Re: E. B. Price


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 29. Dezember 2007 15:59:39:

Als Antwort auf: Re: E. B. Price geschrieben von Drahbeck am 08. November 2006 08:11:34:

Zu einem früheren Zeitpunkt wurde schon mal notiert:

„Das im Adventverlag, Zürich um 1972 erschienene Buch (schon lange nicht mehr lieferbar) von E. B. Price "Gottes Kanal der Wahrheit - ist es der Wachtturm?" bejubelte die Konvertierung eines Zeugen Jehovas zu den S(iebenten)T(ags)A(dventisten).
Eine Vergleichszahl für 1966.
Damals gab es in Australien 30.144 STA aber nur 16.588 ZJ.
Neuere Zahlen bezüglich der STA in Australien kenne ich nicht. Ich kann also auch nicht sagen ob sich diese Diskrepanz fortgesetzt oder verringert hat.
Im gleichen Jahr 1966 waren die ZJ in den Industrieländern USA, Kanada, Österreich,, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Griechenland, Italien, Norwegen, Portugal, Schweden, Schweiz - zahlreicher als die STA.
Lediglich Australien machte da eine einsame Ausnahme."

Auf einen in vorgenanntem Buch enthaltenen Dialog, wurde schon in Parsimony.19744 eingegangen.
Unter Verwendung eines Fotos der Berliner Zentrale der Zeugen Jehovas

http://www.manfred-gebhard.de/Price1.jpg
[Einfügung man beachte den Festungscharakter selbiger, etwa auch ersichtlich am martialischen Schmiedeeisernen Tor, rechts unten im Bild. Offenbar hat die WTG gelernt. Ein Einbruch wie etwa in ihre seinerszeitige Westberliner Zentrale Bayernalle, die vom Baustil her, eher einer früheren hochherrschaftlichen Vila glich, durch die DDR-Stasi seiner Zeit erfolgte. Offenbar ist die Lehre der WTG daraus auch, Wiederholungen solcher Überraschungen, nach menschlichem Ermessen auszuschließen. Neben diesem Tor auch der mit Blindfenstern ausgestattete Königreichssaal. Ende der Einfügung]

Also, nun hat derselbe Advent-Verlag eine weitere Schrift des Herrn Price in deutscher Übersetzung vorgelegt. Der Text in ihr wird auch mit einigen Bildern usw. aufgelockert. Hier fangen schon die Probleme an. Exemplarisch an der Seite 28 zu veranschaulichen. Selbige bietet in Reproduktion einige Seiten aus den Russell'schen „Schriftstudien", der „Millionen"-Broschüre Rutherfords, und des „Weges zum Paradiese" von W. E. van Amburgh. Sämtliche genannte Literatur liegt auch in deutschen Ausgaben vor. Dennoch bietet diese Price-Schrift als Repro nur englischen Text.

Offenbar ist keiner in den deutschen Adventistenkreisen kompetent genug, eine Verifizierung auf deutschsprachige Quellen vorzunehmen. Dem Impressum kann man entnehmen. Seit 1974, in etlichen Auflagen, gibt es diese Schrift in Australien schon. Die deutsche Ausgabe hingegen erstmals im Jahre 2007.

Einleitend begegnet man schon einem Bildchen, dass kennt man etwa die Statements des User's „+" einem schon irgendwie bekannt vorkommt.
http://www.manfred-gebhard.de/Price2.jpg
http://www.manfred-gebhard.de/Teppich.jpg

Gleichwohl soll dieser Aspekt keineswegs im Vordergrund stehen. Registrieren wir also schlicht nur, auch Price thematisiert das „unter den Teppich kehren". Das ist ja legitm und bietet sich im Falle der Zeugen Jehovas förmlich an. Allenfalls wäre zu fragen. Wie glaubwürdig ist das, aus „dieser Ecke?".

