„Ferner
bezeichnet dieser unheilige Bund aufgeblasener Geistlicher und hochmütiger
Kirchenpolitiker mit herrschsüchtigen Militaristen und protzigen
Gewinnsüchtigen, die Bibelforscher als Verbündete der Juden und Freimaurer zum
Zwecke gemeinsamer Aufrichtung einer angeblichen geplanten jüdischen
Weltherrschaft, und es wird behauptet, dass die Juden zur Erreichung eines
solchen Zieles die Bemühungen der Bibelforscher finanzieren.
Dieses sind weitere zweckdienlich erfundene Unwahrheiten. Wir fordern diese
Verleumder auf, der Öffentlichkeit einen einzigen Beweis erbringen, dass
jemals irgendwelche Geldmittel von Juden für das Werk der Bibelforscher
gegeben wurden, oder dass diese irgendwie von Juden unterstützt werden."
(S. 6)
Und weiter:
„Die vergiftete Quelle, aus der verschiedene
dieser Hetzschriften schöpfen, sind die offenen und versteckt zu Pogromen
aufstachelnden Schriften der „deutsch-völkischen, der „Hakenkreuzler" u. a.
welche in ihrer fanatischen antisemitischen Tendenz den Vernichtungskampf mit
allen Mitteln auch dem „jüdischen Jesus und seinen Aposteln" angesagt haben."
(S. 7)
Dann wird ein katholischer Nazi-Schreiberling namens Fritz Schlegel
namentlich in dieser WTG-Verteidigungsschrift genannt:
„Unsere Aufmerksamkeit wurde auf ein im Februar
1922 veröffentlicht und unter den Namen Fritz Schlegel herausgegebenes Buch
von 250 Seiten gelenkt, dass zahlreiche verleumderische Angaben über die
internationale Vereinigung ernster Bibelforscher enthält.
Die Bibelforscher werden von unaufrichtigen Gegnern bezichtigt, Verbündete der
Bolschewisten zu sein, was durchaus auf Unwahrheit beruht. Ferner beschuldigt
man sie als Feinde des Allgemeinwohls sogleich in Solde der jüdischen
Hochfinanz zu stehen. Keine dieser absurden Behauptungen ist Wahrheit."
(S. 9)
Und weiter:
„Als Beweis seiner leichtfertigen Darlegungen zitieren wir folgende von Schlegel aufgestellte, leere Behauptung:
„Wo haben diese Leute (die Bibelforscher) die Millionensummen des Geldes her? Weil wir die Wahrheit leben sind wir der Sache ein klein wenig auf die Spur gegangen - und wohin führte uns die Spur? Diese Spur führte zum jüdischen Bankhaus Hirsch in New York. Von da wir die ganze IVEB (Internationale Vereinigung ernster Bibelforscher mit den reichsten Geldmitteln versehen."
Entweder stützt sich Fritz Schlegel und die übrigen Verbreiter dieser Verleumdung, die deutschvölkischen Antisemitenführer, Fritsch, Fetz, Lienhard und Konsorten) bei dieser Behauptung auf falsche Information oder er lügt mit Vorbedacht. Ist er aber im Besitz irgend eines diesbezüglichen Nachweises so fordern wir ihn auf, denselben der Öffentlichkeit bekannt zu geben. Für jeden einzelnen Dollar für den Herr Schlegel den Nachweis zu erbringen vermag, das er der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher aus dem jüdischen Bankhaus Hirsch in New York, oder durch irgendeine jüdischen Bank der Welt zugeflossen ist, zahlen wir irgendeiner Wohltätigkeitsanstalt der Schweiz, Deutschland, Frankreich oder Österreich die Summe von je 1000 (tausend) Dollars. Hier hat nun Fritz Schlegel Gelegenheit, vor aller Welt zu beweisen, dass seine sensationelle Behauptung auf Wahrheit beruht und er muss durch sein Stillschweigen zugeben dass er absichtlich verleumdet hat." (S. 10)
Angesichts der ungeheuren publizistischen Wellen die zeitgenössisch
solcherlei Thesen aufrührten, ist es nicht damit abgetan, nur ein oder zwei
Sätze dazu kommentierend anzumerken. Bereits zu früheren Zeitpunkten habe ich
mich bemüht diese Thematik aufzuarbeiten, was wiederum einige umfänglichere
Texte wurden. Die nun hier und heute erneut zu zitieren ergäbe wohl wenig
Sinn. Wer sich für diese Problematik näher interessieren sollte, dem muss
schon mal anheimgestellt werden, sich in die nachfolgenden Links etwas näher
einzulesen.
