Annotationen zu den Zeugen
Jehovas
Der "liebe" Bruder Russell
„Wir haben vor einigen Jahren einen Artikel im Weissagungsfreund gebracht, mit der Überschrift „Prüfet die Geister!" der vor allerlei falschen Propheten unserer Zeit warnte, unter anderem vor dem Gründer des Milleniums- oder Tages-Anbruch-Sekte, dem Amerikaner Ch. T. Russell und seine Irrlehren, die er mit viel Pathos vorträgt und die durch die Organe dieser Sekte in Masse unter die Leute gebracht werden, wodurch viele religiös angeregte, aber unbefestigte Seelen verwirrt werden."
Als Irrlehren meint er bezeichnen zu können:
„Zu dieser Irrlehre gehört die Leugnung
des Fortlebens nach dem Tode, die Auferstehung Aller die Wiederbringung des
Meisters im Millenium und die Vernichtung der beharrlichen Gottlosen."
Dann geht er zu eher aktuellen Aktivitäten der Russellianer über:
„Dieser Russell hat nun eine Reise um die
Welt gemacht, um die bisherige Missionsarbeit zu „prüfen". Seine
Visitationsreise dauerte im ganzen 116 Tage, die er zumeist auf dem Schiff
zubrachte.
Eine solche Visitationsreise im Flug um die Welt nennt er eine „sorgfältige
Untersuchung".
Und mehr zum Schluß kommend fügt er noch mit hinzu:
„Und wenn dann ein solcher Prophet sich
noch dazu vor Gericht mit seiner geschiedenen Frau herumschlägt, so zeigt
auch dies, dass er ein falscher Prophet ist.
Wir warnen somit auch noch einmal nachdrücklich vor ihm und seinen Lehren -
besonders den Zeitschriften „Zions Wachtturm", „Volkskanzel", „Jedermanns
Blatt".
Man kann zwar nachvollziehen, das Bibelforscher-Kreise über dieses Votum
nicht sonderlich angetan sein werden. Dennoch hat sich Limbach mit seinen
Ausführungen durchaus im Rahmen des zulässigen bewegt.
Das ändert nichts daran, dass er mit einiger zeitlicher Verspätung dann noch
Post von den Bibelforschern erhielt, worüber Limbach im Jahrgang 1914 seines
Blattes dann noch schrieb.
Datiert vom 20. März 1914 schrieb ihm, wie das Schreiben unterzeichnet war,
ein „Dr. Emil Lanz
Präsident des Schweiz. Zweiges der I.V.E.B."
Lassen wir mal jetzt den Umstand außer Betracht, dass in späteren Jahren,
auch ein Emil Lanz noch den WTG-Staub von seinen Füßen schüttelte (und er
war sicherlich nicht der einzigste über den diese Feststellung getroffen
werden kann).
Aber entscheidend ist ja nun, das Herr Lanz im Jahre 1914 noch unter der
WTG-Fahne segelte.
Herr Lanz entschuldigt sich in einem Schreiben aus dem Jahre 1914 an Limbach
erst mal, dass ihm der inkriminierte Artikel nur verspätet bekannt geworden
sei.
Da kann man schon mal kommentierend anmerken. Also auch Lanz verfolgte die
Käseglockenpolitik (nicht nach links und nicht nach rechts zu schauen.
Ausnahmen nur dann, liegt plötzlich ein Stein im Wege).
Es wäre ja denkbar, dass er jenes „Geistesverwandte" Blatt auch als
Abonnement bezogen hätte. Dann hätte er sicherlich zeitnaher Kenntnis, von
dem in seiner Sicht „Stein des Anstoßes", was aber offenbar nicht der Fall
war.
Herr Lanz gedachte nun auch nicht, sich umfänglich mit den Ausführungen mit
„Weissagungsfreund" auseinanderzusetzen.
Er zog es vor, sich nur auf einen speziellen Punkt „einzuschießen."
In dem Schreiben des Lanz las sich das dann so:
„Ihr Artikel enthält und anderen den
Passus
„Und wenn dann ein solcher Prophet noch dazu vor Gericht mit seiner von ihm geschiedenen Frau herumschlägt ..."
Damit haben sie ein Pressedelikt
begangen, das sich als eine Unwahrheit und Verleumdung qualifiziert und das
gerichtlich verfolgbar ist.
Da sie sich aber bereit erklärten in der nächsten Nummer des
Weissagungsfreund eine sachliche von uns redigierte Richtigstellung zu
veröffentlichen, sehen wir von einer gerichtlichen Verfolgung ab und fordern
Sie hiermit auf, dieses Schreiben in extenso in der April-Nummer ihres
Blattes zu veröffentlichen.
Tatsache ist nur soviel, das Frau Russell, die der Frauenrechtsbewegung
huldigte und ihren Mann nicht dazu bekehren konnte, vor Jahren gegen ihn
eine Trennungsforderung vor Gericht einreichte, welchen auch entsprochen
wurde, als die Richter erkannten, dass ein weiteres Zusammenleben unter
diesen Umständen unmöglich geworden war. Von einer Scheidung aber, der ganz
andere Ursachen zu Grunde liegen müssen, war überhaupt nie die Rede.
Wir billigen ihn gerne die ihr Delikt mildernde „bona fides" in der
Angelegenheit zu und wollen sie auch vorderhand nicht weiter in Verlegenheit
bringen durch Widerlegung ihrer weiteren Äußerung über Pastor Russells
Welt-Missionsreise. Die nobel und wahrhaft christlich gesinnten Leser ihres
Blattes werden ganz von selbst die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen
wissen und die Motive die sie zur Veröffentlichung resp. Weitergabe unwahrer
Gerüchte, wie im vorliegenden Falle bewogen, nach ihrem sittlichen Wert zu
taxieren verstehen. Dies zu ihrer persönlichen und zur Orientierung aller,
die Pastor Russell lieber alles andere nachreden als etwas Gutes."
