Reflektionen über Weihnachten

Da gibt es eine Grundsatzfrage: Sind Dogmen um der Menschen willen, dass heißt ihm untergeordnet?
Oder sind Dogmen das Wichtigere, und der Menschen ihnen untergeordnet?
Soweit es die WTG-gesteuerten Zeugen Jehovas betrifft, ist diese Frage eindeutig dahingehend beantwortet: Der Mensch sei den Dogmen unterzuordnen. Egal wie auch immer die Konstellation sei. Siehe beispielsweise die restriktive Auslegung in Sachen Bluttransfusion, die schlimmstenfalls selbst diesbezügliche Todesfälle in Kauf nimmt.

Ein weiteres Dogma-Beispiel ist auch die Frage, wie man es denn mit dem Weihnachtsfest so halte. Die Dogmatiker befinden: Da gebe es zuviele heidnische Wurzeln. Das jenes Weihnachtsfest vielfach die Rolle eines Familienfestes wahrnimmt, wollen sie dabei nicht gelten lassen. Das Dogma steht bei ihnen über allem anderen.

Das die derzeitigen Zeugen Jehovas Verächter des Weihnachtsfestes sind, ist bekannt. In ihrer "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 12. 1951 veröffentlichten sie einen weiteren Artikel zu diesem Thema. Aus ihm nachstehend einige Auszüge:

"Die Maskerade unter dem Namen Weihnachten
Besuche am Weihnachtstage die Familie Blatter in der nächsten Strasse und die Familie Keller gerade gegenüber, und du wirst sehen, dass sie das Fest auf fast dieselbe Weise feiern wie Tausende anderer Leute in der ganzen Welt. Die Familie Blatter ist katholisch, sie hat neun Kinder und ist ganz arm. Die Familie Keller ist protestantisch, hat drei Kinder und ist wohlhabend. Derartige Verhältnisse bedingen, dass die jährliche Dezember-Feier in den zwei Wohnungen in manchen Einzelheiten ganz verschieden ausfällt.

Zum Beispiel steht im Heim der Familie Blatter ein winziger künstlicher Weihnachtsbaum, der vom vorigen Jahr her aufbehalten wurde. Die Familie Keller hat eine so hohe, frisch abgehauene Tanne, dass ihr Gipfel oben gestutzt werden musste, damit man sie in die Wohnung hereinnehmen konnte. Dessenungeachtet ist der Geist des Anlasses in den zwei Familien in allen Absichten und Zielen wesentlich derselbe. In beiden Familien herrscht eine aussergewöhnlich heitere Stimmung, und während sie beim besonderen Weihnachtsmahl sitzen, vergessen sie vorübergehend ihre Alltagssorgen und Kümmernisse. .

Jetzt kommt das in WTG-Sicht "aber":

Man halte aber inne und überlege. Was haben denn Dinge wie der Weihnachtsbaum mit seinem Schmuck sowie die andern Beigaben zum Festtag - Mistelzweige, Stechpalmen, Kerzen, Julblöcke, Früchte und Nüsse, Christwecken oder sonstiges Weihnachtsgebäck und Ferkel am Rost - mit der Geburt und dem Leben Christi zu tun? Warum eine fort und fort zunehmende Betonung des "Weihnachtsgeistes", übermässiges Essen und Trinken, Schlemmerei und Ausschweifung? Woher stammt die Sage vom "St. Nikolaus"? Wenn der 25. Dezember der Geburtstag Christi ist, warum feiern denn die östlichen und die orthodoxen Kirchen Weihnachten am 7. Januar? ...

Ein Blick auf das alte Heidentum zeigt, dass man Tausende von Jahren, ehe Christus geboren wurde, die immer wieder auf- und untergehende, nie sterbende Sonne als die Quelle des Lebens und der Unsterblichkeit anbetete. Jahr um Jahr beobachtete man, wie die Tage kürzer wurden, bis die Wintersonnenwende am 21. Dezember erreicht war; und als Jubelfeier ihrer "Wiederkehr" wurde dann ein grosses Fest zu Ehren der "wiedergeborenen" Sonne gefeiert. ...
Die 'Katholische Enzyklopädie' (engl., Band 3, Seite 727) sagt:

"Doch das wohlbekannte Sonnenfest 'Natalis Incicti' ['Geburtstag der Unbesiegten (Sonne)'], das am 25. Dezember gefeiert wird, ist in grossem Masse für unser Dezemberdatum verantwortlich."

Die Urchristen hatten mit diesem heidnischen Feiertag nichts zu tun. "Weihnachten gehörte nicht zu den frühesten Festen der Kirche. Irenäus und Tertullian
lassen es in ihrem Festverzeichnis aus", sagt die 'Katholische Enzyklopädie' engl). Im Laufe der Zeit jedoch, als die römisch-katholische Kirche sich bemühte, weitere Heiden auf ihre Seite zu ziehen, versah die Geistlichkeit das heidnische Saturnalienfest vom 25. Dezember mit einer "christlichen" Etikette und befürwortete es als "die Messe Christi" oder die "Christmette".

Die Geistlichkeit gibt dies nicht nur zu; sie sucht es sogar zu rechtfertigen. James M. Gillis, C. S. P., Redaktor der 'Katholischen Welt' (engl.; 2. Dez. 1945), schrieb:

"Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass die Päpste und Konzilien der Urkirche absichtlich ein christliches Fest auf den Tag oder die Nähe des Tages ansetzten, da früher ein heidnischer Karneval stattgefunden hatte, in der Absicht, die heidnische und im allgemeinen zügellose Feier dadurch zu unterdrücken." ...

Das Immergrün wurde von den ehemaligen Sonnenanbetern als Sinnbild der Unsterblichkeit benutzt. In Ägypten, wo Nadelbäume nicht verfügbar sind, wurden statt dessen die grünen Zweige der Palmbäume verwendet. In Indien wurden Oleanderzweige gebraucht, und die Heiden Roms schmückten ihre Häuser für das grossartige Saturnalienfest mit grünen Zweigen. Efeu und Stechpalmen wurden ebenfalls von den alten Griechen und andern als heilig betrachtet. Die Druiden hielten die Mistel besonders heilig, und ihre mystischen Riten erlaubten einem Jüngling am 25. Dezember "das Recht des Mistelzweiges", nämlich das Küssen eines Mädchens unter dem Mistelzweig, solange er Beeren hatte, einen Kuss für jede Beere.

Brennende Kerzen im Fenster gehen zurück bis auf die Wachskerzen, welche die Saturnalienfeiernden in Rom benutzten. Der Julblock wurde jährlich anlässlich der Dezember-Festlichkeit von den Skandinaviern abgebrannt. ... Die Druiden waren es, die für ihre Göttin Freya einen Eberkopf am Rost bereiteten, und seither ist das am Rost gebratene Ferkel für ein Weihnachtsessen als besonders passend betrachtet worden. Der Vorläufer der Punsch-Bowle für diese Zeit war die angelsächsische "Wassail"-Bowle mit ihrem berauschenden Gebräu [ein Getränk aus Ale (oder Wein) mit Gewürzen, gerösteten Äpfeln und Zucker] ...

Der rotbackige "lustige gute Geselle" mit Doppelkinn und Bart, St. Nikolaus genannt, ist bei weitem nicht so lang mit dem Festtag verbunden gewesen wie die andern hierher gehörenden Dinge. Einige behaupten, dass ein sogenannt heiliger Bischof von Myra namens Nikolaus, der im vierten Jahrhundert nach Christus lebte, der erste "St. Nikolaus" gewesen sei, und durch das dunkle Mittelalter hinab sei er als der Schutzpatron der Leihhäuser und Bettler betrachtet worden. Er wurde als eine einfache, bleiche und ziemlich asketische Person dargestellt, bis ein Karikaturenzeichner sich im Jahre 1863 seiner annahm und den "Heiligen" in fröhliche Gewänder hüllte. ...
Tertullian
und andere berichten, wie das Austauschen von Gaben ein Teil des Saturnalienfestes gewesen sei. Und die Hymnen, die sie bei jenem Feste sangen, waren Vorläufer der Weihnachtslieder.