Noch sei zu dieser Frage keine klare Antwort gegeben. Um sie werde ich mich allerdings nicht herumdrücken. Der Verfasser schildert dann, dass schon in den zwanziger Jahren seine Eltern in intensiven Kontakt zu den Bibelforschern (Zeugen Jehovas) kamen. Das kannte man bereits aus seinem genannten Buch. So notiert er weiter:
„Schließlich las meine Mutter in dem Buch 'Versöhnung', S. 14, dass sich der Thron von Jehova Gott auf einem der Sterne des Siebengestirns in der Milchstraße befinde. Da wurde ihr klar, dass sie anderswo nach der Wahrheit suchen müsse."

Und selbige kam dann wohl in der Form adventistischer Kolporteure zu jener Familie.
Seine Kirche, welcher er denn nun mal angehört, meint dieser Verfasser auch mit den Worten belobigen zu sollen:

„Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten wächst fast zweimal so schnell wie die Zeugen Jehovas ..."

So, so, mag man dazu nur sagen. Das Australien ein Sonderfall ist, wurde ja bereits eingeräumt, aber weder für Deutschland, die Schweiz oder andere europäische Länder, lässt sich die zitierte schönfärberische Zahlenjonglierei belegen. Fairer Weise hätte der Verfasser hinzufügen sollen. Die Zuwächse bestehen dort, wo ausgesprochene Dritte Welt Rahmenbedingungen existieren. Das Unterlassen dieser wichtigen Ergänzung, ist schon mal symptomatisch. Der Verfasser glänzt nicht so sehr durch das, was er denn über die Zeugen ausführt. Von den lebenden Vertretern der STA, mag er in der Tat der sachkundigste in Sachen Zeugen Jehovas sein. Vielmehr berührt unangenehm besonders das, was er eben nicht erwähnt.

Seine eigentliche Kritik an den Zeugen Jehovas bewegt sich in bekannten Bahnen. Kaum ein Aspekt, den nicht auch andere Kritiker der Zeugen Jehovas so thematisieren würden, oder fallweise thematisieren.
Interessant ist vielleicht seine Angabe die ich aber trotzdem mit einem Fragezeichen versehen würde, zumal sie sich nur in der Form eines Kurzsatzes (ohne detaillierte Beweisführung) vorfindet
(S. 9)
„Bluttransfusion
Erlaubt Consolation (Niederländische Ausgabe), September 1945, S. 29
Verboten: Seit den 1950er Jahren."

Ich fürchte indes - bis zum Beweis des Gegenteiles. Da hat er wohl was „in die falsche Kehle bekommen."

Wie ich schon sagte, berührt diese Schrift nicht so sehr, was sie sagt, sondern mehr durch das was sie eben nicht sagt. Er thematisiert die WTG-Eschatologie-Kapriolen. Verständlich. Es wird wohl keinen ZJ-Kritiker geben, der sich diese Chance entgehen lässt. Und wie hält er es mit der eigenen Geschichte diesbezüglich?

Wo findet man etwa das Ausgangsdatum der „2300 Jahre", die bei den Adventisten in etwa einen ähnlichen Rang haben, wie bei den Zeugen Jehovas die „2520 Jahre". Wo findet man eine Thematisierung dazu bei ihm? Da schweigt offenbar seines „Sängers Höflichkeit".

Sicherlich ein Datum im Rang eines 1975 haben die neuzeitlichen Adventisten nicht mehr verkündet. Nun mag es ja so sein, dass er im fernen Australien keine Detailkenntnis von deutscher adventistischer Literatur hat. Hätte er sie, und würde er den Grundsatz beherzigen, „nichts unter den Teppich zu kehren", dann musste er zum Beispiel auch mal dazu Stellung nehmen, dass es durchaus adventistische Kreise gab, welche den weltgeschichtlichen Crash, Ende 1989 (Fall der „Mauer") in dem Sinne deuteten. Nun erfülle sich die Prophezeiung „Wann immer sie sagen Friede und Sicherheit ...."

Solcherart Interpretationen mögen zwar ein paar Nummern kleiner sein, als das 1975 der Zeugen Jehovas. Aber ihr „Humus" erweist sich doch als ziemlich ähnlich.

Insofern hat dieser Verfasser die eingangs gestellte Frage nach der Glaubwürdigkeit, bei mir jedenfalls, nicht bestanden.