So so, da belehrt also Herr Lanz über die Unterschiede zwischen einer
Trennung und einer Scheidung.
Nun soll es doch wohl so sein: Tatsächlichen Scheidungen, pflegt immer eine
Trennung vorauszugehen.
Erfolgt dann der nächste Schritt der Scheidung, stehen damit unweigerlich,
vorrangig wirtschaftliche Aspekte auf der Tagesordnung.
Auch heutzutage wird ja manchmal empfohlen in solchen Fällen, Mediatoren
einzuschalten. Die können ihr Wirken für den Fall als erfolgreich verbuchen,
gelingt es, diese wirtschaftlichen Aspekte im Sinne eines
Interessenausgleiches, zu neutralisieren.
Die „Trennung von Tisch und Bett" indes ist so oder so, als dauerhaft
einschätzbar. Hat Russell also eine wie auch immer geartete relative
Verständigung mit seiner Frau erzielt, ist die Erbsenzählerei zwischen
„Trennung und Scheidung" wohl eher kleinkariert.
Limbach erwähnt weiter:
„Oben erwähnter Herr legte mir ein von
Russell unterzeichnetes Dokument vor, in dem er mit Berufung auf den Richter
erklärt, dass er nicht geschieden sondern nur gerichtlich getrennt sei von
seiner Frau. Die Unterschrift Russells - nicht der Inhalt seines Schreibens
- war amtlich beglaubigt."
Auch diese Angabe, deutet dann wohl eher auf die Verwendung von
Advokatentricks zur Überrumpelung des nicht geschätzten Gegners hin.
Im weiteren Verfolg dieses Disputes teilt Limbach dann noch mit:
„In „Licht und Leben" Nr. 14 (5. April
1914) S. 218 steht wörtlich zu lesen.
„Charles Russell, das Haupt der Milleniumssekte erfährt
immer wieder scharfe Angriffe.
Letztes Jahr ist in New York eine Schrift erschienen mit dem Titel „Some
Facts and more about the selfstyled „Pastor" Charles T. Russell".
„Haus und Herd" eine amerikanische Zeitschrift, bringt näheres darüber und
die Kirchenzeitung von Cleveland Ohio, Organ der deutschen Synoden der
reformierten Kirche in den Vereinigten Staaten (1913, 52) übernimmt das.
Die Schrift enthält einen ausführlichen Bericht über den Verlauf eines
Anklagefalles, den Pastor Russell wegen Charakterverleumdung gegen Rev. J.
J. Roß, einen Baptistenrediger, in Hamilton, Ont. angestrengt hatte.
Das Heft bringt eingangs den angeblichen Verleumdungsartikel den Rev. J. J.
Roß im Juni 1912 gegen C. T. Russell veröffentlicht hatte.
In diesem Artikel wird behauptet, daß Russell niemals eine höhere
Schulbildung genossen, dass er in der Philosophie und Theologie fast
gänzlich unbewandert ist, dass er von den alten Sprachen nichts wüsste,
obgleich er behauptet hatte, er erkenne sie, ferner dass er niemals als
Prediger ordiniert wurde, dass er mit keiner kirchlichen Benennung verbunden
ist, daß seine Frau sich von ihm scheiden lassen musste, wegen
nachgewiesenen ungebührlichen Verhältnissen mit anderen Frauen, und dass er
ein Eigentum im Wert von 35.000 Dollar für 50 Dollar veräußert habe, um die
Ansprüche seiner geschiedenen Frau darauf zu verhindern.
Es wird in der Schrift weiter nachgewiesen, wie Pastors auf jede mögliche
Weise dem Verhör das er selbst geleitet hatte, auszuweichen suchte, das
aber, als er schließlich auf dem Zeugenstand auftrat, er verschiedene
Aussagen die er gemacht hatte als unwahr widerrufen musste und dass die
verschiedenen Gesellschaften die er gründet hatte, nur von ihm selbst
kontrolliert werden.
Dieses Verhör fand in Hamilton, Kanada statt. Die Großgeschworenen haben am
11. April 1913 eine Entscheidung gegen Russell abgegeben. Alle Behauptung
von Rev. J. J. Roß gegen ihn sind aufrechterhalten worden. Pastor Russell
hat aus nachweislichen Gründen den Fall vor den kanadischen Gerichtshöfen
nicht weiter verfolgt. Soweit „Licht und Leben" Wo ist nun die Wahrheit?"
Angesichts letzterer schon etwas umfänglicheren Recherchen, welche da
Limbach in der Sache noch tätigte, und über die er in seinem Blatt auch noch
berichtete, kann man es wohl in Zweifel ziehen, ob die WTG-Hörigen, mit
ihrem Bestehen auf die Herausarbeitung des Unterschiedes zwischen einer
Trennung und einer Scheidung, sich wirklich einen Gefallen getan haben.
Besteht Anlaß, den in der Schweiz erscheinenden „Weissagungsfreund" als
relativ geistesnah (mit Abstrichen) zu den Bibelforschern einzustufen, so
gilt diese Charakterisierung im gleichen Maße auch für das in Deutschland
erscheinende „Deutsche Gemeinschaftsblatt".
Namentlich die sogenannten „Landeskirchlichen Gemeinschaften" (der
Sektenflügel der „Großkirchen, welche im Gegensatz zu den „Freikirchen", die
organisatorische Nabelschnur zu den „Großkirchen" noch nicht gekappt haben),
bildeten in der Bibelforscher-Frühgeschichte das besondere Revier, wo
letztere mit einigem Erfolg „wildern" konnten. Daher ist es durchaus
nachvollziehbar, dass diese auf die Russelliten nicht sonderlich gut zu
sprechen waren.
In der Ausgabe vom 8. 9. 1912 beschwerte sich genanntes „Dt.
Gemeinschaftsblatt" darüber, dass noch immer in ihren Kreisen, die Zusendung
unerbetenen WTG-Schrifttums zu registrieren sei.
