.09.01 wurde zum größten Teil aus dem esoterischen ReikiForum übernommen....
Zu den Quellen zählen neben der nationalistisch- konservativen Internetseite „American Patriot Friends Network" die Internetpräsens des EIR-Pressedienstes des LaRouche Sekte. ...
oam.antifa.net/archiv/dkp/DKP-WTC.pdf

Verschwörungstheoretiker-Jünger

Geschrieben von Kopfschüttler am 05. Oktober 2005 12:48:10:

Als Antwort auf: Re: "Dann gibt es bei uns bosnische Verhältnisse" geschrieben von Drahbeck am 05. Oktober 2005 12:35:52:

Hallo Drahbeck,

wie bitte? Dieser Möchtegern-Neo-Nazi Klaus Krusche ist ein exZJ??? Danke für die Info.

Ausnahmsweise gebe ich, als ebenfalls Ehemaliger, 1. Pe. 2:22 recht, der von ZJ gerne auf Aussteiger angewandt wird:

"Der Hund ist zum eigenen Gespei zurückgekehrt und die gebadete Sau zum Wälzen im Schlamm." Viel Spaß beim Baden, aber verschon uns bitte mit Deinem braunen Sumpf, Krusche!!

Geschrieben von Drahbeck am 05. Oktober 2005 13:04:33:

Als Antwort auf: Re: "Dann gibt es bei uns bosnische Verhältnisse" geschrieben von Kopfschüttler am 05. Oktober 2005 12:48:10:

Sorry.
Da ist was in die falsche Kehle gekommen.
Besagter Herr Klaus Krusche hat weder mit den Zeugen noch mit Ex-Zeugen, etwas zu tun.

Fakt ist lediglich, dass auf dieser Forumsseite hier, eine URL dieses Herrn Krusche genannt wurde.
Da Fremdenhass-Thesen nicht meine Thesen sind, hatte ich mir diese URL aber nicht zeitgleich angesehen. Das erschien mir zuviel der Ehre. Wie aber zwischenzeitlich feststellbar, haben andere sich diese URL durchaus angesehen. Ergo musste ich mein Versäumnis korrgieren.

Schon wenn ich den Zeitungsnamen „Junge Freiheit" lese, bin ich „restlos bedient". Das sage ich im Bewusstzsein und in voller Konfrontation der „Jünger" der „Jungen Freiheit", die man auch hier gelegentlich begegnen kann. Es ergab sich in der Konsequenz weiter beim „Googlen" bezüglich Klaus Krusche, auch dem Fakt der Verschwörungstheorien zu begegnen. Zu letzterem habe ich allerdings eine ausgeprägte, nicht nur eine Wischi-waschi-Meinung. Ich verweise da als Beispiel nur auf den Fall de Ruiter und meinem publizistischen Kontra dazu.

Fassen wir zusammen:
Sage mir, welche Webseiten und Themen für Dich zitierenswert sind, und ich sage Dir, wer Du bist.

Der Fall de Ruiter

Geschrieben von Kopfschüttler am 05. Oktober 2005 13:08:51:

Als Antwort auf: Re: Korrektur geschrieben von Drahbeck am 05. Oktober 2005 13:04:33:

Danke für die Klarstellung, Drahbeck.

Zitat: >>Da Fremdenhass-Thesen nicht meine Thesen sind, hatte ich mir diese URL aber nicht zeitgleich angesehen. Das erschien mir zuviel der Ehre. <<

Da gebe ich Dir Recht. Habe grade mal ein bisschen herum geklickt. Lang habe ich's da nicht ausgehalten - mir wurde regelrecht schlecht. Dieser Schwachsinn ist nicht mal die Bits und Bytes Wert, die er belegt.

Viele Grüße
K.


Frank Nordhausen kommentiert (auszugsweise)

... Das Fürstenvolk wächst täglich. Junge Leute aus ganz Deutschland ziehen nach Krampfer in der Prignitz. Das Dorf liegt zwischen Perleberg und Havelberg, ein Ort mit Backsteinkaten, Kopfsteinpflaster und einem einstigen Herrenhaus, das in der DDR eine Schule war. Die neuen Bewohner haben es zum Schloss erklärt und zum Sitz ihres "basisdemokratischen Kirchenstaats". Eine Kirche haben sie zwar nicht, aber einen Fürsten. ...

Auch die anderen Neusiedler - Arbeitslose, Aussteiger, ein Ex-Junkie - hat das Netz hierher geführt. Genauer: Webseiten, die "Autarkes Leben", "Auf zur Wahrheit" oder "Secret TV" heißen. ...

Auch aus spirituellen Gründen. "Wenn du den Ausweis umdrehst, siehst du einen Baphometen. Eindeutig ein satanisches Zeichen." Zudem sei ein Überwachungschip eingeschweißt. Den könne man zwar in der Mikrowelle neutralisieren, aber das böse Karma bleibe.
Spinner? Verschwörungstheoretiker? Oder steckt mehr dahinter? ...

