Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Rassentrennung
Offenbar jahrzehntelang
wurde von der Bibelforscherorganisation in den USA das Prinzip der Rassentrennung mit
durchgesetzt. Ihre Anpassung an den dortigen Zeitgeist, ist in diesem Punkt unübersehbar.
So konnte man bereits im "Bibelforscher-Jahrbuch 1928" (S. 97) lesen:
"Der Herr hat uns auch seinen Segen deutlich gezeigt, dass es nach seinem Willen war,
dass für unsere farbigen Geschwister in Amerika ein besonderer Zweig des Werkes aufrecht
erhalten wird. Es geschieht dies nicht, um einen Unterschied zwischen Christen zu machen,
weil jene farbig sind, sondern weil es uns so eine bessere Gelegenheit bietet, auch die zu
erreichen, die ein Vorurteil haben. Es gibt durchaus keinen Grund, warum sich die farbigen
Geschwister nicht mit ihren weißen Brüdern zum gemeinsamen Studium versammeln sollten.
Aber wenn es sich um öffentliche Vorträge handelt, ist es viel besser für die
Zuhörerschaft, wenn eine Trennung aufrecht erhalten wird."
Noch im Jahre 1949 notierte Der Wachtturm" (S. 12), bezugnehmend auf Bezirksversammlungen der Zeugen Jehovas in den Südstaaten der USA:
Im Bezirk Nr. 2, der sich im südlichen Teil der Vereinigten Staaten befindet, bestehen Farben- oder Rassenprobleme, denen die Königreichsverkündiger andernorts nicht gegenüberstehen. Hallen und Säle werden nicht vermietet, wenn sich eine gemischte Zuhörerschaft einfinden möchte. Indes verursachte die trennende Kraft, welche die alte Welt hoffnungslos zersplittert, keine Uneinigkeit an dieser Bezirksversammlung der Zeugen Jehovas. Allerdings mussten wir uns um den Saal mieten zu können, den Vorschriften anpassen, wonach die weißen und die farbigen Geschwister in verschiedenen Teilen des Saales sitzen mussten."
[Hinweis Stroup, auch Rogerson (S. 81), zitieren den Englischsprachigen
'Wachtower' vom August 1928 zum Thema. Eine 100prozentige 1 zu 1 Übersetzung
und Übernahme, im deutschen Wachtturm" gab es damals noch nicht. Ergo ist die
fragliche Passage im deutschen WT des Zeitraumes 1928, so nicht nachweisbar.
Diese Feststellung ist deshalb auch angebracht, dieweil Rolf Nobel in seinem
Buch „Die Falschspieler Gottes", in einer Passage den Eindruck erweckt, als
gäbe es die fragliche Passage auch im deutschen WT, womit er falsch liegt,
dieweil die Unterschiede zwischen der Englischsprachigen und der deutschen
Ausgabe nicht beachtend.
Das ist dann aber nur die formale Seite. Auf der inhaltlichen Seite sieht es
schon erheblich anders aus. Beleg dafür auch jene Aussage aus der deutschen
Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 10. 1929 (S. 311) die in ihrer
Tendenz inhaltlich sich auf demgleichen Niedrigstniveau bewegt, wie die
ebenfalls verabschauungswürdige Euthanasie-Thesen-Kolportierung der
zeitgenössischen WTG
Kolportierung von Euthanasie-Thesen durch die WTG
Euthanasie und Rassismus, waren auch und besonders ideologische
Merkmale des Nazismus.
Die heutige WTG als Evolutionsgegner beliebt ja besonders auch den
Sozialdarwinismus (in Worten) zu geisseln. In der Praxis indes, ihn selbst
allerkräftigst zu praktizieren. Es ist was dran an der These, Nietzsche, der
tote Gott müsse dadurch ersetzt werden, sich selbst zum Gott zu erklären.
Nazis diese Detailthese Nietzsches besonders aufgreifend und extensiv in die
Praxis umzusetzen. Wie gesagt, da ist was dran.
Wahrlich bin ich kein Freund der Catholica. Aber das anerkenne ich. Sie war
eine der wenigen Stimmen zur Nazizeit, die sich, unter auch erheblicher
persönlicher Gefährdung, dieser nazistischen Grundthese entgegenstellte. Wenn
die berüchtigte T4-Aktion zu Nazizeiten, letztendlich nach einiger Zeit,
klammheimlich wieder abgeblasen werden musste, dann kann die Catholica, sich
zu Recht, auch ihren Anteil daran zugute halten.
Und dann vergleiche man dazu die auf dem Nazilevel liegende Aussage aus der
genannten deutschen GZ-Ausgabe vom 15. 10. 1929]
Nun hat man wohl im Falle der USA zu registrieren. Der Name Martin Luther
King etwa, steht dafür. Die dortigen Rassisten mussten zurückstecken. Eher
unfreiwillig, aber sie mussten es. Das dies ein harter Kampf war, liegt auch
auf der Hand. Und da stellt sich schon die Frage.
Und, wo stand in der Zeit des Kampfes die WTG?
Wie verhielt sie sich? Darüber aber gibt der genannte „Erwachet!"-Artikel
keine Auskunft.
Die Sachlage war doch so, dass die WTG in ihren Versammlungen auch partielle
Rassentrennung betrieb. Das die „Kastanien aus dem Feuer holen" lassen,
überlies sie wieder einmal anderen.
Wenn die WTG auch in ihrem Artikel, zeitgenössische kirchliche Stimmen aus den
USA zitiert, welche die Rassentrennung befürworteten, dann zeigt der Finger,
mit dem sie da auf andere zeigt, letztendlich auf sie selbst auch mit zurück.
Natürlich wusste man in Brooklyn zu der Zeit, auch im Rückblick auf die eigene
Geschichte. Soziale Unterklassen sind das Ursprungs-Potential der ersten
WTG-Generation. Insofern will auch jener Artikel sich nicht mit den
Benachteiligten „anlegen". An Lippenbekenntnisse für deren Interessen mangelt
es also nicht.
Indes „Sonntagsreden" - und tatsächliches Verhalten, pflegen nicht selten
„zwei linke Schuh" zu sein. Auch im Falle der WTG-Religion.
Siehe auch
Parsimony.20202
Parsimony.22640
Parsimony.22761
1949er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte