Ross legt in seiner Schrift schon mal einleitend dergestalt los, dass er
Russell als eine Art „religiösen Fakir der schlimmsten Art, wie etwa der Magus
von Samaria" betitelt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Simon_Magus
Die Rutherford'sche Battle-Schrift, welche allerlei vermeintliche Autoritäten
zur Verteidigung Russells aufbietet, „glänzt" auch mit dem Lobgesang eines
Phrenologen auf Russell.
Siehe zu letzterer auch:
http://psiram.com/ge/index.php/Phrenologie
Und was ihre spätere Verwendung in der WTG-Literatur anbelangt, auch:
Mysnip.38325
Dazu mag man dann nur sagen. Wer sich solcher „Autoritäten" bedient, der hat
es dann wohl in der Tat sehr nötig!
Ross nennt dann noch einige der von Russell auch gegründeten Gesellschaften.
Etwa eine „U. S. Investment Co. Ltd" mit einem ausgewiesenen Gründungskapital
von 1000 Dollar. Davon auf Russell selber 990 Dollar entfallend. Die
restlichen 10 Dollar dürften sich Russells „Sohn Timotheus" (so von Russell
mal selbst bezeichnet), der aber in Natura auf den Namen E. C. Henninges
(Ehemann von Russells Stieftochter Rose Ball) hörte, später in seiner
Australienzeit dann noch mit Russell zerfallen, und ein Russell höriger Herr
C. T. Bohnet, teilen.
Damit war jene Gesellschaft die da in Immobiliengeschäft mitwirbelte, und noch
ein paar andere, de facto unter der alleinigen Kontrolle von Russell. Besagter
Herr Bohnet, sollte sich dann in späteren Jahren noch, als Steigbügelhalter
für Rutherford entpuppen. Soweit war es 1914 allerdings noch nicht.
Bei der Gründung seiner diversen Geschäftsunternehmen, hatte sich Russell
allerdings nicht träumen lassen, das seine Ehe mal in die Binsen gehen würde.
In diesem Kontext nahm er dann auch noch eine bemerkenswerte Kurskorrektur
vor.
Zu der formuliert dann J. J. Ross:
„Es wird behauptet, dass er vielfacher Millionär
sei, und doch hat er nicht einen Cent, den wir auf seinen eigenen Namen finden
konnten."
Nutznießer des nunmehr dem Buchstaben nach
„armen" Russell,
war die von ihm auch begründete Wachtturmgesellschaft. Und dazu kommentiert
Ross weiter:
"Der Zweck dieser ganzen Transaktionen sei, seiner
Frau ihre Mitgift zu berauben" und das wertet er als
Betrug.
Indem Russell so von Ross an den Pranger gestellt wurde, kann man schon
nachvollziehen, dass ihm das nicht schmeckte, denn Image-schädigend war das
was Ross da hinausposaunte, für Russell allemal.
Jetzt mehr auf den Artikel in „Lehre und Wehre" eingehend.
Einleitend wird schon mal der Etikettenschwindel bemängelt, dass man unter dem
Namen "Internationale Bibelforscher-Vereinigung", sich als nicht näher mit der
Sachlage Vertrauter, etwas gänzlich anderes vorstellen mag. Jedenfalls ist
Russells Organisation alles andere denn als ein „Verein internationaler
Bibelgelehrter".
Zu den Geschäftsunternehmen des Russell zählt „Lehre und Wehre" übrigens unter
anderem auch die
„United Coal and Coke Company" and
„with capital stock of $100,000" wie Ross schreibt (sicherlich eine stolze
Kapitalausstattung der letzten Company), eine „Gottesackergesellschaft". Auch
Ross nennt noch die
„Pittsburgh Asphaltum Company", die „California Asphaltum Company", die „Brazilian
Turpentine Company"
In den allen mischte Russell mit. Es mag ja durchaus sein bei der genannten
Kapitalausstattung von 100.000 Dollar, einer dieser Gesellschaften, dass die
noch andere Investoren hatten. Ob mit größerem oder kleineren Anteil,
jedenfalls war auch Russell an ihnen beteiligt.
Nun ordnet „Lehre und Wehre" die Verlegung der WTG-Zentrale von Pittsburgh
nach Brooklyn auch dem finanziell kaltstellen der Frau von Russell zu.
Als Umsatzzahl für das Jahr 1912 nennt „Lehre und Wehre" für die WTG die Zahl
von $ 202.000 an erhaltenen Spenden.
Ergo florierte auch das WTG-Geschäft.
