Geschrieben von Drahbeck am 24. März 2002 10:22:50:
Eine Christentums-Strömung stellen auch die sogenannten "Pfingstkirchen" dar. Glaubt man doch durch Wirkung des Heiligen Geistes gar Krankenheilungen, Reden in Fremdsprachen und ähnliches mehr erleben zu können. Einer der profundesten Kenner auf diesem Gebiet, der Theologe Walter J. Hollenweger, der auch ein Vorwort zur zweiten Auflage des Doyon-Buches "Hirten ohne Erbarmen" schrieb, hat ihnen mehrere umfängliche Veröffentlichungen gewidmet.

Auch Hollenweger stellt fest, dass es "die" Pfingstler nicht gibt. Ihr Spektrum ist äußerst breit mit zum Teil diametral entgegengesetzten Positionen, außer vielleicht der Meinung, vom "Heiligen Geist" in besonderer Art und Weise geführt zu werden. Fernsehprediger in den USA wie auch große Teile der "religiösen Szene" namentlich in der Dritten Welt, sind ihnen vielfach zugetan. Emotionales Ansprechen, nicht die "Ratio" ist ihr spezielles Gebiet.
Wie gesagt, "die" Pfingstler gibt es nicht. Kindertaufe oder deren Ablehnung. Wehrdienst oder dessen Verweigerung und anderes mehr. Dies alles ist bei Pfingstlern anzutreffen.
Auch Endzeiterwartungen mit anschließender Umdeutung "nach Tisch". Dies nur am Rande mit vermerkt.

Interessant empfand ich in Hollenwegers Buch "Enthusiastisches Christentum" auch die nachfolgenden Ausführungen zum Thema Blut. Letzteres ist ja auch bei den Zeugen Jehovas ein Mene Tekel, so dass man durchaus interessiert zur Kenntnis nimmt, was sich andernorts diesbezüglich abspielt. Verstehe ich es richtig, gehen die nachstehend zitierten pfingstlerischen Kreise aber n i c h t so weit, auch Bluttransfusionen prinzipiell mit abzulehnen. Dies ist denn doch wohl ein kleiner, aber nicht zu übersehender Unterschied!
Hollenweger schreibt in der genannten Publikation (S. 452):

Alle Pfingstler, außer den europäischen, enthalten sich des Alkohols, ebenso unter Berufung auf Apg. 15, 28-29 der Blutwürste:
"Beim Blutessen geht der Tiercharakter in dich. Deshalb verlierst du die Kontrolle der Intelligenz. Du wirst deine Suppe selbst ausessen müssen. Deshalb können so viele den Geschlechtstrieb nicht mehr beherrschen, sondern sie werden von ihm beherrscht. Deshalb so viele uneheliche Kinder, Ehescheidungen, und das Heiraten von Geschiedenen ist so alarmierend und weit verbreitet. Durch den anhaltenden Genuß des Blutes durch Generationen ist der Charakter vertiert."
"Wir glauben, daß es nötig ist, sich des Götzenopferfleisches, des Blutes, des Ersticktem und der Unzucht zu enthalten."

Geschrieben von Drahbeck am 12. April 2002 14:45:31:
Theologische Israel-Verklärung
Die kriegerischen Spannungen derzeit in Nahost machen es deutlich. Es gibt auch solche, die das alles (wieder einmal) in ein biblisches Korsett hineinpressen möchten. Und die Geschichte der Bibelforscher/Zeugen Jehovas scheint begünstigend für solche Anfälligkeit zu sein.

Wie war das in Deutschland eigentlich, als hierzulande die Bibelforscher Fuß zu fassen anfingen. Das heißt die Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg? Oder noch mehr zum Kern kommend, aus welchen Kreisen setzten sich jene zusammen, die sich damals von der Bibelforscherbotschaft angesprochen fühlten. Pauschal gesagt. Die damalige Klientel waren die, die entweder mit "Freikirchen" oder "Landeskirchlichen Gemeinschaften" oder anderen im kirchlichen Jargon "Sekten" sympathisierten.

Die deutschen Anfänge waren keineswegs so zentralistisch wie man das von den heutigen Zeugen Jehovas kennt. Das kam erst später. Erst war ein noch durchaus pluralistisch zu nennendes Spektrum. Wer der "Wachtturm" der Bibelforscher las, war nicht selten zugleich auch Abonnent des "Prophetischen Wortes" von Ströter. Oder gar noch Sympathisant des "Johannes Walther" (alias Walter Küppers), der noch "genauer" als Russell meinte für 1912 Endzeitereignisse voraussagen zu können (vor Tisch). Nach Tisch dann auch bei ihm das große lavieren, Wegerklären und Umdeuten.

Nehmen wir mal die Zeitschrift "Das Prophetische Wort" von Ernst F. Stroeter. Seit 1907 erscheinend. Schon in deren ersten Jahrgang findet sich die Klage (S. 202):
"Das Verständnis für Israel und seine Bedeutung im göttlichen Reichsplan schwand (in den Großkirchen). Man wurde Antisemit und trieb christlich-nationale Reichspolitik und Weltverbesserung."

Dies war in Ströters Sicht ein Fehler, den er nicht wiederholen wollte.
Gleichfalls im ersten Jahrgang genannter Zeitschrift, begegnet er einem auch schon, der bereits genannte "Johannes Walther". In seinem Aufsatz berichtet er euphorisch, nachdem er die sogenannte "höhere Bibelkritik", die er am Falle des Theologen Wellhausen festmacht, kritisiert hat:

"Das Jahr 1906 hat gläubigen Bibelforschern … hochbedeutsame Ereignisse gebracht. Im März eröffnete ein Erlaß des Sultans offiziell dem wandernden Israel die Pforten Palästinas. Seitdem ist der Zionismus aus dem Stadium der Warte in das der systematischen Besiedlung übergegangen. Die Revolution in Rußland sorgte für fortgesetzten Zuzug, und Gott gibt sichtbar seinen Segen dazu; denn wunderbarer Weise stellen sich in Palästina, über dem der Himmel seit Jahrhunderten wie Erz war, seit einigen Jahren ungewöhnlich häufig Regengüsse ein." (S. 262).

Und seinen sich über mehrere Fortsetzungen hinziehenden Aufsatz schließt er mit dem Ausruf:
"Ja; Gottes Wort über Israel ist wunderbar, und alle Welt wird sich verwundert ansehen, wenn über kurz oder lang die Gebrüder Ismael und Israel als die gesegnetsten und angesehensten Völker der Erde sich die Hände reichen werden, wenn Gott den Mittelpunkt der Erde wieder dorthin verlegt, wo er vor alters war, und wo er geographisch hingehört." (S. 315).

Im dritten Jahrgang (1909) verbreitet sich "Walther" erneut mit einer Art Grundsatzartikel. Jedenfalls wird dieser in der redaktionellen Einleitung durch Ströter, entsprechend hochgelobt. Zitat: "Kein Schriftgläubiger wird ohne reichen Gewinn diesen Ausführungen folgen."

Als Ausgangspunkt nutzt "Walther" das Kapitel 19 des Bibelbuches Jesaja, um dann auszuführen:
"Der dritte Abschnitt dieses Teiles (V. 19-22) ist der umfangreichste unter den fünfen. Sein Inhalt ist sehr beachtenswert. 'An jenem Tage' heißt es da, 'soll ein Altar Jehovas mitten im Lande Aegypten stehen und ein Denkmal aus Stein für Jehova am Rande der Einfassung.'
Also zur Zeit der Wiederkunft Christi soll in Aegypten ein Steindenkmal und Zeuge für den neuen König der Erde dastehen. Er soll nicht erst gebaut werden, sondern schon dastehen, während Aegypten noch nicht dem Herrn gehört.

Tatsächlich steht nun solch ein Steinzeuge für den Herrn schon seit Jahrtausenden an dem so eigenartig bezeichneten Platze, ohne daß die Menschheit es gewußt hat. Unsrer Zeit war es vorbehalten, ihn erst zu erkennen als das, wozu ihn Gott von Anfang an bestimmt hat.
alle andern Pyramiden Aegyptens, soweit sie später als diese gebaut sind, sollen nur Nachahmungsversuche dieser größten und wunderbarsten aller Pyramiden sein, - sie ist nur sieben Meter niedriger als der Kölner Dom - und während von allen andern feststeht, daß sie Grabstätten für irgend einen König waren, scheint diese Pyramide nie zu einem solchen Zweck bestimmt zu sein" (S. 77, 78).

Bei den weiteren Verlauf seiner Ausführungen zum Thema Pyramide hat man allerdings den dringlichen Verdacht, dass die eigentlich gar nicht auf dem "Mist" von "Walther" gewachsen sein können. Denn indem er weiter ins Detail geht, auch auf die neuere Pyramidenforschung zu sprechen kommt, wobei er auch den Namen Piazzi Smith nennt. Bei diesen Detailerläuterungen erhärtet sich der Verdacht, "Walther" hat mehr oder weniger nur gekonnt "ab- bzw. umgeschrieben". Seine diesbezügliche Quelle nennt er zwar nicht. Indes wer Russells Schriftstudien", namentlich dessen dritten Band kennt, der ist auch in der Lage den Nachweis zu führen, dass "originell" "Walther" eigentlich nicht ist.

Dennoch ist es zu einfach ihn nur einfach als Plagiator hinzustellen. Er setzt durchaus auch eigenständige Akzente. Dieser Akzent kommt besonders im abschließenden Resümee seiner Ausführungen zum Ausdruck. Nachdem er vorangehend mit Zirzensischer Leichtigkeit mit allerlei Zahlen herumjongliert hat belehrt er seine Leser nun dahingehend:

"Wenn wir nun da das Maß der Pyramide anlegen, so kommen wir auf die erste Hälfte des Jahres 1912. Um diese Zeit also müßte die Entrückung stattfinden; und dafür sprechen auch andere sehr triftige Gründe, auf die wir bei der Besprechung der Worte Ezechiels über Aegpten noch werden hinweisen müssen; denn 1912 ist der erste Endpunkt der 'Zeit der Heiden', und gerade 3 ½ Jahr später, gegen Ende des Jahres 1915, liegt der Hauptendepunkt der 'Zeit der Heiden', der aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Wiederkunft Christi und der Aufrichtung seines Reiches zusammenfallen wird." (S. 83)

Bei dieser Aussage wurde offenbar auch dem Zeitschriftenherausgeber Ströter etwas mulmig. Zwar bot er dem Pfarrer der altkatholischen Kirche Walter Küppers (alias Johannes Walther), in seiner Zeitschrift wiederholt und umfänglich eine entsprechende Tribüne. Bei der letzteren Aussage sah er sich aber doch genötigt redaktionell hinzuzufügen:
"Zu dieser, wie zu allen ähnlichen Berechnungen der Zeit für die Entrückung der Gemeine setzen wir ein ernstes Fragezeichen."

Gleichwohl verbreitete sich "Walther" auch nach dieser redaktionellen Distanzierung, weiterhin massiv in dieser Zeitschrift. Der gemeinsame Boden, auf dem sich sowohl "Walther" als auch Ströter immer wieder trafen, war die theologische Verklärung Israels. So etwa im Jahrgang 1910, der auch wieder von ellenlangen Artikeln des "Walther" nur so strotzt.

Ein weiterer gemeinsamer Punkt, wo beide sich immer wider trafen bestand in der Aussage (von "Walther" jetzt zitiert) (1910, S. 88):
"Wenn man uns fragen würde, wen wir zur Zeit für den gefährlichsten unter den äußeren Feindes des Werkes Christi halten, so würden wir antworten: - Die moderne Theologie."

Nicht uninteressant festzustellen, dass auch "Walther" analog zu Russell, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt mit in sein System einbaut. So liest man etwa im Jahrgang 1910 des "Prophetischen Wortes" S. 120, 124):
"Es scheint vielmehr daraus hervorzugehen, daß wir die Entdeckungen und Erfindungen und all die vielen großen Fortschritte, die uns die letzten vier Jahrhunderte gebracht haben, schon als Vorbereitungen für das kommende Reich betrachten dürfen. Dampferlinien und Eisenbahnen, Telefon und Luftschifffahrzeuge sind offenbar Dinge, die für die kommende Herrschaft Christi und alles, was dann werden soll, im Ratschluß Gottes für nötig erfunden worden sind; denn eine irdische Herrschaft braucht auch irdische Herrschaftsmittel, und jedes Verkehrsmittel ist ein Herrschaftsmittel. Wie soll man irdische Wüsten in irdische Paradiesgärten verwandeln ohne Wissenschaft und Technik? Und unsere verwüstete Erde soll doch trotz Sünde und Satan durch Christi Herrschaft in ein neues Paradies verwandelt werden.

… Alle Politiker und alle großen Kaufleute merken es, daß bald Europa nicht mehr der Mittelpunkt des Weltgeschehens sein wird, daß eine Zeit beginnt, in der der Stille Ozean nicht weniger belebt sein wird als der Atlantische Ozean und daß der Mittelpunkt sich anders wohin verlegen wird. Wir, die wir Daniel verstehen, wir wissen, wo der Mittelpunkt sich hin verlegen wird. Das Volk des Herrn wird sich in Palästina sammeln, und von Jerusalem aus wird der Messias, unser Herr, die Könige und Völker dieser Erde regieren. Wir aber, die wir jetzt schon ihn als unsern Herrn und König anerkennen, wir werden dann bei ihm sein und in verklärten Leibern, in Leibern, mit denen wir, wie er nach seiner Auferstehung, erscheinen und verschwinden können, mit ihm in seinem Namen herrschen und regieren auf dieser Erde, um endlich das verheißene Reich des Friedens und der Gerechtigkeit zu gründen."

Es wäre zuviel gesagt, wollte man behaupten, die Ströter'sche Zeitschrift und die Bibelforscher würden in allen Punkten auf einer Linie liegen. In einigen wesentlichen Punkten wohl. In anderen wohl nicht. Ein solcher Streit (aus meiner Sicht ein "Streit um des Kaisers Bart") bestand wohl darin, dass die Bibelforscher den Kreis um Ströter als "Allversöhnler" hinstellten. Ich vermag diese Etikettierung zwar nicht ganz nachzuvollziehen. Immerhin zeitgenössisch tauchte dieser Vorwurf auf.

Eine Erklärung dafür findet man vielleicht auch in jener im Jahrgang 1911 (S. 31) abgedruckten Fragebeantwortung:
"Ist es angezeigt, bei dem gegenwärtigen betrübenden Zustande der Gemeine Gottes die Endlichkeit der Höllenstrafen zu betonen?
Antwort: Wir glauben entschieden Ja! …" Und dann folgen wieder ellenlange Ausführungen. In diesem Punkt vertraten die Bibelforscher in der Tat eine andere Position.

1912 war nun das von "Walther" anvisierte Jahr. Nolens volens musste zu jenem Zeitpunkt das "Prophetische Wort" erneut "Farbe" bekennen. Ströter tat es wieder einmal über das Instrumentarium einer "Fragenbeantwortung". In der Januarausgabe 1912 (S. 64) liest man:
"Was ist Ihre Stellung zu der Bestimmtheit, mit welcher Johannes Walther in seiner neuesten Schrift 'Auf Gottes Wunderwegen' sich berufen glaubt zu verkündigen, daß die Entrückung der Gläubigen geschehen wird vom 20. auf den 21. März 1912?

Antwort:
Wir beklagen dieselbe tief als eine sehr bedenkliche Entgleisung des uns so teuren Bruders und Mitarbeiter. Wir lehnen seine 'Weissagung' entschieden ab. Aber wir lassen nicht ab, zu bitten, daß dem teuren Bruder eine sehr gefährliche innere Katastrophe erspart bleiben möge, wenn nun der 21. März 1912 vorübergehen sollte, ohne die Erfüllung seiner Vorhersagung. Alle, die ihn lieben und schätzen gelernt wegen seiner köstlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Schriftdeutung, werden uns darin gewiß gern unterstützen. Der Bruder steht vor einem furchtbaren Zusammenbruch, wenn er sich täuschen sollte."

Formal war "Walther" beim "Prophetischen Wort" nun "weg vom Fenster". War er es wirklich? Als Person vielleicht. Indes was sein "Geistesgut" anbelangte durchaus nicht. Zwar vermied Ströter sattsam bekannte Spitzen. Indes das Grundgerüst als solches feierte bei ihm weiter "fröhlichen Urstand". So auch im Jahrgang 1913, wo man in dieser Zeitschrift (S. 48) lesen konnte:

"Sieben Zeiten haben die Dauer von 2520 Jahren, und sie beginnen mit dem allmählichen Zerfall des Königreichs Juda, der 19 Jahre (606 bis 587 v. Chr.) in Anspruch nahm, sodaß das Ende dieser sieben Zeiten, 2520 Jahre später zu erwarten ist, also vom Jahre 1915 bis 1934.
Wir dürfen somit annehmen, daß die bedeutsamen Jahre des Untergangs des Reiches Juda, nach Ablauf der sieben Zeiten, auch wichtige Ereignisse für das Fallen der Herrschaft der Heiden einerseits, und der Wiederherstellung des Volkes Israel als selbständige Nation in Palästina andererseits bringen werden. Aber erst nach dem völligen Ablauf dieser sieben Zeiten, oder 2520 Jahre, von der vollständigen Zerstörung Jerusalems und des Tempels des Herrn an berechnet, können wir auch das Ende der Herrschaft der Heiden und die Befreiung des Volkes Gottes vom fremden Joch und seine Wiederherstellung im heiligen Lande erwarten.

Diese letzten hochwichtigen Ereignisse werden sich durch göttliches Eingreifen, nämlich durch das herrliche Kommen des Menschensohnes vom Himmel mit seinen Heiligen, vollziehen. Dieses sichtbare, sieghafte Kommen des Herrn darf aber nicht mit seinem Kommen in den Lüften zur Abholung seiner Gemeine und zur ersten Auferstehung verwechselt werden. Für diese, die vorher stattfinden wird, haben wir gar keine chronologische Angaben in der Bibel."

Auch den Bibelforschern war es nicht entgangen, dass von Ströter und "Walther"; abgesehen von einigen doch wohl eher marginalen theologischen Unterschieden, da in hohem Maße ihr Geistesgut kopiert, respektive verfremdet wurde. "Was tun sprach Zeus?" Nun, die zeitgenössischen Bibelforscher zogen es offenbar vor, "gute Miene zum bösen Spiel" zu machen. Beleg dafür ist auch ihre Ausführung in ihrem eigenen Wachtturm (1911 S. 107):

"Man schreibt uns: 'Lieber Herr Koetitz! Es dürfte Ihnen wohl nicht unbekannt sein, daß Pastor Ströter Ihre Schriftstudien … in einigen wichtigen Punkten für irrtümlich erklärt … ist es mir unendlich Leid, daß zumal Pastor Ströter in vielen Punkten mit Ihnen eins ist, diese beiden Auslegungen nicht miteinander gehen können."

In der Antwort wird dann auf die theologischen Differenzen eingegangen. Am bedeutungsvollsten ist vielleicht der Satz im "Wachtturm":
"Dies kann man nicht anders verstehen, als daß sich Bruder Ströter und seine Mitarbeiter …zum Universalismus bekennen, das heißt, an keine Vernichtung der Unverbesserlichen glauben, sondern annehmen, daß es schließlich keine solche geben wird, und daß alle Menschen 'endlich' errettet werden.
Wir wollen nicht sagen, wie groß oder gefährlich der Irrtum der Unversalisten ist."

In der gleichen Wachtturm-Abhandlung findet sich dann noch der Satz:
"Es ist allgemein bekannt, dass unser lieber Bruder Ströter die Schriftstudien Tages-Anbruch längst kennt und mit vielem darin einig geht. Wir zweifeln nicht, dass er (sowie auch Pfarrer Küppers, 'Johannes Walther') vieles daraus gelernt und angenommen und verwertet hat. Wir gönnen ihnen dieses gern und sehen durchaus nicht scheel, wenn die lieben Brüder auch verfehlt haben ausdrücklich zu sagen, was sie von Bruder Russell gelernt haben. ('Ehre dem Ehre gebührt')".

Zum Schluss dieses Rückblickes kommend. Offenbar gilt wohl nach wie vor jenes Bibelwort:
Dass es nichts Neues unter der Sonne gäbe (Prediger 1:9). Nicht zuletzt auch auf dem Felde der theologischen Israel-Verklärung.
Die Küppers (alias "Walther"), Ströter und einige andere mehr, fanden seinerzeit in ihrer einleitend beschriebenen Klientel, ein staunendes und glaubenswilliges Publikum. Rückblickend können sie und ihre neuzeitlichen Nachfolger, einem eigentlich nur leid tun!

Geschrieben von LuckyX am 14. April 2002 09:58:30:
Als Antwort auf: Re: Theologische Israel-Verklärung <2404.htm> geschrieben von D. am 13. April 2002 18:53:02:
BRAVO, Drahbeck - die ganze Serie, was damals Wahrheit war, lese ich immer wieder mit Genuß. Was eigentlich hat die heutige WTG mit der damaligen Volkskanzel noch gemeinsam ??
Zum Thema : was kann denn der mit den Augen ddes Glaubens Gesegnete dazu anführen, daß sich jetzt all diese "Prophezeiungen" am geistigen Israel, sprich dem mickrigen und trüben sogenannten Überrest erfüllen ??

Geschrieben von Gerd  am 14. April 2002 11:05:47:
Als Antwort auf: Re: Theologische Israel-Verklärung <2405.htm> geschrieben von LuckyX am 14. April 2002 09:58:30:

Das ist doch ein klarer Fall, Lucky!

Das fleischliche Israel wurde zur Sekte und die Sekte wurde zum "geistigen" Israel. Die Beweise sind – im wahrsten Sinne des Wortes – ERDRÜCKEND:

*** w97 15. 12. 14 Den "Tag Jehovas" überleben ***
16 Für Jehova war nun die Zeit gekommen, das Strafurteil an dem von ihm verworfenen Volk, dem natürlichen Israel, zu vollstrecken. Viele Tausende aus den Nationen der damals bekannten Welt waren in die Christenversammlung geströmt und als geistiges „Israel Gottes" gesalbt worden (Galater 6:16). Das Judentum jener Tage hatte sich dagegen in Haß und sektiererisch [!!] motivierte Gewalttaten verstrickt. Die Juden waren nicht „den obrigkeitlichen Gewalten untertan", wie Paulus geschrieben hatte, sondern taten genau das Gegenteil

*** w95 1. 7. 20-1 Gemeinsame Bewohner eines wiederhergestellten "Landes" ***
Ein geistiges „Land"
3 Der Apostel Petrus sagte die Bildung einer himmlischen Regierung voraus, der die 144 000 gesalbten Christen angehören würden. Er schrieb: „Es [gibt] neue Himmel und eine neue Erde, die wir gemäß seiner Verheißung erwarten, und in diesen wird Gerechtigkeit wohnen" (2. Petrus 3:13). Die „neuen Himmel" kamen 1914 bei der Inthronisierung Christi als König des himmlischen Königreiches ins Dasein. Doch wie verhielt es sich mit der „neuen Erde"?
4 Jehova befreite den gesalbten Überrest 1919 aus der Gefangenschaft Babylons der Großen (Offenbarung 18:4). Für die Führer der Christenheit kam dieses dramatische Ereignis völlig unerwartet. In der Bibel heißt es dazu: „Wer hat so etwas gehört? Wer hat Dinge wie diese gesehen? Wird ein Land an e i n e m Tag mit Wehen hervorgebracht werden? Oder wird eine Nation auf einmal geboren werden?" (Jesaja 66:8). Als die gesalbte Versammlung plötzlich vor den Nationen als ein befreites Volk erschien, war sie tatsächlich eine Nation, die „auf einmal geboren [wurde]". Doch was war das „Land"? In gewisser Hinsicht handelte es sich um eine >>>geistige Entsprechung des Landes des alten Israel.<<< Es handelte sich um den Tätigkeitsbereich, der der neugeborenen „Nation" übergeben wurde, ein Bereich, in dem die Prophezeiungen in bezug auf das Paradies, die im Bibelbuch Jesaja geäußert wurden, eine neuzeitliche, geistige Erfüllung haben (Jesaja 32:16-20;<

Alles klar?

Geschrieben von LuckyX am 14. April 2002 16:32:11:

Als Antwort auf: Re: Theologische Israel-Verklärung <2407.htm> geschrieben von Gerd am 14. April 2002 11:05:47:

>Die Beweise sind – im wahrsten Sinne des Wortes – ERDRÜCKEND:

*** danke, lieber Gerd für das überwältigende Souvenir aus Paranoia. Ja, ich erinnere mich, die Tatsachen beweisen das ja über jeden Zweifel :-))

Geschrieben von Drahbeck am 20. April 2002 11:45:13:
Als Antwort auf: Re: Theologische Israel-Verklärung <2409.htm> geschrieben von LuckyX am 14. April 2002 16:32:11:
Ein Buch das einen Überblick über die "religiöse Szene" vermittelt ist das von Oswald Eggenberger: "Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen". Unter anderem darin mitbehandelt das "Missionswerk Mitternachtsruf", des in der Schweiz lebenden gebürtigen Holländers Wim Malgo (geb. 1922). Zu seiner Biographie wird vermerkt, dass er 1947-49 die "Bibelschule Beatenberg" (Schweiz) besuchte, danach als freier Evangelist zu wirken begann. Eines seiner Kennzeichen ist auch die starke Einbeziehung Israels in sein theologisches Gebäude, weshalb denn Eggenberger ihn auch der Rubrik zuordnete: Endzeit-Gemeinden unter Einbezug des Jüdischen Volkes.

In seiner abschließenden Gesamteinschätzung schreibt der genannte Verfasser:
"Die 'prophetische Auslegung' der Bibel, vorgebracht in der bestimmten Art Wim Malgos, ist für viele problematisch. Der Leiter des Missionswerkes Mitternachtsruf schreibt (in 'Wenn der Morgen kommt', S. 81), die Bibel habe 'vor Jahrtausenden schon das, was die Tageszeitungen heute bringen', berichtet. Eine solche Verwendung der Bibel führt leicht zu einer Vermischung von göttlichem Handeln und menschlichen Gedankenkonstruktionen."

Malgo hat insofern eine überregionale Bedeutung erlangt, als er beispielsweise in den 1960-er Jahren in den kommerziell-religiösen Radiosendungen des Senders "Radio Luxemburg" ständig mit vertreten war. Seine Zeitschrift "Mitternachtsruf" erscheint mittlerweile in sieben Sprachen und thematisiert besonders auch: "Nachrichten aus Israel". Und dies schon zu einem Zeitpunkt wo an analoge heutige "Sacharja-Israel-Ausleger" noch nicht zu denken war.

Weiter vermerkt Eggenberer, dass sich Wim Malgo und sein Missionswerk "Mitternachtsruf" dem Fundamentalismus mit strenger Bibelbezogenheit verpflichtet wisse.

Fundamentalismus: Dies ist in der Tat das bedeutsamste Stichwort dabei. Man registriert immer wieder mal neue Varianten a la Malgo, die sich im Kern letztendlich aber auch nur als eine Variante des Fundamentalismus offenbaren.

Die "verweltlichten" Großkirchen, sind heutzutage nicht unbedingt mehr Hort des Fundamentalismus. Um so mehr jene "kleinen Kreise in ihrem Umfeld". Da gibt es durchaus Strukturen und Seilschaften die man da beim Namen nennen kann, so denn man will. Sei es über Tagungsstätten die von von Ex-ZJ genutzt werden und deren Organisatoren, die bei Lichte besehen auch stark fundamentalistisch orientiert sind.

Die Gretchenfrage heisst daher. Wie hältst du es mit dem Fundamentalismus? Zugegebenermaßen sind auch Jehovas Zeugen diesem Kontext zuzuordnen. Es kristallisieren sich wohl immer mehr die beiden "Alternativen" für ehemalige ZJ heraus. Weiter auf der Fundamentalismusschiene zu fahren oder das ihm zugrunde liegende Weltbild etwas kritischer zu durchleuchten.

Man fragt sich bloß, warum ist das "Mittelfeld" so schwach besetzt? Das "Mittelfeld" wäre dann doch wohl die Absage an dem Fundamentalismus dergestalt, wie er sich in den Randgruppen der "Großkirchen" manifestiert. Man glaubt weiter Christ zu sein, vermeidet aber Überspitzungen wie sie gerade dem Fundamentalismus im besonderem Maße zu eigen sind.

Einige Zitate mal aus dem Malgo-Buch "An Jerusalem führt kein Weg vorbei".
Schon auf S. 7 schreibt er, dass "alle gegenwärtigen und zukünftigen weltpolitischen Krisen engen Zusammenhang mit Jerusalem" stehen würden.