Parallel veröffentlichte auch "Erwachet!" vom 8. 12. 1951 einen ähnlichen Artikel. Auch aus ihm einige Zitate:

WAS ist denn schon Christliches am Weihnachtsfest? Etwa die Verwendung des "Weihnachtsbaumes"? Kaum, denn wir können in der Bibel suchen, soviel wir wollen, wir finden ihn nirgends erwähnt. Anderseits sagt der Historiker Hislop in seinem Buch 'Die beiden Babylon' (engl.):

"Der bei uns jetzt allgemein verbreitete Weihnachtsbaum war ebenso üblich im heidnischen Rom und im heidnischen Ägypten. In Ägypten war es die Palme, in Rom die Tanne; die Palme wies auf den heidnischen Messias, den Baal-Thamar, hin und die Tanne bezog sich auf ihn unter der Bezeichnung Baal-Berith ... der Weihnachtsbaum ist Nimrod redivivus "der getötete Gott wurde wieder lebendig."

Wie steht es mit der Stechpalme, dem Efeu, dem Mistelzweig und dem Julblock? Auch diese stehen in keiner Beziehung zur Bibel, sondern wieder nur zum Heidentum. Die Stechpalme galt bei den heidnischen Sonnenanbetern als heilig. Im Altertum wurde der Efeu bei heidnischen Festen verwendet, die zu Ehren von Bacchus (Dionysos), des Weingottes, gefeiert wurden. Der Mistelzweig war gemäss der abergläubischen Vorstellung der heidnischen Druiden ein göttlicher Zweig, der aus dem Himmel herniedergekommen war und ihren Messias darstellte. Das Küssen unter dem Mistelzweig (ein in England heute noch verbreiteter Brauch) gehörte zu ihren mystischen Riten anlässlich der Wintersonnenwende. In der Americana (engl.) heisst es:

"Die germanischen und keltischen Stämme betrachteten die Wintersonnenwende als ein wichtiges Ereignis des Jahres, und um die Rückkehr des glühenden Sonnenrades zu feiern, begingen sie das Julfest, das ihr Hauptfest war. Die Stechpalme, der Mistelzweig, der Julblock und die Weihnachtsbowle (ein Würzweingetränk) sind Überbleibsel eines vorchristlichen Zeitalters."

Hat der Sankt Nikolaus etwas mit Christentum zu tun? Es steht auch über ihn nichts in der Bibel geschrieben. Er war ursprünglich ein Heiliger des vierten Jahrhunderts. Man weiss über ihn nichts Zuverlässiges, doch die Sage geht, dass er einem armen Edelmann aus der Not geholfen habe, indem er ihm als Mitgift für jede seiner drei Töchter einen Sack Gold schenkte. Er ist der Schutzheilige Russlands, der Jungfrauen, der Kinder und der Pfandleiher und Diebe.

Der Brauch, an Weihnachten Strümpfe aufzuhängen, entspringt einer ähnlichen Sage. Eine alte Frau, namens Befana, wollte in ihrer Hausarbeit nicht innehalten, um die vorüberziehenden Könige aus dem Morgenlande, die dem Jesuskinde Geschenke brachten, zu sehen. Sie dachte dies nachholen zu können, wenn sie wieder zurückkehren würden. Da sie aber auf einem ändern, ihr unbekannten Wege zurückkehrten, hält sie, gemäss der Sage, immer noch Ausschau nach ihnen. In Italien hängen die Kinder Strümpfe auf, und wenn sie das Jahr hindurch artig gewesen sind, soll sie Befana mit Gaben füllen; sind sie böse gewesen, so füllt sie sie mit Asche.