„Scheinbar vergeblich warnen die
Bruderräte, der Jugendbund, die Blaukreuzzeitung und andere Vorstände vor
ungerufen erscheinenden „Brüdern" und Blättern."
Dieserhalb nahm man es in diesen Kreisen aufmerksam zur Kenntnis was eine
„Brooklyner Zeitung über den in Brooklyn wohnhaften „Pastor" Russell
berichtet."
Auch wenn der Name jenes Blattes nicht genannt wurde, handelt es sich
offenkundig um den „The Brooklyn Eagle", welcher durch auch durch
scharfzüngige Karikaturen zu Russell bekannt geworden ist.
Etwa diese, welche die Geschäftstüchtigkeit des Russell aufs Korn nimmt
Man vergleiche auch die zeitgenössischen WTG-Klagen:
Nun zitiert in der Ausgabe vom 8. 9. 1912 genanntes Blatt einige Details
dazu:
In der Tat auch anfechtbares etwa die Behauptung.
„Frau Russell hat sich von ihrem Manne
scheiden lassen, wie verlautbart wegen Ehebruch".
Indes dieses „wie verlautbart" wird keinesfalls begründet dargelegt.
Sie sei dann
„wegen Unterhaltsgelder klagbar
geworden, wies Pastor Russells Einwand, daß er mittellos und arm sei,
zurück. Der Gerichtshof führte den Beweis, daß Russell ein Eigentum im Werte
von 317.000 Dollar (1.341.250 Mk) der „Wachtturm- Bibel und
Traktat-Gesellschaft", von welcher er Präsident ist, übertragen hat.
Zu einer Veräußerung eines Eigentums an einen Scheriff im Werte von 20.000
Dollar (85.000 Mk) für weniger den 200 Dollar (850 Mk) sagte der
Gerichtshof:
„Der Zweck dieser ganzen Veräußerung war, Frau Russell ihrer Mitgift zu berauben, und es ist ein Betrug an ihr."
Auch wurde festgestellt, daß er Vermögen angehäuft habe durch Aktien, Spekulationen und durch Schenkungen seitens seiner Anhänger, die gelehrt werden, zu glauben, daß das Millenium (tausendjärige Reich) im Oktober 1914 beginnen wird."
In der Ausgabe vom 29. 9. 1912 teilt dann das „Dt. Gemeinschaftsblatt"
mit, als Folge dieses Berichtes seien bei der Redaktion etliche
Widerspruchsschreiben, namentlich die Details der Trennung/Scheidung
eingegangen.
Daraufhin mußte die Redaktion dazu bescheiden:
„Wir möchten niemanden, auch keinem
Irrlehrer Unrecht tun und nehmen daher gern Notiz von dem Scheidungsgrund,
den ein amerikanisches Sonntagsblatt anführt:
„Die Scheidung wurde gewährt aus dem Grunde, weil die Geschworenen glaubten, daß die Beiden, wenn auch kein gerechter Grund zur Scheidung vorlag, doch glücklicher sein würden, wenn sie von einander getrennt lebten."
Als redaktionellen Kommentar gab es denn dazu noch den Nachsatz:
„Für einen Gottesmann und Reformator, als
den Herrn Russell doch seine Anhänger hoch erheben ist auch diese beste
Auslegung der geistlichen Ehescheidung eine traurige Sache; das Gericht
nimmt an, seine Ehefrau, mit der er zwei Jahrzehnte gelebt, würde
glücklicher sein, wenn sie nicht mehr mit ihm zu leben brauchte! -
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!"
Der Fortsetzung der Story, begegnet man dann in der Ausgabe vom 5. 1.
1913 des „Dt. Gemeinschaftsblattes".
Russell höchstpersönlich, wandte sich in einem Schreiben an dessen
Redaktion.
Nun ist nicht bekannt, dass Russell etwa der deutschen Sprache mächtig
gewesen wäre. Aber bekannt ist er, dass er etliche Hörige hatte, die es
konnten. Die haben ihm dann schon mal die vorzitierten Berichte "zugesteckt"
und auch seine Antwort dazu ins Deutsche übersetzt.
Nun also bekam die Redaktion Post von Russell. Namentlich schießt er sich
darin auf den Vorhalt der Scheidung ein, und belehrt die Redaktion:
„Ich verlange nun als einen Akt der
Gerechtigkeit mir und meinen dortigen Freunden gegenüber, daß sie folgende
Tatsachen, die ich hiermit bezeuge, veröffentlichen."
Und dann legt er mit seiner Sicht der Dinge los:
„Meine Frau, welche ehrgeizig und der
Frauenrechtsbewegung verfallen war, verlangte meine Geschäftsangelegenheiten
zu leiten und suchte sie unter ihre Kontrolle zu bringen, womit ich mich
nicht einverstanden erklären konnte.
Sie wurde böse gegen mich und reichte eine Klage auf Trennung ein.
Sie klagte nicht auf Ehescheidung und so konnte ihr auch keine gewährt
werden."
Und weiter:
Der Gerichtshof „urteilte, daß weil es
nicht gut möglich sei, weiter in Eintracht zusammen zu leben, es besser sei,
dem Antrag auf Trennung Folge zu leisten.
Von der Zeit ab leben wir getrennt von einander.
Der Antrag, welchen meine Frau auf Trennung einreichte, enthielt keine
Anklage auf Ehebruch; diese Frage kam deshalb überhaupt nie vor Gericht; und
so war der Urteilsspruch in keiner Weise von einer solchen Klage beeinflußt.
Die einzige Bezugnahme auf Ehebruch ist auf Seite 10 und 11 der
gerichtlichen Protokolle enthalten und zwar in bezug auf das Zeugnis,
welches ich hier wiedergebe:
Herr Porter (Rechtsanwalt der Frau Russell)
„Wir erheben keine Anklage auf Ehebruch."
Frage, welche Herr Porter an Frau Russell richtete:
„Sie meinen nicht, daß Ihr Mann des Ehebruchs schuldig sei?"
Antwort: „Nein".
Offenbar sahen das einige zeitgenössische Blätter (in den USA) nicht ganz
so, wie es Russell darstellt, denn der Bericht geht weiter mit der Angabe:
„Auf Anraten meines Anwalts verklagte ich
(ein) Blatt wegen Verleumdung, und als der Herausgeber den wahren
Sachverhalt erfuhr, war er sofort bereit voll und ganz die Aussage
zurückzunehmen."
Neben der Streitfrage Trennung/Scheidung kamen im weiter oben zitierten
Ausgangstext auch gewisse fiskalische Aspekte mit zur Sprache.
Nachdem er sich desweiteren, lang und breit, unter Hinweis auf biblische
Beispiele als zu Unrecht verfolgt stilisiert, geht es in seinem Schreiben
weiter mit den Sätzen:
„Die Beschuldigung, daß ich meine Frau
betrogen hätte, indem ich mein Besitztum einer Gesellschaft vermachte, ist
ebenfalls ungerecht und unwahr. Der Tatbestand (sei) folgender:
Lange vor der Trennungsklage hatten wir beide, meine Frau und ich, all unser
Geld und Eigentum dem Herrn geweiht ... Und hernach vermachten wir all
unsere irdische Habe der Gesellschaft ...
Anstatt meine Frau um ihre Rechte zu betrügen, habe ich jede Fürsorge für
sie getroffen.
Das Gericht sprach ihr eine Rente zu, welche ihr auf vier Jahre zum voraus
bezahlt wurde."
Und seinen vom 20. 9. 1912 datierten Brief an die Redaktion beendet er
mit der weiteren Angabe; würde besagte Redaktion folgsam, und ungekürzt
seine Gegendarstellung abdrucken,
„Wenn Sie dieser Aufforderung nachkommen,
will ich (Russell) den Vorfall als erledigt betrachten."
Dieser Folgsamkeit entsprach zwar die Redaktion, konnte es sich aber doch
nicht ganz verkneifen, dann noch ein eigenes redaktionelles Nachwort
anzufügen:
„Überzeugt sind wir nicht. Schon die von
R. selbst angeführte Begründung, daß es nicht gut möglich sei, weiter in
Eintracht zusammen zu leben, ist für uns eine Schmach für einen Gottesmann
..."
In der CV 139 gelesen (etwas gekürzt):
"Er war einer der Pioniere in der
Entwicklung der erfolgreichen Idee von Ketten-Geschäften, die seitdem viele Männer
bereichert hat. Kaum hatte er das Jahr seines Erwachsenseins hinter sich, war er eine
Viertelmillion Dollar wert. Sein Wohlstand vermehrte sich sprunghaft. Dies war in den
frühen 70er Jahren des 19. Jahrhunderts. Rockefeller war da national noch unbekannt. Die
bekannten Millionäre jener Tage konnten an den Fingern abgezählt werden. Russell befand
sich im Rennen nach kommerzieller Vorherrschaft. Keiner, der die Fakten kannte, konnte
vernünftigerweise daran zweifeln, daß er der Rivale von John D. Rockefeller geworden
wäre um den Titel 'der Erde reichster Mann'. Dies war seine legitime Aussicht in dem
Alter von weniger als 25 Jahren".
(The Laodicean Messenger being the Memoirs of the Life, Works
und Character of That Faithfuil und Wise Servent of the Most High God, S. 6, 155f, 1923
Bible Educational Institute Chicago, III, USA A Memorial.)
Geheimfond in Gold, Dollar und
USA-Regierungs-Schuldscheine
"Unter der Direktion und Kontrolle von Russell wurde die
Gesellschaft der Depositar von Summen und Freunden. Ein Fünftel dieser Summen wurden
beiseite gesetzt als eine Stiftung für künftige Kontingente, die sich irgendwie
erforderlich machen. Er machte einen 'geheimen Platz' aus, irgendwo außerhalb des Bethel,
nur einer Person neben ihm bekannt. An diesem 'geheimen Platz' verbarg er sicher diese
Stiftung, meist in Gold, aber einiges in Münzen und Schuldscheinen der Vereinigten
Staaten.
Als Bruder Russell starb, gab es
niemanden, der irgendwas über diese Stiftung wußte, außer diesem vertrauten und treuen
Diener.
Im Sommer 1918, als die Brüder im Bethel überführt und ins
Bundesgefängnis gebracht wurden, packte dieser vertrauliche Diener die immense Summe Geld
in zwei Koffer und trug sie in derselben Nacht in eine andere Stadt.
Die Geldsumme war so groß, daß es nötig war, drei solche
Reisen zu machen. Sie bestand aus:
70 000 Dollar in Gold
30 000 Dollar in Währung
62 000 Dollar in Schuldscheinen der Regierung der Vereinigten
Staaten
Ein Total von 162 000 Dollar, die dem Präsidenten der
Gesellschaft (J. F. Rutherford Anm.) übergeben wurden, als er aus dem Gefängnis
kam". (The Laodicean Messenger
desgl
)
Indianer-Ausbeutung und Ölspekulant
In einer Geschichte der Indianer-Ölgesellschaft
"Pennsylvania Petrol Company", USA, wird berichtet, daß in den 80er Jahren zur
Zeit der großen Erdölspekulationen im Osten der Staaten, als John D. Rockefeller seine
"Standard Oil Company" gegründet hatte, auch ein "junger
Sektenführer" aus Pennsylvania an der Ausplünderung der Indianer verdienen und sein
Geschäft machen wollte.