Und damit das ganze einen biblischen Anstrich bekommt, verkündet er vollmundig:
"Nicht von ungefähr heißt es in Psalm 147,2: 'Der Herr baut Jerusalem und bringt zusammen die Verjagten Israels'. Man kann deshalb den Ewigen, Jerusalem und Israel nie voneinander trennen" (S. 48).

Weiter weiß er zu vermelden:
"Man muß nur die Zeitungskommentare lesen oder Radiomeldungen hören, dann stellt man fest, wie alle verlogen sind. Niemand kümmert sich um das, was die Bibel sagt. Alle aber, die Nein sagen zu Jerusalem und Nein zur Vereinigung Jerusalems und Israels, machen den ewigen Gott zum Lügner, wie das der Teufel schon im Paradies tat, als er zu Eva sagte: 'Ihr werdet mitnichten des Todes sterben' (1. Mose 3, 4). Deshalb nimmt das Lügen und Verleumden generell weltweit zu, auch in Kreisen der Gläubigen" (S. 52).

Derart belehrt ermahnt er dann seine Leser:
"Wenn sich heute alle Nationen gegen Jerusalem wenden und sich erpressen lassen, so achte darauf, daß du in diesen letzten entscheidenden Stunden vor dem Wiederkommen des Herrn Jesus Christus nach Jerusalem nicht auch verführt wirst."

Das ganze muss dann noch in die Aura der "Prophezeiung" getaucht werden, Dazu verbreitet sich der genannte Herr mit einem sinnigen Vergleich. Er lässt seine Leser wissen, das Jahr 1948 habe weltgeschichtliche Bedeutung, dieweil da drei bedeutsame Ereignisse sich ereignet hätten.

Er schreibt: "Da war zunächst Rom, und zwar durch die Gründung des Weltkirchenrates, 1948 in Amsterdam, mit dem Zweck, Katholizismus und Protestantismus zu vereinigen … Die zweite Stadt, die im Jahre 1948 den Anspruch anmeldete, Hauptstadt der Welt zu sein, war Moskau. Denn in diesem Jahr wurden China und die Tschechoslowakei kommunistisch und die 'Deutsche Demokratischer Republik' wurde gegründet."
Als drittes bedeutsames Ereignis sieht er dann die Gründung des Staates Israel gleichfalls 1948.

In seiner Schrift "Nicht ohne Blut" vermerkt er diesbezüglich gar:
"Abram lebte im Jahre 1948 nach dem ersten Adam. Die Nachkommen Abrams, das neugeborene Israel, begann 1948 nach dem letzten Adam, Jesus Christus, wieder in Erscheinung zu treten. Das war am 14. Mai 1948. Das ist eine der wunderbaren Nuancen der Symmetrie biblischer Prophetie in großen Zeiträumen" (S. 36).

Während er "Rom" und "Moskau" aberkennt, je "Welthauptstadt" werden zu können, will er dies sehr wohl auf Jerusalem angewendet wissen, dass zum fraglichen Zeitpunkt (1948) durchaus noch nicht vollständig in jüdischem Besitz war. Malgo dokumentiert dies selbst auch dadurch, dass er ein Foto mit abbildet, dass zeigt, wie Jerusalem einst "analog" der (späteren) Berliner Mauer, gleichfalls durch einen ähnlichen (im Vokabular der Kommunisten) "antifaschistischen Schutzwall" getrennt war.

Kritische Rückfragen zu seiner Theorie beantwortet er mit den Worten:
"Stellen wir uns die Frage noch einmal: Warum denn gerade Jerusalem? Darauf gibt es eine kurze, aber alles aussagende Antwort des Herrn in Sacharja 8,3: 'Ich … will zu Jerusalem wohnen.' Gott der Herr ändert Seinen Willen und Ratschluß nie. Deshalb war, ist und wird Jerusalem in jeder Hinsicht das Zentrum dieser Welt. Sogar rein geographisch hat Gott der Herr Jerusalem zentral gestellt" (S. 66).

Und weiter: "Die Wiederherstellung Jerusalems bzw. seine Wiedervereinigung mit Israel hat heils- und weltgeschichtliche Bedeutung, weil der Herr Jesus den 7. Juni 1967 voraussagte; den Tag, an dem ganz Jerusalem wieder in israelische Hände kam. Das war eine gewaltige Wende in der Heilsgeschichte!" (S. 72)

Diesen Gedankengang weiter fortführend belehrt er:
" Eines ist klar: Jerusalem wird bevor es zur Hauptstadt des Friedens der Welt wird, noch das Zentrum weltweiter kriegerischer Auseinandersetzungen werden. Aber alle Nationen werden an Jerusalem abprallen und sich zerschneiden, wie das Sacharja 12, 2-3 sagt" (S. 72).

Nun muss er allmählich zur Tagespolitik (Anfang der 80-er Jahre) übergehen. Dazu Malgo:
"Nachdem der Irak sogenanntes 'heiliges arabisches Gebiet' zurückerobert hat, das eine Zeitlang unter der Oberhoheit des Iran war, tönt es immer lauter: 'Die Zeit für die Befreiung Jerusalems ist da!' So spitzt sich die Bedrohung Jerusalems durch die Eroberung dieser arabischen Gebiete gewaltig zu. Dieser Krieg, der zur Zeit der Drucklegung dieser Broschüre noch im Gange ist, gehört zu den Vorgefechten für den Endkampf der Völker bei Jerusalem, aber auch bei Harmagedon, wie Sacharja es in Kapitel 12 und 14 schildert" (S. 160)

Und weiter: "Inzwischen, wir schreiben den 22. November 1980, hat der Irak eine Wende Richtung Harmagedon vollzogen. Wie zuverlässig ist doch das prophetische Wort!" (S. 163)

Da er sich nun dergestalt festgelegt hat, kommt er nicht umhin detaillierter zu werden:
"Da stellt sich die Frage: ist denn die Stunde und der Tag und der Monat und das Jahr schon da, wo die vier entsetzlichen Kriegsengel, die am Euphrat beim Persischen Golf gebunden sind, losgelassen werden, wodurch ein Drittel der Menschheit getötet wird? Ich meine nein. Noch hat Rußland sein Gerichtsziel, Israel, nicht erreicht" (S. 165).

Analog seinem amerikanischen evangelikalen Pendant, Hal Lindsey, weiß er aber Rat. Die "Entrückung" soll's richten. Dazu Malgo:
" Trotzdem ist nach meiner Erkenntnis die Stunde von Harmagedon noch nicht da. Denn noch hat die Entrückung der Gemeinde nicht stattgefunden und noch hat sich der Antichrist nicht offenbaren können" (S. 166).

Da er sich offenbar auch zu denjenigen zählt, die allen Widrigkeiten auf dieser keinesfalls "besten aller Welten" durch eine "Entrückung" noch aus dem Wege zu gehen gedenken, macht es ihm folgerichtig auch nichts mehr aus, den Übergebliebenen in schroffster WTG-Manier ein schreckliches Szenario anzukündigen:

"Wir wissen aber, daß beim Kampf bei Harmagedon, wenn alle Nationen wider Jerusalem marschieren und kämpfen werden, das eigentliche Gericht bzw. die eigentliche Strafe Gottes kommen wird. Das wird eine nukleare Katastrophe sein. Die dann von atomarer Verseuchung befallenen Menschen werden vom Propheten Sacharja sehr plastisch geschildert"

Und weiter: "Es ist sehr, sehr spät an der Weltenuhr! Das geht auch daraus hervor, daß die Iraker mit sowjetischen Waffen kämpfen, die ihnen Moskau im Hinblick auf einen eventuellen Waffengang gegen Israel geliefert hat. Das besagt im Grunde nichts anderes, als daß die Sowjetunion den Kampf gegen Israel bereits angetreten hat. Es müssen nur noch wenige Hindernisse weggeräumt werden" (S. 167).

Einen Unterschied zu den heutigen "Sacharja-Auslegern" gilt es doch aber noch ausdrücklich zu benennen. Sowohl Lindsey als auch Malgo, bauten in ihre Systeme die Sowjetunion als einen notwendigen Bestandteil ein. Verständlich, kann man dazu sogar sagen. Denn zu dem Zeitpunkt wo Lindsey und Malgo schrieben, war die Sowjetunion in der Tat noch ein weltpolitischer Faktor, der zu einigen Befürchtungen Anlass gab.

Nun hat sich dieser "Nordkönig" aber zwischenzeitlich aus der ihm zugedichteten Rolle zurückgezogen und sucht gar in der Anwendung frühkapitalistischer Prinzipien seinen einstigen Konkurrenten USA noch zu überflügeln. Dem "Südkönig" ist damit sein "alter Kontrahent" für's erste abhanden gekommen. Die dortigen Ideologen und ihre evangelikalen Nachbeter sind noch am Grübeln, wem sie denn nun die Rolle als neuen "Nordkönig" jetzt zudichten sollen. Sicher, irgendwann werden sie auch mal fündig werden. Und die evangelikale Szene wird dann, als wäre nie etwas anders gewesen, auch diesen "neuen Nordkönig" in den "Bibelprophezeiungen" "entdecken". Aber wie gesagt, zur Zeit ist es noch nicht ganz so weit.

Also die derzeitige diesbezügliche Parole der neuzeitlichen "Sacharja-Ausleger". Das Kapitel "Nord- und Südkönig" derzeit nicht von sich aus ansprechen, solange bis die diesbezüglich dringend erwartete "Erleuchtung von oben" endlich angekommen ist!

Als Resümee des Buchkapitels "Der Fall Walter Küppers" hatte ich mal festgestellt, dass im Vergleich der verschiedenen Endzeitspekulanten (Russell, Küppers und Co) mir "beinahe" Russell noch der "sympathischere" sei; dieweil die anderen noch ins stockreaktionäre deutschnationale Fahrwasser (nach Tisch) bei der Umdeutung ihrer Fehlprophezeiungen abgedriftet sind.

Es sind offenbar tolle Erkenntnisse, die der Herr Malgo da auf der "Bibelschule Beatenberg" mit bekommen hat. Die Zeugen Jehovas haben (abgesehen von ihrem totalitären Innenklima), sich mittlerweile einige (wenn auch bei weitem nicht "alle") ihrer Hörner abgeschliffen. Um so mehr sprießen die Hörner bei den Malgo's und Co!

Geschrieben von D. am 20. April 2002 13:44:57:
Als Antwort auf: Schwach besetztes Mittelfeld <2425.htm> geschrieben von Drahbeck am 20. April 2002 11:45:13:
Die Bibelschule Beatenberg findet man auch im Internet. Selbstredend ohne Erwähnung ihrer doch recht zweifelhaften Absolventen.

Auf der Webseite gelesen:
http://freunde.imperium.de/gansel/weltuntergang.htm
Wim Malgo, Gründer des Missionswerks Mitternachtsruf Lehre: Wim Malgo, der Gründer des Missionswerks Mitternachtsruf, terminierte im Jahr 1979 aus astrologischen Gründen das Weltende auf den Frühling 1982.

Wim Malgo und Norbert Lieth, Missionswerk Mitternachtsruf Lehre: 1986 wies Wim Malgo, der Gründer des Missionswerks Mitternachtsruf, und Norbert Lieth, sein publizistischer Nachfolger, auf den Mai 1988, dem 40. Geburtstag Israels, als möglichen Weltuntergangstermin hin.

Verkündet von: etlichen Weltuntergangsgläubigen Lehre: Viele Christen glaubten, das im Oktober 1988 die Welt untergehen würde, da nach der Gründung Israels (1948) eine Generation (40 Jahre) vergangen war.

Norbert Lieth, der publizistische Nachfolger des 1993 verstorbenen Wim Malgo, scheint von seinem Vorgänger die Lust auf das Verkünden von Weltuntergangsterminen geerbt zu haben: 1993 meint Lieth, dass im Jahr 2000 der Auftritt des Antichristen schon vorbei wäre, was einen Beginn der Weltendsereignisse um 1995 erfordern würde

Hal Lindsey
In seinem Buch 'The Late Great Planet Earth' sagt Hal Lindsey die Schlacht Armageddon für das Jahr 2000 und die Wiederkehr Christi für 2007 vorraus.

Einer anderen Quelle zufolge schreibt Lindsey, dass die Gründung Israels eine wichtige Vorbedingung für den Beginn der Endzeit sei. Die Generation, die diesem Ereignis beiwohne, werde nach Lindsey auch das Ende erleben. Da eine Generation im bibl. Sinne 40 Jahre dauert, müßte die Welt spätestens 1988 untergehen.

Norbert Lieth, der unermüdliche Verkünder von Weltuntergangsterminen, kann es nicht lassen. 1997 terminierte er nach einigen Fehlschlägen in der jüngsten Vergangenheit den Beginn der Weltuntergangserignisse für das Jahr 2000.

Geschrieben von Drahbeck am 07. April 2002 10:57:35:
Als Antwort auf: RE Die Falken <2362.htm> geschrieben von Merlin am 07. April 2002 09:55:37:
Es ist offensichtlich, dass die Diskussion auch und nicht zuletzt von der Israel-Lobby emotional geführt wird.
Zum ersten: Weder der Anschlag auf das WTC noch sonstige Selbstmord-Attentate können meine "Gutheißung" finden. Diesbezügliche Unterstellungen weise ich als nicht sachgerecht zurück.

Zum Zweiten. Die genannten Beispiele Deutschland, Österreich usw. die nach verlorenen Kriegen erheblich kleiner wurden. Nahm man hier das als "Schicksalsbedingt" so ohne weiteres hin? Ich glaube kaum. Naturgemäß habe ich die Zeit nach 1945 nur als Kind mitbekommen. Dennoch ist mir durchaus noch jene Propaganda in Erinnerung, wo namentlich der Osten die Vertriebenenverbände im Westen und ihre politischen Aktivitäten scharf attackierte. Wenn denn jene Kreise so gekonnt hätten, wie sie denn gerne gemocht hätten. Ich wage nicht mir das auszumalen. Entschärfend kam allerdings hinzu, dass das sogenannte "Wirtschaftswunder" in "deutschen Kreisen", manchen auch auf diese Art half, seine Ressentiments herunterzuschlucken.

