Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Niederlagen in „Siege" umgefälscht

Soweit es möglich ist, besteht die Strategie der WTG darin, ihre dunklen Punkte mit dem Mantel des Schweigens zu umgeben. Beispiel ihre Spekulations-Erwartungen bezüglich des Jahres 1910 in der Frühzeit. Da hat die WTG in der Tat die Gewissheit. Es gibt bei den heutigen Zeugen kaum noch welche, in deren Familienlinie welche vorhanden sind, die das persönlich miterlebten. Das kann sie also bequem als „graue Vorzeit" abtun.

Abers sieht es schon bei ihren Datenspekulationen bezüglich 1914 und 1925 aus. Da musste sie schon mal agieren. Umdeutungen, Wegerklärungen, Bagatellisierungen ihr „Rezept" dabei.

Dann gab es da noch ein Thema, welches in der Frühzeit die WTG-Anhänger im besonderen motivierte. Das waren die Theorien um die Pyramide von Gizeh. Da klappt es schon nicht mehr so ganz mit dem totalen Totschweigen. Deshalb ihr Rezept dabei. Niederlagen in „Siege" umzufälschen. Einem solchen Beispiel, wo sich die WTG genötigt sah, ihrerseits auch mal auf das Pyramide-Thema mit einzugehen, begegnet man im „Wachtturm" vom 15. Juli 1957. Da läßt sie nachfolgende „ergötzliche" Geschichte zum „besten" geben:

„Bei einem Heimbibelstudium kommst du vielleicht mit einer Person zusammen, der man gesagt hat, die Maße der großen Pyramide von Gizeh seien im Einklang mit der biblischen Prophezeiung, und wir sollten sie studieren, um Gottes Vorhaben kennenzulernen. Du weißt nicht, was du hierauf sagen sollst, doch wisse, daß die Publikationen der Gesellschaft vor langer Zeit davon gesprochen haben.

So gehe denn auf die Suche, durchblättere die Wachtturm-Jahrgänge einen um den anderen, bis du zu der Ausgabe vom 15. Dezember 1928 kommst

(Redaktionelle Einfügung. Ich möchte mal den Durchschnitts-Zeugen Jehovas kennenlernen (auch ausgesprochene Sammler inbegriffen), dem das so ohne weiteres möglich wäre. Hätte die WTG diese alten Jahrgänge vor 1945 etwa in einer Print- oder elektronischen Reprint-Edition wieder zugänglich gemacht, wäre das okay. Genau das aber ist nicht der Fall. Insofern wird hier schon mal mit „Potemkinschen Dörfern" gearbeitet. Weiter im WTG-Text)

Dort erfährst du, was an diesem Gedanken falsch ist, und du schließt, deinen Fragesteller mit folgenden Gedanken bekanntzumachen.

Erstens war Ägypten ein vom Teufel beherrschtes heidnisches Land, also keine Stätte für göttliche Offenbarungen;

zweitens vollbringt Gott sein Werk nicht durch jene Art Sklavenarbeit, durch die die Pyramiden erbaute worden sind; drittens wird Christen gesagt, sie sollten durch Glauben und nicht durch Schauen leben, und

viertens hätten Jesus oder einige seiner Apostel etwas davon gesagt, wenn die Christenversammlung durch die Maße dieses alten Steinhaufens Belehrung empfangen müßten. Das taten sie aber nicht. …"

Dann verweist der WT noch auf seine Ausführungen zum Thema in der WT-Ausgabe vom 15. 7. 1956. Da die bereist kommentiert wurden, sei hier dazu nur der entsprechende Link genannt:

Parsimony.18145

Insbesondere der mit genannte "Wachtturm"-Artikel vom 15. Dezember 1928 sei nachfolgend noch in einigen wesentlichen Auszügen mit vorstellt. Man liest darin:

„Im Lande Ägypten, im nördlichen Teile Afrikas, steht ein großer Steinbau, der die 'große Pyramide von Gizeh' genannt wird. Seit dem letzten Jahrhundert ist manchen Erforschern des Wortes Gottes gelehrt worden, daß Gott durch seinen Propheten Jesaia in dem … Text (Jes. 19:19) auf die große Pyramide Ägyptens Bezug nimmt, und sie haben dies geglaubt. Manche haben diesem Steinbau die Bedeutung zugemessen, daß er das Zeugnis vom göttlichen Plane bestätige, daß im Worte Gottes niedergelegt ist. Tatsächlich haben manche die Pyramide 'Die Bibel in Stein' oder 'Gottes Steinzeuge' genannt. Einige haben an diesem Steinbau Berechnungen angestellt und mit ihrem eigenen Verstand die genaue Zeit berechnet, wo Gott seinen Plan zum Höhepunkt bringen würde. Durch gewisse Messungen und mathematische Berechnungen haben sie versucht, die genaue Zeit zu bestimmen, wo Gott alle seine Kinder von der Erde fortnehmen und im Himmel aufnehmen werde. Solche, die darauf ihr Vertrauen gesetzt haben, mußten Kummer und Enttäuschungen erfahren. Wenn das erwartete, auf einen bestimmten Tag festgesetzte Ereignis nicht eintrat, machten die Pyramiden-Verehrer andere Messungen in ihr, mit deren Hilfe sie dann spätere Zeitpunkte festsetzten, und dann gründeten sie ihren Glauben auf solche Zeugnisse. …

Die Sphinx ist zweifellos eine Darstellung des Teufels. Gewiß wird niemand behaupten, daß sie von der Hand Jehovas errichtet worden sei. Dort sitzt die Sphinx und scheint mit einer hochmütigen Miene als Mundstück des Teufels zu sagen:

'Ich habe die Christen erfolgreich hintergangen und ihre Gedanken von Gott abgewandt, und jetzt suchen sie Erkenntnis in diesem toten Steinbau.