Etwa in den
Mysnip.53190
Mysnip.39555
Zu besagtem Fritz Schlegel unter anderem
Mysnip.20619
Vom
Katholiken zum Nazi
Letztendlich ist zum Verständnis der damaligen Kontroversen auch ein Einlesen
in die Freimaurer-Thematik vonnöten.
Siehe dazu auch:
Das Thema Freimaurer
Und in weiterem Sinne überhaupt ein Einlesen in die Thematik der kritischen
Bewertung von Weltverschwörungstheorien.
Siehe zu letzterer
Weltverschwörungstheorien kritisch bewertet
Exkurs:
Die ganze Sache fing mit einem Zeitungsartikel in dem katholischen in Olten
(Schweiz) erschienen Blatt „Der Morgen" an, am 18. Mai 1923.
Sowohl in der einschlägigen Literatur, als in der Substanz auch in meinen
vorgenannten Links, wurde jener Artikel mit dem „Freimaurerbrief" bis zum
Überdruss, unzählige Male zitiert. Ergo verzichte ich hier und heute auf eine
wörtliche Wiederholung, verweise insbesondere auch auf meine beiden
vorgenannten Mysnip-Links wo man das alles auch nachlesen kann (53190 und
39555).
Zeitgenössisch traten die relevanten Akteure noch nicht unter ihren Bürgerlich
Klarnamen auf (Herbert von Bomsdorff-Bergen alias „Christian Kreuz"), und der
vielleicht viel wichtigere Mister Mac William Brown aus Boston USA, der dem
Bomsdorff-Bergen den inkriminierten Brief schrieb. Die Wege dieser Herren
gingen dann auch auseinander. Brown aus Boston (USA) dürfte wohl weiterhin
Freimaurer geblieben sein. Bomsdorff-Bergen hingegen war das wohl auch mal,
zum Zeitpunkt seiner Publizistik indes nicht mehr.
Insoweit kann man die Sachlage durchaus so einschätzen. Aus vormaligen
Freunden wurden Feinde. Es konnte demzufolge auch nicht im Interesse des Brown
aus Boston (USA) liegen, nachdem Bomsdorff-Bergen die Kampagne gestartet
hatte, diesem in der Öffentlichkeit lauthals Beifall zuzuklatschen.
Die einzige Option hätte allenfalls dahingehend bestanden sowohl
Bomsdorff-Bergen als auch Brown in einem Gerichtsverfahren vorzuladen. Im
Falle Bomsdorff-Bergen wäre das durchaus möglich gewesen, und er selbst hat
eine diesbezügliche Bereitschaft signalisiert. Ob das für den in den USA
lebenden Brown auch möglich gewesen wäre, erscheint eher zweifelhaft. Da
dürften im Falle einer Nicht-Bereitschaft des Brown (und die kann wohl
unterstellt werden), erhebliche Schwierigkeiten bestanden haben.
Ergo konnte man die „Taube auf dem Dach" (in diesem Fall den Brown) auch nicht
bekommen, so hätte durchaus die Möglichkeit bestanden, den „Spatz in der Hand"
(und der hiess eben Bomsdorff-Bergen) zu bekommen, so man nur wollte, und
zielgerichtete Anstrengungen dazu unternommen hätte.
Ist der „Freimaurerbrief" auch x-mal zitiert worden, so gilt das in gleichem
Umfange für zwei weitere Statements des Bomsdorff-Bergen im „Morgen" nicht in
gleichem Maße.
Sie seien nachfolgend noch vorgestellt.
Nach dem thematischer Erst-Statement vom 18. 5. 1923 ging es in diesem Blatt
thematisch am 16. Juni 1923 weiter.
Nun konnte das geneigte Publikum auch noch das nachfolgende lesen:
„In Nr. 116 veröffentlichte ich im Auszug einen
Brief eines amerikanischen Freimaurers, aus dem zweifelsfrei hervorgeht, daß
die Bestrebungen der Ernsten Bibelforscher von der Weltfreimaurerei finanziell
und moralische (sofern man hier, bei der Tätigkeit der Weltfreimaurerei das
Wort "moralisch" anwenden darf?) Unterstützung erhalten. Mit keinem Wort ist
in dem Artikel gesagt, daß die "Ernsten Bibelforscher" bewußt und auf
Anstiften der Weltfreimaurerei sich lediglich in deren Dienst stellen . -
Es sei mir gestattet folgende kurze Erklärung abzugeben: Eine Beleidigung oder
Verdächtigung der Ernsten Bibelforscher hat mir fern gelegen. Es sollte durch
Veröffentlichung jenes Schreibens nur die Wühlarbeit der Weltfreimaurerei
charakterisiert werden, die ich mir erlaube besser zu kennen als die
Gesellschaft ernster Bibelforscher.
Soweit die Ernsten Bibelforscher in Frage kommen, die sich zu erinnern
belieben, daß in ihren Versammlungen manch unpassendes Wort gegen die
katholische Kirche und gegen ehrwürdige Priester gefallen ist, daß
Behauptungen gegen diese erhoben wurden, die die betreffenden Redner nie zu
beweisen imstande sind. Die Versammlungsleitung hat aber, so viel ich in
Erfahrung bringen konnte, nicht gegen diese Taktlosigkeiten (ganz gelinde
gesagt!) protestiert. Wohl aber hat das Publikum dagegen
Stellung genommen und zwar öffentlich (siehe "Tagesanzeiger" von Zürich).
[Einfügung: Eine konkrete Datumsangabe des „Tagesanzeiger" fehlt. Aber es besteht deshalb kein Grund diese Detailaussage im Prinzip anzuzweifeln. Sie lässt sich auch an vielerlei anderen Quellen belegen. Ende der Einfügung].
Über die Schriften und über die Prophezeiungen
der "Ernsten Bibelforscher" kann jeder denken wie er will. Es sei aber einer
Zeitung, die die Interessen des Katholischen Volkes vertritt, gestattet, gegen
Lehren, die die katholische Kirche von ihrem Standpunkt, nämlich von dem des
positiven Christentums, als Irrlehren bezeichnen muß, in sachlicher Weise
Stellung zu nehmen.
Ich habe nicht gesagt, daß die „Ernsten Bibelforscner", soweit die Schweizer
Gesellschaft in Frage kommt, ein Bündnis mit der Weltfreimaurerei geschlossen
hat, auch nicht, daß sich sie von diesem Geheimbund bezahlen läßt. - Es ist
sogar möglich, daß die „Ernsten Bibelforscher" den Grund der Freigebigkeit
mancher Freunde ihrer Tätigkeit nicht kennen, sie glauben, uneigennützige
Freunde zu haben und verteidigen diese.
Am Schluß gebe ich die Erklärung der Internationalen Vereinigung ernster
Bibelforscher und Wachtturmgesellschaft, Zürich, Usteristraße 19, sie habe
nichts mit der Freimaurerei zu tun, kommentarlos wieder.
C. K."
Damit war das Thema noch nicht beendet.
Schon am 3. Oktober 1923, gab es im „Morgen" den nächsten „Nachschlag".
Diesmal wurde der entsprechende Text mit einer redaktionellen Einführung
versehen. Letztere führte dann aus:
„Nochmals die "Ernsten Bibelforscher"!
Wie es scheint, beabsichtigen die sog. Ernsten Bibelforscher" nun gegen den
„Morgen" gerichtlich vorzugehen, nachdem eine sachliche Widerlegung unserer
Artikel unmöglich war. Wir machen auf die nachstehenden Ausführungen
aufmerksam."
Und der nachfolgende Text führte dann aus:
„Am 21. September lassen die "Ernsten
Bibelforscher" der Redaktion des "Morgen" durch Ihren Rechtsanwalt mitteilen,
daß sie den in Frage kommenden Brief zu sehen wünschen, im Weigerungsfalle sie
Ehrverletzungsklage anstrengen würden.