Unter Einbeziehung von Lexikondaten ein kurzer Rückblick:
Am 29.11. 1947 beschlossen die UN die Teilung des palästinesischen Mandatsgebietes in einen jüdischen und einen palästinensisch-arabischen Staat. Wegen ihrer Ablehnung dieses Teilungsplanes wollten die Palästinenser die 1948 erfolgte Gründung des Staates Israel nicht hinnehmen. Lexikon-Zitat:

"Es setzten sich die israelischen Streitkräfte gegen die arabischen Armeen aus Ägypten, Transjordanien, Irak, Syrien und Libanon durch und behaupteten etwa 77% des früheren Mandatsgebietes als ihr Staatsgebiet, das damit über das im Teilungsplan von 1947 den Juden zugedachte Gebiet hinausging. Ostpalästina (einschl. Ostjerusalem) wurde von Transjordanien annektiert, der Gazastreifen kam unter ägypt. Verwaltung. Die palästinensischen Araber wurden aus dem israelischen Staatsgebiet vertrieben oder flohen. Ihre Situation in den Palästinenserlagern in den arabischen Aufnahmeländern (bes. Ägypten, Jordanien, Libanon, Syrien) wurde dort zunehmend zu einem polit. und sozialen Problem. Der israelisch-arab. Konflikt verschärfte sich in den 1950er Jahren ständig."

An diesem Punkt ist in der Tat zu konstatieren, dass die arabischen Länder keine ernsthaften Anstrengungen machten, die von Israel Vertriebenen zu integrieren. Im Gegenteil, ihre missliche Lage wurde als Faustpfand instrumentalisiert. Radikale arabische Organisationen (wie Hamas und andere) die in ihren gleichfalls extremistischen Forderungen weit über Arafat hinausgehen, haben in diesen nicht integrierten Flüchtlingslagern ihre Wurzel.

Die nächste kriegerische Verwicklung Israels 1956 (Suezkanal-Konflikt).
1967 dann der "Sechs-Tage-Krieg".
Im Mai 1967 hatte der ägypt. Prässident Abd el-Nasser den Abzug der UN-Friedenstruppe erzwungen. Im Sechstagekrieg (3.Israelisch-Arab. Krieg, 1967) konnte Israel den Gazastreifen, die Halbinsel Sinai (bis zum Sueskanal), Westjordanien (einschl. der Altstadt von Jerusalem) und Teile Syriens (Golanhöhen) besetzen.

Nach 1967 verschärfte sich der Nahostkonflikt. Palästinens. Guerillaorganisationen (u.a. Al-Fatah) weiteten ihre Aktionen gegen Israel auch auf dessen Einrichtungen im Ausland aus. Mit dem Angriff Ägyptens und Syriens auf Israel erfuhr der Nahostkonflikt eine neue militärische Zuspitzung (Jom-Kippur- oder 4. Israelisch-Arab. Krieg, 6.22./25.10. 1973).

Schließlich kam es zum Abschluss eines ägyptisch-israel. Friedensvertrages (am 26.3. 1979 unterzeichnet; Verzicht Israels auf Sinai zugunsten Ägyptens). Die Erklärung ganz Jerusalems zur Hauptstadt Israels (1980), die Annexion von Teilen der Golanhöhen und die Besiedlung der Westbank (Westjordanland) durch Israel stießen auf den wachsenden Widerspruch der arab. Staaten und auf Kritik in der Weltöffentlichkeit.

Mit dem Einmarsch seiner Truppen in den Libanon (Libanonfeldzug oder 5.Israelisch-Arab. Krieg, Juni 1982) suchte Israel v.a. seine durch starke Guerillatätigkeit gefährdete Nordgrenze zu sichern. 1985 räumte Israel Libanon (bis auf eine Sicherheitszone im Süden). Am 9.12. 1987 brach im Gazastreifen und im Westjordanland ein Aufstand (u.a. jugendl.) palästinens. Araber (Intifada) aus. Am 15.11. 1988 rief die PLO in Algier (Algerien) einen unabhängigen Palästinenserstaat in den von Israel besetzten Gebieten aus (Präs.: J.Arafat), nachdem Jordanien im Juli 1988 zugunsten der PLO auf das Westjordanland verzichtet hatte.

Mit dem Stopp staatl. und der Unterbindung privater Siedlungsprogramme (1992) legte die Regierung Rabin unter dem Leitgedanken »Land gegen Frieden« die Grundlage für ein besseres israelisch-arab. Gesprächsklima, bes. zw. ihr und der PLO. In Geheimverhandlungen vereinbarten beide unter norweg. Vermittlung die gegenseitige Anerkennung und ein Rahmenabkommen über die Teilautonomie der palästinens. Araber im Gazastreifen und im Gebiet von Jericho (»Gaza-Jericho-Abkommen« vom 13.9. 1993). In weiteren Abkommen (vom 4.5. 1994 und vom 28.9. 1995) legten Israel und die PLO den (als vorläufig aufgefassten) territorialen Umfang und den stufenweisen Rückzug der israel. Streitkräfte aus diesen Gebieten fest.

Die palästinensisch-israel. Ausgleichsbemühungen wurden ständig begleitet von Versuchen extremist. Palästinenser (u.a. Hamas und Hisbollah) und radikaler Israelis, den Friedensprozess zu torpedieren. Während MininsterPräsident Simon Peres nach der Ermordung Rabins (Nov. 1995) die mit der PLO geschlossenen Vereinbarungen Zug um Zug realisieren wollte, sucht sein Nachfolger B.Netanjahu (seit 1996) diese zu modifizieren. Israel. Bauprojekte im Bereich des von Palästinensern bewohnten Teils Jerusalems sowie palästinens. Selbstmordattentate führten 1997 den Friedensprozess auf einen Tiefpunkt."
Soweit ein bis 1997 reichender Lexikon-Rückblick.

Ohne Zweifel ist die Lage verfahren. Keine Zweifel kann es meines Erachtens auch darüber geben, dass die Größmachte (Israel = USA bzw. Araber = Sowjetunion) im Hintergrund kräftig mitmischten. Für ihre eigenen Interessen respektive um dem Gegner eins auszuwischen.

Dennoch, ich bleibe dabei. In dieser Lage überzieht Israel namentlich mit seiner Siedlungspolitik. Das ist zwar keine "Germanisierung bolschewistischer Untermenschen"; aber in der Tendenz doch eindeutig. Ein Groß-Israel als Zielstellung. Möglichst viele Juden aus anderen Ländern zur Einwanderung nach Israel zu bewegen. Die Araber die dem im Wege stehen haben gefälligst zu verschwinden.

Auch wenn ein Arafat, möglicherweise schon bald von der politischen Bühne verschwunden ist. Auch wenn unter seinen Nachfolgern das große Nachfolge-Chaos anbricht. Die soziale Wurzel des Konfliktes ist damit keineswegs beseitigt. Sie wird immer aufs neue ausbrechen und dass auch in Formen, die vermeintlich Unbeteiligten lehren (werden), dass sie es letztendlich doch nicht sind, auch wenn sie es gerne wären!

Was die religiöse Motivierung der Selbstmord-Attentäter anbelangt, ist festzustellen, dass ähnliches auch in anderen Kulturkreisen nachweisbar ist. Namentlich beispielsweise im 2. Weltkrieg japanische Kamikazi-Flieger die schon lange vor dem Fallbeispiel WTC in ähnlicher Weise agierten. Sicherlich wird keiner unterstellen wollen, die schintoistischen Japaner seien religiös "Islamisten".

Je hoffnungsloser die Lage für ein Volk, um so besser auch der Nährboden für allerlei religiöse Erklärungsversuche und darüber hinausgehende Aktivitäten. Als die Pest im Mittelalter ausgebrochen war, suchten etliche auch ihr "Heil" in der Selbstgeisselung. Objektiv fügten sie sich damit nur noch zusätzlichen Schaden selbst zu, ohne das Übel (die Pest) damit an der Wurzel treffen zu können. Ähnliches darf man auch ihren neuzeitlichen Nachfolgern attestieren.

Geschrieben von Gerd  am 07. April 2002 11:45:08:
Als Antwort auf: Re: RE Die Falken <2363.htm> geschrieben von Drahbeck am 07. April 2002 10:57:35:

Danke Drahbeck für den objektiven Beitrag.
Übrigens, ich bin weder semitisch noch rassistisch-germanisch, sondern ein Beobachter der Weltsituation. Als Kind wurde ich sehr antisemitisch erzogen und war als Zeuge sogar noch über Knorrs Vornamen "Nathan" indigniert, weil ich ihn für jüdisch hielt.

Als die Israeli nach dem Exodus, aus der Wüste ein blühendes Land machten, war die Welt begeistert und die Tüchtigkeit wurde allgemein gelobt, nur nicht in den Ostländern, wie ich bei meinen Reisen in die DDR immer bemerkte. Die sahen nur das kommunistisch eingepaukte Feindbild des bösen Zionismus. Der bekanntlich aus den Pogromen seine ursprüngliche Verteidigungswurzeln hat. Als Israel blühte, erinnerten sich die früheren Einwohner, die das nicht zustande brachten, plötzlich: "ah, das ist ja unser Land!, her damit und werft die Juden ins Meer". Dann wird vieles so dargestellt, wie wenn Jerusalem ursprünglich Al-Kuds geheissen hat und später erst zu Jerusalem wurde. Entsprechende Lobbys und ihre Anhänger wollen es so sehen.

>Sicherlich wird keiner unterstellen wollen, die schintoistischen Japaner seien religiös "Islamisten".

WER unterstellt denn solchen Unsinn? Ob die nun Hamas, Dschihad, Hisbollah - oder Kamikaze heißen, es sind religiös falsch gesteuerte Gehirne von Abhängigen! Solange diese Kaderschmieden nicht durch Überzeugungsarbeit zum Umdenken kommen - WER hier im Forum könnte denn sowas glauben? - oder eben (leider?) radikal beseitigt werden, hält die gefährliche Verdummung an. Oder gibt es eine andere humanere Lösung? Oja, Israel zieht zur Gänze aus Nahost ab und siedelt sich in Berlin oder Schleswig-Holstein o.s.ä. an

Erst wenn (Gott - er mäge abwenden!) bei uns durch die Radikalski z. B. auch die Häuser brennen, wird man lauthals nach seiner Lobby (welche denn?) um Hilfe rufen...

Geschrieben von Drahbeck am 08. April 2002 09:44:47:
Als Antwort auf: Re: Die Falken <2371.htm> geschrieben von D. am 08. April 2002 06:00:11:
Wie Israel theologisch verklärt wird.
Philosemitismus gehörte mit zum Standardrepertoire der frühen Bibelforscherbewegung. Von Rutherford dann erst Ende der 20-er Jahre außer Kurs gesetzt.
In der Oppositionsszene zu Rutherford, ragt (zumindest in Deutschland) die Kirchlengerner Gruppe hervor. Letztere verfügt über eine eigene Kirchenähnliche Räumlichkeit. Wie man weiß, müssen heutzutage alle örtlichen Zeugen Jehovas-Versammlungen, ihre Königreichssäle der WTG Grundbuchmäßig übertragen. Das hat nicht zuletzt den Effekt, dass um ein "Sandkastenspiel" mal zu bemühen.

Selbst wenn die überwiegende Mehrheit oder gar "alle" Glieder einer örtlichen Zeugen Jehovas-Versammlung sich von der WTG abwenden würden. Auch in diesem Falle hätte die WTG nach wie vor das volle Eigentümerrecht über die örtlichen Räumlichkeiten der "unbotmäßigen" Versammlung. Sie könnte diese beispielsweise verkaufen oder sonstwie verwerten, und sich den Ertrag in die eigene Tasche stecken. Das örtliche Mitglieder dieser "unbotmäßigen" Versammlung, einstmals unter hohen Opfern zur Errichtung des Königreichssaales beigetragen haben, würde kein Gericht interessieren. Insoweit sie die Grundbucheintragung auf die WTG nicht verhindert haben, haben sie sich damit selbst entrechtet. Soweit dieses "Sandkastenspiel".

In den zwanziger Jahren, war dieser Zentralismus noch nicht so ausgeprägt. Und so ereignete sich tatsächlich das seltene Schauspiel, dass fast die gesamte Kirchlengerner Gruppe (in Westfalen) der Bibelforscher, sich von der WTG abnabelte. Und da es sich um die Mehrheit der dortigen Glieder handelte, die der WTG ade sagten, gelang es ihnen auch den bis dahin bestehenden materiellen Besitz weiter zu behalten.
Bezüglich weiterem zu dieser Gruppe siehe auch: 19332Tagesanbruch

Dieser Grundstock ermöglichte es dieser Gruppe auch nach 1945 weiter zu machen. Überregionale Bedeutung erlangte sie auch durch Ihre Zeitschrift "Christliche Warte". Letztere ist zwar nicht im Internet vertreten; zeitweise sah es auch so aus, als hätte das "letzte Stündlein" ihrer Existenz schon geschlagen. Allein allen Krisen zum trotz ist festzustellen. Bis heute erscheint diese Zeitschrift (noch). 4 mal jährlich erscheinend. (10 Euro). Bezugs-Interessen wenden sich bitte direkt an den Verlag Christliche Warte Goldackerweg 30, D-32278 Kirchlengern.

Eine ständige Rubrik dieser Zeitschrift ist auch Israel gewidmet. Ausgehend vom alten Bibelforscher-Philosemitismus. So auch wieder in ihrer jüngsten Ausgabe April-Juni 2002.
Überschrieben Blickpunkt Israel.

Ich hatte es schon verschiedentlich zum Ausdruck gebracht. Diese theologische Israel-Verklärung unterschreibe ich n i c h t. Von meiner diesbezüglichen Kritik habe ich nichts zurückzunehmen.
Siehe auch: 19252Philosemitismus

Einige Auszüge zum Thema noch aus der "Geschichte der ZJ":
Ein Beispiel dafür lieferten schon die Schriften von Hodler.
Nach Hodler kommen zuerst „Fischer". „Durch eine religiöse oder politische Doktrin sollen zunächst Einzelne zur Überzeugung gebracht werden, dass die Söhne Abrahams in das Land Palästina gehören und dort die von Gott bestimmte Heimat haben. Wir glauben, dass Theodor Herzl und der Zionismus die Erfüllung dieser Prophetie darstellen. Sodann aber - da die 'Fischer' nur geringe Wirkung gezeigt haben - wird Gott 'Jäger' senden. Er wird einen Druck auf Israel ausüben, indem er Verfolgungen zulässt, welche Israel veranlassen sollen, nach einem Zufluchtsort, nach einer Lebens- und Wohnmöglichkeit Ausschau zu halten. Die Antisemiten aller Länder sind zweifellos die 'Jäger', die diesen Druck auf Israel ausüben müssen."