Es scheint, daß John Taylor, ein Engländer im Jahre 1859 zum ersten Male die Behauptung aufstellte, die Pyramide von Gizeh vermittle wissenschaftliche Aufklärungen.

Wir wundern uns jetzt, weshalb wir jemals an die Pyramide von Gizeh geglaubt und Zeit auf deren Studium verwendet haben."

Das vorstehendes indes nur die sprichwörtliche halbe Wahrheit darstellt, ist offenkundig.

Zu weiterem siehe unter anderem auch:

Pyramidentheorie angereichert mit Bildmaterial

19242Stein

Adam Rutherford

Van Baalen

Gegenüber dem in den USA lebenden Autor Jan Karel van Baalen und seinem Buch „The Chos of Cults" sieht sich die WTG in einer Defensivposition. Zu van Baalen siehe auch:

http://books.google.de/books?id=dO4fivqRGnIC&pg=PP1&dq=Baalen+The+Chaos+of+Cults#v=onepage&q=&f=false

Um die „abzuschwächen" glaubt man differenzieren zu dürfen zwischen den „Schriftstudien" des Russell „als für die Öffentlichkeit" bestimmten Publikationen und den „Wachtturm" als einer „internen Schrift". Ob diese Verteidigung denn sonderlich überzeugend, mag jeder für sich selbst entscheiden.

In der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 9. 1957 läßt sie eine Leserin anfragen:

„Mein Mann besitzt das Buch 'The Chos of Cults' von Jan Karel Baalen. Auf Seite 218 und 219 heißt es in diesem Buch über Pastor Russell:

'Seine Kühnheit war so außergewöhnlich, daß er auf den ersten Seiten seiner Schriftstudien ruhig verkündigte, es wäre besser, nicht die Bibel, wohl aber seine Kommentare zu lesen als letzteres zu unterlassen und die Bibel zu lesen.'

Dazu verteidigt sich die WTG wie folgt:

„Was nun die Worte betrifft, die Van Baalen anführte, so erscheinen weder diese noch irgendwelche die ihnen im entferntesten ähnlich waren, jemals in irgendeinem der sechs Bände der Schriftstudien, die hauptsächlich für die Öffentlichkeit geschrieben wurden.

Aber etwa sechs Jahre, nachdem Pastor Russell den sechsten Band geschrieben hatte, schrieb er in der Zeitschrift 'The Watchtower', die zu jener Zeit für interne Organisation geschrieben wurde, gewisse Worte in der Ausgabe vom 15. September 1910 unter der Überschrift 'Ist das Lesen der 'Schriftstudien' ein Bibelstudium?'

Die besondere Stelle, die Van Baalen verdreht, lautet wie folgt:

'Außerdem stellen wir nicht nur fest, daß die Menschen den göttlichen Plan nicht erkennen, sondern wir sehen auch, daß, wenn irgend jemand die 'Schriftstudien' beiseitegelegt, selbst nachdem er sie vorher benutzt hat, nachdem er mit ihnen vertraut geworden ist, nachdem er sie zehn Jahre lang gelesen hat; ja, wenn er sie dann beiseitegelegt und sie ignoriert und nur zur Bibel greift, so wird er - das zeigt unsere Erfahrung -, auch wenn er die Bibel zehn Jahre verstanden hätte, binnen zwei Jahren in die Finsternis gehen. wenn er andererseits nur die 'Schriftstudien' mit ihren Bibelzitaten gelesen und keine Seite der Bibel als solche, so würde er am Ende von zwei Jahren noch im Lichte sein, da er das Licht der Schrift besäße.'"

Die WTG unterläßt es auch, die fragliche Passage in der deutschen „Wachtturm„-Ausgabe zu verifizieren. So sei daran erinnert, dass man sie im deutschen „Wachtturm" bereits in der Dezember-Ausgabe 1910 (und in Wiederholung) noch 1919 (S. 58) lesen konnte:

„Ferner, wir finden nicht nur, dass die Leute den Göttlichen Plan nicht sehen können, wenn sie die Bibel allein studieren sondern wir sehen auch, dass, wenn jemand die Schriftstudien beiseite legt, nachdem er sie gebraucht hat, nachdem er wohl bekannt geworden ist, nachdem er sie zehn Jahre gelesen hat, wenn er sie dann beiseite legt und sie ignoriert und zur Bibel allein geht, obwohl er seine Bibel zehn Jahre lang verstanden hat, unsere Erfahrung zeigt, dass er binnen zwei Jahren in die Finsternis geht."

Nun was die zitierte „Finsternis" anbelangt, war die WTG auch zu anderen Zeiten ziemlich großzügig. So etwa wenn Rutherford beispielsweise in seinem Buch „Bewahrung" (S. 98) schrieb:

„Bis vor kurzer Zeit dachte Gottes Volk, die von den obrigkeitlichen Gewalten handelnde Schriftstelle in Römer 13:1 beziehen sich auf die weltlichen Herrschermächte. Die sich von der Gesellschaft zurückgezogen haben, halten nach immer an dieser verkehrten Ansicht fest. Jetzt aber sieht der treue Überrest deutlich, dass sich diese Schriftstelle nicht auf Satans Organisation, sondern ausschließlich auf Gottes Vorkehrungen für sein Volk innerhalb seiner Organisation bezieht. Die sich weigern, diese Wahrheit anzunehmen, und die diesbezügliche Erklärung des Wachturms bestreiten, haben die Auslegung als eine Entschuldigung dafür benutzt, Anstoß zu nehmen, und haben sich zurückgezogen und sind in die Finsternis gegangen."

1957er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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