Und wie steht es mit den weihnachtlichen Schmauserei und Festlichkeiten? Die Bibel verurteilt Unmässigkeit zu irgendeiner Zeit, handle es sich dabei um Essen oder Trinken.
Tertullian, ein "früher Kirchenvater" (230 n. Chr.), sagte:

"Unter uns, denen der Sabbat, der Neumond und die Feste die einst Gott annehmbar gewesen, fremd sind, werden jetzt wieder öfters die Satumalien [und andere heidnische Feste] gefeiert; Gaben werden ausgetauscht und Neujahrsgeschenke gemacht mit viel Aufhebens; auch nimmt man lärmend an Vergnügungen und Festmählern teil."

Wie steht es mit dem Austauschen von Geschenken am Weihnachtstage? Auch dieser Brauch hat einen heidnischen Ursprung. Dies wurde schon durch die oben erwähnten Zitate gezeigt, und die nun folgenden werden es noch bestätigen. Dass die Magier Jesus Geschenke brachten, wirkte sich für ihn nicht zum Guten aus, denn dadurch, dass diese sich zuerst im Palast des Herodes einfanden, brachten sie das Leben Jesu in Gefahr und verursachten indirekt die Ermordung vieler Kleinkinder. Es ist offenbar, dass Gott nichts mit dem Licht zu tun hatte, dem sie gefolgt wären. Die Engel wiesen die Hirten nicht an, zu Herodes zu gehen.

Und wie steht es mit dem Datum selber, dem 25. Dezember? Ist dieses Datum christlich? Über den Ursprung dieses Datums heisst es in der 'Americana' (engl.), die römische Kirche habe angeordnet, dass die Geburt Jesu am 25. Dezember gefeiert werden solle, nämlich

"am Tage des alten [heidnischen] römischen Festes der Geburt der Sonne, da man nicht genau wusste, an welchem Tage Jesus geboren worden war".

In einem Geschichtsbuch, betitelt 'Auf dem Weg zur Zivilisation' (engl.), heisst es:

"Das Saturnfest, die Saturnalien, waren ein Winterfest, das eine Woche dauerte, am 25. Dezember begann und mit Tanz, Austausch von Geschenken und Anzünden von Kerzen gefeiert wurde. Die Saturnalien wurden später von den Christen übernommen und es wurde ihnen eine neue Bedeutung beigelegt."

Auch der Name "Christmette" ist in der Bibel nicht zu finden. Tatsächlich weiss sie gar nichts zu sagen über das Zelebrieren irgendeiner Messe, sei es das Hochamt oder eine stille Messe oder eine Christmette. Auch Messen sind heidnischen Ursprungs. Und schliesslich sei noch erwähnt, dass man in der Bibel auch nicht einmal der Spur nach einen Anhaltspunkt für das Feiern des Geburtstages findet. Ein anderer der "frühen Kirchenväter" (Origenes 185-254) sagte:

"In der Bibel liest man nichts davon, dass Heilige ihren Geburtstag feierten, sondern nur davon, dass Sünder dies taten."

Wenn man also das Weihnachtsfest an Hand der Bibel und der Tatsachen beurteilt, sieht man klar, dass es nicht christlich, sondern heidnisch ist.

Nachdem der "Wachtturm" vom 1. 12. 1951 sich kritisch mit der Tradition des Weihnachtsfestes auseinandergesetzt hatte.
 

Ist rund zehn Jahre später, in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 12. 1961 eine erneute kritische Auseinandersetzung mit der Tradition des Weihnachtsfestes zu beobachten. In begrenztem Umfange ergänzen sich diese Artikel, dieweil jeder von ihnen unterschiedliche Details in seiner Argumentation verwendet.
Gleichwohl bleibt auch dieser Artikel auf der Ebene dogmatischer Erbsenzählerei stecken.