Als Ergänzung noch zwei Zitate aus den zwanziger Jahren.
Zitat Nr. eins:

Schon Algermissen stellte fest: "Im Jahre 1920 brachten die damals 185 000 Mitglieder des Siebenten-Tags-Adventismus, die ungeheure Summe auf von 11 Millionen 876 000 Dollar auf, wovon 7 Millionen 195 436 Dollar auf den Zehnten entfielen. Pro Kopf und Jahr werden also für den Glauben geopfert 64 Dollar, dass ist gleich 260 Goldmark (im Jahre 1920). Von allen religiösen Gemeinschaften bringt wohl der Adventismus die größten materiellen Opfer." [25]
Auch Algermissen sieht sich zu der Frage veranlasst: "ob nicht die Führer des Adventismus durch ihre strengen Vorschriften unerträglichem Lasten auf die Schultern ihrer Gläubigen legen."
Algermissen weiter: "Der Adventismus bietet, von dieser Seite betrachtet, kein sympathisches Bild. Karl Müller, der vom Adventismus zum allgemeinen Protestantismus zurückgekehrt ist und sich bekennt, dass dem Bettelwesen jener Sekte der eigene Trauring zum Opfer gefallen sei, hat ein Buch zur Warnung für alle geschrieben, in dem wir lesen: Die Finanzwirtschaft des Adventismus, die ein System in Anwendung bringt, das hart an herzloser Ausbeutung grenzt, hat diese Heiligen der Endzeit zu herzlosen Ameisen gemacht. Nach eingehenden Studien und Beobachtungen wird man dem Urteil von Scheurlen zustimmen: Eine Beurteilung des Adventismus kann an der Tatsache nicht vorübergehen, dass hier religiöse Schwarmgeisterei und kalte Geldgier in wunderlichen Bunde in die Erscheinung treten. Das Gebaren der Adventisten macht es oft zweifelhaft, was ihnen wichtiger ist, Seelenfang oder Geldgewinn." [26]

Zitat Nr. Zwei.
Das nimmt zwar wieder auf den Katholiken Algermissen bezug. Indes kann dessen Anbindung kein grundsätzlicher Disqualifizierungsgrund sein; sondern in erster Linie ist zu fragen: Was teilt er in der Sache mit?

„Die 1925-Verkündigung wäre nicht ausreichend dargestellt, wenn man nicht noch auf eine spezielle Gegenschrift dazu, zu sprechen kommen würde. Bereits in vierter Auflage erschien in dem der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten gehörenden Hamburger Advent-Verlag im Jahre 1924 eine Gegenpublikation mit dem Titel:
"Werden Millionen jetzt Lebender nicht sterben? Ein wahrheitsgemäßer Aufschluss über das Wunderjahr 1925."


http://www.manfred-gebhard.de/Gugel.jpg

Seine Meinung bringt der Verfasser mit eindeutigen Worten zum Ausdruck: "In zahlreichen großen Versammlungen werden diese Lehren aufs lebhafteste verkündigt und die Menschen auf das Wunderjahr hingewiesen. Viele Menschen hören, lesen, sind erstaunt entrüstet oder lachen und spotten darüber. Der Schreiber dieser Zeilen gehört zu den Entrüsteten, weil sterbliche Menschen es wagen, so mit dem ewigen unveränderlichen Worte Gottes umzugehen. Solche Hypothesen dürfen nicht unwidersprochen bleiben." [42]

Als Kern seiner Gegnerschaft formuliert Gugel:
"Es ist eine bekannte Tatsache, welche in der Geschichte der Vergangenheit oft zutage trat, dass, wenn eine Prophezeiung aus der Heiligen Schrift von Menschen willkürlich ausgelegt wurde und deshalb sich nicht erfüllte, viele Menschen, welche auf solche Verkündigung bauten schwer enttäuscht und, um das Geringste zu sagen, vom Glauben an die Bibel als das Wort Gottes abgebracht wurden. Das ist eine ernste Gefahr. Darum schreiben wir dagegen, damit im Jahre 1925 oder später das Wort Gottes nicht auf Grund solcher Ideen als Lüge und
Unwahrheit hingestellt werden kann und aufrichtige Seelen in ihrem Glauben Schiffbruch
leiden könnten." [43]