Die Herrschaften haben die Kühnheit, zu behaupten, der Brief könne nicht echt
sein. Wir weisen diese dreiste Behauptung mit der Bemerkung zurück, daß wir es
gewissen andern Leuten überlassen, mit unehrlichen Waffen zu kämpfen und sehen
allen weiteren Schritten der "Ernsten Bibelforscher" mit der Ruhe entgegen,
die ein ehrliches Gewissen als Fundament hat.
Wir möchten die „Ernsten Bibelforscher" aber ersuchen, auch gegen andere
vorzugehen, z. B. gegen August Fetz, Verfasser von „Der große Weltbetrug durch
die Ernsten Bibelforscher, Verlag von Karl Rohm, Lorch, gegen Hans Lienhardt,
Verfasser von „Ein Riesenverbrechen am deutschen Volk und die Ernsten
Bibelforscher", erschienen im gleichen Verlag. Dort werden die „Ernsten
Bibelforscher" Schrittmacher des Internationalen Judentums genannt.
- wir werden nicht verfehlen, außerdem zweifelsfrei echten Brief, der sich in
unseren Händen befindet, alle einschlägige Literatur und auch Zeugnisse von
hochangesehenen Gelehrten, echte Originalbriefe, deren Ansichten sich mit dem
Inhalt unseres Briefes decken, dem Gericht vorzulegen. -
Chr. Kr."
Nun ist zwar zu diesen Ausführungen festzustellen, die Verlagsangaben für
die Schriften von Fetz und Lienhardt sind falsch. Gleichwohl relativiert sich
dieser Lapsus wiederum dahingehend, dass - nachweisbar auch im Karl
Rohm-Verlag, Lorch, einige Anti-Bibelforscher-Schriften erschienen, über deren
Inhalt die WTG gleichfalls kaum „erfreut" gewesen sein dürfte.
Wesentlich aber ist, die vorgenannte WTG-Drohgebärde, blieb folgenlos.
Bomsdorff-Bergen blieb unbehelligt. Er wurde zu keinem Zeitpunkt je genötigt,
seine Aussagen vor einem Gericht zu belegen.
Dafür nutzte etwa ein Jahr später, die WTG das Ersatz-Schlachtfeld, indem sie
gegen den Arzt Dr. Wilhelm Fehrmann ein Verfahren anstrengte, der lediglich
das wiederholt hatte, was andere vor ihm auch schon gesagt hatten.
Und auch aus diesem Verfahren ging die WTG keinesfalls als „strahlender
Sieger" hervor.
Da sei beispielhaft auf die antisemitische Zeitschrift „Der Weltkampf" Ausgabe
vom 1. April 1925 verwiesen.
Rosenberg's „Weltkampf" hatte schon früher erklärt.
Das Bibelforscher-Thema betrachte er auch deshalb für sich auch als relevant,
dieweil die zeitgenössischen Bibelforscher mit die aktivsten Begünstiger des
Zionismus innerhalb der deutschen Religionsindustrie seien.
Sowohl für das Buch von August Fetz zum Bibelforscherthema, als auch das Buch
des Bomsdorff-Bergen (alias „Christan Kreuz", „Ein Weltbetrug durch Zeichen
Wort und Griff") wurde im „Weltkampf" die Reklametrommel gerührt.
In der genannten Ausgabe vom 1. 4. 1925, gab es dort auch noch eine geraffte
Zusammenfassung der Ergebnisse der Verfahrens, die da WTG-seitig gegen den
Arzt Dr. Wilhelm Fehrmann angestrengt wurden.
In dieser Zusammenfassung liest man auch:
„Das Kantonsgericht St. Gallen hat im Prozeß der
Bibelforscher, vertreten durch Advokaturbüro Dr. Lehmann und Dr. Reichstein
..., Zürich, kontra Dr. Fehrmann, vertreten durch Nationalrat Dr. Duft, St.
Gallen, das Urteil gefällt.
1. Die Klage der internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher und deren
verantwortlichen Leiters, Konrad C. Binkele, Bürger der U.S.A. in Zürich, ist
wegen Fehlen der Aktivlegitimation beider Kläger, der Ernsten Bibelforscher
und des Leiters Binkele, abgewiesen.
2. Die Kläger haben 450 Franken Gerichtskosten zu tragen, nämlich 150 Franken
Bezirksgerichtskosten und 300 Franken Kantonsgerichtskosten.