Gabriele Treutler hat die Veranstaltung damals mitorganisiert. "Wenn es nicht so ernst wäre, müsste man sagen: Alle in die geschlossene Anstalt", sagt die resolute Küsterin, Mitglied der Grünen und im Kreistag. Auf dem Tisch hat sie ein zwei Meter langes Papier ausgerollt. Darauf stehen Dutzende Namen, verbunden mit Pfeilen und Linien. "Wenn man recherchiert, stößt man auf die irrsinnigsten Kontakte", sagt sie. "Von Verschwörungstheoretikern zu Holocaustleugnern, Scientologen, braunen Esoterikern. Wo man auch landet, es ist immer rechtsextrem und antisemitisch. Immer das gleiche Vokabular." ...

den Fürsten und einen gewissen Byron Jessie Marsson-Duchamp. Der 30-jährige Bayer behauptet, ein genetischer Klon zu sein. Er soll das Geld für den Erwerb des Anwesens beschafft haben, indem er vier Oldtimer verkaufte. Fest steht, dass Marsson ein Verschwörungstheoretiker, Impfgegner und "ausgebildeter Druide" ist. Sein bester Kumpel ist der dritte Mann im Bunde: Jo Conrad aus Worpswede.
Der 50-jährige ehemalige Taxifahrer sendet täglich dreißig Minuten Internet-Fernsehen, Nachrichten aus dem Fürstentum. Conrad ist ein bekannter Esoteriker und Autor antisemitischer Bücher, der wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. "Wir befürchten, dass in Krampfer ein rechter Brennpunkt entsteht", sagt Treutler. "Wir haben Angst, dass das eine braune Sekte ist." ...

Rechtsextremismusexperte Günther Hoffmann. Er befasst sich seit Jahren mit einer eigenartigen rechten Szene, die sich im Internet rasant entwickelt - den "Reichsbürgern". "Das sind Verschwörungstheoretiker, die die BRD ablehnen und behaupten, das Deutsche Reich bestehe fort", sagt Hoffmann. Die Bewegung blühe seit den Anschlägen vom 11. September 2001, dem Urknall moderner Verschwörungstheorien. ...

Die Reichsbürger seien tatsächlich eine Sekte, aber mit verschiedenen Gurus, die sich gegenseitig bekämpfen, sagt Günther Hoffmann. "Was sie eint, ist ihr Antisemitismus und die Leugnung des Holocausts." Im Lauf der vergangenen zwanzig Jahre sind mehr als siebzig verschiedene "Reichsregierungen" ausgerufen worden. Viele Reichsbürger seien Hartz-IV-Empfänger, aber es gebe unter ihnen auch paranoide Mittelständler, Goldhändler, Kurpfuscher und Geistheiler, eine Mischung aus Neonazis und politischen Esoterikern, sagt Hoffmann. ...

"Da wächst etwas Gefährliches heran", sagt er. "Die Finanzkrise ist Wasser auf ihre Mühlen. Das Fußvolk ist naiv, aber die Hintermänner sind es nicht." ...

Einer, der sich freimütig als Hintermann des Fürstentums bekennt, ist Toni Haberschuss aus Bad Saarow am Scharmützelsee, Mitglied im "Volksrath" von Schloss Krampfer. "Ich bin dort der Einflussreichste", behauptet er. In Bad Saarow ist er als Energieheiler und Stammtischschwadroneur bekannt. 2003 kandidierte er für den Bürgermeisterposten und holte 7,5 Prozent. Der zugewanderte Westfale vertreibt mit seiner Familienfirma "energetische" Badewannen, die gegen alle möglichen Krankheiten helfen sollen ...

Ein Thema will er aber auf keinen Fall besprechen: den Holocaust. Warum nicht? "Das können Sie sich doch denken", sagt Haberschuss. Politisch rechts sei er nicht, sagt er und präsentiert den gleichen Spruch wie alle Schlossbewohner: "Nicht rechts, nicht links, sondern vorne." Dann spricht er von finsteren Mächten, die das Geldsystem zerstörten und an einer "neuen Weltordnung" arbeiteten, und empfiehlt die "Protokolle der Weisen von Zion", da sei alles erklärt. Diese "Protokolle" sind eine üble antisemitische Hetzschrift. ...

Dann beugt sich Haberschuss verschwörerisch nach vorne, er hat noch weitere Theorien parat. Die EU, der Euro und die Nato würden noch dieses Jahr zusammenbrechen. Deshalb sitzt Toni Haberschuss auf gepackten Koffern. Er will sich nach Bolivien "in Sicherheit bringen". Wer seiner Meinung nach hinter der Krise steht, sagt er nicht. Aber er erwähnt die "Hochfinanz" und die "Illuminaten".
Die Illuminaten sind in der Esoterikszene eine Chiffre für die Einflussreichen, den Finanzadel, letztlich die Juden. ...

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0407/seite3/0001/index.html

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0520/brandenburg/0012/index.html

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Jan van Helsing

Weltverschwörungstheorien

http://www.psiram.com/ge/index.php/Jo_Conrad

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