Auch der Katholik Algermissen, hatte die Gugel'sche Gegenschrift aufmerksam gelesen. Seine Reflexionen darüber hatte er im Jahre 1926 in der Zeitschrift "Schild der Wahrheit" veröffentlicht. Unter der Überschrift: "Adventisten gegen 'Ernste Bibelforscher'" führt er darin unter anderem aus:
"Beim Durchlesen der Schrift könnte man zunächst den Eindruck haben, es mit den Ausführungen eines katholischen oder positiv gläubigen protestantischen Verfassers zu tun zu haben. Einige Stellen aber machen stutzig. Das ist denn doch eigenartig: Ausgerechnet die Adventisten fühlen sich berufen, gegen die leichtsinnigen Berechnungen und Auslegungen der 'Ernsten Bibelforscher' über die biblischen Prophezeiungen vom Weltende und von der Wiederkunft Christi in die Schranken zu treten! Es gibt Menschen, die die beiden Sekten der Adventisten und 'Ernsten Bibelforscher' mit einander verwechseln und für eine Sekte halten. Das ist allerdings falsch. Es sind zwei verschiedene Sekten, mit verschiedenen Gründern, verschiedener Gründungszeit und manchen verschiedenen Lehren."

Weiter führt Algermissen dann aus:
"Aber in gewissen Punkten, und dazu gehört ganz besonders die Leichtfertigkeit in der Auslegung jener biblischen Stellen, die sich auf die Wiederkunft Christi beziehen, zeigen doch beide, soviel Gemeinsames wie sonst nur Geschwister untereinander haben. Nun sollte man ja denken, dass zwei Brüder, die beide in einem Glaskasten sitzen, sich nicht gegenseitig mit Steinen bewerfen würden. Auch meine ich früher einmal in einem Sprichwort gehört zu haben, dass eine Krähe der anderen die Augen nicht aushackt. Das scheint heute wohl nicht mehr zu gelten."

Danach macht Algermissen sich mit den Worten Luft:
"Man kann sich wirklich amüsieren, wenn man diese Schrift liest; denn gerade in diesem Fall wirkt der Angriff der Adventisten auf die 'Ernsten Bibelforscher' geradezu tragikkomisch. Ausgesprochen Adventisten sind es nämlich gewesen, die den wenigstens in diesem Punkt noch unschuldigen Russell dahin beeinflussten, dass Jahr der Wiederkunft Christi zu berechnen." [44]

Im folgenden befasst sich Algermissen mit einigen Details dieser Schrift, die er mit den Worten kommentiert:
"Es wirkt deshalb tatsächlich komisch, wenn in der vorliegenden Schrift der Adventismus in aller kindlichen Harmlosigkeit und unschuldsvollen Einfalt Herrn Russell und seinen Anhang übers Knie legt und für das Böse bestraft,
wozu er ihn selber verführt hat." [45

Ein Kernsatz von Algermissen lautet: "Es sei gestattet, den Adventismus zu erinnern an die Jahre 1843, 1844, 1874 und andere. Hat der Adventismus sich so gründlich bekehrt, dass er den Wesenskern seiner Lehre aufgeben will? - Gut! Dann gibt es keinen Adventismus mehr. Dann ist es auch an der Zeit den Namen 'Adventisten' abzuschaffen." [46]

Die Detailwiderlegung der einschlägigen Bibelforscherlehren durch Gugel werden von Algermissen als sachgerecht begrüßt. Abschließend kommentiert er dazu: "Das, was der Verfasser in dieser Hinsicht schreibt, ist durchweg ganz gut. Man wird nur während der ganzen Lektüre den fatalen Eindruck nicht los, dass hier eine Sekte vor der Tür einer anderen Sekte zu kehren sucht, die vor der eigenen Tür reichlich Schmutz derselben Gattung liegen hat, dessen Hinwegräumung sie auf lange Zeit beschäftigen könnte." [47]


ZurIndexseite