In dieser Zeit waren die Bedingungen in den Indianerreservaten besonders katastrophal. Bei allen Überlebenschancen besaßen die Cherokee nur noch das bißchen Land, das ihnen verblieben war. Nach einem Gesetz des Staates Pennsylvania durfte Reservatterritorium nicht an private Hand veräußert werden. Skrupellos nutzt der "bibelgläubige Sektenführer aus Brooklyn" nach "amerikanischer Art" diesen Umstand aus und bot den Indianern einen illegalen Direktverkauf für eine lächerliche Summe an. Die Cherokees hatten damals keine andere Wahl. Obwohl dies eine kriminelle Transaktion war, würde man diesen Mann nie belangen. Zu viele hatten sich schon am Elend der Indianer gesundgestoßen.
Als jedoch die illegalen Spekulationen
dieses "religiösen Eiferers" enorme Ausmaße annahmen, wurden gegen ihn viele
Prozesse geführt, welche er zum Teil verlor. In einer Dissertation wird dazu folgendes
dargelegt:
1894 hatte Russell an einen Otto von Zech wertlose Ölaktien
verkauft, die für Zech einen Verlust von ca. 3 000 Dollar bedeuteten. Elmer Bryan (WTG),
berichtet über die Anklage gegen Russell;
Skrupellose Betrügereien mit dem Ölgeschäft. Ein Profitspekulant durch Kauf und Weiterverkauf von Ölquellen. Er hatte den Erfinder einer Öl-Veredlungsanlage, Mr. Dubbs, um ein Viertel seiner Geschäftsinteressen betrogen. Russell hatte das Geld aus dem Verkauf seines Geschäftsunternehmens in Ölquellen investiert. Seine betrügerischen Spekulationen:
Wenn die Ölpreise Anzeichen der Veränderung zeigten, verkaufte er Ölquellen auch auf noch nicht erwiesene Einnahmen hin. "Dies ist der legitime Gebrauch von Öl-Aktien", argumentierte er.
(The University of Chicago, Jehovas Witnesses. Eine Studie der symbolischen und strukturellen Elemente in der Entwicklung und Institutionalisierung einer sektiererischen Bewegung. Eine Dissertation, Abt . Sozialwissenschaften, Department Soziologie - Joseph Zygmunt, Chicago, Illinois, USA, 1967)
IM DIENSTE DES POLITISCHEN ZIONISMUS
Erst in den 90er fahren des vorigen Jahrhunderts, im Zuge der
beginnenden internationalen Expansion des nordamerikanischen Kapitalismus, erlangte die
WTG über ihre Begrenzung auf ein Winkeldasein in einigen USA-Bundesstaaten hinaus, eine
größere Bedeutung. 1881 hatte Russell etwa 100 Mitverbundene. 1885 nur etwa 300
Schriftenverbreiter. 1890 bloße 400 Aktive.
Russells große Stunde schlug mit dem Aufkommen des politischen Zionismus, ausgelöst durch die Judenverfolgung und Judenvertreibung des zaristischen Rußland in den 90er Jahren. Es drohte eine Millionenwanderung von Juden in das liberale Amerika. Hier wurden internationale Propagandisten gebraucht, um diese Juden im Interesse der US-imperialistischen Orientierung auf die Ölgebiete des Nahen Ostens zu bewegen, nach "Zion", d.h. Palästina auszuwandern, um dort einen eigenen Staat zu begründen .... In diesem Zusammenhang macht Russell 1891/92 seine erste Weltreise über Dänemark, Deutschland und Österreich ins damalige südrussische Zionistenzentrum Kischinew und weiter nach Jerusalem/Palästina. "Diese Reise war der reale Beginn einer Kampagne, um die Aufmerksamkeit der Welt auf die zukünftige Erbschaft des natürlichen Samens Abrahams (den Palästina-Anspruch der Juden, Anm.) zu lenken". Dies bestimmte dann auch Russells diesbezügliche Aktivität in den nächsten 20 Jahren. 1910 machte er nochmals eine Reise durch Rußland und Palästina, wo er "Vorträge vor Tausenden orthodoxen Juden über die Rückführung der Juden nach Palästina hielt". (The Laodicean Messenger S.109)
In New York arbeitete er mit den Spitzenkräften der jüdischen bzw. zionistischen Presse zusammen u.a. Dr. Jacobs, Herausgeber des Hebrew American, W. J. Salomon vom Hebrew Standard, Louis Lipsky, Herausgeber des Maccabean, J. Pfeffer vom Jewish Weekly, S. Goldberg, Herausgeber des American Hebrew, M. Goldmann, Herausgeber der einzigen jüdischen Tageszeitung H' Yom. (The Laodicean Messenger S.116) ...
Bekanntlich entwickelte sich im Zusammenhang mit der nordamerikanischen ökonomischen "neuimperialistischen" Expansion auch ein ökumenischer Aufbruch unter der großen Losung "Welteroberung noch in dieser Generation" (John R. Mott USA) für die nordamerikanische Lebensweise. Im Fahrwasser dieser von Nordamerika ausgehenden ökumenischen Weltmissionsbewegung unter Leitung einer durch Handel und Industrie reichgewordenen "weltlichen Elite", unter "nordatlantischer Perspektive" und westlicher politischer Vorherrschaft. Auf dem Kongreß der WTG (IBV) im Juli 1911 in Washington D. C, wurde ein Komitee gebildet zur "Untersuchung der Auslandsmissionen" der amerikanischen Kirchen, u.a. speziell unter der Fragestellung "Was für eine Hoffnung gibt es für die Bekehrung der Welt in dieser Generation?" Es sollten sorgfältige Beobachtungen und Studien der sozialen und religiösen Bedingungen in den damaligen US-amerikanischen Interessengebieten in Asien durchgeführt werden. Es wurde beschlossen, daß Russell mit einem ausgesuchten Team eine Weltreise unternimmt, die ihn u.a. nach China, Japan, Korea, Indien, Arabien, Ägypten und als ein Höhepunkt nach den Philippinen führt. (The Laodicean Messenger S. 199f)
Als prominente Person gehörte diesem Team von 7 Personen der USA-Brigade-General William P. Hall, Washington, an, (WT 15.8. 68, S. 506). Hall hatte sich 1906/07, zur gleichen Zeit wie der USA-Staatsanwalt J. F. Rutherford und spätere WTG-Präsident, der WTG als aktiver General angeschlossen. Er war einer der Generäle, (bis 1902), als die USA (1898) die ostasiatischen Philippinen eroberten und den Widerstand der Filipinos zehntausendfach in "Strafexpeditionen niedermetzelten.
Auf den Philippinen waren Zucker, Kopra, Hanf, Gold, Chrom, Eisenerz und Kohle zu holen. (Pastor Russells International Bible/Students Souvenir, Convention Report 1906/13, USA, Reprints, S.29,204).
Mit dem Generalstabschef der US-Army
In Manila, der Hauptstadt der Philippinen, wurde Russell im
Armee- und Marineclub der USA untergebracht, der nur Militärs mit Angehörigen und
Freunden vorbehalten war. Bei seinen öffentlichen Aussprachen wurde Russell vom
Oberkommandierenden der 20 000 US-Truppen auf den Philippinen, Chef-Kommandeur General J.
Franklin Bell eingeführt, der sich "mit Pastor Russell und seiner Propaganda
identifizierte". Bell war bis 1910 Generalstabschef der US-Armee. '(Convention
Report, desgl.).
Auf den Flügeln der amerikanischen
Wirtschaft
Mit seinem Einsatz 1911/12 auf den Philippinen, leistete
Russell faktisch einen Beitrag, dieses eroberte Land "befrieden" zu helfen. Bis
1913 wurde auf Mindanao Widerstand geleistet. Russell sprach vor Tausende,"
wehrfähiger Filipinos im Alter von 18-30 Jahren. Anläßlich eines Interviews mit seinem
"Glaubensgenossen" und Schutzherrn General Bell, pries er die Behandlung der
niedergeworfenen Filipinos durch die USA als "so hochherzig und gütig wie ein guter
älterer Bruder seinen jüngeren Bruder behandeln sollte". Es "sei ein nobles
Beispiel", wie "alle Heiden-Nationen jetzt behandelt werden sollten".
(Convention Report, S.408).
"Als Kinder ihrer Zeit identifizierten sich die Missionare des 19. Jahrhunderts weitgehend mit den besseren Absichten des Kolonialismus, und häufig folgten sie seinen Eroberungen und stellten sich unter seinen Schutz". (David L. Vikner über "Mission und Evangelisation", Regionaltagung des Luth. Weltbundes, Loccum 1978).
Zu Beginn der kolonialen USA-Philippineneroberung 1898 erklärte der damalige USA-. Senator Beveridge: "Die Vorsehung hat uns unsere Politik vorgeschrieben, der Handel; der Welt muß und wird unser sein Auf den Flügeln unserer Wirtschaft wird unsere Lebensweise unserem Handel folgen. Und amerikanisches Gesetz, amerikanische Ordnung, amerikanische Zivilisation und die amerikanische Flagge werden sich an Küsten entfalten, die, solange von Verdammnis und Dunkel umfangen, hinfort durch diese Werkzeuge Gottes schön und hell sein werden". Russells Vortrage auf den Philippinen erfüllten genau diesen Zweck....
Vieles bleibt weiter zu erforschen
Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht
begreifen und die Zukunft nicht gestalten. Das ist schon fast sprichwörtlich.
Darum muß und wird vor allem auch die Erforschung der
WTG-Frühzeit weitergehen. Es gab zur Zeit Russells weitere prominente Hintermänner der
WTG. Da war ein Bankier in Washington City. Es gab einen "Freund und Bruder"
Russells, General-Leutnant Alex P. Stewart. Es gab eine von Russell begründete
"Unites States Investment Company".
Von vielem sieht man erst "die Spitze des
Eisberges".
Über ein weiteres Dokument die Frühzeit der Bibelforscher betreffend berichtet die CV 142 im einzelnen:
Es ist enthalten in einem Buch von Carl G. Falkner, Mitarbeiter von C.T. Russell im Bethel Brooklyn, Columbia Heights, New York, mit dem Titel "Gottes Weisheit gegen Menschenweisheit", veröffentlicht im Januar 1968 von der Christian Fellowship Associates, Dayton, Ohio, 45419, USA. Carl G. Falkner berichtet über die Wachtturm-Entstehung:
N. H. Barbour hatte ihn (C.T. Russell) eingeladen, Artikel für den HERALD OF THE MORNING beizusteuern und ehrte ihn, indem er ihn zum Mitherausgeber der Zeitschrift machte. Dies mag in dem jungen Russell gut eine Menge Ehrgeiz und Selbstüberhebung zur Folge gehabt haben, wie durch seine spätere Forderung offensichtlich wurde, daß Barbour die Herausgeberschaft abtreten und ihm übergeben soll unter der Drohung, wenn er das nicht tue, werde er, C. T. Russell, ein eigenes Blatt beginnen. Es soll hier festgestellt werden, daß N. H. Barbour die ganze Setzarbeit und Herausgabe des HERALD OP THE MORNING selbst verrichtete, er und seine liebe Frau arbeiteten manchmal bis in die späten Nachtstunden, und obwohl er erkannte, daß der junge Russell ehrgeizig gegen ihn arbeitete, veröffentlichte er in seiner Langmut und Geduld Russells ehrgeizige Pläne in seiner Zeitschrift.
Worte von N. H. Barbour in der Mai-Ausgabe des HERALD OF THE MORNING von 1879, S. 87:
"Neue Zeitschrift. Ein Ultimatum an N. H. Barbour.
Bruder Russell hat ein sehr weites Herz, Ich liebe ihn und leide sehr darunter, sein Vertrauen und seine Gemeinschaft zu verlieren. Er gab beträchtliches Geld aus in Reisen und Vortragshallen für mich im Winter 1876 und 1877, bevor er Mitherausgeber des HERALD wurde. (Es werden u.a. Summen von 660,00 und 615,00 Dollar genannt).
Ich habe zwei Jahre harter Arbeit investiert, Tag und Nacht, kann ich fast sagen, meine Frau und ich haben oft bis 11, 12 oder l Uhr nachts gearbeitet. Und nun Bruder Russell, unser lieber junger Bruder Russell, der erst kürzlich ins Blickfeld und in ein kleines Interesse an der Zeitschrift gekommen ist, fordert von mir, entweder zu seinem Gunsten zu verzichten, oder zu sagen, was ich geben will oder nehmen, da ER mir nicht länger beipflichten könne.
In den zwei Jahren, in denen Bruder Russell die Interessen des Blattes teilhatte, hat er alles Geld zurückbehalten, das er für den HERALD sammelte und sagte Bruder Paton, das gleiche zu tun, so daß ich nicht einen Cent des Geldes erhielt, das sie gesammelt haben.
Nun weiß ich, daß er beabsichtigte, ein Manko (Defizit) herbeizuführen, und da er diese Absicht änderte, mache ich diese Feststellungen zu meiner Rechtfertigung, da ich keine Absicht habe zu verkaufen oder abzutreten".
Beinahe also kein Wachtturm
Im einzelnen können wir folgende Absichten Russells erkennen, bevor er seine eigene Zeitschrift WACHTTURM herausgab. Einstieg in die Mitherausgabe des adventistischen HERALD von N. H. Barbour, ihn finanziell abhängig zu machen, durch Zurückbehaltung der Spenden für den HERALD, die Zeitschrift in die roten Zahlen (Manko, Defizit) bringen, also finanziell zu ruinieren, und dann N. H. Barbour zu drohen, alle Zusammenarbeit mit ihm und Unterstützung einzustellen, wenn er ihm die Zeitschrift nicht abtritt.
Wäre diese Erpressung gelungen, so hätte es keinen WACHTTURM gegeben, sondern irgendeinen HERALD.
Er, Carl G. Falkner faßt zusammen:
"In der Tat, C.T. Russell setzte darauf, die Herausgabe des HERALD OF THE MORNING von N. H. Barbour abzupressen, zu entreißen auf eine Weise, die man von einem Bruder in Christo nicht erwartet". (S. 21).
So kam der WACHTTURM zustande, "von Jehovas Hand dargeboten"?
Ergänzend vielleicht noch das, was Günther Pape in seinem "Ich klage an. Bilanz einer Tyrannei" berichtet. Pape schreibt:
"Carl Falkner, ein ehemaliger Mitarbeiter Russells, schilderte mir bei Besuchen in seiner Wohnung in Bülach/Schweiz, als hochbetagter Mann von 95 Jahren, seine Erlebnisse mit Rutherford. Er wohnte mit Rutherford von 1911 bis ca. 1913 im gleichen Haus. Rutherford lebte damals noch mit seiner Frau und seinem Sohn zusammen, die ihn kurze Zeit später verließen. Alkohol sei schon zu dieser Zeit ein Problem gewesen, daß immer wieder zu Streit in Rutherfords Familie geführt und schließlich auch zur Trennung von seiner Frau beigetragen hätte."
Diese Angabe macht schon die bemerkenswerte Einsilbigkeit durchsichtiger, die seitens der WTG was Rutherfords familiären Status betrifft, zu registrieren ist. Über Russell erfährt man seitens der WTG einiges über seinen familiären Status. Über Rutherford hingen so gut wie nichts!
Exkurs:
"Schriftstudien" Band I:
Wie man weis veränderte Rutherford die
Struktur der jetzigen Zeugen Jehovas, im Vergleich zur Zeit Russells
beträchtlich.
Darüber kann es auch keinen Zweifel geben.
Aber es gab eben auch schon zu Rutherford's Zeiten Opposition dagegen.
Und Reste jener geschichtlichen Opposition gibt es noch heute.
Nun vernimmt man die These.
Band I der als „Schriftstudien" bekannten Bände, offerierte ja noch nicht im
Detail Russells Terminkalender. Beginn der Endzeit 1799.
Beginn der „Erntezeit" 1874 und Ende selbiger dann 1914 und anderes mehr.
Nun dürfte meines Erachtens nicht strittig sein. Schon bei Erscheinen von Band I
wies Russell darauf hin. Es bleibt nicht bloß bei Band I. Es folgen noch
weitere.
Insofern kann der Hinweis, einige Aussagen in Band 2 usw. seien in Band I noch
nicht expliziert ausgeführt, nicht wirklich überzeugen.
Auf Seite 320 (Online-Ausgabe; hier und nachfolgend nach der von Herbert
Raab transkripierten Ausgabe zitiert) liest man
beispielsweise;
„In Band 2 dieses Werkes wird aus dem Zeugnis des Gesetzes und der Propheten
des Alten Testamentes, sowie auch aus dem des Herrn Jesu und der apostolischen
Propheten des Neuen Testamentes der deutliche und unumstößliche Nachweis
erbracht werden, daß dieser Tag der Drangsal chronologisch in den Anfang der
glorreichen Millenniums-Herrschaft des Messias zu verlegen ist."
Also Russell selbst verweist da schon auf einen Band II, den
er keineswegs als „apokryph" erklärt.
Nun gibt es mittlerweile einige Ausgaben der „Schriftstudien", wenn auch nicht
alle leicht erreichbar sind. Sie differieren auch in ihren Seitenzahlen, und
manchmal nicht nur bei diesem Aspekt.
Die noch mit am leichtesten erreichbare Ausgabe (auch Online)
ist die von der WTG 1926 gedruckte Ausgabe. Selbst der
„Tagesanbruch" nutzte für seinen Deutschsprachigen Nachdruck just diese Ausgabe.