Zu nennen wäre auch noch die Tagesanbruch-Bibelstudien-Vereinigung. [33] In dem sattsam bekannten Bemühen, weltgeschichtliche Fakten religiös zu verbrämen, erklärte sie 1943 z. B.: „Es sei zugegeben, dass in den letzten Jahren die Juden aufs neue verfolgt wurden, und dass ihre Vorrechte in Palästina beschnitten worden sind; aber auch diese Erfahrungen stimmen mit der Prophezeiung überein und beziehen sich auf jenem Zeitabschnitt in dem die göttliche Gunst sich ihnen wieder zuwenden wird. Gottes Prophet sagte klar und deutlich, dass 'Jäger' ausgesandt werden würden, um die Juden in ihr eigenes Land zurückzutreiben. (Jer. 16:16). Ferner, dass schließlich Gott sich ins Mittel legen werde, um sie von ihren Feinden zu erretten, nachdem sie sich im Heiligen Lande niedergelassen haben würden." [34]

Der soziale Kern der Russelllehre kommt auch in dem Schrifttum einiger Splittergruppen der jetzigen Zeugen Jehovas zum Ausdruck. Kriterium vieler dieser Gruppen ist es, dass sie sich vielfach als „Gralswächter" der Russell'schen Lehre verstanden - während die von der Wachtturmgesellschaft geleitete Organisation, besonders nach Rutherford's Machtantritt zunehmend, andere modifiziertere Wege ging und sich nicht mehr sklavisch ans Russellwort band.

Ein namhafter Vertreter dieser Splittergruppen war auch ein Dr. Werner Hodler. Außerhalb seines religiösen Interesses veröffentlichte er im Jahre 1915 eine Arbeit mit dem Titel: „Beiträge zur Wortbildung und Wortbedeutung im Berndeutschen." Im Jahre 1969 wurde seine diesbezügliche Lebensarbeit unter dem Titel „Berndeutsche Syntax" nochmals neu aufgelegt.
Ab 1941 redigierte Hodler in der Schweiz eine Bibelforscherzeitschrift mit dem Titel „Die brennende Lampe". Sie erschien bis Ende 1971. Die Auflagenhöhe wurde im Februar 1954 mit 600 Stück pro Ausgabe beziffert. Einige Jahre davor, im Jahre 1936 hatte er schon eine Broschüre herausgegeben „Elias wird zuvor kommen"; deren Charakteristikum es war, dass sie wesentliche Aussagen der Russell'schen Lehre in zusammenfassender Form referierte.

Hodler zitiert darin auch Russell'sche Aussagen zur sozialen Frage, etwa mit den Worten: Der kommende Kampf zwischen der herrschenden Klasse und den Massen in allen zivilisierten Ländern wird so besonderer Art sein, dass ruhig, konservativ und religiös gesinnte Leute, weil sie den gänzlichen Zusammenbruch der Gesellschaft in Chaos und Anarchie befürchten, naturgemäßerweise die Monarchie, Unterdrückung der Freiheit und Zwang irgendeinem Etwas vorziehen, dass gewiss schlimmer sein muss. …

Nur der Teil der ordnungsliebenden konservativen Leute, der da sieht, welche Bedeutung die kommende soziale Revolution in Gottes Plan hat, nämlich die unfruchtbaren Systeme, deren Zeit vorbei ist, zu beseitigen und die Welt durch einen großen Gleichmachungsprozeß für die Tausendjahrherrschaft der Gerechtigkeit vorzubereiten, wird imstande sein, die Sachlage zu begreifen und danach zuhandeln. Sie werden aber missverstanden werden, und ihren Versuchen, die wahre Sachlage darzulegen, werden wahrscheinlich Hindernisse in den Weg gelegt werden, von
170

Auch mit diesem Zitat wird deutlich, wenn man es auf seinen sachlichen Kern reduziert und das theologische Beiwerk beiseite lässt, dass ein Grundanliegen der Verkündigung Russell's die Erkenntnis der ungelösten sozialen Frage ist, die er zu seinem Thema machte. Diese Feststellung schließt Kritik an seinem angebotenen „Lösungsweg" nicht aus.

Die von Hodler redigierte Zeitschrift, räumte wie auch andere Gruppen aus diesem Milieu, dem Philosemitismus in religiöser Verbrämung einen hohen Stellenwert ein. Herausragend in dieser Hinsicht ein Artikel in der April-Ausgabe 1943. Dort wurde ein Ausspruch des Naziministers Ley : "Werdet fanatische Hasser gegenüber den Juden" zum Anlass genommen, um religiös begründeten Widerspruch anzumelden. Zitat: "Wir glauben nicht, dass Gott sich von seinem Vorsatz durch die Drohung des Dr. Ley wird abwenden machen lassen." Der Spritus Rector der "Brennenden Lampe" der schon genannte Dr. Hodler, war bereits im Jahre 1932 mit einer Veröffentlichung im amerikanischen Tagesanbruchverlag, einer Oppositionsgruppe der Bibelforscher, in Erscheinung getreten. [26]

Parsimony.2335

Geschrieben von LuckyX am 08. April 2002 16:40:45:
Als Antwort auf: Re: Die Falken <2370.htm> geschrieben von Gerd am 07. April 2002 17:38:50:
http://www.washtimes.com/national/20020406-17874966.htm
Laut der Washington Post sehen immer mehr Christen in den Ereignissen im Nahen Osten den Beginn des Offenbarwerdens des Antischristen und von Harmageddon (siehe auch letzten Absatz des Artikels, wonach sich in einer Umfrage 72,5 % der Befragten - wer auch immer das war - so ausgesprochen haben sollen).
Vielleicht sollten wir einmal den Begriff einer selbsterfüllenden Prophezeiung diskutieren.

Geschrieben von Drahbeck am 08. April 2002 19:12:42:
Als Antwort auf: Re: Die Falken <2375.htm> geschrieben von LuckyX am 08. April 2002 16:40:45:

Gibt es in Europa nicht auch Religionsbedingte Konflikte? Es gibt sie. Beispiel Nordirland. Dort zwischen Katholiken und Protestanten. Unter letzteren der Prediger Ian Paisley ("ein Scharfmacher vor dem Herrn") Oder Jugoslawien. Dort der Konflikt zwischen Katholiken und Islamisten mit kriegerischer Komponente. Oder Zypern. Heute vielleicht nicht mehr so in den Schlagzeilen. Auch dort der Konflikt zwischen den Orthodoxen (Erzbischof Makarios) und islamistisch geprägten Türken. Ein Resultat dort auch, dass selbst diese relativ kleine Insel in zwei Teile getrennt wurde (die "Berliner Mauer" lässt grüßen). Und noch andere (nicht genannte) Beispiele mehr. Z. B. Georgien. Konflikt zwischen Orthodoxen und Zeugen Jehovas.

Dennoch ist es meines Erachtens zu einfach, diese Konflikte "nur" auf den Faktor Religion zu reduzieren. Zugleich sind in allen Beispielen auch soziale Verwerfungen nachweisbar, die sich eben in der Maske der Religion widerspiegeln. Das tragische daran ist allerdings, dass der Nebelvorhang Religion eben jene tieferen Ursachen buchstäblich vernebelt.

Unter religiösen Parolen, wie die in diesem Thread ja auch schon zitierten islamistischen Positionen im Israel-Konflikt (die keineswegs beschönigt werden sollen). Unter religiösen Parolen artikuliert sich das Unbehagen an einer Situation die man gerne verändert sehen möchte, aber doch eben nicht kann.

Denke ich an den zu lebenslangem Zuchthaus verurteilten DDR-ZJ-Funktionär, Fritz Adler, mit seinem lakonischen Kommentar anlässlich der Kenntnisnahme dieses Urteiles ("Sie meinen wohl ein Jahr"), dann wird auch an diesem Beispiel deutlich, dass religiöse Thesen in der Tat den letzten Rest von Wirklichkeitssinn noch zu vertreiben vermögen. Traurig aber wahr.

Ähnlich sieht es offenbar auch im Israelkonflikt aus. Dennoch kann dies kein Freibrief sein, meines Erachtens, jene religiöse Reflektierung tatsächlicher Konfliktherde, unwidersprochen hinzunehmen. Weder auf islamistischer noch auf israelischer Seite. Leider sind wir von der Durchsetzung dieser Erkenntnis offenbar noch Lichtjahre entfernt!

Geschrieben von LuckyX am 08. April 2002 19:37:52:
Als Antwort auf: Re: Die Falken <2376.htm> geschrieben von Drahbeck am 08. April 2002 19:12:42:

Natürlich lassen sich zwischen Konfliktparteien immer auch soziale Unterschiede feststellen. Das ist aber nur ein Aspekt des Ganzen. Meist spielen auch historische Begebenheiten hinein, die von den Parteien unterschiedlich bewertet werden. Und das Gedächtnis von Völkern reicht weit zurück.

So gesehen mag es zwar zwischen den genannten europäischen Konflikten und dem Nahostkonflikt Ähnlichkeiten geben.

Was aber einzigartig am Nahostkonflikt ist, ist wohl zum einen, wie weit die Historie des Konfliktes sich zurückverfolgen läßt und - der aus meiner Sicht einfach unlösbare Aspekt - die Rolle, die die Stadt Jerusalem in beider Religionen spielt. Diese Stadt, ursprünglich keineswegs hebräisch und erst von David den Jebusitern abgenommen, wird von beiden Parteien unnachgiebig für sich reklamiert und beide Male wird das mit unentwirrbaren religiös/historischen Motiven begründet.

Wer garantiert uns, daß nicht irgendwann einmal wahnsinnige Islamisten in der gewißheit, gleich ins Paradies zu kommen, mit einem kleinen Nuklearsatz um den Bauch durch Jerusalem oder durch New York laufen und den zünden ? In den USA jedenfalls halten die Mormonen mit ihren guten Kontakten zu Regierungsstellen ihre Anhänger an, Lebensmittelvorräte anzulegen, da man - Washingtoner Militärberichterstatter bestätigen das übrigens - einem solchen Anschlag nicht mehr ausschließen kann, danach gäbe es radioaktiven Fallout und ein Verbot, die Häuser zu verlassen. Mag sein, daß das verhindert werden kann, aber geht das denn auf längere Zeit ? Kollektiver Haß kennt kein Verfalldatum.

Geschrieben von Drahbeck am 09. April 2002 07:52:07:
Als Antwort auf: Re: Die Falken <2377.htm> geschrieben von LuckyX am 08. April 2002 19:37:52:

Es waren die Großmächte die Palästina dem Osmanischen Reich (Türkei) entrissen und perspektivisch neue politische Verhältnisse dort schufen. Zu Hitlers Zeiten hatten jene Großmächte auch keine Skrupel, mit jüdischen Flüchtlingen besetzte Boote dort das anlanden zu verweigern. Soviel erst mal zur "Moral" der Großmächte.

Der durch UNO-Beschluss entstandene politische Staat Israel (nicht durch "Jehovas Beschluss") wurde in den nicht wenigen Kriegen in die er mit verwickelt war, territorial immer größer. Des einen Freud - des anderen Leid. Auch ohne diese territoriale Expansion wäre schon genügend Zündstoff zwischen den Volks- und Religionsgruppen vorhanden gewesen. Die territoriale Expansion hat diesen Zündstoff um einiges vermehrt.

Und nicht nur das. Außerhalb der "offiziellen" Kriege, betreibt der Staat Israel weitere territoriale Expansion, namentlich durch seine Siedlungspolitik.
Die palästinensische Seite rächt sich unter anderem auch durch irrationale religiöse Verklärung ihres Missbehagens über diese Entwicklung.

Zum Konflikt gehören erfahrungsgemäß (mindestens) zwei. Und bei allem wirtschaftlichen erfolgreicher sein als die Araber, dass ich Israel durchaus nicht absprechen will; stellt sich aber doch die Frage, ob die dort politisch Herrschenden nicht bereits dort angekommen sind, wo sich ideologisch ein Hitler bereits befand. "Wir sind das Herrenvolk - und die Untermenschen mögen bestenfalls als Sklaven uns dienen - noch besser sie würden ganz verschwinden". Pech an der Angelegenheit ist nur, dass die vermeintlichen "Untermenschen" mit der ihnen zugedachten Rolle so überhaupt nicht einverstanden sind, und den sich überlegen fühlenden Herrenmenschen, beispielsweise durch Selbstmordattentate immer wieder auf äußerst unangenehme Weise verklickern, dass sie trotz allem keine absolute Sicherheit erringen können und dies selbst dann, wenn sie noch zehnmal mehr aufrüsten.

Selbst die Israel-Schutzmacht USA musste das schon schmerzlich erfahren. Stichwort WTC. Jene USA die auch dadurch Furore machen, Weltraumgestützte Abwehrmechanismen gegen einen potentiellen Angriff zu installieren.

Es gibt meines Erachtens keine andere Alternative als wie einen Interessenausgleich. Dass die Kampfhähne, vielfach irrational verbrämt, sprich religiös verbrämt, dabei nur Nebelvorhänge über die handfesten irdischen Konflikte werfen ist wohl war. Die "Schutzmächte" jener Kontrahenten sind daher meines Erachtens mehr denn je gefragt. Eine vormalige Schutzmacht (Sowjetunion) ist ohnehin schon von der politisch relevanten Bühne verschwunden.

Noch ein Wort zu dem besonders irrational bewerteten Jerusalem. Leider kennt die Geschichte schon ähnliche Präzendenzfälle. Stichwort "Freie Stadt Danzig". Stichwort Berlin-Ultimatum von Chrustschow (Westberlin betreffend dass er gerne als sogenannt "Freie Stadt" von östlichen Gnaden gesehen hätte) und anderes mehr. Bezüglich Jerusalem dürften die dortigen Kontrahenten wohl zu allerletzt zu einem Modus vivendi aus "eigener Kraft" gelangen. Um so mehr ergibt sich die Notwendigkeit, dass jene, die die dortigen Streithähne (für ihre eigenen Interessen auch instrumentalisierten), ihre Verantwortung erkennen.

Die Mormonen in den USA mögen ihre Lebensmittelvorräte anlegen, weil auch sie, durchaus zurecht erkennen, dass da ein Pulverfass sich angestaut hat, dessen Explosion auch sie nicht unbeschädigt lassen wird. Nur eines Tages werden auch ihre dortigen Vorräte aufgebraucht sein. Sie können ihre persönliche Betroffenheit vielleicht etwas hinauszögern. Gänzlich abkoppeln davon können sie sich nicht.