Nicht reflektieren tut er den Umstand, dass Weihnachten - zumindest heutzutage - zunehmend verweltlicht ist. Diejenigen denen damit verbundene religiöse Elemente "wichtig" sind, dürften wohl eher in Richtung abnehmenden Zahl zu bewerten sein.
Zunehmend aber eher die; denen etwa der Charakter als Familienfest dasjenige ist, was sie anspricht. Und denen die Frage waren es nun 99 ½ Erbse oder vielleicht doch nur 98 ¾ Erbsen am Allerwertesten vorbeigehen.
Gleichwohl ist auch das Schwergewicht dieses Artikels, die dogmatische Erbenszählerei.
Zitiert wird etwa der Großkirchliche Theologe Oscar Cullmann, der die Meinung vertrat, ein Weihnachtsfest heutiger Prägung, sei den Christen der ersten drei Jahrhunderte unbekannt gewesen.

Zu den Details, welche der WT im Verfolg seiner thematischen Auseinandersetzung anführt, gehören dann auch die:
Es sei interessant zu beobachten, wähnt der WT,

"daß in jenen alten Tagen allgemein angenommen wurde, Jesus sei im Frühling geboren."

Als einen Kronzeugen bemüht der WT dann den katholischen Abt L. Duchesne, der da ausgeführt haben soll:

"Was den Monat und den Tag betrifft, spricht Klemens von Alexandria [der im dritten Jahrhundert lebte] von Berechnungen, nach denen man auf den 18. oder 19. April oder auf den 29. Mai kam, doch waren dies rein persönliche Berechnungen, die keine Beobachtung einer Feier festlegten. Das Buch betitelt 'De Pascha Computus', im Jahre 243 entweder in Afrika oder in Italien veröffentlicht, sagt, Unser Herr sei am 28. März geboren."

Im folgenden zitiert der WT, wie jene Berechnung aus dem Buch 'De Pascha Computus' zustande gekommen sein soll.
Jene "afrikanischen oder italienischen" Erbsenzähler befanden damals, Gott habe bei der

"Erschaffung der Welt zuerst das Licht von der Finsternis geschieden. Gott sei vollkommen, somit müsse auch die Scheidung gleichmäßig gewesen sein. Nacht und Tag seien nach dem römischen Kalender bei der Frühlings-Tagundnachtgleiche, am 25. März gleich. Die Sonne sei am vierten Tag erschaffen worden. Das wäre also am 28. März."

Der nächste Schritt dieses Spekulationsgerüstes bestand in der Behauptung:

"Daß Christus, der nach Maleachi 4:2 'die Sonne der Gerechtigkeit' sei, an dem Tage, an dem die Sonne erschaffen wurde, geboren sei also am 28. März!"

Zwar kann sich der WT angesichts dessen einer gewissen Häme nicht versagen. Nicht indes reflektieren die WT-Schreiber, dass etwa ihre eigenen 6000-Jahr-Theorien (bekanntermaßen Grundlage des famosen 1975-Datum), eine ähnlich windige Struktur aufweisen!


Zurückkehrend zum Weihnachtsthema.
Weiter führt der WT aus:

"Wenigstens ein Kirchenschriftsteller, nämlich Klemens von Alexandria, spottete über jene, die durch solche Mutmaßungen das Datum der Geburt Christi festzustellen suchten."

Allerdings, auch das muss der WT berichten:

"Er selbst war aber auch nicht ganz ohne Tadel, denn anderswo scheint er den 17. November zu befürworten.!"
Noch einmal zitiert der WT besagten Klemens von Alexandria. Nach der WT-Interpretation habe dieser "berichtet, daß die Jünger von Basilide die Taufe Jesu am 6. Oder 10 Januar feierten. Sie dachten, Christi 'Erscheinung' (griechisch: epiphaneia) falle auf die Zeit seiner Taufe, und sie nannten diese Feier Epiphania."