Es wurden eben auch die Spenden für die WTG erwähnt. Dazu dann noch der
Kommentar von „Lehre und Wehre":
„Diese Freiwilligkeit weiß Russell auch zu fördern
durch seine Lehre vom Millenium. Ist doch nach Russell dieses Jahr das letzte
des gegenwärtigen Zeitalters, und bald ist es hin. Warum sollte man da noch
irdisches Gut besitzen wollen? Im wundervollen Millenium ist es überflüssig.
Warum es diese paar Tage noch festhalten? ... Kein Wunder, daß ein
unaufhörlicher Strom in die Kasse des Watch Tower fließt, daß Russells
Predigten in den täglichen Zeitungen erscheinen" (und anderes
mehr).
Namentlich die in der Tagespresse zu beobachtenden „Russell-Predigten" (in
Deutschland kam da nur der
„Volksbote" in
Strehlen, Schlesien in Betracht), stört „Lehre und Wehre" doch sehr.
Deshalb ihr giftiger Kommentar dazu:
„Diese Predigten werden begierig gelesen von
vielen Leuten.
Der Mensch mit einem bösen Gewissen hört gern die Predigt, daß es keine Hölle
gibt."
Und weiter: „Die Russellsche Lehre bringt eigentlich nichts Neues; sie wärmt nur die alten Irrlehren wieder auf, die von verschiedenen Irrgeistern vor vielen Jahren schon vorgetragen und vertreten worden sind."
Als Detailkritik formuliert jene Zeitschrift dann noch:
„Diese wunderbare Aufklärung gründet Russell auf
mathematischen Berechnungen, für die er sich auf die jüdischen Jubeljahre
beruft. Russell weiß gar wohl, daß Matth. 24, 27 („Denn gleichwie der Blitz
ausgehet vom Aufgang und scheinet bis zum Niedergang, also wird auch sein die
Zukunft des Menschensohnes") wie eine Bombe auf seine ganze Teufelslehre
wirken muß, und darum stellt er als Schutzwehr gegen dieses klare Gotteswort
die freche Behauptung auf:
„Das Wort 'Blitz' in diesem Spruch ist nicht die richtige Übersetzung. Statt
„Blitz" sollte es „Sonnenstrahl" heißen."
Allerdings wäre kritisch anzumerken: Eine nachprüfbare Belegstelle für
diese These, im WTG-Schrifttum nennt jene Zeitschrift nicht. Ich kenne bisher
auch keine konkrete Nachweisstelle. Gleichwohl daraus die Unterstellung
abzuleiten, das habe „Lehre und Wehre" sich aus den eigenen Fingern gesaugt,
erscheint mir ebenso gewagt. Vom Prinzip her, sind Russell und der WTG,
solcherlei Umdeutungen, durchaus zuzutrauen.
Dann spießt „Lehre und Wehre" noch die Russellthese auf:
„Daß im Frühjahr des Jahres 1878 alle heiligen
Apostel und alle Überwinder" des christlichen Zeitalters, die in Jesu
entschlafen sind, zu Geistwesen gleichwie ihr Herr und Meister auferweckt
wurden."
Das ist dann wohl auch „Lehre und Wehre" - zurecht - zu gewagt, und wurde
später noch wie so vieles andere, von Rutherford auf den Schrotthaufen
befördert. Gleichwohl wäre von Anbeginn her, dies der angemessene Ort gewesen!
Zitiert wird weiter aus dem Russell-Schrifttum die These:
„Mit dem Ende des Jahres 1914 wird, was Gott
Babylon nennt, und was die Menschen Christentum nennen verschwunden sein."
Auch eine der Schrottthesen.
Und dazu erneut der Kommentar: „Man kann sich
leicht denken, mit welchem Enthusiasmus das nahe Ende die Herzen der Anhänger
dieser Lehre erfüllen muß.
Warum sollten die Anhänger Russells noch Geld und Gut festhalten? Bald
brauchen sie es nicht mehr.
Kein wunder, daß die Watch Tower-Kasse einen guten Vorrat an barem Gelde hat,
der es den Russelliten ermöglicht, Predigten in den täglichen Zeitungen
erscheinen zu lassen ..."
Jener Artikel endet dann mit der Aussage:
„Russell ist nach Matth. 24 auch ein Zeichen der
Zeit. Nicht nur führt er die Unwissenden an der Nase, sondern wir sehen auch
in Erfüllung gehen, was 2. Thess. 2: 10,11 geschrieben steht:
„ ... Dafür, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen ...
Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge."
Die lutherische Missouri-Synode in den USA, gab neben „Lehre und Wehre"
noch eine zweite Deutschsprachige Zeitschrift mit dem Titel „Der Lutheraner"
heraus. Vielleicht kann man eine gewisse Arbeitsteilung zwischen diesen beiden
Blättern dergestalt sehen, das der „Lutheraner" mehr für's breite Publikum
bestimmt war, während „Lehre und Wehre" vom Anspruch her, eher eine
Theologie-Zeitschrift sein wollte.
Auch der „Lutheraner" nahm im Jahrgang 1914 seiner Spalten, das Thema des
Russellismus auf.
Bereits im Jahrgang 1913 gab es dort die durchaus symptomatische Klage:
Der „berüchtigte „Pastor" Russell, der den lieben
Ungläubigen zu Gefallen die Hölle abgeschafft hat." (S. 221).
Ähnliche Formulierungen wiederholen sich auch im Jahrgang 1914.
In der Ausgabe vom 28. April 1914, ist unter Hinweis auf das Russell'sche
„Photodrama der Schöpfung" von dem
„berüchtigten Wolf im Schafskleid, „Pastor" Russell" die
Rede. Dazu meint man erneut kommentieren zu sollen:
„Pastor" Russells (Lehre) besteht bekanntlich
darin, daß er den Leuten einredet, daß es kein Jüngstes Gericht und keine
Hölle gibt. Natürlich ist das vielen Leuten eine willkommene Botschaft, denn
dann läßt sich's doch ruhiger sündigen." (S. 144).
Über die Aufführung des „Photodramas" in einer Konzerthalle in Chicago wird
kommentiert:
„Das Auditorium ist die größte Konzerthalle in
Chicago mit Sitzraum für 6000 Personen. Die Miete beträgt $ 1000 den Abend. Es
müssen dem Herrn „Pastor" (mit Gänsefüßchen) Russell also bedeutende Summen
zur Verfügung stehen. Fast in allen größeren Städten des Landes hat er seine
Lichtbildervorstellung aufführen lassen, und der Eintritt war immer frei.
Rechnet man hinzu, was Russell für Anzeigen in Zeitungen, in Straßenbahnwagen
und für Reklame mittels Anschlagzettel ausgibt, sowie die Unmenge von
Traktaten, die er frei verteilen läßt, so ist ganz klar, daß er mit einem
Kapital von Millionen arbeitet, um seine Irrlehren unter das Volk zu bringen.
Woher hat er das Geld? Von seinen betörten Anhängern. Es gibt Leute, die
lassen es sich viel kosten, wenn man ihnen beweisen kann, daß sie ohne Scheu
sündigen dürfen. Der Fall „Pastor" Russells steht in dieser Hinsicht nicht
vereinzelt da." (S. 326)
Die Russell'schen Eschatologiethesen werden mit dem Kommentar bedacht:
„Unser Heiland hat auf gerade solche Irrlehrer,
wie den Pastor an der Satansschule zu Brooklyn, geweissagt, als er sprach:
„Es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen
und Wunder tun, daß verführet werden in den Irrtum, wo er möglich wäre, auch
die Auserwählten. ..."
Der „Stein" den der Reverend J. J. Ross losgetreten hatte, zeitigte seine
Wellen, auch in Deutschsprachigen Kirchenblättern in Europa. Ein solches, auf
welches dieses zutraf war auch der im Prinzip als Geistesverwandt
bezeichenbare „Weissagungsfreund" von Samuel Limbach, in der Schweiz
herausgegegeben. Nun ist es keine neue Erfahrung, das Geistesverwandte Kreise,
oftmals den härtesten Streit untereinander ausfechten, was auch in diesem
Falle zu beobachten ist.
J. J. Ross hatte seine Anklageschrift ja ziemlich weit gespannt. Nicht nur die
erwähnten fiskalischen Aspekte kommen in ihr vor. Auch, und das keineswegs an
untergeordneter Stelle, die Eheschwierigkeiten des Russell.
Bereits im März 1913 hatte Limbach in seiner Zeitschrift notiert (S. 46):
„Und wenn dann ein solcher Prophet sich noch dazu
vor Gericht mit seiner geschiedenen Frau herumschlägt, so zeigt auch dies,
dass er ein falscher Prophet ist."
Datiert vom 30. 3. 1914 sandte daraufhin der damalige Schweizer WTG-Fürst
Emil Lanz, ein Protestschreiben an Limbach, in dem er in Sonderheit auf die
vorgenannte Passage in Sachen Ehescheidung abstellte.