3. Die Kläger haben dem Beklagten Dr. Fehrmann eine Entschädigung von 813.55
Franken zu bezahlen."
Was den Aspekt der angesprochenen Aktivlegitimation anbelangt, ist auf
einen Aufsatz, des mit genannten Dr. Duft in der Zeitschrift „Der Fels" zu
verweisen (in der März-Ausgabe 1926).
In ihm arbeitet Duft in seiner Eigenschaft als mandatierter Verteidiger mit
heraus:
Die Bibelforscher „sind eine englische
Vereinigung, die am 29. Juni 1914 in London unter dem Namen "International
Bible Students Association" (I.B.S.A.) als Gesellschaft begründet wurde. Die
Gründungsformel lautet: "Wir, die Unterzeichneten, wünschen uns zu einer
Gesellschaft mit den im Memorandum genannten Zielen zu organisieren, und wir
erklären uns einverstanden, die unten genannte Anzahl Anteilscheine von dem
Kapital der Gesellschaft zu übernehmen."
Die Unterzeichner, also die Gründer der Vereinigung, waren vier Personen, die
als ihr Domizil: 34 Crawe Terrace, London, angeben. Einer derselben, J. F.
Rutherford, bezeichnet sich als "american Counse llor at law", als
amerikanischer Jurist.
Die Gründungsurkunde wurde von dem englischen Notar Ernest H. Neville in
London beglaubigt.
"Das Gesellschaftskapital beträgt 100 Pfund Sterling, das in 100 Anteile zu je
ein Pfund Sterling eingeteilt ist." Die Vereinigung der "Ernsten
Bibelforscher" ist somit eine "geschlossene englische Gesellschaft", ein
zahlenmäßig beschränkter Personenkreis von höchstens hundert Mitgliedern. Im
juristischen Sinne ist es eine englische Gesellschaft, eine juristische Person
des englischen Rechtes. Wirtschaftlich ist diese Gesellschaft als eine
Verlagsgesellschaft zu charakterisieren.
Als juristische Person kann höchstens die in England eingetragene englische
Vereinigung auftreten. Das gleiche aber können nicht einzelne Gruppen oder
Vertreter."
Dieses juristische Konstrut ließ sich Johannes Duft also nicht entgehen,
und hatte immerhin dergestalt Erfolg, dass jenes Schweizer Gericht, dem
Binkele, aus persönlicher Mit-Betroffenheit, ein Klagerecht zwar zuerkannte.
Nicht jedoch jenen Organisationsformen, welche sich auch in der Schweiz, als
Bibelforscher titulierten.
Aus anderen Berichten über diesen Vorgang ist ersichtlich. Nach der
Urteilsverkündigung wurde eine Revisionsverhandlung, so sie denn beantragt
würde, als zulässig erklärt, im Rahmen zu beachtender Fristen.
Genau die aber verstrichen WTG-seitig ungenutzt. Damit war dann das
vorzitierte Urteil Rechtsgültig geworden.
Die Zeitschrift „Deutsch-Evangelische Korrespondenz" notierte in ihrer Ausgabe
vom 24. Juni 1925 dazu nachfolgendes:
„Aus St. Gallen in der Schweiz geht uns folgende
„Erklärung" zu:
„Nachdem in der bekannten Ehrverletzungsstreitsache der Internationalen
Vereinigung Ernster Bibelforscher und Conrad C. Binkele, deren
Verantwortlichen Leiters, Usterisstr. 19, Zürich gegen Herrn Dr. med. W.
Fehrmann, St. Gallen, das staatliche gallische Kantonsgericht am 13. März 1925
die Klage zurückgewiesen hatte, ließen die sogenannten „ernsten Bibelforscher"
durch ihre Agenten und die Presse in der Schweiz und fast ganz Europa
verkünden, sie hätten diese Angelegenheit an das Schweizerische Bundesgericht
weitergezogen. Diese Behauptung widerspricht der Wahrheit. Die Kanzlei des
Schweizerischen Bundesgerichts hat dem unterzeichneten Anwalte auf Anfrage hin
bestätigt, daß die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher und Conrad
C. Binkele in Zürich das Bundesgericht innerhalb der gesetzlichen Frist nicht
angerufen haben. Mit dieser öffentlichen Feststellung dürfte die
Handlungsweise der sogenannten „Ernsten Bibelforscher" bei allen ernst
denkenden Menschen gerichtet sein.
St. Gallen, 13. Juni 1925. Dr. J. Duft, Advokat."
Im Gegensatz zur Zeitgenössischen Publizistik, würde ich es eher vorziehen,
von Geldspritzen finanzkräftiger Kreise in den USA zu reden. Ob die sich nun
auf den Namen Rockefeller verengen lassen oder nicht, wie es die sowjetische
Publizistik unterstellte, ist sicherlich genauso anfechtbar, wie die Verengung
dieser These auf die Freimaurerei.
Eine Motivation diesbezüglicher Sponsoren kann durchaus in dem
Neokolonialistischen Impetus der USA gesehen werden, nach dem Motto
„Ihr hattet früher das Land. Wir gaben euch dafür die Bibel. Jetzt aber haben
wir dafür das Land."
Die Rockefeller und Co haben auch andere Zweige der Religionsindustrie
gesponsert. Es läge durchaus in ihrer allgemeinen Linie, dass auch die WTG
davon profitieren konnte, zumindest zeitweilig.
Am Rande vermerkt:
Im August-Heft 1935 der antisemitischen Zeitschrift "Weltkampf" konnte man
dann von Bomsdorff-Bergen, einen Kommentar, zum inzwischen (auch)
eingetretenen Freimauerverbot im Naziregime lesen (formal als "Auflösung"
tituliert, was indes in der Praxis kein Unterschied zu einem Verbot ist).
In selbigem meinte er dann auch dozieren zu sollen:
"Die Idealisten und wertvollen Menschen, die
Logenmitglieder waren, haben nichts verloren. Sie können froh sein, auf eine
gute Art aus der Suggestion des jüdischen Ungeistes erlöst worden zu sein. ...
Sie (die Judenfrage) ist mit der Freimaurerfrage untrennbar verbunden, ebenso
wie die immer brennender werdende Romfrage."
Indem er in diesem Votum auch noch die "Romfrage" mit einflocht, spricht
dies Bände über diesen Karrieristen. Völlig ausgeblendet ist dabei auch, dass
er für die erstmalige Publizierung, seiner gegen die Bibelforscher gerichteten
Attacken, sich erklärter katholischer Blätter bediente. Und nun plappert auch
er die These einer "brennender werdenden Romfrage" nach. Er empfiehlt sich
damit schon mal dem Naziregime als Kommentator, sollte sie dereinst selbige zu
"lösen" sich anschicken. Leute die das gerne wollten, gab es mit Sicherheit im
Naziregime. Nur denen wurde aus übergeordneten Überlegungen, von Hitler dann
doch gewisse Zügel bis zur Zeit "nach dem Weltkrieg" angelegt. Karl-Eduard von
Schnitzler zu DDR-Zeiten und einer seiner Vorläufer, eben Bomsdorff-Bergen,
lassen grüßen!
Eine wüste Hetze - noch heute - wird auch mit dem Namen des USA-Präsidenten
Woodrow Wilson (Amtszeit von 1913 - 1921) betrieben. Offenkundig hat er auch
Politik-Entscheidungen zu verantworten, die nicht jedem gefallen. Insonderheit
auch nicht jedem im Deutschsprachigem Europa. Prompt war beispielsweise dem
Versailler Vertrag die Vokabel „Freimaurerfrieden" angedichtet. Dies obwohl
wie selbst freimauerische Quellen belegen (etwa das Freimaurerlexikon von
Lennhoff/Posner) Wilson selbst, niemals Freimaurer war. Allerdings, auch das
ist wohl war, andere, die in der fraglichen Phase, in der USA-Politik was zu
sagen hatten, waren Freimaurer. Insoweit war ihr Einfluss auf die USA-Politik
durchaus gegeben.
Im Kielwasser der Weltverschwörungstheorien, welche sich auch besonders am
Versailler Vertrag entzündeten, und zu den abenteuerlichsten Theorien führten,
unter anderem dem weitgehend schon toten Antisemitsmus in Deutschland, eine
erstarkte zweite Lebensphase ermöglichten.
In diesem Kielwasser schwimmt letztendlich auch Bomsdorff-Bergen.
Jüdisch-freimaurerische Finanzierung ???