Ober o weh:

"Die Kirche betrachtete diese Lehre als Häresie und bekämpfte sie damit, daß sie der schon bestehenden Feier seiner Taufe eine Feier der Geburt Christi hinzufügte und diese an demselben Tag feierte."
In diesem "Hauen und Stechen" der unterschiedlichen Spekulanten der Frühzeit, kam dann noch die sogenannte "Konstantinische Wende" als Wesensbestimmendes Element hinzu. Auf seiner Basis avancierte ja der Narrenverein der Urchristen, allmählich zur Staatskirche.
Und in einer Staatskirche hat letzterer halt auch noch ein Wörtchen mitzureden.
Und die staatlichen Macher befanden halt, wenn die christlichen Narren sich untereinander schon mal, wie zitiert, nicht auf ein Datum einigen können, dann wird staatlicherseits auch der Aspekt der Staatsräson zur Geltung gebracht. Und besagte Staatsräson optierte dafür, etwa die Wintersonnenwende mit in das Geflecht einzubeziehen. Und siehe da, just war "Weihnachten geboren."

Besagten Konstantin, mit seiner "Verschmelzungspolitik der verschiedenen Religionen ("heidnische" und Christliche) sagt dann die WTG auch noch allerhand weiteres "schlimmes nach". Etwa dass unter seinem Einfluß der Aspekt zur Geltung kam

"dass die Kirchen der Christenheit so gebaut wurden, daß sie nach Osten wiesen"

oder auch "die Verschmelzung des wöchentlichen Ruhetages der Christen mit dem Tag, der dem Sonnenkult geweiht war und in den germanischen Sprachen immer noch 'Sonntag' genannt wird."

Ergo war das ganze Theater um Weihnachten, letztendlich ein Verschmelzungsergebnis aus Staatspolitischer Räson.
Nun kann man die Verschmelzung des "Heidentum" mit dem Christentum als schön oder auch als das Gegenteil davon empfinden. An dem Umstand, dass sie als Fakt erst mal gegeben ist, ändert das wohl nicht allzuviel.

Dann sei noch auf einen weiteren Aspekt der zitierten "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 12. 1961 verwiesen. Diese enthält auch wieder eine Rubrik "Fragen von Lesern". Und eine der dort abgedruckten Fragen lautet:

"Welche Antwort kann Personen gegeben werden, die darauf hinweisen, daß gewisse von Ägyptologen angegebene Jahreszahlen der im 'Wachtturm' veröffentlichten Chronologie widersprechen?"

Und mit dieser Fragestellung wird ja letztendlich das eigene "Eingemachte" berührt. Bekanntermaßen basierte die eigene windige 1975-Berechnung auf der Basis der "Chronologie", die man sich ebenso windig zusammenbog, wie andere sich ihre Weihnachtstheorie zusammenbogen.
Und in dem "Eiertanz" von "Antwort" den der WT auf diese Fragestellung dann veranstaltete (viele Worte, aber das eigentliche Anliegen zerredend) ragt besonders jener Satz hervor:

"Eine solche Unstimmigkeit braucht nicht ernst genommen zu werden."

Ergo, ist es für die eigene Dogmatik nützlich schwarz zu weiss zu erklären, dann wäre auch die WTG der allerletzte, die da irgend welche Skrupel hätte!
Nun kann man darauf verweisen. Auch andere sind dann wohl nicht besser! Das mag zwar richtig sein, ändert nicht das geringste an dem Umstand, dass man sich selbst in das Heer der Verdreher und Zurechtbieger, aktiv mit eingereiht hat.
Ein Beispiel für das agieren "anderer", in der Substanz (sinngemäß) auch auf die WTG übertragbar, ist dann wohl auch noch das nachfolgende Zitat:

"So ist es für den, der von der Kirche belehrt wird, nicht notwendig, die Schrift zu kennen und zu lesen.
Ja die Kirche ist berechtigt, das Lesen der Bibel den Laien zu verbieten, sobald sie davon nachteilige Folgen für den alleinseligmachenden Kirchenglauben befürchtet."

G. A. Gumlich "Kurzgefasste Christliche Symbolik" 6. Aufl. 1910 S. 43)
Wie die Bilder unterschiedlicher
totalitärer Organisationen sich doch mächtig ähnlich gleichen!


Man vergleiche ergänzend auch:
19262Weihnachten

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