Vollmundig tönt Herr Lanz dazu: „Damit haben Sie
ein Pressedelikt begangen, das sich als eine Unwahrheit und Verleumdung
qualifiziert und das gerichtlich verfolgbar ist."
Limbach seinerseits konnte darauf verweisen, auch in anderen
Kirchenblättern findet sich jene Aussage. Sie stammt somit keineswegs
„exklusiv" von ihm selbst. Zudem erwies sich die andeutungsweise Drohung einer
möglichen „gerichtlichen Verfolgung" als zahnloser Tiger. Immerhin konnte Lanz
den Limbach soweit einschüchtern, in seinem Blatt eine von Lanz redigierte
Gegenerklärung zu publizieren. In Ihr meint er in der Substanz:
„Tatsache ist nur soviel, das Frau Russell, die
der Frauenrechtsbewegung huldigte und ihren Mann nicht dazu bekehren konnte,
vor Jahren gegen ihn eine Trennungsforderung vor Gericht einreichte, welchen
auch entsprochen wurde, als die Richter erkannten, dass ein weiteres
Zusammenleben unter diesen Umständen unmöglich geworden war. Von einer
Scheidung aber, der ganz andere Ursachen zu Grunde liegen müssen, war
überhaupt nie die Rede."
Limbach seinerseits notierte redaktionell dann noch:
„Oben erwähnter Herr legte mir ein von Russell
unterzeichnetes Dokument vor, in dem er mit Berufung auf den Richter erklärt,
dass er nicht geschieden sondern nur gerichtlich getrennt sei von seiner Frau.
Die Unterschrift Russells - nicht der Inhalt seines Schreibens - war amtlich
beglaubigt."
Im weiteren Verfolg seiner Ausführungen, erwähnt Limbach dann das, was er
zum Thema Russell bereits andernorts gelesen hatte. Und im Rahmen dieser
Erwähnung kommt eben auch jener J. J. Ross mit vor.
Zusammengefaßt referiert Limbach („Weissagungsfreund" 1914 S. 77f.):
„Die Schrift enthält einen ausführlichen Bericht
über den Verlauf eines Anklagefalles, den Pastor Russell wegen
Charakterverleumdung gegen Rev. J. J. Roß, einen Baptistenrediger, in
Hamilton, Ont. angestrengt hatte.
Das Heft bringt eingangs den angeblichen Verleumdungsartikel den Rev. J. J.
Roß im Juni 1912 gegen C. T. Russell veröffentlicht hatte.
In diesem Artikel wird behauptet, daß Russell niemals eine höhere Schulbildung
genossen, dass er in der Philosophie und Theologie fast gänzlich unbewandert
ist, dass er von den alten Sprachen nichts wüsste, obgleich er behauptet
hatte, er kenne sie, ferner dass er niemals als Prediger ordiniert wurde, dass
er mit keiner kirchlichen Benennung verbunden ist, daß seine Frau sich von ihm
scheiden lassen musste, wegen nachgewiesenen ungebührlichen Verhältnissen mit
anderen Frauen, und dass er ein Eigentum im Wert von 35.000 Dollar für 50
Dollar veräußert habe, um die Ansprüche seiner geschiedenen Frau darauf zu
verhindern.
Es wird in der Schrift weiter nachgewiesen, wie Pastors auf jede mögliche
Weise dem Verhör das er selbst geleitet hatte, auszuweichen suchte, das aber,
als er schließlich auf dem Zeugenstand auftrat, er verschiedene Aussagen die
er gemacht hatte als unwahr widerrufen musste und dass die verschiedenen
Gesellschaften die er gründet hatte, nur von ihm selbst kontrolliert werden.
Dieses Verhör fand in Hamilton, Kanada statt. Die Großgeschworenen haben am
11. April 1913 eine Entscheidung gegen Russell abgegeben. Alle Behauptung von
Rev. J. J. Roß gegen ihn sind aufrechterhalten worden. Pastor Russell hat aus
nachweislichen Gründen den Fall vor den kanadischen Gerichtshöfen nicht weiter
verfolgt."
Besagter damaliger Schweizer WTG-Fürst, Emil Lanz, der ja wie vorzitiert, es an subtilen Drohungen nicht mangeln ließ, zog es indes vor, zu den zuletzt gemachten zusammenfassenden Ausführungen von Limbach, die doch wohl sicherlich auch zu seiner Kenntnis gelangten, zu schweigen!