Auf Seite 319 (Tagesanbruch-Ausgabe Seite 372) von
Band I liest man beispielsweise die Russell-These:
„Um deutlich zu werden, lassen wir dieses zutreffende Bild des Apostels
beiseite und sagen: Die Anstrengungen der Massen, sich aus der Herrschaft des
Kapitals und der Maschinen zu befreien, wird eine zu VORZEITIGE sein; Pläne und
Vorkehrungen werden noch unvollständig und ungenügend sein, wenn sie von Zeit zu
Zeit ihren Weg erzwingen und die engen Bande von „Angebot und Nachfrage"
sprengen wollen. Jeder erfolglose Versuch wird die Zuversicht des Kapitals auf
seine Fähigkeit, die bestehende Ordnung der Dinge aufrecht zu erhalten, stärken,
bis endlich die zurückhaltende Macht der Organisationen und Regierungen ihre
äußerste Grenze erreicht hat, und die Bande des gesellschaftlichen Organismus
zerreißen werden."
Dies ist meines Erachtens ein Kernsatz von Band I.
Weite Teile der übrigen Religionsindustrie suchten den
wissenschaftlich-technischen Fortschritt madig zu machen. Verstiegen sich gar
dazu, ihn mit dem Turmbau zu Babel zu vergleichen.
Nicht so Russell. Er ging diesbezüglichen Konfrontationen aus dem Wege, deutete
gar den technischen Fortschritt als Zeichen der „heraufziehenden Reiches
Gottes".
Aber wie gelesen, den Versuch der Massen „die engen Bande von Angebot und
Nachfrage" sprengen zu wollen, bezeichnet er als eine „zu vorzeitige".
Namentlich die Aspekte „Kampf zwischen Kapital und Arbeit" breitet er dann
insbesondere noch in Band 4 seiner „Schriftstudien" aus. Nach meinem Dafürhalten
ist jener Band 4 der allerwichtigste, wenn man denn Russell's Anliegen verstehen
will. Seine Endzeitdaten, seine Pyramidenbegeisterung sind dabei dann lediglich
„Zutaten", aber nicht unbedingt der existenzielle „Nerv".
Nochmals zu Band I zurückkehrend. Auf Seite 311f. etwa, liest man auch:
„Wir (Handwerker und Arbeiter) sehen, wenn auch die Menschheit im großen und
ganzen an den Segnungen unserer Tage teilgenommen hat, so haben doch die, welche
vermöge größeren Geschäftstalentes oder durch Erbschaft oder durch Betrug und
Unehrlichkeit Besitzer von Hunderttausenden und Millionen von Mark geworden
sind, nicht nur diesen Vorteil allen anderen voraus, sondern sind auch mit Hilfe
der Erfindungen von Maschinen usw. in der Lage, das Verhältnis der Zunahme ihres
Reichtums im Verhältnis zur Abnahme der Gehälter der Lohnarbeiter aufrecht zu
erhalten. Wir erkennen, daß das kalte Gesetz des Angebots und der Nachfrage uns
vollständig verschlingen würde, wenn nicht Schritte getan werden zum Schutze der
wachsenden Zahl der Handwerker gegen die wachsende Macht des Monopols, dem noch
dazu die arbeitsparenden Maschinen usw. zur Seite stehen."
Also in andere Worte umformuliert. Russell rekapituliert. Ein
ungebremster Manchesterkapitalismus, ohne soziale Komponente, beschwört Gefahren
herauf, die nur in einem Ende mit Schrecken ausufern könnten.
Auch auf Seite 298 (Tagesanbruch-Ausgabe Seite 346)
liest man:
„Nichtsdestoweniger besteht in unserer Zeit eine wachsende Opposition der
Besitzenden und der arbeitenden Klassen gegeneinander -- eine wachsende
Bitterkeit auf Seiten der Arbeiter und ein wachsendes Gefühl unter den
Besitzenden, daß nur der starke Arm des Gesetzes das, was sie für IHR RECHT
halten, beschützen kann. Folglich werden die Reichen mehr auf die Seite der
Obrigkeiten gezogen, und die um Lohn arbeitenden Massen fangen an zu denken, daß
Gesetze und Obrigkeiten nur zu dem Zwecke da wären, den Begüterten zu helfen und
die Armen im Zaume zu halten, und darum werden sie dem Kommunismus und der
Anarchie in die Arme getrieben, in der Meinung, daß ihre Interessen dadurch am
besten gefördert würden, wobei sie vergessen, daß die schlechteste und teuerste
Regierung bei weitem besser ist als gar keine."
Also auch diese Russell-These liegt auf ähnlicher
Wellenlänge, und es lassen sich noch ein paar mehr Belegstellen dafür erbringen.
Auf Seite 250 postuliert er:
„Wenn wir die gegenwärtigen Regierungen vom Standpunkte unseres Herrn und des
Propheten Daniel betrachten und den wilden, zerstörungslustigen, tierischen und
selbstsüchtigen Charakter der Reiche erkennen, müssen da nicht die Herzen aller
Heiligen das Ende aller heidnischen Obrigkeiten herbeiwünschen und frohlockend
der glückseligen Zeit entgegensehen, da die Überwinder des gegenwärtigen
Zeitalters mit ihrem Haupte auf den Thron gesetzt werden sollen, um die
seufzende Schöpfung zu regieren, zu segnen und wiederherzustellen? Wahrlich, von
ganzem Herzen können sie wie unser Herr beten: -- „DEIN KÖNIGREICH KOMME; dein
Wille geschehe, wie im Himmel, ALSO AUCH AUF ERDEN."
Als Russell nahm, durchaus im Sinne der Marx'sche
Religionstheorie, den Aspekt des „Seufzers der bedrängten Kreatur" auf. Er wähnt
auch auf einen vermeintlichen Ausweg dabei extensiv hinweisen zu können, das
vermeintliche „göttliche Eingreifen", zu dem unsereins allerdings noch einen
Detailsatz hinzufügen würde:
AM SANKT NIMMERLEINSTAG!