Die Industrienation USA ist nach wie vor einer der größten Erdöl v e r b r a u c h e r. Und so viele "Sympathisanten" in anderen arabischen Ländern haben die USA nicht. Wenn sie ihren Vasallen Israel weiter ungebremst schalten und walten lassen wie bisher, werden es mit Sicherheit noch weniger "Sympathisanten" werden.

Dies alles ist naturgemäß Wasser auf die Mühlen der Endzeitsekten. In der Tat, niemand kann ausschließen dass sich besonders gefährliche Entwicklungen wieder einmal zusammenbrauen. Das glaubten auch Jehovas Zeugen schon, als sich das Hitlerregime mit seinem Terror installiert hatte. Sie glaubten weiter, dass sie es millionenfach überleben werden. Als Organisation - vielleicht. Als konkreter Einzelner mit Sicherheit nicht!

Geschrieben von Drahbeck am 09. April 2002 16:56:47:
Als Antwort auf: Re: Die Falken <2382.htm> geschrieben von Drahbeck am 09. April 2002 07:52:07:

Ich muss doch noch mal auf Israel zurückkommen. Da lese ich in einem Posting (nicht zum ersten mal) auch den sinngemäßen Satz, dass erst Israel das Land in Palästina zur Blüte gebracht habe. Wie auch schon gesagt, ich bestreite nicht, dass Israel vielleicht tatsächlich wirtschaftlich tüchtiger ist, als wie seine Nachbarn.
Dennoch behagt mir die so ostentativ präsentierte These nicht. Warum nicht? Ich will es versuchen mit einem Vergleich zu verdeutlichen. Ob diejenigen diesen Vergleich akzeptieren; darüber bin ich mir keineswegs sicher. Ich fürchte eher, nein. Das kann für mich allerdings kein Hinderungsgrund sein, den Vergleich trotzdem zu bringen.

"Hier spricht Dibelius!" so der Titel einer 1960 in der DDR erschienenen Publikation. Ein Verfasser (oder Herausgeber) für dieses Buch wird nicht genannt. Aufgrund eigener trüber Erfahrungen, meine ich sehr wohl die Herausgeber dieser Publikation lokalisieren zu können. Und ich nenne sie auch klar beim Namen: Die Kirchenabteilung der DDR-Stasi.
Dieser "Stallgeruch" ändert aber nichts daran, zu akzeptieren, dass darin authentische Dokumente zitiert wurden, die gegebenenfalls in wissenschaftlichen Bibliotheken als solche nachgewiesen und überprüft werden können. Bestenfalls kann man darüber streiten, ob der Kontext bei den Zitaten gewahrt wurde, oder ob sie aus dem Zusammenhang gerissen wurden.

Nun habe ich nicht die Absicht das ganze Dibelius-Buch (Dibelius nach 1945 Bischof der evangelischen Kirche und davor auch schon eine bewegte Biographie aufweisend). Also nicht das ganze Buch soll referiert und bewertet werden, sondern eine ganz spezifische Zitatenstelle. Und ich füge gleich noch hinzu, dass ich das nachfolgende Zitat keineswegs als "aus dem Zusammenhang gerissen" bewerte. Und noch etwas füge ich hinzu. Das, was Dibelius damals im ersten Weltkrieg von sich gab und die parteiische Bewertung Israels in der Gegenwart, drängt sich mir in vielfacher Hinsicht als vergleichswürdig auf.

Nachstehend das seinerzeitige Dibelius-Zitat:
In wieviel Versammlungen kann man ein Langes und Breites hören von der Seele des belgischen Volkes, von der Hungersnot, die über Rußland heraufzieht - aber von der Seele des deutschen Volkes, von dem Elend, das ein schlechter Friede über u n s e r Volk bringen muß, hört man kein Wort! In wieviel Zeitungen kann man lange Artikel darüber lesen, daß England seine Alleinherrschaft über das Meer und seinen Einfluß auf die Küste Flanderns niemals aufgeben könne, weil damit seine Existenz steht und fällt, - aber davon, daß Deutschlands Existenz auf dem Spiele steht, wenn die Meere nicht frei sind, daß ein Einfluß auf die Küste Flanderns Deutschlands Zukunft sichern würde, daß der Besitz des französischen Erzbeckens das deutsche Volk nach menschlichem Ermessen vor einer Wiederholung dieses furchtbaren Krieges bewahren würde, davon ist nicht die Rede. -

Wir wollen den tatsächlichen Verhältnissen ins Auge sehen! Was sind das für Völker, über die der deutsche Aar in einem deutschen Frieden seine Schwingen recken will? Es sind Völker in tropischen Gebieten - jeder weiß, daß diese Völker unmündig sind, daß sie der Leitung bedürfen. Und das deutsche Volk hat den Beweis erbracht, daß es solche Völker zu leiten versteht. Es sind Völker im Osten, in den baltischen Provinzen zumal. Gewiß nur eine kleine Minderheit von Deutschen unter 1 ½ Millionen Letten und Esten. Aber jedes Kind weiß, daß diese kleine Minderzahl von Deutschen das Land zur Blüte gebracht hat, Handel und Gewerbe entwickelt, Schulen gegründet, Wissenschaft und Kunst gepflegt, christliche Gesittung verbreitet hat. Die große Masse der Letten und Esten hat immer nur Widerstand geleistet, bald den Widerstand der Trägheit, bald den Widerstand der offenen Gewalt. Ihnen, um ihrer Menschenzahl willen, die Herrschaft über diese blühenden Länder in die Hände legen, hieße vernichten, was in Jahrhunderten aufgebaut war. Das soll eine Forderung christlicher Sittlichkeit sein? - Und endlich im Westen das Volk der Vlamen. Einst Träger einer herrlichen Kultur von deutschem Geist und deutscher Art. Dann von französischen Wesen rücksichtslos unterdrückt. Ein Bund mit Deutschland kann ihm die Freiheit sichern, kann es retten vor sicherem Untergang. Wer wagt es, dies Ziel als unsittlich, als unchristlich zu schmähen?"

Geschrieben von O. N. am 01. April 2002 08:29:42:
"Vielleicht hat der Kampf um Jerusalem schon begonnen ... " lese ich da in einem neueren Votum. Unausgesprochen, aber im Hintergrund stehend, es sei noch "Gottes Volk". Und wer sich gegen Gottes Volk vergeht greift Gott an. Jene metaphysische Verklärung ist mir ehrlich gesagt nicht geheuer. Nicht nur im Falle Israel. Sie wäre im auch im Falle jeder anderen Nation nicht geheuer, so sie denn metaphysisch im Namen der Religion verklärt wird.
Ob da auf den Koppeln der Soldaten der Spruch steht "Gott mit uns" oder im Falle Israel Bibelstellen bemüht werden, macht da keinen wesentlichen Unterschied.

Ich kann es nicht gutheißen, wenn von der Gegenseite antisemitische Rattenfängerparolen propgagiert werden. Aber auch ihr Pedant nicht. Der Staat Israel betreibt Politik. Politik die nichts mit Gott zu tun hat. Ob diese Politik immer die richtige ist mag man bezweifeln. Namentlich wenn dort die Falken das sagen haben. Es wäre auch denkbar, wenn anders orientierte Politiker im Staate Israel das sagen hätten. Die derzeitige Eskalation ist kein unabwendbares Naturgesetz.
Geschrieben von D. am 05. April 2002 09:33:22:

Als Antwort auf: Re: Die Falken <2344.htm> geschrieben von D am 05. April 2002 06:16:37:

Zu den palästinensischen Selbstmord-Attentaten, die keineswegs "entschuldigt" werden sollen; mal ein vergleichsweises Bibelzitat. Sorry ist nicht ganz korrekt formuliert. Es handelt sich nicht um ein "Zitat" sondern um eine Umschreibung in eigenen Worten, verfasst von Fred Denger. Letzterer schreibt in seinem Buch "Der grosse Boss. Das Alte Testament unverschämt fromm neu erzählt" zum Bibelbuch Richter, Kapitel 16:

Jubel, Trubel, Heiterkeit. Jahrmarktrummel in Gaza. Ringelpiez im Philisterland. Freudenfeuer zu Ehren ihres Gottes Dagon brennen auf allen Altären. Im großen Saalbau ist Galavorstellung: Hitparade mit Ballet und bekannten Solisten. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen, der Eintritt frei. In den Logen lümmeln die Fürsten, auf den Sperrsitzen feiern die Reichen, der Pöbel gröhlt auf der Galerie. Rund 3000 Menschen begeistern sich an den Darbietungen.

In der Pause hat ein versnobter Oberfürst eine absurde Idee: Wie wäre es, wenn man den Simson aus dem Gefängnis holte? Ein blinder Athlet mußte auf der Bühne doch verdammt komisch wirken!

Gesagt, geholt. Ein Knabe führt den blinden Simson an der Hand vom Kittchen zum Saalbau, auf dessen Dach all die Zaungäste sitzen, die keinen Einlaß mehr gefunden haben.

Simson hört in der Kulisse den Veranstalter launisch konferieren: Und nun, meine Herrschaften, darf ich euch eine einmalige Sensation ankündigen! Ihr wißt alle, daß uns unser verehrungswürdiger Gott Dagon den stärksten Mann der Welt in die Hand gegeben hat …

Simson in der Kulisse fleht den GROSSEN BOSS an: Nach einmal gib mir Kraft, BOSS, nur noch dieses eine Mal! Laß mich an den Philistern Rache nehmen , - wenigstens für eines meiner blinden Augen!

Auf der Bühne beendet der Conférencier seine Ansage: Und damit, meine Dam' und Herr'n - Bühne frei für Simson, den hebräischen Stolperclown!

Der Vorhang wird aufgezogen. Prasselnder Beifall empfängt Simson. Vor Scham hält er sich an zwei Säulen fest, die das Dach samt den Zaungästen auf ihm tragen. Schwächling! brüllt das Publikum. Laß los und stolpere uns was vor!

Tosendes Gelächter, - das sogleich in einen einzigen Schrei des Entsetzens übergeht: Símson hat mit gigantischer Kraft die beiden Trägersäulen umgerissen! Unter ungeheuerem Getöse stürzt das Dach mit seiner kreischenden Menschenlast auf die Zuschauer im Saal.

Simson lächelt, als ihn ein Dachsparren erschlägt: Er weiß, mit ihm sterben über 3000 Feinde. Mehr als er je im Leben umgebracht hat.

Geschrieben von Drahbeck am 01. April 2002 09:34:52:
Als Antwort auf: Die Falken <2334.htm> geschrieben von O. N. am 01. April 2002 08:29:42:

Diese metaphysischen Spekulationen, ob nun auf Israel oder die Sowjetunion oder was auch immer bezogen, werden nicht dadurch "besser" dass sie aus dem Munde jener kommen, die mit der WTG nichts (mehr) am oder noch nie am Hut hatten. Ihr Geistesgefüge offenbart den gleichen Geist wie im Falle WTG. Die einen reden von 1925 oder 1975 und die anderen von der Zerstörung des WTC in New York, dem der berüchtigte Robin de Ruiter kürzlich auch eine neue Schrift gewidmet hat. Oder eben vom Krieg in Nahost, den die USA wohl möglicherweise auch noch zusätzlich anzuheizen gedenken (Stichwort Angriffspläne gegen Irak).

In der Tat kann kein Realist ausschließen, dass wieder einmal ein Dritter Weltkrieg vor der Tür stehen könnte. Nur, so wie die Zeugen Jehovas die in den Hitler'schen KZs umgekommen sind, den Spruch von "den nicht zu sterbenden brauchenden Millionen" als teuren Irrtum ihres Lebens bitter bezahlen mussten. So verhält es sich auch bei diesen metaphysischern Verklärern, die da weismachen wollen, vorher "entrückt" zu werden. Die Katastrophen werden kommen, nicht aber die Entrückung.
Nachstehend noch ein diesbezüglicher Buchauszug:

Eine markante Argumentationskette kann man diesbezüglich bei Klaus nachlesen. Zwar werden die Zeugen Jehovas darin nicht genannt. Aber es ist ohne größere Schwierigkeiten möglich, die diesbezüglichen Argumentationsfakten auch auf letztere zu übertragen. Er meint:

Als im Gefolge des Ersten Weltkrieges die Sowjetunion entstand … bemächtigte sich der europäischen Bourgeoisie eine allgemeine Untergangsstimmung, die ihren Ausdruck im Schlagwort vom 'Untergang des Abendlandes' und ihren Theoretiker Oswald Spengler fand. Das wiederholte sich in viel stärkerem Maße nach dem Zweiten Weltkrieg. … Diesmal möchte die Bourgeoisie ihren historisch unvermeidlichen Untergang ins Ungeheure vergrößert auf das gesamte Weltall projizieren. Weil sich ihre eigenen gesellschaftlichen politischen und moralischen Werte zusehends entwerten. … Weil sie selbst ihrem Untergang entgegen geht, soll das ganze Weltall zwangsläufig untergehen.
Mit der Propagierung solcher Gedanken soll unter den Massen der Werktätigen ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit hervorgerufen werden, dass den Gedanken an einen erfolgreichen Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung des kapitalistischen Systems sinnlos erscheinen lässt, so das ihnen bestenfalls als einziger Ausweg nur noch die Hoffnung auf das Wirken übernatürlicher Kräfte bleibt." [150]

Nicht nur die Kommunisten machten mit solcher Art von Argumentation mobil. Auch ihre berufsmäßigen Gegner standen dem keinen Deut nach. [151]
 Es fällt auf, dass außerhalb der Zeugen Jehovas, besonders einige US-amerikanische evangelikale Kreise in analoger Weise von sich reden machten. Ein Beispiel dafür ist auch der Amerikaner Lindsey. In seinem Buch „Sind wir die letzte Generation" stellt er z. B. die eindeutige These auf: „In was für einer Welt leben wir eigentlich, wenn mehr als die Hälfte aller Menschen davon überzeugt ist, dass Marx die richtige Antwort hatte? Ich glaube, dass hier der Hauptgrund dafür liegt, dass unsere Generation die letzte Generation sein wird." [152]

Das geistige „Niveau" dieses Lindsey wird schlaglichtartig auch erhellt mit seiner Bemerkung: „Der Interviewer in einer Fernseh-Diskussion schien über einige meiner Antworten, die ich gegeben hatte, erstaunt. Er fragte mich: 'Hören Sie, wenn Sie wirklich glauben, dass die biblischen Prophezeiungen über die Wiederkunft Jesu Christi jetzt vor der Erfüllung stehen. Wenn Sie ehrlich der Meinung sind, dass diese Generation alle diese Katastrophen, die schließlich in einen Atomkrieg einmünden, erleben wird, dann möchte ich wissen, warum Sie nicht in völliger Verzweiflung zusammenbrechen.' 'Meine Antwort wird Sie wahrscheinlich sehr verblüffen', sagte ich, 'aber ich bin der festen Gewissheit, dass ich auf geheimnisvolle Weise von diesem Planeten weggenommen werde, noch bevor die schlimmsten Katastrophen losbrechen.' Ich kann mich jetzt noch an den Gesichtsausdruck des Interviewers erinnern. Meine Erklärung löste bei ihm eine ungläubige Erwiderung aus." [153]

Ausgehend von dieser „Weisheit" nahm es dieser Lindsey auf sich, sich als großer „Prophet" zu produzieren. Einige seiner Prophezeiungen lauteten: „Aus der Bibel ist zu entnehmen, dass sich die Nahostkrise weiter verschärfen wird, bis sie schließlich den Weltfrieden bedroht. … Die Russen werden in einer Art 'Blitzkrieg' gleichzeitig zu Wasser und zu Lande in Palästina einfallen." [154]

Nach Lindsey würde das dann ein „Harmagedon" bewirken und er scheut sich nicht, dazu jahrtausendealte Bibelstellen für seine Erklärung zurechtzubiegen, die andere Ausleger bereits schon vielfach für andere Interpretationen meinten in Beschlag nehmen zu können.

Es ließen sich noch andere Beispiele anführen. Unter dem Titel „Prophezeiungen über den dritten Weltkrieg und was danach kommt", verkündet ein Schreiberling die sattsam bekannte These: „Im Überfluss und Wohlstand vergisst der Mensch Gott und seine Gebote und wendet sich allzugerne dem Irdischen, seinen Genüssen und Lastern zu. Auf diese gottlosen Perioden folgen gesetzmäßig Krieg, Pest und Hunger." [155]

Auch dieser „Prophet" meint prophezeien zu können: „Diese 'Eroberung Westeuropas in 5 Tagen' ist also reale Planung der Sowjets, die den Westen ahnungslos mit Friedensparolen einschläfern, um ihn 'über Nacht' total überrascht kassieren zu können. Verblüffend ist nur, dass dies alles schon in alten Prophezeiungen steht." [156]

Seine „Weisheit" belegt er dann mit der These:
„Fatima 1917, Portugal, 13. Mai - 13. Oktober. Hier wurde bereits vor der kommunistischen Oktoberrevolution alles wichtige über Russland vorausgesagt: Wenn man den Ruf zur Umkehr nicht befolgt und nicht Buße tut, wird Russland seine Irrtümer in der Welt verbreiten, Kriege und Verfolgungen hervorrufen, mehrere Nationen werden (im 3. Weltkrieg) vernichtet werden, dann erst wird sich Russland bekehren. Diese Bekehrung wäre schon längst erfolgt und viel Krieg wäre der Welt erspart geblieben, wenn der Ruf von Fatima befolgt worden wäre." [157]

Sicher, man wird diesen Katholiken Angerer nicht gleichsetzen können mit „dem" Katholizismus insgesamt. Aber es ist nicht uninteressant zu sehen, was andere Katholiken - berechtigterweise - an den Zeugen Jehovas kritisieren. Dollinger kritisiert z.B. an ihnen: „Alles, was da über Harmagedon gesagt, gepredigt wird, kann nur dazu dienen, den Menschen Angst einzujagen. Ist das der Gott der frohen Botschaft, der sprach: 'Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht' (Joh. 14:22)? Ist das nicht ein blutrünstiger Gott? Gerade gegen ein solches Gottesbild wandten sich die Zeugen Jehovas, als sie die Hölle ablehnten." [158]

Zu dieser Kritik möchte man lediglich noch hinzufügen: Soweit - so gut. Nur eine Frage „vergaß" Dollinger dabei mit zu beantworten. Worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen den kritisierten Zeugen Jehovas und beispielsweise dem Katholiken Angerer?

Geschrieben von Drahbeck am 02. April 2002 14:46:41:
Als Antwort auf: Re: Die Falken <2335.htm> geschrieben von Drahbeck am 01. April 2002 09:34:52:

Hingewiesen sei auf die seinerzeitige, außenpolitisch orientierten DDR-Zeitschrift "Horizont". In ihr veröffentlichte Dr. Martin Robbe in der Ausgabe 42/1973 einen Artikel unter der Überschrift:
"Politischer Zionismus: Heil durch Aggression" (nebst weiteren thematischen, dann aber selbstständigen Schriften)
Robbe ist SED-Mitglied. Er verheimlicht letzteres auch nicht. Zugleich war er aber auch Mitglied der Akademie der Wissenschaften in der DDR. Wer ihn auf das Stichwort "SED" abqualifizieren will, tut ihm meines Erachtens unrecht.

Angesichts der gegenwärtigen Eskalation, erscheint mir die  Robbe's Einschätzung durchaus relevant.

Er verweist auch darauf, das die Ghettosierung des Judentums, die wiederum die zwei Pole Antisemitsmus und Zionismus begünstigte, der letztendlich in dem Hass, und den eigenen Totalitätsansprüchen der katholischen Kirche (in früheren Jahrhunderten etwa stärker als heutzutage. Immer relativ gewertet) basiert.

Die Catholica verhinderte also unterm Strich eine Assimilation, mit genannten Folgewirkungen.

Anzufügen wäre noch; dass steht so aber nicht im Robbe-Artikel.

Auch heute gibt es politische Kräfte (teils auch religiös unterwandert) die auch grossprecherisch der Ghettosierung Vorschub leisten, sich in ihrer praktischen Politik gegen Assimilierungsbestrebungen stemmen. Letztendlich registrieren sie zwar eine Art Bedrohung ihrer Kulturvorstellungen. Den Weg den sie daraufhin als Folge einschlagen, ist der Weg der Stigmatisierung. Besonders in Anführungsstrichen "erfolgreich" war bei der Stigmatisierung schon mal das Naziregime, welches sich dann bis zur Konsequenz der brennenden Auschwitzöfen steigerte.

Der wesentliche Unterschied zu heute ist sicherlich der. Brennende Auschwitzöfen stehen heutzutage (noch nicht) mehr auf der Tagesordnung. Bis es soweit wäre, dürften noch einige Wellen des sich gegenseitig Hochschaukelns vonnöten sein, die so noch nicht gegeben sind. Allerdings ist es wohl auch nicht verkehrt in Wertung der Anti-Assimilierungskräfte an den Spruch zu erinnern:

Wehret den Anfängen!

Und noch was ist ja wohl erheblich anders als zu früheren Zeiten.

Den heutigen Anti-Assimilierungskräften, "jucken" die Juden (fast) nicht mehr. Sie kennen deren Geschichte, und werden sich (meistens) hüten, sich als direkte Neonazis zu outen. Aber dafür meinen sie eine andere (durchaus zahlenmäßig bedeutsame) "Steinzeitreligion" wahrgenommen zu haben. Das gemäss ihren eigenen Kriterien, auch noch ein paar mehr Religionen die Charakterisierng als "steinzeitlich" verdienen, übersehen sie schon wieder geflissentlich.

So wie der Halbblinde vielleicht nur mit einer Brille von extremer Dioptrinstärke überhaupt noch was sehen kann, so blind sind auch diese Anti-Assimilierungskräfte, egal was für ein individuelles "Firmenschild" (davon gibt es sicherlich mehrere), sie da so vor sich herzutragen pflegen. (Textüberarbeitung 11/2009)

Geschrieben von Drahbeck am 27. März 2002 11:34:04:
Als Antwort auf: Horst Hartmann <649.htm> geschrieben von Drahbeck am 05. Juli 2001 23:24:19:

Eine kirchenpolitisch durchaus interessante Schrift gilt es zu registrieren. Zwar bereits 1994 erschienen, aber eben doch nicht über den regulären Buchhandel im Angebot. Eine kritische Anmerkung kann ich mir aber doch nicht verkneifen. Es sei aber zugleich hinzugefügt, dass sie auf das fragliche Hauptthema keinen Einfluss hat.

Da haben also die Autoren Michael König und Jürgen Marschall eine Dokumentation vorgelegt unter dem Titel:
"Die Neuapostolische Kirche in der N.S.-Zeit und die Auswirkungen bis zur Gegenwart."
Nun ist die Neuapostolische Kirche nicht das Hauptthema dieses Forums. Gleichwohl kann ein "Blick über den Gartenzaun" manchmal durchaus erhellend sein.
König, der offenbar als der Hauptverfasser anzusehen ist bemerkt über sich selbst und seine Biographie:
"Ausgeschlossen aus der Neuapostolischen Kirche wurde er aus einem ganz anderen Grund. Michael König wurde von der Kirchenleitung ultimativ aufgefordert, seine Reinkarnationserfahrungen, die er Amtsträgern der Kirche mitgeteilt hatte, zu widerrufen. Nachdem er sich weigerte, dies zu tun, wurde er am 12. 1. 1993 ausgeschlossen."

Denke ich im Bereich Zeugen Jehovas beispielsweise an die Herren Lothar Richard Riehl und Uwe Räder, so komme ich auch nicht umhin ein ähnliches Unbehagen zu formulieren.
Hier also liegt im Falle Neuapo das Exempel vor, dass da einer meinte er habe vielleicht schon mehrere "Inkarnationen" hinter sich. Vielleicht verglich er sich in diesem Kontext gar mit irgendwelchen bedeutenden Größen aus der Vergangenheit, in die nun der Dr. Michael König, Leiter eines physikalischen Institutes, "inkarniert" sei. Für mich wäre eine solche These in der Tat ein "schwer verdaubarer Brocken". Offenbar auch für die Neuapo.

Liest man die Ausführungen von König/Marschall ist allerdings zu konzedieren, dass sie nicht mitschwingen. Es wird sachlich dokumentiert. Unter anderem auch, dass 13 namentlich genannte Neuapo-"Apostel" (also hauptamtliche Funktionsträger in dieser Religionsgemeinschaft), nach 1933 der NSDAP beitraten!

Wirft man namentlich der evangelischen Kirche in der Zeit 33-45 vor, nicht genügend bzw. fast unbedeutende Resistancfähigkeit gegenüber dem braunen Spuk gehabt zu haben, so müsste man meines Erachtens diese Art Geschichtsschreibung korrigieren. Im gleichem Atemzug bedarf auch die Neuapo der Erwähnung.

Etliche dieser namentlich Genannten, amtierten auch noch nach 1945 "als wäre nichts geschehen", in ihren Ämtern. Hat es je eine Entnazifizierung auf dem Kirchensektor gegeben. Bei den Neuapos offenbar zu allerletzt!

Es ist eine grundsätzliche Affinität festzustellen. Schon zu "Kaisers Zeiten", war man dort in besonderem Maße obrigkeitshörig. Das setzte sich in ungebrochener Kontinuität im braunen Regime fort.

Sicherlich fanden auch die Neuapos Anfeindungen in dieser Zeit vor. Die Autoren nennen besonders den Nazifunktionär Heydrich (die rechte Hand von Himmler). Allein es ist festzustellen, dass die Neuapos, aufgrund ihrer engen Verflechtung mit der NSDAP, in der Lage waren alle diesbezüglichen Angriffe abzuschmettern. Einen wirkungsvollen Verbündeten fanden sie diesbezüglich im faschistischen Reichskirchenministerium, dass selbst vielfach zur Untätigkeit gezwungen, doch im Falle solcher "Sekten" wie der genannten, helfen konnte, zum zähneknirschenden Unwillen der Mannen des H. Himmler.

Die Geschichte der Neuapos ist in der Tat in vielerlei Beziehung gravierend anders als die der Zeugen Jehovas. Als wesentlichen gemeinsamen Nenner sehe ich bei beiden, die akute Endzeiterwartung und ihre entsprechende "Kultivierung". Dann trennen sich aber schon die Wege. Trennen sie sich wirklich?

Sind die Zeugen Jehovas nicht auf ihre Art und Weise genauso obrigkeitshörig. Nur nicht gegenüber nationalen "Obrigkeiten"?! Was für die Neuapos ihre Apostel, das ist für die Zeugen Jehovas ihre "leitende Körperschaft" in Brooklyn, mit dem Anhängsel ein paar nationaler Körperschaften gleicher Art, die jedoch keinerlei Entscheidungen mit grundsätzlicher Weichenstellung treffen und treffen können!"

Riehl und Räder  Riehl

Geschrieben von Drahbeck am 26. März 2002 11:35:01:

In einer Mailingliste für historisch Interessierte wurde eine Rezension von Dr. Anke S. über das D.-Buch publiziert.

Die Autorin, dem Bereich Evangelische Kirche zugehörig, setzt selbstredend andere Prioritäten, als ich das beispielsweise tun würde.

Sie urteilt unter anderem auch:

"D. hat eine ungemein materialreiche und als Bestandsaufnahme zu würdigende Untersuchung vorgelegt. Die grundlegenden Fragen, warum die ZJ in der DDR verfolgt wurden und wie ihr Verhalten in der DDR zu bewerten sei, beantwortet D. jedoch auf nicht einmal 10 von fast 1000 Seiten, die sich wie eine Ode an die Lehre der ZJ lesen."

Weiter:

"D.s Arbeit haftet ein Makel an: Seine Perspektive ist - nahezu ohne jeden vergleichenden Seitenblick auf die Kirchen und andere Religionsgemeinschaften oder gar die zahlreichen Gruppen in der DDR - streng auf die "Verfolgung" der ZJ konzentriert, so daß ein Gesamtbild gezeichnet wird, das den generellen (!) Umgang der SED mit "Andersdenkenden" nicht adäquat wiedergibt."

Geschrieben von D. am 03. April 2002 04:13:19:
Einer Meldung zufolge, verklagte ein Zeuge Jehovas einen US-Arzt nach lebensrettender Bluttransfusion  Das Spektakel war ihm offenbar mehrere Gerichtsinstanzen wert, denn in der Vorinstanz wurde der Arzt freigesprochen. Nun also soll noch der Oberste Gerichtshof im US-Bundesstaat South Carolina darüber richten.

Geschrieben von Prometeus am 03. April 2002 13:13:35:
Als Antwort auf: Blut <2338.htm> geschrieben von D. am 03. April 2002 04:13:19:

Dem armen Kerl bleibt doch gar nichts anderes übrig als zu klagen, wenn er nicht ausgeschlossen werden will. Das "Krankenhauskomittee" wird da schon "Rechtsbeistand" gewähren! Wäre der arme Kerl gestorben, dann wäre er sicher in irgend einem Wachtturm als "vobildliches Beispiel des Glaubens" gefeiert worden.

**Kotz**

Geschrieben von Merlin  am 06. April 2002 23:12:01:
Als Antwort auf: Re: Blut <2339.htm> geschrieben von Prometeus am 03. April 2002 13:13:35:

Das Fatale an dem ganzen Unsinn ist die Genhmigung einzelner Blutfraktionen. Obwohl ständig das Bluverbot aus Apostelgeschichte angeführt wird, hat man nun das Blut aufgesplittet.
Jedem, der z.B.schon vor 30 jahren eine Pockenimpfung vornahm, wußte, daß diese nur durch Hämoglobin, also dem Blutbestandteil, möglich war. Trotzdem furhen damals Hunz und Kunz nach Lateinamerika, Tunesien, Marokko, Israel, Ägypten, Ceylon usw.
Selbst die Priesterkaste aus Brooklyn reiste ebenso und mußte damals diese vorgeschriebene Impfung vorweisen.
Heute sind wir weiter, weil die Blutbestandteile mehr aufgelistet sind und daher einzeln genehmigt werden oder abgelehnt.
Ganz so, wie es in Apostelgeschichte erwähnt wird :-((

Es ist zum Heulen und dazu die Blindheit oder vielleicht Angst der Schafe!

Perfide ist, zum Beispiel auf Kongressen das Thema Kanaaniter mit den Menschenopfern von Kindern zu bringen, weclhe die Zuhörer manchmal erschaudern läßt. Daß aber die neuzeitlichen Kanaaniter in den Reihen der Zeugen zu suchen sind, die Menschen wegen der Blutdoktrin opfern, geht in die meisten Hirne nicht rein.
Jammerschade!
Servus
Merlin
  Geschrieben von Drahbeck am 03. April 2002 15:00:25:
Als Antwort auf: Re: Blut <2339.htm> geschrieben von Prometeus am 03. April 2002 13:13:35:

Ob der Betreffende bei seiner Klage finanzielle Unterstützung seitens der Zeugen Jehovas erhält, erscheint mir keineswegs ausgemacht.

Beispiel. Als in der (alten) BRD das Problem von Zweit- und Drittverurteilungen für den gleichen Tatbestand noch akut war (Wehrersatzdienstverweigerung in den 60-er Jahren) alarmierte dies auch etliche Rechtsanwälte, die sich über den Rahmen ihrer Mandantentätigkeit hinausgehend, auch publizistisch dazu zu Wort meldeten (in der juristischen Zeitschriftenliteratur). Zwei, drei von ihnen "profilierten" sich in besonderem Maße, indem sie besonders ausführlich berichteten und kommentierten. Je "berühmter" der Name des entsprechenden Anwalts, um so teurer sein Honorar.

Es gab Fälle, wo diese Anwälte ihre Mandaten dahingehend motivierten, sich bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte durchzuklagen. Es versteht sich selbstredend, dass vor dieser Endstation noch diverse andere Zwischenstationen standen, die allesamt auch jeweils die Beauftragung eines oder mehrerer Rechtsanwälte beinhalteten. Ein solcher Fall (Albert Grandath) ist denn auch in einem Jahrbuch des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte veröffentlicht worden (in Englisch - nicht in Deutsch).

Einige dieser Star-Rechtsanwalt-Artikel hatte ich seinerzeit auch zur Kenntnis genommen, dieweil sie sich auch über Bibliographien eruieren ließen. Und da hat denn einer dieser Herren auch dahingehend aus "der Schule geplaudert", dass einem seiner Mandanten, bei diesen durchforsten der juristischen Instanzen der finanzielle Atem ausgegangen war. Was der Anwalt wiederum sehr bedauerte. Als "Staranwalt" muss man schließlich auf seine Reputation bedacht sein.

Das wäre so ein klassischer Fall, wo die Organisation, die den Zeugen Jehovas zur Verfügung steht, hätte helfend eingreifen können (finanziell versteht sich) Nichts von dem. Das Risiko trägt immer der Einzelne und das auf der ganzen Linie!

Geschrieben von Drahbeck am 09. April 2002 20:00:58:

Der Lobbyist für die WTG, Herr Gerhard B., ist bekanntlich auch Mitherausgeber eines zweibändigen Opus mit dem Titel "Die neuen Inquisitoren". Eine illustre Gesellschaft ist es ohne Zweifel die seitens der Buchherausgeber da versammelt wurde. Neben dem WTG-Staranwalt P., findet sich auch die clevere Gabriele Y. und der famose Hubertus Mynarek darin, zudem an anderer Stelle, der Gebhard-Webseite weiteres nachlesbar ist.

Ein Autor, der in genannten Werk gleich mehrfach vertreten ist heißt Martin Kriele. Die akademischen Titel dieser Herren lasse ich jetzt mal aus prinzipiellen Gründen weg. Besagter Herr Kriele wusste sich bei B./Scheuch über die Themen zu verbreiten:
"Die rechtspolitischen Empfehlungen der Sektenkommission"; "Der Fundamentalismus der Moderne"; sowie eine "Gutachterliche Stellungnahme im Verfahren Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis gegen die Bundesrepublik Deutschland".

Auf der Webseite von Ingo Heinemann, kann man jetzt weiteres Material gerade zum Fall Kriele im besonderen einsehen. Einesteils ist man schon ein bisschen erstaunt, was da alles so ans Tageslicht kommt. Andererseits aber auch nicht. Man wusste schon vorher, was von dieser "illustren Gesellschaft" zu halten ist!

Ingo Heinemann

www.AGPF.de/kriele1.htm

Geschrieben von LuckyX am 10. April 2002 10:45:10:

Als Antwort auf: Der Kriele des Herrn B.r <2390.htm> geschrieben von Drahbeck am 09. April 2002 20:00:58:

Man fragt sich manchmal, welche Motive jemanden antreiben, die Freizügigkeit auf dem meiner Meinung nach gefährlichenm und daher regulierungsbedürftigen Psychomarkt zu fordern.

In jedem Falle : Danke für den Hinweis auf Heinemann's page, das ist eine wahre Fundgrube und zwar über den Tellerrand des ZJ-Aussteigers hinaus.

Geschrieben von Drahbeck am 16. April 2002 19:40:13:
"Friede, Freude, Eierkuchen". Einfache Antworten sucht manch eine(r).
Sicher bekommt er sie auch von der Wachtturmgesellschaft der Zeugen Jehovas serviert. Aber wohl nicht "bloß" von ihr.

Spätestens dann, wenn er (sie) merkt, es ist doch nicht alles Gold was da zu glänzen scheint, wird es kritisch. Kritisch im buchstäblichem Sinne des Wortes. Kritik kann sich in der Tat als ein Ferment erweisen, dass "Friede, Freude, Eierkuchen" noch weiter ins illusionäre verdrängt.

Kann jeder Kritik vertragen? Mit Sicherheit nicht. Viele suchen sich ihr gegenüber abzuschotten. Besonders dann, wenn sie das durchaus berechtigte Gefühl haben, dass könnte ans "Eingemachte" gehen. Wer von diesem Gefühl beherrscht ist, der mag den nachfolgenden Link lieber nicht anwählen. Er stellt eine Sichtweise dar, wie sie den von der WTG instruierten Zeugen Jehovas in der Regel nicht zu eigen ist. Er mag sich also weiter selbst "abschotten". Wer indes (vielleicht ist dies die Minderheit in dieser soziologischen Gruppe) es sich zutraut "frischen Wind auch mal um die Nase mal wehen zu lassen" ohne damit zugleich sein vermeintliches "Gleichgewicht" zu verlieren; der mag auch einmal einen Blick in das nachstehend Dargebotene tun.

Joachim Kahl Text

Geschrieben von LuckyX am 17. April 2002 10:00:42:

Als Antwort auf: Friede, Freude, Eierkuchen <2414.htm> geschrieben von Drahbeck am 16. April 2002 19:40:13:

Die Ungereimtheiten in den einzelnen Teilen der "Bibel", die nacherzählenden Prophezeiungen, die heute nicht mehr haltbare Zeitgebundenheit (Rolle der Frau, Sklaverei usw.), all das ist ebenso bekannt wie auch die Greuel, die im Namen Gottes und Christi die letzten Jahrtausende erfolgt sind. Die angebvlich auf den Dienst am Gott gründende Grausamkeit gegenüber Andersgläubigen, Dissidenten - all das kennen wir, auch als Aussteiger aus einer amerikan ischen totalitären Sekte, die keinerlei Gewissensbisse hat, mit ihren Verdikten ganze Familien zu zerstören.

Was mir an dem zitierten Buch aber gefällt, ist die Frischee, mit der der Autor abrechnet mit den Verdrängern, Beschwichtigern, die meinen, das seien eben keine echten Christen gewesen, heute aber sei alles ganz anders. Dieses erbärmliche Sichdavonmogeln, Umdeuten, Leugnen und Verdrängen findet man gerade auch bei verlogenen Sekten unserer Zeit. Auch die WTG kann man nicht davon freisprechen, sie zeigt zwar auf die katholische Kirche, hat aber intern ein Instrumentarium bereit liegen zur Verfälschung ihrer eigenen Vergangenheit, zur selektiven und manipulativen Information ihrer Anhängersschaft, zum Mundtotmachen derer, die durchzublicken drohen und vieles mehr, alles in bester Gesellschaft mit den religiösen Institutionen vergangener Jahrhunderte.

Wo ist denn der Unterschied ??

Geschrieben von Herbert am 17. April 2002 16:02:58:
Als Antwort auf: Re: Friede, Freude, Eierkuchen <2415.htm> geschrieben von LuckyX am 17. April 2002 10:00:42:

>Wo ist denn der Unterschied ??
Die WTG hat die Methoden und Praktiken der Kirchen in füheren Jahrhunderten verfeinert und weiter entwickelt.
  Geschrieben von Drahbeck am 18. April 2002 12:21:14:
Als Antwort auf: Re: Friede, Freude, Eierkuchen <2416.htm> geschrieben von Herbert am 17. April 2002 16:02:58:

Lächeln, immer nur lächeln. Mit jener Titelzeile versah die Illustrierte "Stern" einmal ein Foto, das bei Anhängern der Munsekte (Vereinigungskirche - der auch Frau Y. ihre besondere Referenz erwies) aufgenommen wurde. Die Frage stellt sich: Könnte jenes "Schönwetterbild" nicht ebenso bei den Zeugen Jehovas aufgenommen worden sein?

Da machten in den 1970-er Jahren einige sogenannte "Jugendsekten" Schlagzeilen. Der Titel "Jugend"Sekten von dem Pfarrer Haak eingeführt, ist mit Sicherheit nicht "optimal". Eher sollte man doch wohl von für hiesige Verhältnisse neuen Religionen reden. Auch die Bibelforscher/Zeugen Jehovas waren hierzulande einmal eine "neue" Religion. Inzwischen sind sie es wohl so nicht mehr.

Der "Stern" widmete jenen seinerzeit "neuen" Religionen auch mal ein eigenes Buch. Titel: "Die himmlischen Verführer". In ihm wurden die Munies, Scientologen und noch ein paar andere, heute schon nicht mehr so bekannte Gruppen abgehandelt.
Über eine dieser schon weit weniger bekannten Gruppen, schrieb in diesem Stern-Buch unter der Überschrift "Krischnas närrische Mönche", einer der dortigen Autoren:

Die Zeugen Jehovas kommen in dem vorgenannten "Stern"-Buch nicht mit vor. Ist es deshalb für diese Thematik völlig bedeutungslos? Ich würde es eigentlich nicht so sehen wollen. Der einleitende Aufsatz in diesem Buch trägt die Überschrift: "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück". Daraus vielleicht nachstehend mal ein Zitat. Es sei jetzt nicht weiter kommentiert, außer mit der Anmerkung, dass es meines Erachtens durchaus bedenkenswert ist. Man liest darin unter anderem:

Womit sich erneut die allein entscheidende Frage stellt - die Frage nach den Motiven, die einen jungen Menschen in unserer Zeit dazu bringen, sich einer Sekte in die Arme zu werfen. Was spielt sich da ab? Und welche Wechselwirkung kommt in Gang zwischen den Führern und ihren Anhängern? Denn die himmlischen Botschaften der Propheten werden ja nicht deshalb geglaubt, weil sie objektiv und für jedermann nachprüfbar wären. Sie werden geglaubt, gerade weil sie es nicht sind, gerade weil sie von Wundern künden, die den menschlichen Verstand übersteigen und der wissenschaftlichen Erkenntnis widersprechen. Glaubenswahrheiten (und das gilt für die anerkannten Religionen ebenso wie für die Sekten) sind wahr nur für den, der an sie glaubt - und sie werden für ihn erst dadurch wahr, daß er an sie glaubt. alle Kirchenväter kannten dieses innerste Geheimnis der Religion. Martin Luther nannte es "die Rechtfertigung (des Glaubens) durch den Glauben allein". Und schon tausend Jahre früher erklärte der Bischof Tertullian stolz: "Credo quia absurdum est" - was soviel heißt wie: "Ich glaube, obwohl und weil es wider die Vernunft ist."

Aber warum glauben Menschen an Wunder und Absurdes? Warum bilden manche Zeitgenossen sich ein, daß sie der wiedergekehrte Messias seien oder die Reinkarnation eines Buddha-Jüngers? Weil der Glaube Berge versetzt. Weil er die erdrückende Last der rauhen grauen Wirklichkeit für den Gläubigen erleichtert, verklärt und von ihm nimmt. Weil er Angst in Ruhe sowie Verwirrung in strahlende Gewißheit zu verwandeln vermag. Weil er dem Leben einen tieferen Sinn gibt. Kurz, weil er "den Gläubigen mit wohltuenden Illusionen erfüllt« - wie es der skeptische Sigmund Freud formulierte. Der Glaube allein kann aus einem unbeachteten und einsamen Durchschnittsmenschen einen Auserwählten des Herrn machen, einen "Zeugen Jehovas", zum Beispiel, der mit seinem »Wachtturm« an der Straßenecke steht und auf die vorüberhastende Menge blickt in der unerschütterlichen Sicherheit, zu den wenigen zu gehören, die den nahenden Weltuntergang unbeschadet überleben werden.

ZurIndexseite